WIESBADEN IV
NIEDER-ESCHBACH. März 1991: In der dritten Sitzung des laufenden Jahres lag dem Nieder-Eschbacher Ortsbeirat 15 ein Antrag der FDP-Fraktion vor. "Betreff:", stand dort zu lesen, "Ausgemeindung von Nieder-Eschbach aus Frankfurt." Hintergrund war eine rund vier Wochen zurückliegende Bürgeranhörung, bei der Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) die Pläne für den Schlachthof-Neubau im Nieder-Eschbacher Gewerbegebiet präsentiert hatte.
Dabei habe sie sich so aufgeregt, erklärte die Freidemokratin Renate Sterzel, daß sie kurzerhand den provokativen Antrag formuliert habe.
Die folgende Diskussion entwickelte sich gewissermaßen zur Schlüsselszene für das Verhältnis der örtlichen Politiker zur Großstadt Frankfurt: Mit Schaudern erinnerten sich die Ortsbeiräte an die "Zwangseingemeindung" im Jahre 1972, vermerkten die "Vernachlässigung" in der Zwischenzeit und brandmarkten die Schlachthof-Verlagerung schließlich gar als "Vergewaltigung" des kleinen Stadtteils im Frankfurter Norden.
Und dennoch: Nach einigen markigen Sätzen wird der Vorstoß - den selbst die Autorin "nicht ganz ernst" gemeint hat - als "indiskutabel" verworfen. "Wollen Sie die Probleme Nieder-Eschbachs etwa alleine lösen?", fragte noch schnell ein Christdemokrat, bevor sich das Gremium dem nächsten Antrag zuwendete.
20 Jahre nach dem harschen Protest zu Beginn der 70er Jahre, so scheint es, haben sich die Nieder-Eschbacher an Frankfurt gewöhnt. Hin und wieder als selbsbewußtseinsförderndes Mittel hervorgeholt, führt das Thema Eingemeindung im übrigen ein eher bescheidenes Dasein. Denn, darin sind sich die Vorsitzenden aller Ortsbeirats-Fraktionen einig, als politisches Ziel ist die Selbständigkeit längst passé.
"Wir haben uns damals gewehrt, bis es nicht mehr ging", erinnert sich der CDU- Fraktionsvorsitzende Walter Beck, der vor 1972 "an vorderster Front" gegen die Eingemeindung gekämpft hat und später erster Vorsteher im neuen Ortsbezirk 15 wurde. "Aber für die politische Arbeit spielt die Sache heute keine Rolle mehr."
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Gerhard Tiedemann sieht es genauso; selbst die kämpferische FDP-Frau Renate Sterzel schließt sich dem Votum der Kollegen an. Und Michael Paul, seit 1985 für die Grünen im Ortsbeirat 15 und zugleich deren Fraktionsvorsitzender, geht sogar noch einen Schritt weiter: "Ich sehe heute keine Chance mehr, ein Gemeinwesen Nieder-Eschbach zu schaffen, das lebensfähig wäre."
Trotz dieser nüchternen Sicht des politisch Machbaren - zufrieden mit der Entwicklung der vergangenen 20 Jahre sind die Stadtteilpolitiker aus dem Norden keinesfalls. Nicht erst der Bürgerzorn gegen die geplante Schlachthof-Verlagerung hat beispielsweise den Vorwurf aufgebracht, die städtische Verwaltung kümmere sich nicht sonderlich um Nieder-Eschbacher Belange. Schon in den 70er und 80er Jahren, beobachtete Walter Beck, sei das Verhältnis zur Stadt "mehr so dahingeplätschert". Vor allem im alten Ortskern habe sich "kaum etwas getan".
Und als zum Ende der 70er Jahre zwischen Bonames und Nieder-Eschbach die Hochhaus-Siedlung "Am Bügel" entstand, glaubte nicht nur Renate Sterzel, daß den Neu-Frankfurtern da wohl ein "Kukkucksei" ins Nest gelegt worden war. Nach blumigen Versprechungen in Sachen Infrastruktur war plötzlich eine "Wohnwüste" (Gerhard Tiedemann) entstanden, der es noch an den nötigsten Grundeinrichtungen fehlte.
Erst in den folgenden Jahren "tröpfelten" dann beispielsweise das Jugendhaus und der Kindergarten nach. Zumindest eine grundlegende Befürchtung aus der Zeit der Eingemeindungsdiskussionen hat sich für die Nieder-Eschbacher Ortsbeiräte also bestätigt: Die zentralen Planungsstellen der Stadt arbeiten weniger flexibel, gehen weniger auf Stadtteil-Belange ein, als dies für die Verwaltung einer selbständigen Gemeinde möglich gewesen wäre.
"Wenn Sie hier etwas entschieden haben", erinnert sich Walter Beck an die Zeit vor 1972, "da konnten Sie noch genau sehen, was daraus wurde."
Für die Stadtteilpolitiker ist deshalb klar, daß zumindest einige der seit langem geforderten Projekte in der Selbständigkeit längst unter Dach und Fach wären.
Der Ortsmittelpunkt etwa würde in neuem Glanz erstrahlen und auch in dem Baugebiet westlich der Homburger Landstraße stünden schon seit Jahren die ersten Häuser; von einem "echten" Bürgerhaus und einer weiteren Turnhalle ganz zu schweigen.
Alles weitere indes gehört wohl ins Reich der Spekulationen. Oder, wie Michael Paul es ausdrückte: "In der Selbständigkeit wäre sicher einiges anders gelaufen - ob es immer besser gelaufen wäre, kann man nicht sagen." nei
KULTUR-TESTSEITE VI
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WIRTSCHAFT 8
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
FRANKFURT-NORD. 1. August 1972: Harheim, Nieder-Eschbach, Nieder-Erlenbach und Kalbach wurden im Zuge der hessischen Gebietsreform eingemeindet. Frankfurt wuchs und bekam etwa 16 000 Neubürger.
Längst ist im Frankfurter Norden die Zugehörigkeit zur Großstadt Alltag. Dennoch sind die 20 Jahre nicht spurlos an den Dörfern vorübergangen - vieles hat sich verändert. Die Stadtteil-Rundschau fragte nach: Was ist aus den Hoffnungen und Ängsten von 1972 geworden? Wie sehen die hiesigen Politiker und Bürger heute das Verhältnis zu Frankfurt? *nei
NIEDER-ESCHBACH. Die resolute Dame, eine prominente Vertreterin der örtlichen Bürgerinitiative (BI), hält mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg: "Wir fühlen uns hier oben behandelt wie die Kolonien." Kein vollwertiges Bürgerhaus, der Bügel, und nicht zuletzt der Schlachthof: "Für Nieder-Eschbach hat es sich nur verschlechtert", meint sie betrübt.
Blitzumfrage bei einer Veranstaltung im "Darmstädter Hof", dem Esatz-Bürgerhaus von Nieder-Eschbach. In unrepräsentativer Auswahl resümieren Stadtteil-Bewohner, wie sich Nieder-Eschbach ihrer Ansicht seit der Eingemeindung entwickelt hat. Harsche Töne sind die Regel, Anflüge von Sarkasmus bisweilen nicht zu überhören. "Was ich Positives aus der Eingemeindung ziehe?", überlegt einer. Kurze Pause. "Der Straßenbahn-Tarif hat sich verbilligt - sonst sehe ich beim besten Willen nichts."
Immer wieder klingt auch der Vorwurf durch, Frankfurt habe sich das wohlhabende Nieder-Eschbach vor allem des Geldes wegen unter den Nagel gerissen. "Durch die Eingemeindung", schmunzelt ein Alt-Nieder-Eschbacher, "ist die Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt stark gesunken."
Andere stören sich vor allem an den alltäglichen Problemen, die sich aus der Distanz zur städtischen Verwaltung ergeben. "Wenn wir dort irgendwo anrufen, werden wir immer nur weitergereicht", berichtet eine Frau.
Trotz aller Schwierigkeiten - ihr Selbstbewußtsein haben die Nieder-Eschbacher offenbar nicht verloren. "Wir gehören zwar seit 20 Jahren zu Frankfurt, haben aber unseren ländlichen Charakter bewahrt", verkündet stolz ein Bürger unter eifrigem Kopfnicken der Umherstehenden. Und sein Nachbar fügt zufrieden hinzu: "Bei uns werden die Leute eben nicht zur Nummer degradiert." nei
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MAIN-KINZIG-KREIS II
FEUILLETON 7
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BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V
Luftverschmutzung
Die Luftbelastungswerte vom 3. August, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,00) 0,02 ( - ) 0,02 ( - ) NO2 (0,20) 0,07 ( - ) 0,07 ( - ) Staub (0,45) 0,04 ( - ) 0,02 ( - ) Ozon (0,18) 0,07 ( - ) 0,07 ( - )
- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)
SO2 = Schwefeldioxid
NO2 = Stickstoffdioxid
bei Ozon- (O3) Konzentration:
"empfohlener Richtwert"
Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. Im Sommerhalbjahr keine Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO).
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
MAIN-KINZIG-KREIS V
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"Hier findet gerade ein Generationswechsel statt, und der ist immer brutal." Thomas Koschwitz sagt das, der Mann mit dieser aufdringlich guten Laune, der bisweilen morgendliche Anruferinnen über den Sender mit den Worten begrüßt: "Sie haben also nichts an, außer HR 3". Der 36jährige mit inzwischen graumeliertem Haarkranz ist seit 17 Jahren Moderator und eine der "Star-Stimmen" des öffentlich-rechtlichen Senders, dessen "Service-Welle" HR 3 gerade ihren 20. Geburtstag gefeiert hat und mit dem Privatsender FFH um Einschaltquoten ringt. Nervös wird nach Erfolgsrezepten gesucht im Kampf um das flottere Image. Es wird viel experimentiert - und das kriegen auch die Moderatoren des Senders zu spüren.
"Als Moderator wird da nur noch eingestellt, wer nicht viel älter als 25 ist", hört man auf den Fluren des Senders, "da herrscht der totale Konkurrenzkampf". Wer heute noch ein Star ist, kann morgen schon ohne Sendung dastehen. Einer wie Thomas Koschwitz weiß: "Ich bin hier ein Fossil. Noch gibt es eine ganze Menge Hörer, die mit mir alt geworden sind. Aber ich weiß, daß es sehr schnell gehen kann, bis ich auch draußen bin." Star sein, das geht nur auf Zeit in den lockeren Pop-Wellen. Jörg Riemenschneider, "Chef" von HR 3, läßt da Illusionen keinen Platz: "Ich sage allen, die hier anfangen: In spätestens fünf Jahren mußt du dir was anderes suchen."
Der Nachwuchs drängt, will sich auch einmal vor ein Mikrophon setzen, irgendwelche Hörer am Telefon nach Hobbys und Lieblingsmusik abfragen, Musiktitel und Verkehrsstaus ansagen. "Du mußt es wollen, von Anfang an wollen, nur so kommst du hier rein, nur so wirst du bekannt." Das nett geschminkte Gesicht von Martina Regel zieht sich bei jedem "wollen" entschlossen zusammen. Abwechselnd mit Frank Seidel (30) moderiert die 29jährige die tägliche Nachmittags-Sendung "Leider gut". "Wir machen alles alleine: Moderation, Beiträge, Interviews, Höreraktionen." Das Konzept heißt "Personality-Show"; bunte Themen sollen "frech verpackt" werden, die Sendung soll "schnell" sein und "flott". Musik, kurze "Jingle"-Einspielungen, anmachende Sprüche - es gibt keine Zehntelsekunde Pause in dieser Sendung, jeder Augenblick ist akustisch gefüllt. Das Konzept kommt offenbar an, die Sendung wurde jetzt sogar auf einem New Yorker Radio-Festival als "bestes Unterhaltungsmagazin der Welt" ausgezeichnet.
Frank Seidels Selbstverständnis: "Ich bin Unterhalter, Dienstleister, kein Journalist." Er serviert die Musik, die seine meist junge Hörerschaft mag, mischt Ansagen mit geschickt produzierten Jingles, provoziert Anruferinnen und Anrufer dazu, bei der Wahl zwischen zwei Musiktiteln für den "lahmeren" zu stimmen und freut sich "tierisch", wenn er am Telefon mit dem Vornamen begrüßt wird. Eitelkeit, Hang zur Selbstdarstellung? "Wer das nicht hat, fängt hier nicht an", weiß Martina Regel. Auch wenn die meisten Hörer nur ihre Stimme kennen, sie auf der Straße nicht erkennen würden: "Es ist ein tolles Gefühl: zu wissen, da draußen hören dir hunderttausend Leute zu."
Der Preis: "Den ganzen Tag hast du den Kopf voll Radio, das ist eine eigene Welt", sagt Frank Seidel, der sich selbst als "ruhigen Typ" bezeichnet. "Heute sprichst du mit Brigitte Nielsen, morgen mit David Bowie. Da kommt einem das normale Leben richtig langweilig vor." Freundschaften zu pflegen sei da sehr schwierig, "eigentlich fast unmöglich", meint er. Auch Martina Regel, die nach fünf Moderations-Jahren noch vor jeder Sendung "sehr nervös" ist und ungezählte Zigaretten verraucht, muß sich "die Zeit regelrecht freischaufeln", um sich um ihre zweijährige Tochter Lara zu kümmern: "Ich stehe ständig unter Strom. Aber die Sendung muß jeden Tag gut werden, da hängt schließlich mein Name dran." "Radio-Verrückte" nennt ein Kollege von HR 3 das Duo Regel/Seidel.
Machen sie das "junge" Radio, das die Hörer von den Privaten wieder zurückholen kann? Rolf Müller, zuständiger Redakteur für HR-3-Sendungen wie "Extra" und "Graffity", hat andere Konzepte im Kopf. "Ein erfolgreiches Programm braucht erstens gute Musik, zweitens Unterhaltung, drittens Information, und viertens auch Moderatoren - in dieser Reihenfolge." Ein Wort-Redakteur sorgt für kurze, eingespielte Beiträge, ein Musikredakteur für die richtigen Platten. Umfragen haben gezeigt, daß gerade junge Leute den Radiosender vor allem nach der Musik auswählen. Der Moderator darf mit angenehmer Stimme verbindende Worte sprechen.
"Format-Radio" nennt sich das. Und mit einem solchen Konzept arbeitet auch Radio FFH in den drei Jahren seines Bestehens so erfolgreich, daß der Sender in Hessen schon mehr Hörer hat als HR 3. Die Moderatoren der Zukunft - austauschbar und möglichst unauffällig?
"Wir haben keine Stars", sagt Wolfgang Johannes "Woljo" Krause, Früh-Moderator bei FFH und mit seinen 27 Jahren bereits zuständig für die "Moderatoren-Ausbildung". Keine Ecken und Kanten darf das Programm haben, "Durchhörbarkeit" ist angesagt. Die Musik stellt ein nach US-amerikanischen Vorbildern entwikkeltes Computer-Programm zusammen: Erst drei "Hits", dann ein Oldie, mal schnell, mal langsam, mindestens ein deutscher Song pro Stunde. Genormtes Radio, das auf kommerziellen Erfolg ausgelegt ist, das möglichst niemanden ausschließen soll, allen gefallen muß. Dem müssen sich auch die Moderatoren unterordnen, gibt Krause zu: "Daß einer bei FFH seinen privaten Funk macht, ist nicht vorstellbar."
Die meisten FFH-Moderatoren haben, wie Krause, ihren Job bei lokalen Privatsendern gelernt; auch Ulli Jelinek, der Mann mit der bayerischen Färbung in der Sprache. Er ist mit 27 Jahren bei FFH zuständig für Wortbeiträge und weiß: "Die Textanteile sind bei uns zugegebenermaßen eher Beiwerk." Sie sollten natürlich auch "knackig, interessant und flott gemacht werden". Aber auch sie sind austauschbar, ohne allzu persönliche Note. "Der Hörer soll sich mit dem Gesamtprogramm identifizieren, nicht mit einzelnen Moderatoren oder Reportern."
"Star-Allüren", sagt die 30jährige Silvia Stenger, Vormittags-Moderatorin bei FFH, seien ihr "ziemlich fremd". An dem privaten Sender mag sie das "Wir-Gefühl": Die Moderatoren werden in die Programmgestaltung einbezogen, wenn sie nicht moderieren, machen sie Beiträge für andere Sendungen, überlegen sich Themen und Höreraktionen. "Wir identifizieren uns mit unserem Programm", sagt Silvia Stenger, "arbeiten alle gemeinsam am gleichen Produkt."
Was dieses "Wir-Gefühl" unterstützt: Etwa 20 von 30 FFH-Moderatoren haben feste Verträge. Bei HR 3 arbeiten dagegen fast alle Moderatoren "frei" gegen Honorar, können von heute auf morgen ohne Job dastehen. "Jeder kämpft gegen jeden. Das hebt natürlich nicht gerade die Stimmung", sagt einer von ihnen. Dazu kommt, daß der HR den Moderatoren künftig untersagen will, Werbespots zu sprechen, die im Haussender laufen.
Die Hörer werden's dem Sender danken. Aber für die Moderatoren versiegt damit eine erkleckliche Einnahmequelle. Von einer bekannten HR-Stimme ist der Satz überliefert: "Wer als Moderator unter 100 000 Mark nach Hause geht, muß blöd sein" - ein guter Teil davon kam aus den Werbespots.
"Da gibt es einige im Haus, die zocken wirklich 'ne Menge Geld ab." Der das sagt, ist 27 Jahre alt und sieht mit seinen roten Haaren und der braunen Hornbrille noch etwas jünger aus: Lars Cohrs, über den NDR und einen Privatsender zu HR 3 gekommen. Er gilt als "Senkrechtstarter", wurde gleich zum verantwortlichen Redakteur für die Frühsendung "Pop und Weck" erhoben, er moderiert selbst - und ist die große Hoffnung seines Chefs Jörg Riemenschneider.
Cohrs sagt mit Blick auf seine Kollegen: "Es würde mir gar nicht einfallen, meine Popularität zu nutzen, um in der Region irgendwelche Disco-Veranstaltungen zu machen." Von den HR-3-Moderatoren fordert Cohrs "mehr Biß", nicht nur lockere Freundlichkeit, die niemandem wehtue. Journalistischer sollten Moderatoren denken, sie sollten "nicht nur Sprüche reißen", sondern die Interviewpartner auch mal "hart angehen", Hintergründe aufzeigen, recherchieren.
Mehr Personality, mehr Format-Radio oder mehr Journalismus? Eine der drei Richtungen, schätzen viele im Haus, wird sich wohl durchsetzen, denn die Welle müsse sich ein eindeutiges "Gesicht" geben, identifizierbar sein. Im Moment kann Lars Cohrs jedoch nur eine Tendenz entdecken: "Der Moderator, der nur Witze erzählen kann, wird wohl aussterben." MATTHIAS BARTSCH
Das durchschnittliche Haushaltsvermögen am Tag der Währungsumstellung betrug 11 758 DM. Die Angabe bezüglich des geringsten Vermögens ist 500 DM, der größte Wert liegt bei 100 000 DM. Diese Vermögenswerte sind zum Teil dramatisch gesunken. Innerhalb eines knappen Jahres hat das durchschnittliche Haushaltsvermögen sich auf 8150 DM reduziert. Sozialpolitisch mit am interessantesten ist die Tatsache, daß 6,5 Prozent der befragten Haushalte angegeben haben, daß ihr Haushaltsvermögen vollständig aufgebraucht ist.
Insgesamt gaben 21,6 Prozent der Befragten an, daß sie einen Konsumentenkredit aufgenommen hätten. Die durchschnittliche Verschuldung beträgt insgesamt 17 319 DM und die durchschnittliche monatliche Belastung knapp 280 DM. 20 Prozent aller Raten liegen monatlich unter 100 DM, 40 Prozent unter 200 DM und 62 Prozent unter 300 DM und 10 Prozent aller Raten liegen über 500 DM monatlich. Von besonderer Bedeutung ist, daß die Verschuldung altersmäßig äußerst ungleich verteilt ist. 38 Prozent der 30- bis 35jährigen haben einen Konsumentenkredit aufgenommen. Gut 58 Prozent der Verschuldeten finanzieren - zum Teil auch anteilig - ihren Pkw über Kredit. 45 Prozent der Verschuldeten hatten mit dem Kredit Möbel gekauft.
Insgesamt bleibt festzustellen, daß eine Überschuldungsgefahr bei den jüngeren Haushalten sehr ausgeprägt ist. Diese Gefahr wird um so größer, je länger eine persönliche Einnahmen- und Ausgabensituation (durch den Verlust von Einkommen durch Arbeitslosigkeit und Preissteigerungen im Alltag) nicht kalkulierbar ist.
Trotz zum Teil erheblicher Lohnerhöhungen ist unter dem Strich ein sozialer Abtieg für einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung in den neuen Bundesländern zu beobachten. Dies bleibt bei der aktuellen Diskussion um die Angleichung der Löhne und Gehälter weitgehend unberücksichtigt. Empirisches Material verdeutlicht die Konsequenzen: Im Beitrittsgebiet könnte eine sozialpolitische Bombe heranreifen, deren Auswirkungen derzeit noch nicht abzusehen sind.
Teil dieses Prozesses ist die Gefahr der wachsenden Verbraucherverschuldung, die für einen Teil zu einer Verbraucherüberschuldung führen kann, die das weitere Leben der Betroffenen maßgeblich bestimmt. Sollte dies ein Massenphänomen sein, würde es die (sozial-)politische Sphäre über Jahre hinweg bestimmen. Hinweise auf die tatsächlichen Dimensionen dieser Gefahr sollte die Untersuchung zum Thema "Ver- und Überschuldung privater Haushalte" in Thüringen bringen. (. . .)
Insgesamt wurden 300 Personen angesprochen, wobei die Verweigerungsquote auf einzelne Fragen (zum Beispiel der Höhe des Haushaltsvermögens am Tag der Währungsumstellung) relativ hoch war (ca. 24 Prozent).
Bei den Befragten handelte es sich um sogenannte Null-Kurzarbeiter aus der Metallbranche, die tarifvertraglich zu diesem Zeitpunkt über ein Einkommen von 90 Prozent des jeweiligen Ost-Tarifes verfügten. Der Tarifvertrag in Thüringen betrug zu diesem Zeitpunkt 60 vom Hundert des Metall-Westtarifes.
Diese Begleitumstände verschieben das befragte Sample gegenüber dem Durchschnitt der thüringischen Bevölkerung aus mehreren Gründen.
1. Arbeiterinnen und Arbeiter im metallverarbeitenden Bereich hatten auch zu früheren DDR-Zeiten ein relativ hohes Einkommen im Vergleich zu anderen Industriezweigen. Noch deutlicher war der Unterschied zum Beispiel zum Dienstleistungssektor, wo die Löhne maximal 70 Prozent, zum Teil nicht einmal 50 Prozent der Höhe der metallverarbeitenden Beschäftigten erreichten.
2. Die im Sample Befragten waren zwar faktisch arbeitslos, de jure und finanziell aber weiter in einem Beschäftigungsverhältnis (Null-Kurzarbeit) eingebunden. Durch die damit verbundene Höhe ihrer Löhne von ca. 90 Prozent des Ost-Tarifvertrages partizipierten sie auch an der Aufstockung des Tarifvertrages auf 60 Prozent des Westsatzes. De facto hatten diese also eine Lohnerhöhung, obwohl sie faktisch nicht mehr arbeiteten. Dies bedeutet, daß eine eindeutige Privilegierung gegenüber den Menschen bestand, die frühzeitig arbeitslos wurden oder in den vorgezogenen Ruhestand gingen, da die Berechnungsgrundlage für das Arbeitslosengeld bzw. -hilfe oder auch des Rentensatzes bei diesen ihr früheres (niedrigeres) Einkommen der DDR war. Beide Aspekte weisen eindeutig darauf hin, daß das untersuchte Sample (zu diesem Zeitpunkt) eher über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügte. Die frühzeitig einen enormen Verarmungsprozeß Ausgesetzten sind in den Antworten unterrepräsentiert. (. . .)
Ein Vergleich des Durchschnittseinkommens zeigt den Anstieg des durchschnittlichen Netto-Einkommens der Befragten. Betrug dieses vor der Wende 945 Mark, so beträgt es 1991 durchschnittlich ca. 100 DM mehr (1046 DM). Noch deutlicher fallen diese Werte auf die Frage nach dem Haushaltseinkommen aus. Der Durchschnittswert kletterte von 1881 Mark zu DDR-Zeiten auf ein aktuelles Haushaltseinkommen von 21900 DM, immerhin ein Anstieg von gut 16 Prozent.
Diesem Anstieg steht eine Preisentwicklung mit einem Doppelcharakter gegenüber. Existenzielle Güter (Wohnung, Grundnahrungsmittel, Energiekosten etc.) wurden in der DDR stark subventioniert und waren damit extrem billig. Gehobene Konsumgüter waren hingegen im Vergleich zur Bundesrepublik außerordentlich teuer (Farbfernsehgeräte kosteten z. B. über 5000 Mark). Nach der Einführung der DM konnte dann auch folgerichtig beobachtet werden, wie die Grundversorgung teurer wurde und die ehemals teuren Konsumgüter billiger.
Dieser Prozeß findet derzeit bei den Miet- und Mietnebenkosten statt, der zu einer massiven Erhöhung der Kosten für das Wohnen führt. Die Mieterhöhungen datieren auf dem 1. Oktober 1991, damit beziehen sich die vorliegenden Zahlen noch auf die Zeiten des billigen Mietniveaus. Obwohl die Befragten über eine Erhöhung des Haushaltseinkommens von 16 Prozent verfügten, antworteten nur gut 19 Prozent auf die Frage, ob es ihnen jetzt finanziell besser ginge als vor der Wende, mit ja. 36 Prozent verneinten diese Frage eindeutig, und 44 Prozent beantworteten sie ambivalent mit teils/teils.
Daß die gesamte Befindlichkeit und die Lebensqualität nicht nur durch den monetären Bereich bestimmt wird, belegen die Antworten auf erweiterte Fragestellungen. Im Gegensatz zu den genannten 19 Prozent bejahten 25 Prozent die Frage, ob es ihnen insgesamt jetzt besser ginge, und 51 Prozent verspürten nach der Wende mehr Lebensqualität als früher. 12 Prozent waren der Meinung, daß sich die Lebensqualität durch die Wende verschlechtert hätte. (. . .)
Um die Extremwerte zu relativieren, ist es sinnvoll, die finanzielle Differenzierung früher und heute herauszuarbeiten. Wird das persönliche Nettoeinkommen in Gruppen mit einer Breite von 250 DM eingeteilt, so zeigt sich folgende Verteilung.
Hattten früher knapp 60 Prozent der Befragten ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1000 Mark, hat sich diese Zahl ein Jahr später auf ca. 46 Prozent reduziert. Demgegenüber addieren sich die prozentuale Verteilung der Einkommensgruppe von 1000 bis 1500 Mark früher auf 38,8 Prozent, ein Jahr später auf knapp 73 Prozent. Unter dem Strich ist eine Zunahme feststellbar, wobei zu bedenken bleibt, daß die absoluten Zahlen immer noch sehr gering sind und schon damals durch den Wegfall der subventionierten Grundnahrungsmittel und anderer Subventionen eine Verschlechterung zu konstatieren ist. (. . .)
Interessant bei der Frage nach der monetären Situation nach der Wende ist der Aspekt nach dem in DM umgetauschten Vermögen und die Anschaffungen von höherwertigen Gebrauchsgütern, die seitdem gemacht wurden. Außerdem ist von großem Interesse, wie weit sich die Vermögenspositionen verändert haben.
Das durchschnittliche Haushaltsvermögen am Tag der Währungsumstellung betrug 11 758 DM. Wie zu erwarten war, ist hier eine sehr breite Streuung zu verzeichnen. Die Angabe bezüglich des geringsten Vermögens ist 500 DM, der größte Wert liegt immerhin bei 100 000,- DM. Diese Vermögenswerte sind sowohl von ihren Durchschnittswerten, wie auch in den Extremen z. T. dramatisch gesunken. Innerhalb eines knappen Jahres hat das durchschnittliche Haushaltsvermögen sich auf 8150 DM reduziert. Auch die Extremwerte wurden geringer. Das größte Vermögen wurde jetzt mit 60 000,- DM angegeben und der kleinste Wert mit 48 DM. Sozialpolitisch mit am interessantesten ist die Tatsache, daß 6,5 Prozent der befragten Haushalte angegeben haben, daß ihr Haushaltsvermögen vollständig aufgebraucht ist und kein "Notgroschen" mehr existiert, mit dem eine finanziell bedenkliche Situation besser überstanden werden könnte. Es spricht einiges dafür, daß ein Großteil dieser Haushalte sich dann verschulden muß, wenn Ereignisse eintreten (z. B. eine kostenintensive Reparatur am PKW), wenn finanziell keine Handlungsalternativen außer der Verschuldung besteht. (. . .)
Entscheidend bei der Einschätzung der sozial-monetären Entwicklung ist, wie weit die Unsicherheit über die persönliche Verfügbarkeit von finanziellen Ressourcen zu einem Verzicht in der Art geführt hat, daß bestimmte langlebige Konsum- bzw. Ausrüstungsgüter nicht angeschafft wurden. Außerdem ist von Interesse, ob die Anbieter dieser Güter ihr gesamtes Sortiment an Kaufanreizen einsetzen, also auch die gesamte Palette unterschiedlicher Finanzdienstleistungen.
Wird gefragt, welche langlebigen bzw. höherwertigen Güter seit der Währungsumstellung erworben wurden, ist der Spitzenreiter eindeutig der Pkw. 41,5 Prozent der Befragten haben angegeben, sich einen Pkw gekauft zu haben. Dieser Wert ist angesichts der früheren langen Wartezeit nicht überraschend, außerdem wurde wiederholt festgestellt, daß die gesamte Automobilbranche durch die Vereinigung enorm boomte. Aber wie sieht es bei anderen hochwertigen Gütern aus.
Anschaffungen in Prozent der Haushalte:
Pkw 41,5 Fernseher 37,1 Video 32,4 Waschmaschine 22,4 Möbel 19,1 Andere Haushaltsgüter 18,7 HiFi-Anlage 10,8 Kühlschrank 10,4 Sonstiges 23,2
Zur genauen Abgrenzung zwischen "Andere Haushaltsgüter" und "Sonstiges" muß festgestellt werden, daß mit der Rubrik Haushaltsgüter z. B. Spülmaschinen, Computer etc. gemeint sind. "Sonstiges" bezieht sich auf alle höherwertigen Gegenstände außerhalb des Haushalts, von der Satellitenschüssel bis zum Mofa.
Wie schon festgestellt, überrascht es nicht, daß der Kauf von Pkw diese Liste anführt. Eher überrascht, der eher niedrige Werte für Waschmaschine, Möbel oder gar Kühlschrank. Wahrscheinlich kommt hier zum Ausdruck, daß der frühere Standard der privaten Ausstattung quantitativ kaum unter dem der Bundesrepublik lag, sondern vor allem qualitativ. Z. B. gab es fast eine gleiche Dichte in den Haushalten bezüglich der Fernseher, nur war der Anteil der Farbfernseher in der Ex-DDR sehr viel geringer. Standard war ein Schwarzweißgerät. Zudem waren die Farbfernseher auch extrem teuer (5560 Mark, Zahlenspiegel 1988). Da sowohl Fernseher wie Videogeräte relativ häufig angeschafft wurden, d. h., daß Fernsehen eine sehr hohe Präferenz hat, kann davon ausgegangen werden, daß sich unter der Rubrik "Sonstiges" oft eine Satellitenempfangsanlage verbirgt. Für die Befragten ist dies die einzige Möglichkeit, mehrere Privatsender zu empfangen, da eine mögliche Verkabelung erst in einigen Jahren realisierbar sein wird.
Die Entwicklung der sozialen und wirtschaftlichen Situation wird entscheidend sein bezüglich der Akzeptanz des neuen Wirtschaftssystems und damit auch der politischen Ordnung.
Bestimmte Einstellungsfragen zeigen sehr deutlich, daß die Skepsis bezüglich der neuen Situation sehr stark ist und noch eine längere Anpassungszeit notwendig sein wird. 56 Prozent der Befragten äußerten, daß sie sich manchmal oder öfters nach der alten DDR zurücksehnen. Über zwei Drittel (8 Prozent) stimmen der Aussage "Früher war das Leben einfacher" unzweideutig zu, nur knapp acht Prozent verneinen diese Frage. Es herrscht eine eindeutig pessimistische Stimmung, bezüglich der individuellen Situation. Nur 20 Prozent sind optimistisch, in absehbarer Zeit ein festes Beschäftigungsverhältnis eingehen zu können und nur elf Prozent sind mit ihrer aktuellen Situation zufrieden.
Inwieweit die wiederholt diagnostizierte DDR-Nostalgie und Verklärung wirklich ein Massenphänomen ist, kann nach den vorliegenden Daten nicht schlüssig beantwortet werden. Einerseits sind 75 Prozent davon überzeugt, daß die Wende notwendig war, und 73 Prozent verneinen die Frage, ob sie lieber wieder die Verhältnisse der alten DDR hätten. Die letzte Frage wurde nur von 3,2 Prozent der Befragten bejaht. Aber andererseits kann nur als Ausdruck einer tiefen Verunsicherung und Desorientierung gewertet werden, wenn 22 Prozent der Befragten diese Frage nicht beantworten wollten. Bei allen anderen Statements lag die Quote des Nichtbeantwortens jeweils zwischen drei und vier, maximal fünf Prozent. Nur auf diese Frage gibt es diesen signifikanten Ausrutscher. Dieses als heimliche Zustimmung zu werten wäre sicher überinterpretiert, vor allem, weil es auch eine ambivalente Antwortmöglichkeit gab. Es scheint sich hier diese tiefe Verunsicherung zu artikulieren, daß mit der Wende und dem Beitritt zur Bundesrepublik viele Vorstellungen und Erwartungen verbanden, die sich nicht realisiert haben. Ein derartiges Resultat macht deutlich, in welchem Maße die politisch Verantwortlichen versagt haben, als sie diese unrealistische Erwartungshaltung produziert haben.
Die eigentliche Intention der Befragung bestand darin, den Grad der Verbraucherverschuldung in den neuen Bundesländern besser einschätzen zu können. Wiederholt wurde davon ausgegangen, daß sich dort eine Überschuldungslawine - hauptsächlich durch das tradierte Konsumentenverhalten bedingt - entwickeln wird. Um das gewonnene Material richtig einschätzen zu können, sind einige inhaltliche und methodische Vorüberlegungen zu berücksichtigen.
1.1. früheres - real-sozialistisches - Konsumentenverhalten
Die frühere Preisgestaltung kann kurz wie folgt dargestellt werden. Alle lebensnotwendigen Güter des täglichen Bedarfs (Miete, Heizung, Brot etc.) waren - da stark subventioniert - relativ bis extrem billig. Andere Güter waren im Verhältnis zu den Preisen in der Bundesrepublik ähnlich teuer oder billig, in absoluten Preisen etwas billiger, rechnet man allerdings die dafür notwendige Arbeitszeit ein, näherte sich das Verhältnis stark an. In diese Kategorie gehörten zum Beispiel Wurst, normale Bekleidung etc. Und es gab Güter, deren Preise extrem hoch waren. Dazu gehörten sowohl Pkw, wie aber auch höherwertige Kleidung und bestimmte Konsumgüter, die in speziellen
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
FRANKFURT A. M. Seit drei Jahren regieren im Römer SPD und Grüne und seit drei Jahren wehren sich Menschen im Frankfurter Norden gegen die Politik der neuen Stadtherren. Bürgerinitiativen (BI) schießen wie Pilze aus dem Boden, um gegen Wohnungsbau, Gewerbeansiedlungen und Verkehr zu kämpfen.
Haben die Politiker versagt? Sind die Bürger nicht mehr bereit, über ihren Tellerrand zu blicken? Die Stadtteil-Rundschau hat versucht, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Interviews mit BI-Vertretern und Politikern, aber auch theoretische Essays, fügen sich zu einem facettenreichen Mosaik zusammen. Die Rolle der Opposition, die Politikverdrossenheit vieler Menschen, die Erklärungsversuche von Ortsbeiräten: All' das ist auf der Sonderseite 11 nachzulesen. *ind
MWESTKREIS OFFENBACH · KREIS GROSS-GERAU VII
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II
HOCHTAUNUSKREIS
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS VII
HÖCHST. Beim Chemiekonzern Hoechst hat es 1991 etwa acht Prozent weniger meldepflichtige Arbeitsunfälle gegeben als im Vorjahr. Wie die Sicherheitsüberwachung des Unternehmens jetzt mitteilte, kam es im Höchster Stammwerk und der benachbarten Betriebsstätte in Kelsterbach zu 327 Zwischenfällen, nach denen die Arbeit für mindestens drei Tage unterbrochen werden mußte. Dabei wurden mehrere der rund 30 000 Mitarbeiter schwer verletzt; der letzte Todesfall liegt allerdings bereits sieben Jahre zurück.
"In der chemischen Industrie wird der einzelne Mitarbeiter immer der wesentliche Bestandteil des Sicherheitskonzeptes bleiben." Was Christian Jochum mit diesem scheinbar lapidaren Satz ausdrückt, umreißt das Dilemma, in dem der Sicherheitschef und seine 50köpfige Truppe stecken. Sie dürfen bei der Entwicklung von Produktionsverfahren ihre Meinung sagen, die Sicherheitsstandards der Einzelbetriebe des Chemieriesen begutachten, den jeweiligen Leitern Ratschläge geben und die Beschäftigten zu vorsichtigem Umgang mit den gefährlichen Stoffen ermahnen. Doch niemand ist gezwungen, sich danach zu richten. Anders ausgedrückt: Im deutschen Arbeitssicherheitsgesetz ist keine "direkte Weisungsbefugnis" vorgesehen. In den vergangenen Jahren seien die Kontrollaufgaben, so Jochum, zugunsten von "Beratung und Kooperation" sogar zurückgegangen, "wenn auch nicht auf Null".
Den Sicherheitsabteilungen von Unternehmen per Gesetzesänderung mehr Kompetenzen einzuräumen, hält Christian Jochum für gefährlich. Eine "Verwischung der sinnvollen Grenzen" sei die Folge: "Es ist schon in Ordnung, daß wir als kompetente Ratgeber zur Verfügung stehen und die Leute vor Ort die Verantwortung selbst tragen." Eine Rollenverteilung, die nach außen hin zu funktionieren scheint. So schneide Hoechst im Vergleich zur übrigen chemischen Industrie und vor allem zu anderen Wirtschaftszweigen in punkto Sicherheit außerordentlich gut ab: Dort gebe es - bezogen auf die Zahl der Beschäftigten - bis zu fünfmal mehr Arbeitsunfälle.
Daß die "Leute vor Ort" der ihnen übertragenen Verantwortung jedoch nicht immer gerecht werden und damit sich selbst und andere in Gefahr bringen können, zeigt das Beispiel der Isocyanat- Produktion im Höchster Stammwerk: Im Juli 1991 erlitten dort drei Mitarbeiter zum Teil schwere Gasvergiftungen und mußten wochenlang krankgeschrieben werden. Wie später bekannt wurde, galt dieser Betrieb bereits seit Anfang der 80er Jahre als verbesserungsbedürftig, was die Sicherheit der Mitarbeiter anbelangt.
Erst vier Wochen nach dem Vorfall erfuhren Christian Jochum und das zuständige Gewerbeaufsichtsamt in Frankfurt von den mit Phosgen vergifteten Beschäftigten. Der verantwortliche Isocyanat-Leiter hatte zunächst geschwiegen und noch Anfang August seinen Betrieb als mittlerweile 182 Tage unfallfrei gemeldet. Was ihn dazu bewogen haben mag, ist Teil des Sicherheitskonzeptes von Hoechst: Unfallfreie Zeiten werden mit Prämien belohnt.
Die die werksinternen Sicherheitsexperten haben keinen leichten Job. Das zeigt ein weiterer Blick in die Statistik. Mit den aufgeführten 327 Unfällen sind lediglich die "meldepflichtigen" erfaßt - jene, die mit mindestens dreitägige Arbeitsunterbrechung als Folge. Die übrigen, weniger augenscheinlichen Zwischenfälle sagen weit mehr über die Sicherheit bei Hoechst. Deren Zahl liegt sechsmal höher und damit bei rund 2000. Dazu kommen Situationen, bei den Schaden gerade noch verhindert wurde. leo
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Dies führte zu einem Konsumentenverhalten, das diametral anders gegenüber dem aus kapitalistischen Ökonomien ist. Wenn ein teures Mangelgut zu kaufen war, mußten sich die Konsumenten sehr schnell entscheiden. Es gab in der Regel nicht die Möglichkeit einer "Bedenkzeit". Da auf der anderen Seite die lebensnotwendigen Güter sehr billig waren, konnten DDR-Bürger relativ einfach sparen. Sie haben für die billigen Waren zu viel verdient und für die teuren zu wenig. Diese Umstände führten zu einem Kaufverhalten, bei dem auch durchschnittliche Verdiener schnelle Kaufentscheidungen über Größenordnungen fällten, die eigentlich das verfügbare Budget sprengten. Als Bild könnte diese Situation auf den Punkt gebracht werden: "Wenn ich die teure HiFi-Anlage nicht jetzt kaufe, bekomme ich in den nächsten Monaten gar keine. Ich kaufe (die HiFi- Anlage) und esse dafür zwei Monate nur Brot mit Marmelade." Überträgt man dieses Konsumentenverhalten auf eine kapitalistische Ökonomie, wäre eine Ver- und Überschuldung vorgezeichnet, da einerseits die Güter in ausreichendem Maße vorhanden sind, andererseits wenn keine flüssigen Geldmittel, dann doch zumindest die vielfältigen Angebote der aktiven Finanzdienstleistungen (Kredit- oder Kundenkarte, Abzahlungskauf etc.) in Anspruch genommen werden können.
1.2. Akzeptanz von Finanzdienstleistungen
Spricht der vorher skizzierte Argumentationsstrang für die Gefahr einer Verschuldungslawine, ist die Frage der Akzeptanz von Finanzdienstleistungen nicht schlüssig in eine Richtung zu interpretieren. Auf der einen Seite gab es in der DDR - übrigens ähnlich wie bei älteren Altbundesbürgern - eine deutliche Abneigung gegenüber dem "Schuldenmachen". Dem steht die Erfahrung gegenüber, daß eine übergroße Mehrzahl in der früheren DDR zumindest temporär - durch die Ehekredite - verschuldet war. Da diese aber den Charakter von "Gebährprämien" hatten, konnten sie auch ohne die notwendigen Geldmittel getilgt werden, indem sich ein Ehepaar Kinder zulegte. Diese Ehekredite hatten - als eine Form der staatlichen Finanzdienstleistungen - die Bereitschaft zur Aufnahme eines Kredits und damit die Akzeptanz natürlich sehr gesteigert (DDR-Handbuch 1985). Verstärkt wurde diese Erfahrung sicher durch den Umstand, daß es kein gerichtliches Mahnverfahren im westlichen Sinne gab. Wurden Kreditraten nicht bedient, konnte der einzelne zwar auch sehr viel Ärger bekommen, es hatte aber nicht diese existentielle Dimension wie zum Beispiel in der Bundesrepublik.
1.3. Formen von Finanzdienstleistungen in der DDR
Von Relevanz waren neben den Ehekrediten nur Kredite für den Bau, Ausbau oder Renovierung von Häusern und der klassische Abzahlungskauf, den es in der DDR auch gab. Bei den vorliegenden Ergebnissen wurden als Altkredite nur die letztgenannten Abzahlungskäufe berücksichtigt, weil nur sie den Charakter von Konsumentenkrediten haben. (. . .)
Insgesamt gaben 21,6 Prozent der Befragten an, daß sie einen Konsumentenkredit aufgenommen hätten. Nochmals zur Erinnerung: In diesen Angaben sind die Kredite für Hausbau bzw. -renovierung nicht enthalten, genauso wenig die früheren Ehekredite.
Die durchschnittliche Verschuldung beträgt insgesamt 17 319 DM und die durchschnittliche monatliche Belastung knapp 280 Mark. (. . .)
Wird die Personengruppe der Verschuldeten weiter ausdifferenziert, treten einige interessante Merkmale auf. 72 Prozent der Befragten, die angaben einen Konsumentenkredit abgeschlossen zu haben, sind jünger als 35 Jahre (am gesamten Sample ist der Anteil dieser Altersgruppen bei 52 Prozent). Logischerweise sind die Älteren unterdurchschnittlich repräsentiert, wobei die Altersgruppen 50-55 Jahren etwas quer zu dem Trend liegt, da in dieser - und nur in dieser - Altersgruppe der Anteil der Verschuldeten über dem Anteil dieser Altersgruppe am Sample ist.
Dieses Altersgefälle führt dazu, daß beginnend bei der Altersgruppe bis 25 Jahren 22,1 Prozent der Haushalte sich verschuldet haben und dieser Wert in der Gruppe der 30-35jährigen den absoluten Spitzenwert von 38,2 Prozent erreicht, um dann wieder relativ deutlich abzufallen. Diese Beobachtung ist vollkommen identisch mit denen in den alten Bundesländern, wo auch davon ausgegangen wird, daß die Altersgruppe bis 35 Jahre am verschuldetsten ist. (. . .)
Vergleicht man die Einkommens- und Vermögenssituation der Verschuldeten mit den Nichtverschuldeten kommt man zu folgenden Ergebnissen: Das durchschnittliche frühere Einkommen betrug bei den Befragten mit Inanspruchnahme von Finanzdienstleistungen früher 956 und jetzt 1022, bei den anderen stieg das Einkommen von 945 auf 1046 DM an. Die verschuldeten hatten also eine geringere Steigerung ihres persönlichen Einkommens, eine Differenz die aber zu gering ist, um damit die Verschuldung auch nur ansatzweise erklären zu können. Das Haushaltseinkommen hat sich allerdings genau gegensätzlich entwickelt. Betrug es vor der Wende 1821 DM, stieg es jetzt auf 2378 DM. Dem gegenüber ist der Anstieg bei den Nicht-Verschuldeten deutlich geringer. Er wuchs von 1881 (also von einem höheren Niveau) auf 2190 an. Vielleicht ist aus diesen Zahlen ein Teil der Erklärung abzulesen. Es kann davon ausgegangen werden, daß die Verschuldeten optimistischer (oder auch weniger nachdenklich) mit der Umbruchsituation umgehen, als der Durchschnitt. Obwohl mehr Verschuldete subjektiv davon ausgehen, daß es ihnen finanziell schlechter ginge als vorher - im Gegensatz zu dem Durchschnitt; wird die aktuelle Situation und die allgemeine Lebensqualität eindeutig positiver eingeschätzt als von dem Durchschnitt der Befragten.
Das Haushaltsvermögen hingegen war vor der Wende bei den jetzt Verschuldeten geringer (10 700 im Vergleich zu 12 200 DM bei allen) und ist es auch geblieben (5221 zu 7583 DM). 10 Prozent aller Haushalte, die aktive Finanzdienstleistungen in Anspruch genommen haben, haben in gut einem Jahr ihr gesamtes ange- spartes Haushaltsvermögen aufgebraucht.
Wie schon festgestellt wurde, beträgt die durchschnittliche Rate der Kreditverträge 279 DM monatlich, mit einer Streuung zwischen von 34 DM als geringsten Wert bis zu einem Maximalwert von 900 DM. Bei dieser breiten Streuung scheint es sinnvoll, die Zahlen mittels Rubriken genauer auszudifferenzieren. 20 Prozent aller Raten liegen monatlich unter 100 DM, 40 Prozent unter 200 DM und 62 Prozent unter 300 DM. Oder anders ausgedrückt: 22 Prozent aller monatlichen Raten liegen z. B. in der Größenordnung zwischen 200 und 300 DM. 10 Prozent aller Raten liegen über 500 DM, hingegen 12 Prozent unter 50 DM. (. . .) Obwohl Vergleichswerte aus den alten Bundesländern fehlen, muß davon ausgegangen werden, daß dieser Durchschnittswert im Verhältnis zu den Einnahmen sehr hoch ist. (. . .)
Wie weit ist von einer ernsthaften Überschuldungsgefahr für breite Bevölkerungsteile auszugehen? Aus den alten Bundesländern ist bekannt, daß Überschuldungskarrieren durch bestimmte "life events" verursacht werden, meistens durch Arbeitslosigkeit; Krankheit, oder auch Wegfall von regelmäßigen Überstunden eines oder mehrerer Haushaltsmitglieder (Arkenstette 1987). Ergänzt werden diese Karrieren in der Regel durch ein hohes Maß an Inkompetenz bzw. mangelnde Erfahrung im Umgang mit Finanzdienstleistungen und dem gerichtlichen Mahnverfahren. Es findet eine Veränderung im persönlichen Budget, also im verfügbaren Einkommen statt, die dann von der Verschuldung zur Überschuldung führt. Werden diese Erfahrungswerte auf die neuen Bundesländer übertragen, wird die Gefahr offensichtlich.a) Arbeitslosigkeit
Das Außmaß der Arbeitslosigkeit ist bedeutend größer als die Größenordnungen, mit denen verantwortliche Politiker und Ökonomen in der Öffentlichkeit vor der Währungsumstellung rechneten bzw. die in der öffentlichen Diskussion genannt wurden. Die stattfindende Deindustrialisierung wurde in dieser Form entweder naiverweise nicht erwartet oder doch zumindest verschwiegen. Da die Arbeitslosigkeit auch länger anhält wird in absehbarer Zeit auch bei den Haushalten die vorsichtig gewirtschaftet hatten bzw. über ein hohes Sparvermögen verfügten der Zeitpunkt gekommen sein, wo sie ihren individuellen finanziellen Abstieg bzw. die Preissteigerungen nicht weiter finanziell kompensieren können, d. h. sie verarmen. Die die Kredite aufgenommen haben, können den Ratenverpflichtungen nicht mehr gerecht werden und überschulden sich dann.
Eine realistische Budgetplanung war und ist den meisten Bürgern in den neuen Bundesländern nicht möglich. Mehrere Faktoren wirken ineinander und sind unkalkulierbar. Die Gefahr und der Verlauf der Arbeitslosigkeit wurde schon beschrieben. Aber die Erfahrung vieler Familien, daß das früher fast selbstverständliche Doppeleinkommen auf Dauer wegfällt, weil die Frauen als erstes aus der Erwerbstätigkeit zwangsausscheiden war für viele vorher nicht vorstellbar und daher auch nicht vorhersehbar. Die Entwicklung der Preise, vor allem im Bereich der Miete und der Mietnebenkosten, aber auch eine Fülle neuer Ausgabenpositionen von den Versicherungen bis anteiligen Medikamentenkosten, war den früheren DDR-Bürgern in aller Regel unklar. (. . .)
Um den vielfältigen Fallstricken in diesem Segment der Finanzdienstleistungen zu umgehen, ist ein erhöhtes Maß an Kompetenz von Nöten, daß selbst in den alten Bundesländern nicht im ausreichendem Maße vorhanden ist. Zum Beispiel ist die Funktion des effektiven Jahreszins als die alleinige Vergleichsgröße bei Kreditverträgen nicht Allgemeingut, wie sie es sein sollte. Dieses Wissen, was als Alltagskompetenz bezeichnet werden kann, war natürlich in den neuen Bundesländern überhaupt nicht vorhanden. Der Wechsel der Regularien des Alltags hatte eine derartige Dimension, daß die Kompetenz diesem Alltag gewachsen zu sein, erst langsam wachsen kann.(. . .)
Die genannten Gründe sprechen dafür, daß die Gefahr der Überschuldung bei einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung in den neuen Bundesländern relativ hoch eingeschätzt werden muß. Es ist allerdings ebenso davon auszugehen, daß der größte Teil der Haushalte nach der Wende eher vorsichtig gewirtschaftet hat, um die monetäre Situation weitgehend kalkulierbar zu halten. Um so erschreckender ist die hohe Zahl der jungen Haushalte die in diesem Sinne offensichtlich risikobereiter war und den Weg der Anschaffung höherwertiger Güter über die Verschuldung ging. Zur Zeit kann nach den vorliegenden Informationen noch nicht von einer Überschuldungswelle die Rede sein, diese kann aber noch kommen und desto länger die wirtschaftliche Situation nicht kalkulierbar wird, desto größer wird sie - die Überschuldungswelle - sein.(. . .)
Welche Maßnahmen sind in dieser Situation notwendig? Sie müssen unterschieden werden nach den Bereichen Krisenintervention und Prävention.
Voraussetzung um Krisenintervention betreiben zu können, ist der Aufbau eines Instrumentariums. Dazu gehört sowohl der Verbraucherschutz wie auch Schuldnerberatung, dazu gehören aber auch ergänzende Beratungsangebote (z. B. Eheberatung) und Fachberatung für die Beratungsstellen. (. . .)
Eine Überschuldungswelle könnte auch dadurch abgewendet bzw. minimiert werden, wenn gesetzliche Sonderregelung für die Fülle von Geschäften entwickelt würden, die bestimmte Finanzdienstleistungsverträge aussetzt bzw. für nichtig erklärt. Dieses juristische Instrumentarium müßte noch weit über die Sonderregelung hinaus gehen, die bis Ende des vergangenen Jahres galten. Andere Forderungen, wie z. B. eine Erhöhung der Pfändungsfreigrenzen, der teilweise umstrittene Einsatz von Fonds bei der Schuldnerberatung und die schnellstmögliche Einführung eines privaten Insolvenzrechts bleiben in diesem Zusammenhang natürlich evident. Als vordringliche landespolitische und kommunale Aufgabe bleibt der Aufbau und die Ausstattung von Schuldnerberatungsstellen und Verbraucherschutzeinrichtungen. Ferner müssen die dort Beschäftigten so fortgebildet werden, daß sie dieser komplexen Aufgabe auch gerecht werden können.(. . .)
STADT UND KREIS OFFENBACH II
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH V
FRANKFURT A. M. Seit drei Jahren regieren im Römer SPD und Grüne und seit drei Jahren wehren sich Menschen im Frankfurter Norden gegen die Politik der neuen Stadtherren. Bürgerinitiativen (BI) schießen wie Pilze aus dem Boden, um gegen Wohnungsbau, Gewerbeansiedlungen und Verkehr zu kämpfen.
Haben die Politiker versagt? Sind die Bürger nicht mehr bereit, über ihren Tellerrand zu blicken? Die Stadtteil-Rundschau hat versucht, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Interviews mit BI-Vertretern und Politikern, aber auch theoretische Essays, fügen sich zu einem facettenreichen Mosaik zusammen. Die Rolle der Opposition, die Politikverdrossenheit vieler Menschen, die Erklärungsversuche von Ortsbeiräten: All' das ist auf der Sonderseite 8 nachzulesen. *ind
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19
Ein großer Teil der 145 Liter Trinkwasser, die der hessische Normalbürger pro Tag verbraucht, rauschen über die Toilettenspülung in den Kanal: 46 Liter sind es im Schnitt. Nach den Statistiken des Umweltministeriums verbrauchen die Bürger fast genausoviel vom kostbaren Naß - nämlich 44 Liter -, um sich zu baden oder zu duschen. Weitere neun Liter kommen nochmal für Händewaschen und andere Körperpflege hinzu.
Um die Wäsche wieder sauber zu bekommen, benötigt der Durchschnitts- Hesse 17 Liter. Teller und Gesteck müssen natürlich auch gespült werden. Dafür werden neun Liter gebraucht.
Sechs Liter fallen pro Kopf und Tag für die Bewässerung des Gartens an. Natürlich darf in keiner Statistik die Spalte für "Sonstiges" fehlen. In ihr sind elf Liter eingetragen.
Sage und schreibe nur drei Liter des sogenannten Trinkwassers werden tatsächlich zum Trinken oder Kochen benutzt. fw
HÖCHST. Der Chemieriese Hoechst darf die 16 Jahre alte Rückstandsverbrennungsanlage RVA 1 an der Nordgrenze des Stammwerks weiterbetreiben. Der Versuch einer Sindlinger Anwohnerin, eine Verlängerung der Betriebsfrist per Eilantrag zu verhindern, ist auch in der zweiten Instanz gescheitert: Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel wies jetzt ihre Beschwerde gegen ein Urteil des Frankfurter Verwaltungsgerichts zurück.
Die Genehmigung des Regierungspräsidiums in Darmstadt sei Rechtens, erklärte der 14. Senat des VGH. Für die Verlängerung sei kein neues Planfeststellungsverfahren erforderlich gewesen. Diese Entscheidung ist unanfechtbar. (Aktenzeichen: 14 TH 2700/91)
Der Betrieb des Giftmüllofens der Hoechst AG war 1976 vom Darmstädter Regierungspräsidium zunächst für 14 Jahre genehmigt worden. Laut Planfeststellungsbeschluß durfte das Unternehmen bis Ende 1990 jährlich rund 47 000 Tonnen konzerneigene Abfälle in der Anlage beseitigen. Bereits Anfang 1990 stellte Hoechst einen Antrag auf Verlängerung: Die Inbetriebnahme der geplanten Rückstandsverbrennungsanlage RVA 2 sei vorraussichtlich nicht bis Ende 1990 möglich, begründete das Unternehmen damals seinen Antrag. Ein Ersatz für die alte Anlage könne also nicht rechtzeitig geschaffen werden. Das Regierungspräsidium verlängerte die Betriebsfrist daraufhin ohne erneutes Planfeststellungsverfahren. Zuvor hatte das zuständige Staatliche Gewerbeaufsichtsamt in Frankfurt eine Anpassung der Verbrennungsanlage an die Anforderungen der Technischen Anleitung Luft angeordnet und der Genehmigungsbehörde mitgeteilt, daß die Anlage nach seinem Kenntnisstand den Anordnungen zum Emmissionsschutz entspreche. Das Unternehmen durfte danach weiterhin Abfälle in der alten Anlage verbrennen, allerdings nur so lange, bis die RVA 2 in Betrieb gehen würde - und längstens bis 1996.
Dagegen zog eine Nachbarin vor Gericht. Sie war der Ansicht, daß die Behörde die Betriebsfrist nicht ohne erneutes Planfeststellungsverfahren und Beteiligung der Öffentlichkeit hätte verlängern dürfen, und versuchte, den Sofortvollzug zu stoppen. Ihr Eilantrag blieb jedoch ohne Erfolg. Sowohl das Frankfurter Verwaltungsgericht als auch der VGH entschieden, daß das Regierungspräsidium die Verlängerung zu Recht "durch einfachen Verwaltungsakt" ausgesprochen hatte. Nicht zuletzt, so die Richter, weil diese Vorgehensweise schon im ersten Planfeststellungsbeschluß ausdrücklich vergesehen war. Zudem könne die Nachbarin nicht mehr verlangen als die Einhaltung einer Übergangsregelung der Bundesimmissionsschutzverordnung, die an alte Verbrennungsanlagen geringere Anforderungen stelle, erklärten die Richter. ELKE BOCKHORST
FRANKFURT-SÜD. FVV-Kunden aus dem Südosten Frankfurts können aufatmen: Die Linienbusse der Verkehrsgesellschaft Untermain (VU), die am Südbahnhof halten, fahren vorerst weiter. Das geht aus einem Magistratsbericht hervor, dem der zuständige Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) allerdings noch zustimmen muß.
Gewährleistet wird der Service, da das Regierungspräsidium in Darmstadt einen entsprechenden Antrag der Verkehrsgesellschaft Untermain genehmigt hat. Die Kosten für die erneut konzessionierten Linien 960, 961, 963, 972 sowie 973 übernimmt die Deutsche Bundesbahn; die Genehmigung gilt bis zum 31. Mai 1994.
Bereits im September vergangenen Jahres hatte der Ortsbeirat angeregt, die Linien keinesfalls einzustellen. Die Begründung der Stadtteilparlamentarier damals: Vor der Stillegung muß erst die S-Bahn ausgebaut sein, damit "den Berufspendlern ein ausreichendes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verfügung steht". ask
In der afghanischen Hauptstadt Kabul wird gekämpft. Zwar haben die mächtigsten Mudschaheddin-Führer Gulbuddin Hekmatyar und Ahmed Shah Massud einen brüchigen Waffenstillstand geschlossen, aber nun bekriegen extremistische Sunnis mit Waffengewalt die Minderheit der Schias, die von ihren Glaubensbrüdern in Iran zum Durchhalten ermuntert werden. Und morgen werden wohl andere Gruppen aufeinander losschlagen. Solange es keinen unumstrittenen Sieger gibt in Afghanistan, wird das so weitergehen, mit anderen Worten: noch lange. Bisher stehen nur die fest, die eindeutig verloren haben: die Frauen. Doch das wird kaum beachtet.
Dabei waren den heiligen Kriegern die Frauen so wichtig, daß ihnen die erste Verordnung nach dem Fall von Kabul galt. Ab sofort, so das Dekret, dürfen Frauen sich nur noch mit bedecktem Kopf und in dem traditionellen weiten Hosengewand in der Öffentlichkeit zeigen, hieß es. Aber diejenigen, die das allzu wörtlich nahmen und glaubten, ein Kopftuch genüge, wurden schnell eines Besseren belehrt. Die neuen Herren bespuckten und beschimpften sie wegen ihrer nicht ausreichenden Bekleidung, manchmal schlugen sie sogar zu. Seitdem sind die Frauen von Kabul verschwunden: unter unförmigen, alles verhüllenden Tüchern, Burqa genannt, die in Höhe der Augen nur ein kleines Gitter offen lassen, oder unter den Tschadors ihrer Mütter und Großmütter, so sie sich überhaupt noch auf die Straßen trauen. Der Schal, der Haare und Hals verdeckt, half auch den Nachrichtensprecherinnen nicht: Seit einer Woche sind sie vom Bildschirm verbannt. Der Platz der Frau sei in den eigenen vier Wänden, heißt es nun. In der 36köpfigen Übergangsregierung sitzen ausschließlich Männer.
Die berufstätigen und gebildeten Frauen Kabuls fragen sich voller Sorge, wie es weitergehen soll mit ihnen. Werden sie ihren Job behalten, können sie weiter studieren, gibt es überhaupt eine Zukunft jenseits der totalen Unterordnung und der absoluten Gehorsamspflicht gegenüber dem Mann? Wahrscheinlich nicht. In Afghanistan werden die Uhren rigoros zurückgedreht. Die Frau als unreines Wesen und ohne Seele habe sich der Autorität der Männer zu unterwerfen, erklären die Mullahs und berufen sich dabei auf den Koran oder genauer darauf, wie sie seit 1300 Jahren diesen Koran interpretieren. Der Gleichheitsgrundsatz, der in der bisherigen Verfassung der Kommunisten verankert war, ist gestrichen worden. Die Fundamentalisten bestehen darauf, daß den Frauen auch das Wahlrecht genommen wird.
So paradox es klingt: Noch nie war der Status der afghanischen Frauen so gut gewesen wie unter der Herrschaft Najibullahs und der anderen Statthalter Moskaus. Das Grundrecht auf Arbeit und Bildung öffnete ihnen ungeahnte Welten. Damit ist es nun vorbei. "Niemand will, daß Frauen auf Schulen und Universitäten gehen", sagt der Kommandant von Jallalabad. Die Universität von Kabul, die traditionell beiden Geschlechtern offen stand, ist geschlossen. Daß Frauen sie weiter besuchen dürfen, ist wenig wahrscheinlich. Vor den Grundschulen im Lande haben sich schwerbewaffnete Mudschaheddin aufgebaut, um aufzupassen, daß die Mädchen "anständig" angezogen zum Unterricht erscheinen. Doch kaum eines kommt noch. Auch kaum eine Lehrerin. Sie haben Angst. Vierzig Prozent aller Behördenarbeitsplätze sind leer. Früher arbeiteten Frauen hier.
In den von ihnen kontrollierten Flüchtlingslagern in Pakistan und Iran haben die Mudschaheddin vorexerziert, was den afghanischen Frauen droht: Als Besitz des paschtunischen Mannes, für den er bei der Heirat ja bezahlt hat, werden sie auf die Rolle von Gebärmaschinen reduziert, Gebärmaschinen von Söhnen, versteht sich. Ärztliche Versorgung wurde ihnen, obwohl sich die Hilfsorganisationen in Peschawar nur so tummelten, ebenso vorenthalten wie jegliche Schulbildung, die über den Koran hinausging. Eine bekannte Pädagogin, die versucht hatte, eine Mädchenoberschule aufzumachen, entkam nur knapp der Ermordung durch die Fundamentalisten Gulbuddin Hekmatyars. "Wissen ist Macht", hatte sie ihren Schülerinnen gesagt. "Bildung wird die Mauern niederreißen; denn dann werden die Frauen lernen, daß sie die gleichen Rechte haben wie die Männer, und sie werden für diese Rechte kämpfen." Solche Worte sind lebensgefährlich in Afghanistan.
Überall in der Welt läßt sich der Status der Frau an vier Kriterien messen: an der Kindersterblichkeit, an der Müttersterblichkeit, am Bevölkerungswachstum und an der Alphabetisierungsrate. In allen vier Punkten hält Afghanistan den absoluten negativen Weltrekord: Drei von zehn Babys erleben ihren fünften Geburtstag nicht, jede zehnte Frau stirbt bei der Geburt eines Kindes, das Bevölkerungswachstum ist mit 6,7 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in Indien, der Anteil der Analphabetinnen liegt auf dem Land bei 99 Prozent, in der Stadt bei 90 Prozent. Für die neuen islamistischen Herren ist die Welt damit durchaus in Ordnung. Gabriele Venzky
"Von dem in Frankfurt mir bestimmten Monument wüßte ich nichts zu sagen; ich verhalte mich dagegen ganz stille, contemplierend; denn da es mehr ist, als ein Mensch erleben sollte, so muß er sich ganz wunderbar bescheiden zusammennehmen, um nur die Legung des Grundsteins zu überleben" - also sprach Johann Wolfgang von Goethe, denn schon zu seinen Lebzeiten, zu seinem 70sten Geburtstag 1819, hatte ihn der Plan seiner Geburtsstadt erreicht, ihm ein Denkmal zu setzen.
Derlei braucht Zeit: Bis man das Geld, einen geeigneten Künstler, den erforderlichen politischen Konsens und einen sinnvollen Standort beisammen hatte, verging ein Vierteljahrhundert. Goethe selbst war 1844, im Jahr der Enthüllung seines Standbildes auf der Stadtallee (erst seit 1860 Goetheplatz) 12 Jahre tot.
Der Weimarer war in Frankfurt damals gar nicht so populär. In zeitgenössischen Berichten über die Enthüllung ist von kühler Aufnahme und geringer Beteiligung die Rede. Viele Bürger konnten es dem großen Sohn ihrer Stadt nicht verzeihen, daß er schon 1817 das Frankfurter Bürgerrecht aufgegeben hatte, um sein Vermögen abzugsfrei auszuführen und sich der neubeschlossenen Einkommensteuer zu entziehen.
Nach Goethes Tod erstarkte der politische Wille zum Denkmal trotzdem so sehr, daß es über diverse Rückschläge (wie das Scheitern des Versuchs, den berühmten Thorwaldsen dafür zu gewinnen) hinweg zur Realisierung kam. Ludwig von Schwanthaler fertigte das Modell, das aus alten, in Triest billig erworbenen, türkischen Kanonen in Bronze gegossen wurde.
Wenn er nicht umgefallen wäre, dann stünde er vielleicht noch heute auf dem Goetheplatz. Doch am 22. März 1944, hundert Jahre nach seiner Enthüllung und genau an Goethes Todestag, stürzte das Denkmal im Bomben- und Granatenhagel um und zerbrach. Kunstliebende Bürger begruben die Teile, um sie gegen weitere Beschädigung zu schützen, so gründlich, daß der abgetrennte Kopf sowie ein Arm bei den späteren Ausgrabungen lange Zeit verschollen blieben. In Berlin wurde das Denkmal restauriert; und am 28. August 1952, Goethes 203. Geburtstag, zum zweiten Mal enthüllt, an seinem neuen Standort in der Gallusanlage. 1977 wurde der Dichter dann, nachdem er abermals weichen mußte (diesmal dem BfG-Hochhaus), an der Kaiserstraße plaziert, dort, wo diese mit der Taunusanlage eine Ecke bildet.
Den Drogenabhängigen in der Taunusanlage zeigt der Olympier in seinem - übrigens nach heutiger Regel falsch herum, nämlich nach Frauenart geknüpften - Rock die kalte Schulter. Schmollt er in seinem Winkel oder schaut er sinnend ins Weite - aber worauf? Interessiert ihn etwa das Parkhaus mehr als das Theater?
Das Goethedenkmal und namentlich die Reliefs an seinen vier Sockelseiten bieten Stoff für viele Betrachtungen, seien sie nun bildungsselig, historisch oder höchst persönlich. Da wimmelt es von allegorischen Figuren und Gestalten aus Goethes Werk (Faust, Egmont, Werther - wenn auch nur im Sarg am Pappelbäumchen -, Iphigenie, Götz und viele mehr), die jeweils szenisch gruppiert sind und einen eigenen Artikel wert wären. Aber - wie soll man sie eigentlich betrachten? Man bräuchte schon eine Machete, wegen der Sträucher, und eine Portion Dickfelligkeit, wegen des in der Nähe zu beobachtenden Fixer-Elends.
So ist denn das Publikumsinteresse heute wie 1844 äußerst gering. Man kann dem strengen, hochromantischen Denkmal eigentlich nur wünschen, daß wieder einmal der Kran kommt, um es anderswohin zu verfrachten. Wie wär's eigentlich, wenn die Stadt es verkaufte? Denn fast scheint es, als hätten die Frankfurter ihrem Goethe die alte Geschichte mit dem Bürgerrecht und der Einkommensteuer immer noch nicht verziehen.
PETER PETERS
Patienten, die mit ihrer Krankheit umzugehen lernen, sind zufriedener und selbstbewußter als andere. Das ergab eine Studie aus Dänemark, die kürzlich in der britischen Medizin-Fachzeitschrift "Lancet" vorgestellt wurde. In Einzelgesprächen erläuterten die Ärzte chronisch lungenkranken Menschen unter anderem den Gebrauch und die Nebenwirkungen von Medikamenten. Auch lernten die Patienten einzuschätzen, wann ein weiterer Arztbesuch ratsam ist. Im Vergleich zu herkömmlich behandelten Kranken erlitten die persönlich betreuten Testpersonen weniger Rückfälle und benötigten weniger Nachbehandlungen. Dadurch sind auch die Kosten gesunken. dpa
FRANKFURT A. M. Der Nieselregen war schuld. Niemand war erschienen, um schwimmend den Kampf gegen die Stoppuhr aufzunehmen. Doch Trainerin Irmgard Salis, zugleich Obfrau für die Sportabzeichenabnahme beim Turnverein Harheim (TV Harheim), ließ deshalb den Kopf nicht hängen.
Sie war sicher, beim nächsten Prüfungstermin im Nieder-Eschbacher Freibad wieder einer Reihe von Sportbegeisterten Prüfung fürs Deutsche Sportabzeichen im Schwimmen abnehmen zu können. "Die wollen feststellen, ob sie sportlich etwas leisten können", erläuterte Irmgard Salis die Beweggründe, das Abzeichen erwerben zu wollen.
Etwa 400 Sportler aller Altersklassen haben in den letzten drei Jahren beim TV Harheim die Schwimm-Auszeichnung erhalten. "Einer wohnt sogar in der Schweiz. Der kommt einmal im Jahr nach Deutschland um diese Prüfungen zu machen", lacht Irmgard Salis. Unter den Frankfurter Vereinen, die nicht mehr als 500 Mitglieder haben, nimmt keiner mehr Prüfungen für Sportabzeichen ab als der TV Harheim. So jedenfalls zeigt es die Auswertung des Deutschen Sportbundes. Auch hessenweit belegt der TV Harheim noch einen guten fünften Platz.
In fünf Disziplinen hat der Prüfling seine Fitneß unter Beweis zu stellen, bevor er das Deutsche Sportabzeichen tragen darf. So muß er 200 Meter in einem beliebigen Stil schwimmen, einen Sprung absolvieren, sprinten, Kugelstoßen oder einen Ball werfen und zu guter Letzt einen Langlauf hinter sich bringen. Damit es nicht gar zu einfach wird, sind an die einzelnen Disziplinen exakte Leistungsvorgaben geknüpft: Erscheinen sieben Minuten für die 200 Meter Distanz im Schwimmen noch sehr einfach, sind die 26 Minuten für den Fünf-Kilometer-Lauf schon knapp bemessen und setzen kontinuierliches Training voraus. Und wer läuft die 100 Meter im Alter zwischen 30 und 39 Jahren ohne Übung noch in exakt 14 Sekunden?
Doch die Leistungsanforderungen sind dem Alter angemessen gestaffelt. Der Alterklasse entsprechend wird die Auszeichnung entweder in Bronze, Silber oder Gold verliehen.
Doch auf den einmal erworbenen sportlichen Lorbeeren kann sich der so gekürte Sportler nicht ausruhen: Das Abzeichen gilt immer nur für das Jahr, in dem es erworben wurde. Es verfällt im nächsten Jahr und die Prüfungen müssen erneut abgelegt werden. "Wir machen das annähernd professionell und trainieren regelmäßig für das Abzeichen", sagt Irmgard Salis.
Für gewöhnlich beginnt die Trainingssaison für die Auszeichnung im Mai und endet im September. Doch die Bedingungen für den Hallensport in den nördlichen Stadtteilen haben sich durch die neue Kalbacher Sporthalle verbessert. "Wir sind jetzt nicht mehr so stark auf die Außenanlagen angewiesen. Weitsprung können wir jetzt beispielsweise auch im Winter in der Halle üben. Das möchte ich als Training anbieten", erläuterte Frau Salis die Pläne für das kommende Winterhalbjahr.
Wer das Sportabzeichen erringen will, braucht nicht unbedingt einem Verein beizutreten. Die Prüfer arbeiten ehrenamtlich, an jedem Tag in der Woche wird auf einer der vielen Sportanlagen Frankfurts unter der Aufsicht der vom Sportbund bestimmten Helfer oder Helferinnen eine der entsprechenden Sportarten trainiert.
Und es wird einiges getan, um vor allem Jugendliche zu animieren: Kinder und Jugendliche brauchen die üblicherweise für das Abzeichen fällige Gebühr von fünf Mark nicht zu entrichten und erhalten überdies kostenlosen Eintritt in Freibäder, wenn sie dort für das Deutsche Sportabzeichen trainieren wollen.
Das große Interesse der Kinder an der Prüfung lockt auch die Erwachsenen auf den Sportplatz. Salis: "Erwachsene, die jahrelang keinen Sport mehr getrieben haben, lassen sich von den Kindern mitschleifen und bekommen dann plötzlich Spaß an der Sache." Sie betonte, das Gemeinschaftsgefühl der Sportler sei ein sehr wesentlicher Aspekt dabei.
Der über 80jährige Heinrich Nolte setzt sich seit Jahren für das Sportabzeichen ein - er ist der Obmann für Frankfurt. Bei ihm kann Informationsmaterial über das Deutsche Sportabzeichen und Trainingsgelegenheiten unter der Rufnummer 39 16 41 bestellt werden. kan
Wenn in den Tälern die Sommerhitze nistet, umweht die Höhen meist eine wohltuende Brise. Etwa in Biebertal-Königsberg, einer bei Häuslebauern in den letzten Jahren begehrte Wohnlage auf den Ausläufern des Westerwalds nördlich Gießen. Hoch über den alten Dorfkern, der sich schützend in eine Mulde schmiegt, haben sie die aussichtsreichen Höhen eingenommen, von wo der Blick weit ins Land und auf die markanten Spitzen Oberhessens fällt: die burgengekrönten Zwillinge Gleiberg und Vetzberg und den dominierenden Dünsberg mit seinem Fernsehturm, mit Ringwällen befestigter Fluchtberg aus vorgeschichtlicher Zeit. Man braucht sich nur auf die Freiterrasse des einzigen Hotels, des mit Schmuckwerk angefüllten Berghofs, zu setzen und hat alles vor sich.
Noch besser erschließt sich die Gegend beim Spaziergang oberhalb zur "Moritzburg" - ohne sich vom Namen irreführen zu lassen. Es ist nur ein Bauernhof auf der Höhe, dessen einstiger Bauer Moritz sich spaßeshalber als Herr seiner hochgelegenen "Burg" auszugeben pflegte.
Beim Aufstieg dorthin wird ein Wäldchen mit Feriendatschen und merkwürdiger Vertiefung passiert. Diese und andere Erd-Unebenheiten sind nicht naturgewollt, sondern Rückstände des Roteineisensteinbergbaus. Bis 1949 wurde hier die Grube Königsberger Gemarkung betrieben, jenseits der Fahrstraße nach Biebertal-Bieber noch bis 1963 die Grube Königsberg. Von ersterer bestand eine Seilbahn nach Bieber, ab dort die vielgeliebte, viel vermißte "Bierberlies", Kleinbahn für den Erztransport. Erzbergbau in Königsberg ist 1569 erstmals erwähnt, kann aber, nach Funden vom Dünsberg zu schließen, weit älter sein. Vor der Schließung war die Grube unseres Standorts bereits zweimal stillgelegt, dann unter Lohnminderung wieder in Betrieb genommen worden. Als der Lohn unter eine Mark fallen sollte, sei der Obersteiger gewarnt worden: "Alterchen, Alterchen, jetzt ist aber Schluß!" So erzählt jedenfalls Rainer Haus in dem dicken Wälzer "Eisenerzbergbau in Hessen".
Beim Anmarsch zur Moritzburg fällt am Fuß des Abhangs eine etwas fahlere Bodenstelle auf, von der sich neuerdings Archäologen Aufschlüsse erwarten. Königsberg birgt noch manches Geheimnis. So auch im alten Ortskern, der im Bogen um den Bauernhof nach Überqueren der Fahrstraße Königsberg-Hohensolms zu erreichen ist. In abgeschirmter Lage drängen sich da unauffällige Dorfstraßen um eine starke hohe Ringmauer, auf der jetzt ein Wohngebäude der 20er Jahre steht. Eine Burg aus dem 13. Jahrhundert, die auch dem Schutz des Bergbaus gedient haben dürfte, war Jahrzehnte davor abgerissen worden. Immerhin steht noch ein Dorfkirchlein von 1697 auf der Mauerspitze, dessen Emporen bemalt sind und dessen Anordnung von Altar, Kanzel, Orgel übereinander an der Stirnseite Ausdruck des protestantischen Glaubensprinzips ist: Über dem Sakrament rangiert die Verkündung, darüber die musikalische Lobpreisung Gottes. - Königsberg ist keineswegs das schönste Dorf in Hessen, aber es hat anderen seine unvergleichliche Hochlage voraus.
FRANKFURT-NORDWEST. Der Unterschied zwischen ökologischem und konventionellem Ackerbau ist noch immer nicht überall bekannt. Oft wird mit dem zur Mode gewordenen Begriff "ökologisch" Etikettenschwindel betrieben, werden Produkte als "ökologisch" ausgezeichnet, die dieses Prädikat gar nicht verdient hätten. Eine Gruppe der Katholischen Familienbildungsstätte in der Nordweststadt besuchte darum den "Ökobauern" Paul Erich Etzel in Wehrheim, um ökologischen Ackerbau zu erleben.
Etzel ist Mitglied der "Hessenhöfe-Naturkorn"-Gruppe, die den Einsatz von Pestiziden ablehnt. Bei einem Gang durch seine Felder erläuterte der Landwirt verträgliche Methoden des Pflanzenschutzes.
Zwischen den Feldern hat er Blütestreifen angelegt, die Vögeln und Insekten einen natürlichen Lebensraum bieten. Diese Streifen sind mindestens einen Meter breit und sorgen für eine natürliche Schädlingsbekämpfung: Insekten ernähren sich unter anderem von Blattläusen, Vögel verspeisen andere Schädlinge. Auch gedüngt wird "rein biologisch".
Ein weiterer Vorteil, den die "Bewohner" der Blütestreifen zwischen den Feldern bieten: "Die Flur der Felder ist wieder richtig lebendig." So sei der biologische Betrieb nicht nur gesünder, sondern auch "schöner" - rein optisch, und für Laien, versteht sich. *fs
HESSEN 22
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV
KULTURPANORAMA 4
WIRTSCHAFT 9
Die Druckpresse quietscht im Rhythmus ihres Hebelmechanismus. Helmut, eigentlich Bildhauer, zeigt Heimwerkertalent und beseitigt mit dem Ölkännchen die Geräuschkulisse. Die Kulturwerkstatt in Flörsbachtal, das zeigt auch das kreative Chaos zwischen Kaffeemaschine und Keramikskulpturen, alten Möbeln und Maltischen, lebt von Improvisation. Vor allem jüngere Künstler aus dem Umkreis nutzen die Möglichkeiten, die das von der Gemeinde finanzierte Atelier bietet: Platz für großformatige Arbeiten, für teure Technik wie die Druckpresse, für Erfahrungsaustausch und Kontakte zu Galerien und Käufern.
Motor der Initiative, die seit acht Jahren dem knapp 1000 Einwohner zählenden Flörsbacher Ortsteil Lohrhaupten im östlichen Main-Kinzig-Kreis einen farbigen Tupfer verleiht, ist Beate Hübner. Seit 22 Jahren freischaffende Künstlerin, will sie jungen Kollegen auf der Suche nach Ausstellungsmöglichkeiten die undankbare Ochsentour durch Galerien ersparen. Die heute 48jährige Graphikerin war in den siebziger Jahren mit Karikaturen und Radierungen im Stil des Phantastischen Realismus hervorgetreten; bald begann sie, sich zunehmend für andere Künstler zu engagieren.
Nach ihrem Umzug von Aschaffenburg in das entlegene Spessartdorf veranstaltete Beate Hübner vor acht Jahren ihr erstes "Kulturwochenende", an dem seither jedes Jahr Kunsthandwerker und Hobbykünstler aus dem In- und Ausland ihre Arbeiten präsentieren. Die bunte Mischung, die bis zu Straßentheater und Lesungen reicht, ist Programm und will sich auf den Charakter ländlichen Kulturlebens beziehen. Fern sind der hektische Wettbewerb der Großstadt, der Zwang zum spektakulären Kunstereignis. "Ich will keine Hemmschwellen aufbauen und trotzdem Anspruchsvolles zeigen", beschreibt Veranstalterin Hübner das Konzept.
Die Dorfbewohner belohnen es mit regem Besuch. Zunächst kamen sie aus Neugier, vielleicht auch, um die Blumenstilleben der Nachbarin aus dem Volkshochschulkurs zu sehen. Heute interessiert sich mancher auch für gegenstandslose Bilder, Komposition der Farben, Wirkung des Materials. "Man kann die Leute an Kunst gewöhnen. Das ist auch eine Frage des Selbstbewußtseins". Das ist Beate Hübners Erfahrung.
Toleranz wandelte sich in Anerkennung. Seit 1987 finanziert die Gemeinde den Raum für die Kulturwerkstatt und zahlt Zuschüsse bei Veranstaltungen. Für den Aufbau der Initiative und ihr künstlerisches Werk erhielt Beate Hübner im gleichen Jahr den Kulturpreis des Main- Kinzig-Kreises. Sie räumt der Vermittlung von Kunst Vorrang ein. Neben Kursen in verschiedenen Techniken, die zum Teil auch von der Volkshochschule angeboten werden, steht die Werkstatt jeden Freitagnachmittag Besuchern offen. Dann kommen Mütter, die Talente ihrer Kinder wecken wollen, wie auch junge Maler, die sich bei Beate Hübner Tips für ihre nächste Ausstellung holen.
Daß hier dennoch Qualität entsteht, zeigen einige der Ölbilder in der ständig wechselnden Werkstatt-Ausstellung. Zuletzt zeigten irakische Künstler ihre Arbeiten. Denn die Flörsbachtaler Kulturwerkstatt hat sich auch zum Anlaufpunkt für asylsuchende Maler und Bildhauer entwickelt, die dringender noch als Anfänger auf Atelier und Ausstellungsmöglichkeiten angewiesen sind.
So hat etwa ein Iraker seine materielle Not als Asylbewerber künstlerisch thematisiert.
Er verarbeitete alte Möbel und Türen aus einem Ausländerwohnheim als Malgrund und Rahmen für abstrakt expressive Farborgien in arabischer Üppigkeit und surreale Zeugnisse von Zerrissenheit und Ausgeliefertsein.
Seit 1988 organisiert Beate Hübner für irakische, nigerianische, kurdische, türkische oder iranische Maler im Exil Ausstellungen, die ihnen helfen sollen, hier Fuß zu fassen. Als der 29jährige Ahmad Rafi vor fünf Jahren aus dem Iran in die Bundesrepublik kam, konnte er in der winzigen Wohnung, in der er mit Frau und Baby unterkam, die großformatigen Ölbilder im Stil des Neuen Realismus noch nicht malen, die jetzt im Treppenhaus der Kulturwerkstatt hängen. Inzwischen arbeitet er hauptberuflich als Künstler und verfügt seit einem Jahr auch über ein eigenes Atelier. Und Helmut, der mit dem Ölkännchen, hatte in der Kulturwerkstatt mit Tonfiguren angefangen. Inzwischen hat er - auch dank der Kontakte Beate Hübners - seinen ersten Auftrag von der Gemeinde erhalten: für einen Brunnen.
REGINE SCHLETT
FRANKFURT A. M. 240 betreute Arbeitsplätze für Behinderte haben die Praunheimer Werkstätten mit ihrer Zweigwerkstatt in der Wächtersbacher Straße in Fechenheim eingerichtet. Dort hat die gemeinnützige Organisation für mehr als 14 Millionen Mark einen Komplex von Werkstätten, Lagerräumen, Küche und Speisesaal sowie einen bepflanzten Innenhof angelegt. Die Büros, die Verwaltungsräume und ein Teil der Werkstätten sind in einem Gebäude untergebracht, das ein Elektrogeräte-Hersteller nach Auflösung der Firma verkauft hatte.
Die Bauarbeiten hatten bereits im Frühjahr 1987 begonnen. Zwei Jahre später konnten 100 Behinderte aus dem bis dahin aufgegebenen Werk Fechenheim in der Gründenseestraße an ihren neuen Arbeitsplatz umziehen. Im Mai dieses Jahres nahmen die Praunheimer Werkstätten die Anlage offiziell in Betrieb. Zu dieser Zeit waren dort 160 Behinderte beschäftigt. Metall- und Holzverarbeitung, Malen, Siebdruck - die Arbeitsbereiche sind vielfältig. Dazu kommen Büro- und Lagerarbeiten sowie das Verpacken und der Versand des berühmten "Praunheimer Holzspielzeugs" mit dem charakteristischen roten Punkt, das mit 800 000 Mark etwa ein Fünftel des Jahresumsatzes ausmacht. Mit Dienstleistungen und eigener Produktion konnte die Organisation im Jahre 1991 rund vier Millionen Mark umsetzen. Von knapp 13 Millionen Mark, die für die Finanzierung des Neubaus in Fechenheim gesichert sind, übernehmen die Praunheimer Werkstätten etwa 18 Prozent aus eigenen Mitteln. 27 Prozent kommen vom Bund, 16 Prozent zahlt das Hessische Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung. Weitere Träger der Einrichtung sind der Landeswohlfahrtsverband, das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt und mit fünf Prozent die "Aktion Sorgenkind".
Lange Zeit hatten sich die Praunheimer Werkstätten um einen geeigneten Standort für eine neue Produktionsstätte bemüht, nachdem die 180 Plätze des "Stammwerks" in Praunheim mit insgesamt 230 behinderten Arbeitnehmern überbelegt waren. Die Kapazität der im Jahre 1984 neugebauten Werkstatt in Höchst war mit 180 Beschäftigten von Anfang an voll ausgeschöpft. Im selben Jahr stieß man auf die Liegenschaft in Fechenheim.
Für das bestehende Fechenheimer Werk in der Gründenseestraße sollte der Mietvertrag bis 1987 auslaufen. Zudem galt die Lage der mit 100 Plätzen recht kleinen Werkstatt als ungünstig, ein Arbeitstrainingsbereich konnte dort wegen der geringen Größe beispielsweise nicht eingerichtet werden.
Mit der neuen Anlage in Fechenheim bieten die Praunheimer Werkstätten jetzt insgesamt 600 Stellen an, womit die Nachfrage nach betreuten Arbeitsplätzen für Behinderte nach Auskunft der Organisation in Frankfurt "quantitativ voll befriedigt" sei - zumindest vorübergehend. Bis zum Jahr 2000, so rechnet man dort, wird sich der Bedarf jedoch um weitere 120 Plätze in Behindertenwerkstätten erhöhen. *gap
FRANKFURT A. M. Die Herde der Wisente ist schon lange weg. Ebenso die Dybowsky-Hirsche, die Störche und die Ponys, die im "Nidda-Zoo" zu Hause waren. Aber auch andere Bewohner des Niddatals, die vor der Bundesgartenschau 1989 noch fester Bestandteil des Geländes waren, mußten ihre Sachen packen: Die "Hunkpapa"-Indianer, die bereits 1984 ihre Jagdgründe vor dem Ginnheimer Wäldchen an die Bleichgesichter abtreten mußten, und viele der Kleingärtner in der Nidda-Aue.
Vor einem halben Jahrzehnt kämpfte noch eine Aktionsgemeinschaft "Rettet das Niddatal" für die Erhaltung des Wald- und Wiesengeländes in seiner alten Form - und somit gegen die Gartenschau. "45 000 Unterschriften konnten wir für unser Anliegen damals sammeln", erinnert Alexander Harth von der Aktionsgemeinschaft. An Sympathisanten und Befürwortern habe es bei Veranstaltungen der Initiative nie gemangelt.
Und was ist aus den Aktivisten gegen die Buga heute geworden? "Die Aktionsgemeinschaft ist im Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) aufgegangen", erläutert Harth.
"Als die Bundesgartenschau beendet war, haben auch wir unsere Aufgabe als beendet betrachtet." Der BUND-Ortsverband West kümmert sich nun um die Fortsetzung der Umweltschützer-Interessen beim noch immer andauernden Rückbau der Schau - "um das Schlimmste zu verhindern".
Beim Stichwort Rückbau kommt Harth schnell auf den künstlichen Bach im Gelände zu sprechen. Dieser hätte - rechtlich betrachtet - bereits vollständig "zurückgebaut" werden müssen. Die derzeit praktizierte Lösung, das 2,5 Kilometer lange, künstliche Rinnsal nur an einigen Stellen zuzuschütten und andere, bereits bewachsene Teilabschnitte zu belassen, nennt Harth einen "Kompromiß": Ihn stört etwa die Plastikfolie, die auf dem Grund des Baches gespannt wurde. "Wir können nicht sagen, ob diese Folie eventuell irgendwann zur Altlast wird."
Doch nachdem soviel Zeit verstrichen sei und der Bach an einigen Stellen bereits ein Biotop geworden ist - obwohl zuwenig Oberfläche des Bachlaufes im Schatten liege - könne man der Bevölkerung keine Großbaustelle zum Bachrückbau zumuten. Der BUND sei deshalb derzeit nur für Rückbau dort, wo dies ohne großes Gerät zu machen ist.
Auch an anderer Stelle wird der BUND aktiv. So fordert er die "Einlösung der Koalitionsvereinbarung des rot-grünen Magistrats" (Harth) und meint damit die "Renaturierung der Nidda auf ganzer Länge". Die Umsetzung dieser Vereinbarung sei ins Stocken geraten, weil Anliegergemeinden zögern, eventuelle Nutzfläche für Renaturierungs-Maßnahmen freizugeben.
Dabei sei aber wichtig, daß das Wasser des Flusses nicht zu schnell in den Main fließe. "Es muß versickern, damit der Trinkwasserspiegel nicht absinkt." A propos Wasser: Laut Harth gibt es ein Wasserschutzgelände in den Nidda-Auen, das bekannt für seinen dünnen Lehmboden ist. Trotzdem sei diese Schutzschicht verletzt worden. Harth: "Inoffiziellen Informationen zufolge ist das Wasser dort auch in einer Form belastet, wie es vor der Gartenschau nicht der Fall war." Dem möchte er weiter nachgehen.
Alles in allem ist Alexander Harth nicht verbittert oder enttäuscht darüber, daß trotz allen Bemühungen die Buga vor drei Jahren "durchgeboxt" wurde: "Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können." Als nächstes gilt es jetzt, zu verwirklichen, was die Initiative "Rettet das Niddatal" bereits 1989 für die Zeit nach der Schau formulierte: Ein "stabiles ökologisches Netz" zu knüpfen zwischen dem Ginnheimer und dem Praunheimer Wäldchen sowie zwischen den Altarmen der Nidda und dem Vogelschutzgehölz, indem landschaftstypische Biotope dazwischen entstehen. Dazu sollten, wie früher, vielstufige Waldränder mit Hecken und Holunder das Naherholungsgebiet zieren.
Auf den Nidda-Zoo und die Clubs und Vereine werden die Freunde des Niddatals auch künftig verzichten müssen. Die Zootiere sollen nach einer Übergangs-Unterkunft an der Isenburger Schneise und im Stadtwald an den Niederurseler Hang umziehen. Die "Hunkpapas" haben ihren Stamm aufgelöst. Viele Mitglieder gingen, nachdem der alte, seit 1966 besiedelte Stammplatz verlassen werden mußte. Kurz darauf war der Verein pleite. *col
Im vergangenen Februar verfügte das Verwaltungsgericht Lüneburg einen Baustopp gegen einen Funkturm für das Mobiltelefonnetz der Bundespost. Die Richter stellten fest, daß Gesundheitsgefahren durch die elektromagnetische Strahlung der Turm-Sender nicht auszuschließen sind. Erstmals sahen sich Bürger, die gegen den allgegenwärtigen "Elektrosmog" kämpfen, in ihren Sorgen bestätigt.
In der Tat leben wir in einem Strahlenbad. Stromleitungen im Haus, Starkstromleitungen, Radaranlagen, Radiosender, Computer und anderes technisches Gerät, Autozündungen, Mobiltelefone und anderes mehr strahlen elektrische und magnetische Felder ab. Je nach Feldstärke und Entfernung zur Quelle dringen diese mehr oder weniger intensiv in den Körper ein.
Bislang spielten Bundespost, Militär, Rundfunkanstalten, Stromerzeuger und andere elektronische Umweltverschmutzer - unterstützt von ihnen gewogenen Wissenschaftlern - die Gesundheitsrisiken des Elektrosmog herunter. Die gültigen Grenzwerte, so ihr Argument, würden fast nirgendwo überschritten und böten ausreichenden Gesundheitsschutz. Dabei erklärte selbst das Bonner Umweltministerium kürzlich, Langzeituntersuchungen über Schadwirkungen elektromagnetischer Wellen seien nicht bekannt. Dies jedoch ist nur die halbe Wahrheit. Denn zahlreiche Studien aus aller Welt zeigen, daß der Elektrosmog bei vielen Krankheiten eine Rolle spielen kann - von Kopfschmerz und Übelkeit bis hin zu Krebs.
Als erste bemerkten russische Ärzte Mitte der 60er Jahre die Folgen des Elektrosmog. Arbeiter in einer Hochspannungs-Schaltanlage litten häufig unter Kopfschmerzen, Müdigkeit sowie nachlassender Libido. In der Folge legte die UdSSR äußerst niedrige Grenzwerte für die elektromagnetische Belastung fest. Selbst heute noch liegen sie teilweise hundert- bis tausendfach unter denen des Westens.
Im Jahr 1979 fanden US-Wissenschaftler heraus, daß Kinder in Denver, die an Leukämie litten, unverhältnismäßig häufig in Häusern in der Nähe von Starkstromleitungen wohnten. Spätere Untersuchungen bestätigten die Entdeckung. Weitere Studien ließen ein zehnmal größeres Krebsrisiko für Männer erkennen, die zehn oder mehr Jahre in elektrotechnischen Berufen arbeiteten. Doch andere Untersuchungen schienen diese Befunde zu widerlegen. US-Biologen entdeckten einen möglichen Grund dafür. Um krank zu machen, mußten im Tierversuch bestimmte Arten von Feldern zusammenwirken. Beispielsweise überlagert sich die künstliche Strahlung mit dem Erdmagnetfeld. Doch weil sich dieses von Ort zu Ort ändert, wechseln auch ständig die Bedingungen, unter denen ein Strahlenfeld einen Organismus beeinflussen kann.
Demnach könnten biologische Wirkungen der Felder nur unter bestimmten Voraussetzungen auftreten. "Nicht alle Frequenzen sind gleichmäßig wirksam, aber in allen Spektralbereichen gibt es Frequenzen, die wirken können", erklärt der Bioklimatologe Andras Varga vom Hygieneinstitut der Universität Heidelberg dazu. Hauptproblem sei es, die "Empfänger" für die Felder bei Lebewesen aufzuspüren. Bis heute sind hauptsächlich das Auge und die Zellmembran als solche bekannt.
Über das Auge dringt elektromagnetische Strahlung ins Gehirn. Dort - genauer: in der Zirbeldrüse - beeinflußt sie die Bildung des Hormons Melatonin. Es steuert den Tag- und Nachtrhythmus und ist an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt. Bei Ratten reicht ein pulsierendes Magnetfeld von 0,8 Gauß (das entspricht doppelter Erdfeldstärke) aus, um den nächtlichen Melatoninspiegel um 30 bis 50 Prozent zu senken. Überdies kann hochfrequente Strahlung, etwa von Radargeräten, Bausteine der Erbsubstanz DNS (Nukleotide) auseinanderreißen. Dazu genügen schon winzige Energiemengen. Bei der Neuverknüpfung verwechseln die Nukleotide zuweilen ihren molekularen Partner. Durch den resultierenden genetischen Fehler ist Krebs programmiert. In den USA fanden Ärzte ein derart neuformiertes Gen (Onkogen) in Blasenkrebszellen.
Was Elektrosmog noch anrichten kann, zeigt ein Experiment von Vargas. Er bestrahlte Hühnerembryos mit unterschiedlichen Feldern. Das Resultat: Starke Strahlung in den ersten drei von 21 Bruttagen reichte aus, um alle geschlüpften Küken nach fünf Tagen zu töten. Bei schwächerer Bestrahlung kamen noch bis zu zehn Prozent der Tiere mit Mißbildungen zur Welt. Die dabei eingestrahlte Energie lag noch unter dem amtlichen Grenzwert. "Wie will man schwangere Frauen schützen, wenn sich die Abstrahlung einer elektrischen Schreibmaschine nicht einmal von fünf Milimeter dickem Eisen abschirmen läßt?", fragt der Heidelberger Forscher.
Mittlerweile kennen die Forscher noch weitere Wirkweisen der elektromagnetischen Felder:
• Sie können sich in die Nervenbahnen einkoppeln. Kopfschmerz, Muskelfehlreaktionen, aber auch Aggressivität sind mögliche Folgen.
• Sie beeinflussen die Aktivität von Enzymen im Körper, indem sie die chemische Bindung zwischen Metall-Atomen und Proteinen lockern. Zahlreiche lebenswichtige Enzyme enthalten Metalle (häufig Kalzium) als funktionales Element.
• Selbst die schwachen 50-Hertz-Felder von Stromleitungen im Haus erzeugen im Körper Wirbelströme, welche auf die Zellmembran wirken. Dort verändert sie die Struktur sogenannter Rezeptor-Moleküle, was die Biochemie der Zelle beeinflußt. Fehlerhafte Proteine können entstehen.
• Rote Blutkörperchen enthalten das eisenhaltige Molekül Hämoglobin, das Sauerstoff anlagert. Felder können die Reaktionsfähigkeit der Sauerstoffatome steigern, die erhöhte Bildung krebserzeugender Stoffe ist ein mögliches Resultat.
• Mikrowellen können im Körper "thermisch" (wärmend) wirken. Dabei geben sie ihre Energie an Wassermoleküle ab, die sich aufheizen. Seit dem Zweiten Weltkrieg behaupten Radartechniker, ihre Geräte "hören" zu können. In den 70er Jahren fand sich die Erklärung. Die Wellen erhitzen kleine Areale im Hirn bis zu zehnmal stärker als deren Umgebung. Zieht sich das warme Gewebe wieder zusammen, entstehen hörbare Druckwellen. Bei großen Energien lassen Mikrowellen das Blut gerinnen und führen zum Herzstillstand.
• Blätter und Nadeln von Bäumen haben Antennenform und nehmen hochfrequente elektromagnetische Felder auf. Einige Forscher sehen hierin den wahren Grund für das Waldsterben.
Trotz dieser Detailkenntnisse steht der direkte Beweis, daß Elektrosmog bestimmte Krankheiten verursacht, noch aus. Doch das Lüneburger Urteil hat ein Zeichen gesetzt. Plötzlich erkannte das Bundesforschungsministerium dringenden Forschungsbedarf und gab entsprechende Studien in Auftrag. Selbst die Post nimmt das Risiko nun ernst. Wohl nicht zuletzt, weil weitere Bauverbote für Mobilfunknetze das "Aus" bedeuten können, streben Expertengremien eine Absenkung der Grenzwerte an (in Teilbereichen hält die Post die niedrigeren Werte schon heute ein). Zeigen die jetzt beginnenden Studien dennoch ein Gefährdungspotential auf, bleibt nur eine Lösung: Die milliardenteure Verkabelung für die Übertragung von Funk, Radio und Fernsehsendungen sowie die Stillegung anderer gefährlicher Strahlungsquellen.
NIEDER-ERLENBACH. Das Stadtentwässerungsamt ist derzeit mit Kanalisierungsarbeiten auf der Straße Alt-Erlenbach beschäftigt. Während der Arbeiten, die sieben Monate dauern werden, ist die Straße zwischen den Wegen Am Steinberg und Neue Fahrt gesperrt.
Lediglich für den Anliegerverkehr bleibt die Zufahrt jeweils bis zur Baustelle frei. Die Straße "Alte Fahrt" wird während der Kanalarbeiten an der Kreuzung Alte Fahrt / Alt-Erlenbach Sackgasse. *fs
Mit "etwas Ähnlichem wie Punk" kamen die Erfolge
FRANKFURT A. M. Seit fünfzehn Jahren mischen sie schon in der Frankfurter Musikszene - und auch außerhalb der Mainmetropole - mit. Die Zeit der größten Erfolge ist zwar vorbei, doch auch im Jubiläumsjahr können sich die Verkaufszahlen ihrer Tonträger sehen lassen: Gemeinsam mit Eintracht-Trainer Dragoslav ("Stepi") Stepanovic produzierten sie kurz vor Ende der vergangenen Fußball-Saison die "Eintracht-Hymne" und verkauften bis Saisonende noch knapp 10 000 CDs: die Strassenjungs gehören irgendwie zu Frankfurt.
Die Idee mit dem "Eintracht"-Song hatte der neue Sänger der Strassenjungs, Andy Mengler. Selbst Fußball-Fan, bat er "Stepi" so lange um stimmgewaltige Unterstützung, bis dieser schließlich zusagte. Die Tatsache, daß der Erlös der CD an "Integrationssport Hessen" gespendet wird, räumte letzte Zweifel bei Stepanovic aus. Und nach Meinung von Strassenjungs-Produzent und Komponist Nils Selzer hat "Stepi wirklich Talent". Mit vielen "professionellen" Musikern habe er weitaus mehr Schwierigkeiten gehabt, etwas Gutes auf Band zu bringen, als mit dem jugoslawischen Fußballtrainer und Kneipenwirt. Der Lohn: "13 Fernsehauftritte hatten wir in einem Monat - mehr als die ganzen Jahre davor", sagt Selzer, der bis vor zwei Jahren selbst noch Sänger der Strassenjungs war.
Zehn Langspielplatten, mehr als 600 Live-Auftritte und insgesamt mehr als 200 000 verkaufte Tonträger, von der LP bis zur CD - darauf blicken die Musiker nach 15 Jahren Deutschrock zurück. "Angefangen hatte alles chaotisch", erinnert sich Selzer. Zwei Frankfurter Freaks, ein Texter und ein Musiker, versuchten 1977, "so etwas Ähnliches wie Punk" zu produzieren. Eine große Frankfurter Plattenfirma nahm sich des Experiments an und trennte sich genauso schnell wieder von den Strassenjungs, wie sie diese ins Programm genommen hatte. "In beiderseitigem Einverständnis", grinst Selzer, "wurde der Vertrag aufgelöst."
Die eigentliche Zeit als "Independent-Band" hatte begonnen: Die Nase voll von den "Musikfunktionären", gründete Selzer seine eigene Plattenfirma "Tritt Records" und begann, mit geliehenem Geld die erste "unabhängig produzierte" LP "Wir ham ne Party" zu verwirklichen. Ein lockerer Vertriebszusammenschluß, der später unter dem Namen "Energie für Alle" (EfA) bekannt wurde, und Auftritte bei Großveranstaltungen wie den "Rock-gegen-Rechts"-Festivals machten die Strassenjungs schnell in ganz Deutschland bekannt. Ihre zweite Eigenproduktion "Los!" verkaufte sich in der ersten Woche nach ihrem Erscheinen bereits mehr 10 000mal - und die Strassenjungs waren mehr als ein Jahr lang ganz oben in den Independent-Charts vertreten. Ihre Songs wurden auf Demonstrationen genauso gesungen wie bei anderen politischen Veranstaltungen, Lieder wie "Bankfurt" oder "Freßgass" erinnern an die Zeit, als Frankfurt seinen Büro- Boom noch vor sich hatte.
Mit dem Abebben der "Neuen Deutschen Welle" wurden die Frankfurter, die einen Stil irgendwo zwischen Rock 'n' Roll, Punk und New Wave in zeitgemäßer Weise spielen, für tot erklärt. Vor allem die Musikpresse ließ kein gutes Haar mehr an irgendeiner Band, die noch deutsche Texte sang, obwohl der Trend schon wieder vorbei war.
Doch die Strassenjungs blieben mit Fleißarbeit dabei; viele Schallplatten und Konzerte folgten. Und noch heute füllen sie Hallen in München ebenso wie in Flensburg. Nils Selzer hörte aus gesundheitlichen Gründen 1990 auf, bei Live- Auftritten zu singen. "Außerdem der Streß", sagt er in einem Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau, "der war schlimm. 24 Stunden Autobahn, Hotelzimmer, leere Konzerthalle vor und nach dem Konzert für letztlich nur 90 Minuten Auftritt - das macht irgendwann keinen Spaß mehr." Er beschränkt sich seitdem auf Studioaufnahmen, Manager- und Toningenieurarbeiten für die Band und die Organisation seiner Firma "Tritt Records".
Anfang dieses Jahres erschien die zehnte Langspielplatte "Duell" mit gewohnten schnellen Rocksongs, etwas später der Eintracht-Song, von dem Selzer eigentlich dachte: "Naja, ein Lied für die paar hundert Eintracht-Fans unter unseren Anhängern . . ." Aus den "paar hundert" wurden immerhin 10 000.
Obwohl es die Strassenjungs seit 15 Jahren gibt, ist das Durchschnittsalter der Musiker niedriger als in den Gründungsjahren. Nach und nach wechselten einzelne Musiker, so daß bei der heutigen Formation mit Andy Mengler (Gesang), Volker Picard (Baß), Torsten Dechert (Schlagzeug) und Micha Liebert (Gitarre) keines der Gründungsmitglieder mehr dabei ist.
Darauf weist Selzer hin und erzählt lachend von dem "idiotischen Zeitungsmenschen", der kürzlich schrieb: "Den Frankfurter Altrockern merkte man ihr Alter an." "Das kann ja wohl gar nicht sein", sagt der Texter und Produzent und setzt dagegen: "Bands kommen und gehen, die Strassenjungs bleiben bestehen." col
Die Gemeinschaftliche Agrarpolitik (GAP) hat schon seit Jahrzehnten auf europäischer Ebene den Stellenwert einer "Bundespolitik". Die GAP zieht immerhin noch 56 Prozent aller Mittel im Haushaltsvoranschlag 1992 der EG auf sich. Nur hier hat die EG eine eigene, unabhängige politische Kompetenz, die sich in etwa mit wichtigen Bundespolitiken in Deutschland oder in den USA vergleichen läßt. Nur hier verfügt die EG über eine eigenständige Besteuerungsgrundlage, kann sie sich, zumindest teilweise, von nationalen "Beiträgen" lösen, also sich von einer Abhängigkeit emanzipieren, die sie in allen anderen Bereichen bestimmt und oft bewegungsunfähig macht.
Das strukturelle Element der GAP, die Abteilung Steuerung in der EAGFL (Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft - Anm.d. Red.), spielte bisher, verglichen mit der Preisstabilisierung, also der Abteilung Garantie der EAGFL, keine bedeutende Rolle. Eine restriktivere Handhabung der Subventionen für landwirtschaftliche Erzeugnisse, die auf EG-Ebene in den achtziger Jahren begann und sich amtlich erstmals im Green Book niederschlug, begrenzte immerhin das Wachstum von Ausgaben für die GAP. Die Kommission schlug vor, die GAP von Preissubventionen "abzukoppeln" und die "langfristige Reform der GAP" an einer "Rückkehr zum Markt" zu orientieren. Das Green Book "forderte dazu auf, Preissubventionen zu verringern, den Anschluß an die Weltmarktpreise zu finden, dabei allerdings gleichzeitig die landwirtschaftlich Tätigen unmittelbar durch Einkommenstransfers teilweise und gezielt zu unterstützen, und zwar gänzlich abgekoppelt davon, in welchem Umfang sie landwirtschaftliche Produkte erzeugen".
Soweit "abgekoppelt" wird, werden aus Preissubventionen Einkommenstransfers - wird also aus Agrar- unmittelbar Sozialpolitik. Allerdings ist diese Entwicklung auf einen Sektor und eine Statusgruppe begrenzt (Zelle 1; Schaubild). Ein garantiertes Grundeinkommen für europäische Landwirte wird - und das ist bemerkenswert - allerorten für ein wirksames Heilmittel gehalten und auch von orthodoxen Verfechtern der Marktwirtschaft in der EG verfochten. Der Kampf gegen "landwirtschaftliche Sklerose" im EG- Bereich heiligt die Mittel. Über ein landwirtschaftliches Grundeinkommen wird allerdings streng getrennt von einem EG- weiten allgemeinen Grundeinkommen diskutiert; die leisere Diskussion findet, von der Kommission unterstützt, auch auf EG-Ebene statt.
Wenn die GAP so umgebaut wird, daß sie keine güterbezogenen, sondern einkommensbezogene Leistungen erbringt, wird es erheblich schwieriger sein, sie wie bisher von Ansprüchen anderer europäischer Interessengruppen abzuschirmen, wie organisationsfähig sie auch immer sein mögen. Die rein sektoral und partikular ausgerichteten Bündnispolitiken der Mitgliedstaaten in der Agrarpolitik verlören ihren Halt. Sie könnten von übersektoralen Verhandlungssystemen abgelöst werden, die allgemein auf gesellschaftliche Klassen und deren soziale Probleme orientiert sind. So könnten EG-weit Auseinandersetzungen institutionalisiert werden, die deren "neue Agrarpolitik" in eine immer umfassendere europäische Sozialpolitik hineintrieben.
Die erste "Abkoppelung", die von einer Preisstützung für landwirtschaftliche Güter, ginge Hand in Hand mit einer zweiten, der "Abkoppelung" von der Landwirtschaft selbst. Da die Süderweiterung der Gemeinschaft Staaten in die EG aufgenommen hat, die in ganz erheblichem Umfang noch durch Erwerbstätigkeit in der Landwirtschaft geprägt sind, würde ein EG-weites Grundeinkommen für Landwirte in der Peripherie einem allgemeinen Grundeinkommen für alle Bürgerinnen und Bürger ohnehin recht nahe kommen. In den Ländern der ursprünglichen EG 6 hingegen, in der die landwirtschaftlich Beschäftigten heute - anders als in den frühen fünfziger Jahren - eine verschwindende Minderheit unter den Beschäftigten ausmachen, ginge von einem landwirtschaftlichen Grundeinkommen als solchem keine unmittelbare, keine strukturelle sozialpolitische Wirkung aus.
Betrachtet man eine solche Transformation der europäischen Agrarpolitik aus der Perspektive eines europäischen "Sozialstaats", so erzeugte sie ein Netz von Ansprüchen, das einem allgemeinen Grundeinkommen, eine subsidiär ansetzenden allgemeinen Sozialpolitik, recht ähnlich sähe. Diese Entwicklung zu einem europäischen Sozialstaat unterschiede sich deutlich vom deutschen Entschädigungsmodell. Die Hoffnungen, die ein Thomas Humphrey Marshall auf "soziale Bürgerschaft" und soziale Rechte gesetzt hatte, als er über die Entwicklung Großbritanniens und die der westlichen Länder nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb, diese Hoffnungen könnten sich nun auf europäischer Ebene wieder mit Chancen der Verwirklichung verbinden. Alle europäischen Bürgerinnen und Bürger hätten Ansprüche auf derartige Leistungen, sei es unabhängig - als allgemeines Grundeinkommmen - oder abhängig von Einkommen und Vermögen - eben als allgemeine, sozialhilfeähnliche Grundsicherung. Selbst wenn diese Entwicklung nur auf eine europäische Sozialhilfe hinausliefe, bezöge sie sich potentiell auf alle gesellschaftlichen Gruppen. Sie würde aber nicht alle oder auch nur die meisten Risiken auffangen können - nur das Risiko, kein Mindesteinkommen zu haben. Eine derartige Entwicklung führte zur EG als "partiellem Wohlfahrtsstaat" (Zelle 2, Schaubild). Auch hier ist es schwer, eine Grenze zu ziehen und es ist nicht auszuschließen, daß dieses Netz sozialer Sicherheit langsam auf andere Risiken erstreckt werden würde.
Die EG hat bislang in Bereichen, die eng mit dem Arbeitsmarkt verbunden sind, beachtlichen Erfolg gehabt, wenn sie postindustrielle Themen aufgriff, so die Gleichheit der Geschlechter und Umweltpolitik. Postindustriell ausgerichtet ist auch ein allgemeines Grundeinkommen - jedenfalls dann, wenn es auf einer allgemeinen EG-Bürgschaft und nicht auf Arbeitsmarktzugehörigkeit aufbaute, ob nun mit oder ohne zeitliche Vorgaben für die Dauer der Beteiligung am Arbeitsmarkt. Dafür bietet die nunmehr umfassend zugeschnittene EG- Bürgschaft in Art. 8a Abs. 1 des Vertrages über die Europäische Union vom Dezember 1991 deutlich verbesserte Ausgangsbedingungen: "Jeder Unionsbürger hat das Recht, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten . . . frei zu bewegen und aufzuhalten."
Betrachtet man die Geschichte der Integration des Gemeinsamen Markts der USA, so mag man an ein "uniform code"- Modell denken, wonach die Kommission ein Sozialgesetzbuch entwickelte, das in den zwölf Mitgliedstaaten der EG aufzugreifen wäre. Ein solches Gesetzbuch könnte den Mitgliedstaaten erhebliche Entscheidungsfreiheiten belassen und ist, technokratisch gesehen, ein sinnvoller Ansatz für eine europäische Sozialpolitik. Ein derartiges Vorgehen ist allerdings grundsätzlich für die Mitgliedstaaten der EG kaum attraktiv: In den westeuropäischen Ländern haben sich - ganz im Gegensatz zum historischen Entwicklungsmuster in den Einzelstaaten der USA - Wohlfahrtsstaaten seit langem voll entwickelt.
Danny Pieters, ein belgischer Sozialrechtler von der Katholischen Universität in Leuven, hat diesem Gedankenexperiment eine andere Wendung gegeben: Ein "Dreizehnter Staat" solle geschaffen werden, die reine Rechtskonstruktion eines "Sozialversicherungsstaats". Die Gemeinschaft möge jenseits von Koordination ein autonomes, alle Risiken umfassendes, auf Beiträgen beruhendes Einheitliches Europäisches Sozialversicherungssystem (ESVS) errichten, das sich zunächst vornehmlich an Wanderarbeitnehmer richtet. Die Mitgliedschaft im ESVS wäre freiwillig, Wanderarbeitnehmer könnten wählen, ob sie sich weiter national versichern und von der EG koordinieren lassen oder der supranationalen Versicherung beitreten wollen; alternativ könnte jeder Versicherungsfall eines Wanderarbeitnehmers vom nationalen System an das ESVS weiterzureichen sein. Biete das supranationale Versicherungssystem Leistungen an, die sich neben den französischen, deutschen und englischen Systemen sehen lassen könnten, so überträfe es schon den Durchschnitt der EG 12. Bietet es bessere Leistungen an als diese drei zentralen Systeme der Sozialversicherung, so prämierte es Mobilität in der EG. Das nationale Versicherungskonto des Wanderarbeitnehmers würde an das ESVS übertragen und dort fortgeführt. Das System könnte zudem von der EG subventioniert werden, da nationale Systeme in der Regel auch subventioniert würden.
Durch ein ESVS verwandelte sich die EG mit einem Schlag von einem fragmentierten Wohlfahrtsstaat (Zelle 1, Schaubild) in einen segmentierten Sozialstaat (Zelle 2). Da die ESVS für Wanderarbeitnehmer zugleich "Zielsystem" für die Harmonisierung nationaler sozialer Sicherungsysteme ist, könnte sie auch Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände auf ein europäisches Tarifvertragssystem orientieren, also auch insoweit einem umfassenden europäischen Sozialstaat (Zelle 4, Schaubild) den Weg bereiten. Eine solche Entwicklung dürfte kaum alsbald zu erwarten sein. Dennoch ist der "dreizehnte Staat" ein fruchtbares Gedankenexperiment: Es zeigt, was es heißt, "Europa durch europäische Sozialpolitik" wirklich zu "europäisieren".
Das Modell der "Europäischen Sozialpolitik-Schlange" (ESPS) zielt darauf, die gesamte sozialpolitische Verantwortung umfassend zu europäisieren. Michel Dispersyn und eine Gruppe belgischer Forscher haben dieses Modell vorgeschlagen. Sie entwickelten für die Sozialpolitik ein Interventionssystem, das sich an die europäische währungspolitische Schlange und das Europäische Währungssystem (EWS) anlehnt. Dieses seit längerer Zeit erfolgreiche erste wirtschaftspolitische "Bein" der Gemeinschaft - es stabilisiert die Wechselkurse durch eine Währungsschlange - wird um ein zweites sozialpolitisches "Bein" ergänzt: Bei der ESPS geht es vornehmlich darum, Sozialleistungen mancher Mitgliedstaaten durch ein automatisch wirkendes Instrument der Umverteilung zu verbessern, welches in einem "Verbundsystem" der Sozialbudgets der EG 12 Staaten wirkt. Ressourcen sollen von den reicheren in die ärmeren Mitgliedstaaten übertragen werden, ohne daß sich die Leistungen in den reicheren Mitgliedstaaten erheblich verringerten. Es geht nicht um einen allgemeinen zwischenstaatlichen Finanzausgleich, sondern um einen rein sozialbudgetären europäischen Finanzausgleich.
Die ESPS soll auf einigen, gleichmäßig angewendeten, statistischen Indikatoren aufbauen, auf grundlegenden Größen, mit denen der Umfang der Mitgliedschaft, das Ausmaß der abgedeckten Risiken und das Niveau der Risikodeckung in der sozialen Sicherung erfaßt werden kann - etwa auf dem Prozentsatz des Bruttosozialprodukts, den das Sozialbudget in Anspruch nimmt, einem aus verschiedenen Indikatoren gebildeten Gesamtindex pro Staat und einem EG-Durchschnitt. Alle diese Meßgrößen sind "blind" festzulegen, also bevor das Ausgleichssystem zu wirken beginnt. So soll ein festes Ausgangsniveau für das System geschaffen werden, auf dem die jährliche Planung im Verhandlungssystem der ESPS aufbauen kann. Sollte sich der soziale Schutz, wie er durch diese Indikatoren dargestellt wird, in Mitgliedstaaten der EG 12 verringern, so schafft die ESPS einen europäischen Konsultations- und Interventionszwang. Die ESPS bildet eine Automatik gegen "soziales Dumping", gegen eine sozialpolitische "race to the bottom", wie sie vielerorts befürchtet wird. Sie zielt aber auf mehr: Sollte ein Mitgliedstaat im Grad seines sozialen Schutzes erheblich niedriger als der Durchschnitt liegen, obliegt es der ESPS, diesen sozialen Schutz zu verbessern, so daß die Abweichung vom normalen Sicherungsstandard so gering wird, wie dies den normativen Vorfestlegungen entspricht. Länder, deren Schutz überdurchschnittlich gut ist, beraten innerhalb der ESPS mit den anderen Mitgliedstaaten, wie sich der Schutz in Ländern verbessern läßt, deren Schutz unterdurchschnittlich ausgebildet ist. (. . .)
Die ESPS führte unmittelbar zu einem umfassenden europäischen Wohlfahrtsstaat (Zelle 4, Schaubild), wenn auch nicht zu einem umfassenden europäischen Sozialstaat. Hier dürfte es sich um die radikalste Betrachtung der Zukunft eines möglichen europäischen Wohlfahrtsstaats handeln. Allerdings entwikkelt die ESPS derzeit nur das europäische Währungssystem radikal weiter, das immerhin wirtschaftlich auf die Transformation der europäischen Volkswirtschaften und ihrer nationalen Geldwirtschaften antwortet - und den nationalen gesellschaftspolitischen Handlungsspielraum einschränkt. Wenn sich Wechselkurse in der EG 12 systematisch aufeinander abstimmen lassen, warum soll das für die Sozialbudgets, für den Umgang der einzelnen Staaten mit sozialen Risiken unmöglich sein?
In dem Schaubild sind modellhaft Entwicklungspfade eines europäischen Wohlfahrtsstaates umrissen. In einem Kontinent, auf dem der umfassende Wohlfahrtsstaat seinen Ursprung genommen hat und auf dem der Sozialstaat, jedenfalls in Nordeuropa, auf nationaler Ebene gut verankert ist, wird es schwerfallen, umfassende europäische Wohlfahrts- oder Sozialstaatlichkeit supranational zu verankern.
Das erste - die ausgeweitete Fonds- Lösung - und das zweite Modell - die abgekoppelte GAP - fügen sich, je nachdem wie sie organisatorisch ausgeprägt werden, gut in einen "zweigeteilten" europäischen Wohlfahrtsstaat ein: Die supranationalen Behörden kümmern sich und die Armen Europas, während national die Sozialpolitik für Mittelschichten und die Sozialversicherung für Beschäftigte gut verankert bleiben. Eine derartige Spaltung wäre nur überwindbar, wenn starke Kräfte auf einen umfassenden europäischen Wohlfahrtsstaat (Zelle 4, Schaubild) drängten.
Eine Spaltung mit umgekehrten Vorzeichen ergibt sich, wenn das dritte Modell wesentliche Entwicklungspotentiale erfaßt. Ein Europäisches Soziales Sicherungssystem (ESSS) bevorteilte ohnehin begünstigte europäische Arbeitnehmer, wenngleich der "Dreizehnte Staat" langfristig umfassender wirken soll. Das vierte Modell, also die ESPS, läßt weniger Raum für eine sozialstaatliche Spaltung. Im Gegenteil, ein europäisches Sozialbudgetsystem zielt darauf, soziale Versorgung in allen zwölf Mitgliedstaaten auf technokratischem Wege umfassend zu verbessern. Die ESPS könnte ein Beispiel für die handwerkliche Qualität sein, die erforderlich ist, um einen "Schlußstein in den Bogen zu setzen, der das Dach einer europäischen Bürgerschaft aufrechterhält".
Soweit diese Entwicklungspfade auf eine stärkere Beteiligung der EG hindeuten - insbesondere durch Rechtsetzung, aber auch über Hausmittel und Personal -, werden wohlfahrtsstaatliche Elemente der Gemeinschaft systematisch ausgeweitet werden. Allein ein "dreizehnter Staat" führte zielsicher zu einem europäischen Sozialstaat. In allen anderen Fällen wird die Schwelle vom Wohlfahrts- zum Sozialstaat auf Gemeinschaftsebene nicht notwendigerweise überschritten. In dem jeweiligen Mitgliedstaat wirkten sozialpolitische Programme, die die EG-Behörden "vorintegriert" hätten. Auf nationaler Ebene mögen diese Programme in einen Sozialstaat "eingebaut" oder getrennt implementiert sein - dies hängt ausschließlich von den rechtlichen Traditionen des Mitgliedstaates und seiner politischen Kultur ab.
Die gestiegenen Herausforderungen im wirtschaftlichen Wettbewerb Westeuropas mit den USA und Japan haben Mitte der achtziger Jahre den entscheidenden Schritt zur europäischen Integration bewirkt. Vielleicht wird dies als Wettbewerb sozialer Systeme langfristig auch zu einem eigenständigen supranationalen sozialen Profil der EG gegenüber den USA und Japan führen. So könnte auch ein wirklich europäischer Wohlfahrtsstaat Gestalt annehmen und die europäische Einigung auf tragfähigeres Fundament stellen. Eine wirtschaftliche Integration allein kann die europäische Integration nicht tragen. Wie schon Tommaso Padoa-Schioppa u. a. 1987 ausführte, wird "die Kohäsionskraft einer politischen Gemeinschaft durch unteilbare öffentliche Güter wie ,Verteidigung und Sicherheit' bewirkt", während "die Bindekraft einer Wirtschaftsgemeinschaft ausschließlich in wirtschaftlichen Vorteilen liegt, die einzelnen Wirtschaftenden zukommen". Ist soziale Sicherung nicht gerade Teil jener "öffentlichen Güter" und jener "Sicherung", um die es bei dieser Integration gehen muß? Dann wird sich die Gemeinschaft nicht entwickeln können, wenn sie ausschließlich eng wirtschaftlich gesehen wird. Sie wird sich auf das Abenteuer einer "Vergemeinschaftung von Sozialpolitik" einlassen müssen oder - die gegenwärtige Logik negativer Integration - das schlichte Beseitigen von Barrieren für Handel und Mobilität - wird über kurz oder lang die Grundlage, das Gemeinschaftliche selbst, aufzehren.
Gegenwärtig wird die europäische sozialpolitische
Szenerie national von dem
Motto geprägt: Jeder für sich und niemand
für alle. Es werden ausschließlich
Märkte integriert. Jeder Mitgliedstaat
hat mit der Wohlfahrt auszukommen, die
er selber schafft. Schon das beschädigt
das unteilbare öffentliche Gut sozialer
Schutz. Schäden nehmen in dem Maße
zu, wie sich die Integration intensiviert.
Die "Eurokraten" haben diese strategische
Lücke der Einheitlichen Europäischen
Akte (EEA) in der zweiten Hälfte
der achtziger Jahre (wieder)entdeckt und
aus dem "Europa der
Bürgerinnen und
Bürger" ein politisches Schlagwort gemacht,
das noch konkret umzusetzen ist.
Bliebe Sozial- und Kulturpolitik abhängig
vom jeweiligen nationalen Wohlstand, untergräbt
dies auf längere Frist auch die
anderen institutionellen Grundlagen der
Gemeinschaft. Die EG paßte sich Schritt
für Schritt ihrem einstigen Konkurrenten,
der EFTA, an - eine Organisation,
die die EG mit einem besseren Modell
der Integration hatte überwinden wollen.
Stellt man auf die logischen Extreme ab, so ließen sich Unterschiede in den Systemen sozialer Sicherung in zweifacher Weise verringern:
"Eine erste Möglichkeit besteht darin, die wirtschaftliche Bedeutung der nationalen Systeme so zu verringern, daß die Unterschiedlichkeiten keinen derart großen Faktor mehr darstellen, daß sie einer wirtschaftlichen Integration hinderlich gegenüberstünden, mit anderen Worten, die wirtschaftliche Bedeutung der sozialen Sicherheit auf den Stand eines Hilfssystems zu senken und die Systeme dann den Mitgliedstaaten anheimzustellen. Die zweite Möglichkeit ist, die bestehende Vielgestaltigkeit der nationalen System sozialer Sicherheit so zu verringern, daß der relativ hohe Schutz in Europa die Wettbewerbsfähigkeit zwischen einzelnen Staaten nicht mehr beeinträchtigt, d. h. die nationalen Systeme der sozialen Sicherheit zu harmonisieren."
Niemand macht sich für die erstgenannte Alternative stark. Allerdings geschieht auch nicht viel, um die zweite Alternative zu verwirklichen. Die vorgegebene Sozialstruktur und das institutionelle Gefälle innerhalb der EG sind aber derart, daß ein Nichthandeln, ein "Aussitzen", einen laufenden langsamen Prozeß der "Anpassung nach unten" ("race to the bottom, leveling down") bzw. des "Einfrierens" auf den Status quo unterstützt. Die Herausforderung liegt somit darin, die Gemeinschaft aktiv als Wohlfahrts- und dann Sozialstaat zu entwickeln. Die Entwicklungsmöglichkeiten eines sozialen Europas hängen davon ab, wie die "Interdependenzen" zwischen den Mitgliedstaaten wachsen. Diese "spillovers", diese Vernetzungen mögen dazu führen, daß die Gemeinschaft der zwölf zunehmend auch soziale Folgen intensiverer Marktintegration aufgreifen und als Gemeinschaft unmittelbar auf vormals rein nationales Terrain vordringen muß. Im letzten Jahrzehnt hat sich gezeigt, daß die EG im Bereich der Geld- und Finanzpolitik, wie auch des Umweltschutzes eine viel größere Bedeutung erlangt hat als man je annahm. Dies geschah jeweils deshalb, weil diese Politiken als notwendige Folgefolgen derjenigen Integrationsprozesse galten, die schon stattgefunden hatten. Manche sehen schon jetzt eine Harmonisierung der Sozialpolitik als weitere Folge von Vergemeinschaftung. Diese "Folgenabsorption" durch die EG beschleunigt sich in dem Maße, wie eine wirkliche oder auch nur vermeintliche Abbauspirale sozialer Leistungen festzustellen ist; ein solches "social dumping" ist in den Nationalstaaten des Nordens schon seit einigen Jahren ein heftig umstrittenes Thema und dürfte die nationalen Auseinandersetzungen in dem Maße verschärfen, wie die Mobilität innerhalb Europas - und die Mobilität nach Europa - und wie die Handelsverflechtung zunimmt.
Auch institutionelle Interdependenzen sind zu berücksichtigen, die sich aus einer Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen Gemeinschaft und Mitgliedstaaten ergeben. Nationale Regierungen und Parlamente erkennen erst langsam, daß ihre Möglichkeiten, soziale Konflikte national durch sozialpolitik zu entschärfen, immer geringer werden: Sie können ihre Leistungen nicht mehr auf die eigenen Bürgerinnen und Bürger beschränken, und viele Leistungen können sie nicht einmal mehr auf ihr Territorium beschränken. Sozialreformen, wie etwa die Einführung einer "Mindestrente" in der Bundesrepublik, seinerzeit von Ulf Fink für Berlin im Bundesrat initiiert, unterblieben: Ein Großteil der Leistungen wäre nicht an Deutsche in Deutschland, sondern an EG-Bürgerinnen und -Bürger geflossen, die kurzzeitig in Deutschland gearbeitet haben und deshalb, wo immer sie sich aufhalten, einen Anspruch auf anteilige Rentenversicherung und entsprechende Zuschläge erworben hätten. Will man solche Reformen dennoch durchsetzen, ist eine unmittelbar europäische Lösung anzustreben - oder man bescheidet sich damit, jede nationale Sozialreform einzufrieren. Auch kultureller Druck und Werthaltungen sind zu berücksichtigen. Die EG 12 kann sich kaum soviel an Ungleichheit erlauben, etwa als sichtbare, wachsende städtische Armut, wie dies in den USA seit langem geschieht. Geteilte wohlfahrtsstaatliche und religiöse Traditionen, höhere Sozialdichte und größere Unausweichlichkeit weisen eher auf einen Ausbau sozialer Bürgerschaft als europäische Lösung hin, denn darauf, eine Abbauspirale nationaler sozialer Bürgerrechte zuzulassen. Europäische Bürgerschaft ist schon jetzt ein zentrales Thema, wenn es darum geht, Außenseiter und Privilegierte zu definieren, nämlich im Konflikt zwischen der EG 12 und den Ländern, die östlich und südlich dieser EG 12 gelegen sind.
Eine entscheidende "Interdependenzschwelle" dürfte in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre mit einer einheitlichen europäischen Währung überschritten werden, wie sie in Maastricht im Dezember 1991 beschlossen wurde. Eine einheitliche Währung nimmt den beteiligten Mitgliedstaaten ihren gewohnten sozialpolitischen Handlungsspielraum: Entwicklungsnachteile können nicht mehr durch Abwertung (mit gesellschaftspolitisch gleichen Wirkungen für alle Einkommen und Vermögen) ausgeglichen oder durch eine eigenständige Politik der Staatsschuld kompensiert werden. Die einheitliche Währung bewirkt eine vereinheitlichte Fiskalpolitik der Mitgliedstaaten, jedenfalls verringern sich die großen bisherigen Abweichungen. Das Druckpotential, das die Währungsunion auf die Sozial-, Regional- und Konjunkturpolitik ausübt, ist bislang kaum hinreichend bedacht worden. (. . .)
Zu bedenken ist bei alldem auch, welche Folgen ein Europa der mehreren Geschwindigkeiten ("l'Europa à plusieurs vitesses") für die europäische Einigung haben kann. Ein solches Europa schlägt seit Maastricht auf die Struktur der EG durch. Mit unterschiedlicher rechtlicher Bedeutung sind im Dezember 1991 (zugunsten des Vereinigten Königreichs) für Währungs- wie Sozialunion "Ausstiegsklauseln" vorgesehen worden, die nicht miteinander verkoppelt sind. Im Falle der Währungsunion dürfte das kaum kritisch werden: Kommt eine einheitliche kontinentale Währung zustande, ist England schon wirtschaftlich gezwungen, Anschluß zu finden und beizutreten. Bei der Sozialunion besteht kein solcher faktisch wirkender "Anschluß- und Benutzungs"- Zwang - eher im Gegenteil.
Die Entwicklungspfade europäischer Wohlfahrtsstaatlichkeit, die ich umrissen habe, paßten in ein sauberes, logisches Vier-Felder-Schema. Die Wirklichkeit der Integration wird sich kaum den klaren Grenzlinien zwischen vier Zellen fügen. Die Entwicklung wird nicht allein einen Pfad benutzen, sie wird unterschiedliche Pfade auf einmal gehen und sie miteinander verknüpfen; sie wird auch gleichzeitig in gegensätzliche Richtungen ausschlagen. Als "zusammenhangloses Durchwursteln" ("disjointed incrementalism") bezeichnet man dieses klassische Politikmuster in der amerikanischen Politikwissenschaft. Die zwei von mir zuerst untersuchten Modelle - vor allem das zweite - haben die größten Chancen, verwirklicht zu werden. Insoweit bestehen große Institutionen, die ständig wachsendem Reformdruck ausgesetzt sind. Das Feld für größere institutionelle Veränderungen ist weit offen und es finden sich bei den Mitgliedstaaten, insbesondere an der Peripherie der EG, auch Akteure, die alternative Entwicklungspfade verfolgen und derartigen Wandel systematisch herbeizwingen. Schon jetzt sind starke, herkömmliche Interessenorganisationen (Landwirte, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände) auf der EG-Ebene präsent, ebenso wie "neue soziale Bewegungen", die sich schon seit längerem auf Auseinandersetzungen mit "Brüssel" eingelassen haben. Der Umstellungs-"Schock" einer Währungsunion mag das seine tun, um dem Reformdruck klarere Wege zu weisen."
Als der Eiserne Vorhang Osteuropa abtrennte, gab es in Westeuropa kaum großen Zeitdruck für politische und soziale Integration. Heute wird Europa schon wegen der absehbaren Migration kaum überleben können, wenn es nur einen gemeinsamen Markt ausbildet und die politische und soziale Integration vernachlässigt. Ein (Bürger-)Krieg wird nur wenige Kilometer vor den Grenzen der EG geführt. Vom Süden und verstärkt von Osten zeichnen sich gesamteuropäische Wanderungen ab, die Westeuropa zwingen, europäische Bürgerschaft klar zu umreißen und eine gemeinsame Rechtsordnung für diese Immigration zu schaffen. Zusätzlich wächst der Druck auf Umverteilung, der von außerhalb auf die EG ausgeübt wird, sei es durch die ehemals sozialistischen Länder, sei es durch angrenzende Länder der Dritten Welt bzw. frühere europäische Kolonien. Eine gut finanzierte, langfristige Investitionspolitik in beiden Richtungen können die einzelnen Mitgliedstaaten kaum leisten, so daß die Europäische Gemeinschaft als Ganzes herausgefordert ist. Geschieht derartiges nicht, so könnte die EG selbst - bzw. ihr als "gatekeeper" exponiertes Mitglied - provoziert sein, auf mittlere Frist an der Oder eine "neue Mauer" zu errichten. Die "europäische" Entwicklungspolitik, die die EG jetzt schon verfolgt, wird ihre ausschließliche Ausrichtung auf den (auch inneren) Nord- Süd-Konflikt verlieren. Zusätzlich wird die EG sich am (äußeren) Ost-West-Konflikt orientieren und dafür entsprechende Institutionen schaffen. Damit könnte ein "supranationaler" vollends zu einem internationalen Wohlfahrtsstaat werden. Neue "Strukturfonds" werden in Konkurrenz mit den alten treten. Externe Konstellationen dieser Art ergänzen die internen Druckkonstellationen, die auf ein soziales Europa hinweisen.(. . .)
Museen in Frankfurt: Das sind nicht nur die Häuser am Museumsufer, das sind auch kleine Zimmer, Kellerräume, in denen Dinge von Privatleuten zusammengetragen wurden. Wir stellen Frankfurter Privatmuseen vor.
Auf den alten Holzregalen stehen dicht an dicht, ein bißchen staubig und vergilbt, die Bücher, in denen es sich endlos schmökern läßt. "In diesen alten Büchern kann man so viele moderne, aktuelle Ideen entdecken", sagt Elfriede Bomze- Bamberger, die das Deutsche Albert- Schweitzer-Archiv in der Neuen Schlesingergasse leitet. Sie findet es wichtig, daß die Besucher sich ganz in Ruhe aus dem vielen Material, das im Archiv zur Verfügung steht, ihr eigenes Bild des Theologen und Arztes zusammensetzen können.
Doch läßt die Leiterin den Besucher nicht allein: Gerne beantwortet sie Fragen, führt Schulklassen durch das Archiv und hilft beim Auffinden von Schriften. Dabei ist ihre Bewunderung für den Mann zu spüren, der, nachdem er bereits einige Jahre in der Kirche gearbeitet hatte, noch einmal anfing, Medizin zu studieren, um mitten in Afrika, im Staat Gabun, ein Urwaldhospital einrichten zu können. Das Archiv will nicht nur über dieses Projekt in Lambarene informieren: Alle Mittel, die nicht zuletzt durch die eifrige Öffentlichkeitsarbeit zusammengetragen werden, sollen dem Hospital zugute kommen. So ist auch der Träger des Museums der "Deutsche Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital Lambarene."
"Wir wollen hier ganz bescheiden bleiben", sagt die Leiterin. Das Angebot des damaligen Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann, ein Haus am Mainufer zu beziehen, wurde abgelehnt. Für das Museum, das nur einen, allerdings rund 100 Quadratmeter großen Raum einnimmt, war und ist es wichtiger, den direkten Kontakt mit dem Besucher zu pflegen und ihn mit den Ideen Schweitzers vertraut zu machen. Die Sparsamkeit des Museums, das einen vergleichsweise geringen Zuschuß von 2000 Mark zur monatlichen Miete erhält, ist für Elfriede Bomze-Bamberger auch die Fortsetzung und Umsetzung der Gedanken Schweitzers. "Albert Schweitzer hat ja selbst immer geguckt, wo er sparen konnte", sagt sie und zeigt auf einen Briefumschlag, der von Schweitzer zweimal verwendet, auf der Innenseite noch einmal beschrieben wurde. Solche Erinnerungsstücke, die die "private" Seite des Friedensnobelpreisträgers zeigen, gibt es jedoch im Archiv nur wenige.
"Wir wollen hier ja auch keinen Personenkult betreiben", so die Leiterin, wenn sich auch das Bild Schweitzers im Archiv annähernd lückenlos zusammenfügen läßt. Doch selbst die Erinnerungsstücke, die die Sammlung des Museums bilden, dokumentieren vor allem sein Wirken als Arzt und Vertrauter der Kranken: Viele Fotos zeigen das Leben in Lambarene, in den Vitrinen liegen Armreifen aus Holz, Tierfiguren aus Speckstein, die die Kranken gefertigt haben, ein Koffer, mit dem Schweitzer nach Lambarene reiste. An den Wänden hängen Strohmasken.
Beim Betreten des Raumes fällt der Blick allerdings viel eher auf die gelb gestrichene Empore, hinter der die Mitarbeiter einen Computer für die Archivierungsarbeiten aufgebaut haben und die Büroschränke in Thekenhöhe, hinter denen - nach offiziellem Stellenplan 2,5 - Mitarbeiter damit beschäftigt sind, Unterlagen, teilweise noch aus dem Nachlaß Schweitzers, auszuwerten, Post zu beantworten, die Bibliographie zu vervollständigen. "Ganz schön ehrenamtlich" ist deshalb für Elfriede Bomze-Bamberger auch die Arbeit, die von den vielen Helfern erledigt wird. Gäbe es die nicht, könnte das Archiv sein Ziel nicht erreichen: alle privaten Spenden nach Lambarene zu schicken.
Albert-Schweitzer-Archiv und Museum, Neue Schlesingergasse 22 - 24, Telefon 069 / 28 49 51, geöffnet täglich (außer montags) von 10 bis 16 Uhr; und nach Vereinbarung. CONSTANZE ANGERMANN
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OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN I
FRANKFURT A. M. Beim Hochsprung hat Herbert Knab (Name von der Redaktion geändert) keine Probleme. Nach einem etwas zögerlichen Anlauf überspringt er die Höhe von 1,10 Meter mit einer Technik, die in keinem Lehrbuch steht. Gelaufen ist er auch in einer zufriedenstellenden Zeit. Den für das Sportabzeichens vorgeschriebenen Kugelstoß hat er mit dem linken Arm absolviert. Dennoch wird Herbert Knab das Sportabzeichen niemals erwerben. Denn in Bahnen schwimmen ist Pflicht. Und das kann er wegen seiner Behinderung nicht.
Von einem Unfall behielt er Koordinationsschwierigkeiten durch eine rechtsseitige Arm- und Beinlähmung zurück. Das macht es ihm unmöglich, im Wasser die Richtung zu halten. "Ich schwimme immer nur im Kreis herum. Auch mit Schwimmreifen habe ich es schon probiert, aber es geht halt nicht."
Aber Herbert Knabs Probleme mit dem Sportabzeichen sind eine Ausnahme. Ein dickes Handbuch des Behindertensportverbandes legt fest, welche Leistungen ein Versehrter zu erbringen hat und welche Ausweichübungen erlaubt sind.
Spezialkategorien gibt es für Spastiker und geistig Behinderte - niemand soll sich von den Prüfungen für das Sportabzeichen ausgeschlossen fühlen. Pech für Herbert Knab: im Handbuch ist eindeutig festgelegt - Schwimmen kann nicht gegen andere Übungen getauscht werden.
Dennoch nimmt er jeden Donnerstag am Sportabzeichen-Training der VSG teil. Mittlerweile hat ihn der Hessische Behindertensportverband für seinen Einsatz mit der silbernen und der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.
Hans Hemmerich ist der VSG-Übungsleiter. Und er prüft auch bei den Behinderten aus ganz Frankfurt, ob ihre Leistungen für das Sportabzeichen ausreichen. "Wir sind in Frankfurt die einzigen, die das Sportabzeichen abnehmen können. Alle anderen Behinderten-Gruppen kommen zu uns rüber", erläutert er stolz.
Trotz der Leistungsabschläge für die Behinderten ist er sicher: "Die bekommen nichts geschenkt." Doch kurz drauf warnt er einen Läufer: "Paß auf, daß du dich nicht überanstrengst." Gerade unter Behinderten habe das Sportabzeichen einen hohen Stellenwert. "Das Deutsche Sportabzeichen gibt dem behinderten Sportler Selbstvertrauen; es hilft ihm, zur eigenen Leistungsfähigkeit zu finden", schreibt der Behindertensportverband in seinem Handbuch zu diesem Thema.
Dioxinverseuchtes Kieselrot hat die VSG-Niederrad von "ihrem" Sportplatz an der Sandhofstraße verdrängt. Bis der Platz saniert ist, trainieren die behinderten Sportler im Sommer auf dem Sportplatz der Sport- und Kulturgemeinschaft Frankfurt (SKG) an der Niederräder Hahnstraße. Im Winter spielen sie Tischtennis oder halten sich mit Gymnastik in der Halle der Deutschen Turnschule in der Otto-Fleck-Schneise fit. Auch Kegeln steht in der Wintersaison hoch im Kurs.
Kriegsbehinderte gründeten 1960 die VSG-Niederrad. Sie scheiden allmählich aus dem aktiven Sport aus. Deshalb öffnete sich der Verein in den vergangenen Jahren auch Nicht-Behinderten. Die stellen heute etwa 40 Prozent der Mitglieder.
Bei der VSG haben im vergangenen Jahr 45 Sportler das Sportabzeichen erworben. Dabei hat der Verein lediglich 95 Mitglieder. Eine bessere Quote erreichten 1991 im Sportkreis Frankfurt nur noch zwei Vereine.
Das Sportabzeichen ist nur in dem Jahr gültig, in dem es erworben wurde. Es muß also in jedem Jahr wiederholt werden. Jakob Penner hat die Prüfung bereits 28mal abgelegt. Obwohl er im nächsten Jahr 80 Jahre alt wird, antwortet er auf die Frage, ob er es noch einmal probieren will, lakonisch: "Ich will." kan
MAIN-TAUNUS-KREIS III
FRANKFURT-OST. Achill, der tapferste griechische Held vor Troja, war durch ein Bad im Styx, dem Unterweltfluß, bis auf einen Fleck an der Ferse unverwundbar, doch gerade dort hin surrte der von Paris abgeschossene Pfeil: Apollo, der Sohn des Zeus und Griechenfeind, hatte ihn gelenkt.
Ein ähnliches Schicksal, neuerer Zeit allerdings, ereilte in der abgelaufenen Saison den Frankfurter Fußballklub, der sich mit dem Namen dieses Helden geschmückt hat. Der 1980 gegründete Verein "Achilleas", der ein Jahrzehnt lang in der A-Klasse kickte, mußte in den sauren Apfel beißen und stieg in die B-Klasse ab. 17:39 Punkte und 26:67 Tore reichten am Ende nicht für den Klassenerhalt.
"Wir sind nicht entsetzt, weil es passiert ist", sagt Thomas Milosis, Kassierer, Libero und Gründungsmitglied des Vereins, der hauptberuflich einen Kiosk an der Mainzer Landstraße betreut. Nach seiner Meinung gibt es für die tapferen Achilleaner noch wichtigere Dinge als den Fußball.
Das Kicken dient nur dem Spaß und als Mittel für vereinte Unternehmungen. Denn die Spieler der ersten und zweiten Mannschaft trainieren zusammen, organisieren große Grillfeten mit Tanz und starten zu gemeinsamen Reisen wie beispielsweise im vergangenen Jahr an die Cote d'Azur.
Da spielt die griechische Mentalität sicherlich eine Rolle. Denn warum sonst kickt der Spielführer, Nikolas Vlachavas, immer noch mit seinen Freunden, obwohl er vom Talent her "bestimmt in der Bezirksliga mithalten könnte" (Milosis). Der junge Mann betrachtet die Angelegenheit Abstieg dann auch gelassen. "Ich denke, wir werden im nächsten Jahr wieder aufsteigen, und wenn nicht, dann ist das auch nicht tragisch", meint er lakonisch.
Im Jahre 1980 gründeten Thomas Milosis und einige seiner Freunde, die alle bei der SG Westend in der Jugend gespielt hatten, den neuen Klub. Der Name wurde in einer demokratischen Abstimmung ermittelt; einer der Griechen zeichnete Achill gekonnt mit Helm, Lanze und Schild: fertig war das Emblem, es konnte losgehen. Selbstverständlich mußten die Fußballer ganz unten anfangen, in der damaligen C-Klasse an. Aber schon zwei Jahre später schaffte die Mannschaft den Aufstieg in die A-Klasse.
"Da gehören wir auch von der Spielstärke hin", betont selbstbewußt Vlachavas. Die letzte Saison verlief etwas unglücklich; hinzu kam, am grünen Tisch wurden Entscheidungen getroffen die den Achilleanern nicht so ganz schmeckten. Aber darüber wollen sie nicht mehr so gerne diskutieren. "Da gibt es nur Ärger", sagt einer von ihnen.
Der Blick der Mitglieder richtet sich nach vorne. Als einer der ersten Vereine hat Achilleas eine "Ü-30" Mannschaft, in der Thomas Milosis demnächst auch mitspielen wird, denn er ist 33 Jahre alt.
Die Vereinsstruktur ist ziemlich schlicht. Jedes Mitglied - derzeit sind alle gleichzeitig Aktive - zahlt im Monat zehn Mark Beitrag. Ablöse und Prämien gibt es nicht. Deswegen sind nach der letzten Saison die drei Jüngsten im Team zu höherklassigen Mannschaften gewechselt. Milosis: "Dort sollen sie Erfahrung sammeln, wir wollen sie nicht aufhalten."
Mit den Beiträgen werden große Feiern finanziert - im Programm des Klubs eine feste Größe. Achilleas ist ein multikulturelles Team. In der ersten Mannschaft spielen neben den Griechen auch ein Türke, ein Italiener und zwei Deutsche. Der "Präsident" ist sogar ein US- Amerikaner: Michael Großhans, genannt "Yankeedoodle", ein Abkömmling deutscher Vorfahren.
Dankbar sind die Achilleaner der Spielvereinigung Oberrad 05, die ihre Anlage am Waldsportplatz mit Flutlicht für das Training von Achilleas zur Verfügung stellt, denn die meisten der Spieler sind berufstätig und können erst abends "antreten". Die Spiele trägt der Verein in Fechenheim aus; dort hatte ihnen die Stadt vor zehn Jahren einen Platz zugewiesen.
Wichtige Entscheidungen werden von der gesamten Mannschaft getroffen; der Tormann Dimitrios Choutos, von Vereinen aus höheren Klassen trotz der vielen Gegentore umworben, ist Vizepräsident und Co-Trainer, der eigentliche Trainer spielt in Rödelheim - es geht kunterbunt zu bei den griechischen "Helden". Milosis formuliert es einmal knapp und präzise: "Hauptsache Spielen",zeigt dabei auf den leichten Bauchansatz und lächelt verschmitzt. Der moderne Achill hat es wohl nicht mehr an der Ferse . . . jot
FRANKFURT A. M. Reicher Norden versus chronisch überschuldeter Süden, Umweltbedrohung in den Ländern der Dritten Welt: Diese und andere entwicklungspolitische Themen standen auf dem Umweltgipfel in Rio oben auf der Speisekarte der alltäglichen Nachrichtenküche. Bei den Wirtschaftswissenschaften an der Universität Frankfurt dagegen wird die Entwicklungspolitik derzeit auf Sparflamme gekocht. Der Lehrstuhl für Außenwirtschaft und Ökonomie der Entwicklungsländer, so die offizielle Bezeichnung, ist seit Monaten verwaist.
Sein bisheriger Inhaber, Professor Hermann Sautter, hatte nach längerem Zögern einen Ruf nach Göttingen angenommen. Der verlockenden Aussicht auf beträchtlich gesteigerte Forschungsmittel konnte sich der Wissenschaftler nicht entziehen, zumal dem Frankfurter Lehrstuhl, einer C3-Professur, nur eine Assistentenstelle zugeordnet ist. Aber selbst Entwicklungsökonomen mit geringem Finanzbedarf können sich derzeit kaum Chancen auf Sautters Nachfolge ausrechnen. Denn hinter den Fachbereichskulissen tragen Betriebswirte und Volkswirte einen zähen Verteilungskampf um jeden vakanten Lehrstuhl aus.
Daß der verwaiste Lehrstuhl den Betriebswirten zufallen soll, will der Dekan des Fachbereichs und Marketing-Experte Klaus Peter Kaas noch nicht bestätigen. Er und seine Kollegen seien "mitten in den Überlegungen" zu einer Vielzahl struktureller Fragen. Gemeint ist damit das Problem der Überlast im Fach Betriebswirtschaftslehre (BWL), das die Dozenten schon seit den 80er Jahren plagt. Laut Statistik ist die Zahl der eingeschriebenen BWL-Studenten zwischen 1981 und 1991 um etwa 120 Prozent gestiegen. Bei der Volkswirtschaftslehre (VWL) ist dagegen ein geringer Rückgang der Vergleichszahl von fünf Prozent zu verzeichnen gewesen.
"Die Kapazitäten entsprechen dem nicht", kommentiert Kaas das Verteilungsproblem. Das Verhältnis von VWL- zu BWL-Professuren betrage etwa 9:11. Aber nicht nur den BWL-Professoren ist daran gelegen, den Anteil der volkswirtschaftlichen Lehrstühle zu senken. Auch von seiten des hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst sind die Ökonomen zur "Umverteilungsdiskussion angehalten, bevor sie neue Stellen anfordern".
Dietrich Blankenburg, Referent für die Universität Frankfurt im Wiesbadener Ministerium, läßt seine Offensive nicht mit der Aufforderung zur Selbsthilfe bewenden. Er möchte den Rotstift insbesondere bei der Studien- und Prüfungsordnung der Wirtschaftler ansetzen, die er für überkommen hält. Klage führt der Hochschul-Experte dabei nicht etwa über das Ausmaß der Studienanforderungen, sondern über das Spektrum der Wahlmöglichkeiten. Während den BWL- und VWL-Studenten im Bundesdurchschnitt neun bis elf Optionen für ihr jeweiliges Wahlfach offenständen, würden in Frankfurt 30 Fächer angeboten.
Nach Einschätzung von Blankenburg haben gerade die Volkswirte besonderes Interesse daran, diese Vielfalt beizubehalten. Denn abgesehen von einem Pflichtfach in der Nachbardisziplin können BWL-Studenten laut Studienordnung auch über ihr Wahlfach in die Volkswirtschaftslehre hineinschnuppern. "Die VWL-Professoren versuchen im Examen auch bei den BWLern mit Wahlfächern anzukommen", mutmaßt der Ministerialbeamte.
Er glaubt, daß trotz dieser Querverbindungen ein Anteil von einem Drittel aller Professuren für die Volkswirte in etwa der Nachfrage der Studenten entsprechen würde. Beschränkt würde ein solches Rationierungskonzept aber durch gewisse Mindestanforderunge, wie der Hochschul-Fachmann einräumt: "Sie müssen einen bestimmten Fächerkanon anbieten, egal wieviele Studenten es gibt".
Von diesem Grundstock an Lehrstühlen bleibt die Entwicklungspolitik in Blankenburgs Sicht als eigenständige Professur aber ausgeklammert. Sie habe einen "ganz anderen Stellenwert als vor 20 Jahren" und stehe im sonstigen Lehrangebot "mitten drinnen". Die Beschäftigung mit entwicklungspolitischen Themen sei insbesondere an der neu eingerichteten Stiftungsprofessur für Internationale BWL gewährleistet.
Vorerst liegt die Entscheidung über das Schicksal des ehemaligen Sautter-Lehrstuhls jedoch in den Händen des Fachbereichs an der Frankfurter Universität - auch wenn die Ökonomen ihren Strukturplan mit den Wiesbadener Beamten absprechen müssen. "Es hat noch keiner gesagt, daß die Entwicklungspolitik ersatzlos gestrichen werden soll". Was Dekan Kaas nur als mögliche Lösungsvariante anreißt, stellt der Sprecher der Volkswirte, Professor Roland Eisen, als tragfähigen Kompromißvorschlag unter den Ökonomen dar: Vorlesungen und Seminare zur Entwicklungspolitik sollen künftig von zwei anderen Lehrstuhlinhabern zusätzlich übernommen werden, von denen der eine als Agrar-Spezialist bereits jetzt eine Veranstaltung innerhalb des Wahlfachs anbietet.
Daß die Volkswirte bereit sind, Federn zu lassen, kommt nicht von ungefähr. "Wir stehen gewaltig unter Druck von außen und von innen", räumt Eisen ein. Langfristig wollen er und seine Kollegen jedoch auf einer eigenständigen Professur für Entwicklungspolitik beharren. Ende des Jahrtausends, wenn wieder ein Lehrstuhl vakant werde, solle das Fach, so Eisen, in Form einer C4-Professur ausgebaut werden - eventuell in Verbindung mit einem anderen Fach wie Regionalpolitik. "Die Entwicklungspolitik hat so viele Eigenheiten, daß man sie schwierig irgendwo dazwischendrücken kann".
Der nun in Göttingen forschende Entwicklungsökonom Sautter sieht die Bedeutung seiner Disziplin darin, auch solchen Studenten Grundkenntnisse über Fragen der weltweiten Entwicklung und Zusammenarbeit zu vermitteln, die im weiteren Verlauf ihres Studiums andere Schwerpunkte setzen. Gerade in Frankfurt hätten Studenten recht gute Arbeitsbedingungen. Denn mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) seien zwei Einrichtungen vor Ort vertreten, deren Experten den Studenten Einblicke in die Praxis geben könnten.
Auf diese alten Kontakte will nun auch der Volkswirte-Sprecher und designierte Dekan Eisen zurückgreifen, um eine Übergangslösung für die Entwicklungspolitik zu schneidern. Dem Ökonomen schwebt die Gründung eines Seminars für Entwicklungspolitik vor, in dem die "Hardware" des bisherigen Lehrstuhls - Bibliothek, Sekretariat und vielleicht auch eine studentische Hilfskraft - erhalten bleiben sollen. Da der Fakultät dazu aber die nötigen Mittel fehlen, hofft Eisen, in der KfW oder GTZ aufgeschlossene Kooperationspartner zu finden. "Vorsichtige Gespräche" seien bereits im Gange. Doch auch wenn die Entwicklungspolitik für Frankfurt gerettet werden könnte - bereits heute ist abzusehen, daß die Strukturplaner auf die in den nächsten Jahren frei werdenden Lehrstühle schielen. KARIN MODER
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HÖCHST. Für alkoholabhängige Kraftfahrer bietet die evangelische Kirchengemeinde Alt-Höchst ab sofort einen Treffpunkt im Gemeindehaus, Leverkuser Straße 7, an. Die Suchtkrankenhelfer Angelika Feuerstein und Horst Kleuber leiten dort jeweils mittwochs von 18 bis 21 Uhr einen Gesprächskreis.
Darüber hinaus führen sie auf Wunsch auch vertrauliche und kostenlose Beratungsgespräche mit alkohol- und tablettenabhängigen Menschen. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 0 61 95 / 6 49 77; dort kann man sich auch anmelden. tos
FRANKFURT A. M. "Frankfurt hat eine Vorbildrolle unter den Betriebssportbezirken aus ganz Deutschland." Anerkennende Worte von Erich Bauer, dem Vorsitzenden des Betriebssport-Verbandes Hessen (BSV) und des Bezirks Frankfurt. Er sprach auf dem Bezirkstag der Betriebssportgemeinschaften (BSG) Frankfurt im Intercity-Restaurant des Frankfurter Hauptbahnhofs.
Von den 250 Betriebssportgemeinschaften in Frankfurt mit ihren insgesamt 24 000 Mitgliedern waren an die 100 Vertreter erschienen. Auch wenn im vergangenen Jahr kein Mitgliederzuwachs zu verzeichnen war, zog Bauer eine positive Bilanz. "Das Ansehen der Betriebssportgemeinschaften ist in der letzten Zeit in der Öffentlichkeit stark gestiegen."
Das sei nicht immer so gewesen: Oft sei den Betriebssportgruppen ihre Geschichte aus der Nazi-Zeit vorgeworfen worden. "Oder es hieß, wir seien ein Arbeitgeber-Verband, dessen einzige Aufgabe es sei, die Arbeitskraft des Arbeiters zu stärken." Das wird heute von den meistenMenschen anders gesehen. Bauer: "Wir betrachten uns als eine Ergänzung zum Vereinssport und versuchen, über den Weg der BSG die Leute zum Sport zu bringen, die sonst keinen Sport treiben."
Gegründet hat sich der BSV-Hessen in seiner heutigen Form 1950, zunächst mit einer einzigen Sportabteilung: Fußball. 1958 stand der Verband dann wieder kurz vor der Auflösung. "Wir hatten finanzielle Schwierigkeiten und keinen Vorstand", erinnert sich Bauer, der bereits seit 33 Jahren Vorsitzender ist. In den 60er Jahren seien dann noch andere Gruppen und Sparten aufgebaut worden. Bis Ende der 70er Jahre dauerte die Aufbauphase. Vor zwei Jahren hatte der Sportlerzuwachs dann seinen Höhepunkt erreicht. Etwa 60 Prozent der Betriebsangehörigen in Hessen waren damals sportlich aktiv. Mit 25 000 Aktivenhatte der Bezirk Frankfurt seinerzeit die Hälfte aller Mitglieder im Bundesland.
Doch in den vergangenen zwei Jahren ging's bergab: "Heute sind in Hessen gerade mal zehn Prozent aller Betriebsangehörigen am Betriebssport beteiligt", bedauerte Bauer. Die Menschen gestalteten ihr Leben anders, das Interesse fehle und das Angebot werde nicht mehr wahrgenommen. "Wir finden auch kaum noch Mitarbeiter, die die Sparten leiten und Organisationsaufgaben übernehemen wollen." Dabei hat der hessische BSV über 27 verschiedene Disziplinen im Programm. Und die Sportarten, die in den einzelnen Betrieben nicht angeboten werden, können auf Verbandsebene wahrgenommen werden. Bei den Betriebssportgruppen dürfen Familienangehörige der Angestellten und Pensionäre der Firmen mitmachen, pro Sportart kann jeder Betrieb einen Gastspieler bestimmen.
Bauer freut sich auch über die "gute Zahlungsmoral" seiner Mitglieder. Die monatlichen Beiträge von bis zu drei Mark würden pünktlich überwiesen. "Bis auf die freie Benutzung städtischer Sportplätze hat der BSV-Hessen noch keine öffentlichen Mittel in Anspruch genommen." Freiwillige Zuschüsse kämen oft von den Betrieben selbst. In diesem Zusammenhang gab Bauer zu bedenken: "Seit der letzten Steuerreform werden alle Zuschüsse der Firmen besteuert. Da kann es zu großen Problemen kommen, wenn die wirtschaftliche Lage einmal schlechter wird." mug
FRANKFURT-NORD. Ein Foul. Ein ganz normaler Zusammenprall - wie er beim Fußball eben passiert. Doch dann: "Saujude", schimpft der Gefoulte. Ein Wort gibt das andere. "Dich haben sie wohl damals vergessen." Fäuste fliegen.
"Daß wir uns wegen so etwas geprügelt haben auf dem Platz, das ist schon ein paar Jahre her", erinnert sich Harry Schnabel, Vorsitzender der Fußballabteilung des jüdischen Klubs Turn- und Sportverein Makkabi. Mittlerweile sei man solche antisemitischen Beschimpfungen der Gegner gewohnt - gewöhnen könne er sich daran jedoch niemals.
Aber eines stimmt ihn hoffnungsvoll: Viel mehr als die jüdischen Spieler zeigten sich nicht-jüdische Spieler "in unserer Mannschaft von so etwas betroffen". In ihrer Zeit, die sie bei Makkabi verbringen, lernten sie hautnah, was Antisemitismus bedeute.
TuS Makkabi - der Name geht auf den biblischen Stamm der Maccabäer zurück. Ahnherr Yehuda Maccabi galt als Held; die Stammesmitglieder waren berühmt als Kämpfer und für ihre Ausdauer bekannt. In Erinnerung daran wurde 1898 die Makkabi-Weltbewegung als jüdische Turnerschaft ins Leben gerufen. Der 1923 gegründete Weltverband richtet seit 1932 Makkabiaden, eine jüdische Olympiade mit Tausenden von Teilnehmern, aus. In Frankfurt entstand die Makkabi- Ortsvereinigung 1913. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde sie 1933 verboten und erst 1965 wiedergegründet.
Makkabi heute: ein Verein, der das Zusammenleben von jüdischen und nicht-jüdischen Mitgliedern pflegt, der bei seinen nicht-jüdischen Mitgliedern um Verständnis für jüdische Positionen wirbt, die den Außenstehenden oft unverständlich bleiben. Auch bei den jährlichen Reisen nach Israel wird den Kikkern die jüdische Kultur nähergebracht.
Der Klub ist aber gerade für die jüdischen Sportler Frankfurts eine Heimat, in dem sie Bräuche und Traditionen (koscheres Essen, am arbeitsfreien Sabbat wird nicht gespielt) wahren können.
TuS Makkabi ist kein "millionenschwerer Verein", wie Harry Schnabel ironisch lächelnd anderslautenden Gerüchten entgegentritt: Dort hätten zwar früher bekannte Fußballgrößen wie Istvan Sztani, Friedel Lutz oder Holger Obermann als Trainer gearbeitet, doch mittlerweile sind die finanziellen Möglichkeiten begrenzt. Vielleicht sind die Fußballer deshalb nach nur einem Jahr in der Bezirksliga wieder abgestiegen.
"Unsere Spielerdecke war dünn", blickte der Vorsitzende auf die abgelaufene Punktrunde zurück, gerade mal 16 Mann standen im Kader. Damit ließ sich zwar in der Hinrunde ein für den Aufsteiger respektabler achter Platz erzielen, doch als in den Rückrundenspielen die Kräfte schwanden, der Mißerfolg eine Eigendynamik entwickelte, konnte sich die Mannschaft unter Trainer Jerzy Potz nicht mehr aufrappeln. Und als dann noch der ehemalige Eintracht-Eishockeyspieler sechs Wochen vor dem letzten Spieltag das sinkende Schiff verließ, war der Weg in die Kreisklasse fast unvermeidlich: 24:44 Punkte und 48:69 Tore standen am Ende auf dem Konto.
Jetzt gibt es einen deutlichen Umbruch. Mindestens acht Kicker verlassen den Verein. Da nur wenige erfahrene Spieler zum Kader hinzustoßen, muß der Nachwuchs ran. Viel Arbeit bedeutet das für den neuen Trainer Christoph Jochems. Die Vorgabe für ihn: während der nächsten zwei Jahre eine Mannschaft zu formen, die dann den Aufstieg schafft.
"Keine leichte Aufgabe", meint auch Schnabel. Die Fußballabteilung stehe nicht mehr wie früher bei der Vereins-Neugründung im Mittelpunkt. Sie umfasse zwar ein Fünftel der etwa 500 Mitglieder, doch tummeln sich beispielsweise in der Tennisabteilung nur vier Jahre nach deren Eröffnung schon 300 Racket-Schwinger.
Trotz des eher rückläufigen Interesses kann Makkabi in allen Altersklassen von F- bis A-Jugend jeweils eine Mannschaft zum Spielbetrieb melden, obwohl es einen Bruch gab nach dem Umzug vom Sportgelände Am Dachsberg - das dortige Grundstück der Jüdischen Gemeinde mußte einer Autobahn weichen - zur Bertramswiese am Dornbusch Anfang der 80er Jahre.
Erfreulich aber findet Schnabel, daß die Vorurteile in der Bevölkerung gegen den jüdischen Verein abgenommen haben. "Von unseren Mitglieder ist heute ein ganzes Drittel nicht-jüdisch." ask
Die beiden Berichte in der FR vom 27. 6. 1992 - "Gefahr aus dem All", betreffend die Ausdünnung der Ozonschicht und "Sehnsüchtiger Blick in den Himmel", betreffend die Dürre in Norddeutschland von bisher kaum bekanntem Ausmaß - kann man ja wohl vor dem gemeinsamen Hintergrund der fortschreitenden Umweltgefährdung zusammen betrachten.
Meine Kindheit fiel in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Ich hätte wohl damals ungläubig aus der Wäsche geguckt, wenn mir jemand gesagt hätte, ich würde eine Zeit erleben, in der man die Kinder nicht mehr bedenkenlos ins Freie, in die Sonne zum Spielen entlassen kann, oder daß sie gar mit dem Auto in die Schule gebracht werden müssen, um sie vor der inzwischen "giftig" gewordenen Sonne zu schützen.
Daß das vorerst "nur" in Australien so ist und noch nicht bei uns, spielt hier keine Rolle. Abgesehen davon, daß einer Menschheitsfamilie ("Eine Welt - unsere Welt") das Schicksal der Menschen eines anderen Kontinents nicht gleichgültig sein darf, haben wir keine Garantie, daß bei uns die Verhältnisse nicht bald die gleichen sein werden.
Man ist sich einig: die Konsequenzen der Zerstörungen werden in vollem Umfang erst im nächsten Jahrtausend zu spüren sein, d. h. die Jugend von heute, unsere Kinder und Enkel, treffen.
Wir wußten als Kinder, der Krieg wird eines Tages zu Ende sein, aber ich kann mich nicht mehr reindenken, wie die jetzige Jugend mit dem Leben fertig wird angesichts des von ihren Eltern geführten Krieges gegen ihre Erde. Von diesem Krieg ist kein Ende abzusehen und wenn es kommt, dann wird es schrecklicher sein als die Ruinen des Zweiten Weltkriegs.
Um Regen beten, wenn die kranken oder toten Wälder ihre Regulierungsfunktion nicht mehr erfüllen? Beten ist eine Lebenshaltung, die Lebenshaltung eines religiösen Menschen, und ein religiöser Mensch ist ein solcher, der um den Wert eines Stücks Brot oder Glas Wassers und um die Nichtigkeit seines Wissens weiß. Der heutige Mensch aber glaubt, er kann sich sein Paradies schaffen mit seinem technischen Know-how und ein wenig Erdöl. (ESSO-Vorstandsvorsitzender Th. Kohlmorgen im Juni 1992: "Ich zähle mich ausdrücklich zu denen, die die Wohlstandsgesellschaft nicht in Frage stellen.") Als Physiker an einer Universität glaube ich, von Forschung etwas zu verstehen, aber ich kann das Wort bald nicht mehr hören: überall wird nach den Ursachen der Zerstörungen "geforscht" - auch da, wo der "gesunde Menschenverstand" ausreichen würde - und werden ihre Auswirkungen gemessen, aber getan wird effektiv nichts.
Im Gegenteil: Bundesverkehrsvandale Krause plant 10 000 km neue Autobahnen, Eisenbahntrasse durch Naturschutzgebiet, Autobahn durch Landschaftsschutzgebiet im Westerwald, deutsche Firmen an der Zerstörung der sibirischen Urwälder beteiligt - so kann man es fast täglich lesen.
Prof. Dr. E. Trübenbacher, Mainz
BAD HOMBURG. Hinten im Hof, wo unter Fichten zwischen mit Wein bewachsenen Holzwänden und einer buschigen Hecke weiße Stühle stehen, sieht und hört man nur wenig von der Louisenstraße. Dabei hat sie dem Lokal den Namen gegeben. Bei Giannas Louisen-Keller stand aber noch jemand Pate, die Inhaberin selbst: Gianna Miatello.
Ihr Name ist Programm: "Italienisch angehaucht" findet sie ihr Restaurant, in das, wie sie meint, auch Frauen gut alleine kommen können. Das war ihr auch vor dreieinhalb Jahren, als sie ihr Lokal eröffnete, das Wichtigste: "Nicht alle will ich ansprechen", unterstreicht sie, "aber Frauen sollen sich hier, auch wenn sie allein kommen, wohl fühlen." Der Augenschein bestätigt die Italienerin, die jeden Abend ab 17 Uhr hinter der Theke steht: Viele Frauen kommen an diesem warmen Abend in die im Hof abgeteilte Ecke, um Wein, Ebbelwei, Bier oder ein Mineralwasser zu trinken. Das kostet drei Mark und ist damit teurer als der Ebbelwei, der mit 2,50 Mark auch deutlich unter den Säften für vier Mark liegt.
Im Wein aber liegt eindeutig die Stärke des Restaurants, das jeden Tag, außer sonntags, bis ein Uhr geöffnet hat. Die ausführliche Weinkarte mit - natürlich - italienischem, deutschem und französischem Wein nimmt einige Zeit für die Lektüre in Anspruch. Das Angebot reicht von der Flasche Rotwein aus der Toskana für 25 Mark bis zu einem Chateau Cheval Blanc aus dem Jahre 1983 für 310 Mark.
Diese Auswahl bedingt natürlich auch ein bestimmtes Publikum. Es paßt durchaus zu Bad Homburg. Dennoch muß auch der Auswärtige kein Fremder bleiben. Die familiäre Atmosphäre und Gianna Miatello, die sich aufmerksam um die Gäste bemüht und kümmert, machen einen gemütlichen, ruhigen Abend unter freiem Himmel möglich. Dabei sitzen die Gäste auf weißen Plastikstühlen, die allerdings zu Gianna Miatellos Lokal auch weitaus besser passen als urige Holzbänke. Außerdem haben sie den entscheidenden Vorteil, daß man sich in ihnen beim Studium der Speisekarte zurücklehnen kann, ohne plötzlich den Halt zu verlieren. Die kleine, aber feine Karte wechselt "so alle zwei Tage", wobei nie ein Salat und auch ein bißchen Vollwertkost fehlen dürfen. Gianna Miatello achtet auf die Gesundheit und die schlanke Linie - auch auf die ihrer Gäste. Das üppigste - und sehr leckere - Gericht ist dann auch fast schon Tagliatelle mit Shrimps und Lachs in Weißweinsoße. Wer's wirklich deftig mag, muß dagegen schon ein bißchen suchen. Für den Hunger nach Fleisch bieten sich die Schweinelendchen an. Diejenigen, die nicht breiter werden wollen als sie sind, greifen zu Tomaten mit Mozarella oder dem Salat mit Hähnchenbrust. Damit ist die Bandbreite der Karte dann aber auch abgesteckt. Die Masse ist aber für die Inhaberin auch nicht das Entscheidende. Sie versteht den Louisen- Keller vor allem als "Kommunikationslokal", in dem man ganz in Ruhe sitzen und sich unterhalten kann. Und dazu bieten zum einen die rund 50 Plätze im Keller, im Sommer aber vor allem die etwa 20 Plätze im Hof Gelegenheit. Überdacht werden rund zehn von ihnen durch einen großen, weißen Sonnenschirm, der allerdings abends nur noch wenig vor der Sonne, dafür sicherlich manchmal vor dem Regen schützen muß.
Die Öffnungszeit am Abend führt dazu, daß sich nur selten Kinder in das Lokal verirren. Willkommen wären sie dort allerdings auch. "Da würde ich mich eben drauf einstellen, auch mit kleineren Portionen", meint die Inhaberin, die selbst, als sich der Garten so gegen 21 Uhr füllt, ihre Freundlichkeit nicht verliert.
Zu erreichen ist Giannas Louisen- Keller nicht nur für Bad Homburger ganz bequem: Das Lokal liegt mitten im Zentrum. Im Hof des Hauses Nummer 119 ist für diejenigen, die nicht laufen wollen, auch ausreichend Platz für Fahrräder, allerdings kein Fahrradständer, vorhanden. ca
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KONSTANZ. Zum zehnten Male finden in diesem Sommer, und zwar vom 6. bis 14. August, im Konstanzer Rathaushof Opernaufführungen statt. Am 6., 10. und 12. August wird Mozarts "Titus" konzertant gegeben mit Zoran Todorovic in der Titelrolle, Louise Page als Vitellia und Gabriela Künzler als Sextus. Es dirigiert Peter Bauer. - Am 7. August interpretiert Anton Prestele seine "steirische Wirtshausoper" "Heimatlos". (Telefon 07 531 / 28 43 77) fr
INTERVIEW 5
HOCHTAUNUSKREIS. Zu allen Zeiten gab es Landstriche, die unter ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnissen litten. Auch der Taunus gehörte bis in unser Jahrhundert zu den benachteiligten Gebieten. Landwirtschaftlich warf der Boden wenig ab. Die Folge: Die Leute wanderten ab, um sich anderswo ein sichereres Auskommen zu suchen. Obrigkeit und sozial gesinnte Vereinigungen suchten dem entgegenzuwirken, indem sie den Menschen neue Einkommensquellen eröffneten: In Wehrheim war es das Strumpfwirken, die Emmershausener schmiedeten Nägel in Heimarbeit, und Grävenwiesbach übte sich im Flechten.
"An Löhnen wurden ausbezahlt an Hausindustrielle 10 332 Mark, an Lehrlinge 1743 Mark. Der Flechtmeister erhielt 1600 Mark Gehalt, der Geschäftsführer 1400 Mark. Den Einwohnern kommen 1028 Mark an Fuhrkosten zugute." So las sich der Geschäftsbericht der Korbflechterschule in Grävenwiesbach für das Jahr 1907. Die für die damalige Zeit ganz ansehnlichen Umsätze hatte der Taunusklub möglich gemacht.
Nach einer Abwanderungswelle in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts - viele zog es damals in die "Neue Welt" - hatte er sich dafür eingesetzt, der armen Taunusbevölkerung zusätzliche Einkommensmöglichkeit neben der wenig ergiebigen Landwirtschaft zu verschaffen. So entstand 1882 eine Korbflechterschule in Grävenwiesbach. An ihr wurden Korbflechter ausgebildet, die später auf eigene Rechnung Flechtwaren herstellten. Aufträge und Materialien besorgte die Schule. Um die Jahrhundertwende stand sie im Zenit. Damals beschäftigte die Korbflechterschule 43 Heimarbeiter.
Gearbeitet wurde meist in der eigenen Wohnstube und vom 1. September bis 1. April. Der Stundenverdienst schwankte zwischen 20 und 33 Pfennigen. Doch die Blüte der Schule währte nur kurz: Nach der Anbindung der Region an den Bal- Bäume im Taunus lungsraum Rhein-Main durch die Eisenbahn verlor die Weidenflechterei immer mehr an Bedeutung. 1929 wurde die Schule schließlich geschlossen.
Heute wird die Flechterei nur noch im Hessenpark gepflegt. Geblieben sind die Bäume. Knorrig stehen sie im Licht derSommersonne. "Lebendig" werden sie erst im Herbst: Wenn die Nebel über die Landschaft wabern, hat ihre gekrümmte, in zottige Fetzen gehüllte Gestalt mitdem aufgedunsenen Kopf und den zu Berge stehenden Haaren schon manchen Wanderer erschreckt. Oft diente die Begegnung dann in der nächsten Wirtschaft als Grundlage für schauerliche Geschichten um Hexen und Kobolde, denen man gerade entronnen war. Mitunter hatten solche Geschichten ernste Folgen: Während der Hexenverfolgungen wurden die Weiden den Hexen und ihren männlichen Komplizen zugerechnet. Denn jeder wußte, daß diese ihre Zauberbesen mit Vorliebe aus den Ruten der Weide fertigten und des nachts unter dem silbrigen Blätterdach tanzten. Warum gerade die Weide zum "Hexenbaum" wurde, darüber gibt es mehrere Versionen: Der Baum liebt Wasser und kann dem geliebten Element gar nicht nahe genug sein. Doch das nasse Element löste immer zwiespältige Gefühle aus: Es ist lebensspendend und gefährlich zugleich. Hinzu kommt: Wie Apfelbaum und Linde stand die Weide als weiblicher Baum einst in hohem Ansehen. Im Unterschied zu anderen Bäumen braucht sie nicht zu warten, bis aus einem Samen ein neuer Baum entsteht. Sie treibt selbst immer wieder neu aus.
In alter Zeit galt die Weide auch als heilender Baum. Ihm wurde die Fähigkeit zugesprochen, Unheil und Krankheiten auf sich zu nehmen. Besonders bei Fieber und Gicht suchten die Menschen seine Hilfe. Aber nicht nur sie. Selbst Tiere wissen um die Heilkräfte des Baumes. So versichert ein Ziegenzüchter aus dem Usinger Land, daß seine Tiere, wenn sie krank sind, gezielt Weiden anknabbern. Sie wissen warum: Weidenrinde wirkt fiebersenkend, schweißtreibend, schmerzstillend und keimtötend. Möglich macht das die Salizylsäure, unter dem Markenname Aspirin als Allheilmittel weltbekannt geworden. Das Holz - es ist weich und anfällig für Schädlinge - spielte dagegen nie eine Rolle. Umso wichtiger war der Baum - vor allem als Kopfweide - ökologisch: Sein weitverzweigtes Wurzelwerk schützte die Bachufer, im Frühjahr lieferten seine Kätzchen den Insekten eine erste Nahrung. Und in den hohlen, verfaulten Baumstümpfen fanden Steinkauz, Wiedehopf und Wendehals eine Behausung. All das konnte nicht verhindern, daß auch im Taunus die Weide nahezu völlig aus dem Landschaftsbild verschwunden ist. Geblieben ist die Weide als Frühlingsbote: Wenn blühende Kätzchen an Palmsonntag geweiht und anschließend mit nach Hause genommen wer- den, dann steht dahinter die in vielen Mär- chen und Sagen überlieferte Vorstellung von Feen, die allein in Weidenbäumen oder auch mit Menschen zusammenleben.
Der elektrische Reiter des koreanischen Künstlers Nam June Paik weist schon am Eingang des Deutschen Postmuseums darauf hin: im Glaspalast am Frankfurter Museumsufer haben nicht nur kommunikationsgeschichtliche Objekte einen Hort, sondern es glüht auch ein Draht zur Kunst. So wirbt man mit Dalis "Hummertelefon" von 1936: in Form eines Sonderstempels wird es denjenigen Briefsendungen aufgedrückt, die in den gußeisernen Standbriefkasten wandern, welcher von der Jahrhundertwende übriggeblieben ist und jetzt im Foyer des Museums steht. Die neue Sonderausstellung des Museums durchmißt gar die Kunstgeschichte der letzten hundert Jahre. Mehr als 500 Exponate kamen zusammen, allesamt Kunststücke in DIN A 6: Künstlerpostkarten. Die internationale Geschichte dieses Genres referiert die Sommerschau erstmals so umfassend. Dabei wird nicht nur die graphologische Neugier des Betrachters gestillt, sondern er ist aufgerufen, auch die individuellen künstlerischen Handschriften zu überprüfen. Ein wenig Voyeurismus ist freilich mit dabei, wenn er sich über die Zeilen berühmter Künstler beugt, im unerschütterlichen Glauben, Geheimnisse aus Künstlers Nähkästchen und seinem Privatleben zu erfahren. Jedoch, seit dem Aufkommen der "Mail Art" in den Sechzigern favorisieren viele Absender konzeptuelle Kargheit auf ihren Karten, wo es früher vollmundig hieß: Gruß und Kuß. (Bis 10. September). bab
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Ein Brief aus Jerusalem
Liebe Freunde,
Doch ab heute verwerfe ich diese Meinung als eindeutig rassistisch und bekenne, daß ich den Mexikanern großes Unrecht angetan habe. Sie sind keine Schlamper, nur etwas umständlich. Aber einer der mexikanischen Postbeamten muß über prophetische Gaben verfügen, und ich würde ihn gerne zu einem Besuch in die geistige Heimat aller Propheten einladen, an meinen neuen Korrespondentenplatz im Nahen Osten.
Er hat es geschafft, einen irregeleiteten Brief auf geheimnisvollen Wegen zuzustellen. Am 5. 6. 92 schickten Globaler Postweg mir Kollegen der FR einen "Standardbrief", wie das korrekt bei der überkorrekten Deutschen Bundespost heißt, an meine Jerusalemer Adresse. Bereits acht Tage später, am 13. Juni 1992, traf der Brief um sechs Uhr abends - nicht so korrekt - anstatt in Jerusalem im Zustellbezirk "Coyoacan" von Mexiko-Stadt ein (das weist der Stempel, den die mexikanischen Postler draufdrückten, aus). Bis dahin, so nur kann ich diesen Irrweg erklären, trifft die Schuld irgendwelche Schlamper bei der Bundespost. Doch nun begann die wundersame Odyssee, die den Brief doch noch zu mir brachte. Warum die mexikanischen Postbeamten die Sendung nicht einfach an die korrekt angegebene Anschrift weiterleiteten, bleibt mir ein Geheimnis. Statt dessen landete der Brief auf mysteriöse Weise bei meiner FR-Kollegin Rita Neubauer, die tatsächlich in Coyoacan lebt. Sie frankierte den Brief neu, und am 9. Juli traf er schließlich bei mir ein.
Sollten mir hier, im Heiligen Land, noch mehr solcher Wunder widerfahren, dann werde ich Euch auf dem laufenden halten.
ARMIN WERTZ
Der Platz in der Stadt wird zurückerobert Die Menschen greifen nach öffentlichem Raum / "Bürgerfreundliche Gestaltung" Von Matthias Arning und Sabine Riedel Die Stadt hat keine Mitte mehr. Aber ihre Plätze werden langsam wieder zu Mittelpunkten städtischen Lebens. Planmäßig angelegt oder vom Baumeister Zufall geschaffen, von den Wechselfällen der Geschichte geprägt, schließlich den Ansprüchen der Mobilität preisgegeben - die Stadt entdeckt ihre Plätze wieder. Dabei muß, nach Ansicht von Städteplanern, jede Rekonstruktion eines Platzes dessen Charakter und originäre Funktion würdigen. Wie dies geschieht, unbürokratisch oder nach amtlicher Maßgabe, wie erfolgreich öffentlicher Raum zurückerobert wird, das schildert eine FR-Serie, die von der kommenden Woche an in lockerer Folge fünf charakteristische Plätze Frankfurts vorstellt - unter verschiedenen Aspekten. Den Plätzen die Zukunft. Schließlich sind die Zeiten vorbei, erinnert sich Walter Löw, in denen sich die Leute "immer mehr in die Ecke gezwängt haben", zu Hause blieben, sich abschotteten. Inzwischen, das hat der Leiter des Garten- und Friedhofsamtes beobachtet, wird der öffentliche Raum wieder genutzt, drängt es Anwohner in den Stadtteilen wieder häufiger vor die eigene Haustür. "Es gibt sicherlich eine Rückbesinnung auf den Nahbereich", hat auch Dieter von Lüpke festgestellt - ein Trend, sagt der Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt, der sich seit gut zehn Jahren abzeichnet: "Die Akzeptanz der Plätze ist wieder gewachsen." Und die Menschen nehmen sich etwas von dem öffentlichen Raum zurück. Fast wie damals: Früher, erklärt Löw, "da waren die Plätze die Seele der Stadt".
Zum Beipiel der Roßmarkt: Ein Reisender des vergangenen Jahrhunderts vermerkte es unter dem Stichwort "Merkwürdigkeiten". "Als ich aus einer Abendgesellschaft nach meiner Wohnung ging", notierte der auf der Durchreise befindliche Johann Heinrich Campe 1785, "und in die Gegend eines mit Bäumen bepflanzten Platzes auf den Roßmarkt kam: da wallte mir durch die dunkle Nacht ein Gemurmel entgegen, welches in eben dem Maße stärker ward, in welchem ich dem Platze näher kam". Seinen Begleiter nach der Ursache solchen "Getöses" befragend, bekam Campe zur Antwort: "Man lustwandelt hier." "Um diese Zeit? In dieser nächtlichen Finsternis?" "Allerdings", antwortete der Freund, "es ist die gewöhnliche Zeit zum Lustwandeln im Sommer."
Die Stadt, die stolze, niemandem untertan denn dem Kaiser - und ihr Roßmarkt. Wo in Zeiten der Wahl- und Krönungszeremonien die Botschafter und Gesandten fremder Herrscher residierten. Doch der Platz hat mehr gesehen als (Fortsetzung auf Seite 18)
Landnahme in der Stadt: In lockerer Folge stellt die FR, beginnend in der kommenden Woche, ganz unterschiedliche Plätze in der Stadt vor: etwa den Germaniaplatz in Bornheim, den die Anwohner auch ohne amtliche Anstrengung mit Leben erfüllen.
In einem auffälligen Kontrast zu diesem Ort steht der im Nordend gelegene Luisenplatz, der auch nach aufwendiger Neugestaltung nur wenige Anwohner und Passanten zum Verweilen einlädt. Es folgt ein Platz, der namenlos und in keinem Stadtplan verzeichnet ist: ein Ort im Westend, der als regelmäßiger Treffpunkt für die dort lebenden Jugendlichen erst die Funktion eines Platzes erfüllt.
Als sogenannten Unplatz stellen wir den Friedberger Platz vor.
Die FR-Serie wird mit einer Utopie schließen: Frauen planen einen Platz, ihren Sternplatz. sar
HÖCHST/UNTERLIEDERBACH. Die SPD-Ortsvereine Höchst und Unterliederbach haben "volles Verständnis" dafür, daß in der Höchster McNair-Kaserne im Spätsommer 200 Asylsuchende untergebracht werden. Das betonen die Sozialdemokraten in einer Erklärung.
In ihrem Schreiben heißt es weiter, sie könnten aber auch die "Ängste und Befürchtungen der in der Nachbarschaft wohnenden Menschen verstehen" und würden sie ernstnehmen. Die Partei begrüße daher die Initiative von Pfarrer Hans-Georg Döring aus der Christophorusgemeinde.
Der Geistliche hat eine Flüchtlings- Initiative gegründet, die sich für mehr Verständnis zwischen Deutschen und Asylsuchenden einsetzen will.
Wie berichtet, einigten sich vor einigen Wochen die Hessische Landesregierung und die Stadt Frankfurt darauf, nach den Sommerferien 200 Flüchtlinge in der Kaserne unterzubringen, die bis dahin von der US-Army geräumt sein soll.
Der Entscheidung war ein heftiger Disput zwischen Stadt und Land vorausgegangen, weil die zuständige Ministerin Iris Blaul sogar 500 Menschen in dem barocken Bau einquartieren wollte. Diese Pläne und die jetzt gefällte Entscheidung beunruhigen die Anwohner beträchtlich. Die Menschen fühlen sich übergangen und lehnen Flüchtlinge in McNair ab.
Für die SPD ist der zwischen Stadt und Land gefundene Kompromiß jedoch auch deswegen unterstützenswert, weil außer den Asylsuchenden auch Bereitschaftspolizisten und Studenten in der Kaserne wohnen sollen.
Die Partei sieht sich zudem in der "moralischen und sozialen Pflicht", Flüchtlingen "ausreichende finanzielle Mittel und menschenwürdige Unterkünfte" bereitzustellen. Solange es vielerorts in der Welt Kriege und Hunger gebe, hier aber Wohlstand herrsche, "müssen wir uns damit abfinden, daß Menschen Hilfe und Schutz erbitten".
Die SPD will sich für eine intensive Betreuung der Flüchtlinge einsetzen. Sozialarbeiter sollten sich "rund um die Uhr" um die Menschen kümmern. Und zwar auch, damit sich deren Probleme.
OBERURSEL. Fünf Prozent der Mitarbeiter in der Haupverwaltung von NUR Touristic haben wegen des Umzugs von Frankfurt in den Zimmersmühlenweg nach Oberursel gekündigt. Diese Zahl nannte Hermann Kratz, Geschäftsführer des Reiseriesen, im Gespräch mit der FR. Er schätzt, daß sich für über die Hälfte der inzwischen 680 Beschäftigten der Weg zum Arbeitsplatz "verschlechtert" hat. Schließlich habe die Verwaltung vorher "mitten in der Stadt" gelegen, mit unmittelbarem Anschluß an U- und S-Bahn, Fernzüge und Busse. Die mit dem Umzug begründeten Kündigungen seien vor allem auf länger gewordene Anfahrtswege zurückzuführen. Manche hätten schon vorher eine Stunde für die einfache Strecke zu bewältigen gehabt.
"Viele Beschäftigte sind ziemlich unglücklich", gibt denn auch eine NUR-Mitarbeiterin zu Protokoll. Der Betriebsratsvorsitzende Wilfried Reinhard bestätigt die Angaben von Kratz: 30 bis 40 Leute seien wegen des Umzugs gegangen. Er schätzt, daß sich für 40 Prozent der Beschäftigten die Situation durch den Firmenumzug gebessert hat oder gleichgeblieben ist.
Finanzielle Belastungen wurden beim Umzug weitgehend vermieden: Neckermann zahlt den Angestellten weitgehend die Fahrtkosten. Diese müssen lediglich die Kosten einer FVV-Karte für den Stadtbereich Frankfurt tragen. Angesichts des großen Einzugsgebiets, aus dem die Beschäftigten einpendelten, ergäben sich für viele allerdings ewig lange Fahrzeiten. Beschäftigte aus Mainz sind zwei Stunden zwischen Arbeitsplatz und Wohnung unterwegs, Kollegen aus Koblenz oder Aschaffenburg noch länger.
Zumindest ein Teil der Beschäftigten will daher umziehen. Dem steht jedoch die Wohnungsnot in Oberursel im Wege. Das Schwarze Brett im Neckermann- Foyer zeigt, wie weit Vorstellungen und Möglichkeiten auseinanderklaffen: Gesuche für 480 Mark Miete hängen neben Angeboten für 1500 Mark. "Wer kann sich das bei unseren Gehältern leisten", kommentiert ein Angestellter.
"Mit Bommersheim-Süd besteht die große Chance, relativ arbeitsplatznahe Wohnungen zu schaffen", meinte SPD- Fraktionschef Hans-Georg Brum bei einem SPD-Arbeitnehmerforum Ende Juni. Ob dort aber die von ihm favorisierten Mieter einziehen, ist angesichts der dramatischen Situation auf dem Oberurseler Wohnungsmarkt fraglich.
Als vor 18 Jahren die Alte Leipziger aus dem Westend nach Frankfurt umsiedelte, hatten es deren Beschäftigte einfacher: Die Versicherung baute auch die benötigten Wohnungen: 30 in Oberursel, 46 in Kronberg-Oberhöchstadt. Und bot sie den Mitarbeitern zur Miete oder zum Kauf an. "Der Umzug wurde seinerzeit langfristig vorbereitet", berichtete Pressenstellenmitarbeiterin Gesa Adolphs. Neben ausführlichen Informationen über Oberursel wurden auch die Vorteile dargestellt, gegen den Pendlerstrom zu schwimmen. Für Mitarbeiter, die mit der S-Bahn kommen, gibt es einen Pendelbus und für deren Kinder eine Kindertagesstätte mit 80 Plätzen. Der Erfolg: Die durch den Umzug bedingte Fluktuation blieb gering.
Infrastruktur fehlt den Beschäftigen im Gewerbegebiet Zimmersmühlenweg. Im Büropark Schwarzwiesen werden die Voraussetzungen für weitere 2500 Arbeitsplätze geschaffen. Sie haben zwar in der Nähe einen großen Einkaufsmarkt, vermissen aber Gaststätten und eine Bank. Helga Reul vom Bund der Selbständigen findet das nicht gravierend: "Da alle mit dem Auto fahren, dürfte das kein Problem sein." Das FR-mobil ist am Mittwoch, 5. August, 10 und 14 Uhr, in der NUR-Kantine zu Gast. mk/stk/w
Aus dem Gusischen
Ein Sowjetbürger dachte nach: Es gibt mich nicht mehr, welche Schmach! Ich habe keinen Namen, ach! Da küßte ihn zum Glück die Muse und flüsterte: du bist ein Guse
Zwei Gusen fingen an zu zanken bereiteten sich viel Verdruß. Doch als sie später Wodka tranken, gaben sie sich den Bruder-Gus.
Vom Muselman zum Guselman? Mit Dusel, Mann! Mit Fusel, Mann!
Der Film war mir zu wuselig, manchmal sogar leicht duselig, und irgendwie auch gruselig. Mit einem Worte: guselig.
Die Nasa heißt nicht Nusa und rosa ist nicht rusa Pisa nennt man nicht Pusa (G.U.S + U.S.A) nicht Gusa
Dies Land ist wie aus einem Gus noch mehr als andre Länder: es gibt für alle, die zu Fuß, Gus-eiserne Geländer. PETER PETERS
Ein aufschlußreiches Interview Von Peter Köhler
"Herr . . . äh-"
"Weißmann."
"Herr Weißmann, ich . . ."
"Sagen Sie Hans zu mir."
"Hans, können Sie . . ."
"Sie dürfen mich auch duzen."
"Hans könntest du . . ."
"Professor! Ich bin Professor!"
"Professor Hans, kannst du . . ."
"Und Doktor! Oder schon mal einen Professor gesehen, der nicht auch Doktor war?"
"Nein. Also, lieber Professor Dr. Hans Weißmann, könntest du . . ."
"Wie bitte? Sie duzen einen Professor?"
"Verzeihung! Ich dachte nur, daß du . . ."
"Für dich immer noch Sie!"
"Ja. Herr Professor Dr. Hans Weißmann, wie fanden Sie dieses Interview?"
"Aber selbstverständlich. Doch warum duzen wir uns nicht? Ich heiße Hans."
Oberschwester Gabriele war schon ziemlich ungehalten. Fast 5 Uhr 31, und die Bandscheibe war noch nicht erschienen. Die anderen dreizehn Neuankömmlinge waren pünktlich gewesen. Konnte man ja wohl auch verlangen. Um 6 war Operationsbeginn!
Endlich zwängte sich der schnaufende Nachzügler mit seinem gewaltigen Rucksack in das Empfangszimmer. Schwester Gabriele blickte vorwurfsvoll auf die Uhr. Die Entschuldigung des Patienten, er hätte sich im Labyrinth der Stationen verlaufen, nahm sie mit frostigem Schweigen zur Kenntnis. Wenigstens klappte die Bettenzuteilung reibungslos, und der Bummelant mit der Bandscheibe hatte seinen Schlafsack nicht vergessen. Daß er seinen Krempel nicht ganz so hurtig auspackte wie die übrigen, sah sie ihm nach. Einer hatte daheim seine Urinprobe vergessen, na ja; der mit der Fettleber hatte seinen Verbandskasten nicht ordnungsgemäß sterilisiert, dafür war sein Eßgeschirr pikobello gespült, so daß die Oberschwester ein Auge zudrückte. Sie brachte es nur selten übers Herz, einen Patienten nach Hause zu schicken. Einen kleinen Denkzettel mußte sie dem Nachlässigen freilich verpassen: "Sie helfen drei Tage bei der Essensausgabe!"
Er hätte doch nur drei Tage Klinik-Aufenthalt genehmigt bekommen, quengelte der Lebermann. Es half ihm gar nichts. Das Risiko, auch noch den Nachtisch entzogen zu bekommen, wollte er nicht eingehen. Also: 8 Uhr 37 Operation, sechs Stunden später gehfähig und somit zum Abendessen-Dienst einsetzbar, basta.
Inzwischen hatten alle ihre Sachen halbwegs verstaut, ihre Fieberthermometer und Blutdruckmeßgeräte bereitgelegt sowie ihre computerlesbaren Unterlagen abgeliefert. Oberschwester Gabriele atmete auf. Alles termingerecht geschafft. Um 5 Uhr 58 konnten Schwester Monika und Pfleger Klaus-Werner den ersten zur Operation abholen.
Der Mann mit der kaputten Bandscheibe kam als letzter in den OP. Wer zu spät kommt, den bestraft Oberschwester Gabriele. Als er gegen Mittag in seinem geblümten Stepp-Schlafsack erwachte, fühlte er sich gar nicht so übel, bis die Krankengymnastin ihn hochscheuchte. "Wir wollen doch flink wieder nach Hause gehen, nicht war?" lächelte sie, während sie ihn aufrichtete. Zum Glück hatte er reichlich Schmerztabletten mitgebracht. Die operierte Fettleber versprach ihm noch ihre Spezialtropfen, wenn er ihr seinen Nachtisch überlassen würde. Warum nicht?
Am Tag darauf konnte er schon die Toiletten putzen und Oberschwester Gabriele auf den Arm nehmen. Eigentlich sei er vom neuen Kostendeckungsprinzip im Krankenhaus enttäuscht, sagte er lausbübisch, da er doch gehört hätte, daß man sich selbst operieren müßte. Und er schüttelte sich vor Lachen, daß die Nähte am Rücken platzten.
"Flickschwester Manueeelaaa!"
Als Kinder gingen die Schwestern Anni und Katharina Ament im Hardtwald gerne rodeln. Von der "Waldlust" die heutige Herderstraße hinab bis zum Schwedenpfad sausten die Schlitten im Winter. Auch im Sommer gingen die Kinder in den Wald: "Wir haben unsere Maikäfer da geholt und Beeren", berichtet Katharina König heute. Häuser gab's nur wenige - bebaut war nur der Hölderlinweg, und am Paul-Ehrlich-Weg und am Wingertsbergweg standen einige Villen. Wo heute die Klinik Wingertsberg steht, war damals noch ein Schlößchen. Das war vor dem Krieg.
Nach 1945 veränderte sich der Hardtwald. Zunächst besetzten die Amerikaner einige Villen und brachten hohe alliierte Persönlichkeiten hier unter. Der Zonenbefehlshaber und spätere US-Präsident Dwight D. Eisenhower und General Lucius D. Clay wohnten in Bad Homburg.
Dann wurde ein Teil des Hardtwalds gerodet, um Wohnhäuser für Verwaltungsbeamte der englisch-amerikanisch kontrollierten Bizone zu bauen. Schließlich hoffte Frankfurt noch darauf, Bundeshauptstadt zu werden. Damals siedelten sich das heutige Bundesausgleichsamt und die Bundesschuldenverwaltung in Bad Homburg an. Etliche der Holzhäuser von "Bizonesien", so nannten die Bad Homburger das Gebiet, stehen heute noch in der Umgebung der Herderstraße.
Anfang der 50er Jahre zogen auch Anni Dinges und Katharina König in den Hardtwald. In Bad Homburg herrschte Wohnungsnot, neues Bauland mußte ausgewiesen werden. Die Heinrich-von- Kleist-Straße wurde gebaut. Daß der Hardtwald zu Homburgs Millionärs-Hügel werden würde, war noch nicht absehbar. Doch schon bald befanden sich die alteingesessenen Homburgerinnen in nobler Gesellschaft. Günther Quandt kaufte eine ganze Reihe von Grundstükken an der Straße, wissen die Schwestern zu berichten. Später verkaufte er sie an Freunde und Bekannte weiter. Der ursprüngliche Preis für das Bauland lag zum Teil bei einer Mark pro Quadratmeter. Die Kirdorfer Bauern waren wohl froh, das Land verkaufen zu können, hier wuchs nicht viel. Das Villenviertel dagegen gedieh. Heute bekommt man hier keinen Quadratmeter unter 1200 Mark zu kaufen. Wer hier ein Haus hat, ist Millionär, allein schon des Grundstückswerts wegen. Zu Kirdorf zählen sich die Bewohner des Nobelviertels nicht, auch wenn sie auf dessen Gemarkung siedeln. Auch die Kirdorfer haben mit den "Hardtwäldern" wenig zu tun: "Da wohnen vornehmlich Fremde", sagt Stefan Ohmeis vom Arbeitskreis "Unser Kirdorf".
Dennoch bleibt nicht unbemerkt, was sich da oben, unweit vom Rabenstein, so alles tut. Günther Quandt bescherte der Nachbarschaft eine - wohl nicht nur auf Kirdorfer Gebiet - einzigartige Kuriosität: das verrückte Haus. Ein zweigeschossiges Haus, das Quandt zunächst gebaut hatte, stand 1956 weiteren Bauplänen im Wege. Ein repräsentativer Bungalow sollte hier entstehen.
Angesichts der Wohnungsnot war ein Abbruch des alten Hauses nicht durchzusetzen. Also mußte das Haus zur Seite rücken. 130 000 Mark kostete es, das Gebäude 60 Meter weiter zu schieben, etwa soviel wie damals auch Abriß und Neubau gekostet hätten. Immerhin, die ganze Aktion ging doch wesentlich schneller vonstatten als ein Neubau: Nach einem halben Jahr Bauarbeiten war das Haus im August 1957 umgezogen.
Heimat, nicht nur ein Wohnort Zum Kirdorfer wird, wer für die Gemeinschaft mit anpackt
in verregneter Sonntagabend am Kirdorfer Kreuz. Ein Herrchen ist mit seinem zottigen, schwarzen
Am selben Abend in der Pfarrer-Keutner-Straße im Neubaugebiet Tiefenbachwiesen. Großzügige Einfamilienhäuser am Ortsrand. Im Vorgarten stehen zwei bis drei Autos, der Rasen ist vorbildlich kurz geschnitten, die Blumenbeete sind gepflegt. Gleich nebenan brütet der Kiebitz, wird Bad Homburgs werbewirksame "Champagnerluft" gemixt. Eine noble Wohngegend, die nichts Dörfliches an sich hat. Auch das ist Kirdorf.
Im Kurpark gegenüber dem Kurhaus plätschern derweil die Springbrunnen vor sich hin, die Enten warten vergebens auf Spaziergänger mit Brot. Bad Homburgern und Kurgästen ist es ausnahmsweise mal zu naß draußen. Auch das ist Kirdorf; genauso wie die noblen Villen im Hardtwald liegt ein großer Teil des Bad Homburger Kurparks auf Kirdorfer Gemarkung.
Seit über 90 Jahren ist Kirdorf Teil der Kurstadt und beansprucht dennoch Eigenständigkeit für sich. Kaum jemand spricht sie den Kirdorfern ab. Doch woher kommt sie bei all den Gegensätzen zwischen Eichenstahl und Hardtwald?
Ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl schreibt Stefan Ohmeis vom Arbeitskreis "Unser Kirdorf" den Kirdorfern zu. Sie identifizieren sich mit ihrem Ort, er ist ihnen Heimat, nicht nur Wohnort. Aus diesem Zusammengehörigkeitsgefühl heraus bringen und brachten sie Erstaunliches zustande - der Taunusdom zeigt es weithin sichtbar. Frauen und Kinder brachen tagsüber die Steine für die Kirche in einem Steinbruch an der heutigen Höllsteinstraße, die Männer bauten nach Feierabend das für ein solches Dorf eigentlich überdimensionierte Gotteshaus.
Kirdorfer wird, wer bei solchen gemeinsamen Aktivitäten mit anpackt, da gibt es kein Unterschied zwischen Alteingesessenen und Neuzugezogenen. Deshalb, so Stefan Ohmeis, sei Kirdorf noch heute etwas Besonderes und seine Bewohner seien selbstbewußt, ohne dabei überheblich zu sein. Sie vertragen sich gut mit ihren Nachbarn. Die Zeiten, in denen Burschen aus den umliegenden Dörfern sich mit den jungen Männern aus Kirdorf handfest prügelten, sind vorbei. Früher wurde nämlich Auswärtigen, die sich unbeliebt gemacht hatten, das 'Bachrecht' verliehen - sie mußten durch den Bach in Richtung Wiesenbornplatz waten, und die Kirdorfer paßten auf, daß sie nicht vorzeitig ans Ufer kamen.
Wenn jetzt bei der 1100-Jahr-Feier Oberbürgermeister Wolfgang R. Assmann das Bachrecht verliehen bekommt, wird es wohl weniger rauh zugehen.
Ganz so stark wie früher ist der Zusammenhalt unter den Kirdorfern heute nicht mehr. Mit all den Neubaugebieten ist der älteste Bad Homburger Stadtteil längst kein Dorf mehr, in dem wirklich jeder jeden kennt. Den Vereinen fehle es an Zulauf, berichtet Stefan Ohmeis. Nicht alle Neubürger werden auch zu echten Kirdorfern. Andererseits kehren viele junge Leute dem Ort den Rücken, weil sie keine bezahlbahre Wohnung finden. Alteingesessene Geschäfte müssen schließen, weil der Nachwuchs fehlt. Dieser Entwicklung der Entfremdung vom Heimatort will unter anderem die Arbeitsgemeinschaft "Unser Kirdorf" entgegensteuern.
Feste und gemeinsame Unternehmungen sollen dazu beitragen, daß sich die Bewohner auch 1100 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung in Kirdorf heimisch fühlen.
• Am 17. November 892 wurde die Schenkung zweier Kirdorfer Adliger an das Kloster Lorsch schriftlich festgehalten. Das war die erste urkundliche Erwähnung des Orts: "Ich, Alolf, und meine Gemahlin Huda machen im Namen Gottes dem Hl. Märtyrer Nazarius, dessen Leib im Kloster Lorsch ruht, dem der ehrwürdige Abt Gerhart vorsteht, eine Schenkung. Ich wünsche, daß meine Schenkung für ewige Zeit Bestand hat und bekräftige mit meinem festen und freien Willen alles, was wir im Niddagau im Dorf Kirdorf besitzen, dazu 58 Hörige, zu schenken."
• Im Jahr 1232 ging Kirdorf an das Erzstift Mainz über, damit war die lange Bindung Kirdorfs an Mainz begründet.
• Am 4. September 1563 schrieb Ludwig Graf von Stolberg-Königstein, an den das Dorf 30 Jahre zuvor gefallen war, seinen Untertanen die Annahme der evangelischen Konfession vor.
• 1581 nachdem das Haus Stolberg-Königstein ausgestorben war, nahm das Erzstift Mainz unter dem Erzbischof und Kurfürst Daniel Brendel von Homburg die Grafschaft in Besitz. Kirdorf gehörte wieder zum Erzbistum, dennoch blieben die Einwohner protestantisch.
• 1606 gab es im Zuge der Gegenreformation wieder einen Religionswechsel. Von nun an blieb Kirdorf katholisch, eine Insel zwischen den lutherischen Pfarreien Homburg, Oberstedten, Gonzenheim, Seulberg und Köppern. Diese konfessionelle Insellage ist eine der Hauptursachen für die Eigenständigkeit der Kirdorfer, auf die sie heute noch stolz sind.
• Der 7. Juni 1622 war der schwärzeste Tag in der Kirdorfer Geschichte. Da erreichte der Dreißigjährige Krieg das Dorf. Die Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig, genannt "Der tolle Christian", brannten Kirdorf nieder. Nicht nur die Häuser fielen den Flammen zum Opfer, sondern auch sämtliche Urkunden und Kirchenbücher.
• Im Jahr 1650 haben die Kirdorfer ihre Kirche wieder aufgebaut - 214 Gulden standen ihnen dafür zur Verfügung. Für ein neues Pfarrhaus reichten die Mittel nicht aus.
• Während des Siebenjährigen Kriegs wurde Kirdorf von 1760 bis 1762 von französischen Truppen besetzt. Die Kirdorfer mußten große Mengen Getreide an die Armee liefern.
• Am 27. April 1803 wurde kirchliches Eigentum verweltlicht und beschlagnahmt. Als Folge des "Reichsdeputationshauptschlusses" wurde Kirdorf dem Fürsten von Nassau-Usingen zugesprochen.
• Kurz danach, am 6. Mai 1803 tauschte Landgraf Friedrich Ludwig von Hessen-Homburg mit dem Fürsten Friedrich August von Nassau-Usingen Kirdorf gegen den Ort Espa bei Butzbach ein.
• Ab dem 30. August 1899 verkehrte zwischen Kirdorf und Bad Homburg eine elektrische Straßenbahn.
• Zum 1. April 1902 wird Kirdorf nach zähen Verhandlungen nach Homburg eingemeindet. Für die Kirdorfer bringt das Verbesserungen mit sich: beispielsweise den Anschluß an die städtische Wasserleitung, Gas-Straßenbeleuchtung, ein neues Schulgebäude und eine Renovierung der 1862 eingeweihten St. Johannes-Kirche.
(Quellen: Der Taunusdom. Kirdorf - Menschen und Geschichte, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft "Unser Kirdorf"; Heinz Grosche: Geschichte der Stadt Bad Homburg vor der Höhe.)
Der Papst als Bischof "Kirchdorf" - eine katholische Insel
Ihr Glaube war den Kirdorfern einige Anstrengung wert. Weithin sichtbares Zeichen dafür ist die St. Johannes-Kirche, der "Taunusdom", den die Kirdorfer mit ihren eigenen Händen bauten.
Seit 1232 der Lorscher Hof an das Erzbistum Mainz gefallen war, gehörte Kirdorf überwiegend unter die geistliche Obhut des Mainzer Erzbischofs. Nur von 1821 bis 1836 wurde Kirdorf die Ehre zuteil, direkt dem Papst unterstellt zu sein, weil das Erzbistum Mainz aufgelöst worden war.
1866 geriet die Landgrafschaft Hessen- Homburg unter preußische Herrschaft, und die Preußen wollten erreichen, daß unter anderem die Pfarrei Kirdorf dem Bistum Limburg zugeordnet wurde, damit die Diözesangrenzen mit den politischen Landesgrenzen übereinstimmten. Bischof Wilhelm Emmanuel Freiher von Ketteler jedoch, dem Kirdorf wohl besonders am Herzen lag, sträubte sich: "Nur über meine Leiche." 1882, fünf Jahre nach Kettelers Tod, verfügte der Papst die Vereinigung der Pfarreien Homburg, Kirdorf und Rödelheim mit dem Bistum Limburg.
In diese Zeit des Kulturkampfs, der Auseinandersetzung der Kirche mit Preußen, fällt die Entstehung des Schwesternhauses. 1866 waren drei Mitglieder von der Genossenschaft der Schwestern von der göttlichen Vorsehung in Mainz nach Kirdorf gekommen, um Schulunterricht zu geben. 1872 mußten sie wegen der Auseinandersetzung mit den Preußen in ihr Mutterhaus zurückkehren. Die Chronik des Schwesternhauses berichtet über die Reaktion der "braven Kirdorfer": "Aus Erfahrung bekannt mit den Erfolgen der Wirksamkeit der Schwestern in der Gemeinde, wußten sie es bald dahin zu bringen, daß dieselben hierher zurückberufen und für die ambulante Krankenpflege verwendet wurden."
Nicht genug damit, die Schwestern sollten ein eigenes Haus erhalten, in einer Zeit, in der anderswo katholische Einrichtungen, ja Klöster aufgehoben wurden. In kurzer Zeit erhielt ein Komitee, das für den Bau Spenden sammelte, 1300 Taler und aus Homburg über 300 Gulden, außerdem wurden über 20 000 Backsteine gespendet. 1874 war ein Teil des Hauses bezugsfähig. Wieder einmal hatten die Kirdorfer gemeinsam angepackt und so eine wichtige Sozialeinrichtung geschaffen. Die Schwestern übernahmen nicht nur die Krankenpflege, sondern eröffneten auch eine Kleinkinderbewahranstalt. Bis 1971 waren die Schwestern in Kirdorf tätig. 17 Kirdorferinnen folgten ihrem Beispiel und traten den Schwestern der Göttlichen Vorsehung bei.
Dem fest verwurzelten Katholizismus schreiben die Kirdorfer auch zu, daß der Nationalsozialismus hier nicht richtig Fuß gefaßt habe. Der damalige Pfarrer Philipp Maria Keutner berichtete: "Die NSDAP konnte in der Pfarrgemeinde nicht recht gedeihen, zu allen Versammlungen mußten Homburger beigezogen werden. Ortsgruppenleiter war nie ein in Kirdorf Wohnender." Die Nationalsozialisten behinderten die Arbeit der Gemeinde und der christlichen Vereine.
Nach dem Krieg nahm die Zahl der Gemeindemitglieder durch den Zustrom von Flüchtlingen stark zu. Die bisherigen Filialgemeinden Köppern, Friedrichsdorf und Seulberg wuchsen so stark an, daß sie nun zu einer selbständigen Vikarie zusammengefaßt wurden.
In den 60er Jahren wurde an der Hofheimer Straße das Gemeindezentrum St. Franziskus gebaut, das den Gemeindemitgliedern zwischen Heuchelbach und Gluckenstein zur Verfügung stand.
Immer wichtiger wurde die Ökumene, die Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde. Über drei Jahrhunderte hinweg hatten die Protestanten in Kirdorf keine Rolle gespielt. Erst nach der Eingemeindung nahm die Zahl der protestantischen Bürger stark zu. Eine eigene Kirche erhielten die Kirdorfer Protestanten 1913. Selbständig wurde die Gemeinde 1963.
(Quelle: Der Taunusdom. Kirdorf - Menschen und Geschichte)
Den Zapfenstreich zum Auftakt
Wer Kirdorf genauer kennenlernen will, kann am Samstag, 15. August, ab 17.15 Uhr an einer Führung teilnehmen, die am Brunnen in der Bachstraße beginnt. Ab 19 Uhr stellen sich die Kirdorfer Vereine vor.
Der Sonntag beginnt um 10 Uhr mit einem Frühschoppen, zu dem die Neu- Anspacher Blaskapelle spielt. Um 12 Uhr wird das Kirdorfer Bachrecht verliehen. Der erste Kandidat ist Oberbürgermeister Wolfgang R. Assmann. Um 14.30 findet eine Kirchenführung durch St. Johannes statt. Ab 15 Uhr kommt die Jugend zu ihrem Recht. Kinderspiele und Wettbewerbe hat die Jugendfeuerwehr vorbereitet. Eine zweite Ortsführung findet ab 16.30 statt. Treffpunkt ist wieder der Brunnen an der Bachstraße.
Der Startschuß zum Kirdorfer Staffellauf fällt um 18 Uhr. Zunächst gibt es ein kleines Radrennen rund um die Johannes-Kirche, anschließend folgen die Disziplinen Bierfaßrollen, Rollschuhlaufen und Servierbrettlauf. Zum Ausklang unterhält der Kronberger Musikverein die Kirdorfer noch bis 22 Uhr.
Geburtstag im Schatten von "St. Johannes": 1100 Jahre Kirdorf
ENKHEIM. Die Vorbereitungen für die kommende Saison laufen beim Aufsteiger Fußballclub (FC) Germania 1911 Enkheim auf Hochtouren. Kein Wunder: Schließlich weht in der Bezirksliga ein anderer Wind als in der Kreisklasse. Rückblick: Nach einer erfolgreichen Punktrunde kassierte die Mannschaft am letzten Spieltag erst ihre zweite Niederlage; die Luft war nach einer anstrengenden Saison raus, und die Fußballer des A- Ligisten, Gruppe Ost, standen bereits als Aufsteiger in die Bezirksliga fest.
Nur ein Jahr spielte der Klub in der Kreisliga: "In der Saison davor sind wir unglücklich abgestiegen, aber die Mannschaft ist zusammengeblieben, um den direkten Wiederaufstieg zu schaffen", erklärt Oswald Kröpl, Schriftführer des 1911 gegründeten Vereins.
400 Mitglieder hat der Traditionsklub, die meisten davon sind aktiv. Außer vier Seniorenmannschaften gibt es eine große Jugendabteilung (180 Jugendliche kicken in zehn Mannschaften von der F- bis zur A-Jugend), aus der die Erste Mannschaft jedes Jahr die Talente herauspickt und in die Seniorenteams integriert. Darauf sind die Enkheimer auch stolz. Kröpl: "90 Prozent der jetzigen Ersten kommen aus der eigenen Jugend. Bekannte Oberligaspieler wie Thomas Roth und Detlef Krebs (beide waren beim FSV) haben in der Jugend bei der Germania gespielt.
Die abgelaufene Saison begann gar nicht gut für die Enkheimer. Unentschieden häuften sich, mehr schien nicht drin zu sein. Deshalb entschloß sich der Vorstand zu einem Trainerwechsel, und siehe da: Es gab nur eine Niederlage mit 2:6 gegen den härtesten Konkurrenten Heilsberg; im Rückspiel revanchierten sich die Enkheimer mit 6:1. Ausschlaggebend für die Dominanz des Klubs war die Tatsache, daß die Mannschaft eingespielt war und den festen Willen hatte, wieder in der Bezirksliga zu spielen.
Für die neue Saison sind die Vorbereitungen in vollem Gange. Etliche neue Spieler wurden verpflichtet ("wichtig ist, daß sie ins Gefüge passen") und ein Trainer: Horst Semmelbauer, früher Landesligaspieler, betreute schon einmal die Junioren von Germania Enkheim, bevor er aus beruflichen Gründen den Verein verließ. Sein Ziel ist der Klassenerhalt, doch liebäugelt man im Vorstand durchaus mit einem oberen Mittelplatz. "Vom Vermögen her können wir da oben mitspielen", ist Oswald Kröpl überzeugt.
Finanziell geht es dem Verein gut. Jedes Mitglied zahlt 7,50 oder sechs Mark Beitrag. Hinzu kommen Geld oder Spenden von Sponsoren, verkauften Eintrittskarten und Erträge aus der Bandenwerbung: auf die Zuschüsse des Ortsbeirates Bergen-Enkheim warten die Verantwortlichen noch. Für die neue Saison hat die Germania einen Ausrüstervertrag mit einer großen Firma abgeschlossen. Die Voraussetzungen für den Erfolg in der Bezirksliga sind also gegeben.
"Fußball ist trotz unserer Bemühungen nicht alles", betont der Schriftführer, der nebenher eine Jugendmannschaft betreut. Nach dem sportlichen Wettstreit treffen sich die Spieler im Klubheim zum Essen und gemütlichen Beisammensein. Als der Aufstieg gesichert und die Meisterschaftsfeier verdaut war, fuhr die Mannschaft auf eigene Initiative an den Mondsee bei Salzburg; kein Zufall, ist Kröpl doch gebürtiger Österreicher.
Sogar eine Jazzband haben Spieler gegründet, die "Sweeky Wheels". Auftritte gab es bereits bei Vereinsfesten und im Jazzklub Hanau. In die dortige Bezirksliga wollen die Verantworlichen übrigens wechseln. Begründung: Die Auswärtsspiele im Frankfurter Raum erfordern wesentlich weitere Fahrten. So ist der Weg zu einem Punktspiel nach Griesheim im Westen Frankfurts fast schon eine kleine Reise, während Hochstadt, Dörnigheim und Bischofsheim gleich um die Ecke liegen. Ein Antrag beim Hessischen Fußballverband ist gestellt; die Antwort wird erwartet.
Zur Zeit trainieren die Spieler dreimal in der Woche, das Unternehmen Bezirksliga soll diesmal auf jeden Fall gelingen. Vorbereitungsspiele sind bereits geplant. Und Torjäger Michael Buschbeck, der in der vergangenen Saison immerhin 29 der 74 Tore erzielte (das 30. wollte ihm in den letzten Spielen trotz größter Anstrengung nicht mehr gelingen), soll auch in der höheren Klasse für die Treffer sorgen. jot
FRANKFURT A. M. Einen Trainerwechsel gab's doch bei der Frankfurter Eintracht in der vergangenen Saison: "Wir mußten Milorad Anicic, dem Trainer der F 2-Jugend, die Verantwortung entziehen, nachdem er bei einem Turnier im Winter der Saison 91/92 einen E-Jugendlichen spielen ließ", erklärte Klaus Lötzbeier, Jugendleiter der Eintracht.
Nach den Worten des Jugendleiters ging der Eintracht damit ein "erstklassiger Coach" verloren. "Wären wir nicht die Eintracht, hätten wir uns wegen solch eines Fehlers nicht unbedingt von Herrn Anicic trennen müssen." Aber: "Die Eintracht wird mit anderen Kriterien gemessen, deshalb darf bei uns so etwas nicht passieren", bedauerte Klaus Lötzbeier.
Milorad Anicic war im Winter der Spielzeit 1990/91 zur Jugendabteilung der Eintracht gekommen und übernahm dort eine F 2-Mannschaft, die bis dahin kein Spiel gewonnen hatte. Unter dem neuen Trainer gewann der jüngste Eintracht-Nachwuchs Spiel auf Spiel und schloß als Dritter die Punktrunde ab.
"Mir hat es großen Spaß gemacht. Aber aufgehört habe ich aus zwei Gründen. Erstens hat die Eintracht nicht, wie verabredet, regelmäßig gezahlt und zweitens gönnen sich die Trainer untereinander keinen Erfolg. Dabei müssen die Trainer in einem Verein zusammenhalten", meinte Anicic, der jetzt die E-Jugend von Rot- Weiß Frankfurt trainiert.
Jugendleiter Lötzbeier antwortete auf die Vorwürfe: "Herr Anicic hatte bei uns keinen Vertrag. Den fehlenden Betrag der Fahrtkosten-Erstattung für die Zeit seiner Tätigkeit wird er noch erhalten."
Jetzt soll das Verhältnis der Trainer untereinander besser werden. Das versprechen sich die Verantwortlichen von den personellen Veränderungen im Trainerbereich der 13 Jugend-Teams, in denen etwa 230 Jungen kicken. ara
NIEDERRAD. Als der Niederräder Fußballclub (FC) "Union" 1987 sein 80jähriges Bestehen feiern wollte, da erinnerte man sich im Vorstand an einen Mann, der sich besonders in den Nachkriegsjahren und auch noch lange danach sehr verdient gemacht hatte um den traditionsreichen Verein: Hugo Schmitt war 22 Jahre lang Zweiter Vorsitzender der Union. Gemeinsam mit dem damaligen Ersten Vorsitzenden Albert Esser und Karl Hoffmann als Spielausschußvorsitzenden, hatte er den Verein seinerzeit zu neuem Leben erweckt.
In der Braubachstraße als "waschechter Frankfurter" geboren, fand er mit 15 Jahren bei der "Fußballvereinigung 1913 Frankfurt" den Weg zum Sport. Zu der Zeit hatte er seine kaufmännische Lehre nahezu abgeschlossen. Er arbeitete in Mannheim und in Stuttgart, blieb seinem Heimatverein aber bis 1925 treu.
Nachdem er ein "Niederräder Mädchen" geheiratet hatte, wechselte er schließlich nicht nur die Mainseite sondern auch den Verein. Von da an spielte er im FC Union Niederrad in der Ersten Mannschaft.
Seine Spielerkarriere sollte jedoch unter dem NS-Regime bald ein Ende finden, und auch mit der "Union" ging es bergab. Anfangs konnte der eigensinnige Kicker seine innere Ablehnung gegen die Nationalsozialisten mit kleinen Tricks durchhalten. "Wenn die anderen Spieler schon auf dem Platz standen, habe ich mir bis zum Anpfiff die Schuhe gebunden", erinnert er sich, "damit ich nicht die Hand zum ,Hitler-Gruß' heben mußte." Doch bald verließ der Kaufmann seinen Verein.
In den Jahren nach 1933 hatte es Hugo Schmitt nicht gerade leicht. Als Kind überzeugter Sozialdemokraten eckte er bald an, denn "die Nazi" (Schmitt) und ihr Gruß waren ihm ein Greuel. Sein jüdischer Chef, Direktor eines großen Kaufhauses, mußte emigrieren. Er selbst wurde entlassen, da er als einziger seiner Kollegen nicht "geschlossen in der Deutschen Arbeitsfront stand".
Fortan wechselte er häufig den Arbeitsplatz, bis er einen Arbeitgeber in der Hanauer Landstraße fand, der ihn mit "Grüß Gott" statt mit erhobener Hand empfing. Den Weg dorthin legte er zu Fuß zurück, um sich dem von ihm gehaßten Handheben auch in der Straßenbahn zu entziehen.
1943 kam dann doch noch der Stellungsbefehl. Seine Frau war längst mit der kleinen Tochter aus der ausgebombten Niederräder Wohnung in den Westerwald "verschickt" worden. Hugo Schmitt ließ es daurauf ankommen, und entging tatsächlich als "wehrunwürdig" der Front. Bis die Alliierten einmarschierten, konnte er sich irgendwie über Wasser halten.
Sein ablehnendes Verhalten, das ihm im NS-Regime große Schwierigkeiten gemacht hatte, wurde dem dickköpfigen Mann später zum Vorteil: Er galt als unbescholten, ebenso wie Albert Esser und Karl Hoffmann.
Kaum hatten die amerikanischen Besatzungsbehörden grünes Licht für die Wiederzulassung der "Union" gegeben und die Lizenz für den Spielbetrieb erteilt, machten sich die drei an die Arbeit. Daß es mit der "Union" bald wieder bergauf ging, lag nicht zuletzt am besonderen Talent des Zweiten Vorsitzenden, Spenden zu sammeln. Von Tür zu Tür zog der gelernte Kaufmann, weckte bei Niederräder Bürgern und Geschäftsleuten Interesse und begeisterte sie für seinen FC.
Damals habe er sich auf dem Polizeirevier eine Liste geben lassen, erzählt der heute 87jährige, mit den Anschriften all derer, die neu in den Stadtteil zugezogen waren. "Dann habe ich die Leute besucht, als neue Mitbürger begrüßt und unseren Verein vorgestellt. So haben wir eine Menge neuer Mitglieder gewonnen."
Auch mit seinem eigenen Geld, das er als Abteilungsleiter in einem großen Frankfurter Kaufhaus verdiente, stand er voll hinter der Union. "Wenn meine Frau je erfahren hätte, wieviel Geld mich unser Verein damals gekostet hat", schmunzelt der rüstige Altfußballer, "sie hätte sich mit Sicherheit scheiden lassen."
Sein Organisationstalent und die Fähigkeit, mit Geld wirtschaften zu können, hat er sich bis heute bewahrt. So wandten sich die "Unions"-Kicker vor fünf Jahren wiederum an ihn, als es darum ging, ein großes Fest zum "80jährigen" des FC auf die Beine zu stellen. Der frühere Vorsitzende, der bereits bei den Feiern zum 50. und 60. Jahrestag der Vereinsgründung Regie geführt hatte, zögerte nicht lange.
"Die wollten ohne einen Pfennig ein Fest organisieren", so naiv seien sie gewesen. Wie ein verständisvoller Vater spricht er von den Vorstandsmitgliedern, und sieht wohl die meisten von ihnen noch in den Trikots der Schülermannschaft vor sich.
Kurzerhand setzte sich der damals 82jährige in Ruppertshain, wo er seit 1973 bei der Familie seiner Tochter lebt, in sein Auto und fuhr nach Frankfurt. Wochenlang pendelte er täglich zwischen Taunus und Main. Die Niederräder hatten Hugo Schmitt nicht vergessen: In kürzester Zeit sammelte er mehrere tausend Mark Spenden, organisierte Preise für die Tombola. In einem Altenheim spürte er ein fast 100jähriges Gründungsmitglied des Vereins auf, das dann auch prompt in Begleitung einer Schwester beim Fest erschien.
Ökonomisch war Schmitt schon zu Zeiten, als er noch in der Ersten Mannschaft der Union Niederrad kickte. Er habe immer mit dem Auge gespielt, sei nur gerannt, wenn der Einsatz auch lohnte. "Wenn den anderen der Schweiß schon in Strömen lief, war mein Trikot in der Halbzeit noch trocken." Nach ihm, so sein nicht ganz uneitler Vergleich, habe das nur der Franz Beckenbauer so gemacht.
"Hausgehalten habe ich auch stets mit meinem Körper", sagt abschließend Hugo Schmitt und sein moralischer Zeigefinger geht dabei im Wortsinn in die Höhe. "Nur wer sich beizeiten schont, bleibt auch im Alter gesund", mahnt der agile Rentner. Wer dem alten Sportsmann dabei in die lebhaften Augen schaut, mag diesem Grundsatz kaum widersprechen. GABOR PAPP
SACHSENHAUSEN. Die Raumnot in der Sozialstation Sachsenhausen wird sich kurzfristig nicht beheben lassen. Das geht aus einem Magistratsbericht an den Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) hervor. Den Vorschlag, für eine Übergangszeit Büroräume anzumieten, lehnte die Stadt mit Hinweis auf die Haushaltslage ab. Mit dem negativen Bescheid will sich Sozialdezernent Martin Berg nicht abfinden: "Ich werde dem Kämmerer einen Brief schreiben, er soll die Entscheidung nochmals überprüfen."
35 Räume gibt es in der Station am Neuen Wall 2. Davon sind 16 doppelt belegt. Stünden für alle 50 im Stellenplan ausgewiesenen Arbeitsplätze Fachkräfte zur Verfügung, so sähe es noch beängstigender aus. Doch zur Zeit sind, wie Stationsleiter Jürgen Kohl berichtete, anderthalb Stellen unbesetzt.
Die Doppelbelegung der 18 Quadratmeter großen Räume hat ganz erhebliche Auswirkungen: Der Publikumsverkehr - und damit die Beratungstätigkeit der Sozialarbeiter - läßt sich nur schwer aufrecht erhalten. "Es geht schon aus Gründen des Datenschutzes nicht, daß in einem Zimmer zwei verschiedene Parteien ihren ,Fall' vortragen." Zudem haben Kohls Mitarbeiter beobachtet, daß sich die Hilfesuchenden oft nicht trauen, ihr Problem zu erzählen, wenn das Gespräch nicht unter vier Augen läuft.
Um "solch unglückliche Situationen" zu vermeiden, muß in der Station mittlerweile ein Zeitplan aufgestellt werden, wann welcher Mitarbeiter ein Zimmer benutzen kann. Das ständige Lavieren mit dem Terminkalender koste viel Zeit, die sinnvoller genutzt werden könnte. "Außerdem ist es nervenaufreibend für die Mitarbeiter", fügte Kohl hinzu. Die "Mängelverwaltung" geht so weit, daß auch der Aufenthaltsraum als Dienstzimmer genutzt wird - manche Mutter sitzt dann auf dem Flur und stillt ihr Kind.
"Gut ging es uns 1980, als die Sozialstation Goldstein eröffnet wurde. Da zog ein Teil aus und wir hatten bei derselben Raumzahl 31,5 Stellen." Seither hat die Sozialstation zusätzliche Aufgaben: So wird das Wohngeld von Sozialhilfeempfängern nicht mehr beim Wohnungsamt, sondern direkt abgerechnet. Auch das neue Kinder- und Jugendgesetz bedeutet erhebliche Mehrarbeit bei Scheidungsfällen: Früher erhielt das Gericht einen Bericht, heute müssen zusätzlich die (Noch-)Ehepartner ausführlich beraten werden. Zeichnete der Sozialarbeiter bei der Heimunterbringung von Kindern bis vor kurzem noch mit einigen knappen Sätzen ab, so ist heutzutage ein seitenlanger Erziehungsplan Pflicht.
Schließlich macht sich auch der Krieg in Jugoslawien bemerkbar. "Das sind etwa 150 Fälle nur bei uns", schätzte der Leiter. Das habe dann direkte Konsequenzen: Ausbildungsplätze gibt es am Neuen Wall nicht mehr, der Nachwuchs muß anderswo geschult werden.
Um Abhilfe zu schaffen, geht Jürgen Kohl sogar selbst auf Zimmersuche. Doch als er kürzlich in der Darmstädter Landstraße geeignete Büroräume fand, winkte die Kämmerei prompt ab: Zu hohe Kosten. Damit will sich jedoch Martin Berg als verantwortlicher Sozialdezernent nicht abfinden, sondern alles daransetzen, die Ausweichgelegenheit doch noch genehmigt zu bekommen. Eine Antwort auf die Frage, was im Falle einer Ablehnung kurzfristig geschehen kann, hatte der Dezernent noch nicht parat.
Geplant ist dagegen, mittelfristig Räume in einer städtischen oder bereits angemieteten Liegenschaft zu übernehmen. Langfristig gesehen bietet sich der Sozialstation eine hervorragende Alternative: Bei einer Neubebauung des Schlachthof- Geländes wäre für ausreichend Raum gesorgt, heißt es im Magistratsbericht. ask
FRANKFURT A. M. Die seit Monaten geplante Spielgemeinschaft des hessischen Fußball-Landesligisten FC Italia mit dem in die Kreisklasse B abgerutschten Postsportverein (PSV) Blau-Gelb wird nun doch nicht zustandekommen. Die Reservemannschaft des Landesligisten sollte gemeinsam mit den Postsportlern kikken. Doch der Spielausschuß des Hessischen Fußballverbandes (HFV) entschied bei seiner jüngsten Sitzung: Einer Fusion von Reservetruppe und erster Mannschaft könne laut Satzung nicht zugestimmt werden.
Damit sind zunächst auch die Pläne des FC Italia gescheitert, sich auf dem Gelände des PSV einzumieten. Die Stadt Frankfurt lehnte es ab, Kosten in Höhe von 68 000 Mark zu übernehmen. Sie fürchtet damit, einen Präzedenzfall zu schaffen.
Der Hintergrund: Solange der FC Italia nicht zwei komplette Jugendmannschaften für den Spielbetrieb anmelden kann, darf auch die erste Mannschaft nicht in der Landesliga spielen. Im Jugendbereich soll die Spielgemeinschaft mit den Blau-Gelben nach Aussage der Beteiligten allerdings in Kürze zustande kommen. Dann könnten die A-, B- und C- Jugend-Teams gemeinsam auf der Postsportanlage am Rande des ehemaligen Gartenschaugeländes trainieren.
Beide Vereine hätten es lieber gesehen, wenn auch bei den Senioren eine Zusammenarbeit der Clubs möglich wäre. Der PSV hatte sich davon sportliche Anreize und einen finanziellen Ausgleich erhofft; immerhin kostet die Pflege des Geländes jährlich mehr als 300 000 Mark. Dem FC Italia schwebte dagegen ein seinem Status angemessenes Sportfeld vor: Denn er ist nach der Eintracht, dem FSV und den Rot-Weißen die viertstärkste Frankfurter Fußballmannschaft.
Der zwischen PSV und Italia ausgehandelte Vertrag sah Mietzahlungen in Höhe von 68 000 Mark vor. Die attraktive Anlage mit zwei Rasenplätzen schien den Ita- Attraktive Anlage lienern, verglichen mit ihrer jetzigen "Heimat" bei der SG Westend, wesentliche Vorzüge zu haben. Dort müssen sie knapp 10 000 Mark jährlich für die Nutzung der Umkleideräume zahlen. Der Haken im Westend: Bei der SG dürfen laut Stefan Lottermann, Spielertrainer bei Italia und einer der Verhandlungsführer, nur Senioren aufs Feld. Insider vermuten, der FC Italia versuche sich "billig" über die Zusammenarbeit mit Blau-Gelb den nötigen Unterbau in der Jugend zu verschaffen. Lottermann wies das zurück.
Die Stadt kritisiert das Vorgehen des Clubs. Sportdezernentin Sylvia Schenk rügt, der Vertrag sei ohne Absprache mit der Kommune entstanden, ginge aber zu deren Lasten. Unabhängig von der angespannten Haushaltslage müsse hier "eine Grundsatzfrage entschieden werden": Wo liegt die Obergrenze bei der Förderung von Vereinen ohne eigenes Gelände?
Für Harald Lochmann, Leiter des Sport- und Badeamtes, ist die Angelegenheit ein "Präzedenzfall". Seine Befürchtung: Hat die Stadt erst einmal der Forderung nachgegeben, melden innerhalb kurzer Zeit "zehn bis 20 Vereine" ähnliche Ansprüche an. Das sei finanziell aber nicht vertretbar.
Solchen Überlegungen kann sich Lottermann nicht anschließen: "Welche Vereine meint Lochmann?" Die Konstellation sei einmalig. Noch nie habe sich ein Verein bei einem Club mit eigenem Gelände eingemietet. Das Angebot der Stadt, bis zu 18 000 Mark zuzuschießen, bezeichnet der Trainer als "Lachnummer". Dabei weist er auf die "integrative Arbeit" hin, die "Italia" leistet und erinnert an die Summen, die an anderen Stellen für die Sportförderung ausgegeben würden. Sollten sich die vom FC angepeilten 35 000 Mark nicht realisieren lassen, "verspreche ich den Verantwortlichen noch einen heißen Tanz", droht Lottermann. *ask
Die 1847 gegründete TSG Wölfersheim gehört zu den traditionsreichsten Vereinen in Hessen. Während die männlichen Fußballer der TSG nach zwischenzeitlichen "Hochs" in der Bezirksoberliga nun der Kreisliga angehören, hat sich die Frauenmannschaft der TSG kontinuierlich nach oben gespielt. Im 18. Jahr der Frauenfußballabteilung gelang die Meisterschaft in der Landesliga Hessen-Süd und der Aufstieg in die Oberliga Hessen, die zweithöchste deutsche Spielklasse.
Eine stattliche Abteilung haben die Frauen um Abteilungsleiterin Rosemarie Stößer mittlerweile auf die Beine gestellt. Die zweite "Garnitur" der TSG, die vor zwei Jahren erstmals in der Bezirksliga Büdingen/Friedberg ins Rennen ging, verfehlte in dieser Saison um Haaresbreite den Aufstieg und die Mädchenmannschaft der TSG gehört zweifellos zum Besten, was der Bezirk Frankfurt zu bieten hat. Im Verein und in der Wetterauer Gemeinde haben sich die Fußballerinnen auch aufgrund ihrer konsequenten Aufbauarbeit einen Namen gemacht. Das jährlich ausgetragene Turnier ist stets gut besucht, der Zuschauerzuspruch bei Punktspielen von durchschnittlich 80 Besuchern stellt im Frauenfußball eine beachtliche Marke dar. Nachdem die TSG-Frauen 1990 und 1991 in der Landesliga jeweils knapp den Aufstieg verpaßten, ließen sie sich im vergangenen Spieljahr auch durch die Verletztenmisere nicht vom Gewinn der Meisterschaft abhalten. Zu Beginn der Saison schlossen sich zwei ehemalige Bleichenbacherinnen der TSG an: Martina Sauer, eine oberligaerfahrene Mittelfeldstrategin, und Stürmerin Ilka Sämann. Die Bleichenbacher Ligakonkurrentinnen mußten zum Ende der Saison 1990/91 ihr Team aufgrund Personalmangels zurückziehen. Carmen Schauer, die vom Lokalrivalen Bad Nauheim gekommen war, zog sich noch vor Rundenbeginn einen Kreuzbandriß zu, doch die beiden Neuzugänge sollten sich als ideale Verstärkungen erweisen. Ilka Sämann traf zwölfmal ins Schwarze und Martina Sauer gehörte mit Torsteherin Mandy Goodyear, Michelle Marks und der ebenfalls oberligaerfahrenen Libera Monika Magin zu den Leistungsträgerinnen. Beste Schützin der TSG war auch im Meisterjahr Carmen Bilkenroth, die schon seit etlichen Jahren für die TSG auf Torjagd geht. Mit 20 Treffern bewies die schußgewaltige, technisch versierte Offensivkraft, daß auch im Alter von mehr als dreißig "Lenzen" die Gegner in Angst und Schrecken versetzt werden können.
Trotz der schwerwiegenden Verletzungen von Carmen Schauer, Manuela Henig, Monika Magin, Kirstin Mattern, Claudia Hollmann und Hildegard Puschner - alle standen wochenlang nicht zur Verfügung - leisteten sich die Wölfersheimerinnen in ihrem Meisterjahr nur zwei "Ausrutscher". Die Spiele gegen Limburg/Linter (0:2) und Konkurrent FSV Frankfurt II (1:3) gingen verloren, doch 26:6 Punkte und 52:13 Tore reichten zum Titel. Vorentscheidend war der 3:0- Erfolg gegen Mitbewerber Aschbach, bei dem 150 Wölfersheimer am Singberg ihrem Team den Rücken stärkten. Durch einen ungefährdeten Sieg in Bad Nauheim zogen die Wölfersheimerinnen als erster Wetterauvertreter in das hessische Oberhaus ein. Dieser Erfolg wurde direkt nach dem Spiel gebührend ausgekostet, bis zum Morgengrauen feierten die TSG- Frauen ihren Erfolg. "So etwas Tolles habe ich noch nie erlebt", meinte denn auch die rührige Abteilungsleiterin, und sie hat wahrlich schon einige Feiern der TSG-Frauen mitgemacht.
Den Kreispokalsieg holten sich die Wölfersheimerinnen nebenbei: Im Finale demonstrierten sie während des 17:0 über die SG Lißberg ihre Dominanz im Fußballkreis. Erfolgreich waren auch die von Rosemarie Stößer betreuten Mädchen. Sie wurden Meister der Feldrunde im Bezirk Franfurt, Bezirkspokalsieger und Vizemeister der Hallenrunde. Damit setzten sich die Wölfersheimer Mädchen gegen die starke Konkurrenz der Bundesligateams FSV Frankfurt und SG Praunheim durch. Aus dem Mädchenteam stieß im Verlauf der vergangenen Runde Bettina Metzger zur ersten Mannschaft und stand in der Landesliga ihre Frau. Nun kommen auch ihre Schwester Tania und Bianca Feuerbach.
Spektakuläre Neuzugänge hat der Oberliga-Neuling nicht zu vermelden, aus Eschollbrücken stößt eine Landesligaakteurin zum Team. Doch auch in der bisherigen Formation, aus der kein Abgang zu beklagen ist, sind die Wetterauerinnen zuversichtlich, den Klassenerhalt zu schaffen. Das Training wird der bisherige Co-Trainer Michael Sauer übernehmen, da "Meistermacher" Bodo Mattern aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen ins zweite Glied tritt. Als Torwarttrainer wird Dieter Private agieren. Auch die Trainer bei den TSG Frauen sind Idealisten: Bei einem Jahresetat von 1500 Mark ist eine Aufwandsentschädigung nicht machbar. Und über das Fahrgeld von neun Pfennig(!) pro Kilometer für weite Fahrten dürften männliche Kollegen nur lächeln. Doch wer zuletzt lacht, lacht ja bekanntlich am besten und angesichts des Geleisteten und der Kame- radschaft im Team wird den TSG-Frauen die Laune auch ohne das "große Geld" nicht vergehen. INA SCHNEIDER/jbp
NORDEND. Vor einiger Zeit war dort noch eine öde Baustelle. In den vergangenen Tagen ging es auf dem Merianplatz laut und lebendig zu. Eine Horde Kinder planscht so wild in einem Bassin, daß es fast leer wird. Die Folge: Ein Riesengebrüll - "Wir wollen Waaaasser! Wir wollen Waaaasser!"
Jahrelang rosteten auf dem Platz ein paar vernachlässigte Spielgeräte vor sich hin. Vor kurzem wurde der Platz endlich renoviert.
Bis zum 31. Juli gibt es dort Ferienspiele, das heißt in dem Fall: einen "betreuten Aktivspielplatz". Die Spielstube des Caritas-Verbandes in der Gaußstraße und das Jugendamt hatten sie organisiert.
Am ersten Tag machten sich die Kleinen miteinander bekannt. Jedes Kind konnte eine Anstecknadel mit seinem Namen beschriften, mit einem persönlichen Erkennungszeichen bekleben oder bemalen. Wer nicht mit Button-Basteln beschäftigt war, stöckelte auf Stelzen über den Platz, spielte Tischtennis, rollte mit dem Pedalo, drehte sich auf der "Holländerscheibe" oder balancierte auf einem Hüpfstab. Andere zeichneten und malten. In den darauffolgenden Tagen konnten die agilen Kleinen sich auch als Künstler mit Gips und Schminke versuchen.
Zwei Ausflugs-"Bonbons" standen für Kinder ab sieben auf dem Programm. Mit Bus und Schiff ging es nach Sankt Goar zu einer Wanderung zum Schloß Rheinfels. Am vergangenen Dienstag wurde ein Ausflug nach Schloßborn im Taunus angeboten.
Am ersten Tag standen die Ferienspiele unter einem guten Stern; das Wetter spielte mit, der befürchtete Regen blieb aus. Das hat schon Tradition: "Seitdem es die Ferienspiele gibt, ist es immer trokken geblieben", sagt Friedrich Berndt, der Leiter der Spielstube in der Gaußstraße. Die organisierte 1988 erstmals die Spiele für Sechs- bis 14jährige auf dem Merianplatz. Doch der war noch nie so schön - und so neu - wie in diesem Jahr.
Spielstubenleiter Friedrich Berndt sind die wenigen Wochen der Ferienspiele nicht genug. Er wünscht sich einen von den Oster- bis zu den Herbstferien täglich betreuten "bespielten Platz". Alles, was dazu gehört, ist vorhanden - Spielgeräte und ein Container voller Spielzeug. Die Stadt Frankfurt hatte eine solche Einrichtung auch geplant. Doch das Geld fehlt, um die Betreuer zu bezahlen. Dennoch: Die Spielstube will mit Unterstützung des Caritas-Verbandes bis zu den Herbstferien weitere Spielaktionen organisieren. Damit will die Spielstube der Stadt Frankfurt zeigen, daß Bedarf für den betreuten Spielplatz besteht.
Auch die Erfahrung mit den Ferienspielen in den vergangenen fünf Jahren bestätigt das Vorhaben: Die Resonanz bei den Kindern war immer riesig. Karina, Alexandra, Arzu und Sonay freuen sich ganz besonders auf das Abschlußfest am morgigen Freitag. "Wir haben gemalt, Federball gespielt, Tischfußball und Tischtennis", sagt Karina. Schon im letzten Jahr waren sie dabei.
Alle Hände voll zu tun hatten die fünf Betreuer - vier Studenten und eine Erzieherin. Die Arbeit macht ihnen Spaß; ernsthaftere Probleme als hier und da mal einen blauen Fleck gab es nicht. Auch Sprachbarrieren zwischen Kindern unterschiedlicher Nationalitäten wurden schnell abgebaut. Betreuerin Monika Steul: "Das haben die ruckzuck drauf. Die Verständigung ist gar kein Problem." orf
BONAMES. Der Teufel sitzt im Detail: Plastikmüll fiel beim Sommerfest "Unter der Linde" des Heimat- und Geschichtsvereins nicht an. Denn die Veranstalter hatten mit gutem ökologischen Gewissen vorgesorgt. "Gläser haben wir aus einem Getränkemarkt vor Ort gemietet", informierte Loni Biermann. Und Tassen, Teller und Unterteller - alles aus Keramik - habe der Verein aus dem Haus Nidda bezogen. "Gerade als Heimatforscher sind wir darum bemüht, die Umwelt so gering wie möglich mit Müll zu belasten", betonte die Vorsitzende.
Der gesamte Abfall, der während eines Festes anfalle, werde "selbstverständlich" sortiert: Papier, Glas, Hausmüll. Der beim Sommerfest verwendete blaue Plastikmüllsack, das Corpus delicti, "wird ausgeleert und immer wieder verwendet", erklärte Loni Biermann. Mehrarbeit der Umwelt zuliebe: "Wir achten darauf, die Natur zu pflegen." tin
HÖCHST. Norbert Wildhirt irrt: Hatte der SPD-Fraktionschef im "Sechser" vermutet, daß alle Fraktionen des Ortsbeirats 6 dem vom Magistrat vorgelegten Verkehrskonzept für Höchst-Süd zustimmen würden, so bereitet dieser Plan den Grünen "Bauchschmerzen". Denn die Öko-Partei will den Durchgangsverkehr vollständig aus der Bolongarostraße verbannen. Und der drohenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef-Straße will sie mit einer verengten Straße und einer "Pförtnerampel" in der Leunastraße begegnen.
Die Grünen plädieren dafür, die westliche Bolongarostraße zur Sackgasse zu machen. Sprecher Thomas Schlimme sagte der FR, eine Sperre in Höhe Königsteiner Straße solle die Fahrer zur Umkehr zwingen. Würden zudem Parkplätze gestrichen und Ausweichbuchten geschaffen, könne auch wieder aus der Sackgasse herausgefahren werden. "Was bleibt, ist eine reine Anliegerstraße."
Auch der Magistrat will eine Sperre in der Bolongarostraße aufstellen. Jedoch soll den Wagen in Richtung Nied der Weg Mainberg, Seilerbahn und Amtsgasse geöffnet werden. Die Durchfahrt von West nach Ost bliebe somit möglich. Gegen die Lösung spreche aber, daß sie auf Kosten der Fußgänger gehe, so Schlimme. "Die Autos kreuzen die Spaziergänger zum Main, zur Fähre und auf die Wörthspitze." Das gefährde das Erholungsgebiet.
Die Grünen plädieren für harte Maßnahmen, um der zu befürchtenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef- Straße entgegenzuwirken. Die vom Magistrat angeregte Busspur sei zwar eine "gute Idee"; sie bringe aber nur etwas, wenn die FVV-Spur auch wirksam gegen Mißbrauch geschützt werde. Um Autofahrer noch mehr abzuschrecken, müsse die Straße außerdem mit Pollern oder Blumenkübeln stark verengt werden.
Dafür, daß sich die Autos nicht in der Emmerich-Josef-Straße stauen, soll die "Pförtnerampel" in der Leunastraße sorgen. Nur soviele Fahrzeuge dürften Grün erhalten, wie die Straße verkraften kann.
Die Grünen lehnen das Magistratskonzept dennoch "nicht grundsätzlich ab", betonte Schlimme. Ohne die genannten
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Der Saarländische Rundfunk will die Ausstrahlung von Werbe- und Nachrichtenprogrammen per Bildschirm in Supermärkten verhindern. Der öffentlich-rechtliche Sender kündigte juristische Schritte gegen die Monitor-Journal GmbH in Dudweiler an. Die Firma, an der das Postunternehmen Telekom die Mehrheitsbeteiligung halte, strahle bereits an Supermarktkassen im Saarland eine Bildschirmzeitung aus und wolle dies ab Herbst bundesweit in Ladenketten tun.
Der Justitiar des Saarländischen Rundfunks, Dieter Dörr, sprach von "rechtswidrigen Zuständen zu unseren Lasten". Bei dem Bildschirmangebot handele es sich rechtlich klar um Rundfunk.
Im Rundfunkstaatsvertrag für das vereinte Deutschland seien Ausstrahlungen über Telefonleitungen eindeutig unter dem Rundfunkbegriff zusammengefaßt. Das bedeute, daß die Monitor-Journal GmbH eine Konzession der Landesanstalt für das Rundfunkwesen benötige, die sie jedoch nicht besitze.
Zwar sei im saarländischen Landesrundfunkgesetz keine Bestimmung für Ausstrahlungen über Telefonleitung enthalten, entscheidend sei aber das bundesweit geltende Recht, sagte Dörr. AP
Solange ARD und WDR ihr Recht auf Kurzberichterstattung von der Fußball- Bundesliga nicht wahrnehmen, hält der SPD-Politiker Friedhelm Farthmann eine Erhöhung der Fernsehgebühren für unvertretbar. Der Vorsitzende der SPD- Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen warf der ARD vor, beim Saisonstart der 2. Bundesliga die Informationspflicht nicht erfüllt zu haben. Farthmann deutete an, über eine Lockerung der Werbebegrenzungen mit sich reden zu lassen.
So sei es denkbar, Werbung nach 20 Uhr und auch länger als täglich 20 Minuten in der ARD zu gestatten. "Eine Ausnahmeregelung ist aber nur vertretbar, wenn die ARD ihr Recht auf kostenlose Kurzberichterstattung sofort nach dem Schlußpfiff wahrnimmt. Der Gebührenzahler muß erwarten können, daß die ARD am Ball bleibt", erklärte er.
Der SPD-Politiker kritisierte massiv das Verhalten der öffentlich-rechtlichen Anstalt im Fußballpoker, wobei er sich allerdings auf das juristisch umstrittene Recht auf Kurzberichte von 90 Sekunden Länge berief: "Daß WDR und ARD dieses Recht nun nicht wahrnehmen und sich offensichtlich dem Druck eines Privatsenders beugen und zu Kreuze kriechen, ist ein starkes Stück." Im Gegensatz zum ZDF hatte die ARD den TV-Vertrag mit dem Rechteinhaber ISPR in der vergangenen Woche nicht unterzeichnet. Auch bei einer Unterzeichnung des "Knebelvertrages", so hieß aus WDR-Kreisen, hätte der Zweitliga-Start nicht in der "Sportschau" gezeigt werden können. Der Privatsender Sat 1, bei dem die Erstrechte für alle Bundesligaspiele liegen, hatte aber unlängst dem ZDF die Erstausstrahlung der Zweitligaspiele VfB Leipzig - MSV Duisburg und Hansa Rostock - FC Remscheid überlassen. Eine entsprechende "Drittelregelung" zwischen Sat 1, ARD und ZDF für die 2. Liga ist vorgesehen. dpa
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NIEDERRAD. Das 99jährige Bestehen wird gefeiert: Der Kleingärtnerverein Niederrad 1893 lädt alle Mitglieder und Freunde zum großen Garten- und Kinderfest am Samstag und Sonntag (8. / 9. August) ein. Für die Organisatoren ist das Fest eine Generalprobe, denn im nächsten Jahr planen sie zum "großen" Jubiläum gleich ein mehrtägiges Festprogramm.
Am Samstag beginnen die Schreber um 12.30 Uhr mit einem Kinderflohmarkt, um 15 Uhr folgt ein Kinderfest. Auf dem neuen Festplatz der Anlage sind Spielbuden aufgebaut, und viele Preise warten auf die Gewinner. Von 16.30 bis 18 Uhr können die Kinder auf Ponies reiten. Der Fackelzug (20.30 Uhr) beschließt das Kinderprogramm.
Das Gartenfest für die Erwachsenen beginnt um 18 Uhr. Für Speisen und Getränke ist gesorgt, und die "Schwarzbach-Combo" spielt zum Tanz auf. Am Sonntag geht es ab 10 Uhr mit dem beliebten Frühschoppen weiter. Zum Abschluß des Festes treten die Gärtnerinnen schließlich gegen ihre Männer im Torwandschießen an.
Der Kleingärtnerverein lädt auch Gäste zu seinem Sommerfest in der Goldsteinstraße (Nähe der Haltestelle Tiefschneise, Linie 21) ein. Weitere Auskunft gibt Rolf Leger, Telefon: 67 44 35. sil
Museum Großauheim, Pfortenwingert 4, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
Hessisches Puppenmuseum, Parkpromenade 4, Hanau-Wilhelmsbad, Telefon 0 61 81 / 8 62 12, geöffent Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr; Eintritt: Erwachsene 1,50 Mark, Kinder 0,50 Mark, Schüler, Studenten und Behinderte eine Mark.
Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6, Telefon 0 61 81 / 29 54 30, geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr.
Museum Schloß Philippsruhe, Philippsruher Allee 45, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr durchgehend.
Museum Schloß Steinheim, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
Das Porträt: Frantisek Tomasek † Widersacher des Regimes
In seiner Bedeutung als Symbolfigur der Opposition gegen das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei kommt Vaclav Havel wohl nur einer gleich: Der am Dienstag im Alter von 92 Jahren verstorbene Kardinal Frantisek Tomasek erwies sich im Amt des Prager Erzbischofs als Erz-Widersacher des repressiven Systems der CSSR. Dem Katholizismus war zumindest in Böhmen wegen seiner Rolle als Staatsreligion der Habsburger Fremdherrschaft und der jahrhundertelangen Verknüpfung des Klerus mit dem adligen Großgrundbesitz tiefes Mißtrauen entgegengeschlagen. Mit seinem couragierten Eintreten für Demokratie und Menschenrechte trug Tomasek (unser Archivbild) wesentlich dazu bei, seine Kirche unter den zu 65 Prozent katholischen Tschechoslowaken wieder glaubwürdiger zu machen.
Politische Verfolgung hat der am 30. Juni 1899 im mährischen Dorf Studenka geborene und 1922 im nahegelegenen Olomouc (Olmütz) zum Priester geweihte Tomasek bereits unter den Nationalsozialisten erlebt. 1939 verlor er seine Stelle an der Olmützer Theologischen Fakultät, konnte allerdings ab 1940 am stillschweigend geduldeten Pristerseminar von Olomouc weiterunterrichten. Schlimmer kam es nach dem kommunistischen Putsch im Jahr 1948. Im Zuge des stalinistischen Kirchenkampfes, bei dem die Religionsgemeinschaften unter Staatskontrolle gestellt wurden, wurde er 1951 verhaftet und blieb drei Jahre ohne Urteil interniert.
Dieses Schicksal teilte er - wenn auch aus anderen Gründen - mit Gustav Husak. Aber nicht einmal die gemeinsame Hafterfahrung milderte die Unversöhnlichkeit zwischen dem 1975 zum CSSR-Staatspräsidenten avancierten Husak und dessen Gegner im Erzbischöflichen Palais.
Insgeheim war Tomasek von Papst Pius XII. bereits 1949 zum Bischof geweiht worden. Mit beginnender Liberalsierung stimmte das Regime 1965 seiner Ernennung zumindest zum Administrator der Erzdiözese Prag zu, nachdem der unter Hausarrest stehende Vorgänger Josef Beran nach Rom ins Exil ausgereist war. Nach dem Ende des "Prager Frühlings" kehrte das Regime zur kirchenfeindlichen Politik zurück. Tomasek arbeitete zunächst bei der Gründung der Priesterorganisation Pacem in Terris mit, die von den kommunistischen "Normalisierern" als Ersatz für die in den 50er Jahren geschaffene regimehörige "Friedenspriester"-Vereinigung gedacht war. Als er einsehen mußte, daß auch die neue Organisation dem korrumpierenden Einfluß des Staates nicht zu entziehen war, ging er umgehend wieder auf Distanz.
Nachdem er bereits 1976 zum Kardinal ernannt worden war, wurde Tomasek 1978 vom Papst Paul VI. offiziell ins Amt des Erzbischofs von Prag und des Primas der katholischen Kirche der CSSR eingesetzt. Die dazu notwendige Zustimmung der Regierung wird wohl mit der Erwartung verknüpft gewesen sein, von dem damals 76jährigen seien kaum noch Schwierigkeiten zu erwarten. Darin hatten sich die KP-Strategen jedoch gründlich geirrt. Je mehr Bischofssitze in der CSSR wegen der Streitigkeiten zwischen Prag und dem Vatikan unbesetzt blieben (1988 waren es zehn von 13), desto mehr wuchs Tomaseks moralische Autorität.
Der Prager Erzbischof unterstützte die Charta 77 und eine Petition mährischer Katholiken für Religionsfreiheit, die im Jahr 1987 mit mindestens 600 000 Unterschriften vor allem von Mährern und Slowaken zu einer der größten Widerstandsaktionen in den kommunistischen Ländern überhaupt wurde. Er stellte wiederholt Polizeiterror gegen Bürgerrechtler an den Pranger und trat für inhaftierte Dissidenten ein. Am 21. November 1989 gab er mit einem Aufruf zum gewaltlosen demokratischen Umsturz der "samtenen Revolution" Rückendeckung.
Für Aufsehen hatte Tomasek Anfang 1990 gesorgt, als er der Entschuldigung von CSFR-Präsident Vaclav Havel für die Vertreibung der Sudentendeutschen zunächst widersprach. Eine Woche später stellte er sich dann jedoch hinter Havel, nicht ohne eine Entschuldigung von offizieller deutscher Seite für die Gewalttaten der Nazis während der Besetzung Böhmens und Mährens zu verlangen. Von der katholischen Kirche der Tschechoslowakei und insbesondere von ihrem langjährigen Primas war unmittelbar nach der Wende ein vermittelnder Einfluß auf die sich abzeichnenden Nationalitätenkonflikte zwischen Tschechen und Slowaken erwartet worden. Nachdem er sein Amt als Prager Erzbischof im März 1991 an Miloslav Vlk abgegeben hatte, hat Tomasek in die Diskussion über die Zukunft der Föderation nicht mehr entscheidend eingegriffen. Das endgültige Auseinanderbrechen der CSFR mitzuerleben, ist ihm nun erspart geblieben.
ULRICH GLAUBER (Prag)
FRANKFURT A. M. Viele wissen nicht, wohin sich ältere, kranke und behinderte Menschen wenden können, wenn sie die "mobilen Dienste" in Anspruch nehmen wollen. Die Mitarbeiter helfen in der Wohnung und beim Einkaufen, leisten ambulante Pflegehilfe und bringen auch Essen auf Rädern. Für die Frankfurter Stadtteile sind die folgenden Beratungs- und Vermittlungsstellen zuständig:
Obermain (Ostend, Innenstadt, westliches Nordend, Altstadt): August-Stunz-Altenhilfezentrum, Röderbergweg 82-84, Telefon 4 05 04 78;
Eschersheim (Eschersheim, Frankfurter Berg, Preungesheim, Dornbusch, Berkersheim, Eckenheim, Ginnheim): Johanniter-Cronstetten-Altenhilfe, Carl-von-Drais-Straße 20, Telefon 54 90 09;
Gallus (Griesheim, Gutleut, Gallus, Bahnhof): Johanna-Kirchner-Altenhilfezentrum, Gutleutstraße 317 a, Telefonnummer 2 71 06 80 oder 2 71 06 81;
Bockenheim (Rödelheim, Westhausen, Westend, Kuhwald, Hausen, Carl-Schurz- Siedlung): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe in der Friesengasse 7, Telefon 77 60 18;
Bornheim (Bornheim, östliches Nordend): Caritas Hauspflege, Böttgerstr. 22, Telefon 46 70 31;
Sachsenhausen (Sachsenhausen, Oberrad): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Johanna-Melber-Weg 1, Telefon 62 80 66;
Nordweststadt (Praunheim, Bonames, Römerstadt, Nieder-Eschbach, Harheim, Nieder-Erlenbach, Heddernheim, Kalbach, Niederursel): Deutsches Rotes Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefonnummer 71 91 91 21;
Bergen-Enkheim (Riederwald, Fechenheim, Seckbach, Bergen-Enkheim): Hilfezentrum im Hufeland-Haus in der Wilhelmshöher Straße 34, über Telefon 4 70 42 29, 4 70 42 81 oder 4 70 43 44;
Goldstein (Goldstein, Schwanheim, Niederrad): Evangelischer Regionalverband, An der Schwarzbachmühle 83 (Goldstein), Telefon 35 60 86.
Höchst (Unterliederbach, Zeilsheim, Sossenheim, Nied): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Windhorststraße 33 I/7, Telefon 30 30 04. jan
FRANKFURT A. M. Frankfurt hat viele Gesichter. An jedem Postkartenstand in der Stadt sind sie in zig Varianten zu haben. Beispielsweise der Messeturm. Frankfurts schickster Wolkenkratzer von oben, von unten, schräg von der Seite, gemalt und fotografiert. Als Ansichtskarte ist er ein Renner. Ein Muß für jeden Touristen, der sich für Goethes allgegenwärtiges Konterfei nicht erwärmen kann, und der trotzdem seine Lieben aus der Ferne grüßen will.
Wer Frankfurt-Mitbringsel sucht, hat in den Geschäften am und um den Römer die Qual der Wahl. Vom schrillen "Römer"-T-Shirt bis zum patenten Frankfurt-Führer und kostbaren Radierungen sind der touristischen Kauflust keine Grenzen gesetzt.
Dauerbrenner ist die gute alte Postkarte, derzeit beliebtestes Frankfurt-Andenken. Dieser Meinung ist jedenfalls Klaus Braungart, der am Römerberg einen Souvenirladen besitzt. "Der Trend geht zum Billigartikel. Touristen kaufen lieber kleine Sachen, die wenig Geld kosten." Aber bevor der Tourist am Römerberg zur Geldbörse greift, wundert er sich. Was haben Bayerns Ludwig und eine Ansicht von Herrenchiemsee an einem Frankfurter Postkartenstand zu suchen? Was ist an Solinger Messern und Scheren, an "antiken" Pistolen typisch frankfurterisch?
Klaus Braungart erklärt sich das Kaufverhalten seiner oft weitgereisten Kunden so: "Deutschland ist für die halt
Auch Dirndl sind im Sortiment
Außerdem läßt sich mit ausgesprochenen Frankfurt-Souvenirs kein großes Geschäft machen. "Mit Bethmännchen, Bembel und Ebbelwei kommt man nicht über die Runden", sagt der Geschäftsmann. Zumal die Lebensmittel leichtverderbliche - oder rasch getrunkene - Güter sind, wenig geeignet, auf lange Zeit die Erinnerungen an den Besuch in der Stadt am Main frisch zu halten. Wer trotzdem auch in der Ferne nicht auf die in Frankfurt genossenen Gaumenfreuden verzichten will, der kauft sich in einer Buchhandlung vielleicht das "Frankforter Koch-Buch worinnen ganz leicht zu erlernen, wie allerley Speisen gut und schmackhaft zuzubereiten sind".
Das Büchlein ist die originalgetreue Kopie einer Kochfibel von 1789, "ehedem von einer in der Koch-Kunst erfahrenen hiesigen Haus-Frau zum eigenen Gebrauch in Druck gegeben, nunmehro aber wegen dessen allgemeinem Nutzen öffentlich und in etwas vermehrt auch von Fehlern gereinigt herausgegeben". Der heutige Leser erfährt beispielsweise, wie vor dreihundert Jahren "Eine Wilde Ente" oder "Ein Rahm Toertger zu machen" waren.Mutige dürfen sich selbst in den Kochkünsten der "hiesigen Haus-Frau" aus der Goethezeit versuchen.
Weniger Experimentierfreudige können es mit Frankfurts heißestem Exportartikel probieren - dem Würstchen. Das Buch zum Würstchen heißt schlicht "Frankforter" und ist mit zahlreichen Rezepten und Abbildungen versehen, die das volkstümliche Nahrungsmittel in ein mondänes Licht rücken. Das Titelblatt ziert ein Würstchenpaar, symmetrisch und matt glänzend auf schlicht schwarzem Untergrund.
Um sich außer den ortsüblichen Spezialitäten auch mit der Stadt selbst vertraut zu machen, kann der Ortsfremde zu zahlreichen Bildbänden wie etwa "So schön ist Frankfurt" greifen. Eingeweihte aber können mit Walter Gertreis "Das unbekannte Frankfurt" kennenlernen.
Kleine Touristen treffen in einer Buchhandlung vielleicht einen alten Bekannten in einem neuen Sprachgewand - "De Hessische Struwwelpeder", der Kinderbuchklassiker des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann in Mundart.
Wer sich "Francofurtensien" an die Wand hängen will, wird in der Bethmannstraße 11 fündig - im "Bilder- und Bücher"-Laden.
In der Zwischenzeit muß der Kunde sich mit dem Anblick der Schaufensterauslagen begnügen. Zahlreiche Radierungen zeigen Stadtansichten und Szenen der alten Freien und Reichsstadt Frankfurt am Main. Das Goethehaus ist zu sehen, eine Treppe am Römerhof und sogar die "Vorstellung der Feyerlichen Crönung Ihro Römisch-Kayserlichen Majestaet Leopold des II. in der Bartholomai Stiftskirche zu Franckfurt am Main am 9. October 1790", aber auch eine unprätentiöse Stadtansicht vom Main.
Kein Messe- oder Europaturm, bestimmten seinerzeit als prominentestes Gebäude die "Skyline" der Stadt, sondern der Dom. MARION LÖHNFORF
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Mühlespiel, Bauklötze und die Krücken unter dem Tisch Seit 25 Jahren werden im Oberhausener Friedensdorf kriegsverletzte Kinder aus aller Welt betreut Von Ingrid Müller-Münch (Oberhausen)
er kleine Garan hat keine Chance. Geschickt plaziert Sandra ihre schwarzen Klötzchen so um seine
Sandra, so hatte ihr der Pressesprecher des Friedensdorfes, Wolfgang Mertens, schon beim Mittagessen gesagt, "ist eigentlich ganz untypisch hier für uns". Sie kommt weder aus einem Kriegs- noch einem Krisengebiet, wurde dennoch aufgenommen, weil sonst niemand ihr half. Sandra selbst kann ihre Geschichte kaum erzählen. Als kürzlich jemand sie auf die Metzelei ansprach, die sie, von vielen Messerstichen getroffen, nur überstand, weil sie sich tot stellte, da hat sie hinterher in ihrem Zimmer die Bilder von den Wänden gerissen, getobt und geschrien. Nein, auch heute will sie darüber nicht reden, sonst passiert womöglich das gleiche noch einmal, lächelt sie verlegen.
Beim Mittagessen wischt Farhanaz aus Afghanistan liebevoll dem neben ihr in einem Hochstuhl sitzenden anderthalbjährigen Dost das mit Tomatensauce verschmierte Kinn ab. "Was bist du doch für ein Ferkelchen", beugt sich eine Helferin über den Kleinen, füttert ihn mit dem Rest Nudeln, hebt ihn auf den Boden, in sein Gehgestell. Dost ist der Jüngste in dieser Runde. Wie viele hier wurde er in Kabul von Raketensplittern getroffen, bekam eine Knochenentzündung, wäre unter den dortigen hygienischen Verhältnissen gestorben, hätten ihn die Ärzte des Oberhausener Friedensdorfes nicht zur medizinischen Versorgung mit nach Deutschland genommen. Sein Leben wurde gerettet, eines seiner Beine wird kürzer bleiben als das andere. Bei der zwölfjährigen Farhanaz, ebenfalls ein Kind des afghanischen Krieges, mußte ein Bein amputiert werden, nachdem sie viereinhalb Jahre in einem Kabuler Krankenhaus mit offenen, entzündeten Knochen lag.
Die Lebensgeschichten von Farhanaz, Dost oder Sandra, der Besucherin beim Mittagessen von Wolfgang Mertens in Stichworten zugeraunt, ähneln einander in ihrer Brutalität. Derweil das fröhliche Geplauder von Gul am Nachbartisch Unbeschwertheit aufkommen läßt, während der 13jährige Sascha aus Semipalatinsk inmitten des Stimmengewirrs ermattet seinen Kopf auf die Tischplatte legt. Niemand rügt ihn deshalb. Jeder weiß, daß er wegen seiner Krebserkrankung kaum belastbar ist.
Mitleid ist hier nicht angesagt, wird der Besucherin gleich zu Beginn beschieden. Hier wird handfest geholfen, seit 25 Jahren. Im vergangenen Monat wurde Jubiläum gefeiert. Kein Anlaß zur Freude, betonte Dorfleiter Roland Gegenfurtner in seiner Festrede. Solange jedenfalls nicht sein erklärtes Ziel erreicht ist: eine Welt ohne Gewalt und ohne Krieg, in der es statt Waffen Nahrung für die Kinder gibt und die ein solches Friedensdorf überflüssig machen würde. Schaut man sich um an diesem Mittagstisch bei Makkaroni und Tomatensauce, dann wird deutlich, wie weit die Welt von dieser Vision noch entfernt ist: Aus Rumänien mußten Kinder nach Oberhausen geholt worden, aus Jugoslawien, Litauen, Kasachstan, Palästina, Peru, Uganda, Vietnam und Afghanistan. Mehr als hundert von den Waffen der Erwachsenen verstümmelte, zerschossene, zerfetzte Kinder sind derzeit in der Obhut der Initiative. Zunächst werden ihre Wunden in Krankenhäusern der Bundesrepublik oder Österreichs ausgeheilt, werden sie zur Überlebensfähigkeit operiert. Manchmal dauert das monatelang, zuweilen bis zu zwei Jahren. Dann erst kommen sie ins Friedensdorf, werden krankengymnastisch betreut, lernen, mit ihren Prothesen zu leben, und bereiten sich auf die Heimreise vor.
Ihr Aufenthalt ist zeitlich begrenzt. Darauf besteht Dorfleiter Gegenfurtner mit aller Entschiedenheit. Er will die Fehler, die seine Vorgänger machten, auf keinen Fall wiederholen. Damals, als 1967 aus Anlaß der beginnenden Kriegsvorbereitungen im Nahen Osten eine Oberhausener Bürgerinitiative den dortigen Kindern helfen wollte und das Friedensdorf gründete. Nach sechs Tagen war dieser Krieg zwar vorbei, aber Hilferufe kamen aus Vietnam. Aus falsch verstandenem Mitleid, so sieht man es heute, wurden jene damals aufgenommenen, von Bomben schwer verletzten vietnamesischen Kinder nicht zurückgeschickt in ihre vom Krieg gebeutelte Heimat. "Diese Kinder sind heimatlos geworden", steht für Gegenfurtner inzwischen fest. "Wir haben sie zwischen zwei Welten zerrieben."
Geradezu wütend reagiert man hier auf jene angeblich so mitleidigen Deutschen, die in ihrer "Selbstsucht" (Wolfgang Mertens) schon mal Friedensdorf- Kinder aus ihren Krankenhausbetten regelrecht nach Hause entführen, um sie zu adoptieren. Ein gutes Dutzend solcher Fälle hat es in jüngster Zeit gegeben. "Wir müssen dann prozessieren, gegen die ungerechtfertigen Ansprüche von Deutschen. Dabei stehen wir doch bei den Eltern im Wort", ärgert sich Gegenfurtner. Auch im Friedensdorf kann man diese Kinder nicht behalten, egal wie aufrührerisch und kriegerisch es gerade bei ihnen zu Hause zugeht. Sie würden ja sonst, wie es jahrelang durch die vietnamesischen Kinder geschah, die hundert Plätze in Oberhausen blockieren. Außerdem, gibt Gegenfurtner zu bedenken, "wenn sie das einmal erlebt haben, wie die Kinder von ihren Eltern empfangen werden, wie die an zu Hause hängen. Dann ist das ein Verbrechen, sie hier zu halten in unserem kalten Deutschland."
Das Geld reicht knapp für etwa 250 Kinder, die pro Jahr die Stationen des Friedensdorfes durchlaufen. "Dreieinhalb Millionen Mark Spendengelder sind dafür nötig", erklärt Mertens. Und oft genug kommen die nicht zusammen. Die einzige indirekte Hilfe des Staates sind die Zivildienstleistenden, die man großzügig zugebilligt bekommt. Ansonsten "leben wir von einem Tag in den anderen hinein. Oft genug müssen wir unsere Mitarbeiter bitten, nicht auf der pünktlichen Zahlung ihres Gehaltes zu bestehen", beschreibt Gegenfurtner die Lage mit der Gelassenheit eines Menschen, der erfahren hat, daß es immer wieder Bewegung auf dem Spendenkonto 102400 des Friedensdorfes bei der Stadtsparkasse Oberhausen gibt. Ein ganzer Mitarbeiterstab ist inzwischen hauptberuflich fürs Betteln abgestellt: bei Ärzten, kostenlos die Kinder zu untersuchen; bei Krankenhäusern, die Kinder ohne Krankenschein zu behandeln; bei Privatleuten, Prominenten, Presse, sich irgendwie für das Projekt zu verwenden.
Für seine Reisen in die Länder, aus denen er die Kinder holt, bekommt Dorfleiter Gegenfurtner keine großzügigen Spesen, keine Reisekosten ersetzt. "Ich krieg ein Ticket in die Hand gedrückt", sagt er, der Rest bleibt seiner Fantasie überlassen. "Ich bin mehr als einmal aus Afghanistan ohne Sitz im Stehen rausgeflogen." Als er vor wenigen Wochen in Kabul war, "da waren dort die Verhältnisse wie in den schlimmsten Zeiten von Beirut. An jeder Straßenecke lauert irgendeiner mit einer Waffe, der irgendeinen nicht mag. Und wenn Sie Pech haben, stehen Sie dazwischen." Mal ist kurz, nachdem er in ein Taxi stieg, im benachbarten Fahrzeug eine Autobombe hochgegangen. 80 Tote gab es. Mal explodierte eine Rakete in dem Kabuler Hotel, das er bewohnt und gerade verlassen hatte. "Wenn Sie da anfangen, über eigene Ängste nachzudenken, bleiben Sie am besten hinterm Schreibtisch sitzen."
In Vietnam oder Afghanistan, in Kasachstan oder im Kaukasus muß er, meist mit Hilfe ehrenamtlich mitreisender deutscher Ärzte, die Kinder auswählen, die nach Deutschland sollen. "Wie wollen sie das bei 200 Kindern, die in Frage kommen, machen? Wenn wir halt nur 28 Flugzeugplätze haben. Oder uns nur 28 Freibetten in Deutschland oder Österreich zur Verfügung stehen?" Die Kinder müssen den Transport, oft über 30 bis 40 Stunden, aushalten können, ihre Eltern müssen zustimmen und zu arm sein, um selbst die Behandlung finanzieren zu können. Und es muß eine reale Überlebens- und Heilungschance für das betreffende Kind geben. Papierkram ist dafür notwendig. Stundenlang sitzt Gegenfurtner, sobald die Entscheidung gefällt ist, vor dem Telex, um die Daten der vorgesehenen Kinder mit der voraussichtlichen Diagnose nach Deutschland durchzugeben, damit man dort alles vorbereitet.
In dieser Woche - seine Abreise nach Kasachstan stand kurz bevor - stapelten sich wieder einmal in einer Ecke seines überfüllten Büros die Kisten und Kästen, vorgesehen für die Formulare und Stempel, das Verbandsmaterial, die Beruhigungsmittel für den Rückflug. "Oft müssen wir unterwegs eine Spritze geben. Zum Beispiel voriges Mal, als von acht Kindern sechs liegend transportiert werden mußten." Sobald er aus Kasachstan zurückkommt, geht es ab in den Kaukasus. "Irak steht noch an", zählt er mit Blick auf seinen Terminkalender auf. In Vietnam will er im August die dort entstandenen Friedensdorf-Dependancen besuchen, Spätopfer des Vietnamkriegs, dioxingeschädigt geborene Kinder mitbringen. Im Frühherbst geht es wieder nach Afghanistan, "ach ja, zwischendurch noch nach Litauen". In Oberhausen treffen sie dann alle zusammen: die haitianischen Kinder und die aus Somalia. Die aus Afghanistan und Kasachstan "sind befreundet. Die sind aus Ländern, die noch vor Jahren Erzfeinde waren. Hier bei uns spielen alle friedlich zusammen", freut sich Gegenfurtner.
Im Aufenthaltsraum werden an dem Tag, an dem die Besucherin kam, wie üblich die Krücken und Prothesen über Playmobil-Figürchen und Lego-Klötzchen für einen Moment vergessen. Die zweijährige Margan aus Kasachstan tollt, trotz ihres Glasauges, allen zwischen den Beinen herum. In den Zimmern demonstrieren Michael-Jackson-Plakate an den Wänden und Barbiepuppen auf den Konsolen Normalität. Das rumänische Mädchen Alina, das auf ein besonderes Stützkorsett für ihren verkrümmten Rücken wartet, ist traurig, weil ihre jamaikanische Zimmernachbarin Sandra zurück nach Hause muß. Und inmitten des Spieldurcheinanders ruht sich auf dem Boden, von einer Erzieherin liebevoll gestreichelt, Raza aus Litauen nach einem ihrer epileptischen Anfälle aus.
HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
"Giannas Louisen-Keller", Bad Homburg, Louisenstraße 119.
Öffnungszeiten: Täglich von 17 bis ein Uhr, sonntags Ruhetag.
Angebote: Platz ist im Garten für rund 20 Personen, drinnen finden etwa 50 Personen Platz.
Den Schoppen gibt es ab 2,50, das Mineralwasser für drei Mark. Säfte sind für vier Mark zu haben. - Die Speisekarte wechselt mehrmals in der Woche. Sie reicht von Tomaten mit Mozarella (11,50 Mark) über Schweinelendchen mit Tomaten und Champignons (22 Mark) bis zu Crêpes mit Sauerkirschen für 8,50 Mark.
S-Bahn, Bus: 50 Meter weg sind Stadtbus-Haltestellen. Der S-Bahnhof ist in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.Park-Tour à la Botanik Palmengarten-Freunde erkundeten Hochschulgarten
FRANKFURT A. M. Was verbirgt sich hinter den seltsam anmutenden Hieroglyphen "Taxodium ascens Bronga, Acer cissifolium und Quercus turneri"? Nichts weiter als die südostasiatische Sumpfzypresse, der zissusblättrige Ahorn, der aus Japan stammt, und die wintergrüne Eiche. Dies und vieles mehr erfuhren die etwa 60 Besucher, die einer Einladung der "Gesellschaft der Freunde des Palmengartes" gefolgt waren und in den großen Park der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen vor den Toren Oberrads gekommen waren, um eine Führung mitzumachen.
Pater Rainer Koltermann, Professor für Naturphilosophie in St. Georgen und für Zoologie an der Universität Mainz, leitete durch die 8,3 Hektar große, durch Mauern abgegrenzte Anlage, zeigte ihnen die unterschiedlichen Bäume, erklärte Fachliches und lieferte einen historischen Abriß über die Hochschule und den Park.
1780 war es ein Landgut, das dem Bankkaufmann Johann Jakob Hollweg gehörte. Dieser verkaufte es 1803 an den Kurfürstlichen Hofbankier Heinrich Mühlhenz, der dort einen gesellschaftlichen Treffpunkt einrichtete. Nach dem Tod seiner Gattin erwarb die älteste Tochter Marianne das Landgut, bis es schließlich 1840 in die Hände von Johann Georg Konrad von St. George überging, der, wie vermutet wird, ein Abkömmling eines Hugenotten aus der Languedoc war. Wahrscheinlicher, berichtete Koltermann, ist aber, daß er einen deutschen Ahnherrn dieses Namens hatte.
St. George erwarb das Frankfurter Bürgerrecht durch die Heirat mit einer Bethmann-Hollweg. Im gleichen Jahr, 1840, legte der berühmte Gartenbaudirektor Sebastain Rinz - er ist der Erbauer der Festungsanlagen des heutigen Anlagenrings - den schönen Park so an, wie er auch jetzt noch erhalten ist. Zeugnis legt beispielsweise eine 150 Jahre alte Blutbuche, "Fagus sylvatica L." ab, die majestätisch ihre knorrigen Arme ausbreitet. Der Park ist in seiner jetzigen Form seit 1866 erhalten.
1892 erwarb Moritz Eduard von Gronelius den schloßartigen Prunkbau, in dessen Räumen heute über 300 Stundenten - 75 davon sind Doktoranden - aus vielen Ländern der Welt (unter anderem aus Nigeria, Korea, Indien, Vietnam und Polen) studieren. Im Jahr 1926 ging die "Villa Gronelius" samt Park in den Besitz des Bistums Limburg über. Seitdem werden dort Pfarrer und Theologen ausgebildet.
Professor Koltermann pflegt den Park selbst; die lateinischen und deutschen Beschriftungen an den Bäumen und Sträuchern hat er angebracht. Zwei Gärtner unterstützen den Hobbybotaniker bei seiner Arbeit. Die Gäste, die trotz des Regens gekommen waren, staunten während des Gangs über kleine Pfade immer wieder über die Vielfalt der natürlichen Schönheit und folgten aufmerksam den Erklärungen Koltermanns, etwa wenn er den Unterschied zwischen Rot- und Blutbuche erläuterte.
Und schon bald hatten sie keine Schwierigkeiten mehr mit abenteuerlichen Namen wie "Gingko biloba" oder "Colyrus colurna" - die nämlich kann Koltermann bei Baumschulen in der näheren Umgebung kaufen. *jot
FRANKFURT A. M. 240 betreute Arbeitsplätze für Behinderte haben die Praunheimer Werkstätten mit ihrer Zweigwerkstatt in der Wächtersbacher Straße in Fechenheim eingerichtet. Dort hat die gemeinnützige Organisation für mehr als 14 Millionen Mark einen Komplex von Werkstätten, Lagerräumen, Küche und Speisesaal sowie einen bepflanzten Innenhof angelegt. Die Büros, die Verwaltungsräume und ein Teil der Werkstätten sind in einem Gebäude untergebracht, das ein Elektrogeräte-Hersteller nach Auflösung der Firma verkauft hatte.
Die Bauarbeiten hatten bereits im Frühjahr 1987 begonnen. Zwei Jahre später konnten 100 Behinderte aus dem bis dahin aufgegebenen Werk Fechenheim in der Gründenseestraße an ihren neuen Arbeitsplatz umziehen. Im Mai dieses Jahres nahmen die Praunheimer Werkstätten die Anlage offiziell in Betrieb. Zu dieser Zeit waren dort 160 Behinderte beschäftigt. Metall- und Holzverarbeitung, Malen, Siebdruck - die Arbeitsbereiche sind vielfältig. Dazu kommen Büro- und Lagerarbeiten sowie das Verpacken und der Versand des berühmten "Praunheimer Holzspielzeugs" mit dem charakteristischen roten Punkt, das mit 800 000 Mark etwa ein Fünftel des Jahresumsatzes ausmacht. Mit Dienstleistungen und eigener Produktion konnte die Organisation im Jahre 1991 rund vier Millionen Mark umsetzen. Von knapp 13 Millionen Mark, die für die Finanzierung des Neubaus in Fechenheim gesichert sind, übernehmen die Praunheimer Werkstätten etwa 18 Prozent aus eigenen Mitteln. 27 Prozent kommen vom Bund, 16 Prozent zahlt das Hessische Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung. Weitere Träger der Einrichtung sind der Landeswohlfahrtsverband, das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt und mit fünf Prozent die "Aktion Sorgenkind".
Lange Zeit hatten sich die Praunheimer Werkstätten um einen geeigneten Standort für eine neue Produktionsstätte bemüht, nachdem die 180 Plätze des "Stammwerks" in Praunheim mit insgesamt 230 behinderten Arbeitnehmern überbelegt waren. Die Kapazität der im Jahre 1984 neugebauten Werkstatt in Höchst war mit 180 Beschäftigten von Anfang an voll ausgeschöpft. Im selben Jahr stieß man auf die Liegenschaft in Fechenheim.
Für das bestehende Fechenheimer Werk in der Gründenseestraße sollte der Mietvertrag bis 1987 auslaufen. Zudem galt die Lage der mit 100 Plätzen recht kleinen Werkstatt als ungünstig, ein Arbeitstrainingsbereich konnte dort wegen der geringen Größe beispielsweise nicht eingerichtet werden.
Mit der neuen Anlage in Fechenheim bieten die Praunheimer Werkstätten jetzt insgesamt 600 Stellen an, womit die Nachfrage nach betreuten Arbeitsplätzen für Behinderte nach Auskunft der Organisation in Frankfurt "quantitativ voll befriedigt" sei - zumindest vorübergehend. Bis zum Jahr 2000, so rechnet man dort, wird sich der Bedarf jedoch um weitere 120 Plätze in Behindertenwerkstätten erhöhen. *gap
NIEDERRAD. 500 Jahre Lateinamerika, Entdeckung oder Eroberung? Unter diesem Motto veranstaltete die evangelische Zachäusgemeinde sechs Clubnachmittage. In den vergangenen drei Monaten beschäftigten sich die Senioren der Gemeinde immer wieder mit Themen, die von den Elendsvierteln in Caracas bis zur Kultur der Mayas und Azteken reichten.
Zum Abschluß wurden jetzt bei Kaffee und Kuchen noch einmal Erfahrungen ausgetauscht. Mit den Worten eines Mexikaners begann Erwin Renz, Mitarbeiter im Seniorenbeirat, seinen Vortrag: "Gott ist weit, die Vereinigten Staaten von Amerika sind nah." Renz berichtete über Mexiko und seine Einwohner. Angeregt von eigenen Reiseerfahrungen konnte er vieles über Gefühle und Gewohnheiten des Mischvolkes erzählen.
Einige Eindrücke von der Armut in den südamerikanischen Ländern vermittelte auch der brasilianische Pfarrer Dorival Ristoff, der in Eckenheim tätig ist. Er besuchte vor einiger Zeit die Zachäusgemeinde und stellte sein Heimatland vor. Um die Verbundenheit mit den Christen der Elendsviertel zu zeigen, sangen die Gemeindemitglieder brasilianische Kirchenlieder, die Pfarrer Ristoff aus seinem Land mitgebracht hatte.
Das Thema der Clubnachmittage fand großes Interesse. Viele der Senioren möchten noch mehr über Lateinamerika erfahren. "Die Dias haben uns das Land näher gebracht. Auch diese flotten Lieder waren mal was anderes", meinte eine Besucherin. Nicht nur die schönen Seiten, sondern vor allem die Probleme Lateinamerikas, wurden aufgezeigt. Die Frage, ob Kolumbus nun Entdecker oder Zerstörer Amerikas war, blieb offen. sil
FRANKFURT A. M. Mit dem Vorsitzenden Klaus-Jürgen Koch geht der Frankfurter Karnevalverein 1911 und seine Maagard in die Kampagne 1992/93, in deren Mittelpunkt wieder der 1956/57 aus der Taufe gehobene "Kongreß der Narren" stehen wird. Dabei überrascht der Beschluß des Maagard-Vorstandes, mit dieser bedeutenden Veranstaltung im Januar 1993 in die Fechenheimer Turnhalle zu gehen.
Bei der Jahreshauptversammlung 1992 standen die Neuwahlen im Vordergrund. Neben dem Vorsitzenden Koch wurden Eckhart Demel (Zweiter Vorsitzender), Inge Zitouni (Erste Kassiererin), Willi Lindenfeld (Zweiter Kassierer), Gabriele Gilg (Erste Schriftführerin) sowie Archivar Theo Müller wiedergewählt.
Neu in den Vorstand zogen ein: Waltraud Hofmann (Zweite Schriftführerin), Gerfried Gatzka (Archivar) sowie als Archivarinnen Ingrid und Katharina Koch. Hans-Uwe Diehl blieb Gardekommandeur (Stellvertreter: Egon Koch), Manuela Koch Gardekommandeuse (Stellvertreterin: Tanja Himmelein). *dixi
FRANKFURT A. M. Das Presse- und Informationsamt hat zwei seiner Broschüren aktualisiert: "Daten, Fakten, Zahlen" und "Stadtkontakte". Die "Daten, Fakten, Zahlen 1992" umfassen 20 Seiten und geben Auskunft über Einwohnerzahl, Wirtschaftskraft und Besonderheiten der Stadtentwicklung. Besucher erfahren historische Zahlen und erhalten Auskunft über Freizeit- und Kultureinrichtungen.
Die "Stadtkontakte" helfen, den richtigen Ansprechpartner in den Ämtern zu finden. Die beiden Hefte können in der Bürgerberatung am Römer, Römerberg 32, abgeholt werden. *sil
FRANKFURT A. M. Erfolgreicher als das Herrenteam der "Mainhattan Snowboarders" schlugen sich die Frauen bei den 2. Sandboard-Weltmeisterschaften in Hirschau bei Amberg. Barbara Röschinger schaffte zwei dritte Plätze im Slalom und Riesenslalom, Kerstin Weitmann belegte zweimal den fünften Platz unter insgesamt 200 Teilnehmerinnen.
Für die Herren der "Mainhattan Snowboarders" waren Matthias Lenz, Stefan Köstner, Markus Eckhard, Ralf Widmann und Jörg Aumüller am Start. Sie alle konnten sich im Riesenslalom unter den 90 Besten behaupten. Matthias Lenz schlitterte als erfolgreichster Teilnehmer der Frankfurter Snowboarder nur knapp an der Qualifikation für die besten 32 Sportler vorbei.
Ausgetragen wurde der Wettbewerb allerdings nicht auf Schnee, sondern auf Sand. Das Abfallprodukt einer Quarzsandhalde war Schau- und Sportplatz der Sandboard-Weltmeisterschaften.
In Amberg wird auf einem 150 Meter hohen Kaolinsandhügel, "Monte Kaolino" genannt, gestartet. Denn: Für den Sport mit dem Sandboard, der dem Surfen und dem Snowboard- Fahren eng verwandt ist, braucht man feinsten, nassen Sand als "rutschfähigen" Untergrund.
Nach den Rennen herrschte drei Tage lang Partystimmung bei hunderten von "Snowboardfreaks", die gekommen waren, um ihre Mannschaften lautstark zu unterstützen. *orf
FRANKFURT A. M. Auf dem Grundstück der ehemaligen Mühle in Praunheim, die erstmals 1396 urkundlich erwähnt wurde, stehen heute die Geschäftsstelle der Praunheimer Werkstätten (PW) und eine Wohnanlage für Behinderte. "Diese wunderschöne Wohnanlage, bestehend aus drei Gebäuden, gleicht zunehmend potemkinschen Dörfern. Die Fassaden stehen und sehen gut aus. Bloß darf niemand dahinterblicken", erklärt Lothar W. Andres, Geschäftsführer der PW: "Um diesen Zustand zu verändern, benötigen wir drei Millionen Mark!"
Beispiele für den Zustand: Seit geraumer Zeit wird das Holzhaus nur noch zum Teil genutzt; von den insgesamt sieben Zimmern sind nur vier bewohnt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut, gleicht das Gebäude eher einer Hütte; ohne Keller oder Fundament, mit dünnen Wänden ("Energiesparen unmöglich!") und kleinen Zimmern. Unter dem Dach sind die Räume im Schnitt sechs Quadratmeter klein. Andres: "Heute entspricht solch ein Raum nicht mehr den veränderten Bedürfnissen der Behinderten. Ganz zu schweigen von Richtlinien wie beispielsweise dem Brandschutz."
Bad oder Toiletten gibt es im hölzernen Wohnhaus überhaupt nicht. Über den Hof, im gegenüberliegenden Haus, sind die sanitären Anlagen untergebracht. Auch dort herrscht kein Luxus. Zwei Badewannen für 25 Behinderte und die einzige behindertengerechte Naßzelle (Toilette, Dusche und Alarmanlage; Kosten: 60 000 Mark).
Ein Konzept sieht vor, die Praunheimer Mühlen zu modernisieren und 45 Behinderten (statt wie bisher 25) in Wohngruppen mit Familien-Charakter ein Zuhause zu geben. In den Gebäuden sollen Wohngruppen leben, die je eine Küche und ein Bad gemeinsam benutzen. "Mit den dazugehörigen Zimmern können wir dann unserer Klientel eine individuellere Gestaltung ihres Lebens ermöglichen", hofft Andres. Pläne für eine Renovierung seien vorhanden, und es könne sofort mit dem Umbau begonnen werden.
Die Pläne wurden von der Frankfurter Aufbau-Aktiengesellschaft (FAAG) ausgearbeitet. "Sie sehen einen gründlichen Umbau vor. Fassaden- und Grundrißänderungen sind in dem Plan genauso enthalten wie der Umbau der Großküche in Wohn- und Schlafräume mit Küche und Bad", erläuterte Friedrich Schmitt, Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der FAAG. "Die Pläne für den Umbau sind bereits in Phase 4 (die Phasen im einzelnen: 1. Grundlagenermittlung oder auch Gespräch mit Bauherrn; 2. Entwurf; 3. Rücksprache mit Bauherrn; 4. Baugesuch bei den zuständigen Ämtern, Anm. d. Red.) und haben bisher etwa 100 000 Mark gekostet. Für die gesamten Planungskosten rechnen wir mit 500 000 Mark," erläuterte er. "Die drei Millionen Mark zu beschaffen, dürfte allerdings das größere Problem sein."
Aus Erfahrung weiß er, wie schwierig es ist, solch einen Betrag zusammenzutragen. Doch wäre ein Umbau in Etappen möglich. Das erwähnte Holzhaus könnte in einem ersten Schritt für etwa 400 000 Mark renoviert werden.
Andres: "Eine Renovierung der gesamten Einrichtung ist dringend erforderlich, da wir in naher Zukunft etwa 120 Wohnplätze für Behinderte in Frankfurt benötigen (siehe Kasten). Außerdem müssen wir unseren Mitarbeitern akzeptable Arbeitsbedingungen bieten, sonst laufen sie uns weg. Die Mitarbeiter haben in den letzten Jahren durch kleine Reparaturen zwar immer wieder versucht, das Schlimmste zu verhindern, aber mehr als Stückwerk kam dabei leider nicht heraus," erklärt er. Denn: Immer wieder entstanden neue Schäden; hier eine feuchte Wand, dort ein kaputter Boden.
Die Liste der Mängel ist lang, doch die Finanzierung des Umbaus ist noch nicht abgeschlossen (siehe Kasten). *ara
Frankfurt A. M. Die Praunheimer Werkstätten GmbH (PW) sind eine privatrechtlich organisierte gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt und haben die Aufgabe, geistig und mehrfach behinderte erwachsene Menschen aus Frankfurt und Teilen des Main-Taunus-Kreises beruflich und sozial einzugliedern.
In den Werkstätten der PW gibt es 600 Plätze, die derzeit alle belegt sind (in Praunheim und Höchst je 180, in Fechenheim 240). Die PW bietet noch über 100 Plätze in Wohneinrichtungen, die in kleineren Einheiten über die gesamte Stadt verteilt sind. 20 behinderte Menschen werden zusätzlich ambulant in Einzelwohnungen betreut.
1991 hatte die PW einen Etat von 19,5 Millionen Mark. Davon entfielen 15,5 Millionen auf Betreuungsmaßnahmen, die vor allem durch staatliche Mittel finanziert wurden. Spenden der Aktion Sorgenkind und anderer Einrichtungen machen etwa zwei Prozent des Etats aus. Die restlichen vier Millionen erwirtschaftete die PW durch Industriedienstleistungen und Lohnfertigung (drei Millionen Mark) sowie Eigenproduktionen (vorwiegend Holzspielzeug) und Dienstleistungen an den Endverbraucher (etwa eine Million Mark, davon durch den Verkauf von Holzspielzeug 800 000 Mark).
Von den 190 Mitarbeiter-Planstellen der PW entfallen 30 auf Zivildienstleistende. "Bis zum Jahr 2000 wird sich die Nachfrage nach Plätzen in Behindertenwerkstätten im Einzugsbereich der PW voraussichtlich auf 720 erhöhen. Derzeit gibt es 600 bei der PW. Mittelfristig ergibt sich ein Fehlbetrag von 120 Plätzen", erklärte Andres. Nach den Worten des Geschäftsführers sieht es im Bereich "beschützter Wohnraum" nicht besser aus. "Mittelfristig werden 360 Wohnplätze benötigt. Derzeit gibt es erst 185. Die Werkstätten haben zwar weitere 55 Plätze geplant, trotzdem werden in Zukunft etwa 120 Plätze fehlen."
Derzeitige Wohnplätze im einzelnen: 100 Plätze der PW, 65 bei kooperierenden Trägern, 20 Plätze in ambulant betreuten Einzelwohnungen. *ara
FRANKFURT A. M. Die Situation im Behinderten-Wohnheim "Praunheimer Mühlen" hatten die Verantwortlichen schon vor langer Zeit als "schwierig" erkannt und deshalb 1990 Pläne für den Umbau beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales eingereicht. "Für 1991 konnten wir das Projekt nicht mehr in unseren Etat aufnehmen. Aber im laufenden Jahr sollen Mittel dafür bereit gestellt werden, wenn Gespräche aller Beteiligten stattgefunden haben", erklärte Gerhard Schaller, Referatsleiter beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales.
Die anderen Beteiligten sind der Landeswohlfahrtsverband (LWV), der Bund (dort das Ministerium für Ausgleichsabgaben), das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt (dort das Dezernat für Soziales) und der Träger selbst. "Die Gespräche müssen geführt und alle Richtlinien geprüft werden, bevor die Mittel genehmigt werden können", erläuterte Peter Furth, LWV-Referent für Planung, Investitionen und Einrichtungen. Über einen Zeitpunkt für konkrete Ergebnisse könne er derzeit nichts sagen.
"Unser Problem ist folgender Teufelskreis: Ein Umbau erfordert Geld, das wir von den Ämtern und Behörden nur bekommen, falls wir Pläne zum Umbau vorlegen, die selbst wieder Geld kosten, das wir nicht haben", erklärte Lothar Andres, Geschäftsführer der Praunheimer Werkstätten. Das Dilemma: Die Pläne, die von der Frankfurter Aufbau-AG (FAAG) erarbeitet wurden, sind noch nicht bezahlt. "Da die Praunheimer Werkstätten ein ,alter Kunde' sind, haben wir den kleinen Auftrag angenommen", erklärte Friedrich Schmitt, technischer Direktor und FAAG-Vorstandsmitglied.
Die Aufbau-AG hat ein Volumen von etwa 500 Millionen Mark an Bauabwicklungen pro Jahr. "Außerdem haben wir vom hessischen Sozialminister eine mündliche Zusage für die Finanzierung des Projekts. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir unser Geld bekommen werden", erläuterte Schmitt weiter. *ara
FRANKFURT A. M. Mehr als 55 000 Soziahilfeempfänger gibt es in Frankfurt. Die Anzahl der Bedürftigen steigt, die Probleme sind bekannt: hohe Mieten, Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Krankheit werfen täglich Familienväter, Alleinerziehende, Ausländer, "Menschen wie du und ich" aus der Bahn. Ob und wieviel Anspruch auf Sozialhilfe besteht, wissen die wenigsten. Auf dem Sozialamt erhalten die Antragsteller oft nur unzureichend Auskunft oder werden - bewußt oder aus Nachlässigkeit - falsch informiert.
Diesen Mißstand hat Rainer Roth vom Fachbereich Sozialarbeit der Fachhochschule Frankfurt (FH) schon vor 17 Jahren erkannt. Damals gründete er die Arbeitsgruppe "Tu was", um Sozialhilfeempfängern und solchen, die vorhaben, Sozialhilfe zu beantragen, mit kompetenter Beratung und Rechtsbeistand zu helfen.
Zusammen mit Studenten des Studiengangs Sozialarbeit der FH bietet Rainer Roth eine wöchentliche Beratungsstunde sowie schriftliche und telefonische Auskunft für Ratsuchende an. Die Arbeitsgruppe (AG) besteht aus etwa 25 Studenten, die vor allem die Erfahrung mit der rauhen Wirklichkeit dazu bewegt, bei "Tu was" mitzuarbeiten. "Ein Paragraph im Bundessozialhilfegesetz sieht harmlos aus. Was er aber in der Realität für einen Antragsteller bedeuten kann, wurde mir erst durch die Arbeit in der AG klar", sagt Studentin Ursula Herzberg.
Im Monat beraten die ohne Bezahlung arbeitenden Studenten 80 bis 100 Menschen aus Frankfurt, dem Umland und in jüngster Zeit auch aus Ostdeutschland. Durch die praktische Arbeit kann "mancher Student jedem Sachbearbeiter auf dem Amt was vormachen", meint Roth.
Die meisten Anfragen kommen per Brief oder Telefon. Anhand des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) kann ein Großteil der Probleme in Sitzungen der AG rasch gelöst werden. Innerhalb von ein bis zwei Wochen werden die von den Studenten selbständig verfaßten Antworten verschickt. "Viele gehen vom Sozialamt mit dem Gefühl, da stimmt doch was nicht' weg. Fast immer ist es dann so, daß wir Fehlentscheidungen des Amtes entdecken, wenn diese Leute zu uns kommen", sagt Rainer Roth. "Da werden Zahlungen unterschlagen, verwirrende Rechnungen aufgestellt und falsche Informationen an die Klienten weitergegeben."
Etwa hinter 75 Prozent der Fälle, die die AG bearbeitet, verbergen sich nach Schätzungen des "Tu was"-Leiters "krasse Fehlentscheidungen, die als Rechtsbrüche anzusehen sind". Vor allem die Sozialämter der umliegenden Landkreise sind ihm durch knauseriges Verhalten aufgefallen. "Es wird ein Sparkurs gefahren. Ich habe noch nie erlebt, daß jemand wegen eines Irrtums zuviel Sozialhilfe erhalten hätte", erzählt Anita Köbler, die in der Gruppe mitarbeitet. Besonders Ausländer würden von Sachbearbeitern immer wieder vertröstet, um eine Entscheidung über die Gewährung von finanzieller Hilfe zu verzögern.
"Muß mir das Sozialamt ein Bett für mein Kind bezahlen?" fragt eine alleinerziehende Mutter; "Wieviel Geld darf die Bank monatlich vom meinem Konto pfänden?" fragt der verschuldete Arbeiter; "Bin ich für meinen Sohn unterhaltspflichtig?" möchte der geschiedene Ehemann wissen. Mit solchen speziellen Fragen beschäftigt sich die Arbeitsgruppe bei ihrer wöchentlichen Beratungsstunde. In Zweifelsfällen begleiten Studenten die Ratsuchenden beim Gang zur Behörde. "Erfahrungsgemäß bearbeiten die Beamten dann Fälle viel schneller und unkomplizierter", weiß Anita Köbler.
Zusätzlich zur Sozialberatung stellt die AG einen Leitfaden her, in dem das Sozialhilferecht überschaubar erklärt ist. Das Nachschlagewerk wurde inzwischen rund 100 000mal verkauft. Auch künftig will die AG "Tu was" aktiv bleiben. Es gab Tiefpunkte während der vergangenen 17 Jahre, ans Aufgeben hat Roth jedoch nie gedacht: "Wir sind so bekannt, daß der Druck von außen viel zu hoch wäre, um den Laden zu schließen."
Die Beratungsstunde der AG "Tu was" ist - außer in den Semesterferien - montags von 17 bis 19 Uhr im Raum 10 der Fachhochschule Nordweststadt. *hen
HÖCHST. Die Bürgervereinigung Höchster Altstadt fordert den Magistrat auf, "alle Anstrengungen zu unternehmen", um die Verkehrssituation rings um den Marktplatz zu entschärfen. Eine Verzögerung mit dem Hinweis, die Zustände würden künftig schon verbessert werden, könne nicht länger hingenommen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Anlaß des Schreibens ist die Entscheidung des Magistrats, die geplante Tiefgarage unter dem Marktplatz wegen Geldmangels zu streichen (die FR berichtete).
Besonders an Marktagen herrschten in der Altstadt chaotische Zustände, erklärt der stellvertretende Vorsitzende der Bürgervereinigung, Edgar Schwickert. Marktbeschicker und Kunden blockierten die Straßen. Ein Strom von Fahrzeugen umkreise den Marktplatz auf der Suche nach einem Parkplatz.
Außer Ankündigungen des Magistrates sei in den vergangenen Jahren nichts geschehen, um diese Zustände zu ändern. Im Gegenteil: Die Einrichtung der Fußgängerzone, die Verzögerung beim Bau und bei der Anbindung der Leunabrücke sowie beim Anschluß der Südumgehung an die Mainzer Landstraße hätten die Probleme sogar verschärft. Die Bürgervereinigung kritisiert zudem, der Magistrat habe die seit Jahren in Arbeit befindlichen Struktur- und Verkehrsführungspläne für Höchst noch immer nicht vorgelegt. tos
Spektakuläre Ideen rund um die Großmarkthalle: Die Stadtteil-Rundschau stellt alle Entwürfe in einer Serie vor
SACHSENHAUSEN. Das dürfte Baudezernent Hanskarl Protzmann gar nicht schmecken: Die Unterführung an der Eisenbahnbrücke Stresemannallee wird mit Sicherheit erst nach der Kommunalwahl im kommenden Jahr fertiggestellt sein. Doch immerhin, nachdem die Straßenbauarbeiten nun schon eineinviertel Jahre ruhen, ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen. "Im September geht's weiter", verkündete Gabriele Dehmer, persönliche Referentin von Protzmann, im Mai ist die Eröffnung. Und noch eine gute Nachricht hatte sie für die Bürger: Durch die Bauverzögerung seien keine zusätzlichen Kosten entstanden.
Dennoch werden die Frankfurter etwas tiefer in die Tasche greifen müssen, als ursprünglich geplant war. Zu den 14,8 Millionen Mark Baukosten kommen noch einmal etwa 800 000 Mark hinzu. Soviel muß die Stadt für die Entsorgung des verseuchten Erdreichs berappen. Der kontaminierte Boden war auch die Ursache für die Unterbrechung. "Wir hatten ungeheure Probleme, die Erde entsprechend den Vorschriften des neuen Hessischen Abfallgesetzes unterzubringen", begründete die Referentin den auffällig langen Stillstand an der Stresemannallee.
Den monierte auch die CDU-Stadtverordnetenfraktion in einer Anfrage an den Magistrat. Darauf Dehmer: Die Unterführung sei eine Art "Lehrbaustelle" gewesen. An dem Vorgang hätten sämtliche mit der Beseitigung des verseuchten Bodens beschäftigten Behörden den Umgang mit dem neuen Gesetz erprobt.
Eine zeitlang habe die Stadt noch versucht, die Sache zu beschleunigen, weil "die Schadstoffwerte die Grenzen nur geringfügig überschreiten". Doch den in diesem Fall möglichen "Ermessensspielraum" habe aus Angst vor Konsequenzen keiner ausnutzen wollen. So sei die Genehmigung des Regierungspräsidenten in Darmstadt erst Anfang Juli eingegangen. Wenn es nun trotzdem noch zwei Monate dauert bis die Laster rollen und das Erdreich auf die Deponie Flörsheim/Wicker abfahren, so liegt das daran, daß der Auftrag für die ausstehenden Tätigkeiten noch nicht vergeben ist. Es mag zwar wie Zeitverschwendung aussehen wenn die Arbeiten an Fahrbahndecke, Bürgersteig und Beleuchtung jetzt erst ausgeschrieben werden. Doch genau das hat dem Bürger Geld gespart, erklärte Dehmer: "Hätten wir die Firma schon gehabt, so hätten wir die Kosten, die denen durch den Stillstand entstanden wären, zahlen müssen."
Auch den Vorwurf der Opposition, der Magistrat sei "im konkreten Fall nicht in der Lage, den öffentlichen Personennahverkehr zu fördern", wies die Referentin zurück. Die Lösung mit den provisorischen Fußwegen zur S-Bahnstation Stresemannallee sei zwar "nicht schön", doch durch den Schlamm laufen - wie der Sachsenhäuser Christdemokraten Günter Pfaff meint - müsse keiner. ask
NIEDERRAD. Verwittert, mit rostigen Drähten befestigt, hängt das Schild am Zaun. Die Farbe blättert herunter, mühsam läßt sich ein Name entziffern: Carl- von-Weinberg-Park. "Gewiß", sagt sich der Spaziergänger, "das ist nur die Hinterpforte." Vielleicht ist es am Haupteingang, dort wo sich Golf- und Flughafenstraße gabeln, anders. Doch da ruht im schummrigen Schatten der Bäume eine moosig verfleckte Mauer aus rotem Sandstein - wie bei etwas Vergessenem senkt sich Stille darüber; fast meint der Besucher, Zeuge eines langsamen Verfalls zu werden.
Früher gerne das "Tor zum Stadtwald" genannt, ist die Pracht des Weinbergschen Anwesens heute nurmehr zu erahnen. Verschwunden ist die 1898 erbaute Villa, überwuchert sind die Anpflanzungen im herrschaftlichen Waldpark, nur zwei Wiesenstücke öffnen sich dem Sonnenlicht. Sonst hat sich der Wald zurückgeholt, was ihm einst genommen wurde. Das mag der eine oder andere Betrachter bedauern. Aber vielleicht liegt in dem Anblick des Vergehenden ein tieferer Sinn: Ein Sinn, den so manches prachtvoll aufgeputzte Denkmal missen läßt. Erinnert doch der Name der von-Weinbergs an das Schicksal einer Frankfurter jüdischen Familie, deren bedeutendste Söhne in der Nazizeit ums Leben kamen.
1861 in Frankfurt geboren, wurde der Kaufmann Carl Weinberg mit 31 Jahren Teilhaber in der väterlichen Firma, der "Leopold Cassella & Comp." Zusammen mit seinem Bruder Arthur sowie Onkel Leo Gans verschaffte er dem Unternehmen Weltruf. Schließlich gelang es ihnen, zusammen mit anderen Industriellen, 1925 die IG Farben zu gründen: Von Frankfurt aus verwaltet, schlossen sich die deutschen Chemiewerke zusammen.
Die Weinbergs erhielten für ihre wirtschaftlichen Leistungen, die Zuwendungen an wissenschaftliche Institutionen und für ihre wohltätigen Werke Adelstitel und die Ehrenbürgerrechte der Stadt. Ihr Name wird in einem Atemzug mit der Gründung von Gestüt Waldfried genannt. Die Anlage von Golf- und (ehemaligem) Poloplatz geht auf sie zurück.
Die Villa auf dem Gelände am Rande Niederrads hatten die Architekten Bäppler und Kauffmann auf Wunsch von Carls Gattin Ethel Mary entworfen. Erbaut im englischen Landhausstil, war die Villa Waldfried von dem 10,4 Hektar großen Waldpark vollständig umgeben. Als regelrechten Garten mit geometrischen Formen ließen die Bewohner nur das Gelände in der Nähe des Hauses anlegen. Im Park mischten sich Buchen, Kiefern und Eichen, an lichten Stellen sprossen Rhododendren und Azaleen.
Mit ihrer Vorliebe für kostbare antike Kunstwerke gab die Hausherrin dem Garten eine ganz eigene Note. So stand im römischen Teil ein Florentinerbrunnen - im Unterschied zu den anderen Bildnissen ist er heute noch zu bewundern: in Bockenheim, neben dem Nebbienschen Gartenhaus. Zwischen den Bäumen begrüßten an auffälligen Stellen Statuen oder Vasen die Flanierenden. Ein Pavillon schloß den Waldfried-Park, der 1950 in städtischen Besitz überging, ab.
Wenig ist davon noch erhalten; nur eine Büste erinnert heute an den ehemaligen Eigentümer. Die reich ausgestattete Villa mit Wintergarten, Bildergalerie und Hauskapelle wurde im Krieg zerbombt, auf der Wiese an ihrer Stelle tummeln sich nun Sonnenbadende und Badminton-Spieler. Rucksack-Touristen haben unter dem Vordach einer Holzhütte ihr Quartier aufgeschlagen. In die Parklandschaft ist der Wald zurückgekehrt, vereinzelt ziehen Jogger ihre Runden. Nur das ehemalige Pförtnerhaus, das steht noch.
1939 mußten die Weinbergs Frankfurt verlassen. Schon in hohem Alter, wurde Arthur Weinberg ins KZ Theresienstadt deportiert: Er starb im März 1943. Sein Bruder Carl starb im selben Monat in Italien. ask
Berlin Die Zukunft des "Palazzo Prozzo", des gläsernen, asbestverseuchten Schlosses des Honeckerschen Arbeiter- und Bauernstaats, ist kein Sommerlochthema, eher ein Dauerbrenner. "Ballast der Republik" hieß es früher im ostdeutschen Volksmund. Nichts hat sich daran geändert. Seit Herbst 1990 steht das Gebäude leer. 10 000 Mark kostet das täglich.
Der Abrißplan ist zwar so gut wie vom Tisch, die künftige Nutzung aber umstritten. Der Bund als Eigentümer des Grundstückes und der Berliner Senat als Besitzer der Immobilie können sich nicht einigen. Wo des Kanzlers visionärer Blick anläßlich eines Spazierganges ein "amtliches Kongreßzentrum" ausmachte, möchte Berlins Kultursenator Ulrich Roloff-Momin einen "Palast des Geistes" installieren: eine metropolitane, öffentliche Bibliothek, mit etwa täglich 15 000 Besuchern ein "Ort für das Volk". Sparen und Gestalten gleichermaßen will die Berliner SPD mit diesem Plan. 300 Millionen Mark würden notwendige Erweiterungen der vorhandenen Bibliotheken verschlingen. Der Umbau des Palazzo Prozzo zum volksnahen Buch-Mekka wird auf 80 Millionen veranschlagt. Vor derlei sozialdemokratischem Pragmatismus graust es allerdings denjenigen, die für das Zentrum des Hauptstadt-Bezirks Mitte auf der großen repräsentativen Geste bestehen. Nichts anderes komme dafür in Frage als der Griff in die Historienkiste, das Hohenzollernschloß - die Ruine wurde 1950 gesprengt - müsse wieder her, koste es, was es wolle.
Die täglich 10 000 Mark teure Diskussion geht weiter. Zwischen den Schloßrekonstrukteuren und den Streitern für die Bewahrung der reinen DDR-Form bahnt sich zumindest ein architektonischer Kompromiß an: Der Bau wird erweitert auf die räumlichen Dimensionen des Hohernzollernschlosses, steinerne Relikte des Schlosses in der Fassade verbaut. Darüber, wer oder was hineinkommt in den Bau mitten im Regierungsviertel, wird weiterhin gerungen. Das Volk "mittenmang" der Macht bei seinen Büchern? Man stelle sich vor, die Menschen leihen sich Voltaire, Marx oder den jungen Goethe aus. Da paßt ein "amtliches Kongreßzentrum" doch allemal besser in die neu-deutsche Regierungs-Landschaft. uf
Schrift steht meist neben der Kunst. Oder drunter. Die Lektüre jener kleinen Text-Täfelchen, die dem Museums- und Galeriebesucher für gewöhnlich das Bild oder die Plastik wenn nicht erläutern, so doch zumindest für anwesend erklären, sollen ja manchen Kunstfreund länger beschäftigen als die Kunstwerke selbst - doch, ja, stimmt: Überall, wo "Madonna" dransteht, ist auch eine drauf. Druckschrift als Kunst - das ist eine neuere Idee des 20. Jahrhunderts.
Nach den anarchischen Wort-Fetzereien der Dadaisten waren es vor allem die Konzept-Künstler der Nachkriegszeit, die Schrift auf ihren ästhetischen Wert hin befragten. Über die äußere Form - nicht die wörtliche Bedeutung - führte der Weg ins Innere der Schrift-Kommunikation. Einige neuere Tendenzen dieser "Wortbilder" zeigt derzeit eine kleine Ausstellung in der Frankfurter Galerie "Artelier".
Dabei lassen sich, trotz der geringen Zahl der Ausstellungsstücke, Entwicklungen innerhalb dieser Richtung erkennen. Um das Essentielle der Schrift zwischen den Zeilen herauszufiltern, reduzieren Künstler jüngerer Generation ihre künstlerischen Eingriffe auf ein Minimum, belassen es bei kaum noch wahrnehmbaren, aber sehr wirkungsvollen Verfremdungen. Schrifttypen, Slogans und ihre plakativen Präsentationsformen werden dabei aus der Werbe- in die Kunstwelt übertragen. Dieser Alltagsbezug und der entsprechende Wiedererkennungs-Effekt erleichtern den Zugang zu den Arbeiten. Die vordergründige Plakativität ist freilich nur das Schmiermittel, um den Betrachter auf die besondere Ästhetik der Schriftzüge und ihre Botschaft buchstäblich hinzuweisen. Udo Koch, Heiner Blum und Clarence Anglin bedienen sich dieser subversiven Methode.
Anders stellt sich das bei Joseph Kosuth dar, der als "wichtiger Initiator dieser Kunstrichtung" gehandelt wird. Seine Arbeit bezieht sich auf nicht alltägliches, sondern sehr spezifisches Schrifttum: Ein Text von Sigmund Freud diente Kosuth als Material für seine grafische Serie. Über zwölf große Blätter zieht sich Freuds Passage über die Traumdeutung hin. Kosuth hat sie sehr massiv, ja, brutal überarbeitet: Schwarze Balken überdekken den Text, machen ihn partiell unlesbar.
Wo der Inhalt in den Hintergrund tritt, gleichsam verbarrikadiert wird, tritt die äußere Erscheinung der Schrift hervor. Und hier ergibt sich ein ganz neues Bild des Freud-Textes. Einer Partitur ähnlich, verbinden sich die schwarzen Balken zu Notenlinien, zwischen denen die eleganten Serifen der Druckbuchstaben wie eine Melodielinie tänzeln. Der Text wird so als musikalische Komposition interpretiert, als abstrakte Form für einen poetischen Gedankengang.
Diese Musikalität schwingt in vielen Arbeiten auch der jüngeren Künstler mit. Wenn Kosuth die strenge, traditionelle Form der Partitur verwendet, lassen sich bei Koch Popmusik beziehungsweise die Jingles aus dem Werbefunk assoziieren: Für seine Arbeiten benutzt er vorzugsweise die flotten Schreibschriften populärer Markennamen. Melitta, Milka, Milky Way, vielfach gespiegelt und gedreht und auf knallig buntem Grund montiert, werden so als heiter-beschwingte Botschaften erkennbar.
Aus dem Fundus der Alltags-Kommunikation bedienen sich auch Heiner Blum, mit seinen bedruckten Überwachungs-Spiegeln, sowie Clarance Anglin. Letzterer nimmt die radikalste Position unter den Wortkünstlern ein. Seine Schilder sind exakte Reproduktionen von Supermarkt-Plakaten und Artverwandtem. Und was wird dort angepriesen? - natürlich das Kunstwerk selbst: "For Sale", wirbt die Grafik um die Gunst der Sammler.
(Ausstellung "Schriften", Galerie Artelier, Niddastraße 66-68, bis Ende August; die Galerie Artelier macht allerdings noch bis zum 7. August Ferien, dann ist sie wieder geöffnet: Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 069 / 25 17 35.) THOMAS A. WOLFF
MÜNSTER. Daß Rechnungsprüfungsämter keine Erfindung der Neuzeit sind, weist der Münsterer Heimatforscher Karl J. Müller jetzt anhand einer Bürgermeisterrechnung aus den Jahren 1698/99 nach. Sein Aufsatz über den bald 300 Jahre alten Prüfungsbericht ist jetzt in der jüngsten Ausgabe des Organs des Breuberg-Bundes, "Der Odenwald", erschienen.
Im Gemeindearchiv von Münster hat Müller diese Bürgermeisterrechnung von 1698/99 gefunden, die von Jakob Braun und Hanspeter Schäfer ausgestellt wurde. Akribisch sind in den Unterlagen alle Einnahmen und Ausgaben des Ortes aufgelistet, der damals rund 300 Einwohner hatte: 1179 Gulden, 23 Albus und vier Pfennige. Dabei durfte das Geld bis auf einen kleinen Teil die Gemeinde nicht selbst behalten. Es mußte an die Herrschaft abgeliefert werden, es mußten Dienste der Obrigkeit bezahlt werden.
Unter den Einnahmen stellt die Steuer auf Besitz den größten Betrag dar. Die "Abtragung", eine alte Naturalabgabe, brachte 243 Gulden, für einen neuen Gemeindeeber mußten 25 Gulden aufgebracht werden. Weitere Einnahmequellen waren "beambtete Diätengelder", Pflasterzoll, das Judenschutzgeld und die Weinsteuer.
Der größte Posten unter den Ausgaben sind die 780 Gulden, die an den Kurfürsten in Mainz und an die "gnädige Mitherrschaft naher Offenbach" abgeführt werden mußten. Letzteres war die Isenburgische Regierung, zu der Münster zu fünf Sechsteln gehörte. Die Herrschaft bekam aber noch mehr, schreibt Karl Müller. Für eine "Conferenz" mußte gezahlt werden, für Schreiberlohn und anderes. Und auch der Weinkauf ist dazuzurechnen, denn oftmals wurden die "Amtsakte" anschließend mit Essen und Trinken besiegelt.
In einem Prüfungsvermerk reklamieren zwei "herrschaftliche Beamte" den großen Verzehr und legen fest, daß der Wirt Jakob Bader nicht mehr pauschal abrechnen dürfe, sondern detailliert. Dabei sei auch zu nennen, "wer solche genossen" hat. Ebenso müsse der "Bodtenlohn" im einzelnen aufgelistet werden.
Bürgermeisterrechnungen geben, schreibt Müller, einen Einblick in die Infrastruktur eines Ortes. Das Heft "Der Odenwald" kann direkt beim Breuberg-Bund in 6107 Groß-Bieberau, Am Wittumsacker 7, bezogen werden. sch.
NORDWESTSTADT. Wie ein Fremdkörper wirkt das Hochhaus am Nidaforum 1 inmitten einer makellosen Umgebung: Gegen die strahlend-weißen Wände der Titus-Thermen erscheinen die hohen Betonmauern noch grauer, um etliche Meter überragen die 13 Stockwerke den benachbarten Glaspalast. Die 120 Studenten der Fachhochschule (FH) Frankfurt leben jedoch gerne in diesem Wohnheim, in dem sie Freiheiten genießen, die sie anderswo nicht hätten. Damit könnte es ab dem nächsten Jahr vorbeisein - wenn das Studentenwerk den Betonklotz in der Nordweststadt übernimmt. Das Wohnheim ist nicht irgendeines: Die Fachhochschule verwaltet das Gebäude seit zwei Jahrzehnten selbst - eine in Hessen nahezu einmalige Regelung. Daß es sich dabei um einen nicht ganz rechtmäßigen Umstand handelt, monierte kürzlich der Landesrechnungshof. Seither ist die Fachhochschule auf der Suche nach einem neuen Träger.
Loswerden will die FH ihr Wohnheim aber noch aus ganz anderen Gründen: "Das ist auch eine finanzielle Frage", gestand der designierte Kanzler Reiner Frey auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Schließlich sei das Gebäude ein Zuschußbetrieb, und den könne sich das Land Hessen auf Dauer nicht leisten.
Zudem sei das Wohnheim dringend renovierungsbedürftig - fünf Millionen Mark stünden dafür aus einem "Bund-Länder-Topf" zur Verfügung. "Die aber können nur dann abgerufen werden, wenn der Träger nicht mit dem Land identisch ist", sagt Frey. Mit dem Frankfurter Studentenwerk habe es daher bereits eine "Vorbesprechung" gegeben - der neue Träger zögere aber noch. Wie die Verhandlungen auch ausgehen, eines verspricht Frey: "Wir werden uns dafür einsetzen, daß sich die Situation unserer Studenten nicht verschlechtert."
Genau das aber befürchten die 120 Bewohner. "Das Studentenwerk", argwöhnt etwa Hans-Peter Jourdan, "wird das Wohnheim nur übernehmen, wenn bestimmte Sachen abgeschafft werden." So liege die Ausländerquote heute bei 50 Prozent, das Studentenwerk werde nur noch 30 Prozent dulden, "obwohl's die Leute besonders schwer haben."
Auch über 30jährige und Studenten aus der näheren Umgebung müßten künftig außen vor bleiben, fürchtet Jourdan. Die Tage des selbstverwalteten "Cafe Betonic" seien ebenfalls gezählt, "weil es angeblich der Mensa Konkurrenz macht". Der "Wohnheimrat" hat sich daher kürzlich an das Studentenwerk gewandt, um den Sonderstatus ihres Hauses zu retten. "Die Gestaltung und Organisation des Wohnheims", heißt es in dem Brief, "muß weiterhin Angelegenheit der Bewohner bleiben." "Unantastbar" sollten auch die Pauschalmiete, die "Waschraumgelegenheiten" und die weitgehende Selbstverwaltung bleiben. Bei den weiteren Verhandlungen wollen die Bewohner "Mitspracherecht".
Ob das Schreiben etwas nutzen wird ist fraglich: "Wir haben Grundsatzregeln", sagt Christian Francke-Weltmann, "und die halten wir auch weiterhin für notwendig." Sonderrechte will der Geschäftsführer des Studentenwerks dem Wohnheim am Nidaforum nicht einräumen: Studenten über 30 Jahre und solche "aus dem FVV-Bereich" sollen dort künftig nur noch "in Einzelfällen" wohnen dürfen. Die Ausländerquote will Frankke-Weltmann auf 30 Prozent "angleichen". Entschieden sei noch nichts - "wir sind noch dabei zu überlegen, was man wollen soll". Erschließt jedoch nicht aus, daß die Verhandlungen mit der FH scheitern könnten. "Wir müssen ja nicht alle Wohnheime in Frankfurt betreiben - das könnte auch ein Trägerverein oder ein freier Träger übernehmen." ind
Namen + Notizen
MARGOT BAIER verstärkt künftig die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt). Sie tritt die Nachfolge von Karl-Heinz Schultheis an, der sein Mandat niederlegte. Margot Baier ist Hausfrau und engagiert sich als Sozialpflegerin; im Ortsbeirat will sie sich vor allem für die Belange älterer Leute einsetzen. Sie wohnt seit 40 Jahren in der Gutleutstraße und ist mit dem Viertel "bestens vertraut", wie sie sagt. Auch in Sachen Stadtteilpolitik hat Margot Baier bereits einige Erfahrung: Seit etwa drei Jahren ist sie stellvertretende Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Gallus / Gutleut. rea
BORNHEIM. Büros und Wohnungen möchte die Frankfurter Volksbank zwischen Heidestraße und Berger Straße bauen: Die Baulücke gegenüber dem Straßenbahndepot in der Heidestraße soll geschlossen werden, um das Grundstück hinter der Bornheimer Filiale in der Berger Straße 207 - 209 wirtschaftlich zu nutzen. Bis zu 20 Millionen Mark will die Bank nach Auskunft ihres Generalbevollmächtigten Theodor Kamp investieren. Allerdings steht noch ein großes Fragezeichen hinter den Plänen: Denn das Areal ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit Asbest verseucht. Bis 1944 stand hier die bei einem Bombenangriff zerstörte Frankfurter Asbestfabrik.
Hinter der Volksbank-Filiale befinden sich auch Garagen und eine inzwischen geschlossene Tankstelle. Zur Zeit wird dort der Boden untersucht. Die Analyse soll zeigen, wie stark das Grundstück belastet ist. Gleichzeitig wird die von der Volksbank beauftragte Firma ein Sanierungskonzept vorlegen.
Das Umweltamt und die Bauaufsichtsbehörde begleiten die inzwischen 200 000 Mark teuren Untersuchungen. Denn schon im vergangenen Jahr hatte die Anwohnerin Martina Henninger die städtischen Ämter alarmiert, nachdem sie von der Asbestfabrik erfahren hatte. Sie befürchtete, daß bei den Abriß- und Aushubarbeiten krebserregender Asbeststaub freigesetzt werden könnte. Stichproben ergaben damals erste Hinweise auf eine Verseuchung mit den gefährlichen Mineralfasern, aber auch mit Schwermetallen und Benzol - Rückstände der bis 1991 dort betriebenen Tankstelle. Die Volksbank zog darauf hin einen Bauantrag für eine Erweiterung ihrer Filiale zurück.
"Die Bank hat ein Interesse zu sanieren", versicherte Theodor Kamp. Er erwartet bis Ende September ein schlüssiges Sanierungskonzept, mit dem sichergestellt wird, daß die Nachbarn bei Entsorgung und Neubau nicht gefährdet werden. Sowohl das Umweltamt als auch die städtische Bauaufsicht teilten auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau mit, daß ein Entwurf für das Konzept derzeit zur Ab- stimmung vorliege. "Es ist allerdings noch nicht flüssig", sagte Dieter Hasselbach von der Bauaufsicht. Aber die Volksbank habe sich bisher sehr kooperativ gezeigt, so daß mit einer sicheren Entsorgung gerechnet werden könne. "Und so lange der Boden asphaltiert ist, besteht keine Gefahr für die Anwohner."
Auch der Bankmanager zeigt sich optimistisch: "Vielleicht müssen wir die Pläne noch verändern - aber wir werden bauen." Rund 2000 Quadratmeter für Büros, verteilt auf vier Stockwerke, sollen an der Heidestraße entstehen. Wohnraum in der gleichen Größenordnung ist im Innenhof geplant, dazu eine Tiefgarage und jede Menge Pflanzen drum herum - "ein grünes Idyll sozusagen", meinte Theodor Kamp (siehe nebenstehenden Kasten). big
BORNHEIM. Rein zufällig erfuhr Martina Henninger von der Frankfurter Asbestfabrik. Eine Nachbarin erzählte ihr von der im Krieg zerstörten Fabrik zwischen Heide- und Berger Straße. Sie habe als kleines Kind die Bombardierung in einem Keller in der Saalburgstraße überlebt und nach Kriegsende auf dem Trümmergrundstück gespielt, erzählte die Nachbarin.
Frau Henninger recherchierte nach. Das Institut für Stadtgeschichte teilte ihr mit, daß ein Louis Wertheim im Adreßbuch von 1886 als Inhaber einer "Fabrik von Asbest und Seifendichtungsmaterial für den Dampfkesselbetrieb" stand. Der Betrieb befand sich seit 1870 in der Berger Straße 207 und 209. Und die erste europäische Asbestherstellung außerhalb Englands war sehr erfolgreich. Aus kleinsten Anfängen heraus entwickelte sich eine der führenden Fabriken des Kontinents.
Im Jahr 1898 kaufte Wertheim ein Grundstück in Niederrad und firmierte nun unter "Frankfurter Asbestfabrik". In Bornheim wurden bis zur Bombardierung weiterhin textile Asbestprodukte hergestellt. Auf dem Nachbargrundstück Heidestraße 146 b waren im Krieg Löschwasserbecken angelegt worden. Das gesamte Areal wurde später eingeebnet - mitsamt dem Bauschutt und den krebserregenden Asbestrückständen. big
GUTLEUT. Seit 1986 wollen sich Blinde und stark Sehbehinderte in Frankfurt einen eigenen Altersruhesitz bauen. Jetzt scheint die örtliche Bezirksgruppe des Blindenbunds in Hessen am Ziel zu sein: letzte Woche wurde der Bauantrag für das Appartementhaus gestellt. Das Gelände für das blindengerechte Haus steht schon seit langem fest. Die 44 Appartements, zwölf Zwei-Personen- und 32 Ein-Personen-Wohnungen, werden auf dem ehemaligen Joest-Gelände im Gutleutviertel errichtet.
Das Grundstück zwischen der Werner- von-Siemens-Schule und dem Johanna- Kirchner-Haus (Gutleutstraße 319) "liegt schon seit Jahren brach", sagte Esther Weitzel-Polzer. Ursprünglich sei die Berufsschule in drei Bauabschnitten, von denen aber nur zwei verwirklicht wurden, geplant gewesen, erklärte die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt (AW) und Johanna-Kirchner-Stiftung. "Um das Grundstück haben sich so einige Bewerber bemüht", wußte Werner Fries, Vorsitzender der Blinden-Bezirksgruppe.
Häufiger Dezernentenwechsel und Unverständnis für das Konzept verzögerte den Bau der Blinden-Appartements erheblich. "Bundesweit gibt es keine vergleichbare Einrichtung", erklärte Werner Fries. Und so mußten die Engagierten zunächst gegen das Vorurteil ankämpfen, mit dem Wohnhaus würde ein Getto für Blinde geschaffen und sehbehinderte Menschen würden aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen.
Fries: "Das Gegenteil ist der Fall." Gerade die geforderte Integration werde oft gestört, weil in den üblichen Alten- und Pflegeheimen nicht angemessen auf Wünsche und Forderungen der Blinden eingegangen werden könne. In Frankfurt leben 120 Blinde und stark Sehbehinderte in 45 Heimen. "Häufig werden blinde Alte mit altersverwirrten Menschen in Zimmern zusammengelegt", erklärte Ester Weitzel-Polzer. Blinde seien jedoch oft bis ins hohe Alter geistig wie körperlich sehr rüstig und kämen nur in ein Heim, weil sie auf fremde Hilfe angewiesen seien. Was ältere blinde Menschen brauchen, "ist ein schützender Raum", sagte Werner Fries.
Da der Blindenbund zwar die Idee, aber nicht das Geld zur Verwirklichung hatte, suchte er einen Trägerverein. 1988 übernahm die Frankfurter Arbeiterwohlfahrt diese Funktion und engagierte einen Architekten. "Wir wollten ein Konzept vom grünen Tisch vermeiden", sagte Werner Fries. So beteiligten sich Vereinsmitglieder des Blindenbundes aktiv an der Erstellung der Baupläne, Erfahrungen der Blinden flossen so in das Projekt ein. So liegt keine Wohnung im Norden, "denn gerade sehbehinderte Menschen sind besonders licht- und wärmeempfindlich", erklärte Weitzel-Polzer. Übliche Haushaltsfallen werden vermieden: so sollen alle Küchentüren und Fenster zum Schieben sein, in jedem Stockwerk werden unterschiedliche Bodenbeläge ausgelegt, Handläufe an den Wänden angebracht, breitere Türen und zahlreiche taktile sowie akustische Hilfsmittel eingebaut. "Gewünscht ist ein klarer und eindeutig strukturierter Bau", ergänzte die AW-Geschäftsführerin.
"In diesem Haus wird die Infrastruktur für blinde Menschen stimmen", so Fries. Das Konzept des Blindenbundes sieht eine Art soziales Zentrum vor. Schwere und leichte Pflegefälle sollen dort ebenso unterkommen wie Blinde, die sich selbst versorgen können. "Explizit wird es keine Altersgrenze geben", sagte Weitzel-Polzer. Denn je nach persönlicher Situation soll entschieden werden, wer ein Appartement mieten kann. Die Anbindung an das Johanna-Kirchner-Heim bleibt flexibel: wer will, kann dort Essen gehen oder seine Wäsche waschen lassen - gegen entsprechende Bezahlung.
Zehn Millionen Mark wird der Neubau kosten. Großzügige finanzielle Unterstützung erhofft sich Weitzel-Polzer von der Stadt im Rahmen des "Frankfurter Wohnungsbauprogramms". Sicherlich nicht finanziert "wird der geplante Gemeinschaftsraum", vermutet die AW-Geschäftsführerin. So ist der Trägerverein auf Spenden angewiesen, denn auf den Gemeinschaftsraum will man nicht ver- Fortsetzung auf Seite 7
ECKENHEIM. Das Jugendbüro Ekkenheim / Café Skyline hat bis zum Ende der Ferien noch einige Attraktionen parat. Der Treffpunkt in der Sigmund-Freud-Straße 95 öffnet donnerstags von 16 bis 21, freitags ist von 10 bis 13 Uhr Frühstückscafé. Jeden Dienstag gibt's Ausflüge; Treffpunkt ist dann meist das Jugendbüro (Telefon 5 48 28 33).
Nach den Ferien geht es jeden Donnerstag rund: Am 6. August wird Uli Schnürle von "Pro Familia" über das Thema Sexualität und Aufklärung sprechen. Am 13. August gibt's ein Tischtennisturnier, am 20. August einen Videoclip-Abend und am 27. August einen Fruchtcocktail-Abend - an dem Alkohol tabu sein wird. *ind
FRANKFURT A. M. Etwa 200 "Deandln und Buam" aus Frankfurt und Kanada werden Ende August im Haus Dornbusch (Eschersheimer Landstraße 248) eine gemeinsame Trachten- und Plattlerprobe bestreiten. Darauf bereiten sich derzeit die Aktiven der Gaugruppe Rhein-Main sowie der Vereine "Almrausch" Bornheim, "Edelweiß" Nied, D'Gamskofler Sachsenhausen, "Enzian" Frankfurt, die aktiven Mitglieder des Trachtenvereins Griesheim und der Bayerischen Vereinigung Frankfurt vor.
Die Kanadier aus der Bundeshauptstadt Ottawa reisen zunächst am Donnerstag, 20. August, nach München und sind dort eine Woche lang Gäste des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl. Anschließend kommen sie für einige Tage nach Frankfurt.
Verantwortlich als Gastgeber für die insgesamt 35 Kanadier ist der Bornheimer Verein "Almrausch", der ein Besuchsprogramm zusammenstellt. Unter anderem bemüht sich "Almrausch" um einen Empfang im Römer durch die Stadt Frankfurt. dixi
ECKENHEIM. Den Vorwurf, "rotem Filz" Tür und Tor zu öffnen, will die Ekkenheimer SPD nicht auf sich sitzenlassen. Die Anschuldigungen des CDU- Stadtbezirksvorsitzenden Max Josef Meier findet die ehrenamtliche Stadträtin Lilli Pölt nicht nur "unberechtigt", sondern auch "schamlos".
Mit dem gleichen Adjektiv hatte Meier kürzlich die angebliche Vetternwirtschaft der Sozialdemokraten im Frankfurter Norden bedacht (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Die SPD wähle nur eigene Leute, nach drei Jahren rot-grünen Magistrats werde kaum noch ein Amt von rechten Christdemokraten bekleidet. Meiers Tirade gipfelte in der Aussage, die Eckenheimer Sozialdemokraten würden nur noch die eigene Macht kennen. In jeder Hinsicht falsch findet Lilli Pölt Meiers Behauptungen. "Die Zustände, die er beklagt", schreibt die Sozialdemokratin, "hat er selbst herbeigeführt." Vor einigen Monaten etwa habe der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) einen neuen Schiedsmann wählen müssen. Die Sozialdemokraten haben dafür einen Ekkenheimer nominiert, "der zufällig CDU- Mitglied war". Der Mann wurde denn auch mit den Stimmen von SPD und Grünen gewählt, konnte seinen Posten jedoch nie antreten. Dahinter, argwöhnt die ehrenamtliche Stadträtin, steckt kein anderer als Meier: Der habe den Gewählten "unter Androhung eines Parteiausschlußverfahrens" von dem Amt ferngehalten. Begründung: "Von SPD und Grünen dürfe sich kein CDU-Mitglied wählen lassen." Erst danach wurde ein SPD-Mitglied zum Schiedsmann erkoren.
Die rot-grüne Mehrheit im Ortsbeirat 10 "ist nach wie vor prinzipiell bereit, auch CDU-Mitglieder in Ämter hineinzuwählen", versichert Lilli Pölt. Meier dagegen habe den Sachverhalt absichtlich auf den Kopf gestellt und damit "falsche Legenden" gebildet und "alte Klischees" wiederbelebt. Das Verhalten des Konservativen erklärt Lilli Pölt so: "Meier hat den Vorwahlkampf eingeleitet." ind
FRANKFURT A. M. 61 neue Garten- Fachberater gibt es in Frankfurt: Die Teilnehmer eines Grundlehrgangs der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner erhielten nach eineinhalbjähriger Ausbildung den Fachwarteausweis. Gründezernent Tom Koenigs und Stadtgruppenvorsitzender Dieter Steinhauer überreichten das Dokument im Rahmen eines Abends im Kleingartenzentrum in Eckenheim.
Der Lehrgang war abgestimmt mit dem Hessischen Landesamt für Landwirtschaft. Die 54 Männer und sieben Frauen vermißten ausreichendes schriftliches Lehrgangs-Begleitmaterial, Informationen könnten sie nun nicht mehr nachschlagen. Die behandelten Themen reichten von "Bodenkunde" (Bodenschichten, Zusammensetzung des Gartenbodens), "Anpflanzungen im Kleingarten" (Die Pflanze und ihre Ernährung, Pflanzenschutz heute und morgen) bis hin zur "Kompostierung", zum "Baumbestand" (Anpflanzung, Baumschnitt allgemein und Kirschbaumschnitt), "Wasserschutz" und zum "Hessischen Nachbarschaftsgesetz". Nun sollen die Lehrgangsteilnehmer die Gartenfreunde in ihren Kleingartenanlagen fachgerecht beraten. dixi
Es war wieder mal so ein langer, gemütlicher Fernsehabend. Frau Schmitz war zwischen Familienshow und Mitternachtsfilm eingeschlafen, Herr Schmitz unterdessen wühlte sich noch durch ein paar Kanäle. Gerade hatte er die Fernbedienung aus der Hand gelegt, da klingelte das Telefon. Frau Schmitz fuhr erschrokken vom Sofa hoch und nuschelte verschlafen: "Wer ist das denn um diese Zeit?" Herr Schmitz fluchte: "Wahrscheinlich irgend so ein Besoffener, der die Zahlen nicht auf die Reihe kriegt!"
Energisch hob er den Hörer ab: SCHMIIITZ!!! "Hier ist das städtische Krankenhaus, Notaufnahme. Herr Schmitz, können Sie mal vorbeikommen und Ihren Sohn abholen? Ihr Sohn hat da eine kleine Dummheit gemacht und zuviel über den Durst getrunken, nun liegt er hier, aber er hat sich übergeben und es besteht zum Glück keine Vergiftungsgefahr mehr." - Herr Schmitz wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Ja, ja, wir kommen sofort." - "Wohin?" fragte die Mutter verwirrt. Und dann erklärte Herr Schmitz mit einigen Worten das Drama ihres betrunkenen Kindes. Frau Schmitz fiel schwer auf das Sofa zurück: "Aber er hat doch gesagt, er geht ins Kino mit Timm. Der Max im Krankenhaus, betrunken? Du lieber Himmel, der ist doch erst vierzehn Jahre alt?" "Ja, ja, deine freizügige Erziehung", muffelte Herr Schmitz, "der hat dich schon immer um den kleinen Finger gewickelt. Aber jetzt ist Schluß. Jetzt übernehme ich den Burschen."
Auf dem Weg zum Krankenhaus sprachen Herr und Frau Schmitz kein Wort miteinander. Eine sehr nette junge Krankenschwester empfing die verstörten Eltern, und als sie die unglücklichen Augen von Frau Schmitz sah, flüsterte sie ihr ins Ohr: "Nehmen sie das nicht so tragisch, so etwas passiert öfter in diesem Alter." "Als ich so alt war, hat es sowas nicht gegeben", schnauzte Herr Schmitz die nette Krankenschwester an. Die Schwester öffnete eine weiße Tür, und da lag Max auf einem Bett. "Hier stinkt es ja wie in einer Schnapsbrennerei", brüllte der Vater. "He Max!" Der lag da wie eine Schnapsleiche, zerzauste Haare, schmutzige Finger, ein Loch in den Jeans. Und er stank erbärmlich. "Gott sei Dank hat er sich erbrochen", flüsterte die sanftmütige Krankenschwester. "Dem hau ich hinter die Löffel, dann kommt er wieder zu sich", schimpfte der Vater. Da wurde die freundliche Krankenschwester energisch. "Herr Schmitz, Sie kennen ihren Sohn besser als ich, aber ich sagte bereits, so etwas kann passieren bei Jugendlichen in diesem Alter, Max ist nicht der erste Fall, der hier liegt. Also lassen sie ihn in Ruhe, bis er wieder aufgewacht ist."
Drei Stunden liefen Herr und Frau Schmitz nervös im Krankenhausflur auf und ab. Frau Schmitz hatte grauenvolle Bilder im Kopf: Max flog von der Schule: Alkohol im Unterricht. Max flog aus der Lehrstelle: Alkohol am Arbeitsplatz. Max bei minus zehn Grad nachts auf einer Parkbank mit einer Zwei-Liter-Flasche billigem Schnaps, Max im Knast, Einbruch in einen Weinladen. Max mit 100 000 Mark Schulden, sein ganzes Erbe im Alkohol ertränkt. Frau Schmitz war fertig mit den Nerven.
"So, Sie können ihn jetzt mitnehmen", sagte eine Stimme mit weißem Kittel, "er ist jetzt halbwegs bei Bewußtsein, zu Hause wird er seinen Rausch dann richtig ausschlafen." Herr Schmitz schäumte vor Wut. Aber Max war nicht ansprechbar. Er torkelte in der Mitte zwischen seinen Eltern mühsam nach Hause, Herr und Frau Schmitz mußten ihn von beiden Seiten stützen.
Max schlief dann genau vierzehn Stunden am Stück. Die Mutter verordnete ihm eine Dusche und servierte ihm ein kräftiges Essen. Max hatte ziemlich dunkle Ringe unter den Augen und sprach kein Wort. Wenn er alleine war in seinem Zimmer, hörte man ihn bis auf den Flur schluchzen. Er weinte ganz fürchterlich. Der Schock saß ihm noch in den Knochen. Dieses weiße Zimmer, das weiße Bett, der weiße Schrank, der weiße Nachtkasten, dann dieser Monitor, der unablässig seine Herzschläge aufkritzelte, es war ein furchtbares Erwachen im Krankenhaus. Dann die traurigen Augen seiner Eltern. Ja, er hatte gelogen. Aber eigentlich wollte er wirklich mit Timm ins Kino. Sie waren schon unterwegs, da sagte Timm: "Laß uns mal schnell den Benjamin besuchen." Benjamin ist drei Jahre älter als Max, der hat Erfahrung, sagt er immer, mit Alkohol und Mädchen. Max hatte überhaupt keine Erfahrung. Als Britta ihm neulich einen Liebesbrief zugesteckt hatte, traf ihn der Schlag. Seine Knie zitterten dermaßen, daß er auf dem Heimweg von der Schule neben Britta über jeden Kieselstein stolperte. "Jetzt mußt du ein Kerl werden", hatte Benjamin ihm gesagt: "Hier, trink mal einen Schluck, das macht dich stark, dann sind dir die Weiber egal, dann schaffst du alles bei ihnen."
Liebe Kinder
In Wahrheit ist es so: Man braucht wirklich keinen Alkohol im Leben, schon gar nicht aus den gerade genannten Gründen. Alkohol macht das Leben nicht eine Spur leichter, höchstens schwerer, wie Ihr ja auch an der Geschichte mit Max gesehen habt. Der hat sich mit seiner Sauftour richtig fertig gemacht. Und noch etwas: Wenn Ihr Alkohol trinkt, dann kümmert sich niemand um die Folgen, die habt Ihr ganz alleine auszutragen, auch Eure guten Freunde, die immer sagen: "Hier, nimm auch einen Schluck", werden sich nicht kümmern, wenn es Euch richtig schlecht geht. Und es gibt viele Geschichten von Menschen, die richtige Alkoholiker wurden und keinen einzigen Freund mehr auf dieser Welt haben.
Deshalb meinen wir: Wenn Ihr schon glaubt, Ihr müßtet den Alkohol probieren, dann tut es zu Hause, damit Ihr nicht betrunken in ein Auto rennt oder auf der Straße liegenbleibt oder mit anderen Leuten aneinandergeratet, denn wer zuviel getrunken hat, verliert seinen klaren Kopf. Und überlegt Euch genau, warum Ihr trinkt. Ist es Eure Lust oder Neugierde - oder sind es die andern, die wollen, daß Ihr mitmacht? Prüft auch einmal nach, ob Alkohol wirklich so stark macht, wie so mancher es phantasiert. Und noch ein Tip von uns; wenn es einmal passiert, daß Ihr richtig auf den Putz haut, das ist nicht tragisch, da sind wir mit der netten Krankenschwester einer Meinung, aber wenn es mehrmals vorkommt, daß Ihr Euch betrinkt, wenn es gar zur Regel wird, jedes Wochenende mit Freunden, in der Disco oder anderswo, dann solltet Ihr unbedingt mit einem erwachsenen Menschen, dem Ihr vertraut, sprechen, wirklich unbedingt!! Der Alkohol hat zwei Gesichter. Alkohol ist Gift, er kann Euch umbringen, krank machen, das Leben ruinieren. Alkohol ist, wie Onkel Pit sagte, ein wildes Tier. Wenn ihr nicht lernt, dieses Tier zu bändigen, seid Ihr diejenigen, die von diesem wilden Tier eines Tages gefressen werden.
Und nun kommt die andere Seite: Alkohol ist auch ein Genußmittel. Es kann Spaß machen, in Gesellschaft bei einem guten Essen ein gutes Glas Wein zu trinken, mal ein Bier oder auch mal einen Whisky. Aber die echten Profis wissen immer genau, wieviel sie trinken können, damit aus dem Genuß kein Horrortrip wird, und sie trinken nie zuviel. Sie trinken nicht, um stark zu sein oder weil sie Kummer haben und glauben, danach würde alles besser. Nein, glaubt uns, danach wird alles schlimmer.
Also, liebe Kinder, verzeiht uns, daß wir heute so streng sind, aber wir wissen aus Erfahrung, daß irgendwann der Tag kommt, da hält Euch einer ein Glas oder eine Flasche unter die Nase und sagt: Komm trink. Und Ihr ganz allein müßt entscheiden, was Ihr tut, denn Ihr ganz allein werdet auch die Folgen tragen müssen. Und nein sagen (auch wenn die andern lachen) ist wunderbar und ein Riesenschritt zum Erwachsenwerden. Wir wünschen Euch dazu viel Mut - auch ohne Alkohol. Die Redaktion (Das sind Doris, Ulla und noch ein paar Leute)
Max verabscheut Alkohol. Er kann das Bier und den Wein zu Hause nicht riechen. Er haßt es auch, wenn sein Vater raucht. Dann verläßt Max immer das Wohnzimmer, weil er den Gestank in seinen Kleidern nicht ausstehen kann. "Komm her Max, davon spürst du nichts," hatte Benjamin gesagt und ihm ein Glas Coca Cola unter die Nase gehalten, ist nur ein bißchen Whisky drin, davon merkst du nicht so viel." Naja, und dann zog Max sich die harten Sachen rein. Irgendwann mußte er ja auch mal zu den tollen Kerlen gehören. Und Timm auch. Der becherte tüchtig mit. Whisky, Wodka, immer gut verdünnt, damit man den Alkohol nicht schmeckt.
Aber im Blut war er trotzdem. Das merkte Max erst, als er mit Timm an der Kinokasse stand. Da drehte sich plötzlich das Häuschen der Kassiererin um Max, dann wurde ihm kochendheiß, und zugleich lief ihm der kalte Schweiß über den Rücken. Panik erfaßte ihn. Er zitterte und torkelte, fühlte sich durch die Luft gewirbelt und irgendwo begegneten ihm auch noch die Blicke von Britta. Und als er das rasende Karussell anhalten wollte, fand er die Bremse nicht. Es gab nämlich keine. Da riß der Film, Max fiel um, mitten in der Kinohalle, und wachte erst Stunden später wieder in besagtem weißen Zimmer auf. Wie er dorthin kam? Die Kassiererin im Kino hatte einen Krankenwagen gerufen, und der brachte Max mit Blaulicht in die Klinik.
Max brach schon wieder in Tränen aus. Du lieber Himmel, er schämte sich so entsetzlich. "Ich hasse Alkohol", schrieb er in fetten Buchstaben auf ein Blatt Papier. Nie wieder Alkohol. Und als er sich gerade erholt hatte, traf ihn die nächste Keule des Schicksals. Britta rief bei Max an: "Du Max, vergiß meinen Brief, es ist aus zwischen uns, wenn du glaubst, du kannst nur im betrunkenen Kopf die Mädchen anbaggern, dann bist du bei mir an der falschen Adresse. Besoffene Typen finde ich ekelhaft. Tschüs." Peng!
Max hatte keine Tränen mehr. Er fühlte sich leer und ausgepumpt. Seltsamerweise benahmen sich seine Eltern sehr rücksichtsvoll. Bis jetzt hatte die Mutter auf Vorwürfe und der Vater auf Moralpredigten verzichtet. Wird wohl noch kommen. Statt dessen kam an diesem wunderbaren Sommersonntag Onkel Pit, ein alter Freund der Familie. Max mochte ihn sehr. Nun saßen sie im Garten. Vater, Mutter und Onkel Pit. "He Max, jetzt komm mal runter zu uns, ich hab Kuchen mitgebracht", rief Onkel Pit. Max schlich die Treppe hinunter. Hoffentlich würden seine Eltern ihn nicht bei Onkel Pit verpfeifen. Aber die sagten kein Wort, verrieten seine Missetaten nicht. Irgendwie lernte Max in diesen schweren Stunden seine Eltern richtig schätzen. Dankbarkeit stieg in ihm auf, und Britta konnte ihm gestohlen bleiben. "Das kann schließlich mal passieren", hatte die nette Krankenschwester doch auch gesagt.
Onkel Pit war in Bestlaune, zog ein Fläschchen Sekt aus der Tasche und wollte anstoßen. Er hatte nämlich einen kleinen beruflichen Erfolg zu feiern. Die Mutter holte drei Gläser. "Drei? Wieso denn drei?" fragte Onkel Pit erstaunt, "Max, du trinkst doch ein Gläschen mit, bist doch allmählich alt genug?" - Pause. Die Eltern schwiegen. "Nein danke", sagte Max, "ich trinke keinen Alkohol." "Mensch, hast du einen braven Sohn", lachte Onkel Pit und guckte den Vater an. "Weißt du noch, wir beide, damals, neunzehnhundertund . . ., Mensch, wie alt waren wir da eigentlich, naja auf jeden Fall noch keine fünfzehn. Also weißt du noch, wie wir den Whisky aus dem Schrank deines Vaters in die Mineralwasserflasche umgefüllt haben, und in die Whiskyflasche haben wir kalten Kaffee geschüttet, damit dein Vater nichts merkt. Aber er hat es trotzdem gemerkt, als dieser Professor Dingsda kam und dein Vater ganz stolz über Schottland, alte Fässer und diesen Whisky erzählte, mein Gott, und dann war es kalter Kaffee . . ."
Onkel Pit lachte, daß sich die Balken der Gartenbank bogen, auf der der Vater von Max nun unruhig hin- und herrutschte. "Ein Glück", fuhr Onkel Pit fort, "daß dein Vater uns nicht gefunden hat", und dann drehte sich Onkel Pit zu Max, schlug ihm auf die Oberschenkel und gröhlte mit hochrotem Kopf: "Wir lagen nämlich im Kuhstall vom Nachbarn, völlig besoffen, und über unseren Köpfen baumelten die Euter der Kühe . . ." Und Onkel Pit lachte und lachte und lachte.
Da bekam Max plötzlich wieder Farbe ins Gesicht, und auch er lachte und lachte und lachte, genauso wie Onkel Pit. "Also mein Junge", sagte Onkel Pit dann, "wenn du mal neugierig auf Alkohol bist, dann rate ich dir, mach es zu Hause, nicht unterwegs, draußen im Dunkeln auf der Straße, womöglich noch, wenn es kalt ist. Das ist gefährlich. Und dann paß auf mit harten Sachen. Überhaupt: denke immer, der Alkohol ist wie ein wildes Tier, du mußt es zähmen, und das kannst du nur, wenn du lernst, damit umzugehen." - "Mensch Pit", sagte der Vater, "willst du Max zum Alkoholiker machen?" "Eben nicht", sagte Onkel Pit, "euer Max ist kein Milchflaschenkind mehr, diese Zeiten sind vorbei, jetzt packt er andere Flaschen an. Und da muß er wissen, was er tut. Max wird erwachsen."
"Verstehe ich nicht", winkt der Vater verärgert ab. "Verstehst du mich, Max?" fragte Onkel Pit. "Ja, ich verstehe dich", antwortet Max. DORIS WEBER
(Bilder: Tim Rautert, Franz E. Möller)
AUGSBURG. Unter bundesdeutschen Rektoren und Universitätspräsidenten wird er nur unter der Hand gehandelt, der bundesdeutsche "Bachelor". Der Abschluß nach führt nach dreijährigem Grundstudium in den USA, in Großbritannien und Frankreich - als niedrigster akademischer Grad verliehen - zu recht kurzen Studienzeiten. Durchschnittlich siebeneinhalb Jahre studieren junge Deutsche dagegen an überfüllten Unis.
Die besonders überfüllte wirtschaftswissenschaftliche (WISO) Fakultät der Universität Augsburg wird - einmalig in der Bundesrepublik - demnächst den Grad einer Baccalaurea/Baccalaureus oec. verleihen. Schon mit den Vordiplomprüfungen im Herbst sollen Studenten der derzeitigen "Mode-Studiengänge" Betriebswirtschaftslehre und Ökonomie mit dem Zeugnis ihrer bestandenen Prüfung einen Abschluß bekommen und damit den Wechsel von der Universität in die berufliche Praxis suchen können. Ihr Vorteil: sie gelten nicht mehr, wie sämtliche Kommilitonen zuvor, als Studienabbrecher. Vorteil für Universität und weiter Studierende: Das Hauptstudium wird wesentlich entlastet.
Der "Baccalaureus" hat eine lange Geschichte. Schon mit Gründung der ersten Universitäten im 13. Jahrhundert wurde er als niedrigster akademischer Grad der Artistenfakultät verliehen. Heute ist der "Bachelor of Arts, of Science" in den Vereinigten Staaten oder Großbritannien gang und gäbe. Im Königreich etwa wandern gut 90 Prozent der Studierenden mit dem Baccalaureat in der Tasche ins Berufsleben. In Frankreich ist der "Bachelier" der Inhaber des Abschlusses weiterführender Schulen.
In einem Punkt unterscheidet sich der Augsburger Baccalaureus maßgeblich etwa vom anglo-amerikanischen Vorbild: Statt eines dreijährigen ist nur ein durchschnittlich viersemestriges Grundstudium notwendig. Es will wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Basiswissen vermitteln sowie - wie jedes Grundstudium - die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens. Darauf aufbauend, sollen Betrieben jenen, die ins Berufsleben streben, Fortbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten in speziellen Weiterbildungskursen bieten. Das Hauptstudium hingegen richtet sich in Zukunft mehr an jene, die eine eher wissenschaftliche Karriere anstreben. Derzeit wird auch an anderen Fakultäten der Universität Augsburg die Einführung des "Bac." diskutiert.
Kritikern, die vorbringen, es handle sich beim Augsburger WISO-Baccalaureat wegen der kurzen Dauer um ein "wenig profundes Schnellstudium", entgegnet Klaus P. Prem, Sprecher der Uni, daß das Studium in England oder Frankreich "Ausbildungselemente umfaßt, die in Deutschland vom 13. Gymnasialjahr an geleistet werden und ergo im Grundstudium zeitlich nicht mehr ins Gewicht fallen". Zudem seien in Augsburg ein "besonderer Praxisbezug" und "gesteigerte Anforderungen" hergestellt: Zum einen wird dort - anders als bei WISO-Vordiplomprüfungen an anderen bayerischen Universitäten - Sozioökonomie als fünftes und gleichwertiges Prüfungsfach gefordert. Zum anderen umfasse bereits die WISO-Grundausbildung interdisziplinäre Fächer wie Empirische Sozialforschung, Wirtschafts- und Sozialpsychologie und Lehrveranstaltungen zu Managementfragen.
Nicht nur deswegen, sondern auch im Hinblick auf die Angleichung der Studienverhältnisse innerhalb Europas hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Augsburg und Schwaben vor einigen Tagen ihre Mitglieder in einer bildungspolitischen Resolution aufgefordert, die Baccalaureaten "mit offenen Armen aufzunehmen". Damit möchte die IHK Skeptikern wie dem Deutschen Hochschulverband den Wind aus den Segeln nehmen. Der hatte noch im Frühjahr 1992 konstatiert, es fehle in Deutschland an einem Arbeitsmarkt für Absolventen derartiger Ausbildungsgänge. Die Kammer hingegen hält den "Bac. oec." für "geeignet, das Studium insgesamt durch strafferen Aufbau zu verkürzen, Fehler bei der Studienplanung frühzeitiger zu korrigieren und das Hauptstudium, das an die Forschung heranführen soll, zu entlasten".
Daß die Arbeitgeber die Baccalaureaten mit offenen Armen aufnehmen, ist auch deswegen notwendig, weil es sich bei dem Augsburger Vorstoß nur um einen auf fünf Jahre angelegten Modellversuch handelt. Andere bayerische Universitäten werden zunächst einmal ausgespart bleiben. Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) möchte, ehe er dem Grad endgültig den Segen erteilt, erst einmal erkunden, "wie der Arbeitsmarkt auf Bewerber reagiert, deren Ausbildung sich auf eine Basisqualifikation als Grundlage für den Erwerb ständig neuer Fachkenntnisse beschränkt". WOLFGANG VEIT
FR: Die Kämpfer der Oromo-Befreiungsfront, der OLF, haben die Sammellager verlassen. Die OLF hat Übergangsregierung und -parlament verlassen. Es hatbewaffnete Zwischenfälle gegeben mit den EPRDF-Truppen, die als provisorische Nationalarmee fungieren. Droht in Äthiopien ein neuer Bürgerkrieg, ein Drama wie in Jugoslawien?
Meles Zenawi: Zunächst etwas Grundsätzliches: Die Charta - das provisorische Grundgesetz unseres Landes - spricht jedem unserer Völker das Recht zu, über seine Zukunft selbst zu entscheiden - bis hin zur Proklamation eines eigenen Staates. Bedingung ist dabei nur, daß dieses Recht auf Selbstbestimmung friedlich realisiert wird. Im Klartext heißt dies: Wenn das Volk der Oromo sich für einen eigenen Staat entscheiden will, gehört dies zu den Grundrechten, die ihm in der Charta zugesprochen worden sind.
Vor diesem Hintergrund vermag ich nicht einzusehen, warum es in diesem Land wieder einen großen Bürgerkrieg geben sollte. Kein vernünftig denkender Mensch wird den Weg des Krieges wählen. Ich bin der Überzeugung, daß das auch für die große Mehrheit des Oromo- Volkes gilt. Wird der Kriegspfad dennoch beschritten, kann dies nur das Unterfangen einer kleinen Gruppe sein, die sich im Zaum halten läßt.
Lencho Letta: Wir haben uns an den Regionalwahlen nicht beteiligt, weil es nicht mehr möglich war, unsere Ziele mit politischen - das heißt mit friedlichen - Mitteln zu verfolgen. Dies ist auch der Grund, warum unsere Kämpfer die Sammellager verlassen haben.
Wir befinden uns in einer äußerst komplexen Übergangsphase. Politisch sind wir auf dem Weg vom imperialen Äthiopien, von der Autokratie hin zur Demokratie; ökonomisch müssen wir von einer zentralistisch geplanten zu einer am Markt orientierten Wirtschaft gelangen. Wir möchten eine Neubewertung dessen, was die letzten zwölf Monate gebracht haben. Wir wollen zu einer neuen Vereinbarung kommen, die es uns allen möglich macht, die schwierige Transformation doch noch zu schaffen . . .
FR: Sie haben vom Scheitern des politischen Weges gesprochen. Bedeutet dies, daß Sie begonnen haben, für ihre politischen Rechte mit Gewalt zu kämpfen?
Lencho Letta: Wir von der Oromo-Befreiungsfront (OLF) hatten ein bilaterales Abkommen mit der Volksfront (EPRDF) geschlossen. Demzufolge sollten ihre Truppen wie auch die unsrigen in Sammellagern kaserniert werden. Dies alles sollte den Weg für einen ausschließlichen politischen Wahlkampf ebnen. Wir haben unsere Kämpfer tatsächlich in die Lager geschickt, nicht jedoch die Volksfront.
Die EPRDF ließ weiter die militärischen Muskeln spielen, um politisches Terrain zu gewinnen. Schlimmer noch: Die Volksfront hatte ihre Truppen so zusammengezogen, daß sich unsere Kämpfer in ihren Lagern bedroht fühlten, die haben darin einen aggressiven Schachzug gesehen. Wir sahen uns plötzlich mit einer ähnlichen Situation konfrontiert wie es unter der Mengistu-Diktatur der Fall war: Deshalb haben unsere Kämpfer die Sammellager wieder verlassen.
Und außerdem: Wir hatten unsere Truppen gebeten, wegen der freien Wahlen in die Lager zu gehen. Aber diese versprochenen freien Wahlen haben dann nicht stattgefunden.
FR: Setzen Sie jetzt auch - wie es angeblich die EPRDF tut - auf die militärische Karte?
Lencho Letta: Das ist keine Frage, die von einer Partei allein entschieden wird. Wir haben getan, was wir konnten. Tausende unserer Kämpfer haben wir entwaffnet, obwohl die Volksfront uns weit überlegen war. Wir setzen auf friedliche Mittel, um unsere Ziele zu erreichen. Aber wenn dieser Weg torpediert wird, wenn man uns zwingt, eine Wahl zwischen Unterwerfung und Gewalt zu treffen, werden wir notgedrungen zur Gewalt greifen, um einer neuen Ära von Herrschaft über unser Volk zu widerstehen.
FR: Ist diese Situation schon erreicht?
Lencho Letta: Nun, es gibt ein solches Graffiti auf den Wänden - die Schrift auf der Wand sagt, daß dieser Zeitpunkt gekommen ist.
FR: Herr Staatspräsident, die Konfrontation hat sich verschärft. Was wollen Sie unternehmen, um Ihr Land aus dieser Krise herauszuführen?
Meles Zenawi: Was die Organisationen des Oromo-Volkes angeht, so müssen wir eine Politik einschlagen, die zwei Wegen folgt. Einerseits müssen wir auch weiterhin an der friedlichen Problemlösung festhalten, jetzt und in Zukunft. Andererseits müssen wir jedoch irrationale Gewaltausbrüche im Zaum halten. Wir können nicht stillhalten, wenn es Überfälle auf unseren Straßen gibt. Das müssen wir unter Kontrolle bringen, auch wenn damit der Einsatz von Gewalt verbunden ist. Wenn gewaltsame Mittel erforderlich sind, werden wir darauf nicht verzichten. Dies heißt nicht, daß wir den Verhandlungsweg aufgeben. Vielleicht müssen wir auch noch zu weiteren administrativen Maßnahmen greifen, um die zu bändigen, die Aufruhr anstreben und Gewalttaten begehen.
FR: Sollte man in der am meisten umstrittenen Region Ihres Landes - in "Oromia" also - nicht eine provisorische Koalitionsregierung errichten, an der alle Oromo-Parteien auf der Basis gleicher Stimmrechte zu beteiligen wären? Könnten sie als Präsident nicht einen solchen versöhnlichen Vorschlag unterbreiten ?
Meles Zenawi: Nun, die nationale Übergangsregierung, die wir seit dem Sturz der Mengistu-Diktatur in diesem Lande haben, ist schon eine solche Koalition; 29 Parteien sind oder waren ursprünglich daran beteiligt; dazu gehörten auch die Vertretungen des Oromo-Volkes. Auf regionaler Ebene ("Bundesländer") gab es und gibt es immer noch Raum für Koalitionen. Aber leider hat die OLF die Wahlen boykottiert, so daß eine regionale Koalitionsregierung jetzt sehr unwahrscheinlich ist, es sei denn, die OLF würde zum friedlichen Weg zurückkehren . . .
FR: Die Wahlen sind in der Region Oromia gescheitert. Warum jetzt nicht eine Lösung versuchen, die die Wahlen ganz beiseite läßt?
Meles Zenawi: Ich habe schon gesagt: Ich bin nicht gegen Koalitionsregierungen. Auf nationaler Ebene haben wir eine. Und in der erhielt die OLF mehr Stimmen als es ihrer Leistung im Befreiungskampf gegen das Mengistu-Regime entsprach. Dies ist ein ganz konkretes Beispiel bereits praktizierter Großmut seitens unserer Volksfront. . .
FR: Wie steht die Oromo-Befreiungsfront zu einer solchen Übergangsregierung auf regionaler Ebene?
Lencho Letta: Der Sprung von der Autokratie zur Demokratie ist ein sehr, sehr schwieriges Unterfangen. Deshalb bin ich bereit, mich dafür einzusetzen, daß wir etwas tun, was zwischen diesen Polen liegt, . . . was auf dem Weg zur Demokratie liegt. Jeden Vorschlag in diesem Sinne werden wir uns näher anschauen. Das Boot, in dem wir alle sitzen, darf nicht zuviel bewegt werden; entscheidend ist, ob die Richtung stimmt. Wenn das der Fall ist, sind wir bereit, ein neues Abkommen auf den Weg zu bringen. Wir müssen die Ära Mengistu hinter uns lassen. Äthiopiens Völker müssen endgültig gleichberechtigt sein.
FR: Herr Staatspräsident, wie würden Sie reagieren, wenn die OLF ihren Alleinvertretungsanspruch aufgäbe und eine provisorische regionale Koalitionsregierung aller Oromo-Parteien vorschlüge - auf der Basis gleicher Stimmanteile?
Meles Zenawi: Ja, das ist wohl die idealste Situation, die man sich vorstellen kann. Von mir aus kann die OLF weiter an ihrer Position festhalten, die einzig wahre Partei der Oromo zu sein. Wir von der Volksfront und ich als Präsident verlangen nur, daß die OLF den Willen der Bevölkerung respektiert und sich an die Gesetze dieses Landes hält. Sie muß sich auf einen friedlichen Lösungsweg verpflichten statt diktieren und erpressen zu wollen. Das sind unsere Forderungen; über alles andere läßt sich verhandeln . . .
FR: . . . um Mißverständnisse zu vermeiden: Wenn die OLF morgen eine regionale Koalitionsregierung für Oromia vorschlägt, sind Sie dann bereit dazu?
Meles Zenawi: Sobald sich die OLF definitiv für den Weg des Friedens entscheidet, kann über alles andere verhandelt werden, über alles.
FR: Wie würde sich denn die OLF verhalten, wenn Staatschef Meles Zenawi eine provisorische Koalitionsregierung für das Bundesland Oromia vorschlüge ?
Lencho Letta: Das müßte extensiv diskutiert werden. Meine persönliche Reaktion ist, daß wir einen solchen Vorschlag positiv in Betracht ziehen würden. Wir sind gewillt, uns solchen Initiativen zu stellen. Für uns ist nur wichtig, daß wir mit der Volksfront einen tragfähigen Kompromiß erzielen, der den militärischen Konflikt verhindert. Denn ein neuer Waffengang könnte fürchterlicher werden als der ganze Krieg gegen das alte Mengistu-Regime.
FR: Herr Staatspräsident, die Eritreische Volksbefreiungsfront - die ja in Äthiopien als Vermittler zwischen EPRDF und OLF agiert - soll für den unverzüglichen Aufbau einer neuen Nationalarmee plädieren, in die alle bewaffneten Verbände der verschiedenen Bewegungen Äthiopiens integriert werden. Könnte so nicht Frieden erreicht werden?
Meles Zenawi: Der Grund, warum wir uns nicht zum Aufbau einer nationalen Armee entschlossen haben, liegt nicht darin, daß wir diese Idee nicht für gut befunden hätten. Vielmehr haben wir auf die Ängste der anderen Gruppierungen Rücksicht genommen. Deren kleinere bewaffneten Verbände befürchteten nämlich, beim Aufbau einer nationalen Armee von den zahlenmäßig starken Truppenteilen der Volksfront geschluckt zu werden. Wenn sie diesen Verdacht jetzt nicht mehr hegen, würden wir die Schaffung einer nationalen Armee sehr, sehr begrüßen . . .
FR: . . . der Aufbau einer nationalen Armee könnte sofort beginnen?
Meles Zenawi: Wenn alle bewaffneten Organisationen bereit wären, sich in eine nationale Armee integrieren zu lassen, würden wir dies mit allem Nachdruck unterstützen. Aber ich bezweifle , daß die anderen Gruppierungen sich dann noch sicher fühlen würden . . .
FR: Wenn Sie als Präsident einen solchen Vorschlag unterbreiten, müßte dann nicht jede Partei, die ihn ablehnt, ihre politische Glaubwürdigkeit verlieren?
Meles Zenawi: In der Weltöffentlichkeit vielleicht; aber im Land hätten sie immer noch genügend Munition, um zu behaupten: die Volksfront will uns alle schlucken. Das ist der Grund, warum wir uns für den schwierigen Weg entscheiden haben, den ehemaligen Widerstandsbewegungen gegen das Mengistu-Regime und heutigen Parteien ihre bewaffneten Armeen zu belassen. Uns sind deren Befindlichkeiten wichtig; sie sollen sich sicher fühlen, psychologisch vor allem.
FR: . . . aber viele Bürger fühlen sich doch nicht sicher. Sie lehnen die jetzige provisorische Armee der Volksfront kategorisch ab. Weil in dieser Truppe die Soldaten aus Tigray, dominieren . . .
Meles Zenawi: . . . die Volksfront-Armee besteht nicht nur aus Tigrays. Die Tigrays sind in dieser Armee überproportional vertreten, das ist richtig. Aber das ist ein Ergebnis einer überproportionalen Rolle der Tigrays im Kampf gegen das Mengistu-Regime. So etwas kann man nicht über Nacht verändern. Wir haben dieses Problem erkannt und sind dabei, regionale Polizeikräfte aufzubauen.
Wenn die OLF zum Aufbau einer nationalen Armee bereit wäre, das wäre wirklich ein Segen für dieses Land. Nur, es ist nun einmal so, daß sich die OLF-Truppen jetzt nicht in eine nationale Armee inkorporieren lassen wollen.
FR: Ist die Oromo-Befreiungsfront wirklich gegen den Aufbau einer neuen nationalen Armee?
Lencho Letta: Lassen Sie mich darauf ganz persönlich antworten: Äthiopien braucht jetzt alles mögliche, aber bestimmt keine Armee. Erstens existiert keine nennenswerte Bedrohung von außen, zweitens besteht die Möglichkeit, die interne Bedrohung politisch in den Griff zu kriegen. Es sollten sobald wie möglich alle bewaffneten Bewegungen des Landes verringert werden.
Generell ist es allerdings so, daß Staaten Armeen besitzen wollen, ob sie nun bedroht sind oder nicht. Im vergangneen Jahr hat das Parlament entschieden, daß die Truppen der Volksfront (EPRDF) vorübergehend die nationalen Verteidigungsaufgaben übernehmen sollten. Bei dieser pragmatischen Entscheidung haben wir der Volksfront viel Vertrauen entgegengebracht. Dieses unser Vertrauen ist bitter enttäuscht worden. So sind die jetzigen Wahlen daran gescheitert, daß eine politisierte Armee die Kontrolle über ganz Äthiopien ausgeübt hat.
Ob wir es nun wollen oder nicht, wir müssen uns erneut mit der Frage befassen, wer die Armee Äthiopiens stellen soll. Dies ist dringlicher denn je. Für die OLF kann ich erklären: Erstens akzeptieren wir eine Demilitarisierung, die in gleicher Weise alle bewaffneten Bewegungen betrifft; zweitens werden wir den Aufbau einer neuen nationalen Armee unterstützen, wenn sich in dieser Armee das Kräfteverhältnis der verschiedenen Völker Äthiopiens widerspiegelt.
Meles Zenawi: Ja, sie waren sogar ein sehr wichtiger Schritt. Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Landes werden wir nun regionale Regierungen mit starken Machtbefugnissen haben. Und egal welche Oromo-Partei in der Oromo- Region das Sagen haben wird, es werden in jedem Falle Oromo sein, die über das Oromo-Volk regieren.
FR: Heißt dies, daß Sie weiterhin einen Bundesstaat Äthiopien aufbauen wollen?
Meles Zenawi: Ja, die Beziehungen zwischen den Regionen und der Zentralregierung sind zweifellos als föderale Strukturen definiert.
Meles Zenawi: Ich glaube, wir werden sehr wahrscheinlich die Verfassung einer Bundesrepublik bekommen. Lassen Sie uns abwarten. Darüber muß eine gewählte Volksversammlung entscheiden.
FR: Herr Lencho Letta, waren die jetzigen Bundesländer-Wahlen tatsächlich ein Schritt in Richtung Selbstbestimmung ?
Lencho Letta: Wenn sie dies gewesen wären, hätten wir uns ja davon nicht zurückgezogen. Wir haben in der Vor-Wahlzeit gesehen, daß da ein falscher Weg beschritten wird: der Weg der Dominanz einer Gruppe, der EPRDF, über die anderen. Denn die Volksfront hat ihre militärische Überlegenheit eingesetzt, um den Wahlprozeß in ihrem Sinne zu beeinflussen: Wir von der OLF konnten nicht mehr frei agieren, und auch die Wähler waren nicht mehr frei; deshalb mußten wir uns von der Wahl zurückziehen. Der erste Gipfel in der Demokratisierung unseres Landes waren die Bundesländer-Wahlen; doch dieser Gipfel ist nicht erklommen worden.
FR: Hält die OLF am Konzept einer "Bundesrepublik Äthiopien" fest oder wollen Sie nun - nach dem Scheitern der Wahlen - einen eigenen Staat "Oromia" proklamieren?
Lencho Letta: Die OLF steht nach wie vor hinter der Charta. Wenn der Imperialismus der Zentrale ein für allemal ad acta gelegt wird, wenn die Völker Äthiopiens wirklich gleichberechtigt sind und auf dieser Basis an der nationalen Regierung mitwirken, dann kann die OLF - dann kann das Oromo-Volk - den Gedanken der Abspaltung fallen lassen. Aber wenn es Hindernisse gibt, dann wird es in unserem Volk viele Kräfte geben - auch wenn die OLF sich zurückhält -, die für einen eigenen Staat sind.
Äthiopiens Staatspräsident Meles Ze nawi (Chef der Volksfront EPRDF) und Lencho Letta, Sprecher der Oro mo-Befreiungsfront, beantworteten in Addia Abeba Fragen des FR-Mitarbei ters und Afrika-Experten Walter Michler zu denselben Problemkreisen.
OSTEND. Ein neues Stadtviertel soll zwischen Flößer- und Deutschherrnbrükke und der Sonnemannstraße entstehen - mit der mächtigen Großmarkthalle als Mittelpunkt. Die Stadt hatte deshalb ein Gutachterverfahren ausgelobt, an dem sich sechs Architekturbüros beteiligten. Das schlüssigste Gesamtkonzept legte nach Ansicht der Gutachter das Hamburger Architektenbüro Ohrt/von Seggern vor (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Aber auch die übrigen fünf Entwürfe bieten interessante, zum Teil spektakuläre Ideen für das 22 Hektar große Areal. Die Stadtteil-Rundschau stellt deshalb alle Beiträge des Gutachterverfahrens in einer mehrteiligen Serie vor.
Einen "sehr klaren Entwurf" nennt Dieter von Lüpke vom Stadtplanungsamt die Pläne des Architektenbüros Auer und Weber für das südliche Ostend, die sich durch ihre präzise und übersichtliche Strukturierung auszeichnen. Auer/Weber plädieren in ihrem Entwurf für eine südliche Erschließungsstraße für das neue Viertel zwischen Main und Sonnemannstraße. Als einzige unter den sechs Gutachten wollen sie die Oskar-von-MillerStraße nicht mitten durch das Quartier laufen lassen, sondern als baumbestandene Promenade für Fußgänger und Autos zum Main hin verlegen, um so ein in sich geschlossenes Stadtviertel zu schaffen.
Baulich wollen Auer und Weber die "Blockstrukturen", wie sie im Ostend nördlich der Sonnemannstraße vorherrschen, Richtung Süden verlängern. Auf dem westlichen Abschnitt des Gebiets (im Bild links) wollen die Architekten bis zur verlängerten Rückertstraße drei in sich geschlossene Blöcke unterbringen. An der stark befahrenen Sonnemannstraße sind sie, auch als Lärmschutz, geschlossen. An der Mainseite dagegen stehen die Gebäude auf Ständern, damit eine Blickverbindung mit dem Fluß aus den großzügigen Höfen heraus möglich ist. Gleichwohl wollen die Architekten mit der Blockrandbebauung die geschlossene "Stadtkante", wie sie sich am Nordufer des Mains zeigt, nach Osten fortzusetzen. Damit wird ein bewußter Kontrast zur aufgelockerten Architektur der künftigen Wohnhäuser auf dem Schlachthofgelände geschaffen, das über einen Fußgängersteg erreichbar sein könnte.
Die Großmarkthalle wollen Auer/Weber im Gegensatz zum Siegerentwurf nicht durch breite Straßen freistellen und betonen. Durch bis zu sieben Stockwerken hohe Gebäude, die nahe an die Halle heranrücken, soll ihre massige Größe vielmehr relativiert werden.
Besondere Bedeutung messen die Planer den beiden Kopfbauten des Großmarktes zu. Sie sollen markante Pole für das neue Quartier sein. Vor dem westlichen, Richtung Innenstadt gelegenen Kopfbau öffnet sich ein steinerner Platz, eingeschlossen von zwei unterschiedlich bepflanzten Flächen. An dieser Achse parallel zur Rückertstraße pulsiert das "öffentliche Leben" des Viertels. Der östliche Kopfbau soll dagegen in Verbindung mit einer freistehenden "Sonderform", also einem nicht in der vorherrschenden Blockbauweise gehaltenen Gebäude, den "Eingang" zur City bilden. big
Was Sie uns schon immer mal sagen wollten, jetzt können Sie es ganz direkt loswerden: Das FR-mobil kommt zu Ihnen. Diese Woche noch machen FR-Mitarbeiter "vor Ort" Station, klappen Stühle und den hoffentlich nötigen Sonnenschirm auf und stehen Ihnen Rede und Antwort.
Ob Ihnen in Ihrer Umgebung ein Arzt, eine Kneipe oder ein Gemüseladen fehlen, ob Ihnen der Verkehr zuviel oder die Straßen zu wenig sind, ob Sie per Bus, Bahn oder Fahrrad zur Arbeit und zum Einkaufen gelangen können? Oder auch, ob Sie einen Ort suchen, an dem Sie sich abends mit Freunden treffen können, ob Ihnen der Bürgermeister zusagt und die FR gefällt, oder ob sie Sie ärgern?
Sagen Sie es uns. Nur was wir wissen, können wir vielleicht ändern.
An folgenden Orten wird das Auto mit dem grün-schwarzen FR-Logo in den nächsten Tagen vorfahren:
Heute von 12 von 14 Uhr im Foyer von NUR touristic im Zimmersmühlenweg in Oberursel und um 18 Uhr im Jugendtreff Köppern ("Was fehlt Jugendlichen in Friedrichsdorf zum Leben?), am Freitag, 7. August, ab 16 Uhr in den Taunus-Arkaden in Grävenwiesbach (Thema: "Ein Einkaufszentrum im Grünen?"), am Samstag morgen im Spar-Laden in Mönstadt und am Samstag abend beim Open- air-Konzert auf der Königsteiner Burg.
Damit Sie nicht gemeinsam mit uns im Regen stehen, sind Änderungen bei schlechtem Wetter möglich. Und weil wir ein paar Überraschungen vorhaben, kommt noch eine Reihe weiterer Termine dazu. Zum Beispiel in Friedrichsdorf, Neu-Anspach und Usingen. Versprochen!
P.S. Wenn Sie nicht zum FR-mobil kommen wollen, oder Ihnen erst nachher etwas Wichtiges einfällt, Sie können die LOKAL-RUNDSCHAU natürlich wie bisher jederzeit anrufen: die Redaktion in Bad Homburg unter Tel. 0 61 72 / 2 51 92 und die Redaktion in Oberursel unter Tel. 0 61 71 / 5 10 12.
Unter dem Titel "Die Lok ist fast schrottreif" berichtete die Stadtteil-Rundschau in ihrer Ausgabe vom 9. Juli über den Abenteuerspielplatz Wildgarten. Hierzu schrieb uns Jürgen Reichel-Odié, Pfarrer der evangelischen Ostergemeinde in Sachsenhausen, folgende Zeilen:
Mit einigem Erstaunen habe ich gelesen, daß nach dem Urteil der beiden CDU-Stadtverordneten Karin Meulenbergh und Ursula Gauls der Wildgarten nicht nur in einem verwahrlosten Zustand sein soll, sondern auch nur von wenigen Kindern besucht werde. Als unmittelbarer Nachbar des Wildgartens ist es mir unerklärlich, wie ein solches Urteil möglich ist.
Während ich diese Zeilen schreibe, spielen und toben etwa 40 Kinder im Wildgarten und ich höre ihren fröhlichen Lärm herüberschallen. Zwar laufen gerade die Ferienspiele, aber auch ohne Ferienspiele sind während der warmen Jahreszeit immer Kinder im Wildgarten zu beobachten und zu hören, naturgemäß vor allem nachmittags, wenn der Betreuer Josef Mayer da ist. Die Anwesenheit der Sechs- bis 12jährigen schwankt je nach Witterung zwischen zehn und 50 Kindern.
Natürlich gibt es Tage, an denen kaum Kinder kommen, und auch Tage, an denen es der Kinder für zwei Betreuer einfach zu viele sind. Alles in allem werden fast 200 Kinder aus der Nachbarschaft erfaßt, die auf einem von Josef Mayer gestalteten wunderschönen Plakat dokumentiert sind. Zu wenige Kinder? Im übrigen überrascht es mich immer wieder, wie selten Obdachlose Unterschlupf im Wildgarten suchen, und, daß sie den Wildgarten als Toilette nutzen, davon kann schon gar nicht die Rede sein. (Als Toilette dienen dafür schon eher die Hecken und Büsche vor unserem Haus, aber das hat nichts mit dem Wildgarten zu tun, sondern mit dem Parkplatz davor.)
Natürlich müssen eine Reihe von Reparaturen durchgeführt werden. Mit den 300 000 Mark, die für das Museumsuferfest vorgesehen sind, ließe sich schon einiges bewerkstelligen. Aber auch mit weniger Geld läßt sich die hervorragende Nachbarschaftskinder-Arbeit fortsetzen und fördern, die Josef Mayer im Wildgarten betreibt.
Man wird sagen: "Aha, da hat sich doch zweifellos einer an Matisse angelehnt, und gewisse Grieshabersche Abbreviaturen sind auch abzulesen, hier und dort, und wer Gilles im Kopf hat und den Miro der kann da und dort auch die beiden wiederfinden." Ganz recht, im Prinzip. Aber muß das etwas Negatives über die Kunst von Stefan Plenkers aussagen?
Stephan Plenkers, 1945 in Ebern bei Bamberg geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und ist seit 1972 als freischaffender Maler und Graphiker tätig. Plenkers reiste viel, nach Mittelasien, nach Lappland, nach Bagdad und nach Frankreich. Bilder von ihm hängen in Dresden, Leipzig, Frankfurt/Oder, in Cottbus und in Sofia. Und jetzt wird wieder der eine oder andere ein "Aha" loslassen: "Aha, kein Wunder, daß man den hierzulande nicht führt." Aber er ist auch im Britischen Museum in London, in der Eremitage von St. Petersburg und in den Sammlungen der Deutschen und der Dresdner Bank in Frankfurt, in der Sammlung Ludwig, vertreten.
Stefan Plenkers ist ein Sinnenmensch, dem es in erster Linie darum geht, den anderen die Augen zu öffnen für die Schönheit der Dinge, für die Leuchtkraft von Landschaften, von Himmeln und Horizonten, und für die schlichte Sprache der Formen, wie sie in Booten und Bäumen, Monden und Meeren oder in Schamanen-Zeichen und Runen sich ausdrükken. Und es geht ihm darum, all diese neuentdeckten Räume - und es sind Räume, auch wenn Plenkers in der Fläche bleibt - mit Sinn zu füllen, mit Mythen und Märchen und mit dem, was für ihn davon immer noch übriggeblieben ist und wiederentdeckt werden darf, nein - wiederentdeckt werden sollte.
Gewiß sind Ähnlichkeiten mit Matisse zu verspüren, vielleicht auch mit Miro und manchem anderen, der mit offenen Sinnen durch die Welt geht. Aber ist es nicht so, daß die Beschäftigung mit den selben Motiven, den Himmeln und Meeren, daß gleiche Lebensstimmungen auch gleiche oder ähnliche Farben, Formen und Bilder bedingen?
Und so ist es eben mit Plenkers, dessen Gefühl für Bukolisches weit zurückreicht, dessen bildnerische Kraft mit sicherer Ausgewogenheit, mit einem seltenen Gespür für die Farbbalance, aber auch mit einem beneidenswerten, unserer Zeit völlig abhanden gekommenen Optimismus, Wege aufzeigen will zu anderen, weniger von Zerstörung geprägten Aspekten der Kunst. (Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, bis zum 26. September. Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr). wp
HÖCHST. So jung und schon die Unschuld verloren: Der neue Sex- Shop an der Bolongarostraße verzichtet ab sofort freiwillig auf einen seiner augenfälligsten Reize. Künftig brauchen sowohl Kunden von "Hoechst'e Erotik" als auch Passanten nicht mehr darüber zu rätseln, ob hier vielleicht der nahe Chemieriese seine Finger im Spiel hat. "Um eventuelle weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden, haben wir heute die Schreibweise abgeändert." Das teilte die Geschäftsführerin Monika Mörchen in einem Schreiben an unsere Redaktion mit.
Die FR hatte berichtet, daß der nekkische Firmenname möglicherweise gerichtliche Folgen haben könnte, wenn sich Hoechst dadurch in seinen "geschäftlichen Aktivitäten" beeinträchtigt fühlt, wie ein Rechtsanwalt meinte.
Monika Mörchen ist offenkundig nicht auf Konfrontation aus: "Es ist doch selbstverständlich, daß wir als Kleingewerbetreibender uns nicht mit einem Riesenkonzern, der viel Macht und Einfluß hat, anlegen." Die Schreibweise von "Hoechst'e Erotik" mit "oe" habe einfach harmonischer gewirkt, "denn zu einem ' sehen zusätzliche ö-Strichelchen nicht so gut aus". Trotz aller Einbußen an Sinnlichkeit änderte sie jetzt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Namen ihres Kaufhauses für Lust-Utensilien in "Höchst'e Erotik".
Ebenfalls als wenig befriedigend empfindet die Geschäftsfrau die freizügige Art und Weise, wie "amtliche Stellen" mit ihrem eigenen Namen umgehen: So sei sie bereits wiederholt mit "Frau Moerchen" angeschrieben worden. Nach bislang unbestätigten Gerüchten wird die Geplagte gegen derart fahrlässige Beamten spätestens dann gerichtlich vorgehen, wenn aus dem "Mörchen" ein "Möhrchen" geworden sei. Das wäre denn doch zu anzüglich. leo
Für den gelähmten Walter Emmerich aus Langenselbold wurde die Reise mit der "Concordia" zur Enttäuschung Betreuer waren völlig überfordert "Fürs Geld null an Leistung" / Veranstalter streitet alles ab Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD / HANAU. Die Vorfreude war groß. Zum ersten Mal wollten der spastisch gelähmte Walter Emmerich und seine ebenfalls behinderte Freundin eine Reise allein wagen. Lange hatten sie dafür sparen müssen. Gebucht wurde schließlich eine sechstägige Schiffsreise auf dem Rhein mit der MS "Concordia". Veranstalter war der gemeinnützige Verein "Deutsches Behindertenschiff", der den Reisenden Erholung auf Deutschlands einmaligem, rollstuhlfreundlichen Hotelkreuzer versprach. Laut Prospekt sollte der Ausflug nicht nur ein schönes Ereignis für die Behinderten, sondern auch ein Beitrag zu deren Integration und Rehabilitation sein. Der Langenselbolder Rollstuhlfahrer und eine Behindertengruppe aus Hanau erlebten diese Kreuzfahrt jedoch ganz anders: als Geschäftemacherei auf ihre Kosten. Durch Zufall hatte Walter Emmerich die Anzeige des Behindertenschiffs in einer Zeitung entdeckt. In den zugesandten Unterlagen warb der Reiseveranstalter vor allem mit seiner sozialen Motivation, auch behinderten Menschen mit Hilfe ehrenamtlicher Kräfte eine Urlaubsreise ermöglichen zu wollen. Die Anwesenheit eines Arztes sowie von Betreuern wurde neben Vollpension, Landausflügen und allesamt rollstuhlgängigen Kabinen zugesagt. Emmerich buchte daraufhin eine Rundfahrt von Mainz den Rhein abwärts zum Preis von 915 Mark pro Person. Doch schon beim Betreten der Schiffskabine, so Emmerich, entpuppten sich die gepriesenen Vorzüge eher als Mängel. Kaum hineinzukommen Zwar gab es Behindertenaufzüge und Rampen für Rollstuhlfahrer. Doch Kabinentür, Schlafraum und Bad waren so knapp bemessen, daß es für den Rollstuhlfahrer nach eigenen Aussagen "eine Qual war, dort hineinzukommen". Die acht Kabinen an Bord mit mehr Freiraum für Schwerstbehinderte kosteten einen Aufpreis von 100 Mark.
Zudem funktionierte die Klimaanlage in Kabine und Restaurant nur mangelhaft oder gar nicht. "Unsere Behinderten sind schier zerflossen", kritisiert Christina Thomass, Leiterin der Hanauer Wohnstätte, und Thomas Strack, der die mitreisende Gruppe von 18 Behinderten und sechs Betreuern begleitete.
Der vom Verein angekündigten Arzt war Gynäkologe und die zehn Betreuer an Bord ehrenamtliche Kräfte, von denen die meisten noch nie zuvor Behinderte versorgt hatten. Sie stammten teilweise aus der ehemaligen DDR und arbeiteten ohne Bezahlung für Kost und Logis. Daß sie auch Reinigungsarbeiten an Bord, Küchendienste und den Service übernehmen mußten, weil es an festangestelltem Personal mangelte, war den meisten vor Reiseantritt nicht bekannt, wie einer der Ehrenamtlichen, der Würzburger Rainer Mai, gegenüber der FR bestätigt. "Für die Betreuung der Behinderten blieb kaum noch Zeit", sagt Mai. Das führte dazu, berichten Emmerich und Strack, daß die Behinderten von der Reiseleitung des DBS mehrfach gebeten wurden, bis zu bestimmten Uhrzeiten in den heißen Kabinen zu verbleiben.
Sieben der insgesamt rund 60 behinderten Gäste hatte allein Rainer Mai zu betreuen. Darunter auch Schwerbehinderte, die Hilfe rund um die Uhr brauchten. Eine Frau hatte darum gebeten, ihren ständigen Betreuer mitnehmen zu dürfen. Der hätte jedoch den vollen Preis zahlen müssen.
Die Betreuer, kritisiert der Schiffsarzt Elmar Schönmetzler, waren durch die Aufgabenhäufung überfordert. Mai und andere der ehrenamtlich Angeheuerten verließen das Schiff noch während der Reise. Mai kam nur tagsüber zur Betreuung der Behinderten wieder an Bord: "Das war rein kommerziell aufgebaut. Für das Geld gab es null an Leistung", sagt er.
Das "nicht stimmige Preis-Leistungsverhältnis" bemängelt auch Schiffsarzt Schönmetzler in einem Schreiben an die Hanauer Gruppe. Er und die Behinderten kristisieren unter anderem das einseitige Essen. Frisches Obst und Salate gab es erst nach Tagen und auf Anfrage.
"Schon nach kurzer Zeit herrschte unter den Leuten Frust. Wir hatten das Gefühl, mit den Behinderten soll nur ein Geschäft gemacht werden", berichtet Emmerich von seinen Eindrücken. Die Gruppe suchte mehrmals das Gespräch mit der Reiseleitung und der Vereinsvertreterin Ingeborg Apel. Die waren zunächst nur zu Einzelgesprächen bereit. Strack: "Einige der Mängel wurden später abgestellt, aber der Eindruck bleibt" - vor allem auch der atmosphärische. Der Mitarbeiter des Kesselstädter Wohnheims beschreibt sie als die Erwartung einer demütigen Dankbarkeitshaltung der Behinderten. Walter Emmerich und die Hanauer wollen mit Hilfe der Hanauer Verbraucherberatung und eines Rechtsanwaltes nun gegen den Verein vorgehen. "Weitere Behinderte sollten gewarnt werden. Die Idee ist zwar gut, aber die Fahrt insgesamt enttäuschend", lautet ihr Fazit. Sie wollen auf eine Teilerstattung der Reisekosten drängen.
Der Verein "Deutsches Behindertenschiff" weist auf Nachfrage die Vorwürfe der Behinderten zurück. Carola Apel und ihr Mann Ralf, dessen Eltern die Initiatoren des Vereins sind, sprechen im Gegenzug von einer Negativ-Propaganda und sehen insbesondere in den ostdeutschen ehrenamtlichen Betreuern die Aufrührer und Urheber des Unmuts unter den Pas- sagieren. Einige der Gäste und Betreuer hätten sich, so Carola Apel, "verbohrt und aggressiv" aufgeführt. Sie spricht von "Aufmüpfiges Verhalten" einem "aufmüpfigen Verhalten". Für sie sei das ein schwerer Schock, wo man sich doch Tag und Nacht für die Sache einsetze. "Drei der Betreuer haben wir Hausverbot erteilt", erklärt ihr Mann Ralf Apel. Das Paar bestreitet, daß die Arbeiten an Bord vorwiegend von Ehrenamtlichen übernommen werden. Bei der Fluktuation des Personals müßten die Ehrenamtlichen jedoch mit zulangen. Das Schiff sei rollstuhlgerecht und die Kabinen überdimensional groß. Mehrfach sei die Ausstattung von Sozialreferenten des Landes und der Stadt Würzburg gelobt worden.
Fragen etwa nach der Kostenkalkulation der Reise, der Mitgliedschaft in Behindertenverbänden und dem Schiffseigner werden vom Verein als Interna zurückgewiesen. Ralf Apel will über Details nur bei einem persönlichen Gespräch an Bord Auskunft geben. Der Verein habe jedoch die Kosten bewußt niedrig gehalten, damit sich Behinderte die Reise leisten könnten, sagt er.
Eine Fahrt mit einem Köln-Düsseldorfer Luxushotelschiff fünf Tage auf der Mosel, so ergaben FR-Erkundigungen, kostet beispielweise zwischen 1170 und 1500 Mark.
Allerdings fährt die Fränkische Personenschiffahrt mit ihrem provisorisch umgebauten Behindertenschiff schon für rund 350 Mark.
Zu Schluß poltert Apel am Telefon: Wenn jemand das Behindertenprojekt seiner Familie, in dem zehn Jahre Arbeit stecke, versuche schlecht zu machen, "dann geh ich los und zwar ohne Leine", Zuvor hatte er der FR schon unterschwellig mit einem Rechtsanwalt gedroht.
(Siehe auch Kasten "Zur Sache".)
HÖCHST / LIEDERBACH. Stapelweise Patientenakten, Untersuchungsbefunde und Abrechnungen des verstorbenen Höchster Arztes Dr. Hrvoje Malic lagen Monate offen im Garten seines verlassenen Hauses in Liederbach herum. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat die Unterlagen nach einem Hinweis der FR von der Polizei sicherstellen lassen. Den Erben des niedergelassenen Chirurgen droht jetzt eine Anklage. Für Oberstaatsanwalt Helmut Koller steht fest: "Ein schwerer Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen."
Liederbach, Fasanenweg 26: Auf der Terrasse liegen zwei Berge Müll. Blaue Plastiksäcke mit Abfall. Dazwischen Hügel von Patientenakten, ganze "Leidensgeschichten", intimste Befunde fliegen offen herum.
"Das liegt hier genau seit 28. Juli vergangenen Jahres", erinnert sich eine Nachbarin. Der Tag, an dem der in Zagreb lebende Sohn - einer der Erben des Arztes - die Möbel packte, die Aktenstapel wie Müll auf den Balkon verfrachtete und nach Kroatien zurückfuhr. Kinder, die im verwilderten Garten spielten, entdeckten die Papierberge. Ein Nachbar wohlinformiert: "Das Vertrauen der Landsleute in den Chirurgen war groß: Die sind auch wegen Halsschmerzen und anderer Wehwehchen zu ihm gegangen."
Wie die FR erfuhr, ist das Haus im Fasanenweg 26 seit dem Tode des Mediziners 1988 unbewohnt. Erben des Hauses sind der in Kroatien lebende Radovan Malic und ein zweiter, unehelicher 14jähriger Sohn, den der Arzt mit seiner jetzt in Unterliederbach wohnenden Lebensgefährtin hatte. Beide streiten sich vor Gericht um das Haus.
Den Nachlaß, erklärte die Frau, habe Rechtsanwalt Uwe Adam verwaltet. Adam bestätigte der FR, die Praxis in Höchst (Liederbacher Straße 9) nach dem Tod des Arztes aufgelöst zu haben. Ein Teil der Patientenkartei - Aufzeichnungen, die nicht älter als zehn Jahre waren - habe er der Landesärztekammer übergeben, die älteren Dokumente seien Radovan Malic in Anwesenheit von dessen Bevollmächtigten ausgehändigt worden.
Dem waren die "Aktenberge im Wohnzimmer" (eine Nachbarin) dann wohl lästig. Im Sommer 1991 stapelte er die Unterlagen auf der Terrasse. "Als ich das entdeckt habe", sagte die frühere Lebensgefährtin Malics, die ab und zu den Bürgersteig vor dem Haus fegt, "habe ich alles in eine Ecke geschoben und mit Zweigen abgedeckt." Handwerker, die vor Monaten die Wände des benachbarten Reihenhauses anstrichen, räumten die "Berge" wieder aus dem Weg.
"Ungeheuerlich", reagierte Ann-Katrin Helberg-Lubinski von der Landesärztekammer auf den für jedermann zugänglichen Fundort der Patientenkartei. "Die Erben", so die Juristin, "sind, auch wenn sie keine Mediziner sind, verpflichtet, die ärztlichen Unterlagen unter Wahrung der Schweigepflicht aufzubewahren" - laut hessischer Berufsordnung für Ärzte noch mindestens zehn Jahre nach Abschluß der Behandlung. Röntgenbefunde müssen sogar 30 Jahre archiviert werden. Ist die Frist abgelaufen, sollen die Dokumente restlos vernichtet werden.
Die Landesärztekammer könne nur einschreiten, wenn ein Mediziner selbst gegen diese Bestimmungen verstoße, erklärte Ann-Katrin Helberg-Lubinski. "Gegen Erben dürfen wir als Berufsaufsicht nicht vorgehen."
Ein Fall für die Justiz also. Oberstaatsanwalt Helmut Koller ließ die Unterlagen sofort sicherstellen und nahm die Ermittlungen auf. "Verantwortlich sind auf jeden Fall die Erben", erklärte Koller. "Solch hochbrisantes Material kann man nicht quasi auf der Zeil verstreuen." tos
NIEDERRAD. Am Samstag, 1. August, ist es wieder soweit: Die Arbeiterwohlfahrt (AW) Niederrad veranstaltet ihr traditionelles Kinderfest (Im Mainfeld 16). Ab 15 Uhr warten Torwand und Negerkußschleuder auf die unternehmungslustigen Kinder, ebenso wie ein großes Sprungkissen und eine Maltafel. Den Siegern der zahlreichen Spiele winken Preise.
Das Kasperletheater wird, wie in den vergangenen Jahren, bestimmt die Herzen der Gäste erobern. Zur Stärkung gibt es Kaffee, Kuchen und Würstchen sowie kalte Getränke. Das Kinderfest steht in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Er hat seinen Besuch bereits angekündigt. sil
Mit "Schmutzbrecher" 170 Meter hoch Schwindelfreie Fensterputzer an der Hochhausfassade: Angst nur vor dem Wind Von unserem Mitarbeiter Wolfram Eberhardt
n knapp 170 Meter Höhe Fenster zu putzen, das ist nicht jedermanns Sa- che. Für den 45jährigen Robert Müller
Langsam hievt der Kran oben am Haus die Gondel - einen vier Meter langen Aluminium-Korb - nach außen, schon ist der letzte Bodenkontakt dahin, der Rand des Hochhaus-Daches taucht auf und dann nur noch das Nichts, 170 Meter Luft zwischen Gondel und Boden. "Da ist schon mal 'ne Kamera runtergefallen," warnt der Leiter des Betriebsschutzes, "mit 235 Kilometer pro Stunde kam die unten auf."
Robert Müller läßt das ziemlich kalt; schließlich übt er den Beruf eines Glas- und Gebäudereinigers schon seit 24 Jahren aus - zu Beginn natürlich "auf kleineren Gebäuden". Nur am Anfang war es unangenehm: "Da hat man schon ein mulmiges Gefühl."
Angst hat er eigentlich nur vor Wind, denn da hat er schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht. Als ein Sturm aufkam, befand er sich im Windschatten des Hochhauses, "das hab' ich gar nicht gemerkt". Doch dann war's zu spät, der Wind drückte die Gondel an die Fassade, - "ich hab' nur noch am Boden gesessen". Die Elektriker mußten die Gondel - sie wird von vier Drahtseilen gehalten und gleitet an der Fassade in einer Schiene entlang - wieder nach oben holen. Normalerweise ist für die Gondelfahrer ab Windstärke fünf Schluß. Über sein unliebsames Erlebnis redet Müller allerdings nicht gerne: "Fragen Sie mich lieber nach Sonnenschein."
Den haben die Männer im Sommer reichlich. Franz Pukancsik und Detlev Gäbel, die gerade an der Südseite des Hochhauses in die Tiefe gleiten, können sich darüber nicht so recht freuen. "Wenn die anderen bei 30 Grad am Schwimmbad liegen, haben wir hier 60 Grad". Die silbernen Aluminium-Platten reflektieren die Sonnenwärme und verwandeln den Arbeitsplatz der beiden in eine Freiluft-Sauna. "Wenn das so heiß ist, da gehn Sie kaputt", stöhnt Gäbel. Da bleibt nur ein Ausweg: Es wird früh morgens begonnen, "manchmal schon um fünf Uhr".
Geputzt wird das ganze Jahr, außer in den Wintermonaten. Immer rundherum, streng der Reihe nach, erklärt Müller "sonst wissen wir ja gar nicht mehr, wo wir schon geputzt haben." Auch das Gebäudereinigen will gelernt sein. "Man muß die Putzmaterialien schon genau kennen," sagt Müller stolz. Mit der Arbeit einer Hausfrau sei das Ganze nicht zu vergleichen: "Zu Hause tu ich vielleicht Spüli ins Wasser, aber hier verwende ich "Schmutzbrecher". Gebäudereiniger Gäbel tunkt unterdessen einen Lappen in besagten "Schmutzbrecher" - eine dunkle Scheuerpaste. Dann rückt er der schwarzen Dreckschicht, die der Aluminiumoberfläche ihren Glanz nimmt, zu Leibe. Gäbel und seine Kollegen haben dabei Glück, denn es darf "richtig geschrubbt werden". Die von der Deutschen Bank hätten es da schon viel schwieriger, weiß Müller: "Die dürfen nicht mal mit dem Schwamm an die bleiverglasten Fenster, die sind sofort kaputt."
Wäre es nach den Planern des Bank-Hochhauses gegangen, würde sich die ganze Schrubberei sowieso erübrigen. "Normalerweise sollte das eine selbstreinigende Fasade sein", wundert sich Gäbel. Wind und Regen statt Putzkolonne hieß die Devise, doch Frankfurts schadstoffreiche, "aggressive Luft" vereitelte den Plan.
Trotz Wind, Hitze und Höhe sind sich alle Gondelfahrer einig, daß der Beruf auch seine Reize hat.
"Das ist ein Berufszweig, da muß man eben Spaß dran haben", kommentiert Detlev Gäbel seinem luftigen Arbeitsplatz. Jedem möchte er diese Tätigkeit aber trotzdem nicht empfehlen: "Wenn einer nicht schwindelfrei ist, sollte er lieber die Finger davon lassen."
Namen + Notizen
MARGOT BAIER verstärkt künftig die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt). Sie tritt die Nachfolge von Karl-Heinz Schultheis an, der sein Mandat niederlegte. Margot Baier ist Hausfrau und engagiert sich als Sozialpflegerin; im Ortsbeirat will sie sich vor allem für die Belange ältere Leute einsetzen. Sie wohnt seit 40 Jahren in der Gutleutstraße und ist mit dem Viertel "bestens vertraut", wie sie sagt. Auch in Sachen Stadtteilpolitik hat Margot Baier bereits einige Erfahrung: Seit rund drei Jahren ist sie stellvertretende Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Gallus/Gutleut. rea
OBERRAD. "Kinder helfen Kindern": Auf diese prägnante Formel brachte Michael Trautmann, Leiter der Jugendfeuerwehr Oberrad, die Hilfe, die seine 30 Schützlinge für Kinder aus Tschernobyl erbrachten. 500 Mark sammelte der Oberräder Wehrnachwuchs beim Sommerfest vor wenigen Wochen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Dieser Tage übergaben sie in Bad Vilbel die Summe den aus Kiew angereisten 81 Jungen und Mädchen: Sie sind Kinder der bei der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl ums Leben gekommenen Feuerwehrmänner.
Eigentlich sei der Erlös des Oberräder Festes samt den Einnahmen vom Kinderflohmarkt für die Kinder-Krebsklinik der Universität gedacht gewesen, informierte Trautmann. Doch dann hörten die Brandlöscher aus Oberrad vom Plan der Feuerwache 6 (Mörfelder Landstraße) unter Federführung von Gerhard Stengel, Walter Meinel und Kurt Weihe: Die ermöglichten es den russischen Kindern, einen dreiwöchigen Erholungsurlaub in Frankfurt anzutreten (die FR berichtete).
"Da kam dann bei uns spontan die Idee auf, das Geld den Angehörigen der Opfer zu geben." Die Kinder-Krebsklinik, versicherte Trautmann, werde dennoch nicht leer ausgehen: Spätestens beim "Riesenfest auf dem Messegelände" am Samstag, 8. August, bei dem auch die Wehren vertreten seien, werde erneut Geld für eine Spende zusammenkommen. ask
FRANKFURT A. M. "Collegium Concertino Grosso" ist der melodische Name des Kammerorchesters Frankfurt am Main Nord-West, der noch einige Mitspieler sucht. Laienmusiker spielen unter fachkundiger Leitung Stücke, die von Klassik über Romantik bis Volksmusik reichen. Die Gruppe ist kein eingetragener Verein, wirkt karitativ in Altenheimen und Kirchengemeinden und gibt zwei bis drei Konzerte im Jahr.
Der Schwierigkeitsgrad der Werke ist leicht bis mittel. Die Kosten wie Noten, Obolus für den Konzertmeister oder musikalisches Zubehör übersteigen die kleinen freiwilligen Beiträge und Einnahmen durch Konzerte bei weitem. Die anderen Kosten trägt der Initiator des Orchesters, das bereits seit über 25 Jahren besteht.
Das Orchester probt dienstags ab 19 Uhr in der evangelisch-reformierten Gemeinde Frankfurt-Süd, Metzlerstraße 19. Auskunft gibt Hans-Heinrich Krantz, Mittelweg 42, unter der Rufnummer 55 23 39 oder 57 24 75. sil
BORNHEIM. Die Turngemeinde Bornheim 1860 eröffnet in Kürze ihr vereinseigenes Fitneß-Center in der Berger Straße 294. Um das vielseitige Sportangebot in Bornheim zu ergänzen, bietet der Verein seinen Mitgliedern auf einer Fläche von 70 Quadratmetern Geräte für Krafttraining und ein Herz-Kreislauf-Training.
Nach einem individuellen Eingangs-Check-up erfolgt das Training unter Anleitung von ausgebildetem Fachpersonal. Neben ortsansässigen Ärzten sorgen Sportwissenschaftler und erfahrene Rückenschullehrer für die medizinische Betreuung der TG- Mitglieder. Für Konzept und Beratung ist der Diplom-Sportwissenschaftler Harald Maier zuständig. Unterstützt wird er von den Sportlehrerinnen Judith Weiß und Stefanie Meyer.
Vom 10. August an können die Mitglieder der TG Bornheim den neuen Trainingsraum benutzen. Unter der Woche ist das Fitnesscenter acht Stunden am Tag, am Samstag zwei Stunden geöffnet.
Die offizielle Eröffnungsfeier beginnt pünktlich zur Bernemer Kerb am Samstag, 8. August um 14 Uhr. Eingeladen sind neben den TG-Mitgliedern alle Interessierten. ima
FECHENHEIM. "Vollmond", dröhnt die voluminöse Stimme der Sängerin der Darmstädter Band "Le Griesheimers" ins Mikrofon: Vier Bands gaben im Fechenheimer Jugendzentrum in der Borsigallee ihre Songs zum Besten. Angefangen hatten die jungen Musiker der Gruppen einmal bei dem Projekt "Rockmobil", einer Einrichtung, die auf Initiative der "Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte" gegründet wurde.
Hier wurde jungen Menschen aus benachteiligten Stadtteilen die Möglichkeit gegeben, ihre Fähigkeiten an den verschiedensten Musikinstrumenten auszuprobieren, die sonst vielleicht unerschwinglich für sie gewesen wären. Uli Becker, ehemaliger Mitarbeiter des "Rockmobils", erinnert sich: "Wir sind mit einem Transporter in die verschiedenen sozialen Einrichtungen gefahren und haben dort den Jugendlichen die Musik nahegebracht. Leider wurde meine ABM-Stelle aus Kostengründen von der Stadt Frankfurt gestrichen, und das Rockmobil mußte teilweise aufgegeben werden." Zur Zeit ist nur noch ein Mitarbeiter mit den Instrumenten unterwegs.
Außergewöhnliches boten "Monika & Andrea", zwei Mädchen, die nur mit Gitarre und Stimme das Publikum begeistern konnten. Sie boten auch Stücke von den Beatles, die sie noch zusätzlich mit Mundharmonika untermalten. Den Hauptteil des Nachmittags gestaltete die Gruppe "Mary B.", die das Publikum in Stimmung brachte. Die vier Frauen und der Mann am Schlagzeug überzeugten mit ihren Songs, beispielsweise zum Thema Drogenabhängigkeit. Hier beschrieben sie die vermeintliche Freiheit, die die Drogen vorgaukeln, was aber schließlich in die Abhängigkeit nicht nur vom Rauschmittel führt, sondern auch vom Dealer.
Als letzte Band spielte "Dr. Froghouse", eine reine Männergruppe, die "Pink Floyd" und "Die Toten Hosen" nachspielte. Im Moment fehlt der Gruppe allerdings ein stimmgewaltiger Sänger, und deshalb sind die fünf Jungs noch auf der Suche.
Damit Jugendliche, denen das Geld für teure Instrumente fehlt, in Zukunft wieder die Möglichkeit haben, das Musik machen zu lernen, will Uli Becker eine neue Initiative starten: "Ich will in eigener Arbeit ein neues ,Rockmobil' ins Leben rufen und wieder Einrichtungen wie Jugendzentren anfahren. Damit will ich erreichen, daß in Frankfurt wieder alle Jugendlichen in den Jugendzentren die Möglichkeit zum Musik machen haben."
Ein Wochenende später stand beim Fechenheimer Jugendzentrum schon ein neues Musikspektakel auf dem Programm: die Haus-Band "Line out". jan
FRANKFURT A. M. Mit dem Beginn des Schuljahres 1992/93 wird es in Frankfurt drei weitere Grundschulen geben, die Schüler bis 14 Uhr betreuen. Es handelt sich um die Merianschule (Nordend), die Ackermannschule (Gallus) und die Walter-Kolb-Schule (Unterliederbach). Damit bietet die Stadt an 13 Grundschulen Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten nach dem Unterricht an. Im Schuljahr 1993/94 folgen noch die Bonifatius-Schule (Bockenheim), die Liebfrauenschule und die Schule am Hang (Bergen-Enkheim).
Das Angebot wird dringend gebraucht: Denn alleinerziehende Mütter und Väter suchen nach einer Kombination aus Schule und Freizeitbetreuung für ihre Kinder. Das Konzept der Stadt sieht vor, daß die Kinder gemeinsam spielen, arbeiten und essen. An den Kosten beteiligt sich das Land Hessen. sil
SOSSENHEIM. "Aus" für die Firma "Behälter-Service Werner Wethmüller" in der Westerbachstraße 114: Das Amtsgericht Höchst hat den Antrag des Unternehmens auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung abgewiesen. Widerspruch will Werner Wethmüller gegen die Entscheidung nicht mehr einlegen: "Ich hab' keine Lust mehr." Der Gerichtsvollzieher wird das Gelände im Auftrag der Stadt jetzt räumen lassen. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte das Liegenschaftsamt dem Unternehmen gekündigt und einen rechtskräftigen Räumungstitel erwirkt. Grund: Die Firma auf städtischem Areal war in Zahlungsrückstand geraten. Zudem hatten Anwohner immer wieder über Staub geklagt, der bei trockener Witterung vom Schuttberg des Unternehmens in die Gärten und Wohnungen wehe.
Belästigt fühlten sich die Nachbarn außerdem von dem Lärm, der sowohl morgens um 6.30 Uhr als auch abends um 20.30 Uhr und samstags von der Recycling-Anlage ausgehe."Wenn die Herren im Römer das so wollen, dann sollen sie sehen, wie sie den Schuttberg wegkriegen", kommentierte Werner Wethmüller gestern das endgültige Aus für seine Firma. Er selbst werde das Gelände nicht räumen. Auf seinen Vorschlag, den Mietvertrag regulär 1995 auslaufen zu lassen, sei die Stadt nicht eingegangen. Dann, so Wethmüller, wäre er ohnehin in den Ruhestand gegangen.
Die Stadt muß nun einen "Berg" für teures Geld versetzen und weiß noch nicht wohin. Unklar ist bislang auch, was überhaupt in der Halde steckt. Alfred Gangel, Leiter des Liegenschaftsamtes, hat jetzt erst einmal das Umweltamt auf das Gelände geschickt, um zu bohren. Erst wenn Bauschutt abfallrechtlich klassifiziert ist, kann entschieden werden, ob das Material auf eine Deponie muß oder verfüllt werden kann.
Inzwischen hat der Sossenheimer Landwirt Eberhard Weber der Stadt angeboten, sein Gelände am Flurscheideweg mit dem Schutt aufzufüllen. Das etwa 6200 Quadratmeter große Grundstück - eine frühere, fünf Meter tiefe Lehmgrube - ist 500 Meter von der Firma Wethmüller entfernt. "Wir prüfen die Offerte noch", erklärte Gangel gestern.
Der Chef des Recycling-Unternehmens ist aber sicher, daß der Gerichtsvollzieher so schnell nicht anrücken wird. Wethmüller: "Das wird noch einige Monate dauern, bis der weiß, wohin mit dem Zeug." Der Weg der 14 Angestellten allerdings sei klar. "Die müssen dann demnächst aufs Arbeitsamt." tos
FECHENHEIM. Die letzten Bälle auf dem Center Court am Frankfurter Waldstadion waren geschlagen, Steffi Graf hatte mit dem deutschen Federation-Cup- Team zum zweiten Mal die FrauenMannschaftsweltmeisterschaft gewonnen, und die Teams mußten sich nach einer mehr oder weniger erfolgreichen Woche von Frankfurt verabschieden. Daß der Abschied den meisten Spielerinnen in diesem Jahr schwerer fiel als bei den vorherigen Turnieren, lag zum einen an einem attraktiven Rahmenprogramm. Zum anderen aber hatten die Frankfurter Organisatoren erstmals sogenannte Patenschaften an die Tennisvereine in der näheren Umgebung vergeben - und das erwies sich als gute Idee.
Auf der Clubanlage des Tennisclubs Cassella (TCC) am Roten Graben in Fechenheim konnten Vereinsmitglieder und Besucher schon von weitem die Nationalität der Tennisgäste erkennen: Am Fahnenmast hing neben der bundesdeutschen Flagge und den Frankfurter Farben eine grün-weiß-rote Nationalflagge mit Adler und Schlange im Wappen. Zudem beseitigte der Schriftzug "Mexico" auf den Trainingsanzügen der Spielerinnen die restliche Ungewißheit. Für die gesamte Dauer des Wettbewerbs hatte der Tennisclub aus dem Frankfurter Osten die Betreuung der mexikanischen Mannschaft übernommen und dabei ein geschicktes Händchen bewiesen, denn die Gäste fühlten sich rundum sehr wohl.
Das war kein Wunder, denn die beiden Betreuer, die der Verein für diese Aufgabe berufen hatte, waren pausenlos und unermüdlich im Einsatz. Das Tüpfelchen auf dem Service-i gelang dem TCC aber damit, daß die Cassellaner auf eine Mexikanerin als Hosteß für die tennisspielenden Landsfrauen zurückgreifen konnten: Monica Conchello, vor einem halben Jahr von Mexico City zu ihrem Verlobten nach Fechenheim übergesiedelt und seitdem TCC-Clubmitglied, zählte vom Empfang am Flughafen an zusammen mit Oliver Sust, dem Sohn des TCC-Pressewarts, praktisch zum erweiterten Kreis der mexikanischen Mannschaft. Egal, ob bei den Fahrten ins Stadion, zum Training auf der Clubanlage oder zum Schuhkauf nach Geschäftsschluß an den Frankfurter Flughafen: Die beiden brachten die Spielerinnen und deren Betreuer immer an das gewünschte Ziel.
Sehr zufrieden und glücklich zeigte sich auf der Anlage am Roten Graben Jesus Topete, der Präsident des mexikanischen Tennisverbandes, angesichts der vorbildlichen Betreuung. "Wir hatten ja keine Ahnung davon, was uns hier erwartet, und sind sehr überrascht und erfreut darüber, wie herzlich wir hier empfangen und betreut werden", meinte Topete, bevor ihn TCC-Pressewart Gerhard Sust zum Tennismatch bat.
Der Präsident, dessen Familie die Fechenheimer Gastfreundschaft ebenfalls genoß, hätte sich nur eine glücklichere Auslosung gewünscht, denn als Qualifikanten waren die Mexikanerinnen in der ersten Runde gegen Argentinien chancenlos und verloren mit 0:3. Und nach einem Sieg über Indonesien und einer Niederlage gegen Südafrika in der Trostrunde war auch die direkte Teilnahme für den Federation-Cup im nächsten Jahr verspielt.
Der wird dann wieder in Frankfurt ausgetragen, und da sollte es eigentlich ein großes Wiedersehen geben. Jetzt hoffen beide Seiten, daß es Mexiko über die Qualifikationsrunde doch noch gelingt, 1993 am Turnier teilzunehmen. Vielleicht sind die Spielerinnen in den entscheidenden Begegnungen ja besonders motiviert, wenn sie sich an die Woche in Frankfurt und die Gastfreundschaft des Tennisclubs Cassella erinnern. chs
FECHENHEIM. Beim ersten Aktionstag der Reihe "Sommerlinne" hatte der Kulturkreis Östliches Frankfurt (KÖF) noch Pech gehabt: Wegen starker Regenfälle mußte das Konzert der Big Band der Philharmonie Fechenheim abgesagt werden. Aber beim zweiten Anlauf, eine Woche später, klappte es dann reibungslos auf dem Linneplatz im Herzen Fechenheims. Pünktlich um elf Uhr begrüßte das Akkordeon-Orchester aus Mühlheim bei strahlendem Sonnenschein das Publikum mit den Stücken "Malaga" und "Granada" und brachte damit südländische Atmosphäre auf den Platz am Burglehen.
Im Laufe des gut zweistündigen Konzertes spannten die 16 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Hartmut Hübner einen Bogen von klassischen Stücken wie der 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven bis zu Interpretationen von modernen Stücken aus den Musicals "Cats" und "Cabaret". Hartmut Hübner moderierte unaufdringlich und kenntnisreich, geschickt ließ er Informationen über die Verbreitung von Akkordeon-Orchestern und die Geschichte dieses Musikinstruments in den Auftritt des Ensembles einfließen.
Nach einer guten halben Stunde hatte die Zahl der Zuhörer von 50 auf mehr als 100 verdoppelt, die Bierzeltgarnituren reichten gerade noch aus. Unzureichend war dagegen für viele ältere Musikfreunde der Sonnenschutz, denn die Bänke und Tische standen in der prallen Mittagssonne, und die großen Sonnenschirme spendeten nur an wenigen Plätzen Schatten. So verschaffte sich das Publikum schon mal mit dem ersten Bier oder Apfelwein Abkühlung. Die Versorgung mit Speisen und kühlen Getränken hatten wieder Mitglieder des Jugendzentrums (Juz) übernommen.
Eigentlich hatten sich auch andere Vereine aus dem Stadtteil am Programm der Sommerlinne beteiligen wollen, aber aus dem grundsätzlichen Interesse sei "keine konkrete Mitarbeit entstanden", bedauerte die Kulturkreis-Vorsitzende Gertrud Ringelstetter. Nur das Jugendzentrum und die Fechenheimer Philharmonie hätten sich bei gemeinsamen Aktionen in der Vergangenheit als zuverlässige Partner erwiesen.
Zusammen mit dem Jugendzentrum hat der KÖF für Mitte August auch ein Open-Air-Festival im Heinrich-Kraft- Park organisiert. Unter dem Titel "Der Park ruft" werden in der Grünanlage die Gruppen "The Gipsys", "Game Over" und "Second Spring" zu hören sein. Und weil der Kulturkreis mit seinen Programmen ein möglichst großes Publikum ansprechen will, wird vorher im Rahmen der "Sommerlinne" am kommenden Sonntag, 2. Juli, entweder das ins Wasser gefallene Big Band-Konzert der Philharmonie nachgeholt, oder eine Blues- oder Rockband gibt sich auf dem Platz am Burglehen ein Stelldichein.
Allerdings sollten die Organisatoren des KÖF für weitere Konzerte auf dem Linneplatz die Stadt um eine zeitweilige Verkehrsberuhigung bitten. Denn beim Gastspiel des Mühlheimer Akkordeon-Orchesters fuhren ständig Autos zwischen den Musikern und dem Publikum über den Platz: Ein einfaches rot-weißes Absperrband könnte hier für ungestörtes Konzertvergnügen sorgen. chs
FECHENHEIM. Berlin war eine Reise wert: Zu diesem Resümee kommt der Frankfurter Ruderclub Fechenheim (FRCF) 1887 nach der deutschen Meisterschaft in der Bundeshauptstadt. Auf dem Tegeler See konnten sich die beiden FRCF-Ruderer Norman Debes und Peter Pagenkopf im Kinder-Doppelzweier der Leichtgewichtsklasse gegen die Konkurrenz durchsetzen. Mit neun Längen Vorsprung gewannen sie überlegen den Titel.
Zuvor hatten die beiden gleichaltrigen Freunde schon bei den hessischen Meisterschaften in Weilburg in ihrer Altersklasse (Jahrgang 1978) das Siegerpodest erklommen. Nach einer besonders intensiven Saisonvorbereitung mit zwei Trainingslagern hatten die anschließenden Regattasiege in Offenbach und Bamberg schon erkennen lassen, daß die jungen FRCF-Skuller in Topform sind.
Im vergangenen Jahr hatte mit Diana Hantusch schon einmal eine Nachwuchsathletin aus Fechenheim mit dem Hessentitel und bei Regatten im Bundesgebiet für Aufsehen gesorgt.
Diana Hantusch und die beiden deutschen Meister Norman Debes und Peter Pagenkopf werden, wie der gesamte FRCF-Nachwuchs, von Francisco Cotoli trainiert, der bis vor kurzem noch selbst als Ruderer beim FRCF aktiv war. Unter seiner Führung scheint eine talentierte Ruderergeneration heranzuwachsen, die an die großen Erfolge der Fechenheimer in den 70er Jahren anknüpfen könnte.
Zudem rechtfertigten die Jugendlichen mit den Erfolgen auch die Anschaffung von drei mehrere tausend Mark teuren Rennbooten, die der Verein zusammen mit der Stadt finanziert hatte. chs
Da reibt man sich doch die Augen und denkt, man liest nicht recht: Die Fahrer von 10 europäischen Regierungschefs starten zu einer Fahrt Paris-Tokio (FR vom 15. 7. 1992 "Ralley der Chauffeure").
Mitterand empfing die Teilnehmer. "Auch wir wollen Europa bauen" sagte sein Fahrer, und Kohls Mann darf da natürlich nicht fehlen.
Nun kann mit Europa ja nichts mehr schief gehen, doch Scherz beiseite: Wozu solch ein Unsinn und wer finanziert ihn?
Oder fahren die Zehn in ihrem Urlaub mit eigenen Wagen und auf ihre Kosten - Rückfahrt inklusive? Dann hätten sie wohl übers Jahr nicht genug zu tun und zuviel Geld überdies.
Das will ich nicht unterstellen und deshalb nenne ich diese Unternehmung einen unerhörten, überflüssigen Schwachsinn.
Dr. Gerd Bährecke, Hattersheim
HOCHHEIM. Gudrun Schneider-König hat ein einfaches Ziel: "Ich will daraus etwas Schönes machen." Sie meint damit die alte Massenheimer Zehntscheuer. 1706 gebaut, erlebten die morschen Mauern im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte. Die Künstlerin aus Frankfurt schlägt nun ein neues Kapitel auf: Bis Oktober soll das Fachwerk in neuem Glanz strahlen, soll das denkmalgeschützte Gebäude Atelier und Galerie gleichermaßen sein.
Lange habe sie nach einem Domizil gesucht, lange habe sie nichts Geeignetes gefunden, sagt die 37jährige. Im Januar vergangenen Jahres wurde sie in der Massenheimer Hauptstraße fündig: Die Zehntscheuer wurde zwangsversteigert. Schneider-König erhielt den Zuschlag.
Bald darauf traf sie der Schlag: Sie hatte die Katze im Sack gekauft. "Von außen sah das ganz toll aus." Doch wie's drinnen aussah, erfuhr sie erst später: Löcher im Dach, "Überreste" einer Taubenkolonie, verfaulte Balken, morsches Holz. Die Künstlerin krempelte die Ärmel hoch, rümpelte aus und entwarf zusammen mit einem Architekten Pläne für ein neues Outfit. "Viel durften wir nicht ändern, das Gebäude steht ja unter Denkmalschutz."
Die Auflagen ließen nur ein Vorhaben scheitern: Eine großflächige Fensterfront am Giebel der Scheune paßte den Behörden nicht. Ansonsten gab es keine Probleme. Auch die Mühlen der Behörden mahlten flott: Im August 1991 reichte sie den Bauantrag ein, sechs Monate später hatte sie die Genehmigung - und auch den Segen der Massenheimer. Nachbarn kamen, schauten und staunten. "Viele sind froh, daß sich hier endlich was tut. Und viele bieten spontan ihre Hilfe an."
Zu tun hat Gudrun Schneider-König genug: Die Vorbesitzer hatten ihr ein Haus im Haus hinterlassen, hatten in der Scheune eine Werkstatt gemauert. Das Fundament war Stahlbeton. "70 Zentimeter dick war der Sockel", erinnert sie sich an lärmende Preßlufthämmer. Darunter lag allerdings kein Schatz, dafür aber alte Autoreifen und ein paar Kugelschreiber.
Fleißig Notizen machte sich die Künstlerin aus Fachbüchern, studierte Do- it-yourself-Literatur: "Ich will doch viel selber machen." Selbst verlegt hat sie die Fußbodenheizung: "Ist doch gar nicht so schwer." Trotz aller Tatkraft - die Kosten für den Umbau sind enorm. Rund 330 000 Mark wird Gudrun Schneider-König in die Zehntscheuer stecken. Damit kommt sie aber gut weg: Der Architekt hatte die Kosten für den Umbau auf 550 000 Mark geschätzt.
Ihr Werk vollendet haben will Gudrun Schneider-König spätestens im Oktober. Dann soll die Kunst Einzug halten, will die Künsterin ihre Werke zeigen, Neues im Atelier schaffen. Nach dem Studium mit Schwerpunkt Plastik und Malerei an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach ist sie seit fünf Jahren freischaffend tätig. Doch nicht nur ihre eigenen Arbeiten sollen in der Zehntscheuer ins rechte Licht gerückt werden: Sie will die alten Gemäuer auch dem Nachwuchs öffnen, jungen Künstlern ein Forum bieten. "Über das Konzept", sagt sie, "habe ich mir allerdings bisher keine Gedanken gemacht." Denn noch wartet eine Menge Arbeit auf sie. kkü
Am 15. Juli 1992 jährte sich zum hundertsten Male der Geburtstag des Literaturwissenschaftlers, Essayisten Journalisten und jüdisch-kritischen Philosophen Walter Benjamin (FR vom 15. 7. 1992 "Die Maßnahme").
Ein Anlaß für die übliche Flut von Gedenkartikeln und Tagungen. Deren Signum ist häufig, zumal in diesem historischen Augenblick, in dem den postmodernen Ideologen angesichts der realen, nicht länger verschleierbaren Katastrophen der globalen Marktwirtschaft ihre eigene Götzendämmerung in der allgemeinen erscheint, den an der modernen Hölle des Faschismus zu Tode Gekommenen noch einmal zu töten und zu begraben, damit er die Kulturalisierung des Untergangs nicht durch subversive Gedanken zu stören vermöchte.
So findet sich in einem Tagungsprogramm "Benjamin und die Kunst", 3. bis 5. Juli in Frankfurt a. M., jener Stadt, in der mit Horkheimer die ältere Kritische Theorie entstand, der Benjamin seit 1930 bis zum Tode verbunden war, in der vor und wieder nach dem Faschismus sein Freund Theodor W. Adorno lehrte, die als Teil von dessen Werkarchiv auch dasjenige Benjamins beherbergt, eben dieses Diktum: Es solle "nicht der spekulative Denker oder der esoterische Marxist, der sich heute mit wenige Mühe kritisieren ließe (. . .) im Vordergrund stehen".
Gegenüber derlei Denkverboten, die das Pseudos der postmodernen intellektuellen Libertinage denunzieren, muß gefragt werden, ob ein Satz wie dieser dem gesellschaftlichen Erfahrungsgehalt Benjamins und dessen Reflexion in seinem Werk, wie sie exemplarisch zusammentreten in den Umständen seines Freitodes und den sogenannten geschichtsphilosophischen Thesen, nicht sowohl verantwortlich und angemessen ist als vielmehr unter die Gegenstände seiner Kulturkritik fällt, in deren Lichte solche Programmsätze und ihre Umsetzung erscheinen müssen als die von ihm schneidend gegeißelte Transformation in Kulturgüter im Beutearsenal des fortschreitend sich mythisch wiederholenden Kontinuums des Triumphmarsches über die Verdammten dieser Erde hinweg, zertrümmert und zurechtgestutzt von jenen Intellektuellen, die "sich zum Werkzeug der herrschenden Klasse hergeben", wie Benjamin sagte, oder - unmittelbar jüdisch-biblisch ausgedrückt - von den Hofpropheten der Könige.
Oder anders gesagt, Benjamin, wenn er denn auferstehen und sich wehren könnte gegen diese Versuche, seinen Tod von 1940 zu verewigen, würde, da kann man sicher sein, in seiner Weise den Zusammenhang öffentlich zu machen trachten, der besteht zwischen seiner Rezeption seit den 80er Jahren als Kultfigur im Biedermeier der Postmoderne, um ihn so der finalen Verharmlosung zuzuführen, und der realexistierenden Katastrophe der postmodernen Form der Warenwelt, deren stumme Gewalt - wie jeder guten Statistik zu diesen Gegebenheiten, etwa der World Bank - zu entnehmen ist, tagein tagaus zirka fünfundfünfzigtausend Menschen ermordet, darunter vierzigtausend Kinder und eintausendvierhundertvierzig schwangere Frauen.
Vielleicht würde Benjamin auch, angelehnt an den Schluß seines Kunstwerk-Aufsatzes, sagen, die postmoderne Ästhetisierung des politischen Gehaltes seines oeuvres sei ein faschistisches Syndrom, das in einem aktuellen Zusammenhange steht mit solchen Tatsachen wie, daß nachdem der Angolaner in Eberswalde grausig zu Tode geprügelt worden ist, man seinr Freundin, der "Negerschlampe", und dem Baby, das nach dem Mord geboren wurde, bis heute nach dem Leben trachtet.
Nicht zu sehen ist, was an diesen Konstellationen so "esoterisch" sein soll. Jedermann und -frau, die die Courage aufbringen, benjaminisch "mit dem Notizblock auf dem Asphalt botanisieren (zu) gehen", springen sie gleichsam ins Antlitz (siehe Lévinas). Aber es gibt sicher eine falsche Esoterik, die sie auf Biegen und Brechen verleugnet, darin die Rohheit des Wirklichen in der derjenigen eines sich selbst zerstörenden Denkens wiederholend, das den Anschein der angemessenen Subtilität sich erschleicht.
Dr. Helmut Thielen, Berlin
OBERURSEL. "Das hat mit der B 455 erstmal nichts zu tun", stellt Baudezernent Eberhard Häfner - auf den jetzt ausgeschriebenen "Straßenausbau ,An der Waldlust'" angesprochen - klar. Bis zum Winter soll die Straße, die zum Hauptfriedhof führt, direkt hinter der Einmündung Hohemarkstraße auf gut 200 Metern Länge zwei Meter in der Breite zulegen. Neben der dann 5,50 Meter breiten Fahrbahn ist statt des derzeitigen Schotterstreifens ein "ordentlicher Gehweg" geplant.
Außerdem soll die kleine Brücke über den Urselbach saniert werden. Geschätzte Kosten der gesamten Maßnahme: eine halbe Million Mark.
Laut Häfner wurde sie schon in einem Bebauungsplan Anfang der 80er Jahre angepeilt. Das Vorhaben könne erst jetzt verwirklicht werden, nachdem der Grunderwerb abgeschlossen sei. Unter anderem schneide der Ausbau ins Gelände des Hotels "Waldlust" ein.
Der Baudezernent nennt gleich einen ganzen Katalog von Gründen für die Bauarbeiten: der Straßenbelag sei sehr schlecht, die Asphaltpiste für sich begegnende Omnibusse zu schmal. Schließlich brummen täglich Dutzende Busse in die Straße "An der Waldlust" - neben dem Stadtbus auch die vielen großen Blechkarossen, die Schülerinnen und Schüler zur Frankfurt International School (FIS) bringen. "Es hat hier schon kritische Situationen gegeben", berichtet Häfner bezüglich des Busverkehrs. Zudem sei "An der Waldlust" Teil der Erschließung des gegenüber der Schule hochgezogenen Neubaugebietes Hans-Rother-Steg. So sei das Projekt in begrenztem Rahmen auch "erschließungsbeitragsfähig", das heißt, die Stadtkasse muß nicht die volle Summe von 500 000 Mark berappen, sondern kann einen Teil auf die Anwohner umlegen. Die FIS soll nicht zur Kasse gebeten werden.
Einen Engpaß wird es nach dem Ausbau zwischen Hohemarkstraße und Schuleinfahrt weiter geben: Auf der linken Straßenseite soll die mindestens 150 Jahre alte Eiche erhalten bleiben, die einst die Oberstedter von Oberurseler Gemarkung trennte. mk
NIEDERRAD. Markus Feutner hatte Leukämie. Das ist zwei Jahre her. Heute ist der Zwölfjährige wieder putzmunter. An seinen Krankenhaus-Aufenthalt in der Uni-Kinderklinik denkt er häufig zurück: "War'n bißchen eng auf der Station, aber sonst ganz nett." Die Platznot in der Abteilung für Schwerstkranke war groß. Kinder und Eltern waren hier oft monatelang gemeinsam in drangvoller Enge untergebracht. Eine Lösung des Problems ist in Sicht. Nahe der Klinik, in der Komturstraße, entsteht ein "Elternhaus". Vor einigen Tagen feierten Eltern, Patienten und "Ehemalige" Richtfest.
Auch Markus war unter den Gästen. Inzwischen spielt er Fußball in einer D-Jugendmannschaft. Beim Richtfest fachsimpelte er mit Professor Bernhard Kornhuber, der ihn zwei Jahre lang behandelt hatte, über sein Hobby. Kornhuber ist Leiter der Abteilung für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Zentrum für Kinderheilkunde der Universität Frankfurt. Beim Richtfest wurde deutlich: Die Kinder mögen den Arzt ebenso wie er sie. Kornhuber ist es zu verdanken, daß hier die Atmosphäre trotz aller Widrigkeiten zu ertragen war.
Die Mutter der kleinen Tatjana, die bis vor kurzem wegen eines Nierentumors in Behandlung war, erinnert sich voller Ironie an die harten Zeiten auf der Station. "Das war doch herrlich hier, im Dreibettzimmer mit sechs Personen." Michael Schneider ist erst vor vier Wochen entlassen worden. Er berichtet über seinen ersten Eindruck: "Die Enge und Unsauberkeit waren zuerst ein Schock." Der Schock aber wurde aufgewogen durch das fast familiäre Verhältnis der Patienten und deren Eltern untereinander. Kornhuber: "Die Erwachsenenstation ist anonym. Aber hier wurde auch mal gelacht - trotz aller Probleme."
Der geräumige Neubau soll künftig von weither angereisten Eltern erkrankter Kinder und den Kindern selbst in den Zeiträumen zwischen einzelnen Therapiephasen Unterkunft bieten. Bauherr des Hauses, das insgesamt 2,9 Millionen Mark kosten und ausschließlich aus Spenden finanziert wird, ist der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder". Das Grundstück hat die Stadt Frankfurt über einen Zeitraum von 75 Jahren in Erbbaupacht der Kinderklinik überlassen. Bis zu 30 Kinder werden in dem Haus mit ihren Eltern Platz finden. Zehn Zimmer für jeweils zwei Personen werden eingerichtet, im Obergeschoß befinden sich zwei größere Wohnungen, die auch ganze Familien aufnehmen können. Das ist nötig.
Denn schwere familiäre Probleme sind keine Seltenheit, wenn ein Kind erkrankt und die Mutter den größten Teil ihrer Zeit an seinem Bett verbringt. Häufig sind Scheidungen die Folge der jahrelangen Belastung. Das Elternhaus soll bald helfen die Familienkrisen zu bewältigen; denn die Chance, daß Vater, Mutter und Geschwister für das kranke Kind da sind, ist mit dem Haus gegeben.
Helga von Haselberg, die Vorsitzende des Vereins "Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt", sagte in ihrer Rede beim Richtfest: "Wir Betroffene werden uns in dem Elternhaus in Freundschaft begegnen und miteinander Toleranz üben, denn nur so können wir die Kraft finden, um uns gegenseitig zu stützen und unseren Kindern beizustehen im Kampf gegen die Krankheit." Ende des Jahres soll das Haus bezogen werden. orf
DIETZENBACH. Für die Kinder in der Stadt gibt es in der neuen Theatersaison 1992/93, die im September beginnt (Anmeldeschluß 15.), erstmals zwei Abonnement-Reihen. "Peppi Pepperoni und wie man seine Suppe auslöffelt" heißt das Stück, mit dem am 24. September die Abo-Reihe für die vier- bis sechsjährigen Jungen und Mädchen eröffnet wird. Die Vorstellungen für die Kleinen beginnen immer um 15 Uhr im Bürgerhaus. Das gilt auch für die Theaterveranstaltungen, bei denen sich die älteren Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren vergnügen können. Am 2. September steht für sie Ferry mit seinem neuen Liederprogramm auf der Bühne.
So wie bei den Abos für Erwachsene sind auch die Dauerkarten der Kinder auf andere Personen übertragbar. Neben den Aktionen der Abo-Reihe möchte die Stadt den Jungen und Mädchen in den nächsten Monaten zusätzliche Einzelveranstaltungen anbieten.
Das neue Theaterprogramm für die Großen beginnt am 2. Oktober um 20 Uhr im Bürgerhaus mit der Komödie "Kennen Sie die Milchstraße?". Weiter geht es am 4. November mit der "Odyssee" in der Bremer Fassung nach Homer. Am 2. Dezember wird "Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht gespielt. "Die zwölf Geschworenen" von Regina Rose und Horst Budjuhn stehen am 20. Januar auf der Bühne. Am 11. Februar zeigt das Theater "Das schiefe Podium" das "Schloß Gripsholm" von Kurt Tucholsky. Zum Abschluß der Abo-Reihe geht am 18. März Schillers Werk "Kabale und Liebe" über die Bühne. Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr. Die Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren hören am 29. Oktober die Geschichte von Gustav - dem Winterhemd, Hobbel - der Jogginghose und zwei Socken mit dem Namen Aroma. Ein Märchentheater mit Figuren und Musik wird am 6. November im Bürgerhaus gezeigt. Für Leute um vier hat das Theaterhaus Alpenrod ihr "Stück ums Küssen" geschrieben, bei dem die Kinder am 28. Januar mehr über die eisige Henriette erfahren.
Für die Kinder zaubert er am liebsten, doch bei den Kleinen ist es auch am schwersten, hat der Zauberer Gutelli im vergangenen Jahr beim Besuch in Dietzenbach einmal gesagt. Er und sein Team kommen am 16. Februar erneut auf die Bühne. Beim Clowntheater Schorsch geht es am 15. März 1993 so richtig rund, wenn die Story über eine durchgedrehte Waschmaschine gespielt wird.
Auf die "Rückkehr der gefiederten Schlange" müssen die sieben bis zehnjährigen noch bis zum 22. Oktober warten, doch dann erfahren sie im Spiel mehr über die Geschichte Amerikas. Auf die "Reise zum Mittelpunkt des Sofas" begibt sich das Klappmaul-Theater am 17. November. Columbus und Lateinamerika sind am 29. Januar erneut das Thema der Abo-Reihe für die Kleinen. Spannend werden soll es am 18. Februar, wenn das "Geheimnis der Kokosnuß" gelüftet wird. Am Ende des Programms geht Schorsch baden. Bei diesem Theaternachmittag am 16. März können die Kinder selbst mitmachen. aim
RIEDERWALD. Ein unansehnliches Drahtgestell ragt in den Himmel, getragen von vier Holzpflöcken. Kaum vorstellbar: Daraus soll einmal ein Dinosaurier werden. Doch Jochen Vesper war guter Dinge. Zusammen mit der Frankfurter Künstlerin Moni Jahn und einer Gruppe von Kindern aus dem Riederwald machte er sich an das Dino-Projekt. "Reise in die Vergangenheit" hieß das Thema der Ferienspiele auf dem Abenteuerspielplatz im Riederwald. Jochen Vesper: "Wir dachten uns, Dinosaurier sind in diesem Jahr in."
Moni Jahn war sofort bereit, den Kindern beim Saurier-Basteln zu helfen. Zwei Tage brauchten sie, um das Drahtgestell des "Dinos" zu gestalten. Die jungen Künstler verkleideten danach das Tier mit Pappmaché und bemalten es mit bunten Farben. Damit der Drache, wenn er fertig ist, richtig lebendig wirkt, setzte Vesper ihm eine Nebelmaschine ins Maul.
Saurierbauen war nicht alles: Die Kinder besuchten das Exotarium im Zoo und die "Dino"-Ausstellung in Wiesbaden. Sie züchteten Salinenkrebse und bastelten Schmuck aus Steinen. Jeden Donnerstag konnten die Akteure auf dem Luftkissen toben.
Zu der Ausrüstung des Abenteuerspielplatzes Riederwald gehören außerdem zwei Spielmobile und ein Skatemobil. Vor neun Jahren fuhr das Spielmobil zum ersten Mal durch Frankfurt. Seitdem haben die drei Aktionswagen viele Freunde gefunden. Vesper: "Wir stehen auch in Gebieten, in denen es soziale Probleme gibt. Wir wollen die Kinder und Jugendlichen durch sinnvolle Freizeitgestaltung beschäftigen."
Den Spielplatz im Riederwälder Forst gibt es seit 19 Jahren. In diesem Sommer wird ein Haus gebaut, das beheizt werden kann und sanitäre Anlagen hat. Dort sollen die Kinder bei Regen und im Winter spielen. Der Spielplatz wird dann das ganze Jahr über geöffnet sein.
Bei gutem Wetter kommen bis zu 200 Kinder in den Riederwald. Durch Vermietung des Luftkissens und Zuschüsse der Stadt ist es möglich, Betreuer anzustellen, die sich um Spiele und Organisation kümmern und auch für die Probleme der Kinder da sind.
Zum Abschluß der Ferienspiele gibt's am morgigen Freitag, 31. Juli, um 20 Uhr ein großes Lagerfeuer. Es werden Würstchen gegrillt, und die Kinder zelten auf dem Gelände. In der Schulzeit ist der Abenteuerspielplatz Riederwald von Montag bis Freitag (von 13 bis 18 Uhr) geöffnet.
Wer mehr Informationen über den Abenteuerspielplatz Riederwald will, kann dort direkt anrufen. Die Telefonnummer ist 42 10 50. sil
KÖNIGSTEIN. Die Cowboys tragen den Namen einer Stadt, die längst anders heißt, aber sie sind nicht von gestern: Die Leningrad Cowboys tragen ihre Elvis-Tollen, Schnabelschuhe und schwarzen Anzüge am Samstag, 8. August, auf die Königsteiner Burg und ziehen das Publikum mit auf eine nicht immer ernst zu nehmende Reise durch das Land des Rock'n'Roll.
Aus Finnland kommt die kernige Truppe, die sich tiefstapelnd gern " die schlechteste Band der Welt" nennt, aber musikalisch alles drauf hat: Klassiker wie "Born to be wild", finnischen Tundra- Rock und Heavy-Metal-Parodien.
Das kommt gerade richtig zum 10. Open-Air-Festival. Zum Jubiläum präsentiert die Organisations-Crew der Open- Air-AG auf der Königsteiner Burg eine Premiere: Zum ersten Mal konnte eine Gruppe aus dem Ausland engagiert werden.
Ehe die Cowboys loslegen, wird die Gruppe "Insecurity" aus dem Vordertaunus Easy-Going-Rock spielen und danach spielt die Frankfurter Formation "Lilly & the Soulboys" Songs der 60er und 70er Jahre. Dritte im Bunde des Cowboy-Vorprogramms ist das Eisberg-Duo, das mit Blödeleien die Lachmuskeln strapazieren will. Das Burgtor für das Konzert wird um 17 Uhr geöffnet, um 18 Uhr geht die Musik ab. Karten gibt es an allen Vorverkaufsstellen im Rhein-Main-Gebiet
Bevor die Leningrad-Cowboy live auftreten, können sich die Fans über die Leinwand einen Tag zuvor auf das Ereignis einstimmen: Am Freitag, 7. August, wird der Film "Leningrad Cowboys go to America" auf der Burgruine Königstein gezeigt. Beginn ist um 22 Uhr. Sitzgelegenheiten sollen mitgebracht werden. Bei dem Film spielen die finnischen Cowboy "wie im richtigen Leben", jedenfalls tun sie so: Eine Band hat in ihrer tundrischen Heimat keinen Erfolg hat und geht deshalb in die USA.
Doch auch dort kommt ihre Hinterhoffolklore nicht an. So spielen sie also, was verlangt wird, ob nun Punk Country oder Polka. Schließlich landen sie als Hochzeitskapelle in Mexiko.
Regisseur Aki Kaurimäki schuf mit diesem Film eine witzige Rock'n'Roll-Parodie. nau / tel
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OSTEND. Jedesmal ärgert sich FR-Leserin Elke D., wenn sie an der Habsburgerallee in die U 7 in Richtung Bergen-Enkheim steigt. Von dieser Haltestelle an ist die Schrift der sogenannten ZugzielAnzeiger über dem Bahnsteig in gelber Farbe auf schwarzem Grund. Die stark sehbehinderte Frau kann sowohl die Richtung als auch die Zugnummer kaum erkennen - im Gegensatz zu den gewohnten schwarz-weißen Schildern. Da die U 7 erst seit Mai bis Bergen-Enkheim fährt, befürchtet Elke D., daß sich dieses System jetzt auch auf andere Bahnlinien überträgt.
Alois Rautschka vom Technischen Betriebszweig Nahverkehr versucht, zwischen Stadtwerken und Behinderten zu vermitteln: "Es gab einige Diskussionen darüber, wie die neuen Zugziel-Anzeiger aussehen sollen. Die bestehenden Richtungsweiser sind veraltet. Sie besitzen eine unveränderbare Schrift, und die Schilder können nur geblättert werden." Die Hersteller hätten deshalb wissenschaftliche Untersuchungen angestellt und wären zu einer gelb-schwarzen Kombination gekommen, so Rautschka weiter. Es habe sich herausgestellt, daß diese Farbkombination unter verschiedenen Lichtverhältnissen am besten lesbar sind.
Auch sonst gibt es einige technische Verbesserungen. Der Text kann nun individuell eingegeben werden. So ist es möglich, auf Verzögerungen und Betriebsstörungen hinzuweisen - in der Vergangenheit ein häufiges Ärgernis, wenn mehrere tausend Menschen bei Pannen auf den Bahnsteigen warteten, ohne zu wissen, warum. "Die Stadtwerke bemühen sich, die Probleme der Behinderten zu berücksichtigen", versicherte Alois Rautschka. Er hofft, daß die neuen Richtungsweiser auf positive Reaktionen stoßen. "Wir werden in den nächsten zwei Jahren alle Zugziel-Anzeiger neuern."
Seit vier Jahren sind auch die Halteangaben der Busse mit schwarz-gelber Schrift ausgestattet. Sie haben sich nach Rautschkas Aussage bis jetzt bewährt. Elke D. ist allerdings anderer Meinung. Sie hat große Schwierigkeiten, die Schilder zu lesen und ist sich nicht sicher, ob sie in Zukunft immer an ihrem gewünschten Fahrtziel ankommen wird. sil
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Die gewalttätigen Unruhen in Los Angeles im Mai schickten Schockwellen durch die USA. Aber auch bei José Zuruaga im fernen Santiago de Cuba hinterließen sie einen tiefen Eindruck. "Die nordamerikanischen Polizisten sind unglaubliche Rassisten, vor allem die Schwarzen werden total unterdrückt", empört sich der 25jährige, selbst ein Schwarzer. Seine Kenntnis verdankt er Granma, dem Parteiorgan der kommunistischen Partei, dem kubanischen Fernsehen und Radio Rebelde, die tagelang in aller Ausführlichkeit über Tote, Plünderungen und Zerstörungen berichteten.
Selbst Wochen danach ziert Granma ein Foto, worauf ein weißer Polizist einen jugendlichen Schwarzen brutal im Schwitzkasten hat. Die Botschaft an die rund drei Millionen Schwarzen des Landes: Im angeblich freiesten Land der Erde herrscht Rassismus, auf Kuba aber hat ihn die Revolution überwunden. Hat sie das wirklich? In der zweitgrößten und zugleich "schwärzesten" Stadt des Landes scheint das tatsächlich der Fall zu sein. Einträchtig wohnen Weiße, Mulatten, Mestizen und Schwarze nebeneinander. Sie sitzen in den gleichen Cafés, sie erhalten den gleichen Lohn und schicken ihre Kinder auf die gleichen Schulen.
"Theoretisch herrscht hier kein Rassismus, weil ihn die Regierung nicht erlaubt", erklärt eine 70jährige Einwohnerin, die sich noch gut an die Zeiten vor der Revolution 1959 erinnert. Etwa an die den Weißen vorbehaltenen Clubs, zu denen sie als Arzttocher - aber eben auch Mestizin - keinen Zutritt hatte. "Nur auf Einladung", sagt sie. An die Haushalte der Reichen, die oft mehr als ein halbes Dutzend schwarzer Bediensteter beschäftigten, oder an die feinen Geschäfte, in die ein Schwarzer schon aus finanziellen Gründen nie einen Fuß setzte.
Doch das alles ist seit 33 Jahren vorbei. "Heute sind wir alle gleich. Gleich arm, gleich bevorzugt, gleich benachteiligt", meint eine junge Anhalterin mit krausem Haar und heller Haut. Nein, eine Schwarze sei sie nicht, und denke im Leben nicht daran, einen Afrokubaner zu heiraten. Aber mit Rassismus habe das nichts zu tun. "Das Haar der Kinder läßt sich so schwer kämmen", sagt sie allen Ernstes.
Rassismus in Kuba ist weiterhin lebendig. Der "neue Mensch" existiert ebensowenig wie die von der sozialistischen Regierung verordnete antirassistische Gesellschaft. "Praktisch gibt es weiterhin Rassismus gegenüber Schwarzen", sagt die alte Dame. "Nur darf man es nicht öffentlich sagen."
Dem widerspricht eine junge Journalistin. "Rassismus wie vor der Revolution gibt es nicht. Aber Vorurteile, und die sind schwerer auszumerzen, weil sie zu Hause vermittelt werden." Die Vorurteile sind die alten. So fällt bei einem Straßenüberfall beispielsweise der Verdacht nahezu automatisch auf Schwarze. "Wir haben die gleichen Rechte, aber das heißt noch lange nicht, daß die Weißen uns deswegen als Gleiche schätzen", erklärt José Zuruaga. Aber: Auch Schwarze hegen Vorurteile - gegenüber den Weißen, denen sie nicht über den Weg trauen, und gegenüber ihresgleichen. "Ein Schwarzer, der keine Vorstrafen hat, nicht trinkt oder nicht den Slang spricht, gilt nicht als Mann und stößt in manchen Stadtteilen auf totale Ablehnung", meint Universitätsprofessor Miguel McPherson.
Kein Wunder, daß viele Schwarze weiterhin die afrokubanischen Kulte ihrer Vorfahren praktizieren; der katholischen Kirche gehören nur rund zehn Prozent der zehn Millionen Kubaner an. Die "santeria" hat Millionen Anhänger: Weiße, Mestizen, aber vor allem Schwarze. Und jeden Tag scheinen es mehr zu werden, die im sozialistischen Kuba ihr Heil in den "orishas" - den Göttern - suchen. Die Regierung gibt ihnen immer mehr Freiraum. Zum einen, um ein Gegengewicht zur ebenfalls wachsenden katholischen Gemeinde zu schaffen, die äußerst kritisch der Regierung gegenübersteht, zum anderen, um die Schwarzen in die Revolution einzubinden.
Eines hat die Revolution geschafft: Sie hat den Schwarzen, jahrzehntelang als Sklaven auf den Zuckerplantagen mißbraucht und im öffentlichen Leben minderwertig behandelt, ihre Identität wiedergegeben. Die Schwarzen erklimmen heute gleichberechtigt die akademische Karriereleiter, sie werden nicht gettoisiert und stellen das Gros der Führungsoffiziere in der Armee - wenn auch weiterhin im zweiten Glied.
Wenn auch Kuba, nach dem Exodus der Weißen in den 60er und 70er Jahren, "schwärzer" als vor 30 Jahren erscheint, so ist die Karibikinsel dennoch ein von einer weißen Clique dirigiertes Land. Was man in Kuba freilich leugnet: Nach dortigen Zahlen stellen Weiße mehr als 50 Prozent der Bevölkerung, während Schwarze höchstens 15 Prozent ausmachen. Zahlen, die mangels Zensus nicht überprüfbar sind, aber, nach Meinung von Beobachtern, kaum der Realität standhalten.
Wie auch immer. Schwarze sind im Politbüro wie in der Nationalversammlung unterrepräsentiert. Präsident Fidel Castro selbst entstammt einer weißen, spanischen Familie und auch viele seiner Minister. Die Schulen, so Journalist Francis Pisani, seien zwar allen Rassen geöffnet, aber "die Kanäle zur Macht werden von Weißen kontrolliert". Und sie waren die ersten, die in den Angola-Krieg zogen.
Das wird sich so schnell nicht ändern. "Wir können nicht in 30 Jahren Strukturen abschaffen, die in 500 Jahren seit der Eroberung Lateinamerikas gewachsen sind", sagt Miguel McPherson. Eine andere Entwicklung könnte dies sogar wieder rückgängig machen. Sollte die Revolution unter der Wirtschaftskrise scheitern und einem radikalen Regierungswechsel Platz machen, dann fürchten viele Beobachter eine Rückkehr der alten Hackordnung. "Die Schwarzen wissen, daß sie mehr als andere zu verlieren haben", sagt der Professor.
"Ich habe von der Revolution profitiert", meint José, der als bester in seiner Klasse abschnitt, vier Jahre in der ehemaligen Sowjetunion verbrachte und Aussichten auf einen guten Job in der blühenden Tourismus-Branche hat. "Meine Eltern hätten diese Ausbildung nie bezahlen können." Fürchtet er Veränderungen? "Ja, sollten die Exilkubaner und mit ihnen der alte Rassismus zurückkehren", sagt er zögerlich und zeigt auf seine Haut, "dann bin ich wieder ein Schwarzer."
OBERRAD. "Womit fängt ein Märchen an?" Jedes der Kinder im Bürgerhaus "Depot" an der Offenbacher Landstraße konnte die Frage des Puppenspielers Michael Staemmler beantworten: "Es war einmal..."
Das Figurentheater "Gingganz" spielte für Kinder ab vier Jahren das Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" mit Marionetten, Masken und Musik. So wie es im Grimmschen Buche steht, hatte Staemmler die schlicht und anschaulich erzählte Geschichte inszeniert: Eine alte Katze, die keine Mäuse mehr fängt; ein Hund, der nicht mehr zur Jagd taugt. Ein Esel, der keine Mehlsäcke mehr schleppen kann; und ein Hahn, der "der Köchin geradewegs aus der Pfanne gehopst" ist. Sie nehmen Reißaus vor ihren "Herren", die ihnen das Gnadenbrot verweigern. Sie beschließen, als Stadtmusikanten nach Bremen zu wandern, schlagen auf dem Weg dorthin Räuber in die Flucht und lassen sich im Räuberhaus nieder. In Bremen kommen sie nie an.
Die Tiere betreten als massiv geschnitzte, bunt bemalte Holzfiguren die Bühne. Sie werden an Drähten mit Holzgriffen bewegt; der Puppenspieler verschwindet dabei aber nicht hinter den etwas schmucklosen Kulissen. Vielmehr erzählt er, was sich nicht in Dialoge fassen läßt. Für die Tierfiguren hat er sich mit Phantasie, Erzähltalent und Sprachwitz einiges einfallen lassen. Esel, Hund, Katze und Hahn "synchronsiert" der Puppenspieler in jeweils eigener, charakteristischer Tonlage. Der Hahn etwa spricht mit hoher Stimme im Kieler Dialekt.
Aber Michael Staemmler läßt die Bremer Stadtmusikanten nicht nur reden; immer wieder machen sie ihrem Namen alle Ehre und singen ein "Wanderlied". Zum Ende der Vorstellung kann jedes Kind das Lied mitträllern. Der Erzähler spielt dazu Akkordeon.
Die Menschen, von Staemmler in grotesken Masken dargestellt, spielen in den "Bremer Stadtmusikanten" durchweg unrühmliche Rollen. Immer wieder wollen sie den Tieren an den Kragen. Aber schließlich sind wir im Märchen und es gibt, zur Freude des brav und andächtig lauschenden und zuschauenden Publikums, ein Happy-end. orf
Die "Freie Pistole" ist unter den Schützen ein Stiefkind. Das liegt nicht nur daran, daß es eine äußerst diffizile Angelegenheit ist (gefragt sind gute Präzisionsschützen), sondern auch einer 50-Meter- Anlage bedarf. Diese hat bei weitem nicht jeder Verein in dieser Region aufzuweisen. An den Rundenkämpfen des Schützenkreises 83 (Main-Taunus) beteiligten sich daher auch nur vier Vereine, zumal die Rundenkämpfe in dieser Disziplin parallel zur den Konkurrenzen "Standardgewehr" und "Sportpistole" ausgetragen werden.
Neben dem Leistungsdruck entwickelt sich daher für manchen Mehrfach-Starter auch ein Zeitdruck. Um wenigstens mit einem Vierer-Klassement starten zu können, bedurfte es Fremdhilfe, denn der Erste Pistolen-Club Schwanheim gehört prinzipiell nicht zu diesem Schützenkreis. Dank eines überragenden Daniel Illmer (kam auf die Rekordzahl von 277 Ringe) sicherte sich die Schützengemeinde Münster mit 10:2 Punkten die Kreismeisterschaft. Da der Rundenkampfsieger in Hofheim nur mit zwei Schützen angetreten war, mußte er dort mit 515:655-Ringen seine einzige Niederlage quittieren. Mit 766:734 Ringen erzielte Münster im Spitzenkampf gegen die SG Okriftel das effektiv beste Ergebnis. Im Vorkampf hatte sich der Kelkheimer Stadtteilverein mit 756:739 bei der SGO durchgesetzt. Die Schwanheimer "Gastmannschaft" war zumindest dem SV Hofheim überlegen, wodurch dieser die rote Laterne heimtragen mußte.
Neben Daniel Illmer, der als Junioren- Schütze mit 254,2 Ringen auch den höchsten Mittelwert aller Teilnehmer erzielte, sorgten drei Aktive für Werte über 260 Treffer: Manfred Schrader (SG Okriftel/264), Horst Lazar (Münster/263) und Alexander Lenk (Münster/261). In der Einzelwertung waren Illmer sowie Altersklassenschütze Manfred Schrader (253,8) treffsicherer als Werner Köhler (SG Okriftel), der die Schützenklasse mit 252,8 Ringen anführt. Starke Leistungen zeigten in der Altersklasse ferner Horst Lazar (Münster/22,4) und Manfred Rogalski (Münster/22) sowie Juniorenschütze Alexander Lenk (245,8).
SCHÜTZERNKREIS MAIN-TAUNUS, FREIE PISTOLE, Abschlußtabelle: 1. Schützengem. Münster 10:2 Punkte/4261 Ringe, 2. SG Okriftel 8:4/4421, 3. 1. PC Schwanheim 4:8/4296, 4. SV Hofheim 2:10/4146. ppa
FRANKFURT A. M. 20 Kinder spielten vergangene Woche im Schmittener Ortsteil Hegewiese (Hochtaunuskreis) "Umwelt-Detektiv". Der Evangelische Regionalverband Frankfurt hatte die Freizeit-Aktion auf die Beine gestellt. Ziel war es, Kinder im Alter von acht bis elf Jahren mit der Natur vertraut zu machen. Reinhold Joeck, Leiter der Freizeit, gab seinem Projekt das anspruchsvolle Motto "Sensitive Umwelterziehung". Unterstützt wurde er von mehreren Erziehern und Erzieherinnen, einer Spielpädagogin und einer Landschaftsgärtnerin.
Wald und Wiese, Bach und Teich erkundeten die Kinder mit Reinhold Joeck. Mit der ganzen Gruppe war das nicht möglich. Deshalb zogen sie jeweils zu sechst los. Um die Natur kennenzulernen, mußten die Kinder nicht mehr mitbringen als Hände, Füße, Augen, Ohren, Nase und Mund. "Auf diese Weise können Kinder, die ja sonst in der Stadt leben, ein ganzheitliches Gespür für die Natur entwickeln," sagt Joeck. Spielerisch machten sie erste Erfahrungen. Ganz einfache Dinge wie "Barfuß das Gelände erkunden" oder "Blindekuh" standen auf dem Programm. Die Kinder lernten, Kälte, Wärme, Schatten und Sonne bewußt wahrzunehmen.
Ein Bach lebt. Die Wiese ist ein Mikrokosmos mit vielen Pflanzen und Tieren: Das zu begreifen war wichtig für die Stadtkinder. In einem Bach fanden sie Köcherfliegenlarven und Wasserflohkrebse. "Die Kinder erfahren, daß die Zahl der Tiere im Bach Rückschlüsse auf die Qualität des Wassers zulassen. So führe ich die Kinder auch an ökologische Aspekte heran," sagt Reinhold Joeck.
Die kleinen Naturforscher fanden mit Korkschiffchen heraus, wie der Bach fließt. Und Algen können in einem Teich nützlich aber auch schädlich sein, wenn ihre Zahl zu groß ist. Experimente und Ausflüge vermittelten Wissen über das Wasser, den Tierbestand und über die Lebewesen, die in der natürlichen Nahrungskette fehlen. Sie selbst sind Teil der Nahrungskette - auch das lernten die jugendlichen Teilnehmer.
Die "Umwelt-Detektive" hatten die Möglichkeit, selbst Angebautes, wie etwa Kresse, in der Küche zu Salaten und anderen vollwertigen Gerichten zu verarbeiten. Spielen, Basteln und Sport rundeten das Programm ab. ml
HOCHTAUNUSKREIS. Für den Veranstaltungskalender des Fremdenverkehrsverbandes Main + Taunus bittet das Fremdenverkehrsamt alle Vereine, Kommunen und Kurverwaltungen, ihre bereits feststehenden Veranstaltungstermine für 1993 mitzuteilen.
Um die Kalender noch rechtzeitig zur Messe Touristica in Frankfurt fertigzustellen, sollten die Informationen bis zum 31. August beim Fremdenverkehrsamt des Kreises eintreffen.
Die Telefonnummer des Fremdenverkehrsamtes in Bad Homburg lautet 0 61 72 / 178-352, die Faxnummer ist 0 61 72 / 178-319. jom
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine
Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Jazz im Goldenen Apfel, Sa., ab 18 Uhr; So., 11 bis 15 Uhr.
Rüsselsheim. Kultursommer: Kindertheater mit der Drachenbande, Sa., 10 Uhr, Ev. Gemeindehaus Marktstraße; Caféhausgeschichten, So., 14 Uhr, Kreuzung Bahnhof-/Ecke Grabenstraße; Concerto all'aperto, So., 19 Uhr, Am Treff.
Open-air: Kinderprogramm mit Rufus und Little Magic Show, Sa., 15 Uhr; Konzert: Frame Band und B'slone Crew, Sa., 18 Uhr, Naturfreundehaus.
Bunter Abend mit Akrobatik- und Tiershow zum Kreisfeuerwehrtag, Sa., 20 Uhr, Festzelt Rugbyring.
Groß-Gerau. Konzert mit der Gruppe Azur, So., 11 Uhr, Kulturcafé. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Batmans Rückkehr (Sa., 15, 19.30 Uhr; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Batmans Rückkehr + Wayne's World (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Wayne's World (Sa., 15.15, 20.30 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (Sa., 15.15 Uhr; So., 11, 15.15 Uhr); In einem fernen Land (Sa., So., 17, 20 Uhr; Sa., 22.45 Uhr); Ein Hund namens Beethoven (So., 11, 13.30 Uhr). - Rex II: Otto - der Liebesfilm (Sa., So., 15, 17.45, 20.30 Uhr; Sa., 22.30 Uhr; So., 11, 13.30 Uhr). - Cinema: Mein Vetter Winnie (Sa., So., 15 Uhr); Wie ein Licht in dunkler Nacht (Sa., So., 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.45 Uhr); Feivel der Mauswanderer, Teil II (So., 13.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Wayne's World (Sa., So., 19.30 Uhr); Roter Drache (Sa., So., 21.45 Uhr).
Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. DRK-Walldorf: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Sa., 8 Uhr, DRK-Zentrum, Waldstraße 62.
Kelsterbach. Sommerschnittkurs des Obst- und Gartenbauvereins, Sa., 14 Uhr, Lehrgarten Schwanheimer Straße. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Pfalzwanderung der Naturfreunde, Treffen So., 8 Uhr, am Naturfreundehaus.
Kelsterbach. Tag der offenen Tür der Schützengilde, Sa., 14 Uhr, Schloßkeller.
Sommernachtsfest des Hundesportvereins, Sa., 19 Uhr, Vereinsgelände. Verschiedenes Groß-Gerau. Altstadtfest im Burggraben, Sa., ab 15 Uhr; So., ab 10 Uhr.
Riedstadt. 5. Riedstädter Straßenfest, Sa., ab 13.30 Uhr; So., ab 9 Uhr, Ortsmitte in Wolfskehlen. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.
Nördlicher Bereich: Dr. Burfeind, Groß-Gerau, Grüner Weg 6, Tel. 0 61 52 / 25 76.
Südlicher Bereich: Dr. Kugies, Trebur-1, Rüsselsheimer Str. 58, Tel. 0 61 47 / 73 21; priv. 0 61 47 / 13 74.
Südliches Ried. Sprechzeiten: 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Wilfried Püls, Riedstadt, Freiherr-vom-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 1 82 55; priv.: 0 61 51 / 2 18 28. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Bahnhof-Apotheke, Walldorf, Farmstr. 20 a, Tel. 0 61 05 / 60 82.
Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine
Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Spott-Licht-Theater: Hannibal Sternschnuppe - der unmögliche Weihnachtsmann, Sa. und So., 20 Uhr, Äppelwoi-Hoftheater, Haus zum Löwen.
Dixie und Swing: Swingstars, So., 11 Uhr, Hotel Kempinski Gravenbruch.
Dreieich. Jazz in der Burg 1992, Sa., 17 bis 24 Uhr; So., 10 bis 14 Uhr, Burg Dreieichenhain. Langen. Konzert mit dem Glasotronik Ensemble, Sa., 20 Uhr, Stadthalle.
Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 16, 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Wayne's World (Sa., 20.30 Uhr; So., 16.30, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Wayne's World + Otto, der Liebesfilm (Sa., 22.45 Uhr).
Open-Air-Kino Dreieichenhain, Breite Haagwegschneise: Die Commitments (Sa., 21.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Fantasia: In einem fernen Land (Sa., So., 17, 20 Uhr; Sa., 22.45 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Parteien / Parlamente Dreieich. Sommerfest des SPD- OV-Dreieichenhain, Sa., 15 Uhr, am Hallenbad Sprendlingen. Vereine / Organisationen Dreieich. Naturfreunde Dreieichenhain: Grillfest, Sa., 15 Uhr, Naturfreundehaus. Langen. Treffen der Frauenarbeitsgruppe des Ausländerbeirates, Sa., 15 Uhr, Mütterzentrum, Zimmerstraße 3.
Sommerfest der Arbeiterwohlfahrt, Sa., ab 15 Uhr, Rathaushof vor dem Alten Feuerwehrhaus.
DSCL: Sommerfest der Vereine, Sa., 18 Uhr, an der Sehring-Kiesgrube.
Sommerfest der Nebenerwerbssiedler- Gemeinschaft, Sa. und So., Zelt in der Dresdner Straße in Oberlinden.
Straßenfest der Bahnanlieger, Sa., ab 15 Uhr, Friedrich-Ebert-Straße.
Fahrrad-Rallye der Naturfreunde, Start So., 9 bis 10 Uhr, am Naturfreundehaus.
Egelsbach. Rhein-Main-Fliegerclub: Schnupperflüge, Sa., und So., von 11.30 bis 21 Uhr, auf dem Flugplatz.
Verschiedenes Neu-Isenburg. Stadtteilfest in Zeppelinheim, Sa., ab 14 Uhr; So., ab 10 Uhr, Platz vor dem Bürgerhaus.
Kinderfest in der Ev. Johannesgemeinde, So., 14.30 Uhr, Friedrichstraße 94.
Langen. Großes Fest zugunsten der Polatli-Ilkokulu-Schule, Sa., ab 10 Uhr, auf dem Lutherplatz.
Egelsbach. Kinder-Flohmarkt im Kindergarten Brühl, Sa., 14 bis 19 Uhr, an der Dr.-Horst-Schmitt-Halle.
Ausstellungen Neu-Isenburg. Eröffnung: Bilderausstellung verschiedener Künstler, So., 11 Uhr, Galerie Sinntrotz, Mainstraße 54.
Ärzte Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale Langen, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im westlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Gerhard Huf, Dreieich-Sprendlingen, Frankfurter Str. 45, Tel. 0 61 03 / 37 33 18; priv. 0 69 / 30 41 86.
Apotheken Neu-Isenburg. Sa.: Kronen-Apotheke, Frankfurter Str. 64, Tel. 3 90 81; So.: Stadt- Apotheke, Bahnhofstr. 35, Tel. 2 27 03.
Dreieich. Sa.: Fichte-Apotheke, Sprendlingen, Frankfurter Str. 37, Tel. 3 30 85; So.: Adler-Apotheke, Götzenhain, Langener Str. 18, Tel. 8 56 03 und Stern-Apotheke, Sprendlingen, Damaschkestr. 4-6, Tel. 3 19 80.
Langen / Egelsbach. Sa.: Garten-Apotheke, Langen, Gartenstr. 82, Tel. 2 11 78; So.: Einhorn-Apotheke, Langen, Bahnstr. 69, Tel. 2 26 37.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, Fr. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, Service-Nr.: 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif). Stadtschwestern Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern und Altenpflegern wird wahrgenommen durch die Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchlicher Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum für Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 / 2 20 21.
Neu-Isenburg. Der Wochenenddienst der Gemeindeschwester wird auf am Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins mitgeteilt: Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber Christoph II, Tel. 0 69 / 44 10 33.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Tierärztlicher Notdienst Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt (evtl. Branchenverzeichnis).(Ohne Gewähr)
FLÖRSHEIM. Jules Verne hätte seine Freude an Jochen und Gisela Melchien. Nicht in 80 Tagen, aber immerhin in 112 Tagen fahren sie um die Welt. Und das nicht nur ein einziges, sondern bisher 65mal, jeder für sich - rein rechnerisch natürlich. Die Melchiens sitzen seit 20 Jahren im Taxi, haben zusammen mehr als fünf Millionen Kilometer zurückgelegt, manchen Punkt in Flensburg kassiert, etliche brenzlige Situationen erlebt, Chefs und Sekretärinnen chauffiert ebenso wie Prominente und Besoffene. Doch vom turbulenten Großstadt-Dasein sind sie ebenso weit entfernt wie die 25 anderen Unternehmen im Main-Taunus-Kreis. "Für Taxis ist das hier doch wie auf dem Dorf", sagt Jochen Melchien. Die Stammkunden machen den Löwenteil des Geschäftes aus. Und das ist - Dorf hin, Dorf her - "ein sehr, sehr harter Job: Wir haben Null Freizeit, kein Privatleben." Jochen Melchien stellt das fest, als handele es sich um die Profiltiefe des rechten Vorderrades.
Morgens um vier, spätestens fünf Uhr klingelt der Wecker, heißt's aufstehen für die erste Tour. Und erst nachts um zwölf oder eins wird der Zündschlüssel abgezogen. Wie steht man das konditionell durch? "Na ja, mittags leg ich mich auch mal für ne Stunde aufs Ohr", sagt Melchien. Oder man macht's wie seine Frau: Die steigt um vier ins Taxi, kommt eine Stunde später zurück, nimmt dann noch eine Mütze Schlaf.
Doch das, sagt Jochen Melchien, kann er nicht: Wenn er auf ist, ist er auf. Dann schraubt er schon mal in aller Frühe an einem der Daimler, oder er werkelt etwas anderes. Neulich, zum Beispiel, da hat er mitten in der Nacht das Büro renoviert. Frau Gisela machte gerade Urlaub - "nur eine Woche". Da jedenfalls hat er Tapeten und Kleister ausgepackt. "Ruck- zuck war's erledigt." Schnell ging's - er hatte ja Kraft getankt zuvor, auch im Urlaub.
Der erste seit wievielen Jahren? Der erste überhaupt, für beide. Weg waren sie, haben's genossen - jeder für sich. "Zusammen geht das nicht. Einer muß immer da sein." Muß da sein, um Urlauber oder Geschäftsleute zum Flughafen zu fahren, um Dialyse-Patienten in die Klinik zu bringen.
"Für uns gibt's keinen Sonntag, keinen Feiertag." Aber den Sommer gibt's. Und da ist ein bißchen weniger los. "Sonst hätten wir doch keine Zeit, uns so lange zu unterhalten", sagt Melchien und drückt auf die Taste des Funkgerätes.
"Gisi vier" bekommt Order vom Chef. Eine alte Frau ("fährt seit Jahren mit uns") muß nach Mainz. Sie ist eine Stammkundin wie die meisten, die bei den Melchiens ins Taxi steigen. "Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind das A und O", sagt er. Und das sagt er auch all den jungen Leuten, die für ein paar Monate hinters Steuer klettern und ein paar Mark verdienen wollen. Auch die Ehrlichkeit ist wichtig, sagt er. Aber das ist in Flörsheim ebensowenig ein Thema wie anderswo im Kreis: Die meisten kommen immer wieder - nicht wie in der Stadt, wo keiner den anderen kennt. Dort wird so mancher Kunde übers Ohr gehauen. Da gibt's Taxifahrer, die geben grundsätzlich nur mit Zehnmarkscheinen raus. Zückt dann ein Betrunkener einen Hunderter, wird ganz schnell abgezählt. "Und am nächsten Morgen staunt man, wenn fünfzig Mark fehlen." Jochen Melchien kennt die Tricks und seine Pappenheimer, auch wenn er mal selbst als Fahrgast im Taxi sitzt. Aus Rüsselsheim wollte er mal nach Weilbach. Der Fahrer auch, aber nicht auf direktem Weg. Das Taxometer benahm sich wie ein VW-Käfer: Es lief und lief . . .
"So was", sagt Jochen Melchien, "kann schnell zu Schwierigkeiten führen." Da gibt dann ein Wort das andere, und irgendwann zückt einer das Messer. "Viele Taxifahrer haben an den Morden selbst Schuld", sagt der Insider und entdeckt das Fragezeichen im Gesicht des Reporters: "Ja, gewiß, das ist meine Meinung", aber mit Menschenkenntnis und Vorsicht lasse sich doch vieles vermeiden.
"Einmal hatte ich einen, da wußte ich gleich: Der will nicht bezahlen." Melchien fing ein Gespräch an. Antwort: "Quatsch nicht, fahr schneller." Am Ziel benahm sich der Kunde keineswegs königlich: Rabiat war er, errinnert sich Melchien. "Laß gut sein, Kumpel, hab ich gesagt. Bezahl morgen, wenn wir uns wiedersehn." Er wußte, daß daraus nichts würde. Doch die zehn Mark schrieb er gerne in den Wind. Dafür ging's mit heiler Haut nach Hause. Und das sagt er auch immer wieder seinen Leuten.
Das und auch, wie sie die Trinkgeldquote erhöhen können: "Man muß einfach zuvorkommend sein." Am Flughafen zum Beispiel. Da sitzt der Kunde, guckt auf das abgestellte Taxometer, zückt das Portemonnaie und will bezahlen. Doch Melchien ist schon raus aus dem Auto, holt einen Gepäckwagen, wuchtet die Koffer drauf. Erst dann wird kassiert - meist mit stattlichem Zubrot.
Und wie ist das mit dem vielbeschworenen Zusammenhalt der Taxifahrer? Den gibt's nur in der Stadt, meint Melchien. "Hier hat jeder seine eigene Funkfrequenz, sieht jeder im anderen einen Konkurrenten." Von der Hilfsbereitschaft kann sie auch ein Lied singen, fällt Gisela Melchien ein. Und erzählt:
Von Eddersheim ist sie gefahren nach Hochheim, mit einem Gast. Ein bißchen betrunken war der. Hinter Flörsheim solle sie abbiegen, hat er gesagt. Er wolle noch einmal in die Wiesenmühle. Irgendwie hat sie den Braten gerochen, bog ganz langsam auf den Feldweg. "Halt an, Vergewaltigung", schrie er nun. Sie reagierte, legte den Rückwärtsgang ein, schaltete die Alarmanlage an und fuhr mitten auf die Landstraße. Ein Bus kam vorbei, andere Autos hinterher - angehalten hat keiner. Es ging gut aus. Der Typ rührte sie nicht an, entschuldigte sich. "Er wollte testen, wie ich reagiere, hat er gesagt." Der Schock kam eine Weile danach.
Es war nicht das einzige Mal, daß ihr der Schreck in die Glieder fuhr. Damals, als sie den Mörder fuhr, da grauste ihr. Aber erst hinterher. Freitag abends hat sie einen Mann von Flörsheim nach Darmstadt gefahren. Er wolle sich dort ein Auto leihen, um umzuziehen - mitten in der Nacht. Gisela Melchien stutze, fuhr Stunden später nochmals zur Adresse, wo sie den Mann aufgesammelt hatte und dachte an nichts Böses, als dort ein Kombiwagen stand. Drei Tage danach erfuhr sie: Der Mann hatte seine Lebensgefährtin erschlagen, benutzte das Auto, um die zerstückelte Leiche wegzuschaffen. "Ich mußte dann sogar vor Gericht aussagen." Ja, die Melchiens haben viel zu erzählen. Da sind die Prominenten, die sie fahren. Anna Wimschneider, die "Herbstmilch"-Autorin, haben sie eine ganze Woche chauffiert. Und natürlich die Bosse von Banken, die Chefs der Chemie. Was die im Fond erzählen, das bleibt das Firmengeheimnis von "Gisi".
Eine Verbeugung vor Gregor Gysi? Von wegen, sagt Jochen Melchien, der Frozzelei überdrüssig. Von dem wußte bei der Wahl des Funknamens noch niemand. In Wirklichkeit stand Ehefrau Gisela Pate - "Gisi" eben.
NEU-ANSPACH. Ein Ganztagskurs zur Thematik "Schreiben als Ausdrucksmöglichkeit" findet am Samstag, 22. August, von 10 bis 17 Uhr in den Räumen des Frauentreffs Neu-Anspach in der Schubertstraße 32 statt.
Kursleiterin Anna Sindermann will den Teilnehmerinnen des Kurses das Niederschreiben von Gedanken für sich und für andere näherbringen und zeigen, daß Schreiben nicht nur als "Mittel zum Zweck" zu gebrauchen ist. Am Ende sollen die Teilnehmerinnen soweit sein, daß sie sich trauen, zur Feder zu greifen und ihre Gedanken in Worte zu fassen - sei es um einen Brief zu schreiben oder ein Tagebuch zu verfassen.
Anmeldungen nimmt Anna Sindermann unter der Telefonnummer 0 60 81 / 1 53 73 entgegen. isa
UNTERLIEDERBACH. Stimmgewaltige Sängerinnen und Sänger sucht die Evangelische Kantorei für ihr neues Konzert-Projekt. Am 1. November sollen das Requiem von Gabriel Fauré und die Psalmkantate "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" von Felix Mendelssohn-Bartholdy aufgeführt werden.
Wer Gefallen an dieser Literatur findet und am 1. November mit im Chor stehen möchte, kann sich bei Kantor Hartmut Keding unter Telefon 0 69 / 31 53 28 melden oder einfach mal bei einer der Pro
Mit einer Protest-Unterschriftenaktion haben Mitarbeiter von Tele 5 auf den ab 1993 geplanten Umbau des Programms zu einem Sport- und Unterhaltungskanal reagiert. Zugleich hat der Betriebsrat des privaten Senders, dessen Beteiligungsverhältnisse neu geordnet worden sind, in einem Brief an den Präsidenten der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Wolf-Dieter Ring, um eine Berücksichtigung der Interessen der Mitarbeiter gebeten. Deren "Erwartungen und Schicksale", so heißt es in dem Schreiben, sollten bei allen Entscheidungen - auch hinsichtlich zu befürchtender Personalkürzungen - bedacht werden.
Der Betriebsrat nennt es eine "folgenreiche medienpolitische Entscheidung", auch vor dem Hintergrund der Attraktivität Münchens als Standort für private Anbieter, wenn Tele 5 zu einem Schwerpunktprogramm Sport umgewandelt werde. Mit dem Verlust aktueller und auch politischer Berichterstattung verliere das Programm an Bedeutung.
Dabei hätten Sendungen wie "Live am Morgen", "Fazit" oder "Vor Ort in Deutschland" - die von engagierten Redakteuren gemacht würden - in den letzten Monaten erhebliche Quotensteigerungen zu verzeichnen.
Es sei "verständlich", so heißt es weiter, daß ein Verzicht auf kommunale und bundesweite Berichterstattung "zugunsten eines sportiven Programms für die Mitarbeiter schwer nachvollziehbar wäre". "Für uns und sicherlich auch für die Öffentlichkeit stellt sich jetzt die Frage", so der Betriebsrat, "wie sich das entscheidende politische Gremium zu solch einer Entwicklung äußern wird." epd
FRANKFURT A. M. "Eigentlich", hob Werner Fey von der Frankfurter Sparkasse an, "eigentlich ist das ja eine kleine Frankfurter Fußball-Stadtmeisterschaft. Vereine, die ansonsten nie im Punktspielenaufeinander treffen, haben hier die Chance, gegeneinander zu spielen." Von der Landesliga bis zur B-Klasse bewarben sich Vereine aus den Fußball-Kreisen Frankfurt und Main-Taunus um die Teilnahme am 8. Frankfurter Sparkassen-Cup am Wochenende, 1./ 2. August.
Der Andrang war groß: Mehr als 60 Vereine wollten bei diesem mittlerweile etablierten Amateur-Spektakel kurz vor Saisonbeginn dabeisein, letztlich qualifizierten sich 48 für die Vorrundenspiele. In einer Ausscheidungsrunde, die im April ausgespielt wurde, hatte sich bei den A- und B-Klasse-Klubs bereits die Spreu vom Weizen getrennt.
Mit von der Partie ist auch Titelverteidiger VfB Unterliederbach. Allerdings profitierte der Landesligist dabei von der Absage des FC Maroc. Die Kicker aus dem Frankfurter Westen hatten den Meldeschluß am 15. Januar unverrichteter Dinge verstreichen lassen, hatten also Glück, daß sie durch dieses Hintertürchen doch noch in das Hauptfeld aufgenommen wurden.
Das gleiche Mißgeschick unterlief auch dem Landesliga-Aufsteiger FV Progres. Der blieb allerdings außen vor. Ebenfalls beim "Cup" nur zuschauen werden in diesem Jahr die Frankfurter Oberligisten. Denn die Mannschaften sind bereits in die neue Saison gestartet.
Auf acht Sportanlagen ermitteln die vier Dutzend Vereine am kommenden Samstag in je zwei Dreier-Gruppen die acht Endrunden-Teilnehmer, die tags darauf auf der Sportanlage der Spielvereinigung 02 Griesheim den Pokalsieger im K.o.-System ausspielen. 33 000 Mark Prämien vergibt der Sponsor insgesamt. Die Sieger nehmen einen 2000-Scheck mit nach Hause.
Dabeisein ist aber auch hier nicht alles. Jede teilnehmende Mannschaft erhält eine Antrittsprämie von 200 Mark. Die Gruppensieger bekommen nochmal 500, die Zweitplazierten 400 und alle anderen jeweils 200 Mark. Alles in allem kann der Cup-Gewinner mit 2700 Mark rechnen. Und mit ein wenig Losglück winken vielleicht noch mal 1000 oder 500 Mark für die Mannschaftskasse. Die Sonderpreise verlost der Veranstalter zusätzlich unter allen Mannschaften.
Im Rahmenprogramm des Endrunden- Turniers in Griesheim, spielen außerdem 16 F-Jugend-Mannschaften ab 9 Uhr zum zweiten Mal um den "Mini-Cup" der Frankfurter Sparkasse.
Vorrundenspielplan für Samstag, 1. August, ab 13 Uhr:
Bezirkssportanlage Harheim: Gruppe 1: SG Harheim, FC Kalbach, BSC Schwarzweiß 1919. - Gruppe 2: TSG Nieder-Erlenbach, SC Eckenheim, TSG 51.
Sportanlage Berkersheimer Weg (Eschersheim): Gruppe 1: FV Eschersheim 09, SC Goldstein, FV Berkersheim. - Gruppe 2: SV Heddernheim, TuS Nieder-Eschbach, SV Bonames.
Sportanlage Birsteiner Straße (Fechenheim): Gruppe 1: Spvgg. 03 Fechenheim, TuS Makkabi, SV Eritrea.- Gruppe 2: FG Seckbach, SG Riederwald, Olympia 07.
Sportanlage Dorfwiesenweg (Niederursel): Gruppe 1: SV Niederursel, SG Praunheim, Concordia Eschersheim. - Gruppe 2: TSG Frankfurter Berg, SKG Frankfurt, Rot-Weiß Sindlingen.
Sportanlage an der Sondershausenstraße (Gallus): Gruppe 1: VfB Unterliederbach, SG Westend, Kickers 16. - Gruppe 2: SG 28 Frankfurt, SG Griesheim, DJK Zeilsheim.
Sportanlage Am Römerhof (Rebstock): Gruppe 1: Germania 94, PSV Grünweiß, SW Griesheim. - Gruppe 2: Sportfreunde, SV Viktoria Preußen 07, SV Zeilsheim.
Sportanlage Brentanobad (Rödelheim): Gruppe 1: ESV Blaugold, SG Sossenheim, FC 66 Frankfurt. - Gruppe 2: Spvgg. 02 Griesheim, FV Hausen, VfR Bockenheim.
Endrunde: Sonntag, 2. August, 12.30 Uhr, auf der Sportanlage Eichenstraße. hu
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Die von Claudia Pinl und anderen Feministinnen mit Hilfe williger Medien in die Welt gesetzte These, der emanzipatorische Karren stecke tief im patriarchalischen Dreck, bezweckt nichts anderes als die weitere Anheizung des Krieges gegen den Mann schlechthin (FR vom 18. 7. 1992 "Sind Frauen doch anders?").
Die im Bundestag und anderen Körperschaften vertretenen Berufsfeministinnen denken nicht daran, diesen kostspieligen Krieg auch nur etwas abflauen zu lassen. Sie schleichen nicht, sondern sie marschieren mit immer größer werdenden Schritten von Etappensieg zu Etappensieg.
Wer wie Frau Pinl zu leugnen versucht, daß es jenseits des biologischen Unterschieds zwischen den Geschlechtern auch noch andere Unterschiede gibt, der versucht, der Öffentlichkeit ein X für ein U vorzumachen.
Wenn nach einem von Frau Pinl selbst angeführten Gutachten des niedersächsischen Frauenministeriums die berufliche Zukunft der Frauen verstärkt in den Bereichen "Beraten, Erziehen, Betreuen" liegt und in diesen Bereichen immer neue Berufe und Aufgabenstellungen entstehen (oder besser: geschaffen werden), so beweist das doch diese Unterschiede (FR vom 4. 11. 1991 "Beraten, Erziehen, Betreuen").
Frau Pinl beklagt "die Unmenschlichkeit einer Erwerbsarbeitswelt, die die darin Tätigen am liebsten rund um die Uhr verfügbar hielte" und die angeblich nur für Frauen schlimm ist. Sie hat die ökonomischen Realitäten also durchaus erkannt. Ihr Konzept ebenso wie das anderer Feministinnen ist jedoch, daß die Männer weniger arbeiten sollen, um die Ehefrau daheim von der "Haus- und Beziehungsarbeit" zu entlasten, damit diese sich beruflich verstärkt dem Beraten, Erziehen und Betreuen widmen und somit an ihrer Selbstverwirklichung arbeiten kann.
Sollte Frau Pinl tatsächlich noch nicht gemerkt haben, daß unser gegenwärtiger Noch-Wohlstand auf produktiver Arbeit und nicht auf Beratungs-, Erziehungs- und Betreuungstätigkeit beruht und daß dieser relative Noch-Wohlstand nur erhalten werden und die notwendige produktive Arbeit angesichts des Konkurrenzkampfes in der Welt nur geleistet werden kann, wenn die Frauen den Männern "die Molesten des Alltags" vom Halse halten?
Wer das so generell abschaffen will wie Frau Pinl und ihre lautstarken Glaubensgenossinnen, der führt unser Land über kurz oder lang zwangsläufig auf die Stufe eines Entwicklungslandes zurück.
Reginald Rubart, Hannover
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SACHSENHAUSEN. Vor eineinhalb Jahren hatte sich sich Bernhard Eiwan "aus Jux und Tollerei" als Kandidat der Rate- und Werbesendung "Glücksrad" (SAT 1) beworben. Im vergangenen Juni klappte es dann endlich. Bernhard Eiwan war dabei - und nicht nur das: Er gewann eine Sharp Mikrowelle.
Elisabeth und Peter Fischer, Besitzer der Firma Elektro Fischer, die seit 20 Jahren in Sachsenhausen ansässig ist, übergaben dem glücklichen Gewinner jetzt den Preis im Wert von 1600 Mark. Gestiftet wurde er von Sharp, dem "Electronic-Partner" des Elektro-Geschäfts in der Textorstraße 27.
"Herr Eiwan ist Junggeselle und kann's sicher gut gebrauchen", sagte Firmenchef Peter Fischer. Der aus München stammende 26jährige Bankangestellte hat indessen andere Pläne mit dem teuren Gerät. Da er am Wochenende selten in Frankfurt ist und grundsätzlich nicht selbst kocht, will er den Gewinn seiner Mutter schenken. orf
Burundi und Ruanda, die beiden kleinen, aber dicht bevölkerten Nachbarländer in Zentralafrika, haben eine ähnliche Geschichte und Bevölkerungsstruktur. Und daher auch ähnliche Probleme. Die Mehrheit der Einwohner - jeweils über 80 Prozent - stellen die ackerbauenden Hutus, doch die Herrschaft übten in beiden Ländern noch bis in die jüngste Vergangenheit die adeligen Tutsis aus, Nachkommen von hochgewachsenen nilotischen Viehzüchtern, die aus Äthiopien und Sudan zugewandert waren.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Hutus und Tutsis längst vermischt. Sie sprechen heute die gleiche Bantu-Sprache, das komplizierte Kirundi oder Kinyarwanda, wie man es in Ruanda nennt. Sie pflegen die gleichen Bräuche, gehen den gleichen Berufen nach, und selbst im Körperbau sind sie nur mehr selten zu unterscheiden. Doch die soziale Abgrenzung und das Bewußtsein der unterschiedlichen Herkunft sind geblieben. Und damit auch die Konflikte in der Gesellschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu blutigen Massakern geführt haben, mit Hunderttausenden Toten und Heimatvertriebenen.
Auch die Kolonialherren - bis 1916 Deutsch-Ostafrika und später die belgische Mandatsverwaltung - haben die Differenzen eher gefördert und ausgenutzt, indem sie die Tutsi-Herrschaftsstruktur unter den "Mwamis" (Königen) für sich dienstbar machten. Mit dem Nahen der Unabhängigkeit Ende der fünfziger Jahre brach der ethnische Konflikt - eigentlich eine Rivalität um soziale Stellung und Macht - erneut los, und er war auch ein Grund, warum das belgisch verwaltete "Ruanda-Urundi" 1962 nicht zu einem einzigen Staat wurde, sondern in die beiden selbständigen Länder Ruanda und Burundi zerfiel. In Ruanda hatten die Hutus die Tutsi- Feudalkaste schon kurz vor der Unabhängigkeit gestürzt. Als die Tutsis 1963 versuchten, die Macht zurückzuerobern, wurden Zehntausende ermordet, noch mehr mußten in die Nachbarländer Tansania, Burundi und Uganda fliehen. Die Tutsi-Flüchtlinge von damals sind es, die im Oktober 1990 die bis heute nicht zurückgeschlagene Invasion in Ruanda begonnen haben.
In Ruanda selbst wurde spätestens seit dem Machtantritt von Staatschef Juvenal Habyarimana, nach einem unblutigen Putsch 1973, eine vorsichtige Aussöhnung zwischen den beiden Volksgruppen gefördert: Die Tutsis wurden nach einer Art Quotensystem an wichtigen Posten im Staat beteiligt: Zehn Prozent der Stellen sollten, über den Daumen gepeilt, in jedem Ministerium, in der Armee, auch in Führungspositionen und selbst in Privatfirmen mit Tutsis besetzt werden. Ohne daß das irgendwo schriftlich oder gesetzlich festgehalten ist, gilt eine ähnliche Quote auch bei der Aufnahme in Schulen, bei der Stipendienvergabe und ähnlichem. Viele Tutsi in Ruanda empfinden das weniger als Minderheitenschutz, sondern als Zurücksetzung, denn durch ihre wohlhabendere Herkunft hatten sie in der Vergangenheit viel bessere Bildungschancen, während sie nach dem Quotensystem häufig gegenüber weniger Qualifizierten zurückstehen müssen. Aber in der öffentlichen Debatte ist das Thema heute tabu. "Jeder weiß, wer Hutu und wer Tutsi ist", meint ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in der Hauptstadt Kigali, "aber man vermeidet, darüber zu reden, aus Angst, das fragile Gleichgewicht zu kippen und alte Rivalitäten aufzurühren". Ganz anders verlaufen die Entwicklungen im Nachbarland Burundi, ebenso wie Ruanda etwa halb so groß wie die Schweiz, mit sechs bis sieben Millionen Einwohnern: In Burundi blieb 1962 der Mwami zunächst an der Macht, und selbst, als die Hutus in Wahlen die Mehrheit erzielten, wurde ihnen die Führung der Regierung vorenthalten. Um die Tutsi-Macht abzusichern, stürzte 1966 die Armee den kompromißbereiten König. Nach einer Revolte wurden 1972 über 100 000 Hutus massakriert und weitere ins Exil getrieben.
Ende der siebziger Jahre erlebte Burundi unter General Jean-Baptiste Bagaza eine Terrorherrschaft, die das Land auch international isolierte. Die katholische Kirche, die sich für Menschenrechte einsetzte, wurde verfolgt; Spitzel kontrollierten jedes Dorf und jedes Haus. Erst der 1987 an die Macht gelangte Pierre Buyoya steuerte wieder einen versöhnlicheren Kurs, auch gegenüber den Hutus. Nach den neuerlichen Massakern im August 1988 leitete der Tutsi-Präsident - zögernd, aber nicht zuletzt unter dem Druck der internationalen Geldgeber - eine langsame Reform der "burundischen Apartheid" ein. Ein Hutu wurde zum Premierminister ernannt, etwa die Hälfte der Regierungsposten ging an Hutus. 1991 wurde eine "Charta der nationalen Einheit" in einem Referendum auch von einer Mehrheit der Hutus angenommen.
Die Charta sieht im wesentlichen ein Ende ethnischer Diskriminierung vor, wobei die Einführung der Mehrparteiendemokratie und eine Postenvergabe nach Qualifikation zu diesem Ziel verhelfen sollen. Allen ist dabei klar, daß vor allem das Kriterium der "Qualifikation" noch auf absehbare Zeit Tutsis bevorzugen wird, aber früher hatten Hutus überhaupt keine Chance auf sozialen Aufstieg.
Dieser Kompromiß, der im wesentlichen auf einen 50:50-Ausgleich (bei 80 Prozent Hutus und 20 Prozent Tutsis) hinausläuft, werde auch von einer Mehrheit der Hutus akzeptiert, meint Albert Mbonerane, Chefredakteur der regierungskritischen katholischen Zeitschrift Ndongozi, selbst Hutu und prominenter Menschenrechtler. Im Alltag, vor allem in den Städten, würden die Gegensätze ohnehin schon verschwimmen, und auch in den meisten Dörfern arbeiten Hutu- und Tutsi-Bauern oft seit Jahrzehnten konfliktlos nebeneinander.
Bei den jüngsten blutigen Auseinandersetzungen im November des Vorjahres, als radikale Anhänger der "Palipehutu" ("Partei für die Befreiung des Hutu- Volkes"), zum Teil von Ruanda über die Grenze kommend, zur Ermordung von Tutsis aufriefen, hätten viele Hutus sogar ihre Tutsi-Nachbarn geschützt und versteckt. Auch Mbonerane anerkennt das Bemühen von Präsident Buyoya, den ethnischen Gegensatz abzubauen, indem er etwa beliebte Lokalpolitiker zu Bürgermeistern und Provinzgouverneuren macht und bei Aufnahmeverfahren in den Staatsdienst, auf höhere Schulen und sogar in die Militärakademie zunehmend auch Hutus berücksichtigen läßt.
Doch gerade die Armee ist der wunde Punkt in der Entwicklung: Sie ist immer noch eine Tutsi-Domäne, im Generalstab sitzt kein einziger Hutu, im Offizierskorps sind sie seltene Ausnahme, und selbst die Mannschaften sind zu 80 Prozent aus Tutsi, vorwiegend aus dem Süden des Landes, rekrutiert. "Ich kann den Generalstab leider nicht so umbilden wie das Kabinett", zitiert ein Diplomat Worte von Präsident Buyoya. Doch auch im Militär haben im Moment gemäßigte Tutsis die Oberhand.
Die radikalen Offiziere sitzen nach mehreren Putschversuchen, zuletzt im April unter Beteiligung des Außenministers Cyprien Mbonimpa, im Gefängnis oder halten sich im Hintergrund. Doch wenn wirklich Anfang 1993 freie Wahlen in Burundi stattfinden, wird es über kurz oder lang auch einen Hutu-Präsidenten geben, wird die Tutsi-Dominanz zumindest weiter geschwächt. Die Frage ist offen, wie weit die Generäle und das Tutsi- Establishment, das sie vertreten, diese Entwicklung wirklich gehen lassen.
Renovierungsprogramm für Kniefallhäuschen und Bildstöcke
OBERURSEL. Dem Heiligenhäuschen Ecke Altkönigstraße / Borkenberg will die Stadt etwa 20 000 Mark opfern. Es wird laut Bürgermeister Thomas Schadow im nächsten Jahr renoviert. Weitere Bildstöcke und Kniefallhäuschen sollen folgen.
In der Unteren Denkmalbehörde im Rathaus entsteht derzeit eine Dokumentation dieser kleinen, oft vergessenen Gebetsstätten, mit Bildern, Befunden und einer Prioritätenliste, nach der sie schrittweise renoviert werden sollen. Mit dem Kniefallhäuschen am Borkenberg soll also ein "Pflegeprogramm" anlaufen.
Unweit des Schillerturms fristet es bislang ein eher unbeachtetes Dasein neben der Einfahrt zum Parkplatz Fresenius. Bereits 1980 waren Schäden beseitigt worden. Inzwischen sind neue zu beklagen. Laut Schadow ist unter der Dachpappe der Dachstuhl verrottet. Biberschwanzziegel sollen das Häuschen künftig bedecken, vermutlich muß das Dachgehäuse ebenfalls erneuert werden. Außerdem müssen Wasserschäden an und in den Wänden beseitigt werden.
Probleme bereitet auch das Relief
mit Kreuzigungsgruppe und Inschrift.
Die Sandsteinplatte ist mit roter Farbe
überpinselt. "Der Anstrich läßt keine
Luft durch, aus konservatorischer
Sicht ist das sehr bedenklich", weiß
Schadow. Die Folgen sind sichtbar:
Teile des Reliefs sind bereits abgebröckelt,
die Schrift nicht mehr komplett
zu lesen, aber noch zu entziffern:
"Dein Gemüth zu Gott erhebe - göttlich
Ehr dem Bild nicht gebe. - Die
Anbettung dem gebürt, der dadurch
Bei der Spurensuche konnte sich Stadtarchivarin Andrea Bott auf eine Untersuchung der Heimatkundler Ludwig Calmano, Hans Hoyer und Ernst Bernbeck stützen, die 1965 in den Mitteilungen des Geschichtsvereins erschien. Sie befaßt sich mit den Inschriften der Oberurseler und Bommersheimer Wegekreuze.
Aus dem Hausbuch von Nicolaus Kirsch (Stadttürmer 1898 bis 1901) läßt sich herauslesen, daß es 1720 errichtet und "allgemein Helkerhäuschen genannt" wurde. Danach sind die heute nur noch schlecht erkennbaren Initialen C. B. und M. B. auf die Stifternamen der Brüder Caspar und Martin Burkard zurückzuführen. mk
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Fein säuberlich nebeneinander aufgereiht stehen sie da. Geputzt und plankpoliert in Rot, Blau und Schwarz. Die Lenker wie bei einer einstudierten Tanznummer leicht nach rechts geschwenkt. Jeden Mittwochabend geben sie sich hier vor dem Weinkeller "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße ein Stelldichein: die Roller des Frankfurter Vespa-Clubs "Scooterlads".
Ihre stolzen Besitzer beratschlagen unterdessen im Clublokal die nächste Vespa-Tour. Ein großes Rollermeeting in München, inoffizielle Treffen mit befreundeten Clubs oder einfach ins Grüne fahren - das Angebot ist groß. Für die offiziellen Vespa-Treffen sind die 15 Clubmitglieder, junge Leute im Alter zwischen 16 und 27 Jahren, weniger zu begeistern. "Da läuft alles so steif ab", meint Andreas, der Senior der Truppe. Vorgeschriebene Kleiderordnungen und "bayerische Humptata-Musik" sind seine Sache nicht. Da geht's bei spontan organisierten Roller-Treffen schon lokkerer zu: Man kennt sich, die Musik - eine Mischung aus den Songs der 50er, Soul und Popmusik - gefällt, und die "Oldies" ("alle Rollerfahrer ab 30") bleiben zu Hause.
Doch nicht nur an den Wochenenden sind gemeinsame Unternehmungen angesagt. "Bei schönem Wetter machen wir auch oft eine Sponti-Tour in den Taunus oder zur Kiesgrube", erzählt Roger (24). Und wenn es in Strömen regnet, setzen sich die passionierten Vespa-Fahrer auch mal - weil es bequemer ist - ins Auto. "Das darf aber nicht einreißen und zur Regel werden", warnt der 19jährige Marcus.
Der Roller - mehr als ein Fortbewegungsmittel? "Na ja", räumt Marcus ein, "es ist nicht so, daß ich sogar nachts von meiner Vespa träume." Aber irgendwie wachse man mit ihr zusammen. Als Marcus seine 13 Jahre alte Vesper vor zwei Jahren kaufte, war sie "total verwahrlost". Heute strahlt und blitzt der alte Roller wie in seinen besten Zeiten. "Ich gestalte die Vespa nach meinen eigenen Vorstellungen", erklärt Marcus. Deshalb habe sie auch so einen "individuellen Touch". Mit der Zeit baue man schon so etwas wie eine persönliche Beziehung zum Roller auf.
Auf dem Schrottplatz - da sind sich die Clubmitglieder einig - landet eine Vespa höchstens bei einem Totalschaden. Roger: "Irgendeinen gibt es immer, der sich das Ding noch mal zurechtmacht." ki
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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20
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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
KÖNIGSTEIN. Wer Dachboden, Keller oder Abstellräume entrümpeln muß (oder möchte), sollte sich die Termine für die Sperrmüllabfuhr im August vormerken: In Schneidhain kommen die Müllwerker am 7. August, in die Straßen der Kernstadt, in denen dienstags der Hausmüll abgefahren wird, am 10. August. Die Mittwochsbezirke fahren die Arbeiter einen Tag später ab. Schneidhain ohne Johanniswald ist am 17. August und Mammolshain mit Johanniswald am 18. August an der Reihe. Kühlschränke können nach vorheriger Anmeldung im Rathaus (Rufnummern 20 22 46 oder 20 22 43 bis spätestens Freitag, 7. August, 12 Uhr) ebenfalls am Montag, 10. August, an den Straßenrand abgestellt werden. w
FRANKFURT-NORDOST. Der Streit um die Schranken im Frankfurter Nordosten ist noch nicht beendet. Der Beschluß des Regierungspräsidenten (RP) in Darmstadt, daß Hofhausstraße und Heiligenstockweg künftig wieder ungehindert befahren werden können, will die Preungesheimer SPD nicht hinnehmen. "Wir werden abwarten, ob die Entscheidung endgültig ist", kündigte Jörg Stelzer (SPD) gegenüber der Stadtteil-Rundschau an - "und wenn ja, werden wir andere Schritte in die Wege leiten."
Der "Schrankenkrieg" am Frankfurter Stadtrand hatte in den vergangenen Monaten immer weitere Kreise gezogen. Autofahrer aus Berkersheim, Preungesheim, Seckbach und Bad Vilbel, die partout keine Umwege in Kauf nehmen wollten, waren den Sperren mit immer rabiateren Methoden zu Leibe gerückt: Mit Sägen, Hämmern, Klebstoff und Kaugummis schufen sie sich während der "rush-our" ihr eigenes Recht.
Gleichwohl hielt der rot-grüne Magistrat, allen voran die SPD-Dezernenten Hanskarl Protzmann (Bau) und Martin Wentz (Planung), an der Maßnahme fest, um den "Schleichverkehr" aus den Stadtteilen fernzuhalten. Den absurden Streit beendete nun der Regierungspräsident: Die Verkehrsbelastung der Hofhausstraße und des Heiligenstockweges, so verlautete aus Darmstadt, sei nicht groß genug, als daß die Sperrung gerechtfertigt wäre. Zudem handele es sich bei den Strecken um "Ortsverbindungsstraßen" und nicht um Schleichwege.
Die Entscheidung des RP stößt vor Ort auf ein geteiltes Echo: Während die SPD nach wie vor die Schrankenlösung favorisiert, sehen sich Bürgerinitiativen (BI) aus Berkersheim und Preungesheim ebenso wie die Christdemokraten im Ortsbeirat 10 voll bestätigt. "Der RP hat die Sache so gesehen, wie sie ist", glaubt etwa BI-Sprecher Franz Flügel. Durch die Schranken seien "eine Handvoll" Anwohner entlastet worden, während sich der Verkehr auf der Homburger Landstraße "bis sonstwo gestaut" habe.
Es sei einfach "unbegreiflich", daß "gewachsene Verbindungen" zwischen Stadtteilen gekappt wurden - die Leidtragenden seien "Anwohner und nicht Pendler" gewesen. Die SPD, findet Flügel, sollte daher schleunigst mit ihrem "Geheule" aufhören.
Die Sozialdemokraten denken aber gar nicht daran. Nur durch die Schranken, glaubt Jörg Stelzer, der auch stellvertretender Vorsteher des Ortsbeirats 10 ist, könne Preungesheim wirksam beruhigt werden. In einigen Jahren würden schließlich Preungesheim-Ost und das Kasernengelände am Frankfurter Berg bebaut: "Und dann wird es mit Sicherheit noch mehr Verkehr geben als jetzt."
Die Hofhausstraße und der Heiligenstockweg seien lediglich "besser ausgebaute Feldwege", die von zahlreichen Pendlern genutzt würden. Die Hofhausstraße zwischen Preungesheim und Seckbach, auf der Ende März über 4000 Fahrzeuge gezählt wurden, sei dabei "der eigentliche Knackpunkt", erklärte Stelzer.
Sollte der Regierungspräsident seine Entscheidung nicht zurücknehmen, müsse diese Straße "in anderer Weise beruhigt werden". Wie genau das geschehen soll, weiß derzeit niemand. Eines aber ist für Jörg Stelzer schon jetzt klar: "Es wird in Zukunft erheblich schwieriger werden, da entlang zu rasen." *ind
KRONBERG. Idstein, die kleine Stadt mit großer Geschichte, ist am Samstag, 15. August, erste Station einer Exkursion, zu der der Verein für Geschichte und Heimatkunde einlädt. Eine Führung durch die Unionskirche und das Schloß mit seinem schönen Garten stehen auf dem Programm, ehe sich die Kronberger auf den Weg ins Aartal zur Burg Hohenstein machen.
Nach der Mittagsrast dort begeben sie sich auf die Spuren des letzten "Cronbergers", Johann Nikolaus, der am 17. Juli 1704 auf Burg Hohenstein starb. Sein Grabmal befindet sich in der Kirche zu Hahnstätten. Erstmals können Kronberger das Innere der Burg Hohenstein besichtigen. Sie ist nur zu Fuß zu erreichen. Gutes Schuhwerk ist daher angesagt. Abfahrt zu der Tagesfahrt ist um 8.15 Uhr am Berliner Platz, die Rückkehr ist für 18.30 Uhr vorgesehen. Anmeldungen bei Rolf Großmann, Telefon 22 97, oder bei Hanna Feldmann, Telefon 15 48. w
FRANKFURT A. M. Die 88 Auszubildenden der Frankfurter Sparkasse haben es geschafft: Alle beendeten ihre Ausbildung mit der erfolgreichen Abschlußprüfung. 83 Bankkaufleute und fünf Bürogehilfinnen waren stolz auf ihre Leistungen. Sie erreichten eine durchschnittliche Gesamtnote von 2,6 - die Hälfte der Prüflinge erhielt Prämien als Belohnung für sehr gute und gute Ergebnisse.
Bei der Abschlußfeier in der "Galleria" der Frankfurter Messe beglückwünschte Gerhard Kittscher, stellvertretender Sprecher des Vorstandes der Sparkasse, die Absolventen. Vor Eltern, Freunden und Betriebsrat hob er den hohen Stellenwert der Berufsausbildung bei der Frankfurter Sparkasse hervor. Er betonte, die jungen Leute hätten den ersten Schritt zum Erfolg geschafft, und sie könnten jetzt selbst für persönliche und fachliche Entwicklung sorgen.
Die Sparkasse unterstützt ihre Schützlinge weiter durch Lehrgänge, Studienbegleitung und -förderung, um sie auf die Herausforderungen des beruflichen Alltags vorzubereiten. Zur Zeit nutzen über 50 Mitarbeiter die Weiterbildungsangebote. 157 Bankleute werden gerade in der Frankfurter Sparkasse ausgebildet. Ziel ist es, alle Lehrlinge zu übernehmen.Nach dem offiziellen Teil der Feier hatten die frischgebackenen Fachkräfte die Gelegenheit, bei Schnittchen und erfrischenden Getränken gelöst über künftige Berufsziele zu plaudern. Vom Prüfungsdruck befreit, konnten die Jung- Banker darüber nachdenken, welche Wege sie jetzt einschlagen werden. Den Abschluß bildete eine fröhliche Bootsparty auf dem Main - dort wurde nicht mehr über Geld und Beruf geredet, sondern bis Mitternacht gefeiert.
Die Ausbildungsplätze bei der Frankfurter Sparkasse sind begehrt: Pro Jahr werden etwa 110 Auszubildende eingestellt. Schüler, die eine Banklehre anstreben, sollten sich frühzeitig bewerben. Realschüler, die das neunte, und Abiturienten, die das zwölfte Schuljahr beendet haben, können schon jetzt Bewerbungen einreichen. Dazu gehören ein Anschreiben, ein handgeschriebener, durchaus auch tabellarischer Lebenslauf, ein Lichtbild und Kopien der letzten drei Zeugnisse.
Die Bewerbung ist zu richten an: Frankfurter Sparkasse, Abteilung Aus- und Weiterbildung, Postfach 10 08 22, 6000 Frankfurt am Main 1. sm
FRANKFURT A. M. Auf alten Gartenstühlen sitzen sie im Garten einer Villa in der Darmstädter Landstraße bei Pizza, Chips und Coke und haben Heimweh. Zwanzig Krankenschwestern aus England, Schottland und Irland wollen von August an in Frankfurter Krankenhäusern arbeiten. Noch sprechen sie kaum Deutsch, und auch von Frankfurt haben Pauline, Ann-Marie, Vicki, Harjit, Dawn und die anderen noch nicht viel gesehen.
Yvonne Stringham, die seit zehn Jahren in Frankfurt lebt und aus den Vereinigten Staaten stammt, kennt viele der Probleme aus eigener Erfahrung. Und da sie Englischlehrerin ist, die seit langer Zeit Kurse für deutsches Pflegepersonal an Krankenhäusern gibt, kam ihr vor einem Jahr der Gedanke, in Frankfurt eine englische Sprachschule für Krankenschwestern auf die Beine zu stellen. "Center for Communication in Health Care" (Zentrum für die Kommunikation in Pflegeberufen, Red.) heißt die Schule in der Darmstädter Landstraße 109.
Der Mangel an Nachwuchs-Pflegepersonal in deutschen Krankenhäusern auf der einen und die Stellenknappheit in englischen Hospitälern auf der anderen Seite macht eine solche Einrichtung nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Und so kommt es, daß die Ankömmlinge aus Fife, Widdlesbrough, Surrey, Nottingham, Kildare und anderen Teilen von Großbritannien bis zu ihrem Arbeitsbeginn in Intensiv-Sprachkursen sechs Stunden am Tag vor allem eines festzustellen: daß die deutsche Sprache eine schwere Sprache ist.
Den beiden Fionas im Nachmittagskurs von Frau Beckermann fällt das Lernen heute besonders schwer. Am Tag zuvor hatten sie ihren Geburtstag mit einigen Mitschülerinnen ausgiebig gefeiert. Als die Lehrerin dazu auffordert, eine Tätigkeit mimisch darzustellen, die von den anderen dann auf Deutsch beschrieben werden soll, legt Emma den Kopf auf den Tisch. "Emma schläft", errät eine Kursteilnehmerin. Daß ihre Schülerin tatsächlich müde aussieht, bemerkt auch Frau Beckermann: "Wann sind Sie denn ins Bett gegangen?" Für die knappe Antwort reicht Emmas Deutsch auch nach ein paar Tagen schon aus: "Kein Bett." Ihren Humor brauchen die jungen Frauen aus dem Commonwealth, wenn sie ihren Dienst im Krankenhaus beginnen. "In den angelsächsischen Ländern sind Krankenschwestern und Pfleger viel mehr anerkannt als in Deutschland", sagt Schulleiterin Yvonne Stringham. Für manche britische Schwester wurde der Alltag in deutschen Kliniken schon zur kalten Dusche. Die Sprachbarriere macht am Anfang alles noch schwieriger. Deshalb gilt Yvonne Stringhams Satz: "Je besser man Deutsch kann, desto besser kann man's mit Humor nehmen."
Aber nicht alle Schwestern haben schlechte Erfahrungen in Frankfurt gemacht. Manche hatten Mitte des letzten Jahres einen sechsmonatigen Aufenthalt geplant - sie sind immer noch hier. Nicht nur die schlechten Berufschancen auf dem englischen Arbeitsmarkt - durch die Privatisierungspolitik der vergangenen Jahre sind viele Stationen einfach geschlossen worden - treiben die Schwestern nach Frankfurt, manche kommen auch aus Neugier auf ein fremdes Land, eine neue Sprache. Dabei verdienen sie in Deutschland weniger als in ihren Heimatländern, obwohl sie hier händeringend gesucht werden. Britische Agenturen inserieren für deutsche Krankenhäuser in Zeitungen. Die englischen Krankenschwestern melden sich bei den Agenturen, die wiederum führen Auswahlgespräche und vermitteln sie an deutsche Krankenhäuser.
Die stellvertretende Pflegedienstleiterin in der orthopädischen Universitätsklinik "Friedrichsheim", Renate Fahrenbruch, ist begeistert von den englischen Krankenschwestern: "Das englischsprachige Personal ist sehr gut ausgebildet, und die Arbeit läuft rasch an. Vor allem ist die englische der deutschen Mentalität ähnlich - auch in dieser Hinsicht gibt es nur wenig Probleme. Die Schwestern sind uns eine große Hilfe." *orf
FRANKFURT A. M. Seit siebzehn Jahren ist Klaus Zeller als Werkstattleiter in den Räumen der "Frankfurter Werkgemeinschaft" (FWG) tätig. Gelernt hat er eigentlich das Buchbinder- und Etuimacherhandwerk. "Ich bin da so reingerutscht, und jetzt kann ich mir etwas anderes gar nicht mehr vorstellen", sagt Zeller, während er eine Tasse Kaffee serviert. Allzu viele Besucher hat der "Tag der offenen Tür" nicht in die Wingertstraße geführt, so daß sich der Betriebsleiter viel Zeit nehmen kann, um die Arbeitsräume und pädagogischen Konzepte vorzustellen.
1967 gründete sich die FWG auf Drängen von Patienten der Sozialpsychiatrie als erste Institution, die sich ausschließlich mit seelisch Kranken beschäfigte. "Es hat doch keinen Sinn, Geistig- und Körperbehinderte mit psychisch Kranken zusammenzustecken, nur um irgend etwas zu tun", erläutert Zeller die Anfänge der Organisation.
Die 130 Beschäftigten von 22 bis 65 Jahren in seinem Haus haben einen normalen Arbeitstag - der entscheidende Unterschied ist, daß sie fast ausschließlich manuelle Tätigkeiten ausüben und nicht dem Tempo einer Maschine folgen müssen. Viele der Kranken sind gerade daran in der "Normalität" des Arbeitslebens gescheitert. Zeller: "Die psychisch Kranken sollen hier so wenig wie möglich den Produktionsdruck spüren."
Im Haus untergebracht sind Metall- und Holzverarbeitung, Elektromontage, Verpackungsabteilungen und eine Töpferei. 21 Angestellte - die meisten sind gelernte Handwerker - kümmern sich während der Arbeitszeit um die Beschäftigten, zwei Sozialarbeiter sind ständig erreichbar. Zweigstellen gibt es in der Schubertstraße - dort ist ein textverarbeitender Betrieb - und in der Bornheimer Landwehr, wo eine Druckerei ihr Domizil hat. Die produzierten Waren verkauft die FWG in der hauseigenen Boutique, per Vereinbarungen oder an freie Kunden wie Ärzte, Banken und Supermärkte. Die Finanzierung des Betriebes wird zum einen durch den Verkauf erreicht; einen Großteil zahlt aber der Landeswohlfahrtsverband Hessen, der zugleich Arbeitgeber und Träger der Werkgemeinschaft ist.
Wichtig ist, so betont Klaus Zeller, der geschützte Rahmen im Haus. Viele der psychisch Kranken sind sehr labil, nur wenige schaffen den Weg zurück ins "normale Leben". Um diesen Schutz zu gewährleisten, ist in jeder Arbeitsgruppe der Leiter zugleich Ansprechpartner, zudem gibt es zahlreiche Ruheecken, Gesprächskreise, eine Tanztherapie und einen Gymnastikraum, wo sich die Kranken erholen können. Jeder hat seinen eigenen Arzt, was auch Voraussetzung für die Aufnahme in die Werkstätten ist. Leider ist der Psychologe, der im Haus war, verstorben, ein neuer hat die Arbeit noch nicht aufgenommen.
80 Wohnplätze stehen den Beschäftigten zur Verfügung; zum Teil in FWG-eigenen Wohnkollegs. Einige Beschäftigte wohnen alleine, werden aber nach Bedarf betreut. "Große Sprünge können die Leute hier nicht machen, dafür ist der Stundenlohn, den wir bezahlen können, zu gering."
Das leidige Thema Bezahlung regt auch Klaus Zeller auf. "Junge Mitarbeiter werden durch den niedrigen Verdienst abgeschreckt. Die Fluktuation ist merklich größer als in anderen Betrieben. Die Politiker reden seit Jahren, aber sie unternehmen nichts." Eine große Portion Idealismus sei nötig, um diesen Job zu machen, bei besserer Bezahlung würden sich auch mehr Menschen bereit erklären, in den Werkstätten oder als Sozialpädagogen zu arbeiten.
Die Beschäftigungs- und Arbeitstherapeutin Sabine Funk ist eine von ihnen. Sie leitet eine neunköpfige Gruppe, die leichte Verpackungsarbeiten ausführt. "Das verstehe ich mehr als Sozialtraining, die meisten aus dieser Gruppe haben sich extrem zurückgezogen und lernen hier langsam wieder den Umgang mit anderen", erläutert sie ihr Konzept.
Die Beschäftigten sind übrigens an diesem "Tag der offenen Tür" nicht da: "Sie würden sich wie im Zoo fühlen", erklärt Klaus Zeller. Denn schließlich dürfe man nie vergessen, daß es sich bei diesen Menschen um Opfer der Leistungsgesellschaft handelt. *jot
FRANKFURT A. M. Seit siebzehn Jahren ist Klaus Zeller als Werkstattleiter in den Räumen der "Frankfurter Werkgemeinschaft" (FWG) tätig. Gelernt hat er eigentlich das Buchbinder- und Etuimacherhandwerk. "Ich bin da so reingerutscht, und jetzt kann ich mir etwas anderes gar nicht mehr vorstellen", sagt Zeller, während er eine Tasse Kaffee serviert. Allzu viele Besucher hat der "Tag der offenen Tür" nicht in die Wingertstraße geführt, so daß sich der Betriebsleiter viel Zeit nehmen kann, um die Arbeitsräume und pädagogischen Konzepte vorzustellen.
1967 gründete sich die FWG auf Drängen von Patienten der Sozialpsychiatrie als erste Institution, die sich ausschließlich mit seelisch Kranken beschäfigte. "Es hat doch keinen Sinn, Geistig- und Körperbehinderte mit psychisch Kranken zusammenzustecken, nur um irgend etwas zu tun", erläutert Zeller die Anfänge der Organisation.
Die 130 Beschäftigten von 22 bis 65 Jahren in seinem Haus haben einen normalen Arbeitstag - der entscheidende Unterschied ist, daß sie fast ausschließlich manuelle Tätigkeiten ausüben und nicht dem Tempo einer Maschine folgen müssen. Viele der Kranken sind gerade daran in der "Normalität" des Arbeitslebens gescheitert. Zeller: "Die psychisch Kranken sollen hier so wenig wie möglich den Produktionsdruck spüren."
Im Haus untergebracht sind Metall- und Holzverarbeitung, Elektromontage, Verpackungsabteilungen und eine Töpferei. 21 Angestellte - die meisten sind gelernte Handwerker - kümmern sich während der Arbeitszeit um die Beschäftigten, zwei Sozialarbeiter sind ständig erreichbar. Zweigstellen gibt es in der Schubertstraße - dort ist ein textverarbeitender Betrieb - und in der Bornheimer Landwehr, wo eine Druckerei ihr Domizil hat. Die produzierten Waren verkauft die FWG in der hauseigenen Boutique, per Vereinbarungen oder an freie Kunden wie Ärzte, Banken und Supermärkte.
Die Finanzierung des Betriebes wird zum einen durch den Verkauf erreicht; einen Großteil zahlt aber der Landeswohlfahrtsverband Hessen, der zugleich Arbeitgeber und Träger der Werkgemeinschaft ist.
Wichtig ist, so betont Klaus Zeller, der geschützte Rahmen im Haus. Viele der psychisch Kranken sind sehr labil, nur wenige schaffen den Weg zurück ins "normale Leben". Um diesen Schutz zu gewährleisten, ist in jeder Arbeitsgruppe der Leiter zugleich Ansprechpartner, zudem gibt es zahlreiche Ruheecken, Gesprächskreise, eine Tanztherapie und einen Gymnastikraum, wo sich die Kranken erholen können. Jeder hat seinen eigenen Arzt, was auch Voraussetzung für die Aufnahme in die Werkstätten ist. Leider ist der Psychologe, der im Haus war, verstorben, ein neuer hat die Arbeit noch nicht aufgenommen.
80 Wohnplätze stehen den Beschäftigten zur Verfügung; zum Teil in FWG-eigenen Wohnkollegs. Einige Beschäftigte wohnen alleine, werden aber nach Bedarf betreut. "Große Sprünge können die Leute hier nicht machen, dafür ist der Stundenlohn, den wir bezahlen können, zu gering."
Das leidige Thema Bezahlung regt auch Klaus Zeller auf. "Junge Mitarbeiter werden durch den niedrigen Verdienst abgeschreckt. Die Fluktuation ist merklich größer als in anderen Betrieben. Die Politiker reden seit Jahren, aber sie unternehmen nichts." Eine große Portion Idealismus sei nötig, um diesen Job zu machen, bei besserer Bezahlung würden sich auch mehr Menschen bereit erklären, in den Werkstätten oder als Sozialpädagogen zu arbeiten.
Die Beschäftigungs- und Arbeitstherapeutin Sabine Funk ist eine von ihnen. Sie leitet eine neunköpfige Gruppe, die leichte Verpackungsarbeiten ausführt. "Das verstehe ich mehr als Sozialtraining, die meisten aus dieser Gruppe haben sich extrem zurückgezogen und lernen hier langsam wieder den Umgang mit anderen", erläutert sie ihr Konzept.
Die Beschäftigten sind übrigens an diesem "Tag der offenen Tür" nicht da: "Sie würden sich wie im Zoo fühlen", erklärt Klaus Zeller. Denn schließlich dürfe man nie vergessen, daß es sich bei diesen Menschen um Opfer der Leistungsgesellschaft handelt. *jot
NEU-ISENBURG. Als Trostpflaster zum Schulbeginn veranstaltet die Hugenottenhalle auf dem Gelände vor dem Zeppelinheimer-Bürgerhaus ein Stadtteilfest. Los geht's am Freitag, 7. August, mit Beatles-Sound. Die Frankfurter Oldie- Band "The Fab Four" spielt von 19 Uhr an Hits der 60er Jahre. Zum Repertoire gehören Titel der Beatles, der Stones, Searchers, Swinging Bluejeans, Dave Clark Five und andere Beat-Gruppen.
Ein vielfältiges Festprogramm auch für die ältere Generation ist dann am Samstag, 8. August, geboten. Die "Zithermusik Untermain" spielt von 14 Uhr an mit alpenländischer Musik, Schrammeln und Weinliedern auf. Nach 15 Uhr präsentieren Kindergruppen und Vereine ihre Darbietungen auf der Festzeltbühne.
Ein spannender Zauberkrimi mit viel Hokuspokus und Happyend ist um 17 Uhr zu sehen. Wer mag, kann sich von 19 Uhr an bis in den frühen Morgen die Sohlen durchtanzen: Den Takt geben die "Elstertaler Musikanten" an. Am Sonntag, 9. August, beginnt das Finale des Stadtteilfestes um 10 Uhr mit dem Zeltgottesdienst. Anschließend untermalen die "Elstertaler" den Frühschoppen. Auf einem während des gesamten Wochenendes stattfindenden Markt bieten verschiedene "Händler" Waren an. fra
BRUCHKÖBEL. Ihr 25jähriges Bestehen begeht die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft in Bruchköbel am Samstag, 8. August, ab 19 Uhr im Haus Shalom an der katholischen Kirche mit einem akademischen Abend.
Die Feier wird vom Brass-Ensemble der freiwilligen Feuerwehr musikalisch umrahmt. Die Festansprache wird der Vorsitzende des 500 Mitglieder starken Vereins, Horst Wilken, halten. Die DLRG stellt in den Sommermonaten die Wasserwacht am Bärensee. Aus Anlaß des Jubiläums ist außerdem für das Wochenende vom 22. und 23. August ein Schwimmbadfest geplant. hein
WEHRHEIM. Der Geschichts- und Heimatverein macht am Sonntag, 9. August, seinen Jahresausflug. Start ist um 8.45 Uhr am Bürgerhaus Wehrheim zur Busfahrt nach Limburg und Schaumburg. Geplante Rückkehr ist 19 Uhr. Anmeldungen werden von Toni Pfaudler unter Tel. 0 60 81 / 52 84 bis 6. August entgegengenommen.Bürgermeister übt sich als Wanderführer
WEHRHEIM. Der Geschichts- und Heimatverein unternimmt am Sonntag, 13. September, seine traditionelle Sommerwanderung. Der Weg führt unter anderem über die Kapersburghütte und durch das Bizzenbachtal. Wanderführer ist Bürgermeister Helmut Michel. Start ist um 9 Uhr am Rathaus. Die Wanderung findet bei jedem Wetter statt.
BOCKENHEIM. Ein lauer Sommerwind weht über den Campus der Johann- Wolfgang-von-Goethe Universität. Die Dunkelheit ist hereingebrochen; nur die Signallichter des Uni-Schornsteins und das Hütchen des Messeturms schimmern durch den schwarzen Himmel herüber.
Auf Bänken, Pflanzenkübeln und auf dem Steinboden sitzen murmelnd einige hundert Menschen. "Hast du den Film schon gesehen?", fragt ein blonder Mann mit Lederjacke seinen Nachbarn. Der nickt kurz aber bestimmt. "Curly Sue - ein Lockenkopf sorgt für Wirbel" steht auf dem Programm. Seit wenigen Wochen wird der Campus an mehreren Tagen in der Woche umgekrempelt. Ab 22 Uhr sind - Open air - auf der riesigen Leinwand Filme zu sehen: Außer der Geschichte über das gelockte Mädchen kommen Streifen wie Steven Spielbergs Klassiker "E. T., der Außerirdische". Schwarzen Humor bietet "Ein Fisch namens Wanda". Auch Psychothriller wie "Das Schweigen der Lämmer" und "Wild at heart" flimmern über die Leinwand. Bis Anfang September läuft das Programm. Eine echte Alternative für alle Cineasten, die sich nicht in südliche Gefilde zum Baden begeben haben und den Urlaub lieber in Frankfurt verbringen: Das halbstündige Werberitual, das hin und wieder schon vor Filmbeginn zu Ermüdungserscheinungen führt, fällt beim Open air-Kino aus. Wenn die Dunkelheit hereinbricht - an diesen Sommerabenden so gegen zehn - geht's ab in die filmischen Aktionen.
Das Gelände ist mit Drahtzäunen abgegrenzt; am Eingang zahlt der Kinofan seinen Obolus - es ist kein allzu teures Vergnügen. Einige bringen ihre Getränke, vorwiegend Bier, selbst mit. Wer's vergessen hat, kann sich an der Theke eindecken wo es auch Süßigkeiten und kleine Leckereien gibt. Eben alles, was der Kinobesucher gewohnt ist, was er mag, um das Geschehen auf der Leinwand so richtig zu genießen.
Die Bilder sind wegen der Größe der Leinwand eindringlicher, auch plastischer. Die Besucher haben das Gefühl, mitten drin zu sein, hautnah mitzuerleben, wie die Protagonisten miteinander spielen. Ein Vorteil gegenüber dem Saalkino: Während des Films sind leise Gespräche hier keineswegs störend; einer kommentiert sogar das arrogante Verhalten einer Darstellerin lautstark: "Die soll doch nach Hause gehen." Gelächter, Stimmengemurmel im Publikum.
Ein schönes Erlebnis auf jeden Fall, das Open air-Kino. Und danach sitzen kleine Gruppen auf dem zweckentfremdeten Campus im Kreis, trinken Bier und fachsimpeln über das eben Erlebte. jot
NIDDA. Ein Orgelkonzert mit Werken von Buxtehude, Bach, Krebs und anderen eröffnet am kommenden Mittwoch, 12. August, die bis zum 22. August dauernde Reihe "Kultur im Schloßhof". Ab 20 Uhr spielen Martin Weyer an der Orgel und der Trompeter Martin Stief am Mittwoch in der evangelischen Kirche. Der Eintritt kostet acht Mark, für Schüler und Studenten sechs Mark.
Die Intercity-Bluesband mit ihrem Blues, Boogie und Swing verpflichtete die städtische Kultur-Arbeitsgruppe für Freitag, 14. August. Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr im Schloßhof. Der Eintritt kostet zehn Mark (ermäßigt sieben Mark).
Ein Kinder-Mitspiel-Zirkus gastiert am Sonntag, 16. August, ab 14.30 Uhr am Schloß. Bei diesem Fest wird die "Spielstraße Firlefanz" aufgebaut. Die ganze Familie kann für fünf Mark mitmachen.
Der Kabarettist Hans Scheibner will am 20. August ab 20 Uhr Hohn und Gelächter verbreiten. 13 Mark kostet der Eintritt. Wenn es regnet, stichelt Scheibner im evangelischen Gemeindesaal.
Das Fuldaer Akkordeon-Orchester spielt am 21. August im Schloßhof auf. "Von Barock bis Classic-Rock" lautet das Motto. Der Eintritt kostet sieben Mark, ermäßigt fünf Mark.
Für alle genannten Veranstaltungen gibt der Magistrat eine übertragbare Gesamtkarte zum Preis von 28 Mark heraus. Sie ist im Rathaus erhältlich.
Rund 150 Sängerinnen und Sänger aus Nidda, Bad Nauheim und Büdingen, außerdem das Sinfonieorchester Pirna wirken beim großen Finale der Kulturreihe am 22. August mit. Die erstmals aktive "Singakademie Wetterau" bietet ab 20 Uhr die Chorfantasie von Beethoven, die Hebriden-Ouverture und "Die Erste Walpurgisnacht" von Mendelssohn-Bartholdy. Die Solisten sind Heidrun Keinze, Hugh Mackey, Maria Philipps und Alexander Bassermann. Erwachsene zahlen 25 Mark Eintritt, Schüler und Studenten 20 Mark. nes
NEU-ISENBURG. Wenn man die Liste der Erfolge des Viererzugfahrers Michael Freund liest, der gerade wieder den Deutschen Meistertitel holte, stellt sich so manchem die Frage, ob Neu-Isenburg demnächst sogar einen Weltmeister haben wird.
Die Familie Freund lieferte der Stadt auf jeden Fall schon mal zwei mehrfache Deutsche Meister: Die Brüder Michael und Fred Freund sind offenbar versiert darin, Meistertitel nach Isenburg zu tragen. Michael Freund hat den Deutschen Titel schon viermal errungen, 1991 und 1992 in Folge.
Zur Weltmeisterschaft der Viererzugfahrer, die vom 19. bis 23. August im westfälischen Riesenbeck über die Bühne geht, wurde der Isenburger Könner im Gespann-Fahren mit neun anderen Viererzugfahrern nominiert. Und in Fachkreisen munkelt man, daß es "sehr wahrscheinlich" ist, daß er auch Weltmeister wird.
Genug der Vorschußlorbeeren. Der 37jährige, der schon einmal bei Prinz Philipp zum Gala-Diner geladen war, wundert sich nicht allzusehr über seinen Erfolg: "Bei mir mußte schon immer alles sehr schnell gehen."
Der Umgang mit Pferden liegt bei den Freunds in der Familie. Seit der Vater in den zwanziger Jahren von Michaels Großvater ein Pferd geschenkt bekam, läßt die Reiterei und das Kutschenfahren die Freunds nicht mehr los.
Vergessen werden darf bei den vielen Erfolgen natürlich nicht, daß die Pferdenarren neben dem Broterwerb in der eigenen Bäckerei und dem familieneigenen Gartenbaubetrieb täglich mindestens ein bis zwei Stunden mit ihren Tieren trainieren müssen. fra
GLASHÜTTEN. An Rhein und Mosel führt in diesem Jahr die Altenfahrt der Gemeinde am Montag, 17. August. Gestartet wird um 9 Uhr in allen drei Ortsteilen. Die Fahrt führt nach Lahnstein zum Mittagessen, anschließend gibt es eine Schiffsfahrt. Wer mitfahren möchte, sollte sich bis zum 10. August im Rathaus anmelden. s
Nur durch einen Zufall erfuhr der 80jährige Herr Ku von der Drogensucht seines Sohnes. Wütend und vor Aufregung zitternd kam der alte Mann Mitte vergangener Woche nach Hause. Wenn es so etwas wie die "Ironie des Schicksals" gibt, dann hat sie dem alten Herrn Ku bitter mitgespielt.
Während der Revolution Mao Zedongs in den dreißiger Jahren, in der Partisanenbasis Yan an, kämpfte Herr Ku als Drogenkommissar der Polizei gegen den damals weitverbreiteten Opiumkonsum. Nach der Machtübernahme Maos im Jahr 1949 half Herr Ku bei der radikalen Ausmerzung der Sucht, der in den Jahrzehnten zuvor Millionen von Chinesen zum Opfer gefallen waren. Doch Anfang der fünfziger Jahre entdeckten Kollegen in seiner Wohnung ein Päckchen Heroin, das sein süchtiger Schwager heimlich und ohne Wissen Kus dort versteckt hatte. Herr Ku verlor seine Arbeit. Erst viele Jahre später wurde er rehabilitiert und kämpfte erneut gegen die Geißel Droge.
Völlig unvorbereitet aber traf ihn, was ein pensionierter Kollege beim Tee erzählte, was alle in der Nachbarschaft längst wußten: Kus 30jähriger Sohn, ein erfolgreicher Privathändler in Xi'an, ist heroinsüchtig. Der Sohn des Altrevolutionärs ist einer von hunderttausenden Drogenabhängigen in der Volksrepublik.
Die neue Suchtwelle ist eine traurige Begleiterscheinung der erfolgreichen Wirtschaftsreformen Deng Xiaopings, die Chinas Gesellschaft seit Anfang der achtziger Jahre langsam, aber in den Auswirkungen genauso radikal verändern wie einst Maos Revolution. Zum internationalen Drogentag Ende Juni ließ die Pekinger Führung mehrere Dutzend Drogenhändler in öffentlichen Schauprozessen verurteilen und anschließend exekutieren. Am gleichen Tag verkündete Yu Lei, Generalsekretär der Nationalen Anti- Drogen-Kommission, daß in ganz China 147 000 Drogensüchtige registriert seien.
Doch wie meist bei solchen öffentlichen Verlautbarungen dürfte die wirkliche Zahl um ein Vielfaches höher liegen. Ein als "streng geheim" klassifiziertes Dokument spricht von "mindestens 150 000, die sich Heroin spritzen, und 300 000, die Heroin inhalieren". Darunter seien "Beamte, Lehrer, Schauspieler, Sportler und Bauern". War der Drogenkonsum Anfang der achtziger Jahre auf entlegene Berg- und Waldregionen im Westen und Südwesten beschränkt, so sind inzwischen in 27 der 30 Provinzen des Landes Fälle von Drogentod, Drogenschmuggel, Dealerei und Anbau von Schlafmohn bekanntgeworden. Und die Anzahl der Delikte steigt mit beängstigendem Tempo.
In einem heruntergekommenen Zimmer im ersten Stock eines Wohnhauses, nur wenige Schritte neben einer Zwangsentzugs-Anstalt der Stadt Ruili in der Provinz Yunnan, kauern vier ausgemergelte Gestalten auf hölzernen Betten. Einer der etwa 20- bis 30jährigen Männer erhitzt mit einem Feuerzeug einen Blechlöffel, in dem er zuvor Heroin mit seinem eigenen Urin verdünnt hat. Dann zieht er die Flüssigkeit auf eine Spritze, rollt den Ärmel seines schmutzigen Hemdes hoch und stößt die Nadel in eine Ader seines Handgelenks. Ein anderer raucht auf der Seite liegend eine Opiumpfeife aus Bambusrohr.
Ruili, eine durch den auflebenden Handel mit Birma schnell wachsende Grenzstadt, ist inzwischen nicht mehr nur Durchgangsstation für geschmuggeltes Heroin, sondern auch eines der größten Zentren für Drogenkonsum in der Volksrepublik. Von den 80 000 Einwohnern des Stadtgebietes sind nach internen Dokumenten 2430 heroinsüchtig. In 208 Dörfern im Verwaltungsgebiet von Ruili gibt es Fixer. In der südwestchinesischen Provinz Yunnan ist die Situation besonders alarmierend, weil diese mit einer mehr als 4000 Kilometer langen grünen Grenze direkt an eines der weltweit größten Zentren der Opiumproduktion grenzt: das "Goldene Dreieck" in den unwegsamen Bergregionen Birmas, Thailands und Laos. Die jüngste Schmuggelroute internationaler Drogensyndikate führt von Nordbirma über die unmöglich zu kontrollierende Grenze ins chinesische Yunnan. Von der Grenze wird der Stoff zunächst in die Provinzhauptstädte Kunming in Yunnan oder Chengdu in Sichuan transportiert und von dort über Kanton und Hongkong in alle Welt.
Das Dorf Hudao in der Nähe von Ruili bietet den Anblick einer Geisterstadt. Eine Tür wird knarrend vom Wind in den Angeln bewegt, die Dächer der Hütten sind löchrig. Im Stroh eines Stalles schläft ein Bauer im Heroinrausch, neben seinem rechten Bein liegen ein Fetzen Stanniolpapier und eine Plastikspritze. In 33 der 34 Familien des Dorfes gibt es mindestens einen Süchtigen, 62 der 178 Bewohner hängen an der Nadel.
Das jüngste Opfer ist ein elfjähriges Mädchen, das mit sieben Jahren begonnen hatte, Opium zu rauchen. Beide Eltern und beide Schwestern sind süchtig. Seit neun Monaten lebt das Kind in einer Entzugsanstalt in Ruili. "Ich will nie mehr nach Hause", sagt sie, "dann gibt mir bestimmt wieder jemand Heroin." Innerhalb eines Jahres starben in Ruili 69 Menschen den Drogentod. Das älteste Opfer war 64, das jüngste 16 Jahre alt. In China ist heute vorwiegend Heroin minderwertiger Qualität auf dem Markt, oft gestreckt mit Rattengift und Kopfschmerzmitteln. In Nordchina spritzen sich Süchtige sogar statt Heroin aufgeschwemmtes Rohopium ins Blut.
Vier dunkelhäutige Männer, deren karierte Sarongs sie als Angehörige der in China und Birma beheimateten Dai-Minderheit ausweisen, hausen in einer Zelle der Entzugsanstalt von Ruili. Einer blickt teilnahmslos durch die weiß gestrichenen Fenstergitter. Ein anderer schläft auf einer Holzpritsche, wirft sich mit unnatürlich verdrehten Armen und Beinen hin und her. Ein Dritter kniet zusammengekrümmt auf seiner roten Decke und erbricht sich über die Bettkante auf den Zellenboden aus Beton. Das Stöhnen, Schreien und Würgen aus den benachbar- ten Zellen verleiht dieser Szene irdischen Elends eine infernalische Unwirklichkeit.
Die Pekinger Regierung ist entsetzt über das Wiederaufleben des Opium- und Heroinkonsums und versucht, mit drastischen Methoden dagegen anzukämpfen. Süchtige werden planmäßig in gefängnisartigen Anstalten interniert und auf kalten Zwangsentzug gesetzt. Nach offiziellen Angaben haben allein im vorigen Jahr 41 227 Abhängige diese sogenannten "zwangsmäßigen Drogen-Entwöhnungs- Programme" durchlaufen. Doch obwohl neben der Regierung inzwischen auch Fabriken, örtliche Polizeistationen, Krankenhäuser und sogar Nachbarschaftskomitees eigene Entzugsanstalten betreiben, bekommt nur eine kleine Minderheit von Süchtigen diese grausame Chance. Oft müssen die Angehörigen die monatlichen Kosten für den Entzug in Höhe von 500 Yuan (rund 150 Mark) selbst aufbringen. Das ist in vielen Gegenden Chinas das Vielfache eines Durchschnittslohns.
Vergangenes Jahr bewilligte Premier Li Peng den staatlichen Drogenbekämpfern vertraulichen Informationen zufolge zehn Millionen Yuan (etwa drei Millionen Mark) aus der ohnehin chronisch leeren Staatskasse. Polizei und Zollbehörden gingen mit 3000 zusätzlichen Drogenkommissaren auf die Jagd nach Dealern, Fixern und illegalen Schlafmohnfeldern. Doch auf der Provinzebene verlaufen viele der Maßnahmen durch die weit verbreitete Korruption im Sande. Kürzlich sprengte die Polizei in der westlichen Provinz Gansu einen Dealerring von mehr als 60 Personen, an dem mehrere hochrangige Regierungskader aus der Polizei- und Steuerbehörde beteiligt waren. Die chinesischen Medien durften nicht über den Vorfall berichten.
Auch der Anbau von Schlafmohn hat sich entgegen amtlichen Beteuerungen in den vergangenen Jahren über ganz China ausgebreitet. In der Inneren Mongolei entdeckten Drogenfahnder vom Hubschrauber aus regelrechte Opiumfarmen mit einer Gesamtfläche von 200 Hektar. Fünf Tonnen Opium konnten dort jährlich geerntet werden. In insgesamt 27 Provinzen, vor allem in Yunnan, Shaanxi, Gansu, der Inneren Mongolei, Sichuan und Henan, sind Mohnfelder gefunden worden. In manchen Dörfern wächst die profitträchtige Pflanze direkt vor den Hütten der Bauern.
Trotz harter Strafen wird es der Regierung schwerfallen, den Anbau überall in dem großen und vielerorts unwegsamen Land völlig zu unterbinden. Denn die Nachfrage wächst. Zu Beginn der achtziger Jahre waren es vor allem die durch Dengs Reformpolitik überraschend reich gewordenen "Getihu" oder privaten Kleinhändler, die sich aus Langeweile und Neugierde auf den ersten Druck einließen. Inzwischen hat sich die Sucht durch alle Bereiche der chinesischen Gesellschaft gefressen.
Genauso schnell wie der Drogenkonsum wächst die Kriminalität. Von 580 Straftaten wurden in der südchinesischen Stadt Dali mehr als 80 Prozent von Drogensüchtigen begangen. Von 1600 gestohlenen Fahrrädern, die der Polizei in Dali innerhalb eines Jahres in die Hände fielen, waren 1300 von Fixern geklaut worden. Mord, Frauenhandel, Kindesentführungen, Raub und andere Schwerverbrechen sind im früher so gut kontrollierten China überall auf dem Vormarsch. Monat für Monat verhaftet die Polizei ganze Armeen von Prostituierten, und von 397 gemeldeten Aidskranken allein in der Provinz Yunnan sind 390 heroinsüchtig. Viele Dealer fixen vorwiegend junge, gutaussehende Mädchen an, um sie später als Zwischenhändlerinnen oder Prostituierte für sich arbeiten zu lassen.
In China weckt das neue Elend unheilvolle Erinnerungen. Seit Ende des 18. Jahrhunderts hatte die britische Ostindiengesellschaft Schiffsladungen voll Opium in das damals bereits geschwächte Kaiserreich verfrachtet, um immer mehr Tee, Seide und Silber aus dem Land pressen zu können. Als der mutige Drogenkommissar Lin Zexu am 3. Juni 1839 im Hafen von Kanton 20 000 Kisten mit dem Teufelszeug in Brand setzte, schickten die Engländer Kanonenboote. So begann der erste der beiden "Opiumkriege". Die Engländer besetzten unter anderem Hongkong, das erst 1997 wieder an China zurückgegeben wird. Millionen von Chinesen wurden aus Profitgier der Opiumsucht geopfert.
Als eine der ersten Maßnahmen nach dem Sieg seiner Revolution ordnete Mao Zedong daher zu Beginn der fünfziger Jahre die Ausmerzung der Drogensucht an, die alle patriotischen Kommunisten als besonders schmachvolles Erbe der Kolonialzeit ansahen. 20 Millionen Süchtige wurden mit rigorosen Maßnahmen entwöhnt, eine Million Hektar Opiumfelder vernichtet. China sollte für immer drogenfrei sein.
All das mag dem 80jährigen Herrn Ku durch den Kopf gegangen sein, als er im Teehaus von der Heroinsucht seines 30jährigen Sohnes erfuhr. Schließlich hatte auch er einen Großteil seines Lebens gegen die Droge gekämpft. Zu Hause angekommen, wollte er niemandem den Grund für seine Aufregung verraten. Eine Stunde später starb Herr Ku an Herzversagen, berichtet ein Verwandter. "Er hat sich totgeärgert."
Vor allem Tansania strebt seit einigen Monaten eine Wiederbelebung der in den siebziger Jahren zusammengebrochenen Ostafrikanischen Gemeinschaft an. Doch die meisten Politiker der Region haben wenig Lust zu einer Neuauflage des früheren Staatenbunds. Sie bevorzugen eine lose Kooperation vor allem in Wirtschaftsfragen. Die mangelnde Bereitschaft afrikanischer Staaten zu regionaler Zusammenarbeit gilt als einer der Gründe für die zunehmend prekäre Lage des Kontinents.
Als Anfang der sechziger Jahre die britisch verwalteten Gebiete Kenia, Uganda, Tanganjika und Sansibar (die beiden letzten schlossen sich 1964 zu Tansania zusammen) ihre Unabhängigkeit erlangten, lag nahe, die eng verflochtenen Infrastrukturen auch weiter zu erhalten und zu nutzen. Die vier (später drei) Staaten besaßen eine gemeinsame Währung, ein zusammenhängendes Schiffs- und Eisenbahnnetz, eine gemeinsame Fluglinie und teilten sich auch Telefonsystem, Energieversorgung und Bildungswesen. Ein Beispiel: Die damals angesehene Makerere- Universität in Kampala (Uganda) stand Studenten aus allen Mitgliedsländern offen; Kenia und Tansania stellten umgekehrt ihre Dienstleistungen auch Ugandern zur Verfügung.
Doch die Dreiergemeinschaft scheiterte letztlich an den unterschiedlichen ideologischen und wirtschaftlichen Interessen. Tansania mit seinem Modell des Ujamaa-Sozialismus - argwöhnisch beäugt von den Kapitalisten im benachbarten Kenia - scherte zuerst aus; der Verfall des Tansania-Shillings behinderte die Abrechnung und gemeinsame Nutzung der vielen überstaatlichen Unternehmungen. Unter Idi Amin ging auch Uganda einen Weg, der den anderen Distanz aufzwang. Und Kenia wollte nicht immer den reichen Bruder spielen, der für die anderen zahlt.
1977 wurden die Grenzen zwischen Kenia und Tansania geschlossen, die Gemeinschaft löste sich auf. Das Sekretariat in Arusha (Nord-Tansania) verlor seine Funktion. Die Nachbarn verbrachten noch Jahre im fruchtlosen Streit um die Aufteilung des Erbes - wobei sich jeder nach Gelegenheit selbst bediente: Uganda requirierte einen großen Teil der gemeinsamen Eisenbahnwaggons und Lokomotiven, Kenia die Flugzeuge der "East African Airways", die gerade auf seinem Territorium standen.
Wenn Tansania jetzt von einer Neubelebung der Zusammenarbeit spricht, dann wolle es die damals heftig umstrittenen Bereiche vorerst ausklammern, sagt Außenminister Ahmed Hassan Diria in einem Gespräch mit der FR. Diria glaubt, daß die Staatschefs der drei Länder noch in diesem Jahr eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnen werden - trotz der Spannungen, die es zwischen Kenia und Tansania, zwischen Kenia und Uganda, aber auch innerhalb der Nachbarstaaten immer wieder gibt.
Eine gemeinsame Währung, gemeinsame Verkehrsbetriebe oder, so wie früher, eine Post- und Fernmelde-Union mit in allen drei Ländern gültigen Briefmarken wird es also auf absehbare Zeit nicht wieder geben, auch wird wohl kaum die einstige Freizügigkeit an den Grenzen zurückkehren. Aber immerhin soll ein kleines gemeinsames Sekretariat entstehen, das Planungs- und Koordinierungsaufgaben übernimmt. Die Zusammenarbeit soll sich auf die Wirtschaft, Entwicklungspolitik und den Bildungssektor konzentrieren. Entwicklungsexperten wünschen dem Projekt Erfolg, da nur regionale Kooperationen die Abhängigkeit von der durch die reichen Staaten des Nordens dominierten Weltwirtschaft mindern könnte. Beispiele für solch nutzbringende Nachbarschaftsbande gibt es allerdings bislang viel zu wenige.
Gerade in Afrika fehlen grenzüberschreitende Märkte. Die wichtigsten Handelspartner sind - wie zu kolonialen Zeiten - die großen Industrieländer in Europa, Asien und Nordamerika. Tansania beispielsweise wickelt die Hälfte seines Außenhandels mit der EG ab, der Handel mit anderen afrikanischen Staaten macht gerade mal fünf Prozent aus. Bestehende regionale Vereinbarungen, wie etwa die "Preferential Trade Area" (PTA), die Zollbegünstigungen und ein Verrechnungssystem für fast 20 Staaten des südlichen und östlichen Afrika vorsieht, werden von den Mitgliedern kaum gepflegt und regelmäßig mißachtet.
Für Kenianer, Tansanier und Ugander ist es schwierig geworden, in Nachbarländer zu reisen: Den nötigen Reisepaß bekommen die Bürger nur (gegen viel Geld) in den Großstädten, der Währungsumtausch ist oft nur illegal möglich. Seit Jahren gibt es keine durchgehenden Bahnlinien für Passagiere mehr, selbst Busverbindungen sind rar. Auch im Tourismus verdrängt aggressives Konkurrenzdenken Überlegungen zu einem gemeinsamen Nutzen. Tansania hat kürzlich wieder Grenzübergänge zu Kenia - am Kilimandscharo und zum Serengeti-Nationalpark - geschlossen, um Kurzbesuche von Kenia-Urlaubern einzuschränken. Die Touristen sollen für länger oder eben gar nicht kommen, schmollt man in Daressalam.
Von tansanischen Politikern hört man dazu recht abstruse Argumente: etwa, daß kürzlich in der Serengeti eine Reisegruppe aus England angetroffen wurde, die davon überzeugt war, sie befände sich in Kenia und nicht in Tansania; und Kenia würde auf seinen Werbeplakaten den Kilimandscharo intensiv vermarkten, obwohl Afrikas höchster Gipfel vollständig auf tansanischem Territorium liege.
Doch statt sich einem Tourismus- Kleinkrieg zu widmen, wäre Tansania wohl besser beraten, seine eigene Infrastruktur aufzupolieren, das Preis-Leistungs-Verhältnis in Ordnung zu bringen und die bürokratischen Hürdenläufe abzubauen, die vor allem Individualreisende und kleine Gruppen immer noch mitmachen müssen.
Ein Beispiel von vielen: Hotels, Parkgebühren und viele Dienstleistungen sind in US-Dollar zu bezahlen; andere Währungen werden selten angenommen, und bei der Abrechung wird die Seriennummer jeder einzelnen Dollarnote notiert. Oder: In Daressalams "bestem" Hotel "Kilimanjaro" zahlt man 80 Dollar pro Nacht, es kann aber passieren, daß es weder Strom noch Wasser gibt, daß Klimaanlage und Dusche defekt sind. In Kenia wohnt man für diesen Preis in einer bestens geführten Luxuslodge - sogar mit üppiger Vollpension.
Immer wieder wird man in Tansania auf solche Vergleiche mit dem Nachbarn angesprochen: Lange Zeit hat es geschmerzt, das das Ujamaa-Land vor allem wirtschaftlich zurück blieb. Der Tansania-Shilling, ursprünglich wertgleich mit dem Shilling in Kenia, sank auf ein Zehntel, und in den Regalen tansanischer Geschäfte herrschte oft gähnende Leere, während das devisenreiche Kenia boomte.
Doch das Bild beginnt sich zu wandeln: Seit Nyerere-Nachfolger Ali Hassan Mwinyi einen politischen Reformkurs steuert und die Wirtschaft einem Gesundungsprogramm der Weltbank unterwirft, hat Tansania zumindest in puncto Währungsstabilität, Attraktivität für Hilfsprojekte und Investitionen deutlich aufgeholt. Die frühere Sozialpolitik und vor allem die Anstrengungen im Bildungswesen lassen soziale Unterschiede in Tansania heute geringer erscheinen als in Kenia, wo der Vorsprung zwar immer noch unbestreitbar ist, die ökonomischen Indikatoren aber eher nach unten zeigen.
Doch auch politisch holt Tansania auf: Seit 1. Juli werden neben der bisher allein regierenden CCM ("Partei der Revolution") auch andere Parteien zugelassen, und anders als in Kenia vollzieht sich hier der Übergang zum Mehrparteiensystem ohne allzu große Spannungen - vielleicht ein Produkt des relativ hohen Grades sozialer Mobilisierung und des Bemühens um ein tansanisches Nationalbewußtsein im Gegensatz zu den ethnischen Loyalitäten, die kenianische Politik seit der Unabhängigkeit überlagern.
Uganda, der dritte im Bunde bei der Neubelebung ostafrikanischer Zusammenarbeit, spielt in der Rivalität hingegen kaum eine Rolle, nachdem Idi-Amin- Terror und jahrelanger Bürgerkrieg Gesellschaft und Ökonomie des Landes nachhaltig zerstört haben. Dabei galt Uganda noch in den sechziger Jahren als reichster und am höchsten entwickelter Teil in der "Ostafrikanischen Gemeinschaft".Es waren nicht nur Flics, die Juden abholten
Es waren nicht nur Flics, die Juden in Frankreich abholten. Auch die 11.LN.- TF-Vesuchskom., stationiert in Ozoir-la- Ferrière, etwa 30 km östlich von Paris gelegen, beteiligte sich wie viele andere Einheiten (wenn ich mich recht erinnere, Mitte 1943) in einer konzertierten Aktion an ihrer Abholung (FR vom 16. 7. 1992: "Als der freundliche Pariser Flic die Juden abholen kam").
Die Tatsache, daß die deutsche Wehrmacht bei der Judenverfolgung mitmachte, ist nicht unbekannt, aber die näheren Umstände, so meine ich, dürften wohl wissenswert sein.
Es war an einem Samstag. Ich stand als Wachposten am Schlagbaum vor unserer Unterkunft, als ein brauner Zweitakter DKW vorfuhr und ein deutscher Zivilist (mit Baskenmütze) den Kompaniechef zu sprechen verlangte. Nach telefonischer Rückfrage wurde er zu ihm geführt.
Nicht lange danach rückten zwei Lkw mit allen verfügbaren Soldaten aus. Nach zwei oder drei Stunden kehrten sie zurück. Sie brachten etwa 40 Franzosen, meist ältere Männer und Frauen und auch Kinder. Alle in sommerlicher Kleidung, ohne Gepäck. Man sperrte sie in eine Lkw-Garage, wo sie die Nacht ohne jede Versorgung verbringen mußten.
Am nächsten Tag wurden sie, wieder mit dem Lkw, nach Melun transportiert. Dort, auf einem großen Platz, kamen gleichzeitig viele Gruppen mit der "gleichen Ladung" an. Unsere Stubenkameraden erzählten uns hernach (da wir als Wachmannschaft nicht an der Aktion beteiligt waren), was sie gesehen oder gehört hatten. Der Zivilist sei ein Mann des Sicherheitsdienstes gewesen. Unser Kompaniechef, ein älterer österreichischer Hauptmann, habe es abgelehnt (!), die Aktion durchzuführen. An seiner Stelle tat es dann der stellvertretende Kompaniechef, Oberleutnant G.
Die gefangenen Franzosen, überwiegend Juden, einige Kommunisten und Immigranten, seien ohne Aufschub und teilweise unter Gewaltanwendung aus ihren Wohnungen geholt worden. Einige von ihnen hätten vergebens versucht, Schmuck in ihrem Mund versteckt mitzunehmen. Sie müssen also geahnt oder gar gewußt haben, daß sie nicht mehr zurückkehren werden.
Mein Freund Konrad K., der in der Aktion eingesetzt war, sagte mir, der Sammeltransport ginge nach Auschwitz in Polen. Das hätte er in Melun erfahren. Mir, wie einigen anderen in der Kompanie, war es klar, daß das den sicheren Tod der verschleppten Männer, Frauen und Kinder bedeuten würde.
Albert Heinrich, Detmold
Als Aussiedlerin, die noch bis vor neun Monaten in einem GUS-Staat gelebt hat, konnte ich in dem Artikel von Ferdos Forudastan nichts über die eigentlichen Probleme meiner rußlanddeutschen Landsleute wiederfinden (FR vom 16. 7. 1992 "Gut soll es ihnen gehen, auf daß sie niemals fort streben").
Nicht genug, daß wir in Bonn einen "Aussiedlerverhinderungsbeauftragten" im Range eines Staatssekretärs haben, der seiner Klientel schon nicht mehr zu sagen wagt, was seine eigentliche Politik ist (so geschehen auf dem Landsmannschaftstreffen der Rußlanddeutschen am 21. 6. 92 in Stuttgart). Unter seiner Regie werden mehrfach im Jahr Reisen zu den "Musterschülern" unter den GUS-Deutschen im Altai und im Omsk-Gebiet durchgeführt, die dann nach dem in Rußland sehr beliebten Prinzip der "Potemkinschen Dörfer" dank blauäugiger Journalisten der Öffentlichkeit ein idyllisches Bild über das Leben der Rußlanddeutschen vermitteln sollen.
Die 40 000 Deutschen in Tadschikistan und die 10 000 Deutschen in Moldawien, die Hilfe und Berichterstattung aus Deutschland am dringendsten bräuchten, weil sie zwischen die Fronten von blutigen, nationalistischen Bürgerkriegen geraten sind, haben Staatssekretär Horst Waffenschmidt und deutsche Journalisten meines Wissens noch nicht besucht.
Lieber bezeichnet man Heinrich Groth, den Vorsitzenden der "Wiedergeburt", der Selbsthilfeorganisation der Rußlanddeutschen, als "aggressiven Nationalisten" (Zitat), weil er für die Volksgruppe, die ihn gewählt hat, ein Minimum der Rechte fordert, wie sie kleinere Völker aus der ehemaligen Sowjetunion wie den Kirgisen oder Turkmenen, die jetzt selbständige Staaten ausgerufen haben, schon immer hatten.
Wieder wird von "Deutschtümelei" gesprochen, und man meint damit Menschen, die heute noch tagtäglich auch in den Nachfolgestaaten der UdSSR als Faschisten und Hitleristen diffamiert werden, obwohl diese selbst der Hitlerschen Aggression den Verlust ihrer Heimat und ihrer Kultur zu verdanken haben. "Leidvolle Erfahrungen mit den Nazis" (Zitat) haben also nicht nur die heutigen mehrheitlich russischen Bewohner der Wolgaregion gemacht, wie der Artikelschreiber behauptet.
Jedenfalls wurde das Territorium der ehemaligen deutschen Wolgarepublik nie von deutschen Truppen besetzt. Es hat also nicht so viel unter der deutschen Besatzung leiden müssen wie etwa die Bewohner der Südukraine, die ihre damals verschleppten Deutschen heute mit offenen Armen wieder empfangen.
Am meisten geärgert habe ich mich über den naiven Kulturpessimismus, mit dem der Autor des Artikels den Rußlanddeutschen Probleme bei der Integration unterstellen will.
Die Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion haben 75 Jahre Gottlosigkeit, Terror und Diskriminierung unter dem Kommunismus überstanden, sie werden auch noch die von Ferdos Forudastan an die Wand gemalte Verweltlichung und den Verfall der Sitten hier in Deutschland überstehen, von der sich ja auch über zwei Millionen sittenstrenge Muslime nicht abschrecken ließen, die gerade in Deutschland Wohnsitz und Zuflucht gesucht haben.
Es ist zu begrüßen, daß endlich über uns Rußlanddeutsche berichtet wird, aber bitte nicht in dieser besserwessistischen, naiven Weise, die wir leider schon von Dr. Horst Waffenschmidt zur Genüge gewohnt sind.
Olga Marzen, Neunkirchen
Zwei wichtige Bundeswehreinsätze außerhalb des NATO-Gebietes waren innenpolitisch nicht kontrovers: die Entsendung der Minenräumboote in den Golf und der Kambodscha-Einsatz.
Im Vergleich dazu ist die jetzige Aktion ungefährlicher und auf niedrigem Level (FR vom 20. 7. 1992 "Druck auf SPD wegen Adria-Einsatzes").
Gleichwohl hat die SPD-Bundestagsfraktion beschlossen, Verfassungsklage zu erheben. Die SPD fürchtet - zu Recht - eine schleichende Aushöhlung der Verfassung durch eine Politik der vollendeten Tatsachen seitens der Bundesregierung.
Die Bundesregierung weigerte sich bisher, einen Antrag auf Verfassungsänderung vorzulegen.
Auftrag, Struktur, Wehrform und Ausbildung der Bundeswehr bestehen noch wie zur Zeit der klassischen Konfrontation im Kalten Krieg.
Die Bundesregierung hat bewußt oder aus Schludrigkeit ihre Schulaufgaben nicht gemacht. Die Bundeswehr hat einen Anspruch darauf, daß Auftrag und Rechtsgrundlagen eindeutig definiert werden.
Trotz öffentlicher Anpassungsmentalität, vor allem in großen Teilen der Presse, hat ein so sachkundiger Soldat wie General a. D. Schmückle völlig recht, wenn er die Aktion der Seebeobachtung als baren Unsinn bezeichnet.
Der militärische Nutzen der "Aktion in der Adria" ist gleich Null. Der Nachschub an wichtigen Gütern für Serbien erfolgt nicht auf dem Seeweg, sondern auf dem Landweg über Ungarn, Rumänien und Griechenland.
Es ist schon makaber, daß ein großer Teil der für die Kriegsführung wichtigen Güter ausgerechnet vom NATO-Staat Griechenland kommt, der mit den anderen Bündnisnationen an der nutzlosen Seebeobachtung teilnimmt.
Eine Beobachtung über Satelliten oder Luftaufklärung - und hier besonders Awacs - wäre viel effizienter und noch ungefährlicher. Doch diese Aktion ist bezeichnend für den politischen Zustand der NATO:
Es wird ein blinder Aktionismus gestartet ohne Effekt. Dieses alberne Getue trocknet weder den Krieg in Jugoslawien aus, noch hilft es den dortigen Menschen.
Eine Verfassungsklage ist richtig und notwendig, um die längst fällige Klärung herbeizuführen. Regierung, Koalitionsfraktionen und Opposition müssen aus ihrem Versteckspiel hinter echten oder vermeintlichen Verfassungsvorbehalten heraus.
Regierung und Parlament müssen zu ihrem originären Auftrag zurück: sie müssen über den Einsatz deutscher Soldaten im internationalen Rahmen politisch verantwortungsbewußt entscheiden.
Erwin Horn (SPD-Bundestagsabgeordneter), Bonn
"Kein Zuckerschlecken" für alleinerziehende Mütter, so schrieb Frau P. Händler in der FR/FRA vom 15. 7. 1992. Nachdem zuvor "Mütterschonpolitik" auf Kosten von Steuerzahlern (FR/FRA vom 2. 7. 1992) und "Immer mehr Väter lassen ihre unehelichen Kinder im Stich" (FR vom 30. 5. 1992) angeprangert wurde.
Da sind immer wieder Schuldzuweisungen an Väter, Männer. Warum eigentlich? Es zwingt einen doch niemand Mutter zu werden. Und es scheint nie ganz klar zu werden, welche Anspruchstellungen erfolgen zum Wohle nur der Kinder und welche Forderungen sind Wünsche der Mütter nur für sich. Und letztere müssen doch nur an die richtigen Adressaten gerichtet werden.
Und da gibt das Grundgesetz, die Verfassung eindeutig einen Adressaten für die Wünsche der Mutter zum eigenen Wohl an. Das Grundrecht in Artikel 6, Absatz IV, des Grundgesetzes besagt: "Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft."
Mütter müssen sich also an die Politikerinnen und Politiker wenden. Und ggfls. auch an das Sozialamt, denn das ist eben Teil der Gemeinschaft. Insofern kann und soll jede Mütterpolitik, verfassungsrechtlich vorgeschrieben, durchaus auf Kosten des Steuerzahlers erfolgen. Die Suche nach Auseinandersetzungen im Einzelfall und mit einem einzelnen Vater oder Mann ist da doch der falsche Weg. Ganz besonders dann, wenn da bei Müttern auch noch eine Unzufriedenheit mit der eigenen Geschlechts- und Mütterrolle eine Rolle spielt. Gerade jetzt wird für die Weltpolitik klar: "Krieg ist kein Mittel gegen den Krieg". Ähnlich kann bei schicksalhaft miteinander verbundenen Eltern von Kindern doch Streit als "Privatkrieg" nicht die erforderlichen Auseinandersetzungen mit der für die Erfüllung von Verfassungsgeboten zuständigen Regierung und Politik ersetzen.
Die Forderung nach Bestrafung von Vätern steht doch im Gegensatz zu einer Politik, die Kinder möchte, weil sie auf staatsbürgerlichen Nachwuchs angewiesen ist.
Wo sind die Bemühungen der Verbände alleinerziehender Mütter, sich die oft sicher ungewollt Väter Gewordenen als gleichberechtigte Partner in der elterlichen Verantwortung zu Verbündeten zu machen, statt zu Verfolgten und Zielscheiben für persönlichen Frust?
Brigitte Eickmann, Schwerte
Der Deutsche Journalisten-Verband (djv) und die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) haben sich auf einen Manteltarifvertrag für den privaten Lokal- und Regionalfunk geeinigt. Der Vertrag sehe erstmals eine geregelte Arbeitszeit (Stufenplan von der 40- auf die 38-Stunden-Woche an fünf Arbeitstagen) vor und sichere den Redaktionen Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Zuschläge für Sonn- und Feiertagsarbeit, einen Mehrarbeitsausgleich und 30 Urlaubstage zu, teilte der djv in Bonn mit.
Auch über den Anspruch von Sportberichterstattern und Mitarbeitern von Sonntagssendungen auf freie Wochenenden zusätzlich zum Urlaub konnte Einigkeit erzielt werden, hieß es. Beide Parteien vereinbarten, den Manteltarifvertrag erst zu unterschreiben, wenn der Gehaltstarifvertrag steht. Der Verband vertritt Mitarbeiter von knapp hundert privaten Rundfunksendern, die vorwiegend in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern angesiedelt sind. dpa
NIEDERRAD. "Unser Ziel ist es, Frankfurt mit anderen Augen zu sehen. Das Elend ist oft so nah, wir erkennen es nur nicht." Gisela Egler von der evangelischen Zachäusgemeinde erklärt in diesem Satz, was sie unter dem Motto "Leben in der Großstadt - Situation der Wohnsitzlosen und Flüchtlinge" versteht. Es ist das Thema des Workcamps des Christlichen Friedensdienstes Frankfurt (CFD), zu dem zwölf junge Leute aus sieben Ländern nach Niederrad gekommen sind.
Die Gäste im Alter zwischen 18 und 33 Jahren kommen aus Frankreich, Algerien, Spanien, Holland, der Tschecheslowakei, der GUS und den USA. Gemeinsam mit einem Teamer organisierten sie einen Flohmarkt, betreuten die Kinder von Flüchtlingen und gaben Suppe an Obdachlose aus. Warum interessierte sie gerade dieses Thema? Die 19jährige Perween erklärte: "Wir lernen diese Stadt, aber auch ihre Probleme kennen. Die Erfahrungen können wir in unserem eigenen Land umsetzen." Sie will nach ihrer Rückkehr in einem Obdachlosenheim helfen.
Die engagierten Helfer waren erstaunt über die offenen Reaktionen der Obdachlosen und Flüchtlinge. Die Menschen waren bereit, mit ihnen über Probleme und Erfahrungen des Alltags zu sprechen. Einige trafen in den Flüchtlingslagern auf Landsleute, mit denen sie lange Gespräche über die Situation der Asylsuchenden führten.
Die Not ist greifbar und geht uns alle an", sagt Erwin Renz, Mitarbeiter der Zachäusgemeinde und Betreuer der Gruppe, "viele schauen weg und ignorieren die Probleme." Mit Eigeninitiative wollen die Teilnehmer des Workcamps auf ihr Projekt aufmerksam machen. Ziel ist es, die Öffentlichkeit zu informieren und Menschen zum Nachdenken anzuregen. Ein "offener Abend" diente dem Austausch der Erfahrungen von Gästen und Gemeinde. Begegnung und Versöhnung stehen im Mittelpunkt der CFD-Workcamps in aller Welt. Sie entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg, um "aus Feinden Freunde zu machen". Inzwischen geht es um den Austausch der sozialen und politischen Probleme und die gegenseitige Unterstützung. Der Arbeitskreis Flüchtlinge und die Teestube für Obdachlose, beides Projekte der Zachäusgemeinde, beschäftigen sich seit längerem mit der Situation der Flüchtlinge und Obdachlosen in Frankfurt. In spätestens zwei Jahren wollen die Organisatoren der Zachäusgemeinde wieder ein Workcamp anbieten. Die 18jährige Valérie würde noch einmal kommen: "Es hat Spaß gemacht und ich habe einiges gelernt. Ich habe erkannt, wie viele Menschen von der Gemeinschaft ausgeschlossen werden und isoliert leben."
Wer mehr über die Arbeit des Christlichen Friedensdienstes im In- und Ausland wissen will, kann sich an den CFD- Frankfurt, Rendelerstraße 9-11, Telefon 45 90 72, wenden. Für September ist ein weiteres Workcamp anläßlich des Umwelttages geplant. sil
DIETZENBACH. Die Grünen setzen sich dafür ein, daß die Stadt sich am Modellprojekt des Landes Hessen "ökologisch-sozialer Verkehr" beteiligt. Einen entsprechenden Antrag haben sie für die Stadtverordnetenversammlung auf den Weg gebracht. Das Land stellt für dieses neue Projekt knapp eine Million Mark zur Verfügung und will damit Kommunen bei der Verwirklichung eines integrierten Gesamtverkehrskonzeptes finanziell unter die Arme greifen.
Nach Ansicht der Grünen hat Dietzenbach beim Thema Straßenverkehr schon gute Vorleistungen erbracht, wie die Schnellbuslinie nach Frankfurt, die Stadtbuslinie, verkehrsberuhigte Zonen, das Radwegekonzept.
Dem Land Hessen geht es bei dem Modellprojekt vor allem darum, daß in den Städten die Belastungen für Menschen und Umwelt vermindert werden. Die Mobilität der Bürger sollte bei kurzen Wegen in der City durch umweltfreundliche Verkehrsmittel gewährleistet sein, die Qualität in den Wohngebieten attraktiver und die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer verbessert werden.
Mit dem Geldsegen möchte das Land einer Kommune helfen, die ein ordentliches Konzept auf die Beine stellt, das beispielhaft für andere sein kann, erklärte der zuständige Dezernent Burkhard Vieth vom Landesamt für Straßenbau auf Anfrage. Offiziell angemeldet für das Modellprojekt habe sich bisher aus dem Kreis Groß- Gerau die Stadt Mörfelden-Walldorf. Im Kreis Offenbach wollen sich auch die Dreieicher beteiligen, die beim Thema Verkehrskonzept schon relativ weit seien, hat sich der Dezernent sagen lassen. aim
NIED. "Wie Vieh werden diese Menschen von einer zu anderen Stelle getrieben." Wilhelm Lindenberg, Mitglied des Pfarrgemeinderates von St. Markus, schüttelt den Kopf. Seit einigen Tagen beherbergt die katholische Kirchengemeinde zwei bosnische Familien. Weil die acht Kriegsflüchtlinge in Höchst auf der Straße standen und sich die Polizei keinen anderen Rat mehr wußte, als die Pfarrei um Hilfe zu fragen.
Weder die Stadt, die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach (HGU) noch das Regierungspräsidium Darmstadt wollten die Familien unterbringen. "Jeder schiebt die Verantwortung für diese Menschen weiter", klagt Pfarrer Christoph Wurbs. Die Stadt, erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann, könne keine Unterkünfte mehr beschaffen. "Wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand."
Jahija Duravovic stehen die Tränen in den Augen. "Die Hilfe hier ist so gut", sagt der Bosnier in gebrochenem Deutsch. "Die Kirche gibt uns alles: Matratzen, Essen und Geld. Ich bin so dankbar und will etwas zurückgeben. Vielleicht gibt es hier Arbeit für mich." Seit Dienstag abend logiert er mit seiner Frau und den zwölf und zehn Jahre alten Kindern im Gemeindesaal von St. Markus. Auch sein Schwager samt dreiköpfiger Familie fand "Kirchen-Asyl". Das jüngste Kind ist gerade ein Jahr alt.
"Am vergangenen Dienstag kurz nach 22 Uhr", erinnert sich Pfarrer Wurbs, "klingelte bei mir das Telefon." Ein Beamter des 17. Reviers fragte, ob die beiden Familien vorübergehend in St. Markus unterkommen könnten. In ihrer Verzweiflung hatten sich die Flüchtlinge aus Bosnien an die Polizei gewandt. Für Seelsorger Wurbs, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Eva-Maria Nagel und Wilhelm Lindenberg keine Frage. Noch in der Nacht richteten sie gemeinsam mit dem Hausmeisterehepaar Christof und Christine Hodana den Gemeindesaal für die Gäste her.
Bereits seit 8. April halten sich die beiden Familien aus der zerstörten bosnischen Stadt Bijelina in Deutschland auf. Zunächst fanden sie bei Jahija Duravovics Schwester in Sossenheim Unterschlupf. Doch 18 Menschen in drei Zimmern - das ging nur zwei Monate gut. Als sie die Wohnung verlassen mußten, standen sie buchstäblich auf der Straße. "Die Stadt", erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann gestern auf Anfrage, "kann keine Unterkünfte mehr anbieten." Frankfurt gewähre den in Deutschland geduldeten Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien allerdings Sozialhilfe, zahle sogar die Miete. Voraussetzung: Sie finden bei Freunden, Verwandten oder Privatleuten eine Wohnung.
Sind die Leute obdachlos, "raten wir ihnen, nach Schwalbach zu fahren und in der HGU einen Asylantrag zu stellen". Damit, so Staymann, sei dann ja auch eine Unterbringung verbunden. Klaus Schüssler, HGU-Sachbearbeiter, bestätigt denn auch, daß die beiden bosnischen Familien nach Schwalbach kamen. "Asyl allerdings haben die nicht beantragt. Die wollen ja irgendwann zurück." Es hätte ihnen auch die Unterkunft nicht geöffnet. Schüssler: "Wer eine Duldung hat, kann zwar auch Asyl suchen, er genießt aber völlige Freizügigkeit und wird deshalb in der HGU nicht aufgenommen." Zuständig sei die Stadt Frankfurt, "wo die beiden Familien polizeilich gemeldet sind".
"Sobald diese Menschen obdachlos sind, fallen sie in ein Loch, aus dem sie keiner rausholen will", erklärte Karl Westerwick von der Beratungsstelle für Flüchtlinge des Evangelischen Regionalverbandes. Eine Erfahrung, die Pfarrsekretärin Helma Dechent von St. Markus kürzlich machte mußte. Stundenlang hing sie am Telefon, versuchte herauszufinden, "wer eigentlich für die Unterbringung dieser Menschen zuständig ist".
Die Gefährdetenhilfe des Sozialamtes, bei der Helma Dechent am Ende landete, machte das Angebot, den Bosniern eine Fahrkarte nach Jugoslawien zu spendieren. Westerwick empört: "Dazu muß man eigentlich nichts mehr sagen."
Auch das Regierungspräsidium wies die Verantwortung von sich und ließ vernehmen, die Stadt Frankfurt sei verantwortlich. Selbst in der Hanauer Kaserne, in die Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien einziehen sollen, könnten die Familien keine Bleibe finden. Dort werden nur Neuankömmlinge einquartiert.
"Wir können jetzt nur noch versuchen, die Flüchtlinge privat unterzubringen", sagte Sozialamtschef Staymann der FR. Die Situation hätten Bund und Land zu verantworten. Die erklärten sich zu Recht bereit, Menschen aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen. "Die Probleme können aber nicht auf die Kommunen abgewälzt werden." Auf fachlicher Ebene habe es nie Absprachen gegeben, wie Flüchtlinge untergebracht werden könnten.
Die Gäste von St. Markus machten sich selbst auf den Weg, gingen in Höchst von Haus zu Haus und suchten eine Wohnung. "Ich weiß, daß es für die Pfarrgemeinde nicht leicht ist, uns hier zu behalten", sagte Jahija Duravovic. Zunächst können die Familien in der Pfarrei bleiben. "Aber hier muß schnell etwas passieren", so Wilhelm Lindenberg, damit diese Menschen nicht weiter "der Willkür unseres Systems ausgesetzt bleiben". tos
ZEILSHEIM. Überall fehlen Kindergartenplätze, in Zeilsheim müssen nächstes Jahr vielleicht sogar noch einige wegfallen. Das droht zumindest dem Kindergarten Taunusblick der evangelischen Gemeinde an der Lenzenbergstraße, weil er keinen geeigneten Ruheraum nachweisen kann. Auf dem Spiel stehen 20 Plätze, berichtete der Gemeindevorstand gestern in einem Schreiben.
In dem Brief heißt es, das hessische Landesjugendamt akzeptiere den von der Gemeinde vorgeschlagenen Mehrzweckraum nicht, weil er im Keller liegt. Das Gesetz schreibt Kindergärten mit Ganztagesangebot einen Ruheraum mit ausreichenden Schlafmöglichkeiten vor. Auch ein Personalraum muß zur Ausstattung gehören. Bislang hat der "Taunusblick" nur Gruppenzimmer. Die Einrichtung wollte mit dem Mehrzweckraum im Keller des Gemeindehauses den Vorschriften genügen.
Eine Alternative kann die Gemeinde offenbar nicht anbieten. Findet sich keine andere Lösung, liegt nach Ansicht des Vorstandsmitglieds Wilhelm Dietz die unerfreuliche Konsequenz auf der Hand: Statt 60 Kinder - wie bisher - können künftig nur noch 40 Mädchen und Jungen im Taunusblick aufgenommen werden. Eine der drei Gruppen müsse dann geschlossen werden. Dietz schreibt, Leidtragende würden in erster Linie die ausländischen Kinder sein, die einen hohen Anteil stellten. Sie vor allem benötigten Förderung, um später in der Schule dann mitzukommen.
Der Kindergarten wird seit Jahren mit einer vom Landesjugendamt immer wieder erneuerten Sondergenehmigung betrieben. Was die Wiesbadener Behörde an dem Kellerraum auszusetzen hat, war dort gestern nicht mehr zu erfahren. dis
Selten war eine Landesligarunde mit mehr Vorschußlorbeeren als diejenige der Süd-Staffel 92/93 bedacht. Was macht das gesteigerte Interesse an den Darbietungen in der zweithöchsten Amateurklasse aus? Zum einen sind es die spektakulären Verpflichtungen beim SV Bernbach - bei einer FR-Umfrage von 14 Vereinen (Mehrfachnennungen waren möglich) als erster Titelfavorit bestätigt -, zum anderen die solide Aufbauarbeit beim KSV Klein-Karben, die kaum minder brisanten Zugänge beim SV Mörlenbach und FC Italia Frankfurt sowie der Zuzug des FC Bayern Alzenau. Hinter den Freigerichtern werden der SV Mörlenbach (elfmal), KSV Klein-Karben (zehn Stimmen) und der FC Italia Frankfurt (acht) am höchsten vorgewettet. Zudem wird Ex-Oberligist Viktoria Griesheim (fünf) sowie Aufsteiger (!) FV Progres Frankfurt (zwei) im Meisterschaftsrennen einiges zugetraut. Für die Spvgg. 1910 Langenselbold, Bayern Alzenau sowie für die kompletten Offenbacher Kreisvereine votierte niemand. Dabei dürften besonders die Ex-Oberligisten Spvgg. Dietesheim und Spvgg. 03 Neu- Isenburg zu beachten sein.
Der SV Bernbach erwartet die höchste Zuschauerfrequenz (800 pro Heimspiel), auch der FC Bayern Alzenau (650 bis 700) greift auf diesem Sektor gleich nach den Sternen. Klein-Karben und Langenselbold (je 300) bleiben bescheiden, zumal der "runderneuerten" Formation vom Hinser Brühl eine harte Saison prophezeit wird. Die Gretchenfrage vor dem Startschuß am 8. August: Verteidigt die Spvgg. 1910 Langenselbold als einziger Hanauer Kreisverein ihr Landesliga-Terrain? Auch dem Fußballkreis Gelnhausen droht dort das Aus, denn der SV Bernbach will mit Meilenstiefeln erstmals in die Oberliga Hessen aufsteigen. Der FV Bad Vilbel (mit Albert Repp) hat es vorgemacht, jetzt sind die Haas-Schützlinge (mit Albert Repp und vor allem Ex-Nationalspieler Ronny Borchers) offenbar an der Reihe.
KSV KLEIN-KARBEN, Abgänge: Hofmann (SG Rodheim), Schumacher (SGK Bad Homburg), Mainert, Scholl (beide FC Italia Frankfurt), Feiler (FSG Burg-Gräfenrode), Holhorst (TSG Niederdorfelden). - Zugänge: Kacmaz, Reuter (beide FSV 07 Bischofsheim), Heiden (SV Steinfurth), Freywald (Victoria Heldenbergen), Riehm (FSV Steinbach), Wittkamp (1. FC 04 Oberursel). - Trainer: Karl-Heinz Volz (wie bisher). - Saisonziel: 1. bis 2. Platz. - Zuschauerkalkulation: 300 pro Heimspiel. - Meisterschaftsfavoriten: Bernbach, Klein-Karben, Mörlenbach.
SV BERNBACH, Abgänge: Dörner (unbekanntes Ziel), Orta (Germania Niederrodenbach), Bode, Weißer (beide FSV 07 Bischofsheim), Trageser (Rotweiß Walldorf), Klyszcz (Germania Klein-Krotzenburg), Huth (Sportfreunde Seligenstadt), Bäckmann (SC Göttingen 05). - Zugänge: Borchers (Eintracht Frankfurt Amateure), Repp (FV Bad Vilbel), Bangert (SG Bad Soden/Ahl), Parizon, Krüger, Schäfer (alle Spvgg. 1910 Langenselbold), Mesina (FC Rommelhausen). - Trainer: Alfred Haas (wie bisher). - Saisonziel: Meisterschaft. - Zuschauerkalkulation: 800. - Meisterschaftsfavoriten: Bernbach, Mörlenbach, Klein-Karben, FC Italia Frankfurt, Griesheim.
FC BAYERN ALZENAU, Abgänge: keine. - Zugänge: Klösel (Spvgg. 05 Bad Homburg), Müller (Frankonia Mechenhard), Frank (TSG Kälberau), Rosenberger (Vikt. Aschaffenburg/Jugend), Seref (SG Schimborn). - (Spieler-)Trainer: Hans-Peter "Bubu" Knecht (wie bisher). - Saisonziel: guter Mittelfeldplatz. - Zuschauerkalkulation: 650 bis 700. - Meisterschaftsfavoriten: Bernbach, Klein- Karben, FC Italia.
SPIELVEREINIGUNG 1910 LANGENSELBOLD, Abgänge: Bernd Barthel (VfR Meerholz), Parizon, Krüger, Schäfer (alle SV Bernbach), Drefs (SG Bruchköbel), Strutt, Frey (beide Germania Niederrodenbach), Thomas VfR Hainchen), Schmidt (FC Lorbach), Volker Bezemer, Jörg Bezemer, Dubovina, Mers (jeweils unbekanntes Ziel), Botzem (Viktoria Neuenhaßlau). - Zugänge: Becker (Rotweiß Walldorf), Choteschovsky (FV Bad Vilbel), Coleman (Spvgg. Weiskirchen), Jalowy (Spvgg. Dietesheim), Koch (FC Gelnhausen), Jörg Lippold, Matthias Lippold, Renz (alle Gemaa Tempelsee Offenbach), Stakic (Brjedor/Bosnien-Herzegowina), Gudojeva (Hajduk Velko), Cuber, Mike Barthel (beide SV 1930 Langenselbold), Häublein (SV Kilianstädten), Havutcu (1860 Hanau/Jugend). - Trainer: Bruno Becker (wie bisher). - Saisonziel: Platz 10. - Zuschauerkalkulation: 300. - Meisterschaftsfavoriten: Mörlenbach, Bernbach. hdp
FRANKFURT A. M. Die "Rudererdorf- Regatta" startet am kommenden Samstag, 1. August, um 14.30 Uhr im Zentrum des Frankfurter Rudersports unterhalb der Gerbermühle.
Die fünf Frankfurter Vereine FRG Oberrad, FRG Borussia, Frankfurter RC, FRV Sachsenhausen und die FRG Sachsenhausen, die gemeinsam im Rudererdorf untergebracht sind, organisieren das Ruderfestival.
Außer dem Wettkampf in der "Rudererdorf-Regatta" sind drei weitere Pokale zu gewinnen: beim "Frankfurt-Cup", beim "Telenorma Stafetten-Cup" und ebenfalls im Rennen um den "Frankfurter Ebbelwei-Achter".
Während die Siegerehrung für die Rudererdorf-Regatta schon am Samstag gegen 17.15 Uhr geplant ist, beginnen die Finalläufe der anderen Wettbewerbe einen Tag später, am Sonntag, 2. August, um 14 Uhr zwischen der Alten Brücke und der Untermainbrücke im Rahmen des Frankfurter Mainfestes.
Eröffnet wird das Rudererfest am Samstag um 14.30 Uhr mit der Wasserski- Show des Skiclub Taunus, die auch um 16.45 Uhr noch einmal zu sehen ist. Während der Rennen werden ein Tauziehwettbewerb, Glücksraddrehen und ein Ergometer-Rudern angeboten. Für Musik sorgt die Band "A & O"; auch die Gaumenfreuden kommen nicht zu kurz. ml
BAD HOMBURG. Manch einer kann es sich kaum vorstellen, doch es ist so: Auch andere Städte als Bad Homburg laden zum Kuren mit Heilwasser ein: Bad Godesberg, Bad Salzig, Bad Kreuznach oder Bad Honnef. Die Ausstellung "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland" im Gotischen Haus informiert jetzt über die Geschichte und Bedeutung dieser Bäder.
Die Wanderausstellung dokumentiert den Ausbau der Brunnen- zu Badeorten. Neben Aspekten der Quellenerschließung und der Analyse des Mineralwassers wird der Versand mit einer großen Auswahl an Krügen, Flaschen und Maschinen beleuchtet. Bereits im 18. Jahrhundert hatte sich der Verkauf von Wasser mit heilenden Kräften zu einem einträglichen Geschäft entwickelt. Die Suche nach einem "Kurschatten", Glückspiel, persönliche Intrigen - auch die gesellschaftliche Seite der Kur wird nicht vergessen. Es wird gezeigt, wie mit Beginn der sogenannten Sozialkur für die "kleinen Leute" sich die Kurorte völlig veränderten und der mondäne Badebetrieb für Adel und Finanzwelt unterging.
Die Ausstellung ist bis zum 20. September dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr zu sehen, mittwochs von 14 bis 19 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr.
Volkshochschule hilft,
BAD HOMBURG. Im beruflichen Leben wird es immer wichtiger, die Kunst des Redens zu beherrschen. Aus diesem Grund führt die VHS Bad Homburg in der Zeit vom 24. bis 28. August (jeweils von 9 bis 12 und von 14 bis 17.45 Uhr) einen Rhetorikkurs "Argumentieren und Vortragen" durch.
Gedacht ist diese Angebot für alle, die mehr rhetorische Sicherheit in Gesprächssituationen, aber auch als Redner vor einem Publikum gewinnen wollen.
Interessenten können sich durch Bezahlen der Gebühr von 180 Mark bei der Volkshochschule Bad Homburg anmelden. Die VHS ist während der Ferien von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Telefonische Auskunft erhält man unter der Nummer 0 61 72 / 2 30 06. isa
BRUCHKÖBEL. Auch in diesem Jahr verschenkt die Stadt hochstämmige Obstbäume, um die Bürger zu ermuntern, ihre Gärten wieder naturnah mit einheimischen Pflanzen zu gestalten. Wie es in einer Pressemitteilung der Verwaltung weiter heißt, sind fremdländische Bäume und Sträucher nicht nur anfällig für Krankheiten und Schädlingsbefall, sie bieten zudem weder Lebensraum noch Nahrungsgrundlage für die Tierwelt.
Abgegeben werden zehn Apfelsorten, vier Birnen-, fünf Kirschsorten, Zwetschgen und Reneclaude. Jeder Haushalt erhält zwei Bäumchen kostenlos. Anträge sind ab sofort im Rathaus, Zimmer 19, erhältlich. Weitere Auskünfte erteilt der Umweltbeauftragte Wieczorek unter der Telefonnummer 701-289. hein
SELIGENSTADT. Durch das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz sehen die Fachleute der psychologischen Beratungsstelle des Caritasverbandes in Seligenstadt eine Chance, den Nachwuchs in seiner Entwicklung noch umfassender zu fördern und die präventive Arbeit auszubauen.
Bisher stand nach Darstellung von Franz-Werner Müller, Leiter der Beratungsstelle in der Frankfurter Straße 33, eine familientrennende Hilfe, das heißt die Unterbringung in Pflegefamilien oder Heimen, als gesetzliche Pflichtaufgabe im Vordergrund. Die Folge davon sei beispielsweise, daß das Jugendamt als eine Art "Kinderpolizei" angesehen wurde. Diese Zeiten sollen jetzt vorbei sein.
Im Mittelpunkt der Beratung steht laut Müller das gesamte Umfeld der Familie und nicht nur der oder die direkt Betroffene selbst. Daß ein Kind aus einer Familie herausgenommen wird, sollte erst die letzte Möglichkeit der Hilfe sein. Vorher müsse versucht werden, die Schwierigkeiten gemeinsam im Gespräch, in Therapien mit den Eltern, Kindern oder Verwandten gelöst werden. Je früher ein Problem erkannt werde, um so besser könnten die Familien damit umgehen, weil die Strukturen dann noch nicht so festgefahren sind.
Auf die Pädagogen und Psychologen wird in Zukunft noch mehr Arbeit zukommen, darüber sind sich die Fachleute einig. Immer mehr Paare trennen sich, für Alleinerziehende ist die Belastung bekanntlich doppelt so groß. Von den in der Bundesrepublik Deutschland jährlich 130 000 Scheidungen sind nach Auskunft Müllers etwas 100 000 Kinder betroffen, die mit der neuen Situation kaum klarkommen.
Wie die Jungen und Mädchen mit diesen Konflikten umgehen, hängt sehr vom Verhalten der Eltern ab. Bei der "Ausstattung" in der Entwicklung haben nach Darstellung Müllers einige Erwachsene mitbekommen, zu ihren Schwächen zu stehen und nicht immer der Beste sein zu wollen. Diese Erfahrung kann bei der Bewältigung von Konflikten durchaus hilfreich sein. In der Realität beschäftigen sich die Psychologen jedoch meist mit Eltern, die ihre Situation nicht allein überblicken und analysieren können. Das Chaos an Gefühlen, Beziehungen und Verhaltensmustern ist nicht so einfach zu ordnen, auch weil die Probleme oft lange Zeit bewußt vertuscht wurden.
Trotz der guten Zusammenarbeit mit Schulen, Kindergärten oder den zuständigen Behörden erfahren die Fachleute manchmal recht spät von sogenannten Problemfamilien, da diese sich weitgehend von der Umwelt abgekapselt haben. Die Betroffenen haben somit kaum eine Chance, Hilfe von außen für familieninterne Konflikte zu erhalten, meint Müller. Oft eskaliere die Situation, gebe es Mißhandlungen. Da möchte die Beratungsstelle helfen, die Mauer des Schweigens zu brechen.
Das Ziel der von den Experten als äußerst wichtig angesehenen Präventivarbeit ist es, in erster Linie die Schwellenangst beim Zugang zur Beratungsstelle herabzusetzen und sich ins Gespräch zu bringen. Kurz gesagt, die Menschen müssen wissen, daß sie zu den Leuten in der Beratungsstelle Vertrauen aufbauen können und dort echte Hilfe in ihrer desolaten Situation finden.
Unterstützung fanden im vergangenen Jahr im Haus an der Frankfurter Straße etwas mehr als 300 Menschen. Die meisten Kinder, mit denen die Psychologen und anderen Mitarbeiter sich unterhalten, sind zwischen vier und sechs Jahre alt, davon knapp 60 Prozent Jungen. Beziehungsprobleme der Eltern waren in den meisten Fällen der Anlaß der Beratungen. Anzeichen für sexuellen Mißbrauch gab es in fünf Fällen, die bekannte Zahl der Kinder, die brutal geschlagen wurden, ist ebenso hoch.
Bei der Beratungsstelle gibt es vier Gruppen. Dazu zählen Gesprächskreise für Erwachsene, für Angehörige von psychisch Kranken, für Alleinerziehende und eine Selbsthilfegruppe für Erwachsene. Wer an dem Angebot interessiert ist, kann sich unter der Rufnummer 0 61 82 / 12 11 melden. aim
FRANKFURT A. M. Das Motorboot im Wert von 15 000 Dollar liegt in einem Hafen nahe Melbourne, der stolze Besitzer Peter Knopp ist nach viereinhalb Wochen Bowling-Tournee durch Australien und die USA wieder in Frankfurt eingetroffen. Gewonnen hat der 31jährige aus Oberrad das gute Stück beim Australien-Ten Pin Cup mit einem makellosen 300-Pin-Spiel bei seinem vielleicht bedeutendsten Sieg der letzten Jahre.
In der australischen Millionenstadt unterstrich Knopp wenige Wochen nach seinem großen Erfolg in Stuttgart seine vorzügliche Form: Unter 64 Teilnehmern aus allen Kontinenten trug er den Sieg vor dem bekannten Schweden Patrik Ericsson und dem deutschen Ex-Meister Grabowski aus Wuppertal davon. Mit Carlo Greulich belegte ein weiterer Frankfurter den sechsten Rang.
Die Vorzeichen für den Trip in die Neue Welt waren für Peter Knopp alles andere als günstig. Auf der "Zwischenstation" Singapur bei 40 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit zog er sich eine Allergie zu, die erst nach drei Tagen wieder behoben war.
"Dann kam der tiefe Temperaturabsturz in Australien, wo derzeit Winter ist", berichtete der Weltenbummler: "Dort war es zwischen 4 und 10 Grad doch empfindlich kalt. Selbst die Koala-Bären, die wir im Zoo sahen, wagten sich kaum ins Freie."
Auch auf der Bowlingbahn schien das Glück zunächst gegen den Frankfurter zu sein. Nach 20 Vorrundenspielen lag er mit einem Schnitt von 210 Pins nur an dritter Stelle, um sich dann im sogenannten "Match play" gewaltig zu steigern. Knopp: "Da es für jedes gewonnene Spiel noch einen Bonus gab, kam ich auf einen Schnitt von 228 Pins und lag am Schluß über 300 Pins vor Ericsson."
Australien war nur die erste Station für den Frankfurter. Zusammen mit Bundestrainer Kohlberg und Manager Meier vom Schweizer Sponsor, der die Reise ermöglichte, flog Knopp nach Tucson in Arizona zu einem der großen Profiturniere, wo bei wiederum 45 Grad der fast erwartete Einbruch für den Sieger von Melbourne kommen mußte: Er erreichte nicht den Endkampf. Dafür war sein Abschneiden beim nächsten Profiturnier in Wichita schon eher vom Erfolg gekrönt. Zum ersten Mal kam dort ein Deutscher in das "Match play". Am Ende sprang der 13. Rang unter 160 Startern und ein hübsches Preisgeld heraus.
Auch beim größten US-Sommerturnier in Edmond (Oklahoma) kam mit Rang 29 noch ein Sümmchen in Höhe von 1290 Dollar hinzu, so daß der USA-Trip sich für Peter Knopp mit 3500 Dollar noch bezahlt machte. Alles in allem war er bei der US-Pro-Tour derjenige mit dem besten Ergebnis eines deutschen Bowlers überhaupt.
"Das Boot in Australien werde ich wohl verkaufen müssen, denn die Transportkosten sind unheimlich hoch", meinte Peter Knopp beim Fazit der tollen Tour: "Ich habe viel gesehen und gelernt, besonders bei den Profiturnieren in den USA, von denen man sich hier kaum ein Bild machen kann. Zweimal wurde ich vom Fernsehen zu Interviews gebeten und verschiedentlich bei meinen Spielen auf der Bahn gezeigt. Der Moderator, ein Fachmann, regte sogar an, ob sich nicht ein Sponsor finden könne, der mir wieder eine US-Reise bieten könne. Wohlgemerkt über den Bildschirm!" Hat sich jemand gemeldet? Knopp: "Ja, ich habe eine Adresse."
Wie geht es weiter mit dem Bundesligabowler Peter Knopp, der als einer der wenigen Deutschen eine Profilizenz besitzt und national und international startberechtigt ist? "Was ich nicht kann, ist", so Peter Knopp, "an Europa-Cup, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften teilnehmen. Dort sind nur Amateure zugelassen. Wenn ich die Profilizenz zurückgeben würde, könnte ich in zwei Jahren auch an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Ähnliches hat auch der Schwede Ericsson im Sinn. Die großen Turniere für Profis finden nur in den USA und in Japan statt. Dort ist das Publikumsinteresse riesig. Die Leute zahlen sogar Eintritt. In den Bahnen gibt es Tribünen, die Zeitungen und vor allem das Fernsehen berichten in großer Aufmachung."
Peter Knopp weiß noch nicht, ob er die Profilizenz behält oder nicht. Zunächst reist er am 14. August nach Schweden zum "European Super Bowl", zu dem 40 Bowler und weitere 40 Qualifikanten eingeladen sind.
Daß Knopp als Nummer 12 gesetzt ist, beweist die internationale Wertschätzung des für den BC I-Bahn 34 Frankfurt in der Bundesliga Startenden. Seine Vorfreude: Der zweite Spieltag der Bundesliga am Wochenende, 24./25. Oktober, findet in der Halle in Oberrad statt. Ein Heimspiel für Peter. bm
KRONBERG. Zu einem Informationsabend rund ums Geld lädt die Frauenunion Kronberg Bürgerinnen für Mittwoch, 12. August, um 19.30 Uhr in die Stadthalle (Raum Herzberg) ein. Angelika Herrmann, unabhängige Finanzfachfrau, referiert. Sie will auf Fragen der Vermögensbildung, Rentenversorgung, Alterssicherung, Versicherung und effektiven Geldanlage eingehen.
"Von Frau zu Frau redet es sich oft leichter. Wir bieten Information in verständlichen Worten und nicht in fachchinesisch", heißt es im Ankündigungsschreiben der Frauenunion. mk
OBERURSEL. "Oberursel könnte als erste Stadt im Kreis an allen Grundschulen eine Betreuung anbieten, wenn der gute Wille vorhanden ist", sagte der SPD- Stadtverordnete Markus Diel nach einem Besuch mit Parteifreunden in der Grundschule Nord. Die Kommunalpolitiker informierten sich über das seit einigen Monaten laufende Betreuungsangebot. In einem Gespräch mit Rektorin Hiltrud Eifert sprachen sie sich für die Schaffung vergleichbarer Angebote an den übrigen Grundschulen in Oberursel aus. Daß die Eltern die bestehenden Angebote so gut annähmen, zeige, so Diel, daß ein großer Bedarf bestehe. Von der Landesregierung würden Betreuungsschulen künftig verstärkt finanziell unterstützt.
Wie die FR berichtete, soll das Betreuungsangebot über die Grundschulen Nord und Stierstadt hinaus auch auf Bommersheim ausgeweitet werden. Außerdem soll die Spielstube der Volkshochschule in der Grundschule Mitte finanziell von der Stadt unterstützt werden, wenn Eltern künftig zur Kasse gebeten werden. Darüber hinaus soll der Kreis prüfen, ob auch Oberstedtens Schüler in Unterrichtslücken betreut werden könnten. mk
NIEDERURSEL. Wer die Stufen zur Gustav-Adolf-Kirche in Alt-Niederursel hinaufsteigt, dem fällt auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches auf. Nur wer genau hinsieht, wird die Kette bemerken, die über einer alten Holztür hängt. Dort wurden im Mittelalter Verbrecher angekettet und dem Gespött des Volkes ausgesetzt - die Prangerkette.
Die Holztür in der Stützmauer am Kirchenaufgang hat es auch in sich: Hinter ihr "verschwanden" in finsterer Vergangenheit die Niederurseler Bösewichte - es war die Gefängnistür.
Tür und Kette sind jedoch nicht die einzigen Relikte aus längst vergangener Zeit. Die Stützmauer an der Kirche birgt noch weitere Schätze: Die Gewände eines Dreipaßfensters und ein Türsturz mit romanischem Kreuz sind in das Gemäuer eingebaut. Auch uralte Grabsteine des alten Friedhofs, der bis 1851 an der Kirche lag, sind jetzt von Mauerwerk umschlossen. Unter einem von ihnen war einst der Zigeuner Johannes Demulin beerdigt. Er trägt die Jahreszahl 1699 und erinnert an die Zeit, als Zigeuner noch bettelnd durch Niederursel zogen.
Nicht nur der Friedhof wurde im Laufe der Zeit verlegt, auch die Kirche veränderte ihr Gesicht und bekam einen neuen Namen. Bis in die zwanziger Jahre hieß die heutige Gustav-Adolf-Kirche noch Georgskapelle. Ostern 1927 feierten die Niederurseler dort zum letzten Mal einen Gottesdienst. Am nächsten Tag wurde mit dem Abriß begonnen. Die alte Kapelle stammte aus dem Jahr 1402 und war baufällig und viel zu klein geworden. Architekt des neuen Gotteshauses war Martin Elsässer, ein Mitarbeiter von Ernst May, der von 1925 bis 1930 Frankfurter Stadtbaurat war und von 1930 bis 1933 Großplanungen für Städte und Industrie in der UdSSR leitete.
Bautechnik und Planung waren revolutionär. Die Kirche ist ein Zentralbau mit einem gleichschenkligen Achteck als Grundriß und wurde ganz aus Beton gegossen. Sogar das Dach ist aus Beton. In den modernen Bau wurden die als erhaltenswert angesehenen Teile der alten Kirche integriert. Dazu gehören auch das Kruzifix der Georgskapelle und die holzgeschnitzten Schriftbänder von 1613.
Obwohl Größe und Baustil der Kirche nicht so recht in den alten Ortskern passen, sprengen sie doch keineswegs den dörflichen Rahmen. In eine Umgebung mit Fachwerkhäusern, zwei Rathäusern aus der Zeit, als es noch zwei Landesherren gab, die frühere Papiermühle am Urselbach und zwei jüdischen Friedhöfen fügt sich die Kirche als Kontrapunkt. Die Architektur der Kirche selbst vereinigt Neues und Altes: Die seit der Antike überlieferte Form des Zentralbaus und Beton, "das" Baumaterial unseres Jahrhunderts - das auch schon unter Caligulas Herrschaft zu Beginn unserer Zeitrechnung verwendet worden war.
In der Broschüre "Verborgene Kostbarkeiten" werden Frankfurter Sehenswürdigkeiten in kurzen Texten vorgestellt. Sie ist kostenlos bei der Bürgerberatung, Römerberg 32, zu erhalten. orf
GALLUS. Zum traditionellen Sommernachtsfest lädt der Kleingärtnerverein "Westpark" seine Mitglieder, Freunde und Gäste am kommenden Samstag, 1. August, in die Kleingartenanlage auf dem Rebstockpark (Nähe Rebstockbad, Käthchen-Paulus- Straße) ein.
Los geht es am Samstag 14.30 Uhr, mit Kinderspielen, einem Luftballon- Wettbewerb und der Tombola; dem schließt sich das gemütliches Beisammensein auf dem Vereinsplatz an.
Am Sonntag, 2. August, (10 Uhr) treffen sich Mitglieder und Freunde des Clubs am Vereinshaus zum obligatorischen Frühschoppen. An beiden Tagen sorgt "Akkordeon-Franzl" für Unterhaltung. dixi
HEDDERNHEIM. Hier versteht man nicht nur Fassenacht zu feiern - auch im Sommer und Herbst sind die Festausschüsse der Vereine rege. Fast an jedem Wochenende bieten sie Kurzweil - mal in der Turnhalle, im Clubtreff, im Vereinshaus, auf dem Sportplatz oder sonstwo unter freiem Himmel. Ob Karnevalisten, Sänger, Turner, Fußballer, Kleingärtner oder Kleintierzüchter - alle ziehen an einem (Feier)Strang.
Jetzt machen die "Fidelen Nassauer" und das blaugelbe Gardecorps einmal mehr auf sich aufmerksam. Sie laden ein zum traditionellen Sommerfest am Samstag, 1. August (ab 14 Uhr), auf dem Clubhausgelände im Wenzelweg. Es gibt Spezialitäten vom Holzkohlengrill, eine Eisbar, erfrischende Getränke und anderes mehr. Geboten wird Musik, Spannung an der Wurfbude und eine Tombola. dixi
Herbstfreizeit für Jugendliche
USINGEN. Der JFC Usingen bietet in den Herbstferien vom 2. bis 10. Oktober 1992 eine Jugendfahrt nach Bezau in Österreich an. Untergebracht werden die Jugendlichen am Zielort in einem Jugendgästehaus. Wer mitfahren will: Der Preis der Freizeit kostet pro Person 220 Mark. In der Summe sind dafür aber auch die Fahrtkosten, die Vollpension im Jugendgästehaus und sämtliche Eintrittsgelder inbegriffen. Anmelden kann man sich ab sofort bei Lothar Brötz, Feldstraße 2 in Wehrheim (Tel. 0 60 81 / 5 97 97). Auch Nichtmitglieder sind eingeladen, an der Herbstferienfreizeit teilzunehmen. Anmeldeschluß ist am 1. September. isa
KALBACH. Vor fast 400 Jahren stand an der Bonifatiusquelle bei Kalbach eine vielbesuchte Wallfahrtskirche. Nicht weit davon entfernt war der Galgen. Heute weisen darauf nur noch ein Steinkreuz und ein Gedenkstein am Rande der Nidda-Aue zwischen Feldern, Bäumen und Sträuchern hin. Die Kirche, die hier stand, ist längst verfallen. Um 1600 verschwanden alle brauchbaren Reste. Begonnen hatte die Geschichte der Krutzenkirche im Jahr 754 mit dem Mord an einem hohen kirchlichen Würdenträger.
Winfried Bonifatius war seit 746 Bischof in Mainz. Er stammte aus England, missionierte die Friesen und Hessen und galt als "Apostel der Deutschen". Im hohen Alter von 80 Jahren zog er noch einmal nach Friesland, in Sorge um sein Werk. Dort wurde er ermordet. Getreue überführten den Leichnam rhein- und mainaufwärts bis Hochheim und durch die Wetterau nach Fulda in Bonifatius' Lieblingskloster. Der Weg führte über die römische Militärstraße (Elisabethenstraße) im Main-Nidda-Gebiet. Am Abend des ersten Tages schlugen die Männer ihr Nachtlager in der Nähe Kalbachs auf. Dort ereignete sich das Wunder, das später zur Erbauung der Krutzenkirche führte. Am Nachtlager entsprang am anderen Morgen eine Quelle, die willkommene Stärkung vor dem Weiterzug in der sommerlichen Hitze bot.
In Erinnerung an dieses Ereignis schenkte Walphrate aus dem Niddagau dem Kloster Fulda noch im gleichen Jahrhundert den Acker, auf dem die Quelle entsprungen war. Das Kloster ließ dort ein Kreuz aufstellen und die 1256 erstmals erwähnte Krutzenkirche bauen. Sie war fortan eine vielbesuchte Wallfahrtskirche und Pfarrkirche für umliegende Gemeinden. Heute erinnern nur noch Kreuz und Gedenkstein an sie.
Erst 1983 brachten Ausgrabungen Überreste des Gemäuers wieder ans Tageslicht: die alten Grundmauern der romanischen Krutzenkirche, die um 1050 datiert werden, Fundamentreste von zwei Altären, Pfostenspuren einer Empore und Grabstätten. Auch die Überbleibsel eines Brunnenheiligtums aus dem 10./11. Jahrhundert und Pfostengruben einer alten Holzkirche aus dem 8. Jahrhundert traten zutage: Ein geschichtsträchtiger Ort auf Frankfurts Feldern.
Die Informationen stammen aus der städtischen Broschüre "Verborgene Kostbarkeiten"; kostenlos erhältlich bei der Bürgerberatung, Römerberg 32. Öffnungszeiten: montags bis freitags jeweils von 8 bis 16.30 Uhr. orf
Mit irischer Folklore tanzt die evangelische Kirchengemeinde von Alt-Höchst durch den Sommer. Alle die Lust und Laune haben, können sich an jedem Donnerstag im Gemeinde-Saal der Kirchengemeinde in der Leverkuser Straße 7 einreihen. Von 18.30 bis 20.30 Uhr hilft Ian Cooke allen auf die Sprünge, die Spaß an tänzerischer Bewegung zu Folk-Musik haben. Der Eintritt kostet für jeden Abend vier Mark. tos
MAIN-KINZIG-KREIS III
UNTERLIEDERBACH. Stimmgewaltige Sängerinnen und Sänger sucht die Evangelische Kantorei für ihr neues Konzert-Projekt. Am 1. November sollen das Requiem von Gabriel Fauré und die Psalmkantate "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" von Felix Mendelssohn-Bartholdy aufgeführt werden.
Wer Gefallen an dieser Literatur findet und am 1. November mit im Chor stehen möchte, kann sich bei Kantor Hartmut Keding unter Telefon 0 69 / 31 53 28 melden oder einfach mal bei einer der Proben vorbeischauen. tos
ZEILSHEIM. Überall fehlen Kindergartenplätze; in Zeilsheim werden nächstes Jahr vielleicht sogar einige wegfallen. Das droht zumindest dem Kindergarten Taunusblick der evangelischen Gemeinde an der Lenzenbergstraße: er kann keinen geeigneten Ruheraum nachweisen. Auf dem Spiel stehen 20 Plätze, schreibt der Gemeindevorstand.
In dem Brief heißt es, das hessische Landesjugendamt akzeptiere den von der Gemeinde vorgeschlagenen Mehrzweckraum nicht, weil er im Keller liegt. Das Gesetz schreibt Kindergärten mit Ganztagesangebot einen Ruheraum mit ausreichenden Schlafmöglichkeiten vor. Auch ein Personalraum muß zur Ausstattung gehören. Bislang hat der "Taunusblick" nur Gruppenzimmer. Die Einrichtung wollte mit dem Mehrzweckraum im Keller des Gemeindehauses den Vorschriften genügen.
Eine Alternative kann die Gemeinde offenbar nicht anbieten. Findet sich keine andere Lösung, liegt nach Ansicht des Vorstandsmitglieds Wilhelm Dietz die unerfreuliche Konsequenz auf der Hand: Statt 60 Kinder - wie bisher - können künftig nur noch 40 Mädchen und Jungen im Taunusblick aufgenommen werden. Eine der drei Gruppen müsse dann geschlossen werden. Dietz schreibt, Leidtragende würden in zuerst die ausländischen Kinder sein, die einen hohen Anteil stellten. Sie vor allem benötigten Förderung, um später in der Schule dann mitzukommen.
Der Kindergarten wird seit Jahren mit einer vom Landesjugendamt Sondergenehmigungen betrieben. Was die Wiesbadener Behörde an dem Kellerraum auszusetzen hat, war nicht zu erfahren. dis
HÖCHST/UNTERLIEDERBACH. Die SPD-Ortsvereine Höchst und Unterliederbach haben "volles Verständnis" dafür, daß in der Höchster McNair-Kaserne im Spätsommer 200 Asylsuchende untergebracht werden. Das betonen die Sozialdemokraten in einer Erklärung.
In ihrem Schreiben heißt es weiter, sie könnten aber auch die "Ängste und Befürchtungen der in der Nachbarschaft wohnenden Menschen verstehen" und würden sie ernstnehmen. Die Partei begrüße daher die Initiative von Pfarrer Hans-Georg Döring aus der Christophorusgemeinde.
Der Geistliche hat eine Flüchtlings- Initiative gegründet, die sich für mehr Verständnis zwischen Deutschen und Asylsuchenden einsetzen will.
Wie berichtet, einigten sich vor einigen Wochen die Hessische Landesregierung und die Stadt Frankfurt darauf, nach den Sommerferien 200 Flüchtlinge in der Kaserne unterzubringen, die bis dahin von der US-Army geräumt sein soll.
Der Entscheidung war ein heftiger Disput zwischen Stadt und Land vorausgegangen, weil die zuständige Ministerin Iris Blaul sogar 500 Menschen in dem barocken Bau einquartieren wollte. Diese Pläne und die jetzt gefällte Entscheidung beunruhigen die Anwohner beträchtlich. Die Menschen fühlen sich übergangen und lehnen Flüchtlinge in McNair ab.
Für die SPD ist der zwischen Stadt und Land gefundene Kompromiß jedoch auch deswegen unterstützenswert, weil außer den Asylsuchenden auch Bereitschaftspolizisten und Studenten in der Kaserne wohnen sollen.
Die Partei sieht sich zudem in der "moralischen und sozialen Pflicht", Flüchtlingen "ausreichende finanzielle Mittel und menschenwürdige Unterkünfte" bereitzustellen. Solange es vielerorts in der Welt Kriege und Hunger gebe, hier aber Wohlstand herrsche, "müssen wir uns damit abfinden, daß Menschen Hilfe und Schutz erbitten".
Die SPD will sich für eine intensive Betreuung der Flüchtlinge einsetzen. Sozialarbeiter sollten sich "rund um die Uhr" um die Menschen kümmern. Und zwar auch, damit sich deren Probleme nicht auf die umliegenden Wohngebiete übertragen können. dis
HÖCHST. Norbert Wildhirt irrt: Hatte der SPD-Fraktionschef im "Sechser" vermutet, daß alle Fraktionen des Ortsbeirats 6 dem vom Magistrat vorgelegten Verkehrskonzept für Höchst-Süd zustimmen würden, so bereitet dieser Plan den Grünen "Bauchschmerzen". Denn die Öko-Partei will den Durchgangsverkehr vollständig aus der Bolongarostraße verbannen. Und der drohenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef-Straße will sie mit einer verengten Straße und einer "Pförtnerampel" in der Leunastraße begegnen.
Die Grünen plädieren dafür, die westliche Bolongarostraße zur Sackgasse zu machen. Sprecher Thomas Schlimme sagte der FR, eine Sperre in Höhe Königsteiner Straße solle die Fahrer zur Umkehr zwingen. Würden zudem Parkplätze gestrichen und Ausweichbuchten geschaffen, könne auch wieder aus der Sackgasse herausgefahren werden. "Was bleibt, ist eine reine Anliegerstraße."
Auch der Magistrat will eine Sperre in der Bolongarostraße aufstellen. Jedoch soll den Wagen in Richtung Nied der Weg Mainberg, Seilerbahn und Amtsgasse geöffnet werden. Die Durchfahrt von West nach Ost bliebe somit möglich. Gegen die Lösung spreche aber, daß sie auf Kosten der Fußgänger gehe, so Schlimme. "Die Autos kreuzen die Spaziergänger zum Main, zur Fähre und auf die Wörthspitze." Das gefährde das Erholungsgebiet.
Die Grünen plädieren für harte Maßnahmen, um der zu befürchtenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef- Straße entgegenzuwirken. Die vom Magistrat angeregte Busspur sei zwar eine "gute Idee"; sie bringe aber nur etwas, wenn die FVV-Spur auch wirksam gegen Mißbrauch geschützt werde. Um Autofahrer noch mehr abzuschrecken, müsse die Straße außerdem mit Pollern oder Blumenkübeln stark verengt werden.
Dafür, daß sich die Autos nicht in der Emmerich-Josef-Straße stauen, soll die "Pförtnerampel" in der Leunastraße sorgen. Nur soviele Fahrzeuge dürften Grün erhalten, wie die Straße verkraften kann.
Die Grünen lehnen das Magistratskonzept dennoch "nicht grundsätzlich ab", betonte Schlimme. Ohne die genannten Nachbesserungen werde die Verkehrsberuhigung jedoch "in die Hose gehen". dis
SOSSENHEIM. "Aus" für die Firma "Behälter-Service Werner Wethmüller" in der Westerbachstraße 114: Das Amtsgericht Höchst hat den Antrag des Unternehmens auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung abgewiesen.
Widerspruch will Werner Wethmüller gegen die Entscheidung nicht mehr einlegen: "Ich hab' keine Lust mehr." Der Gerichtsvollzieher wird das Gelände im Auftrag der Stadt jetzt räumen lassen.
Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte das Liegenschaftsamt dem Unternehmen gekündigt und einen rechtskräftigen Räumungstitel erwirkt. Grund: Die Firma auf städtischem Areal war in Zahlungsrückstand geraten. Zudem hatten Anwohner immer wieder über Staub geklagt, der bei trockener Witterung vom Schuttberg des Unternehmens in die Gärten und Wohnungen wehe.
Belästigt fühlten sich die Nachbarn außerdem von dem Lärm, der sowohl morgens um 6.30 Uhr als auch abends um 20.30 Uhr und samstags von der Recycling-Anlage ausgehe."Wenn die Herren im Römer das so wollen, dann sollen sie sehen, wie sie den Schuttberg wegkriegen", kommentierte Werner Wethmüller gestern das endgültige Aus für seine Firma. Er selbst werde das Gelände nicht räumen. Auf seinen Vorschlag, den Mietvertrag regulär 1995 auslaufen zu lassen, sei die Stadt nicht eingegangen. Dann, so Wethmüller, wäre er ohnehin in den Ruhestand gegangen.
Die Stadt muß nun einen "Berg" für teures Geld versetzen und weiß noch nicht wohin. Unklar ist bislang auch, was überhaupt in der Halde steckt. Alfred Gangel, Leiter des Liegenschaftsamtes, hat jetzt erst einmal das Umweltamt auf das Gelände geschickt, um zu bohren. Erst wenn Bauschutt abfallrechtlich klassifiziert ist, kann entschieden werden, ob das Material auf eine Deponie muß oder verfüllt werden kann.
Inzwischen hat der Sossenheimer Landwirt Eberhard Weber der Stadt angeboten, sein Gelände am Flurscheideweg mit dem Schutt aufzufüllen. Das etwa 6200 Quadratmeter große Grundstück - eine frühere, fünf Meter tiefe Lehmgrube - ist an die 500 Meter von der Firma Wethmüller entfernt. "Wir prüfen die Offerte noch", erklärte Gangel gestern.
Der Chef des Recycling-Unternehmens ist aber sicher, daß der Gerichtsvollzieher so schnell nicht anrücken wird. Wethmüller: "Das wird noch einige Monate dauern, bis der weiß, wohin mit dem Zeug." Der Weg der 14 Angestellten allerdings sei klar. "Die müssen dann demnächst aufs Arbeitsamt." tos
HÖCHST. Beim Chemiekonzern Hoechst hat es 1991 etwa acht Prozent weniger meldepflichtige Arbeitsunfälle gegeben als im Vorjahr. Wie die Sicherheitsüberwachung des Unternehmens jetzt mitteilte, kam es im Höchster Stammwerk und der benachbarten Betriebsstätte in Kelsterbach zu 327 Zwischenfällen, nach denen die Arbeit für mindestens drei Tage unterbrochen werden mußte. Dabei wurden mehrere der rund 30 000 Mitarbeiter schwer verletzt; der letzte Todesfall liegt allerdings bereits sieben Jahre zurück.
"In der chemischen Industrie wird der einzelne Mitarbeiter immer der wesentliche Bestandteil des Sicherheitskonzeptes bleiben." Was Christian Jochum mit diesem scheinbar lapidaren Satz ausdrückt, umreißt das Dilemma, in dem der Sicherheitschef und seine 50köpfige Truppe stecken. Sie dürfen bei der Entwicklung von Produktionsverfahren ihre Meinung sagen, die Sicherheitsstandards der Einzelbetriebe des Chemieriesen begutachten, den jeweiligen Leitern Ratschläge geben und die Beschäftigten zu vorsichtigem Umgang mit den gefährlichen Stoffen ermahnen. Doch niemand ist gezwungen, sich danach zu richten. Anders ausgedrückt: Im deutschen Arbeitssicherheitsgesetz ist keine "direkte Weisungsbefugnis" vorgesehen. In den vergangenen Jahren seien die Kontrollaufgaben, so Jochum, zugunsten von "Beratung und Kooperation" sogar zurückgegangen, "wenn auch nicht auf Null".
Den Sicherheitsabteilungen von Unternehmen per Gesetzesänderung mehr Kompetenzen einzuräumen, hält Christian Jochum für gefährlich. Eine "Verwischung der sinnvollen Grenzen" sei die Folge: "Es ist schon in Ordnung, daß wir als kompetente Ratgeber zur Verfügung stehen und die Leute vor Ort die Verantwortung selbst tragen." Eine Rollenverteilung, die nach außen hin zu funktionieren scheint. So schneide Hoechst im Vergleich zur übrigen chemischen Industrie und vor allem zu anderen Wirtschaftszweigen in punkto Sicherheit außerordentlich gut ab: Dort gebe es - bezogen auf die Zahl der Beschäftigten - bis zu fünfmal mehr Arbeitsunfälle.
Daß die "Leute vor Ort" der ihnen übertragenen Verantwortung jedoch nicht immer gerecht werden und damit sich selbst und andere in Gefahr bringen können, zeigt das Beispiel der Isocyanat- Produktion im Höchster Stammwerk: Im Juli 1991 erlitten dort drei Mitarbeiter zum Teil schwere Gasvergiftungen und mußten wochenlang krankgeschrieben werden. Wie später bekannt wurde, galt dieser Betrieb bereits seit Anfang der 80er Jahre als verbesserungsbedürftig, was die Sicherheit der Mitarbeiter anbelangt.
Erst vier Wochen nach dem Vorfall erfuhren Christian Jochum und das zuständige Gewerbeaufsichtsamt in Frankfurt von den mit Phosgen vergifteten Beschäftigten. Der verantwortliche Isocyanat-Leiter hatte zunächst geschwiegen und noch Anfang August seinen Betrieb als mittlerweile 182 Tage unfallfrei gemeldet. Was ihn dazu bewogen haben mag, ist Teil des Sicherheitskonzeptes von Hoechst: Unfallfreie Zeiten werden mit Prämien belohnt.
Die die werksinternen Sicherheitsexperten haben keinen leichten Job. Das zeigt ein weiterer Blick in die Statistik. Mit den aufgeführten 327 Unfällen sind lediglich die "meldepflichtigen" erfaßt - jene, die mit mindestens dreitägige Arbeitsunterbrechung als Folge. Die übrigen, weniger augenscheinlichen Zwischenfälle sagen weit mehr über die Sicherheit bei Hoechst. Deren Zahl liegt sechsmal höher und damit bei rund 2000. Dazu kommen Situationen, bei den Schaden gerade noch verhindert wurde. leo
NIED. "Wie Vieh werden diese Menschen von einer zu anderen Stelle getrieben." Wilhelm Lindenberg, Mitglied des Pfarrgemeinderates von St. Markus, schüttelt den Kopf. Seit einigen Tagen beherbergt die katholische Kirchengemeinde zwei bosnische Familien. Weil die acht Kriegsflüchtlinge in Höchst auf der Straße standen und sich die Polizei keinen anderen Rat mehr wußte, als die Pfarrei um Hilfe zu fragen.
Weder die Stadt, die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach (HGU) noch das Regierungspräsidium Darmstadt wollten die Familien unterbringen. "Jeder schiebt die Verantwortung für diese Menschen weiter", klagt Pfarrer Christoph Wurbs. Die Stadt, erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann, könne keine Unterkünfte mehr beschaffen. "Wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand."
Jahija Duravovic stehen die Tränen in den Augen. "Die Hilfe hier ist so gut", sagt der Bosnier in gebrochenem Deutsch. "Die Kirche gibt uns alles: Matratzen, Essen und Geld. Ich bin so dankbar und will etwas zurückgeben. Vielleicht gibt es hier Arbeit für mich." Seit Dienstag abend logiert er mit seiner Frau und den zwölf und zehn Jahre alten Kindern im Gemeindesaal von St. Markus. Auch sein Schwager samt dreiköpfiger Familie fand "Kirchen-Asyl". Das jüngste Kind ist gerade ein Jahr alt.
"Am vergangenen Dienstag kurz nach 22 Uhr", erinnert sich Pfarrer Wurbs, "klingelte bei mir das Telefon." Ein Beamter des 17. Reviers fragte, ob die beiden Familien vorübergehend in St. Markus unterkommen könnten. In ihrer Verzweiflung hatten sich die Flüchtlinge aus Bosnien an die Polizei gewandt. Für Seelsorger Wurbs, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Eva-Maria Nagel und Wilhelm Lindenberg keine Frage. Noch in der Nacht richteten sie gemeinsam mit dem Hausmeisterehepaar Christof und Christine Hodana den Gemeindesaal für die Gäste her.
Bereits seit 8. April halten sich die beiden Familien aus der zerstörten bosnischen Stadt Bijelina in Deutschland auf. Zunächst fanden sie bei Jahija Duravovics Schwester in Sossenheim Unterschlupf. Doch 18 Menschen in drei Zimmern - das ging nur zwei Monate gut. Als sie die Wohnung verlassen mußten, standen sie buchstäblich auf der Straße. "Die Stadt", erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann auf Anfrage, "kann keine Unterkünfte mehr anbieten." Frankfurt gewähre den in Deutschland geduldeten Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien allerdings Sozialhilfe, zahle sogar die Miete. Voraussetzung: Sie finden bei Freunden, Verwandten oder Privatleuten eine Wohnung.
Sind die Leute obdachlos, "raten wir ihnen, nach Schwalbach zu fahren und in der HGU einen Asylantrag zu stellen". Damit, so Staymann, sei dann ja auch eine Unterbringung verbunden. Klaus Schüssler, HGU-Sachbearbeiter, bestätigt denn auch, daß die beiden bosnischen Familien nach Schwalbach kamen. "Asyl allerdings haben die nicht beantragt. Die wollen ja irgendwann zurück." Es hätte ihnen auch die Unterkunft nicht geöffnet. Schüssler: "Wer eine Duldung hat, kann zwar auch Asyl suchen, er genießt aber völlige Freizügigkeit und wird deshalb in der HGU nicht aufgenommen." Zuständig sei die Stadt Frankfurt, "wo die beiden Familien polizeilich gemeldet sind".
"Sobald diese Menschen obdachlos sind, fallen sie in ein Loch, aus dem sie keiner rausholen will", erklärte Karl Westerwick von der Beratungsstelle für Flüchtlinge des Evangelischen Regionalverbandes. Eine Erfahrung, die Pfarrsekretärin Helma Dechent von St. Markus kürzlich machte mußte. Stundenlang hing sie am Telefon, versuchte herauszufinden, "wer eigentlich für die Unterbringung dieser Menschen zuständig ist".
Die Gefährdetenhilfe des Sozialamtes, bei der Helma Dechent am Ende landete, machte das Angebot, den Bosniern eine Fahrkarte nach Jugoslawien zu spendieren. Westerwick empört: "Dazu muß man eigentlich nichts mehr sagen."
Auch das Regierungspräsidium wies die Verantwortung von sich und ließ vernehmen, die Stadt Frankfurt sei verantwortlich. Selbst in der Hanauer Kaserne, in die Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien einziehen sollen, könnten die Familien keine Bleibe finden. Dort werden nur Neuankömmlinge einquartiert.
"Wir können jetzt nur noch versuchen, die Flüchtlinge privat unterzubringen", sagte Sozialamtschef Staymann der FR. Die Situation hätten Bund und Land zu verantworten. Die erklärten sich zu Recht bereit, Menschen aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen. "Die Probleme können aber nicht auf die Kommunen abgewälzt werden." Auf fachlicher Ebene habe es nie Absprachen gegeben, wie Flüchtlinge untergebracht werden könnten.
Die Gäste von St. Markus machten sich selbst auf den Weg, gingen in Höchst von Haus zu Haus und suchten eine Wohnung. "Ich weiß, daß es für die Pfarrgemeinde nicht leicht ist, uns hier zu behalten", sagte Jahija Duravovic. Zunächst können die Familien in der Pfarrei bleiben. "Aber hier muß schnell etwas passieren", so Wilhelm Lindenberg, damit diese Menschen nicht weiter "der Willkür unseres Systems ausgesetzt bleiben". tos
HÖCHST. Die Bürgervereinigung Höchster Altstadt fordert den Magistrat auf, "alle Anstrengungen zu unternehmen", um die Verkehrssituation rings um den Marktplatz zu entschärfen. Eine Verzögerung mit dem Hinweis, die Zustände würden künftig schon verbessert werden, könne nicht länger hingenommen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Anlaß des Schreibens ist die Entscheidung des Magistrats, die geplante Tiefgarage unter dem Marktplatz wegen Geldmangels zu streichen (die FR berichtete).
Besonders an Marktagen herrschten in der Altstadt chaotische Zustände, erklärt der stellvertretende Vorsitzende der Bürgervereinigung, Edgar Schwickert. Marktbeschicker und Kunden blockierten die Straßen. Ein breiter Strom von Fahrzeugen umkreise ständig den Marktplatz auf der Suche nach einem freien Parkplatz.
Außer Ankündigungen des Magistrates sei in den vergangenen Jahren nichts geschehen, um diese Zustände zu ändern. Im Gegenteil: Die Einrichtung der Fußgängerzone, die Verzögerung beim Bau und bei der Anbindung der Leunabrücke sowie beim Anschluß der Südumgehung an die Mainzer Landstraße hätten die Probleme sogar verschärft. Die Bürgervereinigung kritisiert zudem, der Magistrat habe die seit Jahren in Arbeit befindlichen Struktur- und Verkehrsführungspläne für Höchst noch immer nicht vorgelegt. tos
Mit irischer Folklore tanzt die evangelische Kirchengemeinde von Alt-Höchst durch den Sommer. Alle die Lust und Laune haben, können sich an jedem Donnerstag im Gemeinde-Saal der Kirchengemeinde in der Leverkuser Straße 7 einreihen. Von 18.30 bis 20.30 Uhr hilft Ian Cooke allen auf die Sprünge, die Spaß an tänzerischer Bewegung zu Folk-Musik haben. Der Eintritt kostet für jeden Abend vier Mark. tos
HÖCHST. So jung und schon die Unschuld verloren: Der neue Sex- Shop an der Bolongarostraße verzichtet ab sofort freiwillig auf einen seiner augenfälligsten Reize. Künftig brauchen sowohl Kunden von "Hoechst'e Erotik" als auch Passanten nicht mehr darüber zu rätseln, ob hier vielleicht der nahe Chemieriese seine Finger im Spiel hat. "Um eventuelle weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden, haben wir heute die Schreibweise abgeändert." Das teilte die Geschäftsführerin Monika Mörchen in einem Schreiben an unsere Redaktion mit.
Die FR hatte berichtet, daß der nekkische Firmenname möglicherweise gerichtliche Folgen haben könnte, wenn sich Hoechst dadurch in seinen "geschäftlichen Aktivitäten" beeinträchtigt fühlt, wie ein Rechtsanwalt meinte.
Monika Mörchen ist offenkundig nicht auf Konfrontation aus: "Es ist doch selbstverständlich, daß wir als Kleingewerbetreibender uns nicht mit einem Riesenkonzern, der viel Macht und Einfluß hat, anlegen." Die Schreibweise von "Hoechst'e Erotik" mit "oe" habe einfach harmonischer gewirkt, "denn zu einem ' sehen zusätzliche ö-Strichelchen nicht so gut aus". Trotz aller Einbußen an Sinnlichkeit änderte sie jetzt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Namen ihres Kaufhauses für Lust-Utensilien in "Höchst'e Erotik".
Ebenfalls als wenig befriedigend empfindet die Geschäftsfrau die freizügige Art und Weise, wie "amtliche Stellen" mit ihrem Namen umgehen: So sei sie wiederholt mit "Frau Moerchen" angeschrieben worden.
Nach bislang noch nicht bestätigten Gerüchten wird die Geplagte gegen derart fahrlässige Beamten spätestens dann gerichtlich vorgehen, wenn aus dem "Mörchen" ein "Möhrchen" geworden sei. Das wäre denn doch zu anzüglich. leo
HÖCHST / LIEDERBACH. Stapelweise Patientenakten, Untersuchungsbefunde und Abrechnungen des verstorbenen Höchster Arztes Dr. Hrvoje Malic lagen Monate offen im Garten seines verlassenen Hauses in Liederbach herum. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat die Unterlagen nach einem Hinweis der FR von der Polizei sicherstellen lassen. Den Erben des niedergelassenen Chirurgen droht jetzt eine Anklage. Für Oberstaatsanwalt Helmut Koller steht fest: "Ein schwerer Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen."
Liederbach, Fasanenweg 26: Auf der Terrasse liegen Berge von Müll. Blaue Plastiksäcke mit Abfall. Dazwischen Hügel von Patientenakten, ganze "Leidensgeschichten", intimste Befunde fliegen offen herum.
"Das liegt hier genau seit 28. Juli vergangenen Jahres", erinnert sich eine Nachbarin. Der Tag, an dem der in Zagreb lebende Sohn - einer der Erben des Arztes - die Möbel packte, die Aktenstapel wie Müll auf den Balkon verfrachtete und nach Kroatien zurückfuhr. Kinder, die im verwilderten Garten spielten, entdeckten die Papierberge. Ein Nachbar wohlinformiert: "Das Vertrauen der Landsleute in den Chirurgen war groß: Die sind auch wegen Halsschmerzen und anderer Wehwehchen zu ihm gegangen."
Wie die FR erfuhr, ist das Haus im Fasanenweg 26 seit dem Tode des Mediziners 1988 unbewohnt. Erben des Hauses sind der in Kroatien lebende Radovan Malic und ein zweiter, unehelicher 14jähriger Sohn, den der Arzt mit seiner jetzt in Unterliederbach wohnenden Lebensgefährtin hatte. Beide streiten sich vor Gericht um das Haus.
Den Nachlaß, erklärte die Frau, habe Rechtsanwalt Uwe Adam verwaltet. Adam bestätigte der FR, die Praxis in Höchst (Liederbacher Straße 9) nach dem Tod des Arztes aufgelöst zu haben. Ein Teil der Patientenkartei - Aufzeichnungen, die nicht älter als zehn Jahre waren - habe er der Landesärztekammer übergeben, die älteren Dokumente seien Radovan Malic in Anwesenheit von dessen Bevollmächtigten ausgehändigt worden.
Dem waren die "Aktenberge im Wohnzimmer" (eine Nachbarin) dann wohl lästig. Im Sommer 1991 stapelte er die Unterlagen auf der Terrasse. "Als ich das entdeckt habe", sagte die frühere Lebensgefährtin Malics, die ab und zu den Bürgersteig vor dem Haus fegt, "habe ich alles in eine Ecke geschoben und mit Zweigen abgedeckt." Handwerker, die vor Monaten die Wände des benachbarten Reihenhauses anstrichen, räumten die "Berge" wieder aus dem Weg.
"Ungeheuerlich", reagierte Ann-Katrin Helberg-Lubinski von der Landesärztekammer auf den für jedermann zugänglichen Fundort der Patientenkartei. "Die Erben", so die Juristin, "sind, auch wenn sie keine Mediziner sind, verpflichtet, die ärztlichen Unterlagen unter Wahrung der Schweigepflicht aufzubewahren" - laut hessischer Berufsordnung für Ärzte noch mindestens zehn Jahre nach Abschluß der Behandlung. Röntgenbefunde müssen sogar 30 Jahre archiviert werden. Ist die Frist abgelaufen, sollen die Dokumente restlos vernichtet werden.
Die Landesärztekammer könne nur einschreiten, wenn ein Mediziner selbst gegen diese Bestimmungen verstoße, erklärte Ann-Katrin Helberg-Lubinski. "Gegen Erben dürfen wir als Berufsaufsicht nicht vorgehen."
Ein Fall für die Justiz also. Oberstaatsanwalt Helmut Koller ließ die Unterlagen sofort sicherstellen und nahm die Ermittlungen auf. "Verantwortlich sind auf jeden Fall die Erben", erklärte Koller. "Solch hochbrisantes Material kann man nicht quasi auf der Zeil verstreuen." tos
Die Schützengesellschaft Okriftel und der Schützenverein Kriftel liefern sich in der Gauklasse (Bezirk Maingau) in der Disziplin Vorderlader-Kurzwaffen ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Nach den ersten vier Rundenkämpfen weisen die beiden Nachbarrivalen jeweils 6:2-Punkte auf. Im direkten Vergleich hatte der Hattersheimer Stadtteilverein gegen Kriftel mit 374:363 Ringen die Nase vorne, verlor aber bei den Seligenstädter Sportschützen mit 364:371 Ringen.
Zum Vorrundenabschluß will sich der Spitzenreiter Okriftel gegen Schlußlicht SV Oberstedten endgültig die Halbzeitmeisterschaft sichern. Der SV Kriftel hat gegen den Rangvierten SV Hainstadt die diffizilere Aufgabe zu bewältigen.
Mit jeweils 374 Mannschaftsringen erzielte die SGeS Okriftel gegen Grün-Weiß Frankfurt und den SV Kriftel eine Saisonbestmarke, hatte ferner mit Werner Köhler (erzielte herausragende 98 Ringe) den besten Einzelschützen in ihren Reihen. Manfred Brehl (96/drittbester Einzelschütze) und Axel Pfälzner (95/7.) standen ihrem Teamgefährten nur geringfügig nach. Joachim Ott (96/4.) und Hans-Georg Pfeiffer (95/6.) schossen die besten Krifteler Ergebnisse in den bisherigen vier Durchgängen. Seligenstadt trumpfte nach einem kleinen Fehlstart nicht nur gegen Okriftel auf, sondern gilt dank Dr. Kadar Kallache (97 Ringe) und Harald Neumann (96) als jene Mannschaft, die den beiden Main-Taunus- Klubs noch die Suppe versalzen könnte. Hochtaunus-Rivale SV Oberstedten gewann zum Auftakt deutlich in Hainstadt (359:343 Ringe), dann setzte es drei Niederlagen, die im Falle Grün-Weiß Frankfurts mit 348:370 deftig ausfiel.
SCHÜTZEN-MAINGAU, VORDERLADER-KURZWAFFEN, Tabelle: 1. Schützengesellschaft Okriftel 6:2 Punkte/1481 Ringe, 2. Schützenverein Kriftel 6:2/1455, 3. Sportschützen Seligenstadt 4:4/1458, 4. SV Hainstadt 4:4/1424, 5. PSV Grün-Weiß Frankfurt 2:6/1446, 6. SV Oberstedten 2:6/1434.
In der Disziplin Vorderlader-Langwaffen ist der Taunus nur durch den Schützenverein Anspach präsent. Und diese Mannschaft rangiert nach vier Durchgängen mit 2:6 Zählern in der Abstiegszone. Der SSC Ginnheim (8:0) strebt dem Titel mit Meilenstiefeln entgegen, die übrigen Mitbewerber aus Frankfurt beziehungsweise dem Kreis Offenbach sind offenbar chancenlos. Der Spitzenreiter drückt Anspach die Daumen, damit der Hochtaunus-Verein zum Vorrundenabschluß gegen Mühlheim-Dietesheim obenauf bleibt und damit den Rangzweiten aus dem Rennen wirft.
Gegen das Schlußlicht Frankfurter Schützen-Korps siegte Anspach deutlich mit 369:347 Ringen, zog sich selbst beim Spitzenreiter Ginnheim (370:376) und in Schwanheim (359:366) glänzend aus der Affäre, mußte aber gegen Grün-Weiß Frankfurt eine deftige 366:380-Niederlage hinnehmen. Mehr als 380 Mannschaftsringe schoß selbst Ginnheim bisher nicht.
In der Einzelwertung führt Jörg Schmahl (Ginnheim) mit 98 Ringen vor Herbert Rösmann (Grün-Weiß Frankfurt/97), Jürgen May (Ginnheim/97) sowie dem Anspacher "Scharfschützen" Bernd Störkel (96).
SCHÜTZEN-MAINGAU, VORDERLADER-LANGWAFFEN, Tabelle: 1. SSC Ginnheim 8:0 Punkte/1508 Ringe, 2. SV Mühlheim-Dietesheim 4:4/1488, 3. SV Schwanheim 4:4/1469, 4. PSV Grün-Weiß Frankfurt 4:4/1371, 5. SV Anspach 2:6/1464, 6. Frankfurter Schützen Korps 2:6/1428. ppa
An der Strippe: Josef Ernst Die Zusammengehörigkeit in den Vereinen ist erster Klasse
Jeder Kirdorfer sei mindestens in drei Vereinen, heißt es, wenn es darum geht, das Vereinsleben rund um St. Johannes zu charakterisieren. Josef Ernst, Vorsitzender des Vereinsrings Kirdorf relativiert diese Behauptung. "Das kann man bei der Jugend nicht mehr so feststellen." Zum Jubiläum fragte die FR Josef Ernst nach dem Vereinsleben. FR:Wie alt sind die Kirdorfer Vereine?
Ernst: Der älteste Verein ist der Gesangverein Liederkranz 1837, dessenVorsitzender ich bin. Der jüngste Verein sind die Grashoppers, junge Leute zwischen 25 und 30, die Fußball spielen, aber ohne ernsthafte Absichten.
FR: Wieviele Vereine sind im Vereinsring zusammengeschlossen?
Ernst: Der Vereinsring beinhaltet 18 Vereine. Dann sind der Arbeitskreis "Unser Kirdorf" und die katholische Kirchengemeinde als Mitglied dabei.
FR:Auf wieviele Vereinsmitgliedschaften kommen die Kirdorfer denn?
Ernst: Man kann sagen: 3500 bis 3800 Mitglieder.
FR:Wie ist dabei die Altersstruktur?
Ernst: Man muß leider feststellen, daß die Gesangvereine etwas überaltert sind, insbesondere die Männerchöre. Man muß sich da etwas einfallen lassen. Wobei man sagen muß, daß das bei den Kirchenchören anders ist, wahrscheinlich wegen der anspruchsvolleren Literatur. Das ist nicht nur in Kirdorf so, das gilt auch allgemein. Die Sportvereine haben sehr viel Jugend, auch die Feuerwehr hat einen guten Mix und auch die Karnevalsvereine. Da wird mit Tanzgruppen und Spielmannszügen gearbeitet, da haben junge Leute Interesse. FR: Gibt es etwas Besonderes am Kirdorfer Vereinsleben?
Ernst: Das Vereinsleben ist nicht anders wie in anderen Orten auch. Es ist ein sehr reges - fast 4000 Mitgliedschaften in Vereinen, das ist ja ganz schön. Die Zusammengehörigkeit ist erster Klasse, das konnte man auch bei den Vorbereitungen für das Jubiläum sehen. Bei der Ausrichtung der Feier sind alle dabei.
FRANKFURT-NORD. Wenn in Frankfurt der beste Freund des Menschen das Zeitliche segnet, geraten die Hinterbliebenen oftmals in die Bredouille. Den Leichnam einfach im Garten zu verbuddeln, verbietet das Gesetz, die Problemlösung per Tierkörperbeseitigungsanstalt das eigene Gewissen. Der Tierfriedhof in Bad Homburg ist seit Jahren überfüllt, eine vergleichbare Stätte gibt es in Frankfurt nicht. Noch nicht: Schon in wenigen Monaten will die rot-grüne Stadtregierung am Heiligenstock einen Tierfriedhof anlegen.
Den Anstoß zu dem Projekt gaben Ende 1991 mehrere Hunde- und Katzenfreunde, die die Vorstellung unerträglich finden, ihre Vierbeiner könnten dereinst in Niederwöllstadt enden. Dort steht seit 1970 die für Südhessen zuständige Tierkörperbeseitigungsanlage. Und was darin mit den Tieren geschieht, findet Frank Heudorf "nicht sonderlich pietätvoll".
Heudorf ist Referent im Dezernat für Frauen und Gesundheit, das - so kurios es klingt - für den geplanten Frankfurter Tierfriedhof zuständig ist ("alle anderen haben sich davor gedrückt"). Nach einer parlamentarischen Anfrage machte sich das Dezernat Anfang 1992 auf die Suche - und wurde im Norden fündig: Auf einem 10 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen dem Friedhof Heiligenstock und der Stadtgrenze von Bad Vilbel soll der Tierfriedhof entstehen.
Das Areal wird derzeit noch von einem Landwirt beackert, den Pachtvertrag aber hat die Stadt "zum Sommer-Ende" gekündigt. "Theoretisch", sagt Heudorf, könnte dann mit den Bauarbeiten begonnen werden - stünden da nicht "vier oder fünf Anwohner" im Wege.
Die Berkersheimer, die in unmittelbarer Nähe des geplanten Friedhofs wohnen, fürchten um ihre Ruhe: Durch permanente Bestattungen und Besuche werde es am Stadtrand zu "regem Verkehr" kommen. Das freilich bezweifelt Heudorf. Besucher müßten ihre Autos auf dem bereits vorhandenen Parkplatz am Heiligenstockweg abstellen, lediglich "ein oder zwei Behindertenparkplätze" sollen direkt am Tierfriedhof entstehen.
"Es wird keine exorbitante Belästigung geben", versichert der Referent, der zuversichtlich ist, daß die Bürgerproteste wieder abflauen werden. Im August oder September könne dann bereits die Trägerausschreibung beginnen - schon jetzt sind diverse "Tierschutzvereine und Gartenbaubetriebe" im Gespräch.
Wie genau der Tierfriedhof - der mitten im geplanten Grüngürtel liegt - aussehen wird, das vermag derzeit noch niemand zu sagen. Eines jedoch steht fest: "Die Anlage soll nicht zu sehr an einen menschlichen Friedhof erinnern." Große Denkmäler, wie etwa in Amerika oder Paris, wird es nicht geben, "höchstens kleine Grabsteine mit Inschriften". Gegen Kreuze will der Frankfurter Stadtdekan Klaus Greef gar persönlich intervenieren - "das hat immerhin mit Glauben zu tun, und dazu sind Tiere ja nicht fähig".
Die Liegedauer am Heiligenstock soll "auf drei Jahre mit Verlängerungsoption" festgelegt werden. 150 bis 200 Mark werden die Herrchen und Frauchen dafür berappen müssen. "Die emotionale Bindung ans Tier" (Heudorf) hat eben ihren Preis.
Aber nicht jeder, der will, wird sein Haustier auf dem neuen Frankfurter Tierfriedhof begraben können. Vögel, Katzen und kleine Hunde werden in den Gräbern mühelos Platz finden.
Bei "Doggen und Bernhardinern" wird's dagegen schon schwierig. Heudorf: "Wer sich aber ein Nilpferd in der Badewanne hält, der wird auch am Heiligenstock "keine Chance" haben (siehe dazu auch Kasten und Bild Seite 5). ind
OBERRAD. Auf dem Grundstück an der Ecke Offenbacher Landstraße / Hansenweg darf entgegen dem verbindlichen Bebauungsplan ein vierstöckiges Gebäude errichtet werden. Wie Dierk Hausmann, Leiter der Abteilung Süd im städtischen Planungsamt, mitteilte, haben die zuständigen Stellen die Ausnahme erlaubt, um eine geschlossene Bebauung des Blockrandes sicherzustellen.
Der Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrrad, Sachsenhausen) hatte bemängelt, daß nach den Architektenentwürfen knapp 80 Prozent der Grundstücksfläche der Parzelle Offenbacher Landstraße 278 durch den Bau versiegelt würden. Das sei doppelt so viel wie erlaubt. Die die Stadtteilparlamentarier wollten vom Magistrat wissen, wie für das entfallende Grün Ausgleich geschaffen werden kann und wie die Fußgänger in Zukunft auf dem viel zu schmalen Bürgersteig im Hansenweg laufen sollen: Bisher konnten sie über die unbebaute Fläche des Areals - ehemals eine Tankstelle - gehen. Hausmann bezeichnete die vorhandenen niedrigen Gebäude als "städteräumlich unklar". Das Amt habe sich mit der Blockrandbebauung bewußt dafür entschieden, die letzte Lücke im westlichen Teil der Offenbacher Landstraße zu schließen. Dabei dürfe jedoch nicht die Traufhöhe der umliegenden Häuser überschritten werden. Wenn die Geschoßflächenziffer um knapp das Dreifache über den im Bebauungsplan festgeschiebenen Werten liege, so sei das bei einem Eckgrundstück nicht verwunderlich: Dort müsse eben mehr Fläche für den Baukörper zur Verfügung stehen als bei einem normalen Grundstück.
Vorgesehen ist, im Erdgeschoß Läden einzurichten, darüber Büros oder Arztpraxen. In den beiden verbleibenden Stockwerken sollen Wohnungen entstehen. Als Ausgleich für die geringe Grünfläche wird das vorgeschriebene Flachdach bepflanzt. Auch für den schmalen Gehweg haben die Planer unterdessen eine Lösung parat: Vor den Läden läßt eine kleine Arkadengalerie genügend Raum. ask
SACHSENHAUSEN. "Gar grauslig" hat ihn das Leben nach eigenem Bekunden zugerichtet, Mutter Natur habe sich offenbar einen Spaß erlaubt, um ihn mit diesem Körper zu "bescheren". Doch er tut sein Bestes, um den anderen zu zeigen, daß einer trotzdem - oder gerade deswegen? - sich durch ebenjenes Leben mit Würde schlagen kann. Ein gebrochener Mensch, wie es scheint, doch dann stemmt sich dieser "Krüppel" mit fast unglaublichem Willen gegen das, was ihm das Schicksal jeden Tag an Unbilden beschert: Bitterböse manchmal, oft mit jener "bayerischen Hinterfotzigkeit", die die Bewohner nördlich des Weißwurstäquators so verschreckt; aber stets mit dem Blick für das Menschliche, für das Kleine, eben mit dem einen "weinenden Auge", das echte Komik auszeichnet.
Von Karl Valentin ist die Rede und seiner schier aberwitzigen Wort- und Körperakrobatik: Als "einen Höllentanz der Vernunft um beide Pole des Irrsinns", feierte Kurt Tucholsky die Auftritte des "Linksdenkers". Wer sich davon überzeugen will, der kann das noch bis Montag, 10. August, in der Harmonie tun. Zusammen mit Partnerin Liesl Karlstadt ist Valentin unter anderem in so bekannten Sketchen wie "Der Firmling", "Die Orchesterprobe" oder "Im Schallplattenladen" zu sehen. Anfangszeiten sind 18, 20.30 und 22.30 Uhr.
Von Dienstag, 11. August, bis Sonntag, 16. August, läuft das "Fantasy Film Fest", das nach erfolgreicher Spielzeit in München und Berlin nun erstmals in Frankfurt zu sehen ist. Auf 40 Streifen - zumeist in Originalfassung - dürfen sich die Besucher freuen, darunter beispielsweise die unzensierte Fassung von "King Kong". Die genaue Programmfolge sowie die Anfangszeiten sind der Tagespresse zu entnehmen.
Das letzte Drittel des Monats gehört zwei ganz neuen Filmen: Im Hauptprogramm läuft "Twin Peaks - Der Film", in der Kleinen Harmonie "Die wahre Geschichte von Männern und Frauen". David Lynchs Horrorgeschichte "Twin Peaks" (USA 1992) führt in der Besetzungsliste Namen wie Kyle MacLachlan, Sheryl Lee, Moira Kelly, Harry Dean Stanton, Kiefer Sutherland und David Bowie. (Anfangszeiten 18, 20.30 und 22.30 Uhr.)
Die "Wahre Geschichte" über den "Kampf" der Geschlechter von Robert van Ackeren (Deutschland 1992) ist eine Komödie über Liebe, Illusionen, Sehnsüchte und den Versuch, sich "im Dschungel der modernen Partnerschaft zurechtzufinden". Hauptdarstellerinnen im unterhaltsamen "Dschungelkrieg" sind Sonja Kirchberger, Gudrun Gabriel und Andrea Ferreol; Beginn ist um 18.15, 20.45 sowie um 22.30 Uhr.
Weitere Informationen über das Programm im Lichtspielhaus in der Dreieichstraße 54 am Lokalbahnhof gibt es unter der Telefonnummer 61 35 50. ask
SACHSENHAUSEN. Vieles wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird: Hatte der Ortsbeirat 5 noch vor kurzem geglaubt, in der Steinlestraße werde "ein riesiger Neubau mit Tiefgarage" auf Kosten des "wertvollen alten Baumbestandes" errichtet, so konnte der Leiter der Abteilung Süd im Planungsamt, Dierk Hausmann, die Beiräte beruhigen. Auf den Parzellen 39 und 41 darf zwar ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage entstehen, doch "bis auf zwei oder drei der Bäume" soll der Bestand erhalten bleiben.
Der Neubau (geplant ist ein Doppelhaus) werde sich zudem in seiner Größe den umliegenden Bürgerhäusern anpassen, versicherte Hausmann. Dafür müsse das Haus mit der Nummer 39 weichen, das eine Brandmauer zur ebenfalls unbebauten Parzelle 37 hat. Dem Ansinnen des Bauherrn, das neue Gebäude ebenfalls auf der Grundstücksgrenze abschließen zu lassen, haben die städtischen Planer allerdings widersprochen. Als sinnvoll bezeichnete Hausmann die Tiefgarage, da sonst die Abstellflächen für die Autos im Garten geschaffen werden müßten. Die jetzige Variante verhindere eine weitere Versiegelung des Grüns; die Zufahrt zum unterirdischen Parkplatz soll ins Haus integriert werden.
Die Vorgaben für den Neubau sind erst nach "langen Verhandlungen mit dem Besitzer" zustande gekommen. Ein fertiger und genehmigter Plan, wie der Ortsbeirat in einem Antrag schreibt, liegt jedoch weder für den "Riesenbau" noch für die neue Variante vor, erklärte Sieghard Kral von der Bauaufsicht. ask
FRANKFURT-NORD. Tierliebe treibt bisweilen skurrile Blüten. "Wir hatten hier schon Leute", sagt Judith Wagner, "die ihrem toten Pudel für ein paar tausend Mark einen Marmorstein gekauft haben." Manch ein Tierfreund habe seinen vierbeinigen Gefährten gar schon im selbstgezimmerten Sarg zu Grabe getragen. Kurios? Ja - aber längst kein Einzelfall auf dem Tierfriedhof in Mainz.
Von den 400 Gräbern, die die Landeshauptstadt ihren tierischen Einwohnern vor Jahren zubilligte, ist schon lange keines mehr leer. Hunde und Katzen sind es vor allem, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, aber auch von Wellensittichen und einem Zwergkaninchen künden die Inschriften auf den Mini-Grabsteinen. Lediglich große Tiere werden in Mainz zum Problem - "Pferde", bedauert Tierpflegerin Judith Wagner, "passen hier nicht rein." Jene Herrchen und Frauchen dagegen, die ihre Haustiere sicher unter der Erde wissen, bleiben ihren haarigen und gefiederten Freunden meist über deren Tod hinaus treu. Zu den herkömmlichen Ausgaben - das Grab selbst kostet 250, die Bestattung 80, der Friedhofsschlüssel zehn Mark - sorgen sie für reich geschmückte Gräber. "Unserem Liebling" steht dann auf den Steinen oder "Wir werden Dich nie vergessen". Und manchmal verewigen die Hinterbliebenen den Verblichenen auch mit einem Polaroidfoto hinter Glas.
Über derlei Aufwand wundert sich Judith Wagner schon lange nicht mehr: "Manchmal", sagt sie, "ist das extremer als bei einer richtigen Beerdigung." ind
FRANKFURT A. M. Das Erkennungszeichen ist klein, rund und wird an die Kleidung geheftet: der Button. Er hat den Effekt der Wiedererkennung, der Solidarität. Und das ist für Frauen vor allem nachts in den U- und S-Bahn-Stationen eine wahre Erleichterung. Frauenreferentin Gabriele Wibelitz: "Täglich rufen bei uns Frauen an, die über Belästigung in öffentlichen Verkehrsmitteln und über ihre eingeschränkte Mobilität klagen."
Viele Frauen haben Angst, nachts alleine auf die Straße zu gehen. Das geht dann so weit, "daß so manche Betroffene sogar ihr Theaterabonnement kündigt", erklärt Frau Wibelitz. Der Frauen-Button, der ab August in Frankfurt verteilt wird, soll der Sprachlosigkeit an Haltestationen, in Bussen und Bahnen ein Ende setzen.
Das Frauenreferat will aus der Not eine Tugend machen: "Frauen nehmen sich die Stadt" lautet eine Veranstaltungs- und Aktionsreihe, die am 6. August beginnt. Seit mehreren Wochen gibt es regelmäßige Koordinationstreffen in Bockenheim, Rödelheim und Höchst. Frauen aus dem jeweiligen Stadtteil und zwei Mitarbeiterinnen des Frauenreferats stellen ein Veranstaltungsprogramm für August bis Oktober zusammen.
"Wir wollen Impulse geben", sagt Gabriele Wibelitz, "den Frauen aber kein fertiges Konzept vor die Nase setzen." Dreh- und Angelpunkt der Koordination ist eine längst überfällige Idee der Frauenbewegung: die Bildung eines Netzwerkes. Deshalb arbeitet das Frauenreferat "mit vielen unterschiedlichen Frankfurter Frauengruppen zusammen" (Wibelitz). Dazu gehören etwa die Frauen der "Grauen Panther", der "Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen" (AsF) oder der "Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung" (Agisra).
Sie habe zwar noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, erklärte Marion Krauth dieser Tage auf dem Koordinationstreffen in der Rödelheimer Stadtteilbücherei. "Aber Grund zum Engagement im Stadtteil gibt es genug", sagte die stellvertretende Ortsvorsteherin. Stadtplanung sei dabei nur ein Kritikpunkt unter vielen. Was "strukturelle Gewalt" gegen Frauen bedeute, werde besonders augenfällig an der S-Bahn-Unterführung im Rödelheimer Bahnhof: in den Abendstunden menschenleer, düster, angsteinflößend.
Die Deutsche Bundesbahn kommt nach langem Hin und Her "von ihrer Abneigung zur Umgestaltung der Unterführung ab", erläutert Gabriele Wibelitz. Und ein kleiner Ersatz für das (fehlende) Nachttaxi ist ein besonderer Service der Stadtwerke: der Straßenbahnfahrer kann per Funk ein Taxi bestellen. "Im Falle daß die Haltstelle zu weit von der Wohnung entfernt ist", so die Frauenreferentin.
Die "Eroberung" des Brentano-Parks schwebt Rödelheimerinnen schon seit mehreren Monaten vor - dort ist ein Picknick geplant. Im Günthersburgpark (Nordend) soll ein Mädchentreffen organisiert werden und "Agisra" wird eine Stadtteilbegehung im Bahnhofsviertel anbieten. Ein endgültiges Frauen-Sommerprogramm wird Anfang August vorliegen.
Insgesamt kostet die Aktionsreihe 60 000 Mark. Derzeit "suchen wir noch Sponsoren", sagt Gabriele Wibelitz. Die Frauenreferentin legt Wert darauf, daß die Veranstaltungsreihe von dem Charakter "ordnungspolitischer Maßnahmen wegkommt." Es sind Gespräche mit Vertretern der Polizei, der Staatsanwaltschaft und der Stadtwerke geplant. Aber Anliegen sei es nicht, die Anzahl der Polizisten und des Wachpersonals zu erhöhen, sondern: "Frauen sollen verstärkt auf die Straße, das Stadtbild prägen." tin
FRANKFURTER BERG. Graue Betonklötze überschatten eine idyllische Reihenhaussiedlung, enge Gassen münden in der dichtbefahrenen Homburger Landstraße, Kleingärten grenzen an Kleingewerbe. Der Frankfurter Berg: Eine Siedlung aus Gegensätzen. Nirgendwo sonst prallen verschiedene Bauformen und verschiedene soziale Schichten ähnlich unvermittelt aufeinander. Hier oben zwischen Preungesheim und Bonames paßt nichts zusammen. Doch das dürfte sich bald schon ändern.
Das Planungsdezernat hat sich, wie aus der Ausschreibung zum städtebaulichen Ideenwettbewerb hervorgeht, einiges vorgenommen. Wenn die US-Army verschwunden ist, wenn die letzten Soldaten die Drake- und die Edwardskaserne geräumt haben, soll aus den "zusammenhanglosen Bereichen" ein "gemeinsamer Stadtteil" werden. Noch gibt es für die Siedlung keinen Bebauungsplan - aber schon jetzt haben die städtischen Planer genaue Vorstellungen davon, wie der "neue" Frankfurter Berg aussehen wird.
1600 Wohnungen sollen auf dem 24,5 Hektar großen Kasernenareal rechts und links der Homburger Landstraße gebaut werden. In bis zu sechsgeschossigen Häusern sollen "möglichst viele Sozialwohnungen" entstehen, fordert Jürgen Häußler, Referent im Planungsdezernat. Kinderreiche Familien werden hier eine Bleibe finden, aber auch Studenten und alte Menschen. Häußler: "Wir wollen eine soziale Durchmischung."
Nicht jede Entwicklung am Frankfurter Berg liegt jedoch in den Händen der Stadt: Der Bund besteht darauf, in den Kasernen Platz für Beamte vom Bundesgrenzschutz und der Zollbehörde zu schaffen. In den "Drakebaracks" etwa sollen "zunächst ohne größere bauliche Veränderungen zirka 1300 Bundesgrenzschutzbeamte untergebracht werden". Zudem wird Raum für Parkplätze, Kantinen, Werkstätten und eine Raumschießanlage benötigt.
Die neuen Einwohner werden, wenn alles nach Plan läuft, dennoch nichts vermissen: Drei Kindertagesstätten sollen auf jeweils 2000 bis 2500 Quadratmetern entstehen. Zwei öffentliche Spielplätze sind ebenso vorgesehen wie ein Kinderhaus und "ein kleiner Bürgerteff" mit Jugend- und Seniorenräumen.
Etwa 60 Menschen werden in einer neuen Altenwohnanlage Platz finden. In einer dreizügigen, 12 000 Quadratmeter großen Grundschule werden die Klassen eins bis sechs unterkommen.
Dazu wird der Frankfurter Berg - wo es heute nichts gibt außer Videotheken und einem Kiosk - endlich "ein kleines Quartierszentrum" erhalten. Vieles ist darin vorstellbar: Banken, Apotheken, Reinigungen, Arztpraxen, Büros und ein "Ladenzentrum mit Supermarkt". Alles zusammen könnte dereinst einen "kleinen Platz" säumen - den neuen Mittelpunkt der Siedlung.
Die Visionen der städtischen Planer gehen noch weiter: "Entsiegeln" und "durchgrünen" wollen sie den gesamten Frankfurter Berg, den Baumbestand wollen sie erhalten und neue "Freiflächen" schaffen. Der "stadtbildprägende Alleencharakter" der Homburger Landstraße - dieser zentralen Achse der Siedlung - soll weiter ausgebaut werden.
Auch in puncto öffentlicher Nahverkehr soll am Frankfurter Berg nichts zu wünschen übrig bleiben. Die U- Bahn-Linie 5, die heute in Preungesheim endet, wird künftig bis zum S-Bahnhof Frankfurter Berg geführt. Auf der Strekke werden zwei neue Haltestellen eingerichtet. Weitere Verbesserungen wird das vorgesehene Nahverkehrskonzept des FVV mit sich bringen (die Stadtteil-Rundschau berichtete).
Groß sind die Pläne, die sich der Magistrat für die Siedlung im Norden vorgenommen hat. Ob sie jedoch verwirklicht werden, ist nach wie vor völlig offen. Denn noch immer verhandelt das Liegenschaftsamt mit dem Bundesvermögensamt über den Kauf des Areals - ein Ergebnis steht noch aus.
Wie auch immer die Verhandlungen ausgehen werden, eines steht schon fest: Der Frankfurter Berg wird künftig nicht mehr das sein, was er jahrzehntelang gewesen ist - ein Baukasten-Stadtteil. ind
BAHNHOF. Ersatzwohnungen für die Mieter, die Bordellen weichen müssen, fordern die Grünen im Ortsbeirat 1: Durch die verkleinerte Toleranzzone drohe eine Mietervertreibung im Bahnhofsviertel. Um diese negativen Konsequenzen "abzufedern", soll die Stadt Ersatzwohnungen anbieten und eine Beratungsstelle einrichten, die allen Mietern, die von einer Kündigung bedroht sind, umfassende Hilfestellung anbietet.
Der Antrag der Grünen wird in der nächsten Sitzung des Gremiums beraten, das sich am Dienstag, 4. August, 19 Uhr, im Technischen Rathaus trifft (Sitzungssaal III und IV) Braubachstraße 15).
Weiterhin fordern die Grünen, daß die "Vertreibung der Szene" auf der Taunusanlage so lange unterbleibt, bis neue Einrichtungen für die Drogenabhängigen geschaffen sind. Zur Zeit führe die "polizeiliche Vertreibungstaktik" nur dazu, daß sich die Szene in die Wohngebiete verlagere, heißt es in dem Antrag.
Die CDU will durch eine "konzertierte Aktion" aller städtischen Institutionen erreichen, daß das illegale Parken auf der Mainzer Landstraße endgültig unterbunden wird. Außerdem wird sich der Ortsbeirat 1 mit den Mittelkürzungen für Jugendeinrichtungen im Gallus und der Verkehrsberuhigung im Bereich des Wiesenhüttenplatzes beschäftigen. rea
Zu dem Bericht (FR vom 2. 7. 1992 "Dyba ruft nach Reformen") habe ich Ihnen mitzuteilen, daß es erfreulich ist, zu lesen, der Fuldaer Erzbischof Dyba wolle sich zu "radikalen Reformen" bekennen. Er soll auch reformieren, dazu gehört aber an erster Stelle eine "radikale Klärung", warum beispielsweise der jetzige Katholikentag mehr als 26 Millionen Mark an Steuermitteln kassiert hat und diese ohne jede weitere Ausgabe-Kontrolle der Mittel?
Eine "radikale Reform", das will auch Herr Greinacher, der schreibt, er wünsche eine "Trennung von Staat und Kirche"; diesen Mut sollte auch der Erzbischof aus Fulda besitzen, also ist er auch zum Handeln aufgefordert, ist er doch der besonderen Freund der "Aktion Leben".
Weiter ist auch öffentlich erklärungsbedürftig, warum der Herr Dyba für seine Militärseelsorge 180 000 Mark aus dem staatlichen Steuertopf erhält, wo er doch für das ungeborene Leben eintritt, bekanntlich der Waffendienst zum Töten geborenen Lebens beiträgt.
Offenheit geboten ist auch auch seitens der Politikerinnen und Politiker bei uns, von denen oftmals einige der katholischen Kirche und dem Unfehlbarkeits- Dogma des Papstes näherzustehen scheinen, als den Prinzipien und Grundsätzen unserer Verfassung.
So werden die Interessen der Familien bei uns sehr stark vernachlässigt und Wohltaten, wie sie der katholischen Kirche zugestanden werden, obwohl diese Organisation ohne irgendeinen demokratischen Aufbau hierarchisch funktioniert und sogar oft einer Vereinigung zur Vertreibung der Menschenrechte gleicht, werden weiter nur den kinderlosen Ehepaaren zugestanden.
Die "radikalen Reformen" des Herrn Dyba sollten also dazu dienen, den Familien in Ost- und Westdeutschland ein besseres Lebensrecht durch staatliche Hilfen einzuräumen, als es bisher geschehen ist. Bisher aber war es noch immer die "bundesdeutsche Gewohnheit, sich im Bedarfsfall eher für Kirchenprivilegien als für die allgemeinen Menschenrechte starkzumachen". (Horst Herrmann, Die Kirche und unser Geld).
Maria Volke, Emden
RÖMERSTADT. Wo jetzt die Straße In der Römerstadt aus Heddernheim heraus in den Westen der Stadt führt, dort arbeiteten und wohnten vor mehr als 1700 Jahren die Töpfer. Damals, im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus, erlebte die römische Siedlung Nida, die Verwaltungsstadt der Wetterau, gerade ihre Blütezeit - und war "für die Civitas Taunensis etwa so wichtig wie Frankfurt jetzt für das Rhein-Main-Gebiet." Das sagt Andrea Hampel, Abteilungsleitern der städtischen Bodendenkmalpflege, die jetzt verantwortlich ist für die letzten Ausgrabungen.
Seit mehr als einem Jahr läßt das Referat für Denkmalpflege in einem Gelände auf der nördlichen Seite der Straße In der Römerstadt graben und hofft auf neue Ergebnisse. Die Fläche ist laut Frau Hampel eine der letzten Möglichkeiten, um eine der wichtigsten archäologischen Stellen Hessens zu erforschen. Denn an den meisten Stellen ist das Gelände über der römischen Stadt bebaut. Oder, wie unter der Nordweststadt, längst zerstört.
Was im Laufe des vergangenen Jahres aus mehreren Metern Tiefe geholt wurde, sorgte unter den Fachleuten für Überraschungen. "Die Siedlung war an dieser Stelle viel dichter bebaut als in anderen Vierteln", erzählt Frau Hampel. Keine weitläufigen Bürgerhäuser, keine Thermen, keine Gemeinschaftsgebäude - im Töpferviertel standen die Häuser dicht an dicht: "So wie heutzutage auch". Für die Historiker eine Möglichkeit, um auf die sozialen Strukturen des Stadtteils zu schließen. "Da wohnten die Leute, die kein Geld für ein großes Grundstück hatten", folgert Frau Hampel.
Darüber geben auch die Abfallgruben Aufschluß, die für Archäologen zu wichtigen Fundgruben werden. In den Vierteln wohlhabender Römer entdecken die Wissenschaftler manchmal auch Tafelgeschirr.
Mit einem Töpferviertel hatten die Experten nicht gerechnet - auf ein solches Viertel waren die Archäologen schließlich schon auf der südlichen Seite der Straße gestoßen. "Wir hätten nicht gedacht, daß das Viertel so groß ist", beschreibt Frau Hampel. Und wieder waren es unter anderem die Abfallgruben, die wichtige Hinweise lieferten: In den Gruben landeten jene Fehlbrände und Scherben, für die die Handwerker keine Verwendung hatten.
Auch ein großer Töpferofen wurde aus der Erde gehoben; Becher in allen Größen tauchten aus der Erde auf. Die waren sorgfältig geformt: "Natürlich hatten die Römer schon Töpferscheiben" (Hampel). Aus der Zahl der Becher und der Größe der Töpferöfen wollen die Fachleute auf den Umfang der Produktion schließen. "In einem Ofen brannten die Töpfer mehrere Hundert Becher."
Viele der Ergebnisse lassen sich jedoch nicht so einfach erschließen. "Wir arbeiten mit einer Reihe von anderen Wissenschaften zusammen", so Andrea Hampel. Chemiker, Biochemiker, Geophysiker und Geologen werden Knochen, Holz und Ton untersuchen. Bis ihre Ergebnisse vorliegen und ausgewertet sind, wird es noch "dauern".
Bis 1994 will das Denkmalamt auf dem mehrere tausend Quadratmeter großen Gelände in der Römerstadt graben; dann sollen dort Wohnhäuser entstehen. Punktuell wird in der Römerstadt und in Heddernheim nur noch dort unter der Erde geforscht, wo gerade gebaut wird. "Wir kämen nie auf die Idee, aus Jux und Dollerei einfach in einer Grünanlage ein Loch zu buddeln", betonte Frau Hampel.
Schließlich sei noch nicht bekannt, wie sich die Archäologie in den nächsten Jahrzehnten entwickle, ob die Wissenschaftler dann nicht noch viel genauer forschen können. Frau Hampel: "Wo wir jetzt graben, ist das Gelände zerstört. Am besten ist es, weder zu bauen und noch zu graben!" sen
Seit Monaten verfolge ich die für das Gesundheitswesen bestimmten "Bonner Sparpläne". Ich bin kein Mediziner, ich bin nur ein Patient. Über den Einfallsreichtum, den unsere Politiker entwikkeln, um ihre Sparpolitik zu betreiben, kann ich mich nicht einmal mehr wundern, vielmehr löst er in mir Empörung aus.
Meines Erachtens ist es endlich an der Zeit, uns Beitragszahler über die geplanten Sparkorrekturen im Gesundheitswesen umfassend aufzuklären.
Wir sollten wissen, was wir in Zukunft von unserem Arzt noch erwarten können. Ist er überhaupt noch in der Lage bestmögliche Behandlung durchzuführen, die wirksamsten Medikamente zu rezeptieren? Oder muß er entgegen seinem Gewissen handeln, um so der Gefahr einer Kürzung seines Honorars zu entgehen? Ich befürchte JA.
Als Kranker (ich leide seit 20 Jahren an einer unheilbaren Krankheit) blicke ich mit sehr gemischten Gefühlen, ja mit Angst, auf die künftige "Kassenmedizin". Schon heute sind die finanziellen und auch die psychischen Belastungen, die gerade unheilbar Kranke und Behinderte zu tragen haben, hoch. Bei dem in der jetzigen Form geplanten "Gesundheits"- Reformgesetz würde sich die Situation für diesen Personenkreis weiter verschlechtern. Das bedeutet Förderung einer Zweiklassen-Medizin.
Ich denke, das darf nicht sein. Im Interesse von uns Patienten, die wir letztendlich mitbetroffen sind, sollten wir die Ärzte in ihrem Kampf unterstützen (z. B. durch Unterschriftsaktionen). Geht es schließlich darum, auch künftig eine erstklassige und ausreichende Kassenmedizin gesichert zu sehen. Die zahlreichen Selbsthilfeorganisationen und Behindertenverbände sind ebenfalls gefordert gegen die in dieser Form geplante Gesetzesänderung vorzugehen.
Zudem wäre es gewiß sinnvoll, das Arztbild in der Öffentlichkeit zu revidieren, die existierende Vorstellung abzubauen, daß sich alle Ärzte eine "goldene Nase" verdienen. Bei den öffentlich geführten Diskussionen über zu versteuernde Jahreseinkommen von Ärzten vermisse ich Vergleichszahlen zu anderen Unternehmern/Freiberuflern (Jahreseinkommen vor Steuer); wobei auf die Relation des Stundenaufwandes geachtet werden muß.
Schade, daß die für das Gesundheitswesen verantwortlichen Politiker die Kassenmedizin nicht in Anspruch nehmen müssen.
Hildegard Budde, Friedberg
FRANKFURT A. M. Wenn sich über den Gräbern die Dämmerung senkt, dann spätestens wird ein Friedhof zu einem Ort zweifelhaften Vergnügens. Auch die Verwaltung der Stadt trägt den Gerüchten Rechnung. Denn lange schon ist es her, daß die Verantwortlichen aus dem städtischen Amt die Friedhofsbesucher vor - unfreiwilligen - nächtlichen Besuchen schützten. Eine Viertelstunde, bevor sich die Türen zum Hauptfriedhof schlossen, läuteten die Glocken.
Nicht ganz stilecht zwar, alles elektrisch, aber dennoch: Die Läutesäulen, die auch auf einigen der 36 anderen Frankfurter Friedhöfen täglich Torschluß verkündeten, erfüllten ihre Aufgabe. Wer den Klingelton nicht hörte, der hatte nur noch eine Chance, der nächtlichen Friedhofs-Stimmung zu entgehen: Er mußte über das Portal klettern. Gunter Forster, Verwaltungsleiter des Hauptfriedhofs: "Allzu hoch ist das ja auch nicht."
Die Aussicht auf eine unfreiwillige Grusel-Nacht ist vor ein paar Jahren endgültig gestorben. Durch die Drehtüren, die 1986 montiert wurden, kann abends zwar keiner mehr herein, aber jeder heraus. Die Türen ersetzen nach Meinung der Angestellten im städtischen Friedhofsamt auch das Rasseln kurz vor Torschluß - die Säulen haben ausgedient.
Denn: "Sie sind uralt", sagt Forster. Die elektrische Leitung ist zusammengebrochen. Sie wieder herzustellen, koste die Stadt "Tausende". "Wir sind angehalten, zu sparen, und das tun wir auch!" Der zuständige Abteilungsleiter im Friedhofsamt, Karlheinz Braun, ist da ganz kategorisch. Jetzt sollen Kletterplanzen die alten Säulen überwuchern. Einige der Läutesäulen (etwa 15 sind es allein auf dem Hauptfriedhof) wird das Amt allerdings abbauen: "Wir räumen sie teilweise weg, damit sie nicht eines Tages umfallen." sen
SECKBACH. Energisch mußte der Schiedsrichter beim 13. Ried-Turnier der Fußballgesellschaft (FG) Seckbach 02 hin und wieder eingreifen: Die Spieler zeigten Einsatz auf dem Rasen der Bezirkssportanlage Süd an der Hochstädter Straße.
Fünf südhessische Mannschaften waren gekommen, um vor dem Beginn der Fußball-Saison ein ganzes Wochenende lang neue Spielzüge zu erproben und einen Leistungsvergleich zu erhalten. Auch manche Reservespieler versuchten noch, Stammplätze zu ergattern - was die Einsatzbereitschaft deutlich steigerte.
"Wir legen unser Turnier immer an den Anfang der neuen Spielzeit", erläuterte Hans-Joachim Sommer, Zweiter Vorsitzender der FG Seckbach, "das ist ein Sichtungsturnier, damit die Mannschaften wissen, wo sie stehen, bevor die neue Punkterunde anfängt."
Vor allem die Erste Mannschaft der Seckbacher mußte sich beim Ried-Turnier orientieren und zusammenfinden, denn immerhin waren neun Spieler nach Abschluß der vergangenen Spielzeit neu ins Team gekommen. Olaf Sicker, Harald Giller, Jens Köhler, Michael Schuber und Stefan Ringer kamen von anderen Vereinen, und vier "Eigengewächse" aus der A-Jugend schafften den Sprung in den Kader der Ersten Mannschaft. "Der Klassenerhalt ist das A und O in dieser Situation, denn immerhin haben mehrere Leistungsträger der alten Mannschaft aufgehört oder sind weggegangen", sagte "Hajo" Sommer, der auch dem Spielausschuß der Fußballgesellschaft angehört, zum Saisonziel des Vereins.
In der abgelaufenen Saison spielte der Seckbacher Traditionsclub in der Bezirksliga. Jetzt ist das Team verjüngt werden, der Altersdurchschnitt beträgt nur noch 25 Jahre. In den nächsten Wochen soll die Schar aus der Abwehr heraus neu aufgebaut werden und sich
Verjüngtes Team
Auch ein neuer Trainer arbeitet seit kurzem bei der FG 02. Jochen Feldmann wird vor allem die Erste Mannschaft trainieren, nachdem Dieter Brozio den Verein mitten in der Saison verlassen hatte. "Er hat keine sportlichen Perspektiven mehr gesehen", erklärte Sommer die plötzliche Entscheidung Brozios. Mit Hilfe eines Spielerrates wurden das Training und die letzten fünf Spiele bestritten, und tatsächlich konnte sich die Mannschaft aufrappeln, der Abstiegszone der Bezirksliga entkommen und die Spielzeit an 13. Position beenden. Um die Summe der Veränderungen bei den Seckbächern voll zu machen, wurde auch noch der Spielausschuß mit Paul Heß und Hajo Sommer neu besetzt.
Die FG 02 zählt derzeit 355 Mitglieder inklusive der Jugendlichen. "Es sind weniger geworden, denn die jugendlichen Ausländer sind weggegangen", bedauerte Klaus Kimmel, der die Kasse des Vereins betreut. Der Grund: Der DFB verlangt neuerdings von jedem Fußballverein den Nachweis eigener Jugendarbeit. Kann dieser Nachweis nicht erbracht werden, müssen die Vereine eine Art Strafgebühr bezahlen.
Daher setzte ein regelrechter "Run" auf den Nachwuchs ein. "Das ist sehr schade, so fällt ein Moment der Integration der Ausländer weg", bedauerte Kimmel diese Entscheidung. Auch kann die FSG 02 aufgrund des fehlenden Spielernachwuchses keine D-Mannschaft mehr bilden.
Zu den Chancen für die nächste Spielzeit befragt gab sich Sommer zurückhaltend: "Die Stimmung ist gut, aber das ist bei allen am Beginn der Saison so." Doch mit Blick auf das Spielfeld, wo die Seckbacher Mannschaft gerade einen Sieg bejubelte, meinte er dann allerdings: "Wir könnten eine Überraschungsmannschaft werden." kan
NORDEND. "Wenn die damals gesagt hätten, wir bauen euch eine neue Feuerwache und sonst nichts, dann würden die Hallen längst stehen." Ärger schwang in der Stimme von Peter-Jürgen Matz, dem Leiter der Feuerwache II, mit. Seit Jahren warten die Feuerwehrleute nun vergebens auf die Modernisierung ihres Stützpunktes in der Burgstraße. Der Streit um die geplante Tiefgarage unter der Feuerwache und die sich daran anschließende Diskussion, den Stützpunkt an einen anderen Standort zu verlegen, verzögerten das Projekt immer wieder. Gut zwei Jahre ist es her, daß Tiefbauingenieure Erdproben auf dem Gelände genommen haben - mittlerweile sei die Planung wieder "fast auf Null zurückgestuft", sagte Matz.
Letzter Stand der Dinge: Die Branddirektion hat den geforderten Raumplan erstellt und an das zuständige Dezernat von Tom Koenigs geschickt. Dort werden jetzt erst die Stellungnahmen der verschiedenen Ämter abgewartet, bevor überhaupt überlegt wird, woher das Geld kommen soll. Wie lange das dauern wird, konnte die Pressereferentin des Umweltdezernates, Dagmar Beckmann, nicht beantworten. Dabei ist der geforderte Neubau dringend erforderlich: Der Stützpunkt in der Burgstraße 11 c ist Frankfurts älteste Feuerwache. Sie wurde 1894 in Betrieb genommen und "entspricht in keiner Weise den heutigen Anforderungen", wie Peter-Jürgen Matz betont.
Zur Erinnerung: Mit dem Neubau der Feuerwache II wollte die Stadt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der Hof der Burgstraße sollte komplett unterkellert werden, um Stellplätze für 350 Autos zu schaffen. Nach heftigen Protesten von allen Seiten legte das Planungsamt eine "abgespeckte" Version vor, die eine Tiefgarage mit 120 Plätzen für Anwohner und 60 Plätzen für die Feuerwehr vorsah. Ein Kompromiß, für den zumindest die Nordend-SPD ihre Zustimmung signalisierte. Das war Anfang 1991. Seitdem hat sich nichts mehr getan.
Die Besatzung der Feuerwache, die "bis jetzt ausgesprochen geduldig war", so Peter-Jürgen Matz, wird allmählich mißmutig. "Seit Jahren werden uns regelmäßig die Mittel zur Substanzverbesserung mit der Begründung gestrichen, daß bei uns ja bald gebaut würde", beklagte der Leiter der Feuerwache. Und mit jedem Jahr wird der Zustand der Feuerwache schlimmer. Problematisch sind vor allem die Garagen: Die alten Räume sind zu eng und zu niedrig und entsprechen schon lange nicht mehr der Norm, um die großen Lösch- und Rüstfahrzeuge der Feuerwehr aufzunehmen. "Unsere Fahrer weisen teilweise akrobatische Fertigkeiten auf, was die Parkmanöver betrifft", erklärte der Leiter der Feuerwache.
Doch selbst mit eingeklappten Außenspiegeln - "angelegte Ohren" sagen die Fahrer - verbleibt auf jeder Seite gerade ein Zentimeter, um in die Garage hinein- und wieder herauszukommen: Die Tore sind einfach zu schmal. Im Notfall gingen durch dieses Gedränge wertvolle Sekunden verloren, sagte Matz. Hinzu kommt, daß jeweils zwei Wagen hintereinander geparkt werden, um überhaupt alle Fahrzeuge unterstellen zu können. An einer Stelle hat die Mannschaft der Feuerwache sogar zwei Löcher in die Rückwand geschlagen, in denen die nach hinten überstehenden Scharniere der Rüstwagen Platz finden. Mit viel Geschick bekommt man so zwei der Spezialfahreuge in der Halle unter - allerdings kommt es bei solcher "Millimeterarbeit" immer wieder vor, daß die Autos kleine Schrammen und Beulen davontragen.
Nach dem Wunsch der Feuerwehrleute soll auf ihrem Gelände in der Burgstraße ein dreigeschossiges Gebäude entstehen. Herzstück des neuen Hauses ist das Erdgeschoß, in dem auf knapp 1000 Quadratmetern eine Fahrzeughalle mit Stellplätzen für 15 Wagen geplant ist. Im Nebengebäude sollen eine Waschhalle, Werkstätten, der Büroraum für den Brandmeister sowie Lager- und Sanitärräume untergebracht werden. Im ersten Stock werden verschiedene Büroräume, Nachtdienstzimmer, Sozialräume, Speise- und Aufenthaltszimmer eingerichtet. Umkleide- und Ruheräume sehen die Pläne im zweiten Obergeschoß vor. Mit dem Neubau soll außerdem eine kleine Turnhalle für die Feuerwehrleute entstehen. rea
FECHENHEIM. Man hörte ihn kaum, so laut tuckerte der Motor des Bootes: Eberhard Roth, Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes Riederwald, stand am Steuer und mußte fast schreien, um sich verständlich zu machen. Fünf Stunden lang, von 13 bis 18 Uhr, war er zwischen den Bootshäusern des Fechenheimer und des Bürgeler Rudervereins hin und her gefahren. Unter dem Motto "Wir kommen rüber" hatten die Fechenheimer und die Rumpenheim-Bürgeler SPD die Fähre des Abenteuerspielplatzes gemietet. Der Frankfurter und die beiden Offenbacher Stadtteile feierten ein gemeinsames Sommerfest am Main.
"In der Grüngürtel-Planung der Stadt Frankfurt ist eine Fährverbindung zwischen Fechenheim und Offenbach vorgesehen", erklärte Grete Steiner, Vorsitzende der Rumpenheimer Sozialdemokraten, und so habe sie diese Idee gemeinsam mit dem Fechenheimer SPDStadtverordneten Lothar Birzer aufgegriffen, "um den Menschen zu zeigen, wie sinnvoll eine eventuelle Fährverbindung wäre."
Auch wenn ein künftiger Dauerbetrieb der Fähre aus Kostengründen nach Ansicht von Frau Steiner "eher unwahrscheinlich ist", bleibe es doch das Ziel, bei den Bürgern ein stärkeres Regionalbewußtsein zu entwickeln. "Die Fähre bietet da neue Möglichkeiten. Der Fluß darf nicht mehr als Trennungslinie gesehen, sondern muß genutzt werden." Das sahen die 400 Gäste des Sommerfestes wohl ähnlich, denn allein 200 von ihnen ließen sich von Eberhard Roth zwischen den beiden Ufern hin und her fahren.
Das bunt geschmückte Boot des Abenteuerspielplatzes war stets ausgebucht. Roth, der für die Fährfahrten extra den Sportbootführerschein gemacht hatte: "Das Boot ist mindestens 30 Jahre alt. Wir haben es von einem Privatmann gekauft, vermuten aber, daß es früher mal die selbe Strecke als richtige Fähre gefahren ist." Beweisen kann er das natürlich nicht, aber es bleibt ein schöner Gedanke.
Für einen schönen Gedanken hielt eine Fechenheimer Festbesucherin auch die Idee einer Fährverbindung zwischen Frankfurt und Offenbach: "Es wäre viel bequemer für uns, auf dem Offenbacher Markt einzukaufen", fand sie. Den bislang einmaligen "Brückenschlag" nahm sie zum Anlaß, sich an den Infoständen des Umlandverbandes über dessen Ideen für die gesamte Region Rhein-Main zu informieren.
Zwischen dem Alleinunterhalter und einem Bratwürstchenstand unterrichtete zudem ein Meßwagen aus Wiesbaden die Gäste über den Ozonwert der Luft. Ergebnis beim Sommerfest der Sozialdemokraten: Die Werte lagen noch im Rahmen des Üblichen. mug
GRIESHEIM. Das hat es in Griesheim noch nicht gegeben: Die rekordverdächtige Zahl von 1500 Gästen strömte am Wochenende zum Sommerfest der Arbeiterwohlfahrt (AW) Griesheim. Von 11 bis 22 Uhr waren die Griesheimer unter dem Motto "Golden Oldies - Der Tag für die ganze Familie" eingeladen, zusammen mit den Mitgliedern der AW vor dem Bürgerhaus am Schwarzerlenweg 57 zu feiern. Die Organisatoren Fred Peschel und Bernd Müller hatten mit den "Steps" eine der beliebtesten Frankfurter Oldie- Bands verpflichtet, die ab 14 Uhr im Saal des Bürgerhauses ihr Publikum unterhielt. Zusätzlich sorgte der Alleinunterhalter "Maikel" für Stimmung unter den Besuchern, die es sich auf Bänken vor dem Bürgerhaus und der Stadtteilbibliothek bequem gemacht hatten.
Der Eintritt zu dem Familienfest war frei, ihre Kosten erwirtschaftete die Arbeiterwohlfahrt durch den Verkauf von Apfelwein, Kuchen und verschiedenen Spezialitäten vom Grill. "Wir wollten der Griesheimer Bevölkerung einmal etwas Besonderes anbieten", erklärte die AW- Vorsitzende Uschi Rüssmann, "denn außer dem Mainuferfest des Vereinsrings ist hier ja nicht viel los." Um das zu ändern, hatte sich auch die AW-Jugendgruppe ins Zeug gelegt, 600 Plakate geklebt und rund 20 000 Handzettel verteilt.
"AWO Griesheim: links, modern, dynamisch" lauteten die Slogans auf den Spruchbändern, mit denen die Helfer den Platz vor dem Bürgerhaus gestaltet hatten. Diese Aussage, die für andere Frankfurter Ortsverbände noch Zukunftsmusik ist, kann die Griesheimer AW mit einiger Berechtigung bereits für sich in Anspruch nehmen. Immerhin ist es der Vorsitzenden Uschi Rüssmann gelungen, den Ortsverband in den vergangenen Jahren zu verjüngen und neue Schwerpunkte zu setzen. So verfügt die Arbeiterwohlfahrt in Griesheim heute über eine eigene Jugendgruppe und einen Frauenkreis - eine Ausnahme in der im allgemeinen stark überalterten AW. Der Tod der Leiterin des Altenkreises und Altenbetreuerin Berta Müller überschattete allerdings die ansonsten sommerlich-ausgelassene Stimmung der Besucher.
Die 73jährige hatte noch mitgeholfen die Vorbereitungen des Sommerfestes zu treffen und war völlig überraschend gestorben. "Wir haben ihr sehr viel zu verdanken. Berta Müller hat uns sehr viel Arbeit abgenommen und aufopfernd für die AW gearbeitet", gedachte Uschi Rüssmann ihrer langjährigen Freundin: "Sie war wie eine zweite Mutter für mich."
Unter den Ehrengästen waren die Stadträtin Ilse Vaupel (SPD) und Sieghard Pawlik, der Frankfurter SPD-Vorsitzende. Auch die Griesheimer SPD-Kandidatin für den Ortsbeirat 6, Leila Keppler, kam zum Fest vor dem Bürgerhaus.
Damit in Griesheim in Zukunft öfter etwas los ist, hat die AW bereits vorausgeplant. Im November sollen die jungen Griesheimer beim Kindermalwettbewerb Gelegenheit finden, sich richtig auszuleben. Der Termin des Kinderfestes steht aber noch nicht genau fest.
Schon im vergangenen Jahr konnte die AW damit neue Schichten der Bevölkerung ansprechen und viel Zulauf gewinnen. kan
GOLDSTEIN. "Wann geht's denn endlich los? Ich schwitz' ja jetzt schon." Ungeduldig zappelten die Kinder auf ihren Fahrrädern hin und her. Ins Freibad nach Kelsterbach sollte die Drahteseltour gehen, und alle Teilnehmer der Ferienspiele des Kinderhauses Goldstein / Schwanheim waren, ausgestattet mit Badeutensilien, pünktlich am Treffpunkt. Eine Ferienwoche lang waren 17 Kinder mit ihren fünf Betreuern im Frankfurter Süden unterwegs und hatten dabei viel Spaß.
"Im Gegensatz zu unseren Ferienspielen im Herbst und an Ostern können wir jetzt das sommerliche Wetter für Ausflüge in die Umgebung nutzen", freute sich Rudolf Fleckenstein, Sozialpädagoge im Kinderhaus der Caritas. So war der Jugendtreff jeweils nur Startpunkt der täglichen Unternehmungen. Mit Fahrrädern oder öffentlichen Verkehrsmitteln besuchten die Kinder den Waldspielpark Tannenwald in Neu-Isenburg, fuhren ins Indianerdorf nach Kelkheim und tobten sich auf dem Abenteuerspielplatz Sindlingen aus. Zum Abschluß der ereignisreichen Woche feierten die Kinder zusammen mit den Betreuern und Eltern ein Fest auf dem Waldspielpark Schwanheim.
"Die Ferienspiele sind ein wichtiger Teil unserer Jugendarbeit", erläuterte Rudolf Fleckenstein. "Es gibt immer mehr alleinerziehende Mütter mit mehreren Kindern. Da fällt ein Urlaub schon aus finanziellen Gründen flach. Wir bieten mit der Spielewoche eine sinnvolle Beschäftigung für die Daheimgebliebenen. 30 Mark für eine Woche Programm inklusive Verpflegung sind außerdem nicht viel Geld."
Trotz des abwechslungsreichen Programms hatten sich weniger Kinder als erwartet angemeldet. "Die Gründe hierfür sind uns noch unklar. Eine Vermutung ist, das Eltern aus Goldstein-Süd ihre Sprößlinge ungern mit Kindern aus der Heisenrathsiedlung in Kontakt bringen wollen", meinte Fleckenstein. "Diese Sorge ist natürlich völlig unbegründet. Es kommen viele Kinder aus der Siedlung zu uns, und es hat noch nie ernste Konflikte gegeben", berichtete der Sozialpädagoge. Auch das umfangreiche Ferienprogramm der Goldsteiner Vereine könnte Einfluß auf die mäßige Beteiligung an den Ferienspielen haben, vermutete Betreuer Christof Korn: "Das muß ja nicht unbedingt negativ sein, andere Stadtteile haben lange kein so reges Vereinsleben wie Goldstein."
Christof Korn ist Mitarbeiter der katholischen St. Johannes-Gemeinde, die jeweils in den ersten beiden Ferienwochen ein Freizeitprogramm anbietet. "Wir sprechen uns da terminlich mit dem Kinderhaus ab. Es gehen auch einige Teilnehmer zu beiden Angeboten", sagte Christof Korn.
Die nächsten Ferienspiele im Herbst sind schon in Vorbereitung. Unter dem Thema "500 Jahre Amerika" sollen in der hauseigenen Werkstatt Gegenstände zum Leitmotiv angefertigt werden.
Langfristig erhoffen sich die Betreuer des Kinderhauses mehr Kontakt zu den der Eltern. Rudolf Fleckenstein: "Es kommen immer nur dieselben Eltern vorbei. Schön wäre es, wenn wir in naher Zukunft einen Elternbeirat bilden könnten. Damit wir nicht mehr zu hören kriegen: ,Ich wußte ja gar nicht, daß mein Sohn ins Kinderhaus geht'". hen
FRANKFURT A. M. Das Graffiti-Projekt, eine Initiative des Stadtschulamts und des Amtes für Wissenschaft und Kunst, ist erfolgreich angelaufen. Seit einem Jahr engagiert die Stadt talentierte Graffiti-Künstler, um mit den bunten Wandbildern die Frankfurter Schulen aufzupeppen.
Fast abgeschlossen oder schon beendet sind die Graffitis an acht Frankfurter Schulen: Albert-Schweitzer- Schule in Bonames,Gerhart-Hauptmann- (Innenstadt), Freiherr-vom-Stein- (Sachsenhausen), Falk- (Bockenheim), Paul-Hindemith- (Gallus), Sophien- (Bockenheim), Bonifatius- (Bockenheim) und an der Glauburgschule im Nordend.
Sieben weitere Lehranstalten haben sich vor kurzem dem Projekt angeschlossen: Brüder-Grimm- (Ostend), Ernst-Reuter- (Nordweststadt), Hedwig-Heyl-Schule (Nordend), Arndt- (Rödelheim), Carl- von-Weinberg- (Schwanheim), Kasinoschule (Höchst) und die Karl-Oppermann-Schule in Unterliederbach. Und für 1993 "gibt es noch weitere Interessenten", sagt Günter Jung, Abteilungsleiter im Stadtschulamt.
Wie die neuesten Anfragen bewältigt werden sollen, ist dem Abteilungsleiter derzeit noch unklar. Denn die ABM-Stelle zur Betreuung der Graffiti-Künstler wurde trotz der regen Nachfrage Mitte Juli beendet. "Wir haben totalen Stellenstopp", erläuterte Klaus Klemp von der Kulturpflege-Abteilung. Nur ein Jahr hatte Peter Loewy Zeit, die Frankfurter Sprayer-Szene kennenzulernen und einigen Straßenkünstlern die ungewöhnlichen Jobs zu vermitteln.
Vor drei Jahren beschloß der Magistrat, die Graffiti-Kunst an Schulen zu etablieren. Erst 1991 wurde der Beschluß endlich umgesetzt. Damit verband sich auch die Idee, über persönliche Kontakte die meist illegal "agierenden" Künstler von der Straße wegzuholen.
Die von der Stadt beauftragten Sprayer erhielten für ihre Arbeit kein Honorar. Aber dafür konnten sie sich mit ihrer typischen "Handschrift" auf dem jeweiligen Schulgelände verewigen. Für die benötigten Sprühdosen stellte das Stadtschulamt pro Wandbild 500 Mark zur Verfügung, was vollkommen ausreichte.
Jede Schule hat unter eigener Regie gearbeitet: eine Fläche für die großen Graffitis wurde ausgewählt, ein Arbeitskreis zusammengestellt. Die Schüler entwarfen teilweise die Wandbilder oder beteiligten sich zumindest an den Vorentwürfen. Manche griffen auch selbst zur Sprühdose und ließen sich von den erfahren Sprayern das notwendige Know-how beibringen. Die "wichtige Äußerung einer Jugendkultur" (Klemp) soll dazu beitragen, daß die Pennäler sich wieder mit ihrer Schule identifizieren können.
Neben aller positiver Bilanz ist der städtischen Initiative eins nicht gelungen: die "Künstler der Nacht" vom illegalen Sprühen abzuhalten. "Das geht nicht", stellte Peter Loewy fest. Bei Auftragsarbeiten fehlt einfach das Gefühl von Abenteuer und Freiheit - der besondere Nervenkitzel eben.
Es gibt also doch noch Jugendkultur, die sich nicht so leicht von städtischen Institutionen begradigen läßt. Auch Loewy kennt die Vorliebe der Sprayer: Selbst "Graffiti-Profis, die für Agenturen arbeiten, brauchen den besonderen Kitzel" - und gehen gern nachts auf Jagd nach einer weißen Wand. tin
HEDDERNHEIM. Lange, weißgetünchte Gänge ziehen sich durch den Bunker.Neonlicht erhellt die unzähligen Türen rechts und links: A/1, A/6, C/7 sind die Kennziffern über den Eingängen. Auf die dicken Betonwände gesprühte Totenköpfe lachen den Besucher an. Seltsame Töne schwirren durch die Luft.
Das ist nicht der Beginn eines neuen Horrorromans von Stephen King, sondern eine Beschreibung des "Innenlebens" des Heddernheimer Musikbunkers.der Römerstadt 28 a. Die Außenwände sind in freundlichem Rosa gestrichen; der Bunker versucht sich an die umliegenden Wohnhäuser anzupassen.
Die anfängliche Verwirrung verfliegt, wenn der Besucher an eine der vielen Türen klopft: Raum A/8. Die "Paluna Variete Band" übt für ihren nächsten Auftritt im August an der Konstablerwache. Stefan, Olimpio, Erique und Daniel teilen sich die kleine Übungsfläche mit drei anderen Bands.
Sie sind froh, überhaupt einen Proberaum gefunden zu haben. In dem entstand ihr großer Plan: Im nächsten Jahr will das internationale Gespann vier Monate auf Tournee gehen.
A/6. Das Schlagzeug hört man schon von weitem. Hinter der doppelten Tür sitzt Tobias Bilz. Die aufgeklebten Eierkartons an den Wänden dämpfen seinen lautstarken Eifer nur wenig. Tobias Bilz kommt jeden Tag in den Bunker. Seine Band, die Funk- und Soulgruppe "Love Bizarre", übt in diesem Raum nur zweimal in der Woche.
Rote Tür im ersten Stock, Ende des Ganges: "The Visit" hat sich hier eingerichtet. Die fünf Musiker werden dem ein oder anderen aus "Kick"-Veranstaltungen im Sound-Depot in Erinnerung geblieben sein. Für "So many songs", einem Sampler von Frankfurter Bands, schrieb Sänger und Gitarrist Hans-Helmer Sauer den Titelsong. Doch nicht nur in dieser Besetzung sind die fünf zu sehen. So spielt Bassist Marco Ramazotto auch bei "The Blitz", und Sauer tritt mit Johannes Krayer, Ex-Gitarrist von "Hob Goblin", als "Les 2" auf.
Dachgeschoß: Über die Wendeltreppe des Turmes am Bunker gelangt der Besucher in das beeindruckende Atelier von Karin Raths. Auf 99 Quadratmetern ist die Künstlerin dort kreativ. Viel Arbeit steckt in dieser letzten Bunker-Etage: Als Karin Raths sich ihr Atelier einrichtete, lag zentimeterdicker Taubendreck auf dem Boden.
Säubern, Weißen und Fenster einbauen waren die kleinsten Probleme. Strom- und Wasseranschluß und ein völlig neues Treppengeländer brachten sie und hilfsbereite Freunde ganz schön ins Schwitzen. Inzwischen arbeitet sie zufrieden in ihrem Sommer-Atelier; im Winter ist es hier trotz Ofen zu kalt.
Der Verein "Musikbunker Heddernheim" verwaltet den Bau seit Dezember 1981. Stolze Zahlen kann der Vorsitzende Wolfgang Fehl vorweisen: In den vergangenen elf Jahren nutzten etwa 150 Bands die 50 Proberäume. Zusätzlich zu diesen Räumen gibt es in dem Bunker zwei Tonstudios, eine Probebühne, ein Gitarrenbau- und Werkstattladen und das Atelier von Karin Raths.
Ganz billig war es nicht, den Bunker musikgerecht umzubauen: Das kostete insgesamt 335 000 Mark. Das Geld, das die Musiker und Künstler aus eigener Tasche investierten, wurde sinnvoll eingesetzt: Abgesehen vom Ausbau des Ateliers mußten sich die Nutzer mit Elektroinstallationen, Belüftung, Schallisolierung, Dachausbesserung und vielem mehr herumschlagen.
Mühevolle Arbeit, die sich letztlich lohnte: Der Bunker ist begehrt, jeder Quadratmeter ausgebucht. Amateure wie professionelle Bands fühlen sich hier zu Hause. Neben den täglichen Proben gibt es auch Aufnahmen, Musikunterricht und sogar Führungen und Workshops.
"Wir holen junge Leute von der Straße, die sonst vielleicht nur rumhängen würden", erklärt Seppl Niemeyer, Ex-Schlagzeuger von "Flatsch" und Kassenwart des Musikbunker-Vereins, den sozialen Aspekt seiner Arbeit.
Zufriedenheit also auf der ganzen Linie? Einige Wermutstropfen bleiben. Die Enttäuschung der Musiker, wenn es mal wieder mit dem ersehnten Plattenvertrag nicht geklappt hat. Die vielen Bands vor der Tür, für die es auf lange Sicht keinen Platz gibt.
Hinzu kommt die Sorge um die Mieten: Der Quadratmeterpreis von drei Mark könnte steigen, wenn der Besitzer des Bunkers eines Tages nicht mehr Bundesvermögensamt, sondern Stadt Frankfurt heißt. amo
Medaillenspiegel
Gold Silber Bronze 1. GUS 41 33 23 2. USA 31 32 31 3. Deutschland 24 19 26 4. China 16 21 15 5. Spanien 11 2 2 6. Ungarn 10 11 3 7. Südkorea 10 4 11 8. Frankreich 8 6 14 9. Australien 6 8 9 10. Kanada 6 4 6 11. Kuba 6 3 9 12. Italien 5 5 8 13. Großbritannien 5 3 8 14. Rumänien 4 4 7 15. Japan 3 7 11 16. Polen 3 5 8 17. CSFR 3 3 1 18. Nordkorea 3 - 4 19. Bulgarien 2 6 5 20. Kenia 2 4 1 21. Niederlande 2 3 6 22. Türkei 2 2 2 23. Indonesien 2 2 1 Norwegen 2 2 1 25. Griechenland 2 - - 26. Schweden 1 5 3 27. Neuseeland 1 4 4 28. Finnland 1 1 1 29. Brasilien 1 1 - 30. Dänemark 1 - 3 31. Estland 1 - 1 Äthiopien 1 - 1 33. Marokko 1 - - Litauen 1 - - 35. Jamaika - 3 1 36. Österreich - 2 - Namibia - 2 - Südafrika - 2 - 39. Belgien - 1 2 Iran - 1 2 41. Israel - 1 1 Lettland - 1 1 43. Peru - 1 - Taiwan - 1 - Mexiko - 1 - 46. Slowenien - - 2 47. Mongolei - - 1 Bahamas - - 1 Surinam - - 1 Malaysia - - 1 Kolumbien - - 1 Argentinien - - 1 Kroatien - - 1
(nach 216 von 257 Entscheidungen)
Die Einzelstarter aus Serbien/Montenegro haben eine Silber- und zwei Bronzemedaillen gewonnen.
HARHEIM. Pudel ist nicht gleich Pudel - der Fachmann unterscheidet nach Größe, Fell-Farbe, Frisur und nach Gehorsam (dafür gibt es drei Stufen). Wettbewerbe werden in Vereinen, auf nationaler und internationaler Ebene ausgerichtet. Schon Größen werden unterschieden: Der Toy- Pudel etwa hat eine Schulterhöhe bis zu 29 Zentimeter, der Zwerg-Pudel nur zwischen 29 und 35, Kleinpudel zwischen 36 und 45 Zentimeter. Ein Königspudel hat immerhin eine Höhe von 46 bis 60 Zentimeter.
Das Fell eines Pudels hat die Farben Schwarz, Weiß, Braun, Silber, Apricot, Harlekin (Schwarz/Weiß) und "Black and Ten" (Schwarz/Lohfarben). Wichtig sind die Frisuren: Die häufigste Schur ist die Moderne, bei der die Locken der Beine genauso lang sind wie die auf dem Rücken. Bei der französischen (oder auch Standard) Schur werden der hintere Rücken und die Beine (bis auf einen Büschel über den Pfoten) des Tieres kurz geschoren. Ähnlich sieht der englische Schnitt aus, bei dem das Fell etwas länger ist und an den Hinterbeinen zwei Büschel zu sehen sind. Bei allen Frisuren erinnert der in der Regel kupierte (gekürzte) Schwanz (Rute) an einen Aufsatz - eine kleine Stange mit Bommel.
Für Championate investieren die Besitzer Zeit und Geld. Das beginnt schon bei der Auswahl der Eltern für die künftige Pudelgeneration. Für den "richtigen" Vater werden Summen zwischen 300 und 1200 Mark pro Deckvorgang gezahlt. Auch bei der Geburt wird nichts dem Zufall überlassen. "Seit etwa 17 Jahren bin ich nun staatlich geprüfte Hunde-Hebamme. Während dieser Zeit habe ich rund 1000 Pudel zur Welt gebracht", erklärte Lotte Weiß, die im Schnitt zweimal im Monat im Einsatz ist.
Auch die Namensgebung ist Pudel- Besitzern wichtig. "Wir folgen dabei in der Regel dem ABC. In der ersten Generation wählen wir Namen mit A, in der zweiten B undsoweiter", erläuterte Werner Kohl, Mitglied der Bezirksgruppe Frankfurt des "Deutschen Pudel-Klubs".
Das ABC in Ehren - trotzdem kommen so dezente Namen vor wie "Black Royal Superstar vom Orecher- Hof" (Deutscher Champion des Verbandes für das Hundewesen (VDH) und Clubsieger in Frankfurt) oder "Candy von der Rosenmauer" (Europa- und Bundessieger, Champion in Ungarn und Deutscher Champion im Modeschur-Wettbewerb) - wer sagt da noch "Namen sind Schall und Rauch"? ANDREAS SCHWARZKOPF
HARHEIM. Wer auf den Hund kommen will, ist hier richtig: Von Harheim aus in Richtung Norden schlängelt sich das Sträßchen Am Grundweg zum Gelände des Deutschen Pudel-Klub (abgekürzt DPK und hochoffiziell Bezirksgruppe Frankfurt am Main), wo sich gewöhnlich alles um den Pudel dreht. Beim traditionellen Sommerfest des DPK war es diesmal anders.
"Jeder Harheimer Haushalt erhielt von uns erstmals eine Einladung, da wir dieses Jahr besonders viele Gäste aus dem Stadtteil empfangen wollten", erklärte Vorsitzender Heinz Köhler. Und rund 150 Harheimer kamen, um bei Sonnenschein, Speis' und Trank zu genießen oder sich am Trödelstand etwas auszusuchen.
Zweite Besonderheit des Nachmittags: Auch andere Hunderassen durften auf das Gelände. So konnten Cockerspaniel, Foxterrier und Pudel sich beschnuppern, während ihre Besitzer fachsimpelten. Für die Kinder war auch gesorgt: Bei einem Wurfspiel gab es Süßigkeiten zu gewinnen. Einige von ihnen zogen es jedoch vor, sich von einem Fernsehgerät im Klub-Haus unterhalten zu lassen, anstatt in der Hitze zu schwitzen.
"In unserem Vereinshaus gibt es alles, was wir brauchen", erläuterte der Vorsitzende. Und tatsächlich: Ein Klubraum mit Theke und Zapfhahn, eine Küche, sanitäre Anlagen und diverse Vereinsräumchen, vollgestellt mit Arbeitsmaterialien für Garten und Hundebetreuung.
Und das alles, obwohl der Verein mit seinen 185 Mitgliedern aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet, (die einen Jahresbeitrag von 80 Mark zahlen) erst seit August 1988 auf dem Areal zu finden ist. "Anfangs hatten wir einigen Ärger mit dem Jagdverein aus Harheim, der ebenfalls dieses Gelände haben wollte. Das ist jedoch längst vorbei", erinnerte sich Heinz Köhler und freute sich über das Sommerfest, das so guten Anklang fand bei Harheimern und Mitgliedern.
Und: Es war auch eine Probe für das kommende Jahr, in dem der DPK sein 100. Jubiläum feiern kann. Die Bezirksgruppe Frankfurt gibt es allerdings erst seit 1936, damals noch an der Friedberger Landstraße. Bis dahin gilt es jedoch noch, einige Wettbewerbe zu bestreiten. Am 21. November ist eine Pudelzuchtschau und einen Tag später das erste Hallenturnier im Leistungssport (beides im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57). "Die nächste Veranstaltung auf dem Harheimer Areal wird eine Leistungsprüfung am 17. und 18. Oktober sein", freute sich Schatzmeister Wilfried Blum schon auf die nächsten Pudel-Wettkämpfe. ara
FRANKFURT A. M. "Stay positive (Ärger dich nicht)", rief Sharon Walsh, eine der Jugend-Trainerinnen des Englischen Tennis-Verbandes, der 13jährigen Jheni Osman zu. Die diskutierte wegen einer knappen Entscheidung mit ihrer Gegnerin Tina Plivelitsch. Beide einigten sich friedlich: Punkt für Plivelitsch.
Die Szene war kein Einzelfall beim "BMW-Cup", dem Jugend-Tennisturnier des Sport-Clubs Frankfurt 1880 (SC 80) in der Feldgerichtstraße. Eine Woche lang spielten 230 nationale und internationale Jugendspieler um Punkte für die Rangliste sowie Sport- und Sachpreise. "Der Cup ist sehr gut besucht. Wir mußten sogar an die 60 Absagen erteilen", erklärte Wolfgang Geißler, Jugendwart des SC 80. "Aber das Teilnehmerfeld zeichnet sich nicht nur durch Masse, sondern auch durch Klasse aus. Etwa 100 Teilnehmer sind in nationalen Ranglisten vertreten."
Ein Blick auf die Tableaus bestätigte die Aussage des Jugendwarts. 17 der besten Spieler aus England verteilten sich auf drei Altersgruppen von zwölf bis 18 Jahren. Auch aus Kroatien, Frankreich, Schweden, Luxemburg und Australien kamen einige der Teilnehmer. "Sie kommen entweder, weil die Bedingungen in Deutschland besser sind oder weil sie sich erhoffen, als Talente entdeckt zu werden", kommentierte der Jugendwart das internationale Feld.
Bei dieser hochkarätigen Konkurrenz hatten es auch die Spieler des SC 80 schwer. Nur wenige aus dem Frankfurter Klub konnten sich für das Hauptfeld qualifizieren. Am besten schnitt Sylvia Klappschus ab, die bei den 16- bis 18jährigen gar den ersten Platz belegte. Bei den Jungen setzte sich der Luxemburger Voie Bonne durch. Die anderen Sieger: Luke Milligan und Meike Döhrer bei den 14- bis 16jährigen, Galasso Dario und Tina Plivelitsch sicherten sich bei den Zwölf- bis 14jährigen die wertvollen Sachpreise.
An die 10 000 Mark hatten die Organisatoren in die Preise investiert. Insgesamt kostete der "BMW-Cup" etwa 20 000 Mark. Die Kosten wurden durch die 40 Mark Startgebühren jeden Teilnehmers und durch etwa 12 000 Mark von Sponsoren gedeckt.
Kein Wunder, daß die Verantwortlichen zufrieden waren: "Das Turnier war finanziell und sportlich ein Erfolg", zog Manfred Spieler Bilanz. Auch die Stimmung auf der SC 80-Anlage sei "wie immer gut" gewesen - "wenn da nicht einige ehrgeizige Eltern wären", konnte sich der Mann aus der Turnierleitung einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Denn: "Die Kinder haben keine Probleme mit Entscheidungen. Nur die Eltern - und dabei vorwiegend Mütter - bringen ab und zu Unruhe in die Turniere." Spielers Erfahrung: "Die echte Tennismutter ist eine Löwin, die ihr Junges ausführt."
Das bekommen auch die Turnierleiter häufig zu spüren, beispielsweise wenn die Mütter Einfluß auf den Spielplan nehmen wollen. Zuletzt habe eine Frau das Turnier mit ihrem Sohn aus Protest vorzeitig wieder verlassen, erinnerte sich Jugendwart Geißler.
Seit Anfang der achtziger Jahre werden Jugendturniere ausgetragen. "Damals kamen die Spieler noch mit Zelten", blickte Geißler zurück. Heute übernachtet der Nachwuchs in Hotels. Für das Turnier beim SC 80 mußte ein Teilnehmer etwa 600 Mark für Übernachtungen, Essen, Fahrtkosten und Material rechnen. Geißler: "Ein durchschnittlicher Spieler investiert pro Jahr 2000 Mark und mehr für Schläger und Kleidung."
"Der Sport unserer Tochter kostet jährlich etwa 15 000 Mark", erklärte Friedrich Plivelitsch, Vater der deutschen Ranglisten-Achtzehnten Tina Plivelitsch. Die Materialkosten trägt der Ludwigshafener Chemie-Riese. Dort spielt die 14jährige jedes Wochenende in der ersten Pfalz-Liga. Im Mai kam sie in der ersten Regionalliga zu zwei Einsätzen. Fünfmal die Woche fährt sie vom 50 Kilometer entfernten Landau nach Ludwigshafen zum Training. In den Sommerferien stehen dann 16 Turniere im ganzen Bundesgebiet auf dem Terminplan.
Und die Familie ist immer mit dabei. Drei Wochen lang fahren sie mit dem Campinganhänger von Turnier zu Turnier. "Sandra liebt das Tennis, ist talentiert und wir unterstützen sie nach Kräften. Zur Zeit suchen wir einen dauerhaften Betreuer", sagte Vater Plivelitsch.
Ähnlich sieht es bei ihrer Endspielgegnerin Sandra Muth aus (Platz 50 der deutschen Rangliste). Die Rüsselsheimerin geht in die 8. Klasse und ist nach den Worten ihrer Mutter eine "Einser-Schülerin". Auch auf dem Tennisplatz ist die 13jährige gut: Vor drei Wochen gewann sie die Hessenmeisterschaft. Beim TC Rüsselsheim spielt sie in der Damenmannschaft und blickt auf fünf Turniersiege nur in den Sommerferien zurück.
Auch die Familie hat ihr Leben auf den Tennis-Alltag der Tochter eingestellt, der Vater trainiert Sandra. Aus der Hoffnung, daß sich der Aufwand einmal lohnen wird, machte die Mutter keinen Hehl: "An Weltruhm denken wir noch nicht. Sollte es sich ergeben, hätten wir sicher nichts dagegen." ara
Zuletzt arbeitete der 32jährige Eishockey-Verteidiger Greg Pruden mangels eines Platzes im EC-Aufgebot sogar als Hotelportier. Nun verläßt die "Reizfigur" Greg Pruden endgültig den Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim. Der deutsch-kanadische Abwehrspieler war kurz vor Saisonende vom EC nach Differenzen mit dem Vorstand vom Spiel- und Trainingsbetrieb suspendiert worden, fehlte häufig wegen Verletzungen. Mit dem Oberliga-Mitfavoriten ESC Wolfsburg fand der Routinier einen neuen Brötchengeber. In den EC-Planungen spielte der bereits zu EC-Glanzzeiten Mitte der achtziger Jahre (unter Trainer Ricki Alexander) unter Vertrag stehende Verteidiger keine Rolle mehr. Prudens Position wird zukünftig von Roman Sindelar, dem Sohn von EC-Trainer Rudolf Sindelar, eingenommen.
Saisonstart für die "Roten Teufel" ist in einer Woche mit einem einwöchigen Trainingslager in der CSFR. Die ersten Testspielgegner stehen mit dem Erstligisten Mannheimer ERC (am 22. August in Bad Nauheim) und verschiedenen Zweit- und Oberligisten (u.a. Sauerland und Nürnberg) bereits fest.
In der Bad Nauheimer Eishalle gibt es erst Mitte August Eis. Solange muß der EC in die CSFR-Eishockey-Stadt Nitra ausweichen. Kein billiges Unterfangen für einen Konkurs-Klub, der mit nur 1,05 Millionen Mark den niedrigsten Etat sämtlicher zwölf Zweitligisten aufweist.
Noch in der finanziellen "Sackgasse" stecken die Verhandlungen mit drei Stürmern des Erstliga-Absteigers ES Weißwasser, nachdem eine EC-Delegation bereits zu ersten Gesprächen nach Dresden fuhr. jo
Sommerloch? Von wegen. Zwar kommt im sonnenverwöhnten Freiburg die heiße Jahreszeit heuer mit erstaunlich milden Temperaturen daher, politisch ist das Klima indes bis zum Siedepunkt erhitzt. Pünktlich zum Ferienbeginn hatte das Bundesverwaltungsgericht in Berlin mit einem sensationellen Urteil den Baubeginn für eine vierspurige Ausfallstraße durch die östlichen Stadtteile gestoppt - in letzter Minute, denn für die Bauarbeiten waren schon alle Vorbereitungen getroffen. Seither vergeht kaum ein Tag, an dem sich in den lokalen Medien die Gegner und die Befürworter dieses Straßenprojekts nicht zu Wort melden. Beide Lager bringen immer wieder genügend Leute auf die Beine, um sich mit Protestaktionen und Demonstrationen gegenseitig Paroli zu bieten.
Neu aufgeflammt ist ein verkehrspolitischer Streit, der nun schon über 20 Jahre für Schlagzeilen sorgt. Die Auseinandersetzung um die "B 31 Ost neu", also um den Neubau der Bundesstraße 31 von der Stadtmitte durch die östlichen Stadtteile und anschließend durch das Dreisamtal bis nach Kirchzarten, zeichnet sich eigentlich nicht durch jene klassischen Konfliktlinien aus, die gemeinhin zwischen Straßenbefürwortern und Umwelt- und Naturschützern verlaufen. Die "B 31 Ost neu" steht für einen Streit, bei dem beide Seiten mit ökologischen Argumenten fechten.
Von einer "Horrorstraße" spricht SPD-Oberbürgermeister Rolf Böhme. Gemeint ist die jetzige zweispurige
Ausfallstraße Richtung Osten, die Schwarzwaldstraße. Diese alte B 31 ist in der Tat eine "Straße des Leides". Sie macht den Anwohnern das Leben zur Hölle. Zwischen 35 000 und 40 000 Autos quälen sich jeden Tag stadtein- und -auswärts. Lärm und Gestank sind schier unermeßlich. Fast täglich
meldet der Verkehrsfunk einige Kilometer Stau vor dem Stadtteil Ebnet. Seit Jahren hängen hier Transparente an Häuserwänden, stehen Stelltafeln in schmucken Vorgärten: Weg mit den Autos vor unserer Haustür. Baut endlich die B 31 Ost neu!
Viele Anwohner der Schwarzwaldstraße und Bürger von Ebnet haben sich zu einer "Notgemeinschaft" zusammengeschlossen. Unterstützt wird deren Anliegen von der regionalen Wirtschaft, vom südbadischen Regierungspräsidium, von der Verwaltungsspitze und von einer knappen Mehrheit im Gemeinderat. Im Kommunalparlament existiert eigentlich eine rot- grüne Majorität, doch OB Böhme und drei sozialdemokratische "Dissidenten" sorgten im Frühsommer beim - vorläufig - letzten Votum in der lokalen Volksvertretung für ein Übergewicht der Befürworter des Straßenneubaus von CDU, FDP, Freien Wählern. Die Aktivisten eines "Aktionsbündnisses" aus SPD, Grünen, Umweltverbänden, Bürgerinitiativen und einzelnen Personen haben ein Ziel: die Verhinderung des Neubaus der B 31. Man versteht die Anlieger, die unter dem Moloch Autoverkehr leiden. Doch die Kritiker fragen: Wie kann man Entlastung schaffen, indem man andernorts neue ökologische Schäden verursacht? Die "B 31 Ost neu" nämlich soll vierspurig vom Stadtzentrum aus (in einem Teilabschnitt in einer sogenannten überdeckelten Tieflage) durch ein anderes Wohngebiet führen, einen alten Park, und schließlich das beschauliche Dreisamtal durchschneiden. Das "Aktionsbündnis" wendet sich indes nicht nur einfach dagegen, die Blechlawinen von einem zum anderen Ort zu verlagern. Man kritisiert, daß der Straßenneubau kein einziges Auto von der Straße bringe. Im Gegenteil, es sei zu befürchten, daß eine gut ausgebaute West-Ost-Verbindung im südlichen Schwarzwald die Region zu einem Transitland mache und noch mehr Blechkisten und "Brummis" anziehe. Ein grundsätzlich neues Verkehrskonzept sei erforderlich, das eine Verkehrsverminderung anstrebe und sich auf einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie auf Erschwernisse und Beschränkungen des Individualverkehrs stützt.
Ungezählte Planungsentwürfe, Debatten im Gemeinderat und bei Bürgerversammlungen, der übliche Krieg der Gutachter, Demonstrationen, Unterschriftensammlungen, Prozesse in allen Instanzen der Verwaltungsgerichtsbarkeit - nach diesem Hin und Her schien es nur eine Formsache, bis das Bundesverwaltungsgericht das Urteil des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) über die Rechtmäßigkeit der Planfeststellung für die neue Trasse bestätigte. Doch die Berliner Richter fanden ein Haar in der Suppe des Planungsrechts: Der VGH habe nicht ausreichend geprüft, inwiefern eine Alternative zur geplanten Trassenführung technisch machbar sei - nämlich die Untertunnelung der Schwarzwaldstraße. Dieses Modell befand sich zwar einmal in der Diskussion, war jedoch nie in den Rang einer ernsthaften Al- ternative gelangt. Nun muß der Fall vor dem baden-württembergischen VGH neu aufgerollt werden, was nach Einschätzung von OB Böhme zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen dürfte.
Der Ebneter Ortschaftsrat sprach von einem "Schlag ins Gesicht der gequälten Anwoh- ner". Bürger blokkierten mehrmals kurzfristig ihre "Straße des Leidens". Die Aktivisten des "Aktionsbündnisses" feierten dagegen Freudenfeste. Was aber soll geschehen? Angesichts der Verschiebung des
OB Böhm will einen neuen Versuch zur Durchsetzung eines nächtlichen Fahrverbots für Lastwagen im Freiburger Osten starten. In Ebnet werden die Gehwege verbreitert und damit die Fahrbahn verengt. Ferner soll künftig eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern gelten. Eine sogenannte "Pförtnerampel" soll den Verkehrsfluß kontiunierlich gestalten. Außerdem will die Stadt die Straßenbahnverbindungen im Freiburger Osten erweitern und sich bei der Bundesbahn für einen Ausbau der in den Schwarzwald führenden Höllentalbahn stark machen.
Die Freiburger "Regio-Karte" - eine in Freiburg und zwei Nachbarkreisen für alle Busse, Trams und Bahnen geltende Netzkarte (Preis 49 Mark) - führte auf der östlichen Ausfallstraße im Berufsverkehr zu einer Abnahme der Autos zwischen 14 und 19 Prozent. Das "Aktionsbündnis" jubilierte über dieses "sensationelle" Ergebnis einer Verkehrszählung: Wenn schon die "Regio-Karte" so einschlage, wie groß müsse dann erst der Erfolg sein, wenn Bahn-, Bus- und Straßenbahnverbindungen massiv ausgebaut würden?
Die vom Bundesverwaltungsgericht erzwungene Pause soll nicht tatenlos verstreichen, auch wenn beide Lager an ihren Grundsatzpositionen festhalten: Nach dem Vorbild der DDR-Wendezeit will man einen "runden Tisch" einrichten, an dem alle Kontrahenten erstmals seit Jahren miteinander reden und sich nicht nur unversöhnlich bekämpfen.
KARL-OTTO SATTLER (Freiburg)
FECHENHEIM. Was macht ein Veranstalter, wenn er bei der Planung eines Konzerts auf Nummer Sicher gehen will? Nun, er engagiert am besten eine Jazzband, denn die ist in ihrer Zusammensetzung sehr variabel und kann selbst den Ausfall eines Instruments - zumindest für eine Weile - verkraften. So geschah es beim zweiten Aktionstag im Rahmen des "Sommerlinne"-Programms des Kulturkreises Östliches Frankfurt (KÖF).
Da hatten die KÖF-Organisatoren mit der Rolly-Gassman-Band ein Jazz-Ensemble engagiert, dessen Besetzung sich immer danach richtet, welche Musiker am betreffenden Termin gerade Zeit haben. Und da es in und um Frankfurt viele erfahrene Instrumentalisten und Sänger gibt, die sich meist auch untereinander kennen, kann die Band bei der Auswahl des jeweiligen "mobilen Jazz-Einsatzkommandos" aus dem vollen schöpfen.
Beim Frühschoppen auf dem Linneplatz hatte sich mit Posaune, Saxophon, Trompete, Schlagzeug und Baß eine "klassische" Besetzung zusammengefunden, die zeitweilig noch von einer Orgel begleitet wurde. Gleich zu Beginn hatte allerdings das Tasteninstrument bei den ersten Dixie-Tönen seinen Geist aufgegeben. Eine gute halbe Stunde verging, die Tischreihen füllten sich langsam, und bei einem Stück von Duke Ellington waren plötzlich auch wieder Orgeltöne zu hören. Beim anschließenden "cheek to cheek" ergänzte schließlich Gastsängerin Kathy "original aus den USA" zum Septett.
An einem schattigen Platz unter dem Sonnenschirm kam derweil Wolfgang Ringelstetter ganz schön ins Schwitzen. Angesprochen auf die Kosten des Ferien- Programms im Verhältnis zum Gesamtetat des Kulturkreises meinte er: "Die Sommerlinne haut ganz schön rein." Der Verein kann sich mit einem jährlichen Etat von etwa 10 000 bis 15 000 Mark keine großen Sprünge erlauben.
So sah das ursprüngliche Programm für den Platz am Burglehen auch nur drei Konzerte vor. "Weil aber in diesem Jahr das Open-air-Kino in Seckbach ausgefallen ist, sind wieder Mittel freigeworden, mit denen wir das Angebot erweitert haben", erklärte Ringelstetter. Mit dem Akkordeon-Orchester Mühlheim, der Rolly-Gassman-Band, einem Samba-Ensemble, der Egerländer Blaskapelle Rodgau und der Mainhattan Big-Band deckt die "Sommerlinne" 1992 fast das gesamte musikalische Spektrum ab. Darüber hinaus zeichnet der KÖF auch für das Mainkur-Konzert der Philharmonie Fechenheim und ein Rock-Festival im HeinrichKraft-Park verantwortlich.
Doch nicht nur auf musikalischem Gebiet engagieren sich die Mitglieder des eingetragenen Vereins: Für den Herbst ist unter dem Motto "Fechenheim unter Wasser oder: 500 Jahre Entdeckung Amerikas" eine Multimedia-Show im Fechenheimer Schwimmbad geplant. Themen wie Kolonialisierung und Missionierung sollen dabei genauso berücksichtigt werden wie etwa auch der Einfluß der amerikanischen Lebensweise auf unser Verhalten im Alltag. An Phantasie wird es dem KÖF bei der Umsetzung nicht fehlen, da ist sich Ringelstetter ganz sicher, "denn wir haben genügend Leute mit verückten Ideen in unserem Kreis". chs
BORNHEIM. Die Straßenbahnhaltestelle der Linie 12 an der Eissporthalle soll verlegt werden, lautet eine Anregung der SPD-Fraktion aus dem zuständigen Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend). Die Stadtteilpolitiker wollen, daß die Haltestelle im Ratsweg um etwa 80 Meter nach Norden verschoben wird - von der Ecke nördlich der Ostparkstraße / Bornheimer Hang zur Ecke südlich der Kettelerallee / Am Buchwald. "Sonst entsteht hier ein neuer Unfallschwerpunkt", befürchtet SPD-Fraktionssprecher Klaus Dieter Jeske.
Hintergrund: Seit die U 7 bis nach Enkheim verlängert wurde, habe die Station "Eissporthalle" eine erhöhte Bedeutung als Umsteigestation bekommen, betonte Jeske. Seit kurzem existiert am Ratsweg auch eine U-Bahn-Station, die schräg gegenüber der Straßenbahn-Haltestelle liegt. Es gibt zwar einen sicheren Fußweg über die Hauptverkehrsstraße - über die Ampel an der Ecke Am Bornheimer Hang - "aber daran hält sich keiner", hat Jeske beobachtet.
Tatsächlich kreuzen die meisten Fahrgäste die Straße genau in der Mitte zwischen den beiden Punkten, so daß sich bereits ein Trampelpfad über den Grünstreifen, quer über die Straße zu den Schienen und von dort zur Haltestelle gebildet hat. "Das hat bereits zu einigen gefährlichen Situationen geführt", so Jeske. Wenn die Straßenbahn 80 Meter weiter nördlich stoppen würde, würde diese riskante Abkürzung überflüssig, glauben die Stadtteil-Politiker. Die Haltestellen lägen sich dann genau gegenüber; eine Ampel ist an der Ecke Kettelerallee / Am Buchwald bereits vorhanden. rea
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GALLUS. Neben dem fröhlichen Treiben auf dem Sommerfest vergaßen die Vorstandsmitglieder Michael Desch und Gernot Gottlieb nicht den Ernst des Lebens. Der beginnt für den Kleingärtner dort, wo das gedankenlose Bewirtschaften eines Gartens anfängt. Umweltschutz schreiben der Erste Vorsitzende und der Schriftführer des Kleingärtnervereins Ackermann an der Sondershausenstraße mittlerweile ganz groß. So nutzten die beiden Hobbygärtner das traditionelle Sommerfest, um Gästen aus der Lokalpolitik ihre neuste und umweltschonende Anschaffung zu präsentieren: eine Entsorgungsanlage für chemische Toiletten. 5000 Mark hat die Anlage gekostet, die direkt ans Kanalsystem angeschlossen ist. Gottlieb: "Das ist die beste Lösung für alle Frankfurter Kleingärtner."
Der Schriftführer betonte, daß die Akkermänner schon "immer eine Vorreiterrolle unter Frankfurts Kleingärtnern eingenommen haben". Gottlieb: "Das war vor über 20 Jahren mit unserem Sommerfest der Fall, später unsere berühmte Erbsenkanone (150 Liter Suppe), dann der Verzicht auf die Giftspritze."
Mit der Arbeit ihres Fachwarts in Umweltbelangen, Karl Dreyer, sind die Vorstandsmitglieder zufrieden. Desch: "Der Mann ist das ganze Jahr aktiv und versorgt uns immer mit den neusten Daten." Seit die Kleingärtner im Gallusviertel auf ihren fünf Anlagen ökologisch verträgliche "Austriebsspritzung" betreiben - die zarten Knospen vor Ungeziefer schützend - "haben wir viel mehr Vögel auf unserem Gelände", sagte Gottlieb. Rotschwänzchen, Blaumeisen und ein Amselnest mitten auf dem Festplatz, auf dem sich die Besucherschar bei der Sommerparty Schulter an Schulter räkelte. Sorgen hatten die Gastgeber trotzdem: Die Zapfanlage gab kurz vor Festbeginn ihren Geist auf, konnte schließlich doch in Betrieb genommen werden; dafür aber funktionierte der Grill nur zur Hälfte. Das Ergebnis: Schlange stehen vor der Grillbude. Die Gäste nahmen es gelassen und ließen sich von der Unterhaltungsmusik der Band "Caspari" aufheitern.
Schließlich versprach auch der Frühschoppen am nächsten Morgen etwas neues: Zum ersten Mal traten auf dem Sommerfest der Ackermänner zwei Gruppen auf. Die Musik zum Country- Frühschoppen spielten "The Roving Gamblers", die bereits als Vorgruppe von "Truck Stop" aufgetreten sind. Gottlieb: "Neue Musik für neue Besucher." Etwa 700 Gäste kamen auf das Fest.
Statt folkloristischer Tänze, präsentierte man den Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr aus Langenbach, 1992 Vizeweltmeister in seiner Kunst. Ein kleiner Flohmarkt wurde organisiert, eine Handvoll Kinder tobten sich mit lustigen Spielen aus und abends wanderte ein Lampionumzug quer durch die Gartenanlage -"um die verbliebenen Hobbygärtner aus ihren Hütten zu locken", sagte der Vereinsvorsitzende.
Bei der Tombola bewies Oswald Zöttlein (CDU) beim Ziehen seiner Lose ein glückliches Händchen: der Christdemokrat gewann den Hauptpreis - einen Farbfernseher.
An die 90 Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Sommerfestes. Und der Vergnügungsausschuß kann sich postum wieder an die Arbeit machen: am 26. September gibt es ein Weinfest in der Gartenanlage. tin
NORDEND. Die Nordend-Grünen haben ihre Ideen zur Umgestaltung der Friedberger Landstraße konkretisiert. Die Stadtteil-Politiker wiederholen ihre Forderung, dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und den Radfahrern auf der Friedberger Landstraße eine "bevorzugte Behandlung" zukommen zu lassen (die Stadtteil-Rundschau berichtete am 16. Juli), und eine separate zweispurige Trasse für Busse, Straßenbahnen und Taxen einzurichten.
In ihrem Antrag präsentieren die Grünen auch eine Lösung für den kritischen Abschnitt zwischen Vogelsbergstraße und Koselstraße: In diesem etwa 200 Meter langen "Nadelöhr" - die Straße ist dort nur 11,5 Meter breit - soll in der Mitte ausnahmsweise nur eine Fahrspur für den Nahverkehr reserviert werden. Eine spezielle Ampelschaltung soll dafür sorgen, daß die Spur jeweils nur in eine Richtung befahrbar ist - vergleichbar mit den Regelungen bei Baustellen, bei denen nur eine Fahrbahn zur Verfügung steht. Im Magistratsbericht hatte dieser Engpaß zwischen der Vogelsbergstraße und der Koselstraße als Begründung gedient, den alten Antrag des Nordend- Ortsbeirates zur Friedberger Landstraße abzulehnen.
Für die Gestaltung der restlichen Strecke hat die Ortsbeiratsfraktion der Grünen verschiedene Alternativen aufgelistet. Im Abschnitt zwischen Scheffelstraße und Seilerstraße werden zwei Varianten vorgeschlagen: Entweder soll der Bus auf der gleichen Spur wie die Straßenbahn in der Straßenmitte fahren. Falls notwendig, soll die Straßenbahntrasse aufgepflastert werden. Auf der jeweils rechten Fahrspur könnten dann Parkbuchten eingerichtet, Radwegestreifen angelegt und Bäume gepflanzt werden. Zweiter Vorschlag: In der Mitte rollt die Tram, und auf der jeweils rechten Spur wird den Bussen Vorfahrt eingeräumt. Die Busspur soll dann gleichzeitig auch von den Radfahrern mitbenutzt werden.
Weiterhin fordern die Grünen, daß auf der Friedberger Landstraße ein durchgehender Radweg geschaffen wird. Die Radfahrer sollen entweder auf den Bürgersteigen oder auf der Straße einen abmarkierten Streifen erhalten. Diesmal haben die Stadtteil-Politiker die kritische Stelle gleich berücksichtigt: Zwischen Wielandstraße und Koselstraße, wo auf der westlichen Seite kein Platz für eine separate Radspur bleibt, sollen sich die Radler in den normalen Verkehr einfädeln. Möglich wäre nach Meinung der Grünen auch, die Radfahrer in Höhe der Vogelsbergstraße auf die andere Seite zu lotsen. Dazu müsse nur die Ampelschaltung entsprechend geändert werden.
Eine Radspur soll nach den Vorstellungen der Grünen auch im nördlichen Teil der "Friedberger", in dem Abschnitt zwischen Hallgartenstraße und Münzenberger Straße eingerichtet werden. Stadteinwärts würden sich dann drei Fahrspuren ergeben - abzüglich der bereits bestehenden Busspur, die von Radlern mitbenutzt werden kann -, stadtauswärts verblieben noch zwei Fahrspuren. Der umfangreiche Antrag wird in der nächsten Sitzung des Ortsbeirates 3 zur Diskussion gestellt. rea
Es gibt wieder ein Kellner-Derby und ein Kaiserplatzfest am Kaiserbrunnen. Die große Gaudi rund um den Kaiserplatz findet bereits zum siebten Mal statt. Am Freitag, 7. August, um 14 Uhr, ist es soweit: Überraschungen in den Geschäften, gastronomische Aktivitäten, gemütliche Biergärten und eine Aktionsbühne am Kaiserbrunnen mit Akteuren, Musikanten, Gauklern und Jongleuren sorgen für Unterhaltung.
Der Knüller ist der Auftritt des Berliner Palast-Orchesters mit Max Raabe im Ehrenhof des Frankfurter Hofs von 18 bis 22 Uhr am 7. August und von 11 bis 12 Uhr am 8. August. Max Raabe ist jener im Tigerpalast entdeckte junge blonde Sänger, der Damen zum Träumen bringt, wenn er "Ich küsse Ihre Hand Madame" singt.
Das Kellner-Derby, in dem die Pagen, Kellner, Köche, Bierkutscher, Auszubildenden und Direktoren der Frankfurter großen Hotels um Pokale rennen, findet am 8. August, ab 14 Uhr, statt. Veranstaltet wird das "Straßenfest mit internationalem Flair" von der "Aktionsgemeinschaft Kaiserplatz" und der Industrie- und Handelskammer. E - S
NIEDER-ERLENBACH. Maschendraht muß nicht häßlich sein - es kommt drauf an, was man daraus macht. Talent zum Bühnenbildner bewiesen jetzt einige Kinder bei den Ferienspielen der evangelischen Kirchengemeinde An der Bleiche. Der Draht wurde gebogen, geschlungen und mit Rauhfaser-Tapete zugekleistert. Ergebnis: "Irmelefalsch" - ein Fabelwesen; übergroß und mit Rüssel, bunt bemalt und mit einem Fallschirm als Umhang bekleidet.
Bei den Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren war keine Spur von Angst vor diesem überirdischen Wesen zu spüren: das Fabelwesen war schließlich ihre Schöpfung. Doch aller Anfang ist schwer: "Vor allem die Kleinsten hielten sich zunächst mit ihrem Engagement zurück", beobachtete die Gemeindepädagogin Beatrix Michel. Hatten die Kinder dann die erste Hemmschwelle überwunden, machten sie begeistert mit: sie bastelten, batikten, schneiderten und stellten sogar Musikinstrumente her.
Eine ganze Phantasie- und Gauklerwelt entstand so vom 20. bis 28. Juli im Norden Frankfurts. Unter dem Motto "Großes Kindertheater" sollten die Teilnehmer "sich kreativ mit der Zirkuswelt beschäftigen", erläuterte die Gemeindepädagogin. Weg vom Konsumverhalten, hin zur Eigeninitiative - das war das Ziel der Ferienspiele.
Eine Woche lang wurde die Zirkuswelt zur zweiten Heimat: Die 65 Teilnehmer entschieden sich für Gruppenarbeit: sieben Tage (außer wochenends) waren sie Musikanten, Gaukler, Clowns oder Zauberer. Vormittags wurde in den jeweiligen Gruppen mit zwei Betreuern gespielt und gebastelt, die Nachmittage gestalteten die Kinder selbst.
14 Honorarkräfte und einige ehrenamtliche Mitarbeiter sorgten für den reibungslosen Ablauf der Ferienaktion. Den Sprößlingen sollte es an nichts fehlen. So wurden die "Teamer" kräftig von einigen Müttern unterstützt: 80 Portionen Mittagessen kochten sie täglich. Die evangelische Gemeinde finanziert einen Teil des Programms und der Honorare. "Die Aktion wird auch von der Stadt Frankfurt unterstützt", sagte Michel. 1991 kosteten die Ferienspiele insgesamt 12 000 Mark.
Neugierig kamen die Eltern dann zum Abschlußfest. Die Kinder hatten eine kleine Bühne aufgebaut und präsentierten den Müttern und Vätern eine bunt- schillernde Gauklerwelt. Anschließend wurden die Erwachsenen aber wieder nach Hause geschickt - denn die Nachtwanderung sollte für die Kleinen ohne schützende Hand "zum Abenteuer werden" (Michel). Mit einem gemeinsamen Frühstück klangen die Ferienspiele dann am Mittwochmorgen aus. tin
FRANKFURT A. M. Etwa 2600 Teilnehmer machten sich bei der "14. Internationalen Volkswanderung" des Volkssportvereins 1977 Frankfurt (die FR berichtetete) auf den Weg - weniger als sonst. "Uns fehlen etwa sechzig Prozent der wanderfreudigen Amerikaner", erläuterte Vorsitzender Helmut Gimbel. Geblieben sind jedoch die immensen Organisationsaufgaben für die Mammutveranstaltung: Schriftwechsel, Behördengänge, Verhandlungen, Werbung, Anfahrts- und Wanderwege markieren, Herrichten des Start- und Zielplatzes an der Carl-von-Weinberg-Schule in Goldstein und vieles mehr.
Doch der Aufwand lohnt sich: "Wer sich bei uns wohlfühlt, kommt gerne wieder", erklärte Gimbel sein Erfolgsrezept. Pünktlich zum Auftakt der Zwei-Tage-Veranstaltung hatten Männer der in Rödelheim stationierten US-Air Force (4. ASOCS) unter der Leitung von Oberstleutnant Timothy Mc Goldrick Armeezelte als Schattenspender errichtet, andere stellten Tische und Bänke auf.
Etwa 90 Mitglieder hatten sich zur Mitarbeit gemeldet. An beiden Tagen lachte die Sonne; bei hochsommerlicher Hitze waren erfrischende Getränke am meisten gefragt. Mit der "Hundebar" hatte der Verein auch an die vierbeinigen Freunde gedacht. Daneben konnten sich die Wanderfreunde mit kaltem Tee kostenlos versorgen. "Ganz toll", lobte Johann Freitag, der Vorsitzende der Wanderfreunde 1980 Bischberg bei Bamberg: "Wir sind erstmals hier dabei." Handharmonika spielend führte er eine 45köpfige Gruppe an, die fröhliche Wanderlieder sang. Debütanten waren auch die Wanderfreunde aus Zell-Weierbach bei Offenburg, die sich mit 52 Personen auf Anhieb einen Ehrenpreis (großes Tongefäß mit Frankfurter Motiv im Dekor) erwanderten.
Für den Zweiten Vorsitzenden des Volkssportvereins, Eric A. Sanders, begann die Veranstaltung schmerzhaft: Er wurde angefahren und am Knie verletzt. Später machte die Runde, daß an den Schwanheimer Sportplätzen das neue DRK-Einsatzfahrzeug der Ortsvereinigung Schwanheim-Goldstein in einen Unfall verwickelt sei.
Der erstmals mitwirkende "Hilfsdienst Bergstraße", dessen Aktive unter anderem den Funkverkehr zwischen Start und Ziel, den Kontrollpunkten und den DRK-Außenposten sicherstellte, schaffte Klarheit. Über Funk kam die Meldung: "Kein Unfall, nur ein Zwischenfall!" Der DRK-Helfer Arno Grosch wäre fast von einem Auto angefahren worden. Die Schadensmeldung: "Verschmutzte Dienstkleidung!" Ansonsten mußte der "Hilfsdienst Bergstraße" nur kleine Wehwehchen versorgen.
So waren denn die Gäste voll des Lobes für die Organisatoren. Schon auf den Autobahnen um Frankfurt und auch an anderen Zufahrten wiesen signalrote Schilder den Weg zur Carl-von- Weinberg-Schule. Auch auf der Wanderstrecke wurden die Teinehmer gelotst: "Nur den Hinweisen nach, da kann man sich nicht verlaufen", gab der Zweite Wanderwart, Hans-Josef Kempf, mit auf den Weg. Zügig ging es auch an Stempelstelle und Medaillenausgabe voran - alles klappte wie am Schnürchen. dixi
FRANKFURT A. M. Frauen, die eine Brustkrebsoperation hinter sich haben, können sich Bewegungsübungen jetzt auch ärztlich verordnen lassen. Das ist das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den Angestellten- und Ersatzkrankenkassen und den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit dem Landessportbund Hessen und der Hessischen Krebsgesellschaft. Thema der Gespräche war hauptsächlich "der Nutzen lustbetonter und sinnvoller gymnastischer Übungen für das körperliche und psychische Wohlbefinden der Frauen".
Durch die ärztliche Verordnung der Bewegungsübungen werden Sportvereine finanziell entlastet und bei der Gründung neuer Reha-Sportgruppen unterstützt. Das Programm "Bewegung, Spiel und Sport in der Brustkrebsnachsorge", bereits 1987 durch den Landessportbund Hessen initiiert, wird in 17 hessischen Sportvereinen angeboten. Die Kurse werden von speziell hierfür ausgebildeten Übungsleiterinnen betreut.
Bei einer Zahl von 30 000 Neuerkrankungen im Jahr bundesweit bildet die finanzielle Beteiligung eine wichtige Grundlage für die flächendeckende Einführung dieses sportlichen Nachsorge-Angebots.
Informationen über die Sportvereine mit Reha-Sportgruppen gibt das Referat Frauensport des Landessportbundes in Frankfurt (Telefon 6 78 91 15). Auch bei der Geschäftsstelle der Hessischen Krebsgesellschaft in Marburg können unter der Telefonnummer 0 64 21/6 33 24 Informationen angefordert werden. jd
GOLDSTEIN. "Die Arbeiterwohlfahrt hat immer das Image, nur für die älteren Bürger da zu sein. Dagegen wollen wir etwas tun", erklärte Marion Pfaff-Brandt, Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AW) Goldstein den Hintergrund des Spielfestes am Bürgerhaus Goldstein. Zum ersten Mal seit etwa zehn Jahren waren die Kinder aus dem Stadtteil wieder eingeladen, sich auf der Terrasse des Bürgertreffs mit Wurf- und Geschicklichkeitsspielen oder bei einem Malwettbewerb einen Nachmittag lang die Ferienzeit zu vertreiben.
"Als unser Ortsverein 1947 gegründet wurde, gab es schon die ersten Kinderfeste. Das lief dann lange Zeit jedes Jahr. Leider ist das vor gut einem Jahrzehnt eingeschlafen." Erst vor zwei Wochen habe sich der Vorstand spontan entschlossen, wieder ein Kinderfest zu veranstalten, sagte Marion Pfaff-Brandt.
Vieles mußte in der kurzen Vorbereitungszeit improvisiert werden. Gewisse Anlaufschwierigkeiten ließen sich deshalb auch nicht vermeiden. Nur durch Mundpropaganda und einen Zeitungshinweis konnten die Bürger informiert werden: "Für Plakate und Handzettel war einfach keine Zeit", erläuterte die Vorsitzende, die dennoch mit der Resonanz zufrieden war. "Dafür, daß Ferien sind und die anderen Goldsteiner Vereine auch eine Menge Ferienprogramm bieten, sind doch recht viele gekommen."
In Zukunft will die Goldsteiner AW mehr auf die jüngere Generation eingehen. Der Rückgang der Mitgliederzahlen und fehlender Nachwuchs fordert ein Umdenken: "Wir können uns künftig nicht nur um die älteren Bürger kümmern. Unser Vorstand muß verjüngt werden, dazu brauchen wir das Interesse der Jugend an unserem Verein", meinte die Vorsitzende.
Der Ortsverein Goldstein organisiert alle zwei Wochen einen Seniorennachmittag im Bürgerhaus. Etwa 60 Besucher aus der nahegelegenen Altenwohnanlage und dem Stadtteil nehmen das Angebot zu gemeinsamen Ausflügen, Vorträgen oder Kegelnachmittagen regelmäßig wahr. Der Treff sei ein wichtiger Beitrag, um Kontakte zwischen den älteren Bürgern zu pflegen.
"Bei all der Arbeit, die uns der Seniorennachmittag macht, dürfen wir aber den Nachwuchs nicht aus den Augen verlieren", sagte Marion Pfaff-Brandt. Nicht zuletzt aus diesem Grund wollen die Organisatoren das Kinderfest im nächsten Jahr wiederholen. "Dann wird die Vorbereitung auch reibungsloser ablaufen", versicherte die Vorsitzende. hen
DARMSTADT-DIEBURG. Die Zeiten der Entmündigung sind vorbei. Geistig Behinderte, seelisch Kranke und Gebrechliche, die ihre Angelegenheiten nicht mehr allein regeln können, müssen nicht mehr damit rechnen, ihrer bürgerlichen Rechte enthoben und unter Kuratel gestellt zu werden.
Die teilweise über hundert Jahre alten Vorschriften zu Vormundschaft und Zwangspflegschaft sind zu Beginn des Jahres von einem neuen Betreuungsgesetz abgelöst worden.
Damit sind auch der Kreisverwaltung neue Aufgaben erwachsen. Innerhalb der Abteilung für "allgemeine soziale Angelegenheiten" existiert jetzt eine Betreuungsstelle.
Dort arbeiten seit Januar diesen Jahres die Diplompädagogin Elke Stark und ihre Kollegin, die Diplom-Verwaltungswirtin Dorothea Weimer. Sie mußten völliges Neuland betreten: Rund 3000 Betreuungsfälle gibt es im Kreis Darmstadt- Dieburg.
Jeder Einzelfall muß detailliert geklärt werden. Ist Unterstützung durch Verwandte möglich, muß ein ambulanter Dienst in Anspruch genommen, oder muß jemand für die Betreuung gefunden werden? Nicht pflegen und versorgen, sondern organisieren und Kontakt halten, heißt die Devise.
Es kann dabei beispielsweise notwendig sein, Schriftverkehr abzuwickeln oder Behördengänge für jemanden zu übernehmen. Vermögensangelegenheiten müssen geregelt, eine Putzhilfe besorgt werden. Die rechtliche Vertretung psychisch Kranker übernehmen in der Regel Betreuungsvereine. Drei davon gibt es, getragen vom Diakonischen Werk, der Caritas und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband.
Die Betreuungsstelle des Kreises sucht Männer und Frauen, die willens sind, Hilfsbedürftige zu beraten, zu unterstützen und rechtlich zu vertreten.
Wer sich erst einmal erkundigen will, kann bei der Kreisverwaltung - Telefon 0 60 51 / 88 13 72 - unverbindlich anrufen. Eine Informationsveranstaltung der Kreisvolkshochschule dazu findet im Dieburger Landratsamt am Dienstag, 15. September, von 14.30 bis 17.30 Uhr statt. Anmeldungen dazu werden unter der Rufnummer 0 60 71 / 2 92 56 entgegengenommen. sch.
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Salome, 21 Uhr, Burg Dreieichenhain.
Langen. Vorlesestunde: Der grüne Wasserkönig Och, 15 Uhr, Stadtbücherei.
Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr). - Viktoria: Wayne's World (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr). - Fantasia: In einem fernen Land (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien.
Vereine / Organisationen Langen. Treffen der Friedensgruppe der Johannesgemeinde, 20 Uhr, Gemeindezentrum Uhlandstraße.
Verschiedenes Dreieich. Tanz- und Spielnachmittag für Senioren, 15 Uhr, August-Wienand-Haus, Sprendlingen.
Bibelgesprächskreis der Burgkirchengemeinde Dreieichenhain, 20 Uhr, Gemeindehaus Nahrgangstraße 6.
Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Verein Hilfe für ältere Bürger, Sprechstunden 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 19 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Informationen für EinsteigerInnen, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Familienfürsorge des Kreises, 12 bis 14 Uhr, Ludwigstraße 75-79.
Kinderschutzbund, 14 bis 16 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Bürgersprechstunde der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., 18 Uhr, Rheinstr.2-
Flüchtlingshilfe: Treffen mit Flüchtlingen die in Neu-Isenburg leben, 19 Uhr, Buchenbusch-Gemeinde.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr, auch Beratung von Zivildienstleistenden, Robert-Bosch-Straße 26, Telefon 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Guttempler-Gemeinschaft: Treffen, 19.30 Uhr, in der guten Stubb', Dreieichenhain. Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Senioren-Café, ab 14.30 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Rufnummer 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44 .
Kinderschutzbund: 14 bis 17 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Guttempler-Gesprächskreis, 19 Uhr, Bürgerhaus.
Laienhilfe Langen: Stammtisch, 19.30 Uhr, Langener Stubb' in der Stadthalle.
Egelsbach. Beratungsbüro für ausländische Mitbürger/innen, 17 bis 18.30 Uhr, im Rathaus, Zimmer 28. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
FRANKFURT-WEST. Das Schadstoffmobil ist wieder in den Stadtteilen unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie Lack- und Medikamentenreste, Batterien und ätzende Flüssigkeiten sollten nicht in den Hausmüll: sie können bequem vor Ort abgegeben werden.
Im Westend halten die mobilen Müllschlucker heute, Donnerstag, 6. August, von 9 bis 10 Uhr an der Kreuzung Bokkenheimer Landstraße / Freiherr-vom- Stein-Straße; von 16 bis 17 Uhr Am Gemeindegarten/Am Bunker (Griesheim).
Am Freitag, 7. August, können die Ginnheimer ihre Schadstoffe ab 9 Uhr zum Parkplatz unter der Rosa-Luxemburg-Brücke in der Ginnheimer Landstraße bringen. Viermal hält das Schadstoffmobil am Dienstag, 11. August: um 9 Uhr im Westring-Wendehammer in Westhausen und auf dem Bahnhofs-Parkplatz im Rödelheimer Bahnweg, um 11 Uhr vor der Hersfelder Straße 21-23 in Bockenheim, um 16 Uhr vor der Mannheimer Straße 119 im Bahnhofsviertel / Gutleut.
Am Mittwoch, 12. August, halten die städtischen Schadstoffsammler um 11 Uhr im Gallus (Kreuzung Frankenallee /Rebstöcker Straße), um 16 Uhr im westlichen Rödelheim (Rödelheimer Bahnweg, Bahnhofs-Parkplatz) und um 18 Uhr im nördlichen Hausen (Am Ellerfeld).
Viermal macht ein Schadstoffmobil wieder am Donnerstag, 13. August, Station: um 9 Uhr im östlichen Rödelheim (Rödelheimer Parkweg 32), um 11 Uhr in Griesheim (Am Gemeindegarten / Am Bunker) und im Kuhwald (Kreuzung Braunfelsstraße / Scherbiusstraße), um 18 Uhr im Westend (Bockenheimer Landstraße / Freiherr-vom-Stein-Straße).
Am Mittwoch, 19. August, steht ein Schadstoffmobil ab 9 Uhr in der Nordweststadt (Walter-Möller-Platz) und ab 11 Uhr im nördlichen Westend (Eschersheimer Landstraße 247). Drei Stadtteile steuern die Fahrzeuge am Donnerstag, 20. August, an: um 11 Uhr das südliche Westend (Bockenheimer Landstraße / Freiherr-vom-Stein-Straße) und Praunheim (Heerstraße 255), um 18 Uhr Ginnheim (Ginnheimer Landstraße, Parkplatz unter der Rosa-Luxemburg-Brücke).
Drei Stadtteile werden auch am Dienstag, 25. August, bedient: um 9 Uhr Westhausen (Wendehammer im Westring) und das Gallus (Frankenallee / Rebstöcker Straße), um 11 Uhr Bockenheim (Hersfelder Straße 21-23).
Am Mittwoch, 26. August, werden die Schadstoffe ab 9 Uhr in der Mannhheimer Straße 119 (Bahnhof/Gutleut) abgeholt und noch einmal am Donnerstag, 27. August: von 9 bis 10 Uhr in Griesheim (Am Gemeindegarten / Am Bunker). *ind
HÖCHST. Manchmal träumt Hans Palm von den alten Zeiten. Von den Geräuschen und den Gerüchen: vom leisen Schnurren der Maschinen, vom Leder, wie es riecht, wenn es naß geworden ist. Er träumt von Kehren, die sich bis in den Himmel hineinschrauben und von Pisten, die nicht enden wollen. Dann überkommt ihn das große Fernweh, und er holt die Fotos hervor mit den Männern auf ihren Feuerstühlen, die sich damals den Wind um die Nase wehen ließen. Hans Palm ist der Zweite Vorsitzende des 1. Motorsportclubs Frankfurt am Main-Höchst e. V. (MSC), der am 8. August 1952 gegründet wurde - mit allem, was zu einem richtigen Verein gehört: Mitgliedern, Satzungen und Statuten, einer Fahne (Weiß, mit dem Clubzeichen Höchster Schloßturm und Rad) und Kassiererin Elli Fink, die bis heute zuverlässig die Kasse verwaltet.
Als sich an jenem Augusttag vor 40 Jahren motorradbegeisterte Frauen und Männer zu einer Gemeinschaft zusammenfanden, dachten sie nicht an etwa Rennen und Rasen, Kurvenschneiden und Omas erschrecken, sondern an Sport und Spaß bei vernünftigem Fahren und an die Verkehrssicherheit angesichts wachsender Unfallzahlen. Wenn Hans Palm mit glänzenden Augen erzählt, dann kehren die Erinnerungen zurück: Keine Easy-Rider auf ihren Harleys ritten "on the road" in die große Freiheit, keine Teufelskerle donnerten in futuristischer Ledermontur auf chromblitzenden Ungeheuern den Highway No. 1 entlang, keine Vierventiler ließen die Erde erbeben. Die Maschinen der frühen 50er Jahre brummten mit Ein-Zylinder-Motoren mit oder ohne Beiwagen herum und waren dennoch schnell und sicher - und geschickt, denn Preise und Auszeichnungen regnete es zwischen 1954 und 1959 geradezu über den noch jungen Höchster Verein. "Wir haben", sagt Palm, "31 Gold-, 18 Silber- und 19 Bronzemedaillen errungen und regelmäßig die Hessen- und Geländemeisterschaften gewonnen." Mit Herbert Dieterle konnte der Höchster Verein schließlich sogar einen Deutschen Meister aufbieten. Siegernamen wie Horst Vogt, Herbert Rosenthal und Heinz Nuechter, Harri Albert, Norbert Buchner oder Heinz Neumann sind mit roter Tinte in das Buch der Vereinsgeschichte geschrieben. Und dem Helmut Makeit - einem Schuhmacher aus Schwanheim, der als "rasender Schuster" und mehrmaliger Hessenmeister weithin bekannt war - hätten die Freunde am liebsten, als er vor vier Jahren starb, sein altes Motorrad mit ins Grab gegeben.
Auch an Vater und Sohn Harald und Guido Faber erinnert sich Palm: "Junior Guido fuhr schon mit sechs Jahren auf einem Kindermotorrad im Festzug vom Höchster Schloßfest mit."
Ende der 50er Jahre verschwand das Motorrad nach und nach und mit ihm die ihm eigene Poesie des Reisens. Das Auto trat an seine Stelle. Für die Höchster Motorsportler blieb zunächst nur der Blick zurück in Nostalgie. Doch Horst Buchner sorgte dafür, daß der Verein nicht in der Versenkung verschwand, sondern sich die Mitglieder mit dem neuen, fahrbaren Untersatz auf vier Rädern anfreundeten. Fuchsjagden, Nacht- und Orientierungsfahrten standen jetzt auf dem Programm, Slalomfahrten und Geschicklichkeitsturniere. Und der Tourensport: Kreuz und quer ging es durch Europa, von Südspanien bis ans Nordkap, von Sizilien bis ins schottische Hochland. Dabei trafen sich die einzelnen Teams aus dem In- und Ausland zum Gedankenaustausch, zu Geselligkeit und Gemeinschaftsaktionen.
Dem Auto als einem der größten Umweltverschmutzer und Unfallverursacher stehen die Motorsportfreunde durchaus kritisch, aber dennoch etwas hilflos gegenüber. Aufklärungsarbeit in den eigenen Reihen wird regelmäßig geleistet, und für die Öffentlichkeit bieten die Clubmitglieder diverse Aktionen in punkto allgemeine Verkehrssicherheit an. Beispielsweise gibt es zweimal jährlich kostenlose Scheinwerferkontrollen, Abgastests, Stoßdämpfer- und Reifenüberprüfungen, Fahrradturniere für Schulkinder und Verkehrssicherheitswochen.
Trotz seiner Aktivitäten ist der Höchster Motorsportclub ein sterbender Verein. Nur wenige Mitglieder fortgeschrittenen Alters treffen sich noch jeden ersten Freitag im Monat im Haus Nied zum gemütlichem Beisammensein. "Die Jugend fehlt", sagt Hans Palm etwas wehmütig. Sein eigener Sohn gehört zwar einem Verein in Schwanheim an, dessen Mitglieder sich ebenfalls mit Autos beschäftigen. Diese Rennflitzer allerdings sind Miniaturausgaben und elektrogesteuert.
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Otto der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Ricochet Aufprall (17.30, 20 Uhr). - Lux: Der Rasenmähermann (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Batmans Rückkehr (15.15, 17.30, 20 Uhr).
Broadway: Annie (15.30 Uhr); Wayne's World (17.45, 20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Zeitlos: Batmans Rückkehr (19.45 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Turmstudio: Batmans Rückkehr (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Parteien / Parlamente Dietzenbach. Ausschuß für Jugend, Kultur, Sport und Soziales, 19 Uhr, Rathaus. CDU-Gespräch mit den Bürgern, 20 Uhr, SG-Vereinshaus, Offenthaler Straße.
Seligenstadt. Ausschuß für Umwelt, Land- und Forstwirtschaft, 19 Uhr, Rathaus. Ausschuß für Jugend und Soziales, 20 Uhr, Rathaus. Verschiedenes Seligenstadt. Mundart und Brauchtum, Lesung für Senioren, 15 Uhr, im Konvent. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstr. 16: 14 bis 19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.
Aids-Hilfe Offenbach, Frankfurter Straße 48, 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.
RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind: Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Lauterborn, Richard-Wagner-Straße 115.
Seniorenbildungstreff: Gruppe Stadtgeschichte, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Anthroposophische Arbeitsgruppe, Offener Abend, 19.15 Uhr, Frankfurter Straße 57.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstraße 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.
Rodgau. Arbeiterwohlfahrt Hainhausen: Beratung für Frauen, 10 bis 12 Uhr, Altes Rathaus Hainhausen, Heinrich- Sahm-Str. 14, 0 61 06 / 6 15 27.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.
Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF), Halle Urberach: Krabbelkreis für Kinder bis 15 Monate, 15 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11.
Hainburg. Mädchentreff für 11-13jährige, 17.30 bis 19 Uhr, Kinderhaus Hainstadt, Liebfrauenheidestraße 15. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises DarmstadtDieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
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Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Lesertreff zum Thema: Als Frauen reisen lernten, 20 Uhr, Stadtbücherei, Frankfurter Straße 152.
Dreieich. Burgfestspiele: Salome, 21 Uhr, Burg Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr). - Viktoria: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien.
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Wayne's World (20 Uhr). - Bambi: Schlafwandler (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Otto der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Batmans Rückkehr (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Wayne's World (15.15, 18, 20.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Wayne's World (19.30 Uhr); Gossenkind (21.45 Uhr). Parteien / Parlamente Groß-Gerau. AsF-UB: Mitgliederversammlung, 20 Uhr, Geschäftsstelle, Brignoler Straße 58.
Kelsterbach. Planungs- und Bauauschußsitzung, 18 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Rüsselsheim. Werkstätten für Behinderte: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, in den Werkstätten-Königstädten, Elsa-Brandström-Allee.Verschiedenes Kelsterbach. VHS-Altenclub-Süd: Musikalischer Nachmittag, 15 Uhr, im Altenwohnheim. Gernsheim. Rheinisches Fischerfest: Kinderfrühschoppen, 11 Uhr; fröhlicher Festausklang, 19 Uhr, Festplatz. Ausstellungen Langen. Eröffnung und Lesung: Die Hälfte des Himmels - Frauenalltag in der Männerwelt, 19 Uhr, Neues Rathaus, Südliche Ringstraße 80.
Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.
Sanitätsverein, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Robert-Bosch-Straße 28: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 6 87 33.
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Tel. 0 61 03 / 6 20 03.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.
Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm- LeuschnerPlatz 5: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Fahrgasse 2: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Mutter-Kind-Gruppe für Kinder unter drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Ev. Martin-Luther-Gemeinde, Berliner Allee, Oberlinden.
Mörfelden-Walldorf. Sozialarbeiterin Jugendamt, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Mörfelden. Mütterberatung in Walldorf, 13 bis 15.30 Uhr, Altenwohnheim, Schwarzwaldstraße 13-17.
Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannst. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Telefonkontakt 18.30 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 19 10.
Sport- und Kulturgemeinschaft Walldorf: Lauftreff, 18 Uhr, SKG-Heim.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Frauengruppe, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.
Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.
Mütterberatung, 13 bis 14 Uhr, Schule, Rathausstraße 13.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.
Partnerschaftsverein Masatepe: Treffen, 20 Uhr, im Kulturcafé, 1. Stock.
Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.
Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
HEPPENHEIM. Glücklich über die vieldeutige Worthülse auf der Gedenktafel ist der jetzige "Hausherr" Jacobus Schoneveld nicht: "Vom Ungeist jener Zeit verfolgt", so steht an der weiß getünchten Hauswand zu lesen, mußte der "große jüdische Religionsphilosoph" Martin Buber nach 22 Jahren sein Anwesen in Heppenheim an der Bergstraße verlassen, kehrte Deutschland im März 1938 den Rücken. Bei der Suche nach einer angemesseneren Formulierung ist der "Internationale Rat der Christen und Juden (ICCJ)", dessen Sekretariat 1979 von London ins ehemalige Wohnhaus Bubers nach Heppenheim umzog, gar nicht Nebulöser Fingerzeig gefragt worden. Da war die Tafel aus braunem, hochglanzpoliertem Marmor schon angebracht.
Der nebulöse historische Fingerzeig ist immerhin akzeptabler als der einst diskutierte, noch mehr verschweigende Text, daß Martin Buber hier, am Rande der herausgeputzten Altstadt, in dem Haus mit dem Wintergarten und den grünen Fensterläden schlicht einmal wohnte. Dieser verharmlosende Satz, so erzählt ICCJ-Generalsekretär Schoneveld, habe Buber, der "zu den ersten gehörte, die nach 1945 immer wieder zu Stippvisiten nach Deutschland kamen, um die Hand der Versöhnung zu reichen", noch zu Lebzeiten zornig gemacht - erinnerte doch kein Wort an die Verfolgung durch NS-Schergen.
Alte Kamellen, möchte man meinen. Aber das so belastete, von Schuld, Haß, Scham und Trauma gespeiste Verhältnis von Juden und Christen in Deutschland ist noch immer verkrampft, voller Mißverständnisse und Mißtrauen: Vor einigen Tagen traf sich der ICCJ zur Jahresversammlung in Eisenach und äußerte in einer Deklaration "große Bestürzung", daß die hessische Landesregierung trotz wiederholter Versprechen seit 1987 sich nun von dem Plan der Gründung einer Martin-Buber-Haus-Stiftung und der Übernahme der Schrittmacherrolle "zurückzuziehen versucht".
Und das, so die Resolution, ausgerechnet in einer Zeit, in der eine "neue Welle von Antisemitismus, Rassismus, Fremdenhaß und Chauvinismus" die Arbeit der weltweit 23 im ICCJ zusammengeschlossenen christlich-jüdischen Gesellschaften (einschließlich der 72 deutschen Sektionen) nötiger denn je mache. Zu einem Zeitpunkt, so heißt es weiter, wo Kontakte nach Polen, Ungarn, zur Tschechoslowakei geknüpft werden müßten, um dort die Bildungspolitik (angemessene, nicht-diskriminierende Behandlung des Judentums im Religionsunterricht) mitzugestalten, um die Jugendarbeit zu fördern. In einer Zeit, in der sich in Minsk und Moskau Keimzellen der jüdisch-christlichen Verständigung bildeten, um gegen Intoleranz und Feindbilder anzugehen.
Die "deutschen Behörden" trügen eine besondere "Verpflichtung", so lautete die moralisch unterfütterte Argumentation der Generalversammlung. Schließlich, so Schoneveld, verhelfe der ICCJ Deutschland dazu, "die Anerkennung im Ausland zu vergrößern". Der Generalsekretär Schoneveld, früher als Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirche in Israel, um dort "das Gespräch zu suchen", berichtet angesichts des fehlenden finanziellen Engagements von Bitterkeit im Dachverband, von vereinzelten Stimmen, die den Schritt von London nach Deutschland nun bereuen.
Der Umzug des ICCJ-Generalsekretariats in das Land, das die Juden in die Gaskammern trieb, war "überhaupt nicht selbstverständlich" und sorgte für "erhebliche Auseinandersetzungen" innerhalb der Organisation, berichtet Schoneveld. Die Befürworter setzten sich durch: Um die Gruppen "zu ermutigen und zu ehren", die sich "mit Engagement für ein neues Verhältnis von Juden und Christen eingesetzt haben". Und "weil wir uns nicht von der Vergangenheit bestimmen lassen, sondern uns für eine neue Zukunft öffnen wollen".
Doch die Begegnungsstätte im Buber-Haus, die jährlich veranstalteten Seminare und die Studienförderung, die weltweit geknüpften und notwendigen Kontakte, sie alle kosten Geld. Als armselig schildert Schoneveld ("wir treten mit unserer Arbeit auf der Stelle") die Budget-Lage des Verbandes: Da sind er als Hauptamtlicher, seine als Dokumentaristin und Bibliothekarin arbeitende Frau, eine Sekretärin und zwei Aushilfskräfte auf "500-Mark-Basis".
Knapp 80 000 Mark wurden 1991 als Spenden verbucht, 270 000 Mark flossen an Zuschüssen: Am meisten zahlte die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau mit 60 000 Mark ein, gefolgt von sechs Städten aus Baden-Württemberg, der Katholischen Bischofskonferenz und dem Land Hessen mit je 50 000 Mark. Das Bundesinnenministerium überweist jährlich 17 000 Mark für die Bibliothek im Buber-Haus - sie verfügt über 5000 Bände und ein Dokumentationszentrum zur christlichen Theologie und jüdischen Geschichte, über Bücher zum Holocaust. Neuerdings ist auch die gesamte Korrespondenz Bubers zugänglich - 50 000 Briefe auf Microfiche.
Von einer Stiftung, gepolstert mit einem Kapital von 20 Millionen Mark, ist seit fünf Jahren die Rede. Die Hälfte soll über Sponsoren der Industrie aus dem In- und Ausland fließen, der Rest zur Angestrebte Stiftung Hälfte vom Bund und von den Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg aufgebracht werden. Doch trotz schöner Worte des Bundeskanzlers, der selbst 1990 zu Gast in Heppenheim war, des hessischen Ex-Regierungschefs Walter Wallmann und des jetzigen Ministerpräsidenten Hans Eichel kam nichts voran. Der ICCJ fühlt sich hingehalten, wartet bisher vergeblich auf Resonanz vom Bundeskanzleramt auf einen vorgelegten Plan, wie sich der Verband seine Aktivitäten in den nächsten fünf Jahren vorstellt.
Hessens Regierungssprecher Erich Stather verteidigt das Nein zur Stiftung zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Aus Bonn liege "keine definitive Zusage" über die Höhe der Zuschüsse vor, aus Mainz sei eine klare Absage von Rudolf Scharping gekommen, Baden-Württemberg habe das Projekt "interessant" gefunden und vage Unterstützung bis zu einer Million signalisiert - blieben unter dem Strich rund vier Millionen Mark Bringschuld für Hessen. "Dazu sind wir augenblicklich nicht in der Lage", sagt Stather, "das ist ja kein Butterbrot". Die Staatskanzlei legte hingegen das Angebot auf den Tisch, künftig "weit über das Doppelte hinaus" an Zuschüssen zu geben.
Gegenwärtig also ein schwerer Stand für das Buber-Haus, dessen auffällige geographische Lage - eingezwängt und bedrängt vom Neubau des Landratsamtes - Symbolcharakter besitzt und einiges über einen "schwierigen Streit" (Schoneveld) erzählen kann: Die Nazis konfiszierten und nutzten das Haus, nach 1945 erwarb der Kreis Bergstraße das Anwesen von der Familie Buber, brachte seine Kfz-Zulassungsstelle dort unter. Doch dann störte es, stand in den siebziger Jahren Neubauplänen im Weg, es drohte der Abriß. Wenn da nicht zwei Gymnasiallehrer gewesen wären, die mit ihrem Engagement Buber vor dem Vergessen bewahrt hätten. Die Landesregierung stellte das Haus unter Denkmalschutz, ließ es sanieren - und die Architektur des modernen Landratsamtes mußte sich dem Buber-Haus anpassen.
Die Bildungsarbeit des ICCJ ist längst in Heppenheim anerkannt. Und es kommt ab und an zu sympathischen Begebenheiten, wie 1987, als während einer Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht plötzlich eine alte Dame aufstand, und davon berichtete, daß ihre Mutter eine 12bändige Goethe-Ausgabe, die Buber besessen hatte, aufbewahre. Sie selbst hatte als Kind die Bücher, aus denen die Nazis die Widmungen herausgeschnitten hatten, in einer Heppenheimer Scheune gefunden.
Jetzt steht die Goethe-Ausgabe im Buber-Haus. Und die einige Dutzend Schulklassen, die jedes Jahr zu Besuch kommen, können auch im einstigen Salon die braune, mit schwarzen Säulchen abgesetzte halbhohe Büchervitrine sehen, die vielleicht dem 1965 verstorbenen Martin Buber gehört hat. Im Raum nebenan wird an Paula Buber erinnert, an die Schriftstellerin, die unter dem Pseudonym Georg Munk veröffentlichte und den für Heppenheimer wenig schmeichelhaften Roman "Muckensturm" verfaßte.
An den Wänden hängen Kopien, die den Entzug der Lehrbefugnis, das teilweise Redeverbot für Buber im Februar 1935, die Aberkennung der deutschen Dokumente an den Wänden Staatsangehörigkeit und des Doktoren-Titels durch die NS-Behörden aus dem Jahre 1941 dokumentieren. Im ehemaligen Arbeitszimmer ist die Biographie der Familie veranschaulicht. Im Treppenflur, der hinauf zur Bibliothek führt, finden sich Porträts der Weggbegleiter Bubers, unter anderem von Gustav Landauer, dem Anarchisten und Mitbegründer der Münchener Räterepublik, und von Franz Rosenzweig, mit dem Buber die Bibel übersetzte.
Zwar ist es Jacobus Schoneveld nicht gelungen, in Heppenheim eine Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit zu gründen, weil sich kein Jude als Vorsitzender fand - den schreiben die Statuten vor. Aber das Buber-Haus (Tel. 06252/5041) hat die Rolle übernommen und sich mit einem Vorlesungsprogramm etwa über Minoritäten wie Sinti und Roma nach außen "geöffnet". Und regelmäßig, so berichtet Schoneveld, trifft sich hier eine Frauengruppe, bei der auch muslime Frauen aus Afrika und Asien dabei sind.
Das sei Verständigung ganz nach dem "Leitspruch" Bubers, den der Religionsphilosoph bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1953 prägte: Daß die Völker über die Menschen "ins Gespräch kommen (müssen), wenn der große Friede erscheinen und das verwüstete Leben der Erde erneuern soll".
Buber nahm diesen Satz ernst, als er sich von seinem letzten Lebensort Jerusalem aus für ein normales Miteinander von Juden und Arabern einsetzte.
JÖRG FEUCK
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Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Otto der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Batmans Rückkehr (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Wayne's World (15.15, 18, 20.45 Uhr).
Open-Air-Kino, Wiese am Amtsgericht: Alexis Sorbas (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Wayne's World (19.30 Uhr); Gossenkind (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Nähkurs im Ev. Gemeindezentrum, 8.45 Uhr, Ludwigstraße 64. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Suchtberatung 18 bis 20 Uhr, außerdem Gruppentreffen für Abhängige, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.
Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Telefonische Beratung der Aids-Hilfe Darmstadt in Rüsselsheim für den Kreis Groß-Gerau, 10 bis 13 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 33 55.
Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Telefon 0 61 58 / 57 42.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
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Dreieich. Burgfestspiele: Großes Opernkonzert, 20.15 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße 50.
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr). - Viktoria: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien.
Langen. Briefmarkensammlerverein: Tauschtreffen, 19 Uhr, Stadthalle.
Obst- und Gartenbauverein: Mitgliederversammlung, 19.30 Uhr, SSG-Freizeitcenter, An der Rechten Wiese.
Neu-Isenburg. Bingo-Nachmittag für Senioren, 16 Uhr, Haus Dr. Bäck.
Seniorentreff der Freireligiösen Gemeinde, 14.30 Uhr, Ulmenweg 5.
Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Tel. 2 36 47.
Jugendmusikschule: Sprechstunden des Leiters, 10 bis 12 Uhr, Kronengasse 18.
Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.
Big Band-Probe, 20.15 Uhr, St. Franziskus-Gemeindesaal, Bahnhofstraße 218.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Sprechstunde der Frauenbeauftragten, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 3.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Stillgruppe: Offener Treff für Eltern, 15 bis 17 Uhr, Wießgäßchen 27.
Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Tel. 5 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Turmstudio: Jesus Christ Superstar (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Basic Instinct (20.30 Uhr). Parteien / Parlamente Dietzenbach. Ausschuß für Städtebau und Verkehr, 19 Uhr, Rathaus. Verschiedenes Rödermark. Stammtisch im Bürgertreff Waldacker, 15 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Beratung 9 bis 12 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratung, 9 bis 12 Uhr, City-Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Rodgau. Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", Treffen 17 bis 18.30 Uhr, Haus der Begegnung Jügesheim, Vordergasse 53, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefon 0 61 82 / 12 11; Treffen der Angehörigengruppe psychisch Kranker, 18 bis 19.30 Uhr. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Otto der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Ricochet Aufprall (17.30, 20 Uhr). - Lux: Der Rasenmähermann (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Batmans Rückkehr (15.15, 17.30, 20 Uhr).
Broadway: Annie (15.30 Uhr); Wayne's World (17.45, 20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Zeitlos: Batmans Rückkehr (19.45 Uhr). Parteien / Parlamente Heusenstamm. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, 19.30 Uhr, Rathaus.
Obertshausen. Sitzung des Verkehrs- und Umweltausschusses, 19.30 Uhr, Rathaus Schubertstraße 11. Ausstellungen Heusenstamm. Eröffnung: Haushalts- (t)räume - Über ein Jahrhundert Rationalisierung und Technisierung im Haushalt, 19.30 Uhr, Postbildungszentrum, Jahnstraße 64. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
"Emotions Anonymous", 19.30 Uhr, Zentrum Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße 115, Telefon 84 57 14 (Eckhard).
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine unter Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Treffen "PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende e.V.), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A, Telefon 81 29 23.
Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Blau-Kreuz-Gruppe: Info- und Gesprächsgruppe, 18 Uhr, Waldstraße 36, Stadtmission.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
Beratung für Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengemeinde, Frankfurter Str. 80, 20 Uhr, Kontaktadresse: Matthias Paul, Telefon: 0 61 04 / 6 13 27.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Bambi: Wayne's World (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15.15 Uhr); In einem fernen Land (17, 20 Uhr). - Rex II: Otto - der Liebesfilm (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Mein Vetter Winnie (15 Uhr); Wie ein Licht in dunkler Nacht (17.30, 20.15 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Wayne's World (19.30 Uhr); Roter Drache (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Indochine (20 Uhr). Vereine / Organisationen Kelsterbach. Obst- und Gartenbauverein: Monatstreff, 18 Uhr, Lehrgarten Schwanheimer Straße.
Stammtisch der Hobbykünstler, 18 Uhr, Hotel Lindenhof.
TuS-Turnertreff, 20 Uhr, Vereinsheim Hinkelstein.
Skatklub Falsch gedrückt: Clubabend, 20 Uhr, im Treffpunkt. Verschiedenes Rüsselsheim. Kindernachmittag, 15.15 Uhr, Museum in der Festung.
Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Sprechstunde 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.
Blaues Kreuz Mörfelden Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Guttempler-Gemeinschaft: Gesprächskreis, 19 Uhr, Seniorentreff in der Frankfurter Straße 12.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 /6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Turmstudio: Wayne's World (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Parteien / Parlamente Haupt- und Finanzausschuß, 18 Uhr, Rathaus.
Seligenstadt. Haupt- und Finanzausschuß, 19 Uhr, Rathaus.
Rodgau. SPD-Stadtverbandsversammlung, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden.Vereine / Organisationen Rodgau. Wanderclub Edelweiß Dudenhofen: Mitgliederversammlung, 20 Uhr, Clubhaus an der Gänsbrüh.
Seligenstadt. Sitzung des Zweckverbandes Wasserversorgung, 18 Uhr, Matthias- Grünewald-Kolleg. Verschiedenes Seligenstadt. Seniorentanz, 9 Uhr, im Ev. Gemeindezentrum, Jahnstraße. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Beratung des Sozialdienstes für Türken, von 9 bis 12 Uhr, Hausaufgabenhilfe, Robert-Koch-Straße 11.
Pro Familia, Friedensstraße 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
IAF-Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften: Gesprächskreis, 19 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Rodgaustraße 40, Kontakttelefon: 0 60 74 / 2 41 58.
Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Selbsthilfegruppe: Frauen nach Krebs, Treffen 17 Uhr, Alte Schule Jügesheim.
Frauentreff Rodgau: Offener Treff, ab 20 Uhr, Gartenstraße 20-24, Jügesheim.
Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr und 18 bis 19.30 Uhr.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Urberacher Frauentreff: Umwelt-Infos, 10 Uhr, Borngasse 29.
Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.
Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Straße 1, Tel. 2 91 92: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, telefonische Anmeldung unter 0 61 06 / 7 40 99.
Selbsthilfegruppe "Kopf Hoch": Treffen 18.30 bis 20 Uhr, Dudenhöfer Straße 10, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Otto, der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Peter Pan (15.15 Uhr); Der Rasenmäher-Mann (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Steinzeit Junior (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Schneewittchen und die 7 Zwerge (15.30 Uhr); In einem fernen Land (17.30, 20 Uhr); Hair (22.45 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (15.45, 20.15 Uhr). - Zeitlos: Wayne's World (15.30, 19.45 Uhr); Mau Mau (22 Uhr). Parteien / Parlamente Offenbach. Sitzung des Ausländerbeirates, 19 Uhr, Rathaus.
Obertshausen. Haupt- und Finanzausschußsitzung, 19.30 Uhr, Rathaus Schubertstraße.Verschiedenes Offenbach. Bierfest auf dem Stadthof/ Hugenottenplatz, täglich bis Montag. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 81 65 57.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Aids-Beratungsstelle im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24: 13.30 bis 15.30 Uhr, auch Beratungen nach Absprache, Telefon 0 69 / 80 65-24 31.
Aids-Hilfe Offenbach: Beratung 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 13 bis 16 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Kaiserstraße 67: Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr; Selbsthilfegruppe für junge Alkoholiker, 19 bis 21 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
BellaVista, Kontaktladen und Drogenberatung: geöffnet 14 bis 19 Uhr, Berliner Straße 118, Telefon 81 84 02.
Mieter helfen Mietern: Sprechstunde, 16.30 bis 18 Uhr, Tucholsky-Buchladen, Mittelseestr. 14, Tel. 82 46 40.
Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus), 20 Uhr.
Guttempler-Orden, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10: Beratungen und Gesprächstreff, 20 Uhr.
Schiedsmann, Sprechstunden, 16.30 bis 17.30 Uhr, Rathaus Saal 5.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach für Familien, Erzieher und Jugendliche, Paulstraße 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
(Ohne Gewähr)
BORNHEIM. "Für die Autofahrer muß es die größte Versuchung sein, sich mit ihren Autos auf den Fußgängerwegen breit zu machen", ärgert sich FR-Leserin Doris H. aus Bornheim. Jedesmal, wenn sie mit der Straßenbahn Linie 14 nach Hause kommt, ist der ohnehin schon schmale Fußgängerstreifen an der Endhaltestelle an der Ecke Wittelsbacherallee / Florstädter Straße völlig zugestellt.
Dann muß sie entweder auf die stark befahrene Straße ausweichen oder auf den Gleisen weiterlaufen. Vor einiger Zeit hatte die Stadt sogar Pfosten aufstellen lassen, um den Falschparkern das Handwerk zu legen - "doch die wurden von Anwohnern in einer Nacht-und- Nebel-Aktion wieder beseitigt", klagt die Anwohnerin.
Nach Feierabend und am Wochenende sei die Situation besonders schlimm. Teilweise komme nicht einmal mehr die Müllabfuhr durch. "Ich habe auch schon Falschparker zur Rede gestellt - und mußte mir dann sagen lassen, daß ich gefälligst auf der Straße laufen soll."
Auch der Polizei hat die erboste Bürgerin ihr Problem schon vorgetragen, ist jedoch dort auf wenig Gehör gestoßen. Doris H.: "Die Beamten im Polizeirevier 6 haben mir gesagt, daß sie für derartige Fälle keine Zeit haben. Nur einmal sind Polizisten gekommen und haben einige Knöllchen verteilt. Geholfen hat das allerdings gar nichts. Vielleicht sollten einfach mal ein paar Autos abgeschleppt werden?"
Polizeiobermeister Thomas Lischka vom zuständigen Polizeirevier 6 kennt das Problem, sagt aber: "Wir haben einfach nicht genügend Personal, um diesem Problem ausreichend zu begegnen. Meist könne wir uns nur um Einzelfälle kümmern, da wir im Revier auch nur einen Streifenwagen zur Verfügung haben." Eigentlich seien für die Falschparker die Hilfspolizisten zuständig, die aber zur Zeit alle in den Innenstadtrevieren eingesetzt seien. Und einen Wagen abschleppen zu lassen dauere schließlich auch seine Zeit.
Von den Sorgen der Müllabfuhr hat Polizeiobermeister Lischka auch schon gehört: "Die rufen dann immer bei uns an, wenn es nicht mehr weitergeht. Wir kommen dann mit dem Abschleppdienst und sorgen wieder für freie Bahn. Leider ist es aber nicht immer möglich, Falschparker abzuschleppen, da die Personaldecke einfach zu dünn ist." jan
Was hat ein Gestüt mit einem Opernhaus gemein? Man braucht es nicht, aber man leistet es sich. Man, das ist in dem einen wie dem anderen Fall das jeweilige Land, zuständig auch für Kultur. Sicher gilt dies nicht für alle Gestüte, ebensowenig übrigens wie für alle Opernhäusern, doch bei einem Spaziergang auf dem alten preußischen Gestüt im brandenburgischen Neustadt an der Dosse bestehen keine Zweifel: Das muß man sich leisten. Das muß als kulturhistorisches Erbe gepflegt und erhalten werden.
Verwaltungsgebäude im märkischen Spätbarock, Pferdekoppel, Alleen, Turnierplätze. Selbst wenn man das Glück der Erde nicht auf den Rücken der Pferde vermutet und sich gegen romantische Schwärmereien mit metropoler Härte gefeit wähnt - das Rauschen der Blätter, die Ruhe, Rosse und Reiter, die architektonische Anlage, Gestütsleiter Heinz Hoppe hat recht: Das ist preußisches Kulturgut, gleichrangig den Gärten von Sanssouci.
1786 hatte Friedrich Wilhelm II., Nachfolger des großen Fritz, die Order erlassen, die Wohn-, Stall- und Wirtschaftsgebäude in Neustadt zu bauen; vornehm, doch nicht pompös, schlicht: ein königliches Gestüt. Seit 1788 werden hier Pferde gezüchtet für preußische Kriege und Paraden, für märkische Krautjunker und Gutsbesitzer.
Doch die Geschichte mit den Pferden in der Prignitz reicht noch weiter zurück. Der legendäre "Prinz von Homburg", den Kleist in seinem Drama zum preußischen Heroen verklärte, habe mit der Pferdezucht um 1670 in Neustadt begonnen, heißt es; Kriegsmaterial für Volk und Vaterland. So hält sich denn auch hier die Heldenmär vom befehlswidrigen Reitereinsatz des wackeren Prinzen in der Schlacht von Fehrbellin im Jahre 1685 am hartnäckigsten. Dabei sind sich die Geschichtsschreiber längst darüber im klaren, daß der aus dem 30jährigen Krieg beschädigt zurückgekehrte Dramenheld, damals schon 43 Jahre alt, mit seinem Silberbein der Parforce-Attacke in die Flanke des Feindes ohnehin nicht mehr hinreichend mächtig gewesen sein dürfte.
Was soll's, Federfuchserei zwischen den Bänkelsängern der Geschichte. Was aber, so heißt es in Neustadt, sei preußische Geschichte überhaupt wert ohne die, auf denen herumgeritten wurde. Es bestehe kein Zweifel, Bedeutenderes auf Gestütsebene gebe es nicht in deutschen Landen, historisch betrachtet; für den deutschen Nordosten ist dem nicht zu widersprechen.
Das Intermezzo DDR gerät zur Fußnote. "Als die Herrenreiter von der Sorte der Krautjunker und Gutsbesitzer ihr Betätigungsfeld in den Adenauer-Staat verlegt hatten" (Tägliche Rundschau vom 12. Oktober 1953), begann kurz nach Ende des Krieges mit zwei Hengsten die Zucht, sozialistisch für das Volk. Leistungsprüfungen für Hengste, respektable Zuchterfolge, die Neustädter Pferde wurden auch vom Westen gern gekauft, Ausbildung und Landwirtschaft - das preußische Gestüt wurde im Arbeiter- und Bauernstaat als Prestige-Objekt gehegt und gepflegt. "Zum Besten des Landes", wie die Parole, auf einer Bronzetafel verewigt, von alters her verkündet.
Voriges Jahr hat die Landesregierung in Potsdam entschieden, das Gestüt weiter zu betreiben, als drittes großes Landgestüt in Deutschland nach Warendorf in Nordrhein-Westfalen und Celle in Niedersachsen. Die Zukunft schien damit gesichert, damals. Auch wenn fünfzig Leute entlassen wurden, der Pferdebestand von 300 auf 200 reduziert werden mußte und man sich noch heute über die Schleuderpreise, die im April vergangenen Jahres auf der ersten Auktion erzielt wurden, ärgert: Der Pferdesport um Berlin werde sich entwickeln, Olympische Spiele im Jahr 2000 - die Krähen krächzten es von den Feldern -, es gehe aufwärts.
Ein weiter Weg. Neustadt an der Dosse, die kleine Stadt im Dunstkreis des großen Gestüts, liegt 90 Kilometer von der Hauptstadt entfernt im märkischen Sand vergraben. 1662 hatte der Prinz von Homburg hier sieben Bauernhöfe, eine Schmiede und eine Mühle gekauft. Die Neustädter haben dem Feldherrn eine Menge zu verdanken. Die Stadtrechte 1664; eine Eisenhütte und eine Spiegelfabrikation; den ersten kirchlichen Zentralbau, die erste Kuppelkirche in der Mark; die Regulierung der Dosse und damit prächtiges Weideland für die Pferdezucht.
Später avancierte Neustadt zum Verkehrsknotenpunkt: Bahnstation zwischen Berlin und Hamburg, mit Umsteigemöglichkeiten nach Güstrow, Neuruppin oder Brandenburg. Damals haben hier Reisende gern ihre Zugfahrt von der Hauptstadt nach Hamburg unterbrochen, um zu baden oder in gemütlichen Lokalen zu vespern. Heute sucht man verzweifelt einen Imbiß. Der einstmals lebendige Umsteigebahnhof ist zur öden Wartehalle mutiert, in dem diejenigen, die weg wollen, sich mit einem Buch schützen, und die, die bleiben müssen, mit Schnäpsen.
"In Staub mit allen Feinden Brandenburgs", läßt Heinrich von Kleist seinen Prinzen von Homburg ausrufen. Fast 200 Jahre später steht der Feind auch für das delirierende Gemüt fest: "die Treuhand". Kein Aufschwung in Neustadt, wenn nicht die Sache mit dem Gestüt geklärt sei, der Mann hinter dem Bahnhofstresen weiß Bescheid.
Aber hieß es nicht, es sei alles klar? Etwa drei Millionen Mark fließen zur Zeit aus der fast leeren Haushaltskasse des Landes Brandenburg nach Neustadt. Laufende Kosten, Futter und Löhne müssen bezahlt werden, um den Betrieb aufrechtzuerhalten; investiert, renoviert oder umstruktiert wird nichts. Das Land hat zwar alle Pflichten der Bewirtschaftung des Gestüts übernommen - nur, es gehört ihm nicht; noch nicht, heißt es.
Und wann? Irgendwann, erfährt man lapidar von der Treuhandanstalt, man müsse sich einigen, wer die Verbindlichkeiten übernimmt. 960 000 Mark Schulden aus DDR-Zeiten, ein kleiner Sandhaufen im großen volkseigenen Schuldenberg, gleichwohl ein Präzedenzfall für zwanzig weitere Gestüte, insgesamt rund 10 000 Hektar Land in den neuen Bundesländern. Das Verwaltungsgericht solle entscheiden, doch das könne dauern, sagen beide Parteien. Derweil geschieht nichts, fast nichts; denn mittlerweile hat man in Bonn nachgedacht über das frühere preußische Vermögen und Eigentumsrechte angemeldet.
Dagegen verwahrt man sich in Potsdam, sieht sich doch das Land Brandenburg selbst als Rechtsnachfolger Preußens. Außerdem habe man einen weiteren Trumpf in der Tasche, sagt Theodor Fock vom Potsdamer Landwirtschaftsministerium. Bei Neustadt handle es sich nicht nur um sogenanntes Restitutionsvermögen, das rückzuübertragen sei, sondern gleichzeitig um Verwaltungsvermögen. Leistungsprüfungen, Hengstdepot, Pferdezucht seien per Gesetz dem Land aufgetragene Obliegenheiten. Gebäude und Land, die für diese Aufgaben genutzt wurden und werden, seien an die zuständige Körperschaft zu übertragen. Man habe also auch in dieser Richtung einen entsprechenden Antrag gestellt. Eine Zusammenwachs-Posse oder doch am Ende noch die klammheimliche Übergabe an irgendeinen privaten Interessenten? Von allen möglichen Leuten aus den alten Bundesländern berichtet Heinz Teger, Referatsleiter für Tierzucht im Landwirtschaftsministerium ("Namen nützen nichts, das sind Strohmänner"), die das Gelände billig kaufen wollten und dann etwas ganz anderes daraus machen. Vielleicht ein Mädchenpensionat oder einen Edelpuff, schlägt zynisch Jürgen Petzinger vor, SFB-Journalist und Mitglied eines Fördervereins, der sich für die Erhaltung des Gestüts einsetzt und Planspiele für die künftige Nutzung des Geländes macht. Die Zucht der brandenburgischen Warmblutpferde muß schließlich kommerziell unterstützt werden. Reit- und Fahrschule, Kost, Logis und Ausbildung edler Gasthengste, ein Hotel, Reiterferien, Kutscherreisen, Touristen innerhalb des historischen Geländes oder draußen vor - noch ist alles offen.
Der Neustädter Bürgermeister träumte vom riesigen Freizeitpark mit Golfplatz, Tennishallen, Squash-Plätzen, Kanusport auf der Dosse und einem Schützenhaus, ganz in der Nähe. Lärm anstelle der Idylle, ausgestanzte Pfade anstelle unberührter Natur. Die Not macht kurzsichtig. Die Gemeindekassen sind leer, Arbeitslose gibt's wie überall, neugegründete Baufirmen suchen nach Aufträgen. In dieser Bedrängnis verlassen sich Honoratioren allzu schnell auf vermeintliche Rezepturen westlicher Provenienz. Matthias Platzeck, Potsdamer Minister für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung, hatte große Mühe, dem Neustädter Bürgermeister seine zu groß geratenen Pläne auszureden. Kleinere Varianten werden jetzt diskutiert.
Das Gestüt in Neustadt an der Dosse, ein geschichtsmächtiges Thema. Auch in diesem Jahr werden wieder an drei Sonntagen im September Tausende nach Neustadt fahren. Die alten Kutschen werden aus dem Museum gezogen, und die brandenburgischen Hengste werden sich in all ihrer Schönheit präsentieren: "Neustädter Pferdetage" - ein kulturelles Ereignis mit Zukunft oder etwa nicht?
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste
Theater / Musik / Literatur Dietzenbach. Jugenddisco: Na Sowas, Sa., 19 Uhr, vor dem Bürgerhaus.
Klavierabend mit Bernd Schnabel, Sa., 20 Uhr, Alte Schule, Darmstädter Str.33.
Seligenstadt. Benefiz-Konzert des Kammerorchesters der Stadtkappelle, Sa., 20 Uhr, im Kreuzgang der ehemaligen Abteianlage.
Klavierkonzert mit Florian Hauck, So., 11 Uhr, Keckenwirtschaft, Steinheimer Straße 24.
Rödermark. Irish Flok mit Tullamore Crew, Sa., 10 bis 12 Uhr, EKZ Im Breidert. Münster. Konzert des Daniels-Chors aus Rußland, Sa., 18.30 Uhr, nach der Messe in der Pfarrkirche St. Michael. Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 14, 16.15, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Turmstudio: Batmans Rückkehr (Sa., So., 14 Uhr); Wayne's World (Sa., 16, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Die Hand an der Wiege (Sa., So., 17, 20.15 Uhr). - Kronen- Lichtspiele: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 14.30, 17, 20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Die Hand an der Wiege (Sa., 20.30 Uhr; So., 17, 20.30 Uhr). Parteien / Parlamente Dietzenbach. Familien-Grillfest mit den Grünen, Sa., ab 17 Uhr, im Göpfert- Haus.
SPD-Fest, Sa., 19 Uhr, im Kleingartenverein Am Breitenbach.
Rodgau. CDU-Hainhausen: Waldfest, Sa., und So., ab 15 Uhr, Waldfestanlage. Vereine / Organisationen Rodgau. AGV-Sängerkranz Jügesheim: Waldfest, So., 10 Uhr, Roßbach-Anlage.
Dietzenbach. IG Bau-Steine-Erden, Grillparty, 16 Uhr, Stadtpark.
Hainburg. Radfahrer-Club: Start zur Hainstädter Spessartrundfahrt, So., zwischen 7 und 10 Uhr, Vereinsheim am Bahnhof Hainstadt. Sonstiges Dietzenbach. Flohmarkt, Sa., ab 8 Uhr, auf dem Rathausvorplatz.
Sommerfest, Sa., ab 14 Uhr, im Seniorenzentrum Steinberg. Ärzte Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Sa. u. So.: Praxis Roebke, Babenhausen, Neubrückerweg 3, Tel. 0 60 73 / 22 20.
Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK, Henri-Dunant-Straße, zu erfragen, Tel. 0 60 71 / 27 55. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr (Sprechstunden: Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im östlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Charareh, Hainburg, Kirchstr. 65, Tel. 0 61 82 / 57 75; priv. 0 61 82 / 6 52 83. Apotheken Dietzenbach. Sa.: Martins-Apotheke, Babenhäuser Str. 23, Tel. 4 15 23; So.: Bieber-Apotheke, Steinberg, Gallische Str. 2-4, Tel. 3 19 17.
Rodgau. Sa.: Adler-Apotheke, Nieder-Roden, Puiseauxplatz 1, Tel. 7 27 67; So.: Burg-Apotheke, Hainhausen, August-Neuhäusel-Str. 5, Tel. 42 39.
Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Rosen-Apotheke, Klein-Krotzenburg, Wilhelm-Leuschner-Str. 42, Tel. 41 91 und St. Kilian-Apotheke, Mainflingen, Schillerstr. 25, Tel. 2 46 47; So.: Stadt- Apotheke, Seligenstadt, Marktplatz 4, Tel. 33 08.
Babenhausen. Sa. und So.: Stadt-Apotheke, Babenhausen, Fahrstr. 5, Tel. 22 16.
Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Apotheke in Dieburg, Altstadt 11, Tel. 2 22 20; So.: Brunnen-Apotheke, Dieburg, Frankfurter Str. 26, Tel. 2 39 15 und Alte Apotheke, Groß-Zimmern, Enggasse 1, Tel. 4 85 58. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73 (im Notfall 112).
Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.
Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Godela Dürrschmidt, Tel. 36 16; priv. 069 / 89 75 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Zu seinem nächsten Fahrtag lädt der Dampfbahn-Club Oberursel die Eisenbahnfreunde der näheren und weiteren Umgebung ein: Am Sonntag, 9. August, rollen zwischen 10 und 17 Uhr auf dem 520 Meter messenden Rund die Modelldampfzüge, die Erwachsene und vor allem viele begeisterte Kinder durch die Anlage ziehen.
Schauplatz ist das große Vereinsgelände an der Mainstraße (U 3-Haltestelle Lahnstraße). Es gibt dort einen Bahnhof, 13 Weichen, einen Berg mit Tunnel, einen Teich mit Brücke sowie eine Drehscheibe.
Für die Bewirtung sorgen die Vereinsmitglieder des Oberurseler Dampfbahn- Clubs. Der Eintritt kostet zwei Mark für Erwachsene, Kinder dürfen schon für eine Mark aufs Gelände. Für die Kleineren ist eine Eisenbahnrunde inklusive, Ältere müssen dafür nochmal eine Mark bezahlen. tom
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Promenadenkonzert: So., 10.30 Uhr, Dreieichpark.
Lieder aus der Suppenschüssel: Bahar Caz, Nahual und Bachelors Walk, So., 15 Uhr, Leonhardt-Eißnert-Park.
Abendmusik mit Brunhilde Klein und Olaf Joksch, So., 20 Uhr, Franz.-Ref. Gemeinde, Herrnstraße 66. Kinos / Filme Offenbach. Gloria: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 15, 17.30, 20.15, Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15, 17.30, 20; Sa., 22.15 Uhr). - Lux: Peter Pan (Sa., So., 15.15 Uhr); Der Rasenmäher-Mann (Sa., So., 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Steinzeit Junior (Sa., So., 15.15, 17.45, 20; Sa., 22.15 Uhr).
Broadway: Schneewittchen und die 7 Zwerge (Sa., So., 15.30 Uhr); In einem fernen Land (Sa., So., 17.30, 20 Uhr); Lieblingsfeinde (Sa., 22.45 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 15.45, 18, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Zeitlos: Wayne's World (Sa., So., 15.30, 17.45, 19.45 Uhr); Mau Mau (Sa., So., 22 Uhr). Vereine / Organisationen Offenbach. Sommerfest der Arbeiterwohlfahrt, So., 10.30 Uhr, im Hainbachtal.
MGV-Frohsinn: Vereinsfest, So., 10 bis 18 Uhr, Am Waldeck.
Heusenstamm. Sommerfest beim Obst- und Gartenbauverein, Sa., 15 Uhr; So., 11 Uhr, an der Schloßstraße.
Parteien / Parlamente Offenbach. Parkfest der CDU-Ost, Sa., ab 9.30 Uhr, Martin-Luther-Park. Verschiedenes Obertshausen. Flohmarkt: Alles rund ums Kind, Sa., 15 bis 17 Uhr, Vorplatz der St. Pius-Kirche, Hausen. Beratungen / Offene Treffs Mühlheim. Frau-Mutter-Kind: Alleinerziehenden-Treff für Frauen, Sa., 15 Uhr, Lessingstr. 25. Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm/Obertshausen/Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Sa. und So.: Rainer Götting, Offenbach, Mathildenstr. 18, Tel. 88 15 77.
Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Dr. Geyer, Frankfurt-Eschersheim, Neumannstr. 86, Tel. 51 24 86.
Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hartmann, Heusenstamm, Tel. 0 61 04 / 6 31 02 und Dr. Dettinger, Hainburg, Tel. 0 61 82 / 6 53 53. Apotheken Offenbach. Sa.: Apotheke in der Central-Passage, Kaiserstr. 59, Tel. 88 82 01 und Tempelsee-Apotheke, Brunnenweg 50, Tel. 85 15 25; So.: Adler-Apotheke, Kaiserstr. 75, Tel. 81 35 88 und Starkenburg-Apotheke, Arndtstr. 25, Tel. 83 37 31.
Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Birkenwald-Apotheke, Hausen, Birkenwaldstr. 1-3, Tel. 7 33 88.
Mühlheim. Sa. u. So.: Sonnen-Apotheke, Dietesheimer Str. 29, Tel. 7 14 61. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112). Elektro-Notdienst Bereitschaft für Stadt und Kreis: Sa. 6 bis Sa. 6 Uhr: Elektro-Maier, Offenbach, Berliner Str. 235, Tel. 069 / 8 00 38 61.
(Ohne Gewähr)
GROSSKROTZENBURG. Nach Remptendorf in Thüringen führt die Fahrt der Landfrauen am 5. und 6. September. Auf dem Programm steht ein Gegenbesuch, um die im vergangenen Herbst geknüpften Freundschaften zu festigen. Auch Mitglieder der Jagdgenossenschaft wollen sich an der Tour beteiligen, die 35 Mark pro Kopf kostet. Anmeldungen nehmen die Veranstalterinnen unter den Rufnummern 22 74 oder 74 07 entgegen.
Als Vorbereitung hält die Bezirksvorsitzende der Landfrauen, Theda Kropf, am Dienstag, 25. August, einen Vortrag über Thüringen. jur
Namen + Notizen
HEINZ WALTER, Kraftfahrer bei der Deutschen Bundespost, fährt seit 40 Jahren unfallfrei. Am heutigen Donnerstag ist er genau seit 40 Jahren im Besitz eines Führerscheins der Klasse drei. Er erwarb ebenfalls die Führerscheine der Klassen zwei und eins (für Lastwagen und Motorrad). Seit dieser Zeit nimmt er täglich am Straßenverkehr teil und hat seither 40 Jahre lang Fahrzeuge aller Art und aller Klassen unfallfrei gefahren - davon zwölf Jahre lang Lastkraftwagen der Deutschen Bundespost, bei der er seit 1948 arbeitet. jan
Kleine Lokalrundschau
Sommerfest der ARGE LANGEN. Zum traditionellen Sommerfest auf dem Sehring-Gelände am Langener Waldsee lädt die Arbeitsgemeinschaft der Wassersportvereine am Samstag, 8. August. Beginn ist um 18 Uhr. Musikschule startet wieder NEU-ISENBURG. Es gibt noch freie Plätze in den Kursen der Neu-Isenburger Musikschule für Gitarre, Keyboard und Klavier. Angeboten werden auch spezielle Kinderkurse. Interessierte können sich täglich zwischen 12 und 13 Uhr anmelden unter der folgenden Rufnummer 06102 / 3 14 30. Kinderfest NEU-ISENBURG. Zum gemeinsamen Kinderfest laden am kommenden Sonntag, 9. August, die Evangelische Johannes- und die Lukasgemeinde Neu-Isenburg ein. Neben vielen Spielen für größere Kinder, ist auch eine Krabbelecke für die ganz Kleinen vorgesehen. Der Erlös des Festes geht an die russische Organisation "Leben nach Tschernobyl". Beginn des Fests ist um 14.30 Uhr in der Friedrichstraße 94. Vorlesestunde NEU-ISENBURG. Die Geschichte vom kleinen Brüllbär wird am Dienstag, 18. August, in der Stadtbücherei Neu-Isenburg, Zweigstelle Zeppelinheim, im Bürgerhaus, vorgelesen. Beginn der Lesestunde ist um 15.30 Uhr.
NEU-ISENBURG. Zum Bücherflohmarkt in der Zweigstelle Westend lädt die Neu-Isenburger Stadtbücherei am Freitag, 21. August. Angeboten werden Kinder- und Jugendbücher, Kassetten, Romane und Sachbücher. Beginn ist um 16 Uhr.
EGELSBACH. Die Konfirmanden des Schuljahrgangs 1928 treffen sich am Freitag, 21. August, zum Grillfest, das um 18 Uhr beginnt. Zum Fest sind alle Jahrgangsangehörigen eingeladen - auch Zugezogene. Anmeldungen nehmen Margot Albert, Woogstraße 17, und Ludwig Raht, Rheinstraße 79, entgegen.
EGELSBACH. Zu einem Forum unter dem Titel "Die Kreise Offenbach und Sömmerda - Partner im Gespräch" lädt der Landrat des Kreises Offenbach, Josef Lach, am Dienstag, 1. September, in das Bürgerhaus Egelsbach, Am Berliner Platz. Diskutiert werden soll das Thema "Zwei Jahre vereinigtes Deutschland - Auswirkungen auf die Kommunalpolitik zweier Partnerkreise". Beginn ist um 19 Uhr.
NIEDERRAD. Die Kleine Kirche in der Kelsterbacher Straße hatte schon lange nicht mehr so viele Besucher gesehen. Auf den hinteren Bänken saßen kichernd junge Männer. In den ersten Reihen hatten ältere Zuhörer Platz genommen - der Akustik wegen. Katharina Gerecke (Sopran) und Andreas Reichel (Klavier) traten mit ihrem jüngsten Programm "Blumenlieder" dieser Tage in der evangelischen Zachäusgemeinde auf. Lokalmatadoren scheinen die beiden zu sein, denn das Publikum hing wie gebannt an den Lippen der jungen Sängerin. Mit Beifall wurde nicht gespart. Aber, das muß ja so sein, wenn man ein Heimspiel hat.
Gerecke und Reichel griffen tief in die Kiste des romantischen Liedgutes. Zukkersüß interpretierten die Künstler Kompositionen von Schubert (1797-1828), Schumann (1810-1856) und Strauß (1864- 1949). Blumen allgegenwärtig: Veilchen, Lotosblumen, Schneeglöckchen und die edle Rose. Kitschige Synonyme für Frauentypen, romantisch-lyrische Liebeslieder. Die Naturphilosophie stand im 19. Jahrhundert in voller Blüte. Die drei Komponisten haben eines gemeinsam: ihr Faible für Liebesgedichte von Goethe. Allen voran Franz Schubert, gilt er doch als Schöpfer des romantischen Liedgutes. Robert Schumann orientierte sich vor allem an Gedichten von Goethe, Eichendorff und Heine.
Die Auftritt der jungen Musiker war perfekt inszeniert. Mehrere Auf- und Abgänge der Sängerin, zwei Soli - aus "Carnaval" (1834 / 35) und "Phantasiestükke" (1842) von Schumann - des Pianisten. Die "Blumenlieder" waren eine Auftragsarbeit anläßlich eines Rosenfestes in Bad Nauheim. Und diesen Charakter hatte das Konzert auch in der Kleinen Kirche: viel Show und das musikalische Talent von Gerecke und Reichel recht gut ins Licht gerückt. Seit drei Jahren treten die Künstler zusammen auf und sind mittlerweile perfekt aufeinander ab- und eingestimmt. Sie beherrschten ihr "Handwerk", verpatzten keinen Einstieg. Katharina Gerecke litt, liebte und schmachtete. Andreas Reichel begleitete sie huldvoll.
Leider legten sich die Künstler zu sehr auf einen Interpretationsstil fest. Nicht alle Lieder verlangen nach einer romantisch-lyrischen Bearbeitung. Die Kompositionen "Meine Rose" op. 90 / 2 von Schumann oder "Ein Röslein zog ich mir im Garten" op. 10 von Strauß könnten deftiger vorgetragen werden, als es sich Katharina Gerecke zugetraut hat. Wem Liebesgedichte jedoch nur bei Strohballenromanzen einfallen, dem entgeht zuweilen der bitter-süße Charakter Amors. Schade.
Es ist vergebene Liebesmühe, die Blumenzyklen aufzuzählen. Genannt sei lediglich, daß selbstverständlich auch das "Heideröslein" op. 3 / 3 (1815) gespielt wurde - eine Komposition, die in Klang und Melodie alle Merkmale romantischer Geistesart trägt.
Katharina Gerecke (24) begann mit 17 Jahren eine Gesangsausbildung und studiert seit 1988 Gesang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt bei Gunnel Tasch-Ohlsen und Berthold Possenmeyer. Sie ist Stipendtiatin der Franz-Grothe-Stiftung und des Richard-Wagner-Verbandes (Bayreuth). Andreas Reichel (27) wurde 1983 in die Meisterklasse bei Gerd Flössner am Wiesbadener Konservatorium aufgenommen. Seit 1992 ist der junge Pianist ebenfalls Stipendiat der Richard-Wagner-Gesellschaft sowie der Pestalozzi-Stiftung in Frankfurt. CHRISTINE PETERS
• 27. August: Einführung in das Umweltrecht, Seminar in Kiel. Veranstalter: Gesellschaft für Weiterbildung, Umwelt- und Kulturmanagement Kiel. Gebühr 50 Mark. Anmeldung: Tel. 04 31 / 1 67 67.
• 16. und 17. September: Umweltinformationen - Umweltberatung: Adressatenbezogenes Vorgehen, Workshop in Wetzlar. Veranstalterin: Wissenschaftsladen in Gießen, Umweltberatung und kommunaler Umweltschutz in Hessen und Rheinland-Pfalz, Naturschutzzentrum Hessen. Gebühr: 180 Mark. Anmeldung: Tel. 0 64 41 / 2 40 25-27.
• 21. bis 26. September: Stirbt das Watt? - Zur Ökologie von Unterelbe und Wattenmeer", Seminar in Stade. Veranstalter: Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt. Bezirk Hessen-Nord. Kosten: 250 Mark. Anmeldung: Tel.: 05 61 / 77 43 92.
• 24. bis 26. September: Jahrestagung des Deutschen Verbandes für Angewandte Geographie im Messepark Leipzig. Themen: Regionale Wirtschaftsstruktur, Altlasten, Planungsraum Halle-Leipzig, Arbeitsmarktpolitik. Anmeldung: DVAG, Hamburg, Tel. 0 40 / 3 90 50 59.
• 25. bis 27. September: Welche Visionen braucht die Umweltbewegung? Tagung in Bad Herrenalb. Thema: Pfade in eine zukunftsfähige Gesellschaft. Veranstalter: Evangelische Akademie Baden mit BUND Landesverband Baden-Württemberg und Deutsche Umwelthilfe. Kosten: 110 Mark (Einzelzimmer). Info und Anmeldung: Tel.: 07 21 / 168-296/299.
Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den "Ökologischen Briefen", Frankfurt/Main.
FECHENHEIM. 60 Sozialwohnungen entstehen in Fechenheim: In dem Dreieck zwischen Konstanzer Straße, Mittelseestraße und Bodenseestraße wird ein neues Wohnhaus gebaut. Die Anlage wird nach den Richtlinien des öffentlich geförderten Wohnungsbaus erstellt. Vor zwei Wochen war die Grundsteinlegung für das Haus, das im Oktober 1993 bezugsfertig sein soll.
Dabei wurden die Gäste der Grundsteinlegung Zeugen einer leicht abgewandelten Tradition: In den Küstengebieten war es früher angeblich Brauch, beim Bau eines neuen Deiches ein lebendiges Tier mit einzugraben: Der Aberglaube besagte, daß nur dann der Deich den Fluten standhalte.
Auch wenn inzwischen keine lebenden Tiere mehr benutzt werden, ein bißchen Aberglaube hat sich im Baugewerbe bis heute gehalten: In den Grundstein wurde eine Rolle mit verschiedenen "Zutaten" einbetoniert. Zuvor hatten der private Bauherr Dr. Frank Rebsch, der Architekt Bernd Lange und der Frankfurter Planungsdezernent Dr. Martin Wentz (SPD) in einer feierlichen Zeremonie sämtliche Baupläne des Projekts unterschrieben.
Zu diesen Plänen gesellten sich noch die drei Frankfurter Tageszeitungen sowie verschiedene Geldstücke der gültigen Währung - das alles wurde in einer großen Rolle versiegelt und in die Sohle einbetoniert: das Fundament des Hauses. "Sollte man in ferner Zukunft hier Ausgrabungen durchführen, dann weiß man genau, wie die Konstruktionspläne aussahen, was an diesem Tag in der Welt passiert ist, und mit welchen Geldstücken wir solche Projekte bezahlt haben", erklärte Bauherr Rebsch die Prozedur.
Wenn die eingegrabene Rolle dem Bauvorhaben Glück bringt und alles nach Plan läuft, können Ende 1993 schon die ersten Mieter in Fechenheim einziehen. Da es sich um bei dem Neubau um Sozialwohnungen handelt, müssen künftige Bewohner allerdings die entsprechenden Bedingungen für eine Wohnberechtigung erfüllen.
Ein Mietpreis von 6,50 Mark pro Quadratmeter wurde durch öffentliche Mittel möglich: Die Projektkosten liegen insgesamt bei annähernd 20 Millionen Mark, die zu 85 Prozent von der Stadt Frankfurt finanziert werden. Vorteil der öffentlichen Förderung: Eine zeitliche Begrenzung dieser Mietpreisbindung gibt es nach Auskunft des Bauherren nicht. "Das bleiben Sozialwohnungen, bis das Gebäude zusammenbricht", betonte Dr. Frank Rebsch.
Der Neubau besteht aus zwei Teilen mit jeweils vier Geschossen und einem ausgebautem Dach. Der eine Teil wird an ein schon bestehendes Haus angebaut, der andere ist winkelförmig gestaltet. Auf fast 4000 Quadratmetern sollen zwischen Konstanzer Straße, Mittelsee- und Bodenseestraße neun Eineinhalb-Zimmer-, 14 Zwei-Zimmer-, 25 Dreieinhalb-Zimmer- und zwölf Vier-Zimmer-Wohnungen entstehen. Zu der Anlage wird außerdem noch eine Tiefgarage mit 61 Stellplätzen gehören. rea
NORDEND. Wieder einmal stellte der Karneval-Club "Die Nordendler" unter Beweis, daß das Vereinsleben auch außerhalb der närrischen Zeit blüht: Mehr als 60 Mitglieder folgten der Einladung zum Grillfest im Schwanheimer Wald. "Es war ein harter Tag, aber ganz schön und lustig", freute sich Clubvorsitzender Wolfgang Lenz über das gute Gelingen.
Einen Rekord von 16 Stunden Dauereinsatz stellte dabei der Organisator des Festes auf: Peter Straßheimer sicherte bereits in aller Frühe um 5.30 Uhr im Wald an der Schwanheimer Bahnstraße den Grillplatz und eine der Hütten für das Fest. Andere Mitglieder des Festausschusses machten sich ans Schmücken der Feier- und Feuerstätte mit Girlanden, Fähnchen und internationalen Wimpeln. An der Hütte wies ein großes Transparent auf den Club hin.
Nach den "Arbeitskräften" aus Kreisen der Tanzgarde und des Musikzuges, trudelten nach und nach die Teilnehmer ein; zu den eigenen Mitgliedern gesellten sich noch die Vertreter eines Fußball-Clubs im neuen Vereinsring Nordend. Eine Stunde lang sorgten Countryfreunde mit Hillbilly und anderen Songs für lautstarke Musikunterhaltung. Den "Nordendlern" gefiel es. Mittlerweile war auch der Grill in Betrieb, Spezialitäten kündigten sich bald duftend an. An den Tischen blühte zeitweise der Flachs, oder man erzählte Urlaubsgeschichten. Für die jungen Mütter im Verein waren die Kinder ein Lieblingsthema - schier unerschöpflich.
Bestens aufgelegt zeigte sich die Leiterin der Garden, Dagmar Christen-Hack, wie auch Trainerin Marina Bersch. Sie nahm hier noch Geburtstagswünsche und -geschenke entgegen. "Eigentlich ist ein Geburtstag doch kein Freudentag, denn man wird ja ständig älter", meinte sie. Ihr genaues Alter verriet sie nicht.
Eine der früher erfolgreichsten Solistinnen im Majorettentanz, Petra Irrle, spielte derweil mit Kindern Federball, die Männer wagten nebenan auf der Wiese ein Match mit dem runden Leder. Ansonsten blieb es bis in die Abendstunden beim Rhythmus essen, trinken, unterhalten, spielen. Alle hatten augenscheinlich ihren Spaß, "das sollte man im nächsten Jahr wiederholen", riet der Vorsitzende. Bei der hochsommerlichen Witterung endete die Party mit einer "Wasserschlacht". dixi
BORNHEIM. "Die Rutsche ist ja zu. So ein Mist!" Diesen spontanen Kommentar der zwölfjährigen Tamita hörte der Schwimmeister des Panoramabades, Alexander Mitschke, nicht zum ersten Mal. Auch die Reaktion des Mädchens und ihrer Freunde ist nicht ungewöhnlich: Die Kinder drehen an der Kasse um und beschließen, doch in ein anderes Schwimmbad zu fahren.
Seit fast einem Jahr bietet das Panoramabad am Bornheimer Hang nur ein "halbes Programm" an, viele Attraktionen sind eingeschränkt in Betrieb, manche sogar gar nicht. Damals hatten Beschwerden der Anwohner über Lärmbelästigung und angeblich giftige Dämpfe, die vermutlich aus dem Außenbecken zu den Anwohnern herüberwehten, das Freizeitbad in die Schlagzeilen gebracht. Aufgrund der massiven Proteste von Bürgern aus der Buchwald- und der Inheidener Straße hatte Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD) Konsequenzen angekündigt: Das Bad sollte "komplett" zum Hallenbad umgerüstet werden.
Getan hat sich bis dato nur wenig. Immerhin ließ sich das Problem der schädliche Gase - die bei einigen Anwohnern Asthmaanfälle und Nasenbluten hervorgerufen hatten - mit relativ geringem Aufwand beseitigen: Nachts werden Abdeckungen über das Außenbecken gezogen, die das Bassin abdichten. Das Sportdezernat hatte im April nochmals Messungen durchführen lassen, die ein positives Ergebnis erbrachten: "Die Chlorwerte waren völlig in Ordnung", sagte Corinna Steber, persönliche Referentin von Dezernentin Sylvia Schenk.
Hingegen machen die Bemühungen des Amtes, die angeprangerte Lärmbelästigung zu reduzieren, nur schleppende Fortschritte. Über die künftige Gestaltung des Panoramabades würden sich die Fachleute des Hochbauamtes immer noch "den Kopf zerbrechen", lautet die Auskunft aus dem Sportdezernat. Ziel sei es schließlich, "den Charakter des Freibades nicht völlig zu zerstören", betonte Corinna Steber. Man werde in diesem Fall mit einer für Frankfurt neuartigen Situation konfrontiert, für die es noch kein "Patentrezept" gebe. Die Ingenieure versuchten eine Konstruktion zu entwickeln, die allen Parteien gerecht werde.
Möglichkeiten der Schalltechnik werden überprüft, eine Zeltdachkonstruktion, die lichtdurchlässig ist und das Außenbecken nur in Richtung der Wohnhäuser abschirmt, ist im Gespräch. Bis allerdings Pläne in die Tat umgesetzt werden, ist das Sommerhalbjahr vorbei. Und die zur Zeit praktizierten Zwischenlösungen sind weder für Anwohner noch Badbesucher befriedigend. Im Moment sind die Geräte "Wasserpilz", "Wasserkanone" und "Nakkenduschen" abgeschaltet.
Die Hauptattraktion des Panoramabades, die Riesenrutsche, steht auch nicht immer zur Verfügung: samstags ist die Rutsche zwischen 13 und 15 Uhr geschlossen, an Sonn- und Feiertagen macht in dieser Zeit sogar der komplette Außenbereich zu. "Viele Gäste ärgern sich darüber, daß wir ausgerechnet sonntags, zur Hauptbesuchszeit, den Freibadbereich dichtmachen", sagte Schwimmeister Mitschke.
Ob die Besucherzahlen wegen der Einschränkungen rückläufig sind, konnte er nicht sagen: Das Bad sei immer noch "proppenvoll", allerdings kämen die "meisten Gäste erst am Nachmittag". rea
RODENBACH. Zu einer Dampferfahrt von Wertheim nach Miltenberg auf dem Main lädt die Gemeinde Rodenbach ihre Senioren ab 70 Jahre ein. Der Bus startet am Montag, 17. August, zu folgenden Zeiten: 12 Uhr Brunnenstraße / Oberrodenbach, 12.05 Uhr Lochseif / Oberrodenbach, ebenfalls 12.05 Uhr Rathaus Niederrodenbach und Raiffeisenbank Niederrodenbach, 12.15 Uhr Altenzentrum.
Weil die Platzzahl begrenzt ist, werden Teilnehmerkarten ausgegeben. Sie sind seit Anfang der Woche im Rathaus, Zimmer 1, erhältlich, außerdem telefonisch unter der Rufnummer 5 99 12 jeweils von 9 bis 12 Uhr zu bestellen. hein
KRONBERG. In der Bundesrepublik gibt es etwa zwei Millionen Ein-Eltern- Familien. Ihre Tendenz ist steigend. Etwa 85 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen.
Wie bewältigen sie ihre besondere Lebenssituation? Wie vereinbaren sie Kindererziehung und Beruf? Sollte es eine Besuchspflicht für Väter geben? Ist ein gemeinsames Sorgerecht der Eltern wirklich im Sinne der Kinder?
Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt des nächsten offenen Frauentreffs am Dienstag, 4. August, 20 Uhr, im Gasthaus "Zum grünen Wald", Friedrich-Ebert-Straße 19.
Als Referentin ist eine Fachfrau des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter eingeladen. Sie informiert über Beratungsangebote, Unterhaltsfragen und gesetzliche Regelungen. Hierzu lädt die Frauenbeauftragte Rita Kellotat alle Frauen, ob alleinerziehend oder nicht, ein. w
FRANKFURT A. M. "Mit Pommes frites kein Tritt" - die Kartoffelstangen stehen auf dem Index. Endlos genießen dürfen die Radamateure der Radsportgemeinde Frankfurt (1890) Pizza, Nudeln und Pizza, Nudeln, und . . . "Hauptsache, die Sportler nehmen viele Kohlenhydrate zu sich", sagt Helmut Driessen. Dann "dürfen sie sich auch so richtig abfüllen", meint der sportliche Leiter. Nicht weniger skurril ist der Speiseplan nach einem Radrennen: Kaffee, Kuchen, Coca-Cola so viel wie das Herz begehrt und der Magen zu fassen vermag.
Die "Diät" trägt Früchte. Seit fünf Jahren schon fährt die Renngemeinschaft der RSG Frankfurt und Henninger Sossenheim in der Bundesliga. "Wir hatten damals nicht genügend Leute, um an den Start zu gehen", erinnert sich Driessen, der seit zwei Jahren das Amt des sportlichen Leiters begleitet. Also suchte man Unterstützung in der Nachbarschaft.
Insgesamt zehn Fahrer gehören der Bundesligamannschaft an: Siegfried Höbel, Michael Hübschmann, Lutz Lehmann, Klaus Lungershausen, Jörn Reuß, Thomas Schenderlein, Ralf Schmidt, Victor Ulzen, Andreas Wartenburg und Jens Zemke. Fünf Fahrer kommen aus Berlin, zwei aus Gera, einer aus Braunschweig und nur zwei Amateure sind Frankfurter. "Die Sportler trainieren alle an ihren Wohnorten", berichtet der sportliche Leiter. Das sei das Schöne am Radsport: die Kombination zwischen Individual- und Mannschaftssport. Auch wenn viele Radamateure einsam auf der Landstraße trainieren, faires Mannschaftsverhalten gehe jedem Teammitglied "in Fleisch und Blut über". Driessen: "Da gibt es keine Probleme in unserer Mannschaft."
Auf den fünften Platz in der Bundesligaliste hat sich die Mannschaft mittlerweile hochgestrampelt. "Und wir haben die Hoffnung, daß wir dieses Jahr noch weiter vorrücken", meinte Driessen. Derzeit hat die Frankfurter Renngemeinschaft schon 30 Siege zu verbuchen. Driessen: "Das ist mehr, als im ganzen letzten Jahr."
25 Radsportvereine konkurrieren bundesweit miteinander. Von der alljährlichen Rotation wird eine kleine Zahl der Mannschaften erfaßt: fünf Vereine steigen ab, fünf rücken nach. Elf Rennen werden 1992 auf Bundesebene gefahren. An den Start gehen jeweils sechs Sportler. Auf dem Fahrplan stehen allerdings noch etliche andere Wettbewerbe, so daß die Amateure ab März (Saisonbeginn) fast jedes Wochenende unterwegs sind.
Der Trainingsalltag eines Amateursportlers ist stressig, denn "die gesamte Lebensplanung wird auf den Sport ausgerichtet", erklärt Driessen. Die Mitglieder der Bundesligamannschaften könnten auf keinen Fall einen Ganztagsjob bewältigen, die Woche ist streng nach Trainigszeiten aufgeteilt: dienstags bis donnerstags werden jeweils 160 bis 200 Kilometer abgefahren. "Das dauert rund sechs Stunden", erklärte Driessen. Freitags wird die Strecke verkleinert, denn an Wochenenden werden alle Kräfte für den Wettbewerb gebraucht. Und montags ist Erholung angesagt. Radsport ist für die zehn Männer eine 35-Stunden-Beschäftigung.
Um den Nachwuchs des RSG Frankfurt kümmern sich Ferdinand Hamann und Hans Scheben. Ihr Ziel ist es, "eine Nachwuchsmannschaft aufzubauen und selbst großzuziehen", sagt Hamann. Zehn Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren, darunter zwei Mädchen, trainieren im Verein. Doch die Konkurrenz durch andere Sportarten wie Fußball oder Tennis ist groß, der Ausstieg aus dem Radsport verlockend. Hamann: "Auch den Kleinen müssen wir schon einiges bieten, damit sie im Verein bleiben." So sucht die RSG einen Sponsor, der das Material kostenlos zur Verfügung stellt. Ein Hartschalenhelm etwa koste runde 130 Mark, "was nicht alle Eltern bezahlen wollen oder können", meinte der Jugendwart.
Ohne Sponsoren könnte die Bundesliga-Mannschaft nicht an den Start gehen. Die gesamte Ausrüstung wird von einem Frankfurter Radsporthändler finanziert. Die Kosten für Übernachtungen übernimmt eine Hotelkette. "Und einen Teil der Fahrtkosten deckt die Stadt ab", sagt Driessen. Die Investitionen lohnen: Perle des RSG Frankfurt ist Lutz Lehmann, der sich dieses Jahr schon zehnmal unter den ersten Drei plazierte. 1992 wurden mindestens 6000 Kilometer unter dem Banner des RSG Frankfurt in den Wettkämpfen abgefahren. Und noch ist kein Ende der Asphaltdecke in Sicht.
Nähere Informationen über die Rennsportgemeinschaft Frankfurt gibt Helmut Driessen unter der Telefonnummer 0 60 39 / 4 23 51. Der Nachwuchs trainiert zweimal wöchentlich: Treffpunkt ist die Wächtersbacher Straße im Riederwald um 17 Uhr. Freitags ab 20 Uhr ist Stammtisch für die Eltern in der FSV-Sportplatzkantine, Nähe Bornheimer Hang. tin
WETTERAUKREIS. Der Trend zum Radfahren ist ungebrochen. Immer mehr Menschen schwingen sich auf den Drahtesel, um sich und der Umwelt etwas Gutes zu tun. Grund genug für die FR-Redaktion, eine vor zwei Jahren erfolgreich gestartete Serie fortzusetzen. Unter dem Motto "Fahr- Rat" empfehlen wir Radtouren durch die Wetterau. Kennen Sie eine schöne, weitgehend autofreie Strecke? Dann ran an die Schreibmaschine, beschreiben Sie kurz die Strecke (Skizzen sind auch erwünscht), und ab die Post an die Frankfurter Rundschau, Postfach 10 03 32, 6360 Friedberg.
GALLUS. Die IBM baut im Gallusviertel ein neues Bürohaus: In der Frankenallee 2-4, auf dem Gelände der früheren Schuhmaschinenfabrik, soll ein sieben Stockwerke hohes Gebäude mit "modernsten Büroräumen" entstehen. Bauherr ist die Pensionskasse GmbH, eine Tochtergesellschaft der IBM.
Die Computerfirma wird allerdings nicht selbst dort einziehen, sondern die Räume vermieten. Anfang September wird voraussichtlich das Bauschild in der Frankenallee aufgestellt. In der zweiten Jahreshälfte 1993 soll das Haus fertig sein. IBM will dort 5000 Quadratmeter Büroräume anbieten.
Mehrere Jahre stand die alte Fabrik in der Frankenallee leer. Vor gut einem Jahr erwarb schließlich die IBM das Gelände und beauftragte das Frankfurter Architektenbüro Nägele, Hofmann und Tiedemann mit der Planung.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Vor einigen Monaten erteilte die Bauaufsicht die Abrißgenehmigung für die Schuhmaschinenfabrik und innerhalb weniger Wochen rollten Abrißkran und Bagger an, die das Gebäude dem Erdboden gleichmachten.
Die Genehmigung für das neue Bürohaus liegt zwar im Moment noch bei der Bauaufsichtsbehörde. Sie wird jedoch nach Auskunft des stellvertretenden Amtsleiters, Dieter Hasselbach, "innerhalb der nächsten 14 Tage rausgehen". In dieser Zeitspanne muß noch der Keller der ehemaligen Fabrik abgegraben und das Bauloch abgesichert werden. Hasselbach: "Das Ende der Abbrucharbeiten und der Beginn des Neubaus werden wohl nahtlos ineinander übergehen." rea
KALBACH. Eine Liebesheirat war es nicht, eher eine Vernunftehe: Vor zwanzig Jahren beendete die Eingemeindung zur Stadt Frankfurt die fast zwölfhundertjährige Selbstständigkeit der Gemeinde Kalbach. In einem Eingemeindungsvertrag hatten Kalbach und Frankfurt vereinbart, daß das Dorf im Norden zum 1. August 1972 unter die Fittiche des Frankfurter Adlers schlüpfen sollte.
Ganz freiwillig erfolgte dieser Schritt seitens der Kalbacher nicht, auch wenn die Gemeinde letztendlich - anders als etwa die Nachbargemeinden Nieder- Eschbach und Harheim - durch Vertrag und nicht zwangsweise durch Gesetz im Rahmen der Gebietsreform dem großen Nachbarn zugeschlagen wurde.
"Eine realistische Alternative zu Frankfurt gab es letztendlich nicht", meint Rudolf Lade, der damalige Kalbacher Bürgermeister. "Wir wären auch ohne den Eingemeindungsvertrag nach Frankfurt gekommen." Unumstritten war dieser Schritt jedoch in der kleinen Gemeinde nicht: "Viele alte Kalbacher hatten Angst, daß hier alles mit Betonklötzen zugebaut wird, wenn wir zu Frankfurt kommen", erzählt der Kalbacher Alt- Bürgermeister.
Einmal lehnte die Gemeindevertretung deshalb den von Lade, dem inzwischen verstorbenen SPD-Stadtverordneten Harry Fischer und dem langjährigen CDU- Stadtverordneten Helmut Reischmann auf Kalbacher Seite mit der Stadt ausgehandelten Vertrag ab. Dahinter stand weniger die Vorstellung, selbstständig bleiben zu können: "Dafür waren wir zu klein" (Lade). Die Gemeindevertretung wollte jedoch lieber zu Oberursel als zur Großstadt Frankfurt. "Die Gespräche mit Oberursel haben aber für uns wenig gebracht."
Die Frankfurter erwiesen sich dagegen als großzügig. So konnten die Kalbacher Vertreter für ihre Bürger aushandeln, daß die wesentlich günstigeren Gebühren- und Steuersätze des Dorfes noch fünf Jahre fortgalten. Frankfurt übernahm auch die Restkosten für den Bau der Bezirkssportanlage und der evangelischen Kindertagesstätte. Daneben erhielt die Gemeinde auch eine Busverbindung zur heutigen U-Bahnlinie.
Lade selbst macht kein Hehl daraus, daß er die Eingemeindung von Anfang an für sinnvoll hielt, auch wenn sie ihn selbst die Stellung als Bürgermeister kostete. "Wir hätten allein nie das Geld für die Sanierung der Kanalisation und der Wasserleitungen, für die Erschließung der Baugebiete und anderes gehabt."
Ein wenig trauert der Alt-Bürgermeister seiner früheren Stellung aber noch nach. Ausgestattet mit einer satten 70-Prozent-Mehrheit hatte Lade in den zwölf Jahren vor der Eingemeindung die Gemeinde wie ein "kleiner König" regieren können. Standesbeamter, Ortspolizeibehörde, Chef von fünf Angestellten und drei Gemeindearbeitern: "Als Bürgermeister in einer kleinen Gemeinde hatte man mehr Macht als der Frankfurter Oberbürgermeister", resümiert er. Für alles und jedes war der "Bürjermeester" die zentrale Anlaufstelle: "Nachts um zwei haben die Leute wegen einem Wasserrohrbruch angerufen", erinnert sich Lade. Der trommelte dann die Gemeindearbeiter aus dem Schlaf, um nach dem Leck zu fahnden. Paßverlängerung nachts um vier, eine Baugenehmigung in zwei Tagen - vieles konnte der Bürgermeister aus eigener Macht oder auf Grund der guten Beziehungen zum damaligen Obertaunuskreis für die Kalbacher Bürger bewirken.
"Wenn ich abends in der Kneipe gesessen habe, sind die Leute immer mit ihrem Problemen zu mir gekommen", erzählt Lade. Am nächsten Morgen brachte er dann in den Dienst immer eine Reihe von Bierdeckeln mit, auf der die Anliegen aufgeschrieben waren. Wurde es in der Kneipe spät: Kein Problem. Das entsprechende Formular für die Sperrstundenverlängerung hatte Lade immer dabei.
Ein Überbleibsel dieser "bürgernahmen Verwaltung" konnten die Kalbacher in ihrem Grenzänderungsvertrag sichern: Darin wurde ihnen eine eigene Verwaltungsstelle garantiert, wo die Bürger fast alle Angelegenheiten vor Ort regeln können. Der Stadt Frankfurt bescheinigt Lade, sie habe ihre Verpflichtungen aus dem Vertrag im wesentlichen erfüllt.
Nur mit dem Hallenbad im Zuge der Errichtung der Universität am Niederurseler Hang wurde es nichts. Aber dafür hat Kalbach 1985 auch nicht die 15 000 Einwohner gehabt, wie es eigentlich der Grenzänderungsvertrag als Obergrenze vorsah. PHILIPP ZMYJ
Zur Person:
KRISTIN TÜTTENBERG, Präsidentin des Sozialgerichts in Koblenz, wechselt Ende Juli als Richterin an das Bundessozialgericht in Kassel. Tüttenberg war seit 1988 Präsidentin in Koblenz, davor Richterin am Landessozialgericht in Mainz, teilte das Justizministerium in Rheinland-Pfalz mit. (dpa)
WESTEND. Zum 15. Treffen der Freunde des Haiku, des streng formalisierten japanischen Kurzgedichtes, war im Bürgertreff "Pferdestall" in der Ulmenstraße als prominenter Gast Hadayatullah Hübsch gekommen.
Er ist Vorsitzender des hessischen Landesbezirks des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS) in der Industriegewerkschaft Medien. Seit 22 Jahren gehört er der "friedlichen" islamischen Ahmadiyya-Gemeinde in Frankfurt an und leitet den Verlag "Der Islam".
Die Weltanschauung beeinflußt seine Haiku stark: Hübsch nennt sie "spirituelle Haiku" und arbeitet gern mit religiösen Metaphern - allerdings aus den verschiedensten Kulturkreisen. Beim gemeinsamen Haikudichten an diesem Nachmittag schuf er beispielsweise einen Vers, der ganz auf das christliche Weltbild abgestellt war. Die Teilnehmer hatten bei einigen der von ihm vorgetragenen Gedichte allerdings Mühe, die Absichten des Verfassers zu verstehen. So gab es zu seinen Haiku eine sehr lebhafte Diskussion.
Hübsch erklärte, er wolle sich nicht sklavisch an die Regeln halten, vielmehr seinen eigenen Stil finden. So bleibt er zwar bei der vorgeschriebenen Silbenzahl, vermeidet aber häufig Naturbeschreibungen oder unterläßt den geforderten Bezug auf die Jahreszeit. Viel Wert legt er auf den höheren geistigen Hintergrund seiner Verse.
Auch politische Motivation führt ihn zum Haiku - so in einer Serie, die während eines Autorentreffens in Meiningen/Thüringen entstand, wo er unter anderem dichtete: "Vergangenheitsschrott am Rande der Eisenbahn, aber das Unkraut wächst."
Den Vorwurf, keine Haiku im klassischen Sinne zu schaffen, nimmt er gelassen hin. Was ihn an der japanischen Gedichtform besonders fasziniert, ist der Zwang zur Kürze, zur Disziplin im Ausdruck, die geistige Übung. Als besonderes Erlebnis schilderte er, wie ihm während einer islamischen Versammlung in Indien unerwartet das japanische Haiku half, "adäquat" seine Gedanken auszudrücken. Hübsch hat bisher 25 Bücher veröffentlicht, darunter insgesamt drei Haiku-Bände. Zwei von ihnen erschienen erst nach dem Autorentreffen in Thüringen.
Nach der Vorstellung der Arbeit des Hadayatullah Hübsch wurden noch die Sommer-Haiku der Teilnehmer vorgelesen und besprochen. Erika Schwalm und Georges Hartmann leiteten das Treffen in bewährter Weise.
Georges Hartmann wird beim Herbsttreffen am 24. Oktober seine Gedichte und seine persönliche Auffassung des Haiku vorstellen. li
BERGEN-ENKHEIM. Der Zustand des 20 Jahre alten Parkdecks am Hessencenter (die Stadtteil-Rundschau berichtete am 16. Juli) wird den Bergen-Enkheimer Ortsbeirat 16 in dessen kommender Sitzung am Dienstag, 4. August, um 19.30 Uhr in der Stadthalle Bergen-Enkheim (Marktstraße 15) beschäftigen. Die SPD-Fraktion zeigt sich in einem Antrag besorgt über die Sicherheit der Betonkonstruktion und fordert den Magistrat auf, schnell zu prüfen, ob das Parkdeck einsturzgefährdet ist.
Mit der Verkehrssicherheit am Alten Rathaus in der Marktstraße setzt sich ein FDP-Antrag auseinander. Der Magistrat soll berichten, wann endlich die Marktstraße für den Schwerlastverkehr gesperrt wird. Die Sicherheit der Fußgänger sei derzeit rund um die Engstelle am Rathaus nicht mehr gewährleistet.
Für den "Riederwaldtunnel" macht sich die CDU-Fraktion stark, die sich in ihrem Antrag gegen die "unsinnige Stelzenlösung" im Riederwald - für den der Ortsbeirat 16 nicht zuständig ist - ausspricht. Die Entlüftungsbauwerke für den Tunnel sollten nach den Vorstellungen der CDU so konstruiert werden, "daß eine Reinigung der Abluft möglich ist". kub
Spenden sind unterwegs auf verschlungenen Pfaden Neues Missionswerk in Wehrheim angesiedelt Von Jürgen Dickhaus WEHRHEIM. Die Anzeige klingt seltsam. Unter "Neu in Wehrheim" wird eine "einsatzfreudige Sekretärin" gesucht. Voraussetzung für den Job: "Wiedergeborene Christin". Die Anzeige gab "Child Rescue International" auf, zu deutsch: Kinder-Rettungswerk. Doch werden hier offenbar nicht nur Kinderseelen gerettet - "Child Rescue" gehört zu einer Organisation, die wegen der Verwendung von Spendengeldern ins Gerede gekommen ist. Die aus zwei Mitgliedern bestehende "Child Rescue" ist neu; der Dachverband "Christliche Ostmission e. V." (COM) mit Sitz in Usingen hat einen eher zweifelhaften Ruf: Er wird als radikal ausgerichtetes, fundamentalistisch-evangelikales Missionswerk angesehen. Um Mitglied sein zu können, muß man nach mennonitischem Glauben eine Geburt durch "unmittelbare geistliche Begegnung" mit Jesus erlebt haben, etwa die Erwachsenentaufe. Die so Neugeborenen gehören zu den "Erwählten zu Lebzeiten".
Dabei gehen sozialer Einsatz - in diesem Fall für Kinder in rumänischen Kinderheimen - und missionarischer Drang eine schwer zu durchschauende Liaison ein. Reinhard Hempelmann von der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen nennt "Child Rescue" und die mit einem jährlichen Etat von über 20 Millionen Mark ausgestatte COM "missionarische Überzeugungstäter auf Seelenfang". Das Engagement für Arme, Kinder und sozial Schwache sei ihnen "nur Mittel zum Zweck".
Ähnlich obskur erscheinen auch der Organisationsaufbau (die COM selbst firmiert nur als Teil der in 13 Ländern tätigen "Underground Evangelism International" mit Sitz in Kalifornien) sowie der Umgang mit Spenden. "Die COM ist wiederholt mit den Finanzbehörden in Konflikt geraten, wir bekamen schon Anfragen der Staatsanwaltschaft", erklärt Günter Hölter, Leiter der Auslandsabteilung des Deutschen Caritasverbandes.
Er nennt als Grund: Um das steuersparende Siegel "gemeinnütziger Verein" zu bekommen, müssen Spendengelder "unmittelbar" eingesetzt werden. Der Weg vom Spender über die Verwaltung bis zur endgültigen Verwendung soll also überschaubar bleiben - und genau damit hapere es bei der multinational tätigen Underground Evangelism.
"Die Spendengelder sind nicht schlüssig und objektiv zu verfolgen", erklärt auch Lutz Worch, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Zentralinstitutes für soziale Fragen (DZI) in Berlin. Das DZI (Träger sind unter anderem der Berliner Senat und das Bundesfamilienministerium) rät deshalb auch von Spenden an "Child Rescue" ab. "Wir können keine Organisation gutheißen, die in Deutschland Spenden sammelt und über irgendwelche Unterorganisationen in anderen Ländern und in nicht nachzuweisender Höhe verteilt", sagt Worch. Die Christliche Ostmission sei zwar keine Sekte, aber dem "ganz rechten, radikalen evangelikalen Flügel" zuzuordnen. Und von dieser Seite werde in letzter Zeit "ganz entschieden" und mit allen juristischen Mitteln gegen kritische Stimmen vorgegangen.
Gerichtserfahren ist zum Beispiel der ehemalige Vorsitzende der COM und Gründer von Evangelist Underground, "Referend" L. Joe Bass. 1984 stritt er sich mit der evangelisch-lutherischen Kirche Bayern vor Gericht. "Bass ist eine besonders schillernde Figur", sagt Worch. In den USA sei er wegen seiner Spendenpraxis und seines Lebensstiles ("Flugzeug, Yacht und massiver Goldschmuck am Körper gehören bei ihm dazu", so Worch) vor die Gerichte und ins öffentliche Kreuzfeuer geraten.
Der Name "Underground Evangelism" leitet sich davon ab, daß die Organisation Bibeln in den atheistischen Ostblockländern illegal verteilte. Bass' Ehefrau Louise M. wurde 1989 Vorsitzende von Underground Evangelism. Joe Bass selbst setzte sich rechtzeitig in andere Regionen des undurchschaubaren "Missionswerkes" ab.
Dem Geschäftsführer von "Child Rescue International" in Wehrheim, Dermot Curtis, bereitet all das keinerlei Kopfzerbrechen. Die Vorwürfe gegen Bass, den er nur "ein- oder zweimal" getroffen habe, seien "Quatsch" - und fügt hinzu: "Perfekt ist natürlich niemand."
HARHEIM. "Wir sind zwangseingemeindet worden." Es klingt fast ein bißchen stolz, wenn alte Harheimer von der Zwangsehe mit der Großstadt Frankfurt berichten. Heftige Auseinandersetzungen tobten vor zwanzig Jahren in der kleinen Gemeinde: Der langjährige Bürgermeister, Jakob Quirin, gab sein CDU-Parteibuch zurück. Der Befürworter der Einheit mit Frankfurt fühlte sich von den Christdemokraten im Stich gelassen. Und von Harheimern, die keine Großstädter werden wollten, sei er "psychisch und physisch fertiggemacht" worden.
Die Eingemeindungsgegner verbarrikadierten vor der entscheidenden Abstimmung im Gemeinderat mit Jauchewagen den Eingang zum Rathaus. Schließlich fand sich in der historischen Abstimmung eine Ein-Stimmen-Mehrheit gegen den Weg nach Frankfurt.
Die Harheimer wollten sich mit Nieder-Eschbach zusammentun; "Eschtal" sollte die Gemeinde heißen. Doch das Gesetz über die Gebietsreform machte diesen Plänen ein jähes Ende.
Im nachhinein sahen sich die Gegner des Zusammenschlusses mit Frankfurt bestätigt. Denn anders als die Nachbarn aus Nieder-Erlenbach und Kalbach kamen die Harheimer nicht in Genuß von Gebühren- und Steuervergünstigungen - obwohl die in den Grenzänderungsverträgen vereinbart worden waren. Doch ansonsten zeigte sich die Stadt Frankfurt gegenüber ihren unwilligen Neubürgern nachsichtig: Auch Harheim erhielt seine eigene Verwaltungsstelle und einen eigenen Ortsbeirat.
Heute ist Selbständigkeit (fast) kein Thema mehr. So waren es beispielsweise nur noch wenige, die sich im vergangenen Jahr über die "Verdichtung" der Baugebiete Harheim-Nord und -Südwest erregten. ipp
NIEDER-ERLENBACH. Halbe Frankfurter waren die Nieder-Erlenbacher schon zur Zeit ihrer Selbständigkeit. Zeigt doch das Gemeindewappen die obere Hälfte des Frankfurter Adlers. Der Grund: In früheren Zeiten unterstanden die Nieder-Erlenbacher über Jahrhunderte der Oberhoheit der Freien Reichsstadt.
Hier hatten viele Frankfurter Patrizierfamilien ihren Sommersitz, hier legten sie gern ihr Geld in den fetten, wertbeständigen Äckern der südlichen Wetterau an.
Noch heute sind deshalb die alten Stiftungen, denen die Flächen vererbt wurden, die größten Grundeigentümer in Nieder-Erlenbach.
Diese historischen Verbindungen führten dazu, daß die Nieder-Erlenbacher in den Zeiten der Gebietsreform freiwillig nach Frankfurt wollten. Schon frühzeitig schlossen die Nieder-Erlenbacher mit Frankfurt einen Grenzänderungsvertrag, der die Eingemeindung in die Großstadt Frankfurt vorsah.
Die Nieder-Erlenbacher gingen auf die Barrikaden, als der Hessische Innenminister die Gemeinde der Stadt Bad Vilbel zuschlagen wollte. Die Nieder-Erlenbacher hatten noch nicht einmal eine gemeinsame Grenze mit Frankfurt.
Erst die Zwangseingemeindung von Harheim und Nieder-Eschbach ermöglichte letztendlich den Anschluß an Frankfurt.
Bereut haben die Nieder-Erlenbacher diesen Beschluß wohl nur einmal: als vor einigen Jahren die damalige CDU-Regierung eine Bauschuttdeponie in Nieder-Erlenbach errichten wollte. Nicht wenige verfluchten die "Liebesheirat" mit der Großstadt, die jetzt ihren Müll hier loswerden wollte.
Doch die Deponie ist heute kein Thema mehr - und der Ehefrieden ist wiederhergestellt. ipp
HÖCHST. Vor Johannes (Name geändert) stapeln sich Ausgaben der Neuen Juristischen Wochenzeitschrift. Mit dem Gesetz ist der 27jährige schon früh in Berührung gekommen. Die zehnjährige Drogenkarriere, die der Bremer hinter sich hat, führte ihn mehrfach in den Knast. Heute ist Johannes "clean", braucht kein Heroin mehr und arbeitet in der Höchster Buchbinderei der "Selbsthilfe im Taunus e. V.". Die juristischen Blätter auf seinem Tisch bindet er mit Leim und Leder zu einem Jahresband.
"Ich hab' jetzt wieder ein Ziel vor Augen", sagt der Ex-Junkie: "Ich will auf eigenen Beinen stehen und mich aus dem therapeutischen Rahmen lösen, in dem ich mich noch bewege." Die Buchbinderei an der Königsteiner Straße, einer von mehreren Zweckbetrieben der Selbsthilfe, ist für Johannes eine Art Schleuse.
Noch wird den fünf ehemals Drogenabhängigen, HIV-Infizierten oder Aids-Kranken hier ein "Stück Schutz geboten", dennoch sollen sie sich mit ihrer Arbeit Schritt für Schritt "marktwirtschaftlich" behaupten lernen.
"Immerhin fährt der Betrieb bereits die Regiekosten ein", sagt Bernhard Fielenbach, Vorsitzender der Selbsthilfe. Was zum Beispiel Bürobedarf, Telefon, Heizung und Versicherungen jährlich kosten, kann durch den Ertrag "guter handwerklicher Arbeit" gedeckt werden.
Auftraggeber sind Kommunen, Galerien, Museen und Schulen, die Bücher und Zeitschriften binden oder cellophanieren lassen. Auch mancher bibliophile Privatmann läßt bisweilen Kostbares in der Werkstatt "liften". Da arbeitet der Chef, Buchbindermeister Anton Hofmann, auch schon mal mehrere Tage an einer dickleibigen Bibel Dr. Martin Luthers aus dem Jahre 1534, "repariert", klebt und heftet die biblischen Blätter des Reformators neu.
Ein Geheimtip ist der Betrieb im Hinterhof der Königsteiner Straße 41 auch für Liebhaber verspielter Formen in Papier und Pappe. Schachteln, Kästchen, Schatullen, marmorierte Kladden, Kunstmappen fertigen die ehemaligen Junkies auf individuellen Wunsch.
Um die Rentabilität der Buchbinderei zu steigern, hat der Verein deshalb jetzt neue Geräte angeschafft. Fielenbach: "Die industrielle Buchbinderei soll neben dem Handwerk unser zweites Standbein werden."
Prunkstück des Betriebs ist jetzt die neue, mehr als 80 000 Mark teure Falzmaschine. "Das Modernste, was es zur Zeit auf dem Markt gibt", betont Meister Anton Hofmann stolz. Ein Großteil der Kosten dafür hat der Landeswohlfahrtsverband übernommen. Denn die neue Technik ist behindertengerecht, so daß in der Buchbinderei jetzt neben ehemaligen Drogenabhängigen und HIV-Infizierten auch Schwerbehinderte beschäftigt werden können.
Mit den Maschinen sollen nun auch die größeren Aufträge reinkommen. Hofmann: "Wir können kurzfristig für Drukkereien einspringen, denen die Kapazitäten fehlen, um ein Projekt fristgerecht abzuschließen." Der Buchbindermeister mit 45jähriger Berufserfahrung zweifelt nicht daran, daß er mit seiner Crew auch Dickes Kompliment hier bald ins Geschäft kommen wird. "Wir arbeiten sauber, genau und pünktlich." Erst jüngst hat Johannes ein dickes Kompliment eingeheimst. Als er eine Ladung frisch gebundener Bücher in der Städelschule ablieferte, lobte deren Leiter: "Denen sieht man an, daß sie mit Liebe bearbeitet worden sind."
Nach einer Metzgerlehre, Jobben auf dem Bau und eintöniger Maloche im Knast hat der 27jährige Ex-Junkie nach einjähriger Entziehung in Höchst eine Arbeit gefunden, "für die es sich lohnt, auf Heroin zu verzichten". "Du brauchst ein Ziel", sagt er, "sonst ist schnell Ende der Vorstellung." Johannes will jetzt eine richtige Lehre machen. Und wird der Betrieb bald als Ausbildungsstätte anerkannt, kann er sich demnächst an sein Gesellenstück machen. tos
FR-Leser Peter Stubenrecht, ein Anwohner aus der Waldschulstraße 5 a, hat in einem Leserbrief Stellung zu den bisher ungelösten Verkehrsproblemen in Griesheim genommen:
Der Beschluß, die Firma Sperzel vom Griesheimer Stadtweg in die Eichenstraße 83 zu verlagern, ist für uns Anwohner keine zufriedenstellende Lösung.
Die Eichenstraße liegt in einem Wohnmischgebiet, und die Zufahrt dorthin erfolgt zum größten Teil durch Wohngebiete. In der selben Straße hat sich mittlerweile eine weitere Containerfirma, die Firma Hof, ausgebreitet. Auf diesem unbefestigten Gelände, wo Müll und Bauschutt sortiert werden, herrschen unhaltbare Zustände. Hier wäre zu prüfen, ob eine Genehmigung für eine Müll- und Bauschutt-Sortierung vorliegt.
Durch den ständigen Pendelverkehr beider Containerfirmen, Sperzel und Hof, werden in Zukunft täglich etwa 250 Fahrbewegungen durch ihre Containerfahrzeuge in der Eichenstraße sein. Weitere Containerfirmen wie Augst, Geis und andere sowie große Speditionsfirmen, sind in unmittelbarer Nähe.
Hinzu kommt noch das rücksichtslose Abstellen von Containern, Großcontainern und Lkw auf offener Straße und Parkplätzen. Andere Firmen, die sich in diesem Gebiet ansiedeln wollen, schrekken vor den gegebenen Tatsachen zurück.
Es ist vorauszusehen, was durch den zunehmenden Container- und Speditionsverkehr auf die Anwohner der Espenstraße, Lärchenstraße, Waldschulstraße und der Eichenstraße zukommt. Daher ist es unbedingt erforderlich, den Verkehrsteilnehmern auf der Mainzer Landstraße in Höhe An der Schildwacht eine Linksabbiegerspur einzurichten, um dem Schwer- und Personenverkehr von Frankfurt eine direkte Zufahrt zu den Speditionen und Großmärkten zu ermöglichen.
Durch diese Maßnahme könnte für die Anwohner der oben genannten Straßen eine Verkehrsberuhigung eintreten. Eine Verkehrsberuhigung in Griesheim ist durch den zunehmenden Speditions- und Containerverkehr sowie die Absicht, den Bahnübergang Elektronstraße zu schließen, nicht durchführbar.
Das Interesse der Verantwortlichen müßte in erster Linie den Anwohnern dieses Stadtteils gelten, deren Wohnqualität und Gesundheit durch Verkehr, Lärm, Abgase und weitere Belastungen - das ist bekannt - gefährdet sind.
Weiter ist es sinnvoll, sich für den Verbleib des Bahnübergangs Elektronstraße einzusetzen, um eine zweite Zufahrt unmittelbar in unserem Stadtteil zu sichern oder durch eine Untertunnelung zu ersetzen. Ich fordere die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt, unseren Ortsbeirat 6 und dessen Vertreter auf, mehr Rücksicht auf die betroffenen Anwohner zu nehmen und die Genehmigung der Firma Sperzel zu überdenken, keine weiteren Container- und Speditionsfirmen neu zuzulassen und vorhandenen Firmen Ersatzgelände bereitzustellen, um sich außerhalb von Wohngebieten anzusiedeln, um unserem Stadtteil einen weiteren Verruf zu ersparen.
Weiter sollten die Firmen angewiesen werden, daß Zu- und Abfahrten von Lkw über die Mainzer Landstraße zu erfolgen hat, um Wohngebiete zu verschonen. Die Verkehrsberuhigung wird scheitern, wenn man nicht jetzt die richtigen Maßnahmen trifft.
SINDLINGEN. Die Sommerferien sind zu Ende - auch für die Stadtteilbücherei in Sindlingen. Ab sofort gibt's dort wieder reichlich Lesestoff zur Ausleihe. Viele neue Romane, Sach- und Kinderbücher sind eingetroffen.
Geöffnet hat die Bibliothek in der Sindlinger Bahnstraße 124 nach wie vor dienstags und donnerstags zwischen 13 und 19 Uhr sowie mittwochs und freitags von 13 bis 17 Uhr. Die Ausleihe ist kostenlos. tos
Wozu fordert Spranger (CSU) eine Verlängerung der Jahresarbeitszeit (FR vom 21. 7. 1992 "CSU denkt an Urlaubskürzung")? Der Vergleich mit anderen Ländern birgt kein Sachargument, vielmehr macht er deutlich: In den Augen der CSU ist nur der Mensch wertvoll, der viel arbeitet. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und des Mangels an bezahlter Beschäftigung wäre eine längere Jahresarbeitszeit sozial widersinnig: wenige Leute müßten sich zu Tode schuften, während andere vor Langeweile verkümmerten. Die Arbeitslosenzahlen würden in die Höhe schnellen.
Der CSU-Vorschlag basiert auf dem wirtschaftlichen Zwang zur Rationalisierung: Menschen werden durch Energie und Rohstoffe ersetzt. Die verbliebenen Erwerbstätigen sollen nun möglichst viel arbeiten, um die Produktivität des Betriebes zu steigern. Lohn- und Einkommensteuern sowie Nebenkosten sind dermaßen hoch, daß die menschliche Arbeitskraft nicht mehr mit der maschinellen konkurrieren kann. Aus der Sorge um unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit entstehen Vorschläge, die eine Ausweitung der Lebensarbeitszeit, Jahresarbeitszeit und Feiertagsarbeit vorsehen.
Abhilfe könnte eine aufkommensneutrale, ökologisch-soziale Steuerreform schaffen, wie sie von der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) gefordert wird. Demnach würden Lohn- und Einkommensteuer schrittweise auf Null reduziert, während parallel Primärrohstoffe, Energieverbrauch und Emissionen neu besteuert würden. Am Produktionsprozeß könnten Arbeitnehmer wieder rentabler beteiligt werden.
Da die Umweltfolgekosten über die neuen Steuern auf die Produkte umgelegt würden, käme es zu einer Entlastung der Umwelt (Ressourcenschonung, Abgas- und Abfallminderung). Umweltfreundliches und arbeitsplatzschaffendes Verhalten würde belohnt, Ressourcenverschwendung und Emissionen verringert werden. Produktionsprozesse und Produkte selbst würden schon aus wirtschaftlichen Gründen rohstoffsparender konzipiert werden.
Gegenwärtig wird noch immer versucht, durch eine rein quantitative Produktionsausweitung Arbeitsplätze zu schaffen. Unbeachtet bleibt dabei, daß a) nicht genügend Konsumenten vorhanden sind und b) die Schaffung künstlicher Bedürfnisse die Ressourcenknappheit dramatisch zuspitzen könnte.
Achim Hippel, Borkum
BONN, 2. August (AFP). Die Friedensbewegung hat für den 1. September einen Aktionstag gegen Bundeswehreinsätze außerhalb des NATO-Gebietes angekündigt. Mit Aktionen in verschiedenen deutschen Städten solle die Ablehnung von Kampfeinsätzen der Bundeswehr demonstriert und die Gesellschaft zum Protest aufgerufen werden, heißt es in einer Erklärung des Netzwerkes Friedenskooperative. Der Widerstand gegen "out-of- area"-Einsätze der Bundeswehr müsse zu einem Schwerpunkt der Proteste werden, "weil hier die Weichenstellung für die gesamte Politik passiert, die von Europa künftig ausgehen wird".
Die Friedensgruppen werfen der Bundesregierung vor, die Notlage der Menschen in Bosnien-Herzegowina zu mißbrauchen, "um ihren innenpolitischen Propagandafeldzug für Kampfeinsätze der Bundeswehr zu führen und an der Adriaküste Flagge zu zeigen". Besorgt sei man auch über Stimmen in der SPD, die Kampfeinsätze nicht mehr ausschlössen.
Lederwarenkollektionen aus rund 20 Ländern sind während der 94. Internationalen Lederwaren-Fachmesse in den Hallen des Offenbacher Messegeländes zu sehen. Die Schau findet statt vom 22. bis zum 25. August.
Mehr als 400 Aussteller werden auf einer Ausstellungsfläche von 12 300 Quadradtmetern Koffer, Büroartikel, Handtaschen, Schirme, Gürtel und Kleidung zeigen.
Die Messegesellschaft rechnet mit rund 7500 Fachbesuchern.
Zur Eröffnung der Messe wird der parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, der CSU-Politiker Erich Riedel, zum zweiten Mal den Deutschen Lederwarenpreis als Anerkennung für die Leistung deutscher Hersteller verleihen. lhe
OBERURSEL. Beim Bildungsurlaub "Frauen und Berufsorientierung", der von Montag, 31. August, bis Freitag, 4. September, in der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein stattfindet, sind noch einige Plätze frei. Frauen haben die Möglichkeit, eine Woche lang über eine eventuelle persönliche und/ oder berufliche Umorientierung zu sprechen und gleichzeitig wichtige Grundbedingungen dafür kennenzulernen.
Das Seminar kostet inklusive Verpflegung und Unterbringung 180 Mark. Anmeldungen nimmt die Kreis-Frauenbeauftragte Irmgard Taesler (Tel. 0 61 72 / 17 83 95) entgegen. mk
OBERURSEL. Auszüge aus seinem Augustprogramm hat jetzt der Oberurseler Frauenring vorgelegt. Beim nächsten Monatstreffen am Mittwoch, 5. August, um 15 Uhr im Foyer der Stadthalle geht es um Frauen in Japan.
Mieko Schroeder vom Vorstand der Deutsch-Japanischen Gesellschaft spricht über die Rolle der Japanerin in Wirtschaft und Gesellschaft sowie die Vereinbarkeit von Traditionen und Anforderungen einer modernen Industriegesellschaft.
Für Donnerstag, 20. August, plant der Frauenring einen Ausflug zur documenta in Kassel mit einer zirka zweistündigen Führung. Wer Lust hat, Italienisch zu lernen, kann sich der Sprache in einer neuzugründenden Arbeitsgruppe des Frauenrings annähern. Weitere Informationen bei Sigrid Ronimi, Tel. 0 61 72 - 3 95 58. mk
NIEDERRAD. "Wenn noch mehr Leut' komme, hawwe mer kaan Platz mehr", fürchtete Wolfgang Schwenk zurecht: Besuchten im vergangenen Jahr rund 100 Mitglieder und Freunde das traditionelle Sommerfest des Niederräder Carneval-Vereins (NCV), so folgten diesmal über 150 der Einladung. Vielleicht war es die Platzwahl, die zum Erfolg der Veranstaltung wesentlich beitrug.
Zum zweiten Mal gastierte die große NCV-Familie auf dem herrlichen Gelände des Licht- und Luftbades Niederrad an der alten Schleuse. Dicht am Wasser unter Kastanien, Buchen und Pappeln konnte man die hochsommerliche Hitze recht gut vertragen. Erfrischende Getränke taten ein übriges. Kaum hatte Vorsitzender und Sitzungspräsident, Rainer Schroth, Mitglieder und Gäste begrüßt, reihte er sich in die Helferschar mit ein. Für den gesamten Vorstand hieß es: "Wir lassen nicht arbeiten, sondern arbeiten selbst." Am Ebbelweistand schenkte Schroth dann unermüdlich aus: "Noch en Gespritzte gefällig?"
Auch NCV-Vize Manfred Kiesewetter war am Grill nicht untätig geblieben. Die große Nachfrage nach Steaks brachte den Grillmeister ganz schön ins Schwitzen. Die leckeren Salate waren von Mitgliedern der Garde zubereitet worden.
Auch der Nachwuchs kam zu seinem Recht. Die Jüngsten des Vereins vergnügten sich bei Kinderspielen, Fußball, Wasserspritzen und anderem mehr. Besonderen Spaß hatten sie mit der Mohrenkopfschleuder. Ein Teil der Erwachsenen wagte derweil ein Tänzchen unter freiem Himmel, animiert durch die Musik, die Discjockey Meik Brauch servierte. Unterhaltsame Stunden vergingen wie im Flug. "Schee war's", so der Kommentar des NCV-Vorsitzenden. dixi
Rheinland-Pfalz / Hessen Die Politiker haben die bunten Plastikkarten entdeckt. Nicht die, bei denen man angeblich ganz ohne Geld mit seinem gutem Namen zahlt. Nein, gestandene Ministerpräsidenten auf beiden Seiten des Rheins setzen auf die Telefonkarte. 20 Einheiten sind es in Hessen, 40 in Rheinland-Pfalz, die die Regierungschefs Hans Eichel und Rudolf Scharping mit ihrem Konterfei oder Namensschriftzug unters Volk bringen. Während Wiesbaden so für den Hessentag, eine einwöchige Landesschau, warb, ließ Mainz Sammlerherzen höherschlagen.
"Als erstes Bundesland", verkündete die Mainzer Staatskanzlei nicht ganz richtig, aber werbewirksam, "bringt das Land Telefonkarten heraus, die mit wechselnden Motiven und dem Namenszug des Ministerpräsidenten für das Land werben." Der Streit zwischen den Nachbarn, wer Urheber der Karten-Idee sei, ist längst entschieden. Die Hessen hatten ihren Hessentag (20 Einheiten) zuerst verteilt. Dafür hat Scharping die Sammelwut als erster Regierungschef in gemeinnützige Bahnen gelenkt. Scharpings Telefonkarte ("Ein persönliches Geschenk") kann jeder erhalten, auch wenn er dem Ministerpräsidenten persönlich nicht ganz nahekommt. Für hundert Mark, auf das Konto der rheinland-pfälzischen Tschernobyl-Kinderhilfe (Landesbank Mainz 110 044 666) überwiesen, gibt es das Plastikstück frei Haus. 30 000 Mark hat Scharping mit diesem geschickten Kartenspiel schon für den guten Zweck kassiert. Insgesamt erscheint die Karte in einer Ministerpräsidenten-Auflage von 4000 Exemplaren, tausend weitere gehen ohne Tschernobyl-Bonus an den Sammlerdienst der Post.
Die neue Einnahmequelle findet bereits Nachahmer in Scharpings Kabinett. Umweltministerin Klaudia Martini will ihr Konterfei zusammen mit dem Bild des Ehrenspielführers der deutschen Fußballnationalelf, Fritz Walter, auf eine (Telefon-)Karte setzen lassen, um Finanzmittel zur Rettung des Regenwaldes zu erschließen. gra
Die Erde bebt gegen Betrug und Bestechung Neue Methode legt kriminellen Firmen das Handwerk Von Norbert Glaser BAD HOMBURG. Voll ins Schwarze hat das Rechnungsprüfungsamt mit seiner neuen Kontrollmethode beim Kanal- und Straßenbau getroffen: Bei zwei Probeläufen mit dem seismischen Verfahren ergaben sich Abweichungen von lediglich drei bis vier Prozent. Damit könnten eines Tages die "Querschläge" - bei ihnen werden ausgeführte Arbeiten stichprobenartig unter die Lupe genommen, indem man die Straße wieder aufgräbt - überflüssig machen. Die Stadt könnte die Abrechnungen von Baufirmen kontrollieren und damit Betrügereien aufdecken, wie sie in der Korruptionsaffäre zutage getreten sind. "Mit so einer Genauigkeit haben wir nicht gerechnet", sagt Jörg Bartsch. Der technische Prüfer des städtischen Rechnungsprüfungsamtes gilt als Vater der neuen seismischen Methode. Bartschs Aufgabe ist es zu kontrollieren, ob die eingereichten Rechnungen eines Unternehmens auch mit den erbrachten Leistungen übereinstimmen. In der Vergangenheit ein schwieriges Verfahren: Wer herausfinden wollte, ob die abgerechneten Mengen an Kies oder Sand auch tatsächlich in die Erde verbuddelt wurden, der konnte nur ein Stück der neuen Straße aufreißen. Das löste nicht nur bei den Anwohnern Kopfschütteln aus, es war auch kompliziert und aufwendig.
Die neue Methode umgeht dieses Problem, indem sie mit Schwingungen und deshalb zerstörungsfrei arbeitet. In der Pfarrer-Keutner-Straße und "Am Langenfeld" probierte sie die Stadt in den vergangenen Monaten aus. Dabei wurden jeweils sechs "Geophone" mit Druck auf die Straßenoberfläche geknallt und die so ausgelösten Erschütterungen über einen Sensor im Computer erfaßt. An den Kurven der aufgezeichneten Schwingungen ließ sich ablesen, wo und in welcher Breite Lehm, Sand und Kies lagen. Um die so gewonnenen Ergebnisse abzusichern, wurden zusätzlich Bohrungen gemacht.
Nun soll das neue Verfahren verfeinert, verbilligt und auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt werden, die auch vor Gericht bestehen kann. Dazu arbeitet die Stadt mit zwei Professoren der Frankfurter Fachhochschule zusammen.
Aber auch ohne die Weihen der Wissenschaft hat sich das neue Verfahren schon bezahlt gemacht: "Dank der großen Treffergenauigkeit wissen wir jetzt genau, wo wir graben müssen, um fündig zu werden." Der finanzielle Vorteil ist offenkundig: Einen 1 bis 1,5 Meter breiten Streifen über die ganze Straße aufzureißen kostet die Stadt 2500 Mark; eine seismographische Messung kommt auf 200 Mark. Da rentiert sich selbst der relativ hohe Tagessatz von 4000 Mark für das Spezialfahrzeug. "Der Betrag reicht gerademal für zwei Querschläge. Bei der seismischen Methode können wir damit aber einen Kilometer Kanal oder Straße kontrollieren.
"Zukunftsträchtig" urteilt auch Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU). Um mit der seismischen Methode als Beweismittel in Schadenersatzprozessen zu bestehen, müsse sie aber weiter ausgebaut werden.
Daß die Experimente zeitlich mit den Korruptionsverfahren zusammenfallen, ist Assmann zufolge reiner Zufall: "Wir Modell Bad Homburg bauen auch künftig Straßen. Und bei deren Abrechnung werden wir immer wieder vor der Frage stehen, ob das, was dort aufgeführt ist, auch gemacht wurde."
Zur Frage, ob die Stadt bei den ersten Messungen bereits auf Unstimmigkeiten gestoßen ist, will Assmann gegenwärtig nichts sagen: "Die Bürger würden sonst alle Untersuchungen, die wir im Moment machen in einen Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre bringen. Das wäre nicht richtig und würde manchem Unternehmen unrecht tun."
Zu dem Verfahren gingen im Stadthaus mittlerweile Nachfragen aus dem ganzen Bundesrepublik ein. Im September will die Stadt die seismischen Messungen fortsetzen. Dann soll der Spezialwagen - für eine Untersuchung braucht er etwa 20 Minuten - den ganzen Tag im Einsatz sein.
NEU-ANSPACH. Gedichte von Rose Ausländer stehen auf dem Programm des nächsten Literatur-Cafés vom "Frauentreff" am Donnerstag, 6. August.
Die jüdische Autorin, die von 1901 bis 1988 lebte, mußte ein wechselhaftes Emigrantenschicksal erleiden. Ihre Gedichte werden von Susanne von Löffelholz vorgelesen. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr in den Räumen des "Frauentreff", Schubertstraße 32. cn
"Chinesisch" heiratete eine Bad Homburgerin einen Australier
BAD HOMBURG. In einer original chinesischen Rikscha fuhren Susanne Noemi Krüger aus Bad Homburg und der Australier Geoffrey C. Gardiner am Samstag vor der Gedächtniskirche in Kirdorf vor, wo sie anschließend getraut wurden.
Die beiden, er ist 26, sie 25 Jahre alt, studieren Sinologie und haben sich 1990 während eines Studienaufenthalts an der Universität Shanghai kennengelernt. Außerdem war die Großmutter der Braut Chinesin, so daß die außergewöhnliche Form des Hochzeitsfests hinreichend begründet ist.
Nach der Hochzeit reist der Bräutigam in seine Heimat Canberra zurück, wohin ihm die Angetraute in drei Monaten folgen will.
Die Rikscha ist eine Leihgabe eines Friedberger Geschenkartikel-Händlers. Gefahren wurde sie vom früheren stellvertretenden Direktor der Gesamtschule am Gluckenstein, einem Onkel der Braut.
Ursprünglich hatte Bad Homburgs neuer Hoffnungsträger im Radsport, Matthias Hess, Gewinner des Rennens "Rund um den Kurpark", für die Brautleute in die Pedale treten sollen. Doch er stürzte am vergangenen Wochenende bei einem Rennen so schwer, daß er diesen einmaligen Start absagen mußte. che
STEINBACH/OBERURSEL. In Steinbach, Weißkirchen und Stierstadt bietet die Elternschule Taunus jeweils neue Eltern-Kind-Spielkreise an. Väter und Mütter können sich in Weißkirchen am Montag, 10. August, um 10 Uhr im Gemeindezentrum St. Crutzen und in Steinbach am Dienstag, 11. August, ebenfalls 10 Uhr, im Gemeindehaus St. Bonifatius über die Miniclubs informieren.
Im Stierstädter Spielkreis sind noch einige Plätze frei. Anmeldungen nehmen die Kursusleiterinnen Wooge, Tel. 0 61 72 / 30 18 44, und Adamczyk, Tel. 0 61 72 / 3 97 33, entgegen. mk
Blinde . . .
Anwärter für die 44 Appartements, alle mit separaten Mietverträgen und Quadratmeter-Preisen unter dem üblichen Mietspiegel, gibt es mehr als genug. "Wir könnten die Wohnungen derzeit schon dreifach belegen", sagte Werner Fries.
Und Weitzel-Polzer wies darauf hin, daß "jederzeit angebaut werden kann". Wenn alles glatt läuft, "erhalten wir Anfang 1993 eine Teilbaugenehmigung", zeigte sich die AW-Geschäftsführerin optimistisch. tin
Kollege P. ist ganz wild auf den Schlußverkauf, sommers wie winters. Da geht er durch die Kaufhäuser und guckt, was angeboten wird: Ein cremefarbener Blouson für 89,99 Mark, zum Beispiel, passende Hose dazu für 39,90 Mark und ein paar affenscharfe Slipper, 29,99 Mark. Das wären rundum 160 Mücken. Aber er braucht weder Blouson noch Hose, mit Slippern hat er eh' nichts im Sinn - die latschen zu schnell aus, auch dann, wenn sie affenscharf sind. So fährt er ins Spezialgeschäft und stöbert, bis er findet, was ihm fehlt: Eine Platte mit Adams' "Nixon in China" (89 Mark) und eine neue CD mit Schumanns "Dichterliebe" (34 Mark): zusammen 123 Mark.
Ein sparsamer SSV, aber ein erfolgreicher. Jetzt freut er sich auf den Winter . . . Ihr Bastian
Die Freude auf die Bahnfahrt war FR-Leserin Ulrike F. schon vergangen, bevor sie den ICE nach München überhaupt betreten hatte. Eigentlich, erzählt die Frankfurterin, habe sie wie immer mit dem Auto fahren wollen. Doch dann habe sie sich gesundheitlich sehr schlecht gefühlt und kurzfristig entschieden, mit dem Zug zu fahren. Also habe sie sich bei der telefonischen Bandansage am Frankfurter Hauptbahnhof einen Zug nach München ausgesucht. Dabei habe sie zwar die Abfahrtszeit des ICE erfahren, doch die Sprechansage machte keine Angaben über die Ankunftszeiten in München. Diese letzte Information erhoffte sie sich von der mündlichen Reisezugauskunft. Hier erlebte sie jedoch eine böse Überraschung: Etwa 20 Minuten lang ertönte kurz nach dem Freizeichen die automatische Ansage "Bitte warten, bitte warten".
"Zwischendurch habe ich einfach den Hörer danebengelegt und mich zunehmend geärgert", sagt Ulrike F. Als sich nach 20 Minuten endlich jemand meldete, machte die Frau erst mal ihrem Unmut Luft und fragte: "Muß ich dafür jetzt auch noch Gebühren zahlen?". "Ja, sicher", antwortete der Bundesbahn-Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung und legte prompt den Hörer wieder auf die Gabel.
Schließlich, so Ulrike F., habe sie beim Hauptbahnhof in München angerufen. Dort hatte sie mehr Glück: Innerhalb weniger Minuten erhielt sie die gewünschte Auskunft. "Das Ferngespräch nach München war im Endeffekt billiger als mein Ortsgespräch mit dem Frankfurter Hauptbahnhof", meint Frau F. erbost.
"Es gibt ja auch Leute, die sich über die fernmündliche Auskunft beispielsweise eine Zugverbindung nach Spanien raussuchen lassen. Das kann dann sehr lange dauern", begründet Kurt Stadler von der Pressestelle der Bundesbahn die langen Wartezeiten. Derzeit stehen 18 Apparate für diesen Telefonservice zur Verfügung. Bis zu 18 Anrufer können zusätzlich in der Warteschleife aufgenommen werden. Täglich von 7 bis 22 Uhr geben rund 30 Bundesbahn-Mitarbeiter im Schichtdienst unter der Rufnummer 19 419 Auskünfte über Zugverbindungen, Abfahrts- und Ankunftszeiten.
"Neben der Telefonauskunft gibt es noch den Kundendienstpavillon und das Reisezentrum im Hauptbahnhof", erläutert Stadler. Außerdem könne man auch bei den Reisebüros Auskünfte erhalten. Leuten, die sehr oft mit der Bahn reisen, rät er zum Kauf eines Kursbuches. Dann würden sich die meisten Anrufe erübrigen. ki
Spielmobil in Berliner Siedlung BAD HOMBURG. Das Spielmobil wechselt steht seit gestern bis Donnerstag, 13. August, am Bommersheimer Weg in der Berliner Siedlung. Es hat von Montag bis Freitag jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Leser-Forum
An Seilen werden die Wasserski-Läufer über einen 800 Meter langen Kurs gezogen. Das "Wasserski-Karussell" wird elektrisch betrieben und ist daher umweltschonend. Anders wäre es hier nicht möglich, denn man tut alles, um den guten Ruf des Twistesee im Norden Hessens zu erhalten - immerhin hat der fast Trinkwasserqualität. Dies behaupten Wissenschaftler, die zum Beweis auch Muscheln heranziehen, die eher im Meer als im Mittelgebirge vermutet werden. vor zwölf Jahren wurden einige Teichmuscheln in der Nähe der Badestrände des Twistesees ausgesetzt, um Nitrate aus dem Wasser zu filtern. Sie fühlten sich so wohl, daß sie sich, wie Taucher feststellten, um ein Vielfaches vermehrten.
Die Twistetalsperre wurde von 1972 bis 1979 für 37 Millionen Mark zum Hochwasserschutz errichtet, wobei der Erholungswert eingeplant wurde. Das Wasser ist frei von jeglicher Abwassereinleitung, also Wasser, wie es sein soll.
Am See ist ein großes, schönes Strandbad mit Nordseesand. Alles zum Nulltarif: Eintritt, Liegewiesen, Umkleideräume, Duschen, Ballspielfelder, Kinderspielplätze und sonst noch so manches. Nur für das Wasserski-Karussell und die Boote (natürlich mit Muskelmotor) muß man zahlen. Vier Personen in einem Ruderboot, eine Stunde lang, zehn Mark. Ein Tretboot für vier Personen, zwölf Mark die Stunde. Eine Stunde Wasserski für Anfänger ab fünf Jahren (da patentiertes Startverfahren) kostet am Wochenende 15, sonst zwölf Mark. Hinzu kommt der Neoprenanzug für sechs Mark. Die Seilbahn ist bis September in Betrieb.
Sieben Kilometer ist der autofreie Rundweg um den See lang. Zum Wandern und Radfahren. Kinder haben Spaß am Plantschen, Schwimmen, an den Rutschen, der Wasserpumpe, den Kletterbäumen, den Sandkästen und beim Zuschauen, so beim Wasserski und wenn bei der Steganlage elektrisch betriebene Modellboote ihre Kreise ziehen.
An dem in Richtung Braunsen gelegenen Vorstau wurde ein Naturschutzgebiet für selten gewordene Wasservögel geschaffen. Hier hat die Stockente ihr Dauerquartier, da brüten Bleßrallen, Flußregenpfeifer, Kiebitze und Höckerschwäne. Auch Rohrammern, Sumpfrohrsänger und Bachstelzen sind hier zu Hause. In der ornithologischen Beobachtungsstation erläutern Schautafeln die Vielfalt der Vogelwelt.
"Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft!", sagte der legendäre Langstrecken- König Emil Zatopek, als er vor einigen Jahren als Gast des deutschen Sportbundes hier oben eine Trimm-Aktion eröffnete. Inzwischen entstand am See ein "Läuferparadies", von dem gesagt wird, daß es in Hessen einmalig sei.
Rund um den See wurden in waldreicher Umgebung Lauf- und Wanderwege erschlossen. Einige führen auch zu Dörfern mit gemütlichen Gasthäusern, in denen nordhessische Spezialitäten aufgetischt werden.
Hinweise: Den Prospekt "Ferienparadies Twistesee" mit der Karte, auf der die Parkplätze und sonstigen Einrichtungen eingezeichnet sind, sowie das Unterkunftsverzeichnis bekommt man von der Kultur- und Verkehrsverwaltung 3548 Arolsen, Professor-Klapp-Straße 14, die Freizeitkarte "Waldecker Land" von der Touristikzentrale Waldeck-Ederbergland, Kreishaus, 3540 Korbach.
Vom Bahnhof in Arolsen fahren Busse zum Twistesee. Fahrplanauskunft: Frankfurt 1 94 19. Mit dem Auto aus dem Frankfurter Raum: über die Autobahn nach Gießen und weiter in Richtung Marburg und Arolsen. Dann auf der B 450 zum See.
In einem Ferienpark am See sind 95 Häuser für vier bis sechs Personen; die Preisliste kann man vom "Ferienpark Arol- sen-Twistesee", 3548 Arolsen, anfordern.
Eine Saison wie die vergangene wollen die Verantwortlichen des Offenbacher Fußball-Bezirksligisten Kickers Viktoria Mühlheim nicht noch einmal durchstehen. Völlig unerwartet geriet der KV in die unteren Tabellen-Regionen und schrammte am Ende um ein Haar am Abstieg vorbei. In enger Zusammenarbeit schafften Trainer Herbert Schmitt und Vorsitzender Herbert Schmitt nun die Voraussetzungen dafür, daß der KV in der neuen Saison nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben wird. Sechs Abgängen stehen elf neue Spieler gegenüber. Die Offensiv- Schwäche des vergangenen Spieljahres soll mit den neuen Kräften behoben werden. "Wir verfügen nun über einen Kader von 20 Spielern und sind durchweg stärker geworden", meint Vorsitzender Schmitt.
Trainer Schmitt durfte zum Trainingsauftakt folgende neue Spieler begrüßen: Stefan Wiederspahn, Klaus Schwanke von Bargen, Jochen Krämer (alle SV Jügesheim), Detlef Tragert (SG Götzenhain), Walter Rühl (DJK Bad Homburg), Christoph Hiepp (OFC-Jugend), Frank Hirschl (TSV Lämmerspiel), Sascha Neumann (Spvgg. Dietesheim), Michael Schmitt (SV Himbach) und die beiden kroatischen Zweitliga-Spieler Zeljko Vinkovic und Petar Vukoje (Sloboda Slobodnica). Damit sollte die Lücken geschlossen sein, die der Weggang von Ersatzkeeper Uwe Neder, Michael Schiller (beide SV 80 Mühlheim), Miguel Linar (TSV Lämmerspiel) Dennis Reichenauer (SG Nieder-Roden), Norbert Siuta (TSV Heusenstamm) und Vincent Maroto (unbekannt) aufriß. Den Vorwurf, eine neue Mannschaft "zusammengekauft" zu haben, läßt Vorsitzender Schmitt nicht auf sich sitzen. Unter den Neuzugängen sind mit Wiederspahn, Krämer, Tragert, Hirschl, Neumann und Schmitt immerhin sechs Mühlheimer "Eigengewächse". Das Ziel für die kommende Saison heißt "oberes Tabellendrittel".
Rainer Reisenbüchler ist der einzige Verletzte, auf den Trainer Schmitt zum Rundenstart wohl verzichten muß. Vor dem Rundenauftakt am 23. August, zu dem man mit Susgo Offenthal einen Titel-Favoriten empfängt, standen noch die Stadtmeisterschaften und Tests in Rembrücken und beim SC Steinberg an. jbp
OBERURSEL. Die FDP unterstützt den Tennisclub '89 Oberstedten in seinem Bestreben, schnellstmöglich eine Teilbaugenehmigung für mindestens drei bis vier Freiplätze im Bereich des Bebauungsplans "141 Sportstätten Oberstedten" von der Stadt zu erhalten. Fraktionschef Dieter Rosentreter: "Dies ist durchaus machbar und widerspricht keineswegs der städtischen Planung und der möglichen Nutzung des weiteren Geländes."
Oberstedtens Tennisaktiven warten seit mehr als drei Jahren auf den ersten Aufschlag auf eigenem Platz. Langsam werden sie ungeduldig und hatten deshalb bei der Stadt angefragt, ob sie im Bereich des Sportstättenplans nicht wenigstens für drei Plätze Sand ausstreuen könnten. Auf einem geschlossenen Geländeabschnitt, der bereits der Stadt gehört.
Das Ansinnen der Oberstedter Tennisspieler hatte Stadtrat Gerd Krämer jüngst abgeschmettert und der FR gesagt, die Stadt könne ihre Verhandlungsmasse nicht vor Abschluß des gerade angelaufenen Umlegungsverfahrens für das gesamte Plangebiet schmälern.
Ob die Intervention der FDP die Stedter Tennisfreunde ihrem Ziel näher bringt, scheint also fraglich. mk
Der Verein "Deutsches Behindertenschiff" wurde 1983 gegründet. Wer im Würzburger Raum, dem Vereinsitz, bei Ministerien auf Landes- oder Bundesebene oder großen Behinderten-Dachverbänden nachfragt, erfährt meist nicht viel mehr, als daß der Verein existiert und Fahrten mit einem behindertenfreundlichen Schiff anbietet. Recherchen der FR ergaben jedoch eine Reihe von Einzelheiten, die den Verein in zweifelhaftem Licht erscheinen lassen. Auch der Berliner "Spenden TÜV" will die Würzburger jetzt näher beleuchten.
Vater der Idee eines Behindertenschiffes und Mitbegründer des Vereins war vor nahezu zehn Jahren der Würzburger Reeder der Fränkischen Personenschiffahrt, Martin Dörr. Er hatte acht Jahre zuvor sein Schiff "Frankonia" provisorisch umgebaut, um es mehrmals im Jahr den Wohlfahrtsverbänden für Behindertenreisen zur Verfügung zu stellen. Seine Idee war es, nach holländischem Vorbild ein Behindertenschiff neu zu bauen und auf Reisen zu schicken. Mit festangestelltem Schiffspersonal und qualifizierten Behinderten-Betreuern. Bis vor rund drei Jahren wurden die Fahrten des Vereins auch über seine Reederei und die "Frankonia" abgewickelt. 1989 kam es zum Zerwürfnis zwischen Dörr und dem Vorstand, bestehend aus der Würzburger Familie Ingeborg und Jürgen Apel, als diese durchsetzten, daß ihr Sohn Ralf-Dieter als hauptamtlicher Geschäftsführer mit einem Halbtagsgehalt von 3000 Mark angestellt werde. Angesichts dieser Personalpolitik sprachen Dörr und andere des Vereins von einer Familienversorgung. Der Reeder will seitdem mit dem Verein und der Familie Apel nichts mehr zu tun haben und wurde später vom Verein ausgeschlossen. Aus Protest gegen das Finanzgebahren legte auch der damalige Schatzmeister sein Amt nieder, ein weiterer folgte seinem Beispiel wenig später. Die Familie Apel strengte kurz darauf Gerichtsverfahren gegen Dörr und andere an, die Protest geäußert hatten. Andere Vereinsmitglieder traten ebenfalls aus.
Als Reeder hatte sich Dörr, nach eigenen Aussagen gegenüber der FR, bei der Vereinsgründung bewußt von Vorstandposten ferngehalten. "Ich wollte, daß da eine Trennung und Ordnung herrscht. Schiffsneubau und Verein waren mein Lebenswerk, aber es sind Dinge geschehen, denen ich nicht zustimmen konnte." Man könne kein Geschäft aus seiner Idee machen. Dörr fährt mit der "Frankonia" weiterhin auf dem Main und bietet vor allem Wohlfahrtsverbänden behindertenfreundliche Ausflugs- und Wochenfahrten an. Er stellt für 200 bis 300 Mark die Woche Schiffspersonal und Verpflegung, die Verbände hauptberufliches und ehrenamtliche Betreuer und Pfleger. Seinen Kundenstamm habe er trotz der "Concordia" gehalten.
Der Verein "Deutsches Behindertenschiff" hielt nach Dörrs Abgang fest an dem Wunsch nach einem eigenen Schiff. 1990 wurde der behindertenfreundliche Dampfer "MS Katja", heute "MS Concordia", in Auftrag gegeben. Eigner war der Reeder Georg Popp, der selbst eine behinderte Tochter hat, und mit dem Verein einen Vertrag über die Belegung abgeschlossen hatte. Doch die "Katja" ging 1991 nur für wenige Monate auf Fahrt. Popp wollte aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, wie er sagt, einen höhere Wochencharterpreis vom Verein. Laut Popp 55 000 Mark pro Woche, was einem Einzelpersonenreisepreis von 800 bis 900 Mark entsprochen hätte. Das lehnte der Verein ab. Doch ähnliche Beträge zahlen die Reisenden heute auf der "Concordia" auch.
Der Vertrag für '92 kam nicht zustande und der Verein strengte wegen der Option auf das Schiff eine Feststellungsklage gegen Popp an. Ihm wurde der 8,5-Millionen-Kredit gekündigt und das Bankinstitut beantragte den Konkurs. Popp verlor seine anderen beiden Schiffe und das gesamte Vermögen. Gegenüber der FR behauptete er, der Verein habe hinter seinem Rücken mit dem Bankinstitut in Verhandlungen gestanden, "weil er das Schiff für sich haben wollte". Popp will gegen den Verein jetzt klagen.
Neuer Schiffseigner wurde Ende 1991 laut Schiffahrts- und Handelregister die "Deutsche Behindertenschiff" Personenschiffahrts GmbH. Dessen Geschäftsführer ist der Apel-Sohn und frühere hauptamtliche Geschäftsführer des Verein, Ralf-Dieter. Wer hinter dieser GmbH mit 50 000 Mark Eigenkapital steckt, die das Schiff für 9,5 Millionen Mark kaufte, ist unklar. Kreditgeber ist wiederum das gleiche Bankinstitut.
Der Verein selbst gibt nicht preis, wer Schiffseigner ist. Carola Apel, Ehefrau des GmbH-Geschäftsführers und ebenfalls im Verein tätig, spricht zunächst von einer Würzburger Personenschiffahrts-Gesellschaft. Zwei Herren aus Würzburg hätten sich, damit das Schiff nicht ins Ausland geht, zur Unterhaltung bereitgefunden. Auf wiederholte Nachfrage räumt sie ein, daß ein Familienmitglied einer dieser Herren ist.
Die Apelschen Familienbande zwischen Verein, GmbH und außerdem der Würzburger IS-Immobilienfirma, die dem Sohn Ralf gehört, machen das Berliner Zentralinstitut für soziale Fragen, den deutschen "Spenden TÜV", stutzig. Familiäre Verquickungen werden, obwohl formalrechtlich erlaubt, nicht gern gesehen. Der wissenschaftliche Leiter, Wilhelm Worch, erklärt, daß die Verbindung von Verein und GmbH Probleme aufwerfe etwa in punkto Preisgestaltung der Reisen, da es sich um zwei Monopolisten handele. Normalerweise diene eine Gesellschaftgründung der sauberen Trennung von ideeller und erwerbsmäßiger Tätigkeit. Ein gemeinütziger Verein dürfe keine Gewinne machen.
Das Institut will jetzt in der Sache nachhaken. Daß eine GmbH gegründet wurde, war den Berlinern nämlich noch gar nicht bekannt.
Zuschüsse von größeren Instituten oder Verbänden bekommt der Verein nicht. Martin Dörr, der Initiator, hatte Verbindungen unter anderem zu Ministerien des Landes und der "Marianne- Strauß-Stiftung" geknüpft gehabt. Ursprünglich hatte das Schiff nach der Frau des ehemaligen Ministerpräsidenten benannt werden sollen. Doch daraus wurde nichts. Ob das mit Dörrs Rückzug aus dem Verein zusammenhängt, war nicht zu klären. Das bayerische Arbeitsministerium zog jedensfalls seine Zusage für eine Unterstützung des Schiffsprojektes zurück, und daraufhin sagte auch der bayerische Caritasverband ab, so Franz Xaver Ertl, Direktor des Landesverbandes in München. "Wir waren mit Details nicht einverstanden. Das hängt an Personen, nicht an der Konzeption", formuliert Ertl vorsichtig, aber dennoch eindeutig. Die Caritas unterstütze den Verein lediglich lose, indem man für die Belegung des Schiffes werbe.
Das Sozialamt der Stadt Würzburg zahlt dagegen 1200 Mark Unterstützung jährlich und 15 Mark pro Tag für jeden Würzburger, der mit dem Verein fährt. Sozialreferent Dr. Motsch (CSU) lobt das Schiff und das Engagement von Familie und Verein.
Andere sind da kritisch: So wendet sich etwa die Mainzer Bundesarbeitsgemeinschaft der Clubs Behinderter und ihrer Freunde gegen einen derartigen "Krüppeldampfer", wie es deren Sprecherin Annerose Hintzke ausdrückt. Man wolle im Sinne der Integration kein reines Behindertenschiff, denn de facto führen auf der "Concordia" nur Gehandikapte mit. "Wir standen damals in Verhandlungen mit der Köln-Düsseldorfer wegen einer behindertenfreundlicheren Ausstattung ihrer Schiffe. Als die "Concordia" auf den Markt kam, haben die nichts mehr gemacht". alu
"Gemeinsamkeit macht stark", dachten sich die Jugendleiter der vier Oberurseler Fußballvereine und gehen seit kurzer Zeit einen Weg, der im Jugendfußball schon andernorts erfolgreich bestritten wurde. Statt der vier Jugendabteilungen des SC Eintracht Oberursel, des FC Oberursel, des SV Bommersheim und des FC Oberstedten gibt es in Oberursel nun einen eigenständigen Jugendfußballverein, die Jugendsportgemeinschaft Oberursel e. V.
Anstatt gegenseitiger Abwerbung von jungen Fußballern, organisatorischer Probleme und fehlenden Trainern und Betreuern wollen die Jugendabteilungen der vier Vereine in Zukunft Hand in Hand arbeiten und so optimale Voraussetzungen für die jungen Oberurseler Kicker schaffen. Die Vorteile eines eigenständigen Jugendvereins erläutert Vorsitzender Robert Dinges, ehemaliger Jugendleiter des SV Bommersheim: "Die Sponsoren werden einen reinen Jugendklub eher unterstützen. Da alle Vereine nun zusammenarbeiten, wird niemand benachteiligt." Auf der Hand liegt auch, daß ein gemeinsamer Verein natürlich viel eher in der Lage ist, alle Jahrgänge zu besetzen und auch intensiv zu betreuen. Für die JSG Oberursel werden in der kommenden Saison 15 Mannschaften an den Start gehen - für einen eben gegründeten Verein bereits eine stattliche Zahl. Die Zielsetzung der Oberurseler lautet denn auch: "Wir wollen der mitgliedsstärkste Jugendverein im Raum Frankfurt werden."
Die Trainingsmöglichkeiten sollten hierfür ausreichen. Um allen Ursprungsvereinen, aber auch den Bedingungen der Stadt Oberursel gerecht zu werden, wurden die Teams auf vier verschiedenen Plätzen angesiedelt. Die A-Jugend trainiert in Bommersheim, die B-Jugend an der Stierstädter Heide, die C-Jugend am Eschbachweg und die D-Jugend im Oberstedten. Die E-Jugendlichen können entweder in Bommersheim oder am Eschbachweg üben, für die ganz Kleinen besteht auf jedem der vier Plätze ein Angebot. Somit sind alle vier Sportplätze in etwa der gleichen "Belastung" ausgesetzt, sofern hiervon im Jugendbereich überhaupt die Rede sein kann.
Die Stadt hat ihrerseits zugesagt, einen Bus zur Verfügung zu stellen und, ein zweiter Bus soll von der JSG noch "organisiert" werden. Damit wollen die JSG-Macher einen Pendelverkehr zwischen den Plätzen einrichten, um jedem Fußballer einen sicheren Weg zum Training zu bieten. Die nötigen Geräte stellen die Vereine zunächst zur Verfügung, nach Ablauf eines Jahres sollen sie in den Besitz der JSG übergehen.
Ebenfalls in die neue JSG flossen die alten Jugendkassen ein, die nun das Grundkapital des Vereins bilden. Erfreut waren die JSG-Gründer über die spontane Zusage der Firma Avis, Sportausrüstung im Wert von 10 000 Mark zu spenden. Die Beiträge wurden auf fünf Mark festgesetzt und sollen in Zukunft die Kasse ein wenig aufbessern. Immerhin zählt der junge Verein bereits 300 Mitglieder. Für jede Mannschaft werden mindestens ein Trainer und ein Betreuer zur Verfügung stehen. Damit bietet die JSG den Jugendlichen sicher eine angemessene Betreuung, die in anderen Vereinen nicht immer gewährleistet ist.
Dies ist wohl überhaupt das Hauptanliegen des neuen Vereins: Endlich einmal sollen die Interessen der Jugend im Mittelpunkt stehen und das Streben eines ganzen Vereines bestimmen. Doch die "Stammvereine" geben ihr wichtiges Zukunftskapital nicht leichten Herzens aus der Hand. Unter diesem Aspekt muß man die Kausel der Satzung verstehen, welche besagt, daß Kinder und Erwachsene nur Mitglieder der JSG werden dürfen, wenn sie weiterhin auch (passiv und beitragsfrei) Mitglieder der Stammvereine bleiben. Die Stammvereine, die im JSG-Vorstand durch vier beratende Beisitzer vertreten sind, plagt offenbar bereits heute die Sorge, daß die jungen Fußballer eines Tages zur "Konkurrenz" abwandern könnten, wenn sie die JSG verlassen.
Den Vereinsgründern, Robert Dinges und dem stellvertretenden Vorsitzenden Klaus Sperber, paßte diese "Bindungsklausel" auch nicht so recht ins Konzept, doch schließlich gab man dem Drängen der Stammvereine nach. Ziel der JSG-Macher ist jedoch auf Dauer die völlige Unabhängigkeit von den Ursprungsvereinen. Aus diesem Grunde soll auch ein Förderkreis gebildet werden, der die finanziellen Möglichkeiten bietet, den JSG-Fußballern auch Außergewöhnliches wie Auslandsreisen, Veranstaltungen und Ausflüge zu bieten.
Gelingt es den Gründern tatsächlich, auch ihr zweites Bein auf die Erde zu stellen, nachdem sie bereits einen großen Schritt weg von konventioneller Jugendarbeit in den Vereinen getan haben, dann kann vor allem eine Gruppe ganz großen Nutzen davon haben: die Oberurseler Fußballer(innen) von sechs bis 18 Jahren.
INA SCHNEIDER/jbp
BAD HOMBURG. Die Elternschule Taunus bietet an zwei Samstagen im August (15. und 22.), jeweils von 10 bis 17 Uhr, ein "Gesprächstraining für Paare" an. In diesem Kurs lernen die teilnehmenden Paare Gesprächsregeln kennen und beachten, die zu einem besseren Verständnis führen und die bei Streit und Meinungsverschiedenheiten helfen.
Mehr Informationen am Mittwoch, 5. August, 20 Uhr, in der Elternschule, Bischof-Ketteler-Haus, Dorotheenstraße 9 - 11, in Bad Homburg. Anmeldung per Telefon: 0 61 72 / 69 09 45. tel
Die Eingemeindung der Dörfer Harheim, Nieder-Eschbach, Kalbach und Nieder-Erlenbach: Auch 20 Jahre danach überwiegt Kritik
Auf einen Blick
Der Generalkonsul der Türkei, Umur Apaydin, wurde nach Ankara abberufen und verläßt Frankfurt deshalb Ende August. Am Mittwoch, 5. August, kommt er zum Abschiedsbesuch in den Römer. Bürgermeister Hans-Jürgen Moog wird den Gast empfangen. Generalkonsul Apaydin hat die Interessen seines Landes seit 1988 in Frankfurt wahrgenommen. Der Nachfolger steht noch nicht fest. pia
WIESBADEN. Die Halle der Deutschen Klinik für Diagnostik (DKD) verwandelt sich jetzt in eine Galerie: Drei Künstlerinnen zeigen bis Ende September ihre Bilder. Gezeigt werden Gemälde von Erika Liefland aus Mühltal, Erika Schreiter aus Roßdorf und Petra von Breitenbach aus Wiesbaden. Die Bilder entstanden in unterschiedlichsten Techniken, sind teilweise collage- und reliefartig komponiert.
Die Ausstellung wird am morgigen Samstag, 8. August, um 17 Uhr vom Kunsthistoriker Wolfgang Runge eröffnet. Anschließend ist sie bis zum 30. September in der DKD zu sehen. maf
Freizeit-Sportkurse
WIESBADEN. Für Bürger, die sich keinem Sportverein anschließen möchten, beginnen am Dienstag, 4. August, Freizeit-Sportkurse mit Gymnastik, Fitnesstraining und Spielen. Teilnehmerkarten (50 Mark für Erwachsene und 30 Mark für Kinder bis zum 31. Dezember) gibt's bei den Übungsleitern. Nähere Auskünfte erteilt Alexander Grautegein im Sportamt (Telefon 312275). maf
Leser - Forum
HOCHTAUNUSKREIS. Der Wetterauer Landrat Rolf Gnadl läßt nicht locker: "Mit dem Ausbau der S 5 von Friedrichsdorf nach Friedberg würde der ganze Raum gewinnen", betont der SPD-Politiker. Auch wenn es bei den Gesprächen mit der Bundesbahn eines langen Atems bedürfe, will Gnadl deshalb nicht aufgeben: "Wir müssen schon heute bei unseren Verhandlungen an die folgenden Generationen denken und heute um Verbesserungen kämpfen, die vielleicht erst in zehn oder 15 Jahren realisiert werden."
Der Wetterauer Landrat sieht im derzeitigen Schienennetz das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Wetteraukreis. Es sei durch unattraktive Verbindungen, lange Fahrzeiten, unbequeme Fahrzeuge und häufig nicht aufeinander abgestimmte Verbindungen allerdings momentan nicht auf dem Stand, auf dem es sein könnte.
Abhilfe verspricht sich Gnadl unter anderem von der verlängerten Linie der S 5 nach Friedberg und Bad Nauheim. orb
Der Weltkongreß für Dermatologie, der kürzlich in New York unter Beteiligung von 9000 Hautärzten aus über 90 Ländern tagte, brachte gute Nachrichten für Patienten, die an der Schuppenflechte leiden. Zwar ist die Ursache der Krankheit mit dem wissenschaftlichen Namen Psoriasis nach wie vor unbekannt, aber mit Cyclosporin A steht zur ihrer lindernden Behandlung nunmehr ein machtvolles Medikament bereit. Dies haben zahlreiche Studien aus vielen Ländern klar und eindrucksvoll ergeben.
Cyclosporin A veranlaßt die Wissenschaftler unisono zu fast hymnischem Entzücken. "Es ist eine der interessantesten modernen Substanzen, die Aufregung über dieses Mittel ist mehr als verständlich", erklärte der britische Dermatologe Professor Sam Shuster leicht untertreibend. Dabei hatte das Jahrhundertmedikament seine Bewährung anfangs nicht in der Hautheilkunde bestanden, sondern zunächst in der Transplantations-Chirurgie.
Das Mittel wurde in den Labors des schweizerischen Pharmakonzerns Sandoz AG in Basel entdeckt. Nachdem die Unternehmensführung 1958 beschlossen hatte, in die Erforschung von Pilzkrankheiten einzusteigen, wurden die Firmenmitarbeiter gebeten, von ihren Geschäfts- und Privatreisen Bodenproben der besuchten Länder mitzubringen.
Zu Beginn der 70er Jahre isolierte man aus einer derart gewonnenen Probe von der Hardanger Vidda, einer baumlosen Hochebene im Süden Norwegens, einen Bodenpilz, der einige Stoffe mit schwacher Wirkung gegen andere Pilze produzierte. Nach mühsamen Untersuchungen erkannte man dann - zwei Jahre später -, daß das Gewächs mit dem lateinischen Namen Tolypocladium inflatum Gams auch Substanzen mit starkem Einfluß auf die Wirkungsweise des Immunsystems entwickelt.
Dies war der wissenschaftliche Durchbruch. Ein Pilzprodukt, das Cyclosporin A, erwies sich als machtvolles Immunsuppressivum, als eine Substanz also, die beispielsweise die vom körpereigenen Abwehrsystem veranlaßte Abstoßung eines verpflanzten Organs, das ja als Fremdkörper erkannt und somit angegriffen wird, verhindern konnte. Eine neue Ära der Transplantationsmedizin hatte begonnen. Allerdings galt es noch einige Probleme zu lösen: Das Mittel mit dem Handelsnamen Sandimmun greift die Niere an - ein Umstand, der als besonders mißlich empfunden wurde, weil die Substanz zuerst bei Nierentransplantationen verwendet wurde.
Sehr bald aber erkannte man nicht nur im Addenbrooke's Hospital im britischen Cambridge, wo 1978 die ersten Versuche mit Sandimmun gemacht wurden, daß die Nierenschäden unter der Cyclosporin-Anwendung dosisabhängig und zudem reversibel waren. Heute ist Sandimmun weltweit der Goldstandard bei Organverpflanzungen. Nach Schätzungen haben bisher fast 200 000 Menschen die Substanz zur Unterdrückung von Abstoßungsreaktionen erhalten.
Obwohl die genaue Wirkungsweise des Mittels auch heute noch nicht bekannt ist, weiß man doch immerhin so viel, daß Cyclosporin gezielt auf die immunkompetenten Lymphozyten einwirkt. Dies sind die weißen Blutzellen, die bei der Abwehr in den Körper eindringender Fremdstoffe - Viren, Bakterien, Staub, Pollen, Splitter - eine Schlüsselrolle spielen. Cyclosporin A, von dem inzwischen etwa 1000 Abkömmlinge ermittelt wurden, hemmt die Aktivierung der meist zellgebundenen T-Lymphozyten vom Helfer-Typ, also die Zellen unseres Abwehrsystems, die bei der Einleitung der Immunreaktion und bei ihrer Kontrolle zentral beteiligt sind.
Bei diesen hochkomplexen Vorgängen verhindert die Substanz die Weitergabe bestimmter Signale von der T-Zell-Oberfläche durch dessen Zellmembran an den Zellkern. Dadurch vermutlich wird wiederum die Synthese einiger Vermittler- oder Botenstoffe wie des Interleukins 2 ausgeschaltet, das als Wachstumsfaktor für die wuchernde Ausbreitung der T-Zellen verantwortlich ist. Hier nun liegt die Verbindung zur Behandlung einer Hautkrankheit wie der Psoriasis. Cyclosporin hatte zugleich enormen stimulierenden Einfluß auf die Forschung. So erkannte man etwa die Bedeutung des Immunsystems für die Entstehung von Krankheiten, die bisher nicht unbedingt als immunologische Störungen angesehen wurden.
Die Zahl solcher Erkrankungen, bei deren Entstehung man heute Fehlleistungen des Abwehrsystems annimmt, das sich somit zerstörerisch gegen den eigenen Körper wendet, hat beinahe sprunghaft zugenommen. Dies kam vor allem auch der bis dahin etwas verschlafenen Hautheilkunst zugute, der somit neue Erkenntnisse und Arbeitsfelder eröffnet wurden.
Als gesichert gilt, daß bei der Erbkrankheit Schuppenflechte, an der etwa zwei Prozent der Bevölkerung unterschiedlich schwer leiden, zahlreiche Immunfaktoren beteiligt sind. Der Kieler Dermatologe Dr. Ulrich Mrowietz sprach in New York von einem "immunologischen Netzwerk" der an der Hautüberreaktion mitwirkenden Zellen und Vermittlerstoffe. So konnte in den Schuppen von Psoriasis-Patienten eines Vielzahl solcher Sustanzen wie Interleukin 8, Tumor-Nekrose-Faktor. Interferone, Komponenten des Blutgerinnungssystems (Komplement) und Haftmoleküle festgestellt werden.
Klinisch lassen sich bei der Schuppenflechte, die in zwei Typen und verschiedenartigen Ausprägungen mit unterschiedlichem Schweregrad auftritt, als Charakteristika vor allem Entzündung und starke oberflächliche Zellwucherung ausmachen. Die Krankheit ist zwar nicht direkt lebensbedrohend, aber häufig mit hohem Leidensdruck, körperlicher und seelischer Behinderung sowie vielfach auch sozialer Isolierung verbunden.
Aus zahlreichen Studien, deren Ergebnisse auf dem Weltkongreß in New York vorgetragen wurden, ging eindeutig die Wirksamkeit des Cyclosporins bei der Behandlung auch der schweren Formen der Psoriasis hervor. Allein dies schon untermauert nach Ansicht führender Hautärzte die These, daß bei der Entstehung der Schuppenflechte Immunreaktionen beteiligt sind. Die eigentliche Ursache der Hautkrankheit ist dagegen immer noch ungeklärt.
Cyclosporin ist nach Ansicht des Wiener Dermatologen Professor Klaus Wolff vermutlich das stärkste verfügbare Mittel zur Unterdrückung von Immunreaktionen. Seine Wirksamkeit auch gegen Psoriasis sei unbestritten. Selbst in niedriger Dosierung erreiche man eine Eindämmung des Schweregrades und der betroffenen Körpergebiete (gemessen nach dem "Psoriasis Area and Severity Score", PASI), die klinischen Symptome und das subjektive Befinden der Patienten besserten sich erheblich.
Dennoch machte Wolff auch auf zwei Probleme unter der Sandimmun-Behandlung aufmerksam: Das Mittel kann Veränderungen an der Niere hervorrufen und Bluthochdruck erzeugen. Beide Nebenwirkungen sind reversibel, sie lassen sich auch nach Wolffs Ansicht unter Anleitung erfahrener Therapeuten beherrschen. Als Vorzüge des oralen Medikaments bezeichnete er Wirksamkeit, gute Verträglichkeit und Akzeptanz seitens der Patienten. Nachteile seien die relativ hohe Rate des Wiederauftretens der Krankheit nach abgesetzter Behandlung, die Notwendigkeit einer Langzeittherapie mit laufender Überwachung der Kranken und die Möglichkeit langfristig auftretender unerwünschter Wirkungen.
In einer deutschen Multicenter-Studie unter Beteiligung von 137 Patienten mit schwerer chronischer Psoriasis gingen nach Angaben des Kölner Dermatologen Professor Gustav Mahrle alle Krankheitssymptome - Schuppung, Hautrötung, Infiltration und Juckreiz - kontinuierlich und gleichzeitig zurück. (85,3 Prozent der Behandelten sprachen während der zehnwöchigen Therapie an. Wegen hoher Nebenwirkungsrate unter hohen Dosen tritt Mahrle für eine "sehr sorgfältige Balance zwischen der Dosis und der Dauer" der Behandlung ein.
Nur wenige Patienten brachen die Behandlung wegen einiger Nebenwirkungen wie verstärkter Behaarung (Hypertrichose) oder Zahnfleischwucherungen ab. Bei Patienten, die auf die Behandlung nicht ansprechen, empfiehlt Mahrle herkömmliche Behandlungsarten, etwa Photo- oder Photochemotherapie. Die niedrigdosierte Therapie hatte positiven Einfluß auch auf Gelenkbeschwerden und den Nägelbefall. Auch bei anderen Hautkrankheiten wie atopischer Dermitis (Ekzemen), Morbus Behcet und Sklerodermie wurden teilweise "eindrucksvolle therapeutische Erfolge" erzielt, wie Professor Thomas Ruzicka aus München sagte.
In Deutschland ist Cyclosporin zur Behandlung von Hautkrankheiten noch nicht zugelassen, so daß hier nur klinische Studien erlaubt sind. Nach Angaben von Sandoz ist aber die Zulassung beim Bundesgesundheitsamt in Berlin beantragt. KLAUS DALLIBOR
FRANKFURT A. M. Langvermählte Paare und die ältesten Bürger haben in Frankfurt ein Anrecht auf Ehrungen bei Jubiläumsfeiern. Der Hessische Ministerpräsident und der Oberbürgermeister gratulieren (oder lassen ihre Glückwünsche überbringen), jedoch nur, wenn die Jubilare sich rechtzeitig darum bemühen.
Unaufgefordert kommen die Stadt- und Landesväter nämlich nicht, vorher müssen noch Formalien erledigt werden. Sechs Wochen vor der Feier, so empfehlen die Städtischen Mitteilungen, sollen sich die Jubilare anmelden und mit Geburts- oder Heiratsurkunde nachweisen, daß sie tatsächlich ein Jubiläum begehen.
Der Stadtbezirksvorsteher und der Sachbearbeiter im Römer, Zimmer 308, sind die Anlaufstellen für die Ehrungswilligen. Zur goldenen (50 Jahre), diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und Gnadenhochzeit (70 Jahre) übermitteln die Vertreter von Stadt und Land ihre Wünsche, ebenso zum 90., 95., 100. und jedem folgenden Geburtstag: Vorausgesetzt, die Verwaltung weiß Bescheid. paz
RODGAU. Zwei reparaturbedürftige Brücken über Rodau und Hörnersgraben werden in den nächsten Wochen saniert, und zwar die Brücke Bahnhofstraße in Weiskirchen und die Brücke am Hörnersgraben in Nieder-Roden.
Während der dreimonatigen Bauarbeiten müssen beide Brücken für den Autoverkehr gesperrt werden. Für Fußgänger und Radler wird in der Bahnhofstraße in Weiskirchen eine Behelfsbrücke gebaut, um den Pendlern auf ihrem Weg zum Bahnhof einen Umweg zu ersparen.
Der gesamte Autoverkehr wird über die Udenhoutstraße und den ausgebauten Feldweg zwischen Udenhout- und Bahnhofstraße/Häuser Weg geleitet. Auf dieser Umleitungsstrecke fließt schon der Schwerverkehr über 3,5 Tonnen.
Entsprechende Verkehrsschilder werden in Weiskirchen aufgestellt. Anliegerverkehr bis zur Baustelle ist natürlich möglich. Die Stadt Rodgau bittet die dort ansässigen Gewerbebetriebe, ihre Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten selbst auf die neue Regelung hinzuweisen. Zumal schon die Umleitung für die Lastwagen gut klappte, geht man im Rathaus davon aus, daß auch die bevorstehende zwölfwöchige Vollsperrung keine Probleme mit sich bringt.
Bei weitem nicht so stark befahren wie die Bahnhofstraße in Weiskirchen ist die Brücke über den Hörnersgraben an der verlängerten Wiesbadener Straße in Nieder-Roden, die in Richtung Wald zu einem Gehöft und einem Gartenbaubetrieb führt. Die Umleitung erfolgt über die Brücke des Hörnersgrabens an der verlängerten Frankfurter Straße. Mit den Bauarbeiten soll in Nieder-Roden am Montag, 3. August, begonnen werden, in Weiskirchen erst nach Abschluß der Kerb, also am Mittwoch, 5. August.
Bei beiden Brücken muß die Fahrbahndecke erneuert werden. Die Kosten belaufen sich in Weiskirchen auf rund 200 000 Mark, während in Nieder-Roden etwa 160 000 Mark veranschlagt sind. ttt
RÖDERMARK. Die Stadt Rödermark soll - wie etwa schon das benachbarte Dietzenbach - dem "Klimabündnis der europäischen Städte mit indigenen (eingeborenen, Red.) Völkern der Regenwälder", der sogenannten "Alianza del Clima" beitreten und auch Kontakt zu ihren Partnergemeinden aufnehmen, um für dieses Bündnis zu werben. Das hat die Andere Liste / Die Grünen beantragt und will es in der Stadtverordnetenversammlung am 15. September im Plenum behandelt wissen.
Zur Begründung führt die AL / Die Grünen-Fraktion nicht nur den Ausstoß von Schadstoffen durch die Industrienationen als Hauptursache für die besorgniserregende weltweite Klimaveränderung ins Feld; auch die von den Industrieländern geprägte Weltwirtschaftspolitik führe über Verschuldung der nichtindustrialisierten Völker und den dadurch verursachten Exportzwang zur Vernichtung der letzten Refugien natürlicher Lebensweisen, indem sie deren Grundlagen - insbesondere die artenreichen Tropenwälder - zerstöre. Dies bringe die "Lunge der Erde" in Gefahr: ihr überlebenswichtiger Beitrag zur Stabilisierung des Klimas und zur Sicherung der Artenvielfalt sei unmittelbar bedroht.
Das "Klimabündnis" richtet sich gegen diese Entwicklung. Es soll die unterzeichnenden Städte zu Maßnahmen für den Erhalt der Erdatmosphäre verpflichten und ihre Solidarität mit den Völkern Amazoniens bekunden.
In Deutschland bekennen sich nach dem neuesten Stand rund vier Dutzend Kommunen zu der Allianz, darunter auch Rüsselsheim, Groß-Umstadt und Frankfurt am Main, Sitz der deutschen Sektion.
Den Rödermärker Grünen schwebt vor, daß der Magistrat ein Konzept erarbeitet, mit dem die Stadt ihren Beitrag zum Erhalt der Erdatmosphäre leistet. Einmal im Jahr erwartet die AL / Die Grünen-Fraktion, so ihr Antrag denn die Zustimmung der Mehrheit des Hauses findet, einen Bericht über die Aktivitäten, die Rödermark im Rahmen dieses Abkommens erbringt. ttt
ECHZELL. Zum Flohmarkt und Familienfest lädt die Natur- und Vogelschutzgruppe für den kommenden Samstag, 8. August, in die alte Schule ein. Ab 13 Uhr sind die Flohmarktstände aufgebaut und die Kinderspiele (etwa das Wasserpistolenschießen und das Glücksrad) einsatzbereit. Nachmittags gibt es Kaffee und Kuchen. "Danach feiern wir am Weinstand oder an der Biertheke bis tief in die Nacht", kündigen die Natur- freunde an.
Der Erlös des Festes ist für leistungsfähigere Maschinen zum Kopfbaumweiden-, Obstbaum- und Heckenschnitt bestimmt. Sie müßten im Winter die Arbeit der fehlenden freiwilligen Helfer übernehmen. Wer spontan Interesse an der Arbeit der Natur- und Vogelschutzgruppe findet, trifft sie im Sommer jeden Montag ab 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus an der Schloßstraße. nes
PRAUNHEIM. Die Praunheimer nennen ihn liebevoll "Berjermaaster", mit dem Stadtteil ist sein Name seit mehr als 30 Jahren eng verbunden: Rudi Gesell. Der dienstälteste Stadtbezirksvorsteher in Frankfurt feiert am Montag, 10. August, seinen 60. Geburtstag.
Rudi Gesell selbst hört den Ehrentitel "Berjermaaster" nicht gern. "Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, den Menschen im Stadtteil zu helfen, so gut es eben geht. Ganz gleich, ob es sich um kleine Problemchen oder große Sorgen handelt." Für die Stadtregierung, deren Ehrenbeamter er ist, war er ein unbequemer Mann - und ist es noch immer: Ob bei "den Roten" oder bei "den Schwarzen", immer setzt er sich für die Belange "seines Stadtteils fast penetrant" ein.
Fest verwurzelt ist der quirlige, jetzt im Ruhestand lebende Postbeamte und engagierte Sozialdemokrat - mehr als 25 Jahre war er Ortsvereinsvorsitzender - mit der örtlichen Vereinswelt. Er besucht fast jede Feier, sei es ein Sommer- oder Straßenfest, ein Jubiläum, ein Altennachmittag oder eine Jahreshauptversammlung. Er kommt aber nicht nur "zu Besuch", um die Grüße der Stadt Frankfurt zu überbringen. In vielen Vereinen und Organisationen ist er Mitglied, er arbeitet in verschiedenen Funktionen mit. Bei der örtlichen SPD, der Arbeiterwohlfahrt sowie als Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr ist der rüstige Rentner auch heute noch "unentbehrlich".
Trotz dieser vielen Aktivitäten hat er manchmal noch Zeit für seine Hobbies: Das Sammeln von Briefmarken, Fotografieren sowie die Geschichte von Praunheim und Frankfurt. Über die Stadtteil-Geschichte hat er schon viele Dia- Vorträge gehalten, die er regelmäßig mit lustigen Anekdötchen begleitet. Außerdem organisiert er leidenschaftlich gerne Busfahrten in die nähere Umgebung oder Wochenendfahrten zu ferneren Zielen. "Und die sind beliebt und immer sehr schnell ausverkauft", wie seine Freunde bestätigen.
Gefeiert wird der "runde Geburtstag" im großen Rahmen, am 10. August ab 14 Uhr im Gemeindezentrum der katholischen Christ-König-Gemeinde im Damaschkeanger 158. Eingeladen sind "alle, die kommen wollen". Seine Helferinnen und Helfer zumindest haben sich auf einen großen Andrang vorbereitet. Kaffee und selbstgebackener Kuchen, kühle Getränke und heiße Sachen vom Grill sowie eine deftige Gulaschsuppe werden gereicht. rw
HAGEN. Als das Folkwang-Museum in Hagen im Jahr 1902 eröffnet wurde, pries Emil Nolde das Haus als "Himmelszeichen im westlichen Deutschland". Zur Innenaustattung dieses ersten Museums zeitgenössischer Kunst in Europa hatte der junge Hagener Mäzen und Kunsthistoriker Karl Ernst Osthaus niemand Geringeren als den belgischen Jugenstil-Architekten Henry van de Velde gewinnen können. Die von ihm geschaffene Innenausstattung, die im Laufe der Jahrzehnte weitgehend zerstört worden ist, erstrahlt bald wieder neu.
Noch "Gerettetes" wie Teile des Treppengeländers werden in die alte Form gebracht. Flügeltüren, Holzbrüstungen und die noble Jugendstil-Ornamentik, die von Säulen und Durchgängen des heutigen Osthaus-Museums abgeschlagen worden war, sind wiederhergestellt.
Grundlage dieser Rettungsaktion waren Fotografien der Museumsräume in einer alten Kunstzeitschrift, die die Ideen des europaweit bedeutenden Jugendstil-Architekten dokumentierten, erklärte Museumsdirektor Michael Fehr am Mittwoch. Wenn vom 6. September bis 8. November die Kreationen des Belgiers als erste Station einer internationalen "Tournee" in Hagen präsentiert werden, sind die für rund zwei Millionen Mark renovierten Museumsräume gleichzeitig Hauptausstellungsstücke. dpa
PARIS (AFP). Die Erfolgprognosen der Euro Disney-Manager in Marne-la-Vallée östlich von Paris haben sich als allzu optimistisch erwiesen. Anstelle des vorausgesagten ausgeglichenen Resultats für das Geschäftsjahr 1991/92 ist nach Angaben der Betreiber ein noch nicht bezifferter Nettoverlust zu erwarten. Die durchschnittliche Besucherzahl seit der Eröffnung des Freizeit- und Vergnügungszentrums am 12. April lag mit 35 300 pro Tag zwar höher als die enttäuschenden 30 000 in den ersten sieben Wochen, doch wären nach Angaben von Experten 50 000 in der Hauptsaison nötig gewesen, um trotz der voraussichtlich schlaffen Herbst- und Wintermonate die angepeilten elf Millionen Besucher im ersten Betriebsjahr zu erreichen.
Eine Analyse des Geschäftsberichts zeigt, daß die Ausgaben pro Besucher den Erwartungen entsprechen, die Marktstrategen sich aber mit dem Interesse des französischen Publikums verkalkuliert haben. Sie hatten mit etwa gleichviel Franzosen und Ausländern gerechnet, doch macht der Anteil der Einheimischen bisher nicht einmal ein Drittel aus.
Euro Disney führt das zum großen Teil auf übertriebene Warnungen vor Verkehrsstaus auf den Zufahrten zurück. Eine Rolle dürfte in Wirklichkeit aber nicht zuletzt der hohe Eintrittspreis gespielt haben, der für die Herbst- und Wintersaison denn auch vom 1. Oktober an gesenkt werden soll.
Robert Fitzpatrick, der Direktor der ersten europäischen Filiale von Walt Disney, demonstriert trotz der nicht ganz den Hoffnungen entsprechenden Ergebnisse Zuversicht. Nach der immer schwierigen Anlaufphase werde der Karren 1993 wie gewünscht laufen, zumal bei den Besuchern eine Zufriedensheitsrate von neunzig Prozent ermittelt worden sei. Das Anfangsresultat in Marne-la-Vallée habe um dreißig Prozent über den Ziffern im erfolgreichen Disneyland in Tokio gelegen, das 1983 eröffnet wurde.
Weniger rosig sieht es für den 1989 nördlich von Paris eröffneten Asterix- Park aus. Er kämpft ums Überleben. Direktor Olivier de Bosredon hofft nach einer Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr auf ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis im kommenden Jahr, doch könnte sich die übermächtige Disney-Konkurrenz als fatal erweisen. Die Asterix-Manager wollen nun den Unterschied zu der importierten Traumwelt der Superlative in Marne-la-Vallée stärker herausstellen und setzen unter dem Motto "Zuckerwatte statt Popcorn" auf typisch europäische Tradition. Das Kalkül, daß Disney-Besucher sozusagen als Ergänzung auch den Asterix-Park besichtigen, könnte sich allerdings als Irrtum erweisen. Die durchschnittlichen Ausgaben von 1000 Franc (300 Mark) pro Familie in Marne-la-Vallée dürften bei vielen das Bedürfnis nach einem Ausflug in die Zauberwelten aus Gips und Plastik für längere Zeit stillen. Boisredon macht geltend, auch rund um das kalifornische Disneyland seien noch andere Vergnügungsanlagen mit je drei bis vier Millionen Besuchern pro Jahr entstanden. Französische Experten halten es aber für äußerst fraglich, ob die langsam gewachsene US-Freizeitkultur auf europäische Verhältnisse ohne weiteres übertragbar ist.
Daß an dieser Einschätzung etwas dran ist, zeigt in Frankreich eine ganze Serie von Pleiten. So mußten 1991 die in den achtziger Jahren als kassenfüllende Renner der Tourismusbranche geplanten Vergnügungsparks Mirapolis in Cergy- Pontoise bei Paris und Zygofolis in Nizza schließen. Und der hochverschuldete Parc Oceanic des Forschers Jacques-Yves Cousteau in Paris hat in der Hoffnung auf ein Übernahmeangebot soeben eine Galgenfrist bis zum 30. September erhalten.
Der Priesterrat des Bistums Limburg hat einen Hilfsfonds für die Länder Osteuropas ins Leben gerufen. Der Fonds soll von Geistlichen gespeist werden. Der Rat empfiehlt den Priestern, einen Teil ihres Gehalts zu spenden. Das Geld soll zunächst der Kirchenprovinz Mähren zugute kommen, zu der das Bistum partnerschaftliche Kontakte unterhält. "Frauen gehen ihren Weg"
Unter dem Motto "Frauen gehen ihren Weg" bietet der Internationale Bund für Sozialarbeit, Berufsbildungsstätte Offenbach, ab dem 17. bzw. 24. August für Frauen, die arbeitslos sind, einen Kurs zum beruflichen Wiedereinstig an. Der Kurs findet in Offenbach, Ludwigstraße 12, in der Zeit von 8 bis 12 Uhr statt und dauert sechs Wochen. Die Bildungsstätte hat die Telefonnummer 069/86000435. Sonderbriefmarke für Willi Richter? Eine Sonderbriefmarke soll anläßlich des 100. Geburtstages des Gewerkschafters Willi Richter die Bundespost herausgeben. Diesen Vorschlag machte der hessische DGB-Landesbezirksvorsitzende Karl-Heinz Jungmann. Für den DGB Hessen, den Willi Richter "maßgeblich nach 1945 im Sinne einer sozialen Neuordnung geprägt hat", ist dieses Jubiläum "ein hervorragender Anlaß, den am 1. Oktober 1894 in Frankfurt geborenen, langjährigen Bundesvorsitzenden des DGB über diesen Weg auch der jüngern Generation ins Gedächtnis zu rufen."
Olympiasieger werden - das ist wohl der Traum eines jeden Sportlers. Dabei war das früher gar nicht so schwer: Die Frankfurter haben es zu Anfang dieses Jahrhunderts gleich reihenweise geschafft. In so überaus beliebten Disziplinen wie Tauziehen oder Steinstoßen beispielsweise - da waren sie immer ganz vorne dabei. Und 5000 Fans jubelten ihnen zu. Nicht etwa, daß die Sportler und ihre treuen Anhänger die weite Reise nach Athen, Paris oder St. Louis angetreten hätten - weit gefehlt. Die Frankfurter hatten ihre Olympischen Spiele direkt vor der Haustür: im Palmengarten.
Dort nämlich wurden zwischen 1897 und 1912 die "Großen Internationalen Olympischen Spiele" ausgetragen. Inmitten einer Radrennbahn, die wenige Jahre zuvor im sogenannten "Neugarten" angelegt worden war. Da traf sich nun jedes Jahr am zweiten Augustwochenende alles, was Rang und Namen hatte: deutsche und internationale Sportler, und daneben die feine Gesellschaft, für die die Veranstaltung ein "Muß" war. Olympia in Frankfurt - das war damals große Mode.
Dabei waren die "Olympischen Spiele" im Palmengarten beileibe nicht die einzigen in Frankfurt. Die Heddernheimer hatten welche, die Niederräder und die Bockenheimer auch. Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, 1896 in Athen ausgetragen, hatten auch in Frankfurt einen Olympiaboom ausgelöst. Geschäftstüchtige Sportveranstalter hofften, mit dem großen Titel möglichst viele Zuschauer anzulocken. Die Olympiainflation fand erst 1914 ein Ende - der Deutsche Reichsausschuß für Leibesübungen wollte den Begriff für die für 1916 nach Berlin vergebenen "richtigen" Olympischen Spiele schützen. Aber dazu kam es nicht mehr, denn der Erste Weltkrieg machte diesem Traum ein Ende. In den Jahren davor erfreuten sich die Frankfurter jedoch an "ihrem" Olympia. Die Veranstaltung im Palmengarten war immerhin die bekannteste und wichtigste in Deutschland. Und die Sportanlage mit ihren mehr als 5000 Zuschauerplätzen damals die größte im Land. Nach den Olympischen Spielen 1908 und 1912 gelang es sogar, englische und amerikanische Olympiasieger zum Wettstreit an den Main zu holen - wobei viel darüber gemunkelt wurde, was den Athleten über die Spesen hinaus bezahlt worden sei.
Und so kämpften sie denn im Oval der Radrennbahn um Wanderpreise, Ehrenpreise und "eine grosse Anzahl kunstvoller Diplome", wie die Ausschreibung von 1905 lockt. Steinstoßen und Weitsprung, Hochsprung ohne Brett, Stemmen ("beidarmig auf Dauer, 75 kg") und Tauziehen ("6 Mann von mehr als 450 kg Körpergewicht"). In halblange schwarze Hosen gekleidet, dazu Kniestrümpfe oder Socken, auf den weißen Achselhemden statt Werbeemblemen höchstens das Vereinswappen aufgenäht. Für zwei Mark Meldegebühr war man dabei, plus 30 Pfennig für die Deutsche Sportbehörde für Athletik. Die Frankfurter Zeitungen begleiteten die Wettkämpfe mit großem Interesse. Die Sieger wurden der Leserschaft sogar auf Zeichnungen vorgestellt.
Zwar waren die Spiele im Palmengarten hauptsächlich Leichtathletikwettkämpfe und wurden deshalb auch vom neugegründeten Frankfurter Verband für Turnsport organisiert. Renner bei den Zuschauern waren jedoch die "spektakulären" Sportarten wie Gewichtstemmen und Tauziehen. Letzteres war sowieso eine Frankfurter Domäne, denn mit dem berühmten Athleten Willy Dörr hatten die Frankfurter 1906 bei den Zwischenspielen in Athen in dieser Disziplin eine Goldmedaille errungen. Dörr, damals einer der besten internationalen Diskuswerfer, wurde bei seinen Auftritten in Frankfurt stürmisch gefeiert und war über Jahre hinweg eines der "Zugpferde" der Veranstaltung. In den letzten Jahren seines Bestehens mußte aber auch die Frankfurter Olympiade gegen den Zuschauerschwund kämpfen: Die Leichtathleten verdrängten mehr und mehr die anderen Sportarten, blieben schließlich sogar einmal ganz unter sich. 1912 war endgültig Schluß im Palmengarten. esi
Kein Zeuge der Anklage oder Verteidigung, sondern des Zweifels
Es ist ein gemütliches Idiom, dieses "Prager Deutsch geschnitten mit ein paar Helvetismen". So nennt Richard Glazar seine teils schrulligen, zugleich anheimelnden Wortschöpfungen und Satzgebäude. Bei Karlsbader Oblaten und Kaffee kommt in der Baseler Vorstadtwohnung des 72jährigen Wirtschaftsingenieurs geschwind Lust auf, über Schwejk, Musil und Kafka zu plaudern - oder über Prag und den ins Poetenleben zu- Von Hans-Helmut Kohl (Basel) rückgetauchten Dichterpräsidenten Havel, über dieses Jahrhundert in Europa und das Leben in seiner zufälligen Gefährlichkeit.
Doch das Gespräch kehrt ein ums andere Mal zum Anlaß zurück und kreist dann um "Die Falle mit dem grünen Zaun". Diesen mysteriösen Namen gab Glazar seinem Buch, das im Herbst im Frankfurter Fischer Taschenbuchverlag erscheinen wird. Das den Inhalt derart gnädig verschleiernde Titel- Bild steht für Treblinka, das 400 auf 600 Meter messende Vernichtungslager der Nazis in Ostpolen, in dem zwischen 1942 und 1943 mehr als 850 000 Juden vergast wurden.
Glazar, in Prag geborener Sohn eines k.u.k.-Offiziers, "assimilierter mitteleuropäischer Jude", hat Treblinka überlebt - wie viereinhalb Dutzend andere, die bei einem Aufstand im Sommer 1943 fliehen konnten. Heute, im Sommer 1992, fragt Glazar, vielleicht der letzte in Europa lebende Zeitzeuge des Grauens in dem Todeslager: "Welcher Geist wäre losgelassen, wenn Iwan Demjanjuk wegen Treblinka verurteilt und sogar hingerichtet wäre und seine Verteidiger würden im nachhinein Beweise präsentieren, er sei ,nur' in Sobibor gewesen?"
Sie sind fast gleichaltrig, Richard Glazar und Iwan (John) Demjanjuk, der am 18. April 1988 nach 106 Verhandlungstagen als "Iwan der Schreckliche von Treblinka" vom Jerusalemer Bezirksgericht zum Tode durch den Strang verurteilt wurde und über dessen Berufung in diesen Tagen der Oberste Gerichtshof Israels entscheiden muß. Der Prager Jude Glazar und der Exil-Ukrainer Demjanjuk, dem vor sechs Jahren die nach dem Krieg erschwindelte US-Staatsbürgerschaft aberkannt, der dann nach Israel ausgeliefert wurde - zwei Biographien, wie sie so nur dieses Jahrhundert mit seinen vielmaligen Rückgriffen ins Mittelalter schreiben kann.
Zwei Männer, die einander (vielleicht) begegneten - der eine (womöglich) ein Täter, der andere letztendlich deshalb kein Opfer, weil er von Zufall und Notwendigkeit überzeugt ist und sogar einen Ort der Finsternis wie Treblinka als Ameisenhaufen betrachtet, den auszurotten keine Macht der Welt schafft. Unter den Körpern der Millionen toten Insekten, so beschreibt es Glazar mit einem leisen Lächeln auf den Lippen, überleben einige wenige ganz sicher: "Dieses ist die mathematische Notwendigkeit, aber daß eine dieser Ameisen Richard Glazar heißt, das ist der Zufall!"
Der schlaksige Mann mit dem Kinn- und Schnurrbart, den feingliedrigen Händen und den vollen, dunklen Haaren las kürzlich in der Frankfurter Rundschau von wachsenden Zweifeln an der Identität Demjanjuks mit "Iwan, Wasser!". Dieser Mann mit dem merkwürdigen Namen, so hörten es die Todgeweihten im Lager, warf auf diesen von SS-Männern herausgerufenen Befehl die erbeuteten russischen Panzerdiesel in Treblinka an, die losbrüllten und sodann ihre tödlichen Abgasschwaden in die als "Duschen" getarnten Gaskammern spuckten.
Zweifel daran, ob Demjanjuk jener "Iwan, Wasser" war, begleiteten schon das langjährige Auslieferungs- und Gerichtsverfahren; sie haben sich in der Berufungsverhandlung verfestigt. Sogar die Anklage will nun - angesichts neuer Dokumentenfunde - Demjanjuk anscheinend weniger wegen Treblinka, sondern für seine allgemeine Funktion als wichtiges "Rad" in der Tötungsmaschinerie der Nazis bestraft wissen.
Gab es "Iwan den Schrecklichen", einen Begriff, den zuerst US-Medien prägten und der im Lager nicht bekannt war, womöglich sogar zweimal? War nicht Iwan Demjanjuk, sondern ein Iwan Marchenko, dessen Spur sowohl im Koblenzer Bundesarchiv als auch in den Aussagen verurteilter ehemaliger ukrainischer KZ-Wächter-"Kollegen" auftaucht, der Mann, dessen Greueltaten die Zuschauer des Jerusalemer Prozesses in Tränen ausbrechen ließen, als fünf Überlebende sie bezeugten? Richard Glazar wandte sich, als er von den Zweifeln an Demjanjuks Verantwortung hörte, an die FR. Er steht nicht als Zeuge der Anklage und nicht als Zeuge der Verteidigung bereit. Aber er ist ein Zeuge des Zweifels.
Dabei äußert er sich nicht zu der vor Gericht heftig diskutierten Frage, ob der denkwürdige Dienstausweis mit der Nummer 1393 echt ist, demzufolge Demjanjuk im SS-Ausbildungslager Trawniki sein mörderisches Handwerk lernte, um anschließend nach Sobibor abkommandiert zu werden. Der Ausweis wird von den einen als gewichtigster Beleg für Demjanjuks Schuld gewürdigt, von anderen als Fälschung des KGB bezeichnet. Sie wäre demnach, so die kühne Kombination, mitten im Kalten Krieg vom einstigen Sowjetgeheimdienst unter Mithilfe von US-Behörden (aus ihren Archiven sollen die Fotofalsifikate stammen) angefertigt worden, um einem ehrenwerten Mitglied der stramm antikommunistischen exilukrainischen Gemeinde in den USA am Zeug zu flicken.
Nein, der nach dem gewaltsamen Ende des Prager Frühlings samt Familie in die Schweiz geflohene Glazar ("Diesmal war es eine noble Flucht - mit Paß und so weiter") läßt sich nicht von den streckenweise obskuren Unterstützern der Demjanjuk-Verteidigung vereinnahmen. Denen lag über Jahre hinweg weniger der Fall des ehemaligen Ford-Autoarbeiters Demjanjuk als vielmehr ihre mehr oder minder persönliche Abrechnung mit der Sowjetunion und/oder dem Staat Israel am Herzen.
Auf der Anklageseite wiederum wurde und wird der Kasus offenkundig als die nach dem Eichmann-Prozeß zweite und unwiderruflich letzte Gelegenheit angesehen, nachgeborenen Generationen im Lande Israel und zugleich der Weltöffentlichkeit die Erinnerung an den Holocaust unauslöschlich in das Bewußtsein einzubrennen. Und dies, obwohl kritische Stimmen schon vor Prozeßbeginn vor eben diesem Ansatz warnten.
Richard Glazar beruft sich bei seinen Zweifeln an Demjanjuks Rolle in Treblinka auf seine 350 Seiten umfassenden Aufzeichnungen, die er unmittelbar nach der geglückten Flucht und dem Überleben in Deutschland nach dem Krieg anfertigte - ein Überleben, das wie eine völlig verrückte Schwejkiade anmutet. Mehr als 40 Jahre schlummerte das tschechische Manuskript in seiner Schublade. Zuerst, erinnert er sich, war es in der Zeit der "Stalinschen Finsternis" politisch nicht opportun, die "ukrainischen Freunde" dieser Greuel zu beschuldigen; dann rollten "1968 die Panzer auch über diesen Text", der während des Prager Frühlings gerade "gesellschaftsfähig" geworden war.
"Iwan der Schreckliche" als Beschreibung eines bestimmten Menschen, das weiß Glazar, "kam im Lager nicht vor" - die "sehr jungen, vor Gesundheit und Grobheit strotzenden ukrainischen Wachmänner waren mit der einzigen Ausnahme des Oberwachmannes Rogoza fast namenlos". Richard Glazar zählte in Treblinka zum "Kommando Tarnung" und damit zu einer Gruppe von Gefangenen, die den Stacheldraht um das Lager mit Tannenreisern zu kaschieren hatte (daher der "grüne Zaun" im Buchtitel) und deshalb "am meisten herumkam". Als Überbringer von Nachrichten, als die Gefangenen mit der größten Mobilität "kannten wir alle Teile des Lagers", erzählt er.
Gestützt auf sein Manuskript, konnte Glazar zu Beginn der sechziger Jahre, als in Düsseldorf die Prozesse gegen den Treblinka-Kommandanten Stangl und seine SS-Mittäter Miete und Franz geführt wurden, "sämtliche Mitglieder des SS-Sonderkommandos identifizieren". Als ihm zwanzig Jahre später vom US-Justizdepartment Lichtbilder Demjanjuks gezeigt wurden, war ihm dies unmöglich: "Der sagte mir was, aber erkannt habe ich ihn nicht." Auch wurde ihm dabei kein Name genannt, sondern lediglich erklärt, man ermittle gegen "Leute, von denen man annahm, sie hätten sich die US- Staatsbürgerschaft erschlichen".
Für Richard Glazar, dem es dank seiner präzisen Erinnerungen leichtfällt, die ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Ereignisse lebendig werden zu lassen, ergibt sich aus seiner Beschäftigung mit dem Fall Demjanjuk und dessen im Laufe der Jahre vielfältig variierten Alibis eine "persönliche Schlußfolgerung". Sie ist auch geprägt von seinen "Gesprächen mit dem Tod, den man ja besser kennt als viele andere und der trotz seiner Einmaligkeit unzählige Antlitze hat". Für ihn also war "der Mann namens Demjanjuk Bestandteil der nazideutschen Mordmaschinerie im damaligen Ostpolen".
Dieser Mann sage nur "die bessere Hälfte der Wahrheit, in welche er sich vermutlich voll hineingesteigert hat - daß er in Treblinka nicht gemordet hat". Dafür aber "verschweigt er die zweite Hälfte der Wahrheit, daß er in Sobibor gemordet hat" - Sätze, gemeißelt, voller Wucht, auch in ihrer Konsequenz: "Das ist sein tragisches Dilemma und zugleich die Krux des Gerichts über ihn." Richard Glazar, der Überlebende, zögert nicht mit seinem Verdikt: "Wenn sie ihn auf dieser Basis in Israel hinrichten, dann ist es ein Justizmord; denn die Beweise müssen unwiderlegbar erbracht werden, wo und wie er gemordet hat - sonst kann man ihn nicht in einem Rechtsstaat verurteilen."
Wer immer sich mit dem Fall des Iwan Demjanjuk beschäftigt, stößt irgendwann auf diesen Punkt. Am 14. August wird im amerikanischen Cleveland ein Gericht darüber befinden, ob die Mitte der achtziger Jahre vollzogene Aberkennung der US-Staatsbürgerschaft für Demjanjuk auf der Grundlage korrekter Beweise erfolgte oder ob dies das Ergebnis heimtükkischer Geheimdienstfälschungen war. Danach müssen Israels oberste Richter entscheiden, ob der Mann hängen muß - oder ob die Zweifel siegen; Zweifel, wie sie auch Richard Glazar hegt.
Seit dem Ende des real existierenden Sozialismus haben die neoliberalen Ideologen Oberwasser (FR vom 24. 7. 1992 "Vor ,Eskalation der Ansprüche' gewarnt"). Obwohl die monetaristische Wirtschaftspolitik in Großbritannien und in den USA zur Verarmung ganzer Bevölkerungsteile führte und letztendlich nicht einmal ökonomisch erfolgreich war, haben simple marktradikale Rezepte á la Thatcher weiterhin Hochkonjunktur.
Dem arglosen Zeitgenossen wird suggeriert, es sei die vordringlichste Aufgabe des Staats, die Rahmenbedingungen für Unternehmer zu verbessern.
Auch das jüngste Gutachten führender Ökonomen beim Bundeswirtschaftsministerium entwirft ein herrliches Zukunftsgemälde im Geist des Monetarismus. Zuerst gelte es, die unerträglichen Ansprüche der ArbeitnehmerInnen abzuwehren, die sich nicht zu einer verantwortungsvollen Tarifpolitik im Sinne des Kapitals bequemen wollen. Vor allem die ostdeutschen ArbeitnehmerInnen müßten in ihre Schranken gewiesen werden. Forderungen wie "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" zeugten von unverantwortlichem Egalitarismus und gefährdeten die Wettbewerbsposition unserer Wirtschaft.
Auch der Staat bleibe aufgefordert, seinen Beitrag zur Stabilität zu leisten. Unnötige Sozialausgaben seien tunlichst zu vermeiden, bewirkten sie doch nur eine weitere "Eskalation der Ansprüche". Zudem müßten auch die nötigen Mittel aufgebracht werden, um die Investitionsbereitschaft der Unternehmer zu stimulieren.
Obwohl die staatstragende Unternehmerschaft in den achtziger Jahren Rekordgewinne verbuchen konnte und laut Angaben der Bundesbank bis Ende 1991 670 Mrd. Mark flüssige Mittel angehäuft hatte, hält sich die Investitionsfreude der Unternehmer in Grenzen. Diese warten einstweilen auf weitere Steuergeschenke vom Staat. Ihre Propagandisten, die sogenannten führenden Ökonomen, reden einer weiteren Umverteilung von unten nach oben das Wort.
Wirklich bedauerlich, daß sich die Wissenschaft so sehr in den Dienst der herrschenden Klasse statt eine emanzipatorische Funktion wahrzunehmen und die wirklichen Hintergründe des kapitalistischen Weltsystems zu beleuchten.
Christine Eiber, Esslingen
Obdachlosigkeit ist mittlerweile schon ein so weit verbreitetes Phänomen, daß man sie, zumindest in den Ballungsräumen, für normal hält (FR vom 13. 7. 1992 "Obdachlose sind Menschen"). Dabei halte ich sie schlicht für einen Skandal in einer Nation deren Bürger "beständig wohlhabender" werden, wie uns Zeitungsschlagzeilen glaubhaft machen. Es soll mittlerweile auch Lokalpolitiker geben, die hinter vorgehaltener Hand oder offen meinen, daß Obdachlosigkeit "meist selbstverschuldet" sei.
Dabei ist Obdachlosigkeit ein Signal, was jedem geschehen kann - unverschuldet - seine Arbeit und sein Einkommen verlieren. Kommt dann einer des Weges der in der noch bezahlbaren Wohnung ein interessantes Anlageobjekt erkennt, so ist der Verlust der Heimstatt programmiert. Nicht heute, nicht morgen, aber kein Richter hält ihn mehr auf, schon gar nicht natürlich die Damen Schwätzer und Roth.
Nirgendwo als bei der Wohnungswirtschaft wird dramatischer deutlich, daß die "soziale Marktwirtschaft" ein Auslaufmodell ist. Gewolltermaßen. Hat man ja in den Anfängen der FDP-CDU-Koalition die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen noch mit Steuerbegünstigungen und auf andere Weise gefördert. Mit dem Ziel übrigens (mittelfristig) die Mieten anzuheben und damit den Neubau von Wohnungen attraktiver zu machen.
Die Umwandler haben mit dem Umbau und dem Wiederverkauf ehemals bezahlbarer Mietwohnungen satte Gewinne gemacht, neugebaut haben sie in den seltensten Fällen. Das muß endlich aufhören. Wer an Wohnungen verdienen will, soll bitte neue Einheiten errichten und die dabei anfallenden Kosten voll tragen.
Weder aber mit privatem Neubau noch mit den vermehrten Anstrengungen öffentlicher Träger wird man das beträchtliche Defizit abtragen können. Zumal allgemein hohe Kapitalkosten, hohe Grundstücksbeschaffungskosten und natürlich erhebliche Lohnkosten das Neubauen teuer machen und der enger werdende Extrarahmen der "öffentlichen Hände" großangelegte Projekte unmöglich macht.
Zur Wohnraumbeschaffung müssen neue kapitalsparende Modelle her. Zum Beispiel Wohnbauvereine oder -genossenschaften aus Wohnungsinteressenten mit sozialem Ansatz, die mit öffentlichen Mitteln gefördert, Wohnraum schaffen. Wobei die Kosten durch Selbsthilfe reduziert und zeitlich über eine längere Periode gestreckt werden (langsamer Ausbau) soweit das möglich ist, vor allen Dingen um die kritischen Kapitalbeschaffungskosten (mehr als 60 Prozent der realen Kosten bei Neubauten) zu drücken.
Das sollte am Besten nicht Neubau sein, sondern der geeignete Aus- und Umbau bestehender massiver alter Gebäude, die - zeitlich gestreckt - für ein standardangepaßtes (bescheidenes) Wohnen adaptiert werden. Es muß ja nicht jeder Wasserhahn neu sein, nicht jede Türklinke vergoldet und die DIN-Normen müssen auch nicht als Sanktum angebetet werden.
Es sei denn, wir sind eher bereit uns mit der Unerträglichkeit "Obdachlosigkeit" abzufinden, als gewisse Abstriche hinzunehmen oder zuzulassen.
Einfallsreiche initiative Gruppen sind gesucht, die mutig neue Wege gehen. Aber auch Politiker auf allen Ebenen, die ihnen helfen.
Werner Schmidt, Wiesbaden
STEINBACH. Die Südumgehung ist der einzige Tagesordnungspunkt auf dem Treffen des Bauausschusses am Dienstag, 4. August, 18.30 Uhr, im Clubraum I des Bürgerhauses.
Die Mitglieder wollen aus der Vorlage des Magistrats und den Ergänzungsanträgen von SPD und CDU aus der letzten Stadtverordnetensitzung eine gemeinsame Stellungnahme zu den erstmals offengelegten Plänen der Umgehungsstraße erarbeiten. w
BAD SODEN. Seit Wochen liefern sich Gegner und Befürworter des geplanten Multiplex-Kinos im Main-Taunus-Zentrum heiße Diskussionen über Sinn oder Unsinn dieses Projektes. Die Bürger wollen den Komfort mit Riesenleinwänden und Plüschsesseln, sind die Betreiber überzeugt. Die Bürger möchten ihr Kino vor Ort auf jeden Fall erhalten sehen, glauben die Gegner des 3800-Plätze-Hauses. Doch so richtig gefragt hatte die Leute eigentlich noch niemand. Jetzt taten das die Jungen Liberalen.
Auf einem 14 Fragen umfassenden Papier ließ der FDP-Nachwuchs 100 Männer und Frauen auf dem Sodener Marktplatz und vor dem Kurtheater-Kino schriftlich ihre Meinung fixieren. Eine Befragung im MTZ scheiterte an der Ablehnung der Verwaltungsgesellschaft des Einkaufszentrums. Man habe selbst ein Marktforschungsinstitut mit einer Fragebogenaktion beauftragt, wurde den "Julis" mitgeteilt. Während die Nachwuchsorganisationen von CDU und SPD das Kinoprojekt im MTZ schon ablehnten, ist der Vorstand der Jungen Liberalen in Befürworter und Gegner gespalten. Und genauso gespalten sind die Leute, sagt Juli- Vorsitzende Julia Kappel. Eine deutliche Aussage gab es dennoch: 76 Prozent der Befragten hielten es für einen Verlust, wenn infolge des Multiplex in unmittelbarer Nähe liegende Kinos schließen müßten. 64 Prozent erwarten von einem Multiplex-Kino keine Steigerung der Freizeitqualität, 13 Prozent gaben sich als generelle Gegner, fünf Prozent als grundsätzliche Befürworter zu erkennen, darunter gerade "sehr junge Leute".
Genau die Hälfte der Befragten befürchtet, daß es aufgrund des neuen Kino-Centers zu einem "Verkehrschaos" kommen werde. 38 Prozent rechnen als Bewohner umliegender Orte mit mehr Verkehrsbelastung, 59 Prozent glauben, davon nicht betroffen zu sein.
Zu den erklärten Gegnern des Kinozentrums im MTZ gehört inzwischen auch die Freie Wählergemeinschaft Bad Soden. Die Gründe, die sie dafür nennt, sind nicht neu: eine zu befürchtende Verkehrsbelastung sowie der drohende Tod eines "Stückchens kulturellen Lebens", wenn die kleinen Kinos im Maintaunus pleite gehen.
Verkehrsprobleme sind nach Ansicht der FWG nicht nur rund ums MTZ zu erwarten. An der Königsteiner Straße liege das Sulzbacher Gewerbegebiet, ein weiteres in Bad Soden sei im Entstehen: Beide verschlimmerten die Belastungen noch, zumal es keine "akzeptable Lösung" gebe, wie dieser Verkehr gelenkt werden kann. Kommt das Multiplex, prognostiziert die FWG nicht nur in der Woche mehr Autos, sondern auch an Wochenenden: Dann werde sogar mehr los sein als zur werktäglichen Berufsverkehrszeit.
Sogar aus Königstein (Hochtaunus) melden sich inzwischen Gegner des Multiplex zu Wort. Die "Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein", zweitgrößte Fraktion im Stadtparlament, befürchtet durch das Kino und zusätzliche Gewerbegebiete ebenfalls mehr Verkehr. "Heute sollte nicht jede Gemeinde in klassischer Kirchturmspolitik jeweils ihre eigenen Gewerbegebiete ausweisen dürfen, ohne die Belange der Nachbarorte miteinzubeziehen", fordert die ALK. she/dis
HANAU. Die Mitglieder des Tanzsportclubs Schwarz-Gold Hanau treffen sich ab Montag, 10. August, wieder zu den regelmäßigen Trainingsstunden montags und dienstags in der Großauheimer Rochushalle.
Neue Tanzinteressierte sind willkommen, telefonische Informationen sind unter der Nummer 06184/51154 oder 06181/65582 erhältlich.
FRANKFURT-NORD. "Sie müssen nicht schön und begabt sein, um bei uns mitzumachen. Hauptsache, sie können laufen und reden." Mit so bescheidenem Anspruch wirbt Theaterdirektor Johnson Ardell Akteure für seine nächste Produktion. Der 40jährige Amerikaner ist Chef einer ganz besonderen Spielstätte.
Die Laienbühne, die er in Frankfurt leitet, heißt "Candlelight" und ist ein "Dinner Theatre". Diese Form des Theaters hat in den Vereinigten Staaten Tradition: Das Publikum nimmt an kleinen gedeckten Tischen Platz und stärkt sich vor dem Kulturgenuß mit einem dreigängigen Menü. Salat und Hauptspeise vorweg, danach Kaffee zum Wachwerden. Das Dessert versüßt die der Pause; Alkholisches gibts an der Bar - nicht teuer, aber nur gegen Dollars.
Wer nun aber glaubt, die Bühnenaktion komme über Völlerei und Tischgespächen zu kurz, der irrt. Die jüngste Produktion der Bühne beweist das Gegenteil: Neil Simons berühmtestes Stück "Sunshine Boys".
Zwei alte Komödianten, seit Jahren verkracht, sollen noch einmal gemeinsam ihren Erfolgssketch aufführen. Die schrulligen Käuze können ihren Streit nicht begraben, obwohl sie beide einsam sind und sich zu Tode langweilen. Eisiges Schweigen, Verlegenheit und giftigen Bemerkungen - so sieht ihre Wiederbegnung aus. Wann bricht das Eis? Von dieser Spannung und seinen witzigen Dialogen lebt das Stück. Das Ensemble zeigt unter der Regie von Paul Bourne, einem Theaterprofi, mehr als unterhalterhaltsamen Boulevard. Ein bißchen wird auch immer die Tragödie hinter der Komödie sichtbar. Willie Clarke , einer der Ex-Komiker gibt gleich zu Beginn Auskunft über sein Befinden. "I'm happy. I just look miserable".
Johnson Ardells "Candlight Dinner Theatre" tourte zwei Jahre lang durch Amerikanische Clubs in Deutschland. Inzwischen hat seine Bühne im Terrace Club der Frankfurter Abrams Kaserne an der Hansaallee eine feste Spielstätte gefunden.
Er selbst ist in Chicago geboren, versuchte sich schon früh als Schauspieler und kümmert sich inzwischen vorwiegend um die wirtschalftlich-organisatorische Seite des Theaters. Seit 1979 ist Ardell in Deutschland und leitet seit 1986 das von der Army finanzierte Dinner Theatre, das es als Institution auch schon vor Ardells Zeit in Frankfurt gab.
Die Stücke bleiben in der Regel nicht länger als drei Wochen auf dem Spielplan und werden in dieser Zeit jeweils am Wochenende gespielt. Im September wird "Crimes of the Heart" gegeben. Wer Interesse hat und Englisch versteht, kann für 19,95 Dollar oder umgerechnet etwa 40 Mark Karten vorbestellen im "Frankfurt Entertainment Box Office", Hansaallee 150 unter Tel. 3 20 58 35 oder Tel. 1 51 58 35. Öffnungszeiten sind an jedem Wochentag von 15 bis 18.30 Uhr und mittwochs von 15 bis 19.30 Uhr. orf
NAUHEIM. Seit gut zwei Wochen gibt's am Hegbachsee ein neues öffentliches Kleinschwimmbad mit zwei Becken.
Das eine mißt sechs auf zehn Meter und ist bei 60 Zentimeter Wassertiefe für die etwas älteren Kinder gedacht; das andere, ein Planschbecken mit zwanzig Zentimeter Tiefe, ist für die ganz Kleinen gedacht.
Nauheims Stadtverordnete hatten im vergangenen Jahr den 360 000 Mark teuren Neubau beschlossen, weil das alte Schwimmbecken veraltet war und vor allem den hygienischen Anforderungen nicht mehr genügte.
Von der Detailplanung im Januar verging nur ein halbes Jahr, bis das Freizeitprojekt eingeweiht werden konnte.
Für Bürgermeister Rudolf Zaich ist "das schon eine Leistung besonderer Art".
Das alte Becken stammte aus dem Anfang der sechziger Jahre, galt als Ergänzung für das Schwimmen im Hegbachsee - worin das Baden seit 1980 wegen Salmonellengefahr verboten ist. Das Schwimmbad freilich blieb, und auch die neue, zudem größere Anlage steht der Öffentlichkeit weiterhin kostenfrei zur Verfügung.
Die DLRG beaufsichtigt das Treiben im kühlen Naß bei heißem Wetter und Sonnenschein täglich von 13 bis etwa 18 Uhr. lis
PRIVATSPIEL: Spvgg. Hattstein - Panathinaikos Athen (18.30 Uhr, in Schmitten-Arnoldshain).Den Mofa-Kursen an der IGS droht das Aus
KELSTERBACH. In der seit 20 Jahren bestehenden Integrierten Gesamtschule (IGS) wird es in diesem Schuljahr erstmals eine hunderprozentige Erteilung des Pflichtunterrichtes, einschließlich einer dritten Stunde Sport bis zur Klasse acht, geben. Das sagte Schulleiter Alfred Harnischfeger beim Besuch des hessischen Kultusminister Hartmut Holzapfel. Auch das Wahlpflichtprogramm sei aufgrund der Lehrer-Stellenzuweisungen durch das Land Hessen zu hundert Prozent gesichert.
Harnischfeger sagte, neben Englisch, Französisch und Latein würden zehn weitere Sprachen angeboten - Muttersprachen vieler Schüler und Schülerinnen. Von den 685 Pennälern an der IGS hätten fünfzig Prozent einen ausländischen Paß, auch wenn sie meist in Deutschland geboren seien. "Daß 16 Nationen hier friedlich unter einem Dach zusammenleben, macht uns stolz."
Daß vorbildliche Schulleben führte Harnischfeger auf die optimale Ausstattung durch den Schulträger, die Stadt Kelsterbach, zurück. Doch liege es auch "am besonderen Profil" der Schule, die den Jugendlichen ein Höchstmaß an Eigenverantwortung gebe. Das sprichtwörtliche "Begreifen", das Theorie und Praxis verbindet, stehe im Vordergrund.
Harnischfeger verwies auf Erfolge: 37 Prozent der Schüler des letzten Abschlußjahrgangs der Klasse zehn könnten jetzt die Oberstufe besuchen. Üblich seien 20 bis 25 Prozent. Von den ISG-Schülern, die meist zur Oberstufe nach Rüsselsheim wechselten, würden 95 Prozent ihr Abitur machen, ohne auch nur einmal sitzengeblieben zu sein.
Anliegen der IGS sei, daß sich die Schule nach außen öffnet. Das gelte auch bei der jetzt angebotenen Ganztagsbetreuung. Zusammen mit drei Vereinen Paddler-Gilde, Tennisclub und DLRG werde ein Freizeitangebot erstellt. Die Ganztagsschule könne relativ problemlos eingeführt werden, weil "wir an diesem Konzept seit fünf Jahren arbeiten und jetzt den Erfolg ernten".
Doch die IGS hat auch Sorgen. Den seit 1985 angebotenen Mofa-Kursen, die mit dem Erwerb des Führerscheins enden, droht das Aus. Nach Aussage von Lehrer Klaus Baumeister dürfen die Kurse nicht mehr durchgeführt werden, weil Verkehrsexperten in den Ministerien meinten, damit werde unnötig motorisiertes Fahren gefördert.
Baumeister: "Jugendliche fahren so oder so auf Kleinkrafträder ab - dann ist es besser, wenn sie sich unter Anleitung konstruktiv damit auseinandersetzen."
Seit es die Kurse gebe, habe es in Kelsterbach keinen Unfall gegeben, an dem ein mofafahrender IGS-Schüler beteiligt war. Baumeister appellierte deshalb an Kultusminister Holzapfel und SPD-Landtagsabgeordneten Jürgen May, sich für eine Ausnahmeregelung für die IGS-Kurse stark zu machen. lis
Die Athena des Myron, das Glanzstück der Antiken-Sammlung des Liebieghauses, für die eigens ein kleiner Kuppelbau zum Erweiterungsbau konstruiert worden war, steht derzeit wieder fremd und fast verlegen unter einer Reihe von kleinen bunt-barokken Heiligenfiguren. Sie befindet sich auf Abwegen, ist ausgelagert; das mußte sein, weil die gesamte griechische Sammlung des Hauses wieder einmal im Umbruch ist.
Im großen Saal des Neubaus haben sich vor Monaten schon Risse im Fußboden gezeigt: Die Firma, die den Terrazzo-Fußboden gelegt hat, hat offenbar fehlerhaft gearbeitet und den Kunststeinboden so verlegt, daß sich zwischen der Terrazzo-Masse und dem Untergrund noch Hohlräume waren, die zuletzt dem Druck der Steinplastiken nicht standhielten: Die Terrazzodecke begann zu reißen.
Als daraufhin die Firma kurzerhand Löcher in den Fußboden bohrte und die Hohlräume mit einer Kunstharzmasse verfüllte, drückte sich das breitflächig verteilte Kunstharz nach oben durch und sorgte für häßliche Flecken in dem sonst makellosen rotbraunen Stein.
Die Fußboden-Verleger nahmen's auf die leichte Schulter und meinten, die ganze Sache ließe sich mit einem Preisnachlaß aus der Welt schaffen. Nicht so Herbert Beck, der Direktor des Hauses, und sein Mitarbeiter Peter C. Bol, der die Antikenabteilung betreut. Beide sind der Meinung, daß der Fußboden neu gelegt werden müsse. Denn die Flecken seien so schlimm, daß sie das Gesamtbild des Ausstellungsraumes stark beeinträchtigten. Eine Affäre immerhin von einigen hunderttausend Mark.
Wie von Peter Bol zu erfahren war, ist bereits ein Gerichtsverfahren eingeleitet und ein Gutachter beauftragt worden, über die Schwere der Schäden beziehungsweise über die Zumutung, daß das Museum damit leben sollte, zu entscheiden.
Bis die Antikenabteilung des Museums dann erneut eingerichtet werden wird, können also noch viele Monate ins Land gehen. wp
"1992 ist ein gutes Erntejahr", erklärt Nikolaus Schackmann vom Landesamt für Ernährung und Landwirtschaft in Usingen. Wie im Vorjahr wird bei Gerste und Weizen, den häufigsten Getreidearten, mit 75 Doppelzentnern pro Hektar gerechnet.
Zwar haben die Felder unter der Trockenheit im Mai gelitten, wie die Raiffeisen-Hauptgenossenschaft Frankfurt einschränkt. Doch habe das nur bei schlechten Böden Folgen gehabt. "Frankfurt hat mit Lößlehm den besten Boden", meint Schackmann. "Wenig Lehm, wenig Sand."
Roggen, Gerste und Raps sind bereits geerntet worden, zur Zeit werden Hafer und Weizenfelder gemäht. "Lediglich die Braugerste ist noch nicht ganz reif", sagt Peter Voß- Fels vom Hessischen Bauernverband. Frühkartoffeln werden bereits seit vier Wochen ausgebuddelt, die Spätkartoffeln werden bis Oktober geerntet sein, "je nach Witterung" (Schackmann). Die Zuckerrüben brauchen länger: Erst im September beginnt die Ernte und zieht sich bis zum Dezember hin.
Hauptfrucht in Frankfurt ist der Weizen - er erzielt die höchsten Preise. Von den 4130 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche nimmt Weizen allein 1500 Hektar in Beschlag. Gerste folgt mit 527 Hektar Anbaufläche. Dicht dahinter folgt die Zuckerrübe mit 515 Hektar. Kartoffeln spielen mit 48 Hektar Fläche dagegen keine so große Rolle.
Die Preise fallen weiter. "Die Großhandels-Abgabepreise werden bei 33,50 Mark pro Doppelzentner Weizen liegen; Gerste liegt um zwei Mark niedriger", rechnet Raiffeisen-Mitarbeiterin Inge Urban-Meier vor. Allerdings können Feuchtigkeit und niedriger Eiweißgehalt des Getreides den Preis mindern. Bauern, die direkt am Westhafen anliefern, bekommen hingegen mehr: "Die Frachtkosten fallen dann weg", meint Inge Urban-Meier.
Der Getreidepreis liegt um drei Prozent unter dem Vorjahreswert. Grund: 1991 wurde die von der EG festgelegte Garantiemenge überschritten. Damit sinkt der Preis für das folgende Jahr automatisch. "Gleichzeitig steigen die Kosten für Diesel, Düngemittel und Maschinen weiter an", bedauert Schackmann. ert
NAUHEIM. Rudolf Zaich, seit 1975 Bürgermeister der 10 000-Einwohner-Gemeinde, will sich um eine weitere Amtsperiode bewerben. Seine Dienstzeit endet am 21. Mai 1993. Nach der neuen Gesetzeslage hat er sich dann der Direktwahl durch die Wahlbevölkerung zu stellen. Der 49 Jahre alte SPD-Politiker sagte, die Fraktion habe ihn im vergangenen Jahr mehrfach aufgefordert, erneut zu kandidieren - "ich habe ja gesagt - und das habe ich noch nicht widerrufen".
Nicht bekannt sind derzeit die Bewerbungsfristen für die Bürgermeister-Wahl. Es steht noch nicht fest, ob eine Kandidatur formal vor oder nach der Kommunalwahl im März 1993 erklärt werden muß. Gegenwärtig stellt die SPD im Gemeindeparlament die absolute Mehrheit.
Zaich, einer der dienstältesten Bürgermeister im Kreis, war mit 32 Jahren aus Altenstadt (Wetterauskreis) nach Nauheim gekommen. In Altenstadt hatte er als erster Verwaltungsbeamter maßgeblich am Aufbau einer aus sechs Ortsteilen zusammengeschlossenen Großgemeinde mitgewirkt. lis
Alles Gute kommt von oben, heißt es. Was nicht immer stimmt. Von oben kommt zwar der Sonnenschein. Oder im Herbst mal ein dürres Blatt. Doch die Zeiten werden härter, gerade in der Großstadt. Da kommen von oben auch schon mal feste Gegenstände. Beispielsweise Flaschen, wie ein Passant in der Bahnhofsgegend jetzt feststellen mußte. Nichtsahnend schlenderte er dahin, als die Flasche das zehnte Stockwerk durchs Fenster verließ. Flugzeit: etwa zwei Sekunden. Zu Tode erschrocken, umkreiste das Beinaheopfer die atomisierte Flasche, dazwischen immer der Blick zu besagtem Fenster. Doch weiteres Leergut blieb aus.
Ein Kollege hatte gestern nicht soviel Glück: Sein Auto wurde wahrscheinlich von einer Bierflasche getroffen, die nicht zerplatzte. Begleitet wurde sie von einem Schimpfwort des Werfers, auf das ich an dieser Stelle verzichten möchte. Ihr Bastian
"Frauen in 135 Minuten . . .": Der voyeuristischen Parolen zum Trotz, mit denen die Verleihfirma vor einem Jahr für die Wiederausgrabung des Films warb, ist John Cukors Die Frauen (1939) eine für beide Geschlechter höchst amüsante Filmkomödie. Cukor, der einst vom Broadway nach Hollywood kam und dort in den 30er Jahren zu einem der handwerklich versiertesten Regisseure avancierte, führt in "Die Frauen" jene der "Upper Society" bei ihren täglichen Zeitvertreibereien in Maniküre- Salons, auf Modenschauen und Kaffee-Kränzchen vor - und läßt sich die Zuschauer, fern allen Geschlechterkampfes, am tempo- und wortreich inszenierten Wechselspiel zwischen scharfzüngig abgeschossenen Giftpfeilchen (ihren Männern, vor allem aber ihresgleichen gegenüber) und den herzzerreißenden sentimentalen Momenten (die lose, aber nicht zu knapp gestreut sind) delektieren. Das Archivkino "Mal seh'n" hat Cukors "Frauen", in dem Joan Crawford nicht nur als geschwätzige Blumenverkäuferin glänzt, wieder ins Programm genommen.
Aus dem Angebot der übrigen Lichtspielbetriebe sind, neben dem zweiten Teil des Karl-Valentin-Auswahlprogramms in der "Harmonie", weiterhin zu empfehlen: Schtonk!, Julia und ihre Liebhaber, Delicatessen, Die Liebenden von Pont Neuf, The Player, Betty, Rote Laterne sowie, im "Orfeo" nun wieder in der Spätvorstellung zu sehen, Kaurismäkis Das Leben der Bohème. oll
OBERURSEL. Die Temperaturen pendeln um die 30 Grad, die Luftbelastung beispielsweise durch Ozon erreicht beängstigende Werte. Mit einer Anfrage an den Magistrat wollen die Liberalen im Stadtparlament nun klären, wann, wie oft und von wem Messungen der Luftverschmutzung im Oberurseler Stadtgebiet durchgeführt werden. "Nicht regelmäßig", ist vom städtischen Umweltberater Jens Gessner zu erfahren.
Von der Stadt selbst würden keine Messungen durchgeführt. Das Land sei dafür zuständig und lege Belastungsgebiete fest, in denen gemessen wird. Oberursel gehöre nicht dazu.
Auf die zweite Frage der FDP, ob dem Magistrat die aktuellen Luftbelastungswerte vor Ort bekannt seien, verweist Gessner auf die Meßstation am Kleinen Feldberg. "Wir gehen von diesen Werten in Königstein aus."
Er berichtet außerdem von einer zwischen Juli 1988 und Juni 1989 von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt im Vordertaunus durchgeführten Meßreihe, die unter anderem die luftige Konzentrationen von Ozon, Stickoxid, Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid untersucht habe. Die Auswertung laufe noch. mk
BRUCHKÖBEL. Eine Menge Tips für ABC-Schützen und ihre Eltern hat der Umweltbeauftragte der Stadt Bruchköbel, Diethard Wieczorek, zusammengestellt. Sie umfassen das nötige Handwerkszeug für die Schülerinnen und Schüler ebenso wie die richtige Ernährung und den bewußten Umgang mit Verpackung von Eß- und Trinkbarem.
Leder oder ein anderer Naturstoff statt Plastik empfiehlt der Umweltbeauftragte schon beim Kauf der Tasche oder des Schulranzens und natürlich auch für das Mäppchen.
Dessen Inhalt sollte nicht pauschal gekauft, sondern individuell zusammengestellt werden. Das umweltverträglichste Schreibgerät ist demnach der Bleistift, der wie Buntstifte auch unlackiert sein sollte. Im lackierten Holz können nämlich Schwermetalle und Farbstoffe enthalten sein, auf denen die Kinder dann herumkauen und sie aufnehmen.
Auch für Filzstifte hat Wieczorek nicht viel übrig. Überhaupt gehören seiner Meinung nach Stifte, die schon nach Chemie riechen, nicht in Kinderhände. Man sollte darauf achten, daß Wasser als Lösungsmittel angegeben ist. Formaldehyd sollte wegen des Verdachts, krebserregend zu wirken, vermieden werden. Wegwerfkugelschreibern erteilt Wieczorek eine Absage.
Besser sei der gute alte Füllfederhalter mit ungefährlicher Tinte. Außerdem entsteht kaum Abfall.
Sparsamen Umgang mit Schreipapier hält der Umweltbeauftragte für ebenso wichtig wie die Verwendung von recyceltem Material. Frühstücksbrote in Aluminium oder Kunststoff einzuwickeln, zählt er als nächste Sünde auf. Als Alternative bietet sich eine stabile Butterbrotdose an. Auch bei Säften, Tees oder Milchdrinks lassen sich Einwegverpackungen vermeiden. hein
OBERURSEL. Der Freizeit-Fußballverein FC Cosmos Wendehammer hat die Werkstätten für Behinderte mit einem Scheck beglückt: ausgestellt auf die stolze Summe von 2098,78 Mark. Der Betrag wurde beim Turnier der Kicker eingespielt. Mit Hilfe der Spende will Werkstattleiter Horst Tschischka eine zwölftägige Reise in die Oberpfalz organisieren.
Schon sechsmal hat der FC Cosmos ein Kleinfeldturnier organisiert, dreimal hintereinander ließen die Fußballer den Behinderten den Erlös zukommen.
Doch wollen sie sich nicht auf finanzielle Hilfe beschränken. Vereinsmitglieder und Werkstattmitarbeiter, die gern kicken, sollen künftig regelmäßig Gelegenheit haben, miteinander zu trainieren. Tschischka und Clubvorsitzender Sattler suchen nur noch nach einem geeigneten Platz. Wer eine Idee hat, wo der integrative Gedanke umgesetzt werden könnte, kann sich unter Tel. 0 61 71 - 40 13 an die Werkstätten wenden. mk
Kleine FR
Tag der Jugend MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum Tag der offenen Tür lädt die Jugendabteilung Rot-Weiß Walldorf für Sonntag, 9. August, 11 Uhr, auf ihr Sportgelände ein. Die Jugendteams werden dabei vorgestellt. Freisprechung bei den Friseuren GROSS-GERAU. Die Friseur-Innung hat ihre Gesellenfreisprechungsfeier auf Sonntag, 9. August, terminiert. Beginn ist um 10 Uhr im Schulungsraum der Kreishandwerkerschaft, Am Marktplatz 19. Fest der Vereine BÜTTELBORN. Zum "Fest der Vereine" lädt der Kulturring, für 8. / 9. August, rund um das Rathaus ein. Der Kulturring besteht seit 40 Jahren. Jahrestreffen GERNSHEIM. Zur Hauptversammlung tritt der Ortsverband "Die Grünen" am Freitag, 7. August, 20 Uhr, zusammen.
FRANKFURT A. M. Oft werden brauchbare Möbel, elektrische Geräte und Keidung einfach weggeworfen. Das muß nicht sein, meinen Frankfurter Hilfsorganisationen und bitten um Sachspenden für Kriegsflüchtlinge und Arme.
Die Mitarbeiter des Möbeldienstes der Kirchen, Königsteiner Straße 69a (Höchst), Rufnummer 30 40 81, holen gebrauchsfähige Möbel und auch Küchengeräte ab. Drei bis vier Wochen Vorlauf sollte man allerdings einkalkulieren.
Die Kroatische Gemeinde im Westend, Niedenau 27, Telefon 72 31 25, sowie in Ginnheim, An den drei Steinen, Telefon 54 10 46, ist vorläufig nur an Bettdecken, Matratzen und Schlafsäcken interessiert.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Mendelssohnstraße 78 (Westend), Rufnummer 7 19 19 10, und der "Notmütterdienst" in Bockenheim, Sophienstraße 28, Telefon 77 90 81, sammeln nach wie vor Kleidung und Schuhe aller Art.
In unserem Artikel "Kleider und Hausrat für Hilfsbedürftige" (Stadtteil-Rundschau vom 16. Juli) hieß es, auch die Kroatische Gemeinde sammele Möbel - ein Mißverständnis. Die Gemeinde hat keine Lagermöglichkeiten für Möbel und kann derzeit auch keine Transporte in die Krisengebiete im Balkan wagen. jan
MARBURG. Vorläufig gesichert scheint der Weiterbestand der freien Schule Marburg, die wegen der Kündigung ihrer Räumlichkeiten durch die Stadt in Existenznöte geraten war (die FR berichtete am 28. Februar). Statt ihre Räumungsklage weiter zu verfolgen, fand sich die Stadt Marburg jetzt zu einem gerichtlichen Vergleich bereit.
Die Schulkinder der freien Schule dürfen in den nächsten zwei Jahren wie bisher einen Teiltrakt der Schule für praktisch Bildbare benutzen. Die angegliederte Kindertagesstätte zieht jedoch in ein eigens von der freien Schule erworbenes Haus, damit die städtische Schule für praktisch Bildbare dringend benötigten Platz für eine neue Gruppe schwerstbehinderter Schüler gewinnt. Dem Antrag, das nach jahrelanger Suche von der freien Schule angekaufte Wohnhaus für die Umnutzung durch Schule und Kita freizugeben, hatte der Magistrat hingegen eine Absage erteilt.
Die seit 1986 bestehende freie Schule muß für den jetzt gefundenen Kompromiß höhere Kosten und Abstriche vom pädagogischen Konzept (Schule und Kita unter einem Dach) in Kauf nehmen. Das Erzieherteam und die gewachsenen Bindungen der Kinder werden auseinandergerissen. "Wir schlucken diese Kröte, um beiden Schulen die Existenz zu ermöglichen," so Vorstandsmitglied Göttling. Eine langfristige Lösung könne diese Trennung jedoch nicht sein. tap
Die Ermittlungen gegen den Mitarbeiter der Volkshochschule in Höchst, der in der Vergangenheit für die DDR-Staatssicherheit Frankfurter Gewerkschaften ausgespäht haben soll und der im November 1991 vorläufig festgenommen worden war, werden sich noch in die Länge ziehen. Wie der Sprecher der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, Hans- Hermann Eckert, sagte, muß das Bundeskriminalamt in Wiesbaden (BKA) in mühsamer Kleinarbeit in Frage kommende Unterlagen bei der Gauck-Behörde in Berlin, die das Stasi-Archiv übernommen hat, überprüfen.
Der ehemalige VHS-Mitarbeiter hat nach den Worten Eckerts bei seinen Vernehmungen bestritten, Gewerkschaften ausspioniert zu haben. "Die Beamten der Abteilung Staatsschutz des BKA haben da eine mühsame und zeitraubende Arbeit zu machen." enk
HOCHTAUNUSKREIS. "Abnehmen, aber mit Vernunft" heißen Kurse, die die AOK heute in Bad Homburg beginnt. Ihr Ziel ist es, ohne Diät und ohne zu hungern das Gewicht zu reduzieren und falsche Eßgewohnheiten zu ändern. Die Kurse findet von heute, 5. August, bis zum 7. Oktober jeweils mittwochs im AOK-Haus (Basler Straße 2) von 10 bis 11.30 Uhr und von 18.30 bis 20 Uhr statt. Anmeldung unter 0 61 72 / 27 22 31.
BAD HOMBURG. Der Deutsche Frauenring veranstaltet heute um 15.30 Uhr im Forum des Stadthauses seine Monatsversammlung. Thema ist der "Regierungswechsel in Israel - die neue Bewegung in der Nahost-Friedensdiplomatie?" Wolfgang Lerch (FAZ) referiert.
Für Donnerstag, 6. August, ist eine Besichtigung der Edvard-Munch-Ausstellung in der Frankfurter Schirn geplant. Treffpunkt ist dort um 15.50 Uhr. Kurzentschlossene können sich heute, 5. August, noch bei Gerdi Thormann anmelden, Tel. 0 61 72 / 4 66 54.
Am Donnerstag, 13. August, fahren Mitglieder des Frauenrings zu einer Besichtigung der Boehringer-KG nach Ingelheim. Anmeldung bei Elisabeth Venzke, Tel. 0 60 07 / 24 61.
Der Sommerausflug des Frauenrings führt am 20. August nach Marburg. Besichtigt werden die hochgotische Elisabethkirche, die Oberstadt, Landgrafenschloß und Universitätsmuseum sowie der Bückingsgarten am Schloß. Anmeldung ebenfalls bei Elisabeth Venzke.
Am Mittwoch, 26. August, informiert Forstdirektor Wilfrid Grosscurth (Forstamt Bad Homburg) auf einem anderthalbstündigen Rundgang über "die Bedrohung unseres Waldes und Gegenmaßnahmen". Treffpunkt ist um 15 Uhr am Hirschgarten. Anmeldungen bis 10. August bei Elisabeth Venzke. tel
BAD HOMBURG. Der Kneipp-Verein bietet einen Kurs an, in dem die Teilnehmer ein neues Körperbewußtsein erfahren und innere Ruhe und Gelassenheit gewinnen sollen. Falsche Atmung soll aufgezeigt und korrigiert werden.
Der Kurs umfaßt sechs Übungsstunden und beginnt am heutigen Dienstag, 4. August, um 15 Uhr sowie am Donnerstag, 6. August, um 19.30 Uhr. Weitere Informationen und telefonische Anmeldung unter 3 33 78 bei Ruth Bankwitz.
HANAU/MAIN-KINZIG-KREIS. Der Vorstand des Katholikenrates im Bistum Fulda lädt alle Mitglieder der Pfarrgemeinderäte aus der Region Hanau zu einer Regionaltagung ein, die am Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, im Gemeindezentrum der Hanauer Stadtpfarrei Mariae Namen stattfindet.
Zentral soll es bei dem Treffen um einen Erfahrungsaustausch über die Arbeit der im November vergangenen Jahres gewählten Pfarrgemeinderäte gehen.
Als weiteres Thema für die gewählten Vertreter(innen) der Dekanate Bad Orb, Gelnhausen, Hanau und Salmünster steht die Neuwahl des Katholikenrates auf dem Programm.
Der Katholikenrat, das höchste Laiengremium des Bistums, wird am 1. November neu gewählt.
Als Gesprächspartner stehen am Donnerstag in Hanau Miglieder des amtierenden Vorstandes und der neue Geschäftsführer des Katholikenrates und Altenwerkes, Ludwig Unger, zur Verfügung. pom
"Mehr denn zehn Dutzend Handwerksleut, musicii und reisende Händler werden Euch mit wohlgesetzten Worten willkommen heißen" Ali Ben Juffi verkauft die Rose von Jericho und erzählt allerlei Geschichten Verein "Kramer, Zunft und Kurtzweyl" arrangiert für Samstag und Sonntag in Butz V
BUTZBACH. "Mehr denn zehn Dutzend Handwerksleut, musicii und weitgereiste Händler werden Euch mit wohlgesetzten, aber auch derben Worten willkommen heißen - so wie es Brauch war anno 1492." So wirbt der in Bergneustadt ansässige eingetragene Verein "Kramer, Zunft und Kurtzweyl", der sich im Untertitel "Arbeitsgemeinschaft zur Erhaltung und Belebung mittelalterlicher Kultur" nennt, für ein Spektakel, das am kommenden Samstag und Sonntag, 8. und 9. August, auf dem Butzbacher Marktplatz sein wird: das Mittelalter feiert an den beiden Tagen ab elf Uhr fröhliche Urstände. Mittelalterlicher Markt ist angesagt, so wie er wirklich gewesen sein soll.
Vor drei Jahren waren die das Mittelalter wieder aufleben lassenden Händler, Handwerker, Musiker und Spaßmacher schon einmal in Butzbach zu Gast. Klaus- Jürgen Fricke, damals noch Erster Stadtrat und nun Bürgermeister, hat das historische Spektakel so gut gefallen, daß er tief ins Stadtsäckel griff und die Arbeitsgemeinschaft erneut anheuerte. Fricke: Auf die historische Kulisse kommt es an "Wir haben sehr positive Erfahrungen gemacht. Bei den Finanzen mußten wir allerdings ein bißchen zulegen."
Den um die Rekonstruktion des Mittelalters bemühten Händlern, Handwerkern und Künstlern hat Butzbachs Marktplatz mit seinen alten Fachwerkhäusern auch gut gefallen. So wurde der Vertrag perfekt. Überall tritt die Arbeitsgemeinschaft mit ihren Märkten nämlich nicht auf. Die Kulisse muß schon historisch sein: eine Burg, ein Schloß oder eben ein alter Marktplatz.
Seit elf Jahren bemüht sich der Verein, möglichst historisch korrekte mittelalterliche Märkte aufzuziehen - und findet dabei immer recht starkes Publikumsinteresse. "Pommes frites und Cola gibt es bei uns nicht", sagt Ali Ben Juffi, Sprecher der Markttreibenden, der an seinem Stand die Rose von Jericho verkauft und allerlei Geschichten dazu erzählt.
Die 44 Marktstände sind aus Holz mit Planen aus Naturstoff. Schrauben aus Metall sind verpönt. Holzstifte und Schnüre halten die Stände zusammen. Einweggeschirr wie Plastikteller oder Pappbecher gibt es nicht. Ein indonesisches vegetarisches Gericht zum Beispiel "wird in einem Kohlblatt gereicht, das wir liebevoll 'des Kanzlers Schädeldecke' nennen", so Ali Ben Juffi. Konzessionen an die Neuzeit müssen die Mittelalter- Fans freilich machen. Derzeit grübeln die Markttreibenden darüber nach, wie sie auf die Kühlschränke verzichten können. Kein leichtes Unterfangen, denn die mittelalterlichen Kühlkeller gibt es in den heutigen Städten nicht mehr. Ein Kühlwagen zeichnet sich als Lösung ab.
Was auf dem Markt alles geboten wird? Ein Imker bietet Honig und Met feil, ein Quacksalber mischt Kräuter gegen allerlei Gebrechen, ein Nudelmacher bietet Spezialitäten aus Schwaben, an einem Stand darf mit Pfeil und Bogen geschossen werden, und über einem Grill brutzelt ein Schwein. Salate, Fisch, Gewürze, indischer Schmuck, Wein, Bier und Saft gibt es zu kaufen. Alte Handwerke werden gezeigt und die Produkte verkauft: Kühlkeller existieren in den Städten nicht mehr Löffelschnitzen, Riemenschneiden, Lederschneidern, Schuhmachen, Knopfschnitzen, Korbflechten, Wollspinnen, Schneidern, Seilen, Besenbinden. Ein Filzer zeigt sein Werk, ein Tonflötenbauer, ein Töpfer, ein Spielzeugmacher, ein Steinmetz, ein Schreiber, eine Blumenbinderin, ein Kerzenzier, ein Zinngießer, ein Bronzegießer, ein Schmied und ein Münzpräger. Zu alledem gibt es noch reichlich mittelalterliche Unterhaltung. Die fünfköpfige Gruppe Oni Wytars, deren Mitglieder aus Italien, der Türkei, Österreich, Deutschland und den USA kommen, spielt auf Instrumenten wie Fidel, Saz, Hackbrett, Schalmei, Flöten und Sackpfeifen alte Musik. Zu ihrem Repertoire gehören Bearbeitungen der "Carmina Burana" und der "Cantigas de Santa Maria". Ein Ritterturnier für Kinder, mittelalterliche Tänze, das Gauklerduo "Compania Megusta" mit seinen Fakirkünsten und Jonglagen sowie der Narr Ede Ball stehen auf dem Programm. (Den genauen Ablauf der beiden Markttage entnehmen Sie bitte dem untenstehenden Kasten.) BRUNO RIEB
FLÖRSHEIM. Grüne Tupfer in den Straßen sind das Ziel der Aktion Ranker und Rosen der Stadt Flörsheim. Mehr als 200 Kletterpflanzen sind in den vergangenen Jahren gepflanzt worden; im Herbst sollen noch ein paar hinzukommen.
Bereits 17 Anmeldungen liegen nach Angaben von Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) im Bauhof vor. Wer Interesse hat, ein wenig Leben an seine Fassade zu bringen, der kann sich bei Gärtnermeister Gerhard Sieber, Telefon 503 77, melden. Ob Efeu, Wilder Wein oder Kletterrosen - die Pflanzen werden kostenlos abgegeben. Und nicht nur das: Die Stadtgärtner heben sogar das Loch aus und montieren Schutzgitter. kkü
BUTZBACH. Wer von der Autobahn her zur Butzbacher Innenstadt fährt, sieht rechts neben der großen Kreuzung eine sechsstöckige Fabrikruine: Die 1978 stillgelegte Nudelfabrik Heil am Ostbahnhof. Die "Möbel- Piraten", ein Künstler, ein paar Auto-Schrauber haben das verfallende Bauwerk in den vergangenen Jahren genutzt. Bürgermeister Klaus-Jürgen Fricke würde es gern abgerissen oder saniert sehen; für ihn ist das höchste Haus Butzbachs ein "Schandfleck". Man kann es auch als Denkmal bezeichnen - als Erinnerung an seinen Erbauer Alexander Wilhelm Heil, den Schöpfer der Wetterauer Eier-Wellennudel. Ein ganzes Buch widmet der Butzbacher Geschichtsverein dem 1952 achtzigjährig verstorbenen Fabrikanten. Im 177 Seiten starken Werk würdigen ihn Dieter Wolf und Werner Wagner nicht nur als Nudel-Bäcker, sondern auch als demokratischen Politiker und bedeutenden Sammler von Schriften aus den Revolutionsjahren um 1848.
Lesenswert wird das Buch durch Heils eigenen, 1936 geschriebenen und jetzt erst gedruckten "Lebenserinnerungen eines Butzbachers". Sie allein lohnen schon die Zehn-Mark-Investition zum Kauf des Bändchens. Erhältlich ist es in der Geschäftsstelle der Butzbacher Zeitung - die Heil kurz nach dem Zweiten Weltkrieg übrigens als politisch unbelasteter Treuhänder verwaltete. Er hatte sich während der Nazizeit politisch enthalten. Vorher war er Mitglied des Butzbacher Arbeiter- und Soldatenrates, des SPD-nahen Reichsbanners Schwarz-Rot- Gold und Beigeordneter im Magistrat. In der frühen Bundesrepublik betätigte sich Heil als CDU-Kreistagsabgeordneter.
Im Buch des Geschichtsvereins schildert Heil vor allem seine Zeit als reisender Bäckerlehrling von 1888 bis 1893. Die ereignisreiche Walz zwischen Dresden- Zaukerode und Nizza hatte insgesamt 72 Stationen. In einfachen Sätzen erzählt Heil, wie er als abgebrannter Arbeitsloser in Genua seine Uhr versetzen mußte, wie er es in Cannes nur mit Hilfe einer Notlüge schaffte, die kunstreiche Herstellung der Kaisersemmel zu erlernen. Und wie er dort im Prominenten-Café Schulze-Rumpelmayer beinahe die Kaiserin Sissi gesehen hätte. Tatsächlich sah der Bäckerbursch und spätere Millionär 1893 in Stuttgart die Kommunistin Clara Zetkin. Er mochte sie nicht. Die "abstoßende Hetzrede" der "Revolverschnauze" Zetkin sei während der Wahlkundgebung vom Publikum "vollkommen abgelehnt" worden, notierte Heil später.
Die gemäßigte Sozialdemokratie gefiel dem Butzbacher Bäcker besser. Ihm imponierte August Bebels Engagement für erträglichere Arbeitsbedingungen in den Bäckereien. Kein Wunder. 16 Stunden täglich (vom Abend bis zum nächsten Mittag, auch sonntags) mußte der junge Heil in seiner ersten Lehrstelle bei Bäkkermeister Stössel in Bockenheim schaffen. Ohne Pausen. "Ja", erinnert er sich, "es war meist kaum Zeit, das Essen einzunehmen." Er habe zwar nicht - wie viele andere Leidensgenossen - auf dem Backtisch schlafen müssen. Aber: "Ich bekam das einschläfrige Bett zugeteilt, und da ich dies mit einem anderen jüngeren Gesellen, dem sogenannten Backstubenhirsch, teilen mußte, war an Ausruhen kaum zu denken. Dabei lag die Mittagssonne auf den Fenstern, und von der anderen Seite wärmte der Backofen. Die Hitze war kaum zum Aushalten, und da auch die Mücken zahlreich vorhanden waren und uns nicht zur Ruhe kommen ließen, war jede Erholung ausgeschlossen. Auch die Betten waren nicht reinlich und sehr stark mit Mehl versetzt. Die Gesellen waren meist derart müde, daß sie sich oft mit den Arbeitskleidern auf die Betten warfen und gar nicht daran dachten, diese oder ihre Hemden zu wechseln. Durch dieses Verhältnis weigerten sich wieder die Dienstmädchen, die Betten in Ordnung zu bringen, denn sie hätten sich über und über mit Mehl verdreckt, und so wurden die Betten überhaupt nicht in Ordnung gebracht." Der Kommentar des SPDReichstagsabgeordneten August Bebel: "Die Unternehmerschaft thut in großer Mehrheit alles Mögliche, um ihre Arbeiter in dieser geistigen Versumpfung und physischen Degeneration zu erhalten. Denkende, ihres Menschenrechts bewußte Arbeiter lassen sich nicht wie das Vieh behandeln; aber wie wenige denken, und was fragt ein großer Teil des Unternehmerthums darnach, wenn der Arbeiter zu Grunde geht, es ist jeden Tag Ersatz für ihn zu haben."
Auch Heil hatte den Fragebogen des Politikers in der "Deutschen Bäckerzeitung" ausgefüllt. Er war damals bereits Chef der elterlichen Bäckerei in der Neugasse. Er behielt sein soziales Gewissen offenbar auch, als er sieben Jahre später die Nudelfabrik mit etwa 60 Beschäftigten eröffnete. Die "Rundschau der Deutschen Industrie" schwärmte 1907: "Die Maschinen, die Apparate und Utensilien sind blitzblank, und die Arbeiter und Arbeiterinnen, die wir mitten in der Arbeit antrafen, zeichnen sich ebenfalls durch größte Sauberkeit aus." In der Hungerzeit nach dem Ersten Weltkrieg verkaufte Heil den Butzbachern das knappe Mehl offenbar zu erträglichen Preisen. Und während der Nazizeit soll er zwei mit Juden verheirateten Frauen Arbeit gegeben haben. Die Judensterne mußten sie unterm Revers der Arbeitskittel verstekken. KLAUS NISSEN
NIED. Die beiden bosnischen Flüchtlingsfamilien, denen die katholische Gemeinde St. Markus seit vergangenen Dienstag Asyl im Gemeindesaal gewährt hatte, haben jetzt in einem Hotel an der Mainzer Landstraße eine vorläufige Bleibe gefunden.
Wie berichtet, hatte die Polizeistation Höchst die Pfarrei um Hilfe gebeten, nachdem die Familien Durakovic und Nukicnit mit ihren vier Kindern obdachlos auf der Straße standen. Weder die Stadt, die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach noch das Regierungspräsidium fühlten sich verantwortlich, die acht Kriegsflüchtlinge unterzubringen.
Der Leiter des Frankfurter Sozialamtes, Ingo Staymann, sah sich in den vergangenen Tagen außerstande, eine Unterkunft für die Flüchtlinge aus Bosnien zu organisieren. "Wir stehen mit dem Rükken an der Wand." Trotzdem wolle er alles versuchen, um die Menschen "irgendwie unterzukriegen", versprach Ingo Staymann und delegierte den Fall an das Höchster Sozialamt.
Doch dessen Leiter, Karl Heinz Mittnacht, wiegelte erst einmal ab. Eine Bleibe sei nicht zu beschaffen. Das Sozialamt könne den Bosniern lediglich die Hilfe zum Lebensunterhalt zahlen. Helma Dechent, Pfarrsekretärin von St. Markus, setzte sich energisch für die vier Erwachsenen und vier Kinder aus Bijelina ein. Und sie mußte sich von Mittnacht sogar die Frage gefallen lassen, warum die Gemeinde die Menschen denn überhaupt in ihren Räumen aufgenommen habe. "Schicken Sie die Leute doch nach Hanau", soll Mittnacht unter anderem vorgeschlagen haben.
Doch der Leiter des Sozialamts vergaß dabei einen ganz wichtigen Punkt: In der Hessen-Homburg-Kaserne werden nur neu aus Bosnien ankommende Flüchtlinge aufgenommen. Das hat der Hessische Sozialminister so angeordnet. Von Mittnacht selbst war dazu bislang keine Stellungnahme zu bekommen: "Ich halte mich da mal raus. Fragen Sie meinen Chef."
Ingo Staymann gab denn auch während des Gesprächs mit der FR zu, daß es sich um "einen Streit unter den Mitarbeitern der Behörde" handele. Keiner wolle die Verantwortung für die beiden Familien übernehmen. Staymann ganz direkt: "Die Höchster Sozialstation wollte sich erst nicht darum kümmern."
Was Sozialamt und Sozialstation nicht schafften, gelang dann Karl Westerwick vom Sozialdienst für Flüchtlinge des evangelischen Regionalverbandes. Bereits am Freitag besorgte Westerwick ein Hotelzimmer für die Familie Nukicnit. Und gestern konnte dann auch Jahija Durakovic mit Familie in die Pension ziehen, in der sein Schwager mit Frau und Kindern logiert.
Die Kosten für die mehrere Tage dauernde Unterbringung und Verpflegung der beiden Familien sollen der Pfarrgemeinde St. Markus vom Sozialamt erstattet werden. tos
HÖCHST. Scheiben zerbrochen, der Eingang mit dicken Brettern vernagelt: Kein Ende in Sicht für das Trauerspiel um das frühere Antoniterkloster an der Bolongarostraße. Nach wie vor zerfällt das leerstehende Haus, ohne daß eine Sanierung näherrücken würde. Nachdem sich die Hoffnungen Eigentümer Simon Preisler werde das historische Fachwerkgebäude renovieren, wohl endgültig zerschlagen haben, hat die Stadt Frankfurt erneut ein "Modernisierungsgebot" auf den Weg gebracht. Mit ihm soll der Besitzer gezwungen werden, das Haus wieder bewohnbar zu machen. Allerdings wird das langwierige und aufwendige Verfahren voraussichtlich Jahre dauern.
"Die Stadt kann sich das Verhalten des Hausbesitzers nicht länger gefallen lassen", grollt Michael Kummer, persönlicher Referent des Frankfurter Planungsdezernenten Martin Wentz, im Gespräch mit der FR. "Offensichtlich ist die Bereitschaft nicht da, das Gebäude zu renovieren. Deswegen setzen wir jetzt Zwangsmittel ein."
Kummer hat allen Grund dazu, sauer zu sein: Zu offensichtlich hat der Immobilienbesitzer die Stadt an der Nase herumgeführt. Auf Preislers Zusicherung, er werde das Gebäude sanieren und dort dann Ateliers und Wohnungen einrichten, wurde Ende der 80er Jahre das damals schon einmal eingeleitete Modernisierungsverfahren gestoppt.
Nach Jahren des Zerfalls schien endlich alles in gute Bahnen zu kommen: Preislers Architektenbüro stellte einen Bauantrag, der die Sanierung erst ermöglichte. Ende 1992 oder Anfang 1993 sollten die ersten Mieter einziehen, versprach der Immobilienbesitzer (wir berichteten).
Preisler machte seine Ankündigung jedoch nicht wahr - bis heute verfällt das ehemalige Klosterhospital. Im Denkmalamt mutmaßt man deswegen offen, der Besitzer habe den Bauantrag nur gestellt, um den Verkaufspreis zu steigern. Einiges spricht dafür: Bereits im vergangenen Jahr wurde das Antoniterkloster über einen Makler offeriert. Kaufpreis: 1,2 Millionen Mark - zuzüglich vermutlich gleichhoher Sanierungskosten.
In Preislers Büro wollte man von einem Verkauf jedoch nichts wissen. Ganz im Gegenteil wurde angekündigt, sobald das Wetter mitspiele, werde mit der Renovierung begonnen. Ein leeres Versprechen: Lediglich von der Stadt verfügte "Sicherungsarbeiten" wurden ausgeführt, sagt Volker Rödel, stellvertretender Amtsleiter im Denkmalamt. "Löcher zu verschließen und Decken abzustützen" habe jedoch nichts mit einer gründlichen Renovierung zu tun.
Um die durchzusetzen, scheint die Modernisierungsverfügung die einzige Chance zu sein. Bis September hat Preisler Zeit, "vernünftige Vorschläge auf den Tisch zu legen", sagt Rödel. Hat der Hausbesitzer bis dahin nicht kundgetan, wie er das Haus instandsetzen will, geht das Verfahren seinen "aufwendigen und rechtlich langwierigen Gang", kündigt Kummer an. Der Planungsfachmann will deswegen erst "gar nicht den Eindruck erwecken, das sich da bald was tut. Das dauert Jahre." Erst dann werde das ehemalige Antoniterkloster wieder "nutzbar und denkmalgerecht" sein.
Trotz aller Erfahrungen hat der Referent immer noch einen kleinen Funken Hoffnung, mit Preisler zu einem "Konsens" zu kommen. An was er dabei denkt, behielt Kummer für sich. dis
Mit dem Bau der neuen Julius- Leber-Schule kann nach Einschätzung des Magistrats 1994 begonnen werden; für die Fertigstellung des an der Voltastraße gelegenen neuen Domizils der Berufsschule sind drei Jahre veranschlagt. Dies geht aus einem Bericht hervor, mit dem der Magistrat auf eine entsprechende Anfrage der CDU-Fraktion im Römer antwortet.
Ihre Frage verknüpft die Opposition mit der Frage nach einem Ende des "Dependancen-Karussells" für die Bethmannschule. Deren Schüler, die bislang die benachbarte Comeniusschule als Ausweichquartier nutzten, werden diese Dependance mit Beginn des neuen Schuljahres erneut verlassen müssen, da die Räume künftig von der Integrierten Gesamtschule Nordend genutzt werden.
Für die Bethmannschule, so heißt es in dem jetzt vorgelegten Magistratsbericht, wurden inzwischen Räume in der Abendrealschule in der Willemer Straße sowie in dem in der Bleichstraße gelegenen Abendgymnasium zur Verfügung gestellt. sar
NEU-ANSPACH. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) hat die "Baugenehmigungspraxis" der Gemeinde als "skandalös" bezeichnet. Die FWG will in den letzten vier Wochen von mehreren Fällen erfahren haben, "in denen auswärtige Bauträger überdimensionierte Bauten in Neu-Anspach hochziehen wollen". Der Erste Beigeordnete Manfred Schmück (SPD) nannte die Darstellungen der FWG hingegen nur "absoluten Blödsinn".
Fall eins ist in Hausen in der Hauptstraße: "Welche tatsächlichen Gründe haben den Gemeindevorstand dazu bewogen, einem auswärtigen Bauträger aus Friedrichsdorf grünes Licht für den Bau zu signalisieren, ohne je die Anwohner auf eine massive Bebauung hingewiesen zu haben?", fragt die FWG und gibt an, darüber mit "einigen Anwohnern" gesprochen zu haben.
Die "massive Bebauung" sind nach Auskunft Schmücks zweigeschossige Gebäude mit insgesamt 20 Wohnungen. Der Bauträger bewege sich damit im Rahmen des Bebauungsplanes, der ordnungsgemäß bekanntgegeben worden sei.
Der Gemeindevorstand, so der Erste Beigeordnete, erteile keine Genehmigungen. Dafür sei das Kreisbauamt zuständig. Die Gemeinde werde nur um eine Stellungnahme gebeten, wenn Abweichungen vom Bebauungsplan vorliegen. "Das ist hier nicht der Fall." Im übrigen sei es rechtlich nicht möglich, zwischen ortsansässigen und auswärtigen Bauträgern zu unterscheiden.
Fall zwei liegt in der Altkönigstraße. Hier soll ein Bauträger die Baugenehmigung für 54 Wohneinheiten "bereits so gut wie in der Tasche gehabt haben" (FWG), bevor "massive Proteste" der Anwohner den Gemeindevorstand zum "Einlenken" brachten. Der Erste Beigeordnete widersprach: "Bis heute gibt es keine Genehmigung." Statt des Wohnkomplexes seien allerdings inzwischen 19 Reihenhäuser geplant. Die Anwohner seien vor vier Wochen zu einem Gespräch mit dem Architekten eingeladen worden. cn
BÜTTELBORN. Mit der geplanten neuen Zentralkläranlage befaßt sich am Dienstag, 4. August, 20 Uhr, der Umweltauschuß im Büttelborner Gebäude der Gemeindeverwaltung. Außerdem geht es an diesem Abend noch um Abfallgebühren sowie einen Erfahrungsautausch übers örtliche Müllkonzept. cas
Aus dem Geschäftsleben
Kurse zur Ernährung Zur richtigen Ernährung bei Bluthochdruck bietet die Maingas-AG ein zweitägiges Seminar an. Ernährungsfachleute der AOK behandeln das Thema am Mittwoch, 5. und 12. August, jeweils ab 16.30 Uhr im Maingas-Beratungszentrum unter der Hauptwache. Es können maximal zwölf Personen teilnehmen. Die Gebühr beträgt 50 Mark und ist bei der Anmeldung (Telefon 79 11-23 55 oder -23 56) zu entrichten. AOK-Mitglieder können sich die Hälfte der Kosten erstatten lassen.
Wer Spaß am Kochen hat oder es lernen will, kann am Donnerstag, 13. August, zu einem Kurs kommen, der um 17.30 Uhr beginnt und an den drei folgenden Donnerstagen fortgesetzt wird. Hier belaufen sich die Kosten auf 60 Mark. Für die Anmeldung, die allerdings nicht unbedingt erforderlich ist, gelten dieselben Telefonnummern. tom
Cholesterin-Seminar Die Ernährungsberaterin der AOK für Frankfurt am Main und den Main-Taunus-Kreis bietet eine Cholesterinschulung an. Die vier Termine des Seminars liegen jeweils donnerstags um 16.30, beginnend am 20. August. Das Seminar findet in der Hauptgeschäftsstelle der AOK, Battonnstraße 40, statt. Eine Gebühr von 100 Mark ist bei der Anmeldung zu entrichten. AOK-Versicherten wird nach regelmäßiger Teilnahme die Gebühr zurückerstattet. Anmeldung bis 14. August, in der Zeit von 8.30 bis 15 Uhr, an die AOK, Frau Mündlein, Frau Lenhard, Telefon 13 63-402. FR
Kleine Lokal-Rundschau
Nachtragsetat HOFHEIM. Der Nachtragsetat 1992 des Main-Taunus-Kreises wird heute in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses beraten. Sie beginnt um 16 Uhr im Raum "Hofheim" des Kreishauses. Jugendtreff beendet Ferien HATTERSHEIM. Ferienende auch für den Okrifteler Jugendtreff am Hessendamm: Von heute an geht es dort weiter wie gehabt. Die Öffnungszeiten sind montags und donnerstags von 16 bis 21 Uhr sowie dienstags von 16 bis 19 Uhr. SPD-Gespräch am Grill HATTERSHEIM. Ein kühles Getränk in der Linken, die Bratwurst in der Rechten, Mund und Kopf frei fürs Gespräch - so stellt sich die Hattersheimer SPD ihr kleines Siedlungsfest vor. Es beginnt heute um 18.30 Uhr in der Egerstraße. Diskutiert werden sollen Themen wie Wohnungsnot und Fehlbelegungsabgabe. Senioren spielen Karten KELKHEIM. Canasta, Romme und Bridge bei Kaffee und einem Stück Kuchen: Dazu lädt die Arbeiterwohlfahrt Seniorinnen und Senioren für heute, 15 Uhr, in die Görlitzer Straße 2 ein. Auch Nicht- Mitglieder sind willkommen. Griffel-Erinnerungen LIEDERBACH. Rechenschieber und Griffel - lang ist's her. Der Heimat- und Geschichtsverein 1979 ruft die Erinnerung wach: Er stellt vom heutigen Montag bis zum 30. August alte Schulsachen aus. Der Ort paßt zum Thema: Pausenhof der Liederbachschule in der Wachenheimer Straße 67. Die Schau ist während der Unterrichtszeit zu sehen. Offener Treff EPPSTEIN. Auch wer nicht im Jakobus-Haus wohnt, ist eingeladen zum nächsten Seniorentreffen in der Altenwohnanlage am Dienstag, 4. August, ab 15 Uhr. Für das leibliche Wohl ist nach Mitteilung der Stadt gesorgt. Votum für die Polizei BAD SODEN. Mehr als 2250 Bürger haben sich bislang für eine Polizeistation in der Kurstadt ausgesprochen, teilt der Magistrat mit. Die Unterschriftenlisten liegen allerdings nur noch bis zum 5. August aus. Danach werden sie im Rathaus, den Verwaltungsstellen Neuenhain und Altenhain sowie im Einwohnermeldeamt eingesammelt. Bücherei kürzer offen BAD SODEN. Die Stadtbücherei ist wegen Personalproblemen bis auf weiteres eingeschränkt geöffnet: montags bis freitags von 16 bis 18 Uhr, mittwochs von 10 bis 12 Uhr, freitags von 16 bis 18 Uhr. Die Stadtteilbüchereien in Neuenhain und Altenhain haben nach den Ferien wieder normal offen.
Den 100. Geburtstag feiert am Mittwoch, 5. August, Elsa Altenheimer im Gemeindezentrum der Evangelischen Kirche Bergen. Am Königshof 5-7.
Bei der Feier werden stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Hans-Dieter Bürger und Stadträtin Ilse Vaupel gratulieren und die Glückwünsche des Bundespräsidenten, des Ministerpräsidenten und des Oberbürgermeisters überbringen.
Vor 100 Jahren in Bergen geboren, erlernte Elsa Altenheimer den Beruf der Taschnerin.
Sie heiratete 1928, und nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1943 arbeitete sie bis zu ihrem 60. Lebensjahr in einer Lederwarenfabrik in Bergen.
Frau Altenheimer lebt noch heute in ihrer Wohnung und versorgt ihren Haushalt selbst. Oft besucht sie den Altenclub in Bergen. Ihr Erfolgsrezept: regelmäßig ein Glas Rotwein mit Ei. pia
RÜSSELSHEIM. Baudezernent Armin Muth (CDU) hat jetzt den Bewohnern der Bauwagensiedlung die Räumungs- und Unterlassungsverfügung mit Sofortvollzug zustellen lassen. Das heißt: Die "Rollheimer" müssen binnen acht Wochen ihre Wagen vom Gelände zwischen Stadionbad und Opelbrücke entfernen und dürfen sie nicht an einen anderen öffentlichen Standort in Rüsselsheim bringen.
Ein genaues Datum, bis wann das Gelände geräumt sein muß, stehe in dem Schreiben nicht, sagte Muth, für den die acht Wochen um den 25. September herum abgelaufen sind. Danach sei noch eine ganz kurze Nachfrist denkbar. Lassen die Bauwagenbewohner auch diese Zeit ungenutzt verstreichen, würde die sogenannte Ersatzmaßnahme angeordnet: Ein Unternehmen erhalte den Auftrag, die Bauwagen wegzuziehen und im Auftrag der Stadt auf einem eingezäunten Gelände abzustellen.
Falls die Bauwagenbewohner versuchen würden, die Räumung zu verhindern, hält Muth einen Polizeieinsatz für wahrscheinlich. "Ansonsten werden wir unglaubwürdig. Wir können nicht dort einen Schwarzbau abreißen und hier eine ganz Siedlung stehen lassen", für die die planungsrechtliche Grundlage fehle.
Da der Stadtrat nach eigenem Bekunden "kein konfliktsüchtiger Mensch ist", der "sich gerne mit Polizeieinsätzen rumschlägt", läßt Muth eine andere Lösung offen. Er signalisierte dem Rechtsanwalt, der die meisten der jungen Leute der Bauwagensiedlung vertritt, Bereitschaft "für ein ehrliches Gespräch". Denkbar sei, daß die "Siedler" bis zum Frühjahr 1993 ihren Platz behalten dürfen, wenn sie dann freiwillig das Gelände räumen.
Muth stellte klar: "In Rüsselsheim wird es definitiv keinen anderen Standort für die Bauwagensiedlung geben." Das hatte das Stadtparlament, in dem SPD und CDU eine Koalition bilden, im Mai beschlossen. Nach dieser Abstimmung "geht jetzt nichts mehr", sagte Muth. "Ich persönlich bin auch der Meinung, daß diese Entscheidung richtig ist."
Muth begründete dies auch damit, daß von den Bewohnern "über die Hälfte Auswärtige sind". Wenn es sich nur um "die sieben, acht, neun Jugendliche aus Rüsselsheim" gehandelt hätte, die übergangsweise wegen der Wohnungsnot eine Bleibe suchten, "hätten wir das hingekriegt". Dann hätte Muth mit Campingplatzbesitzern verhandelt. Die Bauwagensiedlung, die seit über zwei Jahren existiert, stand zunächst direkt am Mainufer. Nachdem Stadtverordnete und Behörden dieses Areal zum Landschaftsschutzgebiet erklärten, wanderten die "Rollheimer" aus diesem schutzwürdigen Gebiet weg einige hundert Meter weiter neben das Stadionschwimmbad. Die rund dreißig Bewohner/innen, die öffentliche Kulturveranstaltungen in ihrer Wagenburg durchführen, hatten mehrfach signalisiert, daß sie bereit wären, einen anderen Standort für ihre Wagen zu akzeptieren.
Für den Erhalt der Siedlung hatten sich zuletzt 200 Unterzeichner/innen einer Unterschriftenaktion und ein Unterstützerkreis stark gemacht. Stadtrat Muth hingegen glaubt, daß die schweigende Mehrheit der Bevölkerung für die Räumung sei, wie ihm zahlreiche Anrufe gezeigt hätten. lis
Stadtteil-Fenster
Mit Therapieformen und -erfolgen bei Frauen, die unter den Folgen des sexuellen Mißbrauchs leiden, beschäftigt sich ein Vortragsabend am Freitag, 7. August, im feministischen Frauengesundheitszentrum. Referentin ist Ulrike Pesch vom Frankfurter Universitätsklinikum, die über die therapeutischen Erfahrungen der Psychiatrie bei der Behandlung von betroffenen Frauen berichtet.
Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Frauengesundheitszentrum, Kasseler Straße 1 a. Der Unkostenbeitrag beträgt zehn Mark. sar
KRONBERG. Das Königsschießen der Cronberger Schützengesellschaft von 1398 wird am Wochenende 8./9. August im Schützenhaus am Oberen Lindenstruthweg fortgesetzt. Geschossen werden kann Samstag ab 15 Uhr, Sonntag ab 9.30 Uhr. Der Königsball, bei dem der Name des Siegers verkündet wird, ist am Samstag, 15. August, ab 19.30 Uhr im Schützenhaus. s
Das Urteil im Pariser Aidsprozeß ist schon gesprochen. Vernichtender, als es Nebenkläger Thierry C., ein 31jähriger seropositiver Bluter, formulierte, konnte es für die vier Ärzte, die als hohe Gesundheitsbeamte für das Schicksal von mehr als tausend mit dem Immunschwäche-Virus infizierten französischen Hämophilen verantwortlich gemacht werden, wohl nicht ausfallen. "Ich möchte den Angeklagten nur dieses eine Wort von Montaigne entgegenhalten", sagte er: "Wissenschaft ohne Gewissen ist der Tod der Seele."
Dennoch kann dieses Zitat des berühmten Essayisten und Moralisten des 16. Jahrhunderts, mit dem sich jeder angehende französische Forscher spätestens beim Abitur auseinandersetzen Von Hans-Hagen Bremer (Paris) muß, in dem Verfahren vor der 16. Strafkammer des Pariser Gerichts nicht das letzte Wort gewesen sein. Anzunehmen ist, daß selbst das eigentliche Urteil, zu dem Gerichtspräsident Jean-Pierre Mazière über die Angeklagten, den ehemaligen Leiter des staatlichen Bluttransfusionszentrums CNTS, Michel Garetta, seinen Stellvertreter Jean-Pierre Allain, den früheren Generaldirektor des staatlichen Gesundheitsdienstes, Professor Jacques Roux, und den einstigen Chef des Nationalen Labors, Robert Netter, nach der achtwöchigen Verhandlung finden muß, noch viele Fragen unbeantwortet lassen wird. Diese Vermutung hat sich beim Auftritt eines anderen Nebenklägers aufgedrängt, des bekannten Jazz-Pianisten Jean Peron-Garvanoff.
Der Musiker, dessen zwei Brüder als Bluter mit Gerinnungsmitteln behandelt worden waren, die mit dem Aids-Virus HIV verseucht waren, und die inzwischen verstorben sind, hatte eines Abends bei einer Party im Hause Allain für Unterhaltung gesorgt und dabei zufällig etwas über den Skandal aufgeschnappt. Alle Versuche, Auskünfte zu erhalten und eine Untersuchung in Bewegung zu bringen, blieben jedoch lange Zeit erfolglos. "Ich habe mich überall hingewandt", berichtete er, "an die Politiker, an die Regierung, an Präsident Mitterrand, von dem ich aber nur eine Empfangsbestätigung erhielt. Ich habe an die Kirche appelliert. Schließlich hat man Druck auf mich ausgeübt. Man hat zum Beispiel untersucht, ob ich vorbestraft bin. Ich habe mich an Anwälte gewandt. Maître Vergès, der jetzt Strafanzeige (gegen die damals politisch verantwortlichen Minister) erstatten will, hat mir geantwortet, er habe keine Zeit. Tausende von Briefen habe ich geschrieben, und eines Tages hat mir ein Professor mitgeteilt, er überlasse mich meinem Problem."
Ihrem "Problem" überlassen werden sie alle nach diesem Prozeß, der sich jetzt seinem Ende nähert: die Hämophilen, die im Vertrauen auf ihre Ärzte und die Qualität des französischen Gesundheitswesens bis Oktober 1985 mit kontaminierten Faktor-VIII-Präparaten behandelt wurden, obwohl das tödliche Risiko längst bekannt war und HIV-freie Mittel im Ausland bereits zu haben waren. Das Gericht hat die vier angeklagten Mediziner, zahlreiche Experten, hohe Beamte, Ministerberater und den damaligen sozialistischen Regierungschef Laurent Fabius sowie die seinerzeitige Sozialministerin Georgina Dufoix und den ihr unterstellten Staatssekretär für das Gesundheitswesen, Edmond Hervé, angehört. Manches ist dabei klarer geworden. Aber immer noch erscheint es unbegreiflich, warum die wie in einer bürgerfernen, kafkaesken Maschinerie funktionierenden Ärzte, Staatsdiener und politisch verantwortlichen Minister "Urlaub von ihrem Gewissen" nahmen, wie es der Philosoph André Glucksmann ausdrückte. "Verantwortlich, aber nicht schuldig" - die berüchtigte, zum geflügelten Wort gewordene Erklärung der Ex-Ministerin Dufoix läßt sich, in Variationen, auf jeden der Beteiligten an diesem Prozeß, "dem schlimmsten, den Frankreich jemals erlebt hat" (Express), anwenden. Sogar auf die Justiz.
Diese mußte in einem vierjährigen Kampf von den betroffenen Blutern überhaupt erst zu dem Verfahren gedrängt werden, nachdem die Regierung des Sozialisten Michel Rocard zunächst versucht hatte, die Opfer mit einmaligen Abfindungen zum Schweigen zu bringen. Belastende Dokumente, die den Untersuchungsbehörden vorenthalten blieben, konnten diese in den Zeitungen lesen. Ein Inspektionsbericht über die Transfusionspolitik wurde in seinem für die Ministerialbürokratie niederschmetternden Befund nachträglich verharmlost. Buchstäblich im letzten Augenblick, als schon die Verjährung der Taten drohte, kam es zur Anklageerhebung vor einer Strafkammer - und nicht etwa vor einem Schwurgericht. Anders als die betroffenen Bluter es sehen, die den zuständigen Ärzten wie den verantwortlichen Politikern fahrlässige, wenn nicht bewußt in Kauf genommene Vergiftung vorwerfen, wird den Angeklagten lediglich "Warenbetrug" und "unterlassene Hilfeleistung" zur Last gelegt. Darauf stehen Gefängnisstrafen von bis zu vier Jahren, wie sie einem x-beliebigen Weinpanscher drohen.
Rücksichtsloses Gewinnstreben ist es vermutlich auch gewesen, was den Hauptangeklagten Garetta antrieb. Den ehemaligen CNTS-Chef, den Staatspräsident François Mitterrand 1989, wenige Tage bevor ihn die Gendarmen zum ersten Verhör abholten, mit dem Orden der Ehrenlegion dekorierte, und der sich zwei Jahre später noch sein Ausscheiden aus dem Amt mit einer Abfindung von drei Millionen Francs vergolden ließ, hatte offenbar nur eines im Kopf: Produktions- und Umsatzzahlen. Aus dem Transfusionszentrum, dessen Leitung er 1984 übernahm, wollte er eine Fabrik für die industrielle Herstellung von Blutprodukten machen, die den französischen Markt weitgehend versorgen sollte. Damit folgte er freilich nur den Auflagen, die ihm vom übergeordneten Ministerium gemacht wurden. "Die von der Regierung definierte industrielle Politik des CNTS erforderte, sich auf den europäischen Pharmamarkt einzustellen", legte ein damaliger enger Mitarbeiter Garettas als Zeuge dar.
Aus diesem "von oben" vorgegebenen Autarkieziel erklärt sich, warum Garetta weder im Mai 1983 auf das Angebot einer US-amerikanischen Firma, noch im August 1984 auf die Offerte des Transfusionszentrums in Lille einging, den Aidsvirus in Gerinnungsprodukten durch Erhitzen zu inaktivieren. Erst im Verlauf des Jahres 1985 hatte das CNTS seine Erhitzungsmethode entwickelt. Aber die kontaminierten Mittel wurden auf seine Anordnung hin bis zum Abbau der vorhandenen Vorräte im Oktober jenes Jahres weiter vertrieben, um einen finanziellen Verlust in Höhe von 20 Millionen Francs vom CNTS abzuwenden.
Daß ihm das Risiko seines Tuns bekannt war, ergibt sich aus einer von ihm verfaßten Notiz vom Mai 1985: "Drei Monate Verzögerung (bei der Anwendung der Erhitzungsmethode) bedeuten den Tod von fünf bis zehn Hämophilen und einer bestimmten Anzahl ihrer Angehörigen." Das hatte er ziemlich genau vorausgesehen - inzwischen sind 250 der 1250 infizierten Bluter tot. Wie wenig für den zum Manager gewordenen Mediziner noch der Eid des Hippokrates zählte, ergibt sich aus einer Erklärung vor Gericht: "Ich bin kein behandelnder Arzt." Erst im weiteren Verlauf der Verhandlung räumte er ein: "Ich habe einen Irrtum begangen. Ich vermochte es nicht, Gesetze und Vorschriften zu übertreten." Er sei "kein Übermensch" gewesen.
Auch sein Stellvertreter Allain war dies wohl nicht. Mit Garetta hatte er oft Differenzen. Wegen der Frage der Importe erhitzter Präparate war es zwischen beiden sogar zum "Krach" gekommen. Daß er sich dennoch fügte, erklärte Allain dem Gericht damit, "Gefangener einer Schizophrenie" gewesen zu sein: "Ich war hin und her gerissen zwischen meiner Rolle beim CNTS und meinem Gewissen als Arzt." Wie er, nach seinen eigenen Worten ein "bescheidener Zuarbeiter", resignierten auch die beiden anderen Angeklagten Roux und Netter vor der von Politikern und Bürokraten mit industriell-kommerziellen Ambitionen angetriebenen Maschinerie. Als Generaldirektor des Gesundheitswesens war Roux seit Juni 1983 über das Aidsrisiko durch Blutspenden informiert. Doch den Praktiken des CNTS widersetzte er sich nicht. Dafür habe er - "ein Verwaltungsbeamter" - keine Zuständigkeit gehabt. Netter berief sich ebenfalls auf seine untergeordnete Rolle: "Ich bin nur ein Experte und kein Beamter mit Autorität."
Jene wiederum, die als Politiker die Autorität gehabt hätten einzugreifen, verschanzen sich ihrerseits jetzt hinter der fachlichen Zuständigkeit ihrer Experten. Schriftliche Beweise dafür, daß der Premier, die Sozialministerin Dufoix oder der Gesundheitsstaatssekretär über die Kontaminierung der Konserven und damit über die Ansteckungsgefahr für die Bluter offiziell informiert gewesen wären, lagen dem Gericht nicht vor. Doch wenn sie auch "nicht auf dem laufenden" waren, wie Georgina Dufoix sagte, so "ahnten" sie doch etwas. Und wenn sie, wie Staatssekretär Hervé, bereits im Juni 1985 konkrete Anhaltspunkte für das Risiko hatten, so verzichteten sie in ihrer Expertenblindheit gleichwohl darauf, ihre Stäbe auf Trab zu bringen und sich umfassend informieren zu lassen, um eventuell selbst handeln zu können.
Auch Fabius macht da keine Ausnahme. Er nahm zwar für sich in Anspruch, den systematischen Aidstest bei Blutspenden bereits am 19. Juni 1985 mit Wirkung ab 1. August jenes Jahres (warum eigentlich mit dieser Verzögerung?) angeordnet zu haben, und zwar gegen die Bedenken von Experten. Die Frage der Erhitzungsmethode sei ihm dagegen nie vorgelegt worden. Doch was es bedeutete, daß die Abgabe verseuchter Präparate mit dem ausdrücklichen Segen der Regierung noch bis zum Oktober 1985 von der staatlichen Sozialversicherung erstattet wurde, hat Fabius, gestern Regierungschef, heute Parteivorsitzender der Sozialisten und morgen vielleicht schon deren Kandidat für das Amt des Staatspräsidenten, sich damals nicht gestellt. Auch an keinen seiner Mitarbeiter hat er die Frage gerichtet.
Das Urteil wird Gerichtspräsident Mazière am 15. Oktober verkünden. Für Thierry C. und einige andere der mit den tödlichen Präparaten infizierten Bluter könnte es zu spät sein, um noch zu erfahren, welche Schuld das Gericht den für ihren Tod Verantwortlichen zuerkennt.
28 ehemalige Drogenabhängige haben in diesem Jahr an der Hermann-Hesse-Schule ihren Schulabschluß nachgeholt. Elf machten das Abitur, einer den Fachhochschulabschluß, 13 den Realschulabschluß und drei den Hauptschulabschluß.
Die Hermann-Hesse-Schule hat derzeit 100 Schüler im Alter von 16 bis 35 Jahren, die von 18 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden. Außer auf kleinen Klassen beruht das Erfolgsrezept auch auf der Schulsozialarbeit: Sechs Sozialarbeiter unterstützen die Schüler auf dem schwierigen Weg in ein drogenfreies Leben.
Alkohol- oder Rauschgiftabhängige, die wieder zur Schule gehen und auf ihr Suchtmittel verzichten möchten, können nicht nur zum Schuljahresbeginn, sondern jederzeit aufgenommen werden. Während des Schulbesuches erhalten sie in der Regel einen um 40 Prozent höheren Sozialhilfesatz als üblich.
Interessenten wenden sich entweder direkt an die Schule, Telefon: 68 30 30, oder an eine Drogenberatungsstelle. ft
Woran leidet der erfolgreiche Manager? An Streß natürlich. Wie man den bewältigen kann, will die Universität Frankfurt während einer "Seminarreihe für Führungskräfte aus Wirtschaft und Verwaltung" zeigen.
Das Programm beginnt am Freitag, 14. August, mit einem Kurs über "Selbstmanagement", also die Kunst, mehr aus sich zu machen - beruflich, versteht sich. Und weil dabei die Rhetorik nicht ganz unwichtig ist, wird diese in einem weiteren Kurs an den Manager gebracht. "Präsentation und Verhandlungstechniken" heißt ein weiteres Thema der Reihe.
Wer mehr wissen möchte, wendet sich an das Didaktische Zentrum AB III der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Postfach 11 19 32, Frankfurt 11, Telefon: 7 98-21 92, Fax: 7 98-84 47. ft
FRIEDBERG. Im November 1862 gründete Melchior Boll die Freiwillige Feuerwehr Friedberg - für die Friedberger Brandbekämpfer am 9. August 1992 ein Anlaß zum Feiern. Bestand bis 1863 zwar eine Pflichtfeuerwehr, der jeder jüngere Ortsbürger angehörte, war die neu gegründete Freiwilligentruppe doch besser organisiert und leistungsfähiger. Und brennen tat es im Friedberg des vergangenen Jahrhunderts nicht zu selten.
Was geschah aber sonst vor 130 Jahren in der Kreisstadt? Die ersten Briefkästen wurden aufgestellt, die Landpost Oberhessen trat ins Leben, und Johannes Baer erhielt 35 fl. für das schwerste Bullenkalb: 565 Pfund am 270. Tag nach der Geburt! Anzeigen von Schiffsbesitzern sind im "Intelligenzblatt" zu finden, die Auswanderern den Seeweg nach Amerika und Australien anbieten. Mitglieder der landwirtschaftlichen Sektion diskutierten Vor- und Nachteile der Dreifelderwirtschaft.
Aber auch ein Krieg wurde 1862 von den Friedbergern geführt, ein Krieg um das Recht auf gutes Quellwasser. "Als geschichtliches Ereignis wird er für die Stadt von Bedeutung bleiben", schrieb Reuß in seiner Chronik 1862. Auch das Verhältnis zwischen den Städten Friedberg und Bad Nauheim wurde infolge des Sauerbornkrieges gestört, die damals so beliebte Nauheimer Kirchweih von allen Friedbergern gemieden. Streitgegenstand war ein Sauerbrunnen in Schwalheim, der von der Bad Nauheimer Kurhaus-Administration an den französischen Doktor Fleury verpachtet worden war. Dieser mißachtete das seit Jahren verbriefte Recht der Friedberger, ihren Wasserbedarf dort zu decken. Fleury sperrte den Brunnen ab und verkaufte seinerseits das gute Quellwasser in alle Gegenden der Welt, während die Friedberger kaum noch etwas erhielten und wenn, dann von schlechter Qualität, da "das Dienstpersonal zu dem Füllen die unpassendsten Gefäße benutzte, wir auch Wasser von der unappetitlichsten Eigenschaft bekamen," so Reuß.
Da es den Friedbergern (auch damals schon!) an gutem Trinkwasser mangelte, beschwerten sich Bürger und Gemeinderat. Nichts geschah, die Aufregung in der Stadt nahm von Tag zu Tag zu. Gleichzeitig, aber unabhängig von einander, beschlossen Bürger und Gemeinderat nach Schwalheim zu ziehen. Während der Gemeinderat nach Friedberg zurückkehrte, glaubten rund 500 Bürger nicht an den Erfolg dieses diplomatischen Verkehrs (Schwalheims Bürgermeister war gar nicht vertreten, stand er doch mit Fleury auf vertrautem Fuße und "beging viel Verrat an der Sache"), zogen am Abend des 11. August nach Schwalheim - und machten Tabula rasa.
Obwohl die kurhessische Gendarmerie mit aufgepflanzten Bajonetten anwesend war, wurden die Scheidewände und andere Absperrungen um den Brunnen niedergerissen und so der Status quo nahezu wiederhergestellt. Siegestrunken zogen die Friedberger nach Hause. Der Doktor Fleury aber klagte. Das Amt Nauheim leitete eine Untersuchung der Vorfälle ein und stellte eine Liste mit den Namen der Teilnehmer des Sauerborn- Krawalls auf.
Beim Betreten des kurhessischen Gebietes drohte nun diesen Friedbergern das Nauheimer Amtsgefängnis. Als die Gebrüder Jung, die in Schwalheim ihre Geschäfte hatten, tatsächlich festgenommen wurden, brachten die Bürger der Kreisstadt die Kaution auf, und die zwei "Kämpfer" konnten am nächsten Tag nach Friedberg zurückkehren. Auch im Intelligenzblatt wurden die Bürger dann vor dem Betreten des kurhessischen Gebietes gewarnt. Es kam zu Untersuchungen, Behördenabsprachen, und auch der Großherzog mußte eingreifen. Schließlich wurde der Schaden am Brunnen aus der Stadtkasse bezahlt, aber die Friedberger hatten gesiegt. Ihr Recht auf das Quellwasser aus dem Schwalheimer Brunnen wurde ihnen nicht mehr streitig gemacht.
ULRIKE BENDER
Freie Aussprache
Schlachthof-Straße Zum Artikel "Der Schlachthof wird stehen, bevor Erschließungsstraßen da sind", FR vom 27. 7.).
Es ist reine Wunschvorstellung, daß der Schlachthof in absehbarer Zeit stehen wird.
Wann und ob dies jemals der Fall sein wird, ist noch völlig offen. Und je unbestimmter dies wird, um so mehr versuchen Magistrat und FR den Eindruck des bereits Endgültigen zu erwecken.
Außerdem widerspricht Ihre Verknüpfung von Schlachthof und Straßenbau allen bisherigen Beteuerungen des Planungsdezernenten. Für ihn ist der Schlachthof schon jetzt ausreichend erschlossen; so werden auch alle Bedenken der Bürger gegen den Bebauungsplan Nr. 572 beschieden.
Fakt bei leerer Stadtkasse ist: Frankfurts Reichtum ist für alles da, selbst für die umstrittensten Fehlplanungen. Hans Heidenreich, Frankfurt
Gewolltes Chaos! Nur mit diesem Motto können die neuesten Taten des rot- grünen Magistrats betreffend Verkehrsentlastung von dem Gebiet rund um die Hauptwache (FR vom 23. 7.) beschrieben werden. Doch festzustellen ist folgendes: Mehr Staus, mehr Abgase und mehr Gefahren für die Bürger!
Die neue Verkehrsführung wurde den ca. 9000 Autofahrern, die täglich von der Berliner Straße durch die Katharinenpforte fahren, nicht einmal durch Schilder angezeigt, wodurch viel Verwirrung, Ärger und auch Gefahrensituationen entstanden.
Erst jetzt, nachdem die neuen Maßnahmen schon in die Tat umgesetzt wurden, wird über die Einrichtung von Hinweistafeln diskutiert, aber nicht gehandelt.
Alle diese Taten erwecken den Anschein, als ob das primäre Ziel des Magistrats nur dasjenige sei, die Autofahrer durch Provozierung von Staus und Chaos ohne Not zu tyrannisieren. Der notwendige Umstieg auf einen attraktiven Nahverkehr sollte gewollt sein, kann aber nicht erzwungen werden.
Walter Seubert, Jürgen Aha, Frankfurt
Zum Artikel "Gutachter bestätigt: Von Sozialhilfe kann man nicht leben", FR vom 15. 7.:
Die Forderung des Gutachters, Prof. Roth, Sozialhilfeempfänger sollten arbeiten dürfen, ohne daß ihnen der Verdienst gekürzt werde, um Schulden begleichen zu können, ist absolut unsinnig.
Für Arbeitnehmer mit geringem Einkommen wäre ein Anreiz da, erst recht Schulden zu machen: Über einen Mehrbedarf zur Schuldentilgung sozialhilfebedürftig geworden, könnten sie sich ihre Verbindlichkeiten vom Staat bezahlen lassen. Prof. Roth hätte sich bei erfahrenen Fachleuten, zum Beispiel unserer Schuldnerberatungsstelle, informieren sollen, bevor er eine Forderung aufstellt, die nichts anderes bedeutet, als daß der kommunale Haushalt die Forderungen von kapitalstarken Gläubigern, zum Beispiel Banken, finanzieren soll.
Bei vielen Haushalten mit geringem Einkommen geht es jedoch nicht um Schuldentilgung, sondern um Absicherung des notwendigsten Lebensbedarfs. Besonders bei hohen Mieten kann die Pfändungsfreigrenze durch Antrag bei Gericht heraufgesetzt werden, das wird im von Prof. Roth mitherausgegebenen "Leitfaden der Sozialhilfe" leider nicht erwähnt.
Im geschilderten Fall könnte zum Beispiel die arbeitende alleinerziehende Mutter mit 7jährigem Sohn, Miete und zusätzliche Heizungskosten von 1000 Mark monatlich vorausgesetzt, 2480 Mark pro Monat pfändungsfrei für sich behalten; ein höherer Betrag als der Sozialhilfebedarf, da das Gericht eine sogenannte "Besserstellung" für Arbeitende hinzufügt.
Ulli Winter, Schuldnerberater, Sozialamt Frankfurt
Für die Aktion Brot für die Welt hat die Evangelische Kirche von Kurhessen- Waldeck in ihrem Bereich über 4,1 Millionen Mark gesammelt.
Auf dem bundesdeutschen Schulmarkt gibt es etwa 70 Schulbuchverlage, die Lehrbücher für rund 100 unterschiedliche Schulformen und mehr als 377 anerkannte Ausbildungsberufe anbieten. Ein Rechenbuch kostet durchschnittlich 18,80 Mark und ein Englischbuch 24,80 Mark.
Vernichtung von Substanz geschah und geschieht nicht bei Nacht und Nebel, sondern in konzertierter Aktion des sogenannten Zeitgeistes mit seinen Wegbereitern aus Architekten und Genehmigungsbehörden.
Gegen das vorherrschende kurze Gedächtnis hat in Friedberg die Zerstörung von historischer Substanz Tradition, hat mit der Jahrhundertwende eingesetzt und erfolgte - von raren Ausnahmen abgesehen - weitgehend unwidersprochen. Dieser Umbauprozeß wurde von dieser Stadt getragen, von Bürgern zu sprechen, fällt in diesem Zusammenhang schwer. Es waren nicht in erster Linie die auswärtigen Filialisten, die hier mit schlechtem Beispiel vorangingen.
Es scheint - wie in der Wetterau weitgehend - an Bewußtsein daran zu fehlen, daß Häuser nicht nur eine öffentliche Aufgabe haben.
Die Stadt hat mit dem Eintritt in die Altstadtsanierung versucht, dieser Entwicklung gegenzusteuern. Dies gelingt mit guten Ergebnissen bei der Verbesserung der allgemeinen Infrastruktur, des Wohnumfeldes und der wirtschaftlichen Intensivierung, das gelingt nur zum Teil bei der Bewahrung oder besser Verlebendigung historischer Substanz und bei einer Gestaltung, die über den Tag hinaus Bestand haben könnte.
Negativbeleg für die erste These ist, daß auf der Kaiserstraße bisher noch keines der ursprünglichen Hallenhäuser (Haus zur Rose) wieder hergestellt wurde. Positiver Beleg für die zweite These, Zur Bibliothek umgebautes Kloster ist Positivbeispiel der aber nicht für das Ganze steht, ist aufgrund seiner Synthese von altem Bestand und heutiger Gestaltung das Bibliothekszentrum im bis vor kurzem noch ruinösen Klosterbau.
Daß Bewahrung und adäquate Gestaltung Werte über den Tag hinaus schaffen, Unterscheidbarkeit und Wiedererkennbarkeit sichern, scheint noch nicht in die allgemeine Diskussion eingegangen zu sein. Je mehr die politisch gewollte und von der Ökonomie diktierte Verdichtung der neuen Geschäfts- und insbesondere Wohngebiete vollzogen wird, um so mehr Entlastung wird erforderlich durch gestaltete und für die städtische Bevölkerung nutzbare Landschaft. Die Einbindung Friedbergs in einen Regionalpark, ausgehend von der Vernetzung der vorhandenen Park- und Grünanlagen über die grüne Mauer bis hin zum Anschluß an den Taunus, ist wohl von der Stadtgestaltung als Abgrenzung zu den landwirtschaftlichen Nutzflächen, zur Getreidesteppe hin, wie auch volkswirtschaftlich und sozial von hoher Bedeutung; so durch Entlastung der regionalen Erholungsgebiete wie der Entschärfung der Konfliktsituation in den verdichteten Gebieten. Ausblick:
In Friedberg werden Gestaltung und Bewahrung erst dann eine wirkliche Chance haben, wenn beispielsweise über die Zielformulierung Touristenstadt entdeckt wird, daß damit auch Geld zu verdienen ist. Das bedingt, daß dieses Ziel nicht nur auf Verwaltungsebene, sondern entscheidend auf der politischen Ebene gesehen und gewollt wird.
Eine Stadt muß gesellschaftlich, geschichtlich und ökologisch intakt bleiben, nur dann hat sie eine Zukunft.
Das Ungleichartige und Verschiedenartige muß in ihr seinen Platz finden können, der angemessen Ort im alten idyllischen Sinne wie die Zonen, in denen Freizeit und Arbeit ineinander übergehen, wie auch das verwilderte Land, das sich selbst überlassen bleibt und die Botaniker mit ungewöhnlichem Artenreichtum erfreut. Schnittkanten und Bruchlinien gehören dazu und die Erinnerungsmale, die aus vergangenen Jahrhunderten stammen.
Wie stellt sich diese Stadt heute dar? Einerseits mit hausgemachten Problemen, andererseits mit dem typischen Problemdruck einer Stadt, die immer mehr und immer stärker in das Rhein-Main- Gebiet einbezogen wird. - Gehen wir einmal davon aus, daß Rhein-Main mindestens soweit wie die S-Bahn reicht. - Typisch ist der tägliche Verkehrsinfarkt durch Übermotorisierung, typisch ist der Mangel an bezahlbaren Wohnungen, nicht zuletzt provoziert durch spekulative Grundstückspreise. Ich erinnere hier an die heutige Dreifelderwirtschaft von früherem Ackerland über Brachland zu Bauland, typisch sind die Einfamilienhaus- Teppiche an der Peripherie, wo sich Kleinsiedlungen an bestehende Ortskerne anhängen, ohne auf landschaftliche, städtebauliche oder infrastrukturelle Fragen Rücksicht zu nehmen, typisch ist auch, daß die Lösungsangebote auf die Probleme eher den siebziger und achtziger Jahren als dem Jahre 2000 verpflichtet sind, typisch ist auch inzwischen die Diskrepanz zwischen verrottenden Bahnhöfen und Schulen und privatem Reichtum und nicht untypisch ist ebenso, daß die kommunale Politik, geplagt von Wahlterminen, der Verkehrsberuhigung an der nächsten Ecke höheren Wert einräumt als den gesamtstädtischen Zukunftsfragen. Aber noch immer gilt: Nur wer das Ganze sieht, wird das Detail richtig setzen können.
Weiter wollen wir darüber reden, was Friedberg nicht ist: Friedberg ist keine Großstadt, noch nicht einmal Mittelstadt. Friedberg ist aber auch keine Landstadt, und die Stadt hat keinen Konglomeratscharakter, sie ist auch nach der Gebietsreform nichts Zusammengewürfeltes, keine Anhäufung von Dörfern oder Landgemeinden und bis heute auch keine Schlafstadt. Sie ist allerdings auch nicht die schönste Stadt Deutschlands, sprich: die historische Stadt, die sonntags von Touristen gestürmt wird.
Was macht diese Stadt im heutigen Rhein-Main-Gebiet vielleicht ein wenig untypisch, was verleiht ihr einen eigenen Charakter? Erstens, so denke ich, hat sich Friedberg eine gewisse Tradition und ein Eigenleben bewahrt, den Charme der überschaubaren Kleinstadt, mit noch lebhaftem Vereinsleben und einem Kulturbetrieb, der sich an die Erfordernisse der Gegenwart angepaßt hat. Zweitens, so stelle ich bei allen unseren Führungen immer wieder fest, Friedberg ist noch eine richtige Stadt, nicht nur weil sie in ihrem Bild wie in ihrem Stadtgrundriß unverwechselbar ist, sondern auch, weil sie regionale Kompetenz, Markt- und Konkurrenzfähigkeit in Kultur und Kunst wie im Kommerz aufweist. Und ich denke, aus diesen Gründen - aus die- ser Vielfalt heraus - ist Friedberg eine gefragte Stadt mit eminenten Chancen.
Was hat sich in Friedberg in den letzten Jahrzehnten geändert. Kaum geändert hat sich das Bild dieser Stadt. Auf Stadtsilhouette wie auf Stadtgrundriß und ich meine damit die Bauten bis zum 1. Weltkrieg, also Altstadt, die Vorstädte und die Neustadt bis zum neuen Bahnhof, beruht die Ausstrahlung dieser Stadt, ihre eigenständige Rolle. Es ist die Jahrzehnte des Wegseins überdauernde Wiedererkennungskraft dieser Stadtsilhouette, die bis heute kein Hochhaus stört - mehr der beginnende Siedlungsbrei im Westen - wie die Kraft des Straßenzugs der Kaiserstraße, die Friedberg im eigentlichen Sinne erst ausmachen. Diese Stadt hat sich eine physiognomische Widerstandskraft bewahrt, der sie sowohl ihr historisches Schicksal wie ihr erworbenes Stadtmuster verdankt.
Aber so wie es eine Erfolgsbilanz gibt, so ist auch von den Verlusten zu reden. Seit der Jahrhundertwende, verstärkt noch seit den fünfziger Jahren,
• sind verloren gegangen weite Teile der Engelsgasse,
• grundlegend verändert worden der Großteil der Judengasse,
• vernichtet worden die Synagoge,
• verfüllt worden die einzigartigen Keller unter der Kaiserstraße,
• vergangen die Mühlen am Mühlweg,
• dabei seltsam unzeitgemäß die späte Vernichtung der Falckschen Mühle, Aufschrei der Bürgerschaft bleibt zumeist aus • abgerissen das Bindernagelsche Haus in der Burg wie der Alte Bahnhof und das Hospital in der Vorstadt,
• beseitigt worden die gesamten Erdgeschoßzonen der Kaiserstraße, oder können Sie mir noch eine alte Tür, ein altes Tor oder Fenster dort zeigen?
• Gefährdet die 24 Hallen. Zumeist bleib der Aufschrei aus der Bürgerschaft aus.
Verändert hat sich dagegen das tägliche Leben in dieser Stadt. Sie ist größer, quirliger, vielfältiger, auch unüberschaubarer und problembeladener geworden. Ich versuche es so zu beschreiben, Friedberg ist städtischer als es seine 17 000 Einwohner in der Stadt und seine 25 000 Einwohner insgesamt vermuten lassen.
Das läßt sich leicht erklären. Täglich strömen Tausende in und aus dieser Stadt: die Fachhochschulstudenten, die amerikanischen Soldaten, die Ein- und Auspendler, die Schüler und Auszubildenden, die Einkaufspendler, die Aussiedler und Asylbewerber, wie die Berber und Stadtstreicher, täglich - ich weiß nicht, ob das schon jemand gezählt hat - sind in irgendeiner Weise Zehntausende Menschen in dieser Stadt unterwegs und tätig. Das gibt ihr erst und insbesondere ihrem Kern diesen starken städtischen Charakter. Aber das sind und werden keine Bürger dieser Stadt, kaum einmal Einwohner, der Großteil bleibt Besucher. Es sind Menschen, die nur noch zum geringen Teil in dieser Stadt wohnen (können), hier oder in Frankfurt arbeiten. Aus dem alten Stadtbürger ist ein Regionsbürger geworden, welche Auswirkungen die weitgehende Zerstörung stadträumlich geschlossener Lebenszusammenhänge - wie ich sie selbst noch kennengelernt habe - auf kommunales Leben hat, ist ein anderes Thema. (Wird fortgesetzt.)
Friedberg ist auch deswegen erst Stadt, weil es nicht nur Einkaufszentrum ist - das macht alleine noch keine Stadtqualität aus -, sondern weil es eine kulturelle Infrastruktur hat. Dazu gehört neben dem, was die Jahrhunderte vor uns geschaffen haben, das, was seit Mitte der siebziger Jahre entstanden ist: eine für die Größenordnung der Stadt nicht selbstverständliche Infrastruktur mit Wetterau-Museum, Bibliothekszentrum Klosterbau, Burggarten und Stadthalle. Einrichtungen sind nur so gut wie das, was in ihnen passiert, und das ist eine ganze Menge mehr, als dies andernorts der Fall ist, immer bezogen auf Gemeinden vergleichbarer Größenordnung. Diese Behauptung findet sich im Bad Nauheimer Kulturentwicklungsplan bestätigt, wonach die Bad Nauheimer ihren kulturellen Bedürfnissen gleichrangig in Friedberg wie in Frankfurt (!) und dies mit weiten Abständen zu Gießen usw. nachgehen.
Diese Stadt hält eine kulturelle Infrastuktur nicht nur für ihre 25 000 Einwohner, sondern für ein ganzes Einzugsgebiet vor; das hat seinen Preis und seine Kosten wie seinen Gewinn. Auch kulturell kann diese Stadt auf regionale Kompetenz verweisen ebenso wie im Kommerz. Was wir bisher nicht geleistet haben, ist, über die Region hinaus zu wirken, dies bestätigt ein Beitrag in der FAZ vom 21. Juli 1991, darin heißt es: "Nichts gegen Alsfeld oder Friedberg: Doch wenn die Namen dieser hessischen Städte nicht auf Autobahnschildern zu lesen wären, würde sie außer den Einheimischen vermutlich kaum jemand kennen. Niemand verbindet mit diesen Orten eine Besonderheit, sie können keine Attraktion ihr eigen nennen, die über die Region hinaus bekannt wäre. Bad Hersfeld - mit seinen 30 000 Einwohnern wahrlich keine Metropole - ist dagegen ein Begriff, zumindest für Kulturkenner."
Die Frage ist allerdings, ob ästhetische Kompetenz und historisches Bewußtsein über die kulturellen Einrichtungen und historischen Vereine in das Tagesgeschäft mit eingehen. Ich denke, dies läßt sich nur konkret beantworten, denn über Ästhetik und Geschichte läßt sich gut reden, erst konkret werden sie zum Streitfall.
Ist beispielsweise das schön, was eine Mehrheit als schön empfindet? Oder ist das erhaltenswert, was der Denkmalschutz sagt? Die Diskussion um den Brunnen in der Altstadt war beispielhaft für den Ablauf eines solchen Streitfalls. Am Anfang war es gut gemeint, nachdem die ersten Schwierigkeiten auftauchten, wurde die Verantwortung für den Brunnen einerseits immer stärker formalisiert und abstrahiert, andererseits von immer größeren Gruppen und Ausschüssen und Kommissionen getragen, bis sie sich in unerkennbare Partikel verflüchtigt hatte. Am Ende geriet der Entscheidungsprozeß immer komplexer und zu einer Kette von Kompromissen, die am Schluß ein Ergebnis zeitigten, das niemand gewollt hatte. Es ging hier um die Quadratur des Kreises, aus demokratischen Entscheidungsprozessen ästhetisch anspruchsvolle Architektur hervorgehen zu lassen. Burganlage
Die Anträge in der Stadtverordnetenversammlung mit Ruf nach Gesamtplanung und Verbesserung der Attraktivität der Burg - von der Gastronomie bis zu den Toiletten - sind sich im Grundsatz einig, daß es im städtischen Interesse bei dieser Mischung von altem Gemäuer, die allesamt verschlossen sind, von einem Meer von abgestellten Autos, von verwildertem Burggarten nicht bleiben kann. Im Detail sind sie kontrovers. Kulturausschuß: Autos raus, andere Ausschüsse sehen die Burg als verlängerten Teil der Parkplätze auf der Kaiserstraße.
Warum tut sich die Stadt so schwer mit der Burg?
Weil ihr in der Burg aus historischen Gründen außer den öffentlichen Verkehrsflächen nichts gehört; den Burggarten hat sie aus Gründen der Naherholung 1991 als einzige innerstädtische Parkanlage gepachtet. Das bedeutet: nichts geht, ohne die Interessen der drei großen Eigentümer zu berücksichtigen, des Landes Hessen mit seinen Verwaltungen und dem Adolfsturm, des Wetteraukreises mit dem Burggymnasium und der Privatleute, die hier ein Refugium behalten wollen - hier stoßen sich Interessen im Raum.
Unsere Überlegungen gehen in Richtung Bewahren - Touristik - Naherholung und kulturelle Aktionen.
Für das Bewahren hat das Land Hessen in den vergangenen Jahrzehnten Millionen investiert und wird für den Aufbau des abgebrannten Schlosses - allerdings wiederum als Verwaltungsgebäude - in ähnlicher Höhe mit dabei sein.
Am meisten haben wir bis heute bei kulturellen Aktionen bewirkt. Der Burggarten dient - nicht immer zur Freude der Anwohner - dem Burgfest und dem Kulturprogramm "Sommersprossen" regelmäßig mit seiner Naturbühne als große, stimmungsvolle Freiluftarena. Noch nie wurde die Burg mit dem Historischen Jahrmarkt so intensiv genutzt wie heute, noch nie so vielen Menschen nahegebracht wie durch unsere regelmäßigen Führungen.
Aber der große Durchbruch in Richtung "Historische Burganlage" ist damit nicht gelungen. Was in der Burg fehlt, ist eine vernünftige Infrastruktur mit zugänglichen historischen Gebäuden, einem wirklich historischen Burggarten, verbunden mit Café oder Gaststätte, und, nebenbei bemerkt, Toiletten, die ihren Namen verdienen.
Wie eng der Bewegungsraum der Stadt ist, zeigt auch der Versuch, durch den Ankauf des Hauses Usinger, des früheren Zeughauses der Burg, einen Schritt in Richtung anspruchsvolle Gastronomie zu machen. Die Durchsetzung scheiterte an der exponierten Lage dieses Hauses wie an den massiven Einwänden der Anlieger. Der Burggarten bedarf einer grundlegenden Überholung, um ihn als historische Gartenanlage wiederzugewinnen. Eine Bestandsaufnahme liegt an den massiven Einwänden der starken Lobby der Naturschützer, die den Burggarten als Biotop und nicht als Denkmal sehen, denen das Freischneiden der Blickachsen in die Landschaft ebenso zu weit geht wie die weitgehende Neuanpflanzung der abgängigen Lindenallee. Ich halte das für kurzsichtige Beschlüsse, die dem Bestand der Gesanmtanlage nicht dienen, sondern kontraproduktiv sind.
Andererseits übersteigt die Zielsetzung, den Burggarten wie eine historische Gartenanlage zu pflegen und zu bewahren, die derzeitigen Möglichkeiten der Stadt. Ein ordnungsgemäßes Pflegekonzept für den Burggarten nach den Maßstäben, die man an eine historische Gartenanlage stellt, bedarf nach Aussagen des Leiters der Schlösserverwaltung einer eigenen Gärtnerei mit Warm- und Kalthäusern und drei bis vier Gärtnern. Der jetzige Aufwand beläuft sich auf einen Vormittag in der Woche mit 2 oder 3 Männern der städtischen Gärtnerei.
Hallenbad
Am 22. Februar dieses Jahres erscheint ein Leserbrief in der WZ, der unter der Überschrift "Stimmt da was nicht?" unter anderem nach dem Verbleib der Kunstgegenstände aus dem Bade fragte. Ja, es stimmt hier etwas nicht, nämlich die Erinnerung. Der angesprochene Sündenfall hat sich nicht mit der Schließung des Bades ereignet, sondern mit seiner grundlegenden Modernisierung 1961 - 1963, dabei erfolgte die Entfernung des früheren Zierbrunnens in der Schwimmhalle, wie in der WZ unter der Überschrift "Hell und lichtdurchflutet, frei von allem Ballast und Firlefanz, wird sich dann die Halle den Besuchern darbieten" zu lesen stand, und wenig später ähnlich zu der Entrümpelung und Modernisierung des Eingangsbereichs: "Die Überbleibsel des Jugendstils im Treppenhaus - Reliefs an den Wänden, eine Nackte am Springbrunnen und vieles andere mehr, verschwinden." WZ 24./25. Juli 1963.
Die Volksgesundheits-Philosophie von 1910, die der Hygiene und der ansprechenden Gestaltung der Räume einen hohen Stellenwert einräumte, wurde am Beginn der sechziger Jahre ganz offiziell, keinesfalls heimlich, gedacht, insbesondere für das Schulschwimmen. Gegen den Jugendstil setzten die Stadt und die Schwimmvereine die Standards dieses Jahrzehnts in Gestalt des rechten Winkels, der Glasbausteine und der DIN-Normen durch.
Seit der Schließung des Bades am 1. Juni 1980 habe ich mit anderen Bürgern dieser Stadt versucht, für dieses Haus und seine Möglichkeiten zu werben. Hier am Alten Hallenbad kann ebenso wie im Bibliothekszentrum deutlich gemacht werden, was Erhaltung alter Substanz, schöpferische Wiederaufnahme der früheren Funktionen des Baus für die Gegenwart und Neugestaltung bedeuten können.
Dazu liegt seit Jahren ein realistisches Nutzungskonzept vor, das der früheren kleinstädtischen "Schwimmoper" die Aufgabe eines in Ästhetik, Funktion und Technik kompromißlosen Veranstaltungshauses zuweist, das die Lücke zwischen Stadthalle und Bibliothekszentrum schließt. Nicht zu vergessen ist auch, daß Magistrat und der damalige Vorsitzende des Denkmalbeirates erfolgreich die Unterdenkmalschutzstellung 1984/1985 betrieben haben. Beachten Sie bitte: Nicht die Denkmalschutzbehörde, sondern Eigentümer und Friedberger Mitglieder des Denkmalbeirats wurden hier aktiv! Ohne die Unterdenkmalschutzstellung wäre das Bad schon längst abgerissen oder so umgebaut worden für andere konkret angefragte Zwecke, daß es nicht mehr zu erkennen gewesen wäre.
Weitere Aktivitäten sind in der nächsten Zeit zu erwarten. So wird die Stadt das Hallenbad anläßlich des Tages der Hessischen Denkmalpflege am 6. September 1992 der interessierten Öffentlichkeit wieder zugänglich machen, und die Gründung eines Vereins, dessen Namen Programm ist, "Kultur ins Alte Hallenbad", steht kurz bevor. (Wird fortgesetzt)
"Friedberg - Stadtbewahrung und Stadtgestaltung zwischen Kultur und Kommerz" / FR-Serie von Michael Keller / Letzter Teil Wie überall zwischen Tschibo, C & A und Benetton Kaiserstraße verliert ihr Gesicht im immer schneller rotierenden Konkurrenz- und Verdrängungswettbewerb
Kaiserstraße Eine faszinierende Straße in all ihrer Quirligkeit, in all ihrer Urbanität. Wo finden Sie etwas Vergleichbares?
Aber der durch die Altstadtsanierung noch gewachsenen wirtschaftlichen Stärke ist keine Verbesserung der Qualität gefolgt. Befriedigend ist die Umsetzung des einen großen Ziels der Altstadtsanierung, der Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse, das zweite Ziel jeder Sanierung, die Bewahrung der Substanz, ist dem ersten nicht gleichwertig gefolgt. Die Fachwerkhäuser auf der Kaiserstraße bestehen weitgehend nur noch aus Fassaden und wer heute abends durch die Kaiserstraße geht, macht die Erfahrung der weitgehenden Entvölkerung entgegen dem Schein der Schaufensterbeleuchtungen und Neonreklamen. Bürgerliches Leben ist auf der Kaiserstraße nur noch während der Geschäftszeiten vorhanden.
Und statt Individualität, der Rückgewinnung historischer Häusergestalten, von Hauspersönlichkeiten wie dem "Haus der Rose", läßt sich allgemeine Austauschbarkeit feststellen. Hinter der modischen Dekoration vollzieht sich auf der Kaiserstraße ein immer schneller rotierender Konkurrenz- und Verdrängungskampf, indem Geschäftsleute alten Schlags durchaus nicht zu ihrem Nachteil aufgeben. Bemerkenswert ist dieser Abschied der Friedberger Geschäftsleute, ihr Wandel hin zum Vermieter und Rentier, weg vom Bürger dieser Stadt hin zum Wirtschaftsbürger, was bedeutet das für die städtische Gesellschaft?
Dann beginnt das ewiggleiche Spiel wie überall, Kettenläden, Drugstores und Jeansshops, Pizzalokal und Schnellimbiß, Geschenkladen und Boutiquen rücken nach, mit Brot läßt sich anscheinend gutes Geld verdienen, sieht man die große Zahl der Bäckereien. Die verlockenden Auslagen vor den Gemüseläden, auch die Cafés, die ihre Stühle in den Verkehrsmief setzen, wahren zusammen mit den Fassaden den Hauch von Originalität. Doch dahinter finden sich gleiche Namen, gleiche Produkte, gleiche Preise und gleiche Sonderangebote wie in Frankfurt und wie in allen Klein- und Mittelstädten von einer bestimmten Einwohnerzahl an, deren Konsum und Wirtschaftskraft ziemlich genau zu berechnen ist.
Filialisierung führt eben nicht zur Vervielfältigung, sondern zur Eindimensionalität, d. h. durch Ladeneinbauten in den Erdgeschoßzonen hat die austauschbare Warenästhetik nach dem Vorbild der Großstädte jetzt in die Kleinstädte Einzug gehalten. Wenn man mit verbundenen Augen irgendwo in einer Citylage der alten Bundesrepublik käme, würde man sich überall zwischen Tschibo und C & A, zwischen Benetton und "Kochlöffel" wieder- und zurechtfinden. Auch Friedberg ist auf der Kaiserstraße unterwegs zu der Entwicklung, wo die Erdgeschoßzonen mit dem alten Haus bald nichts mehr zu tun haben. Die Kaiserstraße, eine Straße mit vielen Besuchern, aber ohne Bürger.
Was bedeutet dies für die Stadtbewahrung und Gestaltung zwischen Kommerz und Kultur. In immer kürzeren Zyklen werden diese Ladeneinbauten wieder herhausgerissen und durch neue ersetzt werden, während die eigentliche Qualität wahrer Städte darin besteht, daß Altes bewahrt, im positiven Sinne überkommt und damit an Wert gewinnt, einem nicht in Geld, aber in Lebensqualität zu bemessenden immateriellen Wert von Identität und von Unterscheidbarkeit. Und der Denkmalschutz fragt sich heute schon, ob er die Kaiserstraße als Ensemble aus dem Schutz entlassen soll, weil es an dem fehlt, was die Denkmalqualität erst ausmacht, eben die historische Substanz.
Was gibt es sonst noch von der Kaiserstraße zu berichten? Beispielsweise die Diskrepanz zwischen der Umweltverschmutzung durch Autoabgase und der fröhlichen Annahme der Außenbewirtschaftung, ungetrübt des eindeutig erwiesenen Zusammenhangs zwischen Verkehrsdichte und Krankheit. Auf was weist dies hin? Nicht darauf, die Außenbewirtschaftung abzuschaffen, sie ist ein wichtiges Stück städtischen Lebens, sondern die Autos von der Kaiserstraße abzuhalten. Friedberg ist von einem gemischten Verkehrssystem noch weit entfernt, Parkplätze jenseits der Innenstadt, im Verbund mit Straßenbahn und Bussen wie mit Fahrradwegen, das ist über den Schutz der Menschen auch ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung der gebauten Umwelt. Betrachten Sie sich einmal die Schäden an der Stadtkirche!
Ich will Ihnen auch von einem Stück des Scheiterns berichten. Sie wissen, daß die Stadt den Fußgängerbereich zwischen Usa- und Apothekergasse wesentlich verändert hat. Das sah erst ganz einfach und erfolgversprechend aus. Das Trottoir wurde um die Breite des erhaltenen Pflasterstreifens, sprich: um die Parkplätze erweitert und neu gepflastert. Entstanden war ein sehr breiter Bürgersteig, für Friedberg - wie ich meine - schon zu breit, und eine mit großformatigen Betonsteinen, die mit einer Natursteinauflage versehen sind, belegte Fläche. Der Denkmalschutz hat damals weitere Veränderungen wegen des historischen Ensembles untersagt, dies aber nicht für alle Zeiten. Und ich muß gestehen, äußerste Behutsamkeit ist hier angebracht. Wenn wir so weitergemacht hätten, hätte sich das Bild der Kaiserstraße grundlegend - allerdings nicht zum besseren - gewandelt. Heute habe ich gelernt, daß man weder den historischen Straßenbelag noch die Gliederung der Kaiserstraße, wie sie seit der Jahrhundertwende in der Abfolge von ausgebautem Bürgersteig, altem gepflastertem Streifen und ursprünglich ebenfalls gepflasterter Straße entstanden ist, nicht einfach aufheben kann.
Ich weiß aber jetzt, welches Rezept die Alten angewandt haben, ein historisches Pflaster zu bewahren beziehungsweise herzustellen. Es ist einfach, aber vielen aus dem Gedächtnis geschwunden. Es besteht aus dem einzigen Wort: Geduld. Man braucht nur zu warten - aber mehr als Menschenalter - dann werden Abnutzung, Wind, Wetter und Reparaturen auf das Pflaster ihre Geschichte geschrieben haben. Die Gewöhnung wird ein übriges tun. Unsere Zeit hat die finanziellen wie die technischen Mittel für die schnelle Umgestaltung, ob sie auch die schöpferische Kreativität, den Geist dazu hat, das steht auf einem anderen Blatt.
Langsam verlaufen allerdings unsere Planungsprozesse. Daß dies auch sein Gutes haben kann, zeigt der Weg der großen Pkw-Parkanlagen weg vom historischen Kern hin zur Peripherie. Ich denke, auch ähnliche Projekte werden sich weniger durch bewußtes Gegenhalten als durch den Lauf der Zeit verabschieden.
Was ist also mein Wunsch für die Kaiserstraße? Daß sie nicht eine Mischung aus Main-Taunus-Zentrum im Erdgeschoß und Disneyland in den Obergeschossen wird, daß wir bei einer Stadtführung die Kaiserstraße nicht nur links liegen lassen, weil wir unser eigenes Wort nicht verstehen, und daß wir auf dieser Straße auch ein "Bürgerhaus" einmal von innen, nicht nur von außen vorstellen können.
Unsere Altstadt. Ich denke seit dem Hessentag von 1979 hat die Stadt vieles unternommen, um dieses einstmals verslumte und auch vom Bewußtsein her abgeschriebene Quartier wieder in die Stadt hineinzuführen. Ich kann mich deutlich an die Ängste 1979 erinnern, als wir das erste Altstadtfest veranstalten wollten. Nicht Ängste vor dem Fest, sondern vor möglichen Störungen aus der Altstadt! Gut wir haben noch immer ein Kneipenviertel, wir haben nicht die gestylte Altstadt. Aber in ihren Gegensätzen ist die Altstadt mir sympathischer, als wenn die Stadt diese zum Austragungsort des "urban design", zum Schikki-Micki-Qartier, gemacht hätte. Die Altstadt scheint mir noch einigermaßen im Gleichgewicht, hier ist auch Platz für die Armen, Älteren und Ausländer.
Die Qualität der Altstadt machen eben nicht allein die Fußgängerzonen in ihren austauschbaren Betonsteinen aus, sondern auch hier besteht die Qualität in der Bewahrung des Alten, wie sie beispielhaft an einigen kleinen Wohnhäusern gelungen ist, wie in der Gestaltung des Neuen im Alten, wie sie der Klosterbau zeigt. Dessen Bedeutung geht über die Funktion Bibliothek hinaus. Er ist ein gelungenes Beispiel heutiger Gestaltung außen und innen, die durch Nutzung an Qualität gewinnt und nicht verliert.
Aber Stadtbewahrung und Stadtgestaltung greifen natürlich weit über die Friedberger Innenstadt hinaus. Auch die Stadtsilhouette muß bewahrt oder wieder hergestellt werden. Die Diskussion um die Sicherung des jahrhundertealten öffentlichen Zugangs zum Schwalheimer Brunnen weist auf ein großes Defizit Friedbergs seit alters her hin. Fast übergangslos gehen in Friedberg Bebauung und Äcker ineinander über. Was unsere Vorfahren versäumt haben, den inneren Grüngürtel auf den ehemaligen Wällen und Mauern anzulegen, ist heute aktueller denn je aus Gründen der Stadtästhetik wie der Sehnsucht einer städtischen Bevölkerung nach frei zugänglichem Grün. Ein grüner Gürtel um Friedberg als eine Stück grüne Stadtmauer könnte die bestehenden Garten- und Parkanlagen wie Burggarten, Friedhof, Seewiese usw. über die Talauen hin zu den Wäldern und Waldstücken miteinander vernetzen.
Nebenbei auch das Kasernengebiet, das größer ist als die Friedberger Altstadt, soll hier nicht vergessen werden. Der Nicht-Abzug der Amerikaner ist eine große Enttäuschung, aber kein Wunder, da die Barracks eine der modernsten Anlagen dieser Art in Bezug auf Unterbringung, technischer Service und Trainingsmöglichkeiten sind. Hier hätte mit einem Schlag ein neuer Stadtteil entstehen und die unnatürliche Trennung von Gewerbegebiet und Stadt beendet werden können. Für Friedberg wäre der Abzug - im Gegensatz zu anderen Städten - keine Katastrophe, sondern eine große Chance.
Der kleine Patrick, ganze 16 Monate alt, hatte einen dicken Daumen. Ursache: ein vereitertes Nagelbett. Schmerzhaft sowas - und das ausgerechnet an einem Samstagnachmittag! Die Eltern, Martina und Eberhard C., packten den Kleinen ins Auto und fuhren zum Ärztlichen Notdienst am Prüfling. Dort besah man sich den Fall und riet zum Krankenhaus, Abteilung Kinderchirurgie. Die Familie entschied sich für die Uniklinik - und war hinterher mit diesem Entschluß höchst unzufrieden. "Da hat uns der Horror erwartet", klagt der Vater: der Zugang zur Notaufnahme durch die Garage, danach "ein Raum wie ein Gefängnis", dann eine Stunde Wartezeit und schließlich Krach mit der Schwester. Das Verhängnis nahm seinen Lauf, als der kleine Patrick an die Reihe kam, Vater und Mutter ihn begleiten wollten, aber die Schwester darauf hinwies, daß nur eine Begleitperson erlaubt sei.
Ob die Schwester dies wirklich, wie Eberhard C. berichtet, "barsch" und "kratzbürstig" vorbrachte, ob sie wirklich sagte, die Leute könnten, wenn ihnen dies nicht passe, woanders hingehen, und sie werde dann den nächsten Patienten aufrufen, läßt sich im nachhinein nicht mehr genau klären; Tatsache ist, daß der Vater den Behandlungsraum betrat, dort der Streit erneut kurz aufflammte und die Familie dann unter Protest die Klinik verließ.
Anschließend fuhr sie zum städtischen Krankenhaus nach Höchst, wurde dort "total anders, nämlich freundlich und zuvorkommend, behandelt".
Eine Stunde Wartezeit, so die Auskunft von Hans Ditzel, stellvertretender Verwaltungsdirektor und Pressesprecher der Klinik, sei am Wochenende im Rahmen des Normalen. Und die Beschränkung auf eine Begleitperson sei wegen der räumlichen Verhältnisse und die personelle Besetzung notwendig: Die Versorgung der Notfälle gehe schneller, wenn nur eine Person dabei sei, und zudem lägen in dem Raum auch andere Patienten.
Die Schwester räumte bei ihrer Befragung ein, heftig reagiert zu haben, weil der Vater in den Behandlungsraum eingedrungen sei. Zu einer anderen Klinik habe sie ihn aber nicht geschickt. Ditzel "bedauert es, wenn da etwas nicht in Ordnung war".
Sein Rat an Eltern in der gleichen Lage: möglichst frühzeitig zum Arzt gehen. Und was den Notdienst in der Uniklinik betrifft: Morgens sei er besser besetzt. tom
Briefe an die Redaktion
In der Mörfeldener Altstadt werden nach Ansicht einiger Bürger zu viele Feste gefeiert. In einem Leserbrief vom 23. Juli meinte Alfred J. Arndt, die Altstadt werde "von feiersüchtigen Vereinsmeiern als Partykeller mißbraucht". Den Stadtpolizisten warf Arndt vor, daß sie nichts gegen die Lärmbelästigung tun und "in ruhigeren Stadtteilen den Schlaf der Gerechten schlafen". Darauf antwortet nun Hans Jahnke von der Ortspolizei:
Über die Beschwerde des Herrn Arndt, daß man kein Recht auf Schlaf hat, weil zu viele Feste sich gegenseitig ablösen, möchte ich mich nicht äußern. Aber bei massiver Ruhestörung hat auch Bürger Arndt, wie jeder andere, das Recht auf Abhilfe. Dies löst man am einfachsten, wenn man den Verursacher sofort anspricht und auf eine Verringerung der Lautstärke dringt.
Die Herren Stadtpolizisten stellen allerdings niemand . . . mit dem Geschwindigkeitsmeßgerät nach. Sie haben den gesetzlichen Auftrag, die Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit zu überwachen. Dies geschieht oft zur Abend-, Nacht- und Frühmorgenzeit. Um Bürgern, die an Durchgangsstraßen wohnen, eine gewisse Nachtruhe und Sicherheit vor "Rasern" zu verschaffen. Von Verkehrslärm kann Herr Arndt in seinem Wohnbereich sicher nicht betroffen sein. Den Schlaf der Gerechten, der mir und Kollegen von Herrn Arndt unterstellt wird, schlafe ich sicher nicht, da ich zweimal pro Woche Nacht- bzw. Frühdienst leiste, zusätzlich Flüge während der gesamten Nacht übers Haus donnern, ganz zu schweigen von dem Zugverkehr in Walldorf.
Die Unterstellung, daß wir uns auch noch an Ruhestörungen beteiligen, halte ich für einen schlechten Witz. Hans Jahnke Ortspolizist Mörfelden-Walldorf
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
GOLDSTEIN. Eine Häuschen, nicht größer als eine Garage, vollgestellt mit Marmorfiguren, Bronzeplastiken und Schnitzereien. An der Wand hängen hölzerne Körperteile neben Gedenktafeln. In mehreren Vitrinen reihen sich Tonfiguren aneinander - das ist die Werkstatt des Goldsteiner Bildhauers Edwin Hüller.
Seit 1958 lebt und arbeitet der 72jährige in dieser unscheinbaren Ecke des südlichen Stadtteils. Seit er vor 30 Jahren seine erste eigene Werkstatt eingerichtet hat, vollbrachte er viele beachtenswerte, künstlerische Leistungen. In Frankfurt zählen der Bornheimer Marktbrunnen, der "Brickegickel" an der Alten Brücke, der Brunnen vor der Alten Oper und Restaurationsarbeiten im Dom zu seinen bekanntesten Werken.
Edwin Hüller ist im Egerland aufgewachsen und lernte schon bei seinem Großvater das Schnitzen. "Zur Weihnachtszeit wurde damals immer eine große, selbstgeschnitze Krippe aufgestellt, die mich sehr fasziniert hat. Das war vielleicht schon ein Anstoß für meinen späteren Beruf."
Einer Steinbildhauerlehre folgten Kurse an der Kunstschule, bis der Krieg kam und Hüller im Militär dienen mußte. 1946 aus der Gefangenschaft entlassen, kam er nach Schwanheim. Dort lernte er den Bildhauer Johann Josef Belz kennen, bei dem er fortan arbeitete. "Ich hatte ja nach dem Krieg kein einziges Werkzeug. Die Werkstatt in Schwanheim war für mich die Rettung", erinnert sich Hüller.
In den Nachkriegsjahren war der Künstler hauptsächlich mit Restaurationsarbeiten beschäftigt. In der Seligenstädter Basilika und im Frankfurter Dom erneuerte er Holz- und Steinfiguren. Später schuf der Goldsteiner vor allem Brunnen. In ganz Deutschland und auch im Ausland stehen von ihm entworfene und gehauene oder restaurierte Wasserspiele. Er meißelte viele Gedenktafeln von namhaften Frankfurter Bürgern an, die auch im Römer ihren Platz fanden.
In jüngster Zeit arbeitet Hüller zunehmend freischaffend. "Ich habe meine Tätigkeit immer als selbstständige, freiberufliche Arbeit aufgefaßt. Unter Termindruck arbeite ich äußerst ungern."
Dazu fällt ihm spontan die Geschichte des Brunnens an der Alten Oper ein. "Zehn Tage vor der geplanten Inbetriebnahme lag der Steinbrocken noch unbearbeitet im Erzgebirge. Wir sind zwar rechtzeitig fertig geworden, aber das war trotzdem ein echter Alptraum." Oder die Anekdote über den Bornheimer Marktbrunnen, der bei der Eröffnung als "schönster Auspuff der Stadt" bezeichnet wurde. Warum? Weil das Abgasrohr des Notstromaggregats der U-Bahn im Innern des Brunnens nach oben verläuft - eine ungewöhnliche und gleichzeitig praktische Lösung.
Edwin Hüller nimmt heute nur noch selten größere Aufträge an. "Die Arbeit muß mir Spaß machen. Ich verwirkliche am liebsten meine persönlichen Ideen." Seine Werke enstehen auf ganz verschiedene Weise. "Manchmal habe ich schlaflose Nächte bis eine zündende Idee zur Umsetzung eines Gedankens kommt. Dann wieder schüttelt er Einfälle aus dem Ärmel. "Nach meiner Erfahrung sind die spontanen Ideen die besten."
Momentan arbeitet der Bildhauer an mehreren Plastiken für eine Austellung der Frankfurter Künstlergesellschaft, deren Vorsitzender er ist. Im September werden seine Stücke zusammen mit Werken anderer Künstler in der Römerhalle ausgestellt. Ans Aufhören denkt der 72jährige noch lange nicht. "Ich hab noch viel vor", sagt er und deutet auf einen Haufen unbehauener Steine. hen
BAHNHOF. Die Ökumenische Asiengruppe ist in Not geraten - der Vermieter hat der Frankfurter Hilfsorganisation zum 30. September die Büroräume in der Elbestraße 9 gekündigt. Eine neue Bleibe konnten die Mitarbeiterinnen noch nicht finden. "Wir können unsere Arbeit doch nicht einstellen", moniert die stellvertretende Leiterin der Ökumenischen Asiengruppe, Fabienne Zwankhuizen: "Vielleicht müssen wir demnächst Hausbesuche oder verstärkt Streetwork machen." Seit 1980 beraten fünf Frauen vor allem Thailänderinnen und Philippinas, die oft von Heiratsvermittlern oder organisierten Schlepper- und Anwerberbanden mit falschen Versprechen nach Deutschland gelockt werden und nicht selten im Prostituierten-Milieu enden. "Wir brauchen ganz aktuell und ab 1. Oktober am liebsten ohne Makler ein etwa 100 Quadratmeter großes Büro in der Innenstadt, das nicht mehr als 20 Mark Miete pro Quadratmeter kostet", so Zwankhuizen.
Alle Versuche durch Vermittlung des Evangelischen Regionalverbandes oder des städtischen Liegenschaftsamtes an brauchbare Büro- und Beratungsräume zu kommen, seien bislang gescheitert. Mehr als 300 Briefe hätten sie ergebnislos verschickt und auf Annoncen in der Tageszeitung meldeten sich nur Makler. Zwankhuizen: "Durch die Kombination von Maklergebühren und Kaution sollten wir für ein wunderschönes Büro auf einen Schlag 17 000 Mark hinlegen, das konnten wir jedoch nicht aufbringen." Sie hofft auf den "Makler mit sozialer Ader."
Die Elbestraße verlassen die Mitarbeiterinnen nicht ungern. Einerseits ist die Lage in der Nähe des "Milieus" am Bahnhof für die Arbeit wichtig, da die Hilfsorganisation nur so von den Prostituierten erreicht werden kann. Andererseits finden sich in unmittelbarer Nachbarschaft Junkies, Dealer, Zuhälter und Strichjungen - was wiederum jene asiatischen Frauen abschreckt, die die Beratungsstelle wegen Eheproblemen oder ausländerrechtlichen Fragen aufsuchen wollen. "Das ist für die Frauen sehr unangenehm und gefährlich hierher zu kommen", betont Diplom-Pädagogin Heinke Griese vom Beratungsteam.
Über Ausweichmöglichkeiten verfügt die Ökumenische Asiengruppe nicht. Ein Raumangebot in der Weißfrauenkirche an der Windmühlstraße sei vollkommen ungeeignet und das Angebot des Vermieters, die Räume auch über den regulären Kündigungstermin hinaus zur Verfügung zu stellen, kann die Asiengruppe nicht annehmen: Der Quadratmeter-Mietpreis würde von elf auf 70 Mark steigen.
Von der Raumnot ist auch ein weiteres Projekt der Organisation bedroht: das Frauenhaus für Asiatinnen. "Es gibt in Frankfurt zur Zeit fünf Häuser für Frauen, doch die Plätze dort sind sehr beschränkt", erklärt Fabienne Zwankhuizen. Sie kennt die Situation in den Frauenhäusern, da sie selbst bereits dort gearbeitet hat. Für die Frauen, die vor den Gewalttätigkeiten ihrer Ehemänner oder der Zuhälter fliehen müssen, wollen die Beraterinnen eine große Wohnung (sechs bis sieben Zimmer) oder ein Haus in Frankfurt finden. Auch hier sind die finanziellen Möglichkeiten der Gruppe beschränkt: Mehr als 2500 Mark Miete kann sie nicht aufbringen.
Wer der Ökumenischen Asiengruppe helfen kann oder mehr über die Arbeit erfahren will, kann sich unter Telefon 23 74 82 oder 23 96 82 melden. kan
Deutsche Mutter, indischer Vater - es wäre nachvollziehbar, daß Esha Chakravarty zwischen den Kulturen stehen und ihre persönliche Zerrissenheit zwischen Ost und West thematisieren muß. "Oriental, occidental, tell me which will win?", singt sie im Titelsong ihres Debütalbums "Bindhi & Boots", das in diesen Tagen erschienen ist. Aha, ist er das, der Versuch musikalischer Konfliktbewältigung?
Nein. "Diese Zeile ist eher ironisch gemeint", stellt die in Köln lebende Sängerin klar. "Für mich gab es diesen Konflikt nie, und ich habe auch keinen Kulturschock erlebt", erwidert sie allen, die etwas in ihre Biographie hineingeheimnissen wollen. Der Titel "Bindhi & Boots" ist Programm und Hinweis auf ein harmonisches Neben- und Miteinander. Bindhi, das ist der Punkt, den die indischen Frauen auf der Stirn tragen. Und Boots steht für die Cowboystiefel, die Esha mit der gleichen Selbstverständlichkeit trägt.
So, wie in ihrer Familie immer beide Kulturen gelebt wurden, gibt sie nun auch in ihrer Musik das doppelte Erbe weiter. Als westliche Popmusik mit fernöstlichem Einfluß, als das Beste aus beiden Welten. "Ich mache aber keinen Ethno Pop", beugt sie dem nächsten Mißverständnis gleich vor. "Ethnisch orientierte Musik muß sich immer auf die jeweilige Volksmusik beziehen und damit auch auf ein bestimmtes Lebensgefühl. Meine Wurzeln liegen zwar in Indien, aber ich lebe seit meinem sechsten Lebensjahr in Deutschland, bin hier erzogen worden und mit westlicher Popmusik aufgewachsen. Da wäre es schon ziemlich aufgesetzt, die indischen Elemente zu stark herauszustreichen."
Der Faszination für Indien begegnet man auch so noch oft genug in ihren Texte und der Musik. Esha hat Kindheitserinnerungen in Liedern wie "Tiger" und "Simla" (über eine Reise in die faszinierende Bergwelt des Himalaja) niedergeschrieben. Und jeder Besuch bei ihrer Verwandtschaft bringt neue Inspirationen für Stücke wie "Howrah Bridge", das sie gemeinsam mit Julian Dawson komponiert hat. "Es ist immer wieder aufs neue ein Erlebnis, in Kalkutta anzukommen", schwärmt Esha. "Schon der Bahnhof ist eine Welt für sich, davor ein lebendiges Durcheinander von Autos, Taxen, Kühe, Ochsen, Gehupe und Geschrei."
Atmosphäre haben auch die dezent mit Sitar, Sarod, Tabla und anderen typischen Klängen angereicherten Lieder. Esha und ihr Produktionsteam mit Rene Tinner, Anselm Kluge und Lothar Meid mußten dabei allerdings auf Klänge aus dem Computer zurückgreifen. "Es war unmöglich, indische Musiker zu finden, die so spielen wollten, wie wir uns das vorgestellt haben", erzählt Esha. "Sie neigen alle dazu, ihr Instrument klassisch einzusetzen. Und das hätte einfach den Rahmen meiner Kompositionen gesprengt und keine klangliche und stilistische Einheit ergeben."
Für die geplante Bühnenumsetzung ihres Albums will sich Esha allerdings noch einmal auf die Suche nach Musikern machen, die Sitar, Tabla und Harmonium im Sinne ihrer Kompositionen spielen können, statt mit Elektronik aufzutreten. Denn diese Instrumente, die man hierzulande hauptsächlich mit Ravi Shankars traditionellen Ragas oder mit religiöser Musik in Verbindung bringt, mit "normalem" Rockinstrumentarium zu präsentieren wäre ganz im Sinne von "Bindhi & Boots". DETLEF KINSLER
Der politische Hintergrund der Kick '92 ist bekannt. Die Frankfurter Musiker-Initiative begann im vergangenen Jahr, verstärkt auf die Proberaum-Misere hinzuweisen, sorgte für eine Solidarisierung unter den Musikern und rang sogar dem OB und der Stadt die Zusage ab, Bunker zu kaufen und so Proberäume zu sichern. Nach dem Kauf geht es nun um die noch unklaren Konditionen, zu denen die Bands und Vereine weiter in ihren Räumen wirken können, um mit ihren Beiträgen auch in Zukunft das kulturelle Leben der Stadt zu bereichern. Auch zu neuer künstlerischer Aktivität hat die Kick '92 aufgerufen. So findet am Sonntag, 9. August, und Montag, 10. August, ein zweitägiges Festival unter dem Motto "Atemlos" im Zelt des Palais Osthafen statt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, der Eintritt ist frei. BAP-Drummer Jürgen Zöller führt durch ein Programm, das erstmals Frankfurter Musiker mit darstellenden und gestaltenden Künstlern der Stadt zusammenbringt. Aktionen und Performances sollen die sonst oft statischen Auftritte der Musiker zu einem Happening aufwerten. Jeweils vier Bands pro Abend auf der Hauptbühne (plus Zwischenprogramm in den Umbaupausen) lassen sich auf Abenteuer ein. So treten beispielsweise B.L.A. (Foto) mit ihrem Crossover zusammen mit dem Straßentheater Antagon und den Video-Scratchern des Studio Wahnsinn auf, realisieren Karin Rahts und Ralph Mann ihr Action-Painting zu den Power-Folk-Klängen von Life Is Not A Party oder tanzt die Company Vivienne Newport zu den experimentellen Klängen von Not Enough Room To Swing A Cat. dk
Plötzlich war sie weg, die Scheckkarte von FR-Leser Otger R. Der Geldautomat in der Alten Oper rückte das Plastikviereck nicht mehr heraus. R., seit 1988 Kunde der Commerzbank, glaubte zunächst an einen Defekt. Doch in seiner Zweigstelle wurde ihm bedeutet, daß der Vorfall Methode hatte: Weil sich R.s finanzielle Lage verschlechtert hat, behielt das Geldinstitut die Karte ein. "Das ist ja was Feines", kommentiert der Mann ironisch die Entwicklung. Jetzt hat er alles bis auf ein symbolisches Guthaben abgehoben und überlegt, ob er sich banklich anderwärts orientieren soll.
Eine schwere und langwierige Krankheit, die ihn arbeitslos machte, ist schuld an Otger R.s finanziellem Abstieg. Seit Frühjahr beträgt sein regelmäßiges Einkommen nur noch 618 Mark alle zwei Wochen. "Da sind wir nicht in der Lage, eine ec-Kar- te auszuhändigen", sagt Christian Franck von der Pressestelle der Commerzbank.
Der Betroffene dagegen empfindet das Verhalten der Bank als Diskriminierung. Ellen Waitzis von der Verbraucherzentrale Hessen kann das nachvollziehen: "Es kann eine Diskriminierung für jemanden sein, der ohnehin schon in einer psychischen Notlage ist, weil er seine Arbeit verloren hat." Auf der anderen Seite könne sich der Schritt der Bank positiv auswirken, weil er der Verführung zum Schulden-Machen entgegenwirke. Frau Waitzis: "ein sehr zweischneidiges Schwert".
Die Verbraucherschützerin hat zum Umgang mit Schecks und Scheckkarten eine generelle Anfrage an die Commerzbank gerichtet, bislang aber noch keine Antwort bekommen. Der FR erklärte Hans-Jürgen Wagner (Commerzbank), die Einkommenshöhe sei dabei nicht das entscheidende Kriterium; wichtiger sei eine "einwandfreie Bonität". Wie die definiert wird, ist freilich internen Grundsätzen überlassen und verschieden interpretierbar. Der Bank gehe es darum, Risiken auszuschließen.
Ähnlich sehen es andere Geldinstitute. Auch Adolf Albus von der Frankfurter Sparkasse spricht von "Bonitätsverschlechterung", die zum Einzug der Scheckkarte führen könne. Zuvor aber schreibe die Bank den Kunden mehrfach an und suche das Gespräch.
Bei der Ökobank droht einem Kunden der Karten-Verlust erst dann, wenn er "auffällig" werde, ständig sein Konto überziehe und sich nicht an Absprachen halte, meint Jutta Gelbrich. Die Ökobank prüfe sehr kritisch; insgesamt entscheide auch der persönliche Eindruck vom Kunden. Denn, so die Bank-Sprecherin, mancher Kontoinhaber übernehme sich finanziell allzuleicht. tom
Auf einer Sitzung im oberhessischen Butzbach fiel nach langem Hickhack endlich die Entscheidung: Die Oberliga Süd (Männer) startet mit nur 13 Teams (bisher waren es 14) in die Saison 92/93. Dagegen geht die Nordgruppe mit 15 Teams in den langen Meisterschaftskampf. Da müssen mehrere Wochenspieltage im Norden eingelegt werden.
Grund für die unterschiedlichen Starterzahlen: Der Nordverein SG Langgöns/Dornholzhausen weigerte sich kategorisch, in die Südgruppe auszuweichen. "Uns hätten die Derbys gefehlt. Außerdem belasten uns die langen Anreisen", begründeten die Oberhessen ihre Haltung. Zuerst votierten die sieben mittelhessischen Vereine in einer ersten, vorgeschobenen Sitzung für die 15:13-Lösung. Nun kam es in Butzbach zu einer hauchdünnen Entscheidung für den neuen Modus, der mit 8:7 Stimmen angenommen wurde. Die Sitzung des Verbandsschiedsgerichtes zu dem "Fall", die vor der Einigung zwischen Nord und Süd vorgesehen war, dürfte gegenstandslos sein.
Einzige Änderung im Süden: Die Begegnungen mit der ursprünglich zugeteilten SG Langgöns/Dornholzhausen entfallen. Nun ist an jedem Wochenende ein Süd-Team spielfrei. Der Norden muß dagegen einen neuen Spielplan aufstellen. 28 Spieltage plus Pokalbegegnungen stehen für die Nordvereine an. Ein Mammutprogramm für die fünftklassigen Amateure.
Auch beim zweiten Tagespunkt erzielten die Vereinsvertreter in Butzbach Einigkeit. Es ging um die Durchführungsbestimmungen von Auf- und Abstieg. Es bleibt dabei: Die Bezirksmeister steigen weiterhin direkt auf. Zuvor war heftig diskutiert worden, ob es noch Relegationsspiele geben sollte. Die Anzahl der Absteiger wurde auf immer noch stolze sechs Vereine begrenzt. Im Süden muß also fast die Hälfte der Vereine in den sauren Abstiegsapfel beißen.
"Da geht es von Beginn an hoch her", meinte Wickers Pressesprecher Edmund Volk, dessen Team jedoch kaum in den Abstiegskampf angesichts seiner Routine und Leistungsfähigkeit verwikkelt werden dürfte.
Schlechter sieht es dagegen angesichts der vielen Abstiegsplätze für die beiden benachbarten Aufsteiger TV Flörsheim und TG Rüsselsheim aus, die in ihrer ersten Oberliga-Saison vor einer ganz schweren Aufgabe stehen.
"Es hätte noch schlimmer kommen können. Phasenweise waren sogar acht Absteiger wegen der nächstjährigen Zusammenlegung in einer 16er-Staffel im Gespräch", berichtete Flörsheims Männerwart Heinrich Eckert. Jetzt bleibt es für die übernächste Saison bei 16 Vereinen.
Weitere Neuigkeit, die die Spitzenteams gar nicht begeistern wird: Erstmals steigt der Nord- oder Südmeister nicht automatisch in die Regionalliga auf. Erst die beiden Endspiele um die Hessenmeisterschaft entscheiden über den einzigen Regionalliga-Aufsteiger.
Eine außergewöhnliche Oberliga-Saison, hoffentlich auch in sportlicher Hinsicht . . . jo
KRONBERG. Der Kappen-Klub von 1902 ist nicht nur in der fünften Jahreszeit aktiv: Nach der Sommerpause treffen sich die närrischen Vereinsmitglieder wieder, um die nächste Kampagne vorzubereiten oder einfach mit gleichgesinnten Pappnasen zusammenzusitzen.
Die Tanzgruppen nehmen ihr Training wieder auf: Die Minis trainieren montags von 17 bis 18.30, die Midis und Seniorinnen von 18.30 bis 20 Uhr.
Die Klubabende finden jeweils am ersten und dritten Dienstag im Monat im Ritterkeller statt. Für Samstag, 22. August, plant der Klub ein Sommerfest, und beim Jahresausflug am 30. August sind noch Plätze frei.
Weitere Informationen und Anmeldung bei Christoph Kaetzke, Merianstraße 8, Tel. 21 47. mk
"Panta rhei" - alles fließt, ist im Fluß. Oft werden die Gedanken Heraklits auf diesen Generalnenner gebracht. Was bleibt, ist allein der Wechsel. Rund anderthalb Jahrtausende nach den Bemerkungen des Philosophen prägt George Maciunas, aus seinen New Yorker Anti-Kunst-Aktivitäten heraus zum Militärdienst berufen und Ende 1961 nach Wiesbaden beordert, den Begriff "Fluxus". Er tangiert das panta rhei des Griechen nur bedingt, wiewohl das Fließen angesprochen wird und im Mittelpunkt das Prinzip der Bewegung steht. Auch Fluxus berührt philosophische Fragestellungen und will eine Geisteshaltung bezeichnen. Vordergründig geht es darum, eine neue Kunstform beim Namen zu nennen, deren Wesen die Aktion ist. Man knüpft an die Idee des "Happenings" an, das bereits vor Fluxus Galerieräume zu Ereignisstätten werden und Kunst und Leben ineinander übergehen ließ. Bei der von Macunias propagierten sezessionistischen Sonderform sollte das Publikum jedoch nicht beteiligt werden. Ziel des Fluxus-Theoretikers war es, Elemente aus allen künstlerischen Bereichen aufzugreifen, die neue Aktionskunst aber grundlegend aus der Musik abzuleiten. 1962 organisierte er in Wiesbaden die erste Konzertreihe "Neuester Musik". Im Wiesbadener Museum wurden Stücke von John Cage bis Nam June Paik aufgeführt, und - weil Fluxus nicht auf die Pauke, wohl aber aufs Klavier haut - in "Piano Activities" dem Museumsflügel übel mitgespielt.
Grund genug für das Wiesbadener Kulturamt, nun "30 Jahre Fluxus" auszurufen und gebührend zu feiern. Sechs Wochen lang (6. September bis 18. Oktober) wird "Fluxistisches" geboten. Rene Block aus Berlin, der künstlerische Leiter des Ausstellungsprojektes, und Michael Berger, der nicht nur "Harlekin Art" vertreibt, sondern auch ein Freund der Fluxus-Kunst ist, gestalten das Programm gemeinsam mit dem Kunstverein und dem Kulturamt. Arbeitete man anläßlich des 20. Fluxus-Geburtstages vor zehn Jahren die Geschichte der Bewegung mit retrospektiven Ausstellungen auf, so geht es nun um die Gegenwart. Die Fluxus- Künstler der ersten Stunde, die 1962 die Wiesbadener Festspiele gestalteten, treten diesmal an verschiedenen Ausstellungsorten der Stadt (Villa Clementine, Rathaus, Kunsthaus und andere) mit aktuellen Arbeiten vor die Öffentlichkeit. Zur Eröffnung werden nicht nur der in der hessischen Landeshauptstadt ansässige Joe Jones erwartet, sondern auch seine - meist in New York wohnenden - Kollegen.
Berger inszeniert in seinem "Fluxeum" eine Sonderschau: "Vehicle Art", die die "Verbindung des Kunstfahrzeugs, des Fluxfahrzeugs und des Großen Fahrzeugs des Buddhismus" aufzudröseln gedenkt, unter anderem anhand von Werken Marina Abramovics, Joseph Beuys', von Kasimir Malewitsch und Yoko Ono. Einem jungen Künstler, der sich mit "fluxusspezifischen Ideen" auseinandersetzt, stiftet das Ehepaar Berger erstmals einen "George-Macunias-Preis" (Verleihung am 6. September).
Das Wiesbadener Kulturamt klinkt sich mit einer Fluxus-betonten "Film-Video-Performance" ins Festivalprogramm ein. Es gibt ein Wiedersehen mit den von Macunias zu einer Anthologie zusammengestellten frühen "Fluxfilms", daneben laufen neue Produktionen. John Cage, ein wichtiger Anreger für Fluxus, wird während des Festivals (er befindet sich zu dem Termin in Frankfurt) 80 Jahre alt. Der Nassauische Kunstverein lädt zu einer Ausstellung mit seinen graphischen und druckgraphischen Werken, während das Kulturamt den Film "One 11 and 103" von John Cage und Henning Lohner einen Tag nach seiner Uraufführung in Wiesbaden präsentiert. Weitere in Wiesbaden ansässige Galerien, darunter die Büchergilde Gutenberg und die Galerie Ressel sowie das Pariser Hoftheater planen eigene Beiträge.
Unbeteiligt bleibt indes das Wiesbadener Museum. Zwar wurde sein Leiter Volker Rattemeyer zu Beginn der Festival- Planung von der Stadt aufgefordert, ein Konzept zu erarbeiten und tat dies auch. Danach wäre das Typische an Fluxus in einer historisch orientierten Ausstellung hinterfragt und an anderen künstlerischen Äußerungen gemessen worden. Da jedoch ein Kollege ihm zuvorgekommen war und Aspekte, die auch für die Wiesbadener Konzeption wesentlich gewesen wären, bereits vortrug, ließ Rattemeyer seinen Plan fallen und stellt nun auch die Museumsräume nicht zur Verfügung. Das Festivalkonzept hält er für "nicht so spannend", hofft aber, vertrauend auf den Sachverstand von Rene Block, daß das Wiesbadener Ereignis zu mehr wird als einem "Klassentreffen". DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
BAD NAUHEIM. Vor kurzem wurde in Bad Nauheims französischer Partnerstadt Chaumont eine Jugendherberge eröffnet. Die Übernachtung kostet nach Angaben des Bad Nauheimer Kulturamtsleiters Johannes Lenz 55 französische Francs, das Einzelzimmer 70 Francs pro Nacht. Kochgelegenheiten sind vorhanden. Eine rechtzeitige Anmeldung ist ratsam.
Postalisch ist die Jugendherberge mit der Anschrift Foyer des Jeunes Travailleurs, 1 rue Carcassone, F-52000 Chaumont zu erreichen; die Telefonnummer ist 00 33 / 25 03 22 77. str
HÖCHST. Mit einem offenen Brief haben sich die Ortsbeirats-Fraktionen der SPD und der Grünen jetzt an Iris Blaul (Grüne) gewandt. Darin machen sie der hessischen Familienministerin insgesamt elf Vorschläge, wie die vorgesehenen 200 Asylsuchenden demnächst in der McNair-Kaserne in Höchst möglichst menschenwürdig untergebracht werden können.
Zudem gelte: "Je besser und vollständiger die Unterkunft für die Flüchtlinge ausgestattet ist", um so geringer seien die Belastungen für die Anwohner und den Stadtteil. An erster Stelle steht die Forderung, die künftige Höchster Zweigstelle der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach unter Regie des Landes oder eines freien Wohlfahrtsverbandes zu betreiben, sie jedoch keinesfalls in private Hand zu vergeben.
In den Augen von SPD-Chef Norbert Wildhirt ist die Unterkunft im Camp Eschborn mit seinem privaten Betreiber ein Negativbeispiel: "Weil dort gewinnorientiert gearbeitet werden muß, sparen die, wo immer es nur geht."
Die Tatsache, daß in der Schwalbacher HGU derzeit auf 100 Flüchtlinge lediglich ein Sozialarbeiter komme, betrachtet Wildhirt als "Wahnsinn". Ministerin Blaul soll ein Verhältnis von höchstens 40 : 1 sicherstellen, ebenso die Betreuung auch während der Nacht.
Außerdem verlangen SPD und Grüne, daß Asylsuchende in der McNair-Kaserne nicht länger als sechs Wochen bleiben müssen, um eine Überbelegung zu vermeiden. Weitere Forderungen beziehen sich auf Ausstattung der Unterkunft, die Verpflegung und die Kinderbetreuung.
Um den Kontakt mit den Anwohnern zu erleichtern, sollen Besuchstage veranstaltet und ständige Begegnungen ermöglicht werden. Dazu gehöre, das Areal auch für Gruppen zu öffnen, die sich wie die benachbarte Christophorus-Gemeinde für die Interessen der Asylsuchenden engagierten.
Die beiden Ortsbeiratsfraktionen wollen ihren Brief an die Familienministerin nicht als bloßen Appell verstanden wissen. "Wir erwarten von Frau Blaul eine konkrete Antwort zu jedem unserer Vorschläge", sagt Grünen-Mitglied und Kinderbeauftragte Christine Schwab: "Unser Schreiben soll vorbeugen, damit in Höchst nicht die gleichen Fehler wie in Schwalbach und Eschborn gemacht werden." leo
Wenn's aus dem Gulli nach faulen Eiern stinkt Die Wege des Isenburger Abwassers nach Niederrad Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß NEU-ISENBURG. Ob man die Toilettenspülung betätigt, das Geschirr spült, sich die Hände oder Klamotten wäscht, duscht oder (schlimmer noch) badet: das Wasser fließt in den Ausguß und wird zu Abwasser. Wo geht es eigentlich hin, das fettig-schmutzig-schmierige Dreckwasser aus den 20 000 Haushalten Neu-Isenburgs, seinen Industrie- und Gewerbebetrieben? Wer kümmert sich wo um die Reinigung und sorgt dafür, daß die ärgsten Verschmutzer etwas gegen die schlimmsten Belastungen tun, bevor sie die Rohre öffnen und die Brühe in die Kanalisation lassen? Während etwa Langen, Dreieich und Egelsbach an die Abwasserbeseitigung und -überwachung des Umlandverbandes Frankfurt angeschlossen sind, läuft das Isenburger Wasser aus einem Netz von 110 Kilometern Schmutzwasserkanälen in die Frankfurter Kläranlage in Niederrad und dann - vorher vollbiologisch gereinigt - in den Main. Drei Millionen Kubikmeter sind es jedes Jahr.
Eine Besonderheit hat Neu-Isenburg: Dietmar Junghans aus der Abteilung Abwasserüberwachung im Umweltamt Frankfurt lobt das vorbildliche Trennsystem der Stadt. Isenburg sei eine der wenigen Kommunen, die flächendeckend das Regenwasser vom verschmutzten Abwasser scheiden. Das wertvolle Regenwasser läuft in einem gesonderten Kanalsystem in zwei Sickergruben in den Heegwald, wo es die Grundwasserbestände der Stadt ergänzt.
In einer örtlichen Abwassersatzung (siehe Kasten) ist genau festgelegt, welche Stoffe gar nicht und welche nur bis zu einem genau festgelegten Grenzwert durch den Abfluß rinnen dürfen. Zu diesem Zweck hat die Stadt Neu- Isenburg bereits vor 27 Jahren eine Abwasserkataster genannte Datensammlung angelegt, in der erschöpfend festgehalten ist, welche Betriebe welche Stoffe verarbeiten. Wenn sich hier etwas verändert, also in der Verarbeitung Stoffe hinzukommen oder wegfallen, sind die Firmen verpflichtet, dies der Stadt mitzuteilen. Das Umweltamt der Stadt Frankfurt besucht jährlich zweimal unangemeldet Neu-Isenburgs Unternehmen und prüft, ob die Grenzwerte eingehalten werden. Zusätzlich entnimmt das Amt Abwasserproben: Finden sich verbotene Stoffe im Wasser oder wird der Grenzwert eines eingeschränkt erlaubten Stoffes nennenswert überschritten, verdonnert das Amt die Firmen eventuell dazu, zusätzliche Wasserreinigungsanlagen zu installieren. Dem Verursacher, der die nächste Zeit öfter überprüft wird, kann außerdem ein Bußgeld blühen.
"Keine massiven Probleme" konstatiert Junghans jedoch für die Stadt Neu-Isenburg. Die Hauptbelastungen seien: Silber, Gelatine und Beschichtungsstoffe aus der Fotoindustrie, Lipophile Stoffe (Öle und Fette) aus den fleischverarbeitenden Betrieben, Lösungsmittel aus den Druckereien, Schwermetalle aus den Galvanikbetrieben sowie organische Chloride und CKW (Chlorkohlenwasserstoff) aus Wäschereien und Reinigungen. Zwar sagt Junghans, daß die Reinigungen immer mehr vom CKW abkommen und zu Lösungsmitteln greifen, aber glücklich sei er mit den nicht unproblematischen Lösungsmitteln auch nicht. "CKW können wir wenigstens relativ leicht aus dem Wasser rauskriegen", meint Junghans. Lösungsmittel hingegen hätten die Tendenz, auf dem langen Weg nach Niederrad von Bakterien verzehrt zu werden. "Dann stinkt es aus den Gullis nach faulen Eiern." In den Rohren greifen sie den Beton an, und es kann zu Korrosionen kommen. Bei der regelmäßigen Abwasserüberwachung eine gravierende Störung auftritt, benachrichtigen die Wasserwächter die Untere Wasserbehörde des Kreises Offenbach, die der Sache dann nachgeht. In Neu-Isenburg ist das laut Junghans bisher aber noch nie vorgekommen. In diesem Zusammenhang lobt er die gute Zusammenarbeit der Industrie- unternehmen mit der Aufsichtsbehörde.
Als Beispiel für eine Routineuntersuchung nennt Junghans das "Abklopfen" des Abwassers von Kfz-Betrieben auf Kohlenwasserstoffe (das sind mineralische Öle und Fette). Die kann man nämlich als Maßstab, Junghans spricht von einem Parameter, für gefährliche Stoffe nehmen: Wenn keine Öle und Fette im Wasser sind, ist der Betrieb auch sonst in Ordnung. Ob bei einer Metzgerei oder in einer Autowerkstatt: häufig müssen die Hüter des Abwassers den Unternehmen auferlegen, eine Emulsionsspaltanlage anzuschaffen. Denn da auch bei Maschinenreinigungen immer mehr mit Lösungsmitteln gearbeitet wird und wenig mit dem ökologisch harmlosen Dampfstrahler, werden die Öle und Fette im Wasser gebunden, bilden so eine Emulsion und flutschen am Ölabscheider vorbei, der nur das ungebundene Fett auffangen kann. Was fehlt, ist eine Anlage, die die beim Reinigen entstandene Emulsion dann wieder voneinander trennt, und zwar in Fett und Wasser.
FRANKFURT A. M. Wenn in Frankfurt der beste Freund des Menschen das Zeitliche segnet, geraten die Hinterbliebenen oftmals in die Bredouille. Den Leichnam einfach im Garten zu verbuddeln verbietet das Gesetz, den Weg zur Tierkörperbeseitigungsanstalt das eigene Gewissen. Der Tierfriedhof in Bad Homburg ist überfüllt, etwas vergleichbares gibt es in Frankfurt nicht. Noch nicht: Schon in wenigen Monaten will der Magistrat am Heiligenstock einen Tierfriedhof anlegen.
Den Anstoß zu dem Projekt gaben Ende 1991 mehrere Hunde- und Katzenfreunde, die die Vorstellung unerträglich finden, ihre Vierbeiner könnten dereinst in Niederwöllstadt enden. Dort steht seit 1970 die für Südhessen zuständige Tierkörperbeseitigungsanlage. Und was darin mit den Tieren geschieht, findet Frank Heudorf "nicht sonderlich pietätvoll".
Heudorf ist Referent im Dezernat für Frauen und Gesundheit, das - so kurios es klingt - für den geplanten Frankfurter Tierfriedhof zuständig ist ("alle anderen haben sich davor gedrückt"). Nach einer parlamentarischen Anfrage machte sich das Dezernat Anfang 1992 auf die Suche - und wurde im Norden fündig: Auf einem 10 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen dem Friedhof Heiligenstock und der Stadtgrenze von Bad Vilbel soll der Tierfriedhof entstehen.
Das Areal wird derzeit noch von einem Landwirt beackert, den Pachtvertrag aber hat die Stadt "zum Sommer-Ende" gekündigt. "Theoretisch", sagt Heudorf, könnte dann mit den Bauarbeiten begonnen werden - stünden da nicht "vier oder fünf Anwohner" im Wege.
Die Berkersheimer, die in unmittelbarer Nähe des geplanten Friedhofs wohnen, fürchten um ihre Ruhe: Durch permanente Bestattungen und Besuche werde es am Stadtrand zu "regem Verkehr" kommen. Das freilich bezweifelt Heudorf. Besucher müßten ihre Autos auf dem bereits vorhandenen Parkplatz am Heiligenstockweg abstellen, lediglich "ein oder zwei Behindertenparkplätze" sollen direkt am Tierfriedhof entstehen.
"Es wird keine exorbitante Belästigung geben", versichert der Referent, der zuversichtlich ist, daß die Bürgerproteste wieder abflauen werden. Im August oder September könne dann bereits die Trägerausschreibung beginnen - schon jetzt sind diverse "Tierschutzvereine und Gartenbaubetriebe" im Gespräch.
Wie genau der Tierfriedhof - der mitten im geplanten Grüngürtel liegt - aussehen wird, das vermag derzeit noch niemand zu sagen. Eines jedoch steht fest: "Die Anlage soll nicht zu sehr an einen menschlichen Friedhof erinnern." Große Denkmäler, wie etwa in Amerika oder Paris, wird es nicht geben, "höchstens kleine Grabsteine mit Inschriften". Gegen Kreuze will der Frankfurter Stadtdekan Klaus Greef gar persönlich intervenieren - "das hat immerhin mit Glauben zu tun, und dazu sind Tiere ja nicht fähig".
Die Liegedauer am Heiligenstock soll "auf drei Jahre mit Verlängerungsoption" festgelegt werden. 150 bis 200 Mark werden die Herrchen und Frauchen dafür berappen müssen. "Die emotionale Bindung ans Tier" (Heudorf) hat eben ihren Preis.
Aber nicht jeder, der will, wird sein Haustier auf dem neuen Frankfurter Tierfriedhof begraben können. Vögel, Katzen und kleine Hunde werden in den Gräbern mühelos Platz finden, bei Doggen und Bernhardinern wird's dagegen schwierig. Heudorf: "Wer sich aber ein Nilpferd in der Badewanne hält, der wird auch am Heiligenstock "keine Chance" haben (siehe auch Kasten). *ind
FRANKFURT-NORD. Tierliebe treibt bisweilen skurrile Blüten. "Wir hatten hier schon Leute", sagt Judith Wagner, "die ihrem toten Pudel für ein paar tausend Mark einen Marmorstein gekauft haben." Manch ein Tierfreund habe seinen vierbeinigen Gefährten gar schon im selbstgezimmerten Sarg zu Grabe getragen. Kurios? Ja - aber längst kein Einzelfall auf dem Tierfriedhof in Mainz.
Von den 400 Gräbern, die die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt ihren tierischen Einwohnern vor Jahren zubilligte, ist schon lange keines mehr frei. Hunde und Katzen sind es vor allem, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, aber auch von Wellensittichen und einem Zwergkaninchen künden die Inschriften auf den MiniGrabsteinen. Lediglich große Tiere werden in Mainz zum Problem - "Pferde", bedauert Tierpflegerin Judith Wagner, "passen hier nicht rein." Jene Herrchen und Frauchen dagegen, die ihre Haustiere sicher unter der Erde wissen, bleiben ihren haarigen und gefiederten Freunden meist über deren Tod hinaus treu. Zu den herkömmlichen Ausgaben - das Grab selbst kostet 250 Mark, die Bestattung 80 Mark, der Friedhofsschlüssel weitere zehn Mark - sorgen sie für reich geschmückte Gräber. "Unserem Liebling" steht dann auf den Steinen oder "Wir werden Dich nie vergessen". Und manchmal verewigen die Hinterbliebenen den Verblichenen auch mit einem Polaroidfoto hinter Glas.
Über derlei Aufwand wundert sich Judith Wagner schon lange nicht mehr: "Manchmal", sagt sie, "ist das extremer als bei einer richtigen Beerdigung." *ind
Keine Angst vor Blitzschlag, Forstämter fürchten nur leichtsinnige Spaziergänger: Fast alle Waldbrände entstehen durch Unachtsamkeit "Zum Glück haben wir sehr fixe Feuerwehren" Gefährlich wird es an den Altweibersommertagen Von Constanze Angermann HOCHTAUNUSKREIS. Die Bilder sind noch in Erinnerung: Krachende Stämme, knisterndes Holz, Blätter, die sich in Bruchteilen von Sekunden auflösen. Und überall nur dicker Rauch. Die großen Waldbrände in Brandenburg: ähnliches hat sich auch schon in Norddeutschland abgespielt. Aber wie sieht es in Usingen, in Weilrod oder in Bad Homburg aus? Könnte der Wald im Hochtaunuskreis lichterloh brennen? "Wir leben hier in einem dicht besiedelten Gebiet", schränkt der Homburger Forstamtsleiter Wilfried Großcurth ein. Dadurch würden Brände meist früh entdeckt und gemeldet - von Spaziergängern oder Jägern. Außerdem enthält der Mischwald, wie er im Taunus zu finden ist, durch den hohen Laubwaldanteil mehr Feuchtigkeit. Reine Nadelholzwälder brennen eher. Auch die Nähe des Frankfurter Flughafens bedeutet für den Wald in diesem Fall mehr Sicherheit: Oft sind es Piloten, die als erstes die Rauchschwaden aufsteigen sehen und den Brand dann melden. So wie am Mittwoch vergangener Woche, als vom Flugzeug aus der Waldbrand in der Elisabethenschneise entdeckt wurde, den die Schmittener Feuerwehr bald unter Kontrolle hatte.
"Wir haben sehr fixe Feuerwehren", betont Helmut Seitel von der Abteilung Forsten beim Regierungspräsidium in Darmstadt. Bei ihm laufen alle Zahlen über Waldbrände in Südhessen zusammen. Die bestätigen allerdings nur, daß bei den Waldbränden kaum ein Trend auszumachen ist. Abgesehen von einem Großbrand vor zwei Jahren bei Weiterstadt, der die Kurve einmal stark nach oben ansteigen ließ, verzeichnet die Statistik der Waldbrände eher ruhige, wenn auch konstante Wellenbewegungen.
So brannte es in Südhessen 1990 im Wald 110mal. Davon waren 53 Hektar betroffen. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 141 Brände, die allerdings alle klein waren und deshalb nur eine Fläche von 18,5 Hektar schädigten. Bis Mitte Juli dieses Jahres nun gingen im Regierungspräsidium 67 Waldbrandmeldungen ein; betroffen waren rund 30 Hektar.
Auch im Hochtaunuskreis hat es in diesem Jahr schon einige Male im Wald gebrannt. "Bisher waren das alles kleinere Brände", sagt Wilfried Großcurth, "doch die Disposition des Waldes ist eindeutig da." Durch die lange Trockenheit finden die Flammen im Wald jetzt reichlich Nahrung. "Außerdem ist der Wald inzwischen erheblich vorgeschädigt", gibt Großcurth zu bedenken. Die Homburger Förster stehen auch noch vor einem ganz anderen Problem: Noch immer lagern im Forst Baumstämme, die nach dem großen Sturm gefällt werden mußten und nun nicht verkauft werden können. "Dieses Holz ist inzwischen natürlich knochentrocken." Das Usinger Forstamt ist von dieser Last mittlerweile befreit; im Hintertaunus ließ sich dieses Holz besser verkaufen. Auch ist für Arnold Krause, den Leiter des Usinger Forstamtes, die Lage noch nicht ernst. "Wenn die trockenen Altweibersonnentage kommen, wird es gefährlich", betont er.
"Es gibt im Jahr zwei labile Phasen", bestätigt auch Ralf Heitmann, Forstamtsleiter in Königstein. Im Frühjahr, wenn es warm wird, aber noch kein frisches Grün zu sehen ist, können sich die Flammen im vertrockneten Gras vom vergangenen Winter schnell ausbreiten. Ähnlich verhält es sich dann im Herbst, wenn das Grün des Sommers sich langsam in Gelb und Braun verwandelt, die Bäume weniger Saft haben.
Doch auch dazwischen, vor allem in langen Trockenperioden, wie sie im Moment vorherrschen, fängt der Wald, wie auf dem Sandplacken gesehen, schnell Feuer. Eine weggeworfene Zigarette oder Funken von einem Lagerfeuer können dann dazu führen, daß es wieder einige Quadratmeter Wald weniger gibt. Des-halb mahnt auch Arnold Krause dazu, lauschige Grillabende nur auf offiziellen Grillplätzen zu veranstalten. Denn in 90 Zwei labile Phasen Prozent der Fälle ist es "nur" Unachtsamkeit, die zum Waldbrand führt.
Selten ist dagegen ein Blitz für einen Waldbrand verantwortlich. "Der Blitz geht ja den Feuchtigkeitsbahnen nach", erklärt Krause. "Geht also durch die Wurzeln in die Erde. Und da kann schon mal die Rinde abplatzen, aber nur selten fängt der Baum Feuer." Doch auch das ist schon passiert.
Viel mehr Sorgen bereiten den Förstern dagegen die Spaziergänger, die trotz des Rauchverbots, das im Wald von Anfang März bis Ende Oktober besteht, nur paffend die Waldluft genießen können. Die meisten Förster haben denn auch Abstand davon genommen, die Waldbesucher noch darauf aufmerksam zu machen. "Denn das ist doch wie mit der Geschwindigkeitsbeschränkung. Man sieht sie, gewöhnt sich dran, wird dann lässig und nachlässig", hat Peter Wagner, Forstamtsleiter in Weilrod, festgestellt. Er, der in diesem Jahr in seinem Bezirk erst einen Waldbrand hatte, hofft statt dessen auf "die kritische Öffentlichkeit". "Da gibt es inzwischen ja schon ein anderes Bewußtsein; die Waldbesucher machen sich ja auch schon mal gegenseitig darauf aufmerksam."
Das würde auch Ralf Heitmann freuen, der festgestellt hat, daß der Großteil der Bevölkerung "ja schon ganz vernünftig ist". Bliebe eben nur der kleine Teil, der allerdings großen Schaden anrichten kann. Grund zur Entwarnung jedenfalls gibt es für ihn keinen. Im Gegenteil: durch die Trockenheit im Mai, die dem Wald schon früh zusetzte, gilt für ihn vielmehr: "Man muß immer auf den Wald aufpassen. - Aber jetzt besonders."
BIEBERGEMÜND. Wo könnten weitere Asylbewerber in Biebergemünd untergebracht werden? Eine Grundsatzfrage, mit der sich die Gemeindevertreter binnen weniger Wochen zum zweiten Mal beschäftigen.
Folgen die Parlamentarier am Dienstag, 4. August, der Empfehlung des Hauptausschusses, dann würden für weitere ausländische Flüchtlinge künftig Wohncontainer bereitgestellt. Den Ankauf von zwei Wohnungen in Wirtheim und Kassel zur Lösung des Quartierproblems hatte das Gremium abgelehnt.
Weitere Tagesordnungspunkte der Sitzung, die um 20 Uhr im Feuerwehrstützpunkt in Bieber beginnt, sind die Frage nach der Förderung des Frauenhauses in Wächtersbach, der Bebauungsplan "Schulstraße" in Bieber sowie die Ernennung von Berthold Beck zum "Ehrenortbrandmeister". jan
FRIEDBERG. "Frauen in der Lebensmitte - wechseln, woher - wohin?", auf diesen Titel für eine im Herbst startende Veranstaltungsreihe konnten sich die anwesenden Frauen im Frauenzentrum e.V. schließlich einigen. Themen sammeln, Termine absprechen, Strategien entwikkeln - darum sollte es bei diesem Vorbereitungstreffen gehen, aber nicht zuletzt durch die Anwesenheit einiger Interessentinnen wurden die Probleme von Frauen "um die 40" bereits angeschnitten.
In der Lebensmitte entwickeln Frauen zwar eine ungeheure Kreativität, aber körperliche Veränderungen, wie Figur- und Hormonprobleme und die einsetzenden Wechseljahre führen häufig zu Depressionen. Der Partner läßt die Frau das Alter spüren, die Kinder gehen aus dem Haus. Mit verschiedenen Vorträgen soll diesen Problemen auf den Grund gegangen, aber doch immer wieder positive Akzente gesetzt und über Perspektiven nachgedacht werden.
Der Anstoß für dieses Thema kam aus den Reihen der Frauenzentrumsmitglieder selbst, da sie alle älter als 40 sind. "Uns beschäftigen dieselben Probleme. Informationen, die uns helfen würden, können für andere nicht schlecht sein," macht Hilde Johannsmann deutlich. Das Frauenzentrum hat bereits eine Reihe von Büchern zu dem Thema erworben, die jederzeit ausgeliehen werden können. Medizinische Fachliteratur, Ratgeber und Literarisches bunt gmischt. Ähnlich sieht die Vortragsreihe aus. Am 9. September wird allgemein in den Komplex eingeführt, gesellschaftliche und soziologische Zusammenhänge werden erläutert. Am 23. September spricht eine Frauenärztin über Krankheitsbilder und Hormonveränderungen während der Wechseljahre. Vorbeugende Gymnastik in Fällen der Osteoporose (Knochenschwund) wird am 7. Oktober praktiziert, und am 21. Oktober steht angepaßte Ernährung im Mittelpunkt. Der 4. November bildet den vorläufigen Abschluß der Bei Interesse geht es im nächsten Jahr weiter Serie. Das Programm steht aber nicht "felsenfest", Änderungen behalten sich die Organisatorinnen vor, Anregungen von Teilnehmerinnen können jederzeit diskutiert werden. Bei regem Interesse ist eine Fortführung im nächsten Jahr geplant. Nach den Vorträgen wollen die Organisatorinnen noch Zeit für den Austausch persönlicher Probleme geben. Bereitschaft für zusätzliche Termine oder auch Wochenendseminare ist von seiten der Referentinnen vorhanden.
Die Veranstaltungen sind offen, weder Anmeldungen noch regelmäßige Teilnahme ist Pflicht. Der Eintritt für die Mittwoch abends (alle zwei Wochen) stattfindenden Vorträge beträgt 8 Mark. ub
GRÜNDAU. Die Nachbarschaftshilfe Lieblos startet am Donnerstag, 13. August, zu ihrem zweiten Ausflug in diesem Jahr über Rohrbrunn nach Würzburg und Ochsenfurt. Dort wollen die Reisenden aus Gründau die historische Altstadt besuchen. Wer Lust hat, kann anschließend am Main spazierengehen.
Um 16 Uhr legt das Schiff mit den Ausflüglern zu einer Fahrt auf dem Main ab. Die kleine Reise führt vorbei an bekannten Weinorten und endet in Würzburg. Auf der Rückfahrt machen die Gründauer im Spessartort Frammersbach halt. Dort kehren die Reisenden zum Abendessen ein. Die Ankunft in Lieblos ist für 22 Uhr geplant. Abfahrt ist um 12 Uhr an der Bushaltestelle in Lieblos und an der neuen Schule. Anmeldungen nehmen Frau Brodmann und Frau Stecker unter 0 60 51 / 55 83 und 1 38 83 entgegen.
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Menschen und Völker, die einfach ganz anders sind Die westliche Sicht- und Denkweise ist unfähig, in den amerikanischen Ureinwohnern das zu sehen, was sie wirklich sind Von Helmut Seuffert
"Die barbarische Hochzeit von Kunst und Technik" wolle er wagen - so beschreibt, nicht ohne Selbstironie, Hans-Peter Schwarz sein Ausstellungskonzept. "In der Tradition der Moderne": Das ist in der Tat eine Ausstellung der Widersprüche und Gegensätzlichkeiten. Kunst- und Technik- Geschichte, Modernität und Traditionsbewußtsein der Industrie-Gesellschaft werden thematisiert, um die vermeintlichen Widersprüche in einen Dialog zu verwandeln.
Eigentlich sollte es ja eine Schau zur Arbeitergeschichte werden, aus Anlaß des 100. Geburtstags der IG Metall. Mit überraschenden inszenatorischen Einfällen vermitteln die Aussteller hier etwas von der Alltagsgeschichte der Moderne. Bildhafte Assoziationen erzählen eindrucksvoll vom Wandel der Industrie-Gesellschaft.
Kunst-Objekte, historische Maschinen, utopistische Entwürfe und dokumentarische Materialien dienen den Ausstellern als Vehikel, die Problematik ansatzweise erfahrbar zu machen. Damit ist ein Konzept gelungen, das die Grenzen des musealen Ausstellungs-Betriebs locker überwindet.
Den symbolträchtigen Rahmen der Schau liefert dieHalle der Naxos-Union an der Waldschmidtstraße (bis 23. August, täglich von 10 bis 19 Uhr). two
Abwarten und Eis essen. Ob die "Multiplex"-Kinos im Rhein-Main-Gebiet wirklich gebaut werden, "steht doch in den Sternen". Wie Gerd Peterka, Geschäftsführer der "Ufa"-AG, zeigen sich die meisten Frankfurter Kinobetreiber unbeeindruckt von den großen Tönen der drohenden Konkurrenzbetriebe. Im Main-Taunus-Zentrum (MTZ) sowie in der Nordweststadt verfolgen ehrgeizige Investoren Pläne für Kinozentren der Marke "Multiplex". Komplexe mit zehn bis zwölf Sälen und mit bis zu 3800 Sitzplätzen kündigen sie dort an. Der Gigantismus beider Unternehmen fordert den Widerstand der eingesessenen Lichtspielhäuser heraus: In der Initiative "Kino vor Ort" formuliert sich die Existenzangst vieler kleinerer Kinos in den Taunus-Gemeinden. Die Frankfurter Kollegen wiegen sich hingegen in Sicherheit - für keines der "Multiplexe" ist bislang eine Baugenehmigung erteilt, und daß die Filmkundschaft aus der City geschlossen auf die graue Wiese umzieht, hält derzeit niemand für wahrscheinlich.
Als Publikumsmagnet besitzen die neuen Kinopaläste in der Tat nur bedingte Anziehungskraft. Sechs vergleichbare "Multiplexe" existieren bereits in Deutschland. Mit finanziellem Millionenaufwand sollte ein Millionenpublikum mobilisiert werden. Von Umsatzeinbußen bis zu 60 Prozent bei den umliegenden Kinos und zahlreichen Schließungen wird aus dem Ruhrgebiet berichtet. Aber auch viele der neuen Kinozentren registrieren bereits nach kurzer Betriebsdauer rückläufige Besucherzahlen. Als einzig florierendes "Multiplex" wird das Hannoveraner Modell gehandelt. Sein Kennzeichen: Es ist das einzige, das sich in einer City-Lage befindet. "Es gibt Multiplexe auf der grünen Wiese - die haben Schwierigkeiten", sagt Liselotte Jäger, Frankfurter Kinobetreiberin, "und es gibt welche in der Innenstadt, die machen Schwierigkeiten." Keine Probleme also für die Häuser mit einer Frankfurter Cityadresse?
Das sehen die "Multiplex"-Investoren natürlich etwas anders. Robert Faktor, Geschäftsführer der "Nordtrakt KG" und somit für das Projekt in der Nordweststadt verantwortlich, glaubt, auch in einer Randlage das große Kinopublikum ansprechen zu können. Erstens ständen die Innenstadt-Kinos unter dem Druck steigender Mieten. Und zweitens sehe er einen neuen Trend: "Kino als Kintopp ist wieder ein Thema" - der Wiederholungen im (Privat-)Fernsehen überdrüssig, gingen die Leute wieder öfter ins Kino. Der großen Leinwand und auch anderer Genüsse wegen: Faktor träumt vom "Kino als Erlebnis mit Popcorn und Weißichwas". Letzteres soll ein Begleitprogramm aus Bistros und Geschäften bieten. Mit ähnlichen Verlockungen will auch die Konkurrenz im Main-Taunus- Zentrum neues Publikum erschließen. Der Kinobesuch der Bundesbürger sei durchaus steigerbar, erklärte Wolfgang Theile, geschäftsführender Gesellschafter des Stuttgarter Investors, auf einer Pressekonferenz vor Ort.
Solche Aussagen halten andere "für äußerst dubios". Adrian Kutter, Vorsitzender der Gilde deutscher Filmkunsttheater, glaubt nach den Erfahrungen in den anderen Großstädten nicht an die Geschichte vom "neuen Kinopublikum". "Die Leute, die ins Multiplex gehen, werden bis zu 90 Prozent aus den anderen Kinos abgezogen", sagt Kutter.
Wie sich das bei den angestammten Kinos bemerkbar mache - das sei schwer vorhersehbar. Kutters Prognose: Auf die Kleinstadt-Kinos rings um das MTZ "wird sich das ruinös auswirken" - da aber gingen die Folgen "auch in den sozialen Bereich hinein": Kinos als Treffpunkte für Jugendliche oder als eine der wenigen Kultureinrichtungen am Ort könnten schlicht verlorengehen. Auf der Strecke blieben diejenigen, die sich keinen Ausflug ins "Multiplex" leisten könnten, zu schweigen von Eintrittspreisen ab 15 Mark aufwärts.
Bei den Frankfurter Kinos hingegen sieht Kutter "keinen Grund, da jetzt schon Panik zu machen. Die große Kinogänger-Gemeinde, die einmal wöchentlich ins Kino geht, wird bei ihrem Stammkino in der Stadt bleiben, sofern die Leute mit dem Service zufrieden sind."
Und daß dies der Fall ist, davon zeigen sich die Frankfurter Kinobetreiber überzeugt. Was Faktor als neue Idee ankündigt - mit einer großen Filmauswahl "die ganze Familie zu befriedigen" - wird schließlich in den City-Kinos längst vorgeführt. Die "Ufa" setzt in Frankfurt weiterhin auf eine Mischkalkulation aus "Familienfilmen, großer Action und Kunstfilm". Und die Programmkinos brauchen sich wohl am wenigsten zu sorgen, wenn die Einschätzung von "Berger"-Chef Harald Metz stimmt: "Kinos, die eine eigene Speisekarte haben, werden das kaum zu spüren bekommen" - im Gegensatz zu Kinoketten, "die spielen, was der Markt hergibt".
Genau das ist freilich bei den "Multiplexen" zu vermuten. Im "Cinedom" in Köln-Hürth spielen in zwölf Kinos meist zwölf Box-Office-Hits made in Hollywood. Als Beispiel für deutsche Filmkunst wird bestenfalls für PR-Phänomene wie "Schtonk!" mal ein kleinerer Saal eingeräumt.
Bleibt die Vermutung, daß der Film an sich im "Multiplex" doch eher eine untergeordnete Rolle spielt. Bezeichnend ist es, daß viele Kinobesitzer von den neuen Palästen eher als "Vergnügungszentren" sprechen. Entsprechend schnell, so hoffen die Frankfurter, wird die "Anfangseuphorie" auch wieder verflogen sein. Kutter: "Das ist eine Sache der Neugierde, so wie jede Familie auch einmal im Leben in den Freizeitpark fährt."
Wozu also ins Unternehmen "Multiplex" investieren - nur des Popcorns wegen? Bei Baukosten von 30 bis 40 Millionen Mark hält Kutter sie für "reine Abschreibungsobjekte". Mit allerdings beständigem Wertzuwachs: Wenn mal das Kino nicht mehr läuft, "hat man ja noch ein gigantisches Grundstückspotential". Der eigentlichen Zweck der "Multiplexe", vermutet Harald Metz, enthülle sich schon in der Architektur der Komplexe: "Es ist kein Geheimnis, daß die auch als Bürgerhäuser oder Kongreßzentren vermietet werden können."
THOMAS A. WOLFF
LANGEN. Von heute an werden die Anmeldungen für Schwimmkurse im Langener Hallenbad entgegengenommen. Die Kurse umfassen zehn Stunden und finden montags, mittwochs (Warmbadetag) und freitags statt. Kinder bezahlen 40 Mark (zuzüglich einer Mark am Warmbadetag) für die Zehnerkarte. Erwachsene müssen 80 Mark (plus mittwochs einer Mark mehr) berappen. Anmeldungen: Tel. 06103 / 203-143. dok
Kleine FR
Pflanzendoktor kommt BAD HOMBURG. Der Pflanzendoktor der Gartenclubs, Bernd Feuerstack, hält Sprechstunde am Dienstag, 4. August, von 10 - 12 Uhr im Hotel "Johannisberg" in der Thomasstraße. Wasservögel kommen erst später OBERURSEL. Wegen Krankheit des Referenten wird ein für Dienstag, 4. August, angekündigter Diavortrag des Naturschutzbunds über Limikolen auf 6. Oktober verschoben. Stattdessen wird am Dienstag um 19.30 Uhr im Raum Stierstadt der Stadthalle das Tier des Jahres 1992, die Fledermaus, vorgestellt. Erste-Hilfe-Kurs des DRK FRIEDRICHSDORF. Das Rote Kreuz Burgholzhausen bietet von Montag, 3. August, bis Dienstag, 11. August, einen Kurs in Erster Hilfe an. Er findet an vier Abenden von 19 bis 22 Uhr im DRK-Heim an der Rodheimer Straße statt. Anmeldungen heute ab 18.30 Uhr. Erst wird zweimal gefeiert NEU-ANSPACH. An der Adolf-Reichwein-Grundschule werden am Dienstag, 4. August die Schulanfänger eingeschult. Wegen der großen Zahl der Kinder gibt es zwei Feiern. Um 8.45 Uhr werden die Kinder der Vorklasse und der Klassen 1 a, 1 b, 1 c und 1 d eingeschult, um 10 Uhr beginnt dann die Einschulungsfeier der Klassen 1 e, 1 f, 1 g, 1 h und 1 i.
HANAU. Mitglieder der Anti-Atom- Gruppe "Kettenreaktion" beteiligen sich in diesem Jahr an der internationalen Kampagne "Fasten für einen Atomteststopp". Um den thematischen Zusammenhang mit dem ebenfalls geforderten Ausstieg aus der Atomnutzung herzustellen, finden am 6. (von 6 bis 7.30 Uhr) und 9. August, den Gedenktagen anläßlich der Atombombenabwürfe auf Hiroschima und Nagasaki, Mahnwachen vor dem Siemens-Brennelementewerk statt. Laut Ankündigung der "Kettenreaktion" nimmt am Sonntag von 14.30 bis 15.30 Uhr auch die Hanauer SPD-Magistratsfrau Magda Block daran teil.
Im Zusammenhang mit der jüngsten Blockade des Siemens-Brennelementewerks am 9. März dieses Jahres hatte die Gruppe Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin angeschrieben und ihn gebeten, an einer Mahnwache teilzunehmen. Der Sozialdemokrat distanzierte sich von Blockaden, weil sie verwerfliche Nötigungen darstellten, verwies aber gleichzeitig auf Magda Block. Dem Flugblatt der Gruppe ist zu entnehmen, daß sie nun von der SPD-Magistratsfrau eine "Einschätzung der Hanauer Kommunalpolitik im Hinblick auf die Nuklearbetriebe" erfahre.
Ähnlich wie Jurist Martin argumentierte Staatsanwalt Jost-Dietrich Ort dieser Tage auch in Schreiben an die 54 Atomkraftgegner/innen, die die Polizei bei der Sitzblockade am 9. März dieses Jahres festgenommen hatte. Ort wirft ihnen "gemeinschaftlich begangene Nötigung" vor. Hunderte von unbeteiligten Degussa-Beschäftigten seien auf dem Weg zur Arbeit aufgehalten worden, hätten "die Gefahr von Lohneinbußen hinnehmen" müssen und seien von den Blockierenden "bewußt zu Objekten für die Durchsetzung ihrer Interessen degradiert" worden.
Das Gericht "bejaht grundsätzlich" die Strafbarkeit der Sitzblockade und beruft sich dabei auf den Bundesgerichtshof und alle Oberlandesgerichte. Dennoch sei eine Bestrafung "nicht zwingend nötig", weil die Gesamtumstände das Verschulden gering erscheinen ließen. Ort schlägt daher vor, das Verfahren einzustellen gegen jeweils 100 Mark Geldbuße für die Aktion "Kinder von Tschernobyl".
Der zu den Beschuldigten gehörende Klaus Vack vom Komitee für Grundrechte und Demokratie will diesem Vorschlag nicht nachkommen, weil er damit eine geringe Schuld eingestehe. In seinem Antwortschreiben an Ort begründet er das damit, daß er "völlig gewaltfrei und aus Gewissensgründen für ein in meinen Augen ethisch achtbares Ziel demonstriert" habe.
Viele befaßte Gerichte hätten bisher "unsere Motive respektiert" und die Beschuldigten vom Nötigungsvorwurf freigesprochen.
Eine Geldbuße wegen Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung oder das Versammlungsgesetz würde Vack akzeptieren, aber nicht das Anerkennen einer Straftat wegen angeblicher Nötigung. Wenn Ort einen Strafbefehl erlasse, werde er Widerspruch einlegen und "notfalls das Strafverfahren durch alle Instanzen führen".(Siehe auch Interview). him
Die ägyptische Sammlung im Kellergeschoß des Liebieghauses, des Museums für Alte Plastik also, zieht um. Bisher war diese Sammlung - sie war im Keller untergebracht - kaum über den Rang einer Studiensammlung hinausgelangt, denn sie war noch vor Jahren völlig unzureichend bearbeitet: Die Universität Frankfurt, verfügt über keinen Lehrstuhl für Ägyptologie, und das Museum am Main hat keinen Ägyptologen.
Befreundete auswärtige Ägypten-Forscher, hatten sich nun mehrfach im Liebieghaus mit dem Ziel eingefunden, die dort gelagerte ägyptische Sammlung des Hauses zu studieren und über sie zu arbeiten. Das Ergebnis dieser Forschungen liegt seit einigen Jahren in einem weiteren Band der "Bildhefte" vor und ist damit der Öffentlichkeit, aber auch der Fachwelt zugänglich.
Beteiligt an diesen Arbeiten waren neben den Professoren Beck und Bol vom Liebieghaus auch Fachprofessoren der Universitäten Tübingen, Basel, London und Brüssel.
Gerade damit war nun aber auch für die Liebieg-Leute die Aufgabe gesetzt, die wichtigsten Stücke dieser umfangreichen Ägyptensammlung (insgesamt werden es, allerdings mit vielen hunderten von Kleinstobjekten, an die 2000 Stücke sein) jetzt den Museumsfreunden zu präsentieren und auszustellen, was derzeit gerade vorbereitet wird.
Die Geschichte der ägyptischen Sammlung im Liebieghaus ist - ähnlich der anderer städtischer Kunstinstitute - engstens mit der Geschichte der Stadt und ihrer Bürger verbunden, denn diese - es waren Forscher, Kaufleute, Wissenschaftler und Patrizier - brachten von ihren Reisen schon vom Beginn des 19. Jahrhunderts an eine Reihe von Kunstgegenständen, Plastiken, Mumien, Papyri Mumienbildnisse oder Säulenkapitelle mit nach Hause, um sie den städtischen Kunstinstituten zu stiften.
Das begann schon mit Eduard Rüpell, der auf zahlreichen Forschungsreisen mehr als 300 Einzelobjekte erwarb und weitergab. Baron Anselm Salomo von Rothschild hatte 1847 in der Nekropole von Theben-West die unversehrten Särge der Amunpriesterin und Tempelmusikantin Takait mit dem noch darin liegenden einbalsamierten Leichnam gekauft, nach Frankfurt übergeführen, restaurieren und neu vergolden lassen und dann dem Städel geschenkt. Auf diesen sogenannten Mumien-Satz (die eigentliche Mumie ist mit drei übereinander liegenden Särgen versehen worden) ist das Liebieghaus besonders stolz.
Zu den Stiftern gehörten auch der Baron Georg Karl von Holzhausen, Leopold Sonnemann, der Herausgeber der Frankfurter Zeitung, der Maler Victor Lorie, sowie eine Reihe von gemeinnützigen Vereinen und Instituten. Nicht zuletzt war es auch die Stadt Frankfurt selbst die damals (1905 bis 1907) noch in der Lage war Grabungsprojekte in der libyschen Wüste finanziell zu fördern.
Waren die verschiedenen Objekte zeitweilig über ganz Frankfurt verstreut (Städel, Historisches Museum, Senckenberg, Liebieghaus, Universität) so schaffte es im Jahr 1919 ein Magistratsbeschluß, daß die meisten von ihnen (mit Ausnahme der Mumien selbst, die beim Senckenberg blieben) zuständigkeitshalber dem Liebieghaus zugesprochen wurden.
Der neue für die Sammlung vorgesehene Raum im Museums-Anbau hat bereits seine Probe-Aufstellung hinter sich. Jetzt gilt es nur noch Halterungen für die Figuren und Podeste, die Beleuchtung und Anschlüsse für die elektrischen Sicherungen und die Klimaanlage zu installieren, einen entsprechenden (genau ausgeklügelten) Farbanstrich aufzutragen und die Beschilderung anzubringen: Dann können die zum Teil viele Zentner schweren Objekte hier endlich einziehen. Allerdings werden sich die Kunstfreunde mit einem ersten Besuch noch bis etwa zum Jahresende gedulden müssen.
WERNER PETERMANN
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Frauenring wandert KRONBERG. Am Parkplatz Altkönigstraße treffen sich die Mitglieder des Frauenrings am Mittwoch, 5. August, 10.15 Uhr, zu einer Wanderung. Schiffahrt auf dem Rhein KÖNIGSTEIN. An den Rhein führt die kombinierte Bus-Schiffahrt der Kurverwaltung am Mittwoch, 5. August. Abfahrt ist um 13.15 Uhr am Parkplatz Stadtmitte. Babbeln im Park KÖNIGSTEIN. "Babbele, wie uns de Schnabbel gewachse is" steht "Mittwoch im Park", 5. August, auf dem Programm. Beginn ist um 19 Uhr. Film über Südtirol OBERURSEL. Anita und Karl Bind zeigen am Mittwoch, 5. August, 15 Uhr, in der Seniorentagesstätte Altes Hospital ihren Film über Südtirol und die Dolomiten.Wieder Feierabendtour KRONBERG. Termin der nächsten Feierabendtour des ADFC für Radler ist am Mittwoch, 5. August, 18.30 Uhr, ab Grundschule Oberhöchstadt. Auf ausgebauten Wald- und Feldwegen oder verkehrsarmen Straßen geht es eineinhalb Stunden lang durch die Umgebung. Diskussion über Brunnenfest OBERURSEL. Betroffene Altstadtbewohner, Aktive und Veranstalter des Brunnenfestes lädt die FDP am Mittwoch, 5. August, 19 Uhr, in die Stadthalle ein. Es soll darüber gesprochen werden, wie sich Auswüchse beim nächsten Fest vermeiden und Übel abstellen lassen. Unterhaltung für Senioren STEINBACH. Alle Senioren sind eingeladen zum Sommerfest am Donnerstag, 6. August, ab 15 Uhr im Hof der Seniorenwohnanlage Kronberger Straße. Beim bunten Unterhaltungsprogramm wirken unter anderem der Singkreis, die Folkloretanzgruppe, die Gymnastikgruppe und die Kinder der TUS-Turnabteilung mit. Es gibt Kaffee, Kuchen und ein Quiz. Fraueninitiative trifft sich OBERURSEL. Die im Mai gegründete Fraueninitiative Oberursel trifft sich am Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, im Mütterzentrum, Volksschule Mitte (Eingang seitlich zu den Kellerräumen). Ortsbeirat diskutiert OBERURSEL. Über die Folgen für die Anwohner beim Bau des Feldbergzubringers diskutiert der Ortsbeirat Oberstedten in seiner Sitzung. Er kommt am Donnerstag, 6. August, 19 Uhr, wieder im ehemaligen Rathaus zusammen. Spiel und Spaß für Kinder OBERURSEL. Zum Spiel und Spaß im kühlen Naß laden die Stadtwerke alle Kinder am Donnerstag, 6. August, von 14 bis 16 Uhr ins Schwimmbad ein. Mitglieder des Schwimmclubs und der DLRG passen auf, daß nichts passiert.
USINGEN. Der Kreiselternbeirat startet seine Informationsreihe zum Thema "Drogen/Suchtprävention" am Donnerstag, 13. August, um 20 Uhr in der Christian-Wirth-Schule in Usingen.
Es referiert der Koordinator der Drogenberatungsstelle am Frankfurter Schulamt, Werner Rothenberger. Eingeladen sind Eltern, Lehrerinnen und Lehrer.
BAD HOMBURG. Im Gotischen Haus im Tannenwaldweg 102 können interessierte Kinder ab sechs Jahren, angeleitet von Sabine Hoffmann, am Sonntag, 9. August, ab 15 Uhr mit Wasserfarben oder Buntstiften ein besonderes Ausstellungsobjekt malen: "Brunnenglas oder Korbliege" heißt der Titel der Veranstaltung.
BAD HOMBURG. Am Sonntag, 16. August, um 11 Uhr liest Günter Jacob im Gotischen Haus aus Werken von Schriftstellern, in denen das Kurbad Bad Homburg eine Rolle spielt.
Das Motto der Veranstaltung lautet: "Manche gehen baden . . . - das Kurbad in der Literatur".
BAD HOMBURG. Die Bad Homburger Heimathistorikerin Gerta Walsh spricht am Mittwoch, 9. September, um 19 Uhr im Gotischen Haus über "Homburger Mineralquellen - einst und jetzt".
"In Flasche, Glas und Wanne" heißt ihr Titel. Anlaß ist die Ausstellung "Wasserlust", die bis 20. September dauert.
FRANKFURT A. M. Am 6. August 1945 wurde die japanische Stadt Hiroshima durch den Abwurf einer einzigen Atombombe zerstört. 200 000 Menschen kamen dabei ums Leben, unzählige Opfer sind bis heute an den Folgen gestorben.
Trotz der Beteuerungen der politisch Verantwortlichen, es würden keine Kernwaffen eingesetzt, so die Friedensinitiative Rödelheim, Hausen und Westhausen in einer Erklärung, bestehe weiterhin Gefahr für die Menschheit. Wer kontrolliere die Kernwaffen auf dem Gebiet der früheren UdSSR? Schließlich gebe es keine Garantie dafür, daß die Massenvernichtungswaffen bei Konflikten nicht doch benutzt werden. "Die Bedrohung bleibt."
Die Friedensinitiative Rödelheim, Hausen und Westhausen lädt anläßlich des 47. Jahrestages des Abwurfs der Atombombe zu einem Gedenkgang ein.
Treffpunkt ist am heutigen Donnerstag, 6. August, 19 Uhr, Baruch-Baschwitz- Platz am Bahnhof Rödelheim. jd/31
WEHRHEIM. Der neue Bundesverkehrswegeplan sieht eine Verlagerung der B 456 nicht vor dem Jahr 2010 vor - das ist einer der Gründe, warum der Kreisvorsitzende der FDP, Frank Blechschmidt, jetzt in einer ortsübergreifenden Diskussionsrunde nach Lösungsmöglichkeiten für die Verkehrsprobleme im Usinger Land suchen möchte.
Dazu wird sich am Mittwoch, 5. August, der Vorstand der Hochtaunus-Liberalen um 20 Uhr im Gasthaus "Zum Engel" in Oberhain mit Mitgliedern aller Ortsverbände des Usinger Landes treffen. Dabei soll die allgemeine Verkehrssituation erörtert werden. Außerdem wollen die FDP- Vertreter über konkrete Probleme - beispielsweise die Probleme des öffentlichen Personennahverkehr im Kreis - diskutieren. isa
"Im Moment sind unsere Einflußmöglichkeiten relativ hoch. Die politische Stimmung hat sich verändert." Volker Langguth-Wasem ist optimistisch. Nach monatelangem Parteien-Hickhack und Stellen-Geschiebe in der Stadtverwaltung ist endlich umgesetzt geworden, was seit zwei Jahren von Verbänden und Vereinen vehement gefordert wurde: Frankfurt hat einen Behindertenbeauftragten.
Der 45jährige Sozialarbeiter war für die neugeschaffene Position prädestiniert. Seit 1980 bereits ist er im Sozialamt für die Belange von Behinderten zuständig. An Erfahrungen in der praktischen Arbeit mangelt es ihm ebenfalls nicht. Zudem ist er selbst behindert: "Ich weiß also, wovon ich rede."
Seit sechs Wochen ist er nun im Amt, und auf seinem Schreibtisch im Haus Neue Kräme 26 stapeln sich die Papiere. Seine Arbeit hat sich nicht nur vom offiziellen Status her gesehen verändert. Jeden Mittwoch zwischen 8 und 12 Uhr bietet er eine Bürgersprechstunde an, will als Bindeglied zwischen Behinderten und Ämtern fungieren. Ihre Belange sollen in einem möglichst frühen Stadium in die städtische Planungen einfließen. Parallel dazu führt er die Geschäfte der Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft (FBAG), ein vor zwei Jahren gegründeter Zusammenschluß von knapp 40 Initiativen und Vereinen.
Diese auf zwei Bereiche verteilte Arbeit, vom Magistrat ausdrücklich unterstützt, ist eine bundesweit einzigartige Konzeption für die Stelle eines Behindertenbeauftragten. Ob bei der Diskussion um die geplanten Niederflurstraßenbahnen, den neuen Fußgängerübergang zwischen Kaiserstraße und Hauptbahnhof oder beim Aufbau von gemeinsamen Wohngruppen Behinderter und Nichtbehinderter - überall wird Langguth-Wasem seine Stellungnahmen abgeben.
Obwohl er als Beauftragter lediglich ein Beratungs-, aber kein Entscheidungsrecht hat, ist er überzeugt davon, vieles durchsetzen zu können. "Behinderte sind eine starke Lobby geworden, die man nicht mehr so einfach wegschieben kann", sagt er. Stadtrat Martin Berg habe ihm ausdrücklich seine Unterstützung zugesagt. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten gebe es inzwischen längst einen Konsens zwischen den Römer-Fraktionen, daß eine Stelle wie die seine unverzichtbar sei. "In Frankfurt leben 58 000 Schwerbehinderte, und mobilitätsbehindert sind insgesamt etwa 70 000. Über diese Gruppe kann keine Partei mehr hinweggehen."
Die Einstellung der Politiker hat sich Langguth-Wasems Einschätzung nach nicht zuletzt auch durch das gewachsene Selbstbewußtsein geändert, mit dem Behinderte heute auftreten. Die Zeiten seien vorbei, in denen die Stadt in ihren Bauleitlinien für Behinderte festschrieb, daß Rollstuhlfahrer eben keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen könnten, weil der Umbau zu teuer wäre. Aber natürlich spielten bei den Entscheidungen der Politiker auch die Kosten mit eine Rolle: "Die haben inzwischen auch gemerkt, daß integrieren billiger ist, als getrennte Einrichtungen für Behinderte zu bauen."
Einen Bewußtseinswandel vermißt Langguth-Wasem allerdings bei den Nicht-Behinderten in Frankfurt. "Wir versuchen, den Behinderten technisch zu helfen, aber die selbstverständliche spontane Hilfe, die gibt es nicht mehr."
In den letzten Jahren habe sich das Klima auf der Straße und in den Verkehrsmitteln gar spürbar verschlechtert, würden Behinderte oft nur mit Murren akzeptiert. "Da bläst einem oft ein kalter Wind entgegen." esi
NEU-ISENBURG. 240 000 Mark läßt sich die Stadt einen Architektenwettbewerb für das geplante Seniorenzentrum "Haus am Erlenbach" kosten. Die Stadtverordneten hatten den Wettbewerb im Mai beschlossen und gleichzeitig die noch erforderlichen 150 000 Mark Wettbewerbskosten bewilligt. 90 000 Mark waren schon im Haushalt 1991 bereitgestellt.
In dem Haus, das südlich und nördlich der Straße am Bansapark stehen wird, sollen alte Leute später "betreut wohnen". Der Wettbewerb wird offen ausgeschrieben und gemeinsam vom Magistrat der Stadt, dem Caritaswerk St. Martin in Mainz und dem Gemeinnützigen Siedlungswerk Frankfurt ausgelobt. Das neue Haus soll die Vorteile der eigenen Wohnung mit den Pflege- und Betreuungsmöglichkeiten eines Heimes verbinden, wobei die alten Leute möglichst selbständig und selbstbestimmt bleiben sollen.
Gebaut wird auf zwei Grundstücken: Einmal sind 60 Wohnungen für 66 Bewohner/innen vorgesehen, eine Krankenstation für die Kurzzeitpflege für 25 Personen, 16 Plätze für die Tagesbetreuung, ferner Dienstleistungs- und Gemeinschaftseinrichtungen. Auf dem anderen Gelände sollen weitere 20 Wohnungen für Senioren und sechs für das Personal entstehen. Die Entwürfe sollen bis Ende Oktober bei der Stadt eingehen. Die Jury tagt dann im Dezember, anschließend werden die Arbeiten ausgestellt. fra
HANAU. Insbesondere in Berlin, einem der beiden Hauptsitze von Siemens (neben München), diskutieren Anti-Atom-Gruppen einen Kaufboykott für Siemens-Produkte. Von Ingo Laubenthal, 34jähriger Heilpraktiker, und Wilfried Kerntke, 38jähriger Kaufmann, wollte FR-Redakteur Joachim Haas-Feldmann wissen, wie die "Kettenreaktion" dazu steht.
FR: Ist ein Boykott von Siemens-Produkten in der "Kettenreaktion" schon einmal diskutiert worden?
Kerntke: Bisher nicht so eingehend, wie es das Thema verdienen würde. Von der Grundtendenz her halten wir die Idee für unterstützenswert. Aber Organisationsstruktur und Arbeitsmittel müssen andere Gruppen anbieten. Aus Berlin sind wir nach unseren Erfahrungen mit dem Brennelementewerk und Verflechtungen mit Siemens-Tochterfirmen gefragt worden.
FR: Entstehen nicht Argumentationsschwierigkeiten, wenn es um Siemens-Solarzellen oder S-Bahn-Wagen geht, gegen die die "Kettenreaktion" sicher nichts hat?
Laubenthal: Wenn es um die Konsequenz im eigenen Konsum geht, hieß es in den Protestgruppen in der Vergangenheit immer schon oft, die zivile Produktionsschiene sei zu fördern und die militärische zu ächten. Aber die Kaufboykott-Diskussion, was Siemens betrifft, steckt noch im Entwicklungsstadium. Denkbar wäre, was Berliner Gruppen vorschlagen, bei alltäglichen Produkten etwa den Boykott Siemens per vorgedruckter Postkarte mitzuteilen und bei größeren Investitionen per persönlichem Brief.
FR: Noch eine andere Frage: Staatsanwalt Ort hat geschrieben, mit dem in Hessen regierungsprogrammatisch festgeschriebenen Atomausstieg seien Blockaden "noch weniger begründbar". Wie sieht das die Gruppe?
Laubenthal: Die Abschaltmöglichkeiten der Landesregierung sehen wir als sehr eingeschränkt an. Hessens Umweltminister hat letztlich Bundesweisungen zu befolgen. Unklar bleibt auch, ob die SPD nicht wieder - wie in Schweden - den Ausstieg aus dem beschlossenen Ausstieg will, wenn sie in Bonn Regierungsverantwortung übernähme.
KARLSRUHE, 4. August (epd). Gegen den Vorwurf, die Friedensbewegung schweige zum Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, hat sich das Präsidiumsmitglied der katholischen Organisation Pax Christi, Herbert Fröhlich (Heidelberg), gewehrt. Auch beim Balkankonflikt setzten sich Friedensgruppen für Gewaltfreiheit ein, sagte der Theologe. Während des Golf-Kriegs habe jedoch ein größerer Teil der Gesellschaft gegen die bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Alliierten und Irak mobilisiert werden können oder "ging von selbst auf die Straße". Diese Motivation fehle derzeit anscheinend in der Bevölkerung.
Der landeskirchliche Beauftragte für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, Kurt Kern (Karlsruhe), kritisierte, daß immer erst dann nach der Friedensbewegung gerufen werde, "wenn Blut geflossen ist". Zahlreiche Gruppen träten beispielsweise gegen Waffenexporte ein, ihre Warnungen würden jedoch kaum beachtet.
ANTON FRANKHAUSER, Hausmeister der Grundschule in Gambach, ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Frankhauser wurde 1931 in Budakeszi in Ungarn geboren und besuchte dort die Grundschule und die Volksschule. Nach der Ausweisung aus Ungarn kam Frankhauser nach Wagenschwend im Odenwald, wo er von 1946 bis 1947 die Grundschule besuchte. Von 1950 bis 1953 erlernte er das Schuhmacherhandwerk, das er bis 1976 ausübte. HARALD MEHR, Leiter des Schulverwaltungsamtes Friedberg, lobte bei Frankhausers Abschied dessen "stets freundliches Wesen".
Kleine FR
Mütterberatung im Bürgerhaus GRÄVENWIESBACH. Ab August finden die Mütterberatungen jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat von 14 bis 15 Uhr im Bürgerhaus statt. Die erste Beratung ist am Dienstag, 11. August.
Treffen der Grünen NEU-ANSPACH. Die Neu-Anspacher Grünen treffen sich am heutigen Mittwoch um 20 Uhr im Bürgerhaus.
SPD-Senioren grillen SCHMITTEN. Die SPD Schmitten lädt ihre Seniorinnen und Senioren zum Grillfest ein. Johann Wagner, der Seniorenbeauftragte, stellt dazu sein Haus im Höhenweg 23 zur Verfügung. Das Fest findet am Freitag, 7. August, ab 16 Uhr statt.
HERBERT GÜNTHER (SPD), hessischer Innenminister, zog in Schauenburg (Landkreis Kassel) bei einem Festakt anläßlich des 20. Jubiläums der Gebietsreform eine positive Bilanz: "Die hessische Gebietsreform", so sagte er, "hat die hessischen Gemeinden gestärkt und damit viele Verbesserungen vor Ort erst möglich gemacht." Es sei dabei weitgehend gelungen, sinnvolle Verwaltungseinheiten zu schaffen und das dörfliche Gemeinschaftsleben zu erhalten.
BAD SODEN. Blätter, Obstschalen, Gemüseabfälle: Was in Garten und Küche abfällt, kann oftmals kompostiert werden. Die Stadt Bad Soden bietet deshalb ihren Bürgern vergünstigte Schnellkomposter für 108,30 Mark das Stück an. Die Tonne ist etwa 70 Mark billiger als üblich, weil sie die Kommune in größeren Mengen einkauft.
Wer den Bio-Eimer erwerben möchte, wird gebeten, den Kaufpreis in der Stadtkasse im Rathaus einzuzahlen. Gegen Vorlage der Quittung kann die Tonne dann im städtischen Bauhof in der Hunsrückstraße abgeholt werden. Fragen zum Kompostieren beantwortet der Umweltberater der Stadt unter Tel. 20 83 23. dis
Die Weizenernte ist bald eingebracht Ein Sechstel Frankfurts für die Landwirtschaft / Schlechte Zukunftsaussichten Von unserem Mitarbeiter Gunnar Erth
ie Weizenhalme wiegen sich im Sommerwind. Die Luft ist klar. Am Horizont flimmert die Großstadtsil-
In diesen Tagen schieben die Bauern Überstunden: Im Dreikampf Ernte treten sie gegen Zeit, Wetter und Dreck an. "Am schlimmsten ist der Staub", sagt der Kreislandwirt Walter Cornel, der jeden Tag auf dem Mähdrescher sitzt. Regen gibt es kaum, die Ernte ist sehr früh reif. "Am Wochenende sind wir mit dem Weizen fertig", freut sich der 62 Jährige. "So früh waren wir noch nie dran."
Landwirtschaft ist auch in der Bankenstadt Frankfurt eine ernstzunehmende Größe. "4129 Hektar Land werden in Frankfurt in diesem Jahr genutzt", teilt Hans Ramb vom Amt für Statistik mit. "Das ist ein Sechstel der Gesamtfläche." Die Zentren liegen im Norden, in Bonames, Kalbach, Nieder-Eschbach und Nieder-Erlenbach. Die meisten bewirtschaften allerdings kleine Flächen: 80 Betriebe sind kleiner als ein Hektar; "zwei Drittel sind Nebenerwerbs-Landwirte", klärt Cornel auf. "Diese Feierabend-Bauern haben den Betrieb vom Vater übernommen, aber weil der Hof nicht genug hergibt, haben die nebenher noch einen anderen Job." Sie arbeiten als Elektriker, Autoverkäufer oder Stadtgärtner. "Für die Ernte nehmen die sich dann Urlaub", sagt Cornel.
30 000 bis 40 000 Mark verdient ein Landwirt im Schnitt pro Jahr. Für viele lohnt sich das nicht mehr. "In Hessen ist die Zahl der Auszubildenden, die Landwirtschaft lernen wollen, in den letzten Jahren von 400 auf 100 gesunken", bedauert Peter Voß-Fels vom Hessischen Bauernverband. "In 20 Jahren haben wir keine ausgebildeten Landwirte mehr." In Frankfurt sind die Nachwuchssorgen weniger dramatisch. "Die Hofnachfolge ist gesichert", glaubt Klaus Wichert vom Umweltamt. Die Flucht der Kinder von den Höfen sei gering.
Die Bedrohung kommt aus einer anderen Ecke: "Bis 1995 werden die Getreidepreise auf Weltmarktniveau gesenkt", erklärt Voß-Fels. "Es gibt zwar Ausgleichszahlungen, aber die können die Verluste nicht kompensieren." Werner Krüger vom Kreisbauernverband schätzt, daß sich die Zahl der Betriebe bis zur Jahrtausendwende halbieren wird.
Manche Landwirte suchen sich Nischen. Dabei spielen Bio-Höfe nur eine geringe Rolle. Die Vermarktungschancen seien zu schlecht. "Nur wer direkt auf dem Hof verkauft, kommt über die Runden", sagt Voß-Fels. Nachwachsenden Rohstoffen wie Raps werden bessere Zukunftsaussichten zugestanden. Raps kann zu Hydrauliköl oder Dieselersatz verarbeitet werden. "Das lohnt sich zur Zeit aber noch nicht", bedauert Voß-Fels. "Nur wenn wir Subventionen bekommen oder die Mineralölsteuer erhöht wird, läßt sich darüber reden." Klaus Wichert: "Viele Bauern werden in den Bereich Freizeitnutzung gehen und zum Beispiel Reiterhöfe einrichten."
Wichtiger noch sei die Landschaftspflege. Wenn Ackerland in Parks und andere Grünflächen umgewandelt werden, wird der Bauer für die Pflege seiner stillgelegten Flächen bezahlt. Die Intensivlandwirtschaft, der massive Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln, hat laut Wichert "keine Zukunft im stadtnahen Raum." Braucht Frankfurt Landwirtschaft? Ja, meint Wichert. "Die Äcker versorgen die Stadt mit Kaltluft und leisten einen wertvollen Beitrag zum Klima." Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Wentz, hat Zweifel: "Für Landwirtschaft gibt es bessere Gegenden als Frankfurt." Seine Sorge: "Die Stadt ist in den letzten zwei Jahren schwindelerregend um 30 000 Einwohner gewachsen." Gleichzeitig steige der "Grünraum-Anspruch" der Bürger. "Die Landwirtschaft in Frankfurt funktioniert doch nur wegen des hohen Düngereinsatzes und der städtischen Subventionen in Form von sehr günstigen Pachten." Die Betriebe seien "zum Sterben zu groß, zum Leben zu klein."
Für Stadplaner Kummer steht fest: Frankfurt muß wachsen, aber der Flächennutzungsplan gibt nichts mehr her. "Ab Mitte der 90er Jahre brauchen wir das Ackerland, um es in Grün und vor allem Bauland umzuwandeln". Dazu gebe es keine Alternative. Kummer: "Die Ausdehnung der Stadt wird das beherrschende kommunalpolitische Thema der nächsten Jahre."
Cornel hält nichts von diesen Visionen: "Anstatt daß die Stadt sich aufs Land ausdehnt, sollte man lieber höhere Häuser in der Stadt bauen."
BUTZBACH. Mit einem Fanfarensignal des Herolds startet der mittelalterliche Markt am Samstag, 8. August, um 11 Uhr auf dem Marktplatz. Anschließend zieht der Herold über den Markt, um sich säumige Handwerksleut' und Marketender für den Pranger vorzumerken. Um 11.30 Uhr ist offizielle Eröffnung mit dem Bürgermeister und mit zeremoniellem Umtrunk: es gibt Met aus einem echten Horn. Danach zieht der Marktvogt los, um die Waren zu prüfen, und der Herold zelebriert die Giftprobe.
Die Musikgruppe Oni Wytars spielt ab 12.30 Uhr auf der Marktbühne mittelalterliche Melodien. Eine Stunde später zieht die Compania Megusta ein Gaukelspektakel für große und kleine Kinder auf. Um 14.30 Uhr sucht der Narr Ede Ball den Frondienst, und um 15.30 Uhr startet ein Ritterturnier für und mit Kinder(n).
Der Tanz der Zunftmeister und Marktweiber zur Musik von Oni Wytars steht um 16.30 Uhr auf dem Programm. Um 17.30 Uhr tritt die Compania Megusta erneut in Aktion. Um 19 Uhr träumt der Narr Ede Ball den Traum vom Fliegen. Um 20.30 Uhr fließt bittere mittelalterliche Realität ins Markttreiben ein: Die Pestdoctores ziehen mit dem Knarren der Pesttratschen, Gemurmel, Klageliedern und Litaneien durch die Stadt, die Siechen vor die Tore zu schleppen. Ab 21 Uhr stranden alle Spielleut' des Marktes an der Taverne und vereinen sich zum Tavernenspiel "In taberna quando sumus". Um 22 Uhr verkündet der Ruf des Nachtwächters das Ende des ersten Markttages.
Am Sonntag, 9. August, um 11 Uhr verkündet das Fanfarenspiel des Heroldes, daß das Markttreiben weitergeht. Um 11.30 Uhr ist feierliche Markteröffnung wie am Samstag. Oni Wytars spielen um 12.30 Uhr "Lieder der Frommen und Ernsthaftigen". Eine Stunde später hält der Marktvogt Marktgericht: Diebe und Gesindel werden zum Pranger geführt.
Das Ritterturnier für Kinder mit Lancelot Langbein ist um 14.30 Uhr, um 15.30 Uhr ist Tanz der Zunftmeister, und um 16.30 Uhr zeigt die Compania Megusta ein Gauklerspiel um die Historie des Maharadja von Aharan.
Der Narr Ede Ball hat um 17.30 Uhr seinen Auftritt, ab 19 Uhr ist Tavernenspiel, und um 20 Uhr beendet der Ruf des Nachtwächters das mittelalterliche Markttreiben. ieb
BAD SODEN. Die Seniorenclubs in der Kurstadt liegen voll im Trend: Auch ihnen fehlt der Nachwuchs. Die Treffs in Bad Soden, Neuenhain und Altenhain machen zwar viel los, aber nur wenige machen mit.
"Unser Programm ist attraktiv", versichern die Clubmitglieder: Einmal wöchentlich geht's ins Grüne, zum Konzert oder in eine andere Stadt. Feste werden gemeinsam gefeiert, gesellige Nachmittage verbracht. Und auch für andere Aktionen ist meist jemand zu haben.
Wer Interesse hat, kann sich an Frau Maus in der Altentagesstätte in der Unterkirche (Tel. 2 48 09), an Frau Preihs in Neuenhain (Tel. 2 11 55) oder an Frau Gottschalk in Altenhain (Tel. 06174 / 3374) wenden. Über städtische Seniorenfahrten informiert außerdem der Magistrat unter Tel. 20 82 56. dis
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die offene Stadtmeisterschaft im Pool-Billard wird am Samstag und Sonntag, 15. / 16. August, im Vereinsheim des Pool-Club Mörfelden (Am Berg 36; Tel. 2 37 57) und im Vereinsheim des PV Astoria Walldorf (Langstraße 71; Tel. 44 44 1) ausgetragen. Gespielt wird in vier Gruppen: Hobbyspieler und Aktive in Mörfelden, Damen und Jugendliche in Walldorf. Meldeschluß ist Samstag, 8. August.
Der alte Mann hinter dem Piano ist bester Laune. "Let your hair down and let yourself go", brummt er und kichert verschämt. Aber irgend jemand, der Bo Dean heißt, "got no hair", ruft ihm einer aus der Ecke des Proberaums zu. Pech für Bo Dean. "If you ain't got no hair, forget it", lacht der Piano-Man, kniet sich mit seiner Band in eine stürmische Boogie-Woogie-Nummer und brabbelt in seinem Scat-Gesang wild drauf los: "Ba doo ba do bee do do bee." Der "Skit Skat"Song ist nur ein Höhepunkt unter vielen auf "Forever And Ever" (Pinorrekk Records/CD 5009/Deutsche Austrophon), der neuesten und letzten Studio-Aufnahme von Champion Jack Dupree.
Der Barrelhouse-Pionier ist im Januar in Hannover gestorben, wo er seit 15 Jahren gelebt hatte. Nun sind posthume Veröffentlichungen in der Musikbranche gang und gäbe und deshalb nicht unbedingt etwas Besonderes. Diese CD macht eine Ausnahme. "Forever And Ever", 1991 innerhalb weniger Tage in Duprees Geburtsstadt New Orleans eingespielt, strotzt vor Lebensfreude und ist eine der herausragenden Blues-Platten der vergangenen zehn Jahre. Sie ist zugleich Lebenslauf und Nachlaß eines 82jährigen Vielschaffers, der selbst im hohen Alter mehr Energie und Esprit hatte als alle Nachahmer zusammen.
"Ich kann mich wirklich nicht erinnern, welche Songs ich singe. Sie platzen einfach so aus mir heraus, wenn ich spiele", hatte er kurz nach den letzten Aufnahmesessions erzählt, "die Songs kommen, und dann sind sie wieder verschwunden. Aber die Leute werden sie mögen, wie meine anderen." Mehr noch: Der Champion hat sich hier selbst übertroffen. Ein schwüles Rhythm'n'Blues-Ambiente ist die Kulisse für Duprees Erinnerungen an seine "Hometown New Orleans", wo man die Frauen nicht "women", sondern "chikken" nennt, und wo man selbst im Seniorenalter orgiastisch ins Mikro stöhnen darf. Ganz zart, fast träge greift er dazu in die Tasten, läßt sich im sinnlichen Slow-Blues treiben und kommt auf Musikerlegenden wie Professor Longhair zu sprechen, der auch nur seinen Stil kopiert habe. Aber schon beim nächsten Song ist er wieder außer Rand und Band, wenn er zu trabendem Boogie Woogie genußvoll sein Klavier bearbeitet.
Die Geschichten dazu hat man oft gehört, doch nur wenige erzählen sie so gut wie er: Freunde hast du nur, wenn du Geld hast, weiß er aus Erfahrung, und: "bad love" bringt dich um. In "They Gave Me Away" läßt er alle Hüllen fallen, erzählt auf fast tragikomische Weise, was das ist - der Blues: Ja, das hat mit weggelaufenen Frauen zu tun, aber auch mit der Einsamkeit nach dem Tod der Eltern und der besten Freunde. Man weiß nicht, ob er lacht oder weint, wenn er singt, man merkt nur: Er macht einem nichts vor. William Thomas "Champion Jack" Dupree, irgendwann im Juli 1909 in New Orleans geboren (wann genau, weiß man nicht mehr), verlor seine Eltern bereits im Alter von zwei Jahren. Sie starben bei einem Brand, den der Ku-Klux-Klan gelegt hatte. Dupree kam ins Colored Waifs Home, ein Waisenhaus in New Orleans, in dem auch Louis Armstrong aufgewachsen war. Dort lernte er mehr als singen und Klavier spielen: Das Leben in den Armenvierteln war hart für einen schwarzen Jungen.
Der kleine Jack boxte sich durch - als 14jähriger Pianist in den Clubs, später mit den Fäusten im Ring, was ihm den Kosenamen "Champion" einbrachte. 1940 konnte er die Boxhandschuhe an den Nagel hängen und bekam seinen ersten Plattenvertrag. Doch der "Champ" wurde wie so viele große Blues-Künstler seiner Zeit gnadenlos über den Tisch gezogen. "Damals wußte ich davon noch nichts. Lester Melrose, ein Produzent aus Chicago, kam eines Abends zu mir und gab mir 200 Dollar. Verdammt, so viel Geld hatte ich bis dahin noch nie in meinem Leben gesehen", erzählte Dupree vor Jahren dem amerikanischen Journalisten Jeff Hannusch, "er sagte nur: ,Unterzeichne hier'. Ich wußte nicht, daß ich ihm damit alle Rechte übertragen hatte."
Nachdem er 1958 nach Europa ausgewandert war, lief es besser für den Blues- Meister. In London gingen Eric Clapton und John Mayall bei ihm in die Schule, in Kopenhagen nahm er an die 200 Platten auf, lebte eine Weile in Zürich, bevor es den ewigen Hobo nach Hannover verschlug. "Warum gerade dorthin?" wurde er oft gefragt. "Jeder kennt den anderen in Hannover. Hier hast du Freunde, die dich kennen", antwortete er dann, "das ist es, weshalb ich hier lebe - wegen der Leute."
Hannover war mehr Refugium als Domizil, denn der agile Jack war ständig unterwegs, in Europa und den USA. Nur um seine Heimatstadt hatte er 36 Jahre lang einen Bogen gemacht. Es sei für ihn kein Unterschied, ob er nun nach New Orleans oder China gehe, hatte er mal gesagt.
1990 kehrte der verlorene Sohn dann doch zurück, wurde beim legendären "Jazz And Heritage"-Festival frenetisch gefeiert und nahm nebenbei noch die LP "Back Home In New Orleans" (Pinorekk Records) auf. Die Leitung des Jazz-Festivals sprach ihm eine Einladung auf Lebenzeit aus, und so kam er 1991 wieder an den Mississippi und spielte diesmal "Forever And Ever" ein. Ein Meisterwerk - nur wird es nicht mit großem Werbeaufwand vermarktet wie zuletzt John Lee Hookers Comeback. Nein, das große Geld hat Champion Jack Dupree nie gemacht. Er war ein Unikum, aber irgendwie auch immer ein "poor boy". "Nobody loves me", sang er oft, "nobody seems to care." Das ist nicht wahr. MARTIN SCHOLZ
Ende der 60er trat er noch mit weißer Perücke auf, sang sich und seine Equals mit impulsiven Pop-Nümmerchen wie "Baby Come Back" in die Charts. Lang ist's her. Von den Equals hat er sich längst getrennt. Heute pflegt Eddy Grant neben seinen langen Rasta-Locken vor allem die Fusion aus westlichen Rock- Rhythmen mit karibischen und afrikanischen Sounds und schreibt dazu Texte wider den politischen Stumpfsinn.
Der Erfolg hat den Welt-Musiker und kritischen Zeitgenossen nie verlassen: 1988 landete er mit dem Anti-ApartheidSong "Gimme Hope Jo'anna" einen weiteren Hit. Auf seinem aktuellen Album "Paintings Of The Soul" (Polydor) schürft er tiefer, setzt sich intensiver mit der Rassendiskriminierung auseinander. Der 44jährige Sänger spannt den Bogen von der Sklaverei bis zu den Visionen eines politisch vereinten afrikanischen Kontinents. "Mich interessiert Geschichte. Die Antworten auf die akuten Probleme liegen in der Vergangenheit, nicht in der Gegenwart", meint der belesene Guyaner.
Nach den jüngsten Zwischenfällen in Südafrika ist jedoch auch Grants Hoffnung auf eine Versöhnung zwischen Schwarz und Weiß zerplatzt. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Aber das war abzusehen", seufzt er, "die Regierung hat Mandela doch nur freigelassen, um die Leute ruhigzustellen und die Sanktionen zu lockern. Das waren alles nur oberflächliche Veränderungen."
Oberflächlichkeit widert ihn an, egal ob in der Politik oder in der Musik. Auf seinem ICE-Label bemüht er sich seit Jahren, chronisch unterschätzte CalypsoLegenden wie den 82jährigen Roaring Lion oder Mighty Sparrow ins rechte Licht zu rücken. "Meine eigene Firma war immer ein Garant für meine Unabhängigkeit. Ich habe der Versuchung, mich durch einen großen Konzern schlucken zu lassen, bisher immer widerstanden", erzählt er und grinst spitzbübisch, "ich nutze sie lediglich als Vertriebspartner."
Grant probt den Zwergenaufstand - und das nun schon seit mehr als 20 Jahren. Er kann es sich auch leisten: Dank seiner Hit-gepflasterten Vergangenheit und dem eigenen Blue Wave-Studio auf Barbados ist er ein sehr mächtiger Zwerg. Das idyllisch gelegene Studio ist ständig ausgebucht: Sting, Elvis Costello und die Rolling Stones waren schon hier, und derzeit werkelt Nena unter blauem Himmel und Palmen an ihrem nächsten Comeback-Versuch.
Eddy nimmt selbst auch nur in den eigenen vier Wänden auf - und das am liebsten allein. Für "Paintings Of The Soul" hat der Autodidakt wieder alle Instrumente selbst eingespielt. Herausgekommen sind dabei deftige Grooves aus einem Guß. "Ich bin mittlerweile Experte, aus mir eine Band zu machen, aber dafür dauern die Aufnahmen eben auch etwas länger", sagt er, "ich muß jedenfalls nicht wie Paul Simon nach Brasilien reisen und mir zwölf einheimische Musiker suchen, um einen exotischen Sound zu bekommen."
Huch - kaum hat er's gesagt, erscheint ihm der Seitenhieb doch ein wenig heftig. Er habe eigentlich nichts gegen musikalische Weltenbummler wie Simon und Sting, fügt er beschwichtigend hinzu: "Sie strengen sich nur manchmal zu sehr an. Ich dagegen bin mit dem westlichen Rock und ethnischen Einflüssen aufgewachsen. Das ist alles ein Teil von mir."
Große Pop-Zwerge wie er dürfen sich solche Sprüche rausnehmen. Was man anderen als Prahlerei ankreidet, wird bei ihm als gesundes Selbstbewußtsein empfunden, zumal er mit seinem Urteil über die weiße Pop-Prominenz recht hat. art
"Auf der Suche nach Amerika" - "Buscando America" heißt eine Veranstaltungsreihe der städtischen Saalbau GmbH im Oktober. Mexiko, das in diesem Jahr Schwerpunktthema der Frankfurter Buchmesse sein wird, steht im Mittelpunkt des Programms mit Theater, Konzerten und Liederabenden.
Im Bürgerhaus Titania, Basaltstraße 23, gastieren drei lateinamerikanische Theatergruppen: Das Chinelo-Theater stellt in dem Stück "Der Kolibri von der linken Seite der Erde" die Geschichte Mexikos bildhaften in pantomimischen Szenen dar.
Das das deutsch-peruanische Ensemble "La Otra Orilla" spielt ein Stück über den letzten Inkakönig, das auch ohne Sprachkenntnisse zu verstehen ist.
Das "Teatro Itinerante del Sol" aus Kolumbien arbeitet mit indianischen Texten und beschreibt mit Gesängen und Tänzen die seltsamen und fremden Mythen der Maja.
Neben den Theaterabenden bietet "Buscando America" Begegnungen mit lateinamerikanischen Autoren und Autorinnen im Bürgertreff Gutleut in der Rottweiler Straße 32. Zeitgenössische Entwicklungen in der Bücherlandschaft Mexikos und die Rolle der Frau in der Literatur und Kultur. Konzerte in verschiedenen Bürgerhäusern runden das Programm ab.
Auskünfte erteilt das Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt. orf
HOCHTAUNUSKREIS. Immer wieder melden sich aufgeregte Waldbesucher bei der Polizei, um einen Waldbrand zu melden, der sich dann als etwas ganz anderes entpuppt. Was die Waldbesucher nicht wissen können: Um dem Borkenkäfer und seinen Maden zu Leibe zu rücken, verbrennen die Förster das Reisig der geschlagenen Bäume. Das ermöglicht den Verzicht auf die Chemie.
Beim Abbrennen der Äste sollen die Förster immer darauf achten, daß es ausreichend feucht im Wald ist. Meist werden die Baumreste erst nach einem Regen angezündet. Und schließlich ist immer jemand dabei, der das Feuer beaufsichtigt. Nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen also wird der Wald mit Hilfe dieser Feuer aufgeräumt. Das absolute Rauchverbot bleibt davon unberührt, es gilt von März bis Oktober. Denn keiner kann die Glut seiner Zigarettenasche oder den Funkenflug des Lagerfeuers kontrollieren.
Die Forstämter sind auch über die Aufmerksamkeit der Waldbesucher gar nicht böse. Zum einen werden die Reisigfeuer bei Polizei und Feuerwehr angemeldet, so daß diese im Ernstfall zwischen gewolltem und ungewolltem Feuer unterscheiden können. Außerdem gilt auch hier die Devise: Lieber einmal zuviel als einmal zuwenig zum Löschen ausgerückt. ca
Nur fünf - die CDU-Stadtverordneten Bauer, Keitel, Korenke und Kreling sowie Bürgermeister Moog - waren außer Günter Pfaff vor 25 Jahren im Römer schon dabei, als der Oberbürgermeister Willi Brundert hieß, die ersten Müllwagen zum "Monte Scherbelino" in den Stadtwald karrten, auf der Ginnheimer Höhe der Grundstein für die Deutsche Bank gelegt wurde und Carlo Schmidt den Goethepreis der Stadt erhielt. Pfaff gehört zur alten Rathausgarde oder, wie die drängelnde Junge Union sagt, zu den "Gruftis". Insofern ist der Christdemokrat nicht der "typische" Römer-Stadtverordnete - so lange Jahre halten viele nicht durch, die im Rathaus antreten, Frankfurt zu verändern. Als exemplarisches Beispiel für die Politikergeneration, die nach dem Krieg eine neue Demokratie aufbauen wollten, mag Paff schon gelten.
Natürlich waren Schule und berufliche Entwicklung des gebürtigen Mannheimers - wie der spätere Wohnort Frankfurt - vom Zusammenbruch des "Dritten Reiches" bestimmt.
Lange Passagen im Lebenslauf des heute 65jährigen gleichen denen von hunderttausend anderen seines Alters: Gefangenschaft, "zwangsweise Landwirtschaftshelfer", Elektromechaniker, Techniker. Schließlich "Ingenieur i. R.",
Was nicht in diesem Band steht, sagt mehr über den Mann. Da sind die Erfahrungen des 16jährigen Flakhelfers, da ist- zu gleicher
Über die katholische Jugend geriet er mit einer Gruppe interessierter junger Männer nach dem Krieg in Vorträge von Walter Dirks und Eugen Kogon, den Herausgebern der Frankfurter Hefte. Die Themen: Liberalismus, Kommunismus, Sozialismus. Abendvorlesungen über katholische Weltanschauung bei Professor Denninger schlossen sich an: Pfaffs konservatives politisches Grundmuster prägte sich weiter aus. Und eines Tages kamen Ältere daher und meinten, die bildungsbeflissenen jungen Leute seien jetzt alt genug, sie sollten "nun mal was schaffen".
Günter Pfaff gründete die Christliche Arbeitnehmerjugend in Frankfurt mit, trat der katholischen Arbeiterbewegung bei, wurde Vorstandsmitglied im Sachsenhäuser Vereinsring. 1957 ging er in die CDU und rückte in die Führung der christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft auf.
"Wir dürfen Sie doch auf die Stadtverordnetenliste setzen?", fragte ein Parteifreund vor der Kommunalwahl 1964 eher beiläufig. Und weil es nur eine "Zählkandidatur", ein Listenplatz weit hinter den aussichtsreichen Rängen war, sprach keiner weiter davon. Bis 1967 der Brief aus dem Römer kam. Eine ganze Reihe Stadtverordneter war in der laufenden Legislaturperiode ausgeschieden - der vermeintlich chancenlose CDU-Kandidat Pfaff rückte am 10. Mai 1967 in das Rathausparlament nach.
Da sitzt der Ingenieur i. R., den der Stadtverordnetenvorsteher in dieser Woche mit einem Empfang ehren wird, nach 25 Jahren noch immer. Er hat Frankfurt nicht verändert, aber er hat - lange Zeit von den Parteifreunden belächelt - schon früh und hartnäckig das Umweltfähnchen in der CDU-Fraktion hochgehalten. Aufbauausschuß, Planungsausschuß, Umweltausschuß, Umlandverband: Günter Pfaff, unterdessen Präsidiumsmitglied des Stadtparlamentes, hat in Tausenden von Sitzungen mitgeredet, mitgestritten, mitentschieden und nach dem gesucht, was die Christdemokraten seit Walter Wallmann gern "der Stadt Bestes" nennen.
Zum "Spitzenpolitiker" der Frankfurter CDU ist der ruhige, untersetzte Mann gegen die Konkurrenz der flinkzüngigen Juristen und Lehrer, die auch in der Union fast immer das Sagen und oft genug das Schwätzen haben, nicht geworden. Doch die Leute, die nach dem Krieg von den Jüngeren verlangten, sie sollten "nun mal was schaffen", wären wohl zufrieden mit Günter Pfaff.
CLAUS GELLERSEN
Die Weizenernte ist bald eingebracht . . .
(Fortsetzung von Seite 13)
Die Bedrohung kommt aus einer anderen Ecke: "Bis 1995 werden die Getreidepreise auf Weltmarktniveau gesenkt", erklärt Voß-Fels. "Es gibt zwar Ausgleichszahlungen, aber die können die Verluste nicht kompensieren." Werner Krüger vom Kreisbauernverband schätzt, daß sich die Zahl der Betriebe bis zur Jahrtausendwende halbieren wird.
Manche Landwirte suchen sich Nischen. Dabei spielen Bio-Höfe nur eine geringe Rolle. Die Vermarktungschancen seien zu schlecht. "Nur wer direkt auf dem Hof verkauft, kommt über die Runden", sagt Voß-Fels. Nachwachsenden Rohstoffen wie Raps werden bessere Zukunftsaussichten zugestanden. Raps kann zu Hydrauliköl oder Dieselersatz verarbeitet werden. "Das lohnt sich zur Zeit aber noch nicht", bedauert Voß-Fels. "Nur wenn wir Subventionen bekommen oder die Mineralölsteuer erhöht wird, läßt sich darüber reden." Klaus Wichert: "Viele Bauern werden in den Bereich Freizeitnutzung gehen und zum Beispiel Reiterhöfe einrichten."
Wichtiger noch sei die Landschaftspflege. Wenn Ackerland in Parks und andere Grünflächen umgewandelt werden, wird der Bauer für die Pflege seiner stillgelegten Flächen bezahlt. Die Intensivlandwirtschaft, der massive Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln, hat laut Wichert "keine Zukunft im stadtnahen Raum." Braucht Frankfurt Landwirtschaft? Ja, meint Wichert. "Die Äcker versorgen die Stadt mit Kaltluft und leisten einen wertvollen Beitrag zum Klima." Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Wentz, hat Zweifel: "Für Landwirtschaft gibt es bessere Gegenden als Frankfurt." Seine Sorge: "Die Stadt ist in den letzten zwei Jahren schwindelerregend um 30 000 Einwohner gewachsen." Gleichzeitig steige der "Grünraum-Anspruch" der Bürger. "Die Landwirtschaft in Frankfurt funktioniert doch nur wegen des hohen Düngereinsatzes und der städtischen Subventionen in Form von sehr günstigen Pachten." Die Betriebe seien "zum Sterben zu groß, zum Leben zu klein."
Für Stadplaner Kummer steht fest: Frankfurt muß wachsen, aber der Flächennutzungsplan gibt nichts mehr her. "Ab Mitte der 90er Jahre brauchen wir das Ackerland, um es in Grün und vor allem Bauland umzuwandeln". Dazu gebe es keine Alternative. Kummer: "Die Ausdehnung der Stadt wird das beherrschende kommunalpolitische Thema der nächsten Jahre." Cornel hält nichts von diesen Visionen: "Anstatt daß die Stadt sich aufs Land ausdehnt, sollte man lieber höhere Häuser in der Stadt bauen."
Der Frankfurter Charme ist berüchtigt. "Ur-Rumpel" nennt man die zumeist männlichen Anwender dieser Umgangsform, die sich überwiegend mit einem breiten "Ei . . ." ankündigt und dann in einer treuherzigen Taktlosigkeit endet. Sie wissen, was ich meine.
Kein Wunder, daß die drei betagten Damen beim abendlichen Schöppchentrinken im Apfelwein-Lokal ganz runde Augen bekamen, als die Männer am Nebentisch eine Blumenverkäuferin heranwinkten und ihre Begleiterinnen mit Rosen ausstatteten. Die weißhaarigen Damen schwelgten in Romantik. Nicht ganz ohne einen Anflug von Neid. "Und wer schenkt uns Rosen?" wisperten sie.
Einer der Kavaliere hatte offensichtlich nicht nur ein großes Herz, sondern auch gute Ohren. Als die drei gezahlt hatten und aufstanden, um zu gehen, erhob sich einer der jungen Männer. "Für Sie, Madame", sprach er und übergab einer von ihnen eine weiße Rose. Worauf die über 70jährige sanft errötete.
"Sießholz-Raspler" hätte ein Ur- Rumpel abfällig bemerkt. Das Damen- Trio sieht das anders. Froh und glücklich seien sie bei dem Gedanken an diese Geste noch heute, erzählt eine der Frauen. Dafür dürfen ruhig ein paar Süßholz-Späne fliegen. Ihre Bastienne
BAD HOMBURG. Nach vier Semestern harter Arbeit gehen die ersten Absolventen der "Bad Homburger Akademie für Betriebswirtschaft" jetzt für ein Semester an die East Carolina University in North Carolina (USA). Von den rund 30 Studentinnen und Studenten, die vor zwei Jahren ihr Studium an der damals gegründeten privaten Akademie in Bad Homburg aufgenommen hatten, sind längst nicht mehr alle dabei.
Dem USA-Semester soll noch ein Praktikum im Rhein-Main-Gebiet folgen, ehe die Studentinnen und Studenten dann im September 1993, also nach sechs Semestern, ihre Diplomarbeit schreiben, um ihre Ausbildung zum "Internationalen Betriebswirt" abzuschließen.
Unterdessen werden am 5. Oktober etwa neue Studenten ihre Ausbildung an der Bad Homburger Akademie beginnen.
Kontakt: 0 61 72 / 8 47 69. zg
Frankfurt bekommt ein neues Tournee-Varieté: "Paluna" wird sich im Zelt am Freitag, 7. August, auf der Konstablerwache vorstellen, wo man bis zum 29. August bleiben will, um dann in andere Städte weiterzuziehen. Konzept und Produktion verantwortet Christoph Pullmann, Regie führt Franz Fendt, für Licht und Ton ist Mike Zentner zuständig.
"Geboren aus der Frankfurter Varieté- Tradition bieten wir eine ganz eigene Art der Inszenierung", sagt Pullmann. Es sei "eine Verschmelzung aus klassischer Nummern-Revue, wie sie etwa vom Tigerpalast gepflegt wird, und einer sehr theaternahen Art der Inszenierung."
"Paluna" lehnt sich inhaltlich an "Pan" und "Luna" an. Erzählt wird die Geschichte von Pan, der nach einem anstrengenden Tag des Schafehütens in den Bergen Arkadiens zum Volk kommt, um sich "aufs beste zu unterhalten". Sein Erscheinen wird immer wieder zum eigenen Auftritt, "Pan fordert Kreativität und wird so zum Conférencier des Programms, der nicht nur die Künstler, sondern auch das Publikum zu den einzelnen Nummern hinführt", heißt es.
Für Pans (und des Publikums) Unterhaltung sorgen "Feen, Nymphen und ähnlich skurrile Gestalten". Die Künstler: "Mr. Buick", Conférence und clownesque; Crystalle Bobbe (Vertikalseil); Franko Zappeli (Glasharfe, singende Säge); Mixx (Jonglage); Emanuelle Beraud; Mircolo (Feuerpoesie); Meret Becker (Chanson) - und die Varieté-Band "Mediterraneo" (tägl. außer montags 20.30 Uhr). -vau
Zur Person:
OTTO HAUSER und KLAUS-JÜRGEN HEDRICH, CDU-Bundestagsabgeordnete, haben eine Verkleinerung des Parlaments von derzeit 662 Mitgliedern um 165 gefordert. Dies wäre ein wichtiger Schritt, "um in der Bevölkerung wieder mehr Vertrauen für die Politik zu gewinnen", meinten die Politiker in einer Erklärung. Man könne damit jährlich 70 Millionen Mark einsparen. So könne den Steuerzahlern klargemacht werden, wie ernst es der Politik um einen Sparkurs sei, "der auch vor den eigenen Interessen nicht haltmacht." Eine Verkleinerung des Bundestages um 25 Prozent ließe sich bereits zur Bundestagswahl 1994 realisieren, sagte Hauser. Dazu sei eine einfache Änderung des Bundestagswahlgesetzes nötig. (AP)
KASSEL, 4. August (AP). Arbeitsämter dürfen Leiharbeitsfirmen Auflagen zum Schutz der Beschäftigten machen. So kann nach einem jetzt bekanntgegebenen Urteil des Bundessozialgerichts den Unternehmen untersagt werden, mit ihren Arbeitnehmern nur bei Bedarf Arbeitsverträge für 50 Tage abzuschließen. Die im Grundgesetz garantierten Rechte auf freie Berufswahl und freie Wahl des Arbeitsplatzes werden nach der höchstrichterlichen Entscheidung dadurch nicht verletzt. Ebensowenig stelle eine solche Auflage einen Verstoß gegen das Beschäftigungsförderungsgesetz dar.
Vor dem Bundessozialgericht unterlag damit in letzter Instanz eine Leiharbeitsfirma aus Norddeutschland, der von der Bundesanstalt für Arbeit untersagt worden ist, mit den Arbeitnehmern nur für 50 Tage im Jahr Arbeitsverträge abzuschließen. (Aktenzeichen:11 RAr 51/91)
MÜNCHEN, 2. August (AP). Zucht und Kreuzung von Kampfhunden sind in Bayern seit dem 1. August verboten. Wie das bayerische Innenministerium jetzt in München mitteilte, muß den neuen Bestimmungen zufolge auch das Halten von Kampfhunden von den Gemeinden genehmigt werden. Die Erlaubnis könne von einer besonderen Haftpflichtversicherung abhängig gemacht werden. Zudem können Kommunen für Hunde mit einer Schulterhöhe von mindestens 50 Zentimetern und für Kampfhunde einen Leinen- und Maulkorbzwang auf öffentlichen Straßen erlassen.
NEW YORK, 2. August (AP). Als letzte der ehemaligen Sowjetrepubliken ist am Wochenende Georgien als 179. Mitglied in die Vereinten Nationen aufgenommen worden. Die Aufnahme erfolgte in der Generalversammlung der Weltorganisation per Akklamation.
PARIS (dpa/VWD). Der französische Staatspräsident François Mitterrand und die Führer der westafrikanischen Staaten Elfenbeinküste, Gabun, Senegal und Burkina Faso haben sich darauf verständigt, den afrikanischen CFA-Franc nicht abzuwerten. Sie traten damit Forderungen der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der USA entgegen, die den CFA-Franc für überschätzt halten. Nach einem Gespräch im Pariser Elyséepalast über die Zukunft der Franc- Zone sagte Blaise Compaore aus Burkina Faso: "Es wird keine Abwertung geben." Compaore war mit Houphouet Boigny (Elfenbeinküste), Omar Bongo (Gabun) und Abdou Diouf (Senegal) direkt von der Gipfelkonferenz der Westafrikanischen Währungsunion Umoa in Dakar nach Paris gereist.
Bereits der Umoa-Gipfel hatte sich gegen eine Abwertung des CFA-Franc (CFA: Afrikanische Finanzgemeinschaft) entschieden, der die gemeinsame Währung von 14 ehemaligen französischen Kolonien in Afrika ist. Sie gehören heute je zur Hälfte zur Umoa und zur Zentralafrikanischen Währungsunion. Die Devise ist fest an den französischen Franc gebunden, und hat seit 1948 unverändert eine Parität von 50 Franc-CFA für einen französischen Franc. Die Pariser Zentralbank garantiert den CFA-Franc, führt die CFA-Konten und hält dafür 65 Prozent der Währungsreserven der in dem Verbund zusammengeschlossenen Staaten.
Die Furcht vor einer bevorstehenden Abwertung des Franc-CFA hatte in den vergangenen Tagen zu einer erheblichen Kapitalflucht aus den afrikanischen Ländern nach Europa geführt. Dies hatte die Märkte in Dakar, Abidjan und Libreville destabilisiert.
Die Elfenbeinküste und Benin sollen für eine Abwertung des CFA-Franc gewesen sein, lenkten aber schließlich doch ein. Die Elfenbeinküste sieht angesichts des Dollarkursverfalls den inneren Wert ihrer in Dollar abgerechneten Kakaoexporte gefährdet. Die Mehrheit der CFA- Staaten fürchtet allerdings den mit einer Abwertung verbundenen Inflationsschub. Auch Frankreich ist für die Stabilität des Franc-CFA, weil dies die Zusammenarbeit der Staaten erleichtere, heißt es in Paris. Anpassungen an den Weltmarkt müßten "realwirtschaftlich" statt über Währungsmanipulationen erzielt werden.
BONN, 2. August (dpa). Seit dem 1. August herrschen bei der Zahlung von Krankenkassen-Pflegegeld an Sozialhilfeempfänger klare Verhältnisse. Mit dem Inkrafttreten des entsprechenden Gesetzes wird das von den Krankenkassen in Höhe von 400 Mark gezahlte Pflegegeld zur Hälfte auf die Pflegeleistung der Sozialhilfe angerechnet. Bislang war dies unterschiedlich gehandhabt worden. Manche Gemeinden zogen pflegebedürftigen Sozialhilfeempfängern die Krankenkassenleistung in voller Höhe ab, andere berücksichtigten sie überhaupt nicht.
Die Neuregelung ist allerdings bis Ende 1994 befristet. Dann soll im Zusammenhang mit der künftigen Pflegeversicherung zu dem Prinzip zurückgekehrt werden, daß Sozialhilfe erst dann in Betracht kommt, wenn andere Sozialleistungen nicht mehr greifen.
BONN (dpa). Alte DDR-Mark-Guthaben werden wieder in D-Mark umgetauscht. Möglich ist dies von sofort an noch bis zum 30. Juni 1993. Das Bundesfinanzministerium erinnert daran, daß am 1. August das Gesetz über die nachträgliche Umstellung von Mark der Ex-DDR in Kraft getreten ist.
Für in Ostdeutschland gemeldete Bürger werden die Konten, deren Gesamtbetrag 500 DDR-Mark übersteigt, im Verhältnis zwei zu eins umgestellt. Lediglich Guthaben von Personen mit Wohnsitz außerhalb der ehemaligen DDR, die nach dem 31. Dezember 1989 erworben wurden, werden in der Relation drei zu eins gewechselt.
Altes Bargeld aus dem ehemaligen Honecker-Reich wird nicht mehr umgestellt. Die Umtausch-Anträge können direkt bei den kontoführenden Banken und Sparkassen gestellt werden.
Häufig waren die Fristen für die Währungsumstellung, die mit dem 30. November 1990 zunächst abgelaufen waren, versäumt worden. Das führte auch zu sozialen Härten, die insbesondere alte oder kranke Leute trafen. "Die Bundesregierung hielt es deshalb aus sozialpolitischen Gründen für geboten, die Antragsfrist wieder zu öffnen", erläutert das Finanzministerium.Wachsende Kritik an Versicherungsausweis
KÖLN (AFP/FR). Der erst zu Jahresbeginn eingeführte Sozialversicherungsausweis ist nach übereinstimmender Ansicht von Arbeitgebern und Gewerkschaft zur Bekämpfung von illegaler Beschäftigung untauglich. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände sprach wegen der leichten Fälschbarkeit des Dokuments von einem "millionenfachen Flop". Nach Auffassung der IG Bau-Steine-Erden müßte das Dokument zumindest fälschungssicher wie ein Personalausweis sein, wenn es bei der Bekämpfung von illegaler Beschäftigung etwas nützen soll. Dies sei aber nicht der Fall.
Das Bundesarbeitsministerium wies die Kritik als "an den Haaren herbeigezogen" zurück. Das Papier sei fälschungssicher und habe sich bei Kontrollen bewährt.
Gewerkschaftssprecher Werner Köhler zufolge wird mit dem Papier ein schwunghafter Handel getrieben. Im übrigen habe die illegale Beschäftigung am Bau trotz des Ausweises zugenommen. Allein im westdeutschen Hauptgewerbe schätzt die IG Bau die Zahl der illegalen Arbeitnehmer derzeit auf mindestens 400 000. Überwiegend handele es sich dabei um Ausländer, vor allem aus den ehemaligen Ostblock-Ländern, die ohne soziale Absicherung zu einem Stundenlohn von fünf bis acht Mark hierzulande schafften.
Die Arbeitgeber verlangen, das Dokument müsse mit Lichtbild, Unterschrift und einer Kennzeichnung versehen werden, damit Mehrfachausstellungen verhindert werden. Nach Ansicht der IG Bau-Steine-Erden ist die illegale Beschäftigung prinzipiell nur durch verstärkte Kontrollen der zuständigen Behörden und schärfere Strafen zu bekämpfen.
PARIS. Der Jazzgitarrist Henri "Lousson" Baumgartner, ältester Sohn von Django Reinhardt, ist im Alter von 59 Jahren in Frankreich gestorben. AFP
DENVER, 2. August (AFP). Wenige Stunden nach ihrem Tod hat eine 56jährige US-Bürgerin, die bei einer Bluttransfusion mit dem Aidsvirus infiziert worden war, ihren Prozeß gegen die verantwortliche Blutbank gewonnen. Die Geschworenen eines Gerichts in Denver (Colorado) verurteilten das Unternehmen United Blood Services von Albuquerque (New Mexico) wegen Nachlässigkeit zur Zahlung von 6,5 Millionen Dollar (9,7 Millionen Mark); davon erhält der Ehemann der Verstorbenen 1,5 Millionen Dollar. Das Opfer, Susie Quintana, hatte ursprünglich 12 Millionen Dollar gefordert.
Als die Richterin Nancy Rice von dem unmittelbar bevorstehenden Tod der Klägerin erfuhr, verhängte sie kurzentschlossen über die Geschworenen Kontaktsperre, damit diese völlig unbeeinflußt ihr Urteil fällen konnten. Staatsanwalt verlangt Haftstrafen
PARIS (AFP). In dem Pariser Prozeß um aidsverseuchte Blutkonserven hat die Staatsanwaltschaft jetzt vier Jahre Haft ohne Bewährung und 500 000 Francs (150 000 Mark) Geldstrafe gegen den früheren Direktor das nationalen Transfusionszentrums CNTS, Michel Garretta, beantragt. Gegen seinen Stellvertreter Jean-Pierre Allain wurden vier Jahre mit Bewährung und eine Geldstrafe von 100 000 Francs (30 000 Mark) beantragt. Beide sind des Betrugs angeklagt. Wegen unterlassener Hilfeleistung lautet der Strafantrag gegen den ehemaligen Direktor im Gesundheitsministerium, Jacques Roux, auf vier und gegen den früheren Chef des Staatlichen Labors, Robert Netter, auf zwei Jahre Haft mit Bewährung. Das Urteil wird für Oktober erwartet.
Die vier Ärzte, die an leitender Stelle für Bluttransfusionen in Frankreich verantwortlich waren, werden beschuldigt, die Verwendung von verseuchten Blutkonserven und Gerinnungspräparaten nicht verhindert zu haben, obwohl sie über das Ansteckungsrisiko informiert waren. (Weiterer Bericht auf Seite 3)
PARIS, 2. August (AFP). Das russische Ministerium für Atomenergie und die in Frankreich für den gesamten Kernbrennstoff-Zyklus zuständige Gesellschaft COGEMA haben am Wochenende in Moskau ein Kooperationsabkommen unterzeichnet, das vor allem die Uran-Anreicherung und die Behandlung abgebrannter Brennstoffe betrifft.
MOSKAU, 2. August (AFP). Die Ukraine will 19 Langstreckenbomber vom Typ Tupolew 160 verkaufen, die aus den Beständen der früheren Sowjet-Armee stammen. Wie das russische Fernsehen am Wochenende berichtete, sollen diese "weltweit leistungsfähigsten" Bomber zum Stückpreis von zwei Milliarden Rubel gehandelt werden (umgerechnet etwa 20 Millionen Mark). Für die Tupolew-Maschinen verwendet die NATO die Bezeichnung Blackjack.
Zwischen den Regierungen von Rußland und der Ukraine hatte es in den vergangenen Monaten heftige Spannungen gegeben, weil die Ukraine die Tupolew- Maschinen für sich beansprucht, während Rußland die hochgerüsteten Langstreckenbomber als Teil der gemeinsamen GUS-Streitkräfte ansieht. Die 19 TU-160-Bomber befinden sich dem Bericht des Moskauer Fernsehens zufolge auf der ukrainischen Flugbasis Priluki.
Die TU 160 hat eine Reichweite von 7300 Kilometern und kann mit einer Geschwindigkeit von Mach 2 (rund 2400 Kilometern pro Stunde) fliegen.
KAIRO, 2. August (AFP). Die ägyptische Polizei hat bei einer Großfahndung mehr als 300 islamische Fundamentalisten festgenommen. Unter den Festgenommenen befinden sich auch elf Führer der verbotenen radikalen Fundamentalistenbewegung Dschamaa Islamia sowie ein Sudanese und ein Jordanier, berichtete die halbamtliche Zeitung Al Ahram in ihrer Samstagausgabe.
KASSEL/ERFURT. Sein Auftrag war einzigartig bei der Ost-West-Kooperation im deutschen Handwerk: Als Betriebsberater der Handwerkskammer Kassel tauschte Heinz-Peter Rudolph 1990 seinen wohlgeordneten Arbeitsbereich in Hessen gegen einen eher schwierigen und anstrengenderen in Ostdeutschland ein. Nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes und der Einführung der Währungsunion im Sommer 1990 sollte er den Handwerkern im benachbarten Thüringen zwei Jahre lang zur Seite stehen und Geburtshilfe beim Aufbau eines Beratungsdienstes für Handwerker leisten, die zumeist Rat in Fragen der Existenzgründung benötigten.
Nun, zwei Jahre nach seinem freiwilligen Wechsel zu Kassels Partnerkammer Erfurt, ist das Projekt "Berateraustausch" für den 39jährigen Diplom-Betriebswirt beendet. "An den Gedanken ,Heimkehr' muß ich mich erst noch gewöhnen", bemerkt er, der Anfang August wieder seine alte Aufgabe im Raum Marburg-Biedenkopf wahrnimmt. Im einstigen "Drüben" hat der Wochenendpendler nicht nur gearbeitet, sondern auch "richtig gelebt". Vorbehalte gegen ihn als "Wessi" oder "psychologische Barrieren zwischen Ost- und Westdeutschen", wie sie in anderen Bereichen anzutreffen waren, habe er niemals verspürt.
Die Förderung des Ost-Handwerks, speziell die Existenzgründungen, gestalteten sich allerdings oft problematisch. Zwar gibt es in Erfurt nun einen "funktionierenden Beratungsdienst" mit neun Mitarbeitern, wie es der Hauptgeschäftsführer der Kasseler Kammer, Klaus Schuchhardt, betont, doch zu viele "Investitionsbremsen" machten dem Handwerk nicht nur im Raum Erfurt das (Über-)Leben schwer. Nach wie vor seien Eigentumsfragen ungeklärt, Grundstückspreise stiegen in extreme Höhen, und die Entscheidungswege bei der Treuhand, den Register-Gerichten und Grundbuchämtern seien zu lang.
"Bis nötige Fördergelder für den Aufbau eines neuen Handwerk-Betriebes fließen, vergehen nicht selten sechs bis acht Monate oder mehr; und dann hat plötzlich der Ost-Handwerker keine Chance mehr, weil sich ein Westbetrieb mit seinem finanziellen Rückhalt den anvisierten Standort bereits gesichert hat", berichtet Rudolph. Hinzu kämen Probleme, weil ein "definierter Markt" fehle und die Infrastruktur mangelhaft sei. So müsse sich ein selbständiger Elektro-Installateur oft damit abfinden, daß er telefonisch noch nicht erreichbar sei.
Einem anderen Handwerker, einem Glockengießer, sei dieser Tage eine Räumungsklage des neuen Vermieters ins Haus geflattert. "Wenn uns nicht noch etwas Kluges einfällt, verliert dieser Mann seine berufliche Existenz-Grundlage", befürchtet Rudolph. Dem West-Import ist klar, daß nicht für jeden Handwerker eine Existenzgründung in Frage kommt: "In 30 Prozent aller Beratungsfälle mußten wir gleich abraten, weil die Schwierigkeiten unüberwindbar waren und sich der Handwerker mit einem eigenen Betrieb ins Unglück gestürzt hätte."
Dennoch macht sich der Berater aus Hessen dafür stark, nicht alles nach westlichen Vorstellungen neu zu ordnen. "Ein paar Exoten" wie Stockmacher oder Schiffsglockengießer sollten als eigenständige Existenzen erhalten bleiben, plädiert Rudolph. els
STOCKHOLM, 2. August (Reuter). Schweden will Deutschland sein Jagdflugzeug "Gripen" als Ersatz für den zu teuren "Jäger 90" schmackhaft machen. Ein Sprecher des schwedischen Verteidigungsministeriums kündigte am Wochenendein Stockholm an, man werde Bundesverteidigungsminister Volker Rühe bei dessen Besuch Mitte August über die Maschine unterrichten. Die schwedische Zeitung Dagens Nyheter berichtete, Deutschland könne Flugzeuge kaufen, Schweden im Gegenzug Leopard-Panzer.
Ein Sprecher des Bonner Verteidigungsministeriums lehnte es ab, sich hierzu zu äußern. Die Frage einer Alternative zum "Jäger 90" sei für die Bundesregierung zur Zeit kein Thema. Die Koalition hatte Anfang Juli beschlossen, statt des "Jäger 90" gemeinsam mit den europäischen Partnern ein billigeres Jagdflugzeug zu entwickeln. Dem schwedischen Zeitungsbericht zufolge würde die "Gripen" zwischen 60 und 70 Millionen Mark kosten. Der "Jäger" würde dagegen über 130 Millionen Mark kosten.
ROM/PARIS, 2. August (Reuter/dpa). Italien will künftig Geheimdienstagenten im Kampf gegen die Mafia einsetzen. Die Regierung benannte ihren Hochkommissar zur Bekämpfung der Mafia, Angelo Finocchiaro, am Freitag zum neuen Chef des zivilen Geheimdienstes. Ministerpräsident Giuliano Amato hatte nach der Ermordung mehrerer Mafia-Ermittler auf Sizilien schon am Dienstag gefordert, die nach dem Ende des Kalten Krieges nicht länger auf die Sowjetunion angesetzten Spione statt dessen gegen die Mafia einzusetzen.
Der Chef des militärischen Geheimdienstes, General Cesare Pucci, wurde am Freitag entlassen. Den Geheimdiensten war vorgeworfen worden, die Ermordung des Richters Paolo Borsellino am 19. Juli in Palermo nicht verhindert zu haben, obwohl ihnen verschiedene Warnungen vor einem bevorstehenden Mordanschlag vorlagen. Ebenfalls am Freitag entließ die Regierung den Gouverneur Palermos, Mario Jovine. Auch er wurde beschuldigt, zu wenig für den Schutz des Richters unternommen zu haben.
Der Chef der italienischen Demokratischen Partei der Linken (Ex-KPI), Achille Occhetto, setzte sich mit den Worten: "Nein zu Europa zu sagen, heißt ja zur Mafia sagen", für den EG-Vertrag von Maastricht ein. "Europa ist schrecklich für die Mafia, die nur in einem nationalistischen System leben kann", meinte Occhetto in Paris.
Demgegenüber erklärte Sergio Garavini von der Partei der kommunistischen Neubegründung, dem traditionalistischen Flügel der ehemaligen KPI, in einem Interview der KPF-Zeitung L'Humanite, die Mafia werde ganz sicher versuchen, "ihre Fangarme" innerhalb der Europäischen Union "auszustrecken". Die Mafia sei in wirtschaftlich schwachen Gebieten wie Sizilien und Süditalien entstanden. "Maastricht wird in ganz Europa neue wirtschaftlich schwache Zonen schaffen", meinte der Parteisekretär.
SCHWIMMEN
200 m Schmetterling, Frauen: 1. Sanders (USA) 2:08,67 Minuten (Jahres-Weltbestzeit), 2. Xiaohong Wang (China) 2:09,01, 3. O'Neill (Australien) 2:09,03, 4. Haruna (Japan) 2:09,88, 5. Shito (Japan) 2:10,24, 6. Wester-Krieg (USA) 2:11,46, 7. Jacobsen (Dänemark) 2:11,87, 8. Tocchini (Italien) 2:13,78.
SCHWIMMEN
200 m Lagen, Männer: 1. Darnyi (Ungarn) 2:00,76 Minuten, 2. Burgess (USA) 2:00,97, 3. Czene (Ungarn) 2:01,00, 4. Sievinen (Finnland) 2:01,28, 5. Geßner (Erfurt) 2:01,97, 6. Karnaugh (USA) 2:02,18, 7. Dunn (Australien) 2:02,79, 8. Anderson (Kanada) 2:04,30.
SCHWIMMEN
50 m Freistil, Frauen: 1. Wenyi Yang (China) 24,79 Sekunden (Weltrekord), 2. Yong Zhuang (China) 25,08, 3. Martino (USA) 25,23, 4. Plewinski (Frankreich) 25,36, 5. Thompson (USA) 25,37, 6. Mechtscheriakowa (GUS) 25,47, 7. Osygus (Wuppertal) 25,74, 8. de Bruijn (Niederlande) 25,84.
SCHWIMMEN
1500 m Freistil, Männer: 1. Perkins (Australien) 14:43,48 Minuten (Weltrekord), 2. Housman (Australien) 14:55,29, 3. Hoffmann (Potsdam) 15:02,29, 4. Pfeiffer (Hamburg) 15:04,28, 5. Wilson (Großbritannien) 15:13,35, 6. Frostad (USA) 15:19,12, 7. Majcen (Slowenien) 15:19,41, 8. Andrejew (GUS) 15:33,94.
RADSPORT
Sprint, Frauen: 1. Salumiae (Estland), 2. Neumann (Cottbus), 3. Haringa (Niederlande), 4. Ballanger (Frankreich), 5. Jenuchina (GUS) 12,57, 6. Dubnicoff (Kanada), 7. Kuroki (Japan), 8. Yan Wang (China).
GEWICHTHEBEN
Klasse bis 82,5 kg: 1. Dimas (Griechenland) 370,0 kg (Stoßen: 167,5 + Reißen: 202,5), 2. Siemion (Polen) 370,0 (165 + 205), 3. Samadow (GUS) 370,0 (167,5 + 202,5), 4. Ho Chjon (Nordkorea) 365,0 (165 + 200), 5. Bratoitschew (Bulgarien) 365,0 (167,5 + 197,5), 6. Elias (Kuba) 365,0 (160 + 205), 7. Huster (Meißen) 362,5 (160 + 202,5), 8. Heredia (Kuba) 362,5 (165 + 197,5).
SCHWIMMEN
200 m Rücken, Frauen: 1. Egerszegi (Ungarn) 2:07,06 Minuten, 2. Hase (Magdeburg) 2:09,46 (Deutscher Rekord), 3. Stevenson (Australien) 2:10,20, 4. Loveless (USA) 2:11,54, 5. Simcic (Neuseeland) 2:11,99, 6. Szabo (Ungarn) 2:12,94, 7. Poll (Costa Rica) 2:12,97, 8. Habler (Australien) 2:2:13,68.
SCHWIMMEN
4x100 m Lagen, Männer: 1. USA (Rousse, Diebel, Morales, Olsen) 3:36,93 Minuten (Weltrekord), 2. GUS (Selkow, Iwanow, Knikin, Popow) 3:38,56 (Europarekord), 3. Kanada (Tewksbury, Cleveland, Gery, Clarke) 3:39,66, 4. Deutschland (Weber/Halle, Warnecke, Keller/beide Essen, Pinger/Heidelberg) 3:40,19 (Deutscher Rekord), 5. Frankreich 3:40,51, 6. Ungarn 3:42,03, 7. Australien 3:42,65, 8. Japan 3:43,25.
Duisburg: Rollmann - Notthoff - Nijhuis, Struckmann - Westerbeek, Tarnat, Steininger, Harforth (33. Böger), Minkwitz - Papic (62. Sailer), Preetz.
Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Schilbock (46. Degen), Huschbeck - Aigner, Ronca (65. Homberg), Schütz, Drazic, Albertz - Strerath, Winter.
Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).
Tore: 1:0 Preetz (7.), 2:0 Westerbeek (28.), 2:1 Loose (59.), 3:1 Struckmann (80.).
Zuschauer: 18 000.
Beste Spieler: Notthoff, Westerbeek - Albertz.
Gelbe Karten: Nijhuis - Schilbock.
RADSPORT
3000-m-Einzelverfolgung, Frauen: 1. Roßner (Köln) 3:41,753 Minuten, 2. Watt (Australien) 3:43,438, 3. Twigg (USA), 4. Malmberg (Dänemark). - Im Viertelfinale ausgeschieden: Samochwalowa (GUS), Longo-Ciprelli (Frankreich), van Moorsel (Niederlande), Vikstedt-Nyman (Finnland).
RADSPORT
4000-m-Mannschaftsverfolgung, Männer: 1. Deutschland (Glöckner/Stuttgart, Lehmann/Leipzig, Fulst, Steinweg/beide Berlin) 4:08,79 Minuten/Weltrekord, 2. Australien (Aitken, McGlege, O'Brian, O'Grady) 4:10,218, 3. Dänemark, 4. Italien. - Im Viertelfinale ausgeschieden: Großbritannien, GUS, Neuseeland, CSFR.
St. Pauli: Thomforde - Kocian - Schwinkendorf, Nikolic - Olck (64. Gronau), Surmann, Knäbel, Sievers, Belarbi - Manzi (40. Jeschke), Aerdken.
Köln: Zimmermann - Niggemann - Huppe, Schneider - Mink (56. Röhrich), Brandts, Köhler, Pasulko, Lottner - Deffke, Präger (71. Seufert). Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).
Tore: 1:0 Aerdken (29.).
Zuschauer: 17 100.
Beste Spieler: Knäbel, Surmann - Huppe, Brandts.
Gelbe Karten: Sievers - Präger.
Jena: Bräutigam - Szangolies - Bliss, Röser - Molata, Celic, Wentzel, Wittke, Holetschek - Akpoborie, Schreiber (88. Klee).
Stuttgart: Reitmaier - Keim - Novodomsky, Neitzel - Krause (79. Berkenhagen), Shala, Tattermusch (88. Fischer), Imhof, Schwartz - Palumbo, Bobic.
Schiedsrichter: Mölm (Bremerhaven).
Tore: 0:1 Palumbo (18.), 1:1 Akpoborie (31.), 2:1 Akpoborie (78.).
Zuschauer: 6880.
Beste Spieler: Szangolies, Akpoborie, Wittke, Holetschek - Reitmaier, Keim, Shala.
Rote Karten: Novodomsky wegen Unsportlichkeit (88.).
Gelbe Karten: Schreiber - Neitzel, Krause, Bobic.
FECHTEN
Florett, Einzel, Männer: 1. Omnes (Frankreich), 2. Golubitski (GUS), 3. Gregory (Kuba), 4. Wagner (Tauberbischofsheim), 5. Borella (Italien), 6. Sypniewski (Polen), 7. Betancourt (Kuba), 8. Wendt (Österreich).
GOLF
DEUTSCHE MANNSCHAFTS-MEISTERSCHAFT der Amateure um den Club-Pokal in Bad Ems, Vorrundenspiele, Gruppe I: Frankfurter GC (Titelverteidiger) - GC Garmisch-Partenkirchen 9:3 (3:1 Vierer/6:2 Einzel), GC Bergisch-Land Wuppertal - Stuttgarter GC Solitude 7:5 (3:1/4:4).
Gruppe II: GC Hubbelrath - GC Hamburg Walddörfer 8:4 (1,5:2,5/6,5:1,5), Braunschweiger GK - Hamburger GC Falkenstein 8,5:3,5 (3:1/5,5:2,5).
SCHWEIZ, Nationalliga A, 4. Runde: FC Zürich - FC Chiasso 0:2, FC Bulle - FC Aarau 1:3, Servette Genf - St. Gallen 1:0, FC Lugano - Grasshopper Zürich 2:1, Lausanne Sports - FC Sion 0:2, Neuchatel Xamax - Young Boys Bern 1:3. - Tabellenspitze: 1. FC Sion 7:3 Tore/7:1 Punkte, 2. FC Aarau 8:5/6:2, 3. FC Lugano 7:5/6:2, 4. Young Boys Bern 10:6/5:3.
JUDO
Klasse bis 71 kg, Männer: 1. Koga (Japan), 2. Hajtos (Ungarn), 3. Hoon Chung (Südkorea) und Smagda (Israel), 5. Dott (Urmitz) und Carabetta (Italien).
Klasse bis 56 kg, Frauen: 1. Blasco (Spanien), 2. Fairbrother (Großbritannien), 3. Gonzales (Kuba) und Tateno (Japan), 5. Flagothier (Belgien) und Donahoo (USA).
Der achtmalige Deutsche Tennis- Mannschaftsmeister und Titelverteidiger Blau-Weiß Neuss hat zum Auftakt der Bundesliga-Saison sofort die Spitze in der Gruppe I übernommen. Die Neusser siegten bei Etuf Essen überlegen 7:2, wobei Gabriel Markus das Spitzeneinzel gegen seinem ehemaligen Vereinskameraden und zweimaligen Daviscup-Gewinner Eric Jelen mit 7:5, 6:3 für sich entschied.
Auf den zweiten Tabellenplatz schob sich der 6:3 gegen Rot-Weiß Hagen siegreiche Düsseldorfer Rochusclub. Der TTC Iphitos München setzte sich gegen den TC Karlsruhe-Rüppurr 5:4 durch. In der Gruppe II gewann Grün-Weiß Mannheim beim 1. FC Nürnberg. Zwischen dem HTV Hannover und dem RTHC Bayer Leverkusen fiel die Entscheidung zum 5:4 für die Gastgeber im allerletzten Doppel. sid
RADSPORT
Punktefahren (50 km), Männer: 1. Lombardi (Italien) 1:00:59,21 Stunden (49,19 km/h), 44 Punkte, 2. van Bon (Niederlande) 43, 3. Mathy (Belgien) 41, 4. McLeay (Neuseeland) 30, 5. Cesar (CSFR) 30, 6. Magnin (Frankreich) 24, 7. Fulst (Berlin) 24, 8. Aeschbach (Schweiz) 23.
RADSPORT
Sprint, Männer: 1. Fiedler (Berlin), 2. Neiwand (Australien), 3. Harnett (Kanada), 4. Chiappa (Italien), 5. Carpenter (USA), 6. Lovito (Argentinien), 7. Kowsch (GUS), 8. Moreno (Spanien).
LEICHTATHLETIK
Kugelstoßen, Männer: 1. Stulce (USA) 21,10 Meter, 2. Doehring (USA) 20,96, 3. Lycho (GUS) 20,94, 4. Günthör (Schweiz) 20,91, 5. Timmermann (Berlin) 20,49, 6. Bodenmüller (Österreich) 20,48, 7. Peric (Einzelstarter Serbien) 20,32, 8. Klimenko (GUS) 20,23. - In der Qualifikation ausgeschieden: 19. Beyer (Potsdam) 18,47.
LEICHTATHLETIK
20-km-Gehen, Männer: 1. Plaza (Spanien) 1:21:45 Stunde, 2. Leblanc (Kanada) 1:22:25, 3. de Benedictis (Italien) 1:23:11, 4. Damilano (Italien) 1:23:39, 5. Chen (China) 1:24:06, 6. McDonald (Irland) 1:25:16, 7. Garcia (Mexiko) 1:25:35, 8. Urbanik (Ungarn) 1:26:08, . . . 11. Ihly (Offenburg) 1:26:56, . . . 20. Noack (Berlin) 1:29:55.
BOXEN
Fliegengewicht, Achtelfinale, u.a.: Serradas (Venezuela) PS 9:2 über Loch (Gera).
Federgewicht, Achtelfinale, u.a.: Tews (Schwerin) PS 9:4 über Lifa (Frankreich).
Mittelgewicht, Achtelfinale, u.a.: Ottke (Berlin) PS 9:2 über Brian Lentz (Dänemark).
Halbschwergewicht, Achtelfinale, u.a.: May (Frankfurt/Oder) PS 7:1 über Brown (Kanada).
Schwergewicht, Achtelfinale, u.a.: Savon (Kuba) PS 11:2 über Teuchert (Freiburg).
KUNSTTURNEN
Zwölfkampf, Einzel, Männer: 1. Scherbo (GUS) 59,025 Punkte, 2. Missutin (GUS) 58,925, 3. Belenki (GUS) 58,625, 4. Wecker (Berlin) 58,450, 5. Xiaosahuang Li (China) 58,150, 6. Linyao Guo (China) 57,925, 7. Gherman (Rumänien) 57,700, 8. Joo Hyung Lee (Südkorea) 57,675, . . . 13. Walther (Halle) 57,475, . . . 26. Kroll (Cottbus) 56,700.
HEINRICH RÖDER (65), seit 14 Jahren Bürgermeister in Kirchhain (Kreis Marburg-Biedenkopf), geht in den Ruhestand. Wie schon früher angekündigt, macht der noch bis 1994 gewählte Rathauschef seinen Sessel frei für KLAUS HESSE (SPD). Über 50 Jahre stand Röder (SPD) in den Diensten der Stadt Kirchhain, wo er als 13jähriger Lehrling seine Laufbahn begann und sich bis zum Oberamtsrat, büroleitenden Beamten und schließlich zum Bürgermeister hocharbeitete.
OBERURSEL. Am Dienstag, 4. August, startet die DLRG-Gruppe Oberursel wieder einen neuen Kurs. Die erfolgreichen Teilnehmer - vorgeschrieben ist ein Mindestalter von zwölf Jahre - können sich am Ende das bronzene Lebensretterabzeichen an die Brust heften lassen.
Doch bis dahin heißt es lernen: Die Ausbildung umfaßt sowohl einen praktischen Teil mit verschiedenen Bergungstechniken als auch einen Theorieteil mit Schwerpunkt auf Herz-Lungen-Wiederbelebung und Erster Hilfe.
Wer mitmachen will, sollte am Dienstag um 19 Uhr im Foyer des Hallenbades sein und 15 Mark Teilnahmegebühr in der Tasche haben. Weitere Informationen bei Miklas Drüeke, Tel. 0 61 71 /44 69. mk
In Dänemark, den Niederlanden und den USA wäre es nichts Besonderes, aber in Westdeutschland ist es etwas Neues, bisher Einmaliges: Die niedersächsische Landesregierung beschäftigt seit dem 1. Juli einen Referenten für homosexuelle Lebensweisen. Der 36jährige Diplompsychologe Hans Hengelein sieht in diesem Amt große Aufgaben. Ihm geht es darum, daß in der Gesellschaft Toleranz gedeiht. Er will Diskriminierte und Unterdrückte ermutigen, ihre Bürgerrechte geltend zu machen. Er hofft, dazu beitragen zu können, daß Bedingungen entstehen, unter denen sich Homosexuelle nicht mehr gezwungen sehen, ihre Identität zu kaschieren und zu leugnen.
Woher die Angst kommt, soll eine Untersuchung "Gewalt gegen Schwule in Niedersachsen" zeigen, die Hengelein demnächst in Auftrag geben will. Eine Selbsthilfe-Organisation in Hannover machte kürzlich auf das Thema aufmerksam, indem sie eine Sammlung aktueller Beispiele aus mehreren niedersächsischen Städten vorlegte: Angriffe von Skinheads auf Veranstaltungslokale von Homosexuellen, Überfälle in Parkanlagen, zahlreiche Morde. Auf der Grundlage einer großen Fragebogen-Aktion soll nun diese Entwicklung genau erforscht werden. Einbezogen sind die Verhaltensweisen der Homosexuellen selbst und die Reaktionen der Behörden. So sollen die Opfer von Überfällen auf den Fragebögen unter anderem über die Erfahrungen berichten, die sie als Zeugen bei Polizei und Gericht gemacht haben.
Auf welche Vorurteile und Aggressionen das bloße Wort Homosexualität bei vielen Bürgern stößt, kann Hengelein immer aufs neue dem Posteingang entnehmen. Briefschreiber beschweren sich (meist unter Angabe ihres Namens und ihrer Adresse) darüber, daß der Staat überhaupt Geld für eine solche Referentenstelle ausgibt. Einer empört sich: "Schlimm genug, daß es Homosexuelle gibt. Müssen sie uns auch noch mit ihren Anliegen belästigen?" Andere schreiben im Namen des "gesunden Volksempfinden" gehässig über Aids-Kranke. Durch häufigen Partnerwechsel hätten Homosexuelle "ihr Leben verwirkt", heißt es in einem Brief. Aus manchen Zuschriften liest Hengelein heraus, daß die Absender Homosexuelle ebenso wie Drogenabhängige, Behinderte oder Ausländer als Sündenböcke gebrauchen: Sie lassen ihre Wut an ihnen aus, wenn sie sich selber schlecht behandelt oder benachteiligt fühlen.
In der Koalitionsvereinbarung und in der Regierungserklärung hat die rot-grüne Koalition in Niedersachsen angekündigt, sie werde der rechtlichen und gesellschaftlichen Diskriminierung von Homosexuellen entgegenwirken. In der Vergangenheit war der Staatsapparat eher auf deren Verfolgung programmiert gewesen. So hatte der frühere niedersächsische Innenminister Egbert Möcklinghoff (CDU) polizeiliche Razzien in hannoverschen Schwulen-Kneipen und demütigende Überprüfungen der dort Angetroffenen unter anderem mit der pauschalen Behauptung verteidigt, daß in "Homosexuellenlokalen Straftaten verabredet oder verübt werden".
Nach ersten Treffen einer interministeriellen Arbeitsgruppe (vertreten waren alle Ressorts außer Landwirtschaft) will Hengelein in den nächsten Wochen eine Kabinettsvorlage entwerfen, damit sich die Landesregierung auf ein konkretes Handlungsprogramm festlegt. Aus vorbereitenden Gesprächen ist ihm ein Einwand, der gegen nahezu jeden Vorschlag erhoben werden kann, schon vertraut: Dem Land seien die Hände gebunden. Die Diskriminierung von Schwulen und Lesben liege im Bundesrecht begründet. Das Grundgesetz verbiete Diskriminierung aus rassischen, religiösen und manchen anderen Gründen, nicht aber Benachteiligungen wegen sexueller Orientierung. Außerdem garantiere die Verfassung besonderen Schutz für Ehe und Familie. Auf diese Argumentation antwortet Hengelein: Das Grundgesetz richte sich mit keinem Wort gegen die Homosexuellen, und man solle nichts aus der Verfassung herauslesen, was nicht darin stehe. Soweit sich diskriminierende Praktiken von Behörden auf bundesgesetzliche Bestimmungen bezögen, müßten Initiativen zur Änderung dieser Bestimmungen ergriffen werden. Solange aber änderungsbedürftiges Recht noch gelte, komme es vorrangig darauf an, schrittweise Ausnahmeregelungen zu treffen. Als Beispiel erwähnt er einen Bescheid der Stadtverwaltung von Hildesheim, die gegenüber dem Wunsch eines Homosexuellen, gemeinsam mit seinem Partner in einer Sozialwohnung zu wohnen, unter Hinweis auf Bundesrecht das Gebot geltend gemacht habe, "die Entfaltung eines gesunden Familienlebens zu gewährleisten". Hengelein will sich dafür einsetzen, daß homo- ebenso wie heterosexuelle Paare einen gemeinsamen Wohnungsberechtigungsschein erhalten können, daß ihre Partnerschaft rechtlich geschützt wird und daß sie sozial-, steuer- und erbrechtlich jedenfalls nicht benachteiligt bleiben. Mehrmals wurde er bereits eingeschaltet, wenn der ausländische Partner eines Deutschen abgeschoben werden sollte. In einem Fall ließ sich wenigstens fürs erste ein Aufschub erreichen.
In Hannover wollen am 19. August ähnlich wie in anderen Städten acht schwule Paare beim Standesamt ihr Aufgebot bestellen. Axel Blumenthal, einer der Beteiligten, erklärte dieser Tage, wie ernst es ihm mit dem Wunsch sei, seinen Freund zu heiraten: Ohne Trauschein bekomme er zum Beispiel von seinem kommunalen Arbeitgeber keine Dienstbefreiung für die Teilnahme an der Beerdigung des Schwiegervaters. Bei seinem eigenen Tod stehe dem Partner keine Hinterbliebenenrente zu. Hinterlasse er etwas, verlange der Staat horrende Erbschaftsteuer. Neben solchen materiellen Gründen habe er andere, die ihm nicht minder wichtig seien. "Mein Freund und ich wünschen uns einen zeremoniellen Rahmen für unsere Ehe", sagte Blumenthal und meinte offenbar vor allem gesellschaftliche Anerkennung.
Hengelein äußert Verständnis für die geplante Aktion. Wenn sie von den Medien nicht nur als schrilles Spektakel verstanden werde wie im Fall Cornelia Scheel und Hella von Sinnen, dann könne sie helfen, Probleme bewußt zu machen. Nach der zu erwartenden Ablehnung des Aufgebots und den darauf folgenden Rechtsbeschwerden der abgewiesenen Paare werde schließlich - auch wenn bis dahin einige Jahre vergehen könnten - das Bundesverfassungsgericht zu entscheiden haben und hoffentlich ein befreiendes Urteil sprechen. Die Gegenkräfte in der Gesellschaft sind stark. Zu ihnen gehört die Evangelisch- Lutherische Landeskirche Hannovers. Sie bekräftigte kürzlich ihren Standpunkt, daß ein homosexuelles Zusammenleben von Pastoren "nicht hinnehmbar" sei. Mit dieser Begründung lehnte sie es ab, den Theologiestudenten Frank Vesterling ins Vikariat aufzunehmen. Er darf seine Berufsausbildung nicht abschließen, weil er sich weigert, sich von seinem Partner zu trennen.
Der Konvent hannoverscher Theologiestudierender warf der Kirchenleitung vor, ein Zölibat zu verlangen, wie man es eigentlich nur aus der katholischen Kirche kennt.
In den vergangenen Jahren hatte das Landeskirchenamt in Hannover wiederholt seine starre Haltung demonstriert. Doch von Fall zu Fall wuchs die innerkirchliche Gegenbewegung. Der hannoversche Stadtsuperintendent Hans-Werner Dannowski machte jetzt nach Bekanntwerden des Falles Vesterling klar, in welche Richtung der kirchliche Denkprozeß nach seiner Meinung gehen muß. Er sprach sich gegen den Ausschluß homosexueller Mitarbeiter aus, deren es in der Kirche viele gebe, und er verurteilte eine doppelte Moral, die deutlich werde, wenn die Kirchenleitung einerseits die Homosexualität von Pfarrerinnen und Pfarrern kenne und toleriere, andererseits aber mit Kirchengerichtsverfahren einschreite, wenn die Geistlichen ihre Lebensprägung publik werden ließen.
Im diesjährigen niedersächsischen Landeshaushalt gibt es erstmals einen mit 100 000 Mark gefüllten Topf zur Förderung einzelner Projekte wie Tagungen oder Publikationen, die der Selbstverständigung von Homosexuellen, der Aufarbeitung ihrer Verfolgungsgeschichte (wofür der Hannoveraner Rainer Hoffschildt mit seinem Schwullesbischen Archiv große Vorarbeit geleistet hat) und dem Abbau von Vorurteilen in der Öffentlichkeit dienen sollen. Vor allem von solchen aufklärenden Aktivitäten erhofft Hengelein einen gesellschaftlichen Fortschritt, der Homosexuellen künftig "aufrechtes Leben und würdevolle Partnerschaft ermöglicht".
Kleine FR
Handwerker kommen in die Schule BIEBERGEMÜND. In die Grund- und Hauptschule in Wirtheim kommen die Handwerker. Der Kreis hat Aufträge für Dachdecker- und Klempnerarbeiten in einem Volumen von 73 600 Mark vergeben. Bei der Realschule in Bad Orb muß das Dach des Atriumgebäudes erneuert werden. Kosten: 41 000 Mark. Neue Fahrbahndecke für Kreisstraße STEINAU. Auf einer Länge von zweieinhalb Kilometern wird die Kreisstraße 953 zwischen Ulmbach und Fleschenbach erneuert. Die Fahrbahndecke kostet rund 65 000 Mark.
Altpapier wird gesammelt SINNTAL. In Sinntal wird Altpapier gesammelt. Die Bewohner von Breunings, Sannerz und Weiperz sollten gebündelte Zeitungen und Kartons heute morgen am Straßenrand bereitstellen. In Oberzell, Weichersbach und Züntersbach werden die Bündel am Mittwoch, dem 5. August, abgeholt, in Altengronau, Neuengronau und Jossa sollten sie am Donnerstag, bis 6 Uhr bereitgestellt werden. Energiemobil macht Station SCHLÜCHTERN. Das Energiemobil macht am Donnerstag, 6. August, Station in Schlüchtern. Von 9.30 bis 12 Uhr steht es in Gundhelm, von 13 bis 16 Uhr in Hutten. 16jähriger leicht verletzt GRÜNDAU. Leichte Verletzungen hat sich ein 16jähriger bei einem Unfall am letzten Sonntag abend in Lieblos zugezogen. Er war auf seinem Leichtkraftrad mit einem Personenwagen zusammengestoßen, dessen Fahrer an der Kreuzung Alte Hofstraße/Gründauer Straße laut Polizeibericht die Vorfahrtsregel rechts vor links nicht beachtet hatte. Es entstand ein Schaden von 1500 Mark.
Da sitzt er nun, der Honecker Erich, in einer Zelle zu Berlin-Moabit, wo er schon einmal unter den Nazis eingesperrt war, und harrt der Dinge, die da kommen werden. Anklage, Prozeß, Urteil, Berufungsverfahren . . . Die große Auswahl hatte er am Ende seiner Flucht nicht mehr. Die Chilenen wollten nach 232 Tagen Besuchs von drüben in ihrer Moskauer Botschaft endlich wieder unter sich sein, und die neuen Russen sind auch nicht mehr so höflich wie in den alten Zeiten der ehemals ruhmreichen Sowjetunion.
Der Dachdecker aus Wiebelskirchen und spätere Staatsratsvorsitzende der DE-DE-ÄR hat eben das Pech gehabt, Deutscher zu sein. Wir sind bekannt dafür, alles todernst zu nehmen und jede Sache - einmal angefangen - bis zu ihrem bitteren Ende durchzuführen. Als Staatschef eines anderen Landes hätte Erich H. durchaus ein angenehmeres Schicksal winken können. Beispiele dafür gibt es genug.
Unbehelligt verzehrt Baby Doc Duvalier (Haiti) sein Gnadenbrot im südfranzösischen Exil und stippt es ab und zu in Champagner, damit es nicht gar zu trocken ist. Ferdinand Marcos (Philippinen) durfte auf Hawaii in Frieden sterben. Auch Idi Amin (Uganda) wurde für seine Untaten, die sicherlich die von Erich H. übertreffen, nie vor Gericht gestellt und verbringt seine alten Tage in der Wüste Saudi-Arabiens. Señor Pinochet darf sogar noch Chiles Streitkräfte oberbefehligen, und Ex-Diktator Mengistu hat auf einer Farm in Simbabwe gewiß ein besseres Auskommen als seine früheren Untertanen in Äthiopien.
Natürlich existieren Gegenbeispiele. Das Schicksal Ceausescus ist dem Generalsekretär a. D. erspart geblieben. Altkollege Schiwkow steht derzeit in Sofia vor einem Gericht, und Ex-Kaiser Bokassa (Zentralafrika) wurde, Reif für die Insel nachdem er stille Tage in Frankreich verbracht hatte, zu Hause zunächst zum Tode verurteilt und danach zu lebenslanger Zwangsarbeit begnadigt.
Vielleicht sollte man zu früheren Umgangsformen zurückkehren und in Ungnade gefallene Staatsoberhäupter auf einsamen Inseln internieren. Auf St. Helena zum Beispiel hat man Erfahrung damit. Als kleine Erschwernis müßten sie ihr täglich Brot endlich mal mit ehrlicher Arbeit selbst verdienen, einander ihre Lebensgeschichten erzählen und sich dabei überlegen, was sie denn in ihrem Leben alles falsch gemacht haben. df
Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr)
Panda-Kino: Wayne' s World (17.15 und 20 Uhr); Kinder- und Jugendkino: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Delicatessen (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Keine Vorstellung.
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Batmans Rückkehr (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Ausstellungen Königstein. Kinderkunstwerkstatt Königstein, Bischof-Kaller-Straße 3, 14 bis 18 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Sprechstunde der CDU, Rathaus, 17 bis 18 Uhr.
Glashütten. Bürgertreff der CDU, "Bürgerklause", Schloßborner Weg 2, 20 Uhr.
Oberursel. Aktuelle Viertelstunde des Ortsbeirates Stierstadt, 19.30 Uhr.
Sitzung des Ortsbeirates Stierstadt, altes Rathaus, Gartenstraße 3, 19.45 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Neue Mauerstr. 16, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.
Initiative Eine Welt e. V. MAPENDO, Dorotheenstraße 9, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.- Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 - 12 Uhr und 15 - 17 Uhr, Tel. 50 24 58.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Filmclub Taunus, Stadthaus: "Korsika", 20 Uhr.
Oberursel. Kegeln des Hausfrauenverbandes, Stadthalle, 16 Uhr.
Dämmerschoppen des TV Weißkirchen, Turnhalle, 16 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanzen und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.
Kronberg. Altkönig-Stift: Videofilm "Leben heute in einer Benediktiner-Abtei", 15.30 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte, Kugelherrnstraße 6, "Auf ein Neues", 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Bommesheimer Weg/Berliner Siedlung, 14 bis 18 Uhr.
Hausaufgabenhilfe des Jugendclubs am Wingertsportpark, Ober-Erlenbach, Seulberger Straße, ab 16 Uhr.
Steinbach. Jugendhaus: Kindertreff, Spielnachmittag, 15 bis 18 Uhr.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Taunus- Apotheke, Bad Homburg, Gartenfeldstraße 51, Tel. 3 14 03.
Oberursel/Steinbach. Apotheke am Holzweg, Oberursel, Holzweg 13, Tel. 5 19 55.
Usinger Land. Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1, Tel. 0 60 81 / 51 62; Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstraße 6, Tel. 0 60 84 / 22 92; und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2, Tel. 0 60 81 / 4 87.
Kronberg/Königstein. Alte Apotheke, Königstein, Limburger Straße 1 a, Tel. 0 61 74 / 2 12 64.
Wann muß ein Pornoheft aus der Auslage raus und unter den Ladentisch? "Das läßt sich nicht an präzise zu definierenden Merkmalen festmachen": Ludwig Schultz (49), der von Amts wegen in Frankfurt seit neun Jahren Jagd auf Schmuddelmagazine macht, spricht erst ins Unreine, als er die Kriterien zu benennen versucht, nach denen er "Schmutz und Schund" ortet: "Das ist, was der normal empfindende Bürger so im landläufigen Sinn als anstößig empfindet."
Anstoß nimmt Schultz dann - und das erklärt er schon etwas genauer - "wenn Frauen auf Bildern und in Storys auf ein Sexualobjekt reduziert werden. Man ihnen also alle anderen menschlichen Bezüge abspricht und sie rein als sich zum sexuellen Gebrauch darbietend darstellt." Häufigste Motive, bei denen Schultz offiziell einschreitet, sind die "berühmten weit gespreizten Beine", "Geschlechtsverkehr in Groß- und Detailaufnahmen", "Darstellung bestimmter Sexualpraktiken in anreißerischer Form".
Aber auch Kontaktanzeigen, in denen Kinder und Jugendliche prostituiert werden, ferner rechtslastige Blätter, die den Holocaust leugnen und den Nazi-Terror verherrlichen und verharmlosen, lassen den Frankfurter Jugendschützer aktiv werden. Schultz stellt dann Indizierungsanträge bei der Bonner "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften" (BPS).
Gegen Sex- und Fascho-Magazine hat er das 1990 gerade siebenmal getan, 1991 wurde Schultz 40mal tätig: "Ja, in letzter Zeit ist das bei den Magazinen vom Volumen her stark gestiegen. Das liegt wohl daran, daß es für solche Sachen in den neuen Bundesländern einen extremen Nachholbedarf gegeben hat. Da sind viele mit neuen Produkten auf den Markt gegangen - und das halt auch im Westen."
Schultz' Ächtungsanträge waren allesamt erfolgreich und hatten rasche Konsequenzen: "So ein Indizierungsverfahren kann in einer Woche über die Bühne gehen - und dann greifen alle Folgen." Steht ein Heft auf dem BPS-Index, darf es Kindern und Jugendlichen "nicht mehr zugänglich gemacht werden", muß also unter die Ladentheke. Verlage und Verkäufer kriegen zudem ein "totales Werbeverbot" für das indizierte Medium aufgebrummt. Auch ist es aus Versandhandel, gewerblichen Leihbüchereien und Lesezirkeln verbannt.
Um solche Verdikte aussprechen zu können, ist die BPS auf Leute wie Schultz angewiesen. Die Prüfstelle selbst ermittelt nämlich nicht, sie wird nur - und das ist ein exklusiver Kreis von Berechtigten - auf Anträge des zuständigen Bundesministeriums, der Länderjugendminister oder der 600 deutschen Jugend- und Landesjugendämter aktiv.
Das Frankfurter Jugendamt zählt dabei zu den eifrigsten. Gäbe es eine Index- Bundesliga, dann läge Ludwig Schultz an der Tabellenspitze: Mal stellte er die meisten Anträge bundesweit, war mal dritter, mal fünfter. In Hessen gibt es außer Schultz eigentlich keinen hauptamtlichen "Pornojäger" mehr. Ab und zu stellt mal ein Kreisjugendamt einen Indizierungsantrag: Das von Limburg-Weilburg beispielsweise immer öfter, "weil sich dort ein Kollege auf Computerspiele spezialisiert hat." Den Jugendschutz bei Videofilmen aber überläßt man völlig den Frankfurtern.
Bei "jedem zweiten oder dritten Streifen", den Schultz inkognito aus Videotheken ausleiht und sich in seinem Amtsstübchen auf Recorder vorspielt und kopiert, ist ein Indizierungsantrag fällig (1990: 32, 1991: 24) : "Seltener wegen Porno, zu 80 Prozent wegen Gewaltverherrlichung". Da wird "Chucky", die Amok laufende "Mörderpuppe", aus dem Verkehr gezogen; da kommen Pseudo-Dokumentationen à la "Gesichter des Todes" auf den Index.
"In diesen Filmen werden reale Tötungen gezeigt. Und Aufnahmen von Unglücksfällen, bei denen Leichenteile, abgerissene, zerfetzte Gliedmaßen ganz groß ins Bild geraten. In Großaufnahme auch das Leiden von Sterbenden."
En vogue seien zudem "Lehrfilme über Tötungspraktiken", aus denen man erfährt, wie ein Kämpfer sein Opfer mit Eispickel, Lampen oder Handkantenschlag killen kann. Nicht zu vergessen: die Selbstjustiz-Filme. "Ganz einfach gestrickt", sagt Schultz, "einer, dem Unrecht geschehen ist, nimmt an Polizei und Justiz vorbei das Recht in die Hand. Und dann vernichtet er wie Rambo mit einem halben Armeebestand an großkalibrigen Feuerwaffen ganze Gangs und Kampfgruppen."
Trick- und Zeitlupenaufnahmen von aufplatzenden Schädeln, zerspritzenden Därmen und umherfliegenden Muskeltrümmern ersetzten dabei völlig die Story: "Handlung, wie damals in den Zombie- und Apokalypsestreifen der 80er Jahre, gibt es heute nicht mehr. Es wird nur noch gemetzelt."
Der, der das täglich aufspüren und begutachten muß, hat sich "schon immer für alles, was mit Medien zusammenhängt, interessiert". Der gebürtige Pinneberger ist nicht nur sozialpädagogisch ausgebildet, sondern auch examinierter Fotomeister. Als Zeitsoldat bei der Bundeswehr leitete er Repro-Abteilung und Bildstelle bei der Luftbild-Aufklärung. Heute guckt er daheim kaum noch Fernsehen, meidet das Kino: "In der Freizeit nichts mehr, was an den Beruf erinnert. Nur noch Sachen, die mit der Natur zusammenhängen." Schultz wohnt bei Aschaffenburg, "meine Frau und ich haben den Spessart vor der Tür - wir wandern und radeln. Unsere Töchter sind aus dem Haus, im Urlaub können wir deshalb weit wegfahren und große Reisen machen." peh
HANS-JOACHIM WEIERMANN, seit fast zwanzig Jahren Vorsitzender der Sportvereinigung 1912 Seligenstadt, wird mit der Sportplakette des Kreises ausgezeichet. Während seiner Amtszeit ist ein neuer Rasenplatz geschaffen sowie das Clubhaus erweitert worden. Seinem Engagement ist auch die Bildung neuer Abteilungen wie Judo/Karate, Triathlon und die Einrichtung eines Lauftreffs zu verdanken. Bei der Sportlerehrung des Kreises am 21. August in Dreieichenhain wird Weiermann ausgezeichnet. ttt
ZEILSHEIM. Wann Zeilsheim die seit Jahren avisierte Stadtteilbücherei bekommen wird, ist ungewisser denn je. Wo die Bibliothek hin soll, bleibt ebenfalls offen. Die FR erfuhr, daß es zwar schon Pläne für einen einstöckigen Aufbau auf die Stadthalle gibt, doch hat der Römer das bisher geheimgehaltene Projekt bis 1996 auf Eis gelegt: Die Kosten von vier Millionen Mark sind aus der leeren Stadtkasse nicht zu bezahlen.
"Es ist zwar noch nichts definitiv entschieden", sagte Barbara Purbs auf FR- Anfrage, "aber aus bibliothekarischer Sicht würde ich dem Standort Stadthalle den Vorzug geben." Die Leiterin der Frankfurter Stadtbücherei traf sich erst vor wenigen Wochen mit Architekten und Vertretern der Saalbau GmbH, die für die Stadthalle verantwortlich ist. Dabei seien kurz zuvor fertiggestellte Pläne vorgelegt worden, wie der Platz für eine Stadtteilbücherei geschaffen werden könne.
Laut Reinhold Schäfer von der Saalbau gab Barbara Purbs selbst den Anstoß dazu, die von ihr gewünschte "Stadthallen- Lösung" in einen Bauplan umzusetzen. Das daraufhin von der Frankfurter Studiengruppe "Wohnung und Stadtplanung" ausgearbeitete Konzept sieht so aus: ein einstöckiger, rund 750 Quadratmeter großer Aufbau auf das Dach der Stadthalle.
Da das Projekt aber etwa vier Millionen Mark kosten würde und weil sich die Saalbau vor allem aus städtischen Geldern finanziert, die Stadtkasse jedoch leer ist, wurde die weitere Planung bis 1996 zurückgestellt, so Schäfer. "Aber abgeschmettert ist die Sache damit noch nicht", betonte er.
Außer der "zentralen Lage" spricht nach Auffassung von Barbara Purbs noch ein zweiter Punkt dafür, die Bücherei auf die Stadthalle "aufzupfropfen". Die ebenfalls diskutierte Variante, auf dem Gelände der Adolf-Reichwein-Schule eine kombinierte Schul- und Stadtteilbibliothek einzurichten, berge "baurechtliche Komplikationen" in sich: "Auf den Schulhof einen Neubau hinzustellen, ist nicht ohne weiteres möglich." Diese Erkenntnis habe sie erst jüngst gewonnen, beim Gespräch mit den Architekten und der Saalbau.
Allen Planungen wird offenbar nicht nur durch den städtischen Geldmangel ein Riegel vorgeschoben, sondern auch durch seine Folgen auf die personelle Ausstattung der Stadtbücherei. Denn die Zahl der Mitarbeiter ist laut Barbara Purbs auf 88 Prozent reduziert worden. "An eine Stadtteilbücherei in Zeilsheim ist daher überhaupt erst dann zu denken, wenn ich wieder mehr Personal bewilligt bekomme." Eine Prognose, wann damit zu rechnen ist, mochte sie nicht abgeben.
Renate Kummetat scheint von alledem bislang nichts gewußt zu haben. "Das ist ja das Neueste, daß auf unserem großen Schulhof nicht gebaut werden darf", empört sich die Rektorin der Adolf-Reichwein-Schule. Vor kurzem habe sie einen Brief von der Frankfurter Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD) erhalten. Darin sei ihr mitgeteilt worden, daß die Reichweinschule weiterhin als Standort in Frage komme.
Eine Entscheidung sei allerdings nicht absehbar. "Die Zeit verrinnt unwiederbringlich", schimpft Renate Kummetat und sieht ihre Wunschvorstellung in immer weitere Ferne entschwinden: eine Bibliothek, in der sich Schüler und Erwachsene nicht nur Bücher ausleihen. Dort sollten auch Autorenlesungen und kleine Theateraufführungen das kulturelle Leben im Stadtteil bereichern. Ebenso könnten sich ausländische Eltern treffen. Und in den Schulunterricht müßten feste Lesezeiten eingefügt werden:
"Eine solche Verquickung von Schule einerseits und Angebot für jung und alt andererseits kann kein anderer Standort bieten." leo
HÖCHST. Die Ortsbeiratsfraktionen von SPD und Grünen drängen darauf, daß mit der Umsetzung des Verkehrskonzeptes tatsächlich - wie angekündigt - noch in diesem Jahr begonnen wird. In einem Antrag zur nächsten Sitzung des Stadtteilparlaments am 11. August fordern Rot-Grün aus dem Bolongaropalast ihre Parteifreunde im Römer auf, vor allem die Situation in der Bolongarostraße und in der Emmerich-Josef-Straße so schnell wie möglich zu "entschärfen". Mit dem in den nächsten Monaten zu erwartenden Anschluß der Schwanheimer Brücke an die Mainzer Landstraße hätten Autofahrer über die B 40 endlich eine Ausweichmöglichkeit und brauchten Höchst nicht mehr in jedem Fall zu durchqueren.
Die augenfälligste Änderung betrifft die Bolongarostraße: Sie soll in Höhe des Mainbergs für den normalen Autoverkehr gekappt werden und lediglich Linienbusse und Radfahrer passieren lassen. Anders als im Konzept vorgesehen wollen SPD und Grüne die Verkehrsführung im Bereich Mainberg, Kranen- und Amtsgasse beibehalten. Die Einbahnstraßen-Regelung in der Kranengasse soll nicht "umgedreht" werden. Um die Emmerich-Josef-Straße für den Durchgangsverkehr unattraktiv zu machen, soll an der Einmündung von der Leunastraße eine "Pförtnerampel" installiert werden, die erst nach mehreren Minuten auf "Grün" umschaltet. Mit Schikanen und am Fahrbahnrand angepflanzten Bäumen hoffen die Fraktionen, Raser sowohl in der Bolongarostraße als auch in der Emmerich-Josef-Straße zum Abbremsen zu zwingen.
"Schon lange in unseren Köpfen, aber jetzt erstmals ausgesprochen", so SPD-Chef Norbert Wildhirt, ist ein Wunsch beider Fraktionen an Hoechst: Der Chemiekonzern möge zumindest einen Teil seiner Parkplätze vom Tor Ost auf die südliche Mainseite verlagern, um die Höchster Straßen von den Autos der Farbwerker zu entlasten. leo
Sonderbriefmarke für Willi Richter?
Eine Sonderbriefmarke soll anläßlich des 100. Geburtstages des Gewerkschafters Willi Richter die Bundespost herausgeben. Diesen Vorschlag machte der hessische DGB-Landesbezirksvorsitzende Karl-Heinz Jungmann. Für den DGB Hessen, den Willi Richter "maßgeblich nach 1945 im Sinne einer sozialen Neuordnung geprägt hat", ist dieses Jubiläum "ein hervorragender Anlaß, den am 1. Oktober 1894 in Frankfurt geborenen, langjährigen Bundesvorsitzenden des DGB über diesen Weg auch der jüngern Generation ins Gedächtnis zu rufen."
NEU-ISENBURG. Die Abonnement- Ausweise für die Kinder-Theater-Saison 1992/93 werden nicht wie angekündigt Mitte August ausgegeben, sondern erst von Montag bis Donnerstag, 31. August bis 3. September. Täglich (9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr) verkauft das Kulturamt die Karten im Gemeinschaftsraum der Hugenottenhalle, Frankfurter Straße 152.
Drei Aboreihen werden in der neuen Spielzeit angeboten: Das Forum 1A und 1B für Kinder vom vollendeten vierten Lebensjahr an, das Forum 2A und 2B, für Kinder, die schon in die Schule gehen und das Forum 3 für Kinder vom 4. Schuljahr an. Ein Ausweis für je fünf Vorstellungen kostet 20 Mark. Die Kinder müssen sich für eine feste Reihe entscheiden. Der Abo-Ausweis ist übertragbar. Nähere Informationen unter der Nummer 0 61 02 / 241 - 415 fra
HÖCHST. Großbaustelle Bolongarostraße / Ludwig-Scriba-Straße, 17.30 Uhr: Ein Kranführer erleidet in 50 Metern Höhe bei brütender Hitze eine Herzattacke. Der Arbeiter muß schnell geborgen und von einem Notarzt versorgt werden. Szenario eines Ernstfalls, für den die Männer der Feuerwache 5 gestern unter realistischen Bedingungen probten.
"Wir müssen uns besser darauf vorbereiten, Menschen auch aus extremen Höhen zu retten", erklärt Norbert Gröninger, Technischer Oberinspektor der Nieder Feuerwache.
Die herkömmlichen Rettungsleinen der Feuerwehr sind gerade mal 30 Meter lang. Mit dem neuen Rollgliss - einem Abseilgerät, wie es bei der Bergrettung benutzt wird - können die Brandschützer jetzt Personen aus bis zu 60 Metern Höhe retten.
Noch ist die Wache 5 die einzige der Frankfurter Berufsfeuerwehr, die mit dem Spezialseil ausgerüstet ist. Bislang trainierten die Männer damit nur am Steigturm. "Da erreichen wir maximal 15 bis 18 Meter Höhe", sagt Oberbrandmeister Michael Weimar.
Heute heißt's in die luftige Höhe eines 50-Meter-Krans klettern, um den Feuerwehrkollegen Lutz Stüdemann aus der engen Führerkabine zu retten und behutsam im Turmschacht herabzulassen.
Mit Rettungsfangleine und Feuerwehrbeil bepackt kraxelt der erste Drei- Mann-Trupp das Kranskelett hoch. Drei Kollegen werden zur Sicherung auf unterschiedlichen Höhen postiert. Oben wird der bewußtlose Kranführer zunächst mit dem Rollgliss - einem Kernmantelseil, das mit bis zu 1700 Kilogramm belastet werden kann - durch den Dacheinstieg der engen Kabine auf die Plattform gehievt.
Der Rettungsgurt für den Verletzten wird gerade angelegt, da erreicht den Einsatzleiter ein echter Hilferuf der Leitstelle: Autobrand auf der "Königsteiner". Drei Männer müssen ran: Sie springen in das Löschfahrzeug und brausen mit Blaulicht davon.
Kein Problem für die Rettungsarbeiten am Hochkran. Oben wird der Bewußtlose behutsam in den Turmschacht bugsiert. Dann rollt das Seil im Rollgliss wie am Schnürchen über zwei kleine Räder. Die bremsen den "Abgang" des Mannes, so daß es für die Retter oben eine Leichtigkeit ist, die Aktion unter Kontrolle zu behalten. Norbert Gröninger: "Lediglich fünf Kilo Kraft sind aufzuwenden, um gegenzuhalten."
Ganz ruhig gleitet Lutz Stüdemann im Rettungssitz hinunter und wird unten von einer Notärztin in Empfang genommen. Als die das "Opfer" aus der Übungssituation entlassen hat, spricht Stüdemann selbst den Kommentar zur Ernstfallprobe: "Hat prima geklappt. Entscheidend ist, daß die Leute auch in der Höhe Ruhe bewahren und wie heute jeder Handgriff sitzt." tos
Tödliche Spiele Die heimatlosen Kinder vom Hamburger Hauptbahnhof Von Karsten Plog (Hamburg)
Im Hamburger Stadtteil Bergedorf rast ein Opel Kadett mit hoher Geschwindigkeit auf einer Schnellstraße dahin. Der Fahrer verliert die Kontrolle über den Wagen, der ins Schleudern gerät, gegen eine Mauer fährt, sich überschlägt und dann fast platt gedrückt auf dem Dach liegen bleibt. Der Fahrer verletzt sich nur leicht, der Beifahrer ist tot. Beide sind dreizehn Jahre alt und hatten den Wagen vor dieser Wahnsinnsfahrt aufgeknackt und gestohlen. Nahe Hamburg-Harburg fällt Polizisten ein roter Opel Kadett auf. Der Fahrer flüchtet mit hoher Geschwindigkeit zur Autobahn in Richtung Bremen. An der Auffahrt Hittfeld prallt der Wagen gegen einen Mercedes, der Vorfahrt hat. Die beiden Jungen im Opel, fünfzehn und sechzehn Jahre alt, werden schwer verletzt, der Mercedesfahrer kommt mit leichteren Verletzungen davon. Der junge Fahrer des Unglückswagens von Bergedorf, Dennis, ist in Hamburg und darüber hinaus kein Unbekannter. Er soll schon mehr als hundert Wagen gestohlen, einen Teil davon zu Schrott gefahren haben. Dennis gehört zum harten Kern einer Gruppe von Jugendlichen, die von zu Hause abgehauen sind, um die sich jetzt niemand kümmert, die immer
wieder Schlagzeilen machen. Ihr "Stützpunkt" ist der Hamburger Hauptbahnhof. In den vergangenen Jahren wurde die Öffentlichkeit vor allem durch das sogenannte "S- Bahn-Surfen" auf solche Kinder aufmerksam: Die Kids kletterten während der schnellen
Fahrt aus den Türen bis auf das Dach der Züge und ließen sich so weit wie möglich nach draußen hängen. Auch dabei gab es Tote und Schwerverletzte. Vor mehr als einem Jahr dann fing in Hamburg eine Gruppe von rund zwanzig Jugendlichen an, mit gestohlenen Autos durch Stadt und Land zu rasen. Es kam zu Verfolgungsjagden mit der Polizei. Vor knapp einem Jahr landeten dabei zwei 14jährige Mädchen mit einem Ford in einer Baugrube. Bahnsurfen und Crashfahrten, dieses nahezu süchtige Spiel mit dem Tod, macht die dicken Schlagzeilen. Es ist allerdings nur der spektakuläre Teil einer elenden Jugendszene, die sich in Hamburg am Hauptbahnhof und im nahen Stadtteil St. Georg sammelt, die es aber auch in vielen anderen Großstädten gibt. Drogenkonsum, meist verbunden mit Prostitution und Kleinkriminalität, sind für diese jungen Menschen längst eine alltägliche Erfahrung. Mindestens 150 Jungen und immer häufiger auch Mädchen, die sich regelmäßig am Bahnhof einfinden, gelten in dieser Hinsicht als besonders gefährdet. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich größer sein. Nach Angaben der Polizei und Sozialarbeiter stoßen immer jüngere Mädchen und Jungen zu dieser Gruppe. Viele kommen aus den armen Hamburger Stadtteilen, aus den Großsiedlungen. Verstärkung erhalten sie aus den neuen Bundesländern oder aus Ausländerfamilien. Mitten in der Ferienzeit setzte jetzt im Stadtstaat an der Elbe eine erregte Diskussion darüber an, wie diesen Kindern wirksamer geholfen werden könnte. Im Falle des jungen Autoknackers Dennis waren bisher alle Versuche gescheitert, ihn von seinem gefährlichen Tun abzubringen. Dreimal wurde Dennis sogar in psychiatrische Behandlung gegeben, doch die Ärzte kamen zu dem Ergebnis, sie seien für die Probleme des Jugendlichen nicht zuständig; einige von ihnen argwöhnten, man habe Dennis nur zu ihnen geschickt, weil man sonst keinen sicheren Ort mehr für ihn wußte. Wieder begann im Rathaus der leidige Streit, ob man die vor Jahren mit guten Gründen abgeschafften geschlossenen Jugendheime nicht wieder einführen müsse. CDU- Fraktionschef Rolf Kruse etwa meinte in einem Interview, "eine verfestigtere Unterbringung und Sicherung ist nötig". Er wolle die Kinder ja nicht ins Gefängnis stecken, denkt vielmehr an ein "gesichertes Gartenhaus auf dem Lande", das ja auch von Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam betrieben werden könne. Für Jugendliche wie Dennis, der spielend jedes Auto knackt, dürfte das eine vergnügliche Vorstellung sein. Die sozialdemokratische Bürgerschaftsabgeordnete Inge Kazamel hält denn auch dagegen: "Alle Erfahrung lehrt, daß geschlossene Heime weder geeignet sind, Entweichungen zu verhindern noch positive Verhaltensveränderungen einzuleiten. Was sie bieten können, sind Scheinlösungen mit fatalen Nebenfolgen." Ähnlich äußerte sich der Fraktionsvorsitzende der FDP, Reinhard Soltau. Und die grüne Abgeordnete Ulla Bussek verwies auf die schlechten Erfahrungen, die viele dieser Kinder bisher mit Erwachsenen gemacht hätten: "Deshalb dürfen sie nicht abgeschoben, sie müssen angenommen werden. Sie brauchen enga- gierte Zuwendung und Betreuung, mit deren Hilfe sie andere Lebenswei- sen und Perspekti- ven für sich ent- wickeln können." Doch dafür rei- chen das bisherige staatliche Engage- ment und die zur Verfügung stehen- den Mittel nicht aus. Der Hambur-
ger Senat hat deshalb auf Initiative von Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) vorige Woche eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, mit deren Hilfe die Betreuung verstärkt werden soll. Das Sonderprogramm reicht von der Einrichtung eines Krisenzentrums am Hauptbahnhof bis zu neuen Wohnstützpunkten für besonders gefährdete Jugendliche. Mit Hilfe des mobilen Krisenzentrums soll den Kindern zum einen eine ständige Anlaufstelle in unmittelbarer Nähe gegeben werden, in der sie bis in die Nacht hinein betreut werden können. Es geht dabei nicht nur um die materiellen Bedürfnisse der jungen Menschen, sondern es sollen möglichst Voraussetzungen hergestellt werden für eine längerfristige individuelle Beratung. Die Sozialarbeiter haben festgestellt, daß viele dieser Jugendlichen keinem Erwachsenen mehr über den Weg trauen, jede Bindung aus Angst vor weiteren Enttäuschungen zu vermeiden trachten. Dahinter stehen häufig für den Normalbürger kaum nachvollziehbare schlimme Erfahrungen oft schon im frühen Kindesalter. Bis zum nächsten Jahr will Hamburg außerdem zusätzlich Platz in der freien Jugendhilfe schaffen. Ein- oder Zweifamilienhäuser sollen angekauft werden, in denen Wohngemeinschaften für Jugendliche unterkommen können, was auf dem freien Wohnungsmarkt kaum noch möglich ist. Dennis indes, der das Knacken von Autos nicht lassen kann, soll nach einigen Tagen hinter verschlossenen Türen jetzt mit einem Betreuer auf Reisen gehen. Es soll so weit in die Ferne gehen, "daß der Junge nicht ausreißen und allein wieder nach Hamburg zurückfahren kann". Die Hoffnung des zuständigen Jugendamtes ist, daß Dennis dabei eine vertrauensvolle Beziehung zu seinem Betreuer aufbaut. Bei den Vorgängern von Dennis, sozusagen der ersten Generation der jugendlichen Autoknacker in Hamburg, war es nach einigen Mühen und Umwegen gelungen, diese "Autokids" aus ihrer Szene weitgehend herauszulösen.
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Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Salome, 21 Uhr, Burg Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr). - Viktoria: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Sneak Preview (22.30 Uhr). Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Vorführung und Erklärungen zum Bauchtanz, 16 Uhr, Bansamühle.Vereine / Organisationen Dreieich. Deutsch-Amerikanische Begegnung: Clubabend, 19 Uhr, im Falltorhaus, Buchschlag. Ausstellungen Neu-Isenburg. Quartier IV, Luisenstraße 18: Bilder von Hannelore Jung und Elsa von Blanc, montags und mittwochs bis freitags, 14 bis 18 Uhr, bis 4. September.
Galerie im Hotel Kempinski, Gravenbruch: Malerei von Anneliese Müller-Nisi, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 30. August.
Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 9 bis 17 Uhr.
Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Alte Musikinstrumente und Kupferstiche der Comedia dell' Arte (bis 20. September); sowie: Deutsche Porzellan- und Spielpuppen im Wandel der Zeit (bis 9. August), dienstags bis freitags, 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags, 14 bis 18 Uhr, sonntags, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr.
Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Fotoausstellung: Dubrovnik wird zerstört . . .; sowie Bilder des Komponisten, Autors und Malers Ulrich Jokel (bis 27. August), zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 14. August.
Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz: Gruß aus Langen - Postkarten-Ausstellung des Langener Stadtarchivs (bis 16. August), dienstags und mittwochs, 17 bis 20 Uhr, sonntags, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr; Öffungszeiten gelten auch für das Museum für Zeitgenössische Glasmalerei im Alten Rathaus.
Neues Rathaus, Südliche Ringstraße 80: Frauenalltag in der Männerwelt, Zeichnungen und Karikaturen aus 23 Ländern der Erde, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 28. August.
Restaurant Merzenmühle im Langener Mühltal: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten. Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen- Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre, sonntags, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung, 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Verein für ältere Bürger, Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke": Beratung, 11.30 bis 12.30 Uhr; Gymnastik und Frühstück, 10 bis 12 Uhr, Löwengasse 8.
Mutter-und-Kind-Café, Bahnhofstr. 143: Offener Treff für alle, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Sprechstunde von Pro Familia, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstraße 75, Telefon 2 65 25.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: Sprechstunden, 14 bis 16 Uhr, für den Ostteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Gravenbruch, Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstr. 75-79, Tel. 2 36 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Beratung, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und deren Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.
Diabetiker-Selbsthilfegruppe: Treffen, 19.30 Uhr, im Quartier IV, Luisenstr. 18.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechtunden, 9 bis 17 Uhr; Beratung von Zivildienstleistenden, 17 bis 19 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Baby-Treff für Babys ab vier Monaten und deren Eltern, 15 bis 16.30 Uhr, Christuskirchengemeinde in Sprendlingen, Fichtestraße 31.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Beratungsstunden des Vorstands, 10 bis 12 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Sprechstunde für Senioren, Arbeiterwohlfahrt, 10 bis 12 Uhr, altes Feuerwehrhaus. Kinderschutzbund, Fahrgasse 2, Beratung, 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Laienhilfe: Gespräche mit Menschen mit seelischen Problemen von 15 bis 17.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Bei Arbeiten für eine Tiefgararge in der Praunheimer Heerstraße machten Bauarbeiter einen sensationellen Fund: einen römischer Sarkophag mit Skelett aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Die steinerne Wanne wäre unter der Schaufel des Baggers fast zu Bruch gegangen. Eine herausgebrochene Ecke ist die Folge der Zufallsentdeckung.
"Sarkophage wie dieser sind extrem selten in der römischen Provinz", sagt Andrea Hampel, Leiterin der Bodendenkmalpflege in Frankfurt. "Zuletzt wurde 1899 in der Eschersheimer Landstraße eine solche Entdeckung gemacht." Am Wochenende wurde das 1,8 Tonnen schwere Stück zum Steinmetz transportiert, der es reinigen und festigen wird. Ein Anthropologe soll in nächster Zeit das Skelett untersuchen.
Über den Toten aus der (heutigen) Heerstraße ist bisher wenig bekannt. Nur so viel ist sicher: Er oder sie war wohlhabend, denn einfache römische Bürger wurden in der Regel in Brandschüttungs- oder Erdbestattungsgräbern beigesetzt, wie sie sich entlang der gesamten Frankfurter Heerstraße finden lassen. Außerdem weiß Andrea Hampel: Bei dem Toten handelt es sich um einen Zivilisten, denn gegen Ende des 1. Jahrhunderts war in Nidda das römische Militär bereits abgezogen worden. Mehr aber ist vorläufig über die Identität des Toten noch nicht zu erfahren.
(orf/Bild:Rolf Oeser)
Die Stadt will den Eigentümer des ehemaligen Antoniterklosters zwingen, das Gebäude endlich zu renovieren
BIEBESHEIM/RIEDSTADT. "Wir fordern Minister Fischer auf, ein unabhängiges Gutachtergremium einzurichten, das den nachprüfbaren Entsorgungsabfallplan erstellt und Konzepte entwickelt, die mit CPB-Anlagen eine Kapazitätserweiterung der Verbrennung ausschließen". Dies haben in einem gemeinsamen Brief an den hessischen Umweltminister die Aktionsgemeinschaft Umweltschutz, "Crumschter gegen SVA Biebesheim" und der BUND Riedstadt/Stockstadt verlangt. Diese Forderungen seien bislang nicht erfüllt worden.
Zur Rechtfertigung der umstrittenen Erweiterung der HIM-Sondermüllverbrennungsanlage Biebesheim müssen nach Meinung der Umweltschützer mehr fundierte Erkenntnisse auf den Tisch. Die Gruppen sprechen davon, daß entgegen den offiziellen Angaben in Biebesheim keine Kapazität zur Verbrennung von 90 000 Jahrestonnen Sondermüll benötigt würde. Auch die Politiker der Region - so zeigten jüngste Erklärungen der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft - akzeptierten nicht die vom Land für Biebesheim genannten 90 000 Jahrestonnen. Auf diesem Wert aber fußten bislang verschiedene Untersuchungen sowie zustimmende Beschlüsse von Landespolitikern. Dies alles hat die Umweltschützer nach eigener Auskunft sehr verbittert.
Die drei Gruppen verlangen eine Abkehr von der Drehrohrofentechnik in Biebesheim und eine Hinwendung zu anderen moderneren Entsorgungsmethoden mit geringerem Gefährdungspotential. Letztlich sei es Pflicht der Politiker, jede Möglichkeit zur massiven Minderung der Emissionen im klimatisch ungünstigen Rheingraben zu nutzen.
Daher wehren sich die Gruppen gegen ein "riesiges Entsorgungszentrum in Biebesheim", wie es von verschiedenen Seiten ins Gespräch gebracht worden sei. 60 000 Jahrestonnen für die Verbrennung und 22 000 Jahrestonnen für die Emulsionstrennanlage seien mehr als genug. cas
NEU-ISENBURG. Vier Neu-Isenburger Vereinen hat der Magistrat der Stadt jetzt Zuschüsse gewährt. 6 212 Mark soll der Reiterverein Gravenbruch für die Erneuerung an der Bande in der Reithalle, die insgesamt 17 750 Mark kostet, bekommen. Die Maßnahme war auch aus Sicherheitsgründen erforderlich. Die Stadtverordneten müssen noch entscheiden.
Die Installation einer Alarmanlage am Vereinsgebäude des Rad- und Rollsportvereins "Solidarität" wird mit 30 Prozent der Gesamtkosten bezuschußt: Der Verein erhält 2 763 Mark (27 Prozent der Gesamtkosten) für die nach Einbrüchen notwendig gewordene Anlage.
2 198 Mark erhält der Tennisclub ITC für die Reparatur des Sturmschadens im Februar 1990. Die Kunststoffabdeckung des Pergola-Anbaus sowie Dach und Fassade waren teilweise stark beschädigt worden.
Für den von ihm angelegten Biotop erhält der Kaninchenzuchtverein H 82 "Einigkeit" ebenfalls 27 Prozent der Gesamtkosten: das heißt knapp 4 300 Mark.
Die Höhe dieser städtischen Zuschüsse richtet sich nach dem Anteil der Jugendlichen im Verein. Dabei beteiligt sich die Stadt mindestens mit einem Viertel und höchstens mit 35 Prozent an den Gesamtkosten. fra
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Otto, der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Ricochet Aufprall (17.30, 20 Uhr). - Lux: Der Rasenmähermann (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Batmans Rückkehr (15.15, 17.30, 20 Uhr).
Broadway: Annie (15.30 Uhr); Wayne's World (17.45, 20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Zeitlos: Batmans Rückkehr (19.45 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Einführungsabend in die Geburt, 19.30 Uhr, Ketteler-Krankenhaus, Lichtenplattenweg 85. Parteien / Parlamente Heusenstamm. Sitzung des Jugend- und Sozialausschusses, 19 Uhr, Rathaus.
Obertshausen. Treffen der Jusos, 19.30 Uhr, im Rathaus. Verschiedenes Offenbach. Energieberatung im rollenden Infomobil, 15.30 bis 18.30 Uhr, am Kurhessenplatz in Rumpenheim. Ausstellungen Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: 70 Drucke der Edition Wolfgang Tiessen (bis 23. August); sowie: Ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags, 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags, 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Stadtmuseum, Parkstraße 60: Sonderausstellung: Skelette erzählen - Anthropologische Forschungen (bis 25. Oktober); Spielzeug-Ausstellung (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André, geöffnet dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs, 14 bis 20 Uhr.
Deutsches Ledermuseum/Schuhmuseum, Frankfurter Straße 86: Geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr.
Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags, 15 bis 19 Uhr, samstags, 10 bis 14 Uhr.
Restaurant Dino, Luisenstraße 63: Karikaturen von Klaus M. Puth, zu den Restaurant-Öffnungszeiten, bis Ende August. Heusenstamm. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen und Vorstellung neuer Exponate, jeweils sonntags von 10 bis 12 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Anne-Frank-Schule, Eberhard-von-Rochow- Str. 43-45.
Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.
Aids-Hilfe Offenbach: Beratung, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 69, Tel. 8 00 64 - 230 oder 231.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 2 28 15 00.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 8 00 12 99.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F (Beschäftigungstherapie). RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
PARA-Nicaragua-Verein: Treffen, 20 Uhr, Goethestraße 20.
DFG-VK: Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienst-Beratung, 18 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).
Rheuma-Liga, Beratung, Friedrichsring 2 (AOK-Haus), 10 bis 12 Uhr.
Beratung "Energieeinsparungsmöglichkeiten an Haus und Heizung", Rathaus, Berliner Straße 100, 15 bis 18 Uhr.
Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.
Aktionsbündnis gegen Rassismus: Treffen, 19 Uhr, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus). Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle für Familien, Erzieher und Jugendliche des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
(Ohne Gewähr)
Die Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt- Ost wird erstmals von den Vereinen des Fußballkreises Offenbach (7) dominiert. Zumindest, was die Quantität betrifft. Die zehn Vereine aus dem Main-Kinzig-Kreis rekrutieren sich in gleicher Anzahl aus den Fußballkreisen Hanau und Gelnhausen. Der Wetteraukreis ist durch den Büdinger Aufsteiger KSG 1921 Ober-Seemen vertreten.
Am kommenden Wochenende (8./9.August) wird die Saison 92/93 eröffnet werden. Aus dem Hanauer Kreis sind Germania Niederrodenbach, FC Hanau 93, SG Bruchköbel, FSV Ravolzhausen und Eintracht-Sportfreunde Windecken nahezu gleichwertig einzuschätzen. Den Rodenbachern und Hanau 93 werden jedoch die besten Chancen eingeräumt, vorne mitzuspielen. Die Gelnhäuser Klubs stellen ebenfalls keinen Topfavoriten, Bad Orb und Oberndorf sind vor Birstein, Höchst und Roth einzustufen.
Die KSG Ober-Seemen will freilich nicht nach einem Jahr wieder in die Bezirksliga absteigen. Vermutlich ein diffiziles Unterfangen für das Team aus dem Gederner Ortsteil, zumal spektakuläre Verpflichtungen aufgrund der geographischen Lage und wirtschaftlichen Gründen nur in minimalem Umfang verwirklicht werden konnten. Cüneyt Kuvvet (OFC Kickers II) könnte jedoch zum Star dieser Klasse avancieren. Nicht nur aus diesem Grund könnte die KSG in dieser Runde zum Zuschauerkrösus avancieren. Von den Klubs des Main-Kinzig Kreises rechnen Niederrodenbach, Oberndorf und Roth ebenso wie Ober-Seemen mit einem 300er-Besucherschnitt. Der Mittelwert in der vergangenen Saison betrug bei 72 660 Zuschauern exakt 238 pro Begegnung.
SG BRUCHKÖBEL, Abgänge: Erbe, Redmann, Wesenberg (alle SG Marköbel), Blees (VfB 1900 Gießen), Unger (SKG Rüdigheim), Beyer, Kurjak (Laufbahn beendet). - Zugänge: Drefs (Spvgg. 1910 Langenselbold), Gottfried (Eintr. Frankfurt), Rieth (Sportfr. Ostheim), Th. Unbehaun (Spvgg. Roßdorf), Bode (Werder Bremen Amateure). - Trainer: Wolfgang Knapp (zuletzt Eintr. Oberrodenbach) für Günter Klein-Alstädde (Eintr. Oberissigheim). - Saisonziel: Platz 5 bis 8. - Zuschauerkalkulation: 250 bis 300. - Meisterschaftsfavoriten: TSV Lämmerspiel, Sportfr. Seligenstadt.
VfB OBERNDORF: Abgänge: keine. - Zugänge: Röder, Winheim, Joachim und Christian Korn (alle eigene Jugend). - (Spieler-)Trainer: Gerd Paulus (wie bisher). - Saisonziel: Mittelfeldplatz. - Zuschauerkalkulation: 300. - Meisterschaftsfavoriten: keine Angaben.
FC GERMANIA 09 NIEDERRODENBACH, Abgänge: Wiesmeier (TSV Niederissigheim), Franz (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Orta (SV Bernbach), Frey, Strutt (beide Spvgg. 1910 Langenselbold), Marchhauser (SSV Lindheim), Rimac (1860 Hanau/Jugend). - (Spieler-)Trainer: Martin Kirchner (wie bisher). - Saisonziel: Spitzengruppe (bis Platz 6). - Zuschauerkalkulation: 300. - Meisterschaftsfavoriten: Sportfr. Seligenstadt, VfB Oberndorf.
1. HANAUER FC 1893, Abgänge: Brecht (Spvgg. 12 Seligenstadt), Frühauf (Sportfr. Seligenstadt), Senler (Türkischer SV Seligenstadt), Hock (SV Jügesheim), Griesenbruch und Stumpf (Ziel unbekannt). - Zugänge: Antonio und Francesco Iglesias, Alamai (alle TSV Lämmerspiel), Fernandez (Alemannia Klein-Auheim), Munoz (OFC Kickers II), Essadik (Hellas Frankfurt), Kostic (Spvgg. Oberrad), Hitzel (TG Ober-Roden), Köhler (reaktiviert), Thorn, Voit (eigene Junioren). - Trainer: Willi Kern (wie bisher). - Saisonziel: Spitzengrupope. - Zuschauerkalkulation: 150 bis 200. - Meisterschaftsfavoriten: Sportfr. Seligenstadt, SG Nieder Roden, Germania Niederrodenbach.
FSV 08 RAVOLZHAUSEN, Abgänge: Köhler (TSV 1860 Hanau), Pfannmüller (FSV Hailer), del Rivero (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Heck, Waas (beide Sportfr. Ostheim), Körner, Hensler (beide FSV Waldsiedlung Altenstadt), Rüffer (SG Waldensberg), Lassonczyk (Blau- Weiß Berlin II). - (Spieler-)Trainer: Julio Alvarez (wie bisher). - Saisonziel: Mittelplatz: Zuschauerkalkulation: 150. - Meisterschaftsfavorit: SG Bruchköbel.
FSV 1921 BAD ORB, Abgänge: Kurt Zeller (FV 19 Steinau), Hartmann, Schneeweis (beide Germania Wächtersbach). - Zugänge: Giesl (SV Sotzbach), Bott (Borussia Fulda /Jugend), Meyer (FSV Geislitz), Link, Auer (eig. Jugend). - (Spieler-)Trainer: Reinhold Jessl (wie bisher). - Saisonziel: Mittelfeldplatz. - Zuschauerkalkulation: 150 bis 200. - Meisterschaftsfavorit: Germania Niederrodenbach.
SV 1920 BIRSTEIN, Abgänge: Herrmann (SG Büdingen), Glück, Luft (beide SV 13 Salmünster), Stegemann (SV Wirtheim), Heil (KSG Radmühl), Walther (Ziel unbekannt). - Trainer: Peter Fritz (wie bisher). - Saisonziel: Klassenerhalt. - Zuschauerkalkulation: 150 bis 180. - Meisterschaftsfavoriten: SG Nieder Roden, Sportfr. Seligenstadt, SG Bruchköbel, Germania Niederrodenbach.
TSV 07 HÖCHST, Abgänge: Nix (SG Bad Soden/Ahl), Wiederspahn (TSV Haingründau), Strangfeld (SG Haitz). - Zugänge: Thomas Klöckner (TSG Lütter), Patrick Klöckner (JFC Vorspessart), Wutzler, Stock (beide eigene Jugend). - Trainer: Karl-Heinz Trageser (SV Bernbach) für Richard Nix (SG Bad Soden/ Ahl). - Saisonziel: Klassenerhalt. - Zuschauerkalkulation: 200. - Meisterschaftsfavoriten: Sportfr. Seligenstadt, TSV Lämmerspiel.
SV MELITIA 1911 ROTH, Abgänge: Thomas Kling (TSV Kassel), Schmidt (TSG Kälberau), Wolfgang Kling (Germania Rothenbergen), Ewald Kling (Laufbahn beendet, steht bei Engpässen zur Verfügung). - Zugänge: Kämmerer, Hoffmann (beide FC 03 Gelnhausen), Ockert (Germania Wächtersbach), Wilhelm (FSG Burg- Gräfenrode), Stuckmann (KSV Eichen), Faß (Vennwegen). - Trainer: Michael Kuhn (TSV Wirtheim) für Ewald Kling (jetzt A-Jugend- Trainer des Vereins). - Saisonziel: Klassenerhalt. - Zuschauerkalkulation: 300. - Meisterschaftsfavoriten: Keine Angaben.
SC EINTRACHT-SPORTFREUNDE WINDECKEN, Abgänge: Goldermann (TSV Klein-Auheim), Kohl (Germania Steinheim), Schwank (Viktoria-Preußen Frankfurt), Marquardt (SG Selters/Wippenbach), Mainschäfer (Westfalen zurück), Lind (Victoria Heldenbergen), Puschkasch (Laufbahn beendet). - Zugänge: Böker (Sportfr. Friedrichsdorf), Richter, Brühl (beide TSV 1860 Hanau), Lehr (Germania Horbach). - Trainer: Karl-Dieter "Charly" Weitzel (wie bisher). - Saisonziel: Mittelfeldplatz. - Zuschauerkalkulation: 250. - Meisterschaftsfavoriten: Sportfr. Seligenstadt, FC Hanau 93.
KSG 1921 OBER-SEEMEN, Abgang: Loder (VfR Meerholz). - Zugänge: Kuvvet (OFC Kikkers II), Eller (SV Merkenfritz), Zaroukian (SV Blau-Weiß Schotten), Brill (VfR Hainchen), Ulrich (Germania Ortenberg), Zinsheimer, Schäfer, Kneipp, Carsten Kipper (alle eigenen Jugend). - Trainer: Günter Heil (Büdingen) für Frank Loder (Meerholz). - Saisonziel: Klassenerhalt. - Zuschauerkalkulation: 300. - Meisterschaftsfavoriten: Keine Angaben.
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Am heutigen Dienstag (17.45 Uhr) trägt der Fußball-Landesligist sein erstes Spiel um den Buchberg-Pokal in Niedermittlau aus, Bezirksligist FV Viktoria Neuenhaßlau heißt der Gegner. Dieses traditionelle Turnier bietet Trainer Bruno Becker die letzte gute Möglichkeit zum Feinschliff. Die "Zehner" treten dort außerdem gegen Germania Rückingen (Donnerstag, 17.45 Uhr) und Eintracht Oberrodenbach (Samstag, 17 Uhr) an und hoffen zudem, am Sonntag (18 Uhr) wie gewohnt das Endspiel bestreiten zu können.
Genau eine Woche später (16. August, 15 Uhr) beginnt für das Team vom Hinser Brühl der Ernst des (Fußballer-) Lebens gegen den Meisterschaftsanwärter SV Mörlenbach. Bedingt durch den Einsatz im Buchberg-Cup, pausieren die Becker-Schützlinge am ersten Landesliga-Spieltag. Die Verantwortlichen des Vereins, mit Dieter Fuchs und Bernd Finken an der Spitze, rechnen mit einem soliden Mittelplatz (10), wissen jedoch, daß das jetzige Aufgebot diesen Rang kaum verwirklichen kann. Das zeigten bereits die "holprigen Freundschaftsspiele" gegen unterklassige Teams auf: Jeweils 2:1 gegen Germania Bieber (A-Liga Gelnhausen) und Eintracht Windecken (Bezirksoberliga) sowie 1:3 und 4:2 gegen Hanau 93.
Die ersten Pflichtübungen werden über das wahre Leistungsvermögen näheren Aufschluß geben, zumal die "Selbolder" zweimal im Pokal kniffen: Sowohl im Hessenpokal (im Mai bei der Spvgg. Bad Homburg) als auch jetzt (mit neuer Formation) im Kreispokal. Das Spiel ging kampflos an Kewa Wachenbuchen. Natürlich hatte der Landesligist jeweils (personelle) Gründe, aber beide Entscheidungen hinterließen einen schalen Beigeschmack. Wenn ein Landesligist zehn Tage vor Rundenstart nicht in der Lage ist, eine Mannschaft für den Kreispokal aufzustellen, dann dürfte die "Schuld" nicht beim Pokalleiter zu suchen sein.
Er kann nichts für den vorzeitigen Sommerschlußverkauf am Hinser Brühl, wo nahezu alle Stammspieler zu anderen (besser gefüllten?) Futtertöpfen abwanderten. Er kann auch nichts dazu, wenn der Vorstand nicht in der Lage ist, die Neuzugänge "abzulösen". "Wir haben für einen Großteil der Neuzugänge noch keine Freigabe erreicht, daher konnten wir nicht antreten", hofft Vorsitzender Dieter Fuchs auf Verständnis in der Öffentlichkeit. Er kreidet Berg an, daß dieser keiner Verlegung um einige Tage zustimmte. "Eigentlich sollten die Funktionäre für die Vereine da sein, und nicht umgekehrt".
Nach dem größten Ausverkauf aller Zeiten mußten sich die Langenselbolder logischerweise auch als besonderes "versierte Einkäufer" betätigen. Bernd Finken galt als Mann für alle Fälle. Aber auch zwölf Tage vor dem Punktrundenstart sind Eckposten nocht nicht adäquat besetzt. Besonders die Torwartfrage brennt dem Verein unter den Nägeln. Plötzlich steht der bisherige Bernbacher und Ex-Langenselbolder Torwart Klaus Dörner auf der Wunschliste ganz oben, denn Herbert Reinsberg (bis vor zwei Jahren beim 1.FCA 04 Darmstadt, Trainer Beckers früherem Verein, aktiv) kann offenbar nicht die Endlösung darstellen. Ein weitere spektakuläre Verpflichtung könnte ein Mittelfeld-Vakuum schließen: Slobodan Lalic. Auch er spielte vor Jahren am Hinser Brühl, war zudem beim FC Hanau 93 und anderen Oberligisten (u. a. Eintracht Frankfurt) eine schillernde Persönlichkeit. Nicht nur die Fußballrunden sind mittlerweile fließend geworden, auch die Wechselfrist endet keineswegs am 30. Juni, bei den Langenselboldern nicht einmal am 31. Juli, sondern der Markt wird fast bereits über die gesamte Runde sondiert, besonders in der langen Winterpause gibt es immer wieder "Nachschläge". Das dürfte insbesondere auch bei der Nummer eins im Fußballkreis Hanau wieder der Fall sein. Trainer Becker kann jetzt mit einer völlig veränderten Formation zeigen, was er wirklich draufhat. ppa
RIEDERWALD. Drei Tage lang wird die Erstausgabe der "Squash Yard Party" am kommenden Wochenende im Riederwald dauern: Von Freitag, 7. August, bis Sonntag, 9. August, feiert das "Squash Life" auf einem 2000 Quadratmeter großen Hofgelände in der Friesstraße 1 - 3 mit Live-Bands, Salsa-Disco, einem SquashFreizeitturnier, Show-Fechten, Jongleuren, den neuen Frankfurter EishockeyHelden "Löwen" und einem sechsstündigen Open Air zum Abschluß.
Eröffnet wird das Fest am Freitag um 16 Uhr mit Musik und internationalen Spezialitäten. Gegen 21 Uhr beginnt die Salsa-Tanznacht mit den Discjockeys Daddy und Lobo. Später kommt dann die 13köpfige Salsa-Formation "Toca Bonito" auf die Bühne - das Ende der Nacht ist offen.
Am Samstag geht es um 10 Uhr mit einem Squash-Turnier für Freizeitspieler weiter; mitmachen kann jeder, der kein Vereins- oder Ligaspieler ist. Um 15 Uhr folgt ein Demonstrationsspiel zwischen dem U 16-Europameister und einem deutschen Squash-Nationalspieler. Außerdem gibt es im Rahmenprogramm Show-Fechten, eine Trampolinshow der "Flying Bananas", die Wahl des Mister und der Miss Yard sowie ein Eishockey-Torwandschießen mit den "Frankfurter Löwen". Den ganzen Tag über steht eine Bühne für alle bereit, die ihre Talente einmal vor Publikum vorstellen möchten. Um 21 Uhr folgt eine große Disco, je nach Wetter unter freiem Himmel oder in der Halle.
Mit einem Rock- und Oldie-Frühschoppen am Sonntag ab 11 Uhr geht die dreitägige Party zu Ende: Die "Steps", "Merlins Fantasy Farm" und die "Cave Men" treten auf, während sich Betreuer um die Kinder kümmern.
Karten (pro Tag im Vorverkauf 10 Mark, Tageskasse 12 Mark) können telefonisch unter 5 97 03 01 bestellt werden. Der "Yard" ist mit der U 7 (Haltestelle Kruppstraße) erreichbar. kub
HANAU. Nicht etwa, daß die Anlieger des Baugebiets "Am Spitzenweg" überhaupt nicht dazu bereit sind, zu den Kosten für den Lärmschutzwall ihr Scherflein beizutragen. Vielmehr zweifeln sie daran, daß die geforderte vierstellige Summe pro Hausbesitzer gerecht ist. "Warum müssen wir für die Fehler und Versäumnisse der Stadt geradestehen?" fragt der Sprecher der Interessen-Gemeinschaft Günter Köhler nach der Bürgerversammlung mit Jürgen Dressler und anderen Zuständigen aus dem Hanauer Rathaus. Das Angebot des Baudezernenten würden die betroffenen Großauheimer so nicht akzeptieren.
Nach der Überweisung in den zuständigen Ausschuß werden die Parlamentarier über die "Satzung über Erhebung von Erschließung für die Lärmschutzanlage Am Spitzenweg" beraten. Laut dieser Vorlage sollen die Kosten von knapp 760 000 Mark auf die rund 60 Grundstückeigentümer umgelegt werden, abzüglich eines Anteils von 15 Prozent, den die Stadt übernimmt (die FR berichtete).
Die Summe wäre jedoch nicht so hoch ausgefallen, wenn die Stadt schneller abgerechnet hätte, meint die Intessengemeinschaft. "Warum mußten 150 000 Mark Zinsen auflaufen, wenn der Wall bereits 1985 fertiggestellt war?" Wenn die Stadt schneller gearbeitet hätte, wären spätestens 1989 die Rechnungen bezahlt gewesen. Diesbezüglich kam Dressler den Großauheimern entgegen. Er bot ihnen an, auf die Zinsen für 1990 und 1991 zu verzichten, wie Köhler berichtet. Damit verringerten sich die Kosten von knapp 13 Mark auf 11 bis 12 Mark pro Quadratmeter. "Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, das können wir nicht akzeptieren." Auch in einem weiterer Streitpunkt konnten sich die Parteien nicht einigen. Während das zuständige Ingenieurbüro meint, die Bewohner des Neubaus Waldstraße / Landesstraße 33 09 würden nicht von dem Lärmschutz profitieren, sind die Anlieger der Meinung, auch in diesem Fall müsse der Hausbesitzer zu Kasse gebeten werden.
Zudem ärgert Köhler, daß die Höhe der Forderungen sich nicht nach den Lärmbelästigungen berechnet. Stattdessen schafften die Zuständigen sogenannte Vorteilszonen - Kategorien, an deren Logik die Initiative zweifelt. Entsprechend der Zonen sollen sich die prozentualen Anteile an den Kosten berechnen.
Vor allem aber bleibt die Interessengemeinschaft bei der Auffassung, daß einige von ihnem mit einem Brief aus dem Rathaus rechtlich abgesichert sind. Nachdem sie die Ablösung für die Erschließungkosten überwiesen hatten, schrieb ihnen die Stadt, sie seien nunmehr "von allen Erschließungskosten befreit" zitiert Köhler.
Nun hofft die Interessengemeinschaft, im Haupt- und Finanzausschuß Rederecht zu erhalten. Wenn die politische Schiene sich als unwirksam erweist, erwägt sie, möglicherweise rechtliche Schritte einzuleiten. jur
Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen
Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Turmstudio: Batmans Rückkehr (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: AsF-Frauenfilmreihe: Zuckerbaby (20.15 Uhr). - Kronen- Lichtspiele: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Parteien / Parlamente Seligenstadt. Ausschuß für Sport und Kultur, 19 Uhr, Rathaus.
Bau-, Verkehrs- und Planungsausschuß, 19.30 Uhr, Rathaus.
Mainhausen. Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr, Bürgerhaus Mainflingen.Vereine / Organisationen Dietzenbach. BUND-Treffen, 20 Uhr, im Bürgerhaus. Ausstellungen Dietzenbach. Heimatmuseum, Darmstädter Straße 11: Geöffnet sonntags, 10 bis 12 Uhr.
Rathaus-Foyer: Die stillende Mutter in der Kunst, Eröffnung heute, 20 Uhr; Montag und Dienstag, 8 bis 12 Uhr, Dienstag, 15 bis 18 Uhr, Donnerstag, 7 bis 12 Uhr, bis 25. August.
Bürgerhaus, Offenbacher Straße: "Aqui está Masaya" - Eine Partnerstadt stellt sich vor, und Jürgen Heinemann - América, montags, mittwochs, freitags, 9 bis 12 und 15 bis 19 Uhr, dienstags und donnerstags, 15 bis 20 Uhr, samstags, sonn- und feiertags, 11 bis 20 Uhr, bis 15. August. Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.
Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags, 10 bis 12 Uhr.
Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, sonntags, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Prozellan-Sammlung, sonntags bis freitags, 10 bis 15 Uhr.
Galerie Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstraße 8: Arbeiten in Öl-Kreide von Wolfgang Schaub, montags und samstags, 9.30 bis 11.30 Uhr, dienstags bis freitags, 9.30 bis 11.30 und 16 bis 18 Uhr, bis 29. August.
Seligenstadt. Rathaus, Am Marktplatz: Kleinplastiken und Zeichnungen von Gotthelf Schlotter, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 6. September.
Kreismuseum der Heimatvertriebenen, Frankfurter Straße 13: Geöffnet samstags und sonntags, 14 bis 18 Uhr.
Mühlgarten der Klosteranlage: Freiluftausstellung - Skulpturen von Gotthelf Schlotter, täglich 8 bis 19 Uhr, bis 6. September. Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).
Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich, zu den üblichen Öffnungszeiten. Dieburg. Kreis- und Stadtmuseum, Schloß Fechenbach, Eulengasse 7: geöffnet freitags und samstags, 14 bis 17 Uhr, sonntags, 10 bis 17 Uhr.
Schloß Lichtenberg im Fischbachtal: Alte Hüte - neuer Hut, mittwochs und freitags, 14 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags, 10 bis 17 Uhr, bis 27. September. Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß geöffnet: Mittwoch 16 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 19 Uhr.
Museum Gruberhof - Regional- und Weinbaumuseum, Raibacher Tal 22: Göffnet sonntags, 10 bis 18 Uhr.
Otzberg. Museum Otzberg, Spielzeugmuseum und Veste Otzberg: Flickwerk (bis 30. August); sowie Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen, mittwochs und samstags, 14 und 17 Uhr, sonntags, 10 bis 17 Uhr.
Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: Geöffnet mittwochs und samstags, 15 bis 18 Uhr, sonntags, 11 bis 18 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Treffen der Angehörigengruppe. 19 bis 21 Uhr, Dockendorffstraße 2, Ober- Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF): Beratung, 13 bis 19 Uhr, Ober-Roden, Trinkbrunnenstr. 20, Rufnummer 0 60 74 / 9 67 59.
VEF-Kinder- und Jugendtelefon, Dirrektkontakt mit Frau Krüger-Degenhardt, 13 bis 14 Uhr, Tel. 0 60 74 / 91 12 67.
Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 16 bis 18 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; offener Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.
Kleinkinderspielkreis (Krabbelalter bis drei Jahre) des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen, ab 15 Uhr in der Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
OFFENBACH. Für neun Monate wird wegen des S-Bahnbaus die Laskabrücke gesperrt. Sie ist die Verlängerung der Laskastraße, die von der Mühlheimer Straße zum Lämmerspieler Weg abgeht.
Der Umbau ist notwendig, da nahe der künftigen S-Bahn-Station Offenbach-Ost zwei neue Gleise verlegt werden müssen - zusätzlich zu den bereits dort existierenden Fernbahnschienen. Deshalb müssen dort alle Brücken verbreitert werden.
Zunächst wird der Straßendamm südlich der Zufahrt zum Lämmerspieler Weg abgetragen, so daß nur noch die Brückenwiderlager bestehen bleiben. In dem Zwischenraum entsteht die neue Brücke.
Während der Bauarbeiten muß die Verkehrsführung geändert werden. Wer von der Mühlheimer Straße zum Lämmerspieler Weg fahren will, sollte - auch in Gegenrichtung - den Brielsweg benutzen.
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Schtonk (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wayne's World (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Otto - Der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 19 bis 22 Uhr.
Parteien / Parlamente Hattersheim. SPD: Siedlungsfest, Egerstraße / Ecke Friedensstraße, 18.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Hofheim. Gesundheitsamt des MTK, Am Kreishaus 1-5: Mehrfachschutzimpfung und Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 06192 / 201150/1. Vereine / Organisationen Flörsheim. BUND: Sitzung, Stadthalle, Clubraum 1, 19 Uhr.
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.15 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 06195 / 64649.
Sportgemeinschaft: "Herzsport", Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 Uhr; Auskunft unter Tel. 06196 / 25483.
DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 06192 / 22098 und 06172 / 6945. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 Uhr; Stillgruppe, 15 Uhr; Englisch-Gesprächskreis, 15.15 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Skat und Spiele, 13 bis 17 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Kegeln, Eingang Ratskeller, 17 bis 19 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 06190 / 4867. Sonstiges Bad Soden. Neuenhainer Kerb, Festplatz, ganztägig. WESTLICHE STADTTEILE
Vereine / Organisationen Höchst. Dart-Club: Treffen, 19 Uhr, Gasthaus "Zum Bären", Schloßplatz.
Nied. Männergesangverein: Singstunden, 19.30 Uhr, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße.Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße 11. WIESBADEN
Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Talstation der Nerobergbahn: "Chapiteau Kindertheater" mit "Nippes und Stulle spielen Froschkönig", 15 Uhr; "English Theater Workshop" mit "Glas Menagerie", 21 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15,20.30, 22.45 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Basic Instinct (16.45, 19.30, 22.15 Uhr).
Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); Das Zeichen (17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Edward II (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Black Robe - Am Fluß der Irokesen (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Rocky Horror Picture Show (15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr). Vorträge / Kurse Umweltladen, Michelsberg 32: "Knoten in der Wasserleitung", Tips von Heinrich Jung zum Wassersparen, 14 bis 18 Uhr.
( - ohne Gewähr - )
Ein blauer Einkaufswagen auf grünem Hintergrund als Garant für Shopping im umweltfreundlichen Supermarkt - eine bloße Fiktion? Möglicherweise nicht, denn "Umweltargumente spielen beim Kauf eine immer größere Rolle", meint Bernhard Kühnle von der Bonner Verbraucher-Initiative. Die Leute achteten verstärkt darauf, bei wem sie ihr Geld lassen, sagt der Geschäftsführer der Konsumentenschützer. "Bislang haben die Verbraucher vor allem auf die Umweltverträglichkeit von Produkten geschaut, inzwischen interessieren sie sich gleichzeitig immer stärker dafür, wie umweltfreundlich sich die Konzerne selbst verhalten." Derzeit muß sich der Kunde noch auf die Eigenwerbung seines Händlers verlassen. Eine kontrollierbare und verbindliche Garantie, ob das Geschäft etwa hauptsächlich ökologisch angebautes Obst und Gemüse einkauft, Mehrwegflaschen und biologisch abbaubare Reinigungsmittel anbietet oder mit der Verpackung sparsam umgeht, gibt es nicht.
Bislang schneidet der Handel - bis auf wenige Ausnahmen - in Sachen Ökologie schlecht ab, wie die Verbraucher-Initiative Anfang des Jahres festgestellt hat. Nur drei von mehr als 300 überprüften Supermärkten erhielten von der Organisation für ihre Umweltausrichtung die Auszeichnung "empfehlenswert". Durchgefallen sind bei dem Test jedoch auch solche, die sich ihren Kunden als "grün" präsentierten.
Ein Gütesiegel könnte dem Verbraucher eine nützliche Orientierungshilfe geben, meint Harald Neitzel vom Umweltbundesamt. Als mögliche Kriterien für die Umweltfreundlichkeit eines Geschäfts nennt er die Zahl der ökologisch verträglichen Artikel im Sortiment, Beratungsangebote sowie die Anstrengungen, Verpackungen zu vermeiden. Die Berliner Behörde hat deshalb einen "fünfstelligen Betrag" locker gemacht, um untersuchen zu lassen, ob auch im Handel ein Gütesiegel für ökologisch ausgerichtetes Management eingeführt werden könnte. Den Zuschlag für die Studie erhielt das Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft in Hannover. Bis Anfang kommenden Jahres sollen die Wissenschaftler klären, ob solch ein "grünes" Logo in den Schaufenstern der Geschäfte etwas bringt.
Vorstellbar ist ein Siegel ähnlich dem Blauen Umweltengel. Ein Gremium aus Wissenschaftlern, Vertretern des Handels sowie Mitgliedern der Verbraucher- und Umweltverbände hätte über die Vergabe zu entscheiden. Die Auszeichnung erhielten dann jene Unternehmen, die sich "umweltfreundlicher verhalten als der Durchschnitt", so Verbraucherschützer Kühnle. Damit die Kunden auch nicht hinters Licht geführt werden und das Gütezeichen als reiner Werbegag mißbraucht wird, sollten ausgezeichnete Geschäfte später von Zeit zu Zeit überprüft werden.
Angesichts der Vielfältigkeit der Branche - vom Einzel- über den Discount- bis hin zum Versandhandel - soll sich das Projekt zunächst auf Supermärkte beschränken. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels hingegen hält dies für "wenig sinnvoll: Die großen Supermärkte haben doch in der Regel bereits ausgeklügelte Umweltkonzepte und eigene Gütezeichen", kritisiert sein Umweltreferent Timothy Glaz, "da habe ich meine Zweifel, ob die ein weiteres Gütezeichen überhaupt annehmen". Keiner könne überdies ein Interesse daran haben, die bereits bestehende Kennzeichen- Flut weiter anschwellen zu lassen. Vorteile, so Glaz, bringe ein Umwelt-Logo allenfalls für kleine und mittelgroße Läden, die sich auf diesem Wege immerhin profilieren könnten.
ANGELA HILSMANN
Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen
Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Wayne's World (20 Uhr). - Bambi: Schlafwandler (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Otto der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Batmans Rückkehr (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Wayne's World (15.15, 18, 20.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Wayne's World (19.30 Uhr); Gossenkind (21.45 Uhr). Parteien / Parlamente Büttelborn. Sitzung des Umweltausschusses, 20 Uhr, Gemeindeverwaltung. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Geschlossen bis 15. August.
Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: Geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr, sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr.
Rüsselsheim. Museum in der Festung, Hauptmann-Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Groß-Gerau. Kulturcafé im Alten Amtsgericht: Kunst im Grünen - Metall- Skulpturen von Karlheinz Ehrhardt- Reuss, zu den Café-Öffnungszeiten, bis Ende August.
Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.
Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.
Verein der Kinder wegen: Treffen, 20 Uhr, im Frauentreff, Goldener Apfel.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": Treffen, 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf. Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, im Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.
Mütterberatung des Kreisgesundheitsamts, 13.30 bis 15.30 Uhr, Grundschule auf Esch.
Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Tel. 0 61 42 / 6 21 09).
Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.
Raunheim. Wildwasser-Beratungsstelle: 10 bis 12 Uhr, im Frauentreff, Frankfurter Straße 13, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Die Europäische Gemeinschaft (EG) besteht nicht nur aus der Wirtschaftspolitik. Dies scheint eine Binsenweisheit zu sein. Doch aus was besteht sie noch? Professor Stephan Leibfried vom Zentrum für Sozialpolitik in der Universität Bremen ist der Frage nachgegangen, wie es um die europäischen Sozialpolitik bestellt ist. In einer Phase, in der EG-Länder über die Veträge von Maastricht (zum Beispiel Griechenland) abstimmen, rückt die sozialpolitische Dimension in den Vordergrund. Wir dokumentieren den Beitrag Stephan Leibfrieds, der in der Zeitschrift "Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge" (4/1992, Frankfurt a.M.) erschienen ist, in zwei Teilen (Teil 1 siehe FR vom 3. August).
KARL WEBER, Stadtverordnetenvorsteher in Langen und Geschäftsführer der Hessischen Flugplatz GmbH Egelsbach, wird am Donnerstag, 6. August, 60 Jahre alt. Von den Gratulanten beim offiziellen Geburtsempfang in der Stadthalle wünscht er sich keine persönlichen Geschenke, sondern eine Spende für den Bau der Grundschule "Polatli Ilkokulu" in Langens türkischer Partnerstadt Tarsus. Weber ist Vorsitzender einer Initiativgruppe, die sich für das Hilfsprojekt engagiert. dac
MANFRED SABITZER ist beim Personalrat der Neu-Isenburger Stadtwerke das einzig neue Mitglied im Gremium. Er wurde zum persönlichen Vertreter des zweiten Personalrats Hans-Günther Schmidt bestimmt, der schon vorher im selben Amt war. Auch Karl-Heinz Fahn und seine persönliche Vertreterin Brigitte Berz wurden wiedergewählt. fra
Das Lokal ist voll, die Temperatur hoch, die Gäste sind hungrig, vor allem aber durstig: Donnerstag abend beim "Wagner" in der Schweizer Straße. Melitta ist im Streß. Mit schnellen Tritten wuselt sie durch die engen Tischreihen. Den Teller mit Schnitzel und Bratkartoffeln hier, Ebbelwei-Gläser, Handkäs oder Mineralwasser dort. Melitta ist Kellnerin; ein Sachsenhäuser Original aus Bosnien mit rauhem Charme.
Melitta kennt sie alle. Sie kennt die Japaner, die nach erfolgreichem Geschäftsabschluß mit der platinblonden Sekretärin nun auch einmal Ebbelwei trinken wollen; sie kennt die Frankfurter, die seit Jahrzehnten Stammgäste sind; "die kenn ich schon, seit die sooo klein waren", meint sie, während die rechte Hand auf Tischkantenhöhe hinunterwandert.
Kein Wunder - seit fast 20 Jahren arbeitet sie beim "Wagner". Der Gastronomie ist sie allerdings schon länger verbunden. Mit zwölf Jahren hat sie in Jugoslawien im Hotel gearbeitet, erinnert sich die 50jährige. 1964 zog es sie nach Deutschland. Die erste Zeit in Frankfurt war hart: "Ich konnte kein Wort Deutsch", erinnert sich Melitta. In Sachsenhausen, wo sie von Anfang an wohnte, hat es ihr aber immer gefallen; "meine zweite Heimat", lächelt sie.
In 20 Jahren hat sich einiges in ihrem Lokal verändert. "Heute kommen mehr Touristen, aber auch mehr junge Leute", betont sie in ihrer Sprachmixtur aus Serbokroatisch und Hessisch, die etwas an den Eintracht-Trainer Stepanovic erinnert. Vor allem aber: "Heute fühle ich mich jünger als vor 20 Jahren." Man glaubt es ihr, wenn sie so energisch ohne Pause von Tisch zu Tisch eilt. Geliebt und gefürchtet ist sie vor allem für ihren Witz. Melitta hat zu allem eine Meinung; und die tut sie kund. Gelegentlich, wenn ein älterer Herr mit wechselnden jungen Damen erscheint, fragt sie hintergründig: "Hast Du schon wieder neue Sekretärin?" So mancher, ist überliefert, wurde dabei blaß im Gesicht. Man muß ihre direkte Art lieben oder nicht, und fast alle Gäste lieben die schnoddrige, rauhe und herzliche Frau. Denn in aller Hektik nimmt sie sich für jeden ein paar Sekunden Zeit.
Nur ein böses Gerücht sei es aber, sagt Melitta, daß sie im vergangenen Jahr die Frau des Bundeskanzlers beinahe hinausgeworfen habe, weil sie sich mit ihren Gästen an einen speziellen Tisch gesetzt hätte. "Im Gegenteil", erklärt Melitta augenzwinkernd, "Frau Kohl war sehr zufrieden."
Melittas Philosophie ist einfach: "Mir geht's gut, das Leben ist schön." Nur eines mag sie nicht: wenn jemand Mineralwasser bestellt. Dann kräuselt sich die Nase unter der großen eckigen Brille. "Das Schwimmbad hat bis 12 Uhr auf", erwidert sie bissig. Wasser in einem Ebbelwei-Lokal? Nie und nimmer. Melittas Leben ist das Lokal; für etwas anderes bleibt keine Zeit. "Einmal war ich schon verheiratet, das reicht", bedauert sie, als sie mit einem schicken Mann scherzt. Waschen, kochen, bügeln muß sie, wenn sie nach Hause kommt. "Keine Zeit für Hobby, ich muß abends arbeiten und habe an unterschiedlichen Tagen frei."
Zur Zeit allerdings hat sie alle Hände voll zu tun. In ihrer Heimat Bosnien herrscht Krieg; 13 Verwandte hat sie bei sich in ihrer 60-Quadratmeter-Wohnung aufgenommen. "Soll ich meinen zweieinhalbjährigen Neffen etwa totschießen lassen?" Auch wenn ihr Leben zur Zeit schwierig ist, "ich schaffe das ohne fremde Hilfe".
Hat sie zur Zeit Kontakt zur Familie? Die wortgewaltige, robuste Frau verstummt und kann nur mühsam die Tränen unterdrücken. In diesem Moment leuchtet wieder die Lampe mit der Eins auf. Die Eins, das ist Melittas Nummer. Sie springt auf und eilt wieder zum nächsten Tisch. Die Pflicht ruft. ert
BORNHEIM. Das "lustige Dorf" Bornheim bereitet die 385. Kerb vor. Die Höhepunkte: Der traditionelle Kerwefestzug am Samstag, 8. August, durch das alte Bornheim, ein großer Vergnügungspark mit Festzelt sowie der "Bernemer Mittwoch" mit Kerwetreiben auf der Berger Straße zwischen Uhrtürmchen und dem historischen Rathaus. Eröffnet wird das Volksfest nach dem Umzug am Samstag gegen 18.30 Uhr durch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, Kerwepräsident Horst Fuß und den Vereinsring-Vorsitzenden Bernhard Ochs am Kerwezentrum "Weiße Erde" in der Inheidener Straße. Gefeiert wird bis einschließlich Mittwoch, 12. August.
Auf dem Festplatz am Kerwezentrum gastieren 21 Schaustellergeschäfte bis einschließlich zum Dienstag. Die Besucher können auf dem Rummelplatz Autoscooter fahren, Skipper und Kinderflieger benutzen, und es gibt die Qual der Wahl an zahlreichen Buden: Ein Schwarzwaldhaus wird aufgebaut, eine Mandelbrennerei, Los- und Schießstände, Figurenheben, "Lustiges Kugelstechen", Imbiß- und Süßwarenstände sind dabei.
Ausrichter der Kerb ist die Bernemer Kerwegesellschaft. Kerwepräsident und "Berjermaaster" Horst Fuß kann sich auf viele Helfer verlassen, die für ein Fest dieser Größenordnung nötig sind. Die Bernemer Kerb gilt immer noch als das größte Stadtteil-Volksfest in Frankfurt. Von den rund 90 Mitgliedern der Kerwegesellschaft sind etwa 50 aktiv. Darüber hinaus hilft der Bornheimer Vereinsring mit seinen rund 60 Mitgliedsvereinen, die Geschäftswelt, Banken und Sparkassen.
Auch die Bürger sollen mithelfen: "Wir appellieren an alle Bernemer, die Straßen und Häuser zu schmücken", wünscht sich Horst Fuß - mit Girlanden, Fähnchen, bunten Wimpeln, Luftballons, Stroh- und Stoffpuppen. "Es gab Kerwejahre, da versank Bornheim förmlich im Festschmuck", erinnert sich Fuß an Glanzzeiten im "lustigen Dorf". Beim Beschaffen von Birkenbäumchen hilft die Kerwegesellschaft, Bürger und Geschäftsleute können Horst Fuß (Telefon 45 12 89) oder Bodo Störkmann (45 39 30) ansprechen.
Der "Tausendfüßler"-Festzug mit Motivwagen, Reiterei, Fußgruppen sowie mehreren Musik- und Fanfarenzügen startet am Samstag um 17 Uhr von der Wetteraustraße aus (siehe Festprogramm auf Seite 2). Gestaltet werden die etwa 50 Zugnummern hauptsächlich von den Bornheimer Vereinen. Zugesagt haben auch die Sechserzüge der Frankfurter Brauereien, Brunnenkönigin Carmen I. aus Sachsenhausen, die Rosenkönigin Michaela I. aus Goldstein und die Ebbelweikönigin aus Bergen-Enkheim. Den historischen Teil im Uug stellt die Kerwegesellschaft mit "Schellebittel", Herolden, Michel, Kerwe- und Bürgermeisterpaaren und der Schnittergruppe.
Für Bornheims Kerweburschen beginnt das Fest mit Schwerstarbeit schon am Samstag in aller Frühe. Wie seit Jahr und Tag ziehen sie hinaus in den Vilbeler Wald, um den stattlichen Kerwebaum einzuholen. Anders als in Sachsenhausen und Oberrad, wo zur Kerb und zum Brunnenfest nur noch eine Mini-Fichte gefällt werden darf, haben die Bernemer keine Baumprobleme. Der Baum, meistens mehr als 20 Meter hoch, wird allerdings schon lange nicht mehr im Festzug mitgeführt. Kam man früher mit dem Baum um jede Ecke, so ist dies heute nicht mehr möglich. Seit 1971 wird das Monstrum vom Vilbeler Wald auf direktem Weg zum Festplatz gebracht und dort aufgestellt. Unter der Baumkrone erhält die Kerwelisbeth einen diebstahlsicheren Ehrenplatz.
Schönes Wetter und entsprechenden Zulauf erwartet die Kerwegesellschaft an allen Tagen. Zum "Bernemer Mittwoch" rechnen die Organisatoren sogar mit 100 000 Besuchern beim großen Kerwetreiben auf der "Bernemer Zeil". Am "Finffingerplätzje" wird ein Podium des Vereinsrings aufgebaut, die Kerwegesellschaft und die Vereine sorgen für Darbietungen und Musik (Frankfurter Musikverein). Weitere Höhepunkte sind der obligatorische "Gickelschmiß", den Heinz Löffler moderieren wird, und die Verbrennung der Kerwelisbeth. dixi
Der junge Mann runzelte die Stirn und starrte mit ungläubiger Miene auf den Bildschirm. Das FVV-Fahrplanterminal, seit dem 12. Juni elektronische Information des Verkehrsverbundes vor den Verkaufsschaltern unter der Hauptwache, empfahl ihm allen Ernstes, den Weg zu Fuß zurückzulegen.
Dabei fragte der Kunde nach der nächsten und schnellsten Verbindung zum Weißen Stein - und bis dahin muß man aus dem Stadtkern einen Fußmarsch von einer Stunde veranschlagen. Doch der junge Mann hatte schlicht vergessen, seine Abfahrtshaltestelle einzugeben, und so mußte der Computer - programmgemäß - annehmen, Start und Ziel seien identisch.
Diese kleine Panne ist freilich nicht typisch für das Verhältnis zwischen Nahverkehrskunde und EFA, der Elektronischen Fahrplanauskunft. Das Computer- Terminal ist nämlich ganz problemlos zu bedienen; ein leichtes Berühren des Bildschirms genügt, um die Informationen abzurufen.
FVV-Geschäftsführer Klaus Daumann zog jetzt gegenüber der FR eine erste Zwischenbilanz, die dem neuen Service eine überaus erfreuliche Akzeptanz bescheinigt. In den verbliebenen gut zweieinhalb Wochen des Start-Monats Juni spuckte der Drucker des Terminals rund 4000 Informationen aus. Im Juli waren es bereits 10 000.
So steht denn für Manager Daumann fest, daß die elektronische Auskunft ein fester Bestandteil des Informationsangebotes im Verbund bleiben wird. Nach dem Ende der Versuchsphase Mitte August soll die Entscheidung darüber fallen, welches der beiden Computersystem bestellt wird.
Denn in Konkurrenz zum Hauptwachenmodell steht das Fabrikat eines Schweizer Herstellers, das früher bereits am Hauptbahnhof getestet wurde. Die Anschaffungskosten pro Terminal liegen bei 60 000 Mark.
Klaus Daumann kann sich vorstellen, daß die Bildschirme im nächsten Jahr an Hauptbahnhof, Hauptwache und Konstablerwache stehen und über das FVV-Angebot Auskunft geben werden. habe
BORNHEIM. Ein halbes Jahr dauerte die Vorbereitung für die 385. Kerb im "Lustigen Dorf". Fünf Tage lang geht es rund in der "Budderkuchevorstadt". Kerwezentrum ist die "Weiße Erde" in der oberen Inheidener Straße neben dem Panoramabad. Bereits am Freitag, 7. August, wird Ortsdiener Bodo Störkmann (auch "Schellebittel" genannt) ab 18 Uhr in einem historischen Kostüm auf Plätzen und in Lokalen die Kerb ausrufen - "Beeeekanntmachung!" Samstag, 8. August
6 Uhr: Treffen der Kerweburschen am "Langen Hof" in der Berger Straße/Ecke Große Spillingsgasse zur Fahrt in den Vilbeler Wald (Einholen des Kerwebaumes). 11 Uhr: Aufstellen des Kerwebaumes am Festplatz "Weiße Erde" (Inheidener Straße). 14 Uhr: Der Vergnügungspark und das Festzelt öffenen ihre Pforten. 15.30 Uhr: Zugaufstellung in der Wetteraustraße; 17 Uhr: Abmarsch (Zugweg: Wetteraustraße, Hartmann-Ibach- und Burgstraße, Saalburgstraße, Berger Straße (Fußgängerzone), Mainkur-, Ringel- und Saalburgstraße, Berger Straße, Wöllstädter Straße, Ilbenstädter Straße, Eulengasse, Rendeler Straße, Löwengasse, Inheidener Straße, Festplatz "Weiße Erde" (Zugauflösung in der Enkheimer Straße). Außerdem Freiluft-Kerwestammtisch bei den "Stutzern", Rendeler Straße 49.
18.30 Uhr: Eröffnung der 385. Bernemer Kerb durch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und die Kerweprominenz am Eingang zur "Weißen Erde". Anschließend gemütliches Beisammensein im Festzelt Hildebrand mit Faßbieranstich, Musik, Kerwetanz und Unterhaltung. Kerwetreiben auf dem Festplatz und in allen Bornheimer Lokalen. Sonntag, 9. August 9 Uhr: Ökumenischer Festgottesdienst in der Johanniskirche (Turmstraße 12) mit Pfarrer Dr. Ingo Roer und Dekan Bernhard Brandt unter Mitwirkung des Posaunenchores der Johannisgemeinde. 10 Uhr: Kerwefrühschoppen im Festzelt Hildebrand; Platzkonzert des Frankfurter Musikvereins (Treffpunkt: Festplatz); Frühschoppen in allen Bornheimer Lokalen. 14 Uhr: Kerwetreiben auf dem Festplatz. 18 Uhr: Gemütliche Kerwetreffs in allen Bornheimer Lokalen und im Festzelt. Montag, 10. August 10 Uhr: Frühschoppen-Streifzug der Kerwegesellschaft. Ausgangspunkt: "Zum alten Schlagbaum", Berger Straße/Ecke Löwengasse. 14 Uhr: "Jubel, Trubel, Heiterkeit" auf dem Festplatz (Familiennachmittag); Kerwetreiben in allen Bornheimer Lokalen. Dienstag, 11. August 14 Uhr: Kerwetreiben auf dem Festplatz "Weiße Erde" und im Festzelt Hildebrand; 19 Uhr: Gemütliche Treffs in allen Bornheimer Lokalen. Mittwoch, 12. August 13 Uhr: "Bernemer Mittwoch" auf der Berger Straße (zwischen Uhrtürmchen und Große Spillingsgasse) unter Beteiligung von Bornheimer Geschäftsleuten, Banken und Sparkassen sowie der örtlichen Vereine (Podium des Vereinsrings Bornheim auf dem "Finffingerplätzje", Berger-, Rendeler-, Heide-, Ringelstraße, Löwengasse).
16 bis 18.30 Uhr: Darbietungen auf dem Vereinsringspodium (Musik, Turnen und Tanz); 19 Uhr: Traditioneller "Gickelschmiß" auf dem Vereinsringspodium (Moderator: Heinz Löffler). 20 Uhr: Traditioneller "Handkässchmiß" bei den "Stutzern" (Vereinsheim, Rendeler Straße 49) und gemütliches Beisammensein; Kerwetreiben in allen Bornheimer Lokalen.
21 Uhr: Lampion- und Fackelzug (Kinder und Erwachsene), Ausgangspunkt ist vor der Bornheimer Filiale der Frankfurter Volksbank (Ziel: Kirchnerschule am "Hohen Brunnen", hier Verbrennen der Kerwelisbeth auf dem Schulhof; gemütlicher Kerweausklang in der Berger Straße und in allen Lokalen. dixi
Namen+Notizen
DIETER LITZA konnte am Samstag, 1. August, sein 25jähriges Dienstjubiläum bei der Nassauischen Sparkasse (Naspa) Sachsenhausen feiern. Der gebürtige Frankfurter absolvierte seine Banklehre bei der Naspa und arbeitete anschließend zunächst in der Auslandsabteilung der Sparkasse. Nach dem Ende seines Wehrdienstes wurde er stellvertretender Zweigstellenleiter im Nordend. Von Oktober 1974 bis zum Juli 1979 leitete er die Filiale der Nassauischen Sparkasse in Heddernheim. Seit dem 1. August 1979 ist der 41jährige Zweigstellenleiter in Sachsenhausen. jd/31
HANAU. Dreiräder erregen Aufmerksamkeit, wohin sie auch fahren: Die Hanauer Firma mit dem klangvollen Namen "Anpralldämpfer-Vertriebsgesellschaft" (ADV) vermietet in diesem Sommer wieder die urigen, von Motorkraft getriebenen Gefährte. Wer bei schönem Wetter "oben offen" fahren möchte, aber nur die Fahrerlaubnis Klasse drei besitzt, ist mit der Kreuzung von Buggy und Easy Rider gut bedient.
Das Fahrzeug, das im Amtsdeutsch "Pkw Dreirad offen" heißt und von Liebhabern Trike genannt wird, stehen bei der Niederlassung der Firma in der Ludwigstraße 156 im Hanauer Stadtteil Steinheim bereit (Telefon: 0 61 81 / 66 17 48). schu
OBERURSEL. "Stinketeuer" sagen die einen, "Super-Küche und klasse Weinkarte", loben die anderen. Fest steht, daß sich im Oberurseler Ratskeller auch draußen in gediegener Atmosphäre köstlich speisen und die Kehle mit edlen Tropfen befeuchten läßt. Ob das Preis- Leistungs-Verhältnis stimmt, wird jeder für sich beantworten müssen. Beim Besuch der FR jedenfalls wandten sich mehrere Gruppen nach dem Studium der ausgehängten Speisekarte zum Gehen.
Der Ratskeller wirbt mit dem Urteil aus dem Varta-Restaurantführer: "Rundum zufriedenstellende gastronomische Leistung." Und so lassen wir uns von dem Werbeschild am Marktplatz durch das große Mauertor lotsen - und finden uns in dem herrlichen Hof zwischen Stadtarchiv, Vortaunusmuseum und Ratskeller wieder. Ein Brunnen plätschert, der Wind läßt Linden und Roßkastanien ihr vielblättriges Konzert anstimmen. Vor dem renovierten Fachwerkhäuschen, in dem der Ratskeller untergebracht ist, laden Tische und Stühle ein, den milden Abend draußen zu genießen. Von dem Tisch können wir nicht ablesen, was unsere Vorgänger verzehrt haben. Das Plastik ist wohlverhüllt durch rosa Stofftischdecken. Die Servietten sind farblich fein abgestimmt. Sterne lassen sich hier nicht zählen, und auch der Blätterwald ist nur mit Seitenblicken zu erhaschen. Denn über den Tischen spannt sich ein grün-weißes Plastikgewölbe, das bei plötzlichen Schauern seine Vorzüge hat.
Wein- und Speisekarte werden gereicht. Auf drei Seiten bieten sich Magenfüller der gehobenen Sorte. Fünf Gänge lassen sich mühelos zusammenstellen: Suppen, Vorspeisen, "vom Grill", Desserts, Käse. Kenner des Ratskellers bleiben oft an der großen Steakauswahl hängen. Dazu läßt sich etwas von der Sonderkarte "Frische Pfifferlinge" auswählen, die zusätzlich komplette Hauptgerichte und Vorspeisen bietet. Die Abteilung "Heute eingekauft und für Sie frisch zubereitet" bietet aus allen Kategorien etwas: von der kalten Avocadosuppe mit Shrimps und holländischen Matjesfilets mit Kräuterrahm über Tomaten mit Mozarella und frischem Basilikum, Carpaccio vom Rinderfilet und Lammkarree mit Knoblauch-Rosmarinjus bis hin zur Perlhuhnbrust in Pinot-Noir-Sauce, Steinbuttfilet auf Mangoldgemüse und hausgemachte rote Grütze mit Vanillesauce. Für Vegetarier gibt es den Gemüseteller, für Kinder von allem die halbe Portion - zum halben Preis. Aber Pommes und Wiener Schnitzel oder Bockwürstchen stehen nicht auf der Speisekarte.
Dafür können Eltern ihre Kleinen in dem Hof bedenkenlos laufen lassen, während sie in der Weinkarte blättern. Rebensäfte aus Italien oder Spanien sind nicht im Angebot. Dafür aber gegorene Trauben aus zahlreichen Anbaugebieten in Deutschland und Frankreich. Wo welcher Tropfen genau herkommt, verraten Wein-Landkarten, die Ratskeller-Inhaber Heiner Simon mit in die ledergebundene Karte gepackt hat. Dazu lassen sich Tips zur "Kunst des Weinkostens und den Wein mit den Gerichten abzustimmen" studieren.
Da wären 17 offene Weine zur Auswahl und über 70 Flaschenweine vom Deidesheimer Letten (17,50 Mark) über den seltenen Rouge D'Alsace (46 Mark) bis hin zur teuersten Bouteille, gefüllt mit Château Cantenac Brown, einem Grand cru classé (175 Mark).
Wer dem Wein nicht zugetan ist, findet ausreichend Alternativen: Bier, Sekt, Säfte, Wasser, Champagner, Kaffee, Aperitifs, Hochprozentiges und Longdrinks.
1974 hat Heiner Simon den Ratskeller als Weinstube eröffnet, mit breitem Weinangebot und kleiner Speisekarte. Daß sich die Weinstube "immer mehr in Richtung Restaurant entwickelt hat", macht ihn nicht nur glücklich. Aber die Kundschaft habe es so gewollt. Zwei Köche werkeln inzwischen dort, wo früher eine "Frau aus der Nachbarschaft" Gerichte für den kleinen Hunger zubereitet hat.
MONIKA KAPPUS
PR-Berater
Journalisten gelten als kommunikativ, aufgeschlossen und neugierig. Vielen sind sie ein Ärgernis, weil sie ihre Nase überall reinstecken. Manchen gehen sie auf den Wecker, weil sie hartnäckig sind und sich (von Vorzimmerdamen in Vorstandsetagen) nicht gleich abwimmeln lassen. Die Nachfahren des rasenden Reporters Egon Erwin Kisch sind in Informantenkreisen als ungeduldig bekannt, gehetzt durch die Konkurrenz beziehungsweise den Produktionsleiter, der den Redaktionsschluß anmahnt.
Lammfromm und voller Engelsgeduld können sie aber auch sein. Etwa, wenn im Kreis fröhlich zechender Leser nach Feierabend die Idee geboren wird, "den Redakteur bei meiner Zeitung" als Schiedsrichter von Wetten - kurz vor Redaktionsschluß - anzurufen. "Wer lief als erster die hundert Meter in zehn null", lautet so manch brennende Frage, auf die es durch Weiterleiten des Gespächs an die Sportkollegen die richtige Antwort gibt. Auch Hilfestellungen für Diplom-Arbeiten, Kopien von im Vorjahr erschienenen Artikeln - manchmal auch von der anderen überregionalen Zeitung am Ort - sind Ehrensache. Leser-Blatt-Bindung, heißt das in der Fachsprache. Der Kunde ist König, selbst wenn er die Zeitung nur selten liest und noch seltener kauft.
Diese Tugenden nutzt eine Gruppe von Menschen aus, die sich als Kollegen der schreibenden Zunft versteht: PR-Leute. Kommunikativ, wie es ihr Beruf und ihr Auftrag von Unternehmen erfordert, halten sie ständig Kontakt zu Journalisten. Einige pflegen ihn sogar mehrmals täglich. Sie sind rührend besorgt, Redakteuren alle möglichen, aus ihrer Sicht heißen "news" zukommen zu lassen oder sie zu Pressekonferenzen einzuladen. Glücklicherweise gibt es heute Fax- Geräte, so daß Informationen und Einladungen sicher und vor allem schnell ankommen. Dennoch läutet der PR- Mensch abermals durch, um sich der Zustellung zu versichern. Einen Tag später folgt dann die telefonische Anfrage, ob denn die "news" brauchbar waren. Gemeint ist, ob der Redakteur einen Artikel darüber verfaßt hat. Hat er nicht, wird er mit zusätzlichem Material versorgt, meist in mehrfacher Ausfertigung - und das Ganze geht von vorne los. Wurde etwas publiziert, möchte die PR-Agentur das schwarz auf weiß haben, denn "Ihre Zeitung ist bei uns so schlecht zu bekommen". Derartige Ansinnen gehen oft auch mit zeitlicher Verzögerung ein - zwei Monate nach dem ersten Kontakt sind keine Seltenheit.
So ist ein engmaschiges Netz mit PR-Kontakten entstanden, das jeden Tag durch neue Knotenpunkte ergänzt wird, denn die Branche der hungrigen Informationsanbieter wächst und wächst . . . In der Wirtschaftsredaktion ist daher die Überlegung aufgetaucht, selbst in die PR-Arbeit einzusteigen. Denn zum Zeitungmachen bleibt kaum noch Zeit. cri
BU
"Eine echte Meisterleistung von diesem Kohl. Die Luftschlösser über Sachsen!"
(Aus der "Gartenlaube", entstaubt von Wolfgang S. Roos)
Manche Sonntage sind so langweilig, daß sie besser ein Montag wären.
Es gibt tausend Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld - aber sie sind viel zu teuer. HELGA METZKOW
Der deutsche Krimi ist viel besser geworden. Zwar finden Gangster immer noch überall einen Parkplatz und viel zu leichten Zutritt in Wohnungen - aber die Türen knarren nicht mehr!
Das Kunstforum Seligenstadt, das Ende 1986 gegründet wurde, zählt inzwischen fast 150 Mitglieder. "Der Verein wurde ins Leben gerufen, weil es so gut wie kein kulturelles Leben in Seligenstadt gab", erinnert sich Eckhard Redmann, Sprecher des Forums. "Das Programm ist vielseitig. Wir kümmern uns um Ausstellungen, Theater und Konzerte."
Wer selbst Theater spielen möchte, kann in einer speziellen Arbeitsgemeinschaft mitwirken. Zuständig sind Elfriede Delventhal (0 61 82 / 6 97 73) oder Jutta Wienken (0 61 82 / 2 44 45). Auch der Arbeitskreis "Kleinkunst" trifft sich regelmäßig (0 61 82 / 2 37 03) oder die Gruppe "Galerie" (0 61 81 / 6 03 01). Jeweils am letzten Mittwoch im Monat gibt es einen Stammtisch des Kunstforums in der "Alten Schmiede" am Marktplatz.
Für die kommenden Monate plant das Kunstforum unter anderem eine Fahrt zur documenta (23. August). Der Einführungsabend ist bereits am Freitag, 14. August, 20 Uhr, im Matthias- Grünewald-Saal vorgesehen. Es wird der Film "DIE DOCUMENTA 9 - Einblick in die Konzeption" gezeigt. Details zur Tour teilt Martina Richter mit (0 61 82 / 2 22 90).
Eine Ausstellung von Uschi Zepter schließt sich am Sonntag, 13. September, 17 Uhr, in der Galerie (Frankfurter Straße) an. Die Düwelskermes tritt am Freitag, 25. September, 20 Uhr, im Pfarrsaal (Jakobstraße) auf. Kunterbunt und Clown Leo folgen am Sonntag, 4. Oktober, 16 Uhr, ebenfalls dort. Am 31. Oktober, 20 Uhr, gibt's im Riesen-Saal Jazz von Sema & Taksim . Das Terem-Quartett aus Sankt Petersburg gastiert am 27. November, das Moscow-Sax-Quintett am 4. Dezember im Riesen-Saal (Beginn 20 Uhr). fin
DIETZENBACH. Die geplante Musterhaussiedlung mit insgesamt 110 Wohnungen kann nicht im Baugebiet westlich der Offenbacher Straße entstehen. Wie Erster Stadtrat Lothar Niemann sagt, "ist es nicht möglich, die Siedlung dort zu errichten, weil der Eigentümer eines Grundstücks zu dem üblichen Preis nicht verkaufen will". Es liegt inmitten dieses 3,5 Hektar großen Terrains. "Ein Enteignungsverfahren", so weiß Niemann, "zieht sich über Jahre hin."
Der Magistrat prüft derzeit, ob ein anderes Gelände für die Musterhaussiedlung der Duisburger Firma "Euro-Bau" in Frage kommt. Mit dem aus Dänemark stammenden Unternehmer hatte der Magistrat erst einen Vertragsentwurf vorbereitet, so daß die Stadt nicht regreßpflichtig ist.
Nachteilig wirkt sich der gescheiterte Weiterverkauf des Siedlungsgeländes an "Euro-Bau" nur auf die Entwicklungsmaßnahme der Stadt aus. Die Grundstücksparzellen können somit nicht in einem Zuge abgeben werden. Und: Die Erschließungsbeiträge fließen nicht zusammen auf das Konto der Entwicklungsmaßnahme, deren Kredite durch Einnahmen möglichst schnell gemindert werden sollen. Der Verkauf vieler kleiner Grundstücke kann Jahre dauern.
Laut Niemann sollte ursprünglich 1992 mit dem Bau der Siedlung begonnen werden. Für 1993 war eine sechswöchige Ausstellung der schlüsselfertigen Häuser vorgesehen. Der Erste Stadtrat berichtete, daß sich schon viele Interessenten gemeldet hätten. fin
DIETZENBACH. Mit einer Reihe von Anträgen möchte die CDU-Fraktion den Ersten Nachtragsetat der Stadt Dietzenbach verändern. Zu diesen parlamentarischen Vorstößen, mit denen sich bereits der Haupt- und Finanzausschuß am Donnerstag, 6. August, 18 Uhr, im Rathaus auseinandersetzen wird, zählt auch die Forderung, die städtische Getränkesteuer abzuschaffen.
Darüber hinaus setzt sich die Union dafür ein, Planungskosten zur Erweiterung des Heimatmuseums im Etat einzustellen. Das Museum müsse zudem von einer hauptamtlichen Kraft betreut werden. Die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für eine Historikerin könne unter Umständen nicht verlängert werden. Und: Für die Pläne, 1995 in der Altstadt die 14. Dietzenbacher Kindertagesstätte zu bauen, müsse eine Haushaltsstelle gebildet werden. Dr. Heinrich Volz: "Unverständlicherweise hat ,Rot / Grün' dieses wichtige Vorhaben immer wieder abgelehnt."
"Die CDU", so fährt der Christdemokrat fort, "fordert einen Schulsozialarbeiter für die Astrid-Lindgren-Schule, auch wenn diese Stelle vorläufig nicht mit dem Kreis Offenbach gekoppelt ist."
Der CDU-Mann kritisiert im übrigen den Kämmerer, Stadtrat Lothar Niemann (Grüne). Niemanns "dargestellte Verbesserung der Stadtfinanzen ist nicht das Ergebnis finanzpolitischer Leistungen der Rot-Grünen". So hätten die Bürger höhere Gebühren zahlen müssen. fin
Kleine FR
Lange Tagesordnung SELIGENSTADT. Der Haupt- und Finanzausschuß tagt am Donnerstag, 6. August, 19 Uhr, im großen Sitzungssaal des Rathauses und will dort die Tagesordnung für die nächste Stadtverordnetensitzung vorbereiten. Orthopädisches Turnen DIETZENBACH. Am Donnerstag, 6. August, 9.30 Uhr, beginnt in der SG-Halle an der Offenthaler Straße ein Kurs "Orthopädisches Turnen" der Familienbildungsstätte. Ebenfalls am Donnerstag ist das erste Treffen für ein Mütter-Kind- Turnen. Zeit und Ort: 15 Uhr, Astrid-Lindgren-Schule.Kundenservice erweitert DIETZENBACH. Der Kundenservice der Stadtwerke Dietzenbach ist verbessert worden. Die Mitarbeiter/innen im Ärztehaus an der Babenhäuser Straße sind montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 18 Uhr zu sprechen. Mit Kindergartenanbau begonnen SELIGENSTADT. Der Magistrat hat den ersten Auftrag für einen Anbau am Kindergarten Froschhausen vergeben. Eine Seligenstädter Baufirma wird für 63 000 Mark die Maurerarbeiten übernehmen und damit im September beginnen. Die Bauzeit soll voraussichtlich ein Jahr betragen. Gymnastik im Bürgerhaus SELIGENSTADT. Die Vereine können künftig das Bürgerhaus in Froschhausen auch für Gymnastikstunden nutzen. Der Magistrat ließ für 4000 Mark Türbeschläge anbringen, damit der Saal als Turnhalle dienen kann. Frau aus Peking kocht chinesisch SELIGENSTADT. Zu einem Dankeschön-Fest laden die Sozialdemokraten für Samstag, 8. August, 19 Uhr, alle Mitglieder ins Kleingartengelände "Am Breitenbach" ein, die im Mai beim Frühlingsfest mitgeholfen haben. Wer einer Frau aus Peking beim Kochen à la China über die Schulter schauen möchte, ist schon von 16 Uhr an willkommen. SPD-Treffen in der Schmiede SELIGENSTADT. Am Montag, 10. August, 20 Uhr, trifft sich der Vorstand der SPD Seligenstadt in der "Schmiede", um unter anderem eine Podiumsdiskussion zum Thema "Asyl" vorzubereiten.
RODGAU. Das Landgericht Berlin hat einen 42jährigen Mann aus Rodgau zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Die Kammer sah es als erwiesen an, daß der Rodgauer zusammen mit einem Komplizen aus Berlin Ende Juli 1991 einen bewaffneten Überfall auf die Sparkasse in Wustermark verübt hatte. Damals waren 185 000 Mark erbeutet worden. Die beiden Täter waren mit einem Opel Rekord geflüchtet. Zeugen berichteten der Polizei von einem Auto mit Offenbacher Kennzeichen.
Die Offenbacher Kriminalpolizei wurde eingeschaltet. Nach intensiven Recherchen konnte der Rodgauer als Tatverdächtiger ermittelt werden, der wiederum auf die Spur des Berliners führte. Auch er muß nun eine mehrjährige Freiheitsstrafe verbüßen. fin
SELIGENSTADT. Voraussichtlich sechs Wochen wird der Bau einer Mauer zwischen dem neuen Friedhofsabschnitt und der Aschaffenburger Straße dauern. Erster Stadtrat Harmut Wurzel sagte, daß dafür 80 000 Mark investiert werden müßten.
Außerdem ist die Stadt nach einer Auflage des Regierungspräsidiums Darmstadt verpflichtet, eine Drainage zu bauen, um das Grundwasser von den Gräbern fernzuhalten. Mit den Anwohnern des Friedhofs, die fürchten, daß durch den Bau einer Drainage Schäden an ihren Häusern entstehen könnten, wurde eine Vereinbarung getroffen: Sollten Schäden entstehen, werden sie von der Stadt behoben. fin
DIETZENBACH. Der neugegründete ÖDP-Stadtverband Dietzenbach setzt sich für einen Ausbau des Radwegenetzes in Dietzenbach ein. In Richtung Frankfurt, Offenbach oder Offenthal gebe es keine Radwege, bedauert der Dietzenbacher ÖDP-Vorsitzende Wolfgang Wrzesniok.
Während Neu-Isenburg und Heusenstamm vorbildlich an Frankfurt angebunden seien, "fehlt von Dietzenbach aus jede Möglichkeit, schnell und sicher mit dem Fahrrad dorthin zu gelangen", sagte Wolfgang Wrzesniok. Die Partei fordert neue Radwege entlang der Bundesstraße 459 bis Neu-Isenburg-Gravenbruch und entlang der Landesstraße 3001 bis zum Wildhof. fin
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Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim Sommercafé mit dem Frankfurter Figurentheater, 14, 16 Uhr, Ostpark-Spielplatz.
Open-Air-Konzert mit Appaloosa Six, Penny Wize u.a., ab 19 Uhr, am Naturfreundehaus. Konzert: Rodgau Monotones und Welkebach-Group, 20 Uhr, Festzelt im Rugbyring. Konzert mit den Phoenix-Singers, 20 Uhr, Johannesgemeinde Königstädten. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Batmans Rückkehr (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Batmans Rückkehr + Wayne's World (21.30 Uhr). - Bambi: Wayne's World (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15.15 Uhr); In einem fernen Land (17, 20, 22.45 Uhr). - Rex II: Otto - der Liebesfilm (15, 17.45, 20.30, 22.30 Uhr). - Cinema: Mein Vetter Winnie (15 Uhr); Wie ein Licht in dunkler Nacht (17.30, 20.15, 22.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Wayne's World (19.30 Uhr); Roter Drache (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Indochine (20 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Jugend- und Drogenberatungsstelle: Sprechstunde 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.
Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Psychologische Beratung für Erzieher/innen, Kindergartenkinder und deren Eltern, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12, Telefon 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 Uhr, Adolf-Kolping- Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau": Beratung 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
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Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Vorlesestunde: Das knallgrünkarierte Känguruh, 16 Uhr, Stadtbücherei Westend, Bahnhofstr.212.
Spott-Licht-Theater: Hannibal Sternschnuppe - der unmögliche Weihnachtsmann, 20 Uhr, Äppelwoi-Hoftheater, Haus zum Löwen.
Dreieich. Burg-Festspiele: Salome, 21 Uhr, Burg-Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr). - Viktoria: Wayne's World (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr). - Fantasia: In einem fernen Land (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Parteien / Parlamente Egelsbach. SPD-Polittreff, 20 Uhr, Eigenheim-Restaurant.Verschiedenes Neu-Isenburg. Bazar für Kinderkleidung und Spielzeug, 11-14 Uhr, St. Josef.
Stadtteilfest in Zeppelinheim, ab 19 Uhr, Platz vor dem Bürgerhaus. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Internationaler Frauentreff: 20 Uhr, Spiel- und Lernstube der Arbeiterwohlfahrt, Frankfurter Straße 42, Telefon 3 41 92.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 /2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.
Mädchencafé, 15 bis 20 Uhr; Frauencafé "Donna Wetter", 20 bis 22 Uhr, Altes Rathaus, Haus C, Fahrgasse 10.
Guttempler-Gesprächskreis, 19 bis 22 Uhr, Südliche Ringstraße 107.
Egelsbach. Pro Familia, Kirchstraße 2: Beratung 15 bis 17 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Kleine Lokalrundschau
Bibel im Gespräch DREIEICH. Der Bibelgesprächskreis der Burgkirchengemeinde Dreieichenhain trifft sich wieder am Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, im Gemeindehaus Nahrgangstraße 6. Eltern-Kind-Gruppe NEU-ISENBURG. Eine neue ElternKind-Gruppe bietet die evangelische Lukasgemeinde in der Neu-Isenburger Kurt-Schumacher-Straße 8 an. Beginn ist am Donnerstag, 6. August, 9.30 Uhr. Informationen bei der Kursleiterin Sabine Winter (0 61 06 / 1 85 22). Vorlesestunde mit Känguruh NEU-ISENBURG. Ungeheuerliche Geschichten vom knallgrünkarierten Känguruh werden in der ersten Vorlesestunde nach den Ferien, am Freitag, 7. August, in der Stadtbücherei im Westend zu hören sein. Die Kinder zwischen fünf und zehn Jahren können um 16 Uhr kommen. Friedensgruppe trifft sich wieder LANGEN. Nach der Sommerpause trifft sich die Friedensgruppe der Johannesgemeinde zum ersten Mal wieder am Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, im Gemeindezentrum, Uhlandstraße 24. Märchenstunde in der Bücherei LANGEN. Aus der Sammlung "Die schönsten Märchen der Welt für 365 und einen Tag" wird am Donnerstag, 6. August, 15 Uhr, in der Stadtbücherei die Geschichte "Der grüne Wasserkönig Och" vorgelesen. Alle Kinder, die sechs Jahre und älter sind, sind herzlich dazu eingeladen.Polit-Treff der SPD Egelsbach EGELSBACH. Die SPD Egelsbach lädt alle Freunde und Interessenten zum "Polit-Treff" am Freitag, dem 7. August, um 20 Uhr, ins Eigenheimrestaurant ein. Grillfest der Naturfreunde DREIEICH. Im Naturfreundehaus Dreieichenhain wird am Samstag, dem 8. August, von 15 Uhr an ein Grillfest gefeiert.Mit den Roten ins Grüne DREIEICH. Die Sprendlinger Genossen laden am Samstag, 8. August, unter dem Motto "Mit den Roten ins Grüne" zu einem Sommerfest zwischen Bürgerhaus und Hallenschwimmbad ein. Von 15 Uhr an gibt's Kaffee und Kuchen, von 17 Uhr an Gezapftes und Gegrilltes.
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Kinos / Filme Dietzenbach. Open-Air-Kino: The Doors (22 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Turmstudio: Wayne's World (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr). Parteien / Parlamente Rödermark. SPD-Polit-Bistro: Neue Schulen braucht das Land !, 20 Uhr, Halle Urberach. Verschiedenes Rodgau. Kulturpreisverleihung, 19 Uhr, Rathaus Jügesheim. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr.
Schutzgemeinschaft Abhängiger: Gesprächsgruppe, 20 bis 22 Uhr, Katholisches Gemeindehaus Rollwald.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
VEF-Kleinkinderspielkreis für Kinder von 15 Monaten bis drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Da sind wir an der Arbeit", erklärte Bürgermeister Bernhard Brehl vor der Presse zur weiteren Einrichtung von Tempo-30-Zonen im Stadtgebiet. Anvisiert sei ein Zeitraum von drei bis fünf Jahren zur flächendeckenden Einführung. Allerdings bitte er um Verständnis, daß wegen des Gesamtkonzeptes einzelne Straßen - wie gelegentlich gewünscht - nicht zeitlich vorgezogen werden sollten. Vielmehr wolle die Kommune abschnittsweise jeweils in ganzen Stadtbereichen diese Verkehrsberuhigung einführen.
Denn alle bisher gemachten Erfahrungen zeigten, daß echte Wirkung nur erreicht werde, wenn größere Bereiche einer Kommune mit Tempo-30-Beschränkung versehen würden. Werde dieses schrittweise zu verwirklichende Konzept durchbrochen, bestehe zudem die Gefahr, daß eine Kettenreaktion ausgelöst werde, weil dann auch Wünsche für andere Einzelstraßen angemeldet würden. Grundsätzlich sei es heute so, daß die Aufgeschlossenheit für Tempo 30 nicht nur bei Politikern, sondern auch Bürger gewachsen sei.
Freilich gebe es immer noch einzelne, die damit Schwierigkeiten hätten. Dazu präsentierte Brehl das Schreiben des Regierungspräsidiums Darmstadt, das die Kritik eines Bürgers aus Walldorf an verschiedenen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Zentrum dieses Stadtteils zurückgewiesen hatte.
Alle dort ergriffenenen Maßnahmen sind laut RP in einer Tempo-30-Zone statthaft und auch erwünscht. Genannt werden im einzelnen Aufhebung der Vorfahrtregelung, alternierendes Parken sowie Aufstellen von Pflanzkübeln und Straßeneinengung durch Bäume dienten der Verminderung der Fahrgeschwindigkeiten und seien somit ein Beitrag zur Steigerung der Verkehrssicherheit. cas
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Otto, der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Palast: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20, 22.15 Uhr). - Lux: Peter Pan (15.15 Uhr); Der Rasenmäher-Mann (17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Steinzeit Junior (15.15, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Broadway: Schneewittchen und die 7 Zwerge (15.30 Uhr); In einem fernen Land (17.30, 20 Uhr); Doppelprogramm: Hair + Lieblingsfeinde (22.45 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (15.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Zeitlos: Wayne's World (15.30, 19.45 Uhr); Mau Mau (22 Uhr). Vereine / Organisationen Heusenstamm. Sommerfest des Obst- und Gartenbauvereins: Oldies mit Rock'sanne, 20 Uhr, an der Schloßstraße. Ausstellungen Offenbach. Eröffnung: Mehrgenerationenwohnen, 11 Uhr, Schalterhalle der Städtischen Sparkasse, Bieberer Str.39.
Heusenstamm. Eröffnung: Aquarelle und Ölbilder von Astrid Mertin, 19.30 Uhr, Galerie Rekus, Ludwigstraße 7.
Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 67, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 9 bis 17 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Beratung für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 Uhr, Gelbes Haus, Marienstraße 36, Telefon 0 69 / 84 58 00.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Seniorenbildungstreff: Gesellschaftsspiele, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Treffen der Tanzgruppe des Freundschaftsvereins Türkei, 20.15 Uhr, Luisenstraße 61, Hinterhaus, Tel. 82 13 36.
"PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende), 20 Uhr, Ludwigstr. 180 A.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken Offenbach, Altbau, erster Stock, Caféteria, 17 bis 18.30 Uhr.
Selbsthilfegruppe Atemwegserkrankungen, 19 bis 21 Uhr, Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24.
Guttempler-Orden, Beratung und Treff für Alkoholkranke, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstraße 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
(Ohne Gewähr)
HANAU. Das Behindertenwerk Main- Kinzig, Träger der Steinheimer Werkstatt, veranstaltet am Samstag, 15. August, ein Rock-Open-Air auf dem Gelände der Einrichtung. Die Organisatoren konnten die Bands "Rocks off" und "Wild Life" für das heiße Fest verpflichten. Einlaß zum Doppelkonzert an der Otto- Hahn-Straße 11 ist um 15.30 Uhr. Um 17 Uhr schlagen die Bandmitglieder erstmals in die Saiten. Das Ende des Konzertes ist für 22 Uhr geplant. Der Eintritt kostet hörerfreundliche 7,50 Mark.
Der Erlös wird nach Angaben der Veranstalter für die dringende Anschaffung von Therapiemitteln verwendet. Während des Festes werden Speisen und Getränke angeboten. schu
GELNHAUSEN. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) lädt Mitglieder und Interessierte zum ersten Stammtischgespräch im Schuljahr 1992 / 93 ein. Das Treffen unter dem Motto "Start ins neue Schuljahr" ist für Mittwoch, 5. August, im Gasthaus Spieker in Hailer geplant. Es beginnt um 17.30 Uhr. lex
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Kreisausschuß hat jetzt Auftragssummen mit einem Gesamtwert von 1,25 Millionen Mark für Reparaturen und Sanierungsmaßnahmen an seinen teilweise doch sehr heruntergekommenen Schulen bewilligt. Den dicksten Brocken macht dabei mit fast einer halben Million Mark die neue Heizungs- und Lüftungsanlage der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Langenselbold aus. Geflickt und ausgebessert wird in den kommenden Monaten außerdem in Büdesheim, Ostheim, Heldenbergen, Bruchköbel, Bad Orb und im Biebergemünder Ortsteil Wertheim. In Gelnhausen werden für Verbesserungen in der Philipp-Reis-Schule - dort gibt es endlich neue Fenster - knapp 190 000 Mark ausgegeben. Außerdem investiert der Schulträger 150 000 Mark für die Umstellung einer Heizungsanlage in Bischofsheim. hein
HEINRICH SENZEL, Ruheständler und Ex-Bürgermeister aus Linsengericht- Eidengesäß, freut sich über die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik. Diese Plakette hat dem 64jährigen Ex-Verwaltungsmann jetzt Main-Kinzig-Landrat KARL EYERKAUFER an die Brust geheftet. Das polierte Metall ist ein symbolischer Dank für Senzels vielfältiges Wirken im amtlichen und ehrenamtlichen Bereich zugunsten seiner Mitmenschen. In wahrlich außergewöhnlicher Weise, so Eyerkaufer, habe sich der Eidengesäßer für die Gemeinde und die Vereine engagiert. So übernahm er Verantwortung in der Kulturgemeinde, der Feuerwehr, dem Schulverband, der evangelischen Kirchengemeinde und dem Schützenverein. Sein Berufsweg führte ihn über die Kreisverwaltung im Jahr 1968 ins Rathaus der damals noch selbständigen Gemeinde Eidengesäß. Nach der Gebietsreform übernahm der gebürtige Bieberer die Leitung der Finanz- und Steuerabteilung der Großgemeinde Linsengericht. Am Aufbau der Bürgerliste Linsengericht, die heute die Kommunalpolitik in der Gemeinde beherrscht, hat Senzel entscheidenden Anteil.
GÜNTER ENGEL, Bahnpolizist und Ortsvorsteher in Gelnhausens Stadtteil Hailer, ist einer, der nicht wegschaut, sondern beherzt eingreift, wenn ein Mitmensch in Gefahr schwebt. Im Frankfurter Hauptbahnhof riskierte er sein Leben, um einen Passanten zu retten. Dafür hat er jetzt die Hessische Rettungsmedaille erhalten. Der Vorfall, bei dem Engel geistesgegenwärtig verhinderte, daß ein Mann unter die Räder einer S-Bahn kam, ereignete sich im vergangenen Dezember. Der Passant ging durch die Absperrungen in eine Tunnelröhre, nicht darauf achtend, daß der Abstand zwischen Tunnelwand und Bahnen sehr gering ist. Als eine S-Bahn heranbrauste, sprang Engel dem Mann hinterher, packte ihn und drückte ihn an die Tunnelwand, seinerseits wieder von einem Kollegen gestützt. So konnte er verhindern, daß der Mann von dem Zug erfaßt wurde. Landrat Eyerkaufer und Gelnhausens Bürgermeister Michaelis sind sich in diesem Fall absolut einig: "Dies war ein Einsatz, der weit über die Pflichten hinausgegangen ist."
GRETCHEN KARNELKA, Arbeiterin im Postamt Birstein, hat sich in den Ruhestand verabschiedet. Bei Kollegen und Kunden sei sie wegen ihrer Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit gleichermaßen beliebt, lobte der Vize-Chef im Postamt Gelnhausen, Heinrich Häfner.
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 4. August in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,00 (0,04) Ozon (0,12) 0,12 (0,13) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt gemessen.
Für den heutigen Mittwoch, 5. August, erwartet die Landesanstalt Ozon-Werte zwischen 0,10 und 0,16.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben.
Die Ozonkonzentrationen liegen in der Regel nachmittags höher; sie werden deswegen immer zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
ERIKA JOHN, Diplom-Biologin, geht Ende Juli in den Ruhestand. Die Fachfrau war im Zentrallabor des Stadtkrankenhauses tätig.
LOTHAR BERTRAM, Versicherungskaufmann aus Mittelbuchen, hat im Ortsbeirat des Hanauer Stadtteiles die Nachfolge von WILLI FISCHER für die SPD übernommen, nachdem Nachrücker HORST ÖSTREICH auf das Mandat verzichtet hatte. Fischerhatte Mitte des Monats in einem Brief angekündigt, das Mandat Ende Juli niederzulegen.
BRUCHKÖBEL. Gemeinsam mit dem Haus Heinichenberg veranstalten die Städte Bruchköbel und Rothenbuch am Donnerstag, 20. August, eine Senioren-Kunstfahrt nach Balingen in Württemberg. Dort ist eine Ausstellung des französischen Impressionisten Claude Monet zu sehen. Ein Ausflug in den Nord-Schwarzwald schließt sich an.
Die Tour beginnt um 7 Uhr am Rathaus in Bruchköbel. Weitere Haltepunkte sind um die gleiche Zeit am Freiheitsplatz in Hanau und um 7.15 Uhr gegenüber dem Finanzamt. Der Fahr- und Eintrittspreis mit Führung beträgt 40 Mark. Weitere Einzelheiten sind einem Faltblatt zu entnehmen, das bei der Seniorenberatung im Rathaus ausliegt.
Zur Vorbereitung auf die Fahrt gibt es am Sonntag, 9. August, um 19 Uhr einen Diavortrag über das Leben und Werk Monets im Seniorentreff-Mitte. Der Eintrittspreis beträgt 6 Mark. hein
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.
LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.
Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechst. 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 6031 / 8 32 96.
Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Amt f. Landwirtschaft u. Landentwicklung: Obst- u. Gartenbauberatung, ab 10 Uhr, Homburger Str. 17, Tel. 0 60 31 / 6 00 80.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15 Uhr Raucherentwöhngungstherapie; 15.30 Uhr Vortrag: Gichtgefährdet - was tun?; 16.10 Uhr Kurseelsorge: Gesprächsrunde über Schwermut, Depression und Melancholie.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.
Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der ,Dicken', 19 Uhr, Frankf. Str. 15.
Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 4 81 39.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert-Bosch-Straße. Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher- von-Braun-Str. 41, Groß-Karben.
Nidda. Frauen-Notruf: Offener Treff für interessierte, engagierte Frauen, 20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.
Kulturmix Bad Nauheim. Die Original Thüringer Hainich Musikanten: Konzert, 19.30 Uhr, Kurhaus.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher" v. R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg. Nidda. Sommermelodien und wir träumen, 19.30 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen. Lesung Nidda. Artur Köcke: Du wurdest geboren - weißt Du, wozu?, Dichterlesung, 15 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.
Freiwillige Feuerwehr: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.
Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Jagdclub - Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.
Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Tag der Begegnung des Seniorenclubs, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Verein für Briefmarkenfreunde: Monatsversammlung, 19.30 Uhr, Altes Rathaus. Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.
Butzbach. Schützengesellschaft 1410 e.V.: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr; Damenstammtisch, 20 Uhr, Schützenhalle.
Echzell. Sitzung des Kirchplatzfestausschusses, 20 Uhr, Horlofftalhalle.
Karben. Mütterzentrum e.V.: Babytreff, 14-17.30 Uhr, Selzerbrunnen.
Ortenberg. Vereinsgemeinschaft Usenborn: Kirmes in Usenborn, DGH (nur noch heute).
Vorträge / Kurse Nidda. Obst- u. Gartenbauverein O.- Widdersheim: Sommerschnitt-Lehrgang. Parteien / Parlamente Glauburg. Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr, DGH Stockheim. Verschiedenes Bad Nauheim. Sing mit - Kurgastsingen mit K. Ennulat, 16 Uhr, Trinkkuranlage. Modenschau Rosen-Modelle, 15.30 Uhr, Kurhaus.
Büdingen. Kirchweih im Stadtteil Wolf. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. 8.).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. 8.).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr) - Blende: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Keller: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Das Schweigen der Lämmer (19 Uhr). - Butzbach. Bambi: Wie ein Licht in dunkler Nacht (20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (20 Uhr).
Büdingen. Royal: Otto - der Liebesfilm (20 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Mambo Kings (19.45 Uhr); Edward II (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Von Luft und Liebe (19.30 Uhr); Van Gogh (21.45 Uhr).
MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum zweiten Mal lädt die Stadt für kommenden Samstag und Sonntag, 8. / 9. August, zum "Jazz-Fest" in den "Goldenen Apfel" und holt damit ein Stück Wageningen nach Mörfelden - in der niederländischen Partnerstadt haben Jazz-Festivals seit zehn Jahren Tradition, kommen jedes Jahr am ersten September-Wochenende bis zu 20 000 Besucher. Einer unter denen war mehrfach der Erste Stadtrat Hans- Jürgen Vorndran, dem dabei die Idee kam, mit dem Jazz-Fest in Mörfelden auch kulturell eine Brücke nach Wageningen zu schlagen.
Das Jazz-Fest wird sicherlich vom Zuschauerzuspruch eine Nummer kleiner als das holländische Vorbild, aber musikalisch nicht weniger fein. Eine Band aus Wageningen, macht dabei am Samstag, 18 Uhr, den Auftakt: Die "Rhine Town Jazzband", die schon im vergangenen Jahr bei der Premiere im Goldenen Apfel für Stimmung sorgte.
Im Anschluß kommt eine weitere Partnerstadt Mörfelden-Walldorfs musikalisch zum Zuge: aus dem französischen Vitrolles hat sich die "New Orleans Jazz Group" angesagt. Den Abschluß des Samstags-Programmes, das bis 24 Uhr dauern soll, macht die 1953 gegründete Frankfurter "Barrelhouse Jazzband", die auch international als renommierteste deutsche Band dieser Stilrichtung gilt.
Der Besuch des Open-Air-Festes kostet im übrigen keinen Eintritt. Das gilt auch für den Sonntag, wenn es von 11 bis 15 Uhr weitergeht. Neben den Gästen aus Wageningen und Vitrolles wird hier die Weiterstadter "Count City Big Band" aufspielen. lis
Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Die Hand an der Wiege (15, 17.30, 20 Uhr); Central: Waynes World (15.15, 17.45, 20.15 Uhr); Palette: Feivel im Wilden Westen (15.15), The Player 17.30, 20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Mambo Kings (19.45 Uhr), Edward II. (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr); Zeitlos: Batman's Rückkehr (19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr).
Casino: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Kultursommer: Konzert mit dem Buchberger Quartett (Streicherquartett), 20.30 Uhr Fronhof (bei Regen im Kammermusiksaal in der Stadthalle.
Ausstellung "Schmuck und Schmükkendes" von Siegfried Männle, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr Goldschmiedehaus.
Kurse Hanau. Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, Neubeginn folgender Kurse: 19 Uhr Geburtsvorbereitung für Paare, 20 Uhr Stillgruppe, 20.15 Uhr Gymnastik nach der Geburt. Parteien/Parlamente Hanau. Treffen der Falken in der sozialistischen Jugend, 16 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.
Maintal. Öffentliche Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, 19 Uhr Rathaus Bischofsheim.
Großkrotzenburg. Treffen der Juso-AG, 20 Uhr Jugendzentrum. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Treffen der Gruppe "verwaisteEltern", 19 Uhr im Albert-Schweitzer-Kinderhort, Lamboystraße 33a.
Sprechstunde pro familia 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
"Senioren beraten Senioren", 10 bis 12 Uhr in der Rathaus Infothek.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr Telefon 1 58 56.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius-Leber-Straße, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Sprechstunde der LawineBeratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11,Telefon 25 66 02.
Treff für Jugendliche in Berufsnot 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a,Telefon 8 48 00.
Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (Ökumenische Nichtseßhaftenhilfe) 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr, Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Erlensee. Treff der Selbsthilfe Körperbehinderter 15 bis 19 Uhr Erlenhalle, Langendiebach.
Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr, Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Vereine/Organisationen Hanau. Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred Delp Straße 10.
Rodenbach. Hanauer Single Treff, 20 uhr Hanauer Landstraße 31, (Gststätte DaRaffaele). Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, 10 Uhr Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes Großauheim, 9 und 10 Uhr Frauengymnastik Gemeindezentrum Waldsiedlung, 14.30 Uhr Kinder-Hobbytheke im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr FAN 70 Schülercafé Teehaus Marienstraße. Maintal. Kinderclub in der Dietrich Bonhoeffer Schule, 16 Uhr offener Spielbereich, 16.30 Uhr Tischfußballturnier, 16 Uhr Skat.
Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Seniorennachmittag. Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für Kinder ab 4 Jahen, 15 Uhr Mutter-Kind-Gruppe, 18 Uhr Tischtennis, 14 Uhr Ausflug der Frauenhilfe nach Wilhelmsbad, Abfahrt an der Kirche.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt,Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter- Kind-Spielgruppe, 15 Uhr Seniorentreff, 18 Uhr Tanzgruppe im Jugendkeller.
Jugendzentrum Hermann Löns Strßae 2a, 16 bis 20 Uhr offenes Haus mit Disco.
Bruchköbel. Seniorentreff: 15 Uhr Treffen im evangelischen Gemeindehaus Niederissigheim. Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 10 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe, 19.30 Uhr Frauenkreis.
Langenselbold.Einweihungsfest des Spielepark "An der Gründau", 15 Uhr, 15.30 Uhr Auftritt von Jongleuren und Spielmobil.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 22 Uhr.
Schöneck.Das Spielmobil "Fantau" ist in der Zeit von 14.30 bis 17.30 Uhr auf dem Spielplatz Niddertalring in Oberdorfelden. Erlensee. Das Spielmobil ist in der Zeit von 14 bis 17 Uhr an der Erlenhalle.
Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 15 Uhr Spielkiste für Kinder im Gemeindezentrum.
Seniorentreff: 14.30 Uhr Seniorennachmittag, 14 Uhr offener Betrieb Sozialstation Uferstraße
Rodenbach. Evangelische Kirchengemeinde Buchbergstraße 6, 16.30 Uhr Kindergruppe Kaktus.
Gelnhausen. Wissens- und Hobbybörse in der SEKOS 14 bis 18 Uhr,Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.
HANAU. Die Christdemokraten des Ortsverbandes Großauheim und Wolfgang kommen am Donnerstag, 6. August, zu einer Mitgliederversammlung in der Alten Schule an der Taubengasse zusammen. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.
Stadtrat Norbert Kress hält an diesem Abend ein Referat. Außerdem wollen die CDUler über die Kandidatenlisten für den Ortsbeirat und die Stadtverordnetenversammlung beraten. Auf der Tagesordnung stehen schließlich das Grußwort des Stadtverbandsvorsitzenden und die geheime Wahl für die Kandidatenlisten.
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WIESBADEN. Das Wickerbachtal zwischen den Stadtteilen Kloppenheim und Medenbach ist jetzt vom Darmstädter Regierungspräsidenten unter Naturschutz gestellt worden - es handelt sich um ein für den Vordertaunus typisches Wiesental, das rund zehn Hektar groß ist und als Lebensraum seltener Pflanzen von Naturfreunden geschätzt wird. Hier wachsen die Seggen-Rispen, ein besonderes Sauergras, die Sumpfdotterblume und die Kohldistel.
Das Wickerbachtal wird vom Hessischen Forstamt Chausseehaus gehegt und gepflegt. Die Forstbeamten werden von jetzt an besonders darauf achten, das die Ge- und Verbote, die mit dem Naturschutz verbunden sind, auch beachtet werden: daß beispielsweise Spaziergänger die Wege nicht verlassen und daß dort weder geritten noch campiert oder sogar ein Lagerfeuerchen angezündet wird. maf
WIESBADEN. Die vom Deutschen Gewerkschaftsbund gegründete "Arbeitsgruppe gegen den Fremdenhaß" tagt am morgigen Donnerstag, 6. August, im DGB-Haus, Bismarckring 27. Erörtert werden sollen geplante Veranstaltungen zum Ausländergesetz. Außerdem wollen die Gewerkschafter über die Beteiligung der "Republikaner" an der Kommunalwahl 1993 diskutieren. Das Treffen beginnt um 19 Uhr. maf
BRUCHKÖBEL. Das städtische Spielmobil "Emil Brummkübel" geht im August wieder auf Tour. Für jeden von vier bis 40 Jahren hat der Bus etwas Passendes dabei, versprechen die Jugendbetreuer, die mittlerweile viele neue und ungewöhnliche Spielsachen hinzugekauft haben.
Anzutreffen ist das Spielmobil im August und September jeden Montag am Spielplatz neben dem Bürgerhaus in Oberissigheim, dienstags in der Karl-Eidmann-Straße in Niederissigheim, mittwochs am Spielplatz in Butterstadt, donnerstags in der Blochbachstraße in Roßdorf und freitags in der Waldseestraße in der Kernstadt. hein
Die Umwandlung des bis dahin kostenfreien Parkgeländes am Sachsenhäuser Tiefkai - zwischen Flößer- und Obermainbrücke - in einen gebührenpflichtigen Stellplatz sorgt für Reibungspunkte mit den Anwohnern. Andreas B. aus der Frankensteiner Straße teilte der FR mit, die Bewachungsfirma habe ihm ein Angebot für eine Monatsmiete von 100 Mark unterbreitet. Der Autofahrer, der bislang kostenlos am Mainufer parken konnte, hält diese Bedingung für nicht akzeptabel.
Stadtrat Achim Vandreike hatte die Parkkonzeption Mitte Juli vorgestellt. Die 180 Stellplätze sind von vier Sachsenhäuser Gastronomen gepachtet worden. Die Initiative zielt darauf ab, den Gästen des Ebbelweiviertels einen bewachten und damit sicheren Parkplatz zu bieten. Zwischen sechs Uhr abends und drei Uhr nachts werden pro Auto fünf Mark Gebühr erhoben. Der Stadtrat kündigte an, das Ordnungsamt werde sich mit Anwohnern verständigen, die ihre Autos am Tiefkai abstellen wollen. Vandreike: "Denen müssen wir ein Stück entgegenkommen." Ein Versprechen, das nach den Erfahrungen von Andreas B. bislang nicht eingelöst worden ist.
Eine Alternative zu der Fläche am Main gibt es nicht. Mit der Parkplakette für Anwohner in dem östlichen Gebiet Sachsenhausens ist nach dem Zeitplan der Straßenverkehrsbehörde erst in der zweiten Hälfte 1994 zu rechnen. Dann kommt der Distrikt zwischen Bundesbahngleisen, Darmstädter Landstraße, Offenbacher Landstraße und Mainufer an die Reihe.
Das Büro des Stadtrates zeigte sich am Freitag überrascht von der Aussage, daß Dauermieter pro Monat 100 Mark bezahlen sollen. Vandreike-Referent Schäfer war am Freitag nicht mehr in der Lage, den Sachverhalt im Ordnungsamt zu klären. habe
MAIN-KINZIG-KREIS. Kreistagsfraktion und -vorstand der Grünen haben die jüngsten Aussagen des alten und neuen Abfalldezernenten, Vizelandrat Erich Pipa (SPD) kritisiert und die Vermutung geäußert, die sozialdemokratische Kreisspitze wolle in Sachen Mülldeponie offenbar wieder zum Standort "Streit" in Gründau zurückkehren. Nicht anders könnten die öffentlich geäußerten Zweifel an den eigenen Gutachtern vom Ingenieur-Büro AHU in Aachen gewertet werden, schreiben Peter Stahl und Karl- Heinz Herr in einer gemeinsamen Presseerklärung. Mit dem Abrücken vom bereits beschlossenen Standort "Hohestein / Eckenberg"-Süd, so die Grünen, gehe der ehemalige Koalitionspartner das Risiko ein, die Entsorgungssicherheit im Main-Kinzig-Kreis zu gefährden und "für die Durchsetzung eigener und persönlicher Machtinteressen den Müllnotstand zu riskieren". Die Grünen haben nach eigener Aussage die bislang vorliegenden Gutachten von AHU und Dr. Hug, der eine Stellungnahme im Auftrag der Gemeinde Ronneburg erarbeitete, ausgewertet und sind dabei zu dem Schluß gekommen, daß sich die vergleichende Standortuntersuchung "plausibel, belegbar und nachvollziehbar" darstelle. Dies werde auch von der Hessischen Landesanstalt für Bodenforschung bestätigt.
Als Geldverschwendung bezeichnet der ehemalige Juniorpartner daher die Beauftragung eines weiteren Instituts mit zusätzlichen Analysen: "Nur der Abfalldezernent meint, nun nach außen wieder kundtun zu müssen, daß er seinem eigenen Institut nicht traut und deshalb ein drittes Institut beauftragt wird."
Die Grünen fordern die SPD abschließend auf, zur früheren, gemeinsam erarbeiteten Abfall- und Umweltpolitik sowie den damit verbundenen technischen Standards zurückzukehren. hein
MARBURG. Drei neue Gutachten hat der Kreis Marburg-Biedenkopf beim Regierungspräsidium Gießen vorgelegt, um das Planfeststellungsverfahren für eine im Arzbachtal bei Marburg geplante Mülldeponie voranzutreiben.
Die Studien bestätigen nach Worten des Ersten Kreisbeigeordneten Rudolf Schwedes (Die Grünen) die Eignung des anvisierten Standortes der von Bürgerinitiativen und der Stadt Marburg heftig befehdeten Deponie. Dort werden Gefahren für die letzte erschließbare Trinkwasserreserve der Stadt Marburg ebenso befürchtet wie fortdauernde Emissionen durch die Müllkippe und die Entwertung einer 50-Hektar-Agrarlandschaft.
Die neuen Gutachten eines Darmstädter Ingenieurbüros kommen nach Auskunft von Schwedes zu dem Ergebnis, daß die Qualität der Bodenschichten im Arzbachtal einen "umfassenden Grundwasserschutz" gewährleistet, weil sie eine Ausbreitung möglicher Sickerwasseraustritte "weitgehend behindert". Dennoch seien diverse Störfallszenarien bis hin zum theoretischen Fall des vollständigen Versagens der Basisabdichtung berechnet worden. Selbst beim "unwahrscheinlichsten Fall des Versagens aller Sicherungssysteme" würden nach Durchsikkern der Bodenschichten die Konzentrationen der Ausgangsstoffe "so stark reduziert, daß einschlägige Richtwerte nicht überschritten" würden.
Vor drei Jahren hatte der rot-grün regierte Kreis die Genehmigung beim RP Gießen beantragt. Ein bereits Mitte 91 anberaumter Erörterungstermin wurde wegen zusätzlicher Untersuchungen wieder abgesetzt.
Vor einigen Monaten hatte Regierungspräsident Hartmut Bäumer (Die Grünen) den Kreis aufgefordert, den vorgesehenen Deponiestandort Arzbachtal vor dem Hintergrund des "offenbar förderungswürdigen Trinkwasservorkommens" nochmals zu überprüfen. tap
Grüne schmieden ihr Kreis-Wahlprogramm
WETTERAUKREIS. Mit ihrem Programm für die Kommunalwahl 1993 befassen sich die Wetterauer Grünen in einer Kreismitgliederversammlung am Dienstag, 11. August, ab 20 Uhr im Bürgerhaus des Friedberger Stadtteils Bruchenbrücken. ieb
BAD VILBEL. Alle Vereine und sonstigen Gruppen und Organisationen, aber auch Privatleute lädt der Gewerbering schon jetzt ein, sich am Weihnachtsmarkt im Hof der Stadtschule jeweils samstags am 12. und 19. Dezember zu beteiligen.
Den Vereinen wird angeboten, mit dem Verkauf von Glühwein, Bratwürsten oder Waffeln die eigene Kasse aufzubessern. Erwünscht wäre auch ein Angebot von Spielzeug oder Weihnachtsschmuck.
Anmeldungen von Buden und Ständen nimmt mit 15. September Steffen Kreiling bei der Firma Schuh-Schmitt, Frankfurter Straße 100, Telefon 8 56 56, Fax 8 41 67 entgegen.
Es werden keinerlei Standgebühren erhoben, teilt Gewerberingsvorsitzender Ludwig Jusek mit. hm
Herrn James de Bry, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Maria Stoll, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Frau Margarete Keller, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Frau Friedericke Artz, Bad Vilbel, zum 94. Geburtstag.
Herrn Leonhard Springer, Okarben, zum 83. Geburtstag.
Frau Margarete Jaki, Burg-Gräfenrode, zum 86. Geburtstag.
Frau Carola Weigandt, Petterweil, zum 74. Geburtstag.
Frau Kätchen Meiss, Bönstadt, zum 77. Geburtstag.
SACHSENHAUSEN. Carmen I., Sachsenhäuser Brunnenkönigin der Saison 1992 / 93, hat alle Kinder in Sachsenhausen zu einem Malwettbewerb aufgerufen. Thema: "Rund um das Sachsenhäuser Brunnenfest" (Brunnenkönigin, Kerwebaum, Gickelschmiß, Brunnen, Rummelplatz). Die Bilder können ab sofort eingesandt werden an Carmen Abersfelder, Bruchrainstraße 9, 6000 Frankfurt 70. Die drei schönsten werden mit einem Preis bedacht.
"Ihre Majestät Carmen I." tritt ihre Regentschaft offiziell am Freitag, 7. August, an. Im Rahmen einer Festveranstaltung im Carolussaal der Binding-Brauerei wird sie in ihr Amt eingeführt und die (noch) amtierende Brunnenkönigin Anja I. verabschiedet. Schirmherr des 502. Sachsenhäuser Brunnenfestes (15. bis 18. August) ist Binding-Verkaufsdirektor Hans Haug. Am Kürungszeremoniell wird unter anderem Oberbürgermeister Andreas von Schoeler teilnehmen. dixi
Bei der Ausgestaltung von Verkaufsräumen genügt es nicht, wenn der Geschäftsinhaber die üblichen Sicherheitsmaßnahmen trifft, "er hat auch ein Fehlverhalten von Kunden zu berücksichtigen", um mögliche Gefahren für sie zu verhüten. Das Frankfurter Amtsgericht gab der Klage einer Kundin auf Schadensersatz recht, die in einem Lederwarengeschäft ein paar Stufen hinabgestürzt war und sich dabei am rechten Fuß verletzt hatte.
Die Frau war im Juni 1990 am Rande eines Verkaufspodestes rücklings an den Stufen abgeknickt. Dabei zog sie sich schwere Verletzungen am rechten Fuß zu. So mußte sie sechs Wochen einen Gipsverband tragen und sich noch Ende 1991 wegen anhaltender Schmerzen behandeln lassen. Als die Haftpflichtversicherung des Ladeninhabers jegliche Zahlung von Schmerzensgeld ablehnte, ging die Frau vor Gericht, um dort 3000 Mark einzuklagen. Sie behauptete, das beklagte Geschäft habe seine Verkehrssicherungspflicht verletzt. Nach Aussage einer Verkäuferin seien an der Stufe zudem schon häufig Kunden gestolpert.
Der Geschäftsinhaber vertrat dagegen vor Gericht die Ansicht, "der Unfall beruhe allein auf der Unachtsamkeit der Klägerin". So seien die Stufen zum Unfallzeitpunkt beleuchtet und außerdem noch mit Schildern "Vorsicht Stufe" gekennzeichnet gewesen. Vorher sei dort auch noch kein anderer gestolpert.
Diese Maßnahmen zur Sicherung des Podestes, an dem die Klägerin umknickte, reichten nach Ansicht des Gerichts jedoch nicht aus. Die Gestaltung des erhöhten Teils des Verkaufsraums sei für jemanden, der mit der Örtlichkeit nicht vertraut sei, ausgesprochen unübersichtlich. Dabei könne es durchaus zu einem Unfall kommen, wenn ein Kunde beim Betrachten der Ware an der Wand etwas zurücktrete und damit rückwärts in unmittelbare Nähe der Stufen gerate. Dies könne vor allem dann passieren, wenn sich auf dem Podest mehrere Personen aufhalten und sich gegenseitig ausweichen müssen.
Das Gericht billigte zwar zu, daß bei einem derartigen Unfall immer auch ein Fehlverhalten des Kunden vorliege, doch sei dies für den Geschäftsinhaber "durchaus vorhersehbar, weil durch die an der gegenüberliegenden Wand ausgestellten Ledertaschen die Aufmerksamkeit der Kunden abgelenkt werde". Der Verkaufsraum sei deshalb nicht ausreichend gesichert und müsse umgebaut werden. So käme nach Ansicht des Gerichts zum Beispiel eine Absenkung des Podestes in Betracht oder der Einbau von schrägen Ebenen statt der Stufen.
Da das Gericht aber auch der unachtsamen Klägerin eine gewisse Mitschuld an dem Unfall gab, gewährte es ihr statt der geforderten 3000 Mark nur 2000 Mark Schmerzensgeld. sol
Im Sommer geht viel zu Bruch
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Sehr viel wird durch Randale zerstört" auf den Spielplätzen im Stadtgebiet - gerade in den Sommerwochen. Das berichteten Bürgermeister Bernhard Brehl und Horst Hauser vom Stadtbauamt und reagierten damit auf Beschwerden aus der Bürgerschaft über den Zustand von verschiedenen Spieleinrichtungen.
So wurden beispielsweise am Spielplatz Okrifteler Straße mit brachialer Gewalt von Unbekannten dreimal hintereinander Bohlen zertrümmert, berichteten die beiden. Ein auf dem Spielplatz Daimler Straße errichtetes Spielgerät stand gerade nur eine Woche lang unversehrt - dann war die Leiter zerstört.
Das alles trübe manchmal das positive Bild, das Mörfelden-Walldorf mit seinen Spielplätzen ansonsten biete, erklärten Brehl und Hauser. Die Folgen solchen Vandalismusses seien: Einmal entstünde die Gefahr, daß sich die Kinder an den Geräten verletzten. Zum anderen bedeute es Mehrarbeit für die städtischen Bauhöfe und letztlich müsse der Steuerzahler die Kosten tragen. Wenn Spielplätze, die für kleinere Kinder gedachte seien, von Jugendlichen genutzt würden, gebe es immer wieder Probleme mit den damit einhergehenden Zerstörungen, machten Brehl und Hauser deutlich.
Die bei einem kürzlich unternommenen Rundgang auf den Spielplätzen festgestellten Zerstörungen haben Mitarbeiter des Bauamtes in einem zehnseitigen Bericht zu Papier gebracht. Zweimal im Jahr werden solche Protokolle für den Magistrat angefertigt.
Dabei werden sowohl mutwillige Zerstörungen aufgelistet als auch die Erneuerung von Verschleißteilen angesprochen. Hierfür sowie für Ersatzbeschaffungen seien beispielsweise im vergangenen Jahr 180 000 Mark aufgewendet worden, berichtete Hauser. cas
&blt; Baudenkmäler
Die deutsche Stiftung Denkmalschutz zeigt von Montag, 3. August, bis Sonntag, 30. August, in der Paulskirche eine Ausstellung über bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland, darunter das Dresdner Schloß, die Georgenkirche und der Stadtgottesacker in Halle. Eröffnet wird die Ausstellung am Montag um 11 Uhr. &blt; Hip Hop Im Cooky's Am Salzhaus 4 treten am Montag, 3. August, vier Bands auf: B.O.Y., Lil' Dee, Lovely und Michael Westman. Ab 22 Uhr spielen sie House, Hip Hop und Rhythm and Blues. &blt; Ausstellung Die Art Gallery des Sheraton, Flughafen Terminal Mitte, lädt am Montag, 3. August, zur Ausstellungseröffnung ein. Gabriele Hopf-Martin zeigt Arbeiten in Acryl auf Leinwand unter dem Titel "Frauenempfinden und -erleben". Die Vernissage beginnt um 19.30 Uhr. &blt; Der Regenmacher Auf dem Programm der Burgfestspiele Bad Vilbel steht am Montag, 3. August, 20.15 Uhr in der Lohstraße 13, das Stück "Der Regenmacher" unter der Regie von Jörg Reichlin.
FRANKFURT A. M. Kurz nach 17.30 Uhr. Die Quecksilbersäule zeigt 25 Grad. Sport bei dieser Hitze? Und dann ist da noch die Sache mit dem Ozon . . . Also lieber gleich in den Biergarten. Ein paar Leute in kurzen Sporthosen, bunten Leibchen und modischen Schweißbändern sehen das anders. Erst der Spaß, dann das Vergnügen - das da heißt: der abendliche Dauerlauf durch den Frankfurter Stadtwald. Die "Droge Laufen" gibt es bei Spiridon Frankfurt täglich und kostenlos.
Heute stehen nur etwa 40 Leute am Sportplatz an der Babenhäuser Landstraße in Sachsenhausen. "Normalerweise sind werktags ein paar mehr da", räumt Gerhard Schroeder, Vorsitzender vom Läuferklub Spiridon, ein. Das "Konkurrenzunternehmen Freibad" lockt. Die Uhr zeigt viertel vor sechs und der "Präsident" mahnt zur Eile. Wer zu spät kommt, bestraft sich selbst: Alleine zu laufen, ist nur halb so schön.
Die ersten setzen sich in Trab, und schnell bilden sich Grüppchen. Noch wird gescherzt und geflachst. "Kommt ihr erst 'mal in mein Alter", droht ein rüstiger Senior im feschen gelb-weißen Spiridon-Trikot. Die ersten Meter sind für ihn noch mühsam, doch schnell findet er seinen Rhythmus. Er will heute zehn Kilometer in einer Stunde laufen, andere joggen die doppelte Strecke in zwei Stunden, und die dritte Gruppe schafft die 20 Kilometer 15 Minuten schneller. "Am Samstag nachmittag, wenn 300, 400 Läufer kommen, dann gibt es bis zu 20 verschiedene Gruppen." Auch die kleine "Leistungsgruppe" ist sich einig: Bei der Hitze werden die 20 Kilometer "ganz ruhig" angegangen, langsam Richtung Waldstadion - nebenher wird geplaudert: über Erfolge beim letzten Volkslauf, Knieschmerzen, den anstehenden Trainingsplan. Tiefstapeln gehört dazu - so richtig "gut drauf" ist keiner. "Nur" für die Gesundheit trainieren sie nicht, sie haben auch ehrgeizige Wettkampfpläne.
Manfred Haberbeck, der drahtige 50jährige, hat den Duisburg-Marathon Mitte September im Visier. "Die 2 Stunden 50 Minuten packe ich hoffentlich." Auch der junge Klaus Meyer nimmt in diesem Jahr noch die 42,195 Kilometer unter die Sohlen. Er will - wie viele andere Spiridon-Läufer - am Frankfurter Stadtmarathon teilnehmen. Sein Handicap: Er ist blind und braucht einen Läufer, der ihn begleitet und wie er deutlich unter drei Stunden laufen kann. Gefahren beim Laufen - Unebenheiten, Hindernisse, tückische Wurzeln - sind für Meyer kein Problem. Eine kurze Schnur verbindet ihn mit seinem Partner. Der weist ihn zwar auf Hindernisse hin, doch Meyer spürt meist genau, wo's langgeht.
1978 wurde Spiridon gegründet. Schroeder schätzt, daß von den etwa 650 Mitgliedern 80 bis 90 Prozent laufen. "Mitlaufen kann bei uns jeder, doch sollten möglichst viele auch dem Verein beitreten." So kommen samstags um 15 Uhr, dem "Hauptlauftag", nicht nur der Halbprofi und Marathon-Aspirant, sondern auch die Anfängerin, der Rentner oder der Vater mit Kindern. "Ich will bloß fit bleiben und genieße es, nicht alleine laufen zu müssen." Wie der jungen Frau in den Leggings geht es vielen: Extremleistungen haben sie nicht im Sinn.
Eine Ausnahme ist Langstreckengeher Jürgen Ganster. Er startet zwar für den SSC Hanau-Rodenbach, trainiert aber mit den Spiridonisten. Neulich gewann er ein 24-Stunden-Gehen mit der erstaunlichen Leistung von 197 Kilometern. Gegangen wird bei solchen Wettkämpfen auf einem kleinen Rundkurs, ohne Pause, rund um die Uhr. Langweilig wird es dem Ultra-Geher dabei nie. "Nur nachts setze ich ab und zu den Walkman auf."
Laufen ist gesund - vorausgesetzt, man betreibt es vernünftig und läßt sich vorher von einem Arzt untersuchen. Fußball ist riskanter. Kein Wunder, daß Gerhard Schroeder auf die jüngste Anti-Lauf-Kampagne der AOK verärgert reagiert. "Da wurde mit falschen und verzerrten Fakten Stimmung gemacht." Der Schuß der Krankenkasse könne nach hinten losgehen: Die AOK unterstützt und organisiert Lauftreffs und arbeitet auch mit Spiridon zusammen. "Solch eine Kampagne verunsichert den Hobbyläufer und ist auch nicht eben Ansporn für die vielen ehrenamtlichen Lauftreff-Leiter."
Horrormeldungen über Kreislaufkollaps und Herztod beim Marathon bringen zwar Schlagzeilen, gehen aber an der Sache vorbei: Nur für wenige endet der Marathon im Krankenwagen, und es sind meist nur die Unvernünftigen und Untrainierten, die zuviel zumuten.
Wer Lust hat, kann bei Spiridon täglich laufen: werktags um 17.45 Uhr, samstags um 15 Uhr. Treffpunkt ist der Sportplatz an der Babenhäuser Landstraße. bai
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Nicht der Verhandlungsstillstand, der bevorstehende Generalstreik oder gar Olympia hält Südafrika zur Zeit in Atem, die geballte Aufmerksamkeit am Kap der Guten Hoffnung gilt vielmehr einem Gerichtsverfahren, das es in vieler Hinsicht in sich hat: Eugene TerreBlanche, beleibter "Führer" der militanten, rechtsradikalen Afrikaner Widerstandsbewegung, soll ein Verhältnis mit Jani Allen, Mannequin und Ex-Kolumnistin einer liberalen englischsprachigen Wochenzeitung, unterhalten haben.
Das Drama entfaltet sich gegenwärtig 10 000 Kilometer vom Orginalschauplatz entfernt: im Hohen Gerichtshof zu London, wo die Journalistin den britischen Fernsehsender "Channel Four" auf Schadensersatz verklagt. In einem frechen Dokumentarfilm mit dem Titel "Der Führer, sein Fahrer und des Fahrers Frau" soll die Behauptung vom schrägen Liebesverhältnis zwischen Faschistenchef und Mannequin wiederholt worden sein, die ursprünglich von zwei britischen Zeitungen aufgebracht worden war. Die Blätter hatten Jani Allen in außergerichtlichen Vergleichen bereits mehrstellige Summen Schadensersatz zukommen lassen, sodaß die Journalistin vor Gericht jetzt selber eingestand, sie habe in den vergangenen zwei Jahren mehr durch Klagen als durch Arbeiten verdient. "Channel Four" zeigte sich indessen streitbereit und verhalf der südafrikanischen Öffentlichkeit zu jener Brise Amusement, die sie in der toternsten Politik sonst schmerzlich vermißt.
Der Buren-Hüne TerreBlanche ist dem Südafrikaner gemeinhin als moralisierender Nationalist, Christ und Rassist bekannt. Seine nicht nur der Rhetorik nach an Joseph Goebbels erinnernden Reden beginnen stets mit Andacht und Gebet, der Familienvater pflegt bei jeder Gelegenheit die burische Moral gegenüber dem englisch-jüdischen Werteverfall hervorzuheben.
Linda Shaw, Kronzeugin und ehemalige Mitbewohnerin der Klägerin, wußte von nächtlichen Orgien und Can- Can-Tänzen im gemeinsamen Appartement zu berichten. Alles habe damit begonnen, daß Jani Allan "unglaublich begeistert" von ihrem ersten Interview mit dem blauäugigen AWB-Chef zurückgekehrt sei und bald von Heirat und ihrem Leben als "First Lady" oder "Führerin" geträumt habe. Eines Abends wurde die Kronzeugin nach eigenen Worten durch einen "unglaublichen Lärm" aufgeschreckt: Bei einer Inspektion durchs Schlüsselloch habe sie zwar nicht das bärtige Gesicht des 48jährigen Ehebrechers gesehen, doch die sich rhythmisch bewegenden Körperteile, derer sie gewahr wurde, hätten nur zu der voluminösen Führergestalt passen können, sagte Frau Shaw. Außerdem hätten vier im Blickwinkel erschienene schwarze Stiefel offensichtlich zur ständigen Leibstandarte des Führers gehört. Inwiefern die beiden Bewacher an ihres Herrn Vergnügen beteiligt worden seien, wußte die Späherin allerdings nicht zu sagen. Nur eines noch: Eines Morgens habe Jani Allan verträumt ausgerufen: "Er ist ein glänzender Liebhaber, auch wenn er ein bißchen schwer ist".
Linda Shaw ist indessen nicht die einzige, die den Zwei-Meter-Hünen schwer belastet: ein Renegat der burischen Widerstandsbewegung bezeugte vor Gericht, er habe seinen sturzbetrunkenen Führer einst vom Canape in Jani Allans Wohnung retten müssen, wo er halbohnmächtig und mit herabgelassener Hose gestrandet war.
Im Kreuzverhör räumte die Klägerin zwar ein, Eugene TerreBlanche sei wohl wirklich in sie verliebt gewesen. Dem Gericht liegen Aufzeichnungen des Anrufbeantworters der Journalistin vor, auf denen der Teilzeit-Farmer in fast schon lyrischer Form die Angebetete um Erhöhrung anfleht. Doch sie sei von dem "Widerling" stets abgestoßen worden, beteuert Jani Allan - wie ihr überhaupt jegliches Vergnügen an körperlichen Freuden fremd sei. Dies wiederum, konterte der Anwalt des britischen Fernsehsenders, sei kaum mit Aufzeichnungen aus einem ihrer Tagebücher in Einklang zu bringen, die "Channel Four" zugespielt worden seien und die Schreiberin menschlich-allzumenschlicher Phantasien durchaus mächtig zeigten. Es seien eben Phantasien und nicht Wirklichkeit gewesen, erwiderte das Mannequin.
Der AWB betrachte den Prozeß als eine Verschwörung gegen das Burentum. Der Führer selbst gab Mitte dieser Woche sibyllinisch zu Protokoll: "Ich frage mich nur, wer bei diesem Prozeß am meisten lügt". Der Prozeß wird fortgesetzt. J. DIETERICH (Johannesburg)
Frau Katharine Hopfengartaus Hanau- Steinheim zum 90. Geburtstag am Montag, 3. August.
Frau Franziska Bujak aus Maintal- Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Montag, 3. August.
Bruchköbel will sein marodes Bad aufpeppen Trotz der Haas'schen Pläne hält Stadt an Sanierung fest Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Obwohl sich die Pläne des Fischzüchters Heinrich Haas für eine Hotel- und Parkanlage mit Freizeitbad unmittelbar an der Gemarkungsgrenze zwischen Hanau und Bruchköbel konkretisieren, sieht der dortige Verwaltungschef Helmut Irmen derzeit keine Veranlassung, die Pläne für die Sanierung des eigenen Schwimmbades auf Eis oder sogar in Gänze zu den Akten zu legen. Der Bruchköbeler Bürgermeister hält die derzeitige Entwicklung zum einen für völlig offen. Zum anderen meint er, der Bau einer Art "Taunusthermen" sei nicht mit dem Badebetrieb in den bereits vorhandenen Pools vergleichbar. Von daher sei auch das Abwerben von Kunden durch das Haas'sche Projekt nicht zu befürchten. Wie berichtet, konnte sich der Hanauer Magistrat mit den neuen, abgespeckten Projektvorlagen von Haas, der von einem süddeutschen Investor unterstützt wird, leichter anfreunden, als es zuvor der Fall war. Nach der ersten Vorlage sollte zusätzlich ein Altenzentrum errichtet werden, das inzwischen nicht mehr angestrebt wird. Stadtbaurat Jürgen Dreßler hat sich inzwischen grundsätzlich positiv zu dem geänderten Vorhaben geäußert.
Nun plant die Stadt Bruchköbel seit Jahren, ihr marodes Hallen- und Freischwimmbad aufzupeppen. Ursprünglich hatte der inzwischen pensionierte Erste Stadtrat Siegfried Sümmchen ebenfalls für die Umgestaltung zum Erlebnisbad plädiert, um die tristen Räumlichkeiten attraktiver zu machen, mehr Besucher anzulocken und somit das jährliche Defizit von rund 800 000 Mark, Tendenz steigend, zu verringern. Als allerdings bekannt wurde, was so etwas kostet, nahmen Verwaltung und Parteien von diesen hochtrabenden Plänen Abstand.
Gleichwohl wird die Stadt mindestens sechs Millionen Mark - die Opposition schätzt sieben bis acht - in die Neugestaltung stecken müssen. Davon wird allein die Sanierung der Bausubstanz die Hälfte der Kosten ausmachen. Im Gespräch sind außerdem die Einrichtung eines Eltern-Kind-Bereichs und der Bau eines energiesparenden Blockheizkraftwerks für Heizung und Elektrizität.
Mit dem Bau des Freizeitbades in unmittelbarer Nähe würden sich die Bruchköbeler Pläne eigentlich erübrigen, meinen Beobachter. Dann könnte die heruntergekommenen Gebäude abgerissen und an gleicher Stelle das von der Opposition bereits für das ehemalige Feuerwehrgelände geforderte Alten- und Dienstleistungszentrum errichtet werden.
Bürgermeister Irmen sieht für ein Umdenken in dieser Frage allerdings keine Veranlassung. Freilich räumt er ein, daß sich der Betrieb des Bades total unwirtschaftlich gestaltet und es die Stadt viel billiger käme, für die Schwimmer eine kostenlose Busverbindung wohin auch immer zu unterhalten. Das jährliche Eintrittsgeld reicht noch nicht einmal dafür, die beiden Kassiererinnen zu bezahlen.
Auf die Frage, warum dann immer noch Arbeitskräfte dafür bezahlt würden, wenn sie noch nicht einmal ihren eigenen Verdienst einspielten, sagte Irmen, mittelfristig sei der Abbau dieser Stellen bereits geplant. Danach würden Automaten eingesetzt. Im übrigen werde das Haas'sche Freizeitbad, so es denn gebaut werde, aus der Bruchköbeler Ortsmitte nur wenige Besucher abziehen. Irmen: "Wer dahin geht und 20 Mark Eintritt bezahlt, hat ganz andere Interessen." Außerdem sei es nicht an ihm, die Richtung vorzugeben: "Wir leisten nur die Vorarbeiten. Dann müssen die Politiker Farbe bekennen, was sie wollen."
"Taxifahrer überfallen und ausgeraubt" - solche Meldungen tauchen regelmäßig in den Tageszeitungen auf. Immer häufiger setzen die Täter Waffen ein, oft ist der Fahrer gleich mit mehreren Angreifern konfrontiert. Wie sie aus solchen Situationen möglichst glimpflich herauskommen, das können Taxifahrer bei Heinrich Kuhlmann lernen: Der Polizist hat ein spezielles Sicherheitstraining für diese Berufsgruppe entwickelt.
Sein Trainingsprogramm, das inzwischen von beiden Taxi-Verbänden in Frankfurt unterstützt wird, soll nach den Sommerferien auch in anderen Städten laufen. In Berlin und München hat er bereits die ersten Kurse abgehalten. Der Bundesverband der Taxifahrer hat sein Training in sein offizielles Ausbildungsprogramm übernommen. Zudem soll Kuhlmann künftig auch Kollegen aus anderen europäischen Städten, etwa Amsterdam, Zürich und Brüssel, ausbilden, die seine Erkenntnisse dann in ihrer Heimatstadt weitergeben werden.
Kurse für Taxifahrer bietet Kuhlmann bereits seit einigen Jahren an. Doch anfangs vermittelte er dort hauptsächlich Selbstverteidigungstechniken. Damals warfen die Verbände ihm vor, er wolle wohl "aggressive Rambos" heranzüchten. Doch inzwischen hat Kuhlmann, seit 20 Jahren bei der Frankfurter Polizei und dort auch Lehrer für Judo und Karate, die Inhalte völlig verändert: "Es geht mir heute vor allem um eine psychologische Verhaltensschulung", sagt er. "Die Leute sollen mit wachen Augen fahren und versuchen, aus gefährlichen Situationen möglichst früh herauszukommen." Selbstverteidigungstechniken werden erst ganz am Ende des eintägigen Kurses angesprochen: "Gewalt ist in jedem Fall die letzte Lösung."
Die Fahrer sollen per Rollenspiel und Videofilm für bestimmte Gefahrensituationen sensibilisiert werden. "Raubüberfälle passieren fast ausschließlich am Wochenende zwischen 20 und 22 Uhr. Der Fahrer wird per Telefon zu einem dunklen Hauseingang gerufen, oder er wird von einem Fahrgast zu einer unübersichtlichen Stelle dirigiert."
Wer sich darüber im klaren sei, könne entsprechend wachsam sein. Kuhlmann rät den Fahrern zudem, nur wenig Wechselgeld mit sich herumzutragen und stets auf Fluchtmöglichkeiten aus dem Auto zu sinnen. Viele brisante Situationen lassen sich nach Kuhlmanns Erfahrungen schon durch Gespräche entschärfen. Dreiviertel der Täter stünden unter Alkoholeinfluß, der enthemmend wirke. "Der Fahrer muß versuchen, die Hemmschwelle für Gewalt beim Täter heraufzusetzen." Reagiere der Täter gestreßt oder nervös, müsse man ihm signalisieren, daß man sich nicht wehren werde. "Hier mit Gegengewalt oder einer Anzeige zu drohen, ist das Schlimmste, was man machen kann."
In den Rollenspielen geht es aber auch um Situationen wie Streit mit zahlungsunwilligen Fahrgästen oder sexuelle Belästigungen. Ein spezielles Aufbauseminar für Frauen ist in Vorbereitung. esi
Accept im Angebot Sie wurden einst als größte deutsche Metal-Hoffnung nach den Scorpions gehandelt, gingen aber seit 1986 getrennte Wege: Accept und ihr Sänger Udo Dirkschneider. Die einen versuchten es mit neuem Frontmann, der andere als Solo- Schreihals - nur blieb der Erfolg aus. Und so kommt es, wie es kommen mußte, Accept haben sich in der Originalbesetzung zusammengerauft und wollen fortan wieder gemeinsam "Balls To The Wall" grölen. Man habe dem Druck der Fans nachgegeben, so die Musiker zu der Reunion, oder im Klartext: Man will wieder mehr Platten verkaufen. art
Aids-Schnellschuß In Zeiten, da die Budgets der Aids-Hilfen nicht nur in der Bundesrepublik zusammengestrichen werden, bieten Benefiz- LPs gewiß eine willkommene Unterstützung. Aber nicht jede Platte für den guten Zweck ist deshalb auch eine gute Platte. Auf dem "Red, Hot And Blue"- Sampler (1989) hatten Musiker wie David Byrne, Sinead O'Connor und U 2 mit ihren eigenwilligen Neu-Interpretationen des Musical-Komponisten Cole Porter gezeigt, daß sich Engagement durchaus auch mit musikalischem Niveau verbinden läßt. Die "Red, Hot & Dance"-CD (Sony Music) knüpft jetzt daran an. George Michael hat drei neue Songs beigesteuert, Madonna, Lisa Stansfield und Seal sind mit neuen Dancefloor-Abmischungen ihrer Hits vertreten - ein gut gemachtes Potpourri für Tanzwütige. Die Tantiemen aller Songs gehen an die britische Red Hot-Organisation, die damit Aids-Hilfsprojekte in aller Welt unterstützt. Die Musiker der "Life Aids - Love Is The Answer"-CD (Polydor) zeigten sich ebenso generös, nur ist das Songrepertoire weniger ansprechend. Suzanne Vega und Lloyd Cole haben halt mit Mylene Farmer oder Barclay James Harvest musikalisch wenig gemeinsam. Die Benefiz-Auswahl ist mittlerweile so groß, daß man sich solche lieblosen "Schnellschüsse" ersparen kann. art
Ärger für Ice T Mit seinem Song "Cop Killer", der die Polizeigewalt in den Schwarzen-Ghettos der US-Städte anklagt, hat der umstrittene weiße Rapper Ice T einen Eklat in der amerikanischen Öffentlichkeit verursacht. Der vorläufige Höhepunkt der Aufregung war eine Protestaktion vor dem Gebäude der Plattenfirma Warner Brothers in Los Angeles, an der unter anderem der Schauspieler Charlton Heston teilnahm. Heston protestierte gegen den, seiner Ansicht nach, "gewalttätigen Text" in dem Song. Ice T, der sich von den Demonstranten mißverstanden fühlt, zog jetzt die Konsequenzen: In den künftigen Auflagen seines aktuellen Albums "Body Count" wird der Song nicht mehr enthalten sein. Die Plattenfirma kündigte zusätzlich eine sofortige Unterbrechung der Produktion und des Vertriebs von "Body Count" an. Der Sänger begründete seine Entscheidung damit, er wolle den Vorwurf widerlegen, daß er nur wegen der hohen Verkaufsauflagen auf der Veröffentlichung von "Cop Killer" bestehe. Er werde die Aufnahmen des Titels künftig gratis bei seinen Konzerten verteilen lassen und dann nichts mehr damit verdienen. Zurückzunehmen habe er nichts, betonte Ice T. art
Im Januar hat die Blues-Szene einen ihrer ganz Großen verloren: Champion Jack Dupree starb 82jährig in Hannover. Sechs Monate später erscheint nun "Forever And Ever", seine letzte Studio- Produktion, 1991 innerhalb weniger Tage in seiner Geburtsstadt New Orleans eingespielt. Die Songs sind nicht mit der üblichen Nachlaß-Massenware zu vergleichen, sie sind vor allem der Lebenslauf eines einzigartigen Musikers. Duprees "Forever And Ever" ist eine der besten Blues-CDs der letzten zehn Jahre.
"Ratskeller Weinstuben" Es gibt auch Bier
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 12 bis 14.30 Uhr und Montag bis Samstag ab 18 Uhr, Küche bis 23 Uhr, draußen nur bis 22 Uhr.
Angebote: Im Hof finden etwa 40 Gäste Platz; im gemütlich ausgestatteten Keller werden dann nur noch 25 Plätze angeboten. Wird der Hof nicht bewirtschaftet, gibt's in den historischen Mauern von 1717 etwa 65 Sitzplätze. - Hervorzuheben ist die umfangreiche Weinkarte. Das Glas kostet zwischen 5 und 6,50 Mark, die Flasche zwischen 17,50 und 175 Mark. Ein extra-trockener Sekt kommt 42 Mark, der Schampus kostet zwischen 90 und 195 Mark. Bierfreunde müssen nicht verdursten. Es git Weißbier, Alt und Pilsener. 0,2 Liter alkoholfreie Durstlöscher kosten zwischen zwei (Apfelsaft) und drei Mark (Perrier, Säfte). Auf der Speisekarte reicht die Spannbreite von einer Consommé Double- Suppe zu 5,20 Mark bis hin zum Kalbsfilet mit Pfifferlingen, Kartoffelgratin und frischem Gemüse für 43 Mark. Es kann mit Eurocard gezahlt werden.
Bus und Bahn: Von den Oberurseler Stadtbus-Stationen Eppsteiner Straße oder Schule Mitte sind es nur einige Meter zum Marktplatz. Mit einem Besuch des Ratskellers läßt sich ein Bummel durch die Oberurseler Altstadt verbinden.
&blt; Clowntheater
Russische Clowns aus Kiew treten am Dienstag, 4. August, um 21 Uhr im Brüningpark in Höchst auf. "Mimikritschi" nennen sich die fünf Clowns, die 1991 mit dem 1. Internationalen Varietépreis von Stuttgart ausgezeichnet wurden. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung der Frankfurter Summertime ist frei. &blt; Maß für Maß Eine Gastvorstellung gibt das Theater aus Bremen (TAB) am Dienstag, 4. August, um 20.15 Uhr. Das TAB spielt im Rahmen der Burgfestspiele Bad Vilbel in der Lohstraße 13 William Shakespeares "Maß für Maß". &blt; Führungen im MMK Das Museum für Moderne Kunst in der Domstraße 10 bietet drei Führungen an. Am Dienstag, 4. August, 15.15 Uhr, spricht Thomas Köhler über "Gerhard Richter: 18. Oktober 1977". Die "Ausstellungskonzeption und Sammlung" des Museums erklärt am Mittwoch, 5. August, um 11 Uhr Andreas Bee; um 18 Uhr gibt es mit Jean- Christophe Ammann eine Führung zu "Ausgewählten Werken". &blt; Öffentliche Probe "Carmina Burana" Wegen der starken Nachfrage nach Karten für "Carmina Burana" bietet das Rheingau Musik Festival jetzt den Besuch einer Probe an: am Samstag, 8. August, ab 12.30 Uhr können Interessenten eine öffentliche Probe in der Basilika des Klosters Eberbach besuchen. Karten können beim Zentralen Vorverkauf des Festivals bestellt werden, Telefon 06 11 / 30 48 08 oder 37 64 44. Für dieses Konzert gibt es keine Parkmöglichkeiten innerhalb des Klosters, im Eintrittspreis enthalten ist dagegen der Transfer mit Bussen.Theater für die Kleinsten Dänische Ausstellung im Kinder- und Jugendtheaterzentrum
Theater für die Allerkleinsten, für Kinder schon ab eineinhalb - geht das denn? Die Dänen jedenfalls scheuen davor nicht zurück. Das belegt eine kleine dokumentarische Ausstellung, die von der dänischen Sektion der ASSISTEJ (Association Internationale du Theatre pour l'enfance et la jeunesse) ausgerichtet wurde und noch bis November im Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Schützenstraße 12 zu sehen ist.
Die Ausstellung Dänisches Kindertheater für die Allerkleinsten war eigentlich als begleitende Dokumentation zu einer Gastspieltournee gedacht, die Anfang Juni in fünf deutschen Städten auftraten.
Anders als bei uns wird in Dänemark Kindertheater ausschließlich von Freien Gruppen gespielt. Sie sehen sich fast alle im gesellschaftspolitischen Kontext. Spontaneität, Freisetzung von schöpferischer Kraft und große Nähe zum Publikum gehören zu ihren Hauptanliegen.
"Theater soll nicht distanziert und passiv sein, sondern ein aktiver Faktor in der Entwicklung der Gesellschaft", fordert die Theatergruppe Gadesjacket. Die Unmittelbarkeit der Gefühle sowie das große Vorstellungsvermögen wollen die Theatermacher ansprechen, wenn sie für die ganz Kleinen Stücke wie "Der Paradiesbaum" spielen - und da finden sie, wie eine Serie von großformatigen Schwarzweißfotos anschaulich belegen, ein lebhaftes Publikum. Wer mehr über das dänische Kinder- und Jugendtheater wissen möchte, der kann sich in der Broschüre "Es muß nicht immer Hamlet sein" informieren.
(JULIANE SPATZ)
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GROSS-GERAU. Ein Sonntagsmatinee serviert das Kulturcafé am 9. August, 11 Uhr, im Garten des Alten Amtsgerichtes. "Azur" Weltmusik mit Piano, Saxophon und Congas steht auf dem Programm.
RIEDSTADT. Zum "5. Riedstädter Straßenfest" in der Ortsmitte von Wolfskehlen gehört die Oldie-Night am Samstag, 8. August. Ab 19 Uhr spielt die Leeheimer Formation "Easy" Songs von den Rolling Stones bis zu den Beatles. Hinterm Tresen: die Aktiven des Veranstalters Grüne Liste Riedstadt. Das Straßenfest beginnt um 13.30 Uhr mit dem Sternmarsch der Musikkapellen und mündet in ein buntes Nachmittagsprogramm auf dem Festplatz.
RÜSSELSHEIM. Ihre für diese Woche angekündigten Auftritte sagten die Phoenix-Singers aus Rugby, der englischen Partnerstadt Rüsselsheims, ab. Betroffen davon: die geplanten Gemeinschaftskonzerte mit dem Chor der Musikschule, der IKS- Big-Band, Kirchenchor und Bläsergruppe der Johannesgemeinde Königstädten. Das Presseamt der Stadt nannte keine Gründe für die Absage. "Der Chor will versuchen, die Reise im kommenden Jahr nachzuholen."
In der städtischen Kulturreihe "Sommercafé" auf dem großen Spielplatz im Ostpark tritt am Freitag, 7. August, um 16 Uhr das Frankfurter Figurentheater auf. Die Geschichtenerzählerin Marieluise Ritter versteht ihr Kinderprogramm als "Antikörper gegen die von der Medienüberflutung verursachte kulturelle Fertigkostsucht".
Ein Open-Air für alle Musikfans bieten die Naturfreunde vom Freitag bis Sonntag, 7. bis 9. August auf ihrem idyllisch im Wald gelegenen Vereinsgelände in der Nähe des Waldschwimmbades an. Ab 18 Uhr spielen am Freitag: Appaloosa Six, Penny Wize, Harry Hotze, Rough, es jonglieren Soda & Gomorrhum.
Die Konkurrenz am Freitag ist gewaltig: Die Rodgau Monotones und die Welkebach Group locken ab 20 Uhr anläßlich des Kreisfeuerwehrtages und der Einweihung der neuen Feuerwache ins Festzelt am Rugbyring.
Am Samstag, 8. August, geht es bei der Feuerwehr ab 20 Uhr mit dem Arno-Horn-Sextett" sowie Akrobatik- und Tiershow weiter.
Beim Naturfreunde-Open-Air beginnt am Samstag um 15 Uhr ein Kinderprogramm. Ab 18 Uhr gibt es Musik. Es spielen: The Sinbeats, Die Zibeben, Frame Band, Ratatouille, Inside Out, B'Stone Crew und Gulu Band. Zum Abschluß am Sonntag beginnt um 11 Uhr das Jazz-Matinee mit der Susan Weinert Band.
Mittelalterliche Athmosphäre verbreitet die Drachenbande am Samstag, 8. August, ab 11 Uhr auf dem Platz am Evangelischen Gemeindehaus (Marktstraße). Das Theater für Kinder ab sechs Jahren gehört zur städtischen Reihe "Kultur im Sommer".
Zu diesem Programm zählen auch die Caféhausgeschichten am 9. August: Ab 14 Uhr erscheint die sonst sonntags verwaiste Fußgängerzone an der Kreuzung von Bahnhof- und Grabenstraße in orientalischem Licht. Sazspieler begleiten türkische Tänze, der arabische Erzähler Jussuf Naoum gibt Geschichten aus dem Morgenland zum Besten.
Ebenfalls am Sonntag, 9. August: das Concerto All'Aperto am Treff (Stadttheater). Ab 19 Uhr präsentieren die Fernandos aus Wiesbaden Swing der vierziger und fünfziger Jahre (Eintritt: 10 Mark). lis
Das Tier lüpft den Flossenrand wie ein Abschiednehmender seine Mantelschößchen und gleitet in das Reich des Zwielichts. Hinter der großen Glasscheibe, wo die Privatsphäre beginnt, in den Spalten der künstlichen Felsenlandschaft. Die achtet auch der Zoologe. Und weil der wissenschaftliche Erkenntnisdrang nicht bis in den hintersten Winkel des Großaquariums gelangt, bleibt ein Wissensdefizit. Drei Wochen alt, vielleicht auch einige Tage älter sind also die vier Pfauenaugen-Stechrochen, handtellergroß das Flossenkleid von je individueller Zeichnung - der jüngste Nachzuchterfolg im Frankfurter Exotarium.
Die Verwandtschaft dieser gemächlich durch das Wasser gleitenden oder am Meeresboden ruhenden Flachfische zu den als dynamisch-aggressiv geltenden Haien ist nicht gerade augenfällig, dennoch wissenschaftlich nachgewiesen. Rochen gelten entwicklungsgeschichtlich als hochspezialisierter Seitenzweig der Familie Hai. Bei ihrer Beweissicherung für die kühne These fanden Forscher Übereinstimmungen bei Hautaufbau und Kiemen und dem ganz aus Knorpeln bestehenden Skelett.
Pfauenaugen-Spitzrochen, in den Flußläufen des Amazonas zu Hause, ernähren sich von kleinen Schalentieren, Muscheln und Schnecken. Sie sind, anders als ihre im Meer lebenden Artverwandten, lebendgebärende Fische.
Das einzig spitze bei aller harmonischen Rundung dient der Wehrhaftigkeit der Tiere: ein bis zu zehn Zentimeter langer Stachel, von feingesägten Widerhaken gesäumt, der im Verteidigungsfall positioniert wird.
Weil gefangene Jungtiere, welche die Freiheit der Meere und Flüsse mit der Unfreiheit eines Aquariums tauschen, oft die dargebotene Nahrung meiden, gestaltet sich die Nachzucht der Rochen schwierig. Weshalb der Frankfurter Zoologische Garten, der seit 1988 in seinem Stammbuch 46 Stechrochen registriert hat, eine Monopolstellung einnimmt.
Wie gesagt, die Tiere haben ihre Geheimnisse. Wer nach Lebenserwartung und maximaler Größe fragt, wird von Zoologen auf die Literatur verwiesen und ihre widersprüchlichen Angaben. Die zu verifizieren, bleibt Aufgabe der empirischen Forschung - im Frankfurter Exotarium. sar
NEU-ISENBURG. Die vier Mitarbeiter/innen der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke" in Neu-Isenburg fiebern der nächsten Stadtverordnetenversammlung entgegen, in der die Parlamentarier die Zukunft der Räume in den oberen beiden Stockwerken der Löwengasse 8 entscheiden werden.
Der Magistrat empfiehlt den Volksvertretern, sie dem Diakonischen Werk als Träger der "Brücke" für die Dauer von 20 Jahren mietfrei zu überlassen. Die Brücke-Leute möchten in den ehemaligen Hotelzimmern ein Wohnheim einrichten, in dem psychisch Kranke "beschützt wohnen" können, wie der bei der "Brücke" beschäftigte Psychologe Wolfgang Müller-Holz sich ausdrückt, solange sie nicht auf eigenen Beinen stehen können. Sollte das Parlament sein "Okay" dazu geben, könnte, sobald der Bauantrag gestellt und bewilligt ist, mit dem Umbau der schon Jahre leerstehenden Zimmer begonnen werden.
Den Umbau müßte allerdings das Diakonische Werk bezahlen: 400 000 Mark, schätzt die Stadt, wird es wohl kosten. Die Diakonie müßte, so die Vorstellung des Magistrats, auch für den Unterhalt der Einrichtung, wie Betriebs- und Nebenkosten sowie für notwendige Reparaturen und Erneuerungen aufkommen.
Zehn Leute sollen laut Müller-Holz in der Löwengasse 8 wohnen und zehn weitere in einer Außengruppe, für die das Diakonische Werk noch Räume anmieten wird. Mindestens zwei zusätzliche Betreuer, die mit im Heim wohnen, sind laut offiziellem Schlüssel des Landeswohlfahrtsverbands pro Zehnergruppe vorgeschrieben. "Wieviele es dann wirklich sein werden, ist Verhandlungssache."
Das Heim ist nicht als Dauerwohnung für die psychisch Kranken gedacht, sondern als Zwischenstation auf dem Weg zur Autonomie. Dabei geht es vor allem auch darum, die Kranken aus ihrer sozialen Isolation zu locken. Wichtig beim beschützten Wohnen ist nicht die ständige Anwesenheit eines Helfers, sondern die Kontinuität der Betreuung, aber auch daß in einer akuten Krise geholfen werden kann. Viele psychisch Kranke werden durch solche Wohnkonzepte vor der Obdachlosigkeit und dem damit verbundenen sozialen Abstieg bewahrt. fra
MARBURG. Bürokratische Verwaltungsakte sind bekanntlich oft eine Geduldsprobe. Werden dringliche Angelegenheiten auf eine reichlich lange Bank geschoben, kann man leicht ins Grübeln darüber geraten, nach welchen Prioritäten in deutschen Amtsstuben entschieden wird.
Daß für die Verlegung eines Spritzenautomaten (der verhindern soll, daß Drogenabhängige sich an gemeinsam benutzen Nadeln mit HIV oder Hepatitis infizieren) ein Bauantrag gestellt werden muß, mag noch akzeptiert werden. Ordnung muß schließlich sein. Auch wenn es sich nur um 25 Meter handelt. Was für jeden Zigarettenautomaten gilt, muß wohl auch für ein potentiell lebensrettendes Objekt gelten.
Nun war der Standortwechsel aber keine Idee der den Automaten betreibenden Aids-Hilfe. Weil die Marburger Stadtautobahn B 3 für fast drei Millionen Mark generalsaniert und bunt angemalt wird, muß der Spritzenautomat, der seit dem Frühjahr '91 unter der Brücke in Bahnhofsnähe stand, weichen. Man sollte meinen, daß die Verursacher des Problems, die Herren und - soweit vorhanden - Damen des Hessischen Straßenbauamtes, auch für dessen Lösung sorgen. Weit gefehlt.
Aber da man bei der Aids-Hilfe nicht kleinlich ist, wurde brav am 22. April 92 der nötige Baugenehmigungsantrag für die Umsetzung gestellt. Der benötigte satte acht Wochen, um die Mühlen der Bürokratie zu passieren. Und nach der positiven Entscheidung des Bauamts ließ sich der mit der Wiederaufstellung beauftragte Marburger Bauhof dann nochmal einen Monat Zeit.
Um 25 Meter in Richtung Bahnhof versetzt sind nun seit ein paar Tagen Spritzenautomat und der zugehörige Entsorgungscontainer vorläufig wieder in Betrieb. Päckchen mit zwei sterilen Einmalspritzen und -kanülen inklusive einem Kondom sind dort für eine Mark rund um die Uhr erhältlich.
Bleibt nur zu hoffen, daß die Prozedur nicht nach Beendigung der B 3- Sanierung ein zweites Mal durchexerziert wird - wenn der alte Standort wieder bezogen werden kann. tap
BÜDINGEN. Diese Woche beginnt die Umgestaltung der Neustadt zwischen Jerusalemer Tor und Brunostraße. Für 140 000 Mark erhält sie Aufpflasterungen, einen Fußgängerüberweg und Stellplatzmarkierungen. Die Gaststätten an der Neustadt können nach dem Umbau Tische und Stühle draußen aufstellen, sagte Bürgermeister Eberhard Bauner zur FR.
Die Zufahrt zur Altstadt solle mit blauen Spielstraßenschildern markiert werden. Autofahrer dürften sie dann nur noch mit maximal sieben Stundenkilometern durchqueren. nes
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Kreisverband der Freien Demokraten im Kreis hat sich für einen größeren Einfluß der Wählerinnen und Wähler bei der Auswahl der Kandidaten für die Kommunalparlamente ausgesprochen. Die FDP hat deshalb kein Verständnis für die Ablehnung eines von den Liberalen und den Christdemokraten im hessischen Landtag vorgelegten Antrages, auf kommunaler Ebene das Persönlichkeitswahlrecht einzuführen.
Die FDP erinnert dabei an die Forderung des Hanauer Stadtbaurates Jürgen Dressler (SPD), die "Qualität der Hanauer Stadtverordnetenversammlung zu verbessern". Die Liberalen hoffen auf das Engagement des Sozialdemokraten für das Volksbegehren, mit dem die Liberalen im Herbst die Bürgerinnen und Bürger über ein größeres Mitwirkungsrecht bei der Zusammensetzung der Gemeindeparlamente entscheiden lassen wollen.
Dressler hatte vor kurzem in einer Stellungnahme die mangelnde Qualifikation des Parlamentes auf die Auswahlverfahren bei der Listenaufstellung zurückgeführt. Der Sozialdemokrat hatte den großen Parteien vorgeworfen, ihre Kandidaten bevorzugt nach ihren "Verdiensten", etwa als Kassierer im Ortsverband, statt nach fachlicher Eignung aufzustellen.
Nach Einschätzung der Liberalen werde darüber hinaus meist noch im kleinen Kreis und nach Proporzgrundsätzen ausgekungelt, wer welchen Platz bekomme. Solange die Wählerinnen und Wähler aber nur Parteilisten absegnen könnten, sei ihnen durch diese Verfahren "jeder Einfluß auf die personelle Zusammensetzung der Fraktionen des Stadtparlamentes genommen", sagte Gerhard Morlock.
Die FDP plädiert deshalb nach Worten Morlocks für das "Kumulieren" und "Panaschieren". Beim Kumulieren kann der Wähler einzelnen Bewerbern bis zu drei Stimmen geben und die Kandidaten damit auf vordere Plätze bringen. Beim Panaschieren werden die Stimmen auf Bewerber aus verschiedenen Wahlvorschlägen verteilt "und damit die nach Beurteilung des Wählers qualifiziertesten Kandidaten aus allen Parteien gewählt".
In den Ländern Baden-Württemberg und Bayern werde den Wählerinnen und Wähler dieser größere Einfluß auf die Zusammensetzung der Parlamente seit jeher eingeräumt. In Rheinland-Pfalz sei dieses Verfahren auf Drängen der FDP eingeführt worden. In Hessen wollen die Liberalen auch weiterhin für diese Form der Wahl plädieren. Nach Einschätzung der Liberalen möchten SPD und Grüne am alten Wahlmodus offenbar nichts ändern. Gerhard Morlock schließt aus der gemeinsamen Ablehnung durch SPD und Grüne im Landtag, "daß die Grünen ihr basisdemokratisches Feigenblatt abgelegt hätten und ebenfalls Seilschaften zur Besetzung der Kommunalparlamente vorziehen". schu
Kleine Lokalrundschau
Straßenfest BÜTTELBORN. Zu einem Straßenfest mit Blasmusik lädt in den Oberwiesenweg am Samstag, 15. August, 17 Uhr, die Blaskapelle der TSG Worfelden ein. Ruheständler tagen MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Kreis der Ruheständler Mörfelden tritt zum ersten Treffen nach der Sommerpause am Donnerstag, 6. August, 14.30 Uhr, im katholischen Gemeindezentrum zusammen. Ab 16 Uhr wird Walter Alp von der örtlichen Feuerwehr über Brandschutzmaßnahmen im Haushalt referieren. Herzsportgruppe trainiert wieder MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Herzsportgruppe in der SKV Mörfelden nimmt am heutigen Mittwoch, 5. August, wieder ihr Training auf: um 18.30 Uhr in der Kurt-Bachmann-Halle. Anschließend ab 20 Uhr im Bürgerhaus ein Treffen. Literaturkreis trifft sich RÜSSELSHEIM. Die Mitglieder des Literaturkreises im Frauenzentrum treffen sich am Donnerstag, 6. August. Im Mittelpunkt steht diesmal Marie Cardinals "Irlandreise", die Geschichte eines Ehepaares, das wieder zueinander finden muß. Die Diskussionsrunde beginnt um 20 Uhr. Verkehrsberuhigung RIEDSTADT. Um Prioritäten für das Verkehrsberuhigungskonzept Riedstadt geht es bei der Sitzung der Grünen Liste Riedstadt am Donnerstag, 6. August. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr in der Goddelauer "Schmuckerstube" (Hospitalstraße). Flachdächer saniert KREIS GROSS-GERAU. Die Sanierung der Flachdächer an den vier Integrierten Gesamtschulen in Mörfelden-Walldorf, Groß-Gerau, Mainspitze und Raunheim kosten den Kreis insgesamt 3,3 Millionen Mark. Die Dächer erhalten unter anderem ein leichtes Gefälle, teilte die Kreispressestelle mit, damit künftig das Wasser besser ablaufen kann. Sommerfest BÜTTELBORN. Zum Sommerfest lädt der Skiclub Büttelborn für Samstag, 8. August, ab 19 Uhr auf den Aussiedlerhof Göbel ein.
Ausschuß tagt NAUHEIM. Der Neubau der Kindertagesstätte Neckarstraße beschäftigt am Montag, 10. August, 19.30 Uhr, den Sozialausschuß der Gemeindevertretung bei einer Zusammenkunft im Rathaus. Drehleiter wird gefördert RÜSSELSHEIM. Mit einem Zuschuß von 276 000 Mark fördert das Land Hessen nach Auskunft des hessischen Innenministers Dr. Herbert Günther die Anschaffung einer neuen Drehleiter für die Freiwillige Feuerwehr Rüsselsheim. Frauen machen Politik KREIS GROSS-GERAU. Das Kreisfrauenbüro weist auf eine Veranstaltung des "Büros für staatsbürgerliche Frauenarbeit" hin. Unter dem Titel "Frauen machen Kommunalpolitik" wird vom 4. bis 6. September in Bad Orb ein Seminar mit Kinderbetreuung angeboten. Kosten: je Frau 50 Mark, je Kind 20 Mark. Schriftliche Anmeldung beim Büro für staatsbürgerliche Frauenarbeit, Faulbrunnenstraße 9, 6200 Wiesbaden, Tel. 0611 / 37 45 55.
An "alte Zeiten" wollen die Handballer der TSG Ober-Eschbach gerne wieder anknüpfen und haben sich daher einen "alten Bekannten" ans Regiepult geholt. Klemens Nass war vor einigen Jahren bereits einmal Spielertrainer der TSG. Zu einer Zeit, als die TSG-Männer noch Regionalliga-Handball spielten. Dies mußten sie allerdings in letzter Zeit allein dem Frauen-Team überlassen, denn sie rutschten bis in die Bezirksklasse A ab. Von dort gilt es jetzt, wieder den Anschluß über die Oberliga zu finden.
Wer wäre besser geeignet, die TSG wieder in höhere Gefilde zu führen als Klemens Nass, der ja seine Regionalliga-Tauglichkeit bereits unter Beweis gestellt hat. Bereits im Mai diesen Jahres übernahm Nass die Mannschaft und arbeitet seidem intensiv, um zum Rundenstart am 19. September eine schlagkräftige Truppe präsentieren zu können. Seine Voraussetzungen sind nicht schlecht, denn den TSG-Verantwortlichen gelang es, fast den kompletten Kader zusammenzuhalten. Neben dem letztjährigen Spielertrainer Wolfgang Langhans verließen lediglich Metin Ergül und Michael Daniel den Verein mit unbekanntem Ziel. Daniel und Ergül wechseln aus beruflichen Gründen, und ein späteres Wiedersehen mit den beiden wird in Ober-Eschbach nicht ausgeschlossen.
Diesen Abgängen stehen fünf Neuzugänge gegenüber, die in der Lage sein sollten, die entstandenen Lücken zu schließen. Gemeinsam mit Klemens Nass kam Marco Fischer von Eintracht Frankfurt in den Taunus. Thomas Heller und Holger Rühl wechselten vom SV Seulberg zur TSG, und mit Alexander Raquet (TV Überlingen/Bodensee) stieß ein "Zugereister" zum Kader.
Nicht nur der Spielerkader, auch die Führungsmannschaft der TSG-Handballer wurde erweitert. Statt wie bisher vier werden dem Spielausschuß nun sieben Mitglieder angehören, die sich um die außersportlichen Belange und die Mannschaftsbetreuung bemühen. Diese werden in der Vorbereitungsphase bereits recht ordentlich gefordert - noch mehr allerdings die Spieler. Klemens Nass überläßt nichts dem Zufall und ruft seine Mannen seit dem 21. Juli zwei-, meist dreimal in der Woche zum Waldlauf oder Training zusammen.
Eine Fülle von Vorbereitungsspielen geben dem Coach ausreichend Gelegenheit, die Spieler kennenzulernen und "seine" Mannschaft zu finden. Den Auftakt bilden die Partien gegen den SV Crumstadt (Samstag, 19.30 Uhr, Sporthalle am Massenheimer Weg) und bei der TG Nieder-Roden (Sonntag, 10.45 Uhr). Am darauffolgenden Wochenende müssen die TSG- Spieler erneut gleich zweimal "ran": Bei der TSG Sulzbach (15. August, 18 Uhr) und gegen die SG Anspach (16. August, 18.30 Uhr). Weiter geht es am 22. und 23. August mit zwei Heimspielen am Massenheimer Weg: Samstag gegen TV Kirchzell (19.30 Uhr) und Sonntag gegen TV Flörsheim (18 Uhr). Am 29. August geht es nach Kirchzell, am 30. gegen den TV Breckenheim (17 Uhr), am 4., 5. und 6. September sind Spiele gegen Lützellinden, Griedel und Wallau-Massenheim II geplant, und der letzte Test ist für den 12. September gegen TuS Kriftel angesetzt.
Zwischendurch müssen die TSG- Spieler im Trainingslager in Betzenrod schwitzen (3. bis 6. September). Wer angesichts eines solchen Programmes nicht fit in die Punktrunde geht, der muß schon ein notorischer Drückeberger sein. Wie in jedem Jahr präsentieren die Ober-Eschbacher ihren Fans im Rahmen der Saisonvorbereitung auch ein "Handball- Schmankerl". Bereits am Mittwoch (12. August, 19.30 Uhr) gastiert der deutsche Meister und Europapokalgewinner SG Wallau-Massenheim in der Albin-Göhring-Halle. Der amtierende Meister stellt an diesem Tag seine neue Mannschaft vor. So erwarten die Ober-Eschbacher prominenten Besuch vom "Sport-Kalender"-Team des Hessischen Fernsehens. Im Mittelpunkt des Interesses wird auch in Ober- Eschbach Wallau-Star Mikael Kaellman stehen.
Für diese Partie kalkuliert sicher auch Klemens Nass eine Niederlage ein, doch in der Punktrunde wollen sich die Ober-Eschbacher in diesem Jahr keine Ausrutscher erlauben und den Aufstieg in die Oberliga packen. Mit der TG Dörnigheim gastiert zum Auftakt gleich einer der Mitbewerber bei TSG. Hier gilt es dann für die gut vorbereitete Nass-Truppe, sich nicht zum Start "nassmachen" zu lassen.
AUFGEBOT DER TSG OBER-ESCHBACH: Achim Pfeil, Jürgen Mittag (Tor), Kurt Ergül, Thomas Wildöer, Klemens Nass, Florian Nass, Marco Fischer, Alexander Raquet, Thomas Heller, Dieter Schmidt, Thomas Zeitz, Jürgen Salzer, Achim Salzer, Holger Rühl, Werner Pessel. jbp
WETTERAUKREIS. CDU-Opposition und die rot-grüne Kreisspitze haben sich schon warmgemacht für die Kreistagssitzung am kommenden Donnerstag, 6. August, ab 10.30 Uhr im Plenarsaal des Friedberger Kreishauses. Erneut steht eine Debatte über die Finanzmisere des Kreises ins Haus. CDU- Fraktionschef Rainer Schwarz hat schon kräftig gegen die Sparliste von Landrat Rolf Gnadl (SPD) geschossen, die in dieser Sitzung gebilligt werden soll (FR vom 23. Juli: "Landrat kürzt Etat für 1992 um 7,1 Millionen").
Auch die neuen Richtlinien für den Wetterauer Umweltschutzpreis sind den Christdemokraten ein Dorn im Auge (FR vom 31. Juli: "Kreis will neue Maßstäbe für Umweltpreis setzen"). Schwarz vermutet hinter der Richtlinienänderung den Versuch einer rot-grünen Einflußnahme auf die Preisverleihung. Der Kreisausschuß bestehe nicht nur aus roten und grünen Politikern und Politikerinnen, außerdem gehörten der neunköpfigen Jury auch drei Vertreterinnen und Vertreter der Naturschutzverbände an, hält die Kreisspitze dagegen. SPD und Grüne wollen durch die neuen Richtlinien vor allem dafür sorgen, daß nicht mehr nur Projekte des klassischen Naturschutzes ausgezeichnet werden können, sondern zum Beispiel auch Energie- und Wassersparen oder Abfallvermeiden.
Über die Kreisgrenzen hinaus wirkt eine Entscheidung des Kreisparlamentes, die unter Punkt sechs auf der Tagesordnung steht: die Zuordnung der Stadt Schotten zum Geschäftsgebiet der Sparkasse Wetterau - ein Thema, das zu bösem Blut zwischen dem Wetterau- und dem Vogelsbergkreis geführt hatte. Sowohl die Sparkasse Wetterau als auch die Sparkasse des Vogelsbergkreises sollen künftig Filialen in Schotten unterhalten dürfen, sieht der Kompromiß vor, der am Donnerstag vom Wetterauer Parlament abgesegnet werden soll.
Der Standort einer Psychiatrischen Klinik für den Wetteraukreis - nämlich neben der Stadthalle in Friedberg - ist wesentlicher Punkt der Änderung der Konzeption für die psychiatrische Versorgung des Wetteraukreises, die als Punkt neun auf der Tagesordnung steht. Unter Punkt elf wird der Kreisausschuß berichten, welche Auswirkungen es für den Kreis hat, daß es noch immer keine Pflegeversicherung gibt.
Die Schullandschaft in Bad Vilbel ist Gegenstand einer gemeinsamen Anfrage von SPD und Grünen. Vor allem interessiert die Koalitionsparteien der ständig wachsende Raumbedarf des Georg-Büchner-Gymnasiums und das Absterben des Hauptschulzweiges an der Ernst-Reuter- Schule.
Die Grünen beantragen, der Kreis solle sich "in angemessener Weise" an der Restaurierung der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz beteiligen. "Das Ende des Kalten Krieges bedeutet nicht das Ende der Erinnerung an die Verbrechen und Opfer der Vergangenheit", so die Grünen in der Begründung ihres Antrages.
Die CDU verlangt in einem Antrag, der Wetteraukreis solle "unverzüglich" einen Eigenbetrieb "Abfallwirtschaft" einrichten. Bis zur nächsten Kreistagssitzung soll der Kreisausschuß einen Satzungsentwurf vorlegen.
Die Grünen wollen per Anfragen wissen, wie der Kreisausschuß zu einer Sozialstation mit Pflegeheim in Florstadt steht, wie oft die Rasen der Wetterauer Schulen gemäht werden und wie der Planungsstand der im Landes-Radwegeplan vorgesehenen Radwege für Altenstadt und Bad Vilbel ist. ieb
Mit einem großen Fest feiert das Hanauer Museum am 9. August im Schloß Philippsruhe sein 25jähriges Bestehen. Neben Führungen und Lesungen in historischen Kostümen sind künstlerische und kunsthandwerkliche Präsentationen im Schloßhof geplant. 1967 wurde das Museum im Obergeschoß des Schlosses eingerichtet. lhe
Holprig präsentiert sich der Fußballplatz am Wiesenborn im Bad Homburger Stadtteil Kirdorf, "Heimat" der SGK Bad Homburg, "holprig" verlief auch die Saisonvorbereitung des Fußball-Landesligisten, der am Sonntag bei der Spvgg. Neu- Isenburg die Saison einläutet. Beide Tatsachen stehen in unmittelbarem Zusammenhang, denn die nötiggewordenen Ausbesserungsarbeiten am Kirdorfer Platz beeinträchtigen die Trainingsarbeit der SGK nicht unerheblich. Einige Male mußten die Landesliga-Kicker auf dem Hartplatz ihre Runden drehen, ein Vorbereitungsspiel auf eigenem Feld war nicht machbar. Zu allem Unglück fehlte den Bad-Homburgern über weite Strecken auch noch der Trainer: Frank Diergardt, bislang ausschließlich als Torjäger bei der SGK im Dienst, übernimmt nun auch die sportliche Leitung. Allerdings wußte der Goalgetter davon wohl zur Zeit seiner Urlaubsplanung noch nichts, denn er ging ausgerechnet während der "heißen Phase" der Vorbereitungszeit drei Wochen lang auf Reisen. Co-Trainer Roger Müller übernahm die Aufgabe, das Team in Schuß zu bringen.
Nach den Abgängen der Stammkräfte Xanthopoulu (FC Dietzenbach), Sassenroth (Spvgg. 05 Bad Homburg) und Hausmann (unbekanntes Ziel) vermelden die Kirdorfer immerhin zehn Neuzugänge. Als echte Verstärkung erwies sich Ali Korcmaz, der vom Liga-Konkurrenten FC Erbach nach Bad Homburg kam. Er ist neben Ersatzkeeper Lars Osadnik der einzige Zugang, der bereits spielberechtigt ist. So kommt auf die SGK-Verantwortlichen in den Tagen vor dem Rundenstart noch einiges an Arbeit zu. "Freigemacht" werden sollen auf jeden Fall Stürmer Frank Wunderlin (Rödelheim) und Mittelfeld-Antreiber Kai Schuhmacher (KSV Klein-Karben), die in der Vorbereitung einen guten Eindruck hinterließen. Den Libero-Posten vom scheidenden Hausmann soll der "gelernte" Mittelfeldspieler Thomas Bausewein in Zukunft übernehmen.
Dennoch glaubt Pressewart Birkenfeld, daß sich das Team im Mittelfeldbereich gegenüber dem Vorjahr verstärkt hat. "Mit Korcmaz und Schuhmacher sind wir im Mittelfeld torgefährlicher geworden", glaubt der Pressesprecher. Wie sicher die umformierte Abwehr stehen wird, das vermag der gut unterichtete Pressevertreter kaum einzuschätzen. Das magere Test-Programm der SGK bescherte keinen einzigen angriffstarken Gegner. Bis kurz vor Rundenstart wurde nur eine Partie gegen Friedrichsdorf absolviert, die angesichts des 7:1 durch die Treffer von Markus und Hermann Rudolf, Büntemeyer, Schuhmacher, Hamm und Wunderlin (2) eher eine zusätzliche Trainingseinheit denn ein Test war.
In gutem körperlichen Zustand, dessen ist sich Birkenfeld sicher, übergab Roger Müller das Team an Diergardt, dem nach seinem Urlaub noch eine Woche Zeit für "Feinarbeiten" bleibt. In dieser Zeit sollte der Coach auch entschieden haben, welchen der weiteren Neuzugänge er noch ins Team einzubauen gedenkt. Auf dem Sprung in die erste Garnitur stehen sicher die jungen Talente Erwin Heidelmeier und Stefan Kraus von der DJK Bad Homburg und besonders Stefan Homm, der aus Nieder-Erlenbach kam.
Ebenso wie der Trainer erst kurz vor Rundenbeginn aus dem Urlaub zurückkehren wird auch Mario Schwarz, auf dessen Abschlußqualitäten die Bad-Homburger auch im kommenden Spieljahr setzen. Sollte seine Treffsicherheit und die von Neuzugang Wunderlin nicht genügen, dann können sich die beiden Coaches Diergardt und Müller auch noch selbst ins Rennen werfen. Denn schließlich sollen weder die Startvorstellung in Neu-Isenburg noch die Heimpremiere auf holprigem Platz am 15. August gegen den letztjährigen Beinahe-Absteiger FC Erbach zum Stolperstein werden. jbp
SELIGENSTADT. Schon mehrere Familien haben der Stadt angeboten, Flüchtlinge aus Bosnien und aus Kroatien aufzunehmen. Davon berichtete der Magistrat. Obwohl derzeit noch nicht geplant ist, Flüchtlinge im Kreisgebiet unterzubringen, sind das Sozialamt (Telefon 0 61 82 / 8 71 40) und das Regierungspräsidium Darmstadt (Bürgertelefon 0 61 51 / 12 56 35) dankbar über jeden Hinweis. fin
Für den 5. September bittet Doris Weiter die Tischtennis-Spielerinnen der Hessenliga wieder an die Tische. Die TuS Hornau, die Spvgg. Hochheim und der Neuenhainer TTV genießen zum Rundenstart Heimrecht, so daß für die heimischen Tischtennis-Fans einige Alternativen geboten werden. Bereits um 15.30 Uhr beginnt das Duell der Hochheimer gegen den Aufsteiger KSV Hessen Kassel III. Gegen den Liga-Neuling sollte ein Sieg angepeilt werden, will das Team um Mannschaftsführerin Brigitte Kaiser nicht wieder von Beginn an in untere Tabellenregionen abgleiten. Der 37jährigen "Kapitänin", die an Tisch drei punkten will, steht ein jüngeres Trio zur Seite. Die alte und neue Nummer eins ist Claudia Jung, die erst 25 Jahre jung ist, aber bei weitem nicht die jüngste des Teams. An Tisch zwei geht Jeanette Braun in die Saison. Die 30jährige stand im vergangenen Spieljahr noch an Tisch vier ihre Frau und nimmt nun den Platz von Karin Renkewitz ein.
An Jeanette Brauns Position rutscht nun als "Küken" der Mannschaft die 18jährige Manuela Bender. In dieser Besetzung gilt es für die Hochheimerinnen, von Beginn an den Anschluß an das gesicherte Tabellenmittelfeld zu halten. Dies gelang im vergangenen Jahr bereits dem Neuenhainer TTV, trotz einer negativen Bilanz von 20:24 Punkten. Aus der Familie Mohr stammt die halbe Mannschaft des TTV. Mutter Linni Mohr bleibt auch mit 50 Jahren die Nummer eins, während ihre Tochter Sonja (23 Jahre) an Tisch drei antritt. Sie rückte eine Position nach oben, ebenso wie Margit Hohlbein (32), die Manschaftsführerin und neue Nummer zwei. Die alte Nummer zwei, Susanne Kübast, geht nicht mehr für den TTV an die Tische. Hana Sevcikova (24) rückte dafür neu ins Team und strebt gemeinsam mit den anderen nun eine positive Punktbilanz an.
"Oldies but Goldies" waren in der vergangenen Saison aus heimischer Sicht die Frauen des TuS Hornau. Das erfahrenste Team der gesamten Hessenliga erzielte mit dem fünften Rang die beste Plazierung der Main-Taunus-Vertreter. Die Hornauerinnen gehen in der gleichen Besetzung wie im vergangenen Spieljahr in die neue Saison. Lediglich die Hierarchie innerhalb des Teams hat sich verändert. Im vorderen Paarkreuz tauschten Hannelore Albers (40 Jahre), die neue Nummer eins, mit Ramona Rasch (37) die Plätze, im hinteren wechselten Renate Hofmann (37), die jetzt an Tisch drei spielt und die erfahrene Hildegard Pongratz Porr (53) die Positionen.
Auch wenn die Reihenfolge verändert wurde: Weiterhin werden die Hornauerinnen ihre Routine und Abgeklärtheit in die Waagschale werfen und damit so manch' jüngerer Gegnerin ein oder mehrere Schnippchen schlagen können.
Zum Auftakt am 5. September erwarten die Frauen aus dem Kelkheimer Ortsteil um 17 Uhr den TTC Pfungstadt, der im vergangenen Jahr nicht über den achten Platz hinauskam. Ein Auftaksieg ist den Hornauerinnen hier sicherlich zuzutrauen.
Der Neuenhainer TTV erwartet zum Start mit der DJK/SG Blau-Weiß Lahr ein unbeschriebenes Blatt. Doch auch für die Neuenhainerinnen gilt gegen einen Aufsteiger sicher ein Sieg als Ziel.
Die mit 13 Mannschaften gut bestückte Hessenliga birgt eine nicht ganz einfache Termingestaltung. Bis zum 12. Dezember werden sich die Vorrundenspiele hinziehen, ehe die Zelluloidball-Künstlerinnen in die wohlverdiente dreiwöchige Sommerpause gehen dürfen. Bereits am 16. Januar tragen die Teams dann den ersten Rückrunden-Spieltag aus. Bis zum 1. Mai, an dem der letzte Spieltag anberaumt ist, sollen dann alle sportlichen Entscheidungen gefallen sein.
Entscheidungen gilt es auch noch im Pokalwettbewerb herbeizuführen. Die Auslosung ergab Heimspiele für Hornau und Hochheim. Der Neuenhainer TTV hatte noch mehr Glück und erwischte ein Freilos. Die Hornauerinnen müssen ihre Partie gegen den TTC Pfungstadt, originellerweise auch der Auftaktgegner der Punktrunde, bis zum 20. Januar absolviert haben. Gleiches gilt für die Hochheimerinnen, die den TTC Staffel zu Gast haben werden. Doch weniger als der weitere Verlauf des Pokalwettbewerbs steht zur Zeit die optimale Vorbereitung auf den Saisonstart bei allen Teams im Mittelpunkt. jbp
FRANKFURT A. M. Er ist wieder da, der beliebte Kinderkalender des Vereins "Mehr Zeit für Kinder". Rechtzeitig zum Schulanfang ist der Terminplaner, der diesmal unter dem Motto Umweltschutz steht, ausgeliefert worden und kann nun zum Selbstkostenpreis von einer Mark in allen McPaper & Co-Filialen erworben werden.
Tiergeschichten, Bastelideen, Rätsel und jede Menge Tips rund um den Umweltschutz bietet der neue Kinderkalender. Der Kalender war bereits in einer Auflage von 250 000 Stück gedruckt worden, die allerdings rasch vergriffen war.
Rechtzeitig zum Schuljahresanfang konnte "Mehr Zeit für Kinder" doch noch eine helfende Hand finden, so daß er nachgedruckt werden konnte. jd/31
BÜDINGEN. Am Dienstag, 11. August, um 10 Uhr wird im Büdinger Rathaus die Arbeitsgemeinschaft für den Ausbau der Bahnstrecke 511 Gießen-Gelnhausen gegründet, die in der Woche täglich von über 7000 Fahrgästen genutzt wird.
Die Anliegergemeinden der Linie nehmen sich dabei die Arbeitsgemeinschaft Niddertalbahn zum Vorbild. Beide Gruppierungen wollen ihre Pendler-Linie wesentlich attraktiver machen, um die Autofahrer von der Straße in die Personen-Waggons zu locken. nes
Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin setzt im Friedensprozeß klar auf die jordanische Option. Das machte er schon vor drei Wochen in seiner Antrittsrede deutlich: "Ich will die jordanisch-palästinensische Delegation zu einem informellen Gespräch hier in Jerusalem einladen." Eine unabhängige palästinensische Delegation zu treffen, lehnte er ab. Er wies sogar den Versuch des Chefs des palästinensischen Beraterkomitees, Faisal Husseini, zurück, in dem Konflikt zwischen palästinensischen Studenten und israelischen Besatzungstruppen an der An-Najah-Universität von Nablus zu vermitteln. Und Ende Juli wiederholte er vor den Knesset-Abgeordneten seiner Arbeitspartei den Wunsch nach einem stärkeren Engagement Jordaniens in den besetzten Gebieten.
Das alles ist nicht ganz neu. Schon in den achtziger Jahren wollte Rabin als Verteidigungsminister den sogenannten Allon-Plan in der Westbank durchsetzen, der den Palästinensern außer im Jordantal sowie in einem Sicherheitskorridor weitgehend Autonomie gegeben hätte - allerdings nur mit einer starken Bindung an Jordanien. Doch drei Elemente könnten Rabins Pläne empfindlich stören.
Da sind im Süden die Saudis, denen keinesfalls an einer Stärkung des ungeliebten Haschemitenherrschers von Jordanien gelegen ist. Im Norden wiederum wollen die Syrer nicht als letzte, wie Rabins Konzept vorsieht, an den Verhandlungstisch kommen. Sie werden keine palästinensische Lösung erlauben, ehe nicht eine Regelung für die israelisch besetzten Golanhöhen gefunden ist. Darum ließen sie bereits klar erkennen, daß sie zu ernsthaften Gesprächen bereit seien. Schon munkelt man in Jerusalem, die alte "Hongkong- Idee" des ehemaligen US-Sicherheitsberaters Henry Kissinger sei wieder im Gespräch. Und diesmal sei Israel bereit, die Golanhöhen an die Syrer zurückzugeben - und Damaskus sei bereit, die Bergkette anschließend für 49 oder 99 Jahre an Israel zu verpachten.
Schließlich ist da ein völlig neues Element, das "Rabin offensichtlich noch gar nicht wahrgenommen hat", registrierte die Jerusalem Post: Jordanien ist nicht mehr jenes Königreich, das er als Verteidigungsminister kannte. Jordanien kann nicht nur keinen Vertrag auf Kosten der Palästinenser mit Israel schließen, es will heute auch gar nicht. "Der Wendepunkt in den jordanisch-palästinensischen Beziehungen ereignete sich vor vier Jahren", analysierte die Jerusalem Post, während der sogenannten "April-Vorfälle" in der südjordanischen Wüstenstadt Ma'an. Während Israel und die arabische Welt damals darauf warteten, ob sich die Palästinenser in Amman der Intifada in der Westbank anschließen, brachen in Ma'an in der Folge von Preiserhöhungen Unruhen aus. Ausgerechnet die Beduinen, die als zuverlässigste Stütze des Haschemitenhauses galten, bedrohten nun das Regime. Die Palästinenser in Amman und Umgebung aber blieben in völligem Gegensatz zu allen Prognosen ruhig. Zumindest dieses Mal hatte sich die Haschemiten-Monarchie mehr auf die Palästinenser als auf ihre Beduinen verlassen können.
Daraufhin leitete König Hussein politische Veränderungen in seinem Wüstenreich ein, die weitreichende Konsequenzen haben werden. Zunächst hielt er allgemeine Parlamentswahlen ab. Dieser Demokratisierungsprozeß, der natürlich noch weit entfernt von westlichen Demokratievorstellungen ist, verlagert das politische Zentrum des Königreichs schon aus schlicht demographischen Gründen von den bislang dominierenden Beduinen zu den Palästinensern, die 60 Prozent der drei Millionen Einwohner ausmachen. Nach der Golf-Krise nahm Jordanien 300 000 Flüchtlinge, hauptsächlich Palästinenser, aus Kuwait auf. Hussein betonte, sein Land sei die natürliche Zuflucht für jeden verfolgten Palästinenser.
Hier liegt das Problem. Während Rabin versucht, die Jordanier stärker in der Westbank zu engagieren, marschieren die in die andere Richtung und suchen die Palästinenser am Ostufer des Jordan kontrolliert zu stärken. Nicht daß Hussein ein palästinensisches Jordanien wünscht. Sein Ziel ist vielmehr, die Bindung seiner palästinensischen Untertanen an das Haschemitenhaus zu stärken, so daß sie eines Tages loyale Jordanier werden, die sich mit der Krone identifizieren. Für diesen Prozeß braucht Hussein Zeit, viel Zeit. Er kann die Demokratisierung, die notwendig zur Schwächung der Monarchie und zur Stärkung der Macht des Volkes führen wird, nur in dem Tempo vorantreiben, in dem praktisch die "Jordanisierung" der Palästinenser vonstatten geht.
Rabin hingegen, der eine schnelle Lösung des palästinensischen Problems anstrebt, will Jordanien zur Eile antreiben, weil er sieht, daß der geplante Demokratisierungsprozeß in Jordanien eine mögliche Bindung der Westbank an den Nachbarstaat zunehmend schwieriger macht. Denn der völlig andere historische Prozeß, den die Palästinenser der besetzten Gebiete durchleben (Intifada, ständige Präsenz der israelischen Besatzer), trägt zur wachsenden Entfremdung der beiden palästinensischen Brüder westlich und östlich des Jordan bei.
Saudi-Arabien, das das demokratische Experiment des nördlichen Nachbarn (immerhin ermittelt dort im Zusammenhang mit den Ma'an-Unruhen inzwischen ein Parlamentsausschuß gegen Regierungskorruption) mißtrauisch verfolgt, trägt fleißig zu dieser Entwicklung bei. Irgendwann einmal könnte das jordanische Modell in den absolutistischen Monarchien am Golf ja zur Nachahmung reizen. Nach einem Washington-Besuch im März beschuldigte Hussein die Saudis, "extreme islamisch-fundamentalistische Bewegungen" in Jordanien zu unterstützen.
Rabin-Kritiker sehen daher kaum Möglichkeiten, die beiden unterschiedlichen Brüder diesseits und jenseits des Jordan unter jordanischer Ägide zusammenzubringen. Die einzige Chance bestünde in einer "Palästinisierung" Jordaniens. Dies aber wollen die Haschemiten nicht, deren Überleben langfristig nur durch die "Jordanisierung" der Palästinenser gesichert werden kann.
BAD NAUHEIM. Mit der Mittelfreigabe für den Stadtjugendring, der Sanierung des Verwaltungsgebäudes, der Beratung über den zweiten Nachtragshaushalt und einem Zuschuß für 23 öffentlich geförderte Mietwohnungen beschäftigen sich die Mitglieder des Bad Nauheimer Haupt- und Finanzausschusses am Donnerstag, 6. August, ab 20 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses (Friedrichstraße 3).
Heiße Diskussionen dürfte die Beratung des zweiten Nachtragshaushaltes auslösen, der bereits im Magistrat zu erbitterten Kontroversen zwischen Bürgermeister Bernd Rohde (CDU) und Stadtrat Peter Keller (SPD) geführt hatte. Grund: Rohde will mehr Geld für Neueinstellungen und Höhergruppierungen, die jährlich mit knapp 520 000 Mark zu Buche schlagen würden. str
Das Porträt: Honeckers Richter Der Feind steht links
Es ist absolut unwahr, daß die Berliner Justizverwaltung dem Verfahren gegen Erich Honecker "gelassen" entgegensieht, wie es amtlich heißt. Selbst die zuständige Senatorin Jutta Limbach, ansonsten die Ruhe in Person, hat zu erkennen gegeben, daß - voraussichtlich ab Oktober - ein Grenzfall in Moabit ansteht vor der 27. Großen Strafkammer: Gibt es, so die entscheidende Frage, jenseits des geschriebenen Rechts, eine übergeordnete politische Moral, die sich juristisch fassen läßt? Vieles hängt am Vorsitzenden Richter und seiner inneren Souveränität. Aber schon im Vorfeld sind Zweifel aufgekommen, ob Hansgeorg Bräutigam eine Idealbesetzung für die Leitung des vielleicht heikelsten Verfahrens der deutschen Nachkriegsgeschichte ist. Allzu sehr sind aus einem Vierteljahrhundert im Berliner Justizdienst Eigenheiten des 55jährigen im Gedächtnis geblieben. Man muß nicht so weit gehen wie die alternative Tageszeitung, die den Vorsitzenden Richter kurz und bündig einen "strammen Reaktionär" nennt, der "stets wußte, daß der Feind links steht". Aber immerhin hat Bräutigam in den 80er Jahren über eine lange Zeit in der Berliner Morgenpost unter dem Pseudonym Georg Riedel Kolumnen verfaßt, die am rechten Rand selbst dieser Springer-Zeitung angesiedelt waren, bis das Doppelspiel über einen Befangenheitsantrag eines Verteidigers offenkundig wurde; disziplinarrechtliche Konsequenzen erfolgten damals nicht.
Die ideologische Ausrichtung ist jedoch nur eine Facette des Persönlichkeitsbilds. Das dezente Stirnrunzeln unter Juristen gilt auch dem Führungsstil des gebürtigen Berliners. Eitel, arrrogant und selbstherrlich heißen die kritischen Attribute. Es mag etwas dran sein. Schon als Pressereferent der Justizverwaltung hat der damals frischgebackene Staatsanwalt nur ungern eine andere Meinung neben der seinen geduldet. Sein herrischer, manchmal geradezu theatralischer Verhandlungsstil, seine Starallüren sind in Moabit später gerichtsbekannt geworden, beispielsweise wenn er einen Verteidiger angeherrscht hat: "Hier redet nur einer, und das bin ich!" Oder wenn er im Prozeß um die Millionenschiebereien der PDS einen der Angeklagten mit den Worten abgefertigt hat: "Ihr wirtschaftlicher Unverstand übertrifft noch die Anmaßung Ihres Auftretens."
Das abschließende Urteil über Hansgeorg Bräutigam bleibt bei aller Skepsis dennoch offen. Das Verfahren gegen den ehemaligen Staatsratsvorsitzenden wegen Beteiligung an Tötungsdelikten an der Berliner Mauer in 49 Fällen ist die Bewährungsprobe seines Lebens. Der 55jährige ist ein erfahrener Richter. Er hat Jugend-, Wirtschafts- und Strafkammern geleitet. Er hat so komplizierte Verfahren wie den Prozeß um die PDS-Schiebereien ebenso in einem überschaubarem Zeitraum zu Ende gebracht wie das Verfahren gegen den Architekten Dietrich Garski, über dessen finanzielle Verflechtungen mit der öffentlichen Hand vor reichlich zehn Jahren der damalige Bürgermeister Dietrich Stobbe stürzte.
Ob der 55jährige die Probe auf ein in der deutschen Geschichte einmaliges Justizexempel besteht, bleibt abzuwarten. Es kommt viel auf Fingerspitzengefühl an. In diesem Punkt hat er gewiß Defizite. Was für ihn spricht: Noch nie hat jemand dem ideologisch gewiß eindeutig orientierten Juristen auch nur den Versuch der Rechtsbeugung vorgeworfen. Die Urteile der von ihm geführten Kammern bewegen sich samt und sonders im üblichen Spektrum, sind justizintern außerhalb der Kritik. Der Jurist in ihm hat immer wieder obsiegt gegen den Polemiker. Insofern erwartet den 79jährigen Angeklagten Erich Honecker wahrscheinlich ungeachtet aller Bedenken ein faires Verfahren.
OTTO JÖRG WEIS (Berlin)
Im Laufe der Jahrhunderte haben
sich Hutus und Tutsis längst
vermischt. Sie sprechen heute die
gleiche Sprache, das komplizierte
Kirundi. Sie pflegen die gleichen
Bräuche, gehen den gleichen
Berufen nach, sind im Körperbau
kaum zu unterscheiden. Doch
die soziale Abgrenzung und das
Bewußtsein der unterschiedlichen
Herkunft sind geblieben.
HANAU. Die katholische Familienbildungsstätte Hanau lädt mit ihrem neuen Programm zu bewährten, aber auch zu neuen, interessanten Kursen und Seminaren ein. Die Veranstaltungen bieten nach Angaben der Organisatoren Möglichkeiten zur Weiterbildung und der Orientierung für Familien und Einzelpersonen. Im Erfahrungsaustausch und Miteinandersprechen finden sie Hilfe zur Bewältigung von Alltagsschwierigkeiten.
Im August bietet die Bildungsstätte folgende Veranstaltungen an: An jedem zweiten Montag im Monat trifft sich der Literaturkreis. Der Zirkel nimmt die Gespräche am Montag, 10. August, um zehn Uhr auf. Ein Anfängerkurs "Tanzen nach Folklore- und klassischer Musik" beginnt am Dienstag, 11. August, um 8.30 Uhr. Das Seminar "Ermutigung - ein Weg im Umgang mit sich selbst und anderen" bieten die Veranstalter für Mittwoch, 12. August, um 9.15 Uhr an.
Die "Gymnastik für junge Frauen" beginnt am Donnerstag, 13. August, um 18 Uhr. Anmeldungen bei der katholischen Bildungsstätte (Im Bangert 4 a) unter der Telefonnummer 0 61 81 / 2 23 12 . schu
Theoretisch herrscht kein
Rassismus, weil ihn die
Regierung nicht erlaubt.
Praktisch gibt es ihn, nur darf
man es nicht öffentlich sagen.
FRIEDBERG. Der irische Rockpoet Kieran Halpin gastiert am Mittwochabend (5. August) gemeinsam mit dem Simple Minds-Studio-Keyboarder Anth Kaley im Café Kaktus. Ab 21 Uhr machen die beiden Musik. Der Eintritt kostet zehn Mark. Halpin spielt Songs aus seiner neuen CD "Mission Street". nes
RÜSSELSHEIM. Obwohl mancher Programmpunkt wegen eines Gewitters und wegen Regens abgesagt werden mußte - unterm Strich kamen bislang 13 000 Besucher zu den rund dreißig Veranstaltungen des städtischen Angebots "Kultur im Sommer". Das sind etwa 4000 Menschen mehr als zur gleichen Zeit 1991 bei der Premiere gekommen waren, freute sich Kulturamtsleiter Kurt Röder, um bei seiner Halbzeit-Bilanz zum zweiten Kultursommer alsgleich hinzuzufügen: die Zuschauerzahl allein kann nicht das Kriterium für ein gutes Programm sein, manchmal droht die Dimension schon fast zu groß zu werden.
Röder geht es um mehr, als um das bloße Füllen von Freizeitlöchern. Ihm ist daran gelegen, daß den Einwohner/innen die schönen Seiten von Rüsselsheim stärker ins Bewußtsein gerückt werden und sie sich solcherart mit der Stadt identifizieren. Die automobilgeprägte Geschichte Rüsselsheims wolle er nicht negieren, aber den Blick freimachen für Nischen: Stadtpark, Festungsgraben, Fußgängerzone, Marktplatz oder den Platz am Theater will er mit Leben füllen. Und da könne zuviel Andrang manchmal stören, weil "Kommunikation unmöglich wird", wenn der Zuschauer in der Masse verschwindet. Röder hat nämlich in der Stadt ein Defizit "im sensitiven Bereich" entdeckt. Nachholbedarf Rüsselsheim, das einstige Bauerndorf, sei "explodiert" zum Industriestandort: Von 15 000 Einwohnern nach dem Zweiten Weltkrieg auf 62 000 im Jahr 1970. Da seien "Muskeln" entwickelt worden - kulturell sei aber ein enormer Nachholbedarf geblieben, wie die Resonanz auf den Kultursommer zeige, dessen Programm von den Rüsselsheimern teilweise "geradezu aufgesaugt wird".
Die Renner im Angebot sind freilich nicht die Avantgarde-Stücke - beispielsweise Neue Musik im Becken des Hallenbades -, denen sich die städtischen Kulturbetreiber auch verpflichtet fühlen, sondern eher profane Erlebnisse: 2000 bis 3000 Kinofans strömen mittwochabends zum Open-Air-Kino auf die Wiese am Amtsgericht; morgen wird dort mit Einbruch der Dunkelheit "Alexis Sorbas" gezeigt. Die Resonanz auf das Freilichtkino "hat uns überrascht, schließlich läßt sich das alles auch im Kino ansehen". Doch von ungefähr kommt der Zuspruch natürlich auch nicht: Röder wie auch Werner Rebenich vom "Büro für Kultur", das im Auftrag der Stadt maßgeblich das Programm organisiert, halten vor allem die Standort-Auswahl für entscheidend, "über die es bei der Vorbereitung zum Teil lange Diskssionen gab". Röder: "Würde das Kino nicht an den alten Opel-Villen veranstaltet, sondern irgendwo anders, wäre der Andrang sicherlich geringer." Den richtigen Platz für die Kultur zu finden, gelang auch beim zweiten Sommer-Hit: Bis zu 600 Kinder und Erwachsene strömen des Freitagnachmittags zum seit über zwei Jahrzehnten bestehenden großen Spielplatz im Ostpark, wo es neben Kaffee und Kuchen stets ein Kinderprogramm gibt.
"Da habe ich schon als kleiner Junge gespielt," verrät Röder. Die Eltern, die dahinkommen, haben Erinnerungen, eigene Gefühle, die sie mit dem Platz verbinden - und das ist die Identität mit der Stadt, wie sie Röder verstanden wissen will. Auf irgend einem neugebauten Spielplatz wäre die Resonanz wohl nicht so gewaltig, glaubt der Kulturamtsleiter.
Neben Programm und Ort seien auch die Zusammenarbeit mit örtlichen Künstlern und Kunstschaffenden wichtig. Außerdem die Zeit vor und nach der Veranstaltung - "um die Kommunikation zu fördern", sagt Rebenich. "Kultur ist nicht nur das Programm, sondern das Gesamterlebnis." Vom zahlenmäßig zum Teil geringeren Zuschauerandrang, etwa beim dreitägigen "Theater im Zelt", "wollen wir uns nicht entmutigen lassen", blickt Röder bereits voraus in die Zukunft. Erst gelte es, die kulturellen Grundstrukturen aufzubauen, dann werde auch die Avantgarde als reizvoll betrachtet und ihren Platz finden. lis
WETTERAUKREIS. Mit Broschüren, Informationsfahrten, Infoständen und Diskussionsveranstaltungen will die nach eigenen Angaben etwa 350 Mitglieder zählende Schüler-Union Wetterau gegen die Jugendkriminalität ankämpfen. "Gemeinsam gegen Jugendkriminalität" heißt eine der Broschüren. Andere sollen sich mit speziellen Themen wie "Radikalismus", "Vandalismus", "Gewalt in Schulen", "Drogen" und "Okkultismus" befassen.
Aufschluß über das Thema Drogen soll eine Fahrt zum Bundesinnenministerium und zum Bundesgesundheitsministerium in Bonn bringen.
"Als normaler Schüler weiß man nicht, wer Drogen nimmt", sagt Tobias Greilich, Kreisvorsitzender der Schüler-Union. Er habe aber gehört, daß es an seiner Schule, dem Wolfgang-Ernst-Gymnasium in Büdingen, 60 bis 70 Leute seien. Greiling: "Wir wollen vor allem, daß Leute, die nicht betroffen sind, nicht Betroffene werden."
"Langeweile" ist nach Ansicht des Kreisvorsitzenden der CDU-nahen Schülervereinigung die Hauptursache für die Jugendkriminalität.
Er empfiehlt: "Am besten sollte also fehlender Freizeitbeschäftigung, der Langeweile, dem Alleinsein vorgebeugt werden.
Dies kann man am besten tun, indem man sich in öffentlichen Vereinigungen aktiv beteiligt und engagiert, je nach Interessenlage vielleicht auch in politischen Organisationen, indem man als Schüler seinen Hauptjob Schule in den Vordergrund stellt, indem man vielleicht auch mal Eigeninitiative ergreift und selbst mal einen Club oder ähnliches gründet, in dem sich Gleichgesinnte zusammenfinden." ieb
OBERURSEL. Beim Sommerfest im Haus der Gewerkschaftsjugend (Königsteiner Straße 29) spielt am Samstag, 8. August, ab 16 Uhr die Gruppe "Trick Bag" Swing, Soul und Rock 'n' Roll.
Bereits ab 15 Uhr gibt es für die Kinder Spiele und Unterhaltung. Neben Musik bietet das Fest Kulinarisches und "Sekt am Pool". s
Mehr als zehn Millionen Mark beträgt der Schaden, den in Frankfurt eine Firma für Aktien- und Warenterminanlagen bei Hunderten von Kunden angerichtet haben soll. Hauptbeschuldigter ist der 53 Jahre alte Geschäftsführer und Gesellschafter Klaus Dieter W., der nach dem Zusammenbruch des Unternehmens zunächst in die USA geflüchtet war. Nach seiner Auslieferung hat die Staatsanwaltschaft jetzt gegen ihn und zwei seiner Mitarbeiter Anklage wegen Betruges erhoben.
Wie Staatsanwalt Peter Rückert zu der über 400 Seiten starken Anklageschrift mitteilte, war die unter dem Kürzel SEC auftretende Firma von Anfang an verschuldet. Bereits im Gründungsjahr 1989 wurde lediglich die Hälfte der von den Kunden bereitgestellten Gelder für Warenterminoptionen gar nicht erst an die Börse weitergeleitet. Beim Zusammenbruch zwei Jahre später waren es gerade noch zehn Prozent der Kundengelder, die nicht zur Finanzierung der hohen Betriebs- und Personalkosten verwendet wurden.
Unter den insgesamt 330 Geschädigten waren unter anderem ein Bauunternehmer, der 700 000 Mark buchstäblich in den Sand setzte; ein Zahnarzt, der auf den großen Spekulationsgewinn vertraute und sich noch kurz vor dem Bekanntwerden der Affäre mit 200 000 US-Dollar beteiligte, eine Rentnerin, die ihre Altersversorgung kapitalisieren ließ und 200 000 Mark an die Firma verlor.
Wegen Betruges in derselben Branche war Klaus Dieter W. bereits 1983 zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Zuletzt im offenen Vollzug, bereitete er die Gründung der SEC vor, deren Kürzel mit dem der Aufsichtsbehörde für die US-Börse identisch ist.
Außer W. fungierte ebenfalls als Geschäftsführer und Gesellschafter ein 32 Jahre alter Zahnarzt, der tagsüber Patienten behandelte und sich abends der Kapitalanlage widmete. Als Kunde, der in Warentermingeschäften Geld machen wollte, war er zuvor selber um 150 000 Mark geprellt worden. Dritter Angeklagter ist ein 46 Jahre alter Kundenberater, der als Kontaktmann zur Börse auftrat.
Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft führte W. "einen üppigen Lebensstil": 5000 Mark Miete im Monat für Wohnen auf dem Lerchesberg und ein Mercedes 500, allerdings geleast. Zur Finanzierung soll er der Firmenkasse 325 000 Mark entnommen haben, die als Darlehen getarnt waren.
Weitere 400 000 Mark sollen aus Kundengeldern gestammt haben, die ab Mitte 1989 zum Teil direkt auf das Privatkonto flossen.
Als sich der Zusammenbruch des Unternehmens abzeichnete, setzte sich W. nach Florida ab. Von dort aus soll er schon weitere Optionsgeschäfte mit Warenterminen vorbereitet haben. Seit seiner Auslieferung im Frühjahr 1991 sitzt er in Preungesheim in Untersuchungshaft. Die beiden Mitangeklagten dagegen befinden sich auf freiem Fuß. Lepp
Spezialisten der Abteilung "Sprengtechnik" des Hessischen Landeskriminalamtes in Wiesbaden (LKA) haben den Sprengkörper, der in der Nacht zum Donnerstag vergangener Woche auf dem Parkplatz an der Wilhelm-Epstein-Straße gegenüber dem Ginnheimer Fernmeldeturm detoniert war, eindeutig als eine Handgranate identifiziert, deren Typ von Armeen des ehemaligen Warschauer Paktes verwendet wurden. Bei dem Anschlag unter der Spannbetonbrücke, über die die Rosa-Luxemburg-Straße führt, waren 22 Autos beschädigt worden.
Die Sprengtechniker hatten am Tatort einen Metallbügel gefunden, der die schnelle Identifizierung ermöglichte. Demnach handelt es sich um eine Splitterhandgranate aus jugoslawischer Fertigung, die einen "effektiven Wirkungsbereich" von 20 Metern hat.
Von einem Täter gibt es noch immer keine Spur. Unklar ist ferner, wo diese spezielle Handgranate herstammt. Einen terroristischen Hintergrund für die Tat hatte die Polizei ausgeschlossen. enk
MAINTAL. Die Begrüßung und Einführung der neuen Klassen 5 der Dietrich-Bonhoeffer-Schule Maintal-Dörnigheim findet am heutigen Dienstag, 10 Uhr, in der Lehrerbibliothek statt. Für die Schüler der Klassen 6 bis 10 begann der Unterricht bereits am Montag.
Wie die Schulleitung weiter mitteilte, werden im neuen Schuljahr drei junge Kolleginnen neu zum Kollegium der Bonhoeffer-Schule gehören.
Das Fach Musik könne dadurch ab sofort wieder in vollem Umfang unterrichtet und der Engpaß in den Fächern Englisch und Sport behoben werden. pom
Wegen Urlaubs kann ich erst jetzt wieder die "Frankfurter Rundschau" lesen. In der FR vom 17. 7. 1992 fand ich auf der letzten Seite ("Aus aller Welt") unter der Überschrift "Lärm ist Einstellungssache" eine Meldung, in der dargestellt wird, daß Lärmempfindlichkeit nicht nur von dem (meßbaren) Dezibelwert abhängt.
Dabei spielt zwar durchaus die "innere Empfindung" eine Rolle, d.h. die subjektive Bewertung von Lärmquellen (z.B. Rockmusik), vor allem aber die Tonhöhe (bzw. bei Mischtönen die der Bestandteile) - z.B. bei "schrillen Tönen".
Im Frequenzbereichvon etwa 500 bis 1 000 Hz ist das menschliche Ohr am empfindlichsten.
Friedrich Wilhelm Mayer, Rüsselsheim
has FRANKFURT A. M. Der britische Chemie- und Pharmakonzern Imperial Chemical Industries (ICI) erwägt einschneidende Veränderungen seiner Struktur. Geprüft wird, ob die Gruppe in zwei getrennte Aktiengesellschaften namens ICI und ICI Bio geteilt werden soll. Eine Entscheidung in dieser Angelegenheit soll nach Firmenangaben bis Februar nächsten Jahres fallen.
Den Plänen zufolge würde die ICI Bio die existierenden Sparten Arzneimittel, Pflanzenschutz, Saatgut und Spezialchemikalien umfassen und als neue Gesellschaft an der Börse notiert werden. Der sogenannte biowissenschaftliche Zweig der Briten steht für einen Umsatz von umgerechnet etwa elf Milliarden Mark. Auf den Lohn- und Gehaltslisten der ICI Bio würden rund 35 500 Männer und Frauen stehen.
Neben dieser Gesellschaft gäbe es dem Vorhaben zufolge weiterhin die ICI-Gruppe. Diese würde dann künftig aus den Arbeitsgebieten Farben und Lacke, Kunststoffe und Polymere, Industriechemikalien, Sprengstoffe und Tenside bestehen. Mit diesen Sparten und ihren über 88 000 Beschäftigten käme die "neue ICI" auf ein Geschäftsvolumen von umgerechnet rund 24,8 Milliarden Mark. Die Neustrukturierung hätte für den britischen Konzern einige Vorteile. Jede der beiden Gesellschaften könne sich "gezielter auf die für vorrangig betrachteten Chancen" konzentrieren. Natürlich spielt auch die Einsparung von Kosten eine Rolle. Ferner überlegt die Firmenspitze, ob bei einer Verwirklichung der Pläne, der ICI Bio zusätzliches Eigenkapital verpaßt werden soll. In diesem Zusammenhang ist die Rede von einem "öffentlichen Angebot". Den vorhandenen Aktionären würde im übrigen für jede ICI-Aktie ein Anteilsschein an der ICI Bio offeriert.
Die flaue Konjunktur in weiten Teilen der Chemiebranche bekam auch der Londoner Chemiekonzern im ersten Halbjahr zu spüren. Der Gewinn vor Steuern der ICI-Gruppe knickte um 17 Prozent ein, wobei der Umsatz um 3,5 Prozent niedriger als im ersten Semester 1991 ausfiel. Das Management rechnet für die nähere Zukunft nicht mit einer Wende zum Besseren. Es heißt: "Unsere Erwartungen für Wachstum während des restlichen Jahres sind gering. Kosteneinsparung und Liquidität werden daher vorrangig bleiben, bis die wirtschaftliche Erholung tatsächlich eintritt." Die gegenwärtige Rezession dauere länger und sei einschneidender als erwartet.
MTV bezahlt Sonderzug
MAIN-TAUNUS-KREIS. Von der Penne mit der S-Bahn schnell und bequem nach Hause: Frankfurter- und Main-Taunus-Verkehrsverbund setzen von heute an einen Sonderzug der S 2 aufs Gleis. Er soll an allen Schultagen um 13.35 Uhr von Hofheim nach Niedernhausen fahren. Haltestellen sind in Lorsbach, Eppstein und Niederjosbach. Die Kosten für das Zusatzangebot trägt der MTV. kkü
OBERRAD. Jetzt ist es amtlich: Auf "grünes Licht" müssen die Fußgänger an den Ampeln zwischen der Balduinstraße und dem Buchrainplatz nur noch 45 Sekunden warten (bisher: eine Minute). Die "Umlaufzeiten" wurden bereits verkürzt. Die Fußgängerampeln an der Balduinstraße und der Bleiweißstraße sollen darüber hinaus "Sofortgrün" erhalten. Doch die Programme dieser beiden Überwege werden erst geändert, wenn die Straßenbahnlinie 16 beschleunigt wird. Dies hat der Magistrat dem Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad) mitgeteilt, der auf Anregung der Bürgerinitiative "Dalles" einen entsprechenden Antrag gestellt hatte.
In den nächsten sechs Wochen werden die Mitarbeiter des Ordnungsamtes den Verkehr auf der Offenbacher Landstraße beobachten und registrieren, wie sich die geänderte Ampelschaltung auswirkt. Erst nach dieser "Versuchsphase" kann endgültig entschieden werden, ob die Fußgänger dauerhaft mit kürzeren Wartezeiten rechnen können.
"Die Grünzeit für die Straßenbahn und den Autoverkehr wird über die Stunde gerechnet kürzer", sagte Gert Stahnke, zuständiger Sachbearbeiter im Straßenverkehrsamt, zu den Begleiteffekten dieser Umstellung. Volker Hartmann, Sprecher der Oberräder Bürgerinitiative Dalles, hält dies nicht für schlimm: "Wir haben rund 50 Prozent ortsfremden Durchgangs- verkehr auf der Offenbacher Landstraße. Wir streben an, diesen Verkehr zu verdrängen." Die Kosten dieser Umstellung waren gering, da lediglich die Software der Ampelanlagen geändert werden mußte.
Erheblich teurer wird das Beschleunigungsprogramm für die Linie 16, dessen Planung noch im Herbst dieses Jahres begonnen werden soll, wie Gert Stahnke auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau mitteilte. Wann das Beschleunigungsvorhaben denn umgesetzt werde, konnte er nicht sagen - und verwies auf den Magistratsbericht. Dort steht: "Eine terminliche Fixierung ist zur Zeit nicht möglich." Es sei jedoch angestrebt, so Stahnke, das Beschleunigungsprogramm noch in diesem Jahr umzusetzen.
Bis dahin müssen die Oberräder auch auf das "Sofortgrün" an der Balduinstraße und der Bleiweißstraße warten und weiterhin der Straßenbahnlinie 16 hinterherlaufen, wie Volker Hartmann berichtete: "Wenn man die Straßenbahn kommen sieht, dann ist die meistens in weit weniger als 60 Sekunden da. Manchmal ist die schon weitergefahren, bevor man die Straße an der Ampel überqueren konnte." kan
KALBACH. Die "Kalbacher Klapperschlange" braucht Futter. Doch keine Angst, hier wird niemand mit Haut und Haaren verschlungen: Der Kinderverein sucht Kinder ab der 3. Schulklasse, denen das Lesen Spaß bereitet. Sie sollen bis zum Beginn der Kalbacher Kinderbuchmesse am 14. und 15. November fünf Bücher "verschlingen" und mit Punkten bewerten.
Auf der Messe in der Turnhalle Am Grubweg wird ausgewertet und das beliebteste Buch erhält den Literaturpreis des Kindervereins: die "Kalbacher Klapperschlange".
Die Kinderbuchmesse ist der Höhepunkt der Arbeit des Vereins und steht unter dem Motto "Klassiker". Dabei sollen die Erwachsenen die Lieblingsbücher aus ihrer Jugendzeit vorstellen - also ihre ganz persönlichen "Klassiker": "Das kann spannend werden, herauszufinden, was die Eltern für Kinderbücher gelesen haben", erläuterte Vorsitzende Regina Otto.
Mit zwei Lesungen und mehreren Filmen will der Verein viele Kinder nach Kalbach locken. "Im letzten Jahr hatten wir an beiden Tagen mehr als 2000 Besucher", erzählte Otto.
Damit nicht zu viele Bücher bewertet werden, haben die Mitarbeiter des Kindervereins eine Liste zusammengestellt, auf denen die Bücher zu finden sind, die in die Auswertung einbezogen werden. Diese Bücher werden auch in der Bücherei des Kindervereins ausgeliehen.
Anmeldungen können entweder bei Regina Otto unter der Telefonnummer 50 46 77 erfolgen oder schriftlich. Die Adresse lautet: Kinderverein Kalbach, Talstraße 98, 6000 Frankfurt am Main 50. kan
FRIEDRICHSDORF. 200 Mark haben die Jusos Friedrichsdorfs zur Finanzierung eines Dari-Sprachkurses für Kinder aus Afghanistan gespendet, die als Flüchtlinge in der Stadt leben.
Die Jungsozialisten wollen damit ihre Ansicht bekräftigen, daß der Unterricht in der Heimatsprache ein wichtiger Beitrag zur späteren Reintegration ist, wenn die Kinder in ein befriedetes Afghanistan zurückkehren können.
Die Jusos seien befremdet darüber, daß die Mehrheit im Stadtparlament im Juni den Antrag der Grünen ablehnte, 2000 Mark für einen Dari-Sprachkurs zur Verfügung zu stellen. Die Abgeordneten, auch in der SPD-Fraktion, hätten bei der Ablehnung wenig Weitblick bewiesen, sagt Juso-Sprecher Frank Weinert.
Die Spende überreichten die Jusos dem Arbeitskreis Asyl, der den Unterricht organisieren will. s
KALBACH. Auch in der zweiten Jahreshälfte hat der Kinderverein Kalbach ein attraktives Programm für Kinder zusammengestellt. Drei Theatertage stehen im Mittelpunkt; die Aufführungen beginnen jeden Montag um 15 Uhr im Bürgertreff, Am Weißkirchener Berg 3.
"Pommes - die Supermaus" heißt ein Stück der Gruppe "Turbo-Prop", das am Montag, 28. September, für Kinder ab fünf Jahren gegeben wird. Daran schließt sich ein Stück der "Fuzzis" am Montag, 2. November, an. Die "Fuzzis", die im vergangenen Jahr mit dem Umweltstück "Die Fuzzis in der Wüste" die Kinder begeisterten, treten nun mit einem neuen Stück vor das Publikum: "Die Fuzzis in der Stadt" (ab fünf Jahren).
Dann kommt etwas Besonderes: Am Montag, 14. Dezember, tritt das Figurentheater "Fadenschein" mit seinen Puppen auf. "Kantu - einer der auszog durch Türen zu reisen" lautet der Titel des Figurenspiels (für Kinder ab vier Jahren). "Das ist sicherlich etwas sehr Phantasievolles, da bin ich selbst sehr gespannt darauf", sagte die Erste Vorsitzende des Kalbacher Kindervereins, Regina Otto. Alle Veranstaltungen werden von der Stadt Frankfurt im Rahmen des "Kinderkulturprogramms" gefördert.
Bereits am Samstag, 12. September, beteiligt sich der Kinderverein an dem großen Straßenfest der Kalbacher Vereine im vorderen Teil der Talstraße. Der Erlös des Festes wird einer "guten Sache" gestiftet; diesmal der Kinderkrebshilfe. "Wir werden uns wie im vergangenen Jahr auch mit einer Veranstaltung speziell für Kinder am Straßenfest beteiligen", erläuterte Regina Otto und will das erfolgreiche Disco-Zelt wieder aufbauen.
Die traditionelle Herbstwanderung des Kindervereins soll am Sonntag, 20. September, die Familien in den Taunus lokken. Die 240 Mitglieder des Vereins, darunter viele Kinder, wollen eine Rundwanderung machen.
Auch die Bücherei im Alten Rathaus betreibt der Kinderverein. Die Einrichtung ist dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Dort können sich die Kinder nicht nur Bücher ausleihen, sondern auch Gesellschaftsspiele und Kassetten.
"Wahnsinnig beliebt", so Regina Otto, seien die Kurse zur "Musikalischen Früherziehung" im Bürgerhaus. Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren können daran teilnehmen. Der Andrang war so groß, daß mittlerweile vier Kurse mit jeweils 15 Kindern parallel angeboten werden. Diese Kurse sind kostenpflichtig, eine Voranmeldung ist erforderlich.
Nähere Informationen gibt Regina Otto unter der Telefonnummer 50 46 77. Schriftlich ist der Kinderverein unter der Anschrift Talstraße 98 zu erreichen. kan
Seit einem Jahr hat Liederbach einen Sozialreferenten / Walter Löhrs Zwischenbilanz: Vieles steckt immer noch in ,Ansätzen' Bremst der Bürgermeister? Von Dieter Schwöbel LIEDERBACH. Seit einem Jahr hat Walter Löhr sein Büro am Ende des Ganges in der ersten Rathausetage, dort, wo niemand zufällig vorbeikommt. Für manchen Liederbacher hat das symbolische Bedeutung: Sie haben von dem Sozialreferenten bisher wenig mitgekriegt, monieren vor allem die Vereinschefs. Dafür sei jedoch weniger Löhr, sondern Bürgermeister Gerhard Lehner (CDU) verantwortlich: Er schränke des Referenten Initiativen zu sehr ein. Aber der Newcomer erntet auch lobende Worte, geht's um seine Jugendarbeit: Dort habe der 38jährige einiges auf die Beine gestellt. Der gelernte Sozialarbeiter spricht selbst davon, "teilweise Pionierarbeit geleistet" zu haben. Vieles aber, räumt er ein, "steht erst ganz am Anfang". Löhrs Einjahres-Bilanz sieht seiner Meinung nach vor allem im Kinder- und Jugendbereich gut aus: Er hat den Jugendclub im Sportlerheim wiedereröffnet und dem Babysitter-Vermittlungsdienst über die Geburtswehen hinweggeholfen; außerdem organisierte er Herbstferienspiele für Kinder - das hatte es in Liederbach zuvor nicht gegeben.
Des Referenten Augenmerk gilt vor allem dem Jugendclub, der seit Januar zweimal wöchentlich in den Abendstunden geöffnet ist. Den "Kern" von 15 bis 20 Jugendlichen will Löhr "perspektivisch an den Treff binden"; nach und nach soll die Gruppe weiter vergrößert und der Raum an mehreren Abenden offen sein.
Dafür sucht Löhr noch einen neuen Mitarbeiter als Club-Betreuer - "am besten einen Jugendlichen aus der Gruppe". Wann es soweit sein wird, vermag der Referent indes nicht zu sagen: "Das kann noch Monate, aber auch ein Jahr dauern."
Nur auf "Ansätze" kann der Sozialarbeiter im Kinderbereich bislang bauen. Für die Zehn- bis Zwölfjährigen möchte er den Jugendclub regelmäßig nachmittags öffnen. Über "einige Probeläufe" ist der Sozialarbeiter bislang aber nicht hinausgekommen. Am Geld darbt seine Jugendarbeit nicht, meint Löhr - Liederbach habe dafür erstmals einen Etatposten mit 23 300 Mark bereitgestellt. Aber das Freizeitangebot für junge Menschen sei nach wie vor dürftig, räumt der Sozialarbeiter ein. Außerhalb von Jugendclub und Vereinen gebe es fast nichts. Hoffnungsschimmer sei ein weiterer Jugendtreff, den die Kirchengemeinde möglicherweise eröffnet.
"Ganz am Anfang" steht Löhrs Altenarbeit - sein zweiter selbstgesetzter Schwerpunkt. Sich ihm zuzuwenden, hat der Referent erst begonnen. "Ich weiß bis jetzt nicht, welche Wünsche die Senioren überhaupt haben."
Ein Fragebogen soll die Wissenslücke schließen. An alle Haushalte verschickt, können sich die Alten Lust und Frust von der Seele schreiben. 35 Bögen sind inzwischen ins Rathaus zurückgekommen, Schlüsse lassen die wenigen Antworten aber noch nicht zu. So hat Löhr bislang keine "klaren Vorstellungen" und erst recht kein Programm.
Und das ist genau der Kritikpunkt von Ursula Eilmes: Die Sozialdemokratin vermißt "Konzepte und neue Ideen". Ferienspiele organisiert und Jugendtreff eröffnet: Das sei eine magere Bilanz nach zwölf Monaten. Aber Eilmes Versuch, darüber mit Löhr ins Gespräch zu kommen, sei gescheitert, klagt sie.
Verantwortlich macht sie jedoch nicht den Referenten, sondern dessen Chef: Bürgermeister Gerhard Lehner (CDU). Der habe erst nicht zugelassen, daß die "Politikerin Eilmes" mit Löhr sprechen konnte. Als sie schließlich als "Privatperson" doch mit ihm redete, habe Lehner ihr vorgeworfen, dessen Zeit "zu stehlen". Offenbar wolle der Bürgermeister seinen Bediensteten kontrollieren.
Ähnlich schätzen das auch die Vereinsvertreter ein, betont Hans-Joachim Fliege, Vorsitzender der Oberliederbacher Sportgemeinschaft und Vorstandsmitglied des Vereinsrings. Der Clubchef zürnt: "Trotz unserer Bemühungen haben wir zu Herrn Löhr null Kontakt." Zweimal habe der Vereinsring den neuen Mann im Rathaus eingeladen, um mit ihm über Probleme und Wünsche der Clubs zu reden - aber umsonst.
Auch Fliege macht dafür den ersten Mann im Rathaus verantwortlich. Der Bürgermeister bestimme, mit wem Löhr sprechen kann, das habe Lehner offen zu verstehen gegeben. Für Fliege ein Unding: "Wozu brauchen wir einen Sozialreferenten, wenn doch alles über Lehners Tisch läuft?" Die Vereine hätten den Referenten doch gerade gewollt, damit nicht alles "politisch, sondern vom Leben her beurteilt wird". Für Lehner ist die Schelte indes "ein Schmarrn". Er greife nicht in Löhrs Arbeit ein, versichert er. Auf den Referenten Einfluß zu nehmen, sei alleine Sache des Gemeindevorstandes - dessen Vorsitzender jedoch der Bürgermeister ist. Bislang habe der Gemeindevorstand Löhrs Konzepten aber "schnell zugestimmt", betont Lehner.
Für den Bürgermeister ist es keine Frage, daß Clubvertreter "jederzeit in Löhrs Sprechstunde kommen können" - auch ohne Lehners Plazet. Allerdings sollten sie "konkrete Anliegen vorbringen und nicht nebulöse Wünsche, denn das macht keinen Sinn."
Löhr sagt wenig zu dem Streit. Tatsächlich habe er kaum Kontakt mit Vereinen und Parteien - obwohl sie schon zum Arbeitsgebiet eines Sozialreferenten zählen sollten. Aber: Was Löhr zu tun und zu lassen hat, ist nicht festgelegt: Die Arbeitsplatzbeschreibung ist selbst nach einem Jahr noch in der Mache. Und zumindest so lange, bis das Papier vorliegt, "entscheidet der Gemeindevorstand darüber, wer was macht", weiß Löhr, für den dieses Verfahren eine "normale Sache" ist. Wenn er sich nicht um die Vereine kümmern könne, sei halt der "Kollege vom Zimmer nebenan" zuständig.
FRIEDBERG. "Enttäuscht und empört" ist die Friedberger CDU nach den Worten ihres Vorsitzenden Ulrich Kiefer über die Entscheidung der Landesregierung, in diesem Jahr keinen Zuschuß für den Bau der Straße vom Industriegebietes Süd über die Görbelheimer Hohl zur Bundesstraße 275 zu gewähren. Der Hessische Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) hat die Entscheidung damit begründet, daß die Landesregierung das Geld für den öffentlichen Personennahverkehr benötige. Kiefer hält diese Begründung für eine "Mogelpackung". Vielmehr handele es sich um einen Kniefall vor den Grünen.Die CDU will nun prüfen, ob die Ostanbindung des Industriegebiets trotz der Zuschußverweigerung des Landes baldmöglichst gebaut werden kann. ieb
Die vier städtischen Streetworker, die sich um Problem-Jugendliche in der Innenstadt kümmern sollen, haben am Montag, 3. August, Arbeitsbeginn. Adresse ihres Büros und der Kontaktstelle für die Klientel: Kurt-Schumacher-Straße 41. Ursprünglich sollten die Sozialarbeiter, die den Stadtsäckel 300 000 Mark an Gehältern im Jahr kosten, ja ins Möbelhaus Hess an der Konstablerwache ziehen - aber da hinein kommt jetzt eine Filiale der traditionsreichen Musikkneipe "Batschkapp" (Maybachstraße).
Das Lokal heißt "Nachtleben" und verteilt sich auf zwei Etagen. Im Erdgeschoß gibt's ein Bistro, in dem man sich bereits am Nachmittag Snacks und Schoppen servieren lassen kann und in dem am Wochenende auch noch Nachtschwärmer einen Drink bekommen ("last orders" um 4 Uhr früh). Im Keller darunter ist eine Kleinkunstbühne geplant, auf der Nachwuchsgruppen der Rock-, Jazz-, Metal- und Pop-Szene Konzerte geben können. In das Sälchen passen 100 bis 150 Zuhörer. An die Stadt wird "Batschkapp"-Geschäftsführer Ralf Scheffler monatlich eine Umsatzpacht überweisen.
Die "Batschkapp" hat damit keinesfalls ihre Umzugspläne in einen Neubau am Schönhof aufgegeben. Die städtische Saalbau GmbH - so ihr kaufmännischer Leiter Gerhard Esders - geht jedenfalls davon aus, daß 1992 Baubeginn für die "neue Batschkapp" ist. 1994 soll das Haus dann stehen.
Wegen der "Batschkapp"-Tochter "Nachtleben" sind jetzt die vier Streetworker umquartiert worden. Musikcafé und ein Sozialarbeiter-Stützpunkt unter einem Dach bei "Hess" - das vertrage sich nicht, meint man im Magistrat. Für die Klienten - jugendliche Ausreißer oder Obdachlose , die Probleme mit Eltern, Schule, Lehrstelle und / oder Drogen haben - sei die "szenennahe Anlaufstelle" in der Kurt-Schumacher-Straße besser geeignet. peh
SECKBACH. Die Verkehrsberuhigung in einigen Teilen Seckbachs hat bei den betroffenen Bürgern hitzige Diskussionen ausgelöst. Von massiver Kritik an den neuen Regelungen bis hin zu deutlicher Zustimmung ist alles zu hören.
"In den vergangenen Ortsbeiratssitzungen wurde deutlich, daß der Unmut der Bürger über die Fehler der Verkehrsberuhigungen immer wieder zu parteipolitischen Auseinandersetzungen mißbraucht wurde", heißt es dazu in einer Mtteilung der Bürgervereinigung Seckbach (BVS).
Die BVS will nun mit den betroffenen Bürgern darüber sprechen, wie sie die neue Situation in ihrer Straße empfinden, was sie an den Verkehrsberuhigungen begrüßen und was sie ändern würden. Auch wie der Verkehr im gesamten Stadtteil verringert werden kann, interessiert die Bürgervereinigung.
Das sollen die Themen einer Mitgliederversammlung sein, die für Montag, 10. August, ab 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone", Wilhelmshöher Straße 165, angesetzt, ist und zu der alle betroffenen Einwohner eingeladen sind. jd/31
Feuerwehrmänner werden nicht eingespart Personaldezernent widerspricht Gerüchten Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Die Berufsfeuerwehr wird vorerst noch nicht von den Personaleinsparungen betroffen, die der Magistrat für die Stadtverwaltung beschlossen hat. Wie Organisationsdezernent Achim Vandreike erklärte, sind Befürchtungen der 937 Beschäftigten der Branddirektion, über 100 Stellen könnten schon bald dem Rotstift zum Opfer fallen, unbegründet. "Natürlich", sagte Vandreike, "werden wir auch bei der Berufsfeuerwehr Einsparungsmöglichkeiten prüfen müssen; dies aber nur zusammen mit Feuwehrdezernent Tom Koenigs und dem Personalrat der Feuerwehr. Wir werden darüber reden müssen, ob es in diesem Bereich überhaupt Reserven gibt, an die wir herangehen können. Oberstes Prinzip für uns ist die Einsatzfähigkeit der Berufsfeuerwehr und die Beibehaltung des hohen technischen Standards."
Personalratsvorsitzender Klausdieter Baumann zeigte sich erfreut über die klare Stellungnahme des Dezernenten. Immerhin blühten in den vergangenen Wochen die Gerüchte über massive Einschnitte in den Personalbestand der Feuerwehr. Vermutet wurde auch, daß sich die Stadt möglicherweise von dem gesamten Krankentransportwesen und dem Rettungsdienst trennen und auf freiwillige Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariterbund übertragen könnte. Hautnah, so heißt es vielfach in Feuerwehrkreisen, würde es auch den einzelnen Bürger treffen, wenn bei einer Personalreduzierung um zwölf Prozent gewohnte Dienstleistungen außerhalb des reinen Löschdienstes und des vorbeugenden Brandschutzes wegfallen müßten.
Personalratsvorsitzender Baumann meinte, solche Maßnahmen könnten sich "als Rohrkrepierer" erweisen und zu Einschränkungen am Bürgerservice führen.
"Mit weniger Personal könnten wir zum Beispiel keine Verkehrssicherungsmaßnahmen mehr treffen, Sicherheitsdienste bei Großfesten in der Innenstadt, bei Theater-, Opern- und Zirkusveranstaltungen, auf der Messe und im Stadion nicht mehr wahrnehmen." Krankentransportwesen und Rettungsdienst der Feuerwehr seien so komplex und mit der Brandbekämpfung und den anderen Hilfeleistungen verwoben, "daß sich jeglicher Eingriff in die ohnehin nicht rosige Personalsituation verbietet". Er wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß derzeit die Löschzüge tatsächlich nur zwischen 57 und 60 Prozent besetzt seien.
Baumann: "Keine Großstadt in Deutschland ist mit der Stadt Frankfurt vergleichbar. Sie ist tagsüber eine Millionenstadt, hat die meisten Hochhäuser, den größten Flughafen auf dem Kontinent, einen riesigen Umschlagbahnhof und chemische Industrien.
Personalreserven, die man anknapsen kann, gibt es hier nicht mehr. Es sei denn, die Stadt nimmt einen Qualitätsverlust und die Enttäuschung ihrer Bürger in Kauf."
GRIESHEIM. Die Neugestaltung der Kinderspielplätze "Mühlgewann", "Am Wingertsgrund" sowie an der Kiefernstraße wird erneut den Ortsbeirat 6 (Griesheim, Goldstein, Schwanheim und westliche Stadtteile) in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 11. August, um 17 Uhr im Bolongaropalast, Bolongarostraße 109, beschäftigen.
Desweiteren wird das Gremium über einen Magistratsbericht zum ökologischen Umbau der Eichendorffschule beraten. Um Kosten zu sparen sollen sich Eltern und Schüler in einer Arbeitsgruppe an den Bauplanungen beteiligen, schlägt der Magistrat vor.
Außerdem entscheiden die Stadtteilpolitiker über einen gemeinsamen Antrag von SPD und Grünen über ein Verbot von Alkohol-und Zigarettenwerbung im Ortsbezirk. Sie regen darüber hinaus auch ein stadtweites Verbot an; das haben allerdings die Römerparlamentarier zu entscheiden. hen
GABRIELE VENZKY
MÖRFELDEN-WALLDORF. An Alleinerziehende wendet sich ein Angebot der Evangelischen Familien-Bildungsstätte. "Hilfe - ich muß (m)ein Kind erziehen" heißt der Kurs, der am Samstag, 8. August, im Gemeindezentrum (Ludwigstraße 64) beginnt. Unter Leitung von Diplom-Pädagogin Marga Stahlmann treffen sich die Teilnehmer/innen einmal im Monat samstags von 16 bis 18 Uhr. Information unter Tel. 069 / 81 69 01. lis
Wie fühlt sich ein Wissenschaftler, dem führende Politiker des Landes vorwerfen, bei ihm handele es sich um einen "Moralisten" - weshalb seine Kritik an ihren Privilegien nicht ganz ernstzunehmen sei? Dies ist keine rhetorische Frage. Hans Herbert von Arnim, Professor an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, holte sich genau diesen denkwürdigen Tadel von Hamburgs Erstem Bürgermeister. Den Anlaß lieferte im Herbst 1991 Arnims juristischer Verriß der geplanten Versorgungsregeln für Spitzenparlamentarier der Bürger- Von Hans-Helmut Kohl (Speyer) schaft - eine Skandalgesetzgebung, die der Sozialdemokrat Henning Voscherau Wochen später eigenhändig kippen sollte.
Der 52 Jahre alte Rechtsprofessor Arnim lächelt, wenn er diese Art Retourkutschen bedenkt, die ihm, dem hartnäckigsten Kritiker der Politiker-Selbstbedienung in diesem Land, immer mal wieder gewidmet werden. Nein, er zieht es vor, nicht von Moral zu reden. "Das erinnert mich zu sehr an Wilhelm Busch oder die katholische Kirche", sagt der Jurist. Er hält es lieber mit der "Angemessenheit" als dem wünschenswerten Maßstab des Handelns - eine Elle, die den politisch Verantwortlichen in dieser Republik anscheinend abhanden kam, als ihre Distanz zu den Regierten zu groß wurde.
Ist es denn, so fragt Arnim etwa, "angemessen", daß nach dem saarländischen Ministergesetz ein Amtsinhaber gerade einen einzigen Tag auf seinem Sessel Platz genommen haben muß, um 75 Prozent seiner Amtsbezüge als Pension zu erhalten? Und dies schon im Alter von 55 Jahren für den Rest seines Lebens, wenn er außerdem 13 Jahre als Abgeordneter im Landtag saß? Ein Beispiel nur für das Dickicht der Versorgungsregeln, das sich die Landespolitiker im Laufe der Jahre züchteten; ein Beispiel, wie es sich mehr oder minder schlimm in beinahe allen Ministergesetzen und/oder Diätenregeln finden läßt (Reformen stehen - nach den Diskussionen der vergangenen Monate - nun flächendeckend an).
"Licht in dieses Dickicht bringen" will der Speyerer Professor. So schlicht begründet er sein spektakuläres Engagement, über das in Hessen 1988 ein Landtagspräsident und sein Vize stolperten und das in Hamburg und dem Saarland kapitale Krisen in Kabinetten und Parlamenten verursachte. Sein Tun wird im habilitierten Kollegenkreis, so erzählt Arnim nachdenklich, mal mit hochgezogenen Augenbrauen (Motto: Ein deutscher Professor mischt sich in die Niederungen der praktischen Politik nicht ein), mal mit lobend-unterstützender Korrespondenz kommentiert.
Ein Robin Hood also, als Rächer der Enterbten ein unerschrockener Kämpfer für die Rechte der deutschen Steuerzahler? Durchaus nicht. Hans Herbert von Arnim hat nichts von einem Michael Kohlhaas und fühlt sich auch von niemandem verfolgt. Vielmehr machte der Verfassungsrechtler, und dies am Anfang seiner akademischen Karriere, die verblüffende Erfahrung, daß sogar ein einzelner, wenn er sich nur von Parteien und Verbänden fern hält und sein Handeln ausschließlich an der Sache orientiert, in der von Gruppeninteressen durchwirkten Bundesrepublik etwas erreichen kann.
Arnim promovierte Anfang der siebziger Jahre über "Die Verfallbarkeit von Betriebsrenten", ein Thema, das niemandem vom Stuhle reißt. Dennoch war in ihm ein Muster angelegt, das sich in seinem Berufsweg wiederholen sollte: "Die Arbeitgeber wollten die Verfallbarkeit dieser Renten, weil sie auf diese Weise die Beschäftigten an ihr Unternehmen binden konnten, und die Gewerkschaften machten sich auch nicht stark für eine Änderung, weil sie sich mehr um Tarifvertragsregeln kümmerten." Ein berechtigtes Anliegen vieler Arbeitnehmer, deren Ansprüche verfielen, wenn sie, warum auch immer, die Firma verließen, drohte untergepflügt zu werden, weil sich keine etablierte Interessengruppe einsetzte und deshalb kein Druck auf dem Gesetzgeber lastete.
Nun aber lag Arnims Dissertation vor, und das Bundesarbeitsgericht übernahm seine Thesen binnen Jahresfrist in seine Rechtsprechung. Das Parlament folgte und regelte den Sachverhalt so, daß heute derartige Renten nicht mehr verfallen. Ein Erfolgserlebnis und ein Lehrstück zugleich für Arnim, der in der Folgezeit zehn Jahre lang das Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler in Wiesbaden leitete und sich in dieser Funktion umfassend mit dem Thema Parteienfinanzierung beschäftigte.
Aus dieser Zeit stammt allerdings auch die Erfahrung eigener Verletzlichkeit. Arnim erinnert sich, daß ihn "Redner von CDU, SPD und FDP unisono" während einer Bundestagsdebatte 1982, als es wieder einmal um mehr Geld für die Parteien ging, "in der Luft zerrissen haben - beim Nachlesen der Protokolle hat das schon weh getan". Doch die Kritik, vor allem wenn sie unter der Gürtellinie daherkommt, beeinflußt Arnim ebensowenig wie der vermeintliche Triumph: Er macht keine Kerbe in den Schreibtisch, wenn ihm im Versorgungsdschungel der Politik wieder ein Volltreffer gelang.
Daß er, wie es ein Getroffener despektierlich formulierte, angeblich seine Expertisen "in der Badewanne" verfaßt, amüsiert ihn. Tatsächlich hat Arnim, wie er mit einem entschuldigenden Achselzucken in Richtung Familie eingesteht, in den vergangenen vier bis fünf Monaten die Wochenenden durchgearbeitet, um mit seiner Arbeit zurande zu kommen. Denn eines weiß der sportliche Professor, der in diesen Sommertagen samt Familie auf dem Fahrrad durch Brandenburg unterwegs ist: Einen Fehler, vor allem einen gewichtigen, darf er sich nicht leisten, weil "jedesmal, wenn ich mich äußere, zwei Dutzend Juristen in den Staatskanzleien und Landtagsverwaltungen an meine Gutachten gesetzt werden".
Dabei hat er noch jedesmal versucht, vor seinen öffentlichen Auftritten mittels bittender und warnender Briefe bei den Politikern ein Bewußtsein für die "Unangemessenheit" der von ihm kritisierten Regelungen zu schaffen. Doch das, soviel weiß er inzwischen, ist vergebliche Liebesmüh': Derartige "Brandbriefe", selbst wenn er sie als Honorar-Gutachter des Bundes der Steuerzahler schreibt, werden nicht beachtet und beantwortet.
Auch die Reaktionen der Kritisierten wiederholen sich ein ums andere Mal. Arnim: "Es wurde nie eingeräumt, daß die Gesetze unangemessen und fehlerhaft waren und deshalb keinen Bestand haben durften. Statt dessen wurde die Rücknahme allein mit Kriterien der Macht erklärt: Man habe die Wucht der öffentlichen Kritik oder die Sensibilität der Öffentlichkeit für die Thematik unterschätzt." So ließen sich der ehemalige hessische Ministerpräsident Walter Wallmann (CDU) und Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau wörtlich ein. Dickfelligkeit und Schwerhörigkeit, das belegen die professoralen Erfahrungen, sind demnach nachgerade Qualitätsmerkmale für Spitzenpolitiker.
Hans Herbert von Arnim ist nicht sehr glücklich darüber, daß seine Arbeit auf die Auseinandersetzung mit den Besoldungs- oder Versorgungsregeln deutscher Politiker reduziert wird. Er hat vielfach publiziert; seine Habilitation widmete sich dem "Gemeinwohl und Gruppeninteressen" und hatte als Untertitel: "Die Durchsetzungsschwäche allgemeiner Interessen in der pluralistischen Demokratie". Auch der Name seines Lehrstuhls ("Öffentliches Recht, insbesondere Kommunalrecht und Haushaltsrecht und Verfassungslehre") verrät, daß seine Interessen erheblich weiter gespannt sind, als die Gehalts- und Pensionstabellen reichen, die er penibel durchleuchtet.
Dabei weiß er zugleich um die eigenen Privilegien - als Wissenschaftler vom Staat bezahlt zu werden und gleichwohl nicht weisungsgebunden zu sein. Die Freiheit, die ihm daraus erwächst, nutzt Arnim ganz im Sinne seiner Auffassung der "normativen Politikwissenschaft", die er beschrieb und nach wie vor als "wertend" begreift. Sein Plädoyer für "rationale, deutliche und nachvollziehbare Wertungen" verbindet sich im Gespräch ein paar Gedanken später mit seiner Kritik an der "klassischen Staats- und Politikwissenschaft", die für ihn "erstaunlich finanzblind" ist. Daß gerade die Finanzwirtschaft den Zustand eines Staatswesens am besten beschreibt, ist denn auch seine feste Überzeugung. Hans Herbert von Arnim hat nicht umsonst, als er sich 1988 mit der hessischen Diätenregelung auseinandersetzte, festgehalten: "Es geht nicht nur um ein fiskalisches Problem, sondern auch um staatspolitisches: Mehr Geld bedeutet auch mehr Macht."
Er wird diesen Gedanken mit Sicherheit auch in die Kommission einbringen, die Richard von Weizsäcker berief und die sich um die Parteienfinanzierung ebenso kümmern soll wie um die Besoldung der hauptberuflichen Politiker und Mandatare. Am 3. September trifft sie sich zu ihrer ersten Arbeitssitzung - Arnim wird dabei sein.
GOLDSTEIN / SCHWANHEIM. "Keine Werbung mehr für Alkoholika, Zigaretten und Medikamente" fordern SPD und Grüne im Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile). Über einen entsprechenden Antrag wird das Stadtteilparlament in seiner kommenden Sitzung am Dienstag, 11. August, um 17 Uhr im Bolongaropalast, Bolongarostraße 109, entscheiden.
Außer dem geforderten Verbot für die oben genannten Stadtteile sollen die Stadtverordneten im Römer über ein stadtweites Verbot nachdenken, so der Antrag.
Überdies wird ein Magistratsbericht zur Verlängerung der Lärmschutzwand am Knotenpunkt Schwanheimer Ufer mit der B 40 a diskutiert. hen
Premiere für Frankfurt und Modell für ganz Deutschland: Im Gutleutviertel, im Haus Hafenstraße 31, öffnet am Donnerstag, 6. August, 11 Uhr, die erste "Beratungsstelle für ältere Migrantinnen und Migranten". Das Projekt wird gemeinsam getragen von der Stadt Frankfurt und dem Bezirksverband des Deutschen Roten Kreuzes.
Kommune und DRK tragen damit einem Phänomen Rechnung, das man bislang kaum zur Kenntnis nahm: Die erste "Gastarbeiter"-Generation, die Anfang der 60er Jahre in die Stadt kam, geht in Rente -, und diese alten Menschen bleiben in Frankfurt. Das widerspricht gängigen Erwartungen, die im Lande kolportiert werden: Sie, die nun in Ehren ergrauten ausländischen Arbeitnehmer, würden zurückkehren ins Stammland ihrer Väter und dort - hochgeachtet und wohl versorgt - den Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen.
Nicht mehr als ein frommer Köhlerglaube - so die Quersumme von Recherchen des Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten (AMKA). Die Daten, die Statistik und die kommunalen Erhebungen bewiesen das genaue Gegenteil der bisherigen Annahmen, so heißt es in einem vom Amt veröffentlichten Report. "Viele älteren Ausländer sind hiergeblieben, wo ihre Kinder geboren und aufgewachsen sind und nun auch ihre Enkel leben."
Wer nun daraus das idyllisierende Bild einer "südländischen Großfamilie" ableite, in der Oma und Opa mit den beiden nachgewachsenen Generationen in Deutschland zusammenleben, sei wiederum einem Klischee aufgesessen - so AMKA. Zu niedriges Einkommen und die im Rhein-Main-Gebiet grassierende Wohnungsnot ließen ein Zusammenleben im Clan nicht zu. Außerdem hätten Kinder und Kindeskinder zumeist ihren Lebensstil sowie Einstellungen und Verhaltensweisen der "Aufnahmegesellschaft" angepaßt. Folge: "Viele ältere Migranten leben zunehmend isoliert."
Frankfurter Beratungs-, Hilfs- und Freizeitangebote erreichten sie kaum, entsprächen auch nicht den Bedürfnissen. AMKA: "Sie müssen in anderer, neuer Weise angesprochen und beraten werden. Das soll in der Hafenstraße geleistet werden." peh
Sie sind die Besten. Das meint nicht nur Werner Wunderlich, mit weißem Haar und noblem Aussehen sowas wie unser Jazz-Weizsäcker. "Meine Damen und Herren", verkündet er, "bei der ältesten kontinuierlichen Open-Air-Jazz-Reihe der Welt - Europas bestes Jazz-Trio: Joachim Kühn, Piano; Jean François Jenny-Clarke, Baß, Daniel Humair, Schlagzeug."
Seit 27 Jahren bereits spielen Jenny- Clarke und Joachim Kühn zusammen; ab 1985 in der aktuellen Besetzung. Man versteht sich also. Musikalisch sowieso, aber auch sonst, wenn das gegenseitige Grinsen und aufmunternde Nicken während des Spiels nicht täuschen. Wie sollte es auch anders gehen: Bei Kühns Liebe zu überraschenden musikalischen Wendungen würden weniger gut eingestimmte Mitspieler garantiert aus der Kurve fliegen.
Eigentlich einfache Formen mit den ihm eigenen konzertanten Überflieger- Fähigkeiten möglichst kompliziert zu zerspielen, ist geradezu ein Markenzeichen von Joachim Kühn. Ein Beispiel: diese Latin-Stelle im letzten Stück vor der Zugabe. Humair schurigelt den Hi-Hat, Jenny-Clarke zupft einen sportiven Baß-Vamp dazu. Das Piano sattelt ein Thema drauf, so à la Chick Corea - latin, luftig, leicht. Aber bevor sich die notorischen Mitklatscher, -schnipper und -schunkler die Situation ausnutzen können, legt Kühn sich quer: Quer zur Harmonie und quer zum Takt. Die Linke hüpft weiter Samba, die Rechte schiebt sich einen Halbton zu hoch und drückt schräge Töne in die Tasten - aufrüttelnd und unverschämt, wie freche Buben, die an fremden Haustüren "Klingelmäuschen" spielen.
Als sich die Zuhörer gerade an die Querschläger zu gewöhnen beginnen, schwenkt Kühn wieder um: fieselnde, quecksilbrige Miniaturen, die wirken, als nähme der Pianist den Rhythmus im Zeitraffer wahr. Als endlich keiner mehr damit rechnet, verfällt er doch noch ins Gefällige, verweilt da eine Weile, und katapultiert die Musik schließlich ins Finale furioso.
Er wolle einmal ein Rock-Star werden, soll Joachim Kühn vor Jahren einem Kritiker gestanden haben. Der gab ihm keine Chance: "Du spielst zu kompliziert." Aber dafür spielt er auch nie langweilig. Und damit hat er's immerhin zum Jazz- Star geschafft. MARCEL KEIFFENHEIM
Empfang und Ausstellung Einen Empfang für die Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft gibt die Stadt am Donnerstag, 6. August. Bürgermeister Hans-Jürgen Moog wird die Gäste um 16 Uhr im Kaisersaal begrüßen. Am Tag darauf wird die von der Gesellschaft gemeinsam mit dem Palmengarten konzipierte Ausstellung "Pflanzenwelt in Chile" eröffnet. Stadtteilbücherei einen Tag geschlossen Die Stadtteilbücherei Bockenheim (Leipziger Straße 13 a) bleibt am 4. August geschlossen. Die Mitarbeiter der Bibliothek nehmen an einem Fortbildungskurs teil. Bäder wieder geöffnet Die Reparaturen im Stadtbad Mitte sind abgeschlossen: Vom heutigen Montag, 3. August, an, wird das Hallenbad wieder zu den gewohnten Zeiten öffnen. Auch im Bezirksbad Sachsenhausen kann wieder geschwommen werden: Das Bad öffnet zu den seit dem 1. Mai gültigen Zeiten. Römer-Information schließt früher Da eine Mitarbeiterin des Informations-Büros Römer erkrankt ist, ändern sich für die kommenden Tage die Zeiten, an denen die Auskunftsstelle geschlossen wird: Das Büro des Verkehrsamtes macht dann nicht um 19 Uhr zu, sondern schließt bereits um 18 Uhr.
"Wer die Auffassung vertritt, daß effektive Drogenarbeit und notwendige Hilfsangebote für die Abhängigen nur bei Beibehaltung einer offenen Szene in der Taunusanlage möglich sind, kapituliert vor der Kriminalität." Ohne den Namen der hessischen Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) zu nennen, setzte sich Oberbürgermeister Andraes von Schoeler am Freitag erneut gegen Vorwürfe der Politikerin und einer Reihe von Hilfsorganisationen zur Wehr, die Stadt Frankfurt gehe massiv und ohne Absprachen mit Landesregierung, Umlandgemeinden und gemeinnützigen Organisationen gegen Drogenkranke vor, ohne die notwendigen medizinischen und sozialen Versorgungsmaßnahmen zu gewährleisten. Die Stadt, so der OB am Freitag, "wird ihren Weg konsequent weitergehen".
"Die Arbeiten der Polizei und der Sozialarbeiter ergänzen und bedingen einander", versicherte von Schoeler. Jeder wisse, daß Drogenhandel und Beschaffungsdelikte wichtige Ursachen der Kriminalitätsentwicklung seien. "Ich möchte nicht, daß Straßenraub und Körperverletzung achselzuckend hingenommen werden und auf mögliche Maßnahmen der Bekämpfung verzichtet wird; ich möchte aber auch nicht, daß man über das Elend der Abhängigen hinweggeht und Hilfsangebote unterbleiben."
Ziel seiner Drogenpolitik sei es, denhier lebenden Menschen mehr Sicherheit zu geben, die Attraktivität der Stadt gegenüber auswärtigen Abhängigen abzu- Kritik scharf zurückgewiesen bauen und den Frankfurter Süchtigen mehr Angebote zur Verfügung zu stellen. Dieses Konzept sei seit Ende 1989 gradlinig verfolgt worden.
Der OB nennt den Drogenbus, die drei Automaten zur Spritzenausgabe, die Krisenzentren in Mosel- und Rudolfstraße und die künftige Einrichtung im früheren Meldeamt an der Friedberger Landstraße.
Die Zahl der Plätze im städtischen Methadonprogramm sei auf 200 erhöht worden. Diese Hilfsangebote würden weiter ausgebaut.
Durch die stärkere Präsenz der Sicherheitskräfte zeichneten sich in Teilbereichen erste positive Auswirkungen ab. Die Straßenraubdelikte in der Frankfurter Innenstadt seien zurückgegangen, trotzdem bleibe die "Kriminalitätslage" besorgniserregend und erfordere weitere Maßnahmen. "Auch durch kritische Stimmen in Teilbereichen der Öffentlichkeit lasse ich micht nicht von diesem Kurs abbringen."
"Jede Kommunalwahl braucht ihren Sündenbock, damit sich Sauberfrauen und -männer profilieren können: 1989 waren es die Ausländer; sollen es 1993 die Drogenabhängigen werden?" Das Netzwerk Rhein-Main, zu dem unter anderem die Jungsozialisten und eine Reihe von Drogenhilfeorganisatioen gehören, griff ebenfalls am Freitag den OB erneut scharf an.
Folge der repressiven Strategie sei die Zersplitterung der Drogenszene in die Stadtteile, ein Preisanstieg bei den Drogen und eine Steigerung der Beschaffungskriminalität. cg
HOCHTAUNUSKREIS. "Auf dem Bauernhof gibt es eben im Januar keine Tomaten." Damit ist für Heinz Reinhardt das Dilemma der Landwirte, die ihre Produkte selbst verkaufen, fast schon umrissen. Der Vorsitzende des "Arbeitskreises direktvermarktender Landwirte im Hochtaunuskreis" fügt aber gleich hinzu, daß dennoch immer mehr Kunden zu Beginn des Jahres bewußt auf das rote Gemüse verzichten und dafür dann ab Mitte August, wenn die heimische Tomate ihre Saison hat, sich daran satt essen. Nur hat auch dieser Trend seine Grenzen.
"Der Zuspruch wächst", hat der Landwirt festgestellt. Trotzdem geht er davon aus, daß sich die Zahl von durchschnittlich 25 Kunden pro Tag auch in Zukunft kaum ändern wird. Das Potential an Leuten, die sich die Mühe machen, genau zu schauen, welcher Hof was anbietet, und die dafür auf den schnellen und bequemen Einkauf im Supermarkt verzichten, scheint ausgeschöpft.
Das schätzt auch Carsten Beck vom Usinger Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung (ALL) so ein. Er betreut die 16 Landwirte, die sich in dem Arbeitskreis zusammengeschlossen haben. Neben denen, die bereits ihre Nahrungsmittel direkt beim Erzeuger einkaufen, gibt es aus seiner Sicht nur noch wenige, die von dieser Idee überzeugt werden können. Für viele Verbraucher sei dabei allerdings nicht vorrangig, daß die Produkte nach den strengen Regeln des ökologischen Anbaus hergestellt würden. Sie schätzten die Atmosphäre auf dem Bauernhof und die Tatsache, "daß der Weg von der Produktion bis zum Verkauf" zu verfolgen ist.
Das hält auch Heinz Reinhardt für das entscheidende Kriterium bei der Direktvermarktung: "Ich kann dem Kunden das Schwein zeigen und das Futter, das es bekommt. Und am nächsten Tag erhält er schlachtfrisches Fleisch von diesem Schwein." Immer könne der Kunde nachvollziehen, wie der Apfel am Baum gereift, das Huhn gemästet worden ist.
Trotzdem haben sich die Landwirte vor vier Jahren nicht nur aus Dienst am Kunden dazu entschlossen, den Arbeitskreis ins Leben zu rufen: "Es ging uns vor allem um den Erfahrungsaustausch", berichtet Reinhardt. Viele der Landwirte versuchen sich nämlich auch im integrierten Anbau, "und da kann schon auch mal was schiefgehen". Der Rat eines Kollegen, der den Besuch der Falter (und der Maden) schon einmal ohne die chemische Keule abgewehrt hat, ist für jeden anderen Landwirt bares Geld wert. In dem Wust von Vorschriften, das haben die Landwirte gemerkt, macht man sich leichter gemeinsam kundig.
Das war auch für das ALL der Grund, den Arbeitskreis zu unterstützen: "Die Landwirte sollen ja beraten werden, und nun können wir das in einer Gruppe tun", erklärt Carsten Beck. Das Land Hessen unterstützt Betriebe, die ihre Produkte selbst vermarkten wollen, finanziell. Denn auch in Wiesbaden hat man erkannt, daß die Landwirte - wollen sie überleben - auf zusätzliche Einnahmequellen angewiesen sind.
Traditionell am stärksten entwickelt ist der Direktverkauf bei den Kartoffeln. Viele Leute kaufen sie von alters her beim Bauern. Das Getreide dagegen geht den anderen Weg: zu einem Hersteller, der es verarbeitet und zu einem höheren Preis weiterverkauft.
Das bereitet den Bauern in Zeiten sinkender Preise die meisten Bauchschmerzen. Sie sehen es lieber, wenn der Gewinn der Zwischenhändler und -produzenten in die eigene Tasche wandert. Das bedeutet natürlich mehr Arbeit für die ganze Familie. Denn die Produkte müssen nicht nur verarbeitet, sondern auch verkauft werden. Da die meisten Höfe im Hochtaunuskreis reine Familienbetriebe sind, arbeiten dann die Frauen außer in Haus und Hof auch noch im Laden.
Nur kann dann hat vom Hof niemand mehr mehr Zeit, auf den Wochenmarkt zu gehen. CONSTANZE ANGERMANN
Der Generalkonsul Japans, Kazuo Matsumoto, wird im August Frankfurt verlassen, um künftig für sein Land als Gesandter in Bonn tätig zu sein. Am Dienstag, 4. August, macht er seinen Abschiedsbesuch im Römer. Bürgermeister Hans-Jürgen Moog wird den Gast um 11 Uhr in seinem Dienstzimmer empfangen.
Kazuo Matsumoto hat in Frankfurt die Interessen seines Landes zwei Jahre lang wahrgenommen. pia
Das Straßenbauamt hat Wort gehalten: Freitag, 14 Uhr, waren die drei großen City-Baustellen an Börsen- und Hochstraße und vor dem Hauptbahnhof geräumt und damit die "Hindernisse" beseitigt, die in den zurückliegenden sechs Wochen der Sommerferien so manchen Autofahrer gestreßt und Staus ausgelöst hatten. So rechte Freude, daß da nun wieder "freie Fahrt" gegeben ist, mochte jedoch beim verantwortlichen Bau-Stadtrat Hanskarl Protzmann (SPD) nicht aufkommen: "Mir graut vor dem Montag."
Mit Grund: Die Schule fängt wieder an, 120 000 Pendler kommen in ihren Autos in die Innenstadt zurück, das Verkehrsaufkommen wird sich von einem auf den andern Tag verdreifachen. Und: Ein mittleres Chaos scheint vorprogrammiert, denn in der City sind während der großen Ferien gewohnte Routen "umgedreht", Straßenstücke gesperrt, Fahrwege verengt und umgebaut worden.
Die erste Warnung gilt denen, die seit Jahr und Tag von der Berliner Straße aus die Hauptwache über die Katharinenpforte ansteuern. Der Pfad ist nun abgeschnitten: In den Ferien wurde nämlich die bisherige Einbahnrichtung der Katharinenpforte umgedreht. Wer's dennoch probiert, muß in der Bleidenstraße rechts ab und eine Ehrenrunde drehen.
Zweite Gefahr in diesem Bereich: Die "Drehung Katharinenpforte" bringt ungewohnten Gegenverkehr für die, die es bislang gewohnt waren, den Kornmarkt in voller Breite auf allen drei Spuren nach Norden befahren zu können. Aufgepaßt also beim Rechtsabbiegen von der Berliner Straße in den Kornmarkt: Da kommen einem jetzt auf der alten Linksaußenspur Autos entgegen!
Erhöhte Wachsamkeit ist auch auf der Großen Eschenheimer Straße geboten. Auf der rechten Seite wurde zwischen Roßmarkt und Volksbildungsheim ein Fahrradstreifen markiert. Das bedeutet: Den Autos ist eine Spur genommen worden, sie haben nichts mehr dort zu suchen. Der Radweg darf auch nicht als Standstreifen, Kurzparkzone, Ladefläche mißbraucht werden.
Riskant und unübersichtlich wird es auf dem neuen City-Radweg dort, wo Stifts- und Bleichstraße in die "Große Eschenheimer" münden. Da müssen sich Rad- mit Autofahrern arrangieren, denn wegen der Abbiegespuren kommen sich beide Gruppen mit ihren Fahrzeugen in die Quere. Völlig privilegiert, weil allein, sind die Radfahrer dann auf der Spur vom Eschenheimer Tor in den Oeder Weg. Richtig: Für Autos ist diese Strecke blockiert worden; wer am Volksbildungsheim in das südliche Endstück des Oeder Wegs mit dem Auto gelangen möchte, hat nur noch eine Chance über den Anlagenring.
Böse Überraschungen können auch die erleben, die am Montag mit dem Wagen aus der Junghofstraße raus "mit gewohntem Schwung" die "ganz linke" der drei Fahrspuren gen Börsenstraße / Goetheplatz / Roßmarkt nehmen möchten. Diese Spur ist jetzt tabu, es gibt auch hier seit neuestem Gegenverkehr, denn man darf von Börsenstraße / Goetheplatz aus mit dem Auto in die Junghofstraße einbiegen. Die alte Einbahnregelung gilt nicht mehr.
Auf Schleichverkehr und Rückstaus müssen sich die Autofahrer im Bereich Börsen- und Hochstraße sowie am Hauptbahnhof einrichten. Zwischen Kaisersack und Bahnhofsportal ist ein neuer Fußgängerüberweg (mit Ampeln!) geschaffen worden, an den Eckpunkten Börsenstraße / Biebergasse / Freßgass' und Freßgass' / Hochstraße / Opernplatz wurden Fußgängerfurten aufgepflastert, und die Ampeln dort zeigen den Autos länger und öfters "Rot".
Nicht zu vergessen: Wegen des Mainfestes ist auch die nördliche Mainuferstraße gesperrt. Für viele bedeutet das weiträumige Umwegfahrten. Sie werden dabei auf die treffen, die sich wegen der Katharinenpforte nun eine neue Route zu ihrem altgewohnten Ziel suchen müssen.
Stadtrat Hanskarl Protzmann weiß, "daß das ein erheblicher Eingriff ins Stadtzentrum gewesen ist", was sein Dezernat da während der Ferien durchzog; und daß nun Zehntausende von Autofahrern, "auf deren innerer Landkarte sich ja ganz bestimmte Routen eingebrannt haben", am Montag ihre liebe Not mit den neuen Verhältnissen haben werden.
Dennoch: Bei allen Einzelmaßnahmen habe man in den Ferien am jeweiligen "Tag X" gerade mal "einen Tag Probleme gehabt - das war immer viel Lärm um nichts". peh
HOFHEIM. Der Pflegenotstand - in Krankenhäusern schon lange ein Problem - erfaßt nun auch die Sozialstationen. Eine von ihnen, der "Drehpunkt" in Hofheim, rief jetzt laut um Hilfe. "Wir können noch nicht von einer Pflegekatastrophe reden, aber wir haben täglich fünf bis sechs Anfragen von Hilfsbedürftigen, die wir nicht aufnehmen können", sagt Krankenpfleger Albert Eisenach.
Seit Februar sucht die soziale therapeutische Einrichtung dringend eine Pflegekraft. Und auch der ökumenischen Sozialstation von Caritas und Diakonie in Hofheim geht es nicht besser. Zweieinhalb von insgesamt 15 Planstellen sind seit Wochen nicht besetzt.
Die Folge: Will man Hilfsbedürftige nicht abweisen, müssen die Krankenpflegerinnen, -pfleger und ehrenamtlichen Helfer immer mehr Arbeit übernehmen. "Und das hat Auswirkungen auf die Qualität der Pflege", so Schwester Christina.
Zehn bis 15 Patienten muß eine Pflegekraft der ökumenischen Zentralstation täglich versorgen. "Und es sind immer mehr Schwerstpflegebedürftige dabei", hat Leiterin Christine Fitzek festgestellt. "In vielen Fällen sind das schwerkranke Leute, die früher wochen- oder monatelang im Krankenhaus waren und jetzt nach Hause geschickt wurden. Das geht nur, weil man weiß, daß wir vor Ort sind und uns um sie kümmern. Zu vielen müssen wir drei- bis fünfmal am Tag."
Die Pflege wird immer aufwendiger. Und sie soll sich auch noch im finanziellen Rahmen halten. Da sieht sich der "Drehpunkt" in einer wesentlich schlechteren Position als die ökumenische Sozialstation. Er bekommt zwar wie diese einen Landeszuschuß in Höhe von 18 000 Mark jährlich, aber, so Albert Eisenach, keinen Defizitausgleich von der Stadt. Wenn man aber das Verhältnis von Pflegeaufwand zu den Vergütungen der Krankenkassen und den Kostensätzen betrachte, werde klar: "Die Einnahmen können niemals kostendeckend sein."
Ein Beispiel: Muß eine Pflegekraft morgens und abends zu einem Patienten, um ihm eine Spritze zu geben, schlägt das inklusive Fahrerei mit einer Arbeitsstunde zu Buche. Die kostet mit Lohnnebenkosten insgesamt 70 bis 80 Mark. Eisenach: "Bei einem Fernsehmechaniker ist man bereit, einen solchen Stundensatz zu akzeptieren, weil der nur einmal kommt. Aber uns vergüten die Kassen dafür nur 21,10 Mark plus Fahrtkostenpauschale - was vorne und hinten nicht reicht." Und mehr dürfe die Sozialstation bei den Patienten nicht kassieren. Der Drehpunkt ist daher in die Miesen gerutscht - 1991 mit 25 000 Mark.
"Wir machen seit Jahren auf unsere schwierige finanzielle Situation aufmerksam", sagt Wolfgang Freydank, einer der beiden Geschäftsführer. "Das hat zur Folge gehabt, daß die Stadt Hofheim uns wenigstens noch einmal denselben Zuschuß gibt wie das Land. Aber das reicht nicht. Wir bräuchten die Garantie, daß die Stadt das Defizit übernimmt." Ansonsten ist es jedes Jahr die gleiche Zitterpartie. Und das wirke sich aufs Personal aus. ubk
GRIESHEIM. Ursprünglich hatte das städtische Jugendamt jegliche finanzielle Unterstützung der Griesheimer Ferienspiele abgelehnt. Nun flatterte den Sozialpädagogen im Jugendbüro Griesheim dieser Tage doch noch eine frohe Botschaft ins Haus: Jugend- und Sozialdezernent Martin Berg (SPD) unterstützt die Ferienspiele mit 1500 Mark. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 7000 Mark. Die Hälfte davon trägt das Jugendbüro. Der Rest wird über Spenden finanziert. Damit ist auch die Bezahlung der zweiten Honorarkraft für das Bau- und Spielmobil gesichert.
Den gesamten Juli über boten die angehenden Freizeitpädagogen Anne Rumpf und Arthur Bez Griesheimer Kindern im Park am Bunker eine idyllische Spielstätte an. Die Stadt hatte den Pädagogen einen Bauwagen zur Verfügung gestellt.
Dreimal wöchentlich tobten sich zehn bis 15 Kinder auf der Grünfläche aus. "Es gab einen festen Kern, der regelmäßig kam", sagte Anne Rumpf. Und viele Kinder brachten eigene Ideen mit. Rumpf: "Einen großen Teil unseres Programms können wir wieder mitnehmen." Das ist auch Ziel des pädagogischen Konzepts gewesen: Kinder sollten ihre Phantasie beflügeln und aktiv werden, die Betreuer koordinierten nur.
Ein rauschendes Abschlußfest hatten die Kinder feiern wollen, bevor sie wieder die Schulbank drücken mußten. Noch einmal schnell in eine andere Rolle schlüpfen, bevor man sich im Klassenverband wiederfindet: da flog Superman zum Fest ein und Napoleon trabte über den Laufsteg. Die Attraktion des Bauwagenfestes war aber ein Pony. Zum zweiten Mal stellte der Ponyhof Nied während der Ferienspiele das Tier zur Verfügung. Wer sich an der Tombola beteiligte, konnte eine Reitstunde, ein Buch oder andere Sachpreise gewinnen.
Etliche Erinnerungstücke nahmen die Kinder mit nach Hause. "Dauerbrenner jeder Ferienaktion sind Gipsmasken", sagte die Freitzeitpädagogin. Schmuck wurde gebastelt, Bilder gemalt und ein Ausflug ins Schwimmbad stand auf dem Programm.
Weniger erfreulich war der nächtliche Versuch unbekannter Personen, den Bauwagen am Griesheimer Bunker zu demolieren. Reifen wurden plattgestochen, ein Schloß zerstört. "Im Hinblick auf die sozialen Verhältnisse in diesem Stadtviertel, sind das eher harmlose Auswüchse", meinte dazu ein Sozialarbeiter. tin
Hitler hatte diesen Ort gern. Im fernen Ostpreußen, zwischen Seen und Mooren, weit entfernt von den großen Verkehrsstraßen, im Wald verborgen, lag einer der wenigen Komplexe in Europa, wo er sich wirklich sicher fühlte: die Wolfsschanze in Görlitz, polnisch Gierloz. Mehr als drei Jahre, vom 24. Juni 1941 bis zum 20. November 1944, verbrachte der "Führer" hinter den bis zu zehn Meter dicken Bunkerwänden, die er nur für kürzere Zeiträume verließ. Hier war die Kommandostelle des Zweiten Weltkriegs, die Schaltzentrale des Grauens.
Das Ruinengelände unweit von Rastenburg (Ketrzyn) war jedoch zugleich Schauplatz einer deutschen Heldentat: Hier ließ General Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 bei einer Besprechung mit Hitler eine Bombe explodieren. Nach dem mißlungenen Attentat wurden er und mehr als 200 andere Widerstandskämpfer hingerichtet.
Das geschichtsträchtige Gelände mit Überresten von etwa 80 auf 125 Hektar verteilten Bunkern und Baracken ist heute Mahnmal und Touristenattraktion zugleich: Mehr als 300 000 Besucher jährlich besichtigen das ehemalige Führerhauptquartier. Jahrzehntelang erinnerte nichts daran, daß auch einige Deutsche den Mut zum Widerstand besaßen und daß gerade dieser Ort im heutigen Polen Zeugnis davon ablegt. Statt dessen säumten große Fototafeln die Wege und dokumentierten eindrucksvoll die deutschen Verbrechen: Bücherverbrennung, Überfall auf Polen, Ruinen der englischen Stadt Coventry, Lagerräume der Konzentrationslager, Zwangsgermanisierung der Kinder von Zamosc. Eine notwendige Erinnerungshilfe; denn manche Besucher vergessen vor den dicken Mauern, daß sie die Hinterlassenschaften von Verbrechern gegen die Menschheit bewundern.
Haupthindernis für eine Würdigung des Stauffenberg-Attentats war die kommunistische Ideologie und das von den früheren Machthabern sorgsam gehegte Feindbild der Deutschen. Auch in dem 1992 neu aufgelegten, aber inhaltlich merklich angestaubten Touristenführer der Wolfsschanze ist noch von (nicht näher benannten) finsteren "Mächten" die Rede, die die Welt zum nächsten Krieg führen wollten.
Nach dem Untergang des alten Regimes folgte die Annäherung an den deutschen Nachbarn. 1989 vereinbarten Bundeskanzler Helmut Kohl und sein polnischer Amtskollege Tadeusz Mazowiecki, auf der Wolfsschanze eine Gedenktafel für den deutschen Widerstand zu errichten. Am 20. Juli dieses Jahres war es schließlich so weit: Botschafter Franz Bertele konnte in Anwesenheit von drei Söhnen des hingerichteten Attentäters, zweier polnischer Senatoren, des Bischofs von Allenstein und eines Vertreters des örtlichen Wojewoden ein bronzenes Mahnmal enthüllen.
Wie sensibel dieser Bereich trotz der inzwischen erfolgten Normalisierung ist, zeigt die Dauer der Verhandlungen zwischen den Bonner und Warschauer Ministerialbeamten. Während die deutsche Seite nicht nur Stauffenberg persönlich, sondern "den deutschen Widerstand" allgemein ehren wollte, hatte Warschau Bedenken. Eine solche Formulierung würde den Widerstand einzelner auf eine Stufe heben mit dem "polnischen Widerstand" - also dem Widerstand fast eines ganzen Volkes, meinten sie nicht ganz zu Unrecht. Nach zweieinhalb Jahren schließlich war die diplomatisch einwandfreie Formulierung gefunden: "Hier stand die Baracke, in der am 20. Juli 1944 Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Attentat auf Adolf Hitler unternahm. Er und viele andere, die sich gegen die nationalsozialistische Diktatur erhoben hatten, bezahlten mit ihrem Leben", verkündet nun die zweisprachige Tafel. Trotz dieses eindeutigen Erfolges zog das polnische Außenministerium vor, keinen hochrangigen Vertreter zur Gedenkstunde auf die Wolfsschanze zu schicken - und auch Staatsminister Helmut Schäfer vom Auswärtigen Amt in Bonn war in letzter Minute verhindert.
Während sich die Diplomaten um sprachliche Nuancen den Kopf zerbrechen, auf Etikette und Symbolik achten, schreitet am Ort des Gedenkens die Normalisierung im Sauseschritt voran - und schießt mitunter über das Ziel hinaus. Besonders erfreut über das neue Mahnmal ist der Pole Tadeusz Wazynski von der "Wolfsschanzen-GmbH" in Warschau. "Endlich", seufzte der wendige Geschäftsmann nach der Feierlichkeit, "endlich können wir den Touristen aus Deutschland etwas bieten."
Für ihn und den Bürgermeister von Rastenburg, Ryszard Przybylinski, ist die Wolfsschanze zu einer Goldgrube geworden, die nur entsprechender Ausbeutung bedarf: In der Saison kommen pro Monat allein 50 000 Mark an Eintrittsgeldern zusammen - für polnische Verhältnisse eine wirklich erkleckliche Summe. Deutsche Touristen werden dabei mit einem "Kriegstribut" belegt: Sie zahlen viermal so viel wie polnische Besucher. Dafür will Wazynski ihnen in Zukunft aber auch etwas bieten: Ein Wachsfigurenkabinett, in dem Hitler, Stalin und Stauffenberg agierten, wäre für ihn durchaus denkbar, bestätigt er Gerüchte. Den Einwand, daß so ein Nazi-Disneyland in Masuren vielleicht doch etwas makaber wirken könnte, läßt er nicht gelten. "Als ich potentiellen amerikanischen Teilhabern an meiner GmbH das Gelände gezeigt habe, waren sie ganz entsetzt, wie wenig Attraktionen wir hier haben. Sie hätten am liebsten Kellnerinnen in SS-Uniformen gesehen! Soweit wollen wir nicht gehen, aber die dicken Mauern allein reichen gewiß nicht aus", meint Wazynski.
Seine GmbH ist ein typisches Beispiel für die Geschäftstüchtigkeit der alten kommunistischen Nomenklatur, die sich rechtzeitig in die Privatwirtschaft hinübergerettet hat. Davon zeugen auch die Parkplatz- und Geländewächter auf der Wolfsschanze: Es sind aus der polnischen Staatssicherheit entlassene Polizisten. Der von geschichtlichen Skrupeln unberührte Unternehmer ist ein lebender Beweis dafür, daß der Kommerz das Zeitalter der Ideologie in Polen abgelöst hat. Wobei die Wachsfiguren noch ein wenig warten müssen - bis die Eigentumsverhältnisse am Gelände voll geklärt sind. Übrigens: Die Fototafeln mit den Naziverbrechen sind rechtzeitig vor der Gedenkstunde am 20. Juli entfernt worden.
KRIFTEL. Die Freien Wähler wollen in der nächsten Sitzung des Stadtparlaments beantragen, daß in Kriftel ein weiterer Kindergarten gebaut wird. Es müsse dringend etwas geschehen, um die Platzmisere zu bewältigen, fordert Wolfgang Gerecht. Nicht übel findet er dabei einen Vorschlag zur Finanzierung, der vom Gesamtelternbeirat der Krifteler Kindergärten an ihn herangetragen wurde: Er regt eine Kooperation der Kommune mit Gewerbebetrieben an.
Die Gemeinde, so heißt es in einem Schreiben der Eltern, könnte ortsansässige Firmen fragen, wie viele ihrer Beschäftigten einen Kindergartenplatz für ihren Nachwuchs wünschen. "Eventuell sind diese Firmen bereit, Zuschüsse zu einem neuen Kindergarten zu leisten, wenn eine entsprechende Anzahl von Plätzen für die Kinder ihrer Mitarbeiter freigehalten wird. In anderen Städten wurden entsprechende Modelle bereits umgesetzt."
Schon jetzt zeichne sich bei der Prognose ab, daß auch 1993/94 mehr als 20 Jungen und Mädchen keinen Kindergartenplatz bekommen, weil die Kapazitäten nicht der Nachfrage entsprächen, meinen die Eltern und fordern mindestens zwei neue Gruppen. ubk
HANAU. Für Agata (19) aus Warschau ist das "ein Weg zum Ziel: die Sommerferien gut und sinnvoll zu verbringen". Sabah (24) aus Algier will Menschen anderer Nationen treffen, Deutsch lernen und "was für andere Leute tun". Die Polin und die Algerierin gehören zu den zwölf jungen Frauen und vier Männern, die an einem Internationalen Workcamp in Hanau teilnehmen. Veranstalter sind der Treff für Jugendliche in Berufsnot, die Jugendwerkstatt Hanau, der Christliche Friedensdienst, die Ökumenische Werkstatt Main-Kinzig und das Jugendpfarramt der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Die 16 jungen Menschen arbeiten mit in sozialen Diensten und bei archäologischen Ausgrabungen. Zudem sollen sie hier das Sozial- und Bildungssystem kennenlernen.
Federführend ist der Treff für Jugendliche in Berufsnot, und in dessen Räumen - in der Bruchköbeler Landstraße 39 a - ist auch sozusagen "die Zentrale". Wohnen kann die internationale Gruppe indes - ein glücklicher Umstand - in einem zur Zeit leerstehenden Pfarrhaus in der Hanauer Akademiestraße. Sie bekochen sich dort selbst, kaufen alleine ein und sind überhaupt auf "Selbstorganisation" gestellt: ein durchaus beabsichtigter Lerneffekt.
Normalerweise leben die jungen Gäste sonst auf einem Zeltplatz, etwa auf dem in Langenselbold, wie bei den zwei Workcamps, die der "Treff" bisher in den vergangenen Jahren veranstaltet hat, beide zum Thema Jugendarbeitslosigkeit in der Bundesrepublik. Diesmal also ein Hauch von Luxus.
Auch das Thema ist - aus aktuellem Anlaß - neu: "Leben in einer Welt - 500 Jahre Kolonisation." Die 16 jungen Leute kommen aus Spanien, Italien, Frankreich, den Niederlanden, Algerien, Ungarn und Polen. Doch das 500. "Jubiläum" ist in allen ihren Heimatländern derzeit im Gespräch. "Wir wollen den Jugendlichen auch vermitteln, daß die Bundesrepublik als eines der wirtschaftlich stärksten Länder der Welt durchaus auch soziale Probleme rund um die Welt produziert", sagt Diakonin Elke Hartmann vom Betreuer-Team. Treff-Angestellte Maxi Petersen erklärt die Versuche, den jungen Gästen auch die Schattenseiten unserer Gesellschaft zu zeigen, etwa über die kirchliche Obachlosenhilfe, die Ausländerbetreuung und die Altenpflege.
Neben der Einbindung in die sozialen Dienstleistungen arbeiten die Gäste im Treff und dort, wo auch die Jugendwerkstatt engagiert ist, beispielsweise bei der Pflege des Brühl-Sportplatzes in Langenselbold und bei archäologischen Grabungen des Hanauer Geschichtsvereins am Salisweg.
"Wir legen zur Zeit ein römisches Dörfchen frei, das etwa 100 vor bis 150 nach Christus rund um das Castell gestanden hat", berichtet Rolf Skrypzak (21), der von der Firma, bei der er Werkzeugmechaniker lernt, zur Betreuung der Jugendlichen zwei Wochen Sonderurlaub bekommen hat. "Man merkt ja, daß die noch nie eine Schippe in der Hand hatten", kommentiert er fachmännisch, aber entscheidend sei, etwas zusammen zu tun, ins Gespräch zu kommen. Und Skrypzak freut sich, daß sein Englisch ausreicht, sich mit denen zu verständigen, die (noch) kein Deutsch können, beispielsweise Sabah.
Die junge Frau hat schon vor einem Jahr an einem Workcamp teilgenommen, in Herford. Sie studiert Automatik in Algier, lebt dort allein, ist Mohammedanerin, "aber nicht überzeugt". Religion ist nach ihrer Meinung eher hinderlich für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen rund um die Welt und überhaupt "nicht so wichtig". Und religiöse Fanatiker, die sie von zu Hause kennt, findet sie "stupid". In der Gruppe fühlt sich Sabah "noch nicht so froh", fast alle Mädchen hätten ihre Freundin und würden mit anderen kaum reden . . . Für Agata ist das offenbar kein Problem, vielleicht deshalb, weil die junge Polin in Warschau Germanistik studiert, fast perfekt Deutsch spricht und sich folglich hier mit jeder und jedem unterhalten kann. Auch sie war schon einmal in einem Workcamp, vor zwei Jahren in Dresden.
Daß sie diesmal in ein von der Kirche organisiertes Camp geraten sei, ist für sie Zufall. Agata glaubt nicht an Gott und hat auch sonst nichts mit der Kirche zu tun: "Mein Vater ist orthodox, meine Mutter römisch-katholisch. Ich selbst bin auch mal gläubig gewesen, aber ich brauche das nicht mehr."
Der Einfluß der Kirche in Polen werde derzeit vom Ausland offenbar überschätzt, meint Agata: "Daß die Kirche bei uns so stark erscheint, liegt an den Christdemokraten. Aber 90 Prozent der Polen sind ungläubig und gehen nur zu Festen in die Kirche, wie ich auch, zum Beispiel zu Weihnachten."
Was ihr an den Camps gefällt, ist "das Bemühen um Verständigung, um Freundschaft der Nationen". Was ihr in Europa gar nicht gefällt, sind "Haß, Mißverständnisse, Eifersucht und Politik, die die Völker trennt".
Ihre eigenen politischen Erfahrungen und Vorstellungen sollen die 16 jungen Menschen in der dritten und letzten Woche des Camps zum Thema "Leben in einer Welt - 500 Jahre Kolonisation" umsetzen. Die Ergebnisse dieser persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema wird die Gruppe beim 10. Internationalen Freundschaftsfest des Hanauer Ausländerbeirates am 15. August als eigenen Beitrag zum Kulturprogramm vortragen. HELMUT POMPLUN
MAIN-TAUNUS-KREIS. Entscheidungen am "grünen Tisch" zu fällen, das wird Politikern nicht selten nachgesagt. Um sich diesen Vorwurf nicht anhören zu müssen, machte sich die Kreistagsfraktion der SPD bei sommerlichem Wetter auf ins Grüne. Mit dem Fahrrad testeten die Sozialdemokraten den Entwurf des kreisweiten Radwegenetzplanes, der im August im Bau- und Verkehrsausschuß beraten werden soll.
Bei ihrer Tour durch den Kreis entdeckten die "roten Radler" so manche Stelle, an der die Planungen der vom Kreis beauftragten Ingenieure aus ihrer Sicht noch einmal überarbeitet werden müßten. Dr. Dieter Reuschling: "Man kann von Marxheim aus beispielsweise sehr bequem in Richtung Eddersheim zum Main fahren. Auf dem Plan ist aber ein Umweg über die Autobahnbrücke in Höhe des Rastplatzes eingezeichnet. Dabei wäre der Weg über die Autobahnunterführung viel besser."
Zweites Beispiel: "Es gibt einen ausgebauten Feldweg zwischen Hofheim-Nord und Liederbach, der ziemlich parallel zur B 519 verläuft. Es fehlt nur noch ein kurzes Zwischenstück, das für Radfahrer nicht ausgebaut ist. Eine wassergebundene Decke, die nicht besonders teuer ist, würde da schon reichen. Aber der Weg ist im Plan nicht drin."
Zwischen Hofheim und Kriftel ist laut Arbeitskreis-Vorsitzendem Reuschling die Beschilderung des Radwegs nicht abgestimmt. Der Grund: Kriftels Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) hat sich den Bedenken der Obstbauern angeschlossen. Sie befürchten: Wenn zu viele Radler auf den Weg aufmerksam gemacht werden, haben sie bald keine Früchte mehr an den Bäumen.
An vielen Stellen, meinen die Sozialdemokraten, sei die bestehende Planung für Radfahrer nicht praxistauglich. "Sie werden um einige Ecken rumgeführt. Aber Radfahrer wollen keine Umwege, sondern möglichst direkte Verbindungen fahren."
Einer der wenigen Gründe, die Reuschling und seine Fraktionskollegen für Umwege akzeptieren: ökologische Aspekte. "Wir halten die Kritik der Naturschutzverbände am Radwegeplan zwar an manchen Stellen für ein bißchen überzogen, aber an einigen sollte der Plan wirklich daraufhin abgeklopft werden."
Achten sollten die Verantwortlichen auch darauf, daß die Planung wirklich so realitätsbezogen überarbeitet wird, daß man mehr Leute bewegen kann, vom Auto aufs Rad umzusteigen. Ein ganz wesentlicher Aspekt sei dabei die Anbindung der Bus- und S-Bahnhöfe ans Radnetz und die Möglichkeit, die Fahrräder dort sicher abzustellen. Und außerdem: "Was für die Autofahrer selbstverständlich ist, fehlt bei den Radverkehrsanlagen fast ganz: eine überörtliche durchgängige Wegweisung mit Entfernungsangaben."
Die Sozialdemokraten finden ihre Anregungen durchaus realistisch, doch sie zu verwirklichen, liegt nicht alleine in der Hand des Kreises. Er kann zwar den Radwegenetzplan verbessern und beschließen, doch umsetzen müssen ihn in der Regel die Kommunen. Denn der Kreis ist nur selten Baulastträger und kann selbst nur wenige Wege bauen. ubk
CALDEN. Für Nordhessen rückt Berlin ein beträchtliches Stück näher: In nur einer Stunde können von heute an Geschäfts- und Privatleute die Hauptstadt erreichen - mit einer Turboprop der Berliner Spezialflug (BSF).
Fast täglich geht das Propellerflugzeug des Typs "Beechcraft 1900" auf dem Flughafen Kassel-Calden an den Start und landet 60 Minuten später in Berlin-Tempelhof. Die BSF, ein Unternehmen der Piper Generalvertretung Deutschland, bietet damit nach Angaben von Bereichsleiter Frank Haase zum ersten Mal seit den 30er Jahren wieder einen Linienflug nach Berlin an.
Die 19sitzige Maschine der BSF fliegt ihre Passagiere montags bis freitags täglich um 7.30 Uhr in die Hauptstadt und abends um 17 Uhr zurück. An jedem Freitag steuert sie den Heimatflughafen Tempelhof gar ein zweites Mal an: Da hebt sie um Punkt 18.35 Uhr in Kassel- Calden ab und geht erst am Sonntag um 17.05 Uhr erneut in Richtung Nordhessen an den Start.
Ein ideales Angebot für Wochenendausflügler also: Ein Kasseler Reiseveranstalter hat, so Haase, bereits organisierte Kurztrips in die Hauptstadt in sein Programm aufgenommen. In der Woche aber werden es wohl vor allem Geschäftsleute sein, die die schnelle Verbindung nutzen werden.
Allerdings ist die zeitsparende und nervenschonende Verbindung nicht ganz billig: 295 Mark kostet eine Strecke, 590 Mark müssen "Jet-Setter" für Hin- und Rückflug zahlen. Den Sparpreis von 390 Mark kann in Anspruch nehmen, wer mindestens bis zum darauffolgenden Sonntag bleiben will, also nicht an einem Wochentag zurückfliegt.
Doch trotz der beachtlichen Preise ist Haase zuversichtlich, daß etliche Berlin- Reisende das neue Angebot einer langen Fahrt mit Bahn, Bus oder Auto vorziehen werden: Marktanalysen hätten gezeigt, daß gerade bei Geschäftsleuten Bedarf vorhanden sei. Und sogar dem Flughafen Paderborn hofft die BSF eine ganz Reihe von Kunden abzuwerben.
Damit erfüllt sich ein langgehegter Traum der Kasseler. Der Flughafen Kassel-Calden, vor mehr als zwanzig Jahren gebaut, sollte eine "Drehscheibe zur Welt" im Länderdreieck Nordhessen, Südniedersachsen und Ostwestfalen werden, die Bürger aus dieser Region an die großen Flughäfen der Welt anbinden. Doch die Linienmaschinen blieben aus, und auch der Charterflugverkehr brachte nicht den erhofften Durchbruch - wohl nicht zuletzt, weil Flugplatz und Landebahn für größere Maschinen zu klein sind.
Für die Stadt Kassel, lange Zeit alleinige Gesellschafterin der GmbH, wurde der Flughafen zum Sorgenkind: Er brachte ihr Jahr für Jahr hohe Defizite ein, die in schlechten Zeiten an die Millionengrenze gingen.
Da Land und Nachbarkommunen (die von den rundum angesiedelten Firmen immerhin steuerlich profitierten) sich trotz wiederholter Forderungen nur unzureichend an den hohen Kosten beteiligten, zog die Stadt vor mehr als einem Jahr ihre Konsequenz: Sie suchte sich einen finanzkräftigen Gesellschafter, der die Last fortan zur Hälfte mittrug. Von dieser Teilprivatisierung erhoffte sich Oberbürgermeister Bremeier, zuvor Kämmerer der Stadt und Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen-GmbH, neuen Aufwind für Kassel-Calden. Diese Hoffnung scheint sich mit dem neuen Linienangebot zu erfüllen. Denn nicht nur Berlin ist für die Nordhessen fortan wenig mehr als einen Katzensprung entfernt - Kassel erhält durch die BSF-Maschinen Anschluß an das internationale Luftverkehrsnetz. So bietet das Berliner Unternehmen, das aus einem ehemaligen Teilbetrieb der "Interflug" hervorging, beispielsweise einen direkten Weiterflug nach Prag an: In nur zweieinhalb Stunden können Fluggäste aus Kassel die tschechische Hauptstadt erreichen.
So könnte der Flughafen Kassel-Calden (der eigentlich nur ein Verkehrslandeplatz ist) nun doch zur ersehnten "Drehscheibe" für Nordhessen werden. Obwohl ihm in einem Gutachten noch vor einem Jahr attestiert worden war, daß hier Linien- und Charterverkehr niemals wirtschaftlich arbeiten könnten.
Nach Worten Haases aber läuft der Flugverkehr Kassel-Berlin gut an: Ein Flug in dieser Woche ist schon ausgebucht. Und mit durchschnittlich neun Passagieren (wenn 80 Prozent von ihnen voll zahlen) sind die Kosten gedeckt. Die BSF plane gar, so der BSF-Bereichsleiter, die Frequenz langfristig zu erhöhen.
ELKE BOCKHORST
Wenn die hochgeschraubten Erwartungen nicht trügen, hat Hamburg für seine Müllzukunft das Ei des Kolumbus gefunden: Die Stadtreinigung wird am 1. Januar 1993 eine Anstalt öffentlichen Rechts. Damit ist der Betrieb einerseits aus der Verwaltungs-Bürokratie herausgelöst und kann wirtschaftlich geführt werden; andererseits bleibt er im Besitz der Hansestadt, die den umweltstrategisch wichtigen Müllhebel im Griff behält. "Für die Beschäftigten", verspricht ÖTV-Bezirkschef Rolf Fritsch, "ergeben sich keinerlei Nachteile, auch nicht beim Kündigungsschutz." Und die Bürger könnten billiger wegkommen.
Die ÖTV hat die Lawine an der Elbe in Richtung Anstalt öffentlichen Rechts, die Vorteile der Privatisierung mit denen staatlicher Kontrolle verbinden soll, mit ins Rollen gebracht. Der Senat hat grundsätzlich zugestimmt, und Umweltsenator Fritz Vahrenholt kommentiert optimistisch: "So wurde ein wichtiger Meilenstein für eine effizient arbeitende moderne Stadtreinigung gesetzt."
Unter den erhofften Vorzügen der neuen Müllorganisation hebt Vahrenholt hervor: Wirtschaftlichkeit und Flexibilität, keine zusätzliche Belastung des Haushalts, Erfolgskontrolle durch einen Aufsichts- oder Verwaltungsrat. Die Anstalt soll auf die Ziele des Hamburger Abfallwirtschaftsplans getrimmt werden, zu denen die Abkehr von der Wegwerfgesellschaft, Vermeidung und Wiederverwertung von Abfällen gehören. Die ebenfalls erwogene Möglichkeit einer Müll-GmbH ließen die Stadtväter rasch wieder fallen, weil dadurch die Gebühren für die Bürger hochgeschnellt wären: eine GmbH ist mehrwertsteuerpflichtig, eine Anstalt des öffentlichen Rechts dagegen nicht. Unter das Dach der neuen Firma schlüpfen auch die selbständigen Stadtreinigungsbetriebe der örtlichen Bezirke Bergedorf und Harburg, die bislang nach Überzeugung von SPD und CDU hervorragend funktioniert haben. Deshalb hatte der Widerstand gegen die Neuregelung aus beiden Stadtteilen auch am längsten angehalten. Für die gut 3000 Beschäftigten von Müllabfuhr, Straßenreinigung und Müllverbrennung handelt die Gewerkschaft jetzt Überleitungs-Tarifverträge aus. "Es wird keine substantielle Änderung geben", sagt Fritsch. "Alle Mitarbeiter werden übernommen, die neue Anstalt steht für alle Pensions-Verpflichtungen ein, die bisherigen Regelungen bleiben erhalten." Zusätzlich hat sich der Senat bereit erklärt, in der Anstalt die paritätische Mitbestimmung einzuführen. Doch auch der Haushalt der Hansemetropole hat seine Vorteile: Die neue Firma wird in eigener Verantwortung Kredite aufnehmen und den Staatssäckel schonen. Die Stadt hat auch die Chance, mit diesem Betrieb dem privaten Altstoffhandel Konkurrenz zu bieten und zu verdienen.
Ob der Bürger direkte Vorteile durch die Anstalt haben wird, steht dahin. Unbegründet ist die Hoffnung nicht, daß die Beseitigung der bisherigen Reibungsverluste in der Müllverwaltung die Kosten senken und Gebührenerhöhungen seltener nötig machen dürfte.
Eine ähnliche Regelung wie bei der Stadtreinigung könnte sich Fritsch bei der Abwasserentsorgung vorstellen, "wo der Kapitalbedarf so groß ist, daß er sich über den Haushalt nicht decken läßt".
Anderen, klassischen Privatisierungen erteilt die ÖTV eine klare Absage. Dagegen möchte Senator Thomas Mirow, Chef der Senatskanzlei, vor allem zentral gelegene Immobilien - von Behörden und anderen Institutionen - verscherbeln und am Stadtrand mit Gewinn neu ansiedeln. Denn die Stadt braucht Geld für Investitionen. Bürger und Beschäftigte aber hätten längere Wege, weshalb sich die ÖTV querstellt.
Eine Einnahmequelle könnte die Müllanstalt werden: Wenn sie sich am 1993 beginnenden Recycling des umstrittenen Dualen Systems beteiligt, könnte sie sich dank ihres eingespielten Abfuhrsystems mit Privatfirmen die Arbeit teilen - und ein Zubrot verdienen. Im ersten Anlauf scheiterte Vahrenholt kürzlich mit diesem Vorhaben, weil die Vorlage offenbar nicht durchkalkuliert war.
Grundlegende Kritik aber wurde nicht laut. Nun wird der Fall auf den (Grünen) Punkt genau neu berechnet.
HANS JÜRGEN NORDHOFF
Freddy Heß hat so seine eigene Art, traumatische Erlebnisse bei einem Fußballspiel zu überwinden. Kurz nach der Halbzeit drosch er einen indirekten Freistoß aus 16 Metern in die Maschen des Leipziger Tores. Es hatte keine Auswirkungen auf den verdienten Leipziger Sieg. Der, der ihn vorher psychisch verletzt hatte, heißt Bernd Hobsch und ist derzeit mit sechs Treffern erfolgreichster Stürmer der Zweiten Fußball-Bundesliga.
Was Hobsch vorzugsweise mit Heß, aber auch den anderen Darmstädter Dekkungsspielern veranstaltete, war eine Degradierung. Der Mann gewann sämtliche Zweikämpfe und Kopfbälle, schoß zwei Tore und traf einmal nur den Pfosten. Keine zehn Minuten waren absolviert, da zeigte der Gast, wie man einen Spielmacher kompensiert. Libero Lindner wuchtete den Ball über 60 Meter zu seiner Sturmspitze. Hobsch ließ Bakalorz aussteigen und Torhüter Huxhorn griff zum erstenmal hinter sich. Der zweite Treffer der Leipziger resultierte aus mangelhafter Deckungsarbeit. Debritz frei, Hobsch frei und dieser schob aus kurzer Distanz ein. Die Darmstädter setzten dem aufgeweckten stilistisch schwachen, aber schnörkellosen Spiel der Gäste nur Einsatz entgegen. Doch es war nur Unordnung im Darmstädter Spiel. Und die führte prompt zum dritten Gegentor durch einen Elfmeter von Anders. Hoffmann hatte Turowski gefoult. Mehr als der Anschlußtreffer durch Simon gelang den Platzherren nicht mehr. Und das war gerecht so. STEFAN EULER
SV Darmstadt 98: Huxhorn - Bakalorz (24. Sanchez) - Heß, Kleppinger, Baier - Trautmann (46. Weiss), Hoffmann, Simon, Täuber - Eichenauer, Quedraogo.
VfB Leipzig: Kischko - Lindner - Edmund, Debritz (46. Anders) - Kracht, Bredow, Heidenreich, Gabriel, Hecking (64. Turowski) - Rische, Hobsch.
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Dormagen).
Zuschauer: 5000.
Tore: 0:1 Hobsch (6.), 0:2 Hobsch (19.), 1:2 Heß (51.), 1:3 Anders (67./Foulelfmeter), 2:3 Simon (79.).
Gelbe Karten: Weiss - Hecking, Debritz.
Wer einen Gebrauchtwagen beim Händler kauft, sollte sich stets erkundigen, wer tatsächlich der "Vertragspartner" ist. Denn häufig erscheint in der Vereinbarung nicht der Händler, sondern ein "Unbekannter" als Veräußerer - derjenige nämlich, für den der Händler als Vermittler tätig wird. Das ist der klassische Fall eines "Agenturgeschäftes".
Und dies bedeutet: Ansprüche aus dem Kaufvertrag können an sich nicht gegenüber dem Gebrauchtwagenhändler, sondern nur gegenüber dem "Dritten" (in der Regel also einer Privatperson) geltend gemacht werden. Eine solche Prozedur ist dem Erwerber aber kaum zuzumuten, zumal er den eigentlichen "Verkäufer" in der Regel gar nicht kennt. Außerdem hat der Händler normalerweise selbst ein Interesse an dem Geschäft.
Deshalb kam der Bundesgerichtshof schon vor Jahren zu dem Ergebnis, daß Vermittler gegenüber dem Kunden zu haften haben. In solchen Fällen kann der Erwerber also neben dem eigentlichen Verkäufer einen zweiten "Schuldner" in der Person des Händlers in Anspruch nehmen, falls das gebrauchte Gefährt Mängel aufweist.
Wenn allerdings - wie in der Praxis üblich - im Vertrag ein "Gewährleistungsausschluß" vereinbart worden ist, gilt dies natürlich auch für die Verantwortung des Händlers. Es genügt dann also für etwaige Schadenersatzansprüche nicht, daß das Fahrzeug eine Macke hat. Vielmehr muß der Kunde nachweisen, daß der Händler ihm den Mangel "arglistig" verschwiegen hat, mindestens fahrlässig Eigenschaften des Fahrzeugs - zum Beispiel einen relativ geringen Spritverbrauch - zugesichert hat, die es tatsächlich nicht aufweist oder seiner Untersuchungspflicht als Gebrauchtwagenhändler schuldhaft nicht nachgekommen ist.
In der Praxis kommt es häufig vor, daß der Eigentümer des Fahrzeugs den Händler auf einen Vorschaden zwar hingewiesen, dieser ihn aber dem Käufer verschwiegen hat. In solchen Situationen kann der Kunde natürlich vom Händler selbst Rückzahlung des Kaufpreises sowie Ersatz seiner Aufwendungen verlangen. Der Erwerber kann das Fahrzeug auch behalten und einen Teil der Summe zurückfordern oder eine "Nachbesserung", also eine Reparatur der Mängel, verlangen.
Weist das Fahrzeug ansonsten Fehler auf, kann der Käufer den bisherigen Eigentümer des Wagens und den Händler "gesamtschuldnerisch" in Anspruch nehmen. Das heißt: Er hat die Möglichkeit, gegen beide seine Schadenersatzansprüche geltend zu machen oder aber sich einen von beiden "auszusuchen".
In verzwickten Fällen ist es empfehlenswert, einen Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen. Vor allem, weil darauf zu achten ist, daß Ansprüche nicht verjähren. bü
In einem Brief an die Fürstin von Sayn-Wittgenstein bezeichnete Hector Berlioz das Schlußensemble seines letzten Bühnenwerks "Béatrice et Bénédict" als ein "Capriccio, das mit der Nadelspitze gechrieben ist". Wohl nie zuvor in der Aufführungsgeschichte dürfte seine Charakterisierung so genau, und zwar für das Werkganze, umgesetzt worden sein wie in dieser Einspielung durch die Oper von Lyon.
Was deren Kräfte zu leisten vermögen, hat sich längst diskographisch verewigt, etwa durch Glucks beide Iphigenien- Opern unter John Eliot Gardiner oder durch Prokofjews "Liebe zu den drei Orangen" unter dessen Nachfolger Kent Nagano. Der amerikanische Dirigent John Nelson, der die New Yorker Premieren der "Trojaner" sowohl konzertant als auch in der Met dirigiert hatte, bestätigt seine Berlioz-Kompetenz und das Renommé der Lyonnaiser Oper gleichermaßen.
Seine Interpretation von "Béatrice et Bénédict" übertrifft die zehn Jahre ältere Pariser Aufnahme unter Daniel Barenboim um eine Größenordnung und die zu Recht berühmten Einspielungen unter Sir Colin Davis (1962: ohne Dialoge) und 1978 merklich. Berlioz hatte Shakespeares Komödie "Viel Lärm um nichts" zur Vorlage genommen und ein Werk geschaffen, das merkwürdig zwischen den Genres zu vagieren scheint: dialogbehaftete Opéra comique, parodistische Schauspielmusik und orchestrales Capriccio in eine fast immateriell wirkende Einheit zwingend.
Das junge franko-britische Ensemble, nur Gabriel Bacquier als komischer Samarone gehört der älteren Garde an, musiziert unter John Nelson wirklich wie auf Nadelspitzen. Die Béatrice der Susan Graham hat nichts von der leicht gouvernantenhaften Strenge Janet Bakers in der zweiten Davis-Aufnahme an sich, Sylvia McNair als Hero schwebt geradezu durch ihren Part, Jean-Luc Viala als Bénédict ist so leichtkehlig wie Gilles Cachemaille als Claudio vokal schwergewichtig. Von der fulminant gespielten Ouvertüre an zieht sich ein filigraner Spannungsbogen bis zum Schlußduett mit Ensemble hin, in den die sorgsam aufgenommenen Dialoge - viel umfangreicher als in der zweiten Davis-Aufnahme - überzeugend integriert sind. Für die Liebhaber der französischen Oper am Rande des Standardrepertoires ist diese wohlklingende Einspielung ein Muß. Sie macht keinen Lärm um sich, das aber mit viel Wirkung. ULRICH SCHREIBER Berlioz: Béatrice et Bénédict (Gesamtaufnahme). Susan Graham, Jean-Luc Viala, Sylvia McNair, Catherine Robbin, Gilles Cachemaille, Gabriel Bacquier; Soli, Chor und Orchester der Oper Lyon unter John Nelson. Eratao 2292-45773-2 (2 CDs, 1h 51").
Die Gesellschaft reagiert offenbar gespalten - tauchen Väter mit kleinen Kindern in der Öffentlichkeit auf, werden sie freundlicher behandelt als Mütter in dieser Situation. Stefan Eggert gehört seit zwei Jahren zu den Vätern, die ihre Kinder versorgen, während die Mutter arbeiten geht. Er hat entdeckt: "Als Vater mit Kleinkind werden mir sehr viele Erleichterungen gewährt, besonders von Frauen."
In der letzten Saison verpaßte Handball-Zweitligist (Männer) Eintracht Wiesbaden erst im letzten Spiel in Nettelstedt denkbar knapp und unglücklich den Sprung in die Erste Liga. "Als Zweitliga- Meister geht es uns ähnlich wie dem Nachbarn Wallau/Massenheim als deutschem Meister. Wir werden vom Jäger zum Gejagten, die Konkurrenz - mit Dansenberg an der Spitze - hat personell stark zugelegt", sieht Eintracht-Manager Heinz Seliger die Pfälzer (mit dem neuverpflichteten Nationalkeeper der GUS, Andrej Lavrov, der gerade die deutschen Spieler in Barcelona zur Verzweiflung brachte) in der Favoritenrolle der Südgruppe.
Am vergangenen Samstag begann für die Schützlinge des bereits in seine vierte Saison in der Landeshauptstadt gehenden Trainer Manfred Bengs mit dem schon traditionellen Spiel gegen die Eintracht-Oldtimer (30:24, Halbzeit 13:13) die neue Spielzeit. Dabei siegten erwartungsgemäß die Zweit-Bundesliga-Cracks, obwohl auf der Gegenseite mit dem nun im Eintracht-Management beschäftigten Manfred Freisler ein großer Name und ein fünffacher Torschütze stand. Nun fehlt der 111fache Ex-Nationalspieler nach seinem Rücktritt. "Das wird ganz schwer ohne Freisler. Er war eine Galionsfigur, an der sich die anderen Spieler oft aufrichteten", trauert Seliger dem prominenten Abgang nach.
Dem Ex-Gelnhäuser Christoph Klotz gelangen 5/3 Treffer. Nach der Nostalgie zum Saisonauftakt beginnt nun erst so richtig der "Ernst de Lebens": Zur Vorbereitung auf die am 12. September gleich mit dem Schlager-Heimspiel gegen Mitfavorit und Ex-Europacupsieger Frisch Auf Göppingen beginnende Meisterschaft wurde ein umfangreiches Programm aufgestellt. Als Höhepunkt kristallisiert sich natürlich das Nachbarschaftsduell gegen die SG Wallau/Massenheim (18. August, 20 Uhr, in der Wiesbadener Sporthalle am Elsässer Platz) heraus. Gegen den TV Großwallstadt (23. August), die Nationalmannschaft von Katar (26. August) und den TSV Dutenhofen (29. August) wird weitere Promimenz in Wiesbaden auftauchen. Nach den bereits gemeldeten Neuzugängen Christoph Klotz (von Gelnhausen, als Freisler-Nachfolger im Rückraum vorgesehen), Michael Jacob (Nürnberg) und Stefan Hein (Griesheim) gibt es noch zwei "Neue": Vom Oberligisten TV Wicker kommt Alexander Acker, aus der gleichen Klasse der 21jährige Christian Steinke (TSG Sulzbach) als dritter Torhüter hinter Ritsert und Hieronimus. Die Verpflichtung von Steinke war durch den Abgang von Keeper Norbert Fink zur Wallauer Reserve notwendig geworden. Insgesamt 26 000 Mark mußte Seliger bisher an Ablösesummen investieren, Einnahmen gibt es nicht. Freisler hat aufgehört, Tobias Maurer und Fink gehen ablösefrei in untere Klassen.
Neben Dansenberg, Wiesbaden und Göppingen zählt auch Vizemeister SG Stuttgart-Scharnhausen wieder zu den Anwärtern auf die vorderen Plätze. Kann die Eintracht den knapp verpaßten Coup schaffen? Das Handball-Oberhaus wartet auf die Rückkehr der "Rothemden". jo
HAMBURG/ERFURT, 2. August (AP/Reuter). Im Thüringer Wirtschaftsministerium sind nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" Akten im Zusammenhang mit der Raststättenaffäre vernichtet worden. Der frühere Abteilungsleiter Verkehr im Wirtschaftsministerium, Peter Schulze, sei über mehrere Tage hinweg "mit der Vernichtung von Akten" beschäftigt gewesen, die in der Raststättenaffäre möglicherweise von Bedeutung gewesen wären.
In einem fünfseitigen Vermerk sei Wirtschaftsminister Jürgen Bohn (FDP) Mitte Juni von seinem Büroleiter über die Aktenvernichtung informiert worden, schreibt der "Spiegel". Der Büroleiter habe "im Hinblick auf die erhebliche politische und möglicherweise strafrechtliche Bedeutung, die diese Vorgänge im Bereich der Landesregierung im Zuge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen" inzwischen bekommen hätten, "dringend eine Klärung" gefordert. Die Strafverfolger ermittelten zu dieser Zeit gegen den Innenminister und CDU-Landesvorsitzenden Willibald Böck wegen des Verdachts der Vorteilannahme. Laut "Spiegel" baten die Ermittler auch das Ministerium Bohns "inständig um Hilfe".
In dem Vermerk habe der Büroleiter zahlreiche Ungereimtheiten bei der Vergabe der Raststättenlizenzen an den Thüringer Autobahnen aufgeführt. Selbst die mobilen Imbißstände auf Parkplätzen der Bundesautobahnen im Lande Thüringen seien womöglich ohne rechtliche Grundlagen genehmigt worden.
Bohn habe den Vermerk zwar abgezeichnet, die für das Ermittlungsverfahren gegen Böck äußerst wichtige Information über die Aktenvernichtung aber nicht an die Ermittler weitergeleitet. Die Ermittlungen gegen den Politiker wurden Mitte Juli eingestellt.
Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) sagte Radio Thüringen, über Veränderungen im Kabinett werde erst nach seinem Urlaub gesprochen. CDU-Fraktionschef Jörg Schwäblein, der die Ablösung der Minister Böck und Hans-Henning Axthelm (Soziales) fordert, kündigte Gespräche über eine Regierungsumbildung für Ende August an.
Das Elend hat Anita Ennis hart gemacht. Die irische Krankenschwester steht in einem Hilfszentrum in der Stadt Baidao in Somalia und zeigt auf eine Gruppe von Kindern, die dort hungernd auf dem Boden hocken. "Der, der und der, sie werden sterben. Für sie kommt jede Hilfe zu spät", sagt sie. Keine Trauer um die Sterbenden schwingt in ihrer Stimme mit, aber Wut - Wut über die Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft gegenüber der Tragödie Somalias.
Keiner weiß, wie viele Somalier in den vergangenen Monaten verhungert sind, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) schätzt die Zahl auf mehrere hunderttausend. Mitarbeiter der Vereinten Nationen (UN) vermuten, daß außerdem 1,5 Millionen Menschen den Hungertod sterben, wenn nicht in den nächsten Wochen geholfen wird. Weitere 4,5 Millionen Menschen leiden an chronischer Unterernährung. Das bedeutet, daß fast die gesamte Bevölkerung des Landes am Horn von Afrika infolge von Bürgerkrieg und Dürre einer Hungerkatastrophe ausgesetzt ist, die UN-Mitarbeiter bereits vor zehn Monaten vorausgesagt haben.
Keiner nahm davon Kenntnis. Erst nach der öffentlichen Kritik von UN- Generalsekretär Butros Ghali, der Weltsicherheitsrat richte sein Interesse ausschließlich auf "den Krieg des reichen Mannes" im ehemaligen Jugoslawien, beschloß das Gremium am 27. Juli Hilfsmaßnahmen für das sterbende Volk in Afrika. Es wird Wochen dauern, bis die geplante Luftbrücke eingerichtet worden ist - zu spät für Tausende Somalier.
Allein in Baidao sterben täglich zwischen 300 und 500 Menschen, vor allem Kinder und ältere Menschen. "Jeden Morgen liegen acht bis zehn verhungerte Menschen vor den Toren der Hilfszentren, und es gibt 22 davon in der Stadt", sagt Frau Ennis. "Außerdem sterben viele Menschen in ihren Hütten, von denen wir nie erfahren." Der UN-Sonderbeauftragte in Somalia, Mohamed Sahnoun, sagt verbittert: "Wir haben hier keinen Rockstar, der darüber singt." Er spielt damit auf die 1985 von dem irischen Popsänger Bob Geldof organisierte Aktion "Band Aid Trust" für die Hungernden in Äthiopien an, die mehrere hundert Millionen Dollar einspielte.
Was bisher an internationaler Hilfe zur Verfügung steht, ist viel zuwenig. Und viele Bemühungen scheinen an der Wirklichkeit vorbeizugehen. So traf vor zwei Wochen ein Team der Vereinten Nationen in Baidao ein, das prüfen soll, welche Hilfsgüter in der Stadt am dringendsten gebraucht werden. Aus Frau Ennis bricht es heraus: "Ein Expertenteam. Mein Gott, wir brauchen kein Gutachten. Wir brauchen Hilfe - Lebensmittel, Wasser, Saatgut. Und wir brauchen es sofort."
REID MILLER (AP)
KOPENHAGEN, 2. August (AP). Der dänische Abgeordnete Jimmy Stahr wird nach Ende der laufenden Legislaturperiode im Jahre 1994 aus der Politik ausscheiden, weil er wegen Ladendiebstahls zu 300 Kronen (rund 80 Mark) Geldstrafe verurteilt worden ist. "Ich glaube, daß ich nicht mehr die nötige Autorität als Politiker habe", sagte er am Samstag im Rundfunk zur Begründung. "Wenn ich mich beispielsweise gegen zu schnelles Fahren auf den Straßen aussprechen würde, dann würden sich die Leute sofort daran erinnern, daß ich vorbestraft bin."
Der 57jährige Sozialdemokrat, der dem Parlament seit 1977 angehört, wurde in einem Kopenhagener Supermarkt beim Diebstahl von Speiseeis, einem Päckchen Kaugummi und Käse im Wert von 90 Kronen ertappt. In einem Zeitungsinterview sagte er: "Es war der 1. Juli, mit 32 Grad der wärmste Tag des Jahres. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war." Stahr leitet auch eine populäre Kindersendung im Rundfunk.
BANGUI, 2. August (AP). In der von General André Kolingba diktatorisch regierten Zentralafrikanischen Republik ist am Samstag ein führender Oppositionspolitiker von Soldaten gtötet worden. Wie Augenzeugen berichteten, mißhandelten Militärs, die in der Hauptstadt Bangui gewaltsam gegen friedliche Demonstranten vorgingen, Claude Conjugo derart brutal mit Gewehrkolben, daß er an den Folgen der Verletzungen starb.
Der 14 Parteien zählende Block Vereinigte Demokratische Kräfte, in dem Conjugo mitarbeitete, hatte zu einem Demonstrationszug ausgerufen, um die Forderung nach einer nationalen Konferenz zur Demokratisierung kundzutun.
ERFURT/LEIPZIG/BERLIN, 2. August (dpa/AFP/Reuter). In einem Strafprozeß könnte der ehemalige DDR-Staatsrats- und Parteichef Erich Honecker weder moralisch noch politisch zur Verantwortung gezogen werden. Diese Ansicht äußerte der Thüringer Justizminister Hans- Joachim Jentsch (CDU) am Samstag in Erfurt. "Wer glaubt, daß er das Verhalten Honeckers durch das Strafverfahren sühnen kann, wird eine Riesenenttäuschung erleben", warnte er. Honecker sei der oberste Repräsentant eines Staates gewesen, "in dem Menschen gequält und getötet wurden", so der aus Hessen stammende Jurist. Es sei aber höchst zweifelhaft, ob jemand dafür bestraft werden könne, daß er einen Unrechtsstaat geführt habe.
Das Strafrecht verlange den Beleg einer persönlichen Schuld, äußerte der Direktor am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte, Michael Stolleis. Honecker diese nachzuweisen, werde den Gerichten schwerfallen, weil "in einer Staatsmaschinerie mit 1000 Rädchen Verantwortung und Schuld vielfältig verteilt sind. Bei Straftaten von Staatsoberhäuptern versagt seiner Ansicht nach das auf "Alltagskriminalität" zugeschnittene Strafrecht ebenso wie das noch nicht ausreichend entwickelte Völkerstrafrecht.
Die Existenz eines Schießbefehls zur Tötung von Flüchtlingen an der einstigen innerdeutschen Grenze ist nach Ansicht des Berliner Historikers Hartmut Zimmermann schwer nachzuweisen. Aus der Anordnung von 1974 an die DDR-Grenztruppen, demzufolge die Soldaten nach Warnungen "gezieltes Feuer" geben sollten, sei nicht zwingend auf einen ausdrücklichen Tötungsbefehl zu schließen, sagte der Leiter des Arbeitsbereiches DDR-Forschung an der Freien Universität Berlin in einem Interview mit dem "Deutschlandsender Kultur". Die Berliner Staatsanwaltschaft stütze ihre Anklage gegen Honecker auf diese Anordnung.
Für den Hamburger Staatsrechtler Helmut Rittstieg besteht "überhaupt kein Zweifel", daß das Strafverfahren gegen Honecker auch ein "politischer Prozeß" ist. Dies hänge mit den strafrechtlichen Normen zusammen, um die es bei dem Prozeß gehe, sagte Rittstieg der Leipziger Volkszeitung vom Samstag. Honecker werde "für bestimmte Maßnahmen in seiner Amtszeit politische Gründe geltend machen". Ferner weise die Tatsache, daß sich Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) zu dem Prozeß geäußert habe, auf dessen politischen Charakter hin.
Der Gesundheitszustand des seit Mittwoch in Berlin in Untersuchungshaft einsitzenden früheren DDR-Staatschefs soll erneut von einem unabhängigen Sachverständigen untersucht werden. Gegenstand der vorsorglichen Untersuchungen solle die Vernehmungs-, Verhandlungs- und Haftfähigkeit des 79jährigen sein, sagte Justizsprecherin Uta Fölster.
Die CDU/CSU will Honecker vor dem Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestages laden. Honecker habe maßgeblich Einfluß auf den früheren DDR- Devisenbeschaffer Alexander Schalck- Golodkowski und dessen Firmenimperium Kommerzielle Koordinierung ausgeübt, sagte der Unionsobmann im Ausschuß, Joachim Hörster.
BEIRUT, 2. August (dpa). Nach vierjährigem Exil in Paris ist der ehemalige libanesische Staatspräsident Amin Gemayel am Wochenende in seine Heimat zurückgekehrt. In Berichten aus der Hauptstadt Beirut hieß es, er wolle im Wahlkampf die Führung der christlichen Opposition übernehmen. Gemayel war unmittelbar nach Ende seiner sechsjährigen Amtszeit im September 1988 zum Verlassen des Landes gezwungen worden.
Während seiner beiden letzten Amtsjahre war Gemayel von der moslemisch geführten libanesischen Regierung boykottiert worden. Dies hatte die Innenpolitik Libanons völlig lahmgelegt. Eine der letzten Handlungen Gemayels war unmittelbar vor Ende seiner Amtszeit die Ernennung General Michel Aouns zum Chef einer Militärregierung gewesen. Sie hatte zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den in Libanon stationierten syrischen Truppen und zur weitgehenden Zerstörung Beiruts geführt.
Die Wahl der 128 Abgeordneten des Parlaments beginnt am 23. August. Die letzte reguläre Wahl hatte im April 1972 stattgefunden. Der 1975 ausgebrochene Bürgerkrieg hatte Neuwahlen verhindert.
TUNIS, 2. August (dpa). Zwischen Tunesien und Sudan wachsen die Spannungen: Nachdem der Sudan die Schließung seiner Botschaft in Tunis angekündigt hatte, wird nun auch die tunesische Vertretung in Khartum geschlossen. Dies gab das tunesische Außenministerium am Wochenende bekannt.
Tunis wirft Khartum vor, Moslem-Fundamentalisten in Tunesien zu unterstützen. Dort wird zur Zeit der verbotenen En-Nahdha-Partei der Prozeß gemacht. Im tunesischen Außenministerium hieß es, der Sudan habe trotz Aufforderung seine "verleumderischen und gehässigen" Pressekampagnen nicht eingestellt. Diese zielten auf eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Tunesiens ab. Khartum beklagt sich dagegen über die schlechte Behandlung, der sudanesische Bürger bei ihrer Durchreise durch Tunesien ausgesetzt seien.
BERLIN, 2. August (dpa). Mindestens 450 ehemalige Nazis haben sich in führenden Stellungen in der DDR befunden. Das sagte Simon Wiesenthal, Leiter des Dokumentationszentrums des Bundes Jüdischer Verfolgter des Naziregimes, der Berliner Tageszeitung Junge Welt. Allerdings glaube er, daß dies nur ein kleiner Teil gewesen sei, den seine Organisation finden konnte.
Zu den DDR-Persönlichkeiten mit Nazi-Vergangenheit gehörten Journalisten, Professoren, Mitglieder der Volkskammer und Militärs. Wiesenthal nannte unter anderem Karlheinz Gerstner, der beim Rundfunk der DDR arbeitete, die stellvertretenden Chefredakteure des "Neuen Deutschland", Gerhard Kegel und Günther Kertzscher, sowie Kurt Blecha, Leiter des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates. Die DDR habe auch mit der westdeutschen Justiz bei der Verfolgung von Nazis "nicht richtig" zusammengearbeitet. Hunderte Rechtshilfeersuchen seien nicht beantwortet worden.
LOS ANGELES, 2. August (dpa). Iran wird in fünf bis sechs Jahren über Atomwaffen verfügen, wenn entschlossene internationale Schritte dagegen ausbleiben. Das ergab eine Untersuchung des Waffenexperten Kenneth R. Timmerman, deren Ergebnis am Sonntag vom Simon- Wiesenthal-Center in Los Angeles veröffentlicht wurde. Es gebe in dem Land zehn große Produktionsstätten, heißt es darin. Schon in diesem Jahr werde Teheran dank der Unterstützung durch Nordkorea und China die Produktion von Raketen aufnehmen, die Ziele in Israel treffen könnten.
Auch Syrien und Libyen verfügten schon jetzt oder bald über atomare, ballistische und chemische Waffen, heißt es in dem Report "Massenvernichtungswaffen: Die Fälle Iran, Syrien und Libyen". Die Syrer besäßen mehrere hundert Tonnen chemischer Kampfstoffe an vier Produktionstätten und bauten zwei unterirdische Raketenfabriken. Libyen habe die Herstellung chemischer Waffen von Rabta in eine teils unterirdische Fabrik 650 Kilometer südlich von Tripolis verlegt. Nordkorea plane, Libyen seine stärkste Rakete, die No-Dong 1, zu verkaufen. Damit könnten Ziele in Israel und Westeuropa erreicht werden.
Angesichts der alarmierenden Informationen setzte sich die Leitung des Wiesenthal-Centers in Briefen an US-Präsident George Bush und den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton für eine "energische internationale Intervention" ein. Die USA und andere westliche Demokratien müßten "neue, unabhängige Aufsichtsbehörden" schaffen, die besonders den Transfer von Technologien verfolgten, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke eingesetzt werden könnten. Außer Nordkorea und China sind dem Bericht zufolge deutsche, österreichische, schwedische und französische Unternehmen an den Waffenprogrammen der drei Länder Iran, Syrien und Libyen beteiligt oder beteiligt gewesen. Schweizer kaufte für Irak Ersatzteile
HAMBURG/BERN (AP). Ein Schweizer Marketingfachmann hat nach eigenem Eingeständnis den Einkauf wichtiger Einzelteile für das geheime irakische Rüstungsprogramm in Europa organisiert. In einem am Samstag vorab veröffentlichten Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins Spiegel legt der Kaufmann Alfons Hauser aus Zürich interne Firmenunterlagen über die Beschaffung von Zünderteilen und Keramikbeschichtungen für Scud-B-Raketen offen, zudem sei es um Magnetringe für das irakische Atomprogramm gegangen. Die Bundesanwaltschaft der Schweiz in Bern kündigte eine Prüfung der Aussagen an.
Als freier Mitarbeiter der Kaufbeurer Fahrzeugbaufirma Rhein-Bayern, deren Geschäftsführer nach Angaben des Spiegels wegen Verdachts auf Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz inhaftiert sind, holte Hauser dem Bericht zufolge seit 1990 bei schweizerischen und deutschen Firmen Angebote für Spezial- teile ein. "Da wurde kein einziges Mal nachgefragt", erinnert sich der Einkäufer, "wo die Teile eingesetzt werden."
Selbst nach Übergabe von Originalteilen aus irakischen Raketen, Konstruktionsplänen oder militärisch-technischen Detailvorgaben sei bei den Unternehmen kein Verdacht gehegt worden, sagte Hauser dem Magazin. Um die Maschinenteile in den Nahen Osten zu bringen, habe sich Rhein-Bayern einer Handelsfirma im belgischen Antwerpen bedient. Nach Verhängung des UN-Embargos gegen Irak hätten die beauftragten Firmen die Musterstücke "ruck, zuck, ohne Erklärung" wieder an den Auftraggeber zurückgegeben.
Nach einer Verordnung des Schweizer Bundesrats ist nicht nur der Handel, sondern auch die Vermittlung von Waren und Gütern nach Iran untersagt. Sämtliche zum damaligen Zeitpunkt noch laufenden Geschäftsbeziehungen waren dem Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement, also dem Wirtschaftsministerium in Bern, zu melden.
In drei Fällen laufen bereits Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen Firmen des Landes wegen möglicher Verletzungen des Kriegsmaterial- beziehungsweise Atomgesetzes. Vor allem bei der Raketentechnologie bestünden zum Teil enge Beziehungen zwischen deutschen, schweizerischen und österreichischen Unternehmen, hatte das Außenministerium in Bern Anfang des Jahres mitgeteilt. Teheran: UN sehen tatenlos zu
TEHERAN (AFP). Iran hat den UN vorgeworfen, sie sähen dem Vorgehen der irakischen Armee gegen die Schiiten im Süden Iraks tatenlos zu. Das Leben der unschuldigen Bevölkerung Südiraks müsse geschützt werden, heißt es in einer am Sonntag von der iranischen Presse zitierten Erklärung des Obersten Rates für die Nationale Sicherheit.
TRIATHLON
EUROPAMEISTERSCHAFTEN über die Mitteldistanz in Joroinen/Finnland, Endstand (2,5 km Schwimmen, 80 km Rad, 20 km Lauf): 1. Cook (Großbritannien) 3:37:58, 2. Hellriegel (Bretten) 3:39:17, 3. Methion (Frankreich) 3:39:22, 4. Hobson (Großbritannien) 3:40:00, 5. Kattnig (Österreich) 3:42:06.
MOTORSPORT
RALLYE HUNSRÜCK, Lauf zur Europameisterschaft, 5. Lauf zur Deutschen Meisterschaft (489 km mit 17 Wertungsprüfungen über 309 km), Endstand: 1. Weber/Hiemer (Neufahrn/ München) Mitsubishi Galant Dynamic 4 3:12:23 Stunden, 2. Holzer/Seiter (Bobingen/Heilbronn) Lancia Delta integrale 16v 3:14:34, 3. Depping/ Wendel (Wedemark/Augsurg) Ford Sierra Cosworth 4x4 3:19:15, 4. Gerber/Thul (Lich/Trier) Toyota Celica Turbo 4WD 3:21:05, 5. Gaßner/ Schrankl (Surheim/Obing) Mitsubishi Galant Dynamic 4 3:31:15, 6. Moosleitner/Rausch (Surheim/Neu Anspach) Toyota Celica Turbo 4WD 3:32:47. - Stand der Deutschen Meisterschaft: 1. Depping/Wendel 164 Punkte, 2. Gerber/Thul 150, 3. Wetzelsperger/Wicha (Aiging/Bad Karlshafen) 100, 4. Moosleitner/Rausch 87, 5. Holzer/ Seiter 86, 6. Gaßner/Schrankl 59. - Stand der Europameisterschaft: 1. Weber (Neufahrn) 1 600 Punkte, 2. Baroni (Frankreich) 850, 3. Bublewicz (Polen) 630, 4. Beguin (Frankreich) 600, 5. Gerber (Lich) 580.
SKI NORDISCH
INT. MATTEN-SKISPRINGEN in Berchtesgaden: 1. Haim (Österreich) 237,8 Punkte (91/92 Meter), 2. Weißflog (Oberwiesenthal) 236,2 (95/92), 3. Höllwarth (Österreich) 234,0 (89/96- Schanzenrekord) 4. Zünd (Schweiz) 230,9 (89,5/89,5), 5. Horngacher (Österreich) 229,3 (91/92), 6. Duffner (Schönwald) 227,1 (90/91),...11. Pohl (Schonach) 218,7 (86/88,5).
ABIDJAN, 2. August (dpa). Die Führung des westafrikanischen Staates Elfenbeinküste hat 75 Oppositionelle amnestiert, die wegen Unruheanstiftung im Februar inhaftiert worden waren.
PEKING, 2. August (AFP). Nach der Öffnung der Verbotenen Stadt in Peking für Touristen muß nun der Wassergraben rund um das Palastgelände gereinigt werden. Der Graben sei mittlerweile angefüllt mit Kartons, Plastiktüten, verfaultem Gemüse und sogar ausgedienten Sofas, berichtete die Zeitung China Daily am Samstag. Vor allem die 30 000 bis 40 000 Touristen, die täglich durch den Kaiserpalast strömten, seien für die Verschmutzung verantwortlich.
Allerdings hätten auch die Händler von dem benachbarten Markt ihr Scherflein dazu beigetragen und Bambuskörbe und Waren ins Wasser geschmissen, die nicht verkauft werden konnten. Nicht zuletzt benutzten die 200 Familien, die in der Nähe der Verbotenen Stadt wohnten, den Graben jahrelang als Müllhalde für abgenutzte Möbel, hieß es weiter.
SAARBRÜCKEN, 2. August (AFP). Die Forderung der SPD-Frauen nach rechtlicher Gleichstellung von nicht-ehelichen Gemeinschaften mit der Ehe ist in der FDP auf Ablehnung gestoßen. Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Uta Würfel, sagte am Samstag im Saarländischen Rundfunk, Untersuchungen hätten gezeigt, daß in nicht-ehelichen Partnerschaften lebende Frauen oft "sehr bewußt" keine Ehe eingegangen seien, um nicht auch automatisch dieselben Pflichten wie in einer Ehe übernehmen zu müssen. Beispielsweise wollten viele Frauen ihren Partnern nicht automatisch ein Umgangsrecht mit gemeinsamen Kindern einräumen. Würfel sagte, sie halte Artikel 6 des Grundgesetzes, der die Ehe unter den besonderen Schutz des Staates stellt, für sinnvoll.
Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Karin Junker, hatte zuvor gefordert, die bisher nur für die traditionelle Ehe und Familie geltenden sozialrechtlichen und steuerlichen Vergünstigungen auch auf alle anderen Formen des Zusammenlebens anzuwenden.
CANNES, 1. August (AFP). Wegen eines Streits um die Trinkgelder ist das Spielcasino im Nobelhotel "Carlton" in Cannes mitten in der sommerlichen Hochsaison geschlossen. Die 85 Angestellten befinden sich nach Angaben der Hoteldirektion seit Donnerstag in einem unbefristeten Streik. Sie fordern die Auszahlung von 130 Prozent der Trinkgelder, die seit Eröffnung des Kasinos vor drei Jahren von Gästen mit Spielerglück an die Croupiers gezahlt und nicht an das Personal verteilt worden seien. Dabei geht es um eine Summe von sieben Millionen Francs (2,4 Millionen Mark). In Erwartung einer Gerichtsentscheidung wurde inzwischen der Garantiefonds des Spielkasinos, aus dem Gewinner ausgezahlt werden, gerichtlich beschlagnahmt.
MAILAND, 2. August (AFP). In der Nähe des Büros der französischen Fluggesellschaft Air France in Mailand ist am Samstag morgen ein Sprengsatz entschärft worden, der vermutlich von der baskischen Separatistenorganisation ETA gelegt wurde.
Wie die Polizei mitteilte, konnte die Sprengvorrichtung kurz vor der Explosion unschädlich gemacht werden. Ein Mitarbeiter des Reinigungsdienstes hatte eine Reisetasche mit der Aufschrift "Achtung Bombe - nicht berühren" und den Initialen der ETA entdeckt. In der Tasche befanden sich zwei Schnellkochtöpfe mit jeweils fünf Kilogramm Sprengstoff, ein Zeitzünder und zwei Gaskartuschen.
SEOUL, 1. August (AFP). In Seoul ist eine noch nicht fertiggestellte Brücke über den Han-Fluß im westlichen Außenbezirk der südkoreanischen Hauptstadt eingestürzt. Wie die Presse des Landes am Samstag berichtete, hatten Inspekteure der Regierung noch vor zwei Monaten versichert, das knapp 1,5 Kilometer lange Bauwerk sei sicher. Die Brücke, deren Gesamtkosten mit 21,5 Millionen Dollar (rund 32 Millionen Mark) veranschlagt wurden, war fast fertiggestellt, als sie am Freitag zusammenbrach.
Die Zeitungen erhoben den Vorwurf, der Einsturz sei auf schlampige Arbeit zurückzuführen, und äußerten die Befürchtung, der Ruf südkoreanischer Baufirmen im Ausland könne durch den Vorfall geschädigt werden. Ministerpräsident Chung Won Shik besuchte am Samstag den Unglücksort und ordnete eine gründliche Untersuchung an. Die oppositionelle Demokratische Partei forderte den Rücktritt des Bauministers.
BRINDISI, 2. August (AFP). Bruchstükke von griechischen Bronzestatuen, die vermutlich aus dem 4. Jahrhundert vor Christus stammen, wurden von Tauchern vor der italienischen Küste bei Brindisi geborgen. Der Größe nach zu urteilen, stammen sie von verschiedenen Statuen, die noch im Sand vergraben sind. Der Polizei-Leutnant Luigi Robusto hatte nahe des Kaps von Punta Penna in 15 Meter Tiefe einen Bronzefuß entdeckt, daraufhin wurden noch andere Bruchstücke geborgen.
Ein Kopf mit Bart ähnelt dem Stil der berühmten "Bronze von Riace". Der Direktor des Instituts für Unterwasserarchäologie, Claudio Moccheggiani Carpano, hofft jetzt, vor der Küste von Brindisi einen wahren archäologischen Schatz bergen zu können. Es handelt sich wahrscheinlich um eine ganze Schiffsladung.Journalist in Türkei ermordet
ANKARA, 2. August (AFP). In der Südosttürkei ist der Reporter einer prokurdischen Tageszeitung erschossen worden. Wie die Behörden mitteilten, lauerten die unbekannten Attentäter dem Mitarbeiter von "Ozgur Gundem" auf, als er sich in Gercus, in der Provinz Batman, auf dem Heimweg befand. Yahya Orhan ist der siebte Journalist, der seit Beginn des Jahres in der Türkei getötet wurde.
BANGKOK, 2. August, (AFP). Die beiden ranghöchsten thailändischen Militärs, die für die blutigen Ausschreitungen der Armee gegen Demonstranten im Mai dieses Jahres verantwortlich gemacht wurden, sind ihrer Ämter enthoben worden. Das berichtete das militäreigene thailändische Fersehen am Samstag. Den Angaben zufolge verlor Kaset Rojananil seine Position als Oberkommandierender und Luftwaffenchef und wurde zum Generalstabschef degradiert. Der Oberbefehlshaber der Armee, General Issarapong Noonpackdi, wurde in das Verteidigungsministerium versetzt, wo er ein relativ unbedeutendes Amt bekleiden soll.
Kaset und Issarapong wird vorgeworfen, die Demonstrationen der demokratischen Opposition vom 17. bis 20. Mai dieses Jahres blutig unterdrückt zu haben. Insgesamt 52 Menschen waren getötet und Hunderte verletzt worden.
GENF, 3. August (AFP). Der ehemalige rumänische König Michael hat offiziell bekanntgegeben, er werde nicht bei den Präsidentschaftswahlen kandidieren. Einen entsprechenden Vorschlag hatte die Nationalliberale Partei Rumäniens gemacht. In einer in Genf veröffentlichten "Nachricht an das rumänische Volk" teilte er mit, die einzige für ihn akzeptable Möglichkeit, nach Rumänien zurückzukehren, wäre die Besteigung seines "legitimen Throns".
Der 70jährige Michael von Hohenzollern war 1947 von den Kommunisten vertrieben worden und lebt in der Schweiz.
BELGRAD, 2. August (AFP). Serbiens Präsident Slobodan Milosevic hat sich überraschend geweigert, das von ihm mit initiierte Gesetz zur Verstaatlichung der Tageszeitung Politika zu unterzeichnen. Wie die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug am Samstag meldete, übermittelte Milosevic dem Parlament einen Brief, in dem er verfassungsrechtliche Bedenken geltend machte. Deshalb solle das Parlament das am Donnerstag verabschiedete Gesetz prüfen und dann erneut abstimmen. Welche Bedenken Milosevic hat, wurde zunächst nicht bekannt.
Der am Donnerstag begonnene Streik bei Politika wurde am Samstag beendet.
GEISENHEIM. Die Weinberge im Rheingau werden immer grüner. Darin sieht der Rheingauer Weinbau-Verband ein Zeichen für seine erfolgreichen Bemühungen, die Winzer auf freiwilliger Basis zu mehr Umweltschutz beim Weinanbau zu bewegen. Schon mehr als 70 Prozent der Winzer engagierten sich für umweltschonenden Weinbau, teilte der Verband mit.
Umweltschonende Anbaumethoden umfassen unter anderem die Begrünung der Böden unter den Stöcken, eine genau dosierte Düngung mit Hilfe ständiger Bodenanalysen und den Pflanzenschutz. Im traditionellen Weinbau sind die Wingert- Böden kahl.
Im Rheingau wird schon seit 1200 Jahren Wein angebaut. lhe
Zimmermann führte umsichtig Regie
Nach zwei Unentschieden zum Oberliga-Beginn gelang Hessen Kassel ein deutlicher 4:1-Erfolg gegen Haiger. Eine Viertelstunde vor Spielende stand es noch 1:1, nachdem Weber die Führung der Gastgeber durch Becker ausgeglichen hatte. Die Nordhessen mußten den Ausfall ihres Torhüters Kneuer verkraften, der in der 58. Minute wegen einer Kieferverletzung vom Platz getragen wurde.
Schlag auf Schlag folgten die Tore von Kistner, Liebers und Zimmermann, der Sekunden vor Schluß noch einen von Weber an Kistner verursachten Foulelfmeter verwertete. Auffälligster Gästespieler war Hof, der aus der Defensive heraus jedoch vergebens versuchte, seiner Elf wirkungsvolle Offensivkraft zu verleihen. Bei den Kasseler überzeugten Abwehrspielern Dickhaut, Matys und Schmidt, die für Haigers Stürmer fast immer Endstation waren. Im Kasseler Mittelfeld führte Zimmermann umsichtig Regie. lhe
Kassel: Kneuer (55. Kesper); Dickhaut, Deppe, Schmidt, Zimmermann, Becker, Matys, Arndt, Kistner, Liebers, Cakici (60. Höhle).
Haiger: Kaessmann; Zeise, Zabel (68. Lehr), Hof, Weber, Schneider (52. Michel), Haberstock, Boller, Waldschmidt, Schuster, Lang.
Tore: 1:0 Becker (6.), 1:1 Weber (69.), 2:1 Kistner (75.), 3:1 Hof (85./Eigentor), 4:1 Zimmermann (90./Foulelfmeter).
Schiedsrichter: Wujanz (Friedrichsdorf).
Zuschauer: 1000.
BOGOTA, 3. August (Reuter). Die kolumbianische Polizei hat nach eigenen Angaben einen Mordanschlag auf den Justizminister des Landes vereitelt. Wie die Behörden in Bogota berichteten, sind zwei Wachposten des Ministeriums festgenommen worden. Sie hätten eine hohe Geldsumme für die Ermordung von Minister Andres Gonzales erhalten. Ob der aus einem Gefängnis geflohene Drogenboß Pablo Escobar in das Mordkomplott verwickelt ist, war unklar. Wahrscheinlich stecke eine mächtige Drogenbande hinter dem geplanten Anschlag, hieß es.
Die USA und sechs lateinamerikanische Staaten verständigten sich auf Maßnahmen im Kampf gegen den Drogenhandel. Nach Angaben des US-Außenministeriums einigten sich Vertreter der USA, Boliviens, Kolumbiens, Ecuadors, Mexikos, Perus und Venezuelas darauf, die Kontrollen in Flugzeugen und auf Flughäfen zu verschärfen. Auch wollen sie die Zusammenarbeit an den Grenzen verbessern.
LONDON, 2. August (Reuter). Der frühere britische Luftwaffenpilot Leonard Cheshire ist am Freitag 74jährig gestorben. Er war der meistausgezeichnete britische Pilot des Zweiten Weltkrieges. Lord Cheshire erlebte als britischer Beobachter den Atombombenabwurf auf Nagasaki in Japan. Unter diesem Eindruck widmete er sich nach dem Krieg dem Aufbau einer Hilfsorganisation, die weltweit 270 Heime für Behinderte unterhält. 1943 hatte er eine Bomberstaffel kommandiert, die mit Spezialbomben deutsche Staudämme angriff. Er erhielt wegen Tapferkeit das Victoria Cross, die höchste militärische Auszeichnung Großbritanniens.
Premierminister John Major würdigte Cheshire so: "Im Krieg war Leonard Cheshire ein Held. Im Frieden diente er seiner Nation nicht weniger gut."
BAGDAD, 2. August (Reuter/dpa). Wegen Wuchers sind in Irak nach Angaben von Diplomaten in den vergangenen Tagen 42 Händler hingerichtet worden. Die Diplomaten beriefen sich am Samstag auf Informationen aus dem Außenministerium. Seit dem 25. Juli seien insgesamt etwa 600 Händler festgenommen worden.
Nach Angaben der halbamtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu sind Händler mit Schildern, die sie als "gierige Kaufleute" anprangerten, auf offener Straße zur Schau gestellt worden. Passanten hätten sie dann mit faulen Eiern, Obst und Gemüse beworfen. Anadolu berichtete weiter, Bagdad bekämpfe alle Kaufleute, die aus den Versorgungsengpässen wegen des internationalen Wirtschaftsembargos gegen das Land überhöhte Profite ziehen würden.
BERLIN, 2. August (Reuter). Die Westgruppe der russischen Streitkräfte hat Polizeiangaben zurückgewiesen, wonach die in einem Dresdner Hinterhaus gefundenen Granaten und Minen aus ihren Beständen stammten. Es seien keine Waffen oder Munitionsdiebstähle registriert worden, teilte das Oberkommando der Westgruppe am Samstag in Berlin mit. In der Erklärung wird darauf verwiesen, daß Munition aus sowjetischer Produktion auch von der Nationalen Volksarmee der DDR und den Armeen anderer osteuropäischer Staaten benutzt worden sei.
Am Donnerstag waren in einem Dresdner Hinterhof 57 kyrillisch beschriftete Kisten mit Handgranaten und Panzertellerminen gefunden worden. Nach Angaben der Polizei wird wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt.
ERLANGEN (rtr/FR). Siemens hat den Zuschlag für den Bau eines Kraftwerks in Pakistan im Wert von knapp einer halben Milliarde Mark erhalten. Der Geschäftsbereich Energieerzeugung/KWU soll in der Provinz Punjab eine schlüsselfertige Gas- und Dampfturbinen-Anlage mit einer Leistung von 450 Megawatt errichten, die wahlweise mit Erdgas oder Heizöl befeuert werden kann. Siemens habe die Bestellung unter anderem deshalb erhalten, heißt es aus München, weil der Konzern einen hohen lokalen Lieferanteil von einem Fünftel zugesagt habe.
Am gleichen Standort gingen bereits 1987 zwei Siemens-Gasturbinenkraftwerke in Betrieb. Außerdem bauen die Deutschen bereits in dieser Region, in Guddu nahe Suckur am Indus, ein anderes Gas- und Dampfturbinenwerk.
Die Nachfrage nach Anlagen dieser Art - vor allem aus Entwicklungsländern - ist deutlich gestiegen. Nach Angaben der Hersteller zeichnen sie sich nicht nur durch relativ niedrige Investitionskosten aus, sondern auch durch einen hohen Wirkungsgrad - das Verhältnis von eingesetzter Energie und erzielter Leistung - und relativ geringe Umweltbelastung. Seit Anfang der achtziger Jahre hat sich die jährlich abgelieferte Gasturbinen-Leistung weltweit auf 30 000 Megawatt verdreifacht.Italien stoppt "Scala Mobile" Gehälter werden nicht mehr an die Inflationsrate angepaßt
ROM, 2. August (Reuter/dpa). In Italien wird die automatische Anpassung der Löhne an die Inflationsrate abgeschafft. Ministerpräsident Giulio Amato wertete den jetzt beschlossenen Wegfall der "Scala Mobile" am Wochenende als Zeichen der Wende in seinem Land. Haushaltsminister Franco Reviglio sagte in der Wochenzeitung Panorama, seine Regierung habe sich für eine "Schocktherapie" entschieden, damit das Land mit den Partnern in der Europäischen Gemeinschaft mithalten könne. "Wir müssen ein hohes Maß von Verantwortlichkeit und politischem Konsens zeigen, wenn Italien nicht in eine sehr ernste Finanzkrise geraten soll", sagte er.
Die Regierung hatte sich mit Gewerkschaften und Arbeitgebern am späten Freitag abend auf die Abschaffung der "Scala Mobile" geeinigt, nach der Löhne und Gehälter seit den 50er Jahren automatisch an die Inflationsrate angepaßt werden. Das neue Lohnsystem sieht Erhöhungen um je 20 000 Lire (rund 26 Mark) für die nächsten 13 Monate vor, deutlich weniger als bei vorangegangenen Vereinbarungen. Die Regierung versprach zum Ausgleich eine Beschränkung bei Abgaben an den Staat. Außerdem will sie bei unerwartetem Anstieg der Lebenshaltungskosten Steuergutschriften prüfen.
Der Generalsekretär der Gewerkschaft CGIL, Bruno Trentin, trat am Samstag wegen eines Streits um die Unterzeichnung der Vereinbarung von seinem Posten zurück. Seine Gewerkschaft hatte sich gegen die Einigung gewandt.
Neuer Außenminister Italiens ist der christdemokratische Politiker Emilio Colombo. Der 72jährige erhielt am Sonnabend seine Ernennungsurkunde im Quirinalspalast von Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro. Colombo übernimmt den Posten von dem überraschend am Mittwoch zurückgetretenen Christdemokraten Vincenzo Scotti.
AMMAN/JERUSALEM, 2. August (Reuter/AFP). Palästinenser aus den von Israel besetzten Gebieten haben am Samstag in Jordanien über die Aufstellung einer palästinensischen Polizei für den Fall gesprochen, daß für die besetzten Gebiete eine Autonomieregelung getroffen wird. Eine solche Autonomie hat Israels neuer Ministerpräsident Yitzhak Rabin angeboten. Der Leiter der Palästinenserdelegation bei den Nahost- Friedensgesprächen, Faisal el Husseini, berichtete in Amman, mit jordanischen Experten sei über die Ausbildung einer palästinenischen Polizei und deren Zusammenarbeit mit Jordanien gesprochen worden.
Israel und Syrien wurden unterdessen von den USA offiziell zur sechsten Runde der Nahost-Friedensgespräche am 24. August in Washington eingeladen. Jerusalem akzeptierte die Einladung. Syriens Präsident Hafis al-Assad forderte von Israel den Nachweis, daß es wirklich mit seinen arabischen Nachbarn in Frieden leben wolle. In einer Rede Assads, die am Samstag in der Presse wiedergegeben wurde, sagte er: "Bis jetzt sehen wir keine Anzeichen dafür, daß Israel wirklich den Frieden anstrebt."
Im von Israel besetzten Gazastreifen und im Westjordanland wurden am Wochenende zwei Menschen getötet und mehrere verletzt. Im Flüchtlingslager Chan Junis im Gazastreifen wurden ein Palästinenser erschossen und drei israelische Soldaten verletzt, berichtete ein israelischer Militärsprecher.
Bereits in der Nacht zum Samstag hatten ebenfalls in Chan Junis islamische Fundamentalisten einen 34jährigen Palästinenser erschossen, dem Zusammenarbeit mit Israel vorgeworfen wurde. Vertreter der Volksfront zur Befreiung Palästinas bestritten dagegen, daß der Ermordete mit den Besatzern zusammengearbeitet habe.
Ein neunjähriger palästinensischer Hirtenjunge sei am Freitag im Westjordanland von israelischen Siedlern brutal zusammengeschlagen worden, berichteten Palästinenser.
HAMBURG, 2. August (Reuter). Die geplante Magnetschnellbahn Transrapid von Berlin nach Hamburg ist nach Ansicht von Experten unsinnig und riskant, die Investitionskosten der geplanten Strecke sind nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" nicht zu ermitteln. In seiner neuen Ausgabe berichtet das Blatt, der Wissenschaftliche Beirat des Bundesverkehrsministeriums warne vor der "wirtschaftlich unsinnigen" Strecke. Die Experten hielten das Projekt - es soll zehn Milliarden Mark kosten - für technisch riskant. Steuergelder sollten dafür auf keinen Fall verwendet werden, heißt es im "Spiegel" über das Urteil der Experten. Die Industrie, darunter der Thyssen-Konzern als Entwicklungsfirma der Magnetschnellbahn, wirbt für eine private Finanzierung unter staatlicher Beteiligung für den Bau der Strecke.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in San Marino (260.000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Novacek (CSFR) - Jonsson (Schweden) 6:4, 6:1, Clavet (Spanien) - Agenor (Haiti) 7:6 (7:5), 7:5. - Viertelfinale: Clavet - Tillstroem (Schweden) 6:0, 6:1, Agenor - Montana (USA) 7:5, 6:4, Novacek (CSFR) - Wuyts (Belgien) 4:6, 6:4, 6:4, Jonsson - Lopez (Spanien) 6:4, 6:2.
EINLADUNGS-TURNIER der Männer in Brookline/Massachusetts (250.000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Lendl (USA) - Washington (USA) 6:4, 7:6 (7:2), Reneberg (USA) - Wolkow GUS) 4:6, 7:6 (7:5), 6:2. Viertelfinale: Wolkow - Borg (Schweden) 6:4, 2:6, 7:5, Reneberg - Tarango (USA) 6:3, 6:3, Washington - Amend (USA) 6:4, 4:6, 6:3, Lendl - Rusedski (Kanada) 6:3, 6:2.
KANU
Wildwasser, Slalom, Einer-Canadier, Männer: 1. Pollert (CSFR) 113,69 Sekunden, 2. Marriott (Großbritannien) 116,48, 3. Avril (Frankreich) 117,18, 4. Lugbill (USA) 118,62, 5. de Monti (Italien) 119,02, 6. Lang (Saarbrücken) 119,19, 7. Brugvin (Frankreich) 119,19, 8. Ontko (CSFR) 120,23, . . . 17. Kaufmann (Augsburg) 124,80.
Wildwasser, Slalom, Einer-Kajak, Frauen: 1. Micheler (Augsburg) 126,41 Sekunden, 2. Woodward (Australien) 128,27, 3. Chladek (USA) 131,75, 4. Roth (Augsburg) 132,29, 5. Agulhon (Frankreich) 132,89, 6. Striepecke (Erfurt) 134,49, 7. Grossmannova (CSFR) 135,79, 8. Woods (Kanada) 138,06. RUDERN Entscheidungen, 1. Tag, Männer, Einer: 1. Lange (Halle) 6:51,40 Minuten, 2. Chalupa (CSFR) 6:52,93, 3. Broniewski (Polen) 6:56,82, 4. Verdonk (Neuseeland) 6:57,54, 5. Jaanson (Estland) 7:12,92, 6. Fernandez (Argentinien) 7:15,53-
Zweier ohne Steuermann: 1. Großbritannien (Redgrave/Pinset) 6:27,72 Minuten, 2. Deutschland (Höltzenbein/Münster, von Ettingshausen/ Benrath) 6:32,68, 3. Slowenien (Cop/Zwegelj) 6:33,43, 4. Frankreich 6:36,34, 5. Belgien 6:38,20, 6. USA 6:39,23.
Doppelzweier: 1. Australien (Hawkins, Antoine) 6:17,32 Minuten, 2. Österreich (Jonke/ Zerbst) 6:18,42, 3. Niederlande (Zwolle/Rienks) 6:22,82, 4. Estland 6:23,34, 5. Polen 6:24,32, 6. Spanien 6:26,96.
Vierer mit Steuermann: 1. Rumänien (Talapan/Ruican/Popescu/Taga/Raducanu) 5:59,37 Minuten, 3. Deutschland (Kellner, Brundel/beide Berlin, Peters/Potsdam, Finger/Berlin, Reiher/Potsdam) 6:00,34, 3. Polen (Streich/Jankowski/Tomikak/Lasicki/Cieslak), 4. 6:03,27, 4. USA 6:06,03, 5. Frankreich 6:06,82, 6. GUS 6:12,13.
Frauen, Zweier ohne Steuerfrau: 1. Kanada (McBean/Heddle) 7:06,22 Minuten, 2. Deutschland (Werremeier/Osnabrück, Schwerzmann/ Dortmund) 7:07,96, 3. USA (Seaton/Pierson) 7:08,11, 4. Frankreich 7:08,70, 5. Großbritannien 7:17,28, 6. Bulgarien 7:32,67.
Doppelzweier: 1. Deutschland (Köppen, Boron/beide Potsdam) 6:49,00 Minuten, 2. Rumänien (Cochelea/Lipa) 6:51,47, 3. China (Xiaoli Gu/Huali Lu) 6:55,16, 4. Neuseeland 6:56,81, 5. Großbritannien 7:06,62, 6. GUS 7:09,45.
Vierer ohne Steuerfrau: 1. Kanada (Barnes/ Taylor/Monroe/Worthington) 6:30,85 Minuten, 2. USA (Donohoe/Eckert/Fuller/Feeney) 6:31,86, 3. Deutschland (Frank/Berlin, Mehl/Essen, Siech/ Dortmund, Hohn/Berlin) 6:32,34, 4. China 6:32,50, 5. Rumänien 6:37,24, 6. Australien 6:41,72.
SCHIESSEN Gewehr, Laufende Scheibe, Männer: 1. Jakosits (Homburg) 673 Punkte (Finale: 93), 2. Asrabajew (GUS) 672 (93), 3. Racansky (CSFR) 670 (94), 4. Wassiliew (GUS) 667 (91), 5. Sike (Ungarn) 667 (91), 6. Zimmermann (Braunschweig) 667 (89).
Luftpistole, Frauen: 1. Logwinenko (GUS) 486,4 Punkte (Finale: 99,4), 2. Sekaric (Einzelstarterin: Serbien/Montenegro) 486,4 (97,4), 3. Grusdewa (Bulgarien) 481,6 (98,6), 4. Lina Wang (China) 479,7 (98,7), 5. Kajd (Schweden) 478,9 (97,9), 6. Fernandez (Spanien) 478,5 (96,5), 7. Dumitrascu (Rumänien) 478,1 (97,1), 8. Sagun (Polen) 477,8 (96,8). - Im Vorkampf ausgeschieden: 15. Breker (Detmold) und Stein (Daaden) je 377.
Der deutsche Hochspringer Dietmar Mögenburg sieht keine Chancen, den Doping-Mißbrauch international in den Griff zu bekommen. In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" sagte der Olympiasieger von 1984, Länder wie Rußland hätten "ganz andere gesellschaftspolitische Probleme und überhaupt kein Geld für die bei uns mittlerweile üblichen Trainings-Kontrollen".
In der westlichen Welt werde dagegen zunehmend mit Wachstumshormonen gearbeitet, die sich im Urin nicht nachweisen lassen. Solche teuren Hilfsmittel, so Mögenburg, könnten sich nur Athleten leisten, "die gewisse Pool-Positionen innehaben".
Bezogen auf seine eigene Karriere meinte Mögenburg: "Wie ich bislang schon betrogen wurde, wie mir Medaillen flöten gingen in den vergangenen Jahren, das ist schon unglaublich." Konkret sei es bei Olympia in Seoul 1988 "bestimmt" so gewesen, "und bei der WM in Rom durch die Russen vermutlich auch".
Die Schweizer Olympiamannschaft beklagt ihren ersten Dopingfall in Barcelona. Die Mannschaftsleitung zog am Samstag den für das Straßenrennen am Sonntag nominierten Jacques Jolidon zurück. Jolidon war vor den Spielen mit Cortison behandelt worden und hatte diese Behandlung nicht angegeben. sid
Erfolgsserie gestoppt Erst ganz zum Schluß kam Spannung auf
Der VfL Osnabrück hat die Erfolgsserie des FSV Mainz 05 vorerst gestoppt. Nach drei Siegen hintereinander kassierte die Elf von Trainer Josip Kuze gegen die Norddeutschen eine 2:3 (0:1)-Niederlage. Die Entscheidung zugunsten der Osnabrücker fiel allerdings erst in der Schlußphase, als Meinke (78.) und Hetmanski (90.) für die Gäste trafen. Zwischenzeitlich hatte Herzberger den 1:2-Anschlußtreffer für Mainz erzielt.
In der Schlußminute kamen die Gastgeber durch einen von Müller verwandelten Foulelfmeter nur noch zum 2:3. In der 39. Minute hatte Klaus die Osnabrücker mit einem herrlichen Schuß aus der Drehung in Führung gebracht.
3500 Zuschauer sahen zu Beginn ein schwaches Spiel, in dem die Mainzer die optisch überlegene Mannschaft waren, sich in der ersten Halbzeit aber keine zwingenden Chancen herausspielen konnten. Bis zur hektischen Endphase konnten beide Teams ihre zahlreichen Chancen nicht verwerten.
Beste Spieler auf seiten der Mainzer waren Kasalo und Schuhmacher; im Team der Osnabrücker überzeugten Wollitz und Sievers. sid
Mainz: Kuhnert - Kasalo - Janz, Greilich (46. Wagner) - Herzberger, Schuhmacher, Buvac, Schäfer - Hayer (69. Diether), Müller, Klopp.
Osnabrück: Dreszer - Hetmanski - Gellrich, Baschetti - Wijas, Golombek (71. Greve), Hofmann, Sievers, Meinke - Wollitz, Klaus (61. de Jong).
Schiedsrichter: Willem (Mönchengladbach).
Tore: 0:1 Klaus (39.), 0:2 Meinke (78.), 1:2 Herzberger (87.), 1:3 Hetmanski (90.), 2:3 Müller (90., Foulelfmeter).
Zuschauer: 3500.
Belgische Radler erfolgreich Bei dem Rundstreckenrennen der Radprofis im belgischen Geeraardsbergen kam es zu einem Doppelsieg der Einheimischen durch Jan Nevens und Dirk de Wolf, die den italienischen Weltmeister Gianni Bugno im Sprint auf den dritten Platz verwiesen. Werner Haim siegte in Berchtesgaden Der Österreicher Werner Haim gewann das zum 25. Male ausgetragene Matten- Skispringen am Samstag in Berchtesgaden. Mit Weiten von 91 und 92 Metern sowie der Note 237,8 verwies Haim den ehemaligen Olympiasieger und Weltmeister Jens Weißflog aus Oberwiesenthal, der für 95 und 92 m die Note 236,2 erhielt, auf den zweiten Platz. Dritter beim Jubiläumsspringen wurde der Österreicher Martin Höllwarth (234,0). Wewering gewann Knauer-Rennen Der 49:10-Außenseiter Maradonna mit Heinz Wewering im Sulky gewann auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf das Arthur-Knauer-Rennen. Im sogenannten Stuten-Derby über 1900 Meter hatte Maradonna nach tollem Finish eine halbe Länge Vorsprung auf den 15:10-Favoriten Icandoit unter Ulrich Schneider. Zwei Längen dahinter sicherte sich Zarina mit Martin Beets den dritten Rang vor Paloma Romantica mit Olaf Wewering. Serafin gewinnt "Hunderttausender" Der 19:10-Favorit Serafin mit John McLoughlin im Sattel gewann vor 5000 Zuschauern auf der Galopprennbahn in Hannover den mit 101 000 Mark dotierten Spielbank-Preis, das über 4400 Meter führende wertvollste Hindernisrennen des deutschen Turfs. Der achtjährige Wallach setzte sich leicht gegen Brave Boy (Dirk Fuhrmann) und Nick (Rainer Ulrich) durch. Chavez und Jackson verteidigten Titel Der mexikanische Halbweltergewichtler Julio Cesar Chavez verteidigte in der Nacht zum Sonntag in Las Vegas seinen Weltmeistertitel der Profi-Boxer (WBC- Version) durch einen K.-o.-Sieg in der vierten Runde gegen Frankie Mitchell (USA). Auch im zweiten Titelkampf der Veranstaltung hatte der Herausforderer keinen Erfolg: Thomas Tate (USA) unterlag im Mittelgewicht Julian Jackson (Jungferninseln) nach Punkten. Deutsches Quartett für Ksiaz nominiert Der Dressur-Ausschuß des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei hat im Anschluß an die zweite Sichtung auf dem Düsseldorfer Uhlenhof Kirsten Heck aus Selm-Bork-Olfen mit Roy Blue, Sabine Rueben aus Würselen mit Alassio, Bertram Tecklenborg aus Werne mit Rendezvous und Isabell von Wendorff aus Preetz mit Marquis für die Europameisterschaft der Jungen Reiter Ende August im polnischen Ksiaz nominiert.
RADSPORT
RUNDSTRECKENRENNEN in Geeraardsbergen (54 km): 1. Nevens 1:29 Stunden, 2. de Wolf (beide Belgien), 3. Bugno (Italien) alle gleiche Zeit, 4. Sergeant (Belgien), 5. Hampsten (USA), 6. van den Bossche (Belgien) alle 0:25 Minuten zurück.
GROSSER PREIS VON HAMME (164 km): 1. Dauwe 3:55 Stunden, 2. Bogaert, 3. Redant, 4. Lameire, 5. Bafcop, 6. Willems (alle Belgien) alle gleiche Zeit.
Homburg: Famulla - Marmon - Kluge, Finke - Korell, Wruck, Landgraf, Cardoso, Gallego (46. Wosnitza) - Hubner, Jurgeleit.
Unterhaching: Sirch - Pfluger - Bucher, Beck - Renner (75. Schönberger) , Bergen, Emig, Leitl, Urosevic - Niklaus, Hangl (55. Löbe).
Schiedsrichter: Schäfer (Frankenthal).
Tore: 0:1 Löbe (63.), 1:1 Hubner (81.), 2:1 Hubner (85.).
Zuschauer: 1500.
Beste Spieler: Hubner, Jurgeleit - Pfluger, Emig.
Gelbe Karten: Wruck, Finke. Braunschweig - Hannover 3:2 (2:1) Braunschweig: Lerch - Köpper - Möller, Probst - Buchheister (58. Köritzer), Lux, Loechelt (69. Kretschmer), Mahjoubi, Metschies - Aden, Butrej.
Hannover: Sievers - Kuhlmey - Klütz, Sundermann - Sirocks, Schönberg-Cristensen, Groth, Daschner (46. Weiland), Kretzschmar - Koch (69. Bicici), Mathy.
Schiedsrichter: Frey (Neu-Ulm).
Tore: 1:0 Loechelt (29.), 1:1 Koch (36.), 2:1 Aden (44.), 2:2 Schönberg (58., Foulelfmeter), 3:2 Kretschmer (88.).
Zuschauer: 11 000.
Beste Spieler: Aden, Köritzer - Sundermann.
Gelb-rote Karte: Mathy wegen unsportlichen Verhaltens (90.).
Gelbe Karten: Lux, Loechelt - Schönberg. Chemnitzer FC - VfL Wolfsburg 1:0 (1:0) Chemnitz: Schmidt - Barsikow - Bittermann, Veit - Keller, Laudeley, Illing, Renn (54. Seifert), Heidrich - Zweigler (78. Lucic), Boer.
Wolfsburg: Hoßbach - Ballwanz - Ockert, Kleeschätzky - Even (76. Schwerinski), Akrapovic, Holze, Dammeier (48. Dermech), Kohn - Frackiewicz, Reich.
Schiedsrichter: Boos (Eschbrunn).
Tore: 1:0 Veit (45.).
Zuschauer: 2520.
Beste Spieler: Barsikow, Bittermann, Schmidt - Frackiewicz, Even.
Gelbe Karten: - Reich. Hertha BSC - Wuppertaler SV 1:0 (0:0) Berlin: Sejna - Bayerschmidt - Scheinhardt, Zernicke - Winkhold, Feinbier (63. Gowitzke), Basler, Gries, Görtz - Schmöller, Demandt (63. Lünsmann).
Wuppertal: Albracht - Pusch - Straka (37. Juraczik), Ksienzyk - Hartwig, Glavas, Schmugge, Müller, Bieber (46. Kober), Pröpper - Tönnies.
Schiedsrichter: Fischer (St. Wendel).
Tor: 1:0 Schmöller (88.).
Zuschauer: 5910.
Beste Spieler: Scheinhardt, Schmöller - Ksienyk, Müller.
Gelbe Karten: Zernicke, Scheinhardt, Bayerschmidt - Pröpper, Tönnies, Hartwig.
Der Engländer Nick Faldo liegt vor der abschließenden Runde bei dem mit 1,15 Millionen Mark dotierten Scandinavian Golf-Masters mit 208 Schlägen in Führung. Auf der dritten Runde benötigte der Weltranglistenerste am Samstag auf dem Par-72-Kurs 66 Schläge und überholte damit den vor ihm liegenden Australier Peter O'Malley, der 68 Schläge benötigt und mit insgesamt 209 Schlägen Zweiter ist.
Die beste Runde spielte am dritten Tag Tony Johnstone aus Zimbabwe mit 65 Schlägen, der sich mit nunmehr 210 Schlägen Platz drei in der Gesamtwertung zusammen mit dem Briten James Spence und dem Neuseeländer Frank Nobilo teilt.
Der Kölner Golf-Profi Heinz-Peter Thül war bereits nach zwei Runden am Cut gescheitert. sid
GOLF
SCANDINAVIAN MASTERS in Malmö (1,15 Millionen Dollar), Stand nach der dritten Runde: 1. Faldo (England) 208 (70+72+66), 2. O'Malley (Australien) 209 (71+70+66), 3. Nobilo (Neuseeland) 210 (72+70+68), Spence (England) 210 (70+72+68), Johnstone (Zimbabwe) 210 (72+73+65), 6. Mijovic (Kanada) 211 (72+70+69), Baker (England) 211 (72+69+70) und Olazabal (Spanien) 211 (72+67+72):
TRABRENNEN
ARTHUR-KNAUER-RENNEN (Deutsches Stuten-Derby) auf der Trabrennbahn Berlin-Mariendorf (1.900 m/210.000 Mark, Finale (150.000 Mark): 1. Maradonna (H. Wewering), 2. Icandoit (Schneider), 3. Zarina (Beets), 4. Paloma Romantica (O. Wewering), 5. Inka Mauritz (Ramrath). Siegeszeit: 1:17,2 Minuten, Richterspruch: 1/2 Länge, 2 Längen, 3 Längen, 1/2 Länge, Toto: Sieg 49, Platz 13, 11, 17, Zweierwette 109, Dreierwette 652.
Der Durchmarsch von Mitsubishi- Werksfahrer Erwin Weber aus Neufahrn in der Rallye-Europameisterschaft hält weiter an. Mit seinem fünften Saisonsieg bei der Hunsrück-Rallye, die er zum dritten Mal gewann, baute Weber seine EM- Führung auf 1600 Punkte aus und steht damit kurz vor seinem ersten Europameistertitel. Der 33jährige Vorjahressieger kontrollierte mit seinem 300 PS starken Mitsubishi Galant die vorwiegend deutsche Konkurenz nach Belieben und verwies nach 17 Prüfungen (308 km) Ronald Holzer (Bobingen) im privaten Lancia mit 2:11 Minuten Rückstand auf den zweiten Platz.
"Der Sieg mag für einen Außenstehenden leicht ausgesehen haben, aber es war harte Arbeit, zumal einige Strecken sehr schwierig waren", meinte der amtierende Deutsche Meister Weber nach 489 Rallyekilometern im Ziel. Seine Chancen auf den ersten deutschen Meistertitel wahrte Spitzenreiter Dieter Depping (Wedemark) mit dem dritten Rang und einem Rückstand von 6:52 Minuten. Der 25jährige Titelaspirant beklagte beim fünften von sieben Meisterschaftsläufen starke Getriebeprobleme an seinem privat eingesetzten Ford Sierra Cosworth: "Ich bin froh, endlich im Ziel zu sein. Das Getriebe ließ sich immer schwerer schalten, so daß ich schon zweifelte, das Ziel überhaupt zu erreichen." Depping konnte seine Führung auf 168 Punkte vor den Toyota-Piloten Michael Gerber und Andy Wetzelsperger ausbauen. sid
Federgewichtler Andreas Tews bleibt im Box-Turnier weiter auf Medaillenkurs. Der Schweriner zog als siebter deutscher Boxer ins Viertelfinale ein. Dagegen mußten Andreas Zülow aus Schwerin, Vize-Weltmeister Mario Loch aus Gera und sein Vereinskollege Markus Beyer nach klaren Niederlagen die Segel streichen.
Tews wartete erneut mit einer souveränen Leistung auf und besiegte den EM- Dritten Djamel Lifa (Frankreich) ungefährdet 9:4. Tews trifft im Kampf um eine Medaille auf den Südkoreaner Duk Kyu Park. Der 26jährige Andreas Zülow untrelag dem Kubaner Hector Vinent 2:14. Der Geraer Mario Loch verlor gegen David Serradas (Venezuela) ebenfalls verdient. Weltmeister Juan Carlos Lemus traf Markus Beyer mehrfach sehr hart, so daß der Kampf fünf Sekunden vor Ende der ersten Runde gestoppt und Lemus zum RSC-Sieger erklärt wurde.
Zülow, Loch und Beyer folgten Dieter Berg (Schwerin) und Bert Teuchert (Freiburg) ins olympische Aus. Zuvor hatten Jan Quast (Leverkusen), Marco Rudolph (Cottbus), Torsten May (Frankfurt/Oder), Andreas Otto, Sven Ottke (Berlin) sowie Superschwergewichtler Willi Fischer (Frankfurt/Main) das Viertelfinale erreicht. sid
RADSPORT
RUNDFAHRT VON BURGOS, 1. Etappe von Burgos nach Aranda de Duero (189 km): 1. Raab (Wittenberg) 4:50:53 Stunden, 2. Hermanns (Niederlande), 3. Jalabert (Frankreich), 4. Manzoni (Italien), 5. Planckaert (Belgien), ... 8. Henn (Heidelberg), ... 14. Schur (Leipzig), ... 19. Schleicher (Fulda), ... 21. Gänsler (Rottweil) alle gleiche Zeit.
Typisch Paul Lissek: Da fegt seine Mannschaft die Ägypter mit 8:2 (4:1) vom olympischen Kunstrasenplatz in Terrassa, und der deutsche Bundestrainer mäkelt: "Wir hätten noch drei Tore mehr schießen müssen." Sicher richtig, aber auch so zeigten die deutschen Hokkey-Männer ihre Extraklasse. Wie im Training lief die Kugel durch die Reihen, trafen Andreas Becker (4), Carsten Fischer (2), Christian Blunck und Michael Hilgers gegen die überforderten Olympia- Debütanten fast nach Belieben.
Der Kantersieg war krönender Abschluß einer ersten olympischen Woche, in der sich die Deutschen in einer bemerkenswerten Form präsentierten und schon vor ihrer letzten Begegnung gegen Argentinien (Montag 18.00 Uhr) das Halbfinale praktisch gesichert haben. Den überzeugenden Auftaktsiegen gegen Indien (3:0) und Großbritannien (2:0) folgte zunächst ein leichter Durchhänger gegen Mitfavorit Australien (1:1).
"Ich bin mit den ersten sieben Tagen hochzufrieden", meinte Mannschaftskapitän Volker Fried. "Vor allem, weil unsere Spielanlage immer hervorragend gestimmt hat." Die Niederlande und Pakistan werden als Konkurrenten auf dem Weg ins Finale erwartet. "Wer da kommt, ist mir eigentlich egal", meint Fried. "Wenn man Gold holen will, muß man alle schlagen."
Derweil droht den Weltmeistern aus den Niederlanden das sensationelle Ausscheiden. Allein den Strafeckenkünsten von Floris Jan Bovelander, der neun von 14 Treffern seiner Mannschaft erzielt hat, verdanken es die "Oranjes", daß sie überhaupt noch mitspielen dürfen.
Die Asiaten dagegen marschierten souverän und ohne Punktverlust in die Runde der letzten Vier und könnten die Niederlande mit einem Sieg im letzten Spiel über die erstaunlich starken Spanier retten. Der dreimalige Olympiasieger ist in seiner derzeitigen Verfassung ein klarer Goldkandidat.
Auch deshalb werden die Deutschen versuchen, als Gruppensieger die Runde zu beenden. Durch den 1:0 (1:0)-Sieg der Männer von "down under" über Indien haben die "Aussies" wieder die Nase in der Tabelle vorn.
Die Entscheidung wird wohl erst am Montag fallen, wenn Deutschland gegen Argentinien ein weiteres Schützenfest anstrebt, die Australier aber gegen den mit 2:1 (1:0) über Argentinien siegreichen Seoul-Olympiasieger Großbritannien keinesfalls verlieren dürfen, um nicht in letzter Minute überraschend auszuscheiden. sid
Als total unfähig erwiesen sich die Polizisten, die die Military-Pferdetransporter vom Poloclub in Barcelona in die Stallungen nach El Montanya geleiten sollten. Für die 60 km lange Strecke benötigten die Lastwagen fünf Stunden, ein Transporter wurde 60 Kilometer in die entgegengesetzte Richtung geleitet.
BEHINDERTENSPORT
INT. DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN der Rollstuhl-Leichtathleten in Offenbach, erster Tag, Männer, 100 m, Klasse T1: 1. Lübbering (Schlierbach) 24,3 Sekunden, 2. Köberle (Schlierbach) 25,2, 3. Geiling (Leipzig) 30,6. - Klasse T2: Carruhters (England) 21,9, 2. Bachl (Regensburg) 24,2. - Klasse T3: 1. Hodge (England) 16,0, 2. Zielke (Regensburg) 16,6, 3. Powell (England) 16,9. - Klasse T4: 1. Figl (Ravensburg) 15,4, 2. Kleinheerenbrief (Niederlande) 15,7, 3. Nicholsen (England) 16,7.
800 m, Klasse T1: 1. Kastner (Neumarkt) 2:38,00 Minuten, 2. Pilz (Berlin) 2:40,4, 3. Bachl (Regensburg) 2:48,50. - Klasse T2: 1. Köberle (Schlierbach) 3:11,3, 2. Calbering (Heidelberg) 3:37,6, 3. Geiling (Leipzig) 3:51,4. - Klasse T3: 1. Pilz (Ferndorf) 1:49,2 Minuten (Deutscher Rekord), 2. Sigg (Ravensburg) 1:51,0, 3. de Graaf (Niederlande) 1:51,9. - Klasse T4: 1. van Damme (Belgien) 1:52,2, 2. Attermond (Belgien) 1:54,4, 3. Orens (Belgien) 1:54,8.
10.000 m: 1. Pilz (Ferndorf) 24:26,3 Minuten, 2. Sigg (Ravensburg) 24:26,4, 3. van Damme (Belgien) 24:28,5.
Diskus (Schweizer System): 1. Winkler (Erfurt) 82 Punkte/28,42 Meter, 2. Weiberle (Wildband) 80/27,90, 3. Benner (Mühlen) 75/19,04.
Frauen, 100 m, Klasse T2: 1. Hansen (Bad Wildungen) 23,8. - Klasse T3: 1. Lauridsen (Dänemark) 19,5. - Klasse T4: 1. Anggreny (Bochum) 21,1, 2. de Krane (Belgien) 21,1.
800 m, Klasse T2: 1. Hansen (Bad Wildungen) 3:03,8 Minuten. - Klasse T3: 1. Lauridsen (Dänemark) 2:17,2. - Klasse T4: Anggreny (Bochum) 2:10,1, 2. Buggenhagen (Berlin) 2:22,2.
10.000 m: 1. Anggreny (Bochum) 27:18,4, 2. Rossek (Leipzig) 30:35,0, 3. Hill (England) 32:26,1.
Diskus (Schweizer System): 1. Buggenhagen (Berlin) 61 Punkte/22,05 Metern, 2. Kachmann (Berlin) 15/11,42.
Die Wasserballer des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) haben die ohnehin geringe Chance auf das olympische Halbfinale schon fast vertan. Beim 7:7 (2:2, 2:2, 3:2, 0:1) gegen den vermeintlichen Aufbaugegner Frankreich gab die DSV-Sieben nach einer äußerst schwachen Leistung bereits zum Auftakt einen wichtigen Punkt in der Vorrundengruppe A ab. In diesem Jahr hatte das Team von Bundestrainer Karl-Heinz Scholten die zweitklassigen Franzosen mit 16:6 und 8:5 schon zweimal geschlagen.
Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), startete mit einem ungefährdeten 10:6-Sieg gegen die CSFR ins olympische Turnier. Die Tschechoslowaken rückten für Welt- und Europameister Jugoslawien nach. Australien unterlag dem Olympiazweiten von Seoul, USA, chancenlos mit 4:8. Mit drei Treffern gegen Frankreich war der gebürtige Mexikaner Raul de la Pena erfolgreichster Werfer im DSV-Team. sid
Titelverteidiger Frankfurter GC ist im Halbfinale der 39. Deutschen Meisterschaft der Amateur-Golf-Mannschaften um den Clubpokal von Deutschland in Bad Ems mit 4,5:7,5 gegen den GC Bergisch-Land Wuppertal gescheitert. Im zweiten Halbfinale setzte sich der Meister von 1987, der Braunschweiger GK, mit 6,5:5,5 knapp gegen den GC Hubbelrath durch. Am Sonntag treffen die Wuppertaler im Finale auf Braunschweig.
Erst im Stechen entging der 16fache Meister früherer Tage, der Hamburger GC Falkenstein, dem Abstieg. Die Hamburger hatten sich zunächst mit 6:6 nach Vierern und Einzeln vom Aufsteiger GC Hamburg Walddörfer getrennt. Im zweiten Spiel der Abstiegsrunde bezwang der Stuttgarter GC den Aufsteiger GC Garmisch-Partenkirchen mit 9,5:2,5. sid
TISCHTENNIS
Frauen-Doppel, Halbfinale: Chen Zihe/Gao Jun (China/Nr. 1) - Li Bun Hui/Yu Sun Bok (Nordkorea/Nr. 4) 21:12, 17:21, 21:13, 21:19, Deng Yaping/Qiao Hong (China/Nr. 2) - Hong Cha Ok/Hyun Jung Wa (Südkorea/Nr. 3) 17:21, 21:17, 21:17, 21:12.
Männer-Doppel, Viertelfinale:
Roßkopf/Fetzner (Düsseldorf/Nr. 3) - Grujic/ Lupulesku (Serbien/Montenegro) 21:18, 21:13, 21:17, Kang Hee Chan/Lee Chul Seung (Nr. 16) - Ma Wenge/Yu Shentong China/Nr. 7) 21:18, 21:9, 14:21, 17:21, 21:18, Lu Lin/Wang Tao (China/Nr. 2) - Eloi/Gatien (Frankreich/Nr. 10) 21:14, 18:21, 21:13, 22:20, Kim Taek Soo/Yoo Nam Kyu (Südkorea/Nr. 4) - Mazunow/Mazunow (GUS/Nr. 6) 21:15, 26:24, 21:15.
Diego Maradona ist die große Chance für den spanischen Fußball-Erstligisten FC Sevilla. Dies erklärte Luis Cuervas, Präsident des Klubs, am Samstag abend in Sevilla. Nach Ablauf seiner weltweiten Sperre wegen Drogen-Mißbrauchs ist der ehemalige Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft und Weltmeister von 1986 seit einigen Wochen wieder spielberechtigt. Doch Maradonas aktueller Verein, der italienische Erstligist SSC Neapel, will den Ballkünstler nicht aus seinem bis zum 30. Juni 1993 bestehenden Kontrakt freigeben. Seinerseits will Maradona, nachdem sein Comeback beschlossene Sache ist, auf keinen Fall wieder nach Italien zurückkehren.
In Sevilla wartet jetzt Carlos Bilardo, Trainer der argentinischen Weltmeister-Mannschaft von 1986, auf ein Zustandekommen des Wechsels seines früheren Stars nach Spanien. sid
FUSSBALL
Viertelfinale: Ghana - Paraguay 4:2 (2:2, 1:0) n. V., Schweden - Australien 1:2 (0:1).
FECHTEN
Degen, Einzel, Männer: 1. Srecki (Frankreich), 2. Kolobkow (GUS), 3. Henry (Frankreich), 4. Kaaberma (Estland), 5. Borrmann (Tauberbischofsheim), 6. Mazzoni (Italien), 7. Riwas (Kolumbien), 8. Kovacs (Ungarn), . . . 9. Felisiak (Tauberbischofsheim), . . . 29. Schmitt (Leverkusen). GEWICHTHEBEN Klasse bis 90 kg: 1. Kachiaschwili (GUS) 412,5 kg (Reißen: 177,5+Stoßen: 235,0), 2. Syrtsow (GUS) 412,5 (190+222,5), 3. Wolczaniecki (Polen) 392,5 (172,5+220), 4. Byung-Chan Kim (Südkorea) 380 (170+210), 5. Tschakarow (Bulgarien) 377,5 (170+207,5), 6. Lara (Kuba) 375,0 (165+210), 7. May (Großbritannien) 355,0 (160+195), 8. Goodman (Australien) 350 (157,5+192,5). JUDO Klasse bis 65 kg, Männer: 1. Sampaio (Brasilien), 2. Csak (Ungarn), 3. Quellmalz (Ingolstadt) und Hernandez (Kuba), 5. Lorenzo (Spanien) und Laats (Belgien).
Klasse bis 52 kg, Frauen: 1. Munoz (Spanien), 2. Mizoguzhi (Japan), 3. Zhongyun Li (China) und Rendle (Großbritannien), 5. Giungi (Italien) und Gal (Niederlande). KUNSTTURNEN Gerätefinals, Frauen, Pferdsprung: 1. Onodi (Ungarn) und Milosovici (Rumänien) beide 9,925 Punkte, 3. Lissenko (GUS) 9,912, 4. Boginskaja (GUS) 9,899, 5. Gogean (Rumänien) 9,893, 6. Miller (USA) 9,837, 7. Rueda (Spanien) 9,787, 8. Zmeskal (USA) 9,593.
Stufenbarren: 1. Li Lu (China) 10,000 Punkte, 2. Tatjanu Gutsu (GUS) 9,975, 3. Miller 9,962, 4. Milosovici, Pasca (Rumänien) Kim Gwang-Suk (Nordkorea) jeweils 9,912, 7. Fraguas (Spanien) 9,900, 8. Li Li (China) 9,887.
Schwebebalken: 1. Lissenko 9,975 Punkte, 2. Lu 9,912 und Miller 9,912, 4. Bontas 9,875, 5. Boginskaja 9,862, 6. Okino (USA) 9,837, 7. Bo Yang (China) 9,300, 8. Milosovici 9,262.
Boden: 1. Milosovici 10,000, 2. Onodi 9,950, 3. Gutsu, Bontas und Miller jeweils 9,912, 6. Zmeskal 9,900, 7. Tschusowitina (GUS) 9,812, 8. Mitowa (Bulgarien) 9,400. LEICHTATHLETIK 100 Meter, Männer: 1. Christie (Großbritannien) 9,96 Sekunden, 2. Fredericks (Namibia) 10,02, 3. Mitchell (USA) 10,04, 4. Surin (Kanada) 10,09, 5. Burrell (USA) 10,10, 6. Adeniken (Nigeria) 10,12, 7. Stewart (Jamaika) 10,22, 8. Ezinwa (Nigeria) 10,26.
100 Meter, Frauen: 1. Devers (USA) 10,82 Sekunden, 2. Cuthbert (Jamaika) 10,83, 3. Priwalowa (GUS) 10,84, 4. Torrence (USA) 10,86, 5. ne Ottey (Jamaika) 10,88, 6. Nune(Bulgarien) 11,10, 7. Onyali (Nigeria) 11,15, 8. Allen (Kuba) 11,19.
Marathon, Frauen: 1. Jegorowa (GUS) 2:32:41 Stunden, 2. Arimori (Japan) 2:32,49, 3. Moller (Neuseeland) 2:22,59, 4. Biktagirowa (GUS) 2:35,39, 5. Yamashita (Japan) 2:36,26, 6. Dörre (Odenwald) 2:36,48, 7. Goyong-Ae Mun (Nordkorea) 2:37,03, 8. Machado (Portugal) 2:38,22, . . . 16. Jerschabek (Sieg) 2:42,45.
Speerwerfen, Frauen: 1. Renk (Halle) 68,34 m, 2. Schikolenko (GUS) 68,26, 3. Forkel (Halle) 66,86, 4. Sanderson (Großbritannien) 63,58, 5. Hattestad (Norwegen) 63,54, 6. Rantanen (Finnland) 62,34, 7. Meier (Jena) 59,02, 8. Garcia (Kuba) 58,26.
Siebenkampf, Frauen, Stand nach dem ersten Tag (100 m Hürden - Hochsprung - Kugelstoßen - 200 m): 1. Joyner-Kersee (USA) 4136 Punkte (100 m Hürden: 12,85 Sekunden - Hochsprung: 1,91 m - Kugelstoßen: 14,13 m - 200 m: 23,12 Sekunden), 2. Braun (Wattenscheid) 4009 (13,25 - 1,94 - 14,23 - 24,27), 3. Belowa (GUS) 3991 (13,25 - 1,88 - 13,77 - 23,34), 4. Nastase (Rumänien) 3976 5. Yuqing Zhu (China) 3841 6. Dimitrowa (Bulgarien) 3832 7. Wlodaraczyk (Polen) 3794 8. Beer (Berlin) 3786 (13,48 - 1,82 - 13,23, - 23,93), . . . 10. Clarius (Ingolstadt) 3750 (14,10 - 1,82 - 15,33 - 24,86).
Die beste Badminton-Spielerin der Welt tänzelte über das Spielfeld. Während die Indonesierin Susi Susanti im Spiel gegen Chun Fan Wong aus Hongkong mit unglaublicher Leichtigkeit den 3,7 Gramm schweren Federball durch die Luft beförderte, versuchten zwei deutsche und zwei britische Spielerinnen im "Pavello de la Mar Bello" von Barcelona mit harter Arbeit und viel Kraft den Sprung ins olympische Doppel-Viertelfinale zu schaffen. Katrin Schmidt und Kerstin Ubben verabschiedeten sich nach der Niederlage gegen Gillian Clark und Julie Bradbury als letzte Deutsche schon am Samstag vom Federball-Turnier. "Wir sind jetzt Olympia-Touristen", erkannte der Berliner Stephan Kuhl auf der Tribüne in der schmucken Arena.
Bei der olympischen Premiere dieser Sportart, die weltweit über 50 Millionen Menschen betreiben, erfüllten die beiden Damen aus Wiebelskirchen und Berlin sowie Kuhl und sein Doppelpartner Stefan Frey aus Mainz nicht ganz das Soll. Nur die viermalige Deutsche Meisterin Katrin Schmidt erreichte im Einzel die zweite Runde, die Männer, die im Doppel immerhin EM-Bronze gewonnen hatten, verabschiedeten sich schon nach den Auftaktspielen. "Wir haben nicht ganz unsere Möglichkeiten ausgeschöpft", kritisierte Günther Huber. Der Trainer, sonst Sportdirektor im Deutschen Badminton-Verband (DBV), diagnostizierte "eine mentale Blockade" während der Spiele bei seinen Schützlingen.
Nach den olympischen Lektionen werden Lehren gezogen. Der auslaufende Vertrag mit dem chinesischen Bundestrainer Xu Quangheng wird nicht verlängert, nach Atlanta will der Verband nur Sportler "mit erweiterter Endkampf- Chance" schicken. Doch auch das wird wohl nichts daran ändern, daß Medaillen für deutsche Spieler wohl noch lange ein Traum bleiben werden. dpa
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Frauen steuert beim olympischen Turnier in Barcelona klar auf Medaillenkurs: 48 Stunden nach dem deutlichen 32:17 gegen Nigeria ließ das Team von Bundestrainer Heinz Strauch am Samstag auch der USA-Auswahl beim 32:16 (16:6) in Granollers keine Chance. Der Kantersieg ist die richtige Stimulanz für das über den Sieg in der Gruppe A entscheidende Match am heutigen Montag gegen die GUS, die am Vormittag im Palau de Sports Nigeria mit 26:18 bezwungen hatte.
"Wir hatten Angst vor den USA. Aber das war eine absolute Spitzenleistung." Heinz Strauch fiel seinen Spielerinnen nach der Leistungssteigerung vor Freude um den Hals. "Alles hat gepaßt. Moral, Konter, Abwehr, Konzentration. Was soll ich da noch lamentieren, wenn einige Abspielfehler in der zweiten Halbzeit eine noch höhere Torausbeute verhinderten", meinte der 53jährige Trainer aus Rostock.
"Einfach super. Wir haben schon Platz vier erreicht", freute sich Andrea Bölk aus Buxtehude nach der besten deutschen Turnierleistung. Trainer Strauch verfügt mit den beiden Blöcken von Bayer Leverkusen und Europapokalsieger SC Leipzig über eine Mischung, die durchaus das Zeug hat, den Traum vom Endspiel am 8. August zu verwirklichen. Bis zum 23:9 in der 40. Minute zeigte die DHB-Auswahl mit einer glänzenden Eike Bram im Tor Handball vom Feinsten. Die "Lange" aus Leverkusen sorgte für die nötige Ruhe und leitete manchen Tempogegenstoß ein, den vor allem Silke Fittinger (8) und Bianca Urbanke (4) gekonnt abschlossen.
Kapitän Silvia Schmitt (3) führte in ihrem 200. Länderspiel die Mannschaft auf die Siegerstraße. Auch Torjägerin Elena Leonte (8/2) vom TV Mainzlar zeigte ihre Qualitäten. Strauch ließ in der Schlußphase gegen die harmlos wirkende USA noch Rita Köster (Oldenburg) für Andrea Bölk auf der Mittelposition spielen, um der 31jährigen zu ihrem 100. Länderspiel zu verhelfen.
Bei den USA war Leora Sam Jones, die einst bei Bayer Leverkusen spielte, die beste Werferin. Allerdings ist die techisch beschlagene Spielerin etwas unbeweglich geworden. Insgesamt wirkte das US- Team gegen die dynamische deutsche Mannschaft ein wenig hilflos und war kaum in der Lage, gegen die deutschen Angriffe den entsprechenden Widerstand zu leisten. dpa/sid
Eine kleine Chinesin namens Lu Li stahl am Samstag bei den Geräte-Finals der olympischen Turn-Wettkämpfe allen Favoriten die Schau: Die 15jährige WM- Vierte am Barren turnte sich an ihrem Lieblingsgerät mit einer perfekten Kür und einer "10" - der ersten bei den Turn-Wettkämpfen in Barcelona - in die Herzen der 15 000 Zuschauer im Palau Sant Jordi, darunter die amerikanischen Schauspieler Jack Nicholson und Michael Douglas. Und um den Coup perfekt zu machen, nahm Lu Li am Balken auch noch Silber mit. Doch weil die Chinesin im Mannschaftskampf nur Vierte und im 36er-Finale gerade mal 34. geworden war, wurde sie in der Medaillenbilanz von den GUS-Turnerinnen mit übertrumpft. Die zweite "10" an diesem Abend ging an Lavinia Milosovici (Rumänien) am Boden.
Erfolgreichste Medaillensammlerin war die Mannschafts- und Mehrkampf-Olympiasiegerin Tatjana Gutsu, die zusätzlich noch Silber am Barren und Bronze am Boden gewann. Ihr am nächsten kam ihre ukrainische Landsmännin Tatjana Lissenko mit Mannschafts-Gold, Platz 1 am Balken und Rang 3 beim Sprung. Die USA ging ohne einen Sieg nach Hause, holte durch Shannon Miller zwei zweite und zwei dritte Plätze; das Team wurde mit Bronze belohnt.
Sportlicher Höhepunkt war die Barren- Kür der Chinesin Lu Li, die sich in die Herzen der Zuschauer turnte. Das Kampfgericht war sich einig: "10" - es war die erste im Verlauf der gesamten Turn-Wettkämpfe. Die zweite Traumnote wurde am Boden an Doppel-Weltmeisterin Lavinia Milosovici vergeben, die zuvor schon zusammen mit Henrietta Onodi (Ungarn) den Pferdsprung gewonnen hatte, mit dem Team zweite und dritte im Mehrkampf geworden war.
Als Verliererin muß die 14fache Welt- und Europameisterin Swetlana Boginskaja gelten, die nur mit der GUS-Riege Gold holte, im Mehrkampf wie beim Sprung und Balken nur Fünfte wurde und am Boden ganz verzichtete.
Trotz einer grandiosen Aufholjagd hat Andreas Wecker das Kunstturn-Trio aus der GUS nicht sprengen können. Hinter dem neuen Olympiasieger Vitali Scherbo (59,025), Grigori Misjutin (58,925) und Waleri Belenki (58,625) reichte es für den Deutschen Zwölfkampf-Meister mit 58,450 Punkten am späten Freitag abend zum vierten Rang. Dieselbe Plazierung war dem 22 Jahre alten Berliner auch schon bei den Weltmeisterschaften 1989 in Stuttgart gelungen.
Nach dem ersten Gerät hatte es längst nicht danach ausgesehen, als ob der Berliner auch nur in die Nähe der Medaillen gelangen könnte. Nach einem nicht völlig geglückten Pferdsprung fand sich Wecker nur auf dem 16. Platz wieder. Doch von Durchgang zu Durchgang machte der Reck-Europameister Boden gut und kam so noch fast bis auf das ominöse Treppchen. Für einen Medaillenplatz allerdings hätte schon einer der GUS-Turnstars einen Fehler machen müssen. sid/dpa
NORFOLK, 2. August (AP). Beim Absturz einer "E-2C Hawkeye" des Flugzeugträgers "John F. Kennedy" im Atlantik sind am Samstag alle fünf Insassen gestorben. Die Besatzung hatte zuvor gefunkt, es gebe technische Probleme.
JERUSALEM, 3. August (AP). Eine nach Polen eingeladene israelische Rockgruppe hat mit ihrem Vorhaben, im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz zu spielen, Empörung bei Holocaust-Überlebenden ausgelöst. Als besonders anstößig wird dabei empfunden, daß die Gruppe Duralex Sedlex einen Song namens "Zyklon B" zu Gehör bringen will, benannt nach dem Gas, das die Vernichtungskommandos in Auschwitz benutzten.
Einer der Überlebenden von Auschwitz, Arijeh Ben Tov, sagte am Samstag im israelischen Armeerundfunk, dies wäre "eine Schändung des Andenkens der Opfer". Genau an den Toren von Auschwitz, wo die Gruppe auftreten wolle, habe damals eine Kapelle jüdischer Häftlinge Marschmusik spielen müssen, während ihre Leidensgenossen im Gänsemarsch durchs Lagertor einzogen.
Der Lead-Sänger der Gruppe, Uri Droomer, erwartet dagegen von dem Auftritt eine regelrechte Kontrastwirkung. "Wenn damals die Musik spielte, als Juden in den Tod gingen, passiert jetzt genau das Gegenteil. Diese Musik bringt die israelische Nation voran", sagte er.
ATHEN, 2. August (AP). Nach Irland und Luxemburg hat auch Griechenland das Abkommen von Maastricht ratifiziert. Das Parlament in Athen stimmte in der Nacht zum Samstag mit überwältigender Mehrheit für den Vertrag, der die wirtschaftliche und politische Vereinigung Europas bis Ende 1999 vorsieht. Der Maastricht-Vertrag sollte bis Jahresende von allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft gebilligt werden, wurde in Dänemark bei einer Volksabstimmung allerdings abgelehnt.
Im 300 Mitglieder umfassenden Parlament in Athen stimmten 286 Abgeordnete für die Vorlage, acht waren dagegen. Die Regierung kündigte anschließend an, sie werde nun einen Plan vorlegen, mit dem die Wirtschaft des Landes derjenigen der anderen Partner in der Gemeinschaft angeglichen werden solle. Ministerpräsident Konstantin Mitsotakis sagte, es gehe vor allem darum, die Inflationsrate zu senken und die öffentliche Verschuldung zu verringern.
DÜSSELDORF, 2. August (AP). Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) hat einen "heißen Herbst" in den neuen Bundesländern angekündigt. Die Bundesregierung und die Bonner Regierungskoalition müßten sich nach der Sommerpause auf harte Auseinandersetzungen und massive Protestaktionen von Arbeitnehmern und Gewerkschaften einstellen, kündigte HBV-Sprecher Claus Eilrich am Sonntag in Düsseldorf an. Seine Organisation werde zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund und allen DGB-Gewerkschaften auf eine "Wende zu einer sozialen Politik" dringen.
Eilrich sprach von einer unsozialen Finanzierung der deutschen Einheit und ungelösten wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Problemen in Ostdeutschland. Als zentrale Ziele der geplanten Aktionen nannte der Gewerkschafter die Sicherung bestehender und den Aufbau neuer Industrie- und Dienstleistungsstandorte in den neuen Bundesländern sowie eine gerechte Finanzierung der deutschen Einheit durch die Erhebung eines Arbeitsmarktbeitrages von Beamten und Selbständigen sowie einer Solidaritätsabgabe von Besserverdienenden.Zahl der Aussiedler rückläufig
BONN, 2. August (AP). Die Zahl der Deutschstämmigen, die als Aussiedler nach Deutschland kamen, ist in den ersten sieben Monaten dieses Jahres weiter zurückgegangen. Von Januar bis Juli seien rund 111 400 Aussiedler in Deutschland registriert worden, teilte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Horst Waffenschmidt, am Sonntag in Bonn mit. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren nach Waffenschmidts Angaben rund 130 000, in den ersten sieben Monaten 1990 dagegen noch fast 282 000 Aussiedler registriert worden. Im Juli dieses Jahres seien knapp 19 000 Deutschstämmige gekommen, fast 3 000 weniger als im Vorjahresmonat.
Die größte Gruppe der Aussiedler stellten die Deutschstämmigen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Ebenso wie im Vorjahr wurden aus diesem Gebiet in diesem Jahr bisher rund 91 000 Menschen in Deutschland aufgenommen. Die Zahl der Aussiedler aus Polen ging dagegen von fast 115 000 zwischen Januar und Juli 1990 auf gut 11 000 in den ersten sieben Monaten dieses Jahres zurück, teilte Waffenschmidt mit.
(Kommentar auf Seite 3)
WARSCHAU, 2. August (AP). Das polnische Parlament hat Änderungen der Verfassung gebilligt, mit denen die Stellung des Staatspräsidenten gestärkt und der Regierung die Möglichkeit eröffnet wird, notfalls mit Sondervollmachten zu regieren. Das Reformwerk - "Kleine Verfassung" genannt - wurde am Samstag mit 241 gegen 55 Stimmen bei 55 Enthaltungen verabschiedet.
Die "Kleine Verfassung" ersetzt einen wesentlichen Teil des aus dem Jahre 1952 stammenden Grundgesetzes, das seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1989 schon mehrmals geändert wurde. Es soll auch für eine deutliche Trennung der Befugnisse von Präsident und Kabinett sorgen.
Künftig kann das Kabinett beim Sejm Sondervollmachten beantragen, die es ermächtigt, auf dem Verordnungsweg zu regieren. Damit soll vor allem der Übergang zur Marktwirtschaft beschleunigt werden. Der Präsident erhält das Recht, den Ministerpräsidenten und das Kabinett zu ernennen. Die Regierungsmannschaft muß jedoch vom Parlament bestätigt werden. Wird sie abgelehnt, kann das Parlament ohne Zustimmung des Staatsoberhauptes selbst Minister berufen. Bisher hat der Präsident den Regierungschef, nicht aber das übrige Kabinett einsetzen können.
Der Präsident ist nach der Reform auch befugt, eine Übergangsregierung für sechs Monate zu ernennen oder Neuwahlen auszuschreiben, wenn der Sejm ein Kabinett auch im vierten Durchgang nicht bestätigt. Ausdrücklich bestätigt wurde, daß Führungspositionen bei den Streitkräften nur mit Zustimmung des Präsidenten besetzt werden können.
Die Verfassungsänderungen müssen noch von Walesa unterzeichnet werden. Er hat erkennen lassen, daß er mit ihnen nicht zufrieden ist, da er weitergehendere Vollmachten nach dem Muster des französischen Präsidialsystems fordert.
WASHINGTON/BAGDAD, 2. August (Reuter/AP). Zwei Jahre nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait haben die USA angekündigt, 2400 weitere Soldaten zu Manövern nach Kuwait zu verlegen. Bagdad erneuerte seine Ansprüche auf das Scheichtum, das von "Geschichte und Geographie" her ein Teil Iraks sei.
US-Verteidigungsminister Richard Cheney sagte am Samstag, die Entsendung der Truppen solle keine Provokation Iraks darstellen. Die Manöver mit kuwaitischen Soldaten sollten dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein aber deutlich machen, daß die Vereinigten Staaten entschlossen seien, "am Vorabend einer Krise" rasch in die Region zurückzukehren.
Der Minister fügte hinzu, damit solle den Verbündeten in Saudi-Arabien, Kuwait und den anderen Golfstaaten demonstriert werden, daß die USA ihnen im Bedarfsfall zur Seite stünden. Cheney wandte sich im US-Fernsehsender CNN "kategorisch" gegen Vorstellungen, wonach die Truppen geschickt würden, um drei Monate vor der US-Präsidentenwahl das angeschlagene Image von Amtsinhaber George Bush zu verbessern.
Iraks Vizepräsident Taha Jassin Ramadan sagte am Sonntag der amtlichen Nachrichtenagentur INA zufolge, die "Mutter aller Schlachten" gehe weiter. So wurde in Irak der Krieg gegen die Militärallianz genannt, der im Februar 1991 mit der Vertreibung Iraks aus Kuwait endete. Ramadan sagte auf einem Treffen der Baath-Partei in Hilla, US-Präsident Bush drohe dem irakischen Volk noch immer. Damit beweise er aber nur seine Schwäche und seine Niederlage gegen die standhaften Iraker.
Die irakische Presse bekräftigte am Wochenende in großer Aufmachung den Anspruch auf Kuwait.
(Weitere Berichte auf dieser Seite unten und auf Seite 2)
BONN, 3. August (AP). Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel hat Steuererhöhungen angesichts steigender Schulden der öffentlichen Haushalte nicht ausgeschlossen. Solange keine Übersicht über die finanziellen Herausforderungen im Zusammenhang mit der deutschen Einheit vorliege, könne man sich nicht gegen Steuererhöhungen aussprechen, sagte der CDU-Politiker dem Düsseldorfer Handelsblatt.
FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms lehnte dagegen Steuererhöhungen ab. Damit würde die Stabilität der Währung gefährdet. Zudem sei bereits eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 15 Prozent zum 1. Januar beschlossen, sagte er im Sender Freies Berlin.
Die hessische Finanzministerin Fugmann-Heesing sprach sich gegen eine Aufstockung des Fonds "Deutsche Einheit" aus. Die SPD-Politikerin sagte am Wochenende im Hessischen Rundfunk: "Wir haben keinerlei Erkenntnisse, daß hier aktuell ein zusätzlicher Bedarf besteht. "Ich glaube vielmehr, mit den jüngsten Forderungen soll bereits das Feld für den neuen Länderfinanzausgleich im Jahr 1995 bereitet werden", sagte Fugmann-Heesing.Transfer des "Jokers" wäre für den 1. FC Nürnberg ein willkommener warmer Regen Monaco streckt seine Fühler nach Wück aus Franzosen sind bereit, 4,5 Millionen Mark zu zahlen / Spielmacher Dorfner in guter Verfassung
Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg droht nach Sergio Zarate ein weiterer Stürmer-Verlust. Nachdem der Argentinier zum italienischen Erstliga-Aufsteiger Ancona gewechselt ist, hat Christian Wück ein Angebot von AS Monaco vorliegen. Es ist nicht auszuschließen, daß er in der neuen Saison mit Weltmeister Jürgen Klinsmann bei den Monegassen ein Angriffsduo bildet. "Ich werde das Angebot überprüfen und mir alles reichlich überlegen", sagte der 19 Jahre alte "U 21"-Auswahlspieler.
Beim 1. FC Nürnberg steht das Präsidium vor einer schweren Entscheidung. Der Verkauf des aus den eigenen Reihen gekommenen Talents könnte bei den Fans auf Kritik und Ablehnung stoßen. Sie haben nicht vergessen, daß Wück in der vergangenen Saison als "Joker" und achtfacher Torschütze großartig eingeschlagen hat. Auf der anderen Seite wäre durch den Transfer ein teilweiser Abbau des hohen Schuldenberges möglich. Angeblich ist AS Monaco bereit, eine Ablösesumme von 4,5 Millionen Mark auf den Tisch zu blättern.
Andererseits ist die Offerte schon zehn Tage alt, und inzwischen haben sich die Verhältnisse bei den Monegassen etwas geändert. Durch den Weggang des Liberianers George Weah nach Paris St. Germain war wieder ein Ausländerplatz für Nicht-EG-Bürger freigeworden. Monaco verpflichtete den 24jährigen Brasilianer Luis Enrique. Mit Barros (Portugal), Klinsmann (Deutschland) und eben dem Brasilianer wäre Wück der vierte Ausländer. Es wäre zudem das erste Mal, daß Monaco so viel Geld für einen Ausländer ausgibt, der kein Nationalspieler ist.
Die große Konkurrenz im offensiven Bereich beim "Club" könnte Wück zu einer Zustimmung für den Wechsel veranlassen. Mit Ex-Nationalspieler Dieter Eckstein und den Neuzugängen Uwe Rösler (Dresden), Sergio Bustos (Buenos Aires) sowie Thomas Weissenberger (Spittal) ist die Auswahl im Angriff enorm. Dazu kommen noch die Vertragsamateure Roger Diebel und Frank Schmidt.
Im Defensivbereich fehlen Trainer Willi Entenmann Alternativen, obwohl die Routiniers Thomas Brunner und Jörg Dittwar ihre langwierigen Verletzungen auskuriert und zwei Testspiele gegen Amateurklubs schmerzfrei überstanden haben. Doch dafür traf Trainer Entenmann der Platzverweis von Uwe Wolf beim 1:1 gegen den Landesligisten TSV Schwabach 04 wie ein Keulenschlag.
Dem Abwehrstrategen droht eine längere Strafe wegen Tätlichkeit und zusätzlich noch eine Geldstrafe, da "Club"-Präsident Gerhard Voack sein Verhalten gegenüber den Zuschauern heftig kritisierte. Willi Entenmann ist mit dem derzeitigen Leistungsstand seiner Schützlinge hochzufrieden: "Sie haben im Trainingslager in Bad Füssing großartig gearbeitet." Erfreut registrierte er auch die glänzende Verfassung von Spielmacher Hans Dorfner. Der siebenfache Nationalspieler ist erstmals nach mehr als einem Jahr absolut schmerzfrei und harmoniert mit dem neuen Stürmer Uwe Rösler prächtig.
In den kommenden Tagen bestreiten die Nürnberger zwei Testspiele gegen international renommierte Klubs: Am 5. August treffen sie in Isny/Allgäu auf Atletico Bilbao, die Elf von Jupp Heynckes, und drei Tage danach in Würzburg-Heidingsfeld auf den neuen CSFR-Meister Slovan Preßburg (Bratislava). dpa jz
FREUNDSCHAFTSSPIELE: SV Lurup Hamburg - 1. FC Saarbrücken 1:1 (0:0), SV Lauda-Königshofen - 1. FC Nürnberg 0:13 (0:6), FV Sandweier - Karlsruher SC 1:20 (0:9), 1. FC Dynamo Dresden - Aston Villa 1:3 (0:2), Hamburger SV - SSC Neapel 1:1 (1:1), SpVgg Bekkum - Borussia Dortmund 1:6 (0:1), SV Paderborn-Wewer - Schalke 04 0:4 (0:2), 1. FC Köln - ESV Olympia Köln 10:0 (2:0), FV 902 Biebrich - Panathinaikos Athen 0:6 (0:0), Neuchatel Xamax - Juventus Turin 1:0, TSV Pansdorf/SV Sereetz - 1. FC Saarbrücken 0:8 (0:4), SV Stadelhofen - Karlsruher SC 1:7 (0:6), Rotweiß Oberhausen - SG Wattenscheid 2:8 (0:4).
TURNIER in Brügge: Bayer Leverkusen - Galatasaray Istanbul 4:1
TURNIER in Leeds: Sampdoria Genua - Nottingham Forest 2:0, VfB Stuttgart - Leeds United 1:2, Leeds - Genua 0:1, Stuttgart - Nottingham 1:0; damit Genua Turniersieger, Stuttgart Dritter.
Spiel um Platz drei: VfB Stuttgart - Nottingham Forest 1:0 (1:0).
TURNIER in Los Angeles: Kolumbien - USA 1:0, Mexiko - Brasilien 0:5.
TURNIER in Bozen/Italien: Brescia - FC Mechelen 0:0, 7:8 n. Elfmeterschießen, Atalanta Bergamo - Sparta Prag 1:1, 4:3 n. Elfmeterschießen.
SUPER-POKAL, Lech Posen - Miedz Legnica 4:2 (0:2).
KÖLN, 2. August (dpa/AFP). Die Kassenärzte gehen auf Konfrontationskurs zur Bundesregierung: Bei der außerordentlichen Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) am Samstag in Köln kündigten sie an, ihre Patienten gegen die Bonner Reformpläne im Gesundheitswesen mobilisieren zu wollen. "Patienten sind nicht nur Versicherte, auch sie sind Wähler", sagte der KBV-Vorsitzende Ulrich Oesingmann. Einen Streik der Ärzte "zu Lasten ihrer Patienten" lehnten die Delegierten der bundesweit 74 000 niedergelassenen Kassenärzte ab. "Wir können unsere Patienten nicht auf der Straße stehen lassen wie städtische Arbeiter die überquellenden Mülltonnen", sagte Oesingmann. Er schloß jedoch "streikähnliche" Aktionen nicht aus.
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) kündigte für diese Woche die endgültige Entscheidung über die von den Ärzten kritisierte Malus-Regelung an. Sie sieht Honorarkürzungen für Ärzte vor, die bei der Verschreibung von Arznei- und Heilmitteln ein bestimmtes Budget überschreiten. Nach Aussage Seehofers im Spiegel werden Vorschläge geprüft, "die das Einsparvolumen von 540 Millionen Mark sicherstellen, aber die starre Malus-Regelung für den einzelnen Arzt entbehrlich machen". In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung schloß er einen Kompromiß mit den Kassenärzten nicht aus. Danach soll das Heilmittelbudget nicht pro Arzt, sondern für alle Ärzte gelten. Bei Überschreitung der Höchstgrenze eines für alle Ärzte gemeinsamen Budgets müßten die Kassenärztlichen Vereinigungen das Defizit tragen. Sie müßten dann die Einnahmeverluste auf die einzelnen Ärzte umlegen.
Der von Seehofer angedeutete Kompromiß wurde auf der KBV-Versammlung als "Köder" abgelehnt. Die Kassenärzte seien nicht in der Lage, die vorgesehenen Einsparungen zu garantieren. Auch eine Haftung aller Ärzte über eine Kürzung des Gesamthonorars wurde abgelehnt. Vielmehr müsse die pharmazeutische Industrie das Defizit bezahlen.
Die KBV-Delegierten forderten die Bundesregierung auf, die Gesetzesvorlage zurückzuziehen. Statt dessen solle in den nächsten zwei Jahren mit allen Beteiligten eine neue Vorlage erarbeitet werden. Dann seien die Ärzte bereit, einer auf drei Jahre befristeten Honorarentwicklung im Rahmen des Grundlohnanstieges zuzustimmen.
"Seit Kriegsende hat es nicht mehr eine solche Unruhe unter den Ärzten gegeben", sagte der zweite KBV-Vorsitzende Otfried Schaefer. Unter tosendem Beifall meinte ein anderer Redner: "Solche Schweinereien, wie diese Regierung uns bisher zugemutet hat, hat uns eine SPD-Regierung noch nicht zugemutet." Der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, warf Bonn vor, "eines der besten Gesundheitssysteme der Welt zugrunde" zu richten. Kassenarztvertreter aus den neuen Ländern hielten der Regierung vor, das staatliche Gesundheitswesen der DDR zu kopieren.
FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff sagte am Sonntag in der ZDF-Sendung "Bonn direkt", das von Seehofer vorgelegte Papier sei eine "Reparatur, die man als Reform bezeichnet". Damit sei die übernächste Reparatur vorgezeichnet, wenn es nicht endlich gelinge, im Gesundheitswesen wirklich zu reformieren.
Drei Silbermedaillen nahmen die deutschen Triathleten am Wochenende von der Europameisterschaft im finnischen Joroinen nach Hause. Der 20 Jahre alte Abiturient Thomas Hellriegel von TV Bretten wurde am Samstag über die Mitteldistanz Zweiter hinter Glenn Cook (Großbritannien); dazu kamen je einmal Silber für die Herren- und die Damenmannschaft der Deutschen Triathlon Union (DTU). "Ein ausgesprochen gutes Ergebnis. Unsere sportwissenschaftliche Arbeit trägt auf allen Gebieten Früchte", zog DTU-Präsident Martin Engelhardt zufrieden Bilanz.
Hellriegel bewältigte die 2,5 km Schwimmen, 80 km Radfahren und 20 km Laufen in 3:39:17 Stunden und hatte damit nur 1:19 Minuten Rückstand auf den Briten. Hinter dem ehemaligen EM-Zweiten der Junioren kam der Franzose Philippe Methion (3:39:22) auf Platz drei. Der neunte Rang des Berliners Olaf Rennicke (3:43:51) und Platz 13 von Gerd Amrhein (Hanau/3:45:01) reichten dem DTU-Team zum Mannschafts-Silber hinter Großbritannien.
Bei den Damen schafften Susanne Habiger (Roth/4:18:25) als Siebte, Katjana Quest-Altrogge (Lage/4:19:16) als Achte und die Deutsche Meisterin Carina Henning (Essen/4:23:08) mit Platz 13 den zweiten Platz im Gesamtklassement hinter den Französinnen.
Den Sieg in der Einzelwertung holte sich die Belgierin Jeannine de Ruysscher (4:05:19) vor der Französin Isabelle Mouthon (4:06:48). Auf den dritten Rang kam Thea Sybesma aus den Niederlanden (4:09:03). dpa
HAMBURG (dpa/VWD/FR). Der Sommerschlußverkauf (SSV) stößt auf unterschiedliches Echo in Ost und West. Der Handel in den neuen Ländern bezeichnet die bisherigen Umsatzergebnisse als "gut, sehr gut bis hervorragend" und beziffert den Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr auf zehn bis 30 Prozent. Zwischen Flensburg und Bodensee bewerten Unternehmen den Verlauf als zufriedenstellend und durchwachsen, häufig jedoch auch als schlecht. Zu diesen Schlüssen kommt eine Trendumfrage des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels. Zum Teil lägen die Erlöse unter dem 1991 erreichten Niveau, heißt es bei einigen Warenhäusern. Allerdings sei sehr viel Ware bereits vor dem SSV "abgeflossen.
Angesichts der sommerlichen Hitze und der im Fernsehen übertragenen Olympischen Spiele erteilt der Handel der ersten Hälfte des SSV dennoch die Note gut. Erste Abnehmer habe auch Herbstware gefunden, obwohl "das Anprobieren bei dieser Hitze eine Qual sein muß", wie ein Beschäftigter eines Warenhauses kommentiert.
Übereinstimmend berichten die Kaufhäuser von guten Umsätzen mit hochsommerlichen Stücken wie T-Shirts, Boxershorts und Radlerhosen, Blusen und Hemden sowie leichter Kinderbekleidung. Von Glas- und Porzellanwaren sowie Stricksachen wollten die Kunden, so ein Stuttgarter Kaufhaussprecher, rein gar nichts wissen.
Für Übergangsware, die in diesem Jahr kaum aus dem Schrank geholt wurde und von der noch reichlich Lagerbestände vorhanden sind, kündigte der Handel für die zweite Woche des Ausverkaufs zusätzliche Preisabschläge um bis zu 50 Prozent an.
WARSCHAU, 2. August (dpa). Zwei Berliner haben in Polen am Straßenrand ein im ganzen Land gesuchtes Mädchen gefunden, das am Donnerstag in Radom entführt worden war. Wie die Polizei in Radom mitteilte, war die 10jährige Agnieszka Leszczynska am Sonntag wieder bei ihren Eltern. Sie sei wohlauf. Der Täter wurde noch nicht gefaßt.
Das Mädchen war am Freitag abend gegen 22 Uhr in einem Waldgebiet an der Hauptstaße zum Grenzübergang bei Frankfurt/Oder entdeckt worden worden. Wie die Agentur PAP berichtete, waren die Berliner Reisenden erstaunt, ein kleines Mädchen zu so später Zeit mitten im Wald an der Straße zu sehen. Sie nahmen das Kind mit zum nächsten Dorf Sempulno. Die Dorfbewohner alarmierten die Polizei, die das erschöpfte Mädchen zunächst in ein Krankenhaus in Meseritz (Miedzyrzecz) brachte. Von dort holten die Eltern am Samstag ihr Kind ab.
COTTBUS, 2. August (dpa). Jugendliche haben am Wochenende drei Überfälle auf Asylbewerberheime im Land Brandenburg verübt. Jeweils etwa 20 bis 30 Täter hätten am Freitag und Samstag Steine und Flaschen gegen das Heim in Jessern (Kreis Lübben) geworfen, berichtete die Polizei. Dabei seien Fensterscheiben zu Bruch gegangen. Menschen wurden nicht verletzt. Durch das rasche Eingreifen der Polizei habe sich die Lage wieder beruhigt.
Auch in Lübbenau (Kreis Calau) griffen in der Nacht zum Samstag knapp 20 Jugendliche ein Asylbewerberheim an. Auch sie bewarfen das Heim mit Steinen und Flaschen. Vier Täter aus der Spreewaldstadt seien vorläufig festgenommen worden, hieß es.
WASHINGTON/DETROIT (dpa/VWD). Das US-Repräsenantenhaus hat sich mit überwältigender Mehrheit für eine Erhöhung der Importzölle auf bestimmte japanische Fahrzeugtypen wie Minivans, viertürige geländegängige und ähnliche Wagen von 2,5 auf 25 Prozent ausgesprochen. Die Autos würden damit Nutzfahrzeugen gleichgestellt, die in den USA mit 25 Prozent Einfuhrabgabe belegt werden. Für Personenwagen gelten 2,5 Prozent. Sollte der Kongreß das Vorhaben billigen, würden sich die japanischen Fahrzeugtypen erheblich verteuern. Nicht betroffen von der Neuklassifizierung sollen hingegen entsprechende Modelle aus anderen Staaten sein.
US-Präsident George Bush hat sein Veto gegen die Pläne angekündigt. Die Autoindustrie indes lobte sie. Thomas Hanna, Präsident des Branchen-Verbandes erklärte, die Anhebung der Zölle sichere Arbeitsplätze. Dagegen kritisierten auch Republikaner im Repräsentantenhaus die Aktion als "unfair", da sie sich nur gegen die Japaner richte.
Bis 1989 waren Minivans und geländegängige Wagen bereits als Nutzfahrzeuge eingestuft worden. Auf Anweisung des US-Finanzministeriums wurden sie dann jedoch in den Zollbestimmungen als Pkw deklariert.
Zwei Wochen vor Beginn der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga kämpfen die Klubs in Testspielen um eine gute Start-Form - mit Licht und Schatten: Während Bayer Leverkusen beim 4:1 in Brügge über den türkischen Spitzenklub Galatasaray Istanbul überzeugte, gab es für den VfB Stuttgart beim englischen Meister Leeds United eine 1:2 und für Bayern München beim italienischen UEFA-Cup-Starter AS Rom eine 0:1-Niederlage. Der HSV bewies in Bozen gegen den SSC Neapel ansteigende Form (1:1).
Für den VfB Stuttgart geriet das lange geplante Turnier in Leeds zum ernsthaften Europacup-Test. Die Schwaben unterlagen vor 5000 Zuschauern 1:2 (1:0). Fritz Walter (28.) hatte Stuttgart durch einen Heber zwar in Führung gebracht, doch dem ständig anrennenden englischen Meister gelang durch Wallace (52.) und Roadcastle (58.) noch die Wende. Mit einer Serie von Glanzparaden verhinderte Eike Immel eine höhere Niederlage.
45 000 Zuschauer sahen in Rom den 1:0- Sieg von AS über den FC Bayern. Den Siegtreffer erzielte Bonacina (88.). Trotzdem zeigte sich Trainer Erich Ribbeck vor allem mit der neuen Vierer-Abwehrkette, in der Helmer, Thon, Berthold und Münch stehen, zufrieden.
Eine starke kämpferische Leistung verhalf dem Hamburger SV zum 1:1 (1:1) gegen den SSC Neapel. Zugang Babbel (27.) sowie der Brasilianer Cereca (42.) sorgten in der knüppelharten Partie für die Tore. Nach Niederlagen gegen Wakker Innsbruck (1:2), PAOK Saloniki (0:1) und den AC Florenz (2:4) gelang dem HSV, der auf die verletzten Eck und von Heesen verzichten mußte, der erste Teilerfolg.
Ausgezeichnet in Form präsentierte sich beim internationalen Turnier in Brügge Meisterschafts-Mitfavorit Bayer Leverkusen. Für die Werkself trafen gegen den neuen Feldkamp-Klub aus Istanbul beim 4:1 (1:1) Thom (20./67.) und Herrlich (48./90.) je zweimal. Für die mit dem ehemaligen Kölner Götz angetretenen Türken war Tütüneker (27.) erfolgreich. Kapitän Foda zog sich eine Leistenzerrung zu. Dafür überzeugten die Zugänge Hapal (Olmütz) und Scholz (Dresden).
Der ehemalige Verein von Heiko Scholz ist dagegen noch nicht in Bundesliga-Form. Die Dresdener unterlagen in Pirna dem englischen Erstligisten Aston Villa 1:3 (0:2). Raths Treffer (60.) war nur Ergebnis-Korrektur, da die Partie nach Toren von McGrath (21.), Dealy (45.) und Edkinson (47.) bereits entschieden war.
Blamabel verlief die Vorstellung des Aufsteigers 1. FC Saarbrücken beim Hamburger Amateur-Verein SV Lurup. Beim 1:1 (0:0) führte der Amateur-Oberligist sogar durch Grobitzsch (58.), ehe der ehemalige Hamburger Stratos (72.) den glücklichen Ausgleichstreffer erzielte. Saarbrückens Zugang Wuttke wurde nach Leistenbeschwerden bereits nach 34 Minuten ausgewechselt. Auch Schalke 04 überzeugte mit dem 4:0-Erfolg beim fünftklassigen Amateur-Club Paderborn-Wewer keinesfalls.
Schlipper (7./48.) sowie die Zugänge Scherr (13.) und Linke (90.) erzielten die Tore für die nach dem Trainingslager in Erbismühle/Taunus sichtlich müden "Knappen". Zu standesgemäßen hohen Siegen kamen der 1. FC Nürnberg beim SV Lauda-Königshofen (13:0), der Karlsruher SV beim FV Sandweier (20:1) und Borussia Dortmund bei der SpVgg. Bekkum (6:1). dpa
NAIROBI, 2. August (dpa). Drei Israelis und zwei Franzosen, die in der Republik Kongo vor zwei Wochen festgenommen worden waren, sind freigelassen worden. Die fünf Techniker hatten unter dem Verdacht gestanden, als bewaffnete Söldner ins Land gekommen zu sein und Regierungsgegner unterstützen zu wollen.
ADDIS ABEBA, 3. August (dpa). Eine Gruppe von Regierungsvertretern aus 28 afrikanischen Staaten hat einen Plan für die Entwicklung eines Netzes von Schnellstraßen durch ganz Afrika ausgearbeitet. Wie am Samstag in Addis Abeba bekannt wurde, benannten die Experten fünf Straßenverbindungen, die quer über den Kontinent gehen sollen, als vordringliche Aufgaben bis zum Jahr 2000.
Diese Schnellstraßen sollen in Ost-West-Richtung von Mombasa nach Lagos, von Lagos nach Nouakchott (Mauretanien) und von Beira (Mosambik) nach Lobito (Angola) sowie in Nord-Süd- Richtung von Kairo nach Gabarone (Botswana) und von Tripolis nach Windhuk führen. Die Kosten wurden auf 18 Milliarden Mark beziffert, wobei allerdings unklar blieb, wie die Vorhaben finanziert werden sollen.
Der Plan umfaßt den Bau von 15 000 Kilometer neuer Straßen und die Ausbesserung bestehender Wege und Landstraßen auf einer Länge von rund 200 000 Kilometern. Die Straßenverbindungen sollen nach Vorstellung der Experten dazu beitragen, die Transportkosten um zehn und die Zahl der Unfälle um 25 Prozent zu senken.
STUTTGART, 2. August (dpa). Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat erneut den Handel mit Tropenholz angeprangert. Greenpeace-Mitglieder brachten am Samstag in 27 Stinnes-Baumärkten in Baden-Württemberg rote Protest- Aufkleber auf Leisten, Fenster, Türen und anderen Produkten aus Tropenhölzern an. Die Stinnes Baumarkt AG verkaufe jährlich Tropenholz im Wert von fünf Millionen Mark, teilte Greenpeace in Hamburg mit.
Wie aus einer Stinnes-Niederlassung verlautete, würden jetzt keine Fenster und Türen aus Meranti-Tropenholz mehr eingekauft und nur noch die Restbestände verkauft.
Der Amerikaner Ivan Lendl und sein Landsmann Richey Reneberg stehen beim Tennis-Einladungsturnier in Brookline im Endspiel. Lendl siegte im Halbfinale der mit 260 000 Dollar dotierten Veranstaltung im US-Bundesstaat Massachusetts gegen Malivai Washington (USA) mit 6:4, 7:6 (7:2). Reneberg setzte sich gegen den Russen Alexander Wolkow 4:6, 7:6 (7:5), 6:2 durch.
Zuvor hatte der ehemalige Ausnahmespieler und Weltranglisten-Erste Björn Borg den größten Erfolg seit seinem Comeback im vergangenen Jahr erlebt. Der 36 Jahre alte Schwede, der das Turnier in den siebziger Jahren schon dreimal gewonnen hatte, war erst im Viertelfinale durch ein 4:6, 6:2, 5:7 gegen Wolkow gestoppt worden. Die Partie wurde zeitweise durch starken Regen immer wieder unterbrochen. dpa
MOSKAU, 2. August (dpa). Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow und Moskaus Ex-Bürgermeister Gawriil Popow haben vor einem Putsch in Rußland gewarnt und radikalere Reformen angemahnt. Gorbatschow sagte der Moskauer Tageszeitung Komsomolskaja Prawda, die Regierung von Präsident Boris Jelzin müsse die Lebensmittelversorgung und die Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen. Andernfalls befürchte er, daß "die gefährlichsten Elemente versuchen werden, uns entweder in unsere Vergangenheit zurückzuführen oder ein Regime zu errichten, das sich nicht von dem vorigen unterscheidet". Popow sagte der Iswestija: "Die wichtigsten Probleme werden nicht geklärt." Ein Putsch sei nicht auszuschließen.
Offenbar um einem Staatsstreich wie am 19. August vergangenen Jahres vorzubeugen, forderte die Abgeordnetengruppe Reform bei einem Treffen mit Jelzin mehr Kontrolle über die Ministerien Verteidigung, Inneres und Sicherheit.
BONN, 2. August (dpa). Die zweite Hilfsaktion zur Aufnahme weiterer 5000 bosnischer Kriegsflüchtlinge kann nicht vor Mitte dieser Woche anlaufen. Wie der Sprecher des Innenministeriums, Roland Bachmeier, am Sonntag mitteilte, konnte zwischen den Bundesländern noch kein endgültiges Einvernehmen über die Aufnahme des erwarteten zweiten Flüchtlingskonvois erzielt werden. Erst nach einer Einigung und der Mitteilung über freie Kapazitäten in Erstaufnahmelagern könne "grünes Licht" für die Abfahrt der geplanten Sonderzüge gegeben werden.
Innenminister Rudolf Seiters (CDU) sagte in Welt am Sonntag, den Flüchtlingen sollte möglichst vor Ort geholfen werden. Diese Auffassung hatten auch der kroatische Botschafter in Bonn, Ivan Ilic und der bosnische Vizepräsident Ejup Ganic vertreten. Seiters sagte, er erwarte, daß die deutsche Hilfe nur im Vorgriff auf die gebotene europäische und internationale Solidarität erfolge. Unbestätigt blieben Hinweise, wonach in dieser Woche Ministergespräche auf europäischer Ebene geplant sein sollen.
LONDON, 2. August (dpa). Der Rüstungs- und Raumfahrtkonzern British Aerospace hat vom britischen Verteidigungsministerium den Auftrag zum Bau von 13 Harrier-Senkrechtstartern für die Luftwaffe erhalten. Der Auftrag hat ein Volumen von etwa 865 Millionen Mark.
DAMASKUS, 2. August (dpa). Syrien und die Türkei haben sich gegenseitig versprochen, in Sicherheitsfragen zusammenzuarbeiten und den Streit um die gemeinsamen Wasservorräte beizulegen. Zum Abschluß seines zweitägigen Damaskus-Besuches berichtete der türkische Außenminister Hikmet Cetin am Sonntag, Vorurteile und Mißverständnisse seien ausgeräumt. Die syrische Seite habe die Einhaltung des im Frühjahr dieses Jahres unterzeichneten Sicherheitsprotokolls zugesagt, sagte er nach Gesprächen mit seinem syrischen Amtskollegen Faruk al-Schara. Die türkische Seite habe Damaskus andererseits davon überzeugt, daß sie aus dem Wasserreichtum Anatoliens kein politisches Druckmittel gegen ihre Nachbarn entwickeln werde.
Syrien habe andererseits versichert, daß es im Land sowie in den von ihm kontrollierten Gebieten Libanons keine Quartiere der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mehr gebe, berichteten türkische Journalisten. Auch der PKK-Führer Abdullah Öcalan halte sich entgegen den in Ankara vorliegenden anderslautenden Informationen nicht in Damaskus auf.
Syrien hatte sich im März beim Besuch des türkischen Innenministers Ismet Sezgin bereit erklärt, das PKK-Hauptquartier im libanesischen Bekaa-Tal aufzulösen. Die PKK, die seit acht Jahren einen Guerillakrieg gegen die Türkei führt, sollte zudem von den syrischen Behörden daran gehindert werden, die etwa 900 Kilometer lange türkisch-syrische Grenze ungehindert zu passieren.
Cetin versprach im Gegenzug, sein Land werde entsprechend den Vereinbarungen von 1987 den Euphrat mit einer Geschwindigkeit von 500 Kubikmetern pro Sekunde über die Grenze nach Syrien weiterfließen lassen. Die gigantischen Staudammprojekte im Rahmen des Entwicklungsprojektes Südostanatolien (GAP) hatten in Syrien die Sorgen geschürt, die Türkei werde das Euphrat-Wasser, von dem ein Drittel des syrischen Trinkwasserbedarfs abhängt, nahezu gänzlich für sich beanspruchen.
DRESDEN, 2. August (dpa). Die Seniorenpartei "Die Grauen" hat die sofortige Einführung einer Mindestrente von 1650 Mark in ganz Deutschland gefordert. Es gelte besonders, die Lage der Alten in Ostdeutschland zu verbessern, sagte die Vorsitzende Trude Unruh auf dem Bundesparteitag am Sonntag in Dresden. Entgegen dem Prinzip "Lebensleistung gleich Alterslohn" seien besonders in den neuen Ländern die Rentner betrogen worden.
"Die Grauen" haben nach eigenen Angaben rund 2500 Mitglieder, davon etwa 700 im Osten. Die Partei war 1989 vom Senioren-Schutz-Bund "Graue Panther" initiiert worden, nachdem sich dieser durch die Politik der Grünen nicht mehr ausreichend repräsentiert sah.
HAMBURG/WIEN, 2. August (dpa/ AFP). Schwere Unwetter haben am Wochenende in Deutschland Schäden in Millionenhöhe angerichtet und mindestens ein Menschenleben gefordert. Blitz und Donner trieben am Samstag abend in Niedersachsen und Schleswig-Holstein ihr Unwesen: Etliche Bauernhöfe brannten nieder - Erntevorräte wurden zerstört. Sturmböen entwurzelten Bäume, deckten Dächer ab und rissen Stromleitungen auseinander. In Niedersachsen kam ein 27 Jahre alter Bauer ums Leben, als er seine Kälber und Ferkel aus den brennenden Stallungen zu retten versuchte.
In Nordhessen, Baden-Württemberg und Südbayern hatten Gewitter und Hagelsturm bereits am Freitag schwere Verwüstungen angerichtet. Keller, Straßen und Autobahnen standen zeitweise meterhoch unter Wasser. Autos wurden weggespült. Taubeneigroße Hagelkörner mischten sich unter den Regen.
Heftige Gewitter führten am Samstag auch in Österreich zu Bränden, Überschwemmungen und Erdrutschen. Bei Scharnitz in der Nähe von Innsbruck verschüttete ein Erdrutsch eine Bahnstrecke und brachte die Lokomotive eines Nahverkehrszugs zum Entgleisen. (Weiterer Bericht auf der Hessenseite)
WASHINGTON, 2. August (dpa). Die US-Regierung darf weiter Flüchtlinge aus Haiti auf hoher See abfangen und direkt in den Inselstaat zurückschicken. Das entschied das höchste Gericht der USA am Samstag in Washington. Bei zwei Gegenstimmen gaben die obersten Richter die Erlaubnis für die Zeit, bis ein endgültiges Urteil ergeht, ob die Repatriierung ohne vorherige Anhörung Rechtens ist.
Die Regierung glaubt, daß Haitianer andernfalls ermutigt würden, mit untauglichen Booten die Flucht zu versuchen. Das Justizministerium hatte den Supreme Court angerufen, nachdem es vor einem Berufungsgericht mit seinem Standpunkt keinen Erfolg hatte.
Seit dem Sturz des Präsidenten Jean- Bertrand Aristide am 30. September vergangenen Jahres sind fast 38 000 Haitianer geflohen. Am 24. Mai hatte Präsident George Bush die Rückführung angeordnet. (Kommentar auf Seite 3)
Meppen: Kubik - Böttche - Faltin, Vorholt - Gartmann, Marell, Brückner, Menke, Helmer, Bujan (81. Dlugajczyk) - Thoben (81. Rauffmann).
Rostock: Hoffmann - Sänger - Alms (74. Werner), März - Lange, Persigehl, Weilandt, Schlünz (60. Kubala), Dowe, Wahl - Chalaskiewicz.
Schiedsrichter: Kuhne (Hamburg).
Zuschauer: 8000.
Tore: 1:0 Thoben (59.), 1:1 März (70.).
Gelbe Karten: Vorholt, Faltin, Thoben - Dowe, Schlünz, Weilandt.
Gelb-Rote Karte: Weilandt (81.).
Beste Spieler: Brückner, Thoben - Dowe, Wahl.
Ralf Waldmann hat wieder Frieden in seinem Team, doch die WM-Führung ist er los. Dafür steht mit dem Italiener Luca Cadalora bereits nach dem drittletzten Rennen der Saison der erste Motorrad- Weltmeister fest. Honda-Pilot Waldmann aus Ennepetal, der in den vergangenen Wochen sichtlich unter dem Streit seiner Techniker gelitten hatte, büßte am Sonntag beim Großen Preis von England in Donington seine Spitzenposition in der Klasse bis 125 ccm ein. Er wurde nur Siebter und rangiert in der Gesamtwertung nach elf von 13 Läufen mit 106 Punkten hinter den Italienern Alessandro Gramigni (110) und Fausto Gresini (106), der in Donington seinen ersten Saisonsieg feierte. Bester deutscher Fahrer am Wochenende war der Biberacher Dirk Raudies als Vierter der 125-ccm-Klasse.
In der Klasse bis 250 ccm heißt der alte und neue Weltmeister Luca Cadalora. Nach dem vierten Platz in Donington hat der Honda-Fahrer mit 177 Punkten 45 Zähler Vorsprung in der WM-Wertung vor seinem Landsmann Loris Reggiani (132). Tagessieger wurde der Italiener Pierfrancesco Chili (Aprilia) vor Reggiani (Aprilia) und dem Italiener Doriano Romboni (Honda). Jochen Schmid aus Backnang wurde Fünfter vor dem Zahlinger Helmut Bradl (Honda).
Noch beim Abschlußtraining schwärmte Waldmann: "Die Maschine geht wie die Pest." Grund für seinen Optimismus: Das Team war nach einer Krisensitzung kurzfristig umstrukturiert worden. Der entlassene Techniker Herbert Kainzinger wurde wieder eingesetzt und sein Konkurrent Günther Zwafink beurlaubt. Doch am Sonntag wurde Waldmann in der 125 ccm-Klasse nur Siebter mit 15,426 Sekunden Rückstand. Honda-Fahrer Gresini siegte in 44:46,145 Minuten vor Gramigni (Aprilia/3,279 Sekunden zurück) und dem Japaner Noboru Ueda (Honda/3,397).
Der Australier Wayne Gardner gab am Freitag nach einer Serie von Verletzungen seinen Rücktritt zum Saisonende bekannt - und gewann am Sonntag die Halbliterklasse. In der WM führt zwar weiterhin der Australier Michael Doohan (Honda) mit 130 Punkten, doch durch Komplikationen nach einem Schien- und Wadenbeinbruch wird er in dieser Saison voraussichtlich nicht mehr antreten können. Zweiter ist Rainey mit 108 Punkten. Die ersten WM-Punkte der Saison holte Michael Rudroff aus Übersee (Yamaha) als Achter. dpa
EUSKIRCHEN, 2. August (dpa). Beim Absturz eines Sportflugzeuges in der Nähe von Euskirchen in Nordrhein-Westfalen sind am Sonntag vier junge Menschen getötet worden. Die einmotorige Cessna zerschellte nach Angaben der Polizei in einem Feld nur rund 100 Meter neben der Autobahn Köln-Trier. Der 27jährige Pilot, zwei 27 und 28 Jahre alte Männer sowie eine 22jährige Frau waren sofort tot. Augenzeugen berichteten, die Maschine sei ins Trudeln geraten und dann "wie ein Stein heruntergefallen". Das Flugzeug war vom Flughafen Nörvenich bei Düren gestartet. Experten des Luftfahrt-Bundesamtes untersuchen die Unglücksursache.
Der dunkelbraune Hengst Rambo Corner mit Willi Rode (Recklinghausen) im Sulky gewann die 97. Auflage des Deutschen Traber-Derbys im Berlin-Mariendorf. Nachdem Topfavorit Titan Way bereits im Vorlauf nach einer Galoppade disqualifiziert worden war, nutzte der 54jährige Rode seine Chance und distanzierte im Finish vor 20 000 Zuschauern Mauritz mit Heinz Wewering (Gelsenkirchen) deutlich.
Der Sieger beim Jahrgangshöhepunkt für Dreijährige kassierte kassierte für den Erfolg 280 000 Mark der insgesamt 590 000 Mark Gesamtgewinnsumme. Dritter wurde Netto mit Gerhard Biendl (München), der als Vorlaufschnellster angetreten war. "Im vergangenen Jahr war ich beim Stutenderby ebenfalls nur Vorlaufzweiter und gewann das Finale", sagte Rode nach seinem Sieg. dpa
KIEL, 2. August (dpa). Bei Abrißarbeiten an der alten Brücke über den Nord- Ostsee-Kanal in Kiel-Holtenau ist am Sonntag abend ein Teil der alten Brükkenkonstruktion auf einen 1000 Tonnen tragenden Kran gestürzt, der weitere kleinere Kräne mit sich riß. Nach Angaben der Kieler Polizei wurde niemand verletzt. In einem der Kräne habe sich ein Arbeiter befunden, der sich in letzter Sekunde habe retten können.
In der vergangenen Woche war mit dem Abriß der alten Brücke, einer 1911 eingeweihten Stahlkonstruktion, begonnen worden, aus der das Mittelteil bereits herausgelöst war. Die neue Stahlbeton- Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal wurde wegen des Unglücks von 17.40 bis 18.35 Uhr für den Verkehr voll gesperrt. Zunächst hatte es geheißen, die umgestürzten Kräne hätten die neue Brücke beschädigt. Dies bestätigte sich nicht.
ISERLOHN, 3. August (dpa). Mit mehreren Warnschüssen haben Soldaten der Bundeswehr am Sonntag einen Überfall von zwei Unbekannten auf ein Munitionslager in Hemer bei Iserlohn vereitelt. Nach Angaben der Polizei hatten die Wachsoldaten auf ihrer Streife die maskierten und bewaffneten Männer entdeckt, die den drei Meter hohen Maschendrahtzaun überstiegen hatten und sich auf dem Gelände in der Nähe des Munitionsbunkers aufhielten. Nachdem einer der Unbekannten eine Faustfeuerwaffe auf die Soldaten richtete, gaben diese mehrere Schüsse ab. Den Eindringlingen gelang aber die Flucht.
Zwei Jahre nach dem Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait am 2. August 1990 hat die Ölförderung im Scheichtum am Persischen Golf wieder eine stattliche Höhe erreicht. Die Quellen, die von der Armee Saddam Husseins beim Rückzug in Brand gesteckt wurden, waren dank internationaler Expertenteams bis zum vergangenen November gelöscht. Auch die schwer geschädigten Produktionsanlagen sind größtenteils wiederhergestellt. Das Ziel der Kuwaiter, bis Ende des Jahres die Vorkriegsproduktion von täglich 1,5 Millionen Barrel Rohöl (ein Barrel sind 159 Liter) zu erreichen, scheint realistisch. Die Schätzungen westlicher Fachleute über die augenblickliche Förderung schwanken zwischen gut einer Million und 1,3 Millionen Barrel.
Seit der Vertreibung der Iraker aus dem Scheichtum am 26. Februar 1991 setzten die Kuwaiter alles daran, die zerstörte Ölindustrie wiederaufzubauen. Vor 1990 verdankte Kuwait dem schwarzen Gold die Hälfte seiner Staatseinnahmen. Der größte Teil des Restes stammte aus den Kapitalanlagen in westlichen Industrieländern; beispielsweise bei Daimler- Benz, Metallgesellschaft oder Hoechst.
Nachdem die Iraker 750 Ölquellen in Brand gesteckt hatten, wurde in Kuwait geraume Zeit kein einziger Tropfen mehr gefördert. Der Wüstenstaat stand vor einer ökonomischen und ökologischen Katastrophe. Lediglich die Vorkommen in der neutralen Grenzregion zu Saudi- Arabien, die von den beiden arabischen Staaten gemeinsam ausgebeutet werden, verschafften dem Scheichtum die Möglichkeit, weiterhin 140 000 Barrel pro Tag an Japan zu verkaufen.
Nach der Rückkehr aus dem Exil hatte die kuwaitische Regierung eine große Anzahl von Experten, vor allem aus den USA, ins Land geholt, um die brennenden Ölquellen zu löschen. Dank neuer technischer Methoden gelang es den hochspezialisierten Mannschaften früher als vorgesehen, den letzten Brandherd zu erstikken und den Umweltfrevel zu begrenzen. Da zehn Prozent der Löcher nicht mehr benutzt werden können, müssen neue gebohrt werden. Auch um andere Förderanlagen wieder funktionsfähig zu machen, sind erhebliche Investitionen erforderlich. Unabhängige Experten schätzen, daß zur Zeit wieder 400 Bohrlöcher in Betrieb sind. Mit dem Erdölkonzern BP hat die Kuwait Oil Company (KOC) vor kurzem einen Vertrag unterzeichnet, der zum Inhalt hat, die Ölindustrie des Landes innerhalb von dreieinhalb Jahren wieder auf volle Touren zu bringen. Theoretisch könnte das Scheichtum täglich 2,5 Millionen Barrel fördern. Das sind im Jahr 125 Millionen Tonnen, was knapp dem Bedarf in Deutschland entspricht. Die nachgewiesenen Reserven unter dem kuwaitischen Wüstensand werden mit 13,4 Milliarden Tonnen angegeben - etwa das Vierfache der derzeitigen Welt- Jahresproduktion.
Im Augenblick konzentrieren sich die Kuwaiter darauf, die Raffineriekapazitäten des Landes wiederaufzubauen und ihre traditionellen Kunden zurückzugewinnen. Die Bundesrepublik gehörte in den siebziger und in den frühen achtziger Jahren zu den größeren Abnehmern kuwaitischen Erdöls. Danach gingen die Bezüge aber stark zurück. Die beiden Raffinerien in El Ahmadi und Mina Adallah verarbeiten zur Zeit täglich 390 000 Barrel. In der vergangenen Woche belief sich der Tages-Export auf 695 000 Barrel.
AFP/FR
Zur Person
HANS-LUDWIG ZACHERT, Präsident des Bundeskriminalamts, hat das neue Gesetz zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens kritisiert. Ohne den legalen Einsatz von elektronischen Mitteln wie zum Beispiel sogenannten Wanzen lasse sich das organisierte Verbrechen in Deutschland kaum bekämpfen, sagte Zachert am Sonntag im Südwestfunk. Nicht vor rechtsstaatlicher Polizei müsse gewarnt werden, sondern vor den Verbrechern. Der Bundeskriminalamtschef forderte die Politiker auf, sich umgehend bei anderen europäischen Ländern über deren Methoden im Kampf gegen organisierte Kriminalität zu informieren. "Wir sind da noch weit rückständig", sagte er. Die jüngsten Aufdeckungen in Nordrhein-Westfalen hätten bereits Verflechtungen von Justiz, Verwaltung und Polizei mit dem organisierten Verbrechen gezeigt. Es sei noch nicht klar, ob das nur Einzelfälle seien. Bereits jetzt beobachte das Bundeskriminalamt typische Anzeichen für einen Aufbau der Mafia in den neuen Bundesländern, sagte Zachert. (AFP)
SAN SALVADOR, 2. August (AFP). Der salvadorianische Gewerkschaftsführer Ivan Ramirez ist in der Nacht zum Freitag in San Salvador von Unbekannten getötet worden. Das teilte die ehemalige Guerillaorganisation Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) am Wochenende mit. FMLN-Kommandant Raul Hercules machte rechtsextreme Gruppierungen für den Tod von Ramirez verantwortlich. Der Gewerkschaftsführer habe schon vor Monaten anonyme Morddrohungen erhalten, sagte Hercules.
Die FMLN will eine Untersuchung des Mordfalles durch eine Kommission der Vereinten Nationen (UN) beantragen. FMLN-Kommandant Joaquin Villalobos warnte davor, daß das im Januar geschlossene Friedensabkommen mit der Regierung platzen könne, wenn die Anschläge auf Mitglieder von Gewerkschaften anhalten. Ramirez war bereits der zweite Gewerkschaftsvertreter, der innerhalb von zwei Wochen in El Salvador ermordet wurde.
Die FMLN verweigerte am Wochenende auch die Entwaffnung von 1600 Rebellen. Sie werde erst erfolgen, wenn die Regierung die im Friedensabkommen gemachten Zusagen einhalte, sagte Guerillakommandant Shafick Handal. Die Regierung verzögere den Friedensprozeß, um dadurch die Umorganisation der FMLN in eine politische Partei zu behindern. Die Nationalversammlung von El Salvador hatte erst am Freitag eine Reform des Wahlgesetzes verabschiedet, nach der sich die FMLN als politische Partei registrieren lassen kann. Die Reform ist Folge einer Übereinkunft, die FMLN und Regierung bei der Unterzeichung des Friedensabkommens bereits im Januar ausgehandelt hatten.
Die FMLN wirft der Regierung vor, den entwaffneten Rebellen nicht die versprochene finanzielle und soziale Unterstützung gewährt zu haben. Dies führte dazu, daß viele entwaffnete Guerilleros an ihre alten Stützpunkte zurückgekehrt seien. Auch die Umstrukturierung der Armee und der Polizei sei nicht erfolgt. Guatemala ruft nach UN-Vermittlung
GUATEMALA-STADT (AFP). Die guatemaltekische Regierung will UN-Generalsekretär Butros Ghali um Vermittlung in den Friedensverhandlungen mit der Guerilla bitten. Das teilte Manuel Conde, Chefunterhändler der Regierung bei den Friedensgesprächen am Samstag in Guatemala-Stadt mit. Die Verhandlungen sollten seinen Angaben zufolge am heutigen Montag in Mexiko-Stadt fortgesetzt werden. Ghali solle insbesondere in der Frage der Eingliederung der Rebellen in die Gesellschaft vermitteln, sagte Conde.
MOCASSIN, 2. August (AFP). Ein Brand in der Nähe des Yosemite-Nationalparks in Kalifornien hat 1500 Hektar Land verwüstet. 2000 Menschen mußten am Sonntag morgen in Sicherheit gebracht werden, wie die Behörden in Mocassin mitteilten. Verletzte gab es nicht. Der Brand sei wahrscheinlich auf einem Campingplatz entstanden.
Das Feuer, das von einem starken Wind geschürt wurde, zerstörte eine Scheune und bedrohte zahlreiche Häuser. Auch die Träger eines Aquädukts, über den San Francisco mit Wasser versorgt wird, wurden nach Angaben der Feuerwehr beschädigt.
MOSKAU, 2. August (AFP). Armenische Truppen haben am Wochenende die strategisch wichtige Stadt Mardakert im Norden Nagorny Karabachs zurückerobert und damit einen bedeutenden Teilsieg im Kampf um die Kaukasus-Enklave errungen. Die aserbaidschanischen Truppen seien nach heftigen Straßenkämpfen aus der Stadt vertrieben worden, teilte das armenische Innenministerium mit.
Aserbaidschanische Soldaten hatten Mardakert im Juni eingenommen und seitdem besetzt gehalten.
Auf ihrem Vormarsch nach Mardakert eroberten die Armenier nach Angaben des Innenministeriums auch die Ortschaften Achdabad und Tschorektar. Dabei seien mindestens 40 Aserbaidschaner getötet worden.
In Rom wurden am Freitag die Gespräche über die Beilegung des Konflikts in der Kaukasus-Enklave wieder aufgenommen. Neben Armenien und Aserbaidschan nehmen Vertreter von neun Ländern an den Gesprächen teil. Die Gespräche in Rom dienen zur Vorbereitung auf die eigentlichen Verhandlungen über Nagorny Karabach, die in der weißrussischen Hauptstadt Minsk stattfinden sollen. Bei den vorangegangenen Verhandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan konnten sich beide Seiten nicht auf die Stationierungsgebiete von Friedenstruppen einigen. Armenien will die Truppen um Nagorny Karabach stationieren, Aserbaidschan besteht dagegen darauf, daß die Soldaten entlang der Grenze zwischen beiden Staaten Stellung beziehen.
Die aserbaidschanischen Truppen verstärkten nach Angaben der aserbaidschanischen Nachrichtenagentur Turan ihre Offensive im Süden Nagorny Karabachs. Turan meldete am Wochenende die Rückeroberung der Ortschaft Kotschas durch aserbaidschanische Einheiten. Entwaffnung der Milizen beschlossen
MOSKAU (AFP). Nachdem das Parlament der selbsternannten Dnjestr-Republik die Demobilisierung von Freiwilligenverbänden beschlossen hatte, ordnete auch der moldawische Präsident Mircea Snegur am Wochenende per Dekret an, daß Kämpfer aus dem Dnjestr-Gebiet ihre Waffen abgeben müssen. Einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax zufolge betrifft dies alle Kampfgruppen, die sich nach der zwischen Moldawien und Rußland getroffenen Vereinbarung aus dem Dnjestr-Gebiet zurückziehen müssen.
Trotz des Friedensplans war es am Wochenende zu neuen Gefechten in der Dnjestr-Region gekommen, wo Tausende von Freiwilligen für die Unabhängigkeit des mehrheitlich von Russen und Ukrainern bewohnten Gebietes von Moldawien kämpfen.
TEHERAN, 2. August (AFP). Die iranische Regierung hat vor der Internationalen Handelskammer in Paris Klage gegen das deutsche Unternehmen Siemens eingelegt. Teheran will Siemens zwingen, den vor 13 Jahren gestoppten Bau eines Atomkraftwerks fertigzustellen. Ein Direktor der iranischen Atomenergieorganisation sagte am Sonntag, Iran sei bereit, bei diesem Streit "bis zum Äußersten" zu gehen. Eine Delegation des Siemens-Unternehmens unter Leitung von Vorstandschef Heinrich von Pierer hält sich derzeit in Iran auf.
Das Atomkraftwerk von Buschehr im Süden des Landes war noch vom Schah in Auftrag gegeben worden, der Bau nach der islamischen Revolution aber gestoppt worden. Das 1300-Megawatt-Kraftwerk sollte bis zu einem Fünftel des iranischen Energiebedarfs decken. Der Bau wurde zu 90 Prozent vollendet, die Reaktoren aber nie in Betrieb genommen. Für den Reaktorexport benötigt Siemens eine Genehmigung der Bundesregierung. Bonn hat diese Genehmigung bislang unter anderem wegen der instabilen Lage in der Region verweigert.
BONN, 2. August (AFP). Die Grünen haben die am Montag beginnende Verschrottung deutscher konventioneller Waffen nach dem KSZE-Vertrag als "Augenwischerei" kritisiert. Die Zerstörung jeder einzelnen Waffe sei zwar zu begrüßen, erklärte Bundesvorstandsmitglied Angelika Beer am Sonntag in Bonn. Das Medienspektakel um die Vernichtungsaktion im thüringischen Rockensußra solle jedoch von der Neuorientierung der Außen- und Sicherheitspolitik ablenken. Die Pläne, deutsche Streitkräfte umzurüsten und außerhalb des NATO- Gebietes einzusetzen, entlarvten die Verschrottung veralteten Kriegsgeräts, das für legalen und illegalen Rüstungsexport nicht mehr taugt, als "Augenwischerei". Die Grünen forderten daher weiterhin, ein Verbot von Rüstungsproduktion und -export ins Grundgesetz aufzunehmen.
ZAGREB, 2. AUGUST (Reuter/AFP). Die Bevölkerung Kroatiens war am Sonntag erstmals seit der Unabhängigkeitserklärung vor rund einem Jahr zur Wahl eines neuen Parlaments und eines neuen Präsidenten aufgerufen. Dabei zeichnete sich am Sonntag eine hohe Wahlbeteiligung ab. Bis zum Mittag hatten in einigen Regionen schon knapp 50 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Eine besonders hohe Wahlbeteiligung wurde nach Angaben des kroatischen Fernsehens in den Städten Osijek, Novska, Dubrovnik, Gospic und Sisak verzeichnet. Sogar in der umkämpften Stadt Slavonski Brod an der Grenze zu Bosnien seien die Bewohner zahlreich zu den Urnen gegangen.
Präsident Franjo Tudjman zeigte sich bei der Stimmabgabe zuversichtlich über seine Wiederwahl. Ergebnisse lagen am Sonntag abend noch nicht vor. Das Endergebnis wird voraussichtlich erst am Freitag feststehen. Schätzungen zufolge waren rund 3,5 Millionen Kroaten wahlberechtigt.Kosloduj-Reaktor am Netz
SOFIA, 2. August (AFP). Block sechs des umstrittenen bulgarischen Atomkraftwerks Kosloduj ist am Sonntag nach einer dreimonatigen Pause wieder in Betrieb genommen worden. Während der Stillegung seien Reparaturarbeiten ausgeführt worden, teilte am Sonntag der Leiter der Anlage mit. Er wies jedoch darauf hin, daß der Kraftwerksblock mit einer Leistung von 1000 Megawatt vorerst nur versuchsweise wieder in Betrieb genommen werde.
Das umstrittene Atomkraftwerk verfügt noch über einen zweiten Block mit einer Leistung von 1000 Megawatt sowie über vier veraltete Blöcke zu je 440 Megawatt. Die Blöcke eins und zwei waren im letzten Herbst auf Empfehlung der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) stillgelegt worden. Sie sollen voraussichtlich Ende 1992 und Anfang 1993 den Betrieb wieder aufnehmen.
KATHMANDU, 2. August (AFP). Zwei Tage nach dem Absturz einer thailändischen Passagiermaschine über dem Himalaya haben Rettungsmannschaften am Sonntag das völlig zerstörte Wrack gefunden. Teile der Maschine und Leichen lagen über ein Gebiet von 2,6 Quadratkilometern verstreut. Das nepalesische Innenministerium erklärte alle 113 Insassen, darunter auch vier Deutsche, für tot. Aus bislang ungeklärter Ursache war die Maschine der Thai Airways am Freitag beim Landeanflug auf Kathmandu vermutlich gegen einen Berg geprallt.
Unterdessen erhöhte sich die Opferzahl des Flugzeugunglücks im chinesischen Nanjing (Nanking) auf 106. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Xinhua ging die Maschine vor dem Abheben in Flammen auf und zerbarst 600 Meter hinter der Piste in zahlreiche Trümmerteile.
KABUL, 2. August (AFP). Nach zwölftägiger Waffenruhe ist die afghanische Hauptstadt Kabul am Sonntag von heftigen Kämpfen erschüttert worden. Das staatliche Fernsehen veröffentlichte am Abend eine Bilanz, nach der im Raketenbeschuß der Mudschaheddin-Fraktion Hesb-e-Islami 13 Menschen getötet und 97 weitere verletzt wurden. Verteidigungsminister Achmed Shah Masood beschuldigte die Hesb-e-Islami von Rebellenführer Gulbuddin Hekmatyar, sie wollten durch die erneuten Angriffe den geplanten Besuch des pakistanischen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif verhindern.
Unterdessen zog sich der einflußreiche fundamentalistische Führer der Hesb-e- Islami, Junis Chalis, aus dem regierenden Führungsrat zurück. Chalis beschuldigte Übergangspräsident Burhanuddin Rabbani, die Übergangsvereinbarungen verletzt zu haben und ehemalige Kommunisten zu unterstützen.
Der Kommandeur in Dschalalabad, Mohammed Asif, bemängelte in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit AIP vor allem, daß die Regierung Rabbani Offiziere der früheren kommunistischen Partei nicht entlassen habe und die Usbeken-Miliz von General Abdul Raschid Dostam in der Hauptstadt halte. Eine Unterstützung der Zentralregierung wäre daher "Verrat am Blut der afghanischen Märtyrer und ein Verstoß gegen islamische Lehren". Duldeten USA Drogenhandel?
ISLAMABAD (AFP). Die US-Regierung soll während der sowjetischen Besetzung Afghanistans Hinweise auf die Verwicklung der moslemischen Rebellen in Drogengeschäfte gezielt unterschlagen haben. Washington habe auf diese Weise verhindern wollen, daß seine Unterstützung für die Widerstandsgruppen in die Kritik geriet, berichtete die pakistanische Zeitung "The News" am Samstag.
Aus US-Diplomatenkreisen in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad wurde der Bericht umgehend dementiert. Schon der bloße Verdacht einer Beteiligung am Rauschgifthandel habe genügt, um einer Mudjaheddin-Gruppe die Unterstützung zu entziehen, sagte ein Diplomat, der nicht namentlich genannt werden wollte.
PARIS, 4. August (AFP). Rund zwanzig Franzosen, die vor zwei Jahren als Passagiere von British Airways in Kuwait von Irakern gefangengenommen und bis zu drei Monate lang an strategisch wichtigen Plätzen in Irak als Geiseln festgehalten worden waren, haben am Sonntag auf dem Pariser Charles de Gaulle-Flughafen gegen die britische Fluggesellschaft demonstriert. Sie verlangen Schadenersatzleistungen. Am zweiten Jahrestag ihrer Geiselnahme entfalteten sie Spruchbänder vor dem Schalter von British Airways. Sie werfen ihr vor, sie fahrlässig in die lebensgefährliche Lage gebracht zu haben.
Die fragliche BA-Maschine war am 2. August 1990 mit 364 Passagieren, darunter 75 Franzosen, von London nach Malaysia gestartet. Trotz der "extremen Spannung", die im Golf-Gebiet herrschte, habe das Flugzeug in Kuwait eine technische Zwischenlandung eingelegt, hieß es. Dabei gerieten die Passagiere in die Hände der Iraker.
LOS ANGELES, 3. August (AFP). Joe Shuster, der Mit-Erfinder von Clark Kent alias Superman, ist im Alter von 78 Jahren an Herzversagen gestorben. Dies teilte die zuständige Behörde in Los Angeles mit. Shuster und Jerry Siegel hatten die Idee zu dem später in aller Welt verbreiteten Comic im Jahr 1938. Da sie die Rechte an ihrem Helden allerdings verkauften, ging der große Geldregen an ihnen vorüber. 1947 versuchten sie, von der Firma, für die sie die Superman-Geschichten zeichneten und texteten, mehr Geld zu bekommen und wurden promt gefeuert. Über 30 Jahre später allerdings ließen sich DC Comics erweichen und gaben ihnen Anteile an den Gewinnen. 1978 erschien der erste abendfüllende Superman-Film mit Christopher Reeve in der Rolle des sanften Journalisten Kent, der sich bei Gefahr für das Gute in den kraftstrotzenden Superman verwandelte. Er spielte 82,5 Millionen Dollar ein, woraufhin Shuster und Siegel jährlich je 20 000 Dollar zugesagt bekamen. Auch wurde ihnen versprochen, daß ihre Namen als Erfinder Supermans in Ehren gehalten würden.
NAIROBI, 3. August (AFP). In Äthiopien sterben nach Angaben des offiziellen Rundfunks täglich schätzungsweise 35 Menschen an Unterernährung. Dies meldete der BBC-Weltdienst in Nairobi. Das Land leidet seit zwei Jahren unter einer katastrophalen Dürre. Erst vor zwei Monaten hatte der Internationale Agrarentwicklungsfonds der Vereinten Nationen erklärt, Äthiopien benötige in diesem Jahr eine Million Tonnen Nahrungsmittelhilfe.
HOORN, 3. August (AFP). Auf spektakuläre Art ist ein Strafgefangener aus dem Gefängnis im westniederländischen Hoorn geflohen. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, landete während des Rundgangs der Gefangenen ein kleiner Hubschrauber im Innenhof der Haftanstalt. Der 31jährige Häftling sei umgehend auf ihn zugerast und hineingesprungen, woraufhin der Hubschrauber weggeflogen sei. Die Maschine sei am Nachmittag gefunden worden. Der Pilot war den Angaben zufolge mit Handschellen an seinen Hubschrauber gefesselt. Der Gefangene und seine Helfer sollen mit Motorrädern geflüchtet sein, die mit französischen Nummernschildern versehen waren.
N'DJAMENA, 3. August (AFP). Die tschadische Menschenrechtsliga hat am Sonntag mit ihrem Auszug aus der Regierung gedroht, falls Ministerpräsident Joseph Yodoyman sich weigert, die Verantwortung für den Tod des Führers einer moslemischen Sekte und fünf seiner Anhänger zu übernehmen. Nach Angaben von Radio Tschad hatten Polizisten die Sektenmitglieder bei einer Auseinandersetzung um ein Grundstück in Digel, nordöstlich der Hauptstadt N'Djamena, erschossen. Das Oberhaupt der Sekte, Faki Ali, weigere sich seit 1990, das von seinen Anhängern illegal besetzte Gelände freizugeben. Bei den Zusammenstößen wurden 14 weitere Menschen zum Teil schwer verletzt.
Nach Auffassung der Menschenrechtsliga hatte der Innenminister mit seiner Anweisung, den Sektenführer notfalls mit Gewalt in einer Moschee festzunehmen, die Auseinandersetzung unnötig zugespitzt.Mit Besucherzahlen zufrieden Jedoch massive Kritik am künstlerischen Niveau der Festspiele
BAD HERSFELD. Von den Besucherzahlen her kann die Stadt Bad Hersfeld mit der Festspielsaison 1992 zufrieden sein. Mehr als 76 000 Gäste fanden bis zur letzten Aufführung am Sonntag den Weg in die Stiftsruine und das Fachwerkschloß Eichhof. Bürgermeister Walter Weiss (SPD): "Mit einer Rekordmarke von 81 000 Besuchern wie im Vorjahr hatten wir nicht gerechnet."
Nicht erwartet haben die Bad Hersfelder Theatermacher jedoch eine massive Schelte am künstlerischen Niveau der 92er Spiele. Zwei der fünf Inszenierungen, Shakespeares "Sommernachtstraum" und Goldonis "Mirandolina", wurden von Kritikern aus dem ganzen Bundesgebiet nahezu einhellig verrissen.
Als dann auch noch die von der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine eingesetzte Jury, die den Hersfeld-Preis für Schauspieler vergibt, befand, daß es diesmal keinen Großen Hersfeld-Preis geben werde, war der Eklat perfekt. Die Begründung, daß es in der Kulturlandschaft "keine Gipfel" gegeben habe, verärgerte das knapp 50köpfige Ensemble gehörig. Auch Indendant Peter Lotschak mochte die Kritik nicht akzeptieren. Die gescholtenen Inszenierungen hatten mit Wolfgang Hofmann und Jürgen Tamchina Neulinge in Bad Hersfeld übernommen. Beide, räumte Lotschak ein, kamen mit den Spielstätten Stiftsruine und Eichhof nicht zurecht. "Es ist schwer, einen Regisseur zu finden, der in kurzer Zeit ohne jegliche Etatüberschreitung unter oftmals schwierigen Bedingungen ein Stück inszeniert und es pünktlich zum Premierenbeginn auch herausbringen kann", beklagte Lotschak die schwierige Suche nach Regisseuren für Hersfeld. "Wir haben hier eine andere Ausgangslage als in Salzburg".
Den Hersfeld-Preis in der bestehenden Form sollte es nach Ansicht des Intendanten so nicht mehr geben. "Wenn es schon keine herausragenden Leistungen gegeben haben soll, so wäre beispielsweise doch auch ein Bühnenbild oder die Musik eines Preises würdig", sagte der Leiter der Festspiele. Nach seiner Ansicht hat keines der in diesem Jahr inszenierten Stücke herausragende Starrollen gehabt. Dies hätte auch die Hersfeld-Preis-Jury berücksichtigen müssen. ew
TAUNUSSTEIN. Ein 19jähriger Autofahrer hat am Samstag in Taunusstein (Rheingau-Taunus-Kreis) einen 43jährigen Motorradfahrer und dessen Beifahrerin, seine 44jährige Ehefrau, überfahren und getötet. Der 19jährige sei mit seinem Auto in eine Vorfahrtsstraße eingebogen und habe dabei das Motorrad erfaßt, berichtete das Regierungspräsidium. lhe
Der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner (VdK) hat beim Gesundheitsstrukturgesetz mehr Rücksicht auf Langzeitkranke und Schwerstbehinderte gefordert. Das von der Bundesregierung geplante Gesetz beinhalte für diese Gruppen unzumutbare Härten, sagte der Vorsitzende des VdK-Hessen, Wilhelm Kremer, am Sonntag in Frankfurt.
Auf Medikamente und ständige Behandlung angewiesene chronisch Kranke seien schon durch die Einschränkungen des Gesundheitsreformgesetzes 1989 schwer belastet worden, sagte Kremer. Die im geplanten Gesundheitsstrukturgesetz vorgesehenen zusätzlichen Einschränkungen und die Erhöhung der Eigenbeteiligungen überstiegen die Zumutbarkeitsgrenze für diese Gruppe.
Die im Gesundheitsstrukturgesetz vorgesehenen Härteregelungen seien außerdem so verwoben und bürokratisch, daß kaum jemand sich in diesem Dschungel werde zurechtfinden können, sagte Kremer. Bundesrat und Bundestag sollten das neue Gesetz nur dann beschließen, wenn die Belastungen für Langzeitkranke und Schwerstbehinderte auf ein erträgliches Maß reduziert würden. lhe
(Siehe auch Seite 16: "Behinderte sind . . .)
Die Ostthüringer Radsporttage 1992 (Grundig-Cup) bei den Amateuren wurden vom SSV Gera veranstaltet. Bei "Rund um Gera" setzten sich der Ex-Geraer Andreas Wartenberg und der Ex- Berliner Ralf Schmidt (beide RSG Frankfurt/Main) durch. Es war der 34. Saisonsieg für die RSG.
In der 14. Runde setzte Wartenberg zum entscheidenden Ausreißversuch an. Schmidt und Schenderlein (RSG Frankfurt) sicherten ihn ab, so daß Wartenberg ungefährdet nach 3:17:08 Stunden und 150 km den Zielstrich überquerte. Auf den weiteren Plätzen folgten Ralf Schmidt (1:04 Min. zurück), Michael Bier (Chemnitzer SC), Hardy Gröger (Chemnitzer SC), Wolfgang Lötzsch (HRC Hannover) und Thomas Schenderlein (RSG Frankfurt/Main).
Am Vortag, bei "Rund um das Geraer Rathaus", sicherte sich Dummert (Hannover) den Sieg. Er verwies im Spurt Meyer (SC Berlin) auf Platz 2. Mit einer Runde Rückstand folgten Landsmann (Hannover), Thomas Schenderlein (RSG Frankfurt/Main), Steffen Uhlig (Gera) und Marco Köhler (Berlin).
Am heutigen Montag tritt die RSG Frankfurt mit der Mannschaft Lehmann, Schmidt, Reuß, Wartenberg, Höbel und Lungershausen in der Sachsen-Rundfahrt an. boe/lhe
NEU-ANSPACH. Bei der Bruchlandung eines Sportflugzeuges sind am Sonntag in Neu-Anspach (Hochtaunuskreis) die beiden Insassen leicht verletzt worden. Wie ein Sprecher des Darmstädter Regierungspräsidiums berichtete, war das Flugzeug kurz nach dem Start auf ein Kornfeld gestürzt. Der Sachschaden beträgt rund 20 000 Mark. lhe
LEICHTATHLETIK
HESSISCHE STAFFELMEISTERSCHAFTEN in Niestetal, Frauen, 4 x 400 m: 1. LG Rheinhardswald/SSZ Hofgeismar (Richter, Roth, Huskamp, Kluge) 3:57,93 Min., 2. TSG Gießen-Wieseck I 4:01,01, 3. TSV Friedberg-Fauerbach 4:05,11.
Männer, 4 x 400 m: 1. Eintracht Frankfurt (Klingenberg, Oswald, Holmes, Berthes) 3:16,63, 2. LG Wetzlar 3:17,23, 3. LAV Wiesbaden 3:18,89
4 x 800 m: 1. Eintracht Frankfurt I (Berthes, Schröder, Oswald, Holmes) 7:44,60, 2. LAZ Gießen 7:44,92, 3. LG Schwalmstadt 7:56,52.
4 x 1500 m: 1. Eintracht Frankfurt (Simon, Schröder, Keil, Tortell) 15:58,73, 2. ASC Darmstadt 16:09,57, 3. TSV Pfungstadt 16:32,29.
ALGIER, 2. August (Reuter). Unbekannte Täter haben am Samstag in der algerischen Hauptstadt Algier zwei Polizisten erschossen. Das berichtete die amtliche Nachrichtenagentur APS. Seit der Verhängung des Ausnahmezustandes Anfang Februar wurden mehr als 80 Mitglieder der Sicherheitskräfte getötet. Für die Anschläge werden Anhänger der fundamentalistischen Islamischen Heilsfront (FIS) verantwortlich gemacht.
Der staatliche Rundfunk berichtete ferner von Sabotageakten in verschiedenen Städten Algeriens. Dabei seien Telefonleitungen und die Sendeanlage eines Rundfunks beschädigt worden.
BELFAST, 2. August (Reuter). Der Polizeichef Nordirlands hat die Existenz von Geheimverbindungen seiner Behörde mit terroristischen Gruppen der Protestanten in der britischen Provinz dementiert. Sir Hugh Annesley, Chef der Polizeitruppe RUC, sagte am Samstag in Belfast, der in einem Bericht des Fernsehsenders Channel Four enthaltene Vorwurf sei frei erfunden. Dem Sender zufolge bestehen Verbindungen zwischen den Sicherheitskräften in Nordirland und protestantischen Banden, die gegen die Untergrundgruppe Irisch Republikanische Armee (IRA) kämpfen.
Channel Four war am Freitag zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie den Informanten nicht nennen wollen, auf den die Anschuldigung zurückgeht. Annesley teilte mit, dieser Informant sei ausfindig gemacht worden. Er habe zugegeben, die Vorwürfe erfunden zu haben.
Channel Four blieb bei seiner Behauptung. Die Sendung sei das Ergebnis monatelanger Recherchen gewesen.
CARACAS, 2. August (Reuter). Bei einem Bombenanschlag in Venezuela starben am Samstag vier Polizisten. Radio Rumbos berichtete, der Sprengkörper sei gezündet worden, als die Soldaten in dem Bundesstaat Apure an der Grenze zu Kolumbien in ihre Kaserne zurückkehren wollten. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.
ANKARA (rtr). Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erteilt den Unternehmen und der Wirtschaftspolitik der Türkei gute Noten. In ihrer jüngsten Länder-Analyse mahnt sie Ankara jedoch, den eingeschlagenen Sparkurs noch konsequenter zu verfolgen. Die Türkei habe zwar in den achtziger Jahren wichtige Schritte zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft gemacht. Sie könne aber die Früchte der strukturellen Verbesserungen wegen einer zu laschen Umsetzung der makroökonomischen Politik nicht voll ernten.
Die OECD unterstützt den Plan der Regierung, die öffentliche Kreditaufnahme zu senken. Diese Bemühungen und die geplante Begrenzung des Lohnanstiegs im öffentlichen Dienst sollten helfen, den inflationären Druck zu vermindern. Der Preisauftrieb wird von der OECD für 1992 auf 68 Prozent und für 1993 auf 55 Prozent prognostiziert. Die Organisation erwartet in diesem Jahr in der Türkei ein Wachstum um etwa fünf Prozent nach einer schleppenden Entwicklung 1991. In der kommenden Periode könnte sich aber der Anstieg des realen Bruttosozialprodukts auf 3,7 Prozent verlangsamen.
Große Fortschritte wird die Türkei nach Einschätzung der OECD im Außenhandel machen. Das Land werde in diesem Jahr den Leistungsbilanzüberschuß wahrscheinlich auf 575 Millionen Dollar verdoppeln.
MÜNCHEN (rtr/dpa/VWD/FR). Die westdeutsche Wirtschaft wird ihre gegenwärtige Schwäche nach Einschätzung des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in der zweiten Jahreshälfte 1992 abstreifen und von 1993 an zwar moderat, aber stetig weiterwachsen. Die neuen Bundesländer werden ihren Aufholprozeß im kommenden Jahr fortsetzen und ihre Wirtschaftsleistung um 10,5 Prozent steigern, prognostizieren die Münchner Experten in ihrer jüngsten Studie. Für die gesamtdeutsche Volkswirtschaft veranschlagen sie den Anstieg des Bruttosozialprodukts von 1993 bis zur Jahrtausendwende auf durchschnittlich drei Prozent per annum.
Die Bundesbank ermahnen die Wissenschaftler, daß zusätzliche "Restriktionsmaßnahmen" in der Geldpolitik die Erholung gefährden könnten. Die Konjunktur stehe "derzeit immer noch auf der Kippe". Das größte Problem der deutschen Wirtschaftspolitik werde die Entwicklung am Arbeitsmarkt in der ehemaligen DDR bleiben, konstatieren die Experten in ihrem Ausblick. Die dynamischere Entwicklung von Produktion und Investition reiche zwar aus, um rund fünfeinhalb Millionen Erwerbspersonen bis zum Ende der Dekade einen modernen Arbeitsplatz zu bieten. Allerdings werde die "marktmäßig abgesicherte Beschäftigung" im Osten mittelfristig nicht steigen. Aufgabe der Wirtschaftspolitik werde es daher auch in Zukunft bleiben, die Rahmenbedingungen für mehr Beschäftigung zu verbessern und "die sozialen Sicherungssysteme finanzierbar zu halten". Die Erwebslosenquote im Westen beziffern die Fachleute im kommenden Jahr auf sechs Prozent, für den Osten werden 19,2 Prozent angenommen und für die gesamte Republik 7,8 Prozent. Für die Zeit bis zur Jahrtausendwende gehen die Münchner in ganz Deutschland von einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von acht Prozent im Jahr aus. Die auf Stabilität ausgerichtete Geld- und Finanzpolitik wird nach Ansicht von Ifo die gegenwärtig hohen Preissteigerungsraten wieder stärker unter Kontrolle bringen. Im Westen bleibe es dennoch bis zur Mitte der neunziger Jahre schwierig, den Zuwachs deutlich unter drei Prozent zu drücken. Für die kommende Periode wird in den alten Ländern die Teuerung mit 3,5 Prozent angesetzt, gesamtdeutsch erwarten die Ifo-Experten 4,5 Prozent.
Die mittelfristige Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft wird laut Ifo stark davon abhängen, ob es gelinge, das gegenwärtig hohe Investitionstempo aufrechtzuerhalten. Die öffentlichen und privaten Investitionen betrügen in der laufenden Periode voraussichtlich 100 Milliarden Mark, 1993 könnte das Volumen auf 120 Milliarden Mark steigen.
Die größten Impulse seien dabei bis Mitte der Dekade für die Dienstleistungssparte, das Baugewerbe und den privatisierten Teil der Industrie zu erwarten. Später würden auch Energie-Projekte begünstigt. Der private Verbrauch wird sich laut Ifo 1992 im Vergleich zum Vorjahr weiter verlangsamen und mittelfristig nur noch mit einer jährlichen Rate von 2,5 bis drei Prozent zunehmen, um im Jahr 2000 rund 80 Prozent des westdeutschen Konsumniveaus zu erreichen. Bei dieser Prognose wurde eine mittelfristige Lohnerhöhung um jährlich sieben bis 7,5 Prozent im Osten unterstellt.
Die Finanzierung der Einheit bleibt weiter schwierig, meint Ifo. Das Defizit der Gebietskörperschaften, das bislang rund 123 Milliarden Mark beträgt, werde sich auch im laufenden und im kommenden Jahr nicht wesentlich verändern.
Die Leistungsbilanz tendiere nach dem durch den Nachfragesog aus den neuen Ländern verursachten Minus wieder zum Ausgleich. Mittelfristig könne mit Überschüssen gerechnet werden.
KARATSCHI/NEU-DELHI, 2. August (Reuter/AFP). In den pakistanischen Südprovinzen Sind und Baluchistan sind seit Freitag mindestens 60 Menschen wegen schwerer Monsunregenfälle umgekommen. Tausende wurden obdachlos. Wie es am Sonntag von amtlicher Seite hieß, ertranken die meisten Opfer, oder wurden von einstürzenden Häusern erschlagen.
Im ostindischen Bundesstaat Orissa wurden bei Überschwemmungen und Unwettern seit dem 23. Juli mindestens 21 Menschen getötet. Zwei Millionen Menschen flohen vor den Wassermassen. Wie die indische Nachrichtenagentur PTI am Samstag unter Berufung auf den Ministerpräsidenten des Bundesstaates Orissa berichtete, wurden die Opfer entweder von den Fluten der angeschwollenen Flüsse getötet, vom Blitz erschlagen oder unter den Trümmern ihrer Häuser begraben. Etwa 1200 Dörfer in der Küstenregion seien überflutet worden.
SARAJEWO, 2. August (Reuter/AP/ AFP). Heckenschützen haben bei Sarajewo zwei kleine Kinder im Alter von 13 Monaten und dreieinhalb Jahren erschossen, die zusammen mit weiteren Waisenkindern nach Deutschland gebracht werden sollten. Nach Angaben der Hilfsorganisation "Botschaft der Kinder" in der bosnischen Hauptstadt wurde der Bus mit den 50 Kindern am Samstag abend auf der Fahrt vom Waisenhaus zu dem 51 Kilometer nordwestlich von Sarajewo gelegenen Ort Fojnica beschossen. Während der genaue Hergang der riskanten Rettungsaktion noch ungeklärt war, hagelt es am Sonntag Vorwürfe und Schuldzuweisungen.
Warum der Autobus in den allgemein als besonders gefährlich geltenden Abendstunden losgefahren war, konnte nicht eindeutig festgestellt werden. So sagte die Leiterin des Waisenhauses, sie hätte der Abreise ihrer Schützlinge niemals zugestimmt, wenn sie nicht das Einverständnis der "Botschaft der Kinder" gehabt hätte, die als Mittler-Organisation für den Transport der Waisenkinder nach Deutschland fungiert habe. Der Generalsekretär der "Botschaft der Kinder", Dusko Tomic, versicherte, er habe unter dem Druck der deutschen Landtagsabgeordneten gehandelt, die die Kinder nach Deutschland bringen wollten. Sie hätten erklärt, eine schriftliche Garantie für eine Feuerpause von der serbischen Seite zu haben und auf eine schnelle Abfahrt gedrängt, obwohl die UN-Friedenstruppen (UNPROFOR) für kommenden Dienstag eine Eskorte für den Bus in Aussicht gestellt habe. Dagegen sagte UNPROFOR-Sprecher Mik Magnusson, die Blauhelme hätten auf eine schriftliche Anfrage in dieser Sache gewartet und vor der Busfahrt zu diesem Zeitpunkt gewarnt. Die Rettungsaktion grenze ans Kriminelle.
Die beiden Landtagsabgeordneten Karsten Knolle (CDU) und Jürgen Angelbeck (fraktionslos) aus Sachsen-Anhalt hatten seit mehreren Tagen versucht, die Kinder aus der umkämpften bosnischen Hauptstadt zu holen. Die Landesregierung in Magdeburg hat für die Waisen eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis gegeben. Angelbeck bestritt, vor der Abfahrt des Busses Druck auf die zuständigen Stellen ausgeübt zu haben. Die bosnische Führung habe ihm erklärt, die Rettungsaktion sei möglich. Angelbeck teilte ferner mit, die Serben hätten an einer Straßensperre neun Kinder aus dem Bus geholt mit der Begründung, dies seien serbische Kinder. Die restlichen Kinder wurde bis zum Sonntag nachmittag nach Fojnica gebracht. Am heutigen Montag sollen sie vom kroatischen Split aus nach Deutschland geflogen werden.
Moslemische Verbände meldeten am Wochenende Erfolge bei ihrer Offensive gegen serbische Stützpunkte im Großraum Sarajewo. Wie die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug berichtete, eroberten die Moslems nach eigenen Angaben die Stadt Trnovo 30 Kilometer südlich der Hauptstadt. Die serbische Seite bestritt die Berichte. Ihr Militärkommando teilte statt dessen mit, die Moslems hätten schwere Verluste erlitten. Laut Tanjug schlugen die Serben moslemisch-kroatische Angriffe bei Mostar und bei Kalinikov südlich Sarajewos zurück. Bei der Moslem-Offensive wurden von Donnerstag bis Samstag laut Tanjug 150 serbische Kämpfer und Zivilisten getötet.
Bei Kämpfen in Sarajewo wurde das UN-Hauptquartier am Sonntag morgen von einer Granate getroffen. Dabei sei niemand verletzt worden, teilte ein UN-Sprecher mit. Am Freitag waren bei einem Granatenangriff auf eine UN-Stellung sechs Blauhelme aus der Ukraine verwundet worden. Der kanadische General Lewis MacKenzie, der am Samstag das Kommando der UN-Truppen am Flughafen von Sarajewo abgab, sagte über den Krieg, er habe noch nie einen solchen Haß gesehen. Die Lage habe sich nach Ankunft der Soldaten nicht verbessert, sondern verschlechtert.
Die jugoslawischen Streitkräfte kündigten erbitterten Widerstand für den Fall eines militärischen Eingreifens des Auslandes an. Laut Tanjug sagte Generalstabschef Zivota Panic, bei einer Militärintervention werde sich Jugoslawien "bis zum letzten Mann verteidigen". Für einen "gezielten Schlag" gegen die serbischen Stellungen um Sarajewo sprach sich Österreichs Vizekanzler Erhard Busek aus. Der frühere Bundeswehrgeneral Gerd Schmückle warnte dagegen vor einem militärischen Eingreifen. Den Stuttgarter Nachrichten sagte er, dies könnten nur Männer beschließen, die von Kriegsführung keine Ahnung hätten.
Der DGB-Vorsitzende Heinz-Werner Meyer sprach sich in Bild am Sonntag für eine Beteiligung der Bundeswehr auch an Kampfeinsätzen unter UN-Oberhoheit aus. Die FDP hält nach den Worten ihres Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff an ihrer Auffassung fest, daß es für Bundeswehreinsätze unter dem Dach der UN einer Grundgesetzänderung bedarf.
JOHANNESBURG, 2. August (Reuter). In Südafrika beginnt am heutigen Montag eine Protestkampagne des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), mit dem die Schwarzen-Bewegung die weiße Regierung zu entscheidenden Zugeständnissen bei der Demokratisierung des Landes zwingen will. Geplant ist auch ein zweitägiger Generalstreik.
Die vom ANC organisierte Kampagne ist der bisherige Höhepunkt der Kraftprobe mit der Regierung de Klerk, die den Apartheid-Staat vor zwei Jahren auf Reformkurs gebracht hatte. Der ANC will die völlige Demokratisierung in dem seit 300 Jahren von Weißen beherrschten Land. Dieses Ziel soll mit Demonstrationen, Protestmärschen, Sitzstreiks vor Regierungsgebäuden und Besetzungen von Betrieben erreicht werden.
Die weiße Regierung hat den geplanten Streik ihrerseits in einer Anzeigenkampagne als unnötig bezeichnet und vor den wirtschaftlichen Folgen gewarnt. Präsident Frederik Willem de Klerk vertrat die Meinung, mit Gewalt lasse sich die Regierung nicht von der Macht verdrängen. Er forderte den ANC zur Wiederaufnahme der im Juni abgebrochenen Gespräche über eine neue demokratische Verfassung auf.
Der ANC hatte den Dialog nach dem Massaker an mehr als 40 Schwarzen in Boipatong beendet, an dem er der Regierung die Mitschuld gibt. Gegen die ANC- Kampagne ist auch die Zulu-Partei Inkatha, die sich im Dauerkonflikt mit dem ANC befindet. Inkatha hat Gewalt angedroht, falls ihre Mitglieder daran gehindert würden, zur Arbeit zu gehen. Der schwarze Kolumnist Sekola Sello schrieb, in dem Konflikt werde es keine Sieger geben. Er warf dem ANC und seinen Verbündeten vor, den Sturz der Regierung im Kopf zu haben. De Klerk werde aber, wenn auch beschädigt, im Amt bleiben.
Der außenpolitische Sprecher des ANC, Thabo Mbeki, äußerte die Zuversicht, daß Gewaltakte durch die Präsenz der UN- Beobachter verhindert werden könnten. Sieben Beobachter trafen am Sonntag in Südafrika ein, um die Proteste zu beobachten. Drei Kollegen hielten sich bereits im Lande auf. UN-Delegationschef Hisham Omayad aus Ghana sagte, seine Leute hätten kein Mandat zur Schlichtung von Streitfällen. Wenn alle Seiten dies wünschten, würden die Beobachter aber vermittelnd tätig werden. UN-Generalsekretär Butros Ghali hatte die Beobachter auf Wunsch von de Klerk und ANC-Präsident Nelson Mandela entsandt.
Neue Gewalttaten ließen die Spannungen am Wochenende weiter steigen. Wie die Polizei mitteilte, kamen insgesamt 18 Menschen ums Leben.
KABUL, 3. August (Reuter/dpa). Bei einem Raketenangriff auf die afghanische Hauptstadt Kabul sind am Sonntag nach Angaben einer Sendung von Radio Kabul 14 Menschen getötet und 97 verletzt worden.
Die afghanischen Behörden teilten mit, regierungsfeindliche Gruppen hätten die Hauptstadt mit Raketen und Granaten beschossen. Die Regierung hat am Montag den radikalislamischen Paschtunenführer Gulbuddin Hekmatyar für den Raketenangriff auf den Flughafen verantwortlich gemacht. Bei dem Angriff war auch beträchtlicher Sachschaden entstanden. Eine Verkehrsmaschine der afghanischen Fluglinie Ariana sowie zwei kleinere Maschinen eines Zubringerdienstes gingen in Flammen auf. Mehrere Hubschrauberhangars wurden zerstört.
Nach Ansicht von Beobachtern in Kabul verfolgte der Raketenangriff das Ziel, den für Sonntag geplanten eintägigen Besuch des pakistanischen Premierministers Nawas Sharif in Kabul zu verhindern. Der Besuch wurde bereits abgesagt. Am 14. August soll Afghanistans Regierungschef Barhanuddin Rabani nun nach Islamabad reisen.
Inzwischen haben einige an der Regierung beteiligte Gruppen und ein Ältestenrat aus Abgesandten mehrerer Stadtteile Kabuls eine "Waffenstillstandsversammlung" einberufen.
ALGIER, 3. August (Reuter). In Algerien sind rund 35 Mitglieder zweier bewaffneter fundamentalistischer Gruppen festgenommen worden. Die staatliche Nachrichtenagentur APS berichtete, bei der Aktion in der Stadt El Qued am Rande der Sahara seien am Sonntag 90 Kilogramm Sprengstoff, 130 Bomben verschiedener Stärke sowie Geräte zur Herstellung von Sprengkörpern sichergestellt worden. In anderen Landesteilen habe man weitere 16 Personen inhaftiert.
Am Samstag hatten APS zufolge unbekannte Täter in der algerischen Hauptstadt Algier zwei Polizisten erschossen. Seit der Verhängung des Ausnahmezustandes Anfang Februar sind über 80 Mitglieder der Sicherheitskräfte getötet worden. Der staatliche Rundfunk berichtete auch von Sabotageakten in verschiedenen Städten Algeriens. Für die Anschläge werden Anhänger der fundamentalistischen FIS verantwortlich gemacht.
BAGDAD, 3. August (Reuter). Ein Unbekannter hat am Sonntag auf einen UN-Wachtposten vor einem Hotel in Bagdad geschossen. Vertreter der Vereinten Nationen (UN) teilten mit, eine Kugel habe den tschechoslowakischen Soldaten nur knapp verfehlt. Der Mann habe Wache vor dem Hotel "Palästina" gestanden, wo einige UN-Mitarbeiter wohnten. Der Schuß sei offensichtlich mit Absicht abgefeuert worden. In den vergangenen Monaten sind UN-Mitarbeiter wiederholt angegriffen oder belästigt worden. Die irakischen Behörden haben erklärt, es handele sich um Bürger, die zornig über die Anwesenheit der UN im Land seien.
Wie sich die Bilder gleichen: Im Vorjahr mußte Trainer Josef Hickersberger nach einem Negativ-Rekordstart von 0:12 Punkten in der Fußball-Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf vorzeitig das Feld räumen. Am sechsten Spieltag wurde ihm eine 1:3-Niederlage beim Nachbarn Borussia Mönchengladbach zum Verhängnis. Am Ende der Düsseldorfer Chaos- Saison stand dann dennoch fast zwangsläufig der dritte Abstieg.
Am sechsten Spieltag der laufenden Saison in der Zweiten Bundesliga kassierte Fortuna Düsseldorf nun beim Nachbarn und Mitabsteiger MSV Duisburg ebenfalls eine 1:3-Niederlage, ist nach einem Fehlstart von 2:10 Punkten noch ohne Sieg und steckt wieder mitten im Abstiegskampf.
Manche Düsseldorfer Fans haben den Sündenbock bereits ausgemacht: Trainer Horst Köppel. Der 44 Jahre alte Schwabe übernimmt auch die Verantwortung für den Fehlstart, räumt Fehler in seiner Einkaufspolitik ein. "Über einige bin ich schwer enttäuscht", sagt der ehemalige DFB-Trainer, ohne Namen zu nennen.
Dennoch will der Trainer nicht von sich aus die Waffen strecken. "Einigen will ich es noch zeigen", meint Köppel, schließlich habe auch er einen Stolz. Fast schon schockiert zeigte er sich von den Auswüchsen des Fanatismus. Schon nach der Niederlage gegen Mainz wollten ihm "Hooligans" an die Wäsche, in Duisburg wurde er ebenfalls mit Sprüchen unterhalb der Gürtellinie beschimpft.
"Ich bin doch kein Schwerverbrecher, doch hier wird man behandelt wie ein Schwerverbrecher! Das ist mir selbst in Dortmund nicht passiert", macht er seinem Ärger Luft. In solchen Situationen stelle er sich die Frage, ob das der Fußball wert sei. Mit seiner Familie wollte er am arbeitsfreien Sonntag noch einmal über seine Zukunft nachdenken, zumal ein Großteil seiner Kicker auch einen Tag nach der Pleite in Duisburg das Training eher als eine lästige Pflichtübung zu betrachten schien.
Der Fortuna-Vorstand wird bei einer "Krisensitzung" am Montag das Trainerthema behandeln. "Ich gehe davon aus, daß Horst Köppel auch noch am Samstag gegen Meppen unser Trainer ist."
Eines steht allerdings schon jetzt fest. Sollte Düsseldorf Horst Köppel vorzeitig feuern, kann Fortuna kein Entgegenkommen erwarten. Köppel: "Ich muß auch an das Finanzielle denken. Sollte ich schon einen schlechten Abgang bekommen, will ich wenigstens Schmerzensgeld."
Trotz aller Gegenbezeugungen stehen mit Fortunas Ex-Trainern Aleksandar Ristic, dem Wunschkandidaten der Fans und Sponsoren, sowie Manfred Krafft und Helmut Schulte schon drei potentielle Köppel-Nachfolger Gewehr bei Fuß. sid
SCHOTTLAND, 1. Spieltag: Glasgow Rangers - FC St. Johnstone 1:0, Heart of Midlothian - Celtic Glasgow 0:1, FC Aberdeen - Hibernian Edingburgh 3:0, FC Dundee - FC Falkirk 1:2, FC Motherwell - Dundee United 0:1, Partick Thistle - FC Airdrieonians 1:0. - Die Tabellenspitze: 1. FC Aberdeen 3:0 Tore/2:0 Punkte, 2. FC Falkirk 2:1/2:0, 3. Celtic Glasgow, Glasgow Rangers, Dundee United und Partik Thistle alle 1:0/2:0.
Silke Renk streckte mit feuchtschimmernden Augen die Arme dem Abendhimmel über Barcelona entgegen und rannte zur deutschen Fan-Gruppe. In Tränen aufgelöst, lauschte sie der stark gekürzten deutschen Nationalhymne, schüttelte nach ihrem Sensations-Coup immer wieder den Kopf und meinte mit tränenerstickter Stimme: "Zwölf Jahre habe ich für so einen Wurf trainiert. Als ich auf dem Treppchen stand, ist mir bewußt geworden, daß mich der Olympiasieg unsterblich gemacht hat."
Keine Abrechnung im Dagmar-Hase- Stil, im Gegenteil: "In der Mannschaft hat es nie eine Ost-West-Mauer gegeben. Der Verband war immer für mich da, wenn ich ihn gebraucht habe."
Und auch das Glück war im entscheidenden Augenblick für die 25jährige Hallenserin da. Im letzten Versuch bohrte sich der 800-g-Speer exakt bei 68,34 m in den Rasen des Olympiastadions, nachdem die WM-Dritte jeden Millimeter der Anlaufstrecke ausgenutzt hatte. "Mit Platz vier hatte ich spekuliert, plötzlich war eine Medaille sicher. Da habe ich alles oder nichts versucht."
Mit bangem Blick verfolgte sie den letzten Wurf ihrer Vereinskameradin Karen Forkel (66,86), die nach dem WM-Debakel von Tokio mit einem Freudentänzchen die Bronzemedaille feierte. "Das ist mehr als Rehabilitierung für die Schmach von Tokio", strahlte die 21jährige, deren angeknackste Wurfschulter im entscheidenden Augenblick hielt.
Mit einer Bewegung zwischen Daumen und Zeigefinger, die die Spanne von acht Zentimetern bedeuten sollte, demonstrierte sie den Unterschied, der Sieger macht. Mit dieser winzigen Differenz hatte die Sportstudentin noch Natalja Schikolenko an deren 28. Geburtstag vom Sockel gestoßen. Die in Usbekistan geborene und in Weißrußland lebende Athletin sowie Vorgängerin Petra Meier (Jena), die nach großen Knieproblemen am Ende ihrer Laufbahn mit 59,02 m und Rang sieben zufrieden sein mußte, gehörten zu den ersten Gratulanten. "Das rechne ich beiden hoch an", so Silke Renk.
Als Silke Renk kurz nach 1 Uhr endlich unter den Klängen des Queen-Klassikers "We are the champions" die herbeigesehnte Flasche Schampus köpfen durfte, verloren ihre Augen ein wenig den Glanz: "Speerwerfen interessiert doch fast keinen. Damit kann man selbst als Olympiasieger kein Geld verdienen."
Ihr Manager Robert Wagner vernahm es mit leichtem Lächeln: "Die speerwurfverrückten Skandinavier rufen schon an. Die Kurse werden so zwischen 5000 und 7000 Dollar liegen", meinte der Österreicher, der für verrückt erklärt worden war, weil er statt Weltrekordlerin Petra Meier das neue Erfolgsduo Renk/Forkel unter Vertrag genommen hatte.
Ausgerechnet die erfolgreichste Speerwerferin der letzten Jahre erlebte am Ende ihrer Karriere ihre bitterste Stunde: "Warum bloß so", stammelte Petra Meier nach dem 59,02-m-Debakel tränenüberströmt. Als die Olympiasiegerin von 1988 wieder ein wenig Fassung gewonnen hatte, meinte sie: "Jetzt möchte ich zwei Kinder haben." sid/dpa
Mit Treffern von Thomas Doll und des Niederländers Aron Winter gewann der italienische Fußball-Erstligist Lazio Rom ein Testspiel in Schöngau gegen die Zugspitz-Auswahl 8:0. Karlheinz Riedle blieb ein Tor verwehrt und wurde in der 55. Minute ersetzt.
Mehr Pleiten als Medaillenchancen. Eine Serie von Fehlschlägen, Frust und Verschleiß drückt dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) in Barcelona trotz der ersten Medaillen das Verlierer- Image auf. Im Jahr vor den Weltmeisterschaften im eigenen Land droht die große Rücktrittswelle, nachdem die Kugelstoß-Olympiasieger Claudia Losch (Fürth) und Udo Beyer (Potsdam) bereits das Handtuch geworfen haben.
Fünf andere Olympiasieger und eine ganze Anzahl weiterer Leistungsträger der letzten Jahre denken ans Aufhören. Einige von ihnen werden es noch 1992 realisieren. Petra Meier (Jena), vier Jahre nach dem Seoul-Gold als Siebte kläglich gescheitert, möchte den Speer sofort in die Ecke stellen und bald Mutter werden.
In der Sackgasse scheint auch das mit Gold und Silber bei Olympia und WM dekorierte 800-m-Duo. Trainer Walter Gladrow hatte "wegen Reibungsverlusten" das Ende der Zusammenarbeit bereits angekündigt, ehe Christine Wachtel (Rostock) überraschend im Vorlauf und Sigrun Grau (Neubrandenburg) im Halbfinale ausschieden. Und auch Seoul-Olympiasieger Ulf Timmermann sieht nach dem fünften Kugelstoß-Rang wenig Sinn in der Fortsetzung seiner Karriere.
Der gescheiterte Hochspringer Dietmar Mögenburg (Wattenscheid) will vielleicht noch bis zur WM weitermachen, sein langjähriger Weggefährte Carlo Thränhardt (Leverkusen), schon 35, hat das Ende nach dem verpaßten Olympia ebenfalls vor Augen. "Das herrliche Erbe der früheren DDR schwindet langsam. Die erste Garnitur werden wir bald verloren haben", sagt DLV-Sportwart Prof. Dr. Manfred Steinbach.
Während Torsten Voss, der Schweriner Zehnkampf-Weltmeister von 1987, und Anke Behmer, Siebenkampf-Europameisterin 1986, nach gescheiterter Barcelona-Qualifikation die Laufbahn beendeten, will der frühere Speerwurf-Weltrekordler Klaus Tafelmeier (Leverkusen) nach dem verpaßten Olympia und zwei, drei weiteren Wettkämpfen aufhören. "Es macht keinen Spaß mehr, wenn es immer öfter irgendwo zwickt", sagt der 34jährige.
Zwei weitere Olympiasieger früherer DDR-Tage wollen sich vor dem Ende der Karriere noch einmal beweisen: Martina Hellmann (Leipzig) mit dem Diskus und Hartwig Gauder (Erfurt) im 50-km-Gehen, das auch für den Berliner Ex-Weltmeister Ron Weigel zur Abschiedsvorstellung auf internationalem Parkett werden könnte. Wohl auch für Hindernisläufer Hagen Melzer (Dresden), 1986 wie Tafelmeier Europameister. sid
Chinas Erfolge überraschen bei Olympia. Achtmal Gold - drei mehr als bei den Spielen von Seoul insgesamt - eroberten die Sportler aus dem Reich der Mitte bis zur Halbzeit in Barcelona. Besonders auffällig waren die Erfolge im Schwimmen, aber auch in anderen Disziplinen wie Fechten, in denen die fernöstlichen Athleten bislang nur eine kleine Rolle spielten, drängen sie nach vorn. Zielgerichtetes Training mit fremder Hilfe steckt dahinter. Und angesichts dargebotener Muskelberge stellt sich die Dopingfrage.
Dr. Klaus Rudolph, Vater von Nils Rudolph, arbeitete 1987 als Leihgabe der ehemaligen DDR als Schwimmtrainer der regionalen Auswahl in Schanghai. Gleichzeitig war Kunstsprung-Coach Klaus Matthes in China. Von ihren Methoden profitiert noch heute die chinesische Mannschaft. Yong Zhuang, Hong Quian und Weltrekordlerin Li Lin sind die Damen, die nach damals eingeführten Techniken für ihren Olympiasieg in Barcelona trainiert wurden. Sprungwunder Fu Mingxia siegte vom Turm.
"Unsere Athleten sind vier Jahre lang darauf vorbereitet worden, in Barcelona das beste Ergebnis aller Zeiten zu erreichen", gibt Lin Zhiwei, Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), zu. Das Regime der letzten real existierenden Hochburg des Kommunismus hat alle Anstrengungen unternommen, verlorene internationale Reputation nach dem Studentenmassaker auf dem Platz des himmlischen Friedens durch den Sport wiederherzustellen.
Ein ganz wichtiger Aspekt für die Bewerbung Pekings um die Ausrichtung der Spiele im Jahr 2000. Und erste Früchte trägt die Arbeit schon. Juan Antonio Samaranch, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sagte bereits: "Ein Land mit solchen Erfolgen besitzt auch die Fähigkeit, die Spiele auszurichten."
Wenngleich die asiatische Zurückhaltung bei Dopingkontrollen - im einzigen Institut des 1,2 Milliarden Menschen großen Riesenreiches arbeiten gerade 14 Angestellte - und der Körperbau einiger Sportler Verdachtsmomente erregt, so hat der sportliche Aufschwung Chinas doch mehrere Aspekte. Das Betreuerpersonal wurde vorzugsweise in früheren sozialistischen Bruderländern rekrutiert.
Im Boxen bestimmt der Kubaner Pedro Luiz Diaz Benitez, in der Rhythmischen Sportgymnastik die Bulgarin Anni Boschewo. 15 Coachs aus der früheren Sowjetunion kümmern sich um die Leichtathletik.
Aber auch die einheimischen Trainer genießen genügend Reisefreiheit, um sich im Ausland neueste Erkenntnisse anzueignen. Ziemlich veraltet, aber dennoch wirksam wirkt dagegen das Selektionssystem. In den Schul- und Regionalauswahlmannschaften der 30 Provinzen und zehn chinesischen Distrikte, die viele Wettkämpfe gegeneinander bestreiten und alle vier Jahre nationale Spiele, werden die Kinder entdeckt, vermessen und den zuständigen Spezialschulen überstellt. sid
Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), Willi Daume, sprach in Barcelona erneut mit Schwimm-Olympiasiegerin Dagmar Hase. "Ich habe mich darüber informieren lassen, wie die Athletin die ganze Sache sieht und was die Magdeburger bewegt", sagte Daume, der nähere Einzelheiten des Gesprächs aber nicht mitteilen wollte.
Mit einem geradezu märchenhaften Ritt legte die Doppel-Olympiasiegerin von Seoul und Weltmeisterin Nicole Uphoff den Grundstein für das zu erwartende Mannschafts-Gold in der Dressur am Dienstag abend.
Für die fast makellos ausgeführten 34 Lektionen im Grand Prix gaben ihr die fünf Punktrichter insgesamt kaum glaubliche 1768 Zähler. Mehr wurde bisher in der Geschichte des Dressurreitens noch nie erreicht.
Mit deutlichem Abstand auf Uphoff folgten zum Auftakt des Teamwettbewerbs die Niederländerin Anky van Grunsven auf Bonfie (1631) und die Kanadierin Christilot Hanson-Buylen auf Biraldo (1543).
Nach der Vorstellung von Nicole Uphoff prasselte nur Lob auf die erfolgreichste Dressurreiterin der letzten Jahre herab.
Liselott Rheinberger, Goldmedaillengewinnerin von München, sagte: "Einfach super". Und Bundestrainer Harry Boldt erklärte begeistert: "Besser geht es fast nicht."
Europameisterin Isabell Werth aus Rheinberg auf Gigolo und der Düsseldorfer Klaus Balkenhol auf Goldstern starten erst am zweiten Tag. sid
HANDBALL
Vorrunde, Männer, 4. Spieltag, Gruppe A: Island - Südkorea 26:24 (11:14).
Ibrahim Samadow muß für einen Blackout von wenigen Sekunden lebenslang büßen. Der russische Gewichtheber wurde vom Weltverband (IWF) für alle Zeiten ausgeschlossen, zudem wurde ihm vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Bronzemedaille im Leichtschwergewicht aberkannt. IOC-Informationsdirektorin Michele Verdier: "Uns ist aus der olympischen Geschichte kein ähnlicher Fall bekannt."
Die unerklärliche Reaktion des Weltmeisters, der nach Erhalt der Bronzemedaille diese auf den Boden warf und wutentbrannt vor dem Abspielen der Hymne in den Aufwärmraum lief, bezog sich vermutlich auf die Streichung des Goldkandidaten Altymurad Orasdurdijew durch GUS-Cheftrainer Wassilij Alexejew unmittelbar vor dem Wettbewerb.
Die Erklärung dürfte die knappe Niederlage des Russen gewesen sein, der bei gleicher gehobener Last von 370,0 kg im Zweikampf seinen beiden Konkurrenten Pyrros Dimas aus Griechenland sowie Krzystof Siemion aus Polen aufgrund des um 50 Gramm höheren Eigengewichts unterlag. Als ihm dann auch noch ein Grieche die Medaille umhängte, löste das bei Samadow den wohl entscheidenden Adrenalinstoß aus.
Sein Trainer Alexejew, zu seiner Zeit 80facher Weltrekordler im Superschwergewicht, hatte dem Turkmenen Altymurad Orasdurdijew fünf Minuten vor dem Wettkampf erklärt, er könne nicht an den Start gehen. Begründung: Er stünde Samadow im Kampf um Gold im Weg. Die Turkmenen behaupten nun, es ärgere Alexejew, daß der in der Bundesliga für den Berliner TSC hebende Orasdurdijew einen Heimtrainer und der "russische Bär" Alexejew damit nicht die alleinige Verfügungsgewalt über den Weltmeister von 1989 und 1990 gehabt hat.
Der Druck, den der 23jährige Samadow durch dieses Intrigenspiel hinter den Kulissen auf der Bühne aushalten mußte, war offenbar schwerer als die Hantel. Aus diesen Zusammenhängen läßt sich die Kurzschlußreaktion bei der Siegerehrung erklären.
Der Athlet muß jetzt die Folgen der Politik von Alexejew ausbaden und kann nach den drakonischen Strafen mit seinem Sport aufhören.
Das dritte Gold für das von Alexejew trainierte GUS-Team holte am Samstag Kachi Kachiachwili aus Georgien im Mittelschwergewicht mit 412,5 kg (177,5/235). Mit seinem dritten Versuch im Stoßen (235 kg) stellte er den Weltrekord ein. Silber gewann Sergej Syrtsow aus Usbekistan mit ebenfalls 412,5 kg. sid/dpa
Islands Handball-Nationalmannschaft, erst durch die Streichung von Jugoslawien Nachrücker ins olympische Turnier, steht überraschend im Halbfinale. Sie besiegte in Granollers Südkorea, den Silbermedaillengewinner von 1988, 26:24 (11:14). Island übernahm mit 7:1 Punkten die Führung in der Gruppe A vor Weltmeister Schweden (6:0).
Der Niederlage folgte prompt die Trotzreaktion, die Basketballer planen weiter den Olympia-Coup. "Wir haben die Chance, für die größte Basketball-Überraschung aller Zeiten bei Olympia zu sorgen, wenn wir die Runde der ersten vier erreichen", gab Bundestrainer Svetislav Pesic die Stimmung wieder, die nach der 76:85 (40:39)-Niederlage gegen Brasilien in der Kabine herrschte. Deutschlands Korbjäger, vierte der Gruppe A, wollen mit einem Viertelfinalsieg über die GUS den Olympia-Coup perfekt machen.
Zwei Siege, drei Niederlagen und zumindest Platz acht wie bei den Sommerspielen 1984 in Los Angeles stehen nach der Vorrunde im Sportpalast zu Badalona zu Buche. Die verlorene Partie gegen Brasilien schmerzte nicht sonderlich, da Angola die DBB-Auswahl schon zuvor mit jenem spektakulärem Triumph über den gescheiterten Gastgeber Spanien ins Viertelfinale gehievt hatte.
Gegen Brasilien zeigten Schrempf, Gnad und Co. Licht und Schatten, besonders in der Defensive. Neben dem Top- Schützen Detlef Schrempf (27 Punkte) war die Leistungssteigerung von Henning Harnisch erfreulichster Aspekt. Brasilien mußte gewinnen, spielte Risiko, gewann und landete auf Platz drei. sid
In der Hitzeschlacht von Sant Sadurni wurde der Italiener Fabio Casartelli Straßen-Olympiasieger, Erik Zabel aus Dortmund wurde vierter. Bei Temperaturen von 35 Grad Celsius setzte sich der 21 Jahre alte Azzurri im Spurt einer dreiköpfigen Spitzengruppe gegen den Niederländer Erik Dekker und den Letten Dainis Ozols durch. Rund eine halbe Minute später entschied der spurtstarke Zabel den Sprint des Hauptfeldes zu seinen Gunsten.
Für Italien war es bei der 20. Straßen- Entscheidung die fünfte Goldmedaille im Einer-Wettbewerb. Vor dem jungen Mann aus Albese, siebenfacher Saisonsieger 1991, hatte Bundestrainer Peter Weibel schon vorher gehörigen Respekt.
Eine großartige Leistung bot auch Ozols, der UdSSR-Meister 1989. Im Spurt war er chancenlos und brach im Zielraum zusammen wie auch viele andere Starter bei dem schweren Rennen 40 Kilometer vor den Toren Barcelonas. Der entscheidende Vorstoß vollzog sich in der neunten Runde, als sich eine neunköpfige Spitzengruppe mit dem italienischen Ex-Weltmeister Mirko Gualdi formierte. Der Vorsprung auf das Hauptfeld betrug mehr als eine Minute. Erst in der vorletzten Runde konnten der Italiener Fabio Casartelli und der Lette Danis Ozols aufschließen. Sie attackierten kurze Zeit später zusammen mit Dekker.
Die drei deutschen Starter Steffen Wesemann (Frankfurt/Oder), Erik Zabel (Dortmund) und Christian Meyer (Hannover) hatten diese Attacke verpaßt und konnten in die Entscheidung um die Medaille nicht mehr eingreifen. Schon kurz nach dem Start bildete sich eine dreiköpfige Spitzengruppe mit dem Belgier Erwin Thijs, dem Franzosen Pascal Herve und dem Österreicher Georg Totschnigg. Allerdings gelang es den Ausreißern nicht, einen größeren Abstand herauszufahren. Bis zur achten Runde lagen die drei vorne, wobei der Vorsprung maximal 1:24 Minuten betrug. In der achten Runde, nach rund 130 Kilometern, wurde jedoch das Tempo verschärft, schloß das Peloton zu den Ausreißern auf.
Das deutsche Trio mit Meyer, Zabel und Wesemann hielt sich taktisch klug zurück. Überraschend hatte es eine Umbesetzung gegeben. Für den angeschlagenen Andreas Lebsand (Öschelbronn) wurde Vierer-Olympiasieger Meyer ins Einer-Team berufen. sid
Gold und Bronze fischten die deutschen Slalomkanuten aus den tosenden Fluten des Wildwasserkanals in Seu d' Urgell. Weltmeisterin Elisabeth Micheler aus Augsburg nährte durch ihren Olympiasieg im Einer-Kajak gleich zum Auftakt die Hoffnungen auf weiteres Edelmetall. Großen Jubel im deutschen Lager löste am zweiten Tag der krasse Außenseiter Jochen Lettmann (Gladbeck) aus, der nach einem tollkühnen Ritt über Wellen, Walzen und Strudel im Kajak auf Platz drei landete.
"Mit zwei Medaillen hatten wir spekuliert, unsere Erwartungen wurden schon durch das Gold von Elisabeth Micheler übertroffen", sagte Bundestrainer Hans- Peter Köpping freudestrahlend. "Unsere intensive Auseinandersetzung mit der Strecke hat sich ausgezahlt. Obwohl der künstliche Kanal nicht sonderlich schwierig erscheint, ist er technisch sehr anspruchsvoll. Wir haben noch vor einer Woche in Seu d'Urgell trainiert, kannten alle kritischen Stellen im Schlaf."
Auf Nummer Sicher ging dennoch Olympiasiegerin Elisabeth Micheler. "Im ersten Lauf habe ich mich etwas zurückgehalten, um die Strecke noch einmal unter Wettkampfbedingungen genau zu studieren. Die beiden Fehler, die mir dabei unterliefen, habe ich mit meinem Trainer Klaus Pohlen anschließend analysiert", erklärte die 26jährige. "Im zweiten Lauf mußte ich angreifen, da die Australierin Danielle Woodward eine tolle Zeit vorgelegt hatte."
Der Trophäenschrank von Elisabeth Micheler droht nach dem Gewinn der olympischen Kanuslalom-Goldmedaille aus allen Nähten zu platzen. Erst im vergangenen Jahr hatte sich die 26jährige Augsburgerin im jugoslawischen Tacen den Weltmeistertitel im Einer-Kajak gesichert.
Ihr erstes WM-Gold hatte sie bereits 1987 mit der Frauen-Mannschaft gewonnen, in der Einzel-Konkurrenz war die achtmalige Deutsche Meisterin damals auf Rang drei gelandet. Seit drei Jahren lebt die gelernte Arzthelferin, jüngere Schwester des ehemaligen Kanu-Weltmeisters mit der Mannschaft, Peter Micheler, zusammen mit einem britischen Kanuten in Nottingham.
Durch das gemeinsame Training mit Weltklassefahrern wie Richard Fox machte Micheler in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte. Auch unter Bundestrainer Klaus Pohlen konnte sie sich im mentalen und technischen Bereich soweit verbessern, daß sie zur weltbesten Kanutin aufstieg.
Den Erfolg der deutschen Kajak- Frauen komplettierten ihre Klubkameradin Eva Roth als Vierte und die WM-Dritte Kordula Striepecke aus Erfurt, die auf dem sechsten Platz landete.
Weit hinter den Erwartungen zurück blieb Weltmeister Martin Lang (Saarbrücken), der sich im Einer-Canadier nach zwei kapitalen Fehlern hinter dem siegreichen Lukas Pollert (CSFR) mit Platz sechs begnügen mußte.
"Gerade von ihm hatte ich mehr erwartet, denn Martin Lang hat schließlich nicht nur die WM, sondern in der vergangenen Saison auch sämtliche Weltcups gewonnen", meinte der deutsche Chef de mission und DKV- Präsident Ulrich Feldhoff enttäuscht. Im Zweier-Canadier landeten die WM- Vierten Frank Hemmer und Thomas Loose aus Hohenlimburg auf dem 13. Platz. Gold ging an das US-Duo Scott Strausbaugh und Joe Jacobi. sid
TISCHTENNIS
Männer-Einzel, Achtelfinale: Roßkopf (Düsseldorf/Nr. 5) - Li Gun Sang (Nordkorea/Nr. 9) 21:13, 21:14, 18:21, 21:15, Fetzner (Düsseldorf/Nr. 17) - Persson (Schweden/Nr. 3) 13:21, 17:21, 11:21, Gatien (Frankreich/Nr. 1) - Yoo Nam Kyu (Südkorea/Nr. 10) 22:24, 25:23, 21:19, 17:21, 21:19, Ding Yi (Österreich/Nr. 15) - Saive (Belgien/Nr. 6) 21:17, 21:17, 21:15, Ma Wenge (China/ Nr. 7) - Haldan (Niederlande/Nr. 19) 21:15, 21:16, 21:13, Grubba (Polen/Nr. 4) - Wang Tao (China/Nr. 11) 13:21, 18:21, 7:21, Primorac (Kroatien/Nr. 12) - Kim Taek Soo (Südkorea/Nr. 8) 21:19, 21:13, 20.22, 8:21, 12:21, Prean - Waldner (Schweden/Nr. 2) 15:21, 14:21, 15:21.
Die deutsche Mannschaftsleitung ist in Barcelona weiterhin als Problemlöser der Athleten-Sorgen aktiv. Am Sonntag hat das Olympische Organisationskomitee COOB schriftlich zugesichert, daß Athleten kostenlos alle Wettkampfstätten besuchen können. "Wir hatten um Abhilfe des Mißstandes gebeten", erklärte der stellvertretende Chef de Mission des deutschen Teams, Heiner Henze.
Titelverteidiger GUS hat sich als erster für das Halbfinale im olympischen Volleyball-Turnier der Frauen qualifiziert. Die Mannschaft von Trainer Nikolai Karpol bezwang am Sonntag vormittag im letzten Gruppenspiel Japan mit 3:0 (15:13, 15:11, 15:15) und ist damit Gruppensieger.
RADSPORT
Einer-Straßenrennen (194,4 km/12 Runden a 16,2 km), Männer: 1. Casartelli (Italien) 4:35:21 Stunden (42,360 km/h), 2. Dekker (Niederlande) 0:01 Minuten zurück, 3. Ozols (Lettland) 0:03, 4. Zabel (Dortmund) 0:35, 5. Aus (Estland), 6. Sypykowski (Polen), 7. Bolay (Frankreich), 8. Piziks (Lettland) alle gleiche Zeit.
Fußball-Bundesligist 1. FC Köln kam beim offiziellen Saison-Eröffnungsspiel gegen den Kreisligisten ESV Olympia Köln zu einem ungefährdeten 10:0 (2:0)- Erfolg. Vor 5000 Zuschauern war Nationalspieler Pierre Littbarski mit drei Treffern erfolgreichster Torschütze. Die weiteren Treffer erzielten Sturm (2), Rudy, Spyrka, Bärhausen, Heldt und Fuchs.
SCHIESSEN
Trap: 1. Hrdlicka (CSFR) 219 Punkte (Finale: 24/Stechen: 1), 2. Watanabe (Japan) 219 (24/0), 3. Venturini (Italien) 218 (23/Stechen: 9), 4. Damme (Berlin) 218 (23/8), 5. Kubec (CSFR) 218 (22), 6. Waldron (USA) 217 (22).
Tief in den roten Zahlen steckt Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach. Wie Ex-Manager Helmut Grashoff sagte, hat der fünfmalige Deutsche Meister einen Finanzbedarf von rund 2,7 Millionen Mark bis zum Saisonstart am 15. August. Demgegenüber stehen Einnahmen von rund 775 000 Mark und ein Kreditrahmen von rund 1,5 Millionen Mark.
MOTORSPORT
GROSSER PREIS VON EINGLAND, 11. von 13 Läufen zur Motorrad-Weltmeisterschaft in Donington, Klasse bis 125 ccm (26 Runden = 104,598 km): 1. Gresini (Italien) Honda 44:46,145 Minuten (140,183 km/h), 2. Gramigni (Italien) Aprilia 44:49,424, 3. Ueda (Japan) Honda 44:53,542, 4. Raudies (Biberach) Honda 44:53,856, 5. Casanova (Italien) Aprilia 44:56,976, 6. Sakata (Japan) Honda 45:00,319, 7. Waldmann (Ennepetal) Honda 45:01,571, 8. Martinez (Spanien) Honda 45:13,608, 9. Wada (Japan) Honda 45:20,468, 10. Wakai (Japan) Honda 45:20,769, 11. Stief (Dorsten) Aprilia 45:21,384. - WM-Stand: 1. Gramigni 110 Punkte, 2. Gresini 108, 3. Waldmann 106, 4. Gianola (Italien) Honda 101, 5. Casanova 86, 6. Raudies 61.
BOGENSCHIESSEN
Frauen, Einzel: 1. Youn-Jeong Cho (Südkorea), 2. Soo-Nyung Kim (Südkorea), 3. Walejewa (GUS), 4. Xiaozhu Wang (China). - Im Viertelfinale ausgeschieden: Fang-Mei Lai (Taiwan), Parker (USA), Kwriwischwili (GUS) und Williamson (Großbritannien). - Im Vorkampf ausgeschieden: 37. Hänschen (Hamburg), . . . 40. Wagner (Winnenden), . . . 56. Pfohl (Aue).
MOTORSPORT
Klasse bis 500 ccm (30 Runden = 120,690 km): 1. Gardner (Australien) Honda 47:38,373 Minuten (152,004 km/h), 2. Rainey (USA) Yamaha 47:39,228, 3. Garriga (Spanien) Yamaha 47:44,228, 4. Lawson (USA) Cagiva 48:04,452, 5. Goddard (Australien) Yamaha 48:42,464, 6. Rymer (Großbritannien) Yamaha 49:00,703, . . . eine Runde zurück: 8. Rudroff (Übersee) Yamaha. - WM-Stand: 1. Doohan (Honda) 130 Punkte, 2. Rainey 108, 3. Schwantz (USA) Suzuki 87, 4. Chandler (USA) Suzuki 72.
Mit einem dreifachen BMW-Triumph endete am Sonntag vor 100 000 Zuschauern das 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps. Nach einem dramatischen Schlußspurt siegten der ehemalige Formel-1-Fahrer Christian Danner aus München, der Brite Steve Soper sowie der Einheimische Jean-Michel Martin erst auf der Zielgeraden.
Das Trio lag nach insgesamt 514 Runden noch nicht einmal eine Sekunde vor den Markengefährten Eric van der Poele (Belgien), Joachim Winkelhock (Korb) und Altfrid Heger (Essen). Rang drei belegten Edgar Joosen (Belgien), Armin Hahne (Moers) und Bernard Beguin (Frankreich). Für BMW war es der bislang 16. Erfolg in Spa seit 1965.
Einen Feuerunfall gab es in der Nacht in der Nissan-Box. Beim Nachtanken verspritzte offenbar Benzin, das sich sofort entzündete. Drei Mechaniker mußte mit Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht werden.
Volker Weidler (Weinheim) feierte am Sonntag in Sendai seinen zweiten Saisonsieg in der japanischen Formel-3000-Meisterschaft. Der 30jährige frühere Formel 1-Pilot gewann das Rennen über 54 Runden auf dem 3,7 km langen Kurs in einem Lola-Mugen in 1:05:57,726 Stunden klar mit 10,9 Sekunden Vorsprung vor dem Japaner Toshio Suzuki. sid/dpa
Das olympische Boxturnier in Badalona hat seinen Skandal. Der US-amerikanische Halbfliegengewichts-Weltmeister Eric Griffin unterlag gegen den Spanier Rafael Lozano mit 5:6, obwohl er weitaus mehr Treffer landete. Teammanager Jim Fox übte scharfe Kritik an der Einführung der maschinellen Wertung: "Die Schläge von Griffin kamen so schnell, daß die Kampfrichter gar nicht fix genug den Computer bedienen konnten."
Mit 10:9 (Argentinien), 26:17 (Kanada), 18:9 (Jugoslawien), 19:10 (Pakistan) und 8:3 (Ghana) hatten alle fünf Punktrichter ihr individuelles Votum für Griffin gegeben. Das Kuriose: Das Maschinen-Urteil sagte genau das Gegenteil aus: 5:6 in der Addition. Der US-Teamchef legte offiziellen Protest gegen die Wertung ein, der am Sonntag abgewiesen wurde.
Weltverbands-Generalsekretär Wehr verteidigt die Kombinationswertung mit der Maschine. Dabei geht ein Treffer nur in das Ergebnis ein, wenn er innerhalb einer Sekunde zugleich von mindestens drei Punktrichtern durch Knopfdruck gewertet wird. Griffin: "Ich war vom ersten Gong an klar vorn. Offenbar blicken die Punktrichter gar nicht durch. Wenn ich traf, hat meistens mein Gegner einen Trefferpunkt gutgeschrieben bekommen."
Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Pehr, Wohlert - Schanda, Hecker (46. Hofmann), Fellhauer, Stohn, Schmäler - Freiler, Kirsten (66. Winkler).
Oldenburg: Brauer - Wawrzyniak - Zajac, Jack - Gerstner, Kliche (59. Schnell), Machala, Steinbach (60. Wuckel), Malchow - Drulak, Linke. Schiedsrichter: Albrecht (Baisweil).
Tore: 1:0 Schmäler (40.), 2:0 Nachtweih (62.), 3:0 Fellhauer (90.).
Zuschauer: 4600.
Beste Spieler: Nachtweih, Schanda - Brauer, Wawrzyniak.
Gelbe Karten: Hecker, Stohn - Gerstner, Drulak.
Remscheid: Stocki - Tilner - Schiermoch (46. Schmidt), Kosanovic, Jakubauskas (46. Gemein) - Bridaitis, Hausen, Pröpper, Kröning - Putz, Sturm.
Freiburg: Eisenmenger - Schmidt - Kohl, Seeliger - Braun, Todt, Zeyer, Heidenreich (46. Rraklli), Buric - Fincke (71. Ruoff), Spies.
Schiedsrichter: Malbranc (Hamburg).
Tore: 0:1 Spies (21.), 0:2 Fincke (36.), 0:3 Todt (56.), 0:4 Seeliger (64.), 1:4 Pröpper (76.), 1:5 Kohl (86.).
Zuschauer: 5000.
Beste Spieler: Tilner - Zeyer, Buric.
Gelbe Karte: Tilner.
Das Frauen-Hockey-Turnier in Terrassa erlebte am Sonntag seine erste Sensation. Im letzten Vorrundenspiel der Gruppe B verlor Weltmeister Niederlande gegen Südkorea 0:2 (0:1) und steht damit vor dem Aus.
Im zweiten Spiel des Tages benötigte Großbritannien lediglich ein 1:0 über die zuvor sieg- und torlosen Damen aus Neuseeland, um aufgrund des besseren Torverhältnisses die Vorschlußrunde zu erreichen.
Lee (8. Minute) und Yang (42.) schossen die Tore für die lauf- und zweikampfstarken Asiatinnen, die das Anrennen der Niederländerinnen in der zweiten Hälfte überwiegend problemlos überstanden. Bei den wenigen holländischen Chancen war Torfrau You stets glänzend auf dem Posten.
Ihrerseits überwanden die Olympiazweiten von Seoul immer wieder geschickt und schnell das Mittelfeld und gingen verdient als Sieger vom Platz.
Als Gruppensieger trifft Korea im Halbfinale am Dienstag auf den Zweiten der Gruppe B, in der noch Deutschland, Australien und Spanien um den Halbfinaleinzug kämpfen. Holland müßte beim Ausscheiden in der Klassifikationsrunde um die Plätze 5 bis 8 spielen. sid
SEGELN
Flying Dutchman: 1. Doreste/Manrique (Spanien) 29,70 Punkte, 2. Foerster/Bourdow (USA) 32,70, 3. Bojsen/Bojsen (Dänemark) 37,70, 4. Jones/Knowles (Neuseeland) 68,00, 5. Batzill/Lang (Friedrichshafen/Bühl) 70,40, Nyberg/Lindell (Schweden) 78,40, 7. Pollen/Frostad (Norwegen) 80,70, 8. Eckert/Eckert (Schweiz) 82,70.
LEICHTATHLETIK
Hammerwerfen: 1. Abduwaljew (GUS) 82,54 m, 2. Astapkowitsch (GUS) 81,96, 3. Nikulin (GUS) 81,38, 4. Logan (USA) 79,00, 5. Gecsek (Ungarn) 77,78, 6. Tamm (Estland) 77,52, 7. Weis (Leverkusen) 76,90, 8. Deal (USA) 76,84.
Der Weltranglisten-Erste Nick Faldo gewann das mit 1,725 Millionen Mark dotierte Scandinavian Golf-Masters in Malmö mit 277 Schlägen. Nach einer Abschlußrunde mit 69 Schlägen sicherte sich der Brite die 300 000 Mark Siegprämie. Mit dem Kanadier Danny Mijovic, dem Neuseeländer Frank Nobilo sowie den beiden Australiern Robert Allenby und Peter O'Malley, Jose-Maria Olazabal (Spanien) und dem Briten Peter Baker kamen nach vier Runden auf dem Par-72- Kurs gleich sechs Spieler auf 280 Schläge und kassierten für Rang zwei jeweils rund 100 000 Mark Preisgeld.
Der Kölner Heinz-Peter Thül, neben Bernhard Langer der einzige Deutsche mit einer Karte für die Europa-Tour der Golf-Profis, war schon nach der Auftaktrunde ausgestiegen. sid
BEHINDERTENSPORT
2. Tag, Männer, 200 m, Klasse T1: 1. Lübbering (Heidelberg) 0:45,4 Minuten, 2. Köberle (Heidelberg) 0:51,0, 3. Butler (England) 0:52,0. - Klasse T2: 1. Carruthers (England) 0:38,4, 2. Bachel (Regensburg) 0:43,3. - Klasse T3: 1. Hodge (England) 0:29,7, 2. Zielke (Regensburg) 0:30,2, 3. Ritter (Kirchheim) 0:31,0. - Klasse T4: 1. Kleinheerenbrink (Niederlande) 0:28,6, 2. Figl (Ravensburg) 0:28,7, 3. (England) 0:30,2.
400m, Klasse T1: 1. Lübbering (Heidelberg) 1:34,8, 2. Köberle (Heidelberg) 1:38,9, 3. Geiling (Leipzig) 1:57,3. - Klasse T2: 1. Kastner (Neumarkt) 1:15,0, 2. Carruthers (England) 1:15,4, 3. Pilz (Berlin) 1:16,7. - Klasse T3: 1. Pilz (Ferndorf) 0:55,0, 2. Sigg (Ravensburg) 0:56,9, 3. De Graaf (Niederlande) 0:57,1. - Klasse T4: 1. Figl (Ravensburg) 0:54,5, 2. Kleinheerenbrink (Niederlande) 0:54,9, 3. van Breemen (Niederlande) 0:57,0.
1500 m, Klasse T1: 1. Lübbering (Heidelberg) 5:56,0, 2. Köberle (Heidelberg) 5:59,3, 3. Butler (England) 7:30,5. - Klasse T2: 1. Kastner (Neumarkt) 4:40,5, 2. Pilz (Berlin) 4:48,3, 3. Bachel (Regensburg) 5:08,6. - Klasse T3 und T4: 1. Holding (England) 3:34,6, 2. Pilz (Ferndorf) 3:35,0, 3. Orens (Belgien) 3:35,3.
5000 m, Klasse T1: 1. Köberle (Heidelberg) 19:24,3, 2. Lübbering (Heidleberg) 19:39,3, 3. Geiling (Leipzig) 24:47,6. - Klasse T2: 1. Pilz (Berlin) 15:37,2, 2. Kastner (Neumarkt) 16:01,9. - Klasse T3 und T4: 1. Pilz (Ferndorf) 12:27,8, 2. Orens (Belgien) 12:28,1, 3. Sigg (Ravensburg) 12:28,3.
Kugelstoßen: 1. Weiberle (Wildbad) 94 Punkte/9,34 Meter, 2. Biesecke (Leipzig) 85/8,87, 3. Al-Enzi (Kuwait) 83/7,61.
Speerwerfen: 1. Benz (Schweinfurt) 78 Punkte/25,96 Meter, 2. Winkler (Erfurt) 77/25,62, 3. Weiberle (Wildbad) 75/25,22.
Frauen, 200 m, Klasse T2: 1. Hansen (Bad Wildungen) 0:45,2 Minuten. - Klasse T3: 1. Lauridsen (Dänemark) 0:34,7. - Klasse T4: 1. Anggreny (Bochum) 0:34,8, 2. Hill (England) und Buggenhagen (Berlin) 0:37,3.
400 m, Klasse T2: 1. Hansen (Bad Wildungen) 1:30,1. - Klasse T3: 1. Lauridsen (Dänemark) 1:05,6. - Klasse T4: 1. Anggreny (Bochum) 1:05,7, 2. Hill (England) 1:11,3, 3. Halloway (England) 1:16,7.
1500 m, Klasse T2: 1. Hansen (Bad Wildungen) 5:46,6. - Klasse T4: 1. Anggreny (Bochum) 4:03,9, 2. Lauridsen (Dänemark) 4:12,9, 3. Hill (England) 4:33,5.
5000 m, Klasse T4: 1. Anggreny (Bochum) 13:18,0, 2. Hill (England) 15:17,4.
Kugelstoßen: 1. Buggenhagen (Berlin) 89 Punkte/8,59 Meter (inoffizieller Weltrekord), 2. Lachmann (Berlin) 36/4,89.
Speerwerfen: 1. Buggenhagen (Berlin) 104 Punkte/17,68 Meter, 2. Lachmann (Berlin) 37/8,86, 3. Weihmann (Leipzig) 27/7,30.
Der Niederlage folgte prompt die Trotzreaktion, die Basketballer planen weiter den Olympia-Coup. "Wir haben die Chance, für die größte Basketball-Überraschung aller Zeiten bei Olympia zu sorgen, wenn wir die Runde der ersten vier erreichen", gab Bundestrainer Svetislav Pesic die Stimmung wieder, die nach der 76:85(40:39)-Niederlage gegen Brasilien in der Kabine herrschte. Deutschlands Korbjäger, Vierte der Vorrundengruppe A, wollen mit einem Viertelfinalsieg am Dienstag (4. August) über die GUS den Olympia-Coup perfekt machen. "Die GUS ist ein unbequemer Gegner. Der Vorteil ist, daß wir sie gut kennen", so Pesic.
Zwei Siege, drei Niederlagen und zumindest Platz acht wie bei den Sommerspielen 1984 in Los Angeles stehen nach der Vorrunde im Sportpalast zu Badalona zu Buche. Die verlorene Partie gegen Brasilien schmerzte nicht sonderlich, da Angola die DBB-Auswahl schon zuvor mit jenem spektakulärem Triumph (83:63) über den gescheiterten Gastgeber Spanien ins Viertelfinale gehievt hatte.
Gegen Brasilien zeigten Schrempf, Gnad und Co. Licht und Schatten. Neben dem Top-Schützen Detlef Schrempf (27 Punkte) war die Leistungssteigerung von Henning Harnisch erfreulichster Aspekt. Brasilien mußte gewinnen, spielte volles Risiko, gewann alles und landete auf Platz drei. sid
GOLF
SCANDINAVIAN MASTERS in Malmö (1,725 Millionen Mark), Endstand: 1. Faldo (England) 277 Schläge (70+72+66+69), 2. Mijovic (Kanada, 72+70+69+69), Nobilo (Neuseeland, 72+70+68+70), Allenby (Australien, 71+71+70+68), Baker (England, 72+69+70+69), Olazabal (Spanien, 72+67+72+69) und O'Malley (Australien, 71+70+68+71) alle 280.
MOTORSPORT
GROSSER PREIS VON ENGLAND, 11. von 13 Läufen zur Motorrad-Weltmeisterschaft in Donington, Klasse bis 125 ccm (26 Runden = 104,598 km): 1. Gresini (Italien) Honda 44:46,145 Minuten (140,183 km/h), 2. Gramigni (Italien) Aprilia 44:49,424, 3. Ueda (Japan) Honda 44:53,542, 4. Raudies (Biberach) Honda 44:53,856, 5. Casanova (Italien) Aprilia 44:56,976, 6. Sakata (Japan) Honda 45:00,319, 7. Waldmann (Ennepetal) Honda 45:01,571, 8. Martinez (Spanien) Honda 45:13,608, 9. Wada (Japan) Honda 45:20,468, 10. Wakai (Japan) Honda 45:20,769, 11. Stief (Dorsten) Aprilia 45:21,384. - WM-Stand: 1. Gramigni 110 Punkte, 2. Gresini 108, 3. Waldmann 106, 4. Gianola (Italien) Honda 101, 5. Casanova 86, 6. Raudies 61.
Klasse bis 250 ccm (28 Runden = 112,644 km): 1. Chili (Italien) Aprilia 45:17,158 Minuten (149,244 km/h), 2. Reggiani (Italien) Aprilia 45:19,039, 3. Romboni (Italien) Honda 45:31,996, 4. Cadalora (Italien) Honda 45:32,160, 5. Schmid (Backnang) Yamaha 45:32,411, 6. Bradl (Zahling) Honda 45:34,969, 7. Capirossi (Italien) Honda 45:45,751, 8. Cardus (Spanien) Honda 46:07,303, 9. Shimizu (Japan) Honda 46:16,082, 10. Torrontegui (Spanien) Suzuki 46:21,479. - WM-Stand: 1. Cadalora 177 Punkte (Weltmeister), 2. Reggiani 132, 3. Chili 107, 4. Bradl 73, 5. Puig (Spanien) Aprilia 68, 6. Cardus 48, 7. Shimizu 46, 8. Schmid 46.
Klasse bis 500 ccm (30 Runden = 120,690 km): 1. Gardner (Australien) Honda 47:38,373 Minuten (152,004 km/h), 2. Rainey (USA) Yamaha 47:39,228, 3. Garriga (Spanien) Yamaha 47:44,228, 4. Lawson (USA) Cagiva 48:04,452, 5. Goddard (Australien) Yamaha 48:42,464, 6. Rymer (Großbritannien) Yamaha 49:00,703, ... eine Runde zurück: 8. Rudroff (Übersee) Yamaha. - WM-Stand: 1. Doohan (Australien) Honda 130 Punkte, 2. Rainey 108, 3. Schwantz (USA) Suzuki 87, 4. Chandler (USA) Suzuki 72.
Seitenwagen (26 Runden = 104,598 km): 1. Biland/Waltisperg (Schweiz) LCR-Krauser 42:55,364 Minuten (146,213 km/h), 2. Dixon/Hetherington (Großbritannien) LCR-Krauser 43:15,890, 3. Webster/Simmons (Großbritannien) LCR-ADM 43:20,854, 4. Bohnhorst/Hiller (Braunschweig/Nümbrecht) BRM 43:22,910. - WM-Stand nach dem 6. von 8 Läufen: 1. Webster 92 Punkte, 2. Biland 83, 3. Klaffenböck (Österreich) 66, ... 6. Bohnhorst 36.
In souveräner Manier haben die deutschen Hockey-Frauen durch ein 4:0 (3:0) gegen Kanada das Halbfinale erreicht, entsprechend groß war der Jubel. Vor 2000 Zuschauern schossen Tanja Dickenscheid (9. Minute), Franziska Hentschel (16., Strafecke), Britta Becker (22.) und erneut Franziska Hentschel (57. Strafecke) die Tore. Der Weg zum Gold scheint freier denn je, zumal Weltmeister Niederlande nach dem 0:2 gegen Südkorea und dem anschließenden 3:2 der Britinnen gegen Neuseeland sensationell das Halbfinale verpaßte.
"Ich bin sehr zufrieden", sagte Bundestrainer Rüdiger Hänel, der nach dem Schlußpfiff von seinen Spielerinnen immer wieder glücklich umarmt wurde. "Wir haben unser erstes Ziel erreicht, ab jetzt können wir nur noch gewinnen."
Von der ersten Minute an wirkte das deutsche Team entschlossen. Die große Chance "Halbfinale" wollte man sich nicht entgehen lassen. Und ganz im Gegensatz zu den zwei vorherigen Partien gegen Spanien (2:2) und Australien (1:0) war auch die nervliche Anspannung nicht zu spüren. Die "Ahornblätter" wurden mit großer Ruhe und Souveränität "gepflückt".
Franziska Hentschel und die insgesamt sehr starke Tanja Dickenscheid erzwangen mit einer sehenswerten Kombination die zweite Ecke, Hentschel schoß, die kanadische Torfrau ließ abprallen und Tanja Dickenscheid staubte souverän zur Führung ab. Von da an war die Partie praktisch gelaufen. Zu groß war die technische und spielerische Überlegenheit des Vizeeuropameisters, die Tore von Hentschel und Britta Becker fielen wie zwangsläufig.
In der zweiten Hälfte konnte Trainer Hänel es sich sogar leisten, die drei "Ergänzungsspielerinnen" Christine Ferneck, Susanne Müller und Ersatz-Torfrau Bianca Weiß einzusetzen.
Als voraussichtlicher Gruppensieger trifft die deutsche Mannschaft im Halbfinale am Dienstag auf Großbritannien. Und mit den meisten dieser Spielerinnen haben sie noch eine Rechnung offen: Bei der Europameisterschaft 1991 verlor Deutschland das Endspiel gegen England. sid
BADMINTON
Männer, Viertelfinale, Einzel: Wiranata (Indonesien) - Hoyer-Larsen (Dänemark) 15:10, 15:12, Kusuma (Indonesien) - Hak Kyun Kim (Südkorea) 15:9, 15:4, Lauridsen (Dänemark) - Sidek (Malaysia) 15:12, 15:8.
Doppel: Kim/Park (Südkorea) - Mainaky/ Subagja (Indonesien) 15:7, 15:4, Sidek/Sidek - Matsuno/Matsuur (Japan) 15:5, 15:4.
Frauen, Einzel: Susanti (Indonesien) - Jaroensiri (Thailand) 11:6, 11:1, Hua Huang (China) - Heung-Soon Lee (Südkorea) 11:3, 10:12, 11:0, Kusumawardhani (Indonesien) - Soo Hyun Bang (Südkorea) 2:11, 11:3, 11:12, Lao (Australien) - Jiuhang Tang (China) 9:11, 1:11.
Doppel: Hwang/Chung (Südkorea) - Bradbury/Clark (Großbritannien) 15:5, 15:5, Finarshi/Tampi (Indonesien) - Gil/Shim (Südkorea) 8:15, 3:15, Bengtsson/Bengtsson (Schweden) - Guan/Nong (China) 4:15, 9:15.
Spanischer Tag und deutsches Desaster im Olympiahafen von Barcelona. Während König Juan Carlos zwei spanischen Crews (Jose van der Ploeg/Finn), Luis Doreste/Domingo Manrique/Flying Dutchman) zu ihren Goldmedaillen gratulieren konnte, begann nur wenige Meter weiter im deutschen Lager die Ursachenforschung für das Versagen der Aktiven des Deutschen Segler-Verbandes.
Der Münchner Hans Vogt, der im beruflichen Alltag mit Schrott handelt, mußte sich auch bei den olympischen Segelregatten mit demselben begnügen. Der 30jährige und sein 104 Kilogramm schwerer Vorschoter Jörg Fricke steuerten in der Starboot-Klasse an der erhofften Bronzemedaille vorbei.
In der siebten und letzten Wettfahrt rutschten die deutschen Meister durch ihren katastrophalen 18. Platz in der Endwertung auf den sechsten Rang (69,7 Punkte) ab. "Ein Manöver der Spanier behinderte uns am Start", erklärte Vogt.
Bronze in der ältesten Olympia-Klasse ging an die Kanadier Ross MacDonald/ Eric Jespersen (62,7 Punkte). Gold hatten schon vor der Schlußwettfahrt souverän die US-Amerikaner Mark Reynolds/Hal Haenel (31,4 Punkte) gewonnen. Silber ging an die Neuseeländer Roderick Davis/Donald Cowie (58,4 Punkte).
Den totalen Untergang der deutschen Flotte kann nur noch Olympiasieger und Weltmeister Jochen Schümann (Harrislee) im ersten olympischen Match Race der Soling-Klasse verhindern, das am Montag mit der Round-Robin-Runde (jeder gegen jeden) beginnt.
Zu den Medaillen-Hoffnungen hatten die zweimaligen 470er Weltmeister Wolfgang Hunger/Rolf Schmidt (Kiel/Berlin) gehört, deren Träume durch Spinnakerriß schon am ersten Tag platzten.
Der viermalige Weltmeister bei den Flying Dutchman, Teamsenior Albert Batzill (39) aus Schlier, und sein Vorschoter Peter Lang (Bühl am Alpsee) wurden nur Fünfte. Völlig enttäuscht haben die Exeuropameister Roland Gäbler/Frank Parlow (Bremen/Kiel), die ihren pfeilschnellen Tornado nicht in Schwung bekamen. Tim Stade aus Blaichach beendete seinen Olympia-Auftritt bei den Surfern auf dem 18. Rang. sid
Der achtmalige deutsche Tennis-Mannschaftsmeister und Titelverteidiger Blau- Weiß Neuss marschiert schon nach zwei Spieltagen der Bundesliga-Saison in Richtung Halbfinale. Dem 7:2 bei Etuf Essen zum Auftakt ließ die Truppe von Mäzen "Elu" Hansmann zu Hause gegen den TC Karlsruhe-Rüppurr einen zweiten Erfolg in gleicher Höhe folgen.
Gabriel Markus, der in Essen das Spitzeneinzel gegen seinem ehemaligen Vereinskameraden und zweimaligen Daviscup-Gewinner Eric Jelen mit 7:5, 6:3 für sich entschieden hatte, verlor gegen Karlsruhes Neuzugang und Stuttgart-Gewinner Andrej Medwedew mit 3:6, 4:6. Der Ukrainer holte an der Seite des Ex- Neussers Wolfgang Popp auch den zweiten Karlsruher Punkt gegen den Argentinier Franco Davin und Lars Koslowski.
Zweiter der Gruppe I ist nach ebenfalls zwei Siegen der TTC Iphitos München, Meister von 1990. Wie schon gegen Karlsruhe gewannen die Bayern am Sonntag gegen den Rochusclub Düsseldorf zu Hause mit 5:4, wobei der Sieg bei 5:1 schon nach den Einzeln feststand. Die Düsseldorfer sind Tabellendritter vor Etuf Essen, das sich gegen das somit sieglose Schlußlicht Rot-Weiß Hagen mit 6:3 durchsetzte.
In der Gruppe II hat sich das Sechser- Feld nach zwei Spieltagen zunächst in Gewinner und Verlierer geteilt. Grün- Weiß Mannheim ließ dem 6:3 beim 1. FC Nürnberg ein 5:4 gegen den TC Bamberg folgen und weist - wie der TEC Waldau Stuttgart - 11:7 Sätze auf.
Ebenfalls noch ohne Verlustpunkt ist der HTV Hannover, der nach dem 5:4 am Freitag gegen die Leverkusener 48 Stunden später das Schlußlicht 1. FC Nürnberg mit demselben Ergebnis geschlagen nach Hause schickte. sid
KUNSTTURNEN
Seitpferd: 1. Pae Gil-Su (Nordkorea) und Scherbo beide 9,925, 3. Wecker 9,887, 4. Guo Linyao (China) 9,875, 5. Waller (USA) 9,825, 6. Hatakeda (Japan) 9,775, 7. Li Jing (China) und Belenki (GUS) beide 9,250.
LEICHTATHLETIK
3000 Meter, Frauen: 1. Romanowa (GUS) 8:46,04 Minuten, 2. Dorowskitsch (GUS) 8:46,85, 3. Chalmers (Kanada) 8:47,22, 4. O'Sullivan (Irland) 8:47,41, 5. Plumer (USA) 8:48,29, 6. Kopytowa (GUS) 8:49,55, 7. Steely (USA) 8:52,67, 8. Murray (Großbritannien) 8:55,85.
VOLLEYBALL
Vorrunde, Gruppe B, 3. Spieltag: Kuba - Niederlande 3:0 (15:11, 15:11, 15:13).
LEICHTATHLETIK
Hochsprung, Männer: 1. Sotomayor (Kuba) 2,34 m, 2. Sjöberg (Schweden) 2,34, 3. Forsythe (Australien) 2,34, Partyka (Polen) 2,34 und Conway (USA) 2,34, 6. Sonn (Weinheim) 2,31, 7. Kemp (Bahamas) 2,31, 8. Topic (Einzelstarter: Serbien/Montenegro), Austin (USA) und Drake (Kuba) alle 2,28.
RADSPORT
BURGOS-RUNDFAHRT in Spanien, zweite Etappe über 181 km von Lerma nach Laguna Neila: 1. Farfan (Kolumbien) 5:05:31 Stunden, 2. Alcala (Mexiko) 0:08 Minuten zurück, 3. Zulle (Schweiz) 0:11, 4. Mouleon 0:22, 5. Echave (beide Spanien) gleiche Zeit, ... 34. Holzmann (Peiting) 5:07, ... 57. Henn (Heidelberg) 11:01, 58. Schleicher (Motten), ... 72. Hilse (Freiburg) beide gleiche Zeit, ... 87. Gänsler (Rottweil) 13:15, ... 91. Raab (Leipzig), 92. Hundertmarck (Kelsterbach). Gesamtwertung: 1. Farfan 9:56:24 Stunden, 2. Alcala 0:08 Minuten zurück, 3. Zulle 0:11, 4. Echave 0:22, 5. Mouleon gleiche Zeit, ... 34. Holzmann 5:07, ... 58. Henn 11:01, ... 67. Hilse gleiche Zeit, ... 82. Schleicher 11:21, ... 84. Raab 13:15, ... 86. Gänsler, ... 89. Hundertmarck beide gleiche Zeit.
15. WALLONIEN-RUNDFAHRT für Amateure, achte und letzte Etappe über 148 km von Chaumont-Gistoux nach Eghezee: 1. Blijlevens (Niederlande) 3:34:00 Stunden, 2. Schruff (Köln), 3. Assez (Belgien) beide gleiche Zeit.
Abschlußklassement: 1. Pantaglou (Frankreich) 21:18:12 Stunden, 2. Legouverneur (Frankreich) 1:24 Minuten zurück, 3. Streel (Belgien) 2:59, ... 37. Schruff 39:51.
Sabine Braun vergoß ihre Tränen schon vor dem Trostpreis in Bronze, und Deutschlands Leichtathleten präsentieren nach drei Olympiatagen eine Bilanz zum Weinen. Nur notdürftig kaschierten das Sensations-Gold durch Speerwerferin Silke Renk aus Halle (68,34) und der Bronzewurf ihrer Klubkameradin Karen Forkel ein deutsches Desaster.
Am Montjuic, wo sich der Brite Linford Christie in 9,96 Sekunden und die amerikanische Überraschungssiegerin Gail Devers in 10,82 die Sprinterkrone aufsetzten, stießen neben den drei Medaillengewinnern nur fünf weitere der 33 angetretenen Deutschen ins Finale vor.
Einer von ihnen war der deutsche Hochsprung-Meister Ralf Sonn (Weinheim), der mit übersprungenen 2,31 m den sechsten Platz belegte. Olympiasieger wurde Kubas Weltrekordmann Javier Sotomayor mit 2,34 m vor dem Schweden Patrik Sjöberg sowie den gemeinsamen Dritten Hollis Conway (USA), Artur Partyka (Polen) und Tim Forsythe (Australien). Noch nie in der olympischen Geschichte waren sämtliche Hochsprung- Medaillen an die gleiche Höhe vergeben worden, noch nie zuvor hatten drei Springer Bronze gewonnen.
Derweil gewann Siebenkampf-Weltrekordlerin Jackie Joyner-Kersee nach den kaum erwarteten Triumphen von Mike Stulce (21,70) und Devers das dritte US- Leichtathletik-Gold in Barcelona. Dem Marathonsieg von Jelena Jegorowa unter der Hitzeglocke der katalanischen Metropole in 2:32:41 Stunden ließ der bisher medaillenlose Hammerwerfer Andrej Abduwaljew beim dreifachen Erfolg seines Teams das zweite GUS-Gold folgen, dem Elena Romanowa über 3000 m das dritte wenig später hinzufügte.
Nach Gold für Sabine Braun hatte es noch im Hochsprung des Siebenkampfes (1,94 m) ausgesehen, doch im Weitsprung vollzog sich 24 Stunden später das Schicksal der Welt- und Europomeisterin. Bei ständig drehendem Wind kam die 27jährige nicht über 6,02 m hinaus und setzte in Relation zu den 6,63 m beim deutschen Rekord Ende Mai (6985 Punkte) nicht weniger als 187 Zähler in den Sand.
Zwei Stunden lang mußte ihre Freundin Beate Peters, WM-Dritte von 1987 im Speerwurf, Seelenmassage betreiben. Die Hälfte dieser Zeit hatte die gestürzte Favoritin ins Leere gestarrt, kein Wort über die Lippen gebracht. Doch dann war die auf Silber programmierte Wattenscheiderin doch noch zum Griff nach Bronze fähig.
51,12 m mit dem Speer legten den Grundstein. Silber war zu diesem Zeitpunkt der WM-Dritten Irina Bjelowa (GUS) praktisch schon sicher. "Physis, Fitneß und Wind haben hier entschieden", erkannte Brauns Co-Trainer Jochen Busse und wollte jede Wette abschließen, "daß Bjelowa, Nastase und Joyner-Kersee nicht sauber sind".
Die Alarmglocken schrillten am Montjuic ununterbrochen im 81köpfigen DLV- Team: Dem Scheitern der 1988 in Seoul mit Gold und Silber dekorierten 800-m- Läuferinnen Sigrun Grau (Neubrandenburg) und Christine Wachtel (Rostock) in Zwischen- und Vorlauf folgten in der Qualifikation der Ausfall des 1984 in Los Angeles siegreichen Dietmar Mögenburg (Wattenscheid/2,15), der Leverkuserner Hochsprung-Hoffnung Hendrik Beyer und des im Vorjahr als Weltranglisten- Spitzenreiter bei der WM von Tokio gescheiterten Dreispringers Ralf Jaros (Wattenscheid/16,89).
Es kam noch dicker: Medaillen-Aspiranten Kathrin Ullrich (Berlin) gab im 10 000-m-Vorlauf auf, Ex-Weltmeister Thomas Schönlebe (Chemnitz) verpaßte sogar das Halbfinale und Olympiasiegerin Martina Hellmann den Diskus-Endkampf.
"Es ist schon verdammt viel schiefgegangen, aber viele von uns kämpfen mit ungleichen Waffen", spielte DLV-Sportwart Prof. Manfred Steinbach auf das Dopingproblem an. "Unsere Trainer laufen schulterzuckend herum. Sie wissen auch keinen Weg, wenn die ausländische Konkurrenz unsere vielen Trainingskontrollen nur untätig belächelt." Das Fatale sei, daß gerade in dieser Phase viele frühere Olympiasieger und Leistungsträger, vornehmlich aus dem Osten Deutschlands, den Zenit überschritten haben. Die Rücktrittswelle setzt schon vor der WM 1993 in Stuttgart ein.
"Es gibt keine Loyalität im Verband", holte der auf Platz sieben gelandete Leverkusener Hammerwerfer Heinz Weis drei Jahre nach seinem Weltcupsieg von Barcelona zum Rundumschlag aus und forderte mehr Autonomie für den Leistungssport.
Neben dem 29 Jahre alten Weltmeisterschafts-Dritten (76,90) landete die todunglückliche Petra Meier aus Jena vier Jahre nach dem Gold-Wurf von Seoul ebenfalls auf Platz sieben (59,02), Sechste wurde neben Sonn auch Kathrin Dörre (Odenwald) im Marathon. Die Tür zum Finale am Montag stießen die Medaillenhoffnungen Florian Schwarthoff (Heppenheim) über 110 m Hürden und Vize- Weltmeisterin Ilke Wyludda (Halle) im Diskuswerfen auf. sid
Der Bann ist gebrochen: Nach vierten Plätzen mit der deutschen Riege und im Einzel-Mehrkampf hat der Berliner Andreas Wecker die ersehnten olympischen Medaillen gewonnen. Mit einer fehlerfreien Kür, die mit 9,887 Punkten bewertet wurde, erturnte er sich Bronze am Seitpferd und an den Ringen.
Nicht zu schlagen für den 22jährigen waren am Seitpferd der Nordkoreaner Pae Gil-Su und Mehrkampf-Olympiasieger Witali Scherbo aus der GUS, die sich mit 9,925 Zählern den Olympiasieg teilten. Nur wenige Minuten reichte es für Wecker an den Ringen gemeinsam mit dem Boden-Olympiasieger bei jeweils 9,862 Punkten zum dritten Rang. Die Nase vorn hatte Mehrkampf-Olympiasieger Witali Scherbo aus der GUS (9,927) vor dem Chinesen Li Jing (9,875>
Zu Beginn des Seitpferd-Finales hatte sich der Reck-Europameister sogar Hoffnungen auf eine noch bessere Plazierung machen können. Mit dem Chinesen Li Jing und Waleri Belenki aus der GUS hatten zwei der stärksten Mitkonkurrenten das schwierigste aller sechs Geräte vorzeitig verlassen müssen.
Zuvor am Boden hatte der angehende Banklehrling erwartungsgemäß nichts zu bestellen. Olympiasieger wurde mit einer sensationellen Kür, deren Höhepunkt eine dreifacher Salto war, Li Xiaoshuang (9,925), die Silbermedaillen gingen an den Japaner Yukio Iketani und Mehrkampf- Weltmeister Grigori Misjutin aus der GUS (jeweils 9,787).
Eine kleine Chinesin namens Lu Li stahl am Samstag bei den Geräte-Finals der olympischen Turn-Wettkämpfe allen Favoritinnen die Schau: Die 15jährige WM-Vierte am Barren turnte sich an ihrem Lieblingsgerät mit einer perfekten Kür und einer "10" - der ersten bei den Turn-Wettkämpfen in Barcelona - in die Herzen der 15 000 Zuschauer im Palau Sant Jordi. Und um den Coup perfekt zu machen, nahm Lu Li am Balken auch noch Silber mit. Die zweite "10" an diesem Abend ging an Lavinia Milosovici (Rumänien) am Boden.
Erfolgreichste Medaillensammlerin war die Mannschafts- und Mehrkampf- Olympiasiegerin Tatjana Gutsu, die zusätzlich noch Silber am Barren und Bronze am Boden gewann. Ihr am nächsten kam ihre ukrainische Landsmännin Tatjana Lissenko mit Mannschafts-Gold, Platz 1 am Balken und Rang 3 beim Sprung. Die USA gingen ohne einen Sieg nach Hause, holten durch Shannon Miller zwei zweite und zwei dritte Plätze; das Team wurde mit Bronze belohnt.
Doppel-Weltmeisterin Lavinia Milosovici hatte zuvor schon zusammen mit Henrietta Onodi (Ungarn) den Pferdsprung gewonnen, mit dem Team war sie zweite und dritte im Mehrkampf geworden.
Als Verliererin muß die 14fache Welt- und Europameisterin Swetlana Boginskaja gelten, die nur mit der GUS-Riege Gold holte, im Mehrkampf wie beim Sprung und Balken nur Fünfte wurde und am Boden ganz verzichtete. sid
FECHTEN
Säbel, Einzel, Männer: 1. Szabo (Ungarn), 2. Marin (Italien), 3. Lamour (Frankreich), 4. Scalzo (Italien), 5. Garcia (Spanien), 6. Meglio (Italien), 7. Kosnieliakowski (Polen), 8. Nolte (Bonn), . . . 14. Becker (Dormagen), . . . 17. Kempenich (Bonn).
FUSSBALL
TURNIER in Brügge, Endspiel: Bayer Leverkusen - FC Brügge 2:4 (0:3).
Ihren zweiten Saisonsieg auf der Europa-Tour der Golf-Frauen feierte die Britin Laura Davies bei den British Open in Tytherington. Sie lag am Ende mit sieben Schlägen vor einem Verfolger-Quartett.
Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen hat das Finale beim "Brugste Metten"- Turnier in Brügge mit 2:4 (0:3) gegen Gastgeber FC Brügge verloren. Für Leverkusen trafen Lupescu und Kree.
Der MSC Olching und MSC Brokstedt haben sich für das Finale der Speedway- Bundesliga am 3. Oktober in Landshut qualifiziert. Dort treffen sie auf Titelverteidiger AC Landshut und den MSC Diedenbergen.Götze gewann Rundstreckenrennen
Ein Rundstreckenrennen im Rahmen der Erlauftaler Radsporttage in Österreich gewann nach 151 km der Leipziger Martin Götze im Spurt vor dem Lokalmatador Richard Schmid.
KUNSTTURNEN
Pferdsprung: 1. Scherbo 9,856, 2. Misjutin 9,781, 3. You Ok Youl 9,762, 4. Li Xiaoshuang 9,731, 5. Supola (Ungarn) 9,674, 6. Kroll (Cottbus) 9,662, 7. Csollany 9,524, 8. Aihara 9,450.
JUDO
Klasse bis 60 kg, Männer: 1. Gusseinow (GUS), 2. Hyun Yoon (Südkorea), 3. Trautmann (München) und Koshino (Japan), 5. Wagner (Ungarn) und Pradayrol (Frankreich).
Klasse bis 48 kg, Frauen: 1. Nowak (Frankreich), 2. Tamura (Japan), 3. Senyurt (Türkei) und Savon (Kuba), 5. Briggs (Großbritannien) und Sonakri (Algerien).
KUNSTTURNEN
Barren: 1. Scherbo 9,900, 2. Li Jing 9,812, 3. Guo Linyao, Matsunaga (Japan) und Korobtschinski (GUS) je 9,800, 6. Lynch (USA) 9,712, 7. Wecker 9,612, 8. Nishikawa (Japan) 9,575.
Gastgeber Spanien erwartet im Halbfinale des olympischen Fußball-Turniers für Junioren-Nationalmannschaften "U 23" eine schwere Aufgabe. Das Team von Trainer Vicente Miera trifft in der Vorschlußrunde am Mittwoch auf "U 18"- Weltmeister Ghana. Die Afrikaner gewannen im Viertelfinale nach Verlängerung 4:2 (2:2, 1:0) gegen Paraguay.
Das zweite Halbfinale bestreiten Polen und Australien, das sich in Barcelona überraschend 2:1 (1:0) gegen Schweden durchsetzte. Das 1:0 erzielte John Markovski mit einem Volleyschuß aus spitzem Winkel (28.), ehe Shaun Murphy mit einem abgefälschten Schuß den Vorsprung ausbaute (56.). Die Schweden, die schon in der ersten Halbzeit ihren am Knie verletzten Torjäger Tomas Brolin auswechseln mußten, kamen durch Jonny Roedlund nur noch zum 1:2 (59.).
Bis zur letzten Sekunde mußte Ghana um den Einzug ins Halbfinale bangen. Zwar gingen die Afrikaner durch zwei Tore von Kwame Ayew (17./55.) mit 2:0 in Führung, doch gelangen Acheampong (76.) und Jorge Campos (81.) der Ausgleich für Paraguay. Oli Rahman erzielte die erneute Führung für die Ghanaer, die eine Minute vor dem Schlußpfiff großes Glück hatten, als sie den Ball im letzten Moment von der Torlinie schlagen konnten. Im direkten Gegenzug traf Ayew zum 4:2-Endstand (120.). sid
Silberner Schlußpunkt für den Berliner Andreas Wecker: Nach Bronze am Seitpferd und an den Ringen wurde der Deutsche Zwölfkampf-Meister im letzten Kunstturn-Wettbewerb der Spiele von Barcelona Olympiazweiter an seinem Paradegerät Reck. Als zweiter der acht Finalisten gestartet, lag Wecker lange in Führung, bis überraschend der Amerikaner Trent Dimas als vorletzter Teilnehmer an ihm vorbeizog.
Der Bann war schon früher gebrochen. Nach vierten Plätzen mit der deutschen Riege und im Einzel-Mehrkampf hatte Wecker mit fehlerfreien Leistungen jeweils Bronze am Seitpferd und an den Ringen erturnt und sich damit selbst für seine hervorragende konstante Leistung bei diesen Spielen belohnt.
Als König der Spiele steht Witali Scherbo aus der GUS schon bei Halbzeit fest. Der 20jährige aus Minsk gewann nach seinen Erfolgen mit der GUS-Riege im Mehrkampf und im Mannschafts- Wettbewerb am Sonntag vier Disziplinen (Seitpferd, Ringe, Pferdsprung, Barren) und ist mit insgesamt sechs Goldmedaillen von keinem anderem Sportler in Barcelona mehr einzuholen.
Nicht zu schlagen für den 22jährigen Wecker war am Seitpferd neben Scherbo auch der Nordkoreaner Pae Gil-Su, die sich mit 9,925 Zählern den Olympiasieg teilten. Nur wenige Minuten reichte es für Wecker an den Ringen gemeinsam mit dem Boden-Olympiasieger Li Xiaoshuang bei jeweils 9,862 Punkten zum dritten Rang. Die Nase vorn hatte am Ende Scherbo vor dem Chinesen Li Jing.
Zu Beginn des Seitpferd-Finales hatte sich der Reck-Europameister sogar Hoffnungen auf eine noch bessere Plazierung machen können. Der Chinese Li Jing und Waleri Belenki aus der GUS hatten als zwei der stärksten Mitkonkurrenten das schwierigste aller sechs Geräte vorzeitig verlassen müssen. Lange lag der Blondschopf dann auf Rang zwei, ehe er von Scherbo als letztem Turner dieses Durchgangs doch noch übertrumpft wurde.
Zuvor am Boden hatte der angehende Banklehrling erwartungsgemäß nichts zu bestellen. Noch leicht gehandicapt von einer leichten Zerrung in der rechten Wade reichte es für Wecker an diesem Gerät zum Auftakt nur zu 9,687 Punkten und Rang sieben unter acht Finalteilnehmern. Olympiasieger wurde mit einer sensationellen Kür, deren Höhepunkt eine dreifacher Salto war, Li Xiaoshuang (9,925).
"Altmeister" Sylvio Kroll aus Cottbus, der 1988 in Seoul Silber gewonnen hatte, verabschiedete sich bei seinem letzten internationalen Start als Sechster im Sprung. sid/dpa
KUNSTTURNEN
Reck: 1. Dimas (USA) 9,875, 2. Wecker und Misjutin je 9,837, 4. Guo Linyao 9,812, 5. Nishikawa, Hatakeda und Belenki je 9,787, 8. Li Jing 9,425.
ROLLHOCKEY
Halbfinale, 1. Spieltag: Niederlande - Brasilien 0:5 (0:2), Portugal - Italien 5:3 (3:2), Argentinien - Spanien 2:3 (1:2).
RUDERN
Frauen, Einer: 1. Lipa (Rumänien) 7:25,54 Minuten, 2. Bredael (Belgien) 7:26,64, 3. Laumann (Kanada) 7:28,85, 4. Marden (USA) 7:29,84, 5. Brandin (Schweden) 7:37,55, 6. le Moal (Frankreich) 7:41,85.
Doppelvierer: 1. Deutschland (Müller/Leipzig, Schmidt/Berlin, Peter/Karlsruhe, Mundt/Leipzig) 6:20,18 Minuten, 2. Rumänien (Pipota, Ignat, Cochelea, Dobre) 6:24,34, 3. GUS (Schodotowitsch, Zelikowitsch, Ustiujanina, Schloptsewa) 6:25,07, 4. Niederlande 6:32,40, 5. USA 6:32,65, 6. CSFR 6:35,99.
Achter: 1. Kanada (Barnes, Taylor, Delehanty, Crawford, McBean, Worthington, Monroe, Heddle, Stfr. Thompson) 6:02,62 Minuten, 2. Rumänien (Snep, Robu, Olteanu, Lepadatu, Bobeica, Neculai, Bazon, Padurariu, Stfr. Georgescu) 6:06,26, 3. Deutschland (Strauch/Saarbrücken, Dördelmann/Waltrop, Haacker/Berlin, Pyritz/Berlin, Petersmann/Dortmund, Wagner, Harzendorf/beide Saarbrücken, Zeidler/Berlin, Stfr. Neunast/Dortmund) 6:25,07, 4. Niederlande 6:32,40, 5. USA 6:32,65, 6. CSFR 6:35,99.
Udo Quellmalz und Richard Trautmann haben die deutschen Judoka in Barcelona vor der totalen Pleite bewahrt. Doch die Bronzemedaillen der beiden konnten den Frust im Lager des Deutschen Judo-Bundes (DJB) nicht mehr vertreiben.
Weder der Leichtgewichtler Quellmalz aus Ingolstadt noch Mannschaftsführung und Trainer waren nach den Wettkämpfen mit dem Resultat zufrieden.
"Verschenktes Gold", hieß es am Mattenrand, und selbst der 25jährige mußte zugeben: "Ich habe einen taktischen Fehler gemacht. Das Raustreten hätte mir nicht passieren dürfen."
Der entscheidende Regelverstoß war "Quelle" im Kampf um den Eintritt ins Finale gegen den späteren Olympiasieger Rogerio Sampaio (Brasilien) unterlaufen, als er eine Attacke des Südamerikaners abzuwehren versucht hatte.
Für den in Leipzig geborenen und jetzt beim MTV Ingolstadt kämpfenden Deutschen Meister Udo Quellmalz hatte der Wettkampf mehr als verheißungsvoll begonnen. Der Diplom-Sportlehrer war praktisch locker durch die Vorrunde spaziert.
Ähnlich agierte auch der Münchner "Superleichte" Trautmann, der im kleinen Finale den Ungarn Josef Wagner besiegte. Nachdem vorher sechs Athleten des Deutschen Judo-Bundes (DJB) ihren Kampf um Bronze verloren hatten, durchbrach Quellmalz als Erster diese "schwarze Serie" mit einem Sieg über Philip Laats (Belgien) und eroberte endlich die schon lang ersehnte Medaille für den Judo-Verband.
Völlig überraschend gewannen Spaniens Frauen unter den Augen des Königspaares zweimal Gold durch Miriam Blasco im Leicht- und Almudena Munoz im Halbleichtgewicht. Toshihiro Koga (Japan) siegte im Leichtgewicht bei den Männern, wo auch Stefan Dott (Urmitz) mit dem fünften Rang vorlieb nehmen mußte. Gudrun Hausch (Reutlingen) war bereits in ihrem ersten Kampf gegen Barbara Eck (Österreich) gescheitert. Superleichtgewichtlerin Kerstin Emich (Rüsselsheim) ging es nicht viel besser. Sie scheiterte in der zweiten Runde an der Italienerin Giovanna Tortora.
Männer-Bundestrainer Han Ho San hat für Ende des Jahres seinen Rücktritt angekündigt. Sein Schritt stand schon vorher fest und hängt nicht mit dem schwachen Abschneiden der Mannschaft zusammen. Er möchte in Zukunft als Chef-Trainer im Verband eine Koordinatorstelle antreten. dpa
Der als Doping-Beauftragter des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) zurückgetretene Harm Beyer hat am Sonntag DSV-Präsident Klaus Henter scharf kritisiert und die gesamte Doping-Bekämpfung in Frage gestellt. "Ich zweifle mehr und mehr daran, ob wir in der Doping-Problematik auf dem richtigen Weg sind. Überall vermisse ich konsequentes Handeln", sagte der Hamburger Richter, der früher selbst einmal DSV-Präsident gewesen war.
Den Sportfunktionären warf Beyer vor, "Verbote und Polizeimaßnahmen" als Allheilmittel gegen die Doping-Problematik einzusetzen. "Es ist keine generelle Bereitschaft da, über andere denkbare Ansätze zu reden", zum Beispiel über eine wissenschaftlich aufbereitete Frage, welche der momentan verbotenen Substanzen zu akzeptieren seien und welche nicht. Beyer weiter: "Es gibt keine Auseinandersetzung mit der Frage, ob der Spitzensport heute befrachtbar ist mit dem Anspruch, es müßten alle Voraussetzungen eingehalten werden."
Dem DSV-Präsidenten Henter warf Beyer schlechten Stil bei den Vorfällen der vergangenen Tage und Eigenmächtigkeit im Fall Strauß vor. "Die Funktionsträger des DSV haben einen Zickzackkurs gesteuert. So war es nicht möglich, die Angelegenheit sauber durchzuführen." dpa
Spanien, Polen und Ghana stehen als Teilnehmer an den Halbfinalspielen beim olympischen Fußball-Turnier fest. Die Mannschaft des Olympia-Gastgebers besiegte im Viertelfinale in Valencia Junioren-Europameister Italien mit 1:0 (1:0) und trifft nun im Semifinale (in Valencia am Mittwoch, 19 Uhr) auf Ghana. Die Afrikaner besiegten Paraguay mit 4:2 (2:2, 1:0) nach Verlängerung. Polen setzte sich in Barcelona mit 2:0 (1:0) gegen Katar durch und trifft im Halbfinale (in Barcelona/21.30 Uhr) auf den Sieger der Partie Schweden - Australien.
Mit 28 000 Besuchern gab es im Spiel der Spanier gegen Italien, das Quico (38. Minute) mit seinem Treffer entschied, die bisher größte Fußball-Zuschauerzahl bei Olympia. Die spanischen "U 23"-Junioren gelten nun als Favorit auf den Olympiasieg, da sie in den vier bisherigen Turnierspielen ohne Gegentor blieben. Die Begegnung wurde sehr hart geführt, was eine rote und sechs gelbe Karten zeigen.
RUDERN
2. Tag, Männer, Zweier mit Steuermann: 1. Searle/Searle/Stm. Herbert (Großbritannien) 6:49,83 Minuten, 2. Abbagnale/Abbagnale/Stm. di Capua (Italien) 6:50,98, 3. Popescu/Taga/Stm. Raducanu (Rumänien) 6:51,58. 4. Deutschland Woddow/Peters/Stm. Thiede (Rostock) 6:56,98, 5. Kuba 6:58,26, 6. BertFrankreich 7:03,01.
Vierer ohne Steuermann: 1. Australien (Cooper, McKay, Green, Tomkins) 5:55,04 Minuten, 2. USA (Burden, McLaughlin, Bohrer, Manning) 5:56,86, 3. Slowenien (Klemencic, Mirjanic, Jansa, Mjukic) 5:58,24, 4. Deutschland (Weyrauch, Ungemach/beide Dortmund, Balster/Dorsten, Vogt/Dortmund) 5:58,39, 5. Niederlande 5:59,14, 6. Neuseeland 6:02,13.
Doppelvierer: 1. Deutschland (Willms/Magdeburg, Hajek/Halle, Volkert/Leverkusen, Steinbach/Hamburg) 5:45,17 Minuten, 2. Norwegen (Bjonness, Thorsen, Undset, Saetersdal) 5:47,09, 3. Italien (Farina, Galtarossa, Corona, Soffici) 5:47,33, 4. Schweiz 5:47,39, 5. Niederlande 5:48,92, 6. Frankreich 5:54,80.
Achter: 1. Kanada (Wallace, Robertson, Forgeron, Barber, Marland, Rascher, Crosby, Porter, Stm. Paul) 5:29,53 Minuten, 2. Rumänien (Vizitiu, Dobre, Marin, Ruican, Talapan, Nastase, Robu, Mastacan, Stm. Gheorghe) 5:29,67, 3. Deutschland (Richter/Hannover, Streppelhoff/Dorsten, Kirchhoff/Potsdam, Eichholz, Rabe/beide Dortmund, Sennewald/Rostock, Wessling/Essen, Baar/Hannover, Stm. Klein/Berlin) 5:31,00, 4. USA 5:33,18, 5. Australien 5:33,72, 6. Großbritannien 5:39,92.
Das Pech von US-Sprinter Mark Witherspoon wurde zum Glück für Superstar Carl Lewis. Witherspoon zog sich am Samstag im 100-m-Halbfinale einen Achillessehnenriß zu. Damit wurde ein Platz frei in der 4x 100-m-Staffel für den sechsmaligen Olympiasieger.
KANU
Wildwasser, Kajak-Einer, Männer: 1. Ferrazzi (Italien) 106,89 Punkte, 2. Curinier (Frankreich), 3. 107,06, 3. Lettmann (Gladbeck) 108,52, 4. Fox (Großbritannien) 108,85, 5. Brissaud (Frankreich) 109,37, 6. Strukelj (Slowenien) 110,11, 7. Jones (Großbritannien) 110,40, 8. Wiley (Irland) 110,45, . . . 26. Becker (Dormagen) 119,38, . . . 29. Vorsatz (Schwerte) 120,51.
KANU
Wildwasser, Canadier-Zweier, Männer: 1. Strausbaugh/Jacobi (USA) 122,41 Punkte, 2. Simek/Rohan (CSFR) 124,25, 3. Adisson/Forgues (Frankreich) 124,38, 4. McEwan/Haller (USA) 128,05, 5. Matti/Matti (Schweiz) 128,55, 6. Stercl/ Stercl (CSFR) 130,42, 7. Petricek/Petricek (CSFR) 131,86, 8. Saidi/del Rey (Frankreich) 132,29, 9. Berro/Trummer (Zeitz) 132,83, . . . 13. Loose/Hemmer (Hohenlimburg) 136,03, 14. Raumann/Hübbers (Dormagen) 146,05.
Für doppelten Einsatz kassierte der frühere Doppel-Weltmeister Jörg Roßkopf doppelten Lohn. Zunächst gewann er mit Partner Steffen Fetzner in der Parade-Disziplin die erste deutsche Olympia-Medaille im Tischtennis, dann qualifizierte sich der prächtig aufgelegte Europameister gegen Li Gun Sang (Nordkorea) auch noch für das Viertelfinale im Einzel. Ein kleiner Wermutstropfen war am Sonntag in Barcelona nur das unerwartet deutliche Scheitern von Fetzner im Achtelfinale gegen Weltmeister Jörgen Persson (Schweden).
"Wir freuen uns über die Medaille, hoffen aber, daß es noch mehr als Bronze wird", sagte Roßkopf nach dem Doppel- Coup. Gegen die Serben Ilija Lupulesku/ Slobodan Grujic revanchierte sich das Düsseldorfer Duo mit 3:0 in beeindrukkender Manier für die Europameisterschafts-Niederlage in Stuttgart. "Wir haben sehr konzentriert gespielt und waren auch mal wieder dran, ein Viertelfinale zu gewinnen", meinte Fetzner.
Im Halbfinale am Montag treffen die Deutschen Meister, die in Barcelona zu früherer Harmonie gefunden haben, als letzte europäische Vertreter auf "gute Bekannte" aus Südkorea. "Mit Kang Hee Chan und Lee Chul Seung haben wir vor Olympia beim Lehrgang in Seoul trainiert. Sie bestreiten ihr erstes großes internationales Turnier. Es sind zwei Rechtshänder, das ist gut für uns", beschrieb Fetzner optimistisch die Chancen auf die Endspielteilnahme gegen Lu Lin/Wang Tao (China) oder Kim Taek Soo/Yoo Nam Kyu (Südkorea).
Für Jörg Roßkopf war das Defensivsystem des Nordkoreaners Li Gun Sang maßgeschneidert. "Abwehrer liegen mir. Allerdings hatte ich vorher noch nie gegen Li gespielt", meinte Roßkopf, der sich mit 21:13, 21:14, 18:21, 21:15 zum lautstark beklatschten Sieg schmetterte. Auf den Weltranglisten-Fünften wartet nun mit Ex-Weltmeister Jan-Ove Waldner ein "harter Brocken". Dessen schwedischer Landsmann Jörgen Persson ließ Steffen Fetzner beim 21:13, 21:17, 21:11 keine Chance. "Steffen hatte zuviel gewollt. Das hat im Kopf nicht geklappt", meinte Cheftrainerin Eva Jelen.
Seoul-Sieger Yoo Nam Kyu (Südkorea) verlor in einer dramatischen Begegnung 19:21 im fünften Satz gegen den Weltranglisten-Ersten Jean-Philippe Gatien (Frankreich). dpa
Der goldene Wurf von Silke Renk soll zur Speerspitze für den Erfolg des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in Barcelona werden. "Es war notwendig, daß einer das Tor aufreißt. Wir hatten schon zu viele Nackenschläge", meinte DLV-Leistungssportdirektor Horst Blattgerste am Sonntag nach einem Olympia-Auftakt mit Licht und Schatten.
Während die Speerwerferinnen mit dem weiteren Bronzegewinn von Karin Forkel die Erwartungen sprengten, scheiterten andere profilierte DLV-Asse reihenweise am olympischen Niveau. Daß die Nerven auch den Stars der großen Sport-Mächte in Barcelona einen Streich spielen, beweisen die Überraschungs-Siege an den ersten beiden Wettkampftagen.
Im stets spannungsgeladenen 100-m-Finale der Männer siegte der Brite Linford Christie (9,96 Sekunden), der 32jährig ältester Sprint-Sieger der Olympia-Geschichte ist. Die US-Flitzer hatten das Nachsehen, mußten Frank Fredericks (Namibia) sogar noch den Vortritt lassen, bevor Dennis Mitchell (USA) die Ziellinie erreichte. Es freut mich, daß ich es den Amerikanern gezeigt habe", sagte Christie. Geärgert hat sich dagegen Weltrekordler Carl Lewis (USA), der zum Zuschauen auf der Tribüne verdammt war: "Es tut weh, wenn man weiß, daß man schneller ist." Durch den Archillessehnenriß seines Klubkameraden Mark Witherspoon darf er nun doch noch Staffel laufen. Schmerzlich war auch der Auftritt des olympischen Doping-Sünders von 1988, Ben Johnson, der im Halbfinale mit 10,70 Sekunden Letzter wurde und bei seinem Comeback unter den fünf Ringen nur eine Zuschauer-Attraktion ist.
Am Ende eines Leidensweges rettete Gail Devers die amerikanische Sprint-Ehre. Mit 10,82 Sekunden stach sie alle hochkarätigen Rivalinnen aus. Die 25jährige aus Van Nuys, eigentlich eine Hürden-Spezialistin, mußte vor einem Jahr wegen einer gefährlichen Schilddrüsen- Infektion noch um ihr Leben und die Amputation ihrer Beine bangen. Starke Worte fand ihre Teamkameradin Gwen Torrance, als WM-Zweite nur auf Rang vier: "Drei in diesem Rennen waren nicht sauber, zwei davon standen über mir." Gemeint sein konnten nur die Silber- und Bronzeläuferinnen Juliet Cuthbert (Jamaika) und Irina Priwalowa (GUS).
Zur Kategorie der Überraschungen zählt auch der umjubelte Triumph Spaniens im 20-km-Gehen durch Daniel Plaza Montero und der US-Doppelsieg im Kugelstoßen durch Michael Stulce (21,70 m) und James Doehring. Zusammen mit dem Olympia-Dritten Wjatscheslaw Lycho (GUS) gaben sie eine denkwürdiges Bild auf dem Siegerpodest ab: Erstmals gewannen gleich drei Athleten eine olympische Medaille, die zuvor für Doping-Vergehen gesperrt waren. Lediglich im Marathon der Frauen siegte mit Walentina Jegorowa (GUS) eine Mitfavoritin. Der Olympia-Triumph von Silke Renk konnte die großen Enttäuschungen im DLV-Lager nicht übertünchen. Bei den Männern blieb Olympiasieger Ulf Timmermann (Berlin) als Kugelstoß- Fünfter noch im Spektrum des Erwarteten. Aufhören wird hingegen der viermalige Olympia-Starter Udo Beyer (Potsdam) nach seinem Qualifikations-Aus.
Ein Debakel erlebte Hochsprung-Star Dietmar Mögenburg, der zusammen mit Hendrik Beyer (Leverkusen) kläglich in der Ausscheidung hängenblieb. Um zwei Zentimeter verfehlte der deutsche Dreisprung-Rekordler Ralf Jaros (Wattenscheid/16,89) den Endkampf. Über 800 m landete Jörg Haas (Offenburg) auf Rang 36, im 10 000-m-Lauf ereilten Carsten Eich (Leipzig) und Stephane Franke (Kornwestheim) das gleich Schicksal. Zufrieden konnte auch der WM-Sechste Robert Ihly (Offenburg) mit seinem elften Platz im 20-km-Gehen nicht sein.
Bei den Frauen blieben unerwartet die Lauf-"Zwillinge" Sigrun Grau (Neubrandenburg) und Christine Wachtel (Rostock) - sie gewannen Gold und Silber in Seoul - auf der Strecke.
Über die 42,195 km Marathon-Distanz erreichte die WM-Dritte Katrin Dörre (Odenwald) ihr Medaillen-Ziel nicht, unterstrich aber als Sechste dennoch ihre Weltklasse. Geplatzt war auch der Gold- Traum von Siebenkampf-Weltmeisterin Sabine Braun (Wattenscheid), die nach fünf von sieben Disziplinen hoffnungslos hinter Jackie Joyner Kersee (USA) zurücklag. "Die Ergebnisse drücken schon auf die Stimmung. Wir müssen nun aufpassen, daß keine Unsicherheit aufkommt", warnte Blattgerste.
Einen dreifachen Erfolg für die GUS-Hammerwerfer gab es zum Auftakt des dritten Wettkampftages der olympischen Leichtathletik-Wettbewerbe. Der eher als Außenseiter gehandelte Andrej Abduwaljew gewann mit 82,54 vor dem WM-Zweiten Igor Astapkowitsch, der auf 81,96 m kam. Bronze ging an Igor Nikulin mit 81,38. Der Deutsche Meister Heinz Weis aus Leverkusen blieb mit 76,90 m und Platz sieben im Rahmen seiner Möglichkeiten.
Martina Hellmann setzte in der Qualifikation der Diskuswerferinnen die Serie der gescheiterten deutschen Olympiasieger von Barcelona fort. Ohne Medaille blieb auch die 1988 in Seoul erfolgreiche Petra Meier als Speerwurf-Siebente. dpa/sid
Die Wettkämpfe der XXV. Olympischen Spiele in Barcelona sind in der ersten Woche von rund 1,4 Millionen Zuschauern auf den Tribünen direkt verfolgt worden. Beim Schwimmen, Tennis, Basketball und den erst am Wochenende begonnenen Leichtathletik-Wettbewerben faßten die Tribünen kaum den Andrang des Publikums, während insbesondere der Fußball auf wenig Anklang stößt.
Goldenes Finale für die deutschen Schützen bei Olympia: Im vorletzten der 13 Wettbewerbe tat es der 22jährige Michael Jakosits aus Homburg dem Pistolenschützen Ralf Schumann gleich und schoß sich auf das oberste Siegertreppchen. "Das ist einfach überwältigend", meinte nach der Entscheidung auf die laufende Scheibe der 22jährige, der damit die Bilanz des Deutschen Schützen-Bundes (DSB) aufpolierte. Mit insgesamt drei Medaillen, darunter zweimal Gold, schließt der DSB als drittbeste Nation ab.
Eine glanzvolle Abschlußvorstellung auf der Schützenbühne gab das GUS- Team. Gleich fünfmal Gold, dazu drei weitere Medaillen, bewiesen die Dominanz der Sportler aus den 13 verschiedenen Republiken. In der letzten Schießentscheidung blieb dem Trap-Schützen Jörg Damme eine Medaille versagt. Im Stechen um Bronze mußte er sich dem Italiener Marco Venturini geschlagen geben. Olympiasieger wurde Petr Hrdlicka aus der CSFR, ebenfalls nach Stechen gegen Kazumi Watanabe aus Japan.
Neben Jakosits im Wettbewerb auf die laufende Scheibe erklomm noch Ralf Schumann mit der Schnellfeuerpistole den olympischen Gipfel, Bronze schoß Johann Riederer im Luftgewehr-Finale. Einen herben Rückschlag gab es für Deutschlands Aushängeschild im Schießsport, Silvia Sperber. Die Olympiasiegerin von Seoul brach mit dem KK-Standard-Gewehr völlig ein. Mit dem Luftgewehr fehlte ihr ein Ring zum Finale.
Aufgelöst, mit Tränen in den Augen, durch den Nervenpoker auf der Schießbahn völlig ausgepumpt: Michael Jakosits konnte am Samstag seinen Triumph zunächst nicht fassen. Ein einziger Ring Vorsprung rettete dem 22jährigen (673 Ringe) sein Gold vor dem GUS-Schützen Anatolj Asrabajew (672) und Lubos Racansky aus der CSFR (670). "Meinen Erfolg habe ich hauptsächlich meinem Vater zu verdanken", gab der Zeitsoldat den Dank weiter. Tibor Jakosits, in den 60er Jahren ein ungarischer Schütze von Weltformat, hat seinen Filius geprägt und mit seinem Erfahrungsschatz zum Olympiasieger geformt. Während der Schlußdramatik bewahrte der 54jährige Industrieschleifer aber völlig die Ruhe. "Ich wußte doch, was er kann", meinte Tibor Jakosits lapidar. dpa
Brita Baldus und Jan Hempel greifen beim olympischen Kunst- und Turmspringen neben den hochfavorisierten Chinesen nach einer Medaille. Nachdem die 27jährige Leipzigerin am Samstag in Barcelona als Vorkampf-Zweite vom Drei-Meter-Brett mit 312,90 Punkten das Finale am Montag erreicht hatte, war der sieben Jahre jüngere Dresdener am Sonntag beim Turmspringen ebenso erfolgreich. Der Weltmeisterschafts-Vierte und Olympia-Fünfte von Seoul mußte sich nach einem Patzer im vorletzten Sprung allerdings mit Rang drei (426,27 Punkte) begnügen, darf am Dienstag aber auf Bronze hoffen.
Konstant gute Sprünge zeigte die WM- und EM-Dritte Brita Baldus sowohl bei den Pflicht- als auch bei den Kürsprüngen. Mit 312,90 Punkten mußte sich die Sportstudentin nur Europameisterin und Vize-Weltmeisterin Irina Laschko aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS/334,89) geschlagen geben. dpa
Die Deutschlands Segler erlitten auf dem Mittelmeer Schiffbruch. Nur Soling- Star Jochen Schümann darf vor dem Match-Race weiter vom Gold träumen. Im Starboot gab es statt des möglichen Silbers nur Rang sechs für Hans Vogt und Jörg Fricke. Gold hatten sich die Amerikaner Mark Reynolds und Hal Haenel schon am Samstag gesichert.
Die schweren Jungs aus Bayern segelten am vorletzten Tag der Star-Entscheidung furios, kamen als Zweite ins Ziel, doch mit der Medaillenchance vor Augen patzten sie am Sonntag schon beim Start. Nur als Vorletzte gingen sie auf Kurs und belegten schließlich nur Rang 18. Silber ging an die Neuseeländer Roderick Davis und Donald Cowie, Bronze an die Kanadier Ross MacDonald und Eric Jespersen.
Im Flying Dutchman waren zuvor Albert Batzill (Schlier) mit Peter Lang (Bühl) als Fünfte vom Kurs abgekommen. Gold ging an die Spanier Luis Doreste/Domingo Manrique. dpa
SEGELN
Starboot: 1. Reynolds/Haenel (USA) 31,4 Punkte, 2. Davis/Cowie (Neuseeland) 58,4, 3. MacDonald/Jespersen (Kanada) 62,7, 4. Neeleman/Schrier (Niederlande) 64,0, 5. Wallen/Lohse (Schweden) 65,0, 6. Vogt/Fricke (München) 69,7, 7. Beashel/Giles (Australien) 71,4, 8. Kisseoglou/Boukis (Griechenland) 84,0.
Das Aus des Stuttgarters Carl-Uwe Steeb hat beim olympischen Turnier der gestürzten Stars das sportliche Debakel der deutschen Herren perfekt gemacht. Der deutsche Teamchef Niki Pilic trottete nachdenklich vom Platz: "Ich weiß nicht, was los ist." Einen Tag nach Boris Bekkers blamabler Einzelniederlage strich auch sein Freund Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) als letzter der drei deutschen Herren beim olympischen Tennisturnier die Segel.
Der Weltranglisten-31. mußte am Sonntag in 2:58 Stunden eine 4:6, 6:3, 3:6, 2:6 -Achtelfinal-Niederlage gegen den aufschlagstarken Mexikaner Leonardo Lavalle einstecken und damit als letzter Deutscher im Herren-Einzel von Barcelona das Handtuch werfen.
Boris Becker (Leimen) konnte sich am Tag nach dem blamablen Aus gegen den Franzosen Fabrice Santoro wenigstens im Doppel mit Michael Stich (Elmshorn) eine Medaillenchance erhalten: Erwartungsgemäß waren die in der Weltrangliste nicht auftauchenden Griechen Anastasios Bavelas/George Efremoglou beim 6:3, 6:1, 6:4-Erfolg der Wimbledonsieger nahezu chancenlos.
Steffi Graf und Anke Huber können sich dagegen ganz auf ihre Einzel-Viertelfinals am Montag gegen Sabine Appelmans (Belgien) und Jennifer Capriati (USA) konzentrieren: Gemeinsam unterlagen sie am Sonntag chancenlos dem US-Duo Mary-Joe und Gigi Fernandez mit 6:7 (3:7), 4:6.
"Charly, Charly" flehten die deutschen Schlachtenbummler. Eine Rose flog auf den Platz. Zwei Stunden und 56 Minuten schwitzten und zitterten sie mit dem 31. der Weltrangliste in dem Stadion, das die Spanier Mikrowelle nennen. Wenigstens einen Deutschen wollten sie zur Medaille schreien, nachdem Becker am Samstagabend kläglich mit 1:6, 6:3, 1:6, 3:6 an Fabrice Santoro aus Frankreich (Weltrangliste Nr. 37) gescheitert war.
Vergeblich. Lavalle, den Steeb zweimal zuvor bezwang, hatte im Duell der Linkshänder die bessere Kondition. Er rannte auch im vierten Satz unaufhörlich ans Netz, an Temperaturen von mehr als 40 Grad von zu Hause gewöhnt. Der Stuttgarter wurde derweil zusehends müder und verlor das Match letztlich aufgrund der höheren Fehlerquote. Somit sind Becker/Stich nun die letzte Medaillenhoffnung bei den deutschen Herren. Zu Bronze fehlt ihnen nun "nur" noch ein Sieg am Dienstag gegen Emilio Sanchez/Sergio Casal (Spanien) oder das US- amerikanische Doppel Jim Courier/Pete Sampras.
Der olympische Männer-Wettbewerb ist geprägt vom rapiden Schwund der großen Namen. Neun der ersten zehn gesetzten Spieler sind bereits draußen, lediglich der Kroate Ivanisevic schaffte den Sprung unter die letzten acht.
Für die größte Überraschung hatte am Samstag der Schweizer Marc Rosset gesorgt, der seinen Nationalfeiertag mit einem überdeutlichen 6:4, 6:2, 6:1-Erfolg gegen den Weltranglisten-Ersten und Top-Favoriten Jim Courier (USA) zelebrierte.
Anschließend erlebte Boris Becker ein sportliches Fiasko. Der Leimener bot gegen den Weltranglisten-37. Santoro eine seiner schwächsten Leistungen der vergangenen Jahre: Obwohl der flinke Franzose vor allem im vierten Satz sehr viele Chancen ausließ, ging Becker mit 1:6, 6:3, 1:6, 3:6 fast wehrlos unter.
Mehr Widerstand leistete Pete Sampras am Sonntag, dennoch ereilte ihn beim 7:6 (9:7), 6:1, 6:7, 0:6, 3:6 gegen Andrej Tscherkassow (GUS) das Aus.
Anke Huber, die am Vortag mit 7:5, 7:6 (7:3) gegen Nicole Muns-Jagermans aus den Niederlanden gewonnen hatte, blickt dem schweren Duell mit der Weltranglisten-Sechsten Jennifer Capriati zuversichtlich entgegen: "Ich freue mich riesig darauf und glaube, daß ich spielerisch etwa gleichwertig bin."
Steffi Graf steht nach ihrem 6:3, 6:4 gegen Magdalena Malejewa (Bulgarien) eine einfachere Aufgabe bevor. Seite an Seite mußten sich die beiden am Sonntag dem besser harmonierenden US-Doppel beugen.
Für Barbara Rittner (Leverkusen), die trotz einer guten Leistung an der einheimischen Medaillen-Hoffnung Arantxa Sanchez-Vicario mit 6:4, 3:6, 1:6 scheiterte, ist Olympia beendet. dpa
Die Gastgeber schlagen auf dem Meer von Barcelona zu: Nach den Olympiasiegern im Flying Dutchman, Luis Doreste und Domingo Manrique, sicherte sich wenig später auch Jose van der Ploeg im Finn Dinghy Gold. Der Spanier ist vor der letzten Wettfahrt am Montag nicht mehr einzuholen. Am Olympia-Hafen wurde ein kleine Volksfest gefeiert.
Die deutschen Dressur-Amazonen haben am Sonntag das Fundament zum achten Mannschafts-Gold seit 1928 gelegt. Nach den eindrucksvollen Vorstellungen der 25jährigen Doppel-Olympiasiegerin Nicole Uphoff (Duisburg) mit ihrem 15jährigen westfälischen Wallach Rembrandt mit der "Traumnote" von 1768 Punkten und der 29jährigen Mannschafts-Olympiasiegerin von Seoul, Monica Theodorescu (Sassenberg), mit ihrem 10jährigen Hannoveraner Wallach Grunox (1676) als Zweitplazierte ist der Olympiasieg so gut wie sicher. 3444 Punkte für Deutschland sind ein kräftiges Polster zur "Halbzeit" der Mannschafts-Dressur, die am Montag mit den Ritten von Europameisterin Isabell Werth (Rheinberg) mit Gigolo und Klaus Balkenhol (Düsseldorf) mit Goldstern fortgesetzt wird.
Nicole Uphoff überragte im Trab und Galopp und demonstrierte Übergänge in einer Präszision, daß die Konkurrenz nur noch staunte. Am Ende gratulierte der sechsmalige Olympiasieger Reiner Klimke, und auch die deutsche Olympiasiegerin von München, Liselott Schindling- Rheinberger, zollte uneingeschränktes Lob: "Es war großartig, so etwas schönes habe ich selten gesehen." dpa
Drei Tage nach ihrem Gewinn der Silbermedaille beim olympischen Judo-Turnier hat sich Yael Arad aus Israel noch einmal zu Wort gemeldet. "Meine Äußerungen nach dem Kampf sind nicht richtig wiedergegeben worden. Ich wollte die Deutschen nicht verletzen", sagte die Sportlerin, die nach ihrem Erfolg mit der Äußerung, "der Gewinn meiner Medaille ist eine Revanche für die Ermordung der israelischen Sportler bei den Olympischen Spielen in München 1972 gewesen" zitiert wurde. "Ich habe gesagt, daß ich so glücklich bin und die Medaille den Familien der Opfer von München widme. Mit den Deutschen habe ich keine Probleme."
Yael Arad hatte im Kampf um den Gruppensieg Weltmeisterin Frauke Eickhoff (Braunschweig) besiegt, so daß ihr Kommentar darauf bezogen wurde. Die Israelin bekräftige, daß sie ein gutes Verhältnis zum Deutschen Judo-Bund (DJB) habe. "Die Deutschen hatten mit dem Anschlag nichts zu tun", beteuerte sie. dpa
Jürgen Nolte vom OFC Bonn hat beim olympischen Fecht-Turnier in Barcelona am späten Sonntag abend im Einzelwettbewerb mit dem Säbel den achten Platz belegt.
Der 32 Jahre alte Lehrer und siebenmalige deutsche Meister unterlag im Viertelfinale mit 5:2, 3:5, 3:5 dem Italiener Giovanni Scalzo.
Die Goldmedaille gewann der Ungar Bence Szabo, Silber ging an Marco Marin (Italien), Bronze holte sich Jean-Francois Lamour (Frankreich).
Vor vier Jahren in Seoul war Nolte ebenfalls Achter geworden. Damit wartet der Deutsche Fechter-Bund, der noch nie eine Olympia-Medaille im Säbelfechten gewann, am vierten Wettkampftag in Barcelona weiter auf den ersten Medaillengewinn.
"Es ist wie verhext. Wenn der Wurm drin ist, ist er drin", kommentierte Cheftrainer Emil Beck enttäuscht. Einen Reim auf das bisher so schlechte Abschneiden seiner Kämpfer konnte sich der deutsche Chef-Fechter aber auch nicht machen.
"Bis auf die letzten Aktionen hat Jürgen gut gefochten, aber zufrieden kann ich nicht sein, weil wir keine Medaillen geholt haben", meinte Säbel-Bundestrainer Boris Stavrev.
Im Feld der 44 Sabreure aus 19 Ländern waren Jörg Kempenich (Bonn) und Felix Becker (Dormagen) schon vor dem Finaleinzug gescheitert.
Besonders der K.o. für Becker traf die deutschen Fechter empfindlich. In den vergangenen vier Jahren war Becker einer der beständigsten Athleten des Deutschen Fechterbundes auf der Planche gewesen.
Sowohl bei Olympia wie auch bei Weltmeisterschaften hatte er jeweils den Endkampf erreicht. dpa
KUNSTTURNEN
Gerätefinals, Männer, Boden: 1. Xiaosahuang Li (China) 9,925 Punkte, 2. Missutin (GUS) und Iketani (Japan) beide 9,787, 4. Ok Ryul Yoo (Südkorea) 9,775, 5. Aihara (Japan) 9,737, 6. Scherbo (GUS) 9,712, 7. Wecker (Berlin) 9,687, 8. Li (China) 9,387.
GEWICHTHEBEN
Klasse bis 100 kg: 1. Tregubow (GUS) 410,0 kg (190,0 Reißen / 220,0 Stoßen), 2. Taimazow (GUS) 402,5 (185,0 / 217,5), 3. Malak (Polen) 400,0 (185,0 / 215,0), 4. Tournefier (Frankreich) 387,5 (170,0 / 217,5), 5. Stefanow (Bulgarien) 380,0 (170,0 / 210,0), 6. Danisow (Israel) 377,5 (175,0 / 202,5), 7. Guse (Stralsund) 377,5 (167,5 / 210,0), 8. Nishimoto (Japan) 372,5 (165,0 / 207,5).
Der deutschen Wasserball-Nationalmannschaft steht schon nach den beiden ersten Vorrundenspielen des olympischen Turniers in Barcelona das Wasser bis zum Halse. Nach dem deprimierenden 7:7 zum Auftakt gegen das zweitklassige Frankreich am Samstag, kam es tags darauf noch schlimmer. Gegen die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) mußte die Mannschaft von Bundestrainer Karl-Heinz Scholten mit 7:11 (3:4, 2:3, 0:2, 2:2) eine demütigende Niederlage und den dritten Punktverlust hinnehmen. Der Traum vom Halbfinale ist ausgeträumt.
Engagierter als am Tag zuvor wurde der GUS zunächst Paroli geboten. Doch eine zweiminütige schwache Phase ermöglichte der GUS einen Zwei-Tore-Vorsprung. Als Dimitri Gorschkow dann das 8:5 erzielte, war die Partie entschieden.
"Verkrampft, nervös und ohne Selbstvertrauen", so Wasserballwart Eckhard Bade, war das deutsche Team gegen Frankreich gestartet. Fehlpässe und Fehlabgaben reihten sich beim 7:7 (2:2, 2:2, 3:2, 0:1) im Dutzend aneinander. "Ein erfahrener Mann wie Lars Tomanek fehlt uns natürlich", bekannte Bade. Die drei nach einem Streit ausgestiegenen Hannoveraner Tomanek, Dirk Schütze, Wolfgang Vogt seien nicht zu ersetzen. dpa
KUNSTTURNEN
Ringe: 1. Scherbo (GUS) 9,937 Punkte, 2. Jing Li (China) 9,875, 3. Wecker (Berlin) und Xiaosahuang Li (China) beide 9,862, 5. Belenki (GUS) 9,825, 6. Csollany (Ungarn) 9,800, 7. Iketani (Japan) 9,762, 8. Khristozow (Bulgarien) 9,750.
LEICHTATHLETIK
Siebenkampf, Frauen: 1. Jackie Joyner-Kersee (USA) 7044 Punkte (100 m Hürden 12,85 Sek. / Hochsprung 1,91 m / Kugelstoßen 14,13 m / 200 m 23,12 Sek. / Weitsprung 7,10 m / Speerwurf 44,98 m / 800 m 2:11,78 Min.), 2. Belowa (GUS) 6845 (13,25 / 1,88 / 13,77 / 23,34/6,82 / 41,90 / 2:05,08), 3. Braun (Wattenscheid) 6649 (13,25 / 1,94 / 14,23 / 24,27 / 6,02 / 2:14,35), 4. Nastase (Rumänien) 6619, 5. Dimitrowa (Bulgarien) 6464, 6. Beer (Berlin) 6434 (13,48 / 1,82 / 13,23 / 23,93 / 6,01 / 48,10 / 2:09,49), 7. Clarius (Ingolstadt) 6388 (14,10 / 1,82 / 15,33 / 24,86 / 6,13 / 45,14 / 2:08,83), 8. Wlodarczyk (Polen) 6333.
Der Star der Olympischen Spiele heißt Witali Scherbo. Der Kunstturner aus Weißrußland gewann nicht nur den Mannschaftswettbewerb mit der GUS- Riege, sondern auch noch den Mehrkampf und am Sonntag bei den Gerätefinals im Palau Sant Jordi von Barcelona auch noch Gold am Seitpferd, an den Ringen, beim Sprung und am Barren. Die weiteren Titel gingen an Xiaoshuang Li (China) am Boden und an Trent Dimas (USA) am Reck. Die GUS, die zuvor bei Männern und Frauen jeweils Gold mit der Mannschaft und im Mehrkampf gewonnen hatte, war mit 9 Gold-, 8 Silber- und 7 Bronzemedaillen der große Gewinner. dpa
Etwa 300 Frankfurter empfingen am Samstagabend auf dem Rathausplatz der Oderstadt "ihren" Ringer-Olympiasieger Maik Bullmann. Im offenen Cabriolet, gelenkt vom stolzen Vater Wolfgang Bullmann, traf "Bulle" gemeinsam mit seiner Freundin Antje Merk und Trainer Günter Reichelt wie ein Triumphator in seiner Heimatstadt ein.
KARLSRUHE, 2. August. Bei einem vorläufigen Stopp der Fristenregelung durch das Bundesverfassungsgericht (BVG) wären Abtreibungen in den neuen Bundesländern trotzdem straffrei. Auch westdeutsche Frauen könnten dort Abbrüche vornehmen lassen, ohne sich strafbar zu machen. Auf diese aus dem Einigungsvertrag folgende Gesetzeslage wiesen jetzt die SPD-regierten Bundesländer hin.
Die SPD-Länder wenden sich in Karlsruhe gegen den Antrag von 241 Unionsabgeordneten und Bayern, den neuen Paragraphen 218 in Westdeutschland nicht in Kraft treten zu lassen. Selbst bei Erlaß der beantragten Verfügung könnten nach SPD-Auffassung westdeutsche Frauen im Beitrittsgebiet straflos abtreiben lassen, oder das Verfassungsgericht müßte in den Einigungsvertrag eingreifen.
Im Einigungsvertrag wurde einerseits das alte DDR-Abtreibungsrecht bis zu einer gesamtdeutschen Neuregelung übernommen. Das heißt, daß im Beitrittsgebiet bisher eine Fristenregelung ohne Beratungspflicht galt. Darüber hinaus wurde im Einigungsvertrag aber auch das sogenannte Wohnortprinzip ausgeschlossen. Zwar machen sich in Westdeutschland Schwangere strafbar, die die Indikationsregelung umgehen und im Ausland einen Abbruch vornehmen lassen. Denn es kommt nach dem westdeutschen Strafgesetz nicht auf das Recht des Landes an, in dem die Abtreibung durchgeführt wurde, sondern auf das Recht am Wohnort der Frau, die die Abtreibung vornehmen ließ. Im Falle von Abtreibungen in den ostdeutschen Ländern - in denen ebenfalls ein anderes Abtreibungsrecht gilt - wurde jedoch im Einigungsvertrag das Wohnortprinzip aufgegeben.
Diese einigungsbedingte Besonderheit erlangt nun auch im Streit um die Reform des Paragraphen 218 Bedeutung. Die Unionsabgeordneten und Bayern haben beantragt, das neue Recht im Westen nicht in Kraft treten zu lassen, bis seine Verfassungsmäßigkeit geprüft ist. Damit soll verhindert werden, daß in der Zwischenzeit Abtreibungen nach der neuen Fristenregelung mit Beratungspflicht erfolgen können. Im Osten soll dagegen das neue Gesetz in Kraft treten. Das Bundesverfassungsgericht wird am Dienstag in einem Eilverfahren über den Antrag verhandeln und entscheiden.
Die SPD-regierten Länder machen ferner darauf aufmerksam, daß die Straffreiheit im Osten nicht dazu führte, daß westdeutsche Frauen nach der Wiedervereinigung dort abtreiben ließen. Sie werten dies als weiteren Beleg, daß die Fristenregelung mit Beratungspflicht nicht zu einem "Abtreibungsschub" führen würde, wie Unionspolitiker behaupten. (Kommentar auf Seite 3)
WEHRHEIM. Auch die Wehrheimer müssen die Kröte schlucken, die den Usingern und Neu-Anspachern schon längst schwer im Magen liegt. Das Gemeindeparlament beschloß am Wochenende, eine Million Mark aus der Gemeindekasse zuzuschießen, um den Kreis als Schulträger in die Lage zu versetzen, seine Pflicht erfüllen zu können, nämlich die notwendige Erweiterung der Grundschule zu bauen.
Die Entscheidung fiel einstimmig, doch die Stimmung war geladen. Von Erpressung durch den Landrat war unter anderem die Rede. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Uwe Engeland warf den Nachbargemeinden Usingen und Neu-Anspach vor, "mit schlechtem Beispiel vorangegangen zu sein". "Unsere Finanzkraft ist nicht überstrapazierbar", warnte er. "Der Kreis kommt seiner politischen Aufgabe nicht nach. Das ist eine Bankrotterklärung", tadelte Marianne Fischer (SPD).
"Das Versäumnis des Kreises, rechtzeitig Mittel einzusetzen, bleibt wieder nur am Hintertaunus hängen", meinte die GOP-Fraktionsvorsitzende Magdalena Kutzmann-Longard. Die Grünen glauben gar, daß das Verhalten des Kreises "nicht mehr rechtmäßig" sei. "Das Schulgesetz ist eindeutig, aber hier werden Sachen einfach verwischt", sagte ihr Fraktionsvorsitzender Hans-Joachim Steffen-Jesse.
Bürgermeister Helmut Michel (CDU) hatte sich bemüht, die Kröte schmackhafter zu machen: Für die anstehenden Verhandlungen mit dem Kreis über die Verwaltungsvereinbarung hatte er in den Wehrheimer Entwurf eine Reihe von "zukunftsweisenden Vorschlägen" eingebaut. So soll der Kreis den Wehrheimern zusichern, daß sie in den neuen Räumen die Möglichkeit haben - bei Bedarf und zu gegebener Zeit - eine hortähnliche Betreuung und eine betreute Grundschule einzurichten. Als weitere Gegenleistung erwartet die Gemeinde, daß sie eine kreiseigene Fläche südlich der Sporthalle erhält. Ob diese für den geplanten Hort oder eine andere Art von Betreuung für Schulkinder und Jugendliche verwendet wird, soll offen bleiben. Vor allem aber wollen die Wehrheimer festgeschrieben wissen, daß diese Finanzspritze die erste und letzte ist.
Die geplante Erweiterung der Grundschule ist in zwei Bauabschnitten geplant. Als erstes sollen ab 1993 vier Klassenräume, ein Gruppen- und ein Sonderraum errichtet werden. Die Kosten werden mit 2,5 Millionen Mark veranschlagt, wovon der Kreis nur 1,5 Millionen aufbringen kann. Für den zweiten Bauabschnitt werden die Kosten auf drei Millionen Mark geschätzt. cn
LIEDERBACH. Die langandauernden Querelen innerhalb der CDU-Fraktion im Gemeindeparlament erreichten am Wochenende einen neuen Höhepunkt: Am Freitag abend erklärten Hans-Joachim Fliege und Dieter Kurnitzki ihren sofortigen Rücktritt aus der Fraktion. Sie teilten ihren Entschluß Fraktionschef Klaus Wasgien und der Parlamentsvorsitzenden Marianne Schrödter schriftlich mit.
Fliege und Kurnitzki wollen bis zur Kommunalwahl im März als fraktionslose Parlamentarier weiterarbeiten. Ihre Plätze im Haupt- und Finanzausschuß (Kurnitzki) sowie dem Bauauschuß (Fliege) wollen sie behalten.
Ausschlaggebend für den Rückzug sei die seit Mitte Juni feststehende Kandidatenliste für die kommende Wahl gewesen, sagte Fliege der FR: Dort sei Kurnitzki auf einen Platz jenseits der 30 abgerutscht, er selbst auf 17 zurückversetzt worden. Einen aussichtslosen Listenplatz habe auch die CDU-Kreistagsabgeordnete Hildegunde Henrich erhalten. Nachdem bereits Dieter Beine auf seine Wiederwahl verzichtet habe, blieben nur noch zwei "Erneuerer" für die kommende Legislaturperiode übrig. Flieges Resumee: "Man will uns eben nicht mehr haben."
Daß die beiden Politiker erst eineinhalb Monate nach der Kandidatenkür ihre Fraktion verlassen, begründete Fliege mit der "notwendigen Bedenkzeit". Außerdem habe man das Ende der Sommerpause abwarten wollen. Das Parlament tagt am 13. August wieder. Dann werden außer den beiden jetzt Fraktionslosen noch elf Politiker von CDU, 10 der SPD, 4 der ULL und je zwei von FWG und FDP zusammenkommen.
Fliege warf der "alten Riege" innerhalb der CDU-Fraktion vor, "einen wirklichen Neuanfang, wie er im Frühjahr vor zwei Jahren versprochen wurde, zu blockieren". Seinerzeit habe die CDU nach einer Klausurtagung im pfälzischen Maikammer den innerparteilichen Zwist zwischen den zerstrittenen Lagern beilegen wollen. Tatsächlich habe es jedoch "immer mehr Ärger" gegeben. So sei Frau Henrich vor einem Jahr aus dem Fraktionsvorstand abgewählt worden. Auch der Rücktritt des damaligen Fraktionsvorsitzenden Kurnitzki sei in diesem Zusammenhang zu sehen, so Fliege.
Mit der Kandidatenliste für '93 habe der Siebener-Ausschuß der Liederbacher CDU das Faß endgültig zum Überlaufen gebracht. Die Gruppe derer, die dem CDU-Bürgermeister Gerhard Lehner kritisch gegenüberstehen, erhielt die hinteren Listenplätze. "Scheinbar darf es keine Opposition innerhalb dieser Partei geben. Das treue CDU-Mitglied macht eben alles, was der Chef will", so Fliege. Was er und Kurnitzki künftig politisch zu tun gedenken, behielt er indes für sich.
Von Fraktionschef Klaus Wasgien war am Wochenende keine Stellungnahme zu bekommen. dis
WEHRHEIM. Das Wasserwirtschaftsamt Friedberg hat gegen zwei neue Wehrheimer Bebauungspläne aufgrund der Wasserknappheit Bedenken angemeldet. In der Begründung heißt es: "Da sich die Wasserversorgungssituation im Gebiet des Wasserbeschaffungsverbandes Usingen in der Zwischenzeit wesentlich verschärft hat und die Wasserversorgung für neue Siedlungsgebiete nicht gesichert ist, ist eine Zustimmung zu den Planentwürfen nicht mehr möglich."
Weiter wird angemerkt, daß der Regierungspräsident in Darmstadt als vorgesetzte Dienststelle diese Auffassung ausdrücklich teile.
Betroffen sind die Bebauungspläne "Kransberger Straße" in Pfaffenwiesbach und "Saalburgstraße - Schöne Aussicht" in Obernhain. Zum Obernhainer Bebauungsplanentwurf empfiehlt Friedberg außerdem, die begonnenen Erdarbeiten im nördlichen Planungsgebiet einzustellen.
"Das ist eine neue Situation und wir werden mit Interesse beobachten, was mit neuen Plänen in den Nachbargemeinden passiert", sagte Bürgermeister Helmut Michel in der Gemeindevertretersitzung am Freitag abend. cn
WEHRHEIM. Das Wehrheimer Modell einer hortähnliche Betreuung ist mit Schulbeginn in Betrieb gegangen. Zwölf Kinder werden in der Limesschule von einer ausgebildeten Kinderpflegerin und einer Praktikantin aus dem Kindergarten Goethestraße betreut. Die Zahl der Anmeldungen vergleicht Bürgermeister Helmut Michel (CDU) mit der Einführung der Mittagessen-Gruppe im Kindergarten Goethestraße: Damals, 1990, meldeten auch ein Dutzend Interessenten ihren Nachwuchs an. Inzwischen nehmen 42 Kinder das Angebot wahr.
Mitte August will die Gemeinde im Rahmen des Hortprojektes zu einer weiteren Elternversammlung einladen: "Wir haben von Anfang an die Eltern an unseren Plänen beteiligt. Das hat sich als richtig herausgestellt", sagt Michel. cn
WEHRHEIM. Die Weichen zum Ausbau des Kindergartens Goethestraße sind gestellt: Die Gemeinde hat die Aufträge zum Anbau eines weiteren Gruppenraumes erteilt. Anfang Oktober soll er fertig sein. Dann kann die 5. Kindergruppe einziehen. Sie muß sich vorübergehend im Turnraum treffen. Die Kosten für Bau und Einrichtung betragen 160 000 Mark. Die Personalkosten schlagen in diesem Jahr mit 34 300 Mark zu Buche.
Der Kindergarten Wiesenau, der vom 17. August an ebenfalls mit fünf Kindergruppen arbeitet, wurde personell durch zwei Halbtagskräfte verstärkt. Zusätzlich wurde eine Halb- in eine Ganztagsstelle umgewandelt. Damit konnten alle bis zum 19. Juli 1989 geborenen Kinder in der Gemeinde einen Kindergartenplatz erhalten. cn
HOFHEIM. Wochenlang ging er durch Andrea Wolfs Hände. Nun lächelt sie ihn an: Hülle aus furnierter Buche, schwarze, seitlich versenkbare Tür, die Form wie aus einem Guß. Der Phonoschrank ist das Gesellenstück der 24jährigen Wiesbadenerin, die drei Jahre lang in einer Lorsbacher Schreinerei ihr Handwerk lernte. Jetzt erhielten sie, eine weitere Frau und 18 Männer ihren Gesellenbrief. Die "Freisprechungsfeier" der Tischlerinnung Main-Taunus im Hofheimer Rathaus entledigte sie traditionsgemäß der "Verpflichtungen der Lehrjahre".
"Wie gut, daß mir keiner beim Arbeiten zugeschaut hat. Sowas macht mich nur nervös", sagt die frischgebackene Schreinerin mit Note eins. Im stillen Kämmerchen begann Andrea Wolf vor einem Jahr ihre Idee auszubrüten. Sie überlegte, was "ganz praktisch" in ihre Wohnung paßt. "Und meine Stereoanlage steht halt nur auf dem Regal." Erste Skizzen entstanden, Kollegen wurden um ihre Meinung gefragt, die Sache nahm Gestalt an. "Türen stehen nur im Weg herum, deswegen mußte sie seitlich in den Schrank schiebbar sein." Und auch vom rückseitigen "Kabelgefuddel" wollte sie sich nicht nerven lassen: ergo bekam der Schrank auch dort eine Tür verpaßt - zumal man so auch leichter an die Anschlüsse kommt.
Rund 120 Stunden lang - so ist's vorgeschrieben - verzinkte sie Schubläden, schnitt Holz zu, furnierte Wände, bis der Schrank fertig war. Maße gab die Stereoanlage vor: Alle Zwischenböden haben genau so viel Abstand, daß Verstärker und Tuner exakt reinpassen. Wehe, wenn mal eine andere Anlage ansteht . . .
Bis Andrea Wolf vor drei Jahren mit der Lehre beginnen konnte, mußte sie sich erstmal die Finger wundwählen: "Von oben bis unten" rief sie sämtliche Schreinereien in Wiesbaden, im Rheingau-Taunus und im Main-Taunus an. "Ich war allerdings auch sehr spät dran mit den Bewerbungen", räumt sie ein. Aber so mancher allzu sehr traditionsbewußte Meister habe auch kaum verhohlen zu erkennen gegeben, daß er keine Schreinerin ausbilden mag. "Das wurde dann auf die fehlenden sanitären Anlagen für Frauen geschoben", sagt Andrea Wolf, "aber kleine Betriebe brauchen die überhaupt nicht."
In "ihrer" Lorsbacher Firma sei ihr hingegen ohne Vorbehalte begegnet worden: "Das liegt vielleicht daran, daß dort nur junge Leute sind." Jedenfalls konnte sie nach einem Praktikum anstandslos mit der Ausbildung anfangen. Nach den guten Erfahrungen aus ihrer Lehrzeit denkt sie inzwischen, daß es für Frauen "weitgehend unproblematisch" ist, in Handwerksbetrieben zu arbeiten.
Das sieht auch Saskia Pausenwang so. Die zweite "Jung-Gesellin" des Jahrgangs hat fast keine Probleme in der ehemaligen Männerdomäne erlebt - abgesehen von "scherzhaften Bemerkungen, wenn mal was schiefging". Nur einmal fühlte sie sich nicht ernst genommen: "Ich sollte nicht auf Montage mitgehen, weil das zu schwer für mich sei." Die 22jährige Schwalbacherin hat ihren Chef eines Besseren belehrt.
Überzeugungsarbeit braucht bei Joachim Meister schon lange nicht mehr geleistet zu werden. Er ist voll des Lobes für "seine" weiblichen Azubis: "Sie sind immer an der Spitze und heben das Niveau." Nach Meinung des Hofheimer Berufsschullehrers profitieren Frauen vor allem von ihrer guten Vorbildung: "Viele machen erst Abitur, bevor sie die Ausbildung beginnen." Für ihn vielleicht auch das ein Grund, warum Frauen in Handwerksbetrieben akzeptiert werden.
Dennoch: Trotz aller Zustimmung hält es die wenigsten Gesellinnen an Kreissäge und Hobelbank. Für die meisten ist die Lehre nur Durchgangsstation zum Innenarchitektur- und Designerstudium oder in einen anderen künstlerischen Beruf. Schreiner sei deswegen auf dem besten Wege, zum "weiblichen Modeberuf" zu werden, der dann aber gar nicht ausgeübt wird, sagt der Lehrer. Bereits jeder vierte seiner Schüler ist eine Schülerin.
Dem gewachsenen weiblichen Interesse verdanken die mehr als 100 Tischlereien im Kreis maßgeblich mit, daß sie kaum Nachwuchssorgen plagen. Obwohl sich das Berufsbild beträchtlich gewandelt hat: "Den traditionellen Dorfschreiner, der heute einen Tisch, morgen einen Schrank und übermorgen einen Sarg baut, gibt es nicht mehr", sagt Meister.
Längst haben sich die Firmen spezialisiert - ein Gebot des Marktes. Computergesteuerte Maschinen, Acryl und andere Kunststoffe zogen in die Werkstätten ein. Mit dem Gesellenstück sind die Lernjahre deswegen noch lange nicht zu Ende: Für den modernen Schreiner dauern sie lebenslänglich, sagt Meister. Und davon könne niemand "freigesprochen" werden. dis
SCHWERIN. Das mecklenburgisch-vorpommersche Kabinett hat die Errichtung einer Kunsthochschule aus finanziellen Gründen abgelehnt. Die bestehenden Ausbildungsstätten für Musik und Theater werden vorübergehend der Universität Rostock angegliedert und dann 1995 ganz aufgelöst. fr
Zürcher Schauspielpläne ZÜRICH. Erste Premiere im Schauspielhaus Zürich unter dem Direktor Gerd Leo Kuck ist Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" in einer Inszenierung Peter Woods. Es folgt Thomas Bernhards "Vor dem Ruhestand", Regie führt Kucks Vorgänger Achim Benning. Andreas Weißert inszeniert die Schweizerische Erstaufführung von "Mein Essen mit André" von Wallace Shawen und André Gregory. Dieter Giesing ist der Regisseur von "Kalldewey, Farce" von Botho Strauß. Danach betreut Alois-Michael Heigl die Uraufführung von "Himmel auf Erden" von Roger Lille. Schließlich ist am Sylvesterabend noch "Othello darf nicht platzen" von Ken Ludwig vorgesehen, Daniel Karasek inszeniert. Die Pläne für die zweite Spielzeithälfte liegen noch nicht fest. fr
BAD HOMBURG. "Kann ich mal was schreiben?" fragte der blonde Steppke. Gegenfrage: Maschine oder Laptop? "Computer wäre mir schon lieber. Was ist das denn für ein Programm?" Die Antwort: erst überraschtes Schweigen, dann hilfloses Gebrummel. Dem Bub dauert's zu lange: "Keine Angst. Ich bin zwar kein Experte, kein Hacker. Aber ich kann soviel, daß das kleine Gerät nicht explodiert." So geschehen am Wochenende, als das FR-mobil im Jubiläumspark Station machte und die Redaktion im Grünen Lokal-Rundschau ihre "Redaktion im Grünen" aufbaute.
Seit Anfang der Sommerferien besitzt der Zehnjährige einen eigenen Computer. Kurzer Blick auf das FR-Laptop, dann legt er los.
Als Sebastian Lotzkat gibt er sich (nach kurzem gespieltem Unbehagen und Zögern: "Die werden mich doch nicht aus der Stadt jagen?") zu erkennen. Seinem Bericht gibt er die Überschrift: "Bad Homburg - Kurstadt (nur) für Besucher" (Seine Anweisung: "Das muß fett werden"). Sebastian will einen Bericht über "Homburger Schlechtigkeiten" verfassen.
Wort für Wort wählt der KFS-Schüler bedacht aus - entsprechend lang wendet er sich von Mutter, Tante und Schwester ab und dem FR-mobil zu. "Wußt' ich doch, daß du wieder am Computer sitzt", erhitzt sich seine jüngere Schwester.
Unbeirrt setzt Sebastian im Zwei-Finger-System Buchstaben, Worte, Sätze und Korrekturen. Selbst der Regen bremst ihn nicht. Die weißen FR-Sonnenschirme werden wie die Flügel eines Vogels über Autor und Schreibgerät ausgebreitet. Als der Regen zum Wolkenbruch ausartet, läßt Sebastian sich überreden, auf dem Fahrersitz des FR-mobils Platz zu nehmen.
"Die Erwachsenen haben oft Angst, am Computer zu schreiben und öffentlich zu sagen, was ihnen nicht paßt. Nur auf Kinder schimpfen sie los, da trauen sie sich", kommentiert der Zehnjährige seinen Bericht, der sich schließlich so liest:
Bad Homburg - Kurstadt. Nur für
die "Einheimischen" ist das Leben
nicht leicht. Mit Ausnahme von
Bürgermeister, den Maklern und
Großunternehmern, kurz, den
Reichen, klagen fast alle Normal-
bürger über hohe Mieten. Doch
nicht nur die Finanzen, auch die
kleinen Dinge ärgern. So ist zum
Beispiel die stark befahrene
Saalburgstraße 500 Meter ze-
brastreifenfrei. Auch die
Ampelschilder "Nur bei Grün der
Kinder wegen" könnte man abmon-
tieren: Erstens hält sich sowieso
niemand dran, zweitens heißt das
ja eigentlich: wenn keine Kinder da
sind, könnt ihr bei Rot. Auch könnte die Stadt mehr fürs
Kirdorfer Feld tun (Feldwache,
Zaun um Kiebitz-Brutgebiet). Weist
man Leute darauf hin, daß ihr
Hund unangeleint ist, bekommt
man Frechheiten entgegenge schleudert, manche drohen gar mit "faß!"
Viele Bad Homburger können diese
Aufzählung sehr weit fortsetzen,
ich auch. Doch mir fehlt die Zeit.
Wie gesagt, das Leben ist nicht
leicht in Bad Homburg. - Ende."
Sebastian, der gelegentlich für die Mitgliederzeitung "Wüstenpost" der Kindergruppe Kaktus (die Kindergruppe der Naturschutzjugend schreibt), ist ein couragierter und informierter Zeitgenosse. Ungeniert kommentiert er zwischen dem Schreiben noch die Ereignisse des Bad Homburger Mehrkampfes. Da "nervt" ihn gelegentlich die Moderation von Kurdirektor Peter Bruckmaier: "Der mit seinem Schul-Englisch", prustet der Zehnjährige los. Und wünscht sich, daß Oberbürgermeister Assmann beim Tauziehen mal richtig über den nassen Rasen des Jubiläumsparks schlittert. - Was denn auch geschehen ist. off
ROSBACH. Es hätte ja mal was klappen können - aber so schnell schießen die "Preußen" auch in Rosbach nicht. So wird also der Schulbeginn am heutigen Montag verstreichen, ohne daß ein halbes Dutzend Ehepaare in Nieder-Rosbach ihre schulpflichtigen Kinder schon in einem Hort betreut wüßten. Notgedrungen muß improvisiert werden.
Die Misere reicht bis ins Jahr 1989 zurück. Damals wurde noch unter dem von CDU und FWG getragenen, parteilosen Bürgermeister Detlef Brechtel in Nieder- Rosbach ein großes Neubaugebiet geplant und keine einzige soziale Einrichtung geschaffen. Zwar fielen der Stadt wie üblich 30 Prozent der Fläche des Baugebietes für die Befriedigung des öffentlichen Bedarfs zu (die FR berichtete), doch genutzt für den Gemeinbedarf eines Kinderhauses wurde das der Stadt zugefallene Gelände nicht. Ein Kindergarten wurde nicht ausgewiesen. Das, was Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) heute zurückhaltend als "Fehler" bezeichnet, zeigt jetzt mit der vollen Belegung des Neubaugebietes seine schlimmen Folgen. In den Obergärten wohnen schon jetzt 105 der 190 Nieder-Rosbacher Kinder. Die Kindertagesstätte Taunusblick in Nieder-Rosbach, die einst für 75 Kinder ausgelegt war, ist seit Monatsanfang mit 100 Kindern belegt. 13 Kindergartenkinder aus Nieder-Rosbach müssen mit einem Fahrzeug täglich nach Ober-Rosbach gekarrt werden.
Das Naheliegende, einen Kindergarten im Neubaugebiet Obergärten zu errichten, wird seit dem Sommer vorigen Jahres tatkräftig vorangetrieben. Die Planung für ein mehr als drei Millionen Mark teures Bauwerk liegt inzwischen vor. Die Verwirklichung kann verzögert werden durch die Einsprüche von Anliegern, die sich beim Kauf ihrer Grundstücke darauf verlassen hatten, daß an ihrem Anwesen kein Kindergarten errichtet wird. Jetzt fürchten diese Anlieger Lärm, der von den Spielflächen im Freien ausgehen kann und den Lärm und Gestank von Autos. Die Eltern der Kindergartenkinder nämlich wären geradezu gezwungen, ihre Kinder mit dem Fahrzeug zu bringen. Sonst bliebe dem Nachwuchs nichts anderes übrig, als die Hauptstraße zu überqueren - die als Autobahnzubringer nicht nur beträchtlichen Personenwagenverkehr, sondern auch Lastwagenverkehr aus dem Brunnenbetrieb und aus dem Umland aufnehmen muß. Die zwei geplanten Ampelanlagen über die Hauptverkehrsstraße lassen weiter auf sich warten.
Früher oder später wird das Kinderhaus in den Obergärten und werden wohl auch die Ampeln kommen. Aber heute schon ergibt sich ein drängendes Problem. Ee fehlen Hortplätze. Der einzige Kinderhort der Stadt in der Hopfengartenstraße ist voll belegt. Es gibt bereits eine Warteliste von sieben Kindern. Der Bedarf aber ist noch größer. Als jetzt im Nieder-Rosbacher Kindergarten eine Liste ausgelegt wurde, wurde Bedarf für 15 Kinderhortplätze allein in Nieder-Rosbach angemeldet. Hinzu kommt: Die Eltern der Grundschulkinder sind noch gar nicht befragt worden.
Vor den Sommerferien ergriffen dann Christine Seim, Pia Streitenberger, Rica Bachmann-Schütt und Dorothea Gabriel- Gooßens die Initiative. Diese berufstätigen Mütter führten nach allen Seiten Gespräche, um eine Zwischenlösung für die Betreuung ihrer schulpflichtigen Kinder während der Zeit ihrer Berufstätigkeit zu erreichen. Die Lösung, die ihnen vorschwebt, sollte an sich schon ab dem heutigen Montag funktionieren - aber das klappt nicht.
Die Burgkirchengemeinde, die in der Nähe der Grundschule liegt, hat nach Angaben von Pia Streitenberger die zeitweilige Nutzung von drei Räumen im Gemeindehaus in Aussicht gestellt. Doch das letzte Wort hat der Kirchenvorstand, und der wird erst Ende des Monats tagen.
Mit der Stadt und dem Wetteraukreis ist inzwischen auch über Zuschüsse für die Bezahlung von zwei Erzieherinnen und einer Hilfskraft gesprochen worden. Solche Zuschüsse wurden, wiederum nach Angaben von Frau Streitenberger, in Aussicht gestellt. Feste Zusagen aber gibt es noch nicht.
Entgegenkommen fanden die vier Frauen bei Rektor Hofrichter von der Grundschule. Er sagte zu, daß der Unterricht spätestens in der zweiten Stunde, also ab 8.30 Uhr beginnen soll. Der Rektor versprach außerdem, daß dann, wenn in der ersten Stunde noch nicht unterrichtet wird, Lehrkräfte die Kinder der berufstätigen Eltern betreuen werden.
Das Modell, das den Nieder-Rosbacher Müttern vorschwebt, soll so aussehen, daß die einzustellenden Erzieherinnen sich von 11 bis 15 Uhr um die Betreuung der Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren kümmern.
Die Beiträge der Eltern sollen für das erste Kind einer Familie 120 Mark im Monat nicht überschreiten. Weitere Kinder sollen kostenfrei oder zumindest mit einem Beitrag unter 120 Mark betreut werden. Das Problem der Essensbeiträge und der Bastelpauschale soll nach dem Modell der Kindertagesstätten geregelt werden.
Ihre Initiative wollen die vier Frauen auf eine breitere Basis stellen. Von der Gründung eines eigenen Vereins, der ja nur eine zeitlang existieren würde, möchten sie absehen. Stattdessen haben sie mit der Interessengemeinschaft Rosbacher Eltern verhandelt und möchten sich als Unterabteilung dieses Vereins etablieren. Der Mitgliedsbeitrag ist mit 24 Mark pro Jahr nicht teuer. Zuschüsse der Interessengemeinschaft zur Finanzierung des Hortes werden nicht erwartet. Eine Mitgliedschaft der "Horteltern" in der Interessengemeinschaft wird nicht zur Bedingung gemacht.
Pia Streitenberger hofft, daß die zeitweilige Kinderhortlösung in Nieder-Rosbach nun bald Realität wird, und sie hofft auch auf das Einsehen der Anlieger des Kinderhauses Obergärten, auf daß der Bau dieses Hauses möglichst schnell verwirklicht wird. Es sei schlimm, daß wieder einmal die Kinder das Opfer kommunaler Fehlplanungen würden. hm
BAD HOMBURG. Stellwände waren dekoriert mit Ausgaben der Lokal- Rundschau der FR. Weiße Sonnenschirme, Stühle und Tische unter der vor Sonne und später Regen schützenden ausladenden Rotbuche im Jubiläumspark hoben sich deutlich von den mit buntem Lacktuch bespannten Tischen der kurstädtischen Luxus-Gastronomiebetrieben ab. Bad Homburger und Gäste hatten die Möglichkeit, mit Schreibmaschine oder per tragbarem Computer selbst Berichte zu schreiben, oder sie Mitgliedern der Bad Homburger Redaktion zu diktieren.
Zögernd schlichen Interessierte schon während des Aufbaus um die Freiluft-Redaktion, belagerten die Klappstühle im kühlenden Schatten des Baumes: "Hier läßt es sich aushalten". "Ach Gott, was soll man da schreiben?", wehrte die Mehrzahl die Aufforderung ab, selbst einen Zeitungsbeitrag zu verfassen. "Mit dem Computer schreiben kann ich nicht". Ja doch, zu bemängeln oder zu loben gebe es schon einiges. "Auch an der FR", wagte sich Sigrid Herzberger mündlich vor.
Seit 30 Jahren liest sie die FR. Sie und ihr Mann nehmen sich gelegentlich Rotstift und Zeitung vor, um Fehler anzustreichen. Ihr Steckenpferd bei der Korrektur sind Rechtschreibung und Sprache. "Mich stört immer mehr das Gewelsche, die ungenaue und oft verstümmelte Sprache im Stil der Jugend", kritisierte Sigrid Herzberger. Ein Lehrbuch für die deutsche Sprache seien Zeitungen heute nicht mehr. Ihr Mann Hans-Jürgen schwenkte nach der Kritik "generell an Zeitungen" um auf den zur gleichen Zeit laufenden Bad Homburger Mehrkampf am Samstag nachmittag im Jubiläumspark. Herzberger ist stellvertretender Vorsitzender der DLRG. Die Neuorganisation des Mehrkampfes aus Anlaß des Partnerschaftstreffens behagte ihm gar nicht: "Getränke und Essen zu teuer", monierte er. Vier Mark für ein Stück Kuchen, das ist zuviel". Mit Wehmut, aber auch in der Hoffnung auf "andere, für die Vereine bessere Zeiten", erinnerte er sich der Mehrkämpfe früherer Jahre: "Auf diesen Platz gehören Vereine, gehört nicht die teuere Bad Homburger Gastronomie", verteidigte Herzberger das Heimrecht der Vereine. Nicht zuletzt mit Blick darauf, daß den Vereinen durch ihre Bewirtungsstände früher Geld zugeflossen war, das sie für die Jugendarbeit verwenden konnten.
Dirk Schultheis, Bundeswehrsoldat, bestätigte Herzberger: Früher konnte sich jeder Verein repräsentieren, alle beteiligten Stellen hatten durch die Stände eine Anlaufstelle. "Aber in Bad Homburg soll ja immer alles größer, besser und schöner werden." Dieser Mehrkampf, so betrauert Schultheiß die neue Entwicklung, sei es jedoch nicht gewesen.
Kritik am "Größenwahn" der Stadtverwalter auch von einem Trommler eines Spielmannszuges, der jedoch nicht mit Namen genannt werden wollte: "Wer normal verdient, kann sich leider in Bad Homburg nicht mehr etablieren." Für die überhöhte Lebenshaltungskosten und Mieten verdienten viele zu wenig.
Eine Kampfansage an den Homburger "Snobismus" erhoffte sich eine Frau mittleren Alters von dem sich ankündigenden Regen: "Wenn es regnet, rücken die Leute auf den Bänken unter den Schirmen enger zusammen. Da fällt die Steifheit weg und es wird gemütlich." Ihre Prognose bestätigte sich wenige Minuten später. off
Nebenstehend zwei Beiträge, die Besucher des FR-mobils selbst in Computer oder Schreibmaschine tippten.
21 Schreiner-Lehrlinge stellten sich den Preisrichtern der Tischlerinnung Main-Taunus; bis auf einen bestanden alle die Gesellenprüfung. Als Bester schnitt Sebastian Stärk aus Höchst ab - die Innung belohnte ihn mit einem Buchgeschenk.
In den praktischen Leistungswettbewerben der Handwerksjugend wurde der Frankfurter Franco Grieco als Sieger ausgezeichnet - und kassierte dafür einen Scheck. Grieco gewann außerdem den ersten Platz im Wettbewerb "Die gute Form", bei dem besonders auf zeitgemäßes Design geachtet wird. dis
Verlier' nicht Dein Gesicht Bad Homburg, Kurstadt im Taunus, Verlier' nicht dein Gesicht. Bürobauten schießen aus dem Boden. An den Bürger denkst Du nicht. Hör auf Deine Bürger, Sie sind Dein Quell. Es muß jemand in Dir leben, Sonst verödest Du ganz schnell. Peter Schlicksupp 6382 Friedrichsdorf
Aus verkehrstechnischer Sicht sollte überlegt werden, ob die teilweise recht hohen, verkehrsberuhigenden Straßen-Hindernisse nicht entschärft werden sollten. In einigen Stadtteilen ist es sicherlich sinnvoll, diese Art von Hindernis einzuführen. In anderen, z.B. Kirdorfer Kreuzung, ist es eine reine Schikane.
Thomas Carta und Freunde 6382 Friedrichsdorf (früher, 25 Jahre lang, Bad Homburger Altstadt)
USINGEN/NEU-ANSPACH. Mit Country- und Rock-Musik feiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Usingen/Neu-Anspach am Sonntag, 9. August, sein zehnjähriges Bestehen. Ab 11 Uhr spielen die "Rowdy Friends" am Eschbacher Bürgerhaus. Zu einer "alternativen Olympiade" kommen alt und jung beim Kirschkern-Weitspukken, beim Schlappen-Weitwurf und Tauziehen zusammen. Die Kinder können sich außerdem an einem Flohmarkt beteiligen. Um 12 Uhr soll "mit gesunden Beilagen" gegrillt werden: Salat, Knoblauchbrot und Kartoffel sind eigens angekündigt. Um 13.30 Uhr werden kleine Kunstwerke auf amerikanisch versteigert. Mit einem Sockbrot am Lagerfeuer und der Ehrung der "Olympia-Sieger" geht das Jubiläum ab 16 Uhr zu Ende. che
WEHRHEIM. Ihre Kandidaten für die Kommunalwahl im März 1993 - für Gemeindevertretung und Ortsbeiräte - wollen die Wehrheimer Sozialdemokraten am Mittwoch, 5. August, nominieren.
Um 20 Uhr kommen sie deswegen im Saal 3 des Bürgerhauses zur Mitgliederversammlung zusammen. che
BAD HOMBURG. Ein Gemeindefest feiert die evangelische Kirche Ober-Erlenbach am Sonntag, 9. August, rund um ihr Gemeindezentrum am Holzweg.
Dem Familiengottesdienst um 10 Uhr folgen ein gemütliches Beisammensein mit der Sängervereinigung Liederkranz-Germania.
Danach gibt es Mittagessen, später auch Kaffee und Kuchen und dazu Pony-Kutschfahrten, ein Glocken-Quiz und eine amerikanische Versteigerung.
Der Erlös des Fests ist für den Bau eines Glockenturms mit zwei Glocken bestimmt. Bisher hat die evangelische Kirche Ober-Erlenbach keine Glocke. c
FRIEDRICHSDORF. Auf einem "Friedrichsdorfer Lateinamerika-Tag" wollen sich das "Friedrichsdorfer Forum" der evangelischen Kirche, amnesty international und der Arbeitskreis Nicaragua am Sonntag, 9. August, von 16 bis 22 Uhr kritisch mit der sogenannten "Entdeckung" Amerikas auseinandersetzen, deren 500. Jahrestag 1992 begangen wird.
Zum Auftakt um 16 Uhr spricht der Buchautor und ehemalige Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds, Wolfgang Kessler, über "Das Erbe des Kolonialismus". Das "Beispiel Nicaragua" stellt anschließend Brigitte Fischer (Verein Monimbo, Dietzenbach) mit einem Dia-Vortrag vor (17.30 Uhr).
Das Thema "Von der Christianisierung zur Befreiungstheologie" diskutieren um 20 Uhr der evangelische Pfarrer H. Gerstenberg, der katholische Padre Luis und Manquel Tejeda vom Frankfurter Amt für kulturelle Angelegenheiten. Ab 21 Uhr singt und spielt die Gruppe "Entredos" lateinamerikanische Lieder.
Wer auch an einem lateinamerikanischen Essen um 19 Uhr teilnehmen will, wird gebeten, sich schriftlich bei Dorothea Appelrath, Gladiolenweg 27, anzumelden. c
FRIEDRICHSDORF. Eine Zwei-Kilo- Propangas-Flasche ist in der Nacht zum Samstag in einer Gartenhütte am Petterweiler Holzweg explodiert. Die Hütte brannte völlig nieder. Die Feuerwehr schätzt den Schaden auf rund 10 000 Mark. Sie vermutet, daß das Feuer von Unbekannten absichtlich gelegt wurde.
Anwohner hatten in der Nacht gegen 2.40 Uhr die Detonation bemerkt und die Feuerwehr alarmiert, die mit zwölf Mann ausrückte. Sie verhinderte, daß eine weitere, fünf Kilo schwere Gasflasche ebenfalls explodierte. che/gero
BAD HOMBURG. Der 1992 ausgefallene "Sommernachtstraum" soll im nächsten Sommer geträumt werden. Dies verabredeten die Teilnehmer des Diskussionsforums "Jugend und Kultur" beim Partnerschaftstreffen am Wochenende.
Dazu waren rund 80 Bürgermeister, Parlamentarier, Vereinsvertreter und andere aus den sieben Partnerstädten und aus den befreundeten Städten Greiz (Thüringen) und Peterhof (Rußland) gekommen.
Die Offiziellen aus den Partner- und befreundeten Städten hoffen, daß sich aus jeder Stadt fünf Jugendliche im Alter von etwa 14 bis 18 Jahren melden, um im Sommer 1993 in Bad Homburg gemeinsam, über die Sprachgrenzen hinweg, die Shakespeare-Komödie einzustudieren und aufzuführen.
Verabredet wurde auch, eine Broschüre über die Partnerstädte zusammenzustellen, die sowohl die Entstehung des 1956 gegründeten Jumelage-Rings dokumentiert als auch die derzeitigen Mitglieder porträtiert. Grundlage des Büchleins soll die Partnerschaftsausstellung sein, die Stadtarchivar Alfred Biallas im Theater- Foyer zusammengestellt hat.
Mit einem festlichen Essen in der Englischen Kirche, an dem außer den Teilnehmern aus den Partner- und befreundeten Städten auch Mitglieder des konsularischen Korps und der Ehrenpräsident des Partnerschaftsrings, der frühere OB Armin Klein, teilnahmen, ging der Kongreß am Sonntag zu Ende.
Bad Homburgs OB Wolfgang Assmann sagte dabei, ein vereintes Europa benötige "kommunale Selbstverwaltung und starke Städte, will es bürgernah bleiben und die Herzen der Menschen erreichen." Die Entscheidung der Dänen gegen die Maastrichter Verträge dürfe nicht als generelle Europa-Müdigkeit verstanden werden, sondern "als Ausdruck des Unbehagens über eine zunehmende Verbürokratisierung Europas, als Ausdruck der Angst vor einem von oben verordneten sterilen Konformitätsdruck". Dem setzten die Städte und Gemeinden die Devise entgegen: "Freundschaft in Vielfalt statt Harmonisierung in Einfalt." (Mehr zu diesem Thema lesen Sie auf Seite II). che
Der gescholtene Funktionär
Die massiven Angriffe der Schwimm- Olympiasiegerin Dagmar Hase gegen die Funktionäre ihres Verbandes haben in Barcelona die Differenzen zwischen Sportlern und Funktionären schlagartig in den Blickpunkt gerückt. Dafür gibt es viele Gründe; die Wurzel allen Übels aber liegt darin, daß sich der Profi(t)- Sport selbst für die Gutgläubigen von Jahr zu Jahr unübersehbarer als ein internationaler Wanderzirkus darstellt, in der ethische Werte eine Nebenrolle spielen. Die Ideale eines Turnvater Jahn oder Baron Pierre de Coubertin, des Gründers der Olympischen Spiele der Neuzeit, wirken antiquiert und sind bei einem Macher wie Juan Antonio Samaranch, dem allgewaltigen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), und vielen seiner einflußreichen IOC-Kollegen auch gar nicht mehr erwünscht. Anstelle von "Dabeisein ist alles" gibt es heutzutage ein Erfolgsdenken um jeden Preis - und zumindest laut Volksmund verdirbt Geld den Charakter.
Wen wundert's, daß in Barcelona der Konfliktstoff förmlich auf der Laufbahn oder auf der Matte liegt. Die Funktionärsschelte der Dagmar Hase löste im deutschen Troß das bisher spektakulärste Donnerwetter vor und hinter den Kulissen aus, aber ihr Vorstoß ist kein Einzelphänomen. Der Funktionär, das ungeliebte Wesen - frei nach diesem Motto streiten sich von jeher die Aktiven mit ihren "Vorgesetzten". Die Bundesrepublik nahm hier oft eine Spitzenstellung ein, und in der ersten gesamtdeutschen Olympia-Mannschaft seit 28 Jahren scheint dieser Konflikt nun zu eskalieren.
Der Haussegen hängt nicht nur bei den Schwimmern schief. Bei den Ringern, Schützen, Leichtathleten, Kanuten, Handballern und Fechtern sind ebenfalls Mißtöne zu vernehmen. Von der kontrovers geführten Diskussion über die Leistungs- Manipulation durch Doping bis hin zu kleinkarierten persönlichen Scharmützeln wird alles geboten.
Gewiß sind auch die Sportler keine bemitleidenswerten Unschuldslämmer und die Funktionäre nicht die Buhmänner. Wer solche Schwarzweiß-Malerei liebt, macht es sich zu einfach. Doch die (Un-)Fähigkeit der Funktionäre ist oft ein größeres Problem als das Versagen von Athleten in Wettkämpfen, weil die Offiziellen aus unterschiedlichsten Gründen die Fortschreibung eines sinnvollen Konzepts zur Leistungsförderung verhindern. Dies fällt jetzt im deutschen Team um so eklatanter auf, als das trotz fragwürdiger Praktiken und politisch motivierter Eigenarten weltweit anerkannte System der Nachwuchs-Sichtung im früheren DDR-Sport am Zerbröckeln ist und in der Führungsetage und im Trainerstab vieler Fachverbände die davon unbeeindruckten "Besserwessis" das Sagen haben.
Die logische Konsequenz: Von den Aktiven aus Ost und West werden sie gleichermaßen attackiert. Da wird von "machtgeilen" Leuten gesprochen, die sich nur im Erfolg der Athleten sonnen und nichts dafür tun. Selbstdarstellungsgelüste und ein zu langes Festhalten an zu vielen Posten wird ihnen vorgeworfen.
Bedenklich ist jedoch, daß sich gerade die schärfsten Kritiker vor der Verantwortung drücken. Deshalb wachsen aus der jüngeren Generation wenig qualifizierte Führungskräfte nach. Selbst Willi Daume, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees von Deutschland, räumt ein, nach dem Abdanken einiger altgedienter Offizieller sei manches eher schlechter als besser geworden.
Es gibt eine Alternative. Doch dazu müssen alle bereit sein, neue Wege einzuschlagen. Es kann auf Dauer nicht gut gehen, wenn Amateure ehrenamtlich die Geschicke von gut dotierten Profis lenken. Die Ära der Feierabend- Funktionäre geht deshalb zu Ende, dem hauptamtlichen Management gehört die Zukunft. Inklusive Marketing- und Breitensport- Spezialisten könnten diese Kräfte neue Impulse setzen. Analog zu großen Unternehmen hätten dann die Präsidien eher die Funktion eines Aufsichtsrats. Sicherlich ist auch dieses System nicht fehlerlos, aber von allen Lösungen scheint es die beste zu sein. Zumal es dann für fachkundige Sportler einen Anreiz gäbe, nach dem Ende ihrer Laufbahn ihre Erfahrung einzubringen, wie es etwa der mehrmalige Ruder-Weltmeister Peter-Michael Kolbe tut, derzeit hauptamtlicher Sportdirektor seines Verbandes.
Vorerst bleibt das auf breiter Basis noch Vision. Doch so wie einst der Amateur-Paragraph des IOC den Realitäten angepaßt wurde, um selbst den Tennis- Millionären die Teilnahme am olympischen Fest zu ermöglichen, so wird auf Funktionärs-Ebene mittelfristig ebenfalls eine Wandlung eintreten. Die Finanzierung in Deutschland sollte bei einem Aufkommen von 1,5 Milliarden Mark in Sachen Sport-Sponsoring pro Jahr machbar sein, neue Investitionen sind dazu gar nicht nötig. Statt dessen würden Umverteilungen im Etat ausreichen, zumal dann andere, durch Fehlplanungen verursachte Ausgaben eingespart werden und durch Solidarität der Vertreter der populären Sportarten selbst kleinere Verbände davon profitieren könnten.
Die Sause ging erst nach Mitternacht richtig los, ein "heißes Wochenende" stand bevor und die deutschen Bahnradfahrer hatten allen Grund zum Feiern. Dreimal Gold und zweimal Silber bei sieben Starts in sieben Wettbewerben - die Bilanz am Ende der olympischen Wettbewerbe hätte kaum besser sein können. Der Höhepunkt war der Triumph des Vierers, der den Sieg von Petra Roßnerin der 3000-m-Einerverfolgung und Jens Fiedlers Erfolg im Sprint etwas in den Hintergrund drängte. Das Quartett Jens Lehmann, Michael Glöckner, Stefan Steinweg, Guido Fulst setzte damit den Siegeszug vieler renommierter Vorgänger in dieser Königs-Disziplin des Bahnprogramms fort. Die Goldfahrt war um so wertvoller, als es zunächst gar nicht gutlief. Jens Lehmann, der in der 4000- m-Einerverfolgung ebenso Silber wie Annett Neumann im Sprint gewann, gab unumwunden seine Selbstzweifel zu, die durch die ersten Vergleiche mit der australischen Konkurrenz genährt worden waren. Doch im entscheidenden Moment waren die deutschen Velo-Stars topfit und erzielten im Finale mit 4:08,791 Minuten die beste Zeit in allen Läufen und von allen Konkurrenten dieses Wettbewerbs. Die klar geschlagenen Australier, die anfangs bessere Zeiten auf das Pistenoval gelegt hatten, waren chancenlos.
Daß es so kam, war auch einer taktischen Maßnahme von Bundestrainer Wolfgang Oehme zu verdanken, so unpopulär sie war. Der Frankfurter nahm Andreas Walzer vor dem Halbfinal-Lauf gegen Dänemark aus dem Team und schenkte Guido Fulst sein Vertrauen - unter anderem war ein Vergleich der Messung der Laktatwerte der beiden aus Rennen und Training dafür ausschlaggebend. Walzer, in einer radsport-besessenen Familie zu Hause, wo über nichts anderes als über den Sport gesprochen wird, brach in Tränen aus, als er unmittelbar vor dem Warmfahren die Nachricht vernahm und beschwerte sich später darüber, dies sei nicht die feine englische Art von Oehme gewesen. Der Bundestrainer zeigte Verständnis dafür, aber der Erfolg gab ihm letztlich recht für die zuvor nur mit dem Sportwart abgesprochene Variante.
Des einen Freud, des anderen Leid. Ohne Walzer und mit Fulst wurde der Vierer stabiler und damit schneller, von der zuvor kritischen Startphase über eine bis dahin laut Oehme immer registrierte "Ecke" bei der 2000-m-Marke bis ins Ziel. Hatte Lehmann am Mittwoch im Finale der Einer-Verfolgung gegen den britischen Goldmedaillengewinner Boardman seine Unterlegenheit anerkannt und "ein bißchen kürzergetreten", so war diesmal nach 2000 m alles zu Gunsten von Lehmann und seiner Mitstreiter entschieden.
Bei der Siegerehrung kämpften sie allesamt mit den Tränen. Genauso glücklich und aufgewühlt waren Petra Roßner und Jens Fiedler, die als Weltmeister nach Barcelona angereist waren und durch ihren Olympiasieg ihren WM-Titel erfolgreich verteidigten.
Bewußt im Hintergrund hielt sich Bundestrainer Oehme. Trotzdem konnte er es nicht vermeiden, daß er nach dem Medaillensegen bei der WM '91 in Stuttgart spätestens seit Barcelona mit dem legendären Gustav Kilian verglichen wird. "Das ist keine Ein-Mann-Show, unser Erfolg basiert auf Teamarbeit", wehrte er alle zu sehr auf ihn fixierten Komplimente ab. Starkult in der Öffentlichkeit ist nicht die Sache des Frankfurters, statt dessen bevorzugt er lieber die solide Arbeit im Alltag.
In diesem Sinne machte er sich denn auch sehr schnell über die nächsten Herausforderungen seine Gedanken. Ein Neuanfang nach Olympia ist angesagt. Ein Zwei-Jahres-Plan, um nach der Zäsur die alte Stärke wiederzugewinnen, schwebt ihm vor Augen. Zum Beispiel liebäugeln bis auf Lehmann alle anderen Fahrer aus dem Vierer und Fiedler mit einem Übertritt ins Profilager. Konkretes gibt es allerdings noch nicht zu vermelden. Für Glöckler steht diesbezüglich fest: "Wenn sich die Gelegenheit bietet, in einem Rennstall im Süden Europas einen Vertrag zu erhalten, würde sich für mich ein Traum erfüllen. Bisher habe ich keine Verhandlungen geführt, aber dazu ist jetzt viel Zeit nach Olympia." Oehme will seinen Schützlingen insofern behilflich sein, als er ihnen den Start in die neue Etappe ihres Sportlerlebens erleichtert. Zu einigen Sechstage-Organisatoren hat er bereits seine Fühler ausgestreckt, damit sie mit einer Sondergenehmigung als Amateure im Profi-Kreisel mitdrehen dürfen.
Ob die deutschen Bahnradfahrer unter Oehmes Regie weiterhin auf Erfolgskurs steuern können, ist unter anderem eine Frage der in diesem Metier entbrannten "Materialschlacht". Die Diskussionen darüber, was zu tun und was zu lassen ist, sind in vollem Gange. So hat beispielsweise die in Berlin angesiedelte Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte (FES) das von Lotus entwikkelte neue Wunderrrad, mit dem Lehman von dem Briten Boardman bezwungen wurde, bereits als Modell fertig und könnte im neuen Jahr einen Prototyp erstellen. Oehme meldet jedoch zweierlei Bedenken an: Einmal ist das Lotus-Velo weniger für große Fahrer wie Lehmann als für kleinere Fahrer wie Boardman geeignet und dann hält er nicht viel vom Kopieren dieser Idee, sondern strebt wieder einen technischen Vorsprung vor der Konkurrenz an.
43 Einsätze
für die
Feuerwehr
BAD HOMBURG. Ein heftiger Gewitterregen über Bad Homburg hat am Samstag nachmittag vor allem im Stadtteilen Gonzenheim und Ober-Eschbach erheblichen Schaden verursacht. Die freiwilligen Feuerwehren wurden binnen weniger Minuten zu 43 Einsätzen gerufen.
Überall vermochten Kanalrohre die heranschießenden Wassermassen nicht mehr zu fassen, so daß zahlreiche Keller und Straßen überflutet wurden.
Besonders schlimm traf es einige Familien am Hasselmannring. In einem Haus schoß die schlammige Brühe sogar aus der Toilettenschüssel in die Höhe. Der gesamte Keller stand schließlich einen halben Meter hoch unter Wasser. Vom Garten drang der Regen außerdem durch die Mauern nach innen, so daß der Verputz im Keller abplatzte.
Ein anderer, 64 Quadratmeter großer Keller stand 15 bis 20 Zentimeter hoch unter Wasser, was immerhin ausreichte, um die Warmwasser-Heizung außer Gefecht zu setzen und einen Wäschetrockner zu beschädigen. Die Betroffenen erhoben Vorwürfe gegen die Stadt Bad Homburg. Obwohl sie in diesem Jahr schon zum vierten Mal Opfer derartiger Überschwemmungen geworden seien, habe das Tiefbauamt nichts unternommen, um das Fassungsvermögen der Kanalrohre zu erweitern. Im Rathaus verweist man unterdessen darauf, daß die Anwohner selbst Rückschlag-Ventile installieren lassen müßten. Weitere Feuerwehreinsätze wurden unter anderem aus Quirinstraße, Gotenstraße, In den Brühlwiesen, Jakob-Lengfelder-Straße und vom Ober- Eschbacher Kirchplatz gemeldet. Die Feuerwehren aus fast allen Stadtteilen waren drei Stunden unter der Leitung des stellvertretenden Stadtbrandinspektors Horst Weirich mit 60 Mann im Einsatz. Dicke Hagelkörner und wolkenbruchartige Regenfälle richteten auch im Usinger Land Schaden an. Die Weil trat an einigen Stellen über die Ufer. Im Emmershausen mußte beispielsweise die Feuerwehr ausrücken, um überschwemmte Keller leerzupumpen. Auch aus Laubach wurden überflutete Keller gemeldet. che/gero/cn
Die olympischen Schwimm-Wettbewerbe sind zu Ende - die Bilanz ist ein Spiegelbild des Olympia-Spektakels dieser Tage in allen Sportarten in Barcelona. Die Athleten aus der GUS, auf Grund der gesellschaftlichen Wirren in ihrer Heimat von vielen abgeschrieben, waren äußerst erfolgreich. Nicht ganz die Erwartungen ihrer "Operation Gold" erfüllen konnten die Aktiven aus den USA, die sich vorher 17 Goldmedaillen errechnet hatten, dies nicht erreichten, aber am Ende mit 11mal Gold, neunmal Silber und siebenmal Bronze doch die weitaus erfolgreichste Nation waren. Zehn Welt- und sieben Europarekorde bewiesen darüber hinaus, daß den Leistungsgrenzen im Sport offenbar keine Grenzen gesetzt sind. Immer wieder tauchen neue Stars auf, die noch besser sind als ihre renommierten Vorgänger. Die vermeintlichen Alten räumen ihnen ihren Platz und denken an Rücktritt, wie die US-Ausnahmeerscheinungen Janet Evans und Matt Biondi.
Den spektakulärsten Weltrekord in Barcelona schwamm Kieren Perkins über 1500 m Freistil, er verbesserte seine eigene Bestmarke um rund fünf Sekunden auf 14:43,48 Minuten. Der Australier, der einst als achtjähriger Knirps beim Nachlaufspiel mit seinem Bruder in eine Glastür fiel, danach mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus lag, zur Rehabilitation zum Schwimmen geschickt wurde und dort von seinem heutigen Trainer John Carew entdeckt wurde, wird freilich über seine Paradedisziplin möglicherweise ebenfalls das letzte Mal in Aktion getreten sein. Zumindest im Vorfeld von Olympia erklärte er, daß er bei einem Sieg nur noch kürzere Strecken schwimmen wolle, weil ihn das harte Training von bis zu 100 km pro Woche auf die Dauer zu sehr strapaziere.
Den zweiten Fabel-Weltrekord in Barcelona schwamm der Russe Jewgeni Sadowyi mit 3:45,00 Minuten über 400 m Freistil. Mit drei Goldmedaillen war er zusammen mit der Ungarin Kristina Egerszegi der herausragende Starter. Neben den Schwimmern aus den USA, der GUS, Ungarn und Australien taten sich außerdem die Schwimmer Chinas hervor. Im Stadion Bernat Picornel wurden aber schon nicht mehr hinter vorgehaltener Hand manche Dopingspekulationen in bezug auf die Chinesen laut. Schon frühzeitig hatte das seinen Gipfel erreicht, als Yong Zhuang über 100 m Freistil triumphierte. Zumal sie nicht zur Dopingkontrolle erscheinen mußte. Die Regelung des internationalen Verbandes sah vor, daß nur zwei der vier Erstplacierten und nochmals ein weiterer Teilnehmer des Finales für die Kontrollen ausgelost wurden. Yong Zhuang wird das Gerede über sie gleichgültig sein. Bis zu 10 000 Dollar als Geschenk der Regierung sind für sie im Gespräch - das sind 280 Monatsgehälter eines Arbeiters -, außerdem soll sie noch einmal Privilegien im Wert von 70 000 Dollar in Empfang nehmen können, darunter eine Vierzimmerwohnung in ihrer Heimstadt Shanghai.
Der Dopingkonflikt sorgte auch im deutschen Schwimmerlager für Unfrieden. Dem inzwischen hinreichend bekannten Ausbruch der Dagmar Hase nach ihrem Sensationssieg über 400 m Freistil folgten zum Abschluß der Wettkämpfe am Freitag nicht ganz so brisante, aber ebenfalls deutliche Töne. Jörg Hofmann konnte sich über seine Bronzemedaille über 1500 m Freistil nicht richtig freuen. Verbittert sprach er davon, daß die Atmosphäre in Deutschland "verseucht" sei, weil auf jede Höchstleistung sofort mit Dopingspekulationen reagiert werde. Ein sicherlich verständlicher Vorwurf; er will die Konsequenzen daraus ziehen, weil ihm alles keinen Spaß mehr macht, und zunächst ein Jahr Pause einlegen, um danach allerhöchstens noch in Staffelrennen sein Glück zu probieren.
Voller Spannung darf abgewartet werden, wie der Machtkampf in der DSV-Führungsetage ausgeht. Hier der gutmütige und für den knallharten Hochleistungssport möglicherweise zu naive Präsident Henter, der eine Art Vaterfigur verkörpert. Dort der sich gradlinig und revolutionär präsentierende Anti-Doping-Beauftragte a. D. Beyer, dem zwar nicht vom Gros der Aktiven, aber in vielen Medien die größeren Sympathien gelten. Ob Beyer ein Comeback als Präsident anstrebt, bleibt vorerst offen. So sehr er sich darum müht, sich in der Rolle des in Grundsatzfragen neue Perspektiven aufzeigenden Vor- und Querdenkers zu profilieren, sein Makel ist, daß er in seiner Ära als DSV-Präsident ebenfalls viele Negativschlagzeilen produzierte.
Die sportliche Bilanz aus deutscher Sicht ist da erfreulicher. Einmal Gold, dreimal Silber und siebenmal Bronze - mehr war eigentlich nicht drin. Der "Shooting star" war Franziska van Almsick, der eine große Zukunft zu prophezeien ist, wenn sie nicht durch die mit ihrer ersten Medaille ins Haus geflatterten Werbeangeboten und das Buhlen um ihre Dienste als Fotomodell irgendwann andere Schwerpunkte setzt. Vielleicht war es für ihre sportlichen Ambitionen bis Atlanta 96 ganz gut, daß ihr Gold diesmal noch versagt blieb. Die Verlierer waren sicherlich die Männer, die nur zweimal Bronze holten. Das "Fräuleinwunder" des Ostens war die Basis der Erfolgsmeldungen, und die dafür verantwortlichen, momentan ihren Westkollegen untergeordneten Trainer stellen unterschwellig schon ihre Ansprüche. Wurde vorher eigentlich von beiden Seiten beklagt, daß keine Offenheit herrscht, weil jeder besser sein will als der andere, so hat der Barcelona-Aufenthalt zumindest das Klima innerhalb des Trainerstabs verbessert. Was daraus folgt, ist wie so vieles im DSV völlig unklar. HARALD STENGER
Die Leichtathletik hat kaum begonnen bei diesen Olympischen Spielen, und schon ist sie in Verruf geraten. Gleich die erste Entscheidung, das Kugelstoßen der Männer, geriet zur Groteske. Aufgeblasen wirkende Muskelberge mühten sich da im Ring mit der Eisenkugel ab. Figuren waren darunter, die man eher einer Kuriositätenschau auf dem Jahrmarkt zurechnen würde als den Spielen der Jugend dieser Welt. Das Ergebnis kann man deshalb auch nur unter Vorbehalt zur Kenntnis nehmen.
Die ersten vier eines jeden Leichtathletik-Wettbewerbes werden in Barcelona kontrolliert, dazu gibt es noch Zufallskontrollen. Bleiben wir zunächst bei den ersten vier. Der Sieger, Mike Stulce aus den USA: Des Dopings überführt am 9. Mai 1990, seit April wieder startberechtigt. Silbermedaillen-Gewinner Jim Doehring, ebenfalls USA: 1990 und 91 des Dopings überführt, aufgrund von Verfahrensfehlern rechtzeitig vor Barcelona begnadigt. Der Drittplazierte, Wjatscheslaw Lycho aus der GUS: Verlust der Bronzemedaille bei der EM 1990 in Split wegen Dopings. Der vierte, Werner Günthör aus der Schweiz: Jetzt angeblich sauber, soll aber bis vor zwei Jahren zu Anabolika gegriffen haben.
Die Reihe läßt sich fortsetzen. Der fünfte, Ulf Timmermann aus Berlin: Von Brigitte Berendonk nach wie vor als Paradebeispiel des DDR-Dopings dargestellt. Der elfte, Alessandro Andrei aus Italien: Vor fünf Jahren einmal Weltrekordler mit 22,91! m und unter größtem Verdacht; jetzt ist er wieder bei 19,62! m angelangt. Nicht dabei, die Oberdoper aus Norwegen, Lars Arvid Nilsen und Georg Andersen. Der eine steht nach dem dritten positiven Test vor einer lebenslangen Sperre, der andere muß nach zwei positiven Tests bei der WM in Tokio noch bis August 1993 zuschauen. Ebenfalls im Wartestand befindet sich Weltrekordler Randy Barnes (USA), den es im August 1990 in Malmö erwischte. Unter für sie glücklicheren Umständen wären diese drei heiße Medaillenkandidaten gewesen - und sie hätten ins Bild gepaßt. Die Kugelstoßerszene ist vom Doping völlig verseucht. Noch nie ist dieses Wechselspiel von Kommen und Gehen so offensichtlich geworden wie jetzt in Barcelona. Die Konsequenz müßte nun heißen, das ganze Spektakel abzuschaffen. Ernst nehmen kann das ganze Theater ohnehin keiner mehr. MICHAEL MAURER
Es war ein malerisches Bild. Direkt neben dem Lake Banyoles, hinter ihm ein kleines Schilfmeer, in der Ferne die Umrisse der Ausläufer der Pyrenäen-Gipfel, ließ sich Thomas Lange mit der Goldmedaille um den Hals von einem Fernsehmann interviewen. Der 28 Jahre alte Medizin-Student schilderte noch einmal die wichtigsten Stationen des Rennens. Wie er sie Revue passieren ließ, war nicht unbedingt typisch für ihn, denn er gilt als wortkarg. Doch der Triumph lockerte offenbar seine Zunge, und als er nach der Doping-Probe noch einmal ins Plaudern kam, wurde es zu einer Art "Tour d'Horizon" seines Weltbilds.
Der Hallenser, der vor vier Jahren in Seoul die Goldmedaille für die DDR gewonnen hatte, verschloß sich auch politisch-gesellschaftlichen Fragen nicht. Bemerkenswertes, weil Ehrliches ging über seine Lippen. So machte er keinen Hehl daraus, daß er sich in früheren Jahren mit dem DDR-System identifiziert und die Idee gut gefunden habe, bis ihm durch wirtschaftliche Nöte die Erkenntnis gekommen sei, daß der Anspruch mit der Wirklichkeit nicht übereinstimme. Bald darauf wurde die Theorie von der Praxis gekippt. Ohne jetzt ehemaligen Zeiten nachzutrauern, ist er deshalb aber längst nicht mit "fliegenden Fahnen" übergelaufen - zu schwierig empfindet er offenkundig bis heute die Umstellung, und manchmal habe er den "existentiellen Druck" doch gewaltig gespürt.
Das Stichwort Geld war der Einstieg für diesen Abstecher gewesen, und mit seinen Ausführungen zum Geld endete er wieder. "Früher hatten wir Geld und konnten nicht allzu viel damit anfangen. Heute haben wir weniger Geld und können uns damit mehr kaufen", schilderte Lange seine Einstellung zu den neuen Werten von heute. Der zweite Olympiasieg hat seinen Marktwert sicherlich gesteigert, aber der Rudersport ist nicht so populär, daß er jetzt an unbeschwerte Tage denken könnte. Das will er auch gar nicht. Er steht zu dem Leben, so wie er es führt. Der Erfolg auf dem Lake Banyoles ist für ihn eine Bestätigung all seiner Anstrengungen der vergangenen Monate und ein nicht zu unterschätzender ideeller Wert, gewissermaßen eine Verpflichtung im Sinne der Vorbild-Funktion. Nur vor diesem Hintergrund ist es zu verstehen, wenn er irgendwann in seinen weitschweifenden Ausführungen den Goldmedaillengewinn leicht überhöht: "Um es philosophisch zu sagen: Wenn es keine solchen Ideale mehr gibt, bricht der Staat in den nächsten 100 Jahren zusammen."
Weitaus profaner sind dann wiederum die Dinge, die quasi zum Greifen nahe sind, etwa der Rennverlauf und seine weiteren sportlichen Pläne. Die Goldfahrt, bei der er rund 1200 m auf dem zweiten Platz lag und dann in einem Zwischenspurt souverän mit einer Länge Vorsprung an die Spitze zog, hat er so in Erinnerung: "Bei 1000 m war eigentlich für mich schon alles entschieden. Da habe ich mich sehr gut gefühlt, als ich das Tempo verschärft habe und wußte, daß ich noch viel Kraft habe. Eigentlich hatte ich mir das Rennen schwerer vorgestellt."
Und wie geht es nun weiter? Mit seiner Frau und seiner Mutter wird er am Montag die Heimreise antreten und nicht ins olympische Dorf ziehen. Statt dessen sehnt er sich nach den Söhnen Arne und Martin, die er seit vielen Wochen kaum gesehen hat. Für eine Woche steht Urlaub in Ratzeburg, Hamburg und Bornholm auf dem Programm. Dann wird der Familienmensch Lange, der schon zu DDR-Zeiten unabhängig vom Druck der Funktionäre das machte und sagte, was er für richtig hielt, ein sechswöchiges Praktikum in Australien antreten. Denn in den nächsten Jahren will er der Ausbildung den Vorrang geben, noch vier Semester Medizin studieren und möglichst bald das Examen absolvieren.
So ganz ohne Rudern kann und will er allerdings nicht leben. Lange, dem DRV- Sportdirektor Kolbe neben seinen menschlichen Qualitäten eine enorme Selbstdisziplin bescheinigt, wird wohl weitermachen. Innerlich scheint er sich schon entschieden zu haben, wenn er sagt: "Wenn ich weiterrudere, will ich auch vorne dabeibleiben." Sein Trainer Lothar Trawiel lächelt und ergänzt: "Er bleibt dabei und ist für jede Überraschung gut. In vier Jahren kann er in Atlanta durchaus noch einen Olympiasieg dranhängen."
HARALD STENGER
Nicht nur die Alpenmarine Chur ging beim Mehrkampf im Jubiläumspark kräftig baden Trocken zu bleiben wurde zur sportlichen Disziplin Trotz OB Assmanns Ausrutscher gab es nur Sieger Von Claudia Nenninger BAD HOMBURG. Als der Bad Homburger Mehrkampf mit dem Fischerstechen auf dem Schwanenteich in die letzte und entscheidende Runde ging, waren die Teilnehmer längst mit allen Wassern gewaschen - im wahrsten Sinne des Wortes. Auch die Zuschauer, die das Ereignis diesmal eher spärlich besuchten. Alle waren am Samstag im Jubiläumspark bei der traditionellen Final-Attraktion des "Bad Homburger Sommer" gefordert, als der große Regen kam. Er rückte eine außerplanmäßige Wettkampfart auf's Programm: Das Trockenbleiben. Verlierer gab es hier nicht, wie im richtigen Mehrkampf. Alle waren Sieger, weil alle mehr oder minder naß wurden. "So eng wollen wir das nicht sehen" - das Motto von Conferençier und Kurdirektor Peter Bruckmaier für Steinstoßen und den Stabweitsprung darf auch hier gelten. Schließlich entpuppte sich der Kampf ums "Trockenbleiben" als ebenbürtiges Spiel, das Phantasien ohne Grenzen freisetzte.
Auf den Tischen türmten sich die Biergläser übereinander, um das teure Naß nicht zu trüben. Die wenigen Sonnenschirme ragten wie Noahs Arche aus dem leergefegten Park. Das Volk, das sich darunter drängte, versuchte, sein trockenes Eiland unter Zuhilfenahme der Tischfolien zu Zeltlagern auszubauen. Doch es half alles nichts. Die sintflutartigen Sturzbäche ruinierten reihenweise Frisuren, allerlei Seidenes und Leinernes knitterte klatschnaß und gar nicht mehr edel.
Nur der neun Jahre alten Anna Maria war das alles egal - sie rannte wild durch den Regen, hüpfte in die größten Pfützen und ärgerte sich erst, als die Sonne wieder auftauchte: "Es kann ruhig noch weiter regnen."
Petrus' Aufgabe übernahmen nahtlos Kurdirektor Bruckmaier und der Präsident des Bad Homburger Sportrings, Hans Wagner. Sie beschränkten den Rest des Wettbewerbs auf die "Wasser-Disziplinen" Tauziehen und Fischerstechen. Hindernis- und Staffellauf fielen wegen Rutschgefahr buchstäblich ins Wasser. Den feucht-fröhlichen Teilnehmern war's gleich.
Im Gegensatz zu früheren Jahren genossen die gegeneinander antretenden Stadtteil-Teams diesmal internationale Unterstützung. Delegationen der Partnerstädte kämpften getreu dem Mehrkampf-Motto "Europa - Freunde kennen keine Grenzen" mit. Und auch die Seemächte ohne Chance Schlachten an kalten und warmen Büffets verdankten den Partnern ihren multikulturellen, kulinarischen Genuß.
Bei der großen Seeschlacht auf dem Schwanenteich gingen allerdings die einstigen "Seemächte" Terracina gemeinsam mit Dornholzhausen und Cabourg mit Gonzenheim kräftig baden. Auch der Fischerstecher der Churer "Alpenmarine", die sich mit Ober-Eschbach verbündet hatte, tauchte unter. Bad Mondorf und Ober-Erlenbach gelang in einem Boot das Kunststück, sich selbst zu versenken. Die Teams Exeter/Jugendparlament und Greiz/Ausländerbeirat fielen in allen Ehren in den Tümpel. Marienbad/Bad Homburg mußte nur vor Mayrhofen/Kirdorf die Segel streichen. Das Tiroler/Kirdorfer Team hatte im übrigen auch die stärksten Männer. Beim Tauziehen ließ sich Oberbürgermeister Wolfgang R. Assmann die Gelegenheit nicht nehmen, am Homburger Strang mitzuzerren. Dazu stieg er eigens vom Anzug in Sportlershorts um - und schlidderte dennoch übers Ziel hinaus. Trotz dieses Ausrutschers lagen die Bad Homburger/Marienbader am Ende vorne. Doch, wie beim Regen, gab es nur Sieger: Jeder bekam einen Pokal und ein Faß Bier.
WIESBADEN. In der Luft liegt Klassenfahrt-Atmosphäre. Beschwingt treten alle in die Pedale. Wie ein bunter Lindwurm zieht sich die Schlange der Radlerinnen und Radler durch den Nauroder Wald. Oberbürgermeister Achim Exner hat die Nase vorn, er führt den Fahrradtroß entlang der geplanten Schnellbahntrasse durch die Wiesbadener Stadtteile von Naurod über Auringen, Medenbach, Breckenheim, Nordenstadt, Erbenheim schließlich an Biebrich vorbei zum Hallenbad. 25 lange Fahrradkilometer geht es über Stock und Stein, weil die Mitglieder des Magistrats von Plänen erst mal die Nase voll haben und lieber die Wirklichkeit sehen wollen.
Mit von der Partie sind auch ein Vertreter der Bundesbahn und des Regierungspräsidiums sowie Mitarbeiter der Wiesbadener Fachämter, die an den jeweiligen Standorten sachkundige Hinweise parat haben. Sie alle opfern ihren freien Samstag, um sich den Verlauf der Strecke des künftigen Hochgeschwindigkeitszuges aus der Nähe anzusehen.
Etappenstart ist am Hellenbergweg bei Naurod. Hier will die Bahn einen Einschnitt bauen, der eine Tiefe von 25 Me- "Lärm hört man nicht nur, man sieht ihn auch" tern haben soll. Was das bedeutet, machte Stadtrat Dieter Berlitz klar: "Die Kronenbreite würde bei rund 100 Metern liegen. Das ist einfach riesig." Die Stadt plädiert deshalb an dieser Stelle für den Bau eines Tunnels. Kurz darauf wird gehalten an einem Schild, das den Trassenverlauf markiert. Die Zahlenkomination "143, -20" bedeutet, daß an diesem Ort die Bahn in etwa 20 Metern Tiefe verlaufen wird. Die hintere Zahl ist immer mit einem Plus oder einem Minus versehen, um die künftige Tiefe oder Höhe zu markieren.
Weiter geht es entlang der Autobahn in Richtung Auringen. Das Forsthaus wird der Schnellbahnroute weichen müssen, falls sie wie geplant gebaut wird. Mittlerweile gibt es Überlegungen, die Trasse der Autobahn für die Bahn zu nutzen und die Autobahn weiter östlich zu verlagern, um die Lärmbelästigung für die Anwohner des Auringer Tannenrings zu verringern. Diskutiert wurde auch über Lärmschutzbauten wie Dämme oder Anpflanzungen. Tiefbauamtsleiter Schaaf: "Lärm hört man nicht nur, man sieht ihn auch." Deshalb rät er zur anschließenden flächendeckenden Anpflanzung und Begrünung. Spricht's, rückt sein weißes Käppchen zurecht und springt in den Sattel. Allen voran zieht er mit seinem alten Drahtesel die leichte Anhöhe auf der Landstraße hinauf.
Das Waldstück zwischen Autobahn, Auringen und Medenbach wird als ökologisch wertvoll eingestuft und muß voraussichtlich zum Großteil der Schnellbahntrasse weichen. Daher plädiert die Stadt Wiesbaden dafür, die Trasse so nah wie möglich an der Autobahn entlangzuführen, um den Landschaftsverbrauch gering zu halten. Medenbachs Ortsvorsteher Paul Schaaf nickt wissend, fährt über einen Stein, und schon reißt es ihn aus dem Sattel. Ein kurzer Halt, Blätter und Dreck abgewischt - weiter geht's.
Nächster Stopp ist an der Raststätte Medenbach. Hier verläßt die Schnellbahn ihren Tunnel und soll sich in der Brekkenheimer Gemarkung verzweigen: um Frankfurt und Wiesbaden anzubinden. In diesem Gebiet wird der Eingriff in die Natur einmal am deutlichsten sichtbar werden. Noch sind verschiedene Alternativen in der Diskussion, wie genau die Schienenstränge verlaufen sollen; "es ist noch nichts endgültig ausgeguckt", sagt Günter Moll, Abteilungsleiter Streckenplanung der Bundesbahn. Die Breckenheimer Bürgerinitiative gegen die Schnellbahntrasse schlägt eine Verlagerung in Richtung Nordenstadt vor, damit die Breckenheimer Gemarkung nicht vollends zerschnitten wird. Schließlich Mittagspause bei einem, der von der Schnellbahn mit voller Wucht getroffen werden wird: Heinz Schwarz, seit 20 Jahren Ortslandwirt in Breckenheim und Aussiedler. Er hat seine Äcker in der gesamten Gemarkung verstreut, und trotzdem wird er - bleiben die bisherigen Planungen bestehen - künftig kein zusammenhängendes Stück Land mehr haben können. Noch hegt er die Hoffnung, von Bahn und Stadt mit genügend Ersatzflächen entschädigt zu werden. "Was will ich mit Geld?", fragt er in die Runde und zeigt seinen Kuhstall mit 25 schwarz- weißen Kühen und Kälbern. Der Mann hat recht: Von Geld werden die nicht satt, das Milchvieh bevorzugt Klee.
Nach einer wohltuenden Pause unter schattigen Birken, bei selbstgekeltertem Apfelwein, frischer Milch und Hausmacher Wurst der Familie Schwarz, zieht der Troß weiter gen Nordenstadt. Nicht mehr ganz so frisch und zackig wie am Morgen. Längst sind die bunten Hemden schweißdurchtränkt, haben sich Gesichter rot gefärbt. Über eine nahezu strauch- und baumlose Landschaft - dank der gründlichen Flurbereinigung - radeln die Schreibtischmenschen an Nordenstadt und Erbenheim vorbei in die Stadt. Ein heißer Tag mit vielen hautnahen Informationen und Erlebnissen geht zu Ende. Der Muskelkater kommt erst noch.
liebe kollegen - unter papier verschüttet!
die 100-m-läufe vom samstag machen fr, stz und bz selbst.
mm macht allerdings nur christie.
ah macht außerdem eine geschichte zum handball
ah eine glosse.
ger feiert das rudern ab;
ger Bilanz schwimmen
ger Bilanz rad
mm bietet eine geschichte ausschließlich über den achter an
mm einen kommentar zum kugelstoßen (müßte schon vorliegen).
jof bringt interview mit reuter
jof geschichte vom degenfechten.
tv macht neben den 100-m-läufen drei regionale beiträge von südbadenern hier (nur für bz).
Olympiaprogramm
BOGENSCHIESSEN, Entscheidungen Einzel Männer (13.00 Uhr).
GEWICHTHEBEN, Entscheidung bis 110 kg (ab 18.30 Uhr).
HANDBALL, Vorrunde u.a. GUS - Deutschland Frauen (16.30 Uhr).
HOCKEY, Vorrunde u.a. Deutschland - Argentinien Männer (18.00 Uhr).
LEICHTATHLETIK, Entscheidungen Diskuswerfen Frauen (18.50 Uhr), Dreisprung Männer (19.30 Uhr), 800 m Frauen (19.55 Uhr), 110 Meter Hürden Männer (20.15 Uhr), 10 km Gehen Frauen (19.50 Uhr), 10 000 m Männer (22.15 Uhr).
REITEN, Entscheidung Dressur Mannschaft (16.00 Uhr).
SEGELN, Entscheidungen Europe Frauen, 470er Klasse Männer und Frauen Finn (ab 13.30 Uhr).
TISCHTENNIS, Entscheidung Frauen-Doppel (11.00 Uhr).
WASSERBALL, Vorrunde Deutschland - Jugoslawien (12.00 Uhr).
KUNST- UND TURMSPRINGEN, Entscheidung Kunstspringen der Frauen (14.30 Uhr).
Das ZDF überträgt die Olympischen Sommerspiele live von 9.00 bis 0.15 Uhr. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT von den Sommerspielen.Bei einer frischen Brise wurde es Wulf heiß Der Gast präsentierte System und stürmende Manndecker / Wehen - Egelsbach 1:3 (0:0)
In Wehen wurden Erfrischungen aller Art gereicht. Die waren auch dringend nötig. Dem Volk auf den Rängen dürstete es nach kühlen Getränken und einer frischen sportlichen Brise, die Trainer lechzten nach Leistungssteigerung und Kreativität - kurzum, ein Sieg sollte her.
Egelsbachs Coach Herbert Schäty scheute nicht davor zurück, seinen Kikkern bei einer besinnlichen Trainingseinheit im Wald den Sinn des Spiels wieder näherzubringen. Und im Grünen rund um Egelsbach schienen seine Mannen die passenden Eingebungen gefunden zu haben, um auf dem Grün in Wehen die rechte Einstellung zu präsentieren. "Hochmotiviert", seien sie gewesen, freute sich Schäty hernach, lobte seine taktischen Schachzüge und labte sich am erfrischenden Kick.
Schweißtropfen dürften Wehens Trainer Heinz Wulf dagegen nicht nur wegen der Hitze auf der Stirn gestanden haben, sondern deshalb, weil der Gastgeber in den entscheidenden Situationen die klare Aufgabenverteilung ganz und gar nicht herzerfrischend, allenfalls fahrlässig interpretierte. So wurde es dem Trainer nach der Pause heiß, als doch gerade ein kühles Lüftchen über den Halberg strich.
Es paßte ins Bild eines guten Oberligaspiels, daß es gleich, nachdem es vom Himmel strömte, prächtig lief. Wehen, gewillt, den müden Kick zur Wochenmitte vergessen zu lassen, zeigte sich indes weniger ordnungsgemäß präpariert als der Gegner. Beide lieferten sich eine flotte und ausgeglichene Partie, in der Egelsbach mehr System und bessere Torchancen hatte. Müller, der ansonsten gegen Süß einen schweren Stand hatte und sein früheres Leistungsvermögen noch nicht erreicht hat, scheiterte an Wehens Schlußmann Vogler; der oft zu eigensinnige Aleksic verpaßte nach Cyrys' Flanke die Führung, und später den Paß zum besser postierten Mitspieler.
Den Aktionen des Gastgebers fehlte, obwohl teilweise geschickt vorgetragen, der adäquate Abschluß. Hübner scheiterte mit zwei Freistößen einmal um Zentimeter, das zweitemal am souveränen Mathias Arnold im Egelsbacher Tor. Der Gast hatte aber weitere Aktivposten zu bieten. Der von der Liberoposition ins Mittelfeld beorderte Strich verrichtete nicht nur gegen Hübner überzeugende Arbeit, als Bereicherung erwies sich die Rückkehr des Langzeitverletzten Mike Schmidt auf der linken Seite. Auch die Abwehr um Libero Franusch hatte meist alles im Griff, lediglich der agile aber glücklose Raab und Schröder sorgten bisweilen für Wehener Schwung.
Keinerlei Akzente vermochte dagegen die linke Seite der Platzherren mit dem ausgelaugten Brummer und dem indisponierten Sauer zu setzen. Ob derlei Sicherheit in Egelsbachs Defensive, schwangen sich die Manndecker zum Rollentausch auf und stürmten kräftig mit. Der Gast konnte sich auf Bellersheims und Krapps Kopfballstärke bei Standardsituationen verlassen. Aleksics Eckball verwertete Bellersheim freistehend zur Führung. Damit war die Partie eigentlich gelaufen, hatte Wehens Coach Wulf doch in der Kabine schon den Weg gewiesen: "Wer bei dieser Hitze in Führung geht, der gewinnt." Der Mann hat Ahnung. Steffen Vogler, Torhüter des SV Wehen und als solcher nicht zu beneiden, mußte mangels Disziplin Jakobs und Kornhubers, die eigentlich Egelsbachs Kopfballspezialisten zu betreuen hatten, gleich noch einmal hinter sich greifen, als sich Krapp keck in die stürmende Abteilung begab und die Vorentscheidung markierte. Zwar verkürzte der eingewechselte Kramke, doch Skarica nutzte einen von Franuschs weiten Pässen im Zusammenspiel mit Cyrys zum Endstand. Schäty war glücklich, Wulf ärgerte sich derweil über "zu viele Fehler", erkannte einen frühen Rückschlag und durfte sich zu ganz anderen Erfrischungen begeben.
CHRISTIAN FROMMERT
Egelsbach: Arnold; Franusch, Krapp, Bellersheim, Dörr, Schmidt, Strich, Cyrys, Skarica, Aleksic (75. Löwel), Müller (86. Gaidas).
Tore: 0:1 Bellersheim (48.), 0:2 Krapp (71.), 1:2 Kramke (81.), 1:3 Skarica (89.).
Schiedsrichter: Schmidt (Mühlheim).
Zuschauer:485.
KRONBERG. Milchkannen mit Bauernmalerei, beschlagene Messingtöpfe, Bilder vom blauen italienischen Meer und jede Menge Ansichten von der Kronberger Burg und der Altstadt: Beim Bilder-, Kunst- und Weinmarkt rund um das Tanzhaus tummeln sich jetzt schon im siebten Jahr all die, die ein künstlerisches Hobby haben und es der Öffentlichkeit präsentieren wollen.
Man kennt sich inzwischen, und die familiäre Atmosphäre, mit Nahe-Tröpfchen aus Guldental in weinselige Stimmung getaucht, wurde am Wochenende höch- Treffpunkt der Bürger stens durch Tropfen von oben gestört. Doch die Wein- und Kunst-Kenner ließen sich nicht verdrießen. "Wir denken positiv", verkündete eine Malerin, als sie zum zweiten Mal die Plastikplane von den Kunstwerken zog und die Markt-Gäste aus Gaststätten und Unterständen wieder auftauchten.
Auch der, der die Suche nach Originellem zwischen allzu Bekanntem nicht aufgab, hatte positive Erlebnisse. Da tauchten plötzlich auf der Treppe der Streitkirche Marionetten auf, kunstvoll geführt von Franceska Spahic. Sie und ihre Helferinnen stammen aus Bosnien-Herzegowina und sind zwei Monate nach Ausbruch des Krieges im ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland geflüchtet. "Wir haben nur die Puppen mitgenommen", erzählt Franceska, während sie eine Bauchtänzerin tanzen läßt. Sie ist ein Profi, mit viel Theatererfahrung in Europa und Amerika. Kronberger konnten sich beim Kunstmarkt davon überzeugen: Die Straßenbühne war stets dicht umlagert von Kindern und Erwachsenen.
Der Burgverein brachte mit alten Postkarten neues Leben auf den Markt. Die Karten, um die Jahrhundertwende von Künstlern gemalt, stammen aus der Sammlung von Archivar Michael Bauer, der sie dem Verein zur Reproduktion zur Verfügung stellte. Der Verkaufserlös dient der Arbeit des Burgvereins.
Der Partnerschaftsverein Le Lavandou präsentierte Radierungen und Bilder von Helga Kaiser, Irmi Lang-Kummer und Heidi Böttcher-Polack. Die renommierten Künstlerinnen haben sie dem Partnerschaftsverein gegeben: er will damit die Behinderten-Reise 1994 nach Le Lavandou mitfinanzieren. Sie findet alle zwei Jahre statt, 1994 bereits zum dritten Mal.
Rund um die Kunst- und Weinstände pulsierte am Wochenende auch das nicht- künstlerische Leben Kronbergs: Der Markt war Treffpunkt der Bürger. nau
Langsam nähert sich das Bild der Wand Das Provisorium steht auf einem Gerüst am Rathaus Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott DIETZENBACH. Weniger als einen Steinwurf entfernt von der Stelle, an der es laut Beschluß der Stadtverordnetenversammlung vom 28. Februar prangen sollte, reckt sich seit Samstag, gestützt von einem unansehnlichen Gerüst, zehn Meter hoch und vier Meter breit das Bild empor, dem seine Schöpfer, vier Künstler aus Dietzenbachs nicaraguanischer Partnerstadt Masaya, den Titel "500 Jahre Entdeckung und Eroberung Amerikas" gegeben und dem sie sechs Wochen ihres Lebens geopfert haben. Bis zum 12. Oktober - das ist der Tag, an dem Christoph Kolumbus vor einem halben Jahrtausend die aus damaliger Sicht "Neue Welt" betreten hat - haben die Dietzenbacher Zeit, per Stimmzettel darüber zu befinden, ob aus dem Gemälde das werden soll, wofür es ursprünglich gedacht war: ein Wandbild. Zumindest in der Nachkriegsgeschichte im vom Dorf zur mittlerweile 30 000 Einwohner-Stadt avancierten Dietzenbach hat es nie ein Projekt gegeben, das ähnliche Emotionen hervorgerufen hat wie eben dieses Kunstwerk. Farbenprächtig anzusehen, bildete das vis-à-vis der nackten Rathausfassade stehende Objekt den Mittelpunkt einer von der Stadt arrangierten Fiesta, deren Besucher sich herzlich wenig um die vorausgegangenen Querelen scherten. So gingen denn auch die Worte eines Oswaldo Garcia Calvo, seines Zeichens Erster Sekretär der kubanischen Botschaft in Bonn, weitgehend in fröhlicher Unterhaltung der Anwesenden unter: Daß nämlich der 500. Jahrestag der vermeintlichen "Entdeckung" Amerikas ein zweifellos historisches Datum, beileibe aber kein Grund zu uneingeschränkter Freude sei. Hochentwickelte Kulturen seien mit militärischer Überlegenheit in millionenfache Sklaverei umgemünzt worden, Europa habe sich gewaltsam in den neuen Kontinent eingebracht. Dabei nannte Calvo nicht die damals verantwortlichen Spanier, sondern die US-Amerikaner als die eigentlichen Aggressoren.
Noel Calero, zusammen mit Ricardo Centeno, Lenin Cardenas Alvarado und Donald Enrique Diaz Calero Urheber des umstrittenen Bildes, sagte, daß es ihm und seinen Freunden weniger darum gegangen sei, die landschaftliche Schönheit ihrer Heimat darzustellen, sondern anhand eines monumentalen Gemäldes das Leid auszudrücken, das ihrem und den Nachbarvölkern mit der sogenannten Kolonisation und Christianisierung widerfahren sei. Mit Ausnahme der USA hätten alle übrigen Staaten ihre wirtschaftliche und kulturelle Unabhängigkeit eingebüßt. Trotz der Enttäuschung aber, die das Malerquartett mit der vorläufigen Verweigerung der Rathausfassade für das Kunstwerk hatte hinnehmen müssen, nannte Calero Dietzenbach eine "kleine Stadt, deren Einwohner große Herzen" bewiesen hätten.
In der Tat war den vier Nicaraguanern in den zurückliegenden Wochen eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegengeschlagen. Familiäre Betreuung, Dolmetscher oder ärztliche Obhut hatten nichts gekostet, 30 000 Mark Spenden hatten die künstlerische Arbeit in der Hessischen Jugendbildungsstätte erlaubt.
"Die Kasse ist leer", hatte aber auch Regina Stappelton einräumen müssen, Sprecherin der Koordinationsgruppe Wandbild, die sich nach der lautlosen Verabschiedung der Stadt aus dem Vorhaben für das Gemälde für zuständig erklärt hatte. Eine Stadt, in der fast jeder dritte Bürger eine andere Sprache spreche, eine andere Religion ausübe und andere Sitten und Gebräuche als die herkömmlichen pflege, habe sehr wohl etwas mit 500jähriger Geschichte der Ausbeutung und Unterdrückung anderer Völker zu tun, rechtfertigte Stappelton das Engagement ihrer Gruppe, und sie ließ keinen Zweifel daran, daß über den endgültigen Platz für das Bild das letzte Wort noch nicht gesprochen sei.
Für Bürgermeister Jürgen Heyer, der sich in Urlaub befindet, ließ Erster Stadtrat Lothar Niemann (Die Grünen) keinen Zweifel an der Haltung des Magistrats: Man hege die Hoffnung, daß sich die Bevölkerung positiv entscheide und das Bild die Fassade erreiche, die ihm gebühre. Den Künstlern aus Masaya jedenfalls sagte Niemann Dank im Namen der Stadt und in der Erwartung, ihrem Werk letztlich gerecht zu werden. Eingangs hatte Dr. Klaus Meyer für die Koordinationsgruppe Wandbild von einer "phantastisch gemalten Geschichte Lateinamerikas" gesprochen, die angeprangert, die sich "mächtig ins Zeug gelegt haben, um das Bild zu verhindern", die mit Verachtung gestraft, die sich "einst stark gemacht, dann jedoch den Kopf eingezogen" hätten und schließlich jene gerühmt, die für die Verwirklichung des Bildes eingetreten waren. Es sei sehr wohl ein Grund, die Fertigstellung des Kunstwerks zu feiern, sagte Meyer, aber die 500. Wiederkehr des Jahrestages der Entdeckung Amerikas zu bejubeln, sei ganz und gar kein Anlaß, bemängelte der Leiter der Hessischen Jugendbildungsstätte.
Den Menschen auf dem Platz vor dem Bürgerhaus war's mehr oder weniger schnuppe. Sie erfreuten sich lateinamerikanischer Folklore, ließen sich Paella oder auch gebackene Bananen munden, wußten ihre Kinder bei Marburger Clowns, am Varadero Strand oder inmitten aztekischer Tänze gut umsorgt und prosteten einander mit Bier, Antialkoholica oder karibischen Drinks zu.
NEU-ANSPACH. Bei der Notlandung eines privaten einmotorigen Sportflugzeuges auf einem abgemähten Getreideacker, rund 500 Meter vom Obernhainer Flugplatz entfernt, sind am Sonntag kurz nach 13 Uhr der 27jährige Pilot und ein Mitflieger verletzt worden.
Nach Angaben von Polizei und Feuerwehr hatte die Maschine vom Typ Cessna aus bisher ungeklärten Gründen beim Start Schwierigkeiten, Höhe zu gewinnen. Der Pilot habe deswegen wieder landen müssen. Dabei seien die Räder in eine Bodenmulde geraten, wodurch das Flugzeug über die Tragfläche abkippte und auf das Feld aufschlug. Den Schaden schätzte die Polizei auf rund 60 000 Mark.
Die Cessna sollte zu ihrem Heimatflughafen in Egelsbach zurückfliegen, von wo aus die beiden Männer am Morgen nach Neu-Anspach gestartet waren. Zwei Spaziergänger aus Glashütten und Bad Homburg wurden Augenzeugen der Bruchlandung. Beherzt seien sie sofort auf das Wrack zugerannt, hätten die Insassen herausgezogen und etwa 50 Meter weit vor dem Flugzeug in Sicherheit gebracht. "Sie haben sehr gut reagiert", lobte Neu- Anspachs Wehrführer Alfred Hübner.
Der Pilot und sein Passagier sollen einen schweren Schock und Rückenverletzungen erlitten haben. Ein Notarztwagen brachte beide ins Usinger Kreiskrankenhaus. Sie seien außer Lebensgefahr, hieß es gestern abend.
36 Feuerwehrleute aus Neu-Anspach und Bad Homburg waren im Einsatz. Das Luftfahrtbundesamt hat Ermittlungen aufgenommen.
NEU-ANSPACH. Mit schweren Kopfverletzungen wurde ein 21 Jahre alter Autofahrer aus Oberursel ins Krankenhaus gebracht, der sich am Samstag mit seinem Wagen in der Nähe des Hessenparks mehrfach überschlug. Sein Beifahrer kam mit leichten Verletzungen davon.
Nach Angaben der Polizei verlor der 21jährige in der leichten Rechtskurve zwischen Obernhain und Anspach die Kontrolle über sein Auto. Der Wagen raste 150 Meter weit durch einen Graben, wurde von einem Wasserdurchlaß 40 Meter weit durch die Luft katapultiert und kam schließlich auf den Rädern wieder zum Stehen. cn/che
"Bembelcup" und das traditionelle Fischerstechen / Heute kommt das Feuerlöschboot Angenehm wird's erst am Abend Heißes Mainfest-Wetter Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Wogende Wellen waren nicht zu erwarten. Aber immerhin war da eine leichte Brise aus Richtung Niederrad, die schließlich genug Wind hergab, um am Samstag nachmittag die Surfer über den Main zu treiben. Der "Bembelcup" war die Trophäe dieser Regatta anläßlich des Mainfestes, und während sich die Männer auf den Brettern redlich mühten, wurde am Frankfurter Ufer gefeiert. Die beste Loge für das Geschehen auf dem Fluß bot das 45 Meter hohe Riesenrad - auch am Sonntag, als das Fischerstechen unter dem Beifall der Zuschauer entschieden wurde. Zum Mainfest kamen am Wochenende nach Angaben der Schausteller 200 000 Besucher - trotz der Hitze: Bei Temperaturen um 30 Grad zogen es die meisten vor, erst am Abend über den Römerberg und am Mainufer auf und ab zu schlendern. "Schon seit 18 Jahren", erzählt eine Sachsenhäuserin, die am Samstag nachmittag mit ihrer Freundin zwischen den Buden flaniert, ist das Mainfest sozusagen Pflicht. Keine Frage, findet die rund 50jährige, daß sie sich das fünftägige Spektakel nicht entgehen lassen würde. Da kann das Klima subtropisch, das nächste Gewitter angekündigt, ein Schauer zu erwarten sein; juckt sie überhaupt nicht.
"So ein bißchen bummeln", sagt sie, "einfach schön", die Buden, das Popcorn, die Tüte Pommes "rot-weiß".
Und dann noch ein Abstecher direkt ans Ufer. Zu der Regatta der Surfer, wo nicht weniger auf dem Spiel steht als der "Bembelcup". Also los, 14 Starter, gleiche Bedingungen, keine Tricks: Die Bretter sind einheitlich, die Segel nicht größer als sieben Quadratmeter. Nummer zwei geht gleich in Führung. Ganz locker, während Nummer neun nicht so recht in Fahrt kommt: Ein kräftiger Ruck, das Segel besser in die leichte Brise gedreht. Nutzt alles nichts, für Nummer neun ist dieser erste Lauf der Regatta ein ewiges Hin und Her, ein Zick-Zack von einem Uferrand zum anderen. Immer wieder nutzt der Mann die Breite des Flusses. Also wird es dauern, bis er die erste Boje kurz vor der Friedensbrücke erreicht.
Die Regatta lockt zwar, doch der Andrang der Besucher am zweiten Nachmittag des Mainfestes läßt für die Schausteller zu wünschen übrig: "Die kommen erst spät", sagt Edgar Drexel. Dann aber nicht zu knapp: Rund 200 000 Menschen, so der Vorsitzende des Schaustellerverbandes, dürften am Wochenende vor allem von 20 Uhr an da gewesen sein.
Dennoch, bedauert Drexel: Angefangen werde um 11 Uhr, "dann ist das eine lange Zeit", bis es richtig in den Kassen der 110 Schausteller und Budenbesitzer klingelt. Zu überlegen wäre sicherlich, fordert der Vorsitzende Schaustellerverbandes energisch, "ob das abends nicht bis 1 Uhr gehen kann". Über irgend etwas wird eben immer gestöhnt. Entweder sind die Öffnungszeiten zu kurz oder das Klima zu drückend.
"Über das Wetter", erinnert sich Schausteller Günter Oppermann, "haben wir uns vor 30 Jahren auch schon beschwert." Doch das, findet der 52jährige und lehnt sich auf einen seiner einarmigen Banditen, sei gar nicht schlimm. "Was uns zu schaffen macht, sind die vielen kleinen Straßenfeste." Schließlich sei "doch heute in Frankfurt alle fünf Minuten ein Fest". Das, fügt er hinzu, sei früher schon noch anders gewesen. Damals, als er noch sein Riesenrad am Mainufer aufbaute. "Das war eines von der kleinen Sorte", sagt Oppermann, und sei deswegen irgendwann "nicht mehr konkurrenzfähig gewesen". Daher macht der Schausteller jetzt in Glücksspielen, auf dem Weihnachtsmarkt in Schnitzereien.
Kann man auch von leben. Bei den Preisen. "50 Mark", sagt Karl-Heinz, der Familienvater, 50 Mark habe er auf den Rummel mitgenommen. Mehr nicht. Das muß für seine Frau und den Kleinen reichen. Klar, rechnet er zusammen, "mit Essen ist dann nichts". Und Getränke sind da selbstredend auch nicht mitgerechnet. "50 Mark", das reicht gerade für
(Fortsetzung auf Seite 14)
Einbrecher von Polizei auf der Flucht erschossen Nachbar beobachtete Einstieg in Nordend-Wohnung Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Ein 26jähriger Einbrecher ist in der Nacht zum Samstag im Nordend von einem Polizeibeamten erschossen worden. Der Schuß aus der Dienstwaffe des 35jährigen Polizeiobermeisters war gefallen, nachdem der unbewaffnete Dieb durch ein Badezimmerfenster im ersten Stock das Haus an der Günthersburgallee verlassen hatte und an einer Regenrinne entlang in den Hinterhof gerutscht war. Dies teilte Hubert Harth, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Sonntag auf Anfrage der FR mit. Die Obduktion des Toten ergab, daß er durch den Schuß und nicht, wie zunächst vermutet, durch den Sturz aus dem Fenster ums Leben gekommen war. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen gegen den Polizeibeamten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen 23 Uhr hatte am Freitag abend ein Anwohner der Vogelsbergstraße beobachtet, wie jemand an der Rückseite des Hauses gegenüber bis zum ersten Stock emporkletterte. Über den schmalen Balkon drang der Einbrecher in die Wohnung ein. Der Nachbar alarmierte die Polizei. Zwei Streifenwagen des 2. Polizeireviers fuhren in die Günthersburgallee, Nummer 36 a: Zwei Beamte der einen Streife "sicherten unten ab" und postierten sich in dem dunkelen Hinterhof, wie Polizeisprecher Peter Borchardt noch am Tatort berichtete. Ihre beiden Kollegen der zweiten Streife gingen in das Haus, das in den 50er Jahren an der von Altbauten aus der Gründerzeit geprägten Allee im Nordend errichtet worden war.
Die Beamten klingelten zunächst an der Wohnungstür im ersten Stock. Niemand öffnete. Aber sie hörten von drinnen Geräusche und brachen die Tür auf. In dem Moment, in dem sie in die Wohnung eindrangen, hörten sie einen Schuß: Der Einbrecher war von der Kugel aus der Dienstwaffe des Polizeibeamten, der sich an der Rückseite des kleinen, verwinkelten Grundstücks postiert hatte, getroffen worden.
"Noch nicht geklärt ist die Todesursache", erklärte Polizeisprecher Borchardt kurz nach dem Vorfall, noch könne nicht definitiv gesagt werden, ob der Einbrecher durch den Schuß oder möglicherweise durch den Sturz aus dem etwa fünf Meter hohen Badezimmerfenster getötet worden sei. Was genau im Hinterhof passiert sei, lasse sich auch deswegen zu diesem Zeitpunkt nicht konkret klären, da der Beamte, der geschossen hatte, unter Schock stehe und "derzeit nicht vernehmungsfähig ist".
Noch am Tatort war von der Staatsanwaltschaft die Obduktion der Leiche angeordnet worden. Sie ergab am Samstag vormittag, wie Staatsanwaltschafts-Sprecher Harth mitteilte, daß der Schuß Ursache des Todes des 26jährigen gewesen sei, der zuvor bereits durch diverse Einbrüche "in Erscheinung getreten war": Im Bereich des Oberkörpers war der Mann von der Kugel, die einen Lungenflügel gestreift haben soll, getroffen worden. Der Schuß fiel, sagte Harth, nachdem der Einbrecher durch das Badezimmerfenster die Wohnung verlassen hatte und auf seiner Flucht an einer Regenrinne entlang auf den Boden gerutscht war.
Bei dem Toten fand die Polizei Schmuck, der von der Wohnungsinhaberin identifiziert wurde. Die Frau war an diesem Abend ausgegangen und erst nach dem tödlichen Vorfall heimgekehrt.
"Um eine Neutralität der Ermittlungen zu schaffen", erklärte Harth, wurde das Hessische Landeskriminalamt (LKA) mit den Ermittlungen beauftragt. Noch in der Nacht zum Samstag trafen die Beamten am Tatort ein.
Wo vor kaum zwei Jahren Zehntausende für Menschrechte und Demokratie demonstrierten, machen sich inzwischen auch negative Folgen gesellschaftlicher Freiheit bemerkbar. Auf dem Prager Wenzelsplatz, wo demnächst die wohl größte Fast-Food-Kette der Welt ihre zweite Filiale in der böhmischen Hauptstadt eröffnet, blüht jetzt bereits das Geschäft mit dem schnellen Sex. Im Gefolge der Prostitution ist die Zahl von Delikten wie Zuhälterei und Beischlafdiebstahl sprunghaft gestiegen, auch Taschendiebe finden ein reiches Betätigungsfeld. Der "unerträglichen Zunahme der Kriminalität" auf dem Boulevard im Herzen der City hat die Prager Polizei nun den Kampf angesagt. Mittels der "Aktion Vaclavak" soll die für ihren internationalen Flair bekannte Flanierzone unterhalb des Wenzelsdenkmals wieder zu einem - so die Zeitung Lidove noviny - "Platz für anständige Menschen" werden.
Obwohl offiziell geleugnet, feierte das seit Menschengedenken betriebene Gewerbe bereits während der kommunistischen Ära in der Tschechoslowakei fröhliche Urständ. Rund 10 000 männliche und weibliche Prostituierte gingen vor der "samtenen Revolution" allein in Prag ihren devisenträchtigen Geschäften nach. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Zahl verdreifacht. Vor allem vom Touristenboom - knapp 60 Millionen Ausländer besuchten im vergangenen Jahr die 1,2-Millionen-Einwohner-Stadt - wurde die Nachfrage kräftig belebt. Vielfach erliegen minderjährige Mädchen und Jungen der Verführung des schnellen Geldes. Kondom-Verwendung ist den Kunden mit der harten Währung nur recht, wenn die Leistung billig ist. Schutz vor Aids- Infizierung bedeutet daher Umsatzeinbuße und entfällt nur allzu oft.
Nicht darum geht es allerdings bei der "Aktion Wenzelsplatz". Der Prostitution sei in einer modernen Großstadt ohnehin nicht beizukommen, meint der Prager Polizeipräsident Pavel Hoffmann, der Sondereinsatz richte sich vorrangig gegen das kriminelle Umfeld. "Kompromißlos" will der Polizeichef durchgreifen und dabei bis an die Grenzen der bestehenden Vorschriften gehen, die "zu wohlwollend mit den Deliquenten umspringen". Der Rückendekkung des vor wenigen Wochen ins Amt berufenen tschechischen Innenministers Jan Ruml kann sich Hoffmann sicher sein. Ruml schwebt zusätzlich eine Gesetzesinitiative vor, mittels der die Prostitution als staatlich anerkanntes Gewerbe durch Lizenzerteilung kontrolliert werden soll. Hoffmann hält das für einen Schritt in die falsche Richtung: "Überall auf der Welt ist man von solchen Plänen ebenso abgekommen wie vom Vorschlag der Legalisierung von Drogen."
Bei ihrem Einsatz, der notfalls mit Sicherheitskräften von außerhalb bis Ende des Jahres durchgehalten werden soll, geht die Prager Polizei nicht gerade zimperlich vor. Seit einigen Tagen sehen sich die meist in Banden organisierten Zuhälter, Schwarzwechsler und Taschendiebe allabendlich mit überfallartigen Kontrollen konfrontiert. Verdächtige werden während ihrer Durchsuchung von Polizisten der Schnellen Einsatztruppe mit vorgehaltener Flinte bewacht, beim geringsten Widerstand sehen sie sich bäuchlings auf das Pflaster des Prager Vorzeige-Platzes geworfen.
In jeder Nacht werden 100 bis 120 Personen vorübergehend festgenommen. Die Aktion stößt in der tschechischen Presse und in der Bevölkerung auf ein weitgehend positives Echo.
Unter anderem hat die "Aktion Vaclavak" dunkle Verbindungen mancher Prager Taxifahrer zur Unterwelt ans Licht befördert. Die Lizenzen von mehr als 20 Droschkenkutschern wurden einbehalten, weil die Inhaber offensichtlich mit Paragraphen wie denen gegen Kuppelei oder Zuhälterei in Konflikt geraten waren.
Damit geriet ein Berufsstand erneut ins Zwielicht, dessen Funktionäre ohnehin wegen der ungenierten Fahrpreis- Betrügereien vieler Chauffeure und so mancher Handgreiflichkeit beim Eintreiben der überhöhten Forderungen um den Ruf der Innung fürchten.
Die Prager Taxivereinigung hat deshalb zu einem ungewöhnlichen Mittel der Imagepflege gegriffen. In einem offenen Brief an die Botschafter der Länder, aus denen die meisten ausländischen Touristen nach Prag kommen, entschuldigte sich der Verband für die Rauhbeinigkeit der "taxikari" und gelobte Besserung durch Selbstkontrolle.
(ULRICH GLAUBER (Prag)
MÖRFELDEN-WALLDORF/GROSS- GERAU. Gegen einen Parteiausschluß von Dirk Treber, Wilma Frühwacht-Treber, Oliver Koban und Mathias Steidl hat sich am Samstag nachmittag der Kreisvorstand der Grünen bei einer Zusammenkunft in der Kreisstadt Groß-Gerau ausgesprochen. Vielmehr soll eine gütliche Einigung zwischen den verfeindeten Grüne-Lagern in Mörfelden-Walldorf versucht werden. Damit treibt die Auseinandersetzung bei den Grünen in Mörfelden- Walldorf, eine ihrer politischen Hochburgen in Hessen, einem neuen Höhepunkt zu.
Nochmals "sehr ausführlich" beschäftigte sich der Grüne-Kreisvorstand bei dem Zusammentreffen am Samstag nach eigener Auskunft mit den "schwerwiegenden Differenzen" zwischen den Parteifreunden in Mörfelden-Walldorf. Dort hatte sich kürzlich die bislang als parlamentarische Vertretung der örtlichen Grünen geltende Grüne Bürgerliste (GBL) geweigert - im Hintergrund stehen politische und persönliche Differenzen - , Nachrückerinnen aus den Reihen der Grünen aufzunehmen.
Sie sahen durch deren politischen Kurs unter anderem sogar die rotgrüne Koalition am Ort gefährdet. Dies wiederum wiesen die Betroffenen als falsch zurück und bekannten sich zur Koalition und Realo-Kurs. Bei einer Grüne-Mitgliederversammlung wurde die GBL-Entscheidung mit übergroßer Mehrheit gerügt und zurückgewiesen.
Ein Kompromißvorschlag des Grüne- Landesvorstandes fand keine Mehrheit. Schließlich wurde bei einer weiteren Grüne-Mitgliederversammlung der Parteiausschluß der Mitglieder Treber, Frühwacht-Treber, Koban und Steidl gefordert. Mit diesem Beschluß hatte sich am Samstag der Grüne-Kreisvorstand befaßt, der nach der geltenden Satzung der Partei der Grünen das zuständiges Gremium ist.
Fazit: Die Mitglieder des Kreisvorstandes sind übereinstimmend der Auffassung, daß "sie ein Parteiausschlußverfahren nicht unterstützen werden". Auch habe der von den Grünen Mörfelden-Walldorfs beschlossene "Ausschluß aus dem Ortsverband" der vier Mitglieder keine parteirechtliche Relevanz. Weiter heißt es in der Erklärung des Kreisvorstandes: Zwar hätten die Mitglieder der GBL- Fraktion politische Fehler gemacht - insbesondere die Nichtaufnahme der Nachrücker in die Fraktion - und manch öffentliche Äußerung wäre besser unterblieben. Vorstandsmitglied Anneliese Kuhl dazu: "Eine Zensur von Meinungsäußerungen findet mit uns nicht statt".
Es dürfe nicht zur Methode grüner Politik werden, Mitglieder, die in der Minderheit seien, durch Mehrheitsbeschluß aus der Partei zu werfen, erklärte der Kreisvorstand weiter. Parteiausschlüsse seien prinzipiell kein Mittel zur Konfliktlösung.
Drastisch formulierte Leo Spahn: "Ich bin doch nicht Mitglied bei den Grünen geworden, damit ich die gleiche Kacke wie bei der SPD der sechziger und siebziger Jahre mitmache!"
Beide Seiten in Mörfelden-Walldorf haben nach Einschätzung des Kreisvorstandes die Möglichkeiten eines tragfähigen Agreements noch nicht restlos ausgeschöpft. Der Kreisvorstand bietet daher seine Vermittlungsbereitschaft an und will zunächst ein Gespräch mit dem Grüne-Ortsvorstand in Mörfelden-Walldorf führen. cas
KELSTERBACH. Nicht nur lobende Worte und kühle Getränke gab es bei der offiziellen Schlüsselübergabe für den neuen Rüstwagen der Freiwilligen Feuerwehr - es gab auch geistlichen Zuspruch: Die Pfarrer Wolfgang Lichtenthaeler (evangelisch) und Herbert Köhl (katholisch) segneten mit Weihwasser und Gebeten das 535 000-Mark-Gefährt und der Volkschor intonierte dazu "Freude schöner Götter Funke".
Das neue Fahrzeug ist auf die sprunghaft gewachsenen Aufgaben der Wehr im Ballungsgebiet zugeschnitten. So können im neuen Rüstwagen unter anderem die notwendigen Geräte für technische Hilfeleistungen schnell und fachkundig transportiert werden, mit einem 256-PS-Motor. Vorhanden sind außerdem ein Flutlichtmast, Seilwinde und Stromaggregat.
Die Fahrzeugübergabe war der Höhepunkt der Veranstaltungsfolge "Ein Tag bei der Feuerwehr", die in und ums Gerätehaus Frühschoppen, Vorführungen und Musik bot. Die Wehr präsentierte sich dabei als quicklebendiger Verein, dessen Mitglieder viel Freizeit und Einsatzkraft fürs Allgemeinwohl opfern und unersetzlich sind. 50 Aktive zählt die Wehr derzeit, 15 Mitglieder die Jugendwehr. Mitstreiter/innen sind in der seit drei Jahrzehnten bestehenden Jugendwehr hochwillkommen. Vorbeischauen können junge Leute von zehn bis 17 Jahren jeden Mittwoch von 17.45 bis 19.15 Uhr.
Bürgermeister Fritz Treutel lobte den Einsatzwillen der Wehr und versprach auch fernerhin tatkräfte Unterstützung durch die Kommunalpolitiker. Da gelte das Prinzip: "Das Beste für die Wehr". Treutel wies auch darauf hin, daß diese Veranstaltung sich in die Festfolge "40 Jahre Stadt Kelsterbach" einordne. Gerade die Wehr habe für den Erhalt der Kommune und ihres speziellen Bürgersinns viel geleistet. Beispielsweise sei vor rund 20 Jahren bei einer lokalen Feuerwehrversammlung jene Bürgerbewegung auf den Weg gebracht worden, die wesentlich mit dazu beigetragen habe, daß die drohende Eingemeindung nach Frankfurt verhindert worden sei. cas
RÜSSELSHEIM. "Eine 29jährige Wiesbadenerin fuhr mit ihrem Personenwagen, obwohl sie infolge Alkoholgenusses nicht dazu in der Lage war". So nüchtern meldete ein Polizeisprecher gestern das Ende einer Autofahrt am Samstag gegen 23.40 Uhr in der Darmstädter Straße in Rüsselsheim. Dort stellte eine Streife eine Autofahrerin mit 3,3 Promille Alkohol im Blut. cas
Es wird ein riesiges Spektakel. Keine Frage. Aber wie macht man für dieses Kinderfest zum zehnjährigen Bestehen der Kinderhilfe Stiftung am kommenden Samstag, 8. August, auf dem Messegelände aufmerksam? Genau - mit einer ungewöhnlichen Reklame. Eben mit Sonja und Maurice, beide 18 Jahre alt, und im Einkaufstrubel der Innenstadt unterwegs. Verkleidet als Känguruhs, verteilten sie mehrere Stunden lang Handzettel. Für "das Fest der tausend Wunder".
"Ein Fest für die Kinder, ein Fest für die Umwelt" ist das Ereignis auf dem Messegelände überschrieben worden: Bereits um kurz nach 10 Uhr wird es eröffnet. Danach spielt sich alles an drei Orten ab. Zunächst ein Blick auf das Programm der Hauptbühne: Nachdem dort mittags ein Michael-Jackson-Imitator seinen Auftritt hat, wird gegen 16.15 Uhr David Hasselhoff auf die Bühne kommen.
Verzauberte Welt in der Festhalle: Nach der Vorführung des "Circus Hein" und Clownereien ist dort gegen 17 Uhr "Christa" zu sehen, die Prinzessin, die auf dem Seil tanzt. Bei dem Programm auf der Varieté-Bühne schlägt nach den waghalsigen Glas- und Säbel-Balanceakten des "Monsieur Voigt" die Stunde von "Total Fatal": Zeit für Albereien.
Der Eintritt zum Messegelände kostet zehn Mark. Verkauft werden die Eintrittskarten an allen bekannten Vorverkaufsstellen Frankfurts und des Rhein-Main-Gebiets. Telefonisch können sie unter den Nummern 29 66 44 und 29 66 88 bestellt werden. Noch einmal für das Fest werben sollen Kinder am heutigen Dienstag: Sie sind aufgerufen, um 12 Uhr mit bunten Kostümen auf den Römerberg zu kommen und von dort aus gemeinsam mit dem "Rattenfänger von Hameln" über die Zeil zur Konstablerwache zu ziehen. Den ersten 1000 Kindern, die mitmachen, ist eine Freikarte für den Circus Fliegenpilz versprochen. ing
SCHWALBACH. "Kennen Sie schon unseren neuen Dienststellenleiter?" Der Mann von der Wachmannschaft kramt einen Zeitungsausschnitt hervor: Der kämpferische Erich Honecker mit erhobener Faust. "Der hat uns 40 Jahre lang die Polen vom Hals gehalten." Die Pförtner am Eingang zur Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach (Main- Taunus-Kreis) behelfen sich an diesem Wochenende mit Zynismus. Einen Tag, nachdem aus der völlig überfüllten HGU 460 Menschen abgezogen wurden, weil die Kreisbehörde mit dem Auslösen von Katastrophenschutzalarm gedroht hatte, können sie zwar etwas aufatmen. Aber um jeden Tag aufs Neue mit der schwierigen Situation fertig zu werden, "braucht man schon eiserne Nerven", meint einer der Männer.
Vor allem am Freitag nachmittag waren die gefordert; beinah doppelt soviel Menschen, wie mit der Stadt Schwalbach vereinbart, hielten sich in der Unterkunft auf, fast 1000; weitere 900 im angrenzenden Camp Eschborn. Als das Gesundheitsamt am Morgen wegen der katastrophalen hygienischen Zustände akute Seuchengefahr ausgemacht hatte, zog Landrat Jochen Riebel (CDU) die Notbremse.
In einer Pressekonferenz mit seinem Vize, dem Gesundheitsdezernenten Gerd Mehler (SPD) sowie den Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU im Kreistag und den Bürgermeistern der angrenzenden Kommunen, setzte er dem Darmstädter Regierungspräsidium und dem zuständigen Familienministerium ein Ultimatum. Wenn nicht bis 17.30 Uhr die Zusage eintreffe, daß noch am Freitag 460 Flüchtlinge verlegt würden, löse er Katastrophenalarm aus.
Regierungspräsident Horst Daum hatte Riebel zuvor eine Weisung der Landesregierung weitergegeben, auf den Alarm zu verzichten. Auch wenn der RP nicht dazu berechtigt sei, halte er sich zunächst daran, erklärte der Christdemokrat. Um 17.30 Uhr werde er jedoch, wie es das Gesetz vorsieht, einschreiten.
Bei einem Besuch hatte sich Riebel mit Mehler zuvor selbst ein Bild von dem Zustand der HGU gemacht. "Menschen waren auf den Fluren ohne Matratzen, nur mit Bettzeug aus Papiervlies, untergebracht; Böden und Möbel mit Kot und Urin verdreckt", berichteten sie. Zum Handeln gezwungen sahen sich die Kreispolitiker auch wegen zweier HGU- Bewohner, die am Donnerstag mit Typhus ins Krankenhaus gebracht worden waren. Sie sollen sich aber nicht im Lager angesteckt haben. Erster Kreisbeideordneter Gerd Mehler forderte als Gesundheitsdezernent darum, alle Zimmer zu reinigen und zu desinfizieren.
Kurz vor 17 Uhr kam dann die Entwarnung: RP Daum informierte den Leiter der HGU, Volker Möser, daß jeweils 250 Menschen mit Bussen nach Gelnhausen und Korbach gebracht würden. Das "Politspektakel auf dem Rücken der Flüchtlinge", so die Sprecherin des Familienministeriums, Bussfeld, hatte ein Ende.
Barbara Bussfeld betonte, daß das Ministerium nicht schuld am "Unterbringungsnotstand" sei. In der HGU und ihren 33 Außenstellen warteten von den insgesamt 7000 Asylbewerbern bereits 4000 darauf, von den Kommunen aufgenommen zu werden. Außerdem habe das neue Asylverfahrensgesetz bislang nur Verzögerungen gebracht, weil das Bundesamt in Zirndorf wegen Überlastung die Anträge nicht schnell genug bearbeite. set
WESTKREIS OFFENBACH / KREIS GROSS-GERAU. Von 1.30 Uhr an, Sonntagfrüh, waren die gesamten Feuerwehren im Westkreis Offenbach im Einsatz. Das heftige Gewitter hatte sehr viele Keller unter Wasser gesetzt. Allein in Langen mußten mehr als 150 Keller ausgepumpt werden. Stadtbrandinspektor Rolf Keim sagte: "Der Wasserstand war auch diesmal höher als beim letzten Unwetter. Wir müssen, um es zu schaffen, noch am Montag diverse Keller auspumpen."
Auch in Egelsbach und Dreieich waren Kellerräume überflutet. Der Hengstbach drohte über die Ufer zu treten. Während die Buchschlager mit dem Schrecken davonkamen, standen in Sprendlingen 60 Keller und in Dreieichenhain und Götzenhain insgesamt 40 Keller unter Wasser. Eine Dreieichenhainer Diamantenschleiferei hat es, laut Feuerwehr, schlimm erwischt. Dort fielen dem Wasser Computer und Positionswaagen zum Opfer.
Zu den Unwettergeschädigten in der Nacht auf Sonntag zählen im Kreis Groß- Gerau auch die Polizeistationen Mörfelden und Groß-Gerau. Denn in Mörfelden gab im Lauf der Nachtstunden die Telefonanlage - vermutlich durch Unwettereinwirkungen im Schaltkreis - teilweise ihren Geist auf: Es konnten nur noch Gespräche angenommen werden, unter anderem von Einwohner die über vollgelaufene Keller klagten und Hilfe anforderten. Der Draht nach draußen - durch eigene Gespräch von der Station aus - bestand vorübergehend nicht mehr. Glimpflicher kam die Polizeistation Groß-Gerau während des Unwetters davon: Zweimal fiel das Licht aus, schaltete sich später aber wieder automatisch ein.
Die Polizistationen Mörfelden, Kelsterbach, Groß-Gerau und Rüsselsheim sowie die Rüsselsheimer Feuerwehr meldeten gestern mittag in einer ersten Bilanz einen vergleichsweise glimpflichen Verlauf des Unwetters in ihrem Zuständigkeitsbereich. Außer überfluteten Kellern habe es keine besonderen Zwischenfälle gegeben. dok/cas
Die Ehrenrunde hatte Linford Christie hinter sich und stand vor dem Durchgang in die Katakomben, in denen die Medienmeute lauerte. Doch er wollte noch ein bißchen das unwiederbringliche Gefühl für sich alleine haben und schaute, die britische Fahne wie ein Cape um die Schultern gelegt, noch einmal in die Runde, noch einmal zurück auf die Bahn, die er soeben schneller als die anderen sieben Finalisten der Sprint-Entscheidung durchlaufen hatte. Gäbe es Gerechtigkeit im Sport, wäre das Resultat über die 100 Meter gerecht zu nennen, denn der Brite war so oft einem Welt- Erfolg nahe gewesen, daß es ihm einmal vergönnt sein mußte, der Beste zu sein.
Der auf Jamaika geborene Sprinter hat zwar seit sechs Jahren nicht mehr gegen einen Konkurrenten von der britischen Insel verloren und sich 1986 und 1990 die europäischen Titel gesichert, doch auf der obersten Ebene waren ihm immer Gegner aus den Vereinigten Staaten über, Carl Lewis in erster Linie. Den vierten Platz belegte Christie bei den Weltmeisterschaften 1987 in Rom, die Silbermedaille gab es bei den Spielen in Seoul, und im vergangenen Jahr bei den Weltmeisterschaften in Tokio half Christie mit, das Finale zum schnellsten Rennen aller Zeiten zu machen, doch eine Medaille ließen ihm die US-Amerikaner Carl Lewis, Leroy Burrell und Dennis Mitchell nicht. Christie lag in Europarekord-Zeit (9,92 Sekunden) direkt hinter dem Trio.
Der Gedanke, daß der Sinn des Laufens ist, "so schnell wie möglich von einem Ende zum anderen zu kommen" (Christie), kam dem Briten erst vergleichsweise spät. Bis 1985 hatte er bloß in Maßen trainiert, sich mit Zeiten um die 10,40 Sekunden zufriedengegeben und es statt dessen in seinem Londoner Klub zu einem Ruf als Domino-Spieler gebracht, der einer hochprozentigen Mischung aus Rum und Schwarzer Johannisbeere zugetan war.
Im Alter von sieben Jahren war Christie aus der Karibik in die englische Hauptstadt gekommen und hatte eine Jugend verbracht, in der ihm Leistungsgedanken fremd waren, er vielmehr seinen Spaß haben wollte. Nach Jahren, in denen er sein sportliches Talent verschenkte, was ihn beispielsweise eine Teilnahme an den Spielen von Los Angeles kostete, erreichten ihn die ständigen Mahnungen seines Coaches Ron Roddan. Christie begann 1985, im Alter von bereits 25 Jahren also, das schnelle Laufen ernst zu nehmen, das heißt kontinuierlich und intensiv zu trainieren.
In Windeseile stellte sich der Erfolg ein. Schon 1986 drückte er seine 100- Meter-Bestzeit auf 10,04 Sekunden, er war in den Kreis der von allen Seiten respektierten Sprinter eingezogen. Linford Christie hat immer auch den sportlichen Erfolg schwarzer Läufer in Großbritannien symbolisiert, die mittlerweile auf den kurzen Distanzen ohne und mit Hürden die Szene auf der Insel und auf dem Alten Kontinent beherrschen. Nach wie vor freilich hat sein Trainingseifer Grenzen. Vor der Weltmeisterschaft in Tokio mußte er ultimativ aufgefordert werden, sich an den Staffel-Übungen zu beteiligen, andernfalls das Quartett ohne ihn liefe. Christie, Mannschaftssprecher der britischen Leichathleten, bequemte sich. Das Etikett, ein schwieriger Mensch zu sein, ist ihm geblieben.
Unter ästhetischen Gesichtspunkten lassen sich die Sprinter in bullige Bolzer und elegante Flieger unterteilen. Wie Carl Lewis zählt der große, schlanke Christie zur zweiten Gruppe. Der Engländer bedauerte im übrigen das Fehlen von Lewis, der sich bei den US-Ausscheidungen nicht hatte qualifizieren können. Die Läufer aus den Staaten, die da waren, vor allem die Favoriten Leroy Burrell und Dennis Mitchell, besiegte Christie auf seine alten Tage und holte damit die erste olympische Sprint-Goldmedaille in ein Land außerhalb der Vereinigten Staaten seit 1972. Damals in München war Waleri Borsow aus der Sowjetunion vorne gewesen. (Das Gold des Briten Alan Wells 1980 muß wegen des US-Boykotts aus dieser Wertung fallen.)
Trotz seiner 32 Jahre will Christie sich mit den Spielen von Barcelona noch nicht von der Bahn verabschieden. Er hat ja so spät mit der harten Arbeit angefangen, daß er jetzt hintenraus auch ein bißchen länger als üblich bleiben kann. An ein Ende der Karriere hatte er nach der Weltmeisterschaft in Tokio gedacht, als er wieder einmal mit dem vierten Platz hatte vorlieb nehmen müssen. Nur weil ihn Freunde und Fremde ermunterten weiterzumachen, ging er in die Olympia-Saison. Jetzt also wird er überall, wo er auftritt, als "Olympiasieger Linford Christie" angekündigt. Noch aber lebt er seine Freude nicht aus, in Barcelona stehen die 200 Meter und die Staffel an: "Ich kann es mir nicht leisten, emotional zu sein. Ich muß noch ein paar Rennen laufen."
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
SCHWALBACH. Eine zweite S-Bahn- Station für Schwalbach: Die Signale dafür stehen fast schon auf grün. Das Gutachten eines Ingenieurbüros, das die Verwaltung Ende vergangenen Jahres in Auftrag gegeben hatte, sieht ideale Voraussetzungen für den zusätzlichen Haltepunkt im Gewerbegebiet am Kronberger Hang. Und: Die dort bauenden Unternehmen sind bereit, die Kosten für die Station zu übernehmen. Bürgermeister Horst Faeser rechnet mit einer Summe zwischen einer und vier Millionen Mark.
Die Gutachter gehen bis 1995 von einem Anstieg der Arbeitsplätze auf bis zu 4000 aus; derzeit sind rund 800 Arbeitnehmer am Kronberger Hang beschäftigt. Doch auch für künftige Bewohner des Eschborner Baugebietes "Untere Katzenbach", östlich der Landesstraße 3005 geplant, wäre die S-Bahn-Station sinnvoll, weil sie näher läge als der Haltepunkt Niederhöchstadt. Gleiches gilt für das Schwalbacher Baugebiet "Steinfeld", das allerdings planungsmäßig noch im Gedankenstadium steckt.
800 Fahrten pro Werktag und Richtung hat das Ingenieurbüro anhand der Beschäftigten und künftiger Anwohnerzahlen ermittelt. Die vorgesehene Plazierung der Station ermögliche durch die vorhandene Brücke und den Fußweg zudem eine optimale Erschließung.
Für Horst Faeser alles Gründe, diese beispielhafte Lösung anzustreben. Und auch die Firmen ziehen mit: Alle Interessenten wollen mit dem Frankfurter Verkehrs-Verbund (FVV) Abkommen für Jobtickets schließen, so der Bürgermeister. Einige Unternehmen machten ihren Standortwechsel sogar von der S-Bahn- Station abhängig.
Ein Handicap gibt es dennoch: Weil die neue Station zusätzliches Bahnpersonal erfordere und mehr Züge notwendig seien, entstünden höhere Betriebskosten, sagen die Gutachter. Für Horst Faeser ist das jedoch kein Grund, das Vorhaben sausen zu lassen. Wenn darüber hinaus die ausstehende Kosten-Nutzen-Analyse ein Defizit erbringe, sollten Stadt und Main-Taunus-Verkehrsbetriebe dafür eintreten, fordert Faeser. Jetzt sei jedenfalls erst einmal die Bundesbahn am Zuge, die prüfen muß, ob und wie die Station gebaut kann. set
Dr. Wenk meint, es müsse erst noch geklärt werden, ob voll gestillte Säuglinge seltener vom plötzlichen Kindstod betroffen werden als Babys, die Flaschennahrung erhalten (FR vom 25. 7. 1992 "Gefährliche Bauchlage").
Die Autorin Hanny Lothrop schreibt dazu (Das Stillbuch, 1981 Kösel-Verlag): "Unter den zwei bis drei Kindern pro Tausend, die in den ersten Lebensmonaten am ,plötzlichen Kindstod' (Krippentod) sterben, sind kaum voll gestillte Kinder. Mögliche Ursachen dieser mysteriösen Erkrankung sind Allergien, Virus- oder bakterielle Infekte. Sogar mangelnder Hautkontakt oder Trennung von Mutter und Kind können laut dem Ärztemagazin SELECTA Einfluß haben. Stillen wirkt allen diesen Faktoren entgegen."
Ein gewichtiger Grund mehr für werdende Eltern, sich beim Aussuchen der Entbindungsklinik auch danach zu erkundigen, wieviel Prozent der dort Gebärenden voll stillen können.
In manchen Kliniken "schaffen" dies 99 Prozent der Mütter (z. B. Filderklinik in Filderstadt), während andere Kliniken der Kindernahrungsmittelindustrie zuarbeiten, indem sie vielen Müttern erklären ihre Kinder würden nicht satt, falls diese alle 1 1/2 Stunden nach Mutters Brust lechzen.
In einer erschreckend hohen Anzahl von Entbindungskliniken herrscht leider immer noch die Meinung vor, unsere Kinder seien "einstellbar" oder hätten einen angeborenen 3- bis 4-Stunden-Rhythmus. Abweichungen davon werden dann fälschlicherweise als Signal gewertet, daß die Muttermilch nicht ausreiche und zugefüttert werden müsse.
Dadurch verringert sich die produzierte Muttermilchmenge allmählich, während häufiges Anlegen eine ausreichende Versorgung des Säuglings gewährleistet.
Ulrike Gräßle-Huang, Leinfelden
BAD VILBEL. Samstag, Punkt 16 Uhr, sollte das traditionelle Fest des Angelsportvereins Bad Vilbel 53/67 beginnen. Doch genauso pünktlich öffnete der Himmel seine Schleusen. Am Sportgelände Dortelweil wurden die Gesichter der Aktiven immer länger. Die Angler lieben zwar das nasse Element, aber wenns von oben kommt und geräucherte Forellen, Scampis, Fischsuppe und Heringbrötchen vergeblich für hunderte von Gästen zubereitet sind und niemand kommt, dann werden auch gestandene Angelsportler sauer.
Nun, es dauerte nicht lange. So wie sich der Himmel wieder aufhellte, hellten sich auch die Gesichter der Vereinsmitglieder auf. Erst strömte der Regen, dann strömte das Publikum. Das Fest wurde ein Erfolg. Gegessen und getrunken wurde bis in die späte Nacht.
Die Tradition des Angelsportfestes hat der Dortelweiler Angelsportverein, der im Mai vorigen Jahres mit dem Vilbeler ASV fusioniert hatte, eingebracht. Das Fest findet traditionsgemäß alle zwei Jahre statt. 1992 wurde außer der Reihe gefeiert, und das hatte seinen Grund. Die Dortelweiler Angler nämlich hatten 1967, also vor 25 Jahren, ihren Verein gegründet. Das war der Anlaß für die Sonderveranstaltung. Am Sonntagmorgen wurden die Gründungsmitglieder aus Dortelweil mit feierlichen Reden unter anderem von Dr. Herbert Spitz, Mitglied im Verbandstag des Umlandverbandes Frankfurt, geehrt. Die Vilbeler und Dortelweiler Angler erinnerten sich am Sonntag wieder daran, daß sie ja schon vor der Fusion einmal ein Ganzes gewesen waren. Vilbeler Mitglieder wie Franz Mach hatten 1967 zu den Mitbegründern des Dortelweiler ASV gehört. Damals waren die Bestimmungen so gewesen, daß die Fischereirechte an der Nidda an örtliche Vereine vergeben wurden. Deshalb wurde extra der Dortelweiler Verein gegründet. Damals war Dortelweil ja noch nicht nach Bad Vilbel eingemeindet.
Nach der Eingemeindung, schon ab dem Jahr 1982, wurde die "Wiedervereinigung" angestrebt. Es gelang dann erst dem Vilbeler Vorsitzenden Hans-Joachim Schmidt und seinem Dortelweiler Pendant Rainer Kreker, ein Papier auszuhandeln, das von beiden Vereinen akzeptiert werden konnte. Die Dortelweiler brachten ihr Vereinsvermögen ein und durften gleichberechtigt in den Vilbeler Gewässern mitfischen, also im ganzen Niddabereich, im Erlenbach und auch in dem Stockstädter See, der den Vilbeler gehörte. Seit der Fusion im Mai 1991 herrscht nach Angaben von Hans-Joachim Schmidt Harmonie und Einsatzfreude bei den nunmehr rund 200 Mitgliedern. Nach Schmidts Angaben hatte die Fusion einen besonderen Grund gehabt. Man habe zunächst die nach dem neuen hessischen Fischereigesetz geforderte Gründung einer Fischereigenossenschaft in Bad Vilbel abwenden wollen. Nur bei einer bestimmten Vereinsgröße konnte die Hege- und Pflege der Fische in den Händen des Vereins bleiben.
Inzwischen aber ist der ASV 53/67 der Gründung einer Fischereigenossenschaft wieder nähergetreten. Im September soll ein erstes Vorgespräch zur Gründung dieser Genossenschaft stattfinden. Dieser Vereinigung wollen sich inzwischen auch die Gronauer Angler, die einen Verein mit 30 Mitgliedern haben, und Angler aus Frankfurt anschließen, die Teile der Nidda an der Vilbeler Stadtgrenze bewirtschaften. Vorteil dieser Genossenschaft ist nach Angaben von Schmidt, daß alle Vereine in Vilbeler Gemarkung sich auf einen einheitlichen Hege- und Pflegeplan einigen, zum Wohle der vom Aussterben bedrohten Fischarten. Nach einem einheitlichen Plan und unter Zusammenfassung aller Arbeitskräfte können dann die Vilbeler Gewässer bewirtschaftet werden. Noch ausgehandelt werden muß, ob jeder Verein und die Stadt Bad Vilbel als Eigentümerin der Gewässer nur je eine Stimme in der Genossenschaft besitzen werden oder pro 50 Mitglieder eine Stimme vergeben wird, wobei etwa die Gronauer mit nur 30 Mitgliedern als Verein dennoch eine volle Stimme zugeteilt bekämen. hm
Der Kanzler aller Deutschen hat schon 1982 verkündet, daß die Keimzelle der Gesellschaft die Familie ist. Und dieser Keimzelle wollte die CDU/CSU mehr Bedeutung und vor allen Dingen mehr finanzielle Unterstützung zukommen lassen.
Das Ergebnis nach zehn Jahren Kohlscher Herrschaft ist ernüchternd. Wer sich heute den Luxus leistet, Kinder groß zu ziehen, wird vielfach bestraft (FR vom 28. 7. 1992 "Der Wert der Kinder"). Kinderfreibeträge und Kindergeld machen den berühmten Tropfen auf den heißen Stein aus. Eine verfehlte Wohnungspolitik gibt Familien mit unteren und mittleren Einkommen kaum eine Chance auf eine familiengerechte Wohnung. Gerade in Ballungsgebieten, wie in Frankfurt, München, Hamburg oder Berlin, sind 3 bis 4-Zimmerwohnungen kaum bezahlbar. Unter solchen Umständen müssen zwangsläufig beide Elternteile berufstätig sein. Und hier kommt der entscheidende Punkt in der gegenwärtigen Familienpolitik, warum wir bis 1996 ca. 600 000 Kindergartenplätze brauchen. Würde Herr Waigel endlich einmal die Steuern für Familien mit Kindern merklich senken, bräuchten wir vielleicht den neuen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz nicht.
Es ist beschämend, daß diejenigen, die den Generationenvertrag durch die Erziehung von Kindern am Leben erhalten, so wenig Unterstützung vom Staat erfahren. Aber wahrscheinlich bin ich, Vater zweier Kinder, ein undankbarer Bürger, da ich die bisherigen Segnungen des Staates nicht gebührend würdige.
Welch armselige Gesellschaft sind wir, daß wir das ungeborene Leben schützen wollen; dem geborenen Leben aber nur minimale Unterstützung gewähren.
Dietmar Haase, Hofheim/Ts.
Anläßlich der 1175-Jahr-Feier geriet das Büdesheimer Laternenfest zum besonders farbenprächtigen Spektakel Mit Qualm, Latwergemus
und doppeltem Boden
Eindrücke vom Warten vor dem Startschuß
Von Wolfgang Heininger SCHÖNECK. Horst Brodt, Karnevalist und heute Ortsdiener mit Schelle, hat es nicht eilig. Er gibt noch ein paar Witze zum Besten. Ohne ihn, die Nummer zwei im Büdesheimer Laternenfestzug, können sie ohnehin nicht anfangen. Außerdem ist es noch nicht richtig dunkel. Bürgermeister Erwin Schmidt, der später als Ehrengast mitfahren wird, läuft die Strecke ab. Noch stehen die Wagen teilweise ungeordnet herum. An der "Zugspitze" rauchen die Blasmusiker die letzten Zigaretten. Bier und Cola werden eingeladen. Für die Fremden, die wieder zuhauf in den Schönecker Ortsteil geströmt sind und einen Großteil der Straßen verstopfen, wurde als Startzeit 21 Uhr für das jährliche Großereignis - den Faschingszug im August - angegeben. Die Einheimischen aber haben es nicht eilig. In aller Ruhe holen sie Stühle und Flüssiges aus dem Keller, stauben vom Bäcker - in Wirklichkeit ein Automechanikus - auf dem Festwagen "Gemeindebackhaus" ein Brötchen ab, das tatsächlich frisch gebacken ist.
Die Leute vom Spielmanns- und Fanfarenzug Niederdorfelden sind irritiert wegen der geänderten Reihenfolge, wissen nicht, wo sie hingehören. Da sie ihn mit einem Ordner verwechseln, befragen sie den sich Notizen machenden Chronisten. Der kann ihnen allerdings auch nicht helfen. Die Jungs von der Jugendfeuerwehr klären die Sache. "Der große Brand" heißt ihr Motivwagen. Eine Häuserzeile von der Hauptstraße haben sie aufgebaut. Mehr wissen sie auch nicht von dem katastrophalen Ereignis.
Hauptsache das mit dem Qualm klappt, wenn es ernst wird. Dafür haben sie eigens Rauchpulver mitgebracht. Und derjenige, der im Inneren des Papphauses dafür sorgt, daß die Schwaden ordentlich wabern, hat ein Sauerstoffgerät bei sich: "Das hält man sonst da drin nicht aus. Wir haben das mal ohne probiert. Da kriegt man soo'n dicke Hals."
Auch der Geflügelzuchtverein mußte sich umorientieren und kommt jetzt ganz hinten. "Latwergekochen" ist sein Thema unter dem Generalmotto "Früher war alles ganz anders". Auf die Frage, ob in dem großen Kessel auch wirklich Zwetschgenmus umgerührt werde, kommt wie aus der Pistole geschossen: "Des glaabste äwwer!"
Die als Mönche und Folterknechte verkleideten Sandino-Bikers albern herum, parodieren "Das Leben des Brian", während die schöne Maid auf dem Motivwagen darauf harrt, daß der Zug endlich beginnen möge. Sie steht als Hexe auf dem Scheiterhaufen, ist angekettet und kann sich nicht die Beine vertreten.
Die Damen vom Motivwagen des Bürgervereins "Spinnstube" tun nicht nur so als ob. Sie drehen die Schafswolle wirklich zusammen. Einen Pullover wird die Spinnerin allerdings nicht daraus strikken: "Das kratzt alles so und dann will's keiner."
Nervös sitzt die Laternenkönigin, Sandra I., auf ihrem Thron, fühlt sich ein wenig alleingelassen. Daneben langweilt sich ein Musiker, malträtiert sein Horn mit dem Triumphmarsch aus Aida.
21.17 Uhr: Bürgermeister Schmidt bläst zum Sammeln. Die alten, schwerfälligen Lanz-Bulldogs setzen sich in Bewegung, der Wagen mit dem Stockheimer "Lieschen", noch mit Dampflok und Wagen dritter Klasse, die Dorfschmiede mit den schwitzenden Kerlen, nicht erkennbar, ob der Schweiß vom Feuer der Esse oder der Hitze des ausklingenden Tages hervorgerufen wird. Noch einmal stockt das Geschehen. Zeit für die Magierin auf dem Gauklerwagen des FC, mit ihrer jungen Assistentin noch einmal das Verschwinden unter dem Tuch zu üben. Dann wird mancher Besucher, der von dem doppelten Boden nichts weiß, staunen. Den Feuerspucker haben sie keiner lebenden Person zugetraut. Eine Puppe muß mimen, mit einem variabel einstellbaren Gasbrenner als Mund.
Und dann geht's wirklich los. Vorbei ziehen sie, die Musikzüge, die Eishockeyspieler von Annodazumal, Römer, Ritter und Germanen, Bauern, die den Zehnt abliefern, Pferde und Reiter, Dorfschule und Mühle, Majoretten und "Durstlöschzüge." Das Schauspiel zur 1175-Jahr-Feier hat begonnen.
Was ich an der FR besonders schätze, ist ihr mittelbarer Einsatz in Form von Information für unsere Mitgeschöpfe. Ob es grauenhafte Tierversuche in Universitäten, Berichte über Tiermißhandlungen, Urteile im Sinne Tierschutz oder der heutige Artikel über das Walmassaker, die FR berichtet dankenswerterweise darüber (FR vom 28. Juli 1992 ",Under cover' zum Walmassaker im Fjord").
Wenn ich solche Berichte lese, frage ich mich immer wieder, ob der Mensch im Laufe der Zeit zu einem "Monster" mutiert ist, der Freude daran hat, Tiere bestialisch zu quälen und abzuschlachten. Die sensiblen Menschen, die solches gerne verhindern würden, sind in der hoffnungslosen Minderheit. Der "brave Bürger" wendet sich zwar mit Schaudern von solchen Berichten ab, aber nur, um sich seinem Kotelett zuzuwenden, nicht überlegend, daß es "dem armen Schwein" ähnlich ging, wie den Walen.
Die "brave Bürgerin" wendet sich ebenfalls schaudernd von solch blutigen Berichten ab, um sich beispielsweise mit ihrem guten Aussehen zu beschäftigen, nicht überlegend, daß für diese diversen Cremes und sonstigen Mittelchen in den einschlägigen Labors Tiere zu Tode gequält wurden, denn gutes Aussehen hat seinen Preis. Was soll man dazu noch sagen? Vielleicht, daß ich mir wünschen würde, ich könnte genauso gedankenlos und sensibel leben, wie die meisten meiner Mitmenschen. Warum mein Schöpfer ausgerechnet mich mit so viel Sensibilität gegen Grausamkeit und Unrecht ausgestattet hat, daß ich angesichts des "Tierelends" den ganzen Tag laut schreien könnte, weiß nur er allein.
Seit etwa acht Jahren kämpfe ich im Sinne Tierschutz. Ein ziemlich hoffnungsloser Kampf. Bis heute konnte ich weder einen Stierkampf in Spanien, Vogelmord in Italien, Delphinmassaker in Japan, Thunfischmassaker in Sizilien, grauenhafte Tiertransporte in die Schlachthöfe, grausame Massentierhaltung in der Bundesrepublik, Tierversuche in den einschlägigen Labors und Universitäten etc., etc. verhindern.
Warum, so frage ich mich immer wieder, mache ich es nicht wie die anderen, "nichts hören, nichts sehen, nichts wissen". Ganz einfach, weil ich ein "Mensch" bin und mich jeden Tag dafür schäme, daß ich dieser Spezies angehöre. Sie auch?
Simone Glaab, Frankfurt am Main
Zahnärzte warnen vor süßem Pausenbrot
Eine Ausstellung in Dreieich informiert über gesunde Ernährung in der Schule
Von unserem Redaktionsmitglied Dorothe Knipp DREIEICH. Die großen Ferien sind vorbei. Die "alten Hasen" unter den schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen gehen freudig oder auch mit gemischten Gefühlen wieder in die Schule. Doch die Kleinen, die ABC-Schützen, erwarten mit Spannung, was da auf sie zukommen wird. Ein neuer Schulranzen wurde gekauft. Die große Schultüte - selbstgebastelt oder gekauft - steht vielleicht schon parat. Mit dieser Tüte soll den Jüngsten der Schulanfang "versüßt" werden. Doch die Zahnärzte appellieren an die Eltern, das Süße in der Tüte nicht überzustrapazieren. Denn die Zahl der Zahnerkrankungen steige durch zuviel Genuß von Süßigkeiten gerade bei kleinen Kindern stetig. Die Zahnärzte werben für die "alternative Schultüte" zum Wohle der Gesundheit. Der zahnärztliche Dienst des Kreises Offenbach informiert deshalb in einer Ausstellung in Dreieich über die Schultüte und deren Inhalt, über die gesunde Ernährung zum Frühstück und beim Pausenbrot. "Viele Eltern machen sich überhaupt keine Gedanken, stopfen die Tüte randvoll mit Süßigkeiten und das kann verheerende Folgen haben", sagt Zahnärztin Dr. Erika Süß. Dabei gäbe es genügend Alternativen, die statt dem Zahnkiller "Süßigkeiten" in die Tüte gesteckt werden können. Kleine Spiele, wie Mikado, Studentenfutter, Obst oder Utensilien für den Schulgebrauch, wie Buntmalstifte aus unlackiertem Holz, Malblocks oder Bilderbücher, schlagen deshalb die Zahnärzte vor.
Denn der unkontrollierte Verzehr von Süßigkeiten und damit Zucker sei aus ernährungsphysiologischer und zahnmedizinischer Sicht sehr schädlich für die Gesundheit der Kinder. "Wir wollen den Zucker nicht verteufeln, sondern nur bewirken, daß er sparsam und bewußt gegessen wird", sagt die Zahnärztin. Einerichtige Ernährung schaffe die Grundlage für Wachstum, Entwicklung und Gesundheit der Kinder. Konzentration und Leistungsfähigkeit in der Schule werden wesentlich durch sie bestimmt.
Deshalb sagen die Ärzte: Süßigkeiten wie Schokoriegel, süße Schnitten, Bonbons, Limonade und ähnliches gehören nicht auf den Frühstückstisch und auch nicht in den Schulranzen oder in die Tüte. Ihre Faustregel ist, daß ein gesundes und vollwertiges erstes Frühstück, das in Ruhe eingenommen werden soll, der beste Start in den Tag ist nach dem Motto "Ein leerer Bauch studiert nicht gern".
Der Körper muß nach der Nachtruhe wieder auf Touren gebracht werden, damit er den Anforderungen des Tages gewachsen ist. Hierzu benötigt er Nährstoffe und Energien. Das Frühstück soll allein 25 Prozent des täglichen Energie- und Nährstoffbedarfes decken. Kinder, die morgens nichts essen, sollten deshalb zumindest ein warmes Getränk, wie ein Glas Milch, zu sich nehmen und ein ent- Süßes nicht in den Ranzen sprechend größeres Pausenbrot mit in die Schule nehmen.
Denn Kinder verfügen, wie die Ärzte erklären, über weit weniger Energie- und Nährstoffreserven als Erwachsene und so sinkt bei ihnen die Leistungsfähigkeit schnell ab. Bereits nach zwei bis drei Stunden nach dem ersten Frühstück bräuchten sie, so die Ärzte, eine kleine Zwischenmahlzeit, das Pausenbrot. Dieses Pausenbrot erhält die Konzentrationsfähigkeit aufrecht und wirkt einem Leistungstief am späten Vormittag entgegen. Die Ärzte warnen jedoch davor, dem Kind als Pausenbrot Süßigkeiten mitzugeben. Denn diese zuckerhaltigen Schnitte verursachen, so die Ärzte, nicht nur Karies (Zahnfäule), sondern machen auch nur kurzfristig satt. Außerdem führe der zu hohe Zuckerkonsum zu Vitaminmangel. Es bestünde die Gefahr, daß ein Mangel an Vitamin B 1 entsteht, da der Zucker selbst keine Vitamine enthält und er für seinen Abbau im Körper selbst das Vitamin B 1 verbraucht.
Daher empfehlen die Mediziner für ein gesundes Frühstück und für das Pausenbrot folgende Lebensmittel:
• Getreideprodukte: Müsli ohne Zucker, Vollkornbrote, Vollkornbrötchen, Müslistangen, Vollkorngebäck;
• Aufstrich: dünn gestrichene Butter;• Belag: fettarme Wurst, fettarmer Käse und ab und zu ein Ei;
• frisches Obst: Äpfel, Birnen, Bananen oder Orangen;
• frisches Gemüse: Karotten, Kohlrabi, Gurken, Tomaten, Radieschen, Paprika oder Rettich;
• Milch und Milchprodukte: Frischmilch (pasteurisiert mit 3,5 Prozent Fettanteil), Buttermilch, Dickmilch, Yoghurt, Quark, Kefir;
Sabine Strack, zahnärztliche Prophylaxehelferin des Kreises Offenbach, hat die Ausstellung in Dreieich konzipiert und gibt in der kommenden Woche interessierten Eltern gerne Tips über Ernährungsfragen oder über die "Alternative Schultüte". Nur heute, Montag, 3. August, Dienstag und Donnerstag ist die Schau jeweils von 14 bis 16.30 Uhr in der Sprendlinger Konrad-Adenauer-Straße 22, Telefon 06103 / 6 20 01 anzuschauen. Als "unsüßes" Präsent erhält jeder Besucher einen kleinen Beutel mit Schulzahnpflegeutensilien. Auch kann sich dort die Bastelanleitung für ein Schultüte abgeholt werden.
BAHNENGOLF
DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN in Arheilgen, Pfungsstadt, Dreieichenhain und Walldorf, Männer: 1. Erlbruch (Hardenberg) 306 Schläge aus 15 Runden (Schnitt; 20,400), 2. Bremicker (Hardenberg), 3. Benz (Süßen).
Frauen: 1. Staack (Wetzlar) 333 Schläge aus 15 Runden (Schnitt: 22,200), 2. Heider (Hardenberg), 3. Baumgartner (Mainz).
Mannschaft, Männer: 1. BGS Hardenberg, 2. MGC Dortmund-Brechten, 3. MGC Süßen.
Mannschaft, Frauen: 1. MGC Mainz-Hartenberg, 2. MGC Göttingen, 3. BGS Hardenberg.
Senioren-Mannschaften: 1. KGC Mönchengladbach, 2. SG Arheilgen 1, 3. BGC Northeim, 6. SG Arheilgen 2.
Senioren bis 58 Jahre: 1. Schönfeld (Northeim) 335 Schläge aus 15 Runden/Schnitt 22,333, 2. Burger (Koblenz), 3. Krauß (Berlin).
Senioren über 58 Jahre: 1. Schnadt (Köln) 335 Schläge aus 15 Runden (Schnitt: 22,333), 2. Lommatzsch (SV Dreieichenhain), 3. Wieck (Lüneburg). Seniorinnen bis 58 Jahre: 1. Lange (Mönchengladbach) 338 Schläge aus 15 Runden (Schnitt 22,533), 2. Sauer (SG Arheilgen), 3. Hagl (Freising). Seniorinnen über 58 Jahre: 1. Damerow (Berlin-Spandau) 350 Schläge aus 15 Runden (Schnitt: 23,333) 2. Schultz (Besigheim), 3. Schmalfuß (Bremen).
Mit keinem Wort gehen Sie auf die desolate Situation bei der Luftraumkontrolle über Deutschland ein (FR vom 29. 7. 1992 "Lufthansa - Dem Scheideweg nahe"). Schon seit vielen Jahren hat der Vorstand der Lufthansa eine Abänderung der unhaltbaren Situation bezüglich Verspätungen, unnötigem Warteflug und den Unvermögen, auch nur einigermaßen den Flugplan einzuhalten, angemahnt. Derweil haben sich die Verluste, die sich aus diesem Zustand ergeben haben und auch jetzt immer noch ergeben, zu dreistelligen Millionensummen addiert.
Auf dem Nordatlantik ist in den letzten Jahren eine völlig unhaltbare Konkurrenzsituation entstanden. Amerikanische Airlines, die sich im Vergleichsverfahren befinden, werben mit Dumpingpreisen auf Teufel komm heraus Passagiere. Es ergibt sich die groteske Situation, daß ein 8stündiger Transatlantikflug 2/3 eines 2 1/2 stündigen inneramerikanischen Fluges kostet.
Zwar machen auch die sogen. amerikanischen Megacarrier auf dem Nordatlantik Millionenverluste, dies relativiert sich jedoch angesichts der lukrativen Inlandsstrecken. Es wäre dringend an der Zeit, ein neues Luftverkehrsabkommen mit den USA zu schließen, durch das es der Lufthansa auch möglich wäre, einen fairen Anteil am USA-Geschäft zu erreichen.
Die Dienstleistungen der deutschen Flughäfen hat die Lufthansa mit horrenden Beträgen zu begleichen, alleine im vergangenen Geschäftsjahr mit mehr als 2 Milliarden. Diese Beträge stehen in einem geradezu grotesken Mißverhältnis zu den gelieferten Leistungen.
Wie sie aus dem oben Geschriebenen ersehen, besteht dringender Handlungsbedarf seitens des Bundes. Wegen der desolaten Verhältnisse im Luftraum über Deutschland erwägt die Lufthansa schon seit längerer Zeit eine Klage gegen ihren Kapitalgeber, den Bund. Auch ein Luftverkehrsabkommen kann nur vom Verkehrsminister betrieben werden - unsere Nachbarländer handeln da anders.
Und bezüglich des letzten Punktes sollten die Flughäfen einmal überlegen, die Kuh nicht zu schlachten, die sie melken wollen. Entschiede sich doch die Bundesregierung für marktwirtschaftliche Verhältnisse, dann müßte sie der Lufthansa fairen Wettbewerb ermöglichen, und über Verluste bräuchten wir nicht zu sprechen.
Eckhart Kaufmann, Kronberg
Die besondere Betonung, daß die Bürgerkriegs-Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina nur "vorübergehend" in anderen Ländern, also auch in Deutschland, Unterkunft finden sollen, ließ uns schon gleich an der Richtigkeit dieser Aussage zweifeln (FR vom 27. 7. 1992 "Beim Einsteigen die angstvolle Ahnung vom langen Abschied"). Erfreulich ist daß man diese Betonung nötig hat, sie zeigt, daß die asylgewährungsverdrossene Bevölkerung eine weitere verkappte Einwanderung nicht mehr hinnehmen will.
Der Zweifel verstärkte sich, als die Begriffe "Flüchtlings-Macher" oder das "Flüchtlings-schaffen" auftauchten. Da muß man schon befürchten, daß "Überfremdungsfanatikern" die kriegerischen Ereignisse sehr gelegen kommen, weil dadurch wieder Flüchtlingsströme in Bewegung gesetzt werden konnten.
In ihrem Artikel wird die mangelnde Bereitschaft unserer Regierung, mehr Bürgerkriegsflüchtlinge aufzunehmen - wie wir meinen - zu Unrecht gerügt, wenn es heißt: "Europa, das den Krieg nicht stoppen konnte, versagt ein zweites Mal, wenn es nun vor seinen Folgen die Augen und die Türen verschließt." Das "Türen-Öffnen" kann man nur von den Verursachern des Flüchtlingsstromes, den europäischen "Serbien-Sympathisanten" und hauptsächlich von den Öllieferanten Griechenland und Rumänien erwarten.
Zuvor wird aber der "beruhigenden" Behauptung von nur "vorübergehendem" Aufenthalt der Flüchtlinge mit der Feststellung entgegengetreten: ". . ., denn die, die jetzt kommen, werden in der Mehrzahl bleiben müssen. Sie sind Opfer einer kaltblütigen Vertreibungspolitik."
Die Richtigkeit dieser Aussage wird durch die Willensbekundungen der serbischen Aggressoren erwiesen, "ethnisch reine Gebiete" zu schaffen. Einen weiteren Beweis, daß die "Bosnien-Flüchtlinge" mit langem Aufenthalt in Deutschland rechnen, lieferte eine Fernsehsendung, der zufolge die Flüchtlinge eine unverschämte Anspruchshaltung an den Tag legten. Sie wehrten sich - und das auch noch mit Erfolg - gegen eine Aufnahme in Mecklenburg-Vorpommern, weil es ihnen dort zu einsam sei, und erreichten eine Unterbringung in der Gegend von München.
Zu dem Begriff "kaltblütige Vertreibungspolitik" ist noch eine Frage zu stellen: Gibt es denn überhaupt eine solche? Wenn ja, wie sind dann die Versuche, auch von deutschen Politikern und Medien zu werten, die die brutale Vertreibung der deutschen Bevölkerung ab 1945 aus den deutschen Ostgebieten als "Wanderungsbewegung" verniedlichten und das völkerrechtswidrige Vertreibungsergebnis auch noch "freiwillig" vertragsrechtlich verankerten?
Oder mißt man wieder einmal mit zweierlei Maß? Oder braucht auch Serbien nur dafür zu sorgen, daß es neu zu schaffende Unrechtsgrenzen 40 Jahre aufrechterhält, um einen "Meinungswandel" wie bei den deutschen Ostgebieten zu erreichen?
Die letzte Frage muß man stellen, wenn man "Bekenntnisse" westlicher Politiker hört, daß gewaltsam herbeigeführte Grenzregelungen von der EG nicht anerkannt werden. Bei den deutschen Ostgebieten hieß es fast 20 Jahre nach Kriegsende auch noch: "Verzicht ist Verrat!"
E. und Dr. G. Fuchs, Hemmingstedt
ALTENSTADT. Die für Mittwoch, 5. August, angekündigte Sammlung von Sondermüll aus Gewerbebetrieben fällt aus. Wie die Gemeindeverwaltung mitteilt, fehlen dem Wetteraukreis als Entsorger Kapazitäten bei der Hessischen Industriemüll GmbH.
Aus demselben Grund entfallen auch Sondermüllsammlungen für Haushalte am 26. und 27. August sowie am 12. und 14. September. Abgeblasen ist ebenfalls die Sondermüllsammlung beim Gewerbe am 7. Oktober. Die neuen Sammeltermine werden noch rechtzeitig bekanntgemacht. hm
OBER-MÖRLEN. Tödlich verletzt wurde der 16jährige Christian Brod aus Butzbach, der in einem Auto gesessen hatte, das am Samstag um 4.05 Uhr am Ortsausgang von Langenhain in Richtung Usingen verunglückt war. Wie die Polizei mitteilt, war ein 21jähriger auf der B 275 mit seinem Auto nach links von der Fahrbahn geraten, das an der Böschung zwischen zwei Bäumen eingeklemmt wurde. Christian Brod saß auf dem Beifahrersitz und verstarb noch an der Unfallstelle. Ein 18jähriger Mitfahrer wurde leicht verletzt.
Der 21jährige Autofahrer stand nach den Angaben der Polizei unter Alkoholeinfluß. Sein Führerschein wurde von der Polizei einbehalten. Eine Blutentnahme wurde angeordnet. hm
RÖDERMARK. "Träumereien" nennt die Rödermärker Künstlerin Ingeborg Görmar ihre in Öl- und Aquarellmischtechnik entstandenen Bilder, die sie vom 10. August bis zum 11. September in der Stadtbücherei in Ober-Roden zeigt.
Die Malerin ist Mitglied im Bund für Freie Angewandte Kunst und im Frankfurter Kunstverein "Steinernes Haus". Ausgestellt hat sie bisher in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg, im Staatstheater Darmstadt und in Galerien der Umgebung von Rödermark. Zu sehen sind ihre Bilder montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 12 Uhr sowie zwischen 14 und 17 Uhr, außerdem präsentiert sie die Werke an Sonntagen in der Zeit von 10 bis 12 Uhr. ttt
ALTENSTADT. Alkohol war Polizeiangaben zufolge im Spiel bei einem Verkehrsunfall am Samstag um 3.30 Uhr auf der Landesstraße zwischen Altenstadt und Florstadt. Wie die Polizei mitteilt, wurde der Fahrer schwer verletzt.
Das Auto war auf gerader Strecke geschleudert. Es kam nach links von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Es entstand Schaden von 12 000 Mark. Die Polizei ordnete bei dem schwerverletzten Autofahrer eine Blutentnahme an. hm
BÜDINGEN. Die Ampelanlage an der Brunostraße / Ecke Gymnasiumstraße war nicht in Betrieb, als es am Samstag um 11.20 Uhr zu einem schweren Verkehrsunfall kam. Wie die Polizei mitteilt, hatte eine Autofahrerin die Gymnasiumstraße überqueren wollen, um in Richtung der Straße "Am wilden Stein" weiterzufahren. Dabei kam es zum Zusammenstoß mit einem Auto, das auf der Gymnasiumstraße von rechts gekommen war. Bei dem Unfall wurde eine Person leicht verletzt. Es entstand ein Schaden in Höhe von 37 000 Mark. hm
Wer hat vom Unfall auf B 44 etwas gesehen?
GROSS-GERAU. Die Polizei sucht Zeugen eines Unfalls, der sich am Freitag um 12.10 Uhr auf der B 44 ereignete. Auf dem Weg nach Mörfelden wurde ein Autofahrer bei Groß-Gerau/Nord Straße durch einen entgegenkommenden Linksabbieger zum Bremsen gezwungen. Ein nachfolgender Wagen fuhr auf, wodurch eine Person verletzt worden sei (Blechschaden: 30 000 Mark). Der Fahrer des abbiegenden Autos, der ohne zu blinken und unter Mißachtung der Vorfahrtregelung in die Mörfelder Straße eingebogen sei, flüchtete. Es handelt sich vermutlich um einen weißen Ford. Hinweise: Tel. 0 61 52 / 17 50. cas
ALTENSTADT. Leicht Kopfverletzungen erlitt ein Fußgänger, der nach Polizeiangaben am Samstag gegen 20.40 Uhr die Frankfurter Straße überqueren wollte und von einem Mofa erfaßt wurde. hm
BAD HOMBURG. Als das Unwetter am Samstag nachmittag auch über das Ober- Erlenbacher Stadtteilfest hereinbrach, hatten es die Besucher einfacher als die Mehrkämpfer im Bad Homburger Kurpark. Die Ober-Erlenbacher mußten nur wenige Schritte vom "Erlenbach-Strand" in der Josef-Baumann-Straße zur Turnhalle laufen, wo sie im Trockenen gleich weiterfeiern konnten. Rechtzeitig zum Beginn des traditionellen Fünfkampfes der Altbürger gegen die Neubürger strahlte schon wieder die Sonne.
Bei den Gaudi-Wettkämpfen galt es diesmal, im Schubkarren- und Tennisball-Slalom, beim Wäsche aufhängen, Besen-Weitwurf und in einem Wasser-Lauf Punkte zu sammeln. Die Altbürger hatten mit drei gewonnenen Disziplinen knapp die Nase vorn. Beim Feiern spielte die Abgrenzung allerdings keine Rolle mehr.
Die Ober-Erlenbacher Vereine richteten ihr Stadtteilfest zum elften Mal aus; die Federführung lag in diesem Jahr bei der Arbeiterwohlfahrt und dem Tischtennisclub. "Es kommen immer mehr Besucher", stellte Hans-Peter Schäfer, der Vorsitzende des Tischtennisclubs, fest.
Für die Kleinen gab es Kutschfahrten und Kinderspiele; zum Tanz spielten die "Taunus-Musikanten" und die Rockband "Dark Vision" auf. Die kulinarische Palette reichte wieder von den Waffeln der Kleintierzüchter bis zu den gegrillten Forellen des Anglervereins. Und die Ober-Erlenbacher hatten noch einen weiteren Vorteil gegenüber den Bad Homburgern: Zivile Preise, Erlenbacher Preise eben. cn
KARBEN. 21 000 Mark Schaden und zwei Leichtverletzte sind die Bilanz eines Verkehrsunfalls am Freitag um 8.25 Uhr auf der B 521 in der Rendeler Gemarkung. Wie die Polizei mitteilt, hatte eine Autofahrerin mit ihrem Fahrzeug einen Lastwagen überholt, als dieser nach links in den Reiherhof abbiegen wollte. Beide Unfallbeteiligten wurden verletzt.
Fast an der gleichen Stelle hat sich am Freitag, 18.50 Uhr, wieder ein Unfall ereignet. Ein Auto, das aus Richtung Büdesheim kam, war auf der B 521 nach einer Rechtskurve von der Fahrbahn geraten. Das Auto schleuderte quer über die Fahrbahn und überschlug sich . Die Insassen, zwei Franzosen aus Kaltenhouse, wurden verletzt. Es entstand Schaden in Höhe von 25 000 Mark, berichtet die Polizei. hm
FLÖRSHEIM. Natürlich sind die Wickerer nicht nur wegen des Weinfestes rechtzeitig aus dem Urlaub zurückgekommen - schließlich sind auch die Schulferien zu Ende. Doch fast hatte es am Samstagabend den Anschein, als hätten sich viele Familien vielleicht einen Tag früher auf die Heimreise begeben, um den Urlaub gemütlich bei einem (oder auch mehreren) Gläschen Wein ausklingen zu lassen. Wie auch immer: Egal wo man lauschte, Stranderlebnisse und Ferieneindrücke waren das Gesprächsthema, zumal über die Qualität der Wikkerer Weine keine unterschiedlichen Meinungen auszumachen waren.
"Mmmmm, nicht schlecht." Genüßlich läßt die Frau den Rebensaft im Mund zirkulieren, bevor sie schluckt. Wie ihr ging es vielen: Denn selbst bei bestem Wetter und schwüler Hitze stürzt man Wein nicht einfach runter. Dafür gibt es an fast allen Ständen zusätzlich Mineralwasser und Brause. "Wein muß man genießen", sagt auch Adam Wenzler, einer der knapp 20 Hobbywinzer in dem Flörsheimer Stadtteil, die mit ihren Ständen schon zum 19. Mal den hübschen Ortskern zum Treffpunkt der Weintrinker im Umkreis von 30 Kilometern machen.
Das hat Tradition. "Schon 1896 sind die Wiesbadener nach Wicker gepilgert"; kennt sich Wenzler aus, weil er zu Hause das Archiv des Winzervereins führt. Darin befinden sich Zeitungsausschnitte aus jener Zeit, die seine Aussage stützen.
Auch aus Frankfurt kommen die Leute, die am frühen Samstagabend aber nichts gemein haben mit den schicken, gutverdienenden Endzwanzigern, die sonst Chardonnay nippen, weil der gerade in ist. Doch je später der Abend, desto jünger die Gäste. "Ab 22 Uhr sind hier fast nur noch junge Leute", sieht Wenzler den Trend vom letzten Jahr bestätigt. "Und die achten nicht aufs Geld."
Statt wohlklingender französischer Marken müssen sie sich dann an Riesling halten. Diese Rebsorte bedeckt 80 Prozent der Weinberge in Wicker, wie überhaupt der gesamte Rheingau für Rieslingweine steht. Versuche, neue Sorten wie Optima, Bachus oder Forta zu züchten, hätten die Winzer aufgegeben, sagt Wenzler. Man halte sich an das, was die Stärke in Wicker ist.
Selbstbewußt sind sie, auch wenn nur drei Winzer ihre Weinberge im Haupterwerb bewirtschaften. "Wir haben den besten Riesling im ganzen Rheingau", sagt Wenzler nicht ohne Stolz. "Hier oben ist das Wetter immer noch ein bißchen besser." Und das Wickerer Weinfest sei auch das schönste in allen 17 Rheingauer Weinorten. Warum? "Weil es hier am urigsten ist."
Das findet auch Rainer Flick, einer der Profiwinzer und Vorsitzender des Winzervereins. Jede Woche muß er Anrufer abwimmeln, die mit ihren Losbuden kommen wollen. "Wir möchten keinen Rummel, keine Karussells", lautet Flicks Devise. Der Erfolg scheint ihm recht zu geben. Die Wikkerer Kinder stürzen statt dessen den Pommes-Stand und bauen sich anschließend erwartungsvoll vor der Bühne auf, wo die hawaii-behemdeten Musiker nach einer Pause gerade wieder ihre Instrumente ansetzen.
Trotz des anerkannten Konzepts mit dem Verzicht auf lukrative Standmieten professioneller Gastronomen wird es im kommenden Jahr eine Neuerung geben - in den Augen der weinseligen Genußmenschen sicher eine erfreuliche: Zum 20. Jubiläum soll auch der Montag noch Weinfesttag sein. Die Anwohner haben ihre Zustimmung bereits signalisiert. set
Aus einer Pressemitteilung des Rotary-Clubs vom 31. Juli.
OBERTSHAUSEN. Minutenlange "standing ovations" der über 500 Gäste, Ehrenbürgerwürde, Blumensträuße und Berge von Geschenken - damit verabschiedete sich am Freitag abend Obertshausen von seinem Bürgermeister Robert Roth (CDU), der nach 20 Amtsjahren in den Ruhestand geht. Die Stadtverordnetensitzung im Bürgerhaus glich einer Riesenfete, denn da wurde nicht nur ein beliebter Bürgermeister geehrt. Als sein Nachfolger wurde zugleich der bisherige Erste Stadtrat Josef Seib (CDU) ins Amt eingeführt. Auf dem Stadtratsstuhl sitzt nun Hubert Gerhards (CDU), der bisher bei der Kreisverwaltung tätig war.
Der 63jährige Robert Roth gilt als ein Mann, der über alle Parteigrenzen hinweg einen Ruf als integrer, kompromißbereiter und umgänglicher Kommunalpolitiker genießt. Wie sehr ihn in Obertshausen auch die Opposition schätzt, ließ sich an diesem Abend an dem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen ablesen, mit dem Roth die Ehrenbürgerrechte verliehen wurde. Einstimmig plädierten die 36 Stadtverordneten dafür.
Viel Lobendes konnte dann der offensichtlich gerührte Bürgermeister über sich hören. Der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Heinz Dietze würdigte ihn als einen "wahren Meister aller Bürger". Nachfolger Seib sprach von seinem sozialen Engagement, die CDU-Fraktionsvorsitzende Hildegard Bühl freute sich, daß Roth seinen Ruhestand unter seinen Obertshausenern verleben will. Der Sozialdemokrat Karl-Heinz Schmidt bezeichnete ihn als "einen liebenswerten Menschen", Grüne und FDP schlossen sich dieser Einschätzung an. Die Bürgermeister der Partnerstädte priesen ihn als einen engagierten Verfechter der Verständigung über Grenzen hinweg.
Letzte Amtshandlungen des scheidenden Bürgermeisters: die offizielle Einführung von Seib und Gerhards, die in den nächsten sechs Jahren an der Spitze der Stadtverwaltung stehen. Dabei wird der neue Bürgermeister Baudezernent bleiben, Kämmerer wird der Erste Stadtrat.
Ein strahlender Robert Roth bedankte sich für all die schönen Worte. Er will in den Ruhestandsjahren zusammen mit seiner Frau viel reisen und vielleicht Französisch lernen, zur besseren Verständigung mit Freunden in der Partnerstadt.
Sein Nachfolger Josef Seib versprach, ganz im Sinne von Roth "ein Bürgermeister für alle" zu werden. Nach seinen Worten geht die Stadt schwierigen Zeiten entgegen - Stichworte waren Finanzprobleme, Erhaltung der Arbeitsplätze und der Wirtschaftskraft. Obertshausen mit der kleinsten Gemarkung aller Kreiskommunen und zugleich der dichtesten Besiedlung habe die Grenzen seiner Entwicklung bald erreicht.
Seine Aufgabe sieht der neue Bürgermeister deshalb vor allem darin, den Bürgerinnen und Bürgern das Leben erträglich zu gestalten und zu verbessern. "Ich will mehr mit den Bürgern reden, als über sie", kündigte er an. hf
Dem prächtig gestarteten Neuling FV Bad Vilbel fällt es noch schwer, seinen überraschenden zweiten Platz und die Siege über die Eintracht-Amateure und den Vorjahresmeister Aschaffenburg sowie das Unentschieden beim Mitfavoriten Fulda richtig einzuordnen. Nach dem 4:1 vom Freitag abend gegen Viktoria Aschaffenburg gab es zwar freundlichen, aber keineswegs überschwenglichen Jubel des Publikums, und auch in der Kabine blieb es, bis auf zwei kurze Sprechgesänge, erstaunlich ruhig. Hat man in Bad Vilbel vielleicht heimlich mit diesem Erfolg gerechnet und bleibt jetzt deswegen so gelassen? Trainer Peter Rübenach weist diesen Verdacht weit von sich: "Bei meiner Mannschaft war die Angst vor den großen Namen wie Fulda und Aschaffenburg da. Ich habe daher meinen Spielern erst klarmachen müssen, daß sie sich bei einer konzentrierten Leistung vor niemanden verstecken müssen."
Rübenach, der bisher bei allen Vereinensolide und langfristige Aufbauarbeit geleistet hat, sieht nun seine Aufgabe darin, die richtige Balance zwischen Selbstbewußtsein und Bescheidenheit zu halten. Zwar wirkt sein Spruch: "Wir habe jetzt fünf Punkte im Kampf gegen den Abstieg gesammelt" angesichts der Qualitäten seiner Mannschaft wenig glaubwürdig, aber die Bewährungsprobe kommt für Rübenach erst in den Spielen gegen vermeintlich schwächere Gegner, gegen die sich die Motivation nicht von selbst einstellt. Erfolgsgarant des Neulings war bisher die mannschaftliche Geschlossenheit des Teams, in dem es keine Stars und keine Starallüren gibt. Trainer Rübenach und der sehr seriös arbeitende Vorstand legten Wert darauf, den Stamm der Meisterschaft zu behalten und ihn nur behutsam zu ergänzen. Zur Zeit haben lediglich zwei Neue, nämlich Dirk Haigis und Edgar Nix, den Sprung in die Standardformation geschafft. Die Mannschaft hatte also trotz der kurzen Vorbereitungszeit keinerlei Integrationsprobleme. Prunkstück des Neulings ist neben der soliden Abwehr das Mittelfeld, in dem die Techniker Jung, Nix und Pucher mit den Kämpfern und Rennern Becker und Haigis eine ideale Mischung ergeben.
Die Oberligaerfahrung der Mannschaft ist relativ gering, aber genau bei dieser Tatsache setzte der Psychologe Rübenach den Hebel an: "Meine Spieler haben bisher ewntweder nur in der Landesliga oder mit wechselndem Erfolg in der Oberliga gespielt. Ich versuche ihnen nun klarzumachen, daß sie jetzt die große Chance haben, ihre Oberligatauglichkeit allen Skeptikern nachzuweisen." Ein Musterbeispiel für die Wirksamkeit dieser Strategie ist die enorme Formsteigerung bei Klaus Pucher, der vorher von vielen als zu weich und verspielt für die Oberliga angesehen wurde und bisher in allen drei Begegnungen zu den Besten zählte.
Seriös und realistisch wie der Trainer präsentiert sich auch der Vorstand des SV Bad Vilbel. Spielausschußvorsitzender Rolf Brauburger über die Zielsetzung: "Wir waren schon seit Jahren der Meinung, daß Bad Vilbel mit seinem großen Einzugsbereich aus der Wetterau in die Oberlgia gehört. Wir wollen unsere finanziell gesunde Grundlage erhalten, haben daher auch keine teuren Stars verpflichtet, und sind mit einem Mittelfeldplatz hochzufrieden." Mit einem kleinen Seitenhieb auf den Nachbarn Bad Homburg fügt er hinzu: "Auch wenn wir uns in der Oberligagruppe einmal in der Spitzengruppe festsetzen sollten, würden wir erst dann über einen Auftieg reden, wenn Stadion, Mannchaft und die finanziellen Voraussetzungen entsprehend wären."
Der größte Teil des Bad Vilbeler Etats wird durch Werbeeinnahmen und den Hauptsponsor, eine in Bad Vilbel ansässige japanische Computerfirma, gedeckt. Die Zuschauerkalkulation basiert auf 800 Besuchern pro Spiel - ein Wert, der sogar deutlich überschritten werden könnte. Noch wirkt die Atmosphäre in Bad Vilbel sehr familiär: Der gesamte Vorstand ist schon seit gemeinsamen Schulzeiten befreundet, der Trainer besucht mit den Spielern zusammen die Burgfestspiele und lädt sie samt Frauen und Freundinnen zum Kaffee ein, und Bürgermeister Biwer reist sogar zu Auswärtsspielen mit. Der Fall Repp aber hat gezeigt, daß auch in Bad Vilbel Enttäuschungen nicht ausbleiben. Repp war von Brauburger nach Bad Vilbel geholt worden, hatte ihm und Trainer Rübenach sein Wort für die nächste Saison gegeben, die Mannschaft in einer flammenden Rede auf den Aufstieg eingeschworen, und war dann in letzter Minute zum SV Bernbach abgesprungen. Bisher hat der Verein diesen Verlust aber gut verkraftet.
"Am Daumen gelutscht habe ich auch, bis ich sechzehn war", offenbart mir eine junge Frau, die mir hilft, meinen Buggy samt Tochter und Einkaufsgepäck eine Treppe hinaufzutragen. "Es stimmt gar nicht, was die Leute sagen", fährt sie fort, "es schadet den Zähnen überhaupt nicht." "Zahnspange oder Verklärung", denke ich ebenso dankbar wie sprachlos und rekapituliere unwillkürlich alle guten Ratschläge, Belehrungen und Ermahnungen bezüglich der Risiken und Folgen des Daumenlutschens für das Gebiß des Kindes im besonderen und für dessen Psyche im allgemeinen, die mir seit Monaten unterbreitet werden. Helfen lasse ich mir mittlerweile gerne, was ich, als Isabel noch federleicht im Tragetuch zu transportieren war, für unnötig hielt. Mir wurde sogar - zu meinem Erstaunen - regelmäßig in den öffentlichen Verkehrsmitteln ein Platz angeboten, meistens von Frauen.
Mütter haben da zumeist ganz andere Erfahrungen gemacht. Es erleben jene Mütter, die von mir befragt werden konnten, seltener und ohne Aufforderung so gut wie gar nicht, daß ihnen in der Öffentlichkeit geholfen wird. Isabels Mutter, die ihre erste Tochter allein erzogen hat und nun arbeiten geht, lauscht meinen Erzählungen vom Alltag in der Öffentlichkeit nur deshalb so aufmerksam, weil er sich von ihrem in beträchtlichem Maße unterscheidet. Sie berichtete mir ohne jede Larmoyanz von Rücksichtslosigkeiten, Beschimpfungen, Bevormundungen und Übervorteilungen während ihrer täglichen Odyssee durch die Großstadt, die gleichermaßen von Männern und Frauen ausgingen. Derart vorgewarnt, zog ich mit besonders geschärften Sinnen los, aber ich bemerke nur wenig von den mißgünstigen Verhältnissen, von denen mir auch andere Mütter erzählten. Warum aber wird ein Vater anders wahrgenommen und behandelt?
Wie oft geschieht es, daß Mütter mit ihren Kindern als einzige nicht mehr in die überfüllte U-Bahn oder in den Bus hineinkommen und auch nur schwer wieder heraus? Wenn sie wahrgenommen werden, dann nur als Hindernis.
MAINTAL/ESZTERGOM. Aus der ungarischen Stadt Esztergom am Donauknie wird am heutigen Montag, 3. August, in Maintal eine Gruppe junger Pfadfinder(innen) erwartet. Die Gäste bleiben bis zum 12. August in Maintal, untergebracht im Vereinsheim des Verbandes Christlicher Pfadfinder(innen) "Schwarze Panther" in Wachenbuchen.
Die "Panther" waren im vergangenen Herbst erstmals an der Donau. Nun folgt der erste Gegenbesuch. pom
Aufgespießt
Neben einer Reihe äußerlicher Anzeichen für innere Leiden spielt die Beschaffenheit der Fingernägel eine nicht unerhebliche Rolle. Zwar machen sich schwere Krankheiten nicht immer auch an den Nägeln bemerkbar. Dennoch wird der Hausarzt einen prüfenden Blick auf sie werfen, wenn er sich einen ersten Eindruck vom Gesundheitszustand eines Patienten machen will. Auffällig hochgewölbte sogenannte Uhrglas-Nägel lassen beispielsweise an chronische Lungen- oder Herzkrankheiten denken. Leider versuchen Frauen ihre Nagelschäden häufig mit dem Auftragen von farbigem Lack zu verdecken. Dabei wäre eine Untersuchung der Finger- und Fußnägel in der ärztlichen Sprechstunde in vielen Fällen dringend notwendig. Nagelveränderungen sind nämlich nicht nur harmlose Schönheitsfehler, sondern erfordern mitunter eine Spezialbehandlung.
Das gilt vor allem für Nägel mit Pilzbefall. Neuerdings ist die Behandlung recht einfach geworden, so daß kein Grund mehr besteht, aus Angst vor einem schmerzhaften Ziehen der Nägel den Weg zum Arzt immer wieder auf die lange Bank zu schieben. Es gibt jetzt ein verschreibungspflichtiges Behandlungs-Set aus der Apotheke, das aus einer hochwirksamen Anti-Pilzsalbe, vorgeschnittenen Pflastern und einem medizinischen Schaber besteht. Die vom Fußpilz befallenen Nagelteile werden mit dem Antimykotikum bestrichen und mit einem Pflasterverband abgedeckt. Darunter kann die Hornschicht allmählich aufsweichen und wird dann mit dem Schabinstrument schmerzlos weggeschoben.
Was viele Patienten nicht wissen: Wer längere Zeit pilzkranke Fußnägel hat, bleibt vor einer Infektion der Fingernägel nur selten verschont. Schon bei der Fußpflege, wo nicht selten dieselben Instrumente zur Pediküre (Fußpflege) und zur Maniküre (Handpflege) benutzt werden, können Pilzsporen von den Zehen auf die Finger übertragen werden und umgekehrt. In besonders hartnäckigen Fällen sollte zusätzlich ein Medikament eingenommen werden, da sich Pilze mitunter längst im Darm und anderen inneren Organen angesiedelt haben. Sie lassen sich durch äußerliche Maßnahmen nicht ausrotten. Übrigens: Wahrscheinlich noch in diesem Jahr wird ein medizinischer Spezial-Nagellack gegen Pilzbefall in Deutschland auf den Markt kommen. Vorerst ist er nur in der Schweiz erhältlich.
Sehr weiche Nägel lassen auf Vitamin- und Kalziummangel schließen. Dagegen hilft langfristig nur eine gesündere Ernährung mit mehr Obst, Gemüse und Nüssen sowie mit Milch, Käse, Quark und Joghurt. Es gibt allerdings auch Spezialdragees in Apotheken und Drogerien zur besseren Vitaminversorgung von Haut, Haaren und Nägeln. Auch Bierhefe eignet sich recht gut dafür. Als Schutz von außen kräftigen härtende Lacke mit Hilfe hornhaltiger Inhaltsstoffe sowie mit Kalzium-Bestandteilen die zu weichen Fingernägel.
Bei brüchigen Nägeln ist die Kittschicht der Nagelplatte geschädigt. Auch hier muß auf eine gesündere vitaminreiche Ernährung geachtet werden. Zur Reparatur der rissigen Nägel gibt es in der Apotheke ein Spezialöl, das kurweise angewendet wird. Auch Kosmetikfirmen bieten eine "Erste Hilfe" für brüchige Nägel an. Auf jeden Fall sollten die Nägel beim Eincremen der Hände nie vergessen werden. Auch ein wöchentliches Ölbad tut ihnen gut. Zu harte Nägel können ebenfalls ein Problem sein. Auch sie brauchen eine gute Pflege mit Mandelöl, Rhizinus-, Jojoba-, Soja-, Aloevera-, Weizenkeim- oder Vitamin-E-Öl. Auch eine Spezialcreme, die Panthenol und die Vitamine A, C, E und F enthält, macht harte, spröde Nägel weicher und wieder elastisch.
Hautärzte raten dazu, bei der Hausarbeit Schutzhandschuhe zu tragen. Wer Gummihandschuhe nicht mag und auch keine Baumwollhandschuhe darunterziehen will, sollte einmal die Erste-Hilfe-Handschuhe aus der Autoapotheke ausprobieren. Man hat darin ein gutes Tastgefühl. Geduld braucht schließlich, wer seine Fingernägel nachwachsen lassen muß: In jungen Jahren wächst ein Nagel monatlich etwa drei Millimeter, im Alter kann das jedoch sogar zwei Jahre dauern.
Dr. med. HANNS H. WENK
Der erste Donnerschlag bei subtropischen Temperaturen kam vom Himmel. Der zweite folgte auf dem Fuße. Mit einem Kunstschuß aus spitzem Winkel sicherte der eingewechselte Poppowitsch dem Gast zwei Punkte. Den Spielverlauf allerdings stellte er auf den Kopf.
Die Eintracht legte nach neun Siegen in neun Vorbereitungsspielen einen klassischen Fehlstart hin. Dieser hat seinen Grund aber freilich nicht in der gebotenen Leistung. Die junge Mannschaft verfügt mit Ballvirtuosen wie Okocha (Ghana), da Silva (Argentinien) und de Collin (Brasilien), deren Kabinettstückchen immer wieder Szenenapplaus herausforderte, über ein hohes spielerisches Potential, das auch zur Entfaltung gelangte.
Nur hat ihnen und einigen anderen offenbar keiner erklärt, daß der Ball mit Anpfiff nicht in ihren Privatbesitz überwechselt. Nach hoffnungsvollen Ansätzen scheiterte der Individualismus immer wieder an der Defensive des Gegners. Schnelles und flinkes Kombinationsspiel kam somit zu kurz.
Die Torchancen ebenfalls. Die größte ließ Omazi aus, dessen Schuß aus kurzer Distanz von Fuldas Schlußmann Zoran Zeljko um den Pfosten gelenkt werden konnte. Ansonsten sollten Distanzschüsse - allesamt kein Problem für den Borussen-Torhüter - den Erfolg erzwingen. Die einzige Eintracht-Sturmspitze, A-Jugend-Spieler Becker, war zwar schnell und dribbelstark, aber abschlußschwach.
Die Gäste, immerhin ein Meisterschaftsfavorit, zeigten sich wetterfühlig. Libero Drube bemühte sich nach Kräften die großzügigen Ruhepausen seiner Kollegen nicht zu lange werden zu lassen. Michel mußte nach einer Notbremse an Becker und der folgenden Roten Karte bereits nach der Pause seine Anstrengungen einstellen.
Die größte Torchance bot sich Hack, der ein Zuspiel von Eintracht-Spieler Dworak aufnahm und allein auf Schimek zusteuerte. Dworak machte seinen Fehler jedoch wieder wett und konnte den Ball noch von der Linie schlagen. Eintracht- Trainer Ramon Berndroth, dessen vordergründige Aufgabe es ist, junge Leute an die Profimannschaft heranzuführen, orientiert sich zunächst einmal am Klassenerhalt. Mit mehr Glück wird der Abstieg kein Thema. JÖRG DANIELS
Eintracht: Schimek; Komljenovic, Zitoni, Rubin, Okocha, Würzburger, Brandl (69. Omazi), Balzer, de Collin, da Silva, Becker (61. Dworak).
Fulda: Zeljko; Drube, Meinhardt, Hirsch, Michel, Lesser, Thomas, Diegmüller (61. Färber), Schlieck, Hack, Dressel (54. Poppowitsch).
Tor: 0:1 Poppowitsch (81.).
Schiedsrichter: Wüst (Griesheim).
Zuschauer: 500.
SELIGENSTADT. Einen Kinderflohmarkt veranstaltet der SPD-Ortsverein Seligenstadt am kommenden Samstag, 8. August, in der Zeit von 9 bis 14 Uhr auf dem Innenhof des Rathauses. Spielzeug, für das sich zum Schluß keine Abnehmer gefunden haben, soll für Kinder von Asylbewerbern gespendet werden. Nähere Auskünfte erteilt Irmelind Gollnick, Telefon 2 42 84. ttt
Der Witz wird Werner Finck zugeschrieben, dem scharfzüngigen Kabarettisten, der in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes Auftrittsverbot hatte. In einem seiner populären Chansons mit dem Titel "Sechstagerennen" stellte er die These auf: "Sechstagerennen sind sehr schön, nur die Rennfahrer stören!" Das wurde ihm inzwischen unzählige Male nachgeplappert.
Und doch birgt dieser Satz hintergründige Wahrheit. Sechstagerennen leben nicht vom Sport allein, das Drumherum, neudeutsch "Outfit" genannt, gehört dazu. In der Olympiahalle von München, die während des Sechstagerennens zum kulinarischen Tempel umfunktioniert ist oder in der Sporthalle in Bremen, wo ein richtiges Volksfest inszeniert wird, strömen die Zuschauermassen. 90 000 bis 100 000. Andernorts, sogar in Berlin, der Geburtsstätte europäischer Sechstagerennen, wo jahrelang im Winter sogar zweimal "gekreiselt" wurde oder in der Frankfurter Festhalle, die vor vierzig Jahren immer überfüllt wirkte, sind die Sechstagefahrer inzwischen ausgebootet.
Das kann kaum an den Rennfahrern liegen, denn die sind seit einigen Jahren in allen Hallen die gleichen von Moskau bis Antwerpen, ihre Darbietung ist die gleiche, und die Zeiten, da der Erfolg eines Sechstagerennens auch von der Tüchtigkeit eines populären Lokalmatadors abhing, wie in Frankfurt von Theo Intra, sind sowieso lange vorbei. Das Frankfurter Rennen beispielsweise verschwand aus dem Jahresprogramm (was nicht nötig gewesen wäre) zu einer Zeit, als Dietrich Thurau ein Matador im Radsport war, der beste und eleganteste Rennfahrer, den Frankfurt je hatte.
Gerade haben die Veranstalter der Bahnrennen wieder mit ihrem Verband, der Union Internationale des Velodromes (UIV) getagt und Forderungen aufgestellt, die auf mehr und höhere Bewertung der Sechstagerennen abzielen. Man will wie vor zwei Wintern alle Ergebnisse der Sechstagerennen in die Computer-Weltrangliste einführen. Im Vorjahr hatte man mit den dagegen protestierenden Straßenfahrern und Veranstaltern von Straßenrennen und Rundfahrten den Kompromiß gefunden, am Ende der Wintersaison eine Rangliste der erfolgreichsten Sechstagefahrer aufzustellen und den zehn Besten zwischen 50 und 3 Punkten in den Computer einzugeben. Für 50 Punkte muß man auf der Straße ein Eintagsrennen der dritten Kategorie wie Paris - Camembert oder eine Tour de France- Beim Sechstagerennen künftig auf Punktejagd Etappe gewinnen. Für den Etappensieg im Giro d'Italia gibt es sogar nur 40 Punkte.
Aber die Winterbahn-Veranstalter wollen mehr. Aber ist das gerechtfertigt? Bringt man dadurch nicht zuviel Ernsthaftigkeit in die schöne Sport- Show? Die Herren der UIV wollen auch zu jedem Sechstagerennen einen Beobachter des Radsport-Weltverbandes der Profis FICP einladen, der den sportlichen Ablauf überwachsen soll. Was soll er eigentlich machen, wenn er eine Kombine oder Absprache zu entdecken glaubt? Soll er dann das Ergebnis annullieren, wie es wohl auch bei einem positiven Doping-Befund annulliert werden müßte?
Vernünftiger ist sicherlich, das Sechstagerennen so zu belassen, wie es ist. Es lebt vom Flair des Ungewöhnlichen, lebt von wilder verwegener Jagd mit Rundengewinnen (statt verhinderter Rundengewinne), lebt vom gelungenen Outfit. Und die Zuschauer haben sicherlich mehr Vergnügen, wenn das Ganze nicht so verbissen gesehen wird. Und ums Vergnügen der Besucher geht es. Da sollten die Rennfahrer nicht stören.
Es wird sich auch für die Sechstagerennen einiges ändern, wenn die seit fast hundert Jahren bestehende Trennung zwischen Berufsfahrern und Amateuren aufgehoben wird, wenn unter neuen, noch auszuknobelnden Bedingungen neue Strukturen erarbeitet werden, wenn die Einheitslizenz kommt und Profis zu den nächsten Olympischen Spielen in Atlanta zugelassen werden. Dann können unsere Bahn-Olympiasieger bei Sechstagerennen starten, ohne eine Profilizenz zu lösen und ohne den Anspruch zu verlieren, olympisch starten zu dürfen.
Auch die Computer-Weltrangliste wird völlig neu gestaltet. Sie, die erst nur eine Spielerei eines französischen Radsport-Magazins war, hat immer noch nicht die Bedeutung erlangt wie die der Tennisspieler, über die man stets aktuell informiert wird. Bei den Radfahrern ist oft längst überholt, was der Weltverband als Liste herausgibt. Auch jetzt weiß man noch nicht, wie sie nach der Tour de France ausschaut, wie beispielsweise sich Jens Heppner mit seinem großartigen zehnten Platz dort etabliert hat. Er ist 75 Punkte wert, fünf weniger als der Sieg beim Henninger-Rennen.
Bei der Weltrangliste im Radsport weiß man eigentlich nur, daß die unumstrittene Nummer eins Miguel Indurain aus Spanien ist, bedroht nur von seinen Tour-Konkurrenten, Weltmeister Gianni Bugno und Claudio Chiapucci. Und daran können auch alle Punkte für erfolgreiche Sechstagefahrer nichts ändern. Sie sind ziemlich unerheblich in der großen Liste. Es sei denn, Olaf Ludwig geht auf die Winterbahn und gewinnt, wie er sein erstes Sechstagerennen in Dortmund gewonnen hat. Er hat seinen fünften Platz durch den Etappensieg auf den Champs Elysées gefestigt.
Ihren großen Wert aber, die Rangfolge der Mannschaften durch Addition der Punkte ihrer zehn besten Fahrer, die als Start-Qualifikation für die Tour de France oder die Weltcup-Rennen herangezogen wurde, verliert die Weltrangliste langsam, wenn die Mannschaften immer weniger werden. Dann gibt es unter ihnen kaum noch Positionskämpfe und keine Mannschaft muß mit viel Geld einen Fahrer verpflichten, der einen Batzen Computer-Punkte mit einbringt. HELMER BOELSEN
Auch nach dem dritten Spieltag thront Offenbach ohne Punktverlust an der Tabellenspitze. Gegen Bürstadt sicherten die Kickers in der Schlußminute die makellose Bilanz. Das Tabellenende ziert weiterhin Rot-Weiss Frankfurt, das im "Kellerduell" gegen Wiesbaden seine dritte Niederlage einstecken mußten (1:2). Auch der FSV Frankfurt wartet weiter darauf, den Ambitionen Taten folgen zu lassen. In Neukirchen gab's ein 1:2.
Weil auch Bad Vilbel weiter auf der Erfolgswelle schwimmt, sorgen zwei Aufsteiger für Furore, während beim dritten im Bunde, dem VfB Marburg, bereits Ernüchterung eingekehrt ist. Bad Homburg, das sich auf einen exzellenten Ralf Haub verlassen darf - er markierte für die Spielvereinigung bislang fünf von sechs erzielten Toren - gab dem Neuling auf heimischem Gelände kräftig eins auf die Nase und offenbart auch nach dem Neuaufbau Stärke. Marburgs Angriff durfte dagegen noch keinen einzigen Torerfolg in der Oberliga bejubeln. Seine ersten Gegentore mußte Haiger bei der 1:4-Niederlage in Kassel zulassen.
Die Eintracht-Amateure mußten im zweiten Spiel die zweite Niederlage hinnehmen. Fulda setzte sich nach dem glücklichen 1:0 am Riederwald ebenso in die Spitzengruppe der Tabelle, wie Egelsbach, die beim Sieg in Wehen Ordnung und Effizienz demonstrierten. fro
Dieser Sachverhalt hängt weniger damit zusammen, daß die Leute unfreundlich wären, sondern mit der sozialen Rangordnung, die den Müttern und den Kindern zugeteilt wird. Sie kommen fast immer als letzte dran. Mütter werden oft in die Defensive gezwungen, da sie zuallererst hauptsächlich damit beschäftigt sind, ihre Kinder zu beschützen. Die Kinder werden zudem in der Hektik der Großstadt oft erst dann bemerkt, wenn die Leute fast über den Kinderwagen gestolpert sind. Nur wenn die Mütter und Kinder sich bemerkbar machen, sich offensiv verhalten, gewinnen sie die Räume, die ihnen zustehen. Diese Räume - Verkehrsmittel, Straßen und Bürgersteige, Kaufhäuser samt Fahrstühlen und Rolltreppen - sind jedoch meistens schon belegt und besetzt. Wenn die Kinder lachen, spielen, schreien und umherlaufen, dann werden sie oft nur als störende Objekte betrachtet und nicht als leidenschaftlich sich äußernde Subjekte. Daß Ruhe und Ordnung aber immer noch die ersten Bürgerpflichten sind, bekommen dann die Mütter durch Blicke, Beschwerden und Ermahnungen zu spüren.
Dem Vater gegenüber wird freundliche und allenfalls mißtrauische Zurückhaltung ausgeübt. Er erscheint als Ausnahme, wenn er alleine mit Kindern unterwegs ist - und so wird er auch behandelt. Oft sind es Mütter, die ihm in solidarischer Weise behilflich sind. Wobei er aber nicht immer ganz ernstgenommen wird, denn von einer bestimmten (mütterlichen?) Fürsorglichkeit wird er dann ebenso umhegt wie die Kinder.
Offenbar wird mir als Vater in der Öffentlichkeit zugute gehalten, daß ich nur ausnahmsweise mit den Kindern unterwegs und also anscheinend auch nur bedingt verantwortlich zu machen bin, wenn diese sich laut bemerkbar machen. Es ist dem Vater ja erst nach längerer Beobachtung anzusehen, ob er die Sonntagsvaterrolle übernommen hat, mit der er vor den Kindern glänzen kann, da er etwas Besonderes mit ihnen unternimmt (Zooväter sind immer Sonntagsväter, sie verwandeln sich saisonal bedingt in Kinoväter). Der Sonntagsvater kann ja auch die lästigen Disziplinierungsmaßnahmen etwas lockerer handhaben, da die Kinder fast immer brav sind, wenn ihnen etwas versprochen wurde. Das mit Verboten und Ermahnungen einhergehende Training des sicheren und aufrechten Ganges durch den mörderischen Verkehr findet allerdings im Alltag statt und den bewältigen in der Hauptsache immer noch die Mütter.
Die nächsten Spiele: Eintracht Haiger - SC Neukirchen, SG Egelsbach - Kickers Offenbach, Vikt. Aschaffenburg - Eintracht Frankfurt Amat., SV Wiesbaden - FV Bad Vilbel, FSV Frankfurt - SV Wehen (alle Fr.); Rot-Weiß Walldorf - VfL Marburg, Spvgg Bad Homburg - KSV Hessen Kassel (beide Sa.); VfR Bürstadt - Rot-Weiß Frankfurt (So.).
Zunächst tritt nicht Mr. Fingers, sondern Mr. Zufall auf: Der Privatkanal Pro 7 zeigt an diesem Freitagabend den Spielfilm "Saturday Night Fever". Erinnern Sie sich noch? Der Kassenschlager mit dem tanzwütigen John Travolta in der Hauptrolle kam 1977 in die Kinos und warb weltweit für eine Neuheit des Innenausbau- und Veranstaltungsgewerbes: In jeder Großstadt, die etwas auf sich hielt, entstanden Nobel-Discos mit Super-Laser-Lightshow, Ledersofas und beleuchteten Theken. Kellnerinnen wurden nach Kiez-Kriterien ausgesucht: BB-Maße waren zum Beispiel für einen Job im Frankfurter "Dorian Gray" weit wichtiger als Sprach- oder Branchenkenntnisse. Mit aseptischem Sex wurden die Getränke dann doppelt so teuer serviert. Die Tanzböden in den oft schmuddeligen Rock-Kaschemmen mit ihren verschmierten Holztheken und Zappa-Klo-Posters hatten plötzlich ausgedient. Und die Bee Gees wurden von ernsthaften Musikfans für ihre abermillionenfach verkaufte Begleitmusik zum "Disco-Fieber" fast verachtet - ihre Doppel-LP klingt heute wie ein unterschätzter Klassiker.
Fünfzehn Jahre später: Der alte Trend hat viele neue Namen. "Dancefloor", "House Sound", "Hip Hop" , "Deep Sound", "Rap" heißen die Vokabeln. Man kann sie mit jenem Wort übersetzen, das es für "Rap" schon seit Jahren im Deutschen gibt: Papperlapapp.
Zumindest im Palais Osthafen ist vom Disco-Glamour nichts mehr zu spüren; das Tanzdielen-Ambiente ist neu. Statt High-Tech: Gerüstbau. Der Vorhof wirkt wie ein Jahrmarkt. Rollende Imbißbuden bieten zu zivilen Preisen recht eßbare Ware. Keine Gourmet-Theken, kein Schnickschnack, kein Sex-Aufschlag. Die Tanzwütigen anno 1992 hocken zunächst in Festzelten und quatschen. Ab 22 Uhr war Einlaß, Mr. Fingers Auftritt für 23 Uhr angesagt. Die Spannung hält sich in Grenzen, obwohl Mr. Fingers seit seinem Hit "Can You Feel It" durchaus zu den Stars des "House Sounds" zählt. Als er um Mitternacht noch immer nicht auf der Bühne steht, pfeift niemand. Ein wortloser Discjockey versorgt die hoffnungslos Tanzbesessenen seit Stunden mit Musik, die diese Bezeichnung (oder Auszeichnung?) kaum verdient: Viervierteltakt ohne Ende, ohne Dynamik, ohne Idee, ohne Witz, ja fast ohne Synkopen. Darauf zu tanzen ist eine komplette Eigenleistung des Tanzenden: Es wird nichts, gar nichts vorgegeben; die Songs bieten kaum choreographische Anhaltspunkte, sieht man von anthropologisch interessanten Soulschnipseln in den Vokalsätzen ab.
Nach Lösung technischer Probleme, nach dem magenstrapazierenden Dauer-Bummbummbumm-BUMM vom Plattenteller tritt - begleitet von zwei Weißen an Percussions und zweitem Keyboard - der schwarze Keyboarder, Sänger, Komponist und Produzent Mr. Fingers (bürgerlich: Larry Heard) auf die Bühne - und fällt voll durch. "Buumbuumbuum-BUUUHM" lautet der Dauer- Rhythmus aus seinen Synthesizern, aber was er darüber mit Tasten und Stimme veranstaltet, ist viel musikalischer als der vollsynthetische Flickenteppich, den ihm der Ostpalais-Discjockey ausgerollt hat. Es ist zu langsam, voll daneben. Die Leute verlassen in Scharen die Tanzfläche.
Mr. Fingers Melodik (soulige Konzerteröffnung aus seiner neuen MCA-LP: "On My Way") ist bestimmt nicht Grammy-verdächtig, steht aber der Eigenwilligkeit der Tanzenden anno 1992 im Wege wie dem Raser eine Baustelle auf der Autobahn. Melodik gibt etwas vor. Nach einer halben Stunde bricht er ab: "Das war's." Kaum Applaus. Schon nach den ersten zehn Konzertminuten hatten ortskundige Teenager den DJ auf der Empore genervt: "Gibt's heute noch Techno?" Antwort: Nein. Kaum hatte Mr. Fingers die letzte Silbe ausgesprochen, dröhnten wieder jene monotonen, monotaktischen Scheiben vom Teller, die nostalgischen Jubel selbst für die Bee Gees auslösen können.
"The Beat Goes On" wurde mal anders verstanden. Aber in spätestens drei Jahren wird auch niemand mehr von "Dancefloor" sprechen. WOLFGANG SPINDLER
SCHÖNECK. Heute klingt das Büdesheimer Laternenfest im Zeichen der 1175-Jahr-Feier des Ortes aus. Um 10 Uhr wird die Königin Sandra I. mit Gefolge ihren letzten Einzug im Festzelt halten und den Frühschoppen eröffnen. Im anschließenden Unterhaltungsprogramm wirken mit: Heinz Scholten als Conferencier und Schutzmann, das Damen-Trio "First Ladies" mit einer Schlager-Parade, der Parodist Charles Fath und die "Degards" mit einer artistischen Schau.
Um 20.30 Uhr wird die Festbeleuchtung am Rathaus entzündet und Kommando für die Wasserspiele in der Nidder gegeben. Den krönenden Abschluß bilden das Höhenfeuerwerk gegen 22.30 Uhr und die Abschiedsproklamation der Laternenkönigin um Mitternacht. hein
Auf den Spielplätzen bin ich meist der einzige Vater. Damit kann ich mich nicht rühmen, denn es waren rein praktische Überlegungen, die den Rollentausch mit sich brachten. Und doch hat nur bedingt ein Rollentausch stattgefunden, da Isabels Mutter - im Gegensatz zu den meisten Vätern (Ausnahmen gibt es immer noch zu wenige) - nach ihrer Arbeit außer Haus die Kinder weiter versorgt, während ich meine berufliche Tätigkeit nun erst aufnehmen kann, im permanenten Kampf gegen die Erschöpfung durch den Kinderalltag.
Daß aber der Spielplatz - insbesondere mit Kleinkindern - ein Arbeitsplatz ist, hätte ich früher nicht für möglich gehalten. Anfangs habe ich noch eine Zeitung mitgenommen, um wenigstens ab und zu einen Artikel lesen zu können, Über die Schlagzeilen bin ich selten hinausgekommen. Das Gespräch mit den Müttern dreht sich leider meist nur um die Kinder und besteht aus wenigen Standardfloskeln, denn die Aufmerksamkeit wird permanent abgelenkt. Ein Gesprächsfluß kommt erst gar nicht in Gang, ebensowenig ein individuelles Eingehen auf die jeweiligen Gesprächspartner. Darüber hinaus ist der Kinderspielplatz nicht selten ein Austragungsort der unterschiedlichsten ideologischen Spiegelfechtereien zwischen diversen pädagogischen Konzepten, emphatisch entworfenen Lebensplanungen und nicht zuletzt auch gesellschaftlichen Statusfragen, die allesamt auf die Kinder projiziert werden. Selbstverständlich übertreibe ich - aber nur wenig. Denn da die oft langweilige Erziehungstätigkeit und stupide Reproduktionsarbeit - Einkaufen, Waschen, Nahrung zubereiten - manchmal nicht nur anstrengend, sondern auch langweilig und frustrierend ist, entlädt sich ein gewisses Quantum Unmut auch an den Kindern und auf dem Kinderspielplatz. Selbst von Freunden aber wurde ich erschrocken angeschaut, wenn ich meine Tätigkeit als "Babydienst" bezeichnete, sie also auch als Arbeit kennzeichnete.Eine Fahrt zu den Burgfestspielen
MAINTAL. Der Maintaler Kulturtreff für Senioren veranstaltet am Donnerstag, 6. August, eine Fahrt zu den Burgfestspielen in Bad Vilbel. Geboten wird eine Aufführung des Stückes "Der Regenmacher".
Die Sozialen Dienste der Stadt mahnen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, pünktlich an den Haltestellen zu sein, "da auf zu spät Kommende nicht gewartet werden kann".
Der Bus fährt um 17.30 Uhr am Bürgerhaus Wachenbuchen ab, am Bürgerhaus Hochstadt um 17.35 Uhr, um 17.40 Uhr am Busbahnhof Dörnigheim, fünf Minuten später an der Alten Apotheke, um 17.50 Uhr am Rathaus Bischofsheim und um 17.55 Uhr am Bürgerhaus.
Die Rückfahrt erfolgt ab Bad Vilbel um 23 Uhr. pom
Verschiedentlich hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft in den vergangenen zehn Jahren Abschied genommen von der Vorstellung, die Zeiten kämen wieder, in denen sie sich zu den Großen zählen durfte. Immer wenn ein wichtiger Wettbewerb mit einer Enttäuschung zu Ende gegangen war, stellten sich die Hoffnungen deshalb wieder ein, weil ein neuer Trainer sich der Geschicke annahm. So folgte Simon Schobel auf Vlado Stenzel, der über den 7. Platz bei der WM 1982 gestolpert war. Schobel lebte von der boykottbegünstigten Silbermedaille von 1984, rettete sich nach einem 7. Platz bei der WM 1986 noch bis zur Olympia-Qualifikation 1987, doch die mißglückte. Petre Ivanescu kam und ging 1989, als die Mannschaft gar aus der B- in die C-Gruppe stürzte. Und also folgte Horst Bredemeier, der wie Schobel, wie Ivanescu ein Wunschkandidat der Spieler, des Verbandes, der Medien war. Der ehemalige Postbeamte hatte zuvor TURU Düsseldorf in der Bundesliga zu ungeahnten Leistungen verholfen.
Den Oberkörper leicht gekrümmt, die Füße mit den Zehen gegeneinander gerichtet, die Hand erschrocken vor den Mund haltend saß Bredemeier in der Partie gegen Frankreich auf dem Stuhl neben der Spielerbank wie ein Patient mit Bauchschmerzen im Wartezimmer. Mal guckte er bang seinen angreifenden Spielern hinterher, mal schaute er nach unten, so als ob er den Anblick eines neuerlichen Fehlversuches nicht ertragen könne. Nachdem die Franzosen das 21:16 erzielt hatten, sah Bredemeier auf die Anzeigetafel, sah den Zwischenstand und daß nur noch sechs Minuten zu spielen waren und lehnte sich wie entspannt in seinem Stuhl zurück. Noch am gleichen Abend erklärte er seinen Rücktritt.
"Sehr, sehr still" sei es in der Kabine gewesen, erzählte Andreas Thiel, der Torwart. Bredemeier schossen während der Pressekonferenz nach der Frankreich-Begegnung Tränen in die Augen. "Der Hotti hat bisher immer nur auf der Sonnenseite gestanden", erklärte Thiel die Wirkung der Niederlage auf den 40 Jahre alten Bundestrainer, der, obwohl doch eine Respektsperson, nur "Hotti" gerufen wird.
Auch Ivanescu kam als Erfolgsmensch zur Nationalmannschaft und ging irritiert. Die Auswahl schafft offensichtlich Trainer jeden Charakters. Die Suche nach einem Nachfolger aber gestaltet sich diesmal schwierig, die Liste der Wunschkandidaten ist fast abgearbeitet. Heiner Brand und Arno Ehret blieben noch, doch beider Namen stehen unter gültigen Arbeitsverträgen, beim Bundesligisten SG Wallau-Massenheim und der Schweizer Nationalmannschaft. Ehret tritt in jedem Fall 1993 in die Dienste des Deutschen Handball-Bundes, allerdings als Sportdirektor.
Hatten 1982 noch die Spieler per Abstimmung den Stenzel gekippt, so verliefen die folgenden Abschiede eher leise. Das ist in den Tagen von Granollers, der Stadt nördlich von Barcelona, in der das olympische Turnier ausgetragen wird, nicht anders, auch wenn die Ägypter sicher mit 24:16 (13:5) geschlagen wurden. Und Andreas Thiel ist schon gar keiner, der aufsteht und sich das Personal vorknöpft. Er zitiert Erich Kästner: "Man nimmt den Mund nicht voll, wenn man die Schnauze voll hat."
Thiel also, in Köln wohnender Westfale, 32jähriger Referendar der Juristerei, steht seit Anfang der 80er Jahre im Tor der Nationalmannschaft und konstatiert nach der Beobachtung der Dinge, die sich vor seinem Kasten abspielen: "Die anderen Mannschaften haben die Abläufe perfektioniert. Die machen kaum Fehler." Unübersehbar groß ist demgegenüber die Fehlerquote im deutschen Rückraum.
Andererseits kann die deutsche Mannschaft aus Angriffsschwächen anderer kaum Kapital schlagen, denn die Kunst des Tempogegenstoßes beherrscht sie nicht. Und wenn Bredemeier dann noch hinzufügt, daß "wir nicht die Spieler haben, die sich im Duell 1:1 durchsetzen", sind der Mängel schon viele genannt. Nur bleiben die Auftritt der Nationalmannschaft dann rätselhaft, wenn in Rechnung gestellt wird, daß im DHB-Team viele erfahrene Leute aus Ost und West stehen wie Frank-Michael Wahl, Jochen Fraatz, Richard Ratka oder Stephan Hauck, und die Bundesliga als stärkste Klasse der Handball-Welt gilt.
Vielleicht besagt das nicht so viel. Thiel kritisiert nicht die Vereine - "da wird professionell gearbeitet" -, merkt aber den Unterschied zwischen Klub-Handball und Turnieren mit Länder-Auswahlen. Aus Sicht des Torwarts heißt das, daß bei Olympia "viel härter geworfen wird" und daß "kaum einer vorbeischießt".
Nach den Olympischen Spielen muß sich der Verband einen neuen Trainer suchen, einen neuen Torwart nicht. Andreas Thiel würde gerne noch bei der WM 1993 dabei sein. Die vielen Enttäuschungen haben ihm nicht den Spaß daran genommen, "durch die Welt zu gondeln und gegen gute Mannschaften zu spielen". Seine Handball-Karriere hat nämlich der Mann, der bald einem normalen Juristen-Beruf nachgehen muß, wie eine "verlängerte Jugend" erlebt.
CAPE CANAVERAL, 2. August. In einem Wettlauf gegen die Zeit ist es den Experten der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) in der Nacht zum Sonntag gelungen, das 630 Millionen Mark teure Himmelslabor "Eureca" vor dem Kältetod im All zu retten. Probleme mit dem Computer hatten zunächst verhindert, daß die Systeme des Satelliten soweit hochgefahren werden konnten, um von den Bodenstationen der ESA übernommen zu werden. Erst nach der Umprogrammierung durch die ESA-Spezialisten in Darmstadt und im texanischen Houston arbeiteten die Computer wieder einwandfrei, klappte die Kommunikation mit dem ESA- Kontrollzentrum in Darmstadt. Eureca wurde daraufhin mit eintägiger Verspätung am Sonntag um 9.07 Uhr MESZ von der US-Raumfähre "Atlantis" aus auf seine voraussichtlich neunmonatige Reise geschickt. Wenige Stunden nach dem verspäteten Start gab es dann erneut Probleme: NASA-Angaben zufolge reagierte der Satellit nicht richtig, als die Steuerdüsen gezündet wurden, um ihn auf seine Umlaufbahn - rund 520 Kilometer über der Erde - zu bringen.
Nach dem Bilderbuchstart der US- Raumfähre am Freitag vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in die Erdumlaufbahn hatte der Schweizer Astronaut Claude Nicollier "Eureca" erfolgreich mit einem Greifarm aus der Ladebucht des Shuttles gehoben. Die ESA und die Deutsche Aerospace, die den Satelliten maßgeblich gebaut hatte, luden zum Empfang. Zu früh. Am Samstag mußten die Verantwortlichen einräumen, daß "Eureca" nicht einwandfrei arbeite.
Zwei Pannen hatten hauptsächlich zu dem Debakel geführt. Zum einen gab es einen Blitzschlag in eines der Kontrollzentren der US-Raumfahrtbehörde NASA. Das führte zu einem dreistündigen Ausfall des dortigen Computers. Als er wieder hochgefahren wurde, kam es zu einem völligen Datensalat, weil er zunächst die alten gespeicherten Informationen lieferte. Zweite Panne: Die Kommunikation zwischen ESA und Satellit erfolgte in der Anfangsphase über den Rechner der US-Raumfähre als Relaisstation. Der Atlantis-Rechner konnte aber offenbar bestimmte "Datenpakete", die völlig einwandfrei waren, nicht lesen. Er identifizierte sie als fehlerhaft und warf sie aus dem System. Während die Programmierer versuchten, den Fehler zu finden und zu beheben, kamen weitere Hiobsbotschaften. Die Batterien des Satelliten drohten auszufallen, da sie nur kurzfristig Strom liefern können. Deshalb mußte zunächst der Befehl zum Ausfahren der Sonnenpaddel gegeben werden. "Wir haben das erfolgreich hinbekommen", sagte "Eureca"-Projektleiter Fred Schwan anschließend.
Nachdem die Stromversorgung durch die Solarzellen gesichert war, tauchte das nächste Problem auf. Es war unklar, ob die Heizung in "Eureca" arbeitete. Eine gefährliche Situation. Denn das als Treibstoff für den Satelliten benutzte Hydrazin gefriert bei vier Grad Celsius und hat beim Wiederauftauen eine fatale Eigenschaft: es explodiert. Deshalb mußte "Atlantis"-Pilot Andrew Allen in Pendelbewegungen fliegen, damit "Eureca" genügend Sonnenwärme abbekam. Wenige Stunden später traten erneut Störungen auf: Der Satellit reagierte nicht richtig, als die Steuerdüsen gezündet wurden, um ihn auf seine endgültige Umlaufbahn zu bringen. Eine ESA-Sprecherin sagte, die Weltraumplattform sei knapp 90 Kilometer unterhalb ihrer vorgesehenen Position, man sei aber zuversichtlich, sie noch in die richtige Lage zu bekommen.
Der Start setzte den Schlußstrich unter die dreijährige Verzögerung des Projekts, die durch technische Schwierigkeiten und vor allem die Explosion der Raumfähre "Challenger" im Jahre 1986 verursacht worden war. "Eureca" ist der größte jemals in Europa gebaute Satellit, der in seinem Inneren eine vollautomatisierte Fabrik birgt.
Er soll sechs bis neun Monate im All bleiben und rund 50 Experimente unter der Bedingung der Schwerelosigkeit durchführen. Neuartige Metall-Legierungen und Kristalle für Computer werden hergestellt. Daneben gibt es biologische Untersuchungen. 1993 soll das Labor von einer Raumfähre zurückgeholt werden. "Eureca" gilt als Vorstufe der europäischen Laborplattform "Columbus", mit der sich die ESA an der US-Raumstation "Freedom" beteiligen will.
Sollte die Statistik bei der klassischen Standardsituation "Eckball" als Maßstab herangezogen werden, so war es bei einer Ausbeute von 9:6 Ecken für den VfB Marburg sicherlich keine einseitige Angelegenheit. Daß diese Begegnung dennoch so eindeutig zugunsten der Gäste ausging, lag in erster Linie an der in diesem Ausmaß nicht erwarteten Schwäche der Platzherren, die in der Abwehr enttäuschten und bei denen in der Offensive an diesem Tag nichts zusammenlief. Und eben an Stürmer Ralf Haub, der allein vier der fünf Treffer erzielte und sich mit mittlerweile fünf Treffern an die Spitze der Oberliga-Torjägerliste setzte.
Die Gäste stellten nachdrücklich unter Beweis, daß trotz des Weggangs einiger namhafter Spieler noch genügend Substanz in der Mannschaft vorhanden ist. Bad Homburg war technisch und läuferisch die klar bessere Mannschaft, und hatte somit keinerlei Probleme, mit dem Gegner fertig zu werden. Sie verstanden es, aus einer sicheren Deckung heraus ein souveränes Spiel aufzuziehen, das dem Zuschauer viel Freude bereitete.
Hinzu kam natürlich, daß die Neuerwerbung Ralf Haub als eine der beiden Sturmspitzen weder von dem zur Halbzeit ausgewechselten Stengel, noch später von Heneis zu bremsen war. Mit einem lupenreinen Hattrick binnen acht Minuten setzte Haub Akzente. Nach eienr Stunde markierte er zudem den 5:0-Endstand. Auch die Marburger hatten mit einem Drei-Mann-Sturm in den Anfangsminuten durch Stingl und Laus einige Möglichkeiten, scheiterten aber an Voigt, der einen sicheren Eindruck hinterließ. Schließlich konnte auch Reinhardt in der 72. und 85. Minute aus guten Möglichkeiten für den VfB keinen Nutzen ziehen. Bad Homburg hatte in der 86. und 88. Minute durch Pasqualotto noch zwei Großchancen, um das halbe Dutzend vollzumachen. Die beiden Versuche verfehlten jedoch knapp ihr Ziel.
Den auch in dieser Höhe vollauf verdienter Sieg, wollte Trainer Harald Faust - eine lange Saison vor Augen - allerdings nicht "überbewerten", obwohl er "nur" mit dem Wunsch nach einem Unentschieden nach Marburg gekommen war. DIETER ESCHE
Marburg: Marquardt; Streich, Hineis, Stengel (46. Brizzi), Faust, Rasiewski, Röder (33. Bück), Laus, Winkler, Reinhrdt, Stingl.
Bad Homburg: Voigt; Kall, Ossenbrink, Neumann, Sassenroth, Ziegler, Stoll, Gorges (82. Guth), Pasqualotto, Liebe, Haub (76. Traband).
Tore: 0:1 Haub (35.), 0:2 Haub (41.), 0:3 Haub (43.), 0:4 Ziegler (53.), 0:5 Haub (61.).
Schiedsrichter: Mühlhausen (Witzenhausen).
Zuschauer: 700.
Die Manege ging für Piano Circus 1989 auf, bestehend aus drei Pianistinnen und drei Pianisten. In diesem Zirkus vollführt das Sextett behende Kunststückchen auf dem Klavier. Sie sind ebenso sicher im Pop, im Jazz, wie auch in der Avantgarde und in der Klassik. Auf ihren Platten widmen sie sich allen voran den amerikanischen und britischen Minimalisten. Vor zwei Jahren debütierten sie mit einer sehr lebendigen Fassung von Steve Reichs "Six Pianos" und Terry Rileys "In C".
Bei sechs Pianisten erhält die Musik breitere Variationsmöglichkeiten, sie verändert sich, verfremdet, schon allein durch den unterschiedlichen Anschlag. Es entsteht ein Zusammenspiel voller belebter Spannung und Dynamik. "Wir haben uns bemüht", sagen die Ensemblemitglieder, "die Energie und Tatkraft von "Six Pianos" zu vermitteln und jene Aspekte hervorzuheben, die uns veranlaßten, das Stück in unser Repertoire aufzunehmen; insbesondere seine wunderbare rhythmische Vitalität und die dramatischen und harmonischen Gegenüberstellungen". Dieses Debüt erschien bei Argo, die auf dem modernen Gebiet sehr viel Neues und Aufregendes bieten.
Allein Michael Nyman, der Leib-Komponist des artefiziellen Filmemachers Peter Greenaway, fand hier eine neue Heimat. In kurzer Zeit erschienen bei Argo drei CD's, die er selbst für seine "klassischsten" Arbeiten hält. Argo gibt es seit den 50 Jahren. Das Label betreute hauptsächlich traditionelle englische Musik. In den Siebzigern fiel Argo ins Koma und erwachte erst vor kurzem a la Schneewittchen wieder.
Heute wird vor allem Chormusik, Orgelmusik und die britische und amerikanische Musik gepflegt. Nach Reich und Riley stellen Piano Circus nun vier britische Komponisten vor, von denen drei jung und vielversprechend sind. Der Älteste ist Nyman. "1-100" ist ein Stück aus dem Jahre 1976 und zeigt Nyman ungewohnt zurückhaltend und langsam. Im Beiheft beweist Nyman schriftlich, das hinter dem Stück ein kompositorisch tief durchdachtes System steckt, das der ehemalige Musikwissenschaftler in kühner Fachsprache zu bringen weiß, wobei der interessierte Hörer vielleicht lieber erfahren würde, was Nyman gefrühstückt hatte, bevor ihn diese Idee überkam.
Das kurze "Sextett" von Chris Fiktin, das zuvor für drei Marimbas und drei Vibraphone geschrieben wurde, wirkt gelöst und heiter. Fitkin und die anderen erklären ebenfalls in eigenen Worten, wie der Künstler was erreichen wollte. Tim Seddons "16" pulsiert vor Leben. Die sechs Klaviere agieren ungeheuer rhythmisch und vermitteln eine kleine Euphorie. Das stärkste Stück des Piano Circus ist allerdings "Which ever your nose bends" von Simon Rackham. Diese Komposition wurde für ein Konzert geschrieben, in dem auch Steve Reichs "Six pianos" aufgeführt werden sollte. "Which ever . . ." dauert 30 Minuten und ist das eindrucksvollste Stück auf dieser CD. Langsam, Rackham selbst nennt es "gemächlich", wird das Stück Ton für Ton gespielt. Die Ruhe darin greift über, wird aber nie sentimental. Ganz allmählich gibt sich eine Struktur zu erkennen, arbeitet sich zu einer Melodie vor, die am Ende den Hörer hypnotisch in ihren Bann zieht und die man nicht müde wird immer und immer wieder zu hören. Ein musikalisches Zeichen gegen die Schnellebigkeit.
Aus Belgien stammt Wim Mertens. Seit Jahren nimmt er beeindruckend schöne Platten auf, die Minimal-Einflüsse besitzen und kaum jemand kennt. Und weil er in keine Schublade paßt, steht er in den meisten Plattenläden unter Jazz. Denn der Jazzbereich war schon immer groß genug, um die Ratlosigkeit bei Kategorisierungen aufzufangen. Nach dem Studium der Soziologie und Politik, belegte Mertens Musik. Erst mit 28 Jahren begann er seine Kompositionen einzuspielen. Er schrieb ein Buch über amerikanische Minimal Music und erlangte erstmals einen größeren Bekanntheitsgrad, als er bei dem Film "Der Bauch des Architekten" (Greenaway) würdig für Nyman einsprang. Wie alle anderen zuvor, ging auch seine neueste Platte "Strategie de la rupture" unter. Obwohl er zu seinen vorherigen Alben keinen großen Bruch vornimmt, ist diese Einspielung dennoch sein reifstes Werk. Mertens ist Ästhet, und er versteht eine Menge von Schönheit und Schmerz. Wie bei vielen Komponisten, liegt auch bei Mertens Musik eine philosophische Gedankenwelt zugrunde. Mertens liebt das Klavier, liebt ganz besonders sein Klavier, dem er, an sich eher ein scheuer Mensch, Stücke voller Sehnsucht und Schwermut anvertraut.
Dazu singt er mit seiner Falsettstimme eine Phantasiesprache, die sich an Klangfarben und Rhythmen hält. Zu verstehen ist es zumindest für den harmlosen Mitteleuropäer nicht. Niemand kann sich dieser Musik entziehen. Wer sie erst einmal gehört hat, ist schon gefesselt. Mertens schreibt auch Musik für kleines Orchester, aber nie ist er so klar und virtous und selten so verliebt und voller Tiefe wie mit seinem Klavier.
An schönen Tagen bilden seine Alben wunderschöne Reisen. Nur bei starkem Liebeskummer wäre er abzuraten. "Strategie de la rupture" ist an schönen und ausgeglichenen Tagen zu hören. Nur ab mittelstarken Liebeskummer wäre davon abzuraten. Wer es mit Mertens einmal versuchen möchte, dem seien neben der neuen folgende Platten empfohlen: "After Virtue", "A Man with no fortune", "Close Cover", "Motives for writing". Mertens gilt als Kritikliebling, das Publikum muß ihn noch entdecken. THOMAS FEIBEL
Piano Circus: Fitkin/Nyman/Seddon/ Rackham Argo 433-522-2
Piano Circus: Reich/Riley Argo 430 380-2
Wim Mertens: Strategie de la rupture Le disques crepuscule (über Rough Trade) TWI 956-2
Der Vorjahresmeister Viktoria Aschaffenburg bleibt weiter in sportlichen und finanziellen Nöten. Neben der 1:4-Niederlage in Bad Vilbel schmerzte Trainer Jürgen Strack, daß nun mit Parizon schon der zweiten Spieler die rote Karte bekam. Wegen der Stürmernot soll jetzt der Nigerianer Siasia (vorher FSV Frankfurt) verpflichtet werden
Finanziell sieht es ebenfalls nicht rosig aus. Die Einnahmen aus den August- Heimspielen werden ebenso wie die im Juli, so Notvorstandsmitglied Rolf Waschulewski, an Gläubiger abgetreten. Die Spielergehälter, von Sponsoren finanziert, sollen allerdings pünktlich und vollständig eingehen. pb
Wahrscheinlich fällt es mir als Mann leichter, mit warnender Baßstimme "Vorsicht" zu rufen und dann ohne Rücksicht auf Verluste die U-Bahn zu entern, was den Kindern besondere Freude bereitet. Bösartige Blicke beantworten wir mit einem Lächeln, die Flüche werden einem Mann gegenüber wahrscheinlich eher geschluckt. Verhalten sich Mütter ebenso, gelten sie gleich als Furien, und es wird ihnen "Mütterterror" unterstellt. Die kleinen Pöbeleien, denen sich viele Mütter stellen müssen - anscheinend oft vom weiblichen Teil der älteren Generation und vom männlichen Personal des öffentlichen Dienstes entfacht -, sind mir unbekannt. Gerade von den älteren Frauen aber werde ich als Vater, der ja noch als "junger Mann" durchgeht, besonders bevorzugt behandelt, bis ich es ihnen untersage, meine Tochter zu betätscheln oder sie mit Süßigkeiten vollzustopfen. Kleinkinder, solange sie sich ruhig verhalten, sind fast immer ein Objekt öffentlicher Begierde. Der neunjährigen Franziska allerdings wird schon das Recht auf einen Sitzplatz abgesprochen. Wenn sie sich dann noch sachlich rechtfertigt, wird sie als "freche Göre" beschimpft. Den Müttern wird in diesen Fällen kategorisch abverlangt, disziplinierend einzugreifen. Der Vater erntet allenfalls verständnisvolles Augenzwinkern oder mitleidige Blicke.
Ob diese persönlichen Eindrücke zu verallgemeinern sind, mag dahingestellt sein. Offensichtlich und spürbar ist die Diskrepanz zwischen der Nicht-Wahrnehmung von Müttern mit ihren Kindern im öffentlichen Raum bei fast gleichzeitiger Überwachung und Bevormundung durch ebendieselbe Öffentlichkeit. STEFAN EGGERT
OFFENBACH. Schwer verletzt ist eine 20jährige Fußgängerin Samstag vormittag ins Stadtkrankenhaus eingeliefert worden, die auf der neu eingerichteten Busspur am Marktplatz einen Linienbus übersehen hatte. Der an dem anfahrenden Bus entstandene Schaden von 1000 Mark sagt genug über den Grad der Verletzungen. ttt
MAINTAL. Im ehemaligen Rathaus des Stadtteils Wachenbuchen, in dem sich eine Verwaltungsstelle befindet, werden im Obergeschoß die Fenster erneuert. Wie der Magistrat mitteilte, sind dafür rund 21 000 Mark veranschlagt worden.
USINGEN. Ob sie erst seit drei Wochen oder schon seit drei Jahren in Usingen wohnen - am meisten ärgert Usinger Neubürger der Verkehr auf den beiden Bundesstraßen, die mitten durch den Ort führen. Die "Eingeplackten" tragen allerdings ebenfalls ihr Scherflein zum alltäglichen Auto- Stau bei. Ihre Begründung für den Griff zum Zündschlüssel: das beschränkte Angebot im öffentlichen Nahverkehr und im abendlichen Kulturleben. Ansonsten sind die meisten Zugezogenen mit ihrer Wahl zufrieden. Großes Lob ernten die guten Einkaufsmöglichkeiten und die ländliche Ruhe. Das FR-mobil machte jetzt in der Neubausiedlung Schleichenbach Station: Wie lebt es sich in Usingen? wollte die FRANKFURTER RUNDSCHAU wissen.
"Ein Wahnsinn, der Verkehr", klagt Manfred Loos. "Ab 15 Uhr ist die Frankfurter Straße dicht, und morgens von 6 bis 8 Uhr ist es genau dasselbe." Der gebürtige Bayer, der zuvor in Steinbach wohnte, flieht vor dem Chaos: In einem Vierteljahr zieht er aus beruflichen Gründen nach Weilrod. Aber noch aus einem anderen Grund ist Loos froh, Usingen den Rücken zu kehren: "Man wird mit den Leuten hier nicht warm. Jeder ist für sich - ein komisches Volk."
Gertraud Stamminger ist vom Gegenteil überzeugt: "Die Kontaktfreudigkeit ist phantastisch!", schwärmt sie. Gerade weil in der Schleichenbach so viele neue Leute wohnten, sei es für die Anwohner leicht, aufeinander zuzugehen. Das setze allerdings eines voraus: "Man muß selbst aufgeschlossen sein", meint die Neu-Usingerin, die vor zwei Jahren aus Neu-Isenburg in die Taunusstadt kam. Die Kontaktaufnahme der Stammingers wird noch durch einen anderen Umstand erleichtert: Die Familie hat einen Hund.
Statt eines Vierbeiners halfen Marion Kmitta-Petry vor zwölf Jahren ihre Hessischkenntnisse, um in Usingen Wurzeln zu schlagen: "Da gab es keine Schwierigkeiten." An ihrer neuen Heimat hat die Oberhessin - außer dem vielen Verkehr - nur zweierlei auszusetzen: "Es gibt kein Theater und keine Kneipe, wo man als Frau auch einmal alleine hingehen könnte."
Wenn Katja Felka mit ihrem Mann ausgehen will, steht ein Restaurantbesuch auf dem Programm. "Sonst gibt es hier nichts." Wegen der beiden kleinen Kinder haben die Eltern aber nur selten abends "frei". Nur selten regen sie sich deshalb auch über das magere Usinger Kulturangebot auf. Dafür um so häufiger über die Gehwege. Zu Fuß traut sich Katja Felka nicht aus der Schleichenbach, wo sie seit dreieinhalb Jahren wohnt.
"Auch durch die Innenstadt kann ich mit den Kindern nicht laufen", klagt sie. Deswegen überlegen Katja Felka und ihr Mann schon seit längerem, ob sie nicht nach Limburg ziehen sollen: "Dort gibt es eine Fußgängerzone, und außerdem sind die Lebenshaltungskosten und die Mieten billiger."
Die Wustmanns haben sich wegen der teuren Mieten ("unter 20 Mark pro Quadratmeter geht nichts mehr") schon entschieden: Sie ziehen im nächsten Monat in ein eigenes Haus. Das Neubaugebiet kennt Christa Wustmann seit drei Jahren: gute Einkaufsmöglichkeiten und genug Friseure, ein praktischer Arzt, aber keine Apotheke, zählt sie Vor- und Nachteile auf.
Elisabeth Reuter fehlt hingegen noch jeglicher Überblick. Seit drei Wochen ist sie erst hier. "Die Weite der Landschaft ist faszinierend, und der Ortskern ist hübsch", sagt sie. Über die schmalen Bürgersteige ist sie allerdings entsetzt: "In Hamburg sind die Wege viel breiter und haben auch einen Radfahrerstreifen." Als erstes will sich die Hamburgerin über Kindergartenplätze für ihre beiden Kinder informieren. Sie hat schon gehört, daß in den Gruppen 25 Kinder und zwei Erzieherinnen sind. "Bleibt denn da Zeit, wenn ein Kind einmal Trost braucht?", fragt sie sich. In Hamburg seien die Gruppen mit höchstens 20 Kindern und drei Erzieherinnen besetzt.
In Hamburg mag manches besser sein. "In Holland ist alles besser", meinen Tim und Pascal. Die Jugendlichen sind natürlich Holländer. Tim strahlt bis über beide Ohren: "In einem Monat gehen wir wieder nach Holland." Sein Freund hofft, daß seine Familie in spätestens zwei Jahren zurückkehrt. Die Berge und der Schnee im Winter gefallen beiden im Usinger Land am besten. Ansonsten ist es den 18jährigen oft "ziemlich langweilig".
Usingen hat für sie aber einen unschätzbaren Vorteil - selbst gegenüber einer Kurstadt wie Bad Homburg: "Hier gibt es eine richtige Disco." Doch selbst dort seien die Leute nicht so locker wie in Holland, finden die beiden. "Wenn man bei uns mit einer Flasche Bier an einer Gruppe vorübergeht, fragt man, hallo, wie geht's? Aber hier ziehen alle so ein langes Gesicht." cn
OFFENBACH. Gleich drei Autos sind in der Nacht zum Sonntag in Offenbach gestohlen worden, und zwar in der Mühlheimer-, Schloßstraße und Schloßgrabengasse. Die Fahrzeuge sind an ihren Nummernschildern OF - MH 51, OF - AW 7991 und F - RU 927 wiederzuerkennen.
ttt
HANAU. Ein als Taxifahrer arbeitender Student aus Großauheim wurde am Sonntag kurz vor 20 Uhr Opfer eines Raubüberfalls.
Laut Polizei wollte ein auf dem Hanauer Freiheitslpatz eingestiegener Gast nach Wolfgang gefahren werden. An der B 43 zwischen den Firmen Degussa und Siemens zwang der Gast den Fahrer mit einer Pistole zum Halten, ließ sich das Bargeld - rund 70 Mark - geben und flüchtete zu Fuß in den angrenzenden Wald.
Der Fahrer versuchte, den Räuber mit dem Auto zu verfolgen, wurde aber mit einem Schuß erneut gestoppt und auch noch des Zündschlüssels beraubt. Dann riß der Räuber das Mikrofon der Funkanlage heraus und flüchtete unbehelligt.
Laut Polizei hat der Geschädigte zu spät erkannt, daß es sich bei der Pistole nur um ein Gasmodell handelte. Täterbeschreibung: 30 bis 35 Jahre alt, kurz gelocktes, dunkles Haar; er soll gebrochen Deutsch gesprochen haben. pom
Montag, 3. August
Theater Keine Vorstellungen Musik Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Colin Frost.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Werkstatt, Gr. Rottergasse 106: 19 Uhr, All Colours.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, B.o.y., Lil'dee, Lovely, Michael Westman.
Ka Eins, Kasselerstr. 1 a: 21 Uhr, Tango-Café. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 20 im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge Katholischer Deutscher Frauenbund: 18 Uhr, "Frauen als Zentrum europäischer Kultur", Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21. Feste Mainfest: 12 bis 14 Uhr, Volksfest auf dem Römerberg und am Mainufer. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus. Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.
Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord e.V.: 18 Uhr, Tauschabend, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Vorschau Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 4. 8., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Di., 4.8., 17 bis 20 Uhr, Sindlingen, Meister-Schule, Herbert-von-Meister-Str. 5. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Alte Apotheke, Niederrad, Odenwaldstraße 18, Tel. 67 11 30; Apotheke am Bügel, Bonames, Ben-Gurion-Ring 54, Tel. 5 07 25 45; Dom-Apotheke, Fahrgasse 7, Tel. 28 31 57; Kosmos-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 54, Tel. 30 40 88; Mercator-Apotheke, Eiserne Hand 3, Tel. 55 23 21; Mosel-Apotheke, Münchener Straße 41, Tel. 23 22 06; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstraße 261, Tel. 73 10 60; Ring- Apotheke, Westhausen, Westring 44, Tel. 76 13 22; Röderberg-Apotheke, Rhönstraße 127, Tel. 43 95 20; Rosegger-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 383, Tel. 56 12 21; Westend-Apotheke, Brentanostraße 29/Ecke Bockenheimer Landstraße, Tel. 72 70 62. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald / Ecke Saalburgallee, Ffm. 60, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
OFFENBACH. "Mich haben bei einer Veranstaltung Energie und Disziplin dieser Sportler im Rollstuhl beeindruckt. Deshalb habe ich angeregt, daß wir die Wettkämpfe um die Deutsche Meisterschaft ausrichten." Ernst Edlinger, Vorsitzender des Offenbacher Leichtathletikclubs (OLC), war zum Retter in der Not für die Behindertensportler geworden: Es fand sich nämlich in der ganzen Bundesrepublik kein einziger Verein, der die 14. offene Deutsche Leichtathletikmeisterschaft ausrichten wollte.
Der auf diesem Gebiet gänzlich unerfahrene OLC bot sich an - am Wochenende kämpften auf der Sportanlage Tambourweg 95 Rollstuhlfahrer/innen um Sieg und Titel. Die Besten fahren im September zu den "Paralympics" nach Barcelona - den Olympischen Spielen der Behinderten.
Der OLC hat keine eigene Behindertenabteilung - in ganz Offenbach gibt es keine. "Falls da Interesse besteht, würden wir so was ins Leben rufen", sagt Vorsitzender Edlinger, der vor einiger Zeit im Waldstadion zum ersten Mal mit den Leichtathleten im Rollstuhl Kontakt hatte. Seitdem bewundert er die Leistungen dieser Sportler, die bei ihren Meisterschaften bis zu 10 000 Meter nur mit der Kraft ihrer Arme zurücklegen und in den Disziplinen Speer, Diskus und Kugel brillieren. Auf Anregung des Vorsitzenden wird künftig beim Stadtlauf, den der OLC im Juni ausrichtet, die 10 000-Meter- Strecke auch für Rollstuhlfahrer angeboten. 1993 ist Premiere.
25 OLC-Mitglieder organisierten zusammen mit dem Deutschen Rollstuhl- Sportverband (DRS) die zweitägigen Wettkämpfe auf dem Bieberer Berg. DRS-Fachwartin Christl Wittmann lobte die moderne Sportanlage. Allerdings fehlen am Tambourweg alle Funktionsräume. Deshalb mußten behindertengerechte Toiletten ebenso aufgestellt werden wie Zelte für Verpflegung und Sanitätsdienst. Aus sieben Nationen (darunter Dänemark, Kuwait und Schweiz) stammen die Sportler/innen, unter ihnen ein knappes Dutzend Frauen. Die Wertung erfolgt nach der jeweiligen Behinderung.
Einige Rollstuhlsportler trainieren hart, um an den "Paralympics" teilzunehmen. Bis zu 75 Kilometer legen sie wöchentlich zurück. Für andere Rollstuhlfahrer wie den 52jährigen Walter Bürgel ("Ich heiße wie euer Stadtteil in Offenbach!") sind die Meisterschaften weniger sportliches Ereignis als Möglichkeit zum Kontakt mit anderen Menschen. Seit 22 Jahren treibt der Aachener Leichtathletik - "um fit zu bleiben und Nachfolgeerkrankungen zu vermeiden". Zweimal wöchentlich zwei Trainingsstunden, das reicht ihm und macht Spaß.
(Siehe auch Bericht im Sportteil.) hf
Montag, 3. August
Theater Keine Vorstellungen Musik Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars. - Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Colin Frost.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Werkstatt, Gr. Rottergasse 106: 19 Uhr, All Colours.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, B.o.y., Lil'dee, Lovely, Michael Westman.
Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 21 Uhr, Tango-Café.Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.)..
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mittwoch 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Telefon 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz". Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags, 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).
Galerie L.A., Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Dienstag, Mittwoch, Freitag, 13 bis 18.30 Uhr, Donnerstag, 13 bis 20 Uhr, Samstag, 11 bis 16 Uhr, Sonntag, 14 bis 18 Uhr, Horst - "Platin-Prints" (bis 15. 8.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig - Malerei/ Thomas Bechinger - Zeichnung, Fotografie (bis 15. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Albers, Bill, Hockney, Kokoschka, Marini, Poliakoff - Graphiken der 70er Jahre (bis Ende August).
Kunsthandlung Karl Vonderbank, Goethestr. 11, Tel. 28 24 90: Sa., 10 bis 13 Uhr, Gerhard Messemer (bis Ende August). Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.). Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
EVA SCHMID aus Eppertshausen, STEFAN SCHARPING aus Heusenstamm und JÜGEN ABT aus Rödermark-Ober-Roden wurden kürzlich in den Vorstand der Jugendvertretung des Dekanats Rodgau gewählt.
Das teilt Dekanatsjugendreferent Roland Bonaventura mit. fin
FLORIAN HAUCK, im Ostkreis Offenbach beliebter Pianist, gibt am Sonntag, 9. August, von 11 bis 13 Uhr in der Heckenwirtschaft an der Steinheimer Straße 24 in Seligenstadt ein Konzert. Zu der Matinee lädt der Seligenstädter Weinladen ein. Heckenwirtschaften sind Lokale, die - gekennzeichnet mit einem Reisigstrauch - nur hin und wieder geöffnet sind. In den deutschen Weinregionen haben diese Wirtschaften Tradition. fin
TENNIS
BUNDESLIGA, Frauen, Aufstiegsrunde, Gruppe 1, Finale: Bielefelder TTC - SC Frankfurt 1880 5:4. - Halbfinale: SC Frankfurt 1880 - TC Bendestorf 6:3, Bielefelder TTC - TC Schießgraben Augsburg 6:3.
Gruppe 2, Finale: TTC Iphitos München - Rot-Weiß Köln 5:4. - Halbfinale: TTC Iphitos München - Rot-Weiß Berlin 5:4, Rot-Weiß Köln - TEC Waldau Stuttgart 5:4.
HANAU. Das schönste an der Modellschau war die kühle Brise unter der Steinheimer Schnellstraßenbrükke. Hier im Schatten am Main ließ es sich aushalten, während darüber die Hitze brütete. Damit soll die Veranstaltung der Schiffsbauer beileibe nicht abqualifiziert werden. Sie boten den Besuchern einen unterhaltsamen Tag mit der Vorführung ihrer Modelle.
Vier Clubs aus der Umgebung hatten sich an der Schau beteiligt. Die Palette reichte vom waffenstarrenden Kreuzer bis hin zum 3,50 Meter langen Containerschiff. Modellbausätze wechselten mit gänzlich eigengefertigten kleinen Kunstwerken. Star der Show war unbestritten ein Schlepper, der mit echtem Dieselgeräusch seine Bahnen zog, auf der Stelle drehte, die Trosse abwickelte und das genannte Containerschiff, aus gefährlicher Schieflage mitten auf dem Fluß befreite. Der Motor des Schleppers ist so stark, daß er ein normales Ruderboot mit drei Personen ziehen kann. Das jedenfalls versichert der Besitzer.
Viel Arbeit steckt in den Details, etwa bei dem naturgetreuen Nachbau des Seenotrettungskreuzers von Burkhart Schulz. Der kann die Rettungsleine abschießen, die Sirene heulen und den Suchscheinwerfer aufleuchten lassen.
Der Clou an diesem Fahrzeug: Das Beiboot wird per Fernsteuerung zu Wasser gelassen und nach vollendeter Mission wieder an Bord gehievt. Dazu gehört aber viel Übung und Augenmaß.
Der Bausatz für ein solches Schiff ist noch relativ billig. 300 Mark hat er für den Rettungskreuzer gekostet. Die Technik ist das teuerste. Dafür durfte der Bastler noch einmal das zehnfache hinblättern. Die Arbeitsstunden sind dabei selbstverständlich nicht enthalten.
Zu sehen gab es außerdem einen historischen Walfänger, Rennflitzer, Fischkutter, ein Taucherbasisschiff mit Hubschrauber und vieles mehr. Unter sich waren die Freaks dann bei ihrem Nachtfahren, als nur noch die kleinen Lichter den Main erhellten. Die großen Schwestern und Brüder, die am Tag vorbeirauschten und die Modelle mit ihrer Bugwelle arg ins Trudeln brachten, hatten zu diesem Zeitpunkt schon Anker geworfen. hein
Es war im Hörsaal am Böllenfalltor. Fußballdozent Jürgen Sundermann aus Leipzig hielt eine Gastlesung. In Kurzform die wesentlichen Themen des Vortrags: Organisations-Talent, mentale Kraft und die Bedeutung des doppelten Punktgewinns im Leipziger Zweitliga-Fußball-Einerlei.
Dann: Mikrophonwechsel zu Dozent Rainer Scholz, Darmstadt. Eine Heimlesung. Eine Levitenlesung. Die Augen wurden schmal, die Hand strich über den schwarzen Bart, und dann zuckten alle zusammen. Angesichts einer tief donnernden Stimme stand die Lautsprecheranlage vor dem Kollaps. Die Adjektive "desolat" und "pomadig" filterte man aus den Worten von Scholz heraus, bevor sein Stimmpegel sanfter wurde. Dann zwecks Auflockerung der Hörerschaft besann sich der Coach auf sein größtes oratorisches Geschick: Den zynischen Humor.
Frage: "Warum haben Sie nicht eingegriffen nach dem ersten Tor von Hobsch?" Antwort: "Weil ich zu weit weg stand." Scholz war an diesem Abend in professoraler Form. Leider mußte er über einen Hühnerhaufen reden. Viel anders sind die Irritationen im Darmstädter Deckungsbereich nicht zu bezeichnen. Ein einziger Stürmer des Gastes - gut, immerhin hieß der Hobsch - genügte, um die Hintermannschaft vom Chaos in Konfusion und wieder in Chaos verfallen zu lassen. Hobsch hier, Hobsch da, Hobsch in der Luft, überall war der 24jährige, immer gelangte er ans Spielgerät, und nirgends war ein Kontrahent. Kein Gegenspieler Heß, kein Routinier Kleppinger und kein Libero Bakalorz richteten gegen den Mann etwas aus. Dilettantisch das Eingreifen von Bakalorz beim ersten Gegentor nach einem unendlichen Befreiungsschlag des Leipziger Liberos Lindner.
Die physische Abwesenheit seines letzten Mannes - kein Typ für Grobes - brachte Trainer Scholz derart in Harnisch, daß er ihn nach dem 0:2 von Hobsch schon nach 25 Minuten auswechselte. Viel bewirkte das nicht. Die Gäste blieben stets besser. Daß sie nicht höher siegten, lag am Pfosten und ihrer mangelnden Chancenauswertung. Darmstadts Tore durch Heß und Simon blieben Ausdruck des größten Fundus der "Lilien": dem Kampfgeist. Die Sache mit der Spielstärke dauert noch. Basteln im Mannschaftsgefüge ist angesagt. Gut, daß Scholz ab sofort zwei neue Bausteinchen für sein Team hat. Das erste ist der nun doch von Südwest Ludwigshafen nach Darmstadt gekommene Stephan Malz. Das zweite?
Zurück in den Hörsaal: Wer spielt nächste Woche Libero? Scholz: "Mal sehen. Kleppinger, Sanchez, Bakalorz oder Bragin." Wer? Igor Bragin, die neue "Lilie" im vom Unkraut durchsetzten Darmstädter Abwehrgarten. Der Russe ist 27 Jahre alt, 1,84 Meter groß, 80 Kilo schwer, spielte bisher beim russischen Zweitligisten Chimik Owarowo und kostete keine Ablöse. Sein geplanter Einsatz gegen Leipzig scheiterte an Visum-Formalitäten. Das brachte den Blondschopf nicht um sein Lächeln, nur seine Frau: "Frau weint in Hotel", ließ er wissen.
Der Darmstädter Vorstand ist sich sicher, einen Glücksgriff getan zu haben. Der Mann ist "offen, freundlich und aufgeschlossen", wie ihn Vizepräsident Rolf Kaiser charakterisiert. Bragin also aufgeschlossen, einer aus der Deckung für den demnächst ausgeschlossenen Bakalorz?. Tatsache ist, die Defensive kann nur besser werden. Die Leistung gegen die wie eine Lokomotive abgehenden Leipziger war ein herber Rückfall in längst überwunden scheinende Zeiten (0:5 in Hannover). Wackelt das mühsam erstellte Darmstädter Gebäude? "In Darmstadt können keine Mauern einstürzen, weil wir noch das Fundament bauen", sagt gewohnt eloquent Schatzmeister Uwe Wiesinger. Gegen Leipzig ist das Fundament leicht abgesackt. Ein zu behebender Architekturfehler. STEFAN EULER
SV Darmstadt 98: Huxhorn - Bakalorz (24. Sanchez) - Heß, Kleppinger, Baier - Trautmann (46. Weiss), Hoffmann, Simon, Täuber - Eichenauer, Quedraogo.
VfB Leipzig: Kischko - Lindner - Edmund, Debritz (46. Anders) - Kracht, Bredow, Heidenreich, Gabriel, Hecking (64. Turowski) - Rische, Hobsch.
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Dormagen).
Zuschauer: 5000.
Tore: 0:1 Hobsch (6.), 0:2 Hobsch (19.), 1:2 Heß (51.), 1:3 Anders (67./Foulelfmeter), 2:3 Simon (79.).
Gelbe Karten: Weiss - Hecking, Debritz.
Im Blickpunkt: Irak und Kuwait "Es wird wieder passieren"
Offensichtlich unbeeindruckt von US-amerikanischen Drohungen, in der Golfregion keine irakischen Militärabenteuer zu dulden, hat das Regime in Bagdad den zweiten Jahrestag seines Angriffs auf Kuwait mit neuen Provokationen an die Adresse der Vereinten Nationen, Washingtons und Kuwaits begangen. Nachdem das Ölemirat am Persisch-Arabischen Golf bereits in den vergangenen Wochen mehrfach als "19. Provinz" Iraks bezeichnet worden war, erschien die vom Sohn des irakischen Herrschers Saddam Hussein, Uday, herausgegebene Tageszeitung "Babil" (Babylon) am Sonntag mit der Schlagzeile "Es wird wieder passieren, so Gott will". Gemeint ist damit ein weiterer Versuch zum "Anschluß" Kuwaits an das irakische "Mutterland". Illustriert war der "Babil"-Artikel mit einem nahezu seitenfüllenden Farbphoto vom Oktober 1990, das den irakischen Diktator Saddam Hussein betend am Strand von Kuwait zeigte.
Während Irak 1991 den ersten Jahrestag seiner Aggression gegen Kuwait im vergangenen August geschichtsklitternd, im Ton jedoch noch gedämpft als "historische Wiedergutmachung" und seine vernichtende Niederlage vom Februar 1991 als "glorreichen Sieg" gefeiert hatte, erlegte sich das Regime diesmal keinerlei Zurückhaltung auf. So schrieb Präsidentensprecher Abd el Dschaber Mohsen in einem Zeitungsartikel, Saddam Husseins Irak stelle die einzige wirkliche Gegenkraft zu Washington dar und sei bereit, die "amerikanische Herausforderung" anzunehmen.
Derartige, vorwiegend für den internen Gebrauch bestimmte Angebereien wurden musisch umrahmt von einem zweitägigen Festival, in dessen Verlauf Tanz- und Theatergruppen, Orchester und Chöre den fortdauernden Anspruch Bagdads auf Kuwait zum Ausdruck brachten. Bei einem dreitägigen Bardentreffen ließ sich Saddam darüber hinaus von irakischen, jordanischen und sudanesischen Lyrikern als "neuer Saladin" besingen.
PETER GERNER
Das Risiko für deutsche Babys, schon bei oder kurz nach der Geburt zu sterben, ist auf früher unvorstellbare Werte gesunken. Noch vor 20 Jahren lag die perinatale Sterblichkeit in beiden Teilen Deutschlands bei über 25 auf 1000 Geburten. 1990 dagegen wurden nur noch sechs Todesfälle bei 1000 Geburten registriert. Besonders häufig starben zu früh geborene Kinder, heißt es dazu in einer aktuellen Stellungnahme der Vorsorge- Initiative der Aktion Sorgenkind. Nur wenn es gelingt, die Zahl der Frühgeburten zu senken, wird ein weiterer Rückgang der Todesfälle in den Geburtskliniken zu erreichen sein.
Der Anteil der Frühgeburten liegt seit Jahren konstant bei 6,5 bis sieben Prozent. Daran haben alle Anstrengungen der Geburtshelfer kaum etwas ändern können: Weder die Intensivierung der Schwangerenüberwachung noch der Einsatz von wirksamen wehenhemmenden Medikamenten vermochten die Zahl der untergewichtigen Babys nennenswert zu senken. Die zu früh, zu leicht und zu schwach geborenen "Frühchen" sind jedoch auch beim heutigen Stand der Neugeborenen-Intensivmedizin stärker gefährdet: So wiegen zwar nur etwa sechs Prozent aller Babys weniger als 1500 Gramm, in dieser Gruppe ereignen sich jedoch rund 80 Prozent der perinatalen Todesfälle.
Daß es zu Frühgeburten kommt, ist mehreren Faktoren zuzuschreiben, konstatiert die Vorsorge-Initiative der Aktion Sorgenkind. Die soziale Situation der Mutter spielt da ebenso eine Rolle wie die ärztliche Überwachung, starke körperliche Belastung ebenso wie Zigaretten und Alkohol in der Schwangerschaft.
Ein besonderes Augenmerk richten die Geburtshelfer seit kurzem auf die sogenannten "aufsteigenden" Genital-Infektionen in der Schwangerschaft. So fand man am Institut für Perinatale Medizin der Freien Universität Berlin bei 76 Prozent der Frühgeburten unter 2000 Gramm Geburtsgewicht Anhaltspunkte für eine solche Infektion. Amerikanische Wissenschaftler entdeckten bei der Untersuchung von Frauen mit einem vorzeitigen Blasensprung in jeder dritten Fruchtwasserprobe Bakterien.
Beim Auftreten frühzeitiger Wehen können unter anderem folgende Erregerarten beteiligt sein: Streptokokken, Gardnerellen, Mycoplasmen, Trichomonaden, Hefepilze oder Chlamydien. Viele dieser Erreger werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Auch bei Harnwegsinfektionen der Mutter ist das Risiko einer Frühgeburt erhöht.
Obwohl die "aufsteigenden" Infektionen schon seit längerer Zeit als Auslöser von Frühgeburten verdächtigt wurden, ist es erst in den letzten Jahren gelungen, dem Entstehungsmechanismus auf die Spur zu kommen. Er scheint folgendermaßen abzulaufen:
Die eingedrungenen Krankheitskeime können die Reißfestigkeit der Eihäute beeinträchtigen, was zum vorzeitigen Blasensprung führen kann. Die Abbauprodukte der Erreger beeinflussen außerdem die Stoffwechsel und erhöhen die Produktion von sogenannten Prostaglandinen. Das sind Gewebshormone, die wiederum an der Auslösung von vorzeitigen Wehen beteiligt sind.
Zur frühzeitigen Entdeckung von aufsteigenden Infektionen empfehlen der Berliner Geburtshelfer Professor Erich Saling und seine Mitarbeiter am Institut für Perinatale Medizin, schon in der Frühschwangerschaft regelmäßige pH- Messungen im Vaginalbereich vorzunehmen, um auf diese Weise zu prüfen, ob im Scheidenbereich normale Säuerungsgrade vorliegen oder nicht. Bei auffälligen Werten, die auf eine Infektion hindeuten können, sollte der Gynäkologe dann gezielt nach Krankheitskeimen fahnden und eine rechtzeitige Behandlung einleiten.
In einer ersten Studie von Januar 1989 bis Oktober 1990, an der sich 14 niedergelassene Frauenärzte in Berlin beteiligt haben, ist es mit dem von Professor Saling entwickelten Frühgeburten-Vermeidungs-Programm gelungen, die Zahl der Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm um 33 Prozent zu senken.
Die Vorsorge-Experten der Aktion Sorgenkind empfehlen allen werdenden Müttern, die kostenlose Schwangerschaftsvorsorge schon frühzeitig und möglichst lückenlos in Anspruch zu nehmen. Die Auswirkungen der Vorsorge- Teilnahme zur Verhinderung von Frühgeburten sind nämlich eindeutig nachweisbar. So ergab eine Analyse der Daten der Bayerischen Perinatalerhebung durch Professor Karl-Heinrich Wulf (Würzburg): Während von den Frauen, die weniger als viermal zur Vorsorge gingen, fast jede fünfte (19,8 Prozent) frühzeitig niederkam, lag die Frühgeburtenrate bei Müttern, die über zehnmal von ihrem Frauenarzt untersucht worden waren, bei nur 2,6 Prozent. SIGRUN HAIBACH
SCHLUSSWORT
"Er spricht zwar kein Wort Deutsch, unterhält aber die ganze Mannschaft." Peter Neururer, Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Saarbrücken, über seinen US- Spieler Eric Wynalda
DREIEICH. Nachdem die Mehrheit der Dreieichenhainer Bevölkerung sich für die Burgfestspiele der Stadt ausgesprochen haben, schaltet sich nun auch die FDP in die Diskussion ein. Natürlich, seien die kulturellen Spiele an der Burg, so FDP-Stadtverordneter Werner Nickel, eine Belastung für die Bevölkerung. Mit den vielen Aufführungen in diesem Jahr sei einfach der Bogen überspannt worden, meint der FDP-Mann. Genau darin sähe er die Ursache begründet, warum die Akzeptanz bei einem Teil der Bevölkerung weniger geworden sei.
Ähnlich wie die Dreieichenhainer Befürworter der Festspiele will sich aber auch die FDP für einen Fortgang des Spektakels an der Burg einsetzen. "1993 muß deswegen das eingehalten werden, was wir in der Stadtverordentenversammlung im Dezember 1991 beschlossen haben", sagte Nickel. Damals hatte die FDP in einem Antrag gefordert, die Aufführungstage bei den Festspielen auf 35 Tage zu begrenzen. Das Stadtparlament votierte einstimmig dafür. 1992 war die Umsetzung dieses Antrages aber nicht mehr möglich, weil zu dem damaligen Zeitpunkt bereits feste Arrangements mit den Künstlern getroffen worden waren. Nickel sagt: "Dies muß nun aber für 1993 gelten. Mit 35 statt 45 Aufführungstagen ist die Sache zu fahren. Wir wollen die Festspiele retten."
Denn schließlich seien die Festspiele auch eine feste Einnahmequelle für den Geschichts- und Heimatverein, dem Eigentümer der Burg. "Der Verein ist angewiesen auf das Geld von 40 000 bis 50 000 Mark, das er durch die Vermietung der Burg erhält. Wie sollte er sonst die Mittel für dringend notwendige Restaurationsarbeiten aufbringen?" fragt Nickel, der selbst im Vorstand des Vereins tätig ist.
Deshalb wärmt er in diesem Zusammenhang noch einmal den Vorschlag auf, daß sich der Verein entschließen sollte, dem feuchten Burgkeller - der "Achillesferse" des Vereins - ade zu sagen und der Stadt für kulturelle Zwecke, zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug dazu sollte dem Verein das Ludwig-Erk-Haus überlassen werden, wo derzeit das Rote Kreuz seinen Sitz hat. Nickel hofft, daß er für diesen Vorschlag bei der nächsten Vorstandssitzung des Vereins Mehrheiten finden wird: "Ich denke, wir werden finanziell gar nicht anders können". dok
Die deutsche Raumfahrtindustrie geht schweren Zeiten entgegen. Nach massiven Kürzungen der Fördermittel besteht offenbar nicht einmal die Chance, durch zeitliche Streckung die großen Programme der bemannten Raumfahrt zu verwirklichen. Um zu verhindern, daß Deutschland weit hinter Frankreich, Japan und sogar Italien zurückfällt, hat die Deutsche Aerospace AG (DASA) einen neuen strategischen Ansatz für das europäische Raumfahrtprogramm entwickelt, der vor kurzem anläßlich der Internationalen Luft- und Raumfahrt-Ausstellung in Berlin-Schönefeld vorgestellt wurde.
Nachdem Europa in der unbemannten Raumfahrt im Bereich der Trägerraketen und der Satelliten-Technik seine anfängliche Abhängigkeit von den USA abgeschüttelt hat, sollte gegen Ende dieses Jahrhunderts auch in der bemannten Raumfahrt ein vergleichbarer autonomer Status erreicht werden. Auf dieses ehrgeizige Ziel hin wurde 1987 auf der Ministerratskonferenz der Europäischen Raumfahrt-Agentur (ESA) in Den Haag ein in sich schlüssiges Konzept verabschiedet, das aus drei Teilprogrammen besteht: Mit der "Ariane 5" solle eine Trägerrakete entwickelt werden, die den bemannten Raumgleiter "Hermes" in den Orbit zu heben vermag, der wiederum für den Bau und die Versorgung der Raumstation "Columbus" unentbehrlich ist.
Deutschland hätte auf Grund dieser Beschlüsse zwischen 1992 und dem Jahr 2000 knapp 20 Milliarden DM aufbringen müssen. 1991 jedoch, auf der ESA-Ministerratskonferenz in München, mußte das europäische Raumfahrtprogramm schon gestreckt werden, so daß sich der deutsche Beitrag auf 16 Milliarden DM reduzierte - parallel zu vergleichbaren Senkungen in den anderen Mitgliedsländern. Für das durch die Wiedervereinigung in größte Etatschwierigkeiten gestürzte Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) jedoch ist auch das noch zuviel. Es plant, den deutschen Anteil im Alleingang um 30 Prozent auf nur noch gut elf Milliarden DM zu senken.
Diese Kürzung aber kann die deutsche Raumfahrtindustrie offenbar nicht mehr verkraften. Das ist das Ergebnis umfassender Analysen, die die DASA, der unter dem Dach der Daimler-Benz AG entstandene Verbund der wichtigsten deutschen Raumfahrtunternehmen Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB), Dornier und Motoren- und Turbinen-Union (MTU), durchgeführt hat. Wie problematisch die Situation ist, zeigt auch ein Vergleich der Aufwendungen von Frankreich, Italien und Deutschland. Danach ist der französische Raumfahrtetat - ohne Militärausgaben - fast doppelt so groß wie der deutsche, der sogar noch hinter dem italienischen zurückbleibt.
Dieser starke Einbruch würde Deutschland um seine führende Rolle in vielen Raumfahrt-Technologien bringen. Das ist um so folgenreicher, als es sich dabei durchweg um "leading edge technologies", um Spitzentechnologien handelt, auf die ein ressourcenarmes Land wie Deutschland im internationalen Wettbewerb nicht verzichten kann. Gerade die rund 100 mittelständischen Unternehmen, die inzwischen auf dem Raumfahrtsektor arbeiten, werden darunter zu leiden haben. Nicht zu unterschätzen ist zudem der Verlust an Glaubwürdigkeit bei den internationalen Partnern, die der Ausfall gewichtiger deutscher Anteile zumindest vorübergehend in erhebliche Schwierigkeiten stürzen würde.
Auf der Suche nach Möglichkeiten der Schadensbegrenzung wurde von der DASA in Zusammenarbeit mit dem französischen Partner Aerospatiale und in Konsens mit der Europäischen Weltraum-Agentur ESA ein neuer Ansatz für das europäische Raumfahrtprogramm entwickelt. Seine Hauptmerkmale sind der Verzicht auf einige Projekte, die zeitliche Streckung des Rumpfprogramms und weitgehende Kooperation insbesondere mit den Ländern der Gemeinschaft unabhäniger Staaten (GUS), der ehemaligen Sowjetunion. Für die ESA würde dies eine Verringerung der Mittel um 25 Prozent gegenüber der Münchener Vereinbarung von 1991 bedeuten, während in Deutschland der jüngste Etatansatz um gut 200 Millionen DM jährlich aufgestockt werden müßte.
Die Entwicklung der "Ariane 5" soll zügig vorangetrieben werden, um im Satellitengeschäft die Konkurrenzfähigkeit weiter zu verbessern. Dagegen wird das "Hermes"-Programm gestreckt. Ende der neunziger Jahre wird erst ein unbemannter "Demonstrator" in die Flugerprobung gehen. Aus dem "Columbus"-Paket sollen das große bemannte Raumlabor APM, das an die amerikanische Raumstation "Freedom" angedockt wird, und die Polare Plattform PPF verwirklicht werden.Letztere ist eine Art Supersatellit, der mit automatischen Instrumenten und Experimenten bestückt auf Umlaufbahnen geschickt wird, die über die Erdpole führen. Beide Strukturen sollen um das Jahr 2000 betriebsbereit sein.
Gestrichen wird dagegen die freifliegende Plattform MTFF. Dieses Raumlabor - rund zwölf Meter lang, bei einem Durchmesser von 4,5 Meter - ist mit einem eigenen Versorgungsteil ausgestattet, so daß es ein halbes Jahr lang unabhängig operieren kann und erst dann für Wartungs- und Versorgungsarbeiten angeflogen werden muß. Gestrichen wird auch das Datenübertragungs-Satellitensystem DRS, das eine optimale Kommunikation zwischen den verschiedenen "Columbus"-Komponenten und mit den Bodenstationen sicherstellen soll. Diese Streichungen bedeuten nicht, daß die Projekte endgültig aufgegeben werden. Man hält es durchaus für möglich, daß ihre Verwirklichung gegen Ende der neunziger Jahre wieder ins Auge gefaßt werden kann, entweder, weil die finanzielle Situation sich bis dahin entschärft hat, oder im Rahmen erweiterter internationaler Kooperationen.
Auf solche Kooperationen richten sich die Hoffnungen nicht nur deutscher Raumfahrtmanager und -techniker. Nachdem die DASA mit französischen Partnern "Euro-Hermespace" und mit der italienischen ALENIA "Euro-Columbus" gegründet hat, spricht vieles für eine EURO-GUS-Kooperation. So könnte eine EURO-GUS-Raumstation einerseits die schon geplante MIR-2-Station und andererseits das von den Europäern stornierte Raumlabor MTFF ersetzen, und die Harmonisierung der Bodeninfrastrukturen Europas und der GUS-Staaten würde für beide Seiten erhebliche finanzielle Einsparungen bedeuten. Die ESA ist sogar grundsätzlich bereit, einen Sonderfonds für die Anschubfinanzierung einer solchen EURO-GUS-Kooperation einzurichten. DIETRICH ZIMMERMANN
Vom heutigen Montag, 3. August, an bis zum 22. Mai kommenden Jahres wird der Mittagszug der S-Bahn der Linie 2 von montags bis freitags an den Schultagen jeweils um 13.25 Uhr von Hofheim aus in Richtung Niedernhausen abfahren. Dies hat jetzt der Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbund mitgeteilt.
Der zusätzliche Zug wird bereits vom Frankfurter Mühlberg aus eingesetzt und steuert auch die Stationen "Lorsbach Bahnhof", "Eppstein Bahnhof", "Niederjosbach Bahnhof" und "Niedernhausen Bahnhof" an. ing
Elmar Borrmann stand merkwürdig unbeteiligt auf der Planche herum. Als wär's eine Fügung des Schicksals, ließ er die Niederlage gegen den Franzosen Jean-Michel Henry über sich ergehen - 5:2, 4:6, und dann das Ende mit 0:5. Eine Erklärung hatte der 35jährige Oldie, der eigentlich schon alle Fechtbahnen der Welt und ihre Turbulenzen erlebt hat, nicht.
Borrmann hatte die Vorrunde als Bester absolviert und kam durch Freilos in die Runde der letzten 64. Danach marschierte der selbständige Versicherungsagent, der vor acht Jahren aus Los Angeles Mannschafts-Gold mit nach Hause gebracht hatte, forsch in den Endkampf: Tae- Suk Chang aus Korea (5:2, 5:3) besaß gegen Borrmann ebenso wenig eine Chance wie der russische Weltmeister Andrej Schuwalow (5:2, 5:3) und der Schwede Peter Vanky (5:2, 4:6, 5:2).
Fassungslos am Rande auch Bundestrainer Berndt Peltzer und Chefcoach Emil Beck, die ihre Medaillenträume wie Sand durch die Finger rinnen sahen. Borrmann, der Weltmeister von 1983 im Degen, war der letzte Kandidat, der vor Beginn des Säbelwettbewerbs eine Einzelmedaille für den erfolgsverwöhnten Deutschen Fechterbund (DFeB) hätte gewinnen können. Was blieb, war Platz fünf.
Ratlosigkeit spiegelte sich in all jenen Gesichtern wider, die vor vier Jahren in Seoul noch miteinander um die Wette strahlten, als die deutschen Fechter acht Medaillen abräumten. Erika Dienstl, die Verbandspräsidentin, mochte "nicht verhehlen, daß unser Abschneiden hier enttäuschend ist". Beste Plazierung bisher: Ein vierter Rang von Udo Wagner aus Tauberbischofsheim.
Bundestrainer Jochen Behr sprach von "einer der größten Enttäuschungen" seiner Karriere, als er den Favoriten im Florett, Thorsten Weidner, auf dem 25. Platz enden sah. Der Geschlagene selbst, sonst ein wahrhaft sonniges Gemüt, hockte deprimiert in einer Ecke des Palau Metal-lurgiau, und betrieb Ursachenforschung. Auch er mit relativ bescheidenem Erfolg. "Die Blockade kann nur im Kopf liegen", meinte der Tauberbischofsheimer Weltmeister, körperlich sei er nämlich fit gewesen.
Noch schlechter erging es Olympiasieger Arnd Schmitt, der 29. wurde. Auch er war bestens präpariert nach Barcelona gekommen, voller Zuversicht aus reibungslos verlaufenen Trainingslagern in der Türkei und in Tauberbischofsheim, aber es hat nicht sollen sein. "Was zählt, ist vorne dabei zu sein, und das war ich einfach nicht", resumierte das enfant terrible im DFeB und packte seinen Waffensack ein. Weitere Kommentare überflüssig. Derweil erlebt man einen seltsam in sich versunkenen Emil Beck in Barcelona. Den Medaillenschmied vom Taubertal trifft eine Pleite nach der anderen, und wer ihn kennt, weiß, daß es jedesmal ein Keulenschlag ist. Doch Beck ist das Kugelblitzige verlorengegangen, er saust nicht mehr durch die Gänge, seine Gesten wirken eher matt. "Auch uns Fechtern fallen die Medaillen nicht wie im Schlaraffenland in den Mund", erkennt er mit neuer Selbstgenügsamkeit, "Wunder wie in Seoul lassen sich nicht wiederholen." Seine letzte Hoffnung ruht nun auf den Mannschaftswettbewerben, denn gemessen wird der Meister an seiner Prognose vor den Spielen: Fünf Medaillen. Keiner weiß das besser als Beck selbst, dessen Modell Tauberbischofsheim mit dem Erfolg lebt oder stirbt. Rene Beck, der Sohn, hat deshalb Olympiaarzt Joseph Keul gebeten, ein Auge auf seinen Vater zu haben.
DARMSTADT, 2. August. Mit einer Fastenaktion und einer Radtour demonstrieren Mitglieder der Friedensbewegung 47 Jahre nach dem ersten Atombomben-Abwurf für ein Ende aller Atomwaffen-Versuche. Auf einer Zwischenstation in Darmstadt berichteten die sechs befristet hungernden Radler, die vom ehemaligen Raketen-Stationierungsort Mutlangen nach Bonn unterwegs sind, von ihren Erfahrungen aus Gesprächen während der zehntägigen Reise. Themen wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Steuererhöhungen überlagerten die Rüstungsproblematik völlig, sagte Jutta von Ochsenstein aus Mutlangen. "Die Vorbereitung der nächsten Katastrophe interessiert keinen."
Es sei erschreckend, daß es trotz des Endes der Sowjetunion und weitreichender Abrüstungsschritte immer noch die "grundsätzliche Bereitschaft" gebe, "Menschenmassen durch Knopfdruck zu vernichten", sagte die Mutlangerin. "Die Bevölkerung nimmt es hin", daß Atomtests schwerste ökologische und gesundheitliche Schäden anrichten.
Zum Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki wird die Mutlanger Gruppe "Kampagne - Fasten für einen Atomtest-Stopp" vom 6. bis 9. August in Bonn öffentlich auf dem Münsterplatz und vor den Botschaften der Atomtest-Staaten auf ihr Anliegen ("Atomtests sind ein ständiger Krieg gegen die Schöpfung") aufmerksam machen. Nach Angaben der Kampagnen- Teilnehmer werden sich zeitgleich Menschen an rund 20 Orten der Bundesrepublik und in fünf anderen Staaten dem Protest-Fasten anschließen und zeigen, "daß es einem angesichts der fortlaufenden Tests und der durch Strahlen verseuchten Menschenopfer den Appetit verschlägt", sagte der Mutlanger Volker Nick.
Der Darmstädter Physiker Uwe Reichert widersprach während des Besuches der Fastenden dem Argument von Test-Befürwortern, die Sicherung atomarer Abschreckung etwa gegenüber Aggressoren wie dem irakischen Herrscher Saddam Hussein funktioniere nur, wenn die Versuchsreihen fortgesetzt würden. Es gebe "genügend konventionelle Methoden", um Sicherheit und Einsatzbereitschaft der Atomwaffenarsenale zu kontrollieren. Die USA, so Reichert, könnten mit der Erklärung eines Atomteststopps "nur gewinnen", weil so verhindert werde, daß "Schwellen"-Staaten (also Länder, die kurz vor der Beherrschung der entsprechenden Technik stehen) Waffen entwickeln und erproben.
Hoffnung, ihrer Forderung mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, setzen die Mutlanger Fastenden auf einen Antrag der SPD-Bundestagsfraktion, in dem die "sofortige Einstellung aller Atomwaffentests" verlangt wird. Der Antrag wurde Ende Juni in die Bundestagsausschüsse überwiesen und wird im Herbst in zweiter und dritter Lesung im Parlament erörtert. SPD- und die CDU-Abgeordneten im Auswärtigen Ausschuß haben das von Frankreich und Rußland erklärte und bis Jahresende geltende Teststopp-Moratorium "begrüßt".
Die SPD will erreichen, daß sich die Bundesregierung für eine Wiederaufnahme der im Januar 1991 - mit Beginn des Golf-Krieges - unterbrochenen Atomtest-Konferenz einsetzt, an der die Unterzeichnerstaaten des Vertrages von 1963 über ein begrenztes Verbot von Atomwaffentests teilgenommen haben, der Versuche unter Wasser, in der Atmosphäre und im Weltraum verbietet. Die Verhandlungen sollten, so die SPD, in eine Deklaration über ein globales Atomtestverbot münden. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Uta Zapf sagte in Darmstadt, Atombombenversuche heizten die weitere qualitative Aufrüstung, also die Suche nach moderneren und effektiveren Nuklearwaffen, an.
Auf dem Campingplatz "Albatros" schafft der Sport Gemeinsamkeiten
Der unverkennbare Duft von Brathähnchen hängt in der Luft. Neben dem Grill plärrt der Fernsehapparat, in Katalan. Rund 200 Zuschauer hocken aufgereiht wie im Kino davor. Ein paar Schritte entfernt, neben dem Spielplatz, stehen drei völlig schwarz gekleidete japanische Mönche, mit exotischen Hüten auf dem Kopf und eigentümlichen Holzschlegeln in der Hand. Damit begleiten sie ihren feierlichen Sing-Sang. Neugierig bleiben ein paar Leute stehen. Die einen mit Duschgel und Handtuch, die anderen mit der Spülschüssel oder dem Federballspiel unterm Arm. "Mögen Sie die Olympischen Spiele alle gesund und munter genießen", steht auf dem Transparent, das die drei auf dem Boden ausgebreitet haben: Es wird schon etwas geboten in diesen Tagen auf dem Campingplatz "Albatros", einem der vielen neben der Autovia Barcelona-Castelldefels.
Beinahe beschämt hatte das Fremdenverkehrsamt die Campingplätze an der Hausküste Barcelonas, der Costa Daurada, als Ausweichquartiere für die Dauer der Spiele angeboten. Denn die Stadt, so hatte man ausgerechnet, würde bei weitem nicht genügend Hotelbetten auftreiben können, eigentlich übliche Unterkunft für Olympia-Gäste. Doch irgend jemand hat sich gewaltig verrechnet: Es gibt nämlich durchaus noch Zimmer und die Campingplätze rund um Barcelona sind leerer als zur selben Zeit im vorigen Jahr - 25 Prozent schätzt der Verband.
Viele "normale Touristen" bleiben einfach weg, abgeschreckt vom überall angekündigten Massenansturm und überteuerten Preisen. Kein Problem also, auf dem "Albatros" unterzukommen, vom ADAC-Führer als besonders empfehlenswert angepriesen. Die fünf Ringe machen auch dort alles teurer: Das halbe Hähnchen kostete im Juni noch 650 Peseten, das Olympia-Hähnchen ist 200 Peseten teurer. Eine vierköpfige Familie muß 75 Mark dafür bezahlen, daß sie sich während der Spiele auf eine Luftmatratze betten darf. Immerhin: Das weitläufige Gelände ist schön angelegt, bietet einen Swimming-Pool und viel Schatten.
Viele Deutsche sind hier und halten den Campingplatz in olympischer Hand. "Viva Barcelona 92", steht auf einem Campingbus aus Bremen, "Badischer Rothaus Fan-Club" ist auf einer liebevoll um zwei Bäume geschlungenen Fahne zu lesen. Daß sie auf einem Campingplatz und nicht in einem Hotelbett schlafen, stört die Fans aus Heidelberg und Mannheim, Oldenburg und Hamburg überhaupt nicht. Im Gegenteil. "Wir wollten gar nicht ins Hotel, beim Zelten ist man freier, es geht lockerer zu, und man ist doch schnell in Barcelona", sagt Rainer Tramp aus Köln. Doch eins wissen er und seine Frau schon jetzt: Hier bleiben sie nur, solange sie noch Eintrittskarten haben. "Über uns die Flieger, neben uns die Autobahn, der Strand dreckig, das Wasser verschmutzt." Nein, was das DER-Reisebüro für ein Pauschalarrangement verlangte, das war ihnen dann doch zu teuer. Also haben sich die beiden Mittdreißiger ein kleines, silbriges Iglu-Zelt gekauft, die Frauen daheimgelassen und sind ins Flugzeug gestiegen. Jetzt hocken sie vor ihrer Hundehütte, mit Videokamera und Fotoapparat, ohne Tisch und Stuhl, das Gesicht verbrannt von der Sonne, "aber voll begeistert".
Boris haben sie heute gesehen und Steffi. "Das ist mehr als ein Luxus-Hotelzimmer." Selbst wenn Boris draußen ist. Sogar Ben Johnson lief ihnen über den Weg, vor dem olympischen Dorf. Jetzt posiert Paul auf dem Erinnerungsfoto neben dem kanadischen Doping-Star. "Wir haben uns einfach danebengestellt." Seine Mütze, voll mit Olympia-Stickern, hat er dabei schön aufgelassen. "Den mit Cobi habe ich erst heute dazugekauft." Was können sie zu Hause nicht alles erzählen. Vom Segeln: "Der Prinz mit den Bodyguards vorneweg, wir mit dem Ausflugsdampfer hinterher. Doch dann: Flaute. Fast zwei Stunden waren wir draußen, haben nur geguckt, wie die Finnen, Dänen und Norweger vor Begeisterung fast ausrasteten, obwohl nichts passierte und das war's dann, auch lustig."
Olympia schafft Gemeinsamkeiten. Wer einen eigenen Fernsehapparat hat, gehört zum Campingadel und lädt gönnerhaft die Nachbarn in die zweite Reihe ein. Immer ist man auf der Suche: Wer weiß was. "Neben uns wohnen sogar zwei Ringer und ein Speerwerfer aus Finnland, aber die sind nicht mehr aktiv. Dafür trinken sie ganz schön viel", erzählt eine Frau. Und ein Stück weiter hinten campen Fans und Freunde von Karuso. Nicht dem Sänger. Oliver heißt er mit Vornamen und ist Gewichtheber aus Obrigheim, weiß die Zeltnachbarin: Sie wohnt, wie der starke Mann, auch am Neckar.
Einfach mit ihrem Wohnmobil drauflosgefahren sind Achim, Rosine und Steffen aus der Nähe von Ludwigsburg. Mit Hotelsuche haben sie erst gar nicht angefangen. "Selbst in der Jugendherberge wollten die 50 Mark. Die spinnen doch." Die erste Nacht haben sie am Plaza Espana verbracht, den Montjuic in Sichtweite. "Gräßlich. Neben uns ging eine Autosirene los, eineinhalb Stunden lang. Dann haben sie uns gleich noch das Fahrrad geklaut. Und ich Aug' in Aug' mit dem Dieb", sagt Achim. Dann doch lieber Campingplatz. Die Eintrittskarten haben sie erst in Barcelona gekauft, "ruck-zuck ging das". Tennis, Männerturnen, Segeln, Handball, Leichtathletik - "alles kein Problem". Fürs Schwimmen allerdings haben sie auf dem Schwarzmarkt 160 Mark pro Karte hingelegt, "aber das war sensationell".
Geballt marschieren 28 T-Shirt-Träger jeden Alters auf den Campingplatz. Es ist eine halbe Stunde vor Mitternacht. Abgehetzt haben sie sich, um den letzten Bus noch zu erwischen. "Rossi for Gold" steht auf ihrem Rücken, auf der Brust pappt ein Rossi-Button. Wer ist Rossi? Na, Jörg Roßkopf, hoffnungsvoller Medaillen-Anwärter im Tischtennis aus Münster bei Dieburg. Alle gehören zu seinem Verein, der Campingplatz ist sozusagen Rossi- Fanclub-Basislager. "Wir haben hier wechselnde Besetzung." Alle wollen ihren Jörg anfeuern, Mutter und Vater mittendrin. Jetzt haben sie nur Durst. Morgen früh geht's wieder los. "Dann wollen wir endlich eine Medaille sehen. Das fehlt uns noch." Mittlerweile hat auch das geklappt.
Der TV Miesenheim, das heißt ein kleiner Teil davon, wird sich diesen Wunsch nicht erfüllen können. Bitterlich beklagen sie sich darüber, daß das DERReisebüro ihnen so miese Karten fürs Turnen zugeschickt hat. Nur die oberen Ränge und keine Finals.
Die schauen sie sich jetzt gebannt im Fernsehen an. Wie daheim. Die Spitzendecke auf dem Campingtisch strahlt blütenfrisch. "Aber hier ist man näher dran und kann sich besser reinversetzen, weil man die Halle wenigstens gesehen hat", sagt Nicole, immerhin sechste bei der deutschen Schülermeisterschaft im Bodenturnen.NICOLE SCHMIDT
"Manche müssen eben zu ihrem Glück gezwungen werden", sagte Petra Roßner nach ihrem Triumph im olympischen Verfolgungsfahren dem ARD-Reporter ins Mikrophon. Der wußte mit diesem Spruch nicht viel anzufangen. Wie sollte er auch? Die Vorgeschichte war geheime Kommandosache zwischen Bundestrainer Wolfgang Oehme und dem Goldmädchen, das aus Leipzig stammt, bei Stuttgart lebt und für Köln-Worringen startet.
Sie tanzte auf zwei Hochzeiten, bevorzugte das Straßenrennen, und im Kader von Frauen-Bundestrainer Klaus Jördens hatte die starke Persönlichkeit Petra Roßner alle Freiheiten.
Bahntrainer Wolfgang Oehme dagegen sah ihre Entwicklung sehr kritisch. Zu den meisten seiner Lehrgänge und Überprüfungen der Bahnleistungen kam sie nicht. Mal war sie krank, mal fuhr sie eine Etappenfahrt, mal hielt ihr Studium der Ernährungswissenschaft sie ab.
Auch für den Weltcup in Hyères, wo sie die internationale Konkurrenz noch einmal getroffen hätte, sagte sie kurzfristig ab. Das ärgerte die Bahnfahrer, denn ohne ihre Punkte ging der Cup verloren.
Und danach sagte ihr Oehme klipp und klar: "Du muß dich für Olympia qualifizieren!" Er setzte eine Qualifikationszeit an. Petra Roßner gewann zwar spielend die deutsche Meisterschaft in München, aber die geforderte Zeit von 4:50 Minuten fuhr sie nicht.
Oehme hörte zwar rundum Kritik: "Du kannst doch die Weltmeisterin nicht zu Hause lassen!", aber er blieb stur. Petra Roßner setzte sich aufs Bahnrad, arbeitete an der Trittgeschwindigkeit, fuhr in Stuttgart, wo extra für sie die Hallenbahn geöffnet wurde, die geforderte Qualifikationszeit und bekam dann die Fahrkarte fürs Verfolgungsfahren. "Lieber hätte ich im Straßenrennen gewonnen", sagte sie zwar, ehe sie zugab, zu ihrem Glück gezwungen worden zu sein.
Und wie recht Oehme hatte, sie so zu fordern, zeigt sich am Beispiel der Jeannie Longo. Die "unschlagbare" Französin (zweite im Straßenrennen) glaubte, so nebenbei das Verfolgerturnier angehen zu können, und war felsenfest überzeugt, es auch zu gewinnen. Vor zwei Jahren hatte sie ja noch in Lyon im WM-Finale gegen Petra Roßner gesiegt, und im Vorjahr meinten viele, Petra Roßner wäre in Stuttgart nicht Weltmeisterin geworden, wenn die exzentrische Jeannie Longo nach einem Krach mit ihrem nationalen Verband nicht auf den Start verzichtet hätte. Doch jetzt war die Longo nur sechste der Qualifikation (Petra Roßner war zweite), verlor im Viertelfinale gegen Rebecca Twigg aus den USA und war draußen.
So wäre es Petra Roßner ohne Oehmes drastische Forderungen vielleicht auch ergangen. So aber begeisterte sie schließlich im Finale, als sie aus fast aussichtsloser Position einen großen Rückstand wettmachte und Kathy Watt aus Australien noch bezwang. Aus dem Sorgenkind war das Goldmädchen geworden. Gezwungenermaßen. HELMER BOELSEN
NORDEND. Eine "verbesserte Information" bei Verkehrsberuhigungsmaßnahmen verlangt die CDU im Ortsbeirat 3 (Nordend). In ihrem Antrag fordert die CDU, daß Pläne mit der neuen Verkehrsführung künftig früher an die betroffenen Anwohner verteilt werden sollen. Außerdem sollten auch Haushalte, die an die jeweiligen Tempo-30-Gebiete angrenzen, diese Pläne erhalten. Der Antrag wird in der Sitzung des Ortsbeirates am heutigen Donnerstag, 6. August, um 19 Uhr im Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstraße 17, beraten.
Auf der Tagesordnung stehen außerdem zwei Anträge zur Umgestaltung der Friedberger Landstraße (die Stadtteil-Rundschau berichtete mehrfach).
Eine veränderte Verkehrsführung in der Fichardstraße, Finkenhofstraße und dem Bornwiesenweg steht ebenfalls zur Diskussion. Ein CDU-Antrag macht verschiedene Vorschläge, wie "die Bürger des Nordends vor Straßenkriminalität geschützt" werden sollen.
Weiterhin wird an dem Abend ein Vertreter des Senckenberg-Institutes über die Ergebnisse der Biotop-Kartierung berichten, und der Jugendbeauftragte der Polizei, Manfred Bauer, stellt das neue Vorbeugungskonzept gegen Jugendkriminalität vor. rea
Es war einmal ein Schlagzeuger, der wollte uns mit populären orientalischen Klängen den Sonntagmorgen verschönern. Dazu hatte er seine Freunde eingeladen und sein monströses Set aufgebaut. Ja, richtig: Ein europäisches Schlagzeug ohne Gongs und orientalischen Percussionsteilen. Beim Kollegen Trilok Gurtu sieht das ganz anders aus: Er hockt im Schneidersitz an seinen Trommeln. Aber Peter Giger ist nun mal Schweizer.
Statt des angekündigten Percussionisten Mesut Ali hat Giger zwei Mitglieder seiner "Family Of Percussion" (in der auch schon Gurtu brillierte) mitgebracht, die sich stets im Hintergrund halten: Tom Nicholas und Mustafa. Daß Giger die polyrhythmische Spielweise beherrscht und keine Probleme mit den vertrackten Achteltakten (6/8 bis 9/8) hat, ist bekannt. Aber seine Spielweise ist und bleibt europäisch. Seine Soli klingen zu bemüht, die Leichtigkeit eines Trilok Gurtu fehlt.
Türkische Folklore, vermischt mit europäischer und amerikanischer Jazzmusik. Duke Ellington in orientalischer Verpackung ("Caravan"). Ein Märchen aus Tausend und einer Nacht? Peter Giger ist kein Märchenonkel, der die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer fesseln kann. Er nimmt es mit den Ansagen nicht so genau: Eine "Oriental-irgendwas-Band" hat er zusammengestellt, nuschelt er ins Mikrofon. Zum Glück sind die Instrumente bis auf die Oud besser ausgesteuert. Das Saiteninstrument klingt jedoch zunächst "wie ein unscharfes Messer", merkt Oud- Spieler Yulyus Golombeck an.
Flötist Hakki Ok spielt eine sensible Weise, Gerd Dudek übernimmt am Sopranino-Saxophon und fertig ist die orientalische Fusion mit groovigem Rhythmus. Ach bewege sich doch jetzt eine Bauchtänzerin auf der Bühne! Aber wir befinden uns nicht im Märchen, sondern im brütend warmen Innenhof des Historischen Museums. Immerhin: Die Enge erinnert an einen türkischen Basar. Der Markt floriert: Gerippte Gläser werden herumgetragen, während für einen Titel nur das Trio Mustafa , Hakki Ok und Golombek auf der Bühne steht. Die leisen Titel der "Connection" sind die überzeugendsten: Hakki Oks Flöten zusammen mit Oud und Percussion klingen märchenhaft homogen. Und Vitold E. Rek (Kontrabaß) und Gerd Dudek (Saxophone) liefern überzeugende Soli ab. STEFAN MÜLLER
Der TV Gelnhausen (2. Handball-Bundesliga) unterlag zur Saisoneröffnung 92/93 in einem Vorbereitungsspiel dem Erstligisten TV Niederwürzbach mit 20:23 (10:14) Toren. Mannschaftskapitän Martin Coors (6), Gabriel Marian, Thomas Grimm und Neuzugang Karsten Krüger (je 3) waren vor 150 Zuschauern die erfolgreichsten Werfer beim TVG, der bis auf Knut Schaeffter (Schulterverletzung) komplett war.
Die Saarländer, die auf ihren schwedischen Star Staffan Olsson (derzeit mit den Skandinaviern in Barcelona im Einsatz) sowie auf Kalbitz und Bohrmann verzichten mußten, hatten in Frank Schmitt (6), Jürgen Hartz (5/1) sowie dem letztjährigen Gelnhäuser Torschützenkönig Marek Kordowiecki (4/2) ihre treffsichersten Akteure. hdp
Was will die Union eigentlich? Diese Frage stellt sich mit jedem Tag mehr, mit dem die Konsequenzen einer einstweiligen Anordnung aus Karlsruhe deutlich werden. Einerseits wird der neue Paragraph 218 von den klagenden Unionsabgeordneten für so verheerend gehalten, daß er keinesfalls in Kraft treten darf. Im Osten kann das gleiche Gesetz jedoch vorläufig gelten. Zudem stellt sich nun noch heraus, daß im Westen lebende Frauen die Fristenregelung im Beitrittsgebiet nutzen können. Die CDU/CSU- Bundestagsfraktion hat dem im Einigungsvertrag selbst zugestimmt.
Wenn es für die Union aber erträglich ist, daß in einem Teil Deutschlands die Fristenregelung mit Beratungspflicht erst einmal gilt, wenn sie es sogar hinnimmt, daß westdeutsche Frauen in das Beitrittsgebiet fahren und dort Abbrüche straflos durchführen lassen dürfen, worin liegt dann noch der Sinn, das Gesetz im Westen vorläufig zu stoppen? Juristisch mag man das begründen können, überzeugen wird das niemanden mehr.
Schließlich haben die 241 Abgeordneten bis heute nur behauptet, jedoch nie begründet, wieso die Fristenregelung mit Beratungspflicht zu mehr Schwangerschaftsabbrüchen führen wird. Das böse Wort vom "Abtreibungsschub" ist schlichte Propaganda. Das Gericht läuft Gefahr, seine Autorität in der Bevölkerung zu verspielen, wenn es dem Antrag der Union folgt. ukn (Karlsruhe)
Exakt sechs Wochen vor dem Rundenstart in der Zweiten Handball-Bundesliga (12. September bei der TSG Oßweil) zeigte sich der TV Gelnhausen im Saisoneröffnungsspiel gegen den Erst- Bundesligisten TV Niederwürzbach von seiner guten Seite. Das Ergebnis (20:23) war für beide Seiten zufriedenstellend, wenngleich im jetzigen Stadium zweitrangig. "Wir hatten zum ersten Mal in unserer knallharten Vorbereitung (zwei Einheiten pro Tag) einen Ball in der Hand", konstatierte der letztjährige Torschützenkönig der Zweiten Bundesliga, Marek Kordowiecki. Der Ex-Gelnhäuser, der jetzt im saarländischen Homburg eine neue Heimat gefunden hat, kam an seiner alten Wirkungsstätte nur im ersten Abschnitt zum Einsatz, konnte seinen letztjährigen Mannschaftskameraden Helge Bretschneider viermal überwinden. "Das Vorbereitungsprogramm in Niederwürzbach ist wesentlich härter. Zudem habe ich mich selbst noch fit gemacht", spricht der ehemalige polnische Nationalspieler von einer Tortur. "Der Marek ist eine wichtige Größe für uns. Die Niederwürzbacher werden noch viel Freude an ihm haben", verteilte Lommel Vorschußlorbeeren an den Drehwurf- Künstler.
Die TVG-Fans - trotz tropischer Temperaturen waren etwa 130 gekommen - freuten sich mit (und über) Kordowiecki, ihr Hauptaugenmerk galt jedoch den "eigenen Neuverpflichtungen". Was haben die Handballfreunde aus dem Main-Kinzig-Kreis demnach zu erwarten? Fest steht: Ein "Künstler" wie Marek Kordowiecki ist nicht dabei. "Das Eröffnungsspiel gegen einen höherklassigen Gegner hat gezeigt, worauf wir bei den Neuverpflichtungen Wert gelegt haben. Unser Manko war nämlich die Abwehrarbeit. Diese hat mich besonders nach dem Wechsel (nur neun Gegentore) überzeugt", zollte Dotzauer besonders Karsten Krüger und Ralph Gyöngyösi ein Lob. Der Ex-Hüttenberger Krüger warf zudem drei Tore, Gyöngyösi war - ebenso wie Dariusz Maslanka - zweimal erfolgreich. Mehr Eingewöhungsprobleme, aber auch weniger Spielanteile hatte der aus Nieder-Roden kommenden Axel Mayer zu verzeichnen, während einer den Eindruck hinterließ, als ob es niemals eine einjährige Zwangspause gegeben hätte: Der frischvermählte Thomas "Atze" Grimm. Mit drei Treffern von der linken Außenposition deutete der Berliner an, daß er durchaus auch einen Marek Kordowiecki vergessen lassen kann.
Die erste Nagelprobe zeigte, daß dieser TVG im Kollektiv stärker als mit Klotz und Kordowiecki sein dürfte und mit Martin Coors ein erfahrener Spieler noch mehr das Kommando geben wird. Coors kann durchaus im Rückraum die zentrale Rolle übernehmen, sich möglicherweise mit Gabriel Marian abwechseln. Zumal rechts Stefan Seidel und links Dariusz Maslanka adäquate Nebenleute darstellen sollten. Ein Gerangel (endlich aber auch eine Alternative für den Trainer) dürfte es am Kreis zwischen Knut Schaeffter und Karsten Krüger geben. Schaeffter fällt noch zirka acht Tage wegen seiner Schulterblessur aus, will jedoch seine Position nicht kampflos preisgeben. Großes Talent verriet Ralph Gyöngyösi, dessen Vater Ungar ist.
Eine Frage wurde nicht beantwortet: Wer wird die Nummer eins zwischen den Pfosten? Von der Gegentrefferzahl her hatte Martin Malik (9) Vorteile gegenüber Helge Bretschneider (14). Ein Problem dürfte es dennoch nicht geben, für den Notfall steht der 41 Jahre alte Uli Schaus immer noch zur Verfügung.
Eine Neuerung in der TVG-Szene: Für 1000 Mark gibt es jetzt eine VIP- Karte, für 300 Mark eine Förderkarte, für 175 Mark eine Super-Dauerkarte - berechtigt zum Eintritt in der Zweiten Bundesliga, der Ersten Bezirksliga (zweite Männer), Zweiten Bezirksliga (Frauen) und in der Oberliga (männliche B-Jugend) - sowie für 130 Mark die übliche Dauerkarte für die Heimspiele der Zweiten Bundesliga. Der ermäßigte Satz (für Jugendliche, Rentner etc.) beträgt für die Super-Dauerkarte 110 Mark und für das Bundesliga-Abonnement 90 Mark. Die Tageskarte kostet jetzt allerdings 15 Mark, wird im Vorverkauf jedoch für 13 Mark angeboten. "Wir haben bis jetzt 220 Dauerkarten verkauft, die Option auf den bisherigen Sitzplatz gilt nur noch bis zum Ende dieser Woche", stellte der neue Geschäftsführer Thomas Schmidt fest.
Die nächsten Testspiele stehen im Rahmen des Turniers in Langgöns am Donnerstag (19.15 Uhr) gegen den TV Lützellinden sowie gegen den TV Holzheim (20.30 Uhr) auf dem Plan. HANS-DIETER PUTH
STEINBACH. Aus Küche und Keller frisch auf den Flohmarkt: Angesichts der Töpfe und Pfannen, Geschirr und Gläser, Besteck und (gefüllten) Einkochgläser auf den Verkaufstischen drängte sich dieses Motto geradezu auf. Haushaltsgerät im Überfluß, und alles noch brauchbar - allenfalls ein bißchen nostalgisch -, bestimmte beim Steinbacher Flohmarkt das Angebot, dicht gefolgt von Kleidung und Spielzeug. Das Geschäft florierte, die Kochtöpfe und Kaffeetassen wechselten schnell den Besitzer. Nach flüchtiger Kontrolle - schließlich kannten sich Käufer und Händler meistens. Und wenn der "Herr" in Ordnung ist, da kann das "Gescherr" nicht schlecht sein . . .
Bei den Preisen allerdings war der Vertrauensbonus verbraucht: Es wurde gehandelt und gefeilscht, aber das gehört beim Steinbacher Flohmarkt dazu. Genau wie die Musik. Denn wenn die Steinbacher Flohmarkt sagen, meinen sie auch das Konzert am Rathaus unter den Linden, wo sich der gesellige Teil des Sonntagvormittags abspielte. "Rosie' Crazy Washboard-Band" traf am hellen sonnigen Morgen ins Schwarze. Skifflemusik auf dem Waschbrett. Alte Jazztöne, die zum Flohmarkt paßten. Wie Bier und Apfelwein, die Feuerwehr und CD-Funker in unermüdlichem Einsatz zapften: Schließlich war Frühschoppen-Time, und dem Angebot konnte sich keiner entziehen, auch wenn die Markt-Flöhe ihn nicht interessierten. Für die trinkfeste "Unterlage" sorgten Grillwürste. Den Köchen stand der Schweiß auf der Stirn, weil das Grillfeuer nicht so schnell röstete, wie die Hungrigen es wünschen.
Zwischen den Verkaufstischen zog ein Drehorgelmann seine Runden, ab und zu traf er den bunten Ballonverkäufer, der dem Flohmarkt zusätzliche Farbtupfer verlieh. Die Kinder konnten beim Mitmach-Zirkus Tomasi ihr Talent beweisen, wenn sie vom Herumstöbern in alten Comics und Schallplatten genug hatten. Oder der Zauberer und Jongleur Bela Kiss zeigte ihnen seine Kunststücke.
Am Feuerwehrgerätehaus stand eine Kutsche für die Besucher mit marktmüden Füßen: Die Kerbeburschen hatten Pferde davorgespannt und luden zur gemächlichen Rundfahrt durch Steinbach ein.
Einmal im Jahr blasen (diesmal unterstützt von den Jagdhornbläsern der Steinbacher Schützen) Magistrat und Vereinsring zum Flohmarkt und Rathauskonzert. Am vergangenen Sonntag müssen (fast) alle Steinbacher dem Ruf gefolgt sein - es herrschte ein verkaufsförderndes Gedränge zwischen den Ständen, und auch im Schatten der Linden war kein Platz mehr frei. nau
Kleine FR
Gottesdienst zur Einschulung RONNEBURG. Alle Kinder, die am morgigen Dienstag, 4. August, erstmals in die Schule gehen, sind mit Eltern und Verwandten zum Gottesdienst eingeladen, der um 9 Uhr in der evangelischen Kirche im Ortsteil Hüttengesäß stattfindet. Die "Zuckertüten" dürfen mitgebracht werden. Polizei sucht VW Golf NIEDERDORFELDEN. Die Polizei fahndet nach einem grauen VW Golf (älteres Modell), Kennzeichen HU-W (?), mit dem in der Nacht zum Sonntag gegen 3.30 Uhr in Niederdorfelden im Altenburgring/Ecke Ahornweg ein geparktes Auto beschädigt wurde. Sommerfest im Freizeittreff HANAU. Zu seinem Sommerfest lädt der Freizeittreff Prolo im Stadtteil Wolfgang für Sonntag, 9. August, ein. Um 14 Uhr beginnt die Veranstaltung für Kinder, Erwachsene und Senioren in der Lehrhöferstraße 47.
Bitte überprüft mal den Inhalts-Kasten, ist auf acht Seiten zusammengestümmelt.
noch alles richtig? Danke Günther Scherf
Chiles Präsident Patricio Aylwin rechtfertigte die Abschiebung des ehemaligen SED-Chefs aus der chilenischen Botschaft in Moskau. Er widersprach damit seinem Außenminister Enrique Silva, der erklärt hatte, Honecker habe "bis zur allerletzten Minute" Gastrecht genossen. Die in der Regierung vertretenen Sozialisten und die oppositionellen Kommunisten verlangten eine Aufklärung über die Umstände der Honecker-Ausreise. Außenminister Silva soll am Mittwoch vor der Abgeordnetenkammer Bericht über die Affäre erstatten. Honecker genießt insbesondere in der chilenischen Linken noch immer hohes Ansehen, da während der Militärdiktatur Augusto Pinochets viele chilenische Oppositionelle in der DDR aufgenommen worden waren.
Margot Honecker war am späten Freitag abend nach fast 30stündigem Flug in Santiago de Chile eingetroffen, wo sie ihre Tochter Sonja besucht. Sie wurde auf dem Flughafen von Dutzenden von Menschen mit DDR-Fahnen begrüßt. Wie die Berliner Zeitung Sonntagspost schrieb, liege für Margot Honecker ein Asylangebot aus Kuba vor. Zyperns Kommunisten und Mitglieder der in Rußland verbotenen KPdSU verurteilten die Abschiebung und verlangten die Freilassung Honeckers.
Der einstige DDR-Staatschef und seine Ehefrau fordern nach Informationen der Zeitung über ihre Anwälte die Freigabe ihrer persönlichen Konten bei einer Bank in Berlin. Im Fall der Freigabe könnte das Ehepaar Honecker über insgesamt 280 000 Mark verfügen, berichtet das Blatt. Die Konten waren von der Staatsanwaltschaft gesperrt worden, als Honecker sich auf der Flucht vor der deutschen Justiz befand.
David Behlil war der gefeierte Mann des Tages. Eine Minute vor Schluß schnappte er sich im Durcheinander den Ball und drosch ihn zum Siegtreffer ein, ehe die weiße Weste der Kickers ihren ersten Fleck bekam. Ein Unentschieden wäre für die Bürstädter zwar nicht unverdient gewesen, und Kickers-Trainer Lothar Buchmann sprach in der Pressekonferenz auch von einem glücklichen Siegtreffer. Doch der Kickers-Sieg ging aufgrund der zweiten Halbzeit, in der Offenbach eindeutig dominierte, in Ordnung.
Hektisch und unkonzentriert rannten die Gastgeber vor der Pause gegen die stabile Bürstädter Abwehr an. Rüppel kam am Ex-Offenbacher Joachim Eichhorn nicht vorbei, und Behlil erging es gegen Müller nicht besser. Pech kam noch dazu, als der aufgerückte Manndekker Albert mit einem Kopfball nur den Pfosten traf (17.). Eine Minute später ging Kutzop nach vorne und servierte dem mitgelaufenen Hartmann, bester Mann im Mittelfeld, den Ball so akkurat, daß dessen harter Schuß, durch alle Beine hindurch, im Tor landete. Doch nur sechzig Sekunden später setzte der laufstarke Gräf eine Flanke genau auf den Kopf von Foale, und Keffel hatte keine Abwehrchance. Und der Schrecken für den Offenbacher Anhang ging weiter. Nach dem ersten Eckball für die Gäste verwertete Foale einen Paß von Glaser zum Bürstädter Führungstor. Kurz zuvor hatte Hartmann, der immer mehr die Rolle des Spielmachers übernahm, mit einem mächtigen Schuß nur die Unterkante der Latte getroffen.
Nach der Pause bestimmten die Offenbacher klar das Geschehen, spielten schneller und konzentrierter. Bürstadts einzige Möglichkeit hatte der flinke Knut Hahn. Hartmann gelang nach einem Querpaß von Rüppel der Ausgleich. Als dann Zekmanov den im Mittelfeld nicht überzeugenden Figas ablöste und Wolf für den glücklosen Babicic kam, folgte der Endspurt.
Die hochmotivierten Bürstädter agierten schnell und kämpferisch und hatten in Gräf, Gronbach, Ramadani, Hahn und Foale sowie Libero Vukadinovic ihre stärksten Spieler. HEINZ BERZ
Offenbach: Keffel; Kutzop, Albert (66. Wolf), Schummer, Hartmann, Gramminger, Schneider, Babicic, Rüppel, Figas (66. Zekmanov), Behlil.
Bürstadt: Schäfer; Vukadinovic, Müller, Eichhorn, Gräf (61. Franck), Gronbach, Ramadani, Glaser (75. Schlösser), Hahn, Foale, Kar.
Tore: 1:0 Hartmann (18.), 1:1 Foale (19.), 1:2 Foale (31.), 2:2 Hartmann (51.), 3:2 Behlil (89.).
Schiedsrichter: Ondraschick (Homberg/Ohm). Zuschauer: 2600.
So unerwartet der Olympiasieg von Gail Devers über 100 Meter gekommen war, so seltsam geriet der Auftritt der 25jährigen Sprinterin aus Kalifornien auf der obligatorischen Pressekonferenz der Medaillengewinnerinnen, auf der sie von Juliet Cuthbert (Jamaika), die zweite, und Irina Priwalowa (GUS), die dritte geworden war, eingerahmt wurde.
Wie nicht anders zu erwarten, sollte Gail Devers etwas zu ihrer Krankheit sagen, eine Schilddrüsen-Infektion, die nicht nur ein sportliches Leben 1989 und 1990 verhindert hatte, sondern gar fast die Amputation beider Füße zur Folge gehabt hätte. Vor der Krankheit gehörte Devers zu den besten Sprinterinnen und Hürdensprinterinnen der USA, nach ihrer Genesung war sie bei den Weltmeisterschaften 1991 in Tokio zweite im Finale über 100 Meter Hürden geworden.
Mit geradezu masochistischem Genuß breitete nun die Frau ihre Leidensgeschichte aus, berichtete so en detail von ihren Beschwerden, daß Irina Priwalowa und Juliet Cuthbert indigniert zur Seite schauten und nicht zu wissen schienen, was sie von den Geschichten halten sollten.
Entweder hatte Gail Devers im Sinn, Fragen abblocken zu wollen, oder sie realisierte nicht, wo sie war: Jedenfalls redete sie ohne Unterlaß über die überstandenen Gebrechen und Behandlungsmethoden und ließ keine noch so unappetitliche Einzelheit aus.
Ganze Passagen klangen wie auswendig gelernt, als würde sie ihre Sätze vom Teleprompter ablesen. Höchstens, daß sie sich mit einem affektierten Lachen hin und wieder selbst unterbrach. Plötzlich, ohne Angabe von Gründen, verschwand die Frau, die Soziologie studiert und als Trainerin an der Universität von Kalifornien in Los Angeles arbeitet, aus der Pressekonferenz.
Nach einiger Zeit erschien sie wieder; ihr Trainer habe sie darum gebeten, aber sie bleibe nur noch eine Viertelstunde. Ihr Trainer heißt Bob Kersee, Mann und Coach von Siebenkampfweltrekordlerin Jackie Joyner-Kersee und auch beteiligt daran, daß die Sprinterin Florence Griffith-Joyner zum Ende ihrer Karriere unerklärlich unwahrscheinlich schnell geworden war und Weltrekorde außerordentlicher Güte über 100 und 200 Meter aufgestellt hatte. Gerüchte, daß Kersee nicht allein der Trainingswissenschaft vertraut, halten sich hartnäckig.
Nachdem ein Journalist die Olympia-Siegerin auf die Verdächtigung der medaillenlos gebliebenen Favoritin Gwen Torrence, zwei der drei Medaillengewinnerinnen seien nicht sauber, angesprochen hatte, schoß Kersee, den niemand um eine Stellungnahme gebeten hatte, nach vorn und sagte, er sei das ewige Doping-Gerede leid. Wer immer behaupte, Gail Devers sei gedopt, der könne ihn mal am Arsch lecken.
Trainer Kersee, dem Gail Devers nach ihrem Sieg im Stadion als erstem in die Arme gefallen war, benahm sich nicht weniger merkwürdig als seine Athletin, die bald nach dem Ausbruch ihres Trainers auf die Uhr schaute, mitteilte, daß 15 Minuten um seien und sie nun wie angekündigt gehe.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
BORNHEIM. Das Merkblatt "Umweltfreundliche Veranstaltungen durch Abfallvermeidung" des städtischen Amts für Abfallwirtschaft stiftete im Vorstand der "Bernemer Kerwegesellschaft" Verwirrung. "Man könnte meinen, daß die uns die Kerb verbieten wollen", war eine der ersten Reaktionen von Kerwepräsident Horst Fuß. Hauptsächlich geht es um den "Bernemer Mittwoch" als Abschluß der Kerb, der immer mehr ausufert. Die Straßen sind inzwischen überfüllt, Gastwirte breiten sich über Gebühr aus. Auf der Festmeile ist fast kein Durchkommen mehr - schon gar nicht für Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge.
Zweimal saßen die am "Bernemer Mittwoch" Beteiligten deshalb zusammen. Auf der einen Seite standen Empfehlungen zur Abfallvermeidung, auf der anderen Auflagen durch das Ordnungsamt, unter anderem Mehrweg-Geschirr und Gläser statt Pappbecher zu verwenden. "Ist doch eigentlich nicht schwer zu verstehen", meinte der Bornheimer Vereinsringvorsitzende Bernhard Ochs nach längerer Diskussion. Die Stadt wolle weder das Fest verbieten, noch stünden andere unzumutbare Forderungen im Raum.
Ochs war von der Kerwegesellschaft gebeten worden, sich sachkundig zu machen und bei einer weiteren Zusammenkunft zu berichten. Daraufhin nahm er Verbindung auf zu Manfred Morgenstern, dem Leiter des Amtes für Abfallwirtschaft, zum Umweltdezernenten Tom Koenigs und zum Vereinsring Höchst. Die Höchster nämlich praktizierten die jetzt für Bornheim empfohlene Abfallvermeidung beim Schloßfest. "Dort hat sich manches bestens bewährt", berichtete Ochs nach einem Gespräch mit seinem Höchster Kollegen Klaus-Dieter Kilp. Beim Schloßfest hätten sich die Spülmobile der Stadt als äußerst nützlich erwiesen. Außerdem wurden Bratwurst, Thüringer oder Bockwurst nach "Hot- Dog-Art" verkauft: Die Wurst wird im Brötchen eingeklemmt und mit einer Serviette gereicht. An Stelle von Einweggeschirr gebe es Pfandbecher oder auch Behältnisse, die man sogar mitessen kann. Ochs demonstrierte dies als "Voresser" und verspeiste mit sichtlichem Genuß ein aus Mais hergestelltes Schälchen. "Man kann diese Schälchen auch wegwerfen, sie verrotten ja".
Die Konsequenz für die Kerwegesellschaft: Es soll nach den Empfehlungen und Auflagen verfahren werden. Für den Festzug sind die Vereine aufgerufen, weniger Bonbons und anderes von den Wagen zu werfen. Die Entsorgung gehe nämlich zu Lasten des Vereins, da die Stadt nach dem Zug eine Firma mit der Straßenreinigung beauftragt. "Wir bekommen die Rechnung präsentiert", so Kerwepräsident Horst Fuß. Beim "Bernemer Mittwoch" wird ein Glaspfand eingeführt: Fünf Mark für ein Bierglas, zwei Mark für das Ebbelweiglas, und drei Mark für alle anderen Gläser.
Stände und Garnituren dürfen nicht mehr zu weit in der Straße stehen, das Aufstellen der Tisch-Bänke-Garnituren soll auf fünf je Anbieter begrenzt werden. Dies gelte für alle, auch für die Gastwirte. Manche Fragen blieben strittig und sollen nach der Kerb in Gesprächen mit dem Vereinsring neu behandelt werden. So viel aber steht fest, wie es Umweltdezernent Tom Koenigs für die Bernemer in Mundart formulierte: "Mir wolle Ihne Ihr Kerb doch net verbiete." dixi
Kurze
Chapuisat Bundesliga-"Super-Profi" Der Schweizer Fußball-Nationalspieler Stephane Chapuisat von Borussia Dortmund ist der "Superprofi" der deutschen Bundesliga. Das ergab eine Untersuchung, die von der Fachzeitung "Kicker- Sportmagazin" unter 356 Profis durchgeführt wurde. In den zehn Kriterien, in denen alle Spieler nach ihren Leistungen und ihr Auftreten im spiel und außerhalb des Spielfeldes untersucht und bewertet wurden, setzte sich der Dortmunder Torjäger knapp vor dem Torhüter Eike Immel vom deutschen Meister VfB Stuttgart durch. Zwei Bebeto-Tore gegen Mexiko Die Verantwortlichen von Borussia Dortmund dürften sich erneut ärgern: Der brasilianische Fußballstar Bebeto, dessen Wechsel in die Bundesliga geplatzt ist, spielte beim 5:0 (4:0)-Sieg des dreimaligen Weltmeisters bei einem Turnier in Los Angeles gegen Mexiko ganz groß auf. Der Stürmer erzielte zwei Tore und bereitete einen weiteren Treffer vor. Lineker bei Japanpremiere umjubelt Englands Fußballidol Gary Lineker war bei seiner Japanpremiere umjubelt. Frenetischer Beifall der 30 000 Zuschauer bei jeder Ballberührung begleitete den ersten Einsatz des englischen Nationalstürmers für seinen neuen Klub Gramus Eight Nagoya beim 1:1 gegen Corinthians São Paulo. Lineker, Torschützenkönig der WM-Endrunde 1986 in Mexiko, wurde in der 40. Minute eingewechselt. Hessen bleibt Vizetitel Die Auswahlmannschaft von Baden- Württemberg gewann die 27. Auflage des alljährlichen Schülerlagers des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der Sportschule Duisburg-Wedau. Das Team von Trainer Thomas Albeck blieb in fünf Spielen unbesiegt und spielte nur einmal Remis. Auf Rang zwei landete die Auswahl Hessens vor Bayern.
Die beiden Männer tragen ihre wertvollen Koffer an einen Tisch. Nervöse Blicke über die Schulter. Konspiration? Der Voyeur erhascht Wortfetzen: "Regent A 7 taugt nichts . . . mit MBR triffst du besser, vielleicht RTL".
Oh je, ein Attentat auf einen Politiker, Waffengeschäfte exklusiv ans Fernsehen verkauft? Da kommt auch schon der Kameramann. Ein Komplott hier in Darmstadt-Arheilgen auf einer Miniaturgolfbahn? Die Phantasie lebt auf.
Die haben manche Hersteller und deshalb geht es um Golfbälle und Gummi- Mischungen. Der Ball machts eben beim Kleingolf, und wer Erfolg haben will, muß sich in dem Sortiment von über 1000(!) Bällen auskennen, sonst schlägt er hinterher. Zumal, wenn sich die Besten wie an Wochenende zu ihren deutschen Meisterschaften treffen.
Die strategische Bedeutung des Gummis hat der Urlaubsbahnengolfer mit dem Handikap 53 immer total vernachlässigt. Wahrscheinlich deshalb verfehlte er mit Millionen anderen Spielern die Hindernisse, suchte den Ball im Gebüsch, beschädigte die Spielfläche und versagte beim Zehn-Zentimeter-Putt kläglich.
Aber nicht nur deshalb. Nein, auch die Wahrnehmung, Sport zu betreiben, fehlte. Wahrnehmungen verändern sich. Die über 100 Männer und Frauen, die sich hier zur Endrunde um die deutsche Meisterschaft eingefunden hatten, zeigten beeindruckend, was Konzentration und Perfektion ist.
Beispiel: Der amtierende Europameister Walter Erlbruch aus Hardenberg, 22 Jahre alt: Bahn 1: As, Bahn 2: As, Bahn 3: As und so weiter und so weiter. Zweimal gelang Erlbruch das Kunststück, auf den 18 Bahnen nur 18 Schläge zu benötigen. Seine anderen Rundenergebnisse bei den Titelkämpfen: 19, 22, 21, 22, 19, 22, 21, 19, 22, 23, 20, 21, 19. Der Neider würde am liebsten nachmessen, ob die Bälle nicht automatisch ins Loch fallen. Wie ein Strudel saugt das Loch die grünen, roten und wie auch immer gefärbten Bälle an. Mit innerlicher Häme wird der Fehlschlag aus der sechsten Bahn registriert.
Was seine Schlagzahl in diesem Durchgang auf 20 erhöht. Erlbruch hat Akribie für alle 25 möglichen Hindernisformen. Jeweils zwölf sind für jede der Miniaturgolfanlagen vorgeschrieben. Wie die sperrige Welt auf den jeweils sechseinhalb Meter langen Eternitbahnen auszusehen hat, hält ein 200 Seiten dickes Regelwerk des Deutschen Bahnengolfverbandes fest. Aber nichts durcheinanderbringen: Die Rede ist vom Miniaturgolf. Minigolf ist etwas anderes, wird auf zwölf Meter langen Betonbahnen gespielt und hat eigene Meisterschaften. Um nicht vollends aus der Bahn zu geraten, sei nur am Rande erwähnt, daß es noch Cobi-Golf und Stern-Golf gibt.
In allen Arten sind die Deutschen zusammen mit dem Schweizern und Österreichern Weltspitze. 13 000 regelmäßig Aktive gibt es in Deutschland, die auf 350 wettkampftauglichen Anlagen ihre Bälle versenken. Wer jetzt denkt, in reiferem Alter locker eine internationale Sportkarriere zu beginnen, wird von Bundestrainer Rainer Kunst belehrt: "Alle kriegen das, nach sieben bis acht Jahren ist man mental blockiert, es ist dann vorbei. Keiner in der Spitze ist älter als 30 Jahre."
Alle kriegen was? Richtig, das berühmte Zittern, das schon Bernhard Langer monatelang aus der Elite der Rasengolfer verbannte. Wenigstens herrscht hier Gleichheit zum telegen transportierten Elitärsport. Jedoch: Für ein Hole-in-one gibt es kein Auto und ihre Koffer tragen die reinsten aller Amateure immer noch selbst.
Die Senioren indessen widerlegen Trainer Kunst: Die Leistungen der über 45jährigen in Walldorf und Dreieichenhain sind beachtlich: Marlene Lange aus Mönchengladbach zum Beispiel, die Seniorenmeisterin, hätte bei den jüngeren Damen immerhin den sechsten Platz belegt. STEFAN EULER
RONNEBURG. "Badersleben 594" steht als 22. und letzter Titel auf der Preisliste zur Gemeinschaftsausstellung von Johann-Peter Hinz (Skulpturen) und Hans Herrmann Richter (Malerei), die der Förderkreis Ronneburg derzeit - bis zum 23. August - im Kemenatensaal der Burg zeigt. "Das ist ein Irrtum, Badersleben 594 ist meine Telefonnummer. Sollte wohl auch 'Landschaft' heißen, ist aber doch egal", sagt Richter bei der Vernissage im Gespräch mit der FR.
Blaue Landschaft - Dunkle Landschaft - Landschaft mit Rot - Stilleben, lauten andere Titel, und zu einigen heißt es schlicht O.T. (ohne Titel). Das wäre dem Meister wohl als generelle Lösung am liebsten, denn von Themen und Inhalten will er gar nicht reden: "Es geht doch bei der Malerei mehr um das Arrangieren von Formen und Farben." Daß er düstere oder gar traurige Bilder male, wie ihm oft nachgesagt werde, sei auch nicht wahr: "Nun gut, ich male Stimmungsbilder, innere Stimmungsbilder. Und man ist ja nicht immer nur in heiterer Stimmung. Das geht doch allen so. . ."
Später noch eine beiläufige Bemerkung zur Stil-Entwicklung: "Früher habe ich realistischer angeschaut und das Gesehene darzustellen versucht. Heute male ich nur noch im Atelier und bemühe mich, meine Seherlebnisse umzusetzen."
Die auf der Burg gezeigten zehn Großformate sind innerhalb des letzten halben Jahres entstanden. Eines der spannendsten (das erste links an der Stirnwand) könnte eine in Grautönen abgestufte Wasserspiegelung sein mit einer von schweren Wolken verhangenen Sonne darüber, wie stumpfes Gold unter dem Firnis alter Meister; gegenüber schreiend blaue Flächen wie die überdimensionale Satelliten-Aufnahme einer Lagunenlandschaft; ein Stilleben mit Vanitas-Motiv; ein sanft leuchtendes Zentrum - wie ein blasses Eigelb in einem Nest - unter einem delikatem Himmel in Grau-Rosa. . .
Unverkennbar, daß Richter auf dem Lande lebt, viel Raum um sich hat. Den Hof auf dem Huy - ein Hügelzug im östenlichen Harzvorland - hat er sich schon 1978 gekauft, damals 34 Jahre alt. Vorher hatte er etliche Jahre in Halberstadt in der Pfeffermühle gelebt und gearbeitet, gemeinsam mit drei Kollegen, darunter der Bildhauer Johann-Peter Hinz.
Mit ihm ist Richter befreundet seit den gemeinsamen Studienjahren an der Hochschule für Formgestaltung Burg Giebichenstein bei Halle.
Hinz ging einen anderen Weg, engagierte sich politisch (Grüne/Bündnis 90) und ist heute Parlamentsvorsitzender in Halberstadt. Er sei derart "stark eingebunden", daß er nicht zur Vernissage habe kommen können, entschuldigt ihn sein Freund und erzählt von der engen Zusammenarbeit seit 1971, als sich beide entschlossen, freischaffende Künstler zu werden.
Sie spezialisierten sich auf baugebundene Arbeiten, etwa Plastiken im freien Raum, Wandbilder, künstlerisch gestaltete Raumteiler und anderes mehr. "Wir hatten dadurch ökonomische Unabhängikeit. Der Kunsthandel war ja kaum ausgebaut in der DDR. Es gab nur wenige kleine Galerien und eine kleine Schicht potenter Käufer, die auch Sammler waren", erinnert Richter.
"Es gab kaum Kontakte in den Westen." Er selbst habe nur ein einziges Mal ein Angebot gehabt, in einer westlichen Galerie - in Hamburg - auszustellen, allerdings unter der vom DDR-Kultusministerium verfügten Auflage, die Galerie müsse im Voraus die Hälfte der Arbeiten kaufen: Die Galerie lehnte ab.
Nach der "Wende" sei die Situation indes nicht besser geworden, im Gegenteil: "Wir waren und wir sind immer noch in einer Nullpunktsituation. Die alten Kontakte brachen zusammen. Die rund 40 Galerien des staatlichen Kunsthandels haben aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, und jetzt gibt erst langsam einen Neuaufbau des Kunsthandel. Neue Kontakte gibt es drüben nur über wenige Liebhaber und Freunde. . . ."
Das allgemeine Interesse derer, die Geld haben, sei heute verständlicherweise erst einmal auf Konsum ausgerichtet: "Die Leute kaufen sich Haushaltsgeräte, Elektronik, Autos, machen Reisen. Es wird noch eine Weile dauern, bis sich ein neuer Kunstmarkt etabliert hat."
Aber auch von dieser Ausstellung auf der Burg erwartet Richter keine Umsätze, weder für sich noch für seinen drei Jahre älteren Freund Hinz: "Schön wär's schon, wenn's einer sieht und sagt, wir machen woanders was mit euch. Mein Traum wäre eine Ausstellung in einer Galerie in einer größeren Stadt."
Eckard Robert Schwandt vom Förderkreis ging in seiner knappen Ansprache zur Eröffnung der Vernissage ebenfalls auf "die neue Situation" in der ehemaligen DDR ein: "Die Künstler sind zu Einzelkämpfern geworden." Deshalb sei Richters Hof im Huy heute noch wichtiger geworden - als Begegnungsstätte für Symposion, Ausstellungen, Seminare. Über den abwesenden Bidlhauer Johann-Peter Hinz wurde offiziell lediglich mitgeteilt, er beschäftige sich seit Jahren mit Stahlskulpturen zu christlichen Themen. Der Gast muß sich folglich an die zwölf gezeigten Werke halten.
Eine überdimenionale Kopfstudie aus Draht; ein Punker-Kopf aus Schrott (Sense, Laubbesen, Löffel am Ohr); eine herbe Kopfstudie mit Hand, wie archäologische Reste einer Kolossal-Statue aus minoischer Zeit; etliche kleinere Figuren, die entfernt an Alberto Giacometti erinnern.
Und einige Werke von unglaublicher Intenisiät und Kraft, etwa das große "Fischkreuz" (der Fisch selbst nur Skelett: Kopf - Gräten - Schwanz) oder die kleine "Fundsache", ein faustgroßer, glattrunder Stein auf einem Kissen und Tuch aus Blech.
Eine schöne Ausstellung, beunruhigend, intensiv, spannend. HELMUT POMPLUN
Die Gesundheitssituation von Schulkindern ist Thema auf der nächsten Sitzung des Ortsbeirates 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt).
Das Gremium tritt am Dienstag, 4. August, um 19 Uhr im Technischen Rathaus, (Sitzungssaal III und IV), Braubachstraße 15, zusammen.
Die Stadtteilpolitiker beschäftigen sich außerdem mit Themen wie der drohenden Mietervertreibung im Bahnhofsviertel und einer Forderung der Grünen, daß die "Zerschlagung" der Drogenszene in der Taunusanlage solange unterbleibt, bis entsprechende Einrichtungen für die Süchtigen geschaffen wurden.
Wer Deutscher Meister ist, sollte auch Hessenmeister sein. Das sagte sich Jürgen Rodenbeck, der Kletterkünstler von der RSG Wiesbaden und strampelte zielstrebig über die nur 3,4 Kilometer lange Strecke in Ebersburg-Weyhers bei Fulda. Unten an der Altenmühle sah ja noch alles recht gemütlich aus, auch an der Roderhaid war es noch relativ flach, aber zwischen Tannenhof und der Burgruine Ebersburg war dann eine 17prozentige Steigung zu bezwingen.
Jürgen Rodenbeck war der einzige in den vier verschiedenen Klassen, der diesen Kurs in weniger als neun Minuten bewältigte. In 8:49,76 wurde er gestoppt, das war mehr als zwölf Sekunden schneller als Klaus Lungershausen von der RSG Frankfurt benötigte. Er war diesmal der einzige Starter der starken und sieggewohnten Bundesliga-Mannschaft der RSG Frankfurt. Selbst Jens Zemke, der bei Bergmeisterschaften immer eine sehr gute Rolle spielt, fehlte, weil er lieber an den Hessischen Mountain-Bike-Meisterschaften im Odenwald teilnahm, auf der Strecke, auf der am nächsten Wochenende die Deutsche MTB-Meisterschaft ausgetragen wird. Drei weitere Wiesbadener folgten auf den nächsten Plätzen, Matthias Sterly, Frank Egner, der ja einmal Dritter der Junioren-WM im Zeitfahren auf der Bahn war, und Thorsten Fischer, der lieber spurtet als klettert.
Etwas mehr als den siebenten Platz noch hinter Dirk Müller (Bad Hersfeld) hätte man von Roland Nestler (MRW Frankfurt) erwartet, dem Zweiten der Hessen-Rundfahrt und Siebenten der Deutschen Straßenmeisterschaft, der als Leichtgewicht gut klettert. Aber ihn hat offensichtlich die schwere Saison über Gebühr geschlaucht. Er brauchte eine Minute länger als Meister Rodenbeck.
Beinahe so schnell wie Nestler (eine Sekunde fehlte) war Juniorenmeister Sandro Krayer über den Kurs gekommen. In 9:43,81 Minuten sorgte er für den zweiten Wiesbadener Erfolg. Der Hochheimer Olaf Langhanki war als Zweiter eine halbe Minute langsamer.
Auch die zwei anderen Hessenmeister am Berg siegten souverän. Jugendmeister Kolja Debus aus Fuldabrück in 9:50,69 Minuten mit fast 14 Sekunden Vorsprung vor Torsten Löw aus Rai-Breitenbach, und Senior Heinz Feuerbach vom RV Sossenheim in 10:14,46 Minuten mit 22 Sekunden Vorsprung vor Günter Bischoff (MRW Frankfurt). Boe
OBERTSHAUSEN. Als einen "repräsentativen Firmensitz mit Großstadtflair an einem zukunftsorientierten Standort" - so offeriert die GGK Exclusive Real Estate GmbH ihren Neubau an der Birkenwaldstraße. Noch ehe das architektonisch originelle Gebäude offiziell seiner Bestimmung übergeben worden war, hatten bereits 16 klein- und mittelständische Firmen einen Großteil der 6400 Quadratmeter gemietet. Dabei handelt es sich vor allem um Vertriebsunternehmen, Ingenieur- und Architekturbüros.
GGK-Geschäftsführer Heinz Günther, der Immobilienmakler Klaus Kempe und der Architekt Kurt Gerfelder haben lange an dem Konzept gefeilt, das jetzt als "Gewerbegalerie" in Obertshausen realisiert wurde. Vorbild waren ihnen dabei die Gewerbeparks, wie sie in jüngster Vergangenheit auch im Kreis Offenbach entstanden sind: Neubauten für kleinere Unternehmen, ansprechend verpackt.
In der Galerie fehlen platzraubende Lagerräume - die Zielgruppe sind denn auch eher Mieter, die anspruchsvolle Büroräume suchen. Zusätzlich geboten werden beispielsweise ein Bistro und ein großer Konferenzraum, der bei Bedarf zur Verfügung steht. Treppenhaus und Flure können als Ausstellungsraum genutzt werden. Auch Kulturveranstaltungen sind in der Galerie möglich.
Für den Standort Obertshausen spricht nach Meinung der "Galeristen" vor allem die günstige Verkehrsanbindung an Autobahn und zum Flughafen. Im Kreis Offenbach sieht GGK-Geschäftsführer Günther "den" Standort der Zukunft im Rhein-Main-Gebiet. Viele Unternehmen scheinen diese Einschätzung zu teilen, denn das Interesse an der Gewerbegalerie war groß. Eine Firma aus den USA verlegte ihren Europa-Standort von Frankfurt nach Obertshausen. Für die Entscheidung zugunsten der grünen Wiese war wichtig: "Wir bleiben deutlich unter den Mietpreisen von Frankfurt", sagt Günther.
Das Konzept ist offensichtlich so gut, daß die Nachfrage inzwischen das Angebot übersteigt. Deshalb plant GGK direkt neben dem Neubau eine zweite Galerie auf einem 2500 Quadratmeter großen Grundstück. Architektonisch soll sie sich - bei gleichem Konzept - von der Vorgängerin deutlich abheben.
Für die Stadt begrüßte Bürgermeister Josef Seib die Ansiedlung von neuen Steuerzahlern. Besonders erfreulich nach seinen Worten: "Es gibt keinen zusätzlichen Verkehr." hf
KASSEL. Es gibt Dinge, die sind unbeschreiblich. Das Dinner-Spektakel, das sich an fünf Abenden in der Woche in einem Zelt hinter der Kasseler Stadthalle abspielt, zum Beispiel. Worte reichen halt nicht, um angemessen etwa den "Maître Lutz" zu beschreiben, wie er da gebeugt mit seinen zu kurzen Hosen zwischen den fein gedeckten Tischen hin- und herschlurft. Oder wie eine Kellnerin ausgerechnet auf dem Tisch, an dem die Herren aus einem nordhessischen Unternehmen mit ihren rumänischen Gästen sitzen, reichlich Suppe verschüttet und andere Gäste die Stoffservietten mißbrauchen, um sich die Lachtränen abzuwischen.
Fast drei Wochen steht das "Palais des Fous" in Kassel, seither sind annähernd 2000 Menschen in diesen "Palast der Verrückten" gegangen. Es ist kein Restaurant, kein Zirkus, kein Varieté. Was es ist? "Ich weiß es nicht", sagt Christoph Gärtner, technischer Palais-Direktor, der zusammen mit seinem Kompagnon Lutz Weber für das Dinnerspektakel verantwortlich zeichnet.
Die beiden, die vorher unter anderem im Zirkus Aladin und bei "Panem et Circenses" aktiv waren, haben für ihr Projekt ein Zelt aus den zwanziger Jahren gefunden: Mit seinen spiegelbestückten Holztäfelungen, Säulen und den Buntglasfenstern ist es heute "das schönste Spiegelzelt, das es auf der Welt gibt", behauptet Gärtner.
Zehn dieser Art sollen weltweit noch existieren. Früher standen sie auf Jahrmärkten, wurden teilweise auch als Cafes genutzt. Das "Palais des Fous" war einst glanzvoller Tanzpalast. Heute gehört es einer Geschäftsfrau aus München - eine "vitale Dame, die unternehmenslustig und risikofreudig ist" (Gärtner).
Die Restaurierung dieses Zeltes war nicht einfach. "Die Handwerker hatten noch nie so'n Ding gesehen", erzählt Gärtner. Der "Hausbock" hatte sich im reich verzierten Gebälk eingenistet, die mit Spiegeln versetzte Holztäfelung war von Würmern zerfressen. Ein Tischlermeister aus dem Osten hat dem schmucken Zeltpalast wieder zu neuem Glanz verholfen.
Friedrichshafen war die erste Station des "Palais des Fous", in dem rund 200 Personen an gedeckten Tischen Platz finden. Das Gastspiel in Kassel wurde bereits bis zum 16. August verlängert: Dort stehen die Gäste Schlange, um ihre vorbestellten Karten (Tel. 05 61 - 7 10 389) abzuholen.
Ein wenig "verrückt" müssen sie schon sein, diese Gäste: 130 Mark legen sie für das Dinnerspektakel auf den Tisch, dazu diverse Zehner für Getränke. Verwöhnte Gaumen können mit dem fünfgängigen Menü zwar nicht vollends befriedigt werden, doch das ist spätestens dann vergessen, wenn "Herr und Frau Meier" unter der Zeltkuppel schweben und ihren hinreißend komischen Part spielen. Rund 25 Personen sind im "verrückten" Team: Fünf Köche, ein Techniker, vier Musiker, ein Barmann, sieben bis acht "richtige" Kellner und acht "falsche": Artisten. Neben Lutz Weber als "Maître Lutz" zum Beispiel die komische "Charlotte" (Christine Weber aus Berlin), die nur scheinbar gouvernantenhaft ist. Und "Joey-Joey", ein Michael Jackson-Verschnitt aus New York mit seiner Partnerin "Froeken Oskar" aus Schweden.
Tränen gelacht haben angesichts ihrer Darbietungen nicht nur Nordhessen: In einigen Hotels sollen Gäste aus entfernt gelegenen Städten registriert worden sein, die nicht etwa wegen der documenta anreisten, sondern zum Dinnerspektakel. Denn Kassel ist - zunächst - die einzige deutsche Stadt, dem das Palais des Fous-Team die Ehre gibt. ANNE RIEDEL
Der Aufsteiger sorgte in der Fußball- Oberliga weiter für Furore. Nach dem VfR Bürstadt schickte der SC Neukirchen auch den Aufstiegsaspiranten FSV Frankfurt geschlagen nach Hause, der mit seiner 1:2-Niederlage letztlich noch gut bedient war.
Denn am Ende hätte es auch ein Kantersieg des Gastgebers werden können, der sich in der ersten Halbzeit allerdings noch einer Lehrstunde des Favoriten, der der Semlitsch-Elf Anschauungsunterricht in Sachen Zweikampfstärke und rationellem Fußball erteilte, unterzog. Zwar spielte der Aufsteiger aus Neukirchen in der Anfangsphase noch ganz passabel mit, doch außer zwei Chancen von Rickert (9.) und Englert (13.) sprang nur wenig Gefährliches heraus, weil die FSV-Abwehr nichts anbrennen ließ und der Gast zudem mit einer exzellenten Raumaufteilung glänzten.
Und mit einem gehörigen Schuß Kaltschnäuzigkeit, was die verdiente Führung in der 18. Minute dokumentierte: Boy führt einen Freistoß blitzschnell aus, und Grevelhörster verwertete volley zum 0:1. Damit schien dem Aufsteiger der Zahn gezogen. Die Neukirchener Angriffe blockten die Frankfurter problemlos ab, zeigten sich allerdings bei ihren Chancen durch Schäfer (38.,41.), Boy (33.) und Grau (43.) nicht entschlossen genug.
Diese Großzügigkeit schien der Aufsteiger als Signal zum Aufbäumen zu verstehen. Denn nach dem Wechsel schnürte er den verdutzten Gast in seiner Hälfte minutenlang ein und wurde für diesen Sturmwirbel prompt belohnt. Rikkert ließ sich die Chance zum Ausgleich nicht entgehen (51.) und auch Wendler zielte für Torwart Croonen zu genau (53.).
Der stand weiter im Mittelpunkt und machte beste Chancen durch Schmier (65., 74.), Müller (69.), Wendler (80.), Ackkoyun (83.) und Losekam (87.) zunichte. Außer ihm mußten sich jedoch alle FSV- Spieler die Schelte von Trainer Herbert Dörenberg gefallen lassen: "Wir haben mit unserer Passivität nach dem Wechsel einen Gegner aufgebaut, der dann viel mehr Kräfte freimachte als wir."
RALF OHM
Neukirchen: Seum; Meckbach, Englert, Bayer, Schmier, Rickert (82. Walper), Münn, Müller, Sicaja, Wendler (80. Ackkoyun), Losekam. Frankfurt: Croonen; Fischer, Zgraja, Conrad, Boy (71. Haupt), Sandt, Matthaei, Duzel (58. Etebu), Grau, Grevelhörster, Schäfer.
Tore: 0:1 Grevelhörster (18.), 1:1 Rickert (51.), 2:1 Wendler (53.).
Schiedsrichter: Keßler (Birstein).
Zuschauer: 1000.
Mainfest: Angenehm wird's . . .
(Fortsetzung von Seite 13)
Auch Jürgen Klever nimmt das alles mit Humor. Breitbeinig stellt sich der 44jährige auf die Spitze eines der Boote, die von Mitgliedern der Fischerzunft aus Niederrad am Sonntag nachmittag über den Main gesteuert werden. Fertig machen, die hölzerne Stange bereit halten, nein, das hat noch nicht geklappt. Getroffen von seinem Gegenüber beim Fischerstechen, hat Klever, der Koloß, zwar gewackelt. Aber gefallen ist der Abteilungsdirektor einer Großbank in der ersten Runde nicht.
Wieder fahren die Boote langsam aufeinander zu, die Stangen noch einmal bereit, Treffer. Klever erreicht die nächste Runde, während sein Kollege, ebenfalls ehrenamtlicher Rettungstaucher der DLRG, baden gegangen ist. Schade. Aber heutzutage hat das ja keine Konsequenzen mehr: Früher hätte er das Nachsehen gehabt, schließlich wurden beim Fischerstechen die besten Plätze für den Fischmarkt am nördlichen Mainufer vergeben.
Eine Tradition, an die beim Mainfest jedes Jahr erinnert wird. Am heutigen Montag steht beim Fest am Fluß von 20 Uhr die Demonstration des Feuerlöschbootes auf dem Programm. Nach fünf Tagen wird das Mainfest am Dienstag, 4. August, mit einem gegen 22 Uhr beginnenden Feuerwerk zu Ende gehen.
Auf den ersten Blick erschien das Fest im Garten der Uniklinik nicht ungewöhnlich: Eine Band spielte lustige Melodien, Jungen und Mädchen tollten auf der Wiese umher, fröhliches Kinderlachen lag in der Luft. Erst beim zweiten Hinschauen fiel auf, daß einige Kinder einen Verband am Arm trugen, an der Stelle, an der sonst die Kanüle für die Tropfinfusion angebracht ist. Unter ihren Schirmmützen haben sie keine Haare mehr: Auswirkungen der Chemotherapie. Die Jungen und Mädchen haben Krebs. Dennoch haben diese mutigen Kinder das Lachen nicht verlernt und feierten in ausgelassener Stimmung "ihr" Sommerfest.
Seit 1983 veranstaltet der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder" diese Feier für die Kinder, die auf Station liegen, und für betroffene Familien. Über 600 Leute kamen in den Garten der Kinderkrebsstation, um dem oft schrecklichen Alltag gemeinsam ein paar fröhliche Stunden entgegenzusetzen. Daß zu dem Sommerfest jedes Jahr auch die Kinder wiederkommen, die gesund geworden sind, ist für Helga von Haselberg ein besonders wichtiger Aspekt: "Die Präsenz dieser Kinder vermittelt ungeheure Hoffnung", sagte die Vorsitzende des Vereins.
Zusammen genossen die Jungen und Mädchen die verschiedenen Angebote: Eine Ponykutsche fuhr quer über das Klinikgelände, und wer sich traute, konnte sogar auf den Pferden selbst reiten. Und die Hauptattraktion des Nachmittags war eindeutig ein Zirkus-Gaukler, der mit seinen unglaublichen Tricks und Kunststükken die Kinder verzauberte. rea
FRANKFURT-OST. Probleme mit dem Autoverkehr und Unstimmigkeiten beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) werden zu den zentralen Themen in der kommenden Sitzung des Ortsbeirates 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach) gehören. Hierzu wollen die Beirats-Fraktionen von SPD, CDU und Die Grünen insgesamt neun Anträge vorlegen.
Die Sozialdemokraten fordern, den Fahrplan der Buslinien 44 und 940 den Fahrtzeiten der S-Bahnlinie 7 und der U-Bahnlinie 7 anzupassen. So sollen auch nach 20 Uhr und am Wochenende gute Verbindungen für Bus- und Bahnfahrer entstehen und Warte- und Fahrtzeiten verkürzt werden.
Die Grünen werden zwei Anträge vorstellen, mit denen sie sich für bessere Fahrradwege im Stadtteil Fechenheim einsetzen wollen.
Zur Verkehrssituation im Stadtteil hat auch die CDU-Fraktion des Ortsbeirates mehrere Anträge formuliert. Darin kritisieren die Christdemokraten besonders die Gestaltung der Tempo 30-Zone in Fechenheim-Nord. Zudem fordert die Partei, die Geschwindigkeitskontrollen aus dem Industriegebiet in die Wohnstraßen zu verlagern.
Die Stadtteilpolitiker treffen sich am kommenden Montag, 10. August, um 19.30 Uhr, im Haus Fechenheim in der Pfortenstraße 1. gap
FRANKFURT A. M. Auf Frankfurts Fußballplätzen hört man gelegentlich Sätze wie: "Bei der Eintracht-Jugend wird Geld an die Spieler gezahlt." "Die Eintracht zahlt für junge Spieler Ablösesummen." "Bei der Eintracht spielt eine Stadtauswahl anstelle einer Mannschaft." "Die Talentsucher der Eintracht sind einfach überall und versuchen schon F-Jugendspieler anzuwerben."
So oder so ähnlich wird über die Jugendabteilung der Eintracht geredet. Das weiß auch Jugendleiter Klaus Lötzbeier, der zugibt, ähnlich gedacht zu haben, bevor er sein Amt bei den Riederwäldern antrat. Aber glaubt man seinen Worten, stimmt von den Gerüchten "fast nichts". Außerdem fehle den Leuten der Vergleich: Bei anderen Jugendabteilungen von Bundesligavereinen, wie beispielsweise Bayern München oder Bayer Leverkusen, werden tatsächlich schon drei- und vierstellige Summen für Spieler gezahlt - nicht so bei der Eintracht.
Geld bekommen die annähernd 230 Nachwuchskicker nicht, nur die Fahrtkosten werden erstattet. Ablösesummen werden ebenfalls nicht gezahlt. In Ausnahmefällen hilft der Verein schon einmal bei der Wohnungssuche - so geschehen bei Jung-Profi Thomas Reis und Thomas Sobotzik.
Im Falle des C-Jugend-Spielers Valentino Augusto wurde mit dessen Heimatverein in Schotten ein Freundschaftsspiel der Nachwuchsmannschaften vereinbart. Aber das sei eher als "Pflege guter sportlicher Beziehungen zu verstehen", betonte der Jugendleiter.
Pro Jahr stellt die Eintracht für jeden Spieler Trikot, Trainingsanzug, Fußballschuhe und T-Shirt. Geld gibt's nicht. Dennoch kann sich der Verein nicht über mangelnden Zulauf beklagen. Aus zwei Quellen stammen die Neuzugänge. Eine Gruppe von Talentsichtern, bestehend aus etwa 15 Trainern, Betreuern oder Jugendleitern anderer Klubs, sammelt Informationen über junge Spieler von Kassel bis Heidelberg, von Aschaffenburg bis Mainz - so groß ist etwa das Einzugsgebiet der Eintracht.
Eine andere Quelle sind die Eltern selbst. Unzählige Väter und Mütter rufen den Jugendleiter an und wollen ihre kikkenden Schützlinge bei dem großen Frankfurter Renommier-Club unterbringen. Lötzbeier: "In jeder Saison muß ich vielen absagen."
Die Betreuung der jungen Fußballer ist kaum anders als in anderen Vereinen. Das tägliche Training wird von ehrenamtlichen Kräften geleitet. Auch für sie gibt es, außer den Fahrkosten, keine Bezahlung. Aber die Anforderungen sind hoch. Der Trainer bei der Eintracht muß den B-Schein haben, sich in Sportmedizin auskennen und sich weiterbilden.
Um den Ruf der Eintracht-Jugendabteilung weiter zu verbessern, verzichtet die A- und die B-Jugend auf die Teilnahme am Stadtpokal und konzentriert sich auf die Punkt- und Pokalrunde der hessichen Jugend-Landesliga.
Auch wurde die Mannschaftsstärke auf 15 Spieler reduziert, um den Einsatz jeden Akteurs in der Saison zu gewährleisten. Das war vor Jahren noch anders, als bis zu 18 Spieler zu dem Kader eines Teams gehörten. Das quittierte die Frankfurter Fußballszene mit Kommentaren wie: "Bei der Eintracht versauern gute Spieler auf der Ersatzbank."
Die Eintracht wird auch weiterhin mit anderen Maßstäben gemessen und das Umfeld wird auch in Zukunft alle Aktionen der Riederwälder mit Argwohn verfolgen (siehe Bericht). ara
FRANKFURT A. M. Der Sportverein Pansereikos stieg in der vergangenen Saison aus der Frankfurter Kreisliga A Nord in die B-Klasse ab. Trotzdem ist das Saisonziel für die kommende Spielzeit der Aufstieg aus der A-Klasse Ost in die Bezirksliga. Wie das möglich ist? Die Lösung ist einfach: Der SV Pansereikos gründeten eine Spielgemeinschaft mit der Griechischen Sport-Union (GSU), die mit einem Platz im Mittelfeld der Kreisliga A Ost die abgelaufene Meisterschaft abgeschlossen hat.
Mit der Fußball-Ehe geht ein Teile eines Wunsches des bisherigen Vorsitzenden der GSU, Georgios Lukas, in Erfüllung: "Mein Traum ist der Zusammenschluß aller griechischen Fußballvereine in Frankfurt."
Dazu wäre es dieses Jahr beinahe gekommen. Doch nach den Verhandlungen im Frühjahr winkten die beiden anderen griechischen Vereine Hellas und Achilleas ab. Die Spielgemeinschaft der zwei anderen wird mit dem Namen Griechische Sport-Union / Pansereikos Frankfurt in die kommende Punktrunde gehen.
Der Zusammenschluß wird nach den Vorstellungen der Verantwortlichen keine Probleme bereiten. Im Gegenteil: Trainer Horst Schultheis verspricht sich durch die große Auswahl an Spielern eine Atmosphäre, die zu guten Leistungen anspornen wird. "Konkurrenz belebt das Geschäft", erklärte der Trainer.
Jedoch sollen alle der etwa 40 Spieler die Möglichkeit bekommen, auch eingesetzt zu werden. Dies wird durch eine erste und zweite Mannschaft gewährleistet, die auf den Plätzen an der Wilhelm-Epstein-Straße gegenüber der Bundesbank in Ginnheimspielen und trainieren werden - dort punktete bisher auch die GSU. Zusätzlich wird es noch eine Sondermannschaft (SOMA) geben, die am ehemaligen Spielort von Pansereikos in Bonames kicken wird.
Auch finanzielle und organisatorische Vorteile gibt es durch den Zusammenschluß. Im neuen Vorstand werden 14 ehrenamtliche Mitarbeiter, je sieben aus den beiden alten Vereinen, die Arbeit unter sich aufteilen. "Wirtschaftlich wird es uns besser gehen als bisher", meinte Athanase Prokos, bisher erster Vorsitzender bei Pansereikos. "Schließlich verfügen wir nun über mehr Mitglieder." Aber: Der Abstieg habe keine finanziellen Gründe gehabt. Prokos: "Erst blieb der Erfolg aus, dann die Spieler weg."
Doch die Vergangenheit ist den Beteiligten nicht so wichtig. Das Interesse gilt der Zukunft und damit der Mannschaft, deren Spieler aus ganz Europa kommen. Von den etwa 40 Fußballern kommen knapp 25 aus Griechenland. Der Rest des Kaders setzt sich aus türkischen, italienischen, portugisischen, spanischen, deutschen Spielern und Fußballern aus dem ehemaligen Jugoslawien zusammen.
Das einzige Problem der kommenden Saison ist nicht neu: der Platzmangel. "Wir werden wieder mit zwei Mannschaften zweimal die Woche auf einem halben Fußballfeld trainieren müssen", sagte besorgt Trainer Schultheis. Trotzdem äußerte er sich zuversichtlich über das Saisonziel. "Der Aufstieg ist möglich". ara
GALLUS. Die ersten Gäste speisten und tranken schon, als Manfred Lattemann bei drückender Hitze um 15 Uhr das Sommernachtsfest des Kleingartenverein "Westpark 1947" mit einem Spiel eröffnete. Drei Gartenfreunde sollten Luftballons zum Platzen bringen, was ihnen auch gelang. Fast hätte das Wetter ähnliches mit dem Fest gemacht. Doch nachdem nur einige Tropfen vom Himmel gefallen waren, nahm das Fest ungehindert seinen Lauf.
Am Nachmittag standen die Kinder im Mittelpunkt. Mit Wurfspielen und an der Bonbonschleuder konnten sie kostenlos kleine Preise gewinnen. Der Höhepunkt für den Nachwuchs war allerdings die "Garten-Rallye". Die große Zahl der Erwachsenen beteiligte sich derweil an der Tombola oder ließ sich durch Akkordeon Franz'l in Stimmung bringen.
Doch erst am Abend ging es richtig los. Die Nachbarvereine "Am Römerhof" und die "Gartenfreunde Einigkeit" kamen zu Besuch, um bei Tanz und guter Laune bis in die frühen Morgenstunden zu feiern.
Das Sommerfest wird nun schon seit der Gründung im Jahre 1947 gefeiert. Zehn Jahre später wurde die Anlage durch den Omnibusbahnhof geteilt. Seither ist der "Westpark" mit einer zweiten Anlage am Schreberweg beheimatet.
Im Jahre 1987 erhielt der "Westpark" eine Goldmedaille im Landeswettbewerb der Kleingärtner. Aufregung negativer Art gab's, als Pläne bekannt wurden, wonach die Messeparkplätze auf Kosten der Gärten vergrößert werden sollten. "Das Problem Parkplatz ist gelöst", sagte der Ehrenvorsitzende Karl Schnorr: Das Areal wurde in den Bebauungsplan für Dauerkleingärten aufgenommen.
Nun muß die Stadt Frankfurt noch die Mauer zum Omnibusbahnhof begrünen und einen zwei Meter tiefen Grünstreifen am östlichen Teil der Gärten anlegen, der dann als Emissionsschutz dienen soll. Zur Freude der 285 aktiven und passiven Mitglieder wird dann an Messetagen weniger Lärm und Schmutz in die Anlage mit ihren 137 Gärten dringen können.
Die neueste Errungenschaft des "Westparks" ist die Lieferung von Rinderdung eines Bauers. Im Frühjahr verbrauchten die Kleingärtner einhundert 50 Kilo Säkke zum Düngen der Grünflächen. "Die absehbar gute Ernte ist zum Teil auf diese Änderung zurückzuführen", erklärte Manfred Lattemann. "Und auf das sonnige Wetter natürlich". Und das meinte es auch am Sommernachtsfest gut mit den Kleingärtnern, die ihre Feier mit einem Frühschoppen abschlossen. ara
GRIESHEIM. Mit Open-air-Kino unter der Autobahnbrücke am Griesheimer Stadtweg und einem Fußballspiel gingen die Griesheimer Ferienspiele zu Ende. Damit kehren die Jugendlichen wieder zurück in die Schule und für die Betreuer der beteiligten Einrichtungen wie Spielstube, Jugendklubs, Abenteuerspielplatz und Griesheimer Jugendbüro, die alle im Internationalen und für Sozialarbeit organisiert sind, beginnt der Alltag. Doch daran dachte kaum einer bei der Grillfeier nach dem Fußballspiel auf den Plätzen an der Ginnheimer Landstraße. Die Griesheimer mußten nach Bockenheim ausweichen, da zwei Sportveranstaltungen - der Sparkassen-Cup und die Sportwerbewoche der Spielvereinigung 02 - die wenigen Fußballplätze in Griesheim belegten. "Gegen die beiden Sportereignisse hatten wir bei der Verteilung an Spielmöglichkeiten keine Chance", meinte Volker Rapp vom Griesheimer Jugendbüro. "Das Sport- und Badeamt teilte uns einen Platz in Bockenheim zu."
Der Ausflug in den anderen Stadtteil gab den Betreuern für ihr Spiel Auftrieb. Sie gewannen im Gegensatz zum Vorjahr, als sie sich mit 3:12 geschlagen geben mußten, diesmal mit 6:5-Toren in einem packenden Spiel. Die Jugendlichen spielten allerdings ohne einen Tormann. Sieger und besiegte feierten anschließend gemeinsam.
Die Abschlußveranstaltung fand jedoch keinen großen Anklang. "Wir hatten mit mindestens einer Mannschaft mehr gerechnet", erklärte Sozialarbeiter Volker Rapp. Sabine Ernst, Diplom-Pädagogin und Mitarbeiterin auf dem Abenteuerspielplatz in der Kiefernstraße, fügte hinzu: "Auch die Zuschauer kamen nicht."
Zufrieden waren beide jedoch mit dem Verlauf der Ferienspiele. Im Gegensatz zum Vorjahr, als das Programm nur über drei Wochen lief, waren die Spielangebote dieses Jahr über die gesamten Sommerferien verteilt. "Dadurch waren weder wir noch die Jugendlichen gehetzt", kommentierte die Diplom-Pädagogin.
Die Angebote an Kinder fanden in den vergangenen Wochen größeren Zuspruch, da das Programm etwas mehr auf sie zugeschnitten war. "Wir schenkten dem Teil für Kinder in diesem Jahr mehr Aufmerksamkeit", sagte der Sozialarbeiter.
Ein Treffen der Mitarbeiter innerhalb der nächsten zwei Wochen soll eine Analyse liefern, die etwaige Veränderungen für das kommende Jahr zuläßt, denn die nächsten Sommerferien kommen bestimmt. ara
VdK-Gartenfest:
BERGEN-ENKHEIM. Bei herrlichem Sonnenschein und guter Laune feierten etwa 70 Mitglieder der Ortsgruppe Bergen-Enkheim des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner (VdK) ihr traditionelles Gartenfest.
Der 206 Mitglieder starken Ortsgruppe steht Karl Bidmon vor, der beim Fest in der Kleingartenanlage am verlängerten Klemannweg zwei Ehepaaren zur goldenen Hochzeit gratulierte. "Derzeit hat die Ortsgruppe keine Probleme", erklärte Karl Bidmon und freute sich schon jetzt auf den Tagesausflug des Bergen-Enkheimer VdK; am Mittwoch, 26. August, werden sie in den Hunsrück fahren.
Mit dabei sein wird auch Helmut Gärtner, der Sozialbetreuer des Verbandes und als solcher zuständig für die Hilfe bei Anträgen bei Ämtern, Mietproblemen und anderen Schwierigkeiten des täglichen Lebens ist.
"Ich helfe gerne Mitgliedern und Nicht- Mitgliedern", sagte der in Bergen-Enkheim geborene Helmut Gärtner. Auch ein Grund, weshalb ihn der Erste Vorsitzende während des VdK-Festes im Grünen als die "gute Seele" der Ortsgruppe bezeichnete. ara
FRANKFURT A. M. Als Gods own country seinen Sündenfall noch nicht bemerkt hatte, als jeder alles werden durfte, wenn er nur Europa verließ und sich einschiffte in die Neue Welt, da brach auch Joseph aus Irland auf ins gelobte Land. Aus den Fängen des blutsaugenden Grundherrn zog es den jungen, verarmten Pachtbauern ins aufblühende Boston und weiter nach Westen. Er "sah an einer Straßenecke ein Plakat. Für ihn stand aber doch in dem Plakat eine große Verlockung. ,Jeder war willkommen', hieß es. Jeder, also auch er. Alles, was er bisher getan hatte, war vergessen, niemand wollte ihm daraus einen Vorwurf machen. Er durfte sich zu einer Arbeit melden, die keine Schande war." Nur die Frau, die er liebte, hatte er aus den Augen verloren. ",Schade', sagte er, es war die erste Enttäuschung, die er in diesem Unternehmen erlebte, ,ich hatte eine Bekannte unter den Engeln.' ,Sie werden sie in Oklahoma wiedersehen', sagte der Diener, ,nun kommen Sie aber, Sie sind der letzte'." Er stieg aufs Pferd und ritt in die Prärie, ins Naturtheater von Oklahoma, um seinen Claim abzustecken.
So könnte es, sehr frei nach Franz Kafkas "Amerika"-Fragment, gewesen sein. So war es für Ron Howard, der zuletzt Männer durchs Feuer gehen ließ ("Backdraft") und gewiß nicht Kafka las. Howard hat sich einen Wunsch erfüllt: den Weg seiner Ahnen von den erdigen, grünlich-blau verwaschenen Farben Irlands zu den hellen, klaren Horizonten Oklahomas auf der Leinwand nachzugehen. An den Kampf um den Boden, an das bittere Einwandererschicksal wie in Ciminos grandioser Ruine "Heaven's Gate" darf man freilich bei "In einem fernen Land" nicht denken. Und die rückwärtsgewandten Utopien eines John Ford, ihr gebrochener Optimismus und ihre Trauer um die Moral der Pioniere und Frontiers, sind far and away (wie der Originaltitel von Howards Kostümstück lautet). Tom Cruise als Joseph kann nicht lesen noch schreiben, und der Klassenunterschied zum adligen Wildfang Shannon, die vom Landwunsch beseelt mit ihm ausreißt, ist tief. Doch wie immer erliegen stärkere, intellektuell überlegene Frauen Cruises Appeal aus Spracharmut am Rande der Aphasie und beredter Körpersprache: In "Top Gun" oder "Tage des Donners" wie auch hier, wo erneut Nicole Kidman, Cruises Gattin, ihm gegenübersteht. ",Ja' ist für ihn keine Antwort", sagt Regisseur Ron Howard über seinen Scientology-hörigen Star. "Er will, daß du auch wirklich ,ja' meinst."
Das Mißtrauen gegen alles Diskursive paßt zum Hitzkopf, dem die Rache am Grundherrn eine Mistforke im Bein und die Gunst der Herrentochter einträgt. Und es fügt sich zur Reise ins gelobte Land, die Howard nachbuchstabiert, als sei's ein Publikum, das lesen und sehen erst lernen muß. Mit den Fäusten bahnt Joseph sich seinen Weg: Bostoner Preisboxen für den Planwagen gen Westen. Nach allerlei Wirren öffnet die neue Panavision-Super-70-Kamera ihren Blick auf die Weiten Oklahomas. Im "Great Oklahoma Land Race" von 1893, wo sich Tausende auf einen Kanonenschuß hin in Bewegung setzten, werden Gleichheit, Freiheit und Eigentum als Naturtheater und die Landnahme als sexueller Akt inszeniert. In der Aneignung des Bodens macht das Gesellschaftliche sich unsichtbar, nachdem Viehbarone und Eisenbahngesellschaften, Räuber und Rancher das Land längst aufgeteilt und die Indianer vertrieben hatten. Gespielt wird das Stück vom Naturzustand.
"Das Land gehörte uns, ehe wir dem Land gehörten. Es war unser Land hundert Jahre früher als wir das Volk dieses Landes waren. So wie wir waren, gaben wir uns vollkommen hin", zitiert das Presseheft Robert Frost. Hingabe und Besitzergreifung, Begierde, Neugier und Initiation ziehen sich als Chiffren durch den ganzen Film. Verletzt liegt Joseph anfänglich im Schloß, und nur ein Topf bedeckt seine Genitalien. Shannon lüftet ihn, und was sie sieht, das macht sie neugierig auf einen fremden Kontinent. Josephs Begierde, die sich zunächst nicht erfüllt, bleibt unsublimiert: Mitten in der Nacht, als Shannon wie unberührbar neben ihm schläft, steht er auf und geht in den Boxring. Und wenn beide sich in einem verlassenen Bostoner Haus tummeln, sagt sie zu ihm: "Laß uns so tun, als wären wir ein Paar." Sein dürfen sie es erst am Ende, und ihre Seelen sind dabei so rein, wie das Land jungfräulich ist. Joseph wirft sich auf sein Stück Land, als wolle er mit der Erde kopulieren. "Land", hatte Josephs Vater auf dem Sterbebett gesagt, "ist die Seele eines Mannes." In diesen Interferenzen, den Taschenspielertricks des Unbewußten gleichsam, liegt die unfreiwillige Komik des Films. In seiner ausdrücklichen Anwesenheit ist das Sexuelle zumeist abwesend oder neutralisiert, und wo es unsichtbar scheint, bricht es sich Bahn.
Howards Fehler ist es, explizit komische Noten in seine einfältige Melodie hineinzuschreiben. Diese Art Komik wirkt hölzern, und allein die typische Handbewegung von Tom Cruise wird seine Bewunderer aus beiden Geschlechtern dafür entschädigen: Am liebsten greift der Held zum Leibchen, um es sich vom Körper zu reißen und mit blanker Brust einherzustolzieren. Schier endlos werden in Zeitlupe die Boxszenen ausgekostet, derweil die brausende Musik von John Williams in fast gesundheitsschädliche Bereiche vorstößt. Eine Kinder- Western-Phantasie für 50 Millionen Dollar, die Legende vom ersten Mal.
"Viel Spaß bei der Reise nach Amerika", wünschte der Promoter vor der Pressevorführung. Den kann man haben zum Preis einer Kinokarte: 150 Minuten lang, damit kürzer und billiger als ein Atlantikflug, und bequemer schlummern läßt es sich im Kinosessel auch. Nicht einmal den Jetlag, die Zeitverschiebung, muß man missen. Wenn Shannon und Joseph am Ende ihren Claim abgesteckt haben, dann fühlen wir uns längst nicht mehr im Jahre 1992, sondern in einem Land vor unserer Zeit. (Turm 1)
PETER KÖRTE
Das ist das Pech Tausender Flüchtlinge aus Haiti: daß sie schneller an der Küste der USA ankommen als ein einfacher Gedanke in den Köpfen von Supermacht- Politikern. Die wollen nicht begreifen, wieviel Flüchtlingsströme mit Politik, auch ihrer Politik, zu tun haben.
Dabei ist es gar nicht so kompliziert: Weil im vergangenen Jahr der gewählte Präsident Haitis, Jean-Bertrand Aristide, von den Militärs verjagt wurde, gibt es ein Wirtschafts-Embargo gegen das Land. Sehr konsequent, etwa so wie die gegen den kubanischen Kommunisten Fidel Castro, wird die Blockade nicht gehandhabt. Aber immerhin: Es ist das erste Mal, daß die USA Putschisten dieser Sorte auf solche Art und Weise unter Druck setzen.
Daß sie das nicht schon früher taten, damit hat die jetzige Fluchtwelle viel zu tun. Die Ankömmlinge flüchten aus einem Land, das der Diktatoren-Clan Duvalier, ungestört vom Westen, jahrzehntelang beliebig ausplündern durfte. Diesmal, so glauben sie wohl, könnten sie auf die Hilfe des großen Nachbarn zählen. Aber nein: Der nennt sie "Wirtschaftsflüchtlinge" und schickt sie zurück in die "Obhut" derer, die er - endlich - als Feinde der Demokratie erkannt hat.
Das ist von einer zynischen Logik: Weil die Politiker genau wissen, daß sie Quittungen für ihre Politik in Form von Fluchtbewegungen noch öfter bekommen könnten, müssen die Haitianer zurück ins Elend. Präzedenzfälle sind unerwünscht. Daß gezielte Hilfe heute, nicht nur im Fall der Haitianer, billiger wäre als die Folgen einer weiteren Verelendung in der "Dritten Welt" - das ist der einfache Gedanke, der sich seinen Weg so furchtbar langsam bahnt. bel
HEDDERNHEIM. Mit einer gemeinsamen Jungtierschau am Wochenende vom 8. und 9. August eröffnen die Heddernheimer Kleintierzüchter 1898 und der Verein zur Förderung der Geflügelzucht 1902 die Ausstellungsaison auf dem Farmgelände Zeilweg in Heddernheim.
Die Veranstaltung steht im Rahmen des 90jährigen Bestehens der "Förderer", das am zweiten Oktoberwochenende begangen werden soll. Gezeigt werden etwa 300 Groß- und Zwerghühner sowie Kaninchen verschiedener Rassen. Die Schau beginnt am Samstag, 14 Uhr, wird jedoch erst um 17 Uhr mit dem Musikzug der Turnerschaft 1860 Heddernheim feierlich eröffnet. Am Sonntag sind die Tiere ab 9 Uhr zu sehen. Die Besucher erwarten unter anderem eine Tombola mit schönen Preisen. Außerdem können sich die Gäste über die Arbeit der Kleintierzüchter und die artgerechte Haltung der Tiere informieren. Auf der Farm werden etwa 700 Tiere gehalten. Auskunft geben die Ausstellungsleiter Karl Schlicher (Geflügel), Josef Flügel (Kaninchen) sowie die Stellvertreter Gerhard Boch und Richard Friges. dixi
Niemand versteht Haskel, als er 1909 in einem kleinen Nest in Texas ankommt. Der Einwanderer aus Rußland spricht nur jiddisch. Er ist neunzehn, vor den Pogromen des Zarenreiches geflohen und steht vor dem Nichts. Sprache und Religion im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind ihm fremd.
Mark Hareliks Stück "Einwanderer" beginnt im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts und endet 1987. Am Wochenende hatte es unter freiem Himmel im Bensheimer Schloßpark Schöneberg in einer Inszenierung des Jüdischen Theaters Deutschland-Premiere.
Das Schauspiel erzählt eine jüdisch- amerikanische Familiensaga in epischer Breite: Haskel Hareliks Werdegang vom armen Bananenhändler zum reichen Supermarktbesitzer konnten die Zuschauer in allen - meist unspektakulären - Etappen und Einzelheiten verfolgen: ein Roman im Dramengewand.
Von Jahreszahl zu Jahreszahl führt ein Nummerngirl; ein Musiker überbrückt und verknüpft die einzelnen Szenen. Jiddische Lieder umrahmen die Anfangssequenzen. Haskel, den Martin Bringmann als schüchternen und gleichzeitig cleveren jungen Mann spielt, ist noch ganz befangen in seiner alten Heimat.
Dann aber tritt der Musiker (Berthold Mäurer) in Westernhut und kariertem Hemd vor die Bühne und spielt Countrysongs: In Haskels Leben geben inzwischen nicht mehr jüdische Tradition und Werte den Ton an. Der "American Way of Life" ist sein neuer Lebensstil, dem als erstes die Schläfenlocken zum Opfer fallen. Als Haskels Frau Leah (Cordula Zeller) ihm nach Monaten nach Texas folgt, erkennt sie ihn kaum wieder. Sie befürchtet den Verlust seiner und ihrer jüdischen Identität. Leah kämpft für die Bewahrung jüdischer Traditionen, Haskel um die Integration in seiner neuen Heimat. Der pragmatisch-materialistische Bankier Milton Perry wird zum Vorbild für ihn. Milton, forsch und zackig gespielt von Horst Schäfer, ist zugleich Gegenfigur der Frauenrollen Ima (Maja Eigen) und Leah, die von Religion und Traditionen geprägt sind. Spannungen, wie die zwischen Tradition und Fortschritt, sind in Mark Hareliks Drama angelegt, aber zugleich auch versöhnliche Lösungen der Konflikte. Die Auseinandersetzung wird meist mit den Waffen des Witzes ausgetragen; ein tragischer Ausgang droht nirgends. Probleme wie Fremdenfeindlichkeit werden angerissen - und freundlich geglättet. Denn Einwanderer sind in dem Nest Hamilton alle. Die Stadt, in der sich Emigranten aus ganz Europa niedergelassen haben, besteht erst seit fünfzig Jahren. Jeder versucht, sich mit dem anderen zu arrangieren. Wenn es mal Ärger gibt, ist die Versöhnung nicht weit. "Die Einwanderer" unter der Regie von William F. Lampert ist ein Stück im Stil der "Waltons" - selbst die obligatorische Veranda fehlt nicht.
Zum Schluß verliert sich der inzwischen 96jährige Haskel (Bernd von Bömmches) in seiner Vergangenheit. Er spricht nur noch Jiddisch, hört beim Aufwachen Balalaika-Musik und erkennt niemanden mehr. Am Ende seines Lebens ist er wieder ein Fremder.
(Weitere Termine der "Einwanderer" beim "Sommer in Bensheim": 5., 7. und 8., 12., 14. und 15. August, Beginn 20.30 Uhr. Weitere Auskünfte gibt das Bensheimer Kulturamt: 0 62 51 / 1 41 85 und 1 41 95).
MARION LÖHNDORF
Firmen-Telegramm
Interglas schließt Werk in Berlin Das Ulmer Unternehmen Interglas macht sein Werk in Berlin-Marienfelde wegen der geringen Nachfrage nach Geweben aus Glas-, Kohlenstoff- und Aramidfasern dicht. Bis Ende des Jahres fallen somit in der Region 340 Arbeitsplätze weg. Verhandlungen über einen Sozialplan wurden bereits aufgenommen.
Neuer Eigentümer bei Schwedt Papier Die Schwedt Papier und Karton GmbH in Brandenburg, größter Papierhersteller in der Ex-DDR, ist an ein Konsortium des bayerischen Unternehmens Georg Leinfelder und des Londoner East German Investment Trust veräußert worden. Der Erhalt von 480 Arbeitsplätzen wurde zugesichert. In den kommenden drei Jahren sollen 180 Millionen Mark investiert werden.
Lockheed-Tochter baut Stellen ab Die zur amerikanischen Lockheed-Gruppe gehörende Missiles & Space will ihre Belegschaft bis Jahresende um 850 Stellen verringern. Durch finanzielle Anreize für "freiwillige" Auflösungen der Arbeitsverträge soll die Zahl der Entlassungen möglichst gering gehalten werden.Oetker läßt in Rußland backen Der Bielefelder Nahrungsmittelriese Oetker hat sein zweites Gemeinschaftsunternehmen mit einem Partner in der ehemaligen Sowjetunion gegründet. Mit dem Kombinat Koloss werden die Deutschen künftig gemeinsam Müsliriegel, Salzgebäck und Fruchtdesserts in Moskau produzieren und vertreiben. An dem Joint-venture sind Oetker und die Russen je zur Hälfte beteiligt.
SACHSENHAUSEN. Die Brückenstraße: Ein Idyll für Kinderspiele mitten in der Stadt. Bäume, Wiese und ein Kinderhaus, keine Autos. Dank der Elterninitiative Sachsenhausen (EIS) können in der Stadtteil-Straße die Kinder ungestört spielen.
Vor kurzem feierten die Kinder und Eltern im Quartierpark den Abschluß der EIS-Ferienspiele mit einem Flohmarkt, Wurf- und Ratespielen sowie Musik. "Die Elterninitiative Sachsenhausen wurde 1970 gegründet, weil sich die Eltern über den Zustand des Spielplatzes in der Brückenstraße geärgert hatten", erinnert sich Traudel Schmitt von der EIS. Doch die Initiative kümmerte sich auch um andere Spielplätze im Stadtteil, deren Zustand zu wünschen übrigließ, beispielsweise am Affentorplatz und am Oppenheimer Platz.
Der Verein hat mittlerweile einige Erfolge vorzuweisen. Traudel Schmitt: "Besonders froh waren wir, als wir vor zwei Jahren die Sperrung der Brückenstraße erreichen konnten und die Spielangebote ausgebaut wurden." Nach langen Auseinandersetzungen mit der Stadt setzten die Eltern durch, daß das Toilettenhaus in der Brückenstraße zum Spielhaus umgebaut wurde. Im August vergangenen Jahres feierten die Kinder die Eröffnung.
"Nun können wir für die Kinder viermal in der Woche ein Spielangebot bieten. Und das war ein Kampf mit der Stadt, denn eigentlich möchten wir fünfmal in der Woche mit den Kindern spielen. Aber die Stadt will nicht mehr Geld zur Verfügung stellen", erzählt Traudel Schmitt.
Der Erlös aus dem Sommerabschlußfest geht nach Rumänien. Dort wird Kindern geholfen. Zweimal im Jahr organisiert der Verein "Hilfe für rumänische Kinder" einen Konvoi mit Hilfsgütern und Medikamenten. Traudel Schmitt hofft: "Vielleicht kriegen wir ja doch noch ein bißchen mehr Geld, um die Spielmöglichkeiten für die Kinder auszubauen." jan
"Das Erinnerungsgeschenk der 666-Jahr-Feier: 666 Gramm Linsen in einem Souvenirsäckchen mit Aufdruck. DM 5.- Jeder Käufer nimmt an einer kostenlosen Verlosung teil. Preisfrage ist: Wieviele Linsen sind in dem Säckchen? Die ersten drei Gewinner fahren am 24. 9. 1992 mit einer Reisegruppe kostenlos nach Wiesbaden und nehmen dort an einer Plenarsitzung des Hessischen Landtages teil." Noch eine Schnaps-Idee zur Jubelfeier des Linsengerichter Ortsteils Lützelhausen.
KASSEL. Sintflutartige Regenfälle und walnußgroße Hagelkörner, die am Freitag abend in Nordhessen niedergingen (die FR berichtete kurz darüber), haben einen Schaden in Millionenhöhe angerichtet. Straßen wurden von den Wassermassen überflutet, kleine Bäche verwandelten sich in reißende Flüsse, rund 800 Keller standen bis zu einem Meter hoch unter Wasser, Bäume wurden von Windböen umgestürzt, fast hundert Schweine ertranken, Hagelkörner demolierten Autos, Dachfenster und Gewächshäuser.
Das Wetteramt in Offenbach hatte erst für Samstag abend Gewitter und Schauer vorhergesagt. Deshalb kam das Unwetter am Freitag gegen 18 Uhr für viele völlig überraschend. Innerhalb von zwei Stunden stürzten aus den schwül-warmen Gewitterwolken über 80 Liter Regen pro Quadratmeter - mehr Niederschlag, als üblicherweise im gesamten Monat.
Auf den Straßen wurden laut Feuerwehr und Polizei Wasserstände bis zu zwei Metern gemessen. Unter anderem mußte die Autobahn 44 zwischen Zierenberg und Kassel für fast zwei Stunden gesperrt werden. Ein Rettungswagen mit einem Notarzt wurde von den Wassermassen in einen Straßengraben gespült. Der Arzt soll seine Fahrt auf einem Traktor fortgesetzt haben.
Einen Schaden von allein etwa fünf Millionen Mark meldeten die Behinderten-Werkstätten in Baunatal. Dort wurde ein Keller mit Druckerei, Wäscherei und Schneiderei überschwemmt. Nach einem Blitzschlag geriet in Hessisch Lichtenau ein 20 000 Volt-Umspannwerk der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) in Brand: 30 000 Menschen in diesem Bereich waren deshalb eineinhalb Stunden ohne Strom.
In Schauenburg rettete die Feuerwehr einen Bauern, der in seinem Stall von den Fluten eingeschlossen worden war. Er wurde von einem Traktor aus mit einer Leine aus dem Naß gezogen. Die Ems, ein normalerweise zwei Meter breiter und 30 Zentimeter tiefer Bach in der Nähe des Hofes, schwoll nach Angaben von Feuerwehrleuten zeitweise auf eine Breite von 300 Metern an.
Die Schäden, die durch Hagelkörner an Autos entstanden, zahlt die Teil- oder Vollkaskoversicherung ohne Auswirkung auf den Schadensfreiheitsrabatt. Das erklärte Detlef Kümper, Vorsitzender des Bezirksverbandes beim Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute, auf Anfrage. Eine große Gruppe der Unwetter-Geschädigten wird dagegegen leer ausgehen: die Versicherungen zahlen laut Kümper nichts für überschwemmte oder durch Rückstau vollgelaufene Keller.
Bei den Glasschäden kommt es auf den Vertrag an. Glasbruch könne im Rahmen der Gebäude- oder Hausratsversicherung, bei Gärtnern auch separat, versichert sein. In neuen Versicherungsverträgen gebe es die Möglichkeit, Gebäude und Hausrat gegen Hagelschäden zu versichern. Für Schäden durch Blitzschlag steht die Feuerversicherung ein. dpa/jbk
LINSENGERICHT. Man merkte, daß dem Theo Ratzka als Freiem Wähler der rechte Draht nach oben fehlt, den die Christdemokraten für sich gepachtet haben. Just als er zu seiner Enthüllungsrede - kein Skandal, sondern ein Findling wurde aufgedeckt - anhub, öffnete der Himmel seine Schleusen, und ein Platzregen hub an, der ebenso exakt wieder endete, als der Bürgermeister sein Grußwort gesprochen hatte. Der zehnminütige Schutt, der die Lützelhäuser unter Schirme und Traufen flüchten ließ, war jedoch der einzige Mißklang in der ansonsten gelungenen 666-Jahr-Feier.
"Verschlafen" und "Schnapsidee" waren die beiden Schlagworte, mit denen selbst die überregionalen Medien das Straßenfest im Vorfeld bedachten und den 850-Seelen-Ort in die Schlagzeilen hoben.
Nichts von dem trifft zu. Bauernschläue muß das Attribut lauten, das sich der Linsengerichter Ortsteil verdient hat. Nicht einmal eine 1000-Jahr- Feier hätte ein solches Echo hervorgerufen wie die Story von dem vergessenen Jubiläum, das zu einem irrwitzigen Datum nachgeholt wird. Gleichzeitig haben die Lützelhäuser mit ihrem Juxfest zum 666. die Hascherei anderer Kommunen nach sogenannten geschichtsträchtigen Daten ad absurdum geführt.
Darob grollen wohl nicht nur umliegende Gemeinden, auch der Himmel verdüsterte sich drohend, als die Eröffnungsfeier am Samstag nachmittag dräute. Die Böllerschüsse aus den Vorderladern wurden mit einem vielfachen Echo in der aufgeladenen Atmosphäre beantwortet. Fast schien es, daß die Elemente den unbotmäßigen Dörflern, die geheiligte Zahlen einfach ignorierten, Einhalt gebieten wollte. Die ließen sich allerdings nicht davon beeindrucken.
Hartmut Kreß, der Vorsitzende des Musikvereins und Spiritus rector des Straßenfestes, hielt, angetan in höfisch anmutenden Samt, die Laudatio auf die Bürgerschaft und die Vereine, die geholfen hatten, die Biertischidee in die Tat umzusetzen. Vor allem dankte er dem "Deste-mer-Verein" der Senioren, der immer zur Stelle war, wenn es hieß: "Deste-mer mol die Schilder uffstelle. Deste-mer mol die Balke hole. Deste- mer mol die Kaste fortfahrn."
Als Ortsdiener mit Schelle und in verschossener Cordhose erinnerte Walter Kranz an mehr und weniger ruhmreiche Zeiten für Lützelhausen (vom mittelhochdeutschen lützel = klein), das in seiner Geschichte Lutzelnhusen und Lietelhausen hieß. Das Dorf wurde verliehen, verpfändet und, wie Kranz zu berichten wußte, "um 1400 wäre es fast auch verschwunden, nur weil so ein Gelnhäuser Schöffe, Wicker von Selbold, sich beim Bergbau, Eisen und Kupfer wurden geschürft, übernommen hatte".
Und beinahe, aber eben nur beinahe, hätte Lützelhausen um 1903 sogar eine eigene Bahnlinie bekommen. Die Dörfler verstehen sich nicht nur aufs Feiern, sie sind auch so gute Sportler, daß sie die 1954 gebaute Mehrzweckhalle nach einigen Jahren "kaputt geturnt" hatten und eine neue errichtet werden mußte.
So jedenfalls berichtete der Chronist verschmitzt, wie er auch erwähnte, daß die Pflastersteine in der Hauptstraße erst dann der Teerdecke Platz machen mußten, als sämtliche Stoßdämpfer im Ort verschlissen waren.
Für die Eingemeindung in das Linsengericht - der Sage nach lieferte die Region die Linsen für die kaiserliche Tafel - konnten sich die Lützelhäuser bei der anstehenden Gebietsreform zu Beginn der 70er nicht so recht begeistern. Ein ganzes Jahr zierte sich das unabhängigkeitsgewohnte Völkchen.
Den vorerst letzten Clou starteten sie jetzt mit besagtem Jubiläum. Ein Schelm, der auf die Idee käme, man habe das eigentliche Geburtsdatum bewußt vergessen, um die Aufmerksamkeit, die den Lützelhäusern jetzt zuteil wurde, auf sich zu ziehen. Gar nicht so einfach war es, die Oberen von der Sinnhaftigkeit des Vorhabens zu überzeugen. Die Gemeinde wollte, weil nur bei echten Jubelfeiern üblich, zunächst keinen Zuschuß gewähren. Erst als der Ortsname via Bildschirm in alle Haushalte der Umgebung getragen wurde - wobei die RTL-Sprecherin einmal fälschlicherweise von Lützellinden sprach -, sprangen die Verantwortlichen noch schnell auf den fahrenden Zug.
Zuletzt drohte das Straßenfest noch an den Kanalbauarbeiten im benachbarten Großenhausen zu scheitern. Dort ist gesperrt und eine Umgehung ausgeschildert. Eine zweite Umleitung wegen der Sperrung der Hauptstraße in Lützelhausen genehmigte Landrat Eyerkaufer erst nach langem guten Zureden.
Zurück zur Einweihungsparty. Nachdem sich die Regenwolken verzogen hatten, enthülte Bürgermeister Ratzka noch schnell den Gedenksandstein, einen behauenen Findling, ehe er zur nächsten Festeröffnung in Großenhausen hastete. Fanfarenbläser, Musik- und Gesangverein huben zum Ständchen an, das nur den Kühen im benachbarten Stall nicht gefiel. Laut taten sie ihren Unmut kund, verstummten aber, als eine befreundete Delegation slowakischer Musikanten auf den Plan trat.
Dann wurde kräftig gefeiert. Die Vereine hatten Stände und Tischgarnituren aufgestellt. Bushaltehäuschen und die alte Milchhalle waren zu Bars umgestaltet worden. Ein Dampfkarussell aus dem Jahr 1886 sorgte für den historischen Anstrich. Der Theaterverein "Riwwelkuche" - "Bei uns geht's immer so trocke zu", erklärt Gisela Krebs den ausgefallenen Namen - glossierte das Dorfgeschehen der vergangenen Jahre. Bleibt nur abzuwarten, wann die nächste Gemeinde eine Schnapszahl als Jubiläum feiert. Wetten, daß?
WOLFGANG HEININGER
Reuter Interview
Vorspann: Edzard Reuter (64) kam in Segelschuhen von Bally, offenem Hemd und Sporthose und war ,,verdammt stolz'' auf seine Mitarbeiter, die den ,,Treffpunkt Barcelona'' eingerichtet haben. Hier oben am Montjuic, wo sich Prominenz aller Provenienz, aber auch Sportler und Medienmenschen einfacheren Standes die Klinke in die Hand geben, habe er ein beredtes Beispiel für ein gutes Verhältnis zwischen Sport und Wirtschaft vorgefunden. Seine eigene Sportphilosophie, seine Beziehung zu IOC-Chef Samaranach und die Gründe für das millionenschwere Sponsoring seines Konzerns erläutert der Vorstandsvorsitzende der Daimler-Benz AG erstmals en detail im Gespräch mit Josef-Otto Freudenreich.-AStZ: Herr Reuter, kein Unternehmen in Deutschland steckt soviel Geld in den Sport wie Daimler-Benz. Hat das etwas mit den Vorlieben seines Vorstandsvorsitzenden zu tun?-AReuter: Für mich bedeutet Sport einen Teil meiner Befindlichkeit. Er ist ein Teil meines Lebens, weil er mich seit Kindesbeinen begleitet. Ich habe im Sport gelernt - auch zu verlieren, was eine ganz wichtige Lehre ist, die man irgendwann in seinem Leben ziehen muß.-AStZ: Sie reiten, Sie segeln, Sie fahren Ski, andererseits gehören Sie zu den bestgeschützten Menschen in Deutschland. Wie geht das zusammen? -AReuter: Gerade deshalb ist Sport für mich wichtig, weil ich hier unmittelbaren Kontakt mit meinen Mitmenschen habe. Das ist fast ein Lebenselixier für mich und ein Schutz davor, abzuheben. Sport ist deshalb für mich eine weit über das rein körperlich hinausgehende Entspannung, Erholung, Konzentration auf andere Dinge, das heißt Entspannung durch Konzentration auf Sport. Ich treibe Sport nach wie vor leistungsorientiert, das macht mir riesigen Spaß.- AStZ: Was verbindet Sie mit Olympia?- AReuter: Olympia ist für mich der Höhepunkt dessen, was man unter dieser Idee Sport überhaupt verstehen kann: Begegnung junger Menschen im Wettkampf. Wettkampf heißt sich auf den Kampf vorbereiten, sich quälen, trainieren, zu gewinnen oder auch mit Anstand zu verlieren, und das ganze auf dem Hintergrund des Kennenlernens und des Zusammenlebens anderer Menschen. Das ist für mich Olympia.-AStZ: Denkt der Manager Reuter gleich wie der Mensch Reuter?
Reuter: Ich wäre ja völlig bescheuert, wenn ich das voneinander trennen wollte. Wenn ich mit den Sportlern hier spreche, was in aller Offenheit geschieht, komme ich doch nicht als der Manager daher, dem die Sportler erzählen, was der große Daimler-Boß hören will. Selbstverständlich fließt meine persönliche Einstellung auch in meine Einschätzung des Sports ein, die ich aus der Verantwortung im Management von Daimler-Benz habe. Man kann eine Person nicht in zwei oder mehr Teile hacken. Ich glaube eben an die gesellschaftliche Funktion des Sports, weil er etwas mit Erziehung im guten Sinne des Wortes zu tun hat. Und wenn es so ist, dann ist die Wirtschaft und insbesondere ein Unternehmen unserer Größe nicht nur gut beraten, sondern geradezu verpflichtet, sich auch als Förderer des Sports zu engagieren.-AStZ: Wenn wir uns die deutsche Olympiamannschaft anschauen, erkennen wir viel Trennendes.-AReuter: Wir müssen wegkommen vom Zurückschauen. Ich habe mit vielen Sportlern gesprochen und dabei festgestellt, daß es dieses Gucken, bist du Ossi oder Wessi, nicht mehr gibt. Alle waren der Meinung, daß wir auf dem richtigen Weg sind. Und ich bin fest davon überzeugt, daß dieses gute Verhältnis in der deutschen Mannschaft symptomatisch ist für das Verhältnis insgesamt zwischen Ost und West in Deutschland.-AStZ: Sie gehen von sehr idealtypischen Vorstellungen aus, und wissen doch, daß dieser Sport längst seine Jungfräulichkeit verloren hat.-AReuter: Natürlich weiß ich das.-AStZ: Die Kommerzialisierung hat ihren Teil dazubeigetragen.-AReuter: Es besteht gar kein Zweifel, daß das so ist. Trotzdem werden Sie mir erlauben, daß ich mir meine jungfräuliche Begeisterung für diese idealtypische Sportidee erhalte, denn die Alternative dazu ist die destruktive Darstellung all dessen was Sport heißt. Beispielsweise in den Medien. Es gibt sehr viele, die so tun, als sei Leistungssport nur etwas Mieses, etwas Erkauftes, etwas Kommerzialisiertes. Das ist natürlich genauso wenig wahr, wie ein lupenrein gezeichnetes, hehres olympisches Ideal. Es ist immer wieder ein Kampf, das Maß zu finden und das Maß zu halten. Dafür gibt es keine ideale Lösung. Sicherlich haben wir heute Auswüchse, insbesondere wenn es um die Aquisition von Großveranstaltungen geht. Da gibt es ja nicht nur Olympische Spiele, da gibt es Weltmeisterschaften und Europameisterschaften, womit wir als Stuttgarter ja bestens vertraut sind. Aber jetzt apodiktisch zu sagen, die Idee Olympia oder die Idee Leistungssport ist kaputt, weil sich die Wirtschaft engagiert hat, das kann ich nicht verstehen.-AStZ: Sie würden damit auch keine Verantwortung für diese Auswüchse übernehmen?-AReuter: Für unser Unternehmen übernehme ich diese Verantwortung mit Sicherheit nicht. Verallgemeinern kann ich das nicht. Natürlich wird es Beispiele dafür geben, daß das Maß überschritten worden ist, aber ich sage Ihnen auf Ihre Frage ganz klar: ich sehe nicht, daß wir diesen Verantwortungsbereich im negativen Sinne überschritten haben. Wir verkaufen nichts auf dem Rücken der Athleten, wir nützen keinen aus kapitalistischer Profitsucht aus, wir fördern sie in partnerschaftlichem Interesse.-AStZ: Was können Sie mit der These, daß Olympia heute zur Industriemesse geworden ist, anfangen?.-AReuter: Ich akzeptiere sie schon deshalb nicht, weil ich mich im Moment in Barcelona befinde, und diese Stadt und diese Region genau das Gegenteil beweist, für jeden, der die Augen aufmacht.-AStZ: Diese Spiele sind im Vorfeld durch ihre Träger, das Internationale Olympische Komitee und seinen allmächtigen Präsidenten Samaranach, ins Gerede gekommen. Sie sind ,,Official sponsor'' des IOC. -AReuter: Ich bin nicht das IOC. Ich weiß, daß es in jeder Organisation Zusammenhänge gibt, die man nur beurteilen kann, wenn man Insiderkenntnisse hat. Schauen Sie, was wird alles in die Managementverhältnisse bei Daimler- Benz hineingeheimnist, das sind manchmal mehr als Lächerlichkeiten. Deshalb äußere ich mich dazu auch nicht. Ich sage Ihnen nur eines: Dieses IOC insgesamt hat eine hervorragende Leistung vollbracht, was den Charakter der Olympischen Spiele angeht. Daran besteht kein Zweifel. Die Diskussion, die sich in der Ära von Herrn Samaranch abgespielt hat, über die Abgrenzung von Amateurstatus und Profi, konnte in gar keine andere Richtung laufen. Alles andere war schon in der Zeit von Avery Brundage Augenwischerei. Unter der Führung von Herrn Samaranch ist dieses IOC modern und effizient geworden.-AStZ: Da wird Ihnen kaum jemand widersprechen. Was sagt denn der Sozialdemokrat Reuter zum Ex-Franquisten Samaranch? -AReuter: Ich kann und will diese Vergangenheit nicht beurteilen. Ich kann genausowenig beurteilen - entschuldigen Sie diesen vielleicht unzulässigen Vergleich - was mit Persönlichkeiten aus dem ostdeutschen oder osteuropäischen Raum ist, die vom Vertrauen derjenigen getragen werden, die -kheute-z zu entscheiden haben. Ich kann nur sagen: Herr Samaranch, mit dem ich eine gute und vertrauensvolle Bekanntschaft habe, ist ein aufrechter, demokratischer Mann voller Engagement für sein Land. Er hat Olympia hierher gebracht und ist ein hochanerkannter, hochgewürdigter Mann. Ich habe in der Zeit des Franco-Regimes mit einer ganzen Reihe von Persönlichkeiten zusammengearbeitet, die ich hochgeschätzt habe, die auch heute noch weiter Verantwortung tragen, einer davon ist beispielsweise der bis vor kurzem amtierende Außenminister gewesen. -AStZ: Sie kennen das Buch der englischen Journalisten Simson und Jennings, die scharf mit Samaranchs Vergangenheit ins Gericht gehen.
Reuter: Ich kann und will bewußt zu den angeblichen Vorwürfen, die gegen Herrn Samaranch in dieser Publikation erhoben wurden, keine Stellung beziehen, weil ich Herrn Samaranch so nehme wie er heute ist.-AStZ: Als führendes Mitglied des Kuratoriums der Berliner Olympiabewerbung haben Sie mit Samaranch hier in Barcelona sicher auch über die Bewerbung für 2000 gesprochen.-AReuter: Nicht konkret, allgemein ja. Ich weiß nur, daß Berlins Chancen nach der Papierform ganz hervorragend sind und die deutsche Industrie dahintersteht. Jetzt muß die Bewerbung auch von den politisch Verantwortlichen wirklich gewollt werden. Diffuse Stimmen aus Bonn genügen nicht.-AStZ: Aus ihrem Engagement schließe ich, daß Sie Ihre Sportförderung unter dem sportivsten aller PR-Manager Kleinert ... Reuter: Big spender schreiben Sie doch immer ...- AStZ: Daß Sie Ihr Sportsponsoring unter Kleinert so weiterfahren werden.-AReuter: Also: Der Matthias Kleinert hat nach wie vor in dieser wie in anderer Hinsicht mein uneingeschränktes Vertrauen. Das heißt aber nicht, daß der Herr Matthias Kleinert tun und lassen kann, was er will. Was er tut, ist in der Linie abgestimmt mit dem Vorstand und seinem Vorsitzenden, und in diesem Rahmen trägt er für sein operatives Handeln die Verantwortung. -AStZ: Daimler-Benz wird also weiterhin der größte Sportsponsor der Republik bleiben.-AReuter: Ich hoffe, daß es bald genauso große gibt. Aber wir wollen uns auf jeden Fall Mühe geben, immer in der Spitzengruppe zu sein.-AStZ: Und hier in Barcelona?- AReuter: Gehe ich jetzt segeln.
Im "deutschen Wasserschlößchen" am Lake Banyoles floß der Sekt. Es gab viele gute Gründe zum Feiern. Einer der Beobachtungsposten der 1000-Meter-Marke, wo die Gilde der Rudertrainer das olympische Geschehen überblickte, war nach den Endläufen der Treffpunkt der Aktiven. Als am Sonntag alles zu Ende war, konnten vier Gold-, drei Silber- und drei Bronzemedaillen bejubelt werden - die deutsche Equipe war damit die mit Abstand erfolgreichste Nation. Dahinter folgten die ebenfalls viermal siegreichen Kanadier sowie die je zweimal erfolgreichen Rumänen, Australier und Briten.
Trotz aller Hochstimmung in den deutschen Reihen: Das i-Tüpfelchen des deutschen Triumphs blieb aus. Der Männerachter gewann statt der vor den olympischen Rennen sicher geglaubten Goldmedaille "nur" Bronze hinter Kanada und Rumänien. Erstmals seit dem 1988 in Seoul begonnenen Siegeszug verlor das Flaggschiff ein wichtiges Rennen. So ganz unerwartet kam es aber nicht, denn nach ihrer Vorlaufniederlage gegen die Rumänen waren die Auserwählten von Bundestrainer Ralf Holzmeyer nicht mehr uneingeschränkte Favoriten. Trotz aller optimistischen Prognosen nach ihrem Halbfinalerfolg gegen die USA hatten sie "Bammel" vor den Rumänen. Lachende Dritte waren die Kanadier, deren Trainingskonzept voll aufging. Nach einer Niederlage bei einem einzigen Europaauftritt zu Saisonbeginn in Essen blieben sie unter anderem der Rotseeregatta fern, um sich zu Hause optimal vorzubereiten. Nach einem packenden Endspurt lagen sie auf dem Lake Banyoles 0,14 Sekunden vor Rumänien, der deutsche Achter landete mit 1,4 Sekunden Rückstand abgeschlagen auf Rang drei.
Ausgepumpt und deprimiert kam die Holtmeyer-Crew im Ziel an, mit hängenden Köpfen schlich sie zur Siegerehrung durch das deutsche IOC-Mitglied Thomas Bach und rang sich bei der Gratulation nur ein gequältes Lächeln ab. Als die acht Ruderrecken und der kleine Steuermann wenig später am Bootsplatz endgültig Land unter die Füße nahmen, herrschte Untergangsstimmung. Hier die umlagerten Kanadier, deren Jubelschreie kein Ende nahmen, dort die genau so freudetrunkenen Rumänen, die ins kühle Naß sprangen. Die deutschen Cracks zogen dagegen wortlos von dannen.
Beim Medientreff erwiesen sie sich dann als faire Verlierer, weil jeder die Leistung der Gegner anerkannte und niemand nach Ausreden suchte. "Von uns hat jeder sein Bestes gegeben, ich bin total platt. Nach einem guten Saisonstart konnten wir uns jetzt im Gegensatz zu unseren Rivalen nicht mehr steigern", argumentierte Schlagmann Roland Baar. Und Hans Sennewald, eines der beiden Achtermitglieder aus dem Osten, stellte genau so unmißverständlich fest: "Wir haben immerhin eine Medaille gewonnen, selbst wenn wir als Favorit verloren haben. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn nun daraus eine nationale Tragödie gemacht wird." Trotzdem mußten tiefe Wunden geheilt werden. Allen voran Ansgar Wesseling fand deutliche Worte: "Ich werde heute schon noch einige Tränchen abdrücken und brauche dazu kein Publikum. Vier Jahre habe ich alle Entbehrungen auf mich genommen und nun das angestrebte Ziel nicht erreicht. Wer fragt jetzt noch danach, daß ich im Winter oft morgens vor fünf Uhr aufgestanden bin, bei Eis und Schnee trainiert habe? Wer kennt den Ärger mit der Freundin, wenn man bei einer Party nicht nachts bis um drei Uhr einen draufmachen kann? Wir haben uns mit Trainer Holtmeyer die Köppe eingeschlagen und tolle Stunden erlebt. Jetzt ist alles vorbei."
Ein Reizthema war die Frage, wie es dazu kam, daß im Deutschland-Achter doch zu den neuen "Hackebeilen" gegriffen wurde, die nach Meinung fast aller Konkurrenten mehr Druck aufs Ruderblatt bringen. Zumindest Trainer Holtmeyer bezweifelt das. Zu seinem daran entbrannten Streit mit Sportwart Kolbe meinte er, "wir hätten uns vorher erst abstimmen sollen, bevor wir öffentliche Erklärungen dazu abgegeben haben. Trotzdem arbeiten wir zusammen, allerdings sind wir nicht gerade Freunde."
Und ungeachtet dieses Hickhacks um die "Hackebeile" - auf Mannschaftsbeschluß wollte man zunächst ohne sie rudern; nach der Vorlaufniederlage wurden sie doch benutzt - zog Kolbe ein positives Fazit der Ruderwettbewerbe. Vier der angestrebten fünf Goldmedaillen wurden zwar erreicht, dafür gab es aber einmal Edelmetall mehr als bei der letzten WM. Bei zehn von zwölf Finalstarts waren die Deutschen auf dem Siegerpodest dabei.
Im Gegensatz zum Achter souverän auf der Goldspur fuhren Thomas Lange im Einer und der Doppelvierer der Männer sowe der Doppelzweier und -vierer der Frauen. Die Riemenboote gingen damit ohne Gold aus, die Skuller standen dagegen beim Abspielen der Nationalhymne gleich viermal ganz oben auf dem Podest. Galten das Frauen-Duo und -Quartett sowie Lange als Olympia-Favoriten, weil sie in dieser Saison ungeschlagen geblieben waren, so kam der Erfolg des Doppelvierers sehr überraschend. Nach weniger überzeugenden Ergebnissen bei den Regatten vor Olympia präsentierten sie sich in Spanien allerdings schon in den Vorläufen in vorzüglicher Verfassung.
Viel hätte nicht gefehlt, und es hätte in jedem der 14 Wettbewerbe eine Medaille der deutschen Recken präsentiert werden können. Die Einer-Olympiafavoritin Beate Schramm mußte aber ihre Hoffnungen im Halbfinale nach einem Hitzekollaps begraben, der Doppelzweier der Männer mußte wegen einer Infektion von Peter Uhrig umgestellt werden. Ohne Medaillen blieben zudem der Zweier mit und Vierer ohne der Männer, die auf vierten Plätzen landeten.
WETTENBERG. Keine Frage, die junge Frau ist ganz scharf auf die mit Volans voluminös gefertigten Dinger. Gerne würde sie einen mit nach Hause nehmen. Immer wieder schlendert sie am Samstagnachmittag um den Stand auf dem "Fünfziger-Markt" in der Sporthalle des Wettenberger Ortsteils Krofdorf. Dort hängen die Objekte ihrer Begierde, gestreift und in den grellsten Farben, fein säuberlich aufgereiht auf einer Stange. Der Verkäufer plaudert über seine Vorstellung von der "Erotik der 50er Jahre", und sie erkundigt sich nach dem Preis. Billig ist das rosa-farbene Teil nicht gerade. 240 Mark will der Kaufmann aus Köln für den "Halbunterrock". "Was gibt's für hundert?", will die Frau wissen. "Da hätte ich noch einen - nein, der ist leider schon weg." So ein Pech. Die Nachfrage nach den legendären Pettycoats ist aber auch enorm an diesem Wochenende in der 5000- Seelen-Gemeinde am Fuße des Gleibergs.
Was Wunder: unter dem Motto "Musik und Motoren der 50er und 60er Jahre" inszenierte die Gemeindeverwaltung der mittelhessischen Gemeinde am Wochenende zum dritten Mal "Deutschlands schönste Oldie-Fete". Im alten Ortskern von Krofdorf waren sie denn zu bewundern, die blitzenden Automobile mit rasanter Quetschfalte, üppigen Heckflossen und den leuchtenden Weißwandreifen.
An die 500 Fahrzeuge aus den beiden Dekaden mögen es gewesen sein, die am gestrigen Sonntag in die für Normal-Vehikel gesperrte Innenstadt zu Tausenden Nostalgiker aus der ganzen Republik nach Wettenberg lockten. Da standen sie und staunten ob der Phantasie der Designer, und knipsten und filmten, was das Zeug hielt.
Derweil wurde in der Sporthalle allerhand Nippes aus den "fabulous 50's" (resopalbesetzte Nierentische, elegant geschlungene Schirmständer, Obst- und Gebäckschalen, Jukeboxes oder Sonnenbrillen, die aussehen wie Schmetterlinge) feilgeboten. In der Mehrzweckhalle präsentierten Fanclubs der Beatles oder von Connie Francis Bücher, Platten, Aufkleber und Konzertkarten ihrer Stars, und draußen auf den Straßen ertönte auf sieben Bühnen der Beat und Rock 'n' Roll der Zeit.
Das Konzept des Festivals, "Musik und Motoren mit der Alltagskultur der 50er und 60er Jahre zu verbinden, hat sich zu einem Publikumsmagnet gemausert.
Mit der Idee, ein generationsübergreifendes Spektakel zu inszenieren, landete die Rathaus-Crew um Beatles- Fan und Bürgermeister Gerhard Schmidt vor zwei Jahren auf Anhieb einen Volltreffer.
Während im vergangenen Jahr die Aufbauphase in der mittelhessischen Gemeinde thematisiert wurde, ging's heute um die ökologischen Folgekosten der automobilen Gesellschaft. Zu Gast bei den "Benzingesprächen" war Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD). Und der plädierte, wie hätte es auch anders sein können, für "einen drastischen Ausbau des Nahverkehrs". Freilich, die Fans der schmucken, aber alles andere als umweltfreundlich ausgerüsteten Oldtimer hatten ministerielle Schelte an diesem Tag nicht zu fürchten.
Vielmehr geriet der Gast aus Wiesbaden beim Anblick der Fahrzeuge selbst ins Schwärmen. Schließlich sei er als junger Mann vor dreißig Jahren selbst mit einer Sonderanfertigung des 500er Fiats Biancini durch die Straßen gekurvt.
"Heute hätte ich das Auto hier auch ausstellen können", meinte er grinsend. Und "der 300 SL", der vom Pressesprecher des Stuttgarter Automobil-Konzern vor die Bühne chauffiert wurde, sei damals für alle Jugendliche das "Traum-Auto" schlechthin, weil unbezahlbar gewesen.
Während Welteke laut darüber nachdachte, seine zwei "ministeriellen" Elektro-Autos zu verkaufen ("die haben sich nicht bewährt"), machte sich Gerhard Schmidt, der Bürgermeister, grundsätzliche Gedanken über die Zukunft des Festivals. Um die Belastung für die Gemeinde und die Verwaltung (die monatelang mit der Organisation beschäftigt ist) zu verringern, überlegt er, die Veranstaltung künftig im zweijährigen Turnus auszurichten.
Am Thema selbst soll sich nichts ändern. "Das Interesse an den 50er und 60er Jahren ist ja nach wie vor ungebrochen." Die "Golden Fifties" lassen in Wettenberg das Stadtsäckel klingen - der Erlös fließt in die örtliche Kulturarbeit. VOLKER TRUNK
WASSERBALL
Vorrunde, Gruppe A, 1. Spieltag: GUS - CSFR 10:6 (2:1, 1:1, 4:3, 3:1), Australien - USA 4:8 (1:1, 1:2, 1:3, 1:2), Deutschland - Frankreich 7:7 (2:2, 2:2, 3:2, 0:1).
1. GUS 1 1 0 0 10: 6 2:0 2. USA 1 1 0 0 8: 4 2:0 3. Deutschland 1 0 1 0 7: 7 1:1 Frankreich 1 0 1 0 7: 7 1:1 5. CSFR 1 0 0 1 6:10 0:2 6. Australien 1 0 0 1 4: 8 0:2
Gruppe B, 1. Spieltag: Ungarn - Brasilien 7:7 (1:2, 2:1, 2:2, 2:2), Griechenland - Kuba 9:10 (2:4, 3:0, 3:3, 1:3), Spanien - Niederlande 12:6 (5:3, 3:2, 1:1, 3:0).
1. Spanien 1 1 0 0 12: 6 2:0 2. Kuba 1 1 0 0 10: 9 2:0 3. Brasilien 1 0 1 0 7: 7 1:1 Ungarn 1 0 1 0 7: 7 1:1 5. Griechenland 1 0 0 1 9:10 0:2 6. Niederlande 2 0 0 2 10:18 0:4
NÜRNBERG, 2. August (dpa). Schwere Verkehrsunfälle mit mindestens zehn Toten überschatteten das Wochenende. Bei einem Frontalzusammenstoß von zwei Reisebussen starben am Samstag auf der Autobahn Nürnberg-Würzburg sieben Menschen, 23 wurden verletzt. Eine Massenkarambolage auf der A 7 forderte ein Menschenleben. Auf der Autobahn Regensburg-Nürnberg wurde ein Arzt, der Unfallhilfe leisten wollte, von einem Auto überrollt. Auch bei einem Zusammenstoß bei Stuttgart kam ein Mensch ums Leben.
Hitze und Staus in Südeuropa: Millionen Spanier starteten am Samstag in die Ferien. Bei Temperaturen von bis zu 40 Grad quälten sich etwa zwölf Millionen Autos über die Fernstraßen. Die große Reisewelle begann auch in Italien. Elf Millionen Urlauber waren hier zwischen Freitag und Sonntag auf 6000 Autobahnkilometern unterwegs.
STOCKSTADT. Die Argus, der Labor- Dampfer der Hessischen Landesanstalt für Umwelt, tuckert langsam durch den Altrhein, umrundet den Kühkopf und steuert das verlassene Hofgut Guntershausen an. Da verdüstert sich die Miene des Ministers: "Uns verdrießt," ärgert sich Hessens Naturschutzminister Jörg Jordan, daß "nur bei uns die Naturschutzverbände so kritisch sind", obwohl "kein anders Land so differenziert" an das Thema Schnakenbekämpfung kontra Naturschutz herangehe wie Hessen.
Die Verärgerung hat ihren Grund in den beiden Klagen der anerkannten Naturschutzverbände, die zum Teil schon seit dem vergangenen Jahr anhängig sind. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) und der Naturschutzbund (NABU) wollen gerichtlich geprüft wissen, ob der Einsatz des aus Ministersicht so harmlosen Bacillus thuringienis israelensis (Bti) gegen die vor allem von Neuanwohnern der Altrhein-nahen Quartiere so gefürchteten Rheinschnaken und der damit verbundene Eingriff in das ökologische Gleichgewicht rechtlich duldbar ist oder nicht.
"Taktische Mittel" aber wirft Jordan den Organisationen vor, weil sie bis heute keine Klage-Begründung nachgereicht hätten. Per Sofortvollzug, der dann wieder beklagt wurde, mußte das Ministerium durchsetzen, was es für einen Kompromiß bei der Schnakenbekämpfung in Hessen hält.
"Im gesamten Oberrheingraben", beschwört Jordan sein Modell, werde Bti seit einigen Jahren benutzt, und es habe schließlich andere, wirklich gefährliche Mittel abgelöst. Doch zwischen Basel und Rüdesheim habe seither "noch keiner" nachweisen können, daß der Bacillus, der die Larven der Rheinschnaken tötet, auch gegen andere Insekten (etwa Zuck- oder Kriebelmücken) als gerade diese Plagegeister wirksam sei. Bti, so Jordan, wirke eben ausschließlich "selektiv".
Das aber behauptet in voller Schärfe noch nicht einmal die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), jenem Verein mit dem Etat eines mittelständischen Wirtschaftsunternehmens. Die KABS, so die eigenen Vorgaben, spare deshalb Gebiete, in denen Zuckmücken besonders zahlreich sind, angeblich bei der Bekämpfung aus.
Der jetzt vom Ministerium eingeschaltete Zoologe Hans-Georg Fritz und vor allem auch Wissenschaftler des Rastatter Aueninstituts des WWF hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Zweifel an der angeblich völlig selektiven Wirkung von Bti geäußert, die auch nach Darstellung des Ministeriums bislang auch nur im Labor, nicht aber im Freiland unter Beweis gestellt worden war.
Doch an diesem Sonntag, an dem gut ein Dutzend Kinder mit an Bord sind, dazu ein paar Mitarbeiter aus dem Ministerium, auch Bürgermeister der Schnaken- geprüften Gemeinden der Umgebung, erhebt sich kein Widerspruch gegen diese These. - Es ist der Tag von "Tina", einem zwölfjährigen Mädchen aus Loxstedt in Norddeutschland, das, nach einem Schnaken-Urlaub im vergangenen Sommer, sich beim Minister beschwerte, weil der doch nichts gegen die Biester unternehme. Um nun Verständnis für den Naturschutz am Kühkopf und am Lampertheimer Altrhein zu erlangen, holte Jordan Tina und ein paar mehr Kinder an Bord des Umweltschiffes.
Schnaken freilich kann Jordan bei dieser Tour nicht zeigen, die haben sich verkrochen, oder es sind ohnehin immer weniger, weil der Bti-Einsatz greift. Immerhin will die KABS in diesem Jahr 200 Milliarden Schnaken-Larven vernichtet haben, was allerdings nur einen Teil der tatsächlichen Population ausmacht. Von Ausrottung könne deshalb auch keine Rede sein, sagt Jordan, nur um die "Schnakenspitze" gehe es. Wirklich?
Denn Tatsache ist, daß im Laufe der vergangenen Jahre die Größe der Tabuzonen, in denen aus Gründen des ökologischen Gleichgewichtes, des Eingriffs in die Nahrungskette und des Vogelschutzes innerhalb der Naturschutzgebiete keine Schnakenjagd zulässig ist, immer mehr schrumpfte. Kaum mehr als zehn Prozent des 2369 Hektar großen Europareservates Kühkopf-Knoblochsaue, rechnen Naturschützer vor, bleiben von dem Gift-Einsatz (er fand in diesem Jahr am Kühkopf bereits zweimal statt) völlig verschont.
Dazu zählen etwa jene Gebiete, in denen der Graureiher oder der Schwarze Milan brüten. Der große Rest des Gebietes wird so behandelt, wie jedes andere Schnaken-trächtige Stück Land am Rhein auch: Dort haben die Mitarbeiter der KABS freien Zutritt, wenn sie auch in einigen Bereichen des Kühkopfes das Brutgeschäft der Vögel abwarten müssen oder zum Beispiel, um eine Beunruhigung zu vermeiden, ihr Bti aus Hubschraubern abwerfen müssen. 2,5 Millionen Mark gibt die KABS so allein 1992 für die Tötung der Larven aus.
Dabei, so auch Thomas Mecke von der Oberen Naturschutzbehörde in Darmstadt, "widerspricht der Schutzstatus" eigentlich jeder Bekämpfung. Doch der beamtete Naturschutzmann hängt gleich besänftigende Worte an: "Falsch verstandener Naturschutz wäre es, wenn man Naturschutz gegen den Menschen macht." Mecke spricht noch eine andere Wahrheit aus: "Seit die Schnaken kaum noch da sind", erzählt er dem Publikum während des Ausflugs durch die Welt des Auewaldes, schipperten auch immer mehr Freizeitkapitäne durch den Altrhein. Der "Erholungsdruck", wie man das im Behördendeutsch nennt, wächst.
Immer mehr haben die dafür zuständigen Förster damit zu tun, Skipper vom verbotenen Anlanden abzuhalten oder ihnen ein Strafmandat zu verpassen. "Trotz der 120 Mark Strafe", ahnt Mecke, "werden sie es immer wieder machen." Vielleicht, weil ihnen das Verständnis für den Naturschutz fehlt in einer Region, in der es soviel Schwarze Milane gibt wie sonst nirgends in Mitteleurpa?
Das seit bald zehn Jahren verlassene Hofgut Guntershausen soll einmal Naturschutzinformationszentrum werden. Klaus Horst, Bürgermeister von Stockstadt, bringt auf einen Nenner, woran es vielen Besuchern und auch Anrainer fehlt beim Umgang mit ihrem Kühkopf: "Nur das, worüber man Bescheid weiß, das sieht man auch" - und kann es beschützen. STEPHAN BÖRNECKE
RADSPORT
HESSENMEISTERSCHAFTEN der Männer im Bergzeitfahren in Erbersburg, Amateure: 1. Rodenbeck (Wiesbaden) 08:49,76 Minuten, 2. Lungershausen (Frankfurt) 09:02,10, 3. Sterly (Wiesbaden) 09:27,06, 4. Egner (Wiesbaden) 09:29,90, 5. Fischer (Wiesbaden) 09:31,32, 6. Müller (Bad Hersfeld) 09:32,86, 7. Nestler (Grankfurt) 09:42,46, 8. Hahner (Fulda) 09:46,03, 9. Pomrehn (Frankfurt) 10:13,09, 10. Bioly (Wiesbaden) 10:14,35.
Junioren: 1. Krayer (Wiesbaden) 09:43,81, 2. Langhanki (Hochheim) 10:17,19, 3. Meyer (Marburg) 10:49,24, 4. Schmidt (Sossenheim) 11:08,78, 5. Geis (Sossenheim) 11:14,28, 6. Müller (Wiesbaden) 11:19,68.
Jugend: 1. Debus (Fuldabrück) 09:50,69, 2. Löw (Breitenbach) 10:04,51, 3. Bodenbenner ( Marburg) 10:27,75, 4. Waniek (Bad Orb) 10:41,91, 5. Neunmann (Marburg) 11:12,31, 6. Kopatsch (Bad Orb) 11:16,14, 7. Krämmer (Sossenheim) 11:50,78.
Senioren: 1. Feuerbach (Sossenheim) 10:14,46, 2. Bischoff (Frankfurt) 10:36,56, 3. Paschel (Sossenheim) 10:52,85, 4. Paproth (Gießen) 11:04,79, 5. Leschhorn (Wölfersheim) 11:07,20, 6. Oberleitner (Frankfurt) 11:13,47.
FLÖRSHEIM. Tragisch endete das Wickerer Weinfest am Sonntagmorgen: Gegen 1.45 Uhr verlor ein 23jähriger Mann auf der Landestraße 3017 nach Flörsheim am Ortsausgang die Kontrolle über sein Auto und kam auf der regennassen Fahrbahn nach rechts ab. Dabei erfaßte er drei Fußgänger auf dem Bürgersteig. Zwei von ihnen wurden so schwer verletzt, daß sie stationär ins Krankenhaus mußten. Der Dritte sowie der Wagenlenker konnten die Klinik nach ambulanter Versorgung wieder verlassen. Der Autofahrer mußte eine Blutprobe und seinen Führerschein abgeben. Die Landesstraße war eine halbe Stunde voll gesperrt. set
Walter Erlbruch aus Hardenberg gewann am Wochenende in Darmstadt-Arheilgen und Pfungstadt den Deutschen Meistertitel im Bahnengolf. Mit der Serie von 19 - 22 - 21 - 22 - 19 - 22 - 21 - 19 - 22 - 23 - 22 - 21 - 18 - 19 - 18 erzielte er eine Schlagzahl von 306 aus 15 Runden, was einem Schnitt von 20,400 entspricht. Titelträgerin bei den Frauen wurde die Wetzlarerin Christiane Staack.
Den Mannschaftstitel bei den Männern gewann der BGS Hardenberg, bei den Frauen siegte der MGC Mainz. In der Seniorenklasse (bis 45 Jahre) gewann Hans- Dieter Schönfeld (Northeim), Meisterin bei den Seniorinnen wurde Marlene Lange (Mönchengladbach) vor Irene Sauer (SG Arheilgen). In der Altersklasse über 58 Jahren holten Jochen Schnadt (Köln) und Verena Damerow (Berlin) die Titel. Werner Lommatzsch (SV Dreieichenhain) wurde Vizemeister. Den Mannschaftstitel holte sich der KGC Mönchengladbach.
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Nachrichten-Börse
EG beschränkt Berlin-Hilfen Die EG-Kommission hat Einschränkungen für Investitionsbeihilfen in West- Berlin verfügt. Demnach dürfen über das ERP-Aufbauprogramm im Gegensatz zum Ostteil der Stadt und den neuen Ländern keine steuerfreien Rücklagen für Investitionsprojekte herangezogen werden. Diese Art der Förderung sei nicht mit den für West-Berlin geltenden Subventionsregeln der Europäischen Gemeinschaft vereinbar, hieß es zur Begründung. Außerdem profitiere die Stadt noch von der auslaufenden Berlin-Hilfe. Albanien gibt Preise frei Albanien hat am Wochenende die meisten Preise freigegeben. Dies ist der Beginn einer radikalen Wirtschaftsreform, die das Land von der kommunistischen Plan- in die Marktwirtschaft überführen soll. Ausgenommen von der Freigabe ist unter anderem Brot, das aber deutlich verteuert wurde. Ein Kilo kostet nunmehr 13 statt zuvor 2,50 Lek. Auch die Mieten wurden um das Dreifache heraufgesetzt. Zum "Ausgleich" wurden die Löhne um 280 Lek (rund 4,20 Mark) pro Monat angehoben und die Arbeitslosenunterstützungen um 200 Lek erhöht. Auch Pensionäre erhalten mehr Geld. Aktienkurse in New York steigen Die New Yorker Börse hat am Freitag gut behauptet geschlossen. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte kletterte um 1,89 auf 3393,78 Punkte. Umgesetzt wurden knapp 175 Millionen Titel.
"Telekom-Privatisierung bringt wenig" Die Teilprivatisierung der Telekom wird die Finanzprobleme des Unternehmens nach einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel nicht lösen können. Das Magazin beruft sich auf eine Analyse der Investmentbank Solomon Brothers, die den Wert der Telekom auf "nur 52 Milliarden Mark" taxiere. Der Bonner Postminister hingegen gehe von "rund 80 Milliarden Mark" aus. Da Bonn nur 49 Prozent verkaufen wolle, würden die Erlöse nicht ausreichen, um das Eigenkapital um 20 Milliarden Mark aufzustocken und zugleich zehn Milliarden als Einmalzahlung an Postdienst und Postbank zu überweisen. Weißrußland erhält Kredit Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung hat Weißrußland einen Kredit über 38,8 Millionen Dollar erteilt. Die Mittel sollen für Entwicklung des Telekommunikations-Systems eingesetzt werden. Weniger Aufträge für Ost-Industrie Der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe der neuen Bundesländer ist im Mai stark gesunken. Im Vergleich zum Vormonat beträgt der Rückgang 22 Prozent. Im Zweimonatsvergleich April/ Mai gegenüber Februar/März blieb die Nachfrage nach Angaben des Bonner Wirtschaftsministeriums in etwa gleich. Die Order aus dem Inland stiegen um 0,5 Prozent, während ausländische Kunden zwei Prozent weniger bestellten.
VOLLEYBALL
VORRUNDE: Frauen, Gruppe A, 3. Spieltag: GUS - Japan 3:0 (15:13, 15:11, 15:11), Spanien - USA 0:3 (4:15, 5:15, 10:15).
1. GUS 3 2 1 8:3 4:2 2. USA 3 2 1 8:5 4:2 3. Japan 3 2 1 6:5 4:2 4. Spanien 3 0 3 0:9 0:6
Einbrecher von Polizist auf der Flucht erschossen Nachbar beobachtete Einstieg in Nordend-Wohnung Von unserem Mitarbeiter Ein 26jähriger Einbrecher ist in der Nacht zum Samstag im Nordend von einem Polizeibeamten erschossen worden. Der Schuß aus der Dienstwaffe des 35jährigen Polizeiobermeisters war gefallen, nachdem der unbewaffnete Dieb durch ein Badezimmerfenster im ersten Stock das Haus an der Günthersburgallee verlassen hatte und an einer Regenrinne entlang in den Hinterhof gerutscht war. Dies teilte Hubert Harth, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Sonntag auf Anfrage der FR mit. Die Obduktion des Toten ergab, daß er durch den Schuß und nicht, wie zunächst vermutet, durch den Sturz aus dem Fenster ums Leben gekommen war. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen gegen den Polizeibeamten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen 23 Uhr hatte am Freitag abend ein Anwohner der Vogelsbergstraße beobachtet, wie jemand an der Rückseite des Hau- ses gegenüber bis zum ersten Stock emporkletterte. Über den schmalen Balkon drang der Einbrecher in die Wohnung ein. Der Nachbar alarmierte die Polizei.
Zwei Streifenwagen des 2. Polizeireviers fuhren in die Günthersburgallee, Nummer 36 a: Zwei Beamte der einen Streife "sicherten unten ab" und postierten sich in dem dunklen Hinterhof, wie Polizeisprecher Peter Borchardt noch am Tatort berichtete. Ihre beiden Kollegen der zweiten Streife gingen in das Haus, das in den 50er Jahren an der von Altbauten aus der Gründerzeit geprägten Allee im Nordend errichtet worden war.
Die Beamten klingelten zunächst an der Wohnungstür im ersten Stock. Niemand öffnete. Aber sie hörten von drinnen Geräusche und brachen die Tür auf. In dem Moment, in dem sie in die Wohnung eindrangen, hörten sie einen Schuß: Der Einbrecher war von der Kugel aus der Dienstwaffe des Polizeibeamten, der sich an der Rückseite des kleinen, verwinkelten Grundstücks postiert hatte, getroffen worden. "Noch nicht geklärt ist die Todesursache", erklärte Polizeisprecher Borchardt kurz nach dem Vorfall, noch könne nicht definitiv gesagt werden, ob der Einbrecher durch den Schuß oder möglicherweise durch den Sturz aus dem etwa fünf Meter hohen Badezimmerfenster getötet worden sei. Was genau im Hinterhof passiert sei, lasse sich auch deswegen zu diesem Zeitpunkt nicht konkret klären, da der Beamte, der geschossen hatte, unter Schock stehe und "derzeit nicht vernehmungsfähig ist".
Noch am Tatort war von der Staatsanwaltschaft die Obduktion der Leiche angeordnet worden. Sie ergab am Samstag vormittag, wie Staatsanwaltschafts-Sprecher Harth mitteilte, daß der Schuß Ursache des Todes des 26jährigen gewesen sei, der zuvor bereits durch diverse Einbrüche "in Erscheinung getreten war": Im Bereich des Oberkörpers war der Mann von der Kugel, die einen Lungenflügel gestreift haben soll, getroffen worden. Der Schuß fiel, sagte Harth, nachdem der Einbrecher durch das Badezimmerfenster die Wohnung verlassen hatte und auf seiner Flucht an einer Regenrinne entlang auf den Boden gerutscht war. Bei dem Toten fand die Polizei Schmuck, der von der Wohnungsinhaberin identifiziert wurde. Die Frau war an diesem Abend ausgegangen und erst nach dem tödlichen Vorfall heimgekehrt.
"Um eine Neutralität der Ermittlungen zu schaffen", erklärte Harth, wurde das Hessische Landeskriminalamt (LKA) mit den Ermittlungen beauftragt. Noch in der Nacht zum Samstag trafen die Beamten am Tatort ein. ing
Immer wenn's heiß ist, die meisten Leute im Urlaub sind und anscheinend nichts passiert, dann geistert das sogenannte "Sommerloch" durch die Medien.
Die ältesten Filme werden wieder gespielt. Früher tauchte auch das Ungeheuer von Loch Ness mit schöner Regelmäßigkeit aus den Fluten des Sees.
Langsam glaubt keiner mehr dran. Und menschliche Ungeheuer, vor allem Fahrradräuber, treiben täglich ihr Unwesen.
Übles geschieht überall auf der Welt, und außerdem gibt es die Olympischen Spiele und andauernden Medaillenregen.
So ganz ereignislos sind die Hundstage also nicht.
Aber wie ein echtes Wahrzeichen kommt da ein Brief vom 31. Juli. Mit der Post, frankiert mit 1,40 Mark. Absender Presse- und Informationsamt der Stadt.
Sicher enthält er eine mitteilenswerte Meldung. Sorgfältig aufgeschlitzt enthält der große Umschlag nichts, keine Blatt, keine Nachricht, einfach "Nichts".
Das ist das wahre Sommerloch, wenn nichts verschickt und dennoch frankiert wird! E-S
Goldenes Wochenende
für deutsches Team
BARCELONA, 2. August (FR). Bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona gab es zur Halbzeit ein goldenes Wochenende für die deutschen Athleten. Die Ruderer standen dabei im Mittelpunkt des Interesses und holten allein vier Goldmedaillen, außerdem siegten die Kanutin Elisabeth Micheler, der Schütze Michael Jakosits und die Speerwerferin Silke Renk.
Bei den Ruderwettbewerben gab es außer den Goldmedaillen für Thomas Lange im Einer sowie den Siegen im Doppelzweier der Frauen und den beiden Doppelvierern noch dreimal Silber und dreimal Bronze. Leichte Enttäuschung löste trotz dieser großen Erfolge das Abschneiden des hochfavorisierten "Deutschland-Achters" aus, der sich hinter den groß auftrumpfenden Booten aus Kanada und Rumänien mit dem dritten Platz abfinden mußte.
In der Leichtathletik gab es Überraschungssiege auf den Königsdisziplinen über die klassische 100-Meter-Distanz. Bei den Männern gewann der Brite Linford Christie, bei den Frauen war die US-Amerikanerin Gail Devers die Schnellste. Völlig unerwartet siegte auch die Speerwerferin Silke Renk aus Halle, ihre Klubkollegin Karen Forkel steuerte im gleichen Wettbewerb eine Bronzemedaille bei. Im Siebenkampf errang Sabine Braun ebenfalls Bronze.
Der Turner Andreas Wecker gewann bei den Gerätefinals zweimal Bronze. Für den Weltranglistenersten Jim Courier (USA) ist das olympische Tennisturnier ebenso beendet wie für Boris Becker und Carl-Uwe Steeb.Steffi Graf und Anke Huber erreichten dagegen die Runde der letzten acht.
(Siehe Seite 3 und ausführliche Berichte im Sportteil)
Das Wetter
Wetterlage Am Rande des Tiefs über der nördlichen Nordsee bleibt für den Süden und Osten zunächst subtropische Warmluft wetterbestimmend. Im weiteren Verlauf dringt kurzzeitig etwas kühlere Meeresluft nach Mitteleuropa vor. Vorhersage bis Dienstag früh Im Westen und Norden wolkig, in der zweiten Tageshälfte auch stark bewölkt mit einzelnen Schauern. Höchsttemperaturen 22 bis 26 Grad. Im Süden und Osten zunächst sonnig, im Tagesverlauf aufkommende Quellbewölkung und nachfolgend vor allem abends Gewitter.
Höchsttemperaturen hier 27 bis 32 Grad. Nächtliche Tiefstwerte 14 bis 19 Grad.
Schwacher bis mäßiger, zeitweise frischer, in Gewitternähe stark böiger Wind, von Südwest auf Nordwest drehend.Weitere Aussichten für Dienstag Heiter bis wolkig, in Alpennähe noch gewittrig, vor allem im Norden kühler. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Aberdeen, stark bewölkt 17
Ajaccio, leicht bewölkt 29
Algier, leicht bewölkt 35
Amsterdam, bedeckt 20
Ankara, wolkenlos 23
Antalya, wolkenlos 34
Athen, leicht bewölkt 33
Barcelona, leicht bewölkt 30
Belgrad, leicht bewölkt 34
Bordeaux, bedeckt 25
Bozen, leicht bewölkt 27
Brest, stark bewölkt 18
Brüssel, Regenschauer 20
Budapest, stark bewölkt 29
Bukarest, wolkenlos 33
Casablanca, stark bewölkt 26
Dublin, stark bewölkt 17
Hammerfest, wolkig 11
Helsinki, stark bewölkt 21
Innsbruck, wolkig 25
Istanbul, wolkenlos 28
Kairo, wolkenlos 32
Kiew, wolkenlos 27
Kopenhagen, stark bewölkt 25
Larnaka, leicht bewölkt 32
Las Palmas, leicht bewölkt 27
Lissabon, leicht bewölkt 34
Locarno, leicht bewölkt 28
London, stark bewölkt 21
Madrid, leicht bewölkt 31
Malaga, wolkig 29
Mallorca, leicht bewölkt 32
Moskau, leicht bewölkt 21
Neapel, leicht bewölkt 31
New York, wolkenlos 21
Nizza, leicht bewölkt 29
Oslo, Sprühregen 12
Ostende, bedeckt 19
Palermo, wolkenlos 29
Paris, stark bewölkt 25
Peking, bedeckt 25
Prag, leicht bewölkt 29
Reykjavik, Regenschauer 12
Rom, leicht bewölkt 32
St. Petersburg, stark bewölkt 22
Stockholm, stark bewölkt 22
Tel Aviv, wolkenlos 28
Tokio, bedeckt 21
Tunis, wolkenlos 35
Varna, wolkenlos 27
Venedig, wolkenlos 31
Warschau, wolkig 30
Wien, leicht bewölkt 29
Zürich, wolkig 29
Deutschland
Ort Wetter Grad
Aachen, wolkig 23
Arkona, leicht bewölkt 23
Augsburg, leicht bewölkt 28
Berlin, wolkig 28
Bremen, stark bewölkt 23
Brocken, wolkig 17
Chemnitz, Gewitter 27
Cottbus, wolkig 30
Cuxhaven, bedeckt 21
Dresden, wolkig 29
Düsseldorf, bedeckt 23
Emden, stark bewölkt 23
Erfurt, wolkig 25
Feldberg/Schw., wolkig 18
Feldberg/Ts., wolkig 21
Fichtelberg, wolkig 19
Frankfurt/M., stark bewölkt 28
Freiburg, leicht bewölkt 30
Freudenstadt, leicht bewölkt 25
Garmisch, wolkig 26
Görlitz, leicht bewölkt 28
Greifswald, wolkig 26
Hamburg, stark bewölkt 22
Hannover, stark bewölkt 24
Helgoland, stark bewölkt 20
Hof, stark bewölkt 26
Karlsruhe, stark bewölkt 30
Kassel, wolkig 24
Kempten, leicht bewölkt 26
Köln/Bonn, stark bewölkt 23
Konstanz, stark bewölkt 27
Leipzig, wolkig 28
Lübeck, wolkig 23
Lüchow, wolkig 24
Magdeburg, wolkig 27
Mannheim, leicht bewölkt 30
Mühldorf, wolkig 28
München, leicht bewölkt 29
Münster/Osnabrück, stark bewölkt 23
Neubrandenburg, leicht bewölkt 26
Norderney, stark bewölkt 21
Nürnberg, wolkig 28
Oberstdorf, leicht bewölkt 27
Öhringen, leicht bewölkt 28
Passau, leicht bewölkt 27
Regensburg, wolkig 33
Rostock/Warnem., stark bewölkt 22
Saarbrücken, leicht bewölkt 27
Schleswig, stark bewölkt 20
Schwerin, wolkig 23
Stuttgart, Gewitter 22
Sylt, stark bewölkt 20
Trier, wolkig 25
Wasserkuppe, bedeckt 19
Wittenberg, wolkig 27
Würzburg, stark bewölkt 27
Zugspitze, in Wolken 7 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 5.58 Uhr
Sonnenuntergang 21.05 Uhr
Mondaufgang 12.19 Uhr
Monduntergang 22.43 Uhr
FRANKFURT A. M., 2. August (FR). Wolkig, in der zweiten Tageshälfte auch stark bewölkt mit einzelnen Schauern, sagt das Wetteramt vorher. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 22 und 26 Grad, nachts um 14 Grad. Aussichten: heiter bis wolkig und vor allem im Norden Temperaturrückgang. (Siehe auch Lokalteil)
Spielmöglichkeiten für Kinder mitten in der Stadt sind selten geworden. In Sachsenhausen arbeitet die Elterinitiative Sachsenhausen (EIS) daran, mehr Spielplätze zu schaffen oder die vorhandenen Angebote zu verbessern. Am Samstag feierten Kinder und Eltern den Abschluß der EIS-Ferienspiele in der Brückenstraße im Sachsenhäuser Quartierpark.
Wurf- und Ratespiele, ein Flohmarkt und andere kleine Attraktionen wurden für die Kinder geboten. Für fünf Mark bekam man einen Bon, mit dem die Kleinen an allen Spielangeboten teilnehmen konnten und auch noch etwas zu essen bekamen.
Der Erlös aus dem Fest ist für rumänische Kinder bestimmt, denn zweimal im Jahr fährt ein Konvoi der Elterninitiative mit Hilfsgütern und Medikamenten nach Rumänien.
Sorgen bereiten den Eltern die Finanzen: "Wir wollen den Kindern fünfmal in der Woche Spielangebote bieten. Im Moment kommen wir aber nur auf viermal, da uns die Stadt einfach nicht genügend Geld zur Verfügung stellt. Selbst für die derzeitigen Mittel haben wir nur eine mündliche Zusage", berichtet Vereinsvorsitzende Traudel Schmitt. jan
Horst Waffenschmidt sagt die Wahrheit und sagt sie doch nicht. Tatsächlich sind die Aussiedlerzahlen zurückgegangen. Dennoch ist es falsch, was der Innen- Staatssekretär und Aussiedlerbeauftragte mit seiner stolz präsentierten Statistik wieder einmal nahelegt. Auf die Bundesrepublik kommen nicht weniger Aussiedler zu als erwartet. Sie kommen nur langsamer als in den vergangenen beiden Jahren.
Weil Bonn die bürokratischen Hürden für deutschstämmige Ausreisewillige in der GUS, in Polen und Rumänien erhöht hat, warten 75 Prozent der Antragsteller auf einen Bescheid der hiesigen Behörden. Mit diesen knapp 600 000 Menschen möchte Horst Waffenschmidt seine schöne Statistik natürlich nicht belasten. Überdies will er von der richtigen Vermutung ablenken, daß es für Aussiedler eine heimliche Quote gibt.
So etwas zuzugeben, hieße im Verständnis der christdemokratischen Innenpolitik nämlich, gleich mehrere Tabus zu brechen. Es hieße offenzulegen, daß die Grenzen auch für die sogenannten Rußland-, Polen- und Rumäniendeutschen nicht einfach offen sind. Es hieße zu bekennen, daß man entgegen aller Verlautbarungen doch eine Art von gezielter Einwanderungspolitik betreibt. Vor allem hieße es, der Bevölkerung klar zu sagen, womit sie rechnen muß.
Die Politik der halben Wahrheiten ist dem Innenministrium freilich vertraut. So wie es Zahlen zum Asyl nach oben frisiert, schönt es Fakten zur Aussiedlung - orientiert eben am ideologischen und politischen Interesse. ff (Bonn)
BOCKENHEIM. Samstagnachmittag, 14 Uhr: Wie auf ein Kommando stürmen an die 50 Kinder auf den freien Platz in der Nähe des Schönhofs in Bockenheim und haben im Handumdrehen das Gebiet "erobert". "Der Kirchplatz lebt" - unter diesem Motto wird es auf dem Platz an der Rödelheimer Straße auch an den kommenden zwei Wochenenden wieder Spiele, Spaß und viel "Äktschn" geben.
Letztes Jahr haben die Kinderwerkstatt und die Jakobsgemeinde das Kirchplatzfest ins Leben gerufen, mit dem Ziel, öffentliche Plätze in der Stadt, "auf denen sonst ein Brunnen herumsteht, mit dem keiner was anfangen kann", zu beleben: "Wir wollen demonstrieren, wie es sein könnte", erklärte Gabriele Mlynek von der Kinderwerkstatt.
Nach dem durchschlagenden Erfolg im letzten Jahr, wurde die Aktion jetzt kurzerhand wiederholt. Die Idee, das Areal in eine Spielfläche für Kinder zu verwandeln, hat inzwischen viele Anhänger gewonnen: Bockenheimer Vereine, umliegende Gaststätten und sogar Anwohner beteiligen sich an der Organisation des Kirchplatzfestes.
Am vergangenen Wochenende fiel der Startschuß für die fröhliche Platzeroberung. In der "Druckwerkstatt" konnten die Jungen und Mädchen T-Shirts nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten: Zuerst wurde der Name auf die Vorderseite geschrieben, darunter ein klares "Ich will . . .",und auf der Rückseite wurden die verschiedenen Wünsche formuliert. "Mehr Platz zum Spielen", verlangten die einen, "ein Fahrrad", so der Herzenswunsch der fünfjährigen Marion und ein Junge, dem die schwüle Hitze zu schaffen machte, wollte nur noch eins: "eine Dusche und 'ne eiskalte Cola".
Hauptattraktion des ersten Tages war ein Spiel, bei dem es galt, eine Schlinge so geschickt um eine Kupferröhre zu lenken, ohne mit der Schlinge den Draht zu berühren. Ein durchdrigender Klingelton ertönte bei jedem Kontakt. Der Ehrgeiz der Jungen und Mädchen, diese knifflige Aufgabe zu bewältigen, hatte erstaunliche Folgen: Zwei Kinder versprachen den Hort zu putzen, falls sie verlieren, und ein Junge fluchte bei dem Klingelgeräusch: "Verdammt, jetzt muß ich zwei Wochen brav sein."
Großen Andrang fand auch die Variante des Flohmarktes, den Anwohner für das Kirchplatzfest aufgebaut hatten: Die Kinder konnten sich dort Klamotten aussuchen, sich dann hinter einer Zeltwand verkleiden und passend dazu schminken. Gleich daneben waren junge "Nachwuchs-Architekten" am Werk, die mit Kartons und reichlich Farbe eine bunte Pappstadt bauten.
Auch für die nächsten beiden Wochenenden haben die Initiatoren noch einige Überraschungen parat: So wird beispielsweise Sand angeliefert, mit dem die Stelle in der Mitte des Kirchplatzes, die zur Zeit als "Hundeklo" dient, aufgeschüttet wird. Den Sand können die Kinder einfärben, in kleine Beutel füllen, die unten ein Loch haben und so ein "Sandgemälde" anfertigen. "Vielleicht bringen wir die Leute so dazu, die Hunde nicht mehr hier ihr ,Geschäft' erledigen zu lassen", hofft Gisela Hopp von der benachbarten Markusgemeinde.
Am nächsten Wochenende wird ein Trommelkurs angeboten und sonntags kommt das Musikmobil, in dem die Kinder verschiedene Instrumente ausprobieren können. Hüpfmatten und Fallschirmspiele, zwei Filme, die jeweils samstags ab 18.30 Uhr gezeigt werden und ein Open air-Jazzkonzert am letzten Sonntag, runden das Programm ab. Die Termine für das Kirchplatzfest sind Samstag und Sonntag, 8. und 9. August, sowie 15. und 16. August, jeweils ab 14 Uhr. rea
Sommer in Frankfurt - ein Fest jagt das andere. Wer da nicht inmitten all der Main-, Museumsufer- und Straßenfeste untergehen will, der muß sich schon etwas Ausgefallenes einfallen lassen. Und das ist den Veranstaltern des dritten Kaiserplatzfestes voll und ganz gelungen:
An zwei Tagen werden die Besucher von Max Raabe und vom Berliner Palastorchester aufs Exklusivste unterhalten. Stimmungsvoller Hintergrund und als Bühne geschaffen wie kaum ein zweiter Platz in Frankfurt: Der Ehrenhof im Hotel Frankfurter Hof.
Der ist nicht einfach Kulisse, sondern da wird das Ambiente zum (Mit-)Akteur für die Chansons und Couplets der Zwanziger Jahre, da entsteht vor den Augen und Ohren der Gäste jene "goldene" Zeit, zu der auch die glanzvollen Feste der Hotelpaläste gehörten.
Wenn Max Raabe mit seiner nostalgischen Baritonstimme Evergreens anstimmt wie "Ich küsse Ihre Hand, Madame" oder "Guckt er weg von dem Fleck, ist der Überzieher weg", dann dürften die Zuhörer verstehen, warum er als einer der neuen Sterne am Varieté- Himmel gilt. Die Auftritte stehen am Freitag, 7. August, von 18 bis 22 Uhr, und bei der 11-Uhr-Matinee am Samstag, 8. August, auf dem Programm.
Der zweite Höhepunkt des Kaiserplatzfestes ist das Frankfurter Kellnerderby: Einmalig in Deutschland, wird es bereits zum siebten Mal "Rund um den Kaiserplatz" ausgetragen. (Siehe "Herr Ober rennt um . . ." auf dieser Seite.)
Dazu haben die Veranstalter des Festes, die knapp 40 Mitglieder der Aktionsgemeinschaft Kaiserplatz, sowohl für den Freitag als auch den Samstag ein Show- Programm zusammengestellt, das keinen Wunsch offenläßt: Live-Musikkapellen, Gaukler, Jongleure, Musikanten und Imitatoren unterhalten beinah nonstop. Die Bühne wird, ebenso wie die Biergärten, Champagner- und Bewirtungsstände, auf dem Kaiserplatz zu finden sein.
Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Hans-Jürgen Moog startet das Fest offiziell am Freitag um 15 Uhr. Wer sich aber schon zuvor am reichhaltigen kulinarischen Angebot delektieren will, der ist bereits ab 14 Uhr zum Einkaufsbummel von der Kaiserstraße bis zum Roßmarkt eingeladen: Frankfurts exklusive Shopping-Adresse wartet mit vielfältigem Angebot und bestem Service auf; die Geschäfte haben sich einige Überraschungen für ihre Kunden einfallen lassen. Am Samstag darf der Champagner zwar nicht aus dem Brunnen, aber schon ab morgens um 11 Uhr fließen.
Auch an die jungen Gäste ist gedacht, sie sollen sich bei Rate- und Mitmachspielen unterhalten. Vollgepackt ist das Künstlerprogramm auf der Bühne direkt am Kaiserbrunnen. Unter anderem begrüßt die Aktionsgemeinschaft den international renommierten Magier, Blitzrechner und Wortakrobaten Brian Foley; abwechselnd treten mit ihm zusammen auch die zwei Komiker und Entertainer Daniel und Peabody auf. Die Gruppe "4 to the Bar" bietet am Samstag dezent-anspruchsvollen Jazz und Swing, darunter Hits von Nina Simone, Nat King Cole oder Vaya Con Dios. Ebenfalls am Samstag und mit Jazz wartet das Rick Washington Quintett auf. Wesentlich schwungvoller wird's dann bei Takayo, einer jungen Band aus Sachsen, die mit ihrem "Teufelsgeiger" Uli Schroedter beim bundesdeutschen Rockfestival 1991 für Furore sorgte (Auftritte sowohl am Freitag als auch am Samstag).
Der Steigenberger Frankfurter Hof wurde jüngst in einer breitangelegten Leserumfrage des angesehenen britischen Wirtschaftsmagazins Euromoney zum weltbesten Business-Hotel des Jahres 1992 gewählt.
Erstmalig erhielt damit ein deutsches Hotel diese hohe Auszeichnung, die in der Vergangenheit fast traditionell an asiatische Häuser ging. Ausschlaggebend für die Wahl waren Image und Lage des Hauses, Serviceleistungen, Komfort, Ruhe sowie das Preis-Leistungsverhältnis, heißt es in einer Presseinformation des Frankfurter Hofs.
Gelobt wurden von dem Business-Magazin ebenfalls die Größe der Hotelzimmer, die Speisenqualität der Restaurants und die speziellen Dienstleistungen.
Gerade beim Service haben die fernöstlichen Hotels bisher immer ein besonders geschicktes Händchen bewiesen. Auf der neuen Euromoney-Liste verweist der Frankfurter Hof jedoch selbst solche Spitzenhäuser wie das Mandarin-Oriental in Hongkong, das Oriental- Hotel in Bangkok oder das Shangri-La (Singapure) auf die Plätze.
Als Gründe für ihren Erfolg - im vergangenen Jahr rangierte das Frankfurter Renommierhotel noch auf Platz acht - nennen die Verantwortlichen am Kaiserplatz den "Einsatz der 360 Mitarbeiter" und "die Investitionen von mehr als 50 Millionen Mark in den vergangenen vier Jahren".
Die modernste technische Ausstattung füge sich nun harmonisch zur exklusiven und komfortablen Einrichtung; weitere Bauvorhaben sind geplant.
Zur persönlichen Betreuung durch die erstklassig geschulten Mitarbeiter gehören auch "kleine Aufmerksamkeiten" wie Morgenzeitung in der Sprache des Gastes, handgeputzte Schuhe oder der Butler-Service in den Suiten des weitläufigen Palastes.
Die Wahl zum weltbesten Business-Hotel ist nicht die einzige Auszeichnung für den Frankfurter Hof in jüngerer Zeit. So verlieh der "Christian Meyer's Guide" den "Goldenen Schlüssel":
Das Haus sei zum "Hotel des Jahres 1991" gewählt worden, da es zeige, auch in der heutigen Zeit haben die Grandhotels alten Stils ihre Berechtigung.
Das Frankfurter Kellnerrennen - gäbe es nicht ein ähnliches Spektakel auf den Champs-Elyssee in Paris, der Wettbewerb mit "gastronomischen" Höchstleistungen rund um den Frankfurter Kaiserbrunnen wäre das einzige Rennen dieser Art in Europa. Bereits zum siebten Mal werden am kommenden Samstag, 8. August, die Mitarbeiter der großen Frankfurter Hotels wieder um Preise und Ehre laufen. Ab 14 Uhr stehen gleich sechs Rennen auf dem Programm unter der Moderation von Heinz Günther Heygen. Dabei werden aber nicht nur die Kellner zeigen müssen, wie geschickt sie mit Tablett, Servietten und Korkenzieher umgehen können. Auch Pagen, Köche, Bierkutscher, Auszubildende und - das sorgt beim Publikum für die größte Heiterkeit - die Direktoren haben bei der unterhaltsamen Auseinandersetzung ihren Mann zu stehen.
Gemeldet sind beim Organisator und Schirmherren, der Frankfurter Industrie- und Handelskammer (IHK), sieben Teams: Außer dem Frankfurter Hof, das Interconti, das Scandic Crown, das Mövenpick Parkhotel, das Kempinski Gravenbruch, das Steigenberger Airport-Hotel sowie eine Mannschaft, zusammengesetzt aus Bediensteten der Flughafen-Restaurants. Dazu kommen jeweils die Teams von Binding und Henninger, die ihre Bierfässer in Rekordzeit vom Roßmarkt zum Kaiserplatz rollen müssen.
Wie Peter Braune von der Abteilung Berufsbildung bei der IHK erläuterte, sollen die Rennen aber nicht nur der Volksbelustigung dienen. "Wir wollen die Berufe positiv darstellen und ein bißchen Werbung für die Ausbildung in der Gastronomie machen." Deshalb komme es bei den Rennen nicht nur darauf an, möglichst schnell ans Ziel zu kommen, auch das korrekte Arbeiten wird bewertet - wer hudelt, bekommt Zeitabzüge.
Bei den Pagen im ersten Rennen um 14 Uhr winkt der Pokal des Juweliers Friedrich als Preis; den Startschuß für Koffer tragen, Paket packen und Aufkleber pappen gibt Bürgermeister Hans-Jürgen Moog.
Um 14.30 Uhr setzt Football-Crack Olaf Hampel von Frankfurt Galaxy das Startzeichen für die Kellner, die sich mit einer "Weinempfehlung" des Pokals vom alten Café Schneider würdig erweisen müssen.
Eine halbe Stunde später gehen die Köche auf die Jagd nach dem "Diners Club Kochlöffel": Pommes frites sollen sie in Rekordzeit zubereiten. Um 15.30 streiten sich die beiden Brauerei-Teams um den Commerzbank Pokal. Im fünften Rennen beweisen die Azubis, daß sie schon einiges gelernt haben. Unter dem Motto "Der Gast ist König" stellen sie typische Handreichungen des Hotelgewerbes vor. Den Starter für den Wettstreit um den Leschhorn Pokal (16 Uhr) macht Claus Helmer von der Komödie.
Für das Direktorenrennen um halb fünf ließ es sich die IHK nicht nehmen, den Preis zu stiften. Das Kommando für die Chefs und drei ihrer Spitzenmitarbeiter - sie müssen den "gestürzten" Hausherren fachmännisch mit Trage, Verband und einer Flasche Wein verarzten - gibt Ewald Vollrath von der IHK.
"O Szenen der schönen Welt! Nie habt ihr euch empfänglicheren Augen dargeboten." Wie ein Stoßseufzer entfahren diese Worte dem jungen Felix Krull. Freudig-erregt und doch wissend, daß er den schönen Dingen der Welt so fern ist als nur möglich, durchwandert er die prachtvollen Einkaufsstraßen Frankfurts und blickt bewundernd nach den edlen und teuren Auslagen der Geschäfte.
Gerade dort, da auf dem Kaiserplatz, da mag er auch oft gestanden haben und sehnsüchtig nach den Mächtigen und Großen, den Adligen ausgeschaut haben. So machen uns die Worte aus der Feder Thomas Manns ohne weiteres glauben. Und ein bißchen von dem schwärmerischen Wesen Krulls mit den "empfänglichen Augen" mag auch den Flaneur im modernen Frankfurt überfallen.
Dann, wenn er seinen Blick beim Gang rund um den Kaiserbrunnen auf den kostbaren Auslagen ruhen läßt, er in Gedanken die Finger über Gold und Silber, über Stoffe und Teppiche gleiten läßt und . . . wenn er den Verkehr, die hektische und laute Metropole vergißt.
"Die Gabe des Schauens, sie war mir verliehen, und sie war mein Ein-und-Alles zu dieser Frist", erzählt Krull von der Zeit kurz nach dem Ruin seines Vaterhauses, als es ihn in die "große Stadt" am Main in eine billige Bleibe verschlagen hat. Schauen, sehen und gesehen werden, das gehörte zum Kaiserplatz und das prägt ihn auch heute wieder.
Doch dazwischen gab es auch schlechtere Zeiten: Viele Jahre lang baute die Stadt dort, blieb der Platz ohne Gesicht. Erst wurden dem Autoverkehr Räume geöffnet; der Brunnen blieb da noch als ungeliebtes "Verkehrshindernis" stehen (kurioserweise überstand er als einer der wenigen Bauten am Platze den Krieg unbeschadet). Dann hielt die U-Bahn Einzug und später, vor nicht allzu langer Zeit, rissen die Baumaschinen die Straßenbahnschienen aus dem Asphalt; Bretterzäune verbargen, was es an Sehenswertem gab.
"Die Gabe des Schauens": Was mag dem gerade dem Knabenalter entwachsenen Krull wohl durch den Kopf geschossen sein? Dann, wenn er durch "nichts als eine gebrechliche Glasscheibe" getrennt den Luxus zum Greifen nahe vor sich hatte, umgeben auch vom architektonischen Glanz einer Epoche, die sich mit prachtvollen Neo-Renaissance-Bauten schmückte? "Hier sah ich die Garderobe der Großen und Reichen vom Sammetschlafrock oder der atlasgesteppten Hausjacke bis zum abendlich strengen Frack, vom alabasternen Halskragen in letzter, gewähltester Form bis zur zarten Gamasche und zum spiegelnden Lackschuh; Phantasiewesten, herrliche Krawatten und Strümpfe aus Seidenflor . . ."
Doch halt, ist das nun Dichtung oder die Gegenwart? Träumt der Leser oder schlendert da ein Käufer - ein wenig unentschlossen noch - durchs sommerliche Frankfurt dieser Tage? Wer jene Seiten im vierten Kapitel der "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" liest, fühlt sich ob der vielen Details geradezu mitten darauf versetzt auf jenes glanzvolle Geviert, das im Schnittpunkt von Kaiserstraße, Bethmannstraße, Kirchnerstraße und Friedensstraße liegt.
Da trifft einfach vieles immer noch zu - selbst nachdem ein paar Banken, Fluggesellschaften oder andere Zeitgeister Einzug gehalten haben. Die Krawatten, "Alles in Silber" könnte das nicht der Herrenausstatter gleich am Brunnen sein, oder jener auf der anderen Straßenseite in Richtung Hauptbahnhof?
Eines aber, das ist ganz gewiß falsch: Hochgestapelt wird am Kaiserplatz nicht. Da ist alles echt, noblesse oblige und die Bedienung vom Feinsten (das konnte der kleine Felix, der sich die Nase an den Fenstern plattdrückte, jedoch nur ahnen). Da spielt es keine Rolle, ob die Ware aus Leder ist, als Koffer, als Tasche - wiewohl sich das banale Wort angesichts von Preis und Leistung fast verbietet - und als Handschuh, oder ob das Stoffe sind, die kaum anderes als die altmodischen Bezeichnungen Linnen, Battist und Damast verdienen.
"Alles Silber", staunt das junge Pärchen vor einem anderen Schaufenster, und schweigt dann beeindruckt, als wenn es Gold wäre. Bestecke, Porzellan oder Nähmaschinen werben mit ihren traditionsreichen Namen, daneben blinken modernste Hifi-Anlagen; Brillenkreationen, die fast den Rahmen sprengen, versprechen ebenso wie die Werke in der Kunstgalerie den zukünftigen Besitzern eine ganz neue Optik. Oder vielleicht ein neuer Haarschnitt, besser: Hair-Styling gefällig? Kein Problem. Hier lassen sich (fast) alle Wünsche erfüllen. Da findet sich auch so etwas kurioses wie ein japanischer Souvenirladen, der einen meterhohen Bierseidel als Andenken preist.
"Die Auslagen eines großen Juweliers und Goldarbeiters waren es" aber, die Krull beim Kennenlernen der noblen Welt aufs äußerste entzückten: "Die Perlenschnüre, bleich schimmernd auf Spitzendeckchen untereinandergereiht, kirschdick in der Mitte, nach den Seiten sich gleichmäßig verjüngend, mit Diamantverschlüssen am Ende und ganze Vermögen wert; die brillantenen Geschmeide, auf Sammet gebettet, hart glitzernd in allen Farben des Regenbogens, glattgoldene Zigarettendosen und Stockgriffe; und, überall nachlässig dazwischengestreut, geschliffene Edelsteine vom herrlichsten Farbenspiel . . ."
Phantasie - oder nicht doch die Adresse Kaiserplatz 1, wo der Juwelier ausstellt, der für den ATP-Cup, die inoffizielle Tennis-Weltmeisterschaft, diesen hochkarätigen Tennisball als Preis stiftete? Oder auch: "Milde Porzellane in allerlei Tiergestalt, schöngeformte Tonwaren, erzene kleine Statuen": Wer lenkt da nicht seine Schritte unwillkürlich zu den Türen, die verkünden, das Geschäft werde in Frankfurtseit 1661 im Familienbesitz betrieben?
Wem nun vom Schauen schon flau im Magen ist, der braucht sich nicht lange umzusehen: Kaffee und Kuchen - alles allererste Sahne. Gerade gegenüber: Die dünnsten und knusprigsten Pizzen Frankfurts. Doch selbst der, der nach all den Pasti "zuviel gegessen" denkt, muß am Kaiserplatz nicht Kaisers neue Kleider tragen: "Mollig und dick, aber chic", wirbt es im ersten Stock. Und tatsächlich, so elegant wie rund um den Kaiserbrunnen tragen die Frankfurter sonst nirgends ihre Pfunde zu Markte.
Gewiß, wer seinen Blick von den Fenstern wendet und von den (literarischen) Träumereien läßt, der ist schnell im Heute zurück: So sind von den prächtigen Wohn- und Geschäftshäusern, in denen sich der Hang zum Klassizismus des bürgerlichen Frankfurts spiegelte, nur wenige übriggeblieben. Neues nahm ihren Platz ein.
Das 1951 von W. Berentzen entworfene Juniorhaus beispielsweise. Kurz nach dem Kriege als eines der ersten gebaut, strahlte es mit seinem Stern weithin sichtbar über die Trümmer der Stadt: Das neonkalte Symbol aufs Dach gesetzt hat ihm übrigens der Autokonzern, der sich ansonsten mit dem "guten Stern" eher auf den Straßen rühmt. Ein anderer "Stern" strahlte ebenfalls auf dem Kaiserplatz. Unterwegs mit einem weißen Cabriolett ebenjener Autobauer, hatte "die" Nitribitt, das "Mädchen Rosemarie" diesen wohl kleinsten aber elegantesten der Frankfurter Plätze zu ihrem "Revier" erkoren. Dort steht mittlerweile fast jedes Gebäude unter Denkmalschutz. Egal ob das der Bau mit dem Stern und der verglasten Treppen-Rotunde ist oder die vom Bombenhagel verschonten Neurenaissance-Häuser, alles das soll erhalten bleiben. Das mußte kürzlich auch eine Bank erkennen. Als sie sah, daß ihr breitangelegtes Großprojekt nicht zu verwirklichen ist, ging sie kurzerhand in die Luft: Bei 200 Metern ist der aktuelle Pegel für das nun ganz schlank geplante Hochhaus in der Kirchnerstraße angekommen. Die Geschäftsleute am Kaiserplatz sehen zwar der Bauzeit nicht freudestrahlend entgegen. Aber sie sind sicher: "Wenn's fertig ist, wird das eine tolle Belebung." Doch halt, bevor wir mit dem Blick in die Zukunft den Rundgang am Kaiserplatz beenden, soll noch einmal Felix Krull zu Worte kommen, denn einen Anwohner haben wir bisher nicht erwähnt. "Der Schauplatz war zu meinen Häupten: ein offener Balkon der Bel-Etage des großen Hotels Zum Frankfurter Hof." Wahrhaftig, eine Bühne ist das erste Hotel am Platz allemal. Nicht nur für die, die darin "wohnen". Das Haus selbst ist ein Schaustück. Im Jahre 1876 von Jonas Mylius und Friedrich Bluntschli gebaut, mittlerweile mehrfach renoviert, umgebaut und erweitert, verleiht das Hotel dem kleinen Platz mehr als alle anderen Gebäude das einzigartige Flair. Dieses Gefühl - inmitten der lauten Stadt und doch ein bißchen Abstand dazu, eben an seinem eigenen Platz - das wollen die Anrainer mit dem nunmehr dritten Kaiserlpatzfest gebührend in Szene setzen. ALEXANDER KRAFT
Der Kaiserbrunnen - Wahrzeichen des gleichnamigen Platz und Symbol für die Aktionsgemeinschaft der dort ansässigen Geschäftsleute: Wie passend, mag der arglose Betrachter da denken. Doch so "passend" präsentierte sich der Wasserspeier nicht immer.
Das fing schon an, bevor er überhaupt stand. Die Idee des Stifters Raphael von Erlanger ihn dorthin zu stellen, mißfiel der Obrigkeit: Der Raum wäre zu eng. Doch der Bankier setzte sich durch. Die Schüssel aus Porphyr, dem "schwedischen Marmor", durfte 1876 in voller Größe (knapp vier Meter im Durchmesser) samt dem umgebenden achteckigen Becken und vier gußeisernen Kandelabern vor den Frankfurter Hof.
Dazu schreibt Heinz Schomann, der Leiter des Denkmalamtes, in seinem Buch "Die alten Frankfurter Brunnen": Achsial innerhalb der Straßengabelung am Kaiserplatz "wurde er zum Blickfang. Zwischen den Uhrtürmchen auf den Kreuzungen mit Friedberger Anlage, Hauptwache und Gallusanlage bildete er einen der Fixpunkte in Frankfurts Wilhelminischer Hauptachse".
Doch bereits Mitte der zwanziger Jahre (!) stand "das Ding" den Automobilfanatikern im Wege. Nur knapp konnte es vor ihrem Zugriff gerettet werden, die vier Leuchten indes nicht. Unbeschadet überstand der Neurenaissance-Schalenbrunnen mit dem kelchartigen Pfeiler auch den Krieg. Erst 1968, als der U-Bahnbau begann, nahm er Schaden. Er sollte während der Arbeiten an anderer Stelle sicher deponiert werden. Beim Abriß verließen sich mehrere Behörde auf die jeweils andere - Resultat: Das Mosaik am unteren Sockel wurde abgetragen, ohne zuvor mit Fotos oder durch Zeichnungen die Details festzuhalten.
Als der Brunnen zum 100. Jahrestag wieder zurückkam, stand er nackt und verloren in der neuen Umgebung: Direkt neben ihm klotzte die U-Bahn mit dem Rolltreppen-Abgang, über dem zu allem Überfluß ein Schild mit dem Namen "Theaterplatz" prangte. "Das muß so sein", beschied der Magistrat den entsetzten Bürgern, die U-Bahn müsse weithin sichtbar sein. Heute sehen das die Verantwortlichen anders: Der Brunnen stellt wieder etwas dar, mit seiner frischen Kühle lädt er an so heißen Tagen wie in diesem Sommer als Treffpunkt geradezu ein.
Er wird nicht nur beim bevorstehenden Fest der Mittelpunkt, das ist schon an einem Detail wie dem Pflasterbild ersichtlich. Das beschreibt um ihn herum einen Kreis, der die Grenzen von Bürgersteig und Fahrbahn farblich und strukturell auflöst.
Und die Aktionsgemeinschaft der Läden tat ein weiteres: Die dreiarmigen Kandelaber sind wieder da, ein schmiedeeisernes Gitterchen zieht sich um das Bekken und die häßlichen Verschalungen der U-Bahnabgänge sind ebenfalls einer luftigen Gitterkonstruktion gewichen.
"Irgendwann einmal gemeinsame Meisterschaften mit den Fußgängern, das wär schon toll", wünscht sich nicht nur der Bundestrainer der Rollstuhl-Leichtathleten Heinrich Braun für die Zukunft. Doch davon sind die "Rollis", die ihre rassanten aber doch sehr einsamen Runden im Offenbacher Tombourweg-Stadion zwecks Deutscher Titelkämpfe drehten, noch weit entfernt. "Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat da kein offenes Ohr für uns und ist wohl einfach zu sehr mit eigenen Problemen beschäftigt", sagt der Chefcoach der Rollstuhlsportler.
Christl Wittmann, die Fachbereichsleiterin des Deutschen Rollstuhlsportverbandes (DRS) weiß da noch ganz andere Dinge zu berichten, was die Akzeptanz und Integration der Behindertensportler in den Leistungssport der Nichtbehinderten angeht. Jüngsten Beispiel trägt sich derzeit in während der Olympischen Spiele in Barcelona zu. Als Rahmenwettkampf bereits zum dritten Mal in die Leichtathletik-Wettbewerbe der Nichtbehinderten integriert sind zwei Rollstuhl- Schnellfahrwettbewerbe über 800 Meter für Frauen und 1500 Meter für die Männer. Als einzige Deutsche während der internationalen Ausscheidung in New Orleans qualifiziert hat sich die 21jährige Barbara Maier aus Ravensburg.
Das höchste Ziel ihrer Sportlaufbahn erfüllt - und doch ist ihre Olympiateilnahme nicht so, wie sie sein sollte. "Während bei anderen Nationen die Behindertensportler zum Team gehören, bekam Barbara Maier kein Bett im Olympischen Dorf und hat auch keinen Einritt ins Deutsche Haus. Sie ist dort unten völlig alleine, da auch kein Betreuer zugelassen wurde", ist Christl Wittmann empört, "zumal uns der DLV bei der Weltmeisterschaft in Tokio eine Intergration zugesagt hatte, auf die Briefe unseres Verbandes aber gar nicht reagierte."
Bei dem vom 3. bis 14. September ebenfalls in Barcelona stattfindenen Paralympics wird Barbara Mayer dann im Olympischen Dorf wohnen, gemeinsam mit den Athleten, die in Offenbach ihren letzten Test vor dem Saisonhöhepunkt absolvierten. "Insgesamt bin ich mit den Leistungen meiner Sporler zufrieden", erklärte Bundestrainer Braun, "schließlich muß man bedenken, daß alle voll berufstätig sind und dennoch mit mindestens sieben Trainingseinheiten pro Woche absolvieren, um international bestehen zu können."
Allen vorneweg "raste" wieder einmal das Aushängeschild der Rollstuhl-Leichtathleten: Markus Pilz von der BSG Ferndorf hatte von 400 bis 10000 Meter das Sagen und stellte in 1:49,2 Minuten über 800 Meter einen neuen Deutschen Rekord auf. Und beinahe hätte sich der kurzfristig als Veranstalter eingesprungene Offenbacher LC sogar über einen Weltrekord freuen können: Marianne Buggenhagen (Berlin) stieß die Kugel auf 8,59 Meter. Die Bestmarke bleibt inoffiziell, in Offenbach war kein Deligierte der personell schwach besetzten technischen Kontrollkommission anwesend.
Zu den schillernden Persönlichkeiten dieser Meisterschaften zählte auch Lily Angreny, die 41jährige Paralympics-Teilnehmerin von der BSG Bochum-Langendreer, die sich in Offenbach die Titel im Schnellfahren über 200, 400, 800, 1500, 5000 und 10 000 Meter holte. Eine Vielseitigkeitsspanne, die bei den Fußgängern undenkbar ist. "Hier sind die Ahtleten zwar noch in vielen Disziplinen gestartet, in Barcelona aber werden sie aber auf ihrer Spezialstrecke antreten. Wir werden die Meisterschaften auswerten und dann genau festlegen, wer welche Distanz bestreitet", erklärte der Bundestrainer. ih
SACHSENHAUSEN. Gespannt richten sich die über hundert Augenpaare nach vorn, blicken auf einen kleinen Schemel, der auf der Wiese steht. Da soll gleich Puppentheater gespielt werden? Vielstimmiges Flüstern und Tuscheln: "Wie denn das?" - ohne "richtige" Bühne, ohne Scheinwerfer und nichts, wohinter sich der Puppenspieler verstecken kann. Doch dann, im Rücken des Publikums, ertönen leise die Klänge einer Konzertina. Zwischen den Bäumen und Sträuchern des Abenteuerspielplatzes Wildgarten taucht eine spitze Mütze auf. Schließlich ist die ganze Gestalt zu sehen: Wie eine Gauklerin in bunte Gewänder gekleidet, auf dem Rücken einen großen, verhangenen Kasten geschnallt, so stellen sich "Irmels Puppen - das Handpuppentheater auf den Schultern" vor.
Schnell haben sich die Kinder in das Ungewohnte gefunden, machen mit, rufen der Akteurin die Stichworte zu, wollen nun dieses seltsame Theater auch sehen. Die setzt sich mit einem Ruck den Bühnenkasten auf die Schultern, der Kopf verschwindet hinter einem Gaze-Vorhang, ein langer weißer Umhang rollt sich aus, darunter, an einem Gürtel befestigt, hängen die Puppen: Fertig ist das "kleinste Rucksack-Theater der Welt".
Eine halbe Stunde lang hält "Der Hund, der nicht bellen konnte" die Kinder- und Erwachsenenschar in Spannung. Am Ende ist, wie bei jeder "fabel"-haften Kindergeschichte, die Welt wieder in Ordnung: der Hund bellte, was die Lunge hergab.
Akteurin Irmel Droese ist nicht nur die (Schau-)Spielerin, sie ist zugleich auch ihr eigener Regisseurin, Bühnenbildnerin, Texterin und Generalintendantin. Seit 1978 besteht das Ein-Frau-Theater, das einem alten chinesischen Vorbild nachempfunden wurde. Neu sind außer den Geschichten nur einige der Utensilien: Recorder, Musikcassetten und eine batteriegespeiste Lämpchenkette vervollständigen die Illusion.
Josef Mayer, verantwortlicher Betreuer auf dem Spielplatz und von allen nur "Dscho" gerufen, freute sich sichtlich über das Theater, das der Höhepunkt des Sommerfestes war. Dazu boten er und seine Schar von freiwilligen Helfern unterhaltsame Spiele an, bauten Wurfbude und Mohrenkopfschleuder auf. Mirella und Simone zeigten den Kindern ihre Kunststücke als junge Mädchen in Uniform (Majoretten), eine Ausstellung mit Blumenfotos und Zeichnungen vervollständigte das Nachmittags-Programm.
Auch für das leibliche Wohl der insgesamt fast 200 Gäste war gesorgt. Die Eltern hatten Kuchen gestiftet, und der Hort der nahegelegenen Ostergemeinde hatte Götterspeise gekocht, Pfarrer Jürgen Reichel-Odié verkaufte Sprudel und Limo.
"Die Einnahmen sind für den Spielplatz bestimmt", erklärte eine Bedienung. Und das Geld kann "Dscho" bestens brauchen. Eine ganze Reihe von Reparaturen an Klettergeräten, Holzbauten und der kleinen Lok sind dringend notwendig. Der Erlös des Festes wird indes bei weitem nicht ausreichen. Josef Mayer berichtete, er wolle deshalb versuchen, sich beispielsweise bei Banken finanzielle Unterstützung zu holen. Er fügte hinzu: "Aber das mach' ich erst, wenn die Ferienspiele 'rum sind."
Denn die haben viel Vorbereitungszeit gekostet. Zeit, die sich gelohnt hat, wie auch die Voranmeldungen für die Abschlußfahrt zur Lochmühle zeigen: "Ich hätte noch einen dritten Bus voll gekriegt." Doch auch so kommen "mindestens 120 Kinder" mit. Angesichts solchen Zulaufs kann Josef Mayer über Vorschläge der Frankfurter CDU, den Spielplatz wegen Besuchermangels zu schließen (die Stadtteil-Rundschau berichtete), nur schmunzeln. ask
Dem prächtig gestarteten Neuling FV Bad Vilbel fällt es noch schwer, seinen überraschenden zweiten Platz richtig einzuordnen. Nach dem 4:1 gegen Viktoria Aschaffenburg gab es zwar freundlichen, aber keineswegs überschwenglichen Jubel des Publikums, und auch in der Kabine blieb es bis auf zwei kurze Sprechgesänge erstaunlich ruhig. Hat man in Bad Vilbel vielleicht heimlich mit diesem Erfolg gerechnet und bleibt jetzt deswegen so gelassen? Trainer Peter Rübenach weist diesen Verdacht weit von sich: "Bei meiner Mannschaft war die Angst vor den großen Namen wie Fulda und Aschaffenburg da. Ich habe daher meinen Spielern erst klarmachen müssen, daß sie sich bei einer konzentrierten Leistung vor niemandem zu verstecken brauchen."
Rübenach, der bisher bei allen Vereinen solide und langfristige Arbeit geleistet hat, sieht nun seine Aufgabe darin, die richtige Balance zwischen Selbstbewußtsein und Bescheidenheit zu halten. Zwar wirkt sein Spruch "Wir haben jetzt fünf Punkte im Kampf gegen den Abstieg gewonnen" angesichts der Qualitäten seiner Mannschaft wenig glaubwürdig, aber die Bewährungsprobe kommt für ihn erst in den Spielen gegen vermeintlich schwächere Gegner, gegen die sich die Motivation nicht von selbst einstellt.
Erfolgsgarant war bisher die mannschaftliche Geschlossenheit eines Teams, in dem es keine Stars und keine Starallüren gibt. Rübenach und der seriös arbeitende Vorstand legten Wert darauf, den Stamm der Meistermannschaft zu halten und ihn behutsam zu ergänzen. Derzeit haben nur zwei Neue, Dirk Haigis und Edgar Nix, den Sprung in die Standardformation geschafft. Die neuen Leute hatten trotz der kurzen Vorbereitungszeit keinerlei Integrationsprobleme. Prunkstück des Neulings ist neben der soliden Abwehr das Mittelfeld, in dem die Techniker Jung, Nix und Pucher mit den Kämpfern und Rennern Becker und Haigis eine ideale Mischung ergeben.
Die Oberliga-Erfahrung der Mannschaft ist eher gering, aber genau dort setzt der Psychologe Rübenach den Hebel an: "Meine Spieler haben bisher entweder nur in der Landesliga oder mit wechselndem Erfolg in der Oberliga gespielt. Ich versuche, ihnen nun klarzumachen, daß sie jetzt die große Chance haben, ihre Oberligatauglichkeit allen Skeptikern nachzuweisen." Ein Musterbeispiel für die Wirksamkeit dieser Strategie ist der Formanstieg bei Claus Pucher, der vorher von vielen als zu weich und verspielt für die Oberliga angesehen wurde, bisher aber in allen drei Begegnungen zu den Besten zählte.
Seriös und realistisch wie der Trainer präsentiert sich auch der Vorstand des FV Bad Vilbel. Spielausschußvorsitzender Rolf Brauburger über die Zielsetzung: "Wir waren schon seit Jahren der Meinung, daß Bad Vilbel mit seinem großen Einzugsbereich aus der Wetterau in die Oberliga gehört. Wir wollen unsere finanziell gesunde Grundlage erhalten, haben daher auch keine teuren Stars verpflichtet und wären mit einem Mittelfeldplatz hochzufrieden." Mit einem kleinen Seitenhieb auf den Nachbarn Bad Homburg fügt er hinzu: "Auch wenn wir uns in der Oberliga einmal in der Spitzengruppe festsetzen sollten, würden wir erst dann über einen Aufstieg reden, wenn Stadion, Mannschaft und die finanziellen Voraussetzungen entsprechend wären." Der größte Teil des Bad Vilbeler Etats wird durch Werbeeinnahmen und den Hauptsponsor, ein in Bad Vilbel ansässiges japanisches Computer-Unternehmen, gedeckt. Die Zuschauerkalkulation basiert auf 800 Besuchern pro Spiel - ein Schnitt, der deutlich überschritten werden könnte. Noch wirkt die Atmosphäre in Bad Vilbel familiär: Der gesamte Vorstand ist schon seit der Schulzeit miteinander befreundet, der Trainer besuchte zusammen mit den Spielern die Burgfestspiele und lud sie samt Frauen und Freundinnen zu Kaffee und Kuchen ein, und Bürgermeister Günter Biwer (CDU) reiste sogar zu Auswärtsspielen mit.
Der Fall Repp hat gezeigt, daß auch Enttäuschungen nicht ausbleiben: Albert Repp war von Brauburger von Bernbach nach Vilbel geholt worden, gab sein Wort für die nächste Saison und hatte die Mannschaft in einer flammenden Rede auf den Aufstieg eingeschworen. In letzter Minute war er dann zu seinem alten Klub zurückgekehrt. Der Verein hat diesen Verlust aber gut verkraftet. PETER BUSCH
SACHSENHAUSEN. "Es ist ein schlechter Brunnen, in den man Wasser tragen muß", lautet eine alte Weisheit, und sie trifft auf manch einen der denkmalgeschützten historischen Brunnen in Alt-Sachsenhausen durchaus zu - wenn auch nicht im ursprünglichen Sinn.
Seinerzeit war der Zugang zum quellenden Naß innerhalb der Stadtmauern lebensnotwendig; wie wichtig, das mag der Zweifler daraus ersehen, wie hart sogenannte und echte "Brunnenvergifter" verfolgt wurden. Heute ist das Wasser noch genauso wichtig, doch den Durst löschen wird wohl keiner mehr an den Becken und Fontänen: Sie führen nach einem Magistratsbeschluß nur noch Wasser der Qualität "Badewasser".
Wenn es heutzutage also "schlechte Brunnen" gibt, dann eher die, die vergessen und ohne das kühlende Naß beispielsweise im und ums Ebbelwei-Viertel stehen. Oder die, die von übermütigen und alkoholisierten Passanten beschädigt oder als Abfalleimer mißbraucht werden.
"Wasser ist Lebensqualität", hat der Ortsbeirat 5 unlängst erkannt und seine Einsichten gleich in zwei Anträge gegossen (die FR berichtete). Gerade noch rechtzeitig, möchte man meinen, bevor das sprichwörtliche Kind in den Brunnen gefallen ist und die Schmuckstücke zu x-beliebigen Säulen aus rotem Sandstein verkommen. So fehlte dem Namensgeber des Hirschbrunnens nach einem "Bauunfall" das Geweih länger als ein Jahr. Eine ganze Reihe der in klassizistischer Manier ausgeführten Pumpenbrunnen diente zudem in jüngster Zeit nicht einmal mehr dem eigentlichen Zweck, dem Wasserspenden.
"Die sind mal angeschaltet, mal nicht", wundern sich die Sachsenhäuser Bürger. Darüber erstaunt zeigte sich Walter Hippmann, stellvertretender Leiter des Hochbauamtes, das für sämtliche der etwa 120 Brunnen im Stadtgebiet verantwortlich ist. "Die müßten eigentlich laufen", zumindest sei das für die Zeit von April bis Oktober so vorgesehen.
Einer, der sich ganz genau auskennt, ist Hans-Otto Porzelt, der Sachsenhäuser Brunnenschultheiß. Schließlich ist er kraft seines Amtes verpflichtet, für ein attraktives Erscheinungsbild der Wasserspeier einzutreten, die in wenigen Tagen beim 502. Brunnenfest wieder im Mittelpunkt stehen.
Ist die Tätigkeit als Brunnenschultheiß heute ein Ehrenamt - als Auftakt zum Fest "weiht" Porzelt mit schnurrigen Reimen die Brunnen - so hatte sie in früheren Jahrhunderten, als es noch die offenen Ziehbrunnen gab, eine sehr ernste Bedeutung. Der von den Brunnennachbarn Gewählte mußte für die Reinhaltung des Wassers sorgen. Einmal im Jahr fuhr er zum Reinigen in den Brunnenschacht. Nach getaner Arbeit machten die Sachsenhäuser (die sich weigerten, an die Stadt Frankfurt das Brunnengeld zu zahlen und lieber auf eigene Kappe säuberten) das, was auch heute noch das Brunnenfest ausmacht: ausgiebig feiern.
Bei einem kleinen Rundgang entlang des Festweges erzählte Porzelt aus der Geschichte der einzelnen Wasserspender. Das langjährige Mitglied beim Ausrichter des Brunnenfestes, der Sachsenhäuser Kerbegesellschaft, berichtete beispielsweise vom Namen des Hirschbrunnens. Der soll der Sage nach auf Frankenkönig Karl zurückgehen: Eine Hirschkuh habe ihm die Furt durch die Fluten des Mains gezeigt, aus Dankbarkeit sei dann ein Brunnen nach dem Tier benannt worden.
Der Hirschbrunnen an der Ecke Große Rittergasse / Dreieichstraße ist übrigens einer der wenigen Brunnen in Sachsenhausen, der nicht "umgezogen" ist. Fast alle anderen wechselten oft mehrfach den Standort: Als die mittelalterlichen Ziehbrunnen gegen die klassizistischen Säulen mit Pumpschwengel ausgetauscht wurden, nach dem Krieg oder wenn der Straßenverlauf sich änderte. So stand der Fleischerbrunnen, der mit ausbetoniertem Becken am Kuhhirtenturm wie verloren wirkt, eigentlich am Fünffingerplätzchen nahe des Römerbergs.
Sorgen bereitet dem seit sieben Jahren amtierenden Schultheiß der zunehmende Vandalismus. Der hübsche Rotsandstein sei beschmiert, in den Becken liege Unrat oder die traditionellen Schmuckfiguren auf den Säulen seien beschädigt. Das zuständige Hochbauamt kann mit Reparaturen kaum nachkommen. Bei einem Etat von knapp 500 000 Mark für die Brunnen langt es nur zum Notwendigsten. Da dürften auch die Wünsche des Ortsbeirates, der die stillgelegten Brunnen wieder sprudeln sehen will, nicht zu erfüllen sein: Die unterirdische Umwälz- und Filteranlage von der Größe einer halben Garage würde 300000 Mark kosten.
Eine gute Nachricht hatte das Hochbauamt allerdings: Nach über einem Jahr ziert den Hirschbrunnen wieder ein Geweih - aus Bronzeguß. ask
SACHSENHAUSEN. Das Konrad-von- Preysing-Haus: Seinen geistig behinderten Bewohnern bietet die Einrichtung in Sachsenhausen seit zwölf Jahren ein familiäres Zuhause. Teilweise sind die Behinderten noch berufstätig, teilweise bereits in Rente. 13 pädagogische und hauswirtschaftliche Mitarbeiter helfen den Menschen in dem vom katholischen Caritasverband getragenen Haus, ein möglichst persönliches, selbständiges und "normales" Leben führen.
Zu diesem Leben gehören auch die alltäglichen Pflichten: Beim Kochen helfen die Behinderten, die Zimmer müssen saubergehalten werden. Auch Körperpflege gehört zu ihren Aufgaben. "Wir erziehen unsere Bewohner zur Eigenständigkeit, damit sie sich in der Gesellschaft zurechtfinden können", erklärt die Heimleiterin Hildegard Grotmann das Therapieprinzip. Das Haus versucht außerdem, selbständigen Bewohnern das Leben in heimnahen "Außenwohngruppen" zu ermöglichen, in denen sie nur noch bei Bedarf betreut werden.
1980 wurde das ehemalige "Bischof-Dirichs"-Jugendwohnheim für 2,3 Millionen Mark renoviert und unter dem neuen Namen Konrad-von-Preysing-Haus als Behinderten-Wohnheim eingerichtet. Das Dirichs-Haus hatte zuvor Schlagzeilen gemacht, als die Jugendlichen und dieVerantwortlichen über die Richtlinien innerhalb der Heimleitung stritten. Daraufhin hatten Jugendliche das Haus besetzt, das schließlich von der Polizei geräumt wurde.
Mit dem neuen Namen sollte Kardinal Konrad von Preysing geehrt werden, der sich in der Nazizeit als Bischof von Berlin auch für das Lebensrecht der Behinderten eingesetzt hat. Das Konrad-von- Preysing-Haus hat 20 Einzel- und fünf Doppelzimmer. Den Behinderten stehen ein Speiseraum, ein Werk- und Bastelraum, ein großer Allzwecksaal sowie ein schöner Garten zur Verfügung. Alle Räume sind hellund freundlich, mit Blumen, selbstgefertigten Bildern und Basteleien geschmückt.
In den Zimmern der Heimbewohner stehen Photos von Verwandten, Gemälde, Puppen und allerlei Krimskrams. "Die Gemeinschaft untereinander, die gewohnte Umgebung und das persönliche Verhältnis zu den Betreuern stärkt das Selbstbewußtsein der Behinderten", meinte die Heimleiterin. Es bildeten sich unter den Menschen richtige Cliquen, und so mancher sei inzwischen viel aufgeschlossener und zugänglicher.
Ein gut organisierter Tagesablauf bestimmt das Leben der 30 geistig-behinderten Erwachsenen im Konrad-von- Preysing-Haus: Wenn morgens um sechs Uhr der Wecker klingelt, steht ihnen ein langer und anstrengender Arbeitstag bevor. Nach dem gemeinsamen Frühstück fahren sie mit dem Bus oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihren Arbeitsplätzen in den Praunheimer Werkstätten. Am späten Nachmittag, wenn alle wieder nach Hause kommen, sind die meisten Bewohner erschöpft und freuen sich auf ihre Freizeit. Zusammen mit den Betreuern gestalten sie das Leben im Wohnheim nach Feierabend und am Wochenende.
Einige töpfern und tanzen in ihrer Freizeit, fahren Rad, besuchen Verwandte, singen im Kirchenchor oder nehmen an der Abendschule für Behinderte teil. Andere Bewohner dagegen sind so stark behindert, daß sie vollständig auf Angebote und Förderung angewiesen sind.
Ferienaufenthalte, Ausflüge und Feste gehören zu den Höhepunkten des Heimlebens. Ein besonderes Ereignis einmal im Jahr ist die von den Behinderten und ihren Betreuern gemeinsam vorbereitete Adventsfeier. Da werden die Eltern und Verwandten der Behinderten eingeladen, Theaterstücke aufgeführt und Lieder gesungen. aar
GRIESHEIM. "Hoffentlich fängt es nicht gleich an zu regnen." Besorgt schaute Anne-Marie Löw, Pressewartin der Tennisabteilung der Turnerschaft 1856 Griesheim, zu den dunklen Gewitterwolken am Himmel.
Den ganzen Tag schon litten die Organisatoren und Gäste des Sommerfestes der Tennisabteilung unter der schwülen Hitze, die jegliche Aktivität zu lähmen schien. Die meisten Vereinsmitglieder waren daher nachmittags noch gar nicht auf der Anlage, die Anwesenden versuchten, sich möglichst wenig zu bewegen.
Später kam dann doch noch Schwung in das Fest: Einige Leichtathleten des Vereins zeigten luftige Kunststückchen auf dem Trampolin; es gab ein "Tennis-Schauspiel", bei dem die Spieler zeigten, daß man den kleinen Filzball auch ohne Kraftaufwand auf die andere Seite des Netzes dreschen kann und beim Bingo versuchten die Teilnehmer ihr Glück. Ab 19 Uhr spielte eine Live-Band mit flotter Musik zum Tanz auf.
Etwa 25 Helfer hatten das kleine Festzelt, die Buden und die Tanzfläche auf der Wiese vor dem Vereinshaus aufgebaut. Der Erlös des Festes soll in die Jugendarbeit der Tennisabteilung fließen, die noch in den Kinderschuhen steckt.
Erst vor vier Jahren wurde die Abteilung gegründet, die derzeit 180 Erwachsene und 40 Kinder zu ihren Mitgliedern zählt. Auf der Anlage der Turnerschaft 1856 im Bingelsweg 1 befinden sich neben den Hartplätzen für die Tennisspieler auch eine Aschenbahn für die Leichtathleten und ein Handballplatz.
Die Damen-Mannschaft der Tennisabteilung nahm dieses Jahr zum ersten Mal an den Medenspielen - dem Tennis-Länderpokal - teil, die Herren waren bereits zum zweiten Mal dabei. Die Junioren gaben zusammen mit einigen Spielern von Grün-Weiß ebenfalls ihr Debüt in der Medenrunde und "verpaßten nur knapp den Aufstieg", berichtete Anne-Marie Löw.
Derzeit werden die Jugendlichen sonntags morgens von den erwachsenen Spielern trainiert. 1993 soll es dann auch eine Juniorinnen-Mannschaft geben. aar
SACHSENHAUSEN. Antje, Petra und Johannes suchen seit zwei Jahren eine Wohnung in Sachsenhausen. Erfolglos. Dieser Umstand allein ist noch nicht erwähnenswert, dieses Schicksal teilen sie mit vielen anderen Menschen in Frankfurt. Die drei jungen Menschen haben jedoch einen großen "Nachteil", der sie auf dem Wohnungsmarkt praktisch "konkurrenzunfähig" macht: Sie sind geistig behindert.
Die drei Bewohner des Konrad-von-Preysing-Hauses bereiten sich seit dem Sommer 1990 auf ein Leben außerhalb der Einrichtung vor. In einem selbständigen Nebentrakt des Gebäudes, zu dem sie eigene Schlüssel haben, lernen und üben sie, allen Anforderungen des alltäglichen Lebens gerecht zu werden.
Sie halten ihre Wohnräume in Ordnung, kaufen ein, kochen und waschen, wirtschaften mit ihrem Geld und lösen soziale Probleme innerhalb ihrer kleinen Gemeinschaft.
Sie sind inzwischen in der Lage, mit lockerer Betreuung in einer "Außenwohngruppe" zu leben. Hierfür benötigen sie eine Vier-Zimmer-Wohnung in unmittelbarer Nachbarschaft des Konrad-von-Preysing-Hauses (Ziegelhüttenweg, Breslauer Straße, Liegnitzer Straße, Teplitz-Schönauer Straße).
Nur die Nähe zum Heim ermöglicht die flexible Betreuung der Außenwohngruppe, ohne daß die Mitarbeiter des Behindertenheims zu lange Wege zurücklegen müssen. Außerdem soll der "heimatliche" Hintergrund den jungen Leuten Sicherheit und Festigkeit in ihrem neuen Leben verleihen.
"Leider scheinen die Vermieter Angst vor der Behinderung zu haben. Sie trauen unseren drei Bewohnern das selbständige Leben nicht zu", beklagt Hildegard Grotmann, die Heimleiterin, die Situation. Bisher seien alle Versuche des Verbandes, eine geeignete Wohnung zu finden, erfolglos geblieben. Erschwerend komme hinzu, daß Sozialwohnungen vom Wohnungsamt nicht an Wohngemeinschaften vergeben würden.
Welcher Nachbar des Konrad- von-Preysing-Hauses kann helfen? Hinweise nimmt Hermann Menne, Leiter der Jugend- und Sozialarbeit, entgegen (Telefon 2982128). aar
GRIESHEIM. "Der Arbeitsaufwand ist eigentlich viel zu groß, vielleicht sollten wir unser Gartenfest doch wieder in kleinerem Rahmen aufziehen", sagte Walter Kempf, Erster Vorsitzender des Kleingartenvereins "Am Kastanienwald".
Gemeint war damit das riesige Festzelt, das bereits seit elf Jahren hintereinander fürs dreitägige Gartenfest vor dem Vereinshaus aufgebaut wird. Die Bühne, die große Tanzfläche und mehr als 450 Personen finden in dem Zelt Platz.
Ganze drei Tage benötigten die freiwilligen Helfer, um den "Tempel" auf- und abzubauen. Die Statik war nachzuweisen sowie die Notbeleuchtung anzubringen und das Ordnungsamt mußte zuvor noch das Zelt abnehmen.
"Personalaufwand, Kosten und natürlich die Besuchermassen tragen zu dem Volksfestcharakter des Gartenfestes bei", so Kempf. Aber gerade damit erfülle man die Bedürfnisse vieler Menschen im Stadtteil. Die Leute kämen aus dem Gallus und aus Griesheim, und das Zelt sei die meiste Zeit "proppenvoll".
Am Freitag abend startete das dreitägige Programm mit dem Alleinunterhalter "Eberhard", der schon seit vier Jahren den Besuchern des Gartenfestes mit seiner elektrischen Orgel zum Tanzen aufspielt, und der von Vereinsmitgliedern auch für private Feiern engagiert wird.
Am Samstag standen eine Tombola, die Blasmusikgruppe "Original Spessarttaler Heigebrücken" und ein Lampionumzug der Kinder durch die Gartenanlage auf dem Programm. Der letzte Tag des Festes begann für die Kleingärtner mit einem Frühschoppen mit den "Original Spessarttalern", und zur Stärkung für die Unermüdlichen gab's später Eintopf aus der Gulaschkanone.
Während sich die Erwachsenen im Zelt prächtig amüsierten, tummelten sich am Nachmittag die Jüngsten im Kastanienwald, bei den für sie vorbereiteten Kinderspielen.
An die 32 Aktive sorgten dafür, daß das Fest ein Erfolg wurde. Zum Teil standen ganze Kleingärtnerfamilien hinter dem Tresen, zapften Bier, bedienten und gaben Essen aus. "Leider haben auch wir Schwierigkeiten, unsere Mitglieder zu ehrenamtlichen Tätigkeiten zu motivieren", bedauerte Walter Kempf. Nur die alteingesessenen Kleingärtner hätten Interesse, sich auch über ihren Gartenzaun hinaus um die Organisation des Vereinslebens zu kümmern. aar
Man trifft sich - irgendwann am Rande des Abends - auf der Probebühne 1 der Frankfurter Oper am Theaterplatz. Man kennt sich, man grüßt sich, macht Appointments und das, was im Konzept eine Chorprobe sein sollte, spinnt sich in intensiver Langsamkeit an. Man nimmt die Plätze ein, hat Zeit, Zeit für Smalltalks am Rande eines Probentermins, einer wie viele, die den Abend füllen und das Privatleben an den Rand drängen: Wer im Chor der Städtischen Bühnen Frankfurts ein Engagement hat, kann sein Familienleben im Grunde vergessen. Wohl stehen Sänger und Sängerinnen im öffentlichen Dienst der Stadt Frankfurt.
Doch die Arbeitszeiten und das Engagement, das jeder einzelne hier einbringen muß, wiegen eine Position im öffentlichen Dienst kaum auf. Bei einem Stammrepertoire von knapp dreißig Opern, bei fünf bis sechs Premieren im Jahr und bei einer Einstudierungszeit von gut 25 Proben für ein neues Stück sind die freien Abende streng gezählt.
Dann allmählich beginnt die Probe. Alexander Muchin,arbeitet mit Assistenten, die, während Muchin für musikalischen Zusammenhalt dirigentisch sicher sorgt, die Bewegung des Apparates vom Rande der Probebühne aus steuern.
Singen auf der Szene: Im dramatisch knappen Chorparlando, in dramatisch sich steigernder Bewegtheit: Pose plus Stimme, Deklamation und Bühnenaktion.
Es kommt zum Durchlauf, die Szene gewinnt noch an Gewicht. Auf der Bühne singen, das will noch mehr als nur qualifizierten Chorgesang. A propos qualifiziert: alle Angehörigen des Opernchors, des einzigen Profichors in Frankfurt, haben ein abgeschlossenes Hochschulstudium: Ein Chor, von solistisch ausgebildeten Sängerinnen und Sängern.
Anderntags, Probe auf der Hauptbühne. Geprobt wurde damals "Nixon in China", jenes "freundlich"-atonale Gebilde, das szenisch so reich besetzt werden kann. Ein einsamer Dirigent im "Graben", ein versiert aufspielender Korrepetitor, und volle dramatische Bandbreite auf der sonst leeren Bühne, das Ensemble bewegt sich, entwickelt szenische Farbigkeit und - am Rande - scheinbare Konfusion, die Alexander Muchin vom Bühnenrand her immer neu im Griff behält.
Muchin, aktiv, neben dem Orchesterdirigenten souffliert seinem Chor, dirigiert - matt - mit roter Taschenlampe. Text: "Eines Tages werden Sie alles sehen."
ALEXANDER ULLMANN
Der 5. Spieltag (14. bis 16. August): Bad Vilbel - Bürstadt (Fr.), Wehen - Haiger, Neukirchen - Bad Homburg, Kassel - Walldorf, Fulda - Aschaffenburg (alle Sa.), RW Frankfurt - Egelsbach, Offenbach - FSV Frankfurt, Eintracht (A) - Wiesbaden (alle So.).
RÖDELHEIM. Seelow ist ein kleiner Ort mit 6000 Einwohnern, unweit der polnischen Grenze. Das Blatt aus dem Fremdenverkehrsbüro informiert über die Sehenswürdigkeiten des Ortes: das Rathaus, Putzbau aus dem 19. Jahrhundert, und das Antikriegsmuseum.
Doch in Seelow gibt es mehr zu sehen. Ein Junge in Strickjacke und Schirmmütze treibt mit einem Stock ein Schwein durch die Dorfstraße. Eine alte Frau wendet Heu mit einer schweren Metallgabel - "Oma bei der Arbeit" nennt die 13jährige Fotografin Anke Streiter ihr Schwarzweiß-Bild.
Zusammen mit etwa 30 anderen Fotos ist es derzeit in der Bezirksbücherei Rödelheim zu sehen. Als Ergebnis der vielen Streifzüge mit der Kamera, die Schüler der Seelower Bertolt-Brecht-Schule immer wieder durch Stadt und Umgebung unternommen haben, um das Alltägliche festzuhalten, was auf den ersten Blick so gewöhnlich erscheint, beim zweiten Blick aber plötzlich interessant wird.
In der "Arbeitsgemeinschaft Fotografie" der Schule lernen die Kinder aus den fünften bis zehnten Klasse nicht nur den Umgang mit der Kamera, sondern sie bekommen auch einen Blick für die Gestaltung der Bilder.
Darum werden die Fotos persönlich. Sie dokumentieren auch nicht den Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland, eher zeigen die Bilder den Unterschied zwischen Land und Stadt.
Das Ortseingangsschild steht nicht an der Autobahn, sondern an einer holprigen Landstraße - und an das Schild hat irgend jemand eine Ziege gebunden. Auf der Straße wird das Kopfsteinpflaster ausgebessert, ein Bauarbeiter sitzt mit einem schweren Steinhammer auf der Fahrbahn und klopft die neugesetzten Pflastersteine fest.
Der Zirkus kommt in die Stadt - was die jungen Fotografen daran interessiert hat, ist nicht die glitzernde Welt in der Manege, sondern all das, was sich dahinter verbirgt. Der Mann, der den Zirkuswagen ausfegt, der Schausteller auf Stelzen, der vor der Vorstellung noch Zeit für eine Zigarette hat.
Nur wenige Fotos zeigen, daß ein großer Teil der Bilder noch zu DDR-Zeiten aufgenommen wurde. 1984 hat der 14jährige Peter Neidt einen Soldaten fotografiert und ist dazu offenbar in die Hocke gegangen. Der Soldat sieht aus dieser Perspektive übermächtig aus.
Die Ausstellung ist noch bis 22. August in der Bezirksbücherei Rödelheim, Radilostraße 17-19, zu sehen. Die Bücherei ist von dienstag bis freitags von 11 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. sen
NORDWESTSTADT. Das Weihnachts- Preisausschreiben der Juwelierkette Weiss hatte Monika Boivin längst vergessen. Erst im Juni hat sie sich wieder daran erinnert. Denn da kam die Nachricht - die Frankfurterin aus Eckenheim hat den Hauptpreis gewonnen: Einen Brillantring im Wert von etwa 10 000 Mark.
"Ich war total überrascht", freut sich Monika Boivin. "Es war überhaupt das erste Mal, daß ich irgendwo etwas gewonnen habe."
Eine Menge Glück war dazu vonnöten. 35 000 Einsender hatten sich an dem bundesweiten Gewinnspiel beteiligt, sagt Ute Möllenbeck, die die Weiss-Filiale im Nordwestzentrum leitet. Filialen der Kette gibt es schließlich in der Bundesrepublik; mittlerweile sind es mehr als 65. Und das Werbewettspiel aus dem Weihnachtskatalog der Firma ist auch schon fast traditionell, sagt Ute Möllenbeck.
Zum siebten Mal wurde es im vergangenen Jahr organisiert - und zum zweiten Mal durfte die Filiale in der Nordweststadt den Gewinner prämieren. "Das macht immer die Filiale, zu der es der Sieger am nächsten hat", sagt Frau Möllenbeck stolz.
Das Kleinod im Werte eines Kleinwagens nimmt Frau Boivin erst einmal mit nach Hause - obwohl ihr ein Auto eigentlich lieber gewesen wäre. "Aber ein Auto kaufe ich mir vielleicht auch so irgendwann", meint sie. "So einen teuren Ring würde ich mir nie leisten."
Dieser Meinung sind offenbar die meisten: In der Weiss-Filiale jedenfalls wird selten eine so überaus kostbare kleine Kapitalanlage verkauft: "Eigentlich kommt das nur einmal im Jahr vor", sagt Frau Möllenbeck. sen
GRIESHEIM. Ist unter dem Highway die Hölle los? Musik dröhnt durch die Boxen an den großen Beton-Säulen und übertönt sogar die Autos obendrüber, die auf der A 5, drei Meter über dem Griesheimer Stadtweg, durch die Dunkelheit rasen. Uschi Haas, Sozialarbeiterin des Griesheimer Jugendbüros, baut schon einmal den Getränkestand auf. Cola, Limo und Apfelwein gibt es hier heute abend direkt unter der Autobahn. Ihr Kollege Volker Rapp läuft noch zwischen den Brückenpfeilern umher und bastelt: die Neonröhren müssen abgedeckt werden, sonst ist es zu hell. Schließlich soll hier in einer Stunde ein Film über die Leinwand flimmern. Wahrscheinlich ist es bundesweit das erste Open-air-Kino unter einer Autobahnbrücke.
"Wir wollen mal versuchen, einen Film auch an einem sehr komischen Ort zu zeigen", sagt Volker Rapp. Ursprünglich hatten die Sozialarbeiter überlegt, den Film im Rahmen der Griesheimer Ferienspiele im Park zu zeigen, im Zentrum des Stadtteils an der Straße Am Gemeindegarten. Aber den Gedanken hatten sie dann doch verworfen. "Ach, man weiß nie, wie die Anwohner reagieren", seufzt Rapp. Der Film läuft von zehn Uhr abends bis Mitternacht. "Wenn dann nur einer bei der Polizei anruft, macht doch die ganze Aktion keinen Spaß mehr."
Unter der Autobahn ist das kein Problem. Die Wohnhäuser liegen nicht direkt an der Brücke, und Flugblätter haben die Anwohner schon vorher über die ungewöhnliche Kino-Aktion informiert.
Rapp hat bei ihnen auch nach Strom für den Filmprojektor gefragt. "Irgend jemand hätte uns einfach ein Verlängerungskabel aus dem Fenster heraushängen müssen." Aber das wollte keiner. "Wir mußten dann doch ein Aggregat leihen", sagt Rapp.
Es ist halb zehn, und Nachbarn nutzen den Abendspaziergang mit dem Hund, um einmal bei den jungen Leuten vorbeizuschauen. "Haben Sie jetzt Strom?", fragt ein älterer Herr, der auch mit seinem Hund unterwegs ist. Er habe noch einmal über die Bitte nachgedacht. "Ich helfe ja doch gerne."
Aber das Aggregat arbeitet schon, der Projektor steht und wirft ein kleines, klares Bild auf die Leinwand - eine Plastikplane. Inzwischen haben Uschi Haas und Hassan, ein Jugendlicher aus dem Club, die langen Bänke aus dem VW-Bus geräumt und unter der Brücke aufgebaut. Es fehlt nur noch das Publikum.
"Das Kino ist ja auch ein Experiment", meint Volker Rapp und guckt auf die Uhr. Es ist kurz vor zehn. Er wünscht sich, daß nicht nur die Jugendlichen aus dem Club kommen. "Im Jugendclub gibt's fast nur feste Cliquen", erklärt er. "Wir wollen sie mit dem Open-air-Kino etwas aufbrechen, es sollen auch andere Leute dazukommen."
Drei junge Männer aus dem Club sind schon da. Ein junges Paar aus der Nachbarschaft setzt sich erst auf ein Gitter ganz weit im Hintergrund und rückt dann doch nach vorne auf die Bänke. Auch eine Familie und zwei junge Mädchen gucken erst neugierig und suchen dann einen Platz. Nach einer Weile trauen sich die Zuschauer auch an den Tisch mit den Getränken - das Geld wird einfach in einen Pappbecher geworfen. "Es muß ja nicht alles so streng organisiert sein", sagt Uschi Haas. Der Film ist kostenlos. Die Bänke füllen sich, es kann losgehen. Es dröhnt ein bißchen, obendrüber auf der A 5 scheint immer noch Betrieb zu sein. Aber auch unter dem Highway ist ja jetzt die Hölle los. Film ab: "Die Brandung", mit Patrick Swayze. sen
Das Wetter
Wetterlage Am Rande des Tiefs über der nördlichen Nordsee bleibt für den Süden und Osten zunächst subtropische Warmluft wetterbestimmend. Im weiteren Verlauf dringt kurzzeitig etwas kühlere Meeresluft nach Mitteleuropa vor. Vorhersage bis Dienstag früh Im Westen und Norden wolkig, in der zweiten Tageshälfte auch stark bewölkt mit einzelnen Schauern. Höchsttemperaturen 22 bis 26 Grad. Im Süden und Osten zunächst sonnig, im Tagesverlauf aufkommende Quellbewölkung und nachfolgend vor allem abends Gewitter.
Höchsttemperaturen hier 27 bis 32 Grad. Nächtliche Tiefstwerte 14 bis 19 Grad.
Schwacher bis mäßiger, zeitweise frischer, in Gewitternähe böiger Wind, von Südwest auf Nordwest drehend. Weitere Aussichten für Dienstag Heiter bis wolkig, in Alpennähe noch gewittrig, vor allem im Norden kühler.
Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 35 Amsterdam
bedeckt 20 Athen
leicht bewölkt 33 Barcelona
leicht bewölkt 30 Bordeaux
bedeckt 25 Brüssel
Regenschauer 20
Budapest
stark bewölkt 29 Dublin
stark bewölkt 19 Helsinki
stark bewölkt 21 Innsbruck
wolkig 25
Istanbul
wolkenlos 28 Kairo
wolkenlos 32 Larnaka
leicht bewölkt 32 Las Palmas
leicht bewölkt 27 Lissabon
leicht bewölkt 34 Locarno
leicht bewölkt 28
London
stark bewölkt 21 Madrid
leicht bewölkt 31 Malaga
wolkig 29 Mallorca
leicht bewölkt 32 Moskau
leicht bewölkt 21 Nizza
leicht bewölkt 29 Paris
stark bewölkt 25 Rom
leicht bewölkt 32
St. Petersburg
stark bewölkt 22 Stockholm
stark bewölkt 22 Tunis
wolkenlos 35 Varna
wolkenlos 27 Venedig
wolkenlos 31
Warschau
wolkig 30 Wien
leicht bewölkt 29 Zürich
wolkig 29
Deutschland
Berlin
wolkig 28 Dresden
wolkig 29 Feldberg/Ts.
wolkig 21 Feldberg/Schw.
wolkig 18 Frankfurt/M.
stark bewölkt 28 Freiburg
leicht bewölkt 30 Garmisch
wolkig 26 Hamburg
stark bewölkt 22 Köln
stark bewölkt 23 Leipzig
wolkig 28 München
leicht bewölkt 29 Norderney
stark bewölkt 21 Rostock
stark bewölkt 22 Sylt
stark bewölkt 20 Zugspitze
in Wolken 7
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 5.58 Uhr
Sonnenuntergang 21.05 Uhr
Mondaufgang 12.19 Uhr
Monduntergang 22.43 Uhr
FRANKFURT-NORDWEST. "Schießstände für Faustfeuer- und Luftdruckwaffen" in den Stadtteilen Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim fordert die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende und aktive Schützin Gabriele Hartwich, in einem Antrag für die kommende Sitzung des Ortsbeirats 9.
Der "Bedarf an Schießständen" sei im Norden der Stadt nicht gedeckt, heißt es in dem Vorstoß der CDU-Fraktion, der in der Sitzung des Ortsbeirats 9 unter anderen zur Debatte steht.
Das Gremium tagt am heutigen Donnerstag, 6. August, im Clubraum 1 des Hauses Dornbusch an der Eschersheimer Landstraße 248. Die Sitzung beginnt mit der Bürgerfragestunde um 19 Uhr.
Mit der Verkehrsberuhigung in der Kurhessenstraße wird sich der Ortsbeirat auch nach seiner Sommerpause beschäftigen: Die Grünen fordern, eine Bürgerversammlung zu organisieren, in der alle vier Vorschläge für das Gebiet nahe der Kurhessenstraße vorgestellt werden.
Nach Ende der Versammlung sollen die Bürger Fragebögen über die Varianten abstimmen, fordern die Grünen. sen
Das botanische Wunder des Palmengartens ist zur Zeit die Titanenwurz aus Sumatra. Der deutsche Name sagt kaum etwas aus über ihre beeindruckende Form. Da ist's lateinisch mit dem Riesen-"Amorpho-Phallus" schon exakter gesagt, was den botanisch interessierten Besucher ins Tropicarium und dort nach langem Suchen ins Haus des Regenwaldes führt. Ob Regen- oder Mangrovenwald - die Temperatur ist auch nicht viel anders als zur Zeit in Frankfurt . . .
Angesichts des seit 1985 zum ersten Mal wieder blühenden exotischen Ahornstabgewächses erwarte man keine berauschenden subtropischen Blütenträume. Aber man bekommt eine Vorstellung von der beeindrukkenden formenden Kraft der Natur. Der Zwei-Meter-Blütenstab entwächst einer 44-Kilo-Knolle, die stärkereich ist und als Nahrungsmittel verwandt wird. Umhüllt wird der Amorpho-Phallus von einem dunkelroten, sorgfältig gefalteten Blatt. Im Inneren trägt der Kolben kleine weibliche und männliche Blüten, im oberen Bereich ein dufterzeugendes Organ, das stinkt und damit Fliegen anlockt, die für die Bestäubung sorgen. Kadaverpflanze ist die wissenschaftliche Bezeichnung, aber eine botanische Sensation. E-S
Der "Riederwaldtunnel", die geplante Verbindung der Autobahnen 66 und 661 zwischen dem Riederwald und Enkheim, wird zentrales Thema der kommenden Sitzung des Ortsbeirates 16 sein. Zudem werden zwei Vertreter des Magistrats erwartet, die über die Renovierung der gotischen Nikolauskapelle in Bergen und das zukünftige Wohngebiet "Enkheim Ost" berichten werden.
Das Gremium tagt am Dienstag, 4. August, ab 19.30 Uhr, im Saal der Stadthalle Bergen-Enkheim, Marktstraße 15. gap
Die nächsten Spiele: VfB Oldenburg - FSV Mainz (Fr., 18.30 Uhr), VfL Osnabrück - MSV Duisburg, Wuppertaler SV - SV Darmstadt 98 (beide Fr., 20 Uhr), Stuttgarter Kickers - Waldhof Mannheim, Fortuna Düsseldorf - SV Meppen, Hansa Rostock - FC Homburg, VfB Leipzig - Eintr. Braunschweig, SC Freiburg - Carl Zeiss Jena, Hannover 96 - Chemnitzer SC (alle Sa., 15.30 Uhr), Unterhaching - FC St. Pauli, Fortuna Köln - Hertha BSC Berlin, VfL Wolfsburg - FC Remscheid (alle So., 15 Uhr).
Kleine Lokal-Rundschau
FDP nimmt den Hörer ab HATTERSHEIM. Die Leitung ist wieder geschaltet, die FDP nimmt den Hörer ab: Das Bürgertelefon klingelt heute: Von 18 bis 19 Uhr sitzt der Stadtverordnete Wolgang Beul an der Strippe. Sein Anschluß: 0 61 90 / 67 52. Drei Bands im Jugendhaus SULZBACH. Drei europaweit bekannte Gruppen sind heute im Sulzbacher Jugendhaus zu Gast. Aus Belgien kommt "Blindfold", "Onward" reist aus Norwegen an, und in den Niederlanden sind "Feeding the Fire" zu Hause. Einlaß ist um 20 Uhr, der Eintritt kostet 5 Mark. Open-air-Brandung HOFHEIM. "Gefährliche Brandung" heißt der Titel des Films mit Patrick Swayze, der am Donnerstag, 6. August, im Open-air-Kino im Alten Wasserschloß am Kellereiplatz läuft. Die Vorstellung beginnt um 21 Uhr. Grünzeug kommt weg HATTERSHEIM. Dürre Äste, verwelkte Blumen und anderen Grünschnitt sammelt die Stadt ein. Die Abfuhrtermine sind an den Donnerstagen, 6. und 20. August. Hobbygärtner sollen ihren "grünen Müll" an diesen Tagen bis 7 Uhr vor die Haustür stellen. Treffs der Rheuma-Liga HOFHEIM/BAD SODEN. Die Deutsche Rheuma-Liga lädt für Donnerstag, 6. August, von 15 bis 17 Uhr zu Gespräch und Beratung in die AOK-Geschäftsstelle Hofheim (Wilhelmstraße 16) ein. In der Bad Sodener Geschäftsstelle (Kronberger Straße 2) ist der nächste Termin am Dienstag, 11. August. Müllmobil in Wicker FLÖRSHEIM. Arzneien, Lacke, Lösungsmittel und anderen giftigen Unrat sammelt das Sondermüllmobil des Main- Taunus-Kreises am Donnerstag, 6. August, in Wicker ein. Das Fahrzeug steht von 15 bis 19 Uhr auf dem Parkplatz vor der Alten Goldbornschule. Frauenbeauftragte gibt Rat FLÖRSHEIM. Ihre nächste Sprechstunde hält die Frauenbeauftragte Brigitte Wagner-Christmann am Donnerstag, 6. August, von 18.30 bis 19.30 Uhr in der Alten Kirchschule.
Erholung für Senioren MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) lädt alte Menschen zur Erholungsfreizeit ins Ötztal ein. Vom 24. September bis 8. Oktober sind Ausflüge und Wanderungen geplant. Wer mitfahren möchte, sollte sich bald anmelden; Telefon: 0 61 92 / 20 77 12. Gegen die Verstopfung ESCHBORN. Der Abwasserkanal im Bürgerzentrum muß saniert werden, damit die Toiletten im Untergeschoß nicht immer wieder verstopfen. Eine Kanalspiegelung zeigte, daß diese Störungen nur auszuschalten sind, wenn der sieben Meter lange Hauptstrang des Kanals repariert wird. Voraussichtlich kostet das 37 000 Mark. Plätze frei für Inzell-Fahrt FLÖRSHEIM. Freie Plätze hat der Flörsheimer VdK für seine Fahrt nach Inzell vom 25. Oktober bis zum 1. November zu vergeben. Anmeldungen und Informationen bei Heinz und Ria Thiessen, Telefon 0 61 45 / 64 30. Bilder aus Italien SCHWALBACH. Italien-Bilder von Karl-Dieter Dudek zeigt der Kulturkreis Schwalbach zur Zeit im Rathaus-Pavillon am Marktplatz. Die Bilder sind noch bis Sonntag, 23. August, donnerstags zwischen 16 und 20 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Problemmüll entsorgen EPPSTEIN. Giftigen Müll sammelt der Kelkheimer Kübeldienst am Freitag, 7. August, wieder in Eppstein ein. Das Sondermüllmobil steht von 15 bis 18 Uhr in Ehlhalten am Dattenbachzentrum. "Monikas" Disco-Nacht HOFHEIM. Unter dem Motto "Die Sau ist los in Wildsachsen" lädt die Kerbegesellschaft "Monika" für Samstag, 8. August, in die Wildsachsenhalle. Ab 19.30 Uhr darf dort getanzt werden: Geplant ist eine Disco-Nacht. Leben retten lernen SULZBACH/HOFHEIM. Bei dem am Samstag, 8. August, stattfindenden Lehrgang "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" in der DRK-Station Sulzbach (Oberliederbacher Weg 15) ist von 8 bis 16 Uhr zu erfahren, was nach einem Unfall zu tun ist. Auch am Montag, 10. August, wird geschult: beim DRK-Kreisverband in Hofheim (Schmelzweg 5). Dieser Kursus dauert von 19 bis 22.30 Uhr. Senioren-Sommerfest HOFHEIM. Mit Darbietungen des Tanz- und Singkreises, der Gymnastikgruppe und des Musik-Duos Brehm-Kubon ist am Samstag, 8. August, für Unterhaltung gesorgt beim Sommerfest im Seniorenzentrum in der Hattersheimer Straße 5. Es beginnt um 14 Uhr. Sommerfest im "Grünen Haus" HATTERSHEIM. Mit Spielen, Tombola und Flohmarkt feiert das "Grüne Haus" sein Sommerfest am Samstag, 8. August, von 14 bis 17 Uhr. Orientalische Tänze HOFHEIM. Sylvia Bäder-Passon bringt interessierten Frauen ab Montag, 10. August, jeweils von 9.30 bis 11 Uhr in einem Kursus der Elternschule Taunus orientalische Tänze bei. Der Lehrgang im katholischen Gemeindezentrum St. Georg in der Marxheimer Klarastraße dauert zehn Wochen. Interessentinnen können sich unter 0 61 92 / 3 62 78 anmelden. Urlaubs-Retrospektive ESCHBORN. Ferienerlebnisse austauschen und Urlaubsbilder anschauen will die evangelische Frauenhilfe am Dienstag, 11. August. Treffpunkt ist um 15 Uhr die Andreas-Kirchengemeinde (Langer Weg 2) in Niederhöchstadt. Munch und seine Zeit EPPSTEIN. Zu einem Diavortrag über "Edvard Munch und seine Zeit" von Kunsthistorikerin Angelika Schmid lädt der Kulturkreis Eppstein für Mittwoch, 12. August, 20 Uhr, in den Vereinssaal an der Bezirsksstraße in Niederjosbach ein. Mehr über Jesuiten ESCHBORN. "Wer sind eigentlich die Jesuiten?" Dieser Frage will der Gesprächskreis in der Andreas-Kirchengemeinde am Freitag, 14. August, um 20 Uhr im Gemeindezentrum nachgehen. Pfadfinder feiern Geburtstag FLÖRSHEIM. Ihr fünfjähriges Bestehen feiert die Pfadfinderschaft St. Georg am Sonntag, 16. August. Auf dem Programm stehen ein Kinderfest und eine Stadtrallye. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Gemeindezentrum St. Gallus.
Da spielt doch einfach alles mit in dem großen Welttheater von Salzburg: Während sich jedermann für seinen Auftritt präpariert, japanische und sonstige Devisenbringer durch die Traumkulisse geschleppt werden, schon in der Früh der musikalische Genius loci in Festspiel-Probesälen oder als Bettel- Mittel auf der Straße strapaziert wird, läßt auch die feiernde katholische Kirche Mozart nicht aus. Seine Credo-Messe KV 257 schallt durch den prächtigen Dom, als sich dort zwei Kardinäle, der besonders fromme aus Wien und der oberste Glaubenswächter aus dem Vatikan, mit einer ganzen Reihe von Bischöfen, Professoren, zweitklassigen Politikern, einer Duchlaucht aus Liechtenstein und einem bayerischen Prinzen zu einem Glanzgottesdienst römischen Ausmaßes eingefunden haben.
Es spielt doch nicht alles mit in Salzburg: Im neuen, durchaus nicht unaufwendigen Audimax der naturwissenschaftlichen Fakultät präsentiert sich ein ziemlich anderer Katholizismus, viel jünger, bunter, keineswegs hierarchisch und - gegen allen Augenschein im Dom und später beim Festvortrag in der Aula der alten Uni - voller Hoffnungen auf eine Reform der bald 2000jährigen Institution, eine Hoffnung, die der sanft redende Charismatiker bekanntlich durch eigenes Erleben weitgehend eingebüßt hat. "Dann hol doch der Teufel im Namen Jesu diese Kirche", meint Eugen Drewermann. Der geschurigelte Paderborner Theologe zeigt nachher Verständnis für eine Frau, die "ja, total" mit ihm übereinstimmt, aber sich nicht traut, die "Geschütztheit" der Institution zu verlassen. Drewermann gibt zu bedenken: "In die Ungeschütztheit zu treten, das ist die wahre Nachfolge Christi." Das war nur ein theologischer Hinweis, weiß Gott kein Tadel.
Außer der triumphierenden traditionellen Kirche und dem Teil ihrer andersartigen, verunsicherten (Noch-)Anhängerschaft, die sich gerne nach Drewermanns Appell "nicht mehr auf die Knie fallen lassen, sondern auf die Sokken machen" möchte, gab es noch eine dritte gewichtige katholische Stimme, nämlich die der Unterdrückten Lateinamerikas und der geschundenen Natur dort. Der brasilianische Bischof Erwin Kräutler konnte wegen schwerer Erkrankung seinen Vortrag über das "Volk Gottes im Regenwald" nicht halten, ließ jedoch einen wuchtigen Text zu den Jubelfeiern anläßlich der "Entdeckung" Amerikas 1492 verlesen: Seit 500 Jahren werde Jesus "in all diesen ausgebeuteten und mißachteten Menschen gegeißelt und ans Kreuz geschlagen. Menschenverachtende Systeme bringen diesen Menschen den Tod und versagen ihnen die Befreiung und Auferstehung". Tod aber könne und dürfe nicht gefeiert werden.
Bischof Kräutler, selber österreichischer Abstammung, spielt bei den diesjährigen Salzburger Hochschulwochen gerade in Abwesenheit eine wichtige Rolle. Was Kräutler als eingeladener Festredner und natürlich Experte zum Thema "1492, Evangelium und Inkulturation 1992" gesagt hätte, wird jetzt vielleicht noch mehr beachtet, als wenn er nicht - schon vor seiner Erkrankung - vom örtlichen Erzbischof Georg Eder ausgeladen worden wäre. Dies hatte in der katholischen Kirche Österreichs, deren relativ fortschrittliche Basis durch ein immer konservativeres Episkopat nach römischen Wünschen gezügelt werden soll, für erheblichen Wirbel gesorgt. Da konnte es auch nicht beruhigen, daß der Präfekt der Glaubenskongregation als prominenter Ersatzredner gewonnen wurde.
Joseph Kardinal Ratzinger, der hörbar aus der Nähe, nämlich aus Marktl/ Inn, stammt, vermittelte wieder Sicherheit: "Die Mission wurde nicht als Zugewinn von Menschen für den eigenen Machtbereich betrachtet, sondern als pflichtgemäßes Weitergeben dessen, was für alle bestimmt war und wessen alle bedurften." Nicht Machttrieb sei der Ausgangspunkt des "christlichen Universalismus" gewesen, sondern die Gewißheit, die rettende Erkenntnis und die erlösende Liebe empfangen zu haben, auf die alle Menschen Anspruch hätten und auf die sie im Innersten ihres Wesens warteten.
Die drei unterschiedlichen Positionen räumlich und zeitlich so nah beieinander könnten, so meinte der Religionsphilosoph Eugen Biser, eine "kritische Masse, einen Brennpunkt" bilden, an dem "Unterschwelliges ans Licht tritt, von dem aber gegebenenfalls auch ein Flächenbrand ausgehen könnte". Eine solche Gefahr allerdings war an diesem Sonntag nun wirklich nicht zu erkennen. Die Traditionskirche will weiter, so Erzbischof Eder, "alle Völker zum Gehorsam des Glaubens" führen; Drewermann wird weiter die "seit 450 Jahren verweigerte Reformation" anmahnen und den "Kampf gegen die Angstreligion, gegen die Kirche von Geld und Macht" führen. Und auch Kräutler will seinen Weg weitergehen: Auftrag dazu und Vermächtnis sei das "Blut unserer Märtyrer".
ROMAN ARENS (München)
BORNHEIM. Sissi beobachtet gelangweilt das geschäftige Treiben in der Filiale der Frankfurter Sparkasse an der Ekke Rendeler-, Berger- und Heidestraße. "Jedes Jahr dasselbe", scheint die Spaniel-Hündin zu denken und wirft einen mitleidigen Blick auf ihr Frauchen. Die Hundeaugen sagen soviel wie: "Jetzt rakkert sie sich schon wieder für ihren Verein ab und bekommt bloß ein kurzes Dankeschön."
Charlotte Lang heißt die Besitzerin der Hundedame Sissi, und sie dekoriert nun schon im fünften Jahr die Fenster der Sparkasse mit Selbstgebasteltem, alten Kostümen und Bildern, um für die traditionelle Bernemer Kerb zu werben - in einem Punkt allerdings irrt sich die Spaniel-Dame: Der Verein freut sich schon sehr über die Arbeit ihres Frauchens.
Ein 385 Jahre alter Brauch wird mit der Kerb gepflegt, wenn der Festzug unter Mitwirkung vieler Bornheimer Vereine durch die Straßen zieht, der "Gickelschmiß" das Publikum anlockt und am Ende der Kerb die "Lisbeth" verbrannt wird. All diese Höhepunkte hat Charlotte Lang mit liebevoll gebastelten Puppen und gekauftem Zubehör nachgestellt. Kostüme, Chroniken und Fotografien aus dem Fundus der "Bernemer Kerwegesellschaft 1932", des 90 Jahre alten Karnevalvereins "Der Frankfurter 02" und des Wandervereins "TMC Wanderfalke" ergänzen die Ausstellung.
Die 67jährige ist selbst Mitglied in allen drei Vereinen und hofft durch die Werbung für die Kerb, "gerade auch jüngere Leute" in Kontakt mit den mehr als 60 am Umzug beteiligten Vereinen zu bringen. Auf die Idee, die Fenster der Sparkasse für ihren Werbezweck zu nutzen, verfiel sie, weil an dem Platz vor der Filiale "sich während der Kerb alles abspielt" und die "Frankfurter Sparkasse sich sehr für die Vereine einsetzt", sagte Charlotte Lang. Der stellvertretende Leiter der Zweigstelle Walter Barthelmess ergänzt: "Mit einem Fenster hat es vor fünf Jahren angefangen, und jetzt hören wir mit vier Fenstern auf".
Die Kerb beginnt am Samstag um 17 Uhr mit dem großen Festzug durch die Straßen Bornheims und findet ihren Ausklang mit der Lisbethverbrennung auf dem Hof der Kirchner-Schule. mec
RIEDERWALD. Drückende Hitze und die herannahenden Gewitterwolken machten keinen Eindruck auf die Besucher des 8. gemeinsamen Sommerfestes der SPD, der Arbeiterwohlfahrt und der Falken im Riederwald - unbeirrt und fröhlich feierten die rund 500 Riederwälder vor ihrem Bürgerhaus in der Max-Hirsch-Straße. Gegen das heiße Wetter hatten sie schließlich kühles Naß zu bieten: Während sich die Kinder immer wieder im großen Gummi-Planschbecken des Abenteuerspielplatzes abkühlten, konnten sich die Erwachsenen mit den vorsorglich bereitgestellten 190 Liter Bier erfrischen.
Und von den dunkel drohenden Wolken am Himmel ließen sich die Sommerfestler erst recht nicht vertreiben. "Wenn es regnet, dann stellen wir uns einfach unter und warten, bis es vorbei ist", sagte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Winfried Naß.
So viel Optimismus konnte nur belohnt werden: Die Festbesucher blieben vom Unwetter verschont und genossen in aller Ruhe Kaffee und Kuchen, Gegrilltes und ihren Handkäs mit Musik zu stimmungsvollen Melodien der ungarischen Gruppe "Trio Budapest". Darüber vergaßen die Gäste aber nicht, das Angebot der Stadtteilpolitiker wahrzunehmen, aktuelle Fragen und Probleme zu diskutieren. Die Autobahnverbindungen und die großen Verkehrsprobleme im Riederwald kamen dabei ebenso zur Sprache wie die derzeitige Sanierung von Wohnungen im Stadtteil.
Auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler nahm sich die Zeit für einen Kurzbesuch. Großes Gefallen fand er am Spielmobil des Abenteuerspielplatzes. Der Politiker freute sich, daß der Nachwuchs immer ein besonderer Bestandteil des Festes im Riederwald ist. Das vergnügte Spielen und Toben der rund 100 Kinder am und rund um das Spielmobil bestätigte die Aussage des Oberbürgermeisters. Die Kleinen konnten ohne Zwang nach Lust und Laune ihren Spaß haben.
Die Hauptattraktion war dabei die 14 Meter lange Rollenrutschbahn. In roten Plastikkisten sausten die Kinder vom 1,50 Meter hohen Turm aus über die Rollen des ehemaligen Industrieförderbandes zu Boden. "Rückwärts macht es besonders viel Spaß, da kriegt man schön Angst", berichtete die achtjährige Jasmin aufgeregt über ihre Fahrt.
Auch auf die anderen Spiele stürzten sich die Kinder mit Begeisterung. Sie hüpften auf dem sechzehn Quadratmeter großen Luftkissen herum, schminkten sich, tippten auf alten Schreibmaschinen, machten Ballspiele und vieles mehr. Der Platz verwandelte sich in eine bunte Spielwelt, der auch so mancher erwachsene Festbesucher nicht widerstehen konnte. mec
Kühles Naß war heiß begehrt beim 8. gemeinsamen Sommerfest der SPD, der Arbeiterwohlfahrt und der Falken im Riederwald. Während sich die Kinder immer wieder im Planschbecken des Vereins Abenteuerspielplatz Riederwald erfrischten, suchten die Erwachsenen mehr die Abkühlung bei einem Glas frisch gezapften Bieres.
Die schwüle Hitze und dunkle Gewitterwolken taten der Stimmung vor dem Bürgerhaus in der Max-Hirsch-Straße keinen Abbruch: rund 500 Riederwälder fanden sich im Laufe des Tages ein und genossen Kaffee und Kuchen, Gegrilltes und kalte Getränke zur schwungvollen Musik der ungarischen Gruppe "Trio Budapest".
Darüber vergaßen die Festbesucher aber nicht, das Angebot der Stadtteilpolitiker wahrzunehmen, aktuelle Fragen und Probleme zu diskutieren. Die Autobahnverbindung Hessencenter / Kaiserlei kam dabei ebenso zur Sprache wie das derzeitige Sanierungsprojekt von Wohnungen im Stadtteil.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler nahm sich auch die Zeit für einen Kurzbesuch. Großes Gefallen fand er am Spielmobil des "Abenteuerspielplatz Riederwald" und freute sich, daß die Kinder immer ein besonderer Bestandteil des Festes im Riederwald seien. mec
sp HANNOVER, 2. August. In Niedersachsen haben im vergangenen Jahr rund 49 000 Arbeitnehmer Bildungsurlaub genommen, wie jetzt das Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover mitteilte. Das waren 18,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Etwa 37 Prozent waren Frauen.
1990 hatte die rot-grüne Koalition als eine ihrer ersten Entscheidungen nach der Landtagswahl das Bildungsurlaubsgesetz novelliert und die Freistellungsansprüche der Arbeitnehmer erweitert.
NIEDERRAD. Was hat Aschenputtel auf dem Ball verloren? Der sechsjährige Michael weiß es ganz genau: ein Bild war es nicht, auch kein Geld - es war ein Schuh. Beim Märchenquiz auf dem großen Kinderfest der Arbeiterwohlfahrt Niederrad (AW) im Mainfeld 16 (auf der Rasenfläche hinter der Altenwohnanlage) kannten fast alle Kinder die richtigen Antworten auf die Fragen. Nur ein Kind aber konnte den ersten Preis, ein Fahrrad, gewinnen.
"Die anderen mußten sich mit Kuscheltieren, Puzzlespielen und anderen netten Dingen zufriedengeben", so Helga Schott, Vorsitzende der AW-Niederrad. Mit über 200 Kindern haben die 15 Helfer an jenem Nachmittag gespielt. Auf eine Torwand konnten die Kinder schießen, Negerküsse schleudern, auf Kissen springen, Büchsen werfen oder einfach malen. Absoluter Höhepunkt jedoch: das Kasperletheater mit Udo Bausch. "Ich habe nur die vergnügten Kinderschreie überall gehört", freute sich Frau Schott, die zur selben Zeit an der Kasse stand. Der laute Lärm war ihrer Meinung nach Zeichen genug dafür, daß "die Kinder ihren Spaß hatten".
Mit 285 Mitgliedern ist die AW-Niederrad ein relativ großer Ortsverein. "Über Nachwuchssorgen können wir nicht klagen", freute sich die Vorsitzende und bedauerte im gleichen Moment jedoch: "Nur Aktive fehlen leider." Sie denke dabei insbesondere an das "Mittelalter" - die Mitglieder zwischen 30 und 50 Jahren. "Denn unsere Jugendgruppe ist doch sehr bemüht." Jeden Mittwochabend treffen sich die jungen Menschen in den Räumen der AW in der Triftstraße 7 ab 19.30 Uhr. Frau Schott: "Dort werden die nächsten Aktivitäten besprochen. So beispielsweise ist auch die Hilfe für die Schwerstbehinderten in der MS-Klinik am Oberforsthaus zustande gekommen." Die Jugendlichen der AW-Niedrrad besuchen die Kranken regelmäßig und kümmern sich um sie.
Helga Schott sehe es aber trotz der aktiven Jugendgruppe dennoch gerne, "wenn wir mal eine Kinder-AW einrichten könnten". Das Fest sei ein erster Schritt dazu. Zwar gebe es jeden Dienstagnachmittag in der Triftstraße 7 eine Kinderkrabbelstube, aber noch immer keine Kindergruppe für die Sechs- bis Zwölfjährigen. "Das ist eines unserer nächsten Ziele."
Für die älteren Bürger aus Niederrad organisiert die AW öfters Ausflüge. "Weil viele ältere Menschen sonst alleine gar nicht mehr verreisen würden." In Avignon ist die Arbeiterwohlfahrt im Juni für sechs Tage gewesen, im September wollen sie nach Eutin an der Ostsee und im Oktober nach Öttingen im Bayrischen Wald. "Bei diesen Reisen haben wir immer wahnsinnig viel Spaß", erinnerte sich Frau Schott. Ein Hauptpunkt der Aktivitäten der AW-Niederrad bleibe jedoch die Kinderarbeit. Daher kommen die Einnahmen des Kinderfestes auch wieder den Kindern zugute: Im Dezember wird davon der "Aschenputtel"-Nachmittag mit einem "echten Märchenerzähler" finanziert. mug
NIEDERRAD. Edmund Löffler, Ortsvorsteher des Ortsbeirats 5, wußte von nichts. Nein, davon, daß der Campingplatz Niederrad am Mainufer hinter der Main-Neckar-Brücke 1995 aufgelöst werden soll, hatte er noch nichts gehört. Auf der nächsten Ortsbeiratssitzung am Freitag, 7. August, um 19 Uhr im Großen Saal des Bürgerhauses Südbahnhof will er aber eine Anfrage an den Magistrat richten. "Wenn das wirklich wahr ist, wäre das auf alle Fälle ein Verlust für Niederrad", so seine erste Stellungnahme.
Zwar tut man sich bei den verschiedenen Ämtern noch ein wenig schwer, das Zukünftige in Worte zu fassen. Doch steht es bereits fest: 1995 wird der Mietvertrag des derzeitigen Pächters Heinz Schöne nicht verlängert, ein neuer Pächter wird nicht gesucht. Alfred Gangel, Leiter des Liegenschaftsamtes und zuständig für die Vermietung von Stadtgrundstücken, gibt sich zurückhaltend. "Wir lassen den Mietvertrag auslaufen und werden keinen neuen mehr abschließen. Was 1995 nun letzten Endes mit dem Platz passiert, wissen wir auch nicht. Aus unserer Sicht wird es aber auf alle Fälle kein Campingplatz mehr." Zuständig dafür sei seiner Meinung nach Umweltdezernent Tom Koenigs.
Koenigs Referentin bestreitet dies zunächst. Sie verweist auf die Bauaufsichtsbehörde, bis Pressereferentin Dagmar Beckmann Klartext spricht: "Aus wasser- und naturschuztrechtlichen Gründen wird der Mietvertrag mit Herrn Schöne nicht verlängert werden." Der Campingplatz liege im Landschaftsschutzgebiet Hessische Mainaue, seltene Pflanzen- und Tierarten seien dort gefunden worden. Die Entscheidung für das Aus des Campingplatzes sei aus diesen Gründen wohl endgültig, meint Frau Beckmann. Und was mit den Leuten, die dort wohnen, passieren soll? Damit müsse sich dann zu gegebener Zeit das Sozialdezernat beschäftigen. mug
SCHWANHEIM. "Das nächste Mal", sagt Norbert Müller, Pressesprecher der Schwanheimer Sängervereinigung "Liederkranz", "das nächste Mal laden wir Petrus als Ehrengast ein." Der gute Petrus müsse einfach ein "Liederkränzler" sein, habe er doch bisher auf jeder Veranstaltung des gemischten Chores für gutes Wetter gesorgt. Selbst auf dem diesjährigen Sommernachtsfest des Vereins auf dem Schwanheimer Waldsportplatz unter der alten Eiche.
"Vorher hat es geregnet und nachher gab es ein wahnsinniges Gewitter, aber zwischendrin wurden wir verschont." Glück gehabt, sagten sich Sänger und Sängerinnen und die über 1000 Besucher, die bis in die frühen Morgenstunden hinein das Sommernachtsfest feierten. Unter der immerhin schon 200 Jahre alten Eiche am Waldsportplatz hatten die Veranstalter eine Tanzbühne aufgestellt. Und damit jene ihren Zweck auch richtig erfüllen konnte, spielte der Orchesterverein Schwanheim zum Tanz auf.
"Die Eiche hat schon alle unsere Feste miterlebt", berichtete Müller stolz. Denn das Sommernachtsfest feiern die "Liederkränzler", wie sie sich selber nennen, immerhin seit 20 Jahren. Müller: "Es hat nichts mit den schwedischen Sonnenwendfesten zu tun, sondern war einfach so eine Idee von uns." Eine gute Idee, meinte er. Und in der Tat strömten Scharen zu dem Platz unter der alten Eiche, obwohl gerade an diesem Wochenende die Konkurrenz auch eifrig am Feiern war: Der Fußballclub "Germania" hatte im Rahmen der Sportwerbewoche ein großes Bierzelt gleich neben den Liederkränzlern aufgestellt und der Polizei- und Schutzhundeverein traf sich zum 70jährigen Bestehen auf dem Vereinsgelände an der Schwanheimer Bahnstraße.
"Der Liederkranz", erklärte Müller, "ist mit Abstand der älteste Verein aus Schwanheim." 144 Jahre ist der ehemalige Männerchor alt, der seit 1978 auch Frauen mitsingen läßt. "Der gemischte Chor war die beste Entscheidung aller Zeiten", findet Müller heute, "wir wären sonst einfach mit der Zeit zu wenige gewesen, und jetzt müssen die Frauen nicht mehr zu Hause sitzen und schimpfen." Über Nachwuchssorgen kann sich der "Liederkranz" wohl auch deshalb nicht beklagen. Rund 50 Sänger und Sängerinnen kommen jeden Donnerstag zu den Proben von 20 bis 21.30 Uhr in die Turnhalle Saarbrücker Straße.
Was den Vorstand des "Liederkranzes" besonders gefreut hat: Viele Jugendliche haben den Weg zum Sommernachtsfest des Chores gefunden, obwohl eigentlich die bei der jüngeren Generation eher unbeliebte Volksmusik auf dem Programm stand. "Die Jugendlichen haben sich dann auf die Wiese neben der alten Eiche gesetzt und sich dort unterhalten", hat Müller beobachtet. Es sei fast schon ein bißchen erstaunlich. "Jedes Jahr sitzen oder liegen die jungen Menschen auf der Wiese, holen sich keine Stühle, sondern nur Getränke und reden." Die Älteren hingegen säßen an den Bänken um die Tanzfläche herum.
"Nicht das uns das stört", so Müller kopfschüttelnd, "denn letzten Endes feiern wir alle gemeinsam ein Fest." Aber irgendwie fände er das schon interessant, daß das jedes Jahr aufs neue so sei. mug
FRANKFURT-NORD. Grillen ist angesagt an diesem Samstag, 8. August, ab 16 Uhr. Die Junge Union (JU) Nord lädt alle Mitglieder und Freunde auf dem Bonameser Grillplatz an der Homburger Landstraße ein.
Würstchen, Steaks und Kartoffeln sollen auf dem zweiten Sommergrillfest der Jungen Union Nord in der Holzkohle gebrutzelt werden.
Außer allen Vorsitzenden der CDU-Stadtbezirksverbände werden auch die Oberbürgermeisterkandidatin der CDU, Petra Roth, sowie der Frankfurter Landtagsabgeordnete Hans Burggraf erwartet.
Anmeldungen nimmt Martin Scholz unter Telefon 51 75 56 entgegen. mug
BASKETBALL
Gruppe B, 5. Spieltag: Venezuela - China 96:88 (52:52), Australien - Litauen 87:98 (46:45), Puerto Rico - GUS 82:70 (36:39).
BASKETBALL
Vorrunde, Gruppe A, 5. Spieltag: Deutschland - Brasilien 76:85 (40:39), Kroatien - Angola 73:64 (27:38).
1. Kroation 5 4 1 423:399 9 2. USA 4 4 0 457:265 8 3. Brasilien 5 2 3 420:463 7 4. Deutschland 5 2 3 369:432 7 5. Angola 5 2 3 309:383 6 6. Spanien 4 1 3 317:339 5
HANDBALL
Gruppe B, 4. Spieltag: Rumänien - Frankreich 20:26 (11:12), Ägypten - Deutschland 16:24 (5:13).
1. GUS 3 3 0 0 70:55 6:0 2. Frankreich 4 3 0 1 89:79 6:2 3. Spanien 3 2 0 1 60:57 4:2 4. Rumänien 4 1 1 2 82:88 3:5 5. Deutschland 4 1 1 2 79:84 3:5 6. Ägypten 4 0 0 4 73:91 0:8
Weidner bescherte den "Roten" eine Blamage
Kaum zu glauben: Nach dieser blamablen Niederlage schwenken die "Roten" die Rote Laterne der Oberliga. Momentan gibt es keinen Zweifel: die Frankfurter sind alles andere als ein Titelaspirant oder eine eingespielte homogene Mannschaft. Da letzteres auch auf die Gäste aus Wiesbaden zutraf, kamen die spärlichen Besucher am Brentanobad zu keinem befriedigenden Freizeiterlebnis.
Für die Gastgeber fing alles gut an. Dirk Scherrer verwechselte kurz nach Beginn Einsatz mit Knochenarbeit. Der Leidtragende: Roth. Die Leidtragenden wenig darauf: Die Wiesbadener Mannschaft. Leichte Verwirrungen in der Dekkung wegen der Zeitstrafe nutzte Hönscheidt. Seinen Schuß aus spitzem Winkel fälschte Schott unhaltbar ab. Das war es zunächst an Sehenswertem. Beide Teams krampften und kämpften sich einen ab. Freunde des Tacklings hätten ihre helle Freude gehabt. Unübersehbar sind derzeit die Schwächen im Frankfurter Mittelfeld. Keiner, der dort entscheidende Initiativen ergreift. Wie man seine Kollegen geschickt in Aktion setzt, zeigte Mudeyi auf Wiesbadener Seite. Ihm verdankten es die Gäste, daß das Spiel zu ihren Gunsten kippte. Drei Chancen benötigten sie, um den Ausgleich zu erzielen. Scheiterten Weimer und Weidner noch absolut unbedrängt, so köpfte Weidner kurz nach der Pause bedrängt den Ausgleich. Und als die "Roten" gerade mit dem Selbstfindungsprozeß beschäftigt waren, da flog der Ball vor die Füße von Weidner. Seinen satten Schuß konnte Wimmer nicht meistern. Dessen Vorderleute wirkten frustiert und konsterniert, aber nicht sonderlich motiviert. Ein Aufbäumen in der letzten Viertelstunde blieb ohne Wirkung. STEFAN EULER
Rot-Weiß: Wimmer; Kraaz, Klepper (24. Dahl), Schur, Becht, Guerrera, Pistauer, Kuntz (64. Rexroth), Mohrhardt, Roth, Hönnscheidt.
Wiesbaden: Ingendae; D. Scherrer, Weimer, Schott, Wolfgang, Klinkhammer, S. Scherrer, Mudeyi, Mühlroth, Weidner (90. Sohler), Garcia (46. Richardson).
Tore: 1:0 Hönnscheidt (5.), 1:1 Weidner (56.), 1:2 Weidner (72.).
Schiedsrichter: Will (Korbach).
Zuschauer: 400.
KRONBERG. Verletzt wurde ein Autofahrer in der Nacht zum Samstag gegen 3 Uhr auf der Heinrich-Winter-Straße. Er geriet mit seinem Wagen auf die linke Straßenseite und prallte gegen einen Zaunpfosten.
Der Mann war laut Polizei betrunken und hatte keinen Führerschein. Er wurde zur stationären Behandlung ins Krankenhaus gebracht.
OBERURSEL. Ein Fußgänger, der die untere Wallstraße überqueren wollte, wurde von einem Auto zu Boden geschleudert und verletzt. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. nau
Mit Kopfverletzungen mußte am frühen Freitagmorgen ein 43jähriger nach einem Unfall auf der Eschersheimer Landstraße ins Krankenhaus gebracht werden. Bei der Kollision mit einer U- Bahn der Linie 3 entstand nach Angaben der Polizei an seinem neuwertigen Wagen Totalschaden, die Beschädigungen an der U-Bahn werden auf 5000 Mark geschätzt.
Gegen 7.30 Uhr war der Mann mit seinem Wagen auf der linken von insgesamt zwei Fahrspuren der Eschersheimer Landstraße in Richtung Norden unterwegs, die U-Bahn steuerte auf der abgetrennten Bahntrasse zur gleichen Zeit die Innenstadt an. An einem Durchbruch, an dem nur Autofahrer wenden können, die von Norden nach Süden fahren, lenkte der 43jährige seinen Wagen plötzlich nach links: Er prallte direkt vor den Bug der Bahn.
Wegen des Unfalles blieb der Gleiskörper für die Fahrten der U-Bahnen 20 Minuten lang gesperrt. ing
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ZUR PERSON:
CORNELIA SCHMALZ-JACOBSEN (FDP), Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, ist der Auffassung, das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht müsse "entrümpelt" werden. Derzeit vermisse sie allerdings Anstöße des Innenministeriums für diese von der Koalition bereits fest verabredete Reform, sagte sie in einem Interview des Evangelischen Pressedienstes (epd). Anzustreben ist nach ihren Worten eine Mischform aus dem derzeit gültigen "Blutsrecht", bei dem die Staatsangehörigkeit in der Regel vererbt wird, und dem "Bodenrecht", nach dem sich die Staatsangehörigkeit aus dem Ort der Geburt ergibt. "Ich fände es richtig, wenn ein in Deutschland geborenes ausländisches Kind, dessen Eltern ihren Lebensmittelpunkt hier haben, automatisch für die deutsche Staatsbürgerschaft optieren könnte und einen Anspruch darauf hätte", sagte sie. (epd)
Mit Verletzungen am Kopf, am rechten Unterarm und am Rücken mußte ein 17jähriger am Freitag vormittag in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Er war von einem Hund, einem Dobermann, der seiner Familie gehört, gebissen worden. Nach Angaben der Polizei hatte der junge Mann das Tier zuvor gereizt.
Der 17jährige machte mit Eltern und Hund Urlaub auf einem Campingplatz in Heddernheim. Gegen 11.30 Uhr saß er mit dem Dobermann im Wagen seines Vaters: Dort muß er den Hund nicht zuletzt auch solange an den Ohren gezogen haben, bis der zubiß. ing
Am Wochenende spielten 48 Mannschaften aus den Fußball-Kreisen Frankfurt und Main-Taunus um den achten Sparkassen-Cup, der nach den Worten von Werner Fey von der Frankfurter Sparkasse eigentlich eine kleine Frankfurter Stadtmeisterschaft ist.
Auf acht Sportanlagen ging es am Samstag um den Einzug in die Endrunde. Acht Teams ermittelten tags darauf auf der Sportanlage der Spielvereinigung 02 Griesheim im K. o.-System den Pokalsieger.
Jedes Team erhielt eine Antrittsprämie von 200 Mark. Die Gruppensieger bekamen nochmals 500. Die Siegprämie von 2000 Mark gewann die Spvgg 03 Fechenheim in einem hochklassigen Endspiel, indem sie mit 3:1 gegen den TSG Nieder-Erlenbach siegte und damit die Mannschaftskasse mit insgesamt 2700 Mark füllte. Der zweite Sieger mußte sich mit 2200 zufrieden geben.
Im Mittelpunkt des Turniers stand jedoch der Nachwuchs. Am frühen Sonntag morgen spielten 16 F-Jugend-Mannschaften zum zweiten Mal um den "Mini-Cup" und begeisterten die zahlreichen Zuschauer durch ihre große Freude am Spiel.
Die Veranstalter waren mit dem Verlauf des Turniers zufrieden, das für die Teams ein willkommener Test vor dem Start in die neue Saison war.
Einziger negativer Aspekt waren die vier roten Karten an beiden Spieltagen. ara
NORDEND. Knapp einen Monat, nachdem die erste Tempo-30-Zone im Nordend eröffnet wurde, sind nun die nächsten zwei Gebiete verkehrsberuhigt worden: Seit gestern gilt auch in den Gebieten 4 und 5 im Bereich zwischen Eckenheimer Landstraße und Oeder Weg Tempo 30. Im Gegensatz zur ersten Tempo-30-Zone gibt es in diesem Gebiet kaum spektakuläre Veränderungen.
Die Neuerungen lassen sich an einer Hand abzählen: Die Stalburgstraße bekommt an der Kreuzung mit der Humboldtstraße eine sogenannte Diagonalsperre - der direkte Weg zwischen Ekkenheimer Landstraße und Oeder Weg ist damit versperrt. Die Humboldtstraße selbst wird zwischen der Stalburgstraße und der Keplerstraße in der Fahrtrichtung "gedreht". Beide Änderungen werden allerdings erst wirksam, wenn die Bauarbeiten an der Hedwig-Heyl-Schule in der Humboldtstraße abgeschlossen sind.
Außerdem ist es künftig nicht mehr möglich, von der Jahnstraße nach links in die Eckenheimer Landstraße abzubiegen. Damit will der zuständige Ortsbeirat 3 einen weiteren Schleichweg schließen: Ortskundige Autofahrer, die von der Bleichstraße auf die Eckenheimer Landstraße wollten, kürzten bisher quer durch das Wohngebiet ab - über Petersstraße, Anlagenring, Unterweg, Schleidenstraße und Jahnstraße -, statt außenherum über die Konrad-Adenauer-Straße zu fahren.
Ansonsten beschränken sich die Neuerungen darauf, die Straßen in den Gebieten 4 und 5 zu verengen: Durch Markierungen und Verkehrshindernisse, oder dadurch, daß man die Parkplätze vom Bürgersteig auf die Straße verlagert. In der Hermannstraße beispielsweise - wo die Fahrbahn zum Teil sechs Meter breit ist - wurden Schrägparkplätze abmarkiert, so daß die parkenden Autos die Straßenbreite auf vier Meter verringern.
"Man muß den Verkehr nicht in jedem einzelnen Gebiet brechen", betonte Armin Eikenberg, SPD-Sprecher im Ortsbeirat 3. Der Bereich sei bereits durch verschiedene Veränderungen in den umliegenden Gebieten "unattraktiv" für den Durchgangsverkehr. rea
SEGELN
Lechner A-390, Männer: 1. David (Frankreich), 2. Gebhardt (USA), 3. Kleppich (Australien), 4. Kendall (Neuseeland), 5. Sieber (Österreich), 6. Fernandez (Spanien), 7. van den Berg (Niederlande), 8. Inbar (Israel), . . . 18. Stade (Blaichach).
Lechner A-390, Frauen: 1. Kendall (Neuseeland), 2. Xiaodong Zhang (China), 3. de Vries (Niederlande), 4. Herbert (Frankreich), 5. Butler (USA), 6. Way (Großbritannien), 7. Sensine (Italien), 8. Horgen (Norwegen).
Medaillengewinner
SCHWANHEIM. TNT und Semtex - hochexplosive Sprengstoffe im Schwanheimer Wald. Die Hundestaffel der Flughafen-AG (FAG) rückt an, um die Sprengladungen zu orten. Günter Zirkel führt seinen Spürhund "Benny" an herumstehende Kisten heran. "Benny" schnüffelt hektisch und beginnt an einer Kiste plötzlich aufgeregt zu winseln. "Sitz", kommandiert Günter Zirkel. Der Hund kauert sich kurz auf seine Hinterläufe, beginnt dann aber wieder an der Kiste zu kratzen. "Hier ist was drin", weiß Hundeführer Zirkel angesichts des auffälligen Verhaltens von "Benny".
Schwanheim war jedoch keineswegs Schauplatz eines versuchten Bombenattentats. Der Verein für Polizei- und Schutzhunde Schwanheim (VPS) feierte dieser Tage seinen siebzigsten Geburtstag und aus diesem Anlaß war die Hundestaffel der FAG zu einer Demonstration auf das Vereinsgelände gekommen. In Koffern und Kartons versteckten die FAG-Mitarbeiter allerlei brisante Stoffe. Von Unkraut-Ex bis zum Plastiksprengstoff war die Palette der explosiven Pulver abgedeckt. Die speziell für das Aufspüren von Sprengstoff ausgebildeten Vierbeiner lösten ihre Aufgabe im Schwanheimer Wald souverän. Nach wenigen Minuten hatten sie alle Sprengsätze entdeckt. "Das macht wieder einmal deutlich, wie gut Hund und Mensch zusammenarbeiten können", fand Horst Schumacher, Ausbildungsleiter beim VPS. "Es wird Zeit, daß das Bild vom Hundequäler in den Köpfen der Leute verschwindet. Unser Jubiläumsfest soll dazu einen kleinen Beitrag leisten", erklärte der Ausbilder.
Von Countrymusik der "Cricets-Five" begleitet, genossen die etwa 100 Gäste der Jubiläumsfeier im Schatten der hohen Eichen kühle Getränke und Grillspezialitäten. Im Gegensatz zu den Vereinsfesten in den Vorjahren war diesmal Publikum ausdrücklich erwünscht. Die Festbesucher erhielten einen Einblick in die Übungsanlage und die Methoden der Hundeausbildung beim VPS. "Bei uns werden Hunde nicht dressiert, wie fälschlicherweise immer angenommen wird. Lediglich Dinge, die das Tier natürlich tut, werden gefördert", sagte Horst Schumacher. Der Ruf von Hundevereinen hat sich nach Auskunft des Ausbilders in der Vergangenheit gebessert. Der Zulauf beim Schwanheimer Verein spricht für sich: Waren jahrzehntelang immer nur 30 bis 40 Leute im VPS, so kann man heute stolze 200 Mitglieder zählen.
1922 gründeten Polizeibeamte den VPS, um die Fähigkeiten von Hunden im Schutzdienst zu fördern. Damals hatte der Verein sein Domizil auf dem jetzigen Kinderspielplatz im Schwanheimer Wald. Nach dem Krieg zogen die Hundefreunde auf das Gelände an der Bahnstraße um. Nach und nach kamen auch Privatleute hinzu und brachten ihre Mischlinge mit. "Bald haben wir die Erfahrung gemacht, das jeder Hund, egal ob Rassehund oder Mischling, fähig ist, Aufgaben im Personenschutz oder als Spürhund zu übernehmen", berichtete Horst Schumacher. "Heute ist der VPS eine echte Freizeitinsitution geworden."
Wöchentlich treffen sich die Hundefreunde dreimal und arbeiten mit den Tieren. Mehrmals jährlich wird eine Prüfung abgenommen, außerdem fahren die Mitglieder auf Wettkämpfe, beispielsweise in diesem Jahr zu den Deutschen Meisterschaften für Gebrauchshunde.
Interessierte sind jederzeit willkommen. Wer als Hundebesitzer die Fähigkeiten seines Vierbeiners ausprobieren und verbessern möchte, kann jeden Sonntag ab 10 Uhr auf das Gelände an der Schwanheimer Bahnstraße kommen.
hen
FECHENHEIM. Wie ausgestorben liegt die Hanauer Landstraße an diesem Samstagnachmittag da. Die Industriebetriebe haben über das Wochenende ihre Tore geschlossen, ab und zu schleicht ein Auto Richtung Innenstadt, Fußgänger sieht man keine. Eine Stimmung fast wie beim autofreien Sonntag. Da zerreißt ein infernalisches Gitarrenjaulen die Totenstille, ein Sänger setzt ein: "Okay, jetzt gehts los!" Die Hardrockband "Triple Two" beginnt ihren Auftritt beim ersten "Knallhütt Rockfestival".
In der 150 Jahre alten "Knallhütt" an der Mainkur bot sich am Samstag ein ungewohnt buntes Bild. Der Hof des historischen Gebäudes war zu einem Open- air-Gelände ausgebaut worden und zog mehrere hundert Zuhörer in den Frankfurter Osten. 14 Musiker hatten - nach einer Stammtischidee - das erste Festival dieser Art an der Mainkur aufgezogen. "Irgendwann waren wir mit unserer Idee an einem Punkt, wo wir nicht mehr zurückkonnten", sagte Mitorganisator Ralf Heid. "Da haben wir das Ding einfach durchgezogen."
Insgesamt fünf Bands aus dem Frankfurter Raum nutzten die Gelegenheit: Nach dem Auftritt von "Airborne" mit Hard-and-Heavy-Tönen sorgten "Stone Dust Club" durch ihren gitarrenbetonten Independent-Rock für etwas ruhigere Töne. Nach "Dead Adair" stand mit "Triple Two" eine musikalische überraschung auf der Bühne: Intelligent arrangierte Hardrock-Nummern begeisterten die etwa 300 Gäste, die dem Quartett mehrere Zugaben abforderten.
Headliner des Abends waren "Lilian White", eine professionelle Rockband, die seit fünf Jahren tourt und allein im vergangenen halben Jahr mehr als 40 Auftritte hatte. Die "Knallhütt" hat ihren Namen von den Kutschern, die einst an dem Gebäude vorbei nach Frankfurt fuhren und ihre Peitschen knallen ließen. An dem geschichtsträchtigen Ort machte auch Napoleon vor seinem geplanten Überfall auf die Stadt schon halt. In der "Knallhütt" soll er von seinem kriegerischen Vorhaben Abstand genommen haben. Ob eine Portion Handkäs' und reichlich Ebbelwei oder ein Batzen Geld der Stadtväter Grund dafür waren, ist nicht endgültig geklärt.
Den Organisatoren des Festivals geht es nicht um Profit: "Wir sind froh, wenn wir die Unkosten decken", sagte Ralf Heid. Bands aus verschiedenen Stilrichtungen sollten die Möglichkeit haben, in der Knallhütt zu spielen. "In dem Punkt waren wir uns einig. Bei vielen anderen Fragen gab es zwischen den Initiatoren oft Konflikte. Aber solche Erfahrungen gehören einfach dazu", meinte Heid.
Vorkenntnisse in der Organisation von Open-air-Veranstaltungen brachte keiner der 14 Festival-Macher mit. "Zeitweise ist das alles hier reine Chaos-Verwaltung", sagte Helfer Stefan Emde. Die ersten Schwachpunkte kristallisierten sich bald heraus. So mußten die Besucher mühsam Parkplätze suchen, außerdem wurden die Getränkebecher nicht gegen Pfand ausgegeben. "Das läuft beim nächsten Mal alles besser." Und daß es ein nächstes Mal geben wird, scheint für die vierzehnköpfige Veranstaltergruppe gar keine Frage zu sein. Als alle Bands zusammen auf der Bühne standen und "Knocking on heaven's door" in einer Session spielten, stand fest: Das war nicht das letzte Knallhütt-Rockfestival. hen
Zwei Frauen und zwei Männer haben am späten Samstagabend verhindert, daß einer 18jährigen in Sachsenhausen das Fahrrad geraubt wurde.
Gegen 20.35 Uhr stand die junge Frau mit ihrem Rad vor einer roten Ampel am Wendelsplatz an der Kreuzung zur Darmstädter Landstraße. Als die Ampel wieder auf Grün umschaltete und die 18jährige weiterfahren wollte, näherte sich plötzlich eine Frau.
Die 31jährige aus Dietzenbach, so berichtet die Polizei, habe mit einer Hand das Rad der jungen Frau erfaßt und versucht, es ihr zu entreißen. Die 18jährige wehrte sich, mußte sich dann aber doch geschlagen geben: Die 31jährige konnte zunächst mit dem Fahrrad flüchten.
Die Zeugen, die den Vorfall beobachtet hatten, eilten zu Hilfe. Nach wenigen Metern konnten sie die Räuberin schnappen, das Fahrrad wurde ihr abgenommen. Die beiden Männer und die beiden Frauen hielten die 31jährige so lange fest, bis die Polizei eintraf. ing
PER SPOOK: Aus maronen- farbenem Cashmere ist der schwingende wadenlange Rock.
LAROCHE: Mini-Rock mit Maxi-Effekt - ab Schenkelhöhe verläuft der Rock in Bändern.
UNGARO: Knieumspielende Rocksäume über blickdichten Strümpfen. Die Jacke ist lang.
SCHERRER: Die Röcke sind lang, aber immer hoch geschlitzt. Hüftlang ist die Jacke.
CHANEL: Perlen pfundweise für den Winter, und ein Hauch "verruchter Erotik" dazu.
ST. LAURENT: Die Freiheit der Mode für Miss Liberty - nur eine schwarze Hose.
FERAUD: Anklänge an Husaren-Jacken bei diesem Modell mit weit schwingendem Rock.
DIOR: Weißer Double- face ist das Material für diesen Mantel in neuer Winter-Länge.
LAPIDUS: Erinnerungen an St. Germain - auf die Tasche ist ein Buch gestickt.
Verantwortlich: Martina I. Kischke
Angenehm wird es am Abend . . .
Montag, 3. August
Vorträge Katholischer Deutscher Frauenbund: 18 Uhr, "Frauen als Zentrum europäischer Kultur", Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21. Feste Mainfest: 12 bis 14 Uhr, Volksfest auf dem Römerberg und am Mainufer. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus. Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.
Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord e.V.: 18 Uhr, Tauschabend, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Vorschau Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 4. 8., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Di., 4.8., 17 bis 20 Uhr, Sindlingen, Meister-Schule, Herbert-von-Meister-Str. 5. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke, Niederrad, Odenwaldstraße 18, Tel. 67 11 30; Apotheke am Bügel, Bonames, Ben-Gurion-Ring 54, Tel. 5 07 25 45; Dom-Apotheke, Fahrgasse 7, Tel. 28 31 57; Kosmos-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 54, Tel. 30 40 88; Mercator-Apotheke, Eiserne Hand 3, Tel. 55 23 21; Mosel-Apotheke, Münchener Straße 41, Tel. 23 22 06; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstraße 261, Tel. 73 10 60; Ring- Apotheke, Westhausen, Westring 44, Tel. 76 13 22; Röderberg-Apotheke, Rhönstraße 127, Tel. 43 95 20; Rosegger-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 383, Tel. 56 12 21; Westend-Apotheke, Brentanostraße 29/Ecke Bockenheimer Landstraße, Tel. 72 70 62.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr
Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald / Ecke Saalburgallee, Ffm. 60, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Ozon: VCD fordert Tempo 100 in der Region
Da "im rot-grün regierten Hessen nichts geschieht", die Ozonwerte etwa in Königstein aber Spitzenwerte erreichen, hat der Kreisverband Frankfurt des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) am Sonntag die sofortige Einführung von Tempo 100 auf den Autobahnen in der Region Untermain gefordert. Denn "kurzfristige und örtlich begrenzte Verkehrsbeschränkungen" zu verordnen, reiche nicht, monierte VCD-Sprecher Helmut Weiß.
Es genüge nunmal nicht, ähnlich wie beim Smog im Winter beispielsweise ein Tempolimit einzuführen. Denn "die Reaktion, die von Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen zu Ozon führt", dauere nunmal mehrere Stunden und sei stark von der Temperatur und der Einstrahlung der Sonne abhängig.
Daher komme es nach Ansicht des VCD-Sprechers darauf an, "dauerhaft" die Emissionen zu senken. Um ganz behutsam einen Entwöhnungsprozeß vom Auto einzuleiten, setze sich der VCD für ein allgemeines Tempolimit ein. ing
Jürgen Klever, Rettungsschwimmer der DLRG, kannte kein Pardon. Souverän stach er nacheinander seine Konkurrenten beim traditionellen Fischerstechen am Mainfest aus. Obwohl die "mutigen und tollkühnen Fischer in ihren Narrenkostümen" alles versuchten, im Boot stehen zu bleiben, war Klever nicht aufzuhalten. Er wurde in diesem Jahr souveräner Sieger des Wasserspektaktels, für das extra das Frankfurter Ruderfestival unterbrochen wurde. Auch die Verlierer des Stechens bewiesen Standhaftigkeit: Keiner der Unterlegenen nahm die Hilfe des Rettungsbootes an, alle schwammen zurück zum Ufer. Ganz so schwer dürfte das den ausgebildeteten Rettungsschwimmern nicht gefallen sein. Schließlich trugen alle einen Taucheranzug unter dem historischen Kostüm.
Etwas weniger tollkühn, aber mindestens genauso spannend ging es bei den Ruderern zu. Am Wochenende lieferten sich Ruderer aus Frankfurt und Umgebung fesselnde Rennen um den Telenorma-Staffetten- und den Frankfurt-Cup. Nachdem am Samstag die Vorläufe ausgetragen wurden, starteten die Boote am Sonntag vor mehreren tausend Festbesuchern zum Finale. Das Einerduell Offenbach-Frankfurt gewann Michael Mohr von der Rudergemeinschaft Offenbach vor Oliver Rebel aus Frankfurt und wurde so Sieger des Frankfurt-Cups. Auch im Staffettenrennen des Telenorma-Cups wurden die Frankfurter Ruderer wegen eines Bootsschadens vor dem Hanauer Team nur Zweite.
Besonderer optischer Leckerbissen für die Zuschauer war wie in den Vorjahren der "Äppelwoi-Achter", bei dem vier Achterboote zum Finale antraten. Die Titelverteidiger von Nassovia Höchst konnten auch in diesem Jahr die Siegertrophäe, einen überdimensionalen Bembel, entgegennehmen. "Der ist auch bis oben mit dem Stöffche gefüllt", versicherte Rennleiter Dieter Baier, der dem Ebbelwei nur eine kurze Überlebenszeit beschied: "Lange bleibt der Bembel bestimmt nicht voll. Rudern macht nämlich nicht nur hungrig, sondern auch durstig." hen
Wilhelm Bender, der ab 1. Januar 1993 zum Vorstandsvorsitzenden der Flughafen Frankfurt Main AG (FAG) berufen worden ist, wird zum 30. September aus seiner bisherigen Position bei der Schenker-Rhenus AG ausscheiden. Vom 1. Oktober bis zum Jahresende 1992 wird sich Bender in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand der FAG mit den anstehenden unternehmenspolitischen Entscheidungen befassen und sich damit auf die Übernahme der Verantwortung ab Januar vorbereiten.
Der Vorstand der FAG schließt mit Bender einen entsprechenden Dienstleistungsvertrag ab. FR
Der Versuch, den Oeder Weg für den Autoverkehr aus Richtung Innenstadt zu sperren, sollte nach Ansicht der FDP im Nordend abgebrochen werden. Denn mit dem Ende der Ferienzeit am heutigen Montag werde "die Belastung des Wohngebietes noch zunehmen". Besonders Anwohner aus den Wohnquartieren zwischen Finkenhofstraße und Wolfsgangstraße hätten sich über mehr Verkehr beschwert, da Autofahrer nun auf der Eschersheimer Landstraße weiterfahren und erst dann ins Nordend einbiegen würden. Vor einigen Wochen war der Oeder Weg für den Autoverkehr aus Richtung Innenstadt abgehängt worden. Eine Zufahrt ist seitdem nur noch vom Anlagenring aus möglich.
Durch eine bauliche Umgestaltung des Oeder Wegs, so die Liberalen, ließe sich eine bessere Wirkung als jetzt erzielen: Auch so könnten die Raser von einer Durchfahrt abgehalten werden, schätzt die FDP, und dennoch ließe sich der Stadtteil vom Nahverkehr erreichen. ing
FRANKFURT-WEST. Tempo 30 auf dem Alleenring: Dies fordern die Sozialdemokraten im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend). Allerdings will die SPD nur das Teilstück zwischen der Sophienstaße und der Kreuzung zur Bokkenheimer Landstraße beruhigen. Der Ortsbeirat 2 diskutiert über diesen Antrag in seiner nächsten Sitzung am Montag, 10. August, um 19 Uhr in der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde im Kuhwald (Funckstraße 10).
Für Fußgänger sei es sehr gefährlich, den Alleenring an dieser Stelle zu überqueren, begründete Günter Zenk (SPD) seinen Antrag: "Die vorhandenen Inseln sind in ihrer Breite so knapp bemessen, daß eigentlich nur zusammenklappbare Fahrräder zugelassen werden sollten." Die Kosten einer Beruhigung hielten sich in Grenzen.
Die CDU weist in einem Antrag auf den desolaten Zustand des Hauses in der Feldbergstraße 47 hin. Insbesondere die Rückseite sei ein Schandfleck für die Umgebung.
Der Magistrat solle dafür sorgen, daß das Gebäude nicht weiter verfällt. Nach Angaben von Eckart Prüm (CDU-Fraktion) ist der Physikalische Verein Eigentümer des Gebäudes, die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität hat das Haus gemietet.
Die Grünen setzen sich gemeinsam mit der SPD dafür ein, daß das Gelände vor dem Königsplätzchen zwischen Varrentrappstraße und Robert-Mayer-Straße so schnell wie möglich bepflanzt wird. Der Magistrat soll dafür Pläne vorlegen. mic
FRANKFURT A. M. Der Mittelstürmer der F-Jugend aus Zeilsheim hatte seine eigenen Vorstellungen vom Fußballspiel. Bei einem genauen Paß aus dem Mittelfeld zog er es vor, sich an der Mittellinie eine Blume zu betrachten. Der Nachwuchs begeisterte mit seinem unkonventionellen Spiel die zahlreichen Zuschauer beim "Mini-Cup", der zum zweiten Mal zum Rahmenprogramm des achten Sparkassen-Cups gehörte.
Jedes Nachwuchs-Team erhielt als Antrittsprämie 150 Mark für die Mannschaftskasse. Ganz anders sah das für die 48 Ersten-Mannschaften der Vorrunde aus. 200 Mark für den Antritt, 500 für den Gruppensieg und für den Sieger gab es nochmals 2000 Mark. Der zweite erhielt immerhin noch 1500.
Mit insgesamt 2700 Mark mehr in der Mannschaftskasse beendete die Spielvereinigung 03 Fechenheim als Pokalsieger das Turnier, das auf neun Sportanlagen im Stadtgebiet ausgetragen wurde.
Gastgeber der Endrunde war die Spielvereinigung 02 Griesheim (Spvgg 02), die in diesem Jahr den Zuschlag vom Kreisfußballauschuß erhalten hatte, weil der Verein 1992 sein 90. Jubiläum feiert. Auf den Plätzen in der Eichwaldstraße war die Stimmung bei strahlendem Sonnenschein gut.
Die Hitze war für Dieter Hinkel vom Kreisfußballausschuß der Grund für die vier roten Karten an beiden Spieltagen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es keinen einzigen Platzverweis.
Trotzdem waren die Veranstalter mit dem Turnierverlauf zufrieden. "Wir waren glücklich darüber das Turnier innerhalb unserer Sportwerbewoche durchführen zu dürfen", sagte Raimund Jäckel vom Spielausschuß der Spvgg 02 und Mitglied der Turnierleitung.
Werner Fey vom Sponsor, der seit acht Jahren das Turnier verfolgt, erklärte: "Das Turnier ist inzwischen von den Vereinen akzeptiert worden." Das belegen denn auch mehr als 60 Anmeldungen. Zur Erinnerung: Im ersten Jahr spielten lediglich 24 Teams mit. Eine weitere Veränderung: Es wird ausschließlich auf Rasenplätzen gespielt.
Und Dieter Hinkel vom Kreisfußballausschuß meinte: "Die Vereine nutzen die Gelegenheit zu einem ersten Test, bevor sie in die neue Saison starten."
Auch spielten die Mannschaften erstmals unter den Bedingungen der neuen Regel, nach denen der Rückpaß zum Torhüter untersagt ist; mit der Neuerung hatten Spieler und Schiedsrichter denn auch ihre Mühen.
Auch im kommenden Jahr wird es das Turnier wieder geben. Möglicherweise mit einer kleinen Änderung. Dann sollen die Qualifikationsspiele ebenfalls fest terminiert sein. ara
Ihr Beileid haben Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler jetzt der Witwe von Otto Bieger ausgesprochen. Bieger wird am heutigen Montag, 3. August, beerdigt. An der Trauerfeier werden Bürgermeister Hans-Jürgen Moog und der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Paul Labonté teilnehmen.
In ihrem Kondolenzschreiben nannten Busch und von Schoeler den verstorbenen Otto Bieger einen "Förderer zahlreicher sozialer und kultureller Einrichtungen", der sich "der Allgemeinheit verpflichtet" und sich um "das Wohl der Stadt in besonderer Weise verdient gemacht hat". Beide erinnerten daran, daß die Stadt ihm daher auch 1980 die Ehrenplakette verliehen habe. ing
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
Timo Berner vom VC Frankfurt rettete sich mit einem platten Vorderrad 13 Sekunden vor Jens Zemke (RSG Frankfurt) über die Ziellinie bei der hessischen Mountainbike-Meisterschaft in Fürstengrund in Bad König. Zwar war der Berliner Schäfer weit vorher angekommen, aber er gehörte zu den vielen der 185 Starter, die mit der Hessenmeisterschaft nichts zu tun hatten.
Drittbester Hesse war Thomas Hockauf vom VC, der erst kurz vor Schluß von Zemke überholt worden war. In der vorletzten der zehn 4,2 km langen Runden sah der deutsche Querfeldeinmeister Ralph Berner wie der sichere Sieger aus, da er deutlich vor seinem älteren Bruder herfuhr, aber ihn erwischte es gleich mit zwei Platten und er mußte ausscheiden.
Die vielen Reifenschäden trotz der dikken MTB-Reifen sprachen gegen das Schotterstück auf der mit Wald- und Wiesenwegen ausgelegten Strecke, auf der auch ein Steilstück nicht fehlte, bei dem man vom Rad herunter mußte. Die gleiche Strecke ist am nächsten Wochenende Austragungsort der deutschen MTB-Meisterschaft, bei der Sieger Schäfer wie auch die besten Hessen dabei sind.
In den anderen Klassen gab es Siege für Martina Stück (Wiesbaden) vor Agnes Mozes (MRW Frankfurt) bei den Frauen, Thomas Kiewer (Wiesbaden) vor Thomas Cloodt (Fuldabrück) bei den Junioren und Reinhardt Dörr (MRW Frankfurt) bei den Senioren. boe
Sommerfest in Rödelheim Zu ihrem alljährlichen Sommerfest in Rödelheim lädt die Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft (FBAG) für Samstag, 8. August, ein. Gefeiert wird von 14 bis 20 Uhr im Hof des Auguste-Oberwinter-Hauses in der Burgfriedenstraße 7. Mit dabei sind unter anderem der Blindenbund, die Rheumaliga, der Club Behinderter und ihrer Freunde und die Lebenshilfe.Ortsbeirat 3 tagt Der Ortsbeirat 3 (Nordend) tagt: Auf der Sitzung des Gremiums am Donnerstag, 6. August, ab 19 Uhr im Bürgerhaus Philanthropin (Hebelstraße 17), wird der Jugendbeauftragte der Polizei, Manfred Bauer, das Präventionskonzept gegen Jugendkriminalität vorstellen. Weitere Themen: die Neugestaltung der Friedberger Landstraße und eine andere Verkehrsführung im Bereich der Fichardstraße. Lehrgang in Maschinenschreiben Einen sechswöchigen Lehrgang im Maschinenschreiben bietet das Berufsfortbildungswerk des DGB an. Der Lehrgang beginnt am 7. September, findet an zwei Abenden in der Woche statt und umfaßt insgesamt 36 Unterrichtsstunden. Interessenten erhalten Auskunft unter der Telefonnummer 069 / 23 50 93.
Freie Aussprache
Wichtiger als Menschen? Zum Bericht über das aus der Grünanlage abgeschleppte Auto (FR vom 27. 7.):
Nach Ansicht der Richter müßte es jedem Autofahrer klar sein, daß Parken außerhalb der Fahrbahn grundsätzlich nicht erlaubt ist. Da muß man sich anläßlich der unendlich vielen Autos, die auch dort auf Bürgersteigen und Fahrradwegen stehen, wo es nicht durch ein Schild ausdrücklich gestattet ist, fragen, ob das den Autofahrern klar ist.
Selbst die Polizei hat vielfach Verständnis dafür, daß Radfahrer und Fußgänger von solchen Autos behindert oder gar gefährdet werden, denn wo sollen die armen Autofahrer ihre Autos denn hinstellen, zumal wenn auf der Straße Halteverbot besteht? Denn wenn man dort hält, ist die Polizei schnell da, weil wohl Autos wichtiger als Menschen sind. Und nunmehr hat es sich gezeigt, daß auch ein Baum wichtiger als ein Mensch ist. Peter Muthesius, Frankfurt "Drogen-Wächter" Zu "CDU besichtigt die Drogenszene", FR vom 23. 7.:
Elends-Canvassing im Frankfurter Grüngürtel. Die Spitzenkandidatin und ihr Troß gaben sich die Ehre. Einmal wenigstens, in rasendem Tempo, wollte man sich in die tiefen Abgründe bewegen, die man um Gottes willen nur bloß nicht Theaterbesuchern oder Bankern zumuten dürfe.
Was hier dem "gesundheitspolitischen" Sprecher Weißenseel eingefallen ist - entlarvend für die eigentlichen Absichten bei potentieller Macht im Römer? Um die sozialen Umstände macht sich niemand auch nur einen wirklichen Gedanken.
Entgiften, Arbeitslager (Pardon: mit Entzug verbundene, kontrollierte Arbeitsplätze), aber Methadon nur nach medizinischer Indikation, sehen das die süchtigen Menschen auch als Lösung ihres Problems? In niedersächsischen Gemeinden gab es in der Vergangenheit sogenannte "Armenwächter". Die sollten verhindern, daß Arme zum Betteln in die Ortschaften kamen und so die Bürger mit diesem Problem konfrontierten. Damit brauchte man sich keine Gedanken über deren Schicksal zu machen oder auch nur einen Gedanken darauf zu verwenden, wie diese Mitmenschen in ihre Lage gekommen waren. Ein Herrn Weißenseel und Herrn Stammler wahrscheinlich sehr sympathisches Verfahren. Dieter Wittbrodt, Frankfurt
"Kleingärtner-Krieg" Zum Artikel "Der Kleinkrieg der Kleingärtner", FR vom 25. 7.:
Seit rund 20 Jahren kenne ich nun ökologisch bewirtschaftete Hausgärten in den verschiedensten Gegenden. Meine Erfahrung: Wer seinen Garten "unkrautfrei" halten will, kann dies ohne nennenswerten Arbeitsaufwand selbst dann erreichen, wenn unmittelbar jenseits seiner Grundstücksgrenzen ganze Meere von Brennesseln, Disteln und anderen Wildpflanzen wachsen. Die Mär vom hemmungslosen "Unkrautwuchs" durch Samenflug ist zumindest für mich längst widerlegt, und ich habe bisher auch niemanden getroffen, der sie bewiesen hätte.
Ich kann nur an die traditionsverhafteten Kleingärtner appellieren, ihre eigenen Ansichten und Prämissen selbstkritisch zu überprüfen und zu korrigieren, soweit sie objektiv unrichtig sind.
Soweit es aber um rein subjektive (Ordnungs- und Geschmacks-)Fragen geht, muß man sie auch offen als solche vertreten, anstatt sich ängstlich hinter Schein-Realitäten zu verschanzen, und zugleich dem anderen von vornherein das Recht zubilligen, auf seine Fasson selig zu werden.
Hubertus Hildebrand, Reinheim
HOCKEY
Vorrunde, Frauen, Gruppe A, 3. Spieltag: Kanada - Deutschland 0:4 (0:3), Spanien - Australien 1:0 (1:0).
Gruppe B, 3. Spieltag: Südkorea - Niederlande 2:0 (1:0), Neuseeland - Großbritannien 2:3 (1:1)
1. Südkorea 3 2 0 1 7:2 4:2 2. Großbritannien 3 2 0 1 7:5 4:2 3. Niederlande 3 2 0 1 4:3 4:2 4. Neuseeland 3 0 0 3 2:10 0:6
HANDBALL
Vorrunde, Männer, Gruppe A, 4. Spieltag: Ungarn - Schweden 21:25 (10:14), Brasilien - CSFR 16:27 (9:9).
1. Schweden 4 4 0 0 95:68 8:0 2. Island 4 3 1 0 83:74 7:1 3. Südkorea 4 2 0 2 84:91 4:4 4. CSFR 4 1 1 2 76:72 3:5 5. Ungarn 4 1 0 3 82:90 2:6 6. Brasilien 4 0 0 4 70:95 0:8
Oberligist Rotweiß Walldorf ist Pokalsieger im Fußballkreis Groß-Gerau. Vor 500 Zuschauern benötigte man beim Bezirksoberligisten SKV Mörfelden allerdings ein Elfmeterschießen, um mit 5:3 die Oberhand zu behalten. hdp
Der neue hessische Landesligist FC Bayern Alzenau siegte bei dem mit 5000 Mark dotierten Turnier um den Auto- Schäfer-Cup in Marköbel mit einem 4:1 im Finale gegen den Büdinger Bezirksligisten VfR Hainchen. hdp
WASSERBALL
Vorrunde, Gruppe A, 1. Spieltag: GUS - CSFR 10:6 (2:1, 1:1, 4:3, 3:1), Australien - USA 4:8 (1:1, 1:2, 1:3, 1:2), Deutschland - Frankreich 7:7 (2:2, 2:2, 3:2, 0:1). - 2. Spieltag: CSFR - USA 3:9 (2:2, 0:2, 0:3, 1:2), Frankreich - Australien 5:9 (1:2, 0:2, 2:2, 2:3), GUS - Deutschland 11:7 (4:3, 3:2, 2:0, 2:2).
1. USA 2 2 0 0 17:7 4:0 2. GUS 2 2 0 0 21:13 4:0 3. Australien 2 1 0 1 13:13 2:2 4. Deutschland 2 0 1 1 14:18 1:3 Frankreich 2 0 1 1 12:16 1:3 6. CSFR 2 0 0 2 9:19 0:4
Favorit Greifvogel war bei der Derby- Revanche auf der Galopprennbahn von Hannover nicht zu schlagen. Der dreijährige Hengst siegte vor 17 000 Zuschauern mit Jockey Mark Rimmer knapp vor Navigator mit Peter Schergen und Apis mit Olaf Schick.
In München-Riem gewann Kooyonga unter Warren O'Connor den mit 500 00 Mark dotierten Mercedes-Preis vor den Engländern Zaahi und Perpendicular.
Der Ostermann-Pokal auf der Galopprennbahn in Köln ging an Favorit Irish Stew aus dem Gestüt Schlenderhan unter Champion-Jockey Andzej Tylicki vor dem französischen Hengst Robin des Pins unter Eric Saint-Martin sowie Königslöwe und Bannier. Der ursprünglich für Irish Stew vorgesehene Reiter Andrasch Starke brach sich in einem anderen Rennen das Schlüsselbein. dpa
Nicht Cupverteidiger 1. FC Hochstadt, sondern Landesliga-Absteiger FSV 07 Bischofsheim heißt der neue Maintaler Fußball-Stadtmeister. Die "Frösche" quakten im Endspiel etwas lauter und siegten gegen den Ausrichter 1. FC 1911 Hochstadt verdient mit 3:2 Toren. Etwa 400 Zuschauer waren am Finaltag gekommen, auch die Hochstädter waren "olympiageschädigt" und hatten vom Zuspruch her unter den fast bereits tropischen Temperaturen zu leiden. Die Bilanz lautete: Zirka 1300 Zuschauer an den fünf Tagen, 47 Tore in elf Spielen, keine rote Karte und keine gravierende Verletzung. Die sportliche Wertung: Die beiden Bezirksoberligisten standen zu Recht im Finale, die Bezirksligisten Dörnigheimer SV (3:1 im Spiel um Rang drei gegen Kewa Wachenbuchen) und FC Germania Dörnigheim (2:1 gegen den A-Klassisten FC Hellas Maintal) bestätigten exakt die neue Hackordnung vor der Saison 92/93.
Im internen Bezirksliga-Vergleich waren jedoch Germania Dörnigheim und Wachenbuchen im Vorfeld höher als der DSV eingestuft worden. Es blieb die einzige Überraschung auf dem Hochstädter Waldsportplatz, wo die Leistungen nicht immer zufriedenstellten. Insgesamt wurde das kämmpferische Moment zu sehr in den Vordergrund gerückt, von einer Generalprobe konnte selbst bei den dominanten Bezirksoberligisten nur teilweise gesprochen werden. Bischofsheim beginnt als einziger Verein am 9. August mit der Punktrunde und war analog dieser Tatsache in seiner Vorbereitung am weitesten. In den Gruppenspielen stellte nur das 1:4 des FC Germania gegen den DSV die Prognosen auf den Kopf. Erstaunlich: in allen elf Begegnungen gab es kein einziges Unentschieden. Am torreichsten ging es bei FC Hochstadt - DSV (4:3) zu. Drei Treffer stellten das Minimum in 80 Minuten Spielzeit dar. Etwa 200 Besucher kamen an den ersten vier Spieltagen, der Veranstalter setzte insgesamt 80 Dauerkarten ab, war mit der Gesamtkulisse von rund 1300 Zuschauern aufgrund genannter Tatsachen zufrieden.
In den Überkreuzspielen der beiden Gruppenersten hatte der neue Stadtmeister FSV Bischofsheim (2:1 gegen Dörnigheimer SV) mehr Mühe als der FC Hochstadt mit Kewa Wachenbuchen (4:1). Dennoch schafften es die Lila-Weißen nicht, ihren Heimvorteil zu nutzen. Mit Gert Kraft und Andreas Rothmeier fehlten zwei exzellente Spielmacher und Torschützen in Personalunion, sie waren schwerwiegender als Michael Vollstedt und Michael Raudnitzky beim Team von Trainer Thomas Kittan.
FSV Bischofsheim - 1. FC Hochstadt 3:2 (2:1)Die Hochstädter starteten wie die Feuerwehr, aber Soare scheiterte am Routinier Peter Braun, und Krämer schoß den Ball nach kluger Vorarbeit Lohbergers freistehend am Tor vorbei. Nach einem kapitalen Fehler des Engländers Jason Walker war der Tag gegangen und Wünsche gekommen. Der aus Kassel transferierte Stürmer markierte die Führung. Dann kam der große Auftritt von "Oldie" Erwin Simon: Der 35 Jahre alte Spieler zeigte plötzlich Angreiferqualitäten und nutzte seine Chance als Spitze mit einem kapitalen Winkelschuß eiskalt aus. FCH-Spielertrainer Jockel Keilholz hatte zu halbherzig angegriffen. Mit einer Direktabnahme verkürzte Alex Krapf (28.), und in der 50. Minute schien der Ausgleich fällig. Nach einem Foul von Wörner an Krapf schoß der Gefoulte selbst, scheiterte jedoch an Torwart Braun. Routinier Simon zeigte den "jungen Spritzern", was eine Harke ist und stellte mit dem 3:1 die Weichen auf Sieg. Der Anschlußtreffer durch "Ballkünstler Soare (80.) kam zu spät. Der Rumäne hatte dieses Mal einen weiteren an Krapf verursachten Penalty verwandelt. In der Endphase hatte der neue Stadtmeister das Glück des Tüchtigen. Die Platzherren waren mit den Entscheidungen von Schiedsrichter Thilo Altvater nicht immer einverstanden. Dem Führungstor war offenbar eine Attacke gegen Torwart Detlef Schwäbig vorausgegangen, der Keeper lag verletzt am Boden, und Wünsche hatte wenig Mühe, das 1:0 zu erzielen. FSV Bischofsheim: Peter Braun - Bode - Weißer (70. Stefan Braun), Harnischfeger - Dirk Wörner, Gatzka, Werner, Sven Wörner, Wünsche - Simon, Schlund (41. Eschmann). 1. FC Hochstadt: Schwäbig - Keilholz - Linke, Zoufal - Schmidt (60. Brüderlein), Walker, Krämer. Kafka (41. Jalowy), Lohberger (65. Wilhelm) - Soare, Krapf. Tore: 1:0 Wünsche (15.), 2:0 Simon (21.), 2:1 Krapf (28.), 3:1 Simon (58.), 3:2 Soare (80./FE). - Schiedsrichter: Thilo Altvater (Bruchköbel) - Zuschauer: 400. Spiel um Platz 3: Dörnigheimer SV - Kewa Wachenbuchen 3:1 (1:0). Tore: 1:0 Papsdorf (40.), 2:0 Wörner (45.), 2:1 Arendt (63.), 3:1 Heigl (73.). Spiel um Platz 5: FC Germania Dörnigheim - FC Hellas Maintal 2:1. Überkreuzspiele der beiden Gruppenersten: FSV Bischofsheim - Dörnigheimer SV 2:1 1. FC Hochstadt - Kewa Wachenbuchen 4:1.
Tabelle nach den Gruppenspielen, Gruppe A: 1. FSV Bischofsheim 4:0 Punkte, 6:2 Tore, 2. Kewa Wachenbuchen 2:2/4:2, 3. FC Hellas 0:4/1:7. Gruppe B: 1. FC Hochstadt 4:0/7:4, 2. Dörnigheimer SV 2:2/3:5, 3. Germania Dörnigheim 0:4/ 2:7. HANS-DIETER PUTH
Der Höhenflug der SG 1945 Marköbel wurde beim ersten Fußballturnier um den Auto-Schäfer-Cup nur durch drei Fallschirmspringer des Aero-Club Gelnhausen offenbart. Sportlich litten die ehrgeizigen Planungen unter fehlendem Aufwind. Im Spiel um Platz drei verloren die Platzherren gegen den Bezirksoberligisten SG Bruchköbel deutlich 1:4. Pech für die Hammersbacher: Sie trafen in ihrer Gruppe auf einen "übermächtigen" Gegner aus dem benachbarten Bayern.
Der neue hessische Landesligist FC Bayern Alzenau glänzte im Hammersbacher Ortsmittelpunkt-Sportplatz, setzte sich in seinen Gruppenspielen souverän nach 24:3 Treffern und 6:0 Punkten (unter anderem 15:0 gegen Phönix Düdelsheim und 5:1 gegen den Gastgeber) durch und hatte auch im Finale keine große Mühe, den Büdinger Bezirksligisten VfR 1920 Hainchen 4:1 zu besiegen. Damit fuhr das Team von Spielertrainer Hans-Peter Knecht mit 2000 Mark und dem Auto- Schäfer-Wanderpokal nach Hause. Der Alzenauer Rainer Sever war erfolgreichster Torschütze (9), der Hainchener Torwart Heiko Schneider wurde zum besten Keeper gewählt.
Insgesamt bejubelten 1800 Zuschauer 76 Tore. Am Finaltag bedeuteten 450 Fans einen neuen Platzrekord. Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten: Die SG Bad Soden/Ahl erwies sich und vor allem dem Veranstalter mit dem Entsenden ihrer Reserve-Mannschaft einen Bärendienst. Sang- und klanglos wurden sie Gruppenletzter. Ebenso wie die Bad Sodener blieben die Büdinger ohne Tor und Punkt und mußten mit der schlechtesten Tordifferenz aller acht Teams (0:20 in drei Begegnungen) mit der roten Laterne den Heimweg antreten.
Fallschirmspringer, die Blaskapelle aus Glauberg, die Tanzgruppe "Freestyle" des örtlichen Gesangvereins, eine Hüpfburg für die Kleinen, ein gut sortiertes Speisen- und Getränkeangebot - die Turnierleitung um Jürgen Schluck, Adolf Möller und Hans Berthold hatte die siebentägige Veranstaltung stets im Griff. Die beiden Vorsitzenden Uwe Schluck und Andreas Dietzel garantierten ebenso wie weitere 50 Helfer einen reibungslosen Ablauf. 1993 könnten der SV Bernbach und die Spvgg. Langenselbold für eine sportliche Aufwertung sorgen.
Bruchköbel - Marköbel 4:1 (2:0) Im Spiel um Platz drei mußte die SGM erkennen, daß zum Bezirksoberligisten doch noch eine Lücke klafft. Allerdings ging der ranghöhere Verein ausgeruht in dieses Spiel, während die Hammersbacher am Samstag gegen Alzenau (1:5) viel Kraft einbüßten. Des weiteren fehlten mit dem Ex-Bruchköbeler Marc Wesenberg und Marek Lenard zwei treibende Kräfte. Neben den beiden Treffern durch Drefs und Hoffmann ließen die Knapp-Schützlinge vier weitere klare Möglichkeiten aus. Per Handelfmeter erhöhte Drefs, bevor Wolf ebenfalls mit einem Strafstoß den alten Abstand herstellte. Nach einer Einzelleistung besorgte Weyland den Endstand. Tore: 1:0 Drefs (31.), 2:0 Hofmann (43.), 3:0 Drefs (68./HE), 3:1 Wolf (72./FE), 4:1 Weyland (84.). Schiedsrichter: Kranke (1860 Hanau) Zuschauer: 400.
Bayern Alzenau - VfR Hainchen 4:1 (2:0) Der Favorit setzte sich auch im entscheidenden Spiel souverän durch. Rainer Sever war für die Limeshainer Abwehr zu clever. Nach einer Viertelstunde führten die Mainfranken standesgemäß. Nach gescheitem Paß von Spielertrainer "Bubu" Knecht erhöhte Klaus Naumann, bevor dem stärksten VfR-Akteur, Holger Eckhardt, eine Viertelstunde vor Schluß der Gegentreffer glückte. Lutz rückte die Alzenauer Vorteile wieder ins rechte Licht. Eckhardt (50./73.) hatte weitere gute Chancen, konnte aber Torwart Rausch nicht mehr überwinden. Sever und Naumann überragten beim Turniersieger. Tore: 1:0 und 2:0 Sever (4./15.), 3:0 Naumann (55.), 3:1 Eckhardt (75.), 4:1 Lutz (79.). Schiedsrichter: Orschel (Bruchköbel). Zuschauer: 500.
Die Tabelle nach den Gruppenspielen: Gruppe A: 1. VfR Hainchen 5:1 Punkte /13:2 Tore, 2. SG Bruchköbel 4:2/11:3, 3. KSV Langenbergheim 3:3/5:7, 4. SG Bad Soden/Ahl 0:6/0:17.
Gruppe B: 1. Bayern Alzenau 6:0 Punkte/ 24:3 Tore, 2. SG Marköbel 4:2 /8:7, 3. SV Calbach 2:4 /5:7, 4. Phönix Düdelsheim 0:6/0:20. HANS-DIETER PUTH
JERUSALEM, 3. August (AP). Das Skelett einer Frau aus der Steinzeit, das vor Jahrzehnten in einer Höhle nahe der Stadt Haifa ausgegraben wurde, ist vermutlich über 160 000 Jahre alt, wie die Universität von Haifa jetzt mitteilte. Der Archäologe Avraham Ronen wurde dabei mit den Worten zitiert, das Grab in der Höhle stelle wahrscheinlich den ältesten bekannten Friedhof auf der Erde dar. Das Alter des Skeletts, das in den 30er Jahren entdeckt worden sei, sei früher auf rund 40 000 Jahre geschätzt worden. Neuere Untersuchungen mit modernsten Hilfsmitteln hätten die neue Altersbestimmung ergeben.
NABATIJE/JERUSALEM, 3. August (AP). Israel hat in der Nacht zum Montag erneut vermutete Guerillastellungen im Süden Libanons angegriffen. Nachdem die Luftwaffe am Sonntag abend nach Angaben eines Jerusalemer Militärsprechers einen Stützpunkt der schiitischen Hisbollah im Dorf Kalajlah beschossen hatte, nahmen israelische Truppen am Montag morgen die Siedlung Kfar Rumman unter Artilleriefeuer. Dabei wurden zwei Bewohner verletzt und zahlreiche Häuser beschädigt. Innerhalb von zehn Tagen war der Süden Libanons damit fünfmal das Ziel israelischer Luftangriffe.
BERLIN (AP/dpa/vwd). Vor dem Berliner Landgericht hat gestern ein dritter Prozeß wegen Schiebereien mit Transfer- rubeln begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft der 52jährigen Angeklagten vor, die Deutsche Außenhandelsbank um 53 Millionen DDR- und 63 Millionen D-Mark geprellt zu haben. Der Prozeß wurde nach der Anklage-Verlesung vertagt. Die Verteidigung hatte Akten vorgelegt, die die Unschuld der Frau beweisen sollen.
Ihr wird vorgeworfen, Geschäfte einer Schweizer Firma mit Unternehmen in Prag und Budapest zum Schein über einen Ostberliner Betrieb, den sie leitete, abgerechnet zu haben. Dadurch hätten sie und die Schweizer Firma illegal Transferrubel-Gutschriften erhalten und mit der Außenhandelsbank abgerechnet. Der Geschäftsführer der Schweizer Firma, ein Österreicher, wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Die Abrechnung von Transferrubeln war nach der Wende in der DDR nur für ostdeutsche Unternehmen möglich, die mit Firmen im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) Geschäfte machten. In Berlin mußten sich mehrfach westdeutsche und ausländische Kaufleute vor Gericht verantworten, die zum Schein Geschäfte mit RGW-Ländern über ostdeutsche Firmen abgewickelt hatten.
Nach 30tägiger Sommerpause wurde gestern auch der zweite Transferrubelprozeß mit der Vernehmung eines Zeugen fortgeführt. Zwei Westberliner Unternehmern wird Betrug bei Exportgeschäften mit der UdSSR vorgeworfen.
Zur Person:
NAZAR AL KAHDI, Angeklagter im Irak-Giftgasprozeß vor dem Darmstädter Landgericht, soll nach dem Willen seiner Verteidigung auf seine Verhandlungsfähigkeit psychiatrisch untersucht werden. Die Verteidigung trug vor, der 50jährige leide seit mehreren Jahren unter starken Seh- und Hörstörungen und sei nicht in der Lage, dem Prozeß ständig zu folgen. Eine amtsärztliche Untersuchung ergab Angaben des Vorsitzenden Richters Alfred Pani zufolge keine organische Ursache für die von dem Angeklagten angegebenen Beschwerden. Gericht und Staatsanwaltschaft erhoben jedoch keine Einwände gegen die psychiatrische Untersuchung des gebürtigen Irakers, der Manager einer Hamburger Firma war. Vor dem Darmstädter Landgericht müssen sich seit dem 27. April insgesamt neun Manager und Techniker mehrerer deutscher Firmen verantworten. Sie sollen in den 80er Jahren illegal Anlagenteile und Grundstoffe für das irakische Chemiewaffenprogramm geliefert haben. (AP)
WOLFGANG RAULS, stellvertretender Ministerpräsident und Umweltminister von Sachsen-Anhalt (FDP), hat nach eigenen Angaben gewußt, daß er ausgespäht wurde. Sein Sprecher sagte in Magdeburg, der Minister habe "beobachtet und wahrgenommen, daß er beobachtet wurde". Rauls habe aber "keinen Anlaß, an der Versicherung von Ministerpräsident und Staatskanzlei zu zweifeln, daß sie nicht beteiligt gewesen" seien. Rauls reagierte damit auf einen Spiegel-Bericht, wonach der Verfassungsschutz ihn mit Blick auf die DDR-Vergangenheit bespitzelt und die Informationen an Ministerpräsident WERNER MÜNCH (CDU) weitergeleitet habe. Münch bestritt am Montag abend auf einer Pressekonferenz mit Rauls, jemals einen Auftrag zur Bespitzelung gegeben zu haben. (AP)
NABATIJE/JERUSALEM, 3. August (AP). Die israelische Luftwaffe hat am Montag zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden angebliche Stellungen schiitischer Guerilleros in Südlibanon angegriffen. Wenige Stunden zuvor hatte die israelische Artillerie Stützpunkte der fundamentalistischen Hisbollah beschossen. Dabei waren nach Informationen der libanesischen Polizei ein Bewohner verletzt und zahlreiche Häuser beschädigt worden. Die Ziele der Angriffe lagen alle unmittelbar nördlich der von Israel beanspruchten Sicherheitszone. Wie die Polizei mitteilte, wurden zwei Araber am Montag getötet, als sie an einer Straße in der Sicherheitszone einen Sprengsatz anbringen wollten.
Der Luftangriff am Montag war der 28. in diesem Jahr. Bei den vorhergegangenen waren Polizeiangaben zufolge 37 Menschen getötet und 91 verwundet worden.
ZAGREB, 3. August (AP). Der kroatische Präsident Franjo Tudjman ist aus den Wahlen vom Sonntag als eindeutiger Sieger hervorgegangen. Nach der Auszählung von 75 Prozent der abgegebenen Stimmen lag er unter den acht Bewerbern um das Präsidentenamt mit 55,79 Prozent klar in Führung. Bei den Wahlen zum Parlament erzielte seine Kroatische Demokratische Union (HDZ) nach den vorläufigen Ergebnissen rund 42 Prozent der Stimmen.
Unklar war am Abend noch, ob die Regierungspartei damit die absolute Mehrheit der Sitze verteidigen kann. Nach Angaben aus Zagreb könnte sich mit Direkt- und Überhangsmandaten eine knappe absolute Mehrheit für die HDZ ergeben.
Tudjmans schärfster Rivale Drazen Budisa kam auf 22,59 Prozent der Stimmen. Seine Sozialliberale Partei belegte bei der Parlamentswahl mit 18,31 Prozent ebenfalls den zweiten Platz. Budisa meinte, die Wahlen hätten vor allem den Parlamentarismus gestärkt: "Wir werden ein wesentlich demokratischeres Parlament haben als bisher, und für die Regierungspartei wird es schwieriger werden, ihre Gesetzesvorlagen durchzubringen."
Die Kroatische Volkspartei, Nachfolgeorganisation der Kommunisten, landete abgeschlagen auf Platz drei. Die extrem nationalistische Partei des Rechts unter dem früheren antikommunistischen Dissidenten Dobroslav Paraga erreichte nur etwa fünf Prozent der Stimmen. Paraga warf der Regierung Wahlfälschung vor. Internationale Beobachter bezeichneten die Wahl indessen als allgemein fair.
Bei der letzten Wahl im Frühjahr 1990 - gut ein Jahr vor der Unabhängigkeit Kroatiens am 25. Juni 1991 - hatte die HDZ mit ebenfalls rund 42 Prozent der Stimmen noch 205 von seinerzeit 356 Mandaten errungen. Tudjman war daraufhin vom Parlament zum Präsidenten gewählt worden. Diesmal waren nur 120 Sitze zu vergeben, um die sich 26 Parteien bewarben. Das endgültige Wahlergebnis dürfte Ende der Woche feststehen. In den von den UN kontrollierten sowie in den von Serben besetzten Landesteilen blieben die Wahllokale geschlossen.
(Kommentar Seite 3)
DÜSSELDORF, 3. August (AP). In einer einzigartigen internationalen Großaktion haben deutsche, niederländische und türkische Polizisten einen türkischen Drogenhändlerring zerschlagen: 27 Personen wurden festgenommen und 342 Kilogramm Heroin im Marktwert von über 30 Millionen Mark beschlagnahmt. Die Rauschgiftgang sei "vom Kopf bis zu den Füßen" ausgehoben worden, berichtete Horst Durkowyak, der Leiter der Abteilung Rauschgiftkriminalität beim Landeskriminalamt in Düsseldorf.
Nach Schätzungen der Polizei hatte die Organisation in den vergangenen Jahren monatlich 200 Kilogramm Heroin nach Westeuropa geschmuggelt. Kopf der Bande war den Ermittlungen zufolge ein 50jähriger türkischer Bauunternehmer, der von Istanbul aus Transport und Verkauf des Heroins organisierte. Zweigstellen, die von Verwandten und nahen Freunden geleitet wurden, gab es in Amsterdam und im münsterländischen Steinfurt.
Den ersten Schlag gegen die Bande führte die deutsche Polizei am Donnerstag. Nach monatelangen Ermittlungen erwischte sie sechs Mitglieder der deutschen Organisation auf frischer Tat. Die Türken hatten nach Angaben des Landeskriminalamtes gerade eine Lieferung von 105 Kilogramm Heroin aus der Türkei erhalten und waren dabei, die Hälfte des Rauschgiftes bei einer als "Familieneinkaufsfahrt" getarnten Schmuggeloperation in die Niederlande zu schaffen. Den Rest des Rauschgiftes stellte die Polizei im Teppichlager eines türkischen Händlers in Steinfurt sicher. Acht Tatverdächtige wurden festgenommen, gegen sechs erging Haftbefehl.
Einen Tag später schlug die niederländische Polizei zu. Sie nahm zehn Tatverdächtige fest und stellte 174 Kilogramm Heroin sicher. Unter den Festgenommenen war auch der als "Europa-Resident" der Organisation geltende Sohn des türkischen Hauptverdächtigen. In der Türkei selbst nahm die Polizei neun Personen fest, unter ihnen auch der mutmaßliche Kopf der Bande. Sie beschlagnahmte weitere 63 Kilogramm Heroin.
Kopf der "deutschen Sektion" der Rauschgiftgang war eine 50jährige, in Steinfurt lebende Türkin. "Sie ist eine sehr resolute Führungspersönlichkeit, die uns als Ermittlungsbeamte oft in Angst und Schrecken versetzt hat", berichtete Durkowyak. Die Verbrecher hätten alle Ermittlungstrategien der Polizei gekannt und alles darangesetzt, die Methoden zu unterlaufen.
Übernahme, Deponierung und die Verteilung des Rauschgiftes seien äußerst konspirativ durchgeführt worden. Die Bande habe sogar versucht, Polizeiobservationen bereits frühzeitig zu erkennen und die Fahnder in die Irre zu führen, berichtete der Sprecher. So gelang es der Polizei trotz intensiver Bemühungen Anfang Mai nicht, eine Lieferung von 170 Kilogramm Heroin abzufangen. Nach außen hin hätten die Mitglieder der Gang in Steinfurt ein ganz normales Leben geführt. Alle hätten über gültige Aufenthaltsberechtigungen verfügt.
Das Vorgehen der Bande war laut LKA immer das gleiche: Der Chef besorgte das Heroin aus Iran, Irak oder aus Anatolien und bestach einen Lastwagenfahrer, das Rauschgift in seinem Wagen über die deutsch-tschechoslowakische Grenze in die Bundesrepublik zu schmuggeln. Hinter der Grenze übernahm dann die deutsche Sektion der Bande das Heroin und versteckte es in Depots, bis der Auftrag zur Weiterverteilung kam.
PARIS, 3. August (AP). Nach 24jährigem Zögern ist Frankreich am Montag offiziell dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten, der die Verbreitung der militärischen Kerntechnologie eindämmen soll. Außenamtssprecher Maurice Gourdault-Montagne erklärte, Frankreich habe immer versichert, daß es das Abkommen von 1968 ebensogut erfülle wie jeder Unterzeichnerstaat. Die Pariser Regierung hatte ihre Ablehnung damit begründet, daß der Vertrag den Supermächten USA und UdSSR eine ungerechtfertigte Sonderstellung in den internationalen Beziehungen verschaffe. Nach der Überwindung des Kalten Krieges hatte Staatspräsident François Mitterrand im Juni 1991 die Unterzeichnung angekündigt, die Nationalversammlung stimmte der Ratifizierung im Juni dieses Jahres zu.
Dem Atomwaffensperrvertrag sind bislang 147 Staaten beigetreten, unter ihnen jetzt auch alle fünf Atommächte und Ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates USA, Rußland, Frankreich, Großbritannien und China. Nicht unterzeichnet haben das Abkommen Indien, Israel, Pakistan und Taiwan, die hinsichtlich der Entwicklung von Atombomben zumindest als Schwellenländer gelten.
DÜSSELDORF, 3. August (AP). Einen Monat nach der Geiselnahme in der Justizvollzugsanstalt Werl, bei der zwei Geiseln von Häftlingen angezündet worden waren, hat der nordrhein-westfälische Justizminister Rolf Krumsiek Lücken bei der Kontrolle der Häftlinge und ihrer Zellen eingeräumt. Krumsiek sagte am Montag in Düsseldorf, die Kontrolle der Hafträume in Werl sei nicht immer vorschriftsmäßig vorgenommen worden. Auch die angeordnete ständige Beaufsichtigung der im Lazarett wartenden Gefangenen sei am Tattag und auch zuvor nicht gewährleistet gewesen.
Doch waren diese Mängel nach einer von Krumsiek in Düsseldorf veröffentlichten Untersuchung nicht ausschlaggebend für die Geiselnahme. "Die Geiselnahme in Werl hätte selbst dann nicht verhindert werden können, wenn der Vollzug 1000 Bedienstete zusätzlich hätte", sagte der Minister. Der Ausbruchsversuch von Werl gebe deshalb keinen Anlaß, die Gesamtkonzeption des nordrhein-westfälischen Strafvollzuges in Frage zu stellen. Dennoch kündigte der Justizminister eine Reihe von Konsequenzen aus dem Untersuchungsbericht an. So sei die Gefängnisleitung in Werl angewiesen worden, die für die Beaufsichtigung von Gefangenen im Lazarett zuständigen Beamten von sämtlichen anderen Aufgaben freizustellen. Auf diese Weise solle eine ständige und unmittelbare Überwachung sichergestellt werden, sagte Krumsiek. Außerdem werde überprüft, ob die Zahl der Gefangenen im Sanitätsbereich verringert werden könne.
Generell gelte es, die Vollzugsbediensteten vor einer gewissen "Betriebsblindheit" zu bewahren und zur Beachtung der Sicherheitsvorschriften anzuhalten, sagte der Minister. Doch seien unvorhersehbare, außergewöhnliche Gewaltaktionen einzelner Gefangener letztlich nie zu verhindern. Am 30. Juni hatten der wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilte Kurt Knickmeier und sein Komplize Michael Karl Heckhoff einen Besuch auf der Krankenstation genutzt, um Geiseln zu nehmen. Die Geiselnahme wurde von der Polizei nach 13 Stunden gewaltsam beendet. Die beiden Verbrecher wurden dabei von Polizeikugeln verletzt, doch gelang es ihnen noch, zwei zuvor mit Alkohol übergossene Geiseln anzuzünden.Ausbruch mit Hubschrauber AMSTERDAM (Reuter). Mit Hilfe eines Hubschraubers ist einem Gefangenen die Flucht aus der niederländischen Haftanstalt Zwaag gelungen.
Die Polizei in Hoorn teilte mit, der mit zwei Menschen besetzte Helikopter sei am Sonntag im Hof der Anstalt gelandet, der wegen Raubüberfalles verurteilte 31jährige hineingesprungen, und dann sei die Maschine entschwunden.
60 Kilometer östlich sei der Hubschrauber gelandet, und der Entsprungene sowie ein anderer Mann seien in einem Auto mit französischem Kennzeichen davongerast. Zurückgeblieben sei der gefesselte Pilot.
PRAG, 3. August (AP). Beim Zusammenstoß zweier Züge sind am Montag im Osten der Slowakei sechs Menschen ums Leben gekommen. Wie das Fernsehen berichtete, fuhr bei der Stadt Budkovce ein Güterzug auf einen stehenden Wartungszug auf. Der Direktor der slowakischen Eisenbahn, Pavel Stetulic, sprach von menschlichem Versagen.
BOGOTÁ, 4. August (AP). Der geflohene Chef des Medellin-Drogenkartells, der Kolumbianer Pablo Escobar, hat in dem Sondergefängnis seiner Wahl in den Bergen über der Stadt ein flottes Leben geführt.
Wie aus einem am Montag veröffentlichten Bericht der Staatsanwaltschaft hervorgeht, wurden Escobar und seine 14 Gefolgsleute von Kellnern in Livrees bedient, wurden regelmäßig Damen für Orgien in das ehemalige Gutshaus gebracht und Pornofilme vorgeführt.
Außerdem bestand der Staatsanwaltschaft zufolge eine Computerverbindung mit der Außenwelt, über die der Drogenboß seine Geschäfte weiterführte. Die beiden Zimmer Escobars waren mit einem Wasserbett möbliert, es gab Fernsehen und eine Stereoanlage, teure Vorhänge und ein besonders aufwendiges Bad. Weil die Regierung die Verlegung der Gefangenen in ein Militärgefängnis beabsichtigte, flohen diese am 22. Juli aus dem Gutshaus.
"Das war kein Gefängnis, sondern ein Vergnügungslokal, in das so leicht heraus- wie hineinzukommen war", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft und äußerte sich verwundert darüber, daß angeblich niemand die wirkliche Lage vor der Flucht gekannt haben soll. Die für die Gefängnisse zuständige Bundesbehörde in Bogotá hatte wiederholt Berichte zurückgewiesen, daß Escobar im Luxus schwelgte.
Schottische Hochland-Rinder gehören zu den jüngsten Bewohnern auf der Halbinsel Darß in Mecklenburg-Vorpommern. Einheimische und Besucher des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft haben die "fusseligen" Tiere, die seit nunmehr einem Jahr über die Außendeichflächen in der Nähe des Ostseebades Prerow ziehen, bereits in ihre Herzen geschlossen.
"Das fotogene Aussehen hatte eigentlich den Ausschlag gegeben, daß wir uns damals für die Highlands entschieden", sagt Tierzüchter Günter Haß. Man hätte auch andere Tiere wählen können, die das ganze Jahr im Freien leben, genügsam sind und mit geringwertigem Futter auskommen. Doch Günter Haß und sein Partner Klaus Drüsedom wollten ihren Heimatort gleich um eine kleine Attraktion bereichern und holten daher erstmals die Highland-Cattles an die Küste von Mecklenburg-Vorpommern.
Vor der Wende hatten die beiden Männer im damaligen Volkseigenen Gut Zingst - einem großen Färsenaufzuchtbetrieb - gearbeitet. Die 18 000 Rinder des Betriebes auf den Weiden von Fischland, Darß und Zingst waren damals "wohl die größte Rinderkonzentration pro Hektar in Europa", meinte Haß weiter. "Entsprechend auch die hohe Umweltbelastung vor allem durch die anfallende Gülle." Als dann weite Flächen der Halbinselkette zum Nationalpark "Vorpommersche Boddenlandschaft" zusammengefaßt wurden, kam das endgültige "Aus" für die DDR-typische "intensive Tierproduktion" - und damit die Chance, ungenutzte Flächen für eine umweltgerechte und zugleich attraktive Rinderzucht zu nutzen.
"Wir halten unsere Tiere auf elf Hektar Außendeichfläche, die uns zum Teil selbst gehört, überwiegend jedoch von anderen privaten Besitzern gepachtet ist", erzählen Haß und Drüsedom über ihre als Nebenerwerb betriebene Zucht. Wobei man von "Erwerb" jetzt noch gar nicht sprechen könne: Die kleine, aber teure Familie - ein erwachsenes Tier kostet bis zu 10 000 Mark - hat sich in dem einen Jahr zwar schon von fünf auf neun Mitglieder vergrößert. Doch bis zum Wunschziel einer Herde von 20 Kühen mit entsprechendem Nachwuchs "wird es wohl noch eine Weile dauern", meint Haß. "Dann aber dürfte sich der Nebenerwerb endlich rechnen, weil Zucht- und auch Schlachttiere verkauft werden können."
Besonders erfreut sind die Landschaftspfleger vom Nationalpark darüber, daß die beiden Männer "eine umweltfreundliche, kostengünstige und dabei noch optisch attraktive Variante" gefunden haben, um das Pflanzenwachstum auf den Außendeichanlagen in den Griff zu bekommen. Das Land dankt dies sogar mit Fördermitteln.
BERND WÜSTNECK (dpa)
ZAGREB, 3. August (dpa). Bei den ersten freien Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Kroatien nach Ausrufung der Unabhängigkeit hat Präsident Franjo Tudjman (unser dpa-Bild) die absolute Mehrheit erzielt. Nach ersten inoffiziellen Berechnungen und Prognosen der Wahlkommission in der Nacht zum Montag entfielen auf Tudjman 57 Prozent der Stimmen. Allerdings mußte Tudjman, der sich noch kurz vor Bekanntgabe dieser Ergebnisse äußerst zuversichtlich gezeigt hatte, mit dem Verlust der absoluten Mehrheit seiner kroatischen Demokratischen Gemeinschaft im Sabor (Parlament) dennoch einen herben Schlag hinnehmen.
Nach den Berechnungen der Wahlkommission erhielt Tudjman in einer Direktwahl der rund 3,5 Millionen Stimmberechtigten die absolute Mehrheit. Sein schärfster Rivale um das höchste Amt im Staat, der Sozialliberale Drazen Budisa, kam demnach auf knapp 21 Prozent der Stimmen.
In einer ersten Reaktion im Fernsehen wies der sichtlich enttäuschte Budisa darauf hin, daß noch nicht alle Stimmen ausgezählt seien. "Tudjman soll nicht feiern, sondern sich lieber auf eine Stichwahl in zwei Wochen vorbereiten." Tudjman gab keine Erklärung ab und begab sich statt dessen zu einer Wahlfeier auf den Ban-Jelacic-Platz in der Innenstadt von Zagreb.
In der Entscheidung um die 124 Sitze im personell verkleinerten Parlament verlor die alleinregierende Demokratische Gemeinschaft (HDZ) ihre absolute Mehrheit. Knapp 40 Prozent der Stimmen wurden für die HDZ errechnet.
Zweitstärkste Partei werden demnach die Sozialliberalen (HSLS) mit 19 Prozent vor der Nationalen Partei (HNS) mit acht Prozent. Die extremistische Partei des Rechts (HSP) blieb mit einem Stimmanteil von sechs Prozent weit unter ihren Erwartungen. HSP-Vorsitzender Dobroslav Paraga erklärte, seine Partei werde die Wahlergebnisse nicht anerkennen.
MOSKAU, 3. August (dpa). Die Präsidenten Rußlands und der Ukraine, Boris Jelzin und Leonid Krawtschuk, wollen am Montag bei ihrem Treffen im Krim-Badeort Jalta endlich einen Durchbruch im Streit um die Schwarzmeerflotte erzielen. Jelzin sagte nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax vor seinem Abflug in Moskau: "Das ist jetzt Sache der Präsidenten." Die Ukraine fordert den Teil der Flotte, der in ihren Häfen stationiert ist. Rußland beansprucht als Rechtsnachfolger der früheren Sowjetunion hingegen zwei Drittel der Flotte und die dazugehörige Infrastruktur.
KABUL, 3. August (dpa). Die afghanische Regierung hat den radikalislamischen Paschtunenführer Gulbuddin Hekmatyar für den Raketenangriff auf den Flughafen von Kabul vom Vortag verantwortlich gemacht. In einer Sendung von Radio Kabul hieß es am Montag, bei dem Angriff seien 14 Menschen getötet und 97 verletzt worden. "Das afghanische Volk hat während des 14jährigen Bürgerkrieges genug gelitten. Es kann nicht mehr leiden", hieß es dazu im Radio.
Bei dem Angriff war am Sonntag zudem beträchtlicher Sachschaden entstanden. Eine Verkehrsmaschine der afghanischen Fluglinie Ariana sowie zwei kleinere Maschinen eines Zubringerdienstes gingen in Flammen auf. Mehrere Hubschrauberhangars wurden ebenfalls zerstört.
Nach Ansicht von Beobachtern in Kabul verfolgte der Raketenangriff das Ziel, den für Sonntag geplanten eintägigen Besuch des pakistanischen Premierministers Nawas Sharif in Kabul zu verhindern. Der Besuch wurde dann auch abgesagt. Am 14. August soll Afghanistans Regierungschef Barhanuddin Rabani nun nach Islamabad reisen.
Inzwischen haben einige an der Regierung beteiligte Gruppen und ein Ältestenrat aus Abgesandten mehrerer Stadtteile Kabuls eine "Waffenstillstandsversammlung" einberufen. Sie soll, so hieß es am Sonntag abend in einer Sendung des staatlichen Rundfunks, "Hekmatyar nach seinen wirklichen und aktuellen Motiven für den Raketenangriff" befragen. Die Hesb-e-Islami-Partei Hekmatyars ist über Premierminister Abdul Sabur Farid an der Regierung beteiligt.
Am Wochenende hatte sich einer der Hauptgegner Hekmatyars unter den Paschtunen, Junis Chalis, aus der Regierung in Kabul zurückgezogen. Er nannte vor allem auch die Beteiligung von Schiiten an der Regierung als Grund für seinen Schritt. Chalis ist wieder in die pakistanische Grenzstadt Peschawar zurückgekehrt.
Am Wochenende wurden der Geheimdienstoffizier Generalmajor Ghulam Tasul Parwni und seine drei Leibwächter durch eine Autobombe getötet.
MOSKAU/TOKIO, 3. August (dpa). Die russische Führung erwägt eine Rückgabe von zwei der vier Kurilen-Inseln an Japan. Das berichtete die russische Nachrichtensendung "Westi" am Sonntag unter Berufung auf Vizeregierungschef Michail Poltoranin, der am Montag in Tokio zu einem sechstägigen Besuch eintraf. Er will in Gesprächen mit Ministerpräsident Kiichi Miyazawa und Außenminister Michio Watanabe den Staatsbesuch von Präsident Boris Jelzin im September in Japan vorbereiten.
Poltoranin sagte vor seinem Abflug, Jelzin strebe eine Lösung für das Kurilenproblem auf der Grundlage des sowjetisch-japanischen Vertrages von 1956 an, der eine Rückgabe der zwei kleineren Inseln vorsieht. Die Sowjetunion hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die sogenannten Nördlichen Territorien besetzt. Japan besteht auf Rückgabe und verbindet damit mögliche Finanzhilfen für Rußland.
Ein Krisenherd deckte den anderen auf: Borussia Mönchengladbach, ein Klub, der Geschichte in der Fußball-Bundesliga schrieb, kämpft um die nackte Existenz. Erst die Führungskrise. Jetzt die Finanzkrise. Gibt nun eine sportliche Krise dem Verein den Rest?
"Ich habe die Spieler eindringlich ins Gebet genommen. Wir müssen die schlüssige Antwort auf dem Rasen geben", stellte Trainer Jürgen Gelsdorf angesichts der aus dem Nichts aufgetauchten Schuldenlast von rund sechs Millionen Mark ernüchtert fest. Davon müssen bis Mitte August 2,7 Millionen Mark bezahlt werden. Dem stehen nur 775 000 Mark Einnahmen und ein Kreditrahmen von 1,5 Millionen Mark gegenüber. Spieler aus dem zweiten Glied sollen verkauft werden. Namen wurden nicht genannt.
"Nach Lage der Dinge ist sportlich bei uns alles im Lot. Wir müssen vom Start weg punkten." Der 39jährige Coach hat in der Stunde höchster Not erkannt, daß nun Rückgrat das Maß aller Dinge ist. "Ich setze auf den Charakter meiner Profis, auf die Leidenschaft unserer treuen Fans und auf die Kunst Helmut Grashoffs als Krisenmanager." Dieser Satz Gelsdorfs sitzt. Die darin keimende Hoffnung und ihre Verwirklichung sollen Deutschlands einst beliebtesten Klub vor dem Ruin retten. Der Trainer hat in Gesprächen mit den Spielern das Beispiel Nürnberg als richtungsweisend herangezogen: "Dem ,Club' stand in der vergangenen Saison mit 22 Millionen Mark Schulden das Wasser schon über den Hals hinaus - da haben Willi Entenmann und seine Männer mit vorbildlichem Einsatz und daraus resultierenden sportlichen Erfolgen das Schicksal gemeistert. So müssen wir das auch anpacken."
Es ist eine traurige Bilanz, die in den letzten Tagen, Wochen und Monaten die Idylle am Niederrhein zerstörte. Die Krise zog sich durch alle Etagen: Zuerst krachte es im Kompetenzgerangel zwischen Gelsdorf und Manager Rolf Rüssmann. Wegen Rüssmann war im Januar 1991 Finanzexperte Grashoff freiwillig vorzeitig in Pension gegangen. Dann wurde Rüssmann, der noch bis 1993 vertraglich gebunden war, überraschend beurlaubt. Ihm werden fehlerhafte oder gar unterschlagene Unterlagen von existentieller Bedeutung vorgeworfen - Rüssmann bestreitet das entschieden und droht durch Anwalt Reinhard Rauball mit dem Arbeitsgericht. Danach trat Helmut Beyer nach über 30jähriger Tätigkeit als Präsident zurück, "weil er das Elend nicht mehr ertragen konnte".
Die Stellvertreter Hans-Peter Moll und Dieter Frantzen, beide arg in die Schußlinie geraten, verharren als "Rest-Vorstand" bis zum 27. August in ihren Ämtern. Dann wird auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Tacheles geredet. Peinliche Fragen müssen gestellt werden. Woher kommen die sechs Millionen Mark Schulden? Woher rührt der kurzfristige Finanzbedarf von 2,7 Millionen Mark? Wie konnte der einst unter Grashoff als finanziell vorbildlich angesehene Verein derart in die roten Zahlen geraten? Wer spielte mit gezinkten Karten? Seit zwei Wochen listet "Nothelfer" Grashoff an seinem alten Arbeitsplatz die Antworten auf. Eine positive gab er schon vorab: "Konkurs müssen wir noch lange nicht anmelden."
Am 27. August wird abgerechnet. Bis dahin will Gelsdorf mit seinen Männern eine Atmosphäre schaffen, die fruchtbare Sachdiskussionen und ersprießliche Lösungen möglich macht: mit Punkten auf dem Bundesliga-Konto. Im Augenblick verspürt der Trainer "unwahrscheinlich viel Sympathie". Als Beweis dafür vermerkt er: "Der Dauerkartenverkauf läuft besser als im Vorjahr." Und weil er und seine Profis stolz sind auf die Tatkraft ihrer Fans, verspricht Gelsdorf: "Wir werden eine bessere Saison hinlegen als 1991/92." dpa
Haftprüfungstermin im Fall Honecker
BERLIN, 3. August (dpa). Die zuständige Strafkammer beim Berliner Landgericht hat nach Informationen von Anwalt Friedrich Wolff im Fall Honecker bereits einen Haftprüfungstermin anberaumt. Die Anwälte des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs werden noch in dieser Woche Anträge auf Aufhebung des Haftbefehls gegen den 79jährigen stellen, sagte Wolff am Montag der dpa. Er rechne allerdings nicht damit, daß das Gericht unter Vorsitz von Hansgeorg Bräutigam schon in diesem Termin über eine Freilassung oder weitere Inhaftierung seines Mandanten endgültig entscheidet. Wolff sagte, die Verteidiger wären mit einer "Verzögerung der Entscheidung" durchaus einverstanden. Honecker könne zunächst in der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Moabit, in der er sich seit Mittwoch abend befindet, eingehend ärztlich auf seine Vernehmungs-, Haft- und Verhandlungsfähigkeit untersucht werden. In Berliner Justizkreisen wird zudem als problematisch angesehen, daß Honecker bei einer möglichen schnellen Freilassung derzeit keine sichere Unterkunft habe.
Nach Wolffs Angaben läuft seit Oktober 1990 beim Berliner Verwaltungsgericht ein Antrag auf Freigabe des von der DDR-Volkskammer beschlagnahmten Privatvermögens Honeckers in Höhe von 170 000 DDR-Mark. Ein Sonderausschuß des DDR-Parlaments hatte kurz vor der Vereinigung einen Beschluß gefaßt, das Sparkonto des Ex-SED-Chefs zu sperren. Auf diesem Konto seien Einkünfte Honeckers aus seiner Tätigkeit als Generalsekretär und Staatsratsvorsitzender angelegt. Wolff bezeichnete das Vermögen Honeckers "gemessen an den Einkünften von Künstlern und Handwerkern der ehemaligen DDR" als relativ bescheiden. Vom Verwaltungsgericht habe er bislang keine Nachricht erhalten, wann eine Entscheidung über das Vermögen ergehen soll, so Wolff. Dies sei "eine Rechtsverweigerung". Ähnlich wie bei Honecker sei die DDR-Volkskammer auch bei anderen Spitzenfunktionären, wie zum Beispiel bei dem jüngst verstorbenen Politbüromitglied Hermann Axen, verfahren. Auch im Fall Axen liege noch keine Entscheidung vor.
Nach Auffassung von Wolff muß Honecker nach der Rückkehr aus Moskau seine Rente ausgezahlt werden. Bislang habe er aus Zeitgründen noch keine entsprechenden Anträge stellen können, sagte der Jurist. Es sei zu befürchten, daß Honecker nur einen geringen Betrag ausgezahlt bekommen würde, weil ihm seine Versorgung als Verfolgter des Nationalsozialismus gestrichen werde.
"Im Prinzip müßte Honecker darüber hinaus auch die Rente nachgezahlt bekommen, die wegen seines Aufenthalts in Moskau eingefroren war", sagte Wolff. Dann wäre Honecker einen Betrag von rund 20 000 Mark zu überweisen. Auch um die Klärung dieser Frage wollen sich die Anwälte in den nächsten Tagen bemühen.
DARMSTADT, 3. August (dpa). Der europäische Satellit "Eureca" bleibt vorerst im "Tiefflug" rund 100 Kilometer unterhalb seiner vorgesehenen Umlaufbahn. Ein ursprünglich für Montag morgen geplanter Versuch, ihn in den endgültigen Orbit zu bringen, sei um einen Tag verschoben worden, teilte das europäische Kontrollzentrum ESOC am Montag in Darmstadt mit. Eine Sprecherin sagte jedoch, man sei optimistisch, die Schwierigkeiten "in den Griff zu bekommen". Wegen eines Computerfehlers hatte bereits die Freigabe des Satelliten von der US-Raumfähre Atlantis um einen Tag verschoben werden müssen. (Siehe auch S. 22: "Aus aller Welt")
STUTTGART, 3. Au- gust (dpa). Den Markt für die sogenannten isotonischen Getränke hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg als "olympisches Werbe-Blah-Blah" abgetan. In einer Mitteilung vom Montag beurteilte die Verbraucherzentrale diese Getränkegruppe als "schlichtweg überflüssig". "Isotonisch" sei ein lebensmittelrechtlich nicht geschützter Begriff. Dies führe dazu, daß sich die auf dem Markt befindlichen isotonischen Getränke stark unterscheiden. Häufig seien Zucker sowie Aroma- und Süßstoffe enthalten, die nun wahrlich nichts mit einer optimalen Versorgung des Körpers zu tun hätten. "Der Verbraucher wird für dumm verkauft."
Die isotonischen Getränke sollen laut Werbung den Organismus bei körperlicher Anstrengung mit Mineralstoffen und Vitaminen versorgen. Mineralstoffe, die verlorengehen, können nach Angaben der Verbraucherzentrale hervorragend mit Gemüse oder Obst ausgeglichen werden. Optimal nach dem Sport sei also das Mischen von Mineralwasser mit Obst- und Gemüsesäften.
DÜREN, 3. August (dpa). Ein Polizist hat einen 52jährigen Ruhestörer in der Nacht zum Montag in Düren erschossen. Nach Angaben der Polizei handelte der Beamte in Notwehr, weil der Mann mit Messern auf ihn losgegangen sei. Hausbewohner hatten die Polizei alarmiert, weil sie sich noch nach Mitternacht von der lauten Musik aus der Wohnung des 52jährigen in ihrer Nachtruhe gestört fühlten. Als der Ruhestörer die insgesamt drei Polizisten sah, bewaffnete er sich - so die Polizei - mit zwei Messern und stürzte auf die Beamten los. Zwei von ihnen sei noch rechtzeitig die Flucht gelungen, ihr Kollege aber sei im Treppenhaus von dem Angreifer gestellt worden. Der Polizist habe den 52jährigen mit einem Schuß aus seiner Dienstwaffe tödlich getroffen.
REGGIO CALABRIA, 3. August (dpa). Der 54 Jahre alte Unternehmer Paolo Canale ist am Sonntag im süditalienischen Ort Bovalino in der Region Kalabrien offenbar entführt worden. Die Polizei wurde noch am Abend von der Familie informiert. Sie fand am Montag bei einem Großeinsatz den verlassenen Geländewagen des Verschwundenen auf offenem Feld nahe einem ausgetrockneten Flußbett. Canale, Präsident eines landwirtschaftlichen Genossenschaftsunternehmens und laut Polizei vermögend, hat Frau und zwei Kinder.
Ivan Lendl (USA) hat das mit 260 000 Dollar dotierte Einladungsturnier von Brookline gewonnen. Der 32 Jahre alte Tennisprofi bezwang im Finale seinen sechs Jahre jüngeren Landsmann Richey Reneberg glatt 6:3, 6:3.
TIRANA, 3. August (dpa). Die Inthronisation des Griechen Anastasios Yannoulatos zum Oberhaupt der orthodoxen Kirche Albaniens ist nach Protesten von Gläubigen wegen "Mißachtung der Kirchen-Statuten" annulliert worden. Dies berichtete die albanische Nachrichtenagentur ATA am Montag, einen Tag nach der Zeremonie in der Verkündigungskathedrale in Tirana.
Bei der Feierlichkeit war es in der Kirche zu lautstarken Protestkundgebungen gekommen: "Diese Kirche ist albanisch. Wir wollen keinen griechischen Bischof", riefen Hunderte von Gläubigen in Sprechchören. Bei der Annullierung wird Bezug auf den Artikel 16 eines Beschlusses der albanischen orthodoxen Kirche aus dem Jahr 1929 genommen, in dem es heißt, "Hierarchen des orthodoxen Kirche sollten von albanischem Blut sein, die albanische Sprache beherrschen und die albanische Staatsbürgerschaft besitzen".
Der Grieche Yannoulatos war mit der Begründung, in Albanien gebe es keinen geeigneten Anwärter für das Amt, zum neuen Kirchenoberhaupt vorgeschlagen worden.
HAMM, 3. August (dpa). Wenn eine in einem Krankenhaus entnommene Blutprobe verlorengeht und deshalb eine wichtige medizinische Behandlung unterbleibt, müssen sowohl die Klinik als auch der zuständige Arzt für die Folgeschäden haften. Dies ergibt sich aus einem am Montag veröffentlichten Urteil des Oberlandesgerichtes (OLG) Hamm (Az.: 3 U 112/90).
Die Richter sprachen einem Kind 40 000 Mark Schmerzensgeld und Schadenersatz in unbezifferter Höhe zu. Schuldig gesprochen wurden ein Arzt und ein Krankenhaus aus dem Raum Hagen, die nicht bemerkt hatten, daß die Blutprobe des neugeborenen Kindes auf dem Postweg verschwunden war. Aus diesem Grund konnte nicht schnell genug festgestellt werden, daß das Kind an einer Unterfunktion der Schilddrüse litt. Ohne die notwendige Behandlung blieb es auf Dauer geistig und körperlich behindert.
Das Gericht stellte fest, sowohl der Mediziner als auch das Krankenhaus habe für Blutproben eine "Pflicht zur Rücklaufkontrolle".Eissport-Verband will 750 Millionen
Der Deutsche Eissport-Verband (DEV) hat beim Bundesfinanzministerium beantragt, innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 750 Millionen Mark für den Bau von Eissportstätten zur Verfügung zu stellen.
TALLINN, 3. August (dpa). Von der estnischen Hauptstadt Tallinn aus soll es eine regelmäßige Buslinie über Berlin und Hamburg nach Kiel geben. Die erste Probefahrt sollte am Montag stattfinden. Frühestens vom 24. August an sollen die Reisebusse einmal wöchentlich auf dieser Strecke zu einem Preis bis zu 800 estnischen Kronen (rund 110 Mark) für die einfache Fahrt verkehren.
Die Fußball-Profis stöhnen unter den subtropischen Wetterbedingungen an ihrem Arbeitsplatz. Der Ruf nach Spielverlegungen wird immer lauter. "Es ist ein ziemlicher Schlauch, bei den Bedingungen zu spielen. Es wäre gut, wenn man die Spiele kurzfristig auf den Abend verschiebt", meinte Trainer Werner Fuchs von Eintracht Braunschweig nach der Zweitliga-Partie gegen Hannover 96.
Kollege Klaus Toppmöller von Waldhof Mannheim schlug nach der erfolgreich überstandenen Hitzeschlacht gegen den VfB Oldenburg in dieselbe Kerbe: "Der DFB müßte flexibler sein. Die Temperaturen wirken sich auch negativ auf die Zuschauerzahlen aus."
In manchen Stadien wurden am Wochenende Temperaturen bis zu 40 Grad gemessen. Zusätzlich belasten die hohen Ozonwerte den Körper. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zeigt man zwar Verständnis, gibt dem Vorschlag aber nur wenig Chancen. "Der Gedanke ist gut, aber schlecht durchführbar", sagte Pressesprecher Wolfgang Niersbach am Montag. Schließlich gebe es die Vertragssituation mit dem Fernsehen. "Und was sollen denn die Sportler in Barcelona sagen?"
SAT-1-Pressesprecher Michael Novak signalisiert grundsätzliche Bereitschaft des Fußball-Fernsehsenders, einer Verlegung in die Abendstunden zuzustimmen. "Allerdings braucht das eine gewisse Anlaufzeit", meinte Novak. "Zunächst müßte der DFB auf uns zukommen. Wenn er überzeugende Argumente hat, werden wir uns nicht mit Händen und Füßen wehren."
Für die Profis ist es in jedem Fall nicht gesundheitsfördernd, bei diesen Witterungsverhältnissen ihren Beruf auszuüben. Viele Stadien sind Hitzekessel, da kaum ein Luftaustausch stattfindet. "Der Schweiß der Kicker kann nicht verdunsten. Die Folge ist ein Hitzestau", warnt Jürg-Peter Moldenhauer vom Klimadienst im Wetteramt Hannover.
Die hohen Ozonwerte - der offizielle Grenzwert von 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter wurde in diesem Sommer bereits mehrmals überschritten - belasten Herz, Kreislauf und vor allem die Lunge. Sportler nehmen bei außergewöhnlichen körperlichen Leistungen unverhältnismäßig viel Ozon auf. Ozon greift die Lungenbläschen an, schlimmstenfalls kommt es zu einer chronischen Bronchitis. dpa
HANNOVER, 3. August (dpa). Niedersachsen hilft den Kurden im Irak in diesem Jahr mit 2,5 Millionen Mark. Bundesratsminister Jürgen Trittin (Grüne) teilte am Montag in Hannover mit, das Land stelle zwei Millionen Mark für Ausbau und Versorgung von Krankenhäusern, Ambulanzen und einer mobilen Orthopädie-Werkstatt zur Verfügung.
Mit 500 000 Mark wird Niedersachsen den Aufbau einer Stadt im Süden Kurdistans fördern. Der irakische Diktator Saddam Hussein habe die Stadt mit Giftgasangriffen völlig zerstört, sagte Trittin. Die Arbeit in Irak übernehmen vier Mitarbeiter des Vereins "Hilfe für Kinder in Not - Niedersächsischer Verein für medizinische Entwicklungshilfe".
KÖLN, 3. August (dpa/AFP). Auch die Zahnärzte wollen ihre Patienten gegen den Reformplan des Gesundheitsministers auf die Barrikaden treiben. Unter dem Motto "Gesunde Zähne, schöne Zähne - Wer will das nicht?" beginne noch in dieser Woche eine bundesweite "Informationskampagne" in den Praxen, teilte die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung am Montag in Köln mit. Eine Million Broschüren und 50 000 Plakate würden an die rund 46 000 Kassenzahnärzte verteilt. Am Wochenende hatten bereits die Kassenärzte eine "Offensive in den Sprech- und Wartezimmern" angekündigt. Seehofer mache eine gute Zahnbehandlung unmöglich, so die Zahnärzte.
Als "irreführende Demagogie" bezeichente der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner (VdK) die Proteste der Ärzte. Damit versuchten sie die Belastungen der Patienten und der Leistungsanbieter als gleich schwerwiegend darzustellen. In Wirklichkeit aber sollten Kranke und Versicherte ab Januar 1993 Zuzahlungen von 3,2 Milliarden Mark hinblättern, nachdem ihnen bei der Gesundheitsreform 1989 bereits rund sieben Milliarden Mark aus der Tasche gezogen worden seien. Dagegen würden Ärzten, Zahnärzten, Krankenhäusern und der Pharmaindustrie "lediglich Einbußen am Zuwachs ihrer Einkommen zugemutet".
Der russische Schach-Großmeister Oleg Romanishin hat das Mephisto-Großmeisterturnier im württembergischen Altensteig gewonnen. Durch acht Punkte aus zwölf Partien verwies er die deutschen Großmeister Stefan Kindermann und Philipp Schlosser aus München (jeweils 6,5 Punkte) auf den zweiten Platz.
NAIROBI, 4. August (dpa). Kenia läuft nach einer vertraulichen Studie britischer Behörden Gefahr, noch in diesem Jahr im Chaos zu versinken. Zunehmende Korruption, Mißwirtschaft und der Niedergang des politischen Systems seien immer mehr zu einer Gefahr geworden. Für die Stammeskonflikte, bei denen 1992 mindestens 400 Menschen umkamen, seien sowohl die Oppositionspartei FORD als auch Staatspräsident Daniel arap Moi verantwortlich. Mois Regierung habe den britischen Belangen aber "insgesamt gut gedient".
Die Studie wurde Anfang des Jahres von der britischen Botschaft in Nairobi verfaßt und in der kenianischen Wochenzeitung "Finance" abgedruckt. Der Studie zufolge würden in dem Fall, daß Kenia im Chaos versinkt, bis zu 40 000 Menschen nach Großbritannien flüchten und sich dort niederlassen wollen. Außerdem würden der früheren Kolonialmacht wirtschaftliche Verluste in Höhe von vielen Millionen Pfund entstehen.
Nur fünf segelten ins Ziel
Lediglich fünf von 45 gestarteten Maschinen erreichten beim ersten Wertungsflug der deutschen Segelflug-Meisterschaften in der Clubklasse den Start- und Zielflugplatz in Hammelburg. Axel Reich (Freudenstadt) erzielte mit einem Schnitt von 63,5 km/h die beste Tageswertung.Firmen-TelegrammPersonal soll TWA unter Flügel greifen Die Gläubiger und Beschäftigten der Trans World Airlines (TWA) sollen die unter einem Vergleichsverfahren operierende US-Fluglinie übernehmen. Nach einem Rettungsplan würden erstere auf eine Milliarde ihrer Forderungen von 1,5 Milliarden Dollar verzichten und dafür 55 Prozent der Anteile erhalten. Die 28 000 Beschäftigten würden gegen Lohn- und Gehaltskürzungen um 15 Prozent mit 45 Prozent an TWA beteiligt. Nach weiteren Angaben des Wall Street Journal muß ein Konkursgericht den Plan billigen. Kohle- statt Atomkraftwerk bei Stendal Auf dem Gelände der früheren Atomkraftwerksbaustelle bei Stendal entsteht wie geplant ein Steinkohlekraftwerk. Die Altmark-Industrie Gesellschaft schloß jetzt einen Vertrag mit der Treuhandanstalt und der Veag Geschäftsbesorgungs-AG über den Verkauf einer Teilfläche. Dort sollen zwei Blöcke zu je 750 Megawatt gebaut werden. Die Investitionen nennt die AIG mit 3,3 Milliarden Mark.
Hertie gibt bei Welt-Records den Ton an Der Kaufhauskonzern Hertie hat sich mit 51 Prozent an der Gesellschaft Welt- Records beteiligt. Die Frankfurter runden mit dem Erwerb der Mehrheit des auf den Import und Großhandel von Tonträgern spezialisierten Unternehmens ihr eigenes Geschäft mit dem Klang auf der Beschaffungsseite ab. Der Gründer der Willicher Firma, Jean François Cocco, hält künftig 49 Prozent und leitet das Unternehmen weiter. Eigene Wege im Immobilien-Leasing Deutsche Bank und Commerzbank beenden Anfang Oktober ihre gemeinsamen Immobilien-Leasing-Aktivitäten. Beide gehen im Neugeschäft eigene Wege. Der bisher akquirierte Bestand von zwölf Milliarden Mark Leasing-Volumen bleibt davon unberührt und wird auch künftig in der gemeinsamen Gesellschaft DIL verwaltet, die aber in ILV umbenannt wird. Den Namen DIL bekommt eine Tochter der Deutschen Bank.
KIEL, 3. August (dpa). Die Ursache für den Absturz eines Teils der alten Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal in Kiel-Holtenau vom Sonntag abend gibt den Experten Rätsel auf. Nach Angaben des Wasser- und Schiffahrtsamtes war die Ursache des Unglücks am Montag noch völlig unklar. Der Schaden wird auf eine Höhe zwischen zehn und 40 Millionen Mark geschätzt. Gutachter untersuchen jetzt vor Ort, welche Ursachen in Frage kommen.
Bei den Abbrucharbeiten war - wie in einem Teil der Auflage bereits berichtet - ein rund 500 Tonnen schweres Brükkenteil abgestürzt, das den Hauptkran und zwei kleinere Lastkräne mit sich riß und dabei zerstörte. Die drei Mobilkräne sollten auf der Nordseite des Kanals die - aus den Verankerungen gelöste - Stahlkonstruktion zehn Meter nach rechts schwenken und absetzen. Dabei war das schwebende Teil plötzlich nach vorne gekippt und 25 Meter tief abgestürzt. Verletzt wurde niemand. Der Hauptkranführer konnte sich durch einen Sprung in den Kanal retten.
Mit wiederverwertbaren Kunststoffbechern will Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern das Müllaufkommen auf dem Betzenberg um die Hälfte reduzieren. Zehn Pfennig mehr pro Getränk müssen die Zuschauer vom 14. August an bezahlen, um das Recycling zu finanzieren. Das Geld bekommt eine Arbeitsloseninitiative, die die Becher nach den Spielen einsammelt.
KÖLN, 3. August (dpa). Als erster Auslandsrundfunksender der Welt hat die Deutsche Welle (DW) in Rußland ehemalige Störsender angemietet, die dem Kölner Sender früher das Leben schwer gemacht haben. Wie DW-Intendant Dieter Weirich am Montag in Köln mitteilte, verbessert die Deutsche Welle mit diesen ehemaligen Störsendern ihre für Asien bestimmten Sendungen.
Bei einem Empfang zum 30jährigen Bestehen des Russischen Dienstes der DW sagte Weirich, das russische Programm aus Köln sei auch nach den politischen Veränderungen "von ungebrochener Attraktivität". In den Zeiten des kommunistischen Totalitarismus sei der Russische Dienst eine "Stimme der Freiheit" gewesen. Heute versuche er, den Prozeß der Demokratisierung mit journalistischer Lebenshilfe zu begleiten.
Skandalspiel in Florenz: Michael Sternkopf schwer verletzt und "Rot" für Jan Wouters - der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München mußte seinen einwöchigen Abstecher nach Italien teuer bezahlen. Alle Pläne für den Bundesligastart bei Bayer Uerdingen waren nach dem 1:4 im Freundschaftsspiel beim AC Florenz über den Haufen geworfen. Bayern-Coach Erich Ribbeck kritisierte die harte Gangart der Italiener: "Die haben getreten wie die Wilden."
Als die Bayern am Montag nach achtstündiger Nachtfahrt in München aus dem Bus stiegen und sich mit Frühsport die Reisestrapazen aus den Beinen trieben, zog Ribbeck ernüchtert Bilanz. Sternkopf, der in der 15. Spielminute von einem Gegenspieler brutal attackiert worden war, hatte sich einen doppelten Bänderriß im rechten Sprunggelenk zugezogen. Der Mittelfeldspieler wurde noch am Montag operiert und fällt mindestens zwei Monate aus. Mit weniger schweren Verletzungen waren Olaf Thon (Prellung), Christian Ziege (Bänderdehnung) und Thomas Berthold, der sich vor dem Spiel eine Fersenprellung zugezogen hatte, zurückgekehrt.
Dazu kam "Rot-Sünder" Wouters. Der niederländische Nationalspieler war so aufgebracht über die Leistung von Schiedsrichter Nicci, daß er dem überforderten Unparteiischen den Ball an den Kopf warf (43.). Wouters mußte vorzeitig den Weg in die Kabine antreten. Zu allem Übel droht ihm jetzt eine Sperre. "Rot" sahen auch Bayerns Assistenztrainer Klaus Augenthaler, der wegen Reklamierens auf die Tribüne mußte, und der Italiener Carobbi wegen Meckerns.
Jubel dagegen in Italien. Die Montagszeitungen feierten die ehemaligen Münchner Stefan Effenberg und Brian Laudrup als das "neue Traumpaar von Fiorentina". "25 000 Fans sahen eine harte und polemische Auseinandersetzung", schrieb Gazetta dello Sport, "Effenberg und Laudrup haben Rache geübt."
Insbesondere das Prestigeduell der Bayern mit ihren ehemaligen Mannschaftskameraden hatte die giftige Atmosphäre heraufbeschworen. Die großen Sieger waren die beiden Ex-Münchner mit einer herausragenden Leistung. Der zweifache Torschütze Effenberg kostete den Triumph aus: Nach seinem Treffer zum 3:0 streckte er der Bayern-Bank die geballte Faust entgegen. Der von Ribbeck aussortierte Laudrup revanchierte sich mit dem Tor zum 2:0. Corriere della Sera schrieb: "Effenberg und Laudrup straften Bayern." Die "Gazetta" jubelte: "Effenberg der Leader und das neue Idol der Tifosi. Florenz besitzt zwei neue Schätze."
Beim FC Bayern hat mit Sternkopf die unheimliche Verletzungsserie einen neuen Höhepunkt erfahren. Roland Grahammer, Roland Wohlfahrt (beide Knie), der Brasilianer Mazinho (Sprunggelenk) und Manfred Schwabl (Innenband-Abriß im Sprunggelenk) hatten zuvor schon unters Messer gemußt. Im Trainingslager in Kaltern/Südtirol hatte sich Oliver Kreuzer am Knöchel verletzt - sein Einsatz zum Saisonstart ist fraglich. Am Samstag präsentieren sich die Bayern erstmals dem eigenen Publikum, wenn Augenthaler im Spiel gegen Juventus Turin Abschied feiert. dpa
MOSKAU/TOKIO, 3. August (dpa). Rußland strebt offenbar einen Kompromiß im Streit mit Japan um die Rückgabe der Kurilen-Inseln an: Die russische Führung erwägt trotz scharfer innenpolitischer Kritik eine Rückgabe von zwei der vier Inseln, berichtete die russische Nachrichtensendung "Westi" unter Berufung auf Vize-Regierungschef Michail Poltoranin. Japans Ministerpräsident Kiichi Miyazawa hatte vor kurzem gesagt, Tokio sei bei der Konfliktlösung flexibel. Erkenne Moskau grundsätzlich an, daß die Inseln zu Japan gehören, könne man über "Dauer und spezifische Wege sowie Mittel einer Rückgabe und der Behandlung der Bewohner" reden.
Moskau hatte die von Tokio als nördliche Territorien Japans bezeichneten Inseln 1945 besetzt. Japan macht von ihrer Rückgabe den Abschluß eines Friedensvertrages und eine großzügige Finanzhilfe an Rußland abhängig. Poltoranin traf am Montag in Tokio zu einem sechstägigen Besuch ein, um in Gesprächen mit Miyazawa und Außenminister Michio Watanabe einen Staatsbesuch von Präsident Boris Jelzin Mitte September vorzubereiten.55 000 Zuschauer in Tokio Eintracht schlägt japanischen Meister
Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt hat am Montag in Tokio den japanischen Meister Yomiuri SC Tokio mit 3:1 (2:1) bezwungen. Vor 55 000 Zuschauern erzielten Kruse (27.), Yeboah (30.) und Reis (81.) die Tore für die Hessen. Der von dem Brasilianer Pepe (Jose Macia) trainierte japanische Titelverteidiger war in der 26. Minute durch Kitasawa mit 1:0 in Führung gegangen. Im ausverkauften Tokyo Dome konnten die Gastgeber den überlegenen Bundesligisten nur phasenweise Paroli bieten.
Die Eintracht, deren Auftreten in Tokio auf großes Medien-Interesse getroffen war, kassierte für dieses Spiel 125 000 Mark Gage. Yomiuri ist das führende Vereinsteam in Japan und will sich mit einer Reihe von internationalen Freundschaftsspielen auf die nächstes Jahr beginnende Profiliga vorbereiten. FR
MOSKAU, 3. August (AP). Rußland und die Ukraine wollen sich in den nächsten drei Jahren das Kommando über die Schwarzmeerflotte teilen. Dies beschlossen die Präsidenten beider Länder, Boris Jelzin und Leonid Krawtschuk, am Montag bei Gesprächen in Muchalatka am Schwarzen Meer. Das gegenwärtige Oberkommando der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) werde durch Offiziere ersetzt, die von beiden Präsidenten gemeinsam ernannt würden, teilten Krawtschuk und Jelzin mit.
In einer von beiden Präsidenten unterzeichneten Vereinbarung wurde festgelegt, daß der Streit zwischen der Ukraine und Rußland um die Flotte mit 300 Schiffen bis Ende 1995 endgültig beigelegt werden soll. "Dies wird zur Beruhigung der Menschen in der Ukraine und Rußland beitragen", sagte Krawtschuk. Auch Jelzin äußerte sich zuversichtlich, daß die Probleme in dieser Zeit in gegenseitigem Einverständnis gelöst werden könnten.
Das Treffen zwischen Jelzin und Krawtschuk war nötig geworden, nachdem es einer gemeinsamen Kommission und den Verteidigungsministern beider Länder bislang nicht gelungen war, die strittigen Fragen um die von beiden Staaten beanspruchte Schwarzmeerflotte zu regeln. Der ukrainische Präsident hatte vor Beginn der Gespräche deutlich gemacht, daß sein Land nicht bereit sei, den Heimathafen der Flotte auf der Krim zwischen beiden Ländern aufzuteilen. Krawtschuk ließ allerdings die Möglichkeit offen, daß Rußland einige Gebäude des Hauptquartiers in Sewastopol für die Zeit mieten könne, in der es seine eigenen Schwarzmeerhäfen erneuere.
Unter Hinweis auf die Meuterei der Besatzung einer Fregatte mit ukrainischer Besatzung im Juli warnte Krawtschuk: "Es besteht die Gefahr, daß die Flotte wie eine selbständige Streitmacht agiert, die weder von der Ukraine noch von Rußland kontrolliert wird."
MOTORSPORT
FORMEL 3-MASTERS, Rennen über 35 Runden ( 88 km) in Zandvoort: 1. Lamy (Portugal) Reynard-Opel 36:14,889 Minuten, 2. Castro Santos (Portugal), Ralt-VW 0,059 Sekunden zurück, 3. De Ferran (Brasilien) Reynard-Mugen 9,884. 4. Krumm (Reutlingen) Ralt-Opel, 5. Maassen (Aachen) Ralt-VW, 6. Negri (Brasilien) Reynard-Mugen.Wenig Interesse an Dynamo Dresden
Der Verkauf der Dauerkarten für die neue Bundesligasaison ist beim 1. FC Dynamo Dresden schleppend angelaufen. Bis zum Montag mittag hatten erst 1500 Fans ihre Jahressitzplatzkarten umgetauscht.Militärmeuterei in Benin
NAIROBI, 3. August (dpa). Bei einer Militärmeuterei im westafrikanischen Benin haben Anhänger des früheren Diktators Mathieu Kerekou eine Garnison im Norden des Landes eingenommen. Die Aufständischen verlangten die Freilassung von mehreren Soldaten und Offizieren, die nach einer Militärerhebung vor zwei Monaten festgenommen worden waren, meldete der französische Auslandssender RFI am Montag aus Cotonou.
Bei Einnahme der Garnison Natitingou (450 Kilometer nördlich der Hauptstadt) lieferten sich die Meuterer heftige Gefechte mit regierungstreuen Truppen. Dabei gab es zwei Tote und vier Verletzte. Der Anführer der Meuterer, ein Hauptmann, erklärte sich zum neuen Chef des Militärlagers. Er hatte früher zur Präsidentengarde von Kerekou gehört. Die Regierung unter Präsident Nicephore Soglo rief die Rebellen vergeblich auf, die Waffen niederzulegen. Ein Regierungssprecher sagte, es werde alles getan, um den Aufstand möglichst rasch zu beenden.
HAMBURG, 3. August (dpa). Politiker aus CDU und CSU haben die Lieferung deutscher Waffen an Bosnien-Herzegowina und Kroatien gefordert. "Bosnier und Kroaten brauchen von uns jetzt dringend Waffenhilfe zur Selbstverteidigung gegen die Mörderbande der Serben. Das sollte die Bundesregierung ernsthaft prüfen", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang von Geldern am Montag der Bild-Zeitung. Rasche deutsche Waffenlieferungen könnten ein Signal für die NATO-Partner sein, ebenfalls so zu handeln. Die Bundeswehr dürfe aber nicht in den Bürgerkrieg eingreifen.
Sein Fraktionskollege Heinrich Lummer (CDU) schlug im selben Blatt vor, sofort gepanzerte Sanitätsfahrzeuge und Defensivwaffen aus NVA-Beständen wie Panzer- und Luftabwehrwaffen zu liefern. Der CSU-Abgeordnete Klaus Rose meinte: "Hier sollte man wirklich über Waffenlieferungen nachdenken. Denn man darf sich nicht der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen."
Nach Ansicht von Bayerns Sozialminister Gebhard Glück (CSU) sollten der Türkei Hilfsmaßnahmen einschließlich Waffenlieferungen für Bosnien gestattet werden. "Wie lange können wir noch zuschauen, wenn ein hochbewaffneter Aggressor den Minderheiten den Garaus macht?", fragte Glück am Montag in München. Die Türkei hatte sich bereiterklärt, bei einem Scheitern diplomatischer Bemühungen zur Beendigung des Krieges das Selbstverteidigungsrecht von Bosnien zu unterstützen. Glück regte an, in Europa eine "Nationalgarde" ohne Wehrpflichtige aufzubauen, die ein Krisenmanagement übernehmen könnte.
Der SPD-Abgeordnete Karsten Voigt sagte der Münchner Abendzeitung, das UN-Embargo gegen das frühere Jugoslawien sei auf Drängen der Bundesregierung beschlossen worden. "Solange es gilt, ist jede Waffenlieferung auch an Bosnier und Kroaten völkerrechtswidrig."
Die Bundesrepublik habe zu keinem Zeitpunkt "Leopard"-Panzer oder MIG-Flugzeuge aus Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR an Kroatien geliefert, sagte Regierungssprecher Norbert Schäfer in Bonn. Er wies Meldungen der International Herald Tribune zurück, wonach auf kroatischer Seite "Leopards" und MiGs gesichtet worden seien. Schon in der Vergangenheit seien solche falschen Behauptungen aus der serbischen Hauptstadt Belgrad "lanciert" worden, sagte Schäfer. Das Wirtschaftsministerium ergänzte, es gebe auch keine Hinweise auf illegale Waffenlieferungen von dritter Seite.
WARSCHAU, 3. August (dpa). Der Streik im Kupferabbaugebiet von Lüben (Lubin) wurde am Montag trotz der Einschaltung von Staatspräsident Lech Walesa weitergeführt. In etwa 20 Autobussen kamen Arbeiter zu einer Demonstration nach Lüben. Sie riefen: "Wir wollen Brot" oder "Lech, wir sind keine Kommunisten, sondern arme Leute". Seit einigen Tagen befinden sich in dem Kupferkombinat 15 Arbeiter im Hungerstreik, um der Forderung nach höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen. Walesa hatte an die Streikenden appelliert, ihren Ausstand zu beenden.
Am Montag wurde auch im Rüstungsbetrieb Mielec und der Kleinwagenfabrik Tychy weitergestreikt. Die Arbeiter von Tychy fordern einen Lohn von zehn Prozent des Verkaufspreises des FIAT-Cinquecento, der dort hergestellt wird. Das wäre fast das Dreifache der jetzigen Durchschnittslohns von 2,5 Millionen Zloty (280 Mark) im Werk.
Treibende Kraft bei den Streiks sind die radikale Gewerkschaft "Solidarität 80" und die nachkommunistischen Gewerkschaften.Lamy gewinnt Formel-3-Masters
Pedro Lamy gewann in einem Reynard-Opel im niederländischen Zandvoort das Formel-3-Masters. Der Portugiese, der in der deutschen Formel-3-Meisterschaft führt und im WTS-Team von Michael Schumachers Manager Willi Weber fährt, siegte nach 35 Runden über 88 km in 36:14,889 Minuten. Michael Krumm (Reutlingen) belegte in einem Ralt-Opel Platz vier.
MÜNCHEN, 3. August (dpa). Als "Zwetschgenmanderl" (. . .männlein) und "Hampelmänner" hat ein 25jähriger Münchner zwei Beamte bei einem Polizeieinsatz angeredet. Einen der Männer biß er außerdem in den Daumen. Am Montag wurde der 25jährige vom Münchner Amtsgericht wegen Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 3000 Mark verurteilt. Sein damals 21 Jahre alter Begleiter muß 1800 Mark Strafe zahlen: Er hatte einen Polizisten geduzt, was der Einzelrichter als "Beleidigung" wertete.
Der Bühnenarbeiter und der Lagerist hatten der Beweisaufnahme zufolge am 3. Januar 1992 nachts angetrunken an einer Tankstelle mit einer Gruppe anderer junger Burschen gelärmt und dadurch eine Funkstreife auf den Plan gerufen, die sie vergeblich zum Verschwinden aufforderte. Als der Ältere von den Beamten zur Personalienfeststellung in den Dienstwagen gebracht worden war, hatte sein Freund sich auf die Kühlerhaube des Fahrzeugs gesetzt, eine Zigarette angesteckt und auf den Vorhalt eines Polizisten erwidert: "Du brauchst mir gar nix sagen, ich rauch, wo ich will."
MOSKAU, 4. August (dpa/D). In der Sowjetunion sind etwa zehn Millionen Menschen unterdrückt und verfolgt worden. Das ergaben am Montag in Moskau veröffentlichte Untersuchungen der staatlichen Archivverwaltung. Den bisherigen Nachforschungen zufolge wurden in der UdSSR zwischen 1917 und 1990 wegen sogenannter Staatsverbrechen 827 995 Menschen zum Erschießen verurteilt, teilte der Chef der Archivverwaltung, Anatoli Krajuschkin, mit.
Nach Angaben Krajuschkins wurden 3 853 900 Menschen eines Verbrechens gegen den Staat oder ähnlicher Vergehen beschuldigt. Von 1954 bis 1962 seien mehr als 737 000 Sowjetbürger rehabilitiert worden. Bis zum Beginn der Perestroika sei diese Wiedergutmachung dann jedoch eingestellt worden. Von 1987 bis 1990 seien noch einmal 1 043 750 Menschen rehabilitiert worden. Allein auf dem Gebiet Rußlands seien gegenwärtig mehr als 100 Massengräber bekannt, wo Hingerichtete begraben seien, sagte Krajuschkin.
LOS ANGELES, 4. August (dpa). Die kalifornische Metropole Los Angeles hat sich bei den beiden schweren Erdbeben im Wüstengebiet rund 80 Kilometer östlich der Stadt Ende Juni um 1,3 Zentimeter in nordwestlicher Richtung verschoben. Das ergaben Untersuchungen des Technologischen Instituts in Pasadena und der Lawrence-Livermore-Laboratorien anhand von Satellitenaufzeichnungen und unterirdischen Messungen.
In der Nähe der Erdbeben-Epizentren Landers und Big Bear waren die Verschiebungen noch größer. So bewegte sich die Stadt San Bernadine rund 2,5 Zentimeter in Richtung Nordwesten, Palm Springs rutschte fast zehn Zentimeter in nordöstliche Richtung. Die Berechnungen gelten als äußerst genau, weil sie mit hochempfindlichen Geräten durchgeführt wurden, unter anderem mit einer Satelliten-Meßstation des US-Verteidigungsministeriums und einem digitalen Terreskope.
Bei der Cowes-Segelwoche vor der Südküste Englands sind am Montag zwei Menschen ums Leben gekommen, drei weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Eine 30jährige Seglerin wurde von einem Balken tödlich am Kopf getroffen, ein Mann wurde beim Wechseln des Segels von Bord gespült und konnte nur tot geborgen werden. Nach Angaben der Küstenwache herrschte zum Zeitpunkt der Unglücke Windstärke Acht. An den Rennen hatten am Montag mehr als 700 Boote teilgenommen.
WASHINGTON, 4. August (dpa). Die "Gehirnbank" der Universität Miami leidet unter Mangelerscheinungen. Deswegen haben dort tätige Forscher jetzt rüstige Amerikaner im Pensionsalter aufgefordert, ihr wichtigstes Körperteil nach ihrem Tod der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Gesucht werden Senioren, die älter als 70 Jahre sind und keine Anzeichen geistigen Verfalls aufweisen. Ihre Gehirne sollen mit denen von Altersgenossen, die unter der Alzheimerschen Krankheit gelitten haben, verglichen werden. Von den Ergebnissen erhofft man sich neue Aufschlüsse über den Alterungsprozeß. Deborah Marsh, die die "Gehirnbank" der Universität leitet, sieht in dem Projekt eine medizinische "Detektivgeschichte", weil das Altern des Gehirns nach wie vor ein ungelöstes Rätsel ist.
NEW YORK, 4. August (dpa). Die Mannschaft eines kolumbianischen Fischereischiffs hat nach Angaben der US- Marine 2,2 Tonnen Kokain mit einem Straßenverkaufswert von rund 3,5 Milliarden Mark über Bord geworfen, als sich ein US-Kriegsschiff näherte. Nach Angaben der zuständigen US-Behörden vom Montag wurden neun Besatzungsmitglieder der "Don Jacinto", die angeblich zu den Galapagosinseln unterwegs war, festgenommen.
Der Kapitän des Fischereifahrzeugs hatte auf offener See mit einem Maschinenschaden 16 Tage lang gewartet, bevor er über Funk um Hilfe bat. Der Hilferuf wurde unerwartet von einem US-Kriegsschiff aufgenommen, und als es herankam, sahen die US-Seeleute an Bord des Havaristen hektisches Treiben: Massenweise wurden große Pakete über Bord geworfen, nach Angaben der Amerikaner 100 Stück mit einem Gewicht von je 22,5 Kilogramm. Sechs davon konnten noch aus dem Wasser gefischt werden, bevor sie versanken. An Bord der "Don Jacinto" wurde kein Kokain mehr gefunden.
BONN, 3. August (dpa). Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat im Entwurf des Gesundheitsreformgesetzes die umstrittene und insbesondere von Ärzten heftig angefochtene Malus-Regelung bei der Verschreibung von Arzneimitteln gestrichen. An die Stelle dieser Bestimmung, nach der jedem einzelnen Arzt beim Überschreiten eines bestimmten Stellenwerts von Verordnungen Honorar gekürzt werden sollte, soll aber ein Verfahren treten, das denselben Einspareffekt hat, erklärte Seehofer am Montag abend vor Journalisten in Bonn.
Es bleibe dabei, daß jährlich 540 Millionen Mark Arzneimittelkosten der Krankenversicherung eingespart werden müßten. Dies soll dadurch erreicht werden, daß 1993 ein Budget gesetzlich festgelegt wird, das mit 24,4 Milliarden Mark ebenso hoch sein werde wie 1991. Wird es überschritten, muß der darüberliegende Betrag von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) auf Landesebene ausgeglichen werden. Damit werde weder die Therapiefreiheit der Ärzte noch die Versorgung der Patienten gefährdet, betonte der Minister.
TIRANA, 3. August (AFP). Bei der zweiten Runde der albanischen Kommunalwahlen wurden am Sonntag mehrfach Zusammenstöße zwischen Anhängern der ehemals kommunistischen Sozialistischen Partei und der regierenden Demokratischen Partei gemeldet. Nach Angaben unabhängiger Wahlbeobachter lieferten sich Anhänger der gegnerischen Parteien vor allem in Fieri, 80 Kilometer südlich der albanischen Hauptstadt Tirana, sowie in Lezha, 30 Kilometer nördlich Tiranas, Schlägereien vor den Wahlbüros. Die Polizei sei zunächst nicht eingeschritten.
Auch bei der zweiten Runde lag die Wahlbeteiligung bei etwa 70 Prozent der Stimmberechtigten. Die Ergebnisse des ersten Durchgangs vor einer Woche wurden nicht veröffentlicht.
USA im Kalten Krieg Atomschlag durchgeplant
WASHINGTON, 3. August (AFP). Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in den 50er Jahren war für die US-Regierung die Gefahr eines Atomkriegs mit der Sowjetunion so realistisch, daß sie sich umfassend auf alle Eventualitäten vorbereitet hatte. Wie das US-Magazin "Time" am Montag berichtet, wurden nach einem Geheimplan mit dem Namen "Jüngstes Gericht" in mehreren Bundesstaaten Regierungsbunker angelegt und größere Summen Geldes begraben, um auch im Falle eines radioaktiven Fallouts die Regierungsgeschäfte weiterführen zu können.
Der bestgehütetste Teil des Plans befaßte sich mit der Evakuierung des Präsidenten in einen der Regierungsbunker sowie mit der Rettung der amerikanischen Wirtschaft. Der damalige Präsident Dwight Eisenhower, auf dessen Initiative der Plan ausgearbeitet worden war, verfügte auch die Evakuierung der gesamten Regierung. Einmal jährlich mußte der Auszug aus den Ministeriumsgebäuden in ein 58 000 Quadratmeter großes "unterirdisches Pentagon" geübt werden. "Mit Hilfe strikter Regeln müssen wir in der Lage sein, das Land wie ein riesiges Militärlager zu führen", schrieb er 1955.
Während für die Administration weitere Bunker in Pennsylvania und Virginia vorgesehen waren, sollte der gesamte Kongreß nach Virginia ausgelagert werden. Nur wenige Abgeordnete wußten jedoch damals von diesen Plänen. Für die Zentralbank war ein 13 000 Quadratmeter großer Schutzbunker in Culpeper (Virginia) vorgesehen, der noch bis in die 80er Jahre mit Dollarnoten zur Ankurbelung der Wirtschaft nach einem Atomkrieg gefüllt war. Selbst für die Rettung der wichtigsten US-Kulturgüter, wie zum Beispiel die Unabhängigkeitserklärung, war gesorgt. Nach Angaben von "Time" ist ein Großteil der Maßnahmen im Falle eines Atomkriegs auch heute noch aktuell.
BERLIN, 3. August (AFP). Angesichts des dramatischen Anstiegs von HIV-Infizierten in der Dritten Welt hat Bundesentwicklungsminister Carl-Dieter Spranger (CSU) ein "Umdenken in der Politik" gefordert. Vor allem müßten verstärkt die "Fluchtursachen in den Herkunftsländern" bekämpft werden, um zu verhindern, daß später "mit Milliardenbeträgen im eigenen Land an den Symptomen herumkuriert werden muß", sagte der CSU-Politiker der Berliner "B.Z.". Spranger verwahrte sich gegen den Vorwurf, es werde nicht genug gegen die Ausbreitung von Aids getan. Allein für die "Lieferung von Kondomen" seien bisher über 100 Millionen Mark ausgegeben worden.
LEIPZIG, 3. August (AFP). Bundesfrauenministerin Angela Merkel fordert einen höheren Anteil für Frauen an neugeschaffenen Arbeitsplätzen. Die Arbeitsämter müßten nun das neue Arbeitsförderungsgesetz umsetzen, nach dem Frauen entsprechend ihres Anteils an der Arbeitslosigkeit in Ost und West an den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen beteiligt werden, sagte sie der "Leipziger Volkszeitung" am Montag. Als gesellschaftliches "Endziel" verlangte die ostdeutsche CDU-Politikerin ferner, daß Frauen "entsprechend ihrer Biographie, gleich ob verheiratet oder nicht, eine eigenständige Rente haben", in der auch die Kindererziehung berücksichtigt werde.
WELLINGTON, 3. August (AFP). Das französische Militär versucht nach Angaben des neuseeländischen Außenministers Don McKinnon, die für 1992 gestoppten Atomwaffentests noch vor einer politischen Entscheidung über ihre weitere Zukunft wieder aufzunehmen. McKinnon bekräftigte am Montag im neuseeländischen Rundfunk, er hoffe auf einen Sieg der Politik über militärische Erwägungen. Oppositionsführer Mike Moore bezeichnete eine Wiederaufnahme der Tests als eine "Tragödie". Seit Auflösung der alten Sowjetunion gebe es keinerlei militärische Gründe mehr für derartige Tests. Greenpeace-Aktivistin Stephanie Mills sagte, die Entscheidung über ein Ende des Moratoriums sei eindeutig politisch. Sie glaube jedoch, daß vor den französischen Parlamentswahlen im März nichts entschieden werde.
ALGIER, 3. August (AFP). Algerischen Sicherheitskräften ist ein schwerer Schlag gegen eine radikale Fundamentalistenbewegung gelungen. Wie die Nachrichtenagentur APS unter Berufung auf vertrauenswürdige Quellen berichtete, zerschlug die Polizei über das Wochenende in der südalgerischen Region von El Oued zwei Gruppen der "Bewaffneten Islamischen Bewegung". In Verstecken seien zudem 130 selbstgebastelte Sprengsätze, 90 Kilo Schwarzpulver, 200 Leuchtbomben sowie afghanische Kleidung gefunden worden. Einige der 35 Mitglieder lebten laut APS in Algier, um Erkundigungen einzuziehen, neue Mitglieder zu werben und weitere Waffen zu besorgen.
SAN SALVADOR, 3. August (AFP). Durch den Bau der neuen US-Botschaft in El Salvador sind die Ruinen eines indianisches Kultzentrums zerstört worden. Der Direktor des Salvadorianischen Zentrums für angemessene Technik (CESTA), Ricardo Navarro, sagte, die US-Regierung habe internationales Recht verletzt, als sie die neue US-Botschaft auf dem Gelände des "Senorio de Cuscatlan" genannten Kultzentrums der Pipil-Indianer errichtete. Er forderte Washington auf, die im Juni eingeweihte Botschaft in ein Museum umzuwandeln, um einen Teil des Schadens wieder gutzumachen.
In der Nähe der Botschaft wird der Bau einer Wohnsiedlung vorbereitet, der weitere Teile von Cuscatlan zerstört. Nach den Berichten von Journalisten haben Bulldozer rund fünf Kilometer südlich der Hauptstadt weite Teile des Indianerzentrums bereits niedergewalzt. Zahlreiche Keramikobjekte aus dem 19. Jahrhundert wurden ebenfalls zerstört.
NIZZA, 3. August (AFP). Zwei Kinder im Alter von etwa acht Jahren sind am Samstag auf dem Bahnhof von Nizza mit Schußwaffen und Munition aufgegriffen worden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, waren sie Reisenden bei dem Versuch aufgefallen, eine Pistole und einen Revolver unter ihren T-Shirts zu verbergen. Die sofort benachrichtigte Polizei entdeckte zehn Schuß Munition in der Gürteltasche eines der beiden. Die Kinder sind Romas aus Rumänien, die kein Wort Französisch sprechen. Sie wurden bis auf weiteres in die Obhut eines Heims gegeben.
BADEN-BADEN, 4. August (AFP). Der Präsident des Städte- und Gemeindebundes, Hans Gottfried Bernrath, hat von der Bundesregierung mehr Einsatz für den Wohnungsbau gefordert. Was momentan gebaut werde, reiche nicht aus, um den Rückstand der vergangenen Jahre auszugleichen, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete jetzt im Südwestfunk. Eine jährliche Einwanderung von fast einer Million Menschen vergrößere zusätzlich den Druck auf den Wohnungsmarkt. In diesem Jahr würden 400 000 Wohnungen fertiggestellt, davon 130 000 Sozialwohnungen. Wie damit der Bedarf gedeckt werden könne, sei ihm "schleierhaft".
MOSKAU, 3. August (AFP). Das Verfassungsgericht in Moskau hat den Prozeß unterbrochen, in dem die Verfassungsmäßigkeit der KPdSU und deren Verbot durch den russischen Präsidenten Boris Jelzin überprüft wird. Er soll im September fortgesetzt werden, nachdem die Richter die Experten-Gutachten studiert haben.
KARLSRUHE, 3. August (AFP). Pferdehalter sind in der Regel zu Schadenersatz verpflichtet, wenn sie das Tier einem Bekannten überlassen und sich dieser durch einen Sturz verletzt. Dies hat der Bundesgerichtshof in einem am Montag in Karlsruhe veröffentlichten Urteil entschieden. Der Urteilsbegründung zufolge ist die Gefährdungshaftung des Pferdebesitzers erst dann eingeschränkt, wenn der Verletzte "vorwerfbare Fehler beim Reiten" begangen hat oder wenn der Reiter Risiken übernommen hat, die über die gewöhnlich mit einem Ritt verbundene Gefahr hinausgehen. (Az: VI ZR 49/91)
Im vorliegenden Fall war eine erfahrene Reiterin in einer Reitstunde vom Pferd gefallen, weil es nach einem Einsatz der Reitgerte gebuckelt hatte. Die Frau verletzte sich dabei erheblich und verklagte die Pferdehalterin auf 120 000 Mark Schadensersatz und Schmerzensgeld. Die Reiterin war mit der Pferdebesitzerin "sportkameradschaftlich verbunden" und hatte das Pferd an dem Tag aus Gefälligkeit reiten dürfen, weil ihr eigenes Pony verletzt war. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hatte die Klage abgewiesen und die Auffassung vertreten, beide Parteien hätten sich gegenseitig einen Gefallen erweisen wollen.
Demgegenüber entschied jetzt der BGH, daß tierisches Verhalten und die "Reaktion des Tieres auf menschliche Steuerung" unberechenbar ist. Für "die daraus resultierende Gefährdung" müsse der Halter deshalb grundsätzlich haften.
BERLIN/BONN, 3. August (AFP/dpa). Die Verteidigung von Erich Honecker hat beim Landgericht Berlin einen Antrag auf Haftprüfung für den ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef gestellt. Wie Justizsprecherin Uta Fölster am Montag mitteilte, wurde ein Termin für die Haftprüfung noch nicht festgelegt. Die zuständige 27. Strafkammer benannte Angaben der Sprecherin zufolge einen medizinischen Sachverständigen, der den 79jährigen abschließend auf seine Haft- und Verhandlungsfähigkeit untersuchen soll. Zwei Ärzte hatten Honecker bei seiner Einlieferung ins Haftkrankenhaus Moabit am vergangenen Mittwoch vorläufig für haftfähig erklärt.
Honecker wird sein beschlagnahmtes Vermögen vorläufig nicht zurückbekommen. Das Berliner Verwaltungsgericht wird vorerst keine Entscheidung über das noch von der DDR-Volkskammer gesperrte Konto treffen, sagte der Pressesprecher des Gerichts am Montag. Wie Honecker-Anwalt Friedrich Wolff berichtete, belief sich die Summe ursprünglich auf mehr als 170 000 DDR-Mark.
Die katholische Kirche ist bereit, Honecker im Falle einer Haftverschonung aufzunehmen. "Wir haben viele Möglichkeiten, ihn in einem unserer Häuser unterzubringen", sagte Dieter Hanky, Pressesprecher des Bistums Berlin.
Die Bundesregierung bestritt Berichte, wonach die Entwicklungshilfe für Chile nach der Lösung des Falls Honecker aufgestockt werden soll. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit sei "grundsätzlich kein Mittel, um wohlfälliges oder mißliebiges Verhalten" ausländischer Regierungen zu belohnen oder zu maßregeln, sagte eine Sprecherin des Entwicklungshilfeministeriums.Po-Anfassen wird verboten
COLOMBO, 3. August (AFP). Per Gesetz wird es den Busfahrern in Sri Lanka künftig verboten sein, Frauen ans Gesäß zu fassen, unter dem gängigen Vorwand, sie seien beim Ein- und Aussteigen behilflich. Wie die Presse des Landes am Montag berichtete, wird die Westprovinz, zu der auch die Hauptstadt Colombo gehört, in Kürze ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren in Gang setzen. Ministerpräsident Susil Maunasinghe kündigte an, in dem erarbeiteten Gesetzentwurf seien bei Zuwiderhandlungen empfindliche Strafen vorgesehen.
BONN, 3. August (AFP). Eine Kampagne zum Boykott des Urlaubslands Türkei haben die Grünen, die Gesellschaft für bedrohte Völker, die Hilfsorganisation Pro Asyl und neun andere Organisationen gestartet. Mit Mahnwachen, Flugblättern, Plakaten und Anzeigen soll seit Montag verstärkt auf Menschenrechtsverletzungen und die Lage der Kurden in der Türkei aufmerksam gemacht werden. Auf diese Weise soll die türkische Regierung zur Einhaltung der Menschenrechte sowie zur "friedlichen und gerechten Lösung" der Kurdenfrage bewegt werden.
Die Veranstalter wiesen darauf hin, daß 13 kurdische Provinzen nach wie vor unter Ausnahmezustand stehen. Die Menschenrechte seien dort bereits seit August 1990 wiederholt mißachtet worden. Viele Menschen würden durch den ständigen Terror und die Unterdrückung durch willkürlich operierende Sondereinheiten und Dorfschützer aus ihrer angestammten Heimat vertrieben.
BONN, 3. August (AFP). Deutschland hat mit dem ostafrikanischen Staat Mosambik ein Umschuldungsabkommen über rund 140 Millionen Mark geschlossen. Wie das Bundesfinanzministerium am Montag in Bonn mitteilte, umfaßt das in der Hauptstadt Maputo unterzeichnete Abkommen erstmals Kredite der ehemaligen DDR in Höhe von 92 Millionen Dollar sowie von der Bundesregierung verbürgte Handelskredite in Höhe von 1,6 Millionen Mark.
Die Umschuldung erfolgt im Rahmen der Vereinbarungen, die die Gläubigerländer im Pariser Club am 14. Juni 1990 mit Mosambik getroffen hatten. Dadurch wird das afrikanische Land von Zahlungen weitgehend freigestellt. Es gelten dem Bonner Ministerium zufolge "weiche" Konditionen wie Streckung über 14 Jahre und Zinserlaß von etwa 58 Millionen Mark.
WIEN, 3. August (AFP). Ein Siebenjähriger hat im österreichischen Villach einen Sturz aus 14 Meter Höhe überlebt, brach sich allerdings den Unterkiefer. Wie die Kinder, die mit dem Jungen das Schlafzimmer in einem Ferienlager in Kärnten teilten, berichteten, war das Opfer übermütig auf dem Fenstersims herumgeturnt und hatte das Gleichgewicht verloren. Nach Polizeiangaben bremste ein Vordach, auf dessen Kante der Siebenjährige zunächst aufschlug, den Sturz ab, so daß er relativ glimpflich davonkam.
JOHANNESBURG, 3. August (AP/ AFP). Millionen schwarzer Arbeiter haben am Montag in Südafrika den zweitägigen Generalstreik begonnen, zu dem der oppositionelle Afrikanische Nationalkongreß (ANC) aufgerufen hatte. Überschattet wurde der politisch motivierte Ausstand von einigen gewaltsamen Konfrontationen. Dabei kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben, vier von ihnen durch Schüsse von Polizisten.
Der Streikaufruf wurde von der schwarzen Bevölkerung massiv befolgt. Mit dem Ausstand wollen der ANC und seine Bündnispartner, der Gewerkschaftsverband COSATU und die Südafrikanische Kommunistische Partei (SACP), die Bildung einer Übergangsregierung unter Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit sowie Wahlen zu einer verfassunggebenden Versammlung vor Ende des Jahres erreichen.
Die Hauptverkehrsstraßen in den großen Schwarzenvorstädten von Johannesburg, Pretoria, Kapstadt oder Durban waren wie ausgestorben. Sammeltaxis, die häufig von Schwarzen für den Weg zur Arbeit benutzt werden, waren kaum unterwegs. In Johannesburg waren die Vorortzüge, die die Schwarzensiedlungen mit dem Zentrum verbinden, fast leer. Auch die Autobahnen zwischen Johannesburg und den Townships Tokoza, Tembisa und Soweto waren fast verlassen.
In der Schwarzenstadt Soweto bei Johannesburg wurden bei einem Schußwechsel mit der Polizei drei Arbeiter getötet und vier Polizisten verletzt. Nach Darstellung der Polizei wurde das gepanzerte Fahrzeug einer Patrouille durch Schüsse getroffen; daraufhin hätten die Polizisten in die Menge geschossen. Zuvor seien mehrere Kleinbusse mit Steinen beworfen worden, die Arbeitswillige beförderten. Fernsehberichten zufolge errichteten militante Arbeiter Straßensperren in der Nähe von Kapstadt und Durban. In Grabouw nahe Kapstadt wurde ein Mann von der Polizei erschossen. Er war in einer Menge, die Fahrzeuge mit Steinen beworfen hatte. Bei Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Streik kamen in der Provinz Natal acht Menschen ums Leben.
ANC-Präsident Nelson Mandela hatte dazu aufgerufen, den Streik "friedlich und diszipliniert" zu befolgen. Die Protestaktionen sollten sich nach dem Willen der Organisatoren am Vorbild der friedlichen Demonstrationen in der DDR orientieren und wurden deshalb vom Koordinationskomitee "Operation Leipzig" getauft. Zehn Delegierte der Vereinten Nationen wurden als Beobachter in verschiedene Teile des Landes entsandt.
Der Generalstreik ist Teil einer Serie von Massenprotesten, mit denen der ANC und seine Verbündeten Druck auf die Regierung ausüben wollen, den Reformprozeß zu beschleunigen. Am 23. Juni hatte der ANC als Reaktion auf das Massaker in der Schwarzensiedlung Boipatong die Verhandlungen mit der Regierung abgebrochen.(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
BAYONNE, 3. August (AFP). Ein mutmaßlich führendes Mitglied der baskischen Separatistenorganisation ETA, Faustino Villanueva Herrera "Txapu" aus Guernica, ist am Montag in der südwestfranzösischen Stadt Bordeaux festgenommen worden.
BRÜSSEL, 3. August (AFP). Die belgische Regierung hat sich am Montag morgen auf einen Sparhaushalt für 1993 geeinigt, der als Teil eines Vierjahresplans die Teilnahme Belgiens an der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) ermöglichen soll. Die Neuverschuldung soll im kommenden Jahr mit 354 Milliarden Franc (17 Milliarden Mark) um zwölf Milliarden niedriger liegen als 1992. Das Defizit aller staatlichen Einrichtungen könnte demzufolge von 5,7 auf 5,2 Prozent des Bruttosozialprodukts zurückgeführt werden. Die für die Teilnahme an der Währungsunion nötige Senkung des Defizits auf drei Prozent soll 1996 erreicht werden.
Für 1993 sieht das Budget Ausgaben in Höhe von 1,7 Billionen Franc (82,8 Milliarden Mark) vor, 69 Milliarden Franc mehr als 1992. Mit 49 Milliarden Franc geht der größte Teil der Mehrausgaben in den Schuldendienst, der im kommenden Jahr 709 Milliarden Franc verschlingen wird, da die belgische Staatsverschuldung 124 Prozent des Bruttosozialprodukts ausmacht.
LIMA, 3. August (AFP). Bei Kämpfen zwischen Aufständischen und der Armee sowie mehreren Guerilla-Anschlägen sind in Peru nach amtlichen Angaben seit Freitag mindestens 24 Menschen getötet worden. Der Journalist und Politiker Santiago Jao Gomez wurde am Sonntag nach Polizeiangaben vermutlich von Mitgliedern der Untergrundorganisation "Leuchtender Pfad" auf offener Straße in Barranca, rund 170 Kilometer nördlich von Lima, erschossen. Der Eigentümer der Rundfunkstation Radio Fortaleza hatte bei den Parlamentswahlen für die Christliche Volkspartei (PPC) kandidiert.
Bei Zusammenstößen zwischen Guerilleros und Armeeeinheiten wurden am Samstag im Andendepartement Puno fünf Soldaten getötet. Die Polizei teilte mit, ebenfalls am Samstag seien mindestens 13 Rebellen bei Kämpfen mit der Armee in den Zentralanden bei Huancayo und im nördlichen Departement Libertad getötet worden. Im Departement Libertad, rund 500 Kilometer nördlich von Lima, hatten Banditen des "Leuchtenden Pfades" am Freitag eine fünfköpfige Familie ermordet, die sie der Spitzeltätigkeit beschuldigt hatten.
MOSKAU, 3. August (AFP). Bei der Bombardierung der armenischen Grenzregion um Tus durch aserbaidschanische Artillerie sind in der Nacht zum Montag fünf armenische Zivilisten getötet und 23 weitere Personen verletzt worden. Das meldete die armenische Nachrichtenagentur Pro Armenia unter Berufung auf das Innenministerium in Eriwan. Die Grenzregion nordwestlich von Aserbaidschan sei die ganze Nacht und am Morgen mit Artillerie und Raketenwerfern beschossen worden.
Unterdessen setzten die armenischen Truppen in Nagorny Karabach ihre Offensive in der Region von Mardakert fort. Wie die georgische Nachrichtenagentur Iprinda meldete, hatten die armenischen Kräfte Mardakert und die Umgebung am Montag "völlig" unter Kontrolle. Die Armenier hatten die von aserbaidschanischen Truppen besetzte Stadt im Norden der Enklave am Wochenende zurückerobert. Aserbaidschanische Kräfte beschossen nach Angaben von Pro Armenia am Montag die Region von Fisuli im Südosten der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Enklave.
BELGRAD/SARAJEWO, 3. August (AFP). In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo wurde in der Nacht zum Montag nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug wieder "an allen Fronten" gekämpft. Serbische und moslemische Einheiten hätten sich heftige Artillerie- und Infanteriegefechte geliefert, meldete Tanjug unter Berufung auf das serbische Radio in Bosnien. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic sprach von einer Generaloffensive der Moslems gegen serbische Stellungen in Sarajewo und in anderen Gegenden der Republik.
Nach Angaben der serbischen Armeeführung in der Herzegowina kam es zu Zusammenstößen auf "ganzer Länge der 400 Kilometer langen Front". Die reguläre kroatische Armee habe von der Adriastadt Dubrovnik aus serbische Stellungen bei Trebinje in der Herzegowina bombardiert. In Nordbosnien wurden laut Tanjug an der Grenze zu Kroatien serbische Positionen im Flußtal der Sava von kroatischen Einheiten mit Raketenwerfern und Mörsern beschossen.
Der Kommandant der UN-Friedenstruppen in Jugoslawien, General Satish Nambiar, zog in der Belgrader Tageszeitung Politika eine verhalten positive Zwischenbilanz der Blauhelm-Mission. Ein Teil seines anfänglichen Optimismus sei inzwischen angesichts der Entstehung neuer Krisenherde im früheren Jugoslawien zwar vergangen, doch hätten sich seit Beginn des UN-Einsatzes auch "viele Dinge" gebessert. So seien die Verstöße gegen Feuerpausen seltener und weniger schwerwiegend geworden.
Über den seit genau einem Monat von den Blauhelmen geschützten Flughafen von Sarajewo sind bislang nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats 6200 Tonnen Nahrungsmittel und Medikamente in die von den Serben umzingelte Stadt geliefert worden. Der 500. Hilfsflug wurde am Sonntag durchgeführt. Ghali warnt vor "Vietnam" auf Balkan
LONDON/MÜNCHEN (Reuter/AP). Vor einer zu starken Ausweitung des UN- Engagements in Kroatien und Bosnien- Herzegowina hat UN-Generalsekretär Butros Ghali gewarnt. In der britischen Zeitung The Independent warnte er vor einer "Art Vietnam für die Vereinten Nationen", wenn der Einsatz im früheren Jugoslawien nicht begrenzt würde. Der Weltorganisation käme dies teuer zu stehen. Auch würde die Rolle der UN verzerrt. Der britische Premier John Major lehnte eine Militärintervention in Bosnien-Herzegowina erneut entschieden ab.
Dagegen meinte der österreichische Außenminister Alois Mock, die fortgesetzte Aggression gegen Bosnien und die Wirkungslosigkeit aller Waffenstillstände verlangten eine begrenzte militärische Aktion der UN, um Sicherheitszonen zu schaffen. Bayerns Innenminister Edmund Stoiber sprach sich für ein militärisches Eingreifen "zur Abwendung eines weiteren Gemetzels" aus. Dabei sollten aber keine Landtruppen eingesetzt werden, sondern gezielte Luftangriffe durchgeführt werden. Die Aktionen müßten mit einem Mandat des UN-Sicherheitsrates erfolgen. Blauhelm-Soldat erlag Verletzungen
ULM (dpa). Einer der beiden UN-Soldaten, die bei einem Angriff auf den Flughafen von Sarajewo am Freitag schwer verwundet wurden, ist nach Angaben des Ulmer Bundeswehrkrankenhauses bereits am Samstag seinen Schädelverletzungen erlegen. Es handelt sich um einen 26jährigen Ukrainer. Ein zweiter bei dem Angriff verletzter UN-Soldat, der in München behandelt wird, soll sich in kritischem Zustand befinden.
Beide Blauhelme gehören der ukrainischen Einheit an, die seit kurzem zum Schutz des Flughafens von Sarajewo eingesetzt war. Bei dem Angriff, der die UN zur vorübergehenden Schließung des Flughafens und zur Einstellung der Hilfstransporte zwang, waren fünf UN-Soldaten verwundet worden. Flüchtlinge am Wochenende erwartet
BONN (Reuter). Der Termin für den Transport weiterer 5000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina steht nun fest. Die Schutzsuchenden sollten von Samstag bis Montag mit Zügen aus Kroatien nach Deutschland gebracht und dann auf die Bundesländer verteilt werden, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag in Bonn.
NEU-DELHI, 3. August (AFP). Militante Sikh-Separatisten aus dem indischen Punjab haben 29 Menschen erschossen, die sie vier Tage als Geiseln gefangen gehalten hatten.
AUCKLAND, 4. August (AFP). Einen alten Wanderstiefel mit einem Fuß haben zwei neuseeländische Bergsteiger auf dem zweithöchsten Gipfel der Welt, dem K 2 in Pakistan, gefunden. Die beiden Kletterer glauben, daß der Stiefel dem US-Bergsteiger Dudley Wolfe gehört, der 1938 auf dem Berg verschwunden war, berichtete die Zeitung New Zealand Herald am Montag.
Möglich sei aber auch, daß der Stiefel von einem der drei Lastenträger sei. Die Leichen seien vermutlich vom Eis eingeschlossen worden und dann mit einer Lawine zum Gletscher befördert worden.
NEW YORK, 4. August (AFP/D). Der moldawische Präsident Mircea Snegur hat die Vereinten Nationen (UN) gebeten, eine Delegation in die Dnjestr-Region zu entsenden, die die Einhaltung des Waffenstillstands überwachen soll. "Zerstörerische Kräfte" versuchten, das am 21. Juli zwischen Rußland und Moldawien getroffene Abkommen zu verletzen, schrieb Snegur jetzt an UN-Generalsekretär Butros Ghali. Das von Snegur und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin getroffene Abkommen sieht neben einem Waffenstillstand auch eine politische Lösung des Konflikts vor.
Die russischsprachigen Bewohner des Gebietes östlich des Dnjestr streben die Unabhängigkeit von Moldawien an, da sie einen Anschluß an Rumänien fürchten. Bei Kämpfen zwischen moldawischen Streitkräften und russischen Separatisten wurden in diesem Jahr bereits Hunderte Menschen getötet. Am Montag hatten die verfeindeten Parteien mit dem Rückzug ihrer Einheiten begonnen.
KOPENHAGEN, 4. August (AFP). Die dänische Elektrizitätsgesellschaft "Midtkraft" wird ab September 1400 Tonnen Weizen als Versuchsbrennstoff in vier ihrer Kraftwerke einsetzen. Das Experiment rief Vertreter von humanitären und religiösen Organisationen auf den Plan. Angesichts der Tatsache, daß in Afrika gegenwärtig 25 Millionen Menschen an Hunger litten, sei es eine "groteske Provokation", Weizen in Rauch aufgehen zu lassen, sagte ein Vertreter der kirchlichen Vereinigung Nothilfe, Christian Baslev Olesen.
Die Entscheidung der Elektrizitätsgesellschaft resultiere aus der Politik, 15 Prozent der EG-Anbauflächen brachliegen zu lassen, um die Agrarüberschüsse zu verringern, betonten dänische Landwirtschaftsexperten. Auf lange Sicht sollen 200 000 Hektar Anbaufläche genutzt werden, um 220 000 Haushalte zu heizen.
DARMSTADT, 3. August (lhe). Ein Kleinbus mit einer amerikanischen Musikgruppe ist am Montag morgen auf der Autobahn zwischen Darmstadt und Mannheim verunglückt. Dabei kam nach Mitteilung der Polizei ein Mitglied der Band ums Leben, die sieben anderen Insassen des Kleinbusses mußten mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser gebracht werden.
Nach Angaben eines Sprechers der Autobahnpolizei in Lorsch (Kreis Bergstraße) geriet der Bus auf der dreispurigen Strecke beim Überholen ins Schleudern. In das Fahrzeug fuhr dann mit hoher Geschwindigkeit ein nachfolgender Kombi-Personenwagen. Der Fahrer und die beiden Mitfahrer kamen mit leichteren Verletzungen davon.
Als Folge des Unfalls mußte die Autobahnstrecke in Richtung Süden auf allen drei Fahrspuren gesperrt werden. Der Verkehr blieb bis in die Vormittagsstunden stark behindert.
Auch auf anderen Autobahnen im Rhein-Main-Gebiet registrierte die Polizei am Montag morgen nach Ende der Schulferien in Hessen wieder ein deutlich stärkeres Verkehrsaufkommen. Das führte zu langen Staus auf der Autobahn Hanau - Frankfurt, auf der Strecke zwischen Butzbach und Frankfurt-West und zwischen dem Mönchhof-Dreieck bei Raunheim sowie dem Frankfurter Flughafen. Die Autobahn Frankfurt - Würzburg ist zwischen dem Frankfurter Kreuz und Hanau mit mehreren Baustellen belastet.
Auch in der Frankfurter Innenstadt ging es im Berufsverkehr aufgrund von Baustellen und Umleitungen am ersten Schultag nur stockend voran.
Niedriger Reifendruck und zu wenig Profil sind nach Einschätzung des ADAC häufig Ursache für Pannen und schwere Unfälle. In diesem heißen Sommer zeige sich, daß die Reifen häufig vernachlässigt werden, sagte der Leiter des ADAC-Pannendienstes in Hessen, Horst Ried, am Montag in Frankfurt. Der von den Herstellern angegebene maximale Reifendruck werde dem hohen Tempo auf Autobahnen und Fernstraßen am besten gerecht. Der niedrigere Druck sei dagegen auf den Stadtverkehr, ohne große Beladung und für Tempo unter 120 Stundenkilometer ausgerichtet.
Auch zu weit abgefahrene Reifen fielen den Helfern der ADAC-Straßenwacht auf. Seit dem 1. Januar gelte für alle Personenwagen eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern, so Ried. Längere Urlaubsfahrten sollten nicht angetreten werden mit Reifen, die weniger als vier Millimeter Profil haben, da bei den hohen Außentemperaturen und beinahe "kochendem" Asphalt der Reifenabrieb sehr viel schneller vor sich gehe als bei normalem Wetter. lhe
GIESSEN, 3. August (lhe). Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen hat ein Häftling in Gießen die Zellengitter durchsägt und sich in der Nacht zum Montag über die mit Stacheldraht gesicherte Mauer aus dem Gefängnis in die Freiheit abgeseilt. Die Flucht des wegen Verdachts einer Raubtat und der Körperverletzung seit April in Untersuchungshaft einsitzenden 32 Jahre alten Chinesen sei bei einem Kontrollgang der Wärter gegen ein Uhr bemerkt worden, berichtete die Polizei. Er habe mit zwei Blättern einer Eisensäge die Zellengitter durchsägt und sich mit zusammengekontetem Bettzeug in den Gefängnishof abgeseilt. Unbemerkt von den Wachen habe er mit einem Seil anschließend die rund fünf Meter hohe und mit Stacheldraht gesicherte Hofmauer überklettert.
Unter dem Motto "Jetzt helfen . . ." startet am Samstag die zweite Landessammlung des hessischen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in diesem Jahr. Bis zum 13. August werden Helfer um Spenden für die soziale Arbeit des Verbandes bitten, dem in Hessen 550 gemeinnützige Organisationen angehören. Der parteipolitisch und konfessionell unabhängige Verband engagiert sich unter anderem in der Betreuung von jungen und alten Menschen, betreibt Kindergärten und -horte sowie Werkstätten für Behinderte, Rehabilitationseinrichtungen und Krankenhäuser.
GIESSEN. Rund 100 000 Mark Sachschaden ist am Montag morgen bei einem Brand in einem Hochhauskeller in Gießen entstanden. Zwei Bewohner erlitten Rauchvergiftungen. Die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus.
Die Holzverschläge im Keller des neungeschossigen Hochhauses an einer Gießener Ausfallstraße waren vermutlich gegen fünf Uhr in Brand gesetzt worden. Die große Hitze beschädigte Installationen und ließ ein Wasserrohr platzen. lhe
Wegen des Andrangs zur Umweltmesse "Ökopolis" im September in Frankfurt haben die Organisatoren die Ausstellungsfläche erweitert. Neben der inzwischen ausgebuchten Messehalle 1 stehe nun auch die Festhalle mit 5000 Quadtratmetern zur Verfügung, berichtete ein Sprecher des Deutschen Umwelttages am Montag in Frankfurt. Rund 230 Firmen, Städte, Hochschulen, Bundesländer und Organisationen haben bisher fest gebucht, um vom 18. bis 22. September auf der als Kommunikationsmarkt gedachten Messe ihre Vorschläge zum Thema "Stadt der Zukunft" zu präsentieren.
"Ökopolis" ist Teil des Deutschen Umwelttages, der mit rund 400 Veranstaltungen 100 000 Besucher in die Mainmmetropole locken soll. Veranstalter sind Umwelt- und Verbraucherverbände, Gewerkschaften, der Deutsche Sportbund und Wirtschaftsvertreter. lhe
FRANKFURT A. M., 4. August (lhe). Der Deutsche Gewerkschaftsbund Hessen (DGB) hat gefordert, daß die Situation behinderter Arbeitnehmer und ihrer Betreuer in den rund 1000 Behinderten-Werkstätten der alten Bundesländer verbessert wird. Die stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende Erika Lotz sagte jetzt in Frankfurt, rund 150 000 behinderte Arbeitnehmer in den Werkstätten würden derzeit im Monat mit durchschnittlich 220 Mark entlohnt. Sie appellierte an Bund und Länder, die Werkstätten mit einem Grundbetrag zu unterstützen, damit die Mitarbeiter zumindest ein Gehalt in Höhe des Sozialhilfesatzes erhalten können.
Zudem sei die arbeitsrechtliche Situation behinderter Beschäftigter in den Werkstätten erheblich schlechter als die Nicht-Behinderter, sagte Lotz. Sie hätten weder Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall noch auf Mutterschafts- oder Bildungsurlaub. Auch der höhere Urlaubsanspruch für Behinderte werde ihnen nicht gewährt, und sie hätten keinen Zugang zu den Arbeitsgerichten.
DARMSTADT. Bei einem Überholmanöver auf der Autobahn Darmstadt-Mannheim ist am Montag morgen ein Kleinbus mit der amerikanischen Musikgruppe "Jonny Price-Singers" aus Philadelphia verunglückt.
Dabei kam Bandleader Jonny Price (32) ums Leben, die fünf übrigen Insassen des Kleinbusses, der schweizerische Fahrer sowie drei Frauen und ein Mann, wurden mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser gebracht. Eines der Opfer schwebte am Mittag noch in Lebensgefahr.
Nach Angaben eines Sprechers der Autobahnpolizei in Lorsch (Kreis Bergstraße) geriet der Bus auf der dreispurigen Strecke beim Überholen ins Schleudern. In das Fahrzeug fuhr mit hoher Geschwindigkeit ein nachfolgender Kombi-Personenwagen. Von den drei Insassen dieses Wagens erlitt ein Beifahrer leichte Verletzungen.
Als Folge des Unfalls mußte die Autobahn in Richtung Süden auf allen drei Fahrspuren gesperrt werden. Der Verkehr war bis in die Vormittagsstunden stark behindert.
Auch auf anderen Autobahnen im Rhein-Main-Gebiet registrierte die Polizei am Montag morgen nach Ende der Schulferien in Hessen wieder ein deutlich stärkeres Verkehrsaufkommen. Lange Staus bildeten sich auf der Autobahn Hanau-Frankfurt, zwischen Butzbach und Frankfurt-West und zwischen dem Mönchhof-Dreieck bei Raunheim sowie dem Frankfurter Flughafen. lhe
ERBACH. Bei einer nächtlichen Verfolgungsjagd durch den Odenwaldkreis hat ein 42jähriger Vater laut Polizei vom Sattel seines Motorrades aus sechs Schüsse auf seinen 20jährigen Sohn abgefeuert. Vier Kugeln seien in dem Wagen des 20jährigen eingeschlagen, teilte ein Sprecher der Polizeidirektion Erbach mit.
Offenbar rasend vor Wut soll der 42jährige trotz Gegenverkehrs und hohen Tempos die Waffe in voller Fahrt durchgeladen und angelegt haben. Der in Großwallstadt (Bayern) lebende Mann streite die Tat, die sich bereits in der Nacht auf Samstag ereignete, ab.
Laut Polizei beschuldigt der Sohn den Vater, ihm schon mehrmals den Tod angedroht zu haben. In der Nacht zum Samstag war der 20jährige mit einem Freund unterwegs. Beide sagten übereinstimmend aus, daß ihnen der Vater bei Breuberg (Odenwaldkreis) begegnet sei und die Verfolgung aufgenommen habe. Zwischen Höchst und Bad König seien die Schüsse gefallen.
Als Polizisten den 42jährigen noch in der Nacht in Großwallstadt aufsuchten, leugnete er, überhaupt mit seinem Motorrad gefahren zu sein. Die Beamten stellten jedoch fest, daß der Motor noch heiß war. lhe
MELSUNGEN. Tödlich endete am Montag ein Ehestreit im nordhessischen Melsungen (Schwalm-Eder- Kreis).
Ein 39jähriger Mann erstach mit einem Messer seine 40jährige Ehefrau und schnitt sich anschließend die Pulsadern auf. Wie die Polizei in Homberg mitteilte, schwebt der Mann in Lebensgefahr.
Unmittelbar vor der tödlichen Auseinandersetzung war die Frau, die sich den Angaben zufolge von ihrem Mann trennen wollte, mit einer Freundin in die eheliche Wohnung gegangen, um einige Sachen abzuholen.
Als der Mann seine Frau daraufhin attackiert habe, sei die Freundin weggelaufen, um die Polizei zu alarmieren.
Die Mutter von drei Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren war beim Eintreffen der Polizeibeamten aber schon tot. lhe
DARMSTADT. Wegen Mißbrauchs von Kindern ist ein 75jähriger Rentner aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg am Montag zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Das Landgericht Darmstadt fand den Mann des sexuellen Mißbrauchs von Kindern in fünf Fällen für schuldig. Da der einschlägig vorbestrafte Angeklagte zur Tatzeit unter Bewährung stand, wird er auch die im Dezember 1989 verhängte Freiheitsstrafe von zwei Jahren zu verbüßen haben. Die Strafe war damals wegen des Alters des Angeklagten zur Bewährung ausgesetzt worden.
Angeklagt waren ursprünglich 14 Fälle des sexuellen Mißbrauchs an Mädchen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren, begangen in der Zeit von Sommer 1990 bis Herbst 1991. Die Kammer gab sich mit einem Teilgeständnis des 75jährigen im Interesse der Kinder zufrieden, um den Mädchen eine Aussage vor Gericht zu ersparen.
Im Urteil von 1989 war dem Angeklagten aufgegeben worden, sich unbedingt von Kindern fernzuhalten. Doch die Auflage hielt nur etwa ein halbes Jahr. Die Kinder kamen auch gern in das Haus des "freundlichen Onkels", dem man sein Alter nicht ansieht.
Für den Mißbrauch, den er "Gefühle machen" nannte, gab es Belohnungen - zum Beispiel einen Besuch im Reiterhof oder auch Geld bis zu 100 Mark.
Dafür zogen sich die Kinder aus, sie wurden gestreichelt, betastet und auch fotografiert.
Die Kammer wertete zugunsten des Angeklagten, daß er nie Gewalt oder Druck auf die Kinder ausgeübt hatte, sowie sein hohes Alter. lhe
BONN, 3. August (Reuter). Im thüringischen Rockensußra hat am Montag die Zerstörung von Panzern und Artillerie auf Grundlage des 1990 geschlossenen Vertrages über konventionelle Abrüstung in Europa (KSE) begonnen.
Im Beisein von Verteidigungsminister Volker Rühe und Außenminister Klaus Kinkel wurden ein Schützenpanzer und eine Panzerkanone vernichtet. Damit ist Deutschland der erste Vertragspartner, der mit der Zerstörung von europaweit 40 000 schweren Waffensystemen beginnt. Auf die Bundesrepublik entfallen 10 000 Waffensysteme, die innerhalb der nächsten 40 Monate vernichtet werden müssen.
"Das ist die größte Zerstörungsaktion auf allen Seiten, die zur Herstellung einer anerkannten Parität zwischen den Nationen führt", erklärte das Bonner Verteidigungsministerium. Auf deutscher Seite handelt es sich vor allem um Kampfpanzer, Panzerfahrzeuge und Artillerie der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA), die mit einem Kostenaufwand von rund 100 Millionen Mark vernichtet werden sollen. In Rockensußra sollen zunächst 1481 Panzerfahrzeuge zerlegt und zersägt werden. Parallel werden in Ostritz in Sachsen 54 Panzer des russischen Typs T 55 zerstört. In dieser Anfangsphase dürfen in Deutschland bis zu 182 Inspektionen stattfinden.
LONDON/SAARBRÜCKEN, 3. August (Reuter). Vor einem Ausufern des UN-Engagements in Kroatien und Bosnien-Herzegowina hat der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Ghali, gewarnt.
Der britischen Zeitung "The Independent" sagte Butros Ghali am Montag, wenn das Ausmaß des UN-Einsatzes im früheren Jugoslawien nicht begrenzt werde, käme das die Weltorganisation teuer zu stehen. Auch würde die Rolle der UN verzerrt. Der Generalsekretär sprach in diesem Zusammenhang von der Gefahr einer "Art Vietnam für die Vereinten Nationen".
Butros Ghali sagte weiter, er wünsche sich ein stärkeres Engagement der Europäischen Gemeinschaft (EG) im Bosnien-Konflikt. Seinen Streit mit der EG um die Umsetzung der jüngsten Waffenstillstandsvereinbarung in Bosnien- Herzegowina spielte der ägyptische Diplomat herunter. Er verwies darauf, daß sich UN und EG bei der geplanten Bosnien-Konferenz den Vorsitz teilen wollten.
Im Rahmen der Londoner Vereinbarung über eine Feuerpause in Bosnien hatte die EG mit den Konfliktparteien vereinbart, die schweren Waffen unter UN-Kontrolle zu stellen. Butros Ghali hatte dies abgelehnt und kritisiert, daß die UN vorher nicht informiert worden seien.
Eine militärische Intervention Europas und Waffenhilfe für Bosnien-Herzegowina hat der Botschafter der Republik Kroatien in Deutschland, Ivan Ilic, gefordert. Europa müsse militärisch helfen, sagte Ilic am Montag dem Saarländischen Rundfunk.
JOHANNESBURG, 3. August (Reuter). Der südafrikanische Bürgerrechtler Nelson Mandela hat die Entsendung von 5000 zusätzlichen Polizisten in die Schwarzensiedlungen um Johannesburg kritisiert. Im staatlichen Fernsehen sagte der Präsident der Schwarzengruppe Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) am Sonntag, mit dem in der vergangenen Woche angelaufenen Großeinsatz der Polizei sollten die für Montag und Dienstag geplanten Demonstrationen verhindert werden. Die Behörden haben den Einsatz der zusätzlichen Beamten als Maßnahme zur Verbrechensbekämpfung bezeichnet. (Siehe auch Seite 5)
DALLAS, 3. August (Reuter). Bei Golf-Kriegsveteranen in den USA sind Vergiftungssymptome festgestellt worden, die möglicherweise durch die Dämpfe der brennenden Ölquellen in Kuwait ausgelöst worden sind. Die Zeitung "Dallas Morning News" berichtete, der Internist Theron Randolph habe diese Diagnose bei zwei Soldaten gestellt. Bei vier weiteren Teilnehmern des Golf-Krieges bestehe der Verdacht auf eine Vergiftung. Nachforschungen hätten ergeben, daß 200 Golf- Kriegsveteranen an mysteriösen Beschwerden litten. Die Zahl solcher Fälle steige. Die Armee hat die nach dem Krieg aufgetretene Gesundheitsbeschwerden bei Soldaten auf Streß zurückgeführt.
BOGOTÁ, 3. August (Reuter). Der kolumbianische Drogenboß Pablo Escobar hat nach Darstellung der Staatsanwaltschaft während seiner 13monatigen Haft in einem Gefängnis seiner Heimatstadt Medellin ein recht angenehmes Leben geführt.
Generalstaatsanwalt Gustavo de Greiff sagte am Sonntag in einem Fernsehinterview, die Haftanstalt habe einer Ferienranch geglichen. Bei Parties der inhaftierten Drogenhändler hätten die Wächter Getränke und Mahlzeiten serviert. Escobar war zusammen mit neun Mitgliedern seiner Bande am 22. Juli aus dem Gefängnis in Medellin geflohen. Seitdem ist er spurlos verschwunden.
Auf einem in dem Gefängnis gefundenen Foto sei einer der Drogenhändler in Frauenkleidern abgebildet gewesen, sagte de Greiff. Zudem habe man in der Haftanstalt Damenunterwäsche und zahlreiche Porno-Videos gefunden.
Der Drogenboß und seine Vertrauten hätten im Gefängnis in geschmackvoll eingerichteten Wohnungen gelebt. Escobar habe allein über drei Wohnungen verfügt. Zudem habe es außerhalb der Haftanstalt Appartements gegeben, die von Häftlingen offenbar jederzeit benutzt werden konnten. "Es war kein Gefängnis", sagte de Greiff. "Es war eher eine Ferienranch. Man konnte ohne Probleme ein- und ausgehen."
BELFAST, 3. August (Reuter). Bei zwei Explosionen in der nordirischen Hauptstadt Belfast sind in der Nacht zum Montag nach Polizeiangaben mehrere Menschen durch umherfliegendes Glas leicht verletzt worden. Die Detonationen hätten sich kurz hintereinander im Stadtzentrum ereignet. Beobachtern zufolge handelte es sich wahrscheinlich um Autobomben. Augenzeugen berichteten von zwei brennenden Wagen in der Stadtmitte. In ihrem Kampf gegen die britische Herrschaft in Nordirland hat die Untergrundgruppe Irisch Republikanische Armee (IRA) schon oft Anschläge mit Autobomben verübt.
KATMANDU, 3. August (AFP/Reuter). Nepalesische Suchmannschaften haben den Flugschreiber der im Himalaya verunglückten thailändischen Verkehrsmaschine gefunden.
Diese sogenannte "Blackbox", die Flugdaten und die Gespräche der Besatzung aufzeichnet, soll Aufschluß über die Absturzursache des Airbus 310-300 geben, der am Freitag bei schlechtem Wetter an einem Berg zerschellt war.
Nach Angaben der Regierung in Katmandu überlebte keiner der 99 Passagiere und 14 Besatzungsmitglieder. Unter den Opfern sollen auch vier Deutsche sein.
Rettungsmannschaften hatten das Wrack erst am Sonntag entdeckt. Noch vor der Auswertung des Flugschreibers hatten Vertreter der Zivilluftfahrt-Behörden die Vermutung geäußert, der Unfall sei möglicherweise auf einen Triebwerkschaden zurückzuführen.
Dadurch habe die Maschine vor dem Berg nicht genügend an Höhe gewinnen können. Andere Luftfahrtexperten in Katmandu wollten jedoch nicht ausschließen, daß aufgrund eines Navigationsfehlers die Crew den Airbus in Richtung des nordwestlichen Gebirgszuges gesteuert habe, statt Kurs auf eine südlich gelegene Ebene zu nehmen. Der Pilot hatte nach Aussagen eines Fluglotsen der Bodenkontrolle in Katmandu von einem technischen Problem berichtet.
Zwei Minuten später sei der Funkkontakt abgebrochen. Nach Angaben der Regierung ist eine umfassende Untersuchung über die Ursache des Unglücks eingeleitet worden.
Bislang wurden 17 stark verstümmelte Leichen geborgen. Leichenteile wurden noch in einem Umkreis von 2,5 Kilometern gefunden. Ein internationales Team von Gerichtsmedizinern wollte den nepalesischen Behörden ab Montag helfen, die Toten zu identifizieren.
BONN, 3. August (Reuter). Der Bundesverband Sonderabfallwirtschaft (BPS) hat Bundesumweltminister Klaus Töpfer vorgeworfen, das neue Abfallgesetz ohne Rücksicht auf das Anhörungsrecht der Betroffenen durchpeitschen zu wollen. In einem Schreiben an den Minister rügt der Interessenverband, daß Töpfer für die Stellungnahme zu der Novelle nur knapp acht Tage Zeit gegeben habe. Üblich seien bei solch umfänglichen Entwürfen zwei Monate. Damit sei das Anhörungsrecht der Verbände in eklatanter und auch verfassungsrechtlich bedenklicher Weise verletzt, meinte der BPS am Montag in Bonn.
Mit der Gesetzesnovelle will Töpfer unter anderem Handel und Hersteller grundsätzlich zur Rücknahme ihrer gebrauchten Produkte nach dem Muster der Verpackungsverordnung verpflichten.
Waisenkinder aus Sarajewo Bus hängt vor Split fest
MAGDEBURG, 3. August (Reuter). Die Ankunft der etwa 50 Waisenkinder aus dem umkämpften Sarajewo in Deutschland verzögert sich offenbar erneut. Der Bus befand sich Montag früh noch rund 40 Kilometer nordwestlich von Sarajewo. Dies berichtete ein Vertreter des Sozialministeriums Sachsen-Anhalt im kroatischen Split. Der Schilderung zufolge ist von Split aus den Kindern ein weiterer Bus entgegengeschickt worden, wo der Transport am Nachmittag erwartet werde. Die Kinder sollten nun erst am Dienstag morgen nach Zerbst bei Magdeburg ausgeflogen werden. Ursprünglich war die Ankunft für Montag geplant.
Beim Abtransport der Waisenkinder waren am Sonntag zwei kleine Kinder durch Heckenschützen getötet worden. Die UN-Friedenstruppen in Bosnien hatten die "tödliche Rettungsaktion" als unverantwortlich kritisiert.
Auch das Sozialministerium in Sachsen-Anhalt distanzierte sich von der Aktion. Die Abfahrt der Kinder sei ausschließlich auf Initiative der beiden CDU- Landtagsabgeordneten Karsten Knolle und Jürgen Angelbeck zurückgegangen, sagte Ministeriumssprecher Günther Cromme. Das Sozialministerium leiste lediglich logistische Hilfe, die aber auch erst in Split einsetze.
Der Staatssekretär im Sozialministerium, Richard Zimmer, sagte im Westdeutschen Rundfunk, die Regierung habe die Aktion zwar grundsätzlich begrüßt. Die Verantwortung dafür liege jedoch "klar bei den beiden Abgeordneten".
Am Montag nachmittag sollen bei einer Sitzung von Vertretern des Sozialministeriums beim amtierenden Ministerpräsidenten Wolfgang Rauls (FDP) Konsequenzen beraten werden. Eine Krisensitzung sei dies aber nicht, sagte Rauls Sprecher Johannes Altincioglu.
KUWAIT, 3. August (Reuter). Amerikanische Marine-Infanteristen haben heute mit einer Landungsübung in Kuwait ihre angekündigten Manöver am Golf aufgenommen. Wie ein kuwaitischer Militärsprecher mitteilte, nahmen an der Übung rund 1900 Soldaten teil. Sie war Teil des Manövers "Eager Mace", das bis zum 19. August dauern soll. Insgesamt sollen im Laufe dieses Monats mehr als 5000 US-Soldaten an drei Manövern in Kuwait teilnehmen. In der vergangenen Woche hatte die USA acht Patriot-Batterien zur Raketenabwehr in einem Vorort von Kuwait-Stadt aufgestellt. Die Manöver dienen nach offiziellen Angaben der Abschreckung Iraks.
BELFAST, 3. August (Reuter). Bei den Explosionen zweier Autobomben in der nordirischen Stadt Belfast sind am Montag 21 Menschen verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, richteten die 90-Kilo- Sprengsätze außerdem erheblichen Sachschaden an. Zwölf Polizisten, vier Soldaten und fünf Zivilisten seien leicht verletzt worden. Kurz vor der Explosion der ersten Bombe hatte die Polizei nach eigenen Angaben eine Warnung erhalten.
Ohne Warnung sei dagegen der zweite Sprengsatz explodiert, während am Ort des ersten Anschlags noch aufgeräumt und ermittelt worden sei. In Polizeikreisen hieß es, dies sei eine klassische Taktik der Irisch-Republikanische Armee (IRA).
FRANKFURT A. M., 3. August (Reuter/FR). Nach fünfmonatiger Unterbrechung ist am Montag in Frankfurt der Strafprozeß gegen sieben ehemalige Spitzenmanager der co op AG weitergegangen. Der Vorsitzende Richter der Zweiten Wirtschaftsstrafkammer des Frankfurter Landgerichts, Gernot Bokelmann, eröffnete am Morgen den zunächst auf 84 Sitzungen angesetzten Verhandlungsmarathon gegen den früheren Konzernchef Bernd Otto, den co op-Aufsichtsratsvorsitzenden Alfons Lappas und fünf weitere Führungskräfte. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten Betrug, Untreue und Bilanzfälschung vor. Der Prozeßbeginn verzögerte sich erheblich, weil ein Schöffe im Berufsverkehr im Stau steckengeblieben war.
LONDON, 3. August (Reuter). Ein britischer Fernsehjournalist hat nach eigenen Angaben ein Waisenkind aus Sarajewo geschmuggelt und aufgenommen. Der 55jährige Fernsehreporter Michael Nicholson erklärte am Montag in London, das Mädchen sei bei Dreharbeiten in einem Kinderheim in Sarajewo nicht von seiner Seite gewichen. Dies habe sein Herz gerührt. Die Neunjährige sei von seiner Mutter verlassen worden. Es habe wie die übrigen Kinder unter der ständigen Gefahr durch Heckenschützen gelebt und sich von Gras und Nesseln ernähren müssen. Der Journalist konnte das Mädchen außer Landes bringen, indem er sie in seinen Paß eintrug.
MANILA, 3. August (Reuter). Die kommunistischen Rebellen auf den Philippinen haben ein Friedensangebot des neuen Präsidenten Fidel Ramos abgelehnt, die verbotene Kommunistische Partei zu legalisieren und den Rebellen Amnestie zu gewähren, wenn sie ihre Waffen abgeben. Dies sei unannehmbar, erklärte die Kommunistische Partei in der Zeitung Daily Inquirer. Der Kampf gegen die Regierung werde verstärkt.
ROCKENSUSSRA, 3. August (Reuter). Kriegerische Konflikte können nach Einschätzung von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) nicht allein durch Rüstungskontrolle und Abrüstung gelöst werden. "So wie Rüstung nie die Ursache der Konfrontation in Europa war, sondern ihre weithin sichtbare und kostspielige Folge, so darf von Abrüstung und Rüstungskontrolle andererseits auch nicht die Lösung der schwelenden oder bereits mit Gewalt ausgetragenen Konflikte in Europa erwartet werden", sagte Rühe zum Auftakt der Panzervernichtung auf Grundlage des KSZE-Vertrags am Montag im thüringischen Rockensußra.
Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) nannte die Waffenverschrottung ein "Symbol für den Sieg der Vernunft und der Moral über Konfrontation und Wettrüsten". Deutschland ist das erste Land, das mit der Verschrottung beginnt. Insgesamt müssen 29 Länder in Europa bis 1995 rund 40 000 Waffen und Kriegsgerät vernichten. Allein in Deutschland werden 11 000 Systeme zerstört.
Mit den staubigen Stacheldrahtzäunen und drohenden Wachtürmen macht Manjaca in Nord-Bosnien keinen besseren Eindruck als alle Gefangenenlager der Welt. Doch ist es das einzige von Serben in ihrer selbsternannten Republik Bosnien und Herzegowina errichtete Lager, zu dem ausländische Beobachter Zugang haben. Berichte über summarische Erschießungen, Folter und Häftlingselend in anderen Serben-Lagern machen die Runde. Es sollen mehr als ein Dutzend sein, Tausende Moslems und Kroaten in ihnen leiden. Ausländischen Helfern wird bislang aber kein Einblick gewährt.
In Manjaca wird die kleine Gruppe Journalisten von einem Haufen Bewaffneter empfangen. Vier Gefangene, Moslems und Kroaten, werden vorgeführt. In gebührender Entfernung dürfen die Beobachter einen Schuppen mit weiteren, kahlgeschorenen, mageren Gefangenen sehen. Der Verdacht, daß es sich um ein Vorzeigelager handelt, liegt auf der Hand. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen gehen davon aus, daß seit April in unzugänglichen Lagern Tausende Menschen leiden.
"Schreckliche, schreckliche Dinge passieren da", sagt ein katholischer Hilfsdienst-Mitarbeiter im nahen Banja Luka, der seinen Namen nicht genannt wissen möchte. "Das sind reine Konzentrationslager. Die Menschen hungern und werden getötet." Die militärische Leitung von Manjaca bestreitet das Vorhandensein dieser Lager nicht. Aber einen Besuch dort arrangieren oder weitere Auskunft geben, nein, das geht nicht. "Wir haben dafür keine Zuständigkeit", sagt Militärsprecher Oberst Milovan Milutinovic. "Sie werden von den örtlichen Kommandaturen verwaltet. Aber ich bin sicher, die Konditionen sind die gleichen wie hier."
Weil es keine unabhängigen Kontrollen gibt, ist man auf Berichte aus zweiter Hand angewiesen. Und die lassen Schlimmes befürchten. Flüchtlinge, die nach Banja Luka kamen, erzählen von Behelfslagern in Sportstadien, Schulen, Stacheldrahtverhauen auf offenem Feld. Ein Lager wird in einem Bergwerk vermutet. Wie viele es sind, ist unklar. Milutinovic sagt, es seien vier. Die moslemische Merhemet-Hilfsorganisation spricht von 19 Orten, wo wahrscheinlich Lager sind. Vieles deutet darauf hin, daß in den Massenlagern mißhandelt, gefoltert und gemordet wird.
Einige Namen werden häufiger genannt als andere: Eine Ziegeleifabrik in Prijedor, 56 Kilometer nordwestlich von Banja Luka, eine Schule im nahegelegenen Trnopolje sowie in Kotor Varos und bei Omarska, näher zur Stadt.
Die Zeitung "New York Newsday" berichtete am Sonntag über die Lager in Omarska und Brcko. Zwei Männer, die nach eigenen Angaben dort gefangengehalten worden waren, schilderten Greueltaten der Serben an den Gefangenen. Ein 63jähriger Mann berichtete, in Omarska lebten mehr als 1000 Zivilisten hinter Drahtverhauen. Es gebe keine Toiletten und die Menschen hungerten. So weit wie ein Arm durchreiche, sei hinter dem Zaun ums Lager das Gras abgerissen - so groß sei der Hunger.
Im Abstand von einigen Tagen würden Gruppen von zehn bis 15 Menschen erschossen. "Sie bringen sie an einen See. Dann hört man Salven. Niemand ist zurückgekommen", sagte der Mann. Der zweite Augenzeuge berichtete von einem in ein Gefangenenlager umgewandeltes Warenlager am Fluß Sava, wo zwischen Mitte Mai und Mitte Juni etwa 1350 Menschen getötet worden seien. Die Gefangenen seien entweder erschossen worden, oder man habe ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Merhemet ergänzte, in Omarska sei die Gelbsucht ausgebrochen; das sei das letzte, was man von dort gehört habe.
Überraschungsbesuche sind nicht möglich. Die Zufahrten zu den genannten Orten sind gespickt mit Kontrollpunkten. Wer als Journalist dorthin reisen will, muß die Erlaubnis der Serbischen Nachrichtenagentur in Belgrad und des Militärs in Banja Luka haben.
Selbst in Manjaca kommt man mit Recherchen nicht weit. Zwei Moslem-Aktivisten sollen hier gefoltert und am Donnerstag verscharrt worden sein. "Folter, Schläge? Warum kommen Sie damit immer zu uns? Was ist mit den Lagern, in denen Serben gefangengehalten werden?" poltert der Lagerkommandant auf Fragen los. Von sechs Wächtern umstellt ist der Lagerarzt, ein Moslem. "Die Bedingungen sind gut", sagt er. Todesfälle? "Alle aus natürlicher Ursache." Was soll er auch sagen. "Verglichen mit den anderen Lagern ist Manjaca ein Luxushotel", erklärt ein moslemischer Hilfsdienst-Mann.
Warum läßt man uns in die anderen dann nicht rein?
MERIEL BEATTLE (Reuter)
AMMAN/KUWAIT, 3. August (Reuter). Die Kontrollen des Schiffsverkehrs im Golf von Akaba auf mutmaßliche Verletzungen der UN-Sanktionen gegen Irak sind nach jordanischen Angaben verstärkt worden. In den vergangenen zehn Tagen hätten westliche Kriegsschiffe Handelsschiffe mit dem Ziel Akaba wegen der Inspektionen bis zu drei Tagen aufgehalten, sagte der Vorsitzende des Jordanischen Verbandes der Schiffahrtsagenten, Taufik Kawar. Er nannte die Verschärfung der Kontrollen überflüssig. Vor dem Golf-Krieg war 70 Prozent des Warenumschlags in der jordanischen Hafenstadt Akaba für Irak bestimmt.
Nach Kawars Angaben war die Verschärfung der Kontrollen eine Reaktion auf die Weigerung der Regierung in Amman, UN-Inspekteure nach Jordanien zu lassen. Die Inspekteure sollten die nach Ansicht der US-Regierung "löchrige" Grenze zu Irak kontrollieren.
Rund 1900 US-Marineinfanteristen nahmen am Montag mit einer Landungsübung in Kuwait ihre angekündigten Manöver am Golf auf, wie ein kuwaitischer Militärsprecher mitteilte. Insgesamt sollen 5000 US-Soldaten an drei Manövern teilnehmen.
Die kuwaitische Oppositionszeitung El Kabas berichtete am Montag, die Ankunft der Amerikaner habe bei der Bevölkerung Verwirrung gestiftet und Furcht vor einem irakischen Angriff ausgelöst. Schuld daran sei die mangelhafte Information durch die Regierung. Schüsse auf UN-Soldaten in Bagdad
BAGDAD (Reuter). Ein Unbekannter hat am Sonntag auf einen UN-Wachtposten vor einem Hotel in Bagdad geschossen. UN-Vertreter teilten mit, eine Kugel habe den tschechoslowakischen Soldaten nur knapp verfehlt. Der Mann habe Wache vor dem Hotel "Palästina" gestanden, wo einige UN-Mitarbeiter wohnten. Der Schuß sei offensichtlich mit Absicht abgefeuert worden. In den vergangenen Monaten sind UN-Mitarbeiter wiederholt angegriffen oder belästigt worden. Die irakischen Behörden haben erklärt, es handele sich um Bürger, die zornig über die Anwesenheit der UN im Land seien.
AMSTERDAM, 3. August (Reuter). Mit Hilfe eines Hubschraubers ist einem Gefangenen die Flucht aus der niederländischen Haftanstalt Zwaag gelungen. Die Polizei in Hoorn teilte mit, der mit zwei Menschen besetzte Helikopter sei am Sonntag im Hof der Anstalt gelandet, der wegen Raubüberfalles verurteilte 31jährige hineingesprungen, und dann sei die Maschine entschwunden. 60 Kilometer östlich sei der Hubschrauber gelandet, und der Entsprungene sowie ein anderer Mann seien in einem Auto mit französischem Kennzeichen davongerast. Zurückgeblieben sei der gefesselte Pilot.
TOKIO, 3. August (Reuter). Der japanische Elektronikgigant Sony hat nach eigenen Angaben eine Riechmaschine entwickelt, die rund 100mal empfindlicher arbeitet als der menschliche Geruchssinn. Eine Firmensprecherin teilte mit, man halte es für möglich, diese Maschine noch so weit zu verbessern, daß sie schließlich so empfindlich sei wie der Geruchssinn eines Hundes. Der an einen Computer angeschlossene Sensor könne unter anderem zur Feststellung des Geruchs von Parfüms oder Gewürzen eingesetzt werden. Bei einem Test habe er von zehn Parfümproben alle zehn richtig bestimmt.
Welchen praktischen Nutzen das Gerät haben könne, wisse man aber noch nicht so recht.
TORONTO, 3. August (Reuter). Bei einem Rockkonzert in Peterborough im kanadischen Bundesstaat Ontario hat sich ein 19jähriger Bungee-Springer von einem Kran zu Tode gestürzt. Laut Polizei sprang der Mann mit dem Gummiseil, obwohl niemand vorher kontrolliert hatte, ob die Befestigung auch eingeklinkt war. Die Zuschauer verfolgten entsetzt den Absturz des Mannes, der schwerverletzt auf dem Boden aufschlug. Im Krankenhaus konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Da der Mann Angestellter des Abenteuersprung-Unternehmens war, sei die vorgeschriebene Doppel-Kontrolle wohl für überflüssig gehalten worden.
BRÜSSEL, 3. August (Reuter). Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) hat nach eigenen Angaben am Montag 10 000 Tonnen Lebensmittelnothilfe für Somalia bewilligt. In dem von einer Dürrekatastrophe betroffenen schwarzafrikanischen Land sind Zehntausende vom Hungertod bedroht. Die Lebensmittel sollten so rasch wie möglich geliefert werden, um die humanitäre Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) abzustützen, erklärte die Kommission. Somalia ist nach dem Sturz von Präsident Mohamad Siad Barre im Januar 1991 ins Chaos verfallen.
FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten haben zum Wochenauftakt die Titel zum Teil deutliche Abschläge verbucht. Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel um 20,71 auf 1594,71 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit dem 9. Januar. "Die 1600er Marke wurde umkämpft, aber die Verkäufer behielten die Oberhand", sagte ein Börsianer. Die Umsätze seien dünn gewesen. Belastend wirke die bevorstehende Zentralbankrat-Sitzung der Deutschen Bundesbank. "Es gibt Leute, die eine Lombarderhöhung für möglich halten." Ebenfalls gedrückt hätten die neuerlichen Kursverluste der "Dax-Schwergewichte" Allianz und Deutsche Bank. Allianz büßten 60 Mark und Deutsche 11,90 Mark ein.
Von den übrigen Finanzwerten gaben Dresdner um zwei und Commerzbank um 1,80 Mark nach.
In der Gruppe der Autoaktien fielen Daimler um 14 Mark zurück. VW fielen um 5,50, während BMW 3,80 Mark zulegten.
Im Konsumsektor notierten Karstadt unverändert. Horten sanken um sechs Mark. Kaufhof büßten 2,50 Mark ein. Von den Bautiteln gaben Hochtief 15 Mark ab und Holzmann fielen um neun Mark. Bilfinger und Berger büßten 18 Mark ein.
Am Rentenmarkt stieg die Durchschnittsrendite auf 8,48 (Freitag: 8,45) Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Dezember vergangenen Jahres. Die Bundesbank kaufte Titel im Nennwert von 76,2 Millionen Mark. D-Mark-Auslandsanleihen tendierten schwächer.
MÜNCHEN/TEHERAN, 3. August (AFP/Reuter/dpa/AP). Mit massiven Vorwürfen führt die iranische Presse derzeit eine Kampagne gegen den Münchner Siemens-Konzern, dessen Vorstandschef Heinrich von Pierer sich in Begleitung einer Delegation in Iran aufhält. Anlaß für die Kampagne ist die Absage des Unternehmens, das vor 20 Jahren begonnene Atomkraftprojekt Buschehr fertigzubauen. Die den radikalen Fundamentalisten nahestehende Zeitung Dschomhuri Islami beklagte am Montag ironisch den "reservierten Empfang", der Pierer bereitet worden sei. Der Siemens-Chef müsse wegen des großen Schadens, den er dem iranischen Volk zugefügt habe, "in unseren Gefängnissen und vor unseren Gerichten" empfangen werden statt in den Ministerbüros. Die Zeitung schlug vor, Siemens auf eine "schwarze Liste" von ausländischen Unternehmen zu setzen.
In dem Artikel wurden außerdem die Verantwortlichen auf iranischer Seite kritisiert, die mit Siemens bereits vor einiger Zeit eine Vorvereinbarung für den Bau eines mit Erdgas betriebenen Kraftwerkes auf der Insel Kechm, einer freien Wirtschaftszone am Persischen Golf, vereinbart hatten. Der entsprechende Vertrag wurde am vergangenen Wochenende von einem Vertreter des Siemens-Konzerns und Ali Schams Ardakani, dem Leiter der Freihandelsbehörde auf der Insel, unterzeichnet. Die erste Stufe der Anlage, die eine Leistung von 1400 Megawatt haben wird, soll im Herbst 1994 in Betrieb gehen.
Bereits in ihrer Sonntag-Ausgabe hatte Dschomhuri Islami versucht, gegen Siemens Stimmung zu machen. In einem Artikel wurde die Führung in Teheran aufgefordert, die Wirtschaftsbeziehungen zu Bonn auf Eis zu legen, weil Siemens mit immer neuen Vorwänden die Fertigstellung des Atomkraftwerkes in Buschehr verweigere. Am Samstag hatten Demonstranten in der iranischen Hauptstadt den Münchner Konzern aufgefordert, den Bau der Anlage zu vollenden.
Siemens-Chef von Pierer machte bei seinem Besuch in Teheran am Montag deutlich, daß es nicht an Siemens liege, daß das Kraftwerk nicht fertiggestellt werde. Vielmehr könne der Konzern das Projekt nicht vollenden, da die Bundesregierung die Ausfuhrgenehmigungen für dafür notwendige Reaktorkomponenten nicht erteile. Hier gebe es ein "Primat der Politik", das für Siemens "bindend" sei, bekräftigte am Montag ein Siemens- Sprecher in München.
Das Bundeswirtschaftsministerium bekräftigte am Montag noch einmal, daß die Ausfuhrgenehmigungen nicht erteilt würden. Die Bundesregierung habe bereits vor geraumer Zeit entsprechende Anträge für das iranische Projekt "endgültig" abgelehnt. Eine neuerliche Klage Irans auf Vollendung des Kraftwerksprojekts vor der Internationalen Handelskammer in Paris, von der in Berichten aus Teheran die Rede war, konnte Siemens "nicht bestätigen".
Siemens hatte 1975 mit dem Bau des Kraftwerks - zwei Blöcken zu je 1200 Megawatt Leistung - in Buschehr begonnen. Während der iranischen Revolution stellte das Unternehmen den Bau ein und kündigte den Vertrag. Daraufhin kam es 1982 zu einem Schiedsspruch der Internationalen Handelskammer, demzufolge Siemens die gefertigten, aber noch nicht gelieferten Komponenten Iran zu übergeben habe. Über den Weiterbau sollte verhandelt werden.
Block 1 des Atomkraftwerkes ist nach Angaben von Siemens zu 80 Prozent fertiggestellt, Block 2 zu rund 60 Prozent vollendet. Während des mehrjährigen Krieges zwischen Iran und Irak waren die Anlagen mehrfach bombardiert worden. Iran selbst gibt die von ihm bislang in das Atomprojekt investierten Mittel mit rund 5,5 Milliarden Mark an. Bonn schränkt Export-Bürgschaften ein Die Bundesregierung wird Bürgschaften für Exportgeschäfte mit Iran bis Ende des Jahres nur noch bis zu einer Gesamthöhe von einer Milliarde Mark bewilligen. Einen entsprechenden Beschluß faßte die Regierung, um mögliche finanzielle Risiken aus Iran-Geschäften zu vermeiden, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Montag in Bonn mitteilte. Die Deviseneinkommen Irans seien bislang stark hinter den Erwartungen zurückgeblieben. In den vergangenen Jahren hat die Bundesregierung Hermesbürgschaften für Iran-Geschäfte im Umfang von 6,7 Milliarden Mark gewährt. Deutschland sei bislang für Iran wichtigster Handelspartner, hieß es in Bonn.
BONN, 3. August (Reuter). Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) hat das Transrapid-Konsortium aufgefordert, bis Mitte September Eckdaten eines Finanzierungskonzeptes für den Bau einer Magnetschnellbahn zwischen Berlin und Hamburg vorzulegen. Krause sagte am Montag in Bonn, mit der Aufnahme dieser Transrapid-Strecke in den Bundesverkehrswegeplan '92 sei noch keine Entscheidung über den Bau gefallen. Die Bundesregierung favorisiert den privaten Bau der Schwebebahn, der auf zehn Milliarden Mark veranschlagt wird.
Laut einem Bericht des Magazins Der Spiegel hat der Wissenschaftliche Beirat des Ministeriums den Transrapid als wirtschaftlich unsinnig und technisch riskant eingestuft und von staatlichen Investitionen abgeraten. Krause wies Vorwürfe zurück, er habe diese kritische Stellungnahme unter Verschluß gehalten. Dies sei falsch und unsinnig.
FRANKFURT A. M. (rtr/ski). Das neue Bundesbankgesetz, das eine Reduzierung der Zahl der Landeszentralbanken (LZB) von elf allein im Westen auf neun in ganz Deutschland vorsieht, wird offenbar doch kein Fall für das Bundesverfassungsgericht. Die Bundesländer, die teilweise säbelrasselnd mit einer Klage in Karlsruhe gedroht hatten, treten nun ziemlich kleinlaut den Rückzug an. Zuerst erklärte die rheinland-pfälzische Landesregierung ihren Verzicht auf eine Klage. Ein Sprecher des Mainzer Finanzministeriums meinte, die Erfolgsaussichten seien mit einem "erheblichen Risiko" verbunden. Man sei aber weiter der Ansicht, daß das Gesetz der Zustimmung der Länder bedürfe (die nicht vorliegt). Rheinland-Pfalz und das Saarland sollen eine gemeinsame LZB bekommen, und zwar mit Sitz in Mainz.
Der Senat in Bremen, wo die Bundesbank-Hauptverwaltung künftig wegfallen soll, will sich heute mit dem Thema Klage befassen. Wie es aussieht, wird sich der Zwei-Städte-Staat dem Mainzer Verzicht anschließen.
JERUSALEM, 3. August (Reuter). Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin hat am Montag bestätigt, daß Israel die Einladung zur neuen Runde der Nahost- Friedensgespräche am 24. August in Washington annimmt. Mitgliedern des von seiner Arbeits-Partei geführten Kabinetts in Jerusalem teilte Rabin mit, die bilateralen Verhandlungen würden einen Monat lang dauern. "Das Ziel ist, sich zusammenzusetzen und eine Lösung zu finden", sagte Rabin. Noch nicht alle Probleme seien in Bezug auf die ausstehenden Kreditgarantien der USA ausgeräumt. Diese sollen bei Rabins Treffen mit US- Präsident George Bush am 10. und 11. August angesprochen werden sollen.
Offenbar in einer Reaktion auf den von der Regierung eingeleiteten neuen Kurs in der israelischen Wohnungsbau- und Siedlungspolitik kündigte Jerusalems Bürgermeister Teddy Kollek einen Stopp der amtlichen Abbruchsverfügungen für illegal errichtete Palästinenserwohnungen an. Neue Abriß-Verordnungen werde er bis zur Klärung der Problematik im Gespräch mit der Regierung nicht mehr unterzeichnen, sagte er im israelischen Rundfunk.
MAILAND (rtr/FR). Die Finanzmärkte Italiens haben auf das Ende der automatischen Anpassung der Löhne an die Inflationsrate mit stark steigenden Kursen reagiert. Mailänder Händler nannten die Vereinbarung hierüber einen ersten Schritt, um international wieder Vertrauen in die Wirtschaft des Landes zu schaffen. Am Mailänder Aktienmarkt stieg der repräsentative Index um 5,3 Prozent. Die Kurse festverzinslicher Wertpapiere kletterten um mehr als einen Punkt, und die Währung legte beim amtlichen Fixing auf 754,95 Lire für eine Mark zu vergleichen mit 756,35 Lire noch am vergangenen Freitag.
"Wir sind alle sehr beeindruckt", kommentierte Matteo Castagna, Volkswirt bei der Mailänder Bank Euromobiliare, den Beschluß. "Der Markt hat auf das Ende der Indexierung seit Jahren gewartet." Die Einigung sollte nun der italienischen Notenbank nach seiner Überzeugung auch eine Senkung der Zinsen ermöglichen.
Am Freitag abend hatte sich die erst seit wenigen Wochen amtierende Regierung von Ministerpräsident Giuliano Amato mit Gewerkschaften und Arbeitgebern auf die Abschaffung der Scala mobile, der gleitenden Lohnklausel, geeinigt. Die Anpassung der Löhne an die Preissteigerung war seit den fünfziger Jahren ein Fixpunkt der Beziehungen der italienischen Tarifparteien.
PRAG, 3. August (Reuter). Die für Donnerstag vorgesehene vierte Runde der Präsidentenwahl in der Tschechoslowakei fällt aus, weil es keinen Kandidaten für den Posten gibt. Das wurde nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur CSTK am Montag im Parlament mitgeteilt. Die CSFR ist seit dem Rücktritt Vaclav Havels am 17. Juli ohne nominelles Staatsoberhaupt.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse zeigte die Entwicklung gestern abwärts. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte fiel während der ersten Stunde des Handels um 7,03 auf 3386,75 Punkte. Umgesetzt wurden bis dahin 33,6 Millionen Aktien.
In Tokio sanken die Kurse wieder. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte gab um 200,83 auf 15 709,45 Zähler nach.
KIEL, 3. August (Reuter). Rund 100 Asylbewerber sind am Wochenende aus Angst vor Übergriffen Rechtsradikaler von Mecklenburg-Vorpommern nach Schleswig-Holstein geflüchtet. Wie die Kieler Landesregierung am Montag mitteilte, hatten in der Nacht zum Samstag mehrere Skinheads vor einer Asylbewerberunterkunft in Boizenburg demonstriert und Scheiben eingeworfen.
Am Samstag seien dann Asylbewerber aus Boizenburg gegen westdeutsche Jugendliche "vorgegangen". Dadurch habe sich die Stimmung in Boizenburg "so erhitzt, daß eine Gruppe von zirka 100 Asylbewerbern" die Unterkunft verließ, um in Lauenburg unterzukommen, da ihre Sicherheit in Boizenburg nicht mehr gewährleistet sei. Sie könnten aber nicht auf Dauer in Lauenburg bleiben, da ihre Asylverfahren in Mecklenburg-Vorpommern stattfänden, hieß es in Kiel.
DIYARBAKIR, 4. August (Reuter). Bei Kämpfen zwischen kurdischen Separatisten und der türkischen Armee sind 14 Menschen ums Leben gekommen. Wie türkische Regierungsvertreter am Montag mitteilten, kam es am Samstag nahe der osttürkischen Stadt Karliova zu Zusammenstößen zwischen Mitgliedern der Kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Armee. Dabei starben sechs Separatisten und ein Soldat. Bei Varto seien fünf PKK-Aktivisten von einer Armeepatrouille getötet worden. Auch dabei sei ein Soldat ums Leben gekommen, hieß es in den Regierungskreisen. Am Sonntag starb ein weiteres PKK-Mitglied bei einer Schießerei in der Nähe von Mus.
TENNIS
EINLADUNGSTURNIER in Brookline/Massachusetts (250 000 Dollar), Einzel, Finale: Ivan Lendl - Richey Reneberg (beide USA) 6:3, 6:3.
Doppel, Finale: Mayotte/Layendecker - Hall/Barber (alle USA) 7:5, 6:3.
Die Weltmeisterschafts-Zweiten Deng Yaping/Qiao Hong aus China gewannen die erste Tischtennis-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Sie revanchierten sich im Frauen-Doppel am Montag in einer Neuauflage des WM- Endspiels von 1991 in Japan für ihre Niederlage gegen ihre Teamkolleginnen Chen Zihe/Gao Jun und siegten in vier Sätzen mit 21:13, 14:21, 21:14, 21:19. Die zwei Bronzemedaillen erhielten Li Bun Hui/Yu Sun Bok (Nordkorea) und Hong Cha Ok/Hyun Jung Hwa (Südkorea).
Seit Jahrzehnten beherrschen Spielerinnen aus Asien das internationale Frauen-Tischtennis und gewinnen fast alle wichtigen Wettbewerbe. Für Chef- Bundestrainerin Eva Jeler vor allem eine Folge des "wesentlich besseren Trainings. In der Intensität ist es nur mit dem von Jörg Roßkopf zu vergleichen". Der Europameister steht täglich vier bis sechs Stunden in der Halle. Ein weiterer Aspekt der asiatischen Überlegenheit sind die vielen unterschiedlichen Spielsysteme. Die gebürtige Slowenin sieht nur einen Weg, den Rückstand zu verkürzen: "Wir müssen gegen sie spielen, spielen und nochmals spielen, ihre Tricks abschauen und uns auf sie einstellen."
Hans Wilhelm Gäb, der Präsident des deutschen und europäischen Verbandes, will noch einen anderen Weg beschreiten. "Hier gibt es eben nur das Profitum, und das muß sich für die Spielerinnen lohnen." sid/dpa
Der italienische Fußball bricht mit einer langen Tradition: Wahrscheinlich schon ab der Saison 1993/94 dürfte ein Meisterschaftsspiel vom Sonntag auf den Samstag vorverlegt werden.
Mit einem kanadischen Doppelsieg endete der zehnte Lauf zur US-CART-Serie in Brooklyn/Michigan. Vor 55 000 Zuschauern feierte Scott Goodyear (Lola- Chevrolet) seinen ersten Erfolg bei dem amerikanischen Pendant zur Formel 1.
MOTORSPORT
US-CART-SERIE in Brooklyn/Michigan (250 Runden), 10. von 16 Läufen: 1. Goodyear (Kanada) Lola-Chevrolet (285,799 km/h), 2. Tracy (Kanada) Penske-Chevrolet 5,93 Sekunden zurück, eine Runde zurück, 3. Boesel (Brasilien) Lola-Chevrolet, 4. Unser Junior (USA) Galmer-Chevrolet, 5. Pruett (USA) Truesports-Chevrolet, 6. Andretti (USA) Lola-Chevrolet.
Gesamtstand: 1. Rahal (USA) Lola-Chevrolet 136 Punkte, 2. Unser Junior 103, 3. Andretti (USA) Lola-Ford-Cosworth 100, 4. Goodyear 83.
Trotz offiziellen Verbots aufgrund der Regel 59 der olympischen Charta schreibt Reiner Klimke, Pressesprecher der deutschen Mannschaft in Barcelona, regelmäßig und exklusiv Kolumnen für die Tageszeitung "Westfälische Nachrichten". Dies berichtet das Nachrichten-Magazin SPIEGEL in seiner Montagsausgabe.
Die Regel 59 besagt, daß es allen Olympiateilnehmern, auch den Funktionären, "unter keinen Umständen erlaubt" ist, nebenbei für Zeitungen zu arbeiten. Wie der deutsche Chef de mission, Ulrich Feldhoff, erklärte, habe Klimke eine Ausnahmegenehmigung von IOC-Mitglied Walther Tröger erhalten. Klimke gehört zu den erfolgreichsten deutschen Olympiateilnehmern und ist CDU-Abgeordneter im nordrhein-westfälischen Landtag.
sid
Für den Schweizer Freistilringer Ludwig Kung ist das olympische Turnier vorzeitig beendet. In seinem Kampf mit dem sojwetischen Favoriten Arsen Fadzaew kugelte er offensichtlich seinen rechten Unterarm aus. Es war der erste Unfall auf der Ringermatte beim Olympiaturnier in Barcelona.
Schwedens Fußball-Star Tomas Brolin erlitt bei der 1:2-Viertelfinalniederlage im olympischen Turnier gegen Australien in Barcelona eine Verletzung am rechten Knie. Nach Auskunft des schwedischen Mannschaftsarztes Dr. Jon Karlsson soll es sich um eine Bänderdehnung handeln, die nach einer Woche Pause wieder auskuriert sei.
Die deutsche Dressur-Equipe stieß mit ihrem achten Olympiasieg seit 1928 bei den Reiterspielen in Barcelona in eine neue Dimension vor und erschloß diesem Sport eine andere Welt. Als Nicole Uphoff (Duisburg) auf Rembrandt ein Gemälde der hohen Schule in den Sand zeichnete und zu Recht mit 1768 Punkten von den fünf Richtern belohnt wurde, hielten viele den Atem an. Isabell Werth (Rheinberg) hielt mit Gigolo am nächsten Morgen dagegen, bekam nur sechs Punkte weniger. Bundestrainer Harry Boldt: "Es waren Nuancen, die vielleicht den einen oder anderen Richter in der Bewertung zu einer anderen Auffassung brachten. Beide Pferde waren gleich stark."
Als Monica Theodorescu (Füchtorf) auf Grunox mit 1676 Punkten aus dem Viereck kam, leuchtete bereits Gold am Hals einer deutschen Mannschaft, seit 1976 wurden die Deutschen bei keinem Championat mehr geschlagen. Die Bilanz ist faszinierend für die Sieger und deprimierend für alle anderen: Seit dem Olympiasieg der sowjetischen Equipe 1972 in München haben die deutschen Dressurreiter keine Mannschaftssprüfung bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften mehr verloren. Die Konkurrenz erduldet es fassungslos und leistet, allen eigenen Fortschritten zum Trotz, dennoch keinen Widerstand.
Klaus Balkenhol aus Düsseldorf hätte sein Polizeipferd Goldstern durchaus in der Box faulenzen lassen können, der Sieg wäre dennoch unangetastet geblieben. Zwischen der deutschen Mannschaft und dem Rest der Welt türmt sich ein Gebirge auf. Klaus Balkenhol, der Polizeireiter, wird dennoch ins Viereck ziehen. Der Grand Prix als Aufgabe für die Mannschaftswertung entscheidet zusätzlich über die Teilnahme der 16 Besten um die Einzelmedaillen am Mittwoch. Pro Nation haben nur drei Startrecht, der Equipechef darf laut Reglement über den Einsatz bestimmen.
Um die Teilnahme im Grand Prix Special müssen sich weder Nicole Uphoff noch Isabell Werth sorgen. Bei beiden beginnt dafür der Machtkampf um den Thron der Königin von Piaffen und Passage. Equipechef Anton Fischer: "Die Ausgangsposition ist für beide Reiterinnen gleich, das hat der Grand Prix gezeigt. Es gibt keine Favoritin, die Tagesform entscheidet." Bei den letzten "Specials" war Europameisterin Isabell Werth auf ihrem Gigolo jeweils an Olympiasiegerin und Weltmeisterin Nicole Uphoff auf "Remmi" keck vorbeigeflogen.
Fischer: "Eine ideale Ausgangsposition hat jede nach dem Grand Prix. Der Langeweile aus dem Teamwettkampf folgt nun doch der Kitzel um Einzelgold." Mit Silber ist man in Deutschland nicht mehr unbedingt die Gewinnerin. sid/dpa
"Und jetzt", sagte Franziska Hentschel, "setzen wir uns auf die Tribüne und schauen uns an, wie Australien ausscheidet." Gerade hatten die deutschen Hokkey-Frauen durch einen überzeugenden 4:0(3:0)-Sieg über Kanada das Halbfinale erreicht, da durften sie sich schon ein wenig ungläubige Freude am Scheitern der Konkurrenz erlauben. Hentschel: "Ich verstehe die Hockey-Welt nicht mehr."
Weltmeister Niederlande (0:2 gegen Südkorea) draußen, Seoul-Olympiasieger Australien (0:1 gegen Spanien) draußen - das olympische Turnier brachte am letzten Vorrundenspieltag faustdicke Überraschungen. Die alten Größen sind gescheitert, neue Teams spielen die Medaillen aus.
Wie Gastgeber Spanien, für den sich die 2,4 Millionen Mark teure "Operation Olympia" mit monatelangen Trainingslagern und einkasernierten Spielerinnen bereits ausgezahlt hat. Wie die junge deutsche Mannschaft, die ihren Aufwärtstrend zurück in die Weltspitze eindrucksvoll fortsetzte. Dazu kommen Südkorea und Großbritannien, die ihre Position sicher behaupteten.
"Für uns ist es bisher hervorragend gelaufen", meinte Bundestrainer Rüdiger Hänel. "Die Manschaft hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert." Das 2:2 zu Turnierbeginn gegen die Spanierinnen wurde inzwischen durch deren Erfolg relativiert.
Fassungslosigkeit und Tränen dagegen bei den Autralierinnen und Niederländerinnen. "Ich bin froh, daß die Niederländerinnen weg sind", sagte Franziska Hentschel, "die haben uns immer so von oben herab angesehen." Semifinal-Gegner Großbritannien wird zwar ernstgenommen, aber nicht wirklich gefürchtet.
Rüdiger Hänel, der sich bei Olympia endgültig als Erfolgscoach profiliert hat, strahlt Selbstsicherheit aus. sid
Der Welt-Amateurboxverband betrügt sich selbst. Um die Quote von K.o.-Entscheidungen niedrig zu halten und die Ungefährlichkeit mit dem Kopfschutz gegenüber der medizinischen Kommission des IOC zu dokumentieren, sind die Kampfrichter angewiesen, Boxer nur im äußersten Notfall auszuzählen. Die K.o.'s werden nach dem Abbruch in RSC (Kopf)-Entscheidungen umgewandelt.
Italiens Fußball-Rekordmeister Juventus Turin hat ein zweites Testspiel gegen den Schweizer Klub Neuchatel Xamax mit 0:1 (0:0) verloren. Den Treffer für den Klub von Trainer Uli Stielike erzielte vor 16 5000 Zuschauern Nationalspieler Chassot in der 70. Minute. Im ersten Aufeinandertreffen hatten die Turiner mit 9:0 gegen die Xamax-Junioren gewonnen.
Zugang Andreas Möller erlebte das Spiel nur von der Tribüne, hatte sich nach einem Gespräch mit "Juve"-Trainer Giovanni Trapattoni aber darauf eingestellt. "Ich weiß, daß ich in München spiele", sagte Möller. Im Olympiastadion treten die Italiener am Samstag (20.15 Uhr) im Abschiedsspiel für Klaus Augenthaler gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München an. sid
Begeistert von seiner neuen Mannschaft zeigte sich Fußball-Nationalspieler Jürgen Klinsmann nach dem 2:0 (1:0)- Sieg von AS Monaco in einem Testspiel über den RSC Anderlecht. Vor 10 000 Zuschauern in Clermont Ferrand erzielte der Portugiese Rui Barros beide Tore. Das erste legte ihm Klinsmann per Kopf vor. "Endlich eine Mannschaft, die nach vorne spielt! Da hat es richtig Spaß gemacht", meinte Klinsmann hernach.
Angesprochen auf einen eventuellen Wechsel des Nürnbergers Christian Wück nach Monaco meinte Klinsmann: "Darauf kann ich mir keinen Reim machen." Verstärkt hat sich Monaco aber noch auf dem Libero-Posten. Vom SSC Neapel kehrt Laurent Blanc, Frankreichs Nationallibero, in sein Heimatland zurück. Blanc unterschrieb einen Drei-Jahres- Vertrag mit AS Monaco, das eine Ablösesumme von 5,4 Millionen Mark an die Italiener zahlte.
Olympique Marseille hatte Neapel eine um 2,4 Millionen Mark höhere Ablöse geboten, doch weigerte sich Laurent Blanc kategorisch, zum Verein von Präsident Bernard Tapie zu wechseln. sid
Ein Turnier mit drei Mannschaften hat der italienische Fußball-Erstligist Inter Mailand gewonnen. Gegen den italienischen Erstliga-Absteiger AS Bari sowie den Schweizer Erstligisten FC St. Gallen setzte sich die Mannschaft von Trainer Bagnoli bei einer jeweiligen Spielzeit von 45 Minuten zweimal 1:0 durch.
Silbermedaillengewinner Rifat Yildiz von Bavaria Goldbach, der sich im Finale des olympischen Ringerturniers in Barcelona eine Knieverletzung zugezogen hatte, ist nach einem erfolgreichen operativen Eingriff in München zu Hause eingetroffen. Yildiz hatte sich den linken Innenmeniskus gequetscht. Bei der Operation wurde festgestellt, daß auch ein Band gerissen war.
Deutschlands Ringer stiegen mit zwei Siegen in das olympische Freistil-Turnier in Barcelona ein. Allerdings verlangten Georg Schwabenland (Wiesenthal) im Leicht- und Heiko Balz (Luckenwalde) im Schwergewicht ihren Fans einige Nervenkraft ab.
Die Rücktrittswelle im Deutschen Schwimm-Verband (DSV) rollt weiter. Nach der Demission des Doping-Beauftragten Harm Beyer kündigte auch der Disziplinar-Beauftragte des Verbandes, Manfred Dörrbecker aus Fuldatal, für Oktober seinen Rücktritt an. "Ich bin die ewigen Querelen im Verband leid, sehe keine sinnvolle Arbeitsgrundlage mehr", sagte Dörrbecker. Er kritisierte vor allem die "einseitige Zusammenarbeit mit der Verbandsführung".
Am Vortag hatte Harm Beyer den Verband und dessen Präsidenten Klaus Henter erneut heftig kritisiert: "Überall vermisse ich konseqentes Handeln." Beyer, der seine Kandidatur als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) unterstrich, erklärte: "Ich bin in gewisser Weise enttäuscht und resigniert. Wir können nicht nur darüber reden, wir müssen auch handeln, wenn wir wirklich Doping bekämpfen wollen. Und dann darf man auch vor Emotionen betroffener Athleten nicht halt machen."
Zu seinem Rücktritt als Doping-Beauftragter des DSV sagte Beyer, der "grundsätzlich weiter engagiert bleiben" will: "Ich habe nur eine unvollendete Aufgabe zurückgegeben, weil sich der DSV nicht so verhält, wie sich ein Auftraggeber verhalten müßte. Ich glaube, daß vor dem Hintergrund des Dopingfalles Astrid Strauß ein Feindbild von Magdeburger Seite gegen mich aufgebaut wird."
Beyer bezweifelt, daß "wir in der Doping-Bekämpfung derzeit auf dem richtigen Weg sind". Zu seiner Kandidatur um die Nachfolge von Willi Daume erklärte Beyer: "An dem Abstimmungsergebnis wird man ablesen können, wie man zu meiner Person steht." sid
Die Schlußfeier der Olympischen Spiele in Barcelona am Sonntag (9. August) soll nun doch mit dem traditionellen Einmarsch der Athleten stattfinden. Eine Begrenzung wird nur bei den Funktionären vorgenommen. Noch am Sonntag abend hatte COOB-Direktor Josep Roca bekanntgegeben, Athleten seien aus Organisations- und Zeitgründen unerwünscht.
Der Anhausener Golfprofi Bernhard Langer belegt in der aktuellen Weltrangliste weiterhin den vierten Platz. Spitzenreiter Nick Faldo aus England konnte durch seinen Sieg bei den "Scandinavian Open" seine Führung ausbauen. Zweiter ist der Amerikaner Fred Couples vor dem Spanier Jose Maria Olazabal.
Die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft steht nach den Olympischen Spielen vor dem totalen Neuaufbau, Platz sechs scheint nach dem ersten Sieg beim Olympischen Turnier in Barcelona aber "weiter realistisch". Gegen die zweitklassige CSFR im dritten Vorrundenspiel legte die Mannschaft von Bundestrainer Karl-Heinz Scholten beim 15:9 (2:2, 4:1, 6:3, 3:3) ihre "Ladehemmungen" ab.
Der Wasserballwart des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Eckhard Bade meinte: "Den Sieg darf man nicht überbewerten, aber es war eine Steigerung gegenüber den beiden ersten Spielen." Zuvor war die Mannschaft nicht über ein 7:7 gegen Frankreich hinausgekommen und war gegen die GUS beim 7:11 chancenlos.
Gegen die CSFR war der 32 Jahre alte frühere Weltklassemann Hagen Stamm (Spandau) mit vier Treffern erfolgreichster Schütze vor Dirk Theismann (3).
"Unser gestecktes Ziel, Platz sechs bis sieben, ist nach wie vor realistisch. Die Schwächung nach dem Rücktritt der drei Hannoveraner Tomanek, Schütze und Vogt lassen sich nicht kompensieren. Wir werden nach Olympia mit dem Neuaufbau beginnen", erklärte Bade. Mit Dirk Theismann, Hagen Stamm und Rekord- Nationalspieler Frank Otto ist auf dem Weg nach Atlanta aber nicht mehr zu rechnen.
Auch auf der Trainerposition steht ein Wechsel bevor. Der Duisburger Karl- Heinz Scholten will nach Auslaufen seines Ein-Jahres-Vertrages nach den Olympischen Spielen wieder in den Schuldienst zurück.
Möglicherweise wird der 53 Jahre alte Nico Firoiu (Krefeld) wieder inthronisiert. Der gebürtige Rumäne war von 1975 bis 1988 Bundestrainer der A-Nationalmannschaft. sid
Sie wirbelt über den Platz und fegt ihre Gegnerinnen weg wie nichts. Steffi Graf hat nach einem 6:1-6:0-Sieg im Viertelfinale gegen die 20 Jahre alte Belgierin Sabine Appelmans (Weltrangliste Nummer 20) beim olympischen Tennisturnier in Barcelona die Bronzemedaille sicher. 53 Minuten dauerte ihr vierter beeindrukkender Auftritt unter erstmals regnerischem Himmel in Vall d'Hebron. Wieder grölten die Fans ihren Namen im Stakkato, als die Weltranglistenzweite längst unter der Dusche stand.
"Ich denke noch nicht an die Medaille. Für mich ist das Turnier erst am Freitag vorbei", meinte Steffi Graf. Ihrem am Montag gezeigten Spiel würde ein dritter Platz ohnehin nicht gerecht.
Selten hat die Olympiasiegerin von 1988 so konstant und ungewohnt angriffsfreudig gespielt wie seit ihrem vierten Wimbledonsieg im Juli. "Mir macht der Sport noch sehr viel Spaß, ich kann mich immer wieder neu motivieren", sagt sie. Die US-Amerikanerin Mary-Joe Fernandez, die sich im Viertelfinale 5:7, 6:1, 6:0 gegen Manuela Maleewa-Fragniere (Schweiz) durchsetzte und keines ihrer acht bisherigen Spiele gegen Steffi Graf gewann, wird sich im Halbfinale darauf einstellen müssen.
Kaum hatte Steffi Graf den ersten Aufschlag gespielt, war sie schon wieder durch die Kabinentür entschwunden. Mit der aufsteigend getroffenen Vorhand, der langen Slice-Rückhand und ungewöhnlich häufig am Netz hatte sie die völlig überforderte Belgierin zum drittenmal nach zwei Siegen 1991 klar beherrscht.
Der rapide Favoritenschwund im Männer-Wettbewerb hat bei Spielern und Experten die Frage nach dem sportlichen Stellenwert neu aufgeworfen. Unzufrieden ist nicht nur Boris Becker: "Es hat wenig Sinn, zwischen Wimbledon und den US Open ein weiteres Turnier über drei Gewinnsätze zu spielen. Man sieht ja, wie viele der Top-Jungs schon draußen sind. Es ist zuviel", sagte er und schlug grundlegende Änderungen vor: "Man sollte aus dem olympischen Turnier einen Mannschafts-Wettbewerb machen." Die Kritik zeigt bereits Wirkung: "Es ist gut möglich, daß in Atlanta 1996 im Doppel nur noch auf zwei Gewinnsätze gespielt wird", sagte Ian Barnes, der Pressesprecher des Weltverbandes ITF. Unterstützung fand Becker bei Pete Sampras (USA), der ebenfalls zum Kreis der sieben vor dem Viertelfinale gescheiterten Top-Ten-Spieler gehört. "Auch ich würde einen Mannschafts-Wettbewerb vorziehen. Für mich war das hier überhaupt kein Team-Erlebnis, sondern ein Turnier wie jedes andere auch", klagte der Weltranglisten-Dritte. Einen Mannschafts-Wettbewerb kann sich allerdings Ian Barnes nicht vorstellen. sid/dpa
Die Olympia-Stadt Barcelona versteckt ihre Stadtstreicher in alte Fabrikanlagen. Sie wurden zu Notunterkünften umfunktioniert. Wie die in Barcelona erscheinende Tageszeitung "Observador" schreibt, gehört dies zu einem Geheim-Plan, während der Spiele Bedürftige, Prostituierte und fliegende Händler von den Straßen der Innenstadt fernzuhalten.
BOGENSCHIESSEN
Männer, Einzel: 1. Flute (Frankreich), 2. Jae- Hun Chung (Südkorea), 3. Terry (Großbritannien), 4. Grov (Norwegen). - Im Viertelfinale ausgeschieden: Schikarew (GUS), Lipponen (Finnland), Barrs (USA), Setijawan (Indonesien). - In der Runde der letzten 32 ausgeschieden: Marzoch (Herne). - Im Vorkampf ausgeschieden: Lippold (Sindelfingen), Rösicke (Schwerte).
Riesen-Überraschung beim Turnier der Handballerinnen in Granollers. Österreich, Top-Favorit in der Vorrunden- Gruppe B, hat durch eine 17:19 (10:9)-Niederlage gegen Norwegen das Halbfinale verpaßt. Die Weltmeisterschafts-Revanche zwischen Deutschland und dem fast ausschließlich aus eingebürgerten Ausländerinnen bestehenden "Team Austria" findet also nicht statt.
Österreichs Teamchef Gunnar Prokop erklärte daraufhin seinen Rücktritt. Er begründete seine Entscheidung mit der Schiedsrichter-Leistung der Franzosen Tancrez/Lelong. "Österreich ist vor den Augen seines eigenen IHF-Präsidenten Erwin Lanc von den Schiedsrichtern betrogen und bestohlen worden. Sie haben damit die Moral meiner Mannschaft zerstört", meinte Prokop, der "Schöpfer" des österreichischen Frauenhandballs auf internationalem Niveau. Mit Südstadt Wien kommt auch eine überragende und erfolgreiche Vereinsmannschaft in Europa während der vergangenen Jahre aus Österreich.
Die spielfreudigen Norwegerinnen, als Nachrücker für Jugoslawien in das olympische Turnier gekommen, zogen aufgrund ihrer ausgezeichneten Leistung mit 4:2 Punkten an Österreich (3:3) vorbei. Olympiasieger Südkorea (5:1) gewann gegen Gastgeber Spanien 28:18 (15:7) und machte damit auch die letzten theoretischen Chancen für Österreichs Mannschaft zunichte. sid
Bronze gewann Wasserspringerin Brita Baldus aus Leipzig im Wettbewerb vom Dreimeterbrettvon Barcelona. Die EM- Zweite mußte sich in einer spannenden Entscheidung Weltmeisterin Min Gao aus China und Europameisterin Irina Laschko aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten geschlagen geben. Die Berlinerin Simone Koch belegte Rang sieben. sid
WASSERSPRINGEN
3-m-Brett, Frauen: 1. Min Gao (China) 572,400 Punkte, 2. Laschko (GUS) 514,140, 3. Baldus (Leipzig) 503,070, Bartova (CSFR) 491,490, 5. Ovenhouse (USA) 477,840, 6. Ilina (GUS) 470,670, 7. Koch (Berlin) 468,960, 8. Depiero (Kanada) 449,490.
Chef-Veterinär Dr. Peter Cronau (Wattenscheid) klagt gegen Frankreichs Reiter-Präsident Loic de Masne vor dem Sportgericht des Weltverbandes FEI. Nachdem Cronau den Wallach Corlandus der deutschstämmigen Französin Margit Otto-Crepin bei der Untersuchung vor Beginn der Dressur-Wettkämpfe wegen Lahmheit für nicht startfähig erklärt hatte, wurde ihm zunächst von den Franzosen Betrug vorgeworfen, nun nannte ihn der Franzose einen "Chauvinisten".
Im olympischen Duettwettbewerb gibt es für die deutschen Synchronschwimmerinnen nur noch geringe Hoffnungen auf das Finale. Mit 89,800 Punkten liegen Monika Müller (Markgröningen) und Margit Schreib (München) nach dem Vorkampf auf Rang 15 und 3,080 Punkte hinter den Engländerinnen Kerry Shacklock und Laila Vakil (92,880), die vor der Pflicht den achten Rang einnehmen. Nach Pflicht und Vorkampf qualifizieren sich die acht besten Duette für das Finale. Die Weltmeisterzwillinge Karen und Sarah Josephson (USA) führen das Klassement mit 98,640 vor Peggy und Vicky Vilagos (Kanada, 98,240) an.
Die deutsche Dressur-Equipe stieß mit ihrem achten Olympiasieg seit 1928 bei den Reiterspielen in Barcelona in eine neue Dimension vor und erschloß diesem Sport eine andere Welt. Als Nicole Uphoff (Duisburg) auf Rembrandt ein Gemälde der Hohen Schule in den Sand zeichnete und zu Recht mit 1768 Punkten von den fünf Richtern belohnt wurde, hielten viele den Atem an.
Isabell Werth (Rheinberg) hielt mit Gigolo am nächsten Morgen dagegen, bekam nur sechs Punkte weniger. Bundestrainer Harry Boldt: "Es waren Nuancen, die vielleicht den einen oder anderen Richter in der Bewertung zu einer anderen Auffassung brachten. Beide Pferde waren gleich stark."
Als Monica Theodorescu (Füchtorf) auf Grunox mit 1676 Punkten aus dem Viereck kam, leuchtete bereits Gold am Hals der deutschen Mannschaft, seit 1976 wurden die Deutschen bei keinem Championat mehr geschlagen. Klaus Balkenhol aus Düsseldorf hätte sein Polizeipferd Goldstern durchaus in der Box faulenzen lassen können, der Sieg wäre unangetastet geblieben.
Zwischen der deutschen Mannschaft und dem Rest der Welt türmt sich der Mount Everest auf. Uwe Schulten-Baumer, Coach und Gönner von Isabell Werth: "Nie zuvor war eine deutsche Equipe stärker als hier in Barcelona." Festzuhalten bleibt für die Statistik: Hinter dem überlegenen und für manche deprimierenden deutschen Erfolg mit insgesamt 5224 Punkten ging Silber an die Niederlande (4742) und Bronze an die USA (4643).
Klaus Balkenhol, der erfolgreichste Polizeireiter der Welt, wird dennoch ins Viereck ziehen. Der Grand Prix als Aufgabe für die Mannschaftswertung entscheidet zusätzlich über die Teilnahme der 16 Besten um die Einzelmedaillen am Mittwoch. Pro Nation haben nur drei Startrecht, der Equipechef darf laut Reglement über den Einsatz bestimmen.
Der sprach zwar anschließend von einer Entscheidung in der Mannschaftsführersitzung, doch Klaus Balkenhol hatte auf seinem Streifen-Pferd mit 1694 Punkten vor Grunox und Monica Theodorescu den dritten Platz erreicht. Es wäre ungerecht, dem 52 Jahre alten Deutschen Meister den Ritt zu einer Einzel-Medaille zu verwehren. Der schweißnasse Balkenhol nach seiner Vorstellung: "Goldstern kann noch mehr, als er gezeigt hat. Ich wollte ihn nicht zu sehr treiben."
Um die Teilnahme im Grand Prix Special muß sich weder Nicole Uphoff noch Isabell Werth sorgen. Bei beiden beginnt dafür der Machtkampf um den Thron der Königin von Piaffen und Passage. Equipechef Anton Fischer: "Die Ausgangsposition ist für beide gleich, das hat der Grand Prix gezeigt. Es gibt keine Favoritin, die Tagesform entscheidet."
Bei den letzten "Specials" war Europameisterin Isabell Werth auf ihrem Gigolo jeweils an Olympiasiegerin und Weltmeisterin Nicole Uphoff auf "Remmi" keck vorbeigeflogen. Fischer: "Eine ideale Ausgangsposition hat jede nach dem Grand Prix. Der Langeweile aus dem Teamwettkampf folgt nun doch der Kitzel um Einzelgold." Mit Silber ist man in Deutschland nicht mehr die Gewinnerin.
Wenn man Chef-Richter Wolfgang Niggli aus der Schweiz folgt, dann war der winzige Vorsprung für Rembrandt und seiner Reiterin im Grand Prix ein Beweis "für Geschmeidigkeit, die spielerische Ausführung und der Gehorsam des Pferdes durch die gesamte Prüfung". Bei Gigolo sah er einige Kanten. Für das Duell im Morgengrauen am Mittwoch sieht Niggli dennoch "einen Vorteil für Gigolo, den einige Trabtouren besser zur Entfaltung kommen lassen". sid
Vor der Olympiaprominenz aus Deutschland wartete beim Olympischen-Turnier der Freistilringer nur der Schwergewichtler Heiko Balz aus Lukkenwalde mit einem Sieg aufwarten. Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), Willi Daume, und NOK-Schatzmeister Werner Göhner sahen auch die 0:0-Niederlage des Europameisters Georg Schwabenland aus Wiesenthal im Leichtgewicht. Nach gutem Los boten die deutschen Freistilringer zum Auftakt des Olympiaturniers schlechte Kämpfe.
Heiko Balz, der zu den Medaillenfavoriten zählt, gewann seinen ersten Kampf gegen den Perser Kazem Gholami zehn Sekunden vor Schluß mit 1:0 und bezwang dann den Griechen Petros Bourdoulis mit 4:9. Er steht damit mit sechs Punkten in der dritten Runde.
Recht müde wirkte der zweimalige Europameister Georg Schwabenland in seinen beiden Kämpfen gegen den Esten Kullo Koiv (4:2-Sieg) und dem Griechen Giorgios Athannassiades, der mit ihm zusammen mit 0:0 von der Matte ging, was für beide Kämpfer eine Niederlage bedeutet. Schwabenland fand in keiner Minute des Kampfes eine Einstellung zu seinem Gegner. In der dritten Runde trifft Georg Schwabenland auf den Koreaner Jung-Ho Ko. sid
Steffi Graf hat die Bronzemedaille in der Tasche, Anke Huber versagten beim Sprung aufs Siegertreppchen gründlich die Nerven. 3:6, 6:7 (1:7) unterlag die 17 Jahre alte Heidelbergerin der ein Jahr jüngeren Weltranglisten-Sechsten Jennifer Capriati (USA) im Halbfinale des Olympischen Tennisturniers von Barcelona.
Mit einem traurigen Seitenblick zu ihrem Trainer Boris Breskvar gratulierte sie hastig der winkenden Siegerin, ehe sie den Kopf lange im Handtuch verbarg. Gedanken an einen verlorenen Traum. Mit einem stärkeren Kopf hätte er Wirklichkeit werden können, denn das US- amerikanische Wunderkind Capriati spielte mittelmäßig und fehlerhaft.
Mühelos dagegen war zuvor Steffi Graf mit 6:1, 6:0 über die 20 Jahre alte Belgierin Sabine Appelmans (Weltrangliste Nr.20) in die Vorschlußrunde eingezogen, in der sie nun auf die Amerikanerin Mary Joe Fernandez trifft. 53 Minuten dauerte ihr vierter beeindruckender Auftritt unter erstmals regnerischem Himmel in Vall dHebron. Wieder grölten die Fans ihren Namen im Stakkato, als sie längst wieder in der Umkleidekabine verschwunden war.
Indes bedachten rund 4000 Spanier den Halbfinaleinzug "ihrer Arantxa" (Sanchez) nur mit einem gepflegten Applaus. 6:4, 6:4 hatte Steffi Grafs ärgste Rivalin, die nun auf Capriati trifft, das nationale Kräftemessen mit Conchita Martinez für sich entschieden.
Vier Stunden und 25 Minuten arbeitete zuvor der an Nummer vier gesetzte Kroate Goran Ivanisevic gegen Boris Beckers Bezwinger Fabrice Santoro (Frankreich), ehe er mit 6:7, 6:7, 6:4, 6:4, 8:6 die Bronzemedaille gesichert hatte. "Ich bin überglücklich, ich habe es nur für meine Heimat getan," stammelte der Weltranglistenvierte, der im fünften Satz zwei Matchbälle abgewehrt hatte.
Steffi Graf wäre es nicht einmal aufgefallen, daß sie Bronze schon erreicht hat. "Irgendeiner sagte mir das. Für mich ist das Turnier erst am Freitag vorbei." Dem am Montag gezeigten Tennis (Bundestrainer Klaus Hofsäß: "Sie spielt einfach unglaublich") würde ein dritter Platz ohnehin nicht gerecht.
Selten hat die Olympiasiegerin von 1988 so konstant und ungewohnt angriffsfreudig gespielt wie seit ihrem vierten Wimbledonsieg im Juli. "Mir macht dieser Sport noch sehr viel Spaß und ich kann mich immer wieder neu motivieren", sagt sie. Fernandez (Nr.4), die Manuela Maleewa-Fragniere aus der Schweiz 5:7, 6:0, 6:1 bezwang und gegen Graf von acht Turnierpartien noch keine gewonnen hat, hat sich darauf eingestellt. Sie sei zufrieden mit der Pflicht - "Was jetzt kommt, ist Kür" sid
LEICHTATHLETIK
800 Meter, Frauen: 1. van Langen (Niederlande) 1:55,54 Minuten, 2. Nurutdinowa (GUS) 1:55,99, 3. Quirot (Kuba) 1:56,80, 4. Jewsejewa (GUS) 1:57,20, 5. Mutola (Mozambique) 1:57,49, 6. Kovacs (Ungarn) 1:57,95, 7. Clark (USA) 1:58,06, 8. Gurina (GUS) 1:58,13.
LEICHTATHLETIK
110-m-Hürden, Männer: 1. McKoy (Kanada) 13,12 Sekunden, 2. Dees (USA) 13,24, 3. Pierce (USA) 13,26, 4. Jarrett (Großbritannien) 13,26, 5. Schwarthoff (Heppenheim) 13,29, 6. Valle (Kuba) 13,41, 7. Jackson (Großbritannien) 13,46, 8. Teape (Großbritannien) 14,00.
LEICHTATHLETIK
Diskuswerfen, Frauen: 1. Marten (Kuba) 70,06 m, 2. Christowa (Bulgarien) 67,78, 3. Costian (Australien) 66,24, 4. Korotkewitsch (GUS) 65,52, 5. Burowa (GUS) 64,02, 6. Ramos (Kuba) 63,80, 7. Jatschenko (GUS) 63,74, 8. Simowa (Bulgarien) 63,42, 9. Wyludda (Leipzig) 62,16, . . .12. Dietzsch (Neubrandenburg) 60,24.
Zwei deutsche Boxer haben Bronze sicher. Der 22 Jahre alte Leichtgewichtsmeister Marco Rudolph wurde im Viertelfinale des olympischen Boxturniers seiner Favoritenrolle ebenso gerecht wie der EM-Dritte Jan Quast (Halbfliegen) aus Leverkusen. Dagegen schied der 28jährige Vizeweltmeister Andreas Otto aus Ahlen im Weltergewicht mit einem 6:6 mit 22:35 Hilfspunkten gegen den Iren Michael Carruth aus.
"Ich bin glücklich", jubelte der Cottbuser Rudolph. "Ich sehe gegen den Mongolen durchaus eine Chance für den Finaleinzug." Halbfinalkontrahent am Donnerstag ist überraschend Namjul Bajarsaitschan, der Haju Matumla (Tansania) mit 9:6 bezwang.
Während Rudolph gegen den Franzosen Julien Lorcy von Beginn an in Führung lag und Quast gegen den Rumänen Valentin Barbu (15:7) nie in Gefahr geriet, war Otto im Weltergewicht gegen den unorthodox fightenden 22 Jahre alten Michael Carruth ständig im Rückstand. Der Ahlener hatte nicht das Durchsetzungsvermögen, seinen Kontrahenten auf Distanz zu halten und zuerst in den Angriff zu gehen.
"Diese Aufgabe war weit schwerer als erwartet. Ich hatte kaum Platz für meine Aktionen, immer wieder hing der Ire an mir. Ich habe in der ersten Runde meine Linie nicht gefunden", stöhnte der Ahlener. "Ich hatte mir einen Medaillengewinn fest vorgenommen, und die Aussichten nach der Auslosung waren nicht schlecht. Jetzt bin ich einfach sauer."
Mit der Niederlage von Weltmeister Serafim Todorow (Bulgarien) hatte es im Bantamgewicht noch einen Favoritensturz gegeben. Er unterlag dem WM-Dritten und Aseienmeister Li Gwang Sik (Nordkorea) in einem spannenden, lange ausgeglichenen Gefecht mit 15:16. sid
LEICHTATHLETIK
10-km-Gehen, Frauen: 1. Yueling Chen (China) 44:32 Minuten, 2. Nikolajewa (GUS) 44:33, 3. Chunxiu Li (China) 44:41, 4. Essayar (Finnland) 45:08, 5. Yingzi Cui (China) 45:08, 6. Svensson (Schweden) 45:15, 7. Sidoti (Italien) 45:23, 8. Saiko (GUS) 45:23, . . . 16. Anders (Berlin) 46:31, . . . 33. Born (Berlin) 50:21.
Bei Olympia-Halbzeit am Montjuic schrillen die Alarmglocken im deutschen Leichtathletik-Team. Dem Scheitern von zehn Olympiasiegern und Medaillenaspiranten folgte am Montag im Diskusring der bisher schwerste Rückschlag.
Erst schimpfte Weltmeister Lars Riedel (Mainz) nach 59,98 m in der Qualifikation über den glatten Ring, dann übte Vize- Weltmeisterin Ilke Wyludda (Halle) Selbstkritik nach dem großen Fehlschlag im Kampf um die Medaillen. "Nackenschläge ohne Ende", zog Sportwart Manfred Steinbach ein Zwischenfazit.
Auch Florian Schwarthoff verging das Lachen. Der Hürdensprinter lief zwar in 13,29 Sekunden hinter seinem siegreichen kanadischen Dauerrivalen Mark McKoy (13,12 Sekunden) ein gutes Rennen, schrammte am Ende aber als Fünfter um drei Hundertstelsekunden an der erhofften Bronzemedaille vorbei.
Eine weitere Enttäuschung war die Berlinerin Beate Anders, die - als Medaillenhoffnung gestartet - im 10-km- Gehen auf dem 16. Platz landete. Weltmeisterin Alina Iwanowa aus der GUS wurde wegen unsauberen Laufstils disqualifiziert, die Chinesin Yueling Chen zur Siegerin erklärt. Im Dreisprung, den der US-Amerikaner Mike Conley mit allerdings windbegünstigten 18,17 m gewann, war der deutsche Rekordler Ralf Jaros aus Wattenscheid mit 16,89 m bereits in der Qualifikation gescheitert. Über 10 000 m gewann der marokkanische WM-Dritte Khalid Skah vor dem Kenianer Richard Chelimo und Addis Abebe (Äthiopien).
Begonnen hatte der vierte Tag mit einer Sensation. Ellen van Langen (Niederlande) überließ beim 800-m-Sieg in 1:55,54 Minuten (Jahresweltbestzeit) Weltmeisterin Lilian Nurutdinowa nur Silber. In Vor- und Zwischenlauf waren die 1988 in Seoul als Erste und Zweite durchs Ziel gelaufenen Sigrun Grau und Christine Wachtel gescheitert.
Während Maritza Marten mit 70,06 m Bulgariens Diskus-Weltmeisterin Zwetanka Christowa den Sieg entriß und das zweite Gold für Kuba gewann, weinte Ilke Wyludda Tränen der Enttäuschung. "Wenn man so blind ist wie ich und die Beine nicht einsetzt, muß es schiefgehen." Ilke Wyludda schob die Schuld weder auf den Servicewagen, der ihr im Flugzeug gegen das Bein geprallt war und den Arzt beschäftigte, noch auf den glatten Ring. Schlimmer erging es Olympiasiegerin Martina Hellmann (Leipzig), die in der Qualifikation scheiterte.
Augenblicke, die Riedel zehn Stunden zuvor erlebt hatte. Entsetzt mußte er zusehen, wie die Rivalen ihm den Weg in den Finalvorkampf verbauten. "Der Wind war für Lars extrem ungünstig. Aber sowas durfte trotzdem nicht passieren. Er hatte eine Blockade im Kopf", kritisierte Werfer-Cheftrainer Leverköhne.
Zitterminuten erlebte auch der WM-Dritte Hauke Fuhlbrügge (Erfurt), kam als Letzter der Zeitschnellsten aber dennoch ins 1500-m-Halbfinale. Problemlos weiter kam als Dritter Jens-Peter Herold (Berlin) in 3:36,76. Im 200-m-Semifinale steht Silke Knoll (Dortmund).
Daß über 200 und 400 m möglicherweise Weltrekorde wackeln, wurde am Montag deutlich. Hierfür sprachen die 20,02 Sekunden von Frankie Fredericks (Namibia), die 20,08 von Mike Marsh und über 400 m die 43,71 Sekunden von US-Entdekkung Quincy Watts. sid
Zwei deutsche Boxer haben Bronze sicher, zwei sind im Viertelfinale gescheitert, aber drei können heute noch den Einzug ins Halbfinale schaffen. Der 22 Jahre alte Leichtgewichts-Weltmeister Marco Rudolph (Cottbus) wurde im Viertelfinale seiner Favoritenrolle ebenso gerecht wie der Halbfliegengewichts-EM- Dritte Jan Quast aus Leverkusen. Dagegen schieden der Vizeweltmeister Andreas Otto (Ahlen) im Weltergewicht gegen den Iren Michael Carruth und Sven Ottke (Berlin) im Mittelgewicht gegen den kubanischen Junioren-Weltmeister Ariel Hernandez aus.
"Ich bin glücklich", jubelte Rudolph. "Ich sehe jetzt auch gegen meinen Halbfinalgegner aus der Mongolei eine Chance." Beim Kampf um den Finaleinzug trifft Rudolph überraschend auf Namjul Bajarsaitschan, der den stärker eingeschätzten Haju Matumla (Tansania) mit 9:6 bezwang. Quasts Gegner ist der bulgarische WM-Dritte Daniel Petrow.
Während Rudolph gegen den Franzosen Julien Lorcy von Beginn an in Führung lag und Quast gegen den Rumänen Valentin Barbu (15:7) nie in Gefahr geriet, lag Otto im Weltergewicht gegen den unorthodox fightenden 22jährigen Michael Carruth ständig im Rückstand. Der Ahlener hatte nicht das Durchsetzungsvermögen, seinen Kontrahenten auf der Distanz zu halten und zuerst in den Angriff zu gehen. Genauso ging es Ottke gegen Hernandez.
"Diese Aufgabe war weit schwerer als erwartet. Ich hatte kaum Platz für meine Aktionen, immer wieder hing der Ire an mir. Ich habe in der ersten Runde meine Linie nicht gefunden", stöhnte Otto. "Ich hatte mir einen Medailliengewinn fest vorgenommen, und die Aussichten nach der Auslosung waren nicht schlecht. Jetzt bin ich einfach sauer." sid
LEICHTATHLETIK
Dreisprung, Männer: 1. Conley (USA) 18,17 Meter (2,5 m/sek. Rückenwind), 2. Simpkins (USA) 17,60, 3. Rutherford (Bahamas) 17,36, 4. Woloschin (GUS) 17,32, 5. Wellmann (Bermudas) 17,24, 6. Quesada (Kuba) 17,18, 7. Kowalenko (GUS) 17,06, 8. Sixin Zou (China) 17,00.
RADSPORT
BURGOS-RUNDFAHRT in Spanien, dritte Etappe über 156 km von Burgos nach Miradana de Ebro: 1. Jalabert (Frankreich) 3:59:33 Stunden, 2. Planckaert (Belgien), 3. Elliott (England), 4. Fondriest (Italien), 5. Guiterriez (Spanien), 6. Henn (Heidelberg), ... 8. Raab (Leipzig), ... 59. Gröne (Recklinghausen), ... 62. Schur (Leipzig), ... 68. Gänsler (Rottweil), ... 72. Hilse (Freiburg), ... 88. Holzmann (Peiting), ... 101. Hundertmarck (Kelsterbach), 102. Schleicher (Motten).
Gesamtwertung: 1. Farfan (Kolumbien) 13:55:57 Stunden, 2. Alcala (Mexiko) 0:08 Minuten zurück, 3. Zulle (Schweiz) 0:11, 4. Echave 0:22, 5. Mouleon (beide Spanien) beide gleiche Zeit, ... 33. Holzmann 5:07, ... 57. Henn 11:01, ... 71. Hilse gleiche Zeit, ... 75. Schleicher 11:21, ... 81. Gänsler 13:15, ... 83. Raab, 84. Hundertmarck beide gleiche Zeit, ... 94. Gröne 14:08, ... 113. Matwew 15:43, ... 117. Schur 19:20.
Unmittelbar vor dem Auftaktspiel beim mit 260 000 Dollar dotierten Tennis- Grand-Prix in Los Angeles hat der frühere Weltranglisten-Erste John McEnroe seine Startzusage zurückgezogen. Der 34jährige New Yorker klagt über Schmerzen im rechten Fuß. Der Los Angeles-Sieger von 1981 und 1986 war an Nummer vier gesetzt.
Derweil marschierten die Favoriten locker in die zweite Runde. Lediglich der an Nummer drei gesetzte US-Amerikaner Brad Gilbert hatte beim 6:4, 3:6, 6:1-Sieg gegen seinen Landsmann und Doppelspezialisten Jim Grabb einige Mühe.
Der an Nummer fünf gesetzte Derrick Rostagno aus den USA hatte beim 6:4, 6:3 gegen den Brasilianer Danilo Marcelino ebensowenig Probleme wie sein zwei Plätze hinter ihm eingestufter Landsmann David Wheaton, der Jonathan Stark aus den USA 7:5, 6:3 auf die Heimreise schickte.
Mit Spannung wird der erste Auftritt der beiden Altmeister Jimmy Connors (USA) und Björn Borg erwartet. sid
TISCHTENNIS
Männer, Doppel, Halbfinale: Roßkopf/Fetzner (Düsseldorf) - Kang Hee Chan/Lee Chul Seung (Südkorea) 21:15, 24:22, 22:20.
sp/ Barcelona/Leichtathletik /Tageszusammenfassu ng . Überholte Zusammenfassung (mit Dreisprung)
Nach Diskus-Debakel schrillen Alarmglocken im DLV Schwarthoff: Fünfter im Hürdensprint / Geherin Anders enttäuschte
von Gerd Holzbach und Henning Eisfeld
Barcelona (sid) Bei Olympia-Halbzeit am Montjuic schrillen die Alarmglocken im deutschen Leichtathletik-Team. Dem Scheitern von zehn Olympiasiegern und Medaillenaspiranten folgte am Montag im Diskusring der bisher schwerste Rückschlag.
Erst schimpfte Weltmeister Lars Riedel (Mainz) nach lächerlichen 59,98 m in der Qualifikation über den glatten Ring, dann übte Vize-Weltmeisterin Ilke Wyludda (Halle) Selbstkritik nach dem großen Fehlschlag im Kampf um die Medaillen. "Nackenschläge ohne Ende. Nach dem Ruhetag hoffen wir auf Heike Henkel, Heike Drechsler und Dieter Baumann", zog Sportwart Prof. Manfred Steinbach ein düsteres Zwischenfazit.
Auch Florian Schwarthoff verging das Lachen. Der mit 2,01 m längste Hürdensprinter der Weltklasse lief zwar in 13,29 Sekunden hinter seinem siegreichen kanadischen Dauerrivalen Mark McKoy (13,12 Sekunden) ein gutes Rennen, schrammte am Ende aber als Fünfter um drei Hundertstelsekunden an der erhofften Bronzemedaille vorbei. "An der fünften und sechsten Hürde habe ich Fehler gemacht, es war reine Nervensache."
Eine weitere Enttäuschung war die Berlinerin Beate Anders, die - als vage Medaillenhoffnung gestartet - im 10- km-Gehen auf dem 16. Platz landete. Weltmeisterin Alina Iwanowa aus der GUS wurde wegen unsauberen Laufstils disqualifiziert, die Chinesin Yueling Chen zur Siegerin erklärt.
Im Dreisprung, in dem der Amerikaner Mike Conley drei Jahre nach einer Dopingsperre in Zusammenhang mit dem Fall Ben Johnson mit windbegünstigten 18,17 m (2,1 Rückenwind) das vierte US-Leichtathletik-Gold gewann, war der deutsche Rekordler Ralf Jaros aus Wattenscheid mit 16,89 m bereits in der Qualifikation gescheitert.Über 10 000 m gewann der marokkanische WM-Dritte Khalid Skah vor dem Kenianer Richard Chelimo und Addis Abebe (Äthiopien).
Begonnen hatte der vierte Tag mit einer Sensation. Ellen van Langen (Niederlande) überließ beim 800-m-Sieg in 1:55,54 Minuten (Jahresweltbestzeit) Weltmeisterin Lilian Nurutdinowa nur Silber. "Ich weiß nicht, woher ich die Reserven nahm. Ich dachte nur, ich muß, ich muß, ich muß", meinte die 26jährige. In Vor- und Zwischenlauf waren die 1988 in Seoul als Erste und Zweite durchs Ziel gelaufenen Sigrun Grau (Neubrandenburg) und Christine Wachtel (Rostock) gescheitert.
Während Maritza Marten mit 70,06 m Bulgariens Diskus-Weltmeisterin Zwetanka Christowa den Sieg entriß und das zweite Gold für Kuba gewann, weinte Ilke Wyludda Tränen der Enttäuschung. Hatte sie im Vorjahr die WM-Niederlage von Tokio trotz des Silbers als großen Mißerfolg eingestuft, kam der neunte Rang der 23 Jahre alten Europameisterin wie die Katastrophe schlechthin vor.
"Wenn man so blind ist wie ich und die Beine nicht einsetzt, muß es schiefgehen", meinte sie. Ilke Wyludda schob die Schuld weder auf den Servicewagen, der ihr im Flugzeug gegen das Bein geprallt war und den Arzt beschäftigte, noch auf den glatten Ring. Noch schlimmer erging es Seoul-Olympiasiegerin Martina Hellmann (Leipzig), die in der Qualifikation scheiterte.
Augenblicke, die Riedel zehn Stunden zuvor erlebt hatte. Entsetzt erlebte er, wie die Rivalen ihm den Weg in den Finalvorkampf verbauten. "Der Wind war für Lars extrem ungünstig. Aber sowas durfte trotzdem nicht passieren. Er hatte eine Blockade im Kopf", kritisierte Werfer-Cheftrainer Karl-Heinz Leverköhne den Mainzer. Als einziger verbliebener Deutscher hofft Jürgen Schult (Schwerin) zumindest noch auf Bronze.
Zitterminuten erlebte auch der WM-Dritte Hauke Fuhlbrügge (Erfurt), kam als Letzter der Zeitschnellsten aber dennoch ins 1.500-m-Halbfinale. Problemlos weiter kam als Dritter Europameister Jens-Peter Herold (Berlin) in 3:36,76. Im 200-m-Semifinale steht Silke Knoll (Dortmund).
Daß über 200 und 400 m möglicherweise Weltrekorde wackeln, wurde am Montag deutlich. Hierfür sprachen die 20,02 Sekunden von Frankie Fredericks (Namibia), die 20,08 von Mike Marsh und über 400 m die weltweit bisher nur von Dopingsünder Butch Reynolds in 43,29 übertroffenen 43,71 Sekunden von US-Entdekkung Quincy Watts. Weltmeisterin Marie-Josee Perec aus Frankreich stellte im Halbfinale über 400 m in 49,48 Sekunden ebenfalls eine Weltjahresbestzeit auf. sid hz ho ab
LEICHTATHLETIK
10 000 Meter, Männer: 1. Skah (Marokko) 27:46,70 Minuten, 2. Chelimo (Kenia) 27:47,72, 3. Abebe (Äthiopien) 28:00,07, 4. Antibo (Italien) 28:11,39, 5. Barrios (Mexiko) 28:17,79, 6. Silva Martinez (Mexiko) 28:20,19, 7. Koech (Kenia) 28:25,18, 8. Tanui (Kenia) 28:27,11.
Trotz teilweise hervorragender Leistungen der Athleten wurde der Leichtathletik-Tag von dem Ausgang des 10 000-m-Laufes der Männer überschattet. Der Marokkaner Khalid Skah gewann die Goldmedaille vor Richard Chelimo (Kenia) und Addis Abebe (Äthiopien). Da Chelimo während des Laufs zwischenzeitlich von Skahs überrundetem Landsmann Boutayeb behindert worden war, wurde Skah die Goldmedaille zunächst aberkannt, ehe sie ihm am Dienstag morgen endgültig zugesprochen wurde (siehe auch Seite 14).
Die beste sportliche Leistung zeigte jedoch der Dreisprung-Olympiasieger Mike Conley, der den Wettbewerb in der Weltrekordweite von 18,17 m gewann. Wegen etwas zu starken Rückenwindes von 2,1 m/sek. - erlaubt sind 2,0 m/sek. - findet der Sprung keinen Eingang in die Rekordlisten. Ralf Jaros aus Wattenscheid war in der Qualifikation gescheitert.
Bei Olympia-Halbzeit schrillen aber auch die Alarmglocken im deutschen Leichtathletik-Team. Dem Scheitern von zehn Olympiasiegern und Medaillenaspiranten folgte im Diskusring der bisher schwerste Rückschlag. Erst schimpfte Weltmeister Lars Riedel (Mainz) nach lächerlichen 59,98 m in der Qualifikation über den glatten Ring, dann übte Vize- Weltmeisterin Ilke Wyludda (Halle) Selbstkritik nach dem großen Fehlschlag im Kampf um die Medaillen. "Nackenschläge ohne Ende. Nach dem Ruhetag hoffen wir auf Heike Henkel, Heike Drechsler und Dieter Baumann", zog Sportwart Manfred Steinbach ein düsteres Zwischenfazit.
Auch Florian Schwarthoff verging das Lachen. Der mit 2,01 m längste Hürdensprinter der Weltklasse lief zwar in 13,29 Sekunden hinter seinem siegreichen kanadischen Dauerrivalen Mark McKoy (13,12 Sekunden) ein gutes Rennen, schrammte am Ende aber als Fünfter um drei Hundertstelsekunden an der erhofften Bronzemedaille vorbei. "An der fünften und sechsten Hürde habe ich Fehler gemacht, es war reine Nervensache."
Eine weitere Enttäuschung war die Berlinerin Beate Anders, die im 10-km- Gehen auf dem 16. Platz landete. Weltmeisterin Alina Iwanowa aus der GUS wurde wegen unsauberen Laufstils disqualifiziert, die Chinesin Yueling Chen zur Siegerin erklärt.
Begonnen hatte der vierte Tag mit einer Sensation. Ellen van Langen (Niederlande) überließ beim 800-m-Sieg in 1:55,54 Minuten (Jahresweltbestzeit) Weltmeisterin Lilian Nurutdinowa nur Silber. "Ich weiß nicht, woher ich die Reserven nahm", meinte die 26jährige. In Vor- und Zwischenlauf waren die Erste und Zweite von Seoul 1988, Sigrun Grau (Neubrandenburg) und Christine Wachtel (Rostock), gescheitert.
Während Maritza Marten mit 70,06 m Bulgariens Diskus-Weltmeisterin Zwetanka Christowa den Sieg entriß und das zweite Gold für Kuba gewann, weinte Ilke Wyludda Tränen der Enttäuschung. Hatte sie im Vorjahr die WM-Niederlage von Tokio trotz des Silbers als großen Mißerfolg eingestuft, kam der neunte Rang der 23 Jahre alten Europameisterin wie die Katastrophe schlechthin vor.
Wegen einer Verletzung des Oberschenkelmuskels von Weitsprung-Weltrekordler Mike Powell ist der mit Spannung erwartete Zweikampf mit Carl Lewis in Frage gestellt. Nach Aussagen seines Trainers will Powell aber auf jeden Fall am Wettbewerb teilnehmen. sid
Freßgelage bis tief in die Nacht, laute Gesänge, Krach in den Wohnungen: im Olympischen Dorf in Barcelona "tanzt der Bär". Tausende von Athleten, deren Wettkämpfe bereits beendet sind, nutzen den kostenlosen Aufenthalt im Dorf zu einer riesigen Dauer-Fiesta und stören damit die Sportler, die noch ihre Wettkämpfe vor sich haben. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, hat das Organisationskomitee (COOB) beauftragt, Maßnahmen gegen die ständigen Ruhestörungen zu ergreifen.
Mehrere Mannschaften und Einzelsportler haben sich bitter über das Chaos im Olympischen Dorf beklagt. Als erste Maßnahme ließ der Dorf-"Bürgermeister" Armand Calvo einen Appell an die Athleten verteilen, in dem sie dringend aufgefordert werden, das Recht auf Schlaf und Konzentration ihrer Kameraden zu respektieren. Die Freiluft-Diskothek an der nahegelegenen Strandpromenade, die die große Attraktion des Dorfes ist, muß ab Mitternacht die Musik leiser stellen.
Der COOB-Sprecher Pedro Palacios, der von "Freßgelagen bis 4.00 Uhr morgens" berichtete, erklärte dazu: "Mit der Zeit ist die nötige Disziplin verlorengegangen. Die Kosten des Olympia-Urlaubs der Athleten tragen wir gern (der Aufenthalt im Dorf ist für die Athleten 18 Tage lang gratis), aber gegen den nächtlichen Klamauk müssen wir einschreiten."
Zur Zeit seien bereits mehr als die Hälfte der Sportler im Dorf mit ihren Wettkämpfen fertig, "und das führt natürlich zu einem gewissen Verfall der Sitten", meinte Palacios. dpa
Den Tränen folgte der Versuch, das Unbegreifliche begreiflich zu machen. Doch Ausreden sind eine Kunst - und auch die beherrschen die deutschen Segler nicht. Sie alle dümpelten auf dem Meer vor Barcelona wie schon vor vier Jahren vor Pusan in die olympische Pleite. Viele wurden angeblich von dem leichten Wind am Mittelmeer überrascht.
Sie waren gekommen, um Medaillen zu hamstern. Doch am Tag der Entscheidungen hatten nur die Starboot-Segler Hans Vogt und Jörg Fricke eine Chance. Die Münchner wurden Olympia-Sechste. Bei den Bayern gab es wenigstens einen Grund für den Schmerz: Sie wurden beim letzten Start behindert.
Doch für den Rest der hochgehandelten Flotte galt: Sonst top, bei Olympia aber ein Flop. Die 470er-Doppel-Weltmeister Wolfgang Hunger und Rolf Schmidt (Strande/Berlin) leisteten sich am ersten Tag einen Frühstart, im nächsten Rennen riß das Segel. Ohne die unnötige Disqualifikation hätten sie den Medaillen- Hunger wahrscheinlich leicht stillen können.
Die 470er-IYRU-Weltmeisterinnen Peggy Hardwiger und Christina Pinnow (Berlin) segelten unter Form. Auch die Vize-Europameister im Tornado Roland Gäbler und Frank Parlow (Bremen/Kiel) verloren genauso wie der viermalige Flying Dutchman-Weltmeister Albert Batzill (Schlier) und sein Vorschoter Peter Lang (Bühl) im Kopf. "Sauschlecht!" Bio-Bauer Batzill war ehrlich.
Die Ausscheidung im Vorfeld der Spiele habe zu viel Nervenkraft gekostet. Und warum nur haben sie die Olympia-Segler nicht vor einem Jahr vor Barcelona, sondern in einem wahren Marathon auf Revieren mit anderen Winden gesucht? Aus Kostengründen. Die Quittung war eine trostlose Bilanz. dpa
Die Potsdamerin Birgit Schmidt hat am Montag ihre goldenen Olympia-Ambitionen im Kajak-Einer nachdrücklich untermauert. "Das habe ich zur Selbstbestätigung gebraucht", meinte die 30jährige nach dem Vorlauf. In einem vorweggenommenen Finale hatte sie den fast komplett versammelten Aspirantinnen auf die Medaillen mit einem Super-Start gleich zum Auftakt einen gehörigen Schock versetzt.
Sie erreichte - wie alle anderen vier deutschen Boote - direkt die nächste Runde. Der Zweier-Canadier mit Ulrich Papke/Ingo Spelly (Magdeburg) zog mit dem Vorlaufsieg in das Finale am Freitag ein und kann nun einen zusätzlichen Ruhetag einlegen.
"Hast Du die alte Dame gesehen? War die nicht phantastisch?", ulkte Kajak- Weltmeister Torsten Gutsche. Birgit Schmidt konterte: "Die alten Herren waren aber auch nicht schlecht." Recht hatte sie, denn auch der deutsche Zweier erwies sich als Sieger seines Rennens als Klasse für sich. Den vierten Erfolg sicherten Ramona Portwich und Anke von Seck (Hannover/Rostock) im Zweier.
Die einzige Niederlage des Tages gab es für den Magdeburger Olaf Heukrodt im Canadier-Einer über 500 Meter, den nicht unerwartet der Weltmeister Michail Sliwinski (GUS) für sich entschied.
Frauen-Coach Kersten Neumann konnte im Ziel des Einer-Rennens zufrieden schmunzeln: "Birgit hat gezeigt, wer ,Herr' im Haus ist." Die zufriedene Siegerin räumte hingegen ein, daß die letzte Vorbereitungsphase für sie noch erfolgreicher gewesen wäre, wenn sie in Potsdam auf dem Stömungskanal hätte trainieren können. "Aber wegen der Vierer-Vorbereitung ging das nicht." dpa
TISCHTENNIS
Frauen-Doppel: 1. Deng Yaping/Qiao Hong (China), 2. Chen Zihe/Gao Jun (China), 3. Li Bun Hui/Yu Sun Bok (Nordkorea) und Hyun Jung Hwa/Hong Cha Ok (Südkorea). - Finale: Deng Yaping/Qiao Hong - Chen Zihe/Gao Jun (alle China) 21:13, 14:21, 21:14, 21:19. - Halbfinale: Deng/Qiao - Hyun/Hong 17:21, 21:17, 21:17, 21:12, Chen/Gao - Li/Yu 21:12, 17:21, 21:13, 21:19.
Die Fassade der deutschen Handball- Nationalmannschaft bröckelt und bekommt Risse. Als erster zog der 35jährige Frank-Michael Wahl die Konsequenz aus der Pleite bei Olympia und vollzog noch vor der letzten Vorrunden-Begegnung gegen Gastgeber Spanien am Dienstag seinen Rücktritt aus der derzeit führungslosen Crew.
"Ich bin unheimlich enttäuscht über unser Abschneiden", meinte der frustrierte Rückraumspieler vom Bundesligisten VfL Hameln nach den beiden Niederlagen gegen die GUS (15:25) und Frankreich (20:23) sowie dem Remis gegen Rumänien (20:20). Nur gegen die drittklassigen Ägypter (24:16) hatte es bisher zu einem Sieg gereicht.
Wahl wird mit seinem Schritt wohl nicht allein bleiben, als weitere unsichere Kantonisten gelten die beiden Hamelner Matthias Hahn und Stephan Hauck, der Magdeburger Holger Winselmann sowie der Essener Jochen Fraatz.
Das zukünftige Aussehen des Teams hängt sieben Monate vor der A-Weltmeisterschaft in Schweden ganz maßgeblich von der Klärung der Trainer-Frage ab, die noch in den Sternen steht. Einer der Kandidaten für die Nachfolge von Horst Bredemeier sagte bereits ab, ehe überhaupt offiziell eine Anfrage vorlag. Der vom Deutschen Handball-Bund (DHB) nur lose kontaktierte Heiner Brand, gerade frisch vom deutschen Meister SG Wallau-Massenheim unter Vertrag genommen, will seine dortige Aufgabe nicht schon aufgeben, ehe er sie überhaupt begonnen hat.
"Zumindest in diesem Jahr stehe ich nicht zur Verfügung", ließ der ehemalige Gummersbacher keine Zweifel an seiner Vertragstreue. Aber in Notfällen wolle er dem DHB helfend unter die Arme greifen. Auch die zweite Wunschlösung von DHB-Präsident Hans-Jürgen Hinrichs, Arno Ehret, ist vertraglich gebunden, so daß die Suche nun erst richtig losgeht. Allerdings hat sich Hinrichs selbst schon Fesseln angelegt, da er einen Ausländer als Chef-Coach ausschloß.
Mit seinem internationalen Abschied verband Rekordspieler Wahl deutliche Kritik an den taktischen Maßnahmen von Noch-Bundestrainer Horst Bredemeier. "Er hat mich gegen Rumänien nach zehn Minuten ohne Begründung nicht mehr gebracht", wetterte der frühere DDR-Auswahlspieler, der vor Barcelona lange an einer Schulterverletzung laborierte.
Allerdings brachte der frühere Rostokker schon lange nicht mehr die Leistung, die man von ihm erwarten konnte. "Er ist über seinen Zenit hinaus", sagte unmißverständlich Klaus Langhoff, Ex-DDR- Trainer und jetzt beim Zweitligisten LTV Wuppertal tätig. dpa
Deutschlands Florettfechterinnen haben ihr "Unternehmen Medaille" im olympischen Teamwettbewerb erfolgreich gestartet. Zita Funkenhauser, Sabine Bau, Annette Dobmeier, Anja Fichtel-Mauritz (alle Tauberbischofsheim) und Monika Weber (Bonn) feierten am Montag einen 9:0-Auftaktsieg über Kanada. Jeweils zwei Gefechte gewannen Funkenhauser, Bau, Dobmeier und Fichtel- Mauritz, während Weber einmal erfolgreich war.
Für Anja Fichtel-Mauritz begannen um 11.36 Uhr mit dem Duell gegen die Kanadierin Aubin die Olympischen Spiele, wobei die junge Mutter - Söhnchen Laurin wurde vor 52 Tagen geboren - ihre Barcelona-Premiere mit einem schmerzhaften Kniefall startete. Wegen ihrer Schwangerschaft hatte sich die Doppel-Olympiasiegerin von Seoul nicht für das Einzel-Turnier qualifizieren können und war deshalb erst am Freitag in der katalonischen Metropole eingetroffen.
Ehemann Merten Mauritz ficht am Dienstag übrigens in der österreichischen Florett-Auswahl. dpa
BOXEN
Weltergewicht, Viertelfinale, u.a.: Carruth (Irland) - Otto (Ahlen) 35:22 n. P.
Im Pavello Club Joventut Badalona erstrahlte erster deutscher Medaillenglanz. Weltmeister Marco Rudolph aus Cottbus erreichte bei der ersten Viertelfinalveranstaltung das Halbfinale des olympischen Box-Turniers und wird sich mindestens mit der Bronzemedaille schmücken können. Das gleiche Ziel verfehlte der Ahlener Weltergewichtler Andreas Otto, der seinen Viertelfinalkampf verlor.
"Das war wie erwartet eng. Lorcy war wie schon bei der Weltmeisterschaft ein äußerst unbequemer Gegner. Die etwas bessere Linie entschied", resümierte Rudolphs Trainer Karl-Heinz Krüger nach dem Erfolg seines Schützlings über Julien Lorcy (Frankreich). Der 22jährige Leichtgewichtler hatte von der ersten Minute an schwer zu tun, um sich den Franzosen vom Leib zu halten und am Ende einen 13:10-Erfolg zu landen. Die Erleichterung war ihm vom Gesicht abzulesen: "Das schwerste Stück ist erst einmal geschafft. Nun bin ich auch fürs Halbfinale optimistisch", meinte Rudolph. Nächster Gegner für ihn ist der Mongole Namjil Bayarsaikhan.
Vize-Weltmeister Andreas Otto hingegen mußte eine äußerst knappe Niederlage hinnehmen, denn am Ende entschieden bei einem 6:6 die Hilfspunkte mit 35:22 zugunsten des Iren Michael Carruth. "Das ganze Turnier über fand ich meinen Stil nicht. Heute habe ich die erste Runde völlig verschlafen, zu viele Fehler gemacht", kommentierte der 29jährige sein überraschendes Ausscheiden. Im ersten Abschnitt wurde er einmal angezählt und lag 0:3 zurück. Dieser Verlust war nicht mehr zu kompensieren. Mit Serafim Todorow (Bulgarien) schied bereits der vierte Weltmeister aus. Der Bantamgewichtler unterlag dem Nordkoreaner Gwan Sik Li mit 15:16 nach Punkten. dpa
BARCELONA, 3. August (FR). Die deutschen Dressurreiter haben ihre goldene Tradition bei Olympia fortgesetzt. Nicole Uphoff, Monica Theodorescu, Isabell Werth und Klaus Balkenhol gewannen am Montag in Barcelona die 15. Goldmedaille für die deutsche Olympiamannschaft. Am Abend fügte der Gewichtheber Ronny Weller einen weiteren Olympiasieg hinzu.
Die Tischtennis- Ex-Weltmeister Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner haben im Doppel das Finale erreicht und damit Silber bereits sicher. Im Kunstspringen vom Dreimeterbrett errang Brita Baldus aus Leipzig Bronze. Das erste Tischtennis-Gold ging durch Deng Yaping/Qiao Hong im Frauendoppel an China, im Bogenschießen gewann der Franzose Sebastien Flute Gold. Gastgeber Spanien stockte sein Medaillenkonto im Segeln mit dreimal Gold und einmal Silber auf.
Olympiasiegerin Steffi Graf hat Bronze bereits sicher. Die Brühlerin zog am Montag durch ein 6:1, 6:0 über Sabine Appelmans (Belgien) ins Halbfinale des Tennisturniers ein. Dort trifft die Weltranglistenzweite auf Mary Joe Fernandez aus den USA. Dagegen war Jennifer Capriati beim 6:3, 7:6 (7:1) für Anke Huber zu stark. Als erste deutsche Boxer haben Marco Rudolph und Jan Quast eine Medaille gewonnen. Der Weltmeister aus Cottbus zog mit einem Punktsieg über den Franzosen Julien Lorcy in die Runde der letzten vier ein. Der Leverkusener EM-Dritte gewann gegen Valentin Barbu (Rumänien).
Diskus-Weltmeister Lars Riedel scheiterte bereits in der Qualifikation.
(Berichte auf den Seiten 11 bis 15)
Deutschlands Florett-Frauen starteten am Montag in Barcelona mit zwei Siegen in den Mannschafts-Wettbewerb. Nach dem "Aufwärmen" im gekühlten Palau de la Metal-lurgia gegen Kanada (9:0) setzten sich Zita Funkenhauser, Sabine Bau, Annette Dobmeier, Anja Fichtel-Mauritz (alle Tauberbischofsheim) und Monika Weber (Bonn) am Nachmittag auch gegen die unbequemen Rumäninnen mit 9:5 durch. Damit verbesserten sich die Deutschen, die aufgrund ihrer Einzel-Resultate nur an Nummer 7 gesetzt waren, an die dritte Position. Gegner im Viertelfinale am Dienstag (11 Uhr) ist Frankreich.
Das Team wirkte geschlossen wie selten. "Die Stimmung ist prächtig", meinte Monika Weber. "Ein Superteam", schwärmte Annette Dobmeier. "Das lief prima gegen meine Angstgegnerinnen", erklärte Zita Funkenhauser. "Heute war alles okay", sagte Sabine Bau, die Einzel-Siebte. "Es war ein tolles Gefühl für mich. Gegen Kanada war ich noch nervös, gegen Rumänien dann fast wieder die Alte", frohlockte Anja Fichtel-Mauritz über ihr gelungenes Comeback, 52 Tage nach der Geburt ihres Söhnchens Laurin.
Die blonde Klingenspezialistin, die gegen Rumänien ebenso wie Zita Funkenhauser dreimal siegte - Sabine Bau gewann zweimal, Monika Weber einmal - könnte am Dienstag vielleicht zum letztenmal für Deutschland auf die Fechtbahn gehen. "Ich überlege mir, ob ich aufhöre. Dies hängt auch vom Abschneiden hier ab", sagte Anja Fichtel.
Deutschlands Florettmänner müssen am Dienstag in der Vorrunde gegen Südkorea und Österreich antreten. dpa
SEGELN
Finn-Dinghy: 1. van der Ploeg (Spanien) 33,4 Punkte, 2. Ledbetter (USA) 54,7, 3. Monk (Neuseeland) 64,7, 4. Childerley (Großbritannien) 68,1, 5. Loof (Schweden) 68,7, 6. Müller von Blumencron (Schweiz) 70,0, 7. Rohart (Frankreich) 75,0, 8. Spitzauer (Österreich) 79,4, . . . 15. Aldag (Fellbach) 108,0.
470er, Frauen: 1. Zabell/Guerra (Spanien) 30,7 Punkte, 2. Egnot/Shearer (Neuseeland) 39,7, 3. Isler/Healey (USA) 42,4, 4. Moskalenko/Pacholtschik (GUS) 45,0, 5. Shige/Kinoshita (Japan) 56,0, 6. le Brun/Barre (Frankreich) 65,7, 7. Quarra/Barabino (Italien) 71,4, 8. Hardwiger/Pinnow (Berlin) 71,7.
470er, Männer: 1. Calafat/Sanchez Luna (Spanien) 50,0 Punkte, 2. Reeser/Burnham (USA) 66,7, 3. Toniste/Toniste (Estland) 68,7, 4. Leskinen/Aarnikka (Finnland) 69,7, 5. Johannessen/McCarthy (Norwegen) 71,7, 6. Brotherton/ Hemmings (Großbritannien) 76,4, 7. Greenwood/Bilger (Neuseeland) 80,4, 8. Hunger/ Schmidt (Strande/Berlin) 82,4.
SEGELN
Tornado: 1. Loday/Henard (Frankreich) 40,4 Punkte, 2. Smyth/Notary (USA) 42,0, 3. Booth/Forbes (Australien) 44,4, 4. Sellers/Jones (Neuseeland) 51,7, 5. Sweeney/Smith (Kanada) 62,7, 6. van Teylingen/Manuel (Niederlande) 65,0, 7. Hagara/Hagara (Österreich) 65,4, 8. Grael/Freitas (Brasilien) 69,7, . . . 11. Gäbler/ Parlow (Bremen/Kiel) 90,7
Brita Baldus stieg aus dem Wasser und heulte hemnmungslos vor Freude. Mit einem "eineinhalbfachen Auerbachsalto mit zweieinhalb Schrauben" war sie am Montag in Barcelona auf den Bronze-Platz gesprungen. Nach Albin Killats "Bauchklatscher" sorgte die 27 Jahre alte Kunstspringerin damit nervenstark für die erträumte olympische Medaille vom Drei-Meter-Brett. Sogar auf Silber habe sie gehofft, gestand die selbstbewußte Leipzigerin nach ihren 503,07 Punkten. Doch das ging an Europameisterin Irina Laschko (GUS/514,14). Der Kampf um Gold wurde zur erwarteten "Solo-Show" der Chinesin Min Gao. Die Olympiasiegerin von Seoul gewann mit 572,40 Punkten überlegen. Eine starke Leistung bot Simona Koch (Berlin/490,96) als Siebte.
"Ich war unheimlich gut drauf", freute sich die 1,58 m große Blondine. Bei der Siegerehrung strahlte sie über das ganze Gesicht und musterte fast ungläubig ihre Bronzemedaille. Nach jeweils Bronze bei der WM und bei der EM im vergangenen Jahr war sie am Ziel ihrer Träume.
"Die Auerbach-Schraube" war der Abschluß eines Wettkampfs, den Brita Baldus ungeahnt nervös begonnen hatte. Von der Konstanz des Vorkampfes, den sie zwei Tage zuvor als Zweite beendet hatte, war zunächst wenig zu sehen, und ihr zweiter Sprung ging daneben. Doch die Sportstudentin fing sich und lag nach den fünf Pflichtsprüngen auf Rang vier - einen Platz vor Simona Koch. dpa
Soling-Weltmeister Jochen Schümann hat eine olympische Segel-Premiere überstanden und blieb vor Barcelona in der Gold-Brise. Der zweimalige Olympiasieger schaffte beim ersten Match Race in der Geschichte der Spiele ohne Probleme den Sprung in die Endrunde.
Der Kapitän aus Harrislee und seine Berliner "Matrosen" Thomas Flach und Bernd Jäkel verloren am Montag zunächst das Auftaktrennen gegen das schwedische Boot mit Magnus Holmberg am Steuer. Nach Siegen über Topfavorit Kevin Mahaney (USA), Lawrie Smith (Großbritannien), Fernando Leon mit Spaniens Kronprinz Felipe de Borbon an der Schot war die letzte deutsche Segel- Hoffnung vor Barcelona obenauf.
Der Wettbewerb demonstrierte, wie schön Segeln sein kann: Mit einer grünen Leuchtrakete wurde das erste der Rennen, die die Zuschauer von der Mole aus optimal verfolgen konnten, gestartet. Die Anspannung der Crews, die Manöver auf See, die Spinnaker im Wind, die eine oder andere Kollision auf dem 1,8 Kilometer langen Kurs - am Hafen herrschte beim Publikum eine Spannung und Stimmung wie im Fußball-Stadion.
Mit Schümann kann zum Abschluß der Segel-Wettbewerbe nur das letzte deutsche Trumpf-As im Medaillenkampf stechen.
Während im Tornado Yves Loday/Nicolas Henard (Frankreich) den Olympiasieg errangen, feierten die Spanier zwei Olympia-Siege in der 470er-Klasse: Die Weltmeister Jordi Calafat/Francisco Sanchez und Theresa Zabell/Patricia Guerra holten am Montag das dritte und vierte Segel-Gold für die Gastgeber.
Im Europe vervollständigte Natalia Via Dufresne als Zweite hinter der Norwegerin Linda Andersen das spanische Wunder. dpa
Die goldenen Ambitionen der deutschen Handball-Frauen haben am Montag einen ersten Dämpfer erhalten, doch die Zuversicht ist ungebrochen. "Ich glaube nicht, daß diese Niederlage der Mannschaft einen Knacks gibt. Bei großen Turnieren haben wir immer einen Hänger", sagte Bundestrainer Heinz Strauch nach der mit 22:28 (13:14) gegen die GUS verlorenen olympischen Nagelprobe des DHB- Teams, das in Granollers zuvor gegen Nigeria (32:17) und die USA (32:16) zwei Schützenfeste gefeiert hatte. Im Halbfinale trifft die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) als Zweite der Vorrundengruppe A am Donnerstag auf Wunschgegner Südkorea.
Auch die Leverkusenerin Michaela Erler hatte ihren Optimismus nach dem Ausrutscher nicht verloren: "Diese Niederlage wirft uns nicht um, denn wir werden die GUS im Finale wiedertreffen. Gegen Südkorea haben wir sehr gute Chancen." Das zweite Vorschlußrundenspiel bestreiten die GUS und das Überraschungsteam aus Norwegen. Die Skandinavier, die als Ersatz für Jugoslawien ins Turnier gerückt waren, qualifizierten sich mit einem 19:17 gegen Österreich für die Runde der letzten Vier.
Viele Fehlpässe zeugten im dritten Spiel in sechs Tagen von der großen Nervosität der deutschen Spielerinnen. Bei der ersten echten Prüfung benötigten die Strauch-Schützlinge eine lange Anlaufzeit, um ihren Rhythmus zu finden. "Wir waren einfach nicht so frisch und beweglich wie zuletzt", kritisierte der Bundestrainer. Vor allem gegen die gefürchtete russische Rückraum-Schützin Natalia Morskowa (14 Tore) fand die deutsche Abwehr kein Rezept. Auch von der Bewachung durch Michaela Erler ließ sich die 26jährige nicht in ihrem Tordrang bremsen. Auf deutscher Seite stellte vor allem Silke Fittinger (Bremen) bei Tempo-Gegenstößen ihre Torgefährlichkeit unter Beweis und hielt den Rückstand mit vier Toren in Grenzen.
Doch im zweiten Durchgang brachen die deutschen Abwehr-Dämme. Tor um Tor zog das GUS-Team davon. Erst einmal klar in Rückstand geraten, spielte die deutsche Mannschaft, für die neben Silke Fittinger Carola Cizewski (Leipzig/5) und Silvia Schmitt (Lützellinden/4) am besten trafen, nicht mehr mit letztem Engagement. In der Schlußphase nahm Heinz Strauch sogar seine stärksten Kräfte vom Feld, um den Reservistinnen Spielpraxis zu verschaffen. Für das erhoffte zweite Kräftemessen mit der GUS im Finale wollte er seine Karten möglichst noch nicht aufdecken. dpa
SEGELN
Europe, Frauen: 1. Andersen (Norwegen) 48,7 Punkte, 2. via Dufresne (Spanien) 57,4, 3. Trotman (USA) 62,7, 4. Armstrong (Neuseeland) 65,0, 5. Jensen (Dänemark) 65,7, 6. Kruuv (Estland) 67,1, 7. van Leeuwen (Niederlande) 67,7, 8. Bugatec (Italien) 69,0.
Das Gold vereinte die Rivalinnen für einen Tag. Als die temperamentvolle 23jährige Jurastudentin Isabell Werth mit ihrem 9jährigen Hannoveraner Wallach Gigolo am Montag im Polostadion von Barcelona für ihren Grand Prix-Ritt 1762 Punkte von den strengen Richtern erhalten hatte, war die deutsche Dressur- Equipe endlich ein Team geworden. Nicole Uphoff, die 23 Stunden vorher 1768 Punkte bekommen hatte, und Monica Theodorescu, die 29jährige westfälische Dolmetscherin, gratulierten Isabell Werth spontan und herzlich: "So gut warst Du noch nie."
Die drei deutschen Dressur-Königinnen gewannen gemeinsam mit dem 52jährigen Düsseldorfer Polizei-Hauptmeister Klaus Balkenhol Gold mit 5224 Punkten vor den weit abgeschlagenen Niederlanden (4724) und den USA (4643). Klaus Balkenhol war groteskerweise bereits um 09.29 Uhr Olympiasieger, obwohl er erst neun Stunden später mit seinem 11jährigen westfälischen Wallach Goldstern reiten mußte, der dem Düsseldorfer Polizeipräsidenten gehört.
Der in Polizeiuniform reitende Düsseldorfer brachte die Überraschung fertig, Monica Theodorescu noch vom dritten Platz zu verdrängen und sich damit für den Grand Prix Special am Mittwoch zu qualifizieren. Monica Theodorescu ist somit in der Einzelprüfung zum Zuschauen verurteilt - wie vor vier Jahren in Seoul Reiner Klimke.
Die Bilanz ist faszinierend für die Sieger und deprimierend für alle anderen: Seit dem Olympiasieg der sowjetischen Equipe 1972 in München haben die deutschen Dressurreiter keine Mannschaftssprüfung bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften mehr verloren. Die Konkurrenz erduldet es fassungslos und leistet, allen eigenen Fortschritten zum Trotz, dennoch keinen ernsthaften Widerstand. Doch Bundestrainer Harry Boldt sieht trotzdem keine Gefahren für die Dressur als olympische Disziplin: "Es gibt auch andere Sportarten, wo des ähnlich erdrückende Überlegenheiten gibt. Beispielsweise im Turnen."
Die Rivalität der vergangenen Wochen war wie fortgeblasen, als das programmierte Gold gewonnen war. Sogar Vater Jürgen Uphoff war zufrieden, der schon so oft kein gutes Haar an Isabell Werths Erfolgstrainer Uwe Schulten-Baumer gelassen hatte, Nicole Uphoffs früherem Trainer: "Das war einfach sehr gut." Europameister Sven Rothenberger, der sich zu seiner grenzenlosen Enttäuschung nicht für Olympia hatte qualifizieren können, bescheinigte Isabell Werth: "Ein großartiger Ritt; es war einfach schön." Bundestrainer Harry Boldt gratulierte: "Ein optimaler Ritt. Isabel Werth hat alles aus dem Pferd herausgeholt, was möglich war."
Als Nicole Uphoff mit ihrem 15jährigen westfälischen Wallach Rembrandt mit 1768 Punkten das Fundament zum achten deutschen Mannschaftsgold in der Geschichte Olympischer Spiele und damit zu ihrer eigenen dritten Goldmedaille gelegt hatte, schien keine Steigerung mehr möglich zu sein. Doch die couragiert reitende Isabell Werth setzte alles auf eine Karte. Als ihr die sogenannten Einer-Wechsel etwas mißlangen, lächelte sie die Dressurrichter hoch zu Roß fröhlich an. Sympathische Frechheit siegt. Einer der Richter gab sogar eine "9". Isabell Werth hatte alles gewagt - und gewann sogar die Richter.
Damit aber ist das große Duell im Grand Prix Special am Mittwoch wieder programmiert: Gewinnt Nicole Uphoff ihr viertes Gold und kann sie damit als erste Dressurreiterin ihren Olympiasieg wiederholen? Oder vermag die frühere Militaryreiterin Isabell Werth, die auf einem Bauernhof groß geworden ist und seit ihrer Kindheit reitet, die ungekrönte deutsche Dressurkönigin vom Niederrhein entthronen? Der Grand Prix Special garantiert, daß die Olympiasiegerinnen Rivalinnen bleiben und keine Freundinnen werden. dpa
REITEN
Dressur, Mannschaft: 1. Deutschland (Uphoff/Duisburg mit Rembrandt, Theodorescu/Sassenberg mit Grunox, Werth/Rheinberg mit Gigolo, Balkenhol/Düsseldorf mit Goldstern) 5224 Punkte, 2. Niederlande (Bartels mit Courage, van Grunsven mit Bonfire, Sanders mit Montreux, Bontje mit Larius) 4742, 3. USA (Lavell mit Gifted, Bredahl mit Monsieur, Poulin mit Graf George, Dover mit Lectron) 4643, 4. Schweden 4537, 5. Dänemark 4533, 6. Schweiz 4524, 7. Großbritannien 4522, 8. Italien 4491.
Einzelwertung (Qualifikation für den Grand Prix Special): 1. Uphoff mit Rembrandt 1768 Punkte, 2. Werth mit Gigolo 1762, 3. Balkenhol mit Goldstern 1694, 4. Theodorescu mit Grunox 1676, 5. van Grunsven mit Bonfire 1631, 6. Lavell mit Gifted 1629, 7. Max-Theurer (Österreich) mit Liechtenstein 1585, 8. Bontje mit Larius 1577.
Ronny Weller hat den Gipfel des Olymp gestürmt. Der 23 Jahre alte Gewichtheber holte am Montag in Barcelona die Goldmedaille in der Klasse bis 110 kg.
Der Bronzemedaillengewinner von Seoul und Vizeweltmeister 1991 ließ mit einer Gesamtleistung von 432,5 kg dem Weltmeister Artur Akojew mit 430 kg (195/235) nur die Silbermedaille. Insgesamt stellte Weller drei Deutsche Rekorde auf. Neben der Zweikampfwertung verbesserte der dreimalige DDR-Meister und Deutsche Meister des Vorjahres die Bestmarke im Reißen um 2,5 kg auf 192,5 und im Stoßen um 10 kg auf 240. Der starke Russe Akojew hatte im Reißen nur 2,5 kg Vorsprung auf Weller vorgelegt. Bronze holte der Bulgare Stefan Botew mit 417,5 (190/227,5) kg. Der Leimener Frank Seipelt wurde mit 390 kg (170/220) Siebter.
Zu Beginn dieses Jahres war Weller von Neu-Hardenberg in Brandenburg an den Rhein umgesiedelt, wo er unter Milser im Leistungszentrum des VfL Duisburg-Süd bessere Trainingsbedingungen hatte. Die Karriere Wellers wäre allerdings 1989 beinahe beendet gewesen.
Nach einem schweren Autounfall lag Weller mit einem Jochbein- und Schädelbruch zwei Tage im Koma. Die Ärtze retteten ihn, die Fortsetzung seiner sportlichen Karriere wurde ausgeschlossen. dpa
GEWICHTHEBEN
Klasse bis 110 kg: 1. Weller (Duisburg) 432,5 kg (192,5 Reißen / 240,0 Stoßen), 2. Akojew (GUS) 430,0 (195,0 / 235,0), 3. Botew (Bulgarien) 417,5 (190,0 / 227,5), 4. Vlad (Rumänien) 405,0 (190,0 / 215,0), 5. Osuch (Polen) 397,5 (175,0 / 222,5), 6. Seipelt (Duisburg) 390,0 (170,0 / 220,0), 7. Saltsidis (Griechenland) 385,0 (175,0 / 210,0), 8. Dekaj (Albanien) 380,0 (162,5 / 217,5).
BOXEN
Halbfliegengewicht, Viertelfinale, u. a.: Quast (Leverkusen) - Barbu (Rumänien) 15:7 n. P.
Mittelgewicht, u.a.: Hernandez (Kuba) - Ottke (Berlin) 14:6 n. P.
TISCHTENNIS
Frauen-Einzel, Viertelfinale: Deng Yaping (China) - Yu Sun Bok (Nordkorea) 23:21, 21:16, 21:17, Hyun Jung Hwa (Südkorea) - Ciosu (Rumänien) 21:9, 18:21, 18:21, 21:11, 21:14, Li Bun Hui (Nordkorea) - Chen Zihe (China) 21:17, 19:21, 21:18, 21:10, Qiao Hong (China) - Chai Po Wa (Hongkong) 21:13, 21:10, 21:14.
Der Däne Thomas Stuer-Lauridsen gewann am Montag mit Bronze als einziger Europäer eine olympische Badminton- Medaille. Der Federball-Wettbewerb in Barcelona wurde ansonsten von den Asiaten beherrscht.
Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner haben mit ihren Tischtennis-Schlägern zum goldenen Schlag ausgeholt. In einem hochklassigen Halbfinale ebnete sich das Düsseldorfer Duo in überzeugender Weise den Weg in das olympische Doppel- Endspiel. Die südkoreanischen Turnier- Neulinge Kang Hee Chan/Lee Chul Seung wurden von "Rossi" und "Speedy" am Montag abend in Barcelona mit 21:15, 24:22, 22:20 vom blauen Tisch gefegt.
"Es war gut, daß wir unsere Olympia-Vorbereitung nach Seoul gelegt hatten. Wir kannten unsere Gegner vom gemeinsamen Training", meinte Steffen Fetzner. "Der Penholderstil der Koreaner bereitete uns keine Probleme", sagte Europameister Roßkopf, der am Dienstag abend im Einzel gegen den schwedischen Top-Favoriten Jan-Ove Waldner um seine zweite Olympia-Medaille kämpft.
Zuvor wartet auf die ehemaligen Weltmeister Roßkopf/Fetzner, die sich als einzige Europäer auf einen Medaillenrang schieben konnten, im Endspiel eine schwere Aufgabe. Die Südkoreaner Yoo Nam Kyu/Kim Taek Soo oder die Vize- Weltmeister Lu Lin/Wang Tao aus China sind international ebenso erfahren wie die Deutschen Meister.
"Jetzt geht's los" und "Zugabe, Zugabe": So feierte die deutsche Kolonie unter den mehr als 3000 Zuschauern lautstark den überzeugenden Erfolg im Halbfinale. Danach blieben Roßkopf/Fetzner nur 13 Stunden bis zum Finale zur Erholung.
Das erste Tischtennis-Gold in Barcelona ging erwartungsgemäß in das "Reich der Mitte". Im Frauen-Doppel setzten sich Deng Yaping/Qiao Hong überraschend gegen ihre chinesischen Teamkolleginnen und Weltmeister Chen Zihe/Gao Jun durch. Bronze ging nach Nord- und Südkorea und auch im Einzel blieben die asiatischen Frauen unter sich. dpa
US-Basketball-Frauen erfolgreich Der zweimalige Basketball-Olympiasieger aus den USA hält bei den Olympischen Spielen in Barcelona auch im Frauen-Turnier fest die Goldmedaille im Visier. Zum Abschluß der Vorrunde am Montag schlugen die Amerikanerinnen in der Gruppe B Gastgeber Spanien 114:59 und qualifizierten sich für das Halbfinale. Dort treffen sie auf die GUS-Auswahl. Frankreichs Handballer im Halbfinale Frankreichs Handballer stehen im Halbfinale des olympischen Turniers der Männer. Das Team von Trainer Daniel Constantini schlug im letzten Gruppenspiel Ägypten 22:19 (11:7) und ist mit 8:2 Punkten Zweiter in der Gruppe B hinter der Auswahl der GUS (10:0). Erstes Medaille für Südafrika im Tennis Die Tennisspieler Wayne Ferreira und Pete Norval haben nach 32 Jahren olympischer Verbannung Südafrikas die erste Medaille für ihre Heimat gewonnen. Mit einem 6:0, 6:3, 6:2-Erfolg über die Rumänen George Cosac/Dinu Pescariu zogen sie in Barcelona ins Doppel-Halbfinale ein, in dem sie nun noch die Aussicht auf Silber oder Gold haben. Olympia-Turnier für Eike Bram zu Ende Für Handball-Nationaltorhüterin Eike Bram vom deutschen Rekordmeister Bayer Leverkusen ist das Olympische Turnier beendet. Die 27jährige fällt wegen eines Meniskus- und Außenbandschadens im linken Knie aus. Die Blessur hat sich Eike Bram möglicherweise beim Aufwärmen vor dem Gruppenspiel am Montag gegen die GUS (22:28) zugezogen. Jan Hempel kreiert neuen Sprung Der 20 Jahre alte Dresdner Turmspringer Jan Hempel hat einen neuen Sprung kreiert, der in der nächsten Saison in die internationalen Sprungtabellen aufgenommen wird. Hempel demonstrierte vor der Spring-Kommission des Welt-Verbandes FINA einen Handstand mit dreifachem Salto gehechtet. Die FINA akzeptierte den Sprung mit einem Schwierigkeitsgrad von 3,2.
HEDDERNHEIM. Feste feiern können sie, die "Fidelen Nassauer" mit ihrem blaugelben Gardecorps und den "Babbelschwestern". Jüngstes Beispiel war das Sommerfest auf dem Clubhausgelände: Der Wenzelweg war für Autos einen Tag gesperrt, die Anwohner feierten gerne mit. Vorstandsmitglied Alex Gruber schätzte die Zahl der Gäste auf 2000. Sitzplätze gab es tagsüber kaum, es war ein Kommen und Gehen. Nur einmal war die Straße leergefegt - als für kurze Zeit ein Gewitterregen niederprasselte. "Fluchtpunkt" war das angrenzende Clubhaus.
Familien und Freunde trafen sich hier, Hausgemeinschaften, Betriebsbelegschaften und Sparkassenleute. Sie kamen nicht nur aus Heddernheim, sondern aus der ganzen Stadt. Die Prominenten begrüßte der ehemalige närrische Ministerpräsident Ulrich Schacht namentlich; Vereinsvorsitzender Lothar Kilian hieß dagegen alle willkommen und wünschte "frohe und unterhaltsame Stunden".
Heiß war es, und so standen Bier, Ebbelwei und andere erfrischende Getränke hoch im Kurs. Das Team am Getränkeausschank leistete "Fließbandarbeit". "Prost, Ilse!" - "Prosit Ingeborg!", stießen ehemalige Arbeitskolleginnen an. Das "kühle Blonde" genoß auch der Vizepräsident des "Großen Rates" der Karnevalvereine Frankfurt, Geo Wahl. Die Zuggemeinschaft "Klaa Paris" war durch den Vorsitzenden Dietmar Pontow und Gerhard Boch vom Vorstand vertreten. Auch der Bürgerverein Heddernheim , die "Käwwern", Sänger, Turner, Kleingärtner, Fußballer, Radsportler, Kleintierzüchter, die Kolpings und die "Dreizehner Husaren" feierten mit. In den Abendstunden gesellten sich noch Spielleute des Bonameser Fanfarencorps hinzu.
Am Spieß einer "Supertheke" (etwa 20 Meter lang) steckte ein Spanferkel, rustikal war auch alles andere: Riesenhaspel, gefüllte Rollbraten, Schwenksteaks und halbe Hähnchen. An den Grillgeräten kam eine bewährte Mannschaft des blaugelben Gardecorps mächtig ins Schwitzen. Diese Gruppe arbeitete Hand in Hand mit Rosi Horz und ihren "Babbelschwestern" der "Fidelen", die sich beim Kuchenbackensowie im Zubereiten der Salate übertrafen. Überhaupt hatte sich die Garde stark engagiert.
Aber auch der Vorsitzende Lothar Kilian und sein "Vize" Peter Horz verdienten ein Sonderlob. Sie "dirigierten" das Fest und packten auch selbst tüchtig mit an. Für die Musik sorgten "Rainer und Rolf" aus Büdingen, der Musikzug der Turnerschaft 1860 Heddernheim gab ein Gastspiel unter Leitung von Frank Reinhard. Nachmittags inszenierten Betreuerinnen der Garde ein Kinderfest mit Spielen und einem Wasserbassin zum Planschen.
Schöne Preise waren bei einer Tombola zu gewinnen, am Flohmarktstand machten Gerdi und Fritz Volk für die Vereinskasse guten Umsatz. "Damit finanziert der Verein notwendige Arbeiten im Clubhaus", erläuterte Gruber. dixi
Wo ist er nur hin, der "Geist von Rio"? In Bonn ist er mit einiger Sicherheit nur in den Mauern des Töpferschen Umweltministeriums gesichtet worden. Beim Entwicklungshilferessort sind sich die Beobachter schon nicht mehr so sicher; möglicherweise hat er das Gebäude von Hausherr Spranger trotz des auf beiden Seiten vorhandenen guten Willens wegen des komplizierten offiziellen Namens des Ministeriums nicht gefunden. Ganz offensichtlich hingegen ist, daß der Geist, der Anfang Juni 120 Staats- und Regierungschefs zu weltumspannenden Bekenntnissen der ökologischen Umkehr hinriß, einen weiten Bogen um die Amtsstuben gemacht hat, in denen die Bonner Regierungspolitik für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft ausgedacht wird. Der eine Minister betoniert und asphaltiert, statt Verkehr "zu sparen", der andere läßt die zukünftige Energiepolitik der Republik durch eine immerhin schon einmal angekündigte Kommision totprüfen, und der dritte stimmt den Abgesang auf den noch halbwegs naturnah wirtschaftenden bäuerlichen Familienbetrieb an.
Daß Umweltschützer eine solche ernüchternde nationale Bilanz des Erdgipfels der Vereinten Nationen ziehen, wenn sie zur Rio-Nachbereitung nach Bonn eingeladen werden, verwundert acht Wochen nach dem Öko-Spektakel in Brasilien nicht. Daß sie sich aber auch selbst nicht als Lichtgestalten des "Follow-up- Prozesses" (neudeutsch für: Umsetzung) der UN-Konferenz sehen, erstaunt schon eher. "Wir haben den Geist von Rio wohl nicht recht 'rübergebracht", bekannte Christian Mittag vom Naturschutzbund selbstkritisch. Auch die "Nicht-Regierungs-Organisationen" (NROs) - die Umwelt- und Entwicklungsgruppen, denen die Rio-Abschlußerklärung so viel Verantwortung bei der Verbreitung des ökologischen Wende-Bewußtseins zuerkennt - konnten den unter dem Zuckerhut gewonnenen Schwung nicht ungebremst unters Volk bringen. So trifft wohl zu, was Karin Stahl, die Vertreterin eines Entwicklungshilfe-Dachverbandes, in der Runde bei Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) formulierte: "Rio brachte in Deutschland und weltweit ein enormes Medieninteresse und einen Informationsschub, aber noch keine Weichenstellung für die allseits proklamierte ,nachhaltige Entwicklung' der Entwicklungsländer".
Als Rezept zur Bewältigung der weltweiten ökologischen und Armutskrise sei den 180 Regierungs-Delegationen in Rio wenig Wegweisendes eingefallen, monierte sie: nur die Einführung und Nutzung besserer Technologien, mehr Wirtschaftswachstum und die Entfaltung der Kräfte des freien Marktes. Dies aber sei alles andere als ein neues Konzept. In der in Rio verabschiedeten, 500 Seiten starken "Agenda 21", diesem "Pflichtenbuch der umweltangepaßten Entwicklung" (Töpfer), würden die immer offensichtlicheren "Grenzen des Wachstums" auf dem Planeten Erde nicht berücksichtigt. "Die Lebensgewohnheiten des reichen Nordens sind nicht in Frage gestellt", sagte Karin Stahl. Konkrete Ziele, wie die Industrieländer sich umorientieren müssen, fehlten: "Es heißt nur allgemein, die reichen Staaten müßten effizienter mit Rohstoffen und Energie umgehen." Das alleine jedoch reiche nicht. Es verpflichte schließlich zu nichts.
Um aus den hehren Rio-Prinzipien konkrete Veränderungen zu machen, empfahlen die bei Töpfer versammelten Rio-Fahrer der Bundesrepublik eine "Vorreiterrolle" an. Die lange diskutierte Öko-Steuer auf Energieverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß solle endlich eingeführt werden. Das Tempolimit sei längst überfällig. Machbar sei außerdem ein Sofort-Ausstieg aus den FCKW-Ozonkillern. Die Wunschliste von Maßnahmen, die Bonn in eigener Verantwortung durchführen könne, wurde aber noch länger: Ein Vertreter von "Terre des Hommes" forderte die kritische Überprüfung der Exportpraktiken: Daß Chemiekonzerne immer noch Pestizide in die Dritte Welt lieferten, die hierzulande längst verboten seien, dürfe Bonn nicht längern tolerieren. Der Export von Rüstungsgütern sei weitgehend einzuschränken, die Verschiebung von Giftmüll in den ehemaligen Ostblock und in die Entwicklungsländer gleichfalls. "Hier könnte die Bundesrepublik etwas tun", rieb man Töpfer unter die Nase. Und stichelte noch ein bißchen, wie im Falle des Vertreters der Deutschen Umwelttages, Joachim Spangenberg, der die "Machtfrage im Bundekabinett" aufs Tapet brachte: Töpfers Absichten seien ja gut und schön, ob der Umweltminister sich mit wegweisenden Maßnahmen durchsetzen könne, hänge halt vom Kräftemessen in der Regierung ab. Da könne eben ein Herr Krause im Rio-Jahr zig Milliarden für neue Straßen verplanen und ein Herr Riesenhuber neue Atomkraftwerke als unverzichtbar für den Klimaschutz hinstellen.
Was Wunder, daß Töpfer, der Mann, der wie kaum ein anderer seiner Kollegen auf der Welt für den Rio-Gipfel gekämpft hat, die Ergebnisse des UN-Gipfels positiver als die "NROs" wertete. In Rio seien nicht nur viel bedrucktes Papier und unverbindliche Erklärungen etwa zum Klima- und Artenschutz oder zur Erhaltung der Wälder herausgekommen, sondern der notwendige Grundstein für gemeinsames Handeln gelegt worden. "Rio war kein punktuelles Ereignis, die Themen sind damit nicht abgehakt", sagte der Minister. Es sei eben - wie sich die Worte doch gleichen - "der Beginn eines Prozesses", den es nun zu gestalten gebe.
Aber auch der Bonner Umweltminister räumte freimütig Schwachpunkte des Umweltgipfels ein - und traf sich dabei oftmals mit seinen kritischen Gesprächspartnern. In der Tat, so Töpfer, hätte die "Notwendigkeit stärker herausgestellt werden müssen, die Lebensgewohnheiten in den Industrieländern zu verändern". Die reichen Staaten seien nun einmal, ob sie das wollten oder nicht, Vorbild für die Entwicklungsländer und müßten deswegen mit ökologisch verträglichem Beispiel vorangehen, wenn sie solches Verhalten auch von den "Süd-Ländern" erwarteten. Diese Argumentation sei den Bürgern durchaus verständlich zu machen, sagte Töpfer, der in diesem Zusammenhang seinen Ausspruch "Wir leben über unsere ökologischen Verhältnisse" wiederholte. Wie schwer es jedoch ist, die Argumentation auch in konkretes Handeln zu übersetzen, wurde bei Töpfers zweitem Rio-Schwachpunkt offenbar: "Ich hätte mir gewünscht, mit klaren Verpflichtungen und Instrumenten nach Rio gehen zu können. Etwa zu sagen: Wir machen das Barrel Öl drei Dollar teurer und setzen das so eingenommene Geld für ökologische Entwicklungsprojekte im Süden und in Osteuropa ein."
Daß der UN-Umweltgipfel tatsächlich noch viel Nacharbeit erfordert, macht auch ein anderes Manko deutlich, auf das Töpfer hinwies: Zwar legten die Delegationen in Rio fest, daß eine UN-Kommission die Einhaltung der völkerrechtlich verbindlichen Konventionen (Klima und Artenschutz) sowie die Umsetzung der Agenda 21 kontrollieren soll - wie sie ausgestaltet wird und welche Befugnisse sie haben soll, ließ man aber im dunkeln. Letzteres entscheidet freilich darüber, wie ernst die Welt den "Rio-Prozeß" nehmen muß. Da die UN-Vollversammlung schon in ein paar Monaten über die Kommission entscheiden soll, fühlt Töpfer das Problem auf den Nägeln brennen.
Kein Wunder, daß auch die Finanzierung der globalen ökologischen Wende noch ungeklärt ist. Nur wenige Indstriestaaten haben bisher konkrete Zusagen über neue Mittel etwa für die Agenda 21 gemacht. Dies zeichnete sich schon während der Verhandlungen in Rio ab und bestätigte sich bei der enttäuschenden Behandlung des Themas auf dem G 7-Wirtschaftsgipfel in München. Dicke Bretter bleiben zu bohren im "Follow-up- Prozeß". JOACHIM WILLE (Bonn)
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Schtonk (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wayne's World (16, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Otto - Der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Haus der Vereine, Okriftel, Johann-Sebastian-Bach-Straße: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", zu den normalen Öffnungszeiten (bis 22. 8.).
Hochheim. Rathausfoyer, Burgeffstraße 30: Aquarell-Ausstellung - Arbeiten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des VBW-Aquarellkurses von Günter Dix, 8.30 bis 12 Uhr (bis 28. 8.).
Hofheim. Rathaus, Chinonplatz: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, Foyer, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr (bis 12. 8.).
Kriftel. Rat- und Bürgerhaus: Bilder der Kindergruppe "Malende Spätzchen" und der Hofheimer Künstlerin Hildegard Eckelmann, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 27. 8.).
Liederbach. Liederbachschule, Wachenheimer Straße 67, Pausenhalle: "Vom Tintenfaß zum Taschenrechner", Ausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins Liederbach mit alten Schulsachen, während der Schulzeit (bis 30. 9.).
Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße: "Stopp die Müll-Lawine", 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (bis 7. 8.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus, Sofortmaßnahmen am Unfallort', 18-22 Uhr.
Parteien / Parlamente Bad Soden. Grüne: Stammtisch, Sportklause Kluge, Brunnenstraße, 20 Uhr.
Hochheim. Jugend- und Sozialausschuß der Stadtverordnetenversammlung: Öffentliche Sitzung, Kurfürstensaal des Altstadtzentrums, 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
DAK, Kirschgartenstraße: Ernährungsberatung, 9.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 26 (oder jede andere DAK-Geschäftsstelle).
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, Gemeindezentrum der evangelischen Paulusgemeinde, Gustav-Adolf-Straße, 19 Uhr, Infos Tel. 0 69 / 5 97 42 74, 18 bis 20 Uhr.
Katholisches Bezirksamt, Kirchplatz 6: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr. Senioren Eppstein. Jakobus-Haus, Hauptstraße 95/1: Offener Treff, Gemeinschaftsraum, 15 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Kaffee-Nachmittag, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Jugendtreff Eddersheim, Kreuzstraße: Treffen des Videoteams, Keller des Begegnungshauses, 15.30 bis 17.30 Uhr.
Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Thomas Kaiser, ab 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Spielplatz, Rossertstraße, Okriftel: Kindernachmittag mit dem Spielmobil, 15 bis 17.30 Uhr.
Hochheim. Betreutes Spielen für Kinder ab fünf Jahren: "Wasser Spaß", Spielanlage "Am Weiher", 14 bis 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm (Frankfurt), 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.). Parteien /Parlamente Höchst. Frauenreferat: Vorbereitungstreffen für die Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt", Kleiner Saal der St. Jo- sef-Gemeinde, Schleifergasse, 19 - 21 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Pfarrheim, Schleifergasse 2.
DRK, Hostatostraße 35: Beratung für hilfesuchende Menschen, 9 bis 11 Uhr.
Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 15 bis 17 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, 19.30 Uhr, Clubhaus Labbeduddel. WIESBADEN
Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn: Jonglierszene Mainz-Wiesbaden: Varieté-Abend, 21 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15,20.30, 22.45 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Basic Instinct (16.45, 19.30, 22.15 Uhr).
Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); Das Zeichen (17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Edward II (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Black Robe - Am Fluß der Irokesen (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Birdy (15, 17.45, 20.30 Uhr). Ausstellungen Gallerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: "Stadt - Umfeld - Menschen, innere und äußere Portraits", Gemälde von Eberhard Lellek, Eröffnung: 19 Uhr (bis 30. 8.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: Bilder von Christa Moering, 10 bis 19 Uhr (bis 30. 8.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).
Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Stadtbibliothek, Neugasse: "Polnische Literatur", Buchausstellung, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 8.).
Schloßpark Biebrich: Ausstellung "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, Turnierplatz, ganztägig (bis 11. 10.).
Kurhaus: Kunstausstellung des Wiesbadener Künstlerkreises, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 16. 8.).
Umweltladen, Michelsberg 32: Ausstellung "Sommersmog", 10 bis 18 Uhr (bis 28. 8.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 14 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.
Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Kastellstraße 11, Käthe-Kollwitz-Schule (Kellereingang), 10 bis 13 Uhr; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 5 19 12.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Pro Familia, Langgasse 3: offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, 14 bis 17 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 15 bis 18 Uhr.
- ohne Gewähr -
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Eschborn. Summertime-Programm: Abschlußveranstaltung mit der "Mojo Blues- Band", Süd-West-Park (bei Regen in der Süd-West-Schule), 19.30 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Herr der Gezeiten (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wayne's World (16, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Otto - Der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Wayne's World (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).
Kino 3: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: J.F.K. - Tatort Dallas (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Haus der Vereine, Okriftel, Johann-Sebastian-Bach-Straße: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", zu den normalen Öffnungszeiten (bis 22. 8.).
Hochheim. Rathausfoyer, Burgeffstraße 30: Aquarell-Ausstellung - Arbeiten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des VBW-Aquarellkurses von Günter Dix, 8.30 bis 12 Uhr (bis 28. 8.).
Hofheim. Rathausfoyer, Chinonplatz: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, 9 bis 12 Uhr (bis 12. 8.).
Kriftel. Rat- und Bürgerhaus, Frankfurter Straße: Bilder der Kindergruppe "Malende Spätzchen" und der Hofheimer Künstlerin Hildegard Eckelmann, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 27. 8.).
Liederbach. Liederbachschule, Wachenheimer Straße 67, Pausenhalle: "Vom Tintenfaß zum Taschenrechner", Ausstellung alter Schulsachen, während der Schulzeit (bis 30. 8.). Vorträge / Kurse Flörsheim. BUND und Kolpingfamilie: "Pack die Sonne in den Tank", Vortrag des Energieberatungszentrums Main- Taunus über solare Brauchwassererwärmung und Heizungsanbindung, großer Sitzungssaal des Pfarrgemeindezentrums St. Gallus, Untermainstraße, 20.15 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. FDP: Bürgertelefon mit dem Stadtverordneten Wolfgang Deul, 18 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 90 / 67 52. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.
Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter 0 61 92 / 34 77.
AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Beratungen, Kuren und Erholung; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95/ 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe bei Alkoholproblemen, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr.
Vereine / Organisationen Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg 1, 15 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.
Hochheim. Katholisches Pfarramt St. Peter und Paul, Hintergasse 62: Grillparty für Senioren, Pfarrgarten, 15 Uhr.
Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Kaffeestündchen mit Programm, Kirchgasse 12, 15 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Bastelgruppe, Seniorenanlage, Gruppenraum 4, 14.30 Uhr; Tanzkreis, Friedenskirchengemeinde, Gemeindehaus, Bahnstraße 13, 14.30 Uhr; Singkreis, Bürgerhaus, Gruppenraum 1 und 2, 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof, Hauptstr. 48: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, "Siebenstorch", 15 h.
Hochheim. Betreutes Spielen für Kinder ab fünf Jahren: "Wasser Spaß", Spielanlage "Am Weiher", 14 bis 18 Uhr.
Schwalbach. CDU-Frauenunion: Kindermalwettbewerb "Mein Traumspielplatz", Platz hinter dem Jugendzentrum (bei Regen im oberen Parkdeck), 15 Uhr.
Sulzbach. Jugendhaus: "Straight Edge Hardcore" mit den Gruppen "Blindfold", "Onward" und "Feeding the Fire", 20 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Stadtbücherei "Am Markt", Hauptstraße 48: "Zehn Jahre Stadtbücherei im Alten Posthof", Eröffnung der Programmwoche "Rund ums Buch", 18.30 Uhr; anschließend: Cornelia Vearst singt Lieder von Berthold Brecht. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm (Frankfurt), 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33: Sprechstunden, 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Guttempler: Gesprächsgruppe für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, AW-Zentrum, Königsteiner Straße 49 H.
Caritas: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.
Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, 17 Uhr, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Kasinostraße 15.
Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.
Nied. Selbsthilfegruppe für Drogen- und Medikamentenabhängige: Treffen, Gemeindehaus, Dürkheimer Str. 35, 20 h.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau, Kellerskopfweg 28: Krabbelgruppe, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, 16 bis 18 Uhr, Wed 13. Senioren Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße.
Kinder / Jugendliche Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN
Theater / Konzerte Kurhaus: Öffentliche Probe zum ersten Symphoniekonzert, 18 Uhr.
"Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn: "Chapiteau Zelttheater" mit "Der Liebe leichte Schwingen . . . " - Ein Romeo und Julia Spektakel, 20.30 Uhr; Mitternachts-Bonbon - Abschlußfest aller "Theater-Donner"-Beteiligten, 24 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15,20.30, 22.45 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Basic Instinct (16.45, 19.30, 22.15 Uhr).
Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); Das Zeichen (17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Edward II (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Der Rosengarten (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Blues Brothers (14.15, 17, 19.45, 22.30 Uhr). Ausstellungen Gallerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: "Stadt - Umfeld - Menschen, innere und äußere Portraits", Gemälde von Eberhard Lellek, 15 bis 18 Uhr (bis 30. 8.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: Werke von Christa Moering, 10 bis 19 Uhr (bis 30. 8.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).
Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.).
Stadtbibliothek, Neugasse: Buchausstellung "Polnische Literatur", 10 bis 19 Uhr (bis 31. 8.).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, ganztägig (bis 11. 10.).
Kurhaus: Werke des Wiesbadener Künstlerkreises, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 16. 8.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Sommersmog", 10 bis 18 Uhr (bis 28. 8.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Telefon-Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 13 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69. Vereine / Organisationen Wiesbadener Volkssportclub: Internationale Mittwochswanderung, Start: Sportanlage Gräselberg/Kallebad, 8 Uhr.
Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr.
- ohne Gewähr -
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Batman's Rückkehr (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: keine Vorstellung.
Hofheim. Open-air-Kino, Altes Wasserschloß, Kellereiplatz: Gefährliche Brandung (21 Uhr).
Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Otto - Der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Batman's Rückkehr (15 Uhr); Roter Drache (20.15 Uhr).
Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: JFK - Tatort Dallas (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Haus der Vereine, Okriftel, Johann-Sebastian-Bach-Straße: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", zu den normalen Öffnungszeiten (bis 22. 8.).
Hochheim. Rathausfoyer, Burgeffstraße 30: Aquarell-Ausstellung - Arbeiten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des VBW-Aquarellkurses von Günter Dix, 15 bis 18.30 Uhr (bis 28. 8.).
Hofheim. Rathausfoyer, Chinonplatz: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, 9 bis 12 Uhr (bis 12. 8.).
Kriftel. Rat- und Bürgerhaus, Frankfurter Straße: Bilder der Kindergruppe "Malende Spätzchen" und der Hofheimer Künstlerin Hildegard Eckelmann, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 27. 8.).
Liederbach. Liederbachschule, Wachenheimer Straße 67, Pausenhalle: "Vom Tintenfaß zum Taschenrechner", Ausstellung alter Schulsachen, während der Schulzeit (bis 30. 8.).
Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße 11: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (bis 7. 8.) Vorträge/Kurse Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Parteien/Parlamente Flörsheim. Sprechstunde der Frauenbeauftragten Brigitte Wagner-Christmann, Alte Kirchschule, erster Stock, 18.30 bis 19.30 Uhr.
Bürgerversammlung zum Thema "Planungen der Deutschen Bundesbahn zum Bau einer Schnellbahntrasse zwischen Köln und Frankfurt", Saal der Weilbachhalle, Weilbach, Schulstraße, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Herr Fetscher).
Hattersheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Erbsengasse 12 (Altmünstermühle), 19.30 bis 21.30 Uhr.
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 16 bis 18 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20.15 bis 21.30 Uhr, Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49. Vereine/Organisationen Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.
Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Stadtbücherei "Am Markt", Hauptstraße 48: Spielenachmittag für Kinder ab fünf Jahren, 15 Uhr.
Kindernachmittag mit dem Spielmobil, Alte Grundschule "Am weißen Stein", Eddersheim, 15 bis 17 Uhr.
Hochheim. Betreutes Spielen für Kinder ab fünf Jahren: "Wasser Spaß", Spielanlage "Am Weiher", 14 bis 18 Uhr. Sonstiges Flörsheim. Stadthalle, Kapellenstraße 1: Kunstauktion, 16.30 Uhr.
Sammlung von Sondermüll aus privaten Haushalten und Kleinbetrieben, Wikker, Parkplatz vor der Alten Goldbornschule, 15 bis 18 Uhr.
Hattersheim. Stadtbücherei "Am Markt", Hauptstraße 48: Spieleabend für Erwachsene mit dem Spielpädagogen Joe Nikisch, 20 Uhr.
Abfuhr von kompostierfähigen Gartenabfällen, ab 7 Uhr.
Sulzbach. Main-Taunus-Zentrum: Sommerfest mit Original-Disney-Show, 15 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm (Frankfurt), 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.). Beratung/Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 und 17 bis 19 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 0 69 / 5 97 42 74.
Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine/Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Stammtisch, Gasthaus "Zur goldenen Rose", Bolongarostraße, 20 Uhr.
Zeilsheim. Kreis für alleinerziehende Mütter/Väter mit Kindern: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt-Zeilsheim 18-20, 16 bis 18 Uhr. Sonstiges Höchst. Sprechstunde der Kinderbeauftragten für die westlichen Stadtteile, Christine Schwab, Bolongaropalast, Zimmer 123, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 69 / 31 06-54 41.
Nied. Nieder Kulturtage: "Natur und Umwelt - Nieder Vereine stellen aus", Haus Nied, Foyer, 9 bis 16 Uhr. WIESBADEN
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: In einem fernen Land (13.30, 16.45, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15, 20.30, 22.45 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Steinzeit Junior (13, 15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Starfire (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Batman's Rückkehr (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).
Beta: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Basic Instinct (16.15, 19.30, 22.15 Uhr).
Gamma: Der Rasenmäher-Mann (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Hand an der Wiege (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Medicine Man - Die letzten Tage von Eden (15, 17.30, 20, 22.30 Uhr). Ausstellungen Gallerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: "Stadt - Umfeld - Menschen, innere und äußere Portraits", Gemälde von Eberhard Lellek, 15 bis 18 Uhr (bis 30. 8.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: Werke von Christa Moering, 10 bis 19 Uhr (bis 30. 8.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).
Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.).
Stadtbibliothek, Neugasse: Buchausstellung "Polnische Literatur", 10 bis 19 Uhr (bis 31. 8.).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, ganztägig (bis 11. 10.).
Kurhaus: Werke des Wiesbadener Künstlerkreises, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 16. 8.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Sommersmog", 10 bis 18 Uhr (bis 28. 8.). Vorträge / Kurse Vortrag "Reptilien" von Andreas Schneider, DRKk-Haus, Flachstraße, 18 Uhr. Parteien / Parlamente Ortsbeirat Rheingauviertel / Hollerborn und Stadtentwicklungsdezernat: Bürgerversammlung zum "Güterbahnhof-West", Hilde-Müller-Haus, Wallufer Platz, 18 Uhr. Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.
Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Deutsche Friedensgesellschaft, Marcobrunnerstraße 7: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.
Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.
Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19.30 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 16 bis 22 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine/Organisationen DGB: Treffen der "Arbeitsgruppe gegen Fremdenhaß", DGB-Haus, Bismarckring 27, Jugendraum (Erdgeschoß), 19 Uhr.
Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 21 Uhr.
Evangelische Ringkirchengemeinde, Kaiser-Friedrich-Ring 5: Eltern-Kind- Treff, 10 bis 13 Uhr. Kinder/Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Kulturamt: "Zeit für Lyrik" mit Lisa Stromsky, "Stadtmenschen", Stadtbibliothek, Neugasse 17.30 Uhr. (ohne Gewähr)
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Hattersheim. Alter Posthof, Hauptstraße 48, Scheune: "Literarische Schmunzelstunde", Literaturkabarett für Jugendliche und Erwachsene, 19.30 Uhr.
Schwalbach. Reihe "Sommertreff": Sommerliches Kammerkonzert mit dem Kammerorchester Schwalbach, hinter dem Jugendhaus (bei Regen im Bürgerhaus), 20 Uhr. Filmspiegel Flörsheim. Open-air-Kino mit Live-Musik, Stadtgarten: The Rocky Horror Picture Show (20.30 Uhr).
Bad Soden. Kur-Theater: Batman's Rückkehr (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wayne's World (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Otto - Der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Batman's Rückkehr (15 Uhr); Roter Drache (20.15 Uhr).
Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Stop! Oder meine Mami schießt (20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Haus der Vereine, Okriftel, Johann-Sebastian-Bach-Straße: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", zu den normalen Öffnungszeiten (bis 22. 8.).
Hochheim. Rathaus, Burgeffstraße 30: Aquarell-Ausstellung - Arbeiten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des VBW-Aquarellkurses von Günter Dix, Foyer, 8.30 bis 12 Uhr (bis 28. 8.); "Freies Malen", Bilder aus den Jahren 1989 bis 1992 von Malgruppen der Schule für Körperbehinderte am Antoniushaus, Foyer, Eröffnung: 16.30 Uhr (bis 27. 8.).
Hofheim. Rathausfoyer, Chinonplatz: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, 9 bis 12 Uhr (bis 12. 8.).
Kriftel. Rat- und Bürgerhaus, Frankfurter Straße: Bilder der Kindergruppe "Malende Spätzchen" und der Hofheimer Künstlerin Hildegard Eckelmann, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 27. 8.).
Liederbach. Liederbachschule, Wachenheimer Straße 67, Pausenhalle: "Vom Tintenfaß zum Taschenrechner", Ausstellung alter Schulsachen, während der Schulzeit (bis 30. 8.).
Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße 11: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 Uhr (letzter Tag). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Musikgruppe "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 10 Uhr; Café, 15 bis 18 Uhr.
Stadtbücherei "Am Markt", Hauptstraße 48: Schmökerrunde des Seniorenzentrums Altmünstermühle, 10 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr.
Stadtbücherei "Am Markt", Hauptstraße 48: Überraschungsfilm für Kinder ab sechs Jahren, 15 Uhr.
Hofheim. Stadtbücherei, Elisabethenstraße 3: Vorlesestunde für Kinder ab fünf Jahren, "Am liebsten würde ich Gänseblümchen essen", 15 Uhr.
Kelkheim. Malteser-Hilfsdienst: Malteser Kindernachmittag für Kinder "um die zehn Jahre", Treffen zur Gründung einer Jugendgruppe, Malteser-Station, Rathausplatz, Fischbach, 17 Uhr; Dia-Vortrag mit Infos, 18.30 Uhr. Sonstiges Eppstein. Einsammlung von Sondermüll, Dattenbachzentrum, Ehlhalten, 15 bis 18 Uhr.
Eschborn. Musikschule Taunus, Steinbacher Straße 23: Feier zur Eröffnung der neuen Räume, 17 Uhr.
Flörsheim. Kerbeborsch Wicker: Discothek, Goldbornhalle, 19 Uhr.
Hattersheim. Fischerfest, alter Ortskern, Eddersheim, ganztägig.
Wochenmarkt, Marktplatz Hattersheim, 14 bis 18 Uhr.
Kriftel. "Kunstforum Raum 1": documenta-Seminar, Gespräche mit Künstlern, Rat- und Bürgerhaus, Frankfurter Straße, Saal 3, 20 bis 22 Uhr.
Sulzbach. Main-Taunus-Zentrum: Sommerfest mit Original-Disney-Show, 15 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm (Frankfurt), 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.).
Jugendcafé und Bildungstreff Zenit, Adolf-Häuser-Straße 7: Photographien von Souleymane Bombaye, Eröffnung: 19 Uhr (bis 20. 9.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evang. Beratungszentrum, Hospitalstr. 48: Psycholog. Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 069/315601, 8.30 - 12 Uhr.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Offener Treff, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.
Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 16.
Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.
Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.
JuZ, Café Libertad, Palleskestraße 2: Englisches Sprachcafé "Tea time" für Jugendliche ab 13 Jahren, 15 bis 18 Uhr; Französisch-Sprachcafé, 20 Uhr.
Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: 18 bis 23 Uhr, Hunsrückstraße 11.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Taunusblick, Gemeindehaus, Rombergstraße 63: "Treffpunkt", Jugendgruppe für 14- bis 16jährige, 20 Uhr. Sonstiges Nied. Nieder Kulturtage: "Natur und Umwelt - Nieder Vereine stellen aus", Haus Nied, Foyer, 9 bis 16 Uhr.
WIESBADEN
Theater / Konzerte Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Sommertheater "Total verrückt", Komödie von Sascha Guitry, 20.15 Uhr.
Musik-Comedy-Show "Clown meets Sax" mit Georgo Peugot und Mike Schweitzer im Rahmen der Ausstellung "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne", Schloßpark Biebrich, 20.30 Uhr. Filmspiegel Wiesbadener Open-air-Filmnächte, Reisinger-Anlagen, Hauptbahnhof: Fanfan, der Husar (22 Uhr).
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: In einem fernen Land (13.30, 16.45, 20, 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15, 20.30, 22.45 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Steinzeit Junior (13, 15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Starfire (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30, 22.45 Uhr).
Alpha: Batman's Rückkehr (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).
Beta: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Basic Instinct (16.15, 19.30, 22.15 Uhr).
Gamma: Der Rasenmäher-Mann (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Hand an der Wiege (14, 17, 20, 22.45 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Herr der Gezeiten (17, 20, 23 Uhr). Ausstellungen Bellevue-Saal, Wilhelmstraße 32: "Stadt - Umfeld - Menschen, innere und äußere Portraits", Gemälde von Eberhard Lellek, 15 bis 18 Uhr (bis 30. 8.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: Malerei von Christa Moering, 10 bis 19 Uhr (bis 30. 8.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).
Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 13 Uhr (bis 31. 8.).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.).
Stadtbibliothek, Neugasse: Buchausstellung "Polnische Literatur", 10 bis 19 Uhr (bis 31. 8.).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, ganztägig (bis 11. 10.).
Kurhaus: Werke des Wiesbadener Künstlerkreises, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 16. 8.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Sommersmog", 10 bis 18 Uhr (bis 28. 8.).
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Aquarelle aus Frankreich", Werke des Malers und Komponisten Franz Franzen, Eröffnung: 20 Uhr (bis 23. 8.). Parteien / Parlamente Junge Liberale Hessen: Opelbad-Fest 1992, Neroberg, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.
Landesversicherungsanstalt Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
- ohne Gewähr -
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Samstag
Theater / Konzerte Bad Soden. Reihe "Jazz am Heimatmuseum": "Claus Jacobis Bottomland Orchestra", Zum Quellenpark, 11 Uhr.
Hattersheim. Hattersheimer Bluesnacht mit "Matchbox Bluesband", Hoochie Coochie Bluesband", "Zamboes Bluesband" und Bodo Kolbe, Alter Posthof, Hauptstraße 48, 18 Uhr.
Sulzbach. Kulturamt: 3. Folklore-Festival mit ausländischen Musik- und Tanzgruppen und dem litauischen Gesangs- und Tanzensemble der Universität Vilnius, Platz an der Linde, 15 Uhr. Vorträge / Kurse Kriftel. Bürgervereinigung "Bürger für den Obstgarten Kriftel": "Die Landschaft um Kriftel - Möglichkeiten und Probleme ihrer Nutzung", Vortrag von Professor Semmel, Rat- und Bürgerhaus, 10 Uhr. Parteien / Parlamente Hofheim. CDU Main-Taunus: "Stopp dem Völkermord", überparteiliche Kundgebung gegen den Krieg im ehemaligen Jugoslawien, Tivertonplatz, 11 Uhr.
Grüne: Versammlung des Kreisverbands, Hofheimer Stadthalle, 14.30 Uhr. Vereine / Organisationen Eschborn. Vereinsring: Niederhöchstädter Markt, Hauptstraße, 15 Uhr.
Flörsheim. Lebenshilfe Main-Taunus: Sommerfest, Wohnheim Flörsheim, Untermainstraße 9, 17 Uhr.
Hattersheim. Chorgemeinschaft: Sommerfest, Seniorenzentrum Altmünstermühle, 16 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Alt- Hochheim: Grenzsteinwanderung, Treffpunkt: Geheimrat-Hummel-Platz, 14 Uhr.
Hofheim. Vereinsring Diedenbergen: "Kerb am Brunnen", Ortskern, ganztägig.
Heimat- und Geschichtsverein Langenhain: "Häuschenfest", "Häuschen Langenhain", 11 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Senioren Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Sommerfest, 14 Uhr. Sonstiges Flörsheim. GALF: Flohmarkt, Mainufer, 8 Uhr.
Evangelische und katholische Kirchengemeinde: Ökumenischer Open-air-Gottesdienst, evangelischer Kirchgarten, Faulbrunnenweg 3, 18 Uhr.
Hattersheim. Stadtbücherei, Hauptstraße 48: "Zehn Jahre Stadtbücherei im Alten Posthof": Valentin Senger liest aus "Die Buchsweilers", 20 Uhr.
Fischerfest, alter Ortskern, Eddersheim, ganztägig.
Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg 1: Sommerfest, 14 bis 17 Uhr.
Hochheim. Oststadtfest, Spielplatz hinter der Kleiststraße, 15 Uhr.
Hofheim. Nassauische Sparkasse: "Live Wunschkonzert mit Radio RPR", Kellereiplatz, 10 Uhr.
Eichfest, Eichstraße, Marxheim, 17 Uhr.
Kriftel. "Kunstforum Raum 1": documenta-Seminar, Gespräche mit Künstlern, Rat- und Bürgerhaus, Frankfurter Straße, Saal 3, 10 bis 18 Uhr.
Schwalbach. Straßenfest in der Sauererlenstraße zwischen Sulzbacher- und Niederdorfstraße, ganztägig.
Sulzbach. Main-Taunus-Zentrum: Sommerfest mit Disney-Show, 10 bis 14 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Flörsheim. Reihe "Jazz im Grünen": "Two Banjos Jazzband", Gustav-Stresemann-Anlage, 11 Uhr.
Hattersheim. Alter Posthof, Hauptstraße 48, Innenhof: Country und Western mit "Westend", 11 Uhr.
Hochheim. Hausfrauenchor Massenheim: "Volkslieder und bekannte Melodien", Kälberplatz, Rathausstraße, 16 Uhr.
Hofheim. Altes Wasserschloß, Kellereiplatz: "New Orleans special - Hot Jazz und Hot Cooking" mit der "Phoenix Jazzband", 11 Uhr. Parteien / Parlamente Hofheim. Junge Union: Flohmarkt, Kellereiplatz, 8 Uhr.
Schwalbach. SPD: Politischer Dämmerschoppen, Frankfurter Hof, 18 Uhr. Vereine / Organisationen Eschborn. Vereinsring: Niederhöchstädter Markt, Hauptstraße, 11 Uhr.
Hofheim. Vereinsring Diedenbergen: "Kerb am Brunnen", Ortsmitte Diedenbergen, ganztägig.
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Feier zum 30jährigen Bestehen, Hof Brückenstraße 26, Lorsbach, 10 Uhr.
Heimat- und Geschichtsverein Langenhain: "Häuschenfest", "Häuschen Langenhain", 11 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Stadtbücherei, Hauptstraße: "Tag der offenen Tür", von 11 bis 13 Uhr.
Hochheim. Oststadtfest, Spielplatz hinter der Kleiststraße, 11 Uhr.
Schwalbach. Straßenfest in der Sauererlenstraße zwischen Sulzbacher- und Niederdorfstraße, ganztägig. Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Batman's Rückkehr (Sa., So.: 17, 20 Uhr).
Hattersheim. Kino, Kirchplatz Okriftel: Wayne's World (Sa., So.: 16, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Otto - Der Liebesfilm (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 2: Batman's Rückkehr (Sa., So.: 15 Uhr); Roter Drache (Sa., So.: 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 3: Wayne's World (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Stop! Oder meine Mami schießt (Sa., So.: 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Batman's Rückkehr (Sa., So.: 17.30, 20.15 Uhr); Eiskalte Leidenschaft (Sa: 22.30 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", Sa., So.: 10 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Haus der Vereine, Okriftel, Johann-Sebastian-Bach-Straße: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", zu den normalen Öffnungszeiten (bis 22. 8.).
Hofheim. Rathausfoyer, Chinonplatz: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder/Federzeichnungen von Georg Hofmann, Sa., So.: 11 bis 18 Uhr (bis 12. 8.).
Liederbach. Liederbachschule, Wachenheimer Straße 67, Pausenhalle: "Vom Tintenfaß zum Taschenrechner", alte Schulsachen, zur Schulzeit (bis 30. 8.).
Schwalbach. Rathauspavillon, Marktplatz: "Italien Bilder" von Karl-Dieter Dudek, Sa., So.: 11 bis 18 Uhr (bis 23. 8.). WESTLICHE STADTTEILE
Samstag
Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, von 10 bis 13 Uhr.
Unterliederbach. CDU Höchst/Unterliederbach und Junge Union West: Grill- fest, Pfadfindergelände am Bahnhof, um 15 Uhr.
Zeilsheim. SPD: Sommerfest, Sportgelände Lenzenbergstraße, 14 Uhr. Vereine /Organisationen Höchst. Naturfreunde: Sommerfest, Billtalgelände, 14 Uhr. Sonstiges Unterliederbach. Stadtteil-Arbeitskreis: Flohmarkt, Langobardenweg rund um den Spielplatz, 8 bis 13 Uhr.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde: Sommerfest, Gemeindehaus, Kellerskopfweg 28, 14.30 Uhr. Sonntag
Vereine / Organisationen Höchst. Naturfreunde: Sommerfest, Billtalgelände, 11 Uhr. Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16/Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm, von 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.).
Heimatmuseum, Beunestraße: "Das Leben in Nied von der Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg", Dokumentation mit Fotos, So.: 10 bis 12 Uhr. WIESBADEN
Samstag
Theater / Konzerte Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Komödie "Total verrückt", 20.15 Uhr. Kinder / Jugendliche Kulturtage für Kinder: Theater, Musik und Spiele, Schloßpark Biebrich, Zirkuszelt, ganztägig.
Kinder- und Jugendzentrum AKK, Zehnthofstraße 41: Flohmarkt für Erwachsene und Kinder, 10 bis 14 Uhr. Sonstiges "Rheingauer Weinwoche", Fußgängerzone, ganztägig.
Aktivexkursion "Sommerschnitt an Obsthochstämmen", Treffpunkt: Haltestelle Thermalbad, Linie 18, 14 Uhr.
Kurbetriebe: Stadtrundgang "Wiesbaden und seine Anekdötchen", Treffpunkt: Theaterkolonnade, 15 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Kurpark: Jazzfrühschoppen mit "Quacktown Brandyballs, 11 Uhr.
Jagdschloß Platte: "Rheingauer Gebabbel - Mir strunse nit, mir hun", 11 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Kinder / Jugendliche Kulturtage für Kinder: Schloßpark Biebrich, Zirkuszelt, ganztägig. Filmspiegel Wiesbadener Open-air-Filmnächte, Reisinger-Anlagen, Hauptbahnhof: Die Frau, nach der man sich sehnt (Sa.: 22 Uhr).
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: In einem fernen Land (Sa., So.: 13.30, 16.45, 20 Uhr; Sa.: 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (Sa., So.: 13.45, 16, 18.15, 20.30, 22.45 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Steinzeit Junior (Sa., So.: 13, 15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Starfire (Sa., So.: 13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (Sa., So.: 13, 15.30, 18, 20.30 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).
Alpha: Batman's Rückkehr (Sa., So.: 14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).
Beta: Peter Pan (Sa., So.: 12.45, 14.45 Uhr); Basic Instinct (Sa., So.: 16.15, 19.30, 22.15 Uhr).
Gamma: Der Rasenmäher-Mann (Sa., So.: 12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 14, 17, 20 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: In einem Land vor unserer Zeit (Sa., So.: 13.30 Uhr; Sa.: 15.15 Uhr); Knight Moves (Sa.: 17, 19.45, 20.30 Uhr); J.F.K. - Tatort Dallas (So.: 15.30, 19.30 Uhr). Ausstellungen Bellevue-Saal, Wilhelmstraße 32: "Stadt - Umfeld - Menschen, innere und äußere Portraits", Gemälde von Eberhard Lellek, Sa., So.: 15 bis 17 Uhr (bis 30. 8.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: Malerei von Christa Moering, Sa., So.: 10 bis 17 Uhr (bis 30. 8.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", Sa.: 9 bis 12.30 Uhr (bis 31. 10.).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, Sa.: 11 bis 14 Uhr (bis 22. 8.).
Stadtbibliothek, Neugasse: "Polnische Literatur", Sa.: 10 bis 13 Uhr (bis 31. 8.).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, ganztägig (bis 11. 10.).
Kurhaus: Werke des Wiesbadener Künstlerkreises, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 16. 8.).
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Aquarelle aus Frankreich" von Franz Franzen, Sa., So.: 11 bis 13 und 15 bis 18 Uhr (bis 23. 8.).
Deutsche Klinik für Diagnostik, Aukammallee 33, Halle: Bilder von Erika Liefland, Petra von Breitenbach und Erika Schreiter (bis 30. 9.).
Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Sonderschau "Studenten sammeln" (bis 15. 11.); ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims, So.: 10 bis 12 Uhr.
Den Verantwortlichen des Fußball- Landesligisten FV 02 Biebrich gelang es, auf dem Sportplatz ein griechisch- deutsches Volksfest zu inszenieren. Im Arbeiterstadtteil Biebrich, der einen hohen Ausländeranteil verbucht, gastierte die Mannschaft von Panathinaikos Athen, der vielfache griechische Meister. 1350 Zuschauer bescherten dem FV 02 volle Kassen, obwohl Kinder und Jugendfußballer freien Eintritt hatten, und sorgten für prächtige Stimmung rund um das Spiel. Auch der griechische Nachbarverein des FV, Hellas Schierstein, unterstützte die Gastgeber. So sorgte zum Beispiel Hellas-Vorstandsmitglied Christos Mantzios am Mikrofon dafür, daß die Lautsprecherdurchsagen auch den griechischen Besuchern verständlich wurden. Ein griechischer Gastwirt bereitete für die Gäste Souvlaki zu und gab sich als Gegenleistung mit einem Autogramm-Ball der prominenten Gäste vollauf zufrieden.
Besonders die griechischen Besucher jüngeren Alters genossen den "hautnahen" Kontakt zu ihren Idolen, die geduldig Autogramme verteilten und Rede und Antwort standen. "Es war ein tolles, buntes Miteinander von Griechen und Deutschen", freute sich auch FV-Pressesprecher Heinz-Jürgen Hauzel.
Fußball wurde im Rahmen dieses Volksfestes auch gespielt. Die Gastgeber verdienten sich besonders vor der Pause den Applaus der Besucher. Mit einer engmaschigen Deckung machten sie den gestandenen Profis das Leben schwer und hatten in Torhüter Eder einen Meister seines Faches zwischen den Pfosten stehen. So gelang den prominenten Gästen in der ersten Hälfte kein Treffer, während Biebrichs Kramp immerhin den Pfosten traf (44.). Nach dem Pausentee geriet die Ordnung im Spiel der "02er" aufgrund zahlreicher Wechsel etwas durcheinander, und die Athener kamen durch Treffer von Kalitzakis (50.), Saravakas (61.), Ouzonidis (67.), Apostolakis (71.), Thomaidis (83.) und Frantzekos (85.) zum standesgemäßen 6:0-Erfolg. Doch die Biebricher durften mit ihrer Leistung zufrieden sein.
Besonders glücklich war der 18jährige Biebricher Nachwuchsspieler Syridon Foussekis: Der gebürtige Grieche durfte sein Können vor der Pause mit Dimitrios Saravakos messen, dem mehrfachen Fußballer des Jahres und griechischen Nationalspieler. Foussekis, den griechischen Fans und auch den deutschen Anhängern hat der FV 02 Biebrich mit dieser Partie und dem gelungenen Rahmenprogramm einen großen Tag bereitet. Hoffentlich fällt den Biebrichern die Rückkehr zur "Alltagskost" nicht allzu schwer, wenn sie am Sonntag mit dem Gastspiel beim SV Wehen II (15.30 Uhr) in die neue Saison der Landesliga Mitte starten. jbp
Über der Schlaglochpiste, die von Peschawar hinauf zum Khyberpaß führt und sich dann am Grenzpunkt Torkham - am schon verbleichenden Schild "Willkommen im islamischen Staat Afghanistan" - im Geröll verliert, liegt eine einzige Staubwolke. Abenteuerliche Vehikel, silberbeschlagen, buntbemalt und nicht selten mit der stolzen (wenn auch nicht ganz korrekten) Aufschrift "Merceds Bnz" versehen, keuchen in ununterbrochener Folge den Berg Richtung Kabul hinauf. Weit über ihre Kapazität sind sie bepackt mit Balken, rostigem Haushaltsgerät, alten Fahrrädern, Säcken und Bettgestellen. Manchmal thront neben den Frauen und Kindern sogar eine Kuh auf den Habseligkeiten. Afghanistans Flüchtlinge kehren heim in ihr vom Krieg verheertes Land. 50 000 waren es vergangene Woche, 100 000 in der Woche davor. "Wenn das so weitergeht, dann werden bis Ende August mehr als eine Million Menschen zurückgekehrt sein", sagt Pierce Gerety vom UNHCR, der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen, und er fügt nicht ohne Stolz hinzu: "Das ist die größte spontane Rückkehrwelle in unserer Geschichte." Aber Gerety ist nicht nur stolz, er ist auch sehr bedrückt. Denn der UNHCR ist mit der Repatriierungsaktion hoffnungslos überfordert.
Der plötzliche Zusammenbruch des Nadschibullah-Regimes im April hat die Menschen bewogen, in Massen über die Grenzen zu gehen. In den 14 Jahren des Bürgerkrieges lebten 3,2 Millionen Afghanen in Flüchtlingslagern in Pakistan und 2,8 Millionen in Iran. Sie alle wollen so schnell wie möglich zurück, damit ihnen niemand ihr Land daheim streitig macht und sie noch rasch die erste Saat einsäen können, ehe der frühe Winter Einzug hält. Das Leben mit einer ungewissen Zukunft hat sie mißtrauisch gemacht. Daß sie in ein Land zurückkehren, in dem immer noch Krieg zwischen- Von Gabriele Venzky rivalisierenden Fraktionen der Mudschaheddin herrscht, in dem ein Großteil der Dörfer bis auf die Fundamente niedergewalzt ist und wo kaum noch ein alter Baum steht, wo alle größeren Straßen und sämtliche lebenswichtigen Bewässerungssysteme zerstört sind, wo es kaum noch Schulen und Krankenhäuser, kein Wasser und keine Elektrizität gibt, kümmert die Flüchtlinge wenig. Sie wissen, wie es in ihrer Heimat aussieht. Dazu sind die Männer häufig genug heimlich aus ihren Lagern hinüber zu den Trupps der Mudschaheddin gestoßen. Sie wissen auch, daß ganz Afghanistan praktisch eine einzige Landminenfalle ist. Doch die Menschen gehen zurück, und die Zahl der Minenopfer ist seitdem um das Dreifache gestiegen.
Benon Sevan, der Afghanistan-Beauftragte des UN-Generalsekretärs, der bis zuletzt noch versuchte, eine Art geordneter Übergangsregierung zurechtzuzimmern, sieht nun seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Neben dem politischen Chaos, das die zerstrittenen Mudschaheddin inszeniert haben, entfaltet sich in Afghanistan eine gigantische menschliche Tragödie. Denn diejenigen, die einmal im Westen als die heroischen Kämpfer gegen die Sowjetarmee gefeiert wurden, stehen nun in der langen Schlange der Hilfesuchenden ganz hinten. Jugoslawien, Osteuropa, auch Afrika liegen schließlich näher. Für den Wiederaufbau Afghanistans, geschweige denn dafür, den Überlebenden des Krieges über den Winter zu helfen, scheint niemand etwas übrig zu haben.
"Unsere Kassen sind praktisch leer", sagt der der UNHCR-Mann Gerety. Seine Organisation gibt pro Woche zwei Millionen Dollar aus, um jede rückkehrende Familie mit 132 Dollar und 300 Kilo Weizen vom Welternährungsprogramm auszustatten. Das soll den Leuten über die ersten vier Monate helfen. Viel mehr können die Afghanen von der Außenwelt nicht erwarten. Da haben es die 350 000 Kambodschaner, die gleichzeitig von dem UNHCR repatriiert werden, schon wesentlich besser. Sie werden kostenlos heimtransportiert, bekommen ein Dach über den Kopf und Nahrungsmittelvorräte für neun Monate. Von den 53 Millionen Dollar, die die UN-Organisation für die Rückführung der Afghanen nur in diesem Jahr erbeten hat, ist bisher nicht einmal ein Drittel gespendet worden. Schon gab es Handgreiflichkeiten an den Auszahlungsschaltern in Peschawar, weil nicht einmal die 132 Dollar pro Familie da waren. Für den Wiederaufbau im Lande steht praktisch überhaupt kein Geld mehr zur Verfügung, und auch nicht für die Räumung der Minen. Die Kriegsschäden werden auf 15 Milliarden Dollar geschätzt, das ist das Zehnfache des afghanischen Bruttosozialprodukts vor dem Kriege.
Sevan sähe es lieber, wenn sich die Flüchtlingslager langsamer leerten. "Dort wären die Menschen wenigstens in relativer Sicherheit", sagt er. Draußen in Afghanistan sind sie es nicht. Nicht nur wegen des immer noch anhaltenden Bürgerkriegs und der 30 Millionen Minen. Auch ärztliche Versorgung gibt es draußen nicht mehr - und vor allem keine Nahrungsmittelhilfe. Wenn es nicht gelingt, weite Gebiete Afghanistans noch in diesem Sommer zu bestellen und gleichzeitig eine große internationale Hilfsaktion zu starten, droht den Afghanen der Hungertod. Doch das eine ist wegen der herrschenden Umstände unmöglich, das andere wegen der allgemeinen Hilfsmüdigkeit und der Überforderung durch zu viele Krisengebiete unwahrscheinlich.
In diesem Jahr ist in Afghanistan nur noch halb soviel geerntet worden wie vor dem Krieg. Die Vereinten Nationen schätzen das Nahrungsmitteldefizit bis Ende Dezember auf 380 000 Tonnen. Das aufzuwiegen würde weitere 24 Millionen Dollar kosten. "Wenn wir nicht wenigstens mit einem Minimum an Hilfe zur Stelle sind, müssen wir mit massiven Unruhen rechnen", fürchtet Sevan.
Die ausländischen Geldgeber zögern aber auch aus anderen Gründen. Solange jedwede Infrastruktur fehlt, argumentieren sie, sei jeder gespendete Dollar ein verlorener Dollar, denn er lande dann doch nur in den Taschen der lokalen Bosse. Und die Geber fordern noch etwas: eine Garantie, daß die Afghanen künftig statt Opium Weizen anbauen. Doch genau die werden sie nicht bekommen. Jeder rückkehrende Bauer in Afghanistan weiß, daß er etwa sieben Kilo Rohopium produzieren muß, um über den Winter zu kommen. Das würde ihm etwas über 100 Mark einbringen. Den gleichen Ertrag per Weizenproduktion hereinzuholen ist dagegen schier unvorstellbar - wegen der Größe der Felder, die dann bestellt werden müßten, und der Gefahr der Landminen. Afghanistan ist so zum größten Opiumproduzenten der Welt geworden. Zwischen 600 und 1000 Tonnen werden in diesem Jahr in Richtung Europa geschmuggelt und dort verkauft werden. Rund 200 000 Mark kostet ein Kilo Heroin derzeit auf dem europäischen Schwarzmarkt. Der Kriegsheld Ahmed Schah Massud, der jetzt Verteidigungsminister in Kabul ist, hat Opium als unislamisch angeprangert. Aber das scheint niemand zur Kenntnis genommen zu haben. Ebensowenig wie seine dringenden Appelle an die Außenwelt. "Wir brauchen Hilfe jetzt und nicht erst in zehn Jahren", sagte er. Die Afghanen sind keine Leute, die die Hände in den Schoß zu legen pflegen. Das haben sie in ihren Flüchtlingsjahren bewiesen. Aber ohne Hilfe von außen auf die eigenen Beine zu kommen, das schaffen sogar sie nicht.
Die Spielgemeinschaft Bad Soden/Ahl bleibt der einzige Main-Kinzig-Kreis-Vertreter in der hessischen Fußball-Landesliga Nord. Am Landesliga-Status der Mannschaft von der Bornwiese soll sich auch nichts ändern, möglicherweise jedoch an der Gruppeneinteilung. Mehr und mehr kommt die Führungsetage zu der Überzeugung, eine Versetzung in die Süd-Gruppe zu beantragen. Die Crux: Die Stadt Bad Soden-Salmünster ist im Fußballbereich in zwei Welten getrennt. Während Bad Soden zum Kreis Schlüchtern respektive Bezirk Fulda gehört (und damit in der Landesliga Nord spielen muß), gehört Salmünster zum Kreis Gelnhausen beziehungsweise Bezirk Frankfurt.
Die Spielgemeinschaft wird allerdings mit dem Stadtteilverein Ahl gebildet, der wiederum zu Schlüchtern zählt. Nach der Versetzung von Bayern Alzenau in den Süden - dazu kämen die interessanten Vergleiche mit Bernbach und Langenselbold - mehren sich auch an der Bornwiese die Stimmen, vielleicht doch in die Süd-Gruppe umzusiedeln. Zumal dort die Fahrtstrecken halbiert und die Zuschauerzahlen vermutlich steigen würden.
"Unsere Mannschaft ist offenbar nicht so schlecht, wie sie teilweise hingestellt wird", frohlockte der 2. Vorsitzende Peter Stolberg nach dem 2:0-Sieg gegen den Süd-Landesligisten KSV Klein-Karben. Im Jubiläumsspiel des BSC Spielberg spielten die Sodener gegen eine bis auf Jürgen Bär komplette KSV-Elf erfrischend auf und hatte in Marko Andic (64./67.), der vom FC Burgau in die Kurstadt kam, einen zweifachen Schützen. Andic hatte bereits den 2:0-Pokalsieg beim FV 19 Steinau mit zwei Treffern abgesichert. Der neue Spielertrainer Richard Nix kann in der Vorbereitung bis auf Bernhard Wolf (Rückenbeschwerden) seinen derzeitigen Kader komplett aufbieten. "Wir suchen jedoch noch einen Abwehr- und Mittelfeldspieler mit Landesligareputation", ergänzt Stolberg.
Marko Andic und dessen jugoslawischer Landsmann Mile Milijasevic (SG Egelsbach) erwiesen sich bisher als Renner. Nicht beantwortet ist die Frage, ob Bernd Leipold oder der bereits 39 Jahre alte Rückkehrer Horst Lauterbach (KSG Radmühl) die Nummer eins im Tor sein wird. Mit dem Pokalspiel beim TSV Weichersbach (2:0) wurden die Vorbereitungen abgeschlossen, beim ESV Hönebach (Samstag, 15.30 Uhr) folgt der Anpfiff in die Saison 92/93. Aufsteiger TSG Wattenbach (gehört zu Söhretal bei Kassel) gibt als erster Verein am 15. August (15.30 Uhr) seine Visitenkarte an der Bornweise ab SG BAD SODEN/AHL, Abgänge: Bangert (SV Bernbach), Krakowiak (Kickers Offenbach), Maikranz (Buchonia Flieden), Röder (Spvgg. Bad Homburg), Cloes (SG Stammheim), Malich (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Lauterbach (KSG Radmühl), König (FSV Mernes), Andic (FC Burgau), Milijasvic (SG Egelsbach), Stjebic (FC Rudar/Bosnien), Kloberdanz, Güdener (eigene Jugend). - TRAINER: Richard Nix (TSV Höchst) für Heiner Ott (inaktiv). - SAISONZIEL: Mittelplatz. - ZUSCHAUERKALKULATION: 300. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: FSV Germania Fulda und KSV Baunatal. dip
Maruti, der indische Volkswagen, der in Wirklichkeit ein kleiner Suzuki ist, erlebte in den vergangenen Jahren seit seiner Einführung 1983 einen phänomenalen Erfolg. Das Auto, benannt nach dem Gott der Winde, avancierte zum Statussymbol einer immer größer werdenden Mittelklasse und prägte auch das Gesicht vieler Städte. Doch seit kurzem stagniert der Absatz. Hohe Steuern und Zölle auf importierte Teile sowie der Benzinpreis-Auftrieb haben das Autofahren in Indien teuer gemacht. Schon der Anschaffungspreis ist nicht von Pappe. Der kleine Maruti mit 800 Kubikzentimeter kostet rund 150 000 Rupien (umgerechnet 10 000 Mark), sein etwas größerer Bruder gar 400 000 Rupien. Ein gut bezahlter indischer Facharbeiter verdient dagegen um die 2500 Rupien im Monat.
Deshalb drängt Maruti, dessen Kapital nach der jüngsten Aufstockung zu 50 Prozent in den Händen von Suzuki liegt, auf fremde Märkte. Im vergangenen Jahr verdiente das Unternehmen mit der Ausfuhr von 24 000 Fahrzeugen vor allem nach Osteuropa erstmals Devisen. Derzeit wird gerade ein ausschließlich für den Export bestimmtes Modell entwikkelt, das unter dem Namen Alto im nächsten Jahr herauskommen soll. Als billiger Produktionsstandort rechnet sich Indien gewisse Chancen aus.
Auf dem Subkontinent stellen vier Unternehmen Autos her, die freilich alle zusammen nie mehr als 175 000 Stück pro Jahr absetzen konnten. Marutis größte Konkurrenten sind Hindustan Motors altehrwürdiger Ambassador, der seit 48 Jahren fast unverändert gebaut wird und der kleinere, fast ebenso alte Premier, dessen Standardversion für 173 000 Rupien ebenfalls unverkäuflich wird. Versuche der beiden Privatfirmen, durch den Kauf von ausländischem Know-how ihre Vehikel aufzupäppeln, scheiterten an der Bürokratie, die in der Automobilindustrie einen gefährlichen Devisenfresser sah. Die jüngsten Wirtschaftsreformen ermöglichten jedoch eine Zusammenarbeit zwischen Hindustan und dem US-Konzern General Motors. Die Amerikaner wollen in den nächsten sechs Jahren 800 Millionen Dollar in das Joint-venture einbringen. Der indische Partner Birla will 500 Millionen beisteuern.
Auch die Premier-Leute bemühen sich um eine "starke Heirat", so ihr Chef Vinod Doshi. Nachdem der Firma das schier Unmögliche gelungen ist, 3000 Beschäftigte von insgesamt 9500 mit einem goldenen Handschlag zu verabschieden, sind nun Fiat, Peugeot und Nissan als Partner im Gespräch.
Als neuer Anbieter in der PS-Branche versucht sich das Industrieunternehmen Tata zu etablieren. Es ist gerade dabei, ein, wie es heißt, vollständig indisches Auto zu produzieren. zky
HANAU. Auf der Papiertheaterbühne in Schloß Philippsruhe wird neuerdings heftig gesungen. "Mi-mi-mi-mi-mi" trällern die pappigen Opernhelden und Divas, intonieren krächzende Koloraturen und wackeln echauffiert in ihren Laufschienen. Die Novität im Programm der Miniaturmimen firmiert unter dem vielversprechenden Titel "Tannhäuser - eine Papparodie".
Dahinter verbirgt sich ein musikalisch-literarisches Kabinettstückchen von Johann Nestroy aus dem Jahr 1857 mit dem Untertitel "Zukunftsposse mit vergangener Musik und gegenwärtigen Gruppierungen in drei Akten". Grundlage bildet, wie sollte es anders sein, Richard Wagners Wartburgischer Sängerwettstreit.
Kaum ein anderer Autor, erst recht kein Komponist, hat Zeitgenossen so oft und so heftig zur Parodie und Travestie seines Werkes herausgefordert wie er. Im Zentrum von Nestroys Posse steht die Satire auf die Zukunftsmusik. "Landgraf Purzel" ist ein Gegner derselben, er liebt "die Musik, wie sie war, wie sie ist und nicht, wie sie sein wird". So zieht Nestroys Komponist Karl Binder alle Register seiner parodistischen Kunst und mischt musikalische Zitate des Bayreuther Meisters mit Wiener Walzern und Offenbachschen Cancans.
In der Version, die auf dem Papiertheater gegeben wird, erklingt Eliza Doolittle neben dem lieben Augustin und die Pilgergruppe, mit der Tannhäuser zur Sühne nach Rom aufbricht, sind "Zwölf-Töner" im Gefolge von Schönberg und Stockhausen. Der akustische Ulk wird verbal und visuell fast zur Frivolität gesteigert. Der Venusberg hat sich zum rotplüschigen Puff um die Champagnerquelle "Marke Tannhäuser" verwandelt, die Liebesgöttin zur Wiener Kokotte, als eine von vielen Hostessen fungiert Marilyn Monroe.
Oberirdisch geht es nicht weniger frech zu: Die ehrbare Elisabeth ist zu einer monströsen Sissi mutiert, als Mitglieder des Männergesangvereins treten Wolfram Dreschenbach, Walter Finkenschlag und Fridolin Taubenklee auf. Ein Katafalker, Edle und weniger Edle beiderlei Geschlechts vervollkommnen die bittersüßen Szenarien. Umgeben von rosaschimmernden Cumuluswolken verfolgen Wagner und Nestroy das Spektakel vom Olymp aus, ein altes Grammophon sorgt für himmlische Beschallung, die beiden amüsieren sich köstlich. Am kommenden Sonntag, 9. August, wird die "Papparodie" während des Museumsfests um 12 und um 14 Uhr Premiere haben. Die Initiatoren bitten um Verständnis dafür, daß diese Inszenierung "eingeschränkt jugendfrei" ist und daß zum allgemeinen Verständnis einige Vorkenntnisse in Sachen Tannhäuser empfehlenswert sind. Das Vergnügen wird um so größer sein. RUTH DRÖSE
HÖCHST. Der Chemiekonzern Hoechst kann ab sofort damit beginnen, seine Rückstandsverbrennungsanlage (RVA 1) mit einem Dioxinfilter auszustatten. Das zuständige Darmstädter Regierungspräsidium (RP) hat jetzt "grünes Licht" dafür gegeben, den Schadstoffausstoß des 15 Jahre alten Giftmüllofens nahe der Sindlinger Stadtteilgrenze mit einer Rauchgasreinigungsanlage zu vermindern. Nach Darstellung des Unternehmens wird der Aktivkohlefilter im Sommer 1994 einsatzbereit sein.
Dann sollen durch den Schlot von RVA 1 nur noch maximal 0,1 Nanogramm an krebserregenden Dioxinen und Furanen in die Umgebung gelangen. Dieser Wert ist seit 1990 für alle Neuanlagen vorgeschrieben; Altanlagen müssen baldmöglichst nachgerüstet werden.
Die Anlage, in der jährlich bis zu 47 000 Tonnen Giftmüll verbrannt werden dürfen, sorgte in den vergangenen Jahren wiederholt für Aufregung in der Bevölkerung: Zuletzt war im Juni 1991 bekanntgeworden, daß RVA 1 die Umwelt mit bis zu 13,8 Nanogramm Dioxin belastet. Daraufhin trat der hessische Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) auf den Plan und ordnete an, den Giftausstoß mit Hilfe schnell zu realisierender, wenngleich auch nur begrenzt wirksamer Verfahren möglichst gering zu halten, bevor die Reinigungsanlage in Betrieb genommen werden könne. Die Bürgerinitiative "Schnüffler un' Maagucker" hatte von Hoechst bereits Jahre zuvor - vergeblich - den Einbau eines Dioxinfilters gefordert.
Im Frühsommer dieses Jahres wies das Kasseler Verwaltungsgericht in letzter Instanz die Klage einer Sindlingerin zurück, die die sofortige Schließung der RVA 1 verlangt hatte. leo
MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit dem Fahrrad auf den Spuren der Historie: Auf geschichtsträchtigem Boden begann die siebte und vermutlich letzte Gemarkungsrundfahrt der Arbeitsgemeinschaft Walldorfer Geschichte (AWG) und des Freundeskreises der Waldenser, nämlich an der "Dicken Eiche". Hier sollen 1699 die Gründer Walldorfs - die Waldenser - den ersten Gottesdienst in der neuen Heimat abgehalten haben, nach der durch religiöse Verfolgung bedingten Flucht nach Südhessen. Als Pfadfinder für die jüngste, rund 18 Kilometer lange Tour durch die westliche Gemarkung war wieder Walter Gahn gewonnen worden. Und weil sie teilweise auch durch das im Volksmund "Startbahnwald" genannte Gebiet führte, wurde auch ein Stück der jüngeren und bewegten Lokalhistorie wach - die Auseinandersetzungen um die Frankfurter Flughafenerweiterung.
Trotz hochsommerlicher Temperaturen strampelten viele heimatkundlich Interessierte mit - viele von ihnen Stammkundschaft bei dieser lokalen Spurensuche. Diesmal sorgte ein Megaphon dafür, daß die Teilnehmer an den verschiedenen Stationen auch alle Erläuterungen akustisch mitbekamen. Mit der siebten Rundfahrt sind nunmehr alle Gemarkungsgebiete einmal durchstreift worden. Nach Auskunft des Vorsitzenden der "Freunde der Waldenser", Karl-Heinz Kubb, wird deshalb über neue Aktivitäten nachgedacht, über Touren, die dann vermutlich in anderer Form als bisher durchgeführt werden.
Die Radler-Serie mit Walter Gahn hatte wie in der Vergangenheit auch diesmal enormen Anklang gefunden, auch über den Stadtteil Walldorf hinaus. So war jetzt beispielsweise aus Mörfelden Stadtrat Willi Siegel mit von der Partie.
Fachlich fundiert und unterhaltsam wurden bei den Exkursionen Stationen der Geschichte aufgearbeitet: von der Urgemarkung über den Treburer Oberwald und Alt-Mörfelden bis zu Mitteldick und Zeppelinheim. Schlichter, Mönchbruch und Markwald waren Stopps der letzten Tour, die durch viel schattiges Grün führte. Dies wußten die Teilnehmer diesmal besonders zu schätzen.
In Walter Gahns durch Kartenmaterial ergänzten Vortrag ging es diesmal unter anderem um den Schlichter, den "Sumpfwald", der von 1805 an Teil der selbständigen, von Walldorf mitverwalteten Gemarkung Gundhof (mit Gundwald und Schlichter) war. Erst 1953 wurde die Grenze zwischen Mörfelden und Walldorf - damals beide noch selbständig, die Fusion erfolgte 1977 - in diesem Bereich neu gezogen. Grenze war laut Gahn der Südrand der Birkensee-Wiesen, seit Walldorfs Gründung Bestandteil von dessen Ur-Gemarkung. Der größere Westteil sei noch heute in Privatbesitz Walldorfer Bürger. Der Ostteil mit dem Wasserloch war als Gemeindeweide genutzt und in den fünfziger Jahren aufgeforstet worden.
"Bis zum heutigen Schlichtertor ist der Waldrand unverändert geblieben", berichtete Gahn. Südlich davon sei jedoch die Wohnbebauung in das Waldgelände hinein erweitert worden. So bewegten sich die Walldorfer Teilnehmer der Tour teilweise auf ehemals eigenem Grund. Die Westseite der Straße "Am Schlichter" und die Tankstelle von Werner Schulmeyer lagen nämlich auf früher von Walldorf verwaltetem Staatswaldgelände. Das gelte auch fürs Forsthaus und mehrere Privatgrundstücke in der Hubertusstraße sowie einige kommunale und öffentliche Einrichtung zwischen Waldstadion und Grillstation an der Steigbergschneise, sagte Gahn. Gemarkungsgrenze sei der Nordrand der vom Geräthsbach durchflossenen Faulbruchwiesen gewesen.
Weiter führte die Route über die alte Rüsselsheimer Straße an uralten Dünen und Hügelgräbern vorbei zum Schnittpunkt Kastanienallee/Landrat-Hart-Allee (Bundestraße 486). Ganz im Westen liegen die 1614 erbaute Mönchbruchmühle und das 1730/32 unter Landgraf Ernst Ludwig erbaute Jagdschloß Mönchbruch. Auf der 1957 zwischen Mörfelden und Rüsselsheim gezogenen Grenze fußt übrigens auch die heutige Stadtgrenze von Mörfelden-Walldorf.
All dies wußte Walter Gahn, wiederum humorvoll gewürzt vorzutragen. Kein Wunder, daß manche hoffen, solche Touren werde es auch in Zukunft geben. cas
Barcelona
Dressur-Gold
für deutsche
BARCELONA, 3. August (dpa). Die deutsche Dressur- Equipe gewann am Montag zum achten Mal seit 1928 olympisches Mannschafts-Gold. Das Ergebnis stand
Nicole Uphoff (Duisburg) mit Rembrandt, Isabell Werth (Rheinberg) mit Gigolo und Monica Theodorescu (Sassenberg) mit Grunox erreichten insgesamt 5206 Punkte und waren damit von keinem anderen Team mehr einzuholen.
Es war die insgesamt dritte Goldmedaille für Nicole Uphoff, die zweite für Monica Theodorescu. Beide hatten in Seoul mit der Mannschaft gewonnen, Nicole Uphoff auch im Einzel.
Die Entscheidung über die Silber- und Bronzemedaille in der Mannschafts-Dressur von Barcelona fällt erst heute abend.
das Tagesprogramm der Südschiene
Guten Morgen, aus Barcelona kommt heute:
1. Geschichte über Carsten Fischer als Vorschau zum Hockey-Halbfinale (von Michael Maurer, ca. 110 Zeilen).
2. Glosse (von Michael Maurer).
3. Geschichte über den Degenfechter Arnd Schmitt (von Josef-Otto Freudenreich, ca. 105 Zeilen).
4. Geschichte von den Gerätefinals der Turner (von Harald Stenger).
5. Geschichte über Hochsprung-Sieger Javier Sotomayor (von Christoph Albrecht- Heider).
6. Glosse über die Sprachverwirrung (von Christoph Albrecht-Heider, ca. 75 Zeilen).
7. Geschichte zum Siebenkampf Joyner- Kersee/Braun (von Thomas Vögele).
8. Kurze Geschichte zum ausgeschiedenen 800-m-Läufer Jörg Haas (von Thomas Vögele). Tschüss ah
FRANKFURTER BERG. Jahrelang wurde in der Albert-Schweitzer-Schule am Frankfurter Berg ein Betreuungsangebot gefordert - jahrelang wurden Kinder und Lehrer vertröstet: Räume und Richtlinien fehlten, Ausschreibungen verzögerten sich ein ums andere Mal. In dieser Woche sollte das Projekt endlich reibungslos starten, aber auch daraus wurde nichts. Eine von zwei Betreuerstellen ist unbesetzt, mehr als ein "Notdienst" ist nicht möglich. "Jetzt", orakelt Schulleiter Alexander Zabler, "wird es mit Sicherheit einige Tragödien geben."
Denn von den 25 Kindern, die seit Monaten angemeldet sind, kann die Schule "allenfalls zehn oder zwölf" wie geplant betreuen. Der Rest muß mittags nach Hause geschickt werden - egal, ob dort ein Elternteil wartet oder nicht. "Eine Katastrophe", sagt Zabler. Es ist längst nicht die erste in der Grund- und Hauptschule am Frankfurter Berg.
Ende der 80er Jahre bereits forderte die Schule nachdrücklich ein Betreuungsangebot - wichtig in einem Stadtteil, der seinen Kindern wenig zu bieten hat. Das Stadtschulamt aber meinte: Die Schule sei ohnehin zu klein, über das Projekt könne man erst nach dem geplanten Ausbau reden. Der freilich verzögerte sich ebenfalls immer wieder. Vor 1995 wird wohl kein Bauarbeiter anrücken.
Vor einem Jahr hatte Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) ein Einsehen. Zum Schuljahr 1991 / 92, versprach die Stadträtin, werde das Betreuungsangebot eingerichtet. In den Räumen der ehemaligen Mütterberatungsstelle finde das Projekt ausreichend Platz. Aber wieder tat sich lange nichts: Der städtische Personalrat verweigerte seine Zustimmung, weil er klare Richtlinien vermißte.
Im Januar 1992 war mehr als die Stellenausschreibung nicht passiert, die Albert-Schweitzer-Schule zeigte sich dennoch optimistisch, nach den Osterferien beginnen zu können. Fehlanzeige: Erst zum 1. Juni traten eine Lehrerin und ein Sozialpädagoge ihre Stellen an - zehn Tage vor den Sommerferien. "Allein die Einführungsphase", erklärt Rektor Zabler, "dauert zwei bis drei Wochen".
Die beiden künftigen Betreuer blieben aber nicht untätig: In den Ferien knüpften sie Kontakte zu Kindertagesstätten (KT) und Horten, Elterngespräche wurden geführt, die Räume provisorisch ausgestattet. "Die Eltern", sagt Zabler, "waren überglücklich, daß es endlich losgeht" - bis im Juli die neue Hiobsbotschaft eintraf: Die Lehrerin aus dem Betreuungsprojekt, die drei Jahre lang vergeblich gewartet hatte, bekam ausgerechnet jetzt eine Stelle vom Land Hessen angeboten. Alleine, soviel ist klar, kann der Sozialpädagoge keine 25 Kinder betreuen. Mehr als "ein notdürftiges Sondermodell" wird es an der Albert-Schweitzer-Schule nun nicht geben. Der geplante Frühstückstisch, die Arbeitsgemeinschaften bis 15 Uhr, die zahlreichen Einzelprojekte - all das ist am Berkersheimer Weg gefährdet. Besonders schlimm, klagt Zabler, sei der erneute Rückschlag aber nicht nur für die Kinder. Für viele Alleinerziehende oder Doppelverdiener, die ihre Kinder irgendwo unterbringen müssen, sei nun die "berufliche Disposition" gefährdet. "Vermutlich", prophezeit Alexandra Götz, Leiterin der KT 101, "laufen bei uns jetzt wieder die Telefone heiß."
Und an der miserablen Situation wird sich wohl so schnell nichts ändern. Denn "die Ironie bei all dem ist, daß eine Stelle, die eigentlich nie angetreten wurde, plötzlich unter die Wiederbesetzungssperre des Magistrats fällt", schimpft Zabler.
Zudem kam erst kürzlich der Beschluß der Landesregierung, wonach für Betreuungsmodelle keine Lehrer mehr eingestellt werden dürfen. Einer Berkersheimer Kollegin, die den Job gerne übernommen hätte, mußte Zabler daher wieder absagen. Jutta Ebeling will sich nun zwar persönlich dafür einsatzen, daß die zweite Stelle so schnell wie möglich besetzt wird. Aber "auch im günstigsten Fall", mutmaßt Zabler, "wird das bis zu den Herbstferien dauern". ind
GROSS-GERAU. Schnell entscheiden muß sich, wer an einer Seniorenschiffahrt nach Oberwesel am Donnerstag, 20. August, teilnehmen will. Anmeldungen sind ab heute beim Sozialamt der Stadt Groß-Gerau möglich.
Zur Schiffstour starten am Donnerstag, 20. August, ab 8 Uhr die Busse an verschiedenen Stationen im Kreis nach Mainz. Von dort geht's mit dem Schiff nach Oberwesel. Mitmachen können alle Senioren/innen ab dem 60. Lebensjahr sowie Frührentner. Die Tour kostet 20 Mark samt Mittag- und Abendessen. 750 Personen können teilnehmen. cas
MÖRFELDEN-WALLDORF. 50 000 Mark Schaden entstanden bei einem Brand in der Nacht auf Montag in einem früheren Bahnwärterhäuschen. Das Gebäude auf dem Bahnhofsgelände dient nach Auskunft der Polizei seit einiger Zeit Jugendlichen und Obdachlosen als Herberge.
Die Freiwillige Feuerwehr Walldorf wurde um 1.56 Uhr alarmiert und löschte die Flammen. Kurz vor Ausbruch des Feuers vernahmen Zeugen aus Richtung des Hauses Stimmen. cas
RÜSSELSHEIM. Überfallen wurde ein 42jähriger am Sonntagabend im Stadtpark von zwei Jugendlichen. Die beiden hatten ihn nach Auskunft der Polizei zunächst mit dem Fahrrad angefahren, ihn dann am Hals gepackt und verlangt, er müsse für den Schaden am Fahrrad bezahlen. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, schlug einer der Jugendlichen dem 42jährigen ins Gesicht. Daraufhin gab der seine Geldbörse mit 59 Mark Inhalt her. Beide Täter sollen mit ausländischem Akzent gesprochen haben. Mehr Details weiß die Polizei bisher nicht, weil der Überfallene aufgrund eines Augenleidens keine weiteren Angaben machen konnte. cas
Der Text ist weg, na das fängt ja gut an. PF 13 gedrückt statt PF 1, so schnell kann's gehen. Nicht schade um den Text, es gab schon bessere. Also schnell noch mal ein paar Zeilen zum Speichern und so weiter.
sid: "Vier Tage ohne Medaille. Wie lautet das Fazit des Emil Beck?"
Emil Beck: "Das Ergebnis kann natürlich nicht befriedigen. Wir waren zwar in allen Finals vertreten, aber es fehlt eben die Medaille."
sss: "Wo liegen die Ursachen?"
Beck: "Das ist schwer zu sagen, während der Wettbewerb noch läuft. Die Analysen werden wir machen, wenn wir zu Hause sind. Möglicherweise haben wir auch alles richtig gemacht, und es ist nur einfach schlecht gelaufen."
sid: "War die Vorbereitung entgegen aller anderslautenden Aussagen doch nicht entsprechend?"
Beck: "Sie ist so durchgeführt worden, wie sie festgelegt war. Und dazu stehe ich auch. Ich glaube nicht, daß Fehler gemacht wurden. Aber ich überlege immer, was man besser machen kann. Auch wenn der Erfolg da ist."
sid: "Hatten denn die Probleme mit Anja Fichtel und Arnd Schmitt, mit dem es gar gerichtliche Auseinandersetzungen gab, ihre Auswirkungen?"
Beck: "Kein Kommentar."
sid: "Welche Konsequenzen wird Emil Beck aus diesem Wettbewerb ziehen?"
Beck: "Nächstes Jahr finden die Weltmeisterschaften in Essen statt. Die hat in Deutschland einen ganz anderen Stellenwert, gerade wenn man so viel Erfolg hatte wie wir. Ich werde mich verstärkt an der Vorbereitung beteiligen. Das wollte ich schon vorher, jetzt aber noch mehr."
sid: "Welche Auswirkungen hat es, daß es hier in Barcelona nicht so funktioniert hat? Auch im Hinblick auf Sponsoren, schließlich wird Fechten ja recht professionell vermarktet."
Beck: "Unsere Sponsoren lassen einen nicht hängen, auch wenn es mal nicht klappt. Daß es nicht funktioniert, kann man nach dieser Saison nicht sagen. Schließlich haben wir drei Europacupsiege geholt, waren in 27 Weltcup-Finals. Man kann auch damit leben, daß es einmal bei Olympia nicht läuft. Aber es ist ja noch nicht zu Ende. Und Medaillen mit der Mannschaft sind planbar, wohingegen sie im Einzel eher ein schönes Nebenprodukt sind."
sid: "Was war ihre größte persönliche Enttäuschung?"
Das ist ein Absatz, sehr interessant. ko
Ein schwüler Vormittag. Hundstage. Schweiß. Durch die hitzeflirrenden Frankfurter Straßen schleppt sich ein klebriges Wesen, seine Telefonnummer: 069 /11111 444. Wir wissen nicht, was es mit diesem Wesen auf sich hat, was es im Schilde führt, was sein Begehr ist.
Nur eines wissen wir: Der Schreiber dieser Zeilen wird sich einen anderen Beruf suchen müssen. In einer anderen Stadt. Zu einer anderen Jahreszeit. Mit mehr Sinn für Recherche, Dramatik und Grammatik. tob
Diskussion zum Thema Rad HANAU. Gibt es genug Fahrradwege in Hanau? Wie sieht es mit der Sicherheit der Radfahrer aus? Die Radverkehrssituation in der Hanauer Innenstadt ist das Thema der Diskussion, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, Kreisverband Main-Kinzig, heute, Dienstag, im Café Zeitlos (Martin-Luther-Anlage) veranstaltet. Beginn der Veranstaltung ist um 19.30 Uhr.
Kleine FR · Kleine FR
Folk eine Woche später BAD HOMBURG. Ein Liederabend mit dem Folk-Sänger Uli Kirsch findet am Freitag, 7. August, 20 Uhr, im Jugend- und Kulturtreff E-Werk in der Wallstraße 34 statt.
Das Konzert wurde versehentlich für Sonntag, 2. August, angekündigt.
Sozialausschuß tagt BAD HOMBURG. Die Stadtverordneten des Jugend- und Sozialausschusses treffen sich am Mittwoch, 5. August, um 17.30 Uhr im Stadthaus zu ihrer ersten Sitzung nach den Sommerferien.
Auch der Bauausschuß tagt BAD HOMBURG. Am Mittwoch, 5. August, findet im Stadthaus die 51. Sitzung des Bau- und Planungsausschusses der Stadtverordneten statt.
Diavortrag über Israel BAD HOMBURG. Thomas Witt hält am Mittwoch, 5. August, um 19 Uhr im katholischen Bezirksamt in der Dorotheenstraße 9-11 einen Diavortrag zum Thema: "Israel - mehr als ,nur' das heilige Land - Impressionen eines Austausches". Schwerpunkte des Vortrages werden neben Kultur und Landschaft vor allem das deutsch-jüdische und das jüdisch-arabische Verhältnis sein. Der Eintritt ist frei.
Tomaten-Party BAD HOMBURG. Der Stammtisch der Wandergruppe des Turn- und Sportvereins Ober-Erlenbach trifft sich am Mittwoch, 5. August, um 20.15 Uhr im Clubraum der Turnhalle.
Mitglieder und Freunde der Wandergruppe sind zur "Tomaten-Party" eingeladen, die in diesem Rahmen stattfinden wird.
Lagerfeuer der Versehrten BAD HOMBURG. Zum Lagerfeuer lädt die Versehrtensportgemeinschaft für Sonntag, 8. August, 19 Uhr, ins Peter- Schall-Haus (Stadtranderholung) am Hirschgarten. Mütterzentrum gewünscht? FRIEDRICHSDORF. Ob sie ein "Mütterzentrum" wollen, danach hat der Arbeitskreis "Frauen in Friedrichsdorf" (FiF) während der Sommerferien die Frauen in der Hugenottenstadt befragt. Was dabei herausgekommen ist, ist Thema beim FiF-Treffen am Mittwoch, 5. August, von 9.30 bis 11 Uhr im Frauencafé in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. 17 Tagesordnungspunkte FRIEDRICHSDORF. Ein volles Programm erwartet die Mitglieder des Bau-, Planungs- und Verkehrsausschusses der Stadtverordneten am heutigen Dienstag, 4. August, im Rathaus: 17 Tagesordnungspunkte sollen behandelt werden, unter anderem der Neubau des Umkleidegebäudes an der Seulberger Sportanlage und Bebauungspläne für Kleingartenanlagen.Ortsbeirat berät Haushalt FRIEDRICHSDORF. Vorschläge zur Fortschreibung des Investitionsprogramms werden auf der Sitzung des Ortsbeirates Burgholzhausen am Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, im ehemaligen Rathaus, Kurhessenstraße 4, diskutiert. Der BUND grillt FRIEDRICHSDORF. Der Stammtisch des BUND findet am heutigen Dienstag, 4. August, 20 Uhr, auf dem Grillplatz an der Schlappermühle (bei Wilfried König) statt. Essen und Trinken soll jeder selbst mitbringen.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese. Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atemgymnastik am Gradierbau; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Brot contra Zucker; 16.30 Uhr Autogenes Training.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.
Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.
Altenstadt. Freundeskreis Florstadt-Altenstadt: Gesprächskreis f. Suchtkranke, Gefährdete u. deren Angehörige, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus Stammheimer Str.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: Theater aus Bremen - "Maß für Maß", Shakespeare Bremer Fassung, 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, 15.30-17 Uhr, 19.30-21 Uhr Sonderkonzert: Wiener und Berliner Melodien, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Jagdclub: Zusammenkunft, 20 Uhr, Schützenhaus.
Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-10 J. 15-16.30 Uhr, Turnhalle; Kinder von 10-12 J. 16.30-17.30 Uhr, Mittelschule; Kinder von 13-15 J. 17.30-18.30 Uhr; Erwachsene, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Monatliches Treffen für Freunde und Interessierte, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Spielhaus: Spiele und Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Butzbach. Kleintierzuchtverein Kirch-Göns / Pohl-Göns: Monatsversammlung, Vereinslokal "Maiwald".
Karben. BUND: Treffen, 20 Uhr, Gaststätte Zur Linde, Rendeler Str. 37 Kl.-Karben.
Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, ab 15 Uhr Selzerbrunnenhof.
Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.
Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.
Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
Gedern. Oberh. Philatelisten-Vereinigung: Tauschabend, Gaststätte Holzkist'l.
Hirzenhain. VHC: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Stolberger Hof. Vorträge / Kurse Friedberg. AOK: Kochkurs für Menschen mit erhöhten Cholesterin- und Harnsäurewerten, Kursbeginn, Wingertschule. Bad Nauheim. Hilfe bei Bewältigung von Angst im Wasser, 16.30-17.30 Uhr, Parkhotel am Kurhaus.
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Prager-Eltern-Kind-Programm (PEKiP), 9-10.30 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.
Nidda. Seniorenclub Ulfa: Dia-Vortrag "Aus dem Clubleben", anschl. Gymnastik mit Eva Deichsel, 14 Uhr, BH Ulfa. Verschiedenes Friedberg. Mobile Spielplatzbetreuung MOBS: Spielplatz Bruchenbrücken, Am Kindergarten (bis 14. August).
Nidda. Stadtführung, Treffpunkt: 14.30 Uhr, Rathaus. Parteien / Parlamente Bad Nauheim. Sitzung des Ausschusses für Bau- und Planungswesen, 20 Uhr, Rathaus Friedrichstr. 3.
Junge Liberale: Stammtisch, 20.30 Uhr, Willi's Pub.
Bad Vilbel. Sitzung des Haupt- u. Finanzausschusses sowie des Planungs- u. Bauausschusses, 18 Uhr, Rathaus.
Rosbach. Sitzung des Bauausschusses, 20 Uhr, BH Rodheim.
Reichelsheim. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, DGH Heuchelheim. Nidda. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Büdingen. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Café Hell. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. 8.).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. 8.).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr) - Blende: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Keller: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Das Schweigen der Lämmer (19 Uhr).
Büdingen. Royal: Otto - der Liebesfilm (20 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Mambo Kings (19.45 Uhr); Edward II (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Van Gogh (19 Uhr); Highway 61 (22 Uhr).
(Ohne Gewähr)
Dienstag, 4. August
Theater Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).
Summertime Festival: 21 Uhr, Mimikritschi - Clowntheater; Brüningpark Höchst.
Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: 16 u. 20 Uhr, Vorstellungen in der Wassermanege; Bockenheimer Depot. Musik Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Life is not a party.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Joe Ginnane. Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours. Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Rumbas.
Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Bryan Anderson Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, The Schramms.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jazz 'n' Blues Session.
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Gerhard Richter: 18. Oktober 1977".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf "Was? - Wann? - Wo?".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil, Seite 22.
Mainfest: ab 12 Uhr, Volksfest & 22 Uhr, Abschlußfeuerwerk; Römerberg & Mainufer.
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 19 Uhr, Comicmachertreff. Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18, Spieltermin.
PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.
KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, offener Abend.
Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 9.30 Uhr, Töpferstudio; 14 Uhr, Klubcafé.
English Speaking Club: 19.30 Uhr, Play Reading; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Albanus-Apotheke, Höchst, Albanusstraße 22, Tel. 31 33 80; Apotheke am Hainer Weg, Sachsenhausen, Hainer Weg 144-146, Tel. 68 56 12; Apotheke am Zoo, Hanauer Landstraße 45, Tel. 49 58 55; Apotheke an der Warte, Mainzer Landstraße 236, Tel. 73 14 06;Berger Apotheke, Bornheim, Berger Straße 233, Tel. 45 39 03; Bruchfeld-Apotheke, Niederrad, Frauenhofstraße 25, Tel. 67 60 21/22; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Kleist-Apotheke, Friedberger Landstraße 119, Tel. 59 03 96; Kronen-Apotheke, Heddernheim, Georg-Wolff-Straße 1, Tel. 57 33 79; Sophien-Apotheke, Bockenheim, Basaltstraße 45, Tel. 77 39 75. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr
Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Bornheim, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Kulturspiegel
RODGAU. Mit Proben seiner Kunst wird sich am Freitag, 7. August, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses bei der Kulturpreis-Verleihung der Männerchor 1842 aus Dudenhofen dafür revanchieren, daß eine städtische Jury ihm die Auszeichnung für 1991 zuerkannt hat. Das gilt auch für die gleichberechtigte Preisträgerin Anni Wolf, die mit einigen ihrer Keramiken aufwarten wird.
DIETZENBACH. Zu einem Klavierabend mit Bernd Schnabel lädt die Musikschule Dietzenbach für Samstag, 8. August, um 20 Uhr in die Alte Schule in der Darmstädter Straße 33 ein. Der 1967 in Kirch-Brombach im Odenwald geborene Künstler ist einer der herausragenden deutschen Pianisten der jüngeren Generation - nicht zuletzt seiner zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerbserfolge wegen. Auf dem Programm stehen Sonaten von Beethoven und Prokofjew sowie ein Thema mit Variationen von Brahms. Karten sind an der Abendkasse zum Preis von zwölf Mark erhältlich.
"Na Sowas" spielt am Samstag, 8. August, um 19 Uhr zur Jugend-Disco vor dem Bürgerhaus.
SELIGENSTADT. Im Kreuzgang der ehemaligen Benediktinerabtei gibt das Kammerorchester der Stadtkapelle unter der Leitung von Andreas Neutzner am Samstag, 8. August, um 20 Uhr ein Konzert, dessen Erlös der Wiederherstellung der alten Klostermühle und des dazugehörigen Bachlaufs dient. Musikalische Kostbarkeiten aus der Zeit des Barocks und der Frühklassik werden den Zuhörern an diesem Tag vor historischer Kulisse geboten. ttt
HOFHEIM. Weder das Land noch der Kreis haben bisher zugesagt, daß sie einen Teil der Baukosten eines Altenwohn- und Pflegeheims in Langenhain finanzieren werden. Konsequenz für die Bahá'i, die das Altenheim im Hofheimer Stadtteil errichten wollen: In den nächsten zwei bis drei Jahren sei mit einem Beginn der Bauarbeiten nicht zu rechnen.
Der Nationale Geistige Rat der Bahá'i- Gemeinschaft teilte dies jetzt mit Bedauern mit, da es eine hohe Nachfrage nach Einrichtungen gebe, wie sie in Langenhain geplant seien.
Im Bahá'i-Altenheim sollen nicht etwa nur Mitglieder der Religion aufgenommen werden. Vielmehr, betont der Geistige Rat, sei es als "weltoffene Einrichtung" geplant, die jedermann offenstehe. Der Bad Vilbeler Architekt Kölling, so der Rat, habe das Pflegeheim-Projekt nach "modernsten Gesichtspunkten" konzipiert.
Nach dem derzeitigen Planungsstand sollen darin 66 alte Menschen betreut werden. pms
HANAU. Brunnenfest und Brunnentest: Gegrilltes und Bier, aber auch eine Untersuchung des Brunnenwassers bietet die SPD Klein-Auheim an.
Am Samstag, 8. August, beginnt um 15 Uhr das traditionelle Brunnenfest auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz.
Die Wasserproben werden von 15 bis 18 Uhr kostenlos getestet. gf
FRANKFURT A. M. Die "Frankfurter Flöhe", Symbolfiguren des städtischen Kinder-Kultur-Programms, garantieren wieder Spiel und Spaß für Kinder in 28 Stadtteilen. Beteiligt sind die Jugendhäuser, freie Initiativen und Einrichtungen sowie die Museen und auch die Stadtteilbüchereien.
Das Programm für das zweite Halbjahr 1992 beginnt mit der Kinder- und Jugendbuchausstellung im Römer, die unter dem Motto "Der Gewalt auf der Spur" steht. Daneben bieten die einzelnen Veranstalter Figuren- und Maskentheater, Museumsspiele, Exkursionen sowie Musik- und Filmvorführungen.
Auch das Internationale Kinderfilmfestival im Kommunalen Kino und die Aufführungen des Kinderzirkus "Lasagne" , der von Mitarbeitern der Frankfurter Jugendeinrichtungen getragen wird, gehören zum Kulturangebot des Jugendamts.
Am Projekt "500 Jahre Entdeckung Amerikas" können sich die Kinder kreativ beteiligen. Höhepunkt dabei ist ein iberoamerikanisches Kulturfest im Bürgerhaus Nordweststadt.
Die Broschüre der Frankfurter Flöhe liegt im Intertreff/Jugendkiosk in der Hauptwache (B-Ebene) und in der Bürgerberatung Römer aus. ima
Dioxin-Werte sind unverändert hoch BUND fordert neben Luft- nun auch Bodenmessungen im Hanauer Stadtgebiet Von Astrid Ludwig HANAU. Die Dioxin-Werte in der Hanauer Luft sind unverändert hoch. Laut der aktuellsten Meßanalysen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt und Natur erreichte die Dioxin-Konzentration Anfang dieses Jahres sogar ihren absoluten Höchststand seit Beginn der Messungen überhaupt. Vor einem Jahr deckte der Kreisverband des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) den Mißstand auf. Seitdem suchen die Behörden nach den Emittenten. Viel getan, so BUND-Kreisvorsitzende Löki Häger-Hogerland, hat sich jedoch nicht. Die Organisation fordert neben den Luft- jetzt Bodenmessungen im Stadtgebiet. Nach wie vor schwankt die Dioxin-Konzentration in der Luft im ersten Quartal dieses Jahres zwischen 0,2 und 0,5 Pikogramm (Billionstel Gramm) Dioxin pro Kubikmeter Luft. Mit 0,516 Pikogramm wurde Ende Januar der bisherige Höchstwert seit Beginn der Messungen 1989 nachgewiesen. Schon die vorherigen Höchstwerte von rund 0,4 Pikogramm waren 1991 als die höchsten Werte in ganz Hessen bezeichnet worden. Die Messergebnisse bis März '92 sind die derzeit aktuellsten Analysen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt- und Naturschutz. Neuere Proben sind zwar gezogen, aber noch nicht analysiert.
Wie das Hessische Umweltministerium erklärt, wird derzeit immer noch nach den Verursachern der hohen Giftkonzentration in der Luft gefahndet. Im April wurden drei zusätzliche Meßstellen eingerichtet, in denen sogenannte Rückstellproben gezogen werden. Diese werden dann untersucht, wenn die übrigen Meßanlagen erneut hohe Werte signalisieren. Die Emittenten sollen auf diese Weise näher eingekreist werden.
Zwei der möglichen Verursacher hat das zuständige Gewerbeaufsichtsamt Frankfurt bereits vor Monaten ermittelt: Das städtische Krematorium und eine Verbrennungsanlage bei Heraeus. Beim Umweltministerium in Wiesbaden dementiert man daher, daß bislang, so der BUND-Vorwurf, nichts geschehen sei. Sowohl Stadt als auch Heraeus wollen ihren Anlagenbetrieb umstellen.
Das Krematorium allein, so haben Löki Häger-Hogerland und Rolf Neidhardt errechnet, emittiert jedoch mit rund 40 Milligramm Dioxin pro Jahr zu wenig, um die einzige Quelle zu sein. Die Industrie halte sich weiterhin bedeckt und die Behörden gäben ihren Ermittlungsstand und die Namen der Firmen nicht bekannt, kritisieren die BUND-Mitarbeiter.
Im Gegenteil: Derzeit setzte in Hanau und auch bundesweit eine Verharmlosungskampagne ein. Bestrebungen seien im Gang, die Müllverbrennung - für Rolf Neidhardt die Hauptdioxinquelle - hoffähig zu machen. Die Gefährlichkeit des Ultragiftes, das als krebserzeugend gilt, werde versucht herunterzuspielen - auch von Politikern vor Ort. Als Beispiel nennen die BUND-Sprecher den Hanauer FDP-Vorsitzenden Dr. Morlock, der erklärt hatte, die Grünen und der BUND betrieben in Sachen Dioxin ein Geschäft mit der Angst. Laut Morlock gehöre Dioxin zum Ökosystem der Erde. Wenn beim städtischen Krematorium die Emissionen gemindert würden, müsse niemand sich vor Schädigungen fürchten.
Für Neidhardt und Löki Häger-Hogerland eine Fehleinsschätzungen. Sie sprechen von einem bundesweiten Trend, daß neueste wissenschaftliche Untersuchungen über die Gefahren der zahlreichen Dioxin- und Furanverbindungen unterdrückt und kritische Wissenschaftler bedrängt würden. Neidhardt: "Wir befinden uns mitten in einem Experiment der Chemischen Industrie, dessen Ausgang für die Menscheit ungewiß ist." Der BUND- Mann und die Kreisvorsitzende Häger- Hogerland fordern für die Stadt Hanau angesichts der weiterhin hohen Dioxin- Belastungen Bodenmessungen wie sie schon in Griesheim, Kirberg, Stadtallendorf oder auch Biebesheim gemacht wurden. In Griesheim etwa seien bei wesentlich geringerer Luftbelastung (durchschnittlich 0,1 bis 0,2 Pikogramm) Bodenwerte von 100 Pikogramm pro Quadratmeter gemessen worden.
Die Stadt Hanau und das Land Hessen, mit denen sich der BUND bereits in Verbindung deswegen gesetzt hatte, lehnen Bodenmessungen jedoch ab. Laut Umweltministerumssprecher Georg Dick, seien zuletzt 1989/90 auf dem Pintschgelände Bodenproben angestellt worden. Selbst auf diesem extrem belasteten Areal hätten die Werte zwischen 3 und 7,5 Nanogramm Dioxin gelegen. Der Grenzwert für den landwirtschaftlichen Anbau liegt bei 5 Nanogramm. Aufgrund der "geringen Werte", so Dick, sehe das Ministerium keine Veranlassung weitere Messungen anzustellen. Nur dann, wenn die Stadt Hanau die Kosten übernehme, werde Hessen die technische Unterstützung leisten. Aus Kostengründen hat die Stadt jedoch schon abgewunken.
Der BUND hält an seiner Forderung fest. Neidhardt: "Wahrscheinlich befürchtet die Stadt, daß noch schlimmere Daten herauskommen, als schon jetzt bekannt sind." Für ihn "ist es an der Zeit, daß endlich gehandelt wird".
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Kulturspiegel
OFFENBACH. Die musikalische Reihe Lieder und Rock aus der Suppenschüssel wird am Sonntag, 9. August, im Leonhard-Eißnert-Park mit Ehtno-Jazz, südamerikanischer Folklore und Irish-Folk fortgesetzt. Von 15 Uhr an will die Gruppe "Bahar Caz" das Publikum mit jazzigen Rhythmen unterhalten. Lieder aus Südamerika spielen die fünf jungen Männer der Gruppe "Nahual". Die grüne Insel ist anschließend das Ziel der musikalischen Reise, auf die sich die "Bachelors Walk" begeben. Als dritte im Bunde bietet diese Gruppe bis in die frühen Abendstunden Irish Folk.
Wer sich nach oder vor einem vielleicht sonnigen Morgenspaziergang musikalisch unterhalten lassen möchte, ist am Sonntag, 9. August, im Dreieichpark richtig. Dort geben der Musikverein Dietesheim und der Männerchor "Polyhymnia" aus Bieber von 10.30 bis 11.30 Uhr ein Promenadenkonzert. Die Französisch-Reformierte Kirche Offenbach (Herrnstraße) lädt für Sonntag, 9. August, zu einem Musikabend ein. Gespielt werden Werke des 20. Jahrhunderts. Brunhilde Klein (Mezzsopran) und Olaf Joksch am Klavier präsentieren Stücke von Zemlinsky, Berg und Britten. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Zum Vormerken: Das Stück Der Talismann Von Johann Nestroy wird am 15. und 16. August vom Theaterclub Elmar im Hof des Büsing-Palais' aufgeführt. In dem Werk aus dem Jahres 1840 geht es um die Bosheit und um Vorurteile in der Gesellschaft. aim
BAD VILBEL. "Nichts als Haftbedingungen" - so zitiert Gabriele Wohmann in ihren Ehegeschichten unter dem Titel "Das Salz bitte!" eine ihrer Frauengestalten. "Haftbedingungen" könnte auch die Lebenssituation ihrer Figuren überschrieben sein, die fast alle aus dem arrivierten Bürgertum Bundesdeutschlands stammen. Deren trist-läppisches Innenleben schildert die 60jährige, ungewöhnlich produktive Schriftstellerin mit besonderem Scharfblick. Am Sonntag las die Darmstädterin in der Vilbeler Wasserburg aus ihrem neuen Buch vor einem zahlreichen Publikum. Was sie selbst, die seit 1953 mit Rainer Wohmann verheiratet ist, von der bürgerlichen Ehe hält, wieweit sie im Gefolge ihrer kritischen Haltung zur Ehe gesellschaftspolitisch nachdenkt, versuchte FR-Redakteur Hannes Mathias in einem Interview herauszufinden.
FR: Frau Wohmann, was halten Sie persönlich von der Ehe?
Wohmann: Ich weiß auch keine bessere Form des Zusammenlebens.
FR: Ist das ein Modell, das funktioniert? Wohmann: Daß es funktioniert, kann man nicht sagen, da wir ja alle wissen, daß es furchtbar viele Scheidungen gibt, und bei Ehen, die nicht geschieden werden, tauchen auch ständig Probleme auf. Leute reiben sich aneinander. Das ist klar, wenn zwei verschiedenartige Individuen aufeinandertreffen. So kann eigentlich nur unter ganz, ganz ruhigen und fast auch ein bissel stumpfsinnigen Leuten Frieden herrschen. Bei Leuten mit Eigenwillen gibt es notwendigerweise Störungen.
FR: Glauben Sie, daß eine Frau dadurch, daß sie ihre Beziehung auf einen einzigen Mann beschränkt, ein erfülltes Leben haben kann?
Wohmann: Umgekehrt könnte man das auch beim Mann fragen.
FR: Das wäre die nächste Frage gewesen. Wohmann: Was ist erfülltes Leben? Die Leute, die sich am Anfang miteinander zusammentun, sich aufeinander einlassen und beschließen, sie wollen heiraten, überlegen nicht genau das Risiko. Diese ganze lange Zukunft, die vor ihnen liegt, und daß vermutlich auch Versuchungen kommen werden oder auch Langeweile eintritt. Eine Ehe ist im Grunde ein Vertrag, etwas, was im Grunde bindend sein sollte. Nur fehlen den meisten Leuten Willenskraft und Standfestigkeit und die Verantwortlichkeit, das durchzuhalten.
FR: Sie plädieren also durchaus für diese bürgerliche Struktur.
Wohmann: Ich weiß nicht, ob ich dafür plädiere, denn ich glaube nicht, daß der Mensch eigentlich monogam veranlagt ist. Aber es gibt ja auch diese Paare, die sagen sich, vorher machen wir aus, jeder hat völlig seine Freiheit. Da habe ich oft beobachtet, daß das überhaupt nicht gut- geht. Es kommt zum Phänomen der Eifersucht, und die ist natürlich etwas Furchtbares.
FR: Meinen Sie, daß es Frauen mit der Ehe leichter haben als Männer?
Wohmann: Man sagt das im allgemeinen so, aber das ist heute auch nicht mehr so. Frauen haben es auch entdeckt mit der Zeit, daß sie eigene Bedürfnisse haben.
FR: Daß ein Partner nebenbeigeht . . .
Wohmann: Das ist allzumenschlich. Schön ist es nicht. Wenn sie sich verheiratet haben, sollten sie einander treu bleiben. Treue ist ein schönes Fernziel.
FR: Eine Form, die der Frau, dem Mann gemäßer wäre, die sehen Sie nicht?
Wohmann: Nein. Der Mann hat den Vorteil, daß er auf gewisse Weise aktiv bleiben kann, Sie wissen, was ich meine. Während bei der Frau, wenn sie sich auf das Single-Zusammensein einläßt, sitzt irgendwann allein da und ist nicht mehr geschätzt und gefragt. Und manche wollen ja auch Kinder haben, und für Kinder ist es sicherlich besser, sie haben verheiratete Eltern - vorläufig noch, solange unsere bürgerliche Gesellschaft das doch noch als Wertmaßstab ansieht.
FR: Wenn Sie sich mit gutbürgerlichen Ehen aus dem Milieu von Leuten ohne finanzielle Sorgen mit Scharfblick befassen, amüsieren Sie sich über die Leute, machen Sie sich lustig?
Wohmann: Für mich sind das heitere Geschichten. Mich interessiert die Komik des Scheiterns. Es geht ja nicht ganz schlimm zu. Die kommen schon irgendwie zusammen.
FR: Empfinden Sie Schadenfreude über die Probleme Ihrer Figuren?
Wohmann: Eigentlich nicht. Ich sympatisiere immer mit meinem jeweiligen Protagonisten, sei es der Mann oder die Frau. In der Geschichte "Biotop" stehe ich ganz auf der Seite des Mannes. Die Frau ist dermaßen abwesend, in ihre höhere Politik verstrickt, und hört dem Mann überhaupt nicht mehr zu. Das finde ich schon miserabel. Der Mann ist einsam in dieser Geschichte.
FR: Aber an die Struktur gehen Sie nicht. Sie sehen scharfsichtig, wie's schiefläuft. Sie sind sicher auch Ende der 60er Jahre an der Frankfurter Uni gewesen, aber eine gesellschaftliche Konsequenz sehen Sie nicht.
Wohmann: Das kreatürliche Bedürfnis nach Zusammensein ohne die formalen oder auch kirchlichen Bindungen, versikkert. FR: Würden Sie Adornos Satz 'Es gibt nichts Gutes im Schlechten' unterschreiben? Wohmann: Ja, das kann man wohl sagen.
SCHWALBACH. Ein sommerliches Kammerkonzert gibt das Kammerorchester Schwalbach am Freitag, 7. August, um 20 Uhr hinter dem Jugendhaus. Harro Grosser steht hinter dem Dirigentenpult. Bei Regen musiziert das Orchester im Bürgerhaus.
Am Samstag, 8. August, bietet der Flohmarkt zwischen 9 und 14 Uhr Gelegenheit, auf dem Marktplatz nach einem Schnäppchen Ausschau zu halten oder selber Speicher und Keller zu entrümpeln. Zwischen 15 und 19 Uhr lädt dann der Schwalbacher Verschönerungsverein zum Eichendorff-Weiher-Fest. Die Musik macht das "Claus Jacobis Bottomland Orchestra". she
Es sind manchmal ein bißchen Geduld und Geschick notwendig, ehe Gläser mit edlen Tropfen gefüllt werden können. Denn schon bevor man den Korkenzieher ansetzt, ist allzu oft zunächst ein Kampf mit der Stanniol- oder Bleikapsel vonnöten, die den Flaschenhals umkleidet. Ein lästiges Übel, das man für sinnvollen Schutz in Kauf nehmen muß?
Das Bundesumweltministerium läßt in dieser Frage keinen Zweifel offen: Die Flaschenkapseln an Wein-, Sekt- oder Spirituosenflaschen sind unnütz, und solche mit Bleigehalt erhöhen als Abfälle unnötig den Schwermetalleintrag in unserer Umwelt. Denn für die Umwelt bedeutet das schmuckvolle Beiwerk am Flaschenhals ein Mehr an Bleiabfall von mehr als tausend Tonnen im Jahr. Das entspricht dem Gewicht von 1200 Kleinwagen.
Bei den Aluminiummanschetten am Bierflaschenhals ist dies nicht viel anders. Die Flaschenhalsmanschetten sind werbewirksame, aber umweltschädliche Kosmetik. Wer sich nicht beirren läßt und beim Einkauf aufmerksamer auswählt, kann Dekorationen aus Blei, Stanniol oder Aluminium am Flaschenhals leicht vermeiden - und tut der Umwelt einen Gefallen. FR
NIEDERRAD. Leerstehende Wohnungen in Frankfurt: Das ist leider auch in Zeiten großer Wohnraumknappheit keine Seltenheit. Der Grund ist einfach: Um die Nutzung jeden Quadratmeters fechten Besitzer und Ämter mitunter jahrelang harte Kämpfe aus. Leidtragende sind dabei die Wohnungssuchenden, die oftmals vor verschlossenen Türen bleiben - obwohl die Räume zu beziehen wären. Auch in Niederrad gibt es eine Reihe solcher "Problemhäuser", wie der Leiter des Amtes für Wohnungswesen, Klaus Miehrig, im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau erläuterte.
Seit Jahren steht das denkmalgeschützte Haus in der Kelsterbacher Straße 22 leer (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Der Barockbau aus dem Jahr 1758 befindet sich laut Bericht der Bauaufsicht "in desolatem Zustand". Das Haus könnte schon wieder bewohnt sein, wenn nicht der Besitzer, ein Arzt, die so gut wie genehmigten Pläne nochmals umgeworfen hätte: Er wollte kurz vor Abschluß der Verhandlungen mit den Ämtern auf einmal die Erlaubnis, eine Praxis einzurichten.
Doch das wäre auf Kosten von Wohnraum gegangen, und da spielte das Amt für Wohnungswesen nicht mit. Miehrig: "Wir fordern Ausgleich in angemessenem Umfang." Umstritten ist die Auslegung des Wortes "angemessen": Die Behörde meint, 130 Prozent Ersatz seien für die vernichtete Wohnfläche zu erstellen. Ob sich der Besitzer darauf einläßt, der zeitgleich mit der Renovierung das Hinterhaus neu errichten will, wird erst ein erneuter Beratungstermin zeigen.
Auch das Haus in der Kelsterbacher Straße 13 hat eine lange Geschichte. In dem dreigeschossigen Gebäude stehen vier Wohnungen leer. Obwohl gut in Schuß, wollte es der Eigner abreißen lassen. Da aus seinen Entwürfen für den Neubau das Wohnungsamt "nicht erkennen konnte, wann und wieviel Ersatz geschaffen wird", lehnte die Behörde ab.
Weitere Vorschläge für einen umfangreichen Neubau kamen. Doch der Besitzer ließ durchblicken, er habe Probleme, das Projekt zu finanzieren. Daraufhin wurde ihm eine Verfügung zugestellt, die Räume wieder zu vermieten; er versprach die Frist einzuhalten. Als im April 1992 noch nichts geschehen war, hakte das Amt nach. Das Resultat - das Haus ist kurzfristig verkauft worden - kommentierte Miehrig knapp und verärgert: "Nun geht der Zirkus von vorne los."
Aber auch in einfachen Fällen kann der Weg zum Neubau recht lang werden. Bei einem Brand in der Schwarzwaldstraße 27 vor drei Jahren erlitt das Haus irreparable Schäden. Bis der Antrag auf Abriß gestellt wurde, vergingen zwei Jahre. Auf konkrete Pläne für Ersatz wartet Amtsleiter Miehrig heute noch.
Komplizierter ist da die Akte Goldsteinstraße 108. Ursprünglich sollte für den Altbau mit drei Wohnungen Ersatz zu entsprechendem Mietpreis erstellt werden. Dafür hätte der Eigentümer 17 neue, frei finanzierte Unterkünfte bauen dürfen. Da sich der andernorts geplante Ausgleich - sieben Sozialwohnungen - nicht in der gewünschten Form und Zeitspanne realisieren ließ, werden "noch viele Monate vergehen, bis überhaupt etwas passiert" (Miehrig).
Beinah "tragische Züge" - so ein Beteiligter - nimmt die Entwicklung in der Goldsteinstraße 79 an. Der Hausherr will umfassend sanieren, dagegen hat die Bauaufsicht nach Auskunft des Abteilungsleiters Süd, Sieghard Kral, nichts einzuwenden. Voraussetzung aber ist: Das Haus muß leer sein.
Vier von fünf Mietern hat der Besitzer auch schon (mit Geld) zum Auszug überredet. Nur die siebenköpfige marokkanische Familie im Erdgeschoß weigert sich zu gehen. "Mit Tricks und Drohungen" (Vater Mohamed Yachaoui) habe der Besitzer versucht, sie rauszudrängen. Der hatte zunächst auch Erfolg: Das Amtsgericht Frankfurt gab einer Räumungsklage statt. Dagegen hat der Anwalt der Familie, Thomas Eisenhardt, Berufung beim Landgericht eingelegt: "Mit guten Erfolgsaussichten", wie er meint.
Doch ganz wohl ist ihm bei der Sache nicht: Gewinnt er, so muß die Familie in ihrer feuchten und nicht einmal 60 Quadratmeter großen Wohnung bleiben. Denn bezahlbaren Ersatz dürften sie auf dem freien Wohnungsmarkt nicht finden. Und das Amt für Wohnungswesen kümmert sich um sie erst, wenn sie vor der Tür stehen - doch ob dann eine "mindestens vier Zimmer große Sozialwohnung" so schnell zu finden ist, das bezweifelt auch Klaus Miehrig. ask
HANAU. Alte Mauern, kulinarische Köstlichkeiten aus Hessen und Weine aus aller Welt - das ist noch nicht alles, was die Besucher des Schloßweinfestes in der ehemaligen Schmiede im Schloß Philippsruhe erwartet. Die Veranstaltung am Sonntag, 9. August, hat auch einen wohltätigen Zweck: der Weinladen und das Kulturamt Hanau versteigern Rebensaft zugunsten der Waisenhilfe Caritas Zagreb. Versteigert werden unter anderem Weine aus Baden, von der Saar, sogar aus der Volksrepublik China. Ein besonderer Tropfen dürfte der Mosel-Saar- Ruwer aus dem Jahre 1957 sein. Beginn des Festes: 17 Uhr. Zusätzlich ruft der Weinladen zu Spenden auf. Der Caritas- Verband für den Main-Kinzig-Kreis hat für diesen Zweck ein Konto in der Sparkasse Hanau eingerichtet (Kontonummer: 30049, Bankleitzahl: 50650023). Unter dem Stichwort "Waisenhilfe Caritas Zagreb" können Spenden dorthin überwiesen werden. Die Aktion dient dazu, dringend benötigte Medikamente und Nahrung für die elternlosen Kinder in Zagreb zu beschaffen. gf
SCHWALBACH. Lärm müssen die Anwohner im Umkreis der Avrilléstraße am morgigen Mittwoch für rund 15 Stunden in Kauf nehmen: Zwischen 6 und 21 Uhr wird die Oberfläche der Tiefgarage für das Geschäftshaus an der Avrilléstraße 3 angelegt. Die Baufirma bittet um Verständnis für die Maßnahme, die im Nonstop-Verfahren durchgezogen wird. Der Lärm soll dabei so gering wie möglich gehalten werden. she
OFFENBACH. Unter der Überschrift "Uns stinkt nicht nur die Luft in Offenbach" lädt ein von der früheren SPD-Stadtverordneten Astrid Ost und Michael Kegler unterschriebenes Flugblatt zu einem Diskussionsabend am Mittwoch, 5. August, 19 Uhr, ins "Humboldt-Eck", Waldstraße/Ecke Humboldtstraße, ein. Mit dem Hinweis auf die Kommunalwahlen im März 1993 soll die Frage ventiliert werden, "ob es sinnvoll ist, als offene Liste oppositioneller OffenbacherInnen Wahlstolpersteine zu formulieren oder eventuell sogar selbst zu kandidieren?"
Das Flugblatt spricht offensichtlich jene linken Käfte in Offenbach an, die mit der rot-schwarzen und Großen Koalition im Rathaus unzufrieden sind und eine starke Opposition für notwendig halten, um "dem Demokratiezirkus seine eigene Lächerlichkeit vorzuführen."
In dem Flugblatt heißt es: "Wir rufen alle interessierten Menschen auf, ob wahlberechtigt oder per Gesetz vom Wahlrecht ausgeschlossen, Menschen aus den verschiedensten Initiativen und Gruppen, AnarchistInnen, KommunistInnen und SozialistInnen, RadikaldemokratInnen, AntifaschistInnen, UmweltschützerInnen, FeminstInnen, GewerkschafterInnen, ChaotInnen, DADAistInnen und viele andere, mit uns gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir diesen kommenden Wahlkampf in sinn- und/oder lustvoller Weise überstehen oder aufmischen können".
Ziel des Treffens am Mittwoch ist es offensichtlich, ein neues linkes Wahlbündnis der Unzufriedenen mit der Politik des "Rathaus-Kartells" zustandezubringen, um damit dann auch die Fünf-Prozent-Hürde in die Stadtverordnetenversammlung zu überspringen.
In dem Flugblatt heißt es mit dem Hinweis auf die allgemeine Parteienverdrossenheit und Wahlmüdigkeit auch: "Wem wir diese Stimme schenken, ist letzlich unerheblich, denn längst ist das ,Wahlrecht' zu einer Farce geworden, die Demokratie vorgaukelt, wo nicht einmal Mitbestimmung herrscht. Ganz besonders in Offenbach, wo die ,Elefantenkoalition' bereits bis 1997 vorgeplant ist.
Dem Rathaus-Kartell ist es egal, ob es mit 80 Prozent oder 50 Prozent oder gar keiner Wahlbeteiligung weiterwursteln kann. Schimpfen und nicht wählen gehen stabilisiert nur die Verhältnisse. Und zu allem Überfluß werden auch noch die faschistischen ,Republikaner' zu ,Volksvertretern' gewählt".
Weiter schreiben die Verfasser des Flugblatts: "Wenn wir alle diese Kräfte zusammenbringen, können wir eine Kraft nicht nur im Wahlkampf, sondern auch in der täglichen Politik darstellen. Denn im Gegensatz zu den Politbürokraten geht es uns um Inhalte, die für uns lebenswichtig sind. Wie verwirklichen wir diese Inhalte: Ansägen oder von innen aushöhlen?" lz
Die Stadt Neu-Isenburg sei Vorreiter in Sachen sauberes Abwasser, meint Dietmar Junghans vom Umweltamt Frankfurt. Vor allem deshalb, weil sie schon seit 1965 eine Abwasserkataster genannte Datensammlung besitzt, in der genau festgehalten ist, welche Firmen, welche Stoffe verarbeiten.
In der örtlichen Abwassersatzung wiederum stehen die Stoffe, die gar nicht und jene die nur bis zu einem gewissen Grenzwert abgelassen werden dürfen.
Verboten sind alle Stoffe, die die Entwässerungsanlagen verstopfen oder zu Ablagerungen führen könnten. Dazu gehören Kalk, Zement, Kaolin, Schleifsand, Schutt, Sand, Asche, Schlacke, Müll und Küchenabfälle (auch zerkleinert), Lumpen sowie Abfall aus Tierhaltungen. Nicht erlaubt sind, weil sie üble Gerüche und schädliche Ausdünstungen verbreiten: Säuren, Laugen, Jauche und Beizereiabwasser. Ferner verboten sind feuergefährliche, giftige, fett- und ölhaltige, seuchenverdächtige und radioaktive Stoffe.
Sofern bestimmte, in der Satzung festgelegte Grenzwerte eingehalten werden, ist es wiederum erlaubt auch belastende Stoffe ins Abwasser einzubringen. Allerdings darf deren Temperatur 35 Grad Celsius nicht übersteigen. Der pH-Wert sollte zwischen 6,0 und 9,5 liegen. Mineralische Öle und Fette dürfen in Mengen von 20 Milligramm pro Liter eingeleitet werden. Von Blei beträgt die erlaubte Menge 2 Milligramm (mg), Quecksilber (0,05 mg), Silberschlamm (2 mg) und von Arsen 0,1 Milligramm pro Liter. fra
HANAU. Ein Videogerät, Bargeld und Schmuck haben unbekannte Einbrecher aus einer Wohnung in der Akademiestraße entwendet.
Nach Angaben der Polizei drangen die Täter in der Nacht zum Sonntag ein, nachdem sie die Eingangstür aufgedrückt hatten.
Der Gesamtschaden wird auf rund 15 000 Mark geschätzt. az
GALLUS. Sein traditionelles Garten- und Sommerfest veranstaltet der Kleingärtnerverein Gartenfreunde 1947 am zweiten Augustwochenende in der Kleingartenanlage am Rebstockpark (Am Römerhof 11).
Offizielle Eröffnung des Festes und der Tombola ist am Samstag, 8. August, 14 Uhr; danach ist Kinderbelustigung angesagt. Ab 16 Uhr spielen die "Enzian Buam" zu Unterhaltung und Tanz (Lampionumzug bei Einbruch der Dunkelheit).
Weiter geht es am Sonntag, 9. August, 10 Uhr, mit dem obligatorischen Frühschoppen. Voraussichtlich pendelt ein von einer Elektrolok gezogener Personenzug des benachbarten Feldbahnmuseums durch die Kleingartenanlage (vom Museum zu den Stationen im Rebstockpark). Gegen 12 Uhr gibt es eine schmackhafte Gulaschsuppe. Außerdem bietet der Verein allerlei Speisen und Getränke an. dixi
FRANKFURT A. M. Turn- und Sportvereine der Mainmetropole, die noch keine Meldung für das Gauturnfest am 22. August abgegeben haben, können dies bis spätestens Montag, 10. August, nachholen.
Der Turngauvorstand beschloß die Verlängerung wegen der Ferien. Nochmal wird erinnert, daß diese Meldungen für den Turngauvorstand äußerst wichtig sind, um einen reibungslosen Ablauf des Festes sicherzustellen. Einzelexemplare der Ausschreibung oder Wettkampfauszüge sowie Meldebogen können bei der Turngau-Geschäftsstelle nachgefordert werden (Telefon 45 09 / 8 65 72).
Die Ausgabe der Wettkampfkarten, Leistungsnachweise sowie der Wanderkarte erfolgt ab Mittwoch, 19. August (täglich von 10 bis 15 Uhr), in der Geschäftsstelle des Post-Sportvereins Blau-Gelb im Poststadion am Ginnheimer Wäldchen.
Die Ausgabe der weiteren Unterlagen: von 9 bis 11 Uhr (Wahlwettkampf), von 12 bis 13 Uhr (Fitneßtest), ebenfalls im Poststadion.
Ausgeschrieben hat der Turngau Wahlwettkämpfe im Gerätturnen, in der Leichtathletik sowie in der Gymnastik und im Schwimmen. Außerdem werden Fitneßtests angeboten, die schon bei Landes- und Deutschen Turnfesten großen Anklang fanden. Im Rahmen des Gaufestes gibt es auch Faustballspiele, Prellball, Volleyball, Wanderungen, Vereinsvorführungen und anderes mehr.
Wettkampfstätten sind das Post-Stadion des Sportvereins Blau-Gelb am Ginnheimer Wäldchen, die Sporthalle der Ernst-Reuter-Schule sowie die Titus Therme in der Nordweststadt.
Informationen an Interessierte geben auch Brigitte Kaminski (Ruf 34 54 29), Josef Ullrich (Telefon 57 53 48) oder Günter Heidt (Telefon 78 49 08). dixi
GRIESHEIM. Am kommenden Sonntag, 9. August, veranstaltet die Turnerschaft 1856 Griesheim das "1. Griesheimer Trimmathlon", das sich die Jugendwartinnen des Vereins ausgedacht haben. Zur Aufgabe gestellt sind Schwimmen (sechs Bahnen für Schwimmer, Wasserspiele für Nichtschwimmer), Radfahren und Laufen.
Zum Abschluß der Veranstaltung erhält jeder Teilnehmer eine Urkunde. Ausklang ist auf dem Sportgelände des Vereins im Bingelsweg mit einer Grillparty und Spielen für jung und alt.
Geschwommen wird im Bad des Vereins "Wassersport Westend", Am Neufeld. Von dort ist dann gemeinsame Abfahrt mit dem Fahrrad zum "Rund um Griesheim" (Ziel: Sportanlage Bingelsweg).
Die Laufdisziplin (ein Kilometer) absolvieren die Teilnehmer in der Vereinssportanlage. Weitere Auskunft gibt es unter der Rufnummer des Vereinsgeschäftszimmers 39 11 34 heute, Donnerstag, 6. August (18 bis 20 Uhr). dixi
WETTERAUKREIS. "Leider gibt es nur wenig engagierte Ärzte, die sich nach Brustoperationen um Nachsorgeübungen kümmern. Meistens bleibt es bei der stationären Behandlung", schätzt Margret Schrader von der Hessischen Krebsgesellschaft die bisherige Brustkrebsnachsorge ein. Das soll sich ändern. Seit dem 1. Juli können Bewegungsübungen nach Brustkrebsoperationen von Ärzten verordnet werden. Im Mai haben sich nämlich Angestellten- und Ersatzkrankenkassen sowie die AOK bereit erklärt, sportliche Maßnahmen zur Rehabilitation teilweise zu finanzieren.
Unter diesen neuen Voraussetzungen hofft der Landessportbund Hessen e. V., daß sein Programm "Bewegung, Spiel und Sport in der Brustkrebsnachsorge" großflächig etabliert wird.
1987 hatte der Landessportbund Zweckgymnastik als Rehabilitationsmaßnahme für Frauen nach Brustkrebsoperationen initiiert. In 17 hessischen Sportvereinen werden seitdem Kurse angeboten - allerdings noch nicht im Wetteraukreis. "Ärzte, die von Brustoperationen was verstehen, kümmern sich sowieso um Übungen. Meine Patientinnen lernen nach einer Woche Anleitung, die Gymnastik selbst durchzuführen", erklärt Frauenarzt Dr. Klaus Rausch aus Bad Nauheim. Er räumt aber ein, daß ein zusätzliches Angebot von Gymnastikgruppen durch Sportvereine sicher hilfreich wäre.
Margret Schrader sieht die Bedeutung des "lustbetonten Bewegungsprogrammes" denn auch eher auf der psychosozialen Seite. "Krankengymnastik und die Nachsorge durch Ärzte laufen in der Regel als Einzelbehandlung. Gerade das Gruppengefühl ist für Frauen mit Brustkrebs aber wichtig. So eine Gymnastikgruppe kann sich dann auch zu einem kommunikativen Treffpunkt entwickeln, wo Frauen mit ähnlichen Problemen sich ohne Scham austauschen können."
"Das Tabu von Krebserkrankungen allgemein muß durchbrochen werden," meint auch Birgit Müller vom Frauenreferat des Landessportbundes. "In solchen Gruppen lernen Frauen, zu ihren Erkrankungen zu stehen und normal damit umzugehen."
Im Wetteraukreis allerdings sei noch keine neue Reha-Sportgruppe in Planung. Der Landessportbund bietet zwar Kurse für Übungsleiterinnen an, die Initiative muß aber von den Sportvereinen ausgehen, besser noch von den betroffenen Frauen selbst. Birgit Müller ist aber optimistisch, daß sich längerfristig auch in der Wetterau Gruppen bilden werden. Sportvereine und Ärzte wurden über die neue Situation informiert. Durch den finanziellen Beitrag der Krankenkassen würden die Betroffenen und Sportvereine wesentlich entlastet und ein neuer Anreiz geschaffen.
Der Landessportbund bietet im Mai 1993 die nächste Ausbildung für Übungsleiterinnen an. Eine Woche und ein Wochenende lang werden medizinische und psychologische Aspekte erläutert und die Bewegungspraxis erarbeitet. Für die Dauer der Ausbildung kann Bildungsurlaub beansprucht werden.
Sportvereine, die solche Gruppen einrichten wollen, müssen sich an den Landessportbund in Frankfurt, Telefon 069 / 6 78 91 15, wenden. Für Nachfragen steht auch die Hessische Krebsgesellschaft in Marburg, Telefon 0 64 21 / 6 33 24, zur Verfügung. ub
ESCHBORN. Zum traditionellen "Niederhöchstädter Markt" laden die Vereine am kommenden Wochenende ein: Mit Bratwurst und Sauergespitztem oder Obstkuchen und Kaffee läßt sich die freie Zeit trefflich bei einem Schwätzchen mit Freunden und Bekannten in den Niederhöchstädter Gassen verbringen.
Am Samstag, 8. August, eröffnet Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) um 15 Uhr den Markt. Rund 20 Vereine haben dann schon längst ihre Stände aufgebaut, um die Gäste aus nah und fern mit Essen und Getränken zu versorgen. Eine Töpferin wird verschiedene Techniken zeigen, und an mehreren Stellen an der Hauptstraße spielen Kapellen und Spielmannszüge auf.
Für die Kinder dreht sich ein Karussell an der Bushaltestelle "Hauptstraße". Und die Drehorgelmänner spielen wieder für einen guten Zweck. Wer sich mit Holzspielzeug eindecken will, findet ebenfalls einen Stand. Bis Mitternacht können die Niederhöchstädter und ihre Gäste am Samstag über den Markt schlendern.
Am Sonntag, 9. August, geht es um 11 Uhr mit einem zünftigen Frühschoppen weiter. Bis 13 Uhr spielt auch die "Traditional und Swing-Society" vor der Post. Töne aus dem Dudelsack erzeugen die "Glan Pipers" um 16.30 Uhr auf der Hauptstraße. "Dr. Musikus" mit seinem "größten Ein-Mann-Orchester der Welt" spielt um 17 Uhr vor der Post. Das Fest endet am Sonntag um 22 Uhr.
Der Vereinsring bittet die Anwohner im Umkreis der Haupstraße um Verständnis für "erhebliche Verkehrsbehinderungen": Die Hauptstraße wird am Samstag von 10 Uhr an zwischen der Katharinenstraße und der Kreuzung Kronberger/Georg-Büchner-Straße voll gesperrt. Um 12 Uhr wird dann auch das Teilstück der Hauptstraße bis zur Steinbacher Straße mit einbezogen. Autos können erst am Sonntag von 23 Uhr an wieder durch den Ortskern fahren. she
Olympische Spiele: eine unglaubliche Mißachtung der Menschenrechte. Da wird Beifall geklatscht beim Einmarsch der Athleten, ja, der Athleten; denn es gibt Länder ohne Athletinnen (Scheichtümer und ähnliche). Beifall für diese Länder, auch von Funktionären und Staatsoberhäuptern (u. a. von Weizsäcker). Machen sich diese Männer denn wirklich keine Gedanken darüber, was sie damit ausdrücken?
Helmut Kirchner, Wiesbaden
Kleine FR · Kleine FR
Wanderung der Naturfreunde BAD HOMBURG. Die "Naturfreunde" wandern am Sonntag, 9. August, bei Steinfurt am Vogelsberg. Treffpunkt ist um 8.30 Uhr am Bahnhof Bad Homburg. Behinderten-Ausflug FRIEDRICHSDORF. Die Bewohner des Hauses Mirjam sowie behinderte Bürger und ihre Freunde sind für Samstag, 5. September, von der Stadt zu einem Ausflug eingeladen. Er führt nach Wertheim; dort wird ein Schiff zur Fahrt auf dem Main bestiegen. Wer mitfahren möchte, kann sich bis 14. August, beim Jugend- und Sozialamt anmelden: Rathaus, Zimmer 110 (Mangold), Tel. 0 61 72 - 73 12 45.
cri FRANKFURT A. M. Das Frankfurter Beteiligungsunternehmen Agab baut sein Engagement in der Pharma-Sparte aus und steigt bei Fresenius ein. Die Oberurseler veräußern im Rahmen einer Kapitalerhöhung um 20 Millionen auf 80 Millionen Mark ein zehn Prozent schweres Päckchen an die Agab. Die Erwerber versprechen sich von dem Deal "mehr Kompetenz" und eine "noch bessere Nutzung vorhandener Synergiepotentiale".
Konkret wird eine enge Zusammenarbeit mit dem Branchenkollegen Biotest angepeilt, woran die Agab zu einem Viertel beteiligt ist. Dieses Unternehmen stellt Gerinnungspräparate, Serumkonserven sowie Plasmaersatz her. Fresenius ist auf Dialysegeräte sowie Infusionlösungen spezialisiert und setzte im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden um.
Mittelbar mischt die Agab auf diesem Gebiet bereits bei den Firmen Lohmann und TAD mit. Auch im Ausland wollen die Frankfurter künftig stärker Flagge zeigen. Ein erster Schritt wurde im vergangenen Jahr unternommen und zusammen mit der Raiffeisen Zentralbank Österreich die Agab Austria gegründet.
In der "Ausgewogenheit seines Beteiligungsportefeuilles" sieht die Agab den Schlüssel für die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens. Im vergangenen Jahr kletterte die Bilanzsumme um 30 Prozent auf 769 Millionen Mark. Ermöglicht wurde dieser Zuwachs durch eine Aufstockung des Kapitals um 40 Millionen auf 120 Millionen Mark. Außerdem wurde eine Optionsanleihe begeben, so daß den Frankfurtern insgesamt 321 Millionen Mark zuflossen. Die Erträge aus Beteiligungen stiegen 1991 leicht auf fast 59 Millionen Mark. Der Bilanzgewinn kletterte um fast ein Viertel auf 15,2 Millionen Mark. Die Aktionäre - Haupteigner ist die DG Bank - erhalten wieder 7,50 Mark Dividende.
Für die Händlerschürze bitte: Gold für deutsche Dressurreiter
Vernichtendes Urteil über Sportler-Drinks
ALTENSTADT. Die Bürgerinnen und Bürger von Altenstadt werden sich wohl auf erheblich steigende Müllgebühren einstellen müssen. Ein entsprechender Antrag liegt dem Parlament vor, das darüber am kommenden Freitag, 7. August, um 20 Uhr in der Altenstadthalle beschließen wird. Wie Bürgermeister Gerd Göllner der FR mitteilte, werden die Altenstädter rückwirkend zum 1. Juli wohl fast das Doppelte für die Entsorgung ihres Mülls bezahlen müssen.
Außerdem werden die Gemeindevertreter über höhere Steuern auf Spielautomaten beraten, die Gewalt oder Sex darstellen oder den Krieg verherrlichen. Die Steuern für solche Apparate sollen auf 300 Mark erhöht werden.
Weiterhin geht es um die Einstellung von neuen Erzieherinnen für die Altenstädter Kindergärten und die gleichzeitige Erhöhung der Kindergartengebühren. Göllner sprach gegenüber der FR von einer Anhebung der monatlichen Gebührensätze auf 140 Mark. Die Vorstellungen der Gemeindevertreter liegen bei 90 bis 100 Mark pro Monat. skl
WETTERAUKREIS. An den Wetterauer Grundschulen wird es eng. Die Zahl der Grundschülerinnen und -schüler steigt weiter. 2835 Erstkläßler machen sich heute zum ersten Mal auf den Schulweg - 250 mehr als im vergangenen Jahr. Damals waren es 2585.
In so mancher Grundschule bereitete der Schülerboom Raumprobleme, sagte der stellvertretende Leiter des staatlichen Schulamtes des Wetteraukreises, Gernot Schäfer, gestern zur FR.
Auch bei der Wahl der weiterführenden Schulformen setzte sich der alte Trend fort: Die Anfangsklassen an den Haupt- und auch an den Realschulen stehen fast leer, während die Gymnasien aus allen Nähten platzen. Die begehrteste Schulform nach der vierten Klasse ist nach wie vor die Förderstufe. Der Abstand zu den Gymnasien ist allerdings stark geschrumpft.
Nur noch 79 Viertkläßler wurden für Hauptschulen angemeldet. Im vergangenen Jahr waren es noch 123 gewesen. Diese 79 Hauptschulanfänger verteilen sich auf vier Schulen, die Hauptschulen in Kefenrod und Düdelsheim sowie die Gesamtschulen ohne Förderstufen in Friedberg und Karben.
Gerade mal ein Dutzend Schülerinnen und Schüler waren es, die an der förderstufenlosen Friedberger Gesamtschule auf den Hauptschulzweig geschickt wurden. Kreisweit wurden 285 Kinder für die fünften Realschulklassen angemeldet, 25 weniger als 1991. Damals waren es noch 310 gewesen.
Ganz anders bei den Gymnasien. Hier stieg der Zustrom noch einmal kräftig an. 1214 Kinder wurden für die höchste der gegliederten Schulformen angemeldet, 215 mehr als 1991, als es 999 waren.
An den Gymnasien sei es eng, aber alle Probleme seien gelöst, berichtet Gernot Schäfer, der seit etwa einem Jahr das Wetterauer Schulamt kommissarisch leitet. Wer neuer Leiter des Schulamtes wird, steht noch nicht fest.
Die Gymnasien haben gegenüber der Förderstufe stark aufgeholt. Diese liegt mit 1254 Kindern nur noch knapp vorne, obwohl sie gegenüber dem Vorjahr ebenfalls einen Zuwachs von 76 Schülern verzeichnen konnte. 1991 waren 1178 Kinder zur Förderstufe angemeldet worden. ieb
Die Welt schaut in diesen Tagen nach Spanien und auf die Olympischen Spiele. Vielleicht fällt der Blick - bei allem Jubel - auf die grausame Tierfolter, den sogenannten Stierkampf. Die Medien könnten sicher sehr hilfreich sein, indem sie in keiner Form für diese Tierquälerei werben, sondern den Mut besitzen, eindeutig Stellung zu beziehen und dieses gnadenlose Töten nicht achselzuckend mit der Tradition zu entschuldigen.
Hubert Malorny, Frankfurt/M.
HANAU. Erst in ein Firmengebäude und anschließend in eine dazugehörige Wohnung in der Hochstädter Landstraße sind in der Nacht zum Samstag Diebe eingedrungen. Ersten Ermittlungen zufolge versuchten sie zunächst, in dem Büro einen Tresor zu knacken, scheiterten damit jedoch. Daraufhin nahmen sie zwei Videokameras - die eine von der Marke Sony - mit, außerdem etwas Bargeld. Ob auch etwas aus der Wohnung gestohlen wurde, steht noch nicht fest. az
MAIN-KINZIG-KREIS. Fremdsprachen auffrischen, Bildungslücken beseitigen, endlich mal ein Hobby mit neuem Schwung angehen - beflügelt von derlei Plänen kehrt so mancher Urlauber nach Hause zurück. Wer es nicht beim guten Vorsatz belassen will, sollte einmal einen Blick in das neue Programm der Kreisvolkshochschule (VHS) werfen. Denn dort findet sich vieles, was nicht nur zu neuen Einsichten verhilft, sondern auch noch Spaß macht.
Das Programm für das zweite Semester '92 ist ab sofort kostenlos in Banken, Sparkassen, Buchhandlungen, Gemeinde- und Stadtverwaltungen sowie in den VHS-Hauptstellen erhältlich.
Ob Bildungsurlaub, Computerkurs, Elektroschweißen oder Comiczeichnen, auch rund um Gelnhausen und Schlüchtern hat die VHS im kommenden Halbjahr einiges zu bieten. Wer sich zum Beispiel für die Gelnhäuser Stadtgeschichte interessiert, kann diese in einem einwöchigen Bildungsurlaub vom 7. bis 11. September vor Ort erforschen. Gegen eine Gebühr von 175 Mark erfahren die Teilnehmer montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr Wissenswertes über die Grundlagenforschung, betätigen sich als Historiker im Stadtarchiv und lernen, wie sie Geschichte an den Mann oder die Frau bringen können.
Bisher noch wenig bearbeitete "Fragen an eine Stadt" stellen hingegen die Teilnehmer des 14täglichen Kurses im Gelnhäuser Heimatmuseum, der am 11. September beginnt. Ihr Ziel ist es, "weiße Stellen der Stadtgeschichte zu erforschen". Mit der "Armut in der Geschichte von Stadt und Region Gelnhausen" befaßt sich anschließend die "Spurensuche" für ältere Bürger in der Augustaschule am Obermarkt.
Neben naturkundlichen Exkursionen und Spaziergängen organisiert die VHS auch im Winterhalbjahr wieder Vorträge und Diskussionen zu den verschiedensten Themenkreisen.
So zum Beispiel "amnesty international - Portrait einer Menschenrechtsorganisation" am 15. September um 20 Uhr, oder die Besprechung über den "grenzenlosen Binnenmarkt Europa" am 27. Oktober und 3. November um 19.30 Uhr in der Gelnhäuser Grimmelshausenschule.
Neben Lehrgängen, die auf Prüfungen zum nachträglichen Erwerb von Haupt- oder Realschulabschluß vorbereiten, können Nutzer des VHS-Angebots sich außerdem in einem Wochenendseminar vom 30. Oktober bis 1. November in Gelnhausen mit dem Thema "Arbeiten, studieren, jobben, leben im Ausland" vertraut machen oder beim nächsten Mal "Gut vorbereitet" in den Urlaub fahren.
Wie man sein Merkvermögen erhöht, erfahren die Teilnehmer des "Lern- und Gedächtnistrainings", einem Wochenendseminar der Gelnhäuser Selbsthilfekontaktstelle (SEKOS) am 26. und 27. September. Außerdem offeriert die VHS in der Sparte Psychologie Seminare wie "Kommunikationstraining", "Zum Thema Beziehung", Rhetorikkurse und vieles mehr.
Einführungen in die antike und moderne Kunstgeschichte, Theater-, Opern- und Ausstellungsbesuche finden sich ebenfalls im Kurs- und Freizeitangebot der VHS. Dazu natürlich breitgefächerte Sprach- und EDV-Kurse, Existenzgründerseminare, Zeichen- und Musikstunden sowie Bastel-, Näh- und Gestaltungskurse.
Wem es an Bewegung mangelt, kann sich im Bauch- oder meditativen Tanzen üben, Aerobic treiben, seine Wirbelsäule stärken, Yoga oder Schattenboxen lernen oder im Eutonie-Seminar "durch bewußtes Hinspüren an Verspannungen und Verhärtungen" herankommen. Nicht zu vergessen die technischen Angebote wie "Elektroschweißen" für den Hausgebrauch, Pannenhilfe für Mofa und Fahrrad und ein Autopannenkurs für Frauen, die allesamt Ende August/Anfang September in den Beruflichen Schulen Schlüchtern stattfinden.
Wo nach dem Durchforsten des Programmheftes noch Fragen offen bleiben, helfen die VHS-Hauptstellen in Gelnhausen, Philipp-Reis-Straße 2, Telefon 0 60 51/25 54, und in der Schlüchterner Gartenstraße 5-7, Telefon 0 66 61/82 136 weiter. Sie sind werktäglich von 8 bis 12 Uhr und montags bis mittwochs von 13 bis 15 Uhr geöffnet, dazu jeweils montags am 17., 24. und 31. August sowie am 7. September.
Die schriftlichen Anmeldungen müssen vor Kursbeginn in den Hauptstellen eingehen. Dort gibt es entsprechende Formulare. Abmeldungen gelten nur, wenn sie spätestens vor der zweiten Kursveranstaltung vorliegen. Auf Antrag wird Schülern, Studenten, Azubis und anderen Berechtigten ein Gebührennachlaß bewilligt. tja
Die Schreibmaschine robbte langsam auf den Schreibtisch zu und ließ ihr Farbband im Wind flattern.
Die Tasten klapperten wie die Zähne der alten Frau, die auf 26&sqmet; 123 H2O-Flaschen lagerte und unter der Nummer 134 634 Tag und Nacht erreichbar war. rar
Der Verein Zentrum für Weiterbildung führt im Zeitraum zwischen dem 31. August und dem 30. November ein Austauschprogramm mit Sprachkursen für junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus Frankreich durch. Für die Unterbringung werden noch Gastfamilien gesucht; die entstehenden Kosten werden erstattet.
Interessierte Familien wenden sich an das Zentrum für Weiterbildung, Elbinger Straße 3, Telefon 707 - 42 61 oder - 51 60. ki
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batman's Rückkehr (15, 17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (15 Uhr); Wayne's World (17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Delikatessen (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Keine Vorstellung.
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Batman's Rückkehr (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (15.30 Uhr); Die Hand an der Wiege (18 / 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Serenadenkonzert im Schloßhof mit der "Stockholms Kammabrass", 19.30 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Museum im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102: "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland", 14 bis 17 Uhr.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Königstein. Haus der Begegnung, Bischof-Kaller-Str. 3: Kinder-Kunst-Ausstellung, 14 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Oberursel. "Die Fledermaus - Tier des Jahres 1992", Vortrag des Bundes für Vogelschutz, Stadthalle, Raum Stierstadt, 19.30 Uhr. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Sitzung des Bau-, Planungs- und Verkehrsausschusses der Stadtverordnetenvers., Rathaus, 20 Uhr.
Oberursel. Stadtbegehung des CDU- Ortsverbandes, Treffpunkt: Stadtbücherei am Markt, 18 Uhr.
Steinbach. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, Bürgerhaus, 18.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9-12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechst. der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9-17 Uhr, Tel. 22041.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde, 10 bis 13 Uhr; Rückbildungsgymnastik, 10.30 Uhr und ärztliche Sprechstunde, 16 bis 18 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Usingen. Gesundheitsamt, Obergasse 23: Mütterberatung, 11-12 Uhr, sowie Sprachheilberatung, 14-16 Uhr, Tel. 66966.
Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstraße 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.
Gymnastik der Osteoporose-Selbsthilfegruppe, Ferdinand-Balzer-Haus, 9 Uhr.
Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.
Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 .
Steinbach. Sprechstunde der Barmer Ersatzkasse, Bürgerhaus-Kolleg, 15 bis 16.30 Uhr.
Ev. Gemeindehaus: DRK-Kontaktstelle zur Krebsnachsorge, 17 bis 19 Uhr.
Vereine/Organisationen Bad Homburg. Gartenclub: Sprechstunde des Pflanzendoktors, Hotel Johannisberg, Thomasstr. 5, 10 bis 12 Uhr.
Sporthalle Landgraf-Ludwig-Schule: Budokan-Karatetraining, 18 bis 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation Köppern, Dreieichstraße, 10 bis 12 Uhr.
Neu-Anspach. Offener Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Spielabend des Skatclubs, Bürgerhaus, 19.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanz und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Atem- und Sitzgymnastik, 9 bis 10 Uhr; Wassergymnastik im Tatjana-Gerdes-Haus. Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Keramikarbeiten 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr.
Singkreis, Altentagesstätte, In den Dorngärten 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 bis 17 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag, 14 bis 17 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Gymnastik ab 10 Uhr; Beratung für pflegende Angehörige, 10 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Bommersheimer Weg/Berliner Siedlung, 14 bis 18 Uhr.
Friedrichsdorf. Ev. Gemeindezentrum: Treffen der BUND-Jugend, 20 Uhr.
Oberursel. "Café Durchblick" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus: Jugendliche stellen selbstkreierte Kleidungsstücke vor, ab 19 Uhr.
Sonstiges Bad Homburg. Botanische Führung durch den Kurpark, Treffpunkt: Kurhaus- Laden-Galerie, 15 Uhr.
Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.
Oberursel. Bücherflohmarkt in der Stadtbücherei, Marktplatz, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Kronberg. Offener Frauentreff im Gasthaus "Zum grünen Wald", Friedrich- Ebert-Str. 19, 20 Uhr.
HANAU. Ein bislang unbekannter Mann hat - wie erst jetzt bekannt wurde - am Donnerstag vergangener Woche gegen 9 Uhr im Zug von Hanau nach Frankfurt eine Frau sexuell bedrängt. Wie die Polizei am Montag mitteilte, floh der Täter anschließend, als der Zug in Steinheim hielt. Er wird auf 25 bis 35 Jahre geschätzt, ist 1,65 Meter groß, hat einen dunklen Vollbart, dunkle Haare, trägt eine Brille und war mit braunen Schnürschuhen, einer blauen Arbeitshose, einem weißen T-Shirt mit der Aufschrift "Trucker" und einer Baseball-Mütze bekleidet. az
MÖRFELDEN-WALLDORF. Nach wie vor unterschiedlich sind die Standpunkte, ob der Parteiausschluß von vier Mitgliedern aus dem Grünen-Ortsverband Mörfelden-Walldorf rechtens gewesen ist. Christina Müller, örtliches Vorstandsmitglied, vertritt den Standpunkt: Der Ortsverband dürfe eigenständig Mitglieder aufnehmen, also mit zwei Drittel Mehrheit auch welche ausschließen, so wie es die grüne Ortssatzung vorsehe.
Leo Spahn, Sprecher des Grünen-Kreisvorstandes, ist anderer Meinung: Entsprechend der Satzung der Kreis-Grünen obliege formal die Aufnahme von neuen Mitgliedern dem Kreisvorstand, "auch wenn in der Praxis die Aufnahme vom Ortsverband bearbeitet und an uns weitergeleitet wird". Der Beschluß über die Einleitung eines Parteiausschlußverfahrens - unabhängig ob es um Orts- oder Kreisebene gehe - obliege einer Kreismitgliederversammlung; die Satzung des Kreisverbandes stehe über der eines Ortsverbandes.
Die letzte Entscheidung über den Parteiausschluß werde auf Landesebene getroffen. Diese Gangart bestätigte Martin Lesser, juristischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion.
Christina Müller kündigte an, daß die Grünen Mörfelden-Walldorf nach dem Parteiausschluß auf Ortsebene für die vier geschaßten Mitglieder der Grünen Bürgerliste (GBL) bei der nächsten Kreismitgliederversammlung auch einen Parteiausschluß auf Kreisebene beantragen wollen. Die GBL-Mitglieder waren auf Ortsebene vor allem ausgeschlossen worden, weil sie sich geweigert hatten, drei grüne Nachrückerinnen in die Stadtverordnetenfraktion aufzunehmen.
Nach Darstellung Leo Spahns ist die nächste Kreismitgliederversammlung am 27. August. Doch selbst wenn der bislang nicht vorliegende Antrag für die Tagesordnung noch fristgerecht einträfe, sieht Spahn keine Chance, daß der Parteiausschluß behandelt wird. "Diese Sitzung werden wir uns doch nicht durch einen solchen Klops auseinandernehnem lassen," meinte Spahn, denn es stünden mit dem Flughafen und den Vorstandswahlen wichtige Themen an.
Für den Antrag auf Parteiausschluß, so Spahn weiter, müsse es eine eigene Kreismitgliederversammlung, eventuell im September, geben. Schließlich hätten die Betroffenen ein Anhörungsrecht, werde eine solch strittige Diskussion sicherlich umfangreich. Christina Müller zeigte sich verwundert, daß der Grüne-Kreisvorstand am vergangenen Wochenende mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit ging, in der er sich gegen einen Parteiausschluß aussprach. "Davon haben wir offiziell noch nichts gehört. Wir erfahren das nur aus der Zeitung."
Leo Spahn sagte, der Kreisvorstand habe es an der Zeit gefunden, sich in einer politischen Beurteilung zum Streit in Mörfelden-Walldorf zu äußern. Bislang habe sich der Vorstand zurückgehalten, weil einige seiner Mitglieder in Urlaub weilten und "wir den öffentlichen Aufwasch nicht noch weitermachen wollten". Auch sei bislang von keiner Seite aus Mörfelden-Walldorf offiziell irgendeine Stellungnahme oder Vermittlung seitens des Kreisvorstandes gewünscht worden.
Der Standpunkt der Unrechtsmäßigkeit des Parteiausschlusses sei aber der Grünen-Mitgliederversammlung in Mörfelden-Walldorf deutlich gemacht worden, erklärte Spahn; er selbst habe die Sitzung geleitet. Da zu befürchten stünde, daß der Konflikt nicht zu befrieden sei, habe der Kreisvorstand nun vor, auch offiziell Gespräche mit dem Grünen-Ortsverbandsvorstand und den betroffenen GBL-Mitgliedern zu führen.
Matthias Steidl, GBL-Fraktionschef, sieht sich und seine Kollegen aufgrund der Äußerungen vom Kreisvorstand weiter als Mitglied des Grünen-Ortsverbandes. Daher gebe es keinen Anlaß, den Ausschluß irgendwie anzufechten. Wenn die nächste Ortsmitgliederversammlung stattfindet, "werde ich selbstverständlich da sein". lis
Olympia-Programm
BADMINTON, Entscheidungen Einzel Männer und Frauen, Doppel Männer und Frauen (ab 11.00 Uhr).
BOGENSCHIESSEN, Entscheidungen Mannschaft Männer und Frauen (ab 9.00 Uhr).
FECHTEN, Entscheidung Florett- Mannschaft Frauen (20.00 Uhr).
GEWICHTHEBEN, Entscheidung über 110 kg (18.30 Uhr).
HANDBALL, Vorrunde, u.a. Deutschland - Spanien Männer (19.00 Uhr).
REITEN, Entscheidung Springreiten Mannschaft (15.00 Uhr).
SEGELN, Entscheidung Soling (Match-Race, 13.00 Uhr).
TISCHTENNIS, Entscheidung, Männer-Doppel (11.00 Uhr).
KUNST- UND TURMSPRINGEN: Entscheidung im Turmspringen der Männer (15.00 Uhr).
FERNSEHEN: Die ARD überträgt die Olympischen Sommerspiele live von 9.00 bis 22.30 Uhr. - Rund um die Uhr überträgt auch EUROSPORT die Sommerspiele.
Frau Elsbeth Hartwig, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Frau Elisabeth Eckert, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Frau Erika Mentschek, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Martha Leonhard, Okarben, zum 79. Geburtstag.
Frau Anna Veidt, Rendel, zum 77. Geburtstag. Herrn Heinrich Rector, Petterweil zum 75. Geburtstag.
WIESBADEN. Auf dem schnellsten Weg von der City zum "Old Fashion"? Eine Fahrt vom Bahnhof zur Bundesschießsportschule? Oder quer durch die Stadt vom Zwergweg in die Eulenstraße? Für Heide-Marie Hirt alles kein Problem. Wiesbadens Stadtplan ist der Taxifahrerin so vertraut wie dem Bäcker das Brötchenrezept. Sie kennt die Gartenlokale, weiß, wo es sich gut und preiswert speisen läßt, hat die Adressen von Behörden, Hotels, Kliniken und Altenheimen im Kopf. "Ist doch kein Wunder", sagt die Frau am Steuer bescheiden, "ich fahre ja schon seit über 20 Jahren Taxe."
Es ist ein Job, der ihr großen Spaß macht, obwohl sie es mit der täglichen Kutschiererei nicht zu Reichtümern bringen wird. Und den sie auch dann noch mag, wenn sich ihr "Daimler" während der Sommerhitze in einen Backofen verwandelt. Heide-Marie Hirt ist hart im nehmen: "Das macht mir nichts aus." Nur eines kann sie nicht verknusen: Unfreundliche Menschen im Fond ihres Wagens, "olle Muffköppe", die sich über alles und jeden beschweren.
Sie sei schon immer gerne Auto gefahren. Da sei es nur folgerichtig, wenn sie die Nähnadel mit dem Steuerrad vertauscht habe. Früher war Heide-Marie Hirt nämlich Schneiderin. Den Berufswechsel hat sie nie bereut. Trotz der Beschwernisse ihres Arbeitsalltags. Zum Beispiel der Zwang, zehn Stunden Dienst zu schieben, um finanziell über die Runden zu kommen. Oder der regelmäßige Kleinkrieg um Scheine, Stempel, Genehmigungen: Da muß die Konzession erneuert und eine "Unbedenklichkeitsbescheinigung" ausgestellt werden, da sind Prüfungen beim TÜV und beim Eichamt fällig, da wird regelmäßig der Führerschein auf seine Gültigkeit hin überprüft. Und das alles ist natürlich gebührenpflichtig.
Einmal versuchten drei Männer, sie um die Zeche zu prellen. Sie baten aus nichtigem Grund mitten in der Wildnis um einen Zwischenstopp - "um sich unbemerkt aus dem Staub zu machen", ist Heide-Marie Hirt sicher. Sie bewies starke Nerven und brauste durch bis zu einer Stelle, wo eine Flucht des Trios unmöglich war. Das blieb bislang die einzige Episode, bei der es ihr mulmig war.
Manche Fahrgäste verlangen schier Unmögliches. Beispielsweise der Mann, der in 15 Minuten von Wiesbadens Innenstadt zum Flughafen gebracht werden wollte. Heide-Marie Hirt schaffte es fast - sie verfehlte die Terminvorgabe um nur fünf Minuten. Dafür raste sie in eine Radarfalle: 106 Mark Strafe plus ein Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei. "Das hat mir der eilige Kunde nicht ersetzt."
Nach diesen eigenen Erfahrungen kann sie ihre französischen Berufskollegen verstehen, die gegen ein geplantes ähnliches Verkehrsstrafsystem in ihrem Land protestieren. "Bei Lastwagen- und Taxifahrern müßte die Polizei ein Auge zudrücken", meint Heide-Marie Hirt, zumindest wenn die Übertretung ohne Unfallfolgen geblieben sei. Denn schließlich hänge an der strengen Ahndung eines Verkehrsdelikts oft die Existenz einer ganzen Familie.
Mißmutig verfolgt sie die Diskussionen um eine Verteuerung des Autofahrens. Wenn der Benzinpreis erhöht oder eine Autobahngebühr eingeführt werde, gerate die Taxi-Branche in die finanzielle Bredouille. Denn die steigenden Kosten könnten nicht ohne weiteres auf den Fahrpreis abgewälzt werden. "Dann bleiben die Kunden weg", glaubt sie. Der derzeit gültige Tarif: 3,80 Mark Grundpreis und 2,20 Mark je Kilometer.
Frauennachttaxis in Wiesbaden? Heide-Marie Hirt würde einen solchen Beitrag zur Sicherheit der Frauen, die noch spät abends unterwegs sind, sehr begrüßen. "Schade", meint sie, "daß die Stadt dafür kein Geld rausrücken will." Denn gerade angesichts zunehmender Gewalt gegen Frauen sei eine solche Investition aus der Stadtkasse dringend geboten.
MARGIT FEHLINGER
In diesem Monat beginnt der Verein Zentrum für Weiterbildung wieder mit EDV-Fortbildungslehrgängen mit dem Thema "Multifunktionale Bürokommunikation". Die Kurse richten sich an erwerbslose Frauen, die sich weiter qualifizieren wollen, und an Frauen, die ins Berufsleben zurückkehren möchten.
Vorkenntnisse am Computer sind nicht erforderlich. Die Lehrgänge haben tägliche Unterrichtszeiten von 8.30 bis 14.30 Uhr und können vom Arbeitsamt gefördert werden.
Nähere Informationen beim Zentrum für Weiterbildung, Telefon 707 42 61. ki
WIESBADEN. Den "verkehrspolitischen Zickzack-Kurs" der Sozialdemokraten monierten jetzt die Grünen im Rathaus. Sie kritisierten, daß die SPD einerseits zwar die Sperrung von Friedrich- und Luisenstraße sowie die Einführung von Anwohnerparken durchgesetzt habe; andererseits jedoch förderten die Genossen weiter den Autoverkehr durch den Bau der Tiefgarage auf dem Dern'schen Gelände, erhöhten die Busfahrpreise und vernachlässigten den Bau eines Radwegenetzes.
Der Fraktionsvorsitzende der Öko-Partei in der Stadtverordnetenversammlung, Volker Kastner, forderte die SPD auf, ein ökologisch orientiertes Verkehrskonzept erarbeiten und umsetzen zu lassen. Um die von den Grünen geforderte Diskussion über ein "zukunftsträchtiges Massenverkehrsmittel" - Straßenbahn oder Parkplatz für Pendler aus dem Taunus - habe sich die SPD seit Jahren gedrückt.
Die von der SPD angekündigte Belebung der Innenstadt dürfe sich nicht auf "Gestaltungsfragen" reduzieren. Volker Kastner: "Attraktivierung heißt nicht das Aufstellung von Kinderbelustigungsautomaten oder die Begrünung von Parkhäusern und immer mehr kommerzialisierte Feste in der City." Vielmehr müsse Wohnraum in der Innenstadt erhalten, ausgebaut oder zurückgewonnen werden.
Handel und Gewerbe, die Umsatzeinbußen auf die Verkehrsberuhigungsmaßnahmen der Stadt zurückgeführt hatten, müssen nach Ansicht der Grünen berücksichtigen, daß der beklagte Kundenrückgang in der City auch von strukturellen Problemen - "überhöhten Gewerbemieten, steigenden Preisen und sinkender Kaufkraft" - verursacht werde. maf
WIESBADEN. Anruf genügt: Wenn zum Beispiel ein pflegebedürftiger älterer Mensch in der Wohnung hinfällt und von Angehörigen allein nicht wieder ins Bett gebracht werden kann, garantiert der Griff zum Telefon rasche Hilfe. Die Stadt hat beim Deutschen Roten Kreuz einen Pflegenotruf eingerichtet. Unter der Telefonnummer 46 80 80 sind rund um die Uhr auch an Wochenenden und an Feiertagen qualifizierte Pflegerinnen und Pfleger zu erreichen, die sich sofort auf den Weg machen.
Sehr willkommen ist dieser Service auch bei alten Menschen, die allein zu Hause leben und zeitweise von mobilen Hilfsdiensten betreut werden. Die Seniorinnen und Senioren können sich in kritischen Situationen ebenfalls an den Pflegenotruf des DRK wenden. Die Stadt Wiesbaden unterstützt diese Ergänzung der mobilen Altenhilfsdienste mit jährlich 60 000 Mark. maf
WIESBADEN. Stadtrat Thomas Dilger (FDP) wird die Wiesbadener morgen, 6. August, in einer Bürgerversammlung über Pläne informieren, wie der "Güterbahnhof-West" umgestaltet werden soll. Vorgesehen sind dort Wohnungen, Grünanlagen und die Ansiedlung nicht störender Gewerbebetriebe. Beginn: 18 Uhr im Hilde-Müller-Haus, Wallufer Platz. Die Pläne werden schon von 17 Uhr an ausgestellt und von Experten erläutert. maf
ski FRANKFURT A. M. Als "Katastrophe" bewertet die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) die Entwicklung der Aktien-Neuemissionen in der jüngeren Vergangenheit. Eine Analyse der Aktionärsschützer ergab, daß von den 25 Börsenneulingen des Jahres 1990 am 22. Juli 17 "erheblich" unter dem Ausgabekurs notierten. Bei den 19 im vergangenen Jahr an die Börse gegangenen Unternehmen lag der Kurs am genannten Stichtag in 13 Fällen unter dem Emissionspreis, auch hier "zum Teil ganz erheblich", wobei die Versicherungsaktien Volksfürsorge und Aachener und Münchener Leben zu den für Anleger besonders enttäuschenden Werten gehören.
Nach Ansicht des SdK-Vorsitzenden Walter Martius muß bei allem Einvernehmen darüber, daß die Aktie ein Risikopapier ist, nach der Verantwortung der emissionsbegleitenden Banken gefragt werden. Diese seien offenbar bei einer Reihe von Gesellschaften von allzu optimistischen Bewertungen ausgegangen. Planzahlen der Unternehmen seien möglicherweise nicht objektiv genug geprüft worden. Die Kreditinstitute müßten endlich begreifen, daß es ein Unding sei, Ausgabekurse - "weil es ein so schönes Geschäft ist" - völlig an der Realität vorbei festzulegen. Martius bringt sogar einen "Käuferstreik" der Anleger ins Gespräch. Die Banken würden nämlich nur dann dazulernen, "wenn sie auf ihren Neuemissionen sitzen bleiben".
Aus einem weiteren Grund übt die Aktionärslobby massive Kritik an der Geldbranche: Die neuen Mindestgebühren für Depotverwaltung und Wertpapiertransaktionen träfen Kleinanleger besonders hart. Dadurch werde zum einen ein breit gestreuter Aktienbesitz verhindert. Zum anderen seien die von den Banken als Alternative angebotenen hauseigenen Investmentfonds wegen der Ausgabeaufschläge oft teurer als der direkte Aktienkauf. "Maßlos" sind die Geldinstitute laut Martius auch bei ihren Gebühren für Geschäfte an der Terminbörse. Für einen einzigen Kontrakt könne leicht ein Obolus von 100 bis 150 Mark fällig sein - 20 bis 30 Prozent dessen, was der Anleger als Prämie verdienen könne. Diese Barriere sei für etliche Sparer viel zu hoch.
Unter Beschuß nimmt die Schutzgemeinschaft aus aktuellem Anlaß auch die Wirtschaftsprüfer, die bisweilen - so bei Ymos - offenbar nicht mal in der Lage seien, "Mein" und "Dein" zu unterscheiden. Wie berichtet, soll der Autozulieferer, mit dem Testat der Prüfer abgesegnet, geliehene Werkzeuge und Maschinen als eigene bilanziert haben. Das "Gütesiegel", das unter anderem ein zuverlässiges Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage bestätigen soll, wurde im Fall Ymos im nachhinein zurückgezogen. Auch andere ältere und aktuelle Beispiele wie Klöckner-Werke, co op, Asko und Massa (riesiger Abschreibungsbedarf) lassen es Martius zufolge fraglich erscheinen, ob die Kontrolleure "ihrer Sorgfaltspflicht in jeder Hinsicht nachgekommen sind". Die betroffenen Aktionäre hätten teilweise durch "wissentlich oder fahrlässig" zu Unrecht vergebene Testate erhebliche Verluste erlitten.
Vor diesem Hintergrund fordert die SdK schärfere Sanktionsmöglichkeiten im Rahmen der Standesgerichtsbarkeit gegen Wirtschaftsprüfer, die ihre Berufspflichten verletzen, eine wesentliche Erhöhung der Ersatzpflicht bei Fahrlässigkeit über die geltenden, "völlig unzureichenden" 500 000 Mark hinaus und einen gesetzlich vorgeschriebenen Wechsel des Prüfers möglichst nach fünf Jahren.
Aktionen erwägen die Aktionärsvertreter gegen die vinkulierten Namensaktien. Aus Sicht von Martius ist es ein "unhaltbarer Zustand", daß Kleinanlegern von Vorständen lapidar mitgeteilt werde, ihre Anteile würden nicht ins Aktienbuch eingetragen. Bei den Politikern macht die SdK generell ein fehlendes Bewußtsein für aktienrechtliche Probleme aus. So werde die Umsetzung einschlägiger EG- Richtlinien in Bonn verschleppt.
Das negative Abschneiden der deutschen Handball-Nationalmannschaft war natürlich das Hauptthema beim ersten Treff des deutschen Meisters und Europacupsiegers SG Wallau/Massenheim am Sonntag abend. Schadenfreude kam nicht auf, obwohl die SG im Vorfeld von Barcelona natürlich verstimmt über die Nichtberücksichtigung eines Spielers aus ihren Reihen war.
Manager Bodo Ströhmann fand dagegen deutliche Worte, nachdem nach Bundestrainer Horst Bredemeiers Rücktritt der neue SG-Trainer Heiner Brand als Nationalmannschaftscoach ins Gespräch gebracht wurde. "Wir werden nicht auch noch die Misere ausbaden, für die der Verband und Bredemeier verantwortlich sind."
Der am Montag seine Arbeit aufnehmende Ex-Weltmeister Heiner Brand beruhigte seinen neuen Brötchengeber. "Ich freue mich auf die neue Aufgabe und gehe mit hundertprozentigem Engagement an die schwierige Aufgabe der Titelverteidigung heran", wird das gerade 40 Jahre alt gewordene Gummersbacher Handball-Idol seinen Einjahresvertrag auf jeden Fall erfüllen.
Ströhmann zeigte sich erleichtert. "Brand hat bereits lange vor seiner Zusage bei uns mit DHB-Präsident Hinrichs über das Thema Nationalmannschaft gesprochen. Damals hat ihn der Verband nur hingehalten. Auf der Erfüllung des Vertrages bestehe ich, für mich ist das Thema damit abgehakt". Sechs Wochen vor dem Meisterschaftsstart (19. September in Düsseldorf) weiß der Marmorfabrikant nur zu genau, daß ein Coach vom Schlage eines Heiner Brand nicht mehr auf dem Markt zu finden ist.
Ströhmann war vom Abschneiden bei der Olympiade maßlos enttäuscht. "Da hat unser Sport an Renommee verloren. Bredemeier hat sich als Besserwisser der Nation aufgespielt. Mit seinem Rücktritt macht er es sich zu leicht, er trägt die Hauptschuld am Untergang des deutschen Handballs."
Der Marmorfabrikant geht ins Detail: "Ich bin maßlos enttäuscht gewesen, daß von der SG kein Spieler berücksichtigt wurde. Da spielt ein kranker Frank-Michael Wahl, und ein kerngesunder Mike Fuhrig, zuletzt in der Form seines Lebens, muß trotz der Erfahrung von 85 Länderspielen für die ehemalige DDR zu Hause am Fernsehen zuschauen."
Nun dürfte der Schweizer Nationalmannschaftstrainer Arno Ehret der Wunschkandidat des DHB sein, aber der frühere Hofweierer Weltmeister - 1978 gemeinsam mit Heiner Brand - steht noch bis zur nächsten WM bei den Eidgenossen unter Vertrag. Möglicherweise kommt der Bredemeier-Nachfolger aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Ehret, denn der Schutterwälder Armin Emrich hat vor einem Jahr sein Bundesliga-Engagement beendet und arbeitet seitdem im DHB-Nachwuchsbereich. Präsident Hinrichs hat sich zumindest in einer Hinsicht festgelegt: " Es gibt keinen Ausländer auf dieser Position."
Bodo Ströhmann, der sein neues und praktisch unverändertes Team am Sonntag beim "Tag der offenen Tür" vor der Ländcheshalle präsentiert, plädiert für eine andere Lösung: "Am besten wäre für die Nationalmannschaft ein Stab von Fachleuten, die könnten die Bundesliga intensiver unter die Lupe nehmen als Bredemeier." Der scheidende Bundestrainer glänzte sowohl beim Meisterschaftsendspiel wie auch beim Europacupfinale gegen Minsk durch Abwesenheit bei den Wallauer Spielen. HANS ECKE
DORNBUSCH. Da flog schon mal ein Aal durch die Luft, als die "Gilde der Marktschreier" im Juni an der Konstablerwache in der Frankfurter Innenstadt zu "lautmalerischen" Wettbewerben antrat. Neben kräftigem Stimmvolumen wurde auch Großzügigkeit bewiesen. Zur Siegerehrung des besten Marktschreiers lud die ehrenamtliche Stadträtin Lilli Pölt ein. Sie überreichte die Urkunde und wurde selbst mit Geschenken überrascht: 140 Meter Gardinenstoff, einem Scheck über 700 Mark und einem nagelneuen Herrenfahrrad.
Die Sozialdemokratin gab die Geschenke an drei Frankfurter Einrichtungen weiter (in zwei davon ist Frau Pölt Vorstandsmitglied). Der Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe erhielt die Stoffballen. Pölt: "Die haben in ihrer Werkstatt Nähmaschinen." Die Praunheimer Werkstätten GmbH bekamen den Scheck überreicht. Und das neue Herrenrad ging ans Kinder- und Jugendheim in der Ebersheimstraße.
"Die Kinder haben mit dem Fahrrad gleich eine Runde gedreht", freute sich Frau Pölt. Jetzt verfügt das Kinder- und Jugendheim über vier Gemeinschafts-Fahrräder. "Einige Kinder haben auch einen eigenen Drahtesel", erzählte Heimleiter Orlof Hügel bei der Übergabe. Mit den Fahrrädern werden Besorgungen gemacht oder Ausflüge unternommen. Die Kinder und Jugendlichen sollen lernen, den Alltag selbständig und selbstbewußt zu bewältigen. "Gemeinsam mit den Betreuern verwalten sie die Haushaltskasse", sagte der Heimleiter, "planen und erledigen zum Beispiel auch den Einkauf selbst".
Zwei unterschiedliche Gruppen werden im Kinder- und Jugendheim im Dornbusch betreut: in der Tagesgruppe befinden sich zehn Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren. Elf Jugendliche mit einem Durchschnittsalter von 15 Jahren leben in der sogenannten Vollheimgruppe. Neben Lebensberatung und Hausaufgabenhilfe wird der Freizeitbereich groß geschrieben. Hügel: "Wir veranstalten mehrmals im Jahr Freizeiten und Feste."
Die Mitgliedschaft in Vereinen werde gefördert, hieß es. "Wir wollen für die Kinder und Jugendlichen einen Ersatz für die Familie sein", meinte Hügel. tin
Eine Sandale ist zum Laufen da, das weiß ja schließlich jeder. Auch dem empörten Kunden in einem Frankfurter Kaufhaus war das bekannt. In der Hand hielt er die frischgekaufte Sandale: Ein Lederriemen war ausgerissen, und das schon nach 300 Metern. Klarer Fall, da mußte reklamiert werden.
Doch der Käufer war wohl nicht auf dem neuesten Stand: Es gibt offenbar Sandalen verschiedener Klassen. Die Verkäuferin: "Die hat ja nur 19,90 Mark gekostet, da müssen Sie sich nicht wundern."
Ihr verdutztes Gegenüber versuchte noch einen Einwand: "Aber mehr als 300 Meter sollte sie doch wenigstens halten." Die Verkäuferin ließ das kalt, nur ein leichtes Achselzucken: "Made in Taiwan halt."
Bleibt nur noch offen, ob es eigentlich auch Sandalen für zehn Mark gibt und für was die dann zu verwenden sind? Vielleicht zum sofortigen Wegwerfen? Ihr Bastian
OFFENBACH. "Gesucht: Männer" steht in dicken, schwarzen Lettern auf einem Handzettel der Katholischen Familienbildungsstätte, die damit ausdrücklich auf ein neues Angebot in ihrem Programm hinweisen möchte. Gesucht werden Männer, die in einer Selbsterfahrungsgruppe den eigenen Standort prüfen wollen. Die Bildungsstätte "Regenbogen" betritt mit diesem Weg Neuland und sieht die neue Gruppe als einen Ort zum Experimentieren und Ausprobieren der verschiedenen Verhaltensweisen der Männer an.
Eingeladen sind vor allem Männer, für die es bisher ungewohnt ist, sich mit anderen Männern auszutauschen und über ganz persönliche Dingen zu sprechen. In der neuen Gruppe sollen unter anderem die Themen Partnerschaft, Beruf, Arbeit und Umgang mit Gefühlen angesprochen werden.
Mit Partnerschaften beschäftigt sich auch ein anderer Kurs, bei dem es jedoch um das Ende von Beziehungen geht. In der psychologischen Beratungsstelle soll jeweils dienstags über Trauer, Schmerz, Wut und andere Gefühle geredet werden. Im neuen Programm der Bildungsstätte finden sich nicht nur die gewöhnlichen Angebote wie Nähkurs, autogenes Training oder ein Flötenkurs, die Fachleute wollen ebenso über den Umgang mit dem Sterben und dem Tod informieren oder den Eltern Vorschläge machen, wie ein Kindergeburtstag so vorbereitet wird, daß wirklich alle Jungen und Mädchen dabei Spaß haben. Wer sich für das Angebot der Familienbildungsstätte interessiert, kann sich das Programm im Büro in der Frankfurter Straße 143 abholen oder unter der Nummer 81 53 35 anrufen, um mehr zu erfarhen. aim
LANGENSELBOLD. Die DKP Langenselbold feiert ihr Sommerfest am Sonntag, 9. August, in der Herrnscheune und im Schloßpark. Das Programm bietet Unterhaltung für groß und klein. Zum Frühschoppen um 11 Uhr spielen die Kinzigtaler Musikanten. Um 14.30 Uhr wird es beim Kinderfest geradezu akrobatisch: neben Spielen, Malen und Toben können sich die Kleinen im Feuerschlucken und Jonglieren üben.
Auch die Politik kommt nicht zu kurz: Für das Gespräch über kommunalpolitische Fragen stehen die Stadtverordneten der DKP und Erster Stadtrat Emil Schäfer zur Verfügung. gf
WEHRHEIM. Der soziale Wohnungsbau läuft in Wehrheim - nach zehn Jahre Pause - wieder an. Das Gemeindeparlament stimmte in seiner letzten Sitzung gleich zwei Bauprojekten zu: Ein Sechs- Familien-Wohnhaus soll im Obernhainer Weg in Wehrheim und ein Vier-Familien- Haus in der Lindenstraße in Pfaffenwiesbach errichtet werden. Die Miete wird zunächst auf zehn Mark pro Quadratmeter festgeschrieben. Als Mieter können Familien einziehen, deren Einkommen bis zu 40 Prozent über der Höchstgrenze liegt, die zum Bezug einer Sozialwohnung berechtigt.
"Es wird höchste Eisenbahn. Wir haben lange geredet und wenig getan", begründete die CDU ihre Unterstützung der ersten zwei Schritte im sozialen Wohnungsbau nach zehnjährigem Stillstand. "Der Gemeindevorstand sollte noch mehr in der Richtung auf die Beine bringen", empfahl Michael Velte (CDU). Die SPD begrüßte den "gehobenen Sozialwohnungsbau" und betonte, daß die Gemeinde ein dauerhaftes Belegungsrecht habe.
Auch die Fraktionsvorsitzende der GOP, Magdalena Kutzmann-Longard, stimmte in das allgemeine Lob ein: "Das sind genau die Wohnungen, die hier dringend fehlen: Für Familien, die mit ihrem Einkommen nicht für eine Sozialwohnung in Frage kommen, sich aber 20 Mark pro Quadratmeter auch nicht leisten können." Die Grünen hatten als einzige Bedenken. Beim Pfaffenwiesbacher Projekt empfanden sie "Bauschmerzen", weil sie die Kostenaufstellung eines Architekten vermißten.
"Für die Gemeinde sind keine finanziellen Risiken erkennbar", stellte dazu Bürgermeister Helmut Michel (CDU) fest. Ein privater Investor wird das Vier-Familien-Haus in Pfaffenwiesbach nach dem Erbbaurecht errichten und das Grundstück für 75 Jahre in Erbpacht erhalten. Die Gemeinde beteiligt sich mit 70 000 Mark - 17 500 Mark pro Wohneinheit - an den Gesamtkosten von 700 000 Mark. Das Land steuert 140 000 Mark Fördermittel bei.
Das Wehrheimer Projekt ist teurer. Das Sechs-Familien-Wohnhaus wird 1,2 Millionen Mark kosten. Der Zuschuß der Gemeinde beläuft sich dabei auf 210 000 Mark - 35 000 Mark pro Wohnung. Das Land schießt 250 000 Mark zu. cn
KRIFTEL. Eine Leihgabe der Stadt Hochheim dürfte die Raser in der Obstbaugemeinde wenig erfreuen: Mit dem Meßgerät werden bereits seit der vergangenen Woche Geschwindigkeitsüberschreitungen registriert. An rund 20 Punkten wird jedoch zunächst "auf Probe" kontrolliert. Wer zu fest aufs Gas-Pedal getreten hat, wird zunächst nur freundlich ermahnt, künftig langsamer zu fahren.
Richtig teuer wird das Rasen in Kriftel ab September. Wer die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit um mehr als 40 Stundenkilometer überschreitet, muß mit 200 Mark Geldbuße, vier Punkten in der Flensburger Kartei und einem einmonatigen Fahrverbot rechnen. Auch wer nur ein wenig schneller als zulässig fährt, wird bestraft: je nach Tempo mit gebührenpflichtigen Verwarnungen oder auch Strafpunkten.
Die Messungen dürften ergeben, ob die Fahrer das Tempo-30-Limit und die verkehrsberuhigten Zonen in Kriftel akzeptieren. Kontrolliert werden soll auch an den Landesstraßen 3011 und 3018. pms
sch FRANKFURT A. M. Die Konjunktur in beiden Teilen Deutschlands wird im Rest des laufenden und im kommenden Jahr aufwärtsgerichtet sein. Kräftig wird es nach einer Prognose des Rheinisch-Westfälischen Instituts (RWI) für Wirtschaftsforschung aber nicht nach oben gehen. Für die Experten in Essen wird das Wachstum verglichen mit früheren Phasen vielmehr "insgesamt schwach" ausfallen.
In den neuen Ländern machen die RWI-Fachleute am Horizont "zunächst nur das Entstehen einzelner Inseln hoher Produktivität" und noch keinen sich selbst tragenden Aufschwung aus. Die Produktion insgesamt soll dort in der laufenden Periode von niedrigem Niveau aus um sieben und 1993 um 11,5 Prozent anziehen. Der Abbau von Arbeitsplätzen zwischen Rügen und Erzgebirge dürfte dabei anhalten, die Zahl der registrierten Arbeitslosen steigen. Im Westen erwarten die Essener nach einem Plus von gut 1,5 Prozent in diesem Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um rund zwei Prozent im kommenden. Auch hier deute vieles auf höhere Arbeitslosenzahlen hin.
In den alten Bundesländern klingen dem RWI zufolge die vereinigungsbedingten Nachfrageimpulse ab. Gleichzeitig nähmen die unter Konsolidierungsdruck stehende Finanzpolitik und die an Preisstabilität orientierte Geldpolitik die Binnenkonjunktur zunehmend in die Zange.
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Schmidt wurde schon 1986 vor Niklas gewarnt "Nur Gemunkel"/Gutachter soll Prüfbericht prüfen Von Heitken Schwarzenau FRIEDRICHSDORF. Den Unregelmäßigkeiten in den Abrechnungen des Abwasserverbands Oberes Erlenbachtal hätte das Rechnungsprüfungsamt des Kreises schon früher auf die Spur kommen können, wenn es regelmäßig fachtechnische Prüfungen durchgeführt hätte. "Seit 1986 hat keine dieser Prüfungen stattgefunden," erwidert Verbandsvorsteher Gerd Schmidt auf die Vorwürfe der Rechnungsprüfer, das Ingenieurbüro Niklas habe zu hohe Rechnungen gestellt. Im seinem Bericht für das Jahr 1989 hatte das Amt zahlreiche Unregelmäßigkeiten entdeckt, unter anderem eine Rechnung über 120 000 Mark für Adressenänderungen auf Verbandsunterlagen. Im Verbandsvorstand sei deshalb die Frage, nach welchen Vorgaben und Kriterien Überprüfungen des Amtes in den letzten Jahren stattgefunden hätten, diskutiert und auch an den Landrat weitergegeben worden. Auch der Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses des Kreistags, Herbert Alsheimer (Kronberg, CDU), hat den Landrat vor mehr als zwei Wochen schriftlich gefragt, "ob das Rechnungsprüfungsamt von Mitgliedern des Kreisausschusses Weisungen und/oder Ratschläge" erhalten habe, auf die fachtechnische Kontrolle des Abwasserverbands zu verzichten. Laut Landrat Jürgen Banzer ist die Suche nach Antwort noch nicht abgeschlossen. Ersten Erkenntnissen zufolge habe es keinen Versuch gegeben, Druck auf die Prüfer auszuüben, höchstens Anweisungen darüber, ob angesichts der begrenzten Kapazität der Kontrollbehörde "Usingen oder Ober-Erlenbach zuerst geprüft wird".
Der Abwasserverband Oberes Erlenbachtal hatte die mittlerweile umstrittene Prüfung der Jahresrechnung 1989 selbst gefordert, wie Gerd Schmidt ausdrücklich betont: "Wir sind nicht blind und sehen die Ungereimtheiten, die der Bericht zutage gefördert hat."
Zu den einzelnen Vorwürfen wollte Schmidt gestern vor Journalisten noch nicht Stellung nehmen. Zuvor müßten noch alle Einzelheiten diskutiert werden. Der Verbandsvorstand will den Prüfbericht aber auf keinen Fall an dem "politischen Gremium", dem Verbandsausschuß, vorbeischleusen, versichert Schmidt. Jedem Ausschußmitglied liege der vollständige Bericht vor.
Vor dessen Beratungen im Herbst will Schmidt den Prüfungsbericht unabhängigen Gutachtern zur Gegenkontrolle geben: "Auch das Rechnungsprüfungsamt hat die Weisheit nicht gepachtet." Er bemängelt beispielsweise, daß die Prüfer sich bei einigen unklaren Punkten nicht mit dem technischen Leiter der Kläranlage, Erwin Schmechel, in Verbindung gesetzt hätten: "Dann wären manche falschen Behauptungen nicht in den Bericht gekommen."
Nach Schmidts Ansicht haben die kleinen Verbände und Gemeinden nicht die personelle Kapazität, um von sich aus alle Maßnahmen der Ingenieure und bauausführenden Firmen zu kontrollieren. Statt dessen überwache das Wasserwirtschaftsamt jede Maßnahme, "auch die Kosten".
Gerd Schmidt gibt zu, daß er 1986 bei seinem Amtsantritt als Verbandsvorsteher Warnungen über das Büro Niklas und seine Arbeit Abwasserverband erhalten habe: "Aber das war nur Gemunkel. Ich frage mich heute, wieso die, die damals eventuell Konkretes gewußt haben, nicht tätig geworden sind."
Kleine FR
Stadtverband diskutiert Wahlprogramm RODGAU. Bei der nächsten Sitzung des Stadtverbandes will die Rodgauer SPD am morgigen Donnerstag, 6. August, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Roden über das Programm für die Kommunalwahl im März nächsten Jahres sprechen.Bürgersprechstunde der SPD RÖDERMARK. Bei der nächsten Bürgersprechstunde der SPD am Mittwoch, 12. August, stehen die Vize-Fraktionsvorsitzende Cornelia Diekmann und Magistratsmitglied Ulrich Lüdke von 18 bis 19 Uhr im Fraktionszimmer des Rathauses in Urberach interessierten Bürgern Rede und Antwort. Telefonisch erreichbar unter folgender Rufnummer 0 61 42 / 91 18 72. Markierungen von Parkplätzen SELIGENSTADT. Die Stadtverwaltung stellt am Donnerstag, 20. August, 18 Uhr, im großen Sitzungssaal des Rathauses ihre Pläne vor, die Parkplätze in der Aschaffenburger Straße zu markieren.
Der Buchfink als
Gast am Brunnen
Die eine läßt sich im Sturzflug herab. Eine andere gleitet lautlos, die Flügel ausgebreitet, vom Dachfirst. Eine dritte eilt zu Fuß herbei, mit dem Kopf nickend bei jedem Schritt - wie zum Zeichen der Zustimmung. Gemeinsames Ziel der Frankfurter Stadttauben: das Venezianerbrünnchen. Hier hinter der Katharinenkirche ist auch sommers der Tisch für die Vögel gedeckt, fließt das Wasser viergeteilt durch die Mäuler der das Brunnenbecken tragenden Löwen, hinab zu den durstleidenden Vögeln der Stadt. So gilt im Schatten der Kirche das biblische Wort, wonach der himmlische Vater seine Vögel ernähret, gleich ob sie säen oder ernten.
Aber der himmlische Vater ist nicht überall. So muß, meinen besorgte Vogelfreunde, der Mensch hilfreich zur Stelle sein. Denn gerade in den Betonsteppen der unwirtlichen Innenstädte seien Amsel, Drossel und Sperling in der warmen Jahreszeit auf die Mildtätigkeit der Menschen in Form zusätzlicher Wassergaben angewiesen.
Der Ornithologe hingegen verneint. Selbst in den Städten mit ihren regulierten Bächen und Flüssen sieht der stellvertretende Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte "keine Katastrophenstimmung". Die wichtigsten Wasserressourcen für die fliegenden Insektenvertilger sind nach Ansicht von Rudolf Roßbach andere. So schlürfen die Vögel, die als Frühaufsteher bekannt, die Tautropfen, welche die Nacht wie Pailletten auf die Wiesen gelegt hat. Und nach sommerlichen Gewitterregen sammeln sich die Vögel in Feststimmung um die Pfützen und lassen, den Kopf in den Nacken gelegt, das Lebenselixier durch die feinen Kehlen rinnen.
Und schließlich war der Mensch der Spezies "moderner Häuslebauer" mit seinem neu entdeckten Faible für den Gartenteich den Tieren dienlich. Hier finden sich nicht nur die Kleinen der (verbliebenen) heimischen Singvögel ein. Im Schutz der Dämmerung, wie der Ornithologe mit Blick über den Nachbarzaun feststellte, nimmt gelegentlich auch der Graureiher Kurs auf den von Menschenhand geschaffenen Kleinweiher.
Dennoch ein "heißer Tip" des Vogelkundlers an die Tierfreunde, die das Alltagsleben der Vögel aus der Nähe studieren wollen. Denn was für den Menschen in der Jahreszeit der anhaltenden Hochstimmung gilt, gilt auch für den Vogel: "Sie sind ganz wild auf ein Bad." Täglich frisches Wasser an einem Ort, der alle Fluchtwege offen läßt, ein flacher Kieselstein, um das Wasserniveau unterschiedlich zu gestalten: Und Zaunkönig wie Ringeltauben werden sich regelmäßig als Badegäste einfinden. sar
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NEU-ISENBURG. Hannibal Sternschnuppe, ein unmöglicher Weihnachtsmann, macht mit seinem UFO eine Notlandung im Äppelwoi-Hoftheater in der Isenburger Altstadt. Dort ist er die Hauptperson bei den zweiten deutschen Äppelwoi-Festspielen, die die Spottlichter in einem "überdachten Freilicht-Theater" in der Löwengasse 24 präsentieren.
Die Akteure des Spektakels sind laut Ankündigung grüne Männchen, schöne Feen, viele Tiere, Zwerge, Hexen, eine lebensgroße Fast-Food-Kuh und eben jener Weihnachtsmann, der nur zur Hälfte Weihnachtsmann, zur anderen Hälfte "Lady in Straps" ist. Die nächsten Vorstellungen dieses Revue-Musicals sind am Freitag, 7. August, Samstag, 8. August, und Sonntag, 9. August, jeweils 20 Uhr.
DREIEICH. Bei den Festspielen in der Burg Dreieichenhain wird am Mittwoch, 5. August, 20.15 Uhr, ein großes Opernkonzert gegeben. Es agieren die Lettische Philharmonie Riga unter der Leitung von Herbert Gietzen, dem musikalischen Direktor der Festspiele, und sechs Solisten. Sie bringen Arien und Duette - unter anderem aus Rigoletto, Don Carlos, Aida und Tosca - zu Gehör.
Am Donnerstag, 6. August, und Freitag, 7. August, sind die letzten beiden Vorstellungen der Oper Salome. Das Musikdrama von Richard Strauss wird in einer Eigenproduktion der Festspiele aufgeführt.
Außergewöhnlich ist, daß Salome (Natalija Kostenko) in dieser Inszenierung selbst den Schleiertanz tanzt. Sehr oft wird dieser schwierige Part gedoubelt. Das Bühnenbild enstand nach einer Idee von Festspielleiter Mirco von Specht in Zusammenarbeit mit Andris Freibergs, der als einer der bekanntesten Bühnenbildner in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) gilt. Vorstellungsbeginn ist jeweils um 21 Uhr.
Am Montag, 10. August, sollte die Festspielpremiere von La Traviata sein. Sie wurde aus technischen Gründen auf Mittwoch, 12. August, 20 Uhr, verschoben. Verdis Oper kommt als erstes Gesamtgastspiel der Lettischen Nationaloper auf die Bühne des Bürgerhauses Sprendlingen. Dirigent ist Viesturs Gailis.
Guntis Gailitis inszeniert das musikalische Kammerspiel. In die Rolle der Violetta schlüpfen abwechselnd Inese Galante (Premiere), Larissa Sacharenko und Solveig Raija, die der Figur ihr jeweils eigenes, sehr persönliches Gepräge geben wollen.
Im Mittelpunkt der Oper, die ihren Stoff von dem Schauspiel "Die Kameliendame" von Alexandre Dumas bezieht, steht ein umschwärmtes Geschöpf der Halbwelt, in das sich der Student Alfredo Germont verliebt. Seine Familie duldet diese Liebe nicht. Als sie endlich doch ihr Einverständnis gibt, ist es zu spät. Die lungenkranke Violetta stirbt in den Armen ihres Geliebten.
"La Traviata" wird insgesamt sechsmal gespielt. Fünf Vorstellungen wurden abgesagt.
Jazz in der Burg zum 17. Mal: Beim diesjährigen Open-air-Festival in Dreieichenhain haben die Veranstalter den musikalischen Schwerpunkt wieder auf Hot-Jazz, Dixieland und Swing (am ersten Tag) sowie Blues und Boogie-Woogie (am zweiten Tag) gelegt. Für Samstag, 8. August, 17 bis 24 Uhr haben sich angekündigt:• das Weltklasse-Trio Barbara Dennerlein (Orgel), Charly Antolini (Schlagzeug), Oscar Klein (Trompete und Gitarre), sie werden als "Swing- Gipfel Europas" gerühmt;
• zwei Bands aus der britischen Oldtime-Jazzszene: "Max Collie's Rhythm Aces" zusammen mit der US-Bluessängerin Marylin Pollack und das London Ragtime Orchestra,
• für Freunde von swingendem Dixieland aus Holland "Huub Janzens Amazing Jazzband", die Formation des langjährigen Schlagzeugers der Dutch Swing College Band, und aus der Schweiz "Two Banjos Jazzband".
Am Sonntag, 9. August, ist Programm von 10 bis 14 Uhr. Das traditionelle Gospel-Konzert in der Burgkirche bestreiten Dorothy Smith Wilson and the Gospel Express aus den Vereinigten Staaten. Zum Blues-Morning, der um 11 Uhr beginnt, haben sich folgende Musiker angesagt:
• die amerikanische Sängerin Mai- sha Grant mit der Band "Bluesfeeling",
• Bob Hall (Piano) und Dave Peabody (Gitarre und Harmonika) aus England, ein Boogie- und Bluesduo,
Der Kartenvorverkauf läuft. Wer sich den Eintritt sichern will, meldet sich im Bürgerhaus Sprendlingen, Telefon 0 61 03 / 60 00 31.
LANGEN. Im großen Saal der Stadthalle spielt am Samstag, 8. August, das Glasotronik Ensemble. In der Reihe "Forum Neue Musik" präsentieren die Musiker Kompositionen für Glasinstrumente und Elektronik.
Auf dem Programm stehen unter anderem Stücke, die als Kompositionsaufträge entstanden sind. "Dioptrin 7", das uraufgeführt wird, ist eine Arbeit des Ensemble-Mitglieds Michael Boettger, wieder einmal zu hören ist "Lineamente" von Andreas Heinz Hugo Suberg, dem Gründer und Leiter der Gruppe.
Karten sind im Vorverkaufsbüro am Rathaus erhältlich, Telefon 0 61 03 /20 31 45. dac
Einen Kurs zum Thema "Krankenpflege in der Familie" veranstaltet das Deutsche Rote Kreuz am 19. und 20. August. Vermittelt werden theoretische und praktische Grundkenntnisse für die häusliche Krankenpflege. Information: 71 91 91 25. ki
Die alte B 31 ist in der Tat eine "Straße des Leides". Sie macht den Anwohnern das Leben zur Hölle. 35 000 Autos quälen sich jeden Tag stadtein- und -auswärts. Lärm und Gestank sind schier unermeßlich.
RODGAU. "Es gibt viel zu tun - wir brauchen Verstärkung", lautet die Botschaft eines Informations- und Orientierungsabends, zu dem die Grünen im Rodgau für Mittwoch, 5. August, um 20 Uhr in die Gaststätte der Sportgemeinschaft in Nieder-Roden einladen.
Es soll darüber gesprochen werden, was die Rodgauer Grünen - trotz ihrer Oppositionsrolle - erreicht haben und was noch zu tun ist. Die Gastgeber wollen auch wissen, wie ihre Arbeit bei der Wählerschaft ankommt und ob sich noch weitere Aktive gewinnen lassen, die ihre Ideen in die politische Arbeit einzubringen bereit sind. ttt
Robert Jung ist um eine Erfahrung und Enttäuschung reicher: "Ich habe in der Oberliga noch nie drei Spiele hintereinander verloren", sagte der neue Trainer des dauerambitionierten hessischen Oberligisten Rot-Weiss Frankfurt vor dem Rundenstart. Das war vor knapp zwei Wochen. Was ihm in Jahren erfolgreicher Tätigkeit unter anderem bei Mainz 05 und FSV Salmrohr erspart geblieben war, besorgte seine Mannschaft binnen einer Woche mal so eben zu Saisonbeginn: 0:6 Punkte, 3:9 Tore - Tabellenletzter.
Während außerhalb des Vereins Rätselraten herrscht, warum denn einer der Favoriten hartnäckig jegliche Effizienz und Spielkunst vermissen läßt, bleiben die Verantwortlichen der "Roten" trotz des klassischen Fehlstarts ruhig. Schließlich treten die Oberligisten erst eine Woche gegen den Ball. Und da läßt man doch schließlich noch keine Panik aufkommen. "Ich habe im Fußball schon ganz andere Sachen erlebt", sagt Manager Kraus.
Daß gar der Trainer zur Disposition stünde, empfindet Wolfgang Kraus als geradezu absurd und weiß die gesamte Leitung des Klubs hinter sich: "Sicher sind wir enttäuscht. Wir hatten in der Vorbereitung zwar einige Probleme, von einem solchen Start ist aber keiner ausgegangen. Doch unser Coach gibt sich mittelfristige Ziele vor, daran wird er gemessen, und das kann ich nicht, wenn ich einen Trainer schon nach ein oder zwei Wochen entlasse, da würde ich ihn ja auch aus der Verantwortung entlassen."
Ein müder Kick gegen Fulda, ein müder Kick bei Aschaffenburg, da durfte es freilich nicht verwundern, daß auch gegen Wiesbaden niemand aufwachte. Die ersten beiden Nackenschläge brachten die "Roten", bei denen insbesondere die Routiniers bislang weit hinter den Erwartungen zurückblieben, nicht zur Besinnung. Im Gegenteil. Während der ersten 180 Minuten hatte Kraus wenigstens Engagement und einen Hauch von System ausgemacht, am Sonntag war auch davon nichts mehr zu sehen.
Dennoch soll's die nahe Zukunft richten, Rot-Weiss Frankfurt will die Zeit für sich arbeiten lassen. Die Enttäuschung aus der Mannschaft bringen - im berühmt-berüchtigten mentalen Bereich Arbeit verrichten, das sei die vornehmliche Aufgabe des Mannes, dem auch Spieler wie Holger Dahl ein optimales Training bescheinigen.
Ob Jung nun taktische Fehler begangen hat oder die ihm eigene Art, Akteure auf seine Linie einzuschwören, für Probleme sorgt, spätestens in den kommenden zwei Partien hält die sportliche Leitung Änderungen im Mannschaftsgefüge für erforderlich. Caspary, von Jung noch vor Saisonbeginn nicht gerade mit Lob überschüttet, hat spätestens bis zur Partie gegen Egelsbach seine Achillessehnenverletzung auskuriert, und auch Thomas Hoßmang (Sperre), der zweite Kandidat für die Liberoposition, ist dann einsatzfähig.
Glückliches Rot-Weiss? Wohl kaum. Derzeit gilt es einzig, die Verunsicherung aus dem Kader zu vertreiben. "Die Spieler waren nicht mehr aufnahmefähig", hat Kraus erkannt. Die Gewißheit, einem hochkarätigen Trainer seine Dienste zu offerieren und der Blick auf die erneuten finanziellen Anstrengungen, kurzum der Druck des Erfolges, fördern in der Mannschaft die Selbstzweifel.
Einspielen solle sie sich, verweist Kraus darauf, daß Hönnscheidt, Rexroth und Pistauer in den Vorbereitungspartien nur bedingt zur Verfügung standen. Und letztlich hofft nicht nur der Manager auf konsequentere Chancenverwertung. Doch trotz aller Gelassenheit läßt auch Kraus erkennen, daß spätestens am kommenden Sonntag in Bürstadt die Zeit der verständnisvollen Argumente vorbei ist. "Anfangsschwierigkeiten haben alle, die muß unsere Mannschaft jetzt aber kompensieren."
Gründe, den Mißerfolg zu erklären, gibt es derweil genügend. Das passende System und mehr Ordnung sollen schließlich auch die frühen Diskussionen beenden. So beschwört auch Jung die Ruhe und verweist gar auf Vergangenes: "Ich hatte in Salmrohr schon einmal einen 9:11-Punkte-Start und bin trotzdem mit sechs Zählern Vorsprung Meister geworden." Der Mann hat schließlich Erfahrungen. CHRISTIAN FROMMERT
HANAU. Shakespeares Sommernachtstraum als zeitgenössisches Drogendrama, das hat sich die "Theater Gruppe Hola" in diesem Jahr zum Ziel gesetzt. Im Mittelpunkt der neu entwickelten Rahmenhandlung steht eine Gruppe junger Drogenabhängiger.
Die wundersamen Geschehnisse und komischen Verwechslungen in Shakespeares Original sind in der Neufassung nächtliche Alpträume und Projektionen der Hauptfiguren. Shakespeares zwielichtiger Kobold Puck ist bei den Holanern zum zynischen Dealer geworden, der dem jungen Theseus in der Schlußszene den goldenen Schuß verpaßt. Die Idee zur Neufassung entstand im Zusammenhang mit der letztjährigen Anti- Drogen-Woche.
Die drei Aufführungen finden von Donnerstag, 20. August, bis Samstag, 22. August, jeweils um 19.30 Uhr im Freilichthof der Schule statt. Bei schlechtem Wetter zieht die Theatergruppe in die Hanauer Stadthalle um. Vorverkaufskarten (Schüler: sechs Mark, Erwachsene: 12 Mark) sind in den Hanauer Buchhandlungen und in der Schule selbst erhältlich. gf
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Nord- Apotheke, Bad Homburg, Gluckensteinweg 91.
Oberursel/Steinbach. Hubertus-Apotheke, Oberursel, Lange Straße/Ecke Burgstraße. Usinger-Land. Glocken-Apotheke, Neu-Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.
HÖCHST. Noch bevor ihre Nachfolgerin zum ersten Mal anlegen kann, droht der alten Höchster Fähre das "Aus" - und damit sowohl Rad- als auch Autofahrern der Umweg über die Schwanheimer Brücke. Denn die Betriebserlaubnis für den inzwischen reparaturanfälligen Kahn reicht nur noch bis zum 15. September. Da mit dem Einsatz der neuen "Walter Kolb" erst 1993 zu rechnen ist, bleiben zwei Möglichkeiten, wie die fährlose Zeit zwischen den Mainufern überbrückt werden kann: Entweder pendelt in den kommenden Monaten zwischen Höchst und Schwanheim ein Nachen, der allerdings nur für Fußgänger geeignet ist. Oder die Schiffahrtsbehörden lassen noch einmal Gnade vor Recht ergehen und verlängern die Betriebserlaubnis für die alte Fähre.
Laut Adolf Berberig vom Frankfurter Straßenbauamt will die Stadt in den nächsten Tagen einen solchen Antrag stellen. Gespräche darüber hätten bereits begonnen - mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Aschaffenburg und mit der Binnschiffahrts-Berufsgenossenschaft. Eines scheint klar zu sein: "Die alte Fähre rundum zu reparieren, lohnt sich nicht mehr." Zu klären sei nun die Frage, ob der Main-Veteran noch verkehrssicher navigiert werden kann. Letzten Aufschluß darüber soll eine Untersuchung bringen. Dazu wird die Fähre, so Berberig, Ende August für einige Tage "trokkengelegt" und "auf Herz und Nieren" inspiziert. Ist der Weiterbetrieb in den Augen der Schiffahrtsinspekteure noch zu verantworten, könnten bis zum erneuten Einsatz nochmals Wochen verstreichen - dann, wenn "Nachbesserungen" erforderlich und sinnvoll sind.
Im anderen Fall müssen sich die Fußgänger auf die Planken eines "Höchster Mainflitzers" begeben, wie Adolf Berberig den Nachentyp nennt. Rad- und Autofahrer, aber auch Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer sind dann gezwungen, auf anderen Wegen über den Main zu kommen. Damit dürften auf die ohnehin überlasteten Straßen in Höchst weitere Autoschlangen hinzukommen, denn an sonnigen Wochenenden machen bis zu 1600 Radler die nostalgische Reise mit der Fähre.
Möglicherweise kommt es dazu erst dann wieder, wenn die Stadtkasse besser gefüllt ist und die neue "Walter Kolb", die seit zwei Jahren im Westhafen liegt, für 460 000 Mark umgerüstet wird. Nachdem der Termin dafür mehrfach verschoben worden ist, lautet die städtische Prognose jetzt "Anfang kommenden Jahres". leo
Wer kennt das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt? Wem ist das Holländische Viertel in Potsdam ein Begriff? Wer weiß wo Plänitz liegt oder Karnin, Wismar oder Oberpöllnitz? In der Paulskirche zeigt derzeit die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (bis zum 31. August) eine Ausstellung mit dem Titel "Seht, welch kostbares Erbe" über bedrohte Baudenkmäler in den neuen Bundesländern.
Beim ersten Ansehen der Ausstellung geht es einem wie es dem hessischen Denkmalschützer Gottfried Kiesow, der nach der Wiedervereinigung in den Osten reiste: daß man zunächst beglückt ist über den reichen Schatz bedeutender Bauwerke - von dem die Ausstellung allerdings nur einen kleinen Teil zeigen kann. Gleichzeitig aber entsteht die Sorge, daß vielleicht einige dieser Bauten - Kirchen, Wohnhäuser, Schlösser, Friedhöfe, Brücken, Theater - deshalb unrettbar verloren sein könnten, weil für ihre Restaurierung kein Geld vorhanden ist.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 1985 gegründet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Verfall einer ganzen Kulturlandschaft, wie sie sich im östlichen Teil unseres wiedervereinigten Landes findet, zu stoppen. Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der die Schirmherrschaft für die Stiftung übernommen hat, ist davon überzeugt, daß die Einheit eines Volkes durch Eingriffe in seine Kultur empfindlich gestört werden kann. Die politische Situation der vergangenen 40 Jahre, so sagt er, habe den Blick auch auf unser bauliches Erbe versperrt. Die nahe Zukunft aber entscheide, ob nun eine ganze Kulturlandschaft im Herzen Europas gerettet oder verlorengehen werde. Der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geht es jetzt mit der Ausstellung - gezeigt werden elf Objekte, wie zum Beispiel das Holländische Viertel in Potsdam, der Stadtgottesacker in Halle, die Eisenbahn-Hubbrücke von Karnin/Usedom oder das Rundschloß von Oberpöllnitz - vor allem darum, auch von Privatleuten Geld zu beschaffen und damit "die finanziellen Verluste auszugleichen, die über den möglichen Rückzug des Staates entstehen könnten". Die Stiftung hat bereits im vergangen Jahr mit einer Gesamtsumme von 23,7 Millionen Mark für 78 Bauwerke erste Hilfe leisten können. In diesem Jahr setzt die Stiftung ihre Arbeit verstärkt fort. Von den 83,6 Millionen, die für die Projektförderung geplant sind, sollen 73 Millionen für 281 bedrohte Denkmäler im Osten verwendet werden: für 138 Dorf- und Stadtkirchen, 63 Schlösser und Burgen, 18 Bürgerhäuer, 23 Klöster und Klosterkirchen sowie technische Denkmäler, Parks, Gärten und Stadttore. Angesichts der Tatsache, daß die Rote Armee in den vergangenen Jahrzehnten rund 200 Schlösser in den ostdeutschen Provinzen zerstört hat, ist es der Stiftung umso wichtiger, die rund 300 000 bedrohten Baudenkmäler, die noch existieren, zu retten. Nach Schätzungen der Stiftung werden in den nächsten 20 Jahren dafür rund 70 Milliarden Mark benötigt, eine Summe, die sich Bund, Länder, Städte und private Stifter teilen müssen. wp
Manche Ikonen lassen unter prunkvollen Verkleidungen in Gold und Silber nur Gesicht und Hände frei. Andere hingegen sind ganz schlicht. Die Ausstrahlung der alten Kultbilder der Ostkirche berührt auch heute noch Betrachter. Obwohl nur wenige die Bilder, wenn sie aus dem kulturellen Kontext gerissen und an eine Museumswand gehängt sind, heute noch lesen können. Erläuterungen müssen die Verständnislücken füllen.
Mit solch hilfreichen Erläuterungen stellte das Frankfurter Ikonen-Museum in der Brückenstraße am vergangenen Sonntag sechs Neuerwerbungen in einer Führung vor: Die Arbeiten aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert stammen alle aus Rußland. Für weitere drei Bilder werden noch Sponsoren gesucht.
Typisch für Ikonen ist das jahrhundertelange Festhalten an Vorbildern. Da Symbole die wichtigsten Ausdrucksmittel ihrer abstrakten, flächengebundenen Formensprache sind, stellen sich zur kunsthistorischen Beurteilung zwei Fragen: Welches Motiv verwendet der Künstler? Und: Wie kunstvoll und kenntnisreich geht er mit der Überlieferung um?
Die Seltenheit eines Motivs kann ein Kriterium für den musealen Wert einer Ikone sein. So etwa "Die Feuerflammende", ein Marienbild aus dem 19. Jahrhundert, eine der Neuerwerbungen des Museums. Charakteristisch ist die intensive rote Farbe des Gesichts und der Kleidung der Gottesmutter, Symbol für die jungfräuliche Empfängnis.
Auch das Krönungsmotiv ist rar in der Ikonographie des Marienbildes. Unter der reichen Metallverzierung, dem Oklad, trägt die "Kikskaja", die Anfang des 20. Jahrhunderts entstand, eine Krone im Nimbus. Die Freilegung der Malerei kann allerdings häßliche Spuren der Beschädigung zum Vorschein bringen. Denn Oklade, ursprünglich als Dank für die Wundertätigkeit der Ikone gespendet, wurden meist ohne Rücksicht auf das Darunterliegende aufgenagelt.
Eine ungewöhnliche Szene aus dem Marienleben schildert die "Vorverkündigung am Brunnen". Aus der Bibel ist sie nicht bekannt; sie stammt aus dem apokryphen Protoevangelium des Jakobus: Vor der Verkündigung erscheint der Engel Maria am Brunnen. Sie erschrickt und flieht ins Haus. Detailreich und in reinen, leuchtenden Farben schildert der Künstler die Szene. Museumsmitarbeiter Andreas Berndt wies in seiner Führung auf den guten Erhaltungszustand des Bildes aus dem 19. Jahrhundert hin.
Das Museum hat zwei weitere Marienbilder erworben. Gottesmutter der Passion nennt sich der Ikonentypus: Maria wendet sich mit zärtlicher Geste Jesus auf ihrem Arm zu, an der Peripherie des Bildes erscheinen Marterwerkzeuge seiner Passion: Anfang und Ende der Menschwerdung Christi sind hier in einem Bild zusammengefaßt.
Ein wertvoller Ankauf des Museums ist eine Nikolaus-Vita. In vielen Einzelbildern wird die Geschichte des Heiligen erzählt. Im Gegensatz zu den kleineren Marien-Ikonen handelt es sich bei der Nikolaus-Vita vermutlich um ein Kirchenbild. Darauf läßt das ungewöhnlich große Format von 81 mal 70,8 Zentimetern schließen. Auch hier liegt die Kostbarkeit im Detail. Die Bilder sind farblich aufeinnander abgestimmt, die Töne variieren und harmonieren zugleich. Neben Marienthemen sind Nikolausdarstellungen das am meisten verbreitete Ikonenmotiv. Besonders beliebt war dieser Heilige wegen seiner Vielseitigkeit als Helfer der Armen, Patron der Händler und Seeleute und Beschützer der Kinder. MARION LÖHNDORF
Europäische Integration zwischen Marktbürger und Marktfreiheit Über die Chancen und Risiken eines Wohlfahrtsstaats / Betrachtungen über das politische "Stiefkind" (Teil 2) / Von Stephan Leibfried
BAD HOMBURG. Der letzte Takt des Radetzky-Marschs war gerade verklungen, da stieg auch schon die Rakete mit lautem Knall in den nächtlichen Himmel über der Kurstadt: Mit einem achtminütigen Feuerwerk im Kurpark ging am Sonntagabend der "Bad Homburger Sommer '92" zu Ende. Fast 100 000 Besucher, so schätzt Kurdirektor Peter P. Bruckmaier, kamen zu den mehr als 80 Kulturveranstaltungen, die an 16 Tagen überwiegend unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt stattfanden.
5000 kamen am Sonntagnachmittag zur Abschlußveranstaltung der "Euro-Funk- Familie '92", die der Hessische Rundfunk im Jubiläumspark veranstaltete. Und rund 10 000 drängten sich am Abend um das Kaiser-Wilhelms-Bad, wo das Wiesbadener Johann-Strauß-Orchester mit Walzer-Musik auf das Feuerwerk-Finale einstimmte. Die Kur-GmbH hatte den Geschmack des Publikums voll getroffen: Schon bei den ersten Takten des Radetzky-Marschs klatschten Tausende mit. Und der Applaus für das Orchester und seinen Dirigenten Herbert Siebert, der mit Pistolengeknall und imposanten Luftsprüngen das Show-Spektakel bereicherte, war nur durch das Knallen der feurigen Blumensträuße am nächtlichen Himmel zu stoppen. che
FRIEDRICHSDORF. In warmen Nächten im Mondschein schwimmen: Am Meer im Urlaub ein romantisches Vergnügen, das Jugendliche im Freibad der Hugenottenstadt nachvollziehen wollen. In den letzen heißen Wochen sind fast jede Nacht junge Leute über den Zaun ins Schwimmbad gestiegen, um ein nächtliches Bad zu genießen.
Meistens allerdings, wie Bürgermeister Gerd Schmidt sagt, ziemlich geräuschvoll. Nachbarn fühlten sich gestört und alarmierten die Polizei.
Solange es nur ums Schwimmen geht, meint Schmidt, "haben wir ein Auge zugedrückt und es als Jugendstreich eingestuft".
Doch jetzt würden nachts Stühle ins Wasser geworfen und ziemlicher Radau gemacht: "Es geht was kaputt, und wenn das nicht aufhört, müssen wir Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung erstatten."
Die Jugendlichen, die bisher beim nächtlichen Schwimmspaß geschnappt wurden, konnten mit "freiwilliger gemeinnütziger Arbeit" (Schmidt) die Sache ausbügeln. s
GABRIELE WOHMANN findet es "drollig", was Superkritiker Reich-Ranicki vor zwei Wochen an gleicher Stelle über sie gesagt hat. Mehr ist aus der Darmstädter Schriftstellerin nicht herauszubekommen. Als sie am Sonntag in der Wasserburg aus ihrem Erzählband "Das Salz bitte!" vorlas, war ihr schon "gesteckt" worden, was Reich-Ranicki über sie gesagt hatte: "Gott möge ihr ihre Romane verzeihen".
Gabriele Wohmann findet diese Bemerkung also "drollig" und zwar deshalb, weil der Literaturkritiker sich auch schon positiv über sie geäußert hat und zwar in bezug auf ihre Kurzgeschichten. Wohmanns Verlag wirbt mit solch einer schönen Äußerung, die wiederum "typisch" Reich-Ranicki ist. Den "Chauvinismus", das weibliche Geschlecht betreffend, den FR-Redakteurin Corinna Willführ neulich an Reich angeprangert hatte, macht sich auch in dem nun folgenden Zitat des Kritikers bemerkbar:
"Gabriele Wohmann gehört zu den besten Erzählern der in den dreißiger Jahren geborenen Generation. Und im Bereich der Kurzgeschichte gibt es im gesamten deutschen Sprachraum nur sehr weniger Schriftsteller, die diese Autorin übertreffen oder ihr auch nur gleichkommen", so Marcel Reich-Ranicki.
Der Mann spricht ja immerhin von "Autorin". Aber gelernt, daß es nicht nur Schriftsteller, sondern auch Schriftstellerinnen gibt, das hat er wohl bis heute nicht. hm
BAD ORB. Vier Orber Vereine veranstalten den nächsten Heimatabend am Mittwoch, 5. August, in der Konzerthalle.
Der Männerchor der "Sängerlust" macht um 19.30 Uhr den musikalischen Auftakt.
Danach präsentieren die Landfrauen volkstümliche Tänze in alten Orber Trachten.
Moderner sind die Einlagen der Tanzgruppe des Geselligkeitsvereins "Viktoria".
Den zweiten Teil des Abends gestaltet der Musikverein Bad Orb. Eintrittskarten gibt es zum Preis von acht Mark an der Abendkasse, Kurkarteninhaber erhalten Ermäßigung. jan
BÜDINGEN. Ein Autofahrer flüchtete in der Nacht zum Montag, nachdem er ein geparktes Auto in der Mühltorstraße von Büdingen gestreift hatte.
Bei dem Unfall entstand ein Schaden in Höhe von ungefähr 5000 Mark.
Wie die Polizei mitteilt, kam der Autofahrer aus Richtung Saline und flüchtete in Richtung Rinderbügen. skl
KRONBERG. Die Einführung der neuen Verkehrslenkung geriet gestern vormittag zum Happening. Überall an den Einfahrtsstraßen nach Kronberg standen Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungsamtes und wiesen den Autofahrern den Weg. An der Kreuzung Hainstraße/ Katharinenstraße/Frankfurter Straße/Friedrich-Ebert-Straße drängten sich zahlreiche Schaulustige, Befürworter wie Gegner der neuen Regelung, und beobachteten die letzten Vorbereitungen.
Eine nicht enden wollende Schlange von Fahrzeugen quoll immer noch aus der Friedrich-Ebert-Straße, als die Polizei bereits gemeldet hatte: "Wir haben oben dichtgemacht." Aber schließlich bog das erste Auto aus der Hainstraße in die Frankfurter Straße ein und wurde mit Applaus begrüßt. "Endlich", freute sich Verkehrsamtsleiter Horst Neugebauer. "Zwei Stunden dauert das Chaos, dann kommt die neue Friedlichkeit", prognostizierte ein Zuschauer.
Die Ordnungshüter mußten in der ersten halben Stunde nicht nur den Verkehr regeln, sondern auch zahlreiche Fragen beantworten. "Wie komme ich jetzt zum Schloßhotel", war einer der häufigsten Hilferufe, zumeist von Lenkern Frankfurter Nobelkarossen. "Umdrehen, die zweite Ampel links und am Bahnhof vorbei", bekamen die Fragesteller geduldig Auskunft. Mit hochrotem Kopf und sichtlich aufgebracht sprang ein Altstadtbewohner mitten auf der Kreuzung aus seinem Wagen und wollte wissen: "Wie komme ich jetzt in die Doppesstraße?" Am liebsten wäre er dem Bürgermeister, der ihm antwortete, über die Füße gefahren, als er wütend Gas gab und in die Friedrich-Ebert-Straße einbog. Er war nicht der einzige, dem die Verkehrsumlenkung nicht paßte. "Aufhängen sollte man euch alle", rief ein Schönberger einem SPD-Stadtverordneten nach, als dieser zur Innenstadt radelte. "Der totale Schwachsinn", fand ein Kraftfahrer und griff sich entnervt an die Stirn, als ihm erläutert wurde, wie er künftig zu fahren habe.
"46 Jahre war die Friedrich-Ebert-Straße Richtung Stadtmitte Einbahnstraße", erinnerte sich Geschichtsvereinsvorsitzende Hanna Feldmann und zückte ihre Kamera, um den "historischen Augenblick" im Bild festzuhalten.
In der Nacht waren, wie schon vergangenes Wochenende, wieder Dutzende von Verkehrszeichen demontiert, verbogen oder herumgedreht worden, berichtete Bürgermeister Wilhelm Kreß. "Damit sollen die Autofahrer irritiert und provoziert werden, daß die Umleitung nicht funktioniert, aber die Leute werden sich irren."
Ursprünglich sollte die neue Verkehrsregelung in der Nacht eingerichtet werden. "Aber wir brauchten die Unterstützung der Polizei", so Erster Stadtrat Karsten Stahlberg. Daher war 10.30 Uhr als "Stunde X" ausgegeben worden. "Das war ein logistisches Problem", stöhnt er im Rückblick auf die Vorbereitungsarbeiten. Dann entdeckt er, daß die Fahrbahnmarkierungen in der Frankfurter Straße noch verändert werden müssen. Zu viele Autos fahren trotz durchgängiger weißer Linie auf die bisherige Linksabbiegespur in Richtung Katharinenstraße.
Horst Neugebauer: "Endlich sehen mal alle, was für eine Autoschlange sich vormittags durch Kronberg wälzt." Sein Vorschlag: "Wenn die Ampel am Berliner Platz länger Grün zeigt, fließt der Verkehr schneller ab." AW
WIESBADEN/BONN/DREIEICH. Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) hält sich mit den hessischen Vorstellungen zur Verkehrspolitik nicht lange auf: Nachdem der Bonner Autominister vor einem Jahr bereits den Weiterbau des Feldbergzubringers im Taunus durchsetzte, machte er vor wenigen Tagen erneut von seinen Befugnissen als Bundespolitiker Gebrauch: Krause wies das Land Hessen an, gegen eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes in Kassel (VGH) zum Odenwaldzubringer wegen der Nichtzulassung der Revision Beschwerde einzulegen, um damit die Chancen auf die gerichtlich verworfene große Umgehungsstraße (B 46 neu) bei Dreieich und Rödermark zu wahren. Dies bestätigte das hessische Verkehrsministerium auf Anfrage.
Der VGH hatte vor wenigen Wochen ein Urteil des Darmstädter Verwaltungsgerichtes bestätigt, wonach der Planfeststellungsbeschluß aus dem Jahre 1984 für ein Teilstück der Straße zwischen der A 661 (Anschlußstelle Dreieich) und der B 486 (östlich von Dreieich-Offenthal) aufgehoben wurde. Gegen die Straße waren Landwirte, ein Campingplatzbesitzer (sie sahen sich um ihre Existenz gebracht) und Umweltschützer zu Felde gezogen.
Die Darmstädter Richter hatten planrechtliche Fehler und eine mangelnde Interessenabwägung in dem Planfeststellungsbeschluß entdeckt und eine fehlende Bestandsaufnahme von Flora und Fauna gerügt.
Nachdem der VGH in Kassel diese Rechtsauffassung bestätigt und gegen den Spruch die Revision nicht zugelassen hatte, hakten die Kommunalpolitiker in Dreieich und in Rödermark den Odenwaldzubringer in seiner großen Form endgültig ab und schlugen statt dessen kleinere Ortsumgehungen vor. Diese Politik wird auch von der rot-grünen Koalition in Wiesbaden unterstützt.
In Bonn jedoch, so die Sprecherin des hessischen Verkehrsministeriums, Bettina Wies, würden die örtlichen Bemühungen um eine kleine Lösung nicht beachtet. So hatte Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) bereits auf ein erstes Mahnschreiben von Bundesverkehrsminister Krause, mit dem er Hessen zur Revisionsbeschwerde riet, geantwortet, das Land werde mit den Kommunen und dem Kreis Offenbach "umgehend" eine einvernehmliche kleine Lösung finden.
Zwei Tage später, mit Datum vom 24. Juli, kam dann überraschend die Weisung aus Bonn: Unter Hinweis auf Artikel 85 des Grundgesetzes verpflichtete Krause seinen Wiesbadener Kollegen, gegen die Nichtzulassung der Revision Beschwerde einzulegen, was noch am selben Tage geschah. -ke
Ortenberg. Einen Kassettenrekorder mit CD-Player im Wert von 2000 Mark stahlen Diebe in der Nacht zum Samstag aus einem Auto in Usenborn. Wie die Polizei mitteilt, schlitzten die Täter das Dach des Fahrzeugs auf, um ins Innere zu gelangen. skl
HOCKEY
TURNIER "70 Jahre HC Fechenheim", am Fechenheim Wald. Samstag: ab 13.30 Uhr, Sonntag: ab 9.30 Uhr.
OFFENBACh. Gestern bekam Udo Bollmann als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Post von der Staatsanwaltschaft. Sie teilt ihm mit, daß sie gegen den freien Träger der Wohlfahrtspflege aufgrund von Zeitungsberichten wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, weil "zweckgebunden Spendengelder der defizitären Vereinskasse der Arbeiterwohlfahrt zugeschlagen und Spendenquittungen nicht auf den Namen der Spender ausgestellt wurden". Udo Bollmann und AWO-Geschäftsführer Jürgen Platt geben sich gelassen: "Wir bestreiten das. Es wird sich alles aufklären."
Platt präsentiert ein Schreiben des Finanzamtes vom 22. Juli 1992 mit dem Kernsatz: "Steuerlich ist die Praxis nicht zu beanstanden." Welche Praxis? Das Finanzamt hat die Geschäftsführung der AWO für den Zeitraum 1987 bis 1989 überprüft und danach die "Körperschaftssteuer-Freistellung" bestätigt. Das heißt: Weil die AWO gemeinützig arbeitet, können Spenden an sie weiterhin von der Steuer abgesetzt werden. Für das Finanzamt, so erklärt Platt, ist es unerheblich, ob ein Spender sein Geld zweckgebunden für die Stadtranderholung gab, das dann aber von der AWO für den Club behinderter Kinder- und Jugendlicher verwendet wurde. Platt räumt ein: "Das ist eher eine moralische Frage." Ebenso, ob eine Spende auf den Namen des tatsächlichen Spenders oder etwa auf seine Ehefrau oder seine Tochter quittiert wird.
Den großzügigen Umgang mit Spendenquittungen hatte die Revision der AWO-Bezirksverwaltung selbst kritisiert. Bezirksvorstand und auch Bundesvorstand waren ins Hainbachtal gerufen worden, weil sich der Vorstand seit Monaten erbittert um die "richtige Geschäftspolitik" streitet. Dabei wird auch diskutiert, ob es richtig war, ein mehrere hunderttausend Mark teueres Gutachten über Energiesparmaßnahmen von einem der AWO nahestehenden Ingenieur anfertigen zu lassen. Der Ingenieur klagt nun beim Landgericht auf die Zahlung von 170 000 Mark Honorar.
Diskutiert wird zudem, ob es richtig war, einen Reitstall mit Hilfe der Aktion Sorgenkind zu kaufen, um therapeutisches Reiten anbieten zu können. Ein Finanzproblem erwuchs, weil sich die Krankenkassen weigerten, Zuschüsse zur Reittherapie zu zahlen.
Der Streit in der AWO signalisiert nicht nur ihre Sorgen, wie sie die vielen guten Werke finanzieren kann, sondern vor allem die Liebe der Sozialdemokraten zu parteiinternen Querelen. Eine Gruppierung um den stellvertretenden AWO- Vorsitzenden und Stadtverordneten Erich Strüb hat sich die Devise aufs Panier geschrieben: "Bollmann muß weg!" AWO- Vorsitzender Bollmann, bis vor zwei Jahren noch Leiter des städtischen Sozialamtes, betrachtet den sozialen Dienstleister "Arbeiterwohlfahrt" als sein Lebenswerk.
Verschärft wird der Grabenkampf der Genossen noch durch die Finanznot der Stadt und ihren Zwang zum Sparen vor allem im Sozialbereich. CDU-Sozialdezernent Stefan Grüttner hat der AWO den uralten Zuschußvertrag für "Essen auf Rädern" gekündigt. Sein Vorwurf: Das Finanzgebaren der AWO gegenüber der Stadt ist zweifelhaft, sie kassiert Zuschüsse doppelt. In seiner letzten Sitzung war sich der AWO-Vorstand ausnahmsweise einmal einig. Er weist in einer Presseerklärung die Vorwürfe entschieden zurück und hebt zudem hervor, daß die AWO-Bilanzen und die Jahresabschlüsse seit 20 Jahren von Wirtschaftsprüfungsunternehmen geprüft wurden. Mit einer Organisationsprüfung sei jetzt ein externes Institut beauftragt. lz
Mit 500 Besuchern blieb die Kulisse des diesjährigen Pokalfinales des Fußballkreises Groß-Gerau hinter den Erwartungen zurück. Ganz anders die beiden Mannschaften, die sich im Waldstadion einen packenden Pokal-Fight boten. Erst im Elfmeterschießen fiel die Entscheidung zugunsten des Oberligisten SV Rotweiß Walldorf, der sich an den toll aufspielenden Landesliga-Kickern vom SKV Mörfelden beinahe die "Zähne ausgebissen" hätte.
Die Mörfelder gingen bereits in der 3. Minute durch einen von Neuzugang Thorsten Lutz (SG Egelsbach) direkt verwandelten Freistoß in Führung. Jörg Pundmann, von Borussia Fulda gekommener Keeper des SKV, ermöglichte wenig später mit einer Unsicherheit dem Oberligisten den Ausgleich. Hormel staubte ab, nachdem Pundmann das Leder nicht in den Griff bekommen hatte. Zwischenzeitlich hatte SKV-Stürmer Christof Creter mit zwei Sololäufen Pech und verpaßte das 2:0 für sein Team in der 6. und 14. Minute knapp. Aus einer sicheren Abwehr erspielte sich der Außenseiter vor der Pause die besseren Torgelegenheiten, doch erneut Hormel - auf eine Meixner-Ecke - brachte die "Rot- Weißen" in Front. Kurz vor der Pause schloß Sebastian Sanchez, der zum auffälligsten Spieler auf dem Platz avancierte, einen Hirschl-Paß zum Ausgleich ab.
Nach dem Pausentee verflachte das Spiel. Die Walldorfer erspielten sich zwar optische Vorteile, doch der SKV besaß wiederum die besseren Tormöglichkeiten. Hirschel scheiterte jedoch an Walldorfs Ersatzkeeper Weigl (61.) und Sanchez traf den Außenpfosten (85.). Auch in der Verlängerung hatte Sanchez Pech, als er in Weigl seinen Meister fand (115.). Im Elfmeterschießen behielten die Walldorfer kühlen Kopf und trafen durchweg. Der einzige Fehlschuß von Mörfeldens Hoffmann, der an Weigl scheiterte, gab letztlich den Ausschlag.
SV ROTWEISS WALLDORF: Weigl - Zwilling - Trageser (34. Zimmer), Plagentz - Meszaros, Meixner, Ferreiro, Richter, Tuhrow - Hormel, Süle (80. Heindl).
SKV MÖRFELDEN: Pundmann - Kappermann - Müller, Peitsch - Braka, Roosen, Lutz, Elmas, Sanchez - Hirschl (104. Yusta), Creter (91. Hofmann).
TORE: 1:0 (3.) Lutz, 1:1 (19.) und 1:2 (34.) Hormel, 2:2 (45.) Sanchez.
Elfmeterschießen: 2:3 Ferreiro, 3:3 Lutz, 3:4 Plagentz, 4:4 Elmas, 4:5 Meixner, 4:6 Hormel, 5:6 Kappermann, 5:7 Zwilling.
SCHIEDSRICHTER: Müller (Groß-Zimmern).
ZUSCHAUER: 500. ina
OFFENBACH. Bei einem Zusammenstoß an der Kreuzung Bettinastraße / Lilistraße wurde am Sonntagabend eine Frau verletzt.
Nach Darstellung der Offenbacher Polizei war ein Mann mit seinem Wagen auf der Lilistraße unterwegs und wollte über die Kreuzung fahren. Ein am Straßenrand gesparkter Kleintransporter versperrte ihm allerdings den Blick nach links in die Bettinastraße, so daß er das vorfahrtsberechtigte Auto übersah, in dem die Frau unterwegs war.
Bei der Kollision entstand Blechschaden in Höhe von rund 6000 Mark. Weil der Transporter falsch geparkt war, wurde dem Besitzer ein Verwarnungsgeld auferlegt. aim
Auf einen Blick
Seite II USINGER LAND. "Ein Wahnsinn - der Verkehr" - Bewohner der Schleichenbach-Siedlung im Gespräch am FR-mobil.
HOCHTAUNUSKREIS. Waldbrand am Feldberg. Seite III KÖNIGSTEIN. Hessens erste therapeutische Wohngemeinschaft für drogenabhängige Frauen wurde gestern eröffnet. Seite IV SPORT. Saison-Vorbereitung der Fußballer der SGK Bad Homburg verlief holprig im doppelten Sinne.
RÜSSELSHEIM. Gestern wurde nach den dreiwöchigen Werksferien die Produktion im Rüsselsheimer Stammwerk der Adam-Opel-AG wieder aufgenommen. Dabei sorgten jüngste Entdeckungen in der umgebauten Lackiererei zunächst für Aufregung, bevor Entwarnung gegeben werden konnte. In der Lackiererei fanden sich zum Brandschutz eingesetzte Abdeckplatten, die asbesthaltiges Material enthalten. Sie waren laut Opel-Pressestelle 1981 beim Bau der Lackiererei eingesetzt worden, was jetzt bei der Umstellung der Lackiererei auf umweltverträgliche, wasserlösliche Lacke bemerkt worden ist. Daraufhin habe ein unabhängiges Institut die Raumluft nach Asbestbelastungen untersucht und festgestellt, daß sich die Konzentration im Rahmen gesetzlich zulässiger Werte bewegt.
Dies sei Voraussetzung für die Aufnahme der Produktion am Montag gewesen. Dennoch würden die asbesthaltigen Abdeckplatten versiegelt, ehe sie zu einem späteren Zeitpunkt fachgerecht entsorgt würden. Bis dahin werde die Raumluft ständig überwacht. Die Mitarbeiter in der Lackiererei sind informiert worden. cas
FRANKFURT-NORD. Der Streit um die Schranken an Hofhausstraße und Heiligenstockweg geht weiter. Während die Sozialdemokraten im Ortsbeirat 10 (Bonames, Berkersheim, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) nach wie vor auf den Erhalt der Sperren hoffen, fragt die CDU nach den Kosten des "rot-grünen Flops". Ein entsprechender Antrag steht in der Sitzung des Gremiums am Dienstag, 11. August, 19.30 Uhr, im Sozialzentrum Marbachweg, Dörpfeldstraße 4-8, zur Debatte.
Der Regierungspräsident (RP) in Darmstadt hatte erst kürzlich die Schließung der beiden Straßen im Frankfurter Nordosten während der "Rush-hour" untersagt. Die SPD will dennoch an der Maßnahme festhalten, denn nur so, glaubt Jörg Stelzer, lasse sich Preungesheim wirkungsvoll verkehrsberuhigen. Die Christ- und Freidemokraten sehen sich dagegen in ihrer ablehnenden Haltung bestärkt, die im Ortsbeirat immer wieder zu lautstarken Auseinandersetzungen geführt hatte.
Weitere Themen in der ersten Sitzung nach der Sommerpause sind fehlende Lärmschutzanlagen entlang der Autobahn A 661, ein mögliches Tempo 30 auf der Grundnetzstraße Am Dachsberg in Berkersheim sowie die Reinigung der Sinkkästen im Ortsbezirk 10. ind
Den erwarteten Favoritensieg der Spvgg. Dietesheim gab es bei den Mühlheimer Fußball-Stadtmeisterschaften. Der TSV Lämmerspiel verbuchte zwar ebenso viele Punkte wie der Landesligist, belegt aber aufgrund der schlechteren Tordifferenz den zweiten Rang hinter dem Titelverteidiger. Nachdem die beiden Favoriten sich im direkten Vergleich remis getrennt hatten, galt in den letzten Spielen die Vorgabe: Tore schießen, was das Zeug hält. Die Dietesheimer erwiesen sich als bessere Schützen. Ihr Abschlußspiel gegen Fair Play gewannen sie mit 6:2, wobei Torschützenkönig Kay Dymaszewski mit vier Treffern überragte.
In den abschließenden Sonntag gingen die Lämmerspieler somit mit der Aufgabe, mindestens mit fünf Toren Differenz gegen den SV 80 Mühlheim gewinnen zu müssen. Die Lämmerspieler agierten überlegen, doch der Druck war ihnen deutlich anzumerken. Dennoch keimte Hoffnung auf, nachdem Spielertrainer und Goalgetter Ernst List zweimal ins Schwarze getroffen hatte. Doch Jörges und Beheim zielten in der Folge knapp vorbei, und damit war das Pulver der Lämmerspieler auch bereits verschossen. Dem SV 80 gebührt das Kompliment, sportlich fair bis zur letzten Minute gekämpft zu haben. Beim TSV ragten neben List Artelt und Klaus Weber, Bruder von Eintracht-Profi Ralf, heraus. Den dritten Rang sicherte sich Kickers Viktoria Mühlheim durch das abschließende 3:1 über Fair Play. Der SV 80 wurde Vierter, und für Fair Play Mühlheim blieb einmal mehr nur der fünfte Platz.
Die Erwartungen übertroffen wurden nicht nur durch die stattliche Größe der von der Stadt gespendeten Pokale, sondern auch durch den Zuschauerzuspruch: Insgesamt 1400 kamen im Verlauf der Woche zum TSV Lämmerspiel.
Bei den Reserve-Teams sicherten sich die Gastgeber den Titel vor der Spvgg. Dietesheim, dem SV 80 und der KV Mühlheim sowie Fair Play. Erfreulich war, daß trotz des Derby-Charakters der Spiele schwere Verletzungen und Platzverweise ausblieben.
ABSCHLUSSTABELLE DER STADTMEISTERSCHAFTEN: 1. Spvgg. Dietesheim 7:1 Punkte/12:4 Tore, 2. TSV Lämmerspiel 7:1/8:2, 3. KV Mühlheim 4:4/4:4, 4. SV 80 Mühlheim 2:6/2:7, 5. Fair Play Mühlheim 0:8/4:13. jbp
BAD ORB. Auf trockenes Wetter hoffen das "Collegium musicum Bad Orb" und seine Zuhörer am Mittwoch, 5. August. Um 19.30 Uhr steht der nächste Serenadenabend der Kammermusiker im Hof der Orber Burg auf dem Programm. Gespielt werden Werke von Haydn, Crusell, Mozart und Krommer. Sollte es regnen, findet das Konzert im benachbarten Haus des Gastes statt.
Karten für den Musikabend zum Preis von 15 Mark gibt es im Verkehrsbüro Bad Orb (Tel. 0 60 52 / 10 15) oder an der Abendkasse.
Kurkarteninhaber und Schüler bekommen Ermäßigung. jan
KARBEN. Es ist selten genug, daß Konfirmanden nach der Einsegnung ihrer Kirche treu bleiben, und noch seltener ist es, daß sie sich bemühen, aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen. Von solch einem Glücksfall kann der evangelische Pfarrer von St. Michaelis in Klein-Karben, Werner Giesler, berichten. Sechs junge Leute haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren an besonderen Festtagen - und nicht nur zu Weihnachten - zur Belebung der Gottesdienste beigetragen. Sie führten Schattenspiele auf und boten auch Gesänge mit Gitarrenbegleitung.
Ursprünglich bestand die Gruppe aus acht Personen. Mit Birgit Hämmelmann, Leoni Römling, Meike Mertins sowie Lars Schäfer, Daniel Schilling und Daniel Kömpel waren sechs übriggeblieben. Nunmehr ist offen, ob die aktiven jungen Leute noch weitermachen. Leoni und Meike nämlich werden nächste Woche zu einem längeren Aufenthalt in die USA fliegen.
An einem Stück über Tod, Leben und Auferstehung mit Texten von Pfarrer Giesler sowie von Borchers und Jens hatten sie lange geprobt. Jetzt, mit dem kurzfristig absehbaren Weggang der beiden jungen Frauen, war Eile und Improvisation geboten. Das Stück wurde nicht mehr wie geplant im Gottesdienst aufgeführt, sondern in einer Sonderveranstaltung zu einem relativ ungünstigen Termin, am Sonntagabend nämlich.
Da war es kein Wunder, daß sich nur etwa 25 Personen im Freien neben der uralten Kirche eingefunden hatten. Dem Thema Tod entsprechend hatten sich die sechs jungen Leute schwarz gekleidet. Wenn das Thema Leben zur Sprache kam, hüllten sie sich in gelbe Tücher. Vielmehr Ausstattung brauchten sie nicht.
Der Pfiff des Laienspiels war, daß die jungen Frauen und Männer den Schauplatz ihres Stücks änderten. Sie spielten auf dem ehemaligen Friedhof, zogen dann zum Ausgang der Krypta um, und das Publikum war gefordert. Die Besucherinnen und Besucher mußten ihre Stühle in die Hand nehmen und ebenfalls auf Wanderschaft gehen. Mit der abendlichen Dämmerung ging auch das Stück zu Ende. Pfarrer Giesler möchte nach Möglichkeit verhindern, daß die verbleibenden vier Laiendarsteller gänzlich aufhören. Er ist auf der Suche nach weiteren jungen Leuten, die Interesse am Mitspielen haben. Auf einen Erfolg dieser Bemühungen dürfte auch die Gemeinde hoffen, die in diesem Jahr mit dem gesamten Stadtteil Klein-Karben feiert, daß die Kirche St. Michaelis vor 800 Jahren zum erstenmal urkundlich erwähnt wurde. hm
Herrn Peter Weiß aus Maintal-Wachenbuchen zum 91. Geburtstag am Dienstag, 4. August.
Frau Margaretha Wähling aus Maintal- Hochstadt zum 85. Geburtstag am Dienstag, 4. August.
Den Eheleuten Johanna und Friedrich Ruth aus Erlensee zur Goldenen Hochzeit am Dienstag, 4. August.
Herrn Wilhelm Wacker aus Erlensee- Langendiebach zum 80. Geburtstag am Dienstag, 4. August.
Eines haben die beiden Frankfurter Frauenfußball-Bundesligisten gemeinsam: sowohl der SG Praunheim als auch dem FSV Frankfurt steht in der neuen Saison, die am Sonntag, 16. August, angepfiffen wird, eine Bewährungsprobe bevor. Die SG strebt mit neuer Finanzkraft dahin, wo sich der FSV schon immer sonnte: ins Gipfellicht der Tabellenspitze; der FSV muß im Jahr eins nach Monika Koch-Emsermann als Trainerin aufpassen, nicht ein am Anspruchsdenken gemessenes Schattendasein zu fristen.
"In der kommenden Spielzeit wird sich klären, wohin die Fußballzukunft des FSV weist", erläutert die Erfolgstrainerin, die jetzt "nur" noch Managementaufgaben wahrnimmt. Aufgrund des "Geschlechterkampfes" zwischen dem Vorstand und der Frauenfußball-Abteilung in den Monaten April bis Juni, in die die Spielerwechselfrist fiel, verlief die Saisonplanung wenig verheißungsvoll.
Der Etat (etwa 200 000 Mark) aber hat sich nicht vergrößert. Er blieb gleich und ist gedeckt, obwohl hinter der neuen beziehungsweise alten Sponsoren-Tätigkeit noch ein dickes Fragezeichen steht. Schmerzlich getroffen hat sie der Weggang von Nationalspielerin Britta Unsleber, die sich am letzten Tag der Wechselfrist dem TSV Siegen anschloß. "Zum Schluß waren wohl finanzielle Überlegungen ausschlaggebend", glaubt Monika Koch-Emsermann. Mit der Spielführerin hat sich auch Ersatz- und Hessenauswahl-Torhüterin Pia Boss nach Niederkirchen verabschiedet.
Zum FSV traten diesmal nur "Namenlose" den Gang an. Für das Gehäuse stehen Sandra Metz (ehemals Münchhausen) und Handball-Torhüterin Carmen Göbel bereit. Annette Unsleber, eine Schwägerin der Nationalspielerin, Vanessa Stephan, "ein Juwel" aus der zweiten Mannschaft und Torschützenkönigin, Bettina Pfeil sowie Anja Thierolf sind hoffnungsvolle Talente aus der Oberliga.
Dafür angelte sich Monika Koch-Emsermann aber mit Peter Walz nach eigenen Angaben einen "hervorragenden Trainer". Der 48jährige Oberstudienrat für Sport und Gesellschaftslehre trat zuletzt als Konditionstrainer beim Handball-Bundesligisten TV Großwallstadt in Erscheinung. Zuvor trainierte er mehrere Jahre hessische Herren-Oberligisten, darunter auch den FSV, mit dem er 1988 die Herbstmeisterschaft erreichte. "Vor zehn Jahren hätte ich mich noch nicht damit anfreunden können, eine Frauenmannschaft zu betreuen", sinniert Peter Walz. Doch heute sei er vom hohen technischen Niveau bei den Frauen überrascht. Spieltechnisch sei der FSV am Zenit angekommen, glaubt er. Im athletischen Bereich sieht er jedoch noch Nachholbedarf. Der Antritt, der Bewegungsablauf zum Ball sei noch verbesserungsfähig.
Zudem will er die FSV-Spielerinnen "mehr aktivieren", ihnen "mehr Eigeninitiative" abverlangen. Sein Weg soll "weg von sturer Manndeckung" führen zu "einem neuen Raumordnungverfahren". Daß alle Spielerinnen auf allen Positionen einsetzbar sind, wünscht er sich.
Der FSV soll mit ihm erneut um die deutsche Meisterschaft mitspielen, steckt er das Saisonziel ab. Doch Monika Koch-Emsermann wittert in der Südgruppe verstärkte Konkurrenz. Niederkirchen schlossen sich die Nationalspielerin Patrizia Gregoli aus Saarbrücken und Beate Wendt aus Poppenbüttel an. Hinzu kamen drei Südwestauswahl-Spielerinnen. Der VfL Sindelfingen bediente sich aus der Konkursmasse des VfL Ulm.
In der Nordgruppe griffen der TSV Siegen und der VfB Rheine tief in den Geldbeutel. Der deutsche Meister verpflichtete neben Britta Unsleber die Nationalspielerinnen Michaela Kubat (Brauweiler) und Doris Fitschen (Wolfsburg). Rheine sicherte sich die Dienste dreier holländischer Nationalspielerinnen. Aber auch Lokalrivale SG Praunheim steht auf der FSV-Rechnung.
Dort verspürt SG-Trainer Dieter Richter mittlerweile ein ganz neues Gefühl. Er hat die Qual der Wahl, was seine Stammformation anbetrifft. Vor allem im Mittelfeld und Sturmzentrum herrscht dichtes Gedränge. Vorne haben wohl Martina Walter (FSV) und Deborah Bianco (Niederkirchen) den Konkurrenzkampf für sich entscheiden können. Im Mittelfeld sind Christina Schmidt (Siegen), Steffi Jones, Jessika Apholte (Niederkirchen) und die polnische Nationalspielerin Anastazja Kubiak (Aue) erste Wahl. Spielführerin Simone Damerau könnte die Liberoposition von Lisa Häusler einnehmen.
In taktischer Hinsicht hat Dieter Richter bereits einen Schritt zurück gemacht und offensivem "Hurrafußball" eine Absage erteilt. "Wir wollen das alte System beibehalten, aber variabler gestalten. Reinen Sicherheitsfußball wird es nicht mehr geben", hat sich der Immobilienhändler und Anlageberater entschlossen. Bei Testspielen gegen Rheine (1:3) und Brauweiler (0:0) fiel die Trefferquote jedoch mager aus.
Ein Transferstreit um eine FSV-Spielerin vor Saisonbeginn scheint zwischen den beiden Lokalrivalen, die bereits am zweiten Spieltag aufeinandertreffen, zum Ritual zu werden. In diesem Jahr ist Martina Walter Verhandlungsobjekt. Die SG ist nicht bereit, die von der FSV-Managerin geforderte Ablösesumme zu entrichten, die, wie Insider wissen, etwa 15 000 Mark beträgt. In schlechter Erinnerung bleibt dabei das Gerangel um Steffi Jones im vergangenen Jahr, die schließlich für etwa 8000 Mark das SG-Trikot überziehen durfte. Da die beiderseitigen finanziellen Vorstellungen laut Monika Koch- Emsermann "so weit nicht auseinanderklaffen" und sich die SG nach den Worten von Managerin Monika Staab kompromißbereit zeigen wird, ist eine Einigung zu erwarten. JÖRG DANIELS
doe FRANKFURT A. M. Als "Hessens Superding" präsentiert sich der Möbelhändler Walther gerne in der Werbung. Die wahren Knaller aber landet das Unternehmen künftig nicht mehr im Rhein-Main-Gebiet. "Spätestens in drei Jahren", prophezeit Vorstandsvorsitzender Gerhard Walther, werde sein Konzern mehr Umsatz in den neuen Bundesländern als im Westen der Republik machen. Schon 1992 soll das Geschäftsvolumen in der Ex-DDR "mehr als verdoppelt" werden und damit gut ein Viertel der gesamten Erlöse beisteuern.
"Unser Blick geht sehr stark nach Osten", gesteht der Manager mit Verweis auf die geplante Eröffnung von sechs Einrichtungshäusern und zehn Sconto-Selbstbedienungsmärkten jenseits von Elbe und Werra bis 1997. Walther begründet diese Konzentration nicht nur mit dem Nachholbedarf der Neu-Bundesbürger. Auch bestünden im Westen der Republik "nur noch sehr geringe Chancen, ganz neu bauen zu können". Im Osten scheint dies leichter - wenngleich nicht problemlos - zu sein: Die für das laufende Jahr bereits angekündigte Eröffnung eines Möbelcenters in Dresden mit mehr als 100 Beschäftigten haben die Hessen lautlos verschoben. Es gebe, mehr läßt sich Walther nicht entlocken, "Probleme bei der Genehmigung".
Nicht nur geographisch, sondern auch im Angebot setzt Walther neue Schwerpunkte: So soll die Tochter Ticco, die in Spezialhäusern in Kriftel, Mainz und Weiterstadt Möbel für Küche und Bad vermarktet, "vorläufig nicht weiter ausgebaut werden". Noch nicht entschieden ist, ob die bis 1994 projektierten Ableger in Prag und Budapest Einrichtungshäuser oder Selbstabholermärkte werden.
Dank guter Geschäfte vor allem in der Ex-DDR - wo schon im November 1990 bei Halle ein erstes Einrichtungshaus entstanden war - ist der Nettoumsatz (ohne Mehrwertsteuer) des Möbelhändlers im ersten Halbjahr 1992 um gut ein Drittel auf 190 Millionen Mark angeschwollen. Um 60 Prozent auf fast 27 Millionen Mark kletterte in der gleichen Zeit das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, zu dem - im Gegensatz zur Vergangenheit - auch die Töchter mit drei Millionen Mark beitrugen.
Im vergangenen Jahr, als der Nettoumsatz um fast 40 Prozent auf 293 Millionen Mark zulegte, hatte der Ertrag spürbar unter der raschen Expansion gelitten: Durch Sonderabschreibungen für die Eröffnung von fünf Filialen in der Ex-DDR und Aufwendungen für den Börsengang rutschte der Jahresüberschuß um 40 Prozent auf 9,7 Millionen Mark.
Zum Ultimo der laufenden Periode wird Möbel Walther 1350 Voll- und Teilzeitkräfte beschäftigen, davon 400 in den neuen Bundesländern.
NEU-ISENBURG. Drei Millionen Mark weniger Gewerbesteuern als angenommen fließen in diesem Jahr in die Kassen der Stadt Neu-Isenburg, so die vorläufige Bilanz des Ersten Stadtrats Berthold Depper. Statt der im Haushalt veranschlagten Einnahmen von 43,4 Millionen Mark, kassiert Isenburg nun nur noch gut 40 Millionen. Der Haushalt, beschwichtigt Depper, sei deshalb trotzdem ausgeglichen, da durch die Gewerbesteuererhöhung ohnehin ein Überschuß im Haushalt sei: "Wir überweisen einfach weniger als vorgesehen in den Vermögenshaushalt." Auch für die Zukunft sieht Depper nicht schwarz. Der finanzielle Einbruch in diesem Jahr habe keine langfristigen Konsequenzen. Im wesentlichen ginge das Loch auf zwei Firmen zurück, von denen die eine schon längere Zeit nur noch in geringem Maße in Isenburg tätig sei. Am vergangenen Freitag, dem Stichtag für die Gewerbesteuer, habe sich wie schon im Juni von Depper angedeutet, herausgestellt, daß die Stadt den beiden Betrieben einen hohen Betrag zurückzahlen muß. fra
RODGAU. Haftbefehl hat ein Richter gegen einen 21jährigen erlassen, der in der Nacht zum Sonntag an der Waldfreizeitanlage Jügesheim ein Auto aufgebrochen und einen Zeugen mit einem Messer bedroht haben soll. Auch mehrere Bekannte des Täters sollen eine drohende Haltung eingenommen haben, so daß ihr Opfer es vorzog, das Weite zu suchen. Die per Notruf verständigte Polizei traf am Waldrand von Jügesheim rund zehn Personen an, die die Heinrich-Roßbach-Anlage mit Flaschen, Scherben und anderem Unrat übersät hatten. Der "Messerheld" mußte sich außer seiner Festnahme auch eine Blutprobe gefallen lassen. ttt
REICHELSHEIM. Damit hatten selbst die Organisatoren nicht gerechnet: Schätzungsweise 1000 Menschen strömten am Sonntag zum Reichelsheimer Marktplatzfest, das nach vielen Jahren erstmals wieder veranstaltet wurde. Das Freiluftspektakel zum 20. Geburtstag der Großgemeinde Reichelsheim hatte nicht nur zahlreiche Reichelsheimer angelockt, sondern auch viele Sonntagsausflügler aus den umliegenden Städten und Gemeinden. Da Erfolg bekanntlich verpflichtet, wird das von allen Vereinen der Kernstadt organisierte Marktfest vermutlich weitere Auflagen erleben. Endgültige Klarheit darüber soll im August eine Nachbesprechung der 22 Reichelsheimer Kernstadtvereine bringen, die alle an dem originellen Fest mitgewirkt hatten.
Doch nicht nur die Gründung der Großgemeinde Reichelsheim vor 20 Jahren wurde gefeiert, sondern auch die Verleihung der Marktrechte vor 500 Jahren und die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Reichelsheim vor 1175 Jahren, wie Bürgermeister Gerd Wagner betonte.
Danach war die Gegend um Reichelsheim vermutlich bereits von den Kelten besiedelt. Es folgten um 400 vor Christus die Germanen, die den Römern weichen mußten. Ende des 5. Jahrhunderts nach Christus regieren dann die Franken in der Wetterau. Ein fränkischer Siedler namens Richholf gründete die Siedlung "Richholfesheim", die erstmals 817 urkundlich erwähnt wurde; später ist von "Ruckelsheim" die Rede. 1618 schrieb Pfarrer Johann Ludwig in der Kirchenchronik erstmals von der Stadt Reichelsheim. Im 8. und 9. Jahrhundert gehörte Reichelsheim, wie alle anderen Reichelsheimer Stadtteile auch, zur Abtei Fulda. Die Herren von Münzenberg hatten ab 852 die Hälfte von Reichelsheim zum Lehen, welche 1388 an die Falkensteiner und 1416 an den Grafen Philipp I. von Nassau-Weilburg überging. Dieser erwarb 1423 auch die andere Reichelsheimer Hälfte, worauf die Ortschaft - mit Unterbrechungen - bis 1866 nassauisch blieb und dann an das Großherzogtum Hessen kam.
Nachdem der Dreißigjährigen Krieg Reichelsheim arg in Mitleidenschaft gezogen hatte, die Pest 1627 insgesamt 187 Männer, Frauen und Kinder dahingerafft hatte, eine Feuersbrunst innerhalb von wenigen Stunden 68 Häuser gefressen hatte und 58 Menschen wegen angeblicher Hexerei hingerichtet worden waren, wurden die Einwohner 1665 vom Grafen Friedrich von Nassau-Weilburg zu freien Bürgern erklärt. 1668 erhielt Reichelsheim die Marktrechte.
Jene Geschichte wird derzeit vom Stadtverordnetenvorsteher Hagen Behrens aufbereitet. Ende des Jahres soll die Arbeit als Buch erscheinen.
Daß just am Sonntag in Reichelsheim gefeiert wurde, ist nach Angaben von Bürgermeister Gerd Wagner kein Zufall, denn vor allem die Jahrmärkte im Frühjahr und im Herbst schlossen sich früher meist an kirchliche Festtage an, zu denen viele Menschen zusammenkamen.
Wagner: "Neben den Kaufleuten, Handwerkern und Gastwirten nutzten auch Schausteller, Gaukler und Komödianten die Festtagsstimmung, um auf ihre Kosten zu kommen. Außerdem mühten sich Zahnbrecher und Quacksalber - oft mit erstaunlichem Erfolg - allerlei leibliche und seelische Beschwerden zu lindern." All dies spielt heute keine Rolle mehr. Wagner: "Daß die Tradition des Marktfestes wieder aufgegriffen wurde, geschah vielmehr in der Absicht, die innerörtliche Gemeinschaft zu stärken." Das gelang auch, denn für einen Tag verwandelte sich der historische Marktplatz in eine Stätte der Begegnung. str
FRIEDBERG. Alkohol war Polizeiangaben zufolge bei einem Unfall im Spiel, der sich in der Nacht zum Samstag an der Mainzer-Tor-Anlage ereignete. Wie die Polizei mitteilt, mißachtete ein Autofahrer aus Rosbach die Vorfahrtsregel und prallte gegen das Fahrzeug einer Frankfurterin. Wegen Verdachts auf Alkohol entnahm die Polizei bei ihm eine Blutprobe. Bei dem Unfall entstand ein Schaden von 30 000 Mark. skl
NIEDERRAD. "Mast- und Schotbruch" wünscht man sich normalerweise unter Seglern. Doch bei der jüngsten Stadtmeisterschaft auf dem Main wäre das "Petri Heil" der Angler angebrachter gewesen: Nach stundenlanger Flaute am Samstagmittag wurden die Segler von den plötzlich auftretenden Gewitterböen so überrascht, daß gleich vier Boote kenterten. Zwar wurden alle Mann, die über Bord gegangen waren, unversehrt aus dem Wasser "gefischt", dennoch ließ die Wettfahrtleitung der SKG Niederrad sicherheitshalber das Rennen abbrechen.
Während einer Regatta steht die SKG in ständiger Verbindung mit dem Wetterdienst in Offenbach. Von dort kam die Auskunft, daß die Böen Windstärken bis zu 40 Knoten - das sind etwa 70 Stundenkilometer - erreichen könnten. Zwar stellte sich hinterher der Abbruch als unnötig, das Ganze als Fehlalarm heraus, aber: "Das Risiko war einfach zu groß", erklärte der Wettfahrtleiter. Nach einer einstündigen Pause wurde die Regatta bei nur noch mäßigem Wind fortgesetzt.
41 Boote gingen am Samstag und Sonntag zu den Frankfurter Stadtmeisterschaften im Segeln an den Start. Zu Wasser gelassen wurden die Boote auf dem Gelände der SKG Niederrad in der Mainfeldstraße, von wo die verschiedenen Bootstypen zunächst gemächlich zu einer gedachten Startlinie unter der S- Bahn-Brücke dümpelten. Vom Startpunkt ging es zweieinhalb Kilometer Richtung Main-Neckar-Brücke, dort mußten die Segler ihre Boote wenden und wieder zurücksegeln. Dreimal pro Wettfahrt mußten die Segler dieses Manöver absolvieren. "Vielleicht sollten wir besser die Ruder mit an Bord nehmen", witzelten einige Segler noch kurz vorm ersten Startschuß, als sich am Himmel auch nicht ein Wölkchen zeigen wollte.
Die geringen Windstärken, die mittags nur zwischen 1 und 2 lagen, waren vor allem für die Besitzer der großen Boote ärgerlich. Die sogennante "470er"-Klasse - die auch bei der olympischen Regatta in Barcelona an den Start geht - und auch die Klasse der "Conger", demonstrieren ihre Qualitäten am liebsten bei einer "steifen Brise". Auf der Main-Regatta kam das Temperament der schnittigen Yachten nicht so recht zur Geltung: "Kaffeesegeln", so der ironische Kommentar einer Zuschauerin.
Es waren die Kleinen, die bei der Stadtmeisterschaft ihren ganz großen Auftritt hatten. Vor allem die Boote aus der Klasse der "Laser" machten ihrem dynamischen Titel alle Ehre: Die kleinen Jollen, die nur ein Segel haben und von einer Person gesteuert werden, kamen auch bei den milden Lüftchen "auf Zack" und dominierten die Regatta. Doch bei den plötzlich aufkommenden Gewitterböen zeigte sich der Nachteil der flotten "Minis": Vier von ihnen pustete der Wind so kräftig ins Segel, daß sie kenterten und Kiel nach oben im Main trieben. rea
HANAU. September: Der Urlaub ist vorbei, Kräfte für die bevorstehende Zeit sind gesammelt. Frau muß sich wieder im Beruf behaupten. Das Programm "Frauen im Schloß" des Hanauer Bildungszentrums will auch im zweiten Halbjahr Frauen dabei helfen, Psyche und Wissen zu stärken.
Dafür steht eine Vielzahl von Kursangeboten zur Verfügung. Frauen in Führungspositionen können beispielsweise rhetorische Fähigkeiten trainieren. Sicheres Auftreten, Nachdruck der Aussage und aus dem Stegreif reden und strukturieren stehen im Mittelpunkt dieses Seminars.
Wenn die Arbeit keinen Spaß mehr macht, wenn das Abschalten in der Freizeit schwerfällt, die Gedanken ständig um den Beruf kreisen, dann können das Indikatoren des sogenann- ten "Burnout-Syndroms" sein. In dem Kurs "Burnout - von der Arbeit ausgebrannt" lernen Frauen, die eigenen Belastungsursachen zu erkennen und individuell anwendbare Strategien zu entwickeln.
Sich mit Kollegen auseinandersetzen, ohne dabei ein Magengeschwür zu bekommen, ist das Ziel des Kurses "Aggressionstraining für Frauen im Beruf". Die Teilnehmerinnen sollen lernen, faire und regelwidrige Aggressionsformen zu unterscheiden, Ärger konstruktiv auszudrücken und Aggressionsrituale zu erkennen.
Auch zum Thema Weiterbildung enthält das Programm einige Kurse. Für den Umgang mit Personalcomputern werden Basiskurse, Seminare zur Textverarbeitung mit "Word" oder Tabellenkalkulation mit "Multiplan" angeboten.
Zur Bewältigung von Streß im Beruf gehört auch ein gesunder Körper. Heilfasten, Methoden der Entspannung oder ganzheitliche Massage stehen auch auf dem Programm der "Frauen im Schloß". Dem Alltag entspannter und gelassener begegnen, den Atem und die Konzentration vertiefen, das körperliche und seelische Wohlbefinden steigern - das ist Ziel eines weiteren Kurses. Das Programm umfaßt unter anderem Übungen auf der Grundlage von Yoga. Der Kursus beginnt am Dienstag, 1. September, um 17 Uhr. Wer nach dem Urlaub bereits die nächste Reise vorbereiten will, kann die Sprachkurse besuchen. Unterrichtet werden Italienisch und Französisch. Im Mittelpunkt der Kurse, die einmal in der Woche angeboten werden, steht das Hören und Sprechen der jeweiligen Landessprache. Geübt werden alltägliche Situationen, wie sie sich bei jedem Urlaub ergeben.
Italienisch für Anfängerinnen beginnt am Montag, 24. August, um 19.30 Uhr. Italienisch für Fortgeschrittene wird erstmals am Dienstag, 25. August, um 16.30 Uhr unterrichtet. Der Französisch-Kurs für Anfängerinnen startet am Dienstag, 1. September vormittags um 9.30 Uhr.
Interessierte Frauen können sich telefonisch, persönlich oder schriftlich anmelden. Nähere Informationen, auch über die weiteren Programmangebote, erteilt die Arbeiterwohlfahrt von Mon- tag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr in ihrem Büro am Schloß Philippsruhe, Mittelstraße 23, Hanau-Kesselstadt, Telefon 25 44 28. gf/schu
SINNTAL. Sämtliche Aufführungen ausverkauft - und doch können noch 300 "Sommernachtsträume" in Erfüllung gehen. Die Organisatoren des Theaterstücks auf Burg Schwarzenfels haben ihre Generalprobe am Samstag, 8. August, zur öffentlichen Veranstaltung erklärt.
So haben 300 Besucher die Gelegenheit, sich an der Abendkasse noch eine Eintrittskarte für das "Shakepear'sche Spektakel" zu sichern, bei dem mehr als hundert Laienschauspieler ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen.
Die Generalprobe beginnt um 20.30 Uhr, die Karten kosten zehn Mark. Für sämtliche sieben Aufführungen vom 13. bis 22. August sind keine Tickets mehr erhältlich. jan
RÖDERMARK. "Neue Schulen braucht das Land" ist Thema im Polit-Bistro, zu dem die Rödermärker SPD für Freitag, 7. August, um 20 Uhr in die Kleinkunstbühne der Halle Urberach einlädt. Bei kleinen kulinarischen Leckerbissen werden die Schuldezernentin des Kreises, Adelheid D. Tröscher, referieren und die Landtagsabgeordnete Judith Pauly-Bender moderieren. ttt
mat FRANKFURT A. M. Die drei GUS-Republiken Kasachstan, Aserbeidschan und Rußland wollen mit dem Sultanat Oman bei der Ausbeutung kasachischen Rohöls zusammenarbeiten. Geplant ist der Bau einer Pipeline von den Erdölfeldern an der Ostküste des Kaspischen Meeres zu einem Hafen an internationalen Gewässern. Auch der US-Konzern Chevron, der im westlichen Kasachstan Öl fördern will, hat seinen Beitritt zu dem Vier-Länder-Konsortium angekündigt, allerdings noch unter Vorbehalt.
Über die Trassenführung der Rohrleitung ist noch nicht entschieden. Acht Routen werden derzeit geprüft. Eine Variante führt von den kasachischen Vorkommen nach Noworossisk an der Ostküste des Schwarzen Meeres. Die Kosten sind auf umgerechnet eine Milliarde bis knapp 2,3 Milliarden Mark veranschlagt. Zur Finanzierung ist Oman bereit, während die drei GUS-Republiken das Projekt mit Arbeitskräften und Material sowie Durchleitungsrechten für bereits vorhandene Pipelines unterstützen wollen.
Kulturelles Leben
Jazz-Fest am Wochenende Zwei Tage lang kommen beim "2. Mörfelden-Walldorf Jazz Fest" am Wochenende vom 8./9. August in und um den "Goldenen Apfel" im Stadtteil Mörfelden auf ihre Kosten. Angesagt sind bei dem im Rahmen der städtischen Kulturreihe veranstalteten Fest am Samstag, 8. August, 18 bis 24 Uhr, die "RhineTown Jazzband" (Wageningen/Niederlande), "New Orleans Jazz Group" (Vitrolles/Frankreich) und die Frankfurter "Barrelhouse Jazzband". Am Sonntag, 9. August, 11 bis 15 Uhr, ist außer den Musikern aus Wageningen und Vitrolles noch die "Count City Big Band" (Weiterstadt zu hören. cas Werke von Hesshaimer Zeichnungen und Radierungen von Ludwig Hesshaimer zeigt die Stadt Bad Homburg von Samstag, 8., bis Samstag, 16. August, in der Galerie im Stadthaus, Marienbader Platz 1. Die Ausstellung ist wochentags von 15 bis 18, am Wochenende von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Die Vernissage beginnt am Freitag, 7. August, 20 Uhr.
Fadenbilder im Pferdestall Gabriele Schmolck-Hieber gestaltet mit Stoff und Faden abstrakte Bilder. Diese werden am Freitag, 7. August, 20 Uhr, und den beiden darauffolgenden Wochenenden, von 14 bis 18 Uhr, im ehemaligen Pferdestall des Hungener Schlosses gezeigt.Bilder und Gouachen von Schlesinger
Im Museum Schloß Lichtenberg stellt Ekkehard R. Schlesinger seine neuen Arbeiten aus. Die Werkschau kann noch bis 30. Oktober mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, an Wochenenden und feiertags von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden.
Beim Folk-Festival auf Burg Hohenstein (Rheingau-Taunus-Kreis) treten am Sonntag, 9. August, ab 11.30 Uhr internationale Gruppen auf: Nahual (Argentinien), Kuker Pillid (Estland), Kalifi Dance Ensemble (Ghana), Oige (Irland) und Jürgen Leo (Deutschland).
Musikalisch eingeheizt wird am Freitag, 7. August, 20 Uhr, im Festzelt am Rugby-Ring in Rüsselsheim anläßlich des Kreisfeuerwehrtages: "Erbarme, die Hesse komme" heißt es mit den "Rodgau Monotones". Außerdem ist die auf Oldies spezialisierte "Welkebach Group" zu hören. cas
Das "5. Riedstädter Straßenfest" wird am Samstag, 8. August, 13.30 Uhr - in der Mitte des Ortsteiles Wolfskehlen -, mit einem Sternmarsch der Musikkapellen eröffnet, bevor um 14 Uhr das Programm startet. Dabei werden Kontraste geboten von der Gruppe "Nahuel" mit südamerikanischer Folklore bis zu den Illertalschalmeien. Landfrauen-Tanz, Gymanstik und Volksmusik sind ebenfalls angesagt, bevor ab 19 Uhr bei einer Oldie-Night die Gruppe "Easy" losrockt. Am Sonntag, 9. August, beginnt um 10.15 Uhr ein Frühschoppen. cas
Seit drei Jahren stellt die italienische Republik viele Lire-Milliarden zur Verfügung, um den Tiber nicht nur sauber, sondern innerhalb des Stadtgebiets von Rom auch schiffbar zu machen. Erinnerungen werden wach an den Rösler-Franz, der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts noch die Tiberfischer malte - mit erhabenen antiken Ruinen im Hintergrund, die "Cloaca maxima" am Flußufer. Ganz vertrauenswürdig war der Tiber wohl auch damals nicht, doch er gehörte zum Leben der Ewigen Stadt, in die er häufig mit seinen gewaltigen Überschwemmungen hineinwirkte.
Inzwischen ist der Fluß kanalisiert und auf eine schwer vorstellbare Weise verseucht. Mehr als ein Schwimmer, der trotz strengen Verbots in die Fluten tauchte, mußte seinen Leichtsinn nicht nur mit einer Infektion, sondern sogar mit dem Leben bezahlen. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht große Mengen von Industrieabwässern bei der Feuerwehr für Alarm sorgen. Viele Kubikmeter Kerosin mischen sich mit ausgelaufenem Dieselöl und ersticken jede Hoffnung darauf, Tier- oder Pflanzenlebenkönnten sich in jenem Gewässer noch ein- Roms braune Fluten mal kraftvoll entwickelt, das von den Alten als Gott verehrt wurde.
Eine Staatsanwältin hat in Rom die Aufgabe, sich mit dem Zustand der Kläranlagen zu befassen. Das ist keine Arbeit für nervenschwache Menschen. Nicht allein, daß manche Anlagen nur unzureichend funktionieren. Einige lassen ihren Inhalt unkontrolliert versickern und müssen völlig erneuert werden. Doch selbst wenn die Technik im Stadtgebiet ihre Aufgabe erfüllt - Optimisten sprechen von Ende 1993 - bleibt noch ein schweres Problem ungelöst: Der linke Nebenfluß Aniene, den die Umweltschützer einen "Killer" nennen, ist mit seinen Industrieabwässern weit mehr vergiftet als der Tiber selbst.
Die Römer haben es verlernt, den Fluß in ihr Leben einzubeziehen. Selten gleitet einmal ein Ruderboot durch die braunen Fluten. Zur Rundfahrt mit einem bescheidenen Schiffchen zwischen dem historischen Ponte Milvio und der einzigen Tiberinsel Roms entschließen sich wenige Einwohner und Gäste. Nur einmal im Sommer pilgern die Bürger der Stadt ans Ufer hinunter, wenn die italienischen Regionen vier Wochen lang hier eine bunte Ausstellung ihrer Produkte präsentieren. Bei einer solchen Gelegenheit hofft mancher auf das Wunder: Schön wär's ja, wenn der Fluß wieder, gesäubert und entgiftet, seine alte Rolle mitten in der Stadt spielen könnte. HORST SCHLITTER (Rom)
Carsten Fischer ist eine Figur in der deutschen Hockey-Nationalmannschaft, an der keiner vorbei kann. Dem Zuschauer sticht unwillkürlich der bullige, 1,81 m große und 92 kg schwere Spieler mit der Glatze ins Auge. Die Gegner kommen ebenfalls nur selten an dem 30jährigen Arzt vorbei, denn der ist nach Ansicht von Bundestrainer Paul Lissek der beste Libero und der sicherste Strafeckenschütze im internationalen Hockey - wenn er konzentriert und motiviert ist.
An beidem mangelt es im Moment sicher nicht. Wie die gesamte Mannschaft hat sich Fischer so intensiv wie nie zuvor auf dieses olympische Hockey-Turnier vorbereitet. Doch für den Mülheimer steht mehr auf dem Spiel als für seine Mannschaftskameraden. Barcelona sind definitiv seine letzten Olympischen Spiele, und er möchte sich in Spanien endlich jenen Traum erfüllen, den jeder Amateursportler träumt: einmal olympisches Gold gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen das DHB-Team am Mittwoch im Halbfinale Pakistan schlagen.
Für Carsten Fischer sind dies die dritten Olympischen Spiele. 1984 in Los Angeles reichte es ebenso wie 1988 in Seoul "nur" zu Silber. Jetzt hat der 226malige Nationalspieler seine dritte Chance, eine vierte wird es nicht mehr geben. "Ich bin stolz auf meine zwei Silbermedaillen, aber Gold ist ein Traum", gesteht er.
Die deutsche Mannschaft, der amtierende Europameister, ist als einer der ganz großen Favoriten nach Barcelona gekommen. Auch wenn Paul Lissek die Bürde gerne los wäre: "Es gibt hier keine Favoriten. Im Hockey kann so viel passieren, jeder kann hier jeden schlagen." Seine Mannschaft indes spielte sich imponierend in die Rolle des Medaillen-Anwärters hinein. Dem 3:0 zum Auftakt über den achtmaligen Olympiasieger Indien folgte ein 2:0 gegen den Olympiasieger von 1988, Großbritannien, und schließlich ein 1:1 gegen Australien, Weltmeister von 1986 (Torschütze dabei war Carsten Fischer, per Strafecke). Damit waren die drei schwersten Gruppenspiele überstanden, das Halbfinale so gut wie gesichert. Die Begegnungen mit Ägypten (8:2 am Samstag) und gestern mit Argentinien (2:1/Tore von Fischer und Hilgers) waren nur noch Formsache.
Vielleicht stehen die Chancen Carsten Fischers, in seinem zehnten Jahr als Nationalspieler den größten Erfolg zu landen, tatsächlich so gut wie noch nie zuvor. Dies hat vor allem mit dem Bundestrainer Paul Lissek zu tun, der nach einem Aufstand der Spieler vor eineinhalb Jahren Klaus Kleiter ablöste. "Er ist fachlich wesentlich besser und spielt ein weitaus moderneres Hockey", urteilt Carsten Fischer über den Mann, den die meisten aktuellen Nationalspieler noch aus ihrer Juniorenzeit kennen. Mit der Ära Lissek hätten die Spieler ganz neue Voraussetzungen vorgefunden. "So wie ich als Arzt arbeite, so arbeitet Lissek als Bundestrainer", beschreibt Fischer die Berufsauffassung des Limburgers. Der Professionalismus Lisseks bedeutet aber auch ein wesentlich härteres Arbeitsprogramm für die Nationalspieler. "110 Tage waren wir vor Barcelona mit der Nationalmannschaft unterwegs", erzählt Fischer, "es wird jetzt eben viel mehr gemacht." Die Mannschaft ist nach Ansicht ihres Libero so gut wie die 84er oder die 88er: "Damals hatten wir Top-Mannschaften, und heute haben wir eine Top-Mannschaft." Den vergebenen Chancen trauert der 30jährige deshalb nach: "Mit etwas Glück hätten wir Gold holen können."
Ob der dritte Anlauf, nun unter optimalen Bedingungen, klappen wird, darüber will Carsten Fischer nicht spekulieren. "Wir können uns noch steigern, wir können aber auch verlieren", sagt er vage. Natürlich wäre er enttäuscht, sollte es erneut nichts mit dem Olympiasieg werden. Doch gedanklich hat er für diesen Fall bereits vorgesorgt: "Dann sollte es eben nicht sein. Das Leben ist deshalb nicht zu Ende." Das Leben ohne die Zwänge des Sports beginnt für den 30jährigen erst. "Ich muß mich mehr um meine Arbeit als Arzt kümmern und ich will endlich meine Freizeit selbst bestimmen können."
cri FRANKFURT A. M. Das Kommunaldarlehensgeschäft in der deutschen Geldbranche boomt. Die Frankfurter Hypothekenbank steigerte dank des hohen Finanzbedarfs der öffentlichen Hand im ersten Halbjahr auf diesem Gebiet die Neuzusagen um 36 Prozent auf 1,2 Milliarden Mark. Die Sparte steht mit 15,5 Milliarden per Ende Juni bei der Deutschen Bank-Tochter für mehr als die Hälfte des Darlehensbestandes.
Das in früheren Zeiten dominierende Hypogeschäft kann im ersten Halbjahr nicht so hohe Zuwachsraten aufweisen. Die Neuzusagen kletterten aber immerhin um 13 Prozent auf 970 Millionen Mark. Die Impulse gingen dabei vom Gewerbebau aus. Hier stiegen die Beleihungen - hauptsächlich für Vorhaben in den neuen Ländern - um 23 Prozent auf 610 Millionen. Die Nachfrage nach Wohnungsbaufinanzierungen stagnierte bei 360 Millionen Mark. Insgesamt wurden im ersten Semster mit 3,8 Milliarden Mark fast ein Viertel mehr neue Kredite zugesagt als vor Jahresfrist.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Streit um die grünen Nachrückerinnen ins Stadtparlament dürfte beigelegt sein. Neben Andrea Winkler werden nun auch wie vorgesehen Ursula Kuppert und Marie Krupp ihr Mandat wahrnehmen können. Das war in Frage gestellt. Der Mörfelder Bürger Werner Kunz hatte gegen das Nachrückverfahren Bedenken angemeldet.
Kunz hatte moniert: Jene Kandidaten, die vor Kuppert und Krupp auf der Liste plaziert sind, erklärten nur fernmündlich, daß sie nicht ins Parlament nachrücken wollen. Eine solche Verzichtserklärung hat üblicherweise schriftlich zu erfolgen.
Hauptamtsleiter Reinhold Jakob bestätigte gestern, daß ihm mittlerweile auch die Verzichtserklärungen von Herbert Debus und Hans-Jürgen Lebuser in Schriftform vorliegen. Zuvor hatten bereits Walter Schmitt, Arnold Seipel und Brigitte Kronenburger schriftlich abgedankt.
Für Hauptamtsleiter Jakob, der seinerzeit auf die schriftlichen Erklärungen verzichtet hatte, um das Verfahren unbürokratisch und zügig über die Bühne zu bringen, ist damit die Angelegenheit erledigt. Weitere Recherchen, etwa beim Städte- und Gemeindetag, werde er nicht unternehmen: "Es ist müßig, das zu vertiefen." Kunz werde dieser Tage einen Brief zu seiner Beschwerde erhalten.
Kunz hatte als Motiv für seinen Einspruch genannt, daß sich der eine oder andere der fünf Kandidaten seinen mündlich geäußerten Verzicht vielleicht anders überlege vor dem Hintergrund des Streites bei den Grünen. Die hatten sich bekanntlich in die Wolle bekommen, nachdem die Grüne Bürgerliste (GBL) sich weigerte, Winkler, Kuppert und Krupp in ihre Stadtverordnetenfraktion aufzunehmen. Danach hatten der grüne Ortsverband mit Mehrheit beschlossen, daß das weibliche Trio eine eigene Grüne-Fraktion bilden soll.
Wäre das Nachrücken von Kuppert und Krupp verhindert worden und Winkler die einzige Grüne-Mandatsträgerin geblieben, hätte das die rot- grüne Koalition im Parlament kippen können: Die SPD braucht für eine Mehrheit mindestens zwei Stimmen vom grünen Bündnispartner. Die SPD hatte nach dem Streit der Grünen erklärt: die Grünen-Fraktion sei ihr Koalitionspartner; mit der Fraktion der Grünen Bürgerliste würden nur informelle Gespräche geführt.
Werner Kunz, der den Stein ins Rollen brachte, hat mittlerweile die Mitgliedschaft bei den Grünen beantragt. Das bestätigte Christina Müller vom Ortsverbandsvorstand. Über den Antrag sei noch nicht befunden, da es merkwürdig sei, "wenn einer erst in der Zeitung steht und dann bei uns eintreten will". Der Vorstand wolle nun mit Kunz ein Gespräch führen, das wegen Terminschwierigkeiten noch nicht zustande kam. lis
MAIN-KINZIG-KREIS. Rechtzeitig zu Beginn des neuen Schuljahres liegt an allen Schulen im Kreis wieder das neue Jahresprogramm der Außenstelle Bruchköbel des Hessischen Institutes für Lehrerfortbildung (HILF) vor. "Mit 181 Veranstaltungsangeboten und einer ausgesprochenen Themenvielfalt bleibt unser Institut seiner Tradition treu, ein Programm vorzulegen, das sich an alle Schulformen, -stufen und Fachbereiche wendet und dabei auch besonderen Fortbildungsbedürfnissen gerecht wird", meint Außenstellenleiter Heinrich Georg Semmel.
Lernen nicht nur mit Herz, Kopf und Hand. Der Fuß kommt dazu. "Lesenlernen mit Hand und Fuß. Mehrdimensionales Lernen im handlungsorientierten Stationsverfahren" heißt ein Fortbildungsangebot, das sich an Grund- und Sonderschullehrer wendet: ein neuer Ansatz für den Schriftspracherwerb, der die Gesamtpersönlichkeit des Schülers anspricht. Interssenten sollten sich so schnell wie möglich für die Veranstaltung anmelden.
"Lesen- und Schreibenlernen: ein Kinderspiel" - so der Titel einer weiteren Veranstaltung für den gleichen Adressatenkreis. Dem Thema des gemeinsamen Unterrichts behinderter und nichtbehinderter Kinder und der Kooperation von Grund- und Sonderschulen widmen sich über zehn Angebote. Daß "Freie Arbeit" und Arbeit nach dem Wochenplan nicht alleinige Angelegenheit der Grundschule sind, für die sie mehrfach angeboten werden, sondern auch sinnvoll in der Sekundarstufe fortgesetzt werden können, zeigen gleich zwei Veranstaltungen für diese Schulstufe.
Der Schwerpunkttag "500 Jahre Lateinamerika - 500 Jahre Kolonisation" am 28. August, der von öffentlichen Einrichtungen, Organisationen und Initiativen aus dem Kreis veranstaltet wird, ist auch beim HILF im Programm. Mit dem Musiktheaterstück "Über die Grenzen der Nacht" führt das Fortbildungsinstitut in die Thematik "Kolumbus und die Folgen" ein. Vertreten ist das HILF weiterhin mit Veranstaltungen zu den Themen "Unterrichtsvorhaben rund um die Banane" und "Kinder- und Jugendbücher zum Thema Dritte Welt im Unterricht."
Um noch einige Einzelveranstaltungen herauszugreifen, die Interessantes versprechen und die Themenvielfalt belegen: Für Englischlehrer in den Sekundarstufen I und II dürften gleich drei Angebote von Interesse sein: "Anregungen zu schüleraktivierenden Arbeitsformen mit dramapädagogischen Mitteln", "Brush up your English, learning bei doing" und "Using Drama Techniques to teach Literature".
Durch die Einführung des Faches Arbeitslehre an den Gymnasien dürfte das Abrufangebot "Ansätze für den Arbeitslehre-Unterricht in Gymnasien" diesen Personenkreis besonders ansprechen. Sportlehrer werden mit einer Veranstaltungsreige "Tanz und Improvisation im Sportunterricht", Erarbeitung eines kreativen Tanzes zum Thema "Hexen" angesprochen. Welchen Lehrer macht wohl nicht neugiering, "wie die Hanauer nach Schlüchtern kamen?" - eine Veranstaltungsreihe über Ursprung und Entwicklung des Hanauer Territoriums im oberen Kinzigtal.
Anmeldungen sind an die HILF-Außenstelle Bruchköbel, Pestalozzistraße 1 in Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 47 63, zu richten. are
FRIEDBERG. Leichte Verletzungen erlitt ein Bad Nauheimer Fußgänger beim Überqueren der Gießener Straße. Nach Angaben der Polizei betrat der Bad Nauheimer die Fahrbahn, ohne auf einen herankommenden Sattelschlepper zu achten, der ihn leicht streifte. skl
KARBEN. Auf Änderungen des aktuellen Übungsplans weist der Turnverein Rendel hin. Ab sofort findet das Mutter- Kind-Turnen mittwochs von 15 bis 16 Uhr (für 4-6jährige) und von 16 bis 17 Uhr (für 2-4jährige in Begleitung der Mutter) statt.
Der Leichtathleten-Nachwuchs (Jahrgänge 1983-85) trainiert künftig freitags von 15 bis 17 Uhr. Alle Veranstaltungen finden in der Rendeler Turnhalle statt. mu
Aufgespießt
"Unter den Schutzmantel der Muttergottes schlüpfen - ein leiser Handkuß, ein Marienlied summen, dann kühn und vergnügt aus dem Mantel hervorgucken - und die Welt sieht wieder anders aus, ein freundlich himmlisch Licht liegt über Menschen und Dingen. Und an Gott glauben!" Ludwig Wolker, katholischer Jugendseelsorger, in der katholischen Zeitschrift "Fatima ruft".
SCHWALBACH. Wie ihr Traumspielplatz aussieht, können Kinder am morgigen Mittwoch während eines Malwettbewerbs der Frauen-Union zeigen. Treffpunkt ist um 15 Uhr hinter dem JUZE.
Als Preise dachten sich die CDU- Frauen unter anderem eine Reise mit den Eltern aus. Außerdem sind für alle Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren Spiele vorbereitet, und zu essen und zu trinken gibt es auch etwas. Bei Regen ziehen die "Klein-Künstler" ins obere Parkdeck der "Mutter Krauss" um.
Im Vorjahr formten Kinder mit dem Spielmobil ihren Traumspielplatz aus Pappmasché. Bis sie freilich in der Realität einen Abenteuerspielplatz und ein Kinderhaus bevölkern können, müssen die jungen Schwalbacher noch eine ganze Weile warten. she
GELNHAUSEN. Der Gesangverein Sängerlust Roth kann noch Verstärkung gebrauchen. Nach der Ferienpause beginnen die Singstunden am Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, im Sängerraum der Kinzighalle. Da in den kommenden Monaten wichtige Termine auf die Sängerlust zukommen, hofft der Vorstand auf rege Beteiligung. lex
ROSBACH. Ohne Führerschein, dafür mit Alkohol im Blut fuhr nach Angaben der Polizei ein Motorradfahrer in der Nacht zum Sonntag gegen eine Verkehrsinsel in der Neuen Straße. Auf der regennassen Fahrbahn rutschte ihm das Motorrad weg. Der Mann und seine Beifahrerin stürzten und verletzten sich. Bei dem Unfall entstand ein Schaden von 2000 Mark. skl
BORNHEIM. Die Stimmung im Park hatte sich verändert. Je schöner das Wetter, desto mehr Kinder drängelten sich im Günthersburgpark. Es wurde gespielt, geplanscht, gekreischt - die Kinder zogen es vor, an heißen Sommertagen nicht in stickigen Büchereien herumzusitzen.
"Ich habe die Griesheimer Kollegen vorgewarnt", sagte Linda de Vos. Die Stadtteilbibliothek Griesheim hatte während der Sommerferien ein Zirkusprogramm zum Mitmachen angeboten. De Vos: "Im Hochsommer kann man unmöglich ein Ferienprogramm in geschlossenen Räumen veranstalten." Die Kinder kommen dann nicht. In der Griesheimer Stadtteilbücherei zeigte sich, daß die Bornheimer Kollegin richtig lag: Der Besuch bei den "Zirkus"-Spielen war nicht allzugut. Im Durchschnitt erschienen drei Kinder.
Um so mehr Kleine tummelten sich in der vergangenen Woche im Günthersburgpark. Unter dem Titel "Bücher im Park 1992" beschäftigten sich etwa 200 Kinder mit den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer. Eingeladen waren Kinder ab fünf Jahre. "Aber es kamen viele Jüngere", sagte die Pädagogin. Deshalb mußte ein Teil des Programms spontan umgestellt werden. Pantomime und zahlreiche Spiele erwiesen sich als zu schwierig.
Durch den Einstellungsstopp seien immer mehr kulturelle Angebote gefährdet, meinte die Pädagogin. Auch die Stadtteilbücherei Bornheim hätte ihr Ferienprogramm nicht ohne die unbezahlte Arbeit zweier Praktikanten ausrichten können. Im Juni begann das Mitarbeiterteam mit den Vorbereitungen: Ideen wurden gesammelt, neue Spiele ausgesucht und entworfen. Für 250 Mark kauften die Bibliothekarinnen Material: Schminke, Kreppapier, Spielzeug. Eine Bücherliste - eine Kombination naturwissenschaftlicher und Märchen-Lektüre - wurde zusammengestellt.
Die Kinder schmökerten in den Büchern, und eine Märchenerzählerin las jeden Tag eine indianische oder asiatische Geschichte vor. "Nur ein Würdiger bekommt das Feuer", sprach der Feuervogel in einem Cowichan-Indianermärchen. Die Karrieristen, Menschen- und Naturverächter gingen in den Geschichten meist leer aus, ihnen wurden die lebensspendenden Energien der vier Elemente entzogen.
Naturverbundenheit? Für die Kinder war das keine Frage. Die wühlten im Schlamm herum, experimentierten mit Wasser und verkleideten sich als "Feuerzungen". Viel Lärm um Luft machten sie - mit singenden Plastikschläuchen. Und das Jugendhaus am Heideplatz half den Mitarbeitern der Bornheimer Stadtteilbücherei mit Percussion-Instrumenten aus. Die wilden Rhythmen hörte man im ganzen Park. tin
Kleine FR
Flohmarkt: Von Kindern für Kinder EGELSBACH. Zu einem Flohmarkt, den Kinder mitgestalten, lädt der Elternbeirat des Kindergartens Brühl in Egelsbach Interessierte für Samstag, 8. August, ein. Von 14 bis 19 Uhr findet das bunte Markttreiben im Kindergarten neben der Dr.-Horst-Schmitt-Halle statt. Der Erlös des Kaffee- und Kuchenverkaufs kommt dem Kindergarten zugute. Schnupperflüge EGELSBACH. Der Rhein-Main-Fliegerclub in Egelsbach lädt am Samstag und Sonntag, 8. und 9. August, alle Flugbegeisterten zum traditionellen Schnupperfliegen auf den Egelsbacher Flugplatz. Neben dem Angebot "Fliegerei zum Anfassen", in dessen Rahmen Rundflüge angeboten werden, haben die Veranstalter als Bonbon einen Laser-Karaoke-Wettbewerb vorgesehen. Die Veranstaltung findet an beiden Tagen von 11.30 bis 21 Uhr statt. Bücherflohmarkt NEU-ISENBURG. Zu Spottpreisen gibt die Neu-Isenburger Stadtbücherei bei einem Bücherflohmarkt am Samstag, 8. August, gut erhaltene und neuwertige Bücher an große und kleine Leser ab. Gleich neben dem Zeppelinheimer Bürgerhaus warten die Mitarbeiterinnen der Bücherei von 11 bis 18 Uhr auf ihre Kunden. Diskussion über Fluglärm ERZHAUSEN. Zu einem Informations- und Diskussionsabend, im Zusammenhang mit dem Flugplatz Egelsbach, lädt der Verein "Erzhäuser Bürger/innen gegen Fluglärm" am Dienstag, 11. August. Die Veranstaltung, zu der auch örtliche Parlamentarier geladen sind, beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus Erzhausen. Impressionisten in Isenburg NEU-ISENBURG. Eine Ausstellung, vorwiegend mit Werken französischer Impressionisten, von Cézanne über Manet und Pissaro bis hin zu Renoir, ist von Dienstag, 11. August, an bis Freitag, 11. September, in der Neu-Isenburger Galerie Sinntrotz (Mainstraße 54) zu sehen. Geöffnet ist die Galerie täglich von 15 bis 19 und samstags von 11 bis 15 Uhr. Die Vernissage beginnt am Sonntag, 9. August, um 11 Uhr. Frauen in bester Verfassung NEU-ISENBURG. Um mehr Frauenrechte in einer neuen Verfassung geht es in der Veranstaltung "Frauen in bester Verfassung" am Freitag, 14. August, in der Neu-Isenburger Stadtbücherei, Frankfurter Straße 152, zu der die Beauftragte für Frauenfragen, Gabriele Loepthien, und die parlamentarische Arbeitsgruppe "Frauen" einlädt. Das Gespräch beginnt um 20 Uhr. Im Anschluß gibt Hilde Wackerhagen ihren kabarettistischen Kommentar zum Thema. August-Flohmarkt verlegt DREIEICH. Der Flohmarkt am 15. August wird auf den 22. August verlegt. Alle 88 Stände sind bereits vergeben. Am 19. September, dem nächsten Flohmarkttag, sind noch genügend Plätze vorhanden. Tag der TSG NEU-ISENBURG. Die Turn- und Sportgemeinschaft 1885 Neu-Isenburg (TSG) lädt alle Interessierten am Samstag, 15. August, zum Tag der TSG in die Sportanlage "Buchenbusch". Vorführungen aus allen Abteilungen und ein Kinderspielfest sind vorgesehen. Beginn ist um 13 Uhr.
RÖDERMARK. Zum Kinderfest lädt der CDU-Ortsverband Urberach für Sonntag, 23. August, von 10 bis 16 Uhr auf das Freigelände hinter dem Hallenbad ein. Dort werden an Kurzweil eine Weltkugel, Family-Tennis, Gras-Ski, Sackhüpfen, Hockey, Tauziehen, Indiaca, Scoop oder auch Ballhüpfen geboten. ttt
MAINTAL. Der Streit in der Maintaler Bevölkerung um angemessene Standorte für Asyl-Unterkünfte hat sich zugespitzt. Das wird unter anderem heute abend in der Bürgerversammlung - ab 20 Uhr im Bürgerhaus des Stadtteils Bischofsheim - zu hören und zu sehen sein, zu der eine "Bürgerinitiative Wir - Ihre Nachbarn" aufgerufen hat.
Bereits Mitte vergangener Woche waren die Fronten verhärtet, die Töne laut und böse (die FR berichtete). Dabei geht der Hader auch quer durch die Parteien. So teilt der SPD-Stadtverband Maintal beispielsweise in einer am Wochenende verbreiteten Presseerklärung mit:
"Wir stehen hinter dem Bau der Pavillons für Flüchtlinge im Dörnigheimer Weg. Die Flüchtlinge müssen menschenwürdig untergebracht werden. Wir sehen keine Alternative zum ausgewählten Standort."
Doch der SPD-Stadtverordnete Georg Krieger stand - zumindest noch am Donnerstag - eindeutig auf der Seite derer, die lautstark gegen die Errichtung von Pavillons am Dörnigheimer Weg protestiert haben.
Für den SPD-Ortsverein Bischofsheim erklärte deren stellvertretende Vorsitzende Christine Mayer in der erwähnten Stellungnahme des Stadtverbandes unter anderem: "Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Bürgerinnen und Bürger am Dörnigheimer Weg sehr ernst, aber es ist nicht richtig, diese mit den unterzubringenden Flüchtlingen zu verknüpfen und die Menschen deshalb pauschal abzulehnen. Die Probleme müssen unabhängig von den Flüchtlingen gelöst werden, und dazu ist in erster Linie der Magistrat gefordert."
Der Magistrat beruft sich auf die demokratische Entscheidung der Stadtverordneten im Haupt- und Finanzausschuß und sucht die Mitarbeit von Unterstützergruppen. Heute abend soll in der Bürgerversammlung ein entsprechender Toleranz-Aufruf an die Bevölkerung verbreitet werden, wie auf Anfrage der FR von Stadträtin Priska Hinz (Grüne) zu erfahren war.
Die Wiesbadener Firma Wagner-Leasing ist beauftragt worden, sowohl drei Pavillons am Dörnigheimer Weg in Bischofsheim als auch zwei weitere in der Dörnigheimer Braubachstraße zu errichten. Aber schon jetzt steht nach Auskunft von Erstem Stadtrat Karl-Heinz Schreiber (SPD) fest, daß der nächste Zuweisungstermin - das ist nach wechselnden Informationen der 20. oder 23. August - nicht zu halten sein wird.
Voraussichtlich erst Ende August würden die neuen Notunterkünfte fertig sein, bestätigte Schreiber bisher bekanntgegebene Planungen: "Wir verhandeln mit dem Main-Kinzig-Kreis über eine Zwischenlösung." Morgen, Mittwoch, wird der Maintaler Haupt- und Finanzausschuß darüber in nichtöffentlicher Sitzung beraten.
Eine gespalten Haltung zur Asyl-Standortfrage offenbaren auch die Maintaler Christdemokraten: CDU-Stadtverordneter und Partei-Pressesprecher Kurt Romeiser bekräftigt nicht nur - wie berichtet - den von seiner Fraktion mitgetragenen Standortbeschluß, sondern mahnt auch selbst Toleranz seitens der Bevölkerung an.
Gleichzeitig hat sich sein Parteifreund Josef Wipperfürth, ehemals CDU-Stadtverordneter und Parteifunktionär in führender Position, als Wortführer der Protestierenden geäußert und für die Gruppe "Wir - Ihre Nachbarn" den Aufruf zur heutigen Bürgerversammlung unterzeichnet. Die Gruppe erhoffe von den städtischen Gremien Verhandlungsbereitschaft und erbitte sich Unterstützung auch von Schulelternbeiräten und Schülervertretungen, schreibt Wipperfürth im Aufruf und warnt wörtlich: "Es geht zu einem erheblichen Teil auch um Ihre Kinder und um Eure Mitschüler." Was der gute Nachbar damit meint, schreibt er indes nicht. Gemeint fühlen sollen sich wohl Eltern und Schüler der Erich-Kästner-Gesamtschule.
Abschließend betont Wipperfürth: "Wir sind in keinster Weise ausländerfeindlich eingestellt. Wir sind lediglich der Auffassung, daß der von den städtischen Gremien gewählte Standort falsch ist, da dieses Gebiet bereits seit langem erheblichen sozialen Zündstoff in sich birgt."
Wo die Anlieger weniger Probleme sehen, hat einer, der selbst einst als "Heimatvertriebener" zugereist ist, gegenüber der FR deutlich gemacht. "Da hinte raus ins Gelände", sagte der Wahl-Bischofsheimer, zeigte unmißverständlich Richtung Gewerbegebiet jenseits der Autobahn 66 und kommentierte eindeutig: "Ja, wenn's Deutsche wärn. . ." pom
BAD VILBEL. Zu einer Schlägerei zwischen türkischen und US-amerikanischen Besuchern kam es in der Nacht zum Montag in der Diskothek "Fillwood" auf dem Heilsberg, berichtet die Polizei. Eine Gruppe von türkischen Jugendlichen aus Karben soll die handfeste Auseinandersetzung mit den GIs provoziert haben.
Zeugenberichten zufolge nahm die Schlägerei, in die insgesamt zehn Personen verwickelt waren, gegen 0.50 Uhr ihren Ausgang, verlagerte sich dann vom Innern des Tanzlokals vor das Gebäude. Dort schlugen beide Gruppen mit den Fäusten aufeinander ein.
Etwa 15 Polizeibeamte, darunter auch Einsatzkräfte der Frankfurter und der Militärpolizei, mußten den gewaltsamen Streit schlichten, in dessen Verlauf auch die Leuchtreklame eines an der Diskothek abgestellten Imbißwagens eingeschlagen wurde. mu
Thema Kampfeinsatz entzweit den DGB Alleingang Meyers verstimmt IG Medien Von unserem Redaktionsmitglied Ulrike Füssel FRANKFURT A. M., 3. August. Im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gibt es Streit über die Frage, ob sich deutsche Soldaten an Kampfeinsätzen der Vereinten Nationen (UN) in Kriegsgebieten beteiligen sollen. Eine entsprechende Forderung des DGB-Vorsitzenden Heinz-Werner Meyer stieß am Montag in etlichen Einzelgewerkschaften auf Ablehnung. Meyer stehe "im eklatanten Widerspruch zur bisher gültigen Haltung des DGB", schrieb der geschäftsführende Hauptvorstand der IG Medien. Die IG Medien äußerte in dem Brief an Meyer ihr "Befremden" über den "Alleingang" des DGB-Vorsitzenden vom Wochenende. Sie hält ihm vor, daß es keinen Beschluß eines Gewerkschaftskongresses oder des DGB-Bundesvorstands gebe, der seine Erklärung rechtfertigen könnte. Zudem wird der DGB-Chef an die "gemeinsame Ablehnung des militärischen Abenteuers am Golf" erinnert. Eine "Kehrtwende" werde die IG Medien nicht mittragen. Die Pressestelle des DGB wertete die Forderung Meyers auf Anfrage als "persönliche Meinung". Zwar sehe die DGB-Spitze die Notwendigkeit, den Einsatz der Bundeswehr neu zu diskutieren. Dies müsse jedoch auf breiter Basis und öffentlich geschehen, hieß es. Die DGB-Spitze befürworte den Friedenseinsatz der UN in Jugoslawien und erwarte, daß sich auch die Deutschen "auf der Grundlage der Verfassung" an friedenssichernden Maßnahmen beteiligten.
Meyer hatte in Bild am Sonntag Einsätze der Bundeswehr unter UN-Verantwortung gefordert und gesagt: "Wir werden unsere ach so bequeme Außenseiterrolle nicht mehr länger spielen dürfen nach der deutschen Einigung." Es gebe keine "Extrawurst" mehr.
(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht auf Seite 4)
FRANKFURT A. M. "Brave Mädchen kommen in den Himmel, die anderen überall hin." Unter diesem Motto steht das Tanz- und Bewegungs-Wochenende "Bad Girls" der Evangelischen Familienbildung in Sachsenhausen an der Darmstädter Landstraße 81. Die "bösen Mädchen" können hier von Frauen erfahren, die von der Gesellschaft als Furien oder Schlampen diffamiert wurden (und werden) oder sich tanzend auf die Suche nach dem "Luder in sich selbst" begeben. Bosheit und heimliche Machtgelüste, die mehr oder weniger bewußt in jeder Frau schlummern, sollen dabei versöhnlich in Augenschein genommen werden.
Weitere Wochenendveranstaltungen und Seminare nur für Frauen greifen eine Reihe von Themen auf. Rhetorik und Dreiecksbeziehungen stehen ebenso auf dem Programm wie Selbstverteidigung und -behauptung. Neben "gemischten" Veranstaltungen gibt es auch gesonderte Gesprächsgruppen für Männer.
Speziell für ausländische Frauen bietet die Evangelische Familienbildung ein Wochenende an, um ihnen die Möglichkeit zu geben, Bekanntschaften zu schließen und Erfahrungen auszutauschen. "Leben in und zwischen zwei Welten" ist Teil der Veranstaltungsreihe, die sich dem interkulturellen Dialog unter Frauen widmet. Dabei können sich deutsche und ausländische Frauen im "Internationalen Frauentreff" kennenlernen.
Für alle, die neu in Frankfurt sind und sich noch nicht so recht eingelebt haben, steht der "Offene Treff für Frauen und Männer" zur Verfügung. Bei gemeinsamen Unternehmungen können die Neuankömmlinge erste Kontakte knüpfen.
Insgesamt bietet die Evangelische Familienplanung über dreihundert Kurse aus den unterschiedlichsten Bereichen an. Die Sparte Kommunikation/Beziehung beschäftigt sich mit Partnerschafts- und Trennungsproblemen, Traumdeutung und Hilflosigkeit.
Die Kreativwerkstatt vermittelt Fertigkeiten im künstlerischen und textilen Gestalten sowie in handwerklichen Techniken. Für Kinder und Jugendliche gibt es gesonderte Kurse.
Im Bereich Ernährung stehen zahlreiche Koch- und Backkurse zur Auswahl - darunter auch recht ausgefallene Varianten wie "Birmanische Küche".
Kurse für Bewegung und den Umgang mit Neugeborenen runden das breitgefächerte Angebot ab.
Das Programm ist ab sofort erhältlich bei der Evangelischen Familienbildung an der Darmstädter Landstraße 81 (in Sachsenhausen), 6000 Frankfurt am Main 70, Telefon 61 03 08. ima
FRANKFURT-NORDWEST. Die Straßen Heddernheims werden umgebaut - wegen der neuen Tempo-30-Zone. Die entsprechenden Pläne stellt der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) während seiner Sitzung am heutigen Donnerstag, 6. August, vor. Die Stadtteilpolitiker tagen um 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz, Nidaforum 2.
Die nächste Tempo-30-Zone soll dann im Bereich "In der Römerstadt / Im Weimel" und "In der Wiesenau" eingerichtet werden. So jedenfalls will es die SPD in einem Antrag.
Die Titus-Thermen sind nicht behindertengerecht ausgestattet. Das beklagten einige Bürger vor der Sommerpause im Ortsbeirat. Die Grünen beantragen jetzt einen Schwenklift für Behinderte in dem großen Freizeitbad.
Mehr Wohnbauflächen im Ortsbzirk 8 - das verlangt die CDU in einem ihrer Anträge. Deshalb soll der Umlandverband den Flächennutzungsplan ändern.
Die Christdemokraten berufen sich dabei auf das Wohnungsbauerleichterungsgesetz von Mai 1990. cob
OBERURSEL. Was gehört in eine umweltfreundliche Schultasche? Ein Informationsblatt dazu liegt in den Schulen aus. Hefte und Ringbucheinlagen aus Umweltschutzpapier, Buntstifte statt Faserschreibern, Kolben- statt Patronenfüller - die Liste der umweltfreundlichen Schulsachen ist lang. Und natürlich sollte die Tasche aus Stoff oder Leder sein; wenn schon poppiger Kunststoff, dann ohne PVC. Wer Fragen hat: Tel. 502 - 306.
Friedberg / Bad Nauheim. Zwei Mountainbikes im Wert von 1400 und 1500 Mark stahlen Diebe in der Nacht zum Sonntag. Wie die Polizei mitteilt, waren die Fahrräder in der Kaiserstraße und Am Keyserberg abgestellt. skl
SINNTAL. Ein neues Feuerwehrauto bekommen die Brandschützer in Mottgers. Das Tragkraftspritzenfahrzeug, im Fachjargon "TSF-W" genannt, wird am Samstag, 8. August, um 14 Uhr am Gerätehaus feierlich übergeben. jan
GELNHAUSEN/HASSELROTH. Gut abschneiden lernen Freizeitgärtner am Samstag, 8. August, in einem Kursus des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine. Säge und Astschere werden im Lehrgarten des Obst- und Gartenbauvereins Niedermittlau angesetzt. Wer dabeisein möchte, finde sich um 9 Uhr auf dem Parkplatz am Friedhof in Niedermittlau ein. Themen sind die Behandlung von Obstbäumen wie Rund- und Längskrone oder schlanke Spindel und der Schnitt bei Steinobst und Beeren . Auch Okulation von Obstbäumen wird gezeigt.
KELSTERBACH. Luftballons wiesen gestern den neuen Schülern und Schülerinnen der Integrierten Gesamtschule (IGS) ihren Weg. Jeder der 112 Pennäler erhielt einen Luftballon in der Farbe, wie er auch über der Tür zu jedem der fünf Klassenzimmer hing. Die Einschulung der Fünftkläßler mit Musik, Ansprachen, Kaffee und Plätzchen erlebten nicht nur die Kinder und ihre Eltern mit, sondern auch Prominente: Schließlich wird an der IGS von diesem Schuljahr an eine Ganztagsbetreuung angeboten, wie es sie in Hessen nur noch an 24 anderen Schulen mit Mittelstufe gibt. Die Premiere war auch der Grund, warum Kultusminister, Hartmut Holzapfel (SPD), unter den 2000 hessischen Schulen ausgerechnet die Kelsterbacher Einrichtung besuchte.
Minister Holzapfel (kleines Bild) würdigte die Ganztagsbetreuung an der IGS, weil sie "Pionierfunktion hat, wie es in ganz Hessen weitergehen wird." Schule müsse inzwischen mehr Funktionen erfüllen, als die reine Wissensvermittlung. Schule solle Lebensraum und nicht nur Lernraum sein - "wenn das erste nicht gelingt, wird auch das zweite bald scheitern".
In der Praxis bedeutet das für die IGS- Schüler der fünften bis siebten Klasse: Künftig können sie montags, dienstags und donnerstags von 7.25 Uhr bis 16.15 Uhr in der Schule verweilen, werden vor und nach dem Unterricht von Lehrer/innen betreut. An den drei Tagen erhalten die Schüler/innen nachmittags entweder eine von Lehrer/innen begleitete Hausaufgabenhilfe oder ein "pädagogisch betreutes Freizeitangebot": Neigungsgruppen etwa in Keramik, Holz, Video, Theater oder Sport.
In einer Schnupperphase können die Schüler/innen schauen, welches Angebot sie wählen wollen - danach müssen sie für ein Schulhalbjahr am Ball bleiben. Das verlangt schon die Aufsichtspflicht gegenüber den Eltern, erläuterte Schulleiter Alfred Harnischfeger.
Klar ist: die Möglichkeit, die Ganztagsschule oder den Mittagstisch zu nutzen, basiert auf Freiwilligkeit. Harnischfeger schätzt, daß es 150 Anmeldungen geben wird, das wäre ein Drittel der Schüler/innen. Je nach Nachfrage und Angebotsmöglichkeit sollen auch die Achtkläßler mitmachen können; das entscheide sich in 14 Tagen. Die Klassen neun und zehn blieben mit Sicherheit außen vor.
"Wir wollen die Ganztagsbetreuung von unten aufbauen und ohne Hetik und ohne Übertreibung ganz vorsichtig beginnen", sagte Harnischfeger. Auch wenn jetzt schon die Neuerung offiziell gefeiert und gewürdigt wurde - der "Startschuß in voller Stärke" werde im Oktober nach den Herbstferien fallen. In drei Wochen erhalten die Eltern eine umfassende Information über die Teilnahme, die - abgesehen vom Mittagstisch - kostenfrei ist.
Daß die Betreuung nur an drei der fünf Schultage erfolgt, sei sinnvoll. Minister Holzapfel begründete dies mit "den empirisch belegten Erfahrungen", die etwa in Nordrhein-Westfalen gemacht worden seien. Fünf Tage Betreuung würden von vielen Eltern nicht angenommen. Das gelte etwa für den Freitagnachmittag, weil die Mütter und Väter auch noch Zeit mit den Kindern verbringen wollten.
Schulleiter Harnischfeger machte deutlich, daß die IGS Kelsterbach zudem quasi einen vierten Betreuungstag bietet: mittwochs, wenn die Konferenzen stattfinden, werde für zwei Stunden ein "Notprogramm" offeriert. Zudem gebe es bis Klasse acht ohnehin einmal die Woche Nachmittagsunterricht.
Eine Ganztagsbetreuung an einer Mittelstufe gibt es im Kreis Groß-Gerau außer in Kelsterbach noch in Ginsheim-Gustavsburg an der Integrierten Gesamtschule Mainspitze und in geringerem Umfang in Rüsselsheim an der Alexander-Humboldt-Schule. Die Kelsterbacher freilich können sich rühmen, über die beste personelle Ausstattung zu verfügen - dank der Unterstützung der Stadt, die zu den wenigen Kommunen zählt, die noch selbst Schulträger ist.
Von den für das neue Schulangebot bewilligten zusätzlichen 7,3 Stellen für Lehrer/innen hatte das Land Hessen dieses Jahr nur fünf besetzen können. Die anderen zwei Stellen werden von der Stadt Kelsterbach finanziert, die dazu freiwillig noch drei Sozialpädagogen/innen einstellte. Minister Holzapfel kündigte an, daß spätestens 1994 das Land auch die zwei Lehrer/innen finanzieren werde, die jetzt noch von der Stadt getragen werden. lis
KARBEN. Straßenfeste, bei denen sich die Nachbarschaft näherkommt, sind in Karben gang und gäbe. Gesellig ging es auch am Samstag abend in der Wernher- von-Braun-Straße zu, wo die KSG Groß-Karben die Anwohner eingeladen hatte, nach Kräften mitzufeiern. Nach Auffassung mancher Anlieger, die sich nicht bis in die frühen Morgenstunden unter die Festgemeinschaft mischen mochten, haben es die KSG-Aktiven jedoch mit dem Feiern zu weit getrieben.
Die Musik sei so laut gewesen, berichtet Ortrud Clarius aus der Wernher-von- Braun-Straße 21 nicht ohne Ironie, daß sie und andere Nachbarn mit ihren gegen 1 Uhr vorgebrachten Beschwerden nur noch auf "taube Ohren" gestoßen seien. Die gegen 2 Uhr verständigte Polizei habe zwar der Musikbeschallung ein Ende bereitet. Der Ausschank sei jedoch noch bis 3 Uhr morgens fortgesetzt worden. Die Lärmbelästigung durch das Geschrei einiger Zecher habe bis zum Morgengrauen, gegen 4.30 Uhr, angehalten.
Die Nachtruhe, so Frau Clarius, sei jedenfalls dahin gewesen. Sie und ihre Nachbarn hätten nichts gegen das Straßenfest einzuwenden gahabt, wäre es denn bis Mitternacht oder spätestens bis ein Uhr beendet gewesen. Das am Samstag gezeigte Verhalten der KSG-Mitglieder zeuge jedoch nicht gerade von Sportsgeist.
Mit Erstaunen reagierten KSG-Vorsitzender Dieter Wagner und Ludwig Merz vom verantwortlichen Vergnügungsausschuß des Vereins auf die Kritik der Anwohnerin. Beide erklärten übereinstimmend gegenüber der FR, sie hätten die Veranstaltung gegen 1 Uhr verlassen, bis dahin habe es keinerlei Beschwerde gegeben. Frau Clarius hält dem entgegen, sie habe sich zusammen mit anderen Nachbarn zu ebendieser Zeit an das Team des KSG-Ausschanks gewandt. Ihr Anliegen sei aber abgewiegelt worden.
Am KSG-Stand, so Ordnungsamtsleiter Alfons Kaiser zur FR, hätte mit Beginn der Sperrstunde tatsächlich kein Schoppen mehr gezapft werden dürfen. Eine Sondergenehmigung für eine Sperrzeitverkürzung hätte die KSG nicht erhalten. Die Musik, so Kaiser, hätte sogar schon um 22 Uhr leiser gestellt werden müssen. Beschwerden lägen ihm deswegen jedoch nicht vor.
Eine schlaflose Nacht für die Anwohner, ein gelungenes und wohl auch lukratives Fest für den Verein, so das Fazit von Ortrud Clarius. "Mein Vorschlag wäre, das nächste Straßenfest doch vor den Häusern der Initiatoren zu organisieren." mu
BAD ORB. Bäume ganz besonderer Art sind zum Mittelpunkt der Biebergemünderin Eva Preus geworden. Bei ihrer Sammlung geben Exemplare den Ton an, die aus Ton angefertigt wurden.
Die Keramikkunstwerke waren bereits auf Ausstellungen in Frankfurt, Würzburg, Nürnberg und München und sind nun vom 8. bis 16. August im Haus des Gastes in Bad Orb zu besichtigen. Während der Ausstellungstage, speziell am Burgfest, wird die Künstlerin ihre Arbeitstechnik vorstellen.
Die Exponate sind täglich von 9 bis 11.45 und von 15.15 bis 18 Uhr zu sehen. Samstags und sonntags ist die Ausstellung zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. jan
FRIEDBERG. Folgende Abfallsammlungen für Problemmüll können nicht stattfinden: Die betriebsspezifischen Problemabfallsammlungen für Kleingewerbe am 7. August und 9. Oktober und die Problemabfallsammlungen für private Haushalte, die für den 8., 9. und 10. September angekündigt waren.
Als Grund für die Streichungen gibt die Stadt Friedberg Entsorgungsengpässe und fehlende Zwischenlagerkapazitäten an. skl
FRANKFURT A. M., 3. August (FR). Wolkig mit Aufheiterungen und im Norden einzelne Schauer, sagt das Wetteramt vorher. Höchsttemperaturen tagsüber zwischen 20 und 25, nachts um 15 Grad. Aussichten: Überwiegend sonnig, im Norden zeitweise wolkig. (Siehe auch Lokalteil)
KÖNIGSTEIN. Eine neue Chance für drogenabhängige Frauen: Gestern wurde in Königstein die erste therapeutische Wohngemeinschaft für weibliche Süchtige in Hessen eröffnet. Das Haus mit dem Namen "Camille" wird von "Calla" getragen, dem Frankfurter "Verein zur Förderung der Lebensqualität von Frauen mit Suchtproblemen". In der auch ausschließlich von Frauen betreuten Wohngemeinschaft soll auf die besonderen Bedürfnisse und spezifischen Erfahrungen von drogenabhängigen Frauen - Prostitution und Gewalt von Männern - eingegangen werden.
"Hier wird ein neuer Akzent in der Drogenhilfe gesetzt", sagte die Hessische Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (Die Grünen), "weil Frauen anderen Frauen helfen." Blaul will den "frauenspezifischen Ansatz in der Sozialtherapie" weiter fördern und ist sich sicher: "Die neue Einrichtung wird erfolgreich arbeiten." Ein Grund sei auch, daß das Haus höchstens zwölf Süchtige aufnehme. Blaul betonte: "Kleinen Therapieeinrichtungen gehört die Zukunft." Dadurch werde die in großen Zentren oft herrschende Anonymität vermieden, und auf die einzelne Kranke könne individueller eingegangen werden.
Der feministische Ansatz ist nach Ansicht von Gertrud Umminger aus dem Vorstand von Calla besonders wichtig, weil viele Frauen durch ihre Drogensucht gezwungen waren, sich als Prostituierte das nötige Geld für Heroin zu verdienen. Mit Männern hätten diese Frauen in ihrem Leben kaum gute Erfahrungen gemacht. "Hier im Haus können sie realistische Perspektiven für ihr Leben entwickeln und lernen, den Alltag wieder zu bewältigen", erklärte Umminger.
Nach Königstein zog die Wohngemeinschaft, weil im Frankfurter Stadtgebiet keine geeignete Unterkunft zu finden war. Bürgermeister Bertram Huke und die Nachbarn haben Camille "ohne Vorbehalte" aufgenommen. "Eine Stadt wie Königstein mit 3000 Schülern kann vor Drogenproblemen nicht einfach abtauchen", sagte Huke. Die Wohnbedingungen in der Elisabethenstraße sind günstig: Das neu renovierte Haus liegt am Rande einer kleinen Grünfläche unweit des Stadtzentrums. Die Mehrzahl der Frauen - die ersten ziehen in vier Wochen ein - erhält ein eigenes Zimmer. Die Auswahl der Süchtigen erfolgt nach einem Vorstellungsgespräch. Die Mitarbeiterinnen und die übrigen Bewohner müssen einer Aufnahme zustimmen.
Grundsätzlich müssen die Frauen "clean" sein, was bei der Ankunft mit Hilfe eines Urintests auch nachgeprüft wird. Sie werden ungefähr ein Jahr bleiben, bis sie wieder auf eigenen Füßen stehen können. Sie sollen in der Hausgemeinschaft lernen, sich um die Dinge des täglichen Lebens - Einkaufen, Kochen - wieder selbst zu kümmern. Sie können auf die Schule gehen oder sich einen neuen Beruf suchen. Eine Aufsicht nachts und am Wochenende, wie bei vielen anderen Therapien, wird es nicht geben. Männer haben jedoch grundsätzlich keinen Zugang zum Haus. Alkohol ist verboten.
Finanziert wird das Projekt vom Landeswohlfahrtsverband, dem hesssischen Gesundheitsministerium, dem Hochtaunuskreis, der Gemeinde Königstein und der Stadt Frankfurt. Die Bewohnerinnen sollen sich - soweit sie dazu in der Lage sind - an der Miete beteiligen. Vier Sozialarbeiterinnen sind vorgesehen. Allerdings konnten bisher nur drei Stellen finanziell abgesichert werden. Die Mitarbeiterinnen von Calla hoffen nun, daß die Stadt Frankfurt die vierte Stelle finanziert. Wie sich die Frankfurter Gesundheitsdezernentin Margarete Nimsch bei der Eröffnung jedoch ausdrückte, erscheint dies eher unwahrscheinlich.
Mit der Eröffnung des Königsteiner Hauses gibt es jetzt in Hessen fünf Einrichtungen speziell für drogenabhängige Frauen. In Frankfurt existieren bereits zwei Beratungsstellen - eine mit besonderem Hilfangebot für drogensüchtige Prostituierte. Außerdem sind Anfang des Jahres in Biedenkopf bei Marburg zwei Wohngemeinschaften für Frauen eingerichtet worden, die eine Therapie hinter sich haben. In den nächsten Wochen wird in Kassel eine Nachsorge-Wohngemeinschaft für Mütter mit Kindern eröffnet. Ähnliche Einrichtungen wie in Königstein gibt es außerhalb Hessens schon in Hamburg, Berlin und München. jom
Zum Auftakt der Tennis-Regionalliga Südwest schlitterte der TC Bad Homburg gleich zweimal an einer Sensation vorbei. Am ersten Spieltag unterlag der Newcomer aus Hessen Weiß-Rot Stuttgart knapp mit 4:5. Am zweiten Spieltag brachten es die Bad Homburger beim haushohen Favoriten TK Sinzig auf ein 3:6. Dabei wäre in beiden Fällen mehr drin gewesen.
Gegen Weiß-Rot Stuttgart, dem nach Ranglistenplätzen zweitbesten Verein der Gruppe 1, hatte man den Bad Homburgern nicht viel zugetraut. Doch wie wenig Zahlen wert sind, bewiesen die Spieler auf dem Platz. Sandor Noszaly, der noch rechtzeitig vom olympischen Tennisturnier eingeflogen war, und Oliver Kesper gewannen ihre Einzel ganz glatt. Patrick Pesch war an seinem Gegner nahe dran, unterlag dann aber in drei Sätzen.
Mit 2:4 starteten die Bad Homburger in die Doppel. Nach Siegen von Sandor Noszaly/Michael Eisfeld und Oliver Kesper/ Markus Nagel stand es bereits 4:4, und das letzte Doppel mußte entscheiden. Da ließen sich die Stuttgarter nicht die Butter vom Brot nehmen. Roland Leissler und Jörg Wölfel unterlagen nicht chancenlos zum 4:5.
Der TK Sinzig gilt in der Regionalliga als der heiße Favorit für den Aufstieg in die Bundesliga. Juan Aguillera, Markus Rackl und Andreas Maurer sind Namen, die Tennisfans bekannt vorkommen und in Spielerkreisen einen guten Ruf haben. Für den TC Bad Homburg ging es daher in erster Linie darum, sich möglichst gut zu verkaufen. Angespornt durch das Ergebnis gegen Stuttgart, spielten die Hessen in Rheinland-Pfalz unbeschwert auf und waren plötzlich wieder nahe dran am großen Sieg. Zuerst schlug Roland Leißler Markus Rackl, die Nummer 20 in Deutschland und 183 in der Welt. Dann servierte Michael Eisfeld den Hallenspezialisten Jörg Müller ganz glatt ab, und die Bad Homburger bangten um Sandor Noszaly. Der führte im ersten Satz klar mit 4:0, ließ sich auf einige Spielchen mit Ball und Publikum ein und war plötzlich von der Rolle. So eine Chance ließ sich der argentinische Altmeister Juan Aguillera natürlich nicht nehmen. Sicher wie eine Ballwand brachte er jeden Schlag zurück und machte keine Fehler. Ein 6:4 war die Belohnung.
Sandor Noszaly haderte mit seinem Schicksal und lag plötzlich auch im zweiten Satz wieder hinten. Doch dann besann er sich seiner Kunst, holte auf 4:4 auf und entschied den Satz mit 6:4 für sich. Das kostete Kräfte und den dritten Satz. Nach 2:5 glich der Bad Homburger zwar noch auf 5:5 aus, unterlag aber am Ende unglücklich mit 5:7. Das brachte dem Team aus der Kurstadt abermals ein 2:4 und die Entscheidung in den Doppeln. Dieses Mal ging es aber um einiges schneller. Oliver Kesper/Sandor Noszaly und Markus Nagel/Roland Leißler waren noch mitten im zweiten Satz, da war die Entscheidung zugunsten der Sinziger bereits gefallen. Roland Leißler und Markus Nagel brachten ihr Spiel noch nach Hause und verkürzten auf 3:6.
Dennoch kein Grund zur Trauer im Bad Homburger Lager. "Wir haben gezeigt, daß wir durchaus oben mitspielen können", kommentierte Bad Homburgs Sportwart Peter Renell. "Das gibt uns Mut für die nächsten Spiele. Die hervorragenden Ergebnisse gegen diese beiden schweren Gegner haben unsere kühnsten Hoffnungen um Weiten übertroffen." rüb
Immer wieder Schlagzeilen um Diego Maradona, den man gewiß ohne Übertreibung zu jenen Fußballern zählen darf, die Fußballgeschichte geschrieben haben. Der kleine, füllig wirkende Argentinier hat auf dem Höhepunkt seiner Karriere die Fußballfreunde verzaubert, doch der Ruhm der Vergangenheit ist verblaßt. Sein Eingeständnis, Kokain konsumiert zu haben, hat seinen Ruf fast ruiniert. Seine Flucht aus Italien, die den 31jährigen in seine Heimat zurückführte, die Auseinandersetzungen mit Polizei und Gerichten taten ein übriges, um ihn ins Zwielicht zu rücken.
Der "Fall Maradona" ist noch nicht bereinigt. Die täglich neuen Meldungen aus Argentinien lassen darauf schließen, daß noch längere Zeit von dem Spieler zu hören sein wird, auch wenn er gegenwärtig nicht spielt.
Der Internationale Fußballverband (FIFA), der sich bisher vergeblich bemühte, zwischen den streitenden Parteien Maradona und seinem Verein, dem SSC Neapel, zu vermitteln, will sich nun verstärkt darum bemühen, daß der noch bis 1993 laufende Vertrag vorzeitig aufgelöst wird. FIFA-Präsident Joao Havelange kündigte dieser Tage an, in Kürze werde sich die "FIFA-Kommission für das Spielerstatut" mit der Angelegenheit befassen. Bisher hatte Neapels Präsident Ferlaino sich geweigert, den argentinischen Stürmer vorzeitig gehen zu lassen, war sogar eher daran interessiert, ihn zurückzuholen, wobei vor allem finanzielle Aspekte eine entscheidende Rolle spielen dürften.
Zu Recht sagte allerdings FIFA-Generalsekretät Blatter, daß man einen Spieler nicht dazu zwingen könne, gegen seinen Willen zu seinem Verein zurückzukehren, zumal Maradona bereit sei, seinen Vertrag aufzulösen und das zu zahlen, was erforderlich sei.
Hintergründe des Gerangels und des verstärkten FIFA-Engagemants in dieser Sache ist Havelanges Wunsch, Maradona bei der nächsten WM vor den PR-Karren zu spannen. Havelange glaubt, Maradonas Präsenz könne 1994 in den USA mitentscheidend für den durchschlagenden Erfolg der Weltmeisterschaft sein.
Das freilich ist eher zu bezweifeln. In einem Land, in dem "Soccer", wie der Fußball dort genannt wird, keine grundlegende Basis hat und bei dem sich immer noch die Frage stellt, was die Entscheidungsgremien veranlaßt haben mag, dort eine Fußball-Weltmeisterschaft aufzuziehen, dürften ganz andere Kriterien über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden. Maradona jedenfalls wird - wie andere Sympathieträger auch - dabei nur eine Nebenrolle spielen können.
ERICH STÖR
FLÖRSBACHTAL. Bei einer Stippvisite in Hessens größtem Landkreis wird sich Hans Eichel in der kleinsten Gemeinde des Main-Kinzig-Kreises aufhalten.
Der SPD-Unterbezirk erwartet den Ministerpräsidenten am Freitag, 7. August, 18 Uhr, im Flörsbacher Hof.
Anderthalb Stunden später wird Eichel in der SKG-Halle in Flörsbach sprechen. Thema ist die "Stärkung des ländlichen Raums".
Ein Tag vor dem prominenten Besuch müssen sich die örtlichen Gemeindevertreter noch einmal dem Alltagsgeschäft widmen.
Die erste Sitzung nach der Sommerpause findet am Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, im Bürgersaal der Sparkasse in Lohrhaupten statt.
Themen: Der Bebauungsplan "Friedrichsberg II" in Lohrhaupten, die Wassergebühren, der Nachtragsetat, die Elektrizitätsversorgung und das Dorfgemeinschaftshaus in Kempfenbrunn. jan
"Der Worte sind genug gewechselt, laßt Taten folgen." An und für sich ist Sport eine sprachlose Veranstaltung, in der sich Athleten aus dem Vordertaunus und der inneren Mongolei verstehen, ohne sich verständigen zu können. Sport spricht alle Sprachen, sagt der Volksmund, allerdings spricht der Sportler nicht alle Sprachen, sondern in der Regel - wie alle anderen Menschen auch - nur seine eigene und vielleicht noch eine andere.
Nun wird aber vom Olympioniken erwartet, daß er die Taten seines Körpers auch in wohlgesetzter Rede zu erläutern weiß, sofern er darum gebeten wird. Und alle sollen nicht nur hören dürfen, was er zu sagen hat, sondern legen Wert darauf, es verstehen zu können. Also braucht es Übersetzer und mehrsprachige Erläuterungen allerorten.
Vier Idiome sind vorab in den Rang offizieller Sprachen der "Jocs de la XXVa Olimpiada" erhoben worden, wie das Treffen der Jugend der Welt in Katalan heißt. Da es sich fraglos um ein weltumspannendes Ereignis handelt, wirkt es etwas provinziell, nach Englisch, Französisch und Spanisch noch in der Sprache alles sagen und drucken zu lassen, die nur die Leute aus der Region sprechen. Aber das ist ein anderes Thema.
Mit dem Sprach-Quartett wird bei weitem nicht alles abgedeckt. Sportler aus 172 Nationen gehen an den Start, und da der Wettkampf voller Überraschungen Babylon läßt grüßen steckt, muß der Veranstalter darauf bauen, daß irgendeiner aus der Delegation eines Medaillengewinners aus der völligen Fremde eine halbwegs geläufige Sprache beherrscht. So kam es zum Beispiel aufeiner Pressekonferenz beim Gewichtheben zu einer die Völkerverständigung nicht wesentlich vorantreibenden Situation. Die Sätze des Türken brachte ein Delegationsmitglied ins Englische, worin auch der chinesische Trainer faßte, was sein Schützling auf Chinesisch gesagt hatte. Dem Bulgaren hatte man eine Dolmetscherin beigesellt, die seine Worte auf Französisch wiedergab. Alles lief in die Übersetzerkabinen hinein und von dort ein weiteres Mal umgeformt hinaus in die Kopfhörer der Journalisten.
Es gilt das gesprochene Wort? Da wäre ich nicht so sicher. Zeitgleich kommt schon an, was simultan gedolmetscht wird, aber ob es immer auch das gleiche ist, was sich ein Journalist als authentische Aussage notiert?
Noch größere Gefahr birgt die Kettenübersetzung von Mund zu Mund, wie sie zum Beispiel beim Handball bevorzugt wird. Das Wort, vom deutschen Trainer abgeschickt, verwandelt sich erst in ein spanisches, dann in ein englisches und schließlich in ein französisches. Die Erwiderung des französischen Trainers nimmt den umgekehrten Weg.
Der Transport des Wortgutes birgt Gefahren, wie jeder des Spiels "Stille Post" Kundige weiß. Mit "im Höhentrainingslager von Sankt Moritz zog er sich wie schon im vergangenen Jahr Achillessehnenbeschwerden zu" geht es los, und mit "Sankt Moritz war im vergangenen Jahr nicht auf der Höhe, worüber sich Trainer Achilles beschwerte" hört es auf.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
WEHRHEIM. Werden die Müllgebühren in Wehrheim vom nächsten Jahr an gestaffelt? Ein erster Schritt in diese Richtung ist getan. Auf Antrag der Grünen votierte das Gemeindeparlament am Freitag einstimmig dafür, die Möglichkeiten einer Staffelung zu prüfen.
"Die Müllgebühren laufen bisher schief", stellte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Hans-Joachim Steffen-Jesse, in der Antragsbegründung fest. Die Grünen hatten bei ihrer Prüfung der Mülltonnen-Preise errechnet, daß ausgerechnet die kleinste Tonne am teuersten ist. Das 50-Liter-Behältnis, das nur in 14tägigem Rhythmus geleert wird, kostet seinen Besitzer 31 Pfennig pro Tonne. Alle anderen Größen, von 35 bis 240 Liter, sind hingegen neun oder zehn Pfennig billiger. Auch der SPD ist das Mißverhältnis schon aufgefallen. Almut Gwiasda machte zusätzlich auf einige Bedenken aufmerksam, die bei einer möglichen Staffelung der Gebühren berücksichtigt werden sollten. "Die Preise dürfen nicht junge Familien mit Babys benachteiligen, die den Windelabfall nicht vermeiden können." Außerdem soll die Diskussion über das Duale System in die Prüfung miteinbezogen werden.
Eine Staffelung von Gebühren stand schon vor der Sommerpause auf der Tagesordnung der Gemeindevertretersitzung - allerdings in Sachen Wasser. Auf Antrag der CDU erteilten die Parlamentarier damals dem Gemeindevorstand den Auftrag, die Möglichkeiten einer Gebührenstaffelung zu prüfen. Das Ergebnis steht noch nicht fest. cn
SCHWANHEIM. "Ich leg' jetzt meine Füße in die Tiefkühltruhe. Das ist das einzige, was noch hilft." Naßgeschwitzt und völlig erschöpft schleichen sich die Spieler der Germania vom Rasen. Zur Bullenhitze, die den Kickern zu schaffen machte, kam auch noch eine frustrierende 0:6-Niederlage gegen Rot-Weiß Frankfurt. Doch nach der Dusche sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Im Festzelt löschten die Teilnehmer des Fußballturniers im Rahmen der Sportwerbewoche ihren Durst und vergaßen bald den Verliererfrust. Zum elften Mal hatte die Germania 06 Schwanheim das Turnier für Fußballer und für solche, die noch nie einen Ball getreten haben, auf die Beine gestellt.
In vier verschiedenen Turnierklassen spielten Senioren, Altherren, sogenannte Nichtfußballer (Schwanheimer Vereine) und die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Frankfurt jeweils gegeneinander. Insgesamt waren 48 Mannschaften mit etwa 500 Kickern bei dem eine Woche dauernden Sportereignis aktiv. Auftakt war am vorvergangenen Samstag das Altherrenturnier, am Sonntag spielten die Schwanheimer Vereine um die Stadtteilmeisterschaft. Unter der Woche traten dann die Senioren gegeneinander an. Die Endspiele liefen am vergangenen Wochenende und brachten folgendes Turnierergebnis: Sieger des Seniorenturniers wurde das Team aus Eschborn durch einen 4:2-Sieg gegen die SKG Frankfurt. Den dritten Platz belegte Weiß-Blau Frankfurt. Bei den Altherren konnte der SC Goldstein den Turniersieg feiern. Zweiter wurde Niederems vor den Sportfreunden Schwanheim. Als beste "Nichtfußballer" belegten die Mitglieder des Dartclub Schwanheim den ersten Rang.
"Der sportliche Aspekt steht eigentlich gar nicht so im Vordergrund", erläuterte Germania-Geschäftsführer Otto Krönung. "Viel wichtiger ist, daß die Schwanheimer Vereine während des Turniers die Möglichkeit haben, sich der Öffentlichkeit darzustellen und die Sportvereine auf sich aufmerksam machen können. Deshalb auch der Name Sportwerbewoche." In den Vorjahren gaben die teilnehmenden Vereine den Zuschauern rund um das Spielfeld einen Einblick in ihre Tätigkeiten. In diesem Jahr mußte aus Platzmangel auf Informationsstände und Demonstrationen verzichtet werden. "Auf unserem großen Spielfeld ist die Installation einer Berieselungsanlage leider nicht rechtzeitig fertig geworden. Wir sind auf einen Nebenplatz umgezogen und können deshalb nur eine Feuerwehrfahrzeugschau anbieten", erklärte der Geschäftsführer. "Glücklicherweise hat uns aber eine Schwanheimer Bürgerin ein angrenzendes Grundstück zu Verfügung gestellt, sonst hätten wir das große Zelt nicht aufstellen können", freute sich Otto Krönung.
Die Organisation der Turniers lag in den Händen der Altherrenmannschaft. Von der sportlichen Koordinierung bis zur Verpflegung der Gäste tun die Initiatoren bereits sechs Monate im voraus alles, um aus dem Turnier ein echtes Fest zu machen. "Die Sportwerbewoche soll ein Familienfest sein, bei dem für jeden etwas dabei ist", erklärte Otto Krönung. Daß es sich nicht bloß um ein Fußballturnier handelt, beweist die Gästezahl: An den Wochenenden sind jeweils etwa 400 Bürger auf das Vereinsgelände gekommen. "Da geht der Papa nicht alleine hin, sondern bringt Frau und Kinder mit", erzählte Geschäftsführer Krönung. Trotz der Aufbesserung der Vereinskasse seien die Einnahmen nicht der auschlaggebende Punkt für die Organisation des Turniers. "Das richtige Geld verdienen der Getränkehändler und die Brauerei", meinte Otto Krönung und nahm einen Schluck aus seinem Bierglas. hen
Dienstag, 4. August
Theater Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).
Summertime Festival: 21 Uhr, Mimikritschi - Clowntheater; Brüningpark Höchst.
Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: 16 u. 20 Uhr, Vorstellungen in der Wassermanege; Bockenheimer Depot. Musik Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Life is not a party.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Joe Ginnane.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Rumbas.
Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Bryan Anderson Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, The Schramms.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jazz 'n' Blues Session.
FRANKFURT A. M. "Funk doch noch mal das Schiffahrtsamt an, die sollen endlich die Strecke freigeben." Dieter Baier von der Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad (FRGO) stand in einer kleinen Nußschale auf dem Main und versuchte mit Funkgerät und Mikrofon, den Überblick zu behalten. Er leitete die Rudererdorf-Regatta, die am Wochenende im Rahmen des Mainfestes viele spannende Rennen und einen Einblick in den Rudersport bot.
Insgesamt liefen drei Wettkämpfe auf dem Wasser, der Frankfurt-Cup, der Telenormastaffetten-Cup, bei dem gestaffelt Einer, Zweier und Vierer starten und der beliebte "Äbbelwoi-Achter" (die FR berichtete).
Für die Endläufe am Sonntagnachmittag vor mehreren tausend Zuschauern wurde vom Schiffahrtsamt extra der Main zwischen Eisernen Steg und Untermainbrücke gesperrt. Da den Ruderern aber nur eineinhalb Stunden zur Verfügung standen, mußte Dieter Baier denn auch ordentlich auf die Tube drücken, um alle Rennen pünktlich über die Runden zu bringen.
Am nördlichen Mainufer scharten sich immer mehr ungeduldig wartende Zuschauer an der Anlegestelle. Dieter Baier, gleichzeitig Moderator, informierte von seinem kleinen Boot aus die Festbesucher über den Rennverlauf. Nachdem am Samstag die Vorläufe ausgetragen wurden, gab es im Finale des Frankfurt-Cup ein echtes Lokalderby.
Der Offenbacher Michael Mohr trat gegen den Frankfurter Oliver Reppel im Einer an. "Und jetzt sollten die Frankfurter mal ganz kräftig den Oliver anfeuern", versuchte der Rennleiter die Zuschauer in Stimmung zu bringen, nachdem der Startschuß gefallen war.
Doch die Gäste waren nicht zum Anfeuern zu bewegen. Ob das an der drükkenden Hitze oder am zu viel genossenen Äbbelwoi lag, blieb unklar. Auch die Vermutung, daß die "Oben-ohne-Dame" auf der Motoryacht die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben könnte, liegt zumindest beim männlichen Publikum nahe. So wurde dann auch der Offenbacher souverän Sieger des Rennens über die Spezialdistanz von 500 Metern.
"Die Strecke hier beim Mainfest ist in Deutschland einzigartig", erklärte Dieter Baier. "Im Gegensatz zur üblichen 2000- Meter-Strecke fahren die Sportler hier nur 500 Meter. Besonders interessant für die Zuschauer ist dabei die Wende, die mit voller Geschwindigkeit gefahren wird." Einige Bootsbesatzungen taten sich reichlich schwer bei dem ungewohnten Wendemanöver. Wer das Drehen des Bootes geschickt hinter sich brachte, konnte einen guten Zeitvorsprung herausfahren. Auch im Telenorma-Cup konnte das Frankfurter Rudererdorfteam, das sich aus Mitgliedern der fünf Frankfurter Rudervereine zusammensetzt, wegen eines Bootschadens "nur" Zweiter vor der Hanauer Mannschaft werden. "Die Ergebnisse sind nicht das Wichtigste. Im Vordergrund stehen Spiel, Spaß und Spannung auf dem Wasser", sagte der Organisator. Höhepunkt für das Auge war wie in den Vorjahren der Endlauf des "Äbbelwoi-Achters". In diesem Jahr hatten sich acht Besatzungen zum Start gemeldet, von denen vier ins Finale kamen. Der Frankfurter Ruderclub, die FRG Borussia, Reno Frankonia und die Titelverteidiger Nassovia Höchst standen mit ihren Achtern am Start nebeneinander.
Nach dem spannenden Start setzte sich die Höchster Mannschaft bald nach vorne ab und konnte nach dem Sieg die Trophäe erneut entgegennehmen. Daß es sich nicht um einen herkömmlichen Pokal, sondern um einen überdimensionalen, wohlgefüllten Bembel handelte, ist selbstverständlich.
Und daß der zügig von den Gewinnern leergetrunken war, verwunderte Dieter Baier auch nicht: "Rudern macht schließlich durstig." hen
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.)..
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. b. Do., f. Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunststoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).
Galerie L.A., Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr, Horst - "Platin-Prints" (bis 15. 8.).
Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig - Malerei/ Thomas Bechinger - Zeichnung, Fotografie (bis 15. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Albers, Bill, Hockney, Kokoschka, Marini, Poliakoff - Graphiken der 70er Jahre (bis Ende Aug.).
Kunsthandlung Karl Vonderbank, Goethestr. 11, Tel. 28 24 90: Sa., 10 bis 13 Uhr, Gerhard Messemer (bis Ende Aug.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.).
Ausstellungen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: Herta Altmann - "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmung" (bis 21. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Ausstellungen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: Herta Altmann - "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmung" (bis 21. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
FRANKFURT-SÜD. Im Mittelpunkt der nächsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad) am Freitag, 7. August, um 19 Uhr im Großen Saal des Bürgerhauses Südbahnhof, Diesterwegplatz steht die Entwicklung des Sachsenhäuser Ebbelwei-Viertels. Stadtrat Joachim Vandreike (SPD) wird die Beiräte über die Situation unterrichten.
Zu diesem Thema liegen dem Ortsbeirat drei zurückgestellte Anträge der SPD-Fraktion erneut zur Beratung vor: Zwei Anträge beschäftigen sich mit leerstehenden Kneipen inner- und außerhalb des Kneipenviertels. Ein dritter Antrag hat zum Ziel, zweckentfremdeten Wohnraum überprüfen zu lassen und nach Möglichkeit zurückzugewinnen.
Die CDU macht sich für den rollstuhlgerechten Ausbau eines Fußweges zum Stadtwald stark, der von den Rollstuhlfahrern derzeit nur mit "höchster Anstrengung alleine zu bewältigen" sei. Zudem will die CDU-Fraktion durchsetzen, daß dem Frankfurter Ruderverein während der Sanierung der Alten Brücke ein ungehinderter Zugang zum Bootshaus auf der Maininsel ermöglicht wird. kan
SACHSENHAUSEN. Schon wieder heißt es von liebgewordenen Gewohnheiten Abschied nehmen: Am 30. September wird das traditionsreiche "Café Paetzold" in der Oppenheimer Straße 37 endgültig schließen. Damit geht auch ein Stück Stadtteilgeschichte verloren, denn an dieser Stelle gab es schon seit mehr als 90 Jahren verschiedene Bäckereien und Konditoreien.
Der Schließung waren monatelange gerichtliche Auseinandersetzungen mit den neuen Besitzern der Liegenschaft vorangegangen, bei denen Manfred und Karoline Paetzold schließlich unterlagen. "Was soll ich machen?" fragte sich der 59jährige Konditormeister bitter. "Ich werde mir eine Stelle suchen müssen."
In den vergangenen Jahren haben in Sachsenhausen einige der letzten traditionellen Caféhäuser schließen müssen. Die meisten waren dem Konkurrenzdruck durch die billigeren Bistro-Cafés nicht mehr gewachsen, die ihre Waren nicht mehr selbst herstellen, sondern anliefern lassen. Andere wiederum konnten die enorm gestiegenen Mieten für Gewerberäume im Umfeld der Schweizer Straße nicht mehr bezahlen und mußten aufgeben. So erging es beispielsweise dem Café Will - dort hat sich nun die Telekom eingerichtet - und dem Café Süd.
Doch es waren nicht nur die älteren Menschen, die sich in der etwas angestaubten Gemütlichkeit der Caféhäuser wohlfühlten: "Als der alte Flohmarkt noch am Sachsenhäuser Ufer war, haben die Leute bei uns schon um 6 Uhr morgens Schlange gestanden", erzählte Manfred Paetzold, "da mußte ich 30 Frühstückseier vorkochen, sonst wären wir gar nicht hinterhergekommen." Flohmarkt und Café Paetzold, das paßte einfach gut zusammen, bisweilen war der kleine Raum mit den fünf Tischen dermaßen überfüllt, daß die Gäste auf dem Fußboden saßen.
Noch heute strahlt der Raum etwas von der Behaglichkeit aus, die die Flohmarktbeschicker empfunden haben müssen: Rote Tischdeckchen, Ölofen für die kalten Tage und leise Radiomusik im Hintergrund. Schweizer Nußtorten, feinster schlesischer Mohnkuchen und Pflaumenkuchen - süß und saftig - waren die Spezialitäten von Konditormeister Manfred Paetzold, die von seiner Frau Karoline schwungvoll serviert wurden.
"Den Flohmarkt hat die CDU kaputtgemacht", stellte Manfred Paetzold fest und mit dem Ende des Flohmarktes 1984 wurde es auch im Café ruhiger. "Da war tote Hose", sagte Karoline Paetzold salopp. Doch als der Flohmarkt nach der sechsjährigen Verbannung in die Mauern des Schlachthofgeländes an das Mainufer zurückkehrte, war sie enttäuscht: "Der neue Flohmarkt ist nicht mehr der alte." Vor allem der Umgangston der Kundschaft sei rabiater geworden.
Als 1989 das Haus von einer Erbengemeinschaft an die Immobilienhändler Beller und Wolf verkauft wurde, begann der Ärger für die Paetzolds. Eine 200 prozentige Mieterhöhung flatterte ins Haus, der Mietvertrag wurde nicht verlängert. Die neuen Besitzer hätten zudem geplant, die Mietwohnungen im Haus in Eigentumswohnungen umzuwandeln.
Erst die hohen Anforderungen, die die Stadt an die Umwandlung stellte, hätte den neuen Besitzern wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht, vermutete Manfred Paetzold, der den alten Verhältnissen nachtrauert: "Mit der alten Vermieterin wäre es noch die letzten fünf Jahre bis zu meiner Rente gegangen, jetzt müssen wir sehen, was das Schicksal für uns noch bereithält." kan
GLASHÜTTEN. Leichte Verletzungen am Oberschenkel zog sich am Montag ein Motorradfahrer zu, als er auf der Landstraße zwischen Glashütten-Schloßborn und Ehlhalten in einer Linkskurve stürzte.
An seinem Gefährt entstand nach Angabe der Polizei ein Schaden von etwa 6500 Mark. esi
DÜREN, 3. August (dpa). Ein Polizist hat in der Nacht zum Montag in Düren einen 52jährigen Ruhestörer erschossen. Laut Polizei handelte der Beamte in Notwehr, weil der Mann mit Messern auf ihn losgegangen sei.
Hausbewohner hatten die Polizei alarmiert, weil sie sich noch nach Mitternacht von der lauten Musik aus der Wohnung des 52jährigen in ihrer Nachtruhe gestört fühlten. Als der Ruhestörer die insgesamt drei Polizisten sah, bewaffnete er sich - so die Polizei - mit zwei Messern und stürzte auf die Beamten los. Zwei von ihnen sei noch rechtzeitig die Flucht gelungen, ihr Kollege aber sei im Treppenhaus von dem Angreifer gestellt worden. Der Polizist habe den 52jährigen mit einen Schuß aus seiner Dienstwaffe tödlich getroffen. Der Beamte habe einen Schock erlitten und ärztlich behandelt werden müssen.
FRIEDBERG. Drei Ausschüsse der Stadtverordnetenversammlung tagen in dieser Woche im Sitzungszimmer des Friedberger Stadthauses: Am heutigen Dienstag um 18.30 Uhr wird sich der Umweltausschuß unter anderem mit der Gewährung von Zuschüssen für Regenwasserzisternen auseinandersetzen.
Der Ausschuß für Bauwesen und Planung beschäftigt sich am Mittwoch, 5. August, 18 Uhr, mit den Bebauungsplänen "Beim Ciriaksbaum" und "Peter-Geibel-Straße". Außerdem soll über die Änderung des Flächennutzungsplanes im Bereich Dachspfad, Königsbergerstraße, Raiffeisenstraße und Im Warthfeld beraten werden.
Bei der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, die am Donnerstag, 6. August, um 17 Uhr beginnt, werden sich die Parlamentarier mit der Sanierung der Brücke über die Usa in Fauerbach beschäftigen. Außerdem steht die Beratung über zwei Bebauungspläne auf der Tagesordnung. skl
NIZZA, 3. August (AFP). Zwei Achtjährige sind am Samstag auf dem Bahnhof von Nizza mit Schußwaffen und Munition aufgegriffen worden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, waren sie Reisenden bei dem Versuch aufgefallen, eine Pistole und einen Revolver unter ihren T-Shirts zu verbergen. Die sofort benachrichtigte Polizei entdeckte zehn Schuß Munition in der Gürteltasche eines der beiden. Die rumänischen Roma-Kinder wurden in die Obhut eines Heims gegeben.
STUTTGART, 3. August (dpa). Den Markt für die sogenannten isotonischen Getränke hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg als "Olympisches Werbe-Blah-Blah" abgetan. In einer Mitteilung vom Montag beurteilte die Verbraucherzentrale diese Getränkegruppe als "schlichtweg überflüssig".
"Isotonisch" sei ein lebensmittelrechtlich nicht geschützter Begriff. Dies führe dazu, daß sich die auf dem Markt befindlichen isotonischen Getränke stark unterscheiden. Häufig seien Zucker sowie Aroma- und Süßstoffe enthalten, die nun wahrlich nichts mit einer optimalen Versorgung des Körpers zu tun hätten. "Der Verbraucher wird für dumm verkauft."
Die isotonischen Getränke sollen laut Werbung den Organismus bei körperlicher Anstrengung mit Mineralstoffen und Vitaminen versorgen.
Mineralstoffe, die verlorengehen, können nach Angaben der Verbraucherzentrale hervorragend mit Gemüse oder Obst ausgeglichen werden. Optimal nach dem Sport sei also das Mischen von Mineralwasser mit Obst- und Gemüsesäften.
Keine Eile mit der Anzeige eines Raubüberfalles, dessen Opfer er in der Nacht zum Sonntag im Bahnhofsviertel wurde, hatte ein 55jähriger Metzger. Der Frankfurter legte sich zunächst einmal ins Bett und erschien erst acht Stunden später auf dem Revier. Um diese Zeit waren die Fahndungschancen auf null gesunken.
Der Überfall ereignete sich gegen 0.30 Uhr in der Münchener Straße, nachdem der 55jährige eine Gaststätte verlassen hatte. Auf dem Bürgersteig umringten ihn drei Männer, von denen einer nach Feuer fragte, dem Opfer jedoch gleichzeitig die Geldbörse mit 850 Mark aus der Tasche zog.
Die anderen beiden hielten den 55jährigen danach fest und ihr Komplize riß dem Opfer die Goldkette vom Hals. Danach flüchteten die Täter. habe
Kleine FR
Thema: Asylbewerber FREIGERICHT. Mit der "Unterbringung von Asylbewerbern in der Gemeinde Freigericht" müssen sich die Horbacher und Altenmittlauer Ortsbeiräte in ihrer nächsten Sitzung am Mittwoch, 5. August, beschäftigen. Die Sitzungen beginnen um 19 Uhr, in Horbach im Gasthaus "Zur Linde" und in Altenmittlau in der "Kolpingstube". Sprechstunde für Versicherte FREIGERICHT. Eine Sprechstunde bietet Rolf Friske, Versichertenältester der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, für Mittwoch, 12. August, von 14 bis 18 Uhr im Zimmer 15 des Rathausesan. Die Beratung ist kostenlos. Sprechstunde des Jugendamts FREIGERICHT. Die nächste Sprechstunde des Gelnhäuser Jugendamtes im Freigerichter Rathaus beginnt am Mittwoch, 12. August, um 17.30 Uhr.
OFFENBACH. Auf der Suche nach Ideen für die künftige Entwicklung und Gestaltung der Stadt setzt der CDU- Kreisverband auf die Phantasie der Kinder und Jugendlichen. "Mein Offenbach 2000" heißt ein Wettbewerb, mit dem Jungen und Mädchen im Alter bis zu 16 Jahren angesprochen werden, sich Gedanken über ihre Stadt zu machen.
Gesucht werden Beiträge, wie die Stadt in einigen Jahren aussehen könnte. Vor allem möchte die Union von den jungen Bürgern wissen, was künftig verbessert werden kann. Dabei sollen der Phantasie keine Grenzen gesetzt werden. Als Themen sind jedoch Spielen, Wohnen, Umwelt und Verkehr vorgegeben.
Die Ideen können sich auf Details aus dem direkten Umfeld der Kinder beziehen oder auch ganz allgemein sein. Die Teilnehmer des Wettbewerbs sollten sich allerdings überlegen, wie die Vorschläge verwirklicht werden könnten. In welcher Form die Jungen und Mädchen der CDU ihre Gedanken mitteilen, ist egal. Wer möchte, kann zeichnen, malen, schreiben, eine Collage herstellen, fotografieren oder ein Hörspiel aufnehmen.
Der originellste Beitrag wird mit einem Fahrrad belohnt. Einsendeschluß ist Ende Oktober. Weitere Infos gibt es bei der CDU-Geschäftsstelle (9 bis 12 Uhr) unter der Rufnummer 81 15 34. aim
Naturfreunde wandern GELNHAUSEN. Die Vogel- und Naturschutzgruppe Meerholz-Hailer wandert am Freitag, 7. August, durch die sommerlichen Fluren von Meerholz. Alle Naturfreunde sind dazu eingeladen. Treffpunkt ist um 19 Uhr an der Sport- und Kulturhalle in Meerholz.
HANAU. Eine Krankengymnastin hilft, berät und leitet Frauen im Frauenbildungszentrum dazu an, sich den Rücken zu stärken. Der Kurs, der am Donnerstag, 3. September, um 16.15 Uhr beginnt, beinhaltet unter anderem spezielle Wirbelsäulenübungen, Haltungsschulung und Entspannungsübungen.
Anfragen und Anmeldungen nimmt das Frauenbildungszentrum Hanau unter der Telefonnummer 0 61 81 / 25 44 28 entgegen. gf
SACHSENHAUSEN. Der kürzlich eingerichtete Parkplatz auf dem Sachsenhäuser Tiefkai (die FR berichtete) sorgt bei den Bewohnern des angrenzenden Viertels zunehmend für Unmut. Mit Schranke und gegen eine Bewachungsgebühr von fünf Mark wurde die Stellfläche vor allem für die Besucher des Ebbelwei- Viertels hergerichtet. Doch die suchen nun gezielt die "billigeren" Parkplätze auf, die eigentlich den Anwohner vorbehalten sein sollten. Der von Personaldezernent Joachim Vandreike zusammen mit der Wirtevereinigung des Amüsierviertels ausgetüftelte Plan stößt auch bei der Bürgerinitiative (BI) Alt-Sachsenhausen auf wenig Verständnis. "Wir werden bei der Planung für die Neugestaltung des Viertels gar nicht mehr angesprochen", empörte sich Sprecher Thomas Barthelmann. So habe jüngst ein Kneipenbetreiber gefordert, die nach seiner Ansicht Betroffenen (nämlich "Wirte und Stadt") sollten sich "an einen Tisch setzen" - von den Bewohnern sei da keine Rede mehr gewesen. "Da gibt es Leute, die mittlerweile ganz aggressiv Stimmung gegen die BI und die weitgehenden Verbesserungsvorschläge machen", berichtete der Sprecher weiter. Zwei - anonyme - Flugblätter seien in Alt-Sachsenhausen aufgetaucht. Darin werden die Befürworter eines ruhigen und wieder bewohnbaren Viertels in übelster Weise beschimpft, teilweise sogar mit Nazis oder Stasi verglichen.
Die BI ruft deshalb alle auf, die ein Interesse an einem "Ebbelweiviertel auch für die Sachsenhäuser" haben, zur Sitzung des Ortsbeirats 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) zu kommen. Der trifft sich am Freitag, 7. August, um 19 Uhr im Großen Saal des Bürgerhauses Südbahnhof, anwesend ist auch Stadtrat Joachim Vandreike.
Die nächste Sitzung der Bürgerinitiative ist am Mittwoch, 12. August, um 20 Uhr. Ort: Das Hotel Kutsch in der Kleinen Rittergasse 5. ask
NEU-ISENBURG. Tiefer in die Tasche greifen wird die Stadt Neu-Isenburg in Zukunft mit ihrem Beitrag zum Budget der evangelischen Kindergärten. 41,5 Prozent der anfallenden Kosten soll die Stadt, so ein Vorschlag des Magistrats an das Stadtparlament, in Zukunft übernehmen. Vorgesehen ist, daß die Betriebskosten zu je einem Drittel von den Kirchengemeinden, der Stadt und durch Elternbeiträge finanziert werden sollen. Während sich Stadt und Kirche die durch die Eltern nicht gedeckten Kosten bisher zur Hälfte geteilt haben, soll die Stadt diesen Posten künftig alleine übernehmen. Das sind jährlich weitere 100 000 Mark Zuschüsse. Die städtische Finanzspritze für die Kindergärten erhöht sich damit von knapp 600 000 auf 700 000 Mark im Jahr.
Insgesamt kosten die 256 Kindergartenplätze fast 1,7 Millionen Mark. Die Stadt läßt sich jeden Platz 2705 Mark kosten. Als Bedingung für die erhöhte Beteiligung ist vorgesehen, daß die Zuschüsse des Landes, die den Träger entlasten sollen, in Zukunft auch der Stadt zugute kommen. Die Kirchengemeinden müssen sich weiterhin verpflichten, Kinder ohne Unterscheidung nach Rasse und Konfession aufzunehmen. Die neuen Verträge sehen außerdem vor, daß die Höhe der Elternbeiträge gemeinsam von Stadt und Kirchengemeinden festgelegt wird. Gelten sollen die Verträge rückwirkend vom 1. Januar 1992 an fünf Jahre lang und sich dann stillschweigend jeweils um ein Jahr verlängern, sofern nicht einer der Partner ein Jahr vorher kündigt. fra
NIDDERAU. Zum Abschluß der Sommerferien hatte sich die SPD, wie der Ortsverein selbst mitteilt, wieder einmal eine Überraschung ausgedacht: Besuch des "Fort Fun".
In der Westernstadt hatten die 76 Teilnehmer Zeit, sich zu unterhalten, sich unterhalten zu lassen und sich auszutoben. Neben den typischen Saloons und der Westernbahn wurden Attraktionen geboten, die man sonst nur auf großen Rummelplätzen findet: Achterbahn mit Doppellooping, Fliegender Teppich oder Piratenschiff.
Die absoluten Favoriten waren aber die Fahrten mit dem mehrsitzigen Kanu durch die Geisterhöhle und die Wasserrutschbahn hinunter. Erfrischungseffekt inklusive. gf
GELNHAUSEN. Die Linsengerichter SPD will am Donnerstag, 6. August, alle Interessierten über das in Wächtersbach geplante Frauenhaus informieren. Das Treffen im Vereinsheim des Polizei- und Schutzhunde-Spoertvereins Großenhausen in der Geislitzer Straße beginnt um 19.30 Uhr.
Die Sozialdemokraten reagieren damit auf den von der Bürgerliste getragenen Beschluß der Linsengerichter Gemeindevertretung, sich nicht an den Kosten für die Einrichtung des Frauenhauses zu beteiligen. Wie berichtet, sollen nach den Vorstellungen der Stadt Wächtersbach und des Main-Kinzig-Kreises sämtliche Kommunen im östlichen Kreisgebiet ihr Scherflein zum Frauenhaus beitragen. Vor allem die von konservativen Mehrheiten verwalteten Gemeinden lehnen dies jedoch ab. Für Linsengericht soll aber das letzte Wort noch nicht gesprochen sein, wie die Sozialdemokraten hoffen.
Um einen Meinungsumschwung bei der Bürgerliste zu erreichen, aber auch bei allen anderen Bürgern die Notwendigkeit des "Frauenhauses Ost" zu begründen, haben sie sich den Informationsabend ausgedacht.
Rede und Antwort stehen sollen eine Vertreterin des Frauenhaus-Trägervereins "Frauen helfen Frauen", eine Sprecherin des Büros für Frauenfragen sowie der Kreissozialdezernent Erich Pipa (SPD). lex
Das Ende der Scala mobile, des gesetzlich festgelegten Inflationsausgleichs, bedeutet für Italien eine Zäsur der Tarifpolitik, die in ihrer Bedeutung kaum hoch genug eingeschätzt werden kann. Die verhängnisvolle Spirale aus dem alle drei Monate neu zu kalkulierenden Zuschlag zu den Arbeitseinkommen und der schleichenden Aushöhlung der Kaufkraft der Lira soll sich im Interesse künftig stabilerer Verhältnisse nicht länger drehen.
Entstanden ist dieses System in einer Zeit, als Italiens Wirtschaft durch Krieg und faschistische Autarkiepolitik fast ruiniert war. Nur die vom Staat kontrollierte gleitende Lohnskala verschaffte den Fabrikarbeitern und später auch den Angestellten die Möglichkeit, die Not der Familien zu lindern, die ihren Hunger mit Produkten vom Schwarzen Markt stillen mußten. Doch schon in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs geriet die Scala mobile ins Kreuzfeuer der Kritik. Durch Manipulation des sogenannten Warenkorbes, in dem typische Produkte stellvertretend für alle anderen die Anhebung der Ausgleichszahlung bestimmten, versuchte der Staat die inflationstreibende Wirkung des ursprünglichen Mechanismus gegen das Elend zu drosseln. Die Gewerkschaften akzeptierten solche kosmetischen Operationen, kämpften aber mit allen Mitteln für den Erhalt der Gleitklausel.
Der Regierung des Sozialisten Bettino Craxi gelang es zwar, die Ende der siebziger Jahre über die 20-Prozent-Marke hinausgeschossene Inflationsrate wieder zu drücken, doch waren damit heftige Kämpfe unter den Gewerkschaften und den linken Parlamentsparteien verbunden. Auch der jetzige Vorstoß Giuliano Amatos, Sozialist wie Craxi, ruft Widerstand hervor. Zwar erklärten sich die Arbeitgeber bereit, nach Abschaffung der Scala mobile ein Jahr lang jedem Beschäftigten eine Ausgleichszahlung in Höhe von 26 Mark pro Monat zu leisten, zwar sprach sich die Mehrheit der Gewerkschafter für den schmerzlichen Schritt aus. Doch die CGIL, größte Vertreterin der links orientierten Arbeiterschaft, brach auseinander. Von der Mehrheit in den eigenen Reihen zur Unterschrift des Abkommens gedrängt, erklärte der zum unnachgiebigen Kampf entschlossene erste Sekretär Bruno Trentin seinen Rücktritt.
Amato und seine römische Vier-Parteien-Koalition versprechen sich vom Ende der gleitenden Lohnskala einen doppelten Effekt: Auf lange Sicht Senkung der Inflation und Minderung der Staatsausgaben - zwei Ziele, die Rom unbedingt erreichen muß, wenn es von Anfang an bei der EG-Währungsunion mit von der Partie sein möchte. Ob aber der Regierung mit ihrem mutigen und unpopulären Schritt wirklich Erfolg beschieden ist, wird sich erst im Herbst bei den Verhandlungen über die neuen Tarifverträge zeigen. sir (Rom)
"Wir werden der Opposition nicht die Gelegenheit bieten, uns undemokratisches Verhalten vorwerfen zu können." Franz Frey, der Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Römer, nahm jetzt zum Antrag der Christdemokraten auf Wiedereinrichtung des vor kurzem erst aufgelösten Akteneinsichtsausschusses zur Überstundenaffäre Stellung. Sozialdemokraten und Grüne sehen die Aufgabe des Gremiums als erfüllt an. Neue Erkenntnisse seien nicht mehr zu erwarten, nachdem Personaldezerenent Achim Vandreike den erforderlichen Teil der Personalakten und die Überstundenabrechnungen der Stadtrat-Referenten im Ausschuß auf den Tisch gelegt habe. Die beiden Koalitionsparteien werden den zweiten Ausschuß zur Affäre trotz dieser Einschätzung nicht unverzüglich wieder auflösen - was sie mit ihrer Stimmenmehrheit könnten - sondern zunächst abwarten, ob die CDU neue Fragen vorlegt.
Die Christdemokraten hatten die Wiedereinrichtung des Akteneinsichtsausschusses nach einer kürzlich in Kraft getreteten Änderung der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) verlangt. Danach genügt die Forderung einer Fraktion oder eines Viertels der Stadtverordnetenversammlung, um die Einrichtung eines Sonderausschusses durchzusetzen. Bisher verlangte die HGO dafür einen Mehrheitsbeschluß des Kommunalparlaments. Theoretisch könnte die Römer-Mehrheit den Ausschuß sofort wieder auflösen - die Minderheit könnte daraufhin erneut die Einsetzung verlangen.
"Das muß sich nach der Änderung der HGO noch entwickeln", sagt Bernhard Hilpert, Magistratsdirektor im Büro von Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch. Hilpert glaubt nicht, daß die Frankfurter Kommunalpolitiker der Öffentlichkeit jemals ein derartiges Schauspiel bieten werden, sondern daß sie verantwortlich mit der neuen HGO umgehen.
Unterdessen zeichnet sich ab, daß die Union vor allem einen Schriftwechsel zwischen Römer und dem hessischen Datenschutzbeauftragten in Wiesbaden im Auge hat. Darin war es darum gegangen, wie weit das Einsichtsrecht des Sonderausschusses in die Personalakten der Stadtrat-Referenten geht. Nach Meinung der CDU hält der Magistrat einen Teil dieser Korrespondenz zurück. Lothar Schäfer, der persönliche Referent Vandreikes, teilte gestern mit, ein Schreiben sei nicht vorgelegt worden, weil es lediglich den Briefwechsel mit Wiesbaden eingeleitet habe. CDU-Fraktionschef Horst Hemzal sagte, der neuerlich eingerichtete Ausschuss biete der CDU auch eine bessere Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit darzustellen. Er räumte ein, daß die Fragen der CDU auch im normalen Geschäftsgang des Römerbetriebs gestellt und beantwortet werden könnten.
Der erste Akteneinsichtausschuß zur Überstunden-Affäre war im September des vergangenen Jahres einberufen worden, nachdem bekannt geworden war, daß eine ganze Reihe von Stadtrat-Referenten Überstunden für bis zu 7000 Mark monatlich abgerechnet hatten. Unterdessen gilt im Römer eine Regelung, nach der die Referenten monatlich nicht mehr als 20 Überstunden abrechnen dürfen. cg (Siehe auch Kommentar auf Seite 18)
FRANKFURT-NORDWEST. "Schießstände für Faustfeuer- und Luftdruckwaffen" in den Stadtteilen Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim fordert die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende und aktive Schützin Gabriele Hartwich, in einem Antrag. Der "Bedarf an Schießständen" sei im Norden der Stadt nicht gedeckt, heißt es in dem Vorstoß der CDU-Fraktion, der in der kommenden Sitzung des Ortsbeirats 9 unter anderen zur Debatte steht.
Das Gremium tagt am heutigen Donnerstag, 6. August, im Clubraum 1 des Hauses Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248. Die Sitzung beginnt mit der Bürgerfragestunde um 19 Uhr.
Mit der Verkehrsberuhigung in der Kurhessenstraße wird sich der Ortsbeirat auch nach seiner Sommerpause beschäftigen: Die Grünen fordern, eine Bürgerversammlung zu organisieren, in der alle vier Vorschläge für das Gebiet nahe der Kurhessenstraße vorgestellt werden.
Nach Ende der Versammlung sollen die Bürger Fragebögen über die Varianten abstimmen, fordern die Grünen. sen
Lepp FRANKFURT A. M., 3. August. Mit heftigen Vorwürfen gegen die Anklagevertretung ist am Montag vor dem Landgericht in Frankfurt am Main der co op-Prozeß eröffnet worden. Die Verteidigung lastet dem Staatsanwalt Heinz Klune an, mit dem Vollzug seiner Haftbefehle gegen die Angeklagten habe er daran mitgewirkt, daß es in der co op-Hauptversammlung Ende November 1989 zu einer beispiellosen "Selbstenteignung" habe kommen können. Damals war das Eigenkapital reduziert und der Konzern von der DG-Bank sowie der Bank für Gemeinwirtschaft übernommen worden.
Unter dem Protest der Anwälte, die seine sofortige Ablösung verlangten, konnte Klune am Nachmittag die 64 Seiten umfassende Anklage vortragen. Darin wird den sieben Angeklagten Betrug und Untreue zum Nachteil von mehr als 100 Banken vorgeworfen, die einen Schaden von 1,8 Milliarden Mark geltend machen. Dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Bernd Otto und zwei weiteren Vorstandsmitgliedern wird auch eine persönliche Bereicherung im Umfang von 25,6 Millionen Mark zur Last gelegt.
Da sich der Staatsanwalt mit den Interessen der nach dem Skandal um das Unternehmen entstandenen neuen co op solidarisiert habe, ist er nach Ansicht der Verteidiger befangen und dürfte nicht länger im Amt bleiben, hieß es von seiten der Verteidigung. Der Staatsanwalt wies die Vorwürfe zurück.
(Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
MAIN-KINZIG-KREIS. Nicht gerade glücklich ist die oberste Raumordnungsstelle in Hessen über den Doppelbeschluß des Main-Kinzig-Kreises zur geplanten Mülldeponie auf dem "Hohestein / Eckenberg"-Süd. Wie aus dem Ministerium in Wiesbaden verlautete, kompliziert das Junktim - Errichtung der Deponie und Bau einer Umgehungsstraße zwischen Neuberg und Erlensee, das zum Bruch der rot-grünen Koalition beitrug -, das Verfahren.
Die obersten hessischen Planer hätten es lieber gesehen, wenn die beiden Vorhaben getrennt voneinander den Behördenmarathon durchlaufen würden, weil sie bei unterschiedlichen Ämtern angesiedelt sind. Für die Deponie zeichnet letztlich das Umwelt-, für den Straßenbau das Verkehrsministerium verantwortlich. Das politisch gewollte einheitliche Vorgehen des Kreises könne zu zeitlichen Verzögerungen führen, gab jetzt ein Sprecher der Raumordnungsstelle zu bedenken. Gleichwohl werde man sich am Wunsch der Verantwortlichen orientieren. Die hätten schließlich gute Gründe für diese Art der Projektplanung geltend gemacht.
Der Doppelbeschluß war vor allem deshalb gefaßt worden, um die örtlichen Widerstände in der Region gegen das Projekt zu befrieden. So fordert die Stadt Langenselbold einen Autobahnanschluß, um den drohenden Mülltourismus aus ihrer Gemarkung herauszuhalten. Die Gemeinde Erlensee wiederum verlangt schon seit Jahrzehnten nach einer Umgehung für den Ortsteil Langendiebach und hofft darauf, im Zuge des Deponiebaus schneller zu einer Entlastung zu kommen. Neuberg wiederum lehnt, ebenso wie das benachbarte Ronneburg, auf deren Gemarkung die Müllkippe realisiert werden soll, beide Vorhaben kategorisch ab. hein
NIDDERAU. Zum sechsten Mal ruft die Stadt Nidderau in diesem Jahr zur Sternwanderung unter dem Motto "Nidderauer Bürger wandern zugunsten der Aktion Sorgenkind" auf. Am Sonntag, 27. September, machen sich die Nidderauer um 9.30 Uhr auf den Weg zum Bürgerhaus in Ostheim. Für die Stadtteile gelten folgende Treffpunkte: Windecken (Marktplatz/Brunnen), Heldenbergen (katholische Kirche/Bushaltestelle), Eichen (Feuerwehrgerätehaus), Ostheim (Bürgerhaus/Hanauer Straße) und Erbstadt (Pfaffenhof). Nach Ankunft im Bürgerhaus Ostheim versorgt der Verein "The Kings of Dart" die Wanderer mit Speisen und Getränken, deren Erlös ebenso der Aktion Sorgenkind zukommt. "The Kings of Dart" und die Ostheimer Hasenzüchter stellen das ganze Wochenende unter einen wohltätigen Zweck: Von Freitag, 25., bis Sonntag, 27. September, veranstalten die Vereine drei Tage unter dem Motto "Nidderau hilft Kindern".
Auf dem Programm steht ein Sommernachtsball im Bürgerhaus Ostheim . Es spielen "Ilona und die El Dorados". Beginn des Balles ist um 19 Uhr. Karten sind im Vorverkauf im Gasthaus "Zur Glocke", Jahnstraße 25, erhältlich. Zusätzlich zu den "tollen Tagen" starten die beiden Vereine eine Spendenaktion. Spendenkonto: 128 721 354, Bankleitzahl 506 500 23, Sparkasse Hanau. gf
DALLAS, 4. August (Reuter). Bei Golf- Kriegs-Veteranen in den USA sind einem Zeitungsbericht zufolge Symptome einer Vergiftung festgestellt worden, die möglicherweise durch die Dämpfe der brennenden Ölquellen in Kuwait ausgelöst worden ist. Die Zeitung "Dallas Morning News" berichtete am Sonntag, der Internist Theron Randolph habe diese Diagnose bei zwei US-Soldaten gestellt. Bei vier weiteren Teilnehmern des Golf-Krieges bestehe der Verdacht auf eine Vergiftung. Die US-Armee hat bislang viele nach dem Krieg aufgetretene Gesundheitsbeschwerden bei Soldaten auf Streß zurückgeführt.
Gleichwohl läßt die Armee prüfen, ob gesundheitliche Schäden dadurch entstanden sein könnten, daß einige Soldaten im Krieg zu lange den Dämpfen der brennenden kuwaitischen Ölquellen ausgesetzt waren. Die Krankheitssymptome einer solchen Vergiftung reichen von chronischer Müdigkeit bis zu Gedächtnisschwund, Haarausfall, Muskelschmerzen und Herzproblemen.
BAD VILBEL. Mit Nachdruck verteidigt Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel die Betreuung ukrainischer Kinder in Bad Vilbel. Er hat mit Aufmerksamkeit Zeitungsmeldungen der vergangenen Tage verfolgt, in denen vor allem aus Kreisen der nordrhein-westfälischen Caritas die vielfältigen Ferienaufenthalte von Kindern aus Weißrußland in Deutschland kritisiert werden. Hauptpunkte der Kritik (siehe auch FR vom 30. Juli auf Seite 36: "Art der Hilfe für Tschernobyl-Kinder umstritten") sind, die Kinder würden im deutschen Wohlstand einen "Kulturschock" erleiden und - zweitens - die hier aufgewendeten Gelder hätten einen viel größeren Effekt, wenn sie für den Bau von Ferienheimen in der Ukraine eingesetzt würden.
Stengel, der den Aufenthalt von 31 Kindern aus Kiew bei Familien in Bad Vilbel und Umgebung organisiert hat, hat nach seinen Angaben während des bisherigen zweiwöchigen Aufenthalts bei den Kindern einen "Kulturschock" nicht bemerkt. Jene Behauptung zeuge davon, "daß wir voneinander viel zu wenig wissen und noch voller Vorurteile sind", meint Stengel, für den der Aufenthalt und die herzliche Aufnahme der Kinder gerade davon zeuge, daß die Bürger lernfähig und bereit seien, Vorurteile aus der Zeit des heißen Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges gegen die "Russen" aufzugeben.
Stengel: "Die Menschen in einem Land wie der ehemaligen Sowjetunion, die den ersten Menschen ins All schickte, die Raumstationen betreibt, hervorragende Wissenschaftler besitzt, leben doch nicht alle in der Steinzeit".
Die persönliche Fürsorge und Betreuung der ukrainischen Kinder trage vielmehr zur Völkerverständigung bei. "Gerade in politischen Umbrüchen, wie wir sie jetzt in der GUS erleben, ist eine Völkerverständigung, insbesondere über Freundschaften, das beste Mittel, Krieg zu vermeiden".
Stengel räumt ein, daß die Hilfe jeweils nur auf wenige Gäste beschränkt bleiben müsse. Die Bereitschaft zur Aufnahme von Kindern dürfe aber nicht nachlassen.
Der Bau von Feriendörfern in der Ukraine wird von Stengel strikt abgelehnt. Damit werde lediglich "das Nehmen" gefördert, "ohne den Eindruck zu vermitteln, welche wunderbaren Menschen dahinterstehen". Die Befürworter von Ferienanlagen sind nach Stengels Ansicht "Pharisäer". Das Spenden von Geld erfordere keinen persönlichen Einsatz. Das Elend bleibe draußen, das Gewissen sei beruhigt. Die Feriendörfer in weiter Entfernung von Deutschland seien für eine Verständigung von Menschen untereinander ungeeignet. Stengel: "Wir müssen den Kindern zeigen, wie wichtig uns die neuen Nachbarn sind. Nur wenn wir hier zeigen, wie man in einer Demokratie leben kann, können wir Einfluß gewinnen und Kriege verhindern". hm
Am Abend zuvor war Sara schon ganz aufgeregt. Gestern morgen hielt die Achtjährige dann nichts mehr im Bett. Mit dem ersten Vogelgezwitscher zupfte Sara an der Decke ihrer Eltern, weil sie es gar nicht mehr erwarten konnte, wieder in die Schule zu gehen.
Sara kommt jetzt in die zweite Klasse. Von den Ferien hat sie die Nase voll. Nur mit strengen Worten ließ die Achtjährige sich abhalten, schon lange vor Unterrichtsbeginn um zehn in die Schule zu laufen.
In fünf, sechs Jahren wird Sara das wahrscheinlich anders sehen. Dann beginnt am letzten Ferientag das Heulen und Zähneklappern, und die Eltern werden Engelszungen brauchen, um Sara Appetit auf den tristen Schulalltag zu machen. Denn bisher ist es noch bei fast allen Kindern gelungen, ihnen Neugier und die Lust aufs Lernen auszutreiben und den Schulfrust beizubringen. Ihr Bastian
SULZBACH. Zum Sommerfest mit einer "Original Disney-Show" lädt das Main-Taunus-Zentrum vom Donnerstag, 6. August, bis zum Samstag, 8. August, ein. Das Fest mit Modenschauen, Tanzvorführungen und Karaoke-Wettbewerben steht im Zeichen Frankreichs.
Spezialitäten aus dem Nachbarland werden serviert, und bei einer Verlosung können die Besucher eine Reise nach Paris gewinnen.
Das Festival beginnt am Donnerstag und Freitag jeweils um 15 Uhr und dauert am Samstag von 10 bis 14 Uhr. she
Briefe an die Redaktion Soviel Hochmut hat mich tief verletzt
"Und wird auch morgen die Welt untergehen, so werde ich 8 Apfelbäumchen pflanzen."
8 Kirschbäume, die die Stadt gefällt hat, um Wohnraum für Asylsuchende zu schaffen, werden zu einem Problem hochstilisiert und zum Vorwand genommen, Menschen in Not Hilfe und eine menschenwürdige Unterkunft zu verweigern. So habe ich es heute bei der "Kirschbaum-Demo" vor dem Bischofsheimer Bürgerhaus zu hören bekommen.
Soviel Hochmut und Arroganz hat micht tief verletzt und erschüttert!
8 Kirschbäume sind wichtiger als Menschen, die Hilfe brauchen, weil sie in ihrer Heimat (übrigens auch von deutschen Waffen) totgeschossen, ihre Kinder von Granaten verstümmelt werden?
8 Kirschbäume sind wichtiger, als Menschen zu helfen, die aus ihrer Heimat flüchten mußten, weil sie sonst zu Tode gefoltert werden und ihre Kinder an Hunger sterben?
8 Kirschbäume sind wichtiger, als Hilfe für Menschen, die zu uns flüchten, weil sie in ihrer Heimat mit Überschwemmungen und Klimakatastrophen - die wir hauptsächlich verursacht haben - nicht überleben können?
Ich werde sie für Euch kaufen - die 8 Kirschbäumchen, die Euch so wichtig sind - und sie eigenhändig pflanzen, wo immer in Maintal ihr sie haben wollt. Und bestimmt werden die Maintaler Asylsuchenden sie gerne hegen und pflegen, bis ihr dicke schöne Äpfel ernten könnt!
Redet doch nur mal ein Wort mit unseren Asylsuchenden in Maintal, und ihr werdet wissen, wie überaus nett und freundlich diese Menschen sind.
Mancher, der vor Hochnäsigkeit schon den Bodenkontakt verloren hat, könnte viel von diesen Leuten lernen!"
Lothar Volk,
6457 Maintal,
Spessartstraße 50.
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Bereits 1961 hatte der Kirchenmusiker Herbert Manfred Hoffmann eine Orgelreihe gegründet, die "Frankfurter Max Reger Tage". Aus dieser Reihe sind einige Jahre später die "Frankfurter Orgeltage" hervorgegangen. Die diesjährige Reihe wurde durch den Bad Homburger Organisten Hayko Siemens eröffnet.
Hayko Siemens spielte in der Heiliggeistkirche im Dominikanerkloster ein Programm mit Werken Johann Sebastian Bachs, Olivier Messianens und César Francks. Besonders hier, in der "Grande Pièce Symphonique", fis-Moll, op. 17, entwickelte Siemens, der sich im Plenarklang monumentaler Register offensichtlich am wohlsten fühlte, eine reiche romantisch-lyrische Begabung. Selten ist ein Organist zu hören, der intuitiv-melodische Linien so klar, konsequent vor allem im schmelzenden Legato voranträgt.
Das macht auch ein schwieriges Repertoire wie jene "Grande Pièce" plausibler, läßt Linie erfassen, trägt zur Verständlichkeit auch komplexer Abläufe entschieden bei. Dazu kommt, daß Siemens - wie selten ein Organist - Linien, Gedanken bis Ende atmet, dadurch gliedert und zu einer Klangarchitektur verdichtet, die glaubhaft, echt und vertieft anmutet. Nicht anders bei Messiaen, etwa "Dieu parmi nous", ein haarig schweres Stück, dem Siemens einiges an Präzision in diffizil forcierten Tempi mitgibt. Da sind bizarre Dialoge im vollgepackten Satz, sind skurril in Szene gebrachte Bewegungstypen, die Siemens immer neu aufbaut und verdichtet. Die Inhaltlichkeit dieses Stücks, das dem Zyklus "La Nativité du Seigneur" entstammt, wird in ihrer Prägnanz unverkennbar. Davor, in der mild-müden Dissonantik von Messiaens "Le Banquet Céleste", führt Siemens durch Klangdämmer zu geradezu "mystischer" Intensität, obwohl dies ein nicht besonders starkes Stück Messiaens ist.
Daß der Organist nicht nur atmosphärisch zu interpretieren weiß, wurde schon eingangs, in der Toccata und Fuge E-Dur Johann Sebastian Bachs, unverkennbar, wo er Tempi hart kalkulierte und konsequent durchführte. Er vermittelte dabei eine einhellig formulierte, hochbarock ausgestaltete Pose, wobei harte Kontrastmanöver in Klang und Dynamik mitspielten. Besonders in der Fuge verblüffte er durch durchsichtiges, analytisch einleuchtendes Spiel. a. u.
"Land sät Mißtrauen, Angst und Wut" Zahl der in Gelnhausen untergebrachten Asylsuchenden auf 723 angestiegen Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. Die Flüchtlingsunterkunft in der Coleman-Kaserne ist am vergangenen Wochenende überraschend vergrößert worden. Anlaß war die schwierige Situation in der überfüllten Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach (Main-Taunus-Kreis). Die Zahl der in Gelnhausen untergebrachten Asylsuchenden ist von knapp 500 auf 723 gestiegen und soll im Laufe dieser Woche auf 900 wachsen. Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) reagierte mit heftigem Protest. Der Gelnhäuser SPD-Fraktionschef Werner Hepp verlangte die Ablösung der verantwortlichen Landesministerin Iris Blaul (Grüne). Zu der stärkeren Inanspruchnahme der Coleman-Kaserne hat das Ultimatum des Main-Taunus-Landrats geführt, der am vergangenen Freitag mit Katastrophenalarm drohte, falls nicht sogleich 460 Menschen aus der HGU in andere Unterkünfte gebracht würden (die FR berichtete gestern). Daraufhin wurden jeweils 250 Asylsuchende nach Gelnhausen und in die Claes-Kaserne nach Korbach gebracht. Während in der Claes-Kaserne Zelte aufgebaut wurden, konnte die Landesregierung in Gelnhausen auf zusätzliche leerstehende Soldatenquartiere zurückgreifen. Bonn gab dazu zwei weitere Wohnblocks frei, von denen einer inzwischen belegt wurde.
Für die in der Nacht zum Samstag und am Samstag in Gelnhausen ankommenden Menschen wurde zunächst behelfsmäßig Quartier gemacht. Bereitschaftspolizei aus Hanau und Wiesbaden mußte die Betten anliefern, da auch das Beherbergungsunternehmen in der Coleman- Kaserne erst am Freitag abend über die zusätzliche Zuweisung informiert worden war.
Nicht informiert worden war Bürgermeister Michaelis, der in seiner Reaktion auf ungewöhnlich drastische Weise seinem Zorn Luft macht: "Es ist unerträglich. Was die rot-grüne Regierung der Bürgerschaft von Gelnhausen antut, ist eine einzige Schande."
Michaelis fühlt sich um so mehr vom Land geprellt, als in allen bisherigen Erörterungen davon die Rede war, daß nicht mehr als 500 Flüchtlinge in die ehemalige Kreisstadt an der Kinzig kommen sollten. Überdies sieht der Mietvertrag zwischen Land und Bund diese Höchstzahl vor und erlegt dem Land auf, sich schon innerhalb der fünfjährigen Frist um eine Verringerung zu bemühen.
Die Begründung für den Vertragsbruch, es handele sich um einen Notstand, läßt Michaelis nicht gelten. Es sei doch seit Wochen abzusehen gewesen, wendet er ein, daß sich die Situation in der HGU Schwalbach zuspitzte. Da hätte es seiner Auffassung nach genügend Möglichkeiten gegeben, andernorts zusätzliche Quartiere zu beschaffen. Statt dessen aber würden andere Kommunen zu Lasten der Barbarossastadt geschont. Frankfurt etwa könne in der Michael-Kaserne seelenruhig Wohnungen bauen. In Hanau würden gerade einmal 380 Bosnier untergebracht, und eine Erhöhung des Kontingents werde dort mit dem Hinweis auf eine defekte Wasserleitung abgelehnt, "als ob man das nicht reparieren könnte".
Michaelis läßt nun kein gutes Haar mehr an der Landesregierung. Er sieht durchaus Methode darin, daß die Flüchtlinge wieder an einem Wochenende gekommen sind, wenn die Stadtveraltung nicht besetzt und kein Gericht erreichbar ist. Das Land habe "voller Tücke vollendete Tatsachen geschaffen". Gar einen "offensichtlich vom grünen Familienministerium gewollten politischen Racheakt - für was auch immer" glaubt der Bürgermeister in der Transaktion zu erkennen. Mit Demokratie habe das Vorgehen des Landes nichts mehr zu tun, sondern es sei schon "Diktatur, Chaos und Willkür". Michaelis: "Hier wird eine Politik der verbrannten Erde betrieben, bewußt die gewachsene Struktur einer Kleinstadt zerstört. Das Land sät nichts anderes als Mißtrauen, Angst, Wut, blanke Ablehnung." Nach Michaelis Auffassung kommt es in der Gelnhäuser Weststadt mit Altstadt und Ziegelhaus zu einer konfliktträchtigen Ballung von Ausländern. Einschließlich der rund 2000 US-Amerikaner stünden bald 4100 Ausländer 5000 Deutschen gegenüber. Die übrigen Stadtteile klammert der Bürgermeister bei seiner Berechnung aus, da die Asylbewerber "nicht nach Hailer oder Meerholz laufen". In zunehmender Zahl würden ihn auch private Beschwerden erreichen, sagt Michaelis. "Ich spüre durch die ganzen Anrufe deutlich den Zündstoff, der in der Sache liegt."
Auch der Gelnhäuser SPD-Fraktionsvorsitzende Werner Hepp kann kein Verständnis mehr für die Handlungsweise der Landesregierung aufbringen. "Das Ministerium in Wiesbaden ist offensichtlich unfähig mit dem Problem umzugehen", sagt er und verlangt "personelle Konsequenzen". Die Landes-SPD sei gefordert, endlich einzugreifen, verlangt Hepp. Das Familienminsterium selbst blieb gestern gegenüber der FR trotz anderslautender Zusagen die Stellungnahme bis Redaktionsschluß schuldig.
Der Abschied von seiner Gartenlaube ist dem 48 Jahre alten Pietro D. nicht so recht geglückt. Anstatt wie vorgesehen die selbsterrichtete Hütte ohne viel Federlesens zu verbrennen, mischte sich erst die Feuerwehr, später auch die Polizei ein. Weil er sich weigerte, seine Personalien bekanntzugeben und sich von den Polizisten nicht aufs Revier bringen lassen wollte, muß er sich seit kurzem wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte vor der 23. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts verantworten. Da seine beiden Brüder ihm laut Anklage zur Seite standen und auf die Polizisten losgingen, sind sie zudem noch der gefährlichen beziehungsweise der versuchten Körperverletzung angeklagt.
Das Drama, in dessen Verlauf mehrere Verletzte zu beklagen waren, nahm am 11. November 1989 seinen Lauf, als Pietro D. auf Weisung des Kleingartenvereins an der Gutleutstraße seine Holzhütte beseitigen wollte. Seine Annahme, er könne auf seinem Grundstück in einer Anlage tun und lassen, was er für richtig halte, also auch ein Feuer entfachen, erwies sich als Fehler. Das aber erfuhr er erst, als Feuerwehrmänner am 11. November 1989 über den Zaun seines Gartens kletterten und ihn wegen Verdachts auf Brandstiftung nach seinen Personalien befragten. Pietro D. verweigerte die Auskunft.
Aber auch die nun herbeizitierten zwei Polizeibeamten hatten wenig Glück bei dem Mann. Zwar schien er zunächst bereit, mit den Beamten aufs Revier zu gehen, doch plötzlich änderte er, wie die Anklage meint, seinen Sinn. Die Beamten deuteten dies als einen Versuch, sich zu wehren, und einer der Polizisten holte Handschellen heraus. Dies veranlaßte den Angeklagten nun, wie es in der Anklageschrift heißt, auf den Polizisten einzuschlagen, doch wurde er zu Boden gerissen. Sein Bruder, Salvatore D., wollte eingreifen, wurde jedoch von einem anderen Polizeibeamten daran gehindert; der dritte im Bunde, Leonardo D., griff nun zur Eisenstange und wollte wiederum den ersten, der "dalag wie tot", aus den Händen der Polizei befreien. Mit mindestens zwei kräftigen Schlägen schlug er den Polizisten bewußtlos.
Daß es zu einem Streit zwischen Polizei und Feuerwehr auf der einen, den Brüdern D. auf der anderen Seite gekommen war, bestreiten auch die drei Angeklagten nicht. Vom Tathergang haben sie jedoch eine ganz andere Erinnerung: Nicht sie hätten sich massiv gegen die Polizei gewehrt, sondern die Ordnungshüter hätten sie getreten und geschlagen, auf den Boden geworfen und "wie Hunde zum Auto geschleift".
Der Prozeß ist bereits der zweite Versuch, die Tatsachen zu rekonstruieren. Im Dezember 1991 hatte ein Frankfurter Amtsgericht die Brüder wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zu einer Geldstrafe verurteilt, gegen die die Brüder, aber auch die Staatsanwaltschaft Berufung einlegten. Der Prozeß wird fortgesetzt. ee
OFFENBACH. Die Stadt möchte den Beruf der Erzieherin attraktiver gestalten. Dazu gehört nach Ansicht des Sozialdezernenten Stefan Grüttner, daß den Pädagoginnen bei einer Neueinstellung eine preiswerte Wohnung in einem Haus der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft angeboten werde. Außerdem übernimmt die Stadt die Umzugskosten. Bedingung für diese Regelung ist allerdings, daß die Frauen sich bei Einstellung verpflichten, zwei Jahre in einem städtischen Kindergarten zu arbeiten. In den Offenbacher Kindertagestätten betreuen derzeit 214 Erzieherinnen rund 1400 Kinder. 13 Stellen sind vakant.
Die Stadt möchte die Erzieherinnen nach Darstellung des Sozialdezernenten auch bei der Fortbildung unterstützen. Frauen, die ihre Arbeit bei der Stadt zwischen 1992 und 1995 aufgenommen haben und mindestens sieben Jahre beschäftigt sind, können ein Stipendium von 800 Mark monatlich für ein Fachhochschulstudium in Anspruch nehmen. Auch angehende Erzieherinnen bekommen 800 Mark im Monat, wenn sie sich für drei Jahre bei der Stadt verpflichten. Grüttner hält es für wichtiger, bezahlbare Wohnungen zur Verfügung zu stellen, als eine Ballungsraumzulage zu zahlen. aim
Im Alter von 63 Jahren ist am Sonntag unerwartet der Präsident der Landeszentralbank (LZB) in Hessen, Karl Thomas (Foto), gestorben. Sein Tod nach offenbar bis zuletzt unentdeckter Krankheit löste auch in der Bundesbank einen Schock aus. Thomas, noch bis vor kurzem voll im Dienst aktiv, stand seit Februar 1990 als Nachfolger von Alfred Härtl an der Spitze der Frankfurter LZB als bedeutendster Bundesbankfiliale und war dadurch auch Mitglied des Zentralbankrates. Er gehörte zu den wenigen, die in der Währungsbehörde aus den eigenen Reihen ganz nach oben kommen. Bei der Bundesbank arbeitete Thomas seit den fünfziger Jahren. Bevor der promovierte Volkswirt zur LZB wechselte, war er Leiter der Hauptabteilung Kredit, zuständig für Geldmarkt und Refinanzierung, Börse und Kapitalmarkt sowie internationale Märkte. Schon damals stand Thomas, nicht zuletzt im Ausland, im Ruf eines erfahrenen Bankfachmannes und kompetenten währungspolitischen Beraters.
Als LZB-Chef war Thomas unermüdlicher und überzeugter Kämpfer für den Finanzplatz Frankfurt. Um dessen Position auch international zu stärken, warb er als einer der ersten Repräsentanten der Finanzwelt vehement für eine strengere Börsenaufsicht. Überhaupt richtete Thomas den Blick stets konstruktiv und sachorientiert nach vorne, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. So sprang er im Unterschied zu manch anderem Notenbanker früh auf den europäischen Währungszug auf, war aber auch einer der Aktivsten, als es um die richtige Weichenstellung ging.
Aufgeschlossenheit für Rat und Meinungsaustausch hatte Thomas in seiner Antrittsrede als LZB-Chef versprochen. Diesem Anspruch ist er gerecht geworden. Banker, Politiker und Medienvertreter verlieren einen Gesprächspartner, der über die seltene Gabe verfügte, Kompetenz, Engagement und Überzeugungskraft mit Offenheit und Bereitschaft zum Zuhören zu vereinen. ski
ESCHBORN. Die Redaktion liegt schwer bewacht im ersten Stock. Nur wer angemeldet ist und von Karin Schumacher nach oben begleitet wird, darf rein. Ein Ssssssstt, dann ein Knack - die Zimmertür öffnet sich einen Spalt breit und gibt dann den Blick frei auf das Innenleben von "Höchstadt News".
Das gleicht eher der Schaltzentrale eines Geheimdienstes als dem normalen Chaos eines Zeitungsbetriebes. Grün-gelbe Elektrokabel führen bündelweise von der zu einem Bedienungspult umgebastelten Zigarrenkiste Richtung Türschloß: "Mit der Abhöranlage lassen sich außerdem die Gespräche von der Terrasse belauschen", erläutern die zwei Chefredakteure der verdutzten Besucherin. Aber schreiben tun sie auch. Markus Brendel und Axel Schumacher sind Verleger, Herausgeber und Journalisten des neuen Niederhöchstädter Blättchens, das mit dem Aufmacher in der ersten Nummer gleich für Aufsehen sorgte. Ihr Alter: 12!
Eigentlich hätte es dieser Aufmerksamkeit gar nicht bedurft, sind doch die zwei in ihrem Stadtteil bekannt wie bunte Hunde. Mit den selbstgebastelten Tretmobilen, die früher einmal normale Klappfahrräder waren, streifen sie durch die Straßen - seit neuestem immer auf der Suche nach einer Story.
Für die Idee zur ersten Geschichte brauchten sie nicht weit zu fahren. Schon an der geschlossenen Bahnschranke, nur wenige Meter vom Elternhaus entfernt, endete die Recherchefahrt. "Zum hunderttausendsten Male" ärgerten sie sich über den Schrankenwärter, der zwischen zwei Zügen keine Anstalten machte, mal kurz die Leute durchzulassen.
"Vielleicht ist er ein vom Alter dahingerafftes Männchen . . . oder er ist etwas beschränkt, daß er immer erst in der Bedienungsanleitung nachschlagen muß", sinnierten Axel und Markus daraufhin in ihrem Artikel auf der Titelseite der Nummer 1 der "Höchstadt News". Offenbar hatten sie mit dem Thema in ein Wespennest gestochen. "Die erste Auflage war ganz schnell weg", berichten sie stolz. Ihr Stammkiosk an der Ecke hatte die 100 Stück zu jeweils 30 Pfennig verkauft.
Daß sie dem Schrankenwärter eventuell Unrecht tun könnten und in ihrer Sprache nicht gerade zimperlich mit ihm ungingen, finden sie in Ordnung: "Das ist nicht wie bei normalen Zeitungen, die Angst haben, daß sie verklagt werden", stellt Axel klar.
So ließen sie sich auch nicht einschüchtern, als kurz nach Veröffentlichung der Erstausgabe das Telefon klingelte - der Schrankenwärter fragte an, ob er vielleicht mal einiges klarstellen dürfe. Er durfte. Und schon war wieder ein Artikel für die nächste Ausgabe beisammen.
Auch der Hinweis vom Chef des Eschborner Stadtspiegels (für den sie Zeitungen austragen), daß es rechtliche Probleme geben könnte, verunsicherte Axel und Markus nicht. "Er hat uns gesagt, wir müssen unsere Namen abdrucken, damit ein Anwalt weiß, wo er sich beschweren kann", plaudert Axel munter aus.
Er ist die treibende Kraft von den beiden. Wenn er nicht gerade das Empfangsteil seines Videogeräts an den Computerbildschirm anschließt, um dort dann Fernsehen gucken zu können, liest er schon mal Mickymaushefte. Und da empfahl Onkel Dagoberts Geldtip die Gründung einer eigenen Zeitung zwecks Taschengeldaufbesserung. Markus brachte nach einer Schul-Projektwoche die nötigen Vorkenntnisse mit, und ein Bekannter vervielfältigt kostenlos die getippten DIN-A 4-Seiten. Aber ist es nicht schöner, bei dem tollen Wetter draußen zu spielen, anstatt vor der Schreibmaschine zu hokken? "Wir sammeln ja erst mal mehrere Tage", erklärt Markus die Entstehung der Höchstadt News. "Schließlich wollen wir ja immer das Neueste drin haben." Axel: "Geschrieben wird dann fast alles in einem Tag, und mein Vater guckt nach, ob Fehler drin sind." Doch ansonsten legen sie Wert darauf, daß die Eltern nichts kontrollieren. "Die sind uns egal. Wir lassen uns nicht reinreden", sind sie sich einig. Und Streß sei das auch nicht: "Das macht uns doch Spaß."
Zumindest noch. "Das schaffen wir auch während der Schulzeit", sind sie jedoch felsenfest überzeugt. Und schließlich "lernt man die Mitschüler besser kennen - und sie respektieren einen", findet Axel. Daß die Bestandsgarantie für die "Höchstadt News" kein leeres Versprechen ist, beweist ihre wohl größte Investition: die Zehnerpackung Korrekturbänder für die Schreibmaschine.
Das Projekt Monte Scherbelino "neu" hat die erste Verfahrenshürde genommen: Der Darmstädter Regierungspräsident (RP) schloß am Montag die Akten über das Raumordnungsverfahren und bestätigte, daß der Bau einer neuen Feststoffdeponie im Frankfurter Stadtwald "mit den Belangen der Landesplanung und Raumordnung vereinbar ist". Damit ist der Weg frei für die entscheidende zweite Behördenrunde: das Planfeststellungsverfahren, in dem es um die Baugenehmigung geht.
"Scherbelino II" soll auf 38 Hektar direkt neben dem alten Frankfurter Müllberg entstehen, der ja zur Zeit saniert wird (siehe nebenstehenden Beitrag). Gelagert werden dürfen auf der neuen Kippe - so der RP - nur vorbehandelte anorganische Abfälle wie Bauschutt, Klärschlamm-Asche, Schlacken aus der Müllverbrennung, Erdaushub. Die Laufzeit der Deponie ist auf 20 Jahre begrenzt, ihren Feststoff-Müll hinkarren sollen die Städte Frankfurt, Offenbach, Bad Vilbel, Maintal und der Kreis Offenbach.
Der Regierungspräsident hat dem Bauherrn - das ist der Umlandverband Frankfurt (UVF) - die Zustimmung nur mit Auflagen gegeben. So dürfe nur das "unbedingt Notwendige" an Fläche verbraucht werden; "mögliche Umweltauswirkungen" seien durch eine forsthydrologische Untersuchung "zu erfassen"; ein "konsequent zu verwirklichendes Sicherheitskonzept" müsse gewährleisten, daß Boden und Grundwasser sauber bleiben.
Zudem fordert das RP "Ersatzaufforstungen" und die Gewähr, daß "Scherbelino II" nach seiner Stillegung - das dürfte so um das Jahr 2015 herum sein - wieder als Wald rekultiviert werden kann. peh
Im Wortlaut: Die Waisenkinder-Aktion "Wir bleiben am Ball"
Der Landtag von Sachsen-Anhalt ist um zwei "Außenpolitiker" und einen Skandal reicher. In reißerischem Stil verkündete der CDU-Abgeordnete Karsten Knolle Mitte Juli seinen Kollegen im Magdeburger Parlament, "wie bleihaltig die Luft" in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo sei. Er und sein parteiloser Kollege Jürgen Angelbeck hatten sich in den Kopf gesetzt, quasi auf eigene Faust 60 Waisenkinder aus dem Kriegsgebiet zu holen. Die Aktion, die von den UN-Truppen in Sarajewo heftig kritisiert wurde, führte am Wochenende direkt ins Fiasko - zwei Kinder wurden während des Transportes von Heckenschützen erschossen. Die FR veröffentlicht - gekürzt - den Wortlaut der Knolle-Erklärung von Mitte Juli. (. . .) Jürgen Angelbeck und ich haben in Zagreb Gespräche mit der UNO, unserer Botschaft und deutschen Wirtschaftsleuten geführt, die gute und nutzbare Kontakte haben. Wir führten außerdem Gespräche mit dem Auswärtigen Amt, dem Verteidigungsministerium sowie dem Bundesinnenministerium. Die Lage in Sarajevo stellt sich folgendermaßen dar.
Die Stadt ist von Banditen umstellt. Die Zufahrtswege werden versperrt. In der Stadt selbst wüten führungslose sogenannte Snipers - man nennt sie auch Heckenschützen -, die auf alles zielen, was sich bewegt, auch auf Kinder und alte Menschen. Jeden Tag werden immer wieder auch Kinder erschossen aufgefunden. Rund um den Flughafen sitzen ebenfalls Snipers. In den nahen Bergen sind Panzer und andere schwere Geschütze aufgefahren. Dort bekämpfen sich - wiederum führungslos - Kroaten, Serben und Moslems.
Der CDU-Kollege Angelbeck und ich waren 24 Stunden auf dem Flugplatz in Sarajewo, um zu eruieren, was zu tun ist, um die Waisenkinder aus der Stadt herauszuholen. Wir erlebten selbst, wie bleihaltig die Luft dort ist. Bilder des Schreckens sind Ihnen durch das Fernsehen bekannt.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen nur zwei Beispiele vortragen, die authentisch nachgewiesen sind, die sogenannten 1+1+1-Spiele. Da gerät eine kroatische Familie auf einer Straße in Bosnien in einen serbischen Hinterhalt. Diese Familie besteht aus einem Vater 32 Jahre, einer Mutter, 28 Jahre, einer Tochter, 8 Jahre, und einem Jungen, 5 Jahre. Sie sollen wieder nach Hause zurückgeschickt werden. Doch da halten diese Bengels, die sich Soldaten nennen, 19, 20 Jahre alt, diese Familie auf und beginnen das 1+1+1+1-Spiel. Sie ziehen aus ihrem Kampfanzug einen Knobelbecher. Der erste soll eine Eins würfeln. Wer die Eins würfelt, hat ein Kind zum Abschuß frei. Die Eins wird gewürfelt. Ein 19jähriger Bengel nimmt sich den fünfjährigen Jungen und erschießt ihn auf der Stelle. Der zweite Bandit nimmt den Knobelbecher, würfelt, kommt auf die Eins und erschießt das 8jährige Mädchen. So geht es weiter. Es wird der 32jährige Mann erschossen, dann wird die Frau mehrmals vergewaltigt und ebenfalls erschossen.
Ein zweites Beispiel - Aktion Schaschlik. Aktion Schaschlik bedeutet: Wieviel Menschen passen auf ein Bajonett. Eine alte Frau braucht ein ganzes Bajonett, weil sie etwas aufgedunsen ist; aber es passen auch drei Kinder darauf. Das sind nur zwei Beispiele. Ich möchte nicht weiter darauf eingehen.
Den Waisenkindern hätte möglicherweise schon längst geholfen werden können, wenn nicht hinter den Kulissen Bürokraten sitzen würden, die sich an Paragraphen festhalten und denen das Schicksal der vom Krieg geschundenen Kinder offenbar total egal ist. Die Kinder in dem Waisenhaus in Sarajevo sitzen bereits seit Monaten im Keller. Sie sind seit Monaten nicht mehr nach draußen gekommen. Die Verpflegung ist miserabel bzw. zusammengebrochen, da das Waisenhaus an der sogenannten Tschetniklinie steht, also befeindete Kroaten und Serben stehen sich hier gegenüber und schießen auf alles, was sich bewegt. Selbst die Hilfstransporte der UNO sind gefährdet.
Der Kollege Angelbeck und ich sind durch unseren Aufenthalt in Sarajewo und Zagreb einer Bürokraten-Mafia auf die Spur gekommen, die auf dem besten Weg ist, sich mitschuldig zu machen. Diese, ich sage es bewußt, Mafiosi können wir jetzt noch nicht beim Namen nennen, weil wir auch in der Sommerpause noch mit ihnen weitere Gespräche führen wollen und müssen.
Interessant ist allerdings auch, daß gerade die Militärs, wie unsere Bundeswehr und die Offiziere der UN-Streitkräfte, sich als besonders hilfsbereit erwiesen haben, denen aber wegen Befehl und Gehorsam die Hände gebunden sind. Die UN-Truppen unterstehen der UN-Zentrale in New York. Diese blockt alles. (. . .)
Wir bleiben auch in der Sommerpause am Ball und hoffen auf Humanismus und internationale Solidarität.(. . .)
ESCHBORN. "Lichtbildnereien" stellt das Museum am Eschenplatz vor: Am heutigen Dienstag ist Eröffnung einer Fotoausstellung mit Arbeiten des Teams vom "Fotostudio Goldstein". Anja und Michael Goldstein, Matthias Heibel, Simone Kistner, Anke Neuber und Dagmar Tischler zeigen, was sie sich unter "Zeichnungen mit Licht" vorstellen. Die Einführung hält um 19 Uhr die Obermeisterin der Fotografeninnung Wiesbaden, Margit Hanke-Püttener. Die Ausstellung ist bis zum 23. August dienstags bis samstags von 15 bis 18 Uhr, mittwochs von 15 bis 20 Uhr und sonntags zwischen 11 und 12.30 Uhr sowie von 14 bis 18 Uhr zu sehen. she
NIDDERAU. Rechtzeitig zum Sirzwiesenfest, das im Rahmen der Festlichkeiten zum 100jährigen Bestehen der SPD Windecken mit Musik und guter Laune gefeiert wurde, ist die schon mehrere tausend Jahre in der Sirzwiese sprudelnde Quelle des Sirzbaches neu gefaßt worden. Bei der Einweihung ging der Vorsitzende der SPD-Nidderau, Helmut Hotz, auf die Bedeutung der Quelle in früheren Zeiten ein: Mägde und Knechte erfrischten sich dort bei ihrer schweißtreibenden Feldarbeit, auch die Windecker Bürger erfrischten sich dort gerne bei ihren Spaziergängen.
Vor der Einweihung war einige Vorbereitung nötig. Die Quelle mußte von Gestrüpp und Brennesseln befreit werden. Nachdem die Anlage fast fertiggestellt war, wurde sie mutwillig zerstört und mußte noch einmal aufgebaut werden.
Die SPD will, verspricht der Ortsverein Nidderau, diese Quelle künftig betreuen, damit "an diesem idyllischen Flecken Sauberkeit herrscht und die Quelle immer in einem guten Zustand vorzufinden ist". gf
Die begrenzten Möglichkeiten der hauseigenen Datenverarbeitung sind nach Darstellung der Postbank Ursache für die Versendung von Benachrichtigungen mit überhöhtem Porto (siehe FR vom 31. Juli). Um die Briefe, in denen das geänderte Auszugs-Verfahren bei Girokonten erklärt wurde, als 33 Pfennig billige Massendrucksache zu versenden, hätten sie entsprechend der Postleitzahlen ihrer 5,1 Millionen Empfänger geordnet werden müssen. "Kein Mensch hatte erwartet, daß unsere EDV das nicht kann", sagt Sprecherin Claudia Schmitz.
Als die Unfähigkeit des Computers zu solch hochkomplizierten Aktionen dann offenbar wurde, habe man sich entschlossen, zumindest die 520 000 Frankfurter Schreiben unsortiert als Briefdrucksache (zu je 80 Pfennig) aufzugeben. Das Giroamt Frankfurt stellt nämlich als erstes den Modus um: "Wir konnten nicht auf das neue Computerprogramm warten."
Nach drei Wochen Arbeit ist die Post-Software nun auf Trab gebracht. Die restlichen 4,5 Millionen Kunden sollen ihre Benachrichtigung nun "porto-optimiert" als Massendrucksache erhalten. Der Mehraufwand, so die Postbank, sei damit auf 244 000 Mark begrenzt worden. doe
Zum zweiten Mal richtete die SG Rosenhöhe Offenbach das Manfred-"Adi"- Best-Fußballturnier aus, im Gedenken an den verstorbenen Kreisfußballwart und das langjährige Mitglied der SG Rosenhöhe. Mit 14 Mannschaften hatten sich die Rosenhöher ein großes Teilnehmerfeld geladen und - im Gegensatz zum Vorjahr, als fünf Teams einen Tag vor dem Start absagten - traten am Samstag früh alle Mannschaften pünktlich an. Die Gruppenspiele hatten bereits Derbycharakter und konnten als Generalprobe für die Offenbacher Stadtmeisterschaften genutzt werden. Dennoch, und das freute die Veranstalter, ging es auf dem Rasen bis auf eine Ausnahme immer sportlich fair zu.
Erst im Finale kam es zu einer "Entgleisung" des Überraschungsteams Aris Offenbach. Die Griechen, in der A-Liga Offenbach angesiedelt, hatten sich in der Gruppe A an die Spitze gespielt, vor den Gastgebern und dem FC Fortuna Mombach. Die SSG Langen blieb mit dem vierten Platz deutlich hinter den Erwartungen zurück.
In der Gruppe B hatte sich das neuformierte Team von Bezirksoberligist Gemaa Tempelsee entgegen der Prognosen überraschend durchgesetzt, obwohl dort mit Titelverteidiger TSV Heusenstamm und Bezirksoberligist SG Arheilgen vermeintliche Favoriten im Rennen waren. Besonders enttäuschend war hier die Vorstellung der Arheilger, die über Platz sieben in der Gruppe nicht hinauskamen.
Das Finale zwischen der Gemaa und den Griechen endete torlos nach regulärer Spielzeit und mußte durch Elfmeterschießen entschieden werden. Als der Schiedsrichter einen verwandelten Aris- Elfmeter wiederholen ließ - wie die Zuschauer meinten, zu Recht - verließ das Aris-Team kurzerhand aus Protest den Platz und konnte erst durch gutes Zureden der Turnierleitung zum Fortführen des Elfmeterschießens bewegt werden. Am Ende behielten die Gemaa-Schützen mit 4:3 die Oberhand und sicherten sich 300 Mark Siegprämie. Die Kasse des SV Aris wurde mit 200 Mark aufgebessert.
Im Spiel um Platz drei kam es zu einer kleinen "Sensation". B-Liga-Klub Wiking Offenbach besiegte das Team der Gastgeber mit 1:0, sicherte sich 100 Mark und das Lob aller Zuschauer für diese unerwartete Leistung. Zuschauer waren allerdings nicht allzuviele gekommen, obwohl die Rosenhöher auf Eintrittsgelder verzichteten. Insgesamt besuchten nur 300 die Spiele, was Rosenhöhe-Pressesprecher Patrick Old auch im reichhaltigen Fußball-"Kontrastprogramm" am Wochenende begründet sieht. Dennoch wollen die Rosenhöher ihr "Adi"-Best-Turnier auch im kommenden Jahr ausrichten. Darüber freuen wird sich sicher Renate Best, die Witwe von Manfred Best, die gemeinsam mit Rudi Opitz, dem Vorsitzenden der SG, die Siegerehrung vornahm und an die drei besten Teams zusätzlich von der Stadtsparkasse Offenbach gestiftete Pokale überreichen durfte. Die Teilnehmerzahl von 14 Teams hat sich angesichts des tollen Platzangebotes im Sportzentrum Rosenhöhe als richtige Größenordnung erwiesen. Die beteiligten Teams und der Ausrichter waren mit dem Ablauf der Veranstaltung durchweg zufrieden, auch wenn die Zuschauer-Resonanz nicht gut war. Einziger Wermutstropfen für die Rosenhöher: Andreas Britz zog sich einen Schienbein-Anbruch zu und muß die nächste Zeit pausieren. Immerhin kehrte der Unglücksrabe noch vor Beendigung des Turnieres ins Sportzentrum zurück und war trotz Gipsbein guter Dinge. RESULTATE DES MANFRED-BEST-GEDÄCHTNISTURNIERES, Tabellen nach der Vorrunde: Gruppe A: 1. Aris Offenbach 10:2- Punkte/8:3-Tore, 2. SG Rosenhöhe 8:4/8:3, 3. FC Fortuna Mombach 8:4/9:6, 4. SSG Langen 7:5/8:7, 5. Eintracht Steinheim 5:7/7:8, 6. Blau- Gelb Offenbach 2:10/4:11, 7. BSC Offenbach 2:10/2:9.
Gruppe B: 1. Gemaa Tempelsee 9:3/6:2, 2. Wiking Offenbach 7:5/7:5, 3. TSV Heusenstamm 7:5/4:2, 4. SG Rosenhöhe II 7:5/5:4, 5. Wacker Offenbach 5:7/3:4, 6. Spvgg. Ostend Frankfurt 5:7/4:9, 7. SG Arheilgen 4:8/6:9.
SPIEL UM PLATZ 3: Wicking Offenbach - SG Rosenhöhe 1:0.
ENDSPIEL: SV Gemaa Tempelsee - FC Aris Offenbach 0:0, 4:3 im Elfmeterschießen. jbp
STADT UND KREIS OFFENBACH. Die "Republikaner" des Kreisverbandes Stadt und Kreis Offenbach wollen in die Stadtverordnetenversammlungen, in den Kreistag und in die Verbandsversammlung des Umlandverbandes. Sie werden sich deshalb an den Kommunalwahlen im März 1993 beteiligen. Das bestätigte der bisherige Vorsitzende der Offenbacher "Republikaner", Klaus Peter Bergmann, gegenüber der FR.
Auf einer "gutbesuchten Mitgliederversammlung" am 29. Juli" habe der Kreisverband deshalb einen eigenen "Stadtverband Offenbach gegründet und damit alle Weichen für die Kommunalwahl 1993 gestellt", teilten gestern die "Republikaner" in einer knappen Presseerklärung mit. Zum Vorsitzenden sei der 21jährige Michael Schmidt, ausszubildender Bankkaufmann, gewählt worden.
Wer sind die Offenbacher "Republikaner"? In der Presseerklärung heißt es: "Weiterhin wurden zwei Stellvertreter, ein Schatzmeister, ein Schriftführer und zwei Beisitzer gewählt." Wer diese Personen sind, vermochte Bergmann gestern nicht zu sagen. Unter der auf der Presseerklärung angegebenen Adresse "Postfach 10 19 13, 6050 Offenbach, Telefon 069 / 88 19 61", meldete sich nur der Anrufbeantworter mit der Bitte um Verständnis, daß das Büro des Kreisverbandes gerade nicht besetzt ist. Auch der neue Vorsitzende Michael Schmidt war gestern nicht zu erreichen. Er sei auf Schulung, hieß es an seinem Ausbildungsplatz bei der Städtischen Sparkasse Offenbach.
Die Gründungsversammlung des Stadtverbandes fand in der Bieberer Gaststätte zum "Zum goldenen Löwen" statt. Bergmann schätzt die Zahl der Mitglieder des Offenbacher Stadtverbandes auf "um die 30". Der Polizeihauptmeister beim Zweiten Revier in der Berliner Straße habe aus persönlichen und familiären Gründen nicht wieder für den Stadtverbandsvorsitz kandidiert, sagte Bergmann gegenüber der FR. Er werde aber auf der Republikaner-Liste für die Stadtverordnetenversammlung kandidieren. lz
BROTTERODE. "3-6-9 Kirmes" riefen die Fußballer des SSI Brottesrode ein ums andere Mal. Die Kicker waren zugleich die Kirmesburschen, die am vergangenen Wochenende wohl doch noch zu ihrem kühlen Bierchen gekommen sind, wenn auch ihre Arbeit beim Aufstellen des Kirmesbaums - wie die örtliche Presse kritisch anmerkte - vom Bürgermeister nicht mit einem Schoppen gelohnt wurde.
"Brotterode tobt", stand in den Montagausgaben der örtlichen Zeitungen. Die Kirmes hatte nicht nur ein riesiges Vergnügungsprogramm geboten, sondern sogar Rekorde. Die schlechte Nachricht zuerst. Die unter Kerbestreß stehenden Brotteröder Kicker verloren mit 0:11 beim Kirmesspiel gegen eine Elf aus ihrer Partnerstadt Bad Vilbel.
Die gute Nachricht: Am Samstag eröffnete Bürgermeister Kurt Lachmund (FDP) am Hang des Kleinen Inselbergs Deutschlands längste Sommerrodelbahn. Eine Million Mark hat eine Firma aus dem hessischen Rasdorf in die eintausend Meter lange Bahn investiert. Zuschüsse gab es nicht. Die Firma hofft, daß sich ihre Investition über die Benutzungsentgelte von 1,50 Mark in längstens zehn Jahren amortisiert. Die Edelstahlmulde der Sommerrodelbahn hat 14 Kurven und erlaubt eine Spitzengeschwindigkeit der Plastikrodel von 40 Kilometern pro Stunde. Bürgermeister Lachmund hofft, daß diese Rodelbahn die Attraktion des Erholungsorts steigert.
Aus Brotterode kommt eine weitere interessante Nachricht. Bürgermeister Lachmund hat am Sonntag im "Waldschlößchen" einen Freundschaftsvertrag mit der Gemeinde Hachenburg im Westerwald unterzeichnet. Der Hachenburger Bürgermeister Hendrik Hering versprach bei der Vertragsunterzeichnung, in seiner Stadt für das Freizeitangebot und die Fremdenbetten von Brotterode zu werben. Hering sagte, man müsse vernünftiges Miteinander lernen, um sich auf größere Aufgaben vorzubereiten.
Die Brotteröder Kirmes hatte schon am Samstag, 25. Juli, mit dem traditionellen Waldfest auf der Reitbahn begonnen. Ein erster Höhepunkt wurde am vergangenen Samstag die Ankunft einer Traditionseisenbahn, der von einer alten Dampflok gezogene historische Zug, der auf seiner Fahrt von Eisenach nach Klein-Schmalkalden allerdings nur 40 Personen transportiert hatte. Die historische Fahrt hatte sich Brotterode 8000 Mark kosten lassen. Weitere 5000 Mark für die Verlängerung der Fahrt von Klein-Schmalkalden nach Brotterode wollte die Kleinstadt nicht springen lassen. 5000 Mark aber waren verlangt worden, damit die Bahn auch noch die kurvenreiche Werksbahnstrecke durch den Wald hätte fahren können.
Die Brotteröder wurden aber entschädigt. Durch die Straßen des Orts fuhr nämlich der von einem Dieselmotor getriebene Inselsbergexpreß, der pausenlos Kinder und alte Menschen zur Sommerrodelbahn und zu der Springerschau an den Seimberg fuhr. Auf Matten rasten ehemalige Springerstars aus Brotterode, die auch bei "Wessis" noch einen Namen haben, die Schanze hinunter: Huge Peter, Werner Lesser, Dieter Hokelow, Kurt Schramm, Dieter Neuendorf, Peter Lesser und Dietmar Aschenbach. Weitere Attraktion: eine Würzburger Brauerei lud Bürger/innen zur Fahrt mit einem Heißluftballon ein.
Das Kerbevergnügen ging am Sonntagabend zu Ende. Bürgermeister Lachmund, den es schon am Freitag nicht in seinem Büro gehalten hatte, legte ab Montag erst mal eine Verschnaufpause ein. Er nimmt in dieser Woche Urlaub. hm
BONAMES. Die August-Jaspert-Schule (AJS) platzt schier aus den Nähten. 480 Kinder drücken schon heute in der Bonameser Lehranstalt die Schulbank - und es werden immer mehr. Ein Beschluß der Schulgemeinde, wonach mehr als drei oder vier Klassen pro Jahrgang "pädagogisch nicht tragbar" sind, ist längst Makulatur: Mit sechs Klassen muß die AJS, die inzwischen zu den größten Frankfurter Grundschulen zählt, ins neue Schuljahr starten. "Hier oben", sagt der Elternbeiratsvorsitzende Alexander Zabler, "schwelt ein Explosionsherd."
Die Misere im Frankfurter Norden ist nicht neu: Seit zwei Jahren bereits fährt die Schule am Harheimer Weg fünfzügig, die Klassenräume sind überfüllt, leere Zimmer gibt es nicht mehr. Jetzt haben sich erneut 150 Jungen und Mädchen angemeldet - eine Zahl, die für die überlasteten Lehrer und Lehrerinnen kaum noch zu bewältigen ist. "Noch ein Schuljahr mit soviel Kindern", mahnt die stellvertretende Schulleiterin Edith Matzack, "wäre nicht mehr möglich."
Denn die AJS ist nicht irgendeine Schule: Fast 30 Nationalitäten tummeln sich auf dem kleinen Schulhof, der seit dem Bau der neuen Bonameser Turnhalle noch kleiner geworden ist. "Der deutsche Normalbonameser ist hier die exotische Ausnahme", hat Alexander Zabler festgestellt. Immer häufiger werden die Pädagogen in diesem "Massenbetrieb" mit aggressiven Schülern konfrontiert, aber kaum einer wundert sich darüber. "Es trifft wieder einmal die Schwächsten der Schwachen", schimpft Zabler.
Und es wird noch schlimmer kommen, glaubt der Schulelternsprecher: In einer internen Veranstaltung habe Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) zwar kürzlich angekündigt, daß es im neuen Wohngebiet Bonames-Ost eine Grundschule geben wird. Die aber werde "mit Sicherheit" (Zabler) erst nach den 1500 geplanten Wohnungen fertiggestellt - "und dann werden die Probleme in der August-Jaspert-Schule, zumindest vorübergehend, noch größer". Im Planungsdezernat wollte Referent Michael Kummer die Äußerung weder bestätigen noch dementieren: Der Zeitpunkt der Diskussion sei "völlig verfrüht", ansonsten "gebe ich keinen Kommentar".
Egal, ob die Schüler aus Bonames-Ost kommen werden oder nicht - die Jaspert-Schule weiß schon heute nicht mehr weiter. Der Schulelternbeirat hat sich daher mehrfach mit einer ungewöhnlichen Bitte an das Stadtschulamt gewandt: Die Schulbezirksgrenzen im Frankfurter Norden sollten nach Ansicht der Eltern geändert werden.
Denn zur Zeit gehört fast die gesamte Siedlung Am Bügel schulpolitisch zu Bonames, während zwei Drittel des Bügels von Nieder-Eschbach verwaltet werden. "Ein ungerechter Zustand", findet Zabler: "Die Nieder-Eschbacher wohnen in ihrem dörflichen Stadtteil und betrachten den Bügel als Enklave, die nur Beachtung findet, wenn es politisch opportun erscheint." DieBonameser Eltern wollen nun dagegen vorgehen.
Die Michael-Grzimek-Schule in Nieder-Eschbach, so die Forderung der Eltern, solle künftig wenigstens einen Teil der Bügel-Kinder aufnehmen, die heute 80 Prozent der Jaspertschüler ausmachen. Dafür müßten freilich ein neuer Schulpendelbus und neue Schulwege eingerichtet werden - beides ist nicht sehr wahrscheinlich.
"Die Änderung von Schulbezirksgrenzen", erklärte Schulamtsleiter Tom Stryck, "ist ein sehr kompliziertes Verfahren." Der Plan müsse zunächst beim Regierungspräsidenten in Darmstadt angemeldet werden und danach folge ein "langer Prozeß". Für eine solche Änderung, sagte Stryck, gebe noch nicht einmal einen Antrag: "Die Stadtverordneten haben uns in puncto Schulentwicklungsplan keine Veränderung ins Drehbuch geschrieben."
Eines immerhin haben die städtischen Schulpolitiker für Eltern, Lehrer und Kinder in Bonames getan: ein Schreiben an den Planungsdezernenten Martin Wentz verfaßt. Darin fordert Michael Damian, Referent der Schuldezernentin Jutta Ebeling, die geplante Grundschule für Bonames-Ost "vorzuziehen". Die Schule müsse zeitgleich mit den Wohnungen, möglichst nahe am Bügel, entstehen - dann werde die August-Jaspert-Schule endlich wieder auf eine "pädagogisch sinnvolle Größe" reduziert.
Ein schwacher Trost für die Schulgemeinde AJS. Denn soviel ist für Alexander Zabler nach diesem Schreiben klar: "Solange die Grundschule in Bonames-Ost nicht steht, werden wir weiter mit dieser grenzenlos unpädagogischen Situation leben müssen." ind
Die Kunst, mit vielen Worten ganz wenig zu sagen, gehört zu den Grundkenntnissen, die sich Profis im politischen Geschäft beizeiten aneignen. Manche bringen es darin zur Perfektion. Der ehemalige Außenminister Hans Dietrich Genscher war solch ein Meister des beredten Schweigens, und der amtierende DGB- Vorsitzende Heinz Werner Meyer mochte in der Vergangenheit zumindest als hoffnungsvoller Anwärter auf solch einen Meistertitel gelten.
Unterstellt also, daß Meyer eine journalistische Fangfrage zu erkennen vermag. Unterstellt auch, daß ihm die Brisanz des Themas nicht gänzlich unbekannt ist. Was treibt dann den Chefgewerkschafter dazu, sich in Sachen Kampfeinsatz der Bundeswehr so weit vorzuwagen? "Es gibt keine Extrawurst mehr für die Deutschen" - mal abgesehen davon, daß über diese Frage demnächst die Karlsruher Verfassungsrichter werden befinden müssen, ist dies keineswegs gesicherte Erkenntnis im DGB. Während des Golf-Kriegs waren da (gerade vom Vorsitzenden Meyer) andere Töne zu vernehmen, während des deutschen Nachrüstungsstreits traf man Gewerkschafter allemal häufiger in den Reihen der Friedensbewegten an als bei den Pershing-Freunden. Auch die Parolen zum Antikriegstag im September werden wohl kaum der neuen Intonation folgen.
Natürlich hat der DGB-Chef ein Recht auf eigene, abweichende Meinung. Wenn aber einer, der diplomatisch zu schweigen versteht, plötzlich anfängt, mit wenigen Worten ganz viel zu sagen, ist dies ein Signal: Da will einer zündeln. AH
HATTERSHEIM. Edgar Schmidt war die Erleichterung anzusehen: Der Leiter der Heinrich-Böll-Schule erhielt zur Eröffnung der Gymnasialen Oberstufe (GOS) an seiner Schule volle Unterstützung nicht nur vom Schulamt, sondern auch von Politikern aus Hattersheim und dem Main-Taunus-Kreis. Anders als bei "akademischen Feiern" üblich, wurden dabei gestern nicht nur brave Reden mit eingestreuten Klassikerzitaten geschwungen: Fast alle Grußwort-Überbringer gingen auf die Querelen um die Hattersheimer Oberstufe ein, die in den vergangenen Wochen die Gemüter von Lehrern und Politikern erhitzt hatten.
Auch Wolfgang Kollmeier von der CDU-Fraktion im Hattersheimer Stadtparlament wünschte den Neu-Oberstüflern viel Glück. Dabei hatte eine seiner Parteifreundinnen aus dem Kreistag erst vor wenigen Tagen die Berechtigung der neuen GOS in Frage gestellt. Da geplant ist, ab 1996 die Oberstufen in Hochheim, Flörsheim und Hattersheim organisatorisch zusammenzulegen, hatte die CDU einen Niveau-Verlust befürchtet: In Flörsheim beginnt der gymnasiale Zweig nämlich bereits in der fünften Jahrgangsstufe, in Hattersheim aber erst in der siebten, in Hochheim in der elften Klasse.
Schulamtsdirektor Ulrich Faust, der die Festansprache hielt, gab in deutlichen Worten seiner Verärgerung und "tiefen Sorge über die neuerlichen Diskussionen", geschürt auch von seiten der Flörsheimer Schulleitung, Ausdruck: "Einiges, was da aus Flörsheim kam", habe er "als schäbig empfunden". Die GOS an der Heinrich-Böll-Schule sei dringend notwendig. Viele Hattersheimer müßten nach der zehnten Klasse nach Frankfurt ausweichen, zahlreiche Eddersheimer nach Flörsheim. Alles zusammengerechnet, ergebe sich ein großes Potential und ein "öffentliches Bedürfnis" für eine Gymnasiale Oberstufe in Hattersheim. Ob sie nach 1996 noch existieren wird, dafür konnte Faust keine Garantie geben. Zwar ist eine "gemeinsame Oberstufe West" mit Flörsheim und Hochheim vorgesehen, doch sei es "in dem Maße, wie sich die Schülerzahlen in den kommenden Jahren nach oben entwickeln", durchaus möglich, daß mehrere Oberstufen bleiben.
Im kommenden Schuljahr werden in der aufgestockten Heinrich-Böll-Schule 33 Schüler in zwei Klassen unterrichtet. Das ist nicht gerade viel, wenn es an die Wahl der Kurse geht. Aber für den Anfang ist Edgar Schmidt zufrieden und optimistisch, daß es in den kommenden Jahren zwischen 40 und 60 pro Jahrgang werden; damit wäre das Überleben der GOS gesichert.
Darüber würde sich auch der Hattersheimer Bürgermeister Alfred Schubert freuen. Für ihn bedeutet es "ein Stück Lebens- und Wohnqualität", daß jetzt in seiner Stadt das Abitur gemacht werden kann. Und auch er forderte, die Diskussion um die GOS zu beenden: "Hören Sie auf mit dem Gekabbel um diese Schule." Jetzt müsse unterrichtet werden, "damit wir später mit Stolz sagen können: Die sind aus der Hattersheimer Heinrich- Böll-Schule hervorgegangen." fuh
WETTERAUKREIS. Die Polizeidirektion Friedberg hat am Wochenende viel Arbeit bekommen. Am Samstag abend machte sich ein Fahrer mit seinem schwer beschädigten Wagen mit polnischem Kennzeichen, vermutlich ein dunkler Alfa Romeo, aus dem Staub. Das Fahrzeug war gegen 20.13 Uhr mit hoher Geschwindigkeit über die Dorheimer Straße gerast, ins Schleudern geraten und auf der Gegenfahrbahn frontal mit einem Bad Homburger Auto zusammengeprallt. Schaden am Bad Homburger Wagen: schätzungsweise 8000 Mark.
Etwa 4000 Mark beträgt der Schaden, den ein unbekannter Autofahrer in der Nacht zu Montag gegen 0.50 Uhr in Reichelsheim in der Bingenheimer Straße an einem geparkten Wagen anrichtete. Das flüchtige Fahrzeug ist vermutlich ein Opel Rekord.
In der Nacht zu Sonntag gegen 1.45 Uhr rammte ein unbekannter Autofahrer mit seinem VW Golf auf der Kreisstraße zwischen Schwalheim und Rödgen einen entgegenkommenden Wagen und flüchtete. Am Freitag kurz nach 18 Uhr hatte sich der Fahrer eines roten Ford Fiesta mit MTK-Kennzeichen aus dem Staub gemacht, der in der Hospitalgasse in Friedberg dem Wagen eines Einheimischen die Vorfahrt genommen hatte. ieb
OFFENBACH. Damit den Kindern beim Straßenfest nicht langweilig wird, während die Großen an den Tischen und Bänken sitzen und miteinander plaudern, werden die Eltern einen vielseitigen Spiel- und Geschicklichkeitsparcour aufbauen, bei dem die Jungen und Mädchen auch einige Preise gewinnen können. Die große Fete soll am kommenden Samstag um 15 Uhr im Eschig steigen.
Für Live-Musik und Tanz im Siedlungszentrum sorgen die Hobbyfußballmannschaft des FC Eschig und die städtische Jugendarbeit. Abends locken die Veranstalter mit einer Travestie-Show. Außerdem will die Spaß- und Playbackgruppe "Fat Boys" im Festzelt für Stimmung sorgen. aim
MAINTAL. Es wird wohl noch eine Menge Wasser den Main runterfließen, bis sich die Maintaler Bevölkerung mit einer gewissen Selbstverständlichkeit in "ihrem" Hafen bewegt, dem Sportboothafen Mainkur an der alten Schleuse. Das wurde am Wochenende deutlich. Feierten die Bootsbesitzer ihr 10. "Hafenfest" am Samstag noch fast ausschließlich unter sich, so ließen einige am Sonntag keinen Zweifel aufkommen, daß sie sich durch die zu Hunderten herbeiströmenden Gäste, die der städtischen Einladung zum "Tag der offenen Tür" gefolgt waren, in ihrer bisher exklusiven Ruhe gestört fühlten.
Nur zögernd und vorsichtig wagten sich viele Gäste - besonders Radfahrer - durch das geöffnete Gitter auf das Hafengelände auf der Warft, was durchaus verständlich ist. Denn seit mehr als zehn Jahren müssen Radfahrer auf dem Mainuferweg das festungsartig verbarrikadierte Hafengelände umfahren und Spaziergänger daran vorbeigehen.
Nach wie vor Stacheldraht, immer noch rundum die grellen Tafeln: "Betreten verboten!" Und nun erstmals die Einladung der Stadt zum Tag der offenen Tür: Ein angenehm luftiges Festzelt mit Grill und Theke, für die Kinder das städtische Spielmobil mit pädagogischer Betreuung, kostenlose Bootsfahrten. . . Die herbeiströmenden Menschen - Schätzungen schwanken zwischen 500 und 700 - ließen es sich wohl sein.
Doch viele blieben verunsichert, nicht zuletzt wegen der unübersehbar feindlichen Haltung einiger Bootsbesitzer, die sich private Bereiche mit rot-weißen Absperrbändern zu sichern trachteten.
"Darf das denn wahr sein? Der Sportboothafen allgemein zugänglich", staunte ein Familienvater, der seit Jahren vergeblich darauf wartet, daß zumindest der östliche Kronenbereich der Warft als öffentliches Ausflugsziel freigegeben und angemessen gestaltet wird, wie von der Sportboothafen Mainkur GmbH immer wieder versprochen.
"Der Verein Sportboothafen Mainkur e. V. hat uns doch die ganzen Jahre über daran gehindert", betonte Alfred Erdelmeier, Bediensteter des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) und langjähriger Geschäftsführer der GmbH, am Sonntag im Festzelt und erinnerte an den jahrlangen Rechtsstreit zwischen GmbH und Verein.
Für Erdelmeier war der Sonntag ein besonderer Festtag. Er freute sich über den Sieg: "Die GmbH hat ihr Recht durchgesetzt, ohne finanzielle Verluste."
Schließlich war es für Erdelmeier auch ein Abschied: Der (UVF) ist aus der GmbH ausgestiegen, die Stadt Maintal ist seither alleinige Gesellschafterin. Erdelmeier hat die Geschäftsführung an seinen Nachfolger Hans-Peter Kailing übergeben, der in Diensten der Stadt Maintal steht.
Doch auch die GmbH befindet sich schon in Auflösung. "Spätestens zum 1. Januar 1993 ist nur noch die Stadtverwaltung für den Hafen zuständig", erklärte Kailing. In welcher Geschäftsform der Hafen dann geführt und welchem Dezernat er zugeordnet werde, sei derzeit noch offen.
Nun dürfen die Maintaler(innen) gespannt sein, ab wann die Hafen-Tür wirklich offen sein wird. pom
&blt; Ende der Summertime
Bei der letzten "Mittwochspause" am 5. August zeigt das Theater Pico Bello im Historischen Garten vor dem Dom um 15 Uhr das Stück "Zuckertütentango" für Menschen ab sechs Jahren. Ebenfalls am Mittwoch ist um 21 Uhr im Hof des Historischen Museums, Saalgasse 19, zum letzten Mal in diesem Sommer eine Veranstaltung der Reihe "Kleinkunst am Römer" zu sehen. Mit "Les Grisettes de L'Operette" bieten Jordan & Arias eine witzig-frivole Opernparodie. Der Eintritt ist für beide Veranstaltungen frei. &blt; Romeo und Julia Vom 5. bis zum 19. August gastiert das Zelttheater Chapiteau im Wiesbadener Nerotal. Die Gruppe spielt ihre neueste Produktion: "Der Liebe leichte Schwingen", ein Romeo-und-Julia-Spektakel über die immerwährende Suche nach der Erfüllung in der Liebe und dem Streben nach Macht. Gespielt wird täglich außer sonntags und montags jeweils um 20.30 Uhr. Reservierungen sind möglich unter der Rufnummer 06 11 / 9 59 01 72. &blt; Großes Opernkonzert Das letzte in der Reihe klassischer Konzerte im Rahmen der Burgfestspiele in Dreieichenhain ist am Mittwoch, 5. August, um 20.15 Uhr eine Operngala mit Werken italienischer Komponisten. Die musikalische Leitung hat Herbert Gietzen, Solistin ist Ines Galante. Aufführungsort ist das Theater im Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße 50. &blt; Vortrag zu Imi Knoebel Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt, Friedensplatz 1, bietet am Mittwoch, 5. August, um 19.30 Uhr eine Vortragsveranstaltung anläßlich der zur Zeit laufenden Ausstellung "Imi Knoebel" an. Johannes Stüttgen wird über "Raum 19 und die Partei der Tiere (Das 68er Beuysklassenfeld)" referieren. &blt; Open-air-Kino in Rüsselsheim Der Rüsselsheimer Kultursommer veranstaltet am Mittwoch, 5. August, auf der Wiese am Amtsgericht eine Freilicht- Filmvorführung. Gezeigt wird die Literaturverfilmung "Alexis Sorbas" mit Anthony Quinn in der Hauptrolle. Filmbeginn bei Anbruch der Dunkelheit. Eintritt frei. &blt; Sonderkonzert Svjatoslav Richter Zum dritten Mal in dieser Saison wird der russische Pianist Svjatoslav Richter im Rahmen des Rheingau Musik Festivals ein Sonderkonzert geben: diesmal wird er zusammen mit Lisa Leonskaja im Schloß Johannisberg am Sonntag, 16. August, um 11 Uhr Werke für zwei Klaviere von Mozart spielen. Karten können unter der Rufnummer 06 11 / 30 48 08 vorbestellt werden. &blt; Führungen in Frankfurter Museen Das Liebieghaus/Museum Alter Plastik, Schaumainkai 71, veranstaltet am Mittwoch, 5. August, 18.30 Uhr eine Führung zum Kreuzigungsaltar aus Rimini. Drei weitere Führungen finden am 5. August um 18 Uhr statt: Eine Führung durch die Ausstellung "Fremdes Geld" bietet das Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, an; "Silberne Trinkgefäße im Zeitalter der Renaissance und des Barock" ist das Thema einer Führung, die im Museum für Kunsthandwerk stattfindet und das Historische Museum, Saalgasse 19, veranstaltet eine Führung durch die Ausstellung "Werkstätten der Humanität. 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt".
pl HAMBURG, 3. August. Ein Jahr nach dem Inkrafttreten der neuen Hamburger Polizeigesetze haben am Montag ein Rechtsanwalt, der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der kritischen Polizistinnen und Polizisten und ein Pfarrer Verfassungsklage gegen mehrere Vorschriften des Gesetzes beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingereicht. Die Novelle des "Sicherheits- und Ordnungsgesetzes" sowie das neue "Hamburgische Gesetz über die Datenverarbeitung bei der Polizei" waren im Mai vergangenen Jahres vom Landesparlament, der Bürgerschaft, gegen die Stimmen der Grünen verabschiedet worden.
Die Klage richtet sich einmal gegen die neuen Möglichkeiten der Polizei, unter bestimmten Voraussetzungen in oder aus Wohnungen mit verdeckten technischen Mitteln, beispielsweise Abhörgeräten, arbeiten zu können. Zum anderen rügen die Kläger, daß auch Geheimnisträger wie Anwälte, Pastoren oder Journalisten observiert werden können, wenn deren Klienten, Ratsuchende oder Informanten in Verdacht stehen, mit einem Verbrechen zu tun zu haben. Es ist die erste Verfassungsklage dieser Art nach der Novellierung der Polizeigesetze in den Bundesländern. Sollte die Klage zugelassen werden, rechnet Rechtsanwalt Gerhard Strate, einer der Kläger, nicht vor 1994 mit einem Karlsruher Urteil. Falls das Gericht dann der Klage stattgibt, müßten auch andere Bundesländer wie Bayern entsprechende Ermächtigungsklauseln aus ihren Polizeigesetzen streichen.
Die Bedenken der Kläger gegen die Novelle gingen noch über die beiden Punkte hinaus, sagte Strate. Er sehe jedoch keine rechtliche Chance, bei einer Verfassungsklage als Einzelbürger über den jetzigen Rahmen hinauszugehen. Strate geht davon aus, daß Lauschangriffe, wie sie in dem Gesetz inzwischen erlaubt sind, das Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 Grundgesetz) verletzen. Einschränkungen seien nicht etwa Ländersache, sondern allenfalls durch eine Änderung des Grundgesetzes möglich.
FRIEDRICHSDORF. Am Kindergarten an der Rodheimer Straße in Burgholzhausen kann eine Fußgängerampel installiert werden. Das Regierungspräsidium hat zugestimmt. Da die Ampel auf einer Kreisstraße stehen wird, teilt Bürgermeister Gerd Schmidt mit, muß der Kreis die Kosten von 42 000 Mark tragen. Sobald der zugesagt habe, die Kosten zu übernehmen, werde mit der Montage begonnen - noch in diesem Jahr. s
Drei Zeugen haben am Samstag abend auf dem Gelände des Einkaufszentrums für US-Soldaten am Alleenring einen Handtaschenräuber festgehalten und der Militärpolizei übergeben. Der 20jährige Amerikaner entriß gegen 20.15 Uhr einer 17jährigen aus Usingen die Tasche und flüchtete unter ein in der Duisburger Straße geparktes Auto. Dort stellten ihn die drei Verfolger.
Den Militärpolizisten gestand der Festgenommene einen weiteren Handtaschenraub, den er am Nachmittag im Westend begangen hatte. Tatort war die Mendelssohnstraße, wo der Mann eine 77jährige überfallen hatte. Auf der Flucht beschädigte er mit seinem Auto ein Fahrrad.
Als Tatmotiv nannte der 20jährige seine Abhängigkeit von Kokain. habe
VOLLEYBALL
Vorrunde, Frauen, Gruppe B, 3. Spieltag: Kuba - Niederlande 3:0 (15:11, 15:11, 15:13), China - Brasilien 2:3 (9:15, 15:7, 11:15, 16:14, 12:15).
1. Kuba 3 3 0 9:2 6:0 2. Brasilien 3 2 1 7:6 4:2 3. Niederlande 3 1 2 4:8 2:4 4. China 3 0 3 5:9 0:6
Heute, Samstag, 25. Juli 1992, unter der Schlagzeile "Neonazi gesteht Schmähung" nennt die Frankfurter Rundschau - wie auch in ihrem Artikel "Schmähungen Jugendlicher" (FR vom 22. 7. 1992) - den Wurf eines Schweinekopfes auf das Erfurter Synagogengelände eine "Verunglimpfung" des verstorbenen Heinz Galinski.
Daß die FR diese Tat lapidar als Beleidigung eines einzelnen verharmlost - eine Schutzbehauptung, die nicht einmal die Täter für sich in Anspruch nehmen - ist kaum ein Beispiel für "Wachsamkeit gegen alle Formen des Totalitarismus" oder für Kompromißlosigkeit "gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit", die Forderungen, die im nebenstehenden Artikel weihevoll zitiert werden.
Den Tätern in Erfurt ging es nicht um die Person Galinskis. Ihr Tat sagt: "Ihr kleiner Rest von Juden, auch euch kriegen wir." Und sie werden von den Adressaten so und so richtig verstanden.
Minderheiten brauchen mehr Solidarität, das Land braucht mehr Bürgersinn und die Leser der FR brauchen akkurate Berichte.
Mitch Cohen, Berlin
WEHRHEIM. Asbestbereinigt hat die Limesschule rechtzeitig zum Schuljahresbeginn ihren Betrieb wiederaufgenommen. Die Rückbauarbeiten sind, wie geplant, zur Hälfte abgeschlossen. "Das Ergebnis der Freigabemessung ist Null. Die Raumluft ist absolut asbestfrei. Ohne diese Meßwerte hätte nichts freigegeben werden können", teilte Kreis-Pressesprecher Jürgen Conradi auf Anfrage mit. Der TÜV Hessen, der auch das Asbestkataster erstellt hatte, nahm die Freigabemessungen vor.
Conradi erinnerte in diesem Zusammenhang daran, daß der Kreis die Asbestsanierungen in seinem Bezirk als Vorsorgemaßnahme veranlaßt habe. "In vorauseilendem Gehorsam, weil wir gesagt haben, es darf nichts passieren." Die Kosten für das Mammutprojekt belaufen sich auf insgesamt 54 Millionen Mark.
Die Grundschüler kehrten Anfang der Woche in eine zweigeteilte Schule zurück. Wegen des restlichen Rückbaus müssen vier Klassen außerhalb des Schulgebäudes unterrichtet werden. Die betroffenen Schüler sind vorübergehend in Räumen in der Alten Schule Pfaffenwiesbach, im evangelischen Gemeindehaus Wehrheim und im Bürgerhaus in Wehrheim untergebracht. Mit dem Abschluß der Arbeiten wird in vier bis sechs Wochen gerechnet.
Auf Anfrage der Gemeinde teilte die Kreisverwaltung inzwischen mit, daß vor der Sanierung an sechs Stellen die Asbestbelastung der Luft gemessen worden sei. Die Ergebnisse lagen den Aussagen des Kreises zufolge deutlich unter den zugelassenen Werten. Das berichtete Bürgermeister Helmut Michel in der letzten Gemeindevertretersitzung. Weitere Informationen der Kreisverwaltung an die Wehrheimer: Zwischen den Wandelementen des Schulgebäudes sei Bromasbest eingebaut gewesen. Dieses Material enthalte 30 Prozent leichtgebundenen Asbest, der im Gegensatz zum festgebundenen Asbest nach den gesetzlichen Richtlinien in die Gefahrenstufe 1 einzuordnen sei.
Das heißt: Wird eine solche Wand beschädigt, besteht "akute Gefahr". Michel: "Beschädigungen kann zum Beispiel ein Nagel verursachen, der in die Wand geschlagen wird."
Die neuen blechverkleideten Wände der Limesschule enthalten Steinwolle. Die Nahtstellen der Wände wurden zusätzlich versiegelt. cn
FRIEDRICHSDORF. Frauen und Mädchen ab 15 Jahre können am Wochenende, 22./23. August, einen Kurs in Selbstverteidigung mitmachen. Er findet im Bürgerhaus Köppern statt.
Interessierte können sich bei der Frauenbeauftragten, Tel. 0 61 72 / 73 13 03, oder im Rathaus, Hugenottenstraße, Zimmer 410 (montags und dienstags, 8 bis 12 Uhr, donnerstags, 14 bis 18 Uhr), anmelden. s
Stuttg. Kickers - SV Waldhof Mannheim 2 Fortuna Düsseldorf - SV Meppen 0 FC Hansa Rostock - FC Homburg 1 VfB Leipzig - Eintracht Braunschweig 1 SC Freiburg - FC CarlZeiss Jena 1 Hannover 96 - Chemnitzer FC 1 SpVgg. Unterhaching - FC St. Pauli 2 Fortuna Köln - Hertha BSC Berlin 0 VfL Wolfsburg - FC Remscheid 1 Bayern München - Juventus Turin 0 VfB Stuttgart - Athletic Bilbao 1 6 aus 45 15 - 22 - 23 - 27 - 29 - 38
ESCHBORN. Sie spielen einen Jazz, bei dem es schwerfällt, reglos sitzen zu bleiben: Die "Mojo Blues Band" ist am morgigen Mittwoch um 19.30 Uhr im Süd- West-Park zu Gast. Die Gruppe, die zu den besten traditionellen Blues-Gruppen zählt, spielt zur Abschlußveranstaltung des diesjährigen Summertime-Programms. Für die Bewirtung der Besucher sorgen die Eschborner Käwwern. Bei schönem Wetter wird die Teichanlage im Süd-West-Park mit Lichterketten und Kerzen erhellt. Sollte das Wetter nicht mitspielen, treffen sich die Jazzfreunde in der Süd-West-Schule. Der Eintritt ist kostenlos. she
Es steht gerade Deutschland gut an, mit der Abrüstung konventioneller Waffen aus der Hoch-Zeit des Kalten Krieges zu beginnen. Wenn deutsche Minister an der alten Nahtstelle zwischen Ost und West nun den Schneidbrenner entzünden, um letztlich zwischen 7000 und 10 000 Waffensysteme der Verschrottung preiszugeben, so ist das rundum zu begrüßendes Handwerk.
Daß sich gleichwohl nicht mehr als ein Gefühl "na Gott sei Dank passiert in dieser verrückten Welt auch mal was Vernünftiges" einstellt, liegt zunächst an dem Krieg auf dem Balkan, dem ersten in Europa seit 45 Jahren. Er zeigt, wie rasch sich das Bedrohungsszenarium vom "großen Krieg" zu dem vieler "kleiner Kriege" verändert hat, wie wenig die Abrüstung der Altlasten von gestern die Welt von heute und morgen sicherer macht. Das gilt angesichts der drohenden Proliferation von Atomwaffen, obwohl die atomare Abrüstung noch vor wenigen Jahren ungeahnte Ausmaße angenommen hat, ebenso wie für die konventionelle Abrüstung. Insbesondere muß Bonn der finanziellen Versuchung widerstehen, bis zu 3000 Waffensysteme, sprich Panzer und Schützenpanzer, zu "vernichten", indem man sie verkauft.
Gerade in einer Zeit, da der bisher alles niederhaltende Deckel des drohenden Atomkriegs weggenommen wurde, muß eine absolute Nulldiät im Rüstungsexport gelten. Die Minister Rühe und Kinkel sollten sich zum Zerschweißen des 10 000sten deutschen Panzers wieder verabreden. Dann hätte ihr guter Anfang auch ein gutes Ende. sie
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SCHÖNECK. Die Schönheiten von Norwegens Natur und die Besonderheiten der skandinavischen Kultur standen im Mittelpunkt der mehr als zweiwöchigen Reise, die für 28 Jugendliche aus Schöneck die Sommerferien noch reizvoller machte.
Erstes Etappenziel war die Hauptstadt Oslo. Das norwegische Widerstandsmuseum und das königliche Schloß "Akershus" standen dort auf dem Reiseplan. Nach Stadt und Kultur richteten sich die Linsen der Fotoapparate auf Seen, Berge, auf Natur. Mit Fjell-Wanderungen, einer Wanderung zum Mya-Wasserfall, Kanutouren und einer Bergbesteigung erkundeten die Jugendlichen die abwechslungsreiche Natur Norwegens.
Die Schönecker wagten aber auch einen Blick in die Zukunft: bereits im Jahr der Olympischen Winterspiele in Albertville besichtigten sie die Sportstätten der Spiele 1994 in Lillehammer.
Doch das war nicht das einzig Sehenswerte. Das Museumsdorf "Maihaugen", in dem sich über 100 Gebäude aus dem Gudbrandsdal befinden, faßte die Gegend zu einem umfassenden Bild zusammen.
Höhepunkt der Reise war der Ausflug zum "Geirangerfjord", einem der schönsten Fjorde Norwegens: Dunkle hohe Felswände, stahlblaues Wasser und schneebedeckte Bergrücken.
Nach der Rundfahrt auf dem Fjord blieben den Jugendlichen noch vier Tage Zeit, um den gemeinsamen Urlaub zu genießen. Danach zählte er nur noch zu den Erinnerungen. gf
Zum Schulbeginn befürchtetes Verkehrschaos blieb aus / Nagelprobe war es noch nicht Bahnhof
jetzt leicht
zu erreichen
Viele noch in Urlaub
Von Hans-Jürgen Biedermann und Peter Holle Das zum Schulbeginn befürchtete Verkehrschaos in der Frankfurter Innenstadt ist vorerst ausgeblieben. Ob damit aber auch die umstrittenen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der City - "Drehung Katharinenpforte", Sperrung Oeder Weg, neue Fußgängerfurten und Radwege - ihre Nagelprobe bestanden haben, scheint fraglich. Rolf Mai, der Chef der Verkehrspolizei: "Ich traue dem Frieden nicht." Er gab sich "skeptisch, ob das schon der Run auf Frankfurt war". Weder auf der Kennedyallee und Hanauer Landstraße noch auf "Babenhäuser" und "Darmstädter" hätten die Anfang der Woche vorsorglich ausgeschickten Funkstreifenbesatzungen das "außerhalb der Ferienzeit übliche Verkehrsaufkommen" festgestellt. Mai: "Das war alles atypisch, und zwar im ganzen Rhein-Main-Gebiet." Da aber auch die S- und U-Bahnen nicht gestürmt wurden, also kein massenweises Umsteigen von Autofahrern auf den öffentlichen Personennahverkehr zu beobachten war, bleibt für den Verkehrspolizeichef nur der Schluß: "Es sind wohl noch viele Pendler in Urlaub. Die sind noch bei weitem nicht alle zurück."
Von daher lief der Berufsverkehr "ohne größere Störung". An den als neuralgisch erachteten Punkten Katharinenpforte, Berliner Straße, Theaterplatz, City- und Anlagenring gab's keine nennenswerten Rückstaus. Die Autofahrer kamen auch an den Stellen, wo Einbahnrichtungen geändert worden waren, zügig durch.
Anders die Radfahrer, die den neuen City-Radweg zwischen Roßmarkt und Volksbildungsheim über Hauptwache und Eschenheimer Tor benutzten. Sie mußten Haken schlagen, wurden auf die Autospuren abgedrängt. Das geht nun hier schon einen knappen Monat so, denn die Chauffeure von Baufahrzeugen, Lieferwagen, Transportern und Personenautos parken ihre Gefährte ungerührt auf dem für sie verbotenen Terrain.
Vor zwei Wochen hatte Werner Hartwig, Chef der städtischen Verkehrsüberwachung und Hilfspolizei, angekündigt, da hart durchgreifen zu wollen: Die, die den Radweg als Ladezone und Standspur mißbrauchten, sollten aufgeschrieben, ihr Fahrzeug abgeschleppt werden. Doch vorerst ist keines der illegal parkenden Vehikel auf den Haken genommen worden, und die Hipos verteilten immer noch keine "Knöllchen".
"Es fehlen immer noch einige Verkehrsschilder - die sind Voraussetzung für den Verwaltungsakt des Abschleppens", sagt Hartwig, der diese "schlimmen Rücksichtslosigkeiten und dieses Faustrecht der Autofahrer" gern "drakonisch" ahnden will. Weshalb das seit Wochen "mit diesen Schildern klemmt", wußten zunächst weder Hartwig noch Otto Brandau von der zuständigen Straßenverkehrsbehörde: "Wir prüfen das."
Gut begann die Woche indes für die Fußgänger. Im Bahnhofsviertel und in der City waren drei Projekte fertig, die ihnen die Wege leichter machen. Der Bahnhofsvorplatz kann jetzt im Schutze von Ampeln auch oberirdisch überquert werden. Am Rathenauplatz und an der Alten Oper sorgen aufgepflasterte Übergänge für eine bequeme Verbindung zur Freßgass'.
Am Hauptbahnhof hat die Stadt den Vorplatz an die Fußgänger zurückgegeben. Zwei Überwege bieten zwischen Kaiserstraße und Haupteingang eine Alternative zur Rolltreppenfahrt in die B-Ebene und wieder heraus. Vor allem Rollstuhlbenutzer und ältere Menschen werden das Angebot zu schätzen wissen.
Die Straßenverkehrsbehörde hat die Ampeln so geschaltet, daß die Fußgänger, die in Richtung Kaiserstraße laufen, alle sieben Fahrspuren und die beiden Straßenbahngleise ohne Wartezeit innerhalb einer einzigen Grünphase passieren können. In der Gegenrichtung müssen sie allerdings dem Verkehr zum Baseler Platz für einen Umlauf den Vorrang lassen.
Durch die Überwege werden auch die Straßenbahnhaltestellen auf dem Bahnhofsvorplatz besser erschlossen. Bislang klagten FVV-Kunden über den umständlichen Weg durch die B-Ebene zu den mit hohen Schutzwänden eingefaßten Mittelbahnsteigen. Nunmehr ist die Station aus allen Richtungen oberirdisch zu erreichen. Den Hauptbahnhof fahren die Trambahnlinien 10, 11, 16, 19 und 21 an.
Die Straßenverkehrsbehörde ist davon überzeugt, daß die Fußgängerampeln den Autoverkehr kaum behindern werden. Grün leuchtet immer dann auf, wenn die Hauptverkehrsströme durch den Querverkehr aus der Taunusstraße und aus der Münchener Straße ohnehin angehalten werden. Ampelexperte Gert Stahnke: "Wir hatten keine Probleme." Die Kreuzungen und damit auch die Straßenbahnschienen waren frei. Etliche Autos stellten jedoch den Überweg zu und forderten den Passanten einen Slalom zwischen den Stoßstangen ab.
An den aufgepflasterten Furten in der City gibt es keine Bordsteine mehr. Die Passagen sind auf beiden Seiten über die volle Breite der Freßgass' angelegt worden. Allerdings in ödem Grau und nicht in Rot oder Grün. Baudezernent Hans- (Fortsetzung auf Seite 20)
LAUTERBACH. Mehr als zwei Jahrhunderte hatten an der Lauterbacher Stadtkirche ihre Spuren hinterlassen. Schließlich machten schwerwiegende Schäden an Dach und Dachstuhl und Risse in der Decke die umgehende Renovierung nötig. 1988 konnte mit den Arbeiten an der größten und künstlerisch wertvollsten der zahlreichen Kirchen, die seit Ende des Dreißigjährigen Krieges unter Riedeselscher Herrschaft im Vogelsberg gebaut wurden, begonnen werden. Insgesamt wurden 3,5 Millionen Mark investiert. Inzwischen erstrahlt das Bauwerk, dem jetzt eine Festwoche gewidmet wird, in neuem Glanz.
Schon im frühen Mittelalter, bereits in karolingischer Zeit, stand in Lauterbach eine Kirche. Eine Urkunde aus dem Jahre 812 (anläßlich der Einweihung der Schlitzer Kirche) besagt, daß Lauterbach ("Luderenbach") damals schon ein Gotteshaus hatte. Über Größe und Aussehen ist nichts überliefert. Bekannt ist, daß Anfang des 14. Jahrhunderts eine zweischiffige gotische Stadtkirche mit Turm, umgeben von einem Friedhof, am Marktplatz erbaut wurde.
Über 400 Jahre später wurde diese gotische Kirche baufällig, so daß sie schließlich im Jahre 1762 abgebrochen werden mußte. Es folgte ein Neubau, die jetzige evangelische Stadtkirche. Von 1763 bis 1767 entstand unter den Baumeistern Vater und Sohn Georg und Georg Veit Koch aus Rodach bei Coburg die weiträumige Saalkirche, ein Sandsteinquaderbau - stilgeschichtlich zwischen Spätbarock und Klassizismus einzuordnen.
Das Innere zeigt eine der schönsten Rokokokirchen Hessens, wobei zu bemerken ist, daß es sich um eine protestantisch strenge Form des Rokoko handelt. In der weiten, hohen Halle herrschen zarte, lichte Pastellfarben vor. Die gewaltige Kirchendecke zeigt reiche Stukkaturen, die auch an den Brüstungen der doppelstöckigen Emporen angebracht sind.
Bemerkenswert sind die formenreiche Kanzelwand hinter dem Altar, der reich verzierte Orgelprospekt und einige wertvolle Ausstattungsstücke aus der gotischen Vorgängerkirche. Ferner zahlreiche künstlerisch gestaltete Grabdenkmäler (16. Jahrhundert) der Patrone der Kirche, der Freiherren Riedesel zu Eisenbach.
Zur Wiederherstellung der Stadtkirche Lauterbach gibt es eine Festwoche. Besonders hervorzuheben sind die Feierstunde am 8. August um 16 Uhr in der Kirche, der festliche Gottesdienst am 9. August (dieser Tag ist gleichzeitig "Tag der offenen Tür" mit Führungen und Turmbesteigung), eine ökumenische Andacht am 14. August und mehrere Vorträge im Gemeindesaal. GEORG EURICH
Die olympischen Volleyball-Turniere haben ihre erste faustdicke Überraschung. Die Frauenmannschaft des Weltmeisterschaftszweiten China schied als letzte ihrer Vorrundengruppe frühzeitig sang- und klanglos aus dem Medaillenrennen aus.
Im Vorfeld der Olympischen Spiele galten die Chinesinnen neben den Kubanerinnen als die größten Favoriten auf die Goldmedaille.
Die Mannschaft Chinas verlor in der Nacht zum Montag ihr letztes Spiel der Vorrundengruppe B gegen Brasilien 2:3 (9:15, 15:7, 11:15, 16:14, 12:15) und spielt nun am Dienstag gegen die in Gruppe A letztplazierte Mannschaft des Gastgebers Spanien nur noch um Platz 7 des olympichen Turniers. 1991 hatten die Chinesinnen den zweiten Platz im Weltcup belegt, 1988 in Seoul die olympischen Bronzemedaille gewonnen.
Als Gruppensieger zogen Titelverteidiger GUS (A) und Weltcupsieger Kuba dierekt ins Halbfinale ein, das am Donnerstag ausgespielt wird.
Die beiden anderen Halbfinalisten werden erst am Dienstag ermittelt. Zwischen den USA und den Niederlanden wird der Gegner Kubas ausgespielt, Japan und Brasilien ermitteln den Halbfinal-Kontrahenten der Vereinigten Staaten von Amerika. sid
BUTZBACH. Mit einem prallgefüllten Kursusprogramm für die kommenden zwölf Monate stellt sich die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt Butzbach vor. Über 70 Kurse wenden sich an Eltern mit Kleinkindern, an Seniorinnen und Senioren, Frauen, Suchtkranke oder Schüler. Die Interessenten müssen allerdings im nächsten Jahr höhere Kursgebühren bezahlen. Die Begegnungsstätte begründet die Verteuerung mit der schwierigen finanziellen Situation. In bestimmten Fällen gewähren die Mitarbeiterinnen jedoch nach Rücksprache auch Ermäßigung.
Seminare für Eltern und Kinder nehmen im kommenden Jahr einen besonders breiten Raum ein. Über Geburtsvorbereitung, Krabbel- und Spieltreffs bis hin zur Eltern-Kind-Gymnastik reicht die Palette, die die neue Leiterin der Familienbildungsstätte, Lisa Junghanns, mit ihren Mitarbeiterinnen entworfen hat.
Neu im Programm sind ein Gesprächskreis für Alleinerziehende und ein Wochenendseminar in Selbstverteidigung für elf- bis fünfzehnjährige Mädchen sowie Traumdeutungskurse für Frauen. Gesundheitsbewußte können sich in Vorträgen und Kursen über Vollwerternährung informieren oder sich mit Blutfettwerten und Allergien auseinandersetzen.
In diesen Bereich fällt auch ein Kursus, den die Arbeiterwohlfahrt zusammen mit der Volkshochschule des Wetteraukreises anbietet und der über die Grundlagen der klassischen Homöopathie informieren will.
Wer sich kreativ betätigen will, kann sich in die Kunst des Chinesischen Scherenschnitts oder des Seidenmalens einführen lassen.
An Weihnachten denken die Mitarbeiterinnen der Familienbildungsstätte jetzt schon. An drei Samstagnachmittagen gibt es Gelegenheit, Geschenke für die Lieben zu basteln.
Die Arbeiterwohlfahrt Butzbach will in ihrem neuen Programm auch Selbsthilfegruppen Gelegenheit geben, sich vorzustellen. Die Aktion "Kinderbetreuung in Butzbach" und die Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Tablettenkranke werden über ihre Arbeit berichten.
Schließlich ist auch an die Seniorinnen und Senioren gedacht. Ein Café-Treff im Literarischen Café in Friedberg sowie Singkreise und Seniorengymnastik laden aktive ältere Menschen zum Mitmachen ein.
Wer Interesse an den zahlreichen Angeboten der Familienbildungsstätte hat, kann sich darüber im neuen Kursprogramm informieren, das ab sofort in örtlichen Geschäften und Arztpraxen ausliegt. Anfragen und Anmeldungen nimmt die Familienbildungsstätte unter der Telefonnummer 0 60 33 / 61 50 entgegen. Sprechzeiten sind montags bis donnerstags von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 Uhr bis 17.30 Uhr. skl
WETTERAUKREIS. "Nach dem Spendenaufruf durch die Presse sind bei uns nochmal 3000 Mark eingegangen. Bundesweit konnten wir unsere Zielsumme von 30 000 Mark erreichen", freut sich die Erste Vorsitzende des Naturheilvereins Bad Nauheim-Friedberg e. V., Siegrid Bourdin. Der Deutsche Naturheilbund ist damit in der Lage, 60 Kindern aus Bitterfeld einen Erholungsaufenthalt auf der dänischen Nordseeinsel Röm zu finanzieren. Um die Unterbringungs- und Verpflegungskosten für die Kinder und ihre Betreuer aufzubringen, wurde die Bevölkerung vor einigen Wochen zum Spenden aufgerufen.
"Wenn bedeutend mehr als 30 000 Mark zusammengekommen wären, hätten wir natürlich mehr Kinder schicken können. Beeindruckend an den 3000 Mark aus der Wetterauer Gegend ist aber, daß die Spender überwiegend keine Mitglieder unseres Vereins und ausschließlich Privatpersonen sind."
In Bitterfeld selbst sei das Interesse an dem Projekt "Bitterfelder Kinder" enorm gestiegen. Die Fahrt an die Nordsee vom 8. bis 22. August soll insbesondere den unter chronischer Bronchitis, Allergien und Pseudokrupp leidenden Kindern Linderung verschaffen. Fast dreimal so viele Anfragen von Eltern aus Bitterfeld gingen beim Deutschen Naturheilbund ein, als Plätze zur Verfügung stehen. "Wenn die Bevölkerung uns wieder so gut unterstützt, können wir nächstes Jahr vielleicht wieder einigen Kindern helfen", hofft Siegrid Bourdin. ub
CAPE CANAVERAL, 3. August. Die Zitterpartie der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) um den Pannen-Satelliten "Eureca" hielt auch am Montag an. Nachdem am Sonntag das Aufstiegsmanöver des automatischen Himmelslabors nach sechs Minuten abgebrochen werden mußte, weil die Steuerdüsen nicht richtig funktionierten, konnte "Eureca" am Dienstag morgen zumindest in eine stabile Umlaufbahn gebracht werden. Allerdings befand sich der Satellit quasi im Tiefflug. Im Darmstädter ESA-Kontrollzentrum sagte am Montag nachmittag eine Sprecherin: "Wir haben die heutige Möglichkeit, den Satelliten in die hohe Umlaufbahn von 520 Kilometern zu bringen, nicht genutzt, um die gestern aufgetretenen Probleme zunächst genau zu analysieren." Die Solarzellen des Satelliten befänden sich in der richtigen Position, um die Batterien zu laden. Der nächste Versuch, "Eureca" zu zünden, werde am heutigen frühen Dienstag gemacht werden.
Mit den Experimenten auf der rund 800 Millionen Mark teuren vollautomatischen Forschungsplattform, die von der Deutschen Aerospace gebaut worden ist, werde voraussichtlich in der kommenden Woche begonnen, sagte die ESA-Sprecherin. "Eureca" war am Sonntag von der US-Raumfähre "Atlantis" im Weltraum ausgesetzt worden.
Optimistisch, daß die "Eureca"-Mission trotz der Anfangsprobleme erfolgreich verlaufen werde, äußerten sich ESA-Projektleiter Eckart Graf und "Eureca"-Konstrukteur Fred Schwan in den USA. Der Satellit sei so geplant worden, daß auch bei Ausfall verschiedener Bereiche andere System-Teile diese Aufgaben mit übernehmen könnten, sagte Schwan. Selbst wenn pro Stunde fünf Minuten Computer-Ausfälle aufträten, sei das Missions-Ziel nicht gefährdet. "Nach Erreichen der stabilen Position haben wir Zeit", meinte er. Die Aktivierung der Experimente sei auch noch in drei Wochen denkbar. Schwan betonte: "Wir können mit großen Fehlerraten leben." Auf der US-Raumfähre "Atlantis" bereiteten sich die Astronauten unterdessen auf das nächste Experiment vor, die Aussetzung des von der italienischen Raumfahrtbehörde gebauten Fessel-Satelliten TSS. Dieses Experiment wird von dem aus Italien stammenden Astronauten Franco Malerba geleitet. Malerba und sein Fessel-Satellit sind seit Tagen die Lieblinge der US-Medien. Der "Drachen", wie er den italienischen Satelliten liebevoll nennt, sei, so sagte Malerba vor dem Start, "ein wundervolles Juwel der italienischen Raumfahrt-Industrie, der das enorme Können zeigt, das in den letzten Jahren in diesem Bereich erzielt worden ist". Der TSS soll an einer 20 Kilometer langen Schnur aufsteigen. In der nur zwei Millimeter dicken Leine befindet sich ein Kupferdraht, der sich beim Durchqueren des Erdmagnetfeldes wie ein Fahrraddynamo elektrisch aufladen soll. Der dabei entstehende Strom könnte nach Meinung von Wissenschaftlern in ähnlicher Weise bei künftigen Raumfahrtprojekten genutzt werden.
Der am Ende der Schnur befindliche Satellit soll den sogenannten Sonnenwind und das Erdmagnetfeld messen. Da die Verbindung zwischen der Raumfähre "Atlantis" und TSS nicht straff sein wird, sondern - wie Simulationen im Computer gezeigt haben - starke Schwingungen auftreten können, stellt das Experiment große Anforderungen an Shuttle-Pilot Andrew Allen. Er muß auf die Schwingungen mit Flugmanövern reagieren. Notfalls können die Astronauten die "Drachen"-Schnur auch kappen.
Die Raumfähre mit insgesamt sieben Astronauten sollte ursprünglich am Freitag zurückkehren. Die US-Raumfahrtbehörde NASA prüfte am Montag noch, ob "Atlantis" wegen der bislang aufgetretenen Verzögerungen einen Tag länger im Weltraum bleiben kann. "Eureca" war wegen Computer-Problemen mit einem Tag Verspätung am Sonntag ausgesetzt worden.Kleine Lokalrundschau
Columbus und Lateinamerika OFFENBACH. Die Volkshochschule bietet ein Seminar an, das sich mit der "Entdeckung Amerikas" beschäftigt. Beginn ist am 14. und 15. Oktober. In den Unterrichtsstunden soll die Geschichte Lateinamerikas nach der Eroberung durch die Spanier kritisch beleuchtet werden. Anmeldungen: Tel. 069 / 80 65 31 41. Berufliche Selbständigkeit OFFENBACH. Wie kann ein erfolgreicher Start in die berufliche Selbständigkeit aussehen? Darüber informiert der Diplom-Volkswirt Peter Kern am Donnerstag, 27. August, bei einem Tagesseminar der Industrie- und Handelskammer. Anmeldungen sind unter der Rufnummer 069 /82 07 234 möglich. Bewegung nach Operation OFFENBACH. Der Landessportbund Hessen weist darauf hin, daß seit Juli diesen Jahres Bewegungsübungen nach Brustkrebsoperationen ärztlich verordnet werden können, das heißt die Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten. In Offenbach trifft sich jeden Montag um 17.30 Uhr in der Gymnastikhalle in der Goethestraße eine Gruppe zur Rehabilitation. Weitere Infos gibt es bei Susanne Wörner Tel. 069 / 7 88 79 35. Fotokurs im Jugendzentrum OFFENBACH. Die Welt mit anderen Augen sehen, kreativ sein und mit der Technik umgehen - all das will ein Fotokurs des Jugendzentrum Nordend vermitteln. Jugendliche von 16 Jahren können dabei mitwirken und sowohl den Umgang mit der Kamera als auch die Arbeit im Labor erlernen. Die Ergebnisse der Schwarz-Weiß-Fotografie sollen später ausgestellt werden. Anmeldungen: Tel. 81 36 70. Schadstoffarme Produkte OFFFENBACH. Daß es bei der Produktion beispielsweise von Waschmitteln oder Kosmetika bereits einige positive Veränderungen pro Natur gegeben hat, möchten die Hersteller in diesen Tagen im Offenbacher Massa Markt bei einer Ausstellung deutlich machen. Außerdem gibt's eine Tombola, bei der als Hauptpreis ein Auto mit Kat zu gewinnen ist. Sozialamt bleibt dicht OFFENBACH. Das Sozialamt im Rathaus bleibt in der Woche vom 10. bis 14. August geschlossen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ziehen in dieser Zeit innerhalb des Rathauses um. Zukunft und Ernährung OFFENBACH. Schüler des Albert- Schweitzer-Gymnasiums aus Offenbach nehmen am Wettbewerb der Bayer AG "Ernährung der Welt im Jahre 2017" teil. Die Gruppe aus der Klasse 10a hat sich den Namen "Team 2017" gegeben und arbeitet an einer Idee über das Zusammenspiel von Ernährung und Landwirtschaft.
HOFHEIM. Der Bus startet um 8.45 Uhr am Busbahnhof und soll gegen 15 Uhr wieder in der Kreisstadt ankommen: Ziel des Ausflugs ist die Hoechst AG.
Am Dienstag, 25. August, fährt "Kultur heute" zur Betriebsbesichtigung des Chemieriesen in Frankfurt-Höchst. Die Ausflügler werden über das Werksgelände geführt und sollen dabei "eine Menge über Pharmaproduktion und über den Umweltschutz" erfahren. Wer mitfahren will, kann sich ab sofort beim Kulturamt (Elisabethenstraße 3) eine Karte für 20 Mark besorgen. pms
BASKETBALL
Vorrunde, Männer, Gruppe A, 5. Spieltag: Spanien - USA 81:122 (35:65).
Gruppe B, 5. Spieltag: Australien - Litauen 87:98 (46:45), Puerto Rico - GUS 82:70 (36:39).
1. GUS 5 4 1 495:373 9 2. Litauen 5 4 1 481:434 9 3. Australien 5 3 2 422:396 8 4. Puerto Rico 5 3 2 445:435 8 5. Venezuela 5 1 4 392:427 6 6. China 5 0 5 452:527 5
Jeder Hochsprungwettbewerb endet für jeden Teilnehmer, Sieger inbegriffen, gemeinhin mit einem Mißerfolg. Die Springer springen normalerweise so lange, bis die Latte nicht mehr aufgelegt werden darf, weil das zulässige Maß an Versuchen erschöpft ist. Aber daß der Kampf um die besten Plätze bei Olympischen Spielen mit 19 Fehlversuchen hintereinander endet, ist schon außergewöhnlich.
Die Kette der Mißgeschicke mündete freilich in Barcelona in einen Medaillensegen: fünf Flopper hüpften zur Siegerehrung aufs Podest; alle hatten sich vergeblich um die Höhe von 2,37 Meter bemüht, drei Zentimeter weniger reichten Javier Sotomayor (Kuba) für Gold, Patrick Sjöberg (Schweden) für Silber und Tim Forsythe (Australien), Artur Partyka (Polen) und Hollis Conway (USA) jeweils für Bronze.
Javier Sotomayor, der neue Olympiasieger, ist erst 24 Jahre alt. Das verwundert eigentlich, denn er macht schon so lange in dieser Disziplin mit, daß man ihn für wesentlich älter gehalten hätte. Er gehörte nämlich schon zu jenen Kubanern, die die Olympia-Absage von Seoul wahrscheinlich um eine Goldmedaille gebracht hat.
In 22 von 23 Wettkämpfen des Jahres 1988 war er auf 2,30 Meter und mehr gekommen, und 14 Tage vor dem Hochsprung-Wettbewerb der Spiele lupfte sich der damals 20jährige auf einem Sportfest im spanischen Salamanca über die Höhe von 2,43 Meter. Olympia aber fand, weil Fidel Castro dem Nordkoreaner Kim Il- Sung im Boykott der Südkoreaner folgte, ohne den Weltrekordler statt.
Schon damals zählte Sotomayor zum kleinen, feinen Leichtathletik-Aufgebot von der karibischen Insel, das sich regelmäßig dem durch Europa tourenden Grand-Prix-Troß anschließt. Zu denen, die in Seoul mit großen Chancen dabei gewesen wären und auch in Barcelona am Start sind, gehören neben Sotomayor noch beispielsweise der 400-Meter-Läufer Roberto Hernandez oder Ana Quirot, der vor vier Jahren zugetraut worden war, sowohl die 400 als auch die 800 Meter zu gewinnen.
Auf seine Gedanken von damals angesprochen, kartete Sotomayor jetzt weder nach noch geriet ihm die Pressekonferenz zu einer Dankesrede an den politischen Herrscher, der nach zwei Olympia-Boykotts hintereinander das Wiederauftauchen der kubanischen Sportler in der olympischen Familie bei der Eröffnungsfeier an Ort und Stelle erlebt hatte. Der Weltrekord von Salamanca habe die Enttäuschung, in Seoul nicht dabeizusein, wettgemacht, meinte der Hochspringer, der seine Goldmedaille seinem verstorbenen Trainer Luis Godoy und "dem kubanischen Volk" widmete, Fidel Castro aber nicht erwähnte.
Sein Sieg zeige, daß sein Volk "trotz der Wirtschaftskrise in der Lage ist, etwas zu erreichen". Die Länderwertung scheint Sotomayor am Herzen zu liegen. Im Medaillenspiegel, früher mehr und heute weniger in Ost und West als sportliche Entsprechung sozialer Systeme mißverstanden, erwartet der Hochspringer Platz sieben oder acht. Dahin ist noch ein langer Weg, aber die Boxer, Volleyballerinnen und Baseball-Spieler haben ihre Endkämpfe noch vor sich, in denen ihnen zahlreiche Medaillen winken.
Politischer Druck hatte Sotomayor gerade noch gefehlt, die Erwartungen an sich selbst mußten schon hoch genug sein, denn der Springer mit den meisten hohen Höhen der letzten Jahre hatte im wichtigsten Wettbewerb seine Überlegenheit unter Beweis zu stellen. Bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Tokio war dies "schief" gegangen, Charles Austin (USA) lag vor dem Kubaner.
In Barcelona reichte dem in Havanna lebenden Sportlehrer, daß er 2,34 Meter im ersten Versuch nahm, zum größten Erfolg seines Sportlerlebens. Dieser war ihm seit langem vorausgesagt worden. Angeblich soll Alberto "Caballo" Juantorena, Doppel-Olympiasieger von 1976, den Basketball spielenden Sotomayor zum Hochsprung überredet haben.
Schon mit 17 schrieb sich der Junge mit 2,33 Meter in die Bestenliste und arbeitete sich langsam in der Masse der 2,30-Meter-Springer höher, wobei ihn ab 2,40 Meter nur noch wenige begleiteten. Sein Weltrekord von 2,44 Meter stammt aus dem Jahre 1989.
Der 1,95 Meter große Kubaner wird von den Konkurrenten neidlos als partiell überlegener Mann anerkannt. Fachleute wie der Olympiasieger von München 1972 und heutige Fernseh-Kommentator Dwight Stones nennen seinen in den letzten Schritten enorm kraftvollen und schnellen Ablauf als seinen wichtigsten Vorteil.
Leicht verwundert registrierte die Weltspitze in Barcelona, daß sie es mit mittelmäßigen Höhen weit hat bringen können. Weder Conway, Olympia-Zweiter von Seoul, noch der 87er Weltmeister Sjöberg, noch Sotomayor hatten geglaubt, eine 34 würde für eine Medaille reichen, geschweige denn für den Sieg.
Die Latte lag in Barcelona tiefer als 1980 in Moskau, 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul. Zweifellos sinkt das durchschnittliche Niveau in dieser Disziplin, und es ist Sotomayors neuer Trainer Guillerme de la Torre, der es für möglich hält, daß dies die Früchte verdichteter Doping-Kontrollen sind.
STEINAU. Zu ihrem 20. Jubiläum hat die Künstlervereinigung "Pupille" eine Gruppenausstellung in der Markthalle des Steinauer Rathauses vorbereitet. Die Ausstellung wird am Freitag, 7. August, 17 Uhr, von Bürgermeister Hans-Joachim Knobeloch eröffnet. Sie ist bis 22. August montags bis freitags von 7.30 bis 17 Uhr sowie an den Wochenenden von 11 bis 18 Uhr zu sehen.
Die Künstlervereinigung "Pupille" umfaßt derzeit rund 50 Mitglieder, darunter "professionelle Künstler, Kunsthandwerker und qualifizierte Freizeitschaffende vieler Sparten wie der Malerei, Graphik, Bildhauerei, Photographie, Keramik", heißt es in der Einladung.
"Pupille" habe sich zum Ziel gesetzt, Künstlern und Freischaffenden Gelegenheit zur öffentlichen Präsentation ihrer Werke zu geben. Weitere Anliegen seien der Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten und "die kritische Würdigung eigenen schöpferischen Schaffens". tja
"Wir spielen nicht die Entertainer" Hilfe durch Selbsthilfe Von Frauke Haß NEU-ISENBURG. "Psychisch krank zu sein, wird heute immer noch gleichgesetzt mit verrückt, ja gefährlich sein", nennt Susanne Hermanowski, Mitarbeiterin der psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke" in Neu-Isenburg, das Kind beim Namen: die Ausgrenzung der Kranken. Das vierköpfige Team der Beratungsstelle in der Löwengasse 8 setzt genau hier an. Mitten im Alten Ort gelegen, ist die "Brücke" unverbindliche Anlaufstelle für alle. "Schließlich muß jemand nicht ausdrücklich psychisch krank sein, um sich schlecht zu fühlen", sagt Psychologe Wolfgang Müller-Holz, "die einfach nur Einsamen tragen ein Stück Normalität hier herein."
Im offenen Treff, montags von 16 bis 18 Uhr und mittwochs von 17 bis 19 Uhr, kann jede/r unangemeldet hereinschauen, Kaffee trinken, quatschen, sich einen Rat holen, etwas spielen, kurz: unter Leuten sein. Auch die Tanz- und Bewegungsgruppe am Dienstagmorgen um 10 Uhr, das späte Frühstück danach sowie die Töpferrunde mittwochs um 17 Uhr sind solch offene Angebote, die spontan besucht werden können. Zum Teil haben die offenen Runden den Charakter von Stammtischen: ein regelmäßiger Treff von alten Bekannten, die sich über dies und das austauschen. Aber auch der fachliche Rat der Mitarbeiter/innen wird hier in Anspruch genommen. Hilfe bei der Bewältigung des Alltags nennt Sozialpädagogin Margret Rech diese Art der Unterstützung. Viele wollen etwa wissen, wie es zu machen sei, besser mit dem Geld auszukommen, oder wie sie ihren Sozialhilfeantrag ausfüllen müssen. Es kommen jedoch auch ganz brisante Themen und Fragen auf den Tisch. So beschäftigt einige der psychisch Kranken die Frage, ob sie auch heiraten oder gar Kinder in die Welt setzen können. "Das Bedürfnis, endlich einmal einen Freund oder eine Freundin zu haben, ist bei vielen Klienten sehr groß", erzählt Rech. Hermanowski ergänzt: "Und in der Löwengasse haben sie die Gelegenheit, im geschützten Rahmen das Anbaggern auszuprobieren." Das ein oder andere Paar hat sich sogar schon im losen Verbund der "Brücke"-Besucher/innen gefunden.
Neben der offenen Arbeit bieten die Brücke-Leute natürlich auch persönliche Beratungen von Einzelpersonen, Paaren und Familien an. "Die Grenzen zur Therapie sind hier natürlich fließend", sagt Müller-Holz, wiewohl das Brücke-Team ausdrücklich nicht therapieren darf. Da ist nämlich der städtische Haushalt davor. Schließlich ist die Beratungsstelle eine kommunale Einrichtung, deren Träger das Diakonische Werk ist, Therapien aber bezahlen die Krankenkassen. Jedoch sind sich die drei in der Beratung tätigen Mitarbeiter/innen (die von einer halbtags arbeitenden Verwaltungskraft unterstützt werden) darüber im klaren: "Therapie können und wollen wir hier gar nicht leisten." Stabilisierende Lebensberatung ist ihr Ziel. Sie wollen ihren Klienten helfen, die Fragen zu klären: Wie gehe ich mit mir um? Was ist mein Sinn? Was ist mit Arbeit, mit Wohnen? So geht es oft nur darum, die Lücke zu schließen zwischen dem Wahrnehmen der Krankheit und dem Entschluß, etwas dagegen zu unternehmen.
Viele der Klienten in der Beratungsstelle sind bereits in Therapie und nehmen gleichzeitig das Angebot zur Freizeitgestaltung in der Brücke in Anspruch. So wird, um die Stammbesetzung der Brückianer, die sich, solange sie in der Löwengasse sind, sicher fühlen, auch mal rauszulocken aus dem behüteten Rahmen, einmal in der Woche etwas unternommen, was außerhalb stattfindet: ob Wanderung, Theaterbesuch oder Grillfest, wird von Fall zu Fall entschieden. Hier ist allerdings Eigeninitiative gefragt: "Wir spielen nicht die Entertainer", betont Müller-Holz. Zwar geben die drei Anregungen, initiieren und motivieren, aber für die konkrete Planung ist dann das Engagement der Zielgruppe gefragt. Schließlich will die Beratungsstelle nicht das Konsumverhalten unterstützen, sondern ihre Klienten anregen, selbst aktiv zu werden. "Das läuft auch ganz gut", bescheinigt Rech den Leuten, "zumindest solange es um Ideen geht. Daß die dann auch umgesetzt werden, da müssen wir mit am Ball bleiben." So kommt zwar hie und da mal der Vorschlag, der meist begeistert aufgenommen wird, in die Disco zu gehen, aber später gehen dann immer nur wenige mit: "Die vielen Leute und allein schon das Weggehen am Abend ist für manche sehr bedrohlich", erläutert Rech, "da haken wir dann nach, versuchen rauszufinden, warum derjenige gerade so abhängig ist von seiner momentanen Stimmung."
Die Treffs sind auch eine Gelegenheit für die Mitarbeiter/innen, die Stimmung in der Gruppe auszuloten, zu sehen, wer steht außerhalb, wer ist gerade besonders "erregt". Hier versuchen die drei dann beruhigend einzugreifen und Außenstehende zu integrieren.
135 Leute zwischen 20 und 60 wurden 1991 in der Löwengasse beraten. Eine Gruppe von 30 Personen ist ständig da.
Ein drittes Standbein sind die verschiedenen Gruppenangebote. Hier trifft sich ein fester Personenkreis regelmäßig, um Probleme zu besprechen. Die Betreuung in der Gruppe sei manchmal wesentlich effektiver als im Einzelgespräch: "Hier kommt nämlich von den anderen Gruppenmitgliedern eine direkte, unverblümte Rückmeldung auf die angesprochenen Schwierigkeiten."
Unter anderem gibt es auch eine Angehörigen-Gruppe. Auch in der Gruppenarbeit geht es jedoch nicht immer um Probleme: montags und dienstags wird gemeinsam getanzt und gemalt.
Ein wichtiges Ziel der Beratungsstelle ist es, die berufliche Rehabilitation der Klienten "anzuleiern". Viele, gerade Depressive und Schizophrene, seien, so Müller-Holz, solange sie symptomfrei sind, ausgesprochen leistungsfähig, da ihre Krankheit nur schubweise ausbricht, "nur dann muß man halt Rücksicht auf sie nehmen".
Was hier so kreucht und fleucht . . .
Unter diesem Motto steht die FR- Serie über seltene oder einfach nur selten zu sehende Tiere in unserem Kreisgebiet. In Zusammenarbeit mit Horst Günther von der Naturkundestelle des Main-Kinzig-Kreises präsentiert die Redaktion Gelnhausen in loser Folge Porträts, die über Lebensweisen und Verbreitungsgebiete heimischer Arten informieren.
Die Deutschen müssen künftig . . ., die Deutschen sollen . . ., die Deutschen können sich nicht länger . . . ect. Es ist bedauerlich, daß Leute, die man einmal für wählbar gehalten hat, in ihrem Abgeordnetendasein nichts als Anmpassung an irgendwelche Sachzwänge gelernt haben.
Brächten Kriege Frieden, hätten wir das Paradies. Leider ist die menschliche Trägheit, sein ihm von der Natur als Waffe mitgegebenes Gehirn in Tätigkeit zu setzen, größer als das latente Wissen, daß Waffengänge den Menschen nichts als Jammer bringen.
Wo bleibt da das angeblich für das Leben gelernte Schul- und auch Bibelwissen? Zu Jugoslawien fällt mir da etwa ein, daß es besser sei, daß ein Gerechter umkomme, als daß die ganze Stadt verderbe. Wir haben dort humanitäre Hilfe zu leisten, sonst garnichts.
Ich habe noch nie gehört, daß jemand die Schweizer verachtet hat, weil sie keine Kriege führen. Sie werden höchstens beneidet, weil sie dadurch ihren Besitzstand wahren konnten.
Deutschland ein anerkanntes Mitglied der Völkergemeinschaft durch neue Kriegswilligkeit? Man kann es auch als törichtes Mitläufertum ansehen. Friedliche Blauhelmeinsätze, Verteidigung des eigenen Territoriums - ja.
Alles andere dient nur nicht lebenswichtigen, sondern verschleierten Wirtschaftsinteressen. Lösungsversuche mit Waffengewalt bedeuten nicht Mut sondern Übermut.
Diesen Brief schreibe ich zur Entlastung meines Gewissens, damit man später bei einer evtl. verfassungsmäßig abgesicherten kriegerischen Verstrickung nicht argumentieren kann: Es hat ja keiner was gesagt.
Ute Buhmann, Oberursel
"Lurchi" liebt die Nacht und den kühlen Regenschauer
MAIN-KINZIG-KREIS. Seine Fangemeinde ist riesig und macht meist bereits im zarten Kindesalter mit ihm Bekanntschaft. Er gilt als ebenso lustig wie listig. Auch nach über dreißigjährigem Abenteurerleben keine Spur von Ermüdungserscheinung. Kurzum: Kaum ein Tier genießt solche Popularität. Gemeint ist der Feuersalamander - allerdings nicht irgend einer. Von "Lurchi" ist die Rede, jenem schwarzen, gelbgefleckten Vertreter, der im Gegensatz zu seinen Artgenossen erhobenen Hauptes durch die Welt spaziert, ausgerüstet mit strammen Wanderschuhen und einem grünen Hut.
Im Gegensatz zu Lurchi, der sich in bestimmten Schuhhäusern aufhält und dort in kunterbunten Comic-Heftchen Schabernack treibt, leben die herkömmlichen Feuersalamander eher zurückhaltend. Die typischen Bewohner feuchter und schattiger Mittelgebirgswälder lieben die Feuchtigkeit und Dunkelheit. Tagsüber bekommt man sie nur selten zu Gesicht - wenn es sehr feucht ist oder regnet.
Salamandra salamandra, so die lateinische Bezeichnung, gehört zu den Amphibien und bildet mit den Molchen die Gruppe der Schwanzlurche. Von den sogenannten Froschlurchen unterscheidet sie vor allem der deutlich entwickelte Schwanz. Doch auch vom Feuersalamander gibt es zwei verschiedene Rassen: Den gebänderten, dessen gelbe Rückenflecken zu zwei parallellaufenden mehr oder weniger stark unterbrochenen Längsstreifen verschmelzen (Salamandra salamandra terristris) und gefleckten, der durch einen unregelmäßig gepunkteten Rücken besitzt lateinisch "Salamanda salamandra salamandra" heißt.
Seit jeher ist der Feuersalamander auch in den Wäldern des Vogelsbergs und Spessart beheimatet und im Gegensatz zu vielen Tierarten ist er nicht akut gefährdet. Der "Arbeitskreis Amphibien" im Naturschutz-Informationszentrum Hasselroth zog nach der letzten Bestandsaufnahme 1990 eine relativ erfreuliche Bilanz: "Noch ist der Feuersalamander in nahezu allen Gemarkungen des Altkreises Gelnhausen mit etwas Glück anzutreffen." Als Fundstellen vermerkte der Naturforscher Robert Mertens vor 45 Jahren das Kloster Wolfgang bei Hanau, Höchst bei Gelnhausen sowie Bad Soden bei Salmünster, Bad Orb und Büdingen.
Die Lurche leben fast ausschließlich in Laubwäldern und suchen die Nähe klarer Quellrinnsaale. Um so erstaunlicher ist die Entdeckung, die der Steinauer Franz Liesch in den vergangenen Jahren gemacht hat. Der Rentner, der seit 1987 zigtausende von Besuchern durch die Steinauer Tropfsteinhöhle führte, stößt dort immer wieder auf Feuersalamander. "Erst am Samstag habe ich wieder ein Jungtier gesehen", erzählt er.
Auch größere Exemplare von bis zu zehn Zentimetern sind Liesch mehrfach begegnet. Die Tiere sind vermutlich durch eine Öffnung in dreißig Meter Höhe in die dunkle Höhle gelangt.
Erstaunlich, daß die Warmblüter bei einer konstanten Temperatur von nur zehn Grad überhaupt überleben können. Ob die Amphibien, wie Liesch vermutet, möglicherweise dort auch laichen, hält der Biologe Horst Günther für "fast ausgeschlossen". Wahrscheinlich seien dort immer wieder neue Tiere eingedrungen. Die Lebensmöglichkeiten der Lurche in der Höhle scheinen begrenzt. Die Salamander sind, wie Liesch sagt, kalt und starr, wenn er sie berührt. Erst nach ein paar Sekunden in der wärmenden Hand bewegten sie sich.
Feuersalamander sind sehr ortstreu und halten sich nur in einem Radius von 20 bis 40 Metern im Umkreis ihres Versteckes, zumeist unter Steinplatten und Baumstümpfen, in feuchten Fugen oder zwischen Laub und Moos, auf. Wie alle Lurche muß der Feuersalamander seine Haut vor dem Austrocknen bewahren.
Die erwachsenen Tiere, die im Freiland zwanzig Jahre und älter werden, ein Terrarium-Exemplar brachte es sogar auf stolze 43, paaren sich im Sommer an Land. Im darauffolgenden Frühjahr setzen die Weibchen 20 bis 50 Larven im Wasser ab, die kurz vor der Geburt aus der Eihülle geschlüpft sind. Sie sind voll entwickelt und können sich sofort ernähren und schwimmen. Letzteres übrigens viel besser als die Erwachsenen. Dringen sie beim Ablaichen zu weit ins tiefe Wasser vor, drohen sie sogar zu ertrinken.
Woher kommt der Name Feuersalamander? Er entspricht einer abergläubischen Vorstellung. Weil die Tiere sich meist nach schweren Regenfällen blicken ließen, schrieb man ihnen die Fähigkeit zu, Feuer löschen zu können. Um das zu überprüfen, soll der römische Naturforscher Plinius sogar ein Exemplar in die Flammen geworfen haben. Im Mittelalter ging der Irrglaube noch weiter. Der Salamander galt als hochgiftig. In einer Handschrift aus dem 13. Jahrhundert heißt es, "daß 4000 Mann und 4000 Pferde aus dem Heer Alexander des Großen ums Leben gekommen seien, weil sie aus einem Bach getrunken hatten, durch den ein Salamander geschwommen war". jan
FRANKFURT A. M. Dunkle Westen und lange Hosen bei bald 40 Grad Celsius: Da kamen Christian Zöllner und Frank Eversmann, die beiden Finalisten beim German-Grand-Prix-Turnier im Roten Saal des Billard Club Frankfurt, ordentlich ins Schwitzen.
Doch so schreibt es die Kleiderordnung vor. Aber schließlich wurde beim großen Finale in der Borsigallee 45 nicht um eine Jeans gespielt: 13 600 Mark betrug das Preisgeld.
Insgesamt 44 Teilnehmer von über 30 Billard-Clubs aus ganz Deutschland traten beim Dreiband-Turnier in der französischen Form des Billards, der Carambolage, an. Das erste Halbfinale gewann Christan Zöllner für Axania Bernburg gegen Hans-Jürgen Kühl vom Billard Club Frankfurt (BCF). Im zweiten Halbfinale machte Frank Eversmann vom BC Frankfurt das Rennen gegen Norbert Ohagen von den Billardfreunden Horster Eck. Die spannende Finalpartie entschied Eversmann gegen Zöllner für sich.
"Das letzte Spiel war wirklich nervenaufreibend", schilderte Hans-Jürgen Anton, Pressesprecher des Billard Club Frankfurt, nach dem Turnier seine Eindrücke. Tatsächlich war es beim Finale im Roten Saal - der seinen Namen dem roten Teppich, den roten Gardinen und den rosaroten Wände verdankt - so still, daß nur noch ein Geräusch zu hören war: das leise Klacken der Billard-Kugeln.
"Ich hätte nicht damit gerechnet, zu gewinnen", freute sich Eversmann nach dem Spiel. Der 34jährige steht auf Platz sieben der deutschen Billard-Rang-Liste und wird aufgrund des Sieges wohl zwei bis drei Plätze nach oben rücken.
Der Frankfurter Lokalmatador spielt seit 22 Jahren Carambolage und bedauerte, daß "dieser Sport in der Öffentlichkeit immer noch nicht so bekannt ist". Auch Pressesprecher Anton konnte das bestätigen. "Pool-Billard kennen die meisten aus den Kneipen, aber Carambolage wird auch in allen Medien viel zu wenig beachtet."
Schwer, ja fast unmöglich sei es zudem, Frauen für diesen Sport zu gewinnen. An dem German-Grand-Prix in Frankfurt beispielsweise hat keine einzige teilgenommen.
"Das könnte das schlechte Image aus den amerikanischen Spielfilmen sein, oder das Bild von Spielhöllen, das vielen in den Sinn kommt, wenn sie an Billard denken", suchten die Spieler nach einer Erklärung. "Billard ist halt einfach eine Männerdomäne", befand Karin Schinek, Frau des Ersten Vorsitzenden des BC Frankfurt.
Dabei ist gerade Billard kein Kraftsport, sondern ein Geschicklichkeitspiel, bei dem auch Frauen hervorragende Leistungen erzielen können. "Es kommt auf geometrisches Gefühl, starke Nerven, eine ruhige Hand und ein gewisses Interesse für die Ballphysik an", zählte Anton die Eigenschaften auf, die ein guter Carambolage-Spieler haben sollte. Das wichtigste sei aber die Ausdauer.
Sorgen bereitet dem BC Frankfurt der fehlende Nachwuchs: Keiner der Spieler ist jünger als 30 Jahre. Ein Grund dafür ist, so mutmaßen die Verantwortlichen: Um die wichtigsten Stöße zu beherrschen, sind zwei bis drei Jahre Training am Tisch notwendig. "Da treten natürlich bei anderen Sportarten die Erfolgserlebnisse schneller ein."
Wer sich davon nicht abschrecken lassen will, kann sich beim BCF über Übungsstunden unter der Rufnummer 45 00 / 3 67 80 informieren. mug
FRIEDRICHSDORF. Eine Königin kommt nach Friedrichsdorf: die Rotweinkönigin Anja aus Ingelheim. Sie soll dem großen Weinfest, das vom Freitag, 7., bis Sonntag, 9. August, auf dem Houiller Platz gefeiert wird, Glanz verleihen. Das Fest wird ergänzt durch einen Markt für Handwerk und Kunsthandwerk. Organisator ist die Aktionsgemeinschaft Houiller Platz.
Das erste Glas wird am Freitag um 19 Uhr serviert. Für musikalische Stimmung sorgt das Duo "Pia und Wolfgang".
Der Handwerkermarkt öffnet am Samstag um 10 Uhr. Das Angebot reicht von kunstvollen Schmiedearbeiten über Keramik bis Batik. 20 Handwerker bieten ihre Produkte an, einigen können die Besucher beim Arbeiten zuschauen. Ab 14 Uhr spielt im Weindorf die Winzerkapelle Oberfell (Mosel). Ab 19 Uhr grüßt Oberbayern die Stadt: Eine Trachtenkapelle aus Asch/Seestall macht die Musik.
Die Trachtenkapelle spielt am Sonntag morgen ab 11 Uhr auch zum Frühschoppen. Die Winzerkapelle Winningen von der Mosel löst die Bayern um 14 Uhr ab. Um 14.30 Uhr kommt Königin Anja.
Das Weinfest endet mit einem fröhlichen Tanzabend, der um 17.30 Uhr beginnt. Damit die Küche zu Hause kalt bleiben kann, gibt es auf dem Markt jede Menge lukullische Angebote. Für kleine Gäste dreht sich ein Kinderkarussell. s
Nachrichten-Börse
Produktion sackt ab Die westdeutsche Wirtschaft hat im Juni deutlich weniger hergestellt als im Mai. Das Produzierende Gewerbe erzeugte saisonbereinigt zwei Prozent weniger als im Vormonat. "Ein dämpfender Einfluß könnte dabei von der frühen Lage der Sommerferien ausgegangen sein", kommentiert das Wirtschaftsministerium in Bonn das Minus. Der Vergleich Mai plus Juni 1992 zu den gleichen Monaten 1991 zeigt eine Abnahme von ebenfalls rund zwei Prozent. Mineralölabsatz sinkt Mit 60,8 Millionen Tonnen sind in der ersten Hälfte dieses Jahres in Deutschland 5,4 Prozent weniger Mineralöl abgesetzt worden als von Januar bis Juni 1991. Nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbandes stand dabei einem Minus im Westen von 7,3 Prozent auf 52,3 Millionen Tonnen ein Plus im Osten von 6,2 Prozent gegenüber. Energie Ost kostet Milliarden Die Modernisierung der Energieversorgung in der Ex-DDR kostet nach Schätzung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) 200 Milliarden Mark. Die Forscher setzen allein für die Umstellung der Heizungen in den Privathaushalten von Kohle auf Gas oder Öl 100 Milliarden an. Dazu kommen die Investitionen der Strom-, Gas- und Mineralölwirtschaft.
Was damals Rechtens war, kann heute nicht unrecht sein: Nach dieser "unseligen" Devise des einstigen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Filbinger hat der irakische Diktator Saddam Hussein am Wochenende die Fortdauer seiner Besitzansprüche auf Kuwait als der "19. Provinz" Iraks angemeldet und gleichzeitig seine politisch wie militärisch vernichtende Niederlage im GolfKonflikt wiederum als "glorreichen Sieg" feiern lassen.
Wie zur Verhöhnung der Weltgemeinschaft und der von ihr gefaßten Beschlüs- Von Peter Gerner (Kairo) se kündigte Saddam zum zweiten Jahrestag seines Überfalls auf das Emirat in den amtlich gesteuerten Medien die mögliche Wiederholung dieser Aggression an. Jedenfalls titelte die von seinem Sohn Uday herausgegebene Tageszeitung Babil genau zum zweiten Jahrestag des Überfalls auf Kuwait: "Es wird sich wiederholen, so Gott will." Kommentierend fügte der staatliche Rundfunk hinzu: "Unter allen politischen Systemen hat Irak niemals auf seine historischen Rechte auf Kuwait verzichtet."
Derartig ungenierte Provokationen lassen sich indes nur vordergründig als Reaktionen eines Regimes interpretieren, das trotz aller Kraftmeierei zutiefst verunsichert ist; denn tatsächlich werden unter den Auspizien der Vereinten Nationen am Golf Fakten geschaffen, die über Saddam Husseins Schreckensherrschaft hinausreichend drohen, den irakischen Revanchegeist am Leben zu erhalten: die in Bagdad als demütigend empfundene neue Grenzziehung zwischen Kuwait und Irak. Nach den Worten des in Damaskus lebenden irakischen Oppositionsgenerals Hassan al Nakib ist das eine "Zeitbombe", in der Beurteilung eines europäischen Diplomaten mit langjähriger Bagdad-Erfahrung ein "Versailles am Persisch-Arabischen Golf".
Mit dem Argument, daß das Emirat Kuwait zur Zeit des Osmanischen Reiches Teil des südirakischen Regierungsbezirks Basra gewesen sei und nur dank britischer Schutzmachtinteressen eine rechtlich diffuse Eigenexistenz hatte führen können, hat Irak in den letzten sechs Jahrzehnten dreimal mit dem Gedanken gespielt oder gar aktiv versucht, sich Kuwait mit Gewalt einzuverleiben.
1938 konnte der Haschemitenkönig Ghazi von seinem Premierminister erst im allerletzten Moment davon überzeugt werden, einen bereits an die irakischen Truppen ergangenen Marschbefehl zurückzunehmen, die der kuwaitischen Bevölkerung zur Hilfe eilen sollten. Diese hatte in Petitionen und Demonstrationen den Anschluß ihres Scheichtums an das damalige Königreich Irak gefordert.
1961 konzentrierte der damalige irakische "Revolutionsführer", General Abdel Karim Kassem, Truppen an den Grenzen zum inzwischen selbständigen Emirat Kuwait, das samt seinem herrschenden Sabah-Clan nur dank einer britischen Militärintervention gerettet werden konnte. Allerdings zeigten auch dessen Einwohner zu diesem Zeitpunkt keinerlei Neigung mehr, ihren neuen Ölreichtum mit den Brüdern im "irakischen Mutterland" zu teilen.
Saddam Hussein schließlich blieb es vorbehalten, am 2. August 1990 dem "Ruf kuwaitischer Patrioten" folgend seine Armee über die Grenze zu schicken und Kuwait bis Ende Februar 1991 als annektierte "19. Provinz" des Zweistromlandes besetzt zu halten.
Trotz der Aufnahme Kuwaits in alle relevanten internationalen Körperschaften, des Austausches von Botschaftern zwischen Kuwait und Irak sowie entgegen einschlägiger Abmachungen haben die diversen Regierungen in Bagdad bis jetzt noch immer ein Schlupfloch gefunden, um die Unabhängigkeit des Emirats in Frage zu stellen. Abgesehen vielleicht von den Kurden, die rund zwanzig Prozent der irakischen 17-Millionen-Bevölkerung stellen, bleibt die überwältigende Mehrheit der Irakis regimeübergreifend davon überzeugt, daß Kuwait "eigentlich" zu ihrem Lande gehören müßte.
Und auch erklärte Saddam-Gegner wie
General Nakib winden sich auf entsprechende
Fragen mit dem Argument heraus,
daß gegen eine "freiwillige Heimkehr"
des Emirats ins gebeutelte irakische
Reich doch nichts eingewendet werden
könne. Aber auch wenn die rund
zwanzig irakischen Oppositionsgruppen
im Ausland die staatliche Unabhängigkeit
des rund 18 000
In der UN-Waffenstillstandsresolution 687 vom 3. April 1991 verpflichtete sich Irak, das nach dem Kassem-Abenteuer im Oktober 1963 unterzeichnete Grenzprotokoll zwischen Bagdad und Kuwait zu respektieren. Dieses Protokoll stützt sich auf einen 1932 von britischen Kolonialbeamten nur "ungefähr" festgelegten Grenzverlauf zwischen beiden Ländern, der von Bagdad zu keiner Zeit formell anerkannt worden ist. Er orientierte sich an vagen Beschreibungen wie "südlich der letzten Palme von Safuan", der Erwähnung von unbedeutenden Bodenerhebungen oder topographischen Punkten im veränderlichen Urstromtal des Wadi al-Batin. Solche Vorläufigkeit erzeugte Unsicherheit und Interessenkonflikte; denn die Grenze trennt unter anderem ein bedeutendes Ölfeld in eine irakische und eine kuwaitische Zone.
Im Auftrag einer UN-Grenzkommission, an der mitzuarbeiten sich die Bagdader Regierung beharrlich geweigert hat, wurde nun von einer gemischten schwedisch-neuseeländischen Expertengruppe unter Zuhilfenahme modernster Vermessungsmethoden und alter Karten in monatelanger Feldarbeit eine neue Demarkationslinie erarbeitet. Deren Verlauf wurde im April bekanntgegeben. Seither lehnen Irakis aller politischen Richtungen diese neue Linie als demütigend für ihr Land ab.
Tatsächlich bliebe zu fragen, ob sich auf Grundlage nicht maßstabsgetreuer britischer Karten und ungenauer topographischer Angaben der angeblich "ursprüngliche" Grenzverlauf überhaupt nachziehen läßt; denn die gesichtslos-eintönige Wüste im irakisch-kuwaitischen Grenzbereich bietet kaum topograpisch unbezweifelbare Anhaltspunkte. Aus der "südlichsten Palme bei Safuan" zum Beispiel ist noch weiter südlich ein ganzer Palmenhain geworden, und von einem alten Zollhaus fand sich gerade noch eine Grundmauer.
Dessenungeachtet: der neue "korrigierte" Grenzverlauf wurde zugunsten Kuwaits gezogen, mit dem Ergebnis, daß dem Emirat auf den reichen Rumailah-Ölfeldern sechs Förderquellen und an der Khor-Zubeir-Lagune weite Teile des Hafens Umm Qasr zugeschlagen wurden. Der Teilverlust des Hafens mußte das Zweistromland ganz besonders treffen. Hier liegt sein einziger Zugang zum offenen Meer überhaupt. Der einzige Hochseehafen Iraks, Basra am iranisch-irakischen Grenzstrom des Schatt el-Arab, ist ja bereits seit dem Konflikt zwischen Bagdad und Teheran (von 1980 bis 1988) gesperrt und wird dies auch auf unabsehbare Zeit bleiben.
Die Notwendigkeit, den Zugang zum Meer zu sichern, hatte Saddam Hussein denn auch als einer seiner Vorwände gedient, Kuwait zu überfallen und zu annektieren. Seit der Unabhängigkeit des Emirats (1961) bereits hatte Bagdad immer wieder darauf gedrängt, die beiden kuwaitischen Inseln Bubyian und Warba - zumindest aber Warba - am Khor Abdallah "pachten" zu dürfen, um damit den kurzen Seeweg nach Umm Qasr am Khor Zubair auch militärisch kontrollieren zu können. Kuwait hatte dieses irakische Ansuchen jedoch regelmäßig in der - berechtigten - Annahme abgeschmettert, daß Bagdad mit solchen Pachtverträgen nur die schleichende Annexion der Inseln zu betreiben suche.
Andererseits hatten indes die verschiedenen irakischen Regierungen verständliche Gründe, bei den Kuwaitis - zum Teil massiv - vorstellig zu werden; denn bei der angeblich willkürlichen Aufteilung der Golf-Küste durch die "britischen Imperialisten" entfielen auf Irak - mit 450 000 Quadratkilometern größer als das wiedervereinigte Deutschland - nicht mehr als 51 Kilometer eines sandigen, für Schiffe nicht erreichbaren Uferstreifens. In Bagdad wurde dies als bewußte Benachteiligung zur Eindämmung des irakischen Einflusses in der Region empfunden - eine Benachteiligung, die der "Korrektur" bedurfte.
Kein Wunder, daß unter diesen Voraussetzungen vor allen Dingen die neue Grenzziehung in und bei Umm Qasr von den Irakis als "Racheakt" und "Schikane" aufgefaßt wird. Auch arabische Diplomaten, die Saddam Hussein sehr kritisch gegenüberstehen, bewerten diese Grenzdemarkation als "kurzsichtige Politik der Amerikaner".
Noch wird entlang der Grenze auf irakischer Seite ein zehn Kilometer und auf kuwaitischer ein fünf Kilometer tiefer Gebietsstreifen von unbewaffneten UN- Einheiten (UNIKOM) kontrolliert - auf kurze Frist eine Sicherheitsgarantie für die Kuwaitis. Wenn jetzt keine Lösung gefunden wird, die auch den Interessen Bagdads Rechnung trägt, muß mit neuerlichen Beben in dieser für die Ölversorgung der Welt so vitalen Region gerechnet werden, gleich von wem Saddam Hussein eines Tages beerbt werden wird.
WIESBADEN. Nachdem die Unterbringung von Asylbewerbern in Zelten auf dem Gelände der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach (Main-Taunus-Kreis) schon fast die Regel ist, sind jetzt im nordhessischen Korbach (Kreis Waldeck-Frankenberg) ebenfalls Flüchtlinge in einer Notbehausung im Freien untergebracht worden.
Zu den 200 dort in der ehemaligen belgischen Claest-Kaserne lebenden Menschen waren am Wochenende 250 zusätzliche gekommen, für die vom Technischen Hilfswerk Zelte aufgestellt werden mußten. Weitere 250 Flüchtlinge waren ungeachtet des örtlichen Protestes nach Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) gebracht worden. Nach Darstellung des hessischen Familienministeriums ist wegen der Weigerung der Kommunen, ihre Verpflichtung zur Übernahme der Asylbewerber einzuhalten, das Aufstellen weiterer Zelte nicht ausgeschlossen.
Die Korbacher Kaserne ist eine der 33 Außenstellen der HGU. Dort stimmte der Bürgermeister der Ausweitung der Kapazität des Lagers mit der Einschränkung zu, daß die Zelte bis zum 15. September wieder abgebaut werden müssen. Die dort untergebrachten Menschen waren bereits in Schwalbach in Zelten einquartiert.
Auf scharfen Protest hingegen war die zusätzliche Einquartierung einiger hundert Flüchtlinge in Gelnhausen gestoßen. "Der Bürgermeister", weiß man auch in Wiesbaden, "tobt". In der dortigen ehemaligen US-Kaserne sollten nach einem Vertrag zwischen dem Bund und dem Land nur 500 Asylbewerber einquartiert werden - gestern waren es mit Genehmigung der Oberfinanzdirektion 723. Ob noch mehr kommen, blieb gestern zunächst offen.
Die Sprecherin des Familienministeriums bezeichnete die augenblickliche Verteilung der Flüchtlinge als "Verschiebebahnhof". Die Kommunen, die nach dem Landesaufnahmegesetz zur Versorgung dieser Menschen verpflichtet sind, seien mit der Abnahme von 4000 Flüchtlingen im Rückstand, weshalb die HGU sie behalten und gegebenenfalls auf eigene Quartiere in den Kommunen verteilen müsse. Allein der Schwalm-Eder-Kreis habe es versäumt, Platz für mehr als 1000 Asylbewerber zu schaffen.
Inzwischen droht diese Situation auch zum Krach in der Landesregierung zu werden. So vermißt Familienministerin Iris Blaul, daß das Innenministerium bisher auf die Kommunen kaum Druck ausgeübt habe und zum Beispiel nicht mit Weisungen reagiert habe. -ke
ESCHBORN. 14 Autos brachen Unbekannte in der Nacht zum Sonntag im Hanseaten-Viertel auf, um Kassettendecks, Lautsprecher und ein Zelt herauszuholen. Auch Feuerzeuge und Sonnenbrillen wurden nicht verschmäht. Selbst Rollgitter an großen Tiefgaragen kein Problem für die Autoknacker, die allein in der Bremer Straße neun Wagen aufbrachen. Gesamtschaden: rund 13 000 Mark. Täterhinweise: bisher keine. she
Sie helfen Männern, die den Krieg im früheren Jugoslawien nicht mehr mitmachen wollen und ihrer Armee den Rükken kehren. Manche fliehen aus Angst um das eigene Leben, andere, weil sie keinen Sinn mehr in den Kampfhandlungen sehen. Seit Beginn des Bürgerkrieges dort unterstützt die Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner, Gruppe Frankfurt, Deserteure und Kriegsdienstverweigerer aus allen Republiken des gespaltenen Landes.
"Das ist das mindeste, was wir tun können", sagt Mitarbeiter Franz Nadler. Einige hundert jugoslawische Deserteure, so schätzt er, hätten sich seit Herbst vergangenen Jahres mit ihrem Büro an der Vogelsbergstraße in Verbindung gesetzt, meist per Telefon. Oft sind es Bekannte und Freunde aus Deutschland, die den geflüchteten Soldaten bereits aufgenommen haben oder aufnehmen wollen und sich über die Aufenthaltsgenehmigung und andere Rechtsfragen informieren müssen. Auch Goran (Name geändert) kam nach seiner Flucht bei einer befreundeten serbischen Familie in Frankfurt unter. Der junge Mann aus Montenegro passierte vor mehr als neun Monaten die deutsche Grenze. Zwei Monate kämpfte der Serbe in der jugoslawischen Bundesarmee. Als er dann für einige Tage nach Hause durfte, floh er über Ungarn und Österreich nach Frankfurt. "Dieser Krieg - das war einfach nicht mein Ding", begründet der Deserteur. In seinem Heimatdorf wußte niemand, daß Goran das Land verlassen wollte. Aus Angst vor Repressionen der Armee verschwieg er sogar den Eltern seine Fluchtpläne.
Mit der Deutschen Friedensgesellschaft hatte der Deserteur schon vorher Kontakt aufgenommen. Seit Januar dieses Jahres unterstützt er nun als Dolmetscher die Arbeit der Frankfurter Kriegsdienstgegner. Dreimal in der Woche übernimmt er den Telefondienst in der Zentrale und begleitet andere Deserteure auf den langwierigen Behördengängen.
Gorans "Antrag auf Duldung", mit dem auch der Anspruch auf Hilfen nach dem Bundessozialhilfegesetz verbunden ist, läuft am 10. September aus. Noch weiß er nicht, ob seine Duldung, ein Erlaß des hessischen Innenministers, verlängert wird. Geburtsurkunde, Einberufungsbefehl, Wehrpaß - "die Ausländerbehörde verlangt immer mehr Beweise", erläutert Thorsten Lehn, ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Gruppe Frankfurt. Dort werde ganz genau geprüft, ob der Deserteur auch Grund hat, in der Bundesrepublik zu bleiben. Wird die Duldung nicht verlängert, muß er ausreisen.
In den allermeisten Fällen werde der Deserteur oder Kriegsdienstverweigerer aufgrund der momentanen Lage im früherern Jugoslawien nicht abgeschoben, erläutert Henner Schäfer von der Ausländerbehörde. Solle jedoch eine Duldung nicht verlängert werden, dann bedürfe es einer Ausnahmegenehmigung von höchster Stelle: "In diesem Fall entscheidet der Landesinnenminister selbst."
Ein Recht auf Asyl oder einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland hat der Kriegsdienstverweigerer oder Deserteur nicht. Die Begründung: Es liegt keine gegen seine Person gerichtete konkrete politische Verfolgung vor.
Die in Frankfurt lebenden jugoslawischen Deserteure haben wenig Kontakt untereinander. Auch ein gemeinsames Schicksal und das eindeutige "Nein" zum Krieg scheinen die zerstrittenen Volksgruppen nicht zu einen. "Desertieren - das heißt nicht, daß das automatisch eine Gemeinsamkeit schafft", erklärt Goran. Ob und wann er jemals wieder in seine Heimat reisen kann, das weiß der Serbe nicht. "Aber ich bin Optimist und hoffe, daß alles wieder in Ordnung kommt." ki
Gleich zu Beginn des neuen Schuljahres wieder das altbekannte Problem: Lehrermangel Der Ernst des Lebens fällt aus Unterricht nach Notplänen Von unserem Redaktionsmitglied Lutz Fischer
ald haben unsere Kinder nur noch Religion und Sport." Ulrich Schamari vom Elternbeirat der
Mit ihrem Unmut stehen die Lehrer der Otto-Hahn-Schule nicht allein da. Die Eltern der 4950 Schulanfänger, die am Dienstag mit Spielen und Liedern in den mehr als 70 Frankfurter Grundschulen begrüßt wurden, werden schnell lernen, daß für viele Kinder die Schule erst einmal mit Unterrichtsausfall beginnt. Per Verordnung hat Kultusminister Holzapfel den Schulleitern gestattet, bis zu zwei Stunden zu kürzen, wenn Pädagogen fehlen. Notgedrungen machen viele Rektoren davon Gebrauch, und an manchen Schulen reichen die zwei Stunden nicht.
An der Albert-Schweitzer-Schule trommelte Schulleiter Alexander Zabler die Lehrer am letzten Ferientag zu einer Notkonferenz zusammen, um die "pädagogische Katastrophe" abzuwenden. Die Grund- und Hauptschule am Frankfurter Berg habe "entschieden zuwenig Lehrer", sagt Zabler. So müßten Förderstunden und Differenzierungsunterricht ausfallen, die gerade an dem sozialen Brennpunkt äußerst wichtig seien. Außerdem fallen in den meisten Klassen auch reguläre Unterrichtsstunden aus, weil vier Lehrer gegangen, aber nur zwei neu hinzugekommen sind. Schulleiter Johannes Hübner von der Carl-von-Weinberg-Schule bereitet es vor allem Kummer, daß er wichtige Förderangebote streichen muß, um den Unterrichtsausfall in Grenzen zu halten. Die Lehrer der Gesamtschule in Goldstein müssen in diesem Schuljahr zwei Klassen mehr unterrichten, ohne bisher Verstärkung erhalten zu haben. Im Gegensatz zu früheren Jahren könne die Gesamtschule den neuen Schülern in den fünften und siebten Klassen nun keine besondere Förderung angedeihen lassen, um alle Schüler auf "einen Level" zu heben. Das sei aber nötig, weil die neuen Jungen und Mädchen aus ganz verschiedenen Schulen kommen. Gleichwohl muß Hübner in den Fächern Arbeitslehre, Sport, Musik, Kunst, Französisch und Gesellschaftslehre noch Unterricht streichen - insgesamt bis zu drei Stunden pro Klasse. An vielen Schulen konnten die Lehrer in den ersten Tagen nicht einmal Stundenpläne ausgeben, weil die Schulleiter gar nicht wissen, wieviel Lehrer sie überhaupt haben, oder zugesagte Pädagogen in letzter Minute absagten. So fehlte auf einmal ein Lehrer an der Heinrich-Kraft- Schule, weil die neuen Pädagogen nur Teilzeitstellen antreten wollten. "Querdurch" müsse die Schule nun den Unterricht kürzen, sagt der pädagogische Leiter Josef Geis. Als einen Grund sieht er, daß die Anzahl der Lehrer an der Fechenheimer Gesamtschule beim kräftigen Schülerwachstum der vergangenen Jahre nicht mitgehalten habe. Andere Schulleiter äußern unverblümt ihren Mißmut über das Staatliche Schulamt, das "zu große Ungleichgewichte" zwischen den Schulen zugelassen habe. Viele Schulleiter an Grundschulen und Gymnasien äußern sich zu Schulbeginn über die Lehrerversorgung sehr zufrieden, während andere auf dem Zahnfleisch gehen.
Von einer "Verteilung des Mangels" hält Ludwig Mahlerwein, stellvertretender Leiter des Staatlichen Schulamtes in Frankfurt, allerdings nichts. "Wir wollen keine Löcher aufreißen, um woanders welche zu stopfen." Gleichwohl habe die Behörde Lehrer versetzt, wenn einzelne Schulen einen zu starken Überhang an Pädagogen hatten. Ingesamt habe die Hälfte aller Versetzungen solche "dienstlichen Gründe" gehabt.
(Fortsetzung auf Seite 20)
Im Rahmen der Kulturwoche im Gallus findet am Sonntag, 9. August, ein Kinderbasar im Schulhof der Günderrodeschule, Hufnagelstraße 25, statt. Mit Klängen der westafrikanischen Trommelgruppe "Gainde" wird die Veranstaltung um 13 Uhr eröffnet. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren können Spielsachen und Comics kaufen oder verkaufen.
Außer dem Programm mit Märchen, Kindertheater und einer Malaktion ist um 15 Uhr die "Otto Normal Randale Show" zu sehen. Für Essen und Trinken sorgen die "Gallus Eltern" sowie Kinder und Jugendliche aus dem Viertel mit der Unterstützung des "Café im Hof". rar
Das Wetter
Wetterlage An der Rückseite der Kaltfront eines Nordmeertiefs fließt frische Meeresluft nach Mitteleuropa. Sie gelangt hier unter Hochdruckeinfluß. Vorhersage bis mittwoch früh Wechselnd wolkig. Im Norden und im Alpenrand noch einzelne Schauer, in der Mitte zunehmende Aufheiterungen und weitgehend trocken. Höchsttemperaturen an der Küste bis 20 Grad, im Binnenland um 24 Grad. Tiefstwerte nachts 15 bis 20 Grad. Von Schauern abgesehen schwacher, auf westliche Richtungen drehender Wind. Wochenvorhersage Mittwoch: Überwiegend sonnig, nur an der Küste zeitweise wolkig, aber trocken. Höchstwerte 26 bis 31 Grad.
Donnerstag: Anfangs sonnig, im Westen und Süden nachmittags und abends einzelne Gewitter. Heiß, in der Südhälfte auch schwül.
Freitag / Samstag: Im Südosten zeitweilig sonnig, sonst wolkig bis stark bewölkt mit Gewittern. Im größten Teil Deutschlands schwülwarm, im Osten und Südosten auch heiß. Nur im äußersten Norden nicht ganz so warm.
Sonntag / Montag: Übergang zu wechselnder Bewölkung und besonders in der zweiten Tageshälfte einzelne Schauer und Gewitter. Warm bis heiß. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MESZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier, wolkig 39
Amsterdam, Regenschauer 20
Antalya, wolkenlos 31
Athen, leicht bewölkt 34
Barcelona, wolkig 31
Belgrad, wolkenlos 31
Bordeaux, stark bewölkt 23
Bozen, leicht bewölkt 30
Brest, wolkig 19
Brüssel, wolkig 24
Budapest, leicht bewölkt 35
Bukarest, leicht bewölkt 34
Casablanca, wolkig 25
Dublin, wolkig 18
Hammerfest, wolkig 14
Helsinki, wolkig 23
Innsbruck, wolkig 28
Istanbul, wolkenlos 28
Kairo, leicht bewölkt 32
Kopenhagen, wolkig 21
Larnaka, leicht bewölkt 31
Las Palmas, leicht bewölkt 26
Lissabon, leicht bewölkt 32
London, leicht bewölkt 22
Madrid, leicht bewölkt 30
Malaga, leicht bewölkt 31
Mallorca, leicht bewölkt 33
Moskau, wolkig 24
Nizza, leicht bewölkt 29
Oslo, stark bewölkt 17
Ostende, wolkig 20
Paris, wolkig 24
Prag, leicht bewölkt 31
Reykjavik, stark bewölkt 11
Rom, wolkenlos 30
Stockholm, wolkig 24
Tel Aviv, wolkenlos 29
Tokio, bedeckt 22
Tunis, wolkenlos 36
Venedig, wolkenlos 32
Warschau, leicht bewölkt 30
Wien, wolkenlos 33
Zürich, leicht bewölkt 31
Deutschland
Ort Wetter Grad
Aachen, wolkig 24
Arkona, stark bewölkt 24
Augsburg, leicht bewölkt 31
Berlin, leicht bewölkt 31
Bremen, wolkig 24
Brocken, leicht bewölkt 19
Chemnitz, leicht bewölkt 30
Cottbus, wolkig 32
Cuxhaven, wolkig 23
Dresden, wolkig 31
Düsseldorf, wolkig 26
Emden, stark bewölkt 21
Erfurt, stark bewölkt 27
Feldberg/Schw., leicht bewölkt 19
Feldberg/Ts., leicht bewölkt 24
Fichtelberg, leicht bewölkt 22
Frankfurt/M., leicht bewölkt 28
Freiburg, leicht bewölkt 31
Freudenstadt, leicht bewölkt 26
Garmisch, wolkig 29
Görlitz, wolkig 31
Greifswald, wolkig 29
Hamburg, wolkig 26
Hannover, leicht bewölkt 25
Helgoland, leicht bewölkt 21
Hof, stark bewölkt 29
Karlsruhe, leicht bewölkt 30
Kassel, wolkig 27
Kempten, leicht bewölkt 28
Köln/Bonn, wolkig 28
Konstanz, leicht bewölkt 31
Leipzig, leicht bewölkt 31
Lübeck, wolkig 27
Lüchow, leicht bewölkt 25
Magdeburg, wolkig 32
Mannheim, leicht bewölkt 29
Mühldorf, leicht bewölkt 32
München, leicht bewölkt 33
Münster/Osnabrück, wolkig 28
Neubrandenburg, leicht bewölkt 29
Norderney, wolkig 21
Nürnberg, Regenschauer 28
Oberstdorf, leicht bewölkt 30
Öhringen, leicht bewölkt 27
Passau, leicht bewölkt 31
Regensburg, leicht bewölkt 33
Rostock/Warnemünde, stark bewölkt 29
Saarbrücken, wolkig 27
Schleswig, wolkig 23
Schwerin, leicht bewölkt 27
Stuttgart, wolkig 27
Sylt, wolkig 19
Trier, wolkig 26
Wasserkuppe, wolkig 22
Wittenberg, wolkig 31
Würzburg, wolkig 24
Zugspitze, Regenschauer 9 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 5.58 Uhr
Sonnenuntergang 21.05 Uhr
Mondaufgang 12.19 Uhr
Monduntergang 22.43 Uhr
FR-Leser Thomas U. weiß um die schwierige Rechtslage, wenn die Gasabrechnung eingeschätzt werden muß. Doch daß die Stadtwerke Frankfurt ihm für Mai und Juni auf 28 Einheiten, also knapp 28 Mark, veranschlagt haben, will er nicht hinnehmen. "Aus meiner Kundenanmeldung hätten die Stadtwerke wissen müssen, daß ich Gas lediglich zum Heizen beziehe", beschwert er sich. Ob das Versorgungsunternehmen etwa denke, daß er bei 30 Grad im Schatten den Ofen brennen lasse?
Laut Frank Döbert, Pressesprecher der Frankfurter Stadtwerke, konnten die Angestellten der Stadtwerke bei U. seit einem halben Jahr keinen Zähler mehr ablesen. "In so einem Fall erstellen wir die Rechnung auf Grund einer Schätzung, die auf dem Verbrauch des letzten Jahres beruht", erklärt Döbert. Eventuell zuviel gezahlte Gebühren gehen dem Kunden nicht verloren. Die Stadtwerke teilen die zwölf Monate des Jahres durch sechs und ziehen alle acht Wochen Gebühren ein. Für die Wintermonate wird der Verbrauch höher veranschlagt, für die Sommermonate niedriger - ein Nullverbrauch aber werde nicht in Rechnung gestellt.
"Es könnte ja sein, daß sich bei dem Kunden inzwischen die Installation geändert hat, und er auch einen Gasherd betreibt", sagt Döbert, "außerdem hätten wir dann auf Grund der Schätzung aus dem letzten Jahr im Winter mehr kassieren müssen."
Helmut Treuz von der Verbraucherzentrale Hessen erklärt: "Beim Gas besteht der Einfachkeit halber die Eigenart, daß der Grundverbrauch über das Jahr weiterläuft." Es gebe ja auch Kunden, die im Sommer Gas verbrauchten.
Können die Stadtwerke bei einem Kunden den Zähler nicht ablesen, wie das bei Thomas U. mehrmals der Fall war, hinterlassen sie in dessen Briefkasten eine Nachricht. Döbert: "Wir fordern den Kunden dann auf, uns den Zählerstand telefonisch mitzuteilen." Das hätte auch der Beschwerdeführer tun können.
"Er teilt uns telefonisch seinen neuen Zählerstand mit", schlägt Döbert allen unzufriedenen Kunden vor, "und dann erhält er eine Korrekturrechnung". Und die beruhe nicht mehr auf einer Schätzung. mku
Udo Quellmalz und Richard Trautmann haben die deutschen Judoka in Barcelona vor der totalen Pleite bewahrt. Doch die Bronzemedaillen der beiden konnten den Frust im Lager des Deutschen Judo-Bundes (DJB) nicht mehr vertreiben. Weder der Leichtgewichtler Quellmalz aus Ingolstadt noch Mannschaftsführung und Trainer waren nach den Wettkämpfen mit dem Resultat zufrieden. "Verschenktes Gold", hieß es am Mattenrand, und selbst der 25jährige mußte zugeben: "Ich habe einen taktischen Fehler gemacht."
Der entscheidende Regelverstoß war "Quelle" im Kampf um den Eintritt ins Finale gegen den späteren Olympiasieger Rogerio Sampaio (Brasilien) unterlaufen, als er eine Attacke des Südamerikaners abzuwehren versucht hatte.
Der Münchner "Superleichte" Trautmann besiegte im kleinen Finale den Ungarn Josef Wagner. Nachdem vorher sechs Athleten des Deutschen Judo-Bundes (DJB) ihren Kampf um Bronze verloren hatten, durchbrach Quellmalz als Erster diese "schwarze Serie" mit einem Sieg über Philip Laats (Belgien) und eroberte endlich die schon lang ersehnte Medaille für den Judo-Verband.
Völlig überraschend gewannen Spaniens Frauen unter den Augen des Königspaares zweimal Gold durch Miriam Blasco im Leicht- und Almudena Munoz im Halbleichtgewicht. Toshihiro Koga (Japan) siegte im Leichtgewicht bei den Männern. Gudrun Hausch (Reutlingen) war bereits in ihrem ersten Kampf gegen Barbara Eck (Österreich) gescheitert. Superleichtgewichtlerin Kerstin Emich (Rüsselsheim) ging es nicht viel besser. Sie scheiterte in der zweiten Runde an der Italienerin Giovanna Tortora. dpa
DARMSTADT. Es wird ernst: Vom 15. August an müssen rund 2,8 Millionen Menschen im Rhein-Main-Ballungsraum - etwa vier Fünftel der im Regierungsbezirk Darmstadt lebenden Bevölkerung - ihren Wasserverbrauch deutlich einschränken. Der Darmstädter Regierungspräsident Horst Daum (SPD) wird, wie die FR erfuhr, den fast flächendeckenden "Wasserversorgungsnotstand ausrufen" und eine entsprechende "Gefahrenabwehrverordnung" ab Monatsmitte in Kraft setzen. Auch die Großstädte Frankfurt und Wiesbaden, die einen Großteil ihres Trinkwasserbedarfs aus dem Hessischen Ried beziehen, sind von dem Zwang zur Drosselung des Wasserverbrauchs betroffen.
Ab 15. August also ist es - zunächst unbefristet - verboten, unter anderem Innenhöfe, Straßen, Grünflächen und Parkanlagen zu besprengen oder zu bewässern. Springbrunnen, private Schwimmbecken oder künstliche Teiche dürfen nicht mehr aufgefüllt werden. Industrie und Gewerbe können ihre Anlagen nicht mehr "am fließenden Wasserstrahl" aus dem öffentlichen Leitungsnetz kühlen - es sei denn, die Wasserentnahme ist aus "existentiellen Gründen dringend erforderlich".
Untersagt ist in der "Verbotsstufe eins" auch das Reinigen und Abspritzen von Autos. Privatgärten dürfen zwischen 12 und 16 Uhr nicht mehr bewässert werden. Dieses Zeitlimit gilt auch für die Landwirtschaft und den Erwerbsgartenbau, die den Verbrauch des kostbaren Nasses auf das "zur Ertragssicherung notwendige Mindestmaß beschränken" müssen. Sogenannte "Beregnungseinsatzpläne", die dem RP auf Verlangen vorgezeigt werden müssen, sollen das Einhalten der Auflage überwachen helfen. Krankenhäuser, Kur- und Pflegeanstalten, medizinische Bäder und Forschungseinrichtungen bleiben von der Verbotsliste ausgeschlossen.
Nach dem jetzigen Stand der Informationen wird noch nicht die schärfere "Verbotsstufe zwei" verkündet. Sie untersagt jegliches Berieseln und Bewässern von Kleingärten. Wer Feldfrüchte, Getreide und Gemüse zwischen 10 und 18 Uhr mit Wasser aus dem Zapfhahn beregnet, begeht dann eine Ordnungswidrigkeit.
Mit der Veröffentlichung der "Gefahrenabwehrverordnung über die Einschränkungen des Wasserverbrauchs bei Notständen in der Wasserversorgung" im Hessischen Staatsanzeiger hat der Darmstädter RP seit dem heutigen Dienstag ein Druckmittel in der Hand, um für weite Teile seines 7445 Quadratkilometer großen Bezirks Wassersparauflagen zu verhängen, deren Nichtbeachten mit Bußgeldern bis zu 10 000 Mark geahndet werden können. Zusätzliches Personal zur Kontrolle haben die Gemeinden, wie die FR bei einer Umfrage erfuhr, aber nicht zur Verfügung. Das RP setzt auf die wachsamen Augen der üblichen Polizeistreifen.
Am nächsten Montag, dem 10. August, wird im Hessischen Staatsanzeiger ein Text des Regierungspräsidenten erscheinen, für welche Landkreise und Städte die Gefahrenabwehrverordnung gelten soll. Einen Tag später erhält die Verordnung Gesetzeskraft. Das weitere Procedere: Eine Verfügung des RP wird an die Landräte herausgehen, die wiederum die Sparauflagen den Bürgermeistern zur Kenntnis geben müssen. Bis zum 15. August soll dann jeder Bürger Bescheid wissen, was er zu tun und zu lassen hat.
Die neue juristische Paragraphensammlung hat im wesentlichen vorbeugenden Charakter, soll aber auch einzelne aktuelle Versorgungsengpässe (wie im Taunus) abbauen helfen: Die Wasserreserven im Hessischen Ried seien derzeit "gerade so ausreichend", sagt RP-Sprecher Gerhard Müller. Wenn, wie gegenwärtig der Fall, die Fördermengen der Wasserwerke weit über 80 Prozent des jährlich neugebildeten Grundwasserreservoirs aufbrauchen, "müssen wir einschreiten".
Mit der neuen Verordnung dürfte das Ausrufen des "Notstandes" in den kommenden Jahren zum Ritual werden - "gefährdet" ist die Wasserversorgung nämlich immer dann, wenn eine besondere Datensammlung nichts Gutes verheißt: Geachtet wird auf Klima und Niederschlagsmengen - selbst die heftigen Regengüsse der vergangenen Tage zum Beispiel wirken sich nur "in ganz bescheidenem Maße" (Müller) auf den Grundwasserhaushalt aus.
Maßgebend ist aber auch die negative Wasserbilanz - seit einigen Jahren fällt der Grundwasserspiegel im Ried, weil jährlich neun Millionen Kubikmeter Grundwasser mehr entnommen werden als sich neu bilden kann. Die öffentlichen Versorger pumpen pro Jahr 126 Millionen Kubikmeter ins Netz, Industrie und Landwirtschaft haben Bedarf von weiteren 64 Millionen Kubikmeter.
Der "Notstand" ist laut Verordnung auch dann begründet, wenn mit "ökologischen Schäden oder Schäden an Sachwerten" (wie den Setzrissen an rund 500 Häusern auf hessischer Seite des Rheingrabens) "zu rechnen ist".
Das drängendste Problem in Zukunft: Auch wenn der Pro-Kopf-Wasserverbrauch stagniert, so sind doch immer mehr Menschen vom Wassertropf des Rieds abhängig: Das Darmstädter RP prognostiziert für seine Region einen Einwohnerzuwachs von derzeit 3,52 Millionen auf über 3,7 Millionen im Jahr 2000. JÖRG FEUCK
Das Porträt: Italiens neuer Außenminister "Priesterlein" kehrt zurück
Der christdemokratische Politiker Emilio Colombo ist neuer Außenminister Italiens. Der 72jährige löst Vincenzo Scotti ab, der vergangene Woche zurückgetreten war. Italiens "neuer" Außenminister Emilio Colombo stammt aus der alten Garde der "Democrazia Cristiana" (DC). Er gehörte nicht nur allen römischen Nachkriegsparlamenten an, sondern auch der verfassunggebenden
Schon in jungen Jahren wirkte der aus der armen Lucania stammende schüchterne Mann wie das Gegenstück eines modernen Polit-Managers. "Das Priesterlein", wie sein Gegner ihn spöttisch nennen, zeigte sich privat nur selten in der Öffentlichkeit, allenfalls auf dem Weg zur Sonntagsmesse. Mit Andreotti teilt er die Liebe zu eleganten Maßanzügen, beide bevorzugen denselben Schneider. Hobbys hat Colombo keine.
Als Ministerpräsident leitete Colombo Anfang der siebziger Jahre die letzte Koalition der "Linken Mitte". In fünf Regierungen übernahm er das Amt des Außenministers. Er gilt als überzeugter Europäer und bemühte sich, im Gegensatz zu Andreotti, die US-amerikanischen Alliierten niemals zu verärgern. Innerhalb seiner Partei gehört er zur starken, zentralen Gruppe. Außer der Fähigkeit, geschickt Verhandlungen zu führen, verfügt Emilio Colombo über den sechsten Sinn eines Pokerspielers. Das Warten hat sich gelohnt: Jetzt ist er in die "Farnesina", sein geliebtes Außenministerium, zurückgekehrt.
(HORST SCHLITTER (Rom)
SCHÖNECK. Das Spielmobil der Gemeinde versetzt sich in der letzten Runde der diesjährigen Sommersaison in eine Zeit, die schon sehr lange zurückliegt. Die Mitglieder des Spielmobils spielen das Leben in einer mittelalterlichen Stadt nach.
Unter dem Motto "So war es im Mittelalter" soll gezeigt werden, wie die Menschen gelebt haben, als es noch keine Autos, Fernseher und Flugzeuge gab.
Zum Spielen und Basteln kommt das Spielmobil vom 8. bis 10. September nach Oberdorfelden, Spielplatz Eschenweg, vom 15. bis 17. September nach Büdesheim und vom 22. bis 24. September nach Kilianstädten, Spielplatz Waldstraße.
Die Sommersaison beschließt das Spielmobil am Samstag, 26. September, von 14 bis 17 Uhr auf dem Spielplatz Waldstraße in Kilianstädten. gf
Nicht nur für Schulabgänger beginnt nach den Sommerferien die Suche nach einem neuen Job. Ob jemand bereits auf der Straße steht oder noch ungekündigt die nächste Stufe seiner Karriereleiter erklimmen will - die richtige Bewerbungsstrategie ist das A und O des beruflichen Ein- und Aufstiegs. So sollte beispielsweise ein Vorstellungsgespräch systematisch vorbereitet werden, was vom "Styling" des eigenen Äußeren bis zum Aushandeln des Arbeitsvertrages reicht.
"Richtig bewerben und vorstellen" lautet der Titel eines Ratgebers, der hierbei Hilfestellung leisten kann. Zu den dort behandelten Themen gehören Schrift- und Arbeitsproben, Referenzen, Umgang mit Personalberatern oder mit Persönlichkeits-Tests. Das Werk ist über den Buchhandel erhältlich (Compact Verlag München; 128 Seiten; 12,80 Mark). FR
Frauen wollen Angst vor Gewalt überwinden Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" beginnt Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel Wenn es Nacht wird in Frankfurt, bleiben viele Frauen, vor allem die älteren, daheim. Die Angst vor Raubüberfällen und sexueller Gewalt hindert sie daran, ins Kino und Theater zu gehen oder auch sich politisch zu engagieren. Mit der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt", die kürzlich vorgestellt wurde, möchten das Frauenreferat und die Arbeitsgemeinschaft der Frankfurter Frauenverbände erreichen, daß sich die Frauen den öffentlichen Raum zurückerobern. Abendliche Spaziergänge durchs Bahnhofsviertel und Picknicks im Park stehen ebenso auf dem Programm wie gemeinsame Veranstaltungen mit Staatsanwaltschaft und Polizei. Eine fluoreszierende Anstecknadel soll zum Erkennungszeichen werden.
"Wir wollen zeigen, gemeinsam geht es. Und vielleicht geht es dann auch alleine wieder besser", erläuterte Frauendezernentin Margarethe Nimsch. Die Gewaltdelikte hätten abgenommen, aber die "Lücke zwischen objektiven Daten und subjektiver Wahrnehmung" hindere viele Frauen daran, sich in der Stadt frei zu bewegen.
Dieses "Vermeidungsverhalten" soll die Kampagne, die am morgigen Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, im Südbahnhof mit Berichten der Karatelehrerin Sunny Graf über amerikanische Selbsthilfeprojekte beginnt, überwinden helfen. Zu den vielen Sicherheitskräften, die in der Stadt unterwegs sind, sagte Nimsch: "Auf ordnungspolitischem Gebiet ist viel getan worden." Das sei auch notwendig gewesen. In der Kampagne werde allerdings ein "grundsätzlich anderer Ansatz vertreten". "Wir rufen nicht nach Polizei und Ordnungsrecht, sondern wollen selbst aktiv werden.
Bei den geplanten Veranstaltungen werden Frauen an Orten präsent sein, die sie sonst meiden. So haben sich die Veranstalterinnen für die Abschlußveranstaltung am 17. Oktober die Konstablerwache ausgewählt. Frauen sollen aber nicht nur "Präsenz" zeigen, sondern auch die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, nicht wegzuschauen, wenn eine von ihnen in Bedrängnis gerät, erläuterte Nimsch.
Der "Button", der demnächst zum Preis von fünf Mark erworben werden kann, soll die Frauen animieren, aufeinander zuzugehen: "Hoppla, da ist ja eine, die trägt dieses Ding. Die frage ich mal, ob wir ein Stück Weg gemeinsam gehen können", beschrieb die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Frauenverbände, Ruth Dörrbecker, die erhoffte Wirkung des Buttons.
Wie die Leiterin des Frauenreferats, Renate Krauß-Pötz bedauerte, ist der rechteckige Ansteckknopf mit dem großen "F" nicht schon zum Beginn der Kampagne erhältlich. Die erste Version sei "nicht schön genug" gewesen. Die Plakate, die für die bundesweit einmalige Kampagne werben, würden bereits seit einigen Tagen an den Litfaßsäulen hängen. Die Kosten der gesamten Kampagne belaufen sich auf 60 000 Mark. (Siehe auch Seite 18: "Diffuses . . .")
SCHLÜCHTERN. Ein "irrwitzig-realistisches Satire-Kabarett" ist am Freitag, 21. August, 20 Uhr, in der Schlüchterner Stadthalle zu sehen.
Es gastiert das Dreieicher "Koffertheater" mit seinem Stück "Verdammt, wer liebt mich?", einem "tiefen Griff in die Melancholie und Schönheit" der Beziehungskiste. Doch damit nicht genug: Gleichzeitig versprechen die fünf Kabarettisten um den Autor und Regisseur Ali Dietrich einen "irrwitzig-realistischen Bekennerabend, den man vor lauter Lachen so schnell nicht vergessen wird".
Veranstalter ist die Initiative 88, die in Zusammenarbeit mit dem Stadthallen- Gastronom für "raffinierte Snacks" und kühle Getränke sorgen will. Der Eintritt kostet acht und mit Ermäßigung fünf Mark.
Karten im Vorverkauf gibt es in den Schlüchterner Buchhandlungen Lotz, Nauland und Karmann. tja
Verödet bald der Oeder Weg?
"Die Kunden schimpfen wie verrückt, und jeder fragt sich, was das Ganze überhaupt soll." Für Alfred Müller, Inhaber eines Schlüsseldienstes im Oeder Weg, steht bereits nach drei Wochen fest, daß die "zur Probe" auf drei Monate angesetzte Teilsperrung seiner Straße "der totale Wahnsinn" ist.
Und Karin Fuhrberg aus der nahegelegenen Finkenhofstraße 11 hat eine Bürgerinitiative gegründet, binnen dreier Tage ein Drittel ihrer 150 Nachbarn hinter sich gebracht und auch noch an den Oberbürgermeister Andreas von Schoeler geschrieben: Er, der OB, möge doch das Experiment stoppen.
Was einige Geschäftsleute im südlichen Teil des Oeder Wegs und viele Bewohner der weiter nördlich gelegenen Finkenhofstraße gleichermaßen in Harnisch bringt, ist eigentlich zur Verkehrsberuhigung gedacht: Die alte Geradeausspur vom Eschenheimer Tor über den Anlagenring in den Oeder Weg wurde für Autos gesperrt und zum Fahrradweg gemacht. Autozufahrt in den Oeder Weg ist von Süden her nur noch über die Eschenheimer Anlage möglich.
Damit sollte der Schleich- und Durchgangsverkehr aus den Wohnquartieren des westlichen Nordends gebannt werden. Was wohl nicht klappt, denn: Viele der durch die Sperre am Oeder Weg nun stadtauswärts zum Geradeaus- Kurs auf die Große Eschenheimer Straße gezwungenen Autofahrer nutzen die erste Rechtsabbiege-Chance in die Finkenhofstraße, um quasi "hintenrum" wieder auf die gewohnten flotten Nordend-Abkürzungspfade zu gelangen.
Im Brief an den OB sprechen die Anwohner von "unzumutbarer Belastung, da sich die schmale Wohnstraße nicht als Hauptverkehrsader eignet". Es sei "laut" und "recht gefährlich" geworden: "Als Fußgänger muß man jetzt größte Angst haben, da der schmale Bürgersteig Hautkontakt mit vorbeifahrenden Autos ermöglicht."
Die werden übrigens im Oeder Weg von einigen vermißt. Rita Manchanda, Inhaberin einer Boutique, meldet "30 Prozent an Umsatz verloren"; Werner Ruchelka, Chef eines Textilgeschäfts, fürchtet um die "Spontan- und Laufkundschaft, der kleinen Läden hier". Eine Kioskbesitzerin registriert "deutlichen Rückgang der Einnahmen". Tankstellenpächterin Barbara Thiele sorgt sich zwar nicht um ihr Inkasso - "wir haben Großbanken als Dauerkunden, und außer uns gibt es kaum noch Tankstellen in der City" -, berichtet aber von "erbosten Reaktionen": "Die Leute müssen zeitaufwendige Umwege machen, um zu uns zu kommen."
Der Apotheker Gunter Mohr hat kein Quasi-Monopol wie Benzinverkäuferin Thiele: "Stammkunden haben schon gesagt: Wenn das so bleibt, gehen wir woanders hin." "Wer hierher fahren will, der kommt auch weiter", kontert Buchhändlerin Annemarie Polley. Und: "Wir sollten doch erst mal abwarten. Bisher waren Ferien, da kann man doch noch nichts sagen."
Polleys Briefträger hat sich seine Meinung schon gebildet: "Es ist ruhiger geworden, und ich finde einen Parkplatz." Auch der Wirt Giancarlo Barattini spricht von "einer guten Sache - das ist mir recht", und Obsthändler Achmed Aziz fordert gar noch mehr: "Man sollte das alles hier zu einer richtigen Fußgängerzone machen." peh
Mit dem Taxi "Gisi vier" bereits 130mal rund um die Erde
Auch auf dem Dorf ein harter Job: Null Freizeit und kein Privatleben
Die Melchiens fuhren Generaldirektoren, Mörder und Anna Wimschneider
Von Klaus Kühlewind (Text) und Jörg Kuropatwa (Bilder)
Ggeschäftsleben
Hifi-Schau im Kempinski Unter dem Motto "Präsentation hochwertiger Hifi-Komponenten" eröffnet am 12. August im Hotel Kempinski Gravenbruch die High End Messe 1992.
Fünf Tage lang werden dort 82 Aussteller auf 3500 Quadratmetern hochwertige Hifi-Geräte vorstellen. Besondere Highlights: das kleinste Tonstudio der Welt oder ein CD-Player, der sogar aufzeichnen kann.
Öffnungszeiten sind täglich von 10 bis 18 Uhr, die ersten beiden Tage sind jedoch dem Fachhandel vorbehalten. wob
MÜNSTER. Daß Rechnungsprüfungsämter keine Erfindung der Neuzeit sind, weist der Heimatforscher Karl J. Müller aus Münster bei Dieburg jetzt anhand einer Bürgermeisterrechnung aus dem Jahren 16898/99 nach. Sein Aufsatz über den bald 300 Jahre alten Prüfungsbericht ist jetzt in der jüngsten Ausgabe des Organs des Breuberg-Bundes "Der Odenwald" erschienen.
Im Gemeindearchiv von Münster hat Müller diese Bürgermeisterrechnung gefunden, die von Jakob Braun und Hanspeter Schäfer ausgestellt wurde. Akribisch sind in den Unterlagen alle Einnahmen und Ausgaben des Ortes aufgelistet, der damals rund 300 Einwohner hatte: 1179 Gulden, 23 Albus und vier Pfennige. Dabei durfte das Geld bis auf einen kleinen Teil die Gemeinde nicht selbst behalten. Es mußte an die Herrschaft abgeliefert werden, es mußten Dienste der Obrigkeit bezahlt werden.
Unter den Einnahmen stellt die Steuer auf Besitz den größten Betrag dar. Die "Abtragung", eine alte Naturalabgabe, brachte 243 Gulden, für einen neuen Gemeindeeber mußten 25 Gulden aufgebracht werden. Weitere Einnahmequellen waren "beambtete Diätengelder", Pflasterzoll, das Judenschutzgeld und die Weinsteuer.
Der größte Posten unter den Ausgaben sind die 780 Gulden, die an den Kurfürsten in Mainz und an die "gnädige Mitherrschaft naher Offenbach" abgeführt werden mußten. Letzteres war die Isenburger Regierung, zu der Münster zu fünf Sechsteln gehörte. Die Herrschaft bekam aber noch mehr, schreibt Karl Müller. Für eine "Conferenz" mußte gezahlt werden, für Schreiberlohn und anderes. Und auch der Weinkauf ist dazuzurechnen, denn oftmals wurden die "Amtsakte" anschließend mit Essen und Trinken besiegelt.
In einem Prüfungsvermerk reklamieren zwei "herrschaftliche Beamte" den großen Verzehr und legen fest, daß der Wirt Jakob Bader nicht mehr pauschal abrechnen dürfe, sondern detailliert. Dabei sei auch zu nennen, "wer solche genossen" hat. Ebenso müsse der "Bodtenlohn" im einzelnen aufgelistet werden.
Bürgermeisterrechnungen geben, schreibt Müller, einen Einblick in die Infrastruktur eines Ortes. Das Heft "Der Odenwald" kann direkt beim Breuberg-Bund in 6107 Groß-Bieberau, Am Wittumsacker 7, bezogen werden. sch
KRIFTEL. Heute abend wird er sich hinter verschlossenen Türen konstituieren: der Akteneinsichtsausschuß, der die Untersuchungsberichte zu den Unterschlagungen durcharbeiten soll, derer der verstorbene Amtsrat Peter M. verdächtigt wird.
Wie mehrfach berichtet, werden bei der ersten Sitzung ab 19 Uhr zunächst die oder der Vorsitzende - vorgeschlagen wurde ein SPD-Fraktionsmitglied - gewählt, ebenso wie Stellvertreter und Schriftführer. Auch über den umstrittenen Datenschutz der Prüfberichte und die weitere Arbeit des Akteneinsichtsausschusses, zu dem der Haupt- und Finanzausschuß umfunktioniert wird, soll gesprochen werden.
Heute abend bekommen die Mitglieder des Gremiums auch erstmals die ungeschwärzten Prüfberichte vorgelegt, die sie jedoch nicht mit nach Hause nehmen dürfen. Zum "sauberen Arbeitsprogramm" von Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) gehört es, daß die Parlamentarier nur solche Exemplare der Berichte mitnehmen dürfen, in denen die Namen von Firmen oder etwa Gemeindebediensteten, die den "Manövern von Peter M. ausgesetzt waren", übermalt, also geschwärzt wurden. Grund für dieses Verfahren ist der Datenschutz.
Wenn alles nach Zeitplan verläuft, dürfte die erste Sitzung des seit Wochen heiß diskutierten Akteneinsichtsausschusses nur eine Stunde dauern. Denn: Bereits um 20 Uhr soll der Haupt- und Finanzausschuß in seiner eigentlichen Funktion im Saal II des Rat- und Bürgerhauses tagen. Dann dürfen auch interessierte Bürger zuhören.
Themen sind unter anderem der Personalaufwand der Verwaltung für die Öffentlichkeitsarbeit, der Anschluß des Nachtbusses mit Endstation in Zeilsheim und der Mietzuschuß "zur Sicherung familiengerechten Wohnens", kurz: das kommunale Wohngeld. pms
doe FRANKFURT A. M. Der erste Zug im Beteiligungstausch zwischen Allianz und Münchener Rück ist vom Kartellamt abgesegnet worden: Die Münchener Rück darf mit jeweils 54 Prozent die Mehrheit bei den bislang mit der Allianz zu gleichen Teilen gehaltenen Lebensversicherungen der Hamburg-Mannheimer, Karlsruher und der Berlinischen übernehmen. Das Gegengeschäft - die Aufstockung des Allianz-Anteils an der Deutschen Kranken-Versicherung (DKV) von 26,5 auf 51 Prozent - muß noch von der Brüsseler EG-Kommission gebilligt werden. Erst dann werden die Verträge unterschrieben. "Wir sind zuversichtlich", sagt ein Allianz-Sprecher.
Mit dem Deal will Europas größte Assekuranz ihre drei Lebensversicherungs- Beteiligungen eindeutig der Münchener Rück zuschustern, so daß das Kartellamt keine marktbeherrschende Stellung mehr errechnen kann. Damit würde das zentrale Argument der Wettbewerbshüter gegen die Verflechtung von Allianz und Dresdner Bank gegenstandslos.
LANGENSELBOLD. Sondermüll wird in Langenselbold wieder am Mittwoch, 12. August, abgeholt. Das Sammelmobil steht in der Zeit von 11 bis 12.30 Uhr auf dem Parkplatz an der Ecke Leipziger Straße / Steinauer Straße, von 13 bis 14.30 Uhr am städtischen Bauhof in der Ringstraße und von 15 bis 16.30 Uhr auf dem Parkplatz gegenüber dem Rathaus bereit.
Flüssigkeiten dürfen nur in dichten, verschlossenen Behältern bis zu einer Größe von 20 Litern abgegeben werden. Die Mengenbegrenzung liegt bei insgesamt 100 Litern.
Angenommen werden unter anderem Farben, Lacke, Holzschutzmittel, Lösemittel, Gartengifte, Desinfektionsmittel, Fette, Öle (kein Altöl), Arzneien, Säuren und Laugen, Reiniger, Quecksilber, Batterien und Sprays. hein
In der Zwischenbilanz des Wiesbadener Motor-Sport- Clubs (WMSC) kommt der 16jährige Norman Simon (Bild) am besten weg. Durch eine Regel-Änderung konnte er nicht mehr bei den Junioren starten, sondern entschied sich für die Teilnahme bei den Senioren anläßlich der internationalen deutschen Kart-Meisterschaft. Beim dritten von zehn Wertungsläufen, auf dem Europa- Motodrom in Kerpen bei Köln, gelang dem Wiesbadener sogar sein erster Sieg bei den Senioren. Mit weiteren zwei Siegen und beachtlichen Plazierungen liegt Norman Simon vor den beiden letzten Läufen am 20. September auf dem Hessen-Motodrom in Oppenrod bei Gießen mit fünf Punkten Rückstand auf den Erstplazierten auf Rang 3 in der Meisterschafts-Wertung.
Nachdem sich Norman Simon aus Altersgründen (sein 16. Geburtstag lag zu spät im Jahr) nicht in die internationale Europameisterschafts-Serie der Formel A 100 einschreiben konnte und auch nicht an der Formel A-Weltmeisterschaft teilnehmen kann, da es hier zu Termin-Überschneidungen zu den letzten beiden Läufen der internationalen deutschen Kart-Meisterschaft kommt, bleibt für die Saison 1992 lediglich die Teilnahme an der Europameisterschaft in der Klasse Interconti A 100 vom 20. bis 22. August in Wigan/Großbritannien und die Teilnahme an der Klasse Formel A 100 beim 26. Kart-Grand-Prix Ende November in Hongkong.
Darüber hinaus erhielt der MSC'ler vom Be-Gru-Racing-Team ein Angebot, im Rahmenrennen zum Großen Preis von Deutschland sein erstes Formel-Rennen zu bestreiten. fws
Am 9. August kommt es in der Gesamtschule Freigericht zu einem brisanten sportlichen Kräftemessen. Mit Italien, Polen, der GUS und Deutschland treffen in einem Vier-Nationen-Turnier Junioren-Volleyballer internationaler Klasse aufeinander. In Somborn findet der zweite Spieltag dieses Turniers mit den Begegnungen Deutschland gegen die GUS und Italen gegen Polen statt. Die weiteren Spieltage werden in Marburg und Wetzlar ausgetragen. Das Turnier dient den Mannschaften als Vorbereitung zur Volleyball-Europameisterschaft und gilt somit als wichtige Standortbestimmung.
Das seit der Wiedervereinigung neu geformte deutsche Team setzt sich zum größten Teil aus Spielern des Volleyball- Internats Höchst sowie des Volleyballclubs TSC Berlin zusammen. Auf der internationalen Bühne spielten die deutschen Volleyball-Junioren schon immer eine gewichtige Rolle, was der dritte Platz der Europameisterschaften des vergangenen Jahres belegt.
Mit dem amtierenden Europameister GUS wartet auf das deutsche Team in der Gesamtschule ein hochkarätiger Gegner. Der Vorverkauf läuft bereits, die Eintrittskarten für Jugendliche/Studenten kosten zehn Mark, für Erwachsene zwölf Mark und sind im Geschenkhaus Leutner, in der Raiffeisenbank Somborn und an der Esso-Tankstelle in Neuses erhältlich. prd
Die Frage mußte kommen wie das Amen in der Kirche: Lag's am Streit mit Emil Beck, daß aus der Titelverteidigung nichts wurde? Lag's daran, daß Arnd Schmitt noch sechs Wochen vor den Spielen mit Beck im Gerichtssaal saß, weil er ihm vorgeworfen hatte, Gefechte kaufen zu lassen?
Der entthronte Olympiasieger wußte, daß eigentlich alles, was er sagen würde nach seinem 29. Platz, verkehrt sein würde. Sagt er ja, würden sie mit der Schulter zucken und erklären, selber schuld, was bläst du dich vor den Olympischen Spielen auch so auf, und greifst den allmächtigen Chefcoach an. Sagt er nein, werden sie ihm nicht glauben, ihn für einen sturen Bock halten, der nicht in der Lage ist zu erkennen, daß Streit dem Sport schadet. So wie es die Deutsche Presseagentur zu tun pflegt, die wieder einmal mahnend den Finger erhebt und vor dem Autoritätsverfall im Fechterlager warnt. Also was erzählen?
"Zunächst einmal", erklärt der Ex- Olympiasieger, "hat niemand Schuld an dieser Niederlage außer mir selbst, und niemand ärgert sich mehr darüber als ich selbst". Glaube doch keiner, er gehe auf die Planche und denke an Emil Beck, wenn er den ersten Stich setzt. "Wer so denkt", sagt der Aktivensprecher des Deutschen Fechterbundes (DFeB), "hat keine Ahnung vom Sport - ich gehe auf die Planche und will gewinnen, sonst nichts."
Viel zu kurz griffen auch alle diejenigen im Verband, meint er, die es sich jetzt wieder einfach machten, und den Mißerfolg auf den Konflikt Beck-Schmitt reduzieren wollten. "Das hat Methode", kritisiert Schmitt, "weil sie mit solchen Manövern von ihrem Unvermögen ablenken wollen". Vielleicht würden sie aber irgendwann einmal kapieren, daß es ihm nicht um die Person Beck, sondern um sein System gehe. Und daß ihm dieses nicht gefällt, weil es ein "Zwangssystem" sei, das weniger mit Moral als mit Geld zu tun habe, dies habe er, der Sprecher der Athleten, nun wahrhaft oft genug und seit vielen Jahren betont.
Natürlich hat der 27jährige Student der Zahnmedizin nachgegrübelt, woran es denn sonst gelegen haben könnte, daß er derart eingebrochen ist. Arnd Schmitt seziert in solchen Augenblicken die Stationen der Niederlage, analysiert die Bilanz gegen jene Fechter, gegen die er jetzt verloren hat, und kommt zum Schluß, daß er sie hätte schlagen müssen. Beck hin, Beck her, er fühlte sich in bester Verfassung, hatte nach Plan trainiert, alles auf diesen Samstag, den 1. August hin ausgerichtet - "und dann war in zehn Minuten alles aus".
Hier greift auch das streng nach Rationalität ausgerichtete Instrumentarium des Naturwissenschaftlers nicht mehr, hier ist der Sport Roulett, und das heißt Glück und Zufall. In Seoul vor vier Jahren ist er in die Halle gegangen und ließ die Klinge "einfach spielen". Er habe sich nichts überlegt, meinte er damals, er wollte sich nur von Gefecht zu Gefecht tragen lassen. Vielleicht, wer weiß, war's das Privileg der Jugend, die Unbekümmertheit des noch-nicht-Olympiasiegers, die ihn so locker sein ließ.
Vier Jahre später in Barcelona war's ganz anders. Arnd Schmitt, der schon alles gewonnen hat, was in dieser Disziplin zu gewinnen ist, der zweimal Weltmeister, zweimal Weltcup- und Master-Sieger war, kam als Favorit. Er wollte es in aller Ruhe angehen lassen, auf sein Können, seine gute Form vertrauend, und sich dann Schritt für Schritt ins Finale fechten. Doch plötzlich im letzten Kampf gegen den Tschechen Depta, kaum hatte er richtig wahrgenommen, daß hier der point of no return gekommen war, wenn er jetzt nicht alles versuchen würde, war's auch schon vorbei. Er wollte es mit Gewalt, er wollte zuviel. "Fechten kann so grausam sein", erläutert er, "weil es unheimlich schnell aus sein kann". Schmitt, der Nüchterne, spricht von "irreversiblen Entscheidungen".
Verloren ist nicht alles, er weiß, daß mit der Mannschaft ein wenig Wiedergutmachung möglich ist. Ob sie auch gelingt, wird der kommende Donnerstag zeigen. Dann stehen sie entweder im Finale oder nicht, und Arnd Schmitt wird seine Jungs auf die Planche führen und gewinnen wollen. "Mit Emil", sagt der Leverkusener, "hat das nichts zu tun".
Kleine FR
Kataplasmen im JUZ HANAU. Das Theaterstück "Zeit der Erde" präsentiert die Braunschweiger Mimemtruppe Kataplasmen am Samstag, 8. August, 20 Uhr, im Jugendzentrum im Hans-Böckler-Haus. Der Eintritt kostet 8 Mark.
Hindernis auf der Fahrbahn HANAU. Weil ein vorausfahrender Lastwagen zwei Spannplatten verloren hatte, mußte ein Autofahrer am Dienstag morgen auf der Bundesstraße 8 scharf bremsen. Ein nachfolgender Wagen fuhr, der Schaden: 10 000 Mark.
Krankenwagen demoliert HANAU. 15 000 Mark Blechschaden entstand, als am Dienstag gegen 12.40 Uhr an der Ecke Bundesstraße 45/Umgehungsstraße ein Personen- mit einem Krankenwagen zusammenstieß. Verletzt wurde niemand.
46jähriger ausgeraubt HANAU. Von zwei 17 bis 21 Jahre alten Jugendlichen ist am Dienstag ein 46 Jahre alter Mann ausgeraubt worden. Er hatte sich gegen 20 Uhr in der Eugen-Kaiser-Straße auf eine Bank zum Schlafen legen wollen, als ihn die beiden Räuber mit einer abgeschlagenen Bierflasche bedrohten und 220 Mark wegnahmen. Anschließend flohen sie auf Fahrrädern. Puppe aus Griechenland HANAU. Die Hessische Sparkassenstiftung stellt dem Hessischen Puppenmuseum eine griechische Terrakottapuppe als Dauerleihgabe zur Verfügung. Am Freitag, 7. August, wird der Direktor der Hanauer Sparkasse, Eberhard Hestermann, die Puppe in ihr neues Heim bringen.Ladendiebe festgenommen HANAU. Die Polizei hat am Montag zwei 34 und 36 Jahre alte Ladendiebe festgenommen, die in zwei Hanauer Boutiquen zugegriffen hatten. Mehrere Frauen hatten die beiden dabei beobachtet, verfolgt und gleichzeitig die Polizei alarmiert.
Glockenspiel erklingt HANAU. Das nächste Glockenspielkonzert auf dem Rathausturm am Marktplatz findet am Samstag, 8. August, ab 11 Uhr statt. Auf dem Programm vom Ludwig Sommer stehen vor allem Werke der Spätromantik. Neben Stücken von Johannes Brahms und der Habanéra aus Georges Bizets "Carmen" spielt Sommer auch die Barkarole aus "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach. Kurparkgottesdienst HANAU. In Wilhelmsbad findet wieder ein Kurparkgottesdienst statt: Am Sonntag, 9. August, 9 Uhr, predigt Pfarrer Jahn von der Johanniskirchengemeinde. Musikalisch wird der Gottesdienst mitgestaltet vom Posaunenchor Kesselstadt. Bei ungünstiger Witterung findet die Messe unter den Arkaden des Mittelbaus statt. Rentenberatung HANAU. Alles über Rentenversicherung und Rentenanträge können Mitglieder der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte am heutigen Donnerstag, 6. August, von 15 bis 16.30 Uhr erfahren. Der Versichertenälteste der BfA, Wolfgang Bruder, erteilt Auskünfte und nimmt Rentenanträge entgegen. Die Beratungsstunden finden in der Geschäftsstelle der Barmer Ersatzkasse Hanau, Nürnberger Straße 2-4, statt. Verein feiert 40jähriges Bestehen HANAU. Sein 40jähriges Bestehen feiert ab Samstag, 19. September, der Verein für Sport und Gesundheit Hanau auf dem Vereinsgelände am Rodelfeld in Freigericht-Neuses. Dabei sollen auch Sport und Spiel nicht zu kurz kommen. Der Sonntag beginnt mit einem gemeinsamen Frühschoppen ab 10 Uhr und endet mit einer Wanderung. Bäder öffnen später HANAU. Die Hallenbäder im Heinrich- Fischer-Bad sowie in der Großauheimer Lindenau bleiben, anders als geplant, vorerst noch geschlossen, da die Bauarbeiten noch nicht vollständig abgeschlossen sind. Das Heinrich-Fischer-Bad öffnet vorraussichtlich am 10. und das Lindenau-Bad am 17. August wieder die Pforten.Ein Besuch im Zoo HANAU. Einen erlebnisreichen Sonntag verspricht das Freizeit- und Sportamt: Interessierte Familien sind für Sonntag, 9. August, zu einem Ausflug in den Kronberger Opel-Zoo eingeladen. Abfahrt ist um 9.45 Uhr am Hauptbahnhof. Der Ausflug dauert bis etwa 19 Uhr. Das Freizeit- und Sportamt bittet Interessenten um telefonische Voranmeldung unter der Rufnummer 0 61 81 /6 57 23. Prolo-Sommerfest HANAU. Der Freizeittreff "Prolo" in Wolfgang lädt am Sonntag, 9. August, zu seinem Sommerfest in die Lehrhöferstraße ein.
Ab 14 Uhr wird dort Besuchern jeder Altersstufe so einiges geboten: Das Spielmobil, der Zauberer Marvelli und das übrige Programm versprechen keine Langeweile aufkommen zu lassen. Für Speisen und Getränke wird auch bestens gesorgt.
Zu einem Triumph für die Frankfurter Eintracht gestalteten sich die hessischen Meisterschaften der Leichtathleten in den Mittelstrekken-Staffeln im nordhessischen Niestetal, bei denen sechs von 18 möglichen Titeln errungen wurden. Die Männer verteidigten ihren Titel über 4 x 400 m, 4 x 800 m und 4 x 1500 m. Wie im Vorjahr siegten auch die Jungen der Eintracht (Simonis, Bartos, Schröder, Geiser) über 4 x 400 m in Klasse A in 3:31,53 Min. vor dem TV Gelnhausen in 3:33,53 und die Mädchen (Jeannette Rößler, Katja Müller und Pia Friedel) über 3 x 800 m der gleichen Klassen in 7:15,52 Min. vor LAV Wiesbaden in 7:18,86.
Die Erfolgsreihe der Athleten vom Riederwald komplettierten Y. Köhler, J. Rößler, K. Müller und P. Friedel bei ihrem Sieg in der 4 x 400-m-Staffel der Kl. A in 4:02,82 Min. vor einer weiteren Staffel des eigenen Vereins. Nach jahrelanger Pause stand für die Jugend die Olympische Staffel auf dem Programm, wenn auch mit veränderter Reihenfolge auf 400, 200, 200 und 800 m. Vorn war LAV Wiesbaden in 3:35,02 Min.
Weitere Ergebnisse: Senioren 3 x 1000 m M 30/35 (Jahrgang 1953-1962): 1. LC Mengerskirchen 7:58,88 Min., 2. Eintracht Frankfurt 8:12,32. M 40 und älter (Jg. 1952 und älter): 1. ASC Dillenburg 8:43,90 Min. Junioren 3 x 1000 m: 1. LAV Wiesbaden 7:47,02 Min., 2. Offenbacher LC 7:53,54, 3. SSC Hanau-Rodenbach 7:55,30. Männliche Jugend Kl. A 3 x 1000 m: 1. TV Hersfeld 7:51,63 Min., 2. SSD Hanau-Rodenbach 7:54,41, 3. Eintracht Frankfurt 7:54,95. Kl. B 3 x 1000 m: 1. LG Vogelsberg 8:16,21 Min. Seniorinnen 3 x 800 m: 1. LG Baunatal/ACT Kassel 7:46,88 Min. Weibliche Jugend Kl. B 3 x 800 m: 1. SVW Ahnatal 7:29,10 Min. -ch
Sie prägen das Stadtbild von Barcelona in diesen olympischen Wochen fast schon so markant wie die Sagrada Familia oder der Montjuic. In allen Straßen und auf allen Plätzen sieht man sie fahren oder stehen - meist letzteres -, und manchmal sind sie an Orten anzutreffen, wo man sie nie im Leben vermutet hätte: die Tausende von Bussen, welche die olympische Familie durch Barcelona und halb Katalonien karren. Die Gefährte auszumachen war bisher einfach: an den Aufklebern "Barcelona '92" und an dem desorientierten Fahrer, der gerade irgendeinen beliebigen Passanten oder Polizisten nach dem Weg fragt.
Dies rührt in erster Linie daher, daß die bedauernswerten Lenker meist nicht aus Barcelona kommen. Die Busse wurden vom Organisationsbüro COOB in allen Landesteilen gechartert, und so tastet sich nun eben der Chauffeur aus Alicante durch den Straßendschungel Barcelonas. Als ob dies nicht schon genug Probleme aufwirft, tummeln sich auch noch die Einheimischen zuhauf in den Straßen. Angeblich sollen Hunderttausende Barceloneser vor den Olympischen Spielen Reißaus genommen haben. Doch nachts und an Wochenenden scheinen sie wie auf einen geheimen Befehl wieder in die Stadt zurückzuströmen. Kein Wunder, daß so mancher leidgeprüfte Chauffeur angesichts des Gewusels die Abgeschiedenheit suchte.
Eine Fahrt zum Badeort Sitges hat nun in der Tat weitaus mehr Reize als jene zum Pressedorf, das in Badalona liegt. Ahnungslos, aber ruhig Leider ist das eine in südlicher, das andere in nördlicher Richtung von Barcelona. Doch um mit den Spaniern zu sprechen: "Tranquilo" - bleib' ruhig. Bei der Fahrt zum Start des Straßen-Radvierers zum Beispielauf dem Motodrom des "Circuit de Catalunya" erhält jeder zweite Polizist, der sich auf der Autobahn die Füße in den Bauch steht, die Gelegenheit, seine Routenvorschläge zu unterbreiten. "Tranquilo." Nachts um halb zwei kann es passieren, daß einer der Teufelsfahrer den Versuch unternimmt, den 16stündigen Arbeitstag der Medienvertreter aus aller Welt mit einer kleinen Hafenrundfahrt abzuschließen. Da "tranquilo" im Wortschatz der US-Amerikaner jedoch nicht zu existieren scheint, kann nach kurzem, dafür um so kräftigerem Disput letztlich doch der übliche Weg eingeschlagen werden. Für den Fall, daß einmal alles glattgehen könnte, haben die Straßenplaner von Badalona immer noch eine Schikane in der Hinterhand. Der Asphalt führt so lange um die neue Wohnanlage herum, bis alles auf dem freien Feld endet. "Tranquilo" sind jetzt alle - bis auf den Fahrer, der sein Gefährt in schwierigem Gelände um 180 Grad wenden soll.
Anfangs weigerte sich das COOB noch, das Problem als Problem zu sehen, weil doch alles perfekt sei. Als es dann jedoch massive Proteste aus allen Ecken hagelte, sannen die Organisatoren auf Abhilfe. Für die zweite Olympiawoche wurden Polizisten und arbeitslose Taxifahrer als Lotsen engagiert. Die 25. Olympischen Sommerspiele sind um etliche Überraschungen ärmer geworden.
MICHAEL MAURER
LANGENSELBOLD. Der Verein für Geschichts- und Heimatkunde hat noch einige Plätze frei für seine Fahrt am Sonntag, 15. August, nach Aschaffenburg.
Wer mitfahren möchte, sollte sich unter der Rufnummer 0 61 84 / 7768 bei Karl-Ludwig Krauskopf anmelden. Die Fahrt beginnt um 13 Uhr vor der Sparkasse in der Gelnhäuser Straße. are
ulf FRANKFURT A. M., 3. August. Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) hat dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Heinz-Werner Meyer, vorgeworfen, mit seiner Forderung nach Kampfeinsätzen der Bundeswehr unter dem UN-Dach gewerkschaftliche Traditionen verletzt zu haben. Da es keine entsprechende Beschlußlage im DGB gebe, hätte Meyer - bevor er in einer derartig "hochsensiblen Frage" Position für den DGB bezog - den DGB-Bundesausschuß, das "kleine Parlament des DGB", hören müssen, sagte Christian Götz für den geschäftsführenden HBV-Hauptvorstand.
Götz erinnerte an die Haltung der DGB-Gewerkschaften im Golf-Krieg. Damals habe der DGB eine Nahostkonferenz gefordert. Die Argumentation sei gewesen, daß politische Konflikte militärisch nicht lösbar seien und nur auf diplomatischem und politischem Wege beendet werden könnten. "Daran hat sich nichts geändert."
Götz sagte, er stimme dem DGB-Chef zu, wenn dieser Deutschland nach der Vereinigung eine größere Verantwortung und eine neue Rolle zuschreibe. Das dürfe sich aber nicht in der Forderung nach einem Militäreinsatz ausdrücken. Vielmehr müßten neue Formen von Friedenssicherung entwickelt werden. Götz nannte als Beispiel ein Friedenscorps oder ausreichende Entwicklungshilfe.
Für Irritation sorgte Meyers Äußerung auch in anderen Gewerkschaften sowie im DGB selbst. Die ÖTV verwies auf einen Beschluß ihres Gewerkschaftstages. Darin wird eine Änderung des Grundgesetzes abgelehnt, das den Einsatz der Streitkräfte nur zur Verteidigung erlaubt. "Das . . . hat auch heute noch seine volle Berechtigung."
Bahnübergang heute
HASSELROTH. Mit einem wohlbekannten Dauerbrenner müssen sich die Hasselrother Gemeindevertreter in ihrer nächsten öffentlichen Sitzung heute, Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, in der Friedrich-Hofacker-Halle beschäftigen - der "Beseitigung des höhengleichen Bahnübergangs in der Niedermittlauer Bahnhofsiedlung" (die FR berichtete).
Nach der Vorlage des Gemeindevorstandes sollen die Parlamentarier das Hessische Straßenbauamt und die zuständigen Landesdienststellen auffordern, "die Beseitigung des Bahnüberganges im Wege einer engen westlichen Umgehung zu betreiben", und zwar auf Grundlage der Variante 7 - einer siedlungsnahen West-Lösung - in Verbindung mit der Variante 4 (enger Bogen entlang der Bahntrasse). Außerdem stehen noch eine Änderung des Bebauungsplans "Merzwiese" und Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in der Niedermittlauer Taunusstraße auf der Tagesordnung. tja
Das Bild war so schön wie falsch. Nach dem abschließenden 800-Meter-Lauf des Siebenkampfes umarmten sich die Siegerin Jackie Joyner-Kersee (7044 Punkte) aus den USA und die drittplazierte Sabine Braun (Wattenscheid/6649) auf der Laufbahn. Kurz darauf ging die Auseindersetzung weiter. Die Betreuer der Amerikanerin warfen dem "Braun-Clan" vor, eine Art Psychokrieg gegen Jackie Joyner-Kersee geführt zu haben. "Beim Weitsprung hat sie mich sogar angerempelt", empörte sich die Doppel-Olympiasiegerin von Seoul (Siebenkampf und Weitsprung) unmittelbar nach dem Wettkampf.
"Eigentlich haben wir gar kein Verhältnis zueinander", beschrieb Sabine Braun die Situation. "Wir begegnen uns weder freundlich noch unfreundlich." Die Rempelei an der Weitsprungrube war für Sabine Braun eine Form von Selbstbehauptung: "Da wollte jeder behalten, was er sich erarbeitet hatte." Und sei es nur der Weg, auf dem sie gingen.
Sabine Braun hat die US-Amerikanerin, die als Ausnahmeerscheinung im Siebenkampf für unschlagbar gilt, nie besiegt. Dennoch wurde sie im vergangenen Jahr in Tokio Weltmeisterin. Jackie Joyner-Kersee hatte sich bei der Weitsprung-Einzelentscheidung eine Bänderverletzung am Knöchel zugezogen, die ihr im 200-Meter-Lauf des Siebenkampfes zum Verhängnis wurde. In der Kurve knickte sie um und mußte unter Schmerzen den Wettkampf aufgeben. Ein traumatisches Erlebnis, wie sie am Sonntag abend sagte: "Als wir im vergangenen Dezember die 200 Meter trainierten, hatte ich immer Angst, daß das gleiche wie in Tokio wieder passieren könnte."
Für Sabine Braun verlief der Wettkampf nicht wie erwartet. Nachdem sie beim Meeting in Götzis Ende Mai mit 6985 Punkten einen neuen Deutschen Rekord aufgestellt hatte, glaubte sie, erstmals in die Nähe der Leistungen der Amerikanerin kommen zu können. Sie spekulierte in Barcelona zumindest auf Silber. Braun: "Aber nach den 200 Metern war die Situation nicht mehr optimal." Mit 24,27 Sekunden war sie weit von den 23,65, gelaufen bei ihrem deutschen Rekord, entfernt. Die Folge: Sie beendete den ersten Wettkampftag ziemlich deprimiert. "Ich hatte ein schlechtes Gefühl, nicht nur vom Kopf her, sondern auch körperlich."
Beim Weitsprung zum Auftakt des zweiten Tages schienen sogar die Chancen auf die Bronzemedaille zu schwinden. Nach einem Versuch über 6,02 Meter lief sie bei den weiteren Versuchen durch. Braun: "Da hatte ich einen Blackout." Sie ließ ihren Tränen freien Lauf. "Wie sie sich danach aber wieder gefangen hat, ist ein Zeichen ihrer Nervenstärke", sagte Braun-Trainerin Gertrud Schäfer.
Nach drei Stunden Schlaf trat sie motiviert zum Speerwurf an und schob sich von Rang vier wieder an der Rumänin Liliana Nastase vorbei. Braun: "Wenn ich beide Tage Revue passieren lasse, muß ich mit der Bronzemedaille zufrieden sein."
Die Bedingungen im Olympischen Dorf seien nicht leistungsfördernd gewesen, erklärte Sabine Braun. "Keine Klimaanlage, kein Fernseher, kein eigenes Klo." Dazu acht Athletinnen im Appartement, die zu unterschiedlichen Zeiten morgens aufstanden. "Aber dafür sind es halt Olympische Spiele und keine Weltmeisterschaften."
Solche Probleme kannte Jackie Joyner-Kersee nicht. Sie wohnte außerhalb des Dorfes in einem Hotel und hatte während des Wettkampfes Vergünstigungen wie keine andere Athletin. Sie konnte nicht nur ihren Trainer-Ehegatten Bob Kersee (Braun: "Ich habe schon im Vorfeld gehört, daß der vor nichts zurückschreckt") mit in den Ruheraum nehmen, sondern auch noch ihren Physiotherapeuten, um frisch massiert in die nächste Disziplin zu gehen. Braun: "Wir hatten nicht mal die Trainer dabei." Bob Kersee habe während des gesamten Wettkampfes auch ungestraft coachen können, erzählte Sabine Braun.
Sie wird die Amerikanerin auch in den kommenden Jahren noch vor sich haben. Die 30jährige Patriotin ("im US-Jersey vertritt man sein Land") will den vor Barcelona geäußerten Kinderwunsch doch noch einmal hinten anstellen. "Die Weltmeisterschaft in Stuttgart ist eine Herausforderung für mich." Und natürlich die Spiele in Atlanta. "Meine ersten Spiele waren die in Los Angeles. Es wäre ein Traum, meine Karriere in den USA zu beenden."
WESTLICHE STADTTEILE. Wie kann der Frankfurter Westen für die jüngsten Bürger lebenswerter gestaltet werden? Wer dazu Anregungen oder Kritik loswerden möchte, ist am kommenden Donnerstag, 6. August, in Zimmer 123 des Höchster Bolongaropalasts am rechten Fleck. Dort bietet dann - wie an jedem ersten Donnerstag im Monat - die Kinderbeauftragte Christine Schwab in der Zeit zwischen 15 und 17 Uhr ihre Sprechstunde an. leo
HANAU. Der Stadtverband der Grünen hat die motorisierte Bevölkerung aufgerufen, angesichts der hohen, bodennahen Ozonwerte, die den sogenannten Sommersmog verursachen, möglichst auf das Autofahren zu verzichten. Anstatt Kindern das Spielen und alten Menschen das Spazierengehen zu untersagen, sollten möglichst viele Menschen gemäß ihrem sozialen Gewissen auf öffentliche Verkehrsmittel oder Pedale umsteigen, um eine weitere Belastung der Allgemeinheit zu vermeiden, schreibt die Ökopartei.
Weiter heißt es zu der Problematik: Gerade da, wo wir durch Änderung unseres eigenen Verhaltens zu einer Vermeidung von Umweltbelastungen direkt beitragen können, sollten wir handeln und nicht immer die Schuld auf andere abwälzen.
hein
Vor dem Hintergrund des gigantischen Stadions Nou Camp wirkt der Stand mit den Fanartikeln des FC Barcelona wie eine Nußschale auf dem Ozean. Raimón ist als einziger Verkäufer auf der Avenida del Papa Juan XXIII. geblieben, alle anderen Kollegen haben ihre Plätze geräumt, die Stadt verlasssen und sind für einige Wochen ans Meer gefahren. "Du kannst Dir nicht vorstellen, was bei den Heimspielen von Barca hier sonst los ist", sagt Raimón, "dann geht es hier zu wie auf einer Feria."
Momentan laufen die Geschäfte schleppend. Raimón hat in sein Programm, in dem sonst die Vereinsfarben blau-rot dominieren, sogar olympische Artikel aufgenommen - das Maskottchen Cobi in allen Variationen, die Flagge mit den fünf Ringen, einige Pins. Aber reich wird Raimón in diesen Tagen nicht. Er kann es kaum erwarten, bis die Saison endlich wieder losgeht.
Wie Raimón hegen fast alle Fans des FC Barcelona gegenüber den Olympischen Spielen zwiespältige Gefühle. Es erfüllt sie mit Stolz, daß Barcelona, ihre Stadt, für zwei Wochen im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit steht. Aber muß es wirklich sein, daß die dicken Schlagzeilen allen möglichen Sportarten und Themen gelten, nur nicht Barca? So geht man nicht mit dem spanischen Fußballmeister um, und so behandelt man erst recht nicht den Europapokalsieger.
Der eingefleischte Barca-Fan verspürt den Entzug, und das unwohle Gefühl, auf eine vertraute Gewohnheit verzichten zu müssen, wird noch einige Tage andauern. Der FC Barcelona hat vor dem Rummel der Olympischen Spiele die Flucht ins Trainingslager nach Holland angetreten. Eigentlich hatte der Club gar keine andere Wahl. Im Stadion Nou Camp spielen die Olympia-Teams aus aller Welt um Medaillen, und auf dem Trainingsgelände haben sich die Deutschen eingenistet. Das historische Bauernhaus "La Mesia", in dem sich die Mannschaft gewöhnlich auf die Heimspiele vorbereitet, beherbergt zur Zeit deutsche Sponsoren.
So bleibt den Barca-Fans für einige Tage nur die Erinnerung. Im vereinseigenen Museum, direkt im Stadion, wandeln sie an Hunderten von blankpolierten Pokalen, sorgsam ausdrapierten Trikots und angegilbten Mannschaftsfotos in Schwarz-Weiß vorbei und schwelgen von heroischen Taten. Hier hat sich auch "Bärnd Tschustär" verewigt. Der Trip in die Vergangenheit kommt an - nach dem Museu de Picasso zählt die rührselige Ansammlung von Vereinstrophäen die höchsten Besucherzahlen für Ausstellungen in Barcelona.
Jede bedeutende Zeitung hat selbstverständlich einen Reporter nach Odoorn ins Trainingscamp geschickt, der täglich mindestens eine Sportseite, meistens die erste, mit seinen Impressionen füllt. Ärgerlich ist nur, daß vor dem Sportteil die Olympiabeilagen aufgeblättert werden. Die Journalisten hören die Flöhe husten. Ronald Koeman plagt eine Blase am rechten Zeh, Michael Laudrup mag die holländischen Fahrräder, und der Bulgare Christo Stoitschkov ist ganz stolz auf seinen offiziellen Ausgehanzug. Aber die Niederlande sind weit. Noch so viel Drukkerschwärze kann den eigenen Eindruck nicht ersetzen.
Als der Verein vor zehn Tagen seine Mannschaft für die kommende Saison präsentierte, strömten 15 000 Fans in brütender Mittagshitze in das Nebenstadion des Nou Camp. Eine Hundertschaft von Fotografen und Journalisten umlagerte die Spieler, und die Fernsehreporter analysierten die Kombinationen des Trainingsspielchens. So muß es sein, viva el Barca! Als Johann Cruyff an das Mikrofon auf dem Spielfeld schritt, erstarb der Lärm, und andächtige Stille machte sich breit. Seine Ansprache endete mit den Worten: "Gott segne den FC Barcelona".
Der Beistand von oben kann schon im ersten Saisonspiel von Nutzen sein. Barca erwartet Real Madrid. MICHAEL WULZINGER
BADMINTON
Männer, Einzel, Halbfinale: Budi Kusuma (Indonesien) - Stuer-Lauridsen (Däneamrk) 18:14, 15:8, Wiranata (Indonesien) - Susanto (Indonesien) 10:15, 15:9, 15:9.
Frauen, Einzel, Halbfinale: Susanti (Indonesien) - Hua Huang (China) 11:4, 11:1, Bang (Südkorea) - Tang (China) 11:3, 11:2.
Männer, Doppel, Halbfinale: Moon-Soo Kim/ Joo-Bong Park (Südkorea) - Sidek/Sidek (Malaysia) 15:11, 15:13, Hartono/Gunawan (Indonesien) - Yongbo Li/Bingyi Tian (China) 15:9, 15:8.
Frauen, Doppel, Halbfinale: Weizhen Guan/ Qunhua Nong (China) - Young-Ah Gil/Eun- Jung Shim (Südkorea) 15:12, 2:15, 15:8, Hye Young Hwang/So-Young Chung (Südkorea) - Yanfen Lin/Fen Yao (China) 15:9, 15:8.
has FRANKFURT A. M. Der zweite Anlauf zur juristischen Bewältigung der milliardenschweren co op-Affäre vor dem Frankfurter Landgericht hat besser geklappt als der erste Anfang 1992. Mit der Verlesung der Anklageschrift durch Staatsanwalt Heinz-Ernst Klune (siehe Günther-Foto) konnte die erste wichtige Etappe in dem Strafprozeß gegen sieben frühere Manager des co op-Konzerns zurückgelegt werden. Im Kern wirft die Anklage dem Septett "in unterschiedlicher Beteiligungsform" Bilanzmanipulationen, verbotenen Erwerb eigener Aktien durch co op, Kapitalanlage-, Dividenden- und Kreditbetrug sowie persönliche Bereicherung vor. Beschuldigt werden die Ex-Vorstände Bernd Otto, Michael Erik Werner und Dieter Hoffmann, der einstige Aufsichtsratsvorsitzende Alfons Lappas sowie die früheren Führungskräfte Klaus- Peter Schröder-Reinke, Hans Gitter und Norbert Lösch. Sie sollen ihre Positionen "zum Teil gemeinschaftlich und teilweise fortgesetzt" ausgenutzt haben, indem sie ihre Befugnisse mißbrauchten.
Schröder-Reinke hielt die Staatsanwaltschaft beim Verlesen des 64 Seiten umfassenden Schriftstücks vor, er habe für den Vorstand die co op-Zahlenwerke erstellt und dabei nach dem Motto gehandelt, "zuerst die Bilanz zu machen, und dann entsprechend zu buchen". Laut Anklage bestand der "maßgebliche Gründungszweck" beim Aufbau der co op 1974 darin, die "Risiken der Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) ... aus Krediten an die früheren Regionalgesellschaften in Höhe von etwa 800 Millionen Mark zu beseitigen", um einer "akuten Existenzgefährdung" nicht nur der BfG, sondern der gesamten Gemeinwirtschaftsgruppe unter dem Dach der Gewerkschaftsholding BGAG vorzubeugen. Die co op sei "von Anfang an defizitär und zuschußabhängig", und im Zeitraum von Januar 1980 bis 31. März 1984 ein von der BGAG abhängiges Unternehmen gewesen. In der Folge soll in einem "Arbeitskreis zur Umgestaltung der Gesellschafterverhältnisse bei co op" der Grundstein für den Erwerb eigener Aktien durch den Konzern gelegt worden sein. In der Anklageschrift heißt es: "Durch die Tathandlung der Angeschuldigten ist der co op AG ein Nachteil zugefügt worden, da sie einen höchst unsicheren Vermögenswert erwarb, dieser Erwerb zur Festlegung von Mitteln zu einem unproduktiven Zweck führte und durch den Abfluß der Mittel sich die Liquidität der Gesellschaft verschlechterte."
Die Staatsanwaltschaft betont ferner, die Angeklagten hätten von den tatsächlichen wirtschaftlichen, sprich miserablen Verhältnissen des Konzerns gewußt. So sei Ende 1985 ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Treuarbeit mit Blick auf den geplanten Börsengang der Firma zu dem Ergebnis gekommen, "co op sei sanierungsbedürftig". Die Expertise soll der Vorstand der DG Bank vorenthalten haben, woraufhin diese von einem Übernahmeangebot für co op zur Weiterplazierung an der Börse zurücktrat. "Wider besseren Wissens" seien in den Bilanzen für 1985, 1986 und 1987 Gewinne ausgewiesen worden, was nach den Recherchen der Ermittler durch weitreichende Manipulationen möglich wurde. Nachdem das Geschäft mit der DG Bank geplatzt war, sollen die Angeklagten Kontakte zur Commerzbank mit dem Ziel der co op-Börseneinführung aufgenommen haben. Laut Anklage winkte dieses Geldhaus aber ab, nachdem Schröder-Reinke mitgeteilt habe, daß co op in den Jahren 1981 bis 1984 rund 400 Millionen Mark kumulierte Verluste erzielt habe. Ein entsprechender Bilanzausweis sei durch Verkauf von Mietrechten an eine nicht konsolidierte Gesellschaft vermieden worden. Der Börsengang ging später unter Federführung des Schweizerischen Bankvereins (SBV) und unter Mitwirkung der Dresdner Bank über die Bühne.
"Vorgefaßter Absicht gemäß", so die Anklage, soll Geschäftspartnern mit gefälschten Bilanzen vorgegaukelt worden sein, ein Engagement bei co op berge "kein besonderes Risiko". Mindestens 118 in- und ausländische Geldinstitute sollen auf diese Weise bei der Kreditvergabe geschädigt worden sein, in einem Volumen von über zwei Milliarden Mark.
Otto, Hoffmann und der "anderweitig Beschuldigte", noch in Kanada weilende Ex-Vorstand Werner Casper werden zudem bezichtigt, "die Voraussetzung" dafür geschaffen zu haben, um der co op "Vermögenswerte zu entziehen, ihrem eigenen Vermögen einzuverleiben bzw. anderweitig zu verwenden". Zur Verschleierung sollen Stiftungen und Anstalten in Liechtenstein und der Schweiz errichtet worden sein. Knapp 30 Millionen Mark umfaßt der Vorwurf der persönlichen Bereicherung in der Anklageschrift.
BAD VILBEL. Am Montag morgen waren Diebe zwischen 9 Uhr und 9.30 Uhr in ein Einfamilienhaus im Gronauer Weg eingedrungen, sie wurden bei ihrem Beutezug aber von dem heimkehrenden Eigentümer überrascht. Wie die Polizei mitteilt, flüchteten sie ohne Diebesgut.
Vbn/ff BERLIN/BONN, 3. August. Nach dem Tod zweier Waisenkinder bei einem Flüchtlingstransport aus Sarajewo mehren sich die Stimmen, die von einer "unverantwortlichen Aktion" sprechen. Im Mittelpunkt der Kritik stehen die beiden Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt, Jürgen Angelbeck (parteilos) und Karsten Knolle (CDU), die auf eigene Faust den umstrittenen Transport organisiert hatten. Sie sollen wesentlichen Anteil daran gehabt haben, daß der Bus mit den Kindern am Wochenende die von Serben belagerte Stadt verließ, obwohl es kein eindeutiges Waffenstillstandsabkommen gab. Zwei Kinder waren im Bus von Heckenschützen erschossen worden.
Das Bonner Außenministerium hatte nach Auskunft seines Sprechers Rainer Müller die Magdeburger Abgeordneten zuvor gewarnt, nichts zu unternehmen, was nicht von den UN-Truppen in Sarajewo unterstützt werde. Die UN-Truppen waren aber nach eigenen Angaben vor dem Transport nicht gefragt worden.
In Magdeburg warf Oppositionschef Reinhard Höppner (SPD) den beiden Abgeordneten vor, sie seien am Tod der Kinder mitschuldig. Es sei ein "Piratenakt zweier Politamateure" gewesen, bei dem die "persönliche Profilierung" im Vordergrund gestanden habe. Ein Sprecher des UN-Flüchtlingskommissariats nannte die Aktion "unverantwortlich".
Sachsen-Anhalts Regierung bestritt jegliche Verantwortung. Der Staatssekretär im Sozialministerium, Richard Zimmer, sagte der FR, man habe sich "aus humanitären Gründen" entschlossen, die Kinder aufzunehmen, nachdem Angelbeck und Knolle die Aktion begonnen hätten. Das Ministerium habe lediglich das Flugzeug organisiert, das die Kinder von Split nach Zerbst bringen soll.
Am späten Montag abend traf der Bus nach dpa-Angaben in Split ein. Den Kindern gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es. Sie werden am heutigen Dienstag in Sachsen-Anhalt erwartet. In Weimar wurden am Montag ein Krankenwagen und ein Linienbus mit Hilfsgütern für Kroatien beladen; auf dem Rückweg sollen zehn kriegsverletzte Kinder nach Weimar gebracht werden.
(Weiterer Bericht auf Seite 3 und "Im Wortlaut" auf Seite 4)
Kleinkunst-Festival "Mund-Art" in Mainz
Ein kleines Festival der kleinen Kunst ist vom 30. August bis zum 5. September in Mainz: "Mund-Art". Auf dem Gelände des ZDF auf dem Lerchenberg, in einem Zelt, treten unter anderem Uschi Flacke mit Aspirin Feminin auf, Heinrich Pachl und Arnulf Rating, die "Missfits", der Kabarettist Thomas Maurer und Hans Liberg mit seinem musikalischen Kabarett-Programm. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnnen: im Kartenhaus Mainz oder beim Mainzer Verkehrsverein. fr
Im Rahmen der Kulturwoche im Gallus findet am 9. August ein Kinderbasar im Schulhof der Günderrodeschule, Hufnagelstraße 25, statt. Ab 13 Uhr haben Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren die Möglichkeit, unter der Begleitung der westafrikanischen Gruppe "Gainde" Spielsachen und Comics zu verkaufen, zu kaufen oder zu tauschen.
Neben dem Spielmobil "Roter Falke" und Malaktionen gibt es Theater und Märchen. Um 15 Uhr findet "Die Otto Normale Randale Show" statt. Für das leibliche Wohl sorgen, neben den "Galluseltern", Kinder und Jugendliche aus dem Viertel, die vom "Café im Hof" unterstützt werden. Bei schlechtem Wetter findet der Kinderbasar im Haus Gallus statt. rar
FÜRSTENPILS-POKAL: SV Breitenborn - FSV Geislitz (Do., 6. 8., 19 Uhr); SV Brachttal - FSV Altenhaßlau (Fr., 7. 8., 19 Uhr); FC Brugjoß - SV Somborn (Sa., 8. 8., 16 Uhr); FSV Niedergründau - KSG Hettersroth (So., 9. 8., 16 Uhr)
HESSEN-POKAL: TSV Höchst - KSG Hettersroth/Hitzkrichen, FSV Geislitz - SV Lettgenbrunn, TSV Wirtheim - SV Birstein (alle Di, 4. 8., 19 Uhr); Germ. Horbach - TSV Lohrhaupten, SV Altenmittlau - SV Pfaffenhausen, FC Gelnhausen - FSV Hailer (alle Di., 4. 8., 19.30 Uhr); FSV Altenhaßlau - FC Burgjoß, FSV Großenhausen - Melitia Roth, FSV Mernes - SG Haitz, VfR Meerholz - Vikt. Lieblos (alle Mi., 5. 8., 19 Uhr); Germ. Rothenbergen - SKG Eidengesäß (So., 9. 8., 16 Uhr). wh
ski FRANKFURT A. M. Ein Jahr nach dem Amtsantritt von Helmut Schlesinger als Bundesbankpräsident gerät die Währungsbehörde wegen ihrer Hochzinspolitik auch im Kreditgewerbe zunehmend unter Beschuß. So weist die Berliner Bank in einer Analyse anläßlich der jüngsten Diskonterhöhung darauf hin, daß die Preisauftriebstendenzen in Westdeutschland derzeit nicht nachfrage-, sondern allein kosteninduziert seien. Dabei spiele neben den Lohnkostensteigerungen die Heraufsetzung sogenannter administrierter Preise etwa in Form von Verbrauchsteuern oder Kommunalgebühren eine wichtige Rolle. "Eine so entstandene Inflation mit den Mitteln der Kreditpolitik bremsen zu wollen, bedeutet nicht nur wachsende konjunkturelle Risiken, sondern blockiert gleichzeitig auch über die Auswirkungen auf Produktivität und Staatsfinanzen (Steuer- und Gebührenerhöhungen) eine mögliche Verlangsamung des Preisanstiegs", lautet der vernichtende Befund der Volkswirte.
Laut Berliner Bank mehren sich die Zweifel, ob die Geldmengenentwicklung dem Ansatz der Bundesbank noch gerecht werde. Seit Anfang des Jahres sei fast die gesamte Zunahme der umfassenden Geldmenge M 3 auf das sprunghafte Wachstum der hochverzinslichen Termineinlagen zurückzuführen. Diese kurzfristig "geparkten" Mittel könnten jedoch kaum der eigentlichen Geldmenge zugerechnet werden, da sie bei Überwindung der gegenwärtigen Zinsstruktur in die langfristige Kapitalanlage fließen würden. "So gesehen liegt der Verdacht nahe, daß die Bundesbank selbst mit der Fortsetzung und Verschärfung ihrer Hochzinspolitik die Wachstumsverlangsamung der von ihr als Steuerungsgröße gewählten Geldmenge M 3 blockiert."
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die IKB Deutsche Industriebank. Aufgrund der Wiedervereinigung und der nicht zuletzt dadurch verursachten inversen Zinsstruktur ("kurzes" Geld ist teurer als "langes") sei der Zusammenhang zwischen Geldpolitik, Entwicklung der Geldmenge und Inflationspotential "nicht mehr so eindeutig" wie in früheren Jahren. Letztlich werfen die Düsseldorfer Experten, obgleich es nicht ganz so deutlich ausgesprochen wird, der Bundesbank auch in anderer Hinsicht methodische Fehler vor. Mit zwei Prozent seien die Währungshüter für 1992 von einer "unrealistischen Preisnorm" ausgegangen. Bei der Projektion hätte (da die Geldmenge für West- und Ostdeutschland erfaßt wird) die gesamtdeutsche Inflationsrate zugrunde gelegt werden müssen (rund 5,5 Prozent). Demnach müßte die Notenbank ein nominales Wachstum von etwa acht Prozent finanzieren. Eine Zielmarke von 3,5 bis 5,5 Prozent für die Geldmengenexpansion trage dem "nur unzureichend Rechnung". Bei der Zielfestlegung habe man "vermutlich nur die Situation in Westdeutschland im Auge gehabt".
LIEDERBACH. Hans-Joachim Fliege und Dieter Kurnitzki haben mit ihrem am Wochenende verkündeten Austritt aus der CDU-Fraktion und der Forderung nach eigenem Fraktionsstatus rechtliche Probleme ausgelöst: Ob nach der Konstituierung des Parlaments überhaupt noch eine Fraktion dazukommen kann, fragt sich nun die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Marianne Schrödter (CDU). Um Klarheit in die "völlig neue Situation" zu bekommen, hat sie gestern den Hessischen Städte- und Gemeindebund um ein Gutachten gebeten.
Doch wie soll heute abend im Bauausschuß verfahren werden, in dem Fliege für die CDU saß? Die Parlamentschefin will ausnahmsweise zur Sitzung kommen, um Hilfestellung zu geben. Sie glaubt, daß Fliege keinen Anspruch darauf hat, weiterhin als Mitglied zu firmieren. Schließlich habe ihn ursprünglich die CDU-Fraktion entsandt. Und die hat bereits signalisiert, daß sie einen anderen Vertreter schickt. Ein Rederecht möchte sie Fliege aber zubilligen. Marianne Schrödter will sich zusätzlich bei dem Verwaltungsrechtler Friedhelm Foerstemann kundig machen, der in Liederbach wohnt.
In den Augen von CDU-Fraktionschef Kaus Wasgien ist der Rücktritt von Fliege und Kurnitzki "kein weltbewegendes Ereignis". "Ich nehme das zur Kenntnis", sagte er der FR. Allerdings habe er zunächst gedacht, die Sache sei erledigt, als Siebener-Ausschuß und Mitglieder die Kandidatenliste für die Kommunalwahl beschlossen, auf der beide in aussichtsloser Position standen.
Probleme sieht Wasgien auf die Partei zukommen, wenn Fliege und Kurnitzki Front gegen die CDU-Politik machen. "Ich weiß gar nicht, ob wir solch einen Fall in der Satzung haben", sagte er und deutete gleichzeitig an, daß der Ausschluß aus der Partei logische Konsequenz wäre. set
Wenn Richter auf der Anklagebank sitzen - was in der bundesdeutschen Rechtsgeschichte bislang als Ausnahme gilt -, dann ist mit juristischem Geschütz zu rechnen. Nur nicht mit Tränen. Doch mit denen hatte die Angeklagte, die 28jährige frühere DDR-Arbeitsrichterin Kerstin T. am Montag zu kämpfen. Ausgerechnet bei ihrem eigentlichen Geständnis, das der 15. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts auch nicht gerade zupaß kam.
Die Staatsanwaltschaft wirft Kerstin T. vor, wissentlich zuungunsten eines DDR-Bürgers entschieden zu haben. Dieser hatte mit seiner Weigerung, an Betriebskampfsportgruppen teilzunehmen, den Rausschmiß aus der SED riskiert. Dem Parteiauschluß war alsbald die Kündigung seines Postens beim "Freien Deutschen Gewerkschaftsbund" (FDGB) als Fachbereichsleiter für Informatik gefolgt. Gegen diesen Beschluß der Ost-Berliner Konfliktkommission wehrte sich Friedhelm B. - damals wohl ein Akt der Zivilcourage - mit einem Einspruch. So landete sein Protest im Juli 1989 auf dem Tisch der frisch gekürten Arbeitsrichterin T.
Der erste Schritt, den Gekündigten als Kläger sowie den FDGB als Beklagten um Stellungnahme zu bitten, war auch für sie reine Routine. Doch bei der Wiedervorlage nach dem Urlaub der Richterin steckte an der Akte 01 A 1297/89 ein Zettel des jetzt mitangeklagten Klaus R., seinerzeit Vorsitzender des Arbeitsgerichtssenats Berlin Mitte, der um Rücksprache in diesem Fall bat. Angestiftet und angeleitet von Oberrichter R. - "für mich stellte er eine Autorität dar" - soll Kerstin T. per Beschluß die Klage des DDR-Gewerkschafters abgewiesen haben.
Zur mündlichen Verhandlung, in der - wie die Staatsanwaltschaft heute meint - der Geschädigte durchaus Chancen besessen hätte, sein Recht zu erlangen, kam es somit nicht.
Allerdings heftete an dem fraglichen Beschluß eine von ihr unterzeichnete persönliche Stellungnahme, in der sie ihren Skrupeln Ausdruck verlieh. Oberrichter R. habe sie darauf hingewiesen, hieß es darin, daß "meine Verweigerung", den Beschluß auszuführen, "Konsequenzen" haben würde. "So sehe ich mich gezwungen, eine Entscheidung zu treffen, welche keineswegs mit meiner Rechtsauffassung konform geht."
Ähnliches berichtete die 28jährige auch der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, wo sie sich nach der Wende zunächst wegen der Übernahme in ein Richteramt beworben hat. "Alles Lüge" - das gestand sie erst im Moabiter Saal. Tatsächlich habe sie im November 1989, als die DDR zusammenkrachte, ihre Stellungnahme verfaßt, rückdatiert und an die Akte geklammert. Und damit ihre Hoffnung auf ein Leben, eine Karriere nach der Wende. "Ich rechnete mir damit bessere Chancen aus, ich wollte besser dastehen, als ich war."
Diese Beichte brachte zunächst auch das Gericht aus dem Konzept. Denn die "Selbstkritik" der Kerstin T. - "ich war damals von der Richtigkeit des Beschlusses völlig überzeugt" - wird nicht einfach zu widerlegen sein. Eher schon könnte in ihrem Fall eine Verurteilung wegen Urkundenfälschung in Frage kommen. Also verlegte man sich vor allem darauf, dem Mitangeklagten R. eine "gezielte Einflußnahme" vorzuwerfen. Was dieser allerdings bestritt.
Aber deutlich habe er gemacht, daß eine Zugehörigkeit zu dem hohen FDGB-Gremium mit einem SED-Parteiausschluß nicht zu vereinbaren gewesen sei. "Das war zu DDR-Zeiten schon ein besonders schwerer Sündenfall." Allerdings keiner, der genannt wurde.
Ein Bonmot dazu grub Verteidiger Klaus Eschen aus seiner Referendarzeit aus. "Jedes Urteil hat drei Begründungen", habe es damals geheißen: "Die mündliche, die schriftliche und die wirkliche." DDR-spezifisch sei das nicht.
INGE GÜNTHER (Berlin)
Wahlsieger Tudjman
"Der Mann, der siegt", wie ein Wahlplakat den kroatischen Staatspräsidenten Franjo Tudjman nannte, hat die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom Sonntag gewonnen. Sollte die endgültige Auszählung der Wählerstimmen die bisher vorliegenden Teilergebnisse bestätigen, muß der "Vater des Vaterlandes" gar nicht zu einem zweiten Wahlgang antreten. Bereits im Aufgalopp hat er sich die absolute Mehrheit gesichert und liegt weit vor seiner Partei, der seit der antikommunistischen Wende in Kroatien herrschenden "Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft" (HDZ).
Für Kroatien, das sich vor Jahresfrist nach einem noch immer nicht ganz beendeten Bürgerkrieg von dem zerfallenen Jugoslawien gelöst hat, ist nach diesem Wahlergebnis innenpolitische Kontinuität angesagt. Dies umso mehr, als die HDZ ähnlich wie bei der ersten pluralistischen Wahl im Frühjahr 1990 mit etwas mehr als 40 Prozent der Wählerstimmen auch diesmal die absolute Mehrheit der Abgeordnetensitze erringen dürfte. Daran wird die Tatsache kaum etwas ändern, daß die HDZ der Opposition insofern entgegengekommen ist, als die Hälfte der Sitze im Zagreber Sabor (Parlament) gemäß Proporz- und nicht ausschließlich Mehrheitsprinzip vergeben wurde.
Dieses Entgegenkommen im Wahlrecht
entlastet die Regierungspartei
von dem nicht ganz ungerechtfertigten
Vorwurf, den Staat als ihren "Erbhof"
anzusehen. Gewisse Wahlregelungen
entbehrten nicht der Fragwürdigkeit:
die nur schwer kontrollierbare Stimmabgabe
von Auslandskroaten und die
Tatsache, daß eine zweite Parlamentskammer
aus Gemeindevertretern wegen
der Okkupation eines Teils des
kroatischen Staatsgebietes nicht gewählt
wurde. Trotzdem kann der demokratische
Charakter dieser Wahl nicht
generell in Frage gestellt werden. Sie
hat zweifellos den Abschied von den
Strukturen des kommunistischen jugoslawischen
Selbstverwaltungsstaates
gebracht und damit weitere Voraussetzungen
für die von Zagreb gern beschworene
"Rückkehr nach Europa" erfüllt.
Für diesen Weg sind für den im Amt
bestätigten Präsidenten Tudjman und
seine HDZ-Mehrheitsfraktion demokratische
Selbstdisziplin notwendig. Dies
ist umso mehr erforderlich, weil die bisherigen
und künftigen Zagreber Machthaber
zu autoritärem Gehabe und Geringschätzung
der Opposition neigten.
Diese Haltung könnte sich verstärken,
da die Opposition zwar aus den Wahlen
insgesamt gestärkt, aber nach wie vor
zersplittert hervorgegangen ist. Voraussichtlich
werden außer der HDZ noch
sechs Parteien sowie einige nationale
Minderheitenvertreter im Sabor vertreten
sein. Mag das Kräfteverhältnis zwischen
Regierungs- und Oppositionsparteien
in etwa gleich geblieben sein, so
haben sich die Relationen im Oppositionslager
doch entscheidend verschoben.
Im ersten pluralistischen Sabor von
1990 dominierten noch die Altkommunisten
und ihre gesellschaftlichen Nebenorganisationen
zahlenmäßig die Oppositionsbänke.
Allerdings waren sie kaum
noch imstande, der HDZ ein alternatives
Programm entgegenzustellen. Jetzt
wird die "Kroatische Sozial-Liberale
Partei" (HSLS) im oppositionellen Lager
den Ton angeben. Das dürfte den
Auseinandersetzungen gut tun, zumal
die sich an nationalem Hurrapatriotismus
gegenseitig überbietenden Parteien
(besonders die auf den Spuren der
Ustascha wandelnde neofaschistische
"Kroatische Rechtspartei"
HSP
von
Dobroslav Paraga) deutlich in ihre
Schranken gewiesen wurden. Die kroatische
Wählerschaft hat damit überzeugend
den Vorwurf widerlegt, kollektive
faschistoide Neigungen zu haben.
Ein solches Wählerverhalten war weniger abzusehen als die klare Abgrenzung gegen jedwede Linksparteien, sei es auch nur sozialdemokratischer Orientierung. Für sie wird sich in Kroatien wohl erst wieder nach Beendigung des Bürgerkrieges ein Betätigungsfeld auftun. Dann wird sich zeigen, was von einer anderen zentralen Wahlparole Tudjmans und seiner HDZ, "Vom Sieg zum Wohlstand", zu halten ist. An ihr werden sich die kroatischen Wahlsieger messen lassen müssen, wenn das patriotisch-nationale Wortgeklingel einmal aufgebraucht ist.
PRIVATSPIELE, Männer: TG Hochheim - TV Idstein 20:21 (11:7), TV Kahl/Main - TSG Sulzbach/Taunus 23:23 (13:10), TG Hochheim - HSG Asbach/Modau 24:24 (14:10), SG Sossenheim - TSG Sulzbach/Taunus III 15:18 (9:10), TSG Sulzbach/Taunus II - TGS Vorwärts Frankfurt 23:17 (8:8). -ma.-
FREIGERICHT. "Sofortige Maßnahmen" zur Verkehrsberuhigung in Bernbach fordert der Freigerichter SPD-Parlamentarier Joachim Weeber. Begründung: die "erhöhte Unfallgefahr" in der Birkenhainer-/Lindenstraße und der Altenmittlauer Straße, nachzulesen im Verkehrs- Gutachten für diese Durchgangsstraßen. Darüber hinaus müsse in sämtlichen Ortsteilen unverzüglich die Einfahrgeschwindigkeit reduziert werden.
Für besonders problematisch hält der Gemeindevertreter, daß die Bernbacher Durchgangsstraßen "ohne jede Überquerungsmöglicheit sind". Derlei habe die SPD zwar schon mehrmals gefordert, doch das Straßenbauamt habe diese Lösung aufgrund mangelnder Verkehrsteilnehmerzahlen abgelehnt. Eine solche Haltung ist aus Sicht von Weeber "völlig unzumutbar", da Schul- und Kindergartenkinder diese Straßen täglich überqueren müssen. Dabei hat der Gemeindevertreter selbst die Erfahrung gemacht, "daß man oftmals mehrere Minuten nicht über die beiden Straßen gehen kann". Wie aber sollten dann erst Kinder und ältere Leute sicher von einer Seite zur anderen kommen?
Deshalb, meint Weeber, "müssen unverzüglich entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden". Leider habe man bisher kostbare Zeit vertan, so daß dieser "unerträgliche Zustand" zum Schuljahresbeginn noch immer anhalte. Im Vorgriff auf die Ortsbeiratssitzung, bei der unter anderem auch der Freigerichter Rahmenplan zur Verkehrsberuhigung zur Sprache kommen soll, schlägt der Parlamentarier deshalb vor, zum einen die Ortseinfahrten durch Bäume, bepflanzte Mittelinseln oder Fahrbahnverengungen, flankiert von Baumpflanzungen, zu "entschärfen".
Anschließend müßten nach Weebers Meinung die Kreuzungsbereiche aufgepflastert werden, "damit danach nicht wieder Gas gegeben werden kann". Drittens, verlangen die Genossen, sollte die Geschwindigkeit in diesen Bereichen auf 30 Stundenkilometer beschränkt werden.
Darüber hinaus, so Weeber abschließend, müsse der gesamte Bereich aller Freigerichter Ortsteile in Tempo-30-Zonen eingeteilt werden, wie es im Verkehrsberuhigungskonzept auch vorgesehen sei.
"Daß dies noch nicht geschehen ist, ist für mich völlig unverständlich", wundert sich der Bernbacher. Denn hier könne die Gemeinde sofort aktiv werden. "Das Festhalten an den Freiwillig-Tempo-30- Schildern hat sich doch als falsch herausgestellt, wie auch der Bürgermeister bereits unter vier Augen eingeräumt hat."
tja
14 Minuten lang konnte sich Andreas Wecker als Olympiasieger fühlen, dann war der Traum jäh beendet. Eine 9,837 hatte der 22 Jahre alte Berliner beim Einzel-Finale am Reck nach einer beeindruckenden Vorstellung hingelegt. Zwei doppelte Saltis rückwärts, eine einarmige Riesenfelge und zum Abschluß ein dreifacher Salto - das waren die Höhepunkte. Doch der Abgang war nicht lupenrein, mit dem rechten Fuß machte er einen kleinen Schritt nach vorne.
Nach der mit einer 9,875 benoteten Darbietung von Trent Dimas war es schließlich Gewißheit, was Wecker und sein Heimtrainer Lutz Landgraf geahnt hatten. Landgraf verriet später: "Wir waren uns sicher, daß der Sieg weg ist, wenn einer gut turnt und nach dem Abgang steht." Und im Gegensatz zu Bundestrainer Franz Heinlein, der den US- Amerikaner nicht auf der Rechnung hatte, wußte das Duo Landgraf/Wecker um die drohende Gefahr. Bei allem Respekt vor der eleganten Vorführung des 21 Jahre alten Studenten aus Albuquerque wurde allerdings vorsichtige Kritik an den Kampfrichtern laut. Dimas hatte nach den Beobachtungen Landgrafs ein leichteres A-Teil in seinem Programm, während Wecker ausschließlich hochwertige B- und C-Teile bot.
Nicht nur deshalb hielt sich die Freude von Wecker nach dem Finale in Grenzen, obwohl er mit Bronze am Seitpferd und den Ringen insgesamt drei Medaillen an diesem Abend um den Hals gehängt bekam. "Es sollte nicht sein. Gold ist immer eine Sache, wo alles ganz genau stimmen muß. Trotzdem bin ich nicht traurig", meinte der Berliner, als er in bekannt kesser Art sein Resümee zog. Er, dem sie die Beinamen "little big man" oder Stehaufmännchen verpaßt haben, war hin- und hergerissen. Dabei mußte sich der 1,63 m große und 53 kg schwere Modellathlet mit den dicken Muskelpaketen wahrlich keine Vorwürfe machen: Der vierte Rang mit der Mannschaft, selbst wenn hier das sicher geglaubte Edelmetall ausblieb, und in der Mehrkampf-Einzelwertung sowie der siebte Platz im Boden- und Barren-Finale rundeten für ihn einen Wettkampf ab, in dem er aus der Sicht von Trainer Landgraf seine beste Leistung seit der WM 89 bot.
Dabei hatte so mancher Ende Februar keinen Pfifferling mehr auf Wekker gesetzt. In seiner 29 Quadratmeter großen Wohnung in der Berliner "Plattenbausiedlung" Marzahn, wo er mit seiner Freundin, der früheren Eiskunstläuferin Marion Hartleib, zu Hause ist, lag er zwei Wochen mit einer fiebrigen Angina im Bett und verlor sieben Kilo an Gewicht. Wochenlang konnte er kaum trainieren. Doch der kleine Wirbelwind war am Ende auf die Minute topfit.
Wecker, der als 15jähriger wegen eines defekten Wirbels vier Monate lang im Gipsbett lag, ist ein Mann mit Ecken und Kanten. Zuletzt war er nach eigenem Bekunden am "Abschuß" von Bundestrainer Klaus Milbradt beteiligt. In DDR-Zeiten rauchte er, weil es ihn reizte, gegen das von oben verordnete Verbot zu verstoßen. Nach der Wende, als danach niemand mehr fragte, legte er seine "Glimmstengel" in die Ecke. Statt dessen polterte er über das neue System und die "Wessies".
Heimtrainer Landgraf, der in der alltäglichen Arbeit mit ihm "einige graue Haare" bekommen hat, nimmt ihn in Schutz: "Ich glaube, alle erfolgreichen Sportler, die an ihre Leistungsgrenze herangeführt werden, sind nicht unkompliziert." So konsequent Wecker den Weg des sportlichen Erfolgs beschreitet, sein provokantes Auftreten und seine große Klappe bieten nicht nur viele Reibungsflächen, sondern sind auch ein Anzeichen für eine gewisse Unstetigkeit. Da brach er erst eine Lehre als Kfz-Elektriker ab und stecktjetzt mitten in einer Ausbildung als Vermögensberater, von der er aber nicht weiß, ob er sie wirklich beendet.
Nach Darstellung von Trainer Landgraf hat er sich freilich schon erheblich gebessert, weil er in der Zeit des Erwachsenwerdens und der Wende wohl begriffen habe, daß man in jedem gesellschaftlichen System für den Erfolg hart arbeiten müsse.
Was ihn derzeit am meisten bewegt, ist die Frage, ob er nach den jüngsten Erfolgen nicht bald einen Sponsor findet. Angeblich lebt er von der monatlichen Optimal-Förderung der Sporthilfe von 1300 Mark. Insider behaupten wiederum, daß inklusive der Zuwendungen vom Verein sein Monatssalär rund 3000 Mark beträgt. Nicht eingerechnet die teils großzügigen Gagen für die Auftritte bei Turngalas, die sich nun nach dem olympischen Erfolg häufen dürften. Sein Ziel ist es, in Atlanta 1996 wieder dabei zu sein, aber er schränkt ein: "Ob es meine Knochen aushalten, weiß ich nicht."
Dagegen weiß er auf alle Fälle seit Barcelona, daß das mit der Dopingprobe so eine Sache ist. Bis drei Uhr saß er im Palau Sant Jordi, aber bis zur Hallenschließung tat sich nichts. Daraufhin fuhr der Arzt mit ins olympische Dorf, erst kurz nach fünf Uhr konnte sich Wecker schlafenlegen.
Mit der Zahl der Fluggäste steigt auch die Zahl der Gepäckstücke. 325 000 Koffer und Taschen zählte man am vergangenen Wochenende im Flughafen, ein Rekord, der insgesamt dem Trend im Juli entspricht. Erstmals, so gibt die FAG-Pressestelle bekannt, wurde in diesem Monat die Zahl von 1,5 Millionen transportierten Gepäckstücken übertroffen, die Marke von drei Millionen Fluggästen erreicht. Ebenfalls rekordverdächtig: 30 000 Flugbewegungen in einem Monat.
Spitzentag war der vergangene Samstag, an dem 41 000 ankommende und 72 000 aufgegebene Gepäckstücke bearbeitet wurden, teilte die Flughafen AG am Montag mit. Die Gepäckförderanlage, die das abfliegende Gepäck sortiert, schlug an den drei Tagen rund 190 000 Gepäckstücke um. rar
DARMSTADT, 3. August. Einen für das Rhein-Main-Gebiet und Südhessen nahezu flächendeckenden "Wasserversorgungsnotstand" wird der Darmstädter Regierungspräsident Horst Daum (SPD) in den nächsten Tagen verkünden. Zum 15. August wird Daum eine "Gefahrenabwehrverordnung" in Kraft setzen, um den Wasserverbrauch in Südhessen zu drosseln, erfuhr die FR am Montag. Damit wird Autofahrern das Waschen ihrer Wagen verboten. Parks und andere Grünanlagen müssen ohne Bewässerung bleiben und private Springbrunnen versiegen.
Betroffen sind 2,8 Millionen Menschen - rund vier Fünftel der Einwohner des Regierungsbezirks, darunter auch die Städte Wiesbaden und Frankfurt am Main. Einschränkungen, beispielsweise beim Kühlen von Anlagen, kommen auch auf Industrie und Gewerbe zu. Landwirte und Erwerbsgartenbauer müssen Buch führen, wann und in welchen Mengen sie ihre Felder beregnen. Zwischen 12 und 16 Uhr ist für sie das Bewässern untersagt. Verboten ist auch das Horten von Wasservorräten aus dem Versorgungsnetz, privaten Brunnen und Quellen. Verstöße gegen die Verordnung sollen mit Bußgeld bis zu 10 000 Mark geahndet werden.
Im Hessischen Ried, dem wichtigsten Trinkwasserreservoir für den ständig dichter bevölkerten Ballungsraum, sinkt seit Jahren der Grundwasserpegel, weil mehr Wasser in die Versorgungsnetze gepumpt wird, als sich neu sammeln kann.
Die Folge sind schwere ökologische Schäden und Setzrisse an Gebäuden. Beim Regierungspräsidium Darmstadt haben seit Ende vorigen Jahres rund 500 Hauseigentümer Regreßforderungen angemeldet. Die vornehmlich von den regionalen Wasserwerken aufzubringenden Entschädigungen beziffert das Land Hessen auf rund 35 Millionen Mark.
(Weiterer Bericht auf der Hessenseite)
Am Sonntag, 9. August, erfolgt im Maibacher Freibad zum dritten Mal der Startschuß zu den offenen Butzbacher Stadtmeisterschaften im Triathlon. Ab 9 Uhr schickt der FSV Maibach die Athleten auf 300 Meter Schwimmen, 16 Kilometer Radfahren und einen sechs Kilometer langen Waldlauf. Informationen bei Rainer Michel (0 60 81 - 1 52 52). prd
KRIFTEL. Abendruhe ist zum Ende dieser Woche die Ausnahme im Rat- und Bürgerhaus: weitere Ausschüsse tagen.
Heute ist ab 20 Uhr der Ausschuß für Soziales, Kultur, Jugend und Sport an der Reihe. Themen sind im Saal II unter anderem Zuschüsse an die "Lebenshilfe Main-Taunus" und die Vereinigung "Frauen helfen Frauen" sowie die Spielplätze und Kindertagesstätten in Kriftel.
Morgen debattiert der Planungsausschuß an gleicher Stelle. Ebenfalls ab 20 Uhr soll unter anderem über die Erweiterung des Radwegenetzes, die Parkplätze entlang der Hofheimer Straße, den Ausbau der Friedhofs-Hauptwege oder die Biotop-Kartierung des Umlandverbandes Frankfurt beraten werden. pms
LEIPZIG, 3. August (AFP). Bundesfrauenministerin Angela Merkel fordert einen gleichen Anteil für Frauen an neugeschaffenen Arbeitsplätzen. Die Arbeitsämter müßten das neue Arbeitsförderungsgesetz umsetzen, nach dem Frauen entsprechend ihres Anteils an der Arbeitslosigkeit in Ost und West an den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen beteiligt werden, sagte sie der Leipziger Volkszeitung.
Als gesellschaftliches "Endziel" verlangte die CDU-Politikerin, daß Frauen "entsprechend ihrer Biographie, gleich, ob verheiratet oder nicht, eine eigenständige Rente haben", in der auch die Kindererziehung berücksichtigt werde.
MARBURG. Weitere 53 Stellen hat das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst für das Uniklinikum Marburg freigegeben, 12 für den ärztlichen Dienst und 41 für den Pflege- und Funktionsdienst.
Bereits seit 1986 waren die Pflegesätze der Marburger Uniklinik, die pro Tag und Patient zu zahlen sind, zwischen den Krankenkassen und der Klinik strittig und wurden vom Land bis zum Abschluß einer Wirtschaftlichkeitsprüfung unter Vorbehalt gestellt. Die Stellenfreigabe ist durch die zwischenzeitlich erfolgte Genehmigung eines Zweijahresbudgets für 1991/92 möglich geworden, das die Finanzierung der zusätzlichen Stellen absichert. Im Vorgriff auf das kürzlich ausgehandelte Budget waren schon im März 35 Stellen freigegeben worden.
Wissenschaftsministerin Evelies Mayer befürchtet allerdings, daß die in Bonn vorbereitete Strukturreform des Gesundheitswesens "die weitere Finanzierung notwendiger stationärer Krankenversorgung gefährden könnte". tap
Die erste therapeutische Wohngemeinschaft für drogensüchtige Frauen in Hessen wurde jetzt in Königstein im Taunus eröffnet. Das Projekt wird von "Calla" getragen, dem Frankfurter "Verein zur Förderung der Lebensqualität von Frauen mit Suchtproblemen". In dem Haus mit dem Namen "Camille" soll auf die besonderen Bedürnisse und Erfahrungen weiblicher Drogenabhängiger - Prostitution und Gewalt von Männern - eingegangen werden. Zwölf Frauen werden ab September aufgenommen und sollen im Laufe eines Jahres lernen, ihr Leben wieder selbst zu gestalten.
Als "Durchbruch in der Drogenhilfe für Frauen" bezeichnete die hessische Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (die Grünen), die Wohngemeinschaft. Der "feministische Ansatz" ist nach Ansicht von Gertrud Umminger aus dem Vorstand von Calla wichtig, da viele Frauen durch ihre Drogensucht gezwungen waren, sich als Prostituierte das Geld für Heroin zu verdienen. Mit Männern hätten diese Frauen kaum gute Erfahrungen gemacht. Deshalb haben Männer auch grundsätzlich keinen Zutritt zum Haus.
Finanziert wird das Projekt vom Landeswohlfahrtsverband, dem hessischen Gesundheitsministerium, dem Hochtaunuskreis und den Städten Königstein und Frankfurt.
Von den vier Sozialarbeiterstellen ist eine noch nicht abgesichert. Die Mitarbeiterinnen von Calla hoffen, daß Frankfurt die Stelle bezahlt. Gesundheitsdezernentin Margarete Nimsch reagierte jedoch ablehnend: "Wie Sie wissen, hat Frankfurt selbst große Probleme." Königsteins Bürgermeister Bertram Huke kritisierte Frankfurts "Vertreibungspolitik der Drogensüchtigen, die aus der Umgebung stammen", und forderte, daß "Gelder des Landes jetzt mehr ins Umland fließen müssen". Frankfurts Gesundheitsdezernentin Nimsch wies die Vorwürfe zurück, da jeder Heroin-Süchtige in Frankfurt "selbstverständlich die nötige erste Hilfe erhält". Sie verteidigte jedoch die sogenannten "Rückkehrhilfen".
Dabei kritisierte sie die Städte und Gemeinden, die sich beklagen, sie hätten keine Möglichkeiten, mit den Süchtigen sinnvoll umzugehen. Bereits vor einem halben Jahr habe sie die Aktion angekündigt, sagte Nimsch. Viele Gemeinden hätten bisher nichts getan, weil sie froh gewesen seien, daß "ihre" Drogenabhängigen nach Frankfurt gehen. jom
Sabine Braun vergoß ihre Tränen schon vor dem Trostpreis in Bronze, und Deutschlands Leichtathleten präsentieren nach vier Olympiatagen eine Bilanz zum Weinen.
Einer der Traurigen war der deutsche Hochsprung-Meister Ralf Sonn (Weinheim), der mit übersprungenen 2,31 m den sechsten Platz belegte. Olympiasieger wurde Kubas Weltrekordmann Javier Sotomayor mit 2,34 m vor dem Schweden Patrik Sjöberg sowie den gemeinsamen Dritten Hollis Conway (USA), Artur Partyka (Polen) und Tim Forsythe (Australien).
Derweil gewann Siebenkampf-Weltrekordlerin Jackie Joyner-Kersee nach den kaum erwarteten Triumphen von Mike Stulce (21,70) und Devers das dritte Leichtathletik-Gold für die US Athleten in Barcelona.
Dem Marathonsieg von Jelena Jegorowa unter der Hitzeglocke der katalanischen Metropole in 2:32:41 Stunden ließ der bisher medaillenlose Hammerwerfer Andrej Abduwaljew beim dreifachen Erfolg seines Teams das zweite GUS-Gold folgen. Elena Romanowa über 3000 m fügte diesem wenig später die dritte Goldmedaille für die GUS hinzu.
Nach Gold für Sabine Braun hatte es noch im Hochsprung des Siebenkampfes (1,94 m) ausgesehen, doch im Weitsprung vollzog sich 24 Stunden später das Schicksal der Welt- und Europameisterin. Bei ständig drehendem Wind kam die 27jährige nicht über 6,02 m hinaus und setzte in Relation zu den 6,63 m beim deutschen Rekord Ende Mai (6985 Punkte) 187 Zähler in den Sand.
Die Qual der deutschen Leichtathleten setzte sich auch am vierten olympischen Wettkampftag fort: Während sich der WM-Dritte über 1500 m, Hauke Fuhlbrügge (Erfurt), am Montag in mäßigen 3:38,92 Min. gerade noch als Letzter für den Zwischenlauf qualifizieren konnte, warf Lars Riedel (Mainz) völlig daneben.
Der Diskuswurf-Weltmeister scheiterte als 14. mit enttäuschenden 59,98 m bereits in der Qualifikation - behindert durch eine Verletzung am Brustbein und einen regennassen Ring. Team-Kollege und Olympiasieger Jürgen Schult kam als Zweiter mit 63,46 m ins Finale am Mittwoch.
Die Jamaikanerin Merlene Ottey, nur enttäuschende Fünfte über 100 m, wehrte sich unterdessen nach ihrem Vorlauf- Sieg (22,95 Sek.) über 200 m gegen die Doping-Vorwürfe der Amerikanerin Gwen Torrence: "Ich habe es satt, mir das immer wieder anhören zu müssen", sagte die WM-Zweite, "beweisen kann sie nichts, weil es nichts zu beweisen gibt, also soll sie ruhig sein." Sprach's und schickte giftige Blicke in Richtung ihrer Rivalin, die sie kurz nach dem 100 m-Finale des Dopings bezichtet hatte.
Silke Knoll (Dortmund) gewann ihren Vorlauf mühelos in 22,83 Sek. und kam damit wie Sabine Günther (Jena/23,41 Sek.) und Andrea Thomas (Sindelfingen/23,52 (Sek.) sowie das deutsche 1500 m-Trio, Jens-Peter Herold (Berlin/3:36,76 Min.), Rüdiger Stenzel (Wattenscheid/3:44,70 Min.) und Fuhlbrügge, in die Zwischenläufe. Auch Carsten Köhrbrück (Berlin/49,37 Sek.) und Olaf Hense (Dortmund/49,97 Sek.) überstanden den ersten Test über 400 m-Hürden schadlos. 200 m-Vorlaufschnellster bei den Männern war der Amerikaner Mike Marsh in 20,38 Sek. dpa/sid
Der Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB), Emilio Gabaglio, wird nicht müde, für den Maastrichter EG-Unionsvertrag zu werben. "Der Vertrag muß ratifiziert werden", heißt der Satz, den der Italiener in den vergangenen Monaten bei jeder Gelegenheit anbringt. Vor dem schockierenden "Nein" der dänischen Volksabstimmung hatte auch der dortige Gewerkschaftsbund - Arm in Arm mit dem Arbeitgeberverband - für ein "Ja" geworben.
Die Vorliebe der westeuropäischen Arbeitnehmerorganisationen für das umstrittene Maastrichter Vertragswerk - mit Ausnahme der kommunistischen Gewerkschaften Frankreichs, Spaniens und Griechenlands - hat einen verständlichen Grund. Seit Anfang der achtziger Jahre wurden im Brüsseler EG-Ministerrat praktisch alle wichtigen EG-Sozialregelungen erst von der konservativen Maggie-Thatcher-Regierung und inzwischen von dem konservativen Nachfolger John Major blockiert. Denn nach den bisherigen Vertragsregeln ist in der EG- Sozialpolitik "Einstimmigkeit" erforderlich.
Bei den Maastrichter Gipfelverhandlungen im Dezember wurde Londons Widerstand zwar nicht gebrochen, aber durch einen Kompromiß umschifft: Wenn der Unionsvertrag in Kraft tritt, können im Rat der EG-Sozialminister - ohne Großbritannien - Richtlinien mit qualifizierter Mehrheit verabschiedet werden. Sie gelten dann in allen Mitgliedstaaten außer dem Vereinigten Königreich. Juristische Haken und Ösen, wie beispielsweise die Frage, ob die britischen Abgeordneten im Europa-Parlament bei Änderungsanträgen zu Brüsseler Kommissionsvorlagen mitstimmen dürfen, geben den Fachleuten noch manchen Anlaß zu Streit. Auf jeden Fall sieht der EGB im Maastrichter Unionsvertrag den lang erhofften Durchbruch. Wenn am 1. Januar 1993 der gemeinsame Binnenmarkt der zwölf EG-Staaten eingeläutet wird, fehlt aber die "soziale Komponente" fast völlig. Der Brüsseler EG-Kommissionspräsident Jacques Delors, mit dessen Amtsantritt 1985 die Arbeit am Binnenmarktprogramm begann, bezeichnet sich zwar selber als "Sozialist". Doch war ihm klar, daß die westeuropäische Integration bis hinein in den politischen Überbau nur über die kapitalistische Wirtschaft erreicht werden kann. Wenn die sogenannte "Eurosklerose" der frühen achtziger Jahre - das Zurückbleiben des zersplitterten Westeuropa hinter den Wirtschaftsgiganten USA und Japan - überwunden werden sollte, konnte "Sozialklimbim" nur störend sein.
Zur Ruhigstellung der Arbeitnehmerorganisationen erfand Delors den "sozialen Dialog". Der vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gekommene EG-Kommissar Alois Pfeiffer (1988 verstorben) brachte die Sache in Gang. Tatsächlich ereignete sich nach sechs Jahren fruchtloser Verhandlungen zwischen dem EGB einerseits und dem EG-Industriellenverband UNICE sowie dem Arbeitgeberverband öffentlicher Unternehmen CEEP auf der anderen Seite eine Art Wunder: Man einigte sich im Oktober 1991 auf einen Text für mögliche EG-weite Branchen-Tarifvereinbarungen. Dieser Text wurde in den Maastrichter Unionsvertrag aufgenommen.
Worauf es den Gewerkschaften dabei zunächst ankommt, ist weder eine "europäische" Lohnpolitik und schon gar nicht eine Angleichung der Sozialversicherungssysteme. Davon hätten die Arbeitnehmer der fortgeschrittenen EG-Länder (in denen die Gewerkschaften relativ am stärksten sind) über kurz oder lang nur Nachteile. Die "multinationalen" oder grenzüberschreitenden Unternehmen sind das erste Hauptproblem. Willkürliche Produktionsverlagerungen und Betriebsschließungen, die im Binnenmarkt immer mehr zunehmen, sollen wenigstens gebremst werden. Deshalb streben die Arbneitnehmerorganisationen für solche Konzerne europäische Gesamtbetriebsräte mit einem Rechtsanspruch auf frühzeitige Information und Anhörung seitens der Betriebsleitung an.
Die Gewerkschaften wissen aber, daß es mit ihrer "internationale Solidarität" und ihrer Organisationskraft nicht weit her ist (selbst in Deutschland, Dänemark, den drei Beneluxländern und Frankreich) um die großen multinationalen Konzerne zu etwas zu zwingen. Nur ein Bruchteil von ihnen, rund ein Dutzend grenzüberschreitender europäischer Firmen, hat sich in den vergangenen Jahren bereitgefunden, aufgrund freiwilliger Vereinbarungen so etwas wie einen "europäischen Betriebsrat" zu schaffen. Das weitestgehende Modell schuf der VW-Audi-Konzern, es ist bisher aber auch das einzige eines deutschen multinationalen Konzerns. Fast alle anderen "Multi"-Betriebsvereinbarungen in der EG gehen von französischen Unternehmen aus und sehen lediglich eine "Unterrichtung" der Arbeitnehmervertreter vor. Erst wenn die EG-Kommission auf der Grundlage des Maastrichter Vertrags ihre alten Regelungsvorschläge für die "Information und Mitwirkung" der Arbeitnehmer aus den siebziger Jahren wieder auflegen kann, besteht Aussicht auf gesetzliche EG-weite Mindestregelungen, aber immer noch ohne Großbritannien.
Die "EG-Sozialcharta", die von London nie gebilligt wurde, ist nur noch ein Erinnerungsposten. Wie die DGB-Vertreterin im Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG, Ursula Engelen-Kefer, kürzlich resümierte, sind daraus wegen der britischen Ablehnung nur ganze vier Gemeinschaftsrichtlinien verabschiedet worden: Sie betreffen die Asbestgefahren an Arbeitsplätzen, den Sicherheits- und Gesundheitsschutz auf Fischereifahrzeugen, die sogenannten "atypischen Arbeitsverhältnisse" (Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverträge) und den "Nachweis von Arbeitsverhältnissen" (im Kampf gegen Schwarzarbeit). Es nützte in der Vergangenheit auch wenig, daß sich das Europa-Parlament fast regelmäßig positiv zu Brüsseler Kommissionsvorschlägen für Sozialrichtlinien ausgesprochen hat.
BAD VILBEL. Nach der Eigentümerin oder dem Eigentümer einer Musikkassettentasche sucht die Polizeidirektion Friedberg nunmehr über die Presse. Die Tasche ist bereits am 24. April in der Kurt-Moosdorf-Straße gefunden worden, doch "trotz umfangreicher Recherchen" - so die Polizei - kam sie nicht weiter. Diese Musikkassettentasche der Marke "Lebo Voyager" ist 20 bis 35 Zentimeter groß, hat eine Seitentasche und 30 MC-Fächer. Diese an den Seiten schwarz abgesteppte Tasche enthielt 19 Musikkassetten. Hinweise nimmt die Polizei in Friedberg unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10, entgegen. hm
Auf die "klassische Tour"
GIESSEN. "Die Situation der Gefangenschaft macht erfinderisch", reagierte Karl Hans Metz, der zweite Chef der Butzbacher Justizvollzugsanstalt, recht lakonisch auf die erfolreiche Flucht eines zweiten Gefangenen binnen fünf Wochen aus der Gießener Zweigstelle der Butzbacher Anstalt. Dabei türmte der wegen des Verdachts des schweren Raubes und der gefährlichen Körperverletzung seit April in Untersuchungshaft einsitzende 32 Jahre alte Chinese ganz auf die "klassische Tour".
Nach Angaben eines Polizeisprechers soll der Häftling mit zwei Blättern einer Eisensäge einen metallenen Gitterstab seines Fensters durchtrennt, sich durch die etwa 30 mal 30 Zentimeter große Öffnung gezwängt und sich mit zusammengeknoteten Bettüchern aus dem vier Meter hohen Obergeschoß in den Gefängnishof abgeseilt haben. An einem aus Draht zurechtgebogenen Haken, der sich in der mit Stacheldraht gesicherten Mauer verkrallte, habe er ein Seil befestigt und so das fünf Meter hohe Hindernis überklettert. Unklar ist bislang, zu welcher Uhrzeit der 1,80 Meter große und schlanke Mann geflohen ist. Nach Aussagen der Polizei sei die Einzelzelle des Häftlings gegen ein Uhr von Wärtern bei einem Kontrollgang leer angetroffen worden.
Mit exakt der gleichen Methode gelang am 25. Juni einem 31jährigen Mann aus Kroatien die Flucht aus dem Gießener Gefängnis. Zwei seiner Komplizen konnten damals auf der Gefängnismauer und in der näheren Umgebung der Haftanstalt wieder geschnappt werden.
Die Situation sei "schon ärgerlich", betonte Karl Hans Metz und kündigte Konsequenzen an: Neben der Aufstockung des Personals im Wachdienst ("trotz des allgemeinen Engpasses im Vollzug") sollen in Gießen neue Gitterstäbe installiert werden.
Die Verstärkung der metallenen Streben stehe schon lange auf der "Wunschliste" der Butzbacher Gefängnisleitung, sagte Metz. Bislang allerdings warte man noch auf die dazu benötigten Gelder aus dem Wiesbadener Justizministerium. tru
wüp BERLIN. Den zerstrittenen ostdeutschen Konsumgenossenschaften droht ein jahrelanger Rechtsstreit um das Vermögen ihres von der Auflösung bedrohten Dachverbands. Für zahlreiche weitere Konsum-Läden könnte dies das Ende bedeuten. Ein solcher Prozeß sei "eines der Folterwerkzeuge, mit denen die Konkursverwalter klappern", meint der Sprecher des Verbands der Konsumgenossenschaften, Frank Dahrendorf.
Auf der jüngsten VdK-Aufsichtsratssitzung prallten die gegensätzlichen Interessen aufeinander. Die sieben großen in der Liquidation stehenden Genossenschaften Frankfurt/Oder, Halle, Ostsachsen, Nord, Neubrandenburg, Chemnitz und Nordthüringen dringen mit ihrem Stimmanteil von 40 Prozent auf einen schnellen Konkurs des Verbands, um dessen Vermögen in die eigene Konkursmasse einbringen zu können. Manche der restlichen 30 Mitglieder dagegen wollen den VdK zunächst erhalten, "weil sie sich nicht so gewaltige Beträge von seiner Liquidation versprechen", so Dahrendorf.
Wahrer Grund für den Streit ist, daß die sieben Konkursgenossenschaften wegen ihrer Liquidation noch in diesem Jahr aus dem Verband ausscheiden müßten. Sie würden dann nur ihre eingezahlten Gesellschaftsanteile, etwa 4,5 Millionen Mark, zurückbekommen. Die restlichen Mitglieder dagegen könnten sich das Verbandsvermögen von 200 bis 300 Millionen Mark aufteilen. Die "Konkursgenossen" haben inzwischen ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, das ihren Verbleib im Verband sichern soll.
Dahrendorf läßt keinen Zweifel daran, daß es zwischen den einst mehr als 30 000 und inzwischen noch rund 11 000 Konsum-Läden der Ex-DDR "keine Solidarität" mehr gibt. Jede Genossenschaft gehe, in der Regel mit Westkonzernen, eigene Wege in der Vermarktung oder im Einkauf. Obwohl er betont, daß es "den VdK in jedem Fall noch auf Jahre geben wird", läßt er durchblicken, daß die meisten Mitglieder an seinen Aktivitäten kein großes Interesse mehr haben.
Trotzdem will der Verband seine zehn verbliebenen (von einst 29) Unternehmensbeteiligungen und seine Immobilien, die mit 340 Millionen Mark in der Bilanz stehen, nur langsam verkaufen. Horten und Asko haben ihr Interesse an den restlichen 50 Prozent ihrer mit dem VdK betriebenen Gemeinschaftsfirmen, Horten Konsument und Konsum Interbuy, schon bekundet. Beide Joint-ventures müßten bis 1997 zusammen rund 125 Millionen Mark investieren. Die Genossen aber wollen ihrem Dachverband dafür kein Geld mehr bereitstellen. Bei einem Umsatz von 1,5 Milliarden Mark von Mitte 1990 bis Ende 1991 hat der VdK insgesamt 310 Millionen Verlust eingefahren.
Natürlich ist es das gute Recht der Opposition, hartnäckig Auskunft zu forden, wenn sie den Verdacht hegt, der Magistrat lege zu einem peinlichen Thema nicht alle Fakten auf den Tisch. Daß die Römer-CDU jetzt einen 16köpfigen Ausschuß wieder auf unabsehbare Zeit antreten läßt, um eine monatelang ebenso ermüdend wie einfallslos geführte Auseinandersetzung neu aufzulegen, ist indessen allzu durchsichtig. Wie hatte Wolfgang Stammler, der christdemokratische Vorsitzende des ersten Akteneinsichtsausschusses so richtig gesagt? "Diese fürchterlich lähmende Diskussion hängt mir zum Hals heraus."
Wie auch nicht? Seit langem steht fest, daß einige Stadtrat-Referenten trotz ohnehin stattlicher Gehälter zwischen 7000 und 8000 Mark ruppige Abgedroschen Überstundenrechnungen aufmachten und das Monatssalär damit mitunter verdoppelten. Der rot-grüne Magistrat hat dafür - aus guten Gründen - seine Prügel bezogen. Vor allem der frühere Oberbürgermeister Hauff, sein damaliger Personaldezernent von Schoeler und Kulturdezernentin Reisch mußten sich den Vorwurf gefallen lassen, diese Praxis nicht erkannt, sie stillschweigend geduldet oder - wie die CDU vermutet - in einigen Fällen als Bestandteil des Gehalts mit den Mitarbeitern vorab vereinbart zu haben. Für diese Version gibt es keine Belege. Unterdessen ist eine vernünftige Vorschrift in Kraft, nach der nur noch 20 Stunden monatlich abgrechnet werden dürfen.
Der aufgelöste Akteneinsichtsausschuß - der im Gegensatz zu Untersuchungsausschüssen von Bundestag oder Landtagen tatsächlich nichts anderes darf, als Papier anzusehen - ist nach Feststellung dieser Fakten in seinen letzten Sitzungen über drittklassige gegenseitige Beschimpfungen, Andeutungen und Schuldvermutungen nicht hinausgekommen.
Die Kommunalwahl am 7. März fest im Blick, fordert die Union jetzt mit dünnen Begründungen eine Neuauflage des abgedroschenen Stücks. Es ist zweifelhaft, ob sie das Publikum mit solchen Inszenierungen bis zum nächsten Frühjahr bei der Stange halten kann. CLAUS GELLERSEN
HOCHTAUNUSKREIS. "Unterhalb des Feldberggipfels brennt der Wald." Diese Nachricht alarmierte gestern mittag die Oberurseler Feuerwehr. Mit drei Löschfahrzeugen und dem Einsatzleitwagen brausten die Blauröcke zur Brandstelle - nicht ohne vorher die Tanklöschfahrzeuge der Wehren Oberstedten, Stierstadt und Bad Homburg alarmiert zu haben.
Unterhalb des Parkplatzes Teufelsquartier standen 200 Quadratmeter Waldboden und Gras in Flammen. Mit zwei Schläuchen rückten 27 Brandschützer unter Leitung von Wehrführer Holger Himmelhuber dem Feuer zuleibe. Dazu mußten sie eine 400 Meter lange Schlauchleitung von der Straße zur Brandstelle verlegen. Das Feuer war rasch unter Kontrolle. Nach einer Stunde konnten die Wehren wieder abrücken. w
Hochtaunus-Landwirte versuchen sich auf neuen Wegen: Direktvermarktung soll ihre Chancen verbessern Der Kunde sieht, womit das Schwein gemästet wird Bauern setzen verstärkt auf Klasse statt auf Masse Von Constanze Angermann HOCHTAUNUSKREIS. "Auf dem Bauernhof gibt es eben im Januar keine Tomaten." Damit ist für Heinz Reinhardt das Dilemma der Landwirte, die ihre Produkte selbst verkaufen, fast schon umrissen. Der Vorsitzende des "Arbeitskreises direktvermarktender Landwirte im Hochtaunuskreis" fügt aber gleich hinzu, daß dennoch immer mehr Kunden zu Beginn des Jahres bewußt auf das rote Gemüse verzichten und dafür dann ab Mitte August, wenn die heimische Tomate ihre Saison hat, sich daran satt essen. Nur hat auch dieser Trend seine Grenzen. "Der Zuspruch wächst", hat der Landwirt festgestellt. Trotzdem geht er davon aus, daß sich die Zahl von durchschnittlich 25 Kunden pro Tag auch in Zukunft kaum ändern wird.
Das Potential an Leuten, die sich die Mühe machen, genau zu schauen, welcher Hof was anbietet, und die dafür auf den schnellen und bequemen Einkauf im Supermarkt verzichten, scheint ausgeschöpft. Das schätzt auch Carsten Beck vom Usinger Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung (ALL) so ein. Er betreut die 16 Landwirte, die sich in dem Arbeitskreis zusammengeschlossen haben. Neben denen, die bereits ihre Nahrungsmittel direkt beim Erzeuger einkaufen, gibt es aus seiner Sicht nur noch wenige, die von dieser Idee überzeugt werden können. Für viele Verbraucher sei dabei allerdings nicht vorrangig, daß die Produkte nach den strengen Regeln des ökologischen Anbaus hergestellt würden. Sie schätzen die Atmosphäre auf dem Bauernhof und die Tatsache, "daß der Weg von der Produktion bis zum Verkauf" zu verfolgen ist.
Das hält auch Heinz Reinhardt für das entscheidende Kriterium bei der Direktvermarktung: "Ich kann dem Kunden das Schwein zeigen und das Futter, das es bekommt. Und am nächsten Tag erhält er schlachtfrisches Fleisch von diesem Schwein."
Immer könne der Kunde nachvollziehen, wie der Apfel am Baum gereift, das Huhn gemästet worden ist. Und vor allem merke er sich, bei wem er die Produkte gekauft hat. Das verleihe ihm eine größere Kontrolle.
Trotzdem haben sich die Landwirte vor vier Jahren nicht nur aus Dienst am Kunden dazu entschlossen, den Arbeitskreis ins Leben zu rufen: "Es ging uns vor allem um den Erfahrungsaustausch", berichtet Reinhardt. Viele der Landwirte versuchen sich nämlich auch im integrierten Anbau, "und da kann schon auch mal was schiefgehen".
Der Rat eines Kollegen, der den Besuch der Falter (und der Maden) schon einmal ohne die chemische Keule abgewehrt hat, ist für jeden anderen Landwirt bares Geld wert.
Außerdem gibt es dabei eine ganze Reihe von Verordnungen zu beachten. In dem Wust von Vorschriften, das haben die Landwirte gemerkt, macht man sich leichter gemeinsam kundig.
Das war auch für das ALL der Grund, den Arbeitskreis zu unterstützen und zu betreuen: "Die Landwirte sollen ja beraten werden, und nun können wir das in einer Gruppe tun, indem wir etwa Seminare veranstalten", erklärt Carsten Beck. Das Land Hessen unterstützt Betriebe, die ihre Produkte selbst vermarkten wollen, finanziell.
Denn auch in Wiesbaden hat man erkannt, daß die Landwirte - wollen sie überleben - auf zusätzliche Einnahmequellen angewiesen sind.
Auch über diese Möglichkeit der finanziellen Förderung müssen die Landwirte aufgeklärt werden. Wer etwa aus eigenem Getreide in seinem Betrieb Nudeln herstellen möchte, um diese so zu vermarkten, hat mit 20 000 bis 40 000 Mark Investitionskosten zu rechnen. Davon kann das Land die Hälfte übernehmen.
Traditionell am stärksten entwickelt ist der Direktverkauf bei den Kartoffeln. Viele Leute kaufen sie von alters her beim Bauern. Das Getreide dagegen geht den anderen Weg: zu einem Hersteller, der es verarbeitet und zu einem höheren Preis weiterverkauft.
Das bereitet den Bauern in Zeiten sinkender Preise die meisten Bauchschmerzen. Sie sehen es lieber, wenn der Gewinn der Zwischenhändler und -produzenten in die eigene Tasche wandert. Das bedeutet natürlich mehr Arbeit für die ganze Familie.
Denn die Produkte müssen nicht nur verarbeitet, sondern auch verkauft werden. Da die meisten Höfe im Hochtaunuskreis reine Familienbetriebe sind, arbeiten dann die Frauen außer in Haus und Hof auch noch im Laden. Diese Arbeitsteilung in der Familie bedingt aber auch, daß kaum ein Landwirt aus dem Kreis seine Produkte auch noch freitags in Usingen auf dem Wochenmarkt verkaufen kann. Dazu fehlt einfach das Personal. Die Bauern gewinnen durch die Direktvermarktung also nicht nur. Der Kunde aber kann - wenn er sich die Mühe macht - schon einen Nutzen aus dem Besuch beim Bauern ziehen. Bei dem ist oft nämlich leichter nachzuprüfen, was mit dem Obst von der Blüte bis zur Ernte passiert.
Obst aus anderen Ländern hingegen, das ergeben Messungen immer wieder, ist dagegen vielfach höher belastet und in vielen Fällen bestrahlt oder anders für den Transport und die Klimaschwankungen haltbar gemacht.
"Dann halten die Himbeeren aus Chile natürlich vier Tage", ereifert sich Reinhardt. "Meine müssen am gleichen oder nächsten Tag gegessen werden. Dafür weiß ich aber auch genau, was drin ist."
Darüber ist er sich mit seinen Kollegen aus dem Arbeitskreis im klaren: "Wir halten uns schließlich alle an eine Norm." Deshalb macht es den beteiligten Bauern auch keine Probleme, ihre Produkte untereinander auszutauschen. Heinz Reinhardt kann also auf seinem Hof in Burgholzhausen zwar keine Tomaten im Januar, dafür aber außer Kartoffeln und Äpfeln immerhin noch Wurst, Gemüse und Honig anbieten.
HOCHTAUNUSKREIS. Dem "Arbeitskreis direktvermarktender Landwirte im Hochtaunuskreis" gehören 16 Bauern an. Auf ihren Höfen zwischen Weilrod und Bad Homburg bieten sie Fleisch, Geflügel, Wein, Honig, Obst und Gemüse an. Auch wenn sie keine "echten" Ökobauern sind, so versuchen doch die meisten, auf Insektizide möglichst zu verzichten.
Um ihren Hof und ihre Produkte vorzustellen, veranstalten die am Arbeitskreis beteiligten Landwirte einmal im Jahr einen Hoftag. Bis alle Höfe vorgestellt sind, wird es aber noch eine Weile dauern: Jedes Jahr wird nur ein Hoftag veranstaltet.
Die Namen und Adressen der Landwirte sind in der Broschüre "Gutes direkt vom Bauernhof" zu finden, die beim Amt für Landwirtschaft in Usingen und beim Vorsitzenden des Arbeitskreises, Heinz Reinhardt, auf dem Reinhardtshof zu erhalten ist. ca
FRIEDBERG. Feste Sprechzeiten des Alten- und des Ausländerbeirats sollen die Arbeit der beiden Gremien fördern und sie für die Bürger besser erreichbar machen. Ab August wird der Vorsitzende des Altenbeirats, Gustav Greiner, jeweils dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr eine Beratungsstunde abhalten. Er ist unter der Telefonnummer 0 60 31 / 8 35 39 zu erreichen.
Greiner teilt sich das Büro im vierten Stock des Friedberger Kreishauses mit dem Vorsitzenden des Ausländerbeirats, Dr. Farzin Borzoui.
Dieser nutzt das Büro mittwochs in der Zeit von 10 bis 12 Uhr und freitags von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr. Die Geschäftstelle des Ausländerbeirats ist unter der Nummer 0 60 31 / 8 32 09 zu erreichen. Datenschutzbeauftragter Groß hat seine Sprechzeiten donnerstags von 9 bis 11.30 Uhr. Er ist telefonisch unter der Nummer 0 60 31 / 85 13 zu erreichen. skl
HOCHTAUNUSKREIS. Die für die Zeit bis zum 5. September angekündigte Sammlung von Sondermüll-Kleinmengen in den Städten und Gemeinden des Hochtaunuskreises wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Dies hat der Eigenbetrieb "Abfallwirtschaft und Abfallentsorgung" des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) mitgeteilt. Als Grund werden Engpässe bei der Sondermüll- Verbrennungsanlage der Hessischen Industriemüll-GmbH (HIM) in Biebesheim und die Begrenzung der jährlichen Sammelmengen für die Kreise genannt.
"Damit ist eine zweite Region - nach dem Einzugsgebiet des Zweckverbandes Abfallentsorgung Offenbach (ZAO) - von den Annahmebeschränkungen der HIM überrascht worden", kommentiert der beim UVF für die Abfallwirtschaft zuständige Beigeordnete Thomas Rautenberg das Aussetzen der Giftmüll-Sammlung. Er fordert die HIM auf, die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten von Zwischenlagern zu nutzen, um abrupte Sammelunterbrechungen zu vermeiden. Außerdem bittet er die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis. Sie sollen den Giftmüll bis zur nächsten Sammlung im November aufbewahren.
Voraussetzung für den späteren Einsatz des Schadstoff-Mobils ist, daß die begrenzten Kapazitäten in Biebesheim wieder für die Verbrennung von Problemabfällen aus den kommunalen Sonderabfall- Kleinmengensammlungen genutzt werden. Der Umlandverband will die Termine rechtzeitig bekanntgeben. tel
In der Nähe des Hauptbahnhofs ist am Wochenende ein Auto der Luxusklasse gestohlen worden. Der Halter hatte den BMW 735 i am Freitag gegen 20.30 Uhr in der Stuttgarter Straße geparkt. Als er am Sonntag gegen 19.30 Uhr zurückkam, war der Wagen verschwunden.
Das drei Jahre alte Auto soll einen Zeitwert von 50 000 Mark haben. Der Wagen ist schwarzmetallic lackiert. Er hat das Kennzeichen OF - LC 3. habe
Kieselrot, das vor einem Jahr als "Baustoff mit dem Supergift" und "Super-Seveso" bundesweit Schlagzeilen machte, ist noch immer unter uns: als Bodenbelag auf Sport- und Kinderspielplätzen, Park- und Friedhofswegen. Zum einen fehlt es für die Beseitigung der vielen tausend Tonnen dioxinhaltiger Kupferschlacke an technischen Mitteln und an Geld. Vor allem aber war die von Kieselrot ausgehende Gefahr Experten zufolge weit überschätzt worden.
"Keiner läuft Gefahr, wegen eines Kieselrotplatzes zu erkranken", versicherte Professor Armin Basler vom Bundesumweltministerium. "Das hat die Marsberg-Studie gezeigt: Die Konzentration im Boden ist extrem hoch, aber die aufgenommenen Mengen sind sehr minimal." Die nordrhein-westfälische Regierung hatte im sauerländischen Marsberg, wo die Schlacke herkam, Haldenarbeiter, Motocrossfahrer und Anwohner untersuchen lassen. Überraschendes Ergebnis: Sie waren nicht stärker belastet als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung.
"Das Dioxin im menschlichen Körper stammt zu 97 Prozent aus der Nahrung, vor allem aus fetthaltiger Nahrung. Drei Prozent werden eingeatmet", erklärte Basler. Der Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt forderte Grenzwerte für die Dioxinbelastung in Lebensmitteln. Der Boden sei "von völlig untergeordneter Bedeutung", sagte er und verwies auf einen Großversuch der Universität Hohenheim. Die ließ Gemüse und Getreide auf verseuchtem Boden wachsen und stellte fest, daß es keine nennenswerte Menge Dioxin aufnahm. Zu gleichen Ergebnissen führte die Untersuchung von Feldern, Kühen und Milch in Marsberg. Dioxin ist fast wasserunlöslich und haftet an Bodenteilchen.
Alle Experten sind sich aber darüber einig, daß langfristig die Kieselrotplätze saniert werden sollten. Basler erklärte: "Sonst wird es abgeweht, und wir haben das Problem ewig." Ein Deutscher nehme täglich etwa zwei Pikogramm (zwei billionstel Gramm) Dioxin je Kilogramm Körpergewicht zu sich. Das sei noch nicht problematisch. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Menschen einen Grenzwert von zehn Pikogramm, das Bundesgesundheitsamt von einem Pikogramm je Kilo Körpergewicht. Aber vor allem aus Hauskaminen und Fabrikschornsteinen wird ständig weiter Dioxin freigesetzt.
Entsprechend einer Empfehlung der Bund-Länder-Kommission sind die mit Kieselrot belegten Spielplätze gesperrt - Kinder im Krabbelalter schlucken täglich etwa ein halbes Gramm Erde. Die Kommission empfahl ferner, zur Sicherheit die Sportplätze zu sperren oder etwa mit Kunstrasen abzudecken, bis das Kieselrot abgetragen werden kann. Nur Nordrhein-Westfalen schloß sich der Empfehlung nicht an. Das Umweltministerium in Düsseldorf begründete seinen Alleingang mit der Marsberg-Studie. Viele Kommunen an Rhein und Ruhr vernahmen es mit Erleichterung. Schließlich sind zwei Drittel der rund 1500 schlackebelegten Plätze in Nordrhein-Westfalen.
Die Politiker stehen von zwei Seiten unter dem Druck der Öffentlichkeit. Ein Beispiel sind die Sportler: Im Rheinland weigerten sich einige Vereine aus Sorge um ihre Gesundheit, freigegebene Kieselrotflächen zu benutzen.
Der Landessportbund Hessen dagegen erklärte, sein vorrangiges Interesse sei der Spielbetrieb; die Sperrung der Plätze sei nicht länger hinnehmbar. (AP/FR)
In Sebokeng herrscht reger Verkehr. Doch mindestens jedes zweite Fahrzeug ist gelb angestrichen und gepanzert: Mannschaftswagen der Polizei. Ohne diese im Volksmund "Nilpferde" genannten Fahrzeuge wäre es in der Schwarzensiedlung 70 Kilometer südlich von Johannesburg genauso ruhig wie auf allen anderen Straßen von Südafrika, wo ein Generalstreik den Montag zum Sonntag gemacht hat.
Im Depot vor Sebokeng stehen Omnibusse unberührt in Reih und Glied. Kein einziger Fahrer sei aufgetaucht, sagt der Wachmann. Er wird die nächsten zwei Tage nicht nach Hause kommen, klagt er, denn Taxifahrer trauen sich während der 48stündigen Protestaktion nicht auf die Straße. Nach Angaben von Transportunternehmern wurden im Großraum Johannesburg Züge und Busse höchstens zu fünf Prozent genutzt. In anderen Landesteilen wie Kapstadt und Durban seien vielleicht 30 bis 50 Prozent der Arbeiter zu ihren Firmen gefahren. Mehr als vier Millionen Beschäftigte blieben nach Angaben aus der Geschäftswelt der Arbeit fern. Selbst in den Schulen ruhte die Kreide.
"Dieser Generalstreik ist ein überwältigendes Nein-Votum für die Regierung", kommentierte Jay Naidoo, Generalsekretär des Gewerkschaftsdachverbandes Cosatu, in Anspielung auf das Ja-Votum, das die Regierung beim Volksentscheid der Weißen im März für die Fortsetzung ihres Reformprozesses erhalten hatte. Der Generalstreik wurde von Beobachtern als "schwarzes Referendum" bezeichnet, da nun die Unterstützung der Bevölkerung für den Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) und seine Verbündeten auf dem Prüfstand steht. Sowohl die mit der Regierung alliierten Schwarzenorganisationen wie die "Inkatha"-Partei als auch die radikalen Befreiungsbewegungen Panafrikanischer Kongreß (PAC) und Azapo hielten ihre Anhänger zum Boykott des Streikaufrufs an.
Sebokeng wäre nach diesem Gradmesser zu hundert Prozent pro ANC, denn in der immer wieder von Unruhen heimgesuchten Schwarzensiedlung stehen außer den Reifen der "Nilpferde" alle Räder still. Mitglieder der radikalen Befreiungsbewegungen beschweren sich hinter vorgehaltener Hand jedoch über Fälle von Einschüchterung, mit der ANC-Kameraden Andersdenkende von der Arbeit abgehalten hätten. Am frühen Morgen hatte die vom Militär unterstützte Polizei vor einer Barackensiedlung in Sebokeng bereits Tränengas eingesetzt - angeblich, um eine Schar Arbeitswilliger aus der Gewalt der "Comrades" zu befreien. Ab und zu kreist über dem Township ein Hubschrauber, in dem Vertreter der Vereinten Nationen sitzen. Sie wurden zum erstenmal in der Geschichte Südafrikas zur Beobachtung des Generalstreiks ins Land gelassen.
Fälle von Einschüchterung beschränken sich allerdings nicht auf eine Seite. Die Firmenleitung des Stahlriesen "Yscor" habe allen Streikenden mit der Kündigung sowohl des Arbeitsplatzes als auch der Wohnung gedroht - und da die meisten Yscor-Arbeiter in firmeneigenen Unterkünften leben, seien praktisch alle zur Arbeit erschienen, sagt ein Yscor-Beschäftigter.
ANC-Präsident Nelson Mandela hatte sich vor Tagen in Telefongesprächen mit mehr als zwei Dutzend Firmenchefs dafür eingesetzt, daß keine Disziplinarmaßnahmen gegen Streikende ergriffen werden. Die meisten Unternehmer verpflichteten sich denn auch auf den Grundsatz "Keine Arbeit - kein Gehalt". Doch auf weitergehende Drohungen wollten sie nicht verzichten. Am Vorabend des Generalstreiks - dem vorläufigen Höhepunkt der auf Monate angelegten Massenaktionen der Opposition - hatte Mandela bereits wieder versöhnliche Töne angeschlagen. "Wir sehen eindeutig Fortschritte", kommentierte er in einem Fernsehinterview den bisherigen Verlauf des Verhandlungsprozesses mit der Regierung, den die Befreiungsbewegung vorübergehend unterbrochen hat.
Eigentlich will der ANC erst an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn die Regierung den 14 Forderungen der Befreiungsbewegung entsprochen hat, die von der Bildung einer Übergangsregierung über Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung bis zu einschneidenderen Maßnahmen zur Bekämpfung der Gewalt reichen. Doch nach den jüngsten Signalen ist davon auszugehen, daß nach dem Generalstreik die Fühler wieder vorsichtig ausgestreckt werden.
JOH. DIETERICH (Johannesburg)
FRIEDRICHSDORF. Das neue Feuerwehrgerätehaus der Friedrichsdorfer Wehr soll nach Ansicht der CDU zwischen dem Sportplatz Plantation und dem Schützenhaus gebaut werden. Auf dem 3200 Quadratmeter großen Gelände könne sofort mit den Planungen begonnen werden, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Dieter Richter.
Es sei unwahrscheinlich, daß der Bebauungsplan Petterweiler Holzweg, in dessen Bereich ursprünglich ein Gerätehaus geplant wurde, noch vom Regierungspräsidenten genehmigt würde. Der Bebauungsplan war vom RP abgelehnt worden. Über den Widerspruch der Stadt ist noch nicht entschieden. s
Jetzt, da die beiden unschuldigen Kinder, die mit deutscher Politik nun wirklich nichts zu tun hatten, tot sind, herrschen Schock und Empörung, werden Schuldzuweisungen erhoben. Wenn es gutgegangen wäre, wären die Landespolitiker Jürgen Angelbeck und Karsten Knolle zu Heroen stilisiert worden, die gegen Tschetniks, UN und die Bundesregierung, gegen brutalen Krieg und kleinliche Bürokratie der Humanität zu einem Sieg verholfen hätten. Fernsehauftritte und Zeitungsberichte hatten dieses Szenario schon eingeleitet.
Aber auch wenn es gutgegangen wäre, wäre dahinter eine Horrorgeschichte von Unerfahrenheit, Leichtsinn und Starrköpfigkeit geblieben. Eine haarsträubende Geschichte, die auch bei Erfolg durchaus Konsequenzen für die humanitäre Arbeit im Kriegsgebiet und obendrein für die Von Roman Arens bundesdeutsche Außenpolitik gehabt hätte. Haben sich die beiden Jungpolitiker (44 und 53 Jahre alt), die vor ihrer kurzen wechselvollen Karriere in Sachsen-Anhalt als Gewerkschaftssekretär und Agenturjournalist im Westen arbeiteten, angesichts der angelaufenen PR-Kampagne nicht mehr zum rechtzeitigen Rückzug getraut? Mußte das Verhängnis diesen Lauf nehmen?
Schon vor drei Wochen schien es, daß eine beginnende Nachdenklichkeit des einen immer wieder durch die Forschheit des anderen, eines Reserveoffiziers aus ganzem Herzen, überrollt wurde. Der eine hatte in einer Nacht auf dem Flughafen von Sarajewo eine ungefähre Ahnung von den tatsächlichen Verhältnissen bekommen und während eines Beschusses, den er in einem Hangar hinter einer Wand aus Konservenbüchsen heil überstanden hatte, Stunden der Angst durchgemacht. Dafür hatte der andere, dem nach eigener Schilderung ein Granatensplitter "das Nachtlicht ausgeblasen" hatte, nur Ironie und Spott übrig. Viele haben versucht, Angelbeck und Knolle zu bremsen. Sie aber wurden immer härter und wandten sich massiv - wohl bis hin zu Drohungen mit Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung - gegen Warner und verantwortliche Politiker.
Die dreijährige Verdrana und die vierzehn Monate alte Roki hätten nicht sterben müssen. Tod war nicht die Alternative zu der aberwitzigen Busfahrt, die die Kinder aus dem Waisenhaus Ljubice Ivezic mitten in Sarajewo, nahe der lange umkämpften Marschall-Tito-Kaserne, nach Split führen sollte und über die "Snipers Alley" (Heckenschützen-Allee) führen mußte. Etwa in Höhe des Betongebäudes, aus dem das vor Bombardements gut geschützte bosnische Fernsehen immer noch sendet, soll der Bus mit den Kindern aus einem der gegenüberliegenden Hochhäuser, wo sich bekanntermaßen häufig Schützen aufhalten, beschossen worden sein. Es sollen nur ein oder zwei Schüsse eines Snipers gewesen sein, der von dem ausgehandelten zweistündigen Waffenstillstand nichts gewußt hat oder sich in seinem mörderischen Tun ohnehin nicht von militärischen Autoritäten bestimmen läßt.
Tod war (noch) nicht die Alternative zu der höchst gefährlichen Ausreise. Wenn auch der Magdeburger Sozialstaatssekretär Richard Zimmer im Deutschlandfunk sagte, die Jungen und Mädchen hätten in dem Waisenhaus keinerlei Überlebenschance gehabt, so könnte das neben der Realität liegen. Zweifelsohne muß die Situation in der Versorgung und Betreuung der sechzig Kinder im Alter zwischen einem Monat und fünf Jahren ziemlich prekär gewesen sein, aber es gab schon Anläufe, ihnen im Rahmen eines UN-Programms unter deutscher Beteiligung zu helfen. "Die Kinder wären nicht umgekommen, wären sie weiter in Sarajewo geblieben", wurde gestern im Bonner Auswärtigen Amt versichert.
Jetzt wird viel spekuliert. Wie können die beiden Parlamentarier aus Magdeburg beziehungsweise Kornwestheim mit Serben, die ja bestimmt nicht mit ihrer Befehlsgewalt im Telefonbuch ausgeschrieben sind, einen Waffenstillstand aushandeln? Könnte etwas daran sein, daß VW Sarajewo, die angeblich von Kriegseinwirkungen verschonte Zweigfabrik des Autoherstellers, die das Kinderheim schon früher unterstützt habe, da Kontakte hergestellt haben soll?
Ein Vertreter des Waisenhausträgers "Djecja Ambasada" (Botschaft der Kinder), einer landesweiten Sozialeinrichtung für unversorgte Kinder, sprach erschüttert davon, vor der Abreise des Busses einem Ultimatum durch die Landtagsabgeordneten ausgesetzt gewesen zu sein: Die hätten angeblich gedrängt, mit den Kindern noch am selben Tage aufzubrechen; sonst würden sie nicht mehr aufgenommen. Wenn es dieses Ultimatum tatsächlich gegeben hat, ist der Hintergrund völlig unklar. Das Land Sachsen-Anhalt hat sich doch zur Aufnahme bereit erklärt und sogar einen Beamten, Werner Theisen aus dem Sozialministerium, gegen heftige Einwände aus Bonn auf eine zumindest etwas ungewöhnliche Dienstreise in das Kriegsgebiet den Kindern entgegenfahren lassen.
Oder gab es Hinweise von Armee- oder Freischärler-Seite, daß der Bus jetzt oder nie durchgelassen würde? Der Aufbruch am Samstagabend, "eine dämliche Zeit", wie ein UN-Sprecher fand, ist gegenwärtig noch unerklärlich, merkwürdig auch, weil gegen Abend die Gefahren, unter Beschuß zu geraten, noch wachsen und eine langwierige Reise nach Split über die Berge auf unsicheren Straßen bevorstand. Als kürzlich ein UN-Lastwagen- Konvoi mit Hilfsgütern diese Strecke heil zurückgelegt hatte, war dies Grund für Erfolgsmeldungen in alle Welt.
Auf der Suche nach den Schuldigen für das Desaster wird gewiß auch das Genfer UN-Flüchtlingskommissariat aufs Korn genommen werden, weil hier die entschiedensten Mahner und auch Blockierer der Aktion von Angelbeck und Knolle sitzen. Beim UNHCR hält man sich noch zurück, solange die Kinder nicht endgültig in Sicherheit sind. Dann aber wird es ernste Fragen an die Initiatoren des Waisen-Exodus geben: Wie viele Kinder sind aus Sarajewo abgefahren? Und sind alle bis auf die beiden Toten in Split angekommen? Was ist mit dem Gerücht, daß unterwegs fünf Kinder aus dem Bus herausgezogen worden sein sollen, weil sie angeblich serbischer Abstammung seien?
Das Flüchtlingskommissariat hatte es Mitte Juli strikt abgelehnt, die Angelbeck-Knolle-Mission zu unterstützen. Die Situation in Flughafen und Stadt von Sarajewo sei "extrem prekär", hieß es damals in einem Schreiben aus Genf, in dem nicht nur auf die Sicherheitslage hingewiesen wurde, sondern auch auf die Gefährdungen für die unverzichtbare Luftbrücke Zagreb-Sarajewo. Damals hatten die beiden aus Magdeburg nämlich noch das Ziel, die Kinder mit Flugzeugen des Airlifts ausfliegen zu lassen. Schon das hätte die Fahrt über die "Snipers Alley" bedeutet. Und was wäre wohl gewesen, wenn sich unter den Belagerten herumgesprochen hätte, daß man dem Inferno per Flugzeug entkommen könne? In einer solchen Situation, so befürchteten viele, könnte ein verzweifelter Run auf den Flughafen einsetzen, der das Starten und Landen der Airlift-Maschinen unmöglich gemacht hätte. Im übrigen hätten sich die serbischen Artilleriestellungen in Flughafen-Nähe wohl kaum noch an die Vereinbarungen über die humanitären Transporte gebunden gefühlt.
Kinder auszufliegen oder ihnen in ihrer Heimat Hilfe zukommen zu lassen, das war auch im britischen Unterhaus ein großes Streitthema. Premier Major vertrat die gleiche Position wie UNHCR und Bundesregierung. Der kanadische General Lewis MacKenzie, Befehlshaber der UNPROFOR-Einheiten auf dem Flughafen der bosnischen Hauptstadt, setzt diese Position anscheinend mit einer gewissen Ruppigkeit in die Tat um. Wohl nur zweimal gelang es, sein Plazet für einen Kinderflug zu bekommen. Die italienische Luftwaffe hatte ihn bedrängt, schwerstkranke, operationsbedürftige Kinder ausfliegen zu können. Übrigens ein Kinderkonvoi, der von italienischer Seite organisiert worden war, kam heil in Split an, von wo die kurze Reise mit dem Schiff auf die Apennin-Halbinsel weiterging. Vielleicht hat dies die beiden Deutschen in ihrer Hartnäckigkeit bestärkt.
Der SPD-Dissident und CDU-Hospitant Angelbeck und der Fraktionswechsler und CDU-Rückkehrer Knolle, der erklärtermaßen "Nervenkitzel" und Fallschirmspringen liebt, haben neben aller Ablehnung auch Zustimmung gefunden, so bei dem Sozialminister von Sachsen-Anhalt, Werner Schreiber. Dem "lieben Werner", der aus dem Saarland stammt, machte der Baden-Württemberger Angelbeck die Sache schmackhaft: "Ohne Genaueres zu wissen, könnte ich mir vorstellen, daß wir in Sachsen-Anhalt über ungenutzte Einrichtungen, aus früheren Zeiten, verfügen, in denen die Waisenkinder aus Sarajewo zeitweilig untergebracht werden könnten." Der Minister wurde fündig und nannte das Kindererholungszentrum in Güntersberge/Harz. Auch ein anderes Ministerium des Landes wollte mitmachen. Ministerialdirigent Schunke aus dem Familienministerium schrieb stolz nach Bonn: Sozialminister Schreiber sei "bereit, die Kinder und dortigen Betreuerinnen mit einer Transportmaschine der Bundesluftwaffe in Begleitung des Unterzeichners selbst abzuholen".
Diese Unterstützung hatte den beiden Abenteurern gereicht, wider besseres Wissen am 11. Juli nach Sarajewo zu fliegen und MacKenzie unter Vorlage ihrer Dienstausweise zu zwingen, die Kinder auf eigene Faust herauszuholen. Der General aber hatte ihnen den Kopf gewaschen, sie nicht aus dem Flughafen gelassen und ihnen dann die (erwähnte) unruhige Nacht beschert.
Kaum zurückgekehrt, fingen sie wieder von vorn an - bis zur Katastrophe vom Samstag. "Mein Kopf brummt", sagte Rupert Neudeck in Split dem Bayerischen Rundfunk, "ich kann nicht verstehen, wie man die primitivsten Gesetze der humanitären Aktivität so grandios verletzen kann." Der Cap-Anamur-Initiator meinte den Alleingang gegen die UN-Organisationen und sprach von einer "fixen Idee", aus der eine "politische Aktion" geworden sei, die mit humanitärer Aktivität nichts zu tun habe.
CDU-Ferienfraktion sah das Bio-Zentrum
NIEDERURSEL. Die Denkfabrik wächst und wächst. Nach Auskunft von Alois Hummer vom Wiener Architekturbüro Holzbauer und Partner wird das 220 Millionen Mark teure Bio-Zentrum der Johann Wolfgang von Goethe-Universität im November 1993 fertiggestellt. Auf dem 60 Hektar großen Bauland am Niederurseler Hang entstehen mehrere Gebäudekomplexe mit einer Nutzfläche von insgesamt 20 000 Quadratmetern; nahe der U-Bahnhaltestelle Niederursel wird ein sieben bis zehn Hektar großer botanischer Garten angelegt.
Etwa 1100 Studenten werden in drei Hörsälen sowie zahlreichen Seminar- und Experimentierräumen arbeiten. Fraglich ist dabei, ob die 340 Parkplätze ausreichen werden, die bislang lediglich von den Chemikern benutzt werden. Da die Stellplatzverordnung nur einen Parkplatz für 20 Studenten vorsieht, wird die Bauaufsicht wohl kaum neue Parkplätze genehmigen.
Die Uni-Leitung hofft deshalb, später auch die Stellplätze des neuen Zoos benutzen zu können. Das sagte Uni-Kanzler Wolfgang Busch dieser Tage in einem Gespräch mit der CDU-Ferienfraktion. Die 30 Christdemokraten waren zu Besuch in Niederursel und Heddernheim. Mit dabei waren die Stadtteilpolitiker aus dem zuständigen Ortsbeirat 8, Hella Welker und Thomas Rätzke sowie die CDU-Landtagsabgeordnete Heide Degen, Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst. mo
Im Nordend und in Niederrad werden in dieser Woche zwei weitere Tempo-30-Zonen ausgewiesen. Ab dem heutigen Mittwoch gelten die Geschwindigkeitsbegrenzung und das grundsätzliche "Rechts vor links" in dem Gebiet zwischen Oeder Weg, Eckenheimer Landstraße und Eschenheimer Anlage.
Um den Durchgangsverkehr aus dem Wohngebiet zu verdrängen, haben die Planer die Einbahnrichtung in der Humboldtstraße - zwischen Kepler- und Stalburgstraße - umgedreht. Außerdem kann man nicht mehr von der Jahnstraße in die Eckenheimer Landstraße nach links abbiegen.
In Niederrad beginnt das Tempo-30-Zeitalter am Donnerstag. Die Zone wird von Adolf-Miersch-Straße, Trift-, Rennbahn-, Schwarzwald- und Waldfriedstraße sowie von der Bahnlinie begrenzt. An der Verkehrsführung in Niederrad- Süd ändert sich nichts.
Im Nordend wie in Niederrad bemühen sich die Ortsbeiräte, Informationsmaterial über Tempo 30 in Wohngebieten zu verteilen. habe
In der Mode-Fotografie zeigen sich nicht nur die neuesten Errungenschaften der Textilindustrie: Auch die Moden der Fotografie enthüllen sich hier, auf bisweilen sehr effektvolle Weise. Zu den Maßschneidern des Genres zählt der Fotograf Horst P. Horst. Er gehört zu den wenigen Deutschen, die sich auf dem internationalen Markt durchsetzen, ja, ihn sogar selbst beeinflussen konnten. Eine Retrospektive seines Schaffens wird derzeit an mehreren Orten in der Bundesrepublik gezeigt. Diesem "Horst-Festival" schließt sich nun auch die L. A.-Galerie in Frankfurt an. Sie zeigt eine Auswahl von original Platin-Abzügen der exquisiten Mode-Fotos.
Den Anlaß für die Ausstellungsreihe gab die Absicht des heute 86jährigen Fotografen, seine Heimatstadt Weißenfels an der Saale wieder zu besuchen. Ein eigenes Museum im dortigen Schloß richteten die Stadtväter dem verlorenen Sohn ein. Horst kam dann doch nicht, wegen Krankheit. Die Retrospektiven laufen trotzdem, vom Rhein bis an die Saale.
Von dort zog es den gebürtigen Horst Bohrmann bereits Anfang der 30er Jahre nach Paris, ein Jahrzehnt später nach New York. Beide Orte haben prägenden Einfluß im Werk von Horst hinterlassen.
In der Rückschau zeigen diese Einflüsse sich sehr anschaulich. Die mondäne Eleganz der Stars aus Hollywoods "klassischer Periode" spiegelt sich in Horsts Modefotos aus den 30er Jahren. Fließende Stoff- und Lichtbahnen arrangiert der Fotograf zu Bildern von extrem stilisierter Schönheit. Beeinflußt vom Diven-Kult jener Zeit, läßt er selbst Starlets und Models als überirdische Wesen, als kühle, unerreichbare Göttinnen erscheinen.
In der Nachkriegszeit nimmt Horst diese Effekte stark zurück. Der sachliche Ton der Mode prägt auch ihre Bilder. Ins Gegenteil schlägt das in den späten 60ern um und reicht bis in unsere Tage: Der Trend läßt Horst zur Farbe greifen; er arrangiert damit teils opulente Tableaus in kräftigen Farben, in denen die Models nur noch einer von vielen Farbtupfern sind. Doch Schwarz/Weiß steht Horst immer noch am besten; er arbeitet bis heute mit beiden Stilmitteln parallel.
Nur mit Mühe läßt sich hier eine Autorenschaft, im Sinne einer "unverwechselbaren Handschrift" herauslesen. Das soll den Wert und die hohe Qualität der Bilder nicht schmälern. Aber es wäre wohl historisch genauer und ehrlicher, solche Fotografie als Ergebnis vielfältiger Einflüsse zu verstehen. Mode-Fotografie stellt für den Fotografen schließlich einen ständigen Balanceakt dar: zwischen den veränderlichen Schönheitsidealen, dem Geschmack der Zeit, dem persönlichen Stil und, nicht zuletzt, den unwägbaren Wünschen des Auftraggebers - letzterer bleibt in den Retrospektiven leider eine unterbelichtete Figur; das gilt für die großartige Kölner Retrospektive wie für die kleine, aber exemplarische Auswahl in Frankfurt.
Als unabhängige, persönliche Äußerungen von Horst können zumindest seine Stilleben betrachtet werden. Parallel zu seinen Auftragsarbeiten übertrug der Fotograf hier die Stilmittel seiner Modefotos auf ein völlig anderes Genre. So kleidet Horst seine Pflanzen in die Eleganz der Haute Couture: Blätter und Blüten fallen wie weiche Stoffbahnen übers Fotopapier, und den Rundungen exotischer Früchte gewinnt Horst gar erotische Wärme ab. THOMAS A. WOLFF
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Vom 22. bis 30. August richtet der Luftsportclub Bad Homburg auf seiner Anlage in Obernhain die zehnten deutschen Meisterschaften im Segelkunstflug aus.
Insgesamt werden 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland erwartet (darunter auch Lokalmatadoren vom LSC Bad Homburg), wobei die deutschen Meisterschaften mit einem großen Flugplatzfest in Obernhain am 30. August beendet werden.
Schirmherr der Meisterschaften ist der Hochtaunus-Landrat Jürgen Banzer. gst
BAD HOMBURG. Der letzte Takt des Radetzky-Marschs war gerade verklungen, da stieg auch schon die Rakete mit lautem Knall in den nächtlichen Himmel über der Kurstadt: Mit einem achtminütigen Feuerwerk im Kurpark ging am Sonntag abend der "Bad Homburger Sommer '92" zu Ende. Fast 100 000 Besucher, so schätzt Kurdirektor Peter P. Bruckmaier, kamen zu den mehr als 80 Kulturveranstaltungen, die an 16 Tagen überwiegend unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt stattfanden.
5000 kamen am Sonntag nachmittag zur Abschlußveranstaltung der "Euro- Funk-Familie '92", die der Hessische Rundfunk im Jubiläumspark veranstaltete. Und rund 10 000 drängten sich am Abend um das Kaiser-Wilhelms-Bad, wo das Wiesbadener Johann-Strauß-Orchester aufs Feuerwerk-Finale einstimmte. Die Kur-GmbH hatte den Geschmack des Publikums voll getroffen: Schon bei den ersten Takten des Radetzky-Marschs klatschten Tausende mit. Und der Applaus für das Orchester und seinen Dirigenten Herbert Siebert, der mit Pistolengeknall und imposanten Luftsprüngen das Show-Spektakel bereicherte, war nur durch das Knallen der feurigen Blumensträuße am Nachthimmel zu stoppen. che
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Kroatien Wähler bestätigen Staatschef Seite 2
Leitartikel Wahlsieger Tudjman Seite 3
Hamburg Klage gegen Polizeigesetze Seite 4
Dokumentation Europäische Sozialpolitik, Teil 2 Seite 7
Feuilleton Dreimal Manet Seite 8
Wirtschaft Kleinaktionäre contra Banken Seite 9
Sport Rot-Weißer Fehlstart Seite 15
Frankfurt "Frauen nehmen sich die Stadt" Seite 17
Kulturspiegel Keine Angst vor Multiplex? Seite 21
Hessen Noch mehr Zelte für Flüchtlinge Seite 22
Aus aller Welt Zitterpartie um "Eureca" Seite 24
Börse Seite 10
Fernsehen und Funk Seite 16
Roman Seite 20
Freie Aussprache Seite 20
Filmspiegel Seite 22
LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 2 323 880,60 DM, Kl. 2: 3 485 820,90 DM, Kl. 3: 151 557,40 DM, Kl. 4: 7467,40 DM, Kl. 5: 120,50 DM, Kl. 6: 79,10 DM, Kl. 7: 8,- DM.
ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 3498,70 DM, Kl. 2: 165,60 DM, Kl. 3: 16,20 DM.
AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 1 835 317,20 DM, Kl. 2: 66 070,80 DM, Kl. 3: 3670,60 DM, Kl. 4: 107,70 DM, Kl. 5: 10,40 DM.
SPIEL 77: Gewinnklasse 1: 777 777,-, Jackpot: 68 116,70 DM, Kl. 2: 77 777,- DM, Kl. 3: 7777,- DM, Kl. 4: 777,- DM, Kl. 5: 77,- DM, Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
6 PLUS: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM, Kl. 2: 10 000,- DM, Kl. 3: 1000,- DM, Kl. 4: 100,- DM, Kl. 5: 10,- DM, Kl. 6: 5,- DM.
RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 308,- DM, Kl. 2: 76,20 DM; Rennen B: Kl. 1: 421,40 DM, Kl. 2: 117,70 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 39 561,20 DM.
(Ohne Gewähr)
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Junge Union (JU) Main-Taunus lädt für Freitag, 28. August, zur Tagesfahrt nach Bonn. Sie ist nicht alleine Gastgeber: auch Bundesforschungsminister Dr. Heinz Riesenhuber (CDU) will die Ausflügler empfangen.
Auf dem Programm stehen unter anderem ein Besuch im Bundeshaus, Informationsgespräche im Forschungsministerium, eine Besichtigung des Adenauer-Wohnhauses und des Adenauer- Museums in Rhöndorf. Auch eine kleine Stadtrundfahrt durch Bonn ist geplant.
Mitfahren Jugendliche, die 25 Mark bezahlen: Anmeldungen bei der JU Main- Taunus in Hofheim (Hattersheimer Straße 46), Telefon 06 19 2/2 56 54. pms
Von Erfolg zu Erfolg eilt in diesem Jahr Helmut Rudzinski, der Sportwart des TEV Kronberg: Nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft der Tennis-Senioren in der Halle, der Mannschafts-Weltmeisterschaft und der Hessenmeisterschaft sicherte sich der drahtige gebürtige Berliner nun in Bad Neuenahr auch noch den deutschen Titel auf dem Feld - sowohl im Einzel wie im Doppel.
In der Alterklasse I (über 45 Jahre) setzte sich der an Nummer zwei gesetzte Rudzinski bei den 39. internationalen Meisterschaften souverän durch. Nach Freilos in Runde eins gewann er gegen Harald von Knörzer mit 7:5, 6:4, anschließend gegen Horst-Dieter van de Loo mit 6:2, 6:2, im Halbfinale dann gegen Klaus Schubries mit 6:2, 6:4 und schließlich im Endspiel gegen seinen Team-Kameraden aus dem deutschen Senioren-WM-Team (und damaligen Daviscup-Spieler) Hajo Plötz aus Berlin mit 6:3, 6:7 und 6:3.
Im Doppel trat Helmut Rudzinski in Bad Neuenahr an der Seite von Alexander Cernoch (TC Ladenburg) an, wobei die beiden nach zwei kampflos gewonnenen Begegnungen erst zum Viertelfinale antreten mußten. Dort gab es einen 6:3, 6:2-Sieg gegen Dr. Brüse/Schubries, anschließend im Semifinale ein 7:6, 6:7, 6:2 gegen die an Nummer 2 gesetzten Koudelka/Plötz und im Endspiel gegen van der Loo/Niels ein 7:6, 6:7 und 6:2.
Mit Bernd Saurbier nahm noch ein zweiter Spieler vom TEV Kronberg an den deutschen Senioren-Meisterschaften teil. Saurbier erreichte mit einem 7:6, 6:2 gegen Wolfgang Jäger die zweite Runde, in der dann der an Nummer eins gesetzte Rolf Staguhn mit 2:6 und 1:6 Endstation war. gst
Die Bundesregierung hat der Errichtung einer honorarkonsularischen Vertretung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik in Frankfurt zugestimmt. Der neue Honorarkonsul Michael Gotthelf macht am Freitag, 7. August, im Römer seinen Antrittsbesuch.
HOFHEIM. In den Vorjahren war er stets ein Renner, der Flohmarkt der Jungen Union (JU) auf dem Kellereiplatz. Am Sonntag, 9. August, wird wieder gehandelt und gefeilscht, gestöbert und gestaunt. Wie schon Tradition, beginnt das bunte Treiben im Herzen der Kreisstadt um 8 Uhr. Nur Privatleute dürfen dann ihre Tapetentische aufbauen: Händler und professionelle Anbieter sind nicht zugelassen. Damit der Flohmarkt reibungslos ablaufen kann, wird der Kellereiplatz am Samstag ab 20 Uhr gesperrt. Die JU bittet alle Hofheimer, bis dahin ihre Autos wegzufahren - ansonsten werden sie abgeschleppt. pms
Von der Schwierigkeit, den Geist von Rio auf die Erde herunterzuholen In Bonn diskutierten Umwelt- und Entwicklungshilfegruppen mit Minister Töpfer über den UN-Erdgipfel und die Umsetzung der dort gefaßten Beschlüsse
Dienstag, 4. August
Feste Mainfest: ab 12 Uhr, Volksfest & 22 Uhr, Abschlußfeuerwerk; Römerberg & Mainufer. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 19 Uhr, Comicmachertreff. Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.
KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, offener Abend.
Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 9.30 Uhr, Töpferstudio; 14 Uhr, Klubcafé.
English Speaking Club: 19.30 Uhr, Play Reading; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Albanus-Apotheke, Höchst, Albanusstraße 22, Telefon 31 33 80; Apotheke am Hainer Weg, Sachsenhausen, Hainer Weg 144-146, Telefon 68 56 12; Apotheke am Zoo, Hanauer Landstraße 45, Telefon 49 58 55; Apotheke an der Warte, Mainzer Landstraße 236, Telefon 73 14 06;Berger Apotheke, Bornheim, Berger Straße 233, Telefon 45 39 03; Bruchfeld-Apotheke, Niederrad, Frauenhofstraße 25, Telefon 67 60 21/22; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Telefon 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Kleist- Apotheke, Friedberger Landstraße 119, Telefon 59 03 96; Kronen-Apotheke, Heddernheim, Georg-Wolff-Straße 1, Telefon 57 33 79; Sophien-Apotheke, Bockenheim, Basaltstraße 45, Telefon 77 39 75.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstl. Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Bornheim, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Nach der Hälfte der Motorsport-Saison zieht der Wiesbadener MSC Zwischenbilanz. Die WMSC-Kartfahrer mischten bei verschiedensten Meisterschaften mit. Michael Becker und Sascha Schmid liegen regelmäßig im Mittelfeld der internationalen deutschen Kartmeisterschaften und erzielen Erfolge bei Regionaltitelkämpfen. Mike Scheidegger und Sven Spiekermann kämpfen gemeinsam um den Titel bei der DMV-Landesmeisterschaft, Region Nord, und die Kart-Junioren Robert Lindhorst und Mike Strelow schlagen sich ebenfalls recht tapfer, wobei Lindhorst sogar einen Lauf der polnischen Meisterschaft gewann.
Bei den Formel-Fahrzeugen hat das Aushängeschild des WMSC, Joachim Beule, 1991 Sieger in der Deutschen Formel Renault-Meisterschaft und Pilot RTL plus, nachdem er die ersten beiden Wertungsläufe der diesjährigen Formel Renault-Meisterschaften gewinnen konnte, im weiteren Verlauf der Serien sehr häufig mit technischen Problemen zu kämpfen. Es wird ihm schwerfallen, den Titel zu verteidigen. Zur "hungrigen Konkurrenz" gehören auch die WMSCler Mike Strotmann, Christian Menzel und Peter Baumgart, die alle ihre Erst-Saison in der Formel Renault-Meisterschaft bestreiten. Insbesondere Mike Strotmann und Christian Menzel konnten bereits durch überragende Ergebnisse (3. und 4. Plätze) auf sich aufmerksam machen. Auch Peter Baumgart, der mit einem Minimalbudget und einem Chassis älteren Baujahres ebenfalls zum ersten Mal dabei ist, mit Ergebnissen aufwarten, die weit über dem erwarteten Niveau lagen.
In der Deutschen Formel Opel Lotus Challenge kämpfte Carsten Meurer, auch ebenfalls mit einem Minimalbudget, zeitweise um Punkte und Plätze und beweist dabei stets sein fahrerisches Können, ohne jedoch die Möglichkeit zu haben, um die Plätze auf dem Siegerpodest zu kämpfen. In der Klasse Formel Ford 1600 hat der WMSCler Marc Simon, ebenfalls in seiner ersten Saison im Formelsport, nach anfänglichen Schwierigkeiten Anschluß an das vordere Feld gewonnen.
In der ADAC-Sonax-Formel Junioren kämpft Partrick Simon nach wie vor mit der Technik und nicht selten auch mit dem Ungestüm der übrigen Mitstreiter. Auch hier ist insbesondere im fahrerischen Bereich eine deutliche Aufwärtsbewegung erkennbar. Erfolgreich verlief auch der erste Versuch des Wiesbadener Motor-Sport-Clubs, eine eigene Veranstaltung durchzuführen. Gemeinsam mit zwei weiteren Wiesbadener ADAC-Ortsclubs wurde im Juni ein Jugend-Kart-Slalomturnier veranstaltet. Obwohl die Veranstaltung nicht zur Hessenmeisterschaft gehörte, nahmen mehr als 70 "Kart-Slalom-Freaks" teil. Für 1993 ist ein Lauf zur Hessenmeisterschaft geplant. prd
FRIEDBERG ist mit seinen 25 000 Einwohnern zwar nicht die größte Stadt des Wetteraukreises, Bad Nauheim und Bad Vilbel sind größer, als Kreisstadt ist sie aber die bedeutendste. Sie ist Metropole des Kreises. Täglich fluten Tausende Menschen dorthin, zur Arbeit, zu Ämtern, zum Einkaufen, zum Vergnügen. Mit allen Belastungen, die das mit sich bringt. Wie hat sich Friedberg entwickelt, wie kann es sich weiterentwickeln? Wie kann die einstige Reichsstadt ihre Identität im Rhein-Main-Gebiet bewahren, in das sie immer stärker hineingezogen wird?
Wie die "Stadtgestaltung und Stadtbewahrung zwischen Kultur und Kommerz" aussehen kann, damit befaßt sich Michael Keller in einer dreiteiligen FR-Serie. Der 42jährige Leiter des Friedberger Kulturamtes und des Wetterau-Museums ist einer der kompetentesten Kenner der Kreisstadt. Als langjähriger Vorsitzender des Denkmalbeirates des Wetteraukreises ist der Historiker mit all den Konflikten, die praktische Stadtbewahrung mit sich bringt, wohlvertraut. Im heutigen ersten Teil unserer Serie beschreibt Keller die Kreisstadt allgemein, zeigt ihre Probleme auf und setzt sich mit ihren Entwicklungsperspektiven auseinander. In den beiden folgenden Teilen wendet er sich speziellen Problemen zu: der Burganlage, dem Hallenbad, der Kaiserstraße und der Altstadtsanierung. ieb
HATTERSHEIM. Für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren ist derzeit wieder das Spielmobil unterwegs. Heute macht es von 15 bis 17.30 Uhr Station am Spielplatz Rossertstraße in Okriftel. Morgen kommt der Bus für Kinder, die Spaß haben wollen, zur gleichen Zeit nach Hattersheim zum Spielplatz "Am Schieferstein" und am Donnerstag nach Eddersheim zur Alten Grundschule "Am weißen Stein". fuh
Nachdem Skater in der vergangenen Woche die "Halfpipe" auf dem Schwarzen Platz (Nordweststadt) in Betrieb nehmen konnten, ermöglicht die Stadt jetzt weitere Skateboard-Einrichtungen auf bereits bestehenden Rollschuhbahnen.
Wie Sportdezernentin Sylvia Schenk mitteilt, ist der Anfang am Montag auf der Rollschuhbahn im Günthersburgpark gemacht worden. Aufgestellt hat man dort zwei Quarterpools, zwei Coping-Ramps, einen Innen-Corner, eine Coping Box sowie eine Cornerbox.
In den nächsten beiden Wochen werden auf den Rollschuhbahnen in der Eschenheimer Anlage sowie im Stadtpark Höchst ähnliche Geräte installiert. Für die Rollschuhläuferinnen und -läufer ist dann noch immer genügend Platz vorhanden.Unglück und Glück mit Automat In Spielothek: Ein Dieb gefaßt, doch ein zweiter entkam
HÖCHST. Am Spielautomaten hat man stets zwei Versuche. Neuerdings scheinen sich dessen auch Diebe zu entsinnen: Denn kaum war in der "Spielothek" an der Bolongarostraße am frühen Samstagabend der erste Langfinger geschnappt und die Gefahr vermeintlich gebannt, griff der zweite zu - mit mehr Erfolg.
Aber der Reihe nach: Um 19 Uhr rumpelte es an einer Spielbox. Nicht aus Ärger, weil der Automat das gute Ende mal wieder für sich behielt, sondern weil jemand die "Glückskiste" aus der Halterung gerissen hatte, um sie wegzuschleppen. Den Krach hatte die Aufsicht gehört. Keine Chance zu entkommen für den Mann, dessen dunkles Haar noch hinter dem Automaten hervorlugte. Die Polizei, nur wenige Meter von der Spielothek entfernt, entlarvte ihn als "einschlägig bekannten" 19jährigen.
Gefahr gebannt, dachte die Aufsicht. Was jedoch ein Trugschluß war: Kaum war die Polizei weg, klingelte in der Wache erneut Telefon. Wieder war der Mann aus der Spielothek an der Strippe. Ein zweiter Gauner hatte eine glücklichere Hand mit dem Glückskasten gehabt - der Automat war verschwunden. Die Polizei fand ihn wenige Meter weiter in einem Hinterhof: aufgebrochen und ohne Geld. dis
Berufsorientierung für
HATTERSHEIM. Über Weiterbildungsmöglichkeiten, Bewerbungstraining und Textverarbeitung, aber auch darüber, wie sich Beruf und Familie vereinbaren lassen, will ein "Berufsorientierungskurs für Frauen" informieren, der am 31. August beginnt. Voraussetzung für die Teilnahme ist, daß die Frauen arbeitslos gemeldet sind. Am 4. und 8. August sind jeweils um 10 Uhr Vorbesprechungstermine angesetzt. Nähere Auskünfte unter Telefon 0 61 90 / 80 81 35 oder 069 / 77 36 16. fuh
BONN, 3. August. Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) hat dazu aufgerufen, Schlepper-Organisationen wirksamer zu bekämpfen. Er berichtete am Montag in Bonn, daß im ersten Halbjahr 1992 17 875 illegal in die Bundesrepublik eingereiste Ausländer aufgegriffen worden seien. Das bedeute eine Steigerung von etwa 130 Prozent gegenüber einem Jahr zuvor. Die Dunkelziffer der illegal Einreisenden ist nach Auskunft des Ministers fünfmal so hoch. Die meisten dieser Menschen kämen aus Rumänien, Bulgarien, dem ehemaligen Jugoslawien, der Türkei, Afghanistan, Libanon und Vietnam. 85 Prozent wählten den Weg über die deutschen Ostgrenzen.
Seiters forderte, Organisationen, die diese Menschen einschleusten, müßten "ausgeschaltet" werden. Das würde zu einem "erheblichen Rückgang der Wanderungsbewegungen" führen. Die illegale Zuwanderung stelle eine "ernstzunehmende Belastung für die Stabilität und Fortentwicklung aller europäischen Staaten" dar, sagte er. Noch in diesem Jahr würden die europäischen Staaten ein gemeinsames Konzept zur Bekämpfung dieser Organisationen vorlegen, kündigte Seiters an. Darüber hinaus beabsichtige er, vor allem Polen und der Tschechoslowakei eine besondere "Sicherheitspartnerschaft" anzubieten, die mit spezifischen Kommunikations- und Beratungselementen noch effektiver handeln könne. Schlepper seien moderne Menschenhändler, deren einziges Ziel in der Ausbeutung der Opfer bestehe.
Als "Schattenseite der Abschottung Deutschlands gegen Flüchtlinge" bezeichnete der Sprecher der Hilfsorganistaion Pro Asyl, Herbert Leuninger, die illegale Einreise. Solange die Bundesrepublik ihre Grenzen für viele Flüchtlinge schließe und humanitäre Organisationen oder Kirchen diesen Menschen bei der Flucht hierher nicht helfen könnten, müßten die Fliehenden illegal hierherkommen und seien "auf Gedeih und Verderb" Schleppern ausgeliefert, sagte er der FR. Diese arbeiteten zwar mit kriminellen Methoden und keineswegs aus menschlichen Motiven. Doch seien sie für viele Schutzsuchenden die einzige Hoffnung.
ff BONN, 3. August. Der Malteser Hilfsdienst sieht als wichtigstes Ziel der Hilfe für Kriegsflüchtlinge im ehemaligen Jugoslawien die Versorgung der Flüchtlinge vor Ort an. In Bonn forderte der Geschäftsführer der Organisation, Bernd Trost, daß Flüchtlingssiedlungen in Kroation und Bosnien, an deren Finanzierung sich auch Deutschland beteiligen wolle, bald errichtet werden müßten. Geplant sei die Errichtung mobiler Versorgungsstationen für die an Grenzübergängen ausharrenden bosnischen Flüchtlinge.
Weniger aus politischen als aus menschlichen Gründen sei es besser, wenn die Flüchtlinge in der Nähe ihrer Heimat bleiben könnten. Viele würden sich dort, in ihrer vertrauten kulturellen Umgebung, wohler fühlen als etwa in der Bundesrepublik. Deshalb wollten die betroffenen Menschen so nahe wie möglich bei ihrer Heimat bleiben. Der Hilfsdienst versorgte die Flüchtlinge im ehemaligen Jugoslawien bislang mit Unterstützung in Höhe von 60 Millionen Mark.
Auch die Schauspielerin Hannelore Elsner kennt dieses "diffuse Gefühl der Angst". Zum Beispiel "abends, in der U-Bahn". Seit eineinhalb Jahren lebe sie, die Münchnerin, nun schon in Frankfurt, in keiner anderen Stadt habe sie sich "mulmiger" gefühlt. Die Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" findet die Neu-Frankfurterin jedenfalls "ganz toll". Obwohl öffentliche Auftritte "sonst nicht" ihre Sache seien, habe sie die Einladung, die Schirmfrau zu spielen, sofort angenommen, auch wenn sie damit "Neuland" betrete. Eine Feministin hingegen, bekannte Elsner jetzt im Römer, sei sie "schon immer" gewesen.
"Ich bin sehr stolz und sehr glücklich", erklärte Elsner, nachdem ihr Frauendezernentin Margarethe Nimsch das Erkennungszeichen der Kampagne, den Button mit dem großen "F", angeheftet hatte. "Ich hoffe, ich kann mich würdig erweisen", die Kampagne berühre sie sehr, sagte die Schauspielerin - als hätte sie gerade einen Oscar erhalten. Der "brutalen Gewalt" würde sie gern "mit einem Lächeln begegnen". Leider lasse sich das "nicht immer machen". Derzeit, so läßt sie die Runde im Römer wissen, gucke sie viel Olympia und denke über einen Selbstverteidigungskurs nach.
Stadträtin Nimsch verspricht sich von ihrer "Schirmfrau" mehr Aufmerksamkeit für die Kampagne, die vom 6. August bis zum 17. Oktober dauert. Elsner versprach, bei den Veranstaltungen dabeizu- sein, so oft sie die Zeit dafür finde. Das sei für sie eine gute Gelegenheit, Frankfurt besser kennenzulernen.
Die Schauspielerin könnte sich von der "Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassitische Ausbeutung" (AGISRA) durchs Bahnhofsviertel führen lassen, oder zusammen mit Stadtplanerinnen und anderen Frankfurterinnen die "düsteren Orte" der Stadt entdecken. Sie könnte mit den Bockenheimer Frauen zusammen auf dem Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau "feiern, spielen und trommeln" oder an einem Frauengottesdienst in der Heiliggeistkirche teilnehmen - in der Predigt soll das Thema Mütter und Töchter behandelt werden.
Erstmals haben sich zehn Mädchengruppen zusammengetan, um im Günthersburgpark ein Picknick zu veranstalten. An einem anderen Tag nehmen sie den Opernplatz mit Musik, Theater und Diskussionen in Beschlag. Das Frauenkulturhaus steuert einen Kinoabend bei. Drei Tage lang werden Diaprojektoren überdimensional große "Frauen in kämpferischer Haltung" an die Häuserwände werfen.
Weitere Aktionen laufen in den Stadtteilen. So sollen im Rahmen eines Modellversuchs in den westlichen Vorortendie Busse nach Einbruch der Dunkelheit auch zwischen den Haltestellen stoppen. In Bockenheim wird eine Kartei mit jungen und alten Frauen eingerichtet, die sich gegenseitig auf Veranstaltungen begleiten sollen. Die Rödelheimerinnen machen sich mit der Kamera auf die Suche nach angenehmen und den "angstbesetzten" Plätzen.
Auch eine gemeinsame Pressekonferenz mit Polizei und Staatsanwaltschaft ist geplant, um über Entstehung und Formen von Gewalt zu berichten und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man sich schützen kann. ft
UNTERLIEDERBACH. Nach dreierlei wird demnächst auf der Bezirkssportanlage in Unterliederbach gejagt: nach Bestzeiten, einem Lederball und Schnäppchen. Die örtlichen Sozialdemokraten laden für Sonntag, 16. August, zur Fahrradrallye ein. Start und Ziel ist das Gelände an der Hans-Böckler-Straße. Außerdem werden am gleichen Tag Freizeitkicker ihren Turniermeister unter sich ausmachen.
"Von Kindern für Kinder" ist das Motto des Flohmarktes, der von 11 bis 15 Uhr geöffnet sein wird. Wer sich mit einem Verkaufsstand beteiligen möchte, sollte sich bis spätestens zum kommenden Freitag, 7. August, anmelden - und zwar entweder bei Bernd Ochsendorf, Hunsrückstraße 40, unter der Rufnummer 31 98 69 oder bei Reiner Dickmann, Eukkenstraße 2, der unter Telefon 30 39 83 zu erreichen ist. leo
HOFHEIM. Die Krabbelstube in der Mainzer Straße 30 a besteht seit einem Jahr. Grund genug, am Samstag, 15. August, ein Straßenfest zu feiern.
Neben kulinarischen Genüssen versprechen die Veranstalter ab 15 Uhr ein reichhaltiges Kinder-Kulturprogramm mit der "Krabbelstubenband", Spielen, und Hüpfburg. Natürlich ist das Fest auch eine Gelegenheit, die Arbeit mit den beiden Gruppen à acht Kindern und die Räume vorzustellen, weshalb möglichst viele Neugierige willkommen sind. Bei Regen wird im Haus gefeiert. pms
NIEDER-ERLENBACH. Für den Ortsbeirat 13 keine Frage: die Tempo-30-Zone soll bis in die Straßen des Gewerbegebiets westlich von Alt-Erlenbach ausgeweitet werden. Weitere Ideen zur effektiveren Gestaltung der Verkehrsberuhigung im Stadtteil werden in der nächsten Sitzung am kommenden Dienstag, 11. August, aufgezeigt.
Das Konzept des Planungsbüros "Retzko & Topp" soll dabei nur unwesentlich verändert werden. Die Stadtteilpolitiker tagen um 20 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, Im Sauern 10, Clubraum 1.
Die Nieder-Erlenbacher Grünen fordern, die vorgenommene Abmarkierung für den "ruhenden Verkehr" teilweise wieder zu verändern. Damit soll zum einen das schnelle Einfahren in die Straße Alt-Erlenbach unterbunden werden und im Bereich der Straße Am Klingelborn die geplante Spielstraße konsequent umgesetzt werden.
Außerdem liegt dem Ortsbeirat 13 ein Bericht des Magistrats vor, der Beiträge der Stadt Frankfurt zum Klimaschutz ausführt. Darin formuliert der Magistrat nunmehr sein "kommunales Maßnahmenprogramm" zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emission.
Die Ortsbeiratssitzung wird wie üblich mit einer allgemeinen Bürgerfragestunde eröffnet. Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) stellt den jüngsten Landschaftsplan der Stadt Frankfurt für den Bereich Nieder-Erlenbach vor. tin
HANNOVER, 3. August (epd) Der Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKG), Peter Kollmar, hat die Darstellung der Wochenzeitung Welt am Sonntag zurückgewiesen, daß es ein "vertrauliches Positionspapier" der EKG zu Kirchenaustritten im vergangenen Jahr gebe. Es handele sich lediglich um eine "vorläufige, weil unvollständige Statistik mit einigen einführenden Überlegungen der zuständigen Referentin", sagte Kollmar am Montag. Die Zahlen zeigen laut EKD, daß die Austritte 1991 um durchschnittlich 62 Prozent gestiegen sind.
Die Welt am Sonntag hatte unter Berufung auf ein EKD-Papier berichtet, daß in einigen Regionen Deutschlands die Kirchenaustritte im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit Kriegsende erreicht hätten.
Wenn am kommenden Samstag, 8. August, zum neunten Mal seit 1984 "Mode made in Frankfurt" auf dem Römerberg als Freilicht-Veranstaltung gezeigt wird, dann handelt es sich keineswegs um eine Modenschau, sondern um eine Veranstaltung von 11 bis 23 Uhr, die mit Pop und Unterhaltung (Tom Beck Selection) beginnt, die Sieger des Schüler-Bigband-Wettbewerbs vorstellt und auszeichnet, und Stelzenläufer, Pulcinella Pantomimen, den Clown Tif Tof, das Duo Kugelhupf vorstellt.
Die Haute Couture, Haute Fourrure, Haute Coiffure, Blumen- und Brillen- Couture aus und um Frankfurt treten in einem einstündigen Defilee um 14.30 und um 17.30 Uhr, moderiert von Ulli Hartmann, vor das Publikum.
Den Hunger kann man mit Köstlichkeiten wie Bratkartoffeln, Kaiserschmarren, Kartoffelpuffer mit Apfelmus oder Lachs und feinen Salaten, angemessen dem größeren oder kleineren Geldbeutel, stillen. Die Hessischen Meister im Rock 'n' Roll-Tanz treten auf. Die Siegerband des Hoch'schen Konservatoriums, die Bigband Adolf-Reichwein-Gymnasium Heusenstamm und die Mornigstar- Bigband der Schillerschule, zweite und dritte Sieger des Wettbewerbs, stellen sich vor.
Daß aus der Modeveranstaltung der Neuen Presse und des Modekreises Frankfurt eine tagfüllende Veranstaltung wird, ist dem "Café Cult" zu verdanken, das als Mitveranstalter und Sponsor zeichnet und noch vor seiner Eröffnung am 13. August als Kulturentertainment in der Schillerpassage einen großen Auftritt hat.
Jutta W. Thomasius, Präsidentin des Modekreises Frankfurt, stellte das aktionsreiche Konzept und die Mitwirkenden vor. Der Modekreis, so Klaus Esser, Vizepräsident und Couturier, ist kein etablierter Club, sondern für alle in Frankfurt und Umgebung Mode eigener Prägung Gestaltende offen. Nur viele junge Leute wüßten gar nicht, daß er existiert, obwohl er doch ein eigenes Modetelefon (29 25 25) hat, das jetzt nach längerer Pause wieder funktioniert.
Der Modekreis fördert den Gedanken, Frankfurt als Modemetropole darzustellen. Er zeigt auch Kleider aus lebenden Blumen, "Blumen-Couture" und als absoluten Gag das Brautkleid aus Platinfäden für Größe 34, zwar nicht in Frankfurt hausgemacht, sondern in Japan entstanden, eine halbe Million teuer und streng bewacht. Die Schirmherrschaft über die Cult- Kulinarische Modeveranstaltung hat Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. E - S
Infektionen in der Schwangerschaft können gefährliche Folgen haben. Die Ursachen müssen sofort geklärt werden. (Bild: Vorsorge-Initiative)
Die Vorsorge-Experten der Aktion Sorgenkind empfehlen allen werdenden Müttern, die kostenlose Schwangerschaftsvorsorge schon frühzeitig und möglichst lückenlos in Anspruch zu nehmen. Die Auswirkungen der Vorsorge-Teilnahme zur Verhinderung von Frühgeburten sind nämlich eindeutig nachweisbar. So ergab eine Analyse der Daten der Bayerischen Perinatalerhebung durch Professor Karl-Heinrich Wulf (Würzburg): Während von den Frauen, die weniger als viermal zur Vorsorge gingen, fast jede fünfte (19,8 Prozent) frühzeitig niederkam, lag die Frühgeburtenrate bei Müttern, die über zehnmal von ihrem Frauenarzt untersucht worden waren, bei nur 2,6 Prozent. SIGRUN HAIBACH
Ob diese persönlichen Eindrücke zu verallgemeinern sind, mag dahingestellt sein. Offensichtlich und spürbar ist die Diskrepanz zwischen der Nicht-Wahrnehmung von Müttern mit ihren Kindern im öffentlichen Raum bei fast gleichzeitiger Überwachung und Bevormundung durch eben dieselbe Öffentlichkeit. STEFAN EGGERT
Zwischen der Helmholtzschule und zwei High Schools in Richland (Washington) gibt es jetzt einen Schüleraustausch. Nachdem im vergangenen Herbst junge Frankfurter Richland besuchten, sind gegenwärtig acht amerikanische Partner und ein Lehrer zu Gast am Main. Am Mittwoch, 5. August, kommen sie auf Einladung der Stadt in den Römer.
Die Gäste, die bis zum 20. August in Frankfurt bleiben, nehmen am Unterricht der Helmholtzschule teil.
AUGSBURG. Der Generalmusikdirektor der Städtischen Bühnen, Michael Luig, hat seine Kündigung zurückgenommen und seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert. Die Stadt gestand ihm zu, häufiger auswärts zu gastieren. fr
ESCHBORN. Nach Bad Dürkheim im Herzen der deutschen Weinstraße fahren die Eschborner Senioren am morgigen Donnerstag und eine Woche später, am 13. August.
An den beiden Tagen startet jeweils ein Sonderzug von Eschborn und Niederhöchstadt aus. Die Ausflügler haben Gelegenheit, die Kurstadt während eines Stadtbummels kennenzulernen, sich bei Tanz und Kaffee zu vergnügen oder an einer Fahrt zur Klosterruine Limburg teilzunehmen.
Die Stadt Eschborn bezahlt die Fahrt und das Mittagessen. Die Senioren werden Kalbsroulade mit Fleischsoße, Vichykarotten und Kartoffelpüree verzehren, wie in der Einladung zu lesen ist. she
Generalstreiks haben einen schlechten Ruf: Die Wirtschaft eines Landes wird ruiniert, Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz, das Klima für Gewalttätigkeiten wird angeheizt. Das alles gilt auch für Südafrika. Doch am Kap der Guten Hoffnung gilt zugleich etwas anderes: Die Mehrheit der Bevölkerung kann ihren Willen nicht mit demokratischen Mitteln durchsetzen. Will sich die schwarze Opposition Gehör verschaffen, muß sie zu Methoden greifen, die martialisch und undemokratisch erscheinen.
Noch aus anderen Gründen wird der Generalstreik hierzulande als "schwarzer Volksentscheid" bezeichnet: in Anspielung an das "weiße" Referendum, das de Klerk im März dieses Jahres gewann. Genauso wie der weiße Minderheitspräsident damals prüfte, ob er genügend Unterstützung in seinem, dem weißen Lager hat, kann der ANC nun in Ermangelung von demokratischen Möglichkeiten indirekt an der Streikbeteiligung ablesen, wie groß die Zahl seiner Anhänger ist.
Bereits am ersten Tag zeichnet sich ab, daß Nelson Mandela mindestens genauso hoch gewinnt wie Frederik Willem de Klerk. Womit erneut bewiesen wurde, daß der weiße Minderheitspräsident den schwarzen Oppositionsführer als Verhandlungspartner dringend braucht. Wenn de Klerk daraus die richtigen Konsequenzen zieht und den beileibe nicht ungebührlichen Forderungen des ANC weiter entgegenkommt, dann könnte dieser Generalstreik letztlich noch von Segen sein. jod (Johannesburg)
PHILIPP BLISCH, Gemeindeältester von Eddersheim, wird heute von der Stadt Hattersheim aus Anlaß seines 80. Geburtstags mit einem Empfang im Begegnungszentrum geehrt. Der Sohn eines Eddersheimer Schreiners arbeitete als Heizer im Pumpwerk Hattersheim. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Mitbegründer des CDU-Ortsverbandes und jahrelang Gemeindevertreter in Eddersheim, außerdem Schöffe an den Verwaltungsgerichten Frankfurt und Wiesbaden sowie Ortsgerichtsvorsteher. Weiterhin ist er katholischer Pfarrgemeinderat und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. 1972 wurde er zum Gemeindeältesten ernannt, 1984 erhielt er das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.
HOFHEIM. Die evangelische Kirchengemeinde in Lorsbach will den Protestanten in Polen helfen und insbesondere die Liebfrauenkirche in Liegnitz retten.
Allein für die Sanierung der Außenmauer des gotischen Backsteinbaus fehlen noch 30 000 Mark. Durch bisherige Sammlungen konnten bereits das Dach neu gedeckt, Innenpfeiler ausgebessert und vier Buntglasfenster erneuert werden. Um das Gotteshaus weiter sanieren zu können, sind Spenden auf das Konto 205 014 098 bei der Nassauischen Sparkasse (BLZ 510 500 15) erbeten. pms
ESCHERSHEIM. Rudi Frisch wurde am 2. August 1922 in Teplitz-Schönau geboren. Er leistete Kriegsdienst, kam in amerikanische Gefangenschaft und später in ein Arbeitslager in der CSSR. 1948 gelangte er mit seiner Familie nach Mittelbuchen bei Hanau. Er trat am 1. Januar 1949 der SPD bei. Für die Partei und für die Heimatvertriebenenverbände war er in verschiedenen Funktionen ehrenamtlich tätig.
Der gelernte Goldschmied fand eine Anstellung beim Städtischen Leihhaus, später bei der Stadtsparkasse in Frankfurt und zog 1960 nach Eschersheim. Seit 1961 arbeitete er hier im Vorstand der SPD mit, zunächst als Beisitzer, dann als stellvertretender Vorsitzender und von 1983 bis 1992 als Vorsitzender. Im letzten Jahr gab er sein Amt auf und wurde von seinem Ortsverein zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Frisch war viele Jahre als Stadtbezirksvorsteher tätig. Seit Januar 1990 gehört er dem Ortsbeirat 9 an. Frisch ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und Inhaber der Römerplaketten in Bronze, Silber und Gold. li
Bei Anruf nach Usingen: Sammeltaxi zum Bustarif Schon 200 Fahrten im Monat / Tendenz steigend Von Constanze Angermann USINGEN. Es ist nicht so groß wie ein Bus (kann es aber sein) und nicht so klein wie ein Taxi. Bestellen muß man es aber. Die Rede ist vom Anruf- Sammeltaxi, das den Bürgern in Usingen die Anbindung an ihren Stadtkern gebracht hat. Seit der Kleinbus zum ersten Mal im September 1988 fuhr, ist der Zuspruch stetig gewachsen. Und der Trend hält an. "Da mußte zuerst so eine Hemmschwelle überwunden werden", gibt Usingens kommissarischer Bürgermeister Detlef Ortmann zu bedenken. Doch nachdem sich die Bürger an den Gedanken gewöhnt hatten, daß das Taxi eine Stunde vor der Abfahrt bestellt werden muß, benutzten immer mehr Usinger dieses Taxi, das ihnen den Stadtbus ersetzt.
Für Usingen war es damals eine ganz klare Rechnung: "Ein großer Bus, der, auch wenn keiner mitfährt, fahren muß, also oft genug nicht ausgelastet ist, wäre uns sehr viel teurer gekommen", meint Ortmann. So schloß die Stadt einen Vertrag mit einem Taxiunternehmer, der seitdem zum Bustarif die Leute befördert und dann mit der Stadt abrechnet. Für eine Mark fahren die Kinder von Wernborn zur Schule. Die Oma, die ihre Kinder und Enkel besucht, bezahlt für die Fahrt von Kransberg nach Usingen 2,20 Mark, und Eschbach und Michelbach sind für 1,70 Mark per Kleinbus zu erreichen. Wenn sich keiner anmeldet, fährt das Sammeltaxi eben auch nicht.
Die Stadt Usingen zahlt für jede Fahrt rund sieben Mark als Zuschuß. Pro Monat bezuschußt die Stadt damit das Anruf-Sammeltaxi mit rund 1500 Mark. Dieser Betrag ist für die Stadt dennoch günstiger als ein Stadtbus, "der außerhalb der Stoßzeiten mit nur einem Fahrgast durch den Taunus schaukelt", sagt Rainer Ritschel, der im Auftrag der Stadt das Anruf-Sammeltaxi betreibt. Er hat die Erfahrung gemacht, daß die Stoßzeiten auch für das Anruf-Sammeltaxi gelten. Wenn etwa die Schule zu Ende ist, "sitzen schon mal zehn bis zwölf im Kleinbus". Doch auch für nur einen Fahrgast wird das Taxi in Bewegung gesetzt. In der Zentrale werden die Bestellungen gesammelt, die Fahrten entsprechend zusammengestellt, der passende Bus ausgewählt. Rund 220 Fahrten im Monat sind es mittlerweile. Und nur noch wenige Leute rufen an, um sich das System erklären zu lassen. "Das hat sich inzwischen herumgesprochen", weiß Ritschel.
Ganz anders dagegen in der Gemeinde Wehrheim: Obwohl die Verwaltung Informationsblätter an die Haushalte verteilte, ist dort das Angebot des Anruf-Sammeltaxis überhaupt nicht angenommen worden. Ohnehin gilt es dort nur für das Wochenende, da die Gemeindeverwaltung keine Konkurrenz zum Gemeindebus schaffen wollte, der unter der Woche verkehrt. "Die Leute benutzen eben doch in erster Linie das Auto", kommentiert Wehrheims Bürgermeister Helmut Michel mit Blick auf die Ortsteile Pfaffenwiesbach und Friedrichsthal, für die das Anruf-Sammeltaxi eingerichtet wurde. Obwohl die Resonanz in Wehrheim so gering ist, wird die Gemeinde an der Einrichtung festhalten, wie Michel bekräftigt.
ESCHERSHEIM. "Wir haben viel diskutiert und viel gestritten; aber immer um der Sache willen. Du warst nie pflegeleicht, aber immer ein guter Freund". Mit diesen Worten ehrte Karl Semmelbauer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Eschersheim, Rudi Frisch anläßlich dessen 70. Geburtstag. Semmelbauer dankte der Familie des Jubilars, Ehefrau Erna, den drei Töchtern Elvira, Margot und Iris und den Enkelkindern Stefan und Sina. Durch ihr Verständnis und ihre stete Hilfe sei es Frisch erst möglich geworden, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen.
Der SPD-Ortsverein hatte aus Anlaß des runden Geburtstages seines Ehrenvorsitzenden zu einem Umtrunk eingeladen. Viele Gäste kamen in den Clubraum des Hauses Am Brückengarten 9 a. Semmelbauer hatte bei der offiziellen Begrüßung Mühe, keinen der Prominenten zu übersehen. Die SPD hatte Amtsträger aller Ebenen entsandt, so die Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich-Walch, Landtagsabgeordnete Rita Streb-Hesse als stellvertretende Vorsitzende des Unterbezirks, die Stadtverordneten Ursula Trautwein und Rudi Baumgärtner (der ebenfalls den Unterbezirk vertrat).
Fred Zander, der früher auch für Eschersheim im Bundestag war, und Armin Clauss (ehemaliger Hessischer Sozialminister), hatten es sich nicht nehmen lassen, ihrem alten Parteifreund persönlich zu gratulieren.
Stadtrat Achim Vandreike vertrat den Oberbürgermeister, der zusätzlich schriftliche Grüße geschickt hatte, ebenso wie Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch und Kultusminister Hartmut Holzapfel, sowie der Stadtverordnete Rainer Henz. Gekommen waren auch Vorsitzende und Mitglieder der Nachbarortsvereine aus Ginnheim und vom Dornbusch, die Mitglieder des Ortsbeirates 9, sowie Rudi Gesell, Sprecher der Stadtbezirksvorsteher.
Mit besonderer Freude begrüßte Frisch den früheren Eschersheimer SPD-Vorsitzenden Artur Pöhlmann (der jetzt in Kalbach wohnt und mit dem er lange zusammengearbeitet hat). Frisch freute sich auch über das Kommen der ehemaligen Juso-Vorsitzenden des Ortsvereins.
Vorstand und Mitglieder des Ortsvereins bewirteten die vielen Gäste, nicht minder sorgfältig auch die Besucher aus anderen politischen Lagern, so den vormaligen Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 9, Fritz Goeder, und seinen Nachfolger im Amt, Hans-Günter Müller, dazu Peter Steinberg, den Grünen-Vertreter im Ortsbeirat.
Norbert Harmann, der amtierende Stadtbezirksvorsteher, hatte sich eingefunden. Richard Renner, amtlicher Schriftführer im Ortsbeireat, gratulierte. Die Seliger-Gemeinde hatte ihre Vorsitzende Lieselotte Koller-Jedlitschka entsandt, die Frankfurter Sparkasse einen ehemaligen Arbeitskollegen Frisch's, Herbert Stumpf. Walter Quednau brachte Glückwünsche des VDK, Philippine Bender der Arbeiterwohlfahrt Dornbusch/ Eschersheim, Direktor Jürgen Krick die der Peter-Petersen-Schule.
Sehr herzlich waren die Vorsitzenden und Mitglieder der Eschersheimer Vereine begrüßt worden: des Bürgervereins, Turnvereins (TVE), der Freiwilligen Feuerwehr, des Fußballvereins 09, des Kleintierzuchtvereins und des Schützenvereins, der Turn- und Sportgemeinschaft 51, TSG Niedwiesenstraße, des Jugendchors Eschersheim.
Karl Schwerer, Vorsitzender der Sängervereinigung, erklärte, die Vereine kämen immer gerne zu den Einladungen des SPD-Ortsvereins, weil sie den Eindruck hätten, hier immer wie Freunde angesehen zu sein.
Schließlich trug Ursula Trautwein ein "selbstgebastetes" Glückwunschlied vor und bat alle, den Refrain mitzusingen. Das löste noch zusätzlich die lockere, fast familiäre Stimmung dieses Treffens; auch wenn am Rande manches ernsthafe politische Gespräch geführt wurde. Geburtstagskind "Rudi" ließ sich schließlich auf einen Stuhl sinken, nicht nur von der Hitze erschöpft. Er erinnerte sich an frühere Erlebnisse.
Besonders beeindruckt habe ihn der Besuch der Turner aus der Schweiz beim TVE. Damals hatte er als Stadtbezirksvorsteher den Oberbürgermeister zu vertreten. Er freute sich über die Leistung des Ortsvereins (damals noch unter Pöhlmanns Leitung) als der Spielplatz am Höllberg in Eigenhilfe gebaut wurden.
Sehr stolz ist er auf seinen Besucht in Emden. Auch dort vertrat er die Stadt Frankfurt und gleichzeitig den Stadtteil und taufte einen Erzfrachter der Metallgesellschaft auf den Namen "Eschersheim". "Das Schiff ist immer noch im Dienst", freut er sich. Auch er selbst will noch im Dienst bleiben für seine Mitmenschen. Als Ehrenvorsitzender arbeitet er immer noch aktiv in seiner Partei mit. li
Stasi-Vorwurf zurückgewiesen
POTSDAM, 3. August (Reuter/epd). Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat die früheren DDR-Kirchenführer, die er als Kronzeugen zur Rechtfertigung seiner Stasi-Kontakte offenbart hatte, gegen neue Stasi-Vorwürfe in Schutz genommen. Hier werde erneut "das System der Vorverurteilung versucht", sagte Stolpe am Montag in Potsdam. Er wünsche seinen Mitstreitern genügend Nerven, um sich gegen die Beschuldigungen zu wehren.
Der Spiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichteten, mindestens drei der acht Gewährsleute Stolpes seien selbst wissentlich Inoffizielle Stasi-Mitarbeiter gewesen. Die Vorwürfe richten sich unter Berufung auf Akten der Gauck-Behörde gegen den Greifswalder Oberkonsistorialrat Siegfried Plath, den Konsistorialpräsidenten Hans-Martin Harder sowie den langjährige Sprecher des DDR-Kirchenbundes, Rolf-Dieter Günther. Harder wies die Vorwürfe zurück. "Die Stasi-Akten sind das eine, was wir selbst gewollt und getan haben, das andere", sagte er. Das Aktenmaterial der Stasi müsse "interpretiert" werden.
ESCHBORN. Der Bebauungsplan Nr. 19 für den Teilbereich "Grüner Weg 16-28" wird geändert. Dies beschloß der Magistrat. Mit der Änderung wird es möglich, zwei bis drei Geschosse hoch in einer Zeile zu bauen. Der alte Bebauungsplan von 1963 hatte nur eine aufgelockerte, pavillonartige Bebauung zugelassen.
Der Magistrat hielt dies aufgrund des aktuellen Wohnraumbedarfs und aus städtebaulichen Gründen nicht mehr für sinnvoll. she
Christoph Streidl, Mitbegründer der Bürgerhilfe "Sozialpsychatrie Frankfurt am Main" und Facharzt der Psychatrie im Gesundheitsdienst der Stadt Frankfurt, ist am Samstag bei einem Unfall ums Leben gekommen. Bei dem Versuch auf der Autobahn Höhe Nürnberg Erste Hilfe zu leisten, wurde er von einem Fahrzeug erfaßt und starb an den Unfallfolgen.
Streidl kam 1939 in Kirchheimbolanden in Rheinland-Pfalz auf die Welt. Er studierte Medizin in Heidelberg und anschließend in Frankfurt. Hier bildete er sich weiter zum Arzt für Psychatrie und Neurologie.
Seit 1974 war Streidl für das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt tätig. "Sowohl menschlich als auch fachlich", sei der Tod Streidls ein "harter Schlag", sagt Margarete Peters, die Leiterin des Stadtgesundheitsamts. Streidl habe sich über seine berufliche Tätigkeit als Facharzt der Psychatrie für das Gesundheitsamt "um den Ausbau der Sozialpsychatrie in Frankfurt große Verdienste erworben".
Streidl war Gründungsmitglied des Vereins Bürgerhilfe Sozialpsychatrie Frankfurt und hier ehrenamtlicher Vorsitzender. Weiterhin war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Psychatrie im Bundesverband der Ärzte und Mitherausgeber der gemeindepsychatrischen Zeitschrift "Treffpunkte".
"Das Wirken von Christoph Streidl für das Allgemeinwohl und seine Verdienste für den Ausbau der Gemeindepsychatrie in Frankfurt" seien so hervorragend gewesen, sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes, daß man ihn für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes vorgeschlagen habe. wob
Modellflugtage am Römberg Die Modellfluggruppe "Goldener Grund" hat Samstag, 8. (ab 14 Uhr), und Sonntag, 9. August (ab 10 Uhr) am "Römberg" bei Hünfelden-Kirberg für ihre Flugtage. Samstags nach Einbruch der Dunkelheit starten illuminierte Modellflieger. Sonntags gibt es Fallschirmsprünge und Kunstflug-Kapriolen.
KALBACH. Eine "heiße Debatte" ist zu erwarten für die nächste Sitzung des Ortsbeirates 12 (Kalbach) am Freitag, 7. August, um 19 Uhr: In der Bürgerfragestunde soll der Bebauungsplan Nr. 469, "Kalbach-Nord" (östlich der Straße Am Brunnengarten) vorgestellt werden.
Ebenfalls auf dem Programm im Saal des Bürgertreffs Kalbach (Am Weißkirchener Berg 3) stehen die Bebauungspläne Nr. 688 "Kalbach-Süd" und 549 "Freizeitpark südlich der Talstraße". Darüber werden Vertreter des Magistrats informieren. Die Planunterlagen liegen bereits ab 18.30 Uhr zur Einsicht aus. ak
HARHEIM. Wiederholt wurden chemische Toiletten anläßlich des Brunnenfestes und des Weihnachtsmarktes aufgestellt. Die Besucher benutzten dennoch die Toiletten der Verwaltungsstelle Harheim. Das soll sich ändern, fordern die Sozialdemokraten in der Sitzung des Ortsbeirats am kommenden Montag, 10. August, um 20 Uhr im Bürgerhaus Harheim, In den Schafgärten (Clubraum 3).
In einem Antrag formuliert die SPD- Fraktion, daß auf dem Parkplatz der Verwaltungsstelle Harheim ein Abwasseranschluß installiert werden soll.
Weitere Themen in der Sitzung sind die landschaftsökologische Sanierung des Niddatals, Bioabfallkompostierung, Müllsammlung und -verwertung sowie die Bewässerung von öffentlichen Grün- und Sportanlagen. tin
Zur Berichterstattung über Abwanderungsgerüchte des VDA in der FR vom 29. und 30. 7. 1992:
Schlicht komisch wirkt es auf langjährige Beobachter des Tauziehens zwischen dem VDA und der Stadt um das VDA-Gelände im Westend, wenn die CDU - offenbar in Wahlkampflaune, aber mit schlechtem Gedächtnis ausgestattet - nunmehr verkünden läßt, die angebliche Autofeindlichkeit des rot-grünen Magistrats drohe, den VDA aus der Stadt zu vertreiben.
Gerade Herr Schwarz, langjährig mit Planungsfagen befaßt, sollte es besser wissen: Seit langen Jahren schon zieht sich der Streit um die Nutzung des VDA- Geländes zwischen Westendstraße und Savignystraße hin. Schon zu CDU-Zeiten ließ der VDA dem Vernehmen nach gelegentlich durchblicken, er könne Frankfurt - damals in Richtung Hannover - hinter sich lassen, wenn man ihm nicht den Neubau eines Bürogebäudes oder wenigstens die Zweckentfremdung der von ihm als Büroraum genutzten Villa an der Savignystraße genehmigen wolle. Indessen mochte sich seinerzeit auch Stadtrat Dr. Küppers, unter der CDU bekanntlich für dergleichen zuständig mit einem Großprojekt im Wohngebiet an dieser Stelle nicht anfreunden.
Eine Befreiung von den Vorgaben des Westend-Bebauungsplanes und der damit verbundene Ärger mit den ohnehin geplagten Anwohnern kam damals auch für die CDU nicht in Frage.
Alles schon vergessen? Auch CDU- Sommertheater war schon mal besser!
Barbara Heymann, Frankfurt Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Westend
Umwelt-Schnösel Was haben die Veranstalter mit dem "Deutschen Umwelttag" vor? (FR vom 24. 7. 1992) Hoffentlich die Absicht, einen behutsameren Umgang mit (und von) der Natur zu lernen als bisher.
Wer hat - oh Graus - einen Macher (Wolfgang Weinz, 28, mit seinem jungen Team) mit der Organisation beauftragt, der von einem ,spannenden gesellschaftlichen Großexperiemt' spricht, sich als Medienrabauke präsentiert und verbal gegen ,Ökos' (,Glaubwürdigkeitsgesülze', ,Öko-Pietismus', ,Verzagtheit und Apokalypse'. . . .) in (einer Richtung) aus der Hüfte schießt (,Ohne die Wirtschaft und die Industrie geht da gar nichts' - stimmt, s. Regenwald, Bhopal etc.)?
Bleibt nur zu hoffen, daß der nötige Dialog trotz dieser Schnöselei stattfindet.
Prof. Dr. Hubert Lehmeier, Frankfurt
NIED. 50 000 Mark Beute machten Einbrecher in einer Wohnung an der Alzeyer Straße. Die Diebe, die bereits am Freitag zwischen 9.30 und 19 Uhr zulangten, nahmen Wertsachen und Geld mit, von ihnen fehlt jede Spur.
Wie die Polizei erst jetzt bekanntgab, schlichen sich ein oder mehrere Einbrecher durch den Garten an das Wohnhaus heran. Nachdem sie vergeblich versucht hatten, durch den Keller ins Gebäude zu kommen, brachen sie schließlich die Tür zur Waschküche auf und konnten so ins Haus gelangen.
Im Inneren hebelten sie dann eine weitere, abgeschlossene Tür zu den Wohnräumen auf. Die Diebe durchwühlten mehrere Zimmer nach Wertgegenständen und Geld, bis sie fündig wurden. Sie entwendeten laut Polizei ein Fax- und ein Video-Gerät, Sparbücher sowie Bargeld in fünfstelliger Höhe. dis
FECHENHEIM. Der Hockey-Club Schwarz-Orange Fechenheim 1922 feiert Jubiläum. Der Traditionsverein wird 70 Jahre alt und begeht seinen runden Geburtstag mit einem Turnier.
Auf dem Sportplatz am Wald in der Birsteiner Straße spielen am kommenden Samstag, 8. August, von 13.30 bis 18.30 Uhr, und am Sonntag, 9. August, von 9.30 bis 17 Uhr je drei Damen- und vier Herrenteams gegeneinander.
Bei den Herren treffen die Fechenheimer auf den Steglitzer TK, den Marienthaler THC Hamburg und den SC Lok Staßfurt (bei Leipzig). Auf die Damen warten der HC Esslingen und die TSG 1846 Darmstadt.
Und am Samstagabend laden die Schwarz-Orangenen zu einem Klubtreffen im Haus Melanchthon in der Fechenheimer Pfortenstraße 42 - 44 ein. Die Feier mit Live-Musik beginnt um 19 Uhr. mo
Klaus Lungershausen, der echte Frankfurter in der Bundesligamannschaft der RSG Frankfurt, sorgte am Sonntagnachmittag bei einem Rundstreckenrennen in Fulda für den 35. Saisonerfolg der RSG. Er sicherte sich einen Rundengewinn, den der klar nach Punkten führende Wiesbadener Frank Egner verpaßte. Die beiden waren nach der dritten Wertung dem Feld davongefahren und hatten das Rennen überlegen gestaltet.
HOCHHEIM. Ein Lastwagen mit Müllcontainern kam gestern um 14 Uhr in Höhe der Anschlußstelle Hochheim Nord noch von der Bundesstraße 40 ab, überschlug sich und blieb auf einem Feld in Seitenlage liegen.
Die Feuerwehr barg den 41jährigen Fahrer und brachte ihn ins Krankenhaus. Die B 40 war danach zwischen 14.15 und 17 Uhr zeitweise voll gesperrt. Den Schaden beziffert die Polizei auf rund 35 000 Mark. she
WETTERAUKREIS. Viermal im Jahr flattert FR-Leser Arndt Schöniger in Nieder-Rosbach unerwünschter Lesestoff ins Haus: "Unser Oberhessen", die Kundenzeitschrift der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG). Das Unternehmen versorgt den Wetteraukreis sowie Teile des Vogelsbergkreises und des Landkreises Gießen mit Strom und Wasser - und eben auch mit jener Zeitschrift, die in einer Auflage von 172 000 Exemplaren an die Haushalte verteilt wird.
"Ist es richtig, daß letzen Endes der Stromverbraucher über seine Stromrechnung diese Zeitschrift bezahlt?" fragte Schöninger in einem Brief bei der OVAG an. Sein Schreiben lasse "auf ein offenkundig großes Interesse an der seit Jahrzehnten erscheinenden und jetzt neugestalteten Kundenzeitschrift unseres Unternehmens bis hin zu kaufmännischen und buchhalterischen Einzelheiten schließen", antwortete ihm das Unternehmen süffisant. Immerhin erfuhr der geplagte OVAG-Kunde aus dem langen Antwortbrief, "daß ,Unser Oberhessen' selbstverständlich aus den Erlösen unseres Unternehmens finanziert wird". Und der OVAG-Kunde erfuhr: "Unsere Kunden erwarten von der OVAG eine reglmäßig erscheinende Zeitschrift, die sie in mannigfacher Weise informiert, wobei den vielfältigen und sich ständig fortentwickelnden Möglichkeiten der Energieeinsparung und sparsamen -verwendung ein besonderes Gewicht zukommt. Dies gilt ebenso für den sensiblen Bereich der Förderung und des Verkaufs von Trinkwasser."
Informationen über wichtige Dinge, die ihn als Stromkunden betreffen, würde sich Schöninger durchaus gefallen lassen, allerdings "in einfachster Form und unabhängig von einem festgelegten Turnus", entgegnete er der OVAG. Artikel wie "Skulpturen in Bad Nauheim", "Ranstadt - ein Kleinzentrum", "Frühling in Oberhessen", "Lehrfahrt zur Erdfunkstelle", wie sie für die Kundenzeitschrift typisch sind, interessieren ihn nicht. "Ich protestiere gegen die viel zu aufwendige und umfangreiche Kundenzeitschrift. Sparen Sie die Kosten dafür, senken Sie die Stromtarife", so Schöninger in seinem zweiten Schreiben an die OVAG. Abgesandt hat er es am 27. März. Auf eine Antwort wartet er heute noch. Am 7. Mai sandte er seinen Briefwechsel mit der OVAG an deren Aufsichtsratsvorsitzenden, den Gießener Landrat Rüdiger Veit. Auch hier wartet er noch auf eine Antwort.
"Unser Oberhessen" sei die Hauptinformationsquelle für die OVAGKunden, sagte OVAG-Pressesprecher Arnold Führer, der auch für die Kundenzeitschrift verantwortlich zeichnet, zur FR. Wieviel sich das Energieversorgungsunternehmen das Blatt kosten läßt, konnte er nicht sagen.
Der "allerletzte Schritt" ist laut Führer, einem OVAG-Kunden die Zeitschrift nicht mehr zukommen zu lassen. Das sei ein "Präzedensfall". Er sei bemüht, die Zeitschrift nach den Bedürfnissen der Kunden auszurichten. Die jüngste Umgestaltung des Blattes dokumentiere das. ieb
Kriegsparteien in Bosnien kämpfen "an allen Fronten" Serbenführer Karadzic spricht von Generaloffensive der Moslems / Bisher 500 Hilfsflüge der UN in das belagerte Sarajewo
NIED. Fast wie in Brehms Tierleben wird man sich bei den zweiten Nieder Kulturtagen am nächsten Donnerstag und Freitag, 6./7. August, jeweils in der Zeit von 9 bis 16 Uhr im Bürgerhaus vorkommen. Vom Gockel bis zum Pferd wird vieles, was da kreucht und fleucht, zu bestaunen sein. Die Schau ist vor allem gedacht für Kinder und Schulklassen, betont der Nieder Vereinsring, der das ganze veranstaltet.
Flußkrebse, Stichlinge und andere heimische Wassertiere bringt der Nieder Anglerverein - lebend - mit ins Stadtteilzentrum. Wie die Lebensbedingungen der Fische sind, können die jungen Besucher/innnen selbst erforschen: mit Wasserproben, zu denen die Angler das Material bereithalten. Dazu gibt's jede Menge Infos.
Blaue, grüne und gelbe: Seine schönsten Exemplare zeigt der Kanarienzucht- und Vogelschutzverein. Ebenfalls im Käfig hocken Hasen, Hühner und Küken - allerdings bei den Kleintierzüchtern nebenan. Dort liegen, wie an den anderen Ständen, Info-Hefte gratis bereit.
Insgesamt sieben Clubs wollen zeigen, womit sie sich beschäftigen. Dabei sind auch die Obst- und Gartenbauer mit einer Blumenschau, der Reitverein, der ein Pferd mitbringt (aber nur bis vors Bürgerhaus) und der Ortsbauernverband, dessen Schaf im Freien dem Pferd Gesellschaft leistet.
Schließlich gibt's noch was zu gewinnen für die Schulklasse, die am besten aufgepaßt und am meisten gelernt hat: 100 Mark, gespendet vom Nieder Gewerbeverein. dis
Das Wetter
Wetterlage An der Rückseite der Kaltfront eines Nordmeertiefs fließt frische Meeresluft nach Mitteleuropa. Sie gelangt unter Hochdruckeinfluß. Vorhersage bis Mittwoch früh Wechselnd wolkig. Im Norden und im Alpenraum noch Schauer, in der Mitte zunehmend Aufheiterungen und trokken. Höchsttemperaturen an der Küste bis 20, im Binnenland um 24 Grad. Tiefstwerte nachts 15 bis 20 Grad. Auf West drehender Wind. Wochenvorhersage Mittwoch: Überwiegend sonnig, Küstenbereich teils wolkig. Bis 31 Grad.
Donnerstag: Sonnig, im Westen und Süden nachmittags und abends Gewitter. Heiß, in der Südhälfte schwül.
Freitag/Samstag: Im Südosten sonnig, sonst wolkig bis stark bewölkt mit Gewittern. Meistschwülwarm, im Osten und Südosten auch heiß.
Sonntag/Montag: Übergang zu wechselnder Bewölkung und besonders in der zweiten Tageshälfte einzelne Schauer und Gewitter. Sehr warm.
Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 39 Amsterdam
Regenschauer 20 Athen
leicht bewölkt 34 Barcelona
wolkig 31 Bordeaux
stark bewölkt 23 Brüssel
wolkig 24 Budapest
leicht bewölkt 35 Dublin
wolkig 18 Helsinki
wolkig 23 Innsbruck
wolkig 28 Istanbul
wolkenlos 28 Kairo
leicht bewölkt 32 Larnaka
leicht bewölkt 31 Las Palmas
leicht bewölkt 26 Lissabon
leicht bewölkt 32 Locarno
leicht bewölkt 29 London
leicht bewölkt 22 Madrid
leicht bewölkt 30 Malaga
leicht bewölkt 31 Mallorca
leicht bewölkt 33 Moskau
wolkig 24 Nizza
leicht bewölkt 29 Paris
wolkig 24 Rom
wolkenlos 30 St. Petersburg
bedeckt 23 Stockholm
wolkig 24 Tunis
wolkenlos 36 Varna
leicht bewölkt 29 Venedig
wolkenlos 32 Warschau
leicht bewölkt 30 Wien
wolkenlos 33 Zürich
leicht bewölkt 31
Deutschland
Berlin
leicht bewölkt 31 Dresden
wolkig 31 Feldberg/Ts.
leicht bewölkt 24 Feldberg/Schw.
leicht bewölkt 19 Frankfurt/M.
leicht bewölkt 28 Freiburg
leicht bewölkt 31 Garmisch
wolkig 29 Hamburg
wolkig 26 Köln
wolkig 28 Leipzig
leicht bewölkt 31 München
leicht bewölkt 33 Norderney
wolkig 21 Rostock
stark bewölkt 29 Sylt
wolkig 19 Zugspitze
Regenschauer 9
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 5.58 Uhr Sonnenuntergang 21.05 Uhr Mondaufgang 12.19 Uhr Monduntergang 22.43 Uhr
WEHRHEIM. Die Empfehlung der Kreisjugendpflege, ihre Arbeit in Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim durch hauptamtliche Fachkräfte zu ergänzen, wird in Wehrheim zur Kenntnis genommen. "Im Gegensatz zu früheren Jahren muß die Situation der Jugend in Anbetracht der Entwicklungen in den Ballungsräumen heute auch bei uns neu beurteilt werden", stellte Bürgermeister Helmut Michel (CDU) in der jüngsten Gemeindevertretersitzung fest. Die FR hatte vor kurzem Auszüge aus einem Protokoll der Kreisjugendpflege über "Entwicklungen in Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim" veröffentlicht.
Die Wehrheimer Erkenntnisse haben die Bemühungen zur Einstellung eines Jugendpflegers allerdings nicht weiter vorangebracht.
Die Gemeinde, die im Haushalt 1992 eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) für einen Sozialarbeiter oder Jugendpfleger einstellte, harrt seit Anfang des Jahres der Gelder von Bund und Land, die nicht kommen. Das Arbeitsamt hatte schon im Februar die Gemeinde wissen lassen, daß der ABM-Topf leer sei. Die Gemeinde will bis zum Ende des Haushaltsjahres warten, ob nicht doch noch Mittel frei werden, die andere nicht in Anspruch nahmen.
Sollte diese Rechnung nicht aufgehen, haben sich die Wehrheimer schon eine neue Lösung ausgedacht: sich die Stelle, und damit die Kosten, für einen Sozialarbeiter/Jugendpfleger mit dem Nachbarn Usingen zu teilen. Die Verhandlungen sollen in den anstehenden Haushaltsberatungen geführt werden.
Die Usinger hatten genauso kalkuliert. Allerdings haben die jüngste Schließung des Jugendzentrums wegen eines Tränengasvorfalls (die FR berichtete) und das Protokoll der Kreisjugendpflege Druck aufs Rathaus ausgeübt. Im Jugendausschuß der Usinger Stadtverordnetenversammlung wird inzwischen die Überlegung angestellt, schon für den ersten Nachtragshaushalt eine Festanstellung zu schaffen. Und auch Michels Amtskollege Detlef Ortmann hat erkannt: "Um einen Jugendpfleger kommt man nicht mehr herum." cn
FRANKFURT-WEST. In der Bürgerfragestunde des Ortsbeirates 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen) am Dienstag, 11. August, stellt ein Vertreter des Planungsdezernats die Pläne für die Neugestaltung des Rödelheimer Bahnhofsvorplatzes sowie der näheren Umgebung vor. Die Sitzung des Stadtteilparlaments im Gemeindezentrum der evangelischen Cyriakus-Gemeinde, Wolf Heidenheim-Straße 7, beginnt um 19.30 Uhr.
Auf der Tagesordnung steht außerdem ein Antrag der SPD; sie will vom Magistrat wissen, was "mit dem seit über drei Jahren stillgelegten Parkplatz am Friedhof Westhausen geschehen soll".
Die Freien Demokraten verlangen Auskunft über die Ortsumfahrung Praunheim: Die Stadtregierung soll erläutern, wie der Trassenverlauf aussieht, wie der Stand des Planfeststellungsverfahrens ist und wieviel Geld das Projekt kostet.
Die CDU fordert den Magistrat mit einem Antrag auf, die der Kindertagesstätte 100 zugesagten, brachliegenden Freiflächen "vordringlich herrichten zu lassen" und mit den bestehenden zu verbinden. ak
Bahnhof leicht . . .
(Fortsetzung von Seite 17)
Am Hauptbahnhof hat die Stadt den Vorplatz an die Fußgänger zurückgegeben. Zwei Überwege bieten zwischen Kaiserstraße und Haupteingang eine Alternative zur Rolltreppenfahrt in die B-Ebene und wieder heraus. Vor allem Rollstuhlbenutzer und ältere Menschen werden das Angebot zu schätzen wissen.
Die Straßenverkehrsbehörde hat die Ampeln so geschaltet, daß die Fußgänger, die in Richtung Kaiserstraße laufen, alle sieben Fahrspuren und die beiden Straßenbahngleise ohne Wartezeit innerhalb einer einzigen Grünphase passieren können. In der Gegenrichtung müssen sie allerdings dem Verkehr zum Baseler Platz für einen Umlauf den Vorrang lassen.
Durch die Überwege werden auch die Straßenbahnhaltestellen auf dem Bahnhofsvorplatz besser erschlossen. Bislang klagten FVV-Kunden über den umständlichen Weg durch die B-Ebene zu den mit hohen Schutzwänden eingefaßten Mittelbahnsteigen.
Nunmehr ist die Station aus allen Richtungen oberirdisch zu erreichen. Den Hauptbahnhof fahren die Trambahnlinien 10, 11, 16, 19 und 21 an.
Die Straßenverkehrsbehörde ist davon überzeugt, daß die Fußgängerampeln den Autoverkehr kaum behindern werden. Grün leuchtet immer dann auf, wenn die Hauptverkehrsströme durch den Querverkehr aus der Taunusstraße und aus der Münchener Straße ohnehin angehalten werden. Ampelexperte Gert Stahnke: "Wir hatten am Montag keine Probleme." Die Kreuzungen und damit auch die Straßenbahnschienen waren frei. Etliche Autos stellten jedoch den Überweg zu und forderten den Passanten einen Slalom zwischen den Stoßstangen ab.
An den aufgepflasterten Furten in der City gibt es keine Bordsteine mehr. Die Passagen sind auf beiden Seiten über die volle Breite der Freßgass' angelegt worden. Allerdings in ödem Grau und nicht in Rot oder Grün. Baudezernent Hanskarl Protzmann wies Kritik an der Farbauswahl zurück. Man habe sich im Interesse des einheitlichen Gesamtbildes ganz bewußt an den Grautönen der angrenzenden Fußgängerzonen orientiert.
Eine Signalwirkung für die Autofahrer müsse von dem Pflaster nicht ausgehen, da die Überwege von Ampeln geregelt würden. Die Auffahrten zu den Pflasterstreifen sind nach Darstellung des Dezernenten deshalb flach angelegt, weil sie keine Schwellenfunktion hätten.
Der Verkehrsfluß werde durch die Schaltprogramme unterbunden. Die halbieren die Wartezeiten für die Passanten im Tagesprogramm von bislang 90 auf jetzt 45 Sekunden. Dieser Takt gilt auch für die Überwege an Roßmarkt und Hauptwache. Dort allerdings während einer Versuchsphase, in der geprüft werden soll, wie sich die Stopps auf den Wirtschaftsverkehr auswirken.
(Siehe auch Kasten rechts)
"Kinder sind die Zukunft dieser Stadt", sagte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler am Montag beim Richtfest für den Rohbau der Kindertagesstätte 95 in Nieder-Erlenbach, Im Sauern 14. Die Kinder selbst können es kaum erwarten, umzuziehen. Mit dem Lied "Wir sind die Zukunft der Welt" demonstrierten sie, ähnlich den Worten von Schoelers, ihr Selbstbewußtsein. Die "Champion-Hymne" der Rocklegende "Queen" war ihnen dafür grad gut genug.
Der OB heftete im übrigen die vielen neuen Kindergarten- und Hortplätze der rot-grünen Koalition ans Revers. Seit 1989 seien in Frankfurt 920 neue Kita- und Hortplätze geschaffen, vier neue Einrichtungen gebaut worden. Und für 1992 sind zehn weitere Kindertagesstätten geplant. "Die Förderung freier Elterninitiativen hat sich bewährt", sagte er. Durch das "Sofortprogramm" wurden 1200 weitere Plätze geschaffen.
Der Erweiterungsbau ist auf dem nördlich anschließenden Gelände, direkt am Altbau, errichtet worden und kostete 4,5 Millionen Mark. 505 Quadratmeter Fläche wurde dazugewonnen. Trotzdem ist jetzt schon wieder Platzmangel abzusehen. 116 Kinder besuchen derzeit die Einrichtung, darunter 19 Schulkinder in einer Hortgruppe. Aufgrund des Engagements des Elternbeirats und des Kinderkreises wurde der Anbau verwirklicht.
"Die Familienstrukturen haben sich verändert", sagte die Leiterin Doris Sporhet-Ries. Die Tendenz, daß beide Elternteile ganztags arbeiten, nimmt zu. Und so hofft man, daß der Container "Rosa Krawallschachtel", in dem derzeit die Hortgruppe untergebracht ist, bestehen bleibt. Dann allerdings müßten zwei neue Erzieherstellen geschaffen werden. Ob das Personaldezernat dem zustimmt, kann auch Heidemarie Kern (Stadtschulamt) nicht abschätzen. Auf der Warteliste für eine zweite Hortgruppe stehen schon 16 Kinder: vier dringende Anträge und zwölf Neuzugänge für 1993. tin
Die Tennisspielerinnen des SC 1880 Frankfurt sind in der Aufstiegsrunde zur Frauen-Bundesliga gescheitert. Auf eigener Anlage unterlagen sie im Finale dem Bielefelder TTC mit 4:5. Neben den Westfälinnen steigen auch die Frauen von Iphitos München in die erste Liga auf.
Mit der Offenbacherin Sandra Wächtershäuser sicherten sich die Juniorinnen des Deutschen Tennis-Bundes in Mimizan/Frankreich den Europameistertitel. Petra Begerow (Ludwigshafen), Kirstin Freye (Bielefeld) und Sandra Wächtershäuser besiegten im Endspiel die Auswahl Spaniens mit 2:1, wobei das Doppel Freye/Wächtershäuser den entscheidenden Punkt beisteuerte.
NIEDER-ERLENBACH. "Wir denken an die Kinder, die noch keinen Platz haben", sagte Wolfgang Gutschmidt. Der Elternbeirat der Kindertagesstätte (KT) 95 will "dafür kämpfen", daß neben der bestehenden Hortgruppe eine zweite eingerichtet wird.
Dafür gibt es jetzt schon Bedarf. 116 Kinder besuchen die Einrichtung, 19 davon sind im Hort. "Und 16 weitere Schulkinder stehen auf der Warteliste", sagte Leiterin Doris Sporhet-Ries.
Der Kinderkreis und der Elternbeirat wollen, daß der Container "Rosa Krawallschachtel" auch noch nach Inbetriebnahme der neuen Räume erhalten bleibt. Ob das Stadtschul- und Personalamt dem zustimmt, kann auch Heidemarie Kern (Stadtschulamt) nicht versprechen. Kern: "Wir haben Einstellungsstop." Und eine zweite Hortgruppe würde den Personal- Schlüssel um zwei feste Erzieherinnen- Stellen erhöhen.
Selbstbewußt traten die Kleinen dieser Tage auf dem Richtfest Oberbürgermeister Andreas von Schoeler gegenüber. In Anlehnung der "Champion-Hymne" der Rock-Gruppe "Queen" sangen sie: "Wir sind die Zukunft der Welt". Und von Schoeler gab ihnen recht. Es ist "Kinderpolitik", so der Oberbürgermeister, "wenn sich Politiker für ein kindergerechtes Leben starkmachen."
4,5 Millionen Mark kostete der Um- und Anbau, der direkt auf dem anschließenden nördlichen Gelände der KT errichtet wurde. Eine Holzkonstruktion überspannt die Halle zwischen Alt- und Neubau. Neu ist ebenfalls ein 100 Quadratmeter großer Spielbereich. Insgesamt wurden 505 Quadratmeter an Fläche dazugewonnen.
Die Politik dürfe keine Lebensformen vorschreiben, sagte von Schoeler. Es sei Tatsache, "daß die Tendenz zur Ein- Kind-Familie zunimmt und viele Mütter ganztags arbeiten." Und so stand der Idee, den Kindergarten Im Sauern 14 zu erweitern, nichts entgegen.
Im Dezember 1991 war Grundsteinlegung. Wenn die Bauarbeiten weiterhin zügig voranschreiten, kann der Neubau im Mai 1993 eröffnet werden. "Der Hort ist ein Ort für fehlende Nestwärme", sagte Horst Westerberger, Chef der am Bau beteiligten Zimmermannsfirma. Anfänglich standen die Anwohner der Einrichtung eines Horts noch skeptisch gegenüber. "Die Erzieherinnen leisten gute Arbeit", sagte der Vorsitzendende des Elternbeirats. Und so folgte der Ablehnung die Anerkennung.
Stadtkinder bräuchten Freiräume und Entfaltungsmöglichkeiten, meinte von Schoeler. Das gilt auch für die Kleinen im hohen Norden Frankfurts. tin
Der Hochtaunus- und der Main-Taunus-Kreis vermarkten gemeinsam ihre touristischen Schätze Urlaub im Land der Berge und der Bäder Größtes Problem: Wie kann man junge Leute anlocken? Von Norbert Glaser HOCHTAUNUSKREIS. Elmar steht auf Südostasien, Wolfgang zieht es mindestens einmal im Jahre nach Schottland, und Susanne hat ihr Herz an Frankreich verloren - wenn Deutsche Urlaub machen, dann zumeist im Ausland. Am besten möglichst weit weg. Wer sich daheim entspannen will, fährt an die Küste, ins Hochgebirge oder in traditionelle Ferienlandschaften wie Schwarzwald und Bayerischer Wald. Und wie sieht es im Taunus aus? Wo alles verreist, gibt es auch Urlauber, die hierherkommen? Es gibt sie. Aus der Sicht der Verantwortlichen könnten es aber mehr sein. Das größte Problem dabei: jüngere Leute anzulocken.
"Main + Taunus - Land der Berge, Burgen und Bäder. Wandern & Natur genießen. Wochenendpauschalen ab 106,- DM p. P., 1 Wo. ab 210,- p. P."
Das Angebot, das Lust auf einen Urlaub im Hochtaunuskreis machen soll, stand kürzlich in einer bundesdeutschen Illustrierten. Die Annonce ist Teil einer Kampagne, die Hessen als Urlaubsland populärer machen soll. Auch im Homburger Landratsamt müht man sich: Unter dem Motto "Main + Taunus - Land der Berge, Burgen und Bäder" versuchen Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis gemeinsam, ihre historischen und natürlichen Schätze touristisch zu vermarkten.
"Wir sind sicher keine ausgeprägte Urlaubsregion wie Spessart oder Schwarzwald", sagt Hans-Georg Fritze, der Geschäftsführer des Fremdenverkehrsverbandes Main + Taunus. "Wir werden auch niemanden hierherlocken, den es ans Mittelmeer oder in die Alpen zieht." Trotzdem sieht Fritze gute Chancen für den Taunus. Und das nicht nur, weil Deutschland im Trend liegt: "Für den Taunus gibt es neben der Kur vor allem im Kurz- und Wochenendurlaub ungenutzte Möglichkeiten."
Die Botschaft, für die Fritze einheimische Gastronomen und Urlauber sensibilisieren will: Der Taunus ist nicht nur eine Absteige für Messebesucher, die in Frankfurt kein Zimmer mehr bekommen, er ist auch für längere Aufenthalte interessant. Und in der Tat hat er einiges zu bieten: ein Landgrafenschloß, die zweitgrößte Festungsruine Deutschlands, Hessenpark oder Saalburg, Gesundheitsurlaub, vor allem aber: viel Natur. Ein Pauschalangebot mit Aufenthalt im First- Class-Hotel, Spielbankbesuch, Fitneßprogramm und Candlelight-Dinner. Kein Problem. Aber auch ein römisches Mahl nach Rezepten von Marcus Gavius Apicius läßt sich arrangieren.
348 000 Gäste mit insgesamt 1 362 359 Übernachtungen registrierten die Statistiker im vergangenen Jahr. Das waren 60 000 Übernachtungen mehr als 1990. Doch so erfreulich diese Entwicklung ist, eine positive Tendenz läßt sich daraus noch nicht ablesen. Und das nicht nur, weil die durchschnittliche Verweildauer inzwischen auf 3,9 Tage gesunken ist. Die Bedeutung des Fremdenverkehrs ist auch deshalb geringer als es die Zahlen erwarten lassen, weil viele Gäste in erster Linie wegen der Frankfurter Messe, als Kongreßbesucher oder zum Kuren kommen. Sieht man von den Kurstädten im Vordertaunus ab, die traditionell Besucher anziehen, ist der Hochtaunuskreis touristisches Entwicklungsland.
Warum das so ist, weiß auch Fritze nicht. Denn eigentlich hatte alles ganz gut begonnen: Seit dem 17. Jahrhundert zog es Neugierige in den Taunus. Waren es zunächst einzelne Abenteuerlustige, so folgten ihnen Naturfreunde, aber auch Dichter wie Matthias Claudius und Johann Wolfgang Goethe. Häufigstes Ziel: der Feldberg. Zu ihm pilgerten bald ganze Vergnügungsgesellschaften mit Kutsche, Musik, Kanone und Feuerwerk.
Die eigentliche touristische Erschließung des Taunus begann 1868 mit der Gründung des "Taunusklubs". Er sah in der neuen "Wachstumsbranche" ein willkommenes Zubrot für die armen Dörfler. 1883 erkannte der Frankfurter Arzt Dr. Wieger die heilklimatische Wirkung der Schmittener Lage. Im gleichen Jahr wurde ein Kurverein gegründet. Vor allem gutbetuchte Frankfurter schickten nun Frau und Kinder in den Taunus zur Sommerfrische. Und am Wochenende kamen die Männer mit der Kutsche nach.
Alt- und Neuweilnau gehörten zu den ersten touristischen Perlen im Usinger Land. Wie dort profitierten auch anderswo Gastronomen und Privatleute von der 1895 eröffneten Bahnlinie. Sie konnten nun ihre Feriengäste mit dem Kuhgespann in Usingen abholen. In Finsternthal weilten zeitweise bis zu 40 erholungsuchende Großstädter gleichzeitig im Dorf. 1942 zählte die Gemeinde 370 Übernachtungen. Später kamen vor allem Stahlwerker und Bergleute zur Erholung in den Hintertaunus. Viele hielten ihm bis in die Gegenwart die Treue.
Der große Bruch kam Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre, als wachsender Wohlstand und bessere Verkehrsmittel immer mehr Deutsche ins Ausland zogen. Seitdem hat der Taunus viel von seiner touristischen Bedeutung eingebüßt. Privatbetten etwa gibt es heute so gut wie gar nicht mehr. Mit der Gründung des "Naturparks Hochtaunus", der "Hochtaunusstraße" und einem eigenen Fremdenverkehrsbüro versuchten Politiker und Experten dem entgegenzuwirken. Doch die Erfolge sind bescheiden.
Wer heute seinen Urlaub im Taunus verbringt, ist meist weit über die 40. Kaum auf Resonanz stößt der Taunus dagegen bei Jüngeren. Doch da steht er nicht allein. Ähnliche Sorgen plagen auch traditionelle deutsche Feriengebiete wie den Schwarzwald. Ein "sanfter Tourismus" mit erlebnis- und naturorientierten Programmen - Beispiel: Rucksackwandern - könnte neue Urlaubergruppen ansprechen. Doch das bedingt auch, daß Experten und Gastronomen an einem Strang ziehen. Und das ist leider nicht immer so. Ein Angebot wie "Wandern ohne Gepäck" etwa, wie es praktisch jede Mittelgebirgslandschaft anbietet, ließ sich im Taunus noch nicht realisieren.
Das Thema "Tourismus im Taunus" ist auch Gegenstand einer Diskussionsrunde im Rahmen des FR-mobil. Es legt am heutigen Dienstag, 4. August, 12 Uhr, am Ausflugslokal "Landsteiner Mühle" - zwischen Hunoldstal und Altweilnau, Abzweigung Finsternthal - eine Pause ein. Teilnehmer der Runde sind Gertrud Stöckl vom Hotel- und Gaststättenverband, Hans Walter Herpel vom Naturpark Hochtaunus, Hans-Georg Fritze vom Fremdenverkehrsverband Main + Taunus und Wolfgang Hoffmeister von den Naturfreunden. orb
TENNIS
REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe 1, Männer: TC Weissenhof - TC Palmengarten Frankfurt 3:6, TK Sinzig - TC Bad Homburg 6:3, WR Stuttgart - Wolfsberg 5:4.
Gruppe 2: Rotenbühl - Ludwigshafen 7:2, Waiblingen - Rosbach 3:6, Ravensburg - KETV Karlsruhe 7:2, Ulm - BW Saarbrücken 6:3.
Leicht Verbrennungen und einen Schock erlitt am späten Montagabend eine 23jährige Frau in der Schifferstraße. Sie hatte versucht, überhitztes, in Brand geratenes Fett in einer Bratpfanne mit Wasser zu löschen. Dadurch entstand nach Angaben der Feuerwehr, die um 19.41 Uhr unterrichtet wurde, eine starke Verpuffung. Zugleich griffen Stichflammen, die durch den Löschversuch verursacht wurden, auf die Dunstabzugshaube über.
Durch den Druck der Verpuffung wurde eine Leichtbauwand stark beschädigt. Zwei Nachbarn erlitten ebenfalls einen Schock. Die Feuerwehr, die den Sachschaden auf 40 000 Mark bezifferte, konnte den Brand schnell begrenzen. Sie wies darauf hin, daß bei solchen Fettbränden Wasser kein Löschmittel ist. Hier hätte die Frau die Flammen mit einem Deckel ersticken sollen. ing
HOCHTAUNUSKREIS. Was die Menschen im Usinger Land schon lange ertragen, trifft jetzt auch den Vordertaunus: Zum 15. August wird über den gesamten Taunus der Wassernotstand verhängt.
In der "Stufe 1" ist es laut Auskunft des Regierungspräsidiums verboten, Höfe, Straßen, Grünflächen und Parkanlagen zu besprengen oder zu bewässern. Private Schwimmbecken dürfen nicht mehr aufgefüllt, Autos nur noch in Waschanlagen mit geschlossenem System gereinigt werden.
Landrat Jürgen Banzer hat die Verordnung des Darmstädter Regierungspräsidenten ausdrücklich begrüßt: "Ich bin froh, daß auf unser ständiges Drängen hin jetzt gehandelt wird." Wie lange der Notstand dauert, hängt vom Wetter ab.
FRIEDRICHSDORF. Daß auch der Juli 1992 allen Gewittern zum Trotz wieder zu trocken ausfiel, bestätigt die allmonatliche Wetterstatistik von Eleonore Ahrens aus Köppern. Danach fielen im Köpperner Tal, wo sie die private Wetterstation ihres verstorbenen Manns weiter betreut, im Juli nur 45,6 Millimeter Regen pro Quadratmeter. Das waren über 15 Prozent weniger als im langjährigen Monatsmittel.
Der Juli '92 setzte den Trend des letzten Jahres fort: Im ganzen Jahr 1992 fielen bisher im Köpperner Tal nur 342,6 Millimeter Regen pro Quadratmeter - 16 Prozent weniger als im Mittel der 20 Jahre davor. che
BAD HOMBURG. Im Baugebiet "Steeder Weg" in Gonzenheim ist gestern der Grundstein für 112 neue Wohnungen gelegt worden. Sie sollen in vier Abschnitten errichtet und von Frühjahr 1993 bis Mitte 1994 fertig werden. Bauherr ist die in Bad Homburg und Berlin ansässige Spar- und Anlageberatung GmbH, die die Baukosten auf rund 64 Millionen Mark schätzt. Die Wohnungen werden an private Eigentümer verkauft, die sich in der Regel verpflichten, sie zu vermieten.
Bei der Grundsteinlegung für die Siedlung "Am Römischen Hof" sagte der Sprecher des Bundesbauministeriums, Robert Scholl, der Bau freifinanzierter Mietwohnungen sei "unverzichtbar für die Lösung der Wohnungsmarktprobleme und gleichzeitig ein attraktives Feld für Investoren". Die verstärkte Förderung des sozialen Wohnungsbaus sei ebenso notwendig wie das Ankurbeln von Eigentumsbildung. Hochwertige Mietwohnungen würden ebenso benötigt wie kostengünstige Reihenhäuser. Auch größere Mietwohnungsanlagen wie beispielsweise das Projekt "Am Römischen Hof" müßten gebaut werden. Dies habe nichts zu tun mit einer Rückkehr zum Bau von Großsiedlungen wie in den 60er Jahren. che
WASHINGTON, 4. August (AP). Der US-Senat hat sich dafür ausgesprochen, in zwei Schritten die Atomtests in den Vereinigten Staaten einzustellen. Mit 68 gegen 26 Stimmen wurde in der Nacht zum Dienstag der von zwei Demokraten und einem Republikaner eingebrachte Antrag angenommen, vom 1. Oktober an ein neunmonatiges Atomtest-Moratorium zu verfügen und danach für drei Jahre nur noch begrenzte Tests durchzuführen. 1996 sollen dann sämtliche Atomversuche der USA eingestellt werden.
Es wird erwartet, daß Präsident George Bush sein Veto gegen die Senatsentscheidung einlegen wird. Dieses Veto könnte allerdings durch Zweidrittelmehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus überstimmt werden. Die Vorlage würde dann trotz der Einwände Bushs Gesetzeskraft erlangen. Die Regierung vertritt die Ansicht, daß auch weiterhin jährlich sechs unterirdische Atomversuche notwendig seien, um die Funktionssicherheit von Sprengköpfen zu gewährleisten. Ferner verweist sie darauf, daß die Tests für den US-Bundesstaat Nevada Einnahmen von einer Milliarde Dollar jährlich bringen und 8000 Arbeitsplätze sichern.
Der demokratische Mehrheitsführer George Mitchell, der die Vorlage mit dem Republikaner Mark Hatfield und dem Demokraten James Exon eingebracht hatte, sprach von einer "historischen Anerkennung von Veränderungen in der internationalen Politik".
Befürworter des Moratoriums argumentierten weiter, daß damit die USA ein Signal setzen würden. Senator Edward Kennedy sagte: "Der beste Weg, China und andere Länder zur Einschränkung zu bewegen, ist, unsere eigenen Tests einzustellen. Wir haben jahrelang die Nichtweiterverbreitung (von Atomwaffen) gepredigt . . . Wir müssen zeigen, daß wir unseren Worten Taten folgen lassen."
(Kommentar auf Seite 3)
ALGIER, 4. August (AP). Das algerische Fernsehen hat ausländischen Journalisten erstmals detaillierte Bilder eines Kamerateams vom Attentat auf Staatspräsident Mohammed Boudiaf gezeigt.
Der einstündige Film, in dem auch der als Attentäter festgenommene Unterleutnant Lembarak Boumaaraf zu Wort kam, gab keine neuen Erkenntnisse über die Hintergründe der Tat.
Den ausländischen Journalisten wurde keine Erklärung gegeben, warum ihnen der Film am Montag im Sendezentrum des algerischen Fernsehens vorgeführt wurde.
In dem Film ist zu sehen, wie Boudiaf bei einer Rede in Annaba am 29. Juni von einer Maschinenpistolensalve in Kopf und Rücken getroffen wird. Der Attentäter sagte dem Filmbericht zufolge eine Viertelstunde nach der Tat, er habe Boudiaf erschossen, "weil er es verdient hat". Er gehöre einer "nationalen islamischen Bewegung" an, sagte Boumaaraf weiter und fügte hinzu, das Attentat werde den Weg für "andere Dinge" in Algerien freimachen.
Boumaaraf gehört einem am 26. Juli veröffentlichten Bericht zufolge einer Ermittlungskommission einer Verschwörergruppe an, gilt also nicht als Einzeltäter. Nach Behördenangaben wurden bisher zehn weitere Personen als Mitverschwörer festgenommen.
In Algerien ist die Lage seit Absetzung der ersten freien Parlamentswahl im Januar gespannt. Mit einem Staatsstreich hatte das Militär unmittelbar vor der Stichwahl Staatspräsident Chadli Bendjedid abgesetzt und Boudiaf vom marokkanischen Exil an die Staatsspitze geholt.
In Algerien wird die These vertreten, daß korrupte Beamte und Militärs hinter dem Attentat stehen, weil Boudiaf - ein Held des Unabhängigkeitskrieges - versucht habe, gegen den Filz nach 30 Jahren Einparteienherrschaft vorzugehen.
Atomversuche US-Senat für Testpause
WASHINGTON, 4. August (AP/dpa/Reuter). Der amerikanische Senat hat für eine Vorlage gestimmt, die in zwei Schritten zur Einstellung der Atomtests der Vereinigten Staaten führen soll. Mit 68 gegen 26 Stimmen wurde der von zwei Demokraten und einem Republikaner eingebrachte Antrag angenommen, vom 1. Oktober an die Atomtests neun Monate lang auszusetzen und danach für drei Jahre nur noch begrenzte Sicherheitstests durchzuführen. 1996 sollen dann sämtliche Atomversuche der USA eingestellt werden.
Es wird erwartet, daß Präsident George Bush sein Veto gegen die Senatsentscheidung einlegen wird. Die Regierung vertritt die Ansicht, daß jährlich sechs unterirdische Atomversuche gemacht werden müßten, um die Funktionssicherheit von Atomsprengköpfen zu gewährleisten. Ferner verweist sie darauf, daß die Testreihe für Nevada Einnahmen von einer Milliarde Dollar jährlich bringe und 8000 Arbeitsplätze sichere.
Der demokratische Mehrheitsführer George Mitchell, der die Vorlage mit dem Republikaner Mark Hatfield und dem Demokraten James Exon eingebracht hatte, sprach von einer "historischen Anerkennung von Veränderungen in der internationalen Politik". Hatfield sagte, es sei an der Zeit, die Versuche einzustellen. Ihr Antrag wurde einer Maßnahme zur Finanzierung von Energieprojekten des Bundes hinzugefügt, die Ausgaben von 22 Milliarden Dollar vorsieht.
Befürworter des Moratoriums argumentierten, daß damit die USA ein Signal für den Rest der Welt setzten. Der Atomwaffensperrvertrag fordere die Unterzeichner auf, ein Verbot von Atomwaffentests auszuhandeln. Senator Edward Kennedy sagte: "Wir müssen zeigen, daß unseren Worten Taten folgen."
KATMANDU, 4. August (AP). Die Regierung in Nepal hat eine internationale Untersuchung des Flugzeugabsturzes eingeleitet, bei dem am Freitag 113 Menschen ums Leben gekommen waren. Wie am Dienstag aus Regierungskreisen verlautete, wurde ein neunköpfiges Gremium gebildet, das die genaue Ursache der Airbus-Katastrophe an einem 8500 Meter hohen Himalajagipfel klären soll. Dem Ausschuß gehören unter anderem ein Fachmann der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation und Spezialisten aus Frankreich und Thailand an. Die Bergung der Opfer gestaltete sich unterdessen weiterhin äußerst schwierig, da die Maschine der thailändischen Fluggesellschaft völlig in Stücke gerissen und ein Großteil der Passagiere verstümmelt wurde. (Siehe "Aus aller Welt")
NEW YORK, 4. August (AP). Der Polizeichef von New York, Lee Brown, hat nach zweieinhalb Jahren seinen Rücktritt erklärt. Ab 1. September wolle er sich stärker um seine kranke Frau kümmern und einen Lehrauftrag an der Universität in Houston übernehmen, erklärte der 55jährige Brown am Montag. Sein noch zu ernennender Nachfolger übernimmt ein Amt, das ein Vorgänger Browns einmal mit "einem Blick in die Hölle" verglich. Die Arbeit als Polizeichef in New York sei "wie das Nachdenken über den Tod", erklärte Robert McGuire, der dieses Amt von 1978 bis 1983 leitete. "Man kann es eine Zeitlang machen, aber nicht allzu lang. Es geht auf die Psyche." In den vergangenen 25 Jahren beendeten nur zwei Polizeichefs ihre fünfjährige Amtszeit, McGuire und Benjamin Ward.
NEW YORK, 4. August (AP). In Irak ist nach Angaben der Vereinten Nationen auf einen Arzt einer französischen Hilfsorganisation und einen UN-Wachmann geschossen worden. Der Mediziner der Organisation Ärzte ohne Grenzen wurde am Sonntag von Schüssen im Arm und im Bauch getroffen. Er werde im Krankenhaus in Dahuk behandelt und sei guter Verfassung, hieß es am Montag in New York. In Bagdad war am Sonntag auch auf einen uniformierten Wachmann der UN geschossen worden, der vor dem Hotel stand, in dem sich die UN-Inspekteure während ihrer Kontrollen in Irak aufhalten. Er wurde nicht getroffen. Die UN protestierte gegen die Vorfälle.
Nach der seit 1976 in der alten Bundesrepublik geltenden Indikationsregelung ist ein Schwangerschaftsabbruch nur in Ausnahmen erlaubt. Grundsätzlich ist er nach Paragraph 218 verboten, die Frau und der Arzt können sich strafbar machen.
Die bisherigen Regelungen im Abschnitt "Straftaten gegen das Leben" des Strafgesetzbuches sehen aber vier Indikationen vor. Danach ist ein Schwangerschaftsabbruch nicht strafbar, wenn Lebensgefahr für die Mutter besteht oder eine schwere Beeinträchtigung ihres körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes droht, wenn schwere Schädigungen des Kindes befürchtet werden, die Schwangerschaft Folge einer Straftat ist oder der Frau bei Fortsetzung der Schwangerschaft eine Notlage (soziale Indikation) droht.
Nach dem neuen Gesetz bleibt eine Abtreibung in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft straffrei, wenn sich die Schwangere von einem Arzt hat beraten lassen. Ferner sieht das Gesetz den Anspruch auf einen Kindergartenplatz und andere sozialflankierende Maßnahmen vor.
In den neuen Bundesländern gilt aufgrund des Einigungsvertrages weiterhin die aus der DDR übernommene Fristenregelung ohne Beratungspflicht. Die Bestimmung im Einigungsvertrag hat folgenden Wortlaut:
"(4) Es ist Aufgabe des gesamtdeutschen Gesetzgebers, spätestens bis zum 31. Dezember 1992 eine Regelung zu treffen, die den Schutz vorgeburtlichen Lebens und die verfassungskonforme Bewältigung von Konfliktsituationen schwangerer Frauen vor allem durch rechtlich gesicherte Ansprüche für Frauen, insbesondere auf Beratung und soziale Hilfen besser gewährleistet, als dies in beiden Teilen Deutschland derzeit der Fall ist. . . . Kommt eine Regelung in der in Satz 1 genannten Frist nicht zustande, gilt das materielle Recht in dem in Artikel 3 genannten Gebiet weiter." Das "in Artikel 3 genannte Gebiet" ist die ehemalige DDR. (AP)
AMRITSAR, 4. August (AP). Bei einem Anschlag separatistischer Sikh-Rebellen sind am Dienstag sieben Soldaten getötet worden. Wie die Polizei in Amritsar mitteilte, fuhr das Transportfahrzeug der Grenztruppe in der Nähe des Dorfes Schakarmassial südlich der Grenze zu Pakistan auf eine Panzermine.
KARLSRUHE, 4. August (AP). Vor dem Bundesverfassungsgericht hat am Dienstag vormittag die mit Spannung erwartete mündliche Verhandlung über den Antrag begonnen, das Inkrafttreten des neuen Abtreibungsrechts mit einer einstweiligen Anordnung zu verhindern.
Kläger sind die bayerische Landesregierung und 247 Abgeordnete der Bundestagsfraktion von CDU/CSU, die die Neufassung des Paragraphen 218 für verfassungswidrig halten. Die Entscheidung des Gerichts wird noch im Laufe des Tages verkündet, Beobachter halten die beantragte Anordnung für wahrscheinlich.
In der Verhandlung vor dem Zweiten Senat, in dem Gerichtsvizepräsident Ernst Gottfried Mahrenholz den Vorsitz führt, geht es ausschließlich um die Frage, ob in diesem Fall der Erlaß einer einstwei- ligen Anordnung notwendig ist, um einen erheblichen Schaden zu verhindern, der eintreten würde, wenn das Gesetz wie ursprünglich geplant am 5. August in Kraft treten würde. Der Dienstag war der letztmögliche Termin in dieser Sache, denn am selben Tag wurde das neue Gesetz über den Schwangerschaftsabbruch im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Die Entscheidung der Verfassungsrichter muß noch vor Mitternacht fallen, wenn das Inkrafttreten verhindert werden soll.
Über die eigentlichen Klagen der 247 Mitglieder der Unionsfraktion und der bayerischen Regierung gegen das Gesetz, das den Schwangerschaftsabbruch nach einer Pflichtberatung in den ersten drei Monaten straflos läßt, wird der Zweite Senat im Herbst verhandeln. Das endgültige Urteil über das neue Gesetz wird noch vor Ende des Jahres erwartet.
Das gesamte Problem wird dadurch besonders kompliziert, daß in den neuen Bundesländern laut Einigungsvertrag die alte, aus der DDR übernommene Fristenregelung weitergilt, bis eine gemeinsame Neuregelung für ganz Deutschland geschaffen ist.
BONN, 4. August (AP). Die lange Dauer der Anerkennungsverfahren für Kriegsdienstverweigerer bringt die Betroffenen häufig in Konflikt mit der Bundeswehr. Darauf hat die Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen in einer Petition an den Bundestag aufmerksam gemacht. Wie die Zentralstelle am Dienstag in Bonn mitteilte, entscheiden die zuständigen Ausschüsse oft erst Wochen oder gar Monate nach der Antragstellung. Die Betroffenen seien gezwungen, der Einberufung gegen ihr Gewissen zu folgen, sonst drohten Arrest oder strafrechtliche Verfolgung.
NEU-DELHI, 4. August (AP). Wegen einer Bombendrohung mußte am Dienstag ein Flugzeug der indischen Fluggesellschaft Air India unplanmäßig zwischenlanden. Die Maschine vom Typ Boeing 747 befand sich seit knapp einer Stunde auf dem Flug von Bombay nach Frankfurt, als ein anonymer Anrufer erklärte, es befinde sich eine Bombe an Bord, die um 11 Uhr (7.30 Uhr MESZ) explodieren werde. Daraufhin wurde die Flugzeugbesatzung angewiesen, in Neu-Delhi zu landen. Bei der Untersuchung des Flugzeuges wurde kein Sprengkörper gefunden.
KUWAIT, 4. August (AP). Mit einem amphibischen Landungsmanöver von 1900 US-Marineinfanteristen hat am Dienstag eine mehrwöchige Militärübung der USA in Kuwait begonnen. Die Soldaten, mehr als die Hälfte von ihnen Veteranen des Golf-Kriegs, näherten sich der kuwaitischen Küste mit gepanzerten Schwimmfahrzeugen, Luftkissen- und Landungsbooten. Das kuwaitisch-amerikanische Manöver soll aus Sicht der USA deutlich machen, daß sie bereit sind, Kuwait wenn nötig wieder zu verteidigen und die UN-Sanktionen gegen Irak auch militärisch durchzusetzen. Die Regierung in Bagdad hatte in der vergangenen Woche erneut Anspruch auf Kuwait erhoben und das Scheichtum als 19. Provinz Iraks bezeichnet.
LONDON, 4. August (AP/dpa/AFP). Die Bevölkerung Somalias leidet nicht nur wegen der anhaltenden Dürre an Hunger, sondern ist auch Opfer eines "regelrechten Menschenrechts-Desasters". Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai), die am Dienstag in London veröffentlicht wurden, ist es an der Tagesordnung, daß Zivilpersonen wahllos getötet, vergewaltigt und verstümmelt werden.
amnesty sah sich nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten großen Schwierigkeiten ausgesetzt, zuverlässige Fakten über die Menschenrechtsverletzungen in dem Land zu erhalten, wo seit eineinhalb Jahren ein Bürgerkrieg im Gange ist. Die Ermittlungen hätten jedoch ergeben, daß sich die Lage für die Bevölkerung seit dem Sturz von Präsident Siad Barre im Januar 1991 weiter verschlechtert habe. Neben Hungersnöten und Armut wegen der anhaltenden Dürre bedrohten seit Ausbruch der blutigen Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Clans auch folternde, mordende und plündernde Soldaten das Leben weiter Teile der Zivilbevölkerung. Die Täter bewegten sich in einem völlig rechtsfreien Raum und hätten keinerlei Konsequenzen zu befürchten. Alle Seiten ließen sich schwerste Vergehen zuschulden kommen, heißt es in dem ai-Bericht weiter. So hätten Truppen des "Vereinigten Somalischen Kongresses" unter General Mohamed Farah Aidid im April dieses Jahres in der südwestsomalischen Stadt Bulohawo ein Massaker unter wehrlosen Zivilisten verübt. Der Menschenrechtsorganisation lägen Zeugenaussagen vor, wonach die Frauen, Kinder und vorwiegend alten Männer von Aidids Soldateska im Stadtzentrum zusammengetrieben und nach Stammeszugehörigkeit sortiert worden seien. Dann seien die zum Stamme der Darod gehörenden Männer abgeschlachtet, die Frauen erst vergewaltigt worden, ehe man sie erstochen habe. "Ich sah Menschen mit herausgeschnittener Zunge und Opfer, die mit abgehackten Armen und Beinen sterbend dalagen", zitiert ai einen Zeugen. Die Leichen habe man verbrannt, die Gebeine liegenlassen.
ai fordert die Führer der Bürgerkriegsparteien dringend auf, die Gewalttaten an Zivilisten und Gefangenen zu beenden und sich für die Einhaltung der Menschenrechte in ihrem Land einzusetzen. Wenn es nicht gelinge, den tödlichen Kreislauf von Gewalt und Vergeltung zu durchbrechen, sei zu befürchten, daß der Terror noch über Monate oder Jahre anhalten werde.
Falls dem ostafrikanischen Staat nicht bald geholfen wird und vor allem die zwar angelieferten, aber blockierten Hilfsgüter nicht zu den notleidenden Menschen durchkommen, werden drei Viertel aller Kleinkinder im nächsten halben Jahr verhungern. Diese Prognose stellte James Kunder, ein hoher Beamter der US-Hilfsorganisation AID (Agency for International Development) nach seiner Rückkehr aus Somalia am Dienstag in Washington. Kunder ist nach eineinhalb Jahren der erste hohe US-Experte, der das Land besuchen konnte.
Nach seinem Eindruck spielt sich in Somalia derzeit die "weltweit größte humanitäre Katastrophe" ab. Große Mengen von Hilfsgütern, die aus aller Welt in Somalia eintreffen, würden von den Bürgerkriegsparteien in den Häfen des Landes blockiert oder auch geplündert und könnten nicht zu der hungernden Bevölkerung gelangen. Kunder zitierte Schätzungen des Internationalen Roten Kreuzes, nach denen 1,5 Millionen der insgesamt sechs Millionen Einwohner Somalias "in den kommenden Monaten dem Hungertod entgegensehen".
Seit Beginn des Bürgerkriegs vor eineinhalb Jahren sei bereits ein Viertel aller Kinder unter fünf Jahren an Hunger oder leicht heilbaren Krankheiten gestorben, weil die nötigen Hilfsmittel ausgeblieben seien. "Ohne jeden Zweifel ist die Errichtung grundlegender Sicherheitsstrukturen das fundamentale Problem in Somalia", sagte Kunder in Washington. "Die Helfer kommen nicht gegen die bewaffneten Patrouillen an." Ein Plan der Vereinten Nationen, 500 Soldaten zur Absicherung von Hilfstransporten in Somalia bereitzustellen, müsse sofort umgesetzt werden, sagte Kunder.
In der Ortschaft Baydhabo haben Soldaten der "Somalischen Befreiungsarmee" Lager mit Nahrungsmittelhilfe überfallen. Rundfunkberichten zufolge gab es mehrere Tote, als sich Bewohner des Ortes zur Wehr setzten.
In London teilte die britische Organisation "Save The Children" mit, allein in der Hauptstadt Mogadischu stürben täglich 200 Kinder. "Diese Katatrophe hat auf der Welt nichts Vergleichbares", betonte ein Vertreter der Organisation. Die bisherige Hilfe sei unzulänglich.
RIED, 4. August (AP). Für Grundschüler aus Ried im schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg werden die Sommerferien vermutlich noch etwas länger dauern: In der Nacht zum Dienstag brannte ihre Schule bis auf die Grundmauern nieder. Wie ein Polizeisprecher in Augsburg berichtete, ist das zweigeschossige Schulhaus fast völlig zerstört und nicht mehr nutzbar. Bisher gebe es keine Anhaltspunkte für eine Brandstiftung, erläuterte der Polizeisprecher. Der Schaden wird auf rund zwei Millionen Mark geschätzt.
BONN (AP). Die Bundesrepublik war 1991 mit Einfuhren im Rekordwert von 68 Milliarden Mark weltweit größter Agrarimporteur. Nach Angaben des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundeslandwirtschaftsministerium, Georg Gallus, wuchsen die Einfuhren im Vergleich zur Vorperiode um fast zwölf Prozent. Die Ausfuhren kletterten um nahezu elf Prozent auf 35,8 Milliarden Mark. Bei den Exporten nimmt Deutschland hinter den USA, Frankreich und den Niederlanden weltweit den vierten Platz ein. Die Zahlen zeigten deutlich, sagte Gallus, wie wichtig ein baldiger Abschluß der Verhandlungen im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) auch für die Land- und Ernährungswirtschaft sei. In der laufenden Periode wuchs der deutsche Agrarhandel ebenfalls kräftig. Von Januar bis April erhöhten sich die Einfuhren um elf Prozent auf 24,3 Milliarden, die Exporte nahmen um gut sechs Prozent auf 12,7 Milliarden zu.
Mit einem Einfuhrüberschuß von 32,2 Milliarden Mark war die Bundesrepublik laut Gallus nach Japan 1991 zweitgrößter Agrarnettoimporteur. Von den gesamten Einfuhren Deutschlands entfielen auf landwirtschaftliche Erzeugnisse zuletzt elf Prozent. Bei den Lieferungen ins Ausland waren es 5,4 Prozent. Wichtigster Handelspartner war in dieser Sparte die EG, aus der 66,5 Prozent der Agrar-Produkte bezogen wurden. Sie nahm auch 69 Prozent der deutschen Erzeugnisse ab.
BERLIN, 4. August (AP). Aus "abgrundtiefem Haß" und wegen eines Streits um ein Millionenerbe hat eine 37jährige Diplompolitologin aus Berlin versucht, ihren Bruder von einem gedungenen Mörder für 50 000 Dollar (rund 75 000 Mark) töten zu lassen. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurde die Frau bei der Geldübergabe an den angeblichen "Killer" festgenommen. Bei ihm handelte es sich in Wahrheit um einen Freund des 41 Jahre alten Bruders, der von den Plänen seiner Schwester erfahren hatte. Die Frau, gegen die Haftbefehl erlassen wurde, ist den Angaben zufolge "im wesentlichen geständig".
Laut Polizei hatte ihr in Essen wohnender Bruder im Juli in Berlin gegen die Frau Anzeige erstattet. Der Mann habe von einer in Herten wohnenden Bekannten erfahren, daß seine Schwester vorhabe, ihn von einem bezahlten "Killer" töten zu lassen. Die Bekannte hatte den Angaben zufolge selbst eine höhere Geldsumme für die Vermittlung eines Auftragsmörders erhalten. Da der Bruder sich von der Ernsthaftigkeit dieses Vorhabens überzeugen wollte, habe er seinen 43jährigen Freund aus Remscheid gebeten, gegenüber der Schwester als "Auftragnehmer" aufzutreten. Als der Freund die Schwester Ende Juli in ihrer Wohnung aufsuchte, habe sich der Verdacht erhärtet. Bei einem weiteren Treffen habe er 5000 Mark Anzahlung erhalten.
Das restliche Geld wollte die Frau bei ihrer Bank in Zürich abheben und deshalb dort hinfliegen. Die Rückreise habe sie aus Verschleierungstaktik mit der Bahn antreten wollen. Vereinbart worden sei eine Gesamtsumme von 60 000 Mark.
Die Ermittlungen der Kripo ergaben, daß die Frau tatsächlich am 30. Juli einen Flug nach Zürich antrat. Der "Auftragnehmer" habe sich bereit erklärt, sich am 1. August erneut mit ihr zu treffen. Bei diesem Treffen habe sie ihm 50 000 Dollar übergeben und sei festgenommen worden.Danebengegriffen
ESSEN, 4. August (AP). Ausgerechnet an dem Wagen einer Zivilstreife der Polizei hat sich ein 25jähriger Autoknacker in Essen versucht. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurde der Pechvogel auf frischer Tat ertappt und festgenommen. Die Beamten waren nach einem telefonischen Hinweis zu Fuß auf der Suche nach Autodieben, die in dieser Gegend ihr Unwesen treiben sollten. Sie kamen gerade noch rechtzeitig zurück, um dem Autoknacker am eigenen Einsatzfahrzeug bei der Arbeit zuzusehen.
MÜNCHEN, 4. August (AP). Hunderttausende von Urlaubsheimkehrern werden sich am kommenden Wochenende laut Stauprognose des Autofahrerklubs ADAC vom Dienstag wieder auf den Autobahnen in Richtung Norden quälen. In Berlin, Brandenburg, Bremen und in Dänemark gehen die Schulferien zu Ende. In der Gegenrichtung müssen sich Urlaubsnachzügler aus Bayern und anderen Bundesländern vermutlich ebenfalls auf Staus gefaßt machen.
Auf folgenden Autobahnen müssen sich die Autofahrer speziell in Richtung Norden auf Engpässe einstellen: Fernstraßen zur und von der Ostsee, A 2 Hannover-Berlin, A 1 Münster-Bremen, A 7 Würzburg-Hannover sowie im Großraum Hamburg und Köln. Auch auf der A 4 Bad Hersfeld-Dresden, A 9 Nürnberg-Frankfurt, A 8 München-Karlsruhe sowie A 8 Salzburg-München kann es zu Kolonnenverkehr kommen.
NEUWIED, 4. August (AP). Ein Toter, vier Schwerverletzte und ein Chaos auf den Bahnstrecken beiderseits des Rheins: Das war am Dienstag die Bilanz eines Zugunglücks in Neuwied bei Koblenz. Wie der Einsatzleiter der Polizei, Edmund Hoffmann, mitteilte, war gegen 8.30 Uhr in Neuwied-Fahr ein Sattelzug von einer sechs Meter hohen Überführung der Bundesstraße 42 auf den Intercity 508 "Rheinfels" von Karlsruhe nach Braunschweig gestürzt. Der Lastwagen zerstörte die Lok und drückte den vorderen Teil des ersten Waggons zusammen.
Der 27jährige Lastwagenfahrer sei bei dem Unglück umgekommen, drei Bundesbahner und ein Reisender seien mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden, berichtete Hoffmann. Mehrere der 170 Passagiere erlitten laut Polizei bei der sofort eingeleiteten Notbremsung leichte Blessuren.
Die Lokomotive und der erste Waggon des Zuges boten nach dem Unfall ein Bild völliger Zerstörung: Der Sattelschlepper hatte das Dach und die rechte Seite des Erste-Klasse-Waggons aufgerissen. Geborstene Trennwände ragten wie Gerippe aus den zerstörten Fenstern. "Zum Glück war da kein Mensch drin", sagte der Einsatzleiter der Polizei, sonst hätte es noch mehr Tote geben können.
Ausgelöst wurde der Unfall nach den ersten Ermittlungen der Polizei wahrscheinlich durch überhöhte Geschwindigkeit des Sattelschleppers. Der Lastzug durchbrach auf der Brücke die Leitplanke und einen Metallzaun und stürzte direkt auf die Lokomotive. Dabei hätten drei im Führerstand anwesende Zugführer schwere Verletzungen erlitten. Der Reisende sei infolge der Notbremsung zu Schaden gekommen, hieß es.
"Der Sattelschlepper ist direkt vor die Scheibe der Lokomotive gestürzt, danach wurde er über die ganze Lok geschoben, stürzte in die Lücke zwischen dem ersten Waggon und der Lok und wurde dann in Stücke zerrissen", berichtete Hoffmann. Die Verletzten mußten mit Schneidbrennern befreit werden. Die Ladung des Sattelschleppers, ein weißer Waschmittelzusatz, wurde über eine Strecke von 100 Meter verstreut. Der Zug selbst kam erst 150 Meter hinter der Unfallstelle zum Stehen.
Der Intercity fährt normalerweise auf der anderen Rheinseite. Ans rechte Ufer wurde er umgeleitet, weil am frühen Morgen auf der linksrheinischen Strecke ein Oberleitungskabel gerissen war. Wegen der Reparatur- und Bergungsarbeiten mußten am Dienstag vormittag beide Strecken gesperrt werden. Dies führte zu einem Chaos auf den Schienen, das sich fast in das ganze Intercity-System fortpflanzte. Die Fahrgäste mußten laut Bundesbahn Verspätungen bis zu 50 Minuten in Kauf nehmen. Für den Nahverkehr wurde ein Busdienst eingerichtet. Die Reparaturarbeiten auf der linksrheinischen Strecke waren am Dienstag mittag beendet. Bei Neuwied würden die Bergungsarbeiten voraussichtlich noch bis in den späten Dienstag abend dauern, meldete die Bundesbahn.
SARAJEWO, 4. August (AP/dpa/AFP). Der Krieg in Bosnien-Herzegowina wird immer erbitterter geführt. Wegen der heftigen Kämpfe um Sarajewo mußte der Flughafen der bosnischen Hauptstadt am Dienstag erneut geschlossen werden. In Zagreb, von wo die meisten Hilfsflüge in die von serbischen Verbänden belagerte Stadt starten, hieß es, in die Rollbahn seien mehrere Granaten eingeschlagen.
Am späten Dienstag abend setzten die UN für drei Tage die Hilfsflüge nach Sarajewo aus und unterbrachen damit die seit einem Monat bestehende Luftbrücke. Am Nachmittag hatte das Feuer nach Angaben eines Sprchers der deutschen Luftwaffe derart zugenommen, daß drei auf dem Flughafen stehende Maschinen aus Deutschland, Italien und Schweden im Alarmstart ausfliegen mußten. Das italienische Flugzeug sei von Splittern getroffen worden. Aus dem deutschen Flugzeug seien vom Rest der Ladung zwei Paletten mit Lebensmitteln abgeworfen worden.
Bei den neuen Kämpfen sehen sich offenbar die serbischen Belagerer zum ersten Mal seit Beginn des Krieges vor vier Monaten stärker in die Defensive gedrängt. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug berichtete von "heftigen Angriffen auf alle serbischen Stellungen im Kriegsgebiet von Sarajewo" und von Angriffen auf Dörfer im Grenzgebiet zu Serbien. Die Serben räumten ein, die Stadt Trnovo, 30 Kilometer südlich der Hauptstadt, an die Moslems verloren zu haben. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic ordnete die Generalmobilmachung der serbischen Verbände an, um die Offensive zurückzuschlagen.
Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic bat den UN-Sicherheitsrat, seine Republik von dem Waffenembargo auszunehmen. Die Sanktionen gegen die Führung in Belgrad seien bislang wirkungslos geblieben, begründete der Staatschef sein Ersuchen. Er protestierte außerdem gegen serbische Luftangriffe auf Igman, Bosanski Brod und Gorazde.
(Weitere Berichte auf Seite 2)
. . und außerdem Korczak ging mit Kindern in den Tod
Er hätte überhaupt nicht mitzugehen brauchen. Als Arzt war er sogar unabkömmlich. Doch er wollte die Kinder nicht alleine lassen. So ging Janusz Korczak (dpa-Bild) Anfang August 1942 den letzten Gang zusammen mit den Waisen aus dem Warschauer Getto - nach Treblinka, in die Gaskammer des Konzentrationslagers der Deutschen.
Als der Deutsche Buchhandel Janusz Korczak, am 22. Juli 1878 oder 1879 in Warschau als Henryk Goldszmit und Sohn wohlhabender Eltern geboren, im Jahre 1972 posthum den Friedenspreis verlieh, wurde damit der jüdische Arzt, Schriftsteller und Pädagoge geehrt, der durch sein Wirken und seinen Tod ein Beispiel der Menschlichkeit gab. In Polen gilt er als Märtyrer, für Israel ist er einer der 36 Gerechten, deren reine Seele die Welt rettet.
In Deutschland hörte man erstmals 1957 von ihm, als das Stück "Korczak und die Kinder" des Erwin Sylvanus an vielen Bühnen gespielt wurde. Im Vernichtungslager Treblinka, das dem Erdboden gleichgemacht wurde und wo heute 17 000 Steinbrocken an die Ermordeten erinnern, trägt ein Fels eine Inschrift: "Janusz Korczak (Henryk Goldszmit) und die Kinder".
Der Facharzt für Kinderkrankheiten wurde als Reformpädagoge "Der König der Kinder" genannt. So betitelte die Amerikanerin Betty Jean Lifton auch ihre erst vor zwei Jahren erschienene Korczak-Biographie. In Polen und Israel befragte sie Überlebende aus dem Warschauer Waisenhaus des Arztes.
Der dem Zionismus skeptisch gegenüberstehende Korczak besuchte zweimal Palästina, um sich dann doch für ein Leben in Polen und das damalige Europa mit all seinem Antisemitismus zu entscheiden. Vieles in Jerusalem und der eigens geschaffenen Lebensform der Kibuzzim beeindruckte ihn. Dennoch blieb ihm diese Welt fremd: "Aber was ist mit den arabischen Kindern?" war seine Frage.
Das Pseudonym Korczak legte er sich zu Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit nach der Jahrhundertwende zu. Durch die unheilbare Krankheit des Vaters, eines Anwalts, der seinen Besitz verschleuderte, früh verarmt, lernte er - auch als Jude in Polen - früh die Schattenseiten der Gesellschaft kennen: mißhandelte Kinder etwa oder vor den Pogromen auf dem Lande ins Judenviertel der Stadt geflohene Menschen.
Nach siebenjähriger Tätigkeit als Krankenhausarzt und Leiter eines Waisenhauses in Warschau gründete er nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er wie schon im russisch-japanischen Krieg von 1905 als Arzt an die Front mußte, dort ein Heim für verwahrloste und verwaiste Kinder.
In dem bald als "Republik der Kinder" bekannten Haus hoffte er, seine Pädagogik von Selbstverwaltung und Selbstverantwortung bei unumstößlichen Regeln zu verwirklichen. Nicht Strafe, sondern Vergebung war der Leitfaden für den Gerichtshof der Kinder, die selbst über alltägliche Vorkommnisse beratschlagten. Sie entschieden auch darüber, ob neu engagierte Erzieher nach ihrer Probezeit bleiben durften. Zu Korcaks bekanntesten Schriften zählen "Wie man ein Kind lieben soll" (deutsch 1916) und "König Hänschen auf der einsamen Insel" (1923).
Dann kam der Tag, an dem sie abgeholt wurden. Im Tagebuch aus dem Getto notiert Hille Seidmann am 12. August 1942: "Heute soll Korczaks Waisenhaus ,evakuiert' werden. Er selbst dürfte bleiben, weil Ärzte benötigt werden . . . Aber der Korczak wollte nicht zurückbleiben. Er ging mit seinen Kindern in den Tod. Vor dem Waisenhaus bildete sich ein endloser Zug. Eine unübersehbare Prozession bleicher, abgemagerter und ausgemergelter Kinder." Vom Getto durch Warschau zum Bahnhof, Korczak voran mit der grünen Fahne von "König Hänschen". Mit den 200 jüdischen Waisen wurde er in Viehwaggons nach Treblinka verladen. KONRAD WATRIN (dpa)
HAMBURG, 5. August (dpa). Die Finanznot macht auch Städte und Gemeinden erfinderisch: Ob Porno-, Pferde-, Verpackungs- oder Spielautomatensteuern, dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt. Mit völlig neuen Abgaben oder "alten aus der Schublade" wollen sie die Bürger nun verstärkt zur Kasse bitten. Ziel sei aber nicht nur, die fast schon chronischen Haushaltslöcher zu stopfen. Die Städte verfolgen damit auch politische Ziele oder wollen zum Umweltschutz beitragen, ergab eine dpa-Umfrage.
Von einem wahren Trend im "Steuerfinden" spricht der Deutsche Städtetag in Köln. Erlaubt sei dabei fast alles, solange nicht gegen geltendes Recht verstoßen wird. Grundlage ist das sogenannte Steuerfindungsrecht. Dies erlaubt den Kommunen, neben den gesetzlich überlassenen Steuern noch weitere zu erheben. Allein in Schleswig-Holstein sind eine ganze Reihe von Abgaben im Gespräch. So überlegen die Stadtkämmerer unter anderem die Wiedereinführung der 1980 abgeschafften Getränke- und Schankerlaubnissteuer. Erwogen wird auch die Pornosteuer, mit der Vertreiber von pornographischen Erzeugnissen oder Besitzer von derartigen Etablissements zur Kasse gebeten werden.
In Hessen wurde nach vierjähriger Pause die sogenannte Bagatellsteuer wiedereingeführt. Diese erlaubt den Kommunen Abgaben wie Spielapparate-, Getränke- oder Jagd- und Fischereisteuern. Etwa 15 Millionen Mark Mehreinnahmen jährlich erhofft sich die Stadt Frankfurt am Main von der neuen Getränkesteuer.
Andere hessische Gemeinden und Städte erwägen eine Reitpferdesteuer als Luxusabgabe. Kassel und Detmold führten die Getränkeverpackungssteuer wieder ein und wollen damit auch das Umweltverhalten verbessern.
Zahlreiche brandenburgische und bayerische Städte sowie Hamburg überprüfen gegenwärtig eine "Zweitwohnungssteuer", die bislang nur in Fremdenverkehrsorten erhoben wurde. Verfolgt wird damit das Ziel, mehr Wohnraum verfügbar zu machen.
Doch bei aller "Steuerphantasie", im Kampf gegen die Haushaltslöcher sind die sogenannten Bagatellsteuern nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Nach Angaben des Deutschen Städtetages machen sie gerade ein Prozent der Steuereinnahmen der Kommunen aus und tragen lediglich mit 0,33 Prozent zur Finanzierung der Gemeindehaushalte bei. Drastischer formuliert es sogar Otto Kaufmann vom Deutschen Städtetag in Baden-Württemberg: "Mit einer Steuer auf Pappdeckel sind die Löcher nicht zu stopfen. Da ist der Verwaltungsaufwand fast größer als die Einnahmen."
Auf zusätzliche Finanzprobleme müssen sich viele Kommunen durch das Steueränderungsgesetz gefaßt machen: Das Gesetz, das von 1993 an in Kraft tritt, sieht eine gestaffelte Anhebung der Gewerbesteuerfreibeträge vor. Mit Einnahmeausfällen müssen vor allem mittelständisch strukturierte Gemeinden rechnen. Ob dies Anlaß zu neuen Steuern oder der Erhöhung bereits bestehender Abgaben gebe, sei vielerorts aber noch unklar.
Kaufmann: "Viele Städte warten erstmal ab und hoffen auf die Zusage des Bundes, daß sich durch geringere Umlagen die Verluste wieder ausgleichen."
BELFAST, 4. August (dpa). Die irische Terrororganisation IRA hat sich am Dienstag zu einem Überfall auf eine Militärpatrouille in der nordirischen Hauptstadt Belfast bekannt, bei dem am Montag abend ein Soldat erschossen wurde. Nach britischen Angaben wurde der Soldat durch Schüsse in den Rücken tödlich verwundet. Bei einem weiteren Überfall wurde in der nordirischen Grafschaft Pomeroy ein Soldat verletzt.
Littbarskis Ehrgeiz und Christoftes Charisma sind das wichtigste Faustpfand des 1. FC Köln in der bevorstehenden Saison. "Einen UEFA-Cup-Platz müssen wir holen", hat Trainer Jörg Berger (47) das Ziel des Fußball-Bundesligisten angezeigt. Die Teilnahme an diesem lukrativen Wettbewerb tut not, denn der "Geißbock"-Klub ist gehandicapt: Trotz aller Sparmaßnahmen wuchs die Schuldenlast innerhalb des letzten halben Jahres von fünf auf sieben Millionen Mark; mit Steinmann und Rudy hängen ihm teure Edelreservisten wie Klötze am Bein.
Die Schulden resultieren aus der Regentschaft des früheren Präsidenten Dietmar Artzinger-Bolten und des wenig glücklichen Chefeinkäufers Udo Lattek. Rico Steinmann, für den die Rheinländer 1991 rund drei Millionen Mark an den Chemnitzer FC bezahlten, ist mit einer Jahresgage von 850 000 Mark der teuerste Profi auf der Lohnliste. Erst danach folgen die Weltmeister Pierre Littbarski und Bodo Illgner mit je 800 000 Mark. Wie Steinmann saß in der vergangenen Spielzeit auch Andrzej Rudy mehr auf der Reservebank oder auf der Tribüne, als daß er spielte. Rudy streicht ein Jahressalär von 500 000 Mark ein. Akteure dieser Einkommensklasse sind schwerlich loszuschlagen.
Steinmann und Rudy haben zwar geschworen, jetzt endlich den Durchbruch zu schaffen, aber ihr mangelndes Durchsetzungsvermögen und ein Überangebot im Mittelfeld stehen dem entgegen. Trotz des immens teueren Kaders und eines Etats von über 20 Millionen Mark wären die Schulden kein Beinbruch, wenn die "Geißböcke" die ersten drei Runden im kommenden UEFA-Cup überstünden. Aber bereits Gegner Nummer eins kann leicht Endstation sein und die Träume von finanzieller Genesung wie Seifenblasen zerplatzen lassen: Celtic Glasgow, Gigant aus Schottland.
Angesichts dieser Bürden ist Bergers "Problem" mit dem dänischen Europameister Kim Christofte geradezu gering.Ob der Neuzugang von Bröndby IF (Ablöse 200 000 Mark, Jahresgage 500 000 Mark) nun "die" Libero-Lösung sein kann oder "nur" als Manndecker tauglich sein wird, spielt letztlich eine sekundäre Rolle. Christofte ist ein Siegertyp. So einen wie ihn brauchen die als labil bekannten Kölner so dringend wie einen intakten Kapitän Pierre Littbarski. Und der sprüht vor Ehrgeiz. "Ich fühle mich so gut in Schuß wie seit Jahren nicht." Darum bastelt "Litti" auch am Comeback im Nationalteam: "Ich will 1994 mit zur WM in die USA." Als Spieler, wohlgemerkt. dpa
BERLIN, 4. August (dpa). Eine eventuelle Haftverschonung für den einstigen DDR-Staatschef Erich Honecker soll an diesem Donnerstag von der zuständigen Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichtes geprüft werden. Über einen entsprechenden Antrag der Verteidigung Honeckers werde in nichtöffentlicher Verhandlung beraten, teilte Justizsprecherin Uta Fölster am Dienstag mit. Bereits zuvor hatte das Landgericht einen Sachverständigen benannt, der Honekker auf seine Haft- und Verhandlungsfähigkeit untersuchen soll. Ausschlaggebend für die angestrebte Haftverschonung könnte das Gutachten der Mediziner sein, dessen Erstellung jedoch längere Zeit in Anspruch nehmen soll.
WASHINGTON, 4. Juli (dpa). Die Türkei hat verlangt, ein Flugzeug der US- Luftwaffe inspizieren zu können, wenn dieses durch türkischen Luftraum Hilfsgüter nach Armenien fliegt. Wie das US-Verteidigungsministerium am Montag in Washington bestätigte, mußte das Transportflugzeug vom Typ C-5, das am vergangenen Donnerstag im US-Bundesstaat Delaware gestartet war, deshalb zunächst auf der Rhein-Main-Basis in Frankfurt Station machen. Am kommenden Freitag sollen nun die Hilfsgüter, die US-Amerikaner armenischer Abstammung gestiftet hatten, auf einer anderen Route nach Armenien geflogen werden. Weshalb eine Inspektion durch die Türkei nicht erlaubt wurde, wurde nicht erläutert.Müllberg auf dem Betzenberg soll reduziert werden Umweltfreundlich bechern 1. FC Kaiserslautern übernimmt Recycling-Idee aus Bochum
"Die Umwelt hat keine Ersatzbank." Dies ist der Slogan einer beispielhaften Aktion des 1. FC Kaiserslautern zum Beginn der neuen Saison. Mit wiederverwertbaren Kunststoffbechern will der Fußball-Bundesligist seinen Müllberg um die Hälfte reduzieren. Zehn Pfennig mehr müssen die Fans für ihr Bier zahlen, um das Recycling zu finanzieren. Das Geld bekommen die 30 Helfer einer Arbeitsloseninitiative, die am 14. August beim Spiel gegen den 1. FC Köln zum ersten Mal die etwa 30 000 "Umweltbecher" einsammeln werden.
Die Idee an sich ist nicht neu. Sie wurde vom VfL Bochum übernommen, doch ins Ruhrstadion kommen pro Heimspiel nur halb soviel Zuschauer wie auf den Betzenberg, was die Sammelaktion erleichtert. Klaus Fuchs, Geschäftsführer des FCK, ist aber noch nicht zufrieden: "Ich wünsche mir einen Becher, aus dem der Zuschauer öfter als einmal trinken kann." Der jetzige 0,3-Liter-Kunststoffbecher wird zwar recycelt, allerdings nur zu Kinderspielzeug, nicht jedoch zu neuen Bechern.
Dies soll nicht die einzige Maßnahme sein, mit der sich UEFA-Cup-Teilnehmer ein positives Image schaffen will. Eine Öko-Arbeitsgruppe aus Vertretern des Vereins, der Wirtschaft und der Stadt hat die umweltfreundliche Offensive ausgearbeitet. Ein Aushängeschild ist das Park & Ride-System. Seit die Stadt Kaiserslautern im Januar ausgestiegen ist, bringt der Verein die 300 000 Mark Kosten selbst auf.
FCKW-Fanfaren sind in Kaiserslautern bereits seit einem Jahr out. Vereinsvorsitzender Norbert Thines aber ärgern die gefährlichen Feuerwerkskörper der Fußballanhänger: "Die würden wir den Fans gern wegnehmen - aber wir haben ihnen keine Alternative anzubieten."
Ständig hat Thines neue Vorschläge. Für Deutschlands einziges vereinseigenes Bundesliga-Stadion will er in Zukunft Regenauffangbecken für die Bewässerung der Fußballfelder und Solaranlagen installieren.
Sämtliche Vereinspublikationen werden auf ungebleichtem Papier gedruckt. Schwer zu verstehen: Die Pressemappe protzt in Hochglanz. In kleinen Schritten geht es voran, ebenso wie mit dem Stadionausbau, der durch die Beschwerden von Anwohnern über mehr Lärm und Straßenverkehr verzögert wurde.
Mit neuen Plänen, die durch Baumaßnahmen den Lärm verringern sollen, versucht der 1. FC die geplante Nordtribüne mit 5000 Plätzen doch noch durchzusetzen. dpa
ZERBST/SARAJEWO/BONN, 4. August (dpa/ Reuter/AP/AFP). Die 40 bosnischen Waisenkinder aus Sarajewo sind heute um 10.38 Uhr in Zerbst bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt gelandet. Ihr Gesundheitszustand ist schlechter als erwartet. Zwölf der Kinder mußten mit Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden, zwei von ihnen benötigen nach Angaben des Flugkommandanten intensive medizinische Hilfe. Die meist unter zwei Jahre alten Kinder sollen bis zum Ende des Krieges im ehemaligen Jugoslawien in Kinderheimen nahe Zerbst untergebracht werden.
Der Bus mit den Kindern war am Montag abend nach tagelanger Irrfahrt durch bergiges Gebiet in Split eingetroffen. Bei der Abfahrt aus Sarajewo waren zwei Kleinkinder von Heckenschützen erschossen worden. Die riskante Aktion, die von zwei Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt organisiert wurde, hatte scharfe internationale Kritik ausgelöst.
Die Kinder, die beim Zwischenstopp in Split von Ärzten aus Magdeburg versorgt worden waren, wurden von acht Erziehern des Waisenhauses Sarajewo begleitet. Der Referatsleiter im Sozialministerium von Sachsen-Anhalt, Adrian Maerevoet, sagte, die Kinder sollten in Heimen in Schönebeck und Staßfurt sowie notfalls in einem dritten Heim in Sandersleben in Sachsen-Anhalt Aufnahme finden. Maerevoet sagte, die Evakuierungsaktion habe trotz der Kritik "unglaubliche Zustimmung" bei der Bevölkerung in ganz Deutschland gefunden. Es gebe eine Fülle von Angeboten zur Adoption und Aufnahme der Kinder in Pflegefamilien. Die Regierungen von Bosnien und Kroation hätten der Evakuierung aber nur unter der Bedingung zugestimmt, daß die Kinder in Heimen untergebracht würden. Ziel sei es, die Kinder nach Ende des Krieges im früheren Jugoslawien wieder in ihre Heimat zurückzubringen. Um Sprachproblemen vorzubeugen und den Kleinen die Eingewöhnung in ihrer neuen Umgebung zu erleichtern, habe man darauf gedrungen, daß die Betreuer aus Sarajewo mitkämen.
Die beiden Initiatoren der umstrittenen Rettungsaktion, die Landtagsabgeordneten Carsten Knolle (CDU) und Jürgen Angelbeck (parteilos) haben die Kinder während ihrer schweren Reise nach Deutschland über weite Strecken begleitet. Knolle wies vor dem Abflug in Split Vorwürfe zurück, nach denen er und Angelbeck unverantwortlich gehandelt hätten. Die Todesschüsse seien gefallen, bevor sie die Begleitung des Konvois in der Nähe von Sarajewo übernommen hätten.
Die Teilnehmer der Trauerfeier für die beiden getöteten Kleinkinder aus dem Waisenhaus in Sarajewo sind am Dienstag mit Granaten beschossen worden. Dabei wurde die Großmutter eines der beiden Kinder verletzt. "Wir ließen sie gerade ins Grab hinab, da kamen die Granaten", berichtete der Generalsekretär der privaten Hilfsorganisation Kinderbotschaft, Dusko Tomic. Augenzeugen zufolge schlugen zunächst drei Granaten in der Nähe des Grabes auf dem Hauptfriedhof von Sarajewo ein.
Ein Hilfskonvoi der Stadt Weimar ist am frühen Dienstag morgen nach Kroatien gestartet, um zehn kriegsverletzte Kinder zur medizinischen Behandlung nach Thüringen zu bringen. Am Abend soll der Transport, der am kommenden Wochenende zurückerwartet wird, in der Nähe von Zagreb eintreffen. Hier werde die Kolonne, so der Ausländerbeauftragte der Stadt Weimar, von Mitarbeitern der deutschen Botschaft erwartet. Vor Ort müßten die medizinischen Helfer dann prüfen, wie transportfähig die Kinder sind und wie lang die Rück-Etappen nach Weimar sein können. In Krankenhäusern Weimars und Umgebung sollen sie operiert und behandelt werden.
Das SPD-Präsidium hat Serbien versuchten Völkermord vorgeworfen. Die "verbrecherische Politik der ,ethnischen Säuberungen'", wie sie insbesondere von serbischer Seite im Kriegsgebiet praktiziert werde, erfülle den Tatbestand des versuchten Völkermords nach der UN- Konvention vom 9. Dezember 1948, erklärte die Parteispitze am Dienstag in Bonn. Die SPD forderte die Bundesregierung auf, bei UN-Generalsekretär Butros Ghali und dem Sicherheitsrat tätig zu werden, damit Schritte zur Strafverfolgung gemäß der Völkermord-Konvention eingeleitet werden.
Das SPD-Präsidium begrüßte außerdem den Beschluß der Innenministerkonferenz, weitere 5000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina auf die Bundesländer zu verteilen. Humanitäre Hilfen seien kein Zeichen für die Hinnahme der verbrecherischen Politik der "ethnischen Säuberungen", wie sie besonders die serbische Seite im Kriegsgebiet praktiziere. Der Tatbestand des versuchten Völkermords nach der UN-Konvention sei erfüllt. Die SPD forderte die Bundesregierung auf, beim Weltsicherheitsrat und bei UN-Sekretär Butros Ghali eine Strafverfolgung aufgrund der Völkermordkonvention einzuleiten. Weiter verlangte die SPD die lückenlose Überwachung des Handelsboykotts gegen Serbien-Montenegro.
Der Krieg zwischen Serben und bosnischen Moslems hat in der Nacht zum Dienstag deutlich an Schärfe zugenommen. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug berichtete von "heftigen Angriffen auf alle serbischen Stellungen im Kriegsgebiet von Sarajewo" und von Gefechten im Osten der Republik.
Die am Montag abend aufgeflammten Kämpfe beendeten eine 36stündige Phase, in der die moslemischen Einheiten ihre zuvor erzielten Geländegewinne zu festigen suchten. Die dem Präsidenten Alija Izetbegovic unterstehenden Verbände wollen eine Breche durch den serbischen Belagerungsring um Sarajewo schlagen. In der Nacht zum Dienstag habe die Infanterie der Republik einen Durchbruchsversuch unternommen, der zurückgeschlagen worden sei, berichtete Tanjug unter Berufung auf serbische Offiziere. Radio Sarajewo rief alle Bewohnern auf, die Nacht in den Schutzräumen zu verbringen.
Der bosnische Serben-Führer Radovan Karadzic hat die Festnahme von 70 serbischen Freischärlern in Nord-Bosnien angeordnet, denen Übergriffe vorgeworfen werden. Wie Radio Belgrad am Dienstag meldete, hat Karadzic von seinem Schritt auch die Regierung des Rest-Jugoslawiens informiert.
"Das ist der erste konkrete Schritt zur Beendigung des Konflikts in dieser Region", erklärte daraufhin der Belgrader Regierungschef Milan Panic. Er erwartet, daß jetzt auch die anderen Konfliktparteien ähnlich handelten.
Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic bat unterdessen den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN), seine Republik von dem Waffenembargo auszunehmen. Die Sanktionen gegen die Führung in Belgrad seien bislang wirkungslos geblieben, begründete der bosnische Staatschef seinen Ersuchen.
In der Diskussion um deutsche Waffenhilfe an Bosnier und Kroaten hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang von Geldern die Ansicht vertreten, man müsse den Menschen die Möglichkeit geben, sich zu verteidigen. "Es darf für die Serben nicht erfolgreich sein, durch brutale Gewalt die Sache zu entscheiden", sagte von Geldern am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin.
Der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher hat sich nachdrücklich gegen einen Rückzug der Vereinten Nationen aus dem Jugoslawien- Konflikt ausgesprochen. Die UN sei die einzige Institution, die verbindliche Vorgehensweisen festlegen könne, sagte der FDP-Politiker am Dienstag im Deutschlandfunk. Die Präsenz der Vereinten Nationen könne auch nicht durch die Europäische Gemeinschaft ersetzt werden. Er setze darauf, daß das von der UN verhängte Handelsembargo gegen Serbien und Montenegro zur Austrocknung des Krieges führen werde, sagte er.
Genscher hat eine schärfere Kontrolle vor allem des Ölembargos gegen Serbien und Montenegro gefordert. Ohne Öl sei die serbische Kriegsmaschine nicht handlungsfähig, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete am Dienstag im Deutschlandfunk. Eine deutliche Absage erteilte er Forderungen, Deutschland solle Bosnien und Kroatien mit Waffen unterstützen. Genscher sagte, er trete nicht für eine Militärintervention, sondern für eine Austrocknung des Krieges durch strikte Anwendung des Embargos ein. Hier müsse die UN für strenge Kontrolle sorgen, sie habe noch nicht alle Möglichkeiten unterhalb eines Militäreinsatzes ausgeschöpft.
Bundesaußenminister Kinkel hat sich dagegen ausgesprochen, daß Deutschland ein militärisches Eingreifen in Bosnien- Herzegowina fordert. In den ARD-Tagesthemen äußerte der FDP-Politiker am Montag abend zwar Verständnis, lehnte aber einen entsprechenden Vorschlag des bayerischen Innenmisters Edmund Stoiber ab. "Es ist schon so, daß einen die Wut packen kann, wenn man sieht, daß wir dieses Problem nicht in den Griff bekommen können", sagte Kinkel. "Aber wir sollten von der Bundesrepublik aus, weil wir eben unsere verfassungrechtlichen und auch ghistorischen Probleme haben, nicht diejenigen sein, die solche militärischen Aktionen fordern, zumal wir uns nicht daran beteiligen können."
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PARIS, 4. August (dpa). Sieben Wochen vor dem Referendum über den Maastrichter Vertrag überwiegt in Frankreich die Zustimmung zur Europäischen Union. Die Zahl der Vertragsgegner nimmt jedoch stetig zu. Dies ergab eine repräsentative Meinungsumfrage, die am Dienstag von der Pariser "Libération" veröffentlicht wurde. Danach ging der Anteil der Maastricht-Anhänger seit Ende Juni von 62 auf 57 Prozent zurück. Die potentiellen "Nein"-Stimmen jener, die sich bereits eine Meinung gebildet haben, stiegen von 38 auf 43 Prozent. Damit profitierten vor allem die Maastricht-Gegner vom Rückgang des Anteils der Unentschiedenen von 32 auf 22 Prozent.
KUALA LUMPUR, 4. August (dpa). Malaysia lehnt Sanktionen gegen Birma ab, wie sie von den USA und anderen westlichen Ländern als Druckmittel gegen die Militärjunta in Rangun gefordert werden. Die Anwendung von Zwangsmaßnahmen würde das Leiden der Bevölkerung in Birma vergrößern, sagte am Dienstag der malaysische Außenminister Abdullah Ahmad Badawi in Kuala Lumpur.
Nach malaysischer Auffassung sollten die in Rangun herrschenden Generäle aber durch politische Initiativen dazu gebracht werden, den Demokratisierungsprozeß in Birma zu beginnen.
DRESDEN/MAINZ, 4. August (dpa). Ein seit mehreren Wochen bundesweit gesuchter Sexualverbrecher aus Dresden ist in Mainz gefaßt worden. Das teilte die Polizei in Dresden am Dienstag mit. Nach einem Verkehrsunfall und anschließender Routineuntersuchung habe die Mainzer Polizei den 24jährigen am Montag abend festnehmen können. Der Mann soll in den vergangenen Monaten in Studentenwohnheimen in Dresden mindestens sechs Frauen überfallen, mißhandelt und drei von ihnen vergewaltigt haben.
TALLINN, 4. August (dpa). Die estnische Regierung hat eine Verkürzung des Wehrdienstes von 18 auf 12 Monate beschlossen, wie die halboffizielle Tageszeitung "Rahva Hääl" (Volksstimme) am Dienstag berichtete. Der stellvertretende Verteidigungsminister Toomas Puura führte für die neue Regelung, die vom 15. August an gelten soll, vor allem wirtschaftliche Gründe an, nämlich neben der fehlenden Zahl von Berufssoldaten als Ausbilder sowie die "schwache materielle Basis der Streitkräfte".
VERONA, 4. August (dpa). Die Gesundheitsbehörden der italienischen Provinz Verona haben ein Badeverbot für zehn Strände vor allem am Ostufer des Gardasees ausgesprochen. Ursache für die Anordnung sei eine zu hohe Konzentration von Fäkal-Streptokokken, hieß es in der am Montag abend veröffentlichen Verfügung. Das Badeverbot wurde zunächst für 15 Tage erlassen.
MAILAND (dpa/vwd). In Italien zeichnet sich eine Wende in der Hochzinspolitik ab. Die Zentralbank senkte am Montag abend den erst vor zwei Wochen erhöhten Diskontsatz um einen halben Punkt von 13,75 auf 13,25 Prozent. Auch der Lombard wurde entsprechend auf 14,75 Prozent reduziert. Weitere Schritte zur Entspannung an der Zinsfront sind jetzt zu erwarten, nachdem die Regierung von Ministerpräsident Giuliano Amato in den vergangenen Tagen mit zwei umfassenden Haushalts-Sparplänen Stabilisierungssignale gesetzt hatte. Mit einer Serie von Kürzungen auf der Ausgabenseite sowie Mehreinnahmen beabsichtigt Amato, den Anteil der staatlichen Neuverschuldung am Bruttosozialprodukt von heute elf Prozent bis 1995 auf maximal vier Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig soll die Inflationsrate von beinahe sechs auf zwei Prozent gesenkt werden.
Einen wesentlichen Beitrag zum Abbau der Inflationsdynamik soll auch das am vergangenen Wochenende zwischen Regierung und Sozialpartnern unterzeichnete Abkommen leisten, mit dem die Indexierung der Löhne und Gehälter abgeschafft wurde.
Die Lira reagierte gestern auf die Zinssenkung mit einem Kursrückgang. Zur Mark wurde die italienische Währung beim Fixing mit 755,80 (Vortag: 754,95) Lire gehandelt. Die Aktienbörse in Mailand verzeichnete dagegen kräftige Kurssteigerungen.Kurz gemeldet: Hongkong sendet Flüchtlinge zurück
HONGKONG, 4. August (dpa). Die Behörden der britischen Kronkolonie Hongkong haben am Dienstag weitere 60 vietnamesische Boots-Flüchtlinge in deren Heimat zurückgeschickt.
TOKIO, 4. August (dpa). Der russische Präsident Boris Jelzin wird Mitte September mit einem "substantiellen Vorschlag" zur Lösung der Kurilen-Frage nach Japan reisen. Das kündigte Vizeregierungschef Michail Poltoranin am Dienstag während eines Gesprächs mit dem japanischen Außenminister Michio Watanabe in Tokio an. Moskau wolle die Hindernisse, die besseren Beziehungen zwischen beiden Ländern im Wege stünden, mit Logik und gesundem Menschenverstand aus dem Weg räumen.
Japan macht von der Rückgabe der vier Inseln, die 1945 von der Sowjetunion besetzt worden waren, den Abschluß eines Friedensvertrages und eine direkte Finanzhilfe abhängig.
Der russische Politiker unterstrich, daß Moskau den Streit auf der Grundlage eines 36 Jahre alten Abkommens zwischen Japan und der ehemaligen UdSSR beilegen wolle. Danach würde Rußland die beiden kleineren Inseln zurückgeben. Tokio fordert bislang seine gesamten "nördlichen Territorien" zurück.
KAIRO, 4. August (dpa). Die britische Ankündigung, daß der Londoner Premierminister John Major zu der Gedenkfeier für die Opfer der Schlacht von El Alamain vor 50 Jahren kommen wird, hat für die deutsche Regierung ein protokollarisches Problem geschaffen. Die Frage, wer Deutschland - Verlierer der blutigen Schlacht und in diesem Jahr turnusgemäß verantwortlich für die zentrale Feier - repräsentieren soll, sei wieder offen, teilte die deutsche Botschaft in Kairo am Dienstag mit.
Bisher war der Parlamentarische Staatssekretär im Bonner Verteidigungsministerium, Bernd Wilz, als Regierungsvertreter vorgesehen, der am 25. Oktober auch die Ansprache halten soll. Andere der mehr als 20 beteiligten Nationen, wie Australien und Griechenland, wollen aber Minister zu der Jubiläumsveranstaltung schicken, zu der mehrere tausend Veteranen erwartet werden.
Bei der entscheidenden Schlacht des Afrika-Feldzugs im Zweiten Weltkrieg hatten die Truppen der Alliierten den Vormarsch des Afrika-Korps unter Feldmarschall Erwin Rommel auf Kairo und den Suez-Kanal gestoppt.
STUTTGART, 4. August (dpa). Die Staatsanwaltschaft Stuttgart erwartet, daß das Amtsgericht über ihren Antrag auf Strafbefehl von 80 000 Mark gegen den Mercedes-Benz-Vorsitzenden Werner Niefer wegen fahrlässiger Körperverletzung entscheidet. Weitere Ermittlungen halte sie nicht für erforderlich, teilte die Behörde am Dienstag mit. Sie werde deshalb der entsprechenden Anregung des Richters nicht entsprechen und habe beantragt, nun über ihren Strafbefehlsantrag zu entscheiden. Niefer hatte bei einem Busunfall im Mai 1990 in Rom eine deutsche Touristin schwer verletzt.
Der Amtsrichter hatte von der Ermittlungsbehörde ein Gutachten zu dem Busunfall gefordert. Darin sollte geklärt werden, ob Niefer zum Zeitpunkt des Unfalls einen brasilianischen Führerschein hatte. Die Staatsanwaltschaft stützte ihren Vorwurf darauf, daß Niefer den von ihm gelenkten Bus nicht rechtzeitig angehalten habe. Den Vorwurf des Fahrens ohne Fahrerlaubnis hatte sie nicht erhoben, weil sie Niefers Aussage, im Besitz eines brasilianischen Busführerscheins zu sein, für nicht widerlegbar hält.
Neben dem internationalen Drogengeschäft ist der Anlagebetrug eine krisensichere Sparte mit Dauerkonjunktur. Die Aussicht von Supergewinnen mit dubiosen Wertpapieren, Unternehmensanteilen oder Warentermingeschäften findet trotz spektakulärer Berichte in den Medien und Aufklärungserfolgen der Staatsanwälte immer neue Opfer.
Die Voraussetzungen für dieses Geschäft waren auch noch nie so günstig wie heute: Breite Schichten der Bevölkerung verfügen über beträchtliche Vermögen etwa durch Erbschaften, die Geldgier ist ungebrochen und die Dummheit stirbt nicht aus. Der leitende Oberstaatsanwalt in Frankfurt für Wirtschaftsstrafsachen, Udo Scheu, definiert deshalb die Aufgabe seiner Behörde ironisch so: "Früher mußten wir Vermögen schützen, heute die Leute vor ihrer Dummheit."
Die Grundausstattung für das schnelle Geld mit kriminellen Methoden ist denkbar einfach: Ein Telefon und die "Gelben Seiten" der Post. In dem Branchentelefonbuch sind die potentiellen Opfer von A bis Z aufgelistet: Ärzte, Architekten, Apotheker, Handwerker und schließlich Zahnärzte. Zu einer der Maschen von Betrügern zählt, auf diesem Wege ausgeguckte Ansprechpartner am Telefon psychologisch unter Druck zu setzen. Das erste Gespräch - meist ohne konkrete Abschlüsse - soll die Begierde wecken. Einige Tage später weiß der freundliche Anrufer schon mehr: "Sie haben 10 000 Mark verloren" - "Wieso?" - "Hätten Sie vor einer Woche (in kanadische Ölbohrungen, Schweinehälften in Chicago oder sonstwo) investiert, wären Sie schon 10 000 Mark reicher".
Dieser fiktive Verlust - so die Erfahrungen der Ermittler - läßt "Leute, die sonst mit Pfennigen rechnen, an Renditeversprechen von bis zu 44 Prozent glauben". Häufig spielt dabei auch eine Rolle, daß unversteuertes Schwarzgeld über exotische Anlagen - an der Hausbank vorbei - "reingewaschen" werden soll. Hat das Opfer schließlich 100 000 Mark oder mehr lockergemacht, kommt häufig schon nach acht Tagen der erste Gewinn. Das gaukelt Seriosität vor, weckt zusätzliche Begierde, und der Mann am Telefon weiß auch Rat: "Jetzt müssen wir nachschießen", schildern Ermittler die Taktik der Betrüger. Frisches Geld wird allerdings nicht in die tollen Investitionsprojekte, sondern in die Taschen der Anlagebetrüger gelenkt.
"Wie kann man nur so blöd sein" - der Kommentar zu entsprechenden Zeitungsberichten verkennt das psychologisch geschickte Vorgehen der Profis, die immer wieder hinter ständig wechselnden Firmennamen bei der Staatsanwaltschaft auftauchen. Der Vorstand eines renommierten Fertighausunternehmens etwa überwies einem völlig unbekannten Yuppie der Frankfurter Finanzszene für ein "Superinvestment" mal eben 3,5 Millionen Mark ohne jegliche schriftliche Unterlagen. Bei diesem Beispiel der Ermittler stellt sich die Schuldfrage wahrlich neu.
"Frankfurt" ist ein wichtiges Aushängeschild für die Geldbetrüger mit den dicken, erfolgsuggerierenden Autos aus Süddeutschland. Der Name der "Hauptstadt des Geldes" auf den Briefköpfen scheint für die Opfer eine zusätzlich magische Wirkung zu haben. Seit die Wirtschaftsstaatsanwälte aufgrund der wachsenden Erfahrung den Betrügern schon bei der Vorbereitung (Gründung von Scheinfirmen) auf die Füße treten, hat sich ein Großteil der Szene nach Ostdeutschland abgesetzt. Dort können sie die alten Tricks, die bei den Wessis nicht mehr ziehen, noch einmal profitabel anwenden.
Manchmal sind jedoch auch die erfahrenen Staatsanwälte noch aufs Kreuz zu legen. Nach einem Tip - "da verkauft jemand Geschäftsanteile für den Bau eines Aufzugs an der Chinesischen Mauer" - waren sie sicher, den Erfinder eines neuen Tricks überführen zu können. Die Recherche verblüffte allerdings die Beamten: Der Deal mit der Mauer existiert tatsächlich. dpa
WAIDHAUS, 4. August (dpa). Der Start in die Flitterwochen endete am Dienstag zumindest für den jungen Ehemann im Gefängnis. Das Auto, mit dem das jungverheiratete Paar aus Polen eigentlich quer durch Europa "flittern" wollte, war im Februar in Belgien gestohlen worden. Das stellte die bayerische Grenzpolizei am tschechoslowakisch-deutschen Grenzübergang Waidhaus fest. Das Auto, ein Hochzeitsgeschenk der Eltern für die Brautleute, hatten die Eltern gutgläubig auf einem polnischen Gebrauchtwagenmarkt für 20 000 Mark gekauft.
Bei der Überprüfung der Personalien stellte sich außerdem heraus, daß der 29jährige Ehemann zwar nicht das Auto gestohlen hatte, aber wegen Betrugs von der Münchner Staatsanwaltschaft zur Festnahme ausgeschrieben war. Er soll von 1988 bis 1990 als polnischer Asylbewerber zu Unrecht Sozialhilfe bezogen haben.
Für die 19jährige Ehefrau brach eine Welt zusammen. Nach einem tränenreichen Abschied wurde die völlig aufgelöste Frau von ihren Eltern abgeholt, der Mann kam in die Justizvollzugsanstalt Weiden.
SCHARFENSTEIN (dpa/VWD). Der sächsische Kühlgerätehersteller DKK Scharfenstein verkürzt aufgrund einer Auftragsflut nochmals die dreiwöchige Betriebsruhe. Nachdem zu Beginn der Ferien bereits drei Tage länger gearbeitet wurde, beginne die Produktion zwei Tage früher als geplant schon am Donnerstag, teilt Sprecher Siegfried Schlottig mit. An den zwei zusätzlichen Tagen sollen 1200 Kühl- und Gefrierschränke gebaut werden. Die verkürzte Fertigungspause sei mit dem Betriebsrat abgestimmt, die Beschäftigten könnten ihren Urlaub nachholen. Die Sachsen waren einer größeren Öffentlichkeit vor kurzem bekannt geworden, als sie den weltweit ersten Kühlschrank ohne den Ozonkiller FCKW vorstellten. Das Gerät soll im kommenden Jahr in Serie gehen. Das Projekt wird von Greenpeace unterstützt.
Der in jedem Sommer auftretende Auftragsanstieg sei in diesem Jahr höher als 1991 ausgefallen, berichtet Schlottig. Aufgrund einer Treuhandauflage seien die Warenbestände bereits verkauft gewesen, so daß nun mehr produziert werden müsse, um die Bestellungen zu erfüllen.
Die Treuhand-Firma, die 1888 Leute beschäftigt, hält nach eigenen Angaben rund ein Fünftel des ostdeutschen Kühlgerätemarktes. Im ersten Halbjahr seien rund 100 000 DKK-Geräte ausgeliefert worden. Etwa ein Viertel der Produktion sei in den alten Bundesländern verkauft worden.
Im Umfeld der Schwarzwald-Klinik grassiert das Fußball-Fieber. Vor dem Schlagerspiel zwischen dem Tabellenzweiten SC Freiburg und Spitzenreiter FC Carl Zeiss Jena am siebten Spieltag der 2. Bundesliga reibt sich Freiburgs Schatzmeister schon jetzt die Hände. Die Freiburger rechnen am Samstag (15.30 Uhr) mit einem ausverkauften Dreisam-Stadion. Die Voraussetzungen für ein Gipfeltreffen sind gegeben: Mit drei Siegen und 8:0 Toren weisen die ungeschlagenen Freiburger (10:2 Punkte) die beste Heimbilanz aller 24 Zweitliga-Klubs auf. Bei einem Erfolg würde die Mannschaft von Trainer Volker Finke den Sprung an die Tabellenspitze schaffen. Doch Carl Zeiss Jena (11:1) hat in drei Auswärtsbegegnungen erst einen Punkt abgegeben.
Lachender Dritter der Auseinandersetzung im Breisgau könnte der VfB Leipzig (10:2) sein. Das Überraschungsteam von Trainer Jürgen Sundermann ist ebenfalls noch ungeschlagen. "Wir wollen uns stabilisieren und nicht wie im vergangenen Jahr um den Klassenverbleib zittern. Hierfür haben wir nun zehn Punkte gesammelt", sagte Sundermann vor der Partie gegen die auswärts noch sieglose Braunschweiger Eintracht.
Ganz anders stehen die Vorzeichen für Trainer Frieder Schömezler vom Vorletzten Stuttgarter Kickers: Am Samstag gegen Waldhof Mannheim kann nur ein Sieg den Arbeitsplatz des 40jährigen retten. Schömezlers Analyse klingt wie ein Offenbarungseid. Für den Tabellen-Drittletzten Fortuna Düsseldorf geht es gegen den SV Meppen ebenfalls schon um fast alles.
Ausgerechnet beim VfL Osnabrück, der sich nach einem verkorksten Saisonstart wieder gefangenen hat, will Bundesliga-Absteiger und Topfavorit MSV Duisburg am Freitag den ersten doppelten Punktgewinn auf fremdem Platz einfahren. "Wir wollen unbedingt gewinnen", meinte Trainer Reinders. Als einziges Team haben die Duisburger noch kein Auswärtstor erzielt.
Derweil hängt beim SV Darmstadt 98 vor dem Gastspiel beim Neuling Wuppertaler SV (Freitag, 20 Uhr) der Haussegen etwas schief. Libero Dirk Bakalorz, der bei der 2:3-Heimschlappe gegen Leipzig keine gute Figur machte, wird aus der Mannschaft genommen. Für ihn soll der Russe Igor Bragin spielen, sofern bis zum Freitag sein Visum eintrifft. Bis zum Donnerstag jedenfalls war es nicht vorhanden. Zudem wird Trainer Scholz Thomas Weiss eine Verschnaufpause gönnen und möglicherweise Stefan Malz spielen lassen, der erst letzte Woche mit dem Training begonnen hatte.
Zur Person:
DETLEF HAMMER, inzwischen verstorbener früherer Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, war Mitarbeiter des DDR- Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Wie das Konsistorium in Magdeburg mitteilte, bestätigt dies ein jetzt von der Gauck-Behörde eingegangener Bericht. Hammer war zuletzt von Mai 1990 bis zu seinem Tode im April 1991 Konsistorialpräsident in Magdeburg. Dem Gauck-Bericht zufolge hatte Hammer bereits während seines Studiums in Halle am 27. Mai 1970 eine schriftliche Verpflichtung zur Zusammenarbeit mit der Stasi gegeben. "Er hat, soweit der Bericht erkennen läßt, aus freien Stücken und Überzeugung für das MfS gewirkt", teilte die Kirche mit. Hammer habe über viele Personen und Dienstbereiche im Konsistorium und in der Kirchenleitung berichtet und auch selbst "strategische Vorschläge zur Durchdringung des Konsistoriums/der Kirchenleitung" durch die Stasi gemacht. Er sei für seinen Einsatz ausgezeichnet worden und habe finanzielle Zuwendungen erhalten. Seit 1. Dezember 1977 habe Hammer als Offizier im besonderen Einsatz (OibE) im Stasi-Dienst gestanden und sei dafür vergütet worden. (dpa)
REGGIO CALABRIA, 4. August (dpa). Rund 40 Stunden nach seiner Entführung ist der 54jährige Unternehmer Paolo Canale aus Bovalino im süditalienischen Kalabrien von der Polizei befreit worden. Einer der vier Kidnapper wurde bei der Aktion am Dienstag bei Serra di Papa als Wächter des Entführten gefaßt.
Italiens Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro sprach von einer "brillanten Operation der Sicherheitskräfte", die seit Sonntag nacht in einem Großeinsatz mit Hubschraubern und Spürhunden im Supramonte, dem Bergland Kalabriens, nach dem Entführten suchten.
Derzeit befinden sich in Italien noch fünf Menschen zum Teil seit über drei Jahren in den Händen von Geiselnehmern. Drei von ihnen wurden in Kalabrien entführt.
SOFIA, 4. August (dpa). Der russische Präsident Boris Jelzin und Bulgariens Staatspräsident Schelju Schelew haben am Dienstag in der Residenz Bojana bei Sofia einen Vertrag für freundschaftliche Beziehungen und Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten unterzeichnet. Die Verteidigungsminister der Länder, Pawel Gratschow und Alexander Stalijski, setzten ihre Unterschrift unter ein Abkommen für militärische Zusammenarbeit.
Der neue Freundschaftsvertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren ersetzt den am selben Tag auslaufenden Vertrag für "Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe", der vor 25 Jahren zwischen der früheren UdSSR und der damaligen Volksrepublik Bulgarien geschlossen und vor einem Jahr außer Kraft gesetzt worden war. "Kommunismus und Totalitarismus sind untergegangen. Wir sind völlig unabhängige Staaten geworden und bauen unsere Beziehungen auf neuer Grundlage auf", sagte Jelzin nach der Unterzeichnung. Schelew sprach von einem "historischen Ereignis". Sofia strebe ähnliche Verträge auch mit der Ukraine, Weißrußland und Kasachstan an, sagte er.
Der Vertrag, der keine rein militärischen Klauseln enthält, sieht bei Krisen, besonders in Europa und in der Schwarzmeer-Region, eine Kontaktaufnahme vor. Beide Länder dürfen nicht zulassen, daß "das Territorium des einen Staats zum bewaffneten Angriff gegen den anderen" benutzt werde. Die Zusammenarbeit in der Wirtschaft soll ausgebaut werden.
BONN/SARAJEWO, 4. August (dpa/ Reuter/AP). Schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen für den umstrittenen Transport von Kindern aus Sarajewo nach Deutschland sind in Bonn erhoben worden. Wie am Dienstag bekannt wurde, haben die Initiatoren auch deshalb zur Eile bei der Überführung der Kinder nach Sachsen-Anhalt gedrängt, um öffentliche Gelder zu erhalten. Wie es weiter hieß, sollte Außenminister Klaus Kinkel (FDP) mit Drohungen zur Unterstützung der Aktion veranlaßt werden.
Dieser Darstellung zufolge gab der Landtagsabgeordnete Jürgen Angelbeck (parteilos), der die Aktion zusammen mit seinem Kollegen Karsten Knolle (CDU) eingeleitet hatte, bei einem Telefongespräch mit dem Auswärtigen Amt (AA) Mitte Juli zu, daß die angelaufene Aktion nicht mehr abgebrochen werden könne. Denn es müßten auch die zahlreichen freien Waisenkinderplätze in Sachsen-Anhalt belegt werden, um öffentliche Gelder zu erhalten. Am 23. Juli bat Angelbeck das AA erneut um Unterstützung. Wie verlautete, drohte er gleichzeitig ultimativ mit einer Presseveröffentlichung mit dem Tenor "Bundesminister wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt".
Der stellvertretende Sprecher des Auswärtigen Amtes, Rainer Müller, sagte zu Behauptungen Knolles im Deutschlandfunk, Kinkel habe vor der Aktion nicht gewarnt, sondern dazu ermuntert und sie begrüßt: "Die Äußerungen des Abgeordneten Karsten Knolle treffen nicht zu. Das Gegenteil ist richtig."
Die 38 Kinder und vier Jugendlichen aus Sarajewo trafen am Dienstag vormittag per Flugzeug auf dem russischen Militärflughafen Zerbst bei Magdeburg ein.
Viele der ausgeflogenen Kinder sind möglicherweise keine Waisen und ohne Wissen ihrer Eltern aus der Stadt gebracht worden. Die Leiterin des Kinderheims in Sarajewo, Vera Zorich, sagte, dies treffe vielleicht bei vier Fünftel der nach Kroatien gebrachten Kinder zu. In dem Heim sind Waisen, aber auch Kinder untergebracht, die von ihren Eltern verlassen wurden oder deren Eltern zu arm für den Unterhalt der Kinder sind.
Begleiter des Transports gaben an, neun Kinder seien auf dem Weg ins kroatische Split von serbischen Polizisten unter Vorlage von Fürsorgedokumenten aus den Bussen herausgeholt worden. Am Samstag hatten Heckenschützen den Bus beschossen und zwei Kleinkinder getötet. Im Bus befand sich auf Einladung Angelbecks und Knolles auch ein Fernsehteam des Privatsenders RTL.
Die Teilnehmer der Trauerfeier für die beiden getöteten Kinder wurden nach Angaben der Hilfsorganisation Kinderbotschaft am Dienstag in Sarajewo mit Granaten beschossen. Die Großmutter eines der im Bus getöteten Kinder wurde verletzt. Der bosnische Serben-Führer Radovan Karadzic bestritt, daß der Anschlag von Serben verübt wurde.
Ein Hilfskonvoi für Kroatien startete am Dienstag in Weimar. Er soll zehn kriegsverletzte Kinder und ihre Angehörigen zur medizinischen Behandlung in die thüringische Stadt bringen.
(Weiterer Bericht auf Seite 4, Kommentar auf Seite 3)
ROM, 4. August (dpa). Mosambik ist nach Darstellung von Staatspräsident Joaquim Chissano dringend auf die Hilfe von außen angewiesen. "Dieser Krieg hat schon unendlich vielen Menschen das Leben gekostet. Nun wächst die Gefahr der Trockenheit in manchen Teilen des Landes; es gibt kein Wasser, viele Straßen sind gesperrt", betonte der Staatschef, der, von einer großen Delegation begleitet, am Dienstag in Rom eingetroffen ist, um mit dem Führer der Renamo-Rebellen, Alfonso Dhlakama, über eine Friedenslösung für das ostafrikanische Land zu beraten.
An dem Treffen der Führer der Bürgerkriegsparteien, das nicht, wie ursprünglich geplant, am Dienstag, sondern erst am heutigen Mittwoch beginnen soll, werden als Vermittler der Präsident Zimbabwes, Robert Mugabe, und die Außenministerin Botswanas, Gaositwe Chiepe, sowie zu Beginn auch Italiens Außenminister Emilio Colombo teilnehmen.
Es wäre die erste Begegnung Chissanos und Dhlakamas seit Beginn des Bürgerkriegs vor 16 Jahren. Die Zahl der Todesopfer wird in dieser Zeit auf eine Million geschätzt. Bei den bisherigen Friedensgesprächen in Rom unter Vermittlung der katholischen Basisgemeinde San't Egidio wurden zwar seit 1990 mehrere Zwischenprotokolle und regionale Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, über die zentralen Fragen wie die künftige Verfassung oder die Zusammensetzung der Streitkräfte gab es aber noch keine Einigung.
HAMBURG/FRANKFURT (rb/rtr). Verluste erwirtschaftet der Kaffee-Konzern Tchibo derzeit in den neuen Bundesländern. Die Hamburger erklären dies mit den hohen Anlaufkosten dort. Tatsächlich ist der Branchenzweite mit seiner ganzen Bohne im Osten bisher deutlich schlechter zum Zuge gekommen als im Westen. Wohl nicht zuletzt deshalb leiteten die Röster vor kurzem einen Kurswechsel um 180 Grad ein: Seit sechs Wochen bietet Tchibo nun auch gemahlenen und vakuumverpackten Kaffee im Lebensmittelhandel an. Die eigene frühere Kritik an diesem Verfahren mit Hinweis auf Frische-Einbußen, meint ein Firmensprecher, sei durch neue Produktionsverfahren, die Sauerstoff vollständig ausschließen könnten, gegenstandslos geworden. Über den bisherigen Erfolg der neuen Vertriebsschiene könne man aber zur Zeit noch nichts sagen.
Auch sonst ist der Konzern mit Informationen über den aktuellen Geschäftsverlauf sehr zurückhaltend. Halbjahreszahlen werden "traditionell" (so der Sprecher) nicht genannt. Beim Kaffee werde das laufende Jahr vor allem von der Expansion in Osteuropa geprägt sein, erläutert Vorstandsmitglied Dieter Pommerening. Im Herbst ist der Start in Polen und Ungarn geplant. 1991 setzte der Konzern nach Abzug von Steuern noch 3,8 Milliarden Mark (plus neun Prozent) um - je zur Hälfte mit Zigaretten (Reemtsma) und Kaffee. Der Jahresüberschuß sank um ein Drittel auf 183 Millionen.
PEKING, 4. August (dpa). Ein Mitglied der sogenannten chinesischen Viererbande ist am Montag in Peking nach offiziellen Angaben gestorben. Der einstige stellvertretende chinesische KP-Vorsitzende Wang Hongwen erlag im Alter von 58 Jahren einem Leberleiden, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete.
Die Viererbande, zu der auch die Witwe des früheren chinesischen KP-Chefs Mao Tsetung, Jiang Qing, gehört hatte, hatte maßgeblich die linkextremistische Kulturrevolution der Jahre 1966 bis 1976 betrieben. Kurz nach Maos Tod 1976 wurden die vier verhaftet. Wang Hongwen war ebenso wie Jiang Qing zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Mao-Witwe beging 1991 Selbstmord.
HAMBURG, 4. August (dpa/vwd). Das Atomkraftwerk Busher in Iran wird weder von der federführenden Siemens AG (Berlin/München) noch von einem anderen deutschen Unternehmen fertiggebaut. Das bekräftigte Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) am Dienstag. "Ich habe der iranischen Seite mehrfach unmißverständlich gesagt, daß wir weder der Firma Siemens noch einer anderen deutschen Firma die Genehmigung erteilen werden, an der Erstellung eines Kernkraftwerkes im Iran mitzuwirken", sagte der Minister. Die Bundesregierung hatte zuletzt Ende Juni 1991 entschieden, keine Ausfuhrgenehmigungen für den Weiterbau des Kraftwerks zu erteilen. Der Bau war Mitte 1979 zu Beginn des Golfkrieges zwischen Irak und Iran unterbrochen worden.
HAMBURG, 4. August (dpa). Die Sperrung einer Autobahnbrücke über die Norderelbe hat am Dienstag im Süden Hamburgs ein Verkehrschaos verursacht. Laut Polizei waren in der Nacht nach einem Lastwagenunfall Farbeimer auf die Fahrbahn gestürzt und ausgelaufen. Wegen der Reinigungsarbeiten wurde die Elbquerung im Verlauf der Autobahn Hamburg-Lübeck über elf Stunden gesperrt. Durch kilometerlange Rückstaus wurde der morgendliche Berufsverkehr bis in die Innenstadt lahmgelegt.
Aus dem Tank des Lkw sei Diesel auf die Straße gelaufen, aber nicht in die Elbe geflossen. Dem Lastwagenfahrer wurde eine Blutprobe entnommen.
HALLE, 4. August (dpa). Im gesamten Bundesgebiet sind nach Angaben der Kriminalpolizei Halle Tausende von gestohlenen und gefälschten Kraftfahrzeugbriefe im Umlauf. Die mit falschen Angaben versehenen Papiere würden zum Verkauf gestohlener Autos an Privatleute und Autohändler genutzt. Wie Michael Botur von der Hallenser Kripo am Dienstag der dpa sagte, wurden seit Juli 1991 aus Ordnungsämtern ganz Deutschlands rund 3800 Blanko-Kfz-Briefe gestohlen. Die Täter seien nicht bekannt.
In Halle hätten vier Käufer von Gebrauchtwagen beim Anmelden des Fahrzeugs in der Zulassungsstelle erfahren, daß das Auto als gestohlen gemeldet wurde. "Der Geschädigte ist der Käufer, denn er bekommt die Kaufsumme nicht zurück. Das gestohlene Auto erhält der ursprüngliche Besitzer", sagte Botur. Die Kripo warnte nachdrücklich vor dem Kauf solcher Autos.
Nach Angaben der Polizei in Halle haben die gestohlenen Kfz-Briefe folgende Nummern: TF 020 101 bis 020 400, TC 805 001 bis 805 300, TD 671 101 bis 671 400, TD 671 401 bis 671 700, TD 671 701 bis 672 000, TD 672 901 bis 673 200, TD 673 201 bis 673 500, TD 673 501 bis 673 800, TD 674 701 bis 675 000, TG 402 001 bis 402 600, TF 338 765 bis 338 850, TF 322 301 bis 322 350, TF 354 241 bis 354 250, TF 835 913 bis 836 050 und TF 835 911.
NIZZA/ROM. Gestohlene Kunstwerke im Gesamtwert von schätzungsweise 145 Millionen Mark sind in Frankreich und Italien sichergestellt worden. Während eine Spezialeinheit der Carabinieri nach monatelangen Ermittlungen einem international agierenden Kunst-Hehler in Bologna das Handwerk legte, konnte die französische Polizei dank eines anonymen Tips das aus einer Villa an der Côte d'Azur entwendete Diebesgut bereits nach vier Tagen wiederfinden.
Die italienische Spezialeinheit für Kunstdiebstahl konnte gestohlene Kunstwerke aus Österreich, Frankreich und Portugal im geschätzten Gesamtwert von etwa 70 Millionen Mark in der Region Emilia-Romagna aufspüren; es handle sich um Stücke aus der Zeit zwischen dem 12. und 19. Jahrhundert. Insgesamt seien in den internationalen Handel mit gestohlener Kunst 20 Personen verwikkelt und die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.
In einem am Flughafen von Nizza abgestellten gestohlenen Auto hatten französische Polizisten je ein Bild von Henri Matisse und Amadeo Modigliani sowie zwei des Impressionisten Edgar Degas entdeckt. Der in der Schweiz lebende libanesische Geschäftsmann Anthony Tannouri hatte die Gemälde im Wert von insgesamt 75 Millionen Mark am Wochenende als gestohlen gemeldet. Er hatte die Bilder in Kürze versteigern wollen, um Steuerschulden in Frankreich zu begleichen. dpa
Der ehemalige argentinische Nationalspieler Diego Maradona glaubt nicht, daß sein bis Ende Juni 1993 laufender Vertrag mit dem SSC Neapel schnell gelöst wird. In einer Radiosendung am Montag abend in Buenos Aires meinte der Superstar, der spanische Erstligist FC Sevilla solle sich "keine Illusionen" darüber machen, daß er dort in Kürze spielen könne. "Zunächst muß die Situation mit Neapel geklärt werden", so Maradona. "Ich will meine Freiheit oder daß sie mich verkaufen", bekräftigte der 31jährige erneut seinen festen Entschluß, nie mehr in Italien spielen zu wollen.
Nach Maradonas Einschätzung versucht Neapels Präsident Corrado Ferlaino Zeit zu gewinnen, um zu erreichen, daß er keine anderen Möglichkeiten wahrnehmen kann. "Ob ich zu Sevilla oder zu Olympique Marseille gehe, kann momentan niemand sagen, denn noch gibt es einen unterschriebenen Vertrag mit Neapel."
Ferlaino weilt derzeit im Urlaub, hatte aber zuvor dem Weltfußball-Verband (FIFA) signalisiert, daß er mit Maradona sprechen werde. dpa
SCHWÄBISCH GMÜND, 4. August (dpa). Rund 200 Polizeibeamte haben am Dienstag eine Sammelunterkunft für Asylbewerber in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) umstellt und durchsucht. Sie waren mit 51 Fahrzeugen angerückt. Nach Angaben der Polizei hatte die Stadtverwaltung die Razzia angeordnet.
Den Asylbewerbern wird unter anderem vorgeworfen, ihren "Gestattungsbereich", das für sie vorgeschriebene Gebiet, verlassen zu haben. Fünf Personen hätten bei ihrer Ankunft in der Bundesrepublik ihre Pässe versteckt und falsche Personalien angegeben. In zwei Zimmern der Sammelunterkunft stellten die Beamten Polizeiangaben zufolge 2,5 Gramm Heroin sicher. Zugleich wurden zwei junge Männer festgenommen, die Einbrüche in Gmünder Kaufhäuser verübt haben sollen.
BOCHUM/HAMM, 4. August (dpa). Ein Funktionär der rechtsextremen NPD aus Bochum darf zunächst weiter als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht der Revierstadt tätig sein. Die achte Kammer des Landesarbeitsgerichts in Hamm wies am Dienstag in einem Eilentscheid einen Antrag des Düsseldorfer Arbeitsministeriums zurück, den NPD-Funktionär von seinem Amt zu entbinden. Die Entscheidung im Hauptverfahren wird in vier bis acht Wochen erwartet. (Az: 8 AR 26/92)
Das Gericht wies in seiner Entscheidung darauf hin, daß eine bloße Parteizugehörigkeit nicht zu dem im Arbeitsgerichtsgesetz vom Gesetzgeber abschließend vorgegebenen Katalog von Gründen für eine Amtsenthebung zähle. Der von dem NPD-Funktionär geleistete Richtereid auf die Verfassung könne so lange nicht angezweifelt werden, wie die Partei nicht als verfassungswidrig eingestuft sei, sagte ein Sprecher.
PRAG, 4. August (dpa). Kardinal Frantisek Tomasek, der frühere Erzbischof von Prag, ist am Dienstag im Alter von 93 Jahren nach längerer Krankheit gestorben, gab das Prager Erzbistum bekannt. Tomasek genoß als Symbolfigur des Widerstands der katholischen Kirche gegen das kommunistische Regime großes Ansehen unter der Bevölkerung der CSFR.
Als Primas der katholischen Kirche in der Tschechoslowakei (1978-1991) vertrat Tomasek die Kirche auch bei der friedlichen Umgestaltung des Staates. (Porträt auf Seite 7)
MADRID, 4. August (dpa). Das umstrittene Projekt des europäischen Kampfflugzeugs "Jäger 90" soll durch ein weniger aufwendiges Flugzeug mit einer Kostenobergrenze von 90 Millionen Mark ersetzt werden. Das sagte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) am Dienstag in Madrid nach Gesprächen mit seinen Amtskollegen aus Spanien, Italien und Großbritannien. "Der ,Jäger 90' ist tot", versicherte der Minister. Die Partner seien sich darüber einig, daß jetzt die Chance bestehe, ein anderes europäisches Jagdflugzeug zu entwickeln, das der neuen sicherheitspolitischen Lage entspreche. Die Partner des Projekts hätten vereinbart, vorerst keine weiteren Entwicklungsverträge für den "Jäger 90" zu vergeben.
Großbritannien, wie die Bundesrepublik mit 33 Prozent an dem Projekt beteiligt, dringt auf den Bau des Flugzeugs, während sich in Italien und Spanien die Stimmen mehren, die eine Kürzung der Mittel um ein Drittel fordern.
BRÜSSEL, 4. August (dpa). Der zentralafrikanische Staat Zaire wird sich umbenennen und in Zukunft seinen alten Namen Republik Kongo wieder führen. Dies hat nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga in Brüssel die Nationalkonferenz Zaires während ihrer Beratungen am Dienstag in der Hauptstadt Kinshasa beschlossen.
ANKARA, 4. August (dpa). Die Sicherheitsbehörden in der südosttürkischen Provinzhauptstadt Diyarbakir haben die bayerische SPD-Landtagsabgeordnete Bärbel Narnhammer zwei Tage lang festgehalten und stundenlang verhört. Nach Informationen aus türkischen Regierungskreisen in Ankara vom Dienstag sollte die 44jährige noch am Abend freikommen. Wie die dpa erfuhr, wurde die SPD-Politikerin verdächtigt, als Kurier für die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) tätig zu sein.
Sie war am Montag in Diyarbakir angekommen und hatte sich mit einem kurdischen Journalisten getroffen. Anschließend wurde sie mit rund 20 000 Dollar Bargeld im Gepäck festgenommen. Nach Angaben Narnhammers war das Geld für ein Wiederaufbauprojekt im Nordirak bestimmt. Bei der Polizei sei sie daran gehindert worden, Kontakt zur deutschen Botschaft in Ankara aufzunehmen.
KRUMPA (dpa/vwd/FR). Mit einem neuen Firmenkonzept will sich die Addinol Mineralöl GmbH Lützkendorf, größter ostdeutscher Hersteller von Schmierstoffen, vor der Stillegung durch die Treuhandanstalt retten. Die Pläne zielen nach Angaben von Geschäftsführer Joachim Dittrich darauf ab, die bisherigen Umsatzverluste so schnell wie möglich aufzuholen, neue Kunden zu finden und einen Aufschub der Abwicklung zu erwirken. Ferner sollen in die Produktion von Bitumen für den Straßenbau zwölf Millionen und für ein neues Verfahren zur Herstellung von Lösungsmitteln neun Millionen Mark investiert werden. 1995 will Addinol schwarze Zahlen schreiben.
Dittrich räumt ein, daß im ersten Halbjahr nur 20 000 Tonnen Schmierstoffe abgesetzt worden seien. Für das Überleben seien 100 000 Tonnen pro anno nötig, die nach dem nunmehr dritten Unternehmenskonzept 1993 erreicht werden sollen. Die Privatisierung im Zuge des Minol- Verkaufs, der Leuna-Raffinerie und des Hydrierwerkes Zeitz an ein deutsch- französisches Konsortium sei gescheitert, weil Addinol aus dem Paket herausgenommen wurde.
Dittrich zufolge konnten die im Rahmen der Vertriebsvereinbarungen mit der Deutschen Shell beschlossenen Mindestabnahmen von Schmierstoffen nicht realisiert werden. Außerdem beziehe Minol keine Industrie-Schmieröle mehr.
Addinol wolle nun durch ein neues Marketing-Konzept den gegenwärtigen Marktanteil von 30 Prozent in den neuen Ländern stabilisieren und in den alten Ländern auf fünf Prozent kommen. Zu VW und Opel gebe es Kontakte für den Absatz von Kfz-Motorenölen. Die Stahlindustrie habe überdies einen "enorm hohen Bedarf" an Hydrauliköl. Addinol beschäftigt derzeit noch 1100 Leute nach einst 3600. Ein weiterer Abbau der Belegschaft auf 650 Männer und Frauen ist Bestandteil des Konzepts.
POTSDAM, 5. August (dpa). Die Potsdamer Staatsanwaltschaft wird in der nächsten Woche Anklage gegen drei ehemalige DDR-Grenzsoldaten erheben, die im Oktober 1965 an der Berliner Mauer bei Kleinmachnow (Kreis Potsdam) einen Flüchtling erschossen und einen weiteren verletzt haben sollen. Das bestätigte am Dienstag der Leiter der Abteilung Bezirkskriminalität bei der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Erardo Rautenberg. Die Berliner Staatsanwaltschaft habe das Verfahren kurzfristig Potsdam zugewiesen. Der Prozeßtermin stehe nicht fest.
NEW YORK, 5. August (AP/dpa). Der Leiter der Kommission der Vereinten Nationen (UN) für die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen, Rolf Ekeus, hat dem UN-Sicherheitsrat Vorwürfe gemacht. In New York sagte der Schwede, hoffentlich trete der Sicherheitsrat künftig rascher irakischen Ausweichmanövern entgegen. Bagdad hatte 17 Tage lang UN-Kontrolleuren den Zugang zum irakischen Landwirtschaftsministerium verwehrte wo Unterlagen über das Raketenprogramm des Landes vermutet wurden. Ekeus sagte, möglicherweise hätten die Iraker in der Zwischenzeit Unterlagen verschwinden lassen. Als die UN-Inspektoren schließlich Zugang erhielten, waren keine Unterlagen mehr gefunden worden.
Ekeus kündigte an, ein 26 Mitglieder starkes neues Inspektionsteam unter Leitung des Russen Nikita Smidowitsch werde am Samstag in Irak mit einer neuen Untersuchung beginnen.
CSU-Chef Theo Waigel begrüßte die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Die CSU sehe damit die Richtigkeit ihrer ablehnenden Position zur Neuregelung des § 218 "nachdrücklich unterstrichen". Der Erlaß der einstweiligen Anordnung gebe einen ersten Hinweis auf die Kontinuität, in der das Bundesverfassungsgericht zum Schutz des Lebens stehe. Die CSU sehe deshalb der Hauptsacheentscheidung mit Zuversicht entgegen, heißt es in der Mitteilung der Landesleitung.
Die Berliner Senatorin für Arbeit und Frauen, Christine Bergmann (SPD), äußerte dagegen ihr Bedauern. Der vorläufige Stopp des Gesetzes bedeute, daß bis zur Entscheidung in der Hauptsache weiterhin unterschiedliches Abtreibungsrecht in den alten und neuen Bundesländern gelte. "Das bedauere ich sehr", sagte sie am Dienstag abend der dpa. Die Entscheidung der Karlsruher Richter ändere jedoch "nichts an der Tatsache, daß dieses Gesetz von einem breiten gesellschaftlichen und politischen Konsens getragen" werde.
FUSSBALL
PRIVATSPIELE: Stadtauswahl Frechen - Bayer 04 Leverkusen 0:8 (0:4), SV Ramstein - FC Homburg 0:6 (0:2), AS Rom - AC Florenz 3:2 (1:2).
SCHOTTLAND, Premier Division, 1. Spieltag: FC Dundee - FC St. Johnstone 1:1, FC Motherwell - Hibernian Edinburgh 1:2, Glasgow Rangers - FC Airdrieonians 2:0.
Liga-Pokal, 1. Runde: Brechin City - Albion Rovers 2:1, Queens Park Rangers - FC Clyde 1:3.
FUSSBALL
TESTSPIEL: SC Brück - 1. FC Köln 1:4 (0:3).
NEW YORK, 5. August (dpa). Der 35jährige Patient, der am 26. Juni im Universitätskrankenhaus in Pittsburgh im US-Staat Pennsylvania als erster Mensch der Welt eine Pavian-Leber erhielt, ist aus der Intensivstation entlassen und in ein normales Krankenzimmer verlegt worden. Nach Angaben einer Krankenhaussprecherin vom Dienstag ist sein Zustand gut.
Die Affenleber, die ihm eingepflanzt wurde, ist inzwischen dreimal so groß wie bei der elf Stunden langen Operation und funktioniert normal. Das Organ regeneriert seine Zellen inzwischen ebenso wie eine menschliche Leber.
Die Übertragung einer menschlichen Leber war in seinem Fall nicht möglich, weil er unter Hepatitis B litt und eine neue Menschenleber davon ebenfalls infiziert worden wäre.
NEW YORK, 5. August (dpa). Die Verteidiger des 72jährigen gebürtigen Ukrainers und später in den USA eingebürgerten Automobilarbeiters John Demjanjuk haben die Abteilung zur Aufdeckung von Nazi-Verbrechen des US-Justizministeriums vor Gericht angeklagt, bei der Identifizierung ihres Mandanten entscheidendes Beweismaterial unterdrückt zu haben. Demjanjuk war von US-Ermittlern als der berüchtigte Aufseher "Ivan der Schreckliche" im Konzentrationslager Treblinka identifiziert und 1986 nach Israel ausgeliefert worden.
Nach der Klage, die am Montag beim sechsten US-Berufungsgericht erhoben wurde, haben die Ermittler bei der Beweisaufnahme bewußt sowjetische Dokumente zurückgehalten, die eindeutig einen gewissen Ivan Marczenko als den von Treblinka-Häftlingen "Ivan der Schreckliche" genannten Aufseher ausweisen.
Vertreter des Justizministeriums wiesen die Vorwürfe der bewußten Unterschlagung zurück. Sie bestätigten jedoch, daß der Abteilung für Nazi-Verbrechen sowjetische Dokumente vorlägen, die Demjanjuk entlasten könnten. Diese sowjetischen Dokumente, so sagten sie weiter, seien in der Behörde aus Versehen falsch abgelegt gewesen.
John Demjanjuk war nach seiner Auslieferung in Israel wegen Mordes an 900 000 Menschen im Konzentrationslager Treblinka angeklagt und zum Tode verurteilt worden. Demjanjuk behauptet jedoch, nicht der gesuchte Aufseher aus dem Vernichtungslager Treblinka, sondern Opfer einer falschen Identifikation zu sein. Er habe nie in einem Konzentrationslager gedient und sei nicht der Wächter, der zwischen 1942 und 1943 wegen seiner ungewöhnlichen Grausamkeit als "Ivan der Schreckliche" bekannt wurde.
Israelische Gerichte prüfen noch immer, ob Demjanuk tatsächlich falsch identifiziert worden ist. Das amerikansche Berufungsgericht will am 11. August entscheiden, ob es die Auslieferung Demjanjuks an Israel neu untersuchen wird.
BONN, 4. August (dpa). Der Bundesverband Druck hat sich gegen die von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) vorgelegte fünfte Novelle zum Abfallgesetz gewandt und vor allem die darin vorgesehenen strikten Maßnahmen zur Rücknahme und Wiederverwertung von Papier und Pappe abgelehnt. Der Verband verwies am Dienstag darauf, daß Papier heute schon weitgehend dem Recycling zugeführt werde. Dies zeige, daß freiwillige Kooperationslösungen im Umweltschutz erfolgreicher sein könnten als der Zwang durch Gesetze und Verordnungen. Auch mit der geplanten besonderen Altpapierverordnung laufe der Minister Gefahr, "Handelshemmnisse zu schaffen und damit gegen EG-Recht zu verstoßen".
BONN, 4. August (dpa). Der "Hilfsfonds für schwangere Frauen in Not" der Bundesregierung für Ostdeutschland läuft zum Jahresende aus. Für das darin enthaltene Wohnraumsanierungsprogramm können nur noch bis zum 31. Oktober Anträge gestellt werden. Darauf hat das Bundesfamilienministerium am Dienstag in Bonn hingewiesen.
Der Hilfsfonds - mit einem Volumen von 80 Millionen Mark 1992 - habe von Oktober 1990 bis Mitte Juli 1992 16 200 Frauen und ihren Familien geholfen, teilte das Ministerium mit. Rund 13 000 Frauen hätten Gelder erhalten. Zuschüsse zur Wohnraumsanierung erhielten 3200 Schwangere.
Ab 1993 wird statt des Hilfsfonds in den neuen Bundesländern die auch im Westen geltende Bundesstiftung "Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens" gelten. Sie soll 1993 ein Volumen von 180 Millionen haben, 40 Millionen mehr als 1992. Das Wohnraumsanierungsprogramm entfällt ersatzlos.
BONN/FRANKFURT A. M. (dpa/VWD/ cri). Der dramatisch geschrumpfte Handel mit Rußland und Osteuropa kann nach Ansicht der deutschen Wirtschaft vorerst nur mit Kompensationsgeschäften, bei denen Ware gegen Ware geliefert wird, wiederbelebt werden. Die Bundesregierung sollte deshalb nicht nur Exportkredite mit Hermes-Bürgschaften absichern, sondern auch Liefergarantien für Kompensationen übernehmen. Das sieht ein vom Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT) abgestimmter Vorschlag vor.
"Wir suchen nach neuen Wegen für den Osthandel der neunziger Jahre", sagt der Leiter der BGA-Außenhandelsabteilung, Gerhard Reckel. Der klassische Außenhandel - Ware gegen Geld - werde auf absehbare Zeit mit Osteuropa nicht mehr laufen. "Kompensationsgeschäfte werden immer wichtiger", meint Reckel. Dafür fehle aber in Deutschland bisher ein den Hermes-Bürgschaften vergleichbares Instrumentarium zur Absicherung des Lieferrisikos. Das japanische Handelsministerium Miti biete etwas ähnliches als Importversicherung bereits an.
Den Vorteil sieht Reckel darin, daß keine Banken eingeschaltet werden müssen. Außerdem könnten die osteuropäischen Geschäftspartner bei vereinbarten Gegenlieferungen nicht so leicht in die Versuchung kommen, ihre Verpflichtungen nicht einzuhalten, wie dies bei Kreditgeschäften der Fall sei.
Die Vorschläge der Wirtschaftsverbände sollen in der kommenden Woche mit dem Bundeswirtschafts- und dem Finanzministerium besprochen werden. "Eins ist klar: Ohne Subventionen geht in den nächsten Jahren im Osthandel gar nichts", sagt Reckel. Entscheidend sei jetzt, ob Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) mit der von ihm angekündigten neuen Exportstrategie wirklich den Osthandel langfristig fördern wolle oder ob es ihm mehr um neue Absatzmärkte für ostdeutsche Industrieprodukte im Westen gehe.
Das Bonner Wirtschaftsministerium will sich zu den Forderungen der Verbände derzeit nicht äußern. "Wir suchen nach einer Lösung", erklärt eine Sprecherin. "Vielleicht schon in der kommenden Woche" werde Möllemann nach Abstimmung mit Bundeskanzler Helmut Kohl mit konkreten Vorschlägen an die Öffentlichkeit treten. Der Minister hatte kürzlich eingeräumt, daß die Hermes-Bürgschaften im Handel mit Rußland nicht greifen und andere Instrumente gefunden werden müßten. Betroffen von dem Zusammenbruch des Osthandels sind vor allem die Unternehmen in den neuen Bundesländern. Direkte Hilfen an die Firmen aus Haushaltsmitteln hat Möllemann inzwischen aber ausgeschlossen. Derartige Unterstützungen würden wohl auch kaum von der EG gebilligt.
Offenbar wurde der jüngste Forderungskatalog der Wirtschaftsverbände vorher nicht ausreichend mit den einzelnen Branchenorganisationen abgestimmt. Denn im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) wird die durchschlagende Wirkung einer staatlichen Förderung von Kompensationsgeschäften eher bezweifelt. Nach Ansicht von Ulrich Ackermann, Ost-Experte aus der Außenwirtschaftabteilung, ändern derartige Hilfen nichts an dem Grundproblem, daß die russische Seite den Warenaustausch derzeit eher verhindere statt ihn zu unterstützen. "Die Zügel werden immer stärker angezogen." So bestünden zum Beispiel extrem hohe Ausfuhrzölle für Rohstoffe. Erfahrene deutsche Kompensateure berichteten überdies, daß in Rußland "zwar alles mögliche" zum Tausch angeboten werde, letztlich aber kaum eine Lieferung zustande komme. Kompensation kann laut Ackermann die Probleme der ostdeutschen Betriebe auch nicht lösen. Sie müßten sich vielmehr schleunigst umorientieren und "ihr Heil auf anderen Märkten suchen". Auf ein baldiges Anspringen des Ost-Geschäfts dürften sie sich nicht verlassen. Denn "auf mittlere Sicht" werde es wohl in Osteuropa "so chaotisch" wie derzeit bleiben. Der VDMA-Experte räumt allerdings ein, daß Firmen in den neuen Ländern bei der Suche nach West-Kunden teils auch "auf großen Widerstand" stießen. Viele gehörten noch der Treuhand, und mögliche Abnehmer etwa in Frankreich befürchteten, daß ihre Partner in einem oder zwei Jahren gar nicht mehr existieren und sie dann zum Beispiel Probleme hätten, Ersatzteile für im Osten gekaufte Maschinen zu bekommen.
NEW YORK, 4. August (AFP). Der stellvertretende UN-Generalsekretär Vladimir Petrovsky will nach eigenen Angaben "sehr bald" nach Libyen reisen, um mit der Regierung über die Forderungen des UN-Sicherheitsrates zu verhandeln. Der Reisetermin hänge vom Fortschritt der Zypern-Verhandlungen ab, an denen er ebenfalls beteiligt sei, sagte Petrovsky in New York.
Der UN-Sicherheitsrat fordert von Libyen die Auslieferung zweier libyscher Staatsbürger, die an dem Anschlag auf eine PanAm-Maschine über dem schottischen Lockerbie 1988 beteiligt gewesen sein sollen. Bei dem Anschlag waren 270 Menschen gestorben. Außerdem verlangt der UN-Sicherheitsrat von Libyen, den internationalen Terrorismus abzulehnen.
BELFAST, 4. August (AFP). Mitglieder der Irisch-Republikanischen Arme (IRA) haben am Montag abend in der nordirischen Stadt Belfast eine Patrouille angegriffen und einen britischen Soldaten getötet. Die IRA bekannte sich nach Angaben der Polizei zu dem Überfall. Der Soldat starb im Krankenhaus.
TOKIO, 4. August (AFP). Der neueste Schlager auf Tokios Modemarkt ist in diesem Jahr sonnenabweisende Spezialkleidung, die vor allem vor der ultravioletten Strahlung schützen soll.
Über 50 Prozent Umsatzsteigerung melden die großen Kaufhäuser der Millionen-Metropole. Große Nachfrage herrsche nach Jacken, Hemden, Hüten, Badekleidung, sogar nach Schirmen und Vorhängen - allem, was die Sonne abweist.
Bereits im vergangenen Sommer hatten Japans Modemacher die ersten "Anti-Sonnen"-Artikel auf den Markt gebracht. Doch der richtige Boom setzte in diesem Jahr ein. 95prozentigen Schutz gegen die schädlichen Sonnenstrahlen versprechen die Hersteller den Konsumenten durch ihre Spezialkleidung. Reflektierende Partikel werden in die Stoffe eingewebt. Auch sollen chemische Zusätze gegen die UV-Strahlung schon bei der Färbung der Kleidung für die nötige Sonnenabwehr sorgen.
Dennoch gibt es auch Skeptiker in der Modebranche. Der Sprecher einer der großen japanischen Textilfirmen erklärte, eine derartige Behandlung sei nicht notwendig, da die Produkte seines Hauses durch ihren Polyestergehalt schon über 80 Prozent der Sonneneinwirkung abhalten würden.
Die Kosmetikindustrie kann bereits seit Anfang der 80er Jahre nicht nur mit Schutzcremes stetig steigende Gewinne erzielen. Reißenden Absatz findet auch eine Salbe, die von der Sonne gebräunte Haut wieder weiß färbt.
In Japan, wo weiße Haut traditionell als Zeichen von Schönheit gilt, wird nach Ansicht der Experten dieser Trend auch weiterhin anhalten, da immer mehr Mediziner weltweit auf die Gefahr von Gesundheitsschäden durch zu hohe Sonnenbelastung hinweisen.
AMMAN, 4. August (AFP). Das jordanische Parlament hat jetzt den früheren Regierungschef Seid Rifaj und zwei Ex- Minister vom Vorwurf der Korruption freigesprochen. Ein Untersuchungsausschuß des Parlaments hatte die Verurteilung der drei Politiker empfohlen. Gegen den ehemaligen Minister für Öffentliche Arbeiten, Mahmud el Hawamdeh, blieben die Vorwürfe bestehen. Der Fall wird nun an ein hohes Gericht weitergeleitet. Die Entscheidung im Parlament wurde mit Zwei-Drittel-Mehrheit gefällt.
Der Untersuchungsausschuß hatte den drei Politikern vorgeworfen, dem Staat durch ihre Amtsführung Verluste von umgerechnet 40,7 Millionen Mark zugefügt zu haben. Rifaj war im April 1989 nach heftigen Protesten gegen seine Wirtschaftspolitik zurückgetreten.
TOKIO, 6. August (AFP). Das Gesetz, das einen internationalen Einsatz japanischer Truppen erlaubt, soll am kommenden Montag in Kraft treten. Das hat das japanische Kabinett jetzt beschlossen. Es müsse aber noch entschieden werden, welche Waffen die Soldaten tragen dürfen. Japan will Soldaten nach Kambodscha entsenden, die die dort stationierten Friedenstruppen der Vereinten Nationen (UN) verstärken sollen. Im Juni hatte das japanische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das den Truppen erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg internationale Militäreinsätze erlaubt.
Vertreter des Verteidigungsamtes besprechen derzeit in Kambodscha den Einsatz der japanischen Soldaten mit den dortigen UN-Vertretern. Die Zeitung Asahi Shimbun berichtete, die japanische Regierung habe zuvor mit den UN vereinbart, 700 Soldaten und Zivilisten nach Kambodscha zu entsenden.
MOSKAU, 4. August (AFP). Beim Absturz eines russischen Militärhubschraubers sind die drei Besatzungsmitglieder getötet worden. Die Maschine vom Typ MI-24 verunglückte aus noch unbekannten Gründen bei Ussurijsk, im äußersten Osten der Russischen Föderation.
TOKIO, 4. August (AFP). Die USA, Rußland und Japan wollen zwei neue Flugrouten zwischen Alaska und Japan ausarbeiten, die über die russische Halbinsel Kamtschatka führen. Das Abkommen sei zwischen Vertretern von Fluggesellschaften der drei Länder im ostrussischen Chabarowks getroffen worden, berichtete das japanische Verkehrsministerium am Dienstag. Durch die neuen Strecken sollen die überlasteten Flugrouten zwischen den USA und Japan entlastet und die Flugzeiten zwischen Tokio und US-Städten wie Chicago und New York verkürzt werden.
LIMA, 4. August (AFP). Bei einem Sprengstoffanschlag auf einen Untersuchungsrichter sind im Nordosten von Peru acht Menschen getötet worden. Wie die Polizei berichtete, explodierte der Sprengsatz am Sonntag unter dem Auto des Richters rund 400 Kilometer nordöstlich von Lima. Für das Attentat ist vermutlich die Guerilla-Organisation "Leuchtender Pfad" verantwortlich.
In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden durch den Guerilla-Krieg in Peru mindestens 1747 Menschen getötet und über 1050 Anschläge registriert. Das geht aus einer Statistik des regierungsunabhängigen Zentrums für Studien und Entwicklung (DESCO) hervor, die am Montag in Lima veröffentlicht wurde. Hiernach wurden zwischen dem 1. Januar und dem 23. Juli 848 Zivilisten, 620 Rebellen, 128 Soldaten und 120 Polizisten getötet.
TEHERAN, 4. August (AFP). Der iranische Parlamentspräsident Ali Akbar Nategh-Nuri hat "wachsende Korruption und übermäßige Gebührenerhebung" in der Verwaltung seines Landes kritisiert. Er beklagte die "Enttäuschung der Bevölkerung" sowie die "Gleichgültigkeit" der iranischen Jugend gegenüber "der Revolution und ihrer Mission".
Das Hauptziel der Feinde Irans bestehe darin, das "Bild der Revolution zu trüben und schließlich Religion und Politik voneinander zu trennen", sagte Nategh- Nuri am Dienstag im iranischen Parlament. Das beste Mittel zur Bekämpfung dieser Gefahren bestehe in einer "generellen Kontrolle der Gesellschaft, um Gefährliches zu verhindern und das Erlaubte zu propagieren".
MANAGUA, 4. August (AFP). US-Präsident George Bush ist zuversichtlich, daß die eingefrorenen Hilfsgelder für Nicaragua in Höhe von 116 Millionen Dollar (rund 175 Millionen Mark) noch in diesem Monat wieder freigegeben werden können. Die Präsidentin des zentralamerikanischen Landes, Violeta Chamorro, sagte am Montag in einer Rundfunkansprache, dies habe ihr Bush telefonisch versichert.
Die US-Regierung sei zufrieden mit dem Ausmaß der Rückerstattung der unter dem sandinistischen Regime enteigneten Güter und mit der wachsenden Professionalisierung der Polizei. Frau Chamorro war in der vergangenen Woche nach Washington gereist, um die Freigabe der Gelder zu erreichen, deren Auszahlung im Juni vom US-Kongreß gestoppt worden war. Der Kongreß hatte seine Entscheidung vor allem damit begründet, daß die Sandinisten noch über zuviel Macht in Armee und Polizei verfügten und die Rückgabe der enteigneten Güter zu lange dauere.
KUWAIT/NEW YORK, 4. August (dpa/ AP/AFP). Mit einem Landungsmanöver von 1900 US-Marineinfanteristen an der Küste haben am Dienstag zweiwöchige Militärübungen der USA in Kuwait begonnen. An den Manövern mit dem Kodenamen "Eager Mace" (Flinke Keule) werden bis zum 17. August mehr als 5000 US-amerikanische und rund 1900 kuwaitische Soldaten aller Waffengattungen teilnehmen.
Die regierungsnahe iranische Zeitung Teheran Times bezeichnete die Manöver als Provokation. Im Gegensatz zu den "grobschlächtigen Behauptungen" der USA gebe es zur Zeit in der Region keinen "destabilisierenden Faktor". Die Zeitung verurteilte zwar die territorialen Ansprüche Iraks, wertete sie jedoch als Propaganda, die von den innenpolitischen Problemen Iraks ablenken sollten.
Das Manöver soll aus Sicht der US-Regierung deutlich machen, daß die USA bereit sind, Kuwait wenn nötig wieder zu verteidigen und die Sanktionen der Vereinten Nationen (UN) gegen Irak auch militärisch durchzusetzen.
Die irakische Zeitung El Saura, das Organ der regierenden Baath-Partei, kritisierte die kuwaitische Regierung als Handlanger der USA. Die Manöver hätten allein das Ziel, andere westliche Staaten vom Persischen Golf fernzuhalten und den USA die Vorherrschaft über das Öl zu sichern, schrieb El Saura.
Ein weiteres UN-Inspektorenteam wird am Samstag in Irak erwartet. Der Leiter der UN-Sonderkommission zur Vernichtung der irakischen Massenvernichtungswaffen, Rolf Ekeus, sagte, er habe Iraks Vize-Präsident Tarek Asis mitgeteilt, die Führung in Bagdad müsse mit einer sehr raschen Reaktion des Sicherheitsrates rechnen, falls sie versuchen sollte, die Arbeit der Inspekteure zu behindern.
Das US-Verteidigungsministerium und der amerikanische Generalstab haben noch drei Monate vor Iraks Überfall auf Kuwait am 2. August 1990 die Ausbildung von irakischen Soldaten und militärische Austauschprogramme mit Bagdad vorgeschlagen. Das geht nach Angaben des republikanischen Senators Sam Gejdenson aus Regierungsdokumenten hervor.
BONN, 4. August (AFP/dpa). Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat eine drastische Einschränkung der Autowerbung gefordert. Wegen der Gesundheitsrisiken und Umweltschäden durch den Autoverkehr solle die Pkw-Werbung in Rundfunk und Fernsehen verboten werden, verlangte der VCD-Vorsitzende Rainer Graichen am Dienstag in Bonn. Die übrige Autowerbung solle den Hinweis tragen: "Autofahren gefährdet die Gesundheit und schädigt die Umwelt."
Darüber hinaus will der Verkehrsclub die Industrie zur Nennung von Umweltdaten sowie zur Kennzeichnung von Emissionswerten, Lärm, Recyclingmöglichkeiten und zur Verwertung schädlicher Stoffe wie PVC, FCKW und Asbest verpflichten. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll nach der Sommerpause den Fraktionen im Bundestag und zuständigen Ministerien zugeleitet werden.
Die bisherige Werbung der Automobilindustrie täusche eine nicht vorhandene Umweltverträglichkeit und Sicherheit vor, sagte Graichen. Die hohe Zahl der Verkehrsunfälle mit jungen Fahrern und der unverminderte Autogebrauch bei Ozon- und Smog-Wetterlagen lasse ein geringes Problembewußtsein bei Autofahrern und Herstellern in bezug auf die Gefährlichkeit des Autos vermuten. Die Autoindustrie werbe vor allem mit Hinweisen auf Höchstgeschwindigkeit, Kraft und Prestige.
Deshalb will der VCD die "irreführende und vor allem Jugendliche ansprechende Werbung versachlichen". Begründet wurde der Vorstoß auch mit den Unfallzahlen: Zwischen 1953 und 1990 seien in der Bundesrepublik eine halbe Million Menschen im Straßenverkehr getötet worden.
Der Sprecher des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Winfried Grzenia, sprach von böswilligen Unterstellungen. In Deutschland gelte eine freiwillige Selbstbeschränkung der Autofirmen bei der Werbung.
PARIS. Die Ortschaft Auvers-sur-Oise 35 Kilometer nördlich von Paris, die durch Maler wie van Gogh, Cezanne, Pissarro, Corot, Daubigny und Vlaminck berühmt wurde, ist zur architektonischen und landschaftlichen Schutzzone erklärt worden. Das Oise-Ufer, die Felder ringsum, die Häuser und Gassen des Bauerndorfs sollen so erhalten bleiben, wie sie noch heute auf den Bildern der Künstler von Auvers zu sehen sind.
Auf einem Feld nahe der Ortschaft hatte sich Vincent van Gogh am 27. Juli 1890 in Verzweiflung und bitterer Armut eine Kugel in die Brust geschossen. Zwei Tage später starb er im Alter von 37 Jahren in seinem kargen Zimmer in der "Auberge Ravoux" und wurde auf dem Dorffriedhof beigesetzt. Das mit dichtem Efeu überwachsene Grab gehört noch heute zu den Pilgerorten seiner Verehrer, genauso wie die Kirche und das unverändert gebliebene kleine Rathaus, die zu den berühmtesten Sujets seiner Bilder gehören.
Die "Auberge Ravoux" wird derzeit mit privaten Geldern nach alten Plänen so restauriert, wie sie zu van Goghs Zeit war. Sie soll nach Informationen der Ortsverwaltung erst im Frühjahr 1993 eröffnet werden, nachdem sich die umfangreichen Arbeiten an dem vom Zerfall bedrohten ehemaligen Wirtshaus durch Finanzierungsprobleme erheblich verzögert haben.
Im kommenden Jahr wird auch in dem am Ortsrand gelegenen Chateau-Lery ein Impressionismus-Zentrum mit umfassendem didaktischen Material als Ergänzung zum Pariser "Musée d'Orsay" eröffnet. Die Restaurierungsarbeiten an dem Schloß aus dem 18. Jahrhundert mit seinen terrassenförmig angelegten Gärten und seinen Wasserspielen sind bereits abgeschlossen. AFP
COLOMBO, 4. August (AFP). 15 Soldaten einer Armeepatrouille sind am Dienstag im Norden Sri Lankas in einem Hinterhalt von tamilischen Separatisten getötet worden. Dies bestätigten offizielle Stellen in in der Hauptstadt Colombo. Damit stieg die Zahl an einem gefallener Regierungssoldaten auf 29.
TOKIO, 5. August (AFP). China und die Ukraine sind sich über den Verkauf des Flugzeugträgers "Warjag" einig geworden, der noch von der Sowjetunion entwickelt worden ist. Wie die japanische Zeitung Sankei Shimbun am Dienstag unter Berufung auf Militärkreise in Moskau berichtete, werden Kiew und Peking den Abschluß des Handels bald verkünden. Nach Einschätzung des japanischen Verteidigungsministeriums wird Peking für den Flugzeugträger, der sich auf dem neuesten Stand der Technik befinde, mindestens 2,4 Milliarden Dollar (etwa 3,6 Milliarden Mark) bezahlen müssen.
BONN, 4. August (AFP/Reuter). Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) hat deutsche Waffenlieferungen nach Bosnien und Kroatien nachdrücklich abgelehnt. Er antwortete auf entsprechende Forderungen aus den Reihen von CDU und CSU. "Waffenlieferungen an die unterdrückten Menschen in Bosnien-Herzegowina sind rechtlich wegen des Waffenembargos der Vereinten Nationen nicht möglich und wären auch politisch falsch", sagte Kinkel am Dienstag in Bonn. Auch der außenwirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Peter Kittelmann, lehnte solche Forderungen ab.
Kinkel lehnte es auch ab, daß Deutschland ein militärisches Eingreifen in Bosnien-Herzegowina fordern sollte. Zu diesem Vorschlag des bayerischen Innenministers Edmund Stoiber (CSU) sagte er in den ARD-Tagesthemen: "Es ist schon so, daß einen die Wut packen kann, wenn man sieht, daß wir dieses Problem nicht in den Griff bekommen können. Aber wir sollten von der Bundesrepublik aus, weil wir eben unsere verfassungsrechtlichen und auch historischen Probleme haben, nicht diejenigen sein, die solche militärischen Aktionen fordern, zumal wir uns nicht daran beteiligen können."
Stoiber hatte am Montag ein militärisches Eingreifen "zur Abwendung eines weiteren Gemetzels" gefordert. Er sei für UN-Aktionen "ähnlich der ersten Stufe der Intervention gegen Irak im Falle Kuwaits". Keinesfalls sollten Landtruppen eingesetzt werden, sagte Stoiber. Dies würde nichts bringen. Jedoch sollten gezielte Luftangriffe durchgeführt werden. Deutschland müsse dabei aber wegen seiner historischen Belastung am Balkan im letzten Krieg ausgeklammert werden.
Der CDU-Abgeordnete Kittelmann erläuterte, laut dem Kriegswaffenkontroll- und dem Außenwirtschaftsgesetz wäre jede Waffenlieferung an Bosnien und Kroatien gesetzwidrig. Nach seiner Auffassung wäre sie auch völkerrechtswidrig, weil Deutschland das UN-Embargo voll mit initiiert und unterstützt habe.
Der FDP-Abgeordnete Olaf Feldmann sagte, der Krieg könne nur durch den konsequenten Stopp aller Waffenlieferungen ins Krisengebiet entschärft werden.
Die SPD forderte die Bundesregierung auf, bei den Vereinten Nationen tätig zu werden, damit gegen Serbien Schritte zur Strafverfolgung gemäß der Völkermord-Konvention eingeleitet werden. Gleichzeitig müsse Bonn darauf hinwirken, daß die Sanktions- und Boykottmaßnahmen gegenüber Serbien und Montenegro "verstärkt und lückenlos" eingehalten werden, um so einem Stopp aller militärischen Aktionen näherzukommen.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) sprach sich für ein "begrenztes" militärisches Eingreifen der Vereinten Nationen in Bosnien aus.
BONN, 4. August (AFP). Die CDU/CSU- Bundestagsfraktion hat die Bundesregierung aufgefordert, nach der Sommerpause die Bürger intensiv über den Maastrichter Europa-Vertrag und die Europäische Union zu informieren. Zwar sei in Deutschland ein Maastricht-Referendum wie beispielsweise in Frankreich grundgesetzlich nicht möglich und politisch nicht sinnvoll; dies dürfe aber nicht zu Passivität und Europamüdigkeit führen, sagte der europapolitische Sprecher der Union, Peter Kittelmann, am Dienstag in Bonn. Der Bürger benötige Aufklärung über die Vorteile, die ihm die Gemeinschaft bringe.
Kittelmann rief Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände auf, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Gefordert seien alle gesellschaftlichen Gruppen und die Schulen, die mehr Wissen über Europa vermitteln müßten. Der CDU-Politiker sprach sich ferner für die Schaffung eines Europaministeriums aus.
BONN, 4. August (AFP/dpa). Die Zahl der Asylbewerber ist im Juli mit 46 496 Personen gegenüber dem Vormonat um 50 Prozent gestiegen. Wie Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) am Dienstag in Bonn mitteilte, waren die Hauptherkunftsländer Rumänien und das ehemalige Jugoslawien. Im Juni waren noch 31 025 Asylbewerber registriert worden. Seiters appellierte an die SPD, den Weg für eine Ergänzung des Grundgesetzes freizugeben, "um den unkontrollierten Zustrom von Asylbewerbern aus Wirtschaftsgründen zu stoppen".
Von Januar bis Juli 1991 seien 112 828 Asylbewerber registriert worden. Die in diesem Jahr bis Ende Juli registrierte Asylbewerberzahl von 233 904 bedeute einen Anstieg um mehr als das Doppelte (107 Prozent).
5000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina werden am Wochenende in Deutschland erwartet. Jeweils drei Züge fahren am Donnerstag und Freitag von Bonn in das kroatische Karlovac, um die Flüchtlingsgruppe abzuholen.
TIRANA, 4. August (AFP). Die Preiserhöhungen der vergangenen Tage haben in Albanien die Unzufriedenheit in der Bevölkerung verstärkt. Brot ist seit Samstag fünfmal so teuer, der Preis für Wasser stieg um das Zehnfache, die Mieten verdoppelten sich. Seit zwei Monaten sind Lebensmittel wie Fleisch, Reis, Käse, Öl oder Seife aus den albanischen Geschäften verschwunden. Eier und Milch sind Luxusartikel, die sich nur noch zwei Prozent der Bevölkerung leisten können. Das monatliche Durchschnittseinkommen beträgt 1000 Leks, umgerechnet rund 15 Mark.
Die albanische Regierung, die seit dem Sieg der Demokratischen Partei über die Kommunisten im Amt ist, hatte sich im März für eine Politik der "wirtschaftlichen Erholung" entschieden. Dies soll auch auf die Gefahr hin durchgesetzt werden, daß sich die ohnehin schwierigen Lebensbedingungen der Albaner verschlechtern.Verschärfte Kontrolle des russischen Militärs in Estland
MOSKAU, 4. August (AFP). Die Regierung Estlands hat eine Reihe von Einschränkungen für die Bewegungsfreiheit des russischen Militärs in der baltischen Republik beschlossen. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Baltfax müssen in Zukunft alle Truppenbewegungen mit dem estnischen Verteidigungsministerium abgestimmt werden.
Die beschlossenen Maßnahmen sehen außerdem vor, daß das russische Militär die Entsendung von Flugzeugen oder Kriegsschiffen nach Estland 14 Tage vorher schriftlich beantragen muß. Russische Soldaten dürfen nur in Zehnergruppen und in Begleitung eines Offiziers ihre Kasernen verlassen. Gleichzeitig verbot die estnische Regierung russische Militärpatrouillen außerhalb von Stützpunkten. In der vergangenen Zeit war es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen russischen Soldaten und Esten gekommen, die gegen den schleppenden Abzug der "Besatzungstruppen" protestierten.Umweltprotest vor Botschaft
BONN, 4. August (AFP). Etwa 15 Mitglieder der Umweltschutzorganisation Robin Wood haben am Dienstag vor der französischen Botschaft in Bonn gegen die Verurteilung von Umweltschützern in Frankreich protestiert. Sie entrollten ein Transparent mit der Aufschrift "Vallee d'Aspe/Pyrenäen: Umweltschützer sind keine Terroristen" und ketteten sich an den Zaun der Vertretung. Die Polizei beendete die Aktion ohne Zwischenfälle.
Die Aktivisten wandten sich mit diesem Protest gegen die Verurteilung von fünf Deutschen und einem Franzosen vor einem Schnellgericht in Frankreich zu drei Monaten Gefängnis. Bei diesem Verfahren wurden nach Ansicht von Robin Wood grundlegende Rechte der Angeklagten mißachtet. Die Umweltschützer hatten gegen den Bau eines Straßentunnels in den Pyrenäen protestiert.
COTONOU, 5. August (AFP). Die Militärrebellion im Norden Benins ist offenbar unblutig zu Ende gegangen. Wie der nationale Rundfunk unter Berufung auf offizielle Stellen in Natitingou, dem Zentrum der Rebellion, berichtete, befand sich der Anführer der Rebellen, Hauptmann Pascal Tawes, seit Dienstag auf der Flucht. Die Regierung wollte an ihrem Sitz in der 440 Kilometer entfernten Küstenstadt Cotonou zunächst nicht bestätigen, daß die Rebellion beendet sei. Nach den Angaben von Regierungssprecher Marius Francisco wollte die Regierung den Aufstand erst als abgeschlossen ansehen, wenn Tawes sich den Sicherheitskräften gestellt habe.
Der Präfekt von Atacora bei Natitingou wurde im Rundfunk mit der Aussage zitiert, die Lage im Norden Benins sei inzwischen wieder völlig normal. Sowohl Hauptmann Tawes als auch seine 60 Anhänger hätten die Militärbasis verlassen, die sie am Montag in ihre Kontrolle gebracht hatten. Über den Aufenthaltsort von Tawes waren keine Informationen zu erhalten.
CHISINAU, 5. August (AFP). Der moldawische Präsident Mircea Snegur ist "im Prinzip" mit einer moldawischen Beteiligung an "Weißhelmtruppen" der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) einverstanden. Wie ein Sprecher des Präsidenten jetzt mitteilte, gab Snegur diese Zusage bei einem Treffen mit dem stellvertretenden Oberkommandierenden der GUS-Streitkräfte, General Boris Pijankow. Der Präsident habe aber betont, daß die Teilnahme noch vom moldawischen Parlament gebilligt werden müsse. Moldawien besitzt innerhalb der GUS bislang nur einen Beobachterstatus. Die Weißhelme sollen bei Konflikten in der GUS als Friedenstruppe eingesetzt werden.
In der umkämpften moldawischen Dnjestr-Region wurden mittlerweile Pufferzonen zwischen den gegnerischen Parteien - moldawischen Einheiten und russischsprachigen Separatisten - eingerichtet. Russen und Ukrainer, die in dieser Region leben, kämpfen gegen eine Vereinigung Moldawiens mit Rumänien und für ihre Unabhängigkeit.
ATHEN, 6. August (AFP). Die Beschäftigten des öffentlichen Transportunternehmens der griechischen Hauptstadt Athen, die sich seit zwei Wochen im unbefristeten Streik befinden, sind jetzt von der griechischen Regierung dienstverpflichtet worden.
Die rund 8500 Fahrer, Techniker und Verwaltungsangestellten protestieren seit dem 23. Juli mit ihrem Ausstand gegen den geplanten Abbau von 1125 Stellen, durch den das defizitäre Transportunternehmen saniert werden soll. Die Regierung, die das Unternehmen in Kürze privatisieren will, hatte am Sonntag die Bereitschaftspolizei gegen Streikposten eingesetzt. Dabei waren zwei Streikende vor einem Busdepot verletzt worden. Montag und Dienstag zogen etwa 3000 Streikende durch die Athener Innenstadt und demonstrierten vor dem Amt des Ministerpräsidenten.Armenier verlassen Friedenskonferenz
ROM/MOSKAU, 5. August (AFP). Die Delegation der armenischen Bevölkerungsmehrheit in der Kaukasus-Enklave Berg-Karabach hat gestern in Rom vorzeitig den Verhandlungstisch verlassen.
Das teilte Delegationschef Christian Ter-Stepanjan mit. Damit solle gegen die Leitung der Versammlung protestiert werden, die ihre "Zusagen" hinsichtlich des Statuts der "gewählten Repräsentanten" der armenischen Bevölkerungsmehrheit in der "Republik Berg-Karabach" nicht eingehalten habe.
Am Sonntag hatten Vertreter aus Aserbaidschan und der Türkei den Verhandlungsraum verlassen, nachdem sich die Armenier aus der Enklave bei den Friedensgesprächen als "Vertretung der Republik Berg-Karabach" vorgestellt hatten. In Rom sollte die Friedenskonferenz in Minsk vorbereitet werden, wo unter Schirmherrschaft der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) über den Krieg im Kaukasus beraten werden soll.
Unterdessen wurden die Kämpfe im Norden der Kaukasus-Enklave fortgesetzt. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Interfax sollen armenische Streitkräfte eine Burg in der Gegend um Mardakert angegriffen haben, die aserbaidschanische Streitkräfte im Mai erobert hatten. Neun Aserbaidschaner sollen nach Angaben des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums getötet worden sein, zwölf weitere wurden verletzt, meldet Interfax. Andere Dörfer seien ebenfalls angegriffen worden.
Das armenische Innenministerium teilte mit, es seien auch armenische Dörfer an der Grenze zu Aserbaidschan bombardiert worden. Auch dort gebe es mehrere Verletzte.
BASEL, 5. August (AFP). Rund 2000 Tonnen mit Pestiziden und Quecksilberverbindungen belasteter Klärschlamm sollen in der unterirdischen Mülldeponie Herfa-Neurode in Hessen entsorgt werden.
Das erklärte ein Sprecher des Schweizer Chemiekonzerns Sandoz am Dienstag in Basel. Der hochbelastete Giftmüll stammt den Angaben zufolge aus der Brandkatastrophe in dem Sandoz-Werk Schweizerhalle im Jahr 1986. Die Entscheidung, den giftigen Schlamm in Deutschland zu entsorgen, sei gefallen, nachdem Versuche, den Sondermüll in einem Spezialofen zu verbrennen, gescheitert waren, hieß es weiter.
Bei dem Großbrand waren chemische Stoffe bis zu einer Tiefe von 15 Metern in den Boden versickert. In der folgenden Zeit ließ Sandoz rund 35 000 Tonnen verseuchte Erde ausheben. Davon wurden 5000 Tonnen sofort in Sondermülldeponien gebracht. Weitere 14 000 Tonnen wurden in einem speziellen Verfahren mit Wasser gereinigt. Dabei blieben die 2000 Tonnen Klärschlamm übrig, die jetzt getrocknet in Hessen zwischengelagert werden sollen. Die gereinigte Erde werde vor Ort wiederverwendet, sagte der Konzernsprecher. Neben der verseuchten Erde mußte Sandoz seit 1986 außerdem 1100 Tonnen Bauschutt, 1400 Tonnen chemische Rückstände, 1800 Tonnen Teer und 1200 Tonnen Beton entsorgen.
BONN, 5. August (AFP/AP). Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das Inkrafttreten des reformierten Paragraphen 218 per Einstweiliger Verfügung zunächst zu stoppen, ist auf ein unterschiedliches Echo gestoßen.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte in Bonn, die Entscheidung sei nicht überraschend gewesen. Das Gericht habe sich so die notwendige Zeit verschafft, um die vielfältigen Aspekte zum Schutz des ungeborenen Lebens und von Frauen in außergewöhnlichen Konfliktlagen zu prüfen. Sie sei aber davon überzeugt, so Leutheusser-Schnarrenberger weiter, daß das Gericht bei seiner endgültigen Entscheidung im Herbst die Verfassungsmäßigkeit des neuen Gesetztes bestätigen werde. Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) bezeichnete es als sinnvoll, daß die Richter das Inkrafttreten des Gesetzes so lange ausgesetzt hätten, bis geprüft sei, ob es verfassungkonform ist.
Begrüßt wurde die Entscheidung des Gerichts in CSU-Kreisen. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Wolfgang Bötsch, sagte, das Bundesverfassungsgericht habe sich wie bereits 1974 als "Hüter des Grundgesetzes und der höchsten in ihm bekräftigten Werte" erwiesen. Wie 1974 die einstweilige Anordnung die Entscheidung in der Hauptsache im wesentlichen vorweggenommen habe, so sei auch jetzt die Erwartung begründet, daß die eingehende Prüfung im anstehenden Normenkontrollverfahren die Verfassungsrichter zu einer Bestätigung ihrer einstweiligen Anordnung führen werde. Auch die bayerische Staatsregierung, neben 247 Abgeordneten der CDU / CSU - Bundestagsfraktion Kläger gegen das Gesetz, zeigte sich erfreut über den Ausgang der Verhandlung. Der Staatssekretär im Innenministerium, Alfred Sauter (CSU), sagte im Bayerischen Fernsehen, die Entscheidung sei ein ermutigendes Zeichen für das Leben. Bayern sehe sich in seiner Haltung bestätigt, wonach "werdendes Leben in den ersten drei Monaten nicht schutzlos zur Tötung freigegeben werden darf".
Enttäuschte Reaktionen kamen aus den Reihen der Sozialdemokraten und der FDP. Die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (AsF), Karin Junker, betonte in einer Erlärung, es sei "unerträglich, daß mehrheitlich Männer über die ureigensten Belange von Frauen entscheiden und richten". An die Unionsparteien richtete Junker die Kritik, ihre eigentliche Motivation sei der gesetztliche Zwang zur fortgesetzten Disziplinierung von Frauen, ungeachtet der Tatsache, daß die Mehrheit der Bevölkerung für den reformierten Paragraphen sei.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Herta Däubler-Gmelin, sagte in der ARD, man "hätte den ganzen Spuk beenden sollen". Wenn die Verfassungsrichter allerdings noch drei Monate brauchten, sei das auch in Ordnung, obwohl das von den Frauen nicht verstanden werde.
Die neue gesetzliche Fristenregelung sah einen straflosen Abbruch der Schwangerschaft in den ersten drei Monaten vor, falls die Frau sich beraten ließ. Ohne das Eingreifen des Gerichts, dessen Entscheidung einstimmig getroffen wurde, wäre der neu formulierte Paragraph 218 des Strafgesetzbuches, der am 26. Juni im Bundestag mit absoluter Mehrheit und dabei auch mit Stimmen aus der Unionsfraktion verabschiedet worden war, am heutigen Mittwoch in Kraft getreten.
Doch nun bleibt die unterschiedliche Rechtslage in Deutschland zumindest bis Jahresende bestehen; zu diesem Zeitpunkt wird im Einigungsvertrag ohnehin eine Vereinheitlichung des Abtreibungsrechts gefordert. Bis dahin wird auch die Entscheidung des höchsten Gerichts darüber erwartet, ob das neue Gesetz tatsächlich verfassungswidrig ist oder nicht. Gerichtsvizepräsident Ernst Gottfried Mahrenholz, der den Vorsitz im Zweiten Senat führt, sagte bei der Urteilsbegründung, der Senat habe keine Entscheidung darüber getroffen, ob die strafrechtliche Neuregelung mit dem Grundgesetz im Einklang stehe. Die einstweilige Anordnung lasse keinerlei Rückschlüsse auf den voraussichtlichen Ausgang des Hauptsacheverfahrens zu. Die Richter hätten sich nur auf eine Abwägung der Folgen beschränkt.
GIESSEN, 4. August (lhe). Wegen der Ermordung von zwei Ehepaaren im mittelhessischen Florstadt-Staden müssen sich vom Donnerstag an drei Jugendliche aus der Wetterau vor der Jugendstrafkammer des Gießener Landgerichts verantworten. Gegen die beiden wegen Mordes angeklagten 18jährigen und ihren 17jährigen der Beihilfe verdächtigten Komplizen wird unter Ausschluß der Öffentlichkeit verhandelt. Aus Gründen des Jugendschutzes werden auch Journalisten weder zur Anklageverlesung noch zur Urteilsverkündung zugelassen, so Gerichtssprecher Fritz Nies.
Hessen protestiert gegen
WIESBADEN. Die Landesregierung hat dagegen protestiert, daß für Hubschrauber der US-Streitkräfte auf Weisung des Verteidigungsministeriums eine Nachtfluggenehmigung erteilt wurde.
Wie Regierungssprecher Erich Stather (SPD) erklärte, finden seit kurzem auf den Flugplätzen Hanau-Erlensee und Fulda-Sickels Übungen bis weit über Mitternacht hinaus statt. Den Amerikanern seien diese bis Ende August an zwei Tagen in der Woche genehmigt worden.
Sie dürften jeweils "zweimal in einem Schwarm mit fünf bis 15 Hubschraubern auf zwei festgelegten Routen in Höhe unterhalb 500 Fuß (150 Meter)" fliegen, habe das Luftwaffenamt in Köln mitgeteilt.
Nach Ansicht der hessischen Landesregierung führt dies zu "unerträglichen Belastungen für die Bevölkerung". Es sei nicht zu verstehen, daß dem militärischen Flugverkehr der amerikanischen Armee weitergehende Rechte als der Zivilluftfahrt eingeräumt werden.
Bekanntlich müsse auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen der Betrieb um Mitternacht eingestellt werden. lhe
WIESBADEN. Die Zahl der Unfälle bei Transport und Lagerung von wassergefährdenden Stoffen wie Heizöl, Benzol und Säure ist im vergangenen Jahr um sechs auf 140 gestiegen.
Wie das Statistische Landesamt in Wiesbaden mitteilte, nahm die Zahl der Unfälle bei der Lagerung um fünf auf 113 zu. Dabei seien 7,2 Millionen der in den betroffenen Behältern befindlichen 8,4 Millionen Liter Flüssigkeit ausgelaufen. Zwar habe 98 Prozent der Menge wiedergewonnen werden können, trotzdem sei es zu einer erheblichen Umweltbelastung gekommen.
In 64 Fällen wurde nach Mitteilung des Amtes der Boden, 23mal die Kanalisation und 25mal ein Gewässer verunreinigt. Außerdem hätten drei Unfälle zu einem Fischsterben geführt.
Beim Transport habe es mit 27 Unfällen einen mehr als im Vorjahr gegeben. Von den 37 000 Litern ausgelaufener Flüssigkeit hätten 87 Prozent wiedergewonnen werden können. Trotzdem seien nur drei Unfälle ohne meßbare Folgen für die Umwelt geblieben. lhe
Eine Gedenkveranstaltung für Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti findet zum 65. Jahrestag ihrer Hinrichtung am 23. August im Frankfurter Museum für Moderne Kunst statt. Die italienischen Einwanderer waren 1921 in den USA zum Tode verurteilt worden. Im Lesesaal des Museums, den der Künstler Siah Armajani gestaltet und Sacco und Vanzetti gewidmet hat, werden Briefe der beiden Arbeiter vorgetragen.
DARMSTADT, 4. August (lhe). Noch immer hält ein unaufgeklärter Fehler im Steuersystem den europäischen Satelliten "Eureca" auf einer zu niedrigen Kreisbahn. Das Bodenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt ließ am Dienstag vormittag eine Gelegenheit verstreichen, die Forschungssonde in ihren vorgesehenen Orbit zu bringen, weil noch unklar ist, warum "Eureca" kurz nach der ersten Zündung seiner Steuerdüsen überraschend zu rotieren begann. Ein erneuter Versuch ist theoretisch an jedem Vormittag möglich.
Nachdem die US-Raumfähre "Atlantis" den Satelliten am Sonntag in etwa 420 Kilometern Höhe freigegeben hatte, hätte "Eureca" aus eigener Kraft auf eine Höhe von 507 Kilometern klettern sollen. Wegen der unerwarteten Rotationen kam er jedoch vom Kurs ab, sein Triebwerk mußte abgeschaltet werden. Seitdem fliegt der Satellit auf einer stabilen Kreisbahn in 442 Kilometern Höhe.
Die Frankfurt Galaxy hat sich nach der verkorksten Football-Saison 1992 von drei glücklosen Trainern getrennt. Entlassen wurden Defense Coordinator Claude Gilbert, Defenseback-Coach Kevin Clarke und Runningback-Coach Joe Burke.Verwaltungsgerichtshof:Kind darf seinen Namen ändern
KASSEL/KREIS OFFENBACH. Ein 13jähriges Mädchen aus dem Kreis Offenbach darf mit Erlaubnis der höchsten hessischen Verwaltungsrichter den Familiennamen seines Stiefvaters annehmen. Die Begründung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) in Kassel lautet: Das Kind habe schon seit sieben Jahren, seit der Scheidung seiner Mutter, keine echte Beziehung mehr zu seinem leiblichen Vater. Außerdem habe es Angst vor ihm. In seiner neuen Familie - die Mutter hat wieder geheiratet -, könnte das Mädchen unter dem anderen Namen leiden (Aktenzeichen: 11 UE 1927/90).
Fünf Jahre hatten sich die geschiedenen Eltern um das Namensrecht gestritten, bis der Verwaltungsgerichtshof jetzt ein Schlußwort sprach. Eine Revision ist nicht zugelassen.
Auch ein Kinderarzt hatte im Verfahren ein Gutachten abgeben: Nach der Geburt von drei Halbgeschwistern habe das Mädchen besonders unter seinem unterschiedlichen - zudem einem tschechischen - Namen gelitten.
Dies habe sich sogar gesundheitlich geäußert. Das Kind habe häufig über starke Kopfschmerzen geklagt. Arzt und Jugendamt befürworteten deshalb vor Gericht auch eine Namensänderung "zur Vermeidung eines ernsten seelischen Schadens".
Zudem habe das Kind Angst vor seinem leiblichen Vater, schilderten die Beteiligten dem Gericht. lhe
JERUSALEM, 4. August (Reuter/dpa). Die israelische Luftwaffe hat am Montag nach Darstellung der Armee einen Angriff auf Stellungen der schiitischen Hisbollah im Süden Libanons geflogen. Eine Militärsprecherin in Jerusalem dementierte jedoch Angaben aus Sicherheitskreisen über einen zweiten Luftangriff in der Region. Insgesamt sind bei israelischen Luftangriffen in Libanon in diesem Jahr bereits mehr als 40 Menschen getötet und fast 100 verletzt worden.
Zwei Mitglieder der pro-iranischen, schiitischen Extremisten-Organisation "Hisbollah" wurden am Dienstag in Südlibanon von einer eigenen Bombe getötet, die sie auf der Route einer israelischen Patrouille legen wollten. Der Sprengsatz explodierte vorzeitig. Der Vorfall ereignete sich bei dem Dorf Blat innerhalb der von Israel beanspruchten Sicherheitszone. Israelisches Militär sperrte die Gegend ab und griff Verdächtige auf.
LIMA, 4. Juli (Reuter). Kommunistische Guerrilleros in Peru haben nach offiziellen Angaben elf Menschen getötet. Unter den Opfern des Attentats in einer Anden-Region 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Lima sei auch ein Richter gewesen, der von den Rebellen zuvor bedroht worden sei, teilte das Innenministerium mit. Die Guerrilleros der Gruppe Leuchtender Pfad hätten das Fahrzeug, in dem der Richter, dessen Frau und Sohn sowie vier Polizisten und vier Bauern saßen, in die Luft gesprengt.
Wie es weiter hieß, hatten die Rebellen den Anschlag dadurch vorbereitet, daß sie einen Bauern in der Region töteten. Die Guerrilla habe gewußt, daß der Richter zum Tatort kommen werde, um die Leiche zu identifizieren, sagte ein Sprecher des Ministeriums.
WASHINGTON, 4. Juli (Reuter). Der Druck auf US-Außenminister James Baker wächst, seinen Posten aufzugeben und den Wahlkampf von Präsident George Bush zu leiten. Aus Regierungskreisen verlautete jetzt, Baker zögere zwar noch mit seiner Entscheidung, er habe jedoch erkannt, daß er in den Wahlkampf eingreifen müsse. "Sonst könnten wir bald alle arbeitslos sein", sagte ein Regierungsvertreter. In Parteikreisen der Republikaner hieß es, Baker werde die Wahlkampfleitung wahrscheinlich nach dem Treffen Bushs mit dem israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin in der kommenden Woche übernehmen.
Baker, ein langjähriger Freund des Präsidenten, hatte schon 1988 als Wahlkampfmanager Bushs fungiert. Bush liegt in Meinungsumfragen weit hinter seinem Herausforderer Bill Clinton.
Rüstungsexporte Atomtechnik für Iran
LOS ANGELES, 4. August (Reuter). Rund 300 westliche Firmen haben nach einem Bericht des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Los Angeles Syrien, Iran und Libyen beim Aufbau von Rüstungsprogrammen für Atom- und chemische Waffen geholfen. In dem am Montag vorgestellten Bericht heißt es, an dem Technologie- Transfer und Lieferungen von Ausrüstungsteilen seien allein 100 deutsche Unternehmen beteiligt gewesen. Es habe sich bei den Lieferungen unter anderem um angereichertes Uran sowie Ausgangsstoffe für chemische Waffen gehandelt. Dank der Importe werde Iran möglicherweise in der Lage sein, innerhalb von fünf Jahren Atomwaffen zu bauen.
Der Autor des Berichts, Kennth Timmerman, sagte vor Journalisten in Los Angeles, viele Firmen seien davon ausgegangen, an zivilen Projekten beteiligt zu sein.
Zur Beteiligung deutscher Firmen sagte er, diese hätten entscheidend beim Aufbau von Anlagen zur Herstellung chemischer Waffen in Iran beigetragen und auch Grundstoffe für Nervengas geliefert. In Libyen helfen nach Timmermans Angaben deutsche Experten beim Bau von Langstreckenraketen.
Libyen wolle zudem Raketen von Nordkorea kaufen, heißt es in dem Bericht. Die Anlagen der Giftgasfabrik von Rabta seien in eine neue Einrichtung, 650 Kilometer südlich der Hauptstadt Tripolis, geschafft worden.
Syrien habe darüber hinaus Forschungsausrüstung für den Bau von Atomwaffen gekauft. Besonders mit französischer Hilfe habe Syrien chemische und biologische Waffen entwickelt.
Neben den 100 deutschen Firmen nennt der Bericht unter anderem 43 Unternehmen aus den USA, 29 französische, 22 britische, 13 italienische und 13 Schweizer.
WASHINGTON, 4. August (Reuter). Drei Viertel aller Kinder in Somalia sind nach den Worten eines US-Regierungsvertreters im nächsten halben Jahr vom Hungertod bedroht. Nach einer Reise in das afrikanische Land sagte James Kunder, Leiter der Regierungsabteilung für Katastrophenhilfe, am Montag in Washington, der Bürgerkrieg verhindere eine bessere Verteilung von Hilfsgütern. Kunder sprach sich deshalb für die Entsendung bewaffneter UN-Wachtposten nach Somalia aus, die die Hilfsmaßnahmen schützen sollten. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) plant eine Luftbrücke zur Versorgung der somalischen Zivilbevölkerung.
JOHANNESBURG, 4. August (Reuter/ AFP). In Südafrika hat sich der von der Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) ausgerufene Generalstreik verschärft.
Sprecher der Eisenbahngesellschaften teilten am Dienstag mit, die Pendlerzüge aus den Schwarzensiedlungen nach Johannesburg und nach Kapstadt seien am Morgen praktisch leer gewesen.
Die Polizei erklärte, viele Menschen seien aus Furcht vor Übergriffen zu Hause geblieben. Es gebe zahlreiche Vorfälle von Einschüchterungen. In Kapstadt, Pretoria und Johannesburg gebe es Straßenbarrikaden. In der Nacht habe es jedoch keine ernsten Zwischenfälle gegeben. Am Montag waren bei politisch motivierten Gewalttaten mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Der ANC will mit dem Streik die Einsetzung einer Übergangsregierung und die Beschleunigung der Demokratisierung erreichen. Als Erfolg haben der ANC und seine Verbündeten den ersten Tag des Generalstreiks bewertet, an dem sich Millionen Schwarze beteiligt hatten. Die Mehrheit der Bevölkerung habe den Versuchen der weißen Regierung eine Absage erteilt, die Demokratisierung des Landes zu verzögern, sagte ANC-Generalsekretär Cyril Ramaphosa. Nach Angaben des ANC gingen vier Millionen Menschen und damit 90 Prozent der schwarzen Beschäftigten nicht zur Arbeit.
Mit einem weiteren Generalstreik in diesem Jahr drohte der Generalsekretär der Gewerkschaft COSATU, Jay Naidoo, für den Fall, daß die Regierung von Präsident Frederik Willem de Klerk die Forderungen des ANC nicht erfülle.
Der ANC will durch diese Kraftprobe die völlige Demokratisierung des Landes und die Einsetzung einer Übergangsregierung unter Beteiligung der Schwarzen erreichen. Außerdem fordert er baldige Wahlen zu einer verfassunggebenden Versammlung. Wiederholte Aufforderungen der Regierung zur Wiederaufnahme des abgebrochenen Dialogs über die Zukunft Südafrikas hatte der ANC im Vorfeld seiner Kampagne ausgeschlagen.
Die Handelskammer des Landes teilte mit, nicht mehr als zwei Millionen Schwarze seien in den Ausstand getreten. Sie beschuldigte die Organisatoren zudem der Einschüchterung von Beschäftigten, die dem Streikaufruf nicht hätten folgen und zur Arbeit gehen wollen.
Die Polizei teilte mit, acht Menschen seien erschossen oder verbrannt worden. Drei Personen wurden den Angaben zufolge bei einem Feuergefecht mit Polizisten in der Johannesburger Schwarzenvorstadt Soweto getötet. Der ANC gab an, drei seiner Mitglieder seien bei einem unprovozierten Angriff umgekommen. In Sebokeng wurden zwei Journalisten angeschossen. Am Wochenende starben bei Gewalttaten mehr als 30 Menschen.
Die Regierung erließ am Montag für 20 Schwarzensiedlungen ein Verbot, Waffen in der Öffentlichkeit zu tragen. Es gilt für zahlreiche Schuß- und Hiebwaffen.
Der UN-Sondergesandte Cyrus Vance befürwortet die ständige Anwesenheit von UN-Vertretern in Südafrika. Das verlautete aus diplomatischen UN-Kreisen in New York. Vance schlage die Entsendung von 30 bis 40 UN-Vertretern nach Südafrika vor.
HAMBURG, 4. August (Reuter). Die Ge- sundheit von Kindern wird nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace in bundesdeutschen Städten durch Alltagsgifte sehr viel stärker angegriffen als bisher angenommen. Das gehe aus Messungen hervor, die die Organisation im März und April dieses Jahres in Hamburg, München und Leipzig in "Kindernasenhöhe" von 1,20 Meter vorgenommen habe, teilte Greenpeace am Dienstag in Hamburg mit. Bei Kohlenmonoxid, Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid seien erhebliche Belastungen festgestellt worden, hieß es.
Das Reizgas Stickstoffdioxid etwa habe in allen Städten häufig während der Hauptverkehrszeiten Spitzenwerte um 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erreicht. Derartige Belastungen seien nach Einschätzungen von Ärzten für Kinder gefährlich, hieß es.
Auch die krebserregenden Gifte Benzol, Toluol, Xylol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) seien gemessen worden. Die tägliche Belastung der Luft mit Benzol etwa sei "dramatisch hoch". In allen Städten sei an allen Tagen der Tagesmittelwert von zehn Mikrogramm überschritten worden.
Das sei der Wert, den die Landesbehörden derzeit als Grenzwert für Straßensperrungen und Fahrverbote diskutierten. Hohe Werte habe Greenpeace auch für die am Straßenstaub haftenden krebserregenden PAHs festgestellt. Sie seien in "Kindernasenhöhe" bis dreimal höher gewesen als in 4,50 Metern.
Kinder hätten nicht so starke körpereigene Abwehrfunktionen gegen Schadstoffe und seien deshalb anfälliger für sogenannte "unspezifische Krankheiten", die immer häufiger aufträten. Die Umweltorganisation fordere deshalb einen Stufenplan zur sofortigen Reduzierung der Schadstoffbelastung der Luft in Städten und Grenzwerte nach medizinischen Gesichtspunkten, die auch den Schutz der Kinder garantierten.
Firmen-Telegramm
IBM senkt Preise drastisch IBM Deutschland will ihre Personalcomputer mit einer weiteren Preissenkung wettbewerbsfähiger machen. Die Stuttgarter verbilligen die Geräte der Personal-Systems-Familie um 20 bis 43 Prozent. Die Abschläge gelten zusätzlich zu den Ermäßigungen um fünf bis zehn Prozent vom Juni. China fliegt auf British Aerospace Die China Aviation Supplies hat bei der Luft- und Raumfahrtgruppe British Aerospace acht Verkehrsflugzeuge bestellt. Sie kosten pro Stück zwischen 20 und 23 Millionen Dollar und sollen in diesem und dem nächsten Jahr an die China Northwest Airlines geliefert werden. MZ startet Produktion wieder Nach mehrwöchiger Betriebsruhe hat das Motorrad- und Zweiradwerk Zschopau die Produktion unter neuen Eigentümern wieder aufgenommen. Die Traditionsfirma war Anfang Juli von einer internationalen Investorengruppe übernommen worden. Derzeit bauen rund 100 Beschäftigte MZ-Maschinen. Toyota und Nissan liefern sich Teile Die japanischen Automobilkonzerne Toyota und Nissan wollen sich künftig gegenseitig mit Fahrzeugteilen beliefern, um ihre Kosten zu drücken. Entsprechende Gespräche bestätigen die zwei größten Hersteller Nippons.
SARAJEWO, 4. August (Reuter/AFP). Die Kämpfe zwischen den verfeindeten Volksgruppen in Bosnien-Herzegowina haben an Härte zugenommen. Der bosnische Rundfunk berichtete am Dienstag, serbische Verbände nähmen Sarajewo mit schwerer Artillerie und Raketenwerfern unter Beschuß. Auch aus zahlreichen weiteren Landesteilen wurden erbitterte Gefechte gemeldet.
Durch schweren Artilleriebeschuß serbischer Verbände und in Straßenkämpfen sind nach Meldungen des bosnischen Rundfunks in der Nacht auf Dienstag vier Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt worden. Unter Dauerfeuer lägen vor allem vorwiegend von Moslems bewohnte Stadtbezirke. Auch der Flughafen werde beschossen.
Serbische Verbände lieferten sich der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug zufolge in den Städten Ilijas, Rajlovac und Vogosca bei Sarajewo schwere Gefechte mit angreifenden Einheiten der Moslems und Kroaten. Die Serben räumten ein, die Stadt Trnovo, 30 Kilometer südlich der Hauptstadt, an die Moslems verloren zu haben.
Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic sprach von einem Großangriff moslemischer und kroatischer Verbände auf serbische Stellungen in Bosnien-Herzegowina. Wie die bosnisch-serbische Nachrichtenagentur SRNA weiter meldete, ordnete Karadzic die Generalmobilmachung der serbischen Verbände an, um die Offensive zurückzuschlagen.
Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic bat den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN), seine Republik von dem Waffenembargo auszunehmen. Die Sanktionen gegen die Führung in Belgrad seien bislang wirkungslos geblieben, begründete der bosnische Staatschef sein Ersuchen. Er protestierte außerdem gegen serbische Luftangriffe auf Igman, Bosanski Brod und Gorazde.
Rund hundert Serben, vorwiegend Alte und Kinder, seien durch kroatische paramilitärische Einheiten aus ihren Dörfern in der Herzegowina vertrieben worden, meldete Tanjug. (Weitere Berichte Seite 2)
BERLIN, 4. August (Reuter/AP). Eine Mutter aus der ehemaligen DDR hat Margot Honecker wegen Kindesentführung angezeigt. Die Diplom-Chemikerin Gisela Mauritz wirft der einstigen DDR- Ministerin für Jugend und Bildung vor, ihren jetzt fast 22jährigen Sohn Mitte der 70er Jahre zur Adoption freigegeben zu haben. Dies teilten die Münchener Anwälte von Mauritz am Dienstag mit. Die Ehefrau des ehemaligen DDR-Staatschefs Erich Honecker sei für die Zwangsadoption "nicht nur politisch, sondern auch tatsächlich verantwortlich gewesen", heißt es in der Strafanzeige.
Nach Angaben der Anwälte Rolf Bossi und Steffen Ufer wurde bereits die Berliner Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Gisela Mauritz war 1974 wegen versuchter Republikflucht zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Bei ihrer Verhaftung sei ihr Sohn gegen ihren Willen in das Kinderheim Berlin-Altstralau geschafft worden. Zwei Jahre später sei der Junge einem Ehepaar in Adoptionspflege gegeben worden, unter strengster Geheimhaltung und ohne Preisgabe der Adresse der Pflegeeltern.
Das Berliner Landgericht wird am Donnerstag entscheiden, ob der frühere DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker weiter in Untersuchungshaft bleibt oder unter Auflagen auf freien Fuß kommt. Das teilte Justizsprecherin Uta Fölster am Dienstag mit. Zu dem mündlichen Haftprüfungstermin müsse der 79jährige vor der Schwurgerichtskammer persönlich erscheinen. Die von den Anwälten ins Gespräch gebrachte Möglichkeit eines "gehobenen Hausarrestes" für Honecker schloß Fölster aus.
Eine große Mehrheit der Deutschen befürwortet nach einer Umfrage die Bestrafung Honeckers. Nach der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Hamburger Illustrierten Stern sprachen sich 76 Prozent der 1007 Befragten für eine Verurteilung aus.
JOHANNESBURG, 4. August (Reuter/ AFP/AP). Der Generalstreik in Südafrika ist auch am Dienstag von Gewalt begleitet worden. In der Schwarzensiedlung Alexandra bei Johannesburg wurden nach Angaben von Anwohnern in der Nacht acht Menschen ermordet. Die Anwohner, überwiegend Anhänger der Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC), machten Sympathisanten der rivalisierenden Inkatha- Partei für die Morde verantwortlich. Sie warfen der Polizei vor, die Täter unterstützt zu haben. Der vom ANC ausgerufene Streik wurde weitgehend befolgt.
Die Eisenbahngesellschaften teilten mit, die Pendlerzüge aus den Schwarzensiedlungen seien am Dienstag morgen praktisch leer gewesen. Nach Angaben des ANC hatten sich am Montag vier Millionen Menschen an dem Streik beteiligt. Die Südafrikanische Handelskammer schätzte die Streikbeteiligung nur auf zwei Millionen Teilnehmer.
Nach Angaben des ANC war die Streikbeteiligung vor allem in den Großstädten hoch, während in den Bergwerken offenbar größtenteils gearbeitet wurde. Die ANC-Führung bezeichnete den Streik als "überragenden Erfolg".
Nach Angaben der Industrie hat der Streik keinen großen Einfluß auf die Wirtschaft des Landes. Produktionsausfälle könnten über Lagerbestände ausgeglichen werden. In einigen Fällen sei das wegen der schlechten Auftragslage sogar willkommen.
Der ANC will mit dem Ausstand erreichen, daß eine Übergangsregierung eingesetzt und die Demokratisierung in Südafrika beschleunigt wird.
Die Polizei sprach von einer Einschüchterungskampagne gegen Arbeitswillige. Viele Menschen seien aus Furcht vor Übergriffen zu Hause geblieben. In Kapstadt, Pretoria und Johannesburg gebe es Straßenbarrikaden. In schwarzen Townships hätten auf den Straßen Autoreifen gebrannt, Steine seien geworfen worden. Die Polizei berichtete, sie sei angegriffen worden, als sie versucht habe, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. In Kwathema bei Johannesburg seien 27 Menschen verhaftet worden, die eine Polizeistation besetzt hatten.
Die Polizei gab die Zahl der Opfer während der Streiktage mit 35 an. Darunter seien auch zwei Polizisten gewesen.
Ein ANC-Sprecher wies den Vorwurf zurück, Arbeitnehmer seien eingeschüchtert worden.
Der anglikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu nannte den Streik einen durchschlagenden Erfolg für die Organisatoren. Die Regierung solle einsehen, daß die Bevölkerung eine Übergangsregierung wolle, sagte Tutu.
Der Parteivorsitzende der Inkatha, Frank Mdlalose, verurteilte den Streik dagegen als "Sieg für Konfrontation und Einschüchterung". Der ANC und seine Verbündeten wollten mit Gewalt durchsetzen, was sie in den Verhandlungen nicht erreicht hätten, sagte er.
Der Sondergesandte der Vereinten Nationen (UN), Cyrus Vance, befürwortet die ständige Anwesenheit von UN-Vertretern in Südafrika. Das verlautete jetzt aus UN-Kreisen in New York. Vance schlage vor, 30 bis 40 UN-Vertreter nach Südafrika zu entsenden. Dadurch solle die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen dem ANC und der Regierung erreicht werden, hieß es weiter. ANC-Chef Nelson Mandela habe bei einem Treffen mit Vance am vergangenen Mittwoch seine Zustimmung zur Entsendung von UN-Mitarbeitern signalisiert. Mandela wolle allerdings mehr UN-Vertreter ins Land holen, als Vance vorgeschlagen habe. Die Vorschläge von Vance, der am Wochenende eine knapp zweiwöchige Mission in Südafrika beendet hatte, sollen dem UN-Sicherheitsrat in einem Bericht vorgelegt werden.
MOSKAU, 4. August (Reuter). Der Führer der einflußreichen zentralistischen "Bürgerunion", Arkadi Wolski, hat den russischen Präsidenten Boris Jelzin vor verheerenden Folgen der radikalen Reformen gewarnt und eine Kursänderung gefordert. In der Montagausgabe der Moskauer Abendzeitung Iswestija warnte Wolski, Jelzin riskiere eine soziale Explosion, wenn er den Radikalen auf der Linken und der Rechten nicht rasch entgegentrete. "Die Politik der reformistischen Regierung steht am Rande des Zusammenbruchs. Unmittelbare Änderungen in der Sozial- und Wirtschaftspolitik sind notwendig", verlangte der Politiker.
Wolski, früher ranghohes Mitglied der Kommunistischen Partei und für die Industrie zuständig, steht an der Spitze der Bürgerunion, in der sich die Industrielobby mit einer mächtigen Fraktion des Parlaments und zwei großen Parteien zusammengefunden haben. Er warf der Regierung vor, sich statt auf wirkliche Reformen auf die Liberalisierung der Preise und Steuerpolitik konzentriert zu haben.
(Siehe Kommentar Seite 3)
FRANKFURT A. M. (FR). Die Kurse an der Frankfurter Aktienbörse sind nach den Verlusten der Vortage gestern gestiegen. Eine Erholung habe förmlich in der Luft gelegen, sagte ein Händler. Das Geschehen sei zudem vom Zwischenbericht der Dresdner Bank und dem freundlichen Rentenmarkt geprägt worden, hieß es auf dem Parkett. Die meisten Standardwerte schlossen aber unter ihrem Tageshoch. "Dem Markt ist zwischendrin etwas die Luft ausgegangen. Die Anschlußorders fehlten", meinte ein Börsianer. Der Deutsche Aktienindex (Dax) war auf ein Tageshoch von gut 1617 geklettert. Die Schlußnotiz von 1611,51 lag noch um 16,80 Zähler höher als am Montag.
Bei geringen Umsätzen habe anfangs das Ergebnis der Dresdner Bank stimuliert, sagten Händler. Die Papiere des Geldhauses lagen zuletzt um sieben Mark im Plus, nachdem das Institut über einen Anstieg des Betriebsergebnisses im ersten Halbjahr um 15 Prozent berichtet hatte. Commerzbank-Aktien schlossen um 4,20 und die Papiere der Deutschen Bank um 4,90 Mark höher. Allianz rückten um 37 Mark vor. Schering machten eine Mark gut. Der Pharmakonzern erwartet einen Gewinn für 1992 leicht über dem Vorjahreswert.
Öffentliche Anleihen verbuchten Kurssteigerungen bis zu 25 Pfennig. Die Umlaufrendite fiel von 8,48 auf 8,45 Prozent. Die Bundesbank gab Titel im Nennwert von gut 362 Millionen Mark ab. Die neue Postanleihe werde wegen des etwas zu hohen Ausgabekurses nicht mit offenen Armen aufgenommen, hieß es am Rentenmarkt weiter.
JAKARTA, 4. August (Reuter). Wenn Anfang September in Indonesien das Gipfeltreffen der blockfreien Staaten beginnt, soll den Teilnehmern der Anblick von Bettlern erspart bleiben. "Es wäre unerfreulich", sagte ein Vertreter der Stadtverwaltung von Jakarta, "zu viele Bettler könnten den Besuchern einen falschen Eindruck von diesem Land vermitteln." Die Stadt hat eine 600 Mann starke Polizeieinheit aufgestellt, um Bettler von ihren traditionellen Standplätzen an den Verkehrsampeln fernzuhalten. Nach amtlichen Angaben gibt es in Jakarta etwa 200 000 Bettler.
ZÜRICH, 4. August (Reuter). Europa soll einheitliche Stecker und Steckdosen bekommen. Auf einem Treffen in Ischia hätten die Mitglieder des Europäischen Komitees für Elektrotechnische Normung (CENELEC) die Entwicklung eines gemeinsamen europäischen Steckersystems für Haushalte beschlossen, sagte ein Sprecher des Schweizerischen Elektrotechnischen Vereins (SEV) am Dienstag in Zürich. Die neuen Stecker und Steckdosen sollen so klein und einfach herzustellen sein wie möglich.
Die völlige Umstellung auf das neue System könnte zehn bis 30 Jahre dauern. In der Zwischenzeit würden Adapter benutzt, um das alte und das neue System gleichzeitig benutzen zu können.
SANTIAGO/BERLIN, 5. August (Reuter/dpa/AP). Chiles Regierung ist nach Angaben ihres Kommunikationsministers Enrique Correa bereit, Margot Honecker auf Dauer aufzunehmen. Correa sagte am Dienstag in Santiago, wenn die Frau des früheren DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung beantrage, wolle die Regierung diesem Wunsch entsprechen. Am Mittwoch abend begann eine Sondersitzung des chilenischen Parlaments über den Fall Honecker.
Erich Honecker wurde am Dienstag außerhalb der Haftanstalt Berlin-Moabit ärztlich untersucht. Justizsprecherin Uta Fölster sprach am Mittwoch von einer Routineuntersuchung. Eine gerichtlich angeordnete Untersuchung durch einen Sachverständigen stehe noch bevor. Für den heutigen Donnerstag ist der Haftprüfungstermin angesetzt, bei dem die Anwälte Haftverschonung beantragen können. Honecker selbst rechnet nach Angaben seines Anwaltes Friedrich Wolff nicht mit Haftverschonung.
Die Katholischen Kirche in Berlin will Honecker nicht aufnehmen, falls er aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Das Bistum Berlin sehe dazu keine Veranlassung, sagte dessen Sprecher Dieter Hanky. Andere Äußerungen von Mitarbeitern in den vergangenen Tagen hätten nicht im Einklang mit der Bistumsleitung gestanden.
Bis zum Urteil über die Verfassungsmäßigkeit des neuen Abtreibungsrechts gilt nach der vom Senatsvorsitzenden Ernst Gottfried Mahrenholz verkündeten Entscheidung im Westen weiter die bisherige Indikationenregelung, im Osten die aus der DDR übernommene Fristenregelung ohne Beratungspflicht. Der endgültige Richterspruch über das neue Abtreibungsgesetz wird bis zum Jahresende erwartet.
WASHINGTON, 5. August (Reuter/ AFP). Bei der Invasion der US-Armee in Panama im Dezember 1989 sind einem Bericht des US-Kongresses zufolge rund 100 Zivilisten als "unschuldige Opfer" ums Leben gekommen. In der von einem Unterausschuß des Repräsentantenhauses veröffentlichten Studie heißt es, es gebe keine Bestätigung für Berichte, US- Soldaten hätten bei der Invasion Tausende Zivilisten getötet.
Der Unterausschußvorsitzende Nicholas Mavroules sagte, insgesamt seien mehr als 300 Einwohner des mittelamerikanischen Landes ums Leben gekommen. Davon seien rund 70 Angehörige der Streitkräfte gewesen. Beim Rest habe es sich offenbar überwiegend um Plünderer und um Mitglieder von Sondereinheiten gehandelt, die Panamas damaligem Machthaber Manuel Noriega unterstellt waren, den die USA bei der Aktion in ihre Gewalt brachten. Noriega ist inzwischen wegen Drogenverbrechen verurteilt worden. (Kommentar Seite 3)
Spaniens Volleyballer haben sich überraschend für das Viertelfinale des Männer-Turniers qualifiziert. Nach 0:2-Satzrückstand besiegten die Spanier am letzten Vorrunden-Spieltag der Gruppe A Frankreich mit 3:2 (10:15, 11:15, 15:9, 15:9, 15:12) und belegten dadurch den dritten Platz vor Japan, das bereits am Vormittag Kanada mit 3:2 (11:15, 15:17, 15:11, 15:13, 15:10) geschlagen hatte.
Kanada und Frankreich mußten dadurch in die Plazierungsspiele um die Ränge 9 bis 12. Das abendliche Gipfeltreffen dieser Gruppe zwischen Weltmeister Italien und dem Olympiasieger von 1984 und 1988 USA war eigentlich bedeutungslos, da Italien zuvor als Gruppensieger und die USA als Gruppenzweiter feststanden. Der 3:1 (9:15, 16:14, 15:11, 15:13)- Sieg der USA war gut für das Prestige.
In der Gruppe B hatte Gruppensieger Brasilien beim 3:0 (15:8, 15:13, 15:9) gegen Algerien ebensowenig Mühe, wie der Gruppenzweite Kuba beim 3:0 (15:5, 15:7, 15:8) gegen Südkorea. Im Spiel um den dritten Gruppenplatz lieferten sich die GUS und die Niederlande einen heißen Kampf, weil niemand als Viertplazierter im Viertelfinale gegen Italien spielen wollte. Am Ende triumphierte Europameister GUS mit 3:1 (8:15, 15:9, 17:16, 15:12). Am Mittwoch kommt es im Viertelfinale zu folgenden Paarungen: Italien - Niederlande (10.30 Uhr), USA - GUS (13.00 Uhr), Spanien - Kuba (19.00 Uhr), Japan - Brasilien (21.30). sid
Sie waren nicht mehr gewollt oder konnten nicht mehr bezahlt werden: Ehemalige DDR-Trainer haben in großer Schar die heimatlichen Gefilde verlassen und lukrative Jobs im Ausland angenommen. Heiko Salzwedel, der als Coach der Australierin Kathryn Watts für den Gold-Sieg im Straßen-Einer verantwortlich war, fühlt sich in "down under" pudelwohl. "Ich habe mich sehr gut eingelebt", erzählt er. "Nach eineinhalb Jahren hat man mir sogar eine Ranch angeboten. Für 400 000 Mark kaufte ich ein Grundstück, das so groß wie Belgien ist." Als Olympia-Geschenk soll Salzwedel nach Rückkehr in seine Wahlheimat 5000 Schafe bekommen. "Bis 1996 bleibe ich bei den Aussies", sagt er. "Dann geht's nach Cottbus." sid
Für die deutschen Wasserballer sind die Olympischen Spiele in Barcelona das Ende vor dem Anfang. Vor den Spielen Negativ-Schlagzeilen, bei den Spielen Kampf um Platz sechs, nach den Spielen Neubeginn. Eckhard Bade, Wasserballwart des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV): "Wir werden nach Olympia mit dem totalen Neuaufbau beginnen." Mit Dirk Theismann, Hagen Stamm und Rekord-Nationalspieler Frank Otto ist auf dem Weg nach Atlanta nicht mehr zu rechnen.
Auch auf der Trainerposition steht ein Wechsel bevor. Der Duisburger Karl- Heinz Scholten will wieder in den Schuldienst zurück. Vieles spricht dafür, daß der "alte" Mann ans Ruder zurückkehrt. Keiner bestätigt es, aber der 53 Jahre alte Nico Firoiu (Krefeld) steht vor der Re-Inthronisierung. Der gebürtige Rumäne war von 1975 bis 1988 Bundestrainer, bevor die Spandauer nach Seoul erfolgreich an seinem Stuhl sägten. Fortan kümmerte Firoiu sich um den Nachwuchs.
Am Mittwoch geht es gegen Australien, einen Tag später gegen den Olympiazweiten und Gruppenfavoriten USA. Rang sechs wäre gleichbedeutend mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1994 in Rom und die Beibehaltung der Förderungshöchststufe der Stiftung Deutsche Sporthilfe. In Barcelona geht es für die Wasserballer auch darum, ob der Rubel weiter rollt. sid
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Los Angeles (260 000 Dollar): Einzel, erste Runde: Gilbert (Nr. 3) - Grabb (beide USA) 6:4, 3:6, 6:1, Rostagno (USA/Nr. 5) - Marcelino (Brasilien) 6:3, 6:4, Wheaton (Nr. 7) - Stark (beide USA) 7:5, 6:3, Pozzi (Italien/Nr. 8) - Carlsson (Schweden) 6:4, 7:5, Martin - Shelton (beide USA) 6:4, 6:4, Woodforde (Australien) - Bates (Großbritannien) 6:3, 6:2, Stolle (Australien) - Herrera (Mexiko) 7:5, 4:6, 7:5. FUSSBALL PRIVATSPIEL: Stadtauswahl Dorsten - VfL Bochum 0:7 (0:3).
Dem Fußball-Weltstar Ruud Gullit weht der Wind ins Gesicht. Nach dem Scheitern mit Titelverteidiger Niederlande bei der EM 92 in Schweden, muß der Mann mit der berühmten Rasta-Frisur angesichts der verstärkten Konkurrenz auch bei Italiens Meister AC Mailand um seine Hauptrolle bangen.
Noch hat Milan-Trainer Fabio Capello nicht entschieden, wer von den sechs Ausländern Gullit, van Basten, Rijkaard, Papin, Savicevic und Boban zur Stammformation gehören wird. Momentan stellt sich das Problem noch nicht in voller Brisanz, weil das niederländische Trio wegen der Europameisterschaft mit einwöchiger Verspätung das Training aufgenommen hat und Milan in der ersten Augusthälfte nur leichte Testspiele bestreitet, bei denen beliebig viele Ausländer eingesetzt werden können. In offiziellen Begegnungen sind aber - wie hernach in der Meisterschaft ab 6. September - nur drei "Legionäre" zugelassen.
Gleich nach seiner Ankunft im Trainingsquartier von Milanello hat Ruud Gullit zu verstehen gegeben, daß er sich nicht unterkriegen lassen werde. Wenn schon nicht alle Spiele, so wolle er in jedem Fall die wichtigsten Begegnungen bestreiten.
"Wir drei Holländer spielen schon seit Jahren in Mailand", sagt Gullit: "Im Gegensatz zu uns wußten die drei anderen Ausländer, worauf sie sich einlassen würden. Sie sind es, die sich anpassen müssen." Seinen direkten Konkurrenten, den Italiener Gianluigi Lentini, lobte er schon mal von der rechten Seite im Mittelfeld weg: "Lentini ist ein hervorragender Spieler, der sich genauso auf der linken Seite behaupten kann."
Obwohl die italienischen Sportzeitungen Marco van Basten, Frank Rijkaard und Jean-Pierre Papin als erste Ausländer-Wahl den Vorzug geben, glaubt Gullit, daß letztlich alles ganz anders kommen wird. Auch 1991 habe man ihn vorzeitig abgeschrieben, und dennoch sei die letzte Saison eine seiner besten gewesen.
Die Äußerungen des 29jährigen Niederländers wollte Trainer Capello nicht als ein Ultimatum verstanden wissen: "Ruud hat genau die richtige Einstellung. Ehrgeiz und gesunder Wettbewerb sind das, was der AC Mailand braucht." Gullit will sich Zeit lassen, bevor er der angebotenen Vertragsverlängerung zustimmt: "Zunächst muß ich begreifen, was hier läuft."
Weniger Sorgen bereitet der von Milan-Präsident Silvio Berlusconi inszinierte "Rotations-Fußball" Gullits Landsmann Marco van Basten: "Mit so vielen Ausländern hat man wenigstens seine Ruhe, wenn man sich verletzt hat." Der Torjäger urteilt: "Bei Milan ist nur einer nicht zu ersetzen: Frank Rijkaard." sid
Eigentlich sind sie noch grün hinter den Ohren, doch die Fußball-"Bubis" aus Ghana sorgen beim olympischen Turnier für Furore. Das Olympia-Team der Afrikaner, genannt "Black Meteors" (schwarze Meteoriten), befindet sich weiter auf dem Höhenflug und greift im Halbfinalduell am Mittwoch (19.00 Uhr) in Valencia gegen Gastgeber Spanien sogar nach einer Medaille. Das zweite Semifinale bestreiten in Barcelona (21.30 Uhr) Australien und Polen.
Ganze 18,3 Jahre im Schnitt ist der 20köpfige Spielerkader Ghanas alt, darunter der 15jährige Osei Kuffuor. "Wenn ein Mozart des Fußballs die körperlichen Voraussetzungen mitbringt, kann er auch in diesem Alter bei einem solchen Turnier mitspielen", erklärte ein Sprecher des Weltverbandes FIFA und wies darauf hin, daß der Teenager keine Sondergenehmigung benötigt. Bereits sechs Spieler wurden von ausländischen Klubs unter Vertrag genommen, darunter Kuffuor (AC Turin) und Kwame Ayew (FC Metz), der mit sechs Treffern die olympische Torschützenliste anführt.
Vor einem knappen Jahr, am 1. September 1991, war Ghanas "U 17"-Elf in Florenz durch ein 1:0 gegen den damaligen "U 16"-Europameister Spanien Weltmeister geworden. Trainer war damals der Deutsche Otto Pfister, der auch für die A-Nationalmannschaft, die das Finale des Afrika-Cups erreichte, verantwortlich ist. Zur Revanche im Estadio Luis Casanova von Valencia werden immerhin 40 000 Zuschauer erwartet.
Bei Olympia betreut Samuel Arday die fußballerischen Rohdiamanten, die sich im Viertelfinale gegen Paraguay erst in der Verlängerung 4:2 durchsetzten. Noch fünf Spieler aus der WM-Elf von Florenz stehen in der Olympia-Mannschaft. Dabei ist ohne Frage Nii Odartey Lamptey vom RSC Anderlecht der Star. Viele sehen in dem 17jährigen, als bester Spieler der "U 17"-WM ausgezeichnet, den neuen Maradona. sid
Die US-Basketball-Superstars machen es bei den Olympischen Spielen in Barcelona vor, nun sollen auch die Cracks der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga (NHL) ran: Gil Stein, Kandidat für die Nachfolge des scheidenden NHL-Präsidenten John Ziegler, hat am Montag vorgeschlagen, daß Kanada und die USA je ein "Dream Team" für die Winterspiele in Lillehammer aufstellen sollen.
"Wir müssen unsere Stars besser vermarkten. Die Olympischen Spiele sind das beste Ereignis, für die NHL weltweit zu werben", erklärte Stein, der sich zur Zeit auf einer Tour durch alle 24 NHL- Städte befindet, in Boston. Stein ist der Meinung, daß eine amerikanische Mannschaft unter der Führung von Topscorer Brett Hull (St. Louis Blues) oder ein kanadisches Team mit dem Superstar Wayne Gretzky (Los Angeles Kings) mit um die Goldmedaille spielen müsse.
HANDBALL
Vorrunde, Männer, Gruppe A, 5. Spieltag, Ungarn - CSFR 20:18 (9:8), Südkorea - Brasilien 30:26 (16:13).
Gruppe B, 5. Spieltag: Frankreich - Ägypten 22:19 (10:7).
BASKETBALL
Plazierungsrunde um die Ränge 9 bis 12, Männer: Angola - China 79:69 (40:35), Venezuela - Spanien 81:95 (40:46).
Das Dopingproblem hat die Olympischen Spiele in Barcelona eingeholt. Nach zahlreichen Spekulationen gab Prinz de Merode, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), am Dienstag den ersten Doping-Fall der Spiele bekannt. Der chinesischen Volleyballerin Wu Dan wurde der Mißbrauch von Strychnin nachgewiesen.
Prinz De Merode: "Die Athletin wurde sofort von den Olympischen Spielen ausgeschlossen." Gegen die chinesischen Teamärzte sprach das IOC eine "deutliche Verwarnung", so der Vorsitzende der Kommission, aus.
Das Mittel Strychnin ist ein Stimulans und steht auf der Verbotsliste des IOC. Der belgische Prinz nannte den Fall Wu einen "unglücklichen Umstand". Jordi Segura, Leiter des Doping-Kontroll-Labors in Barcelona: "Die Substanz, die die Chinesin benutzte, ist bisher noch nicht analysiert worden, enthält aber Strychnin." De Merode dazu: "Es handelt sich offenbar um ein hausgemachtes Produkt, kein Produkt der pharmazeutischen Industrie."
Strychnin ist ein im Hochleistungssport überholtes Mittel, das in den 60er Jahren vor allem im Radsport Anwendung fand. Tom Simpson war bei der Tour de France der erste spaktakuläre Strychnin-Fall, der Engländer bezahlte Doping mit dem Leben. In China ist die Substanz, die Wu Dan verwendete, frei erhältlich.
De Merode dementierte zuvor energisch "lächerliche Spekulationen" um einen positiven Dopingfall in der olympischen Leichtathletik. Zentrum der Spekulationen waren die Sprint-Olympiasieger Gail Devers und Linford Christie. De Merode: "Ich habe von den Spekulationen gehört, sie sind unsinnig." Bis zum Positiv-Fall Wu Dan waren in Barcelona 1049 Dopingkontrollen bei Athleten durchgeführt worden. Prinz de Merode: "Alle waren negativ."
Der Belgier stellte in Barcelona erneut Bluttests für die Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer in Aussicht. "Die Tests sind weit fortgeschritten, ich hoffe, wir können mit den Tests in Norwegen beginnen." De Merode machte aber auf die juristischen Probleme der Bluttests aufmerksam: "Solange wir bei jedem Fall Prozesse riskieren müssen, ist die Einführung von Bluttests für den olympischen Spitzensport eher ein Schritt zurück als ein Schritt vorwärts in der Doping-Bekämpfung." Vor dem bekantwerden des ersten Dopingfalles hatte es besonders um die chinesischen Aktiven immer wieder Dopingvermutungen gegeben sid
Europameister-Titel sind beim Olympischen Turnier der Freistil-Ringer offenbar nichts wert. Das mußten am Dienstag die beiden deutschen Medaillenhoffnungen Georg Schwabenland (Wiesental) in der Klasse bis 68 kg und Alexander Leipold (Goldbach) bis 74 kg erfahren.
Während Europameister Schwabenland nach drei Runden bereits ausgeschieden ist, steht Leipold zwar noch im Wettbewerb, aber ohne jede Hoffnung auf eine vordere Plazierung.
"Einmal enden alle Serien", sagte Bundestrainer Wolfgang Nitschke nach dem Ausscheiden von Schwabenland, der zwar den Esten Kullo Koiv 4:2 besiegte, dann aber gegen den Griechen Giorgios Athanassiadis und vor allem gegen den Koreaner Young-Ho Ko aussichtslos war.
Alexander Leipold, Europameister 1991, wirkte gegen den Koreaner Jang-Soon Park völlig orientierungslos und verlor sehr deutlich 3:8.
Die nach acht Kämpfen schon erheblich geschmälerten deutschen Hoffnungen erfüllten lediglich Heiko Balz aus Luckenwalde bis 100 kg und Andreas Schröder (Aalen) bis 130 kg. Balz steht mit drei Siegen bereits in der vierten Runde.
Welt- und Europameister Andreas Schröder verhinderte die "erstklassige Beerdigung" von Europameistern, indem er den Ungarn Zsolt Gombos mit Griffen wie aus dem Lehrbuch 4:0 auspunktete. sid
Mit Pfeil und Bogen schweben Südkoreas Frauen offenbar in einer anderen Welt. Nach Gold und Silber im Einzel gewannen die Bogenschützinnen auch im Mannschaftswettbewerb die Goldmedaille und wiederholten damit den Doppel- Triumph von Seoul 1988.
Mit 236 Ringen im Finale ließen Olympiasiegerin Youn-Jeong Cho, die Olympiazweite Eun-Kyung Lee und Soo-Nyung Kim den Chinesinnen (228) keine Chance. Mit 966 Ringen in den vier Finalrunden und 246 Ringen im Halbfinale gegen Frankreich stellten die Südkoreanerinnen zudem zwei neue Weltrekorde auf. Die Bronzemedaille ging an die GUS, die sich im kleinen Finale mit 240:222 gegen Frankreich durchsetzte.
Die deutschen Bogenschützinnen, die sich mit Platz fünf bei der Europameisterschaft erst in letzter Sekunde für Barcelona qualifiziert hatten, spielten auf der idyllischen Anlage im Vall d' Hebron wie erwartet keine Rolle. Astrid Hänschen (Hamburg), Cornelia Pfohl (Berlin) und Marion Wagner (Winnenden) schieden bereits in der ersten Runde (Achtelfinale) gegen die GUS aus, erzielten allerdings mit 234:242 ein durchaus achtbares Ergebnis.
Trotz der Überlegenheit hing der Erfolg für Südkoreas Frauen am seidenen Faden. Im Viertelfinale gegen Schweden setzten sich das Trio nach Ringgleichheit (240:240) erst im Stechen durch. sid
Das Präsidium des in Abstiegsgefahr geratenen Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf hat sich vorerst hinter seinen Trainer Horst Köppel gestellt. Nach 2:10 Punkten war der ehemalige DFB-Trainer bei den noch sieglosen Rheinländern in die Kritik geraten. Nach einem 1:3 beim MSV Duisburg am vergangenen Freitag war die vorzeitige Ablösung Köppels erwartet worden.
Nach Aussage von Düsseldorfs Präsident Jürgen Hauswald sprachen sich während der Vorstandssitzung am Montag abend aber alle fünf Präsidiumsmitglieder für eine weitere Zusammenarbeit mit Köppel aus. Bei Fortsetzung der Negativserie wollte Präsident Hauswald nicht ausschließen, daß das Trainer-Thema nochmals auf den Tisch kommt.
Köppel zeigte sich von den Leistungen der Zugänge Manfred Stefes, Thomas Huschbeck, Jürgen Degen sowie Peter Quallo enttäuscht, kritisierte aber auch die bislang schwachen Auftritte der Leistungsträger Ralf Loose und Torhüter Jörg Schmadtke. sid
BOXEN
Federgewicht, Viertelfinale, u.a.: Tews (Schwerin) - Duk Kyu Park (Südkorea) 17:7 n.P.
Mit doppeltem Gold im Gepäck startet Indonesiens Badminton-Traumpaar in die Flitterwochen. Kaum hatte die Weltranglisten-Erste Susi Susanto den Matchball zum Olympiasieg verwandelt (5:11, 11:5, 11:3 gegen Soo Hyun Bang/Südkorea), rannte ein Mann auf den Platz und küßte sie innig. Sie flüsterte dem Geliebten etwas ins Ohr. Er packte eilends die Schläger. Das Endspiel rief. Keine Zeit für Turtelei.
Allan Budi Kusuma, als Nummer sechs der Setzliste überraschend ins Finale vorgedrungen, spielte wie elektrisiert gegen den Weltranglisten-Zweiten und Teamkollegen Ardy Wiranata und errang mit 15:12, 18:13 das zweite Olympische Gold für die zu gründende Familie.
Ergeben bekreuzigte sich der Sieger nach dem Matchball. Überglücklich spielte er während der Siegerehrung mit den Händen an der Goldmedaille herum. Ein verliebter Blick zur 21 Jahre alten Susanti. Endlich Zeit für Turtelei. Endlich Zeit zum Heiraten, was dem jungen Glück zwecks konzentrierter Olympia-Vorbereitung bisher verboten war.
"Wir haben ihnen gesagt: Gebt euer Bestes, und bitte heiratet nicht vorher", erklärte der Vizepräsident des Indonesischen NOK, Chaidir Barmawi: "Sie haben das ohne Widerrede akzeptiert, wollten ohnehin erst eine Familie gründen, wenn die sportlichen Erfolge unter Dach und Fach gebracht sind." Gold und Silber - eine blitzende Aussteuer. In dem Land, das seine Sportler als Staatseigentum betrachtet und für Erfolg bezahlt, sowieso.
Ehe hin oder her. Die Liebe hat bei Olympia ungeahnte Kräfte mobil gemacht. Susi verpaßte kein Spiel von Allan, Allan kein Spiel von Susi. Als die Geliebte, Favoritin des Damenturniers, mit 11:4, 11:4 über die Chinesin Hua Huang ins Finale stürmte, versprach der Weltranglisten-Sechste der Herren, gleiches zu tun. Stand auf und bezwang den Dänen Thoma Stuer-Lauridsen 18:14, 15:8. "Ihr Sieg hat ihn ins Finale getrieben", weiß NOK-Barmawi.
Apropos Liebe: Als Hermawan Susanto, Nummer drei der Indonesier, den an Nummer eins gesetzten Badminton-Zauberer und mehrfachen Weltmeister Jianhua Zhao (China) im Viertelfinale niederrang, zitterte die Geliebte Sarwendah Kusumawardhani auf der Bank. Sie schlitterte in der Runde der letzten acht gegen die spätere Finalistin Soo Hyun Bang knapp an der Bronzemedaille vorbei. Susanto tröstete mit Küssen.
Die Sportjournalisten warten sehnlichst auf die Hochzeit des zweiten indonesischen Badmintonpaars. Nicht wegen der Wunderkinder. Schlicht, weil der Name Ku-su-ma-ward-ha-ni dann endlich dem leichter über die Zunge fließenden Susanto weicht. sid
Basketball-Bundesligist Alba Berlin wird am 16. August ein Benefizspiel für die Bürgerkriegsopfer in Bosnien-Herzegowina bestreiten. Gegner wird der Zweitligist MTV Wolfenbüttel sein. Von den Einnahmen der Partie sollen Lebensmittel und Medikamente gekauft werden, die anschließend in das Krisengebiet gebracht werden.
Nach vier erfolglosen Wettbewerben haben die Florettfechterinnen die erste Medaille des deutschen Teams sicher. Im Halbfinale schlugen Anja Fichtel-Mauritz, Zita Funkenhauser, Sabine Bau, Annette Dobmeier (alle Tauberbischofsheim) und Monika Weber (Bonn) die GUS 9:4 und treffen im Finale auf Weltmeister Italien.
Die Mannschaft mit Olympiasiegerin Giovanna Trillini gewann ihr Halbfinale gegen Rumänien sicher 9:3. Deutschlands Fechterinen hatten schon 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul olympisches Gold gewonnen. Beide Male stand Zita Funkenhauser im Team. In Südkorea gehörten auch Anja Fichtel-Mauritz und Sabine Bau dazu. sid
BADMINTON
Frauen-Doppel, Finale: Hye Young Hwang/ So-Young Chung (Südkorea) - Weizhen Quan/ Quinhua Nong (China) 18:16, 12:15, 15:13.
BASKETBALL
Viertelfinale, Männer: Litauen - Brasilien 114:96 (48:52), USA - Puerto Rico 115:77 (67:40).
Jan Wouters darf vorerst weiter für Fußball-Bundesligist Bayern München spielen. Der holländische Verteidiger sah in Florenz die rote Karte, nachdem er den Ball nach dem Schiedsrichter geworfen hatte. Bis der Tathergang ermittelt und eventuell Anklage erhoben wird, wurde die automatische Sperre am Dienstag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) aufgehoben.
BADMINTON
Männer-Doppel, Finale: Kim/Park (Südkorea) - Hartono/Gunawan (Indonesien) 15:11, 15:7.
VOLLEYBALL
Spiel um Platz 7, Frauen: China - Spanien 3:0 (15:1, 15:3, 15:3).
WASSERSPRINGEN
Turm, Männer: Shuwei Sun (China) 677,31 Punkte, 2. Donie (USA) 633,630, 3. Ni Xiong (China) 600,150, 4. Hempel (Dresden) 574,170, 5. Morgan (USA) 568,590, 6. Sautin (GUS) 565,950, 7. Kühne (Dresden) 558,540, 8. Kaneto (Japan) 529,140.
Das vierwöchige Strafmaß gegen "Rotsünder" Radmilo Mihajlovic vom Fußball- Bundesligisten Schalke 04 wegen Tätlichkeit wurde vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen unsportlichen Verhaltens in eine Sperre für zwei Spiele im internationalen Fußball umgewandelt.
Von den deutschen Freistilringern, die am Montag ihr olympisches Turnier begonnen haben, ist bislang nur der Schwergewichtler Heiko Balz aus Lukkenwalde spitze. Mit einem Sieg über den US-Amerikaner Mark Coleman hat sich der 100-kg-Mann bis ins Finale um die Goldmedaille durchgerungen. Dagegen gab es durch die Europameister Georg Schwabenland (Wiesental) im Leicht und Alexander Leipold (Goldbach) im Weltergewicht arge Enttäuschungen. Beide sind ausgeschieden.
Die Siegesserie von Heiko Balz in Barcelona ist beeindruckend. Er besiegte nacheinander den Perser Kazem Gholami 1:0, den Griechen Pedros Bourdoulis 4:0, den Inder Subhash Verma 3:0 und dann den gefährlichen Koreaner Tae Kim mit 4:0. 12:0 Punkte in vier Kämpfen sind ein erstaunliches Resultat.
"Die neue Auslegung der Passivitätsregeln kommt unseren Freistilringern nicht entgegen, sondern benachteiligt sie", versuchen Bundestrainer Wolfgang Nitschke und der ehemalige Weltmeister Adolf Seger als Co-Trainer die schweren Niederlagen der Spitzenringer zu erklären.
Besser machten es der Superschwergewichtler Andreas Schröder (Aalen) und Papiergewichtler Reiner Heugabel (Mömbis). In seinem ersten Kampf besiegte Andreas Schröder den Ungarn Zolt Gombos mit 4:0 und Heugabel machte es gegen den Polen Stansilaw Szostecki mit 9:0 noch deutlicher. sid
sp/ Barcelona/Basketball/ GUS-Deutschland . Überholte Fassung (Stimme Pesic)
Deutsche "Riesen" verpaßten Medaille Donnerstag gegen Australien/DBB-Team mit Pech im Basketball-Krimi
von Günter Bork
BADALONA (sid).Im Kampf um eine mögliche Medaille griffen Deutschlands "Riesen" ins Leere. Wie bereits 1984 in Los Angeles endeten die Träume der Basketballer mit dem 76:83 (36:35) gegen die GUS erneut im Viertelfinale des Olympia-Turniers. Was bleibt, ist die Hoffnung auf Platz fünf. Erster Gegner auf dem Weg zum größten Erfolg der deutschen Basketball-Geschichte ist am Donnerstag (20.30 Uhr) Australien, das sich zuvor Endspiel-Aspirant Kroatien mit 65:98 beugen mußte.
"Wir haben nicht schlecht gespielt, gut gekämpft und alles versucht", meinte Bundestrainer Svetislav Pesic. "Leider fehlte es uns an Konzentration bei den Freiwürfen, deshalb haben wir letztlich das Halbfinale verpaßt. Immerhin haben wir gegen eine Mannschaft gespielt, deren Großteil bei der WM 1990 Zweiter der Weltmeisterschaft in Argentinien war. Trotzdem hatten wir uns gute Chancen ausgerechnet, die Spieler waren hochmotiviert."
Entsprechend groß war die Enttäuschung bei Schrempf, Harnisch. Gnad und Co. Der anerkennende Applaus der 12.500 Zuschauer im ausverkauften Sportpalast von Badalona für Pesic" lange Garde, die in den vergangenen sechs Wochen die europäische Basketball-Hierarchie mit spektakulären Siegen kräftig erschüttert hatte, aber das Duell in der Qualifikations-Endrunde in Saragossa unglücklich mit 68:83 gegen die GUS verloren hatte, war Ausdruck des Publikums für die gute Vorstellung der deutschen Mannschaft.
Die DBB-Auswahl wirkte von Beginn an sehr konzentriert, arbeitete exzellent in der Abwehr, versäumte es jedoch, die Ballgewinne in Körbe umzuwandeln. So konnte sich die GUS bis zur sechsten Minute sogar einen Zehn-Punkte-Vorsprung (18:8) erspielen. Neben der schlechten Trefferquote fehlte es den deutschen Korbjägern auch das Glück, denn mehrfach tanzte der Ball auf dem Ring, ohne den Weg ins Netz zu finden. Doch taktisch diszipliniert fand das Pesic-Team wieder zu alter Linie und kämpfte sich kontinuierlich heran. In der 17. Minute gelang sogar die zweite Führurng (24:23).
Überragender Akteur auf dem Parkett und Antreiber des deutschen Spieles war NBA-Profi Detlef Schrempf von den Idianer Pacers, der am Ende seine glänzende Leistung mit 32 Punkten krönte. Ebenfalls zu alter Form, aber nicht der gewohnten Treffsicherheit, fand Michael Jackel (18 Punkte). Die GUS, bei denen der Amerika-Profi Alexander Wolkow (Atlanta Hawks) nicht annähernd seine Form fand, hatte in Victor Tichonenko (26 Zähler) seinen besten Werfer.
In der Endphase konnte sich die GUS erneut mit zehn Punkten (64:54) absetzen. Eine Vorentscheidung war damit gefallen, wenngleich sich Deutschlands Korbjäger gegen die drohende Niederlage noch einmal aufbäumten. sid jr gb rd
HOCKEY
Halbfinale, Frauen: Deutschland - Großbritannien 2:1 (1:1), Südkorea - Spanien 1:2 (1:1, 1:1) n.V.
Nach dem Schlußpfiff kamen die Freudentränen. Die Frauen des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) erreichten durch einen 2:1 (1:1)-Erfolg über Großbritannien das Endspiel des Olympischen Hockey- Turniers. In diesem treffen sie am Freitag (19.30 Uhr) auf die Auswahl von Gastgeber Spanien, die Südkorea mit 2:1 nach Verlängerung besiegte. In einer stets spannenden Begegnung war die Braunschweigerin Heike Lätzsch die entscheidende Spielerin. Ihr Siegtreffer in der 59. Minute bedeutete die zweite Final-Teilnahme für die DHB-Frauen nach 1984. Zuvor hatten Nadine Ernsting-Krienke (12.) und für Großbritannien Jane Sixsmith (32.) getroffen.
"Ich bin überglücklich", sagte Trainer Rüdiger Hänel nach dem insgesamt verdienten Triumph vor 3000 Zuschauern. "Ich habe immer gesagt, die Mädchen können es schaffen."
Beide Mannschaften begannen mit sichtbarem Respekt voreinander. Nur keine Fehler machen, lautete das Motto. Aber nachdem Torfrau Susi Wollschläger zwei Strafecken in der neunten und zehnten Minute abgewehrt hatte, kamen die Spielerinnen von Trainer Rüdiger Hänel besser ins Match. Die Braunschweigerin Heike Lätzsch sorgte mit ihren Sturmläufen über die rechte Seite immer wieder für Unsicherheit in der britischen Deckung. Eine Braunschweiger Kombination brachte so beinahe logisch das 1:0. Wieder war die 18 Jahre alte Heike Lätzsch rechts durch, flankte in die Mitte, und aus kurzer Distanz hatte Nadine Ernsting-Krienke keine Mühe.
Nach einem kurzen Schock gaben die Spielerinnen aus Großbritannien jetzt alle Zurückhaltung auf und erkämpften sich vor den Augen ihrer Prinzessin Anne eine deutliche Überlegenheit. Die Deutschen kamen nun kaum noch zu Entlastungsangriffen. So fiel der Ausgleich vollkommen verdient. Im ersten Versuch scheiterte Sixsmith an Wollschläger, den Abpraller nahm die britische Mittelstürmerin aber reaktionsschnell auf und verwandelte sicher.
Die Pause kam in dieser Phase großer Verunsicherung gerade recht. Mit frischem Selbsvertrauen und neu eingestellt kam das deutsche Team aus der Kabine und erspielte sich schnell zwei Strafecken, die Franziska Hentschel aber nicht nutzen konnte.
Auch eine Schrecksekunde, als Sixsmith das deutsche Tor nur um Millimeter verfehlte, brachte sie nicht aus dem Konzept. Heike Lätzsch sorgte schließlich in der 58. Minute nach einem herrlichen Solo für die endgültige Entscheidung. sid
Kenias Leichathletik-Mannschaft droht mit einem Boykott der weiteren Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Der Auslöser ist das Urteil der "Jury d'Appel" des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), die dem Marokkaner Khalid Skah die zunächst aberkannte Goldmedaille aus dem 10 000-m-Lauf wieder zugesprochen hatte. Leidtragender war der Kenianer Richard Chelimo, der sich von Skah und dessen Landsmann Hammou Boutayeb behindert gefühlt hatte und den zweiten Platz belegte.
Die deutschen Kanuten paddeln bei den olympischen Wettkämpfen in Castelldefels weiter auf der Erfolgswelle. Alle elf gestarteten Boote qualifizierten sich nach den Vorläufen über 500 m und 1000 m für die Semifinals, der Canadier-Zweier mit den beiden Weltmeistern Ingo Spelly und Ulrich Papke (Magdeburg) erreichte über beide Strecken direkt den Endlauf.
Für eine faustdicke Überraschung sorgte der Vierer-Kajak der Frauen. Die Weltmeisterinnen Anke von Seck (Rostock), Ramona Portwich (Hannover) und Katrin Borchert (Essen) sowie die Potsdamerin Birgit Schmidt belegten auf der 500-m-Distanz nur den dritten Rang und verpaßten die direkte Qualifikation für das Finale. Sie haben die Möglichkeit, am Donnerstag im Semifinale noch einmal in Richtung Medaille zu paddeln.
Zufriedenheit herrschte im Lager der deutschen Kanu-Asse über das Abschneiden des Vierer-Kajaks der Männer. Ohne den wegen Dopings gesperrten Schlagmann Detlef Hofmann (Mannheim) belegte das Flaggschiff des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) über 1000 m Platz eins in 2:52,10 Minuten vor Rumänien (2:54,36).
In den Hoffnungslauf mußte als einziger deutscher Starter der Berliner Jens Stegemann im Einer-Kajak. Mit Verspätung zog auch Jens Stegmann in die Vorschlußrunde bei den Spielen in Barcelona ein. sid
Lars Kriener von der SG Scheider See führt nach vier von sechs Wettfahrten bei den Deutschen Meisterschaften der Europe-Segler auf dem Berliner Müggelsee (16,0 Punkte) vor dem Berliner Jörg Noglinski (24,0) und Markus Rieger vom SC Chiemsee (29,7).
Mit einem totalen Desaster endete für die deutsche Equipe der Preis der Nationen bei den Reiterspielen in Barcelona. Zwei Umläufe genügten, um das GoldTeam von Seoul in die Mittelmäßigkeit zurückzuholen. Für die Mannschaft mit Otto Becker (Mühlen) auf Lucky Luke, Sören von Rönne (Neuendorf) auf Taggi, Franke Sloothaak (Mühlen) auf Ersatzpferd Prestige und Ludger Beerbaum (Buchloe) auf Classic Touch blieb nur der elfte Platz unter 19 Mannschaften.
Den Triumph durfte erstmals in der Geschichte das niederländische Team genießen. Der Europameister holte Gold vor den starken Österreichern. Dritter wurde Frankreich. Erstmals kehrt ein deutsches Team nach 28 Jahren ohne Medaille von Olympia zurück.
Der Glauben an die Hoffnung gedeihte nur einen Umlauf lang. Einzig und allein durfte sich darin Ludger Beerbaum wiegen, ein Instinktreiter mit Hirn. Mit der Holsteiner Stute Classic Touch, die vor zwei Jahren von seinem Arbeitgeber Alexander Moksel für eine Million Mark erworben wurde, war er einer der Favoriten auf eine Einzelmedaille. Er scheiterte an einem Materialfehler. Nach einer fehlerlosen Runde im Nationenpreis kam er auf Classic Touch im zweiten Umlauf nur vier Sprünge weit, dann riß das Zaumzeug, die Stute war führerlos, Beerbaum ließ sich aus dem Sattel gleiten und ging zu Fuß aus dem Parcours. Einziger Reiter im Einzelfinale ist damit Olympia-Neuling von Rönne.
Für die deutsche Mannschaft leitete Otto Becker als Startmann die Niederlage ein. Der Vizeweltmeister mit der Mannschaft begann auf Lucky Luke recht ordentlich, dann schlug er vor der dreifachen Kombination einen zu kurzen Haken. Der erste Sprung paßte noch, der zweite nicht mehr, am Aussprung der Kombination mußte Lucky Luke zwangsläufig stehenbleiben. Die Tafel notierte mit Zeitüberschreitung 21 Fehlerpunkte.
Sein Trainingsgefährte Franke Sloothaak setzte auf Prestige keineswegs das Gegenbeispiel. Er nahm mit dem Hannoveraner Wallach viermal die Hölzer mit.
Daß Taggi unter Sören von Rönne auf der 660 Meter langen Distanz mit 14 Hindernissen nur zwei Fehler machte, daß Classic Touch makellos aus der recht ideenlosen und für das Auge unfreundlichen Hindernislandschaft zurückkam, war nichts weiter als Kosmetik.
Am Aufbau des Spanier Alvarez Bohorquez mäkelte niemand herum. Die meisten fanden ihn zunächst gar zu leicht. Die Abmessungen stimmten, die Höhe der Hindernisse lag bei keiner Hürde an der Grenze. Einzig und allein verwirrten vielleicht das Farbenspiel der Hindernisbemalungen. sid
REITEN
Springreiten, Mannschaft: 1. Niederlande (Raymakers/Romp/Tops/Lansink) 12,00 Punkte, 2. Österreich (Boor/Muntzner/Simon/Frühmann) 16,75, 3. Frankreich (Godignon/Bourdy/Robert/Navet) 24,75, 4. Spanien 25,50, 5. USA und Schweiz (Melliger, Fuchs, McNaught-Mändli, Fuchs) je 28,00, 7. Großbritannien 28,75, 8. Schweden 37,00, . . . 11. Deutschland (Becker/Mühlen auf Lucky Luke, von Rönne/Neuendeich auf Taggi, Sloothaak/Mühlen auf Prestige, Beerbaum/Buchloe auf Classic Touch) 56,50.
TISCHTENNIS
Viertelfinale, Männer-Einzel: Waldner (Schweden) - Roßkopf (Düsseldorf) 21:15, 21:14, 18:21, 21:17, Gatien (Frankreich) - Ding Yi (Österreich) 21:13, 20:22, 18:21, 21:18, 21:5, Ma Wenge (China) - Persson (Schweden) 21:14, 21:18, 21:8, Wang Tao (China) - Kim Taek Soo (Südkorea) 19:21, 21:15, 12:21, 21:13, 18:21.
Den ausgezeichneten zweiten Platz belegte der Kelsterbacher Radprofi Kai Hundertmarck auf der vierten Etappe der Burgos-Rundfahrt in Spanien. Im Massenspurt des Tagesabschnitts über 180 km von Miranda de Ebro nach Pres Padernes mußte sich Hundertmarck nur dem Franzosen Laurent Jalabert geschlagen geben.
RADSPORT
BURGOS-RUNDFAHRT, vierte Etappe über 180 km von Miranda de Ebro nach Pres Padernes: 1. Jalabert (Frankreich) 4:36:01 Stunden, 2. Hundertmarck (Kelsterbach), 3. Planckaert (Belgien), 4. Hermans (Niederlande), 5. Raab (Leipzig), . . . 12. Henn (Heidelberg), . . . 19. Gänsler (Rottweil), . . . 36. Schur (Leipzig), . . . 65. Matwew (Köln), . . . 69. Holzmann (Peiting), . . . 102. Gröne (Recklinghausen), . . . 104. Schleicher (Motten), . . . 109. Hilse (Freiburg) alle gleiche Zeit.
Gesamtwertung: 1. Farfan (Kolumbien) 18:31:58 Stunden, 2. Alcala (Mexiko) 0:08 Minuten zurück, 3. Zulle (Schweiz) 0:11, 4. Echave (Spanien) 0:22, 5. Mouleon (Spanien) gleiche Zeit, . . . 32. Holzmann 5:07, . . . 56. Henn 11:01, 57. Schleicher, . . . 70. Hilse beide gleiche Zeit, . . . 78. Raab 13:15, . . . 80. Gänsler, . . . 83. Hundertmarck beide gleiche Zeit, . . . 93. Gröne 14:08, . . . 110. Matwew 15:43, . . . 114. Schur 19:20.
GEWICHTHEBEN
Klasse über 110 kg: 1. Kurlowitsch (GUS) 450,0 kg (Reißen: 205 + Stoßen: 245), 2. Taranenko (GUS) 425,0 (187,5 + 237,5), 3. Nerlinger (Neuaubing) 412,5 (180 + 232,5), 4. Aguero (Kuba) 412,5 (182,5 + 230), 5. Mitew (Bulgarien) 400,0 (180 + 220), 6. Zubricky (CSFR) 392,5 (170 + 225,5), 7. Arslan (Türkei) 390,0 (170 + 220), 8. Martinez (USA) 385,0 (170 + 215), 9. Zawieja (Soest) 380,0 (170 + 210).
Der "Koloß von Neuaubing" Manfred Nerlinger zitterte sich bei seiner dritten Olympiateilnahme zu Bronze. Nach dem dritten Platz von Los Angeles und Silber in Seoul belegte der 31jährige nach einem Pokerspiel, in dem er die Wahl zwischen Silber und vierten Platz hatte, erneut den dritten Platz mit einer Leistung von 412,5 kg (Reißen 180,0/Stoßen 232,5). Er sorgte damit für die 50. deutsche Medaille in Barcelona. Souveräner Olympiasieger wurde Weltmeister Alexander Kurlowitsch mit 450,0 kg (205,0/ 245,0) vor seinem weißrussischen Mannschaftskameraden, Weltrekordler Leonid Taranenko (425,0 kg/187,5/237,5).
Der fast drei Zentner wiegende Nerlinger gefährdete seine Medaille durch eine unerklärlich schwache Vorstellung in der ersten Disziplin Reißen. Nach einem souveränen ersten Versuch von 180,0 kg scheiterte er zweimal an fest eingeplanten 185 kg und mußte den Nigerianer Aduche Ojadi (182,5 kg) und den Kubaner Ernesto Aguero (180,0 kg) an sich vorbeiziehen lassen.
Doch der Weltmeister im Stoßen von 1986 sicherte sich Bronze aufgrund des geringeren Eigengewichts gegenüber dem Kubaner und scheiterte im letzten Versuch im Stoßen an 247,5 kg, womit er sich Silber hätte sichern können. Den zweiten Versuch hatte Nerlinger ausgelassen, so daß er während des insgesamt enttäuschenden Wettkampfes nur zwei gültige Versuche verzeichnete. sid
Ein neuer Doping-Fall um Katrin Krabbe sorgt in Barcelona, wo die Doppel-Weltmeisterin nach ihrem Startverzicht nicht an den olympischen Wettbewerben teilnimmt, für Gesprächsstoff. Gleich drei in den vergangenen Wochen bei der Sprinterin und der 400-m-Europameisterin Grit Breuer im Trainingslager Zinnowitz und in Neubrandenburg entnommene Doping-Proben sollen nach gesicherten Informationen des Sport-Informations-Dienstes (sid) positiv gewesen sein.
Der Urin enthielt offenbar einen Anabolika-Wirkstoff, der angeblich nicht nachweisbar ist, vor wenigen Tagen allerdings zur Sperre von zwei Gewichthebern und von Sprinter Jason Livingstone geführt hatte. Der Name des Mittels lautet Clenbuterol und wird in verschiedenen Zusammensetzungen unter anderem auch zur Kälbermast herangezogen.
Bisher wurden allerdings nur die A- Proben analysiert. Ein Dopingverstoß liegt erst nach einem positiven Ergebnis der B-Probe vor, die nach Olympia im Beisein der Athletinnen oder deren Vertreter voraussichtlich auch im Institut von Professor Manfred Donike in Köln analysiert werden soll. Zeigen diese das gleiche Resultat, hätte das nach den Regeln des Weltverbandes IAAF eine vierjährige Sperre zur Folge. Katrin Krabbe, Grit Breuer (beide Neubrandenburg) und ihre Trainingskameradin Silke Möller (Rostock) waren bereits am 15. Februar wegen der Manipulation von Dopingproben vom Präsidium des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) gesperrt worden. Der Rechtsausschuß des DLV hatte am 5. April allerdings in Darmstadt aus formalen Gründen die Sperre aufgehoben. Das Ende Juni mit diesem Fall befaßte Schiedsgericht des Weltverbandes IAAF bestätigte den Darmstädter Spruch, weil es sich für Trainingskontrollen als nicht zuständig erklärte und zudem keine formalrechtlichen Verstöße des DLV- Rechtsausschusses erkennen konnte. Im Gegensatz zu der deutschen Instanz, das die Indizienkette gegen die drei Athletinnen nicht als ausreichend angesehen hatte, drückte das dreiköpfige Gremium in London allerdings seine tiefen Zweifel an der Unschuld der drei deutschen Sprinterinnen aus.
Die ersten beiden verhängnisvollen Proben, eine sogenannte Doppelkontrolle, wurden nach sid-Informationen eine Woche nach dem Londoner IAAF-Spruch von Hans Evers, dem Anti-Doping-Beauftragten des Deutschen Sportbundes (DSB), eingeleitet. Durchgeführt wurden die im Abstand von zwei bis drei Stunden entnommenen Proben von der "German Control", die vom DSB mit der Abnahme der Kontrollen betraut ist. Wenige Tage danach verkündeten die Athletinnen den Olympiaverzicht.
Eine weitere Kontrolle veranlaßte der DLV. Sie wurde vorgenommen von dem freiberuflichen Mitarbeiter der German Control, Klaus Wengoborski, einem pensionierten Polizeibeamten. Auch diese soll positiv gewesen sein im Ergebnis der A-Probe. Und wenige Tage später verkündete Katrin Krabbe, sie wolle in dieser Saison auch nach Olympia nicht mehr starten.
Der letzten Kontrolle sollen die Athletinnen nur "unter Protest" zugestimmt haben, da angeblich Code-Nummern nicht vorhanden gewesen seien.
Im Institut von Professor Donike (Köln) waren auch die ominösen Proben von Krabbe, Breuer und Möller vom 24. Januar im südafrikanischen Stellenbosch untersucht worden. Wie im Vorjahr bereits im Trainingslager Zinnowitz hatten die Athletinnen damals identischen Urin abgegeben. Doch letztlich reichte dies nicht aus, um die drei Sportlerinnen zu sperren. sid/FR
Jörg Roßkopf mußte auch die Hoffnungen auf eine Medaille im Einzel begraben. Der Linkshänder schied am Abend nach einem 1:3 gegen Ex-Weltmeister Jan-Ove Waldner (Schweden) als letzter Deutscher aus. Gegen den genialen Schweden fand Roßkopf kaum zu seinem Rhythmus und spielte nur zeitweise auf dem Niveau, das ihn in Vorrunde und Achtelfinale zu einem Top-Favoriten auf Gold gemacht hatte. 21:15, 21:14, 18:21, 21:17 gewann der ehemalige Weltmeister, der nach dem überraschenden Ausscheiden seines Landsmannes und Weltmeisters Jörgen Persson gegen den Chinesen Ma Wenge in der Runde der letzten acht zum ersten Anwärter auf den Gesamtsieg gilt, und verbaute Roßkopf damit den Weg zur zweiten Medaille.
Bei den Frauen bestätigten die Chinesinnen ihre unangefochtene Ausnahmestellung. Weltmeisterin Deng Yaping besiegte im Finale ihre Teamkollegin und WM-Vorgängerin Qiao Hong 21:6, 21:8, 15:21, 23:21.
Zuvor hatten die beiden gemeinsam bereits überlegen die Goldmedaille im Doppel gewonnen. Der Satzverlust im Finale war der einzige während des gesamten olympischen Turniers für die überragende Deng Yaping. Vermutlich war aber sogar dieser "Ausrutscher" ein Geschenk an die unterlegene Doppelpartnerin. Bronze ging an Hyun Jung Kwa (Südkorea) und Li Bun Hui (Nordkorea). sid/dpa
VOLLEYBALL
Viertelfinale, Frauen: USA - Niederlande 3:1 (15:11, 11:15, 15:8, 15:7).
BOXEN
Halbschwergewicht, Viertelfinale, u. a.: May (Frankfurt/Oder) PS 6:4 über Griffin (USA).
Vier deutsche Boxer haben Bronze sicher, können daraus aber auch noch Silber oder Gold machen. Nach Leichtgewichts-Weltmeister Marco Rudolph (Cottbus) und Halbfliegengewichtler Jan Quast (Leverkusen) zogen am Dienstag Leichtschwergewichts-Weltmeister Torsten May (Frankfurt/Oder) und Federgewichtler Andreas Tews (Schwerin) ins Halbfinale ein. Superschwergewichtler Willi Fischer (Frankfurt/Main) unterlag dagegen dem Bulgaren Swilen Roussinow klar und schied aus.
Der 22jährige Torsten May bezwang im ersten Vergleich mit einem USA-Boxer den gleichaltrigen Landesmeister Montell Griffin nach einer beiderseits schwachen Vorstellung am Ende mit 6:4. Souverän hatte am Nachmittag der 23 Jahre alte Federgewichtler Andreas Tews seine zweite Olympiamedaille gewonnen. Der Schweriner, 1988 in Seoul Zweiter, zog mit einem klaren 17:7-Erfolg über den WM-Zweiten Duk Kyu Park (Südkorea) in den Kreis der Medaillengewinner ein.
Im Kampf um einen Finalplatz trifft er auf den WM-Dritten Hocine Soltani (Algerien), während May auf den Polen Wojciech Bartnik trifft, der sensationell Ex- Weltmeister Angel Espinosa mit 9:7 als dritten Kubaner ausschaltete.
May fand über seine lange rechte Führungshand kaum zu flüssigen Aktionen und war in der Schlußrunde zusätzlich durch eine Augenbrauen-Verletzung verunsichert. sid
Becker/Stich holten Bronze aus dem Hexenkessel 6:3, 4:6, 7:6, 5:7, 6:3 gegen Spanien/La Ola, Gebrüll puschte Sieger
von Julia Schramm
BARCELONA (sid).Michael Stich war der Regisseur, Boris Becker spielte sich in einen Rausch: Gegen 6.000 spanische Schlachtenbummler und das Elitedoppel Sergio Casal/Emilio Sanchez (Nr.2) hat das deutsche Herrendoppel beim olympischen Tennisturnier in Barcelona die Bronzemedaille erkämpft. Mit 6:3, 4:6, 7:6 (11:9), 5:7 und 6:3 behielten die beiden ungleichen Charaktere in einer hochdramatischen Zitterpartie die Nerven und bewiesen, von der einst erklärten Zweckgemeinschaft zum echten Team gewachsen zu sein.
Das machte sich vor allem im Tiebreak des dritten Satzes bemerkbar, in dem die Deutschen drei Satzbälle abgewehrt hatten. Die Argentinier Javier Frana/Cristian Miniussi aus Argentinien, die gegen die Paris Sieger Jakob Hlasek/Mark Rosset 2:6, 7:6, 6:3, 6:2, 6:2 gewannen, sind am Mittwoch die Hürde zur Silbermedaille.
Sie steckten die Köpfe zusammen, sprachen, suchten den Körperkontakt in dem Stadionkessel voller spanischer Fahnen, den rund 6000 "Hinchas" mit La Ola, Pfiffen und Gesängen fest in der Hand hatten. Versagte Becker, wie beim ersten Satzball der Spanier, klopfte Stich ihm auf die Schulter. Fehler des Elmshorners kommentierte Becker mit "macht nichts, weiter!" Die Glücklosigkeit im Einzel mag verbunden haben, jedenfalls funktionierten die Absprachen noch besser als beim ersten Turniersieg im Frühjahr in Monte Carlo.
Mit einem Rückhand-Passierball der guten alten Zeit sorgte Becker zum 2:1 für das entscheidende Break im ersten Satz. Im zweiten Durchgang zeigte sich die Routine der Spanier, die miteinander 38 Doppeltitel gewannen. Am Netz zu harmlos, nahmen Becker/Stich nach eineinhalb Stunden den Satzausgleich hin. Tiebreak im dritten Satz. Das Match erreichte seinen ersten Höhepunkt, den rund 500 deutsche Fans wie ein Volksfest feiern: Nach der Abwehr von drei Satzbällen gelang Stich mit einem Passierball erster Güte das 11:9. Doch die Lokalmatadoren gaben nicht auf und entschieden den vierten Satz mit 7:5 zu ihren Gunsten. Nach 3:49 Stunden lagen sich Stich und Becker dann doch in den Armen.
Fast zwei Stunden hatten die Deutschen auf den Beginn ihres Spiels warten müssen. Andrej Tscherkasow (GUS/Weltrangliste Nr.26), und Jaime Oncins aus Brasilien lieferten sich auf dem Centre Court fast vier Stunden lang einen erbitterten Viertelfinalkampf, in dem sich der Russe schließlich 6:1, 6:4, 6:7, 4:6, 6:2 Bronze sicherte. Jordi Arrese, der mit 6:1, 7:6, 6:1 über Leonardo Lavalle (Mexiko) die dritte spanische Tennismedaille sicherte, ist sein nächster Gegner. Bereits am Montag waren Marc Rosset (Schweiz) und Goran Ivanisevic (Kroatien/Nr.4) ins Halbfinale eingezogen. sid js rd
Die vorolympischen Querelen im deutschen Kanu-Team der Frauen haben in Castelldefels ihre erste Schock-Wirkung hinterlassen. Das mitfavorisierte Quartett mit Ramona Portwich (Hannover), Anke von Seck (Rostock), Birgit Schmidt (Potsdam) und Katrin Borchert (Essen) konnten sich am zweiten Vorlauftag nicht direkt für das Finale am Samstag qualifizieren. Nach Platz drei hinter Ungarn und Schweden muß nun der Umweg über das Halbfinale genommen werden.
Insgesamt neun deutsche "Pink Panther" - Boote der Berliner Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte (FES) - erreichten hingegen mit souveränen Leistungen direkt die nächste Runde, wobei sich der Zweier-Canadier mit Ulrich Papke/Ingo Spelly (Magdeburg) nach den 500 Metern auch auf der doppelten Distanz mit einem Sieg bereits für das Finale qualifizierte. Alle anderen Boote mit Ausnahme des Berliners Jens Stegemann stehen in den Semifinals, wobei der Kajak-Spezialist aus Berlin im Hoffnungslauf am Nachmittag seine zweite Chance erhält.
Den vier Vorlaufsiegen des Vortages ließen die Deutschen weitere vier folgen. Eine Bilanz, auf die kein anderes Land verweisen kann. Kay Bluhm und Torsten Gutsche siegten erneut im Kajak-Zweier, wobei sie den nicht voll aufdrehenden spanischen Mitfavoriten Juan Roman/ Juan Sanchez fast unglaubliche achteinhalb Sekunden, abnahmen. dpa
TISCHTENNIS
Männer-Doppel: 1. Lu Lin/Wang Tao (China), 2. Roßkopf/Fetzner (Düsseldorf), 3. Yoo Nam Kyu/Kim Taek Boo (Südkorea) und Kang Hee Chan/Lee Chul Seung (Südkorea), 5. Ma Wenge/Yu Shentong (China), Grujic/Lupulescu (Einzelstarter Serbien), Mazunow/Mazunow (GUS) und Eloi/Gatien (Frankreich). - Finale: Lu/Wang - Roßkopf/Fetzner 26:24, 18:21, 21:18, 13:21, 21:14. - Halbfinale: Roßkopf/Fetzner - Kang/Lee 21:15, 24:22, 22:20, Lu/Wang - Yoo/ Kim 13:21, 21:17, 21:13, 21:15.
Der Preis der Nationen, seit 80 Jahren Höhepunkt der olympischen Reiterwettbewerbe, wurde am Dienstag im Polo- Stadion von Barcelona zum Desaster und Glücksspiel. "Ich hab's immer gesagt", schimpfte der österreichische Weltcup- Sieger Thomas Frühmann, "bei Olympia gehen die Pferde kaputt. Ich weiß, warum ich in den vergangenen Jahren einen großen Bogen um Olympia gemacht habe. Was hier passiert, ist eine Katastrophe. Da wird's wenigstens zehn, zwölf Pferde geben, die wir nie wieder im großen Sport sehen werden. Das haben wir davon, wenn sich die Parcoursbauer immer wieder Denkmäler setzen wollen und dabei den Sport vergessen."
Tatsächlich hat es seit wenigstens 24 Jahren solche schlimmen Bilder im Preis der Nationen nicht mehr gegeben wie in Barcelona - die von den westlichen Reitern boykottierten Spiele von 1980 einmal ausgeklammert. Der spanische Parcoursbauer Nicolas Alvarez de Bohorques, ein international unerfahrener Mann, hat am Dienstag den Zorn und Protest vieler Reiter und ihrer Trainer ausgelöst. Frankreichs populärer Olympiasieger Pierre Durand urteilte kurz und bündig: "Lieblos und nicht pferdefreundlich. Sieht aus wie eine Mondlandschaft." Bessere ausländische Experten waren von den Organisatoren abgelehnt worden.
Tatsächlich war der schwere Parcours ideenlos und unfair, kam den Pferden wenig entgegen und zeichnete sich durch eine sehr schwierige Linienführung aus, die aus dem Preis der Nationen ein Glücksspiel machte. Als gleich zum Auftakt der erfahrene englische Erfolgsreiter Nick Skelton mit seinem Ausnahmepferd Dollar Girl, das noch nie Respekt vor schweren Hindernissen gehabt hatte, am 14. und letzten Hindernis dreimal stehen blieb und der Brite ausscheiden mußte, stellte der fünfmalige deutsche Olympiasieger Hans Günter Winkler fest: "Dieses Hindernis ist eine böse optische Falle."
Tatsächlich scheiterten am Hindernis 14 viele Reiter einschließlich der beiden Deutschen Otto Becker und Sören von Rönne, weil die Pferde optisch völlig überfordert waren, solange das Hindernis im Schatten lag. Erst als die Sonne draufschien, hatte es seine Schrecken verloren.
Selbst Spaniens populärster Springreiter Luis Alvarez Cervera (44) räumte vorsichtig ein: "Der Parcours ist nicht so schlecht - bis auf Hindernis 14." Härter urteilte der deutsche Bundestrainer Herbert Meyer: "Dieser Parcours tut unserem Sport nicht gut. Das gibt böse Bilder im Fernsehen." Das ist jedenfalls sicher: Das Mannschaftsspringen von Barcelona wird wieder die Tierschützer auf den Plan rufen, doch das haben sich die spanischen Organisatoren selbst zuzuschreiben. dpa
Wenn Königin Sofia zum Tennis kommt, strahlt sie Würde aus. Für glühende Emotionen ist eine andere zuständig: "Mama Marisa". Marisa Sanchez-Vicario ist die Mutter der olympischen Familie.
Nicht der ganzen, versteht sich. Aber der eigenen, kleinen, in sich abgeschlossenen olympischen Tennis-Familie Spaniens. Während sich eines ihrer Kinder Arantxa (20) oder Emilio (27) auf dem Platz die Lunge aus dem Leib rennt, thront sie in ihrer (natürlich) goldfarbenen Bluse auf der Tribüne. Es scheint, als würde ihr Gesichtsausdruck die Anteilnahme des Publikums lenken.
Mal strahlt sie über beide Ohren (wenn sich Arantxa ins Halbfinale rackert), mal blitzt aus ihren Augen die pure Kampfeslust (wenn Emilio gegen Marc Rosset fünf Matchbälle abwehrt, um am Ende doch zu unterliegen).
Wie schade, daß Javier (24), der Weltranglisten-29., sich nicht für Olympia qualifizieren konnte - das Familienglück wäre perfekt gewesen.
Der Sanchez-Vicario-Clan ist eine Sippe nach guter, alter Tradition. Die älteste Tochter heißt wie die Mutter, der erste Sohn wurde nach Vater Emilio benannt. Die Kinder spielen, die Eltern trainieren, und der Papa ist, wie Emilio junior einmal sagte, "mächtig stolz auf sich". Nur das Verhältnis zu den Tennisfans der Olympiastadt war bisher nicht von ungebrochener Zuneigung geprägt.
Emilio trägt wie Javier den Makel, kein Katalan zu sprechen. Außerdem eilte dem Monegassen aus Steuergründen der Ruf eines etwas zu lebensfreudigen Schönlings voraus.
Seit Montag abend ist dies anders: Emilio hat ein Match verloren, aber die Herzen der Zuschauer gewonnen, schrieben die spanischen Zeitungen nach dem dramatischen Match gegen den Schweizer Rosset, bei dem Emilio mit einem 4:6, 6:7, 6:3, 6:7 an der Bronzemedaille im Einzel vorbeirutschte.
Die aufgedrehte, etwas pummelige Arantxa, die als Halbfinalistin in Barcelona Bronze bereits sicher hat, ist das erfolgreichste Familienmitglied und das Herzblatt der Spanier. Spätestens seit sie sich nach ihrem Sieg gegen Steffi Graf 1989 im roten Sand von Roland Garros wälzte.
"Von diesem Tag an war sie nicht mehr meine kleine Schwester, sondern ich wurde zum älteren Bruder", berichtet Emilio. Es ist keine Frage, daß sich der ganze Clan nichts sehnlicher wünscht, als diese Szenen noch einmal zu erleben: Am Freitag im Finale von Olympia, wo sich möglicherweise Arantxa und Steffi Graf im Kampf um Gold gegenüberstehen. Dann hat Steffi auch gegen die ganze spanische Nation zu spielen. dpa
Deutsche Einheit kontra pakistanische Individual-Kunst: Mit verschworener kollektiver Disziplin wollen Deutschlands Hockey-Männer im olympischen Halbfinal-Knüller die "grüne Angriffswelle" der Asiaten stoppen. "Wir müssen den Pakistani regelrecht auf den Füßen stehen, damit sie gar nicht erst zu ihrem Spielrausch finden. Dann sind sie verwundbar und wir in der Lage, selbst das Spiel zu bestimmen. Und zu gewinnen", betonte Paul Lissek vor der "schwierigen Herausforderung" seiner Elf ohne große Stars am Mittwoch gegen den stets grün-gedreßten und mit technisch versierten Einzelkönnern nur so gespickten Vize-Weltmeister.
Zum Vorrunden-Abschluß erlebten der Bundestrainer und seine Akteure beim 6:1 des Olympiasiegers von 1960, 1968 und 1984 über die förmlich überrollten Spanier eine Demonstration der Extraklasse. "Wir wußten schon vorher, daß das Alleskönner sind", sagte Kapitän Volker Fried, "aber wir haben hart gearbeitet und in Video-Sitzungen bei allen Top-Teams sehr gut Stärken und Schwächen analysiert."
Das Wort Schwächen münzte der 31jährige neben den beiden anderen Semifinalisten Niederlande und Australien bewußt auch auf Pakistan: Denn wenn die wohl offensivstärkste Elf der Welt unter Druck und in Rückstand gerät, offenbart auch sie Probleme.
Für Lissek wird jenes Team Olympiasieger, das seine Strafecken am konsequentesten ausnutzt. "Hier liegt der wichtigste Schlüssel zum Erfolg. Die Weltspitze liegt so dicht beieinander, da müssen große Chancen verwertet werden", so der Limburger. Dem pakistanischen Superstar Shabaz Ahmed flößt die Stärke der Deutschen bei Standardsituationen dennoch wenig Respekt ein. Über Ecken-Spezialist Carsten Fischer, der beim Olympia-Turnier schon aus sechs "Kurzen" Tore machte, sagte der Spielmacher respektlos: "Wir müssen vor ihm keine Angst haben, denn wir haben ja selbst gute Ecken-Schützen."
Die stärkste Elf wird gebraucht, denn Pakistan ist der einzige in Terassa vertretene Gegner, gegen den die Lissek- Truppe eine Negativ-Bilanz (24 Siege/6 Unentschieden/32 Niederlagen) aufweist. Umgekehrt haben die Asiaten, die in der Heimat nicht selten vor 40 000 Fans antreten, bisher nur im Hockey-Sport Olympiasiege gefeiert. Shabaz: "Die Deutschen haben eine gute Mannschaft, aber wir wollen diesmal wieder die Goldmedaille holen. Und ich glaube, wir schaffen es auch."
Im olympischen Dorf soll es jetzt nachts ruhiger werden. Das Restaurant, sonst beliebter Treffpunkt rund um die Uhr, bleibt ab sofort zwischen 1.00 und 6.00 Uhr geschlossen. Das teilte die Sprecherin des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Michele Verdier, am Dienstag in Barcelona mit.
"Es gibt inzwischen mehr Sportler, die nicht mehr antreten müssen, als aktive Wettkämpfer", sagte die IOC-Sprecherin. "Und deshalb war es dort nachts oft sehr laut geworden." Nachdem IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch Maßnahmen gegen die Ruhestörungen gefordert hatte, wurde sofort reagiert. Zahlreiche Sportler, die noch ihre Wettkämpfe vor sich haben, hatten sich über die lärmende nächtliche Dauerfiesta beschwert. dpa
BOGENSCHIESSEN
Mannschaft, Frauen: 1. Südkorea (Eun-Kyung Lee, Youn-Young Cho, Soo-Nyung Kim), 2. China (Hong Wang, Xiaozhu Wang, Xiangjun Ma), 3. GUS (Walejewa, Arjannikowa, Kwriwischwili), 4. Frankreich, 5. Schweden, USA, Nordkorea und Türkei.
BADMINTON
Männer-Einzel, Finale: Kusuma - Wirinata (beide Indonesien) 15:12, 18:13.
Frauen-Einzel, Finale: Susanti (Indonesien) - Bang (Südkorea) 5:11, 11:5, 11:3.
Halbschwergewichtler Torsten May aus Frankfurt/Oder holte als vierter Deutscher eine Medaille im olympischen Box-Turnier. Der Weltmeister bezwang im Viertelfinale US-Kämpfer Montell Griffin mit 6:4 nach Punkten. Vor May hatten bereits Jan Quast (Leverkusen), Marco Rudolph (Cottbus) und Andreas Tews (Schwerin) den Einzug in die Vorschlußrunde geschafft.
Zum zweiten Mal nach 1988 in Seoul zog der 23jährige Schweriner Andreas Tews am Dienstag mittag in das Halbfinale eines olympischen Box-Turniers ein. Der Federgewichtler bezwang mit einer Klasseleistung den südkoreanischen Vize-Weltmeister Duk Kyu Park deutlich mit 17:7 Punkten. Am späten Dienstag abend hatte auch noch Superschwergewichtler Willi Fischer (Frankfurt/Main) die Chance, mit einem Erfolg in die Vorschlußrunde einzuziehen.
Zwei Olympiamedaillen schaffte als einziger deutscher Boxer zuvor nur der Schweriner Richard Nowakowski (Silber 1976, Bronze 1980). Tews trifft im Halbfinale nun auf den Algerier Hocine Soltani.
Am Abend zuvor war der Berliner Mittelgewichtler Sven Ottke als vierter Deutscher an einem Kubaner gescheitert. "Ich bekam schon zu Beginn einen Schlag auf die Leber, von dem ich mich erst im zweiten Abschnitt erholte. Da war es zu spät, um das Blatt noch zu wenden", kommentierte der Europameister seine 6:14-Niederlage gegen Ariel Hernandez. dpa
BOGENSCHIESSEN
Mannschaft, Männer: 1. Spanien (Holgado, Vazquez, Menendez), 2. Finnland (Falck, Lipponen, Poikolainen), 3. Großbritannien (Priestman, Hallard, Terry), 4. Frankreich, 5. Südkorea, USA, Australien und GUS.
BARCELONA, 4. August (FR). Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner haben am Dienstag bei den Olympischen Sommerspielen die Silbermedaille errungen. Sie unterlagen im Tischtennis-Doppel-Finale den Chinesen Lu Lin/Wang Tao in fünf Sätzen nur knapp. Der Gewichtheber Manfred Nerlinger holte sich im Superschwergewicht die Bronzemedaille. Silber gewannen die deutschen Florett-Fechterinnen. Ebenfalls im Finale stehen die Hockey-Frauen.
Im Tennis hat das Doppel Boris Becker/Michael Stich das Halbfinale erreicht und damit die Bronzemedaille gewonnen. Bronze haben auch die Boxer Andreas Tews und Thorsten May bereits sicher. Bei den Ringern hat sich der Luckenwalder Heiko Balz bis ins Finale um Gold vorgekämpft.
Der Marokkaner Khalid Skah hat seine am Montag abend aberkannte Goldmedaille im 10 000-Meter-Lauf zurückerhalten. Er war zunächst disqualifiziert worden, weil er zusammen mit seinem Landsmann Boutayeb den am Ende zweitplazierten Kenianer Chelimo behindert haben soll.
(Weitere Berichte auf Seiten 12 bis 15)
Jan Hempel war zum Heulen zumute. Mit gesenktem Kopf stieg er aus dem Wasser und trottete "stinksauer" zu seinem Trainer Werner Lange. Die schon sicher geglaubte Silbermedaille hatte der 20jährige Dresdener über den Dächern von Barcelona gerade durch einen völlig mißratenen Sprung im vorletzten Durchgang verschenkt. Hempels Pech mit dem "dreieinhalbfachen Aucherbach-Salto gehockt" beim olympischen Finale der Turmspringer am Dienstag wurde zum Glück des US-Amerikaners Donie Scott. Mit 633,63 Punkten holte er sich Silber, für Hempel blieb nur der undankbare vierte Platz (574,17).
Nachfolger des Amerikaners Greg Louganis als Olympiasieger wurde erwartungsgemäß der Chinese Shuwei Sun. Mit unglaublicher Präzision und Eleganz kam der 16jährige Weltmeister auf 677,31 Punkte und gewann im vierten Wettbewerb der Wasserspringer die dritte Goldmedaille für China. Bronze ging an seinen Landsmann Xiong Ni (600,15). Michael Kühne aus Dresden sprang auf Rang sieben (558,54).
Jan Hempel will trotz dieser olympischen Enttäuschung weiter am Thron der Chinesen kratzen und ihre Vormachtstellung durchbrechen. Der von ihm kreierte "dreifache Hempel", ein dreifacher Handstand-Salto gehechtet, der in Kürze zugelassen werden soll, hat die Springer aus dem Reich der Mitte in Barcelona schon aufgeschreckt. dpa
SEGELN
Soling: 1. Bank/Secher/Seier (Dänemark), 2. Mahaney/Brady/Kern (USA), 3. Smith/Cruikshank/Stewart (Großbritannien), 4. Schümann/ Flach/Jäkel (Harrislee/Berlin/Berlin), 5. (nach der Match Race-Vorrunde) Holmberg/Alm/Barne (Schweden), 6. Leon/de Borbon/Vazquez (Spanien), 7. (nach 6 Wettfahrten) Thomson/ Flinn/Gow (Kanada), 8. Coutts/Daubney/Fleury (Neuseeland). - Match Race-Ergebnisse, Halbfinale: Mahaney - Smith 2:0, Bank - Schümann 2:0. - Platz 3: Smith - Schümann 2:1. - Finale: Bank - Mahaney 2:0.
Aus der Traum von Jochen Schümann, zum dritten Male nach 1976 und 1988 Gold zu gewinnen! Der deutsche Soling- Star und seine Vorschoter Thomas Flach und Bernd Jäkel verpaßten bei der olympischen Premiere des Match-Race sogar Bronze nach der Niederlage im kleinen Finale gegen den Briten Lawrie Smith. Der schwarze Dienstag unter blauem Himmel auf dem Meer vor Barcelona wird in die Annalen eingehen: Zum ersten Mal seit 36 Jahren blieb der Deutsche Segler-Verband (DSV) ohne Medaille, und das ausgerechnet nach der Vereinigung.
Der neue Olympiasieger Jesper Bank (Dänemark) hatte im Halbfinale die Gold-Hoffnung seines Freundes Schümann zerstört und problemlos den Sprung ins Finale gegen den Amerikaner Kevin Maheney geschafft, das er dann mit 2:0 gewann. Der Neu-Harrisleer Schümann war auf dem 2,2 Kilometer langen Kurs im ersten Rennen zwar nur zwölf und im zweiten nur zehn Sekunden langsamer als der Däne.
Dennoch erkannte der Deutsche: "2:0, das ist eindeutig. Jesper war besser." Der leichte Wind über Barcelona spielte den Männern in der "Extra Dry" einen Streich. "Wir haben es nicht so gern, wenn der Wind flau ist", bekannte Schümann. Der Deutsche klagte vor dem Bronze-Duell auch über sein Boot: "Es fehlte einfach ein bißchen Geschwindigkeit." dpa
BASEBALL
Finale: Kuba - Taiwan 11.1. - Spiel um Platz drei: Japan - USA 8:3. - 5. (nach der Vorrunde) Puerto Rico, 6. Dominikanische Republik, 7. Italien, 8. Spanien.
Deutschlands Basketballer sind im Viertelfinale des olympischen Turniers mit fliegenden Fahnen untergegangen. Das Team von Bundestrainer Svetislav Pesic verlor am Dienstag in Badalona mit 76:83 (36:35) gegen die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und spielt nun um die Plätze fünf bis acht. Erster Gegner in der Plazierungsrunde ist am Donnerstag Australien.
"Wir haben alles gegeben, aber dieser Gegner ist für uns noch immer eine andere Dimension", versuchte Bundestrainer Pesic seine Spieler zu trösten, die sich gegen eines der stärksten Basketball-Teams der Welt gut verkauft und eine ihrer knappsten Niederlagen kassiert hatten. "Wir haben nicht schlecht gespielt, gut gekämpft und alles versucht", meinte Bundestrainer Svetislav Pesic. "Leider fehlte es uns an Konzentration bei den Freiwürfen, deshalb haben wir letztlich das Halbfinale verpaßt."
Trotz des Scheiterns hat die Mannschaft schon jetzt den größten Erfolg in der deutschen Basketball-Geschichte errungen. Bei den Boykott-Spielen 1984 in Los Angeles hatte das Team des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) mit Platz acht seine bisher beste Plazierung bei Olympia erreicht. Diesmal ist noch viel mehr drin. "Was der deutschen Mannschaft zur absoluten Spitze nur noch fehlt, ist die Umsetzung der Technik in Schnelligkeit", verteilte GUS-Coach Juri Selikhow Komplimente.
In einem bis kurz vor Schluß auf Messers Schneide stehenden Spiel vor 10 000 Zuschauern demonstrierten die deutschen Korbjäger nachdrücklich ihr bei Olympia gewonnenes Selbstvertrauen. Das Team um den überragenden NBA-Profi Detlef Schrempf, dem bis zur Pause bereits 16 Punkte gelangen, zeigte keinen Respekt vor den großen Namen des Gegners und spielte mit viel Risiko.
Als den GUS-Stars minutenlang kein Korb gelang, nutzten die Pesic-Schützlinge ihre Chance und gingen in der 17. Minute zum 24:23 erstmals in Führung. Dieser knappe Vorsprung konnte bis zur Pause gehalten werden.
Auch im zweiten Durchgang behielten die deutschen "Riesen" zunächst Übersicht unter den Körben. Lediglich die Ausbeute bei Freiwürfen ließ zu wünschen übrig. Doch die größere Routine und Cleverneß des "Rest"-Olympiasiegers von Seoul setzte sich schließlich durch. Mit 26 Punkten zerstörte Waleri Tichonenko als bester GUS-Korbschütze schließlich den deutschen Traum von einer Medaille.
Obwohl sich Detlef Schrempf, der am Ende 32 Punkte auf seinem Konto hatte, mit einigem Erfolg der Bewachung seines NBA-Kollegen Alexander Wolkow (Atlanta Hawks) annahm, konnte die deutsche Mannschaft die Niederlage nicht mehr verhindern. dpa/sid
Im Duell der Enttäuschten haben Deutschlands Handballer ihren letzten Kredit verspielt. Nach dem 18:19 (8:8)-Debakel gegen die ebenfalls weit hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Spanier im letzten Vorrundenspiel der Gruppe B bleibt der Mannschaft des scheidenden Bundestrainers Horst Bredemeier bei Olympia nur das Spiel um den neunten Platz. Diese Plazierung macht deutlich, daß die Vereinigung dem Handball keine Impulse gegeben hat. Vier Jahre nach dem siebten Platz der DDR in Seoul gab es erneut keine Medaille für das Mutterland des Handballs, das zuletzt 1984 in Los Angeles durch die Bundesrepublik Silber gewonnen hatte.
Dafür feiert Frankreichs Handball seinen größten Erfolg in der Verbands-Geschichte: Das Team von Nationaltrainer Daniel Constantini besiegte im letzten Gruppenspiel Ägypten mit 22:19 (11:7) und qualifizierte sich bei 8:2 Punkten in der Gruppe B für das Halbfinale.
Mit dem fünften Sieg im fünften Spiel schloß das Team aus der GUS mit einer weißen Weste die Vorrunde in der Gruppe B ab. Nach dem 27:25 (12:12)-Erfolg gegen Rumänien kämpft das GUS-Team am Donnerstag gegen den Zweiten der Gruppe A, Weltmeister Schweden oder Island, um den Einzug ins Finale.
Südkorea, 1988 in Seoul Olympia-Zweiter, spielt nach dem 30:26 (16:13)-Erfolg über Brasilien um Platz fünf. Die Asiaten werden auf den Sieger der Begegnung Spanien gegen Deutschland treffen. Ungarn, WM-Zweiter 1986 in der Schweiz, bestreitet das Spiel um Rang sieben. Die Magyaren schlugen in ihrem letzten Gruppenspiel die CSFR mit 20:18 (9:8).
Während sich die GUS und Frankreich als Erstplazierte der Gruppe B die Teilnahme am Halbfinale sicherten, ließ die bei Olympia völlig aus dem Lot geratene deutsche Mannschaft in einem von Fehlpässen und Ballverlusten geprägten Spiel vor 5500 Zuschauern im Palau d'Esports einmal mehr alle Wünsche offen. Und auch hinter den Kulissen herrscht heilloses Durcheinander: Mannschaftsbetreuer Heinz Jacobsen bekräftigte seine Absicht, nach den Spielen von seinem Amt zurückzutreten zu wollen.
30 Minuten lang ragte nur der Hamelner Rückraumspieler Stefan Hauck aus dem Mittelmaß heraus. Ganz schwach agierte 2,11-m-Riese Volker Zerbe vom TBV Lemgo, dem so gut wie gar nichts gelang. Hätte nicht Andreas Thiel im Tor manche klare Chance der Gastgeber mit prächtigen Paraden zunichte gemacht, hätte schon vor der Halbzeit ein klarer Rückstand gedroht. sid/dpa
Das "Goldstück" von Seoul ließ die Hoffnungen von einer Fechtmedaille in Barcelona endlich zur Realität werden. Mit insgesamt sechs Gefechtssiegen führte Anja Fichtel-Mauritz beim Olympiaturnier am Dienstag in Barcelona die deutschen Florett-Frauen zu Silber. Nach einem 9:4-Erfolg im Halbfinale über das Team der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), in dem Anja Fichtel ihre im Einzelwettbewerb medaillenlosen Teamgefährtinnen regelrecht zum Sieg mitriß, verlor die deutsche Equipe im Endkampf gegen Weltmeister Italien mit 6:9. Trotz der Niederlage war der Jubel in der deutschen Fechtmannschaft groß.
"Ich habe die ganzen Strapazen nur wegen der Medaille auf mich genommen", meinte die 23jährige Fechtdiva. Die zweimalige Goldmedaillen-Gewinnerin von 1988 war erst am Freitag nach Barcelona gekommen, nachdem sie sich wegen ihrer Schwangerschaft nicht hatte für den Einzelwettbewerb qualifizieren können. Dafür zeigte sie 53 Tage nach der Geburt ihres Sohnes Laurin eine überragende Leistung. Aber der Auftritt in Barcelona war höchstwahrscheinlich ihr letzter. "Wegen des Babys habe ich kaum noch Möglichkeiten zum Leistungssport", sagte die Mustersportlerin, deren Fitneß im Vorfeld Olympias im Deutschen Fechter-Bund (DFeB) angezweifelt worden war. "Es hat mich sehr motiviert, es Leuten zu zeigen, die nicht an mich geglaubt haben", meinte sie.
"Diese Medaille ist so wichtig wie unsere erste Olympiamedaille 1976 unter meiner Regie. Damit sind alle die Lügen gestraft, die uns vorzeitig abgeschrieben und Häme über uns gegossen haben", sagte Cheftrainer Emil Beck, dessen Schützlinge in allen vier Einzelwettkämpfen zuvor ohne Spitzenplazierungen geblieben waren. Bis zum Stande von 4:3 und später von 6:8 sah es sogar so aus, daß die Deutschen nach 1984 und 1988 den Gold-Hattrick schaffen könnten.
Dann agierte das Team von Bundestrainer Paul Neckermann aber übermotiviert. Die Italienerinnen, bei denen Giovanna Trillini nicht aufgestellt wurde, erwiesen sich als derzeit beste. Überragend war Diana Bianchedi (4 Siege/0 Niederlagen). Zudem war der russische Kampfrichter Prikhodko eher den Italienerinnen zugeneigt.
DFeB-Präsidentin Erika Dienstl und Beck lagen sich später dennoch in den Armen. "Die Siege über die GUS im Halbfinale und zuvor gegen die Französinnen im Viertelfinale waren unheimlich wichtig", konstatierte Beck und atmete auf. Die deutsche Auswahl mit den Fechterinnen Zita Funkenhauser (2/2), Sabine Bau (1/3), Annette Dobmeier (0/2), Anja Fichtel-Mauritz (alle Tauberbischofsheim, 2/2) und Monika Weber (Bonn, 1/1) bedankte sich nach der Finalniederlage bei rund hundert Fans, die, vom früheren Weltmeister Harald Hein als Einpeitscher dirigiert, stimmungsgewaltig hinter dem deutschen Quintett gestanden hatten. "Das Publikum hat uns richtig aufgeputscht", gab Zita Funkenhauser zu.
"Das wird sich positiv auf die anderen Mannschaften auswirken", meinte Erika Dienstl. Im Sog der Frauen gaben sich die Florettfechter ebenfalls keine Blöße: Die Tauberbischofsheimer Thorsten Weidner, Udo Wagner, Ingo Weißenborn sowie Ulrich Schreck und Alexander Koch (beide Bonn) fegten Österreich (9:3) und Südkorea (9:2) von der Planche und qualifizierten sich für das Viertelfinale am Mittwoch gegen Frankreich. dpa
Halbschwergewichtler Torsten May aus Frankfurt/Oder holte als vierter Deutscher eine Medaille im olympischen Box-Turnier. Der Weltmeister bezwang im Viertelfinale US-Kämpfer Montell Griffin mit 6:4 nach Punkten. Vor May hatten bereits Jan Quast (Leverkusen), Marco Rudolph (Cottbus) und Andreas Tews (Schwerin) den Einzug in die Vorschlußrunde geschafft.
Achtung: Folgt Zusammenfassung nach dem Kampf Fischer - Russinow bis 23.00 Uhr dpa jo
FECHTEN
Florett, Mannschaft, Damen: 1. Italien (Zalaffi, Trillini, Bortolozzi, Bianchedi, Vaccaroni), 2. Deutschland (Funkenhauser, Bau, Dobmeier, Fichtel-Mauritz / alle Tauberbischofsheim, Weber / Bonn), 3. Rumänien (Tufan, Czabo, Badea, Grigorescu, Dumitrescu), 4. GUS, 5. Frankreich, 6. China, 7. Ungarn, 8. Polen. - Finale: Finale: Italien - Deutschland 9:6. - Um Platz 3: Rumänien - GUS 8:8 (60:58). - Um Platz 5: Frankreich - China 9:5. - Um Platz 7: Ungarn - Polen 9:7.
Boris Becker und Michael Stich sind bei ihrer bisher so frustrierenden Suche im Sand von Barcelona doch noch auf Edelmetall gestoßen. Die beiden deutschen Wimbledonsieger mußten jedoch am späten Dienstag abend im Doppel gegen die Lokalmatadoren Sergio Casal/Emilio Sanchez fünf dramatische Sätze überstehen, ehe sie mit 6:3, 4:6, 7:6 (11:9), 5:7, 6:3 Bronze sicher hatten. Im Halbfinale treffen Becker und Stich auf die Argentinier Javier Frana/Christian Miniussi, die sich gegen Jakob Hlasek/ Marc Rosset (Schweiz) in fünf Sätzen durchsetzten.
Sie steckten die Köpfe zusammen, sprachen, suchten den Körperkontakt in dem Stadionkessel voller spanischer Fahnen, den rund 6000 "Hinchas" mit La Ola, Pfiffen und Gesängen fest in der Hand hatten. Versagte Becker, wie beim ersten Satzball der Spanier, klopfte Stich ihm auf die Schulter. Fehler des Elmshorners kommentierte Becker mit "macht nichts, weiter!" Die Glücklosigkeit im Einzel mag verbunden haben, jedenfalls funktionierten die Absprachen noch besser als beim ersten Turniersieg im Frühjahr in Monte Carlo.
Mit einem Rückhand-Passierball der guten alten Zeit sorgte Becker zum 2:1 für das entscheidende Break im ersten Satz. Im zweiten Durchgang zeigte sich die Routine der Spanier, die miteinander 38 Doppeltitel gewannen. Am Netz zu harmlos, nahmen Becker/Stich nach eineinhalb Stunden den Satzausgleich hin. Tiebreak im dritten Satz. Das Match erreichte seinen ersten Höhepunkt, den rund 500 deutsche Fans wie ein Volksfest feiern: Nach der Abwehr von drei Satzbällen gelang Stich mit einem Passierball erster Güte das 11:9. Doch die Lokalmatadoren gaben nicht auf und entschieden den vierten Satz mit 7:5 zu ihren Gunsten. Nach 3:49 Stunden lagen sich Stich und Becker dann doch in den Armen.
Drei andere Spanier hatten zuvor ihren Heimvorteil erfolgreich ausgespielt. Der Weltranglisten-30. Jordi Arrese zog mit einem 6:1, 7:6 (8:6), 6:1 gegen den Steeb-Bezwinger Leonardo Lavalle (Mexiko) ins Halbfinale ein. Nur einige Sekunden später erzielten im Frauen-Doppel Arantxa Sanchez-Vicario und Conchita Martinez auf dem Nebenplatz denselben Erfolg: Sie bezwangen das französische Duo Isabelle Demongeot/Nathalie Tauziat mit 6:2, 6:4. Da Arantxa Sanchez- Vicario auch im Einzel-Halbfinale steht, haben die Gastbeber somit bereits drei Medaillen sicher. Arrese trifft in der Vorschlußrunde auf Andrej Tscherkasow, der sich gegen den Brasilianer Jaime Oncins mühsam mit 6:1, 6:4, 6:7 (3:7), 4:6, 6:2 durchsetzte. dpa/sid
RHEIN-MAIN-SEITE 8
Es ist nicht zu fassen: Das Verfassungsschutz-Amt (BfV), konservativer Machterhaltungs-Politik vasallentreu ergeben, holt die ältesten, die "altbewährten" Klamotten aus dem Fundus seines Diffamierungstheaters, um die Entwicklung der ostdeutschen "Komitees für Gerechtigkeit" zu behindern (FR vom 24. 7. 1992): Die kommunistischen Unterwanderstiefel werden ihnen angezogen, und die rote Jakobinermütze "linksextremistischer Infiltrations- und Bündnispolitik" (Originalton BfV).
Menschen in der Friedensbewegung kommt solch ein Diffamierungsversuch ungeheuer bekannt vor: Haben nicht seit Beginn der Ostermärsche und bis zur heißen Phase der Raketen"blockaden" '83/84 die konservativen Machteliten und ihre Verfassungsschützer unaufhörlich versucht, die Friedensbewegung in die kommunistische (soffjetische) Ecke zu stellen? Natürlich waren in all den Jahren sehr aktiv auch immer die Kommunisten dabei. Waren deshalb die Ziele der Friedensbewegung falsch?
Haben sich insbesondere ihre Warnungen vor der selbstmörderischen Raketenrüstung seit Beginn der achtziger Jahre nicht in einem solchen Ausmaß als berechtigt erwiesen, daß es schließlich sogar die Staatsführungen der Supermächte einsahen und die gefährlichsten Systeme wieder abbauten ("Doppelte Nullösung")?
Heute bilden sich Gerechtigkeits-Komitees in Ostdeutschland, weil eine fehlgeleitete Vereinigungspolitik zu schreienden Ungerechtigkeiten geführt hat (statt Sanierung Liquidation bzw. Kolonisierung der ostdeutschen Strukturen - nicht nur der wirtschaftlichen! -, statt Selbstbestimmung Fremdbestimmung durch Besserwessis, statt "Aufschwung" immer schrecklichere Massenarbeitslosigkeit, schreiende Einkommens- und Rentenunterschiede . . .
Da wird nicht von "kommunistisch unterwanderten" Komitees "Haß geschürt" - nein, es werden endlich die Dinge beim Namen genannt, die bei uns die Regierenden und ihre Parteien mit ihrer weithin gescheiterten Vereinigungspolitik nicht hören und wahrhaben wollen. Denn es wird sie bei den nächsten Wahlen weitere Wählerstimmen kosten. Daher geifern deren Funktionäre gegen Diestel ("ausschließen!"), Gysi und deren neue ostdeutsche Bürgerbewegung. Und die "alten" DDR-Bürgerbewegten, statt sich aktiv einzuschalten und eben nicht der PDS oder unpolitischen Demagogen das Feld zu überlassen, stehen mal wieder hilflos daneben und murmeln, ebenso wie die SPD, unwillig was in den Bart ("nicht der richtige Weg"). Ja bitte: aber was ist denn der richtige Weg?
Ich halte nach einem Vierteljahrhundert politischer und politikwissenschaftlicher Erfahrung mit außerparlamentarischen Bewegungen diese Gerechtigkeitsbewegung für einen absolut richtigen, weil notwendigen Weg, weil das parteidemokratische System wieder einmal sich unfähig (weil zu feige vor den Wähler- und Interessengruppen) erweist, dem Volk die Wahrheit zu sagen. Ebenso wie die Studenten-, die Frauen-, die Ökologie-, die Friedens- und sogar die Hausbesetzerbewegung notwendig waren, um den Parteien Feuer unterm Hintern zu machen (sie alle wagten es nicht, bestehende Herrschafts- und Profitinteressen anzutasten!) - ebenso ist die jetzige ostdeutsche Gerechtigkeitsbewegung notwendig, damit endlich die Wahrheit auf den Tisch kommt: Die Vereinigung kostet Opfer von den reichen Wessis: ca. 200 Mrd. pro Jahr.
Bisher hat man dem Wähler doch vorzumachen versucht, die DDR sei ohne Steuererhöhungen sanierbar. Statt dessen hat die Regierung Schulden in der astronomischen Höhe von ca. 300 Milliarden Mark gemacht - einen großen Teil davon am Parlament vorbei in Gestalt von Schattenhaushalten. (Allein die Bundesanstalt für Arbeit alimentiert fast 4 000 000 Menschen, über 40 Prozent der ehemals Erwerbstätigen in der DDR.)
Die Gerechtigkeitskomitees werden uns allen die Rechnung aufmachen und mit der nun endlich organisierten Unzufriedenheit die Parteien vor die Wahl stellen: entweder schwerwiegende soziale Proteste aller Art eskalieren zu lassen oder endlich ein alternatives deutschlandpolitisches Konzept, einen gerechteren Lastenausgleich in gang zu bringen.
Die Ostdeutschen sind nicht dumm, sie wissen, daß die Angleichung nicht von heute auf morgen kommen kann. Aber sie fordern mit Recht, daß nicht sie allein die Opfer bringen, wärend die reicheren Westdeutschen, wie die Maden im Speck, (bislang) so gut wie nichts von ihrem Reichtum abgegeben haben, um den "Aufschwung Ost" zu ermöglichen.
Solche Proteste und Forderungen dann noch als "kommunistisch" (was immer das nach dem Untergang des Kommunismus heißen soll) zu diffamieren, ist der Gipfel der Ungerechtigkeit. Ich hoffe, es bewegt viele ebenso wie mich dazu, schon allein aus Empörung die Komitees zu unterstützen. Dr. Fritz Vilmar, Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin
Die Kräfteverhältnisse im Gesundheitswesen und damit das gesundheitliche Klima haben sich während der 80er Jahre fast unmerklich verändert. Der enorme Anstieg der Ärztezahlen, das allmähliche Wachstum staatlicher Regulierungsinstrumente und das zunehmende Gewicht der Krankenkassen-Verbände sind hier zu nennen. Die Bedeutung des Ziels der "Beitragsstabilität" wird aber nur verständlich, wenn die politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen in Betracht gezogen werden.
In den Vollbeschäftigungsjahren bis 1975 war der Anteil der Löhne am wirtschaftlichen Gesamtprodukt stetig gewachsen. Als Ende der 70er Jahre die Massenarbeitslosigkeit chronisch wurde, kehrte sich dieser Trend um. Durch die Reservearmee aus Arbeitslosen und unsicher Beschäftigten ist mittlerweile die gesamtwirtschaftliche Lohnquote wieder auf den Stand von vor dreißig Jahren zurückgegangen. Was nun aus der Sicht der Kapitaleigner dieses Bild trübt, ist der Umstand, daß die sozialpolitischen Bestandteile der Löhne sich nicht im gleichen Maße haben reduzieren lassen. Die Sozialversicherungsbeiträge steigen weiter. Sozialpolitische Kürzungen werden eben nicht vom "unpolitischen" Arbeitsmarkt besorgt, sondern erfordern den sogenannten "Mut zu unpopulären Maßnahmen". Den hatten die Regierungsparteien mit dem "Gesundheitsreformgesetz" von 1989 an den Tag gelegt, als sie vor allem bei den Versicherten und Kranken abkassierte. Die Leistungsanbieter blieben bei der Gestaltung ihrer Preise, Honorare und Pflegesätze recht unbeeindruckt. Die Ausgaben-Wirksamkeit dieses "Jahrhundertgesetzes" - wie es großspurig genannte wurde - hatte sich denn auch nach einem einzigen Jahr wieder verflüchtigt. Dafür trug es aber wesentlich zu den damaligen Wahlverlusten der CDU bei, denn nach über 100 Jahren Sozialversicherung sieht die westdeutsche Bevölkerung deren Leistungen als einen selbstverständlichen Teil ihres Lebensstandards an.
Gedrängt von den Arbeitgebern, die von ihren "Lohnnebenkosten" entlastet werden wollen, muß nun unter der Leitung des neuen Gesundheitsministers Seehofer ein zweiter Anlauf genommen werden. Insbesondere die extrem spendenabhängige FDP sorgte, entsprechend den Erwartungen ihrer Promotoren, für Druck zur weiteren Aushöhlung des Solidarprinzips. Von ihr kommen auch die Versuche, die Belastung der Arbeitgeber bei der Einführung einer sozialen Pflegeversicherung durch Kürzungen an anderer Stelle zu kompensieren.
Es geht aber nicht nur - wie bei der kürzlichen Steuerreform - um die staatliche Förderung privater Gewinne. Hinzu kommen hier der enorme finanzielle Druck, dem die Bundesregierung durch die Folgen der wirtschaftspolitisch völlig verfehlten Anschlußpolitik ausgesetzt ist. Insbesondere die enorme Staatsverschuldung zur Finanzierung laufender Ausgaben (anstatt öffentlicher Investitionen) nimmt ihr schon jetzt fast jeden Spielraum.
Von einer Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherungs-Beiträge verspricht man sich die Möglichkeit, Raum für steuerliche Mehr-Einnahmen zu gewinnen. Die neuen Sparvorschläge - ebenso wie die früheren - lassen nur dann eine gewisse innere Logik erkennen, wenn man sie als die Konkretisierung einer rein wirtschafts- und finanzpolitischen Strategie für den Bereich des Gesundheitswesens betrachtet. Je nach innerer Verfassung kann man es amüsant oder deprimierend finden, wie erfolgreich den Medien, Parteien und Gewerkschaften sowie der staunenden Öffentlichkeit dies ohne weiteres als "Gesundheitspolitik" verkauft werden kann.
Ausgabensteigerungen im Gesundheitswesen werden meist mit Begriffen wie "Kostenexplosion" oder "Kostenlawine" belegt. Man weckt Assoziationen an eine bedrohliche, außer Kontrolle geratene Entwicklung. Wie steht es damit? Die internationale Organisation für Economic Co-Operation and Development (OECD) veröffentlicht international vergleichende Statistiken über den Anteil der Ausgaben für das Gesundheitswesen (private und öffentliche Gesundheitsausgaben ohne Geldleistungen) am Sozialprodukt. Zwischen dem knausrigen und unterfinanzierten nationalen Gesundheitsdienst Großbritannien (5,8 Prozent) und dem dominant marktwirtschaftlichen System der USA (11,8 Prozent) liegt die (west-)deutsche Quote für 1989 bei 8,2 Prozent. Während sie für die USA steigt, ist sie für die BRD praktisch während der gesamten 80er Jahren stabil geblieben.
Es wird also heute der etwa gleiche Anteil des Bruttosozialprodukts für das Gesundheitswesen ausgegeben wie vor zehn Jahren. Wie kommt es dann aber, zu den Beitragssteigerungen? Während einerseits der Anteil des Gesundheitswesens am Sozialprodukt etwa gleich geblieben ist, sank der Anteil der Löhne und Gehälter kontinuierlich. Folglich mußte sich der Anteil der Gesundheitsausgaben (und damit der Beiträge) an den Bruttolöhnen erhöhen. Man könnte auch sagen, wäre die gesellschaftliche Lohnquote gestiegen, dann wären - alles andere konstant - die Beträge gesunken.
Das Ziel der Anbindung sozialpolitischer Ausgaben an die Lohnentwicklung ist bereits in der Ära des SPD-Kanzlers Helmut Schmidt unter dem Begriff der "Beitragsstabilität" für die GKV (gesetzliche Krankenversicherung) gesetzlich konkretisiert worden. Danach sind alle Beteiligten im Gesundheitswesen verpflichtet, die Ausgaben der allgemeinen beitragswirksamen Lohnentwicklung (dem "Grundlohn") folgen zu lassen. Wenn zum Beispiel dieser "Grundlohn" um drei Prozent steigt, so können auch die GKV-Ausgaben um diesen Prozentsatz wachsen, ohne den durchschnittlichen Beitragssatz zu erhöhen. Man könnte sich wahrlich andere Kriterien zur Festlegung des Bedarfs an Gesundheitsleistungen vorstellen, als die Entwicklung von Löhnen und Beschäftigung. Wer wollte beispielsweise ernsthaft behaupten, daß der medizinische Versorgungsbedarf schrumpft, wenn die Einkommen zurückgehen? Der Sinn solcher Automatismen ist denn auch die Verwandlung "unpopulärer Maßnahmen" in Sachzwänge.
Damit ist natürlich nicht gesagt, man könne und solle das medizinische System nicht wirtschaftlicher und effektiver gestalten. Die sture Bindung aller Ausgabenbereiche an den "Grundlohn" wird aber die Struktur der medizinischen Versorgung noch mehr verzerren, als es ohnehin schon der Fall ist: Es ist eine ökonomische Binsenweisheit, daß die Rationalisierungsmöglichkeiten in der Industrieproduktion weit höher sind als bei personenbezogenen Dienstleistungen. Deren Anteil am Volkseinkommen wächst in allen Industrieländern ("Dienstleistungsgesellschaft"), was nicht zuletzt Ausdruck der objektiv verschiedenen Rationalisierungspotentiale ist. Im Prokrustesbett der Grundlohnbindung werden darum Güterangebote (Medikamente, Geräte, Heil- und Hilfsmittel) noch weiter expandieren können, während die schon jetzt zu knappen Anteile der kommunikativen medizinischen und pflegerischen Dienste unter noch größeren Druck geraten.
Sehen wir uns die wichtigsten der von den Koalitionsparteien vereinbarten Maßnahmen einmal an.
Die Krankenhausfinanzierung soll sich grundsätzlich ändern. Man will ausdrücklich die "Grundlohnanbindung des Krankenhausbudgets" (Die Zitate beziehen sich - wenn nicht anders bezeichnet - auf die Vereinbarung "zur Sicherung und Strukturverbesserung der gesetzlichen Krankenversicherung" zwischen CDU/ CSU und FDP. - Anm. d. Verf.) bis 1995 festschreiben. Da sind sich Regierungsparteien, SPD und DGB weitgehend einig. Zu diesem Zweck wird das Prinzip, dem Krankenhaus die von ihm nachgewiesenen Kosten zu ersetzen, aufgegeben. Anstelle der bisherigen tagesgleichen Pflegesätze sollen ab 1. Januar 1995 rund 160 Sonderentgelte und mindestens 40 Fallpauschalen eingeführt werden. Man hat die Absicht, damit einen Krankenhausmarkt zu simulieren. Die Kosten einzelner Leistungen sowie standardisierter typischer "Fälle" sollen soweit wie möglich bundeseinheitlich kalkuliert und auf Landesebene als Preise vereinbart werden. Gelingt es, mit den Kosten unter den Preisen zu bleiben, dann verbleiben dem Krankenhaus die Gewinne. Entsprechend hat es bei höheren Kosten die Verluste zu tragen.
Soweit Sonderentgelte und Fallpauschalen nicht angewandt werden können, sollen für das "Restbudget" differenzierte Pflegesätze nach Hotelkosten, ärztlichen und pflegerischen Leistungen auf Abteilungsebene eingeführt werden. Das große Endziel, von dem die meisten Gesundheitsökonomen und Ministerialbürokraten träumen, ist ein System von differenzierten und fallbezogenen Pauschalen. Das heißt, man will prospektiv festgelegte Preise für einen standardisierten "Fall" (analog einem Produkt in der Industrie), um dessen Märkte die Krankenhäuser im Wettbewerb stehen. Mit Argumenten gegen diese Lösung ließen sich Bücher füllen. Darum nur ein zentraler Aspekt:
Was ich an den meist sehr ideologisch und stereotyp geführten Debatten und Vorschlägen um Fallpauschalen und den sogenannten "Wettbewerb" für am bedenklichsten halte, ist der Wunderglaube an einen ökonomischen Automatismus und die damit verbundene Verdrängung der Realprobleme der stationären Krankenversorgung. Mit der Änderung einer Finanzierungsmethode wird nicht ein einziges Pflegeheim oder Hospiz geschaffen, nicht im geringsten die Kooperation zwischen ambulanter und stationärer Medizin verbessert. Inhaltliche Ziele werden nirgendwo auch nur erwähnt. Preismechanismen und Wettbewerb werden alles in Ordnung bringen.
Den Patienten und ihren Angehörigen dürfte es aber recht gleichgültig sein, ob es eine diagnosebezogene Fallpauschale oder einen kostendeckenden Pflegesatz gibt. Ihre Erwartungen an ein Krankenhaus könnte man eher mit einem Begriff wie "Patientenorientierung" zusammenfassen. Wer sich einem Krankenhaus anvertrauen muß, erwartet, daß Ärzte, Schwestern, Pfleger und Verwaltungspersonal motiviert und in der Lage sind, auf seinen gesundheitlichen Status, seine Persönlichkeit, seine Würde und seine soziale Situation einzugehen. Die Qualität der Versorgung wäre in diesem umfassenden Sinne zu definieren und zu sichern, die Reformen daran auszurichten.
Mit dem Blick auf diesen inhaltlichen Anspruch an eine humane Krankenversorgung kann es bestenfalls leichtsinnig genannt werden, auf Finanzierungsmechanismen zu setzen, deren Wirkungen weitgehend unbekannt sind. Bisherige Modellversuche betrafen einzelne chirurgische, leicht definierbare Leistungen und sind darum nicht verallgemeinerbar. Das Krankenhaus muß künftig um den Preis seiner wirtschaftlichen Existenz mit seinen Kosten unter prospektiv bestimmten Fixpreisen bleiben. Man sagt, die Überversorgung solle nun nicht mehr belohnt werden, hat aber nicht den Mut zu sagen (oder ist unfähig zu erkennen), daß nun erhebliche ökonomische Weichen in Richtung auf eine Unterversorgung gestellt werden. Bei jeder Einzelleistung (Sonderentgelte) oder jedem "Fall", der mittels einer Diagnose definiert wird, steht Geld auf dem Spiel, das letztlich über die Zukunft eines Krankenhauses entscheidet. Bei jedem Patienten muß notwendigerweise quantifiziert, standardisiert, kalkuliert und kontrolliert werden. In den USA lassen sich die Auswirkungen solcher diagnosebezogener Fallpauschalen empirisch ausmachen: Die Subjektivität und das Außergewöhnliche des Einzelfalls wirken unter diesem Zwang als bedrohliche und irrationale Störgrößen. Die betriebswirtschaftlichen Sanktionsmechanismen wirken der Patientenorientierung direkt entgegen.
Die neue Finanzierungsmethode würde also gerade jene Tendenzen verstärken, die im Zentrum der Kritik an der heutigen Medizin stehen: die Technisierung, die Anonymität und die Randständigkeit des Pflegebereichs. Es wäre allenfalls zufällig, wenn im Krankenhaus "an der richtigen Stelle gespart" würde. Im Gegenteil, es gehört zum soziologischen Grundwissen, daß externer finanzieller Druck auf eine Institution wie das Krankenhaus damit endet, daß die Knappheit nach Maßgabe des internen Kräfteverhältnisses verteilt wird. Eingespart wird in Bereichen ohne starke Lobby, ohne politische Beziehungen und geringem Prestige, selten ist es die überflüssige Ausstattung, denn diese verdankt sich meist der relativen Stärke des Anschaffers. Wie immer der finanzielle Anreiz gestaltet sein mag, erfahrungsgemäß werden die Berufsgruppen mit dem stärksten Einfluß sich auf Kosten der Schwächeren behaupten. Der Vorrang der technisch-pharmakologischen Medizin vor der pflegerischen und psychosozialen Betreuung wird festgeschrieben und ausgebaut.
Die auf Finanz- und Betriebswirtschaft beschränkte Problemsicht ebenso wie gewisse Moden haben dazu geführt, daß die Vorteile der gegenwärtigen Krankenhausfinanzierung übersehen werden.
1. Kalkulation, Abrechnung und Überprüfung der Leistungserbringung sind einfach, erfordern nur einen geringen Verwaltungsaufwand. Auch die Bürokratisierung des medizinischen und pflegerischen Bereichs ist noch relativ gering. Nach der Reform muß - wie amerikanische Erfahrungen zeigen - mit einem enormen Anstieg der Bürokratisierung gerechnet werden. Das betrifft nicht nur die Krankenhausverwaltung und die Krankenkassen, sondern auch Ärzte und Pflegepersonal.
2. Gerade weil die Vergütung nicht leistungsbezogen ist (wie die Vergütung der niedergelassenen Ärzte), enthält sie auch keinen wirtschaftlichen Anreiz zur Ausweitung einzelner Leistungen (wenn auch zur Verlängerung der Verweildauer).
3. Ein besonders wichtiger Vorteil ist, daß - ebenfalls wieder mit der Ausnahme der Entlassungsentscheidung - das Arzt-Patient-Verhältnis weitgehend von ökonomischen Erwägungen und von ökonomischer Steuerung durch das Management freigehalten wird.
Diese Vorteile werden mit leichter Hand aufgegeben. Meine Prognose lautet: Wenn die in den vorliegenden Vereinbarungen liegende Tendenz der Ökonomisierung realisiert und weitergetrieben werden sollte, so wird es um den Anspruch der Orientierung am individuellen Patienten, seiner Krankheit und sozialen Situation eher schlechter als besser gestellt sein. Und dies, da gerade die Bedeutung der Subjektivität des Kranken für den Heilungsprozeß (bzw. bei chronischen Erkrankungen für den Krankheitsverlauf) deutlicher erkannt wird. Die betriebswirtschaftlich "idealen" Patienten sind solche mit standardisierbaren Erkrankungen und Therapien ohne Anspruch auf kommunikative Zuwendung und ohne Komplikationen. Darum ist es kein Wunder, wenn die bisher der Öffentlichkeit vorgeführten Modellversuche fast nur im chirurgischen Bereich angesiedelt waren.
Ein Kernstück der Vorschläge zur Veränderung der kassenärztlichen Versor-
In dem Artikel (FR vom 27. 6. 1992 "Eine Umstellung für die Ehemänner") wird "Frauenstudien" in Hamburg erwähnt. Sie berichten im vorletzten Abschnitt des Berichtes, daß für das Hamburger Weiterbildungs-Projekt "Frauenstudien" kein Zertifikat als Abschluß geboten würde. Richtig ist: auch in Hamburg erlangen die Frauen nach fünf Semestern ein Zertifikat.
Ute Toltzin (Frauenstudien Hamburg - Projektfrauen -), Hamburg
Nun hat die Frankfurter Rundschau mit Prof. Ervin Laszlo einen wichtigen Querdenker präsentiert (FR vom 31. 7. 1992 "Die Reaktionszeit für das Überleben ist kurz"). Untergegangen ist dabei, daß Ervin Laszlo (gemeinsam mit seinem Sohn Christopher sowie Alfred von Liechtenstein, James Ogilvy und Daniel Goeudevert) gerade sein jüngstes Buch vorgelegt hat. Der Titel "Evolutionäres Management. Globale Handlungskonzepte" ist am 23. Juli im PAIDIA Verlag, Fulda, erschienen.
Mit diesem Buch verlegt der im Herbst 1991 in Fulda gegründete PAIDIA Verlag sein drittes Buch. Mit den neuen Komplexitätswissenschaften (Chaosforschung, Medienanthropologie, Systemtheorie etc.) liegen neue Ansätze vor, die in den Büchern auf der Schnittfläche von Wirtschaft, Bildung, Medizin, Medientheorie und Ökologie diskutiert werden.
Autoren sind u.a. auch Marshall McLuhan, Ned Herrmann und Dudley Lynch, dessen Titel DELPHINSTRATEGIEN seit Monaten auf der Wirtschaftsbestsellerliste ist. Noch bis zur Buchmesse werden drei weitere Bücher erscheinen.
Ervin Laszlo wird im September in Frankfurt am Main auf dem Umwelttag seinen Ansatz vorstellen. Claus-Peter Leonhardt (Verleger des PAIDIA Verlages), Fulda
Sofern man nach dem Ende des Kalten Krieges die Suche nach Rechtfertigung von Bundeswehr und NATO durch deutsche Militärs und militärgläubige Politiker verfolgt hat, kann einen die aktuelle Entwicklung kaum erstaunen. Erschrekkend dennoch, wie zielstrebig und kaltschnäuzig nach der Wiederherstellung der deutschen Souveränität unter dem Schlagwort von der gestiegenen internationalen Verantwortung des größer gewordenen Landes an weltweiten neuen Aufgaben gebastelt wird, die der neuen deutschen Stärke auch militärisch gerecht werden sollen (FR vom 30. 7. 1992 "Ab 1995 deutsche Eingreiftruppen für internationale Krisen").
Bereits in dem im Januar dieses Jahres von der Führung des Bundesverteidigungsministeriums vorgelegten Grundsatzpapier werden Aufgaben für die zukünftige Bundeswehr in der "Förderung und Absicherung weltweiter politischer, wirtschaftlicher, militärischer und ökologischer Stabilität" und in der "Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des Zugangs zu strategischen Rohstoffen" gesehen. Es geht also im Kern darum, die herrschende Weltwirtschaftsordnung mit militärischen Mitteln abzusichern.
Zu diesem Zweck sollen nun laut Generalinspekteur Naumann ab 1995 rund 50 000 Soldaten der Bundeswehr als "Krisenreaktionskräfte" für weltweite Einsätze zur Verfügung stehen. Doch Militär und Rüstung taugen nicht zur Lösung der drängendsten Menschheitsprobleme. Weder die ökologische Katastrophe noch die ungeheure Ungleichheit zwischen Reichen und Armen und die daraus resultierenden "Krisen" können so gelöst werden.
Solange die potentiellen Ordner dieser Welt die Aufrüstung der "Dritten Welt" zulassen oder gar unterstützen, schaffen sie sich gleichzeitig die Rechtfertigung für ihre eigene Rüstung. Und solange die Verhältnisse so bleiben, daß die Armut im Süden immer mehr um sich greift, ist der Glaube eine Illusion, die Armen dieser Erde könnten mit Waffengewalt von den Wohlstandsinseln Europa, Nordamerik und Japan ferngehalten werden. Ein Teil der dortigen Menschen wird sich auf den Weg zu uns machen. Aber sie werden wohl nicht mit Armeen angreifen, gegen die wir uns militärisch "verteidigen" könnten.
Ziel echter Friedenspolitik muß deshalb die Auflösung von Bundeswehr und NATO sowie die Einstellung jeglicher Rüstungsproduktion sein. Was wir brauchen sind Regelungsmechanismen und Institutionen zur gewaltfreien Bearbeitung von Konflikten, aber kein Militär.
Zudem steht der westliche Lebensstil zur Disposition. Es gilt endlich einzusehen, daß die Menschheit überhaupt nur eine Zukunft hat, wenn es zu einer radikalen Neubesinnung und entsprechender tiefgreifender Kurskorrektur unseres gesamten persönlichen, gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens kommt. Anders wird es auf Dauer nicht weitergehen können.
So wie wir heute leben, leben wir als Gegner unserer Kinder, Kindeskinder und der noch nicht Geborenen. Wir leben auch auf Kosten der Menschen der "Dritten Welt" und auf Kosten der Natur.
Michael Schmid, Gammertingen
Die Wuppertaler Schwebebahn hat an beiden Enden - in W-Vohwinkel und in W-Oberbarmen Wendeschleifen (FR vom 25. 7. 1992 "Schwebebahn entgleist"). Diese Wendeschleifen werden seit nunmehr über 90 Jahren - die erste Teilstrecke der Schwebebahn ist 1901 eröffnet worden - grundsätzlich ohne Fahrgäste befahren.
Selbst wenn in der Wendeschleife ein Zug entgleist, kann der nachfolgende Zug noch in die Endhaltestelle einfahren und die Fahrgäste können aussteigen.
Ein Einsatz der Feuerwehr-Drehleiter ist nur notwendig, wenn wegen eines technischen Defektes oder Stromausfall ein Schwebebahnzug zwischen zwei Stationen liegen bleibt.
Theodor Horn, Kriftel
Mabuse: Sind die von den Koalitionsparteien beziehungsweise deren Gesundheitspolitikern vorgeschlagenen Maßnahmen zur Beschränkung der Zahl der Kassenärzte - Zulassungssperre bei "Überversorgung", Altersgrenze für Kassenärzte - zumindest kurzfristig sinnvoll und umsetzbar?
Dr. Ellis Huber: Das deutsche Gesundheitswesen leidet nicht an der Ärzteschwemme, sondern am Apparate-Berg und an der Tablettenflut. Zulassungssperren für junge Ärztinnen und Ärzte und die Zwangsberentung erfahrener Kolleginnen und Kollegen gleichen in ihrer Wirksamkeit und in ihrer Sinnhaftigkeit der Valium-Gabe bei den Kopfschmerzen eines arbeitslosen Schusters.
Nicht die Zahl der Ärzte ist das Problem, sondern die Art und Weise, wie ambulante ärztliche Versorgung betrieben wird. Die Explosion ärztlich veranlaßter Leistungen ist die unmittelbare Folge eines systemischen Konkurrenzkampfes der Ärzte untereinander und eines Gebührenordnungssystems, das den einzelnen Arzt dazu zwingt, die Abrechnung zu optimieren und möglichst viele Leistungen zu produzieren. Der Krankheitserreger Einzelleistungsvergütung verursacht fieberhaften Aktionismus und chronischen "Indikationsschwindel".
Würde die Zahl der Kassenärzte in ganz Deutschland verdoppelt und ihre Arbeit mit einem BAT Ib-Einkommen honoriert, so kostete dies insgesamt zehn Milliarden Mark im Jahr. Die Summe ist weit weniger als die Hälfte dessen, was von der gesetzlichen Krankenversicherung derzeit für Arzneien aus Apotheken ausgegeben wird. Eine Verdoppelung der Arztzahlen in der ambulanten Versorgung wäre sinnvoll, produktiv und nicht mit Kostensteigerungen verknüpft, wenn diese zusätzlichen Kassenärzte ihre Patienten durch personale Zuwendung zu einem rationalen Arzneimittelkonsum motivierten. Der Kuchen im Gesundheitswesen ist groß genug, um eine vernünftige Medizin für alle zu finanzieren. ( . . . )
Gibt es zu strikten Anbindung der Entwicklung des Gesamthonorars für Kassenärzte an die allgemeine Einkommensentwicklung - sprich Grundlohnorientierung - eine auch kurzfristig wirksame Alternative oder kommt man ohne eine solche Budgetierung nicht aus?
Das Leben wie die Politik besitzen immer Alternativen zum Üblichen oder Bestehenden. Die japanische Bevölkerung gibt beispielsweise sehr viel weniger Geld für ihre Gesundheitsversorgung aus, gleichwohl liegt die Lebenserwartung von Männern und Frauen weitaus höher und auch die Krankenstände sind weit geringer. Für die USA gilt das genaue Gegenteil.
Ein gesundheitspolitisches Ziel muß es sein, das vorhandene Finanz-Budget optimal für die Gesundheitsversorgung einzusetzen und gute Ärzte für ihre Arbeit gut zu bezahlen. Das Gesundheitswesen in der Bundesrepublik besitzt gigantische Optimierungs- Reserven. Daraus kann noch für viele Jahre auch der medizinische Fortschritt finanziert werden.
Die Alternative zur politisch verordneten Anbindung des Gesamthonorars für Kassenärzte an die allgemeine Einkommensentwicklung ist eine selbstbewußte und verantwortungsvolle Selbstverwaltung, die aus eigener Kraft für die sinnvolle und gerechte Verteilung der vorhandenen Mittel im Gesundheitswesen sorgt. Nötig sind nicht neue Gesundheitspolitiker, sondern bessere Standesfunktionäre.
Der Druck auf die kassenärztlichen Honorare resultiert aus der von Ärzten zu verantwortenden Fehlsteuerung im Bereich der Mittelverwendung. Etwa 80 Prozent der Ausgaben im Gesundheitswesen werden von Ärzten veranlaßt. Ohne ihre Verordnung, Zustimmung oder Anordnung fließt kaum Geld. Diese funktionale Macht gilt es für gesundheitliche Aufgaben und die ärztlichen Interessen zu nutzen und nicht in den Dienst des medizinisch-industriellen Komplexes zu stellen.
Ist eine grundlohnorientierte Budgetierung der Ausgaben für die stationäre Versorgung bei gleichzeitiger Verbesserung der Bedarfsanhaltszahlen und auch der Bezahlung des Pflegepersonals ohne Defizite der Krankenhäuser machbar?
Auch in der stationären Versorgung gibt es gigantische Vergeudungsraten aufgrund einer fehlgeleiteten Medizin. Jeder, der im Krankenhausbereich arbeitet, weiß, wie durchschnittliche Belegungsziffern und Verweildauern manipuliert werden können. Das bestehende, fehlsteuernde Finanzierungssystem lähmt die sinnvolle Patientenversorgung im Krankenhaus. Patienten am Montag vormittags zu entlassen und in das gleiche Bett nachmittags einen neuen Patienten zu legen, hat mit gesundheitlicher Betreuung soviel zu tun, wie das Benzintanken mit verantwortungsvoller Autofahrt.
"Die Nieten in der Job-Lotterie sind für Frauen reserviert", schrieb die FR am 24. 7. 1992. Leider scheint das so zu sein. Die Frauen sollten aber nicht ganz allgemein alle Männer anklagen. Es wäre besser, Männer als Mitstreiter zu gewinnen. Dann dürfen sie aber nicht vergrault werden.
Und wirklich helfen können doch nur die verantwortlichen Politiker und Politikerinnen in Regierungen und Parlamenten. Die sind für Änderungen zuständig. Auch aufgrund der staatlichen Pflicht zur Sozialstaatlichkeit.
Wilhelm Krüger, Lüdenscheid
gung sind "verstärkte Anreize für eine wirtschaftliche Verordnungsweise". Künftig sollen prospektiv für jedes Jahr arztgruppenspezifische "Arznei- und Heilmittelbudgets" festgelegt werden. "Bei Überschreitung des Budgets verringert sich die Gesamtvergütung um den Differenzbetrag." Für die einzelnen Arztgruppen werden ferner "Schwellenwerte" vereinbart, definiert als Ausgaben pro Mitglied oder pro Versichertem. Überschreitet ein Kassenarzt diese Werte, "so verringert sich seine Vergütung um den Differenzbetrag". Der Enthusiasmus der Verbandsfunktionäre der GKV ist noch größer als der selbst des Bundesgesundheitsministers. Die externe Budgetierung - so sagen sie - werde die Qualität der Versorgung verbessern. Mit der grundsätzlichen Bindung der veranlaßten Leistungen an das Budget schlage man einen Weg ein, "an dessen Ende eine gesundheitlich sinnvollere und ökonomisch vernünftigere Verordnungsweise stehen könne." (Handelsblatt v. 17. 6.)
Zum Problem der monetären Steuerung des Arztverhaltens gibt es eine einfache Grundüberlegung: Nimmt man einmal an, alle Ärzte würden ihr Verhalten ausschließlich an den Interessen der Patienten und am Stand der Wissenschaft orientieren, dann wären wirtschaftliche Anreize völlig sinnlos. Weder Bonus- noch Malussysteme könnten dann zu verschiedenen Leistungsprofilen führen. Da letzteres aber real der Fall ist, muß die gutgläubige Annahme vom nicht- bzw. "postmateriellen Arztverhalten" aufgegeben werden. Ökonomische Anreize sind wirksam, aber man sollte sich über einen entscheidenden Mangel im klaren sein: Monetäre Hebel wie die Schwellenwerte können zwar den Umfang der Leistungen reduzieren, sie sind aber nicht geeignet, das Verhältnis von notwendigen zu unnötigen bzw. schädlichen Leistungen zu verändern. Angenommen, ein Viertel der verschriebenen Medikamente sei überflüssig oder gar schädlich, so genügt es nicht, sie durch monetäre Hebel auf drei Viertel zu kürzen. Denn auch die verbleibenden Verschreibungen werden sich aller Voraussicht nach wieder zu drei Viertel aus notwendigen und einem Viertel aus überflüssigen bzw. schädlichen Leistungen zusammensetzen. Nützliche Leistungen haben prinzipiell die gleiche Chance reduziert oder erweitert zu werden wie unnütze und schädliche. Der Geldanreiz zur Einschränkung ist genauso blind gegenüber dem medizinisch Erforderlichen wie es vorher der Geldanreiz zur Ausdehnung war. Der Optimismus der Verbandsfunktionäre, deren Legitimation der ausgeglichene Haushalt ist, mag auf inhaltlicher Sorglosigkeit beruhen. Um der vielbeschworenen "Ausgewogenheit" willen hat man auch ein "Preismoratorium für Arzneimittel" in den Katalog aufgenommen. Nachdem sich - was abzusehen war - die "Festbeträge" als ziemlicher Flop erwiesen haben, da die Industrie ihre Einbußen durch Preiserhöhungen bei den anderen Medikamenten kompensiert hat, verkündet man nun trotzig: "Die Arzneimittelhersteller verpflichten sich ( . . . ) auf Preiserhöhungen bei Arzneimitteln ohne Festbetrag zu verzichten. Für den Fall, daß ein solcher Verzicht . . . nicht zustande kommt, wird die Preissenkung auf gesetzlicher Grundlage erweitert." Man darf gespannt sein, wie die Minister Seehofer und Möllemann mit den Chemiekonzernen umspringen werden.
Die Gesamtvergütung der Kassenärzte soll für die nächsten drei Jahre "gedekkelt" werden, d. h. sie soll nicht schneller steigen als die "zu erwartende Steigerung der beitragspflichtigen Einnahmen je Mitglied." Damit ist eigentlich nicht mehr gefordert, als daß die Honorarentwicklung sich den Lohnsteigerungen anzupassen hat. Der Hartmannbund wird sich künftig überlegen müssen, ob er nicht zu Solidaritätskundgebungen für die IG Metall aufrufen will, die umgekehrt um den Spielraum der ärztlichen Honorarverteilung kämpft.
Für die Kassenärzte besteht die Belastung darin, daß sie bei einer solchen Regelung die Honorare für die zusätzlich nach Niederlassung drängenden jungen Kollegen aus ihrer eigenen Tasche finanzieren müssen. Das hat die Standesorganisationen dazu gebracht, den Offenbarungseid auf ihre eigene Standesideologie von der "freien Ärzteschaft" zu leisten und die Zulassungssperre zu fordern. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung verlautbarte: "Die KBV kann sich daher (wegen der Deckelung bei einer 3,5prozentigen Zunahme der Zahl der Kassenärzte, H.K.) der vorgesehenen Neugestaltung der Bedarfsplanung . . . nicht widersetzen. Dies gilt im Grundsatz auch für die ab 1. 1. 1999 vorgesehene Begrenzung der Zahl der Kassenärzte durch gesetzliche Regelungen. . ."
Was die jungen Kollegen angeht, kann man sich nicht widersetzen, sehr wohl aber, was die auch angekündigte Zumutung angeht, sich - wie jeder andere - mit dem 65. Lebensjahr zur Ruhe zu setzen (Ärzte-Zeitung v. 9. 6.).
Der Charakter einer Zulassungsbeschränkung in der sogenannten Marktwirtschaft wird nur deutlich, wenn man sie konsequent zu Ende denkt: Würde die Niederlassungsfreiheit mit dem Argument einer "Ärzteschwemme" beschränkt, so müßten im Sinne des Gleichbehandlungsgrundsatzes natürlich auch die anderen Berufsgruppen gegen den Konkurrenzdruck durch die "Schwemme" ihrer nachwachsenden Generation geschützt werden, beispielsweise die Bauarbeiter und Politologen, Juristen und Metallarbeiter, Philosophen, Soft-Ware-Entwickler usw. Um dann aber die Bildungseinrichtungen und Staatsfinanzen nicht mit einer "Schüler- und Studentenschwemme" zu überlasten, sollte auch hier bereits die antizipierte Marktentwicklung die Zulassung bestimmen. Aber was mit der dann sich ergebenden "Schwemme" der Kinder und Jugendlichen ohne Bildungszulassung? Wäre das nicht eine "soziale Indikation", der auch die katholischen Kassenarztfunktionäre zustimmen könnten?
Auch bei der kassenzahnärztlichen Versorgung haben sich die marktliberalen Ökonomen einen kleinen Traum erfüllt: Einen Einstieg in die Reduzierung der Sozialversicherung auf eine Minimalversorgung ("Regelleistungen") um damit dem privaten Versicherungsgewerbe den Markt für die sogenannten Wahlleistungen zu überlassen. Der Zahnersatz ist - wie schon bei der Einführung des Kosten-Erstattungsprinzips vor drei Jahren - das Experimentier- und Gewöhnungsfeld. Das AOK-Mitglied wird künftig seine, schon durch Blüm auf 60 Prozent reduzierte Kostenerstattung nur noch für ein Kassen-Gebiß beanspruchen können. Will er oder sie mehr, dann muß er Beträge in Höhe von Monatseinkommen "eigenverantwortlich" anlegen oder eine private Versicherung abschließen. Der Bundeskanzler hat die Senkung des Spitzensteuersatzes damit begründet, daß die "Leistungsträger" unserer Gesellschaft entlastet werden müßten. Künftig wird man einen "Leistungsträger" schon an seinem Gebiß erkennen können.
Um den Vorschlägen des Gesundheitsministers Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen, sollte noch positiv erwähnt werden, daß die "Vereinbarung unterschiedlicher Vergütungen für unterschiedliche Versichertengruppen" ausdrücklich untersagt werden soll. Damit nämlich wäre das Solidarprinzip auch auf der Ebene der Leistungsqualität aufgebrochen, da der "Wettbewerb" der Anbieter dann ein Wettbewerb um die Patienten mit der bestbezahlenden Versicherung würde.(. . .)
Sie sind Weltmeister, Rekordhalter, Medaillengewinner und in Barcelona am Start: Yolande Hansen, Hans Lübbering, Marianne Boggenhagen oder auch Barbara Maier und Markus Pilz. Nie gehört? Verständlich. Die vier Leichtathleten sind Rollstuhlsportler, eben "nur" Behindertensportler - das bekommen sie in der Öffentlichkeit immer und immer wieder zu spüren. Behindertensport, klar, das muß schon sein, aber Behindertensport als Hochleistungssport - da scheiden sich die Geister.
Da wird zwar artig Beifall geklatscht, wenn die Marathonis in ihren "Feuerstühlen" der laufenden Masse bei den großen Stadtmarathons vorwegeilen. Doch um das, worum es den Sportlern eigentlich geht, um die Anerkennung ihrer Leistung, kämpfen sie an vielen Stellen noch vergeblich. Und eigentlich kann nur der es annähernd nachvollziehen, was es zum Beispiel heißt, Sport im Rollstuhl auszuüben, der es ausprobiert hat.
Zwanzig Meter im Diskuswurf, kein Problem. So dachten die nichtbehinderten Diskusriesen, schnallten sich im Rollstuhl fest und schleuderten die Wurfscheibe prompt nur auf 18 Meter. In Deutschland ist diese Art der Integration, das gemeinsame Sporttreiben, allerdingsnoch eine Seltenheit. In Kanada, Skandinavien und den Vereinigten Staaten ist man da schon wesentlich weiter. Eine "Schadensklasse" für Nichtbehinderte wurde geschaffen, und so rollen die Fußgänger im Basketball mit.
Woran liegt es, daß in Deutschland die Behindertensportler noch so im Schatten stehen? Daß etwa eine Barbara Maier, einzige deutsche Teilnehmerin des Rollstuhl-Einlagerennens bei den Olympischen Spielen, nicht zum Team gehört, keinen Zutritt ins Deutsche Haus hat, alleine in Barcelona ist? An den Sportlern liegt es nicht, mit denen haben die Rollstuhlfahrer schon bei der WM in Tokio gemeinsame Sache gemacht. Doch die Herren Funktionäre, an denen es gelegen hätte und immer wieder liegt, die Integration voranzutreiben, haben wieder einmal ihr Desinteresse dokumentiert.
Doch läßt sich die Problematik nicht auf auf die Formel "Nichtbehinderte behindern Behindertensport" reduzieren. Die "Alten Herren" der Behinderten-Garde, rekrutiert aus den Kriegsversehrten, halten vom Leistungssport in ihrem Bereich selten etwas. Also auch ein Generationsproblem, mit dem die Sportler und die, die hinter ihnen stehen, wie der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands, Reiner Krippner, zu kämpfen haben. Behindertensport und Nichtbehindertensport sind sich ja so ähnlich.
IRIS HILBERTH
Im Schloßpark von Wiesbaden-Biebrich bieten die "Kulturtage für Kinder" von Samstag, 8., bis Donnerstag, 13. August, ein buntes Programm. Neben vielerlei Attraktionen für Kinder wird erstmals das "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne" des Künstler-Philosophen Hugo Kükelhaus (1900-1984) eingerichtet, dessen Benutzung schon den Kleinsten die Natur spielerisch wahrnehmbar macht.
Die knapp 40 Spielstationen für alle Altersgruppen - auch für Behinderte - machen mit Gesetzmäßigkeiten der Natur vertraut, die im industriellen Zeitalter sonst kaum mehr bewußt werden. Das Erfahrungsfeld ist täglich außer Montag von 9 bis 18 Uhr geöffnet, das Theaterzelt werktags von 10 bis 15, am Wochenende von 11 bis 16 Uhr.
Von Freitag, 28., bis Sonntag, 30. August, schließt sich im Schloßpark von Wiesbaden-Freudenberg das Festival "Folklore im Garten" an. er
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.
Lebenshilfe Frühförderstelle: offener Spielnachmittag für Eltern mit entwicklungsverzögerten Säuglingen und Kleinkindern, 15-17 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
BfA: Sprechstunden, 8.30-12.30 u. 13.30-15.30 Uhr, Ludwigstr. 16, Tel. Voranmeldung unter 0 60 31 / 1 20 12.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Haltungsgymnastik; 14 Uhr geführte Wanderung in die Umgebung Bad Nauheims mit M. Montag; 15.30 Uhr Vortrag: BE - ein Maß für Diabetiker.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.
Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr; offenes Treffen f. Freunde / Angehörige, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 8 71 34.
Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Friedberg. Café Kaktus: Kieran Halpin & Anth Kaley - Irish Rock live, 21 Uhr, Hospitalgasse 16.
Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Kurhaus.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher" von R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg. Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Der reiche Kaufmann", Vorstellung für Kinder, 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz.
Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.
Bad Nauheim. Mütterzentrum: Yoga am Morgen (mit Kinderbetreuung), 10-11 Uhr, Alte Feuerwache.
Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16 Uhr, Rettungswache.
Jugendfeuerwehr: Übung, 18 Uhr, Feuerwache Schwalheimer Str.
Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.
Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Gesellschaftsspiele von 9-90 und Tauschmarkt für Spiele, 14-17 Uhr; Offener Männertreff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.
Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. AWO-Begegnungsstätte: Stillgruppe, 15-17 Uhr, Sozialzentrum, Johann-Sebastian-Bach-Str. 26.
Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß-Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.
Mütterzentrum e.V.: Zwergentreff f. Kinder v. 1-3 J., 15-17 Uhr, Selzerbrunnenhof. Rentner- u. Pensionärsgemeinschaft: Seniorennachmittag, 15 Uhr, Gaststätte Rendeler Hof.
Altenstadt. VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.
Seniorenclub Waldsiedlung: Treffen, 15 Uhr, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung.
Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.
Ortenberg. Natur- u. Vogelschutzgruppe Gelnhaar: Vereinstreffen, Vogelschutzhütte.Parteien / Parlamente Butzbach. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Pohlgönser Str. 26.
Altenstadt. CDU: Informationsveranstaltung zur Abtreibungspille RU 468, 20 Uhr, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung. Vorträge / Kurse Nidda. Altenclub: Dia-Vortrag über das Bundesland Schleswig-Holstein, 15 Uhr, Bürgerhaus. Verschiedenes Friedberg. Mobile Spielplatzbetreuung MOBS: Spielplatz Bruchenbrücken, Am Kindergarten (bis 14. August).
Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Kurhaus. Nidda. Tanz im Kursaal, 19-22 Uhr, Bad Salzhausen. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. 8.).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. 8.).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr) - Blende: Wayne's World (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Keller: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Das Schweigen der Lämmer (19 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Emil und die Detektive (16 Uhr); König der Fischer (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Otto - der Liebesfilm (20 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Mambo Kings (19.45 Uhr); Edward II (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Van Gogh (19 Uhr); Highway 61 (22 Uhr). (Ohne Gewähr)
Nachrichten-Börse
Opec-Förderung über der Quote Die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) haben nach einer Reuter-Umfrage im Juli tagesdurchschnittlich fast 24 Millionen Barrel (je 159 Liter) Rohöl gefördert. Das vom Kartell festgesetzte Limit wäre damit um gut 700 000 Barrel überschritten worden. Produktion im Osten sinkt Das Produzierende Gewerbe in den neuen Ländern fertigte im Mai 4,4 Prozent weniger als im April. Im Vorjahresvergleich betrug das Minus 6,7 Prozent. Fünf Milliarden für die Post Das Volumen der neuen Postanleihe wurde im Ausschreibungsverfahren auf fünf Milliarden Mark aufgestockt. Bremen: Kein Beschluß über LZB-Klage Der Bremer Senat hat noch nicht über eine Klage gegen die Neuordnung der Landeszentralbanken (LZB) entschieden. Gleichwohl wird an der Weser nicht mehr mit einem Gang nach Karlsruhe wegen des Bundesbankgesetzes gerechnet (siehe gestrige FR). Bremen soll eine LZB mit Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wohl mit Sitz in Hannover bekommen.
Um 8.47 Uhr schien es endlich soweit zu sein: Nach 14 Tagen strenger Quarantäne wagte sich Archibald, Frankfurts neuer Giraffenbulle, über die blaue Linie, die sein Giraffenhaus von dem Freigehege trennt. "Endlich", stöhnten die Mitarbeiter des Zoologischen Gartens, die seit einer Stunde auf Archibalds erste Gehversuche in der neuen Heimat warteten. Doch dann überlegte es sich die zehnjährige Netzgiraffe wieder anders und kehrte in den Stall zurück.
"Feigling", "Der ist ja nur ängstlich", lachten die Tierpfleger. "Nein, der will zu seinen Frauen zurück!" Da half auch kein Locken mit Akazienzweigen, der Hauptnahrung in Archibalds ostafrikanischer Heimat, das die Tierpfleger vor seinem meterlangen Hals schwenkten. Der verspottete Giraffenbulle blieb im Stall.
Archibald, der seine Jünglingsjahre in einem tschechoslowakischen Zoo verlebt hatte, kam am 18. Juli in Frankfurt an. Im Anschluß an den Transport mußten der Bulle und die beiden schon länger am Main ansässigen Giraffendamen Dara und Saida für 14 Tage das Haus hüten - gemäß den tiermedizinischen Vorschriften. Gestern öffneten die Zoologen erstmals die Tore für Archibald. Die beiden Weibchen mußten derweil weiter hinter Gitter verharren. "Der soll das Gelände erst einmal allein erkunden", sagt der Tierarzt Bernd Marten, "wenn die Giraffenkühe dabei sind, dann fällt der vor lauter Aufregung noch in den Wassergraben." Aber dem Tier reichte die Freiheit, seinen Hals über das Gitter zu schwenken.
Einen der Gründe, warum Archibald seine wiedergewonnene, wenn auch begrenzte Freiheit nicht nutzt, nennt Matern. "Die Giraffen haben wohl schon eine Neigung zueinander gefaßt", vermutet der Veterinärmediziner, "der geht nur nicht raus, weil die Giraffenkühe noch im Stall sind." Die Frankfurter Zoologen reagieren allerdings erfreut auf die ersten Liebesregungen des Steppenbewohners, denn Archibalds inzwischen verstorbener Vorgänger Goba hatte sich als zuchtunfähig erwiesen und war, trotz regen Interesses, über Begattungsversuche nicht hinausgekommen.
Bei Archibald befürchten die Zoologen solch unfruchtbare Versuche nicht: Der fünf Meter hohe, 1,2 Tonnen schwere und auch sonst omnipotente Bulle hatte schon in seiner tschechoslowakischen Wahlheimat achtmal für Nachwuchs gesorgt. Doch werden die Giraffendamen Dara oder Saida frühestens in 15 Monaten Mutterfreuden entgegensehen. Afrikanische Netzgiraffen tragen mindestens 440 Tage an ihren Jungen. mku
Wunder soll es ja immer mal wieder geben. Doch am Montag blieben sie aus, und auch am heutigen Mittwoch wird vermutlich nichts Gegenteiliges passieren. So souverän wie die deutsche Dressur-Equipe den Mannschaftswettbewerb gewann, so sicher scheint es, daß ihre Mitglieder heute im Einzelfinale Gold, Silber und Bronze unter sich ausmachen - wie vor vier Jahren in Seoul. Die Spannung ist trotzdem groß, denn der Kampf um den Olympiasieg ist völlig offen. Nicole Uphoff legte bei ihrem ersten Auftritt 1768 Punkte hin und erreichte damit eine bei einem Grand Prix noch nie dagewesene Wertung. Isabell Werth konterte und erhielt nur sechs Zähler weniger von den Juroren. Heute fängt alles wieder bei null an.
Das Duell Uphoff-Werth ist nicht nur sportlich höchst reizvoll. Von beiden ist nämlich bekannt, daß sie sich lange wie Katz und Maus begegneten, wenn sie vom Pferd stiegen. Seit der Abreise nach Barcelona kann nach Darstellung aller Beteiligten davon aber keine Rede mehr sein, denn auf der letzten Etappe der Olympiavorbereitungen in Kronberg wurde von Bundestrainer Harry Boldt ein Schlichtungsgespräch eingefädelt. Und alle sind nun zuversichtlich, daß das Arrangement auf Dauer hält.
Gemeinsam haben Nicole Uphoff und Isabell Werth, daß ihr kometenhafter Aufstieg in die internationale Spitzenklasse allen bis dahin aufgestellten Theorien widerspricht. Ein Jahrzehnt, so behaupteten die Experten stets vehement, müsse man seine Piaffen und Pirouetten im Dressur-Viereck drehen, bis die Reputation so groß sei, um bei internationalen Ereignissen irgendwelche Ansprüche auf vordere Plätze stellen zu können.
Als erste durchbrach Nicole Uphoff, die mit neun Jahren beim Dünenreiten im Urlaub auf Sylt erstmals auf dem Rücken eines Pferdes gesessen hatte, dieses ungeschriebene Gesetz. Ihr erster spektakulärer Erfolg war der Sieg bei der Junioren-EM 1987. Ein Jahr später hatte sie Gold mit der Mannschaft und im Einzel bei den Olympischen Spielen gewonnen. Die Fachwelt staunte, und ihr umtriebiger Vater nutzte die Gunst der Stunde. Der Binnenreeder vermarktete seine Tochter clever.
Ihre unumschränkte Vormachtstellung hielt freilich nur zwei Jahre, weil sich Isabell Werth auf eine Höhe zu der Doppel-Olympiasiegerin, -Welt- und Europameisterin schwang. Als Tochter eines Landwirts war sie schon von Kindesbeinen an mit Pferden aufgewachsen, doch an Leistungssport dachte sie nie. Bis ihr Nachbar Uwe Schulten-Baumer sie für die Dressur begeisterte. Das Delikate: Der Erfolgstrainer hatte ihre Rivalin Nicole Uphoff groß herausgebracht, ehe sich die Wege der beiden trennten und die Duisburgerin seitdem von Bundestrainer Boldt so "nebenbei" betreut wird. Die in Rheinberg bei Düsseldorf beheimatete Isabell Werth hielt sich nach ihrem Einstieg ins Dressur-Geschehen nicht lange im Hintergrund auf und stellte ihre Fähigkeiten quasi von heute auf morgen gleich in einem Grand Prix unter Beweis. Spätestens seit dem Gewinn der Einzel-Europameisterschaft 1991 muß sich die 23jährige Jurastudentin vor ihrer zwei Jahre älteren Rivalin, die als Speditionskauffrau halbtags im Betrieb ihres Vaters arbeitet, nicht verstecken. Nicht nur die Olympia-Generalprobe beim Internationalen Reitturnier von Aachen entschied sie zu ihren Gunsten.
Vor dem heutigen Finale in Barcelona halten sich beide bedeckt. Nicole Uphoff befindet lapidar: "Die Tagesform entscheidet." Wobei diese Prognose sowohl die Reiterin als auch ihr Pferd Rembrandt, das sie von ihrem Vater als 12jährige geschenkt bekam, betrifft. Isabell Werth, deren Gigolo im Besitz ihres Trainers Schulte-Baumer ist, will sich zum Ausgang des spektakulären Zweikampfs ebenfalls nicht festlegen und gab nach der Siegerehrung mit der Mannschaft in Beckenbauer-Manier zum besten: "Schau'n mer mal . . .".
Von der nicht zu unterschätzenden Pferdesport-Lobby gar nicht gern gehört, aber ein Thema mit viel Zündstoff ist die Frage, ob das Dressurreiten seine olympische Existenz-Berechtigung nicht irgendwann verliere. Die Dominanz der deutschen Elite und der eklatante Leistungsunterschied zur Konkurrenz ist ein Mosaiksteinchen der Diskussionen, der geringe Bekanntheitsgrad der Sportart in den meisten Ländern dieser Erde ein weiteres. So spricht Nicole Uphoff offen davon, daß es sich bei den olympischen Wettbewerben um eine "verkappte deutsche Meisterschaft" handele. Gleichzeitig würdigt sie das Engagement vieler deutscher Ausbilder in anderen Ländern und setzt nicht zuletzt darauf ihre Hoffnung, in vier Jahren in Atlanta einen Gold-Hattrick feiern zu können. Am stärksten in die Offensive geht Isabell Werth, die kein Verständnis dafür aufbringen würde, wenn die Dressur bei der ins Visier genommenen Straffung des olympischen Programms dem Rotstift zum Opfer fallen würde. Für Momente kann sie sich sogar richtig ereifern: "Wenn früher drei Amerikaner im 100-m-Finale vorne lagen, hat doch auch niemand gefordert, daß sie langsamer laufen sollen oder diese Disziplin aus dem Leichtathletik-Programm gestrichen werden muß."
Der Sonntag ist den Kontrahenten nicht heilig. In acht Tagen, am 16. August, trifft sich die Geschäftsleitung der Lufthansa mit Vertretern von DAG und ÖTV zum ersten Akt. Das Management will bei den Gewerkschaften einen Teil dessen einfordern, was seiner Meinung nach für die Sanierung der gefährlich trudelnden Fluggesellschaft notwendig ist. Einige Themen auf der Wunschliste des Vorstandes: Rückkehr zur 40-Stunden- Woche, flexiblere Arbeitszeiten, Wegfall von freien Tagen und allmähliche Etablierung einer Lohn- und Gehaltsstruktur, die deutlich unterhalb des jetzigen Standards liegt.
Wenn die Zeichen nicht trügen, hat die Führungs-Mannschaft eine ganze Menge Pfeile im Köcher. Denn am Dienstag und Mittwoch vergangener Woche zog sie sich, ungewöhnlich genug, ins südhessische Seeheim zu einer Klausurtagung im firmeneigenen Schulungszentrum zurück. Herausgekommen ist dabei ein Bündel von Initiativen, das unter dem Arbeitstitel "Programm '93" läuft, demnächst dem Aufsichtsrat präsentiert und anschließend mit dem Ziel in die Tat umgesetzt werden soll, das Unternehmen bis übernächstes Jahr aus den ärgsten Turbulenzen herauszubringen. Mehr anzustreben, so die Parole in der Topetage, wäre frivol. Denn die Lufthansa steckt in ihrer bisher schwersten Krise; "sie ist in Gefahr", wie auch Franz-Eduard Macht, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates, sorgenvoll konstatiert.
Wohl wahr. Ein demnächst herauskommender Aktionärsbrief beziffert den Verlust nach den ersten sechs Monaten auf rund 550 Millionen Mark. Das sind zwei Drittel mehr als in der gleichen Periode des Vorjahres, auf die noch stark die negativen Konsequenzen des Golf-Krieges gedrückt hatten. Ferner "schönen" den ausgewiesenen Fehlbetrag 105 Millionen Mark an Sonder-Gewinnen aus dem Verkauf von Flugzeugen. Korrekt gerechnet heißt das also: Im ersten Semester 1992 wurden praktisch doppelt so viel Miese eingeflogen wie im entsprechenden Zeitraum des vergangenen Jahres. Bis zum 31. Dezember schließlich hatten sich damals die roten Zahlen auf veröffentlichte (was nicht identisch ist mit dem tatsächlichen Minus) 444 Millionen Mark addiert. Daran, daß in knapp fünf Monaten unter dem Strich eine wesentlich höhere Summe stehen müßte, gibt es nicht den geringsten Zweifel. Ob das so sein wird, hängt freilich davon ab, inwieweit Finanzchef Klaus Schlede zwecks besserer Optik auf Reserven in der Bilanz zurückgreift. Aber wie er es auch drehen und wenden mag: Die Verluste des vergangenen und des laufenden Jahres aus dem Flugbetrieb übersteigen locker das Grundkapital von etwas mehr als 1,5 Milliarden Mark.
Verantwortlich dafür sind eine Reihe von externen Gründen und viele interne Fehlleistungen. Zu den äußeren Faktoren gehören, um nur einige zu nennen, die weltweite Flaute, die bereits 1991 den internationalen Passagier- und Frachtverkehr erstmals seit dem zweiten Weltkrieg schrumpfen ließ, ein dadurch extrem verschärfter Konkurrenzkampf, der soeben in einer regelrechten Schlacht gegen die Amerikaner über dem Nordatlantik eskaliert, Währungsverluste in dreistelligem Millionen-Umfang wegen des gesunkenen Dollarkurses und nicht zuletzt eine Gebühren-Explosion, die sogar pumperlgesunde Firmen in Atemnot brächte. Hält der Trend der ersten Monate an, dann wird die Lufthansa in diesem Jahr für Abfertigungs-, Flugsicherungs-, Lande- und Fluggastgebühren drei Milliarden Mark löhnen müssen. Die entsprechende Position schlug 1989 erst mit 1,5 Milliarden zu Buche. Dieser Mehraufwand will erst einmal verdient sein; bei sinkenden eigenen Preisen kein kleines Kunststück.
Dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Weber, der Hinweise auf derartige Rahmenbedingungen nicht als "nörgelndes Lamentieren" interpretiert wissen will, ist allerdings klar, daß seine Karriere und die Zukunft der Kranich-Airline davon abhängen, ob er die hauseigenen Probleme in den Griff bekommt. Die Ansatzpunkte: Druck auf die Personal- und die Sachkosten bei gleichzeitiger Steigerung der Erträge. Doch damit ist überhaupt noch nichts gewonnen.
Betriebsrat und Aufsichtsratsmitglied Macht beklagt "das Fehlen eines klaren Konzeptes und einer eindeutigen Strategie" für dessen Realisierung. "Wir sind bereit, über alles zu reden", betont der Belegschaftsvertreter und scheut sich auch nicht, zuzugeben, "daß in einem bürokratischen Laden wie dem unseren manche Dinge etwas länger dauern". Der Vorstand aber müsse mit seiner "Desinformation von Lufthanseaten und Öffentlichkeit" aufhören und dürfe nicht "nach der Rasenmäher-Methode" das Sparen anfangen, da manche operativen Bereiche sogar ausgebaut gehörten. "Wir brauchen Hände für die Verladung der Fracht, Hände, um Tickets zu verkaufen, Hände für die Technik."
In die gleiche Kerbe haut Bernd Harth, der für die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) bei den Haustarifverhandlungen am Tisch sitzen wird. Er pocht auf "ein Strukturkonzept", in dem alle Ziele definiert und die Wege, auf denen diese erreicht werden sollen, aufgezeigt sein müßten. Unabhängig davon vermutet er in den projektierten Einsparungen beim Sachaufwand - allein in diesem Jahr ist von mehr als 250 Millionen Mark die Rede - "einen sehr optimistischen Ansatz". Wesentliche Blöcke ließen sich kaum beeinflussen. Dazu gehörten die Mieten, die etwa am neuen Münchner Flughafen "edelster Art" seien. Und beim Thema Mieten wundert sich Harth gleich mit darüber, daß die Lufthansa nur über wenig Immobilienbesitz verfüge, sich aber trotzdem eine Liegenschaftsverwaltung mit über tausend Beschäftigten leiste. Auch ÖTV-Mitglied Macht kann ohne langes Nachdenken Beispiele nennen, die mangelndes Kosten-Bewußtsein vermuten lassen. Den krassesten Fall wittert er bei der Informatik und EDV, die sich eine Menge Doppel- und Dreifach-Arbeit leiste. Eine strenges Controlling für dieses Gebiet, das jährlich 1,3 bis 1,4 Milliarden Mark verschlingt, sei längst überfällig.
Solch schiefe Betriebsstrukturen scheinen keine Seltenheit zu sein. Ein interner Kritiker ärgert sich fast schwarz darüber, daß es bisher versäumt wurde, "eine moderne, schlagkräftige Verwaltung zu schaffen und sich auf das operationelle Geschäft zu konzentrieren". Das Musterbeispiel an Fehlentwicklung ist für ihn die Kölner Hauptverwaltung. Am juristischen Firmensitz strömen täglich noch 1200 Leute in die Büros, "aber die kannst du bis auf die Finanzabteilung allesamt in der Pfeife rauchen".
Drastische Urteile wie dieses entstehen offenbar im Klima einer Portion Unprofessionalität, mit der die Führungskräfte das Unternehmen derzeit fit zu machen versuchen. Das Sparen um jeden Preis führt dann zu solch grotesken Ergebnissen, daß es in der Frankfurter Kantine nur noch zwei anstatt der früher drei Menüs gibt, Pappteller das Porzellan abgelöst haben und wegen der personellen Ausdünnung bei der Essensausgabe die Schlangen jetzt länger als früher sind.
Stimmung kam auch in der Crew-Station in Rhein-Main auf, als sich am vergangenen Montag 120 Besatzungsmitglieder die Beine in den Bauch standen, weil die verbliebenen Crew-Busfahrer es einfach nicht mehr schafften, die Piloten und das Kabinenpersonal rechtzeitig zu den Flugzeugen zu bringen. "Was zählt das Gehalt eines Fahrers gegenüber den Verspätungskosten eines Jumbo", fragt der Insider, der allerdings ebenso wie Harth die traditionellen Schwächen im Verkauf als das entscheidende Defizit der Lufthansa im Kampf gegen die Konkurrenz diagnostiziert.
Der DAG-Mann zieht einen Vergleich zu Mercedes-Benz. Genauso wie sich die Stuttgarter Karosserieschmiede jahrelang nicht sonderlich um den Vertrieb der Nobel-Limousionen zu kümmern brauchte und jetzt von den Problemen mit der S-Klasse überrascht werde, entfaltete die Fluggesellschaft in der Vergangenheit wenig Aktivitäten, um Kunden zu gewinnen. "Eine eigenständige Verkaufsstrategie wurde nie entwikkelt, sondern man hat immer nur von anderen abgeguckt." Das räche sich jetzt im ständig härteren Wettbewerb bitter.
"Dritte-Welt-Standard" sieht der kritische Lufthanseat beim Service erreicht. "Wähle in Miami morgens um acht Uhr die 800er-Nummer, um einen Flug zu buchen; du wirst ein Debakel erleben", empfiehlt und prophezeit er Neugierigen. "Unser Unternehmen ist einfach noch nicht wach." Und es schlafe, wenn abends um neun Uhr ein Geschäftsmann aus Genf in Frankfurt eintreffe und kurzfristig für den nächsten Tag einen Weiterflug nach New York buchen wolle, umso tiefer. Der Manager habe so gut wie keine Chance, so bedient zu werden, wie es sich für ein Dienstleistungsunternehmen gehöre.
Daneben warnt der unruhige Geist vor dem Fehler undifferenzierten Sparens. Ebenso wie Betriebsrat Macht plädiert er für "Investitionen in marode Strukturen". Wenn man einen Fettleibigen nur dazu verdonnere, seinen Bauch abzuhungern, bringe das nicht viel. Er müsse außerdem täglich über den Sportplatz gejagt werden, um Muskeln und Sehnen zu trainieren. Soll heißen: der Kranich in ein bis zwei Jahren schlanker, aber immer noch flügellahm?
Es scheint, als seien Befürchtungen in diese Richtung auf offene Ohren gestoßen. Denn in einen besseren Service, in die stärkere Kunden-Bindung und in eine aktivere Verkaufspolitik wird derzeit sowohl Geld als auch Gehirnschmalz investiert. So entsteht in Kassel ein bundesweit zuständiges Zentrum, dessen vorläufig 30 Leute von November an rund um die Uhr telefonisch zum Ortstarif für Auskünfte, Reservierung und Buchung erreichbar sein sollen. Ferner startet Anfang nächsten Jahres ein Bonusprogramm für Vielflieger unter der Bezeichnung Miles & More (siehe Kasten). Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl sich konkretisierender Überlegungen, den Passagieren die Eincheck-Prozedur zu erleichtern und gleichzeitig das Verfahren zu rationalisieren. Nicht zuletzt wird das Service-Angebot generell erweitert.
Zu mehr Leistung und Engagement will Vertriebsvorstand Ernst Adrian Freiherr von Dörnberg seine Mannschaft auch durch ein Vergütungssystem trimmen, das kürzlich seinen tarifvertraglichen Segen bekam. Danach sind die Einkommen der Verkäufer nun wesentlich stärker an die individuelle Leistung gekoppelt. Neben seinem fixierten Grundgehalt kann sich der Erfolgreiche noch ein dickes Zubrot verdienen. Und mit gutem Beispiel, ohne allerdings auf ein Extra-Salär hoffen zu können, geht der Vorstand selbst voran. Besonders wichtige Kunden kommen demnächst in den Genuß einer persönlichen und speziellen Betreuung durch die Lufthansa-Topleute.
Derartige Sondereinsätze wurden auf der Seeheimer Klausurtagung freilich auch mit Blick auf die Belegschaft verabredet. Denn jeder weiß, daß der bislang nur für 1992 offiziell zugegebene und geplante Personalabbau um 1748 Leute der laue Anfang einer radikalen Streichaktion ist. Die Zahlen des nächsten und übernächsten Jahres werden erheblich höher sein, nachdem jetzt zunächst einmal 600 Beschäftigte per 58er-Regelung "Tschüß" sagen, während für die Trennung von den anderen Aufhebungsverträge und Kündigungen in der Probezeit sorgen. Auf betriebsbedingte Entlassungen scheint sich DAG-Experte Harth insgeheim bereits einzustellen, wenn er für das Treffen in acht Tagen mit der Geschäftsleitung schon mal die Losung ausgibt, auf keinen Fall mit einem "Tarifabschluß einen künftigen Sozialplan finanzieren" zu wollen.
Um Konzessionen wird er nicht herumkommen. Vor allem nicht um Zugeständnisse beim Tarifvertrag für das Kabinen- Personal der neuen Lufthansa Express, die vom 25. Oktober an mit 27 Maschinen den innerdeutschen Verkehr aufnimmt. Da die Lufthansa in ihrer Heimat schon immer Verluste - im vergangenen Jahr waren es 350 Millionen Mark - einfliegt und es keine Anzeichen für eine Wende gibt, entschlossen sich die Strategen zu einer radikalen Neuerung. Künftig wird in Deutschland mit nur noch zwei Serviceklassen (dies gilt bald auch für Europa) ständig zwischen zwei Punkten hin und her geflogen, womit pingelig aufeinander abgestimmte Umläufe und wechselnde Einsatzorte für das Personal entfallen. Ein bisher ungeheuer komplexes System soll einfacher - und auch billiger - werden. Dazu gehört nicht zuletzt die Bezahlung der Crew. Während inzwischen geregelt ist, daß Lufthansa die Piloten "verleast", streitet man noch über die Einkommen der Flugbegleiter. Die Geschäftsleitung strebt Tarife wie bei Südflug an, der Betriebsgesellschaft der Charter-Tochter Condor. Diese liegen um runde 20 Prozent niedriger als bei der Mutter. Das gefällt natürlich weder Harth noch Macht. Und letzterer kündigt auch seinen entschlossenen Widerstand gegen den Plan an, Lufthansa Express als GmbH auszugliedern. "Was soll das bringen", fragt der Betriebsrat ironisch, "außer dem Gehalt für zwei neue Geschäftsführer-Posten".
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Sparprogramms besteht in der Ausdünnung des Flugplanes und der Flotte. Seit dem 1. Juli ist die Kapazität in Europa um zwölf Prozent gedrosselt; unter anderem durch einen Tausch von größeren gegen kleinere Flugzeuge. Mit Philadelphia und Charlotte wurden die ersten beiden Zielorte in den USA gestrichen. Weitere werden folgen. Außerdem laufen Verhandlungen, um den Bezug der für 1993 bestellten 15 Langstrecken-Jets Airbus 340 so weit wie möglich auf das übernächste Jahr zu verschieben. Ansonsten geht es ab in die Wüste nach Arizona, wo im Augenblick 23 Lufthansa-Maschinen darauf warten, benötigt oder an einen Interessenten verkauft zu werden.
Die entscheidende Frage, ob dies alles ausreicht, um die Firma vor der finanziellen Bruchlandung und Jürgen Weber vor einem Bittgang nach Bonn oder dem Marsch zum Konkursrichter zu bewahren, vermag aber keiner zu beantworten. Der Vorstand genießt das Vertrauen seines Mehrheitsaktionärs Bund, heißt es im Bonner Verkehrsministerium. Doch das ist keine unlimitierte Garantie.
JÜRGEN KLOTZ
Viele der Jugendlichen trauen keinem Erwachsenen über den Weg, trachten jede Bindung aus Angst vor weiteren Enttäuschungen zu vermeiden.
MÖRFELDEN-WALLDORF. "'S war nichts mehr nutz, das alte Haus. Wie schief hing's da, es war ein Graus. Schon ging das Publikum von weitem mit aller Sorgfalt auf die Seiten."
So erinnerte Zimmermann Holger Ernst beim Richtfest am Waldenser Hof an den einstigen Zustand des Traditionsgebäudes in der Walldorfer Langstraße. Dort wurde jetzt viel Prominenz gefeiert an dem aus Walldorfs Frühzeit stammenden historischen Bauwerk, das derzeit vollständig renoviert wird. Offizieller Termin der Fertigstellung wird im Frühjahr 1993 sein. Dann kann die Kerb im kommenden Jahr wieder im und um den Waldenser Hof gefeiert werden.
Über die für die Totalsanierung - das gesamte Gebäude wurde abgetragen und neu aufgebaut - notwendige und schweißtreibende Arbeit reimte Holger Ernst unter anderem:
"Und als nun endlich mit Geschick zu Boden lag ein jedes Stück, da ging ein neues Zimmern los: Jetzt war die Müh' und Arbeit groß."
Was da gemauert und gezimmert wurde, das kann sich nach Meinung der Besucher des Richtfestes sehen lassen. Es sieht nicht nur gut aus, sondern genügt auch den Auflagen der Denkmalpflege.
Bürgermeister Bernhard Brehl verteidigte das Projekt gegen Kritik mit dem Hinweis, durch die Sanierung werde ein unverwechselbarer Ort im Walldorfer Stadtbild und ein lokaler Identifikationspunkt erhalten. Dies könne man nicht nur unter ökonomischem Gesichtspunkt betrachten. Brehl erinnerte an die Geschichte des Gebäudes, das um 1740 seinen ersten Anbau erhalten hat (Walldorf selbst ist erst 1699 gegründet worden). 1840 wurde ein einfacher Gaststättenbetrieb eingerichtet, und 1876 folgte der Küchenanbau.
Als weitere Aufgabe der Kommunalpolitik in diesem Stadtteil nannte Brehl die Gestaltung des angrenzenden Saalbaues, was nicht nur für die Fassade nötig sei. Er erinnerte auch an die Erweiterungswünsche des in diesem Gebäude untergebrachten Pool-Billard-Clubs. cas
GROSS-GERAU. Rund 2000 Besucher wurden beim Erlebnistag gezählt, zu dem Stadt und AOK ins Freibad eingeladen hatten. Das Programm mit Dancing Dolls, Tauchsport-Club und Wettbewerben kam gut an, viele fragten schon nach dem nächsten Erlebnistag. Lebhaften Anklang fand auch die Verlosung: 1500 Luftballons mit Losen schwebten auf. cas
FR: Zwischen Deutschland und Frankreich gibt es Auseinandersetzungen über die weiteren Schritte in der Raumfahrt. Den Deutschen ist zumindest der bemannte Teil, vor allem die Entwicklung der Raumfähre Hermes, zu teuer. Die Franzosen wollen aber unbedingt an an Hermes festhalten.
Jean-Marie Luton: Ja, wir haben heftige Diskussion unter den europäischen Partnern, was bei Hermes die nächsten Schritte sein könnten. Das schwankt zwischen dem Vorschlag, zunächst ein Demonstrationsmodell zu bauen, das in die Erdumlaufbahn geschickt wird und anschließend landet und dem Ende des Projekts. Es scheint derzeit, als sei der bislang verfolgte Plan etwas zu ehrgeizig.
FR: Die europäischen Forschungsminister müssen im November entscheiden, wie es weitergeht. Dazu gehören auch die Forschungsplattform Columbus sowie Hermes.
Engström: Nun, wir werden sehen, was die Minister sagen. Ich hoffe, daß sie zu positiven Beschlüssen kommen werden. Wahrscheinlich werden die Europäer einen unbemannten Raumgleiter Hermes beschließen. Das sehe ich aber nur als ersten Schritt, um die Technologie zu entwickeln. Wenn wir daran glauben, daß es eine Erforschung des Weltalls geben wird, wenn wir wollen, daß es aus Kostengründen eine wiederverwendbare Fähre geben soll, dann benötigen wir Hermes.
Luton: Sie können am Beginn bestimmter Entwicklungen nicht jeden Punkt begründen. Wir wollen eines Tages auf den Mond zurückkehren, dafür benötigen wir die Unterstützung aller.
FR: Was halten Sie davon, stärker mit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zusammenzuarbeiten?
Luton: Das müssen wir ganz pragmatisch angehen. Es wird gemeinsame Projekte geben, und wir werden voneinander lernen. Die sowjetische Raumfähre "Buran" ist allerdings keine Alternative zu "Hermes", weil sie zu teuer ist.
FR: Es gibt zunehmend Zweifel, ob der Mensch im Weltraum sinnvolle Aufgaben lösen kann. Die wissenschaftliche Ausbeute ist bislang geringer als erhofft.
Luton: Es geht zunächst einmal um wissenschaftliche Experimente, um Erdbeobachtung, Telekommunikation und erst dann auch um den Menschen im All.
FR: Nun gibt es eine ganze Reihe ernst zu nehmender Experten, die sagen, der Mensch stört nur bei wissenschaftlichen Experimenten im Weltraum. Die größte Zeit ist er zudem mit der Wartung seiner eigenen Lebenserhaltungssysteme beschäftigt, und die wiederum nehmen eine Menge wertvollen Platz weg.
Luton: Der Mensch im All, das sind nur allererste Schritte. Wie ist es möglich, ihn dahinzubringen? Wie kann er dort arbeiten usw.? Die US-Raumstation Freedom ist ein solcher Schritt, eine Station auf dem Mond wird folgen. Das sind sehr interessante wissenschaftliche Projekte.
FR: Was kann denn auf dem Mond wissenschaftlich gemacht werden?
Luton: Beispielsweise Astronomie. Der Mond ist eine stabile Plattform ohne störende Atmosphäre.
FR: Es wäre aber auch ein besseres Hubble-Teleskop als unbemannter Satellit vorstellbar. Zudem gibt es neue Möglichkeiten, die durch die Luft verursachten Fehler in den Teleskopen auf der Erde zu korrigieren.
Luton: Auch das wird irgendwo an Grenzen stoßen. Ich wiederhole: Wir machen nur erste Schritte in den Weltraum. Was dabei herauskommen wird, wissen wir noch nicht.
Engström: Nicht einmal die Physikalischen Gesellschaften, die das als Argumente angeführt haben, bestreiten die Tatsache, daß es Situationen gibt, in denen man Astronauten benötigt. Das ist eine historische Tatsache. Andere behaupten, für das gleiche Geld könne mehr Wissenschaft auf der Erde betrieben werden. Aber das ist eine fast schon klassische Kontroverse, die es auch schon vor der bemannten Raumfahrt gab. Schauen Sie sich Kolumbus an. Er versprach seinen Geldgebern, mit einigen Gewürzen zurückzukommen. Aber was brachte er? Einen neuen Kontinent!
FR: Nun gibt es über den Sinn von Kommunikations-Satelliten heute sicher kaum noch Streit. Was ist aber mit den enormen Kosten, die die bemannte Raumfahrt verursachen wird. Ist das eine gute Investition?
Luton: Natürlich. Als wir zu Beginn der 70er Jahre beschlossen, die Ariane-Rakete zu bauen, fragten viele Leute, warum. Heute ist Ariane nicht nur außerordentlich nützlich, sie ist sogar ein kommerzieller Erfolg.
FR: Wenn Sie einen visionären Blick in die Zukunft tun, was glauben Sie, wird der Mensch eines Tages im Weltraum machen?
Luton: Explorationen. Der Mensch wird erst den Mond und dann den Mars erkunden. Es ist natürlich viel Spekulation dabei, aber es wird so kommen.
Engström: Ich glaube, daß die weitere Erkundung des Weltalls durch die Menschheit unausweichlich kommen wird. Möglicherweise werden wir Sonnenkraftwerke im Weltall haben. Wer dachte an ein Ozon-Loch vor zehn Jahren? Es waren die Satelliten, die das entdeckt haben - sie waren nicht einmal speziell dafür entwickelt wor- den. Auch der Umweltschutz ist ein wichtiger Punkt. Die Weltraum-Technologie wird in der Zukunft der Menschheit, das ist absolut sicher, ihren festen Platz einnehmen. Das Gespräch mit dem Generaldi- rektor der Europäischen Welt- raumbehörde ESA, Jean-Marie Lu- ton, und dem für Raumstationen und Forschung unter Schwerelo- sigkeit zuständigen Direktor, Fre- drik Engström, führte FR-Redak- teur Karl-Heinz Karisch in Cape Canaveral (Florida).
MAINTAL. Die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses zur weiteren Beratung über die Unterbringung von Asylbewerbern in Maintal findet am heutigen Mittwoch, 19 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses Bischofsheim statt. "Entgegen einer früheren Verlautbarung ist diese Sitzung öffentlich", teilte gestern das Maintaler Hauptamt mit.
Ursprünglich wollte das Gremium das brisante Thema hinter verschlossenen Türen behandeln. Aber aufgrund der heftigen Proteste von Anliegern im Dörnigheimer Weg (Bischofsheim) gegen die Pläne, dort drei Pavillons für Asylbewerber aufzustellen, hat sich Ausschußvorsitzender Siegfried Bornat in Absprache mit Parlamentspräsident Josef Sigulla entschlossen, die Öffentlichkeit zuzulassen.
Dem Vernehmen nach werden Mitglieder der Protestbewegung "Wir - Ihre Nachbarn" in der Sitzung Rederecht beantragen. pom
FLÖRSBACHTAL. 12 000 Mark Schaden hat der Zusammenstoß zwischen einem Laster und einem Personenwagen in Lohrhaupten gefordert.
Wie die Polizei mitteilt, waren sich die beiden Fahrzeuge an einer unübersichtlichen Stelle auf der schmalen Wohnroder Straße begegnet. Während der Lastwagen auf den Randstreifen auswich, geriet der Personenwagen durch eine Vollbremsung außer Kontrolle und stieß frontal gegen den Lastwagen. jan
HANAU. Die Europaabgeordnete Dorothee Piermont kommt am Freitag, 7. August, zu einem Informationsabend in die Hanauer Begegnungsstätte Freigericht. Thema der Veranstaltung, zu der die "Arbeitsgruppe Radikale Linke" zusammen mit dem "Verein zur Förderung der Meinungsvielfalt" eingeladen haben, sollen die Errungenschaften Kubas in Sachen Menschenrechte sein.
Beginn ist um 19.30 Uhr. Flei
NIDDERAU. Die Grünen von Nidderau veranstalten am Samstag, 8. August, ab 16 Uhr im Keller und Garten des Schlosses im Stadtteil Windecken ein Sommerfest. "Es gibt Kaffee und Kuchen, am Abend dann - neben anderen kleinen Gerichten - ein reichhaltiges Buffet mit knackig-grünem Salat und kühle Getränke gegen den Durst", locken die Grünen.
"Damit jung und alt sich gut unterhalten, wird (Straßen-)musiziert, jongliert, preisgerätselt und gespielt." Kindern wird Gelegenheit geboten, einen Flohmarkt zu veranstalten, selbstverständlich ohne Standgebühren.
Der Reinerlös des Festes soll Opfern des jugoslawischen Bürgerkrieges zugute kommen. Unter der Telefonnummer 06187/24158 gibt Monika Rölling weitere Auskünfte. pom
BIEBERGEMÜND. Der Schützenverein "Freischütz" lädt am Wochenende zur 1. Zeltkerb in Bieber ein.
Das viertägige Spektakel beginnt am Samstag, 8. August, mit einem Festzug, den die Biebertaler Musikanten begleiten. Am Samstag und Sonntagabend spielen im Festzelt die Bessenbachtaler Musikanten. Die Tanzkapelle "Concordia" sorgt am Montag, 10. August, für Stimmung, am Dienstagabend steht "Corrida" auf der Bühne. jan
Auch Grüne fordern nun die Abwahl Friedrichs Zweite Überraschung: eigene Landrats-Kandidatin Von Rüdiger Arendt MAIN-KINZIG-KREIS. Der grüne Umweltdezernent Dr. Harald Friedrich muß damit rechnen, von seinen eigenen Parteifreunden abgewählt zu werden. Einen entsprechenden Abwahlantrag haben die grüne Fraktion und der grüne Kreisvorstand auf ihrer jüngsten Sitzung beschlossen. Am 18. August wird sich die Kreismitgliederversammlung der Grünen im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten in Hanau mit dem Antrag beschäftigen. Gleichzeitig verständigten sich die Grünen darauf, dem Wiederwahlantrag der SPD für Vizelandrat Erich Pipa (SPD) am 28. August während der nächsten Kreistagssitzung nicht zuzustimmen. Außerdem wollen die Grünen die Bevölkerung dazu aufrufen, Landrat Karl Eyerkaufer (SPD), der sich im nächsten Jahr der Direktwahl stellen wird, nicht zu wählen. Laut dem grünen Kreisvorstandsmitglied Matthias Zach wird seine Partei eine eigene Landrats-Kandidatin aufstellen. Einen Namen wollte Zach nicht nennen.
Unterstützt werden die Grünen mit ihrem Abwahlantrag für Friedrich nach Informationen der FR vom ehemaligen Koalitionspartner SPD. Auf einer SPD- Fraktionssitzung gestern abend sollte außerdem der Wiederwahlantrag für Erich Pipa beschlossen werden (Bericht folgt). Da zwei Drittel der Kreistagsmitglieder einer Abwahl Friedrichs zustimmen müssen, darf sich der (Noch)-Grüne allerdings berechtigte Hoffnung darauf machen, vorerst im Amt zu bleiben. Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag, Dr. Rolf Müller, machte gestern gegenüber der FR unmißverständlich klar, daß seine Fraktion dem Abwahlantrag nicht zustimmen werde. Müller forderte Landrat Karl Eyerkaufer auf, den teilentmachteten Umweltdezernenten mit Arbeit einzudecken, damit er sein Geld auch verdienen könne. Arbeitsbereiche seien für Friedrich noch zur Genüge vorhanden. Müller, der inzwischen wieder im Schuldienst tätig ist, ließ außerdem keinen Zweifel daran, daß die CDU dem Wiederwahlantrag für Pipa auf keinen Fall zustimmen werde.
Dem bei seinem Amtsantritt von seiner Partei noch als Koryphäe gerühmten Wissenschaftler, der politisch letztlich dem Koalitionsgerangel zwischen SPD und Grünen nicht gewachsen war, werfen seine Parteifreunde unter anderem vor, zu oft mit der SPD gekungelt und zu wenig grüne Politik im Kreisausschuß vertreten zu haben. Von der SPD mußte sich Friedrich in der Vergangenheit des öfteren vorhalten lassen, eigenmächtig und am Kreisausschuß vorbei gehandelt zu haben. Der Abwahlantrag von Grünen und SPD steht demnach am Ende einer monatelangen politischen Demontage des Biochemikers.
Endgültig gebrochen haben die Kreis- Grünen auch mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa. Der frühere Koalitionspartner der SPD hält es "für ein zutiefst undemokratisches Verfahren", dem Vizelandrat wenige Monate vor der Kommunalwahl im März nächsten Jahres "seinen Posten, zumindest aber die Bezahlung" zu sichern, heißt es in einer Erkärung des grünen Kreisvorstandes. Wie berichtet, war die rot-grüne Koalition an der Frage der Verkehrsanbindung für die geplante Restmülldeponie auf der Gemarkung "Hohestein/Eckenberg" gescheitert. Die Sozialdemokraten konnten die Standort-Entscheidung nur mit Hilfe der rechtsextremen NPD parlamentarisch durchsetzen.
Die Grünen halten es für durchaus opportun, wenn Pipa sein Amt, wie vorgesehen, bis Januar nächsten Jahres weiterführt und die wenigen Wochen bis zur Kommunalwahl dann problemlos durch eine kommissarische Leitung überbrückt wird. Durch eine solche saubere Lösung bliebe die politische Kontinuität gewahrt. Außerdem entfiele die finanzielle Mehrbelastung durch eine möglicherweise fällige Abwahl nach dem Urnengang im März, meinen die Grünen.
Für die Grünen ist Pipa auf keinen Fall wählbar. Durch seine konzeptionslose Politik und seine unkontrollierten Rundumschläge habe er sich selbst disqualifiziert. Pipa könne nun nur noch auf eine Mehrheit einer rot-braunen Koalition hoffen. Aber diese Taktik sei bekanntermaßen auch bei den Genossen nicht unumstritten.tagesprogramm der südschiene
Guten Morgen aus Barcelona, hier spricht der Pool. Zur Absendung vorbereitet werden folgende Geschichten:
1. Situation der GUS-Mannschaft (Thomas Vögele, ca.200 Zeilen)
2. Geschichte über Dressur-Mannschaftsentscheidung mit Vorschau auf Einzel-Finale (von Harald Stenger)
3.Geschichte über Tischtennis-Doppel-Finale mit Roßkopf/Fetzner (Beginn 11 Uhr) (machen sowohl Harald Stenger als auch Michael Maurer).
4. Handballerinnen auf Erfolgskurs (von Josef-Otto Freudenreich, ca. 120 Zeilen).
5.Skandal im 10 000- Meter-Bezirk (von Christoph, ca 90 Zeilen),
6.Sammel-Geschichte Schwarthoffs Enttäuschung, Conley und der Rückenwind in der Leichtathletik, Redmonds Melodram (von Christoph ca.90 Zeilen),
7. Vorschau auf Zehnkampf (ca. 70 Zeilen, von Christoph ),
8.Basketball GUS-Deutschland (Beginn 16.30 Uhr, von Christoph ca. 70 Zeilen.
9. Auf der Pressekonferenz des Gewichthebers Ronny Weller ist Michael Wulzinger. Tschüss ah
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Als Höhepunkt der Saison kündigt die Kurverwaltung in Bad Soden-Salmünster das Brunnenfest vom 7. bis 9. August an. Im vergangenen Jahr waren zu dem dreitägigen Spektakel mehr als 10 000 Besucher gekommen.
Zehn Musik- und Trachtenkapellen, darunter der Musikverein Cäcilia Bad Soden-Salmünster und die Big-Band Elm sorgen von Freitag bis Sonntag für Stimmung im Kurpark.
Dazu treten Alphorn-Bläser und die Hutten-Familie auf. Eine weitere Attraktion versprechen die Fallschirmspringer des Aero-Clubs Gelnhausen.
Zu den Höhepunkten gehört neben der Kurparkbeleuchtung vor allem das Höhenfeuerwerk am Samstagabend, 8. August.
Es wird auf der Burgruine Stolzenberg entzündet. jan
OBERTSHAUSEN. Zum Schulbeginn bietet der Verein "Jona-Kids" für Grundschüler/innen der Sonnentauschule eine tägliche Betreuung bis 13.30 Uhr während der unterrichtsfreien Zeit an. Der Verein ist erst jüngst zu diesem Zweck aus der Taufe gehoben worden - am Montag, 10. August, beginnen die "Jona- Kids" mit ihrer Arbeit. Der Name stammt vom "Haus Jona", dem Altenwohnheim, in dem der Verein einen Raum bei der Inneren Mission für seine Zwecke gefunden hat.
Der neue Verein entstand aus einer Initiative von Eltern, die nicht auf die Einrichtung der sogenannten "Betreuenden Grundschulen" warten wollten. Für viele berufstätige Mütter und Väter beginnt mit der Einschulung nämlich eine schwierige Zeit, weil die Erst- und Zweitkläßler oft nur wenige Stunden am Morgen Unterricht haben. Für die übrige Zeit fehlt dann eine Betreuung, da in den meisten Städten die Hortplätze recht knapp sind.
In den "Betreuenden Grundschulen" - von der Landesregierung finanziell gefördert - kümmern sich Erzieherinnen um die Mädchen und Jungen. Die Organisation einer ähnlichen Einrichtung haben jetzt die "Jona-Kids" übernommen.
Acht Plätze sind noch frei. Anmeldungen nimmt der Vorsitzende Werner Friedrich über die Telefonnummer 0 61 04 / 4 47 54 entgegen.
Zwei Erzieherinnen betreuen zwischen 7.30 und 13.30 Uhr die Kinder. Die Stadt Obertshausen unterstützt das Projekt und übernimmt die Hälfte der Personalkosten. Die Eltern zahlen monatlich 150 Mark.
Wie der Vorsitzende mitteilte, soll dieser Beitrag im Laufe der Zeit auf das Gebührenniveau der städtischen Hortplätze (124 Mark) gesenkt werden.
Geplant ist auch eine Betreuung während der Ferien. Außerdem will der Verein die Möglichkeit schaffen, daß die Kinder im "Haus Jona" auch zu Mittag essen können.
Die Entscheidung darüber fällt erst in den nächsten Wochen, sobald die Größe der Gruppe feststeht. Insgesamt können 20 Kinder der Sonnentauschule aufgenommen werden. hf
RONNEBURG. Drei renommierte Jazz- Formationen bieten am Sonntag, 9. August, auf der Ronneburg von 11 bis 14 Uhr ein Konzert: Die Leathertown Jazzband aus Offenbach, die Sugar Foot Stompers aus Hanau und die Main Jazz Gang aus Frankfurt.
Gemeinsame Veranstalter sind die Sparkasse Wetterau, die Volksbank Büdingen, Familie Landmann (Burg-Gastronomie) und das Musikhaus Bayer.
Der Eintritt kostet 15 Mark, ermäßigt 7,50 Mark. Karten gibt es im Vorverkauf in den Musikhäusern Bayer in Hanau und Büdingen.
Unter den Telefonnummern 06181/24470 beziehungsweise 06042/3755 können Karten für das Konzert vorbestellt werden. pom
Lehrer durfte integrierte Klasse nicht behalten Elternprotest/ Schulamt: Es gab Unstimmigkeiten Von Eva Schultheis STEINBACH. Auch in der Klasse 2 D der Geschwister-Scholl-Schule hat am Dienstag wieder der Unterricht begonnen. Doch die Schüler der integrierten Klasse, zu der zwei lernbehinderte Kinder gehören, müssen sich an ein neues Gesicht gewöhnen: Ihr bisheriger Lehrer mußte eine andere Klasse übernehmen. Die Eltern erfuhren eine Woche vor Schulbeginn von der Entscheidung. Nun sind sie enttäuscht und empört: "Warum reißt man den Kindern die Bezugsperson aus ihrer Mitte?" fragt Christine Lenz, Mutter eines nichtbehinderten Schülers der 2 D. Vor einem Jahr, als die 16 Schülerinnen und Schüler in der ersten integrierten Klasse des Kreises zusammengefaßt wurden, herrschte noch eitel Sonnenschein: Die Schule war stolz auf den vielbeachteten Versuch, und die Eltern der nicht lernbehinderten Kinder waren mit großen Engagement dabei. Zusätzlich zum Klassenlehrer war zwölf Stunden pro Woche eine Sonderschullehrerin im Unterricht anwesend. "Man hat uns zugesagt, daß dieses System vier Jahre lang laufen würde", sagt Christine Lenz.
Viel Zeit und Geduld war nötig, bis sich die Kinder an ihren Lehrer gewöhnt hatten. Doch am Ende des Schuljahres, so Lenz, hatte sich eine enge und vertrauensvolle Beziehung entwickelt. Umso überraschter war der Elternbeirat, als er vorige Woche von der Schule darüber informiert wurde, daß künftig eine neue Lehrerin die Klasse übernehmen werde.
"Wir haben uns sofort zusammengesetzt und einen Brief an die Schulleitung aufgesetzt", sagt Christine Lenz, "aber man sagte uns, die Entscheidung stehe fest. Angeblich sei außer dem bisherigen Lehrer keiner da, der eine erste Klasse übernehmen könne." Als sie sich ans Staatliche Schulamt gewandt habe, sei ihr dort von der zuständigen Dame rüde beschieden worden, sie solle sich lieber "um ihr eigenes Kind kümmern".
Im Staatlichen Schulamt ist man bemüht, die Wogen zu glätten: "Frau Lenz wurde nur gefragt, ob sie die Elternvertreterin der Klasse sei. Als sie das verneinte, sagte man ihr, dann spräche sie ja nur für ihr Kind", nimmt Schulamtsdirektor Gerhard Liese seine Mitarbeiterin in Schutz. Zu der Entscheidung der Schule will er nicht näher Stellung nehmen: "Es gab da Unstimmigkeiten."
Auch Schulleiterin Gabriele Becker will den Grund für den Abzug des Lehrers nicht nennen. "Wir haben aber nichts ohne die Zustimmung des Lehrers gemacht", betont sie. Sie habe "nach bestem Wissen und Gewissen" gehandelt. Zudem behalte die Klasse ja die Sonderschullehrerin als Bezugsperson, damit sei die geforderte Kontinuität gegeben. "Wir haben nie zugesagt, vier Jahre lang keinen Lehrerwechsel vorzunehmen." Da sie erst in der vergangenen Woche die Lehrerzuteilung für ihre Schule erhalten habe, sei es ihr unmöglich gewesen, die Eltern eher zu informieren.
Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atem- und Entspannungsübungen am Gradierbau; 14 Uhr Radwanderung in die Wetterau; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Ernährung bei hohem Cholesterin.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Diabetiker-Bund: Treffen, 20 Uhr, Diabetes-Klinik. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Zusammenkunft, 15 Uhr, Ev. Frauenbildungsstätte, Frankfurter Str. 34.
Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad; 14.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 94 78.
Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.
Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert 15.30 und 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher" von R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg. Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr; 19.30-21 Uhr Wunschkonzert, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen /Vereine Friedberg. Frauenzentrum: 15.30- 17.30 Uhr Frauencafé, Eing. Judengasse.
Bad Nauheim. Naturheilverein: Stammtisch (auch für Interessierte), 19.30 Uhr, Bio-Bar Thermalbad.
Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Verein der Köche: Versammlung, 20 Uhr, Gaudesberger.
Bund der Berliner: Stammtisch, 17 Uhr, Kurhaus.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücherstr.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-12.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Jahrgang 1910 / 11: Monatstreffen, 16 Uhr, Restaurant Zum Prinz Karl.
Bürgeraktive: Offener Gesprächskreis z. Thema: "Gesundheit, Krankheit, Lebensfreude - Was haben Krisen mit Reifung zu tun?", 18-19.30 Uhr; Offener Single-Treff: Thema "Single im Alter", 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.
Butzbacher Senioren 1976: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, ab 15 Uhr, Selzerbrunnenhof. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.
Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.
Hirzenhain. VHC: Seniorenwandern, Treffpunkt: 14 Uhr, Rathaus.
Gedern. Tennisclub: Turnier, Tennisanlage (bis 9. August). Parteien / Parlamente Friedberg. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, 8.30 Uhr, Zi. 201, Europaplatz. Sitzung des Ortsbeirates für Stadtteil Dorheim, 20 Uhr, BH Dorheim.
Die Grünen: Treffen, 20 h, Altes Rathaus.
Bad Nauheim. Sitzung des Ausschusses für Soziales und Jugend, 19.30 Uhr, im Sitzungsaal des Rathauses.
Münzenberg. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus Gambach.
Karben. Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und Umweltschutz, 19.30 Uhr, Bürgerzentrum. Verschiedenes Friedberg. Mobile Spielplatzbetreuung MOBS: Spielplatz Bruchenbrücken, Am Kindergarten, (bis 14. August).
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. 8.).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. 8.).
Bad Nauheim. Jon Peter Pahlow - Farbige Netzwerke - Plastiken & Objekte, Öffnungszeiten: Di.- Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr (u. nach tel. Vereinbarung unter 0 60 32 / 315 33), Galerie Remise, Mittelstr. 23 (bis 6. September).
Altenstadt. Gemeindevorstand: Solarthermische Anlagen und Förderprogramm des Landes Hessen, eine Ausstellung des Hess. Ministerium f. Umwelt, Energie u. Bundesangelegenheiten, zu den Öffnungszeitden der Sparkasse, Filiale der SK Wetterau (bis 20. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr) - Blende: Steinzeit Junior (15, 20.15 Uhr) - Studio: Batmans Rückkehr (15 Uhr); Roter Drache (20.15 Uhr) - Keller: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Camille Claudel (19 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Das singende, klingende Bäumchen (16 Uhr); Batmans Rückkehr (18 Uhr); Unter Freunden (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Otto - der Liebesfilm (20 Uhr) - Princess: Wayne's World (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Indochine (19.45 Uhr); Black Robe (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Rhapsodie im August (19.30 Uhr); My private Idaho (21.45 Uhr). (Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batman's Rückkehr (15, 17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (15 Uhr); Wayne's World (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Delikatessen (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Keine Vorstellung.
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Batman's Rückkehr (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (15.30 Uhr); Die Hand an der Wiege (18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: J. F. K. - Tatort Dallas (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland", 14 bis 19 Uhr.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma, 10 bis 17 Uhr.
Königstein. Haus der Begegnung, Bischof-Kaller-Haus 3: Kinder-Kunst-Ausstellung, 14 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Kath. Bezirksamt, Dorotheenstr. 9-11: "Israel, mehr als nur das heilige Land - Impressionen eines Austausches", Dia-Vortrag v. ThomasWitt, 19 h.
Elternschule Taunus, Dorotheenstraße 9-11: Informationsabend zum Kurs "Gesprächstraining für Paare", 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Erste-Hilfe-Kurs beim DRK Burgholzhausen, Rodheimer Straße, 19 bis 22 Uhr.
Oberursel. Stadthallen-Foyer: "Frauen in Japan", Vortrag des Deutschen Frauenrings, 15 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Sitzung des Jugend- und Sozialausschusses der Stadtverordneten, Stadthaus, 17.30 Uhr.
Sitzung des Bau- und Planungsausschusses der Stadtverordneten, Stadthaus, 17.30 Uhr.
Wehrheim. Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Diskussion des FDP-Kreisverbandes zum Verkehr im Usinger Land, Gasthaus "Zum Engel", Obernhain, 20 Uhr.
Neu-Anspach. Treffen der Grünen im Bürgerhaus, Clubraum, 20 Uhr.
Steinbach. Treffen des SPD-Ortsvereins, Bürgerhaus, Clubraum 1, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe Taunus: 10 bis 14 Uhr, Dorotheenstr. 9-11, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.
Sprechstunde der Mütterberatung, Gesundheitsamt, Taunusstraße 3, 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung, Umweltbüro, Louisenstr. 23, 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 09 65.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.
Dolmetscher-Sprechstunde für Türken, Stadthaus, Zimmmer 129, 16 bis 18 Uhr, Tel. 10 02 28.
Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Kostenlose Beratung der Rheuma-Liga, Landgraf-Friedrich- Klinik, 13 bis 15 Uhr.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Jugend- Sprechstunde, 17 bis 19 Uhr, Männer- Sprechstunde, 18 bis 20 Uhr.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58 sowie im Haus Bommersheim, Im Himmrich 9, 9 bis 10.30 Uhr, Tel. 5 18 42.
Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Monatsversammlung des Deutschen Frauenrings, Stadthaus- Forum, 15.30 Uhr.
Stammtisch der TSV-Wandergruppe Ober-Erlenbach, Clubraum der Turnhalle, 20.15 Uhr.
Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Skat-Club in der alten Schule Seulberg, 19 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.
Grävenwiesbach. Treffen der Vogel- und Naturschutzgruppe, Gasthaus "Hessenstube", 20 Uhr.
Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Aquarellkurs und Spiele, 14 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Yoga ab 8.45 Uhr; Video- Gruppe um 10.15 Uhr; ab 14 Uhr: Tischtennis und Billard.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Holzarbeiten, 14 bis 17 Uhr.
Seniorentanz im Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, I. Stock, 15 bis 16 Uhr.
Vereinszentrum Alte Schule Burgholzhausen: Gymnastik 15.30 Uhr und Tanz 16.30 Uhr.
Fahrt zum Thermalbad: ab Burgholzhausen, Haingrabenstraße, 9 Uhr; ab Seulberg, Feuerwehrgerätehaus, 9.07 Uhr und Bushaltestelle Berliner Straße, 9.10 Uhr; ab Friedrichsdorf, Bushaltestelle Wilhelmstraße, 9.12 Uhr und Bushaltestelle bei Hornig, 9.14 Uhr; ab Köppern, Bushaltestelle Linde, 9.20 Uhr.
Oberursel. Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstraße: Gymnastik 9, 10 und 14 Uhr.
Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde ab 14.30 Uhr; "Südtirol - Dolomiten", Dia-Vortrag, 15 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte, Kugelherrnstr. 6: Dia-Vortrag über Thailand, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Bommersheimer Weg/Berliner Siedlung, 14 bis 18 Uhr.
Jugendclub am Wingert-Sportpark: RAP-Time live ab 18 Uhr.
Oberursel. Freiluftcafé "Durchblick" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Adenauerallee, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Friedrichsdorf. Treffen zur Vorbereitung des Obstmarktes im Heimatmuseum, 19.30 Uhr.
Königstein. "Mittwochs im Park", Mundartabend im Kurpark, 19.30 Uhr.
HANAU. "Eigentlich", sinniert Hanaus Kämmerer Norbert Kress (CDU), "wäre im kommenden Jahr wegen steigender Personal- und Betriebskosten die nächste Müllgebührenerhöhung fällig gewesen." Die bleibt den Hanauer Bürgern jedoch nun erspart. Grund dafür ist der Vertrag, den die Stadt mit der "Dualen SystemDeutschland GmbH" (DSD) abgeschlossen hat und dem die Stadtverordnetenversammlung Ende August noch ihre Zustimmung geben wird.
Im Auftrag und Vergütung der DSD wird künftig das Stadtreinigungs- und Fuhramt die seit dem vergangenen Jahr gesetzlich vorgeschriebene Sammlung von Verpackungsmaterial und Wertstoffen übernehmen. Der Stadt bringt das, so Kress, eine Kostenersparniss von vorerst rund 300 000 Mark, da die für die Wertstoffsammlung anfallenden städtischen Personalkosten bereits im nächsten Jahr über die DSD abgerechnet werden können. Insgesamt rechnet der Stadtkämmerer für 1993 mit Einnahmen durch den Vertrag von 3,1 Millionen Mark. "Wobei wir natürlich Gegenleistungen zu bringen haben", so Kress. Unter anderem müssen neue Tonnen gekauft werden. Durch die zusätzlichen Einnahmen erfahre der Etatposten Abfallentsorgung jedoch eine Entlastung, die Kostensteigerungen auffange. Für die Bürger Hanaus bringt der Vertragsabschluß mit der DSD ab dem kommenden Jahr erhebliche Veränderungen mit sich. Da künftig auch Glas nach Sorten getrennt gesammelt werden muß und den Haushalten nicht drei verschiedene Glastonnen vor die Haustüre gestellt werden können, müssen die Hanauer demnächst wieder ihre Flaschen zum Container bringen. Statt des Hol- wird wieder das Bring-System und somit vermehrt Glascontainer im Stadtgebiet eingeführt. Diese Umstellung ist laut Kress sehr ärgerlich für die Stadt, da man im Rathaus zunächst mit einem Rückgang der Sammelmengen rechnet. Noch 1991 wurden 2146 Tonnen Glas in den Hanauer Haushalten gesammelt. Ein Recycling von Mischglas ist jedoch künftig nicht mehr möglich.
Pro 750 Einwohner wird demnächst ein Glascontainer aufgestellt werden. Die Sammelplätze, betont Kress, sollen sich städtebaulich ins Bild einfügen und nicht nur als "Dreckecke" angesehen werden.
In den rund 5800 Glastonnen, die derzeit vor den Haustüren stehen, werden künftig Leichtmetalle wie Aluminium, Weißbleche und Kunststoffe gesammelt. Eine 100prozentige Verwertung dieser Stoffe ist zwar momentan noch nicht möglich, aber eine Entlastung der Deponie erhofft sich die Stadt dennoch. Durch die Sammlung von rund 10 000 Tonnen Glas, Papier, Grünabfällen und Sonstigem konnten im vergangenen Jahr allein 1,4 Millionen Mark an Deponiekosten gespart werden.
Die Vermeidung von Müll, betont der Abfalldezernent, sei jedoch immer noch vorrangiges Ziel vor dem Recycling.
Mit dem Beginn der Umstellung, schätzt Kress, "dürfte eigentlich kein Restmüll mehr in den Haushalten anfallen". Die künftige Müllgebührenabrechnung dürfte dem Abfalldezernat der Stadt daher noch Kopfzerbrechen bereiten. alu
BAD ORB. In der Kurstadt geht die Ära des Schützenkönigs zu Ende. Das Königspaar wird am Donnerstag, 6. August, im Schützenhaus verabschiedet. Das traditionelle Königsschießen wird am Samstag, 8. August, mit einem Platzkonzert auf dem Marktplatz eingeläutet. Um 21.15 Uhr treten etwa 120 Schützen aus Bad Orb, Biebergemünd und anderen befreundeten Vereinen zum Zapfenstreich an. Eine Zeremonie, die von einer Ansprache des Bürgermeisters begleitet wird.
Zum Königsschießen machen sich die Schützen am Sonntag um 9.30 Uhr vom Rathaus aus durch die Innenstadt auf. Um 17 Uhr ist mit der Bekanntgabe des neuen Königs zu rechnen. Die feierliche Proklamation erfolgt dann zwei Wochen später, am Samstag, 22. August, beim Königsball. jan
Brand in Höchst
Halbe Million
Mark Schaden
ric FRANKFURT A. M., 4. August. In Höchst brannte es in der Nacht zum Dienstag in einer ehemaligen Lackfabrik. Dabei entstand ein Schaden von einer halben Million Mark.
Wie Wilhelm Noll von der Leitstelle der Berufsfeuerwehr mitteilte, waren weder Menschen gefährdet, noch wurden Giftstoffe freigesetzt.
Alarmiert wurde die Wehr um 0.43 Uhr und rückte mit 50 Mann zur Einsatzstelle An der Steinmühle aus. Über eine Leiterbühne drang ein Löschtrupp durch das Dach eines Flachbaus zum Brandherd vor und brachte das Feuer unter schwerem Atemschutz unter Kontrolle.
Wie sich herausstellte, waren im Erdgeschoß des zweistöckigen Gebäudes - das gerade umgebaut wird - Bauabfälle, Papier und Pappe in Gitterboxen aus bisher ungeklärter Ursache in Brand geraten. Zwei geparkte Fahrzeuge wurden beschädigt.
Vor Ort wurden die 32 Mann der Berufsfeuerwehr mit ihrem Einsatzleiter Alfred Weißleder von Freiwilligen der Wehr aus Nied unterstützt.
Richtkranz über Doppelhäuser HANAU. Ein "zünftiges" Richtfest feiern will die Baugenossenschaft Steinheim am Freitag, 14. August, um 13 Uhr. Den Anlaß dafür geben die Bauvorhaben in der Wilhelm-Paul-Straße, wo neue Doppelhaushälften entstehen sollen.
LEICHTATHLETIK
NIDDAER STADTLAUF des TV (Sa., 18 Uhr, Start und Ziel Hauptstraße "Raun" Nähe Rathaus). HESSISCHE SENIORENMEISTERSCHAFT (Sa., 13 Uhr, So., 10 Uhr, Bad Camberg).
HESSISCHE JUGEND-MEHRKAMPFMEISTERSCHAFT (Sa., 12 Uhr, So., 10 Uhr, Stadion Wetzlar).
HOHENSTEINER WERFER-CUP (So., 9.30 Uhr, Burg Hohenstein).
MEISTERSCHAFTEN des Bezirks Frankfurt. Männer, Frauen, Jugend (So., 10.30 Uhr, Rudolf-Harbig-Stadion Bruchköbel).
BIELERBERGFEST des TuS Weilmünster (So., 9 Uhr).
OFFENBACH. Die Frankfurter Familien Vischer und Hartmann betrieben einst die renommierte Bauer'sche Gießerei in der Hamburger Allee. Aus diesen Familien heraus gründete Georg Hartmann, Förderer der Kunst, der Museen sowie der Alten Oper und später Ehrenbürger der Stadt Frankfurt, 1919 die EMDA als Fabrik elektromedzinischer und dentaler Apparate in der Hanauer Landstraße. 1937 wurde die GmbH, in eine GmbH & Co KG umgewandelt. Als Kommanditisten fungierten die Mitglieder der Familienstämme Vischer, Hartmann und Kroth. Die Behandlungsstühle genossen bald bei den Zahnärzten einen guten Ruf.
"Was Mercedes für die Autos, war EMDA für die Dental-Stühle. Ähnlich wie beim Automobilhersteller brauchten EMDA-Stühle nicht verkauft, sondern nur verteilt zu werden", beschreibt der Frankfurter Rechtsanwalt und Konkurs-Verwalter Dirk Pfeil das Firmen- Image. Das traditionsreiche Unternehmen ereilte das Schicksal vieler Familien-Unternehmen, sagt Pfeil: "Die Erben solcher Familien-Gesellschaften haben kein persönliches Verhältnis mehr zu dem Unternehmen. Sie interessiert nur noch die Dividende."
1989 dann, in einer Zeit, als die Banken, die Anlagen-, Investement- und Immobilien-Gesellschaften und -Fonds nach Anlagemöglichkeiten suchen, wurde die EMDA umstrukturiert, in zwei Gesellschaften geteilt. Gesellschafter der GmbH wurden die Firma "IDP Ventures GmbH und Co. KG" sowie die EMDA-Geschäftsführer Professor Dr. Manfred Pausch und Dr. Otto Oechsner.
IDP schloß mit der EMDA-GmbH auch einen Beratervertrag ab. Außerdem verkaufte EMDA mit Genehmigung der Stadt Offenbach sein neues Erbpacht-Grundstück im Kaiserlei nebst Gebäuden an die IDP und deren Gesellschafter Thomas Fiedler für 9,3 Millionen Mark. EMDA mietete bei IDP die Immobilie für 92 000 Mark monatlich zurück. Der Mietvertrag wurde auf 20 Jahre geschlossen. Ein Gutachten hatte einen Verkehrswert von elf Millionen Mark bei einer monatlichen Miete von 72 000 Mark festgestellt. 1990 wurden weitere Gesellschafter: die Firma "Neu Europa Hitec & Biotec Gesellschaft für Innovationen mbG & Co. KG" sowie die Firma "EMDA Beteiligung Ltd." mit Sitz in Douglas/Isle of Man.
1991 übertrug "Neu Europa" einen Teil ihrer Gesellschaftsanteile an die "Venture Capital Beteiligungsgesellschaft für die deutsche Wirtschaft mbH & Co. KG". Professor Pausch, seit 1986 Geschäftsführer bei EMDA, übertrug seine Anteile ebenfalls an die "Venture Capital". Im August 1990 traten dann verbunden mit einer Kapitalerhöhung von rund fünf Millionen Mark die Kapitalgesellschaften "Alpha Ventures IV, Fonds Commun de Placement à Risques", "Alpha Inventures V, Fonds Commun de Plaxcement à Risques" und "Euroventures Deutschlland GmbH" ein. In dieser Zeit wechselten häufig die Geschäftsführer, die neuen Anteilseigener brachten ihre eigenen Leute mit, EMDA gibt sein Eigenkapital mit 10 830 400 Millionen Mark an.
Weil das alte Betriebsgelände in der Hanauer Landstraße nicht mehr modernen betriebswirtschaftlichen Anforderungen entsprach, beschloß die Firma nach Offenbach umzuziehen. Das Frankfurter Grundstück wurde im März 1988 für 7,6 Millionen Mark an einen Arzt verkauft.
Nur einen Monat später kaufte die "International Company of Management Foundation Vaduz/Liechtenstein" das Objekt für 8,6 Millionen Mark. Die Liechtensteiner wiederum verkauften im Februar 1989 das Gelände an die "WUG Wohnungs- und Gewerbebaufgesellschaft" in Mainz für 14,5 Millionen Mark.
Im November 1990 wiederum verkaufte die "WUG" mit gleichzeitiger Verpflichtung zur Errichtung eines Geschäftshauses die Immobilie für 57 Millionen Mark an die Firma "Macmoney Vierzehnte Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH" in Hamburg. Die WUG hatte das Gelände auf Altlasten untersuchen lassen. Die Sanierung kostete 2,5 Millionen Mark. Und die soll EMDA jetzt zahlen.
Im März 1992 warteten die rund 200 EMDA-Mitarbeiter vergeblich auf ihre Gehälter. Am 23. April 1992 meldete der Zahnärzte-Ausstatter beim Offenbacher Amtsgericht einen Vergleich an. Der Vergleich kam mangels Masse nicht zustande, jetzt läuft das Konkursverfahren. lz
OBERURSEL. Zum "Schweigen für den Frieden" ruft die Friedensinitiative (FI) Oberursel am Hiroshima-Tag am Donnerstag, 6. August, um 18 Uhr in der Fußgängerzone/Ecke Kumeliusstraße auf. "Mit diesem Schweigen halten wir die Erinnerung wach an die Opfer der ersten Atombombe und demonstrieren für einen weltweiten Atomwaffenteststopp und die Beseitigung aller Atomwaffen", so Joachim Krahl von der FI. w
Unterschriftensammlungen, Petitionen und alle sonst noch möglichen legalen Mittel soll diese Bürgerinitiative, die ohne Beispiel sein dürfte, ungehemmt von jeglichem Parteienkalkül gegen die Asylbewerber-Unterkunft ausschöpfen. Diese Michaelis-APO, die den Bankrott der Parteipolitiker manifestieren würde, darf man laut Michaelis "nicht als "Volksverhetzung mißdeuten". Vielmehr solle das neue Forum die demokratischen Kräfte bündeln, ein Ventil für den wachsenden Verdruß in der Bevölkerung bieten und unüberlegte Aktionen verhindern.
Die nach Landesdarstellung aufgrund eines Notstandes erforderlich gewordenestärkere Inanspruchnahme der Cole-man-Kaserne ist in Michaelis Augen nicht der einzige Kritikpunkt am Kabi- "Ladendiebstähle kommen häufiger vor" nett, das einst als Höchstmarke 500 Per-sonen festlegte. Die angekündigten Außenstellen von Ausländerbehörde, Verwaltungsgericht und Asyl-Bundesamt lassen auf sich warten. Fehlende Sozialbetreuung der Asylbewerber hatte kürzlich auch der Erste Kreisbeigeordnete Erich Pipa (SPD) moniert.
Die Landesregierung verstößt hier gegen ihre eigene Regel, wonach jeweils100 Flüchtlingen ein Sozialarbeiter zuzuordnen ist. Hinzu kommt, daß die Flüchtlinge teilweise wochenlang warten müssen, bis sie das erste Taschengeld ausgezahlt erhalten. Dies könnte jene Ladendiebstähle provozieren, die laut Michaelis angeblich seit der Ankunft der Asylbewerber in Gelnhäuser Geschäften häufiger vorkommen.
Allerdings läßt sich der Umfang solcher Delikte nicht konkretisieren. Bei hausgemachten Vergleichen von Kriminalitätsraten wird auch gerne vergessen, daß das Klauen im Geschäft für viele Deutsche ein Kavaliersdelikt ist und bei etlichen bieder-bürgerlich daherkommenden Kunden gewollt oder ungewollt nicht auffällt.
Wie auch immer, es gibt inzwischen in Gelnhausen das Problem der dauernden "Doppelung", wie Michaelis es nennt. Jeder Vorfall, in den fremd aussehende Menschen verwickelt sind, wird durchs Erzählen und Nacherzählen vom Hörensagen potenziert und pauschal den Flüchtlingen aus der Kaserne angekreidet.
Um eine Differenzierung bemühen sich jetzt Landrat Karl Eyerkaufer und Erich Pipa in einer gemeinsamen Erklärung zur Lage in Gelnhausen. Ihre Forderung nach Einhaltung der ursprünglichen Belegungsgrenze von 500 Menschen in der Coleman-Kaserne begründen die beiden Sozialdemokraten damit, daß dort von einer ordnungsgemäßen Betreuung und Beaufsichtigung der Flüchtlinge keine Rede sein könne.
Die Folge sei eine deutliche Zunahme der Probleme und eine ebenso deutliche Zunahme der Kleinkriminalität. Da zudem seit Jahresbeginn mehrheitlich alleinstehende junge Männer als Flüchtlinge ankämen, sei auch ein höheres Konfliktpotential festzustellen.
"Wir haben es mit einer neuen Qualität von Flüchtlingen zu tun", hat Pipa entdeckt. Für den Sozialdezernenten ist offenkundig, "daß vor allem junge Männer aus Albanien, Bulgarien oder Afghanistan" kaum bereit seien, "sich sozial in die deutsche Gesellschaft einzupassen und das gewährte Gastrecht zu respektieren".
Während offen bleibt, auf welche Untersuchungen sich diese für Menschen aus den genannten Ländern diskriminierende Behauptung stützt, wagt sich Eyerkaufer noch einen Schritt weiter vor. "Meiner Meinung nach handelt es sich vorwiegend um Flüchtlinge," riskiert der Landrat ein offenes Wort ans Wahlvolk, "die nach dem neuen Asylverfahrensgesetz als offensichtlich unbegründete Fälle einzustufen sind."
Der Landrat gibt sich "mehr als verärgert" darüber, daß das neue Gesetz, das eine zügigere Behandlung dieser Verfahren zum Ziel habe, überhaupt noch nicht greife. Es seien noch nicht einmal Vorbereitungen getroffen, die neuen Regelungen verwaltungsmäßig umzusetzen, kritisiert er und fordert, daß Bund und Land schnell entsprechende Voraussetzungen schaffen müßten. Die beiden Kreispolitiker erklären weiter, daß sie sich "uneingeschränkt" zu der humanitären Pflicht bekennen würden, "Menschen in Not zu helfen, wie jetzt den Flüchtlingen aus Bosnien oder tatsächlich politisch verfolgten Menschen". Um so wichtiger sei es deshalb, in offensichtlich unbegründeten Fällen schnell zu entscheiden, um die Zustimmung der Bevölkerung zu wirklich begründeten Asylanträgen zu bewahren.
Die Gemeinden, Städte und Landkreise müßten deshalb in einem überschaubaren Zeitraum deutlich entlastet werden. Eyerkaufer und Pipa widersprechen damit der Betrachtungsweise des Familienministeriums, derzufolge der Unterbrin- "Anstrengungen lieber verstärken" gungsnotstand auf Landesseite aus derWiderspenstigkeit vieler Kommunen herrühren soll.
Nach der Wiesbadener Darstellung sind die Kommunen insgesamt mit der Aufnahme von 4000 Flüchtlingen im Rückstand. Die Stadt Gelnhausen wäre demnach jetzt Opfer einer Politik geworden, die sie selbst jahrelang betrieb, als sie ihr Aufnahmesoll nur zu einem Fünftel erfüllte - was seinerzeit von der Kreisspitze durchaus noch kritisiert wurde. Aber jetzt weht der Wind anders herum.
Namentlich von der Staatssekretärin Brigitte Sellach im Familienministerium verlangen Eyerkaufer und Pipa, sie solle ihre Anstrengungen für die Umsetzung des Gesetzes verstärken, "anstatt die hessischen Kommunen und Landkreise zu kritisieren".
Touristische Tips
Lichterfest in Laubach Einen neuen Besucherrekord hofft die oberhessische Stadt Laubach bei ihrem Lichterfest zu erreichen, das am Samstag, 8. August, um 20 Uhr beginnt. Über 10 000 Besucher werden erwartet, wenn ab 18 Uhr an insgesamt zwei Kilometer langen Lichterketten 40 000 bunte Lampen aufflammen. Fontänen, Wasserfälle und Feuerräde sollen den Laubacher Schloß- und Kurpark in eine Phantasiewelt verwandeln, versprechen die Veranstalter.Handwerkermarkt in Weilburg Über 50 Handwerker zeigen von Freitag, 14., bis Sonntag, 16. August, jeweils von 10 bis 18 Uhr in der Stadthalle Weilburg ihr Können. Besucher können dann Marmorierern, Instrumentenbauern, Holzschuhmachern, Buddelschiffbauern, Pfeifenmachern, Holzbildhauern und Puppendoktoren bei der Arbeit zusehen.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Liebig- Apotheke, Bad Homburg, Graf-Stauffenberg-Ring 3; Markt-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 19 (15 bis 18.30 Uhr); Rosen-Apotheke, Ober-Erlenbach, Wetterauer Str. 3 a.
Oberursel/Steinbach. Rosen-Apotheke, Oberursel, Adenauerallee 21.
Usinger-Land. Saalburg-Apotheke, Wehrheim, Hauptstr. 13 b; Ursula-Apotheke, Niederreifenberg, Hauptstr. 16; Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6 (15 bis 18.30 Uhr); und Weiltal-Apotheke, Weilrod, Birkenweg 1.
Kronberg/Königstein. Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7; und Rats- Apotheke, Oberhöchstadt, Borngasse 2.
ski FRANKFURT A. M. Erstmals in ihrer 44jährigen Geschichte in Deutschland ist die Chase Bank in die roten Zahlen gerutscht. Der 1991er Abschluß weist einen Fehlbetrag von 0,4 Millionen Mark auf, nachdem im Jahr zuvor ein Überschuß von 3,4 Millionen unterm Strich gestanden hatte. Das Minus wurde durch einen Griff in die reichlich vorhandenen Gewinnrücklagen ausgeglichen. Als einen wesentlichen Grund für das Ergebnis, mit dem die Tochter des US-Geldriesen Chase Manhattan natürlich "nicht zufrieden" ist, nennt Vorstandssprecher Rüdiger von Eisenhart-Rothe Sonderbelastungen durch den Umzug aus der Frankfurter City in den Stadtteil Rödelheim "in siebenstelliger Höhe". Dafür arbeite man jetzt aber in modernsten Räumen mit neuester technischer Ausrüstung. Außerdem weise die Bilanz keine "versteckten" Risiken oder wacklige Länderengagements auf, betont der Vorstand.
"Bislang zufriedenstellend" verlief die neue Rechnungsperiode. Im Geschäftsbericht zeigen sich die Chase-Manager aufgrund der Rolle der Mark als Stabilitätsanker im EG-Währungssystem zuversichtlich, daß die zunehmende Bedeutung Frankfurts als europäisches Finanzzentrum "nachhaltig positive Impulse auf die Geschäftsentwicklung" ausüben werde.
Das Geschäftsvolumen der Chase sank 1991 um 18 Prozent auf 2,4 Milliarden. Die Belegschaft wurde im Jahresmittel um weitere 31 auf 224 Leute abgebaut.
MÜHLHEIM. Über "Schulpolitik im Kreis und die Einrichtung einer betreuenden Grundschule an der Goetheschule" spricht am heutigen Mittwoch, 5. August, die Kreisbeigeordnete Adelheid Tröscher auf Einladung des SPD-Ortsvereins. Das Referat mit anschließender Diskussion beginnt um 20 Uhr im Kolleg des "Mühlheimer Wirtshauses" an der Friedensstraße. hf
Die drei Ortsbeiräte in der Spessartkommune sollen aufgelöst werden / Weniger Gemeindevorstandsmitglieder Der Bürgermeister kennt nur noch Flörsbachtaler Sakschewski: Die Dörfer sind zusammengewachsen Von Jörg Andersson FLÖRSBACHTAL. Sie sind ein Produkt der Gebietsreform. Um nach dem Zusammenschluß zahlreicher Dörfer und kleinerer Gemeinden zu den sogenannten "Großgemeinden" in den siebziger Jahren die örtlichen Belange angemessen berücksichtigen zu können, ermöglicht die Hessische Gemeindeordnung (HGO) unter dem Kapitel kommunale Selbstverwaltung die Bildung von Ortsbeiräten. Debatten und Entscheidungen in diesen Gremien erfreuen sich von Gründau bis Sinntal und Freigericht bis Birstein oft größerer Anteilnahme durch die Bevölkerung als die übergeordneten Gemeindevertretungen und Stadtverordnetensitzungen, was als Argument für die vielzitierte Bürgernähe angeführt werden kann. Allein: Im südlichen Teil des hessischen Spessarts ist nichts davon zu spüren. In Biebergemünd und Jossgrund gibt es gar keine Ortsbeiräte, in Flörsbachtal schickt sich die Gemeindevertretung heute abend an, das achtjährige Kapitel örtlicher Interessenvertretungen zu beenden. Der Änderung des entsprechenden Paragraphen 5 der Hauptsatzung der Gemeinde dürfte am heutigen Donnerstag ab 20 Uhr im Bürgersaal der Sparkasse Lohrhaupten die Bedeutung einer Regularie zukommen. Schon am Mittwoch vergangener Woche hatten die Mitglieder der drei Ortsbeiräte bei einer gemeinsamen Sitzung im Lohrhauptener Rathaus ihr Ende beschlossen. Am Montag empfahl auch der Gemeindevorstand einstimmig die Auflösung. Im Flörsbachtal, der kleinsten Gemeinde des Main-Kinzig- Kreises, sind die Ortsbeiräte, so scheint es, schlicht überflüssig.
Seit ihrer Einrichtung vor acht Jahren haben die Gremien zumeist ein eher tristes Dasein geführt. Das beginnt damit, daß das Interesse der Dorfbewohner laut Bürgermeister Horst Sakschewski (SPD) "gleich Null ist" und setzt sich letztendlich so weit fort, daß auch die Ortsbeiratsmitglieder nur noch selten zu den anberaumten Sitzungen erscheinen und diese damit beschlußunfähig sind.
Politikmüdigkeit oder zeitlich überlastete ehrenamtliche Mandatsträger? Erst in der vergangenen Woche hatte der Vorsitzende der SPD-Bürgerblockfraktion Hans Scheidemantel angesichts des bevorstehenden Nachtragshaushaltes von einem "Sitzungsmarathon" gesprochen und dabei penibel sämtliche Tagungen von Ortsbeiräten, Fraktionen und Ausschüssen aufgezählt. Ein überfüllter Terminkalender für Freizeitpolitiker, die neben ihrem Achtstundentag fast durchweg lange Anfahrtswege vom entlegenen Flörsbachtal zum Arbeitsplatz in das Rhein-Main-Gebiet auf sich nehmen.
Faktoren, die nach Aussagen des sozialdemokratischen Rathauschefs zwar die Entscheidung erleichtert haben, aber nicht unbedingt ursächlich waren. Die Gründe für die Auflösung der Ortsbeiräte, die zuletzt nur einen "unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwand" mit sich gebracht hätten, sieht der Bürgermeister in der konkreten Situation vor Ort. Flörsbachtal hat nur 2500 Einwohner, die wenigsten von allen Gemeinden im Main- Kinzig-Kreis, der kleinste Ortsteil Mosborn zählt gerade einmal 70 Seelen. Sakschewski: "Wenn bei uns ein Kanaldeckel klappert, dann ruft mich sofort ein Bürger an, oder ich fahre kurze Zeit später selbst darüber."
Flörsbachtal, die Gemeinde der "kurzen Entscheidungswege", wo man sich die Zeit und das zusätzliche Sitzungsgeld für die Ortsbeiratsmitglieder - 15 Mark pro Nase - laut Gemeindeoberhaupt "sparen kann". Der weitere Grund für die scheinbar unkomplizierte Gemeindeverwaltung liegt in der politischen Landschaft einer Kommune, bei der die Wähler der SPD und den eng mit ihr verbundenen Listen zuletzt 85 Prozent der Stimmen gaben. Ein Ergebnis, das sich bis auf die Zusammensetzung der Ortsbeiräte niederschlägt. Das fünfköpfige Gremium in Lohrhaupten besteht ausschließlich aus Sozialdemokraten, in Flörsbach regiert der Bürgerblock, dessen Kandidaten ebenfalls durchweg das SPD-Parteibuch haben. Allein in dem für Kempfenbrunn und Mosborn zuständigen Ortsbeirat hätte neben den Vertretern des Sozialen Bürgerblocks auch ein CDU-Mann Platz nehmen dürfen. Doch auch dazu kam es nicht, weil der Rentner Paul Baum in den Gemeindevorstand rückte.
Konsequenz: zwischen den Sitzungen von Ortsbeirat und SPD-Fraktion besteht, was die Interessenvertreter betrifft, praktisch kein Unterschied mehr. Wenn der Ortsbeirat, wie es in Paragraph 81, Absatz 3 der HGO vorgeschrieben ist, in wichtigen Angelegenheiten gehört wird und über den Haushaltsentwurf diskutiert, haben sämtliche Mitglieder das Thema bereits in der Fraktion abgehandelt oder es kommt ein paar Tage später noch auf sie zu.
Letztendlich glaubt der Bürgermeister aus der Entwicklung noch einen erfreulichen Trend zu erkennen. "Das Ortsteildenken ist zurückgedrängt."
Wie in vielen anderen Gemeinden war auch in den Dörfern dicht an der bayerischen Grenze die Gebietsreform nicht ohne Ärger über die Bühne gegangen. Relativ unproblematisch verlief noch der Zusammenschluß von Flörsbach, Kempfenbrunn und Mosborn zur "kleinen" Gemeinde Flörsbachtal, die danach allerdings gerade 1300 Einwohner hatte. Kompliziert wurde es, als 1974 Lohrhaupten dazugeschlagen wurde. Es gab Streit um den Verwaltungssitz und den Bürgermeister. Eine Situation, die es damals Rainer Krätschmer, der selbst zuvor in Meerholz den Rathausjob verloren hatte, ermöglichte, als "neutraler" Mann im Spessart Fuß zu fassen. Mit Erfolg: Während seiner Amtszeit verloren örtlich verankerte Verbindungen wie ABL oder FWG an Bedeutung, auf den Listen in Flörsbach und Kempfenbrunn plazierten sich zusehends Sozialdemokraten. Das klassische Beispiel: Horst Sakschewski. Bevor der heute 42jährige Nachfolger Krätschmers wurde, war er sowohl Vorsitzender des Bürgerblocks in seinem Heimatort Kempfenbrunn und Vorsitzender der SPD-Fraktion in Flörsbachtal.
Um im Gemeindevorstand das Ungleichgewicht zugunsten der Sozialdemokraten nicht zu groß werden zu lassen, war der Gemeindevorstand zuletzt bis auf zehn Mitglieder erhöht worden. Auch in diesem Fall soll heute abend abgespeckt, die Zahl auf fünf halbiert werden. Denn auch dort sitzen durch das Zusammenwachsen der Orte im Prinzip schon seit längerem nur noch Flörsbachtaler.
KRONBERG. Kinder- und Babykleidung im Wert von 60 000 bis 70 000 Mark erbeuteten Einbrecher aus einem Kindermodengeschäft in der Frankfurter Straße. Sie brachen, wie die Kripo mitteilte, die Eingangstür zu dem Laden auf und räumten aus den Regalen Hosen, Sweat-Shirts, T-Shirts, Strampelhosen und Overalls für Babies. w
Frauen-Handball-Regionalligist TSG Ober-Eschbach konnte bei seinem Trainingsauftakt am Montag wenig neue Gesichter präsentieren. Neben Kathrin Nüchter-Schmidt (TSG Oberursel) wurde nur Petra Schaab (TV Bad Vilbel) neu verpflichtet. Auf der anderen Seite gab es keine Abmeldungen. Trainerin Sigrid Zernikow will ihr Team am Samstag (17.30 Uhr) bei der TSG Neu-Isenburg einem ersten Test unterziehen. Nach dem ersten Heimspiel (16. 8., 17 Uhr, Albin- Göhring-Halle) gegen die TGS Walldorf folgt das bereits traditionelle Trainingslager in Dettelbach (19. bis 23. 8.), wo die TSGO auf Bergtheim, DJK Würzburg und Kitzingen treffen wird. Der SC Lerchenberg (Südgruppe der Regionalliga Südwest) hat sich für 29. 8. (16 Uhr) im Bad Homburger Stadtteil angekündigt, am 5. September folgt der 5. Bad Homburger Frauen-Handball-Cup in Ober-Eschbach; TuS Alstertal, BSG Halloren Halle (beide 2. Bundesliga) sowie die Regionalligisten SC Lerchenberg, FSV Mainz 05, SG Leutershausen und Ober-Eschbach sind ebenso wie der Oberligist SG dabei. Ein achter Verein fehlt noch. Mit dem Turnier in Oppau (13. 9.) enden die Vorbereitungen. hdp
Der Schützenverein Oberstedten ist derzeit die Nummer eins im Schützengau. Zumindest in der Disziplin "Freie Pistole". Dank des überragenden Einzelschützen Franz Escher (mit 276 Ringen erfolgreichster Teilnehmer dieser Runde) hat der Verein aus dem Oberurseler Stadtteil alle vier Rundenkämpfe für sich entscheiden können und selbst die Polizisten von Grünweiß Frankfurt auf Rang zwei verdrängt.
Die Frankfurter haben gegen Diana Hausen (984:992) gepatzt, können aber im direkten Vergleich mit Oberstedten diesen Ausrutscher kompensieren. Dem Hoch in Oberstedten steht das Tief der Main-Taunus-Klubs SG 06 Flörsheim (2:6 Zähler) und SV Kriftel (0:8) gegenüber. Im direkten Vergleich siegte Flörsheim 971:960 in Kriftel. Andererseits hatte Spitzenreiter Oberstedten einige Mühe, um beim Schlußlicht mit fünf Ringen Vorsprung (968:963) die Oberhand zu behalten.
Der Unterschied nach vier Rundenkämpfen beläuft sich zwischen Oberstedten und Kriftel auf acht Punkte, aber insgesamt nur 85 Ringe. Damit wird die Ausgeglichenheit in dieser Klasse belegt. Im abschließenden Vorrundenduell gegen die SG Neu-Isenburg wollen die Krifteler den Anschluß herstellen. Oberstedtens Rekordmarke von 1008 Mannschaftsringen gilt als Richtschnur. ppa
Mittwoch, 5. August
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Summertime-Festival, Historischer Garten vor dem Dom: 15 Uhr, Theater Pico Bello - "Zuckertütentango"; Hof des Historischen Museums: 21 Uhr, Jordan & Arias - "Les Grisettes de l'Operette".
Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: 20 Uhr, Vorstellungen in der Wassermanege; Bockenheimer Depot. Musik Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, "At The Crossroads".
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Rossa.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Blues Bube.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Rumbas y Sevillanas.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Roland Haines Trio.
Café Plazz, Kirchplatz 8: 19.30 Uhr, Walter Haiman.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft.
Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 19 Uhr, Ausstellungseröffnung "Oskar Kokoschka und Alma Mahler - Die Puppe: Epilog einer Passion".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Silberne Trinkgefäße im Zeitalter der Renaissance und des Barock".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Zur Ausstellungskonzeption und Sammlung des MMK".
Schirn, Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Munchs Werk im Spannungsfeld zwischen künstlerischem Vorbild und individuellem Ausdruck"; 19 Uhr zum Thema "Der Schatten bei Edvard Munch".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Jüdisches Leben".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Kreuzigungsaltar aus Rimini". Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt".
Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Dinosaurier".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil, Seite 7. Kinder Zentrale Kinder- & Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24, Tel. 212 33 631: 15 Uhr, "Ein Rätsel rund um Katzen" (ab 8 J.). Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Hausfrauen-Verband: 14 Uhr, Spaziergang "Botanischer Garten/Grüneburgpark"; Treffpunkt Haltestelle U 6 Westend.
Evangelische Frauenhilfe, Glauburgstr. 68: 9.30 Uhr, Offenes Treffen "Theologie für Frauen".
Nichtraucher-Initiative: 18 Uhr, Treffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstraße 15 bis 17, Tel. 65 14 01; Engel-Apotheke, Große Friedberger Straße 44-46, Tel. 29 25 98; Hermes- Apotheke, Taunusstraße; Kaysser-Apotheke, Höchst, Bolongarostraße 131, Tel. 31 34 93; Liebig-Apotheke, Unterlindau 67, Tel. 72 24 50; Radilo-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 17-19, Tel. 78 34 16; Rotlint-Apotheke, Rotlintstraße 80, Tel. 45 40 46; Sertürner-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstraße 15, Tel. 38 10 85; Sonnenring-Apotheke, Mailänder Straße 8, Tel. 68 62 62; Trift-Apotheke, Niederrad, Triftstraße 19, Tel. 67 75 95; Wittelsbach-Apotheke, Wittelsbacherallee 183, Tel. 45 45 97. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Bornheim, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
OBERTSHAUSEN. Den bosnischen Flüchtlingen im Hanauer Lager kommt die Standmiete eines Flohmarktes zugute, bei dem am Samstag, 8. August, Kinderkleidung und Spielsachen verkauft werden. Der Markt beginnt um 15 Uhr auf dem Platz vor der St.-Pius-Kirche und dauert bis 17 Uhr. Wer mitmachen möchte, sollte sich bei Kerstin Rill, Telefon 069 / 86 88 91, anmelden. hf
KRONBERG. Mit einem Spazierstock bedrohte ein Mann am Montag gegen 21.20 Uhr den 26jährigen Tankwart in der Tankstelle Frankfurter Straße, legte eine Plastiktüte auf die Ladentheke und forderte Geld. Der Tankwart ließ sich jedoch nicht ins Bockshorn jagen. Er ging beherzt auf den Mann zu. Dieser drehte sich um und machte sich mit einem Auto japanischer Herkunft aus dem Staub. w
Seit 1973 spielt der SV Victoria 1910 Heldenbergen in der höchsten Hanauer Fußball-Kreisklasse (heute Bezirksliga, früher Kreisliga A genannt), packte bisher aber nie den Sprung in die Bezirksoberliga (bis 1990 Bezirksliga) Frankfurt. Damit standen die Kicker vom Stadion an der Büdinger Straße im Schatten der Nidderauer Lokalrivalen Sportfreunde Ostheim, die es einst bis zu Landesligaehren brachten, und Eintracht-Sportfreunde Windecken, jetziger Bezirksoberligist. Heldenbergen will nun gegen seine Stadtrivalen Ostheim und KSV Eichen zur Nummer zwei avancieren.
Von der Meisterschaft spricht trotz der immensen Anstrengungen auf dem Spielermarkt, 15 Neuverpflichtungen bedeuten schließlich eine Höchstmarke im Kreisgebiet, niemand. Zumal sieben Abgänge gegenüberstehen. "Schau'n mer mal", sagt Pressewart Kremer in Anlehnung an Franz Beckenbauers geflügeltes Wort hinsichtlich einer Prognose. Auf organisatorischem Sektor haben sich die beiden Vorsitzenden Walter Goy und Jürgen Kremer seit Jahren beim Hallenturnier um den Silvesterpokal bewährt, an diesem Wochenende will die Führungscrew ihr Können beim Turnier auf dem Victoria-Platz unter Beweis stellen.
An der Büdinger Straße werden der 1.FC Hochstadt, die Spvgg. Hüttengesäß, TSG Niederdorfelden, der FC Hanau 93 (Gruppe 1) sowie der KSV Eichen, FC 66 Büdesheim, SC Eintracht-Sportfreunde Windecken und SV Kilianstädten (Gruppe 2) erwartet. Die drei Bezirksoberligisten haben eigens ihre Punktspiele auf die Wochenmitte verlegen lassen. Dabei geht es zunächst einmal noch um relativ be- scheidene Preisgelder für die drei Sieger.
In der Staffel eins gelten die Bezirksoberligisten Hochstadt und Hanau, in der Gruppe 2 Windecken als Favoriten. Am Samstag (12.10 Uhr) wollen die Schönecker Lokalrivalen Büdesheim und Kilianstädten kein typisches Eröffnungsspiel bieten. Bei nur 2 x 20 Minuten Spielzeit ist für die Trainer kein richtiger Maßstab möglich, was in Anbetracht des Termins (Generalprobe vor der Punktrunde) ein Manko darstellen dürfte. Im 45-Minuten- Takt sollen die Begegnungen ausgetragen werden, Hüttengesäß und Hanau 93 (18 Uhr) den ersten Tag beschließen. Bereits um 9.30 Uhr beginnen Eichen und Büdesheim. Nach den Überkreuzspielen (ab 13.15 Uhr), einem Frauen-Einlagespiel (14.50 Uhr) folgen das "kleine Finale (Platz 3) sowie um 16.50 Uhr das Endspiel. Danach tritt der Ausrichter in einem Test gegen die Spvgg. 02 Griesheim (17.35 Uhr) an. Dabei wollen die Victoria-Fans das neue Aufgebot von Trainer Erich Nagel, das bei den Stadtmeisterschaften eher enttäuschte, genau unter die Lupe nehmen. Die spektakulärsten Verpflichtungen? "Sturmtank" Peter Gröbel (Germania Horbach, früher SV Steinheim/Landesliga), Jörg Bezemer (Spvgg. 1910 Langenselbold), Matthias Mahr (SV Calbach), Thomas Franz (Sportfr. Ostheim) und Eckhard Nuhn (Spvgg. Roßdorf). Die herbsten Verluste: Hendrik Freywald (KSV Klein-Karben), Mike Traband (Spvgg. Roßdorf), Detlef Müller (FC Büdesheim), Horst Poser (FC Kaichen), Thorsten Marx (SV Kilianstädten) und Thomas Oltsch (Laufbahn beendet). Die Crux beim SV Victoria: neben Erich Nagel wurden mit Eckhard Nuhn und Matthias Mahr zwei weitere Trainer als Spieler verpflichtet. Damit dürfte für Erich Nagel eine dreifache Nagelprobe ins Haus stehen. Turnier der SV Victoria Heldenbergen, Spielplan - Samstag (8.8.): Gruppenspiele ab 12.10 Uhr bis 18.45 Uhr). - Sonntag (9.8.): Gruppenspiele von 9.30 bis 12.45 Uhr; Überkreuzspiele: Sieger Gruppe I gegen Zweiter Gruppe II (13.15 Uhr), Zweiter Gruppe I gegen Sieger Gruppe II (14.05 Uhr); Einlagespiel: Frauen Victoria Heldenbergen - SG 08 Praunheim II (14.50 Uhr); Spiel um Platz drei (16 Uhr), Finale (16.50 Uhr); Freundschaftsspiel: Victoria Heldenbergen - Spvgg. 02 Griesheim (17.35 Uhr). ppa
Abeln will Dauerstreit um Verkehrspolitik entschärfen Stadt bewirbt sich am Landeswettbewerb "Sozial-ökologischer Verkehr" / Neues zu "Schulwegsicherung" Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Auf Initiative von Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) wird die Stadt Dreieich bei einem Landeswettbewerb zum Thema "Sozial-ökologischer Verkehr" mitmachen. Würde sie als "Modellstadt" ausgewählt, könnte sie für verkehrspolitische Maßnahmen, die die Belastung von Mensch und Umwelt durch den Autoverkehr reduzieren sollen, mit 900 000 Mark Landesmitteln rechnen. Bei seinem Vorstoß geht es Abeln, der nach eigenen Worten die Zustimmung des Magistrats gefunden hat, nicht nur ums Geld. In dem Projekt sieht er eine Chance, den Dauerstreit um die Verkehrspolitik der Stadt zu entschärfen und Vorschläge "seriös" zu prüfen, über die auch nach wochenlangen Diskussionen keine Einigung erzielt werden konnte. Unterdessen gehen allerdings die Querelen um Radwege, Tempo-30-Markierungen, Drängelgitter und anderes mehr unvermindert weiter. Nach Darstellung von Abeln will das Land eine Kommune modellhaft fördern, die ein Gesamtkonzept für eine "möglichst stadtverträgliche" Abwicklung ihres Autoverkehrs entwickelt. Weiter lauten die Bedingungen,
• "die Mobilität der Bürger mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu gewährleisten,• die Verkehrssicherheit besonders für Radfahrer und Fußgänger sowie schwächere Verkehrsteilnehmer zu erhöhen,
Nach Ansicht des Bürgermeisters entsprechen diese Vorgaben der Verkehrspolitik, "die wir seit Anfang der 80er Jahre verfolgen". So gebe es noch aus Zeiten der CDU-Regierung ein Konzept für Tempo-30-Zonen, einen allerdings umstrittenen Radwegeplan und von 1990 Planungen für das Modellvorhaben Städtebau und Verkehr, die aktualisiert werden könnten.
Abeln führte weiter aus, als Modellstadt hätte Dreieich die Gelegenheit, "Maßnahmen, die bisher nicht in der Straßenverkehrsordnung verankert sind, mit wissenschaftlicher Begleitung probeweise einzuführen". Damit bezog er sich indirekt auf den Vorwurf seiner Kritiker aus der rot-grünen Koalition, er sei nicht bereit, Handlungsspielräume im Rahmen der Straßenverkehrsordnung flexibel zu nutzen und betätige sich als "Bremser". Daß der Streit um die Verkehrspolitik der Stadt festgefahren ist und teils mit harten Bandagen ausgefochten wird, dafür lieferte die Pressekonferenz, in der Abeln den Wettbewerb erläuterte, neue Beispiele. So kritisierte er beispielsweise den jüngsten Verkehrsantrag von SPD und Grünen als "bühnenreif", "Nonsens" und "Schildbürgerstreich".
Dabei geht es um die von Rot-Grün gewünschten Markierungen von "Tempo 30" auf der Fahrbahn. Abeln hat diesen Wunsch aufgrund von rechtlichen Bedenken bereits abgelehnt, die Grünen teilten daraufhin mit, daß rechtliche Schritte gegen den Bürgermeister nicht mehr ausgeschlossen seien.
Während die Ökopartei die "arrogante Rechthaberei" von Abeln beklagt und sich an der Nase herumgeführt fühlt, erklärte dieser, die Grünen bezeichneten sich zu Recht als "Feierabendpolitiker". Abgesehen von rechtlichen Fragen, die nicht eindeutig zu klären seien, sei es eine "Feierabendidee", 300 000 bis 600 000 Mark zu verschwenden, um "mit weißer Farbe munter zu pinseln, wo es gar nichts zu pinseln gibt".
Eine Absage erteilte der Bürgermeister auch dem von Rot-Grün gewünschten Fahrradstreifen auf der Hainer Chaussee zwischen den Bushaltestellen "Hainer Chaussee" und "Im Weibelfeld". Dabei konnte er sich auf eine ablehnende Stellungnahme des Kreises Offenbach beziehen. Darin heißt es, an dem kombinierten Rad- und Fußweg dürfe fünf Jahre nach seinen Ausbau nichts verändert werden. Sonst müßte die Stadt die Gemeindefinanzierungsmittel, die sie dafür in Anspruch genommen hatte, zurückzahlen. Abeln: "Der Kreis hat recht."
Im übrigen würde laut Abeln die Fahrbahn der Hainer Chaussee durch Radstreifen unzulässig verengt. Es verblieben maximal 6,25 Meter bei einer erforderlichen Mindestbreite von 6,50 Meter.
Neues auch zum Thema "Schulwegsicherung": Nach dem wochenlangen Hickhack, bei dem Abeln auch aus den Reihen der Schulelternbeiräte heftig angegriffen worden war, kündigte er nun an, "zum Teil und unter bestimmten Bedingungen" Beschlüsse des Bauausschusses "probeweise" umzusetzen. Wichtigste Neuerung: Die Breslauer Straße wird zum Unterrichtsbeginn und -ende jeweils anderthalb Stunden lang gesperrt.
In den ersten beiden Wochen nach dem Ende der Sommerferien soll dort der Verkehr zunächst nur beobachtet und gezählt werden, damit später ein Vergleich angestellt werden kann. Nicht möglich ist laut Abeln eine Sperrung der Erich-Kästner-Straße, da eine Aufhebung oder Änderung der Widmung notwendig würde. Die beiden weiteren Forderungen des Bauausschusses: Tempo-30-Zone und Fahrradstraßen würden geprüft.
Bürgermeister Abeln verteidigte vor der Presse noch einmal die Installation eines Drängelgitters für Radfahrer am Durchgang von der Vogtei zur Bachstraße in Sprendlingen. Deswegen liegt er im Clinch mit der "Fahr-Rad!-Initiative". Sie sieht darin ein Beispiel, daß die örtliche Ordnungsbehörde Konflikte zwischen Radlern und Autofahrer in jedem Fall zu Lasten des Radverkehrs löse.
Wie Abeln bereits in einem Brief an den Sprecher der Initiative, Volker Heilemann, ausführte, geht es aus seiner Sicht in erster Linie um einen sichereren Schulweg für radfahrende Kinder. Das Drängelgitter sei auf speziellen Wunsch der Schulleitung der Schillerschule aufgestellt worden. Es sei falsch zu behaupten, er entscheide immer nur zum Wohle der Autofahrer.
Abeln beklagt in seinem Brief das "unqualifizierte Verkehrsverhalten der Radfahrer", die den "direkten Weg über die Pflanzbeete" genommen hätten. Demgegenüber betont Dieter Schmidt (Grüne/Bi-Fraktion) in einer Pressemitteilung, die Kreuzung sei nun zwar sicherer, aber es könne nicht die Ideallösung sein, die Radler zu schützen, indem man das Fahrradfahren erschwert.
Sein Vorschlag: Die Pflanzbeete sollten durch kleine Schilder geschützt und in der Gartenstraße ein Schild "Vorfahrt achten - Radfahrer kreuzen" aufgestellt werden.
Die Handballer der SG 1910 Schlüchtern haben durch ihr hartes Trainingsprogramm wenig Gelegenheit, sich die Darbietungen in Barcelona via Fernsehen zu betrachten, dennoch wagen sie sich am nächsten Mittwoch (12.8.) in der Großsporthalle an die arabische Nationalmannshcaft heran. Es ist nicht die einzige internationale Aufgabe des Fuldaer Bezirksligisten, denn am 21. August (ebenfalls 19.30 Uhr) gastiert mit Dynamo Bukarest eine der besten europäischen Vereins-Mannschaften im östlichen Main- Kinzig-Kreis. .
Die TG Dörnigheim (15.) und der TV Dipperz (16.) geben ebenfalls in der Bergwinkelstadt ihre Visitenkarte ab. Was erwartet die Handballfreunde dieser Region außerdem? Nach der Turnierteilnahme in Obernburg (4.), Berlin-Hermsdorf (3. Platz), Niedermittlau (2.) und Bleichenbach (Sieger) sind die Anhänger neugierig auf die neue Mannschaft.
Der anerkannte rumänische Erfolgstrainer Traian Dumitru, der bereits in der 2. Bundesliga und in der Regionalliga Südwest (TV Hüttenberg/ HC Büdingen) tätig war, bereitet sich seit dem 31. Juli mit einem Programm auf die neue Serie vor, das durchaus professionelle Züge hat.
Neben Dumitru gilt das Interesse den Neuzugängen Bernd Otto (TV Gelnhausen) und Joachim Bug (Borussia Fulda). Ferner stießen die Nachwuchskräfte Peter Sang und Bernd Möller zum Erstmannschafts-Kader. In Hohenroda-Ransbach wird ein Trainingscamp aufgeschlagen, mitten in der Vorbereitung folgt das eigene Turnier um den "Immergut-Cup" (22. und 23.August). Als Knüller gilt hierbei die Verpflichtung des mehrfachen Europapokalsiegers Dynamo Bukarest. Neben Bukarest haben die Regionalligisten Hermsdorf und Obernburg sowie die Oberliga-Vertreter Dipperz und TV Breckenheim zugesagt. Als sechster im Bunde startet der letztjährige Bezirksliga-Vizemeister SG Schlüchtern, der in die Oberliga Hessen aufsteigen will. Nach einem weiteren Test gegen die HSG Heringen/Obersuhl (29.8.) folgt mit dem Pokalspiel beim Nachbarn TV Flieden (5. September) die erste Pflichtübung.
Der Punktrundenstart beschert am 12.9. beim TV Neuhof ein weiteres Derby. Erst am 20.9. steht die Heimspielpremiere gegen die HSG Angersbach/Maar ins Haus. Die Dauerkarte kostet bei der SG 1910 bescheidene 40 Mark, Mitglieder sind bereits für 30 Mark die gesamte Runde dabei. dip
Der SV 1913 Salmünster freut sich, beim Frauen-Turnier am Samstag (8.8.) mit dem FC Germania Wächtersbach, FSV Hailer, SV Germania Herolz sowie der neuen Spielgemeinschaft SV Melitia Aufenau/SG Bad Soden, KG Wittgenborn und dem FC Rot-Weiß Großauheim ein Sechser-Feld präsentieren zu können.
Auf dem Sportplatz am Münsterberg wird den Bezirksliga-Formationen nur eine kurze Spielzeit von 2 x 15 Minuten eingeräumt. Wächtersbach und Hailer eröffnen um 14 Uhr das Turnier. Die Gruppenspiele sollen um 17.20 Uhr abgeschlossen sein. Nach einem Einlagespiel folgt gegen 18.30 Uhr ein Penalty-Schießen zur Ermittlung des fünften Platzes, das "kleine Finale" (18.45 Uhr) und das Endspiel (19.30 Uhr), die jeweils über die übliche Spielzeit laufen sollen, beschließen das Turnier. Für frischen Wind will vor allem Lokalrivale SG 1911 Bad Soden sorgen, dessen Antrag auf Spielgemeinschaft mit dem SV Melitia Aufenau - gestellt am 6.Juli - bereits am 14.7. durch Verbandsfußballwart Adam Schade (Witzenhausen) genehmigt wurde. Zunächst einmal bis 30. Juni 1995. In der Punktrunde wurde sie der Bezirksliga Hanau-Gelnhausen zugeordnet. hdp
Kleine FR
KÖNIGSTEIN. Wegen des Open-Air-Festivals auf der Burg kann die Ruine am Samstag, 8. August, nicht besichtigt werden, erst wieder am Sonntag, teilte die Verwaltung mit.
Stammtisch "Roter Stachel"
OBERURSEL. Der "Rote Stachel", Stammtisch der SPD Oberursel-Nord, trifft sich ab Donnerstag, 6. August, wieder an jedem ersten Donnerstag im Monat in der Gaststätte "Olympia" am Borkenberg. Gäste sind willkommen. Körperbehinderte treffen sich KRONBERG. Zu einem gemütlichen Beisammensein trifft sich der Kontaktkreis Körperbehinderter in Kronberg am Montag, 10. August, 18 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus Schönberg. Wer abgeholt werden möchte, sollte bis spätestens Freitag, 7. August, 13 Uhr, beim Sozialamt, Tel. 0 61 73 / 70 32 41 anrufen. Wieder Bücherflohmarkt KÖNIGSTEIN. Viel Buch für wenig Geld gibt es wieder beim Bücherflohmarkt von Montag bis Mittwoch, 10. bis 12. August, in der Stadtbibliothek zu den Öffnungszeiten der Bücherei.
Ob Familienschmuck, die eigene Uhr oder das teure Tee-Service - alles läßt sich im Pfandleihhaus zu Bargeld umwandeln. Eine Lösung, die offenbar immer attraktiver wird. "Die Umsätze der deutschen Leihhäuser stiegen 1991 um sieben Prozent", berichtet der Zentralverband des Pfandkreditgewerbes. An eine Million Kunden wurden dabei mehr als 400 Millionen Mark ausbezahlt.
Bärbel Dresen, Leiterin des Pfandhauses an der Frankfurter Börse, kann den Trend zum schnellen Kredit nur bestätigen. "Die Nachfrage ist sehr groß; seit Januar ist das so." Inzwischen sei sie aber so gewachsen, daß nicht mehr jeder ein Darlehen erhalten könne. "Es ging immer mehr Geld raus als reinkam", sagt Dresen. Die Bereitschaft der Kunden, ihre Pfänder wieder auszulösen, habe abgenommen. Damit werde die Kapitaldecke des Unternehmens auf die Dauer immer knapper. Das Gesetz schreibt die Zinsen des Pfandkredits vor: Beim Abholen seines Wertgegenstandes muß der Verpfänder pro Monat ein Prozent Zinsen zahlen. Die Laufzeit des Kredits beträgt in der Regel drei Monate.
"So schnell wie bei uns geht es mit einem Kredit sonst nirgendwo", führt Bärbel Dresen als möglichen Grund für die gesteigerte Nachfrage an. Wenn die Bank sich "etwas spröde anstellt", sagt sie, kämen die Leute halt zu ihr. Mietkautionen in Höhe von 3000 Mark seien oft der Grund, warum die Leute ihre Gegenstände verpfänden müßten. Auch Steuer- oder Zinstermine würden häufig genannt.
Laut Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes hat sich der Kundenkreis geändert: "Der Anteil vermögender Kunden in den Leihäusern ist gestiegen." Dresen sieht das ähnlich: "Der Armeleutetouch ist weg." Der durchschnittliche Wert der Pfänder betrage 1500 Mark - bundesweit im vierten Quartal 1991 dagegen nur 340 Mark. Zu 90 Prozent wird bei ihr Schmuck verpfändet, ansonsten meist Antiquitäten. "Wenn das weg ist, merkt es sowieso keiner." wob
Wir gratulieren
Frau Anna Müller zum 90. Geburtstag am 5. August.
ALTENSTADT. Wer sein Bade-, Dusch- und Spülwasser umweltfreundlich mit Hilfe der Sonne erwärmen will, darf mit Zuschüssen des Landes Hessen, der OVAG und der Gemeinde Altenstadt rechnen. Der Einsatz der Sonnenenergie schont so nicht nur die Umwelt, sondern auch den eigenen Geldbeutel, weil durch die öffentlichen Zuschüsse die Anlagen wirtschaftlich betrieben werden können. Dies macht ab heute eine Ausstellung in der Sparkasse Wetterau in Altenstadt deutlich, mit der das hessische Ministerium für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten sein Förderprogramm zur Solarenergie präsentiert.
Die Gemeinde Altenstadt hat die Ausstellung organisiert und unterstützt sie darüberhinaus noch mit einem Informationsabend am Freitag, 21. August, ab 20 Uhr im großen Gemeinschaftsraum der Altenstadthalle. Dort wird ein Vertreter des hessischen Umweltministeriums das Förderprogramm des Landes im Detail noch einmal vorstellen. Außerdem will er Fragen der Bürger/-innen beantworten.
Ein Vertreter der auf den Einbau von Solaranlagen spzialisierten und marktführenden Firma Wagner & Co wird zusätzlich an diesem Abend die Voraussetzungen der Sonnenenergienutzung, die wesentlichen Bestandteile einer Solaranlage, verschiedene Nutzungsmöglichkeiten, Planungsaspekte, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und vieles mehr ansprechen. Im Foyer der Altenstadthalle wird zusätzlich noch die Ausstellung über das solartechnische Förderprogramm des Landes zu sehen sein.
Das Land Hessen unterstützt finanziell den Einbau von solarthermischen Anlagen zur Brauchwassererwärmung in Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern, Verwaltungs- und Gewerbegebäuden, landwirtschaftlich genutzten Gebäuden und sonstige Einrichtungen (zum Beispiel Schwimmbädern).
Anlagen von Unternehmen und Gebietskörperschaften werden mit einem Investitionszuschuß in der Regel bis zu 30 Prozent der förderfähigen Ausgaben gefördert; Anlagen privater Haus- und Grundstückseigner bekommen ebenfalls höchstens 30 Prozent, bei Einfamilienhäusers sind es maximal jedoch 3000 Mark je Anlage, bei Mehrfamilienhäusern maximal 1500 Mark pro Wohnung. Die Gemeinde Altenstadt gewährt zusätzlich einen Zuschuß von zehn Prozent der nachgewiesenen Kosten, höchstens jedoch 1000 Mark für insgesamt zehn Antragsteller.
Nähere Informationen gibt es bei der Umweltberaterin der Gemeinde Altenstadt, Sabine Schubert (Telefon 0 60 47 / 80 00 20).
Auch die OVAG fördert den Einbau von Anlagen zur Brauch- und Beckenwassererwärmung mit zehn Prozent der Bausumme (höchstens 1000 Mark), wenn der Zuwendungsbescheid des Landes vorliegt (Info: Frau Platzdasch, Telefon 0 60 31 / 8 22 41). str
Kinder aus Sarajewo in Deutschland gelandet
HAMBURG, 4. August (Reuter). Die Gesundheit von Kindern wird nach Angaben der Umweltorganisation "Greenpeace" in bundesdeutschen Städten durch Alltagsgifte sehr viel stärker angegriffen als bisher angenommen. Das gehe aus Messungen hervor, die die Organisation im März und April dieses Jahres in Hamburg, München und Leipzig in "Kindernasen-Höhe" von 1,20 Meter vorgenommen habe, teilte Greenpeace am Dienstag in Hamburg mit. Bei Kohlenmonoxid, Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid seien erhebliche Belastungen festgestellt worden, hieß es weiter.
Das Reizgas Stickstoffdioxid etwa habe in allen Städten häufig während der Hauptverkehrszeiten Spitzenwerte um 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erreicht. Derartige Belastungen seien nach Einschätzungen von Ärzten für Kinder gefährlich, hieß es. Auch die krebserregenden Gifte Benzol, Toluol, Xylol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) seien gemessen worden. Die tägliche Belastung der Luft mit Benzol etwa sei "dramatisch hoch". In allen Städten sei an allen Tagen der Tagesmittelwert von zehn Mikrogramm überschritten worden.
Das sei der Wert, den die Landesbehörden derzeit als Grenzwert für Straßensperrungen und Fahrverbote diskutierten. Hohe Werte habe Greenpeace auch für die am Straßenstaub haftenden, krebserregenden PAHs festgestellt. Sie seien in "Kindernasen-Höhe" bis zum Dreifachen höher gewesen als in der Höhe von 4,50 Meter.
Kinder hätten nicht so starke körpereigene Abwehrfunktionen gegen Schadstoffe und seien deshalb anfälliger für sogenannte "unspezifische Krankheiten", die immer häufiger bei Kindern aufträten. Die Umweltorganisation fordere deshalb einen Stufenplan zur sofortigen Reduzierung der Schadstoffbelastung der Luft in Städten und Grenzwerte nach medizinischen Gesichtspunkten, die auch den Schutz der Kinder garantierten.
Gilt dem vom Ozonloch unbeeindruckten Europäer die sonnengebräunte Haut noch immer als erstrebenswert, so ist blaß schon traditionell chic in Japan. Der neueste Schlager auf Tokios Modemarkt ist in diesem Jahr sonnenabweisende Spezialkleidung, die vor allem vor der ultravioletten Strahlung schützen soll. Über 50 Prozent Umsatzsteigerung melden die großen Kaufhäuser der Millionenmetropole. Große Nachfrage herrsche nach Jacken, Hemden, Hüten, Badekleidung, sogar nach Schirmen und Vorhängen - eben allem, was die Sonne abweist. Wenn es um den umfassenden Sonnenschutz geht, wird trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Rezession in Japan nicht gespart.
Bereits im vergangenen Sommer hatten Japans Modemacher die ersten "Anti-Sonnen"-Artikel auf den Markt gebracht. Doch der richtige Boom setzte in diesem Jahr ein. 95prozentigen Schutz gegen die schädlichen Sonnenstrahlen versprechen die Hersteller den Konsumenten durch ihre Spezialkleidung. Diese wird in verschiedenen Verfahren produziert. So können beispielsweise reflektierende Partikel in die Stoffe eingewebt werden. Auch sollen chemische Zusätze gegen die UV-Strahlung schon bei der Färbung der Kleidung für die nötige Sonnenabwehr sorgen. Dennoch gibt es auch Skeptiker in der Modebranche. Der Sprecher einer der großen japanischen Textilfirmen erklärte, eine derartige Behandlung sei nicht notwendig, da die Produkte seines Hauses durch ihren Polyestergehalt schon über 80 Prozent der Sonneneinwirkung abhalten würden.
Die Kosmetikindustrie kann bereits seit Anfang der 80er Jahre nicht nur mit Schutzcremes stetig steigende Gewinne erzielen. Reißenden Absatz findet auch eine Salbe, die von der Sonne gebräunte Haut wieder weiß färbt. Daneben werden auch exotische Artikel von der sonnenabweisenden Kundschaft gerne genommen. Da ist etwa eine Uhr auf dem Markt, die UV-Strahlen mißt, oder ein Gerät, das Alarm schlägt, sobald eine bestimmte Grenze der ultravioletten Belastung erreicht ist.
In Japan, wo weiße Haut traditionell als Zeichen von Schönheit gilt, wird nach Ansicht der Experten dieser Trend auch weiterhin anhalten, da immer mehr Mediziner weltweit auf die Gefahr von Gesundheitsschäden durch zu hohe Sonnenbelastung hinweisen. Allerdings warnen vereinzelte Fachleute vor übertriebener Furcht vor der Sonne. Immerhin seien ihre Strahlen für den Menschen auch gesundheitsfördernd. Zu große Enthaltsamkeit verhindere die Bildung des wichtigen Vitamins D im Körper und fördere die Gefahr von Knochenschwund und Krebs.
ELIZABETH ZINGG (AFP)
PFARRER NORBERT WEGE, fünfeinhalb Jahre lang evangelischer Seelsorger in der Pfarrgemeinde Karben- Burg-Gräfenrode und Niddatal-Ilbenstadt, ist an die Feldbergschule in Oberursel gewechselt. Die Pfarrstelle ist vakant und dürfte nach Ansicht des Kirchenvorstandes kaum früher als in einem halben Jahr wieder besetzt sein. Die beiden Gemeinden mit je etwa 800 Einwohnern werden in der Zwischenzeit von Pfarrer ERNST ROHLEDER aus Büdesheim betreut. Die gemeinsame Pfarrstelle für Burg- Gräfenrode und Ilbenstadt ist inzwischen im Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ausgeschrieben. Der Kirchenvorstand wünscht sich ein Pfarrerehepaar, da die Aufteilung der Pfarrstelle auf zwei Orte den Posten für eine einzelne Person nicht gerade attraktiv macht.
Erkennungszeichen: Drache / 200 Erstkläßler waren an Tierzeichen zu identifizieren Eine Sechs für den Kreis Wutschwaden in der Luft Von Claudia Nenninger NEU-ANSPACH. Die Aufregung war am Dienstag groß auf dem Schulhof der Neu-Anspacher Grundschule. Rund 200 Erstkläßler erlebten mit Eltern, Omas, Opas, Patenonkeln und -tanten ihren ersten Schultag. So viele Schulanfänger - zehn Klassen - gab es in Neu-Anspach noch nie. Das Mammut-Programm lief reibungslos ab - dank der Organisation der Schulleitung und des Kollegiums. Beide erhielten dafür von Eltern die Note Eins. Gemeinde und Kreis, die ihre Hausaufgaben zur neuen Grundschule hingegen nicht erledigt hatten, mußten Fünfer und Sechser einstecken. Das FR-mobil war mitten im Gewühl und fing Stimmen und Stimmungen ein.
"Die Schule hat sich sehr viel Mühe gegeben. Die Lehrer haben sich Gedanken gemacht - trotz der Masse", lobte Gisela Rose. Den größten Eindruck hatte der persönliche Brief der Klassenlehrerinnen an die Erstkläßler hinterlassen. Und das gebastelte Tier, das alle Neulinge als Erkennungszeichen für ihre Klasse um den Hals trugen. "Eine tolle Idee", meinte Gisela Rose. Ihr Sohn Philipp war ein Drache. "Schon wochenlang hängt der Drache in seinem Zimmer. Und auf seinen Brief ist er auch so stolz. Anfangs durften wir ihn gar nicht lesen." Philipps Vater fällt sein erster Schultag ein: "Wir sind damals abgeliefert worden, und damit Schluß - aus." Gisela Rose, die schon in einer Elterninitiative für Kindergartenplätze aktiv war, will sich auch für die Schule engagieren. "Wenn etwas von der Schule kommt, kommt auch etwas von den Eltern."
Gabriele Krommer ist ebenso bereit, im Elternbeirat mitzumachen. "Wegen der Erfahrungen im Kindergarten und mit der Gemeinde im allgemeinen." Ihr Ärger über die Verzögerungen beim Neubau der zweiten Grundschule ist immer noch nicht verraucht.
"Die Gemeinde hat viel zu lange gezögert. Politisches Gerangel auf dem Rükken der Kinder, das geht doch nicht." Platzprobleme gibt es nach Ansicht der Mutter nicht nur in der Grundschule. "Es fehlen auch Jugendtreffs und Altersheime." Sie will sich für eine Oberstufe in Neu-Anspach einsetzen.
Für die Familien Weinlich und Genn ist ein anderes Ziel wichtiger: "Die neue Schule muß zügig weitergebaut werden." Sie bezweifeln, daß der erste Bauabschnitt nach den Herbstferien fertig sein soll. Ein Ungenügend für das Verhalten von Kreis und Gemeinde sei noch nicht schlecht genug: "Dafür gibt's keine Note."
Rainer Domalski staunt am ersten Schultag nur über eines: "Daß die danebengegangenen Planungen jetzt als tolle Leistungen hingestellt werden." So interpretiert der Vater die Ansprache des kommissarischen Bürgermeisters Rudi Rübsamen. Über die Zukunft seiner Tochter Eva macht er sich noch keine Sorgen. Seine Begründung: "Ich war auch kein einfacher Schüler und bin trotzdem was geworden."
Grundschulleiter Horst Eufinger war zufrieden: "Unser neues Organisationskonzept war eine gute Entscheidung." Einen Wunsch hatte der Direktor noch: "Ich hoffe, daß alles, was für die neue Schule versprochen wurde, auch klappt."
sch FRANKFURT A. M. Der Bonner Umweltminister Klaus Töpfer stößt beim Bundesverband Druck erneut auf Kritik. Der Arbeitgeberverband der deutschen Druckindustrie meldet jetzt Vorbehalte gegen die fünfte Novelle des Abfallgesetzes an, nach der Unternehmen künftig die von ihnen hergestellten oder vertriebenen Produkte zurücknehmen und möglichst wiederverwenden sollen. Die Organisation wendet sich vor allem gegen die Einstufung von Papier- und Papperückständen als "überwachungsbedürftige Sekundärrohstoffe". Diese Klassifizierung hält sie nicht für gerechtfertigt, "da von Altpapier - für jedermann erkennbar - keine Gefahren ausgehe".
Die Lobby betont, daß Papier bereits weitgehend dem Recycling zugeführt werde. Dies zeige, daß "freiwillige Kooperationslösungen im Umweltschutz erfolgreicher sein können als der Zwang durch Gesetze oder Verordnungen". Für überflüssig hält der Verband auch aus diesen Gründen die von dem CDU-Politiker geplante Altpapierverordnung, über die die Organisation mit Töpfer seit längerer Zeit streitet. Der Minister laufe hierbei Gefahr, Handelshemmnisse zu schaffen und so gegen EG-Recht zu verstoßen.
Beide Vorhaben, Abfallgesetz und Altpapierverordnung, würden, so behauptet der Bundesverband, zu einer Bürokratisierung führen und einen Aufwand erfordern, der vor allem den mittelständischen Druckunternehmen nicht zuzumuten sei.
STEINBACH. Die schönsten Gärten werden am Wochenende, 8. und 9. August, von der Stadtverwaltung prämiiert, wenn der Kleingartenverein "Im Wingert" sein Gartenfest feiert. Erstmals seit vielen Jahren steigt ab 16 Uhr auf dem Spielplatz wieder ein Kinderfest. Für die Erwachsenen ist ab 16 Uhr im Vereinshaus und in der Grillhütte der Tisch gedeckt. Samstag abend gibt es Musik zum Tanzen, Sonntag einen Frühschoppen. w
"Typisch ist, daß die kommunale Politik, geplagt von den Wahlterminen, der Verkehrsberuhigung an der nächsten Ecke höheren Wert einräumt als gesamtstädtischen Zukunftsfragen", bemängelt Friedbergs Kulturamtsleiter und Museumschef Michael Keller (42).
OBERURSEL. "Du, ich finde keine Steckdose für die Nähmaschine." "Peter, die Milch ist alle, sollen wir welche kaufen gehen?" Ergeben öffnet Drogenberater Peter Kronenberger die kleine Geldkassette, nestelt einen Zwanziger heraus und drückt ihn den Fragern in die Hand. "Kauft vier Liter, und nehmt die leeren Flaschen mit!", ruft er ihnen hinterher. Dann geht er eine Steckdose suchen. Die Helfer und Berater im Café Durchblick in der Konrad-Adenauer-Anlage haben alle Hände voll zu tun.
Zum vierten Mal schon steht der über und über mit Graffitis bemalte Bauwagen während der Sommerferien in der Anlage zwischen Bahnhof und Vorstadt. Unter den großen Sonnenschirmen hat es sich ein buntes Völkchen gemütlich gemacht. Junge Leute sitzen an den roten Plastiktischen, reden, albern herum, begrüßen die Neuankömmlinge. "Wir haben viele Stammgäste. Die kommen jedes Jahr", sagt Peter Kronenberger stolz. Ein Zeichen dafür, daß das Konzept der Jugend- und Drogenberatungsstelle aufgegangen ist: Raus aus den Beratungszimmern, dahin, wo die Jugendlichen sich aufhalten.
"In diesem Sommer waren im Schnitt hundert Leute am Tag da", schätzt Kronenberger - das sind gut doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Die lockere Atmosphäre und die vielen Angebote lassen die Drogenberatung zunächst einmal in den Hintergrund treten. Jede Woche ließ man sich etwas Neues einfallen: Batiken oder Kreationen aus Pappmaché, Ketten und Armbänder basteln oder eine spannende Fußgängerrallye. An diesem Nachmittag ist Nähen dran. Die Stoffe wurden von einer Firma im Kreis gespendet, am nächsten Tag werden die Ergebnisse bei einer Modenschau vorgeführt.
Vor allem beim Batiken waren die Besucher mit viel Spaß dabei. 60 T-Shirts wurden eingefärbt und verkauft. Viele Jugendliche kamen dazu, mit denen die Berater vorher noch nie Kontakt hatten. "Die Hemmschwelle für ein Gespräch ist einfach nicht so groß wie in der Beratungsstelle", sagt Kronenberger. Trotz der Veranstaltungen habe er nebenher viele Einzelberatungen gemacht: "Ich bin einfach mit denen ein Stückchen vom Café weggegangen und habe mich in die Anlage gesetzt."
Das Café Durchblick, als "Ersatz" für das im Sommer geschlossene Jugendcafé in Oberursel gedacht, hat sich zum Kernstück der mobilen Beratung im Kreis gemausert. "Mit unserer mobilen Beratung erreichen wir viel mehr Leute als vorher", sagt Koordinatorin Angelika Hafemann, von allen kurz "Geli" genannt. Entstanden ist diese neue Form der Jugendarbeit aus einer Gesprächsreihe im Jugendcafé. "Wir wollten Zugang zu den Jugendlichen finden, bevor die Probleme akut werden", beschreibt sie die Ausgangssituation. "Und das konnte nur durch Anbindung an die bereits vorhandenen Einrichtungen vor Ort geschehen."
Inzwischen sind drei hauptamtliche Mitarbeiter dabei: Angelika Hafemann oder Peter Kronenberger sind zweimal pro Woche im Oberurseler Jugendcafé präsent, ebenfalls zweimal pro Woche kommen sie ins evangelische Jugendhaus Friedrichsdorf. Und im April hat die Sozialarbeiterin Anja Weiß in Königstein angefangen. Eine vierte Stelle ist bewilligt, aber noch nicht besetzt.
Bevor der buntschillernde Bauwagen des Café Durchblicks am Ende dieser Woche wieder aus der Adenauer-Anlage verschwindet, wird am Donnerstag noch ein großes Abschlußfest gefeiert, mit Grillwürstchen und natürlich ohne Alkohol. Beginn ist um 18 Uhr.
HANAU. Sein beliebtes und schon zur Tradition gewordenes "Gartenfest im Tümpelgarten" feiert am kommenden Wochenende der Verein der Hanauer Aquarien- und Terrarienfreunde. Mit dem Fest soll auch an die Gründung des Tümpelgartens vor nunmehr 79 Jahren erinnert werden.
Am Samstag und Sonntag steht den Besuchern das Haus der Zierfische zur Besichtigung offen. Dort wird auch erstmals ein Flohmarkt mit aquaristischer Literatur angeboten.
Eröffnet wird das Fest am Freitag, 7. August, um 18 Uhr mit dem Bieranstich. Am Samstag wird ab 14 Uhr gefeiert, der Festsonntag beginnt um 10 Uhr mit einem Frühschoppen, zu dem auch Hanauer Kommunalpolitiker erwartet werden. Flei
GALLUS. Zum dritten Kinderbasar der Kulturwochen im Stadtteil Gallus laden das "Cafe im Hof" und die "Gallus Eltern" am kommenden Sonntag, 9. August, in den Hof der Günderrodeschule, Hufnagelstraße 25, ein.
Die Kindereinrichtungen haben für die Zeit von 13 bis 17 Uhr ein umfangreiches Programm für die kleinen Besucher zusammengestellt: Auf dem Basar verkaufen und tauschen Kinder Gebasteltes, Spielzeug und Comic-Hefte.
Auf den Geräten, die das Spielmobil "Roter Falke" mitbringt, dürfen sich die jungen Gäste austoben; auch ein Spieleprogramm wird geboten. Erstmals gibt es eine Kleiderbörse, bei der die Erwachsenen die Garderobe ihrer Kinder verkaufen oder tauschen können.
Zur Eröffnung spielt die westafrikanische Gruppe Gainde, um 15 Uhr steigt "Die Otto Normal Randale Show". Bei Regen wird die Veranstaltung ins Haus Gallus, Frankenallee 111, verlegt.
Verkaufstische können vor Ort oder beim Büro der Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Straße 16-20, bestellt werden. Die Telefonnummer ist 7 39 37 31, die Faxnummer ist 7 39 29 03. ak
Kinder aus Sarajewo in Deutschland gelandet
Kleine FR
Obergassenfest OBERURSEL. Zum achten Mal feiern die Anwohner am Wochenende, 8. und 9. August, ihr Obergassenfest. Samstag ab 15 Uhr gibt es Kaffee, Kuchen, Spezialitäten vom Grill; Sonntag ab 10 Uhr den schon traditionellen Frühschoppen. Der Erlös des Festes kommt wiederdem Verein für Muskelkranke e. V. zugute.
UBG-Frühschoppen KRONBERG. Heidschnucken-, Wildschwein- und Rehbraten, dazu Apfelwein und Bier und natürlich Politik gibt es beim UBG-Frühschoppen am Sonntag, 9. August, von 10.30 bis 14 Uhr auf dem Bolzplatz oberhalb der Altkönigschule.
Seit die obersten Bundesgerichte die Anforderungen für die Umwandlung einer Miet- in eine Eigentumswohnung gelockert haben, bangen viele Bewohner um ihre Bleibe. Tatsächlich rollt seitdem vor allem in Großstädten die Umwandlungswelle. Betroffene Mieter sollten sich gleichwohl nicht einschüchtern lassen und auf ihre Rechte pochen. Für die Kündigung wegen Eigenbedarfs gilt in Westdeutschland in solchen Fällen eine Sperrfrist von drei Jahren, das heißt, während dieser Zeit darf der Eigentümer keine blauen Briefe verschicken. In Regionen mit erhöhtem Wohnbedarf können die Kommunen diese Frist bis auf fünf Jahre ausdehnen.
Allerdings müssen die Mieter nach Ablauf der Sperre nicht sofort ausziehen. Denn danach schließt sich der gesetzliche Kündigungsschutz an, und der richtet sich nach der Mietdauer. Wohnt eine Familie etwa seit viereinhalb Jahren in der Bleibe, gilt eine zusätzliche Frist von drei Monaten. Bei mehr als fünf Jahren sind es sechs, bei über acht Jahren neun Monate und bei mehr als zehn Jahren zwölf Monate. Das heißt, ein Mieter in Frankfurt müßte erst sechs Jahre nach der Umwandlung ausziehen.
Für eine Kündigung wegen Eigenbedarfs müssen die Erwerber der Wohnung überdies Gründe angeben, wobei das Bundesverfassungsgericht die Rechte der Eigentümer vor einiger Zeit erheblich gestärkt hat. So reichen schon "vernünftige und nachvollziehbare Gründe" aus, was ein ziemlich dehnbarer Begriff ist. In einem Punkt haben Hausherren schlechte Karten: Wenn sie für ihre Zweitwohnung Eigenbedarf anmelden möchten. Das Landgericht Hamburg hat derartigen Ansinnen eine klare Absage erteilt (Az: 307 S 409/91). Im konkreten Fall wollte ein Unternehmer, der 37 Kilometer entfernt von Hamburg wohnte, seine andere Wohnung mitten in der Hansestadt selbst nutzen, um von Zeit zu Zeit dort ein Nickerchen machen zu können. Der langjährige Mieter sollte deshalb ausziehen. Kein Eigenbedarf, meinten die Richter, schließlich liege seine eigene Bleibe nicht weit entfernt. Auch ein Nürnberger Gericht entschied entsprechend (Az: 28 C 4190/91): Bei derart angespannter Lage am Wohnungsmarkt, sei schwer einzusehen, wenn dringend benötigter Raum nur hin und wieder zur Übernachtung genutzt werde. Dafür gebe es schließlich Hotels. cri
HÖCHST. "Du gehörst zu uns, und wir gehör'n zu dir", singt der Kinderchor auf der Bühne. Verheißungsvolle Worte. Doch Anita scheint der Botschaft nicht zu trauen. Noch immer hält sie sich ein wenig verkrampft an ihrer Schultüte fest. Ein Blick zur Mutti. Die sitzt endlos weit weg und lächelt. Einen Augenblick lang hellt sich Anitas Miene auf. Dann spannen sich die Gesichtszüge des sieben Jahre alten Mädchens wieder an. Der erste Schultag. Anita ist eines von 64 Kindern, für die an diesem Dienstag in der Robert- Blum-Schule etwas beginnt, das die Erwachsenen "Ernst des Lebens" nennen.
Überhaupt die Erwachsenen: "Video- Väter", die jede noch so kleine Regung ihrer Zöglinge durch das elektronische Auge einer Kamera verfolgen. "Ich habe von meinem ersten Schultag nur ein Bild zurückbehalten. Meine Tochter soll es da mal besser haben", verkündet einer von ihnen.
Zusammen mit den blitzlichtgewitternden "Foto-Vätern" verleihen sie der Begrüßungsfeier in der Turnhalle die Atmosphäre einer Pressekonferenz. Mütter, allzeit zur "Ersten Hilfe" bereit - Schultüten tragen, Ranzen aufschnallen, Haarsträhnen aus der Kinderstirn streichen; dazu Omas und Opas, Tanten, Onkel und Taufpaten - alle mit jeder Menge guter Ratschläge. Und alle offenkundig fest entschlossen, den "großen Tag" der Erstkläßler einen besonderen werden zu lassen. Das Klischee vom ersten Schultag, hier und heute ist es Wirklichkeit.
Viele der Jungen und Mädchen dagegen scheinen es leichter zu nehmen - zumindest bis zur Schwelle des Schulgebäudes. Die meisten rennen herum und suchen auf dem Pausenhof nach bekannten Gesichtern aus der Nachbarschaft oder dem Kindergarten. Ihre Eltern und Verwandten bleiben unter sich.
Auch Olivers Mutter steht allein da mit einer Tüte voller Süßigkeiten. "Ja, ja, heute beginnt ein neuer Abschnitt", sagt sie und atmet tief durch, "für ihn und für mich." Michaels Vater erzählt, daß sein Sohn an jedem der letzten zehn Tage auf dem Kalender ein Häkchen gemacht hat: "Der freut sich einfach auf das Neue, mehr nicht." Anita ist da ein ganz anderer Typ. In der vergangenen Nacht hat sie kaum geschlafen, und das, obwohl Zwillingsschwester Diana ihr Schicksal teilt.
Dann ist er in der Turnhalle gekommen, der Augenblick der Trennung: Nachdem die Zweitkläßler der Robert- Blum-Schule vorgesungen und vorgetanzt haben, wie schön Schule sein kann, sollen sich die "Neuen" zu ihrer jeweiligen Lehrerin stellen und gemeinsam mit ihr in die Klassenzimmer gehen. "Nur die Kinder bitte, nicht die Eltern", ruft Rektorin Beate Meier-Hubrath, als einzelne Mütter wie automatisch mit aufspringen. Doch es hilft nichts. Plötzlich sind sie nicht mehr in Reichweite, die Alten für die Jungen - aber auch umgekehrt.
Hier zeigt sich, wer solche Momente im Kindergarten zu ertragen gelernt hat. Oder, wie Robin, bei älteren Geschwistern "abgucken" konnte. "Ei, Frau Tuller", kräht er seiner Klassenlehrerin entgegen. "Ei, Robin", ruft sie zurück und ist sichtlich froh, schon jetzt mit einem ihrer 22 Schüler vertraut umgehen zu können. "Eine neue Klasse ist auch für mich wie ein neues Abenteuer", verrät Ingrid Tuller den Kindern, als die "1 a" ihren Klassenraum erreicht hat. Ihre ersten Worte sind noch unsicher: "Na, wollen wir jetzt zusammen ganz toll zählen und dabei schon was lernen?" Markus hat andere Sorgen: "Kannst Du nähen? Dann näh' mir das Loch in meiner Schultüte zu." Schule ist für ihn bislang nur ein Ort.
Als die frischgebackene Klasse ihr erstes Lied gesungen und Markus - wegen seiner ständigen Kommentare - einen ersten zarten Rüffel eingesteckt hat, scheint erstmals so etwas wie Gemeinschaftsgefühl erwacht zu sein. Die "1 a" steht nicht mehr nur auf dem Papier.
Unterdessen erfahren Anita und Diana gleich an ihrem ersten Tag, welches Ausmaß die Raumnot in der Robert-Blum- Schule hat. Denn die Jungen und Mädchen der "1 b" und "1 c" müssen sich ein Klassenzimmer teilen. Für die beiden Zwillingsschwestern heißt das bis auf weiteres: "Lernen im Schichtwechsel."
GERHARD BAYER
MAIN-KINZIG-KREIS. Eine typische Ferienstimmung hat das Hanauer Arbeitsamt im Juli am Arbeitsmarkt im Main-Kinzig-Kreis ausgemacht. Ausgenommen von Ferien- und Aushilfsjobs hat sich die Situation auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt laut Statistik erheblich verschlechtert. So meldeten sich mit 1835 Männern und Frauen 325 mehr arbeitslos als im Juni. Gleichzeitig meldeten sich im Juli nur 1363 Arbeitslose aus der Arbeitslosigkeit ab. Diese stieg deswegen um weitere 472 auf 9864 an. Damit sind zur Zeit 2083 oder 26,8 Prozent mehr Frauen und Männer arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Dies ist die höchste Arbeitslosenzahl seit Februar 1988. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,5 Prozent im Juni auf jetzt 5,8 Prozent an. Vor Jahresfrist hatte sie 4,7 Prozent betragen.
Neben der saisonüblichen Urlaubsruhe machte sich in vielen Betrieben des Kreises auch eine konjunkturell bedingte Zurückhaltung bemerkbar. So wurden bei immer mehr Betrieben Entlassungen mit Abfindungen registriert. Arbeitnehmer, denen solche "Freistellungen" mit finanziellem Ausgleich oder "Frühpensionierungen" angeboten werden, sollten sich jedoch vorher vom Arbeitsamt beraten lassen, da sich Abfindungszahlungen unter Umständen mindernd auf das Arbeitslosengeld auswirken.
Darüber hinaus sinken die Chancen für Arbeitslose, eine neue Dauerbeschäftigung zu finden, seit Monaten ständig. So lag die Zahl der im Juli gemeldeten offenen Stellen mit 833 um rund 100 unter der des Vorjahresmonats Juli. Fast jede zweite Stelle war nur als befristete Tätigkeit, Ferienjob oder Urlaubsvertretung ausgeschrieben. Auch die Zahl der offenen Stellen am Monatsende sank deutlich. Während dem Arbeitsamt vor Jahresfrist 1886 Arbeitsplätze im Main- Kinzig-Kreis bekannt waren, beträgt die Zahl der Vakanzen jetzt 1655.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit wurde in allen Regionen des Kreises festgestellt. Im Hanauer Arbeitsamt, das für Stadt und Altkreis Hanau ohne Maintal, Schöneck und Niederdorfelden zuständig ist, meldeten sich 893 Frauen und Männer neu arbeitslos, 135 mehr als im Juni. Gleichzeitig gingen die Neumeldungen von offenen Stellen um 127 auf 485 zurück. 385 neue Arbeitsverhältnisse konnten angebahnt werden. Am Monatsende wurden 4817 Arbeitslose gezählt, 195 mehr als Ende Juni. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,8 im Juni auf jetzt 6 Prozent an. Vor Jahresfrist hatte sie 4,7 Prozent betragen.
Ein ähnliches Bild ergibt sich im Altkreis Gelnhausen. Dort wurden am Monatsende 2936 Arbeitslose gezählt, 188 mehr als vor einem Monat. 526 Männer und Frauen meldeten sich neu arbeitslos. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,9 auf 6,3 Prozent. Nur eine leichte Zunahme an Arbeitslosigkeit verzeichnete das Arbeitsamt dagegen in Schlüchtern. Dort stieg die Zahl der Erwerbslosen um 24 auf 1074. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,3 Prozent gegenüber 5,1 Prozent im Vormonat. Im neuen Dienststellenbezirk Maintal stieg die Zahl der Arbeitslosen erstmals über 1000. Am Monatsende wurden 1037 Erwerbslose registriert. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,3 auf 4,5 Prozent. are
Mittwoch, 5. August
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Summertime Festival, Historischer Garten vor dem Dom: 15 Uhr, Theater Pico Bello - "Zuckertütentango"; Hof des Historischen Museums: 21 Uhr, Jordan & Arias - "Les Grisettes de l'Operette".
Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: 20 Uhr, Vorstellungen in der Wassermanege; Bockenheimer Depot. Musik Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, At The Crossroads.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Rossa.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Blues Bube.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Rumbas y Sevillanas.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Roland Haines Trio.
Café Plazz, Kirchplatz 8: 19.30 Uhr, Walter Haiman.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft. Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.)..
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen 'Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung. Museen / Führungen Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Silberne Trinkgefäße im Zeitalter der Renaissance und des Barock".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Jüdisches Leben".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Kreuzigungsaltar aus Rimini".
Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt".
Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Dinosaurier".
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).
Galerie L.A., Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr, Horst - "Platin-Prints" (bis 15. 8.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig - Malerei/ Thomas Bechinger - Zeichnung, Fotografie (bis 15. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Albers, Bill, Hockney, Kokoschka, Marini, Poliakoff - Graphiken der 70er Jahre (bis Ende Aug.).
Kunsthandlung Karl Vonderbank, Goethestr. 11, Tel. 28 24 90: Sa., 10 bis 13 Uhr, Gerhard Messemer (bis Ende Aug.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.).
Ausstellungen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: Herta Altmann - "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmungen" (bis 21. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Ausstellungen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: Herta Altmann - "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmungen" (bis 21. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Frau Erna Gohr, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Friedrich Weppler, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Aloisia Rahner, Klein-Karben, zum 75. Geburtstag.
Herrn Wilhelm Henkel, Klein-Karben, zum 70. Geburtstag.
Herrn Karl Schäfer, Burg-Gräfenrode, zum 79. Geburtstag.
Herrn Heinz Rinau, Petterweil, zum 72. Geburtstag.
RODGAU. Für Oliver ist heute ein besonderer Tag. Er steht im Foyer der Claus-von-Stauffenberg-Schule und schaut suchend zur Wand, an der viele Zettel hängen. "e3-Mj-124", ku1-Rw-108" heißt es da. Es scheint so, als fehle Oliver noch der rechte Überblick. Nadine geht es da ähnlich. Die Sechsjährige rennt ziellos durch die Eingangshalle, den neuen Schulranzen auf dem Rücken, bleibt kurz stehen, sieht sich um, doch in der nächsten Sekunde ist sie in der Menge der Gleichaltrigen verschwunden. Die Großen und Kleinen sind heute ein bißchen nervöser als sonst. Kein Wunder, denn alle haben Neuland betreten.
Oliver besucht die gymnasiale Oberstufe Jahrgang 12/I, die Klassenverbände sind aufgelöst, jetzt darf er die Kurse frei wählen und muß sich in den ersten Tagen des neuen Schuljahres zunächst einmal orientieren, welcher Lehrer welche Grund- und Leistungskurse in welchem Raum unterrichtet. Für die kleine Nadine und die anderen 37 Kinder hingegen ist alles neu, denn sie wurden gestern eingeschult.
An der Claus-von-Stauffenberg-Schule gibt es, nachdem die Wilhelm-Busch- Schule abgebrannt ist, eine besondere Situation: Die ganz Großen und die ganz Kleinen werden unter einem Dach unterrichtet. In dem einen Klassenzimmer ziehen die Kleinen ihre ersten geschwungenen Striche übers Blatt, aus denen einmal Buchstaben werden sollen, nebenan wird die binomische Formel gepaukt oder über Lessings Ring-Parabel diskutiert. Eine Mittelstufe gibt es nicht.
Da gab es gestern auf dem Schulhof ein besonderes Bild: Die Kleinen toben umher, die anderen stehen in Grüppchen zusammen und diskutieren über das Kursangebot oder darüber, an welchem See sich die Clique abends treffen wird. Berührungsängste gibt es zwischen den Großen und Kleinen nicht, obwohl einige der Älteren anfangs schon glaubten, daß das freudige Geschrei der Jüngsten vielleicht beim Lernen stören könnte, meint Renate aus der Jahrgangsstufe 13.
Der 18jährige Kester will sogar gesehen haben, daß einige seiner Freunde beim Gummitwist der Grundschüler mitgemacht haben. Andere hätten spontan die Idee gehabt, die Kleinen könnten den Leuten aus der Oberstufe doch 'mal den Kaffee holen. Doch egal, welcher Gag den Gymnasiasten noch einfallen wird, alle müssen noch einige Zeit miteinander auskommen. Denn nach dem Feuer in der Wilhelm-Busch-Schule wird es noch mindestens ein Jahr dauern, bis der Neubau steht.
Trotzdem gehen die Jungen und Mädchen auch künftig jeden Morgen zu dem Platz, wo ihre Grundschule einst stand. "Aus Sicherheitsgründen", wie die Fachleute sagen. Die Kinder sollen sich auf ihrem Schulweg nicht umstellen. Im nächsten Jahr, wenn der Neubau steht, kennen sie die Strecke dann gut, hoffen die Lehrer. Ein Bus holt die Kinder in der Kasseler Straße ab und fährt sie zur Oberstufe. Mittags werden sie dann zum abgebrannten Gebäude zurückgebracht und gehen meist zu Fuß nach Hause.
Der erste Schultag dauerte gestern nur kurz. Da sangen die Schüler aus den Klassen zwei, drei und vier für ihre neuen Freunde Lieder, zeigten im Spiel wie der Schulalltag aussieht, und sogar ein Chor aus der Oberstufe begrüßte die Erstkläßler mit einem Lied vom süßen Tod der Fliege im Marmeladenglas.
Die Zaungäste aus den Jahrgangsstufen elf bis dreizehn verfolgten die Feier am ersten Schultag mit Vergnügen. Als die Gleichaltrigen im Chor ihr Lied von der Fliege summten, sprang die Fangemeinde der Jugendlichen spontan auf und inszenierte zu sechst eine La ola. Vielleicht löst der Humor zwischen den "Alten" und "Jungen" künftig noch stärkere Wellen aus? ACHIM RITZ
doe FRANKFURT A. M. Die Öffnung der ehemaligen Ostblockstaaten und das bevorstehende Zusammenrücken der europäischen Länder im Binnenmarkt lassen in der Wirtschaft einen großen Informationsbedarf über Firmen, Institutionen und Produkte jenseits der Grenzen entstehen. Davon profitieren Spezialverlage wie die Darmstädter Hoppenstedt-Gruppe, die ihr Geld traditionell mit Fachzeitschriften und Nachschlagewerken macht. "Wir sind auf Europa-Kurs", gibt Marketing-Chef Roland Repp denn auch die Richtung vor: In Frankreich und Italien sind die Südhessen derzeit auf der Suche nach einer lohnenden Akquisition, in Ungarn haben sie bereits ein Verzeichnis der Großunternehmen herausgebracht, und demnächst will der Verlag auch in Prag starten. Der Anteil des Stammhauses am Gesamtgeschäft, resümiert Repp, werde so "immer geringer".
Die deutsche Vereinigung hatte Hoppenstedt schon im vergangenen Jahr zu einem glänzenden Zubrot verholfen. Das in Zusammenarbeit mit der Treuhandanstalt herausgegebene Firmenverzeichnis sowie ein eigener Wälzer über Unternehmen in der Ex-DDR erreichten mit 14 000 Exemplaren nicht nur eine in diesem teuren Spezialsegment sehr beachtliche Auflage, sondern erwiesen sich auch als "sehr lukrativ". Dieser Effekt, der maßgeblich zum Anschwellen des Darmstädter Umsatzes um 8,4 Prozent auf 60 Millionen Mark beitrug (gleichzeitig kletterte der Jahresüberschuß um rund die Hälfte auf 1,2 Millionen Mark), wird sich allerdings heuer nicht wiederholen lassen, weshalb Repp für das Stammhaus 1992 stagnierende Erlöse erwartet.
Die gesamte Gruppe, zu der Töchter in Belgien, Holland und England gehören, soll in der laufenden Periode um acht Prozent auf etwa 114 Millionen Mark wachsen. Im vergangenen Jahr war das Verlagsreich mit 950 Beschäftigten - vor allem durch die erstmalige Einbeziehung des britischen Firmeninformationsanbieters ICC und des Druckhauses Darmstadt - um fast 40 Prozent expandiert.
Einen "leichten Dämpfer" verzeichnet das 1926 gegründete Familienunternehmen, das nach eigenen Angaben Informationen über 65 000 deutsche Firmen vorhält, derzeit bei den Fachzeitschriften. Harte Konkurrenz und die Zurückhaltung der industriellen Anzeigenkundschaft bereiten hier Sorgen. Generell, berichtet Hepp, verdiene man immer mehr mit dem Vertrieb von gedruckten oder auf Datenspeichern konservierten Informationen und immer weniger mit Werbung. Auch die Kreditkartenpublikationen ("à la Card"), die zuletzt Umsatz- "und erst recht Ertragserwartungen" noch nicht erfüllten, sollen in diesem Jahr kräftig zulegen.
Herrn Otto Fenske aus Maintal-Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 5. August.
Herrn Adolf Schneider aus Maintal- Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 5. August.
Frau Katharina Steeg aus Maintal-Wachenbuchen zum 85. Geburtstag am Mittwoch, 5. August.
Herrn Richard Daubenthaler aus Maintal-Hochstadt zum 85. Geburtstag am Mittwoch, 5. August.
Bei hochsommerlichen Temperaturen kamen 1500 Zuschauer zum 6. Internatinalen Rallye Cross nach Gründau. Bei der unfallfreien Veranstaltung waren die heimischen Starter allerdings nicht gerade vom Glück verfolgt. Peter Kelm mußte seinen VW Golf Syncro in der Division IIA schon nach drei von vier Runden im ersten Qualifikationslauf mit Pleuellagerschaden abstellen, die Veranstaltung war für den Hasselrother gelaufen. Pech hatte auch Adolf Heinz aus Wächtersbach. Der zweifache Ex-Auto-Cross-Europameister und mehrfache Deutsche Rallye- Cross-Meister konnte mit seinem Audi quattro in der Division IIB zwar seinen ersten Qualifikationslauf überlegen gewinnen, bei der Zieldurchfahrt mußte er jedoch einen schweren Getriebeschaden hinnehmen und mußte zusammenpacken.
Gleichfalls katastrophal verlief das Wochenende für den mehrfachen Deutschen Rallye-Cross-Meister Hans Kirchhof aus Steinau in der Division IIA. Er kam mit seinem Ford Escort BDA als Meisterschaftsleader nach Gründau. Seinen ersten Vorlauf konnte Hans Kirchhof noch gewinnen, im zweiten fiel er dann aber schon in der ersten Runde als Führender mit einem Verteilerdefekt aus. Kirchhofs Crew reparierte den Schaden und der Steinauer ging zuversichtlich in den dritten Quali-Lauf, in dem er gut abschneiden hätte müssen, um sich für das Finale zu qualifizieren. Doch schon am Start drehte der Motor nicht richtig aus und Hans Kirchhof mußte mit dem gleichen Defekt wie zuvor aufgeben. Durch dieses Nullpunkt-Resultat von Gründau fiel Hans Kirchhof in der Meisterschaftswertung einige Plätze zurück und es wird für ihn sehr schwer, bei den noch verbleibenden zwei Rennen den Titel dieses Jahr doch noch zu holen. Die Ergebnisse:
DIVISION IA: 1. Norbert Kruse (Bargteheide/VW Golf 16V); 2. Miroslav Sefr (CSFR/Ford Sierra Cosworth); 3. Oliver Sasse (Buxtehude/VW Golf GTI 16V)
DIVISION IB: 1. Nelis Verkooyen (Niederlande/Nissan Sunny GTI); 2. Bernd Leinemann (Katlenburg, Ford Sierra); 3. Ralph Wilhelm (Buxtehude/Lancia Delta HF Integrale)
DIVISION IIA: 1. Peter Steinmaßl (Waging/BMW M3); 2. Peter Ahlers (Undelch/VW Golf Syncro); 3. Frank Bartelsen (Langballig, VW Golf Syncro)
DIVISION IIB: 1. Jos Sterkens (Niederlande/Ford Fiesta XR2); 2. John Cross (Großbritannien/Ford Fiesta Xtrac); 3. Jouko Hollo (Finnland/VW Golf 4x4 Turbo)
DIVISION IV: 1. Wolfgang von Berg (Gieboldshausen/Ford RS 2000); 2. Harald Engelhardt (Gieboldshausen/VW Golf); 3. Hubert Diegel (Kirtor/VW Golf) cs
Gleich neben ihm geschah, was auch ihm hätte passieren können. Es wurde geblitzt und gefilmt. Die Niederländerin Ellen van Langen konnte ihr Glück nicht fassen, Gold baumelte auf ihrer Brust, wieder und wieder wurde die Siegerin abgelichtet. Direkt neben ihr im Stadiongang saß Florian Schwarthoff, den Kopf mal in die Arme vergraben, mal verzweifelt an die Decke gerichtet. Mit einer schlechteren Erziehung hätte er seine Sporttasche durch die Gegend geschleudert und "Scheiße" geschrien.
Die drei Medaillen über 110 Meter Hürden besaßen andere, dabei hätte doch eine für ihn sein sollen. "Ich bin an mir selber gescheitert", sagte der Heppenheimer und sprach von mangelnder internationaler Erfahrung, von Nervosität, davon, gegen eine Hürde getreten zu sein und eine andere touchiert zu haben. Rang fünf, die beste Plazierung eines deutschen Hürdensprinters auf nicht boykottierten Spielen seit 1968, bedeutete: aus der Traum. Unzufrieden hat man Schwarthoff schon gesehen in den letzten Jahren, aber noch nie so bitter enttäuscht. Er hat sich in diesem Jahr auf 13,13 Sekunden gesteigert und ist damit in ein Erwartungsfeld geraten, in dem die Finalteilnahme allein kein Grund zur Freude mehr war.
Derek Redmond ist schon oft schnell gelaufen (44,50 Sekunden ist seine Bestzeit über 400 Meter), aber oft auch hat sein Körper gegen die Belastung rebelliert. Der Viertelmeiler aus England mußte die Europameisterschaft 1990 wegen Verletzung abschreiben und auch die Olympischen Spiele von 1988. Nun war er endlich bei Olympia und gut in Form. Auf der Gegengeraden des 400-Meter-Halbfinales aber riß etwas in seinem Oberschenkel. Redmond stürzte und blieb liegen. Und dann rappelte er sich auf und hüpfte auf einem Bein weiter. Helfer wollten ihn stoppen, Sanitäter kamen mit der Trage, aber Redmond hüpfte weiter. Im Scheitelpunkt der Zielkurve stürmte ein Mann auf die Bahn und stützte den Verletzten und ließ sich nicht davon abhalten, den heulenden Athleten bis zum Ziel zu begleiten. Es war Jim Redmond, Dereks Vater. "Ich wollte wenigstens bei den Olympischen Spielen ins Ziel kommen", sagte Derek hinterher.
Für Momente waren die, die nur eine Anzeigetafel im Auge hatten, im Glauben, Zeuge eines historischen Momentes in der Leichtathletik geworden zu sein. Mike Conley schien der erste Mensch zu sein, der regulär weiter als 18 Meter im Dreisprung gekommen war. Vergleichbar wäre das gewesen mit dem 8,95-Meter-Satz von Mike Powell bei den Weltmeisterschaften in Tokio, mit dem er Bob Beamon aus den Rekordlisten warf.
Aber da war noch die Anzeige der Windverhältnisse, und da stand: 2,1 +. Also war 0,1 Meter pro Sekunde mehr Wind von hinten gekommen als erlaubt und Conley damit nur der zweite Springer, der mit unzulässigem Schub die Mauer durchbrach. Allerdings hatte bei den 18,20 Meter von Willie Banks im Jahre 1988 vergleichsweise ein Sturm geblasen: 5,2 Meter pro Sekunde. Insofern ist Conleys Dreier "mehr wert" als der von Banks. Es läßt sich auch vermuten, daß bei den noch erlaubten 2,0 + Conley auf 18 Komma noch was gekommen wäre. Das hieße: die Zuschauer im Olympiastadion haben den weitesten regulären Dreisprung der Leichtathletik-Geschichte gesehen. Aber er gilt nun mal nicht. Conley darf sich trösten: Die Goldmedaille ist auch was. ah
Stadtteil-Fenster
SCHWALBACH. Die Limesstadt soll nun doch nicht verkehrsberuhigt werden. Diesen strittigen Punkt im städtischen Verkehrsrahmenplan zu ändern, regte Stadtverordnetenvorsteher Dieter M. Kunze (SPD) in einem Brief an den Vorsitzenden des Bauausschusses, Herbert Gerhard (SPD), an.
Kunze, der das Schreiben nicht mit seinen Parteifreunden absprach, wertet sein Vorgehen als "persönlichen Vorstoß". Dieser sei die Konsequenz aus der Bürgerversammlung vom 22. Mai zum Verkehrsrahmenplan und aus der Auswertung der bei dieser Gelegenheit verteilten rund 70 Fragebögen.
Der Vorsteher: "Ich habe Augen und Ohren und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß man Bürgern, die keine Verkehrsberuhigung wollen, auch keine aufzwingen sollte." Das Votum der Schwalbacher sei überzeugend. Kunze: "Keiner will die Verkehrsberuhigung in der Limesstadt." Auf die Frage, ob er nicht Gefahr laufe, nur ein bestimmtes Spektrum von Bürgermeinung einzufangen, schränkte der Stadtverordnetenvorsteher ein: "Die Befürworter sind in der Minderheit."
Kunze kann freilich die Parlamentarier "nicht zwingen, zu tun, was die Bürger wollen", sondern lediglich die erneute Diskussion anregen. Eine kurze Umfrage der FR bei verschiedenen Fraktionen im Stadtparlament zeigte gestern, daß dort noch einiger Diskussionsbedarf über den Vorschlag Kunzes besteht. Der Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Liste, Günter Pabst, gab zu bedenken, daß die bisher geplante Fahrbahnverengung und Geschwindigkeitsreduzierung ihren Sinn habe und nicht so sehr ins Geld gehe, wie von der CDU-Fraktion behauptet.
Kunze forderte in seinem Schreiben an den Ausschußvorsitzenden Gerhard auch, die Prioritätenliste zur Umsetzung des Verkehrsrahmenplanes, auf den sich die Ausschußmitglieder bis auf einen Punkt schon geeinigt hatten, entsprechend den Wünschen der Bürger zu überarbeiten. Die Verkehrsberuhigung solle aus der Prioritätenliste gestrichen und darüber diskutiert werden, was an ihre Stelle rükken könne.
Ursprünglich sollten die Anregungen Kunzes in der nächsten Ausschußsitzung am 12. August diskutiert und der Verkehrsrahmenplan vom Parlament im August verabschiedet werden. Weil der Ausschußvorsitzende jedoch noch weitere Fragebögen abwarten will, wird erst im September öffentlich diskutiert. she
"Kultur im Sommer" nennt die Stadt Rüsselsheim ihre Veranstaltungsreihe, das in den nächsten Tagen wieder eine Reihe Attraktionen bietet: Am Freitag, 7. August, macht um 16 Uhr das "Frankfurter Figurentheater" auf dem Ostpark- Spielpark Station.
Ebenfalls für Kinder ist das Theater der "Drachenbande", die am darauffolgenden Samstag, 8. August, 10 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus, Marktstraße, mittelalterlichen Atmosphäre verbreiten will.
Am Sonntag, 9. August, sollen weiterhin ab 14 Uhr die "Caféhausgeschichten" die Rüsselsheimer Bahnhof- und Grabenstraße in orientalisches Licht tauchen, wenn dort türkische Tänze aufgeführt und Geschichten aus dem Morgenland erzählt werden.
Swing mit den "Fernandos" gibt es dagegen beim "concerto all' aperto" am Sonntag abend, 19 Uhr, Am Treff. FR
So ungefähr stellt sich Klein Fritzchen die Harmonisierung der Zinsbesteuerung in den 24 OECD-Ländern vor: Nach den Bonner Plänen, vom Vermittlungsausschuß von Bund und Ländern abgesegnet, bleiben Ausländer, die der Fiskus in ihrer Heimat zur Kasse bittet, hierzulande von dem von 1993 an fälligen Zinsabschlag verschont. Würde auf dieser Basis die Besteuerung der Kapitalerträge EG-weit oder sogar in allen westlichen Industriestaaten vereinheitlicht - darauf soll Bonn nach dem Kompromiß hinwirken -, wären Ausländer fein raus. Und Ausländer ist potentiell jeder, er muß nur ins Ausland gehen.
Das könnte dann so aussehen: Die Deutschen packen ihre Koffer mit Geld voll und begeben sich in die berühmte Steueroase Luxemburg, wo ihnen keine 30 Prozent von den Zinsen abgezwackt werden. Auf der Autobahn werden diesen Flüchtlingen spätestens bei Trier massenhaft die Sparer aus dem "harmonisierten" Großherzogtum begegnen, ihrerseits vor dem Fiskus Reißaus nehmend. Überall an den alten EG-Binnengrenzen würde ein reger Pendelverkehr schwerbepackter Anleger einsetzen, die nichts anderes im Sinn haben, als den vom Zinsabschlag befreienden Ausländerstatus zu ergattern.
Nicht nur Klein Fritzchen stellt es sich so vor. Auch der SPD-Finanzpolitiker Joachim Poß wittert solch Ungemach: Die von Finanzminister Theo Waigel (CSU) - übrigens, was Poß nicht erwähnt, auch auf Druck der Sozialdemokraten - geplante Angleichung der Zinsbesteuerung nach deutschem Muster würde jeden EG-Staat zur "Fluchtburg für die Steuerhinterzieher aus dem Nachbarland" machen. Für Poß ein klarer Fall: "Tiefe Mißachtung des Bundesverfassungsgerichts", das eine gerechtere Besteuerung fordert, wirft er Waigel (und damit auch den SPD-Ländern) vor.
Will da jemand aus der Kapitalbesteuerung parteipolitisches Kapital schlagen? Eine Posse ist es allemal: Nicht nur im Finanzministerium galt es von vornherein als ausgemacht, daß aus "EG- oder OECD-Ausländern" bei einer Harmonisierung "Steuerinländer" würden. Dafür spricht nun in der Tat schon die Logik, die ja leider nicht jedermanns Sache ist: Eine Rechtsangleichung würde andernfalls überhaupt keinen Sinn machen.
Das Sommerloch muß unendlich tief sein. ski
BAD VILBEL. Das Wasser sollte, wie bei einer Feier der Brandlöscher nicht fernliegt, die Hauptrolle spielen beim zweiten Brunnenfest, das die Freiwillige Feuerwehr Gronau am Wochenende organisiert hatte. Daß am Samstag nachmittag eine wahre Regenflut auch auf Gronau hinunterprasselte, war allerdings nicht eingeplant. Die Mannen um den ersten Vorsitzenden der Wehr, Gerd Schramm, nahmen die Gewittergrüße aber gelassen hin. Alsbald kam, wie von allen erwartet, die Sonne wieder zum Vorschein, und nach Herzenslust konnten kleine Mädchen und Jungen im Gummischwimmbad planschen.
Auch das Publikum kam nach und nach zum Gronauer Brunnen. Auch wenn das angekündigte Ponyreiten für Kinder wegen des Regens ausfallen mußte, entschädigten doch die Kerbeburschen mit ihrem Unterhaltungsprogramm. Auch bei den Possen der Burschen spielte Wasser die Hauptrolle. Einer opferte sich, setzte sich vor aller Augen aufs "Herzhäuschen". Durch die geöffnete Decke konnten mit Wasser gefüllte Luftballons geworfen werden, die bei einem gut gezielten Wurf zerplatzten und den Kerbeburschen zur allgemeinen Gaudi plitscheplatsche naß machten.
Eine glückliche Terminwahl hatte die Feuerwehr um Gerd Schramm mit dem Brunnenfest getroffen, das nun auch im nächsten Jahr am letzten Wochenende der Schulsommerferien stattfinden soll. Zwar werden im Jahresreigen in Gronau nicht weniger als 26 Feste angeboten, aber dem "Sommerloch" der Schulferien gehen die meisten Veranstalter gründlich aus dem Weg.
Für die Feuerwehr entstand dadurch eine Terminlücke, und die wurde mit Erfolg genutzt. hm
KARBEN. Das hört der Bürger gern: Zum Jahresende gibt es Geld zurück für zuviel bezahlte Müllgebühren. Der sparsamere Umgang mit dem Abfall zahlt sich für die Haushalte somit in klingender Münze aus. Am Freitag, 7. August, steht der inzwischen dritte Nachtrag zur Abfallsatzung auf der Tagesordnung der um 20 Uhr im Bürgerzentrum beginnenden Stadtverordnetenversammlung. Weitere Punkte, die von weitreichender Bedeutung sind und viele Karbener betreffen: Mit der flächendeckenden Einführung von Tempo-30-Zonen soll es bald Ernst werden. Und: Das Parlament fällt die Entscheidung über die Dorferneuerungsmaßnahmen in Burg-Gräfenrode, mit denen noch dieses Jahr begonnen werden soll.
Daß den Karbenern (und nicht nur ihnen) bei der Müllentsorgung noch so manches Wechselbad ins Haus steht, hatte noch Paul Schönfeld bei der Beratung der umstrittenen 92er Abfallsatzung prophezeit. Schon ein Jahr später, ab Januar '93, wird diese Satzung nur noch Makulatur sein (siehe FR vom 1. August: "Müllmarken passé: Der Computer zählt"). Immerhin: So ungerecht manche Bürger/innen das alte Konzept, dessen Umsetzung mit einer drastischen Gebührenanhebung einherging, auch empfunden haben, die Restmüllmenge aller Haushalte wird sich in diesem Zeitraum voraussichtlich um 1150 auf 4150 Tonnen verringern. Ein Ergebnis, das mit nachfolgenden Konzeptionen erst einmal erreicht sein will.
Da die jetzigen Gebühren auf eine Menge von 5300 Tonnen hochgerechnet waren, will der Magistrat sein Versprechen einlösen und überschüssige Einnahmen zum Jahresende zurückzahlen. Ausgehend von dem am Freitag vom Parlament zu beschließenden Satzungsnachtrag ergeben sich folgende Jahres-Rückvergütungen:
54,60 Mark für die 80-Liter-Tonnen, 85,80 Mark für die 120-Liter-Tonne, 171,60 Mark für die 240-Liter-Gefäße sowie 179,40 Mark für die vierzehntägig und 901,80 Mark für die wöchentlich geleerten 1,1 Kubikmeter-Container. 1992 nicht in Anspruch genommene Restmüll-Wertmarken werden mit 7,20 Mark (80 Liter), 10,80 Mark (120 Liter) und 21,60 Mark vergütet (Container sind ausgeschlossen).
Konkret werden soll es jetzt mit der Rahmenplanung zur Verkehrsberuhigung in Karben. Das Konzept ist vorgestellt und in den Ortsbeiräten beraten worden. Auch Prioritäten sind bereits festgelegt. Absoluten Vorrang soll demnach die Umgestaltung der Ortseinfahrten erhalten. Hierfür, aber auch für die sukzessive Umsetzung weiterer Vorschläge des Planungsbüros, wünscht sich der Magistrat vom Parlament freie Hand.
Grundsätzlich beschlossen werden soll in diesem Zusammenhang die Einführung von Tempo-30-Zonen. Sie soll mit Beschilderungen und Straßenmarkierungen "flächendeckend zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt" erfolgen, um die Verkehrsteilnehmer nicht durch ständig neue Ausweisungen zu verwirren. Vorbereitet werden soll dieser verkehrspolitische Kraftakt durch eine "intensive Öffentlichkeitswerbung". Hierin einbeziehen möchte der Magistrat auch Karbens jüngere Einwohner/innen. Sie sollen in Form eines Schul-Malwettbewerbs aufgerufen werden, Plakate zu entwerfen, die dann zur Erinnerung in den einzelnen Tempo-30-Zonen angebracht werden.
Vorankommen soll nun auch die Dorferneuerung von Burg-Gräfenrode (siehe FR vom 23. Juli: "Mehr Grün und mehr Leben im Dorf"). Am Freitag steht der Gesamtinvestitionsrahmen von 1,2 Millionen Mark zur Debatte. Gerechnet wird mit einer Million Mark Landeszuschüssen. Noch dieses Jahr, so Erster Stadtrat Hans Puchtinger, sollen das Umfeld des Feuerwehrgerätehauses und der Spielplatz "Kaicher Weg" umgestaltet werden. Die Erneuerung des Spielplatzes "Hinter der ehemaligen Schule" soll noch 1992 beginnen, wohl aber erst 1993 beendet sein. Möglichst 1993, so der Wunsch des Magistrats, soll der Burggarten neu gestaltet und die dortige Remise als Ausstellungsraum hergerichet werden. Über diese Maßnahmen muß sich die Kommune noch mit der Kirchengemeinde abstimmen. 1994/95 soll der ehemalige Schulhof ein neues Aussehen erhalten.
Allein 500 000 Mark sind für die Sanierung von Privathäusern sowie für die Sicherung oder den Ausbau der örtlichen Versorgung mit Waren und Dienstleistungen (Laden, Bücherei usw.) vorgesehen. Nicht enthalten sind die Kosten für den wohl bedeutendsten Teil der Dorferneuerung, die Umgestaltung der Durchgangsstraße. Breitere Fußwege und schmalere Fahrbahn, Beleuchtung und Begrünung der Berliner/Ilbenstädter Straße (samt Rathausvorplatz) sind mit rund 900 000 Mark Kosten veranschlagt. Der Magistrat hofft, daß die Stadt nur ein Drittel der Summe aufzubringen hat und den Rest das Land Hessen aus den beiden "Töpfen" Dorferneuerung und Straßenbau finanziert. Der Drittel-Anteil der Straßenbauverwaltung ist jedoch strittig. Die Verhandlungen, so Hans Puchtinger, liefen noch.
Zu den weiteren Punkten auf der Tagesordnung des Parlaments zählt neben der Aufstellung eines Bebauungsplans für den Rendeler "Fuhrweg" die Bewilligung von überplanmäßigen Ausgaben, so etwa für einen Zuschuß zur Renovierung des Wetterauer Tierheims oder zur Dekkung erhöhter Kosten bei der Sperrmüll-, Bauschutt-, Gefriergeräte- und Styroporentsorgung. Die Grünen beantragen die Einrichtung des Amtes eines Radfahr-Beauftragten, die Förderung von Regenwasser-Nutzungsanlagen sowie die Erstellung einer neuen Abwasser-Gebührenordnung. Die CDU befragt den Magistrat unter anderem nach der Groß-Karbener Nordumgehung, der Privatisierung öffentlicher Leistungen oder nach Trinkwasserverlusten durch Netzundichtigkeiten.Ausschüsse tagen
Im Vorfeld der Parlamentssitzung tagt der Haupt- und Finanzausschuß am Mittwoch, 5. August, um 19.30 Uhr im Clubraum II des Bürgerzentrums. Der Ausschuß für Bauwesen, Städteplanung und Verkehr tritt zur selben Zeit im Clubraum I zusammen. Der Ausschuß für Landwirtschaft und Umweltschutz tagt am Donnerstag, 6. August, um 19.30 Uhr im Clubraum II des Bürgerzentrums. Alle Sitzungen sind öffentlich. mu
In jeder Zeitungsredaktion hätte ein auch nur durchschnittlich begabter Volontär die Aufgabe in einer knappen halben Stunde erledigt. Schließlich füllte der Text, den es zu redigieren gab, nur knapp eine Seite, enthielt gerade sieben Paragraphen und war, gemessen am sonst üblichen Amts-Kauderwelsch, auf Anhieb zu begreifen. Aber wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß in einer Zeitungsredaktion andere Maßstäbe gelten als in einer Landesregierung, so lieferte ihn jetzt die Regierung Rau in Düsseldorf auf geradezu klassische Weise, die viel erklärt, was sonst oft unbegreiflich erscheint.
Die Geschichte begann am 3. Juli. An dem Tag verabschiedete der Landtag in Düsseldorf in schöner Einmütigkeit das Gesetz zur Errichtung der Fachhochschule Gelsenkirchen. Kurz vor der Abstimmung war den Grünen aufgefallen, daß der Gesetzestext nicht "geschlechtsgerecht" abgefaßt war. Rektor, Kanzler, Dekan und Professor erschienen in dem Gesetz nur in männlicher Form. Daß solch männliche Sprachherrschaft nicht in Ordnung ist, ist inzwischen in Nordrhein-Westfalen Allgemeingut. Und so wurde die Regierung Rau mit den Stimmen aller Parteien aufgefordert, dem Gesetz vor der Veröffentlichung eine geschlechtsgerechte Form zu geben.
Der Auftrag schien schon deshalb unproblematisch zu sein, weil die Regierung Rau selbst am 9. Januar 1990 beschlossen hatte, künftig in allen Gesetzen und Rechtsverordnungen eine geschlechtsgerechte Sprache zu benutzen. Außerdem sollten auch die geltenden bei passender Gelegenheit in diesem Sinne verändert werden.
Im Wissenschaftsministerium machte sich also ein Mensch an die Arbeit und änderte flugs den vom Landtag beschlossenen Text, indem er er hinter "Kanzler" mit Schrägstrich "Kanzlerin" einfügte, hinter "Rektor" mit Schrägstrich "Rektorin" schrieb und so weiter und so fort. Eine Sache von knapp einem halben Stündchen, und damit schien die Sache erledigt. Sollte mensch meinen.
Der Schein trog. Denn zu den Aufgaben einer Regierung gehört es, ein Gesetz vor seiner Veröffentlichung auf seine Übereinstimmung mit der Verfassung zu überprüfen. Beim Ministerpräsidenten kam also eine Runde von Verfassungsrechtlern aus dem Innen- und dem Justizministerium zusammen. Nach langen Beratungen kamen die zu dem Ergebnis, daß die Regierung ihre Kompetenz überschreite, wenn sie dem Kanzler rein sprachlich auch eine Kanzlerin beigesellt. Stattdessen meinten sie, daß der Landtag das eben beschlossene Gesetz selbst sofort novellieren müsse, wenn er im Text Geschlechtsgerechtigkeit haben wolle. Das wiederum erschien dem Ministerpräsidenten absurd. Johannes Rau beauftragte deshalb seine Staatskanzlei, die Kuh vom Eis zu holen. Dort wurde also das Gesetz erneut unter die Lupe genommen. Nach langer Beratung und Prüfung meinten die dortigen Experten, daß der Auftrag des Landtags sehr wohl zu erfüllen sei. Nur müsse der Text des Gesetzes "lesbar" bleiben.
Statt durch die Schrägstrich-Lösung sollte deshalb die Geschlechtsgerechtigkeit durch ein "und bzw. oder" im Gesetz hergestellt werden. Statt "Der Kanzler wird ernannt" sollte es nun heißen, "Der Kanzler bzw. die Kanzlerin wird ernannt".
Jetzt allerdings verlor Rau Lust und Übersicht und ließ das Gesetz in einer Form veröffentlichen, die keiner wollte: in der rein männlichen Form. Das nennt man dann Politik machen. . .
REINHARD VOSS (Düsseldorf)
HANAU. Wegen mehrfacher Bedrohung, räuberischer Erpressung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und illegalem Besitz einer Schutzwaffe ist der 29jährige jugoslawische Staatsangehörige Danilo R. am Dienstag vor der Ersten großen Strafkammer des Hanauer Landgerichts zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden. Die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Heinz Frese sah es als erwiesen an, daß R. in den Jahren 1990 und 1991 fortgesetzt im Hanauer und Erlenseer Rotlicht- Milieu Unruhe stiftete, um sich Eingang in diese Szene zu verschaffen. Das Urteil lag noch um drei Monate höher als die Forderung der Staatsanwaltschaft.
In den Verhandlungstagen hatte der 29jährige zwar eingeräumt, in der Vergangenheit einige Fehler gemacht zu haben. Die Hauptvorwürfe aber bestritt er. Die bestanden unter anderem darin, daß er den Rausschmeißer des Nachtclubs "Cherie" in Hanau-Lamboy nach einer tätlichen Auseinandersetzung habe überfahren wollen. Der Mann hatte sich nach eigener Aussage nur durch einen Sprung zur Seite retten können. Außerdem wurde dem Jugoslawen im Zusammenhang mit diesem Vorfall zur Last gelegt, den Mitbesitzer des "Cherie" zehn Meter weit mit dem Wagen mitgeschleift und schließlich in die Luft geschossen zu haben. Ursprünglich hatte die Staatsanwalt in diesen Handlungen einen versuchten Totschlag gesehen. Am letzten Verhandlungstag wurde dieser Anklagepunkt allerdings in Abstimmung mit der Kammer auf versuchte Körperverletzung reduziert.
Weiterhin sah Staatsanwalt Günter Otto den Tatbestand der Zuhälterei in Verbindung mit Schutzgelderpressung als erwiesen an. Danilo hatte vom Wirt der Bar "Bel Ami" Geld erhalten, das ihm nach seinen Einlassungen eine brasilianische Angestellte schuldete. Der Wirt hatte diese Aussage bestritten. Er habe gezahlt, weil er das Mädchen vor Tätlichkeiten des Angeklagten schützen wollte, sagte der Zeuge.
Alles in allem wertete Otto die Vergehen des Beschuldigten als fortgesetzten Versuch, im organisierten Verbrechen in Hanau Fuß zu fassen und sich ein Stück vom "Kuchen" zu sichern. Daher sei eine empfindliche Strafe angeraten, die der Staatsanwalt mit drei Jahren und drei Monaten Haft bezifferte. Verteidiger Helmut Rosebrock zeichnete dagegen einen anderen Hintergrund. Ursache für die Ausfälle seines Mandanten seien die mehrfachen Hausverbote im Club "Cherie" und im "Ballerina" in Erlensee, in dem Danilos Frau "anschaffen" ging. Diese Ehrverletzung habe der Jugoslawe nicht hinnehmen können, sei allerdings erst dann ausfällig geworden, wenn er getrunken hatte. Immer dann habe er zugegebenermaßen den "Wilden Mann" gespielt. Eine Verbindung zur Hanauer Unterwelt herzustellen sei eine bloße und nicht belegbare Vermutung.
"Die Aussagen der Zeugen sind nicht sehr verläßlich", fuhr Rosebrock fort und verwies auf widersprüchliche Angaben der Barbesitzer und des Rausschmeißers. Auch für das Gericht war es schwierig, bei den Einlassungen der Zeugen, Wahres von Unwahrem zu trennen. Bei der Verhandlung stellten sie Anschuldigungen in den Raum, die bei früheren Vernehmungen unterblieben waren.
Auf die offensichtlichen Ungereimtheiten stützte sich auch der Verteidiger bei seinem Plädoyer. Er mutmaßte, daß die Barbetreiber den mehrfach unangenehm aufgefallenen Angeklagten schlicht loswerden wollten. Keiner der schwerwiegenden Vorwürfe sei demnach zu halten, weder die Erpressung - das brasilianische Mädchen hatte sich nach dem Vorfall nach Rio abgesetzt - noch der Angriff auf Leib und Leben des Rausschmeißers und des Barbesitzers.
Helmut Rosebrock plädierte angesichts der verbleibenden Delikte für eine Freiheitsstrafe unter zwei Jahren. Da sein Mandant bereits acht Monate in Haft war, könne der Rest zur Bewährung ausgesetzt werden.
Die Zukunftsprognose für den 29jährigen sei positiv. Er sei verheiratet und seine Frau halte an der Ehe fest. Außerdem habe er in Haft seinen Hang zum Alkohol aufgegeben.
Die Kammer konnte sich dieser Darstellung nicht anschließen. Sie wertete die Schutzgelderpressung vom Wirt des "Bel Ami" als gravierendste Tat, die die kriminelle Energie des Angeklagten und seinen Drang in das organisierte Verbrechen am stärksten demonstriere. Zugunsten des Jugoslawen sei lediglich dessen Teilgeständnis auszulegen. hein
FRIEDBERG. Sie kümmern sich um Schwerstbehinderte, Kinder, psychisch Kranke oder Aussiedler - die fünf Zivildienstleistenden, die beim Diakonischen Werk Wetterau arbeiten. Der Job gefällt ihnen, und die Arbeit, die sie verrichten, ist dringend notwendig. Dennoch wird das Diakonische Werk in Zukunft möglicherweise auf die wertvolle Unterstützung junger Wehrdienstverweigerer verzichten müssen. Grund: Es gibt nicht genügend Bewerber, um die meisten der freiwerdenden Stellen zu besetzen.
"Natürlich platzen nicht gleich alle Projekte, wenn wir keine Zivis mehr haben", sagt Eckhard Sandrock, Sozialpädagoge und stellvertretender Dekanatsstellenleiter, "aber die hauptamtlichen Sozialarbeiter werden erheblich mehr Arbeit übernehmen müssen, so daß sie sich einzelnen Vorhaben nicht mehr so intensiv widmen können."
Eine Stelle ist sogar konkret von der Auflösung bedroht: In der Grundschule Butzbach-Hochweisel betreut der 21jährige Zivi Christoph Selle einen neunjährigen gehbehinderten Jungen, der auf Wunsch der Eltern keine Behindertenschule, sondern die reguläre Grundschule am Ort besucht. Der Junge soll die übliche allgemeine Schulbildung unter nichtbehinderten Gleichaltrigen erhalten. Das geht jedoch nur, wenn er während der Schulzeit betreut wird.
Für Christoph Selle, der diese Arbeit nun fast fünfzehn Monate verrichtet hat, hat sich bis jetzt noch kein Nachfolger gefunden. Und weil die Betreuung sehr zeitaufwendig ist, kann sie von den Sozialarbeitern der Diakonie nicht mit übernommen werden. "Im schlimmsten Fall kann der Junge die Schule nicht weiter besuchen", beschreibt Eckard Sandrock die Situation.
Auch die Zivistellen in der Beratungsstelle für Aussiedler in Schotten und beim Gemeindeclub "Knospe" in Friedberg können voraussichtlich nicht mehr besetzt werden. Zur Zeit ist lediglich die Nachfolge für die Spiel- und Lernstube in Friedberg-Fauerbach gesichert. Holger Fürnkranz hilft dort, zusammen mit hauptamtlichen Sozialarbeitern, 20 Kindern und Jugendlichen bei den Hausaufgaben und macht Vorschläge für die Freizeitgestaltung. "Die meisten der Kinder kommen aus sozial schwachen Familien", erzählt Holger, "wir kochen zusammen, gehen schwimmen oder machen Spiele. Zur Zeit versuche ich, einigen das Jonglieren beizubringen."
Für den stellvertretenden Dekanatsleiter Eckhard Sandrock ist es wichtig, daß die Zivis ihre Hobbies und Interessen in die Arbeit einbringen. Oliver Lein, der im Gemeindeclub "Knospe" psychisch kranke Menschen mitbetreut, musiziert einmal pro Woche mit den Kranken. "Die kreativen Einflüsse, die von den Zivis kommen, bereichern die Arbeit hier entscheidend", meint Sandrock, "eine gute Ergänzung zum fachlichen Know-how, das die Sozialarbeiter mitbringen."
Daß diese Zusammenarbeit jetzt mangels Zivis flachfallen könnte, führt Sandrock darauf zurück, daß das Zivildienstangebot bei der Diakonie zu wenig bekannt ist. In Hessen gib es fünfzig Zivildienststellen, die von der Diakonie besetzt werden können. Und die Betreuung der Zivildienstleistenden ist gut.
Zum Programm des Sozialen Friedensdienstes gehören auch Seminare, die dreimal jährlich für die Zivis stattfinden. "Dort werden dann friedenspolitische Themen besprochen oder auch Dinge wie Gewalt und Rechtsradikalismus", erklärt Oliver Lein. Die regelmäßigen Treffen sollen auch dazu dienen, sich über Sinn und Zweck des Zivildienstes klarzuwerden. Die jungen Männer können sich gut vorstellen, später sozial orientierte Berufe zu ergreifen. skl
sch FRANKFURT A. M. Drastisch fallende Preise am stagnierenden Rechner- markt nennt der Computerhersteller Commodore als Grund für den Abbau von Arbeitsplätzen in seinem Braunschweiger Werk. Nach Angaben der Frankfurter Commodore Büromaschinen laufen mit den Arbeitnehmervertretern Verhandlungen über die Streichung von 180 bis 190 der 260 Jobs bis zum Jahresende. Seit Monaten wird in der Fabrik, in der Personalcomputer montiert werden, bereits kurzgearbeitet. In einem Lager am Ort beschäftigt der Konzern weitere 30 Leute.
Wesentliche Aufgaben der alten Produktionsstätte soll ein seit Jahren angekündigtes neues Werk in Braunschweig übernehmen. Der Bau habe inzwischen begonnen, heißt es in Frankfurt weiter, mit der Fertigstellung rechne man für das nächste Jahr. Ein Logistikzentrum werde angegliedert. Rund 100 bis 120 Leute sollen beschäftigt werden.
Der hiesige Ableger des US-Konzerns Commodore International hatte im Geschäftsjahr 1990/91 bei einem Umsatz im Inlandsgeschäft von 495 Millionen Mark einen Überschuß von gut 1,6 Millionen ausgewiesen. Geschäftsführer Helmut Jost sprach angesichts der Branchensituation von einem Ergebnis, das dem 20. Jubiläumsjahr von Commodore Deutschland einen "besonderen Glanz" verleihe. Zahlen für die Ende Juni 1992 ausgelaufene Periode nennen die Frankfurter noch nicht.
Luftverschmutzung
Die Luftbelastungswerte vom 4. August, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,00) 0,01 (0,02) 0,01 (0,02) NO2 (0,20) 0,04 (0,07) 0,02 (0,07) Staub (0,45) - (0,04) 0,01 (0,02) Ozon (0,18) 0,06 (0,07) 0,06 (0,07)
- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)
SO2 = Schwefeldioxid
NO2 = Stickstoffdioxid
bei Ozon- (O3) Konzentration:
"empfohlener Richtwert"
Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. Im Sommerhalbjahr keine Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO).
WIESBADEN. Alte Kaffeemühlen und Taschenuhren, Barbiepuppen, Brettspiele und frühe Ausgaben der Insel-Bücherei: Die Sammelleidenschaft von Studenten der Mainzer Gutenberg-Universität wird jetzt im Dotzheimer Museum in einer Ausstellung dokumentiert. Damit gewähren die jungen Leute nicht nur Einblick in ihre Hobbys, sondern auch in ihre wissenschaftliche Arbeit.
Während des Proseminars "Museumskonzepte" am Institut für Volkskunde haben 14 Studenten ihre privaten Sammlungen inventarisiert, fotografiert und eine Umfrage zum Thema "Sammeln - warum, was und wie?" gestartet. Das Ergebnis ist die Ausstellung samt Begleitheft, die zuerst in der Uni und ab morgen, 8. August, auch im Dotzheimer Heimatmuseum, Römergasse, gezeigt wird. Öffnungszeiten: sonntags von 10 bis 12 Uhr und mittwochs von 17 bis 19 Uhr. maf
WIESBADEN. "Heimat deine Sterne" heißt das beziehungsreiche Motto der Talentförderung im Pariser Hoftheater. Dort nämlich sollen noch unbekannte Stars und Sternchen der Kleinkunst Gelegenheit erhalten, sich auf der Bühne von Profis einem interessierten Publikum zu stellen. Wer sich zum Künstler berufen fühlt, kann mit Susanne Grauer vom Pariser Hoftheater Kontakt aufnehmen: Telefon 06 11 / 30 06 07. maf
WIESBADEN. Die höchste Geburtenrate seit 1970 verzeichnete die Landeshauptstadt im vergangenen Jahr. 1990 wurden in Wiesbaden 2454 Kinder geboren, 1991 waren es sogar 2803 Jungen und Mädchen.
Die Säuglingssterblichkeit hat mit nur 3,6 Prozent den niedrigsten Wert seit 1952 erreicht, was nach Ansicht von Stadtrat Wolfgang Hessenauer (SPD) nur einmal mehr Beweis dafür ist, "daß in den Wiesbadener Krankenhäusern hervorragende Arbeit geleistet wird".
Der erfreuliche "Baby-Boom" fordert nun die Stadtplaner heraus. Sie müssen für ausreichend Plätze in Kindertagesstätten und Schulen sorgen. maf
WIESBADEN. Weil in der Hochheimer Straße in Mainz-Kostheim neue Kanalrohre verlegt werden, kommen auf Autofahrer und Fußgänger schwere Zeiten zu. Bis voraussichtlich 30. November dauert die Buddelei.
So lange wird die Straße zwischen Steinern-Kreuz-Weg und Hallgarter Straße nur in Richtung Kastel befahrbar sein. Umgekehrt wird der Verkehr über die Hallgarter Straße, Eichenstraße und Steinern-Kreuz-Weg umgeleitet. Damit Fußgänger die dann vielbefahrene Eichenstraße noch sicher überqueren können, wird für sie eine Ampel installiert; die Höchstgeschwindigkeit wird hier außerdem für Autos auf 30 Stundenkilometer herabgesetzt.
Die Bushaltestelle "Eichenstraße" wird nach Angaben der Stadt vor das Haus Nummer 32 verlegt. maf
Das war schon eine merkwürdige Situation, diese Siegerehrung der Hammerwerfer bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Die drei Medaillengewinner kamen aus einer Mannschaft, aber an den Masten wurden drei unterschiedliche Fahnen hochgezogen: die aus Tadschikistan für den Sieger Andrej Abduwaljew, die aus Weißrußland für den Zweitplazierten Igor Astapkowitsch und die Rußlands für Igor Nikulin. Wie er sich fühle als erster Olympiasieger Tadschikistans, konnte Abduwaljew nicht sagen. "Vertreter meines Landes bin ich erst nach den Spielen." Dann fällt diese einmalige Konstruktion mit dem Namen "Vereinigte Mannschaft" in zwölf Teile auseinander.
Die Sportler des in Barcelona unter dem Kürzel EUN angetretenen Teams der Staaten der früheren Sowjetunion (mit Ausnahme der baltischen Republiken) befinden sich in einem Gefühlswirrwarr. "Es ist seltsam, zwei Mannschaften anzugehören", sagte Abduwaljew. Marathon-Olympiasiegerin Valentina Jegorowa hat Schwierigkeiten mit dem Verlust der alten nationalen Identität. "Ich finde es schade, daß die UdSSR auseinanderfällt. Jeder geht seine eigenen Wege, und in Zukunft wird es noch schlimmer werden", sagt die Russin.
Die in Unordnung geratene Gefühlswelt hat den Triumphzug der GUS-Athleten in Barcelona nicht negativ beeinflußt. Im Gegenteil: Das Team räumt die Medaillen ab, daß der Konkurrenz angst und bange wird. Und der Erfolg stärkt das Selbstbewußtsein. "Wir haben zweimal weniger Medaillen als erwartet. Ich bin ärgerlich", sagt der derzeit zu Scherzen aufgelegte Alexander Koslowski, Vizepräsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) von Rußland. Vor dem Zusammenbruch hatte er dieses Amt auch schon in der Sowjetunion inne. Sein "Chef" damals wie heute: Witali Smirnow, NOK-Boß, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), einflußreich und unbeschadet durch die politischen Veränderungen gekommen. Koslowski: "Wir haben unsere Parteibücher nicht zerrissen."
Selbst für Koslowski sind die Ergebnisse in der Deutlichkeit überraschend. "Wir haben seit 1952 zwei Fachleute, die sich mit dem internationalen Sport beschäftigen und die Medaillenperspektiven erarbeiten", erzählt er. "Danach sollten wir nach der ersten Woche auf dem dritten Rang der Medaillenwertung liegen hinter den USA und Deutschland." Daß die Mannschaft nun so erfolgreich ist, sei um so erstaunlicher, als bei der Zusammenstellung nicht immer Leistungskriterien ausschlaggebend gewesen seien. Koslowski: "Das waren keine Entscheidungen nach sportlichen Kriterien. Da hat die Politik mitgemischt." Jede der Republiken sollte im Team vertreten sein, unabhängig davon, ob im (ohnehin dominierenden) Rußland jemand besser war. "Alleine können wir das nächste Mal besser sein", sagt Koslowski und meint damit eine Steigerung des Anteils der Medaillen, die die Russen zur Bilanz des gesamten Teams beitragen.
Die Stimmung innerhalb der Mannschaft kann nicht besonders gut sein, folgt man den Erzählungen Koslowskis. "Dieses Team hat keine Zukunft. Es kann keine haben. Es waren zu viele gegen die Russen. Wenn wir getrennt sind, haben wir keine Verantwortung mehr für die anderen", sagt er. "Zur Zeit aber gewinnen wir zusammen und verlieren zusammen." Das letztere eher weniger, weshalb Koslowski gerne von den Erfolgen spricht. Von der positiven Wirkung, die das gute Abschneiden bei den Menschen zu Hause habe. In dieser Zeit wirtschaftlicher Not vermittelten ihnen die Medaillengewinner die Hoffnung, daß nach dem Wechsel auch für sie die Chance zur Besserung gegeben ist. "Der Geist der Nation lebt noch", sagt der Sportfunktionär und meint damit die Sowjetunion.
Die Sportler und Trainer sind dieselben wie vor dem Zusammenbruch und vielfach auch die Funktionäre. Im Sport konnte die alte, schon immer erfolgreiche Struktur weiterarbeiten. Am 19. Dezember des vergangenen Jahres schien die dreijährige Vorbereitungszeit für die Winter- und Sommerspiele 1992 aber abrupt beendet. Das UdSSR-NOK, bis dahin mit der politischen Sportführung fast identisch, wurde aufgelöst, plötzlich fehlte das Geld. Da sprang der Sportgroßmacht einer hilfreich zur Seite, der schon seit 1956 gute Verbindungen in die UdSSR hatte: der Sportartikelhersteller Adidas. "Wir haben bei denen angerufen, ob sie uns helfen könnten", berichtet Koslowski, "und innerhalb eines Monats hatten wir einen neuen Vertrag für die Spiele in Albertville und Barcelona."
Voraussetzung war die Erfüllung der IOC-Forderung, daß die ehemalige Sowjetunion bei den 92er Spielen noch einmal mit einer Mannschaft antrete. Eine Kröte für viele Vertreter der neuen Republiken, die sie aber schließlich zu schlukken bereit waren. "In all dem Durcheinander war der Sport eine Insel der Stabilität", sagt Günter Pfau, Leiter der internationalen PR-Abteilung von Adidas. "Deshalb konnte auch an die früheren Erfolge nahtlos angeknüpft werden."
Als die Athleten sahen, daß es weiterging, hätte ihre Motivation eine neue Dimension erhalten, so Pfau. Vorbild sind die Sportler der westlichen Industrienationen, die sich in eigener Regie vermarkten können. Die Kombination aus jahrzehntelanger Erfahrung in Sportwissenschaft und Trainingslehre auf der einen Seite sowie einer geänderten Atmosphäre auf der anderen sind ein Teil der Erklärung dafür, weshalb die Sportler des "Vereinigten Teams" so stark sind. Pfau: "Das leistungsbezogene Mußritual ist verschwunden zugunsten einer disziplinierten Lockerheit. Die Vorbereitung läuft professioneller." Daß dazu auch die Hinzunahme pharmazeutischer Hilfsmittel gehört, ist ein offenes, aber selten bewiesenes Geheimnis. Die Reduzierung der Kontrollen war eine willkommene Sparmaßnahme. Da aber bekanntermaßen auch bei den Profis im Westen gedopt wird, ist dieser Aspekt nur ein, wenn auch wichtiger, Teil der Erklärungen für den Erfolg.
Für Kosloswski ist anderes ausschlaggebend: "Wir haben eine verrückte Situation. Alle denken, sie könnten benachteiligt werden und deshalb strengen sie sich an." Die Aussicht, in Zukunft den sportlichen Erfolg selbst finanziell umsetzen zu können, mobilisiert zusätzliche Kräfte. Das macht den Unterschied zu den Profis im Westen aus: Die GUS-Sportler kämpfen in Barcelona um neuen Besitzstand, die saturierten Westler wollen den ihren nur absichern.
Das will auch die Firma Adidas. Im Osten hat sich für die Zukunft ein großer Markt geöffnet. Das Engagement der Herzogenauracher ist selbstverständlich nicht so uneigennützig, wie das Alexander Koslowski bei seinen Dankeshymnen glauben machen will: "Der Geist dieses Unternehmens ist es, dem Sport zu dienen."
Das Geschäft in der Sportartikelbranche ist härter geworden. "Es wäre Wahnsinn, nach 36jähriger Vorarbeit dort jetzt die Konkurrenz reinzulassen", sagt Pfau. Auch nach so langer Zeit der Zusammenarbeit gäbe es keine Loyalität. Deshalb hat Adidas im Endeffekt den erfolgreichen Auftritt des GUS-Teams gewährleistet. Was das Unternehmen dafür hingelegt hat, sagt Pfau natürlich nicht. "Es war deutlich unter einem zweistelligen Millionenbetrag." Nach den Spielen wird der Markt nun neu sondiert; und dabei werden einige der neuen Republiken durch den Rost fallen.
Die Russen sicher nicht. Mit den Goldmedaillen, die sie beigetragen hätten, lägen sie jetzt schon an dritter Stelle der Medaillenwertung, rechnet Alexander Koslowski vor. "Wir werden in Zukunft nicht verlieren, aber die anderen."
BAD VILBEL. 120 Briefmarkensammler aus Bad Vilbel und Umgebung haben am Sonntag den Großtauschtag des Vilbeler Briefmarkensammlervereins besucht. Sogar aus dem Raum Stuttgart und Karlsruhe waren Liebhaber der bunten gezähnten Gebührenaufkleber in das Kurhaus der Brunnenstadt gekommen.
Über den Tisch wechselten nach Angaben des örtlichen Vereinsvorsitzenden Ernst Busemann sogar Briefmarken im Wert von inzwischen 6000 Mark.
Die Vereinsmitglieder hatten am Sonntag nicht nur alle Hände voll zu tun, ihrerseits begehrte Marken zur Vervollständigung der eigenen Sammlung einzutauschen, sondern waren auch mit Beratung beschäftigt. Ernst Busemann konnte dabei auf die umfangreiche Fachbibliothek zurückgreifen, um Fragen der Amateursammler und -sammlerinnen zu beantworten. hm
WIESBADEN. Ein Fest für fröhliche Zecher und solche, die einfach den Rummel und das Bad in der Menge lieben: Am Samstag eröffnet OB Achim Exner die 17. Rheingauer Weinwoche um 10 Uhr auf dem Schloßplatz. Aber so richtig rund geht es erst am Abend, wenn Tausende von Besuchern in die City pilgern, um Rheingauer zu picheln und sich von Musikanten und Kleinkünstlern unterhalten zu lassen. Im Rathaus spricht man von der "längsten Weintheke der Welt", was jedoch nur in der Theorie stimmt. Denn man müßte die 120 Stände aneinanderreihen, die auf Schloß- und Luisenplatz, in der Marktstraße und der Kirchgasse vom Michelsberg bis zur Rheinstraße stehen.
Mit mindestens 500 000 Gästen rechnet die Stadt während der Straßenfete vom 8. bis 16. August. Sonntags bis donnerstags sind die Stände von 10 bis 23 Uhr geöffnet, freitags und samstags von 10 Uhr bis Mitternacht - viel Zeit zum Verkosten hiesiger Gewächse. Kein Gast soll Trübsal blasen: 35 Musikkapellen sind engagiert, ein Zauberer und ein Kasper, neun Alleinunterhalter, ein Schrammel-Trio.
Damit auch Umweltfreunde die Weinfete unbeschwert genießen können, wird auf Plastikgeschirr verzichtet. Das Essen wird auf Papptellern serviert, denn "die", so die Stadtverwaltung, "verrotten wenigstens". Die FDP bringt sich rechtzeitig vor der Wahl ins Gespräch und startet eine spektakuläre Korken-Sammelaktion: Die Flaschenverschlüsse werden täglich von den Winzern an den Ständen abgeholt und als Dämmstoff wiederverwertet.
Der Wein wird selbstverständlich in Gläschen kredenzt, und für die wird Pfand erhoben - eine Mark. Für die Bequemlichkeit der Weinfreunde und zur Aufbesserung der Schulkasse sorgen Kinder der Bodelschwinghschule. Sie verkaufen Häkelhalter fürs Glas.
Kenner bereiten derweil die "Wein- Olympiade" im Biebricher Schloß vor. Für das internationale Weinmagazin "Vinum" wird eine verdeckte Weinprobe organisiert. 180 Wiesbadener Winzer von Delkenheim bis Frauenstein lassen 70 Weine ihrer "Spitzenjahrgänge" und elf Sekt-Sorten von einer fachkundigen Jury verkosten - ein vierstündiger Probemarathon, der am Freitag steigt. Elf Preisrichter wollen den jeweiligen Gruppenbesten herausschmecken. maf
GOLDSTEIN. Ratlosigkeit in Goldstein-Süd: Der ehemalige Schade- Markt "Am Försterpfad" wurde von der Unternehmensgruppe Tengelmann übernommen. Und wer darauf spekuliert hatte, nun in einem gutsortierten "Kaisers Kaffeegeschäft" einkaufen zu können, sah sich getäuscht. Das Angebot in dem am 1. Juli eröffneten Plus-Markt wird dem Bedarf der Anwohner offenbar kaum gerecht.
Das Sortiment sei schlechter geworden, klagen die Anwohner. Besonders ärgerlich für sie: Wurst- und Käsetheke wurden geschlossen. Vor allem ältere Menschen aus der nahen Seniorenwohnanlage bekommen Probleme. Sie müssen entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Schwanheim oder Niederrad fahren, um sich mit unverpackter, frischer Ware einzudekken, oder einen zwei Kilometer langen Fußmarsch bis zum nächsten HL- Markt "Am Ruhestein" auf sich nehmen. "Schade und Tengelmann - gemeinsam sind wir besser", läßt Tengelmann durch Werbung verkünden. Doch in Goldstein-Süd mag das niemand mehr so recht glauben.
Das magere Angebot trifft die Menschen zwischen dem "Bickenbacher Weg" und "Am Wildpfad" besonders hart, denn in der Neubausiedlung scheint es ohnehin zu wenig Einkaufsmöglichkeiten für die kleinen Dinge des täglichen Bedarfs zu geben.
"Wir sind übel dran. Zwei Bäcker und zwei Metzger könnten wir hier gut gebrauchen", sagt Anwohnerin Margot Mahler zur Umwandlung des Schade-Marktes. Sie besorgt für zwei gehbehinderte Frauen im Alter von 85 Jahren Wurst- und Fleischwaren vom Metzger aus Schwanheim.
Marianne Grimm ist ebenfalls unzufrieden: "Ich bin wochentags ohne Auto. Wenn ich bis zum HL-Markt gehen muß, dann heißt das fast eine Stunde lang schwere Taschen schleppen. Das ist keine gute Lösung." Auch die Kommunalpolitiker sind erbost: "Es ist ein unhaltbarer Zustand, daß man den Leuten auch den letzten Rest an Einkaufsmöglichkeiten nimmt", empört sich Herbert Marschhäuser (SPD), Sozialbezirksvorsteher in Goldstein.
In der Altenwohnanlage "Am Eiskeller" leben derzeit 107 Senioren; das Durchschnittsalter liegt bei rund 70 Jahren. Altenbetreuerin Michaela Philippi berichtet, daß nur noch sechs Ehepaaren ein Auto zur Verfügung stehe und viele der alten Menschen gehbehindert seien: "Viele müssen jetzt auf frische Waren verzichten, denn sie schaffen den hohen Einstieg der 21er Straßenbahn nur unter größten Anstrengungen. Viele haben Angst und meiden den Weg nach Schwanheim, weil sie so schlecht zu Fuß sind." Sie fordert, die Fleisch- und Käsetheke wieder einzurichten.
Eine Lösung ist offenkundig nicht in Sicht. Das Geschäftslokal stammt aus der Konkursmasse des aufgelösten coop-Konzerns und wurde von den Schade-Märkten übernommen. Schon damals sei das Angebot spürbar reduziert worden, berichten Anwohner.
Der Supermarkt soll noch im Laufe dieses Jahres ein weiteres Mal umgestaltet werden. Doch mit der Rückkehr der Frischwaren sei dabei nicht zu rechnen, sagen Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand. Viele von ihnen fühlen sich mittlerweile mißbraucht - als "Auffüller" der Regale.
Rosemarie Baumeister, Pressesprecherin der Unternehmensgruppe Tengelmann, scheint die Situation der Süd-Goldsteiner nicht zu beeindrukken. Auf Anfrage der FR sagte sie lapidar: "Das Plus-Sortiment bietet eine Reihe von vorgepackten Fleisch-, Wurst- beziehungsweise Käsewaren, die eine weitestgehende Versorgung abdecken." kan
CIVIDALE DEL FRIULI ist eine kleine italienische Stadt im Herzen von Mitteleuropa - Mitteleuropa sagen auch die Italiener, mit rollendem Rrr. Von hier sind es gerade fünfzehn Kilometer bis zur alten jugoslawischen Grenze und keine hundert bis nach Österreich. Einst von Julius Caesar gegründet, hat Cividale unter den Langobarden eine Blütezeit erlebt: die schönsten Kneipen heißen Caffè Langobardo oder Trattoria Langobarda. Von Franz Kafka hatte hier bislang kaum jemand etwas gehört.
Das hat sich jetzt radikal geändert. Zum zweiten Mal hat die Region Friuli- Venezia Giulia in Cividale das "Mittelfest" veranstaltet, ein Festival des Theaters, der Musik, des Tanzes und der Marionetten aus Mitteleuropa. Das waren ursprünglich die fünf Länder Italien Österreich, Ungarn, Jugoslawien und die Tschechoslowakei.
Inzwischen ist noch Polen dazugekommen, aber Jugoslawien und die Tschechoslowakei existieren als solche nicht mehr. Wieviele Länder also im nächsten Jahr beteiligt sein werden, ist derzeit noch ungewiß.
George Tabori, der gebürtige Ungar und Weltmann, war als Repräsentant Österreichs im Direktorium des Festivals in diesem Jahr turnusgemäß sein künstlerischer Leiter. Er hatte die Idee, das "Mittelfest" ganz auf die Figur Franz Kafkas zu konzentrieren.
Kafka ist Taboris Lieblingsdichter. Er liebt an ihm dessen pathologische Empfindsamkeit, dessen Konkretheit, dessen Magie, die totale Genauigkeit, mit der er die Realität beschrieben hat und dennoch schweben ließ. Kafka habe seine eigene Zeit so genau bechrieben, daß seine Texte auch für unsere Gegenwart noch gültig seien. Für Tabori ist Kafka ein Prophet.
Und so stand Cividale jüngst zwei Wochen lang im Zeichen Franz Kafkas: bunte T-Shirts mit einem großen K Punkt bedruckt auf Schritt und Tritt - aus jedem Schaufenster blickte den Passanten vom Festivalplakat das visionäre Auge Kafkas an. In jenen "libreria" genannten Geschäften, in denen man neben Schulheften, Zeitschriften und Batterien auch Bücher erstehen kann, lagen die Werke Kafkas neben der Kasse.
Wo also normalerweise das Skandalblatt "Novella 2000" über den Ladentisch geht, griff ein Kunde jetzt auch mal zum "Prozeß". Und noch zu später Stunde, wenn der Musik- und Theaterfreund müde durch die mittelalterlichen Gassen nach Hause schlenderte, konnte es passieren, daß ihm der kleine Prager Versicherungsangestellte begegnete, der ja bekanntlich mit Vorliebe nachts schrieb: kafkaeske Lichtgeschichten hatte der deutsche Lichtdesigner Johannes Reihl auf Mauern und Kirchenfassaden, aufs Flußufer oder (von oben) auf Plätze projiziert, gigantisch vergrößerte Kafka-Zitate, schwarz-weiß, Skulpturen aus Licht und Schatten.
Das Festival war reich an "Kafkaischen Sachen", wie George Tabori sie nennt. Dreizehn der insgesamt mehr als vierzig Aufführungen, die sich mit Kafkas Leben auseinandersetzten, sein Prosawerk in Musik, Tanz oder Theater umsetzten, oder die einfach "kafkaesk" sind, wurden eigens für das "Mittelfest" produziert. Es waren fast durchweg Arbeiten, die zumindest interessant sind, einige Höhepunkte dazu, angefangen mit Taboris eigenen, vom Burgtheater Wien mitgebrachten Stücken wie "Unruhige Träume" und "Bericht für eine Akademie", die bei Publikum und Kritik großen Eindruck hinterlassen haben.
"Comedia Tempio" zum Beispiel heißt das furiose Stück des in Orléans arbeitenden Ungarn Josef Nadj. Er erzählt in Magritteschen, bewegten Traum-Bildern die Reisen in den Wahnsinn des ungarischen Schriftstellers Géza Csáth. Acht Männer mit Melone sind es anfangs, die sich mit psychopathischer Zielstrebigkeit in immer neuen Konstallationen ineinander verknäulen, mit Stühlen oder Tischen zu grotesken Monumenten verwachsen. Surreal und albtraumhaft geht die Geschichte in stetem Crescendo ihrem dramatischen Ende zu: dem Doppelselbstmord Csáths und seiner Frau.
In einem mehr als drei Stunden dauernden Stationentheater ließ der zur "Avantguardia" gehörende italienische Theatermann Giorgio Barbario Corsetti seine Zuschauer mit dem jungen Karl Rossmann Kafkas "Amerika" entdecken. Das ambitiöse Projekt führt vom kleinen Bahnhof Cividales über Höfe und Plätze bis ans Ufer des Flusses Natisone und ist eine geniale Reise durch Zeit und Raum. Barberio Corsetti hat auf verblüffend einfache und intelligente Weise nicht nur Kafkas Sprachgestus, sondern vor allem die präzise beschriebene Körpersprache seiner Personen fürs Theater übersetzt. Hoffen wir, daß dieses "Amerika"-Stück von Cividale aus weiterwandert.
Ein besonderer Leckerbissen war Cesare und Daniele Lievis "Blaubart - Barbablu".
Nicht nur die deutschsprachige Burgtheaterinszenierung und eine italienische Version von Trakls Puppenspiel-Fragment konnten die Zuschauer hintereinander betrachten und so dies kleine Meisterwerk der Theaterkunst zweimal genießen, sondern auch beobachten, wie unterschiedlich doch deutschsprachige und italienische Schauspieler agieren. Selbst bei bis ins Detail gleicher Bühne, Regie, Bewegungsdramaturgie.
Kulinarisches bot auch das Musikprogramm: die italienische Erstaufführung von "After Auschwitz", von Stanley Walden nach dem Text Taboris komponiert und in Cividale von ihm selbst dirigiert; die europäische Erstaufführung von Vivian Fines 1947 komponierten "The great wall", um nur zwei Beispiele zu nennen.
Das "Mittelfest" sei auf dem besten Wege, ein italienisches Avignon zu werden, jubelte zu Anfang der Kritiker Franco Quadri in der "Republica". Nicht ganz vielleicht, denn der Schatten des nahen Bürgerkrieges holte auch, wie berichtet, das "Mittelfest" ein, indem ex-jugoslawische Produktionen nicht gezeigt werden durften. Tabori konnte nur protestieren.
SABINE HEYMANN
BAD VILBEL. Die Ernst-Reuter-Schule auf dem Heilsberg, die John-F.-Kennedy- Schule und das Georg-Büchner-Gymnasium werden demnächst Besuch bekommen von der Kreistagsfraktion der Grünen und den Mitgliedern des bildungspolitischen Arbeitskreises der Grünen. Wie Kreistagsabgeordneter Gerhard Salz mitteilt, wollen sich seine Parteifreunde von den Grünen über die Raumsituation an den genannten Schulen informieren und jeweils nicht nur mit den Schulleitungen, sondern auch mit Elternvertreter/innen, Lehrer/innen und Mitgliedern der Schülervertretungen reden.
Anlaß für die Besuchsrunde ist die laufende Diskussion um die Raumnot am Büchner-Gymnasium. Die Grünen möchten insbesondere nachsehen, wieweit die Ernst-Reuter-Schule ausgelastet ist, die seit Jahren keinen eigenen Hauptschulzweig mehr auf die Beine bringt und auch im Realschulzweig nur über jeweils eine Klasse pro Jahrgang verfügt.
In der Sitzung des Kreistags am heutigen Donnerstag (ab 8.30 Uhr im Landratsamt Friedberg) haben die SPD- und die Grünenfraktion einen gemeinsamen Antrag eingebracht. Sie wollen den Kreisausschuß auffordern, einen Bericht über mögliche Veränderungen in der Bad Vilbeler Schullandschaft im Bereich der Mittel- und Oberstufe vorzulegen. Wie Gerhard Salz mitteilt, wollen die Fraktionen wissen, welche Schulorganisationsänderungen möglich sind oder wieweit sich leerstehende Räume in bestimmten Schulen für andere nutzen ließen. hm
DR. INGEBORG VON HALLE- WELP ist am Montag mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Die 67jährige Bad Nauheimerin wurde damit für ihren "verantwortungsvollen langjährigen Einsatz und ihr verdienstvolles Wirken im öffentlichen Leben und in der Politik" ausgezeichnet, wie Bürgermeister Bernd Rohde in seiner Laudation sagte. Neben ihrem Job als Prokuristin eines mittelständischen Bad Nauheimer Unternehmens war sie lange Zeit Mitglied verschiedener Elternbeiräte, teilweise auch stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende an Schulen in Bad Nauheim und in Frankfurt, wo sie geboren wurde. Darüber hinaus war sie von 1969 bis 1972 Schöffin beim Landgericht in Gießen, von 1973 bis 1974 Geschworene beim Schwurgericht Gießen und von 1975 bis 1976 Schöffin beim Jugendschöffengericht Friedberg. Seit 1977 gehört die Christdemokratin dem Stadtparlament an und seit 1986 schlichtet sie im Schiedsmannbezirk I in Bad Nauheim Streitigkeiten."Namenloses Wald- und Wiesengrab für Kühnen"
KASSEL. Vor rund vier Monaten wurden die sterblichen Überreste des im April vergangenen Jahres gestorbenen Neonazis Michael Kühnen aus dem Kasseler Grab entwendet (die FR berichtete). Wie ein Polizeisprecher am Dienstag bestätigte, hat sich ein "Autonomes Umtopfungs-Kommando" (AUK) dazu bekannt, die Urne ausgegraben und in einem "namenlosen Wald- und Wiesengrab" bestattet zu haben.
Das Bekennerschreiben ist nach Angaben des Polizeisprechers in einem Blatt der Berliner autonomen Szene abgedruckt worden. Das "Umtopfungskommando" habe verhindern wollen, daß das Kühnen-Grab zu einem "faschistischen Wallfahrtsort" wird, heißt es nach Angaben der Polizei in diesem Bekennerbrief. Darin sei zudem festgestellt worden, daß das Grab nicht geschändet oder beschädigt worden sei.
Das "AUK" habe nach eigenen Angaben allerdings eine um die Urne gewikkelte Reichskriegsflagge verbrannt und mit der Asche Kühnens vermischt. In dem Bekennerschreiben seien unter anderem die in der Urne eingravierten Daten sowie die Registriernummer als Beweis für die Richtigkeit der Angaben genannt, hieß es.
Der Bekennebrief hat für Überraschung gesorgt. Denn bisher wurde davon ausgegangen, daß Anhänger des verstorbenen Neonazis Kühnen die Urne entwendeten: Sie hatten bereits bei der Bestattung der Urne im Januar dieses Jahres angekündigt, den letzten Wunsch ihres "Führers" zu erfüllen und seine sterblichen Überreste im südhessischen Langen beizusetzen. Die Stadt im Kreis Offenbach (wie auch andere Kommunen) hatte sich geweigert, eine Grabstätte für Kühnen bereitzustellen. ari
KRIFTEL. Jetzt hat's der Gemeindevorstand auch schriftlich: In einem Antrag fordert die Fraktion der Freien Wählergemeinschaft (FWG), die sich seit Wochen im Kindergartenstreit engagiert, den Beschluß einer Resolution. Anlaß des zweiseitigen Papiers sei die "tiefe Sorge um die aktuellen Probleme hinsichtlich der Kindergarten-Situation". Ob die anderen Fraktionen diese Sorge teilen, dürfte sich bei der ersten Sitzung des Parlaments nach der Sommerpause entscheiden. Sie beginnt am Donnerstag, 13. August, um 20 Uhr im Rat- und Bürgerhaus.
Wie mehrfach berichtet, haben in diesem Jahr erstmals nicht alle Dreijährigen einen Platz in den drei Krifteler Kindergärten bekommen. 20 Jungen und Mädchen stehen deshalb seit Montag dieser Woche vor der Tür und auf der Warteliste; rund 260 sind untergebracht. Um eine Notlösung wird noch gerungen. Am Freitag, 7. August, soll eine Abordnung des Landesjugendamts den Kindergarten Bleichstraße besichtigen, um zu überprüfen, ob dort eine fünfte Gruppe zugelassen wird. Falls die Behörde zustimmt, müßte auch der Träger - die katholische Kirche - noch seine Einwilligung geben.
Ungeachtet der offenen Fragen rund um die wie auch immer geartete Interimslösung, die von der parlamentarisch abgesegneten Aufstockung der Gruppenstärke auf 21 bis zur fünften Gruppe in der Bleichstraße reicht, meint die FWG in ihrer Resolution: "Es führt kein Weg an der Tatsache vorbei, daß Kriftel langfristig einen vierten Kindergarten benötigt, um den derzeitigen und zukünftigen Bedarf an Kindergartenplätzen zu decken."
Die Gemeindevertreter sollen nach Ansicht der Freien Wähler anerkennen, daß die Situation unhaltbar sei. Unzumutbar nicht nur für Eltern, deren Nachwuchs diesmal keinen Platz bekommen habe, sondern auch für jene Väter und Mütter, die eine "pädagogisch angemessene Betreuung ihrer Kinder erwarten dürfen". Und dieser qualitative Anspruch an die Arbeit in den Kitas, beruft sich Fraktionschef Wolfgang Gerecht auf Erzieherinnen und Eltern, erlaube keine Erhöhung der Gruppenstärke von bisher 20.
Weil noch mehr junge Familien in die Neubaugebiete ziehen werden und der Bedarf an Plätzen damit weiter steige, sollen die Fraktionen nach dem Wunsch der FWG den Gemeindevorstand auffordern, "sofort mit der Planung eines vierten Kindergartens in Kriftel zu beginnen". Auch einen Standort haben sie schon ausgeguckt: ein Grundstück Im Engler. Wie berichtet, kann sich Gerecht neben kommunalen und kirchlichen Trägern auch die finanzielle Beteiligung eines Unternehmens vorstellen.
Was die Gemeinde selbst zuschießen müßte, könnte nach Ansicht der FWG- Fraktion bei der "sündhaft teuren Rathaus-Erweiterung" gespart werden, die für zwei Jahre aufgeschoben werden müßte. Weitere Vorschläge müsse der Gemeindevorstand selbst machen.
Anton Frinta, Vorsitzender des Elternbeirats Bleichstraße und des Gesamtelternbeirats, schätzt die Stimmung an der "Basis" noch schlechter als noch vor zwei Wochen ein. Am Montag hat das Kindergartenjahr begonnen und "die Eltern sind zunehmend verärgert", sagt der Informatiker. "Es fehlt immer noch eine verbindliche Planung für die nächsten Jahre".
Wie berichtet, entscheidet Christa Lohenner, Pfarrerin der Immanuel- Kant-Gemeinde, bis 10. August über ihre Einstellung zu einer Aufstockung der Gruppen - zumindest in der Kita Kantstraße. Eltern und Pädagogen haben bereits abgestimmt: Sie sind dagegen.
In der Bleichstraße werden bis Samstag Unterschriften gesammelt, um die Grundstimmung zu ermitteln. Anton Frinta: "Dann bekommen die Politiker schwarz auf weiß, was die Eltern wollen." Er ist sicher, daß eine fünfte Gruppe in der Bleichstraße "Gequetsche, vor allem auf den kleinen Außenflächen" verursache. Obwohl seine Kinder schon eingeschult sind, engagiert er sich bis zur Elternbeirats-Neuwahl weiter: "Es geht hier doch um Grundsätzliches." pms
BERLIN. Als "Archäologie-Video" bezeichnet Rotraut Pape, eine äußerst produktive und mindestens beim Fachpublikum bekannte Filmfrau, ihre im Studio des Neuen Berliner Kunstvereins uraufgeführte Arbeit mit dem Titel: "Die Mauer - Der negative Horizont." Natürlich ist die Berliner Mauer gemeint, das architektonische Unwesen im Verlauf seines Verschwindens. Erinnerungsarbeit wird geleistet, wertvoll in dem Bemühen, einem allzu schnellen Vergessen entgegenzuwirken.
In Ost-Berlin gibt es einen Mann, der auf seinem Grundstück einen kleinen Teil der Mauer rekonstruiert hat, damit, so erklärt er, seine Kinder wenigstens einen Eindruck von dem gewinnen, was einerseits als "antifaschistischer Schutzwall" propagandistisch begründet und kaschiert, andererseits als "Schandmauer" verdammt worden ist. Und zumal in Ost- Berlin hört man zuweilen Leute angesichts der so komplizierten neuen Verhältnisse sagen, die Mauer sei doch nicht nur vom Übel gewesen, sogar, am besten wäre, sie wieder aufzubauen. Eine Trotzhaltung, resultierend aus Unsicherheit. Nicht, daß Rotraut Pape in ihrem zweistündigen Video-Film solche Fragen etwa zur Diskussion stellen wollte; doch kommem sie dem Zuschauer fast unvermeidlich in den Sinn.
Viermal zu verschiedenen Zeiten wanderte die Filmfrau mit der Kamera in der Hand und auch mit dem Mikrofon dieselbe Strecke der Mauer entlang, von der Köpenicker Straße im Bezirk Kreuzberg in Richtung Brandenbueger Tor bis hinter den Reichstag. Rotraut Pape war fünf Jahre alt, als die Mauer gebaut wurde, und so mochte ihr deren Existenz selbstverständlicher erscheinen als ihre Öffnung und ihr erstaunlich schneller Abriß, jene Ereignisse, die zumindest anfangs den Ausruf freudigen Schreckens hervorbrachten: "Wahnsinn!"
Im November 1989 stellte sich die blokkierte, rigoros abgeschnittene Köpenikker Straße noch als Sackgasse dar. Hinter dem Künstlerhaus Bethanien war die Mauer mit Graffiti und großen Malereien bedeckt, einige von durchaus künstlerischer Qualität; sie diente als Gästebuch, als Annoncentafel einsamer Herzen und als Träger oft witziger politischer Kommentare. So stand zu lesen: "Jetzt muß Honni auf Diät leben! Kein TISCH und kein MITTAG!"; was auf die unrühmlich bekannten, nun ihrer Positionen enthobenen Gewerkschafts- und Parteifunktionäre zielte.
Je näher man dem Brandenburger Tor kam, desto mehr Menschen bearbeiteten die Mauer mit Hammer und Meißel, die sogenannten "Mauerspechte", scharf auf Souvenirs. Weithin war der Klang ihrer Werkzeuge zu hören. Noch aber riefen Vopos oben von der Mauer herab: "Unterlassen Sie das Beschädigen der Grenzbefestigungsanlagen!"
Im Februar 1990 hatten Anwohner große Teile der Bemalungen weiß übertünscht, damit das permanente Geklopfe der Mauerspechte aufhöre. Hinter mittlerweile entstandenen Löchern gaben Vopos Interviews, noch aber kontrollierten sie auch Pässe. Im August ist der ehemalige Todesstreifen zu einem Naherholungsgebiet geworden; Wachtürme sind auseinandergebaut und liegen im Sand. Im November 1990 schließlich, genau ein Jahr nach der ersten filmischen Wanderung, ist die Mauer weg; wo sie war, ist Niemandsland, von dem man großenteils heute noch nicht weiß, was damit beginnen: als Baugrund nutzen oder als Gelände willkommener Parkanlagen.
Rotraut Pape hat nun, was sie mit der Kamera einfing, nicht einfach aneinandergereiht, vielmehr projeziert sie die vier Zeitphasen simultan auf die Leinwand, immer vier Bilder also, akustisch begleitet, musikalisch untermalt, gelegentlich von einer Stimme kommentiert. Das ergibt allerhand und immer wechselnden Reiz, doch steckt gerade darin auch eine Gefahr.
In Abwandlung des bekannten Titels von Walter Benjamin "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" ließe sich reden von der Ästhetisierung der Wirklichkeit durch deren filmtechnische Reproduktion. Es wäre ein Thema für Theoretiker, ein womöglich heftiges Für und Wider. Man wird animiert und von Zweifeln geplagt. JÜRGEN BECKELMANN
MAIN-TAUNUS-KREIS. Es ist gerade noch einmal gutgegangen. Die 126 Fünftkläßler, die seit Montag die Main-Taunus- Schule in Hofheim besuchen, konnten entgegen allen Befürchtungen und Diskussionen doch noch untergebracht werden. Und das, wie Schulleiter Dr. Heinz Blankenberg erleichtert sagt, "ohne Auslagerungen in andere Schulen und Gebäude".
Insgesamt werden jetzt mehr als 1400 Pennäler in den Brühlwiesen unterrichtet - nach Angaben von Schulamtsleiter Ulrich Faust ein Minus von 50 Neuaufnahmen gegenüber dem vorigen Schuljahr. Dennoch meint Schulleiter Blankenberg: "Wir sind jetzt randvoll, haben zwei der fünf neuen Eingangsklassen in der geräumten Lehrmittel-Bücherei untergebracht, wo zwei Räume geschaffen wurden. Es ist hier noch enger geworden."
Die gesunkene Zahl der Anmeldungen für die Main-Taunus-Schule rettete das Gymnasium, das fast aus allen Nähten platzt. So wurden nicht nur 30 Fünftkläßler weniger als im Vorjahr aufgenommen; auch in der Jahrgangsstufe elf gibt's in den acht Klassen mit 190 jungen Leuten ein Minus von 20 Pennälern gegenüber 1991 - da waren es noch zehn Klassen.
Schulleiter Blankenberg, der brauchbare Raumlösungen als überlebenswichtig für die Zukunft seines Gymnasiums bezeichnet, kann noch einmal aufatmen. Nach den drei letzten Ferienwochen, in denen er und zahlreiche Lehrer bei der organisatorischen Vorbereitung des neuen Schuljahres schwitzten, sagt er: "Das war schon ein Kraftakt."
Kreisweit, so die Bilanz von Schulamtsleiter Faust, ist die Zahl der Schüler relativ konstant: "Seit fünf Jahren ist sie mit rund 21 000 stabil", sagt er. In diesem Jahr seien es "keine 50 Kinder mehr" an den 53 öffentlichen Schulen.
Gestiegen, und das sei erfreulich, ist dagegen die Zahl der Lehrer im Main- Taunus-Kreis. 21 neue Stellen wurden für dieses Schuljahr bewilligt. "Da einige nur Teilzeitkräfte sind, unterrichten nun sogar etwa 30 neue Lehrer mehr", erklärt Faust. Kreisweit teilen sich 1380 Pädagogen insgesamt 1200 Stellen.
Während in den Grundschulen der Pflichtbereich voll abgedeckt werden kann, gibt's in der Mittelstufe die üblichen Probleme. Nicht Lehrer, sondern Fachlehrer fehlen. Faust: "Vor allem für Religion, Sport und zum Teil auch Musik, aber das ist schon länger der Fall." Sein Fazit: Insgesamt sei die Versorgung "befriedigend bis ausreichend", besondere Engpässe gebe es nicht.
An den 33 Grundschulen des Kreises wurden gestern 1945 Erstklässler (gegenüber 1987 ABC-Schützen im Vorjahr) eingeschult. Nicht verändert hat sich die Zahl der Klassen. Es blieben 92. "Das Auf und Ab der Schülerzahl dagegen kennen wir auch schon", betont der Schulamtsleiter. Mittelfristig bewege sich die Zahl jedoch auf die 2000 zu.
Jeder fünfte Schüler verläßt den Main-Taunus-Kreis nach der Klasse vier, um eine weiterführende Schule in benachbarten Städten zu besuchen. Jene, die nicht nach Wiesbaden, Frankfurt, Kronberg oder Mainz fahren, teilen sich so auf: 120 wurden in der Integrierten Gesamtschule aufgenommen (1991 waren's 139), 792 in der Förderstufe (im Vorjahr 815), im Hauptschulzweig 57 (vergangenes Jahr 41), im Realschulzweig 179 (1991 nur 163) und in den Gymnasien und Gymnasialzweigen 446 (im Vorjahr 426).
Neben den elf Gesamtschulen gibt es im Main-Taunus-Kreis zwei Gymnasien, drei Gymnasiale Oberstufen, drei Sonderschulen und zwei berufliche Schulen.
Wie berichtet, werden an der Hattersheimer Heinrich-Böll-Schule seit Montag erstmals 33 Elftkläßler in der neu eingerichteten Oberstufe unterrichtet. Die Gesamtzahl der Neuaufnahmen in den Oberstufen des Kreises hat sich mit 456 (gegenüber 453 im vergangenen Jahr) jedoch kaum geändert. Auch diese Zahl, meint der Schulamtsleiter ungeachtet der Klagen über die Enge etwa in der Hofheimer Main-Taunus-Schule, belege die "insgesamt stabile Entwicklung". pms
Die Spvgg. Hattstein wird auch auf internationaler Ebene zu einem angesehen Fußballverein. Demnächst, darauf dürfen die Hattsteiner stolz sein, wird der Name ihres Vereins in der auflagestärksten Athener Tageszeitung zu lesen sein. So versprach zumindest ein griechischer Journalist, der beim Spiel der Hattsteiner gegen den griechischen Rekordmeister Panathinakos Athen dabei war, eifrig die Feder "schwang" und mit den Namen der Hattsteiner Akteure ähnliche Probleme hatte, wie die heimischen Pressevertreter mit denen des griechischen Teams. Das Gastspiel der Griechen, die in der Erbismühle ein Trainingslager absolvieren, war der erste internationale Vergleich des Bezirksligavereins, soll allerdings nicht der letzte bleiben.
Der Kontakt kam über Mark Schneider, den Leiter der Erbismühle, zustande, der ein "Fan" der Spvgg. Hattstein ist und als Betreuer der Griechen anreiste. Den sportlichen Höhepunkt nicht entgehen ließ sich auch Schmittens Bürgermeister Josef Braun. Auch wenn die Kulisse quantitativ zu wünschen übrig ließ, den Mut lassen sich die Hattsteiner Verantwortlichen nicht so schnell nehmen: Weder die standesgemäße 0:7-Niederlage noch der unbefriedigende Zuschauerzuspruch tun den Ambitionen des Vorstandes Abbruch, in Zukunft des öfteren hochkarätige Gegner präsentieren zu wollen. Mit 300 Besuchern kamen nicht mehr Fans als im "normalen" Punktspielbetrieb, allerdings wurde die Partie gegen Athen recht kurzfristig angesetzt.
"Die Fußballfans in unserer Region sind vielleicht auch ein wenig satt, denn es gab in der Vergangenheit einige Profi-Gastspiele in der Nähe", meint Pressewart Dieter Wietschorke. Schade, denn die Zuhausegebliebenen haben einen fußballerischen Leckerbissen und eine tolle Atmosphäre versäumt. "Die Athener sind echte Profis und begeisterten mit technischen Kabinettstückchen." Kaffes, Antoniu, Papadimitriu und Hristudulu versetzten die Fans mit sehenswerten Aktionen in Staunen. Besonders im ersten Abschnitt hielten die Gastgeber wacker dagegen und erspielten sich ebenfalls einige gute Möglichkeiten. Heinz Tiszecker und Reimund Schwohl scheiterten knapp, Oliver Bossmann traf nach 25 Minuten sogar die Latte. Zu einem Treffer reichte es allerdings nicht für die Platzherren, und zur Pause lagen die prominenten Gäste durch Tore von Antoniu, Padaras, Kaffes und Thomaidis mit 4:0 vorn.
Nach dem Wechsel setzten Padaras und Hristudulo mit einem "Traumtor" aus der Distanz den Reigen fort, und in der 71. Minute setzte Kalatzis den Schlußpunkt. Die Gastgeber brachten 16 Spieler zum Einsatz und durften mit ihrer Leistung durchaus zufrieden sein, auch wenn ihnen ein Torerfolg versagt blieb.
Besonders auffällig agierten Neuzugang Heinz Tiszecker, Oliver Bossmann, Michael Atzeni und Reiner Günter, kämpferisch überzeugten alle Hattsteiner. Dennoch gab es für das Schiedsrichtergespann Pappenhausen (Hattstein), Richter (Steinfischbach) und Klein (DJK Bad Homburg) kaum etwas zu tun. Die Spieler nahmen stets Rücksicht aufeinander und verhielten sich immer fair. Für die Verantwortlichen der Spvgg. Hattstein stellte diese Partie den zweiten Saisonhöhepunkt dar, nachdem ihr Team am Sonntag mit einem 7:0 gegen Eintracht Oberursel furios in die Bezirksligasaison gestartet ist.
"Es hat allen Riesenspaß gemacht und wir wollen so etwas in Zukunft öfter machen", resümiert Dieter Wietschorke. Nach dem Spiel gab es immerhin auch Gelegenheit, mit gestandenen Fußballgrößen zu fachsimpeln: Athens Trainer Osim war früher jugoslawischer Nationaltrainer, und Co-Trainer Mike Galakos stand einst in Diensten von Bundesligist Fortuna Düsseldorf.
Ob die Hattsteiner von den beiden wertvolle Tips erhielten, wird sich am Sonntag erweisen. Zum zweiten Punktspiel reist die Spielvereinigung nach Steinbach, zum Bezirksoberligaabsteiger. "Das ist für uns eine echte Standortbestimmung", meint Dieter Wietschorke. Ein Remis wollen die Hattsteiner in Steinbach erreichen und damit ihre gute Ausgangsposition wahren.
Doch auch wenn es am Sonntag nicht zu einem weiteren Höhenflug reichen sollte, einer besonderen Ehre können sich die Hattsteiner bewußt sein: Im Vereinslokal des griechischen Star-Teams in Athen wird bald ein Kupferstich die Wand zieren, auf dem das schöne Panorama rund um den Arnoldshainer Fußballplatz zu sehen ist. Dieses über einen Meter breite Prunkstück, das in limitierter Auflage gefertigt wurde und von den Verantwortlichen der Spielvereinigung nur zu ganz besonderen Anlässen überreicht wird, gaben die Hattsteiner ihren neuen Freunden aus Griechenland nämlich als Gastgeschenk mit auf die Heimreise.
INA SCHNEIDER/jbp
HANAU. Die Stadt Hanau und das Unternehmen Heraeus sind in Verhandlungen um ein Job-Ticket. Nach einer betriebsinternen Umfrage unter den Beschäftigten wird im September die Entscheidung fallen, ob und wieviele Pendler aus Hanau und dem Umland demnächst auf das Auto verzichten und auf die Busse der Hanauer Straßenbahn AG (HSB) umsteigen werden.
Stadtbaurat Jürgen Dressler bezeichnet die Verhandlung mit Heraeus als "Pilotregelung", die auch wünschenswert für die übrigen Hanauer Betriebe sei. Verhandlungen etwa mit der Degussa oder der Vacuumschmelze seien geplant.
Im April bot die Stadt Heraeus als erstem Unternehmen die Möglichkeit des Job-Tickets an - die Monatskarte zu fünf Mark pro Mitarbeiter. Normalerweise kostet diese bei der HSB 43 Mark.
Die Stadt geht bei ihrer Preisgestaltung von der Gesamtmitarbeiterzahl des Betriebes aus, rund 3000. Heraeus rechnet dagegen, so Pressesprecher Ralf Schrank, lediglich mit 1000 Mitarbeitern, die aufgrund ihres Wohnortes überhaupt für ein solches Job-Ticket in Frage kommen. Im Juni startete das Unternehmen eine Umfrage unter seinen Betriebsangehörigen, die im Umkreis von Hanau und Bruchköbel wohnen. 400 davon gaben den Fragebogen bislang beantwortet zurück. Wenn sich diese an einer Vereinbarung mit der Hanauer Straßenbahn und der Stadt beteiligen, würde sie das Monatsticket bei einer Kostenumlegung rund 30 Mark kosten, errechnete Heraeus betriebsintern. Ansonsten müsse die Firma draufzahlen, meint Schrank.
"Das Unternehmen", so der Pressesprecher, "steht der Initiative, die es selbst auch mitangeregt hat, grundsätzlich positiv gegenüber." Nur über den Preis müsse man nochmals reden. Mit einem vergünstigten Angebot von 30 Mark gegenüber den sonst üblichen monatlichen 43 Mark stelle das Job-Ticket nicht unbedingt eine Alternative zum eigenen Auto dar.
Die Stadt und der HSB-Vorstandsvorsitzende Dressler sehen hingegen in dem Angebot von fünf Mark pro Job-Ticket einen Werksvertrag. "Wie Heraeus das innerbetrieblich regelt, ist deren Sache", so Dressler. Die Hanauer Straßenbahn könne keine Einzelverträge mit einem Teil der Mitarbeiter abschließen. Angelehnt und auch mit dem Regierungspräsidium in Darmstadt abgeklärt habe die Stadt ihr Angebot an die bereits bestehende Regelung der Stadt Frankfurt mit mittlerweile rund 90 Betrieben.
Eine Entscheidung über das Job-Ticket für Heraeus wird im kommenden Monat fallen. Bis zu endgültigen Auswertung der Fragebogen-Aktion wollte das Unternehmen bewußt die Sommerferien abwarten. Der Wegfall der Parkmöglichkeiten auf dem Nicolaigelände und der wiedereinsetzende allmorgendliche Stau nach der Sommerpause dürfte den ein oder anderen Heraeus-Pendler vielleicht noch umstimmen. alu
MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Tagesfahrt nach Thüringen veranstaltet die Kreisvolkshochschule Main-Kinzig am Samstag, 5. September. Interessenten sollten ihre Teilnahme umgehend bei der KVHS Main-Kinzig, Hauptstelle Schlüchternm, Gartenstraße 5-7 in 6490 Schlüchtern anmelden. Der Preis beträgt nach Auskunft der Volkshochschule 83 Mark einschließlich Mittag- und Abendessen, Führungen und Besichtigungen.
In Sonneberg wird das weltbekannte Spielzeugmuseum besichtigt, nach dem Mittagessen das Museum für Glaskunst in Lauscha. Dort wird seit 1597 eine Glashütte betrieben, die industrielle Glaserzeugung hatte dort einen hohen Stand erreicht, der sich in der Erfindung des künstlichen Menschenauges aus Glas bewies. Desweiteren steht noch eine Stadtbesichtigung von Meiningen auf dem Programm.
Die Abfahrt mit dem Bus erfolgt gegen 5.30 Uhr in Hanau, weitere Zusteigmöglichkeiten bestehen in Gelnhausen und Schlüchtern. Mit der Rückkehr in Hanau ist gegen Mitternacht zu rechnen. are
Diskussion über Chlorchemie Unter dem Motto "Was hat die Chlorchemie mit unserem Alltag zu tun?" veranstaltet die Greenpeace-Kontaktgruppe Frankfurt am Donnerstag, 6. August, ab 20 Uhr einen Diavortrag im Rahmen ihrer monatlichen Informationsreihe im Bürgerhaus Südbahnhof. Im Anschluß findet eine Diskussion zu diesem Thema statt. Taekwondo-Kurs für Frauen Für einen Sommerkurs in dem koreanischen Kampfsport Taekwondo hat der Verein "Frauen in Bewegung" noch einige Plätze frei. Dieser Anfängerinnenkurs beginnt am 10. August und endet am 1. Oktober. Interessierte Frauen erhalten Informationen unter der Telefonnummer 49 50 71. Heddernheimer Ortsbeirat tagt Wegen der neuen Tempo-30-Zone in Heddernheim werden bald einige Straßen im Stadtteil umgebaut. Die entsprechenden Pläne stellt der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel) während seiner Sitzung am heutigen Donnerstag, 6. August, vor. Das Gremium tagt um 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz, Nidaforum 2.
Die Hoechst AG hat auf einmal zwei Genehmigungen vom Darmstädter Regierungspräsidium (RP) bekommen. Das Chemie-Unternehmen darf das neue Kältemittel "R 134 a" herstellen, außerdem billigte das RP die Umrüstungspläne für die Rückstands-Verbrennungsanlage (RVA 1) im Werk Höchst.
Die RVA 1 ist 1977 in Betrieb genommen worden. Von daher erfüllt sie die im November 1990 von der Bundesregierung dekretierten Grenzwerte für Dioxine und Furane noch nicht.
Die sollen nun, so ein Hoechst-Sprecher, durch die neue Rauchgas-Nachreinigungsanlage "sicher eingehalten" werden: "Braunkohlen-Aktivkoks filtert ähnlich einer Gasmaske selbst in Spuren Dioxine und Furane aus dem Rauchgas heraus."
Vom Kältemittel "R 134 a" will Hoechst im Jahr 13 000 Tonnen herstellen. Das Produkt sei - so die Firma - wesentlich umweltfreundlicher als die bisherigen Kühlmittel aus vollhalogenierten FCKW. Ein Sprecher: ",R 134 a' schädigt die Ozonschicht nicht und hat ein stark minimiertes Treibhauspotential." peh
jk FRANKFURT A. M. Der Kassensturz im Facheinzelhandel fällt für die Inhaber etwas freundlicher aus als für die Manager der großen Warenhäuser. Während letztere im Durchschnitt nach Ablauf des ersten Halbjahres ein reales Minus verbuchen mußten (siehe FR vom 24. Juli), konnten die Fachgeschäfte ihren Absatz wenigstens halten.
Wie der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) in seiner neuesten Übersicht schreibt, haben die Fachgeschäfte sowohl im Juni als auch in den ersten sechs Monaten ingesamt drei Prozent mehr umgesetzt als in den jeweiligen Vergleichszeiträumen des Vorjahres. Da aber gleichzeitig die Preise in ähnlichem Umfang angehoben wurden, ist das reale Verkaufsergebnis praktisch unverändert geblieben.
Bei den Juni-Resultaten gab es freilich enorme Abweichungen einzelner Branchen von dem Mittelwert. Mit einem nominalen Plus von 21 Prozent radelte der Zweiradhandel allen anderen weit voraus. Auf überdurchschnittliche Steigerungsraten kamen ferner die Lebensmittelläden (plus sieben), Drogerien (plus sechs), Möbelfachgeschäfte (plus fünf) sowie Juweliere und Uhrenverkäufer (plus vier Prozent). Schwer eingebrochen sind dagegen die Fachhandlungen rund um das Büro (minus neun) und die Reformhäuser (minus sechs Prozent). Der Umsatzrückgang im Radio- und Fernsehhandel um vier Prozent könnte mit den Olympischen Spielen zusammenhängen, die am letzten Juli-Wochenende begonnen und im Vorfeld eine gewisse Kaufzurückhaltung bewirkt haben.
Die ersten sechs Monate zusammengefaßt offenbaren dagegen erheblich geringere Ausreißer vom Durchschnitt. Das Schlußlicht mit minus sechs Prozent bilden aber auch in dieser Betrachtung die Radio- und Fernsehgeschäfte noch hinter dem Photohandel (minus fünf Prozent). Auf der Sonnenseite der Konsum-Konjunktur stehen die Möbelgeschäfte (plus neun) vor den Zweiradhändlern, die sich einen Vorsprung von fünf Prozent erstrampelten.
Dem Sommerschlußverkauf gibt der HDE vorläufig "die Note zwei hinsichtlich der bisherigen Lagerräumung", was auf manche enttäuschte Hoffnungen hindeutet. Ein Sprecher des Verbandes bestätigt ferner das erwartete und nach den ersten Tagen auch erkennbare Gefälle zwischen den neuen und den alten Bundesländern. In der ehemaligen DDR klingeln die Kassen wesentlich lauter als im Westen.
Einen nicht gerade stimulierenden Einfluß auf den Verlauf des Schlußverkaufs üben das Welttreffen der Sportler in Barcelona und die vergangenen Hundstage aus. Letztere verführen eher zum Besuch des Schwimmbades als zum Gang durch die Innenstadt, und Olympia hält viele Fans vor dem Fernsehgerät fest.
Nachdem bei der bundesweiten Trendumfrage des HDE 28 Prozent der Einzelhändler sich "sehr zufrieden" und 52 Prozent "zufrieden" über den bisherigen SSV zeigten, wird allgemein mit dem Höhepunkt am kommenden Wochenende gerechnet.Nicht nur Weiß 63 Bilder für "Art for Aids"
"Ich bin da reingekommen und habe gesehen, daß die Patienten in weißen Betten liegen und auf weiße Wände starren." Das war der erste Eindruck, den der Frankfurter Jacky Huizinga von einem Besuch der Station für Aidskranke in der Universtätsklinik mit nach Hause nahm. Diesen Zustand wollte er ändern. Ende Juni rief der aus Holland stammende Huizinga zu einer Bilder-Spendenaktion auf. Mit Kunst die kahlen Wände beleben, die Isolation der Aidskranken aufbrechen - das war das Ziel der Initiative mit dem Namen "Art for Aids".
Im Alleingang setzte Huizinga seine Idee in die Tat um: "Ich wollte keine Bürokratie, keine Papiere, kein Geld. Alles, was ich mitgebracht habe, war Zeit." Nach nur zwei Wochen hatte er schon 33 Dauerleihgaben aller Stilrichtungen zusammengetragen. Inzwischen verschönern 63 Werke die Krankenzimmer: Ölbilder, Fotos, Zeichnungen, Drucke, Plakate von bekannten und unbekannten Künstlern.
Der Initiator selbst ist erstaunt über den Erfolg seiner Idee, über die Hilfsbereitschaft so vieler Künstler und Privatpersonen. Vor allem aber: Die Patienten sind begeistert.
Huizinga will zeigen, daß man "zusammen etwas machen kann", will Anreger sein für weitere Privatinitiativen dieser Art. Mehr soziale Integration, ein Stückchen Normalität im Alltag der Kranken - das können seiner Meinung nach Initiativen dieser Art bewirken: "Geist, Kraft und Willen der Patienten mobilisieren, das hilft."
Gern hat er das Angebot eines privaten Spenders angenommen, der die Rahmung der Kunstwerke finanziert hat. Dessen Hilfsbereitschaft will er jedoch nicht überstrapazieren und nimmt nur noch bereits gerahmte Arbeiten. Bis Ende August soll noch gesammelt werden, dann gibt's eine Pause zum Aufhängen der restlichen Bilder. Sieben Zimmer der Station sind schon erfüllt mit kunst-vollem Leben. Wer für "Art for Aids" ein Bild spenden will, wendet sich an Jacky Huizinga unter der Telefonnumer 28 32 74. MARION LÖHNDORF
BREMEN. Wer gegenwärtig mit didaktischer Phantasie aus gegebenem Anlaß neue Wege zur Strukturierung des Lernbereichs "Sinn- und Wertorientierung" in der Schule sucht, stößt (in Ost wie West) auf das delikate Geflecht bildungs- und kirchenpolitischer Faktoren und zugleich auf die Tatsache machtpolitischer Entscheidung scheinbar allein pädagogisch- fachdidaktischer Problemstellungen. Das Schicksal der brandenburgischen Alternative zum konfessionellen Religionsunterricht steht hier beispielhaft.
Die politischen Mehrheiten und bildungs- und kirchenpolitischen Verhältnisse in den (alten und) neuen Bundesländern haben inzwischen dazu geführt, daß allein in Brandenburg noch ernsthaft auf politischer Ebene über eine Neuregelung des Lernfeldes "Sinn- und Wertorientierungen" und Alternativen zum herkömmlichen monokonfessionellen Religionsunterricht in der Schule nachgedacht wird - allen Einsprüchen und Drohungen mit Verfassungsklage seitens der Kirchen zum Trotz.
Charakteristikum des auf zunächst drei Jahre angelegten Modellversuchs "Lebensgestaltung - Ethik - Religion" (L-E-R) soll sein, daß in je einer Schule der 44 Kreise (in Klasse 7 bis 10) "Schülerinnen und Schüler verschiedener weltanschaulicher, religiöser und kultureller Prägung sich gemeinsam mit Fragen ihres eigenen Lebens, ihrer Persönlichkeit, des Zusammenlebens in Familie, Gruppe und Gesellschaft beschäftigen und sich dabei mit Fragen der Ethik, verschiedener Weltanschauungsgruppen und den Religionen auseinandersetzen" (Grundsatzpapier). In dem - obligatorischen - Unterrichtsfach soll das inhaltlich zusammengeführt werden, was in der hochproblematischen Alternativsetzung von konfessionellem Religionsunterricht einerseits und "Ethik" oder "Werte und Normen" andererseits in den alten Bundesländern auseinandergerissen ist.
Die Kirchen sehen in dieser Regelung einen Verstoß gegen das Grundgesetz, weil das Konzept "Lebensgestaltung - Ethik - Religion" (L-E-R) verhindere, daß Religionsunterricht "nach den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften" (Art. 7.3) erteilt werden könne. Sie bestehen auf einem (monokonfessionell- kirchlichen) Religionsunterricht als ordentlichem Lehrfach und Ethik zum Beispiel als Pflichtalternative. Um wenigstens die Grundanliegen - Integration von Schülerinnen und Schüler verschiedener religiös-weltanschaulicher Orientierung sowie Einlösung des Rechts aller Schüler, sich mit unterschiedlichen Deutungen menschlichen Lebens und der Welt auseinandersetzen zu können - zu retten, ist die Landesregierung den Kirchen sehr weit entgegengekommen. Innerhalb von L-E-R ist nunmehr neben einer Integrationsphase für alle eine Differenzierungsphase vorgesehen, in der die Schülerinnen und Schüler wählen können zwischen den Alternativen Lebensgestaltung/Ethik und von den Kirchen (gem. Art. 7.3) gestaltetem konfessionellem Religionsunterricht. Die Schülerinnen und Schüler, ihre Lebenssituation und ihre Alltagsreligion, um die es ja eigentlich gehen sollte, sind bei dem Streit inzwischen weit aus dem Blickfeld geraten. Längst geht es nicht mehr um die inhaltliche Diskussion und um das Konzept von "Lebensgestaltung - Ethik - Religion".
Es geht den Kirchen im Moment vorrangig um die Frage, was in der Zwischenzeit an den anderen Schulen, die nicht an dem Modellversuch beteiligt sind, im Blick auf den von ihnen gewünschten, nach Konfessionszugehörigkeit getrennt erteilten Religionsunterricht geschieht. In der allgemeinen Öffentlichkeit und in vielen Gemeinden und Kirchenkreisen ist inzwischen das Unverständnis für die Haltung der Kirchenleitungen und ihre monatelange Prinzipienreiterei deutlich zu hören. Selbst kirchlich-missionarischen Mitarbeitern gerät das Ganze zur unzumutbaren und unerträglichen "Tragikomödie" (so das Berlin-Brandenburgische Sonntagsblatt vom 5. 7. 92).
Nachdem die Landesregierung klargestellt hat, daß der Modellversuch - mit oder ohne kirchliche Beteiligung - auf jeden Fall zum neuen Schuljahr 1992/93 beginnen wird, hat sich zumindest die Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg nunmehr im letzten Augenblick besonnen und will sich zunächst an 11 Schulen an L-E-R beteiligen, "unter Wahrung der unterschiedlichen Rechtsauffassungen" und nach Absprachen über den Beginn des evangelischen Religionsunterrichts zum neuen Schuljahr - versteht sich. Die Beteiligung der ev. Kirche war allerdings nicht umsonst zu haben: Die Landesregierung ermöglicht den Kirchen zusätzlich in den Schulräumen einen eigenen freiwilligen, konfessionell getrennt erteilten Religionsunterricht und trägt (nach Berliner Vorbild) 90 Prozent der Personalkosten dieses kirchlichen Unterrichts.
Warum der Streit mehr als eine Religionsposse ist, wird deutlich, wenn man ihn in die gesamtdeutsche Diskussion über die Zukunft des Religionsunterrichts einzeichnet.
Immer mehr Schülerinnen und Schüler kehren dem konfessionellen Religionsunterricht den Rücken und wählen "Ethik", jenes Gebilde, das zu Beginn der 70er Jahre als Pflichtalternative erfunden wurde, um den Schülern die Abmeldung vom konfessionellen Religionsunterricht der Kirchen und die Wahl einer Freistunde zu verleiden. In dem Maß, in dem sich viele Lehrerinnen und Lehrer in ihrer konkreten religionspädagogischen Praxis um eine Modernisierung des Religionsunterrichts bemühen, geht die Schere zwischen dieser phantasievollen didaktischen Praxis und dem Buchstaben der Verfassung und den dabei unterstellten gesellschaftlichen Verhältnissen immer weiter auseinander. Die Diskussion über die Einführung des seit Jahren umstrittenen konfessionell getrennt erteilten Religionsunterrichts nun auch noch in den neuen Bundesländern hat dazu geführt, daß das Thema insgesamt neu auf die Tagesordnung gekommen ist und kontrovers diskutiert wird.
Während die einen für die Zukunft des Religionsunterrichts eine Änderung des einschlägigen Grundgesetzartikels und die Einführung eines "Religionsunterrichts für alle" (G. Otto) oder eine "Religionen-Kunde" (FDP Hessen) fordern, verstehen andere den Religionsunterricht als "Nistplatz für die inhaltlichen Interessen der Kirche" in der Schule (E.-A. Küchler) und bestehen auf der eingespielten Interpretation des einschlägigen Verfassungsartikels. Die Schulabteilungen der Bischöflichen Ordinariate/Generalvikariate in Fulda, Köln, Limburg, Mainz, Paderborn und der evangelischen Kirchen in Darmstadt, Düsseldorf und Kassel versuchen in einem gemeinsamen (!) Flugblatt (!!) mit kärglichen Argumenten, die Praxis des "nach Konfessionen unterschiedenen" Religionsunterrichts zu verteidigen, indem sie auf dessen angebliche "ökumenische Orientierung" verweisen und - man traut seinen Augen nicht - darauf, wie man ihn vor Ort umgehen kann. Die Deutsche Bischofskonferenz sieht im konfessionellen Religionsunterricht die Wahl der Zukunft (sie argumentiert allerdings auf anderem Niveau und setzt sich auch mit Gegenvorschlägen auseinander). Dagegen plädiert der Deutsche Katecheten-Verein (in dem etwa 11 000 katholische Religionslehrer/innen zusammengeschlossen sind) dafür, daß der Religionsunterricht "künftig zunehmend in gemeinsamer Verantwortung der Kirchen" erteilt werden soll, und die "Vereinigung der evangelischen Religionslehrer in Hamburg e. V." fordert in einem "Memorandum" die umgehende Einführung von konfessionsübergreifendem Religionsunterricht. Die Theologische Fakultät der Universität Rostock mahnt in einem einschlägigen Gutachten, auch solche Modelle zu erproben, "welche die Konfessionalität des Religionsunterrichts überwinden"; andere fordern, den Religionsunterricht herkömmlicher Art durch einen Lernbereich "Religion/Philosophie/Ethik" (F. Doedens) zu ersetzen. Auf jeden Fall wird eine interkonfessionelle, eine interreligiöse und interkulturelle sowie eine lebensweltliche Öffnung des Religionsunterrichts ("Braunschweiger Ratschlag zum Religionsunterricht") für dringend erforderlich gehalten.
In diesem Kontext leuchtet unmittelbar ein, daß dem Brandenburger Modellversuch, nicht zuletzt auch im Blick auf die antstehende europäische Perspektive, eine grundlegende Bedeutung für die Überlegungen zur Zukunft des Religionsunterrichts in der Schule zukommt. Dafür ist eine inhaltliche Diskussion des Konzepts für das neue Schulfach dringend angezeigt. Hier wäre gute Gelegenheit für die Kirchen, ihren versammelten religionspädagogischen Sachverstand einzubringen.
Den Lehrerinnen und Lehrern, die sich seit Ende Juli 1992 auf ihre Unterrichtstätigkeit im Rahmen des Modellversuchs vorbereiten, liegt ein ausführliches Papier vor: "Arbeitsmaterial für die Unterrichtsgestaltung im Modellversuch L-E-R". In diesem "Arbeitsmaterial" sind sowohl allgemeine Grundsätze und Lernziele des Lernbereichs als auch "Grundsätze des Lebens und Lernens (didaktische Prinzipien)" aufgelistet, welche die pädagogischen Leitvorstellungen von L-E-R verdeutlichen. Daneben werden ein Strukturmodell für künftige Rahmenrichtlinien sowie eine ausführliche Unterrichtsplanung für sechs mögliche "Lernfelder" vorgeschlagen.
Nimmt man die in diesen "Arbeitsmaterialien" formulierten didaktischen Prinzipien von L-E-R ernst und bezieht sich auf den Teil, der eine Art "vorläufiger Lehrplan" darstellt, zeigt sich, daß für die konkrete Umsetzung der Zielvorstellungen noch einiges zu erörtern und zu klären ist. Einige Aspekte, die auch für die übrige bundesrepublikanische Diskussion zum Religionsunterricht von Belang sind, greife ich beispielhaft heraus:
Der pädagogische Grundansatz des
Lernbereichs ist sympathisch: Im Mittelpunkt
sollen die Schülerinnen und Schüler
stehen "mit ihrer individuellen Geschichte,
ihren Gefühlen, Problemen und
Konflikten, mit ihrem Orientierungsbedürfnis
und Entscheidungsbedarf und
mit dem Wunsch, geachtet und ernstgenommen
zu werden und ihr Leben aktiv
mitzubestimmen und zu gestalten". Deshalb
sollen die "innere und äußere Situation"
der Jugendlichen den Ausgangspunkt
des pädagogischen Prozesses darstellen.
So weit, so gut. Studiert man die
Ausführungen im Teil "vorläufiger Lehrplan"
zur Situation der Jugendlichen und
die exemplarischen Problemfelder und
die Themenlisten der einzelnen Lernfelder,
hat man den Eindruck, daß hier doch
stark das Bild leitend ist, das Erwachsene
sich von den möglichen Problemen
der Jugendlichen machen, und nicht
deren eigene Lebensrealität. Manche
Themen sind Auflistungen, deren innere
Logik und Bezug zum Stichwort eher
dunkel bleiben (zum Beispiel wenn das
Thema "Shalom"
für Nicht-Hebräer:
Frieden
in Klasse 7-10 durch die
Aspekte "Die Visionen des Alten Testaments;
das Leben in den Kibbuzim; die
Entstehung und das Wirken der Quäker
bis heute; die Lebensform der Quäkergemeinschaften
in den USA" abgehandelt
werden soll, die Dimensionen von Lebensgestaltung,
Ethik und Religion integrierend,
versteht sich). Es bleibt häufig
undeutlich, wie die genannten didaktischen
Prinzipien (zum Beispiel Problemorientierung,
Ganzheitlichkeit, Wissenschaftlichkeit,
Schülerorientierung) konkret
eingelöst werden. Manches erinnert
hier an die Verfahrensweise eines sich
als schülerorientiert ausgebenden konfessionellen
Religionsunterrichts herkömmlicher
Art, die man in Anlehnung an eine
Keuner-Geschichte von B. Brecht so beschreiben
kann: "Was tun Sie", wurde Religionslehrer
K. gefragt, "wenn Sie bei Ihrer
Unterrichtsvorbereitung an Ihre
Schüler in der 7. Klasse denken?" "Ich
mache mir Gedanken über ihre Gefühle,
Bedürfnisse, Erfahrungen, Lebenskonflikte
und Glaubensprobleme und arrangiere
entsprechende Lernstrategien", sagte
Herr K., "und sorge dafür, daß sie ihnen
ähnlich werden." "Wer? Die Lernstrategien?"
"Nein", sagte Herr K., "die Schüler."
Weitere Phantasie wird auch investiert werden müssen in die Definition und Klärung der drei Bereiche, die integriert werden sollen: Lebensgestaltung, Ethik und Religion; das jeweilige Selbstverständnis, ihre Abgrenzung sowie ihre Bezüge bedürfen weiterer Verdeutlichung, um zu verhindern, daß es letztlich im besten Fall bei der bloßen Addition unterschiedlicher Perspektiven oder Herangehensweisen bleibt.
Ebenso wünschte man sich deutlichere Herausarbeitung - wenigstens an ausgewählten Beispielen - der Verschränkungsmöglichkeit von Fragestellungen dieses Lernbereichs zu anderen Fächern, um dem Lernbereich das Schicksal des konfessionellen Religionsunterrichts zu ersparen, ein Fremdkörper im Bereich schulischer Bildung zu bleiben oder umgekehrt, sich mit dem Anspruch zu überlasten, zum "Überfach" zu werden. Nicht zuletzt die in dem "Arbeitsmaterial" vorausgesetzten Anforderungen an die Lehrer/innen für L-E-R bedürfen der Reflexion auf ihre Realisierbarkeit; sie erfordern außerdem einen völlig anderen Typ von Lehreraus- und -weiterbildung, um für die "Hauptziele" des Modellversuchs zu qualifizieren.
Das Lehrerbild des Modellversuchs hat viel von dem, was A. Diesterweg in der Vorrede seines Hauptwerks "Wegweisung zur Bildung für deutsche Lehrer" (1835) dem Lehrer wünscht:
"Mit Recht wünscht man ihm die Gesundheit und Kraft eines Germanen, den Scharfsinn eines Lessing, das Gemüt eines Hebel, die Begeisterung eines Pestalozzi, die Wahrheit eines Schleiermacher, die Beredsamkeit eines Salzmann, die Kenntnis eines Leibniz, die Weisheit eines Sokrates und die Liebe Jesu Christi."
Ihre Ausbildung muß neben den erforderlichen fachwissenschaftlichen und pädagogisch-psychologischen Qualifika-
Erforderlich ist jetzt, daß der Modellversuch in der geplanten Breite und Dauer beginnen kann. Weil Schule nicht nur Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln hat, sondern auch Menschen zu bilden, ist das Lernfeld "Sinn- und Wertorientierung" unverzichtbarer Bestandteil schulischer Bildung. Das Grundkonzept des brandenburgischen Modellversuchs L-E-R, dieses Lernfeld zu strukturieren, stellt angesichts der vielschichtigen und ineinandergreifenden individuellen wie soziokulturellen Pluralisierungsprozesse in unserer Gesellschaft, die spezifisch konfessionelles Denken, Fühlen und Handeln ebenso wie die Selbstverständlichkeit und Verbindlichkeit religiös-weltanschaulicher Überzeugungen relativieren, eine vielversprechende Alternative zu einem nach Konfessionen getrennt erteilten Religionsunterricht dar, der dabei ist, auf seine nächste (letzte?) Krise zuzugehen. Er löst den Konsens ein, die bisherige totale Ausgrenzung religiöser Fragestellungen aus dem Bildungskanon der Schule der DDR nicht länger beizubehalten. Er sorgt dafür, daß die Schule den Schülerinnen und Schülern Zeiträume vorhält, in denen sie sich gemeinsam mit unterschiedlichen Welt- und Lebensdeutungen beschäftigen und auseinandersetzen können. Er verzichtet auf den pädagogischen Unsinn, ausgerechnet für die Zeit der Beschäftigung mit Fragen von Lebensgestaltung, Ethik und Religion die Schülergruppe in religiös-kirchlich Gebundene einerseits und ethikinteressierte Areligiöse andererseits auseinanderzudividieren, um gemeinsames Leben und Handeln zu lernen. Er ermöglicht es vielmehr, daß Jugendliche aus unterschiedlichen weltanschaulichen und religiösen Traditionslinien zusammenkommen, um in einem integrierten Unterricht herauszufinden, was ihnen lieb und wichtig ist und worauf sie setzen wollen, damit Leben gelingen kann.
Eine solide Durchführung, Dokumentation und kritische Begleitung und Auswertung des Modellversuchs käme darüber hinaus auch allen anderen Versuchen zugute, die um der Schülerinnen und Schüler und ihrer Zukunft willen nach Wegen aus konfessionalistischen Engführungen und Denken in Absolutheitsansprüchen suchen. JÜRGEN LOTT
NEU-ANSPACH. Als die Erstkläßler nach ihrer ersten Unterrichtsstunde mit Schultüten und Brezeln wieder zu ihren Eltern stießen, waren sie von all den Erlebnissen überwältigt - und sprachlos. Mit großen Augen, die Schultüte unter den einen Arm geklemmt und die Riesenbrezel in der anderen Hand, konnten sie auf alle Fragen der neugierigen Mütter und Väter, Omas und Opas, Onkel und Tanten nur noch mechanisch nicken: Ja, die Schule ist schön. Ja, die Lehrerin ist nett und mh, morgen wollten sie auch wieder hingehen.
Die Mütter und Väter staunten: Wie war das doch vor dem großen Tag alles anders gewesen. Da war Daniel um halb elf noch nicht eingeschlafen. Immer wieder krabbelte er aus dem Bett, weil ihm tausend Fragen durch den Kopf gingen: "Wann fängt die Schule an? Kriege ich eine Schultüte? Wann kriege ich meine Schultüte? Wie lange muß ich noch schlafen?"
Eine einzige Frage quälte Nadja (und damit die ganze Familie) schon während des Urlaubs: "Warum sind die Sommerferien so lang?" Für ihre Beschwerden fehlten der Kleinen nie die Worte.
Auch Nayelis Mitteilungsbedürfnis sprudelte noch vor zwei Tagen wie ein Wasserfall - obwohl sie für ihren alten Kindergarten seit kurzem nur noch ein Wort übrig hat: "Babygarten".
Joana aus der "Elefanten"-Klasse hatte Schultüte und Brezel ihrer Mutter in die Hand gedrückt und hielt sich an ihrem Elefanten fest. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, daß ihre Lehrerin "so jung und so lieb wie die Kindergärtnerin ist". Wie sie es ihrer Mutter seit dem ersten Besuch in der Schule mit der Kindergartengruppe erzählt.
Sebastian hatte es aus einem anderen Grund die Sprache verschlagen: Er aß seine Brezel auf - zum Entsetzen seines Vaters. "Mach doch nicht schon alles kaputt, ich möchte die Sachen daheim noch fotografieren!" Die Warnung kam aber nicht nur für die Brezel zu spät. Auch die schöne Schultüte war schon ungeduldig aufgerissen.
Für Daniel endete der erste Schultag mit einem Drama: Er war der einzige aus der Drachenklasse, für den keine Mütze mehr übrig war. Die Verkehrswacht hatte die orange-leuchtenden Kappen gestiftet. Heulend rannte David zu seinem Vater und wollte von der Schule nichts mehr wissen. cn
KRONBERG. Tradition statt Avangarde haben die Jazzer von "b-flat" aus Lampertheim in ihr musikalisches Programm geschrieben.
Die Band, die 1984 gegründet wurde spielt Jazz-Standarts, aufgelockert durch Samba, Bossa-Nova und Blues. Das Quartett mit Bernd Kettler, Christian Heidemann, Reinhardt Kretschmer und Yörg Lilla spielt am Sonntag, 9. August, von 11 bis 13 Uhr auf der Kronberger Rathausterasse. Wenns regnet, zieht das Quartett in die Stadthalle um. Es ist das erste Sommerkonzert auf der Rathausterasse in dieser Saison.
BAD HOMBURG. Mit Jazz und Tango öffnet das Kulturzentrum Englische Kirche nach der Sommerpause am Donnerstag, 13. August, wieder die Tore.
"Jazz meets Tango" nennen drei Musiker ihre Arrangements: Juan Jose Mosalino, einer der größten Könner auf dem Bandoneon, Juraj Galan, Top-Gitarrist, und Norbert Dömling, E-Bassist, spielen seit 1991 zusammen und bei ihren Tourneen meist vor ausverkauften Sälen.
Das Trio hat sich bei den Aufnahmen zu Sylvia Anders Schallplatte "Tango Aleman" kennengelernt.
"Mit dem Gitarristen Galan und dem Bassisten Dömling hat der argentinische Meisterbandoneonist Mosalini zwei Musiker zur Seite, die mehr als nur Begleiter sind", heißt es in der Kritik der "Berliner Morgenpost" über das Trio, und: "In ihren Genres selbst Meister ihres Fachs, verstehen es die beiden Jazzer, in einen ebenbürtigen, atemberaubend belebenden musikalischen Dialog zu treten. Eine Gratwanderung allererster Güte, die unter die Haut geht."
Das Konzert beginnt am Donnerstag, 13. August um 20 Uhr. Karten gibt es beim Verkehrsamt im Kurhaus und an der Abendkasse.
OBERURSEL. Das "Fehlgriff-Orchester" (Jazz Big Band) spielt am Sonntag, 9. August, von 11 bis 13 Uhr im Hof des Vortaunusmuseums beim "Fest im Hof". Die SPD - Ortsbezirk Mitte - lädt zu dem Jazz-Frühschoppen ein. Die SPD möchte damit kulturelle Gespräche in Gang setzen und trotz tönender Musik mit den Bürgern reden nau
BRUCHKÖBEL. Mit dem ersten Nachtragshaushalt für das laufende Jahr beschäftigen sich die Bruchköbeler Stadtverordneten bei ihrer nächsten Sitzung am Dienstag, 11. August, um 20 Uhr im Rathaus. Beraten wird darüber hinaus ein Antrag der Grünen, die neu zu errichtende Kindertagesstätte in Niederissigheim so zu gestalten, daß darin nichtbehinderte und behinderte Kinder gemeinsam betreut werden können.
Die SPD hat zwei Anträge eingebracht. Zum einen geht es um die Ausweisung eines Gewerbegebietes zwischen der Bundesstraße 45, der Bahnlinie, der Kirleanbindung und dem Krebsbach. Dort hatte die Stadt zweitweise den Bau von Sportstätten geplant.
Außerdem sprechen sich die Sozialdemokraten mittlerweile gegen den ursprünglich geplanten Flächentausch mit der Stadt Hanau aus. Von diesem Flächentausch wäre zum einen das Vorhaben des Hanauer Fischzüchters Haas tangiert, der in dem zur Disposition stehenden Areal ein Freizeitzentrum mit Hotel und Erlebnisbad plant.
Außerdem geht es dabei um die geplante Kompostieranlage des Kreises, die von der Stadt Bruchköbel abgelehnt wurde. hein
KARBEN. Der 102 Jahre alte größte Verein der Stadt hat seine Mitglieder und Mitbürger/innen in der Sommerpause nicht allein gelassen. Es wurde ein Ferienprogramm veranstaltet, das am Sonntag mit einem großen Spielfest am Vereinsheim abgeschlossen wurde. Der Verein hat sicher schon größere Veranstaltungen auf die Beine gestellt, doch die Kinder, die sich am Sonntag am KSVHeim eingefunden hatten, kamen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Insbesondere die Tretrollen hatten es ihnen angetan, wenn auch manchmal die Muttis behutsam "Hand anlegten", damit den Kleinen nichts passiert. Am Rande des Festes bestand für die Erwachsenen die gern genutzte Gelegenheit, bei prächtigem Wetter und Kaffee miteinander zu plauschen.
Schon seit Mitte voriger Woche hatten sich einzelne Abteilungen für Nichtmitglieder und Anfänger attraktive Angebote ausgedacht. Die Tennisabteilung bot einen Anfänger/innen-Lehrgang an, die Fußballer ließen sich beim Training "in die Karten" schauen. Die Tischtennisabteilung hatte einen Trainingsroboter aufgebaut, die Schachabteilung lockte Anfänger/innen mit dem großen Freibrett. Volkstänze übte die Turnabteilung ein, und die Skatabteilung zeigte Neulingen, wie man fachgerecht reizt und sticht. Für Jugendliche ab 12 Jahre hatte schließlich die Modellsportabteilung einen Workshop angeboten.
Nun hoffen die Abteilungen des KSV, daß sich die Sommerunterhaltung am Ende der Ferien gelohnt und manche, die noch zögerten, überzeugt hat, im KSV aktiv die Freizeit zu gestalten. hm
Vom Konkursverfahren einer Nobelfirma 130 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Wurde ein renommiertes Unternehmen nur deshalb heruntergewirtschaftet, damit man mit seinen Grundstücken saftige Spekulationsgewinne machen kann und/oder sollte gar ein lästiger Mitbewerber vom Markt gedrängt werden? Von ehemals 200 Mitarbeitern der sich im Konkursverfahren befindlichen EMDA Dental-Systeme GmbH im Kaiserlei haben bereits 130 ihren Arbeitsplatz verloren. Vor allem ältere Arbeitnehmer, seit Jahrzehnten in der Firma beschäftigt, wurden von heute auf morgen auf die Straße gesetzt. Sie erhielten inzwischen Konkursausfallgeld vom Arbeitsamt, also von der öffentlichen Hand. Ob noch ein Sozialplan zustande kommt, ist ungewiß, weil die Konkursmasse wahrscheinlich nicht reicht. "Das ist ein klassisches Beispiel dafür, wie durch Spekulation und Gewinnsucht einzelner Personen Unternehmen und rund 200 Arbeitsplätze vernichtet werden," sagt IG-Metall-Bevollmächtigter Manfred Hartmann, der als Arbeitnehmervertreter im Gläubiger-Ausschuß sitzt. Die vom Offenbacher Amtsgericht eingesetzten Konkursverwalter, die Frankfurter Rechtsanwälte Dr. Wilhelm Schaaf und Dirk Pfeil, sehen das Elend des zu den Marktführern gerechneten Zahnarzt-Ausstatters eher in Managementfehlern begründet und darin "daß Anlegern der Handel mit Firmen wichtiger ist als der prosperierende Verkauf der Produkte eines Unternehmens." Deshalb und trotz allem hofft Pfeil - er ist FDP-Landtagsabgeordneter im Main- Kinzig-Kreis - EMDA weiterführen und 70 Arbeitsplätze retten zu können.
Hartmann, der die drohende Pleite der Nobel-Firma für einen Skandal hält, sagt bitter: "Wenn sich die Staatsanwaltschaft um dieses Konkursverfahren kümmern würde, würde sie wahrscheinlich feststellen müssen, daß alle Manipulationen sich im Rahmen der bei uns gültigen Gesetze bewegen." Die Staatsanwaltschaft kümmert sich bereits um das drohende EMDA-Ende, sagt Insolvenzen-Spezialist Pfeil: "Aber das ist ein ganz normaler Vorgang bei Konkursverfahren."
Mißtrauisch machen Hartmann und Pfeil das undurchsichtige und verworrene Beziehungsgeflecht der um die EMDA agierenden und involvierten Firmen, Banken und Personen. Pfeil befürchtet, daß die Abwicklung des Konkursverfahrens, schlimmstenfalls begleitet von zahlreichen Prozessen bis zum Bundesgerichtshof zwischen Gläubigern und Schuldnern, zwischen Anteilseignern und Arbeitnehmern, noch Jahre dauert.
Als EMDA im Januar 1989 von Frankfurt nach Offenbach in den Kaiserlei zog, wertete das die damalige Stadtkämmerin Inge Vittoria als großen Erfolg ihrer kommunalen Wirtschaftsförderung. EMDA sei ein blühendes Unternehmen mit großer Zukunft und exzellenter Steuerkraft. Mit dem EMDA-Umzug werde deutlich, daß Offenbach ein attraktiver Gewerbestandort ist.
Die Neu-Offenbacher lobten die Stadt ob ihrer Kooperationsbereitschaft und versicherten, den Verkaufs-Erlös ihres alten Grundstückes voll in den neuen Betrieb zu investieren.
In seinem Sachstandsbericht an das Amtsgericht schreibt der Konkursverwalter indes, daß das Unternehmen schon seit 1980 in einer großen finanziellen Krise steckte. 1991 meldete EMDA noch Umsatzsteigerungen - vor allem in die neuen Bundesländer - um 65 Prozent auf 31 Millionen Mark. Zur Zeit hat EMDA, die nur über den Großhandel ihre Stühle vertreibt, bei der Bank Verbindlichkeiten von 15 Millionen Mark, bei Lieferantern 8,5 Millionen und beim Finanzamt 0,5 Millionen Mark Steuerschulden. Bereits 1985 kaufte ein Gesellschafter ein EMDA-Grundstück in Herborn-Seelbach für 250 000 Mark und verkaufte es wenig später für 500 000 Mark.
Die Firma besitzt keine Grundstücke und Gebäude mehr. Nur noch ein paar Patente, für die sich angeblich die Konkurrenz stark interessiert. Sie macht Forderungen in Höhe von 4,2 Millionen Mark geltend. Der Wert der Produktionsmaschinen wird vom Konkursverwalter auf 500 000 Mark geschätzt. Der Fuhrpark besteht lediglich noch aus zwei älteren PKWs und einem Kleinbus. Wem die neue EDV-Anlage (Komplettpreis 470 000 Mark) gehört, ist strittig, zumal es bei der Lieferung und Einführung der Hardware und der Software nach den Erkenntnissen der Konkursverwalter große Probleme gab und die Produktiviät des Unternehmens gestört wurde.
In ihrer letzten Bilanz hatte EMDA ihre Warenbestände noch mit 19 Millionen Mark angegegeben. Der tatsächliche Wert dürfte jedoch nur zwischen ein bis zwei Millionen Mark liegen. Der Konkursverwalter schreibt: "Zu einem erheblichen Teil besteht der Warenbestand aus sehr alten, vor Jahren erstandenen und produzierten Teilen, die praktisch nur noch Schrottwert haben."
Pfeil will EMDA erhalten, auch damit die "starke Marktstellung der Wettbewerber" nicht noch weiter ausgebaut wird. Auch Siemens baut Dentisten-Stühle. EMDA hat nun einen ganz neuen Behandlungsstuhl entwickelt. Der "Pulsar" fand bereits auf den Fachmessen großen Anklang. Das hatte auch das Modell "P1" zunächst gefunden. Der damalige EMDA-Geschäftsführer Professor Pausch hatte extra den Designer Colani beauftragt, und dann den neuen futuristisch wirkenden Stuhl wie ein Denkmal enthüllt und präsentiert. Der Stuhl aber wurde zum großen Flop und ist deshalb eine der wesentlichen Ursachen für das Finanzdesaster der Firma, meint Pfeil. Der Stuhl sah zwar wunderschön aus, war technisch aber nicht ausgereift, denn seine Elektronik funkionierte nicht. Es hagelte nur so Reklamationen.
Muß die Stadt nun um ihr 14 000 Quadratmeter großes Grundstück im Nordring 150 fürchten? Pfeil glaubt nein, auch wenn die neuen Eigentümer von der IDP der EMDA den Mietvertrag für Grund und Gebäude bereits fristlos gekündigt haben. Pfeil kämpft für einen Verbleib der Firma am Kaiserlei. Die Stadt habe die Nutzung des Areals als Produktionsstätte für EMDA ausdrücklich und in weiser Voraussicht im Erbpacht-Vertrag festgeschrieben.
Will es nun der neue Eigentümer anders nutzen, muß die Stadt dazu ihre Einwilligung geben. Außerdem: Das attraktive Areal im Entwicklungsgebiet Kaiserlei und nahe der neuen S-Bahn ist eigentlich viel zu groß für die kleiner gewordende EMDA. Die neuen Besitzer hätten längst weitervermieten müssen, meint Pfeil.
Stadtkämmerer Gerhard Grandke hält sich bedeckt und wartet auf Post vom Konkursverwalter und den Eigentümern des Erbpacht-Grundstückes: "Es ist schade, daß eine so zukunftsträchtige Produktion bedroht ist. Ich hoffe, daß ein so wichtiges Grundstück bald wieder optimal genutzt werden wird."
STADTMEISTERSCHAFEN GELNHAUSEN: Gruppe A: Hailer - Roth 2:5; Roth - Höchst 2:1; Höchst - Hailer 3:4; Gruppe B: Gelnhausen - Meerholz 5:2; Haitz - Meerholz 1:9; Gelnhausen - Haitz 0:1; um Platz 5: Gelnhausen - Haitz 0:1; um Platz 3: kampflos für Hailer; Finale: Melitia Roth - VfR Meerholz 3:3 (2:2), 7:5 nach Elfmeterschießen.
STADTMEISTERSCHAFTEN WÄCHTERSBACH: 1. Hesseldorf (7:1 Punkte/14:1 Tore); 2. Wächtersbach (7:1/8:4); Aufenau 3:5/6:6; 4. Wittgenborn (2:6/6:7); 5. Waldensberg (1:7/2:18)
GRÜNDAU-POKAL: 6. Breitenborn, 5. SKG Mittelgründau; um Platz 3: FSV Niedergründau - Germ. Rothenbergen 4:2; Finale: FSV Lieblos - TSV Hain-Grüdnau 5:1.
TURNIER IN PFAFFENHAUSEN: um Platz 3: FSV Niedergründau - Germ. Rothenbergen 4:2; Endspiel: VfB Oberndorf - FSV Mernes 2:0. wh
Auf einen Blick
Seite II WEHRHEIM. Die Sekretärin muß eine "wiedergeborene Christin" sein. Seite III OBERURSEL. Otto Rüb ist tot. Seite IV FR-MEHRKAMPF. Noch vier Tage! Seite V SPORT. Spvgg. Hattstein unterlag Athener Profis 0:7. Seite VI OBERURSEL. Waldlust wird ausgebaut, Anwohner müssen zahlen.
Frankfurts vielbeschworene Eigenart, die eigentümliche Mischung aus Provinz und Metropole - am östlichen Ende der Zeil kann sie studiert und erlebt werden. Wer hier trotz des brüllenden Verkehrs flaniert, wird rasch gefangen von den Eigentümlichkeit des Quartiers; dem stupenden Kontrast zwischen der großzügig breiten Anlage von Zeil, Seiler- sowie Lange Straße und den krumm-engen Gassen, die hier einmünden - Breite Gasse, Heiligkreuz-Gasse, Klapperfeld- und Allerheiligenstraße; Namen, aus denen Jahrhunderte Geschichte sprechen.
Nicht minder kontrastreich und fesselnd die Bauwerke: teils marode, teils restaurierte Gründerzeitpaläste wechseln mit Kastenbauten einer eher ärmlichen Wiederaufbaumoderne, dazwischen letzte abgeräumte Trümmerflächen, auf denen Behelfsbauten vor sich hin modern.
Die Atmosphäre changiert angenehm zwischen türkischem Basar und wienerisch anmutender G'schlampigkeit. Orientteppiche in Auslagen, die von üppigen Lüstern beleuchtet werden, Stoffe und Stoffreste im Sonderangebot, Gebrauchtwaren, ein Antiquariat, zwei, drei Gaststätten, Cafés, in denen der Standardkaffee würziger als gewohnt zu schmecken scheint.
Das Gebiet befindet sich mitten im sozialen und architektonischen Umbruch. Deshalb auch hätte das eben Geschriebene in der Vergangenheitsform formuliert werden müssen. Das Quartier löst sich auf. In Windeseile inzwischen. Quasi über Nacht ist eines der letzten historischen Bauwerke dort verschwunden; sang- und klanglos abgerissen. Es war ein winziges Haus am oberen Ende der Breite Gasse, eine kurios biedermeierliche Unterkunft für Prostituierte. Bizarr freistehend vor einer geräumten Trümmerfläche zeigte es sich, die bloßliegenden bruchsteinernen Brandmauern von Efeu überrankt, ein flach geneigtes Schieferdach, Klappläden, Sprossenfenster, schmale Ziergitter vor denen des Erdgeschosses, wo einige rotsandsteinerne Fenster- und Türlaibungen eine Art Miniatur-Klassizismus darboten. Es hätte um 1800 errichtet sein können, aber auch 1860. Nicht die historischen Jahrzehnte, nicht der Frankfurt-typische Stil waren es, die seine Bedeutung ausmachten, sondern sein pures Da-Sein.
So wie dieses rührend verschrobene Relikt bot sich einmal das gesamte Quartier. Es war eines der ältesten der Stadt, Altstadt der kleinen Leute, vor den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs eher ein Anhängsel der spätmittelalterlichen Pracht zwischen Dom und Römer, nach 1945 der letzte authentische Rest Alt-Frankfurts. Handwerker lebten hier, Fuhrleute, später Arbeiter, Kleinbürger und - immer schon - die Vertreterinnen der käuflichen Liebe.
Das Viertel blieb jahrzehntelang Abseite. Erst während der 70er Jahre, als der Magistrat des im Beton erstickenden Frankfurt die Kehrtwende zu menschenwürdiger Urbanität propagierte, beschäftigten sich Stadtplaner mit dem Areal. Wieder und wieder wiesen Gutachten auf die hier noch existierende Wohnbevölkerung hin, auf die rar gewordene Mischnutzung, wieder und wieder empfahl man, diese einzigartige Situation durch neue Wohnansiedlung zu stärken.
Die Realität verwies all dies ins Reich der Utopie und Sozialromantik: Ende der 70er Jahre fielen zwischen Heiligkreuzgasse und Seilerstraße drei winzige Häuser, die im Kern vermutlich dem 17. und 18. Jahrhundert entstammten. Andernorts hätte man die unscheinbaren Relikte als überflüssigen historischen Ballast deklarieren können. Hier, im bauhistorisch geplünderten Frankfurt, stellten sie letzte, unersetzbare Kostbarkeiten dar. An ihrer Stelle wurde ein Wendehammer eingerichtet.
Vor rund zwei Jahren fiel an der Kreuzung Zeil/Lange Straße ein monumentales Geschäftshaus der Jahrhundertwende. An seiner Stelle erhebt sich ein ungefüger Behördenbau, dem rostroter, polierter Porphyr, Erker und Fensterbänder in dunkelgrauem Metall samt düster getönten Scheiben das Aussehen eines pompösen Bunkers verleihen. Gegenüber ist ein Gründerzeitbau eingerüstet. Nur die Fassaden sollen als noble Kulisse geschönt stehenbleiben, ergänzt um historisierende Neubautrakte. Statt der Trödelläden werden Boutiquen eingerichtet, statt Wohnungen Büros.
Nun also ist das kuriose Altstadt-Haus an der Breite Gasse beseitigt; vielleicht, weil es dem eben erwähnten Neubau im Wege stand. Es verschwand so unbeachtet und blitzschnell, wie all seine eben genannten Vorgänger. Ein Quartier wird ausgelöscht, und niemand schert sich darum. Die Situation verführt zum Zynismus: Den heutigen Vorgängen verglichen erscheinen nämlich die heute geschmähten abbruchsüchtigen Wiederaufbaujahre als demokratisches Eden. Damals wurde zumindest noch öffentlich und erregt über dergleichen Verluste debattiert. So, wie im Falle des Allerheiligentores an der Lange Straße. Ein grandioses Bauwerk, manieristische Spätrenaissance in wuchtig-elegantem Rotsandstein. Sie kam nach der Enttrümmerung ringsum erst zur Geltung. Einige Monate stand das Tor frei vor aller Augen, ehe es 1954 mit dem Versprechen, seine Einzelteile an anderer Stelle wieder aufzubauen (die zahlreichen Gegner des Abrisses hatten diesen Kompromiß erzwungen), zugunsten des Auto-Verkehrs abgerissen wurde. Seither ist das Allerheiligen-Tor verschollen!
Heute vollzieht sich der Abbruch größtenteils stillschweigend, überdeckt und bemäntelt vom Glanz der Parade-Denkmäler oder dem Neohistorismus der Nachfolgebauten. Einige Monate noch und die Baulücken am östlichen Ende der Zeil werden sich schließen als Endpunkt einer metropolitanen Flanier- und Dienstleistungsmeile, die vergessen macht, daß hier zuvor vielfältiges urbanes Leben sich abspielte.
Ein wohl unumgänglicher Tribut an die Überlebensnotwendigkeiten des "Davids unter den Metropolen". Und doch gibt es Momente, da einem diese Stadt und ihr stoischer Pragmatismus zuwider sind. Dann zum Beispiel, wenn man am Ende der Ost-Zeil sitzt, Kaffee - wer weiß wie lange noch - trinkt und auf eine schuttübersäte Abräumfläche starrt, auf der gestern noch eines der kuriosesten Häuser (Alt-)Frankfurts stand.
DIETER BARTETZKO
ALTENSTADT. Ein 69jähriger Mann aus der Altenstädter Waldsiedlung erlitt am Montag abend tödliche Verletzungen, als er die L 3189 zwischen Rommelhausen und der Kreuzung Oberau zu Fuß überqueren wollte und von einem Auto angefahren wurde.
Nach Polizeiangaben hatte der Mann nicht auf den Verkehr geachtet und wollte wahrscheinlich auf diesem Weg eine Abkürzung zu seiner Wohnung nehmen. Außerdem wurde mit einer Blutentnahme festgestellt, daß der 69jährige unter Alkoholeinwirkung gestanden hatte. Der Mann verstarb noch an der Unfallstelle. ub
WETTERAUKREIS. Die Truppenreduzierung in Europa wird in den nächsten Monaten auch den privaten Wohnungsmarkt im Wetteraukreis entlasten. Bis Ende des nächsten Jahres will die US-Army möglichst alle ihrer über 200 privat angemieteten Wohnungen zurückgeben. Diese Zahlen nannte auf Anfrage der FR der stellvertretende Leiter des Bundesvermögensamtes in Gießen, Helmut Acker, dessen Amt die Drei- bis Fünf-Zimmerwohnungen im Auftrag der US-Army angemietet hat.
Nach seinen Angaben wollen die US-Militärs wegen der anhaltenden Dollarschwäche und des knapperen Militärbudgets die privat angemieteten Wohnungen zurückzugeben, damit die US-Zivil- Siedlungen wieder gefüllt werden.
Obwohl die Truppenreduzierung bereits seit Monaten im Gange ist, gibt die Army erst seit Jahresbeginn auch privat angemietete Wohnungen auf, weil bis dahin die Militärs erhebliche Probleme gehabt hatten, ihre Soldaten unterzubringen. Doch damit ist es nun vorbei.
Seit Jahresbeginn, so Acker, wurden im Kreisgebiet insgesamt 39 Wohnungen zurückgegeben. 19 waren es in Butzbach, zehn in Bad Nauheim, sechs in Wölfersheim, drei in Wöllstadt und eine in Ober- Mörlen. Ende Juni 1992 hatte damit die US-Army im Wetteraukreis nur noch 226 Wohnungen privat angemietet.
72 sind es in Butzbach. Davon sollen bis März nächsten Jahres 16 aufgegeben werden. In Rosbach sollen noch in diesem Jahr alle elf angemieteten Wohnungen zurückgegeben werden, in Wöllstadt die restlichen neun bis zum 30. September 1992 und die restlichen 12 Wohnungen in Glauburg bis zum März 1993. Auch die Mietverträge für die beiden letzten Wohnungen in Nieder-Mörlen sollen Ende Oktober auslaufen, so Acker. In Friedberg und in Bad Vilbel sind derzeit keine Wohnungen mehr durch das Bundesvermögensamt angemietet. In Altenstadt sind es noch 87 Wohnungen, in Büdingen 24, in Wölfersheim 11, in Münzenberg drei und in Ober-Mörlen sechs.
Für die Dienstwohnungen bekommen die nicht kasernenpflichtigen und verheirateten Soldaten einen Zuschuß von der Army. Der reizt finanziell besonders dann, wenn der US-Dollar hoch im Kurs steht. Da dies jedoch nicht der Fall ist und die US-Army mit der Streichung des Wohnungsgeldes droht, dürfte die Motivation der Soldaten groß sein, dem Willen der Militärs zu folgen und in die US-Siedlungen umziehen.
In der von Acker aufgestellten Statistik sind jedoch nicht die Wohnungen enthalten, die die US-Militärs unter eigener Regie angemietet haben. Nach seinen Worten mache diese Zahl jedoch "nur einen Bruchteil" jener Wohnungen aus, die das Bundesvermögensamt angemietet habe. Eine zu vernachlässigende Größe sei auch die Zahl der von den Soldaten selbst angemieteten Wohnungen, weil sie dafür keine Zuschüsse bekommen würden. In den Wohnungen in den US-Siedlungen brauchen sie keine Miete zu zahlen.
Für Butzbachs Bürgermeister Klaus- Jürgen Fricke geht die Wohnungsaufgabe dennoch zu langsam. Deshalb beauftragte er vor wenigen Wochen Mitarbeiter des städtischen Wohnungsamtes, durch eine Inaugenscheinnahme festzustellen, wieviele Wohnungen in der Roman May Siedlung im Degernfeld derzeit leerstehen. Fricke: "Von den 723 Familienwohnungen dürfte es fast jede vierte sein."
Das bezweifelt jedoch Helmut Acker: "Dies kann man wegen der unterschiedlichen Lebensgewohnheiten der Amerikaner jedoch durch einen Spaziergang kaum feststellen." Da die Army umstrukturiert werde, würden auch die Belegungsquote rasch wechseln. Ziel der US- Militärs sei es, die Siedlungen voll zu belegen. Aus diesem Grund hat die Army bereits Fricke wissen lassen, daß sie in absehbarer Zeit die US-Siedlung nicht aufgeben werde. REINER STRACK
BAD VILBEL. Unter Alkoholeinfluß stand nach Polizeiangaben ein Radfahrer, der am Montag, um 22.50 Uhr in der Friedberger Straße in Höhe Haus Nummer 72 beim Überqueren der Straße von einem Auto angefahren wurde. Das Rad war unbeleuchtet. Der Radfahrer wurde beim Sturz leicht verletzt.
HANAU. "Der Professor und die Affen" heißt die noch nicht als Buch erschienene Erzählung des in Frankfurt lebenden Schriftstellers Horst Bingel.
Von Freitag, 7., bis Donnerstag, 13. August, liest der Autor die Geschichte im Hanauer Literaturtelefon unter der Rufnummer 0 61 81 / 2 41 41. Flei
Russische Verstrickungen
Die russisch-ukrainische Einigung über die Schwarzmeerflotte hat allenthalben Erleichterung ausgelöst. Das ist nicht ganz berechtigt. Die Flotte - die kleinste "Eskadra" der früheren sowjetischen schwimmenden Kriegsmaschinerie - bleibt bis 1995 eine Einrichtung nicht der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), sondern Rußlands und der Ukraine; die Offiziere werden von den Präsidenten ernannt. Eine Doppelherrschaft zur See, eine an (mindestens) zwei Loyalitätssträngen hängende Admiralität - diese Einigung der Präsidenten Boris Jelzin und Leonid Krawtschuk ist nur so haltbar wie das Verhältnis der Präsidenten und ihrer Staaten zueinander.
Eins freilich ist abgewendet. Eine neuerliche Meuterei wie kürzlich die eigenmächtige Abfahrt eines Kriegsschiffs in einen Hafen eigener Wahl oder gar wie die legendäre Rebellion des Panzerkreuzers "Potjomkin" ist nun schwerer vorstellbar. Einfaches Umflaggen, das Ersetzen der gewissermaßen übernationalen durch eine nationalistische Verankerung, wird zur schwierigen Übung. Die Flotte verselbständigt sich nicht. Es keimt Zuversicht auf, daß eine vergleichbare Kommandostruktur auch jene Teile der ehemaligen Sowjetarmee zu Lande und in der Luft ruhigstellen kann, deren neu-nationale Zuordnung noch unklar ist.
Was in Muchalatka, der einstigen Sommerresidenz Andrej Gromykos, vereinbart worden ist, hat indes seine Tücken. Erstens setzt jede Spannung, wie sie zwischen Kiew und Moskau vorhersehbar aufkommen kann, die Schwarzmeer-Eskadra abermals der Zerreißprobe aus, die gerade verhindert werden soll. Zweitens ist die Art der Verwaltung der Heimathäfen, besonders Sewastopols und Balaklawas, von der Art der Herrschaft über die Schiffe nicht zu trennen; die Zukunft der beiden Krim-Häfen aber ist wegen schwebender Souveränitätsfragen ein dauerhaftes Streit-Thema. Viertens bindet die Tatsache, daß Jelzin die Flottenpolitik zur Chefsache gemacht hat, den Präsidenten Rußlands an die Entwicklung in den Streitkräften, und Krawtschuk nicht minder. Fünftens müssen deren Interessen (auch unabhängig vom Verhältnis beider Staaten) durchaus nicht immer parallele Richtung haben.
Krawtschuk, der ehemalige Apparatschik, braucht Obstruktion durch den ehemaligen Apparat kaum zu fürchten; und die frühere Opposition manövriert er allemal mit (notfalls gesteigerter) nationalistischer Demagogie in die Ecke.
Anders Jelzin: Er steht einem Parlament gegenüber, das noch unter spätsowjetischen Voraussetzungen entstanden ist und eine Übergangssituation widerspiegelt, die seit dem Putsch vor einem Jahr nur mehr eine historische Kategorie ist. Rund die Hälfte der Deputierten ist damals direkt entsandt worden von einer Partei, die durch Präsidialdekret verboten worden ist; ob das Dekret mit der (ebenfalls nicht den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen entsprechenden) Verfassung vereinbar war, ist unter russischen Juristen umstritten. Unabhängig von der Entscheidung über diese Frage, die im September erwartet wird, besteht das Netzwerk der Beziehungen, der Kontakte und Abhängigkeiten weiter, das von jener "letzten Bastion der Kommunisten" über die Republik gebreitet ist.
Verbindungen reichen zu jenem Filz von Mafia und ehemaligem Apparat, dessen Angehörige es verstanden haben, große Teile des Staatsbesitzes privat zu versilbern. Andere reichen in einen militär-industriellen Komplex, der angesichts des Zusammenbruchs der Supermacht mit Waffengeschäften auf den Weltmarkt drängt, sich aber auch Jelzins Führung andient mit dem Anspruch, den modernsten und leistungsfähigsten Sektor der früheren Sowjetindustrie zu vertreten. Die Forderungen des "Bürgerunion"-Vorsitzenden Arkadij Wolski, die Reformpolitik umzudrehen, reflektieren genau dieses Interesse. Andererseits spekuliert die besagte Hälfte des russischen Parlaments auf die Möglichkeit, die rasch verelendende große Mehrheit populistisch für sich zu vereinnah- men.
Auch deswegen zieht Jelzin, zum Ärger des älteren Loyalitäten verpflichteten Parlamentspräsidenten Ruslan Chasbulatow, immer mehr Kompetenzen an sich. Was er nicht durch Präsidialerlaß regeln kann, was aber von "vitalem Interesse" ist, kann Gegenstand von Entscheidungen des Russischen Sicherheitsrates sein. Dem gehören die beiden eher konservativ gesinnten Alexander Ruzkoi und Juri Skokow, die beiden Reform-Vorkämpfer Jegor Gaidar und Sergej Filatow sowie Jelzin selber an; er hat das letzte und entscheidende Wort.
Mit der Einrichtung dieses Fünferrats wurden im Juli die neo-autoritären Strukturen noch verstärkt. Ein Jahr nach dem August-Putsch verlieren sich die Spuren des demokratischen Aufbegehrens von damals. Damit mag zwar die Wiederholungsgefahr geringer geworden sein; aber das ist bloß formal interessant. Jelzins Machtkartell bindet sich stärker an die Kräfte von einst, nicht nur mittels solcher Schifferknoten, wie einer jetzt in Muchalatka geknüpft worden ist. In solchen Verstrikkungen wird der von fast allen gewollte Wandel allmählich erwürgt.
HANAU. Gut erholt und voller Elan hat sich in dieser Woche nach viermonatiger krankheitsbedingter Pause der Vorsitzende des Main-Kinzig-Kreistages und SPD-Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag, Lothar Klemm (43), ins politische Geschäft zurückgemeldet. Der Neuberger hatte sich einer komplizierten Gefäßoperation im Gehirn unterziehen müssen.
Schon im Jahre 1990 hatte Klemm wegen dieser Erkrankung für einige Wochen unfreiwillig pausieren müssen. Vor Journalisten sagte der Sozialdemokrat, er sei als völlig geheilt entlassen worden und fühle sich fit für das alltägliche politische Geschäft.
Bei aller Agilität, die der Neuberger zeigte, präsentierte sich der SPD-Spitzenpolitiker gleichwohl nachdenklicher und selbstkritischer als vor seiner schweren Operation. Viel Zeit habe er gehabt, um nachzudenken, sagte er, und habe dabei festgestellt, daß jeder Mensch, in welcher Funktion auch immer, zu ersetzen sei, man sich selbst nicht zu wichtig nehmen sollte.
Viermonatiger Abstand von der Hektik des politischen Alltags haben bei dem gelernten Juristen auch folgende Erkenntnis zu Tage gefördert, daß sich Politiker eigentlich nur um des Streites willen streiten, und nicht um der Sache wegen. "Sie reden nur, tragen die Verantwortung aber nicht." Die Gründe für die Politikverdrossenheit vieler Menschen sind für den Sozialdemokraten während seines Zwangsurlaubes immer klarer geworden.
Klemm wird sich deswegen in Zukunft an seinen eigenen Erkenntnissen messen lassen müssen. Da wäre zum Beispiel das Thema Asyl, bei dem man laut Klemm den Menschen auch Unbequemes sagen müsse. Die reichen Industrieländer müßten sich auf Dauer auf Flüchtlingswanderungen einstellen, das Problem sei nicht mehr wegzudiskutieren.
Flüchtlingsbewegungen habe es in der Menschheitsgeschichte schon immer gegeben. Und: "Die reichen westlichen Länder haben doch jahrzehntelang auf Kosten der Entwicklungsländer gelebt."
Viel Zeit hat er in den letzten Monaten auch gehabt, um die Proteste der Erlenseer Bevölkerung gegen die nächtlichen Flugbewegungen vom Fliegerhorst aus zu verstehen. Auf seiner Terrasse in Neuberg sitzend hat er festgestellt, daß die Amerikaner auch noch nach 23 Uhr bis tief in die Nacht hinein ihre Flugübungen ohne Rücksicht auf die dort lebenden Menschen absolvieren.
Die immer noch herrschende Besatzermentalität der Amerikaner nach dem endgültigen Ende der Nachkriegszeit könne er überhaupt nicht verstehen. Klemm forderte eindeutige rechtliche Vereinbarungen mit dem amerikanischen Militär und bezeichnete es als Unding, daß es für die deutsche Luftwaffe ein nächtliches Flugverbot nach 23 Uhr gebe und für die Amerikaner nicht.
Kritik übte er auch am neuen Kommandeur des Fliegerhorstes, der sich über alle früheren Abmachungen hinwegsetze. are
BAD VILBEL. Sängerinnen und besonders Männerstimmen mit Chorerfahrung sucht das "Collegium Vocale", das Einsteiger/-innen für die erste Probe nach den Sommerferien am Freitag, 7. August, um 19 Uhr in das Evangelische Gemeindezentrum im Grünen Weg einlädt. Die Proben finden alle drei Wochen statt. Kontaktadresse ist Dr. Arnd Knauer, Am Römerbrunnen 26, Telefon 0 61 01 / 4 45 08.
Das Collegium wird seit 1991 von Franz-Peter Huber geleitet, der dem Collegium treu bleibt, auch wenn er jetzt eine Aufgabe als Stimmbildner und Leiter eines Knabenchors am Dom zu Mainz aufgenommen hat. Das kleine, gemischte Vilbeler Ensemble plant für Ende November ein Konzert, das auf den Wechel des Kirchenjahres abgestimmt ist. hm
Aus der Musikwelt
1. Sinfoniekonzert in Wiesbaden Unter der Leitung seines neuen Generalmusikdirektors Oleg Caetani gibt das Hessische Staatsorchester am 12. August, 20 Uhr, im Wiesbadener Kurhaus sein erstes Sinfoniekonzert der neuen Saison. Auf dem Programm stehen Béla Bartóks zweites Violinkonzert (Solist Mark Kaplan) und Franz Schuberts Große C-Dur-Sinfonie. Barockmusik im Kloster Eberbach Im Dormitorium des Kloster Eberbach (Rheingau) gibt die "Camerata Bonn" unter der Leitung Hans-Jürgen Gansters am 9. August um 16.30 Uhr ein Konzert mit barocker Kammermusik von Johann Sebastian & Carl Philipp Emanuel Bach, Ignaz Biber, François Couperin und Georg Philipp Telemann. "Così fan tutte" in Heidelberg Im Rahmen der Heidelberger Schloßfestspiele ist am 7. August um 20 Uhr im Englischen Bau des Schlosses Mozarts "Così fan tutte" in der Vorjahresinszenierung Peter Stoltzenbergs zu sehen. Weitere Aufführungen am 21., 23., 27. und 30. August. - In englischer Sprache wird am 8., 15., 19., 22., 28. und 29. August Sigmund Rombergs Musikalische Romanze "The Student Prince - Alt Heidelberg" aufgeführt. (Telefon 0 62 21-2 11 44.)
Die Heidelberger Mozart-Wochen werden am 9. und 10. August in der Peterskirche mit einem Kirchenkonzert unter der Leitung Thomas Feys eröffnet. Beginn beide Male um 20 Uhr. Auf den Programm stehen Mozarts c-Moll-Messe und die Begräbniskantate für Gustav III. von Schweden von Joseph Martin Kraus. Orgelmusik in Darmstadt
In der Darmstädter Pauluskirche (Niebergallweg 20) gibt Wolfgang Kleber am 12. August um 20 Uhr ein Orgelkonzert mit Werken von Bach, Distler, Hessenberg und Reger.
"In FRIEDBERG werden Gestaltung und Bewahrung erst dann wirklich Chancen haben, wenn beispielsweise über die Zielformulierung Touristenstadt entdeckt wird, daß damit auch Geld zu verdienen ist", schrieb Michael Keller im ersten Teil unserer dreiteiligen Serie "Friedberg - Stadtbewahrung und Stadtgestaltung zwischen Kultur und Kommerz", den wir gestern auf Seite II der Lokalrundschau veröffentlichten. Der 42jährige Leiter des Friedberger Kulturamtes und des Wetterau-Museums, der lange Zeit Vorsitzender des Wetterauer Denkmalbeirates war, ist ein intimer Kenner der Probleme der Stadtentwicklung. Während er sich im ersten Teil allgemein mit der Entwicklung Friedbergs befaßte, wendet er sich nun konkreten Fragen zu.
Im heutigen zweiten Teil befaßt er sich mit dem Streit um den Zunftbrunnen in der Altstadt, den Schwierigkeiten der Stadt mit der Burganlage und dem Schicksal des alten Hallenbades.
Im dritten Teil wendet er sich der Altstadtsanierung und problembelasteten Einkaufsmeile Kaiserstraße zu. ieb
NEU-ANSPACH. "Die Leute kommen inzwischen auf mich zu und fragen um Rat." Barbara Hoppe, Pflegedienstleiterin in der Sozialstation für das Usinger Land, zieht Bilanz. Nachdem die Station für Usingen und die Gemeinden Grävenwiesbach, Neu-Anspach, Schmitten, Waldsolms und Weilrod im November 1990 ihre Arbeit begonnen hatte, fürchteten die Schwestern zunächst, daß es sehr schwer sein würde, die Bedenken der Bürger gegenüber einer zentralen Pflegestation abzubauen.
"Die Leute kannten ihre Gemeindeschwester und hatten ganz einfach Angst vor neuen Gesichtern", erläutert Rudi Rübsamen, kommissarischer Bürgermeister von Neu-Anspach, der gleichzeitig Vorsitzender des Verbandsvorstandes der Diakoniestation ist.
Um dieser Angst unter den Pflegebedürftigen zu begegnen, behielt auch die neue Pflegestation die Gemeindeschwestern als Bezirksschwestern bei. Und die haben nun über ihre eigentliche pflegerische Aufgabe hinaus die wichtige Funktion, den Kontakt zu Hilfsbedürftigen herzustellen. "Immer mehr alte Menschen leben allein", erläutert Barbara Hoppe.
Diese Menschen geraten immer mehr in die Isolation und können nicht einmal mehr ein Hilfsangebot annehmen, das sie oft dringend nötig haben. Hinzu kommt, daß die Angehörigen über die Angebote der Pflegestation falsch oder gar nicht informiert sind. Diesen Mangel möchte die Leiterin beseitigen.
In der Arbeit aber hat sie festgestellt, daß die Sozialstation Usinger Land gut ausgelastet ist. Die insgesamt 27 Krankenschwestern und Altenpflegerinnen haben im ersten Quartal dieses Jahres 2046 größere und 1842 kleinere Pflegeeinsätze gehabt. "Das entspricht dem Durchschnitt", bekräftigt die Leiterin. Dabei kommt der Sozialstation nun aber ihre zentrale Struktur zugute: Vertretungen lassen sich schneller finden. Durch die größere Personalgruppe kann flexibler reagiert werden. Und schließlich wird den Pflegekräften durch ihre Kolleginnen auch der Rücken gestärkt.
"Denn wer pflegt, muß ebenfalls sozial betreut werden", hat Peter Barkey, Sozialdezernent des Hochtaunuskreises, erkannt. Der Kreis unterstützte die Sozialstation im vergangenen Jahr mit rund 26 000 Mark und beteiligt sich damit genau so wie das Land Hessen und verschiedene Fördervereine aus den Taunusgemeinden an den Kosten, die nicht nur für das Personal, sondern auch für die 25 Fahrzeuge der Pflegestation und die Pflegehilfsmittel entstehen. Den Löwenanteil der 1,7 Millionen Mark, die die Station in diesem Jahr braucht, übernehmen die evangelische Landeskirche, gleichzeitig Trägerin der Station, und die beteiligten Gemeinden, die in langwierigen Verhandlungen die Finanzierung für die Pflegestation regelten. Entstanden ist nach den Worten von Rudi Rübsamen ein "Modell, in dem alle Gemeinden das gleiche Mitspracherecht haben".
Er empfindet es als positiv, daß in der Pflegestation auch junge Leute an das Leben mit alten Menschen und Hilfsbedürftigen herangeführt werden. Und berichtet über zwei Zivildienstleistende, die im vergangenen Jahr einen durch Unfall gelähmten Mann bis zum Tod betreut und begleitet haben. Insgesamt vier Zivildienstleistende verrichten in der Sozialstation ihren Dienst und werden von Barbara Hoppe vor allem in der Pflege eingesetzt.
Für die Zukunft haben sich die Kirchengemeinden und die Kommunen, die an der Station beteiligt sind, noch etwas anderes vorgenommen: Bei Notfällen in Familien, wenn etwa die Mutter von kleinen Kindern plötzlich ins Krankenhaus muß, soll verstärkt geholfen werden. Dies geschieht jetzt zwar schon oft innerhalb der Gemeinden, doch soll die Sozialstation auch dafür zum festen Anlaufpunkt werden.
• Am Sonntag, 9. August, informiert die Sozialstation Usinger Land, Schubertstraße 3 in Neu-Anspach, über ihre Hilfsangebote. Der Tag der offenen Tür beginnt um 11 Uhr. ca
NIDDATAL. Ein Fortsetzungskursus "Orientalischer Tanz" findet am Freitag, 7. August, um 9.15 Uhr im Praxisstudio Wickstadt statt. Der Kursus unter Leitung von Gisela Rosing richtet sich speziell an Frauen, die schon Vorkenntnisse im orientalischen Bauchtanz haben. Der Lehrgang dauert jeweils zwei Stunden. Es sind noch Plätze frei. Anmeldungen bei Gisela Rosing unter der Telefonnummer 0 60 34 / 32 00. hm
Zur Person:
BERTOLD WITTICH, SPD-Bundestagsabgeordneter, hat den Vorsitzenden des Deutschen Geweerkschaftsbundes, Heinz-Werner Meyer, für dessen Forderungen gerügt, den Kampfeinsatz deutscher Streitkräfte unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen zu gestatten. Die deutschen Gewerkschaften würden ihr Selbstverständnis und ihre Tradition preisgeben, wenn sie für "zweifelhafte Ziele militärischer Abenteuer" Verantwortung übernähmen, sagte der Abgeordnete in Bad Hersfeld. Das "Säbelrasseln" solle er den "deutschnationalen Scharfmachern" überlassen, riet Wittich seinem Parteikollegen Meyer. Deutsche sollten aus der Geschichte lernen: zum ersten Mal den Frieden retten, statt ihn zum dritten Mal zerbomben zu lassen. (ulf)
KARBEN. Zu Wettkämpfen nach dem legendären Modell des Fernseh-"Spiel ohne Grenzen" lädt die Jugendfeuerwehr am Sonntag, 9. August, von 9.30 bis 13.45 Uhr in den Kindergarten Kloppenheim ein.
Anlaß zu dem fröhlichen Spektakel ist das zehnjährige Bestehen der örtlichen Jugendfeuerwehr. hm
FRIEDBERG. 73 000 Mark Gesamtschaden war das Resultat zweier Auffahrunfälle am Montag morgen auf der B 455. Der erste Unfall ereignete sich auf der Homburger Straße, als eine Fahrerin aus Bad Soden-Salmünster ihr Auto verkehrsbedingt anhalten mußte und ein Auto aus Bad Nauheim auffuhr. Bei diesem Unfall entstand nach Polizeiangaben ein Schaden von 6000 Mark.
Knapp zwei Stunden später befuhren fünf Autos hintereinander die B 455 in Richtung Friedberg. Der letzte Fahrer bemerkte zu spät, daß die ersten vier Autos verkehrsbedingt zum Stehen kamen und fuhr mit seinem Fahrzeug auf, wobei die vorderen Fahrzeuge aufeinander geschoben wurden. An allen fünf beteiligten Fahrzeugen entstand nach Polizeiangaben ein Schaden von 67 000 Mark. ub
RIED, 4. August (AP). Für Grundschüler aus Ried im schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg werden die Sommerferien vermutlich noch etwas länger dauern: In der Nacht zum Dienstag brannte ihre Schule bis auf die Grundmauern nieder. Wie ein Polizeisprecher in Augsburg berichtete, ist das zweigeschossige Schulhaus fast völlig zerstört und nicht mehr nutzbar.
Die Ursache für das Großfeuer war noch nicht bekannt. Bisher gebe es keine Anhaltspunkte für eine Brandstiftung, erläuterte der Polizeisprecher.
BAD VILBEL. Der Aushang, den die Oberhessischen Versorgungsbetriebe
Das Thema Gefriertruhe ist nicht so dramatisch, wie es sich der Leserin zunächst dargestellt hat. OVAG-Pressesprecher Werner Führer teilt mit, daß bei der in diesem Haus notwendigen Auswechslung eines Schaltschranks die einzelnen Wohnungen nicht während der ganzen zweieinhalbstündigen Arbeitszeit ohne Strom sein werden, sondern allenfalls ein paar Minuten. Das werde dem Gefriergut sicher nicht schaden.
Was den Radiowecker betrifft, kann Führer der Leserin nicht helfen.
Um diesen Punkt hatte die FR mit dem Pressesprecher allerdings den ganzen Dienstag vormittag lang regelrecht gepokert. Wir gemahnten die OVAG an die Kundenfreundlichkeit, mit der sie landauf, landab Werbung betreibt. Da müsse es, meinten wir, doch möglich sein, daß Betroffenen in der Ankündigung der Stromsperre eine Telefonnummer bekanntgegeben wird, unter der sie den Wunsch anmelden können, pünktlich geweckt zu werden. Es müßte doch möglich sein, daß der freundliche OVAG-Elektriker dann zum angegebenen Zeitpunkt kräftig an die Wohnungstür pocht, um den Mieter zu wecken, der pünktlich zur Arbeit fahren muß. Führer stand dem Vorschlag zunächst gar nicht ablehnend gegenüber. Doch als er sich im Betrieb vergewisserte, ob im Unternehmen Bereitschaft zu solcher kundenfreundlichen Maßnahme bestünde, blitzte er ab.
Die FR ließ nicht locker. Für die seltenen infrage kommenden Fälle könnte die OVAG doch ein paar mechanische Wecker vorhalten und gegebenenfalls ausleihen. Auch hier kam die Absage. Führer: "So weit reicht unsere Kundenfreundlichkeit beim besten Willen nicht."
Schade eigentlich. Die OVAG läßt sich einen PR-Gag entgehen, der das Unternehmen sicher über die Kreisgrenzen hinaus positiv ins Gespräch gebracht hätte. hm
VERONA, 4. August (dpa). Die Gesundheitsbehörden der italienischen Provinz Verona haben ein Badeverbot für zehn Strände vor allem am Ostufer des Gardasees ausgesprochen. Ursache für die Anordnung sei eine zu hohe Konzentration von Fäkal-Streptokokken, hieß es in der am Montag abend veröffentlichen Verfügung. Das Badeverbot wurde zunächst für 15 Tage erlassen.
ERLENSEE. Nach einer bislang eher zögerlichen Haltung, was seine Politik gegenüber den US-Amerikanern im nahegelegenen Fliegerhorst betrifft, sehen die Erlenseer Grünen den sozialdemokratischen Bürgermeister Manfred Heller inzwischen auf Kurs. Allerdings dürfe Heller, so die Sprecherin der Fraktion in der Gemeindevertretung, nicht hinter die Politik des Parlaments zurückweichen. Der Rathauschef fordere zwar ein Nachtflugverbot für die Zeit von 23 bis 6 Uhr, aber die Parteien hätten schon vor knapp vier Jahren eine Resolution verabschiedet, in der eine Ruhezeit von 20 bis 8 Uhr verlangt wurde.
An den Bürgermeister appelliert Monika Kühn, die Konfrontation mit den Militärs nicht zu scheuen: "In den zurückliegenden Jahren wurde deutlich, daß durch unverbindliche Kaffeekränzchen mit den Kommandanten des Fliegerhorstes keine Verbesserung der Situation zu erzielen ist. Daher begrüßen die Grünen, daß sich der Bürgermeister von dieser Art der Zeitverschwendung verabschieden will." Zulange habe er auf seine guten Beziehungen zur Army vertraut, sei aber von dieser nicht ernst genommen worden.
Als Beispiel für die ihrer Auffassung nach falsche Einschätzung des Rathauschefs nennt Monika Kühn die Vereinbarung mit den Amerikanern, wonach die Hubschrauber nur noch im westlichen Teil des Fliegerhorstes betankt werden sollten, um den Lärm von der Ortslage fernzuhalten. Entgegen einer vollmundigen Ankündigung Hellers habe sich seither an der permanenten Belastung nichts geändert.
Mit den sich häufenden Klagen über den Flugbetrieb in Langendiebach wird sich das Aktionsbündnis gegen den Fliegerhorst bei seinem nächsten Treffen am Donnerstag, 6. August, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in der Fröbelstraße beschäftigen. hein
ski FRANKFURT A. M. Das Umfeld für das Kreditgewerbe ist schwieriger geworden. Darauf weist der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Wolfgang Röller, anläßlich der Vorlage des Zwischenberichts über die ersten sechs Monate hin. Er begründet seine Lagebeschreibung mit der "Wachstumspause" in Westdeutschland, der Schwäche der internationalen Finanzmärkte, "notwendigen Vorsorgemaßnahmen" (Wertberichtigungen und Abschreibungen) sowie der "noch härteren Gangart der Geldpolitik". In diesem Zusammenhang übt auch Röller leise Kritik am strammen Kurs der Bundesbank: Es dürfe niemanden überraschen, daß die jüngste Diskonterhöhung auf das Rekordniveau von 8,75 Prozent "nicht auf ungeteilte Zustimmung gestoßen ist". Das liege zum einen daran, daß das Ziel, die - wesentlich vom Aufbau im Osten geprägte - Kreditexpansion zu dämpfen, nur über eine weitere Abschwächung der Konjunktur im Westen zu erreichen sei. Zum anderen seien auch die Einschätzungen des Preisklimas unterschiedlich. "Wir meinen, man sollte die Inflationsängste nicht schüren", sagt Röller. Sein Haus sei hinsichtlich der Teuerungsentwicklung "durchaus zuversichtlich".
Von Januar bis Juni kam die "grüne" Bank angesichts der erschwerten Bedingungen noch glänzend zurecht. Das Betriebsergebnis als umfassendste Gewinnkennzahl schnellte im Konzern im echten Vorjahresvergleich um 15 Prozent auf 1,4 Milliarden Mark empor. Zum Vergleich: Von den großen Instituten, die bisher ihre Halbjahresberichte vorgelegt haben, erzielte die Commerzbank mit 17,5 Prozent einen noch etwas stärkeren, die Bayern-Hypo mit knapp 13 Prozent hingegen einen geringeren Zuwachs. Das Betriebsergebnis setzt sich zusammen aus den Zins- und Provisionsüberschüssen abzüglich Personal- und Sachkosten plus Gewinne aus dem Handel auf eigene Rechnung, gemindert um Abschreibungen auf den Effekten-Handelsbestand.
Bei der Dresdner Bank AG stieg das Betriebsergebnis ebenfalls um 15 Prozent auf rund eine Milliarde. Noch stärker, um ein Fünftel (Konzern) beziehungsweise knapp 23 Prozent (AG), kletterten die Teilresultate ohne Eigenhandel. Aufgrund der Entwicklung bis zur Halbzeit zeigt sich Röller denn auch optimistisch, trotz der Belastungsfaktoren im ganzen Jahr "wiederum ein zufriedenstellendes Gesamtergebnis erzielen zu können".
Das Geschäftsvolumen des zweitgrößten deutschen Geldkonzerns expandierte in den sechs Monaten um gut sechs Prozent auf 317 Milliarden Mark. Allerdings entfällt der Zuwachs zu etwa zwei Dritteln auf die erstmalige Konsolidierung der neuen französischen Tochter Banque Internationale de Placement (BIP).
MAINZ, 4. August (dpa). Ein seit mehreren Wochen bundesweit gesuchter Sexualverbrecher aus Dresden ist in Mainz gefaßt worden. Das teilte die Polizei in Dresden am Dienstag mit. Nach einem Verkehrsunfall und anschließender Routineuntersuchung habe die Mainzer Polizei den 24jährigen am Montag abend festnehmen können. Der Mann soll in den vergangenen Monaten in Studentenwohnheimen in Dresden mindestens sechs Frauen überfallen, mißhandelt und drei von ihnen vergewaltigt haben.
Die Risikoschutzgilde jubiliert über ein "Ausnahmejahr". Gut zweistellig sind im vergangenen Jahr die Beitragseinnahmen der meisten Lebensversicherungen angeschwollen. Besonders expansive Gesellschaften wie die Aachen-Münchener schraubten ihren Umsatz gar um mehr als ein Viertel herauf. Die Kunden jedoch haben wenig Grund zur Freude. Das Wachstum nämlich wurde teuer erkauft: Die Beratung der Kunden beim Vertragsabschluß ließ zu wünschen übrig, die Vertriebskosten schnellten in die Höhe, und die Gewinne, die der Klientel zustehen, fielen eher bescheiden aus.
Deutlich schneller als die Beiträge sind einer Studie des Branchendienstes map-report zufolge 1991 die Abschlußkosten galoppiert: Rund ein Fünftel (im Vorjahr: 18 Prozent) ihrer Einnahmen geben die Lebensversicherer im Schnitt für den Vertrieb ihrer Produkte aus. Doch damit kommen keineswegs alle Anbieter aus: Die Hamburg-Mannheimer etwa gibt ein Viertel, die Iduna ein Drittel und die Aachener und Münchener gar 41 Prozent aus, um ihre Policen an den Mann zu bringen. Wesentlich preisbewußter arbeiten dagegen Direktversicherungen ohne Außendienst.
Der allgemein teure Vertrieb drückt auf die Erträge, aus denen die Überschußbeteiligungen der Kunden finanziert werden. Diese Gewinne kletterten 1991 trotz hoher Zinsen nur von 28 auf knapp 30 Prozent des Umsatzes. Zwei Jahre zuvor hatten sie noch 32 Prozent erreicht. Hier fällt laut map-report von den großen Gesellschaften abermals die Aachener und Münchener besonders negativ auf: Ihre Zuführung in den Kundentopf ging um 2,4 Punkte auf 18,9 Prozent zurück, während die Dividende für Aktionäre auf 37 Millionen Mark verdoppelt wurde.
Ein regelrechtes Alarmsignal für die Qualität des schnellen Wachstums aber ist die Stornoquote. Waren 1990 branchenweit noch 5,9 Prozent des Neugeschäfts vorzeitig wieder gekündigt worden, so waren es 1991 schon 7,3 Prozent. Auch hier liegt die Aachener und Münchener (8,6 Prozent) über dem Schnitt. Noch negativer aber fallen die ebenfalls mit Strukturvertrieben ("Drückerkolonnen") zusammenarbeitenden Hamburg-Mannheimer (9,6 Prozent) und der Deutsche Ring auf, bei dem die Quote von neun auf 18,7 Prozent explodierte. doe
FRANKFURT A. M., 4. August. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat der Bundesregierung vorgeworfen, mit der beabsichtigten Erweiterung der Liste über Berufskrankheiten nicht weit genug zu gehen. Zwar will Bonn künftig auch asbestbedingte Lungenkrebserkrankungen als Berufskrankheiten anerkennen, wenn keine Vernarbung der Lunge oder des Rippenfells vorliegt. Doch prangert Reinhold Konstanty, Referatsleiter Arbeitsschutz beim DGB-Vorstand, an, daß dies nur gelten soll, wenn die erkrankten Arbeitnehmer mindestens 25 Jahre lang Asbestkonzentrationen am Arbeitsplatz in Höhe von einer Million langen Fasern pro Kubikmeter Luft ausgesetzt waren.
Nach Konstantys Berechnung würde die Bonner Richtzahl bedeuten, daß nur dann Lungenkrebs als Berufskrankheit anerkannt würde, wenn Arbeitnehmer während ihres Arbeitslebens über 100 Milliarden lange Asbestfasern eingeatmet haben. In einem Schreiben an das Arbeitsministerium erinnert Konstanty daran, daß vor einigen Jahren einzelne Bundesländer eine Asbesteinwirkung von drei Monaten als Voraussetzung für die Anerkennung vorgeschlagen hätten. Dies sei in der ehemaligen DDR auch so gehandhabt worden.
Der FR sagte Konstanty, daß bei Arbeitern ein Grenzwert von 250 000 Fasern pro Kubikmeter als akzeptables Gesundheitsrisiko zulässig sei. Dies könne in Kraftfahrzeug-Werkstätten, in der Werftindustrie oder bei der Asbest-Sanierung auftreten. Saniert werde schon, wenn die Konzentration unter 1000 Fasern pro Kubikmeter liege.
Arbeitnehmer, schreibt der Gewerkschafter nach Bonn, müßten den gleichen Anspruch auf Gesundheitsschutz haben wie die übrige Bevölkerung. Für Schadstoffbelastungen müßten sie entschädigt werden. Es sei ungerecht, wenn sie und ihre Hinterbliebenen leer ausgingen.
Der DGB kritisiert ferner, daß die Anerkennung der neuaufgenommenen Berufskrankheiten auf Fälle begrenzt wird, die nach dem 31. März 1988 eingetreten sind. Bei Berufskrankheiten, so Konstanty, spiegelten Statistiken nur einen geringen Teil der Realität wider, weil das geltende Recht "in höchstem Maße arbeitnehmerfeindlich" sei. So würden von den jährlich mehr als 100 000 frühzeitigen Todesfällen, die nach DGB-Schätzung in Zusammenhang mit Einwirkungen am Arbeitsplatz stehen, weniger als 2000 als berufsbedingt anerkannt.
1991 seien beispielsweise bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften 603 Anzeigen über Lungenkrebs durch Asbest eingegangen, aber nur 169 als Berufskrankheit anerkannt worden.
RUND UM DEN KAISERBRUNNEN: Eine Sonderseite der
Stadtteil-Rundschau Nr. 31 vom Donnerstag, 6. August 1992. Redaktion: Adolf Karber; Texte: Alexander Kraft. Für die
Anzeigen verantwortlich: Peter Schwalm.
KASSEL. Im vergangenen Jahr wurden die Kasseler mit einer neuen Dimension von Kriminälität konfrontiert: Bei einer Serie von acht Überfällen wurden die Angestellten weder mit einem Messer noch mit einer Pistole, sondern mit einer angeblich HIV-infizierten Spritze bedroht. Der 28jährige arbeitslose Maurer aus Kassel, der Geschäfte, Spielhallen und Poststellen überfallen hatte, wurde gestern vor dem Landgericht Kassel wegen Erpressung und schweren Raubes zu einer Freiheitsstrafe von siebeinhalb Jahren verurteilt.
Das Gericht sah es als erwiesen an, daß auf das Konto des 28jährigen acht Überfälle gehen, bei denen er insgesamt rund 50 000 Mark erbeutete. Der heroinabhängige Mann betrat jeweils unmaskiert die Geschäftsräume, meist kurz nach der Öffnung, wenn die Angestellten - allesamt Frauen - allein waren. Er drohte ihnen mit der Spritze und verstärkte diese Drohung mit der Äußerung, daß er an Aids erkrankt sei und nicht mehr lange zu leben habe.
Er habe zu keiner Zeit vorgehabt, "jemandem weh zu tun", beteuerte er vor Gericht. Eine Untersuchung des Angeklagten in der Haftanstalt ergab zwischenzeitig, daß er nicht HIV-infiziert ist. Seine früheren Opfer konnten das nicht wissen. Eine der Frauen, die nach dem Anblick der Spritzen aus Angst die Kasse öffnete, leidet auch heute noch besonders schwer unter dem Überfall. Die Postangestellte kann keinen Dienst mehr versehen und muß psychotherapeutisch behandelt werden. Das lastete ihm das Gericht besonders an. Diese Frau, so sagte der Vorsitzende Richter Kurt Gemmer, "haben sie auf dem Gewissen".
Wegen mehrerer Voraussetzungen (unter anderem "ungefährliche Tatwaffe", teilweise geringe Beute, Geständnis) wertete die 2. Strafkammer alle Taten (juristisch) allerdings als "minder schwere Fälle", "obwohl sich das einem normalen Menschen wohl nicht vermitteln läßt", sagte Gemmer in der Urteilsbegründung.
Dem 28jährigen Drogenabhängigen wurde zudem verminderte Schuldfähigkeit zugestanden, weil er die Überfälle aus Angst vor Entzugserscheinungen verübt hatte. rvk
WASHINGTON, 4. August (dpa). Die "Gehirnbank" der Universität Miami leidet unter Mangelerscheinungen. Deswegen haben dort tätige Forscher jetzt rüstige Amerikaner im Pensionsalter aufgefordert, ihr wichtigstes Körperteil der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Gesucht werden Senioren, die älter als 70 Jahre sind und keine Anzeichen geistigen Verfalls aufweisen. Ihre Gehirne sollen mit denen von Altersgenossen, die unter der Alzheimerschen Krankheit gelitten haben, verglichen werden. Von den Ergebnissen erhofft man sich neue Aufschlüsse über den Alterungsprozeß.
Deborah Marsh, die die "Gehirnbank" der Universität leitet, sieht in dem Projekt eine medizinische "Detektiv-Geschichte", weil das Altern des Gehirns nach wie vor ein ungelöstes Rätsel ist. Inzwischen weiß man, daß sich im Laufe der Zeit eine Substanz ablagert, die Gedächtnisverlust auslösen kann. Doch ist noch nicht herausgefunden worden, warum es die einen trifft und andere nicht.
Sie sind "in". Ohne Zweifel. Mountain- Bikes sind der große Renner auf dem Fahrradmarkt. Und dabei geschah etwas, was lange verschüttet schien. Fabrikanten und Händler stellten Rennställe auf, köderten begabte Radrennfahrer, vornehmlich aus dem Sektor Querfeldeinfahren und sorgten für einen ungewöhnlichen Aufschwung einer Rad-Disziplin, die es vor vier Jahren noch gar nicht gab.
Am Wochenende werden in Fürstengrund bei Bad König im Odenwald zum dritten Mal Deutsche Meisterschaften in dieser Sparte ausgetragen, und der Andrang ist so gewaltig, daß am Samstag (ab 10.15 Uhr und bis etwa 16 Uhr) Vorläufe angesetzt sind, in denen man sich für die Finalrennen am Sonntag (9 Uhr Senioren, 11 Uhr Junioren, 13 Uhr Frauen, 15 Uhr Männer) qualifizieren muß. Zwar hat der Bund Deutscher Radfahrer nach einigem Zögern den Zweig Mountain-Bike (MTB) unter seine Fittiche genommen, aber es wird nur eine Lizenzlösung, keine Vereinszugehörigkeit, verlangt, so daß bei allen Rennen viele Hobbyfahrer am Start stehen.
Die Favoriten aber kennt man aus dem Rennsport. Titelverteidiger Jürgen Sprich, der schon zweimal MTB-Meister ist, war 1985 einmal Zweiter der Junioren-Weltmeisterschaft im Querfeldeinrennen wie 1987 auch Ralph Berner, der amtierende Deutsche Cross-Meister. Sprich allerdings war in dieser Saison krank und leidet unter den Nachwirkungen einer Tetanusspritze.
Nach langer Verletzungspause soll auch Mike Kluge, der amtierende Querfeldein-Weltmeister der Profis, erstmals wieder starten. In welcher Form er ist, weiß er selbst nicht. Man kennt auch die Profis Volker Krukenbaum, Hartmut Bölts, Dariusz Kajzer, und in Hessen drückt man besonders den Brüdern Ralph und Timo Berner, die nur noch selten aufs Rennrad steigen, oder Jens Zemke, der sich stark mit dem MTB angefreundet hat, die Daumen.
Die Strecke ist sieben Kilometer lang. Ein vier Kilometer langes Teilstück davon wurde schon am vergangenen Sonntag bei einem bundesoffenen Rennen, bei dem es für die Hessen um die Hessenmeisterschaft ging, befahren. Da gab es erschreckend viele Reifenschäden durch ein Stück Schotterstraße, das auch diesmal dabei ist. Am Sonntag hieß der Sieger Lutz Schäfer (Berlin). Wohl auch ein Favorit. Boe
FRIEDBERG/REICHELSHEIM. Drei Diebstähle ereigneten sich laut Polizeibericht zwischen Sonntag und Montag. In Friedberg entwendeten Unbekannte nachts auf dem Parkplatz an der Stadtkirche zwei Spiegeleinsätze und einen Mercedes-Stern im Wert von 90 Mark.
In derselben Nacht wurde auf einer Baustelle hinter dem Reichelsheimer Friedhof die Fensterscheibe eines Baucontainers eingeschlagen. Die Täter entwendeten einen Kasten Bier.
Am Montagmorgen stahlen Unbekannte in einem Friedberger Kaufhaus die Brieftasche eines Kunden, der diese auf einen Stuhl an der Kasse neben seine Handtasche gelegt hatte. In der Brieftasche befanden sich 400 Mark. ub
Piep-piep - piep-piep - piep-piep. Achtung, Kollegen im Bus, aufgepaßt: Jetzt ist wieder einer wichtig. Piep-piep. Koffer auf, Funktelefon raus, ein gutturales "Iya." Es ist kein asiatischer Kampfschrei; der Kollege aus Korea telefoniert nur. Wirklich wichtige Menschen sind immer erreichbar. Piep-piep. "Hola". Bei einer Busfahrt zwischen Pressedörfern, Sportstätten und Pressezentren kann man viel lernen; zum Beispiel wie man sich in verschiedenen Ländern am Telefon meldet. Piep-piep. "Halloho." Piep- piep. "Da". Piep-piep. "Yeah". Piep-piep. "Hm."
Angeregte Unterhaltungen am Funktelefon. Plötzlich ein "grmpfkrr" - Bus im Tunnel, Gespräch weg. Macht nichts, Piep-piep man hat den anderen gezeigt, daß man eines hat. Da hat es der Kollege im Pressezentrum oder auf der Tribüne einfacher, der mit dem kleinen Schwarzen am Ohr durch die Reihen stolziert. Piep-piep, der ist wichtig. Wichtiger jedenfalls als die an den lumpigen und klobigen Platztelefonen, die sich dafür auch noch Karten kaufen müssen. Und zudem piepen die nicht, sondern jaulen. Und das paßt nun gar nicht zum Barcelona dieser Tage, wo es an allen Ecken und Enden piept: beim Zimmernachbarn morgens um halb sieben der Wecker, bei der Kontrolle der Akkreditierungen, beim Passieren der Metallschleusen, aus zahllosen Funksprechgeräten und natürlich aus den tragbaren Telefonen. Nur der gehört dazu, bei dem's piept. Das mag sich auch Königin Sofia gedacht haben. Weil aber das königliche Handtäschchen zu klein ist für das funkende Kleinod, wollte sie wenigstens eine Akkreditierung zum mitpiepen haben. Dabei piept's überall, wo sie auftaucht. Ein regelrechtes Piepkonzert aus den Walkie-Talkies der Polizisten. "He, senor. Stop." Wenn Königs vorbeifahren, darf am Straßenrand niemand mehr gehen. Bei denen piept's doch.
THOMAS VÖGELE
MÖRFELDEN-WALLDORF. Zu seinem ersten Besuch trat gestern Regierungspräsident Dr. Horst Daum, Darmstadt, in Mörfelden-Walldorf an. In Gesprächen mit Bürgermeister Bernhard Brehl und dem Ersten Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran sowie Vertretern der Verwaltung informierte er sich aus erster Hand über aktuelle Projekte und Pläne wie beispielsweise den Bebauungsplan Plassage/Lange Äcker und den Neubau einer Polizeistation.
Im einen oder anderen Fall will er sich helfend einschalten, erklärte er am Dienstag mittag. Daum würdigte die Finanzsituation der Kommune als "solide und ordentlich" und lobte das örtliche Engagement zur Unterbringung von Asylbewerbern. Das sei nicht überall im Regierungsbezirk so, wo es derzeit einen Rückstau von 6000 Flüchtlingen gebe, die eigentlich schon von den Kommunen hätten aufgenommen werden müssen. Lob gab es auch für Bürgermeister Brehl aus dem Mund des Gastes, der allerdings augenzwinkernd hinzufügte: "Der Bequemste sind Sie nicht." cas
EGELSBACH. Rund 30 000 Mark kostete es die Gemeinde Egelsbach, am Bahnhof 24 Einstellboxen für Fahrräder aufzustellen. Zwei runde Käfige bieten nun sicheren Platz für je zwölf Fahrräder. Die Zweiräder sind in den vergitterten Boxen nicht mehr wie bisher nur vor Regen, sondern rundherum geschützt, so daß sie künftig, nicht mehr so leicht geklaut oder beschädigt werden können. Fünf Mark kassiert die Gemeinde monatlich pro Box. Interessierte können sich an das Bauamt, Freiherr-vom-Stein-Straße 13, 0 61 03 / 405 - 131 wenden. fra
HATTERSHEIM. In der Urbansmühle stehen Küchenschränke aus Großmutters Zeiten, rustikale Anbauwände, dazu passende Sofaecken, zwischendrin ein Schränkchen aus den 50er oder 60er Jahren und auch die eine oder andere Stehlampe, die vielleicht vor zwei Jahrzehnten einmal hochmodern gewesen ist. Es riecht nach Farbe. Männer und Frauen in Arbeitskleidung schleppen ein Sideboard. In der Urbansmühle werden alte Möbel restauriert; keine antiken Bauernschränke, mit denen sich viel Geld verdienen ließe, sondern ganz normale Gebrauchsmöbel vom Sperrmüll.
Seit mehr als zwölf Monaten ist auf dem Gelände am Südring die "Selbsthilfe Taunus" untergebracht. Langzeitarbeitslose bekommen hier die Chance, sich wieder ans Arbeitsleben zu gewöhnen - beim Möbelrestaurieren oder bei der Garten- und Landschaftspflege.
Da das Hattersheimer Projekt gut läuft, plant die Selbsthilfe zusammen mit dem Main-Taunus-Kreis bereits eine Ausweitung: Noch in diesem Jahr sollen zwanzig neue Plätze für Langzeitarbeitslose geschaffen werden; die eine Hälfte im bereits bestehenden "Gebrauchtwarenmarkt" in der Königsteiner Straße in Frankfurt-Höchst, die andere in verschiedenen Altenheimen oder zu Hause bei Familien: Vor allem Frauen sollen dort zu Haushaltshilfen angelernt werden.
Das Schreinern, Laubrechen und Kochen unter der Anleitung von Fachkräften und Sozialarbeitern dient einem Ziel: Menschen, die über Jahre hinweg von Sozial- oder Arbeitslosenhilfe gelebt haben, wieder in den Beruf einzugliedern. Dabei soll privaten Handwerksbetrieben keine Konkurrenz gemacht werden. Die Garten- und Landschaftspfleger kümmern sich etwa ausschließlich um kommunale Aufgaben, die sonst überhaupt nicht erledigt werden könnten; so die Pflege von Streuobstwiesen oder Bachläufen.
Möglich wird das durch auf 18 Monate befristete ABM-Plätze, die das Arbeitsamt finanziert. Der Main-Taunus-Kreis, der für die ABMler die Sozialhilfe spart, und das Land Hessen beteiligen sich zu je einem Drittel.
Für die zwanzig neuen Plätze sind insgesamt 2,5 Millionen Mark vorgesehen. Wann genau das Geld bereitgestellt wird, ist noch nicht sicher; das Arbeitsamt prüft noch - allerdings "sehr wohlwollend", wie Selbsthilfe-Vorsitzender Bernhard Fielenbach versichert.
Die Möbel-Restaurierer, die sich "Pro- Sit" nennen, und Gartenpfleger können nach einem Jahr eine erfolgreiche Bilanz präsentieren: Von den insgesamt zwölf Männern und zwei Frauen, die im Juli 1991 mit ihrer Arbeit begonnen haben, sind heute noch neun dabei. Zwei konnten mittlerweile in einen "richtigen" Beruf wechseln, drei brachen die ABM- Stelle ab oder wurden entlassen.
Auch das kommt vor bei der Selbsthilfe. Schließlich treibe man keine Beschäftigungstherapie, sagt Peter Hödelmoser, der die Hattersheimer Gruppe leitet. Die einst Arbeitslosen zwischen 25 und 58 Jahren müßten sich an geregelte Zeiten halten und sorgfältig arbeiten. Schließlich sollen sie für das harte Leben in der Wirtschaft getrimmt werden.
Stolz sind die Hattersheimer darauf, daß die von ihnen restaurierten Möbel bei ihren Kunden offenbar gut ankommen. Von 1800 Stücken, die sie eingesammelt haben, konnten bisher 1500 verkauft werden. Kunden sind vor allem Sozialhilfe-Empfänger. Dabei findet sich in den momentan fast leeren Lagerräumen auch das eine oder andere Tischchen, das in die nostalgisch aufgemotzte Wohnung eines im Trend liegenden 50er-Jahre-Haushalts hineinpassen könnte. Aber "Lifestyle-Leute", so Hödelmoser, haben die Urbansmühle noch nicht entdeckt.
Wer alte Möbel kaufen oder loswerden möchte, kann sich wenden an die "Möbelagentur Pro-Sit" in der Urbansmühle in Hattersheim, Südring 75-79, Tel. 06190 / 73580. Öffnungszeiten sind dort Montag bis Mittwoch von 8 bis 17 Uhr, Donnerstag 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 14 Uhr. fuh
BAD HOMBURG. Jede Menge "Lakritz" können Kinder in den kommenden beiden Monaten lutschen. Das Kulturprogramm, das nach der beliebten Süßigkeit benannt ist und von der Stadt zusammengestellt wird, bietet im August zunächst einmal allerlei rund um die "Wasserlust". Die Ausstellung über Mineralquellen und Heilbäder, die im Gotischen Haus zu sehen ist, gibt noch an drei Sonntagen, jeweils ab 15 Uhr, kleinen Künstlern Motive zum Malen. Jungen und Mädchen ab sechs Jahren können Brunnengläser oder Korbliegen malen und zeichnen, möglich ist das am 9. August und 6. und 13. September.
Im Jugendtreff E-Werk in der Wallstraße steht am Mittwoch, 12. August, 15 Uhr, eine Zaubershow für Kinder ab vier Jahren auf dem Programm. Im Mittelpunkt von "Geraldinos Zauberspektakel" stehen Magie, Gaukelei und Komik: Da werden Bälle verspeist, mit Tüchern und Zeitungen getrickst und lustige Geschichten erzählt.
Die Geschichte von der Mondfrau, dem Mondmann und ihren beiden Schiffen wird am Mittwoch, 26. August, 15 Uhr, erzählt. In dem Märchen für Kinder ab vier Jahren retten ein Fischer und ein kluges Fischwesen nach Jahren der Zerstörung und Finsternis eines der Schiffe und bringen Licht und Harmonie in die Welt zurück.
"Zottelhaube" heißt das Volksmärchen von den Zwillings-Prinzessinnen, das die Kinder (ab fünf Jahre) am Mittwoch, 9. September (15 Uhr), erleben können. Der schönen Prinzession Goldhaar wird ein Kalbskopf aufgezaubert, wie sie ihn wieder los wird, davon handelt die Geschichte.
Von "Tanten und Löwen" berichtet die Clown-Frau Rosina in ihren Zirkusnummern am Mittwoch, 23. September, 15 Uhr, Kindern ab vier Jahren. Rosina spielt alle Rollen selbst, ob es Löwen oder Seiltänzerinnen sind. In der Stadtbibliothek sind wieder Bücherflohmärkte angesagt: Am Freitag, 14. August, 14 bis 18 Uhr, und vom 17. bis 21. August (während der Öffnungszeiten) können die Kinder in den Buchschätzen wühlen und sich etwas davon kaufen. Ein Nachmittag mit Geschichten und Rätseln mit dem Motto "Tütentier trifft Brillenschlange" ist für Donnerstag, 3. September, 15 Uhr, in der Bibliothek geplant.
Im September wird auch das Lieblingsbuch von Ober-Erlenbach gesucht. Wer mitmacht, kann Preise gewinnen. Teilnahmezettel gibt es in der Zweigstelle der Stadtbibliothek in Ober-Erlenbach (Am Alten Rathaus 6, geöffnet dienstags und donnerstags von 16 bis 19 und mittwochs von 9.30 bis 11.30 Uhr).
Noch ein Tip für Kinder, die töpfern, malen, basteln oder Musik machen wollen: Musik- und Volkshochschule bieten viele Kurse an: Das Programm des Herbstsemesters liegt ab Montag, 10. August, im Stadthaus, Landratsamt, bei Banken und Sparkassen und in Geschäften aus. nau
WETTERAUKREIS. "Ich möchte ja gern, aber ich weiß noch nicht, wie ich das Ei legen soll", stöhnt Landrat Rolf Gnadl. Er möchte gern das Angebot der Bundesbahn annehmen, auf Wetterauer Nebenstrecken die modernen Triebwagen des Typs VT 628 einzusetzen, doch wie er den von der Bahn gewünschten Kostenanteil von 800 000 Mark aufbringen soll, weiß Gnadl noch nicht.
Vor wenigen Tagen hatte die Bahn geschrieben, sie habe vier VT 628 zum Stückpreis von vier Millionen Mark bestellt. Die Kosten solle das Land Hessen tragen, das ja am Erhalt von Bahnnebenstrecken und der Verbesserung des Angebotes interessiert sei. Das Land, so Gnadl, wolle immerhin 75 Prozent der insgesamt 16 Millionen Mark tragen, den Rest jedoch auf fünf in Frage kommende Landkreise, darunter den Wetteraukreis, "umlegen". Alle fünf Kreise, so sagte Gnadl am Dienstag zur FR, verhandelten jetzt, um vom Land einen noch größeren Kostenanteil herauszuschlagen. Gnadl: "Wir setzen alles daran, daß die neuen Triebwagen auch auf den Nebenstrecken des Wetteraukreises eingesetzt werden."
Der Wetteraukreis müsse durch einen eigenen finanziellen Beitrag unter Beweis stellen, daß es ihm ernst ist mit der Erhaltung der insgesamt fünf Nebenstrecken im Kreisgebiet, von denen die Strecke Friedberg-Hungen am meisten in Gefahr sei. hm
Die Verbandslobby der Ärzte und Zahnärzte mobilisiert gegen ein "Sparpaket" von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU): Dem Christlichsozialen aus Bayern wird vorgehalten, ein Einheitssystem nach DDR-Muster einführen zu wollen. In einem Punkt, dem von den Ärzten besonders angegriffenen Bonus-Malus-System bei der Medikamentenverschreibung, hat der Minister bereits Abstriche an seinem Entwurf gemacht. Doch Kritik gibt es nicht nur von den Lobbyisten, wie der folgenden Beitrag von Hagen Kühn in der Zeitschrift im Gesundheitswesen "Dr. med. Mabuse" (Nr.79, August / September, Frankfurt a. M.) zeigt. Kühn arbeitet im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Sein Beitrag ergänzt ein Auszug aus einem "Dr. med. Mabuse"-Interview mit dem Präsidenten der Berliner Ärztekammer, Ellis Huber.
Stadt hält aus Kostengründen nicht viel von einer Seesanierung / Statt dessen attraktiveres Freibad? Badeverbot für Kinzigsee soll aufgehoben werden pH-Werte in letzten Wochen überraschend gefallen Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Nachdem monatelang die Schranken geschlossen blieben, wird der Kinzigsee in Langenselbold zum Wochenende höchstwahrscheinlich wieder für Badegäste geöffnet werden. Wie der Leiter des Langenselbolder Liegenschaftsamtes, Walter Fromm, mitteilt, sind die pH-Werte des Seewassers in den vergangenen Wochen kontinuierlich gefallen. Fromm rechnet damit, daß sich der pH-Wert auf 8 einpendelt und der See in den nächsten Wochen für Schwimmer offen bleibt. Die Stadt geht indes nicht mehr von einer Sanierung des Sees aus. Die notwendigen Investitionen in Millionenhöhe kämen zu teuer. Die Öffnungsbilanz des vormals so beliebten Kinzigsees ist traurig. Im vergangenen Jahr war er gerade einmal an drei Wochenenden zum Schwimmen freigegeben und in diesem Jahr wurde die Badesaison überhaupt noch nicht eröffnet. Wenn jetzt am Wochenende die Tore öffnen, dann, so Fromm, höchstens noch für wenige Tage und Wochenenden. "Der August ist schon fast wieder rum", ist der Leiter des Liegenschaftsamtes nicht gerade optimistisch, noch das große Geld mit dem Badebetrieb einzuspielen. Vorsorglich hatte die Stadt, so Bürgermeister Hans-Peter Ebner, in den Haushaltsplan für dieses Jahr auch nur noch 30 000 Mark an Einnahmen eingesetzt. Viele Rettungsversuche Nachdem der pH-Wert des Seewassers vor rund zwei Jahren mit einem Messergebnis von 10 jenseits der erlauten EG- Richtlinien für den Badebetrieb lag, hatte die Stadt zahlreiche Rettungsversuche unternommen. Unter anderem hatte man in Zusammenarbeit mit dem technischen Hilfswerk sich bemüht, den See durch Pumpversuche zu belüften. Sauerstoffmangel und ein hoher Eutrophierungsgrad hatte das Wassergleichgewicht kippen lassen und das Wasser in eine Lauge verwandelt. Neutral ist ein Wasser bei einem pH-Wert von 7.
In den vergangenen Monaten, in denen immer noch regelmäßig vom Gesundheitsamt des Kreises Wassermessungen vorgenommen wurden, senkte sich der Werte trotz schöner und heißer Witterung unerwartet auf um die 8. Noch am Freitag vergangener Woche lag das Meßergebnis bei 8,95. Bei 9 muß der See geschlossen bleiben. Die letzte von fünf zusätzlichen Proben des Hygiene Institutes Frankfurt soll am Donnerstag gezogen werden.
Sollte der Wert konstant bei 8 bleiben, muß Fromm schleunigst Vorbereitungen für die Wiedereröffnung des Sees treffen. Die früheren Bademeister und Kassiererinnen haben sich nämlich alle andernorts nach Jobs umgesehen.
Daß der See gesperrt war, ist zwar auf einem Schild am Eingang über Monate deutlich zu lesen gewesen, doch daran gehalten haben sich die wenigsten. Nach wie vor badeten Unerschrockene und Allergie-Resistente im Wasser. "Hindern", so Ebner, "können wir sie nicht. Wir haben unsere Pflicht getan und Hinweisschilder aufgestellt." Wer trotzdem baden wolle, den könne die Stadt nicht mit Wachposten oder ähnlichem davon abhalten. Daß die Badesaison nur kurz und auch in den nächsten Jahren im Sommer nicht von Dauer sein wird, schließt Ebner nicht aus. In seinem Sanierungsgutachten hatte der TÜV Hessen im Dezember 1991 klar gemacht, daß die Rettung des Sees für die Stadt sehr kostspielig wird. Unter anderem hatte er eine Sanierung durch die Anpflanzung von Schilfzonen und Biologen hatten "Klär- und Filtermethoden" vorgeschlagen, deren Kosten in die Millionen gehen (die FR berichtete).
In einer Stellungnahme erklärt jetzt das Hanauer Wasserwirtschaftsamt die Sanierungsvorschläge nur für zum Teil und in abgeänderter Form für realisierbar. Der Inhalt des Gutachtens biete jedoch eine solide Grundlage zur Diskussion noch offener Fragen. Zu einem erneuten Gespräch werden sich daher Ende September das Wasserwirtschaftsamt, die Hessische Landesanstalt für Umwelt und Natur sowie der TÜV Hessen im Langenselbolder Rathaus einfinden.
Die Sanierung ist für den Langenselbolder Bürgermeister "eine Frage der Kosten und der Erfolgsaussichten". Letztendlich entscheiden müsse jedoch die Stadtverordnetenversammlung. Ebner hält als Alternative zum See eine Restaurierung des Freibades für sinnvoll. Der Kinzigsee würde dann nur noch zu Zeiten geöffnet, in denen es der pH-Wert erlaubt.
"Willkommen, Bienvenue, Welcome" - Anfang November sollen sich am Rande des Bahnhofsviertels die Freunde des gehobenen Jazz und Swing ein Stelldichein geben: Dann wird die "Groschenoper", die seit drei Jahren in Wiesbaden als "Cabaret-Dinner-Show à la New York" Erfolg hatte, nach Frankfurt umziehen. Inhaber Hartmut Schäfer (46) verspricht "Top- Entertainment", das auch in Tokio und New York gezeigt werden könne. Neben Cabaret sollen auch "Concert and Theatre" nicht zu kurz kommen.
Der gelernte Versicherungskaufmann Schäfer möchte mit der Umsiedlung in die Düsseldorfer Straße 1-7 das Nachtleben bereichern: "Wir finden hier Leute vor der Tür, die Interesse an Qualität haben. Frankfurt ist als Metropole mit all ihren Gegensätzen und Auswüchsen immer interessanter geworden, Wiesbaden ist das, was es ist." Die Mehrzahl der Gäste sei ohnehin aus Frankfurt gekommen, Messegäste gehörten längst zum Stammpublikum. Diesem kommt das neue Domizil besonders gelegen, liegt es doch auf dem Weg zum Messegelände.
Sechs Dinner-Shows in der Woche sind geplant. Dabei beginnt der Abend nach amerikanischem Vorbild mit einem um die 145 Mark teuren Menü. Die Live-Bühnenshow mit Sängern, Tänzern und Entertainern aus den USA oder der Karibik schließt sich an. Im neuen Gebäude sollen etwa 160 Personen Platz finden. Schäfer will aber trotz größerer Bühne die bisherige intime Atmosphäre beibehalten und ganz auf Qualität setzen: "Es wird keinen spanischen Abend mit Paella und schon gar kein Karaoke geben." tob
Mittwoch nacht wird es laut an der Bahnlinie
FRIEDBERG/HUNGEN. Die Deutsche Bundesbahn bittet die Anwohner der Bahnstrecke Friedberg-Hungen um Verständnis, da wegen Schienenschleifarbeiten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag an dieser Strekke lautschallende Warnhörner eingesetzt werden müssen. Diese sollen die Arbeiter vor fahrenden Zügen warnen. ub
&blt; Bilder von Steffen Fischer
In der Frankfurter Galerie Schwind, Braubachstraße 24, wird am 6. August eine Ausstellung mit Arbeiten des Künstlers Steffen Fischer eröffnet. Besichtigen kann man die Schau bis zum 12. September dienstags bis freitags von 11 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 11 bis 14 Uhr. &blt; Städel-Schüler stellen aus Die Galerie Sties, Braubachstraße 12, gibt zwei jungen Künstlern aus Frankfurt, Städel-Schüler, Gelegenheit zur Ausstellung: Peter Rösel zeigt seine Arbeiten vom 6. bis zum 18. August. Die Werke von Andreas Exner sind vom 20. August bis zum 4. September zu sehen. Die Ausstellungen sind jeweils dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. &blt; "Heimat deine Sterne" Das Pariser Hoftheater in Wiesbaden plant unter dem Motto "Heimat deine Sterne" regelmäßige Talentshows in den Sparten Kabarett, Musikkabarett, Chanson/Lied, Kleinkunst und Zauberei. Junge Talente sollen dabei die Möglichkeit erhalten, sich auf einer professionellen Bühne einem größeren Publikum zu präsentieren. Interessenten können sich unter der Rufnummer 06 11 / 30 06 07 mit Susanne Grauer in Verbindung setzen und dem Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9, Unterlagen zukommen lassen. &blt; Premiere "La Traviata" verschoben Die beiden ersten Vorstellungstage der Oper "La Traviata" bei den Burgfestspielen in Dreieichenhain, am 10. und 11. August, sowie die drei letzten, am 17., 18. und 19. August entfallen. Die Premiere findet also erst am 12. August im Bürgerhaus Sprendlingen statt. Der Umtausch beziehungsweise die Rücknahme der Karten erfolgt jeweils in der Vorverkaufsstelle, in der sie erworben wurden. &blt; Neue Arbeiten von Terk Die Galerie Frank Hänel, Braubachstraße 26, eröffnet am Donnerstag, 6. August, um 19 Uhr eine Ausstellung mit Bildern des Dresdner Künstlers Terk, die in den vergangenen neuen Jahren entstanden sind. Den Hauptteil dieser Einzelausstellung des ehemaligen Gründungsmitglieds der Künstlergruppe "Lücke TPT" bilden aber seine neuesten Werke. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr sowie samstags von 11 bis 14 Uhr. &blt; Führungen zu Moderner Kunst Das Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, veranstaltet am 6., 7. und 9. August drei Führungen: am Donnerstag, 15.15 Uhr, zu "Anna und Bernhard Blume, Bernd und Hilla Becher", am Freitag, 15.15 Uhr, zu "Werke und Räume" und am Sonntag, 11 Uhr, zu "Zahlen und Buchstaben in Werken zeitgenössischer Kunst". &blt; Moderne und Tradition in Ägypten In der Commerzbank, Neue Mainzer Straße 32-36, wird am heutigen Donnerstag um 18 Uhr eine Ausstellung mit Holzschnitten von Fathi Ahmad, Aquarellen von Hazem Badawi, Zeichnungen von Rabab Nemr und Radierungen von Awad El-Shimy mit einem Ägyptischen Abend eröffnet. Ammun Colleen präsentiert pharaonische Tänze, begleitet vom Musik-Ensemble des Ägyptischen Kultur- Clubs Darmstadt. Besichtigen kann man die Schau bis Ende August jeweils zu den Schalteröffnungszeiten. &blt; Frankfurter Figurentheater Im Rahmen des Rüsselsheimer Kultursommers erzählt Marieluise Ritter am Freitag, 7. August, um 14 Uhr im Sommercafé im Ostpark (in Rüsselsheim) Geschichten zum Mitmachen für Kinder. &blt; Orgelkonzert In der Katharinenkirche an der Hauptwache spielt der Organist Martin Lücker am Freitag, 7. August, um 20 Uhr Orgelwerke von Bach, Gade und Eben.
DIETZENBACH. Die geplante Kompostanlage für Bioabfall der Städte Dietzenbach, Rodgau, Rödermark und Seligenstadt sowie der Gemeinden Mainhausen und Hainburg soll auf einem 1,5 Hektar großen Terrain in der Kaupendikke entstehen. Auf diesem Gelände im Südosten von Dietzenbach will der Magistrat zudem einen Wertstoffhof anlegen.
Der Umlandverband Frankfurt, verantwortlich für die Kompostanlage, soll dafür garantieren, daß die Anwohner nicht durch Gestank, Staub und Lärm belästigt werden. Die Anlage muß auf dem neuesten Stand der Technik sein. Dies ist in einem Vertragsentwurf festgelegt, mit dem sich in dieser Woche bereits der Dietzenbacher Magistrat beschäftigte.
Dem Vertrag zwischen der Stadt und dem Umlandverband muß noch die Stadtverordnetenversammlung zustimmen. Ferner muß das umfangreiche Vertragswerk von den Gremien des Umlandverbandes und der anderen betroffenen Gemeinden abgehakt werden.
Nach Angaben von Umweltdezernent Jörg Nitsch in Dietzenbach kam der Vertragsentwurf erst nach vielen zähen Verhandlungen zustande. Laut einem Stadtverordnetenbeschluß von Ende Februar "sollte die Stadt ursprünglich die Verwertung von Bioabfällen in eigener Regie betreiben, was dann aber aufgrund der Gesetzeslage nicht möglich war", wie Erster Stadtrat Lothar Niemann (Die Grünen) sagte. Es habe zunächst Meinungsverschiedenheiten zur Frage gegeben, wer für die Kompostanlage zuständig sein solle.
Während die Stadt Dietzenbach die Auffassung vertreten hatte, daß nach der Rechtslage ihr die Aufgabe der Bioabfallverwertung übertragen werden müsse, war der Umlandverband der Ansicht, daß eine Kommune nicht im Stande sei, eine solche Kompostanlage zu betreiben. "Um langwierige, komplizierte Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, haben wir uns geeinigt", sagte Niemann. Die Verwaltungsspitzen der anderen beteiligten Städte und Gemeinden hätten auch schon ihre Zustimmung signalisiert.
Wann mit dem Bau der Kompostanlage begonnen werden kann, läßt sich noch nicht, so Niemann, abschätzen. Neben einem Planfeststellungsverfahren wird ein Baugenehmigungsverfahren eingeleitet. Bis die Genehmigung vorliegt, kann noch viel Wasser den Bieberbach runterfließen. Die Stadt Dietzenbach wird das Gelände an den Umlandverband verkaufen. Nach den Plänen des Umlandverbandes werden Hausmüllfahrzeuge den Bioabfall zur Kaupendicke transportieren, werktags zwischen 6 und 19 Uhr jedoch nicht mehr als 30 Lastwagenladungen. Außerdem wird Privatleuten erlaubt, ihren Grünabfall abzugeben. Der fertige Kompost soll veräußert werden. In einem Beirat sollen Vertreter der angeschlossenen Kommunen ein Mitspracherecht bekommen. In einem zweiten Vertrag werden die Modalitäten geregelt, einen Wertstoffhof der Stadt Dietzenbach der Kompostanlage anzugliedern. Der Umlandverband soll verpflichtet werden, zu seinen Lasten ein Fachbüro zu beauftragen, für einen Wertstoffhof die genehmigungsfähigen Pläne zusammenzustellen. fin
KREIS OFFENBACH. An vier weiteren Grundschulen im Kreis Offenbach gibt es von sofort an ein Betreuungsangebot. Wie die Schuldezernentin des Kreises Offenbach, Adelheid Tröscher, gestern mitteilte, hat das Hessische Kultusministerium dem Kreis zur Finanzierung von insgesamt sieben betreuende Grundschulen bis Ende des Jahres rund 141 000 Mark bewilligt. Das zusätzliche Angebot hat sich schon an der Dietzenbacher Regenbogen-Schule, der Seligenstädter Konrad- Adenauer-Schule und der Sprendlinger Gerhart-Hauptmann-Schule bewährt.
Den Service, Kinder außerhalb des Unterrichts zu beaufsichtigen und zu beschäftigen, gibt's nun auch an der Goetheschule in Mühlheim, der Johannes-Gutenberg-Schule in Hainburg, der Matthias-Grünewald-Schule in Seligenstadt und der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Dietzenbach.
In den vergangenen Wochen wurden bereits acht zusätzliche Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen eingestellt, um die Betreuung zu gewährleisten. Kreisweit sind insgesamt 14 Fachkräfte für das Angebot zuständig - zwei pro Schule. Tröscher sagte, daß Betreuungsschulen besonders Frauen "nach der Zeit ausschließlicher Kinderbetreuung den Wiedereinstieg in den Beruf" erleichterten. fin
EGELSBACH. Ein neues Drehleiterauto für die Feuerwehr Egelsbach soll noch in diesem Jahr bestellt werden, verspricht Bürgermeister Heinz Eyßen. Die derzeit benutzte Leiter ist schon 22 Jahre alt und entspricht mit ihrer Länge von 25 Metern nicht mehr dem heutigen Standard von 30 Metern. Die neue Leiter, für die das hessische Innenministerium bereits einen Zuschuß in Höhe von 194 000 Mark bewilligt hat, muß nicht mehr erklommen werden, sondern die Feuerwehrleute werden in einem Korb nach oben gefahren. fra
DIETZENBACH. Der Magistrat verhandelt derzeit mit den Pächtern des Weinkellers in der Alten Schule an der Darmstädter Straße. Ziel ist es, den Mietvertrag vorzeitig aufzulösen, um die Räume für ein Jugendcafé oder eine Begegnungsstätte nutzen zu können. Die Gaststättenbesitzer sind nach Angaben des Magistrats mit der vorzeitigen Kündigung grundsätzlich einverstanden. Bei den Verhandlungen geht's nun um die Höhe der Ablösesumme, "da", so der Magistrat, "die Mieter in der Vergangenheit erheblich in Ausbau und Einrichtung des Weinkellers investiert haben". Das Jugendamt arbeitet bereits - zusammen mit Vertretern des Jugendparlaments - an einem Konzept für ein Jugendcafé in der Altstadt. fin
HÖCHST. "Frauen nehmen sich die Stadt": So wollen es das Frankfurter Frauenreferat und unabhängige Frauengruppen, die zu "vielseitigen Aktionen" aufrufen, "um die Stadt aktiv zu erobern". Vorgesehen sind unter anderem gemeinsame Tagesausflüge und Veranstaltungen in verschiedenen Stadtteilen.
Wie diese noch vage Ankündigung im Frankfurter Westen mit Leben gefüllt werden kann, darüber sprechen Frauen bei zwei Treffen. Das erste ist am Mittwoch, 19. August, 19 bis 21 Uhr, im Kinderhaus, Adolf-Häuser-Straße 16-18; das zweite ist am Dienstag, 1. September, 19 bis 21 Uhr, in der Gebeschusstraße 44. Kommen konkrete Aktionen zustande, sollen sie gleich vorbereitet und mit anderen Initiativen koordiniert werden.
Mitmachen kann jede Frau. Weitere Informationen gibt's beim Frauenreferat, Telefon 212-3 01 15 und 212-3 01 08. dis
Olympiaprogramm
BASEBALL, Entscheidung, Endspiel (21.00 Uhr).
FECHTEN, Entscheidung Florett, Mannschaft, Männer (20.00 Uhr).
LEICHTATHLETIK, Entscheidungen, Diskuswerfen Männer (19.30 Uhr), 400 m Hürden Frauen (19.40 Uhr), 400 Meter Männer (20.35 Uhr), 400 Meter Frauen (20.50 Uhr), 800 Meter Männer (21.05).
FUSSBALL, Halbfinale: Spanien - Ghana (19.00 Uhr), Polen - Australien (21.30 Uhr).
HOCKEY, Halbfinale der Männer: Deutschland - Pakistan (17.30 Uhr)
REITEN, Entscheidung Dressur- Einzel (9.00 Uhr).
RINGEN, Entscheidungen Freistil bis 52, 68, 100 kg (ab 17,00 Uhr).
TISCHTENNIS, Entscheidungen Einzel der Frauen (11.00 Uhr).
TENNIS, Halbfinale Frauen: Steffi Graf - Marie Joe Fernandez (11.00 Uhr).
WASSERBALL, u. a. Deutschland - Australien (17.30 Uhr).
Das ZDF überträgt die Olympischen Sommerspiele live von 9.00 bis 0.15 Uhr. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT von den Olympischen Spielen.
SELIGENSTADT. Der Kinderclub im evangelischen Gemeindezentrum Seligenstadt an der Jahnstraße 24 lädt alle Mädchen und Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren zu einem Seminar ein, das sich - locker vom Hocker - mit dem Thema "Natur" befaßt.
An vier Mittwochnachmittagen, jeweils von 15 bis 16.30 Uhr, sollen zusammen mit einer Biologin die heimischen Pflanzen und Tiere beobachtet werden. Wer Interesse und Zeit hat, daran teilzunehmen, sollte sich bis spätestens heute, Donnerstag, 6. August, im evangelischen Gemeindezentrum (0 61 82 / 2 96 54) anmelden.
Der Kinderclub im evangelischen Gemeindezentrum in der Jahnstraße 24 ist jetzt wieder wie gewohnt geöffnet: dienstags und donnerstags von 13.30 bis 16.30 Uhr sowie mittwochs von 13.30 bis 15 Uhr. fin
KREIS OFFENBACH. Der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Lortz aus dem Seligenstädter Stadtteil Froschhausen hat der SPD vorgeworfen, "im Hinblick auf die Kommunalwahl im März 1993 alle Versuche zu unternehmen, um die ,Republikaner' für ihre Mehrheitssicherung zu instrumentalisieren". Er sprach damit Spekulationen über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen den Christdemokraten und den sogenannten "Republikanern" an. Lortz sagte in Seligenstadt, daß eine SPD, die auf kommunaler Ebene mit Kommunisten paktiere, sei "die letzte Adresse" und besitze "keine moralische Legitimation, anderen Parteien im Land Vorschriften zu machen". Der Christdemokrat wies auf Dietzenbach hin, wo es "ein Volksfrontbündnis zwischen der örtlichen SPD und den Kommunisten" gebe. Auch die Grünen gehörten dazu. Lortz: "Nunmehr versucht die SPD landesweit, die rechtsgerichteten ,Republikaner' wahltaktisch für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren", um Mehrheiten zu sichern. Der SPD-Unterbezirksvorsitzende im Kreis Offenbach, Matthias Kurth, sei hingegen, so Lortz, maßgeblich verantwortlich "für den SPD-Kommunisten- Pakt in Dietzenbach". fin
MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit einer Unterschriftensammlung und einem Schreiben an den Magistrat kämpfen Anwohner der Heinestraße für Verkehrsberuhigung vor ihrer Haustür. 45 Bürger/innen unterstützen nach Auskunft von Bärbel und Werner Kunz dieses Anliegen.
Eine Verkehrberuhigung sei dringlich, weil die Heinestraße die einzige Verbindung zwischen der Umgehungstraße und der Frankfurter Straße sei. Dadurch komme zum Anlieger- noch Durchgangsverkehr hinzu. Die breite Straße im Abschnitt zwischen Liebknecht- und Feldstraße sowie die Vorfahrtberechtigung im gesamten Verlauf verleiteten zu schnellem Fahren. Selbst zwischen Liebknecht - und Frankfurter Straße sei dies zu beobachten. Schnelles Fahren aber bringe neben der Gefährdung vor allem jüngerer Verkehrsteilnehmer, die dort reichlich vorhanden seien, auch eine erhebliche Lärmbelastung mit sich.
"Unserer Meinung nach ist ein wirksames Mittel dagegen, die Straße optisch so einzuengen, daß das schnelle Fahren schon dadurch erschwert wird", heißt es im Schreiben an die Stadt. Weiterhin solle durch eine Änderung der Vorfahrtregelung in rechts vor links an der Kreuzung Liebknechtstraße und den Einmündungen Feld- und Friedensstraße das Fahrverhalten beeinflußt werden. Als dritte Möglichkeit biete sich die Aufpflasterung der Straße in den Kreuzungsbereichen an, meinen die Anlieger.
Bärbel und Werner Kunz weisen darauf hin, daß Mörfelden-Walldorf in der vom Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz herausgegebenen Broschüre "Stadt für Kinder" (aus dem Jahr 1991) als besonders kinderfreundlich dargestellt werde. Deshalb solle jetzt auch im Fall der Heinestraße für die Kinder und deren Sicherheit entschieden werden, empfehlen Bärbel und Werner Kunz dem Magistrat. Die Verkehrsberuhigung sollte schnellstens unter Einbeziehung der Anwohner angegangen werden. cas
Eine ungewöhnliche Erlebnisschau zum Thema "Wasser" zeigt die Umweltschutzorganisation Greenpeace seit Dienstag auf ihrem Binnenschiff "Rübezahl" am Nizzaufer. Im Bauch des 70 Meter langen und sieben Meter breiten Schiffes will die Ausstellung die Einzigartigkeit des nassen Elementes vorführen. Bereits seit Mai dieses Jahres bewegt sich "Rübezahl" auf Deutschlands Wasserstraßen von Hamburg bis Mannheim. Anlaß für den Zwischenstopp ist das zehnjährige Bestehen der Greenpeace- Kontaktgruppe in Frankfurt, das am Samstag am Mainufer gefeiert wird.
Die Besucher auf dem Greenpeace- Schiff erwartet gleich zu Beginn der Erlebnisschau eine Erfrischung: Ein sanfter Sprühregen und plätschernde Brunnen stimmen im ersten Ausstellungsraum auf das Element "Wasser" ein. "Man kann schließlich über Wasser nicht so trocken berichten", meint Grennpeace-Mitarbeiterin Brigitte Kohnlein. Wer sich jedoch auch bei diesem heißen Wetter nicht auf das feuchte Naß einlassen möchte, der kann sich am Eingang einen Regenmantel ausleihen.
Im nächsten Raum informiert Greenpeace über den Wasserverbrauch im Haushalt. 150 Liter braucht eine Person täglich. Davon verschwinden allein 50 Liter durch die Toilettenspülung.
Doch nicht nur den Normalverbraucher mahnt Greenpeace zur Sparsamkeit. Die Wasserverschmutzung und Grundwasserplünderung durch die Industrie ist ein weiterer Schwerpunkt der Erlebnisschau. Nach Greenpeace-Informationen darf beispielsweise die Hoechst AG in Frankfurt und Wiesbaden jährlich über 13 Millionen Kubikmeter Grundwasser fördern und einsetzen.
Einen weiteren lokalen Bezug schafft Greenpeace im Ausstellungsraum "Fernwasserversorgung". "Der Ballungsraum Frankfurt", erklärt Brigitte Kohnlein, "gräbt seiner Umgebung das Wasser ab." Rund 60 Millionen Kubikmeter kommen jährlich aus dem Vogelsberg und dem Hessischen Ried.
Eine kleine Brücke, unter der ein drekkiger Bach fließt, führt den Besucher weiter zum Thema "Landwirtschaft". Tonbandaufnahmen von grunzenden Schweinen, ein überlaufender Güllewagen und Schubkarren mit Stickstoff-Dünger machen auf Massentierhaltungen und überdüngte Felder aufmerksam. "So viel Nährstoffe können die Pflanzen gar nicht aufnehmen", sagt die Biologin Kohnlein: zuviel Nitrat im Boden.
Die Erlebnisschau "Wasser" ist noch bis Samstag täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am Mittwoch und Donnerstag finden jeweils um 20 Uhr Vorträge im Bürgerhaus Südbahnhof zum Thema "Wasser und Chemie" statt. Für Samstag lädt die Kontaktgruppe Frankfurt zu ihrem Fest am Nizza-Ufer ein. Neben einem "Eine-Welt-Spiel" und dem "stillen Theater" gestalten mehrere Musikgruppen das Programm. ki
Opposition: Entwurf geht nicht weit genug
Vor zwei Jahren haben die "Austern" den Burggarten schon einmal in eine riesige Tanzhalle verwandelt. Kein Fuß konnte den federnden Rhythmen der Folkrocker widerstehen. Die Oyster Band wird am Freitag abend vor allem Stücke ihres neuen Albums "Deserts" vorstellen. Neben zehn Eigenkompositionen enthält es auch eine Coverversion des alten Pete- Seger-Titels "Bells Of Rhymeney", der in den sechziger Jahren in der Version der Byrds ein Hit war. Nach wie vor ist die Musik der "Austern" stark vom Folk geprägt, wie schon Instrumente wie Fiddle, Cello, Banjo, Concertina, Bodhran (eine irische Handtrommel) und Uillemann Pipes (irischer Dudelsack) verraten. Sie sind aber keineswegs Traditionalisten, sondern schaffen eine vehemente Verbindung zur Rockmusik. Das Ergebnis ist ein spannungsgeladenes Gebräu, das geeignet ist, selbst Lahme zum Tanzen zu bringen.
Zwei Jahre zuvor hat die Oyster Band mit der Folksängerin June Tabor das Album "Freedom and Rain" eingespielt, das eine Perle des Folk-Rock ist. Die ruhige, tiefe Stimme der Sängerin, vereint mit dem pulsierenden Folkrock der "Austern", erzeugt einen Zustand zwischen gestreichelt und gekitzelt werden. ieb
FRIEDBERG. Von Sonntag, 9. August, bis Montag, 10. August, feiert die katholische Pfarrgemeinde Ockstadt ihr 18. Pfarrfest. Unter dem Motto "Ockstadt - Pfarrgemeinde mit Herz" beginnt das Fest am Sonntag um 10 Uhr mit einem Gottesdienst. Im Anschluß spielt der Musikzug des Gesangsvereins "Frohsinn" zum Frühschoppen und Mittagessen.
Ein großes Festzelt und zahlreiche Stände in der Waldstraße sollen nachmittags die Besucher anlocken. Für die Kleinen wird ein Pater aus dem Kloster Mariental zaubern. Für den Abend ist eine Überaschung angekündigt. Der Montag wird einer Olympiade gewidmet, an der sich alle Vereine des Ortes beteiligen. Der Erlös des Pfarrfestes soll der Renovierung der Hollarkapelle auf dem Ockstädter Kirschenberg dienen. ub
Zwei Vizemeisterschaften fielen für die Vereine der Region Main-Kinzig und Wetterau während der hessischen Langstaffel-Meisterschaften ab. Im nordhessischen Niestetal-Heiligenrode sicherten sich jeweils die A-Jugend-Staffel des TV Gelnhausen über 4x 400 Meter und des SSC Hanau-Rodenbach über 3x 1000 Meter Silberplätze.
Erst der Schlußläufer der Frankfurter Eintracht, Christian Geiser, distanzierte das Quartett des Harald-Schmid-Clubs. Nach 3:33,53 Minuten lagen Markus Glock, Anthony Viel, Mark Langer und Alexander Ochs genau zwei Sekunden hinter den Viertelmeilern aus der Mainmetropole. Ähnlich ausgeglichen verlief der Wettbewerb bei den A-Jugendlichen über 3x 1000 Meter. Die Rodenbacher Jochen Piehl, Michael Schrodt und Jochen Bind gaben sich dem Trio des TV Hersfeld nach nur 7:54,41 Minuten gegenüber 7:51,63 Minuten geschlagen. Alexander Kirsch, Haydar Takak und Uli Steidl, die Langstrecken-Spezialisten des SSC, sicherten sich nach 7:55,30 Minuten hinter Wiesbaden und dem Offenbacher LC über die gleiche Distanz Bronze im Wettbewerb der Junioren.
Die Frauen des TSV Friedberg-Fauerbach (Haas, Schomber, Jost, Hanker) belegten im Rennen über 4x 400 Meter nach 4:05,11 Minuten Platz drei. Das Männer- Quartett des TSV landete über 4x 1500 Meter (Jost, Ilge, Rolle, Schremmer) nach 17:06,45 Minuten auf Platz vier. odo
NEU-ISENBURG. Nach Mainz und Ingelheim führt am Donnerstag, 24. September, eine von der städtischen Altenförderung organisierte Seniorenfahrt. Es sind noch Plätze frei. Interessierte können sich im Rathaus, Hugenottenallee 53, in den Zimmern 119 oder 120 melden. Per Telefon können unternehmungslustige Senioren/innen sich unter den Nummer 0 61 02 / 241 - 552 oder 241 - 536 anmelden. Die Fahrt, in deren Rahmen auch die Chagall-Fenster der Mainzer St. Stephans-Kirche besichtigt werden, kostet 14 Mark. Abfahrt: 8.15 Uhr am Rathaus. fra
Die neueste, jetzt vom Magistrat veröffentlichte Abfallstatistik dürfte ökologisch orientierte Politiker und Zeitgenossen erfreuen. Demnach haben nämlich die Frankfurter 1991 um die 3500 Gewichtstonnen weniger Hausmüll produziert als im Vorjahr und damit das Gesamtaufkommen auf 294 000 Tonnen gesenkt. Zugleich haben sie einiges mehr an wiederverwendbaren Stoffen in die Wertstoffbehälter aussortiert. Auffällig hohe Zuwachsraten gab es bei den Sammlungen von ausgedienten Haushaltsgeräten und der Entsorgung von Unterhaltungselektronik.
So steigerte sich die Ausbeute beim Altpapier lediglich von rund 31 000 auf 34 000 Tonnen, beim Altglas von 17 947 auf 18 520 Tonnen und bei Altkleidern von 275 auf 623 Tonnen. Deutlich höhere Stückzahlen bei dem von ihr "betreuten" Müll meldete die "Werkstatt Frankfurt", die im Auftrag der Stadt ausgemusterte und schrottreife Haushaltsgeräte entsorgt und zum Recyclen bringt. Da wurden 5515 Uralt-Waschmaschinen aus dem Verkehr gezogen (1990: 2078), 1463 Spülmaschinen abgeholt (im Vorjahr nur 363) und 3485 Herde kaltgestellt (1990: 1510).
Neu ins Abholprogramm genommen und damit erstmals ökologisch "sauber" beseitigt wurden ausrangierte Computer (277), Radiogeräte (577), Ölöfen (860) und Radiatoren (460). Einen in dieser Höhe kaum erwarteten Entsorgungsrekord gab es bei den Batterien: 22 354 Kilo wurden beseitigt - im Vorjahr, als noch nicht die "Werkstatt" das Geschäft besorgte, sondern das HIM-"Schadstoffmobil" zu vierteljährlichen Sonderabfallsammlungen in die Stadtteile kam, waren es weit weniger als hundert Kilo.
Deutlich gestiegen ist auch der "Werkstatt"-Umsatz von erloschenen Leuchtstoffröhren (binnen Jahresfrist von 735 auf 15 362 Stück erhöht) und Fernsehapparaten (von 387 auf 3363) sowie ausgebrannten Autobatterien (von 104 auf 1072). peh
"Bald werden die Menschen sagen", prophezeite unlängst das Belgrader Nachrichtenmagazin Vreme (Zeit), "daß Tito nur einen Fehler begangen hat - überhaupt zu sterben". Wie recht das Blatt hat, ist seit Monaten in Ljubljana zu verfolgen: Im dortigen Radio Kranj präsentiert Ivan Godnic, Schauspieler am "Slowenischen Jugendtheater", mit "Geisteranrufung" ein wahrhaft einmaliges Live-Programm. Der 1936 geborene Mime beantwortet Hörerfragen - in der Art und in der Sprache Titos. Und die Anrufer vergessen, daß Tito seit zwölf Jahren tot ist; sie fragen ihn um Rat, tragen ihm ihre Klagen vor, erinnern sich an bessere Zeiten und bitten den "Stari", den "Alten": "Tito, komm zurück - mit dem ersten Autobus!"
Ivan Godnic ist Tito. Er hat dessen kroatischen Tonfall verblüffend gut "drauf", seine drastische Art auch: "Als ich noch bei euch war, habe ich euch immer ans Herz gelegt: Bewahrt die brüderliche Eintracht unserer Völker wie euren Augapfel. Als ich starb, hinterließ ich euch ein blockfreies, international respektiertes Jugoslawien. Aber ihr müßt euch ja immer vög . . . - äh, wie soll ich's sagen: herumstreiten. Na, jetzt habt ihr, was ihr wolltet. Ich bin daran nicht schuld."
Im Jahr von Titos 100. Geburtstag zerfiel sein Jugoslawien; seine historischen Verdienste werden im besten Falle verschwiegen, meist verleumdet, in ihr Gegenteil verkehrt. Daß er im Krieg das Land zur Befreiung aus eigener Kraft führte; daß er es im Zweikampf mit Stalin davor bewahrte, in der grauen Reihe von Moskaus Satelliten Tritt zu fassen; daß er "Jugoslawien" zu einem weltweit geachteten Begriff machte; daß der Tito- Staat jahrhundertelang negierten Nationen wie den Mazedonen die erste Chance zu ethno-kultureller Autonomie gab - das alles zählt nichts mehr. "Der Broz" war ein "Despot", sein Staat politisch eine "kommunistische Diktatur", als Gemeinwesen ein "künstliches Gebilde", das sofort liquidiert werden muß - so hört und liest man es heute allenthalben.
Dabei sind gerade die Politiker, die am lautesten gegen Tito wettern, schlimmere "Kommunisten", als Tito je war. "Tudjman und Milosevic sind typische kommunistische Apparatschiks", befand vor kurzem der französische Philosoph Pascale Bruckner in einem Interview mit der Belgrader Vreme, "sie entstammen derselben kommunistisch-totalitären Schule. Demokratie und Menschenrechte sind ihnen fremd, politische Gegner lassen sie einsperren. Und was am gefährlichsten ist - beide sind fasziniert vom Krieg." Die "Präsidenten" von Kroatien und Serbien haben ihre unreformierten, in alter Selbstverwaltungs-Lethargie kümmernden Staatswirtschaften in den "klinischen Tod" (so der kroatische Wirtschaftsexperte Radimir Cacic) geführt, ihre Völker werden durch Flüchtlingsmassen, galoppierende Arbeitslosigkeit und Hyperinflation ins Elend gebracht - aber der Krieg geht weiter. Neuerdings angeheizt durch das Tudjman-Milosevic- Abkommen zur Teilung Bosnien-Herzegowinas, das nun mit Waffen durchgesetzt werden muß, weil die Betroffenen nicht mitmachen wollten. Für diesen Krieg aber scheinen unerschöpfliche Geldmittel vorhanden zu sein: 200 Millionen Mark wirft allein Kroatien täglich für ihn aus.
Dreißig- und Hundertjährige Kriege hat Europa bereits erlebt, ewige nicht. Auch der prljav rat (dreckige Krieg) in Jugoslawien wird einmal enden - sogar sehr rasch, wenn der Westen endlich den Rat befolgte, den der kroatische Soziologe Dusan Bilandzic kürzlich in einer Diskussion gab: "Es reicht, Kroatien abzuschließen, es wie Serbien in die totale Isolation zu werfen. Dann müssen beide Seiten in Bosnien-Herzegowina kapitulieren." Was kommt dann?
Dann wird Ex-Jugoslawien dem Horror-Szenario nahe sein, das 1991 die Zeitschrift Stav (Standpunkt), ein Nachrichtenmagazin aus Novi Sad (Vojvodina), entwarf: atomisiert in einen Archipel von 17 Klein- und Zwergstaaten; auf zehn "Staaten" - international anerkannte oder "ausgerufene" - hat es der derzeitige Wahnsinn ja schon gebracht. Im zentralen Balkan entstehen heute neue Mini-"Staaten", die ihre Selbstbestätigung aus Infantilitäten schöpfen: eigene Währungen zu schaffen, "nationale" Armeen zu gründen, Grenzpfähle einzurammen. Letztere besonders fest und ohne Rücksicht auf nationale Interessen. Slowenien hat sich zum Beispiel so erfolgreich "eingemauert", daß sein Maschinenkonzern "Gorenje" die größten Schwierigkeiten hat, an eigene Zweigwerke in Österreich und Bayern heranzukommen. Und mit dem Nachbarn Kroatien hatte man sich schon im Herbst 1991, also lange vor der internationalen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens (15. Januar 1992), in einen Grenzkrieg knapp unterhalb des Schußwechsels verstrickt.
28 "Grenzübergänge" bestehen seit einem Jahr zwischen Slowenien und Kroatien - vielfach so rasch und unüberlegt eingerichtet, daß manche Dörfer plötzlich den eigenen Friedhof im "Ausland" wiederfanden und nun für jeden Grabkranz Zoll zu entrichten haben. Aber das war nur das Vorspiel - zu Grenzproblemen, wie sie sich etwa im Norden der Halbinsel Istrien ergeben haben. Dort verläuft die slowenisch-kroatische Grenze entlang des Flusses Dragonja ins Meer, und zwar so, daß kroatische Territorialgewässer nahtlos in italienische übergehen und für Slowenien kein freier Zugang zu internationalen Gewässern mehr möglich ist. Slowenien möchte diesen Zustand ändern und seine Grenze etwas mehr nach Süden, in die Region der kroatischen Kleinstädte Savudrija und Kastel verlegen, womit auch eine slowenische Zwölf-Meilen-Zone im Meer möggglich würde. Als Kompensation wurde Zagreb die slowenische Region Topolovec/Rakitovec angeboten, die bis 1956 ohnehin kroatisch war. Daran hat man sich in Kroatien wieder erinnert, auch andere offene Rechnungen präsentiert: Grenzverläufe, wie sie etwa durch die Banschaften von 1929, von Bistümern in früheren Jahrhunderten oder sonstwie gezogen worden waren.
Was sich an der slowenisch-kroatischen Grenze abspielt, ist Kasperletheater - verglichen mit den Trauerspielen, die im jugoslawischen Landesinneren über die Bühne gehen. Ein knappes Drittel von Kroatien wird von einem selbsternannten serbischen "Staat" bedeckt, über den Zagreb keinerlei Kompetenz hat. Damit dieser Serbenstaat in Kroatien eine Landverbindung zu Serbien bekommt, wurde in Bosnien-Herzegowina ein weiterer Serbenstaat ausgerufen, der neuesten Karten zufolge bereits zwei Drittel des bosnischen Territoriums beansprucht. Da konnten die Kroaten nicht zurückstehen und riefen im Juli 1992 in der Herzegowina das kroatische "Herzeg-Bosna" mit der Hauptstadt Mostar aus. Im Süden Serbiens hat sich das vorwiegend von Albanern bewohnte Kosovo zur "Republik" erklärt, nördlich des Kosovo regen sich im Sandschak Autonomiebestrebungen, desgleichen in der nordserbischen Vojvodina. Auch im Westen Mazedoniens hat sich eine albanische "Republik" gebildet, und ganz Mazedonien - neben Slowenien das einzige Land Ex-Jugoslawiens, das dem Kriterienkatalog der EG- Schiedskommission für eine Anerkennung entsprochen hat - wird von Athen, das damit die gesamte EG erpreßt, der gute Landesname bestritten. Was einmal Jugoslawien war ("Vom Vadar bis zum Triglav, stolz inmitten des Balkans", so ein sehr populäres Lied von 1979), ist heute ein Schlangennest, wo jeder jeden verschlingen will. Wenn so etwas anderswo passiert, konstatiert man gemeinhin einen "Rückfall ins 19. Jahrhundert" - im Falle Ex-Jugoslawiens kann man nur seufzen: Ach, fielen sie doch ins 19. Jahrhundert zurück, damals waren sie vernünftiger!
"Kultbuch" bei den Serben ist seit fast zwei Jahrhunderten das (übersetzte) deutsche Werk "Die serbische Revolution", das Leopold Ranke (damals noch ohne "von") 1829 in Hamburg veröffentlichte. Man kann das Dauerinteresse serbischer Leser nachfühlen: Rankes "serbisches Memoire" ist eine ungemein kundige, dabei auch knisternd spannende Reportage über den serbischen Aufstand von 1804, der die Befreiung der Südslawen von jahrhundertelanger osmanischer Fremdherrschaft einleitete.
1389 waren die serbischen Heere im Kosovo von den Osmanen besiegt worden, die fortan systematisch den ganzen Balkan eroberten, in Ungarn einfielen und 1529 vor Wien auftauchten. Österreich trug die Hauptlast des "Türkenkampfes". Um die nackte Haut zu retten, flohen immer mehr Serben in die Südregionen Habsburgs, das mit ihnen die Mitte des 16. Jahrhunderts zwischen Adria und Siebenbürgen geschaffene "Militärgrenze" besiedelte. Offiziell bestand diese Grenze, nahezu identisch mit dem kroatisch-bosnischen Grenzverlauf, bis Ende des 19. Jahrhunderts, und sie schützte die Monarchie vor den Osmanen (und vor Seuchen, die aus dem Süden drohten). Faktisch besteht sie immer noch; denn die im kroatischen Knin und in Slawonien kompakt siedelnden Serben sind die Nachfahren der serbischen "Uskoken", die jahrhundertelang Grenzwache schoben und massiv reagieren, wenn ihnen jemand zu nahe tritt - wie neuerdings Tudjman erfahren mußte, als er den Serben in Kroatien alle Rechte verweigerte und damit den Bürgerkrieg auslöste.
Wie es Ranke akribisch beschrieb, hatten die Serben mit ihrem Aufstand von 1804 (dessen Erfolg durch Napoleons Vordringen auf dem Balkan gesichert wurde) alle Attribute erlangt, die ihnen fortan einen Vorrang geben sollten: einen eigenen Staat, eigene Herrscher und eine nationale Kirche. Damit mußte ein bisher latentes Gemeinschaftsgefühl zu neuer Wirkungsmacht erweckt werden, das für den Deutschen Ranke eine ganz natürliche Sache war; schon auf den ersten Seiten seines Buches verbreitet er sich über Serben, Kroaten, Dalmatiner und andere, um dann bündig fortzufahren: "Alle diese . . . machen ein einziges Volk aus, von der nämlichen Sprache, Sitte, Sinnesweise, obwohl durch Religion und Staat so mannigfaltig getrennt, über vier Millionen Menschen."
Er habe "noch niemals soviel Haß erlebt wie im derzeitigen Bürgerkrieg in Jugoslawien", sagte dieser Tage der kanadische General Lewis MacKenzie, als er das Kommando über die UN-Blauhelme in Bosnien endlich abgeben durfte. Vor 150 (und mehr) Jahren war das anders; damals herrschte ein stürmisches Streben zueinander vor, an welchem Deutsche unauffällig, aber höchst wirksam beteiligt waren. Im Vorwort seines Buches erwähnt Leopold von Ranke, daß er seine Geschichte des Serbenaufstands aufgrund authentischer Dokumente verfaßt habe: "Alle diese und andere Zeugnisse, erläuternde Briefe und Urkunden, hat der getreue Sammler serbischer Lieder, Wuk Stephanowitsch Karadschitsch, zusammengebracht." Vuk Karadzic (1787-1864), der "Schüler" Herders, Freund Goethes und Briefpartner der Brüder Grimm, schuf mit dieser "German connection" nicht nur die moderne serbische Schriftsprache, er konnnte für dieses Werk auch die Kroaten der "Illyrischen Bewegung" um Ljudevit Gaj (1809-1872) und Slowenen um Jerney Kopitar (1780-1844) gewinnen. Vertreter aller drei Gruppen signierten am 16. März 1850 den "Wiener Schriftsprachenvertrag", der ein für allemal eine Binsenwahrheit fixierte: "Serbisch und Kroatisch sind ein und dieselbe Sprache, die die Serben Serbisch, die Kroaten Kroatisch nennen" (wie es noch in unserer Zeit der kroatische Dichter Miroslav Krleza wieder und wieder formulierte).
Mit anderen Worten: Als auf dem zentralen Balkan die Besitztümer der dominierenden Imperien, Habsburgs und der Osmanen, ins Rutschen kamen, als neue Staaten (wie Serbien und Montenegro) entstanden und neue Grenzen gezogen wurden (etwa durch die österreichische Okkupation Bosniens 1878) - da triumphierte im Grunde das grenzübergreifende Gemeinschaftsgefühl des "Jugoslawismus", besonders nachhaltig von Kroaten vorgetragen. Josip Juray Strossmayer (1815-1905), deutschstämmiger Bischof von Osijek, war der Vater und der überragende Promotor dieses Jugoslawismus; Roda Roda (Alexander Friedrich Rosenfeld, 1872-1945), der aus dem kroatischen Slawonien stammende deutsche Dichter, hat dem "kleinen Schwaben" Strossmayer in seinen Büchern manch ehrfurchtsvolles Denkmal errichtet. Aber die Kroaten brachten auch den Gegenpol hervor: Ante Starcevic (1823-1896), einen pathologischen Chauvinisten und Serbenhasser, dessen Feindbilder gerade im heutigen Tudjman-Kroatien eine massive Renaissance erleben.
1912/13 drängten die vereinigten Balkanvölker in zwei Kriegen die Türken fast gänzlich aus Europa heraus und vergrößerten ihre Territorien: Serbien, seit 1908 souveränes Königreich, zum Beispiel um das zentrale Vardar-Mazedonien, das als "Süd-Serbien" einverleibt wurde. Im Ersten Weltkrieg zerbrach das Habsburger Reich, und aus seinen Trümmern entstand unter anderem 1918 das "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" - ein freiwilliger, aufgrund des nationalen Selbstbestimmungsrechts vollzogener Zusammenschluß, ein Triumph des Jugoslawismus, eine "nach dem Vorbild der deutschen Einigung realisierte Staatsgründung", schrieb damals Hermann Wendel (1884-1936), sozialdemokratischer Reichtstagsabgeordneter und bester Balkankenner, den die Deutschen je hatten. Die Freude dauerte nur kurz.
"Kroaten sind nicht deshalb gefährlich, weil sie sich vor nichts fürchteten - sie sind gefährlich, weil sie sich vor nichts schämen", lästerte einmal der bosnische Lyriker Jovan Ducic (1871-1943). Vielleicht darf ein Dichter so ungerecht urteilen - obwohl sein Urteil an Gewicht gewinnt, wenn man die jugoslawische Historie bis 1945 an Grenzveränderungen auffädelt. 1929 war der vor allem von kroatischen Politikern angeheizte Stammespartikularismus so eskaliert, daß der König die Notbremse zog: Das Königreich wurde in "Jugoslawien" unbenannt und administrativ in Banschaften gegliedert, wobei die bisherigen Länder in zwei, drei dieser neuen Einheiten zerfielen. 1939 wurden die bisherigen kroatischen Banschaften Savc und Küstenland zusammengefaßt und um weite serbische, bosnische und montenegrische Regionen erweitert. Es entstand die neue Banschaft Kroatien als Staat im Staate, Vorspiel zu dem faschistischen "Unabhängigen Staat Kroatien" (NDH), den die "Ustaschi" des "Führers" Ante Pavelic (1889-1959) nach dem deutschen Überfall auf Jugoslawien im Frühjahr 1941 bildeten; Serbien wurde bei dieser Gelegenheit ein "besetztes Gebiet unter deutscher Militärverwaltung mit eigener Regierung" (so die deutsche Sprachregelung im Krieg). Ganz Bosnien-Herzegowina und Teile Nordserbiens schloß der NDH ein, und sein eigentlicher Daseinszweck war der Terror gegen Serben und Juden - von einer Blutrünstigkeit, daß sogar deutsche SS-Offiziere bei Hitler gegen die kroatischen "Verbündeten" protestierten.
"Der Unabhängige Staat Kroatien war auch die Erfüllung der jahrhundertelangen historischen Sehnsucht der Kroaten nach einem eigenen Staat", verkündete Franjo Tudjman im Februar 1990 vor dem ersten Parteitag seiner autoritär-chauvinistischen "Kroatischen Demokratischen Eintracht "(HDZ). Damals regte sich auch in Kroatien noch Protest gegen solche Äußerungen. Inzwischen hat das Tudjman-Regime mit Druck und Verboten solche Proteste verstummen lassen: Kroatien ist ein "Tummelplatz der europäischen Rechten" (so das inzwischen verbotene Nachrichtenmagazin Danas) und auf dem besten Wege zu einer "neuen Despotie" (so der Zagreber Publizist Ivan Z. Cicak). Wie konnte das geschehen?
Die Anwort findet sich bei kroatischen Autoren wie Predag Matvejevic oder Stipe Suvar, deren Bücher nachträglich prophetischen Tiefgang erlangen. Da war zum einen die (gutgemeinte) Verblendung der Kommunisten, die in Programm und Politik Unmögliches versuchten - durch Gewährung föderierter Staaten ein überstaatliches Bewußtsein zu schaffen, durch Förderung nationaler Kultur einen transnationalen "Jugoslawismus" zu schaffen, durch Deetatisierung und Verzicht auf Unitarismus die Integration Jugoslawiens zu stärken, durch Übergehen der Kirchen deren vielfältige Verbindungen mit Nationen und ihren Kulturen auslaufen zu lassen.
Sehr früh (und durch das innerjugoslawische Entwicklungsgefälle noch verstärkt) hatte man das wieder, was eigentlich im Zuge der brüderlichen Eintracht überwunden sein sollte: einen aggressiven und destruktiven Nationalismus, der sich aus überlebten historischen Quellen speist, um größte Massen im Schock einer angeblichen kollektiven Bedrohung manipulieren zu können. Vor den neuen Grenzen gingen längst in den Köpfen Schlagbäume nieder, wie Stipe Suvar schon 1972 in drastischer Unnachahmlichkeit schrieb: "Eine der typischen Reaktionen des kroatischen Nationalismus ist, die größere Kultur der kroatischen Nation gegenüber anderen zu beweisen - was eine Lüge, ein Stereotyp, ein Mythos ist. Gleichfalls muß der serbische Nationalismus seit jeher die Serben als heldisches, tapferes, unbeugsames Volk herausstreichen. Den kroatischen Nationalisten dient also die Kultur, den serbischen das Waffengeklirr als Kompensation. Die Kroaten verlangen seit 1971 einen separaten Nationalstaat; denn mit dessen Stärke können wir Kroaten uns dagegen schützen, daß uns die Serben infiltrieren, verschlingen, assimilieren, die Sprache wegnehmen usw. Der serbische Nationalismus will ein Groß-Serbien, das Mazedonien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina etc. einschließt. Worauf der kroatische Nationalismus mit Thesen antwortet, daß die Slowenen Alpen-Kroaten sind, die Muslime Dialekt-Kroaten, die Serben bis zur Drina orthodoxe Kroaten, die Montenegriner Ost-Kroaten. Also auch die kroatischen Nationalisten würden ihren erträumten Nationalstaat gern mindestens um einen Teil Sloweniens, ganz Bosnien-Herzegowina, Süd-Montenegro, Nord- und Mittelserbien abrunden."
Buchstäblich jedes Charakteristikum, das Suvar 1972 auflistete, ist seit 1991 zum Kriegsziel der Tudjman- und Milosevic-Regime avanciert. "Armeen", "Legionen", "Garden" - kurz: kriminelle Banden allesamt - werden ins Feuer von Vukovar, Mostar, Gorazde, Sarajewo und Dutzender anderer Kampfplätze geschickt, um die in den Jahrzehnten bei Chauvinisten angehäuften Hirngespinste auszukämpfen. Und Europa? Ratlos! Von Belgrad beschimpft, es sei in die Botmäßigkeit der "Hitler-Schüler" Genscher & Co. und deren antiserbischen Kriegspläne geraten, von Zagreb belogen, Kroatien sei die balkanische Verteidigungslinie Europas (als ob Europa Feinde hätte!), verplempert es allein 1991 rund anderthalb Milliarden Dollar für sinnlose Blauhelm-Einsätze. Konsequente Sanktionen, gegen Serbien und Kroatien - auch gegen den zynischen Blockadebrecher Griechenland -, wären nicht nur weit kostengünstiger, sondern auch einträglicher im Sinne des einen, was den gequälten Menschen hülfe: Frieden. Erst dann könnte man auch die Folgelasten dieses dreckigen Krieges angehen: Zehntausende Tote begraben, Hunderttausende Verletzte pflegen, Millionen Flüchtlinge versorgen - Ruinen wieder aufbauen und, am wichtigsten überhaupt, den atavistischen Haß beenden, der der eigentliche Kriegsmotor ist.
Dr. Wolf Oschlies ist Experte für Südosteuropa im Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internatio nale Studien in Köln.
OBERURSEL. Ein brennender Kühlschrank auf einem Balkon in der Hohemarkstraße hat die Anwohner am Dienstagmittag in Aufregung versetzt. Aus noch unbekannter Ursache war das Gerät im zweiten Stock des Wohnhauses in Flammen aufgegangen und kokelte dabei die Hauswand an. Geschätzter Schaden: 5000 Mark. esi
Sommertheater in der Burgruine Dreieichenhain: Man kennt sich, man grüßt sich, man macht ein wenig Smalltalk. Auf ein Bühnendrama scheint man noch nicht so recht eingestimmt zu sein. Salome, die schonungslos radikale Opernlegende von Richard Strauss, kein Ereignis? Der Applaus am Ende kommt allerdings verzagt.
Unter der musikalischen Leitung Herbert Gietzens, der dem Publikum in Dreieichenhain schon lange kein Fremder mehr ist, und in der Regie Janis Kaijaks, der Sinn fürs Untergründige beweist, kommt eine Salome, die in knapp gehaltenen Belcanto-Positionen Sperrig-Sprödes auf die Bühne der Burgruine hext. Posen auf der Szene, Statik, zögernde Bewegtheit färben den Abend, der auf einer von Mal zu Mal sich wendenden Mondscheibe - das Bühnenbild wurde von Andris Freiberg entworfen - gigantisch und intim zugleich magische Faszination mit sparsamen Mitteln auszudrücken in der Lage ist.
Der Ausdruck ist sparsam, präzis in der Pointe, erhaben in dramatischer Innenspannung, die das Geschehen immer neu schürt. Gietzen und Kaijak behalten das im Griff: Der Versuch, in dieser Strauss'schen Erfolgsoper das Theatralische mit knappen Mitteln einzufangen, gelingt. Knapp 90 Minuten lang wird dem Publikum, das den Burghof freilich kaum füllte, eine Inszenierung voll kontemplativer Ruhe geboten. Andererseits gab es Agitation, die keiner harmlosen Idee folgte. Ironische Lyrik klingt vom Rande her an, Dur-Genres blenden sich relativierend, dann wieder abebbend ein. Die musikalische Aktion vermittelt immer wieder Pointen, Repliken. Vermittelt auch musikdramatische Akzente, das Orchester blendet sich ein, blendet sich aus, bleibt beweglich, spontan, natürlich.
Das fabuliert vor sich hin, steigert sich in überschaubarer Eskalation, kommt zurück zum Piano, zur Ruhe. Da spielt auch Peteris Sesos Beleuchtungsregie eine wichtige Rolle. Und mittendrin erlebt man "Arie pur", inmitten all der Langsamkeit der Abläufe steht - musikalisch gewagt - eine quasi Psychofarce, die alle Tragik des Ablaufs aufzufangen scheint: Dramatisches Geschehen über die musikimmanente Aura, die Sänger haben Raum zu singen, Gietzen läßt den Apparat, die Lettische Nationalphilharmonie, atmend, nachgiebig phrasieren.
Das bekommt den Soli, der Salome Natalija Kostenko, die dem Drama Schliff verleiht, zu allererst: eine intensiv abhebende, stimmlich das Genre haargenau treffende Salome. Dem folgt die baritonale Urgewalt Jurijs Aladins, der dem Jochanaan geballtes Arioso zu verleihen weiß. Ähnlich der tenoral flexible Karlis Zarins, der die schillernde Figur des Herodes mit flackerndem, sängerisch souveränem Habitus versieht.
(Die beiden letzten Aufführungen von "Salome" sind am heutigen Donnerstag und am Freitag, Beginn jeweils 21 Uhr, Burggarten Dreieichenhain.) ALEXANDER ULLMANN
GELNHAUSEN. Die Natur- und Vogelschutzgruppe Meerholz-Hailer bereitet sich auf ein Jubiläum vor: Noch in diesem Jahr wollen die Mitglieder des Vereins den 1000. Obstbaum seit 1985 pflanzen. Dies geschieht innerhalb eines langfristig angelegten Programms, mit dem die Gruppe vorhandene Streuobstwiesen pflegen und neue Streuobstbestände als wichtige Lebensräume schaffen will.
Nach Auffassung der Naturschützer sind Obstbäume "ein unentbehrlicher Lebensraum in unserer Natur". Jeder, der mit offenen Augen und Ohren durch die Landschaft gehe, bemerke das vielfältige Leben in diesem Biotop. Besonders intensiv zeige sich das in Wiesen mit mehreren hochstämmigen Obstbäumen, den sogenannten Streuobstwiesen. Vogelschützer Wilhelm Kirchner zur ökologischen Funktion: "Sie ernähren Vögel, Wirbeltiere, Lurche und Kriechtiere. Auch Käfer, Spinnen, Schmetterlinge, Bienen und eine Vielzahl anderer Insekten haben hier ihr Refugium." Und nicht zuletzt ernähren die hochstämmigen Bäume auch den Menschen mit ihrem Obst, vorausgesetzt es macht sich noch jemand die Mühe, die nicht immer besonders ansehnlichen, aber dafür um so herzhafteren Früchte zu ernten.
Streuobstwiesen gehören seit alters her ins Kinzigtal als prägende Elemente in einer Landschaft, die in jüngerer Zeit infolge Flurbereinigung, Rationalisierung in der Landwirtschaft und andere Einflüsse immer eintöniger geworden ist. Um so mehr sind die übriggebliebenen Streuobstwiesen, die den Wechsel der Jahreszeiten mit ihrem Laub anzeigen, ein erfreulicher Anblick in der Agrarsteppe. Früher umschlossen sie wie ein Gürtel die Dörfer. Doch dann wucherten die Neubaugebiete über sie hinweg und die hochstämmigen Laubträger wurden von immergrünen ökologisch wertlosen Sichtschutz-Gewächsen verdrängt.
Die Natur- und Vogelschutzgruppe Meerholz-Hailer beließ es nicht dabei, Besitzer von Gärten und Grundstükken, Böschungen sowie Acker- und Wiesenrändern aufzurufen, hochstämmige Obstbäume zu pflanzen. Sie kaufte selbst bisher rund 900 solcher Bäume, die entweder verbilligt zum Pflanzen an geeigneten Stellen abgegeben oder auf vereinseigenen und gepachteten Arealen gepflanzt wurden. Dabei verfolgen die Naturschützer das Ziel, daß die einzelnen Streuobstgebiete derart in Verbindung stehen, daß alles Getier von einem Areal ins andere wechseln kann. Diese sogenannte Vernetzung soll vermeiden, daß Tiere und Pflanzen in "genetischen Inseln" isoliert werden.
Bis zum Herbst bleiben nun noch einige Wochen zum Nachdenken, wo die nächsten Obstbäume gepflanzt werden können. Der 1000. Baum soll jedenfalls dabei sein. Zwei Ansprechpartner
Ansprechpartner für die Aktion Streuobst, die von der Stadt Gelnhausen unterstützt wird, sind Werner Köhler, Telefon 69186, und Wilhelm Kircher, Telefon 68814. Bei ihnen erfahren Interessenten auch, wo und wann es die verbilligten Bäumchen gibt. Zudem bieten die Vogel- und Naturschützer gewissermaßen einen Komplett-Service auch für den heranwachsenden Baum und seinen Besitzer. Sie vermitteln gerne alle Kenntnisse, die zur Pflege der Hochstämme notwendig sind. Regelmäßig werden Sommer- und Winterschnittkurse angeboten. lex
RADSPORT
DEUTSCHE MEISTERSCHAFT für Mountain-Bikes in Fürstengrund bei Bad König. Sa ab 10.15 Uhr Vorläufe, So. Endläufe, 9 Uhr Senioren, 9.05 Uhr Juniorinnen, 11 Uhr Junioren, 13 Uhr Frauen, 15 Uhr Hauptklasse. Start und Ziel am Dorfgemeinschaftshaus.
RUND UM DAS STADTTHEATER in Gießen. Sa. ab 15.30 Uhr. Start und Ziel Johannesstraße, Hauptrennen 64 km.
BAD NAUHEIM. Der Ortsbeirat des Stadtteils Schwalheim lädt für Montag, 10. August, zur öffentlichen Sitzung um 20 Uhr in die Mehrzweckhalle Schwalheim ein. Auf der Tagesordnung stehen ein Bericht der Stadtverwaltung zur Verkehrsberuhigung, die Baukosten des Neubaugebietes Wingert sowie ein Antrag der CDU. Der CDU-Ortsverband Schwalheim will für die Fußgänger einen Verkehrsspiegel an der Ausfahrt des Kirmesplatzes anbringen. ub
NEU-ISENBURG. Die 14 Jahre alte Sporthalle im Neu-Isenburger Stadtteil Zeppelinheim, die im Sommer vergangenen Jahres durch ein Feuer zerstört wurde, soll am Samstag, 26. September, wiedereröffnet werden. Über 1,8 Millionen Mark kostete die Wiederherstellung. Zwar sind die Arbeiten auch bei der sportlichen Eröffnungsfeier noch nicht ganz abgeschlossen, aber von Ende September an kann dort wieder geturnt und gesportelt werden. Damit ist die Zeit der Tourneen durch andere Isenburger Hallen für die Zeppelinheimer vorbei. fra
Kleine FR
Sommerfest mit Liesel Christ BAD NAUHEIM. Das Parkwohnstift Aeskulap feiert am heutigen Freitag, 7. August, ein Sommerfest. Auf der Gartenterasse rund um den Teich sollen Spiele und Tänze für Unterhaltung sorgen, eine Kapelle umrahmt das Fest musikalisch. Außerdem wird die Volksschauspielerin Liesel Christ auftreten. Der Eintritt für das Fest kostet 20 Mark pro Person, inklusive eines reichhaltigen Büfetts. "Europa nach Maastricht" BAD NAUHEIM. Hildegund Proebsting, die Europareferentin des Deutschen Frauenringes, spricht am Donnerstag, 13. August, im Kurhaus/Parkhotel um 16 Uhr zu dem Thema "Europa nach Maastricht". Der Wetterauer Frauenring heißt Gäste herzlich willkommen. Spaß an Tarot und Bachtanz? FRIEDBERG. Wer Spaß an Tarot und Bauchtanz hat, kann sich zu einenm Wochenendseminar am 29. und 30. August im Frauenzentrum, Usagasse 8, einfinden. Die Seminarkosten betragen 150 Mark. Schluß für die telefonische Anmeldung unter der Nummer 0 60 31 / 25 11 ist der 24. August. Ortsbegehung in Hirzenhain HIRZENHAIN. Die Hirzenhainer SPD lädt zu einer Ortsbegehung des Stadtteils Merkenfritz für den 19. August ein. Treffpunkt: Dorfgemeinschaftshaus, 18 Uhr. Gegen Überdachung geprallt ALTENSTADT. Ein Schaden von 35 000 Mark entstand, als ein Lastwagenfahrer am Montag nachmittag von der Fahrbahn abkam und gegen die Überdachung einer Bushaltestelle fuhr. Laut Polizei mußte der Mann einem Radler ausweichen, der aus einem Stau heraus plötzlich auf die Gegenfahrbahn gefahren war.
HASSELROTH. Ein aus Sicht des hessischen Kultusministeriums bundesweit einmaliges Modellprojekt startete am Dienstag in Hasselroth (Main-Kinzig- Kreis). Mit einem zweijährigen Sonderlehrgang bekommen 60 deutsche Aussiedlerinnen und Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion nun zum erstenmal in Hessen die Chance, sich nachträglich für ein Hochschulstudium zu qualifizieren. Die jungen Aussiedler besitzen bereits die Hochschulreife ihres Herkunftslandes, die jedoch wegen der kürzeren Ausbildungsdauer in der Bundesrepublik nicht anerkannt wird.
Lehrgänge für deutsche Aussiedler zum nachträglichen Erwerb des Abiturs gibt es zwar nach Angaben von Staatssekretärin Christine Schmerbach auch in anderen Bundesländern. Während jedoch dort die Kurse eng an das traditionelle Gymnasium angebunden seien, versuche Hessen, andere Wege zu gehen, indem es die Nachqualifizierung der jungen Aussiedler mit der berufsorientierten, zehnjährigen Schullaufbahn in ihrem Herkunftsland verknüpfe.
Neu an dem Modellversuch, der im kommenden Jahr um weitere 60 Schüler aufgestockt wird, ist nicht nur die Verzahnung von allgemeiner und beruflicher Bildung, sondern auch die Einbindung neuer Technologien. Besonderer Wert wird zudem auf die sozialpädagogische Betreuung der Studierenden gelegt, für die neben den Lehrern ein Pädagoge und ein Sozialarbeiter zuständig sind.
Der Lehrplan der zweijährigen Kurse beinhaltet neben den klassischen Oberstufenfächern wahlweise Technikwissenschaft oder Wirtschaftslehre. Hinzu kommt ein fächerübergreifender EDV- Unterricht. Alles in allem, lobte Schmerbach, eine "wirksame Hilfestellung für eine zukunftssichere Ausbildung".
Finanziert wird der Sonderlehrgang vom Land und dem Europäischen Sozialfonds mit 220 000 Mark; mit der Umsetzung vor Ort wurde das Staatliche Schulamt des Main-Kinzig-Kreises betraut. Den Unterricht übernehmen die Hanauer Ludwig-Geißler-Schule und die Beruflichen Schulen Gelnhausen. Die Studierenden wohnen und lernen im hessischen Übergangswohnheim in Hasselroth- Neuenhaßlau, das nach Kriegsende zunächst als Notkrankenhaus, dann als Durchgangslager für Vertriebene und schließlich als Unterkunft und Förderschule für jugendliche Aussiedler genutzt wurde.
Außerdem bekommen die Studierenden während der Ausbildung Schüler- Bafög und einen Zuschuß von der Otto- Benecke-Stiftung, die Förderung ist jedoch auf die Kursdauer beschränkt. Sollte einer der jungen Aussiedler das Klassenziel nicht erreichen, darf er im Nachfolge-Lehrgang wiederholen. Bei den Teilnehmern des zweiten Kurses, der im kommenden Jahr beginnt, könnte sich das nach Auskunft des Ministeriums "schon schwieriger gestalten". Man gehe jedoch derzeit von einer Fortsetzung des Modellprojekts aus. Auf jeden Fall bekämen die Aussiedler die Chance, gemäß der üblichen Versetzungsregelung ihre Ausbildung zu beenden. tja
Mehr als 360 Pferde aus 150 Vereinen erwartet der Reit- und Fahrverein Karben vom 7. bis 9. August bei den Karbener Turniertagen auf dem Gelände am Ludwigsbrunnen. Erstmals wird bei dieser unter Hessens Reitern wohlbekannten Veranstaltung das Nachwuchschampionat ausgetragen, aber auch die Rahmenprüfung ist hochkarätig besetzt.
Aus den Reihen der Gastgeber ist Dressur-Reiterin Gabi Biedenkapp dabei, Tanja Zecha und Doris Schmittberger stellen ihre jungen Pferde in den entsprechenden Prüfungen vor. Thomas Wamser vertritt die Karbener in den Springprüfungen. Als besonderen Leckerbissen gibt es am Samstag und Sonntag für Teilnehmer und Besucher ab 6 Uhr ein Frühstücksbuffet. prd
rb FRANKFURT A. M. Die Konzentration auf das Stammgeschäft mit Arzneimitteln und Pestiziden bringt dem Berliner Schering-Konzern nicht nur Vorteile: Zumindest die Sparte Pflanzenschutz leidet unter den Einflüssen des Wetters und der EG-Agrarpolitik. So hat zum Beispiel die anhaltende Trockenheit in Europa zur Freude der Bauern dieses Jahr kaum schädliche Pilze gedeihen lassen - für Schering ein bedauerlicher "Rückgang im Fungizidbereich". Insgesamt schrumpfte der Pestizid-Umsatz im ersten Halbjahr um zehn Prozent auf 953 Millionen Mark.
Besser sieht es dagegen laut Zwischenbericht bei der Hauptsparte Pharma aus. Hier konnten die Berliner vor allem im Ausland zwischen Januar und Juni ihren Absatz um 14 Prozent steigern. Allerdings steht inzwischen nicht mehr die "Pille" im Vordergrund als Wachstumsmotor, sondern die Felder Diagnostika (Kontrastmittel) und Onkologie.
Das Unternehmen hatte vor kurzem verkündet, seine Sparten Industrie-Chemikalien sowie Naturstoffe zu verkaufen (siehe FR vom 21. Juli). Damit geht immerhin ein Jahresumsatz von rund 900 Millionen Mark verloren. Bezogen auf die ersten sechs Monate und noch einschließlich dieser beiden Zweige setzte der Konzern 3,3 Milliarden Mark um (plus fünf Prozent). Die Zahl der Beschäftigten stieg leicht auf 26 500. Der Gewinn nach Steuern schrumpfte um vier Prozent auf 179 Millionen Mark. Ursache waren die sinkenden Erträge der Töchter.
Sandro Krayer von der RSG Wiesbaden wurde bei den Hessischen Bahnmeisterschaften des Rad-Nachwuchses ebenso Doppelmeister wie Peter Fontain aus Schöneck. Krayer gewann bei den Junioren Verfolgungs- und Punktefahren, Fontain bei der Jugend Sprint und Punktefahren. Gleich drei Titel gingen nach Bad Homburg durch Patrick Kuck (Zeitfahren der Jugend), Mathias Heß (Zeitfahren der Junioren) und den Vierer. Die übrigen Titel gewannen Christian Göckes (RSG Frankfurt) im Sprint der Junioren und Marko Schlittchen (MRW Frankfurt) im Verfolgungsfahren der Jugend. Boe
Leistung ist gefragt. Leistung um jeden Preis, auch wenn der Preis die eigene Gesundheit ist, mit der ein Sportler seine Medaille bezahlt. Denn nicht nur Doping gefährdet den menschlichen Organismus, sondern der Leistungssport überhaupt. Die meisten Sportinvaliden sind nicht etwa Dopingopfer, sondern Menschen, die über die Grenzen ihrer natürlichen Leistungsfähigkeiten gegangen sind. Und das alles für Ruhm, Ehre und Geld. Wo Menschen schneller laufen als andere, da rollt der Dollar im selben Tempo mit. Dem Sieger winken Gold, Geld und vielleicht ein sorgenfreies Leben. Der Schweiß der Verlierer, und die sind allemal in der Überzahl, wird sich nicht auszahlen. Wo Bruchtdeile von Sekunden über den Wert und Unwert von Menschen entscheiden, ist das olympische Feuer erloschen. Fragen muß man sich dabei auch, ob wir es wirklich verantworten können, daß wir unsere "Wunderkinder" in diesen Leistungsstreß einspannen und sie dabei sicherlich der natürlichen Kindheit berauben? Ist es verantwortbar, wenn ein 14jähriges Kind an sechs Tagen sechs Olympia-Starts absolviert und wie ist dies mit unserem Jugendschutz zu vereinbaren? Hat der "Erfolg" eigene Rechte oder übertönt der Jubel um Gold, Silber oder Bronze (der Vierte zählt schon nicht mehr und ist nicht werbeträchtig) die Wirklichkeit? Otto Walter, Waldernbach
Arbeiter stemmen die Wände auf, durch den Fußboden ziehen sich breite Gräben, in den Toiletten liegt der Schutt auf der Erde. Wo jetzt eigentlich Schüler und Schülerinnen der Ernst-Reuter- Schule II lernen sollten, ist derzeit eine Baustelle. Arbeiter hämmern, Maler pinseln die Wände an. "Die Schlamperei der Behörden macht uns einen großen Strich durch das pädagogische Konzept", beschwerte sich Ulrich Schamari vom Elternbeirat der Gesamtschule in der Nordweststadt.
Trotz der sechs Wochen Sommerferien seien die Sanierungsarbeiten im H-Trakt der Schule nicht fertig geworden. Die Folge: Drei Jahrgänge der Gesamtschule können nicht in den für sie vorgesehenen Räumen lernen. Für 18 Klassen beginnt das Schuljahr mit Hindernissen.
Für Personalleiter Klaus Gebhard ist das besonders ärgerlich. Das Konzept der Schule sehe vor, die Jahrgänge als "kleine Schule in der großen Schulen" auf jeweils eigenen Etagen lernen zu lassen, um so "Integration durch einen überschaubaren Rahmen" zu ermöglichen. Jetzt ist das Gegenteil der Fall. Die Klassen sind über das weiträumige Schulgelände verstreut. Und wenn in ein paar Wochen die Sanierung beendet ist, müssen die Schüler wieder umziehen. "Da geht noch eine Unterrichtswoche verloren", fürchtet Elternbeiratsvorsitzender Rüdiger Kreuter. Die Schuld geben die Eltern der Stadt, die die Bauarbeiten nicht mit dem nötigen Nachdruck vorangetrieben habe. Tatsächlich sind auf der Baustelle nur wenige Arbeiter zu sehen.
Gleichwohl hält Michael Damian, Referent der Schuldezernentin, die Vorwürfe für ungerechtfertigt. Die Stadt habe den Firmen selbstverständlich Fristen gesetzt, um die Sanierung in den Ferien zu beenden. Aber weil das Abflußsystem brüchig und defekt gewesen sei, verzögerten sich die Arbeiten um vier Wochen. "Das war für uns nicht vorauszusehen."
Damian weist aber auch darauf hin, daß die Schule durch den Umbau "sehr gewinnt". Die Ernst-Reuter-Schule erhält neue Kleingruppenräume, um die Schüler der integrativen Klassen auch mal etwas abseits vom großen Trubel betreuen zu können. Die marode Substanz des H- Traktes sei von Grund auf saniert worden. Außerdem seien die Nachtspeicheröfen des IPI-Gebäudes durch Fernwärme ersetzt worden. Allein das habe eine Million Mark gekostet. luf
WETTERAUKREIS. Das Arbeitsamt Gießen will zukünftige Schulabgänger auf das Bewerbungsverfahren um einen Ausbildungsplatz mit einem "Bewerber-Seminar" vorbereiten. Berufsberater bieten am Dienstag, 18. August, und am Donnerstag, 20. August, von 14 bis 16.30 Uhr Übungsmöglichkeiten und Tips zum Thema Bewerbung.
Das Seminar wird im Berufsinformationszentrum des Gießener Arbeitsamtes, Nordanlage 60, abgehalten. Interessierte Jugendliche müssen sich unter Tel. 06 41 / 9 39 31 44 oder 9 39 35 02 bei der Berufsberatung anmelden. ub
"Wir wollen den kranken Kindern helfen, ohne dabei zu vergessen, daß gesunde Kinder auch ihren Spaß haben sollen", sagt Dieter W. F. Hoffmann, Vorsitzender der Kinderhilfestiftung. Beiden Gruppen, den gesunden wie den kranken Kindern, will der ehrenamtliche Verein mit einem "Kinderfest der Superlative" dienen, das zur Feier des zehnten Ge burtstages der Stiftung am Samstag, 8. Au- gust, auf dem Messegelände stattfindet.
In nun zehn Jahren ehrenamtlicher Arbeit hat der Verein 14 Millionen Mark für schwerkranke und behinderte Kinder im Rhein-Main-Gebiet gesammelt. Mit dem Erlös des Festes will die Stiftung den zweiten Bauabschnitt eines Zentrums für Kinderheilkunde für die Universität Frankfurt realisieren. Finanziert haben die Benefizveranstaltung Hunderte von Sponsoren aus der Wirtschaft; die Frankfurter Feuerwehr baut auf, die Stadt räumt auf, und die Messegesellschaft hat erstmals ihr Gelände für ein Fest zur Verfügung gestellt. Hierbei fällt vom großen Kuchen der "nahezu 1000 Aktionen" ein besondere Attraktion für die Eltern ab: Erstmals wird die 59. Etage des Messeturms auch für den Besucherverkehr zugänglich sein.
Gemeinsam wollen Ministerpräsident Hans Eichel und OB Andreas von Schoeler am Samstag um zehn Uhr das zwölfstündige Fest eröffnen. Danach betätigen sich die beiden SPD-Politiker als Abreißer für die zehn Mark teuren Eintrittskarten. Schoelers Herausforderin im nahenden Wahlkampf, Petra Roth (CDU), wird jedoch dem amtierenden OB das Feld der Publicity nicht kampflos überlassen: Sie hat zugesagt, mit den Kindern zu spielen. Größeres Aufsehen als die Anwesenheit der Politgrößen dürfte bei den Kindern jedoch der Besuch des Pop- und Fersehstars David Hasselhoff erregen. Er hat auf eine Gage verzichtet und wird von morgens bis abends dabeisein. Zwischen 16.30 und 17.30 Uhr donnert der Teenie-Schwarm auf der Hauptbühne seine bekannten Hits, ansonsten steht er mit seinem Wunderauto K.I.T.T. für Erinnerungsfotos zur Verfügung. Dazwischen besucht Hasselhoff gemeinsam mit der Mickymaus die Kinderklinik.
Ein weiterer Popstar steht dagegen nur als Kopie zur Verfügung: Um 12.40 Uhr werden der "Michael-Jackson-Imitator und die A+A Dancers" die von der Montagsmalerin Siggi Harreis moderierte Bühne betreten. Mehr Freude bei Pädagogen dürften die Auftritte des Circus Hein (10.30, 14 und 18 Uhr) und des "etwas anderen Jongleurs" Boules (13.30 und 16.15 Uhr) in der Festhalle auslösen. Bundesligaspieler von morgen können auf einem "Multi-Sportfeld" gegen namhafte Fußballprofis von heute antreten. Und ganz Mutige dürfen sich auf ein Fahrrad für zehn Personen wagen.
Für die künstlerische Leitung dieses "Festes der 1000 Wunder" mit seinen mehr als 400 Artisten, seinen fast 1000 Aktionen (von denen hier nur ein Bruchteil genannt werden konnte), seinen Hunderten von freiwilligen Helfern, seinen erhofften 60 000 Besuchern und seiner zweijährigen Vorbereitung zeichnet Harry Owens vom "Traumtheater Salome" verantwortlich, der auch die Museumsuferfeste organisiert.
Der Hessische Rundfunk wird übrigens am Samstag zwischen 14 und 17 Uhr live von dem gigantischen Spektakel auf dem Messegelände berichten. Einen kleinen Vorgeschmack erhalten die Frankfurter bereits am Freitag mittag: Dann werden der Rattenfänger von Hameln und seine Kinder durch die Innenstadt ziehen, und vor der Hauptwache kann Hasselhoffs Wunderauto bestaunt werden. mku
VOLLEYBALL
Vorrunde, Männer, 5. und letzter Spieltag, Gruppe A: Japan - Kanada 3:2 (11:15, 15:17, 15:11, 15:13, 15:10), Frankreich - Spanien 2:3 (15:10, 15:11, 9:1, 9:15, 12:15), Italien - USA 1:3 (15:9, 14:16, 11:15, 13:15).
Gruppe B: GUS - Niederlande 3:1 (8:15, 15:9, 17:16, 15:12), Kuba - Südkorea 3:0 (15:5, 15:7, 15:8), Algerien - Brasilien 0:3 (8:15, 13:15, 9:15).
1. Brasilien 5 5 0 15:2 10:0 2. Kuba 5 4 1 13:5 8:2 3. GUS 5 3 2 11:7 6:4 4. Niederlande 5 2 3 8:9 4:6 5. Südkorea 5 1 4 3:12 2:8 6. Algerien 5 0 5 0:15 0:10
FRIEDRICHSDORF. Klassische Rebsorten erkennen, Weine testen und schmecken oder die Unterschiede zwischen den Opern von Verdi und Puccini heraushören: Die Musisch-Bildnerische Werkstatt (MBW) in Friedrichsdorf in der Hugenottenstraße 119 bietet im Herbst- Winter-Programm 1992 Ausgefallenes und Gewohntes an.
Der Weinkurs (Start Dienstag, 15. September, 20 Uhr) beginnt mit dem Thema "Riesling", über neun Wochen werden die Weinfreunde mit allen klassischen Reben vertraut gemacht - mitzubringen sind drei Probiergläser.
Literaturfreunden wird die Beschäftigung mit dem Werk von Gerhart Hauptmann angeboten (Mittwoch, 30. September, 20 Uhr, 10 Wochen). Als Lektüre sind die Dramen "Vor Sonnenuntergang" und "Die Weber" vorgesehen.
Mit Kunst in Theorie und Praxis für Erwachsene und Kinder beschäftigen sich viele Kurse der MBW.
Beim einem Wochenendseminar führt der Friedrichsdorfer Künstler Eckard Gehrmann in die Praxis der Lithografie ein. Mal-, Zeichen- und Farbkurse werden für große und kleine Leute angeboten. Und dazu gibt es einige originelle Leckerbissen: Eine Grafik-Designerin gibt Tips, wie Fotoalben zu interessanten Chroniken werden (Mittwoch, 16. September, fünf Wochen), oder lehrt stilvolle Schrift.
Alle Kurse finden in den Räumen der Werkstatt in der Hugenottenstraße 119 statt. Dort können sich die Interessierten auch an den Freitagen, 28. August und 4. September, jeweils von 16 bis 18 Uhr anmelden. nau
Wanderstöcke, Tücken und Krücken Unter Gästen und Gastronomen prallen unterschiedliche Ansprüche aufeinander Von Norbert Glaser HOCHTAUNUSKREIS. Für Hans Walter Herpel läßt sich die Sache auf einen einfachen Nenner bringen: "Wir können die Kuh nicht schlachten, die wir melken wollen", sagt der Geschäftsführer des Naturparks Hochtaunus. "Wenn wir die Gefahr der Übererschließung vermeiden wollen, müssen wir auch bereit sein, zum einen oder anderen Wunsch nein zu sagen." Mit dieser Meinung gab Herpel den allgemeinen Tenor beim Besuch des FR- mobils an der Landsteiner Mühle vor. "Die Zukunft des Tourismus im Taunus" lautete das Thema. Dazu hatte die FR neben Herpel die Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Usinger Land, Gertrud Stökkel, den Geschäftsführer des Fremdenverkehrsverbandes Main + Taunus, Hans-Georg Fritze, sowie Wolfgang Hoffmeister vom hessischen Landesverband des Touristenvereins Naturfreunde an einen Tisch geholt.
Touristisch erschlossen haben den Taunus die Wanderer. Geht es nach Herpel, dann wird "die Höhe" in dieser Richtung weiterentwickelt; allerdings darauf bedacht, die Substanz des Kultur- und Naturraums zu bewahren: "Deshalb dürfen auch nicht zu viele Besucher kommen. Jede Kapazität ist irgendwann ausgeschöpft." Schon heute verringere der Naturpark deshalb Autoparkplätze.
Sehen, wo Kapazitäten brach liegen, oder genutzte Kapazitäten umschichten - nur entlang dieser Maxime, so der Geschäftsführer des Naturparks Hochtaunus, lasse sich der Taunus als Urlaubsgebiet entwickeln. Mehr Touristen nur dort, wo Landschaft und Gastronomie es auch verkraften. Etwa in den nordöstlichen und nordwestlichen Zipfeln bei Braunfels und Cleeberg. In einem sind diese "touristisch unterentwickelten Gebiete" den besser Erschlossenen voraus: "Sanfter Tourismus" wird dort seit je praktiziert ("Da kommt die Butter noch nicht portionsweise abgepackt auf den Tisch").
Doch so einfach lassen sich Erholungssuchende nicht steuern. Wer Urlaub macht, den zieht es meist in die Ferne. Staatlich subventionierte Kerosinpreise - 25 Pfennig der Liter - erschließen inzwischen die fernsten Länder. Doch nicht erst seit Rio mehren sich die Stimmen, die darauf verweisen, daß ein solcher Massentourismus sich tendenziell die Existenzgrundlage entzieht. Umdenken wäre angesagt - doch wohin?
Statt nach Griechenland in den Taunus? Das vielleicht nicht. Chancen sieht Hans-Georg Fritze gleichwohl. Vor allem beim landschafts- und naturschonenden "sanften" Tourismus. Da könne auch ein kleines Mittelgebirge ein Stück vom Fremdenverkehrskuchen bekommen.
Fritzes Paradebeispiel: das Rucksackwandern. Seit zwei Jahren wird es angeboten. 131 Kilometer führt die Tour in einem Kreis von Wetzlar über Weilburg, Aumenau, Weilrod, Schmitten, Wehrheim und Cleeberg nach Wetzlar. Die Etappen der Wanderung - sie kann jederzeit begonnen werden - wählt jeder selbst aus. Alle relevanten Informationen, Unterkünfte inklusive, liefert eine Broschüre.
10 000 Exemplare wurden bisher verschickt, nun steht die dritte Auflage an. "Bei diesem Angebot kommen alle Interessen zu ihrem Recht", lobt Fritze. Und selbst wenn davon nicht die Masse angezogen wird, er fühlt sich durch die Nachfrage bestätigt: "Wir werden das weiter ausbauen. Es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die an solch sensiblen Angeboten interessiert sind." Angenehmer Begleiteffekt: Diese stehen auch finanziell meist ganz gut da.
Die Palette solcher Angebote möchte Fritze gerne erweitern. Etwa um eine Radtour unter ökologischen Gesichtspunkten oder die Möglichkeit, während des Urlaubs in einen Bauernhof reinzuschnuppern. Fritze: "Ich könnte mir vieles vorstellen: mit dem Förster bei Tagesanbruch in den Wald zu gehen, einen Schmied in der Werkstatt besuchen . . . Doch wir können das nur vorschlagen. Handeln müssen andere."
Ein Standardangebot aller Mittelgebirgslandschaften etwa, Wandern ohne Gepäck, ließ sich im Taunus bis heute nicht einrichten. "Manche Häuser wollen sich nicht festlegen", sagt Fritze. Das hat auch mit den Messebesuchern zu tun, von denen viele im Taunus ein Quartier finden. Mitunter hängt die gastronomische Existenz von ihnen ab. Das weiß auch Gertrud Stöckel: "Mit vielen Problemen, die wir heute diskutieren, setzen wir uns schon seit Jahren auseinander", sagt sie. Aber im Taunus prallten eben auch höchst unterschiedliche Ansprüche aufeinander.
"Jede Region hat bestimmte Funktionen zu erfüllen. Und weite Bereiche des Taunus sind eben Naherholungsgebiet", betont Herpel. Naherholung und Urlaub aber schlössen sich aus. Das liege an der Struktur der Besucher. An einem schönen Sonntag würden bis zu 200 000 Erholungssuchende den Taunus ansteuern. Am Wochenende darauf könne es wieder ganz anders aussehen. Und so verschieden wie das Verhalten seien die Bedürfnisse der beiden Gruppen: "Urlauber und Messebesucher legen Wert auf Gediegenheit. Tagesausflügler wollen sich am liebsten wie daheim benehmen und im Extremfall auch ihre Brotzeit mitbringen.
Wer das Gebiet sinnvoll touristisch entwickeln wolle, der brauche, verlangt Herpel, zuerst ein Konzept. Das wiederum müsse von den verschiedenen Anforderungen an die heimische Landschaft ausgehen. Die Bedeutung eines erlebnisorientierten sanften Tourismus setzt er dabei eher niedrig an: "Mit Waldsterben, Gewässeruntersuchungen und der heimischen Flora und Fauna will sich momentan kaum jemand abgeben. Die Leute wollen konsumieren, auch im Urlaub."
Dem widerspricht Wolfgang Hoffmeister entschieden: "Wir könnten das Vierfache an Seminaren anbieten, so viele Nachfragen zum Bildungssurlaub bekommen wir", erzählte er. Aus seiner Sicht läßt sich das auch auf Urlauber übertragen. Man werde sicher niemanden dazu bekommen, statt auf die Malediven in den Taunus zu fahren. Gleichwohl könne man aber auch vielen Ferntouristen durchaus vermitteln, daß auch die Natur - und die suchen ja fast alle hierzulande - ihre "exotischen Reize" hat: "Der Urlauber soll die Möglichkeit haben, etwas zu lernen. Etwa im Rahmen ökologisch geführter Wanderungen oder indem er bei Begegnungen mit den Einheimischen etwas über deren Leben erfährt." Denn in der alltäglichen Umwelt schlummere viel Unbekanntes, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Dabei sollten die Urlauber im Taunus auch immer spüren, daß sie in Hessen sind.
"Gerade ausländische Besucher", hat Stöckel festgestellt, "können sich oft nicht vorstellen, daß es wenige Minuten vom Ballungsgebiet Rhein-Main entfernt so eine schöne Landschaft gibt." Schilder an den Autobahnen, die auf den Taunus hinweisen, sollen dem künftig abhelfen. Eines wollen die Verantwortlichen dabei bewußt vermeiden: einen Schilderwald. Fritze: "In manchen Gegenden werden Sehenswürdigkeiten ausgeschildert, die findet man dann gar nicht."
Das neue Programm des Mainzer "Unterhaus"-Theaters und seiner Kleinkunstbühne "Unterhaus im Unterhaus" liegt jetzt vor. Die Saison beginnt am Samstag, 5. September, mit einem Theaterfest. Den Schlußpunkt setzen ab Samstag, 12. Dezember, vorweihnachtliche Kinder- und Jugendtheatertage.
Das Mainzer Theater bietet für jeden Geschmack etwas: Im September wird Hana Hegerová Lieder und Chansons singen, Hendrike von Sydow und Dieter Thomas vom Frankfurter Fronttheater präsentieren Szenen aus der Scene unter dem Motto "Das Bio tobt", und die Bonner "Springmäuse" treten mit Sketchen und Improvisationen an die Rampe.
Im Oktober kommt Georg Schramm mit seinem Programm "Solche Männer hat das Land", Fredl Fesl interpretiert "Bayrische und melankomische Lieder", und Matthias Deutschmann wartet mit assoziativ-akrobatischen Purzelbäumen eines Querdenkers auf. "Die drei Männer, die sie Pferd nannten", läuten den November ein, das Knobi Bonbon Quartett serviert eine "kabarettistisch-köstliche Schlachtplatte".
Musikalisch eröffnet auch das Unterhaus im Unterhaus die Saison: Die Geschwister Pfister sorgen für "Melodien fürs Gemüt". Eine freche satirische Revue von starken "Haus"-Frauen inszenieren vier Frauen unter dem Motto "Frauenhaus Europa". Das Duo "Herrchens Frauchen" nimmt sich im Oktober kabarettistisch des Geschlechterkampfes an. Es wird eine "Lange Nacht der Poeten und Geschichtenerzähler" geben; Kabarett-Geschichten erzählt auch Helen Vita.
Außerdem bieten Forum-Theater und Unterhaus Theaterstücke für Kinder an: Das Frankfurter "Klappmaul"-Theater spielt von Oktober bis Dezember für Kinder ab drei, von September bis Dezember gibt es "Das Rätsel der gestohlenen Stimmen" für Kinder ab sechs. Weitere Auskünfte gibt das Unterhaus, Münsterstraße 5, 6500 Mainz, unter der Telefonnummer 0 61 31/ 23 21 21. orf
KASSEL. Entsetzen über die Tat eines 13jährigen Jugendlichen aus Kassel: Der Junge hat nach Angaben der Polizei das T-Shirt eines geistig Behinderten mit Benzin getränkt und angezündet. Das 31jährige Opfer mußte mit schweren Verbrennungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Welche Motive der 13jährige hatte, ist noch völlig unklar. Er war nach der Tat am Montag geflüchtet und wurde erst am gestrigen Dienstag von der Polizei aufgegriffen. Bisher ist der Junge wegen Diebstahls "aufgefallen". Strafmündig ist er mit 13 Jahren noch nicht, deshalb wird er für seine Tat auch nicht vor ein Gericht gestellt.
Nach Angaben eines Polizeisprechers kannten sich die beiden nur flüchtig. Am Montag hätten sie sich zufällig auf einem Schulhof in Kassel getroffen. Der Junge habe den älteren Bekannten dazu gebracht, sein T-Shirt auszuziehen. Dieses Shirt hat der 13jährige nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei mit Mofa-Benzin getränkt und es zurückgegeben. Nachdem der geistig Behinderte das Kleidungsstück wieder angezogen hatte, habe der 13jährige es mit dem Feuerzeug angezündet.
Das Opfer soll sich auf der Erde gewälzt haben, um die Flammen zu ersticken. ari
Ein Mann, der vorne lief und doch abgeschlagen war, schaltete sich in die Entscheidung des 10 000-Meter-Finales ein und bewirkte mit seiner Einmischung, daß Verbands-Richter bei der Medaillenvergabe intervenieren mußten. Khalid Skah aus Marokko lief in der Nacht zum Dienstag unter gellenden Pfiffen eine Ehrenrunde, verlor nach einem Protest der Kenianer seine Goldmedaille an den Zweiten, an Richard Chelimo, und bekam sie anderntags nach einer Entscheidung des Appellations-Gerichtes des Leichathletik-Weltverbandes (IAAF) wieder.
An allem trug Hammou Boutayeb Schuld, Landsmann von Skah und, obwohl selbst ein starker Läufer (Achter war er bei den Weltmeisterschaften 1991 geworden), schon bald im Finale zurückgefallen, der wieder ins Rennen eingriff, als Skah und Chelimo ihn auf dem Weg zum Schlußduell gut vier Runden vor dem Ziel überholen wollten.
Was sich in der Zeit en détail abspielte, als sie zu dritt um die Bahn zogen, ist zweifelsfrei wohl nicht zu klären. Naturgemäß hatte Boutayeb, der sich nicht überrunden ließ, sondern seinem Landsmann zuliebe das Tempo aus dem Rennen nahm, da vorne nichts verloren und agierte unfair. Die Zuschauer (gut 50 000 saßen noch im Stadion, als um 22.15 Uhr der Endlauf begann) quittierten die antikenianischen Störversuche mit Pfiffen; ein Kampfrichter versuchte vergeblich, Boutayeb von der Bahn zu reißen. Irgendeine Art von Hilfe, selbst Tempomachen, ist einem überrundeten Läufer nämlich nach den Regeln des Leichtathletik-Weltverbandes untersagt. Der 36jährige Marokkaner schlich sich nach dem Schlußspurt der beiden, den Skah gewann, eine Runde zu früh von der Bahn, so als ob er ein schlechtes Gewissen hatte.
Chelimo klagte nach dem Rennen, die beiden Marokkaner hätten miteinander geredet, nur sei er halt des Arabischen nicht mächtig. Chelimo klagte auch, Boutayeb habe ihn gestoßen, und Skah habe ihm in die Hacken getreten. Die Jury aber vermochte, nachdem eine erste Instanz Khalid Skah noch in der Nacht disqualifiziert hatte, keine Regelwidrigkeit zu erkennen und beließ es beim Einlauf Skah vor Chelimo und dem Äthiopier Addis Abebe.
Begriffe aus dem Radsport machen mehr und mehr auch im Langstrecken- Lauf einen Sinn: Ausreißversuche, Domestiken, Kombine, Stallregie, Teamwork, "Lutscher", Leute also, die im Sog des Führenden an der Spitze bleiben. Alles schon vorgekommen über die 10 000 Meter auf Veranstaltungen, in denen die Teilnehmer National-Trikots tragen. Da gibt es die, die andere die Arbeit machen lassen und nur auf ihre Chance zum Vorstoß lauern, andere suchen ihr Heil in der Flucht und hoffen, daß das Feld das Loch nicht zuläuft, Mannschaften aus zwei oder drei Läufern schlagen spontan oder wie abgesprochen Wege der Taktik ein, die der Konkurrenz zum Nachteil gereichen sollen.
Die Kenianer haben Erfahrung in der Gruppenarbeit. Meist zu dritt und ein jeder ein fähiger Mann streuen sie Temposteigerungen ein, um gefährliche Leute zu zermürben, die ständige Geschwindigkeitswechsel nicht vertragen, was für die meisten gilt. In Tokio bei den Weltmeisterschaften machten sich Richard Chelimo und Moses Tanui auf und davon, während Thomas Osano in der Verfolgergruppe Khalid Skah abschirmte. Seit die Marokkaner sich an die Fersen der jahrelang dominierenden Kenianer geheftet haben, entwickelt sich der Dauerlauf zum Mannschaftswettbewerb.
Im olympischen Finale von Barcelona mußten die Äthiopier und die Kenianer auf einander achtgeben, dem mexikanischen Trio (mit Weltrekordler Arturo Barrios) fehlte es demgegenüber an Format. Zwar hatte Äthiopien nur zwei Leute im Feld, doch Fita Bayisa, wie auch Richard Chelimo erst 20 Jahre alt, hatte am 4. Juli 1992 im norwegischen Oslo im schnellsten Rennen des Jahres Chelimo besiegt.
Im 10 000-Meter-Endlauf riß die Verbindung zwischen Bayisa und dem Trio Chelimo, Skah und William Koech (Kenia) kurz nach der Hälfte der Distanz ab. Nachdem acht Runden vor Schluß auch Koech die Sache zu anstrengend geworden war, lief alles auf einen Zweikampf der Häuptlinge ohne Indianer, Chelimo und Skah, hinaus, bis Boutayeb sich einschaltete.Streit zwischen Nachbarn endete mit Todschlag Rentner muß sich vor dem Schwurgericht verantworten / Späteres Opfer störte seinen Ordnungssinn
Daß Nachbarn Kleinkrieg untereinander führen, ist nicht ungewöhnlich. Daß dieser Krieg Tote zur Folge hat, dagegen schon. So geschehen vor fast genau einem Jahr in Zeilsheim, als ein 68 Jahre alter Rentner seine Nachbarin in der Waschküche des Hauses erschlug. Wegen Totschlags muß er sich nun seit dieser Woche vor der Schwurgerichtskammer des Frankfurter Landgerichts verantworten.
Die Anklage wirft dem Mann vor, die 68 Jahre alte Frau am Morgen des 3. August 1991 getötet zu haben, "ohne Mörder zu sein". An diesem Morgen hat er, so der Staatsanwalt, die Frau in der Waschküche beobachtet, die sich dort mit ihrem kleinen Hund aufhielt. In der Annahme, der Hund habe dort sein "kleines Geschäft" verrichtet, stellte er sie zur Rede. Die Frau soll entgegenet haben: "Du Sauhund ! Wärst du doch bei deiner Krebsoperation verreckt."
Laut Anklage nahm der Mann nun einen kleinen Holzknüppel zur Hand, der in einer Ecke des Kellers lag, und schlug damit mehrfach auf sie ein. Sie stürzte zu Boden. Den Hund, der ihm nun zwischen den Beinen herumlief, tötete er ebenfalls. Dann nahm er der Frau den Wohnungsschlüssel aus der Hand, schloß sie in der Waschküche ein und begab sich in ihre Wohnung. Dort richtete er eine mittlere Verwüstung an, um einen Einbruch vorzutäuschen, ging anschließend zum Main und versenkte dort neben dem Holzknüppel auch noch weitere belastende Indizien.
Der am Abend eintreffenden Polizei, die vom Schwiegersohn der Getöteten alarmiert worden war, präsentierte er sich als kooperativ, gestattete den Beamten, vom Balkon aus in die Nachbarwohnung zu gelangen und zeigte sich insgesamt, erinnert sich der Polizist vor Gericht, "ruhig und hilfsbereit". Wenig später entdeckte man die Leiche in der Waschküche.
Vier Wochen zogen sich die Ermittlungen hin, bis die Kriminalpolizei den Rentner verhaften konnte. Ein einziger blutverschmierter Fußabdruck, den er auf dem Weg in die Wohnung seiner Nachbarin hinterlassen hatte, führte die Kripo nach geduldigem Abklappern der umliegenden Schuhgeschäfte schließlich auf die Spur. Am frühen Morgen des 6. September gestand der Angeklagte, die Frau und ihren Hund umgebracht zu haben.
Er habe sie nicht töten wollen, doch plötzlich sei vor ihm alles dunkel geworden, "wie im Theater, wenn die Lichter ausgehen". Der aggressive Ausspruch der Frau, der ihn tödlich getroffen habe, hätte "das Faß zum Überlaufen gebracht. In diesem Moment habe ich gedacht: ,Dafür hat sie eine Abreibung verdient.'"
Der Rentner, den die Kinder in der Wohnanlage wegen seiner peniblen und pedantischen Art "Graswächter" nennen, hat eigenen Angaben zufolge mit dem späteren Opfer "nie Streit" gehabt. "Ich hab' sie nie beleidigt, sie nur mich". Was er, und das macht er vor Gericht sehr deutlich, nicht ertragen konnte, war ihre hartnäckige Weigerung, sich seinem Ordnungssinn zu unterwerfen. Hatte sie Sachen auf der Treppe geparkt, hielt er ihr vor "Wir sind hier doch kein Asylantenheim, wir sind ein sauberes Haus"; bellte abends der Hund, so nur, um ihn zu provozieren. Ihm blieb somit, wie er wiederholt betonte, nichts anderes übrig, als sich mit Eingaben bei der Hausverwaltung über sie zu beschweren.
Ein psychiatrisches Gutachten soll nun Aufschluß über die Schuldfähigkeit des Rentners geben. ee
HÖCHST/GRIESHEIM. Michael Kallweit, FDP-Chef im Frankfurter Westen, will dem Protest gegen die Stillegung der Höchster Fähre im Römer Gehör verschaffen. Mit Parteifreunden hat er binnen einer Stunde 70 Unterschriften für das Mainboot gesammelt. Diese "sehr erfolgreiche" Aktion animiert Kallweit zu Größerem: "Alle" Bewohner der westlichen Stadtteile sollen Farbe bekennen und es per Karte "Ja zur Höchster Fähre" der FDP in Alt-Griesheim mitteilen.
Die Liberalen sorgen dann schon für die richtige Durchschlagskraft der Schreiben beim Magistrat: Kallweit wird die Briefflut persönlich an den zuständigen SPD-Stadtrat Hanskarl Protzmann weiterleiten. Denn die FDP "kämpft für die Fähre". dis
DIYARBAKIR, 4. August (Reuter). Bei Kämpfen zwischen kurdischen Separatisten und der türkischen Armee sind 14 Menschen ums Leben gekommen. Wie türkische Regierungsvertreter jetzt mitteilten, kam es am Samstag nahe der osttürkischen Stadt Karliova zu Zusammenstößen zwischen Mitgliedern der Kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Armee. Dabei starben sechs Separatisten und ein Soldat.
Bei Varto seien fünf PKK-Aktivisten von einer Armee-Patrouille getötet worden. Auch dabei sei ein Soldat ums Leben gekommen, hieß es in den Regierungskreisen. Am Sonntag starb ein weiteres PKK-Mitglied bei einer Schießerei in der Nähe von Mus. Seit Beginn der Kämpfe im Jahr 1984 sind bereits mehr als 4300 Menschen ums Leben gekommen.
In der Europäischen Gemeinschaft haben bis zum Frühjahr 1992 mehr als 200 Freiland-Experimente mit gentechnisch veränderten Organismen stattgefunden. Das berichtete kürzlich der Gen-Ethische Informationsdienst in Berlin. Spitzenreiter sei Frankreich mit 128 Freisetzungen, davon 106 Pflanzen, gefolgt von Belgien mit 82 Experimenten (80 Pflanzen und zwei Großversuche mit manipulierten Viren als Tollwut-Impfstoff) und Großbritannien mit 30 Versuchen. Dort ist auch seit 1991 eine gentechnisch hergestellte Hefe für Brauereien und Bäckereien im Handel.
In Deutschland hat es bislang nur zwei Freisetzungen gen-manipulierter Organismen gegeben, und zwar beide Male mit Petunien. Weitere Anträge lägen zur Zeit nicht vor, heißt es in dem Bericht. fwt
KARBEN. Der Schritt gehe in die richtige Richtung, allerdings mangele es noch immer an einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung der Abfallvermeidung. Mit dieser ersten Stellungnahme reagiert der Ortsverband des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) auf die Überlegungen des Magistrats zu einer neuen Müllkonzeption (siehe FR vom 1. August).
Der BUND, so Ulrike Loos bei Anfrage der FR, halte nach wie vor die Einführung der noch in Entwicklung befindlichen Wiegetechnik für erstrebenswert. Das nun geplante Computer-Erfassungssystem sei ein sinnvolles Zwischenstadium und von der Abeitsgruppe Müll des Ortsverbandes zur organisatorischen Entlastung von Stadtverwaltung und Haushalten selbst vorgeschlagen worden. Bestätigt sehe sich der BUND allerdings auch in seiner Warnung von 1991, im Vorfeld der Einführung des Dualen Systems die Container abzuräumen und Wertstofftonnen an die Haushalte zu verteilen.
Kritisch merkt der BUND an, daß für die Gebührengestaltung neben dem Leistungstarif zwar ein auf jeden Haushalt umgelegter Sockelbetrag unerläßlich sei; hinterfragt werden müsse aber, ob zum Beispiel die Kosten der Sperrmüllentsorgung oder des Schredderns von Grünabfällen unbedingt auf alle Bürger/-innen gleichmäßig zu verteilen seien. Ulrike Loos zum Thema Sperrmüll: "Nur wer rausstellt, soll auch bezahlen."
Eine endgültige Stellungnahme zu dem neuen Müllkonzept mag der Karbener BUND erst abgeben, wenn alle Details der Planung bekannt sind. Nach wie vor müsse die Müllvermeidung Priorität haben, hält der Ortsverband an seiner Forderung fest. Das, so BUND-Sprecherin Ulrike Loos, sei aber derzeit immer noch nicht erkennbar.
Müllvermeidung dürfe keinesfalls per Zwangsmaßnahme wie die 1992 eingeführten, vierzehntägigen Mülltonnen-Leerung angestrebt werden. Der sparsame Umgang mit Wertstoffen und die Verringerung der individuellen Müllproduktion sei ein Entwicklungsprozeß, den die Kommune am ehesten durch kontinuierliche und gezielte Informationsarbeit beschleunigen könne.
Als Beispiele für eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit nannte Frau Loos die Veranstaltung von Info-Abenden oder die Verteilung von Info-Blättern, die auf die Mülltonnen geklebt werden können. Die städtische Müll-Broschüre sei nicht aufschlußreich genug und müsse in manchen Bereichen ergänzt werden. Schon aufgrund der großen Fluktuation in der Bevölkerung sei ein ständiger Informationsfluß erforderlich, einmalige Aufrufe wie etwa zum Korkensammeln reichten nicht aus. Überdies fehle in der Verwaltung ein Umweltberater als Anlaufstelle für die Bevölkerung bei allen Abfallfragen. mu
FRIEDBERG. Wegen Krankheit der Seminarleiterin wird das für den 15./16. August geplante Fotoseminar des Frauenzentrumsvereins ausfallen. Dies betrifft ebenso den Infoabend, der für Freitag, 7. August, vorgesehen war. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.
Wer Spaß an Tarot und Bauchtanz hat, kann an einem Wochenendseminar am 29./30. August teilnehmen. Veranstaltungsort ist das Frauenzentrum in der Usagasse 8. Die Seminarkosten betragen 150 Mark. Anmeldeschluß ist der 24. August. Telefon: 0 60 31 / 25 11. FR
BAD NAUHEIM. Die evangelische Kirchengemeinde und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit laden zu einem Orgelkonzert und einem Liederabend mit israelischen Künstlern ein. Am Sonntag, 9. August, werden Werke von Bach, Mozart, Franck und israelischen Komponisten um 17 Uhr in der Johanniskirche präsentiert. Am Mittwoch, 12. August, werden Lieder ab 20 Uhr in der Wilhelmskirche dargeboten. Der Eintritt ist frei. ub
Die Zeichen der Zeit richtig gedeutet hat jetzt der US-Senat. Mit klarer, auch von 17 Republikanern gestützter Mehrheit stimmte er für ein Moratorium bei Atomtests. Eine Mehrheit, die dem angedrohten Veto des Präsidenten standhalten würde. Anders sieht es im Repräsentantenhaus aus, das sich zwar ebenfalls für einen Teststopp aussprach, die notwendige Zweidrittelmehrheit gegen ein Veto aber nicht erreichte.
Die Entscheidung liegt nun also bei Präsident Bush. Und der könnte sich aus sachfremden Gründen für ein Veto entscheiden. Der Präsident leidet nämlich im anlaufenden Wahlkampf nicht nur bei den Wählern unter mangelnder Popularität, sondern auch beim rechten Flügel der eigenen Partei. In der Steuerpolitik ebenso wie bei der reinen Lehre "wenig, aber starker Staat" gilt Bush den Konservativen als unsicherer Kandidat, ja als Verräter. Unternimmt er nichts gegen das vom Kongreß verabschiedete Moratorium, das ab 1996 zum endgültigen Aus für Atomwaffentests führen soll, wird er weiter an Unterstützung verlieren. Das aber kann er sich kaum leisten.
Wie knapp die Argumente für die Atomtests geworden sind, beweisen nun vorgeschobene Gründe wie gefährdete Arbeitsplätze im Falle eines Teststopps. Was hingegen wirklich zählt und auch vom stets um die nationale Sicherheit besorgten Senat anerkannt wurde, ist die neue Weltlage, die keine Weiterentwicklung der bestehenden Atomwaffen verlangt, sondern vielmehr ein Vorbild gegen Tests und Proliferation. Bushs Veto wäre altes Denken. sie
Heute zur Kühlung in die Museen
Ähnlich verhält es sich auch mit dem Museum für Kunsthandwerk, das vollständig klimatisiert ist (die vielen alten Möbel vor allem vertragen die Hitze nicht). Bei runden 20 Grad Celsius ist man hier zwischen Schmuckstücken von der Antike bis zum Jugendstil und in allen anderen Stockwerken gut aufgehoben.
Auf dem letzten Stand der Technik ist man auch im Museum für Moderne Kunst in der Domstraße: Hier herrschen zwischen Beuys' "Blitzschlag" und Katharina Fritschs stummer Männergesellschaft durchaus angenehme Temperaturen.
Und im Liebieghaus, dem Museum für alte Plastik am Main, ist zumindest die Sammlung des Mittelalters mit ihren wunderschönen Madonnen wohltemperiert. Der Neubau ist derzeit noch nicht wieder eingerichtet, aber dafür hat man dann im Hof unter weißen Leinenschirmen und großen Bäumen die Gelegenheit, bei Frau Römer Kaffee zu trinken und von ihrem vorzüglichen hausgemachten Kuchen zu naschen. Wohl bekomm's. wp
FECHENHEIM. Als am 3. Mai 1922 der Lederfabrikant Wilhelm Dehe einige sportbegeisterte junge Fechenheim (fünf Damen und zehn Herren) in die Gaststätte "Zur Post" eingeladen hatte, um den Hockeysport auch in Fechenheim anzusiedeln, konnte noch niemand ahnen, was einmal aus dieser losen Zusammenkunft werden würde. Als Abteilung des TV 1860 Fechenheim machten die jungen Sportler ihre ersten "Gehversuche". 26 Mitglieder bei einem Monatsbeitrag von 250 Millionen Mark - es herrschte gerade Inflation -, waren der Anfang.
Ihnen schloß sich schnell ein junger Engländer namens Orr an, der in den Cassella-Chemiewerken als Volontär arbeitete. Und in seinem englischen Clubdreß und den ausgetretenen Tennisschuhen wurde er als Trainer und Spieler zur Leitfigur der jungen Fechenheimer Hokkeybegeisterten. Sein Ansehen war so groß, daß die schwarz-orangene Umwicklung seines Schlägers sogar zur Clubfarbe avancierte. Eigeninitiative und Idealismus waren fortan die Träger dieser kleinen Abteilung. Mit vielen Mühen entstand auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik Mayfahrt ein eigener Platz, dem 1933 ein ebenfalls in Eigenarbeit errichtetes Clubhaus folgte. Dann kam der Weltkrieg, und alles, was bis dahin erreicht worden war, ging verloren. Sieben Sportler, die nicht eingezogen wurden, bildeten mit der Frankfurter Eintracht noch bis 1943 eine Spielgemeinschaft, bis auch diese unterging.
Aus dem Kriege heimgekehrt versuchten Mathias Henrich und Willi Schäfer 1946 auf dem städtischen Gelände am Wald einen Neuanfang. Erst am 2. Mai 1949, 27 Jahre nach der Erstgründung, erlaubten die sportpolitischen Verhältnisse eine Neugründung als einziger selbstständiger Hockey-Verein in Frankfurt, und drei Jahre später hatten die Fechenheimer unter der Regie von Bruno Desch und Wolfgang Lackner wieder ein eigenes Clubhaus aufgebaut, das 1966 erweitert werden konnte. Aus der Umkleidehütte mit Waschschüsseln und Wasserpumpe des Jahres 1946 wurde ein "Schmuckkästchen".
Sportlich zählten die Fechenheimer sowohl bei den Herren als auch den Damen zur höchsten hessischen Spielklasse, der Oberliga, in der auch der SC 1880 und SAFO Frankfurt spielten. Zwar wechselten in den 60er und 70er Jahren schlechte und gute Zeiten, aber auch im Jahr des 70jährigen Bestehens spielt der HC Schwarz-Orange sowohl bei den Damen als auch den Herren in der hessischen Oberliga, die allerdings durch die Neuordnung der Klassen unter der Bundes- und Süd-Regionalliga rangiert.
"Wir sind stolz darauf, bei mehr als 200 Mitgliedern je zwei Damen- und Herrenmannschaften sowie die Seniorenelf aufstellen zu können. Außerdem gibt es bei mehr als 70 Jugendlichen auch fünf Jugendmannschaften", schildert der neue Vorsitzende Norbert Östreich die derzeit sportliche Clubsituation, "besonders freuen wir uns über die Aktivität unserer Elternmannschaft, einem Team von Eltern der bei uns spielenden Jugendlichen."
Ein kleiner Wermutstropfen fällt allerdings in die Festveranstaltung, da sowohl der Umbau des Umkleidetraktes als auch die Errichtung des Kunstrasenplatzes bis zum Jubiläumsturnier nicht fertig wurden. 1993 soll aber den vielen vergangenen Turnieren des HCF eine weitere Veranstaltung zur Eröffnung der neuen Anlagen folgen.
Eigeninitiative und Idealismus sind auch noch heute in der dritten Generation seit 1922 bei den Schwarz-Orangen eine unverbrauchte Selbstverständlichkeit. ks
Im Wortlaut: Völkermord-Vorwurf gegen Serbien Vertreibung durch Terror
Handlungen, die unter diese Konvention fallen, sind präzis umschrieben. Dazu gehört auch der Terror gegen Zivilisten, der mit dem Ziel durchgeführt wird, das Leben dieser Menschen dort zu beenden.
Es geht gerade nicht um die Bezichtigung, ein ganzes Volk sei an Vernichtungsmaßnahmen beteiligt, sondern es geht, fast einmalig im internationalen Recht, um die Feststellung der Handlungen einzelner Soldaten, Tschetnikführer: Sie sind nach dieser Konvention strafrechtlich zu belangen, wenn sie sich beteiligen. Dies ist von großer Bedeutung. Es geht nicht um die Ächtung der Serben als Volk, es geht um die Verfolgung der Verantwortlichen; sie müssen wissen: Ihre Zukunft in der Welt wird vergleichbar sein dem Leben der beiden Lockerby- Attentäter. Schlimmer noch als der Terror ist der Haß, der weiteren Terror gebiert. Auch darum muß eine Konvention Anwendung finden, die nicht gegen ganze Völker gerichtet ist, sondern gegen erkennbare und benennbare Täter.
Völkermordhandlungen sind nicht nur politische Verbrechen, die im Rahmen intakter Staatlichkeit begangen werden, sie sind von einzelnen begangene Verbrechen; eine Berufung auf Befehlsnotstand gibt es nicht.
Ein internationales Strafrechtssystem, das die Einzeltäterschaft in den Vordergrund stellt, könnte den Teufelskreis von Blutrache und Blutrausch, der im ehemaligen Jugoslawien erkennbar wird, durchbrechen.
Wir müssen die Konvention von 1948 um eine Konvention gegen die Vertreibung ergänzen.
Die Völkergemeinschaft muß über Instrumente nachdenken, mit denen sie der Tatsache begegnet, daß Soldaten und Truppenteile nicht mehr der politischen Kontrolle unterliegen: Der neue serbische Ministerpräsident Panic hat im "Spiegel"-Interview deutlich gemacht, daß die serbische Regierung viele der Bewaffneten nicht kontrolliert, die in ihrem Namen morden. (Panic ist Regierungschef des aus Serbien und Montenegro bestehenden Restjugoslawiens, d. Red.)
HEUSENSTAMM. Kinder notierten das Kennzeichen eines Personenwagens, dessen Fahrerin beim Abbiegen von der Ludwigstraße ein geparktes Auto gestreift hatte und anschließend geflüchtet war. Die Polizei veranlaßte eine Blutprobe und kassierte den Führerschein. hf
ROLLHOCKEY
Demonstrationswettbewerb, Halbfinale, 3. Spieltag: Brasilien - Argentinien 1:3 (0:2), Niederlande - Italien 1:8 (0:6), Spanien - Portugal 3:1 (0:0).
1. Spanien 3 3 0 0 11:4 6:0 2. Italien 3 2 0 1 17:7 4:2 3. Argentinien 3 2 0 1 7:5 4:2 4. Portugal 3 1 0 2 7:8 2:4 5. Brasilien 3 1 0 2 7:9 2:4 6. Niederlande 3 0 0 3 2:18 0:6
Was haben sie doch für Töne gespuckt. Zum Beispiel Bremen: "Unerläßlich", meinte der Senat vor einem Jahr, sei eine Landeszentralbank (LZB) für den regionalen Finanzplatz. Mit markigen Worten wurde nicht nur an der Weser die von maßgeblichen Kräften der Bundesbank und vom Haus Waigel betriebene Neuordnung der Währungsbehörde abgelehnt. Regierung und Koalition in Bonn ließen sich nicht beeindrucken: Das neue Bundesbankgesetz, das vorsieht, die Zahl der LZB von bisher elf in Westdeutschland auf neun in der nach Osten erweiterten Republik zu reduzieren, wurde gegen den erbitterten Widerstand der Länder durchgepaukt. Demnach sollen drei Hauptverwaltungen des Hauses Schlesinger diesseits von Elbe und Werra aufgelöst und jenseits eine neue errichtet werden.
Seit etwa einem Jahr hatte an vorderster Front vor allem der Mainzer Finanzminister Edgar Meister (SPD), mal mehr, mal weniger ausdrücklich mit einer Verfassungsklage gegen das Paragraphenwerk gedroht. Und spätestens seit dem Scheitern des Vermittlungsversuchs zwischen Bund und Ländern im Juni wurden, so jedenfalls damals die Bremer Darstellung, von allen betroffenen Landesregierungen die Erfolgsaussichten des Gangs nach Karlsruhe geprüft. Ergebnis: Die Länder, zuerst wieder Rheinland- Pfalz, kneifen. Eine endgültige Entscheidung, so wird im Hause Meister versichert, sei zwar noch nicht gefallen. Aber einen Alleingang, das steht schon fest, werden die Mainzer nicht wagen. Da die Regierungen andernorts offenbar ebenfalls der Mut verlassen hat, dürfte die Sache wohl vom Tisch sein. Daß man in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt auf dem Standpunkt beharrt, das Gesetz hätte der (nicht vorliegenden) Zustimmung des Bundesrates bedurft, läßt sich dann eigentlich nur unter Rechthaberei verbuchen. Was soll ein solches Insistieren, wenn der Anspruch nicht eingeklagt wird?
Die Erfolgsaussichten bei den roten Roben, ist in Mainz nach Prüfung durch die Juristen zu hören, seien nicht berauschend, und überhaupt: So ein Rechtsstreit koste ja auch eine Menge Geld. Jetzt wird also schon der verbal so hartnäckig behütete Föderalismus gegen Mark und Pfennig aufgewogen. Und was die Chancen einer Klage angeht: Daß die so pessimistisch eingeschätzt werden, muß verwundern. Hatte doch sogar der Verfasser eines Standardkommentars zum Bundesbankgesetz die bisherige LZB-Konstruktion als bewährt gegen Zentralisierungsversuche verteidigt.
Die wahren Motive für den Klageverzicht könnten, in Mainz jedenfalls, viel profaner sein. Die Fastnachtsmetropole wird Standort der gemeinsamen LZB Saar-Rheinland-Pfalz. Da erscheint - Föderalismus hin, Zustimmungsbedürftigkeit her - ein Rechtsstreit wirklich nicht opportun. ski
Auch bei der zweiten Austragung ihres Freilandturnieres gelang Veranstalter RCA Altenstadt die Präsentation guten Reitsportes in familiärem Ambiente. Fast 700 Reiter und Reiterinnen trafen sich in Altenstadt auf der Reitanlage des Reiterhofes Messerschmidt, um die Besten im Springreiten und in der Dressur zu ermitteln, hinzu kamen zahlreiche Zuschauer und Pferdefreunde. Diese wurden von den Mitgliedern des Altenstädter RCA wie immer gut versorgt und bei hohen Temperaturen mit ausreichend "Kühlung" durch Speiseeis bei Laune gehalten. Der Rahmen in Altenstadt ermöglichte hervorragende reiterische Leistungen. Nur das Wetter spielte nicht immer mit. Das zwischenzeitliche Gewitter über Altenstadt beeinträchtigte die harmonische Veranstaltung jedoch nicht.
Die gute Organisation ist man von den Gastgebern bereits gewohnt. Es wurden gute Leistungen der meist jungen Reiter/innen geboten, wobei einer der Höhepunkte sicher die L-Prüfung in der Dressur darstellte. Birgit Ludwig vom Reit- und Fahrverein Nidda sicherte sich auf Haro den Sieg in dieser anspruchsvollen Kategorie. Aus der L-Springprüfung ging Nicole Weber auf Wonne (Usingen) als Siegerin hervor. Größter Sieger war jedoch sicher der gastgebende RCA Altenstadt, der mit dieser gelungenen Veranstaltung Werbung für den Reitsport und den eigenen Verein betrieb, auch wenn finanziell ein solch aufwendiges Turnier nun mal kein Geschäft sein kann.
Die Sieger des 2. Altenstädter Freilandturnieres: Springprüfung L: Nicole Weber (Wonne, Usingen) - Springprüfung A: Lutz Lange (Wildfang, Kelkheim) - Springprüfung E: Kerstin Wolley (Rocky) - Springen A: Cornelia Hofmann (Westprint, Horlofftal) - Springen E: Nina Heil (Candyman) - Mannschaftsspringen: Eschbach/Erlenbach - Dressur L, Abteilung I: Birgit Ludwig (Haro, Nidda) - Dressur L, Abteilung II: Bettina Leppich (Dolce Vita, Fallbachtal) - Dressur A, Abteilung I: Bernhard Fliegl (Filon, Buchwald) - Dressur A, Abteilung II: Antje Marquardt (Annette, Bergen- Enkheim) - Dressur A, Abteilung III: Britta Stramm (Ocarino S, Fallbachtal). ina/jbp
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
KELSTERBACH. Erhält die Integrierte Gesamtschule (IGS) in den nächsten Jahren vier Glaskuppeln auf ihren Dächern? Vorstellbar ist das, bestätigte Oberamtsrat Erhard Dreyer von der Stadtverwaltung, nachdem die Stadtverordneten überein gekommen sind, die zwanzig Jahre alte Schule sanieren zu lassen. Dabei gehe es, so Dreyer, vor allem um die Heizung, die Lüftung und die Klimatisierung.
Bislang, so erklärte Dreyer, würden 168 einzelne Klimaanlagen in den Räumen der IGS für Luft und Temperatur sorgen. Zu vermuten sei, daß die Technik mittlerweile überholt ist und zumindest ausgetauscht werden müsse. Daher sei auch die Idee mit den Glaskuppeln zu prüfen.
Die gläsernen Dachausbuchtungen - entweder fest installiert oder zum Öffnen - könnten dort entstehen, wo bislang Foyers sind, die von fünf, sechs angrenzenden Klassen- oder Arbeitszimmer eingeschlossen sind. Bislang können diese Innenräume nur mit künstlichem Licht erhellt werden. Die Gedankenspiele gehen so weit, daß überlegt wird, auch aus dem Fußboden Teile herauszuschneiden und durch transparentes Material zu ersetzen, so daß das natürliche Licht durch die Glaskuppeln bis ins Erdgeschoß dringen könnte.
Welche Sanierungsalternative zu empfehlen ist, darüber erwartet Dreyer bis Dezember mehr Klarheit. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen die Gutachten von zwei Ingenierbüros vorliegen. Zwei Expertisen gebe es, "damit wir Alternativen haben und die bessere auswählen können".
Die Aufträge für die Gutachten - jeweils mit 20 000 Mark dotiert - hat der Magistrat in diesen Tagen vergeben. Die Mittel dafür hatten die Stadtverordneten im vergangenen Jahr für den Haushalt 1992 bewilligt. lis
Eine optimale Ausgangsposition schufen sich die Tenniscracks des Tennisparks Rosbach, denen ein schwieriges Wochenende bevorsteht, durch zwei Siege am ersten Doppelspieltag der Medenrunde in der Regionalliga. Viel wird vom Ausgang der beiden Partien am Samstag in Saarbrücken und am Sonntag (11 Uhr, Tennispark) gegen Topfavorit TC Ravensburg abhängen. Die Rosbacher, die auch in diesem Jahr das Erreichen der Aufstiegsrunde zum Ziel haben, setzten sich vor 380 Zuschauern im Tennispark 5:4 gegen den KETV Karlsruhe durch und siegten tags darauf 6:3 beim TC Waiblingen.
Falk Fraikin, Christian Schmitt, Michael Franken und Youngster Marjan Stamm in seinem ersten überregionalen Einsatz brachten die Rosbacher gegen Karlsruhe nach den Einzeln in Führung. Christoph Back und die Nummer eins Lars Wahlgren dagegen mußten Niederlage quittieren. Nachdem Schmitt/Wahlgren und Back/Stamm ihre Doppel abgeben mußten, avancierten Franken/Fraikin zu den Matchwinnern: Im entscheidenden Doppel setzten sie sich sicher 6:3 und 6:1 gegen Schulze/von Wietersheim durch und machten den Auftaktsieg zur Freude der Fans perfekt. In Waiblingen, das als Mitbewerber um die Aufstiegsrunde gilt, setzten sich nach der Auftaktniederlage vom nervösen Falk Fraikin Christoph Back und Christian Schmitt durch und brachten den Tennispark 2:1 nach vorn. Michael Franken präsentierte sich in Topform und "servierte" den höher angesiedelten Frank Höschele 6:1, 6:1 ab.
Youngster Marjan Stamm dagegen konnte nicht an die Samstags-Form anknüpfen und unterlag. Der schwedische Publikumsliebling Lars Wahlgren (ATP 186) siegte gegen seinen Ranglistennachbarn, den Argentinier Marcello Inagaramo (ATP 207), in einem auf hohem Niveau stehenden Match 3:6, 7:5 und 6:3. Das erste Doppel verloren Back/Stamm noch, doch die Siege von Franken/Fraikin und Wahlgren/Schmitt brachten die Punkte zum Sieg.
In der gezeigten Form ist den Rosbachern ein Sieg bei Blau-Weiß Saarbrükken zuzutrauen. Doch am Sonntag stellt sich der designierte Meister im Tennispark vor: der TC Ravensburg. An dessen Spitze stehen der Spanier Marcos Gorriz, ein Spieler aus den Top-100 der Welt. Ein Wiedersehen gibt es dann auch mit der letztjährigen Rosbacher Nummer zwei, Wolly Knobling.
Er spielt in Ravensburg an der fünf und trifft somit auf seinen früheren Teamgefährten Falk Fraikin. Sicher werden zur Partie gegen Ravensburg noch mehr Anhänger des Tennisparks ihr Team unterstützen, und diese Unterstützung können die Rosbacher Cracks angesichts der tollen Besetzung ihres Gegners gebrauchen. ina
HAINBURG. Die SPD-Fraktion im Hainburger Gemeindeparlament möchte sich dafür einsetzen, daß die Mitarbeiter im Kinderhaus mehr Geld bekommen. In einem Antrag für die nächste Sitzung fordert die Partei, im Haushaltsplan überplanmäßige Ausgaben in Höhe von rund 15 000 Mark auszuweisen.
Die drei Fachkräfte des Kinderhortes werden nach Auskunft der Fraktionsvorsitzenden Marion Hoffmann immer noch nach dem Bundesangestelltentarif VI b vergütet, während für die Leute in den Kindergärten schon im Frühjahr überplanmäßige Ausgaben von 400 000 Mark beschlossen wurden. Die Leistungen im Kinderhort des Vereins seien genauso notwenig und wertvoll wie in den anderen Einrichtungen. Deshalb hätten die Mitarbeiter dort auch Anspruch auf gleiche Bezahlung.
Sie dürften nicht hinter der allgemeinen Einkommensentwicklung in den Kindergärten zurückbleiben, so Marion Hoffmann. Die Gemeinde stehe in der Verantwortung und habe für Gleichberechtigung zu sorgen. Dafür spreche unter anderem, daß das Kinderhaus im Kindertagesstättenplan der Gemeinde als Einrichtung aufgeführt sei. aim
Die Fußballer des KSV Klein-Karben erlitten im Kampf um den Titel in der Landesliga Süd bereits vor dem ersten Anpfiff am Samstag in Dietesheim (16 Uhr) einen herben Rückschlag: Jürgen "Ede" Bär, ehemaliger Oberligaspieler bei FSV Frankfurt, Hanau 93 und jetziger Spielgestalter beim KSV, erlitt bei einem Unfall schwere Kopfverletzungen und liegt im Krankenhaus. Damit ist der KSV längerfristig einer seiner Leistungsträger beraubt, und Trainer Volz muß seine Saisonplanungen ändern.
Nicht geändert wird jedoch das ausgegebene sportliche Ziel: Platz eins in der Landesliga Süd und Aufstieg in die Oberliga. Dies bestätigt der langjährige KSV-Vorsitzende Konrad Heermann, der vor wenigen Tagen aus gesundheitlichen Gründen sein Amt an Willi Hebbel weitergab, dem Vorstand aber erhalten bleiben wird. "Das Unglück von Ede Bär ist für uns ein großes Handicap, aber unser Potential sollte dennoch ausreichen", meint Heermann. Viel Verantwortung ruht nun auf Josef Sarroca, der im Mittelfeld ohne Bärs Unterstützung das Spiel des KSV aufziehen muß. Ihm zur Seite werden die Neuzugänge Uwe Riehm (FSV Steinbach) und Thorsten Wittkamp (FC Oberursel) stehen, die in der Vorbereitungsphase überzeugten. Sven Reuter und Ersen Kacmac von den Bischofsheimer "Fröschen", zwei letztjährige Landesliga-Akteure, schafften noch nicht den Sprung in die erste Elf. Hendrik Freywald wird so bald wohl nicht zum Einsatz kommen, denn sein alter Verein, Victoria Heldenbergen, hat mit der Ablöseforderung die Toleranzgrenze des KSV überschritten. "Wir müssen Freywald nicht unbedingt freimachen. Nur wenn Heldenbergen unser Angebot annimmt, klappt es noch vor Rundenstart", erklärt Heermann. Zunächst einmal pflegt der KSV das Understatement, wenn es um die kurzfristigen sportlichen Ziele geht. Mit einem Punktgewinn in Dietesheim sei man zufrieden, ist es allenthalben zu hören. Doch freilich ist dies lediglich das "Minimalziel". Um seinen eigenen Ansprüchen von Beginn an zu genügen, müssen die Klein-Karbener eigentlich gewinnen, wollen sie sofort in den Konkurrenzkampf mit Bernbach, Griesheim und Italia Frankfurt eintreten. Vertrauen darf die Mannschaft von Trainer Volz auf die Rükkendeckung von 100 Fans. Bei Auswärtsspielen unterstützen die "Kärber" ihr Team in der Regel lautstark. Vor einer großen Kulisse absolvierte der KSV auch seine Generalprobe: Zum 70. Jubiläum des BSC Spielberg standen sie Nord-Landesligist SG Bad Soden/Ahl gegenüber. In einer mäßigen Partie auf schwerem Geläuf unterlag der Süd-Vertreter jedoch 0:2. Doch dieser Niederlage kann Konrad Heermann etwas Positives abgewinnen: "Wenn die Generalprobe mißglückt, dann gelingt die Premiere." INA SCHNEIDER/jbp
HANAU. Mit einer internationalen Modenschau eröffnet das Modeversandhaus Peter Hahn am heutigen 6. August seine Pforten am Nürnberger Tor in Hanau. Nach dem Stammsitz in Winterbach und Städten wie München, Stuttgart, Göppingen, Wiesbaden und Heilbronn sowie Niederlassungen in der Schweiz ist Hanau der elfte Standort dieses Unternehmens.
"Hochwertige Mode aus reinen Naturqualitäten" will das Modehaus auf rund 600 &sqmet; Verkaufsfläche der gepflegten, klassisch-eleganten Dame ganz nach der Firmenphilosophie "Ein Leben in Natur" zur Auswahl anbieten. Viele der exklusiven Modelle werden in großen Größen bis 52, gleichermaßen wie für die zierliche Dame bis Größe 24 angeboten.
Damit will das Modeversandhaus die erfolgreiche Tradition des Modehauses Emmy Silz weiterführen, das seit 35 Jahren für Hanau und Umgebung ein Begriff in Sachen exquisiter Damenmode war. Flei
WASSERBALL
Gruppe B, 3. Spieltag: Italien - Kuba 11:8 (2:3, 2:2, 4:2, 3:1), Griechenland - Niederlande 4:4 (0:0, 1:0, 2:2, 1:2), Ungarn - Spanien 5:8 (0:2, 1:1, 3:4, 1:1).
1. Spanien 3 3 0 0 31:17 6:0 2. Italien 3 2 1 0 24:19 5:1 3. Ungarn 3 1 1 1 24:26 3:3 4. Kuba 3 1 0 2 29:32 2:4 5. Griechenland 3 0 1 2 19:25 1:5 6. Niederlande 3 0 1 2 14:22 1:5
"die Andere", die erste überregionale neue Wochenzeitung im Herbst '89 in der Wende-DDR von der Bürgerbewegung gegründet stellt diese Woche ihr Erscheinen ein. Eine der letzten unabhängigen Ostzeitungen - von Ostlern für Ostler gemacht - ist an der Marktwirtschaft, aber auch durch eigenes Versagen gescheitert, sagte Mitherausgeberin Bärbel Bohley.
Zweieinhalb Jahre hat die Zeitung der ostdeutschen Bürgerbewegung überlebt. 100 000 Exemplare zählte die Auflage im Januar '90. Damals hätten die Leute Schlange gestanden, schwärmt Herausgeber Klaus Wolfram. Damals, da waren sie auch noch konkurrenzlos: die DDR-Parteipresse mühte sich angestrengt um demokratischen Wandel, und Westzeitungen hatten den Markt noch nicht im Visier.
Ihren größten Coup hat "die Andere" mit der Veröffentlichung der Stasi-Listen gelandet: Namen, Adressen und Gehälter der "Offiziere im besonderen Einsatz". Der Prozeß, den 14 Sportärzte des früheren Hochleistungssportclubs "Dynamo" deswegen gegen die Zeitung anstrengten, hat nicht zuletzt wegen der hohen Prozeßkosten das wirtschaftliche Ende der Zeitung beschleunigt.
Mit der Währungsunion hat "die Andere" die Hälfte ihrer Leser verloren. "Die Leute wollten nicht mehr lesen, sondern gucken", interpretiert Klaus Wolfram den Verlust. Immer mehr Gucker? Am Ende hatte "die Andere" noch 4000 Leser. "Was bedeutet es, fragt Bärbel Bohley, "daß 80 Millionen Deutsche sich keine zwei unabhängigen, alternativen überregionalen Zeitungen ("taz" und "die Andere") leisten wollen?"
Vielleicht, liegt es an der etwas betulichen, zum Teil auch unprofessionellen Machart, mit der das Bewegungsblättchen daherkam. Oder auch an den Auflösungserscheinugnen der Bürgerbewegung, die sich im Parlamentarismus oder im Lamento verzehrt. Oder an den Renegaten aus den eigenen Reihen, wie Mitherausgeber Jens Reich, der seine Kolumne "auch lieber in der ,Wochenpost' und in der ,Zeit' veröffentlicht hat"; des Geldes oder der größeren Verbreitung wegen, sei dahingestellt. Gründe gibt es viele.
Eine Zeitung wird für Leser und Leserinnen gemacht, die jeden Tag, jede Woche am Kiosk ihre Wahl treffen. Mit der "Anderen" sterbe wieder ein Stück kultureller Identität zwischen Berlin und Dresden, Leipzig und Rostock, heißt es im Nachruf.
Die Leserinnen und Leser haben gegen das Blatt plädiert. Eine Entscheidung, die man hinzunehmen hat, wenn auch ohne jene herzliche Freude, die letzte Woche das Aus für das Boulevardblatt "Super" begleitet hat. Nur, was wollen die Menschen eigentlich lesen östlich der Elbe? Darüber brüten (meist westliche) Marketingstrategen seit Monaten. Nichts Genaues weiß man nicht: Ein ziemliches Gestochere.
Klar scheint, daß man noch weitere Zeitungen zu Grabe tragen wird. Hämische und wehmütige Nachrufe an dieser Stelle werden folgen - demnächst in diesem Medien-Theater. UTE FRINGS
OFFENBACH. Nach einem Umweltsünder, der am frühen Dienstagmorgen am Goethering rund 100 Liter Dieselkraftstoff im Boden versickern ließ, fahndet die Polizei. Eine Zeugin hatte die Beamten davon informiert, daß an der betriebseigenen Tankstelle einer Firma beim Betanken eines Lastwagens Diesel auslaufe.
Als Feuerwehr und Polizei dort eintrafen, war der Wagen nicht mehr da. Der rücksichtslose Fahrer wird aber über die Firma zu ermitteln sein.
Die 100 Liter waren in dem bröckeligen Betonboden verschwunden. Über Probebohrungen soll nun der Schaden festgestellt werden. Die Tankstelle wurde zunächst stillgelegt. Die Polizei bittet die Zeugin, sich telefonisch über die Rufnummer 80 90-578 zu melden. hf
PETER BORCHARDT, stellvertretender Leiter der Polizeipressestelle, fühlte sich am Dienstag "wie ein Staatspräsident". Zur Feier seines 50. Geburtstages ließ ihn sein Chef nämlich in einem gepanzerten Mercedes und mit Motorrad-Eskorte ins Präsidium chauffieren. KARL-HEINZ REINSTÄDT handelte dabei nach der Devise: "Nie war er so wichtig wie heute". Der in Sachsenhausen geborene Kriminalhauptkommissar, der seit 13 Jahren Pressearbeit macht, schwärmte von der Klimaanlage in dem Geländewagen: "So komfortabel fährt nicht mal der Polizeipräsident." KARL-HEINZ GEMMER (62) beim Händedruck mit dem Geburtstagskind: "Na, Sie junger Bursche."
"Früher suchte man sich zuerst einen neuen Job, dann die Wohnung - heute ist es umgekehrt." Derartige Klagen sind immer häufiger von umzugswilligen Arbeitnehmern zu hören. Wohnungsnot und hohe Mieten behindern die berufliche Mobilität und sind ein Standortnachteil. In München zum Beispiel klagen Handwerksmeister und Konzernchefs schon seit Jahren über chronischen Personalmangel - die Löhne der gesuchten Facharbeiter liegen einfach zu niedrig, um die auf dem freien Markt angebotenen Heime zu finanzieren. Ähnlich ist die Situation im öffentlichen Dienst: Lokführer oder Polizisten wollen aus Kostengründen nicht in die bayerische Landeshauptstadt umsiedeln; Krankenhäuser und Altenheime finden, trotz Ballungsraum-Zulage, keine Pflegekräfte.
"Immer mehr Betriebe machen die Erfahrung, daß sie Stellen nicht besetzen können, weil die Bewerber keine Wohnung finden", weiß auch Ilse Brusis. Geht es nach der nordrhein-westfälischen Ministerin für Bauen und Wohnen, soll der Werkswohnungsbau in den nächsten Jahren eine Renaissance erleben. Zumindest in dem Bundesland, für das sie zuständig ist: "Wir wollen in Nordrhein-Westfalen keine Verhältnisse wie in Frankfurt, München oder Stuttgart, wo Unternehmen kaum noch auswärtige Arbeitskräfte gewinnen können."
An Rhein und Ruhr kann der betriebliche Wohnungsbau auf eine lange Tradition zurückblicken. Zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert herrschte Wohnungsnot im größten Industriegebiet - und die Unternehmen halfen sich selbst. Stahlbarone und Bergwerksdirektoren lockten die dringend benötigten Arbeitskräfte aus den Agrarprovinzen in das Montanrevier, indem sie ihnen passende Bleiben mit ländlichem Flair bauten: Werkssiedlungen entstanden, in deren kleinen Gärten die Bewohner wie gewohnt Hühner halten oder Tauben züchten konnten.
Grund und Boden waren damals billig und auch die Baupreise vergleichsweise niedrig. Heute scheuen sich die großen Konzerne schon aus Kostengründen, erneut in den Wohnungsbau einzusteigen. Wenn sie in den Ballungsgebieten Kräfte anwerben wollen, behelfen sie sich in der Regel mit individuellen Mietzulagen. Dabei wäre es laut Brusis "wesentlich sinnvoller", dieses Geld für neue Wohnungen einzusetzen.
Nordrhein-Westfalen hat ein spezielles Programm aufgelegt, das den Werkswohnungsbau wieder ankurbeln soll. Seit Anfang 1991 können Firmen günstige Darlehen erhalten, wenn sie Heime für ihre Beschäftigten errichten möchten. Diese Förderung garantiert relativ erschwingliche Kaltmieten zwischen 9,40 und 10,60 Mark. Vor allem kleine und mittelständische Betriebe haben das Angebot des Landes bislang genutzt, aber auch Großunternehmen ziehen nach.
Rund 5000 Bewerber für eine Bleibe zählt der Stahlkonzern Thyssen allein in Duisburg und Umgebung. "Hierunter sind viele Facharbeiter und junge Familien, die eine Wohnung anmieten wollen und auf dem freien Wohnungsmarkt keine Chance haben, zu finanziell verträglichen Bedingungen eine solche zu bekommen", berichtet Hans Gert Woelke, Aufsichtsratsvorsitzender der Tochterfirma Thyssen bauen und wohnen. Die neuen Konditionen des Landes ermöglichen dem Manager zufolge endlich "eine vertretbare Kalkulationsbasis".
Der betriebliche Wohnungsbau rechnet sich vor allem deshalb wieder, weil die Einkommensgrenzen weit höher liegen als bei der Förderung im sozialen Wohnungsbau. Arbeitnehmer, die eine Werkswohnung beziehen wollen, dürfen im Vergleich bis zu vierzig Prozent mehr verdienen - für einen Drei-Personen-Haushalt zum Beispiel liegt die Obergrenze erst bei rund 5300 Mark brutto im Monat. Für den Stahlriesen Thyssen war das ein entscheidendes Argument, den Bau eigener Wohnungen zu verstärken. Denn die Arbeiter an Hochöfen oder Walzstraße kassieren aufgrund von Wechselschicht und Nachtarbeit beträchtliche Zuschläge - ihre Löhne liegen deshalb weit über den bestehenden Richtwerten für soziale Bedürftigkeit.
"Wohnungen sind zu wichtigen Standortfaktoren für die regionale Wirtschaftsentwicklung geworden", sagt Ludwig Staender, Geschäftsführer der Veba Wohnen. Die Tochter des Energiekonzerns plant in diesem Jahr 123 zusätzliche Mietwohnungen und 21 Häuser nach dem neuen Modell. Die Wohnungsbaufirmen von Thyssen wollen in den kommenden fünf Jahren 1000 Domizile errichten.
"Die Bereitstellung moderner und bezahlbarer Wohnungen in der Nähe des Arbeitsplatzes ist ein Teil unserer Personalpolitik", betont Woelke von Thyssen bauen und wohnen. Der Manager lobt die Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen als "Signal für den Werkswohnungsbau", sieht aber noch ein "beträchtliches Handicap, das unsere Investitionsentscheidungen erschwert": "Warum ist es nicht möglich, Unternehmensinvestitionen in den Wohnungsbau als Betriebskosten anzuerkennen?" Für eine solche Regelung hat sich auch Ministerin Brusis ausgesprochen. Den Vorschlag umzusetzen, liegt allerdings in der Kompetenz der Bonner Regierung. "Wer ein Wiedererstarken des Werkswohnungsbaus will, muß auch bundesweite Investitionshemmnisse abbauen", fordert Brusis.
THOMAS GESTERKAMP
Die körperliche Gesundheit von 42 jungen Bosniern ist mit ihrer Ankunft in Zerbst gerettet. So weit das Positive. Dahinter wird eine unglaubliche Tragödie erkennbar, die mit den leichtfertig in Kauf genommenen Todesopfern längst nicht erschöpft ist. Martyrium und Mißbrauch - das ist das Schicksal aller, die zu ungünstigster Stunde in den unsicheren Bus gesetzt worden sind.
Hoffentlich ist nicht wahr, daß sie auch deshalb nach Sachsen-Anhalt verschleppt worden sind, um mit der Belegung freier Waisenhausplätze öffentliche Gelder zu erhalten. Hoffentlich stimmt nicht, daß die fatale Aktion auch deshalb nicht gestoppt wurde, weil sich ihre Initiatoren eine öffentliche Blamage in den Medien ersparen wollten. Unwahr hoffentlich auch, daß bei der Auswahl der Kinder finanzielle Kriterien eine Rolle gespielt haben und ein (?) Kind, eines der getöteten, ohne Wissen und Zustimmung der armen Mutter verfrachtet wurde. Aber angesichts seriöser Quellen muß befürchtet werden, daß dies alles wahr ist.
Größtes Maß an Schuld tragen die beiden Landespolitiker. Aber nicht allein. Genau so elend wie ihre Uneinsichtigkeit und Gegenattacken wirken die Distanzierungsversuche des Magdeburger Sozialministeriums - jetzt, wo die Katastrophe offenkundig ist. Andernfalls wäre man wohl gerne mit im TV-Bild gewesen. Es wurde die Pflicht versäumt, Halt zu sagen. Selbst bei geringster Situationskenntnis war klar, daß die Kinder, die die Heimleitung nicht hätte herausrücken dürfen, jahrelang hierbleiben müssen. Was dann? Neue Entwurzelung? ens
BASKETBALL
Vorrunde, Frauen, Gruppe B, 3. Spieltag: CSFR - China 70:72 (31:38), USA - Spanien 114:59 (51:32).
1. USA 3 3 0 318:181 6 2. China 3 2 1 205:226 5 3. Spanien 3 1 2 181:238 4 4. CSFR 3 0 3 183:242 3
KARBEN. Das traditionelle Pfarrfest feiert die katholische Kirchengemende St. Bardo Petterweil am kommenden Wochenende, 8. / 9. August. Am Samstag um 15 Uhr werden Kaffee und Kuchen angeboten. Gleichzeitig geht das Kinderfest in die erste Runde. Später öffnen die Grillstation und die Weinlaube. Ab 19 Uhr darf getanzt werden.
Am Gottesdienst am Sonntag um 10.30 Uhr wirkt der Kirchenchor mit. Anschließend wird Erbsensuppe verkauft, und der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Petterweil spielt zum Essen.
Am Nachmittag singt der Männerchor Eintracht Petterweil. Mit einem Marathonlauf soll das Pfarrfest ausklingen. hm
FLÖRSHEIM. In mehreren öffentlichen Gebäuden und Privathaushalten in Flörsheim und Keramag barsten in der Nacht zum Samstag die Wasserrohre.
Da in der Übergabestation an der Wikkerer Straße ein Druckminderer ausgefallen war, stieg der Wasserdruck von 4,5 auf bis zu 11 bar an. Einige Keller wurden überschwemmt, die Feuerwehr mußte zum Leerpumpen ausrücken.
Geschädigte können sich an das Flörsheimer Bauamt wenden; Peter Joemann nimmt dort unter Tel. 5 03 67 oder 5 03 69 die Meldungen entgegen. fuh
Er läßt nicht locker, der Ferry Ahrlé. Vor der Kommunalwahl 1989 vorübergehend Oberbürgermeisterkandidat der von ihm eigens ins Leben gerufenen Sammlungsbewegung "Die Frankfurter", tritt der "Maler, Zeichner, Talkmaster und Drehbuchautor" (Archiv Munzinger) erneut zum Kampf um den Römer an. Diesmal führt Ahrlé die "Demokratische Mitte Frankfurt" ins Rennen um die Wählerstimmen.
"Ungewöhnliche Situationen erfordern eine ungewöhnliche Vorgehensweise", weiß der Alleskünstler. Und weil vieles "furchtbar ist, was da in der Politik läuft", sucht er Mitstreiter für eine "ehrlichere, engagiertere und entschlußfreudigere Politik".
Ein alter Kämpe ist auch wieder dabei: der Theater- und Fernsehregisseur Harald Schäfer, der schon bei den "Frankfurtern" mitmachte. Denen ging damals zum Glück für den späteren OB Hauff rasch die Luft aus. Vor allem auch, weil Mitgründer Wolfhard Kuhlins, einst Sportchef beim Hessischen Rundfunk, merkwürdig dumpfe Töne aus der ganz rechten politischen Ecke anschlug.
Das ist nicht die Linie Ferry Ahrlés. Gerade die Bürger, die aus reiner Verdrossenheit über die amtierenden Politiker auf dem Sprung zu den "Republikanern" sind, will der stadtbekannte Kunstschaffende ermuntern, der "Demokratischen Mitte" beizutreten.
"Es gilt, der Demokratie durch eine konkurrierende Gruppierung engagierter Bürger, die neben ihrem Beruf Verantwortung in der Stadt übernehmen wollen, neue Kräfte zuzuführen und für eine bürgernahe, rationale Politik zu sorgen." Auch eine kleine Fraktion könne im Römer viel bewegen. Natürlich will sich Ferry Ahrlé so früh noch nicht auf eine Koalition festlegen. Aber irgendwie bürgerlich- fortschrittlich darf man sich das schon vorstellen.
"Wir sind gegen jedweden Extremismus, gegen eine verfilzte Machtpolitik der Parteien, für mehr berufliche Sachkenner in der Verantwortung, gegen Verschwendung von Steuergeldern, für eine unmittelbare Demokratie durch Sach-Plebiszite u. a. beim Straßen-, S- und U-Bahn-Bau, in gegeigneten Fällen auch bei Bauplanungen und anderen anstehenden Problemen in der Stadt."
Das wird den müden etablierten Römerpolitikern durch Mark und Bein gehen. Denn die, so weiß Ferry Ahrlé, sind längst realitätsblind und selbstzufrieden geworden. cg
Staubniederschlag auf
HANAU. Nicht Bodenmessungen, sondern zusätzliche Analysen des Staubniederschlages, sogenannte Depositionsmessungen, fordert der BUND für das Hanauer Stadtgebiet,um die Emittenten der hohen Dioxin-Konzentrationen zu ermitteln. Die FR und andere Hanauer Zeitungen hatten irrtümlich von geforderten Untersuchungen des Bodens berichtet.
Laut BUND-Sprecher Rolf Neidhardt lasse sich anhand der Staub- und Taumessungen feststellen, ob es sich um neuere Dioxin-Quellen in der Luft handele. Ähnliche Messungen werden, wie berichtet, bereits vom Land in Frankfurt-Griesheim oder auch Stadtallendorf vorgenommen. So seien etwa in Griesheim hohe Dioxin-Konzentrationen im Staub festgestellt worden, obwohl die dortigen Dioxin-Luftwerte günstiger seien als in Hanau. Der BUND vermutet daher, daß Staubniederschlagsmessungen in Hanau noch höhere Werte als in Griesheim ergeben würden. Wie Neidhardt erklärt, sei es nicht einzusehen, daß dort, wo die Werte niedriger seien, Staubmessungen angestellt würden und in Hanau bei höheren Luftwerten aber keine. Das Land und auch die Stadt haben dererlei Analysen jedoch aus Kostengründen abgelehnt. alu
Torhüter Ehrmann angeschlagen
Der 1. FC Kaiserslautern bangt um seinen Stammtorhüter Gerald Ehrmann. Zehn Tage vor dem ersten Saisonspiel in der Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Köln laboriert der 33jährige Keeper immer noch an einer Wadenverletzung aus der vergangenen Saison. Vier Wochen Pause für Naawu Vermutlich noch einen Monat muß der Fußball-Zweitligist SV Waldhof Mannheim auf seinen ghanesischen Stürmer Richard Naawu verzichten. Der 21jährige hatte sich während der Vorbereitung mit der Nationalmannschaft Ghanas in Italien für die Olympischen Spiele eine schwere Knöchelverletzung zugezogen. Aus diesem Grund war Naawu nicht mit nach Barcelona gereist, sondern hatte sich in seiner Heimat erholt. Uerdinger Laessig fällt zwei Monate aus Bayer Uerdingens Stürmer Heiko Laessig hat am Montag im Training einen Innenbandriß im rechten Knie erlitten und wird dem Aufsteiger damit etwa zwei Monate fehlen. Dortmund verkaufte 25 400 Dauerkarten Der deutsche Fußball-Vizemeister BVB Borussia Dortmund schloß am Montag seinen Dauerkartenverkauf mit 25 400 verkauften Tickets ab. Der BVB kassierte dafür im Vorfeld der neuen Saison rund elf Millionen Mark. 14 200 der abgesetzten Karten gelten für Sitz-, 10 200 für Stehplätze.
rb FRANKFURT A. M., 4. August. Die Bundesregierung will an ihren Plänen zur "Gesundheitsstrukturreform" ungeachtet der massiven Proteste von Ärzten und Zahnärzten festhalten. Mit nur einigen geringfügigen Änderungen solle der Entwurf am kommenden Mittwoch ins Kabinett gehen, verlautete am Dienstag aus dem Hause des Gesundheitsministers Horst Seehofer (CSU).
Derweil warf die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Seehofer vor, mit seinem Verzicht auf die umstrittene "Malus"-Regelung bei der Arzneiverordnung lediglich die Öffentlichkeit täuschen zu wollen. Im Prinzip ändere sich überhaupt nichts, sagte der KBV-Vorsitzende Ulrich Oesingmann am Dienstag. Die Sparpläne störten weiterhin das Vertrauensverhältnis von Arzt und Patient.
Wie in einem Teil der Auflage bereits berichtet, sieht die Änderung vor, daß künftig die 16 regionalen kassenärztlichen Vereinigungen jeweils festlegen sollen, nach welchem Schlüssel die Honorarkürzungen bei Überschreiten einer bestimmten Arzneimittel-Verordnungsmenge auf die einzelnen Ärzte umgelegt werden. Bisher war eine automatische Kürzung bei jedem Arzt vorgesehen, der die vorgegebene Durchschnitts-Menge überschreitet. Das neue Verfahren soll solange gelten, bis die Verbände der Krankenkassen und Ärzte gemeinsam Verordnungs-Richtgrößen ausgearbeitet haben.
Gestrichen wurde aus dem ursprünglichen Gesetzentwurf die Bestimmung, wonach die Apotheker das Recht erhalten sollten, bei den auf Rezepten angegebenen Original-Arzneimitteln auf billigere Nachahmerpräparate (Generika) auszuweichen.
Die SPD-regierten Bundesländer und die Sozialexperten der SPD-Bundestagsfraktion wollen am Wochenende eine gemeinsame Position zu Seehofers Entwurf erarbeiten. Umstritten zwischen Fraktion und Ländern ist vor allem die Frage, wie der künftige Finanzausgleich innerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aussehen soll, mit dem die erheblichen Beitragssatzunterschiede ausgeglichen werden sollen. (Kommentar auf Seite 3)
Bahnhof leicht . . .
(Fortsetzung von Seite 19)
Eine Signalwirkung für die Autofahrer müsse von dem Pflaster nicht ausgehen, da die Überwege von Ampeln geregelt würden. Die Auffahrten zu den Pflasterstreifen sind nach Darstellung des Dezernenten deshalb flach angelegt, weil sie keine Schwellenfunktion hätten.
Der Verkehrsfluß werde durch die Schaltprogramme unterbunden. Die halbieren die Wartezeiten für die Passanten im Tagesprogramm von bislang 90 auf jetzt 45 Sekunden. Dieser Takt gilt auch für die Überwege an Roßmarkt und Hauptwache. Dort allerdings während einer Versuchsphase, in der geprüft werden soll, wie sich die Stopps auf den Wirtschaftsverkehr auswirken.
(Siehe auch Kasten rechts)
FRANKFURT A. M., 4. August (FR). Überwiegend sonnig, nur im Küstenbereich zeitweise wolkig, aber trocken, sagt das Wetteramt vorher. Höchsttemperaturen tagsüber zwischen 26 und 31, nachts um 15 Grad. Aussichten: überwiegend sonnig.
(Siehe auch Lokalteil)
KRONBERG. Die Kammerkonzerte des Kulturkreises gehen in die 25. Saison, das Herbst- und Winterprogramm hat diesmal den Schwerpunkt "Klavier". Viele der Künstler, die der Kulturkreis verpflichtet hat, sind dem Publikum in der Taunusstadt schon aus früheren Konzerten, wenn auch mit anderen Partnern bekannt.
Was auch bleibt, ist der Spielort: Trotz neuer Stadthalle bleiben die Kammerkonzerte im Altkönigstift.
Zum Auftakt spielt am Samstag, 22. August (20 Uhr im Altkönigstift, wie alle folgenden Konzerte auch) das "Cellissimo Ensemble" aus Frankfurt. Die vier Cellisten, unter ihnen auch der Kronberger Raimund Trenkler, haben ein ausgefallenes Programm zusammengestellt mit Musik von Caix d'Hervelois, Alexandre Krein, Isaac Albeniz, aber auch von Beethoven und Wagner.
Im zweiten Konzert (19. September) spielt ein Schüler von Justus Frantz, der Pianist Christoph Soldan. Er spielt das italienische Konzert von Bach, die As-Dur-Sonate (op. 110) von Beethoven und Polonaisen, Mazurken und Balladen von Chopin.
Das Pianisten-Duo Uwe Berkemer und Hatem Nadim gastiert am Samstag, 7. November mit Musik von Mozart, Schubert, Bizet, Poulenc und Tschaikowski.
Ein Wiederhören mit dem Pulcinella-Quartett ist für den 16. Januar 1993 mit Stücken von Haydn, Beethoven und Schubert geplant. Stammgast bei den Kronberger Kammerkonzerten ist die 21jährige Cellistin Caroline Dechant, die 1988 Landessiegerin beim musikalischen Wettbewerb "Jugend musiziert" wurde. Am 27. Februar 1993 spielt sie zusammen mit ihrer Mutter, der Pianistin Traute Dechant-Murtfeld Musik von Beethoven, Schostakowitsch, Schumann und Franck.
Die Klarinettistin Isa Bittel stammt aus Glashütten und wird mit Matthias Fuchs (Klavier)in dieser Instrumenten- Zusammensetzung selten zu hörende Stücke von Boieldieu, Schubert, Zoubek, Ravel und Debussy.
Schlußstern der Konzerte ist der 15jährige Pianist Konrad Maria Engel, der schon zahlreiche Musikpreise gewonnen hat. Er spielt am Samstag, 8. Mai Beethoven, Schumann, Rachmaninow, Scrjabin.
Abonnements für die Kammerkonzerte verkauft die Buchhandlung An der Schirn in Kronberg. Einzelkarten gibt es nur an der Abendkasse des Altkönigstiftes. nau
FRANKFURT A. M., 5. August. Die US- amerikanischen Hörfunksender Radio Free Europe (RFE) und Radio Liberty (RL) sollten nach Ansicht einer von Präsident George Bush eingesetzten Kommission zur Überprüfung der Arbeit der US-Auslandssender eingestellt werden. Die "United States Advisory Commission on Public Diplomacy" in Washington kommt zu dem Schluß, die Sender, die von München aus vor allem in die ehemalige Sowjetunion sowie in die Länder Osteuropas senden, hätten nach den dortigen politischen Veränderungen ihre Aufgabe erfüllt. Mit dem eingesparten Geld solle der Regierungsender "Voice of America" ausgebaut werden, um insbesondere die Sendekapazität nach China zu verstärken.
Das für die US-amerikanischen Auslandssender verantwortliche "Board for International Broadcasting" (BIB) widersprach der Empfehlung der Kommission. In der "zerbrechlichen Medienlandschaft" Osteuropas und der ehemaligen Sowjetunion spiele RFE/RL eine "unersetzbare Rolle", heißt es zur Begründung. Die Kommission habe in ihrem Bericht unberücksichtigt gelassen, daß kein anderes Medium in der Welt diese Länder mit soviel Informationen darüber versorge, was sich innerhalb ihres Landes, aber auch in den Nachbarstaaten ereigne. Deshalb hätten demokratische Führer dieser Länder die USA wiederholt um die Fortsetzung der Arbeit von RFE/RL gebeten.
Radio Free Europe strahlt seine Programme in sechs osteuropäischen und den drei baltischen Sprachen aus. Radio Liberty sendet rund um die Uhr in Russisch und in elf anderen Sprachen, die in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) gesprochen werden. Die Sendezeit umfaßt wöchentlich etwa 900 Stunden. In fast allen wichtigen Städten des ehemaligen Ostblocks unterhalten RFE/RL inzwischen eigene Korrespondentenbüros. Das den Sendern angegliederte "RFE/RL Research Institute" in München ist das größte der Öffentlichkeit zugängliche Forschungsinstitut der Welt für osteuropäische, sowjetische und post-sowjetische Studien.
Finanziert werden die beiden Auslandssender über Zuwendungen des amerikanischen Kongresses an die Internationale Rundfunkbehörde. In diesem Jahr liegt das Jahresbudget bei umgerechnet 211 Millionen Mark. Kritiker hatten beiden Einrichtungen in der Vergangenheit ihre Nähe zum US-Geheimdienst CIA vorgeworfen. Nach ihrer Gründung Anfang der 50er Jahre hatte die US-Regierung RFE/RL über den CIA finanziert. Offiziell wurden 1971 alle Verbindungen abgebrochen.
WETTERAUKREIS. Als "Skandal" bezeichnen die Wetterauer Jungsozialisten in einer Pressemitteilung die Trinkwasserentnahme der OVAG im Vogelsberg. Eine Menge Wasser werde ohne ordentliches Genehmigungsverfahren abgepumpt, haben die Jusos von Frauke Gaede von der Schutzgemeinschaft Vogelsberg erfahren. Gaede informierte die Wetterauer SPD-Nachwuchsorganisation mit einem Dia-Vortrag über den Trinkwasserabbau im Vogelsberg.
39 000 Kubikmeter Wasser werden laut Frauke Gaede derzeit pro Jahr aus dem Vogelsberg abgepumpt. Ein Großteil davon fließt in das Rhein-Main-Gebiet. Trockengefallene Bäche und Quellen, entwässerte Wiesen, absterbende Bäume und ein Absenken der Erde, das zu Schäden an Wohnhäusern führe, seien die Folgen, schilderte die Referentin.
Frauke Gaede machte die OVAG als Betreiberin der Förderanlagen und die Genehmigungsbehörden für diese Schäden verantwortlich. Viele Wasserentnahmen würden ohne rechtliche Grundlage und nur als Pumpversuch getätigt, beispielsweise in Inheiden, wo die OVAG ein großes Wasserwerk betreibt.
Die Vertreterin der Schutzgemeinschaft Vogelsberg forderte Genehmigungsverfahren, die die Umweltschäden berücksichtigen. Vor allem aber forderte sie zum Wassersparen auf. Der Pro-Kopf- Verbrauch in den belieferten Haushalten müsse gesenkt werden, damit nicht noch mehr Schäden im Vogelsberg entstehen, verlangte sie.
Matthias Meuser, Vorsitzender des Arbeitskreises Umwelt der Wetterauer Jusos, setzt sich für eine Rekommunalisierung der Wasserversorgung ein. Viele der mit Vogelsbergwasser belieferten Kommunen haben seiner Ansicht nach die Möglichkeit, selbst Wasser zu fördern. Außerdem müßten die Kommunen stärker den Einbau von Brauchwasseranlagen fördern, um den Verbrauch von Trinkwasser zu drosseln. ieb
Der Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß ist nach Auffassung der Verteidigung nicht genügend vorbereitet worden. Wie Rechtsanwalt Günter Dörr am Dienstag der Umweltstrafkammer vorwarf, hätte sie sich beizeiten um einen renommierten Sachverständigen für Toxikologie bemühen müssen. Zentrale Frage an den Gutachter sei, ob die Anwendung von PCP-haltigen Holzschutzmitteln zu Krankheiten führen kann.
Von den Verteidigern der beiden angeklagten "Desowag"-Geschäftsführer, gegen die seit Anfang Juni dieses Jahres wegen Körperverletzung und Freisetzung von Giften verhandelt wird, war zuletzt vorgeschlagen worden, als Sachverständigen den Züricher Professor Christian Schlatter zu vernehmen. Dieser Anregung will das Gericht aber nicht folgen, jedenfalls, so Vorsitzender Richter Thomas Michael Seibert, "vorläufig nicht". Schlatter ist bereits als Experte in Zivilverfahren aufgetreten, die Holzschutzmittel-Geschädigte gegen die Firma "Desowag" angestrengt haben. Seinen Untersuchungen zufolge scheidet Pentachlorphenol als Krankheitsverursacher aus. Bleibt die Verteidigung dabei, daß sie auf den Schweizer Experten im Strafprozeß nicht verzichten kann, muß sie einen förmlichen Beweisantrag stellen.
Probleme mit Gutachtern hat aber auch die Staatsanwaltschaft. Wie das Gericht bekanntgab, soll als weiterer Sachverständiger jetzt der Erlanger Arbeitsmediziner Professor R. Schiele beauftragt werden. Dazu signalisierten die Staatsanwälte gestern, daß ihre Bedenken noch keineswegs ausgeräumt seien. Immerhin komme Schiele aus einem Institut, in dem gegen Honorar auch im Auftrag der "Desowag" geforscht wurde. Er selber, so der Professor gegenüber dem Gericht, habe allerdings kein Honorar bezogen.
Als weiteren Zeugen vernahm die Umweltstrafkammer einen Arzt, der zwei Jahre lang mit seiner Familie in einem mit "Xyladecor 200" behandelten Haus in Anröchte bei Lippstadt/Nordrhein-Westfalen gewohnt hatte. Hatten Frau und Kinder zuvor wenig Last mit Krankheiten, folgte 1986 mit dem Einzug eine Serie von Infekten, bis hin zur Lungenentzündung mit hohem Fieber. Erst nachdem sämtliches Holz im Innenbereich entfernt war (Kosten: 20 000 Mark) sollte es der Familie gesundheitlich wieder bessergehen.
Neue Erkenntnisse über die Wirkungen von Gift in Holzschutzmitteln verspricht der Auftritt des Hamburger Mediziners Karl Rainer, der für den heutigen Mittwoch vorgesehen ist. Folgt man seinen Forschungsergebnissen, können Holzschutzmittel, wenn sie eingeatmet werden, die Bluthirnschranke durchdringen und dort Fehlsteuerungen von lebenswichtigen Funktionen bewirken. Daß PCP zehnmal giftiger ist, wenn es über die Lunge - und nicht über die Nahrung - in den Organismus kommt, hatte bereits der Bochumer Professor F. Selenka zu Beginn des Prozesses festgestellt. Lepp
Er hätte sie schon gerne gehalten, seine auf ein DIN-A-4-Blatt getippte Begrüßungsrede: "Für das Sozialministerium und die Landesregierung möchte ich die Kinder und ihre Betreuer auf das Herzlichste willkommen heißen . . ." Rainer Zimmer, Staatssekretär im Magdeburger Sozialministerium, hatte sich extra einen Zettel zurechtgelegt, für diesen Tag, an dem die Weltpresse auf dem Militärflugplatz der GUS-Streitkräfte im sachsen-anhaltinischen Zerbst erschienen war. Es galt, daß offenkundig "glückliche" Ende einer höchst umstrittenen Rettungsaktion protokollarisch gebührend zu bewerten.
Doch dann, als die Propellermaschine der österreichischen Hilfsorganisation "Flying Tigers" mit 42 Kindern aus Sarajewo um 10.40 Uhr auf dem Rollfeld zum Stehen kommt, will keiner mehr die Worte des Staatssekretärs hören.
Rainer Zimmer faltet seinen Zettel weg - ein bißchen verloren wirkt er in dem Pulk von Kameraleuten und Pressevertretern, die den Weg zwischen Flugzeug und den elf Rettungswagen in Sekundenschnelle verstopfen. Doch schon Minuten später steckt ihm der nach Split entsandte Ministeriumsmitarbeiter Werner Theisen einen neuen Zettel zu. Es ist die Liste der Kinder, die ursprünglich am Donnerstag vergangener Woche aus Sarajewo herausgeholt werden sollten: 53 Namen, vor elf von ihnen ist mit Kugelschreiber ein Kreuzchen gemalt worden.
Zwei Kreuze stehen für die beiden erschossenen Kinder vom Wochenende, die dreijährige Verdrana und den 14 Monate alten Roki. Neun Kreuze markieren die Namen derjenigen Kinder, die von serbischen Truppen an einem Stützpunkt vor Sarajewo aus dem Flüchtlingsbus geholt worden sind.
Nun sind sie da, die 42 Übriggebliebenen, die in einer 13stündigen Busreise am Montag in die Adriastadt Split gebracht worden waren, bevor sie am Dienstag den Flug nach Deutschland antreten konnten. Nur zwei Babys mußten "wegen akuten Flüssigkeitsmangels" ins Kinderkrankenhaus nach Zerbst gebracht werden, drei weitere Kinder "zur Beobachtung" in Kliniken nach Magdeburg. Der Rest wurde auf drei Kinderheime in Schönebeck, Staßfurt und Sandersleben verteilt.
Dort sollen sie so lange, bis in Bosnien nicht mehr gekämpft wird, Ferien machen, "Ferien vom Krieg". Doch so einfach ist das nicht: Obwohl es bis auf die beiden Babys "keine akuten Notstände" gibt, sind alle Kinder durch den monatelangen Aufenthalt im Keller des Waisenhauses "schwer psychisch krank", wie Ludwig von Rohden, Kinderarzt an der medizinischen Akademie in Magdeburg, während des Fluges diagnostiziert hat. Für Rohde war es "höchste Zeit", daß die Kinder aus dem Kriegsgebiet herausgebracht wurden.
Für die beiden Organisatoren der ebenso spektakulären wie riskanten Aktion, die Magdeburger Landtagsabgeordneten Karsten Knolle (CDU) und Jürgen Angelbeck (parteilos), ist das Wasser auf ihre Mühlen. Sie selbst waren für den Tod der Kinder mit verantwortlich gemacht worden. Außenminister Klaus Kinkel hatte die Todesschüsse von Sarajewo "die schreckliche Konsequenz des Alleingangs der beiden Magdeburger Politiker" genannt.
Während der Pressekonferenz in der Stadthalle von Zerbst erklärte der Quedlinburger Reserveoffizier Knolle dann all denen, die "sich in der Pose eines Feuilletonisten" zurücklehnten, und dem "knieweichen" Kinkel, wie es in Bosnien aussieht: "Das ist Krieg." So verwundert es den Unionschristen in der Stunde seiner Ankunft denn auch nicht, daß es Opfer gegeben hat - die hätte es bei ähnlichen "Geiselbefreiungen" auch gegeben. Knolle erinnert an München 1972, die Olympischen Spiele, und an das Geiseldrama von Gladbeck. "Bei humanitären Aktionen", ergänzt Kollege Angelbeck, "sei man zwangsläufig Gefahren ausgesetzt" - schon gar auf der Snipers-Allee, der Straße der Heckenschützen, von der aus der Bus beschossen worden war.
Die Frage nach der Verantwortung für die tödlichen Schüsse stellt sich für die beiden Politiker ohnehin nicht. Sie hätten lediglich für den Transport der Kinder vom Vorort Sarajewos nach Split die Verantwortung getragen. Den Transport aus der umkämpften Stadt habe eine Hilfsorganisation übernommen, die namentlich nicht genannt werden soll. Knolle: "Um nicht weitere Aktionen zu gefährden." Möglicherweise sogar mit dem beschossenen Bus. Angelbeck jedenfalls hat aus eigener Tasche das Geld für die Reparatur des Fahrzeugs bezahlt. Dazu, so Angelbeck, "habe ich mich moralisch verpflichtet gefühlt". AXEL VORNBÄUMEN (Zerbst)
Nachrichten-Börse
Post geht mit 8,2 Prozent ab Eine Rendite von 8,20 Prozent wird die erste Tranche der neuen Post-Anleihe mit zehnjähriger Laufzeit abwerfen, die bis Freitag dem Publikum angeboten wird. Nach Angaben der Bundesbank ist das Papier mit einem Nominalzins von 8,25 Prozent und einem Verkaufskurs von 100,30 Prozent ausgestattet. KfW und Ausgleichsbank verteuern Geld Aufgrund der Zinssteigerungen am Kapitalmarkt verteuert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ihre Eigenmittelkredite im Rahmen der Mittelstands-, Investitions- und Umweltprogramme um einen viertel Punkt. So kostet ein Kredit im Mittelstandsprogramm von sofort an nominal 8,50 (statt 8,25) Prozent Zinsen. Effektiv sind dies 9,73 Prozent. Die Deutsche Ausgleichsbank erhöht von heute an ihre Zinsen für Ergänzungskredite zur Existenzgründung oder Standortsicherung (ED I) und für Umweltschutzmaßnahmen (ED III) im gleichen Umfang auf den Effektivsatz von 9,15 Prozent. Türkei will in die Zukunft rasen Die Türkei beginnt mit der Ausschreibung eines Bahnprojektes für eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Ankara und Istanbul. Das Vorhaben soll sechs Milliarden Mark verschlingen und die Reisezeit von acht auf zweieinhalb Stunden verkürzen. Die Bauzeit wird auf vier bis sechs Jahre veranschlagt.
SCHÖNECK. Der CDU-Gemeindeverband Schöneck veranstaltet am Freitag, 7. August, 20 Uhr, in der Gaststätte "Adler" im Ortsteil Kilianstädten unter dem Motto "Bauen in Schöneck" einen Informationsabend speziell "für den privaten Häuslebauer".
Inhaltlich soll es vor allem um An- und Ausbauten bestehender Wohngebäude gehen.
Was beim Bau von neuem Wohnraum zu beachten ist, genehmigt werden muß beziehungsweise kann, wie künftig die Chancen auf dem Baumarkt in Schöneck sein werden, ob und wo neue Baugebiete zu erwarten sind und anderes mehr soll unter der sachkundigen Leitung von Verwaltungsdirektor Arnold Reiter erklärt und diskutiert werden.
Unter der Telefonnummer 0 61 87 / 9 13 75 gibt Roland Johne weitere Auskünfte zur Veranstaltung. pom
Der Schleier ist gelüftet. Am kommenden Montag trainiert erstmals das komplette Aufgebot des Volleyball-Erstligisten
Ludwig pausierte zuletzt eine Saison wegen seines Studiums. Der Zuspieler ist aber bereits wieder topfit und gilt mit seiner Erfahrung als wichtiger Faktor in der Saisonrechnung des Neulings. "Für uns zählt in der Zehner-Liga nur der Klassenerhalt. Wie das letztlich geschafft wird, ist nur sekundär", verdeutlicht der argentinische Trainer das Ziel der langen Kerls aus dem Taunus. Die Siebt- bis Zehntplazierten, also gleich vier Klubs, müssen in die harte Relegationsrunde mit den jeweils zwei besten Vertretern der Zweiten Liga Nord und Süd. Diese acht Teams werden in zwei Gruppen eingeteilt, die beiden Erstplazierten jeder Gruppe sind in der Saison 93/94 erstklassig. "Wir müßten also Platz sechs erreichen, um den Abstieg direkt zu vermeiden. Ein Traumziel, aber wahrscheinlich hängt der Brotkorb für unser junges Team dafür noch zu hoch", meinte Ferradas angesichts eines Altersdurchschnitts von nur 21 Jahren. "Das jüngste Team der Liga. Wir müssen drinbleiben, dann läuft die Zeit für uns in den nächsten Jahren", spricht Ferradas von einer "richtungweisenden Saison".
Die beiden argentinischen Nationalspieler Alexandro Romano (18) und Jorge Elgata (22) passen in das junge Team. Elgata gilt als die große Zugnummer. "Elgata kann durchaus zu den großen Assen in der Liga avisieren", spendet Suckow Vorschußlorbeeren. "Meine beiden Landsleute sind jung und hochtalentiert. Wir konnten uns angesichts des knappen Etat-Ansatzes keine ganz großen Namen bei der Verpflichtung unserer Ausländer erlauben", so Ferradas, der beide "Gauchos" laut Statuten in der Liga spielen lassen kann.
Ende August will TuS Kriftel ein mehrtägiges Trainingslager in den Niederlanden beziehen, nimmt danach noch an zwei Turnieren mit Erst- und Zweitligisten teil. Das erste Meisterschaftsmatch für den letztjährigen souveränen Zweitliga-Meister steigt zu Hause am 19. September gegen Mitaufsteiger Düren. jo
Kurze 2
Stammann wird am Kreuzband operiert Der Leverkusener Fußball-Profi Matthias Stammann wird am Donnerstag am Kreuzband operiert und fehlt damit dem Bayer-Werksklub in der Bundesliga etwa ein halbes Jahr. Die Leistenverletzung von Libero Franco Foda ist dagegen soweit abgeklungen, daß er am Dienstag wieder mit leichtem Lauftraining beginnen konnte. Sein Einsatz beim Bundesliga-Start scheint nicht gefährdet. Zwei Tote bei Segelwoche Bei der Cowes-Segelwoche vor der Südküste Englands sind am Montag zwei Menschen uns Leben gekommen, drei weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Eine 30jährige Seglerin wurde von einem Balken tödlich am Kopf getroffen, ein Mann wurde beim Wechseln des Segels von Bord gespült und konnte nur tot geborgen werden. Nach Angaben der Küstenwache herrschte zum Zeitpunkt der Unglücke Windstärke Acht. An den Rennen hatten am Montag mehr als 700 Boote teilgenommen, darunter auch Prinz Philip und Prinz Edward. Verona-Spieler wieder bei Bewußtsein Der am 28. Juli bei einem Unfall mit dem Mannschaftsbus lebensgefährlich verletzte Spieler Walter Bianchi des italienischen Zweitligisten Verona ist nach einer Woche aus dem Koma erwacht und wieder bei Bewußtsein. Die Ärzte sind zuversichtlich, daß der 28jährige keine bleibenden Schäden davontragen wird. Vier Rufer-Tore für Werder Bremen Zwölf Tage vor dem Start der Fußball- Bundesliga sind Werder Bremens Torjäger für die Saison 1992/93 gerüstet. Gleich vier Treffer erzielte der Neuseeländer Wynton Rufer beim 13:0 (6:0) im Testspiel gegen die schleswig-holsteinischen Amateure des TSV Kropp, gegen den sich auch Marco Bode dreimal in die Torjägerliste eintrug.
BREITSCHEID. Bruchlandung für die Luftsportgruppe Breitscheid-Haiger: Das Darmstädter Regierungspräsidium verweigerte jetzt die Genehmigung für den geplanten Großflugtag, mit dem der Verein am kommenden Wochenende sein 40jähriges Bestehen feiern wollte. Zu ihrer Geburtstsparty, bei der Militärstaffeln der Luftwaffe, der US Air Force und der britischen Royal Air Force neben zivilen Luftakrobaten und Kunstfliegern eingeladen waren, erwarteten die Veranstalter am 9. August rund 20 000 Schaulustige in der Westerwaldgemeinde.
Bereits im Vorfeld hatten die Organisatoren der Air-Show massiven politischen Widerstand des Lahn-Dill-Kreises und des Gießener Polizeipräsidiums gespürt. Eine "militärische Leistungsshow", erklärte Wetzlars Landrat Gerhard Bökel (SPD), sei angesichts der gesamtpolitischen Wetterlage fehl am Platz. Zusammen mit Gießens Polizeipräsident Manfred Meise kritisierte der Sozialdemokrat in scharfer Form "erhebliche Mängel in den Sicherheitsvorkehrungen".
Die südhessische Behörde teilt nun diese Bedenken. Grund: Eine von der Luftfahrtveranstaltung ausgehende "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" könne nicht ausgeschlossen werden. "Trotz mehrfacher Aufforderungen" seien die Antragsunterlagen nur unvollständig vorgelegt worden. Bis heute seien noch keine verwertbaren und prüffähigen Angaben zur Ausweisung von Parkplätzen und zu der Sicherstellung des Brandschutzes gemacht worden. Darüber hinaus seien die Organisatoren hinsichtlich des notwendigen Brandschutzes der erforderlichen Abstimmung mit dem Ortsbrandmeister nicht nachgekommen, erklärte ein Sprecher der Behörde. Außerdem hätten sich auch die zuständigen Naturschutzbehörden gegen die Durchführung der Mammutveranstaltung im Landschaftsschutzgebiet ausgesprochen.
Katerstimmung herrscht nach dieser Entscheidung in den Reihen der Luftsportgruppe. Für den Vorsitzenden Peter Weiß sitzen die Schuldigen am Mißlingen des geplanten 21. Flugtages in Breitscheid auf der politischen Bühne. "Unser Flugtag ist politisch niedergemacht worden", schimpfte er. Die "zögerliche Haltung" der örtlichen Feuerwehr wertete der Chef des Vereins als "reine Bosheit".
Weil in der Kürze der Zeit die Organisation nicht komplett umgekrempelt werden könne, blies die Luftsportgruppe zum Rückzug: mit dem Flugtag wurden gleich alle anderen Feierlichkeiten zum 40jährigen Bestehen des Vereins abgesagt. "Uns ist die Lust gründlich vergangen."
Das hessische Wirtschaftministerium, das sich ebenfalls an der Prüfung der Genehmigungs-Formalia beteiligte, stimmte im Ergebnis mit dem RP überein. In Wiesbaden denkt man derweilen nach, mit einer Bundesratsinitiative die Kriterien für Großflugtage zu verschärfen. Unabhängig von der rechtlichen Grundlage müsse man sich aber fragen, ob nach der Katastrophe von Ramstein derartige Großveranstaltungen überhaupt noch durchgeführt werden müßten, sagte Sprecherin Bettina Wieß. tru
BAD VILBEL. Zum Sommerfest am Sportgelände lädt die SPD Dortelweil am Samstag, 8. August, ab 17 Uhr alle Bürgerinnen und Bürger ein. Geboten werden gepflegte Getränke und Gegrilltes. Zu dem Sommerfest werden bekannte Politiker erwartet, die gern zu Gesprächen bereit sind, vermelden die Veranstalter.
Geschäfte um den Kaiserplatz feiern oder: Was Felix Krull, Rosemarie Nitribitt und ein nicht gebautes Hochhaus gemeinsam haben
KARBEN. Ihr Sommerfest veranstaltet die SPD Klein-Karben am kommenden Wochenende, 8. / 9. August, in der Grünanlage am Gewerbegebiet in Höhe der Holzbrücke über die Nidda. Das Festzelt ist am Samstag um 18 Uhr und am Sonntag ab 11 Uhr geöffnet.
Samstag abend spielt die Allsound-Band aus Friedberg. Marianne und Rudi Hinkel laden Kinder zum Basteln ein. Am Sonntag lockt die Redneck-Country mit Westernmusik. Für Sonntag nachmittag, 14 Uhr, ist Klaus Klamauk zu Zauberei und Jonglage verpflichtet worden. An beiden Tagen gibt es reichlich zu essen und zu trinken. hm
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BAD VILBEL. Ein Gemeindefest veranstaltet die Evangelische Kirchengemeinde Massenheim am Sonntag, 9. August. Eröffnet wird das Fest mit einem Familiengottesdienst um 10 Uhr in der Kirche oder bei schönem Wetter erstmals unter den Kastanien des Gemeindezentrums Hainstraße. Anschließend gibt es Mittagessen mit Getrilltem und Salat. Am Nachmittag ab 15 Uhr werden Kaffee und Kuchen angeboten. Für die Salatbar und die Kuchentheke wird noch um Spenden gebeten.
Das musikalische Programm gestalten der Folkloretanzkreis, der Gitarrenkreis, Rene Hlawa und Kantorin Eva-Maria Broske. Eingeladen ist außerdem die Musikgruppe Vucka von der Musikschule, die jiddische Lieder darbieten will.
Der Jugendkreis "Radfreunde" bietet erstmals die Massenheimer Kinder-Fahrrad-Rallye an, und der Kindergarten beteiligt sich mit einem Programm für die Kleinen. Selbstverständlich findet in der Hainstraße auch wieder ein Flohmarkt von Kindern statt.
Der Erlös des Gemeindefestes kommt in diesem Jahr dem Hospiz in Herborn zugute. Dieses Hospiz wird zur Zeit gebaut, dort sollen sterbende Menschen gepflegt werden. hm
RÜSSELSHEIM. Ein kostenloses Job-Ticket für den Omnibus bietet die Stadt allen ihren Beschäftigen ab 1. September an. Dem liegt ein Magistratsbeschluß zugrunde. Damit soll das Umsteigen vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver werden.
Die neue Karte ist für Mitarbeiter/innen mit mindestens einjährigem Beschäftigungsverhältnis gedacht. Das Tikket gilt auf dem Liniennetz der Rüsselsheimer Stadtwerke und zwar nicht nur für den Weg von und zur Arbeit, sondern auch für private Fahrten und an Wochenenden.
Das Job-Ticket gilt in der Regel ein Jahr lang und ist personengebunden, kann also nicht von Familienangehörigen genutzt werden. Wer die Karte annimmt, erklärt gegenüber der Stadt als seinem Arbeitgeber gleichzeitig den Verzicht auf einen Bediensteten-Parkplatz.
Die Kommune übernimmt durch einen Vertrag mit den Stadtwerken die Kosten von 30 Mark je Job-Ticket, teilte das Presseamt mit. Außerdem trage die Stadt Rüsselsheim auch die anfallenden Steuern auf dem Weg einer Pauschalversteuerung. cas
FRIEDBERG. An prominenten Rednern, Informationen und Unterhaltung wird es am Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr nicht mangeln. Am Sonntag, 9. August, feiert die älteste Feuerwehr im Wetteraukreis nämlich ihr 130jähriges Bestehen - Anlaß genug für die 148 Feuerwehren des Kreises, das Feuerwehrhaus von morgens bis abends in Schwingungen zu versetzen. Dazu werden musikalisch das I. Friedberger Doppelquartett, der Musikzug der Friedberger Feuerwehr und ein Alleinunterhalter mit seiner Orgel beitragen. Landrat Rolf Gnadl und Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr (beide SPD) werden mit ihren Redebeiträgen das Übrige tun.
Kreisbrandinspektor Günter Vogt wird außerdem den Brandbekämpfern die Leistungsabzeichen verleihen, die im Mai bei Wettkämpfen auf der Seewiese erstritten wurden. Besonders für die Unterhaltung der Kinder wird Rene Zind, der MitSpielMann, aktiv werden. Eine Fahrzeug- und Geräteausstellung bietet nicht nur Gelegenheit zum Schauen, sondern auch zum Anfassen. Sie wird durch eine Modellbauaustellung ergänzt. Die Einsatzabteilung führt dann im Rahmen einer Übung die Arbeit der Feuerwehrleute vor.
Ein neuer Gerätewagen, der während der Feierlichkeiten übergeben wird, soll in Zukunft dem Umweltschutz, sprich der Ölbekämpfung oder dem Einsatz bei Chemieunfällen, dienen. Außerdem hat die Freiwillige Feuerwehr eine Industriespülmaschine gekauft, die in Zukunft das für dieses Mal noch angemietete Geschirrmobil ersetzen soll.
Der Tag der offenen Tür beginnt Am Dachspfad 24 um 10 Uhr und wird bis in die frühen Abendstunden andauern. Wer hätte vor 130 Jahren wohl mit einem solchen Spektakel gerechnet? ub
Den ersten Moment nach seinem Olympiasieg erlebte Ronny Weller wie in Trance. Der 23 Jahre alte Gewichtheber sprang in die Zuschauerblocks, umarmte stürmisch seinen Vater und ließ seinen Tränen freien Lauf. Eine Goldmedaille im Zweiten Schwergewicht mit 432,5 Kilogramm gegen Weltmeister Artur Akojew aus der Sowjetunion und den bulgarischen Olympiasieger von Seoul, Stefan Botew, damit hatte niemand gerechnet. Am wenigsten Weller selber: "Ich kann es immer noch nicht glauben."
Die Goldmedaille betrachtet Weller als veredeltes Symbol seiner Willensstärke. Schaut her, ich habe mich aufgerappelt, ich stehe wieder auf meinen Beinen, obwohl mich fast alle schon abgeschrieben hatten.
Vor zweieinhalb Jahren, im Dezember 1989, fand die Karriere Wellers eine jähe Unterbrechung. Er geriet auf regennasser Fahrbahn mit seinem Lada ins Schleudern und prallte seitlich gegen einen Baum. Wellers Freundin Sylvia kam bei dem Unglück ums leben. Der Gewichtheber selber erwachte erst nach einer Woche mit schweren Schädelverletzungen und komplizierten Schienbeinbrüchen wieder aus dem Koma. Die Diagnose der Ärzte klang wenig ermutigend. Er dürfe froh sein, wenn er eines Tages wieder laufen könne.
Weller lag wochenlang im Krankenhaus. Er verlor mehr als 30 Kilogramm Gewicht und mußte über Infusionen ernährt werden. In dieser Phase seines Lebens habe er seine wahren Freunde kennengelernt, sagt Weller heute. Bis auf seinen Vater Günter, der immer bei ihm war, haben sich nicht viele im Krankenhaus sehen lassen. Weder sein ehemaliger Trainer noch seine alten Vereinskameraden des Armeesportclubs in Frankfurt an der Oder. Nun bereitet es dem Gewichtheber eine um so größere Genugtuung, sich denjenigen wieder ins Gedächtnis gerufen zu haben, die ihn damals im Stich ließen: "Von denen klopft mir heute keiner mehr auf die Schulter."
15 Monate hatte Weller an den körperlichen Nachwirkungen des Unfalls zu tragen, bis er wieder beschwerdefrei trainieren konnte. Gedanklich hat er seine persönliche Katastrophe auch heute noch nicht verkraftet. Vielleicht kann das auch gar nicht gelingen. Weller will ganz einfach nicht mehr darüber reden, schon gar nicht in aller Öffentlichkeit vor laufenden Kameras und neugierig lauernden Journalisten. Die banale Frage eines Reporters, ob er aus der Tragödie die Kraft zu seinem Olympiasieg geschöpft habe, wiegelt Weller unwirsch ab: "Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun."
Die Lebensgeschichte Ronny Wellers ließe sich hervorragend als rührselige Story des Wiederauferstandenen in der Regenbogenpresse verkaufen, aber der Hauptdarsteller hält sich nicht an die Dramaturgie der Seifenoper. Weller will allein sein mit sich und seiner nächsten Umgebung. Er denkt nicht daran, die ungestillte Sehnsucht einer Unmenge von Menschen nach dem Happy End zu befriedigen. Das ist in erster Linie seine Goldmedaille und die seiner verstorbenen Freundin.
Was Weller seinem Vereins- und Bundestrainer Milser in Personalunion schuldig ist, weiß er nur zu gut. Seit seinem Wechsel von Frankfurt/Oder nach Duisburg/Rhein steht der Olympiasieger '92 unter der Obhut des Olympiasiegers '84. Anleitungen erhofft sich Weller nicht nur im sportlichen Bereich, sondern auch im Umgang mit Sponsoren. Milser gilt als einer der wenigen Gewichtheber in Deutschland, die es verstanden haben, ihre Goldmedaille auch zu versilbern. Der erste Schritt ist mit dem Olympiasieg getan, auch wenn Rolf Milser ganz offen zugab: "Daß Ronny Weller hier gewinnt, ist schon sehr verwunderlich."
Milser ist nicht der einzige, der aus dem Staunen nicht herauskam. MICHAEL WULZINGER
FLÖRSHEIM. Die Flörsheimer Frauenbeauftragte, Brigitte Wagner-Christmann, hält am Donnerstag, 6. August, ihre nächste Sprechstunde.
Von 18.30 bis 19.30 Uhr steht sie im 1. Stock der Alten Kirchschule für Fragen bereit.
Ihre Mitarbeiterin Angelika David ist montags bis freitags unter der Rufnummer 0 61 45 / 5 03 78 zu erreichen.
(für Seite 2)
wurden die Teilnehmer gelotst: "Nur den
und Kleidung einfach weggeworfen. Das
(Für Nord, Seite 1)
zwar persönlich dafür einsetzen, daß die
Der Standort Deutschland werde für gentechnische Forschungen immer unattraktiver. Die deutsche Grundlagenforschung gerate ins Hintertreffen und verliere ihre Wettbewerbsfähigkeit, kritisierte kürzlich in München die Max-Planck- Gesellschaft (MPG). Sie hatte im März alle betroffenen Mitglieds-Institute zu ihren Erfahrungen mit dem Gentechnikgesetz befragt und erarbeitete daraufhin einen Katalog von Forderungen. Bewundernd schauen die Forscher auf die Bedingungen in anderen Industrieländern. Insbesondere in Japan, Kanada und den USA sei es ungleich leichter, ein Gen- Labor einzurichten und die Forschungsarbeiten aufzunehmen.
Während die Industrie notfalls in andere Länder ausweichen könne, seien Universitäten und gemeinnützige Einrichtungen wie die MPG aber an den Standort Deutschland gebunden. Insbesondere befürchtet die MPG schwerwiegende Folgen für die Heranbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Um die gentechnische Forschung zu erleichtern, fordert die MPG insbesondere: Anmeldungsverfahren für gentechnische Arbeiten in der Sicherheitsstufe 1 (ohne Risikopotential für Mensch und Umwelt) sollten entfallen. Die Sicherheitsstufe 1 betrifft 80 Prozent aller gentechnischen Projekte. Das Anmeldungs- bzw. Genehmigungsverfahren für gentechnische Arbeiten der Risikostufen 2 bis 4 (geringes, mäßiges und hohes Risiko) solle vereinfacht werden, um den überflüssigen Verwaltungsaufwand zu beseitigen. Auch die Freisetzungen gentechnisch veränderter Organismen solle erleichtert werden. Die Aufzeichnungen der Arbeiten in allen Sicherheitsstufen sollten vereinfacht werden, die Anmeldung und Genehmigung von gentechnischen Anlagen solle nicht nur für Hochschulen, sondern auch für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen kostenlos sein. Der nationale und internationale Austausch und Transport von gentechnisch veränderten Organismen solle erleichtert werden. fwt
So wie die Schule heute gestaltet ist, ist sie ein Resultat der Wissenschafts- und Technologiegläubigkeit der 60er Jahre, verbunden mit einem Konzept der Entdeckung und Förderung von Begabungsreserven auf dem Land, bei Frauen und bei Arbeiterkindern. Lehrer werden demzufolge immer noch als fachlich hochkompetente Stundengeber ohne Erziehungsauftrag ausgebildet und in einem nicht- kindgemäßen Kurssystem eingesetzt, das die starke pädagogische Kraft einer intakten Familie sowie die jugendkulturelle Situation der Nachkriegsära voraussetzt. Vorherrschende Strukturelemente sind nach wie vor die Wissenschaftsorientierung, die Hierarchisierung in Notenränge und Abschlüsse anstelle von individualisierenden Profilbeschreibungen sowie die Auslese der Schüler zu möglichst homogenen Lerngruppen. Dementsprechend spezialisierend ist auch die Lehrerbildung, in der fachdidaktische Kompetenzen überdosiert, sozialpädagogisches, psychologisches und sonderpädagogisches Eingehen auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen aber erschreckend unterrepräsentiert ist.
Es ist bedauerlich, daß Lehrer immer noch verbeamtet sind, weil sich dieser Status motivationsmindernd in bezug auf Einstellung und Handeln gegenüber Kindern auswirkt. Schule und Lehrersein haben sich in den letzten 100 Jahren viel zu wenig geändert; es ist mehr oder weniger immer noch so, wie es 1887 in der "Enzyklopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens" formuliert ist. Dort steht über "Zensuren", daß sie dazu dienten, "den von sich eingenommenen Schüler zu enttäuschen", damit er "den verdienten Tadel durch doppelte Anstrengung oder sittliche Besserung austilgen" könne. Wie soll man mit dieser noch heute vorherrschenden Erwartung zu einer notenfreien und kindgemäßen Schule kommen?
Aus: Peter Struck, Schul- und Erziehungsnot in Deutschland, Luchterhand Verlag, 1992.
Minister Seehofers Umformulierung in seinem "Gesundheitsstrukturgesetz" ist noch nicht der befürchtete Umfaller vor der wütenden Ärzte-Lobby. Daß er die Ausgabengrenze für Medikamente statt dem einzelnen Arzt allen Ärzten insgesamt verordnen will, hat sogar einiges für sich: die Patientenstruktur ist ja nicht in jeder Praxis gleich.
Sollen doch also die Kassenärztlichen Vereinigungen den Verteilungskampf selber regeln. Wie rücksichtsvoll und rücksichtslos zugleich - nämlich mit Rücksicht auf die eigene Kasse, aber ohne Rücksicht auf Krankenkasse und Nutzen des Patienten - manche Doctores mit Medikamenten um sich werfen, ist ja eine oft diagnostizierte Krankheit. Hier Remedur zu schaffen, wäre der Mühe der Heilkundigen wohl wert.
Die Gefahr steckt anderswo: darin, daß auch Seehofers Ansatz nur den Kostendruck mißt, indem er auf die Menge und nicht die Qualität der Arzneien abhebt. Weichen die Ärzte auf billigere Medikamente aus, so können das die noch schlechteren sein. Sinnvoller wäre eine Liste auf Wirksamkeit geprüfter Medikamente, für die die Kasse zahlt, und sinnvoll wäre, allzu rezeptfleißigen Ärzten unabhängige Berater statt umsatzbewußte Pharmavertreter zu schicken.
Nur unter Schmerzen auszuhalten ist aber, wie die Ärzteschaft mit üblen Wartezimmerplakaten den Patienten Angst macht, nun bekämen sie bald gar keine Arznei mehr, und wie sie ihnen zugleich vorgaukelt, die Mediziner seien die Geschröpften des Gesetzesplans. Tatsächlich aber sollen auch bei Seehofer - wie bei Blüm - hauptsächlich die Patienten bluten. Das sollte das Thema sein. wn
Das Weltniveau war weit entfernt: Die gesundheitliche Versorgung der Menschen in der ehemaligen DDR war schlechter als in fast allen anderen westeuropäischen Staaten. Erfolge konnte die ostdeutsche Medizin nur auf sehr wenigen Gebieten vorweisen; ansonsten verharrte ihre Leistungsfähigkeit auf Nachkriegsniveau. Überraschend gering war trotz der Gesetzeslage die Zahl der Abtreibungen. Zu den besonderen Problemen zählte die enorm hohe Selbstmordrate.
Ein deutlicher Indikator für den schlechten Gesundheitszustand ist die niedrige Lebenserwartung, wie eine von Dr. Gerd E. Wiesner für das Berliner Bundesgesundheitsamt erarbeitete Studie jetzt nachweist: Männer hatten in Ostdeutschland eine durchschnittliche Lebenserwartung von knapp 70 Jahren, das sind zwei Jahre weniger als in Westdeutschland. Bei Frauen lag dieser Wert bei 76 Jahren; auch damit hatten DDR-Frauen zwei Jahre weniger zu leben als in Westdeutschland. Insgesamt lag die DDR damit im hinteren Drittel unter 24 europäischen Staaten.
Besonders problematisch: Zwar wuchs die statistische Lebenserwartung ihrer Bewohner in der vierzigjährigen DDR-Geschichte um mehrere Jahre. Doch dies läßt sich mit wenigen Erfolgen erklären, zum Beispiel mit dem Sinken der Mütter- und Säuglingssterblichkeit und der Bekämpfung der Infektionskrankheiten. Das bedeutet im Umkehrschluß, daß die medizinische Versorgung in vielen Bereichen auf dem Niveau der Nachkriegsjahre verharrte. Für Autor Gerd Wiesner gelang es dem System der Kommandowirtschaft nicht, am zivilisatorischen Fortschritt in dieser Zeit teilzunehmen. Das zeigt sich besonders deutlich am Beispiel der Krebsleiden, an denen knapp ein Drittel aller Männer und knapp ein Viertel aller Frauen zu erkranken drohten. In den USA überleben fast 43 Prozent aller männlichen Patienten die Diagnose um fünf Jahre, sie gelten damit als geheilt. In der ehemaligen DDR dagegen lag diese wichtige Zahl bei nur 20,5 Prozent. Ähnlich sah es bei den Patientinnen aus; konnten 55,4 Prozent der US-Amerikanerinnen mit einer Heilung rechnen, so waren es bei ihren Leidensgenossinnen nur 37,2 Prozent. Wiesner erklärt diesen Unterschied mit fehlenden Möglichkeiten zur Bestrahlung, mit unzureichenden Anti-Krebs-Medikamenten und nicht ausreichend entwickelten Früherkennungs-Programmen. Insgesamt ernährten sich die Menschen in der früheren DDR ungesund; der Anteil der Übergewichtigen lag bei mindestens 30 Prozent, wobei die Frauen besonders betroffen waren. Die Ernährung war zu energie- und fettreich und enthielt zuviel Salz; ebenso wurden Zukker und Alkohol im Übermaß aufgenommen. Verbunden mit zuwenig Vitaminen und Balaststoffen im Essen bedeutete dies ein besonderes Risiko, an Herz- Kreislauf-Leiden zu erkranken, die die häufigste Todesursache darstellen. Dies mag unter anderem erklären, weshalb in der Ex-DDR die Sterblichkeit unter den 40- bis 54jährigen seit 1961 anstieg. Denn diese Leiden zurückzudrängen, gelang dem Gesundheitssystem der DDR im Gegensatz zu anderen Staaten nicht. In den restlichen Altersklassen blieb die Sterblichkeit in etwa gleich, auch bei den Menschen im Rentenalter gelang es nicht, eine Verlängerung des Lebensalters im gleichen Maße zu erreichen wie im westlichen Europa.
Bislang geheimgehalten wurden die Abtreibungszahlen in der früheren DDR, die Gerd Wiesner jetzt ebenfalls veröffentlicht. Hier zeigte sich ein vergleichbarer Effekt wie in anderen Staaten, die ein Indikationsmodell eingeführt hatten. Die Zahl der Abbrüche verfünffacht sich nach 1972 erst auf 113 000 jährlich, dann sank die Zahl kontinuierlich auf 74 000 in 1989. Mit 215 legalen Abbrüchen auf 10 000 Schwangerschaften nahm die DDR einen internationalen Mittelplatz ein. Interessant dabei der Vergleich mit Westdeutschland, wenn von 87 000 legalen und etwa 300 000 unerlaubten Abbrüchen ausgegangen wird: Dann läge die Abtreibungsquote in der DDR trotz Indikationsmodell deutlich niedriger.
Besondere Probleme hatte die DDR mit den Selbstmordraten, die ebenfalls unter Verschluß gehalten worden waren. In den vergangenen 30 Jahren beendeten jeweils zwischen 4000 und 6000 Menschen jährlich ihr Leben selbst; die Zahl der Versuche lag zehnmal so hoch. Bereits seit den 60er Jahren kommt diese Todesart in der Ex-DDR mehr als doppelt so häufig vor wie in der damaligen Bundesrepublik. Das Phänomen läßt sich übrigens mit dem sozialistischen System nur unzureichend erklären: Auf dem Gebiet der früheren DDR gab es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg erhöhte Selbsttötungsraten; Autor Gerd Wiesner führt als Ursache die überwiegend evangelische Religion dort an, die den Freitod weniger stark ächtet als der katholische Glaube. Wie dem auch sei: Die DDR hatte nach Ungarn die höchsten Suizid-Raten in ganz Europa.
Vor Aids dagegen konnten die DDR- Bewohner so gut wie sicher sein: Auf dem ganzen Staatsgebiet wurden, vor allem wegen der brutalen Abschottung nach Westen, gerade 91 Fälle gezählt, zum größten Teil Homosexuelle.
DIETER SCHWAB
Das Wetter
Wetterlage Das mitteleuropäische Hoch verlagert sich langsam ostwärts. An seiner Westflanke wird sehr warme und zunehmend schwüle Luft nach Deutschland geführt. Die über den britischen Inseln angelangte Kaltfront streift im weiteren Verlauf höchstens den Küstenbereich. Vorhersage bis Donnerstag früh Am Tage meist sonnig, trocken und Höchsttemperaturen im Norden um 25, im übrigen Deutschland 28 bis 32 Grad. Nachts klar und Tiefsttemperaturen um 15, im Südwesten um 18 Grad. Überwiegend schwachwindig.
Weitere Aussichten Bei zunehmender Schwüle sonnig und heiß, im Alpenraum aufkommende Gewitter. Pollenflugvorhersage Innerhalb der nächsten drei Tage wird in Hessen wieder starker Flug von Pilzsporen und von Nesselpollen erwartet. Außerdem ist mit mäßigem Flug von Beifuß- sowie Gräserpollen zu rechnen.Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ
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Deutschland
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Zugspitze, in Wolken 5 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
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Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 6.01 Uhr
Sonnenuntergang 21.02 Uhr
Mondaufgang 14.53 Uhr
Monduntergang 23.41 Uhr
Bei der Fahndung nach dem Täter, der in der Nacht zum vergangenen Donnerstag eine Handgranate auf den Parkplatz in der Wilhelm-Epstein-Straße gegenüber dem Fernmeldeturm in Ginnheim warf, hat die Polizei jetzt erste Hinweise bekommen. Wie Polizeisprecher Manfred Feist mitteilte, hatten Anwohner vor dem Explosionsknall um 1.21 Uhr ein Motorrad gehört. Als die Handgranate explodiert sei, habe sich der Motorradfahrer "mit aufheulendem Motor" entfernt.
Die Polizei hofft, daß möglicherweise Passanten diesen Motorradfahrer beobachtet haben und eine Beschreibung von ihm und seiner Maschine geben können.
Die Beamten des Landeskriminalamtes (LKA) haben inzwischen anhand der Lacksplitter und Glasspuren am Tatort festgestellt, daß zum Zeitpunkt der Explosion ein weiteres, 23., Fahrzeug auf diesem Parkplatz gestanden haben mußte. Dieser Wagen ist verschwunden. Die gefundenen Spuren konnten den anderen Autos nicht zugeordnet werden.
Hinweise nimmt das Sprengstoffkommissariat unter der Telefonnummer 755 -40 43, der Kriminaldauerdienst unter der Nummer - 40 40 sowie jede Polizeidienststelle entgegen. enk
MAINTAL. Der Vorstand des Maintaler CDU-Stadtverbandes hat sich mit dem Thema Unterbringung von Asylbewerbern im Stadtgebiet befaßt. "Hier sind Menschen in Not, denen wir unsere Hilfe nicht verweigern dürfen. Wir sind bereit, dafür auch Opfer zu bringen", heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Deshalb hätten die CDU-Stadtverordneten der Unterbringung in Maintal zugestimmt.
"Gleichzeitig stehen wir aber auch in der Verantwortung gegenüber Maintaler Bürgern. Wir dürfen über den Asylanten unsere Mitbürger nicht vergessen, die sich in der Qualität ihres Wohnens beinträchtigt sehen oder seit Jahren vergeblich eine Wohnung suchen", heißt es weiter.
In Maintal lägen allein über 400 Anmeldungen für eine Sozialwohnung vor, zudem würden zahlreiche Menschen auf dem freien Wohnungsmarkt nach einer Wohnung suchen. Deshalb habe sich die CDU auch gegen den Bau von Fertighäusern ausgesprochen, weil Container nicht nur schneller aufzustellen, sondern auch "preiswerter" seien. Skeptisch wertet die CDU auch eine spätere Nutzung der Fertighäuser als Sozialwohnungen, weil das wieder hohe Umbaukosten verursachen würde.
Bei allem Verständnis für die Bedenken von Anliegern fordern die Christdemokraten dennoch unmißverständlich dazu auf, "den Asylanten vorurteilsfrei zu begegnen", und sagen dem Magistrat Unterstützung zu bei seinem Bemühen, "durch den Einsatz von Sozialarbeitern den Bewohnern der Unterkünfte das Einleben zu erleichtern und durch Aufklärung Schierigkeiten für alle Betroffenen zu vermeiden".
Abschließend fordert die CDU die Maintaler Sozialdemokraten auf, sich bei ihren Bundestagsabgeordneten für eine Ergänzung des Artikels 16 (Grundgesetz) einzusetzen, und fordert: "Wer keinen Anspruch auf Asyl hat, muß an der Grenze abgewiesen werden, sonst werden wir bald keinem mehr helfen können". pom
WIESBADEN. Bei der Kinder- und Jugendhilfe stehen landesweit organisatorische Änderungen an. Die Zuständigkeiten des staatlichen Landesjugendamtes werden - zu Lasten des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) - ausgeweitet, die Jugendämter in den Städten und Kreisen bekommen ebenfalls mehr Kompetenzen. Das Land folgt damit Vorgaben des Kinder- und Jugendhilfegesetzes auf Bundesebene, das seit 1991 in Kraft ist und in Landesrecht umgesetzt werden muß. Bei der Kinder- und Jugendhilfe geht es um Fragen von der Erziehungshilfe bis zur Heimunterbringung, um Anlaufstellen für Jugendliche im Not- und Konfliktfall sowie auch um vorbeugende Arbeit (Prävention).
Noch in diesem Jahr soll erstmals ein hessisches "Ausführungsgesetz" zu den Bonner Regelungen den Landtag passieren - was es in Hessen bislang im Unterschied zu den anderen Ländern nicht gab. Familienministerin Iris Blaul (Grüne) hält den dazu vorgelegten Gesetzentwurf, zu dem in diesen Wochen schon vor der Einbringung in den Landtag Stellungnahmen der Fachverbände eingeholt werden, für "straff" und fachlich ausreichend. Kritiker wie Otto Jehn, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, sehen darin aber nur eine "lästige Pflichtübung", weil man die Chance für neue Konzepte nicht nutze und nur bundesweit Vorgeschriebenes umgesetzt werde.
Nach den Plänen der rot-grünen Regierung soll das neue hessische Jugendhilferecht in drei Schritten beschlossen werden. Beim jetzigen Gesetzentwurf geht es zunächst vorwiegend um organisatorische Fragen. 1993 sollen dann Paragraphen zur Jugendarbeit (etwa: freie Träger) folgen; für 1994 sind die Passagen zur Kinderbetreuung vorgesehen (Konzeptionen der Kindertagesstätten etc.). Spätestens 1995 soll das Gesamtwerk in Kraft treten. Der jetzt an die Verbände verschickte Blaul-Entwurf bedeutet also nur den ersten Schritt in einem über Jahre laufenden Gesetzgebungsverfahren.
Seine wichtigste organisatorische Änderung: Der LWV wird seine Zuständigkeit als landeszentrale Jugendhilfe-Einrichtung an das Landesjugendamt verlieren. Statt dafür bislang zuständigen 85 Mitarbeitern beim LWV und noch einmal 60 beim Landesjugendamt werden diese Aufgaben künftig von etwa 110 Beschäftigten beim Landesjugendamt wahrgenommen. Hilfseinrichtungen des Wohlfahrtsverbandes, wie die landesweit sieben Heime für Jugendliche mit Berufsausbildung, sollen nach Blauls Angaben erhalten bleiben. Der LWV werde dabei künftig aber nur noch ähnlich wie ein freier Träger fungieren. Die 145 Millionen Mark, die er bisher jährlich für Erziehungshilfen ausgegeben hat, müssen künftig von den Kommunen bezahlt werden. Ihre LWV-Beiträge sollen entsprechend verringert werden.
Jehn befürchtet unter anderem in diesem Punkt "Verschlechterungen aufgrund der strukturellen Haushaltsdefizite in den Städten und Gemeinden". Blaul hofft dagegen, solche Rückschläge durch eine Zweckbindung der Landeszuschüsse verhindern zu können. Während die Ministerin hervorhebt, daß erstmals auch Hilfen bei Gewalt und sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vorgesehen seien, daß in der Jugendhilfe ausdrücklich von Jungen und Mädchen die Rede ist ("bisher war Jugendpolitik Jungenpolitik") und die besonderen Interessen junger Ausländerinnen und Ausländer berücksichtigt werden sollen, kritisiert der Sozialdemokrat Jehn dennoch die ganze Konzeption: Die "über Jahre in der Fachöffentlichkeit erhobenen Forderungen nach sozialpädagogischen Alternativen wie Kriseninterventionszentren, Jugendhilfestellen, sleep-ins und betreutes Jugendwohnen" seien in Blauls Gesetzentwurf "bewußt ignoriert" worden, schreibt er in einem Zeitschriftenaufsatz.
Seine Erklärung: "Zum einen, weil dies vordergründig teurer ist als eine traditionelle Sicherheitsverwahrung, und zum anderen, weil der hessische Ministerpräsident den politischen Streit über die entstehende Kostenträgerschaft mit den sozialdemokratischen Landräten und Oberbürgermeistern wegen einer Randgruppe nicht führen will". So würden lediglich "Traditionen" fortgeschrieben, verbindliche Festlegungen in Kostenfragen aber vermieden.
Letzteres wiederum sieht die Grünen- Ministerin gerade als Stärke ihres Entwurfs an: Das Land bindet sich nicht an feste Beträge bei den Zuschüssen. Daß die Reform für sie am Ende teurer wird als die bisherige Praxis, belegt dennoch schon die Überschlagsrechnung im Gesetzentwurf: Drei Millionen Mark mehr jährlich müssen für die zusätzlichen Planstellen beim Landesjugendamt berechnet werden; zwei Millionen jährlich wird (ab 1995) die Finanzierung sozialpädagogischer Familienhilfen (Betreuung von Familien) kosten. Zwischen 20 und 30 Millionen Mark werden für den Landesanteil an Erziehungshilfen (von Heimplätzen bis zu heilpädagogischen Pflegestellen) fällig werden. Daß "der Leistungsstandard der Jugendhilfe in Hessen erhalten bleibt", wurde denn auch als Ziel von der Staatskanzlei angegeben, als das Gesetzesvorhaben im April erstmals angekündigt wurde. Erhalten muß noch nicht bedeuten: verbessern. RICHARD MENG
MOSKAU, 4. August (Reuter). Georgiens Staatsrat hat nach Berichten örtlicher Journalisten vom Dienstag den Ausnahmezustand für die Hauptstadt Tiflis aufgehoben und eine weitreichende Amnestie für Rebellen erlassen. Mit diesen Maßnahmen sei der Rat einer Anregung seines Vorsitzenden, des früheren UdSSR-Außenministers Eduard Schewardnadse, gefolgt. Schewardnadse will damit die nationale Aussöhnung voranbringen und zugleich den Weg für die geplanten Neuwahlen zum Parlament am 11. Oktober frei machen. Der Staatsrat hatte im Januar den gestürzten Präsidenten Swiad Gamsachurdia abgelöst.
Die Amnestie erstreckt sich den Berichten zufolge auf alle, die wegen regierungsfeindlicher Aktionen seit dem Sturz Gamsachurdias am 6. Januar inhaftiert wurden, also auch auf dessen Anhänger, die am 24. Juni das Fernsehgebäude von Tiflis kurzfristig besetzt hatten.
BAD ORB. Die Sozialstation im DRK- Haus besitzt für Bad Orb besondere Bedeutung, das weiß auch Bürgermeister Hugo Metzler. In der Kurstadt, wo jeder dritte Einwohner über 65 ist und der Bedarf an Altenheimplätzen das Angebot bei weitem überschreitet, ist es besonders wichtig, älteren und pflegebedürftigen Menschen möglichst lange ein Leben in ihrem gewohnten Umfeld zu ermöglichen. Damit, so Metzler, verringert sich auch der Andrang auf die Pflegeplätze im Heim.
Vier Stadtschwestern gibt es mittlerweile in Bad Orb. Und dennoch haben sie alle Hände voll zu tun. Martha Schießer (52), Alice Müller (27), Monika Kessler (27) und die Halbtagskraft Heike Kürzel (31) sowie aushilfsweise Marianne Stutzer pflegen rund 80 Patienten im Monat. Die meisten von ihnen benötigen ein- bis zweimal am Tag ärztliche Hilfe und Versorgung.
Die drei Vollschwestern werden von der Stadt bezahlt, die dem nächsten Jahr auch das Gehalt der Halbtagskraft vom DRK übernehmen wird. Zentrale Anlaufstelle für die Schwestern ist das DRK- Haus in der Eduard-Gräf-Straße. Die Station, die derzeit durch einen Anbau erweitert wird, beherbergt auch den von Elly Köhler geleiteten Mobilen Sozialen Hilfsdienst.
Zu der Organisation gehören auch zehn Zivildienstleistende, die die Stadtschwestern unterstützen und älteren Menschen außerhalb des ärztlichen Zuständigkeitsbereiches wie beispielsweise beim Waschen oder Einkaufen unterstützen. jan
"30 bis 300 Jugendliche" leben nach einer Schätzung des Jugendamtes ständig auf der Straße. Vier Streetworker - zwei Männer, zwei Frauen - sollen jetzt zu ihnen Kontakt knüpfen und Hilfe anbieten.
Dabei werden sie hauptsächlich in der Innenstadt - rund um den Hauptbahnhof, die Taunusanlage, Hauptwache und Konstabler Wache - eingesetzt. Sozialdezernent Martin Berg geht nicht von schnellen Erfolgen, sondern von einem langen Prozeß der Vertrauensbildung aus. "Das kann lange dauern und muß mit allergrößter Geduld in Angriff genommen werden."
Vor wenige Wochen war mit dem "Sleep In" erstmals in der Bundesrepublik eine unbürokratische Übernachtungsmöglichkeit für Kinder und Jugendliche eröffnet worden. ft
sp HANNOVER, 4. August. Die niedersächsische Landesregierung hat beschlossen, sie wolle dem "aggressiven Betteln" von Roma entgegentreten, das "erheblichen Unmut in der Öffentlichkeit" errege. Justizministerin Heidi Alm-Merk (SPD) sagte, es sei beobachtet worden, daß Frauen und Kinder von Sippenältesten zum Betteln ausgeschickt würden und daß Kinder Menschen an der Kleidung festhielten. Medienberichte darüber hätten in Niedersachsen das Klima für die Aufnahme von Flüchtlingen verschlechtert. "Die Toleranz hat Grenzen", sagte die Ministerin. Darum werde Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) die kommunalen Spitzenverbände, Behörden sowie Vertreter der Roma in Niedersachsen zu einer Konferenz zusammenrufen, um Schritte zu beraten.
Vorerst sei unter anderem geplant, Flugblätter zu verteilen, um auf die in Deutschland geltenden Regeln hinzuweisen, hieß es. Weiter bestehe die Möglichkeit, keine Unterkunftsmöglichkeiten mehr zu geben, "damit die Karawane weiterzieht". Außerdem erwähnte die Ministerin das niedersächsische Straßengesetz, das Handhaben biete.
In Hannover hatte die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" in den vergangenen Wochen bettelnde Roma-Kinder zum Hauptthema gemacht. Zuvor hatte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag, Hans Eveslage, Vorschläge gemacht: "schnelle und wirksame Sofortmaßnahmen", Entzug des Sorgerechts für die Eltern bettelnder Kinder, "kurzen Prozeß", schnelle Abschiebung.
Mehr als 50 namhafte Bürgerinnen und Bürger Hannovers wandten sich in einer Erklärung gegen die "Roma-Hysterie": "Ein ganzes Volk droht stigmatisiert zu werden." Die Erklärung gibt zu bedenken: "Wenn sich Roma aus Rumänien, aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus anderen osteuropäischen Ländern auf den Weg nach Deutschland und Westeuropa machten, dann vor allem deshalb, weil die politischen Umwälzungen in diesen Ländern auch zu einer explosionsartigen Freisetzung von Nationalismus und Rassismus geführt hätten, der sich als eines seiner ersten Opfer die dort lebenden Roma ausgesucht hat."
Mehrere Gemeinden im Regierungsbezirk Braunschweig weigern sich neuerdings, asylsuchende Roma aufzunehmen, wie der Sprecher der Bezirksregierung, Manfred Wuttke, der FR bestätigte. Wuttke äußerte Verständnis für die Stadt Gifhorn, die überfordert sei, weil sie den Ankömmlingen aus Rumänien unvorbereitet gegenüberstehe. Unter diesen Umständen sei es einer Kommune nicht möglich, ihre gesetzlichen Verpflichtungen zu erfüllen.
Wuttke erwähnte Fälle, in denen sich Roma in Helmstedt oder Wolfsburg als Asylbewerber gemeldet hätten, nachdem sie zuvor anderswo aufgenommen worden seien. In solchen Fällen sei es rechtmäßig geboten, die Ankömmlinge dorthin zurückzuschicken, wo sie schon Aufnahme gefunden hätten.
Wuttke räumte ein, daß es nicht statthaft sei, allen Roma pauschal zu unterstellen, daß sie ihre Rechte mißbrauchten. "Ich gebe zu, daß durch das Verhalten der Gemeinden das Asylverfahrensgesetz unterlaufen wird", sagte Wuttke. Man müsse aber auch die Notlage der Gemeinden sehen, die es ablehnten, weitere Angehörige dieses "schwierigen Personenkreises mit seinem abweichenden Sozial- und Hygieneverhalten" zeitweilig Quartier zu geben.
Der Ernst des Lebens fällt aus . . .
(Fortsetzung von Seite 19)
Während viele Grundschulen und Gymnasien, die in vergangenen Jahren noch Stunden streichen mußten, nun den vollen Unterricht erteilen können und die Kinder nicht in zu große Klassen stecken müssen, hält vor allem das Kollegium der Ernst-Reuter-Schule II eine Nachbesserung für erforderlich. Die Gesamtschule habe zu Beginn des Schuljahres rund hundert Lehrerstunden weniger zur Verfügung als noch vor einem Jahr, bemängelt Personalleiter Klaus Gebhard. Weil so gar kein vernünftiger Stundenplan zu machen ist, müssen die Ernst-Reuter-Schüler erst einmal nach einem Notplan lernen. Besonders großen Bedarf sieht Gebhard in Mathematik. In einigen Klassen wurde schon im vergangenen Jahr beim Rechnen gekürzt. Wenn hier jetzt erneut Stunden ausfallen, sieht Gebhard die Chancen seiner Schüler geschmälert, wenn sie nach Abschluß der Schule eine Oberstufe besuchen wollen oder bei Einstellungstests ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen.
"Wohl noch sechs Wochen", so rechnet Otto Brandau vom Straßenbauamt, dürfen sich Auto- und Lastwagenfahrer auf dem neuen City-Radweg zwischen Roßmarkt und Volksbildungsheim benehmen wie die Axt im Walde. Und das legal und vor den Augen des Gesetzes: Ihnen droht weder Abschleppkommando noch "Knolle", wenn sie ihr Vehikel auf dem für sie eigentlich ja verbotenen Streifen parken.
Unbehelligt können sie dort ab- und aufladen, Shopping gehen, im Wagen warten. Die Radfahrer müssen halt außen rum und rauf auf die Autospur. Was oft recht riskant ist.
Grund für die verkehrte Verkehrswelt: Es fehlen die gesetzlich vorgeschriebenen Schilder am Radweg. Solange die nicht stehen, kann kein Wagen auf den Haken genommen, dürfen keine Strafzettel verteilt werden. "Wir sind nämlich bei einem Rechtsstreit, wenn der Autobesitzer klagt, nicht auf der sicheren Seite", erklärt Ulrich Schöttler vom Ordnungsamt.
Daß die - juristisch gesehen - so bitter benötigten Verkehrszeichen noch nicht da sind, hängt zwar aktuell an den Lieferfristen der Schildermaler-Firma, ist aber im Grunde der Sparsamkeit städtischer Beamter und ihrem Glauben an das Gute im Autofahrer geschuldet. "Wir hofften, als wir den Radweg zu Beginn der Sommerferien markieren ließen, das Geld für Schilder sparen zu können", gesteht Schöttler. Falls, so die Spekulation, die Autofahrer den City-Radweg "von sich aus respektieren" würden, seien die Verbotszeichen ja nicht nötig.
Doch die Hoffnung trog: "Die hat das nicht gejuckt", bilanzierte Schöttler eine 14tägige Beobachtungsphase.
Mitte Juli erst ging die Schilder-Verfügung raus, doch jetzt sind keine Schilder da. Erst in sechs Wochen. "Dann aber, wenn die hängen", verspricht Schöttler, "machen wir morgens bis spätabends schärfste Kontrolle, um das Ding sauber zu kriegen." peh
OBERURSEL. Otto Rüb ist tot. 25 Jahre lang leitete der engagierte Pädagoge bis Ende letzten Jahres die Volkshochschule in Oberursel und war gleichzeitig Geschäftsführer des Bundes für Volksbildung. Als er sich Anfang dieses Jahres aus der aktiven Arbeit zurückzog, hatte er noch keineswegs vor, sich zur Ruhe zu setzen. Er wollte weiterhin an der Universität Frankfurt Studenten ausbilden, in einem Instrumentalkreis mitspielen, seine Geologiekenntnisse vertiefen und natürlich seine Chöre weiterleiten. Neben der "Lyra", einem Männerchor in Frankfurt, dirigierte er seit seiner Gründung den Oberurseler Volkshochschulchor, mit dem er eine Reihe von Konzerten gab.
Das Prinzip des lebenslangen Lernens, nach dem er die Volkshochschule im westlichen Kreis aufbaute, galt auch für ihn selbst. So begann er erst vor wenigen Jahren, Klarinette zu lernen. Der Musik galt seine besondere Liebe. Er studierte nach einer Ausbildung am Wiesbadener Konservatorium neben Kunst- und Kulturgeschichte Musikwissenschaft und gründete in Oberursel die Musikvolkshochschule, wobei vor allem der Spaß und die Freude am Musizieren im Mittelpunkt standen.
Pionierarbeit leistete er auch auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung. Davon zeugen unter anderem die Oberurseler Briefe, in denen er zusammen mit seinen pädagogischen Mitarbeitern Konzepte zu Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung veröffentlichte. Ende März war Otto Rüb für seine Verdienste um die Volkshochschule mit der Ehrenplakette der Stadt Oberursel ausgezeichnet worden. Der 68jährige, der in Kronberg- Oberhöchstadt wohnte, starb am Sonntag nach der Rückkehr von einer Reise an Herzversagen. AW
OFFENBACH. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe bei der Suche nach einem etwa 30- bis 40jährigen Brillenträger. Der etwa 30 bis 40 Jahre alte Radfahrer soll sich am Montag gegen 10.15 Uhr am Friedrichsweiher einer 27jährigen Frau und dann gegen 11.30 Uhr im Lauterborner Karl-Ferdinand- Becker-Weg einem neunjährigen Mädchen in unsittlicher Weise genähert haben. Der Exibitionist war mit einem grauen Jogging-Anzug mit dunkelblauen Bruststreifen gekleidet. Hinweise auf den Täter erbittet die Kripo unter der Telefonnummer 80 90-259. lz
OBERTSHAUSEN/KREIS OFFENBACH. Mehr als 38 000 Mark gibt der Kreis in diesem Jahr für die Unterhaltung der psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle in Obertshausen aus. Das beschloß jetzt der Kreisausschuß. Damit werden 15 Prozent der Kosten übernommen. Träger der Einrichtung ist der Verein "Lebensräume".
Zusammen mit dem sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises bilden die Kontakt- und Beratungsstellen in den einzelnen Kommunen die Grundlage für die Betreuung von psychisch Kranken und Behinderten. "Sie sind ein notwendiger Bestandteil in der ambulanten Versorgung", erläuterte Frank Kaufmann, Gesundheitsdezernent des Kreises Offenbach. "Ohne die Beratungsstellen wäre eine flächendeckende und gemeindenahe Versorgung nicht realisierbar." Dank der ambulanten Versorgung bleibt einer Vielzahl von seelisch kranken Menschen die Einlieferung in eine Klinik erspart. hf
NEU-ISENBURG. Im Rahmen der wegen der Wiedervereinigung ohnehin anstehenden Verfassungsänderung laden die Beauftragten für Frauenfragen in Neu-Isenburg und die Arbeitsgruppe "Frauen" des Stadtparlaments dazu ein, über eine Grundgesetzänderung nachzudenken. Im Visier haben die Frauen vor allem den Artikel 3 des Grundgesetzes, in dem steht, daß niemand wegen des Geschlechts, des Glaubens oder Ähnlichem, benachteiligt werden darf. Im Verfassungstext wollen die Frauen vor allem das besitzanzeigende Fürwort "sein" gegen die weibliche Form "ihr" austauschen. In einem noch zu schaffenden Absatz 4 des Artikels soll, wenn es nach den Frauen geht, dann die Garantie festgeschrieben werden, daß der Staat die nötigen Rahmenbedingungen für die Gleichstellung schafft.
Zwei Termine zum Thema kann frau sich merken: Am Samstag, 8. August, stehen die Veranstalterinnen an einem Infostand von 10 bis 12 Uhr auf dem Marktplatz für Fragen zur Verfügung. Am Freitag, 14. August, referiert dann Elisabeth Kilali zum Thema. Im Anschluß steht Frauenkabarett mit Hilde Wackerhagen auf dem Programm. Beginn ist um 20 Uhr im 1. Stock der Stadtbücherei, Frankfurter Straße 152. fra
Der Umzug von Triumph Adler (TA) vom Gallusgebiet in die Griesheimer Lärchenstraße, der bis Ende September abgeschlossen sein soll, wird von der Industriegewerkschaft Metall mit gemischten Gefühlen verfolgt. Zwar stehe die Schreibmaschine "besser da als jeh", erklärte der Erste Bevollmächtigte, Heinz Bierbaum; insgesamt aber sehe es bei TA, das zum Olivetti-Konzern gehört, "mau" aus.
Auch am neuen Standort in Griesheim wird Triumph Adler vor allem Schreibmaschinen produzieren. "Von Laptops und Notebooks ist überhaupt nicht mehr die Rede", sagte Bierbaum. Als der Konzern das Werk in der Kleyerstraße vor einem Jahr schließen wollte, hatten Betriebsrat und Gewerkschaft die Umstellung der Produktion auf ebendiese Güter gefordert. Dank massiver Proteste und des Engagements der Kommune einigte man sich auf den Kompromiß, das Werk in der Kleyerstraße zwar zu schließen, aber die Produktion in Griesheim mit verkleinerter Mannschaft fortzusetzen.
Im Herbst soll in dem ehemaligen Elektrodenwerk von Messer-Griesheim der Betrieb aufgenommen werden - allerdings mit nur noch 300 Mitarbeitern. Vor einem Jahr waren noch doppelt so viele Männer und Frauen bei TA beschäftigt.
Nach Angaben der IG Metall sei ein Teil in den Vorruhestand gegangen, andere hätten ein Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr als Abfindung erhalten. Vor allem für die Frauen, darunter viele Ausländerinnen, werde es schwer sein, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. ft
Kleine Lokalrundschau
Irish Folk am Einkaufsmarkt RÖDERMARK. Am Einkaufszentrum im Breidert wird am kommenden Samstag, 8. August, die Gruppe "Tullmore Crew" Irish-Folk-Musik spielen. Die Musikerinnen und Musiker aus Kleinostheim unterhalten die Bürger von 10 bis 12 Uhr. Fußball und Musik RODGAU. Beim Start der Fußball-Landesliga des SV Jügesheim wird es anläßlich des Spiels gegen den Gegner Italia Frankfurt am Samstag, 8. August, ein buntes Programm geben. Von 11 Uhr an präsentiert am Sportplatz eine Musikgruppe Dixieland zum Frühschoppen. Außerdem können die Besucher auf eine Torwand schießen und an einer Tombola teilnehmen, bevor um 15 Uhr gekickt wird. Tagesstätte wieder geöffnet RODGAU. Die Tagesstätte im Seniorenheim ist von sofort an wieder geöffnet. Der nächste Nachmittag mit Programm für die ältere Generation findet am Donnerstag, 20. August, im Bürgerhaus statt. Sondermüllabfuhr fällt aus RODGAU. Wegen der Engpässe bei der Hessischen Industriemüll GmbH in Biebesheim fallen die für diesen Monat vorgesehenen Termine für die Abfuhr des Sondermülls in der Stadt aus. Die Bürger sollten den Abfall bis zur nächsten Abfuhr im Oktober zu Hause sammeln. Schwankungen im Wasserrohrnetz RODGAU. Weil in der Stadt die Wasserrohre kräftig durchgespült werden, kann es in Jügesheim (7. August), in Hainhausen (18. August) und in Weiskirchen (24. August) in der Zeit von 7 bis 16 Uhr zu Druckschwankungen oder kurzzeitigen Unterbrechungen der Wasserversorgung kommen. Komposter sind wieder erhältlich RODGAU. Die Stadt läutet jetzt eine neue Verkaufrunde für Kompostiergeräte ein und zahlt für jeden Komposter einen Anteil von 50 Mark. Interessenten sollten sich bis Ende des Monats im Rathaus melden. Stillgruppe trifft sich DIETZENBACH. Die Dietzenbacher Stillgruppe, die sich turnusmäßig wieder am 10. und 24. August jeweils um 14.30 Uhr in der Familienbildungsstätte an der Wiesenstraße 9 trifft, lädt für den 12. August, 19.30 Uhr, zu einem Eltern-Meeting ein (0 60 74 / 9 83 79). Weg am Postamt wird asphaltiert DIETZENBACH. Der Weg zwischen dem Postamt und der Rodgaustraße soll im Herbst asphaltiert werden. Der Magistrat vergab den Auftrag an ein Babenhäuser Unternehmen. Kosten: 20 000 Mark. Senioren feiern Sommerfest DIETZENBACH. Die städtische "Seniorenarbeit" lädt für Samstag, 8. August, 14 Uhr, ins Seniorenzentrum Steinberg zu einem Sommerfest ein. Für viel Gaudi sorgt Schorschs Clowntheater. Seidenmalen in Dietzenbach DIETZENBACH. Die Familienbildungsstätte in der Wiesenstraße 9 beginnt am Freitag, 7. August, 14 Uhr, mit "Seidenmalen für Kinder". Die Teilnahme an dem Nachmittag kostet 15 Mark. Am Samstag, 8. August, schließt sich um 14 Uhr ein Seidenmal-Schnupperkurs für Erwachsene an. Die Gebühr beträgt 20 Mark. Leiterin ist Gaby Andresen. Anmeldungen: Telefon 0 60 74 / 36 94 oder 3 29 35. Mit dem Bus zum Lustspiel RODGAU. Eine Busfahrt zum Lustspiel "Johannes durch den Wald" nach Bad Camberg steht bei der evangelischen Kirchengemeinde Dudenhofen am Freitag, 4. September, auf dem Programm. Wer mitfahren möchte, soll sich bei Irma Walter, Nieuwpoorter Straße 3 (Tel. 2 21 06) oder im Pfarrbüro, Kirchstraße 3 (Tel. 2 13 05), melden.
Radelnder Räuber wurde in Eschersheim gefaßt Polizei: 93 Straftaten in den letzten Jahren begangen Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Durch Hinweise aus der Bevölkerung konnten Polizeibeamte der Soko Nord jetzt am Freibad in Eschersheim den mutmaßlichen radfahrenden Handtaschenräuber festnehmen, der zwischen dem 7. und dem 30. Juli vorwiegend in diesem Stadtteil 17 Überfälle auf Fußgängerinnen verübt hat. Beim dem Mann handelt es sich um einen 29 Jahre alten Lagerarbeiter aus Preungesheim. Zwölf der Taten hat er bislang bei der Kripo gestanden. Er will die Überfälle begangen haben, um eine Schuldenlast von 15 000 Mark abtragen zu können. Ausgelöst hatten die Polizeiaktion zwei Besucherinnen des Freibades in Eschersheim. Ihnen war der 29jährige am Sonntag aufgefallen, als er am Zaun des Bades die Hose herunterließ. Die beiden Frauen alarmierten unabhängig voneinander das 12. Polizeirevier von dem Vorfall. Die Beschreibung des Exhibitionisten und des gesuchten Räubers war identisch.
Der Fahndungsapparat der Polizei lief auf Hochtouren. Kripo-, Schutz- und Bereitschaftspolizei hatten nach den Worten von Polizeisprecher Manfred Feist bereits vor Wochen, als die Serie von Raubüberfällen für erhebliche Unruhe bei der Bevölkerung nördlich des Dornbuschs sorgte, "taktische Maßnahmen" vorbereitet, die zu einer möglichst schnellen Festnahme des Täters führen sollten, der im Vorbeifahren Passantinnen Hand- und Umhängetasche wegriß.
Dilemma der Polizei war, daß die jeweiligen Opfer zwar überwiegend konkrete Beschreibungen des Täters liefern konnten, aber die Straftaten erst mit erheblicher Zeitverzögerung bei der Polizei anzeigten. Eine sofortige Fahndung im Nahbereich des Tatorts konnte so bislang nicht durchgeführt werden. Auch entsprechende Aufrufe über die Presse, möglichst schnell Anzeige zu erstatten, waren verhallt.
Der Hinweis der beiden Besucherinnen des Freibads in Eschersheim führte nun zu einer Großaktion der Polizei, die dort ihre Beamten auf Lauer legten. Schließlich konnten die Fahnder beobachten, wie der 29jährige auf den Zaun des Freibads zuging, sich zwischen zwei geparkte Autos stellte, eine Gruppe ballspielender Frauen beobachtete und dabei seine Hose herunterließ.
Als er die Beamten auf sich zukommen sah, versuchte er vergeblich, zu seinem Wagen, der auf dem nahegelegenen Parkplatz stand, zu flüchten.
Bei der Vernehmung des 29jährigen stellte sich heraus, daß es sich bei ihm um einen Mann handelte, der in den vergangenen Jahren insgesamt 93 Ladendiebstähle, Einbrüche sowie Raubüberfälle im Rhein-Main-Gebiet verübt hatte. Zwölf der 17 im Großraum Eschersheim vorgeworfenen Taten gab er nach den Worten von Polizeisprecher Feist zu.
Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in Preungesheim fanden die Beamten auch das lilafarbene Mountainbike, mit dem er seine Überfälle begangen haben soll. Beamten des Raubkommissariats erklärte er bei seiner Vernehmung, er habe "eine problematische Kindheit hinter sich und viele familiäre Probleme".
HÖCHST. "Wir brauchen keine Operationen zu verschieben, weil Blutkonserven fehlen." Der Verwaltungschef der Städtischen Kliniken Höchst, Uwe Reichle, bestätigt zwar, daß der Vorrat an Konserven spürbar "weniger als sonst" sei, den normalen Klinikbetrieb beeinträchtige das aber nicht. Reichle rechnete gestern auch nicht damit, daß sich die Lage verschärft.
Mehrmals in den Sommerferien und zuletzt vergangene Woche hatte das Deutsche Rote Kreuz zum Blutspenden aufgerufen, da schlimmstenfalls sonst Engpässe bei der Patientenversorgung drohten. In Höchst hat es laut Reichle solche Probleme zwar schon gegeben; seiner Einschätzung nach stehen sie derzeit jedoch nicht ins Haus.
Die Höchster Klinik bezieht die Halbliter-Behälter mit dem roten Saft größtenteils vom Niederräder DRK-Blutspendedienst. "1990 waren es durchschnittlich 130 Beutel in der Woche", sagte DRK- Sprecher Eberhard Weck. Der wöchentliche Verbrauch des Krankenhauses an der Gotenstraße ist stark schwankend: "Zwischen 100 und 250 Konservern", so Reichle. Nicht alles Blut kommt aus Niederrad; wo die anderen Bezugsquellen sind, behielt der Verwaltungschef aber aus "Datenschutzgründen" für sich.
Insgesamt wird in Höchst jährlich 30 000mal operiert. Im Sommer greifen die Ärzte jedoch weniger zum Skalpell als sonst, weil viele Menschen außer Landes sind, erläuterte Reichle.
Andererseits sorgt die Reiselust erst für den Blutmangel. "Viele Spender sind in südlichen Gefilden oder gehen lieber ins Schwimmbad", klagte Weck. Erfahrungsgemäß werde im Sommer "zehn bis 15 Prozent" weniger abgezapft als in anderen Monaten. "Um die hessischen Krankenhäuser zu versorgen, benötigen wir wöchentlich 4500 bis 4600 Konserven. In den ersten Ferienwochen kamen aber nur 3500 bis 4000 zusammen", so Weck. Im Juli sei deswegen Blut aus anderen Bundesländern und aus Armeebeständen gekauft worden.
Weck trat "Gerüchten" entgegen, wonach das DRK mit dem Spenderblut viel Geld verdiene. "Wir sind gemeinnützig und dürfen keinen Gewinn machen. Wir verkaufen die Konserve zum Selbstkostenpreis von 101 Mark." Das Defizit könne demnach nichts damit zu tun haben, daß die Menschen ihr Blut nicht für Geschäfte hergeben wollten. dis
KIEL, 4. August. Die 140 Asylbewerber, die am Wochenende nach Auseinandersetzungen mit Jugendlichen aus der Skinheadszene aus Boizenburg (Mecklenburg-Vorpommern) in das schleswig-holsteinische Lauenburg geflüchtet sind, können zunächst kurzfristig in Lauenburg bleiben, werden aber wie bisher vom benachbarten Land betreut. Sie sollen so schnell wie möglich nach Mecklenburg-Vorpommern zurückkehren. Nach Boizenburg müssen sie jedoch nicht zurück. Darauf haben sich am Dienstag in Lauenburg Vertreter der zuständigen Behörden aus Kiel, Schwerin und dem Landkreis Herzogtum Lauenburg geeinigt.
Nach der Flucht der Asylbewerber aus dem Boizenburger Lager hat die Kieler Landesregierung sofort versucht, zu verhindern, daß sich etwas Ähnliches wie schon einmal vor einigen Monaten nach einem Angriff auf das Asylbewerberheim in Greifswald anbahnt: Auch damals waren Asylbewerber in das westliche Bundesland geflohen, hatten mit Hilfe deutscher Unterstützergruppen zunächst eine Kirche in Neumünster und später in Norderstedt besetzt und sich geweigert, nach Ostdeutschland zurückzukehren. Der Konflikt hatte sich über Monate hingezogen.
Zu der jetzigen Flucht war es gekommen, nachdem zunächst Angehörige der Boizenburger Skinheadszene gemeinsam mit Jugendlichen aus den alten Bundesländern vor einer Unterkunft für Asylbewerber demonstriert und dabei Scheiben eingeschmissen hatten. Am folgenden Tag sollen dann nach Auskunft des Schweriner Innenministerium Asylbewerber gegen westdeutsche Jugendliche vorgegangen sein. Dadurch sei die Stimmung in Boizenburg so aufgeheizt worden, daß die Asylbewerber ihre Unterkunft aus Angst verlassen hätten und ins nahe Lauenburg geflüchtet seien. Sie wurden in der ehemaligen Grenzkontrollstelle Lauenburg untergebracht, die gegenwärtig als Unterkunft für Asylbewerber hergerichtet wird.
Das Schweriner Innenministerium hat am Dienstag angekündigt, es werde die Sicherheitsvorkehrungen für die Asylbewerber in Boizenburg und Umgebung verstärken.
BAD HOMBURG. Früher war der Hindenburgring zweispurig und das Wohnen noch relativ angenehm. Heute ist der Hindenburgring vierspurig, und 28 000 Autos benutzen täglich diese Straße, um nach Bad Homburg hinein und wieder hinaus zu kommen. "Hätten wir mehr Platz, um neuen Wohnraum zu schaffen, würden wir die Wohnfunktion am Hindenburgring einschränken", sagt Baudezernent Wolfgang Weber (CDU), "aber wir wollen die freie Landschaft nicht noch mehr verbauen."
Also sollen noch mehr Wohnungen an der Hauptdurchgangsstraße entstehen: Ein Bebauungsplan 79 b "Leopoldsweg, Hindenburgring, Urseler Straße, Reinerzer Weg, Altheider Weg, Bommersheimer Weg, Stettiner Straße" wurde jetzt vom Stadtplanungsamt mit dem Ziel entwikkelt, zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen, aber auch, um "die Bebauung und die Nutzung auf die durch den Verkehr bestehende Belastung abzustimmen."
Gleichzeitig soll eine Grenze zwischen dem reinen Wohnen westlich von Hin- denburgring und Urseler Straße und der gemischten Nutzung am Rande der Hauptverkehrsader gezogen werden.
"Die Pläne sind für die Zukunft gemacht", erklärt Wolfgang Weber und beruhigt damit gleichzeitig die Anwohner. "Es besteht natürlich für die Hausbesitzer kein Zwang zu Veränderungen." Nur wenn neu gebaut werden soll, müssen die Vorgaben des Bebauungsplanes beachtet werden.
Als Grundlage für den Plan dient das angejährte Stadtentwicklungsgutachten der Prognos AG aus dem Jahre 1973. Danach soll im Erdgeschoß der geplanten Neubauten an den beiden Hauptverkehrsstraßen Gewerbe Platz finden, in erster Linie Dienstleistungsbetriebe. Alle anderen Stockwerke sind als Wohnraum vorgesehen. In der Regel sollen die neuen Gebäude drei- bis viergeschossig sein.
Bleibt das Problem der Lärmbelästigung: "Unsere Planung beinhaltet auch passive Lärmschutzmaßnahmen, also beispielsweise entsprechend verglaste Fenster", versichert Robert Kruta, der stellvertretende Leiter des Stadtplanungsamtes. Außerdem sollten, wenn möglich, Wohn- und Schlafräume zur Westseite ausgerichtet sein - also von der Straße abgewandt.
Der Entwurf des Bebauungsplans 79 B wurde gestern abend im Bauausschuß beraten; das letzte Wort wird demnächst das Stadtparlament haben. isa
GELNHAUSEN/HANAU. Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU), der sich im Gelnhäuser Rathaus gegen die Aufstockung des Flüchtlingslagers in der Coleman-Kaserne von 500 auf bis zu 900 Personen empört, will es nicht beim verbalen Protest belassen. Wenn die zusätzliche Einquartierung nicht schnellstens rückgängig gemacht wird, plant der Verwaltungschef weit über den juristischen Schlagabtausch mit Familienministerin Iris Blaul (Grüne) hinauszugehen. Nachdem auch seine Parteifreunde in Bonner Ministerien es an wirksamer Unterstützung fehlen lassen, konzipiert Michaelis eine "Bürger-Gemeinschaft Gelnhausen", die Gegenwehr parteiübergreifend organisieren soll.
BUTZBACH. "Mach mich nicht an" lautet das eindeutige Motto eines Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurses, der von der Arbeiterwohlfahrt-Begegnungsstätte Butzbach für 11- bis 15jährige Mädchen veranstaltet wird. Es ist erst der zweite Kurs in der Wetterau, der sich an Mädchen wendet.
"Je früher, desto besser. Mädchen müssen das Gefühl bekommen, daß sie wichtig sind und nein sagen können", so Sabine Fischer vom Verein "Unvergeßlich weiblich", der in Gießen auch Kurse für 7- bis 10jährige Mädchen anbietet und von der Arbeiterwohlfahrt mit der Kursleitung beauftragt wurde.
Daß die Nachfrage von immer jüngeren Mädchen nach Selbstverteidigungskursen zunimmt, weiß auch Gesine Gretzig von der Arbeiterwohlfahrt. Für den Wochenendkurs am 5. und 6. September in der Gymnastikhalle des Weidig-Gymnasiums Butzbach hat schon die Mutter einer Siebenjährigen angefragt. Während des Wochenendes sollen alltägliche Situationen aufgegriffen werden, um neue Verhaltensmuster auszuprobieren. Die Mädchen lernen, wie sie sich über Sprache und Körperhaltung besser durchsetzen können. Dazu gehören auch einfache Selbstverteidigungs- und Abwehrtechniken. Daß solche Mädchen-Kurse im Wetteraukreis noch eine Ausnahme sind, bedauert auch Gudrun Beck-Kling vom Mädchen-Café, aber "unser Etat ist für solche Kurse einfach zu gering." Auf die steigenden Preise für solche Selbstverteidigungskurse, das Wochenende kostet die Veranstalter 1500 Mark bei nur 40 Mark Teilnehmergebühr, verweist auch Gesine Gretzig. Diese seien der Hauptgrund für das sinkende Kursangebot bei steigender Nachfrage. Noch bis zum 13. August nimmt die Arbeiterwohlfahrt unter Tel. 0 60 33 / 61 50 Anmeldungen von montags bis donnerstags, 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr, sowie dienstags und donnerstags, 15 bis 17.30 Uhr, entgegen. ub
Mittwoch, 5. August
Zentrale Kinder- & Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24, Tel. 212 33 631: 15 Uhr, "Ein Rätsel rund um Katzen" (ab 8 J.).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Hausfrauen-Verband: 14 Uhr, Spaziergang "Botanischer Garten/Grüneburgpark"; Treffpunkt Haltestelle U 6 Westend.
Evangelische Frauenhilfe, Glauburgstr. 68: 9.30 Uhr, Offenes Treffen "Theologie für Frauen".
Nichtraucher-Initiative: 18 Uhr, Treffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchat- men wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstraße 17.
Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstraße 15 bis 17, Tel. 65 14 01; Engel-Apotheke, Große Friedberger Straße 44-46, Tel. 29 25 98; Hermes- Apotheke, Taunusstraße; Kaysser-Apotheke, Höchst, Bolongarostraße 131, Tel. 31 34 93; Liebig-Apotheke, Unterlindau 67, Tel. 72 24 50; Radilo-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 17-19, Tel. 78 34 16; Rotlint-Apotheke, Rotlintstraße 80, Tel. 45 40 46; Sertürner-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstraße 15, Tel. 38 10 85; Sonnenring-Apotheke, Mailänder Straße 8, Tel. 68 62 62; Trift-Apotheke, Niederrad, Triftstraße 19, Tel. 67 75 95; Wittelsbach-Apotheke, Wittelsbacherallee 183, Tel. 45 45 97. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Bornheim, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
Als sie bei der Siegeszeremonie auf das Podest stiegen, brandete ein Jubel auf, als hätten sie gerade das Finale gewonnen. Doch für Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner blieb der Traum vom olympischen Gold unerfüllt. Nach einem 65-Minuten-Krimi hatten die chinesischen Vize-Weltmeister Lu Lin/Wan Tao dank eines 26:24, 18:21, 21:18, 13:21, 21:14 das bessere Ende für sich. Daß es so kam, lag am verkorksten Start der beiden 23 Jahre alten Düsseldorfer. Fünf Satzbälle vergaben sie beim Stand von 20:15 und eigenem Aufschlag im ersten Satz, ehe die Chinesen ihren fünften Satzball zum 26:24 nutzten. Es war ein psychischer Knacks, von dem sich Roßkopf/Fetzner nicht mehr erholten, selbst wenn sie im zweiten Satz aus einem 12:18 ein 21:18 machten und die Partie bis zuletzt offen war. Nach dem mißlungenen Auftakt mußten sie ständig einem Rückstand hinterherlaufen und ihre sonst als überdurchschnittlich gut eingestufte Nervenstärke war schließlich aufgebraucht, als sie in der Endphase des fünften Satzes urplötzlich chancenlos waren.
Eine Medaille war das große Ziel, aber nach der Endspiel-Niederlage konnten sie sich zunächst nicht darüber freuen. Unisono formulierten beide unmittelbar nach dem Match, es müßten erst ein paar Stunden vergehen, bis der Frust gewichen und die Genugtuung dann doch dominierend sei. Der große Verlierer des Endspiels war Jörg Roßkopf, der nicht auf Touren kam. Oft lief er zu wenig, hatte nicht die richtige Traute, um aggressiv nach vorne zu spielen, und machte zudem viele einfache Fehler. Sein Freund und Partner Fetzner bot dagegen für seine Verhältnisse eine optimale Leistung, obwohl auch er nicht immer gut aussah, weil er durch die Schwäche von Roßkopf viele schwere Bälle serviert bekam. Ein weiteres Plus der Chinesen war ihre raffiniert ausgeklügelte Taktik. Immer wieder spielten sie die Bälle kurz hinter das Netz und brachten so den Gegner aus dem Rhythmus. Die Deutschen sahen dann am besten aus, wenn von weiter hinten die spektakuläre Ballwechsel garantierenden "Riesen" gezogen werden konnten. Trotz aller Enttäuschung im deutschen Lager - mit versteinerter Mine ließen Roßkopf/Fetzner die Siegerehrung über sich ergehen - war das Finale eine eindrucksvolle Tischtennis-Demonstration.
Cheftrainerin Eva Jeler befand: "So lange ich dabei bin, habe ich selten solch ein Spiel mit allen Höhen und Tiefen erlebt. Ständig war jemand anderes obenauf und die anderen dafür unten." Uneingeschränkt ihre Zustimmung fand allerdings auch der Kommentar von Hans Wilhelm Gäb, dem Präsidenten des Deutschen Tischtennis-Bundes: "Wenn Jörg heute nur 70 Prozent seiner Leistungsfähigkeit gezeigt hätte, gewinnen die beiden glatt in drei Sätzen." Unter anderen Vorzeichen über ein Defizit in der gleichen Größenordnung sprach Teamcoach Zlatko Cordas, der das Erfolgsdoppel zusammen mit dem für die Alltagsarbeit im Nationalkader zuständigen Bundestrainer Klaus Schmittinger in bewährter Manier betreute: "Wenn wir den ersten Satz gewinnen, geraten die Chinesen unter Druck und spielen 30 Prozent schlechter."
Trotzdem: Man kann es drehen und wenden wie man will - die Silbermedaille für Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner, die als einzige Europäer bei der Medaillenvergabe in die asiatische Phalanx einbrechen konnten und bis zum Finale in fünf Begegnungen keinen Satz verloren hatten, ist ein großer Erfolg. Es ist zugleich eine Absage an all die Kritiker, die immer wieder behauptet hatten, die beiden würden sich privat nicht mehr so gut verstehen und dies wirke sich negativ auf ihre Doppel-Ambitionen aus. Eine Spekulation, die an der Realität vorbeigeht, aber durch wenig überzeugende Vorstellungen bei der WM 91 in China und der EM 92 in Stuttgart genährt wurde, als die Düsseldorfer jeweils im Viertelfinale sang- und klanglos ausschieden. Der K. o. in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle löste allerdings einen konstruktiven Gedankenaustausch über ihr Spielsystem aus. Schnell hatten sie gemeinsam mit ihren Trainern das Kernproblem analysiert: War früher Roßkopf der Vollender und Fetzner der Vorbereiter, so wurde in bezug auf diese Rollenverteilung ein Knick festgestellt. Analog zu seiner Steigerung im Einzel ergriff Fetzner zu oft die Initiative, und das war ein Störfaktor.
In Barcelona präsentierten sich die beiden nun wieder so harmonisch wie bei ihrem WM-Sieg 1989 in Dortmund - bis ausgerechnet im olympischen Finale das Tief von Roßkopf kam. Hatte ihnen Cheftrainerin Eva Jeler zuletzt immer wieder gesagt, sie müßten sich im Doppel nicht wie "zwei Menschen, sondern wie ein Tier mit vier Beinen bewegen", so war es am Dienstagmittag für die starke deutsche Kolonie auf den Zuschauerrängen unübersehbar, daß dieses Tier lahmte. Und was das Privatleben der Tischtennis- Stars betrifft, ist es nur als logisch einzustufen, daß ihr Kontakt nicht mehr so eng wie früher ist, als sie in Düsseldorf sogar die Wohnung miteinander teilten. Aus Jungs wurden eben Männer, von denen jeder seine eigenen Wege geht. Seitdem Roßkopf mit seiner Freundin zusammenlebt, ist die Freizeit-Gestaltung unterschiedlich, ohne daß deshalb daraus ein Konflikt mit Fetzner abzulesen wäre.
Jörg Roßkopf wurde übrigens in Barcelona von einem stattlichen Fan-Club aus seiner hessischen Heimat Münster angefeuert. Unter der Regie seiner Eltern sind 28 Verwandte und Freunde mit sechs Wohnmobilwagen angereist, sie übernachten auf einem Campingplatz vor den Toren der katalanischen Metropole. Als am Montag abend der Einzug ins Halbfinale perfekt gemacht wurde, sangen und tanzten sie noch lange begeistert vor der Halle. Die Stimmung schwappte über, als sich Präsident Gäb zum Roßkopf-Clan gesellte und freudig gestikulierend in die Siegessongs einstimmte. Nicht auszudenken, welche Formen der Jubel im Falle eines Erfolgs im Endspiel angenommen hätte - es sollte nicht sein.
Die Frankfurter FDP fordert einen "militärischen Schlag" der Europäische Gemeinschaft gegen die Serben. So steht es in einer Erklärung von Thomas Heyden, dem "Europabeauftragten" des Kreisverbandes. Heyden teilte mit, er ziehe "Luftangriffe auf serbische Stellungen um Sarajewo in Erwägung". Der FDP-Politiker fragt, ob das Leben der Kinder von Sarajewo weniger wert sei, als das Öl der Kuwaitis. Es habe sich gezeigt, daß Handelsembargo und Verurteilungen gegen die Okkupationspolitik der Serben keinerlei Wirkung hätten.
Lutz Goldammer, Geschäftsführer der Frankfurter FDP, nannte die Formulierung "militärischer Schlag" auf Anfrage "etwas merkwürdig". Er konnte nicht sagen, ob die von der FPD-Geschäftstelle auf den Weg gebrachte Erklärung als offizielle Stellungnahme der Frankfurter Liberalen zu verstehen ist. cg
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Petra R. hatte sich die Prozedur relativ einfach vorgestellt. Doch nach den Erfahrungen mit dem FVV-Kundendienst kann sie jetzt eine Geschichte über die Schwierigkeiten erzählen, eine Zeitkarte für den Juniortarif zu bekommen. Die Kroatin studiert in Zagreb Germanistik und absolviert in Frankfurt ein Deutschpraktikum bei einer Sprachschule. Sie glaubte, damit die Voraussetzungen zu erfüllen.
Das Institut stempelte den Ermäßigungsantrag ab, und die 20jährige präsentierte ihn an einem Verkaufsschalter unter der Hauptwache. Die Sachbearbeiterin wollte den Fall nicht alleine entscheiden und fragte bei ihrer Vorgesetzten an. Die teilte Frau R. mit, sie habe kein Anrecht auf den Rabatt.
Nunmehr schaltete sich der deutsche Begleiter der Ausländerin ein und bat anhand der Beförderungsbestimmungen um eine Begründung.
Die Kundenberaterin reagierte unwirsch: "Soll ich in allen Akten nachsehen?", lautete ihre schroffe Reaktion, und danach machte sie den Antrag zur Verblüffung der 20jährigen mit einem Strich ungültig.
Deshalb hatte die Kroatin auch bei einem weiteren Versuch in der B-Ebene Hauptbahnhof keinen Erfolg. Dort wurde der Antrag gar nicht mehr geprüft, sondern wegen des Striches zurückgewiesen.
FVV-Geschäftsführer Klaus Daumann mag das Verhalten des Personals an den Kundenschaltern nicht bewerten. Er weiß jedoch, daß manche Anträge auf Gewährung des Juniortarifs eine Prüfung erfordern, "die im normalen Schaltergeschäft nicht zu machen ist".
In diesem Fall müsse die Studentin beispielsweise den Nachweis führen, daß die Sprachausbildung in Frankfurt anerkannter Bestandteil ihres Studiums sei. Der Ausbildungsgang und die Schule selbst müßten überdies staatlich anerkannt sein.
Daumann empfiehlt der Kroatin eine schriftliche Erläuterung des Sachverhaltes, der dann von der Tarifabteilung des FVV geprüft werde.
Wäre Petra R. an der Frankfurter Uni und nicht in Zagreb eingeschrieben, dann hätte der Studentenausweis genügt, um den rund 25 Prozent günstigeren Juniortarif zu erhalten.
Doch davon profitiert nur, wer an einer Universität immatrikuliert ist, die im Geltungsbereich des Frankfurter Verkehrsverbundes liegt. habe
MÜHLHEIM. Die Aufforderung an seinen Zimmergenossen, sich endlich einmal die Füße zu waschen, unterstrich ein offensichtlich genervter Asylbewerber mit einem Küchenmesser in der gemeinsamen Unterkunft. Im heftigen Streit verletzte er seinen Landsmann erheblich an der Schulter. Den Verletzten brachte die Polizei ins Offenbacher Stadtkrankenhaus, den Angreifer zur Blutprobe. lz
Am Samstag steigt auf dem Messegelände das "Fest der 1000 Wunder". Zwölf Stunden lang können sich die Besucher zwischen zahllosen Attraktionen die Füße plattlaufen, ihren Spaß haben und dabei einem guten Zweck dienen: Der Erlös des Festes geht an die Kinderhilfe Stiftung. Deshalb wurden auch die Eintrittspreise nicht gestaffelt. Ob Säugling oder Greis - der Eintritt kostet für alle zehn Mark.
Das ist viel Geld, besonders für Familien mit mehreren Kindern. Deshalb hat die FR 50 Eintrittskarten gekauft, die an die Leserschaft weitergegeben werden. Zum Nulltarif. Die Vergabe ist allerdings an eine Bedingung geknüft: Die Nutznießer müssen mit mindestens vier Kindern aufkreuzen, und brauchen dann nur für drei zu zahlen.
Interessenten wenden sich an die FR-Lokalredaktion. Von 15 bis 17 Uhr ist der Telefonanschluß 21 99-577 besetzt. FR
STEINBACH. Eine Tagesfahrt zur "documenta" nach Kassel - das dürfte für alle kunstbegeisterten Steinbacher ein verlockendes Angebot sein. Die Fahrt inklusive Vorbereitungsabend ist neu im Programm der Volkshochschule für Steinbach. Mit dazu gehört eine Einführung in die Ausstellung durch documenta-Mitarbeiter.
Neu ist auch ein Kursus mit Namen "Runde", der Frauen neben ihrer Alltagsarbeit Informationen und Gespräche zu gesellschaftlichen, psychologischen und pädagogischen Fragen bieten will. Gemeinsam sollen Konzerte, Kinofilme oder Ausstellungen besucht und darüber gesprochen werden. Eine Einführung in audiovisuelle Medien bietet "Videoarbeit für jedefrau und jedermann", wobei das Drehen und Schneiden eines Films erlernt werden können. Für Kinder hält die VHS wieder ein spezielles Herbstferien-Angebot bereit: Diesmal geht es um den Lebensraum Wald, der in Ausflügen erforscht werden soll.
Daneben gibt es einen Keramikkurs und eine Zeichenschule, jeweils für Kinder ab acht Jahre gedacht.
Wie in jedem Jahr sind Sprachkurse (Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch und Niederländisch) mit im Programm. Verschiedene Gymnastik-Arten und Yoga-Kurse helfen beim Fitbleiben und Entspannen. Der VHS-Kreis für ältere Bürger bietet weiterhin seine Betrachtungen über "Kunst im Alltag" an.
Die Anmeldung für alle Kurse ist ab Montag, 17. August, möglich bei Brigitte Weber, Kirchgasse 4, Tel. 7 28 50. Die Kurse beginnen ab dem 31. August. esi
WESTLICHE STADTTEILE. Geht es nach dem Willen des Magistrats, dann wird in ganz Frankfurt das Rauchen in öffentlichen Warteräumen schon bald verboten sein. Damit reagieren die Verantwortlichen im Römer auf einen Antrag des Ortsbeirates 6 im Bolongaropalast. Kurz nachdem die Stadtteilpolitiker aus den westlichen Stadtteilen im Frühjahr ihre Forderung erhoben hatten, entschloßen sich dazu auch die Ortsbeiräte aus dem Bezirk Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim.
Laut Magistrat prüfen die beteiligten Ämter derzeit, wie ein bereits 1989 vom Rat der Europäischen Gemeinschaft gefaßter Entschluß auf das Frankfurter Stadtgebiet übertragen werden kann. Das Rauchverbot in öffentlichen Warteräumen soll, so hieß es aus dem Rathaus, nur ein erster Schritt sein. Darüber hinaus sei es notwendig, überall dort nicht mehr zu rauchen, wo sich Kinder aufhielten. Möglichst auch nicht zu Hause, denn mehr als die Hälfte der deutschen Kinder lebten in Raucher-Haushalten.
Wie gefährlich Passivrauchen gerade für Kinder ist, belegen nach Auffassung des Gesundheitsdezernates zahlreiche Untersuchungen: Bereits vor der Entbindung vermindere sich dadurch das Geburtsgewicht; eine andere Folge seien Früh-, Fehl- und Totgeburten. Atemwegserkrankungen kämen bei Kindern von Raucher-Eltern in den ersten beiden Lebensjahren etwa doppelt so häufig vor wie bei Kindern von Nichtrauchern. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsamtes in Berlin erkranken in den alten Bundesländern jährlich bis zu 1200 Menschen an Lungenkrebs, der durch Passivrauchen ausgelöst wurde.
Josef Hartinger (CDU) ist davon überzeugt, daß die Menschen im Frankfurter Westen ein Rauchverbot in Warteräumen akzeptieren würden. "Das Problembewußtsein ist da", sagt der stellvertretende Ortsvorsteher und passionierte Raucher: "Im Hauptbahnhof bin ich schon höflich ermahnt worden, als ich vergaß, meine Pfeife auszumachen." Erfreulicherweise nehme das Rauchen unter jungen Leuten und Schülern deutlich ab.
Unterstützen will die CDU-Fraktion laut Hartinger auch einen Antrag, den die SPD zur Ortsbeirats-Sitzung am kommenden Dienstag einbringen wird. Danach soll in den westlichen Stadtteilen untersagt werden, auf Plakaten für Tabakwaren zu werben. leo
he STUTTGART, 4. August. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft weigert sich, weiter gegen den Mercedes-Benz-Vorstandschef Werner Niefer wegen dessen Verkehrsunfalls in Rom zu ermitteln. Solche Nachermittlungen, wie sie von einem Stuttgarter Amtsrichter angeregt worden waren, der zugleich die von der Staatsanwaltschaft vorgeschlagene Verfahrenserledigung mittels eines Strafbefehls über 80 000 Mark abgelehnt hatte, seien "nicht erforderlich", teilte die Anklagebehörde mit. Sollte der Amtsrichter auf seiner Meinung bestehen, "muß er die von ihm für notwendig gehaltenen Ermittlungen selbst anstellen".
Insbesondere will die Staatsanwaltschaft nicht weiter der Frage nachgehen, ob Niefer zur Tatzeit tatsächlich einen gültigen brasilianischen Busführerschein besaß. Es gebe mit Brasilien keinen Rechtshilfevertrag. Außerdem spiele für die eingetretene Verletzung - Niefer hatte eine Stuttgarter Touristin angefahren, die bleibende Schäden an einem Bein erlitt - "der Besitz eines Busführerscheins keine Rolle, denn mit oder ohne einschlägige Fahrerlaubnis hätte Niefer angesichts der kritischen Situation rechtzeitig anhalten müssen".
ski FRANKFURT A. M. Zu einer Verfassungsklage der Länder gegen das Gesetz zur Neuordnung der Bundesbank wird es allem Anschein nach nicht mehr kommen. Nachdem bereits die rheinland- pfälzische Landesregierung ihren vorläufigen Verzicht auf den Gang nach Karlsruhe erklärt hatte (siehe gestrige FR), ließ auch in Saarbrücken ein Sprecher der Staatskanzlei durchblicken, daß nicht mehr daran gedacht sei, ein Verfahren einzuleiten. Er verwies auf geringe Erfolgsaussichten. Eine endgültige Entscheidung habe das Kabinett Lafontaine allerdings noch nicht getroffen. Der Bremer Senat wollte gestern über die (Nicht-)Klage beschließen. Bis Redaktionsschluß wurde keine Entscheidung bekannt, doch hatte ein Senatssprecher schon am Vortag gemeint, es zeichne sich die "Tendenz" ab, daß man sich dem Mainzer Verzicht anschließen werde. Bremen soll eine Bundesbank-Filiale zusammen mit Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bekommen.
In Kiel hieß es, Schleswig-Holstein habe eine Klage gar nicht geplant. Das nördlichste Bundesland, so ein Regierungssprecher, mache sich vielmehr große Hoffnungen, Standort der künftigen gemeinsamen Landeszentralbank (LZB) mit Hamburg und Mecklenburg- Vorpommern zu werden (Beobachter rechnen freilich eher damit, daß der Zentralbankrat sich für Hamburg als Sitz der Dreier-LZB entscheidet). Die Kieler Finanzministerin Heide Simonis (SPD) hatte jüngst daran erinnert, daß nach einer Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts bei Standortentscheidungen die Strukturverbesserung wirtschaftlich schwacher Länder zu berücksichtigen sei. Sie bezweifelte zudem, daß der "Blick aus Hamburg" die Probleme der beiden Flächenstaaten erkennen lasse. Und schließlich, so Simonis, biete Kiel der gemeinsamen LZB Platz in einem neuen Gebäude, das gerade erst für einen dreistelligen Millionenbetrag fertiggestellt wurde.
Der Bezirk Saar der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) wies unterdessen darauf hin, daß die sozialen und beruflichen Perspektiven für viele Arbeitnehmer der LZB Saarbrücken ungeklärt seien. Von 140 Beschäftigten sollten 60 nach Mainz versetzt werden und 20 in Saarbrücken bleiben. Das Schicksal der anderen sei offen. Nach Angaben des ÖTV-Landesvorsitzenden Rolf Linsler hat der Zentralbankrat einen Forderungskatalog des Hauptpersonalrates etwa zu den Modalitäten der Versetzung abgelehnt, ohne Alternativen aufzuzeigen. Die Arbeitnehmerorganisation forderte das oberste Gremium der Währungshüter auf, endlich sozialverträgliche Lösungen für die anstehenden Strukturveränderungen zu ermöglichen.
(Siehe auch Seite 20: "Diffuses . . .")
MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine "Aufbruchstimmung" hat der Ortsverband der Grünen nach den Querelen mit der Grünen Bürgerliste (GBL) registriert. "Wir erfreuen uns eines außerordentliches Zulaufes, der uns gerade aufgrund der unerfreulichen Ereignisse durch die Gruppe um Wilma Frühwacht-Treber wichtig erscheint", heißt es in einer von Andrea Winkler unterzeichneten Presseerklärung. Es seien "etliche Neueintritte zu verzeichnen, und sehr viele Gründungsmitglieder wurden wieder aktiv".
Daß es "mehrere neue Parteimitglieder" in Mörfelden-Walldorf gegeben hat, bestätigte auch Kreisvorstandssprecher Leo Spahn. Der Kreisvorstand habe diese Anträge bei seiner jüngsten Sitzung formal gutgeheißen.
In der Mitteilung der Grünen von Mörfelden-Walldorf wird außerdem auf die Bildung von sechs neuen Arbeitskreisen hingewiesen, in denen Fraktions-, Magistrats- und Ortsverbandsmitglieder wie auch interessierte Nichtparteimitglieder mitwirkten, "um die Sachpolitik in unserer Stadt mitzugestalten - es herrscht große Übereinstimmung in einer engagierten Fortsetzung der Koalition mit der SPD". lis
WEILROD. Die Grundschüler in Rod an der Weil dürfen sich auf zusätzliche Ferientage freuen. Der Unterrichtsbeginn in der von Asbest befreiten Schule, der am heutigen Mittwoch sein sollte, ist auf Montag, 10. August, verschoben. Die Eltern haben mit Boykott gedroht, sagt Kreispressesprecher Jürgen Conradi, weil die Schule nach den Bauarbeiten noch nicht gründlich genug gereinigt worden sei. s
Genesis hat mein Auto zerbeult, Beethoven allzu laut gebellt. Aber Elvis, Elvis leuchtet azurblau und riecht unheimlich gut. Noch besser Rembrandt: Auf Rembrandt läßt sich Gold holen. Nicole Uphoff ritt das Pferd unter spanischer Sonne und half couragiert mit, Deutschland auf dem Treppchen zu halten. Wenigstens auf Pferde-Künstler ist in diesem Sommer Verlaß.
Auch wenn die Künstler längst tot, ihre Werke in Ausstellungen nicht zu besichtigen oder die Konzerte zu teuer sind, finden sie den Weg zum Publikum - sie werden Produkt. Freiwillig oder unfreiwillig, ob als Auto, Duftwässerchen, Filmtier oder lebendes Sportgerät.
Wo bisher das höchste der Gefühle die Werbung via Künstler war ("Ich trinke XY, weil ich Alkoholiker bin"), sich allenfalls Schiffe, Inter-City-Züge, Lebensmittel und Museen mit Dichternamen schmückten (Mozartkugel, Schiller-Nationalmuseum, IC Heiner Müller), da wird nun ganz ungeniert noch eins draufgepackt: "Product Artisting" heißt der Sommerhit der Werbe-Branche.
Die Werbestrategen setzen auf den Konsumenten, der beim Einparken nicht einfach ein Automobil bewegt, sondern in diesem Moment ganz eins ist mit Phil Collins und seiner Crew. "I can't dance" brüllte es hinter mir, und schon war mein Gefährt einen halben Meter kürzer. tob
GRÄVENWIESBACH. Der Schulunterricht in Grävenwiesbach wird voraussichtlich erst von der nächsten Woche an seinen "geregelten" Lauf nehmen. Der Grund: Die vier Pavillons sind noch nicht aufgebaut weil sie wegen des Backesfestes nicht früher aufgestellt werden konnten, teilte der stellvertretende Leiter des Kreisschulamtes, Alexander Noll, mit. Die Grundschüler haben derweil Schichtunterricht. In die Pavillons sollen drei Klassen und die Schulverwaltung einziehen. Wegen der Asbestsanierung entfällt die Wiesbachschule ein Jahr lang für den Unterricht. Die restlichen fünf Schulklassen wurden ins Bürgerhaus und evangelische Gemeindehaus ausquartiert. cn
Junge Union der Fahne treu
"Die Meldung, daß die Junge Union immer noch darüber nachdenkt, mit einer eigenen Liste zur Kommunalwahl anzutreten, läßt doch deutlicheRückschlüsse auf die CDU zu". Was der SPD-Vorsitzende Sieghard Pawlikam diese Woche voll Freude weiterverbreitete, ist nicht ganz richtig. Der CDU-Nachwuchs droht nicht mehr mit eigenen Kandidaten für die Römerwahl. Nur eine kleine verstockte Gruppe, sagt Heinz Daum, CDU-Kreisgeschäftsführer, rede wieder davon.
Daum ist vom JU-Vorsitzenden Andreas Rust ausdrücklich ermächtigt worden, derlei üble Gerüchte zu dementieren. Die Führung der Jungen Union steht wieder treu zur schwarzen Fahne, nachdem im letzten Jahr mit kleinen Abgrenzungsmanövern zum Parteiestablishment dynamisch- jugendliches Profil gezeigt werden sollte. Der schon ziemlich lange aufstrebende JU-Chef Rust will schließlich auf einen vorderen Rang der Kandidatenliste. Die Parteiführung legt gerade letzte Hand an das Papier.
Dem Hörensagen nach soll Rust auf einem Platz rangieren, der - bei gutem Abschneiden der CDU im März 1992 - gerade noch für den Sprung ins Stadtparlament gut sein könnte. Einige andere Jungpolitiker ahnen ganz richtig, sie könnten sich auf den aussichtslosen Rängen 50 bis 100 wiederfinden, wenn ein CDU-Parteitag die Vorgaben der Parteiführung absegnen wird. Sie haben jetzt unterderhand die JU-Kandidatenliste wieder in die Debatte eingeführt.
Es wird ihnen wenig nützen. Die Drohung war schon purer Unsinn, als Rust vor ein paar Monaten den CDU- Vorstand damit erschrecken wollte. Das Häuflein der Jungen Union hätte der "Mutterpartei" unter Hohngelächter ein paar Stimmen abgenommen und wäre an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.
Heinz Daum kann ohnehin keinen Dissens mehr erkennen: "Die Jungen und die Frauen werden mit der Liste sehr zufrieden sein", versicherte er gestern treuherzig. Aber nur die natürlich, die nicht zu aufsässig waren. cg
RODGAU. Der neue Meßwagen, mit dem die Geschwindigkeit der Autos und Zweiräder in der Stadt kontrolliert wird, wird heute morgen offiziell seiner Bestimmung übergeben. Kontaktstellen auf der Fahrbahn, die den Blitz auslösen, sind aufgrund der Radarstrahlen nicht mehr nötig.
Die Hilfspolizisten haben indes mit dem neuen Wagen in Rollwald bereits ihre ersten Erfahrungen gemacht und dort das Tempo der Fahrer gemessen. Demnach müssen von 638 vorbeirollenden Autofahrern 65 wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung verwarnt werden. Zehn Leute fuhren - obwohl Tempo 50 gilt - so schnell, daß sie wegen einer Ordnungswidrigkeit zur Kasse gebeten werden. aim
Die neuen amerikanischen Partnerschulen des Goethe-Gymnasiums, die "Wauwatosa West" - und die "Wauwatosa East High School" in Wauwatosa (Wisconsin), haben eine erste Gruppe von Schülerinnen und Schülern nach Frankfurt entsandt. Die jungen Amerikaner nehmen am Unterricht des Goethe-Gymnasiums teil und bleiben bis 17. August. Am Montag, 10. August, sind sie von der Stadt in den Römer eingeladen.
Den Anfang des Austausches hatte vor einem Jahr ein Besuch junger Frankfurter in Wauwatosa gemacht. Dabei wurden die Gäste des Goethe-Gymnasiums sogar zu "Ehrenbürgern" ernannt. pia
MAIN-TAUNUS-KREIS. Wasserversorgungsnotstand - ab 15. August gibt es ihn auch bei uns. Während sich bislang die Bewohner des MTK von Sparvorschriften für Trinkwasser ausgenommen fühlen konnten, gilt dann die neue "Gefahrenabwehrverordnung", die das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt für Südhessen verkünden wird.
Zur flächendeckenden Vorschrift wird, was zuvor einzelne Kommunen mit Engpässen für sich selbst geregelt hatten: Nur noch eingeschränkt dürfen öffentliche Grünanlagen und Privatgärten bewässert werden, ist es verboten, Autos zu waschen, Schwimmbecken und Teiche aufzufüllen und müssen Betriebe auf Trinkwasser als Kühlmittel verzichten, wenn nicht ihre Existenz davon abhängt.
"Trinkwasserversorgung ist kein kommunales Problem", erklärt RP-Pressesprecher Dieter Ohl, warum man jetzt überregional den Verbrauch des wichtigen Lebenselixiers drosseln will. Schließlich belieferten vielerorts überregionale Wasserverbände die Städte und Gemeinden von weit her.
Im Main-Taunus-Kreis ist die Versorgungslage allerdings relativ gut, gab es in der Vergangenheit nur während besonders heißer Sommer Sparappelle an die Bevölkerung. Notstandsverordnungen auf kommunaler Ebene, wie es sie im Hochtaunuskreis in einzelnen Städten gibt, sind weithin unbekannt.
Was die Bürger im MTK erwartet, klingt einschneidender, als es tatsächlich ist. Denn die "Verbotsstufe 1", die Mitte August ausgelöst wird, setzt lediglich ein Zeitlimit für das Bewässern von Privatgärten: Das ist zwischen 12 und 16 Uhr verboten. In den Augen von Dieter Ohl ist das trotzdem schon eine Menge: "Erst mal muß sich das Bewußtsein der Leute ändern", meint er.
So ist denn auch Kreisbauer Hans Pauly von den vier Stunden Bewässerungsverbot nicht geschockt: "Man beregnet die Felder, wenn überhaupt, sowieso in den Abendstunden. Tagsüber verdunstet doch viel zu viel." Die Landwirte kämen aufgrund der Gewitter auch so zurecht. Die meist schweren Böden hielten eine Menge aus, für die Pflanzen reiche die Feuchtigkeit. Und die Wassermengen, die manche Obstbauern per Tropfenberegnung auf ihre Felder verteilen, seien äußerst gering.
Wer wie die Stadt Hattersheim zur Pflege der Grünanlagen außerdem Brauchwasser verwendet, der muß sich um die Verordnung nicht kümmern und auch keine Bußgelder fürchten. Das große Spezialfahrzeug vom Bauhof darf auch künftig mit den gereinigten Abwässern aus dem Eddersheimer Klärwerk betankt werden. set
Fünf Tage lang feiern, das heißt zugleich fünf Tage lang essen, trinken und Geld ausgeben. Den Frankfurtern war's anscheinend zuviel. Das Mainfest ist vorüber, doch die Schausteller zeigten sich kaum in Feierlaune. "Umsatzeinbußen von durchschnittlich 15 Prozent" im Vergleich zum Vorjahr mußten laut Edgar Drexel, dem Vizepräsident des Deutschen Schaustellerverbandes, die Besitzer der Stände hinnehmen. Die Besucherzahlen schätzt er auf 400 000 Personen. Dies sei ebenfalls etwas weniger als im Jahr zuvor.
"Besonders betroffen war die Gastronomie, die nur Speisen verkauft", erklärt Drexel und fügt hinzu: "Die werden vielleicht Einbußen zwischen 18 und 19 Prozent haben." Den Schuldigen für die schlechten Zahlen kennt er auch: Das warme Wetter soll's gewesen sein. Die drückende Hitze bis in die Abendstunden hinein hat seiner Meinung nach die Besucher vom Konsumieren abgehalten. "Die meisten trinken eh erst, wenn's dunkel wird." Doch dann ist es schon zu spät, denn um 24 Uhr ist Schluß mit dem Feiern. Lieber erst um 14 Uhr anfangen, "aber dafür bis eins offenlassen", schlägt Drexler aus diesem Grund vor - die letzte Stunde natürlich ohne Musik, wie er meint.
Auch Helmut Schinkario, Geschäftsführer eines Essenstandes, würde das besser gefallen. Es ist 16 Uhr am Dienstag, seine Töpfe sind randvoll mit Champignons, nur die Kunden fehlen. "Noch keinen Hunni" hat er bisher verdient. "Dann, wenn die Leute da sind, muß ich zumachen", beschwert er sich. Eine Schaustellerin - es müssen Holzringe an ihrer Bude geworfen werden - sieht das ähnlich. "Die Leute spielen bei dem warmen Wetter nicht. Die meisten legen sich doch ins Schwimmbad."
Viele Besucher des Fests wollen dieser Aussage jedoch nicht zustimmen. "Das hat mit dem Wetter überhaupt nichts zu tun", kontert eine ältere Dame. "Für ein Bierchen vier Mark", das sei wohl ein bißchen viel. Ihr Ehemann findet zudem das Angebot des Festes wenig abwechslungsreich. Er kommt nur noch, weil das für einen gebürtigen Frankfurter eben Tradition sei. "Kleinkunst" würde die Sache doch auflockern, schlägt er vor. Zwei älteren Damen geht es ähnlich. "Das ist doch eh immer das gleiche" lautet ihr Kommentar. wob
wüp BERLIN. Im Streit der Sparkassen über die LBS Ost zeichnet sich eine Lösung ab. Nachdem zum 1. Juli die 35 thüringischen Institute aus dem gemeinsamen ostdeutschen Verband ausgeschieden sind und jetzt mit den hessischen Kassen zusammenarbeiten, ist man nun offenbar an einer schnellen und außergerichtlichen Neuordnung der Beteiligungsverhältnisse bei der LBS Ost und des Bauspargeschäfts in Thüringen interessiert. Die ostdeutschen Sparkassen wollten die Kapitalmehrheit an der LBS Ost, sagt Rainer Voigt, Präsident des ostdeutschen Verbandes (OSGV), der nun noch 146 Institute in vier neuen Ländern vertritt. Verhandlungen sollen im Herbst beginnen, Signale für ein Entgegenkommen der westdeutschen Partner seien da. Bisher halten die Sparkassen in den alten Ländern über ihre in einer Beteiligungsgesellschaft zusammengeschlossenen Bausparinstitute 51 Prozent an der LBS Ost. 49 Prozent besitzen die Ostsparkassen, davon die Thüringer sieben Prozent.
Mit dem Ausscheiden der dortigen Sparkassen, die jetzt an die gemeinsame LBS mit Hessen Bausparverträge vermitteln, verliert die LBS Ost in Thüringen die Basis für ihr Geschäft. Sie hatte die Hessische Landesbank mit ihrer LBS wegen des Vorgehens im Osten verklagt, war aber beim Landgericht Frankfurt in erster Instanz unterlegen. Revision ist zwar eingelegt, die Klageschrift fertig. Wie in gut informierten Kreisen jedoch zu hören ist, wird es zu keinem zweiten Gerichtsverfahren kommen, um weiteren Imageschaden für die Sparkassenorganisation zu vermeiden. Dem Vernehmen nach will man sich darauf einigen, daß Thüringen auf seinen Anteil an der LBS Ost verzichtet und sich das Institut dafür aus diesem Bundesland zurückzieht. Der dortige Außendienst der LBS Ost soll von der hessisch-thüringischen LBS übernommen werden. Uneinigkeit besteht noch darüber, ob die Thüringer einen Teil der bisherigen Aufbaukosten für die LBS Ost übernehmen müssen.
Der Bestand des OSGV ist nach Voigts Worten gesichert. Bis zum Jahresende würden Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt einen Staatsvertrag über die Zusammenarbeit ihrer Sparkassen unterzeichnen. Mit dem Geschäftsverlauf der Ostsparkassen zeigt er sich zufrieden. Nach einer Verdoppelung der Kredite 1991 habe das erste Halbjahr (noch einschließlich Thüringen) einen Anstieg um ein Fünftel auf 28 Milliarden Mark gebracht (Marktanteil 35,5 Prozent). Die eingesammelten Kundengelder stiegen um knapp fünf Prozent auf 98 Milliarden Mark (Marktanteil fast 62 Prozent). Die Bilanzsumme der bis dahin 181 Institute wuchs um fünf Prozent auf 118 Milliarden Mark.
Jugendexperten aus Tel Aviv Vom 7. bis 16. August halten sich Fachkräfte der Jugend- und Sozialpflege aus Frankfurts Partnerstadt Tel Aviv in Frankfurt auf. Am Dienstag, 11. August, sind sie zu einem Empfang in den Römer eingeladen. Blumen und Landschaften in Öl Der Palmengarten zeigt vom 7. bis 30. August in der Galerie am Palmenhaus die Ausstellung "Blumen und Landschaften in Öl und Radierung" von Ingeborg Seidel. Die in Neu-Isenburg lebende Künstlerin beschäftigt sich in ihrem Werk mit der Natur. Die Arbeiten regen zum Nachdenken über Schönheit und Vergänglichkeit an, aber auch zu Gedanken über die Gefährdung der uns umgebenden Welt. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 9 bis 18 Uhr. Die Eröffnung findet am Freitag, 7. August, 11 Uhr, statt.
Zum Gedenken an Theodor W. Adorno Am 23. Todestag von Theodor W. Adorno lassen Stadtverordnetenversammlung und Magistrat am Donnerstag, 6. August, auf dem Grab im Frankfurter Hauptfriedhof einen Kranz in den Stadtfarben niederlegen. Der berühmte Philosoph und Soziologe wurde 1903 in Frankfurt geboren. Von 1950 bis zu seinem Tode lehrte er an der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Zusammen mit Max Horkheimer und Herbert Marcuse gehörte er zu den Vertretern der "Kritischen Theorie". Schüler aus Mailand zu Besuch Vom 2. bis 23. August sind 30 Schülerinnen und Schüler aus der Partnerstadt Mailand bei Frankfurter Familien zu Gast. Am Mittwoch, 12. August, werden die Jugendlichen im Römer empfangen. Die Gäste aus Mailand nehmen an einem Deutschkurs teil.
Der Vorschlag von Gil Stein, die besten Eishockey-Spieler aus der National Hokkey-League (NHL) für die Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer zu rekrutieren, klingt vernünftig. Der Kandidat für die Nachfolge des scheidenden NHL-Präsidenten John Ziegler hat mit seiner Anregung, die USA und Kanada sollten "Dream Teams" für das Eishockey-Turnier in Norwegen bilden, zu erkennen gegeben, daß er sich Gedanken macht um die Zukunft des Eishockeys in Nordamerika, auch wenn er nur die positiven Erfahrungen aus den Vorstellungen der US-amerikanischen Basketball-Stars auf seine Sportart zu übertragen versucht.
Und die hat nach dem NHL-Spielerstreik vom Frühjahr, dem starken Zuschauerrückgang und den Einnahmeverlusten Imagepflege dringend nötig. Da könnten Olympische Winterspiele durchaus helfen, dem Eishockey einen Popularitätsschub zu verschaffen. Schließlich hatten Nordamerikaner schon immer ein Faible für internationale Ereignisse, die im Erfolgsfall der abgesandten Landsleute zu nationalen Gefühlswallungen taugen.
Doch so einfach wie sich der Kandidat den Transfer des erfolgreichen Pilotprojekts vom Parkett aufs Eis vorstellt, ist die Chose nicht. Denn zum einen ist Basketball made in USA ein Qualitätsprodukt, das seinesgleichen sucht auf dem Erdball, während dem Mutterland des Eishockeys die Konkurrenz wenn schon nicht über den Kopf gewachsen, so doch zu einem ebenbürtigen Sprößling geworden ist. Daß im internationalen Eishockey der Wettbewerb hart ist, haben NHL-Stars sowohl beim Canada-Cup als die inoffizielle Weltmeisterschaft als auch bei der offiziellen immer wieder am eigenen Leib erfahren. Zwar blieb der Canada-Cup, wo auf kleinerer Eisfläche gespielt wird, stets im Lande, bei Weltmeisterschaften aber schnappten ihnen sowjetische, schwedische oder tschechoslowakische Teams den Titel immer weg.
Daß es nicht so einfach sein wird, "Dream Teams" im Eishockey zu bilden, hat aber auch noch einen anderen Grund. Während die Basketballer für Barcelona nur ihren Urlaub zu unterbrechen brauchten, weil die Profi-Liga noch Pause hat, sind Olympische Winterspiele jedesmal zu einem Zeitpunkt, da in der NHL die heiße Phase um den Stanley Cup beginnt. Selbst als in Calgary um olympisches Edelmetall gespielt wurde, war das für die Profis kein Anlaß, die Runde zu unterbrechen. Und nun ausgerechnet für Lillehammer den sakrosankten Spielplan über den Haufen werfen, um "Dream Teams" zu bilden, die womöglich ein böses Erwachen erleben? Gil Stein scheint ein Traumtänzer zu sein. REINHARD SOGL
Auf große Resonanz gestoßen ist ein Angebot des Arbeitsamtes, das sich an die Eltern künftiger Schulabgänger richtet. Wie einschlägige Untersuchungen zeigen, sind die Eltern, wenn es um die Berufswahl geht, für Jugendliche die wichtigsten Gesprächspartner. Um sie auf diese Rolle vorzubereiten, wurde erstmal im Frühjahr ein vierteiliges Elternseminar "Berufswahl - leichtgemacht" eingerichtet.
Das zweite Seminar, das im September läuft, ist nach Mitteilung des Arbeitsamtes bereits ausgebucht. Informationen über künftige Seminare sind unter der Telefonnummer 21 71-23 20 erhältlich. ft
Die angestrebte "Rückführung" auswärtiger Drogenabhängiger in ihre Heimatgemeinden ist von der "Landeskonferenz der Einrichtungen der Drogenhilfe in Hessen" in einer Sitzung diese Woche scharf verurteilt worden. Ein solches Vorgehen habe "mit Drogenhilfe nicht das geringste zu tun", erklärte dabei der Sprecher der Landeskonferenz, Wolfgang A. Schmidt. Nicht drogenpolitische, sondern sicherheits- und ordnungspolitische Überlegungen seien für die geplante "schrittweise Auflösung der offenen Drogenszene" ausschlaggend. In der "Landeskonferenz" sind alle 150 hessischen Einrichtungen der Drogenhilfe vertreten.
Eigentlicher Grund für die "schrittweise Auflösung", so Schmidt weiter, seien die Kommunalwahl und die Bewerbung Frankfurts als Standort für die Europäische Zentralbank. Als "bedauerlich" bezeichnete es der Sprecher, daß das städtische Drogenreferat in die "Vertreibungspolitik" eingebunden wurde. Dies gehe an dem Anspruch der Behörde, für die Betroffenen zu arbeiten, vorbei.
Aufgabe der Polizei müsse es sein, das Angebot an Heroin durch eine Bekämpfung der Dealer zu verknappen, "nicht, die Konsumenten zu vertreiben". Wenn ihr dies nicht gelinge, sei das kein Grund, "die Abschiebung auswärtiger Drogenabhängiger zu erzwingen".
Es sei erwiesen, daß ein beträchtlicher Anteil der Drogenabhängigen aus den verschiedensten Gründen nicht drogenfrei leben wollten. Das Leben dieser Menschen werde durch die Räumungsaktionen der Polizei gefährdet. Deshalb fordere die hessische Drogenhilfe den "sofortigen Stopp der Maßnahmen gegen drogenabhängige Menschen". Vertreter der Stadt, des Landes, der Drogenhilfe und der Umlandgemeinden sollten sich zusammensetzen, um eine "aufeinander abgestimmte Vorgehensweise" zu erarbeiten. Schmidt bedauerte, daß es bislang eine solche Abstimmung zum Beispiel im Umlandverband nicht gegeben habe. Der Verband sei das klassische Gremium, um einvernehmliche Regelungen bei Fragen zu erzielen, die nicht eine einzelne Gemeinde, sondern die Region betreffen. Ob es sich um Verkehrsplanung oder die Trinkwasserversorgung handele - den politisch Verantwortlichen sei längst klar, daß "die Metropole Frankfurt und das Umland aufeinander angewiesen seien". Diese Erkenntnis müsse sich auch beim Umgang mit Drogenabhängigen durchsetzen. ft
"Reiner Blödsinn und große Dummheit", wie Rechtsanwalt Müller-Siebert dem Frankfurter Arbeitsrichter Ahrens vortrug, oder schwerwiegender Verstoß gegen den Arbeitsvertrag mit strafrechtlichem Hintergrund, wie Assessor Rosenke vom Arbeitgeberverband Gelsenkirchen den Vorfall einstufte, der am 7. Mai zur fristlosen Kündigung des 56 Jahre alten Helmut V. als Verwalter des Außenlagers Frankfurt des Gelsenkirchener Armaturen- und Küchengeräteherstellers Seppelfricke führte.
Mindestens eine Woche lang hing im Büro von V. ein Wandrelief mit dem plastischen Profil von Adolf Hitler, dort angebracht nach dem Wahlerfolg der "Republikaner" in Baden-Württemberg. Zwei Kollegen von V. teilten das unabhängig voneinander am 30. April und 4. Mai der Personalleitung in Gelsenkirchen mit. Vergeblich hatten sie den seit acht Jahren im Außenlager Frankfurt beschäftigten V. aufgefordert, das Hitlerbild von der Wand zu nehmen.
Es sei alles nur ein Scherz gewesen, den sein Mandant mittlerweile schwer bereue, so sein Anwalt. Arbeitgebervertreter Rosenke: "Wer so was aufhängt, identifiziert sich auch damit." Nach der Weigerung von V., das Bild abzunehmen, habe man keinen Spielraum mehr gehabt.
Vergeblich war der Versuch des Arbeitsrichters, das Arbeitsverhältnis nicht fristlos, sondern erst am 30. Juni enden zu lassen. Der Lagerist bestand jedoch auf Einhaltung der Kündigungsfrist bis zum 30. September. Jetzt muß das Gericht in Kammerbesetzung am 28. Januar entscheiden, wobei die beiden Arbeitskollegen als Zeugen gehört werden. ring
FRANKFURT A. M. Der New Yorker Aktienmarkt hat am Dienstag im frühen Geschäft leichter tendiert. Nach einer Stunde lag der Dow-Jones-Index 10,54 Zähler unter dem Vortagsschluß. Am Montag war das Wall-Street-Barometer um 1,62 auf 3395,40 Punkte gestiegen.
In Tokio fiel der Nikkei-Index für 225 Topwerte gestern um 16,86 auf 15 692,59 Zähler.
WETTERAUKREIS. Die schönsten Seiten des geschichts- und geschichtenträchtigen Taunusausläufers Winterstein zeigt die zweite Radtour unserer Serie "Fahr- Rat". Der 40 Kilometer lange Rundkurs führt durch herrliche Wälder zur sagenumwobenen Marienkapelle, den Limes entlang zu einem rekonstruierten Römerturm, zur Kaisergrube und zum idyllisch gelegenen Forsthaus Winterstein. Eine häßliche Seite des Berges bleibt den Radwanderern allerdings nicht erspart: ein riesiges Munitionsdepot. Die Tour ist wegen ihrer ständigen Steigungen und Abfahrten und den größtenteils nur grob geschotterten Waldwegen lediglich geübten Radlern auf berggängigen Fahrrädern zu empfehlen. Sie eignet sich nicht für einen Familienausflug mit kleineren Kindern. Zu den im Text fett hervorgehobenen Sehenswürdigkeiten beachten Sie bitte unseren Beitrag "Sehenswürdigkeiten am Winterstein".
Der Parkplatz an der Straße "Die Sang" in Ober-Rosbach direkt neben der Autobahn ist Ausgangspunkt unseres Rundkurses. Wir radeln durch die Autobahnunterführung in den Wald, biegen in den zweiten Weg links ein und halten uns am nächsten Abzweig wieder links. Auf diesem Weg bleiben wir, bis wir nach einer kräftigen Steigung auf eine asphaltierte Straße stoßen. Diese fahren wir rechts bergan. Die Steigung zieht sich. Ein hoher, stacheldrahtgekrönter Zaun rechter Hand verkündet uns dann eine schlechte und eine gute Nachricht. Die schlechte: hier beginnt das riesige Munitionsdepot. Die gute: Die Steigung hat gleich ein Ende.
Wir fahren am Depot entlang und biegen am Ende dieser Depot-Seite rechts in den Streickerweg ein, der uns ein kurzes Stück weiter am Depot entlangführt, bis links der Galgenbergweg abzweigt. Auf diesem verlassen wir Depot und Wald und haben einen herrlichen Blick ins Wehrheimer Tal und auf den Feldberg. Auf der Kuppe des Galgenberges liegt ein Modellflugplatz. Samstag nachmittags bei schönem Wetter kann man hier die ferngesteuerten Modellflugzeuge durch die Luft sausen sehen.
Wir folgen dem Galgenbergweg, bis der Schlinkweg rechts abzweigt, und fahren auf diesem am Waldrand entlang bis zum Parkplatz auf dem Schlink an der Straße nach Pfaffenwiesbach. Ein Aussichtspunkt, der uns weit in den Taunus blikken läßt. Zwischen Straße und Parkplatz beginnt ein Feldweg, der uns abseits der Autostraße durch den Wald nach Pfaffenwiesbach führt. Wir biegen noch im Wald auf den zweiten Weg links ein und radeln durch ein Tal mit Kleingärten nach Pfaffenwiesbach hinein. Wir fahren durch den Ort auf die Straße nach Friedrichsthal. Kurz vor dem Ortsausgang weist uns ein kleines Schild links auf den alten Eselspfad nach Friedrichsthal und zur Marienkapelle hin. Der Eselspfad macht seinem Namen alle Ehre und ist entsprechend schwer zu radeln. Achtung: Wenn der Weg einen Bogen nach rechts macht, links bleiben und dem ziemlich zugewachsenen Trampelpfad folgen. Der Weg wird gleich wieder besser und mündet bald auf eine asphaltierte Straße.
Diese fahren wir rechts. Es ist wieder eine beträchtliche Steigung zu bewältigen, für die uns aber oben ein prächtiger Ausblick ins Friedrichsthal entlohnt. Nun geht es geradewegs hinab, geradewegs durchs Dorf zum Holzbach. Wir nehmen rechts des Baches den Feldweg (direkt oberhalb der Kleingärten) bis dieser in einen anderen Weg mündet. Hier geht es rechts bergauf, gleich den nächsten Feldweg links und wieder rechts zum Waldrand. Dort fahren wir links. Nach einem kurzen Stück am Waldrand geht es in den Wald hinein. Alte Wegsteine zeigen, daß wir uns auf historischen Pfaden befinden. Bald geht es wieder aus dem Wald hinaus. Wir fahren rechts am Waldrand entlang, kommen an einer Hütte vorbei und fahren geradeaus in den Wald hinein. Dieser Weg führt uns direkt zur Marienkapelle.
Um den Rundkurs um den Winterstein fortzusetzen, müssen wir von der Kapelle aus ein kurzes Stück zurückfahren. Am Waldrand zweigt links ein Weg ab, der durch den Wald ins Usatal hinunterführt. Wir nehmen den ersten Weg links, der sich hoch über der Usa am Tal entlangzieht. Bei Ziegenberg mündet der Weg in eine uralte Allee. Hier fahren wir rechts und gleich den nächsten links. Nun folgen wir dem markierten Limeswanderweg, der uns steil bergauf zum rekonstruierten Römerturm und kurz darauf zur Kaisergrube führt.
An dem einstigen Bergwerk radeln wir links und folgen dem Hessenweg 4. Der führt uns zum Forsthaus Winterstein. Hier können wir unseren durch die starke Steigung erheblich strapazierten Muskeln etwas Ruhe gönnen und den Flüssigkeitsverlust ausgleichen.
Nun geht es rasant bergab, an einem Übungsgelände der US-Streitkräfte vorbei, dem Waldrand zu. Kurz vorher biegen wir rechts ab. Ein großer, gelb angestrichener Betonklotz zeigt uns den richtigen Weg. Wir fahren immer geradeaus bis zur Autobahn und dann auf einem Waldweg parallel zu dieser zurück nach Ober-Rosbach zur Autobahnunterführung. BRUNO RIEB
Wassernotstand kann
Wenige Tage vor dem Ausrufen des Wassernotstandes in Südhessen sind viele Frankfurter Behörden noch ratlos, wieweit sie auf die "Gefahrenabwehrverordnung" des Regierungspräsidenten (RP) in Darmstadt reagieren müssen. Der Wassernotstand wird, wie mehrfach berichtet, bereits in der ab 15. August geltenden Stufe 1 für Bürger und Behörden eine Reihe von Einschränkungen mit sich bringen. Nach der Verordnung darf das Trinkwasser dann nicht mehr für Brunnen- und Wasserspei-Anlagen verwendet werden. So werden Arbeiter vermutlich die städtischen Brunnen vor der Alten Oper, auf der Zeil sowie am Roßmarkt abdrehen. Auch für die Wasserspiele im Günthersburgpark, bei denen viel Naß durch Verdunsten und Austausch verloren geht, wird man den Hahn schließen. Die Spielparks Louisa und Scheerwald könnten ebenfalls betroffen sein.
RP-Sprecher Gerhard Müller hält sogar Konsequenzen für die städtischen Freibäder für "denkbar". Derzeit müssen die Freibäder 30 Liter frisches Wasser für jeden Besucher nachfüllen. An sonnigen Sommertagen fließen in einem Bad schon mal bis zu einer halben Million Liter Wasser in die Becken.
Allerdings müßten auch die Fachleute in Darmstadt noch viele Details klären, sagte Müller am Dienstag. Etwa die Frage, ob die Gräber auf den Friedhöfen noch gegossen werden dürfen und was mit Auto-Waschanlagen geschieht.
Dagmar Beckmann, Referentin von Umweltdezernent Tom Koenigs, weist aber auch darauf hin, daß Straßenreiniger schon bisher mit Brauchwasser den Asphalt abspritzten und die Gärtner in den vergangenen Wochen ganz auf das Rasensprengen verzichtet hatten.
Den Bürgern gibt die Verordnung klare Verbote. Sie dürfen ihre Autos nicht waschen und dürfen von 12 bis 16 Uhr keinen Rasen oder Beete besprühen. In dieser Zeit verdunstet ein großer Teil des Wassers ohnehin wirkungslos.
Die Kontrolle soll nach den Vorstellungen des RP nicht von besonderen Kräften erfolgen, sondern von Polizei und Ordnungsbehörden "im Vollzug ihrer Aufgaben" geschehen. luf
DREIEICH. Können die Festspiele weitergehen oder muß die Burg Dreieichenhain bis auf weiteres für Veranstaltungen dichtgemacht werden? Über diese Frage wurde gestern in Dreieich gerätselt. Widersprüchliche Meldungen machten die Runde. "Es wird gespielt", so die definitive Erklärung von Bürgerhaus-Chef Gustav Halberstadt und der Konzertdirektion Mirco von Specht vor Redaktionsschluß.
Auslöser der Verwirrung war ein juristischer Erfolg von zwei Anwohnern, die beim Verwaltungsgericht in Darmstadt gegen den Sofortvollzug der Baugenehmigung für die Freilichtbühne geklagt hatten, weil sie sich durch Lärm von den Festspielen belästigt fühlen. Helmut und Heike Moll bekamen Recht: Der Sofortvollzug der Baugenehmigung wurde - übrigens zum zweiten Mal - vom Gericht ausgesetzt. Die Darmstädter Richter stellten die aufschiebende Wirkung des Moll'schen Einspruchs wieder her. Damit erklärten sie alle weiteren Veranstaltungen in der Burg für rechtswidrig.
Daß das nicht das letzte Wort sein würde, war klar. Der Kreis Offenbach, der die Baugenehmigung erteilt hatte, und der Geschichts- und Heimatverein als Eigentümer der Burg legten am Montag Beschwerde gegen das Urteil ein. Danach begann das Rätselraten: Hat die Beschwerde aufschiebende Wirkung, so daß weiter gespielt werden kann? Oder ist die angekündigte Abendvorstellung illegal, wie es in einer Meldung des Hessischen Rundfunks hieß?
Der Kreis holte sich schließlich juristischen Rat beim Verwaltungsgericht, so daß Pressesprecher Dr. Rüdiger Schlaga am Nachmittag verkünden konnte: "Bis zur abschließenden Entscheidung beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel darf weiter gespielt werden."
Daß die Festspiele dennoch auf der Kippe stehen, dafür lehnte Kläger Moll jede Verantwortung ab. "Ich fände es bedauerlich, wenn die Spiele zum Erliegen kommen", sagte er. Das wäre dann aus seiner Sicht auf die "mangelnde Sensibilität des Bürgermeisters und der politischen Parteien" zurückzuführen, die mit den Anwohnern keinen Kompromiß in Form eines reduzierten Festspielprogramms gesucht hätten.
Für die Stadt Dreieich und den Geschichts- und Heimatverein sieht die Sache dagegen so aus: Wird das Darmstädter Urteil bestätigt, dann hat das Klägerpaar Moll "erreicht", daß alle Veranstaltungen einschließlich dem Burgfest oder "Jazz in der Burg" gestorben sind. Bürgermeister Bernd Abeln sagt dazu: "Dann wird Dreieichenhain zum Museum." dac
KREIS GROSS-GERAU. Landrat Enno Siehr kann nicht länger ausschließen, daß Asylbewerber in Sporthallen und Schulen untergebracht werden müssen, weil "wir nicht mehr wissen, wohin mit den Menschen". Siehr ließ daher gestern in einer Mitteilung erklären, daß er den "Notstand ausgerufen hat". Eine "Krisensitzung" mit den Bürgermeistern habe deutlich gemacht, daß "sie mit dem Latein am Ende sind", nachdem alle Anstrengungen unternommen worden seien, auch den letzten Quadratmeter freien Wohnraum für die Unterbringung von Asylbewerben zu gewinnen. Weder immer mehr gemietete Räume noch aufgestellte Container hätte die gewünschte Entlastung gebracht.
Pressesprecher Peter Mikolajczyk relativierte auf Anfrage, daß der "Notstand noch nicht da ist - aber er steht vor der Tür". Einen Termin, wann Flüchtlinge in Sporthallen oder Schulen untergebracht werden müssen, gebe es noch nicht. Die Erklärung des Landrates sei "ein letzter Hilferuf", solche Maßnahmen abzuwenden. "Aber die Krux ist, daß es im Grunde keinen Ausweg gibt", zumal es ohnehin im Kreis schon "8000 normale Wohnungssuchende gibt".
Siehr sagte: "Wenn, wie von Wiesbaden angekündigt, bis zum Ende des Jahres alle 14 Tage weitere 31 Personen dem Kreis zugewiesen werden, ist der Notstand da." Der Landrat appellierte an das Land Hessen, bei der Realisierung des laufenden Wohnbauförderungsprogrammes auch Wohnraum für Asylbewerber vorzusehen, "wohlwissend, daß solche Maßnahmen bestenfalls mittelfristig greifen".
Der Landrat erteilte der Strategie eine Absage, dem Unterbringungsproblem durch das Aufstellen von Wohncontainern Herr zu werden. "Wir haben gesehen, daß die Asylbewerber in den Containern zunehmend über einen längeren Zeitraum verweilen - und dies bietet die schlechtesten Voraussetzungen für die notwendige soziale Betreuung, auf die wir nicht verzichten dürfen und wollen." Deshalb müßten dringend neue Wohnungen geschaffen werden, ohne daß dies auf Kosten der vorhandenen Wohnungssuchenden gehe.
Nach Auffassung des SPD-Politikers hat der Bund in der Vergangenheit zu wenig getan, um das Asylproblem politisch zu lösen. Das jüngste Asylbeschleunigungsgesetz habe sich als untauglich erwiesen, weil es vor Ort bis zur Stunde keine Entlastung gebracht habe. Wenn diese noch länger ausbleibe, sieht der Landrat die Gefahr, "daß die in vielen Gruppen vorhandene Fremdenfeindlichkeit weiter zunimmt".
Siehr plädierte dafür, "durch eine Vielzahl flankierender Maßnahmen die Bereitschaft in der Bevölkerung zu stärken, Wohnraum zur Verfügung zu stellen - auch für Asylsuchende." Dazu gehöre aber auch, diesen Menschen "endlich die Erlaubnis zu erteilen, bis zur Entscheidung über ihren Asylantrag in Deutschland einer geregelten Arbeit nachzugehen". Dies könne durch kommunale Arbeitsprojekte oder ähnlich dem Modell "Arbeit statt Sozialhilfe" geschehen. Die Bundesregierung müsse "endlich praktikable Vorschläge auf den Tisch legen, weil sie allein die hierfür notwendige Handlungskompetenz besitzt". lis
he STUTTGART, 4. August. Baden- Württembergs Innenminister Frieder Birzele (SPD) hat alle im "linksextremistisch-terroristischen Bereich" operierenden verdeckten Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) zurückgezogen. Damit reagierte er auf Veröffentlichungen über zwei LKA-Beamte, die seit Mitte 1991 im linken oder RAF-nahen Milieu Tübingens eingesetzt waren. Durch Zeitungsberichte waren ihre Decknamen und andere Einzelheiten ihrer Arbeit bekanntgeworden. Nach eigenen Angaben befürchtet Birzele Gefahren auch für anderswo eingesetzte Ermittler. Die Szene solle aber weiterhin sorgfältig beobachtet werden.
Den Einsatz, der von seinem CDU-Vorgänger Dietmar Schlee angeordnet worden war, hält der SPD-Minister grundsätzlich für sinnvoll. Es sei um die Beobachtung von Zielpersonen gegangen, die Kontakt zu "Nahtstellenpersonen" gehabt hätten, die ihrerseits zum "unmittelbaren terroristischen Umfeld des harten Kerns der RAF" zählten, sagte er. Am Montag abend hatte Birzele in Tübingen mit Vertretern Tübinger Organisationen gesprochen, die sich nunmehr wegen ihrer politischen Aktivitäten "ausspioniert" fühlen. Besonders scharf hatte die Evangelische Studentengemeinde (ESG) protestiert.
Überprüft wird laut Birzele der Fall einer Tübingerin, die mit den LKA-Ermittlern in einer Wohngemeinschaft lebte und einer Gruppe angehört, die bessere Haftbedingungen für Gefangene aus der RAF fordert. Möglicherweise aufgrund von Informationen dieser beiden Beamten hatte der Arbeitgeber dieser jungen Frau gekündigt - unter Hinweis auf gegen sie laufende "polizeiliche Ermittlungsmaßnahmen". Die von der Tübingerin eingeschaltete baden-württembergische Datenschutzbeauftragte Ruth Leuze sprach von "sehr komplexen" Vorgängen und will sich später dazu äußern.
GENF, 4. August. Frankreich und die Schweiz haben die Regierung Rest-Jugoslawiens aufgefordert, dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sofort und ohne Einschränkungen Zugang zu den Internierungslagern zu gewähren, in denen angeblich Menschen zu Tode gequält werden. Nach Zeugenaussagen, die unter anderem von der New Yorker Tageszeitung "Newsday" wiedergegeben wurden, handelt es sich insbesondere um die Lager Brcko und Omarska in Nordbosnien. In Omarska sind nach einem Bericht der Vereinten Nationen 11 000 Personen interniert. Bewacht werden sie von serbischen Milizen. In Brcko sind einem früheren Lagerinsassen zufolge zwischen Mitte Mai und Mitte Juni 1350 bosnische Moslems getötet worden.
Das IKRK befindet sich in Verhandlungen mit den verschiedenen Konfliktparteien, um Zugang zu allen Lagern zu erhalten. Wie IKRK-Sprecher Pierre Gauthier der FR erläuterte, legt seine Organisation aufgrund der gesammelten Aussagen Dossiers über die einzelnen Lager an, mit denen sie die Behörden konfrontieren will. Die Namen Brcko und Omarska seien dem IKRK schon bekannt gewesen, bevor sie in den Medien erschienen. Die serbische Seite mache für ihre bisherige Weigerung, diese Haftstätten den IKRK-Delegierten zu öffnen, Sicherheitsprobleme geltend: Die Sicherheit der neutralen Beobachter könne weder während der Anreise noch innerhalb der Lager gewährleistet werden.
Die US-Regierung nahm inzwischen eine Erklärung des Sprechers des US-Außenministeriums, Richard Boucher, zu den Berichten über die Lager zurück. Vor einem Unterausschuß des Repräsentantenhauses sagte der Abteilungsleiter im Außenministerium, Thomas Niles, am Dienstag, man habe keine unabhängige Bestätigung für Berichte, daß in den Lagern kroatische und moslemische Zivilisten systematisch gefoltert und ermordet würden. Eine entsprechende Erklärung Bouchers sei mißverstanden worden. Dieser habe nur gesagt, die Berichte seien eingesehen worden. Auf Antrag der USA wurde der UN-Sicherheitsrat zu einer Sitzung über die "Todeslager" zusammengerufen, wie dpa ergänzend meldete.
Die Delegierten des IKRK konnten bisher neun Lager in dem von Serben kontrollierten Teil Bosnien-Herzegowinas besuchen. Sie stießen dabei vor allem auf Frauen, Kinder und Greise. Das IKRK registrierte über 4000 Insassen und leitete Briefe an deren Familien weiter.
Auch der Spiegel hatte über Aussagen von Flüchtlingen berichtet, wonach in Serbien "Konzentrazioni Logor" bestünden. In Brcko seien 3000 Häftlinge umgebracht worden. In den Kühlhallen einer ehemaligen Fleischfabrik hätten sich Leichen gestapelt, weil die Wachen mit dem Verscharren der Toten nicht nachgekommen seien. Der Präsident Bosnien-Herzegowinas, Alija Izetbegovic, bezichtete die Serben beim KSZE-Gipfel Mitte Juli in Helsinki, auf dem Boden seiner Republik 23 Konzentrationslager eingerichtet zu haben. Die Zahl der Todesopfer bezifferte der bosnische Moslemführer auf 40 000 bis 60 000. Umgekehrt behauptet Belgrad, 40 000 Serben würden von ihren Kriegsgegner in Lagern festgehalten.
Internationale Organisationen sehen sich außerstande, zwischen Greuelpropaganda, aufgebauschten Geschichten aus fünfter Hand und Fakten zu unterscheiden. Ein Vertreter des UN-Flüchtlingskommissariats gesteht, keine überprüfbaren Informationen über die Lebensbedingungen in den Lagern zu haben.
Karlsruhe stoppt Fristenregelung Neues Abtreibungsrecht kann vorerst nicht in Kraft treten
KARLSRUHE, 4. August (AP/ukn). Das neue Abtreibungsrecht kann bis auf weiteres nicht in Kraft treten. Das hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe am Dienstag abend entschieden. Der Zweite Senat des höchsten Gerichts gab einem Antrag der bayerischen Landesregierung und von 247 Abgeordneten der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion statt, die den neuen Paragraphen 218 des Strafgesetzbuches über den Schwangerschaftsabbruch für verfassungswidrig halten. Das Gesetz sollte am heutigen Mittwoch in Kraft treten. Das Bundesverfassungsgericht hatte in einem Eilverfahren über das neue Abtreibungsrecht verhandelt. Die Kläger hatten beantragt, die von Bundestag und Bundesrat beschlossene Fristenregelung mit Beratungspflicht bis zur endgültigen Prüfung der Verfassungsmäßigkeit nicht in Kraft treten zu lassen. In der rund zweistündigen Verhandlung im vollbesetzten Plenarsaal des Verfassungsgerichts griffen die Juristen der Union die Gesetzesreform scharf an. Während CDU/ CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble die Parlamentsmehrheit im Grundsatz bestätigte, bei dem neuen Abtreibungsrecht den Schutz des ungeborenen Lebens gewollt, aber dennoch ein verfassungsrechtlich höchst bedenkliches Gesetz geschaffen zu haben, warnten die Prozeßbevollmächtigten der Union, die Professoren Peter Lerche und Fritz Ossenbühl, vor einer "Verbeugung vor dem Zeitgeist" und "staatlich finanzierter Tötung ungeborenen Lebens ohne Rechtfertigungsgrund". Die FDP-Bundestagsabgeordnete Uta Würfel sagte dagegen an die Union gewandt: "Was haben Sie denn für ein Frauenbild? Sie sagen, mit der Moral der deutschen Frauen geht es den Bach herunter, wenn wir das Gesetz gelten lassen." In einem Eilverfahren trifft das BVG lediglich eine Folgenabwägung. Es hat die Frage zu entscheiden, welcher Nachteil größer ist: wenn das Gesetz in Kraft tritt, später aber für verfassungswidrig erklärt wird, oder wenn das Gesetz zunächst angehalten wird, später aber unbeanstandet bleibt.
Die Unionsmehrheit und Bayern nannten in Karlsruhe drei zentrale Argumente für eine Anordnung: Erstens führe die Fristenregelung zu mehr Abtreibungen, die noch dazu von den Krankenkassen finanziert werden müßten. Zweitens befürchten die Antragsteller eine "Direktintervention in das Rechtsbewußtsein der Bevölkerung", wie Professor Udo Steiner, Prozeßbevollmächtigter der bayerischen Landesregierung, sagte. Denn nach dem neuen Gesetz bedürfe es keiner Rechtfertigung mehr für eine Abtreibung. Die Beratung bilde kein Gegengewicht für den Schutz ungeborenen Lebens, zumal sie sogar anonym bleiben könne.
Drittens wiesen die Antragsteller auf die Gefahr hin, daß das Recht in den neuen Ländern bei Nichterlaß der Anordnung in kurzer Zeit zweimal wechseln könnte. Statt der bisherigen reinen Fristenregelung würde von Mittwoch an eine zusätzliche Beratungspflicht gelten. In dem endgültigen BVG-Urteil würde aber möglicherweise die Fristenregelung wieder für verfassungswidrig erklärt.
Die Vertreter der Bundestagsmehrheit und der SPD-regierten Länder bestritten dagegen, daß das neue Gesetz zu einer höheren Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen führe, und wiesen auf eine entsprechende Stellungnahme der Ärztekammer hin. Da es keine gesicherte Prognose über die zahlenmäßige Entwicklung gebe, habe der Gesetzgeber Entscheidungsspielraum. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Herta Däubler-Gmelin äußerte die Erwartung, daß es in Zukunft sogar zu weniger Abtreibungen kommen werde als bisher.
Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) verwies auf das soziale Begleitprogramm von insgesamt 6 Milliarden Mark. "Das ist der gewaltigste Ressourcentransfer zugunsten einer kinderfreundlichen Gesellschaft." Bei Nichtinkrafttreten des Gesetzes bestehe die Gefahr, daß das soziale Hilfsprogramm nicht anlaufe. Schäuble zeigte sich über die Äußerung Schröders empört und betonte, daß die Union nur die Fristenregelung, nicht jedoch die sozialen Hilfen stoppen wolle. Edmund Stoiber, Bayerns Innenminister, verneinte ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Familienförderung und dem Strafrecht zum Schwangerschaftsabbruch. (Weiterer Bericht auf Seite 4)
Ein neuer Impfstoff verlängert die Lebensdauer von Patienten, die an einem bösartigen Melanom, der tödlichen Form von Hautkrebs, leiden. Wie aus einer Studie des John Wayne Cancer Institute in Santa Monica (Kalifornien) hervorgeht, hat über ein Viertel der mit dem neuen Mittel behandelten Patienten mindestens fünf Jahre überlebt. Das sind verglichen mit der Zahl der Patienten, die in der gleichen Zeit nicht mit dem Impfstoff behandelt wurden, sechsmal soviele.
In diesem Fall zielt das Mittel auf die Heilung von Patienten ab, bei denen sich die Krebszellen trotz der Entfernung der Geschwulst bereits auf den Körper und das Lymphsystem ausgebreitet haben. Laut Dr. Donald Morton, dem Leiter des Instituts, wird es jedoch noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis der Impfstoff auf dem Markt sein wird. AFP
Kleine FR
Kinderschutzbund trifft sich BAD HOMBURG. Zu seiner Jahreshauptversammlung lädt der Kreisverband Hochtaunus des Kinderschutzbundes für Donnerstag, 6. August, 20 Uhr, ins Haus der Altstadt (Rind'sche Stiftstraße 2) ein. Die vor drei Jahren gegründete Gruppe hofft auf weitere Verstärkung. Jazz im Schloßhof BAD HOMBURG. Die Original Union Brass Band wird am Laternenfest-Freitag (28. August) Laternenkönigin Sabine II. mit schmissigem New Orleans Jazz in den Schloßhof begleiten. Die elf Musiker waren auch im vergangenen Jahr bei "Jazz im Schloßhof". Kinderfest im Gartenverein FRIEDRICHSDORF. Ein Kinderfest mit vielen Spielen veranstaltet der Kleingärtnerverein am 8. August ab 16 Uhr in seiner Anlage Petterweiler Holzweg.
HOFHEIM. Es soll nicht um Parteibücher oder persönliche Profilierung, sondern um die Sache gehen: "Für Frieden und Verständigung - gegen den Krieg im ehemaligen Jugoslawien". Unter diesem Motto sollen sich interessierte Bürgerinnen und Bürger am Samstag, 8. August, bei einer Kundgebung auf dem Tivertonplatz versammeln.
Dabei wird zusammen mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Solidarität mit den Menschen im ehemaligen Jugoslawien bekundet, und das über "Auffassungs- und Parteigrenzen hinweg", wie die Initiatoren betonen. Horst Lutze, Dagmar Siegemund und Ulrich Krebs sind stolz darauf, daß die drei Hauptredner dieses Vormittags "im Krisengebiet waren und uns besser als jeder andere Eindrücke vermitteln und Hintergrundinformationen liefern kann".
Die Kundgebung, bei der dem "Völkermord im ehemaligen Jugoslawien moralisch begegnet" werden soll, beginnt um 11 Uhr. Mitinitiator Lutze spricht Begrüßungsworte, anschließend informieren Experten über die Lage im Krisengebiet. Es sprechen: Wolfgang Bungert, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes Main-Taunus, Dr. Roman Arens, Chefreporter der "Frankfurter Rundschau", und Arthur Tillmann von der Ausländerberatungsstelle Lennestadt. Sie werden auch Fragen beantworten.
Im Anschluß an die Kundgebung ist ein "speakers corner" geplant. Eva Schönhut-Keil (Grüne) und Daniel Gluncic (CDU) haben bereits zugesagt. Werner Emde wird als Vertreter der FWG nicht über das außenpolitische Thema sprechen; der Kreisbeigeordnete ist aber bei der Kundgebung dabei. pms
Der Winterstein steckt voller Sehenswürdigkeiten. Zu den wichtigsten, an denen unsere Radtour "Rund um den Winterstein" vorbeiführt, finden sie folgende kurze Erläuterungen. Die Sehenswürdigkeiten sind in unserer Tourenbeschreibung durch fette Schrift hervorgehoben.
Das riesige Munitionsdepot der NATO bei Wehrheim heißt offiziell "Köppern-Süd". Es ist eines der größten und modernsten Lager in der Bundesrepublik. Ende der 80er Jahre wurde es trotz des Widerstandes der betroffenen Kommunen ausgebaut und erweitert.
Es wurden neben den mehr als 300 Bunkern große Hallen zur Wartung der eingelagerten Munition errichtet. Friedensgruppen vermuten, daß in dem Depot chemische und atomare Kampfstoffe lagern. Als sicher gilt, daß dort die "Patriot-Raketen" gehortet sind, die von der Raketenstellung bei Ockstadt abgeschossen werden können.
Die Marienkapelle ist das einzige Überbleibsel der beiden Dörfer Ober- und Niederholzburg. Die beiden Dörfer wurden 1218 erstmals und 1442 zuletzt in Urkunden erwähnt. Genaueres ist nicht bekannt. Die Kapelle wird heute noch genutzt. In ihr finden sich Dankschreiben für wundersame Heilungen. Der Holzberg, auf dem das Kirchlein steht, war schon zu Urzeiten besiedelt. Überreste von Ringwällen deuten darauf hin, daß sich dort einst keltisch-germanische Stämme niedergelassen hatten. Etliche Hügelgräber in der Umgebung zeugen zudem davon.
Ein Römerturm ist im Jahre 1926 auf dem Gaulskopf aus den Trümmern eines alten Römerbauwerkes rekonstruiert worden. Er hat einen Grundriß von acht mal acht Metern, ist dreigeschossig und 16 Meter hoch. Gustav Oberländer, ein Deutsch-Amerikaner und langjähriger Besucher des Herzheilbades Bad Nauheim hat 1926 das Geld für die Errichtung des Turmes gestiftet.
Die Kaisergrube ist ein ehemaliges Silberbergwerk. Schon die alten Römer sollen hier nach Blei, Kupfer und Eisenerz gesucht haben. Vermutlich war die Grube auch im Mittelalter in Betrieb. Fest steht, daß dort ab 1853 wieder Silbererz abgebaut wurde - allerdings nur 14 Jahre lang, dann wurde sie wieder dichtgemacht. Es gab mehrere Wiederbelebungsversuche, bis sie um 1900 endgültig geschlossen wurde. Die einstigen Verwaltungsgebäude werden heute als Wohnhäuser genutzt.
Das Forsthaus Winterstein hatte einst so illustre Gäste wie Kaiser Wilhelm II. und die als "Sissi" bekannt gewordene Kaiserin Elisabeth von Österreich. Heute ist das idyllische Gasthaus Raststätte für zahllose Wanderer und Mountainbiker, die rund um den Winterstein in ihrer Freizeit unterwegs sind.
Das Forsthaus wurde um 1750 gebaut.Die Konzession für eine Gaststätte wurde 1881 erteilt. 1959 wurde die Gastwirtschaft geschlossen. Walter und Erna Langsdorf erwarben das alte Gebäude, eröffneten 1965 das Lokal wieder und verwöhnen ihre Gäste nun mit deftiger Hausmannkost, selbstgebackenem Kuchen und - als Spezialität - Heidelbeerwein. ieb
Im Blickpunkt: Bleiberecht für Flüchtlinge
Am Asylverfahren vorbei
Die einen halten ihn für unabdingbar. Die anderen finden ihn überflüssig. NRW-Innenminister Herbert Schnoor (SPD) will ihn schaffen. Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) sagt, es gebe ihn bereits: Den sogenannten B-Status, ein besonderes Bleiberecht für Bürgerkriegsflüchtlinge. Seit vielen Jahren verlangen besonders Flüchtlingsinitiativen, Wohlfahrtsverbände, Kirchen und viele Sozialdemokraten, die vor Bürgerkriegen fliehenden Menschen aus dem langwierigen Asylverfahren herauszuhalten. Bund und Länder sollten den Flüchtlingen schnell und unbürokratisch garantieren, daß sie bis zum Ende des Krieges hier bleiben können. Weil viele der Schutzsuchenden aus dem ehemaligen Jugoslawien die deutschen Grenzen nur passieren können, wenn sie ein Visum haben oder Asyl beantragen, sind die Rufe nach einem B-Status in den letzten Wochen wieder lauter geworden.
Ihnen hält Rudolf Seiters stets das gleiche entgegen: Der Paragraph 32 des neuen Ausländergesetzes gewähre ein solches Bleiberecht. Nach dieser Vorschrift könnten die Landesinnenminister im Einvernehmen mit dem Bundesinnenminister Ausländer bestimmter Herkunft aus humanitären Gründen vorübergehend aufnehmen und ihnen eine Aufenthaltsbefugnis erteilen. "Unkenntnis des geltenden Rechts", wirft Seiters jenen vor, die trotzdem fordern, ein eigenständiges Bleiberecht für Bürgerkriegsflüchtlinge neu zu schaffen.
Hier irrt der Minister. Natürlich kennt man etwa im niedersächsischen Innenministerium die Rechtsnorm. Aber man hält sie für unzureichend. "Wir brauchen eine Vorschrift, die es erlaubt, in bestimmten Situationen allen Angehörigen einer Gruppe von Flüchtlingen - wie etwa jetzt den Menschen aus Bosnien-Herzegowina - automatisch Bleiberecht zu gewähren", sagt Andreas Bruns, Referatsleiter für Ausländerfragen. Schon im Juni hatte Niedersachsen deshalb im Bundesrat beantragt, den Paragraphen 32 zu ergänzen. Danach soll die Vorschrift nicht nur ganz allgemein "humanitäre Gründe", sondern auch ausdrücklich Krieg oder Bürgerkrieg als Grund eines Bleiberechts festschreiben. Dies ist nach Ansicht der meisten SPD-regierten Länder und Flüchtlingsorganisationen nötig, um die besonders dringliche Situation dieser Menschen hervorzuheben. Außerdem, sagt Andreas Bruns, mache es deutlicher, daß die Situation der Bürgerkriegsflüchtlinge im Ausländergesetz und damit nicht im Asylverfahrensgesetz geregelt werde.
Den niedersächsischen Vorschlägen zufolge soll der Bundesinnenminister im Einvernehmen mit allen Länderinnenministern anordnen, daß die Schutzsuchenden einreisen und für eine begrenzte Zeit hierbleiben dürfen. Dieses Bleiberecht dürfe nur aufgehoben werden, wenn die Mehrheit der Länder dem zustimme und zuvor der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen sich dazu geäußert habe. Der Sprecher im hessischen Innenministerium Gert-Uwe Mende ist überzeugt, daß ein solches "von vornherein viel stärker koordiniertes Verfahren den bürokratischen Aufwand stark reduzieren würde". Anders als jetzt, sagt Andreas Bruns, könnte der Bürgerkriegsstatus global und rasch erteilt werden und auch global und ohne zahlreiche verwaltungstechnische Hürden erlöschen.
Den größten Wert legen die sozialdemokratischen Rufer nach einem B-Status aber darauf, daß die Verteilung der Bürgerkriegsflüchtlinge auf die Bundesländer gesetzlich geregelt wird. So schlagen Hessen und Niedersachsen vor, ein ergänzter Paragraph 32 solle festlegen, daß die Flüchtlinge nach bestimmten Kontingenten auf die einzelnen Bundesländer verteilt werden. Auf diese Kontingente seien dann Asylbewerber anzurechnen, die die Bundesländer bereits aufgenommen haben. "Weil wir unsere Asylbewerber derzeit nicht anrechnen können, und die Bundesländer ungleich mit Flüchtlingen belastet werden, ist der Paragraph 32 in seiner geltenden Fassung für viele Bundesländer nur schwer anwendbar", meint Mende.
Überhaupt ist der Streit um den B-Status vor allem ein Streit ums Geld. Die Kosten für einen Ausländer, der auf der Grundlage des Paragraph 32 hier bleiben darf, müssen nämlich Länder und Gemeinden tragen.
FERDOS FORUDASTAN (Bonn)
Unter starken Sicherheitsvorkehrungen begann am Dienstag vor dem Mannheimer Landgericht der Prozeß gegen einen mutmaßlichen Polizistenmörder. Der 58jährige Hotelier Maurice Schoch soll einen verdeckten Ermittler der Polizei erschossen haben, um die für das Scheingeschäft vereinbarte Kaufsumme von sechs Millionen Mark für 50 Kilogramm Heroin zu rauben.
Nach monatelangen Vorbereitungen trafen sich am 4. Dezember 1991 mehrere verdeckte Ermittler mit Schoch und dem Mitangeklagten 43jährigen Daniel- Claude Couturier in einem Zimmer des "Steigenberger Hotels" in Mannheim, um den Deal abzuwickeln. Als Schoch schließlich alleine mit dem Opfer war, soll er eine Pistole mit Schalldämpfer gezogen und den Polizisten mit mehreren Schüssen getötet haben. Als er den Tatort mit dem Geld verlassen wollte, wurde er von Kriminalbeamten festgenommen, die sich im Nebenzimmer eingemietet hatten. Währenddessen soll der Mitangeklagte Couturier mit zwei weiteren verdeckten Ermittlern zu dem angeblichen Versteck des Heroins gefahren sein. Ihm gelang es jedoch, die Polizisten abzuhängen und zu fliehen. Er wurde aber noch am gleichen Tag auf der Autobahn bei Baden-Baden verhaftet. Das versprochene Heroin wurde nicht gefunden.
Der Hauptangeklagte mit französischer und schweizerischer Staatsangehörigkeit gab zu, in den 60er und 70er Jahren für die berüchtigte French-Connection, einer Organisation von Rauschgifthändlern, gearbeitet zu haben. Er sei deshalb in Frankreich in Abwesenheit zu Haft von 20 Jahren verurteilt worden. In den USA habe er nur eine kurze Freiheitsstrafe verbüßt, weil er mit den Behörden zusammengearbeitet habe.
Unter seine Vergangenheit als Dealer habe er jedoch längst einen Strich gezogen und die letzten 13 Jahre das friedliche Dasein eines Hotelbesitzers geführt. "Ich bin inzwischen gegen Rauschgifthändler eingestellt", erklärte Schoch. Er habe in amerikanischen Krankenhäusern gesehen, welches Unheil Rauschgift anrichten könne und welch "schlimmes Geschäft" er jahrelang betrieben habe.
Der geplante Deal vom vergangenen Jahr sei nicht auf seine Initiative hin zustande gekommen, sondern von der Polizei eingefädelt worden. Warum er sich dennoch erneut mit den vermeintlichen Drogenhändlern eingelassen habe, erklärte er so: "Die große Summe, die mir unter die Nase gehalten wurde, war zu verlockend." Tatsächlich habe er aber nie vorgehabt, das Rauschgift zu liefern. Vielmehr habe er den "gefährlichen Gangstern" einen "Streich spielen" und eine "Lektion erteilen" wollen.
Niemals habe er die Absicht gehabt, einen Menschen zu töten. Er habe vorgehabt, das Opfer mit einem Schlafmittel zu betäuben und sich dann mit dem Geld aus dem Staub zu machen. Er habe mit dem Beamten bereits mit Sekt auf das Geschäft angestoßen. Plötzlich habe er unter dem Bett den Lauf einer Pistole hervorragen sehen. Er habe sich gebückt, die Pistole aufgehoben und auf den Ermittler geschossen, von dem er sich bedroht fühlte. "Die Angst ist mit mir durchgegangen", erklärte Schoch. Mir ist nie der Gedanke gekommen, daß die Polizei dahintersteckt."
Nach Aussagen des ersten Zeugen, eines Beamten des LKA, habe keinesfalls die Polizei Schoch zu dem Deal ermutigt. Vielmehr habe man über einen Mittelsmann erfahren, daß Schoch Käufer für große Mengen Drogen suche. Bei einem der ersten Kontakte habe Schoch von einer Mindestabnahme von 100 Kilogramm reinstem Heroin zum Preis von 120 000 Mark pro Kilo gesprochen. Auch habe die Polizei nicht die Waffe unter dem Bett versteckt, mit der der Ermittler getötet wurde.
ULRICH WILLENBERG (Mannheim)
WINDISCHESCHENBACH, 4. August (dpa). Bei der kontinentalen Tiefbohrung in Windischeschenbach hat sich der Bohrer in über 6000 Meter Tiefe festgefressen. Versuche, den Bohrmeißel im lockeren Gestein wieder frei zu bekommen, sind nach Angaben eines Sprechers des 500-Millionen-Mark-Projekts in der Oberpfalz fehlgeschlagen. Die Mannschaft hat inzwischen den Bohrmeißel abgesprengt und das Bohrgestänge hochgezogen. Das Loch wurde anschließend 75 Meter hoch mit Zement zugefüllt. Mit einem neuen Bohrmeißel versuchen die Techniker nun, an der Havariestelle vorbei bis zur vorgesehenen Tiefe von 10 000 Metern vorzustoßen.
Der Schaden beläuft sich nach Angaben der Projektleitung auf rund eine Million Mark. Der Zwischenfall ist der erste größere seit dem Beginn der Hauptbohrung im September 1990. Die geplante Tiefe von 10 000 Metern soll bis Ende nächsten Jahres erreicht werden.
Mit einem großen Feuerwerk endete am Dienstag abend das Mainfest. Das glanzvolle Finale des Frankfurter Traditionsfestes, dem ein auf 200 000 Menschen geschätztes Publikum zusah, konnte indes nicht über die Enttäuschung der Schausteller und Budenbesitzer hinwegtäuschen, deren Umsätze im Vergleich zum vergangenen Jahr beträchtlich zurückgegangen waren.
"Umsatzeinbußen von durchschnittlich 15 Prozent" im Vergleich zum Vorjahr mußten laut Edgar Drexel, dem Vizepräsident des Deutschen Schaustellerverbandes, die Besitzer der Stände hinnehmen. Die Besucherzahlen schätzt er auf 400 000 Personen. Dies sei ebenfalls etwas weniger als im Jahr zuvor.
"Besonders betroffen war die Gastronomie, die nur Speisen verkauft", erklärt Drexel und fügt hinzu: "Die werden vielleicht Einbußen zwischen 18 und 19 Prozent haben." Den Schuldigen für die schlechten Zahlen kennt er auch: Das warme Wetter soll's gewesen sein. Die drückende Hitze bis in die Abendstunden hinein hat seiner Meinung nach die Besucher vom Konsumieren abgehalten. "Die meisten trinken eh erst, wenn's dunkel wird." Doch dann ist es schon zu spät, denn um 24 Uhr ist Schluß mit dem Feiern. Lieber erst um 14 Uhr anfangen, "aber dafür bis eins offenlassen", schlägt Drexler deshalb vor - die letzte Stunde natürlich ohne Musik, wie er meint.
Auch Helmut Schinkario, Geschäftsführer eines Essenstandes, würde das besser gefallen. Es ist 16 Uhr am Dienstag, seine Töpfe sind randvoll mit Champignons, nur die Kunden fehlen. "Noch keinen Hunni" hat er bisher verdient. "Dann, wenn die Leute da sind, muß ich zumachen", beschwert er sich. Eine Schaustellerin - es müssen Holzringe an ihrer Bude geworfen werden - sieht das ähnlich. "Die Leute spielen bei dem warmen Wetter nicht. Die meisten legen sich doch ins Schwimmbad."
Viele Besucher des Fests wollen dieser Aussage jedoch nicht zustimmen. "Das hat mit dem Wetter überhaupt nichts zu tun", kontert eine ältere Dame. "Für ein Bierchen vier Mark", das sei wohl ein bißchen viel. Ihr Ehemann findet zudem das Angebot des Festes wenig abwechslungsreich. Er kommt nur noch, weil das für einen gebürtigen Frankfurter eben Tradition sei. "Kleinkunst" würde die Sache doch auflockern, schlägt er vor. Zwei älteren Damen geht es ähnlich. "Das ist doch eh immer das gleiche" lautet ihr Kommentar.
Gegen 22 Uhr begann das traditionelle Mainfestfinale. Bei dem 20minütigen Feuerwerk wurden rund 25 000 Mark in den Nachthimmel geschossen. Das Spektakel hatte die Frankfurterin Ursula Balzer komponiert, eine erfahrene Feuerwerkerin aus Bergen-Enkheim. Sie betonte vor allem die Leuchteffekte, die in einem Goldregen mit Silberstreifen - garniert mit kreisrunden Chrysanthemensträußen - gipfelten.
Die rund 2500 Feuerwerkskörper wurden diesmal auf der Sachsenhäuser Seite gezündet. Wegen der Renovierungsarbeiten stand der Eiserne Steg als Zuschauergalerie nicht zur Verfügung. Mit dem Aufbau des Feuerwerks waren sieben Handwerker den ganzen Tag über beschäftigt. wob / habe
OBERURSEL. Eine Strategie gegen rechtsradikale Parteien und neofaschistische Provokationen wollen der DGB und das katholische Bildungswerk Hochtaunus bei einem Treffen am Dienstag, 25. August, 19.30 Uhr im Raum Stierstadt der Stadthalle entwickeln, zu dem sie alle Organisationen, Vereine, Parteien, Kirchen, Initiativen und Verbände einladen. Dabei sollen Perspektiven einer längerfristigen Zusammenarbeit entwickelt und eine Veranstaltung zum Thema "Einwanderungsgesetz" vorbereitet werden.
JOSEF-OTTO FREUDENREICH zu den Handball-Frauen. Titelvorschlag: Mit dem ,,Papi-Typ'' auf Medaillenkurs.-ATextbeginn: Kerstin Mühlener hat zur Zeit nur einen Schmerz: Außer ihrer Sportart sieht sie nichts. Es sei eine ,,totale Frechheit'', schimpft die Mannschaftssprecherin der deutschen Handball-Nationalmannschaft, daß sie keine Karten für andere Veranstaltungen bekämen. ,,Und dann guckst du in den Fernseher und siehst, daß die halbe Halle leer ist''. Man müßte der Sportlerin vom SC Leipzig vielleicht einmal erklären, daß das leergebliebene Sponsorenplätze sind.-ADoch ansonsten sind die Frauen des Deutschen Handballbundes (DHB) guter Dinge, wozu sie auch allen Grund haben. Sie sind - im Gegensatz zu den laschen Männern - auf dem besten Weg, eine Medaille zu ergattern. Überraschend oder nicht? ,,Nein'', meint Silvia Schmitt, die Kapitänin, ,,wir können doch aus dem Vollen schöpfen''. Will sagen: Trainer Heinz Strauch konnte sich das beste aus der erstklassigen DDR-Auswahl aussuchen, die in den Westen gewechselten Spielerinnen dazutun und mit der Creme der (schwächeren) DHB-Crew garnieren.-ADas Kräfteverhältnis spiegelt sich im Barcelona-Aufgebot wider: elf Ost, fünf West. Doch während alle Welt von gesamtdeutschen Problemen spricht, scheint die Handballwelt schon in Ordnung. Silvia Schmitt, die mit zehn bei der Spielvereinigung Cannstatt angefangen hat und jetzt in Leverkusen gelandet ist, schaut ganz treuherzig, wenn sie von der ,,tollen Gemeinschaft'' spricht, welche die Spielerinnen aus Leverkusen und Leipzig, aus Mainzlar und Lützellinden bildeten. ,,Null Probleme, echt'', bekräftigt sie nach heftigem Stirnrunzeln des Befragers. Doch nicht abschütteln lassen, auch wenn die wurfgewaltige Linkshänderin ,, nicht leicht zu nehmen'' sei, wie das Fachorgan ,,Handball-Magazin'' schreibt. Also: Wer hat die wunderbare Harmonie in 20 Monaten zustandegebracht? Trainer Strauch aus Rostock vielleicht? Da grinst sich die große Blonde (1,80 m) mit dem kaputten linken Knie (beide Kreuzbänder lädiert) eins und sagt, sie wolle über den ,,Papi-Typ'' nichts sagen. Und sowieso nichts Schlechtes. Man habe sich in den vielen Trainingslagern halt aneinander gewöhnt, wer nächtelang Bett an Bett schlafe, müsse sich eben zusammenraufen.-AAußerdem hat West von Ost Erstaunliches gelernt. Selbstbewußtsein zum Beispiel. ,,Wir sind doch immer nur nach der Pfeife der Trainer getanzt'', erzählt die 30jährige, die nach ihren Stationen Sindelfingen, Neckargartach, Lützellinden über einschlägige Erfahrungen verfügt. Ekke Hofmann, der frühere Bundestrainer, sei so einer gewesen, einer, der ,,nur Handball gesehen hat, und sonst nix''. Sagt's und zündet sich eine HB an; ein bißchen Spaß im Leben will frau ja auch noch haben.-A Völlig falsch sei das Bild von den unterwürfigen Schablonensportlern der DDR, korrigiert die Spielführerin, im Gegenteil, ,,sie sind uns im Selbstbewußtsein voraus''. Während sie, die Amateure im Westen Befehle ihrer Betreuer meist widerspruchslos akzeptierten, diskutierten die Handball-Profis im Osten gerne und nachdrücklich.-ASelbiges wiederum bestätigt Heinz Strauch. Der 53jährige Diplomsportlehrer (,,ich bin kein Schleifer'') verlangt ,,kreative Mitarbeit'' von seinem Team, das er bewußt nicht als ,,Ossi-Wessi-Mannschaft'' verstanden wissen will. Bis jetzt hat er mit der soften Tour Erfolg gehabt; die angepeilte olympische Medaille wäre die vorläufige Krönung - und Existenzsicherung. Der Kontrakt mit dem DHB ist nämlich entscheidend vom Abschneiden in Barcelona abhängig, nicht nur was die Laufzeit, sondern auch die Dotierung anbetrifft.-A Bisher ist der Rostocker Strauch einer jener Trainer aus der Ex-DDR, der nur 60 Prozent des normalen Bundestrainergehalts erhält. Mit Gold, Silber oder Bronze hofft er überzeugende Argumente an der Hand zu haben, im Kampf um mehr Gehalt und einen besseren Leumund. Das ist der einzige Schmerz des Heinz Strauch. Als SED-Mitglied wollten ihn viele im Verband verhindern. Mit einer Medaille im Rücken, so glaubt er, wäre er nicht nur Sieger, sondern auch Ehrenmann.
Er war der getreue Erfüllungsgehilfe des SED-Generalsekre tärs Erich Honekker. Der machte den damaligen Chefredakteur des "Neuen Deutschland", Joachim Herrmann (unser Archivbild), 1978 zum Chef über die DDR-Medien. Seine pedantische Art, mit der er die DDR-Journalisten an der Kandarre hatte, trug viel zum Überdruß der Menschen an der SED-Herrschaft bei. Abgelöst wurde er am gleichen Tag wie sein "Meister", am 18. Oktober 1989. Am vergangenen Donnerstag erlag Herrmann nach Angaben seiner Familie einem Krebsleiden.
Das Sprachrohr des SED-Generalsekretärs hatte mit der Presse- und Medienpolitik einen "harten, ausgelasteten Arbeitstag". Am Morgen besprach er mit Honecker, "welche Meldungen wir heute veröffentlichen", dann setzte er sie als Leiter der Agitations- und Propaganda-Abteilung des SED-Zentralkomitees um. Es ist vorgekommen, daß er bis dreißigmal in einer SED- Redaktion anrief und anwies, wie die Meldungen zu plazieren seien.
Abends saß er dann meist gemeinsam mit Honecker, mit dem er auch auf die Jagd ging, vor dem Fernseher und prüfte genau, ob die Redaktion der "Aktuellen Kamera" seine Anweisungen auch bis in die letzte Einzelheit befolgt hatte. Wenn auch nur eine Kleinigkeit anders war, erfolgte ein Donnerwetter. Sein Brüllen war SED- bekannt. (zba)
Die 1. Kammer des Arbeitsgerichts Frankfurt hat es jetzt drei ehemaligen Wertpapierhändlern der Dresdner Bank in Urteilen schriftlich gegeben, daß sie nicht gegen ihre Arbeitspflichten verstießen, als sie in der Vergangenheit Börsengeschäfte in dienstlicher Eigenschaft zu ihrem privaten Vorteil tätigten. Zumindest habe die Dresdner Bank dafür nicht den erforderlichen Beweis angetreten.
Eigenkündigungen, die die Chefs der Großbank im Zusammenhang mit dem sogenannten "Frankfurter Börsenskandal", der im September vergangenen Jahres auch Wellen in der Presse schlug, von ihren Mitarbeitern verlangten, wurden vom Arbeitsgericht "als von Anfang an nichtig" bezeichnet. Sowohl diese Eigenkündigungen als auch die in der Folge vereinbarten Aufhebungsverträge seien "durch Drohungen bestimmt worden".
Die Dresdner Bank hatte gegen diese Urteile bereits Berufungen eingelegt, als die schriftlichen Begründungen noch gar nicht vorlagen.
Die betroffenenen Mitarbeiter verlangen vor Gericht Weiterbeschäftigung, über die Anfang kommender Woche ebenfalls vor dem Arbeitsgericht verhandelt werden wird.
Die Dresdner Bank hatte den beiden Mitarbeitern sowie ihrer Kollegin vorgeworfen, sie hätten französische Aktien (COM-1-Aktien), die frisch auf den Markt gekommen waren, zum größten Teil für sich und ihre Angehörigen erworben. Nur der geringste Teil sei an Bankkunden weitergegeben worden. Der private Anteil wurde nach drei Tagen mit einem Profit von 160 000 Mark weiterverkauft - zu einem 100 Prozent günstigeren Kurs als die Kundenoptionen.
Bei einem weiteren Aktienpakt (CIP- Aktien) seien die Orders nicht in der zeitlichen Reihenfolge bedient und die Orders auch nicht ordnungsgemäß ausgefüllt worden.
Der Vorsitzende der Arbeitsgerichtskammer, Jürgen Schuldt, hatte bereits in der ersten Verhandlung im Februar dieses Jahres dazu drastisch gemeint: "Der Vorwurf lautet schlicht, daß die drei Kläger am besseren Ende der Wurst saßen."
Die Vertreter der Dresdner Bank hatten in der Verhandlung über die Anfechtungen der Eigenkündigungen in einer Zwickmühle gesessen. Der Anwalt der Großbank konnte nicht bestreiten, daß jedem der inzwischen geschaßten Wertpapierhändler eine Kreditlinie von 500 000 Mark eingeräumt worden sei und die Wertpapierabteilung sie animiert habe, Wertpapiere auf eigene Faust zu machen. Die Kläger bereits damals: "Wir sind von der Bank immer von der sportlichen Seite her angesprochen worden."
Die Vertreter der Großbank hatten während des Verfahrens immer wieder auf sogenannte "Insider-Regeln" sowie andere bankinterne Regelungen zum Schutz der Wertpapierkunden verwiesen, die auch die Kläger mit Unterschrift zur Kenntnis genommen hätten. Die 1. Kammer hielt den Vortrag der Bank zu diesem Thema nicht für "schlüssig" oder für "nicht stichhaltig". enk
Kleine FR
"Zeit für Lyrik" Nach der Sommerpause beginnt am Donnerstag, 6. August, um 17.30 Uhr in der Stadtbibliothek, Rathaus-Passage, wieder die "Zeit für Lyrik". Gast ist diesmal die österreichische Autorin Lisa Stromszky. Mahngang wird vorbereitet Der "Förderkreis Aktives Museum Deutsch-jüdischer Geschichte in Wiesbaden" plant für Sonntag, 30. August, um 11.30 Uhr einen Mahngang. Er soll an die Deportation von 1200 jüdischen Bürgern, Sinti und Roma erinnern, die vor 50 Jahren von den Nazis aus Wiesbaden in Konzentrationslager verschleppt wurden. Letztes Vorbereitungstreffen ist am kommenden Montag, 10. August, um 18 Uhr im Roncalli-Haus, Friedrichstraße 26 - 28.
le 2 o Textnummer
: 2 Absender
: FR-NAC Datum
: 04.08.1992, 17:30:41 Typ
: Kopie einer Nachricht von STZ-FERNSCHREI. Status
: Ungelesen. Zeichen
: 6284 Thema
: Drogendeal
Von Eberhardt an Baden-Württemberg/Drogendeal
Warum mußte LKA-Fahnder sterben?
Angeklagter fühlt sich von Polizei zum Rauschgifthandel provoziert joe. MANNHEIM. Mit sorgfältigen Besucherkontrollen und unter der Bewachung von rund einem Dutzend uniformierter Polizeibeamter begann in Mannheim gestern der Prozess gegen einen 57jährigen Hotelier aus dem Wallis, der im Dezember letzten Jahres bei einem großen Scheingeschäft mit dem Landeskriminalamt (LKA) STuttgart im ''Steigenberer Hof'' in Mannheim einen verdeckt arbeitenden Ermittler erschossen hat. Es ging seinerzeit um 50 Kilogramm Heroin für sechs Millionen Mark. Doch ehe das Geschäft nach monatelanger Vorbereitung zuende abgewickelt war, war der 37jährge Beamte tot, obwohl Polizisten in einem Nebenzimmer die Szene mit Video und Mikrophonen überwacht hatten. Das Rauschgift wurde nie gefunden. Nach einigen Vorreden gestand der Angeklagte gestern, ohne größere Umschweife, daß er an dem Geschäft beteiligt war. Allerdings, so klagte er auch, sei er dazu von der Polizei regelrecht ''provoziert worden. Nach einem längeren Anlauf räumte er auch die Schüsse auf den Beamten ein. Doch habe er dabei praktisch in Notwehr gehandelt. Er selbst sei, wie auch der Beamte, zunächst unbewaffnet gewesen, erklärte der 57jährige. Im Verlauf des Zusammenseins in dem Hotelzimmer habe er dann auf einmal unter dem Bett einen Pistolengriff gesehen. Als er die Waffe habe aufheben wollen, habe sich der Beamte aus nächster Nähe auf ihn gestürzt, da habe er in Panik abgedrückt. Die Staatsanwalt, die den 57järhigen wegen Mordes in Tateinheit mit schwerem Raub und Rauschgifthandel anklagte, geht von einem anderen Tathergang aus: demnach plante der Schweizer schon vor der Tat, gemeinsam mit seinem 34jährigen französischen Koch, daß das Drogengeschäft nicht wie verabredet zu Ende geführt werden sollte. Stattdessen habe er beschlossen, die sechs Millionen Mark in seinen Besitz zu bringen, das Herion jedoch nicht herauszurücken. Der Angeklagte sei davon ausgegangen, daß er seinen Geschäftspartner mit einem Schlafmittel betäuben und fesseln könnte, notfalls sei er entschlossen gewesen, ihn zu erschießen. Dies sei dann auch im Zimmer 207 des Hotels passiert, wo der 57jährige ''plötzlich und unerwartet'' sieben Schüsse auf den LKA-Beamten abgefeuert habe, von denen zwei sofort tödlich waren. Diese letzte Katastprophe, versicherte hingegen der Angeklagte mehrfach, habe er nicht gewollt. Er berichtete jedoch ausführlich, daß er über einschläge Erfahrungen im Drogenhandel verfügt: nach der Schulzeit, die er als Sohn einer französischen Mutter und eines schweizer Vaters in Nizza verbrachte, habe er in den 60er Jahren in den USA für die ''french connection,'' gearbeitet und kenne daher die Gepflogenheiten dieses gefährlichen Milieus. Er sei jedoch innerhalb dieses Händlerrings nur ein kleines Glied gewesen. Nach einer Verhaftung im Jahr 1974 in den USA sei er deshalb auch nur zu geringen Haftstrafe verurteilt worden. Als er 1977 in die Schweiz gekommen sei, hätten verschiedene Internationale Drogenbehörden mit ihm kooperieren wollen, er habe dies jedoch abgelehnt, weil er mit dem Milieu nichts mehr zu tun haben wollte. Vor allem aus Angst vor Rache aus Dealerkreisen habe er auch die Zusammenarbeit mit französichen Ermittlern abgelehnt. Diese Ablehnung sei Schuld daran, daß man ihn in Frankreich in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt habe - für Dinge, deretwegen er bereits in den Staaten bestraft worden sei. Von 1980 an habe er ''friedlich und unbehelligt'' mit seiner Frau eine Berghotel im Wallis betrieben - allerdings sei durch den Prozess in Frankreich seine Vergangenheit auch in der Schweiz bekannt geworden. Er habe deshalb dort nochmal 17 Monate in U-Haft verbracht. Vor diesem Hintergrund, meinte der eloquent und gepflegt auftretende 57jährige, sei offenbar der Kontakt des LKA, dessen Leute er von Anfang an für internationale Großgangster gehalten hate, zu ihm zustande gekommen. Ein ehemaliger Hotelgast, Bekannter eines Bekannten habe ihn dringend sprechen wollen, und habe ihm dabei gesagt er und ein Partner hätten fünf bis sechs Millionen Mark übrig. Das Geld, erklärte der Angeklagt unverblümt, habe ihn gelockt. Mit Drogenhandel habe er nichts mehr zu tun haben wollen, doch habe er vorgehabt, die andern reinzulegen. Nach etlichen Gespächen hätten diese erklärt, das Geschäft müsse in Deutschland agewikkelt werden. Unter anderem habe man sich in den folgenden Monaten in Stuttgart und Großbottwar mit fünf Leuten getroffen. Dort habe er auch die zwei Koffer mit dem Geld zum ersten Mal gesehen. Entgegen den ursprünglichen Vereinbarung hätten die Partner schließlich die Übergabe nicht in Freiburg, sondern in Mannheim arrangierten wollen. Sie hätten auch das Zimmer dort gemietet. Er selbst habe sich in Mannheim abgesichert, indem er darauf bestand, daß sich alle Beteiligten vor dem Geschäft im Hotelzimmer entkleideten, um sicher sein zu können, daß keine Waffen im Spiel seien. Geplant sei gewesen, daß sein Partner in Karlsruhe, wo sie zuvor einen Wagen abgestellt hätten, die Ware pro forma übergeben sollte, während er nach einem Telefonanruf vor dort in Mannheim das Geld genommen und seinen Bewacher per Schlafmittel betäubt hätte. Wie das offenbar filmreifen Geschäft im Einzlnen tatsächlich ablief, will die 1. Große Strafkammer des Mannheimer Landgerichts in den kommenden eineinhalb Wochen klären. Dem Hauptangeklagten steht dabei unter anderem der Müncher Anwalt Rolf Bossi zu Seite. Dessen Kollege, Frank Eckstein, beantragte zum Auftakt des Prozesses die Aussetzung des Verfahrens. Offenbar, so erklärte er, habe das LKA aus dem Nebenzimmer Ton- und Videoaufnahmen der Zusammenkunft des Angeklagten und des Kriminalbeamten gemacht. Während die Tonaufnahmen angeblich nicht mehr existierten, habe das LKA das Video für geheim erklärt. Doch könnte das es möglicherweise Aufschluß darüber geben, woher plötzlich die Schußwaffe gekommen sei. Nachdem das Inneninisterium das Videoband nicht herausgeben wolle, habe man beim Oberlandesgericht in Karlsruhe einen entsprechenden Beschluß beantragt, der abgwartet werden sollte. Dies lehnte das Gericht jedoch ab. Der Inhalt des Videos könne sehr gut von zwei Polizeizeugen rekonsturiert werden, meinten die Richter.
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Südafrika Wieder Tote bei Generalstreik Seite 2
Leitartikel Russische Verstrickungen Seite 3
Stuttgart Verdeckte Ermittler gestoppt Seite 4
Gefahren von Asbest DGB fordert mehr Schutz Seite 7
Feuilleton Konstruktivisten Seite 8
Wirtschaft Neue Forderung für Osthandel Seite 9
Sport Krabbe wieder unter Verdacht Seite 16
Dokumentation Kritik am Seehofer-Paket Seite 18
Frankfurt Erster Schultag mit Ausfällen Seite 19
Kulturspiegel P.-Horst-Fotografien Seite 23
Hessen Für Christen und Juden da Seite 24
Aus aller Welt Lastwagen stürzte auf IC-Zug Seite 32
Filmspiegel Seite 7
Börse Seite 11
Roman Seite 22
Fernsehen und Funk Seite 17
Das Wetter
Wetterlage Das mitteleuropäische Hoch verlagert sich langsam ostwärts. An seiner Westflanke wird sehr warme und zunehmend schwüle Luft nach Deutschland geführt. Die über den britischen Inseln angelangte Kaltfront streift im weiteren Verlauf höchstens den Küstenbereich. Vorhersage bis Donnerstag früh Am Tage meist sonnig, trocken und Höchsttemperaturen im Norden um 25, im übrigen Deutschland 28 bis 32 Grad. Nachts klar und Tiefsttemperaturen um 15, im Südwesten um 18 Grad. Überwiegend schwachwindig.
Weitere Aussichten Bei zunehmender Schwüle sonnig und heiß, im Alpenraum aufkommende Gewitter. Pollenflugvorhersage Innerhalb der nächsten drei Tage wird in Hessen wieder starker Flug von Pilzsporen und von Nesselpollen erwartet. Außerdem ist mit mäßigem Flug von Beifuß- sowie Gräserpollen zu rechnen.Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
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Sonnenaufgang 6.01 Uhr
Sonnenuntergang 21.02 Uhr
Mondaufgang 14.53 Uhr
Monduntergang 23.41 Uhr
HOFHEIM. Doppeltes Pech für 19jährigen Räuber: Nicht nur ohne Beute mußte er fliehen - er wurde auch noch gefaßt.
Der Mann hatte am Montag kurz vor 6 Uhr an die Hintertür des Lorsbacher Postamtes geklopft. Der Beamte vermutete eine Kollegin, öffnete und stand einem Räuber mit Schußwaffe gegenüber.
Der Täter, der offensichtlich Ortskenntnisse hatte, ließ sich 20 000 Mark in eine Tüte packen. Die entriß ihm der Postbeamte allerdings wieder, als der 19jährige fliehen mußte, weil die Kollegin erschien. Sein letzter Zugriff wurde unsanft unterbrochen, indem der Postler ihm die Tür vor der Nase zuschlug.
Die Polizei nahm den arbeitslosen Mann nach kurzer Fahndung aufgrund von Zeugenhinweisen fest. set
NEU-ANSPACH/USINGEN. Mit einer Sternfahrt per Fahrrad wollen sich Mitglieder und Freunde des BUND Neu-Anspach/Usingen auf den Weg machen, um der Ortsgruppe der Umweltschutzorganisation am Sonntag, 9. August, zu ihrem zehnjährigen Bestehen zu gratulieren.
Treffpunkte für die Radler sind um 9 Uhr am Bürgerhaus in Wehrheim und beim BDP in Neu-Anspach (Alte Schule), um 9.20 Uhr am Feldberg-Center in Neu- Anspach, um 9.45 Uhr an der Gaststätte in Westerfeld und ebenfalls um 9.45 Uhr am Bahnhof Usingen.
Gegen 10.30 Uhr sollen die Radfahrer- Gruppen am Bürgerhaus Eschbach eintreffen, wo die Geburtstagsparty um 11 Uhr steigt. che
Der langfristige Abbau der Gewerbesteuer, Sonderrechte beim Parken in Frankfurts Straßen, Wohnungsbau auf bisher von der Landwirtschaft genutzten Flächen im Stadtgebiet und Maßnahmen gegen "rapide angestiegene Verwahrlosung, Gewalttätigkeit und Kriminalität" stehen in einem langem Forderungskatalog, den die Mittelstandsvereinigung der Frankfurter CDU jetzt während einer Pressekonferenz vorlegte. Wie Vorsitzender Thomas Rätzke mitteilte, ist das "Grundsatzprogramm" der Vereinigung bisher noch nicht mit der CDU abgesprochen worden.
Rätzke lehnt die Sperrung der City ab, "da ein funktionierendes Verkehrsmanagement für den Mittelstand von existentieller Bedeutung ist". Für die "verkehrspolitischen Belange der Metropole" sei ein Stufenplan zu entwickeln, Parkplätze in Erschließungsstraßen müßten Vorrang haben, auf Hauptstraßen und Stadtautobahnen müsse der Verkehrsfluß "optimiert" werden.
Die CDU-Mittelstandsvereinigung, der rund 350 Mitglieder angehören, fordert zudem Ausnahmegenehmigungen für Handwerker und Lieferanten beim Parken. Diese Sonderreglungen müßten auch in Gebieten gelten, wo Plakettensysteme für Anwohner eingerichtet seien. Rätzke stellt sich vor, daß Lieferanten bis zu 15 Minuten in Plakettenzonen parken dürfen. Monteure, die länger beschäftigt seien, könnten sich durch Kundenanschrift und einen Ausweis der Industrie- und Handelskammer hinter der Windschutzscheibe ihrer Autos kenntlich machen.
"Ein funktionierender öffentlicher Personennahverker dient den Kunden des Mittelstandes", steht im Text der Vereinigung, deshalb seien Zeittakt und Strekkennetz zu verdichten.
Die Vereinigung setzt sich dafür ein, daß mehr Wohnungen auf bisher landwirtschaftliche genutzten Flächen gebaut werden. Berufstätige dürften nicht immer mehr in das Umland abgedrängt werden. Rätzke: "Wenn dabei 20 Bauern durch den Verkauf ihres Landes reich werden, soll mir das auch recht sein". Die Stadt müsse zudem neue Gewerbegebiete ausweisen, um die Versorgung Frankfurts durch das Handwerk sicherzustellen.
Rätzke und seine Vorstandskollegen Hollmann und Bartelt fordern eine deutliche Verstärkung der Polizeistreifen in der Stadt. Für das gesamte Bahnhofsviertel müsse eine Sperrgebietsverordnung gegen die Prostitution durchgesetzt werden. Die Zuverlässigkeit der Wirte in Vergnügungsvierteln sei bei der Vergabe von Konzessionen strenger zu prüfen. Sämtliche unterirdischen U-Bahn-Station sollten nach 19 Uhr mit Mitarbeitern der Stadtwerke besetzt sein. Und: "Es wird insgesamt eine härtere Gangart der Justiz gefordert, deren Aufgabe der Schutz der Bürger und nicht der Rechtsbrecher ist." cg
FREIGERICHT. Behinderte und deren Angehörige berät der Freigerichter Behindertenbeauftragte Robert Weigand mittwochs am 5. August und am 19. August, jeweils von 10 bis 12 Uhr, im Zimmer 15 des Rathauses.
HÖCHST. Im "Einklang mit der Natur" und "in Freundschaft mit den Völkern Europas": Unter diesem Motto steht das traditionelle Sommerfest der Höchster Naturfreunde. Die Fete steigt am kommenden Samstag und Sonntag, 8. und 9. August, auf dem Gelände des Vereins im Billtal.
Tanzen bringt Menschen andere Kulturen näher, meinen die Naturfreunde. Entsprechend international ist das Programm: Osteuropäische Tänze werden in farbenfrohen Originaltrachten aufgeführt, zudem gibt es andalusischen Flamenco und Bauchtanz. Zumindest spanisch angehaucht ist die Küche: Neben den üblichen Speisen und Getränken gibt es auch Paella.
Das Fest beginnt am Samstag um 14 und am Sonntag bereits um 11 Uhr. Für Kinder gibt es sonntags um 14 Uhr außerdem ein eigenes Programm. dis
Aufgespießt
"Einbau von Klimaanlage in Bezirksstelle der KV Oberbayern erhitzt die Gemüter" Überschrift der "Ärzte Zeitung" über einen Bericht von der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. "Ärzte sollen wieder mehr an Ethik und Moral denken" Überschrift eines anderen Artikels aus der "Ärzte Zeitung" vom selben Tag.
Aufgespießt
"An Tagen, an denen die Außentemperatur um 12.00 Uhr auf 27 Grad Celsius im Schatten angestiegen ist, wird die Arbeitszeit um eine Stunde verkürzt. Ausgenommen von dieser Regelung sind alle wichtigen Arbeiten, die noch am selben Tag zu erledigen sind." Aus der "Hitzefrei-Regelung" des Landesbezirks Hessen im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).
DIETZENBACH. Der Magistrat will Neuland betreten. So stimmte der Magistrat in dieser Woche dem Entwurf einer Zisternensatzung zu, der nun beim Hessischen Landtag eingereicht werden soll. Damit wollen die Dietzenbach das Verfahren vorantreiben, eine gesetzliche Grundlage für kommunale Zisternensatzungen zu schaffen. Erster Stadtrat Lothar Niemann sagte, durch solch eine Satzung sollen im Dietzenbacher Stadtrecht die "Eigentümer baureifer Grundstücke verpflichtet werden, bei der Errichtung von Neubauten für Wohn- und Gewerbezwecke mit einer Grundfläche von mehr als 30 Quadratmetern eine Regenwassersammelanlage zu installieren".
Der Erste Stadtrat wies darauf hin, daß die Trinkwasserversorgung im dichtbesiedelten Rhein-Main-Ballungsraum langfristig durch Grundwasserförderung und -aufbereitung allein nicht mehr sichergestellt werden könne. Der Grundwasserspiegel sinke auch im Kreis Offenbach immer mehr. Gerade in diesem heißen Sommer, wo das Wasser stetig knapper werde und das Regierungspräsidium bereits für den 15. August den Wasserversorgungsnotstand angekündigt habe, werde die Problematik deutlich.
"Einerseits wird die Trinkwasseraufbereitung immer aufwendiger und teurer, andererseits wird das kostbare Naß von Gewerbe und Haushalten zum weitaus überwiegenden Teil für Zwecke verbraucht, die keinen Trinkwasserqualitätsstandard erfordern", sagte er. Es sei daher ein Gebot der Zeit, den Trinkwasserverbrauch einzuschränken. Eine kommunale Zisternensatzung, die beim Neubau von Häusern die Installation von Regenwassersammelanlagen vorschreibe, könne zur Entlastung der öffentlichen Wasserversorgung beitragen.
Mit Regenwasser, das aufgesammelt wird, kann laut Niemann der Garten gegossen oder Wäsche gewaschen werden.
Die Stadt Dietzenbach fördert zusammen mit dem Zweckverband Wasserversorgung für Stadt und Kreis Offenbach seit Jahren den Bau von privaten Zisternen. In den neuen Baugebieten würden die Bauherrn beim Grundstückskauf bereits vertraglich dazu verpflichtet, eine Zisterne zu installieren, so Niemann. Andere Städte und Gemeinden können den Satzungsentwurf im Dietzenbacher Umweltamt (06074 / 301 350) anfordern. Es wird ein Unkostenbeitrag von 10 Mark (Scheck) verlangt. fin
Modelle zeigen kritische Punkte der neuen Schnellbahn-Strecke
Kleine FR
Blutspendetermin NEU-ANSPACH. Das Rote Kreuz ruft zum Blutspenden auf: Freitag, 7. August, 17 bis 21 Uhr, Adolf-Reichwein-Schule. Frühschoppen im Hessenpark NEU-ANSPACH. Über den Hochtaunus, Landes- und Bundespolitik will die Kreis-FDP am Sonntag, 9. August, bei einem Frühschoppen diskutieren. Beginn: 10.30 Uhr im Wirtshaus "Zum Adler". Glashüttener wandern nach Königstein GLASHÜTTEN. Die "Wanderinitiative" plant für Sonntag, 23. August, eine Tour über Schloßborn nach Königstein. Treffpunkt: Sporthalle Glashütten, 10 Uhr.
elmut Kohl ist keine Aus- nahme. Wenn sich der Kanzler des vereinten
H Deutschland um die Zukunft der Amazonaswälder sorgt, dann spricht er damit vielen aus dem Herzen. Als Erster unter Gleichen darf sich der Kanzler auch fühlen, wo es um den Zustand der eigenen Wälder geht. Die sterben zwar weiter. Doch daran haben sich Volk und Politiker gewöhnt. Vorbei die Zeit, wo der aktuelle Waldschadensbericht noch Betroffenheit auslöste. Statt dessen wird auf bundesdeutschen Straßen gerast, was der Motor hergibt. Was wir dabei aufs Spiel setzen, daran soll eine Serie der FR über heimische Baumarten erinnern.
Kleine Lokalrundschau
Frauen-Treff LANGEN. Zu einem Gedankenaustausch bei Kaffee und Kuchen lädt die Frauenarbeitsgruppe im Ausländerbeirat am Samstag, 8. August, 15 Uhr, alle interessierten Frauen ins Mütterzentrum, Zimmerstraße 3, ein.
Sommerfest in zwei Kitas LANGEN. Am Samstag, 8. August, wird in den Kindertagesstätten Nordendstraße (von 15 Uhr an) und Hegweg (von 14.30 Uhr an) gefeiert. Kinder und Erzieherinnen haben für ihre Gäste ein buntes Programm vorbereitet.
Langens AWO feiert LANGEN. Die Arbeitwohlfahrt macht am Samstag, 8. August, den Rathaushof vor dem alten Feuerwehrhaus zum Festplatz. Von 15 Uhr an wird gefeiert.
Unterwegs zu den Naturdenkmälern LANGEN. Der Fördererkreis für europäische Partnerschaft lädt dazu ein, am Samstag, 8. August, zu Fuß oder per Rad die Naturdenkmäler der Stadt aufzusuchen. Treffpunkt für beide Gruppen ist um 15 Uhr das Naturfreundehaus am Oberen Steinberg. Rad-Rallye der Naturfreunde LANGEN. Am Sonntag, 9. August, laden die Naturfreunde zu einer Fahrrad- Rallye. Start ist zwischen 9 und 10 Uhr am Naturfreundehaus, Ziel ist die Teichstraße 20, wo die ausgefüllten Fragebögen abgegeben werden. Teilnehmergebühr: zwei Mark. Kinder sind frei. Sperrmüll in Dreieichenhain DREIEICH. In Dreieichenhain wird am Montag, 10. August, nicht brennbarer Sperrmüll abgefahren. Kursus in Selbstverteidigung DREIEICH. Am Dienstag, 11. August, 20 Uhr, beginnt in der Turnhalle der Buchschlager Selma-Lagerlöf-Schule ein kostenloser Selbstverteidigungskurs für Frauen und Mädchen (ab 14 Jahren). Veranstalter sind die Stadt Dreieich und der 1. Sprendlinger Judo-Verein. Vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Zuschüsse gekürzt DREIEICH. Die Stadt Dreieich bezuschußt die umweltfreundlicheren Brennkessel für Heizungsanlagen künftig nicht mehr mit 50 Prozent, sondern nur noch mit 30 Prozent. Begründung: Die Technologie gehöre inzwischen zum Standard, die Einbaukosten seien gesunken. Wer will noch Fremdsprachen lernen? LANGEN. Nach Angaben der Volkshochschule gibt es für einige Kurse im neuen Semester noch nicht genügend Anmeldungen. Acht Teilnehmer sind Voraussetzung, damit ein Kurs zustande kommt. Diese Zahl ist unter anderem bei vielen Sprachkursen noch nicht erreicht. Anmeldungen werden im Rathaus, Südliche Ringstraße 80, Telefon 0 61 03 / 2 03 - 1 22, entgegengenommen.
Der Schweizer Zirkus "Fliegenpilz", der gegenwärtig in Bockenheim auf dem Platz am Depot mit seiner Wasser-Schau gastiert, überreicht am Donnerstag an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler tausend Freikarten. Damit reagiert das Unternehmen auf zahlreiche Anfragen aus sozialen und karitativen Einrichtungender Stadt.
Von Schoeler, so heißt es in der Pressemitteilung, will dafür sorgen, daß die Karten an Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, an Behinderteneinrichtungen, aber auch an Kinder in Asylantenwohnsiedlungen weitergereicht werden und dankte Bodo Hölscher, dem Chef des "Fliegenpilzes", schon jetzt für die noble Geste. -vau
MAINHAUSEN. Das Gemeindeparlament hat mit seiner absoluten CDU- Mehrheit gegen die Stimmen der SPD- Fraktion beschlossen, einen neuen Bebauungs- und Landschaftsplan für das Gebiet "Speckwiese" aufzustellen. Es handelt sich dabei um das Gelände, auf dem die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) bislang vergeblich versucht hat, eine Sonderabfallkippe zu eröffnen. Nach den jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um den umstrittenen Standort war bereits im Frühjahr vom Umweltministerium in Wiesbaden angeordnet worden, landesweit nach Alternativen zu suchen.
Die SPD votierte im Gemeindeparlament gegen die Vorlage. Fraktionssprecher Wilfried Remhof hatte zuvor erklärt, daß die Sozialdemokraten sich nicht umfassend informiert fühlten. So seien Sinn und Zweck des Vorstoßes nicht klar zu erkennen. Remhof forderte, zunächst die Fachausschüsse mit dem Thema zu beschäftigen. Außerdem müsse der Frankfurter Anwalt Matthias Möller - er vertritt die Gemeinde in allen Verfahren um die Giftmülldeponie - nach Mainhausen kommen, um die Parlamentarier aufzuklären. Ein entsprechender SPD-Änderungsantrag fand keine Mehrheit. Dazu sagte Bürgermeister Dieter Gröning (CDU), daß es sich um eine komplizierte Rechtslage handele. Das Papier zum Aufstellungsbeschluß sei mit Möller abgestimmt worden. Gröning sagte, daß das neue Verfahren notwendig sei, um Widersprüche in den alten Entwürfen zu beseitigen. "Es muß doch alles genehmigungsfähig sein." Die Gemeinde müsse ein Interesse daran haben, "daß wir was in die Hand bekommen, damit wir sagen können, dieses Gebiet ist verplant", meinte er im Hinblick auf die HIM. "Wir brauchen dringend diesen Aufstellungsbeschluß, damit wir den Genehmigungsbehörden klarmachen können, daß wir diese Fläche planerisch belegt haben", bekräftigte er nochmals.
Die Gemeindevertreter hatten schon im Sommer 1987 beschlossen, einen Bebauungsplan für das Terrain auf den Weg zu bringen. 1989 folgte der Beschluß, auch noch einen Landschaftsplan aufzustellen. Die 1989 beziehungsweise 1991 vorgelegten Entwürfe sollen den Maßgaben des neuen Aufstellungsbeschlusses angepaßt werden. Der SPD kam das spanisch vor. Ihre Fraktionsvertreter sprachen von böhmischen Dörfern. fin
DIETZENBACH. Eine große Delegation aus Dietzenbach wird am 3. Oktober mit Bussen nach Neuhaus am Rennweg fahren, um das zweijährige Bestehen der Städtepartnerschaft zu feiern. Die Rückkehr ist für Sonntag, 4. Oktober, geplant. Das Vereins- und Sportamt weist schon jetzt darauf hin, daß sich Interessenten bis Ende August im Rathaus angemeldet haben müssen. Die Busfahrt kostet pro Teilnehmer zwischen 60 und 70 Mark.
Die Dietzenbacher müssen dem Vereins- und Sportamt auch mitteilen, ob sie in Neuhaus bereits Kontakte haben. Wer nicht privat untergebracht werden möchte, kann in einer Pension oder in einem Hotel einquartiert werden. Das Fremdenverkehrsamt in Neuhaus vermittelt bei Bedarf Zimmer.
Wie die Stadtverwaltung mitteilt, wird die Dietzenbacher Musikervereinigung mit 40 und der Arbeitergesangverein mit insgesamt 60 Teilnehmern in Neuhaus gemeinsam mit thüringischen Vereinen ein Kulturprogramm auf die Beine stellen. fin
KREIS OFFENBACH. Die Evangelische Jugend im Dekanat Rodgau bricht am Freitag, 28. August, 16 Uhr, von der Geschäftsstelle in der Waldstraße 12 zu einem Wochenendseminar in Affhöllerbach auf. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden bis zum Sonntag, 30. August, kreativ arbeiten. Unter anderem sollen Bumerangs gebaut werden. Anmeldeschluß: 17. August in der Geschäftstelle, Waldstraße 12, 6057 Dietzenbach 2. fin
Neuer Kindergarten stellt sich den Zellhäusern vor
MAINHAUSEN. Der neue Gemeinde- Kindergarten im Mainhäuser Ortsteil Zellhausen will sich am Samstag, 15. August, von 10 bis 17 Uhr mit einem Tag der offenen Tür vorstellen. Die Kinder werden etwas darbieten. Für Speis' (Grillspezialitäten und Kuchen) und Trank ist gesorgt. fin
DIETZENBACH. Die Musikschule Dietzenbach beginnt im September wieder mit dem Unterricht. Wer Interesse hat, ein Instrument spielen zu lernen, sollte sich möglichst schnell im Büro, Alte Schule, Darmstädter Straße 33, anmelden (06074 / 44826). Für Kinder von vier bis sechs Jahren bietet die Schule musikalische Früherziehung an. Die Mädchen und Jungen werden "in einem zweijährigen Kurs spielerisch an Musik herangeführt", wie es in einer Pressemitteilung der Schule heißt. Als Weiterführung oder als Quereinstieg ist ein einjähriger Kurs "Musikalische Früherziehung" gedacht.
Im regulären Instrumentalunterricht können sich jung und alt ausbilden lassen - an fast allen Instrumenten. Ebenso wird Gesangsunterricht angeboten. Auch das Ensemble für Blockflöten und Gitarren, der Klarinettenspielkreis und das der Musikschule angegliederte "Kammerorchester Dietzenbach" freuen sich über Nachwuchs. fin
KREIS OFFENBACH. "Ich bin überzeugt, daß es auch im Kreis Offenbach kleinere und mittlere Betriebe gibt, die sich für den Förderpreis eines frauenfreundlichen Betriebes bewerben sollten", sagte Landrat Josef Lach zum diesjährigen Landeswettbewerb. Das Hessische Frauenministerium hat einen mit 20 000 Mark dotierten Preis für den Betrieb ausgeschrieben, der besonders die Frauen fördert.
Der Kreis Offenbach unterstützt die Initiative aus Wiesbaden. "Es gehört mit zu den zentralen Anliegen dieser Kreisausschuß-Mehrheit, die für jeden Menschen offen zu Tage tretenden Benachteiligungen von Frauen im Erwerbsleben zu überwinden."
An dem Wettbewerb können Firmen teilnehmen, die nicht mehr als 500 Beschäftigte haben. Auch Betriebsangehörige können ihren "Laden" vorschlagen. Bewerbungssschluß ist beim Frauenministerium, Dostojewskistraße 4 in 6200 Wiesbaden, der 30. September. fin
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Schluß mit dem "zänkischen Gebell"! Diesem Bonmot von Schulleiter Edgar Schmidt applaudierte die Pädagogen- und Politikerriege, die die Einweihung der Gymnasialen Oberstufe an der Hattersheimer Heinrich- Böll-Schule offiziellen Glanz beschien. Die kläffenden Hunde, die Schmidt - sonst ein ruhiger, bedächtiger Mann - hier mit harschen Worten in den Zwinger zurückverwies, das waren keine entlaufenen Tölen aus dem Tierheim, sondern ganz ehrenwerte hohe Tiere - Kollegen, die dem Böll-Gymnasium offenbar partout die heißbegehrten Kurs-Klassen nicht gönnen wollten.
Das Gedrängel an den nur spärlich mit Schülernachwuchs gefüllten Futterschüsseln ist schließlich groß: Wer sich bereits Oberstüfler gekrallt hat, will keinen einzigen wieder hergeben. "Niveauverlust! Buntes Gemisch!" so hechelten die Revierverteidiger. Doch damit hatten sie, wie wir vermuten dürfen, natürlich nur ihre insgeheimen Ängste verschleiert: Am Ende steht bei Hattersheimer Absolventen dann "Heinrich Böll" auf dem Abi- Zeugnis! Wo doch der große schwarze Spiritus Rector von jenseits der hessischen Landesgrenze - Friede seiner Asche - schon vor Jahrzehnten erkannt hatte, daß solche querulantischen Intellektuellen wie der Böll nichts anderes sind als Ratten und Schmeißfliegen.
Doch selbst unschuldige Hausmükken im Fell können kläffende Köter manchmal arg piesacken. Ende der Berichte aus der heimischen Tierwelt. fuh
Wer hatte nun die Idee, den Bau eines vierten Kindergartens in Kriftel zu fordern? Die SPD, die nach Ruth Zeitlers Worten seit Jahren darum kämpft? Oder die Freie Wählergemeinschaft, die mit ihrem Engagement im Kindergartenstreit gar "neue Mitglieder gewann", wie sich Wolfgang Gerecht freut.
Natürlich sind auch die Grünen dabei. Auch sie beantragen die schnelle Planung einer neuen Kita. Die CDU jedoch schießt den Vogel ab. Eine vierte Kita kann sie nicht fordern: Schließlich lehnte sie die noch vor der Sommerpause ab. Nicht kleckern, sondern klotzen: Daher wünschen die Christdemokraten gleich ein ganzes "Haus der Kinder". Die Opposition staunt. Der Wahlkampf ist erwacht.
Was das Fraktions-Orchester bei aller Zukunftsmusik vergißt, die es so liebevoll komponiert: Dreijährigen ist piepegal, wer wie viele Stimmen bei der Kommunalwahl bekommt. Einige von ihnen dürfen schon im Kindergarten spielen, 20 warten noch immer auf einen Platz: jetzt. Bis der vierte Kindergarten oder das "Haus der Kinder" stehen, sind sie längst eingeschult. pms
Kindergartenplätze hin, Unterschlagungsaffäre her: Bürgermeister Hans- Werner Börs (CDU) plagen noch ganz andere Probleme. "Unser bester Nachwuchs geht", sinnierte er in einem Sitzungspäuschen und zog an der Zigarette. Da sind zum Beispiel die zwei "flotten jungen Damen", deren Arbeit im ganzen Rat- und Bürgerhaus so geschätzt wurde. Aber die Verwaltungs- Azubis Piroschka Krall und Elke Fiedler liefen nach der Lehre davon. Sie wechselten zum Kreis. Börs seufzend: "Da werden sie eben besser bezahlt."
Ein kleiner Trost flatterte dem enttäuschten Rathaus-Chef dieser Tage ins Haus: eine Postkarte der beiden Abtrünnigen aus dem Seebad Heringsdorf. "Hier gibt es ganz viele freie Wohnungen", heißt's im Postskriptum, aber leider sei es "zu weit zur Arbeit". Börs freute sich insbesondere über die Unterschrift des Kartengrußes: "Ihre zwei untreuen Tomaten". pms
"Wieso Kraftwerke? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!" Mit diesem Spruch pflegten die Gegner der Atomenergie die Befürworter auf die Schippe zu nehmen und bewiesen gleichzeitig, daß sie durchaus ebenbürtig sind, wenn es darum geht, etwas argumentativ gekonnt zu verteidigen. Doch nun ist eine Variante aktuell: Wieso Wasser sparen? Bei uns kommt's aus dem Hahn.
Nach diesem Prinzip handeln all diejenigen, die zwar Mitleid empfinden, weil die Nachbarn im Hochtaunuskreis wegen des Wassernotstandes im Usinger Land ihre Zierrosen schon lange nicht mehr gießen dürfen, gleichzeitig aber um das satte Grün des eigenen Rasens im bislang verschonten Main-Taunus-Kreis besorgt waren.
Nur: Wassernot ist kein regionales Problem. Insofern kommt die neue Gefahrenabwehrverordnung des Regierungspräsidiums, die nun in ganz Südhessen den Verbrauch an kostbarem Naß drosseln will, gerade recht.
Erkannt hat das offensichtlich auch der Autofahrer, der am Donnerstagmorgen vor mir an der Ampel stand. Der rote Aufkleber am Heck lautete: "Save water, drink wine!" set
An die Zelte vor dem Tor der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach haben wir uns fast schon gewöhnt. Was vor ein, zwei Jahren noch zum Politikum geriet (Motto: Zelte sind abzulehnen, weil sie "Das Boot ist voll" signalisieren), ist heute zum Alltag geworden. Ja, wir sind schon beinahe dankbar, wenn Menschen, die in die Bundesrepublik kommen, um hier Schutz vor Verfolgung zu suchen, nicht unter freiem Himmel kampieren müssen und ohne Essen und Getränke in der Hitze stehengelassen werden.
Doch das, was sich in der HGU seit Wochen abspielt, darf nicht zum Normalzustand werden. Um der Menschen willen, die dort unter unglaublichen Bedingungen arbeiten, und um der Menschen willen, die - teilweise noch gezeichnet von abenteuerlicher Flucht - dort ankommen, muß Schluß sein mit dem Provisorium.
Das Innenministerium muß Druck auf Hessens Kommunen ausüben, damit endlich Flüchtlingsunterkünfte gebaut werden, und das Familienministerium muß dafür sorgen, daß die HGU und ihre Außenstellen adäquat mit Fachpersonal ausgestattet sind. Geschieht weiterhin nichts, werden immer mehr frustrierte Mitarbeiter kündigen, wird die Verzweiflung und Gewalt unter den Asylsuchenden immer weiter anwachsen. Das kann aber nicht Ziel einer menschenwürdigen Flüchtlingspolitik sein, die Hessens rot-grüne Regierung einst umzusetzen versprach. she
So, das war's diese Woche. Das Redaktionsteam der Lokal-Rundschau wünscht allen Lesern ein wunderschönes Wochenende.
LANGEN. Am Lutherplatz wird am Samstag, 8. August, gefeiert. Was dabei an Erlös zusammenkommt, ist für die Grundschule "Polatli Ilkokulu" in Langens türkischer Partnerstadt Tarsus bestimmt. Das Bauprojekt, für das symbolisch Bausteine zum Preis von mindestens fünf Mark verkauft werden, wird in einer Ausstellung vorgestellt.
Das Fest wurde von der Langener Karneval-Gesellschaft, dem Kerbverein, dem Deutsch-Türkischen Freundschaftsverein, der Gaststätte Luthereiche und der Stadt vorbereitet. Zwischen 10 und 18 Uhr gibt es Musik von der Big Band der Musikschule, türkische Musik und ein Folkloreprogramm. Auch Speisen und Getränke sind deutsch-türkisch.
Unter den Gästen ist eine Schülergruppe aus Tarsus, die den Langenern nach dem Besuch der Musikschüler im April vergangenen Jahres einen Gegenbesuch abstattet. Die 16 Gymnasiasten sind zwei Wochen lang (bis 19. August) in Langener Familien. Sie nehmen am Unterricht der Albert-Einstein-Schule teil und machen Ausflüge, die von der städtischen Kulturabteilung organisiert werden. dac
Vor Wochen noch hätten die deutschen Basketballer eine 76:83(36:35)-Niederlage gegen die Mannschaft der GUS in erster Linie als Achtungserfolg gewertet. Mittlerweile sind die Ansprüche gestiegen, es wird nach Gründen gesucht, warum nicht mehr rausgekommen ist. Seit der beim NBA-Klub Indiana Pacers tätige Detlef Schrempf das NationalmannschaftsTrikot trägt, bewegen sich die Erwartungen auf Welt-Niveau.
Nach der verlorenen Viertelfinal-Partie gegen die GUS treffen die Deutschen nun am morgigen Donnerstag in der Plazierungsrunde auf Australien und spielen im Erfolgsfall um Platz fünf, andernfalls um Rang sieben. Die GUS und Kroatien streiten sich dagegen um die Ehre, im Finale gegen die US-Amerikaner lernen zu dürfen.
Das knappe Resultat täuscht allerdings ein wenig über den Spielverlauf. Das Team der GUS, im Schnitt besser besetzt als die deutsche Auswahl, zog zwischen der 29. und der 33. Minute von 56:54 auf 64:56 davon und ließ bis zur Schlußsirene keinen Zweifel daran, daß die Begegnung den letzlich erwarteten Ausgang nehmen würde.
Bundestrainer Svetislav Pesic sprach von der harten physischen Belastung wegen der kurz zuvor in Spanien ausgetragenen Olympia-Qualifikation und der nun wirklich miserablen Freiwurfquote von 57 Prozent; zwölf von 28 Versuchen waren nicht in den Korb gefallen. Und er sagte, Würfe von der Drei-Punkte-Linie seien "beim Turnier nicht entscheidend". Tatsächlich erklärt sich die Niederlage zu guten Teilen mit dem neuerlichen Ausbleiben von Distanz-Würfen. 50 Punkte gestattete die GUS-Mannschaft Schrempf und Michael Jackel, hielt aber die anderen deutschen Spieler auf bescheidenem Niveau.
Zwar gewann Schrempf, der wieder fast die gesamte Spielzeit über eingesetzt wurde, das Duell gegen seinen NBA-Kollegen Alexander Wolkow (er wird die Atlanta Hawks jedoch verlassen und nächste Saison in Italien spielen) - Punktevergleich 32:15, Rebound-Vergleich 10:14 -, doch Valeri Tichonenko war überhaupt nicht von Henning Harnisch, nur teilweise von Henrik Rödl und kaum von Michael Jackel zu stoppen, so daß der in Spanien unter Vertrag stehende Flügelspieler 26 Punkte machte und dank seiner Schnelligkeit zehn Fouls zog. Wenn man so will, gab Tichonenkos glänzende Vorstellung den Ausschlag zugunsten der GUS-Mannschaft.
Die Größenvorteile der Deutschen unterm Korb entfielen weitgehend, da Pesic oft mit "kleinen" Aufstellungen spielte und Hansi Gnad schon nach 24 und Uwe Blab nach 29 Minuten ihre vierten Fouls zugeschrieben bekamen.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
LANGEN. Der Verein "Bürgerinitiative Bahnanlieger Langen" macht am Samstag, 8. August, von 15 bis 23 Uhr, ein Straßenfest. Während auf die Kinder in Höhe der Friedrich-Ebert-Straße 17 ein eigenes Programm wartet, können sich die Erwachsenen eine Ausstellung mit Reisestudien vom Mittelmeer und Waldbildern aus der Umgebung von Langen ansehen.
Im Haus des Malers Ulrich Eberts (Friedrich-Ebert-Straße 27) werden Führungen angeboten. In seinem Garten liest um 17 Uhr Gert Löschütz, Schriftsteller aus Frankfurt, aus seinen Texten. Und um 18 Uhr hat sich der Orchesterverein Langen/Egelsbach angekündigt.
Für Speis und Trank ist gesorgt. Außerdem nutzen die Bahnanlieger die Gelegenheit, um über ihr Engagement zum Schutz vor Lärm und Erschütterungen zu informieren, "damit das Interesse für unsere Arbeit nicht erlahmt". dac
Eine halbe Stunde früher als gewöhnlich beginnt die Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) am Donnerstag, 6. August. Das Gremium tagt schon ab 19 Uhr im Clubraum 1 des Hauses Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248. Zur Debatte steht unter anderem die Verkehrsberuhigung in der Kurhessenstraße in Eschersheim. FR
0.5
Dieses Verdikt hätte sich der Gesetzgeber ganz einfach ersparen können. Wenn er nämlich den geänderten Abtreibungsparagraphen 218 erst zum 1. Januar 1993 hätte in Kraft treten lassen und nicht mit sofortiger Wirkung. Eine einstweilige Anordnung wäre dann überflüssig gewesen, das Bundesverfassungsgericht hätte (was es ohnehin plant) im Herbst in aller Ruhe zur Sache entscheiden können.
Die roten Roben haben die Reform gestoppt - nicht ohne darauf hinzuweisen, daß damit keine Entscheidung über deren etwaige Verfassungswidrigkeit verknüpft sei. Das ist zunächst eine Selbstverständlichkeit, bei näherer Betrachtung jedoch mehr. Zwei Details im Urteil vom Dienstag nähren die Vermutung, daß mit diesem notgedrungen eiligen Beschluß wirklich nichts präjudiziert wurde. Zum einen votierte der Zweite Senat einstimmig für Aussetzung des Gesetzesvollzugs; da die (Rechts-)Meinungen so eindeutig beileibe nicht sind, signalisiert dies, daß sich die Richter die Sachentscheidung vorbehalten. Zudem gelten die sozialen Maßnahmen, die die Fristenregelung flankieren sollen, ab sofort: Das läßt erkennen, daß Karlsruhe die andere, von den Reformern intendierte Form des Lebensschutzes - Hilfe statt Strafe - nicht von vornherein für abwegig hält.
Spielchen der Unions-Antragsteller, die Reform als etwas weniger verfassungswidrige Variante im deutschen Osten einzuführen, blieben außen vor. Bis zur Grundsatzklärung gilt altes, geteiltes Recht. Die Karlsruher Richter hielten dies für zumutbar. Die Bundestagsmehrheit hätte es ahnen können. AH
ukn. KARLSRUHE, 4. August. Das Bundesverfassungsgericht ist mit seiner Entscheidung, das neue Abtreibungsrecht vorerst nicht in Kraft treten zu lassen, dem Antrag von Abgeordneten der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion und der bayrischen Staatsregierung gefolgt. In einer zweistündigen mündlichen Verhandlung hatten zuvor Gegner und Befürworter der Reform vor dem Verfassungsgericht ihre Argumente dargelegt.
Im vollbesetzten Plenarsaal des Verfassungsgerichts griffen die Juristen der Union dabei die Reform scharf an. Während CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble der Parlamentsmehrheit im Grundsatz bestätigte, bei dem neuen Abtreibungsrecht den Schutz des ungeborenen Lebens gewollt, aber dennoch ein verfassungsrechtlich höchst bedenkliches Gesetz geschaffen zu haben, warnten die Prozeßbevollmächtigten der Union, die Professoren Peter Lerche und Fritz Ossenbühl, vor einer "Verbeugung vor dem Zeitgeist" und "staatlich finanzierter Tötung ungeborenen Lebens ohne Rechtfertigungsgrund". Die FDP-Abgeordnete Uta Würfel sagte an die Union gewandt: "Was haben Sie denn für ein Frauenbild? Sie sagen, mit der Moral der deutschen Frauen geht es den Bach herunter, wenn wir das Gesetz gelten lassen."
Nach Ansicht der Antragsteller führt die Fristenregelung zu mehr Abtreibungen, die von den Krankenkassen finanziert werden müßten. Ferner bedürfe es nach dem neuen Gesetz keiner Rechtfertigung für eine Abtreibung. Die Beratung bilde kein Gegengewicht für den Schutz ungeborenen Lebens.
Die Vertreter der Bundestagsmehrheit und der SPD-regierten Länder bestritten dagegen, daß das neue Gesetz zu einer höheren Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen führe, und wiesen auf eine entsprechende Stellungnahme der Ärztekammer hin. Da es keine gesicherte Prognose über die zahlenmäßige Entwicklung gebe, habe der Gesetzgeber Entscheidungsspielraum. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Herta Däubler-Gmelin äußerte die Erwartung, daß es in Zukunft sogar zu weniger Abtreibungen kommen werde als bisher.
Fußball-Oberligist SV Wehen erreichte das Finale um den Hessenpokal. Nach einem 5:1-Kantersieg gegen Klassenkonkurrenten Bad Homburg, trifft Wehen auf den Sieger aus der Partie RW Frankfurt gegen Aschaffenburg.
HANDBALL
Gruppe B, 5. und letzter Spieltag: GUS - Rumänien 27:25 (12:12), Spanien - Deutschland 19:18 (8:8).
1. GUS 5 5 0 0 121:98 10:0 2. Frankreich 5 4 0 1 111:97 8:2 3. Spanien 5 3 0 2 97:99 6:4 4. Rumänien 5 1 1 3 107:115 3:7 5. Deutschland 5 1 1 3 97:103 3:7 6. Ägypten 5 0 0 5 92:113 0:10
Karlsruhe stoppt Fristenregelung Neues Abtreibungsrecht kann vorerst nicht in Kraft treten Von unserer Korrespondentin Ursula Knapp KARLSRUHE, 4. August. Die Fristenregelung mit Beratungspflicht kann vorläufig nicht in Kraft treten. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe hat am Dienstag abend eine einstweilige Anordnung gegen das Gesetz erlassen, das um Mitternacht in ganz Deutschland in Kraft getreten wäre. Die Entscheidung, die von sieben Verfassungsrichtern und einer Verfassungsrichterin getroffen wurde, erging einstimmig. Das Gericht folgte mit seinem Votum dem Antrag von 247 Bundestagsabgeordneten von CDU und CSU sowie Bayerns. Mit dem Karlsruher Spruch gilt bis zum endgültigen Urteil des Zweiten Senats das alte Recht weiter. Für die westdeutschen Bundesländer bedeutet das die Indikationsregelung, im Osten gilt weiterhin eine Fristenregelung ohne Beratungspflicht. Das unterschiedliche Recht folgt aus dem Einigungsvertrag.
Der Zweite Senat betonte ausdrücklich, daß mit der einstweiligen Anordnung keine inhaltliche Entscheidung über die Vereinbarkeit der Fristenregelung mit dem Grundgesetz getroffen worden sei. Rückschlüsse auf den Ausgang des Hauptverfahrens, das im Herbst stattfinden soll, lasse das jetzt im Eilverfahren ergangene Urteil nicht zu. Vielmehr habe das Gericht eine Folgenabwägung getroffen. Der Indikationsregelung und der Fristenregelung lägen "prinzipiell unterschiedliche normative Konzepte zum Schutz des ungeborenen Lebens" zugrunde. Sie beruhten auf grundsätzlich unterschiedlichen Auffassungen auf welchem Wege "in einer existenziellen Konfliktlage ungeborenes Leben wirksamer geschützt werden kann", durch Einsatz des Strafrechts von Schwangerschaftsbeginn an oder durch soziale Hilfen und Beratung.
Nach Ansicht des BVG liegt ein schwerer Nachteil darin, wenn ein Konzept des Lebensschutzes zunächst gelte, im Falle der Verfassungswidrigkeit aber nach wenigen Monaten wieder außer Kraft treten würde und einem anderen Konzept weichen müsse. Die Nachteile, daß das neue Recht im Falle seiner Verfassungsmäßigkeit erst später in Kraft tritt, sei demgegenüber weniger schwerwiegend als ein möglicher mehrfacher Wechsel" der Rechtssysteme innerhalb kurzer Zeit.
Weiterhin wird für die Beratungsstellen im Osten darauf hingewiesen, daß das ungeborene Leben von Verfassungs wegen geschützt sei. Der Schwangerschaftsabbruch dürfe kein Instrument der Familienplanung sein. Beratungen werden in den neuen Ländern angeboten, gesetzlich vorgeschrieben sind sie nach dem vorläufig weiter gültigen Recht nicht.
Die sozialen Hilfsmaßnahmen, die Bundestag und Bundesrat mit der Fristenregelung verabschiedet hatten, wurden vom Bundesverfassungsgericht nicht aufgehoben. Dieser Teil des Gesetzes tritt also mit dem heutigen Mittwoch in Kraft. Aktenzeichen: 2 BvQ 16/92 und 2 BvQ 17/92 vom 4. August 1992)
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Hertha Däubler-Gmelin sagte nach der Urteilsverkündung, sie sei zwar "enttäuscht", die Entscheidung komme jedoch "nicht ganz unerwartet". Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Uta Würfel äußerte die Erwartung, daß das Verfahren in der Hauptsache positiv ausgehen wird. Zu beachten sei, daß die Entscheidung einstimmig ergangen sei, also auch die Richter zugestimmt hätten, von denen Zustimmung zur modifizierten Fristenregelung erwartet werde.
Auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) betonte, der Spruch lasse keine Rückschlüsse auf den Ausgang des Hauptverfahrens zu. Sie erwarte, daß das Gericht den vom Bundestag gefundenen Kompromiß als verfassungsgemäß bestätigen werde.
(Weiterer Bericht auf Seite 4 Kommentar auf Seite3)
Die Volleyballerinnen der USA haben am Dienstagabend durch ein 3:1 (15:11, 11:15, 15:8, 15:7) gegen die Niederlande das Halbfinale erreicht. Dort treffen sie am Donnerstag (19.00 Uhr) auf Weltcup- Sieger Kuba. Das zweite Halbfinale bestreiten Titelverteidiger GUS und der Gewinner der Partie Japan gegen Brasilien.
BAD HOMBURG. Gegen die Einstellung der Mütterberatung im Kreisgesundheitsamt in Bad Homburg haben 15 Mütter in einem Brief an Landrat Jürgen Banzer (CDU) protestiert. "Für uns alle war die Mütterberatung immer eine informative und hilfreiche Anlaufstelle, besonders zwischen den Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt", argumentieren die Mütter in ihrem Schreiben. "Das stets freundliche und verständnisvolle Personal" habe vor allem bei Schwierigkeiten beim Stillen, bei allgemeinen Ernährungsfragen, bei Erziehungsproblemen und der Früherkennung von Krankheiten wichtige Hilfe geleistet.
Das Argument des Hochtaunuskreises, die Nachfrage nach der Mütterberatung sei zu gering gewesen, wollen die 15 Brief-Schreiberinnen nicht gelten lassen.
Erstens sei das Angebot wegen mangelhafter Information durch die Behörden nicht genügend bekannt gewesen. Zweitens sei der Termin (11 bis 12 Uhr) ebenso ungünstig gewesen wie der Ort.
Das Gesundheitsamt an der Taunusstraße sei lange Zeit per Bus nur schlecht zu erreichen gewesen; Parkplätze fehlten noch immer, und den Wartesaal müßten sich die jungen Mütter und ihre Babies mit allen anderen Besuchern des Gesundheitsamts teilen. che
NEU-ANSPACH. Neue Grundkurse in autogenem Training bietet der Verein "Frauentreff" ab Dienstag, 25. August, im Ärztehaus, Schubertstraße 32, an. Sie beginnen um 18.15 und um 20.15 Uhr. Die Kurse umfassen sechs Wochen (jeweils dienstags). Auskunft: Tel. 0 60 81 / 76 80.
BAD HOMBURG. "Kinder haben keine Knautschzone. Wir müssen auf sie deshalb besondere Rücksicht nehmen." Unter dieses Motto hat die Junge Union Bad Homburg ihre alljährliche Plakataktion zum Schulanfang gestellt.
Vor den Schulen und an den Eingangsstraßen der Stadt hat sie Plakatständer aufgestellt, auf denen Autofahrer auf den Beginn des neuen Schuljahrs aufmerksam gemacht werden.
Vor allem die Erstkläßler, die im Straßenverkehr noch unerfahren seien, seien besonders gefährdet, wenn Autofahrer nicht genügend Rücksicht nehmen, warnt die CDU-Juniorenorganisation auf ihren Plakaten. che
BAD HOMBURG. Am Bad Homburger Finanzamt werden seit 1. August zum ersten Mal angehende Steuerinspektoren und -sekretäre ausgebildet. 20 Finanzanwärter wurden, wie die Behörde mitteilt, zum Beamten auf Widerruf ernannt.
Ihre Ausbildung dauert drei Jahre; sie umfaßt drei Studienabschnitte von insgesamt 18 Monate Dauer an der Verwaltungshochschule in Rotenburg an der Fulda und eine gleich lange berufspraktische Ausbildung am Finanzamt Bad Homburg, wo sie vor allem Steuererklärungen zu bearbeiten haben.
Voraussetzung für die Zulassung zu dieser Ausbildung ist das Abitur bzw. die Fachhochschulreife. che
Wenn es um Wespen geht, ist unser Freund K. ein Sensibelchen. Ist ihr Summen auch nur von weitem zu hören, treibt es ihn panikartig in die Flucht. Um K. zu beruhigen, griff seine Lebensabschnittsgefährtin B. diese Woche auf ein altes Hausmittel zurück: Rund um die Terrasse in Oberursel legte sie halbe Zitronen aus, steckte Gewürznelken hinein und Bewährte Hausmittel verbuchte vollen Erfolg: Die Wespen schüttelten sich beim Geruch von würzig und sauer - und K. fand Ruhe und Frieden.
Was auf der Terrasse klappt, muß doch auch im Schwimmbad funktionieren, dachte sich B. nun siegesgewiß und nahm zum nächsten Badeausflug ungewöhnliche Utensilien mit: Zitronen und Nelken. Die Wirkung blieb nicht aus: Die Bienen kamen in Schwärmen.
Und K. fuhr nach Hause . . . che
NEW YORK / SARAJEWO / BELGRAD, 5. August (AP/Reuter/dpa). Die Vereinten Nationen (UN) haben am Dienstag mit zwei Maßnahmen auf den immer härter geführten Krieg in Bosnien-Herzegowina reagiert: UN-Generalsekretär Butros Ghali setzte für zunächst drei Tage die internationalen Hilfsflüge nach Sarajewo aus, und der Sicherheitsrat forderte alle Kriegsparteien auf, ihre Gefangenenlager vom Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen inspizieren zu lassen.
In einer Erklärung des UN-Generalsekretärs hieß es zur vorläufigen Einstellung der Hilfsflüge, die Angriffe auf den Flughafen von Sarajewo stellten sowohl eine Gefahr für das Personal der Vereinten Nationen als auch für die Flugzeuge dar. Auch sei die Sicherheit der Hilfsgüter nicht gewährleistet. Nach mehreren Granateneinschlägen wurde auch der Flughafen der bosnischen Hauptstadt am Dienstag geschlossen. Die Einstellung der Hilfsflüge ab 18 Uhr sei auf Empfehlung des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge und des Befehlshabers der UN-Truppen in Sarajewo erfolgt, erklärte Ghali. In den drei Tagen, in denen die Flüge ausgesetzt sind, soll den Angaben zufolge der neue Befehlshaber der UN- Truppen in Sarajewo, der französische Generalmajor Philippe Morillon, die Konfliktparteien - Serben, Kroaten und Moslems - dazu bewegen, sich an die Waffenstillstandsvereinbarung zu halten. Nach Ablauf von 72 Stunden solle Morillon dann über seine Bemühungen berichten. Im Lichte des Berichts werde über die Zukunft der Hilfsoperationen entschieden, hieß es in der Erklärung Ghalis. Zuvor hatte der frühere UN-Kommandeur in Sarajewo, der kanadische General Lewis MacKenzie, erklärt, die Lage in Bosnien werde immer schlimmer und nicht besser.
Die Aufforderung an Serben, Moslems und Kroaten, ihre sogenannten Todeslager vom Roten Kreuz inspizieren zu lassen, erging in einer juristisch nichtbindenden Erklärung. Der Beschluß wurde einstimmig gefaßt. Die US-Regierung hatte am Montag die Kriegsgreuel im früheren Jugoslawien verurteilt. Außenamtssprecher Richard Boucher nannte dabei speziell die in den letzten Tagen bekannt gewordenen Fälle von Folter und Mord in von Serben eingerichteten Internierungslagern.
Die Menschen in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo haben am frühen Mittwoch die schwersten Kämpfe um die Stadt seit Beginn des Krieges vor genau vier Monaten erlebt. Radio Belgrad berichtete von einer "allgemeinen moslemischen Offensive" auf die serbischen Stellungen rund um die belagerte Stadt. Dabei sollen die Moslems erstmals auch großkalibrige Artillerie eingesetzt haben.
Die Serben hätten die Angreifer jedoch zurückschlagen können, meldete der Sender. Nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug hatten die moslemischen Behörden Sarajewos am Dienstag zum "endgültigen Befreiungskampf" gegen die Serben aufgerufen. Auch im Norden von Bosnien-Herzegowina tobten am frühen Mittwoch wieder Artilleriegefechte.
Nach den heftigen Kämpfen ist die Wasserversorgung in Sarajewo am Dienstag abend weitgehend zusammengebrochen. Der bosnische Rundfunk berichtete, daß serbische Einheiten vom Wasserreservoir des Stadtteils Ilidza aus die Leitungen gekappt hätten. Ilidza, das im Westen Sarajewos liegt, wird von Serben kontrolliert. Der Sprecher der UN- Friedenstruppen (UNPROFOR), Mik Magnusson, sprach von einem der schlimmsten Tage für Sarajewo.
Während die Türkei im Namen einer Gruppe islamischer Staaten einen Militäreinsatz der UN in Bosnien forderte, hat sich der frühere Kommandeur der UN-Truppen in Sarajewo, Lewis MacKenzie, gegen Luftangriffe auf Stellungen der serbischen Belagerer der Stadt ausgesprochen. Am Sitz der Vereinten Nationen (UN) in New York sagte der kanadische General, nach einem solchen Angriff könnten die UN-Friedenstruppen in Gefahr geraten. Sie könnten zu "den wichtigsten Geiseln werden, die wir seit langem gesehen haben", erklärte er. Die Einheiten hätten nur eine "begrenzte Fähigkeit, sich etwa 48 Stunden lang selbst zu verteidigen".
Der Hilfskonvoi, der zehn kriegsverletzte Kinder aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Weimar bringen soll, ist am späten Dienstag abend in Zagreb eingetroffen. Das bestätigte am Mittwoch morgen ein Sprecher des Roten Kreuzes in Weimar. Im Laufe des Tages sollen die Kinder, die aus der seit Wochen umkämpften Stadt Slavonski Brod stammen, in der Kinderklinik Zagreb von einem Arzt auf ihre Transportfähigkeit untersucht werden. Wenn alles planmäßig verläuft, soll der Konvoi aus Ambulanzwagen und einem Bus am Mittwoch nachmittag die Rückreise nach Weimar antreten.Ex-Premier Muldoon tot
WELLINGTON, 5. August (AP). Der frühere neuseeländische Ministerpräsident Robert Muldoon (Bild: Kucharz) ist am Mittwoch im Alter von 70 Jahren gestorben. Das wurde offiziell in Wellington mitgeteilt. Muldoon war von 1975 bis 1984 Regierungschef und hatte vor der Machtübernahme der Labour-Partei sein Land in ein enges Bündnis mit den USA und Großbritannien geführt. Nach dem Machtwechsel 1984 kühlten die Beziehungen zu den beiden Seemächten ab, nachdem der damalige Labour-Premier David Lange atomgetriebenen Kriegsschiffen das Anlegen in neuseeländischen Häfen verboten hatte. Muldoon hatte seine Nationalpartei zu drei Wahlsiegen geführt. Von 1960 bis 1991 gehörte er dem Parlament an.
NEW YORK (AP/FR). Die amerikanische Fluggesellschaft Delta will eine neue Runde im Preiskrieg auf der Nordatlantik-Route einläuten. Die Firma gab jetzt bekannt, daß für Herbst und Winter die Preise auf den Routen nach Europa und Israel nochmals um 30 Prozent im Schnitt gesenkt würden. Wettbewerber wie American, British Airways und Continental kündigten an, sie würden nach Prüfung der Delta-Konditionen ebenfalls ihre Tickets verbilligen.
Die US-Unternehmen verlangen seit dem Frühjahr auf den Strecken zwischen den Vereinigten Staaten und dem alten Kontinent Kampfpreise, um die Konkurrenz aus dem Geschäft zu drängen. Das kostet diese Firmen zwar eine Stange Geld, doch können sie die Fehlbeträge leichter verdauen als die meisten europäischen Gesellschaften, weil das Tarifgebiet Nordatlantik an ihren Einahmen keinen dominierenden Anteil hat. Allein Delta hatte für das zweite Quartal 180 Millionen Dollar Verlust ausgewiesen.
MIAMI, 6. August (AP). Zwei US-amerikanische Menschenrechtsorganisationen haben Gruppen von Exilkubanern in Miami (US-Bundesstaat Florida) vorgeworfen, politische Gegner mit gewalttätigen Methoden einzuschüchtern. In einem gemeinsamen Bericht der Americas Watch und der Stiftung für freie Meinungsäußerung heißt es, diese Exilkubaner griffen zu Mitteln wie Vandalismus, Bombenanschlägen, Todesdrohungen und Schlägen.
Der geschäftsführende Direktor der Stiftung, Gara LaMarche, zog am Dienstag in Miami die Bilanz, daß ein für die Meinungsfreiheit schädliches Klima entstanden sei. Americas Watch hat bisher mehrfach Menschenrechtsverletzungen der kommunistischen Regierung von Staatspräsident Fidel Castro angeprangert. "Ironischerweise haben viele Castro-Gegner in Miami in ihrem Verhalten gegenüber Andersdenkenden viel gemeinsam mit dem Regime, daß sie verabscheuen", schreibt die Gruppe in dem Bericht. Ziel der Einschüchterungen seien insbesondere Gruppen, die für Verhandlungen mit Kuba seien.
SAN FRANCISCO, 5. August (AP). Im Westen der USA haben Brände seit Anfang der Woche über 93 000 Hektar Wald vernichtet. Die Feuer wüteten am Dienstag vor allem in den Staaten Kalifornien, Washington, Oregon, Idaho und Nevada. Brände in Utah und Colorado konnten unter Kontrolle gebracht werden.
Hunderte Menschen mußten ihre Häuser verlassen, weil Feuer die Gebäude bedrohten. Besonders kritisch war die Lage in Oregon und Idaho: In Oregon ordnete Gouverneurin Barbara Roberts die landesweite Mobilisierung von Feuerwehren an, in Idaho erklärte Gouverneur Cecil Andrus den Notstand, der einen Einsatz der Nationalgarde zuläßt.
FRANKFURT A. M., 5. August (AP). Der friesische "Otto" kalauert auch Superheld "Batman" mühelos in die Flucht: Sofort nach dem Kinostart hat sich "Otto - Der Liebesfilm" an die Spitze der Publikumsfavoriten in den deutschen Filmtheatern geblödelt. In der Zeit vom 30. Juli bis zum 2. August strömten nach Angaben der Fachzeitschrift "Filecho/Filmwoche" 470 350 Besucher in die Kinos, um über die neuen Streiche des populären Komikers zu lachen. Der vierte der "Otto"-Filme ist damit auf dem besten Weg, erfolgreichster deutscher Film des Jahres 1992 zu werden. Der bisherige Spitzenreiter, "Batmans Rückkehr", fiel gleich auf den dritten Rang zurück.
LA LUZ, 5. August (AP). Ein US- Kampfflugzeug des Typs F-117A - ein sogenannter Tarnkappenbomber - ist bei einem Übungsflug über dem US-Bundesstaat New Mexico abgestürzt, der Pilot erlitt nur leichte Verletzungen.
CARSON CITY, 5. August (AP). Die Wege, auf denen Siedler in den USA einst mit Planwagen gen Westen zogen und auf denen im vergangenen Jahrhundert die Post befördert wurde, stehen nun unter Denkmalschutz. US-Präsident George Bush unterzeichnete ein Gesetz, das den 3000 Kilometer langen "California Trail" und den 9100 Kilometer langen "Pony Express Trail" als Teil des nationalen Erbes der USA ausweisen. Auf dem Weg nach Kalifornien zogen von 1841 bis 1869 mehr als 250 000 Menschen gen Westen.
CAPE CANAVERAL, 5. August (AP/ dpa). Der US-Raumfähre "Atlantis" bleibt das Pech treu. In der Nacht zum Mittwoch mißlang auch der zweite Versuch, einen Satelliten an einem spaghettidikken und 20 Kilometer langen Glasfaser- Kupfer-Kabel auszusetzen. Nach 260 Metern war Schluß, da die Winde klemmte. Weil der Satellit dann auch noch gefährlich zu schwingen begann, mußte das Experiment abgebrochen werden. Am Mittwoch sollte ein neuer Versuch unternommen werden. Der Flug der Raumfähre wurde bis Samstag verlängert.
Das Raumfahrtzentrum schickte die Astronauten, von denen einige seit 20 Stunden auf den Beinen waren, nach den mißglückten Experimenten erst einmal schlafen. Während vier Astronauten sich ausruhten, beobachteten die anderen drei den an der 257 Meter langen Leine hängenden Satelliten.
Schon der erste Versuch mit dem Satelliten am Dienstag abend war nach mehrstündigem Kampf abgebrochen worden, weil der 500 Kilogramm schwere Metallball gefährlich zu schwingen begann. Der Satellit wurde geborgen und anschließend noch einmal von dem haushohen Startturm ins All geschickt. Ein stundenlanger Kampf mit der defekten Winde, auf die das nur zweieinhalb Millimeter dicke Kabel gewickelt ist, blieb auch diesmal erfolglos, weiter als 260 Meter wurde die Spanne zwischen Shuttle und Satellit nicht.
Das Kabel soll aus dem Magnetfeld der Erde eine Spannung von bis zu 5000 Volt aufnehmen. Mit dem Versuch, der in der Weltraumfahrt völlig neu ist, soll geprüft werden, ob eine Energieversorgung von Raumschiffen oder Raumstationen auf diesem Weg möglich ist. Den Einsatzmöglichkeiten eines Fesselsatelliten setzt nach Aussagen von Wissenschaftlern nur die Phantasie Grenzen. Einige der weiteren Möglichkeiten, wie sie von den Weltraumbehörden der USA und Italiens, die den Satelliten entwickelten, sind:
• Kapseln könnten mit wissenschaftlichen Proben oder im Weltall produzierten Dingen zur Erde herabgelassen werden, Müll könnte so herabgelassen werden, daß er in der Atmosphäre verglüht.
• Instrumente könnten in die Atmosphäre herabgelassen werden, in Höhen bis zu 130 Kilometer. Das ist zu hoch für wissenschaftliche Ballons, aber zu niedrig für frei fliegende Satelliten.
• Flugzeug-Prototypen könnten zum Test durch die oberen Atmosphärenschichten geschleppt werden, was den Windkanal auf der Erde ersetzen würde.
• Schwerkraft könnte künstlich hergestellt werden, indem zwei Raumstationen oder Satelliten miteinander verbunden werden und sich langsam um ein gemeinsames Zentrum drehen.
Das Bodenkontrollzentrums ESOC in Darmstadt hat den Fehler im Steuerungssystem des europäischen Satelliten "Eureca", der auch von der "Atlantis" ausgesetzt worden war, am Mittwoch offenbar eingekreist. Sollten sich die Vermutungen bestätigen, will ESOC am heutigen Donnerstag versuchen, die Sonde auf die vorgesehene Bahn steigen zu lassen.
BONN, 5. August (AP). Ab sofort dürfen sogenannte bienengefährliche Pflanzenschutzmittel auch nicht mehr auf nichtblühende Pflanzen gesprüht werden, wenn diese von Bienen beflogen werden. Dies geht aus einer neuen Bienenschutzverordnung hervor, wie das Landwirtschaftsministerium am Mittwoch in Bonn erklärte.
Mit der neuen Vorschrift sollen die Bienen geschützt werden, wenn sie den von Blattläusen produzierten "Honigtau" aufnehmen.Adlershof-Fernsehzentrumsucht Privat-Investitoren
BERLIN. Das ehemalige DDR-Fernsehzentrum Berlin-Adlershof soll ein europäischer Medien- und Technologiestandort werden. Wie die Wirtschaftssenatsverwaltung mitteilte, wurde eine internationale Investoren-Ausschreibung begonnen, mit der ein zukünftiger Betreiber gesucht wird. Er soll einen der größten fernsehtechnischen Komplexe Europas zu einem Zentrum für Medien und mediennahe Dienstleistungen entwickeln, heißt es in der Ausschreibung.
Das über 17 Hektar große Gelände verfügt über drei Fernsehstudios, Synchron- Ateliers und mehrere Werkstätten. Auf dem Gelände entstehe derzeit ein HDTV- Produktionszentrum. Ein amerikanisches Filmunternehmen produziere eine Fernsehserie für einen deutschen Privatsender. Das Gelände soll nach Abschluß des Auswahlverfahrens verkauft oder in Erbpacht vergeben werden. AP
BONN, 5. August (AP). Die Bundesregierung läßt Berichte über einen neuen Öko-Kühlschrank ohne ozonzerstörende Chemikalien von Experten überprüfen. Wie Staatssekretär Clemens Stroetmann vom Bundesumweltministerium am Mittwoch in Bonn mitteilte, sollen Fachleute seines Hauses und des Umweltbundesamtes bereits am heutigen Donnerstag beim sächsischen Kühlschrank-Hersteller dkk Scharfenstein die ökologische Gesamtbilanz untersuchen.
Wie Vertreter der Umweltschutzorganisation Greenpeace berichteten, nutzt die Herstellerfirma eine Entwicklung des Dortmunder Hygiene-Instituts. Dessen Wissenschaftler hatten herausgefunden, daß eine Mischung der brennbaren Erdgasprodukte Propan und Butan die gleiche Kälteleistung bringt wie der derzeit von den Herstellern bevorzugte Fluorkohlenwasserstoff 134a
(Siehe auch Wirtschaftsteil)
MÜNCHEN, 5. August (AP). Aus Eifersucht hat ein 15jähriger Junge nach eigenem Eingeständnis seinen kleinen Halbbruder in München getötet. Nach zunächst hartnäckigem Leugnen habe der türkische Jugendliche in der Nacht zum Mittwoch schließlich zugegeben, den Elfjährigen am Sonntag nachmittag mit einem Elektrokabel erdrosselt zu haben, berichtete der Dezernatsleiter beim Münchner Polizeipräsidium, Josef Kaffka, am Mittwoch. Der 15jährige Recai habe sich gegenüber dem "Nesthäkchen" in der Familie benachteiligt gefühlt.
Kaffka teilte mit, der 15jährige habe sich von seinem Vater und seiner Stiefmutter, der leiblichen Mutter Fuzulis, stets zurückgesetzt gefühlt. Der jüngste der insgesamt elf Geschwister und Halbgeschwister sei dagegen von allen abgöttisch geliebt worden. Den Entschluß, Fuzuli zu töten, habe er ganz plötzlich auf dem Bolzplatz gefaßt, als Haß und Eifersucht wieder einmal in ihm aufgekommen seien, gab der Junge zu Protokoll.
BONN, 5. August (AP/FR). Autos sollten vom siebten Lebensjahr an alle zwölf Monate dem Technischen Überwachungsverein (TÜV) zur Hauptuntersuchung vorgeführt werden. Das hat der Vorsitzende der Kommission Verkehrswesen des Verbandes der Technischen Überwachungsvereine, Klaus Rompe, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit dem Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeughandwerks in Bonn gefordert.
Rompe begründete die Forderung mit dem Hinweis, mit zunehmendem Alter der Autos würden auch die Mängel stark zunehmen, während gleichzeitig die Werkstattbesuche abnähmen. Hinzu komme, daß gerade jüngere Leute mit geringem Einkommen ältere Autos fahren müßten. Somit kämen dann zu der risikoreicheren Fahrweise dieser Altersgruppe weniger sichere Autos.
Das Bundesverkehrsministerium und der ADAC wiesen den Vorschlag als "unnötig" zurück.
STUTTGART, 5. August (AP). Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) lehnt den Einsatz deutscher Soldaten über die vom Grundgesetz gezogenen Grenzen hinaus ab. Dies gelte auch für Blauhelm-Missionen der Vereinten Nationen, ließ der ÖTV-Hauptvorstand am Mittwoch in Stuttgart verlauten. Die ÖTV reagierte damit auf Forderungen des DGB-Vorsitzenden Heinz-Werner Meyer vom Wochenende, daß sich die Bundeswehr auch an UN-Aktionen beteiligen müsse, die über Blauhelm-Einsätze hinausgingen.
ÖTV-Sprecher Rainer Hillgärtner sagte, nach Ansicht seiner Gewerkschaft dürften die Streitkräfte lediglich zur Verteidigung eingesetzt werden. Entsprechende Beschlüsse habe der Nürnberger ÖTV-Gewerkschaftstag im Juni gefaßt. Gleichzeitig sagte Hillgärtner jedoch, die ÖTV erhoffe sich von der aktuellen Debatte die notwendige Klärung von Fragen zu Auftrag und Einsatz der Bundeswehr.
TOKIO, 5. August (dpa/AP). Die Umweltorganisation Greenpeace hat am Mittwoch im Hafen von Yokohama gegen die Aufnahme der geplanten japanischen Plutonium-Transporte aus Europa protestiert. Mitglieder der Organisation ließen sich an dem Trockendock herab, in dem das Transportschiff Akatsuki-Maru auf seinen Einsatz vorbereitet wird, und befestigten Spruchbänder mit der Aufschrift "Stoppt Plutonium" gegen das Vorhaben. "Die Plutonium-Transporte gefährden Schutz und Sicherheit der ganzen Welt. Wir wollen den Handel mit Plutonium aufhalten, bevor er beginnt", sagte eine Greenpeace-Sprecherin in Tokio. Die Polizei nahm sechs Mitglieder der Umweltschutzorganisation vorübergehend fest und verhörte sie.
Japan will trotz internationaler Vorbehalte im kommenden Jahrzehnt 30 Tonnen wiederaufbereitetes Plutonium auf dem Seeweg aus Europa einführen, um damit eine neue Generation von Atomreaktoren zu betreiben. Die Akatsuki-Maru soll in den nächsten Wochen nach Frankreich auslaufen, um die erste Tonne des brisanten Brennstoffs in einer Nonstopfahrt über 27 000 Kilometer nach Japan zu bringen. Die USA, die dem Transport zustimmen müssen, haben Bedenken gegen die Sicherheit des Konvois geäußert. Der Frachter wird lediglich von einem umgebauten Schiff der Küstenwache begleitet. Experten befürchten, daß Terroristen versuchen könnten, in den Besitz des für Atomwaffen tauglichen Spaltmaterials zu kommen.
Aus Sorge vor einem Unfall mit verheerenden Umweltfolgen verlangt Südafrika, daß der Transport nicht die 200- Meilen-Zone vor seiner Küste durchfährt. Der US-Bundesstaat Hawaii drängt im Kongreß in Washington auf ein Passierverbot für die amerikanischen Gewässer. Da der Frachter von einer kleinen Privatfirma betrieben wird, ist nach Ansicht von Greenpeace ungeklärt, wer für einen möglichen Unfall auf See haftet und die drohenden Schäden ersetzt.
KOBLENZ, 5. August (AP/dpa). Im Prozeß gegen das ehemalige Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF), Inge Viett, hat die Verteidigung gefordert, die Angeklagte vom Vorwurf des versuchten Polizistenmordes freizusprechen. In seinem Plädoyer vor dem Koblenzer Oberlandesgericht sagte Viett-Anwalt Jürgen Fischer am Mittwoch, die Beschuldigte sei in Panik geraten, als sie am 4. August 1981 auf einen Pariser Polizisten geschossen habe. Der Polizist ist seitdem querschnittsgelähmt. Der Schuß sei unbeabsichtigt losgegangen. Es handele sich um eine inzwischen verjährte schwere Körperverletzung.
Die Polizei wollte Viett kontrollieren, weil sie ohne Helm Moped fuhr. Sie flüchtete in eine Garage und trat dann dem Polizisten mit einer Pistole in der Hand gegenüber. Nach Ansicht Fischers fühlte sich Viett dabei "wie eine Maus in der Falle". Trotzdem habe sie den Polizisten nicht aus sicherer Deckung heraus abgeknallt, sondern habe versucht, ihn zu vertreiben.
Fischer sagte, über die Folgen des Schusses könne nicht "herumdiskutiert" werden. Die Angeklagte habe ihre Schuld selbst eingeräumt und ihr Handeln als "fatale Versagensleistung" bezeichnet. Nötig sei eine "differenzierte juristische Analyse". Statt dessen hätten die Bundesanwälte versucht, mit Viett "abzurechnen" und sie "zur Strecke zu bringen".
Verteidiger Nicolas Becker lehnte das Gerichtsgutachten von zwei Psychologen der Landesnervenanstalt Andernach als unzureichend ab und forderte ein neues Gutachten. Nach den bisherigen Vorstellungen des Gerichts soll das Urteil am 14. August verkündet werden.
Inge Viett ist das letzte der 1990 in der DDR gefaßten ehemaligen RAF-Mitglieder, die vor Gericht steht. Ihr wird auch die Beteiligung an dem gescheiterten Anschlag auf NATO-Oberbefehlhaber Alexander Haig 1979 vorgeworfen. Die Anklagevertretung hatte am vergangenen Donnerstag eine lebenslange Haftstrafe gefordert und im Gegensatz zu den bisherigen Prozessen gegen RAF-Aussteiger die Anwendung der Kronzeugenregelung abgelehnt.Nur Kindesentführung gestanden Angeklagter macht Komplizen für Tod des Opfers verantwortlich
ESSEN, 5. August (AP). Mit einem umfassenden Geständnis des 25jährigen Hauptangeklagten Serif Gökce hat am Mittwoch vor dem Essener Landgericht der Prozeß um die Entführung und Ermordung des elfjährigen türkischen Jungen Aziz Dakin begonnen. Der Sohn eines türkischen Großmarkthändlers war am 26. Juli vergangenen Jahres auf einer Straße gekidnappt und einige Tage später trotz der Zahlung von rund 700 000 Mark Lösegeld ermordet worden.
Mit auf der Anklagebank in Essen sitzen zwei Komplizen im Alter von 19 und 32 Jahren. Der Jüngere soll auf die Idee zur Entführung gekommen sein und auch das Opfer ausgesucht haben, der ältere den entführten Jungen in seiner Wohnung versteckt haben. Drei weiteren Tatverdächtigen gelang es noch, in die Türkei zu fliehen. Sie stehen zur Zeit in Ankara wegen der Tat vor Gericht. Gökce beschuldigte vor Gericht zwei dieser drei Komplizen, die Verantwortung für den Tod des Jungen zu tragen. Nach der Zahlung des Lösegeldes hätten die beiden Angst bekommen, der Junge könne sie wiedererkennen. Die Ermordung des Jungen schilderte der Angeklagte. Nachts gegen 1.00 Uhr sei der Junge auf ein einsames Zechengelände bei Herne geführt worden. Dort hätten dann die Komplizen der Reihe nach den Jungen gewürgt, damit keiner den anderen verraten könne. "Ich habe ihn nicht getötet, ich war nur dabei. Mir wurde schwarz vor Augen. Ich habe weggeguckt die ganze Zeit und nur die Schulter des Jungen festgehalten", beteuerte Gökce.
Der Vorsitzende Richter Günter Pohl ließ deutliche Zweifel an der Schilderung des Tathergangs erkennen. "Ich habe größere Schwierigkeiten, ihnen die Darstellung zu glauben, daß sie gar nichts gemacht haben", sagte er. Ohnehin sei der Angeklagte, auch wenn das Gericht seiner Darstellung folge, durch das bloße Festhalten des Jungen am Mord beteiligt.
HAMBURG, 5. August (AP). UN-Generalsekretär Butros Ghali hat sich für eine deutsche Beteiligung an der von ihm vorgeschlagenen schnellen Eingreiftruppe der Vereinten Nationen (UN) ausgesprochen. Der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit sagte Ghali, bisher habe sich nur der französische Präsident François Mitterrand positiv zu seinem Vorschlag geäußert. "Wenn noch 20 andere Länder dazu bereit sind, werde ich in einer besseren Position sein."
Auf die Frage, ob er auch deutsche Soldaten in der geplanten schnellen Eingreiftruppe sehen würde, meinte der UN-Generalsekretär: "Ja, gewiß. Ich würde deutsche Einheiten begrüßen." Ihm sei bekannt, daß es eine lebhafte Debatte darüber in der Bundesrepublik gebe. Ghali warnte die Europäer davor, über dem Krieg in Ex-Jugoslawien die Probleme anderer Länder aus dem Blick zu verlieren: "In Somalia sind zehnmal so viele Menschen wie auf dem Balkan getötet worden, doch niemand hat sich um das Land gekümmert."
WARSCHAU, 5. August (AP). Der polnische Staatspräsident Lech Walesa hat den 47jährigen General Tadeusz Wilecki zum neuen Chef der Streitkräfte ernannt. Wilecki löst den bisherigen Oberkommandierenden Zdzislaw Stelmaszuk ab. Nach der Verfassung hat der Präsident den Oberbefehl über die Armee inne.
GENF, 5. August (AP). Bei einem Machtkampf an der Spitze der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf ist der bisherige stellvertretende Generaldirektor Mohamed Abdel-Moumene unterlegen. WHO-Beamte bestätigten am Mittwoch, daß der Algerier zum 1. August aller Funktionen entbunden worden sei.
KOBLENZ, 5. August (AP). Im Strafprozeß gegen das ehemalige Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF), Inge Viett, haben ihre Anwälte überraschend ein neues psychiatrisches Gutachten und weitere Zeugenvernehmungen beantragt. Gleichzeitig forderten sie am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht Koblenz Freispruch sowohl vom Vorwurf des versuchten Polizistenmordes als auch vom Vorwurf der Beteiligung am Attentat auf Nato-Oberbefehlshaber Alexander Haig im Jahre 1979.
Die Bundesanwaltschaft hatte lebenslange Haft wegen des Schusses auf den Polizisten gefordert und im Gegensatz zu anderen Prozessen gegen RAF-Aussteiger die Anwendung der Kronzeugenregelung abgelehnt. Über die neuen Anträge der Verteidigung soll in der kommenden Woche entschieden werden. Damit wird sich die Urteilsverkündung im letzten Prozeß gegen eines der in der DDR festgenommenen ehemaligen RAF-Mitglieder vermutlich verzögern. Das Urteil sollte am 14. August verkündet werden.
Die beiden Gutachten von Psychologen der Landesnervenanstalt Andernach lehnte Verteidiger Nicolas Becker ab. Die Gutachter seien befangen und ihre Aussagen uneinheitlich. Nach Beckers Ansicht haben die Psychologen den seelischen Zustand der heute 48jährigen Anfang der 80er Jahre falsch eingeschätzt.
Inge Viett hatte am 4. August 1981 in Paris einen Polizisten angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Verteidiger Jürgen Fischer sagte, die Beschuldigte sei bei der Konfrontation in Panik geraten. Der Schuß sei unbeabsichtigt losgegangen, es handele sich daher nur um eine inzwischen verjährte schwere Körperverletzung. Das Opfer ist seitdem querschnittsgelähmt.
Zum Attentat auf Haig sagte Fischer, die Angeklagte habe immer bestritten, von dem Anschlag gewußt zu haben. Die Aussagen ehemaliger Mitglieder der RAF hätten zudem klar gezeigt, daß Mitglieder anderer Terrorgruppen "zweifellos nicht" in die Anschlagpläne eingeweiht worden sind. Inge Viett gehörte zum Zeitpunkt des Haig-Anschlags, am 25. Juni 1979, noch der "Bewegung 2. Juni" an.
JERUSALEM, 6. August (AP). Der Chefberater der Palästinenser-Vertretung bei der internationalen Nahostkonferenz, Faisal Husseini, hat sich zur Beendigung des Aufstands in den besetzten Gebieten bereit erklärt, falls Israel auf bestimmte Unterdrückungsmaßnahmen verzichtet. Der Nachrichtenagentur AP sagte Husseini, Israel und die Palästinenser könnten dann in weniger als neun Monaten eine Autonomieregelung für das Westjordanland und den Gazastreifen erreichen.
Als Bedingungen für ein Ende der Intifada nannte Husseini den Verzicht auf Ausgangssperren, auf die sogenannte Administrativhaft ohne Anklageerhebung sowie auf die gewaltsame Eintreibung von Steuern. Auch die Bildung einer Abgeordnetenkammer mit vollen Gesetzgebungsbefugnissen sei ein wesentlicher Bestandteil einer Autonomieregelung. Israels neuer Ministerpräsident Jizchak Rabin hat dies bisher abgelehnt. Husseini sagte, schon während der Verhandlungen könnte es einen "Waffenstillstand" in den besetzten Gebieten geben.
LOS ANGELES, 5. August (AP). Der Prozeß gegen die vier Polizisten von Los Angeles, deren Freispruch Ende April schwere Rassenunruhen in den USA ausgelöst hatte, wird neu aufgerollt. Die Beamten müssen sich nach einem am Mittwoch gefällten Geschworenenspruch wegen Verstoßes gegen die Bürgerrechte verantworten. Diese Anklage wird nach US-Bundesrecht verfolgt und nicht wie die ursprüngliche Anklage wegen Körperverletzung nach dem Recht Kaliforniens. Ein Videoamateur hatte die weißen Polizisten aufgenommen, als sie einen Schwarzen zusammenschlugen. Bei den Rassenunruhen in Los Angeles und anderen Städten wurden 52 Menschen getötet.
DÜSSELDORF, 5. August (dpa). Ein kleines Schild an der Kasse im fünften Stock eines Dortmunder Kaufhauses weist pflichtgemäß darauf hin, daß hier Verpackungsmüll zurückgenommen wird. Dafür stehe eine Recycling-Box bereit - in der Tiefgarage. Doch nicht überall wird den Kunden tätiger Umweltschutz so schwer gemacht wie hier.
Aber das extreme Beispiel zeigt, daß sich gut 100 Tage nach dem medienwirksamen Start der zweiten Stufe der Verpackungsverordung der Handel oft ziert, seine Rücknahmepflicht für sogenannte Umverpackungen zu erfüllen. Verbraucherverbände fordern die Behörden zum Eingreifen auf. Vertreter des Handels kontern mit dem geringen Interesse der Kunden am Auspacken. Viele Recycling- Behälter blieben leer.
Timothy Glaz, Umweltreferent beim Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) in Köln, hat dafür eine einfache Erklärung: Es gibt nichts mehr zum Auspacken. Die Umverpackung sei ein Auslaufmodell. Bereits jetzt seien bis zu 80 Prozent der doppelten und dreifachen Folienhäute, Faltkartons und "Blisterverpackungen" aus den Regalen verschwunden. Noch müßten Lagerbestände abgebaut werden. In manchen Fällen verhinderten auch technische Probleme eine rasche Umstellung auf umweltfreundlichere Verpackungen.
Verbraucherverbände sehen dagegen noch längst keinen "Durchbruch". Für leere Recycling-Boxen in den Geschäften machen sie die Händler verantwortlich.
Bei der Kontrolle von 1480 Läden bundesweit haben die Verbraucherschützer gravierende Versäumnisse der Händler festgestellt. So hätten nur 25 Prozent der Geschäfte an der Kasse gut sichtbare Hinweisschilder angebracht, hieß es. In fast der Hälfte der Läden gab es überhaupt keine Hinweise auf die Rücknahmepflicht. 23 Prozent hätten keine Sammelgefäße aufgestellt. Björn Rickert, Abfallreferent der Verbraucher-Zentrale NRW, sieht darin eine "systematische Umgehung" der Verpackungsverordnung. Rickert: "Die Händler haben einfach kein Interesse daran." Und was der Kunde nicht wisse, könne er auch nicht wollen.
Und offensichtlich lassen sich manche Händler Zeit mit der Umsetzung der seit dem 1. April geltenden Rücknahmepflicht. Der Marktleiter eines Düsseldorfer SB-Marktes beklagt, daß ihm die Konzernleitung immer noch keine Sammelkisten und Hinweistafeln geschickt habe. Jetzt hat er einen leeren Einkaufswagen neben der Kasse postiert. Auch ohne Hinweise sei der mehrmals am Tag randvoll. Andere Händler beurteilen die Lust am Entblättern der Waren unterschiedlich, von "so lala" bis "sehr groß".
Einzelhandelssprecher Glaz bestreitet nicht, daß in Einzelfällen die Recycling- Boxen gut genutzt seien, vor allem in Baumärkten. Oft werden dann aber nicht nur Umverpackungen, sondern bereits die Verkaufsverpackungen entsorgt, wozu der Handel nicht verpflichtet sei, sagt Glaz. Hier gebe es eine "Grauzone".
Eine "absolut wirre Situation" konstatiert der Kölner Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes, vehementer Kritiker der Töpferschen Müllgesetze, die er als "faulen Kompromiß" mit Handel und Verpackungsindustrie bezeichnet. Er meint, daß ein Verbot von Einwegverpakkungen zugunsten von Mehrwegsystemen viel wirkungsvoller gewesen wäre. Trotzdem pocht der Regierungspräsident auf die Erfüllung der Rücknahmepflicht durch den Handel. In Düsseldorf sieht der Chef der zuständigen Behörde noch keinen Grund, "sofort den großen Hammer zu schwingen". Man setzte zunächst noch auf Information. Ab September würden dann aber "auch mal blaue Briefe" verschickt.
HOUSTON, 5. August (dpa). Die Besatzung der US-Raumfähre Atlantis hat neue Probleme: Das Abrollen des Kabels, an dem ein italienischer Satellit im Schlepptau gezogen werden soll, klappt nicht. Nach Abrollen von etwa 200 Metern Kabel stoppte der Vorgang zum ersten Mal und nach weiteren rund 50 Metern blieb die Vorrichtung erneut stecken.
Die Bodenkontrolle im texanische Houston hatte keine Erklärung für das plötzliche Stoppen. Nach ihren Angaben besteht aber für Fähre und Besatzung keinerlei Gefahr. Experten in der Bodenstation arbeiteten zusammen mit der Besatzung an Plänen, den Satelliten doch noch auf die geplante Höhe von 20 Kilometern über die Raumfähre zu bringen.
Davor hatten die Astronauten, darunter der italienische Fachmann Franco Malerba, elf Versuche gebraucht, um ein Verbindungskabel zwischen Fähre und Satellit zu lösen. Danach bewegte sich der von Italien gebaute, 518 Kilogramm schwere Satellit auf der Spitze des zwölf Meter hohen Gerüstes aus unerklärlichen Gründen von einer Seite zur anderen. Schließlich stoppte er den Aufstieg.
Das Abrollen des 2,5 Millimeter starken Kabels aus mehreren Schichten Kupfer, Teflon, Kevlar und Nomex, an dem der Satellit durch das Magnetfeld der Erde gezogen werden soll, galt von Anfang an als risikoreicher Teil des Manövers, weil dieser Versuch nicht auf der Erde simuliert werden kann.
Nach den Plänen der NASA soll der Satellit zehn Stunden lang an der Leine mitgezogen werden und während dieser Zeit Aufschluß über das Magnetfeld der Erde, über die elektrisch geladene Ionosphäre und die Möglichkeit liefern, für spätere Raumfahrtunternehmen Energie zu erzeugen. Die Forscher erwarten, daß beim Durchfliegen des Magnetfeldes eine Spannung entsteht. Danach soll das Kabel wieder aufgerollt sowie Satellit und Gerüst in der Ladebucht verstaut werden.
TOKIO, 5. August (dpa). Die Umweltorganisation Greenpeace hat heute im Hafen von Yokohama gegen die Aufnahme der geplanten japanischen Plutonium-Transporte aus Europa protestiert.
Mitglieder der Organisation ließen sich an dem Trockendock herab, in dem das Transportschiff Akatsuki-Maru auf seinen Einsatz vorbereitet wird, und befestigten Spruchbänder gegen das Vorhaben. "Die Plutonium-Transporte gefährden Schutz und Sicherheit der ganzen Welt. Wir wollen den Handel mit Plutonium aufhalten, bevor er beginnt", sagte eine Greenpeace-Sprecherin in Tokio.
Japan will trotz internationaler Vorbehalte im kommenden Jahrzehnt 30 Tonnen wiederaufbereitetes Plutonium auf dem Seeweg aus Europa einführen, um eine neue Generation von Atomreaktoren zu betreiben. Die Akatsuki-Maru soll in den nächsten Wochen nach Frankreich auslaufen, um die erste Tonne des brisanten Brennstoffs in einer Nonstopfahrt über 27 000 Kilometer nach Japan zu bringen.
Die USA, die dem Transport zustimmen müssen, haben Bedenken gegen die Sicherheit des Konvois geäußert. Der Frachter wird lediglich von einem umgebauten Schiff der Küstenwache begleitet. Experten befürchten, daß Terroristen versuchen könnten, in den Besitz des für Atomwaffen tauglichen Spaltmaterials zu kommen.
Aus Sorge vor einem Unfall mit verheerenden Umweltfolgen verlangt Südafrika, daß der Transport nicht die 200- Meilen-Zone vor seiner Küste durchfährt. Der US-Bundesstaat Hawaii drängt im Kongreß in Washington auf ein Passierverbot für die US-Gewässer. Da der Frachter von einer kleinen Privatfirma betrieben wird, ist nach Ansicht von Greenpeace ungeklärt, wer für einen möglichen Unfall auf See haftet und die drohenden Schäden ersetzt.
TOKIO, 5. August (dpa). Der am Freitag nahe der nepalesischen Hauptstadt Katmandu abgestürzte Airbus der thailändischen Fluggesellschaft Thai International Airways hatte offenbar seit Wochen Probleme mit seinem Computersystem. Die japanische Zeitung Yomiuri Shimbun berichtete am Mittwoch aus Bangkok, nach den ihr vorliegenden Wartungsunterlagen der thailändischen Gesellschaft, traten in den vergangenen vier Wochen zehnmal Störungen im Steuercomputer und im Flugalarmsystem auf. Bei dem Absturz im Himalaya-Gebirge waren alle 113 Insassen getötet worden.
Nach den Unterlagen traten bei der Maschine vom Typ Airbus 310-300 mehrfach rätselhafte Fehlalarme auf. Obwohl Wartungsexperten die Computer austauschten, wiederholte sich der Fehler noch zwei Tage vor dem Unglück.
ROM, 5. August (dpa). Mit großer Mehrheit hat die italienische Abgeordnetenkammer in Rom das von der Regierung vorgelegte Gesetzespaket zur Verschärfung der Maßnahmen gegen die organisierte Kriminalität gebilligt. Nun muß noch das zweite Haus des italienischen Parlaments, der Senat, den Maßnahmen erneut zustimmen.
Die neuen Gesetze und Erlasse sehen vor allem eine Einschränkung der Rechte von verurteilten Mafiosi sowie eine Erweiterung der Kompetenzen der Sicherheitskräfte vor. Künftig wird die Polizei auch mit Lauschangriffen und verdeckten Ermittlungen operieren können. Zudem wurde der Schutz von Kronzeugen erweitert.
MAGDEBURG, 5. August (dpa). Die Magdeburger Polizei hat am Mittwoch morgen einen Teil des größten Wohnheims für Asylbewerber in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts geräumt. Als Grund für die großangelegte Polizeiaktion mit etwa 200 Polizeikräften und 20 Fahrzeugen wurden Überbelegung und wiederholte Bürgerklagen über Lärm genannt. Deshalb wurde ein Teil der fast 300 Heimbewohner in ein Lager an der früheren Grenzübergangsstelle in Marienborn (Kreis Haldensleben) gebracht. Die Aktion verlief nach ersten Angaben ohne größere Zwischenfälle.
KÖLN, 5. August (dpa). Die Vorschläge von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) zum Gesundheitswesen laufen nach Ansicht des FDP-Vorsitzenden, Otto Graf Lambsdorff, auf eine Reparaturgesetzgebung und nicht auf Reformen hinaus. Würden Seehofers Vorstellungen umgesetzt, dann sei in rund fünf Jahren die nächste Gesundheitsreform fällig, sagte Lambsdorff am Mittwoch morgen im Deutschlandfunk. Der FDP-Chef forderte, die Explosion der Krankenkassenbeiträge zu stoppen und den Versicherten Anreize für Sparsamkeit im Gesundheitsbereich zu geben. Vor einer Zustimmung der Freien Demokraten im Bundeskabinett seien noch Veränderungen an Seehofers Konzept notwendig, betonte Lambsdorff.
ANKARA, 5. August (dpa). Die bayerische SPD-Abgeordnete Bärbel Narnhammer, die zwei Tage lang von der Polizei der südosttürkischen Provinzhauptstadt Diyarbakir festgehalten worden war, hat sich über die Behandlung durch die Behörden beklagt. In einem Telefonat mit der dpa sagte Frau Narnhammer am Mittwoch morgen, sie könne nicht bestätigen, gut behandelt worden zu sein. Am Montag sei sie vier und am Dienstag acht Stunden lang verhört worden. Die SPD- Politikerin, die nach ihrer Freilassung "so schnell wie möglich nach München" zurückreisen will, wird ein Vertreter der Deutschen Botschaft in Ankara mit dem Auto abholen. Sie war von den Behörden am Montag unter dem Verdacht der Kuriertätigkeit für die separatistische Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) festgenommen worden.
NAIROBI, 5. August (dpa). Zu dringender Hilfe für die von Bürgerkrieg und Dürre heimgesuchte Bevölkerung von Somalia hat die französische Hilfsorganisation Medicins sans Frontieres (Ärzte ohne Grenzen) aufgerufen. Nach dem Besuch einer Delegation der Hilfsorganisation in der Küstenregion südlich der somalischen Hauptstadt Mogadischu berichteten Vertreter der Ärzteorganisation im Afrikadienst des britischen Senders BBC, Tote verwesten dort an den Straßenrändern. Überlebende des eineinhalbjährigen Bürgerkrieges, vor allem ältere Menschen und Frauen, müßten Wasser aus Pfützen trinken und sich von Blättern, Wurzeln und Baumrinde ernähren. Die Mehrzahl der Bevölkerung dieser Gegend sei bereits ein Opfer des Hungertodes geworden.
HAGENOW, 5. August (dpa). Ein Teil der aus Furcht vor rechtsradikalen Übergriffen ins schleswig-holsteinische Lauenburg geflüchteten Asylbewerbergruppe ist in der Nacht zum Mittwoch nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt. Wie der Pressesprecher im Schweriner Innenministerium, Armin Schlender, am Mittwoch sagte, haben etwa 60 Ausländer in ihrer ursprünglichen Unterkunft in Pritzier bei Schwerin übernachtet. Unklar sei, warum die Asylbewerber zurückgekehrt seien, da sie weiterhin auf einer dauerhaften Unterbringung in Schleswig-Holstein bestünden. Der Rest der Gruppe, zu der auch etwa 30 Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien gehören, soll im Laufe des Tages mit Bussen aus Lauenburg abgeholt werden.
MAGDEBURG, 5. August (dpa). Rund 300 Polizisten haben am Mittwoch das größte Asylbewerberwohnheim in Magdeburg teilweise geräumt. 39 der dort lebenden rund 250 Asylbewerber wurden in ein Lager nach Marienborn gefahren, weitere sollen folgen. Die Räumung verlief nach ersten Angaben ohne größere Zwischenfälle.
Nach Angaben des Magistrats sollen aus dem Haus die ledigen Männer ausquartiert werden, um eine Sanierung zu ermöglichen. Insgesamt sollen 169 Männer auf andere Lager verteilt werden. Erste Versuche der Ausquartierung am vergangenen Montag und Donnerstag waren am Widerstand von Heimbewohnern gescheitert.Dynamo half sich selbst Dresden schwimmt auf Welle der Begeisterung
Der 1. FC Dynamo Dresden weiß den Osten im Fußball-Lande hinter sich: Wenn es nach der Zahl der heimlichen Sympathisanten geht, dann dürfte die neue Bundesliga-Saison für die Dresdner kein Problem werden. Die Sachsen spielen als letzter verbliebener Bundesligist für den Osten Deutschlands und bekommen damit in mindestens fünf Bundesländern die Daumen gedrückt. Ob das allerdings reichen wird, um auch im zweiten Jahr die Zugehörigkeit zur Eliteklasse des deutschen Fußballs zu sichern, ist fraglich. Denn sportlich stehen vor dem ersten Anpfiff hinter den Gelb-Schwarzen viele Fragezeichen.
Die Ziele sind klar gesteckt: "Platz zehn bis zwölf ist für uns drin", sagt der neue Mann am Dynamo-Regiepult, Klaus Sammer. Der Vater von Nationalspieler Matthias weiß allerdings auch, wie hoch die Trauben hängen. "Wenn wir einigermaßen gut aus den Startlöchern kommen, haben wir große Chancen, unser Ziel zu erreichen. Wenn der Start schiefgeht, wird es wieder eine Zittersaison." In die gleiche Kerbe schlägt auch Kapitän René Müller: "Unser Ziel kann doch erst mal nur Klassenerhalt lauten. Wer mehr verlangt, verkennt die Realitäten."
Fakt ist, daß die personelle Besetzung der Elbestädter im Vergleich zum letzten Jahr kaum besser geworden ist. dpa
Waffenhändler
Gericht
erlaubt
FRANKFURT A. M., 5. August (dpa). Die Auslieferung von vier mutmaßlichen Waffenhändlern, die in Frankfurt in Haft sitzen, an die US-Justiz ist rechtlich zulässig. Das hat ein Strafsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt heute entschieden.
Die endgültige Entscheidung über das Auslieferungsbegehren der USA trifft nun die Bundesregierung.
Die vier Polen sind nach dem US- Haftbefehl verdächtig, die illegale Lieferung größerer Mengen von Kriegswaffen an Irak verabredet zu haben. Dabei gehe es unter anderem um zwei russische MIG-Jagdflugzeuge, 1000 Raketensysteme, 5000 Granatwerfer und rund 100 000 Maschinengewehre.Filmfestival von Locarno mit Visconti-Klassiker eröffnet
LOCARNO. Mit der Vorführung einer restaurierten Fassung von Luchino Viscontis Klassiker "Der Leopard" ist am Mittwoch abend auf der Piazza Grande von Locarno das 45. Internationale Filmfestival eröffnet worden. Im Wettbewerb um den "Goldenen Leoparden" sind bis zum 15. August neunzehn Filme aus fünfzehn Ländern zu sehen. Das Festival gilt als das wichtigste Filmereignis in der Schweiz.
Der deutsche Film ist mit drei Produktionen "Kinderspiele" von Wolfgang Bekker, "Mau Mau" von Uwe Schrader und "Die Terroristen" von Philip Gröning zahlenmäßig am stärksten im diesjährigen Wettbewerb vertreten. dpa
WARSCHAU, 5. August (dpa). Der polnische Staatspräsident Lech Walesa hat am Mittwoch den bisherigen Befehlshaber des schlesischen Militärbezirks, General Tadeusz Wilecki, zum Generalstabschef ernannt. Er löst General Tadeusz Stelmaszuk ab.
BREMEN, 5. August (dpa). Die Bundesbahn will das Unkraut zwischen den Gleisen umweltfreundlicher als bisher bekämpfen. Am Mittwoch stellte die DB in Bremen den Versuchszug "TIK 91" (Thermische Infraplus-Kontrolle) vor, der mit Hilfe von Infrarotstrahlen das störende Kraut beseitigen soll. Bisher seien zur "Gleisentkrautung" jährlich rund 300 Tonnen Herbizide gezielt eingesetzt worden, sagte ein DB-Sprecher. Die Bekämpfung der Pflanzen sei für eine stabile Gleislage notwendig und gewähre einen sicheren Betriebsablauf.
Der Versuchszug ist 1,6 Millionen Mark teuer. Bei der neuartigen Methode gerinnt das pflanzliche Eiweiß, wodurch die Zellen absterben. Viermal muß die Behandlung während der Vegetationsperiode zwischen März und August wiederholt werden, um das Aufkeimen des Krautes auszuschließen. Der "TIK 91" wird von sechs Personen bedient und hat eine Arbeitsgeschwindigkeit von 1,5 bis 4,5 Kilometer pro Stunde. Bei dem Projekt, das von der Bremer Universität betreut wird, sollen in diesem Jahr 200 Kilometer Gleise bearbeitet werden.
Zur Person:
BRINDISI, 5. August (dpa). Das Überwachungsnetz des NATO-Schiffsverbandes für das UN-Embargo gegen Serbien und Montenegro in der südlichen Adria ist jetzt lückenlos. Das stellte der Kommandant der deutschen Fregatte "Niedersachsen", Jan-Pieter Scharf, am Mittwoch in einem dpa-Interview an Bord seines Schiffes fest. Die "Niedersachsen" ist am Mittwoch mittag in ihrem Einsatzgebiet vor der montenegrinischen Küste eingetroffen. Die Fregatte hat den Zerstörer "Bayern" abgelöst.
Scharf erläuterte, daß der internationale Schiffsverkehr "nunmehr äußerst gut unter Beobachtung" sei. Auch Küstengebiete würden überwacht. Es gebe aber Schlupflöcher innerhalb der Hoheitsgewässer Rest-Jugoslawiens und Albaniens. Der Handelsverkehr in Richtung Rest-Jugoslawien sei stark zurückgegangen. Die meisten Handelsschiffe würden bereitwillig Auskunft über ihre Ladung und ihren Zielhafen geben.
BERLIN (dpa). Die Berliner Justiz hat gegen einen 51jährigen Kaufmann Anklage erhoben, der 1991 versucht haben soll, im großen Stil die Treuhandanstalt zu betrügen. Der vermögenslose Mann habe bei Vertragsverhandlungen eine offenbar gefälschte notarielle Bestätigung vorgelegt, wonach er über 200 Millionen Dollar Investitionskapital verfüge, teilte Justizsprecher Bruno Rautenberg mit. Allerdings habe die Treuhand dem Beschuldigten nur das Hotel Strandperle in Graal-Müritz an der Ostsee übereignet. Danach habe er sogleich versucht, Vermögenswerte des Hotels zu veräußern.
In fünf weiteren Fällen habe der Angeklagte, der seit Ende Oktober in Untersuchungshaft sitzt, der Breuel-Behörde Angebote für den Kauf von Firmen oder Hotels unterbreitet, hieß es weiter. Dazu gehörten auch das Hotel Neptun in Warnemünde für 60 Millionen sowie die Rostokker Getreide- und Futtermittel GmbH für 20 Millionen Mark. Betrogen haben soll der Mann auch einen Auto- und einen Möbelhändler. Mit beiden habe er Verträge im Wert von rund einer Million Mark abgeschlossen.
Die Hauptverhandlung soll am 11. August beim Berliner Landgericht beginnen.
Vor den abschließenden Wertungsflügen der Deutschen Meisterschaft im Segelfliegen der Damen und Doppelsitzer am Donnerstag liegt Anett Arndt (Klix) in der Clubklasse weiter souverän in Führung. Nach ihrem Tagessieg im siebten Durchgang über 217 km dürfte ihr der Titel nicht mehr zu nehmen sein. Die Sächsin hat in der Gesamtwertung 1894 Punkte und liegt klar vor Andrea Brockmann aus Hamm (1408,9).
In der Standardklasse der Frauen gab es einen Wechsel an der Spitze: Der Sindelfingerin Katrin Keim (Gesamt: 2955,5 Punkte) reichte ein zweiter Platz, um die bisher führende Cornelia Schaich aus Stuttgart abzulösen. Zweite ist Maike Hohn (Hammelburg/2775,2).
Der Hamburger Klaus Tesch (2010,8 Punkte) liegt vor dem letzten Flug auf Rang eins in der Doppelsitzerklasse knapp vor Christine Kropp (Weser Fluggemeinschaft/1959,5). Die Tagesaufgabe mit einem Vierecksflug über 261,6 km erledigte Karsten Köppel aus Berlin am besten. Tesch wurde Dritter. dpa Aminde fliegt ganz vorne
Jochen Aminde aus Darmstadt übernahm am Dienstag dank des besten Tagesergebnisses die Führung in der Segelflug-Meisterschaft in der Clubklasse.
MÜNCHEN, 5. August (dpa). Gut vier Wochen nach dem umstrittenen Münchner Kessel hat ein Polizeioffizier harte Kritik an Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) geübt. Der Polizeiführer im Bundesgrenzschutz, Rudolf Ochs, schrieb in der neuesten Ausgabe der Verbandszeitung der Gewerkschaft der Polizei, der Kessel und die Festnahme von knapp 500 Gegnern des Wirtschaftsgipfels beim Eröffnungszeremoniell am 6. Juli seien maßgeblich gesteuert worden durch "die harte bayerische Linie" - und die habe der Ministerpräsident "höchstpersönlich" ausgegeben.
Ochs war nach eigenen Angaben an dem Einsatz beteiligt. Dagegen teilte die Münchner Polizei am Mittwoch mit, Ochs und seine Einheit hätten während des Kessels keinen Dienst gehabt.
Die 482 festgenommenen Gipfelgegner waren nach mehreren Stunden im Polizeigewahrsam auf richterliche Weisung wieder freigelassen worden. Gegen sie laufen noch Ermittlungen. Auch gegen Streibl, Innenminister Edmund Stoiber und Polizeichef Roland Koller wurden von Festgenommenen und Augenzeugen Anzeigen erstattet.
Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber qualifizierte Ochs' Vorwürfe als "unverschämtes Verhalten" eines einzelnen BGS-Beamten.
ROM, 5. August (dpa/Reuter). Nach 16jährigem Bürgerkrieg, der das Land nahezu total zerstört hat, haben die Führer der verfeindeten Parteien Mosambiks am Mittwochmittag offiziell in Rom Verhandlungen über eine Friedenslösung aufgenommen. Präsident Joaquin Chissano und der Führer der Renamo-Rebellen, Alfonso Dhlakama, hatten bereits in der Nacht stundenlang über eine friedliche Beendigung des Krieges verhandelt.
Wie schon bei diesem ersten Treffen nahm bei den am Mittag eröffneten Gesprächen auch der Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, teil. Anwesend waren auch Italiens Außenminister Emilio Colombo sowie die Außenministerin von Botswana, Gapositwe Chiepe. "Das Ende des Krieges in Mosambik ist nah", hatte am Morgen der britische Geschäftsmann Tiny Rowland gesagt, der bei den nächtlichen Verhandlungen im Grand Hotel von Rom ebenfalls dabeigewesen war.
Chissano und Dhlakama waren am Dienstag in Rom zu dem historischen Gipfeltreffen über einen Frieden für das ostafrikanische Land eingetroffen. In den vergangenen Jahren verloren Schätzungen zufolge bei den Kämpfen rund eine Million Menschen ihr Leben, eine noch größere Zahl wurde verletzt. Colombo sprach von einer "historischen Begegnung und einer nicht wiederholbaren Gelegenheit, endlich den Friedensprozeß abzuschließen, auf dessen Ende nicht nur das Volk von Mosambik, sondern ganz Afrika ungeduldig wartet".
Bei den bisherigen Friedensgesprächen in Rom unter Vermittlung der katholischen Basisgemeinde San't Egidio sowie des italienischen Außenministeriums wurden seit 1990 mehrere Zwischenprotokolle und regionale Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Über die zentralen Fragen wie die künftige Verfassung oder die Zusammensetzung der Streitkräfte gab es bisher noch keine Einigung.
Kurz vor dem Friedensgipfel haben Soldaten der Rebellen-Organisation Renamo bei einem Überfall auf eine Ortschaft 16 Menschen getötet. Journalisten des mosambikanischen Rundfunks berichteten am Dienstag, rund 70 Mitglieder der Renamo hätten die Polizeistation sowie mehrere Privathäuser in Catembe nahe der Hauptstadt Maputo überfallen.
DÜSSELDORF, 5. August (dpa). Verstoßen deutsche Friseure gegen das Grundgesetz? Eine Essenerin ist davon überzeugt und wandte sich an den Petitionsausschuß des nordrhein-westfälischen Landtags. Ihr Argument: Für einen Damenhaarschnitt kassieren die Friseure 30 bis 60 Prozent mehr als für eine Herrenfrisur. Das sei ein glatter Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz in Artikel 3 des Grundgesetzes, folgerte die Kundin. Zwei NRW-Ministerien mußten sich des heiklen Themas annehmen.
Das Düsseldorfer Frauenministerium sieht die Beschwerde der verärgerten Petentin als "unter gleichstellungspolitischen Gesichtspunkten prinzipiell berechtigt" an. Das Wirtschaftsministerium dagegen empfiehlt den Preisvergleich. Denn: "Die allgemein höheren Preise für Frauenhaarschnitte stellen in der Regel keinen Verstoß gegen das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen dar." Außerdem sei die Einrichtung eines Damensalons im Durchschnitt aufwendiger.
KÖLN. Nach elfmonatiger Umbau- und Renovierungszeit soll das Erzbischöfliche Diözesanmuseum in Köln am 9. Oktober mit einer Ausstellung kostbarer mittelalterlicher Handschriften aus der vatikanischen Bibliothek wiedereröffnet werden. Wie eine Museumssprecherin in Köln mitteilte, sind die meisten Ausstellungsstücke - 88 teilweise großformatig bebilderte Prachtbände zum Thema "Liturgie und Andacht" aus der Zeit vom 6. bis zum 16. Jahrhundert - noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt worden. dpa
Das Tauziehen um Diego Maradona soll in der nächsten Woche möglicherweise auf einem "Gipfeltreffen" in der Schweiz beendet werden. Der Präsident des argentinischen Fußballverbandes (AFA), Julio Grondona, hat nach argentinischen Presseberichten vom Mittwoch in einem Fax an Maradonas Klub SSC Neapel vorgeschlagen, daß sich Vertreter des Vereins, des italienischen und argentinischen Verbands mit dem Weltfußballverband FIFA und Maradonas Manager Marcos Franchi in Zürich treffen, um die festgefahrene Situation um den 31jährigen Stürmer endgültig zu klären. Grondona liege die Kopie eines Schreibens des SSC Neapel an die FIFA vor, in dem der süditalienische Verein eine Freigabe Maradonas ablehnt.
Maradona, der fünfzehn Monate lang wegen Kokain-Mißbrauchs gesperrt war, hat noch einen bis Mitte 1993 gültigen Vertrag mit Neapel. Er weigert sich aber, wieder nach Italien zurückzukehren. "Ich finde, es ist an der Zeit, direkt in die Angelegenheit einzugreifen", meinte Grondona, der die Entscheidung Maradonas, nicht mehr nach Italien zurückzukehren, unterstützt. Der Präsident der AFA und Vizepräsident der FIFA versicherte, er sei bereit, an einem Treffen Montag oder Dienstag in der Schweiz teilzunehmen.
Die Aussichten, daß Maradona beim spanischen Erstligisten FC Sevilla spielen könnte, scheinen gesunken zu sein. Der argentinische Trainer des Vereins, Carlos Bilardo, soll sich in diesem Sinne geäußert haben. Sevilla, so heißt es in der italienischen Presse, habe angeblich nur 7,8 Millionen Mark für Maradona geboten.
Neben dem französischen Meister Olympique Marseille sollen jetzt auch Real Madrid sowie der argentinische Verein Boca Juniors Interesse an dem Ausnahme-Fußballer bekundet haben. Neapels Präsident Corrado Ferlaino hat einen Wechsel des Stürmerstars zu einem anderen europäischen Verein unterdessen strikt abgelehnt. dpa
DOPPELSITZERKLASSE: 1. Tesch (Hamburg) 2010,8 Punkte; 2. Kropp (Weser) 1985,9; 3. Balz (Kirchheim/Teck) 1959,5
CLUBKLASSE, Frauen 1. Arndt (Klix) 1894,0 Punkte: 2. Brockmann (Hamm) 1408,9; 3. Casper (Pfinzgau) 1191,6
FAI 15-Meter-Klasse: 1. Thomas (Saarbrükken) 2984,4 Punkte; 2. Zimmermann (Bremen) 2944,6; 3. Klossok (Dinslaken) 2928,2
STANDARDKLASSE: 1. Keim (Sindelfingen) 2955,5 Punkte, 2. Hohn (Hammelburg) 2775,2; 3. Müller (Celle) 2545,6.
WARSCHAU, 5. August (dpa). Die Fronten der Streiks in Polen haben sich am Mittwoch weiter verhärtet. Im Kupfergebiet von Lüben (Lubin) waren die Tore des Kupferkombinats geschlossen. Als Vertreter des Staates - noch Eigentümer des Kombinats - sagte Außenhandelsminister Janusz Lewandowski, wegen des bereits 17 Tage dauernden Streiks werde man wahrscheinlich nicht einmal mehr die zugesagte Lohnerhöhung von 614 000 Zloty (68 Mark) monatlich zahlen können. Die Belegschaft von mehreren Kohlebergwerken in Oberschlesien hat sich mit den Kupferkumpeln solidarisch erklärt. Am Mittwoch fand im Bergwerk "Chalkowice" in Rybnik ein einstündiger Warnstreik statt. Auch in der Autofabrik Tychy, wo FIAT-Kleinwagen hergestellt werden, und in den Rüstungswerken Mielec zeichnete sich kein Ende des Ausstandes ab.
Die Unzufriedenheit der Arbeiter wächst wegen steigender Lebenshaltungskosten und drohender Arbeitslosigkeit. Die Reallöhne sind nach Angaben des statistischen Hauptamtes im letzten Halbjahr um sieben Prozent gesunken.
HEIDELBERG, 5. August (dpa). Die US-Armee wird zwischen Oktober 1992 und September 1993 mindestens 116 weitere Einheiten mit knapp 12 000 militärischen Planstellen aus Europa abziehen. Das teilte das Hauptquartier der US- Armee in Europa (USAREUR) am Mittwoch in Heidelberg mit. Es handelt sich bis auf wenige Ausnahmen um in der Bundesrepublik stationierte Einheiten.
Insgesamt soll die Stärke der in Europa stationierten Einheiten der US-Armee von 213 000 Personen im Jahr 1990 auf 92 000 bis 1995 verringert werden. Nach Angaben des Hauptquartiers ist der größte Teil des Truppenabzugs bereits vollzogen. Ende Juli seien noch gut 126 000 amerikanische Soldatinnen und Soldaten in Europa stationiert gewesen.
Ski-Slalom-Spezialist Armin Bittner hat sich beim Training in Neuseeland einen Kreuzbandanriß im linken Knie zugezogen. Seinen Angaben zufolge muß er eine sechs- bis achtwöchige Trainingspause einlegen.
RIO DE JANEIRO, 5. August (dpa). Der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff stand nach eigenen Angaben unter massivem Druck des Franziskanerordens, bevor er sich entschloß, sein Priesteramt aufzugeben und die Ordensgemeinschaft zu verlassen. In einem dpa-Interview wies der 53jährige am Mittwoch Darstellungen des Franziskanerordens zurück, es habe keine Pressionen gegen ihn gegeben.
Der Theologe hatte seinen Schritt Anfang Juli damit begründet, er könne in der Kirche nicht frei sprechen. Die von Boff vertretene Befreiungstheologie wird vom Vatikan vor allem wegen marxistischer Ansätze bekämpft.
SIGMARINGEN, 5. August (dpa). Ein drei Tage alter Säugling ist bei Sigmaringen von einem oder mehreren Hunden seiner Eltern zu Tode gebissen worden. Laut Polizeibericht vom Mittwoch hatte der Vater den neugeborenen Jungen und dessen zweieinhalb Jahre alten Bruder am Dienstag mit in den geräumigen Hundezwinger genommen, um seine frei im Zwingergelände umherlaufenden sieben Huskies an die Kinder zu gewöhnen.
Während der Vater im Zwinger Reparaturen ausführte und die Mutter im eingezäunten Areal arbeitete, war das schlafende Baby im Hundegebäude in einer Tragetasche auf dem Tisch abgestellt. Als die Mutter nach einiger Zeit nach dem Baby sah, lag es blutüberströmt auf dem Fußboden neben der Tasche. Die Ärzte konnten nur noch den Tod des Babys feststellen, das am ganzen Körper zahlreiche Hundebisse aufwies. Die Polizei prüft nun auch ein etwaiges schuldhaftes Verhalten der Eltern.
HANNOVER, 6. August (dpa). Auch Hannovers Schulkinder bekommen jetzt die Finanzmisere der Landeshauptstadt zu spüren. Vom 1. September an werden die Fenster in den 160 hannoverschen Schulen nicht mehr geputzt, teilte die Stadtverwaltung jetzt mit. Der Verzicht auf die Glasreinigung ist zunächst bis Jahresende vorgesehen. Gleiches gilt für Verwaltungsgebäude, Freizeitzentren und Altenheime. Insgesamt will die Stadt damit eine halbe Million Mark des 19 Millionen Mark umfassenden Reinigungshaushaltes einsparen.
LONDON, 6. August (dpa). Nach einem neuerlichen Anschlag auf einen Journalisten der türkischen Tageszeitung "Ozgur Gundem" hat das Internationale Presse- Institut (IPI) die türkische Regierung aufgefordert, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Burhan Karadeniz war am Mittwoch morgen angeschossen und schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden, wie aus einem in London veröffentlichen Schreiben von IPI-Direktor Peter Galliner an den türkischen Ministerpräsidenten Süleyman Demirel hervorgeht.
"Erst vor kurzem sind zwei andere Journalisten von "Ozgur Gundem" - Hafiz Akdemir und Yahya Orhan - erschossen worden, aber es gab keine Erklärung Ihrer Behörden, in der diese unerhörten Mordtaten verurteilt worden wären", heißt es in dem Schreiben. Das IPI vertritt Publizisten in aller Welt.
PARIS, 6. August (dpa). Mit Angriffen der Verteidigung auf die französische Regierung ist am Mittwoch in Paris der Prozeß um die Aids-Infizierung von Bluterkranken mit virusverseuchten Blutpräparaten zu Ende gegangen. Der Anwalt Francois-Xavier Charvet verlangte Freispruch für den hauptangeklagten ehemaligen Forschungsdirektor des Transfusionszentrums CNTS, Michel Garretta. "Wir kämpfen gegen die Staatslüge, gegen die Politiker, die sich hinter Doktor Garrettas Bart verstecken", sagte Charvet. Garretta sei nur der Sündenbock.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Höchststrafe von vier Jahren Haft zuzüglich 500 000 Franc (150 000 Mark) Bußgeld verlangt. Die Urteilsverkündung wurde auf den 23. Oktober angesetzt.
ROM, 5. August (dpa). Die Bemühungen zur Beendigung des 16jährigen Bürgerkriegs in Mosambik, der das Land fast vollständig ruiniert hat, standen am Mittwoch abend beim Gipfeltreffen der Bürgerkriegsparteien in Rom offenbar vor einem Durchbruch. Nach ersten Gesprächen zwischen dem Präsidenten des südostafrikanischen Staates, Joaquim Chissano, und dem Führer der RENAMO-Rebellen, Afonso Dhlakama, am frühen Mittwoch morgen und am Nachmittag sagte ein Mitglied der Vermittlergruppen, man könne "Hoffnung haben, daß noch diese Woche, vielleicht bis Freitag, ein gemeinsames Kommuniqué verabschiedet werden kann".
Die Verhandlungen seien in einem "sehr positiven Klima verlaufen", sagte der Sprecher des italienischen Außenministeriums, Bruno Cabras. Beide Seiten seien sich mit viel Vertrauen entgegengekommen. Er zitierte den RENAMO-Führer Dhlakama mit den Worten: "Wir werden nicht mit leeren Händen nach Hause zurückkehren." Dank der Vorverhandlungen gebe es Einigkeit über die Schaffung eines demokratischen Systems in Mosambik, die Abhaltung von Wahlen und die Zusammensetzung der Streitkräfte, berichtete das Mitglied der Vermittlergruppen, das namentlich nicht genannt werden wollte. Unklar seien noch Fragen wie die Überwachung der Wahlen und die Rolle der Polizei. "Die Ausrufung eines Waffenstillstands ist ein politisches, nicht ein militärisches Problem", hieß es.
"Das Ende des Krieges in Mosambik ist nah", sagte schon am Morgen der britische Industrielle Tiny Rowland. Der Chef des britischen Lonrho-Konzerns, der in Mosambik engagiert ist, hatte an den nächtlichen Gesprächen im Grand-Hotel teilgenommen.
Wie schon bei diesem ersten Treffen nahm bei den am Mittag eröffneten Gesprächen auch der Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, teil. Anwesend waren auch Italiens Außenminister Emilio Colombo sowie die Außenministerin von Botswana, Gapositwe Chiepe.
Während in Rom die Verhandlungen begannen, wurden aus Mosambik neue blutige Zwischenfälle gemeldet. In Catembe, nahe der Hauptstadt Maputo, sollen bei einem Angriff von RENAMO-Guerilleros 16 Menschen getötet worden sein, berichtete der italienische Rundfunk.
NEW YORK, 6. August (dpa). Der amerikanische Anti-Raucher- Aktivist Ahron Leichtman hat am Mittwoch in Cincinnati eine Radioanstalt verklagt, weil ihm während eines Interviews des Senders Zigarrenrauch ins Gesicht geblasen wurde. Nach Darstellung seines Anwaltes wird Anrauchen damit erstmals als körperliche Attacke zum Gegenstand eines Verfahrens. Leichtman, Gründer der Vereinigung "Bürger für eine tabakfreie Gesellschaft", war am 21. November letzten Jahres in einer Talkshow interviewt worden. Währenddessen, so der Kläger, habe ihm ein Mitarbeiter der Anstalt auf Drängen des Interviewers absichtlich Rauch direkt ins Gesicht geblasen.
NIENBURG, 6. August (dpa). Ein 19jähriger Autofahrer hat am Mittwoch in Nienburg/Weser zwei Radfahrerinnen mit seinem Fahrzeug erfaßt und getötet. Offenbar wollte der Mann sein an diesem Tag gerade gekauftes Auto ausprobieren, teilte die Polizei mit. Der Wagen sei aus ungeklärter Ursache auf einer geraden und relativ ruhigen Straße ins Schleudern gekommen. Die beiden älteren Frauen, die dem Mann entgegengefahren waren, starben noch an der Unfallstelle.
Der 19jährige flüchtete nach dem Unfall. Er stellte sich am Abend in Hannover der Polizei.
BONN, 5. August (dpa). Stellenangebote dürfen aus Sicht der SPD-Bundestagsabgeordneten Monika Ganseforth Frauen nicht ausschließen. Deshalb müsse eine verpflichtende Vorschrift zur geschlechtsneutralen Ausschreibung von Arbeitsplätzen die bislang geltende Soll-Vorschrift ablösen, erläuterte Frau Ganseforth am Mittwoch in Bonn. Mit Hinweis auf fehlende Facharbeiter rief sie vor allem Handwerksbetriebe auf, in ihren Stellenanzeigen Frauen deutlich anzusprechen. Arbeitsverhältnisse ohne Sozialversicherung und Lohnsteuerkarte, die vorrangig Frauen angeboten würden, müßten aufgehoben werden.
Hintergrund dieser Forderungen ist eine Untersuchung von mehr als 1200 Stellenanzeigen in zwölf Lokalzeitungen, die die Abgeordnete unter dem Motto "Dynamischer Abteilungsleiter und freundliche Aushilfe gesucht" vorstellte. Die Studie habe eine Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt bewiesen. Es sei trotz Arbeitskräftemangels in den gewerblich-technischen Berufen immer noch eine Ausnahme, wenn eine Bäckerin, Malerin oder Schlosserin gesucht werde, dagegen würden ehemals typische Frauenberufe meist geschlechtsneutral ausgeschrieben.
Wo Frauen überwiegend für Teilzeitarbeit oder geringer bezahlte Berufe gesucht werden, wird der Studie zufolge oft verlangt, daß die Bewerberin "nett, freundlich, gewandt und fröhlich" sein sollte. Von Männern wird dagegen erwartet, daß sie "dynamisch, qualifiziert, selbständig arbeitend und einsatzfreudig" sind. Hinter diesen Zuordnungen steckten die alten Rollenklischees, meinte die SPD-Politikerin, die darauf hinwies, daß deutliche Aufforderungen an Frauen sich vor allem in Anzeigen von Gemeinden mit Gleichstellungsbeauftragten fänden.
Als weitere Beispiele für frauenfeindliche Werbung zitierte Frau Ganseforth Inserate wie: "Hallo Hausfrauen! Möchten Sie sich neue Kleider kaufen? Wir bieten Ihnen . . ." Oder: "Geeignet für Hausfrauen und Muttis", oder "Mädchen für alles" gesucht.
NEW YORK, 5. August (AFP). Irak hat der US-Luftwaffe vorgeworfen, in der vergangenen Woche Brandbomben im Gebiet von Salamija im Norden des Landes abgeworfen zu haben. Das geht aus einem Brief des irakischen UN-Botschafters Abdul Amir el Anbari an UN-Generalsekretär Butros Ghali hervor, der in New York veröffentlicht wurde.
Das US-Verteidigungsministerium bestritt, daß die Bomben absichtlich abgeworfen worden seien. Sprecher Pete Williams schloß jedoch nicht aus, daß die Brandbomben aufgrund eines technischen Fehlers abgeworfen wurden.
USA und Irak Kooperation bis zuletzt
WASHINGTON, 5. August (AFP). Das US-Verteidigungsministerium hat Berichte bestätigt, daß noch drei Monate vor der Invasion in Kuwait ein Ausbildungs- und Austauschprogramm mit der irakischen Armee geplant war. Der Sprecher des Pentagon, Pete Williams, betonte jedoch, daß die Einzelheiten des Programms noch nicht festgestanden hätten. Verteidigungsminister Richard Cheney und Generalstabschef Colin Powell hätten nichts von den Plänen gewußt, die auf der mittleren Führungsebene ausgearbeitet worden seien.
Die Tageszeitung Washington Post hatte am Dienstag unter Berufung auf geheime Regierungsunterlagen von dem Programm berichtet. Nach einer geheimen Anweisung von US-Präsident George Bush habe der Generalstab in Washington versucht, "den Zugang und den Einfluß" zur irakischen Armee auszubauen.
Nach einem Bericht der britischen Zeitschrift Jane's Defence Weekly umfaßt die irakische Armee derzeit zwischen 350 000 und 400 000 Mann, das sind 40 Prozent der Stärke zur Zeit des Golf- Krieges. Das Blatt berief sich auf Angaben von Personen aus dem US-Verteidigungsministerium. Irak verfüge über 2000 bis 2500 schwere Panzer, mindestens 1500 Geschütze und rund 300 Kampfflugzeuge. Die Luftwaffe zeige Zeichen einer Erneuerung seit dem Ende des Golf-Krieges, hieß es weiter. Die Marine sei dagegen vollständig zerstört worden. Im Bereich der Luftabwehr habe der Irak teilweise wieder seine alte Kapazität. Das Land verfüge über Boden-Luft-Raketen, Luftabwehrartillerie und Radargeräte. In einem Brief an UN-Generalsekretär Butros Ghali warf Irak den USA vor, letzte Woche in Nordirak Brandbomben über Getreidefeldern abgeworfen zu haben. In Washington wurde der Vorfall eingeräumt, jede Absicht allerdings bestritten.
Kalifornien, das Land, das wie kein anderes den amerikanischen Traum von Wohlstand und Glück symbolisierte, ist zum wirtschaftlichen Krisengebiet der Vereinigten Staaten heruntergekommen. Massenentlassungen, gebremstes Wachstum, hochverschuldete Städte, die keinen Haushalt mehr verabschieden können, sind Kennzeichen einer Rezession, wie sie Kalifornien seit der Großen Depression in den dreißiger Jahren nicht mehr erlebt hat.
Nicht nur die schon regelmäßig auftretenden Erdstöße oder die blutigen Unruhen in Los Angeles bewirkten eine Katastrophenstimmung in der Region, aus der immerhin rund zwölf Prozent der Amerikaner stammen, und die bislang einen ebenso hohen Anteil zur gesamten Produktion der Vereinigten Staaten beisteuerte.
Es vergeht kaum eine Woche, in der die 30 Millionen Kalifornier nicht von neuen schlechten Nachrichten getroffen werden. So mußten die größte Sparkasse des Landes und die achtgrößte Bank, die Homefed Bank of San Diego, unter Bundesaufsicht gestellt werden. Die Inflationsrate hat inzwischen eine Höhe von 9,5 Prozent erreicht bei US-weit 7,8 Prozent. Rund 1,3 Millionen Kalifornier haben keinen Job. Im Juli kündigten die großen Flugzeug- und Elektronikhersteller Hughes Aircraft und McDonnell Douglas sowie das Erdölunternehmen Unocal die Entlassung von 15 000 Beschäftigten an.
Hinzu kommen politische Querelen. Der republikanische Gouverneur Pete Wilson und das demokratisch dominierte Abgeordnetenhaus konnten sich im Juli nicht auf Schritte zur Finanzierung des Defizites im Haushalt 1992/93 in Höhe von befürchteten elf Milliarden Dollar (16 Milliarden Mark) einigen. Da kein Etatplan verabschiedet werden konnte, sah sich Gouverneur Wilson gezwungen, zum ersten Mal seit 1936 die Beamten des Staates Kalifornien in Form von Schuldanerkenntnis-Scheinen zu bezahlen.
Die Tourismus-Industrie, die etwa 370 000 Menschen beschäftigt und dem Fiskus bislang pro anno Einnahmen in Höhe von rund sieben Milliarden Dollar bescherte, muß für die laufende Periode einen Einbruch von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr befürchten. Regelmäßig wiederkehrende Erdstöße oder die jüngsten Rassenunruhen schreckten offenbar die Touristen ab. Zu allem Unglück wurden die berühmten Weinanbaugebiete des Landes nun auch noch von der Reblaus befallen.
"Die Rezession in den Vereinigten Staaten hat Kalifornien später als die anderen Bundesstaaten erreicht", erklärt Joseph Wahed, Wirtschaftsexperte der Wells Fargo Bank in San Francisco, die augenblickliche Lage. Als 1990 die ersten Anzeichen einer Konjunkturschwäche sichtbar wurden, hätten es die Unternehmen mit der Angst zu tun bekommen und mit Entlassungen begonnen, sagt Wahed weiter. Seitdem seien im Land mehr als 700 000 Stellen verlorengegangen. Die Auswirkungen der Rezession werden die Strukturprobleme noch verschärfen: Mit McDonnell Douglas, Lockheed, Hughes Aircraft und Northrop haben bedeutende Rüstungsunternehmen der USA in Kalifornien ihren Sitz, die besonders von der Kürzungen der Verteidigungsausgaben in Washington betroffen sind.
Allein Hughes Aircraft hatte in den vergangenen Jahren seine Belegschaft von einst 82 000 auf 60 000 verringert. Die Entlassung von zusätzlich 9000 Kräften wurde bereits angekündigt.
Das Wachstum sei so rasant gewesen, daß ein Einbruch eines Tages unweigerlich kommen mußte, meint der Wirtschaftsfachmann Wahed. Er sieht für die Zukunft keineswegs schwarz. So sei der Außenhandel im ersten Drittel des Jahres um 15 Prozent gestiegen. Die Dienstleistungsbranche, und hier vor allem die Informatik, habe sich trotz Rezession ganz gut behaupten können. Der Aufschwung, da ist sich Wahed sicher, "ist nahe". AFP
KÖLN / SANTIAGO, 5. August (AFP/ Reuter). Der ehemalige DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker glaubt offenbar nicht daran, aus der Untersuchungshaft entlassen zu werden.
"Erich Honecker rechnet selbst nicht mit Haftverschonung", sagte dessen Verteidiger Friedrich Wolff der Kölner Tageszeitung Express. Dagegen hält der Anwalt die seinem Mandanten zur Last gelegten Taten für "nicht strafbar" und glaubt an einen Erfolg der Haftprüfung. Mit der Untersuchungshaft komme Honecker gut zurecht, berichtete Wolff weiter. "Er ist ein Mensch mit einfachen Bedürfnissen. Er trinkt keinen besonderen Wein. Man merkt ihm an, daß ihm das jetzt alles nicht fehlt, er paßt sich den Lebensumständen an. Kontakte zu Freunden und Angehörigen habe Honecker noch nicht. Eine Freilassung Honeckers nach dem Haftprüfungstermin am Donnerstag ist ausgeschlossen. Justizsprecherin Uta Fölster sagte am Mittwoch, der 79jährige müsse schon deshalb im Untersuchungsgefängnis in Berlin-Moabit bleiben, weil gegen ihn ein zweiter Haftbefehl bestehe. Darin wird Honecker die privilegierte Versorgung der SED-Prominenz in Wandlitz vorgeworfen.
Die in Chile lebende Tochter Honekkers will dem Rundfunk zufolge zwei chilenische Fernsehsender wegen Eindringens in ihre Privatsphäre verklagen. Ein Anwalt von Sonya Honecker sagte Radio Cooperativa, Reporter der beiden Sender, die seit der Ankunft von Honeckers Frau Margot das Haus ihrer Tochter in Santiago belagern, hätten ihre Kompetenzen überschritten.
TOKIO, 5. August (AFP). Der stellvertretende russische Ministerpräsident Michail Poltoranin hat vorgeschlagen, die USA in die Verhandlungen über die Kurilen-Inseln einzubeziehen. In einem am Mittwoch in der japanischen Presse veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Novosti erklärte er, Rußland wolle die Zusicherung, daß nach dem Rückzug der russischen Soldaten von den Kurilen keine US-Truppen dort stationiert werden.
Der Vize-Regierungschef forderte auch eine Erörterung der Kurilen-Frage auf dem nächsten Gipfeltreffen der sieben führenden Industrienationen (G-7). Es handele sich nicht mehr um ein bilaterales Problem zwischen Japan und Rußland. Der Konflikt sei auf internationale Ebene ausgedehnt worden, betonte Poltoranin, der in Tokio den Besuch des russischen Präsidenten Boris Jelzin im September vorbereitet.
Kinder in Sarajewo Ruf nach Rettungsaktionen
HALLE, 5. August (AFP). Der Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestages, Wilhelm Schmidt (SPD), hat die Bundesregierung aufgefordert, alle rund 50 000 Kinder, die noch im umkämpften Sarajewo leben, aus der Stadt herauszuholen. Auf deutsche Initiative müsse eine großangelegte, gut koordinierte und abgesicherte Hilfsaktion zur Rettung aller 50 000 Kinder für die Dauer des Bürgerkrieges gestartet werden, sagte Schmidt in einem Interview des in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express vom Mittwoch.
Zu diesem Zweck müsse in Bonn "so schnell wie möglich eine Konferenz für die Sarajewo-Kinder einberufen werden, an der Vertreter der Bundesregierung, der UN und aller deutscher Hilfsorganisationen vom Roten Kreuz bis zur Arbeiterwohlfahrt teilnehmen".
Wenn die Experten-Konferenz ein Konzept zur schnellen Rettung und Unterbringung der Kinder erarbeitet habe, solle Bonn bei den Vereinten Nationen durchsetzen, daß die Kinder mit den Maschinen der UN-Luftbrücke ausgeflogen werden.
Bei der Unterbringung solle die Bundesregierung Druck auf die Europäische Gemeinschaft ausüben. Zur Entlastung kleinerer Staaten sollten "Länder wie die Bundesrepublik" 10 000 bis 15 000 Kinder aufnehmen. Die Kinder von Sarajewo erlitten "schwerste Schäden an Leib und Seele", sagte der Vorsitzende der Kinderkommission. Die von zwei Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt organisierte Evakuierung von 42 Waisenkindern aus der umkämpften bosnischen Hauptstadt kritisierte Schmidt als "fehlerhaft und zum Teil leichtsinnig durchgeführt". Ähnlich äußerte sich die Sprecherin des deutschen Komitees des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, Claudia Oberascher.
CARACAS, 5. August (AFP). In Venezuela ist eine führende Persönlichkeit der sozialdemokratischen Regierungspartei Demokratische Aktion (AD) bei einem Attentat getötet worden. Der 61jährige Wirtschaftsfachmann Marcos Palacios wurde am Dienstag in seiner Wohnung in der Hauptstadt Caracas erschossen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Venpres meldete. Die Polizei nannte zunächst keine näheren Einzelheiten des Anschlags und äußerte sich auch nicht zu den möglichen Tätern. Palacios war Vorsitzender des venezolanischen Volkswirtschaftler-Verbandes.
SAARBRÜCKEN, 5. August (AFP). Trotz des neuen Asylbewerber- Rekords im Juli hat sich der SPD-Innenexperte Willfried Penner gegen eine Grundgesetzänderung ausgesprochen. Sie sei "alles andere als vorrangig", sagte Penner am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk. Statt dessen müßten die Ursachen für die Flüchtlingsbewegungen in den Herkunftsländern beseitigt werden. Im Juli waren annähernd 46 500 Asylbewerber nach Deutschland gekommen, im Juni waren es 31 000. Die Bundesregierung müsse mit ihrer Politik am "Quell des Übels" ansetzen und dort "für vernünftige politische Regelungen" sorgen, forderte der SPD-Politiker.
MEXIKO-STADT, 5. August (AFP). Mit einer spektakulären Operation ist es mexikanischen Ärzten gelungen, den Kopf eines Mannes, der bei einem Verkehrsunfall fast völlig abgeschnitten worden war, wieder anzunähen. Der 36jährige Patient sei inzwischen außer Lebensgefahr teilte das mexikanische Sozialversicherungsinstitut am Dienstag mit. Der Mann war mit seinem Motorrad in einen Stacheldrahtzaun gerast.
Der Draht durchschnitt ihm den Hals von Ohr zu Ohr: Ein Teil der Luftröhre sowie die Speiseröhre, Schilddrüse und beide Kehlarterien wurden durchtrennt. In einem Krankenhaus wurden die Arterien zusammengenäht und eine Sonde in der Luftröhre plaziert.
MEDELLIN, 5. August (AFP). Bei der Explosion einer Autobombe in der kolumbianischen Millionenstadt Medellin sind am Dienstag neun Personen leicht verletzt und Sachschäden in Millionenhöhe angerichtet worden. Die Bombe aus 20 Kilogramm Dynamit sei in einem Pkw in einem Geschäftszentrum der Stadt plaziert worden, teilte die Polizei mit. 15 Geschäfte seien beschädigt worden. Der Anschlag verstärkte in Kolumbien Befürchtungen, nach dem Gefängnisausbruch des Drogenbosses Pablo Escobar könne das Land von einer neuen Terrorwelle der Rauschgiftmafia heimgesucht werden.
Escobar, Chef des berüchtigten Medellin-Kartells, bestritt in einer Mitteilung an Zeitungen von Medellin jede Verantwortung für den Anschlag. Er beschuldigte das konkurrierende Cali-Kartell, hinter dem Anschlag zu stecken.
Die Polizei verfügte nach eigenen Angaben zunächst über keine Hinweise auf die Täter. Es sei der erste Terroranschlag in Medellin seit der Flucht Escobars aus dem Gefängnis von Envigado am 22. Juli.
Escobar wiederholte in seinen Mitteilungen an die Presse seine Bedingungen für eine freiwillige Rückkehr ins Gefängnis. Er fordert von der Regierung Garantien, in seinem Luxusgefängnis in Envigado bei Medellin inhaftiert zu bleiben und nicht an die USA ausgeliefert zu werden. Escobar argumentierte, in einem anderen Gefängnis sei er nicht genügend vor Anschlägen geschützt. Die Regierung von Präsident Cesar Gaviria lehnt jedoch bislang Verhandlungen mit Escobar über Bedingungen für seine Rückkehr ins Gefängnis ab. Sie sicherte ihm jedoch ein faires Verfahren sowie die Unterbringung in einer Haftanstalt zu, in der sein Leben geschützt wäre.
Die Regierung hatte am Dienstag überraschend beschlossen, auf weitere Hilfe der USA bei der Fahndung nach Escobar zu verzichten. Außenministerin Noemi gab dafür keinen Grund an. Nach der Flucht Escobars hatten US-Flugzeuge mit hochmodernen Luftaufklärungsgeräten das Gebiet um Medellin überflogen, was erheblichen Aufruhr auslöste. Der Kongreß sah darin eine "Verletzung der nationalen Souveränität".
BRÜSSEL, 5. August (AFP). Die belgische Regierung will das geltende Asylverfahren verschärfen. Die Ministerrunde habe sich am Dienstag abend auf einen Gesetzesentwurf geeinigt, der im Herbst ins Parlament eingebracht werden soll, teilte das Brüsseler Innenministerium am Mittwoch mit. Demzufolge soll vor allem die Möglichkeit vereinfacht werden, Asylbewerber an der Grenze zurückzuweisen. Asylbewerber sollen an der Grenze "Elemente" präsentieren, die eine politische Verfolgung in ihrem Heimatland glaubhaft erscheinen lassen. An die Vorlage formeller Beweise sei aber nicht gedacht, hieß es im Innenministerium. Erscheint die angebliche politische Verfolgung nicht glaubhaft, könnten dann Asylbewerber einfacher als bislang zurückgewiesen werden.
Gleichzeitig soll die Einspruchsfrist gegen Entscheidungen der belgischen Behörden von 60 auf fünf Werktage verkürzt werden.
HEIDESHEIM, 5. August (AFP). Die Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) hat anläßlich des 47. Jahrestages des Atombombenabwurfs auf Hiroshima die Abschaffung aller Atomwaffen und die Abschaltung aller Atomkraftwerke gefordert. Heute genüge das Vernichtungsarsenal der Nuklearmächte noch immer zur Weltvernichtung und Menschheitsausrottung, erklärten die Ärzte am Mittwoch in Heidesheim. Der einzig wirksame Schutz hiergegen sei die völlige Abschaffung dieser Waffen.
Auch die vermeintlich friedliche Anwendung von Atomenergie bleibe eine tödliche Gefahr, wie Tschernobyl bewiesen habe, meint die Ärzte-Sektion. Jede Form der Atomkraftnutzung sei sozial unverantwortbar. Am 6. August 1945 war zur Zerstörung der japanischen Stadt Hiroshima erstmals eine Atombombe als Kriegswaffe eingesetzt worden.
Gorazde ist die letzte Stadt im Osten Bosnien-Herzegowinas, die der serbischen Strategie der "ethnischen Säuberung" noch nicht zum Opfer gefallen ist. Seit 135 Tagen leistet die mehrheitlich von Moslems bewohnte Stadt der serbischen Belagerung verzweifelten Widerstand. Doch die Tage Gorazdes scheinen gezählt. Wie der Bürgermeister der Stadt, Hadzo Efendic, jetzt über Funk Journalisten in Sarajewo berichtete, gehen die Nahrungsmittel in Gorazde aus. Immer mehr Verletzte müßten sterben, weil es an Medikamenten und Ärzten fehle.
In einem dramatischen Appell wandte sich Efendic an die Weltöffentlichkeit. Wenn die internationale Gemeinschaft jetzt nicht eingreife, werde seine Stadt bald in einen "Friedhof" verwandelt sein. 100 000 Menschen sind nach Angaben des Bürgermeisters seit dem Beginn der Belagerung am 21. März in der Stadt eingeschlossen. Davon sind mehrere zehntausend moslemische Flüchtlinge, die von den Serben aus anderen Orten der Region vertrieben wurden. Vor Ausbruch des Krieges zählte Gorazde 37 500 Einwohner.
Mit täglichen Bombardements versuchen die Serben, den Widerstand der Bevölkerung zu brechen. Die Menschen verbergen sich tagsüber in den Schutzräumen, berichtet Efendic. Erst im Schutz der Dunkelheit wagen sie sich hinaus, um an den wenigen Brunnen Wasser zu schöpfen. Die Versorgung mit fließendem Wasser und Strom ist seit dem 4. Mai in Gorazde unterbrochen. Der Bürgermeister hat es den Menschen verboten, sich aus dem Fluß mit Wasser zu versorgen. Er befürchtet, daß das Wasser durch die zahlreichen im Fluß treibenden Leichen verseucht ist.
Dramatisch zugespitzt hat sich der Mangel an Nahrungsmitteln. Efendic berichtet, daß sich die Menschen in Gorazde hauptsächlich von selbstgezüchtetem Spinat, Kartoffeln und Brot ernähren, das ohne Salz und Hefe gebacken werden mußte. Da die Milch ausgegangen ist, müssen die Kinder mit Tee versorgt werden.
Grausame Zustände herrschen dort, wo die Verwundeten versorgt werden. Das einzige Krankenhaus der Stadt wurde zerbombt, den wenigen Ärzten mangelt es an Arzneimitteln und sterilisierten Verbänden. Gliedmaßen werden den Verwundeten ohne Narkose amputiert. Der Bürgermeister schätzt die Zahl der Toten seit Beginn der Belagerung auf 2000. Die Leichen würden in den Gärten und manchmal sogar in den Straßen begraben. Verletzt seien in der Stadt derzeit 4000 Menschen, davon 1500 schwer.
Dennoch: Die Moral der Menschen bleibt ungebrochen, versichert der Bürgermeister. Aber ohne Hilfe von außen könne Gorazde nicht überleben. Mit einem militärischen Schlag müsse die internationale Gemeinschaft die schweren Waffen des Gegners vernichten, zumindest aber müsse die bosnische Armee mit Waffenlieferungen unterstützt werden. Hadzo Efendic fragt: "Warum läßt die Welt die Serben ungestraft weitermachen?" (AFP
PRETORIA, 5. August (AFP/Reuter/ AP). Mehr als 80 000 schwarze Südafrikaner haben am Mittwoch vor dem Union Building, dem Sitz der weißen Regierung in Pretoria, für eine Demokratisierung des Landes und eine Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit an der Regierung demonstriert. Der Präsident des Afrikanischen National Kongresses (ANC), Nelson Mandela, und sein Stellvertreter Walter Sisulu hatten den kilometerlangen "Marsch für Frieden und Demokratie" angeführt.
Auch in anderen Großstädten wie Johannesburg und Kapstadt beteiligten sich Zehntausende von Schwarzen an ähnlichen Demonstrationen. Etwa eintausend Polizisten und Soldaten hatten den Zug in Pretoria begleitet.
Der 74jährige ANC-Präsident Mandela sprach von den Stufen des Regierungsgebäudes zu den Massen. Er bezeichnete den vorangegangenen zweitägigen Generalstreik als eines der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte der schwarzen Bevölkerung. Dies sei kein Erfolg für den ANC gewesen, sondern für das Volk von Südafrika, sagte der Schwarzenführer weiter. Mandela erneuerte die Forderung nach einer Übergangsregierung der nationalen Einheit unter Beteiligung der Schwarzen. Diese müsse eingesetzt werden, noch bevor die von der Regierung geplanten Parlamentswahlen stattfänden, die zum ersten Mal überhaupt unter Beteiligung der schwarzen Bevölkerung abgehalten werden sollen.
Die Beobachtergruppe der Vereinten Nationen, die sich eine Woche lang in Südafrika aufhält, griff nach eigenen Angaben während des Generalstreiks und der Protestmärsche mehrfach schlichtend in Auseinandersetzungen zwischen ANC-Anhängern sowie Sicherheitskräften oder rechtsextremistischen Weißen ein. Der Sprecher der UN-Gruppe, der Nigerianer Hisham Omyad, lobte die Polizei für ihr "professionelles Vorgehen" bei der Bewältigung kritischer Situationen.
Südafrikas weiße Regierung hat dem ANC und seinen Verbündeten vorgeworfen, mit dem Generalstreik die Gewalt im Lande zu schüren. Gleichzeitig schlug Präsident de Klerk versöhnliche Töne an. Auf einer Pressekonferenz sagte er, die Verhandlungen mit dem ANC müßten dringend wieder aufgenommen werden. Er sei bereit, "schon morgen" an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Nach Angaben des ANC, der gemeinsam mit der Kommunistischen Partei und dem Gewerkschaftsdachverband COSATU zu dem Generalstreik am Montag und Dienstag aufgerufen hatte, beteiligten sich vier Millionen der insgesamt sechs Millionen schwarzen Arbeiter an dem Ausstand. ANC-Generalsekretär Cyril Ramaphosa wertete die Arbeitsniederlegungen als vollen Erfolg. Der Minister für Recht und Ordnung, Hernus Kriel, erklärte demgegenüber, die Regierung sei immer noch im Vollbesitz der Macht und sitze fest im Sattel.
Am Mittwoch normalisierte sich das Leben in den Schwarzensiedlungen wieder. Die Geschäfte waren wieder geöffnet. Der südafrikanische Arbeitgeberverband teilte mit, der Gesamtschaden durch den Streik sei erst zu beziffern, wenn die Proteste ganz beendet seien.
MOSKAU, 6. August (AFP). Mit gewerkschaftlich organisierten Aktionen haben am Mittwoch Bauern in ganz Rußland auf ihre derzeitigen Schwierigkeiten aufmerksam gemacht.
Wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete, forderten die Landwirte eine Erhöhung der staatlichen Beihilfen, die Begleichung der Schulden aus dem Jahr 1991, niedrigere Steuern und die Privatisierung der Landwirtschaft.
Die Lage sei sehr kompliziert und gespannt, sagte der russische Vize-Präsident Alexander Ruzkoj bei einer Arbeitssitzung im Kreml. Der Mangel an Kraftstoff und Ersatzteilen lähme die russische Landwirtschaft. Derzeit seien nur zwei Drittel der Maschinen zum Ernteeinsatz bereit. Der Viehbestand sei um 27 Prozent zurückgegangen.
In Moskau demonstrierten mehrere hundert Bauern vor dem Regierungssitz. Auch in Sankt Petersburg, Wladimir, Wladiwostok, Krasnojarsk und Barnul fanden Kundgebungen statt. In der Wolga-Region und in Sibirien beschlossen die Bauern, ihre Milchlieferungen für drei Tage, die Fleischlieferungen für einen Monat und die Weizenlieferungen bis zu einer Preiserhöhung auszusetzen.
PERRYVILLE, 6. August (AFP). Generalstabsmäßig hatten drei Jugendliche in den USA ihren Bankraub geplant. Ein Zwölfjähriger, der den Plan ausgearbeitet hatte, sein 14jähriger Bruder und ein 13jähriger Freund der beiden beschafften sich Masken und eine abgesägte Schrotflinte und überfielen eine Bank in Perryville (Maryland). Doch die Aktion ging schief und die drei Jugendlichen wurden von der Polizei geschnappt. Das Taxi, das sie mangels eines erwachsenen Fluchtfahrers bestellt hatten, kam nicht rechtzeitig . . .
PARAMARIBO, 6. August (AFP). Vertreter der Regierung von Surinam und von zwei Rebellengruppen haben in Lelydorp ein Friedensabkommen paraphiert. Wie die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete, sollte der Vertragsentwurf umgehend dem Präsidenten des südamerikanischen Landes, Ronald Venetiaan, vorgelegt werden. Am heutigen Freitag sollten Venetiaan, der Chef des aus den Nachfahren schwarzer Sklaven bestehenden "Dschungelkommandos", Ronnie Brunswijk, und der Chef der Indio-Guerilla "Tucajana Amazone", Thomas Sabajo, das Abkommen unterzeichnen.
Darin vereinbaren die Kontrahenten nach Angaben des niederländischen Fernsehens auch, die nach 1985 von illegalen Gruppen und dem Militär verübten Verbrechen nicht mehr strafrechtlich zu verfolgen. Die Amnestie soll für Menschenrechtsverstöße jedoch nicht gelten. Das Abkommen sehe zudem vor, daß die Rebellen binnen zwei Wochen unter Aufsicht der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ihre Waffen abgeben.
BONN, 6. August (AFP). In Bonn rollt am Donnerstag nachmittag die zweite Aufnahmeaktion für 5000 Kriegsflüchtlinge aus Bosnien- Herzegowina an. Der erste Sonderzug soll um 13.30 Uhr vom Bonner Hauptbahnhof ins kroatische Karlovac abfahren. Im Abstand von zwei Stunden sollen zwei weitere Züge folgen, am Freitag die nächsten drei. Die ersten gut 800 Flüchtlinge sollen Samstag früh in Osnabrück eintreffen. Der letzte Sonderzug wird am Sonntag abend in Neumünster (Schleswig-Holstein) erwartet. Die Flüchtlinge werden nach den Asylbewerberquoten auf die Bundesländer verteilt. Danach kommen die meisten - mehr als tausend - ins bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen.
FRANKFURT A. M., 5. August (lhe). Bei einem Brand in der Frankfurter Oper ist in der Nacht zum Mittwoch ein Sachschaden von rund 50 000 Mark entstanden. Wie die Feuerwehr berichtete, brach das Feuer in Büroräumen aus, die derzeit renoviert werden. Ein Ausbreiten der Flammen konnte jedoch verhindert werden. Menschen wurden nicht verletzt. Über die Brandursache konnte die Polizei noch keine Angaben machen. Die Oper war 1991 nach einem verheerenden Brand wiedereröffnet worden.
SEGELFLIEGEN
DEUTSCHE MEISTERSCHAFT der Clubklasse, zweiter Wertungsflug über 339 km: 1. Aminde (Darmstadt) auf LS 1f; 90,54 km/h; 777,5 Punkte; 2. Hahn (Amberg) auf ASW 15; 86,63; 759,7; 3. Reich (Freudenstadt) auf H 201 Standard, 86,35; 756,6.
Zwischenstand nach zwei Wertungsflügen: 1. Aminde, 1163,9; 2. Reich, 1146,5; 3. Bender (Oestringen) auf LS 1f, 1124,1.
WIESBADEN. Den Rauschgiftfahndern des hessischen Landeskriminalamtes (LKA) ist es gelungen, drei Kilogramm Heroin in Wiesbaden sicherzustellen. Außerdem seien ein 34 Jahre alter, in den Niederlanden wohnender Türke und eine 49 Jahre alte Holländerin festgenommen worden, berichtete das Amt am Mittwoch in Wiesbaden. Der Türke habe bereits seit einiger Zeit Drogengeschäfte im norddeutschen Raum und in Frankreich abgewickelt.
Als er versucht habe, seinen Absatzmarkt auf das Rhein-Main-Gebiet auszudehnen, sei er den Fahndern ins Netz gegangen, berichtete das LKA. Der Türke habe seinen Kunden eine erste Lieferung von 100 Kilogramm Haschisch und 40 Kilogramm Heroin in Aussicht gestellt.
Bei der Übergabe einer ersten Probe von einem Kilogramm Heroin griff die Polizei zu und fand im Kofferraum seines Wagens noch zwei Pakete mit zusammen zwei Kilogramm des Rauschgifts. Die Frau hatte für ihn den Transport über die Grenze an einer Stelle übernommen, wo es keine Zollkontrollen mehr gibt. lhe
328 Menschen sind von Januar bis Juni dieses Jahres bei Verkehrsunfällen in Hessen getötet worden. Das seien fünf Prozent weniger als im ersten Halbjahr 1991, berichtete das Statistische Landesamt in Wiesbaden. Insgesamt seien 14 000 Verkehrsunfälle mit Verletzten registriert worden - ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
KASSEL. Walter Hinck, Literaturkritiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sowie emeritierter Professor für Neuere deutsche Sprache und Literatur an der Kölner Universität, erhält den Kasseler Literaturpreis 1992 für grotesken Humor, der mit 15 000 Mark dotiert ist. dpa
&blt; Grafiken von Wolfgang Schmidt
Auftragsarbeiten und freie Werke des 1929 geborenen Grafikers Wolfgang Schmidt sind vom 23. August bis 20. September im Rahmen der Design-Horizonte 1992 beim Deutschen Werkbund in Frankfurt zu sehen. Gezeigt werden Filmplakate, typographische Gedichte und fotografische Bücher des Künstlers, der zum großen Teil mit Siebdruck arbeitet. Das Gros seiner Werke aus der Zeit von 1950 bis 1987 ist schwarz-weiß gehalten (Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr). &blt; Fotos und Gedichte von Marilyn Anläßlich des 30. Todestages von Marilyn Monroe ist vom 11. September an eine Fotoausstellung im Frankfurter Amerika-Haus (Staufenstraße 1) zu sehen. Die Schau zeigt neben Fotos auch Gedichte des amerikanischen Stars. Das letzte Lebensjahr der als Norma Jean geborenen Schauspielerin steht im Mittelpunkt der Ausstellung, mit der der Leihgeber Joachim Bödefeld das Klischee der Monroe als Sexgöttin angreifen will (Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 8.30 bis 17.30 Uhr). &blt; Eugen Bracht zum Gedenken Zum 150. Geburtstag des Landschaftsmalers Eugen Bracht (1842-1921) veranstaltet die Mathildenhöhe Darmstadt vom 20. September bis zum 15. November eine Ausstellung mit Werken des Künstlers.Der Weilburger Handwerkermarkt
Mehr als 50 Handwerker aus Deutschland und dem umliegenden Ausland zeigen am dritten Augustwochenende in Weilburg (Kreis Limburg-Weilburg) ihr Können. Dabei werden durchweg originelle Berufe zu sehen sein, teilte die Stadt mit. Interessierte können etwa einem Hersteller historischer Musikinstrumente, einem Stuhlflechter, einem Holzschuhmachermeister oder einem Zylindermacher auf die Finger schauen. Der Handwerkermarkt beginnt am Freitag, 14. August, in der Stadthalle Weilburg und ist bis Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
ANAHEIM, 5. August (Reuter). Mehr als sieben Tonnen Rauschgift haben die US-Behörden bei der Zerschlagung eines Rauschgiftrings in Kalifornien beschlagnahmt. Ein Mitarbeiter der Polizei von Orange County in Südkalifornien teilte am Dienstag mit, die Drogenhändler hätten mehrere Transport- und Abschleppfirmen sowie eine Buslinie gekauft, um das Rauschgift von Mexiko in die USA zu schmuggeln. Die beschlagnahmten sechseinhalb Tonnen Kokain und fast eine Tonne Marihuana mit einem geschätzten Marktwert von 1,7 Milliarden Dollar (rund 2,5 Milliarden Mark) seien in den doppelten Böden der Fahrzeuge versteckt gewesen.
NEW YORK, 5. August (Reuter). Mehrere US-Fluggesellschaften haben am Dienstag nur wenige Tage nach einer Preissenkung im inneramerikanischen Verkehr auch ihre Flüge nach Europa, in die Karibik und zu anderen außeramerikanischen Zielen verbilligt. Delta Air Lines, Continental Airlines, Trans World Airlines und American Airlines kündigten Preisnachlässe von bis zu 30 Prozent auf diesen Strecken an. Mit der drastischen Preissenkung wollen die Gesellschaften Kunden locken, die wegen der derzeit schlechten Wirtschaftslage weniger reisen.
MEDELLIN, 5. August (Reuter). Der aus dem Gefängnis entflohene kolumbianische Drogen-Boß Pablo Escobar hat seine Beteiligung an einem Bombenanschlag in der Kokain-Metropole Medellin bestritten. In einer Erklärung, die einem Radiosender zugespielt wurde, machte er ein rivalisierendes Drogen-Kartell für den Anschlag verantwortlich, bei dem am Dienstag sieben Menschen verletzt worden waren. Die Kolumbianer wüßten, daß er keine Gewaltaktionen verübe. Dieses Versprechen habe er nicht gebrochen. Der Polizei zufolge war vor einem Einkaufszentrum im exklusiven Vorort El Poblado eine Autobombe explodiert.
MEXIKO-STADT, 5. August (Reuter). Die im vergangenen Jahr in Peru ausgebrochene Cholera-Epidemie ist wegen des regnerischen Sommerwetters derzeit in den tropischen Regionen Mexikos und Mittelamerikas wieder auf dem Vormarsch. Das mexikanische Gesundheitsministerium registrierte seit dem Beginn der Regenzeit im Juni über 200 neue Fälle pro Woche. 19 Personen sind den Angaben zufolge seitdem an der Durchfallerkrankung gestorben. Seit dem Auftauchen der ersten Cholera-Fälle in Mexiko im Juni 1991 haben sich 3200 Mexikaner mit der Krankheit infiziert, die durch verseuchtes Wasser und Nahrungsmittel übertragen wird.
Die am schwersten betroffenen Gebiete Mexikos sind dem Ministerium zufolge die feuchten Küstenstaaten Tamaulipas, Guerrero und der Staat Campeche an der Grenze zu Guatemala.
BRÜSSEL, 5. August (Reuter). Der zairische Präsident Mobutu Sese Seko ist gegen eine Rückbenennung seines Landes in "Republik Kongo". Die zairische Nachrichtenagentur AZAP meldete, der Präsident fordere ein Referendum über die Frage. Die Nationalkonferenz, die die Demokratisierung des Landes vorbereitet, hatte entschieden, den 1971 von Mobutu abgeschafften Namen "Kongo", sowie die alte Flagge und die alte Nationalhymne wieder einzuführen. Mobutu, der das Land seit 1965 mit eiserner Hand regiert, hatte den Namen des Staates im Rahmen einer Kampagne für "kulturelle Authentizität" in "Zaire" umgewandelt.
Die Nationalkonferenz berät diese Woche über Pläne, eine Übergangsregierung zu bilden.
. . . und außerdem Schwere Schlappe für Kolumbus
Auch wenn es die Spanier schmerzen mag, die Dänen bleiben dabei: Nicht Kolumbus, sondern die Wikinger waren zuerst in Amerika. Dänemark nimmt das Kolumbus-Jahr zum Anlaß, der Welt einmal mehr zu zeigen, daß es doch jene wilden Gestalten mit den gehörnten Helmen waren, die die neue Welt entdeckten.
So veranstaltet das Wikingerschiffsmuseum des dänischen Städtchens Roskilde derzeit eine großangelegte Ausstellung, die sechs Wikingerreisen von Grönland über Island nach Nordamerika nachstellt. Bereits vor 1000 Jahren soll das Seefahrervolk dort gelandet sein, und das mit viel kleineren Booten als Kolumbus.
"Wir in Skandinavien sind davon überzeugt, daß die Wikinger Amerika zuerst entdeckten", sagt Keld Hansen, der die Ausstellung leitet. Natürlich bestreitet er nicht, daß das Land eigentlich den eingeborenen Indianer- und Eskimovölkern gehört habe, die es schon lange vor der Ankunft der Wikinger bewohnt hatten und es daher zu Recht als ihr Land betrachteten. Für Hansen ist es archäologisch erwiesen, daß die Wikinger - die damaligen Bewohner Skandinaviens - zu Beginn des elften Jahrhunderts an der Nordostküste Amerikas landeten, nachdem sie Europa durchstreift und Grönland kolonisiert hatten.
Die Ausstellung folgt den Spuren ihrer Pionierfahrten nach Amerika. Der erste unter ihnen soll der Isländer Björn Herjulfsson gewesen sein. Er habe den neuen Kontinent um 980 n. Chr. durch Zufall entdeckt, heißt es. Besser dokumentiert ist die Fahrt von Leif Eriksson, dem Sohn Eriks des Roten und Entdeckers der Insel Grönland, der um 1000 n. Chr. an der nordostamerikanischen Küste gelandet sein soll. Die Wikinger errichteten keine Siedlungen. Dafür erforschten sie weite Teile des Landes, das heutige Rhode Island, Massachusetts, Labrador und Neufundland. Die Ausstellung zeigt ferner Werkzeuge, die in Wikingersiedlungen auf Grönland, Fundstätten in Neufundland und anderen, weitgehend eisbedeckten Gebieten Kanadas entdeckt wurden. Sie sind eine Leihgabe des "Canadian Musuem of Civilisation" in Ottawa.
Das Museum in Roskilde, westlich von Kopenhagen gelegen, besitzt selber fünf eintausend Jahre alte Wikingerschiffe: zwei Kriegs- und zwei Handelsschiffe und ein Fischerboot, die vor 30 Jahren im Fjord von Roskilde gefunden wurden. Eines der Handelsschiffe gilt als das größte seiner Art, das je in Skandinavien entdeckt wurde. Das hochseetaugliche Schiff mißt 17 Meter und ist aus norwegischem Kiefernholz gefertigt. "Solche Boote benutzten die Wikinger auf ihren ersten Überfahrten nach Grönland, Island und später nach Amerika", erklärt Hansen. Zum Vergleich: Die "Santa Maria", mit der Kolumbus den Ozean überquerte, war etwa 36 Meter lang.
CHRISTOPHER FOLLET (Reuter)
Plastikmüll in Öl umwandeln - einer Tochtergesellschaft der Veba Oel gelang dies auf einer Versuchsanlage in Bottrop. Im September wollen die Forscher in den kommerziellen Betrieb einsteigen und allmählich bis Juli 1993 eine Recycling- Kapazität von 40 000 Tonnen im Jahr aufbauen. Angesichts von fast 2,6 Millionen Tonnen Plastikmüll pro anno in Westdeutschland kann dies natürlich nur ein Anfang sein. Wenn jedoch die Wiederverwertung im großen Stil klappen und profitabel sein sollte, könnten bald weitere Anlagen dieser Art entstehen und damit dem Bedarf zum Kunststoff-Recycling gerecht werden.
"Unsere Experimente zeigen, daß Plastik in einem technisch und wirtschaftlich machbaren Maßstab zurück in Öl verwandelt werden kann", sagt Klaus Niemann, Manager bei der Veba-Tochter Kohleoel-Anlage Bottrop. "Wir werden synthetisches Rohöl produzieren und es über Rohrleitungen zu den Raffinerien transportieren." Bei 450 Grad Celsius zerlegten die Forscher im Mai 60 Tonnen zerkleinertes Plastik mittels Hydrierung in seine Bestandteile. Vorteil dieses Prozesses ist, daß verschiedene Plastiksorten nicht getrennt werden mußten. Nur andere Materialien wie Metalle oder Glas waren auszusortieren.
"Technisch gibt es keine Probleme", ergänzt Rolf Holighaus, Chef der Veba Oel Technologie. "Wir haben jetzt einen geschlossenen Produktionskreislauf für Plastik. Die Anlage hat zudem keine Emissionen." Über Kosten und Erträge äußern sich die Veba-Manager nur vage: Sie rechnen mit schwarzen Zahlen.
Mit der Bottroper Anlage, die Ende der siebziger Jahre zur Umwandlung von Steinkohle in Rohöl gebaut worden war, erschließen sich die Veba-Manager ein neues Geschäftsfeld. Durch die Bonner Verpackungsverordnung sind die Hersteller von Kunststoff unter Druck geraten und könnten Erfolge nun beim Recycling gut gebrauchen.
"Wenn wir das Problem lösen, werden wir in einer sehr starken Position sein", hofft Kurt Stepping, Sprecher des Verbandes der kunststoffverarbeitenden Industrie in Frankfurt. "Umweltschutz kostet Geld", sagt er. "Aber die Alternativen sind rar und werden noch teurer." Derzeit produziert die Branche in Westdeutschland pro Jahr 8,6 Millionen Tonnen Plastik. Davon landen knapp 2,6 Millionen Tonnen im Müll: 1,3 Millionen Tonnen auf Deponien und 700 000 Tonnen in Verbrennungsanlagen; erst etwa 600 000 Tonnen werden wiederverwertet.
Die Kundschaft der Plastikproduzenten stellt sich unterdessen angeblich wegen der Bonner Verpackungsverordnung um. Eine Studie der Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD) bei 400 Unternehmen zeigt, daß bereits neue Verpackungsstoffe verwendet werden, die leichter wiederzuverwerten sind. Einige Gesellschaften änderten zum Beispiel das Material bei Flaschen oder Behältern und setzen verstärkt Papier als Umverpackung ein. Die Plastikhersteller selbst verarbeiten weniger Sorten und achten darauf, daß die Stoffe leichter in ihre Bestandteile zu zerlegen sind.
Das in Westdeutschland produzierte Plastik geht vor allem in die Baubranche (25 Prozent). Ein Fünftel wird für Verpakkungen genutzt, 15 Prozent wandern in die Elektroindustrie, zehn Prozent nehmen Farben-Firmen und sieben Prozent Automobilbauer ab. rtr
SAN FRANCISCO, 5. August (Reuter). Insgesamt 26 gewaltige Flächenbrände wüten derzeit in den westlichen Bundesstaaten der USA. Nach Angaben der Behörden vom Dienstag stehen rund 60 000 Hektar in den Bundesstaaten Kalifornien, Washington, Idaho, Nevada und Oregon in Flammen. 10 000 Feuerwehrleute seien im Einsatz. Viele Häuser seien zerstört, Hunderte Menschen hätten evakuiert werden müssen. Am schwersten betroffen war den Angaben zufolge Idaho. Infolge heißer Witterung mit starkem Wind werde es möglicherweise noch zu einer Ausweitung der Brände kommen, durch die schon mehr Wald vernichtet worden sei als im vergangenen Jahr.
MÜNCHEN, 5. August (Reuter). Den Prozessen gegen Erich Honecker und weitere Spitzenfunktionäre der früheren DDR wegen der Mauerschüsse müssen nach Auffassung der CSU weitere Verfahren gegen die Abgeordneten der damaligen Volkskammer folgen. Im CSU-Parteiorgan "Bayernkurier" vom Mittwoch hieß es, die juristische Suche nach den Verantwortlichen für Unrecht zu DDR-Zeiten könne sich nicht darin erschöpfen, Prozesse gegen Honecker und eine Handvoll weitere einzuleiten. "Wo bleiben die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die 500 Volkskammerabgeordneten, deren Wahlperiode am 14. Juni 1981 begann?" fragte die Zeitung.
NÜRNBERG, 5. August (Reuter). Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland lag im Juli erstmals seit Februar wieder über drei Millionen.
Der Präsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, teilte am Mittwoch mit, in den alten Bundesländern sei die Zahl der Arbeitslosen wegen der flauen Konjunktur und aus saisonalen Gründen um 112 200 auf 1,828 Millionen (Juni 1,715 Millionen) gestiegen. In den neuen Ländern führte der Quartalskündigungstermin zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahl um 65 000 auf 1,188 Millionen. Die Arbeitslosenquote lag im Westen bei 6,0 Prozent (nach 5,6 im Juni), im Osten bei 14,6 (13,8) Prozent.
Die Zahl der Kurzarbeiter sank im Westen auf 158 514 (Juni 228 956), im Osten auf 337 760 (Juni 417 383). Die Zahl der offenen Stellen blieb mit 341 458 (355 520) im Westen und 31 223 (31 859) im Osten in etwa konstant. Franke sagte, im Westen habe sich die konjunkturelle Abkühlung ausgewirkt. Dazu seien noch saisonale Einflüsse gekommen. Regierungssprecher Norbert Schäfer wies darauf hin, daß die Zahl der Erwerbstätigen im Westen weiter gestiegen sei. Sie habe um 300 000 über der Vorjahreszahl gelegen.
JERUSALEM, 5. August (AFP/dpa/ Reuter). Unter noch ungeklärten Umständen ist in der Nacht zum Mittwoch ein 24jähriger Palästinenser in einem Gefängnis des israelischen Geheimdienstes Schin Beth in Tulkarm im besetzten Westjordanland gestorben. Ein israelischer Militärsprecher gab einen Asthmaanfall als Ursache für den Tod von Mustafa Barakat an. Er sei weder geschlagen noch gefoltert worden, wurde betont.
Nach Angaben der Familie war Barakat jedoch zum Zeitpunkt seiner Festnahme bei bester Gesundheit. Er war am Montag nach der Rückkehr aus Jordanien vom Geheimdienst vorgeladen und inhaftiert worden. Über die Gründe wurde nichts bekannt. Die israelische Armee leitete eine Untersuchung ein. Die Familie forderte eine Obduktion durch einen ausländischen Experten. In der Heimat Barakats wurde ein eintägiger Streik als Zeichen der Trauer ausgerufen.
Israel werde bei der nächsten Runde der Nahost-Friedenskonferenz die Wahl eines palästinensischen Verwaltungsrates in den besetzten Gebieten vorschlagen, berichtete die Zeitung Jedioth Ahronoth am Mittwoch. Dies sei auf einem Treffen der israelischen Delegation bei den Nahostgesprächen beschlossen worden. Der Verwaltungsrat soll nach dem Bericht den Übergang von der Selbstverwaltung zur Autonomie organisieren.
Die israelische Armee ordnete im besetzten Westjordanland einen Baustopp für alle neuen Privathäuser jüdischer Siedler an.
Faisal Husseini, Chefberater der palästinensischen Vertretung bei der internationalen Nahostkonferenz, erklärte sich am Mittwoch zur Beendigung des Aufstands in den besetzten Gebieten bereit, falls Israel auf bestimmte Unterdrükkungsmaßnahmen verzichtet. Der Nachrichtenagentur AP sagte Husseini, Israel und die Palästinenser könnten dann in weniger als neun Monaten eine Autonomieregelung für das Westjordanland und den Gazastreifen erreichen. Zu den Bedingungen für ein Ende der Intifada gehöre der Verzicht auf Ausgangssperren sowie auf die sogenannte Administrativhaft ohne Anklageerhebung.
HANNOVER/BERLIN, 5. August (Reuter). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) prüft die Stasi-Vorwürfe gegen zwei enge Vertraute des Brandenburger Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD). EKD-Sprecher Peter Kollmar sagte am Mittwoch in Hannover, gegen die Kirchenfunktionäre Hans-Martin Harder und Siegfried Plath seien schon seit längerem Verfahren vor dem Stasi-Vorermittlungsausschuß anhängig. Dies geschehe mit deren Zustimmung. Stolpe selbst nahm die Beschuldigten in Schutz. Einen dritten Stolpe-Vertrauten, den Ex-DDR-Kirchensprecher Rolf-Dieter Günther, forderte die EKD wegen Stasi-Mitarbeit zum Amtsverzicht auf.
Kollmar sagte, auf Wunsch der Pommerschen Landeskirche seien schon vor einigen Wochen Überprüfungsverfahren gegen Harder und Plath eingeleitet worden. Dies sei "sicher nicht gegen deren Willen" geschehen. Harder ist in Greifswald Konsistorialpräsidenten, Plath dort Oberkonsistorialrat. Harder, Plath und Günther gehören zu den acht Vertrauensleuten, die Stolpe zur Rechtfertigung seiner Stasi-Kontakte im Mai der Öffentlichkeit vorgestellt hatte. Die drei werden jetzt selbst beschuldigt, Inoffizielle Stasi- Mitarbeiter (IM) gewesen zu sein.
Stolpe wertete die Vorwürfe gegen Harder und Plath als Angriffe gegen seine Person. Sein Vertrauen zu den beiden sei völlig unerschüttert, sagte er. Er kritisierte die Gauck-Behörde, weil sie Stasi-Akten zu leichtfertig herausgebe.
Günther wurde von der EKD aufgefordert, sein derzeitiges Amt als Referent für das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik "mit sofortiger Wirkung" niederzulegen. Günther habe sich zu regelmäßigen Stasi-Kontakten "ohne Auftrag und Absprache" mit der Kirchenführung bekannt, sagte Kollmar. Auch habe er nach eigenem Bekunden während Synodaltagungen an konspirativen Treffs mit Stasi-Vertretern teilgenommen und Geschenke angenommen. Günther ist derzeit in Urlaub.
BONN, 7. August (Reuter). Führende Rechtsexperten der CDU dringen auf die schnelle Verabschiedung eines Entschädigungsgesetzes für Enteignungen in der ehemaligen DDR. Eine solche Regelung müsse so schnell wie möglich kommen, forderte der Justizminister von Mecklenburg-Vorpommern, Herbert Helmrich, jetzt in Bonn. Helmrich ist zugleich Vorsitzender des Arbeitskreises Christlich-Demokratischer Juristen Deutschlands (BACDJ).
Die Juristenvereinigung der Union fordert eine Gleichbehandlung aller Enteignungen zwischen 1945 und 1989. Eine Regelung müsse sich am 1,3fachen Einheitswert von 1935 orientieren. Auf der Grundlage dieser Ausgangsbasis seien jedoch Staffelungen anzustreben. Diejenigen, die 1952 und 1961/62 von ihrem Eigentum in der Sperrzone der DDR-Grenze vertrieben worden seien, müßten ihr Eigentum zurückerhalten. Gleiches gelte für die enteigneten Besitzer der zum Bau der Mauer benötigten Grundstücke.
NEW YORK, 5. August (Reuter/dpa). Die Vereinten Nationen (UN) verlangen den sofortigen Zugang zu Internierungslagern und Gefängnissen in Bosnien-Herzegowina und anderen Gebieten des zerfallenden Jugoslawien. Der UN-Sicherheitsrat warnte in der Nacht zum Mittwoch die Kriegsparteien vor der Verletzung der Genfer Konvention zum Schutz der Zivilbevölkerung im Krieg. Der Sicherheitsrat reagierte damit auf Berichte, wonach Moslems und Kroaten in serbischen Lagern gefoltert und getötet wurden.
In der Erklärung fordern die UN den "sofortigen, ungehinderten und fortlaufenden" Zutritt zu den Lagern für internationale Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Der Sicherheitsrat warnte, daß jeder, der Menschenrechtsverletzungen begehe, wie sie über die Lager berichtet worden seien, persönlich dafür zur Verantwortung gezogen werde. Auch Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand verlangte eine Inspektion der Lager.
Nach Angaben der bosnischen Regierung gibt es in der Republik 96 Lager, einige weitere in Serbien und Montenegro. In den Lagern hätten die Serben 130 000 Menschen interniert. Die Serben warfen Kroaten und Moslems vor, 6000 serbische Zivilisten in Lagern getötet zu haben.
Die serbische Führung in Bosnien-Herzegowina bot den UN an, jederzeit alle Lager und Gefängnisse auf serbischem Gebiet inspizieren zu können. Wie die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug weiter berichtete, wurde der Sicherheitsrat aufgefordert, auch die moslemischen und kroatischen Lager aufzusuchen.
Vertreter des IKRK haben in Bosnien-Herzegowina bislang neun Gefangenenlager aufgesucht. In den Lagern, von denen eines unter serbischer Kontrolle sei, seien 4300 Menschen interniert, sagte IKRK-Sprecherin Marjorie Martin in Zagreb. Bei den Insassen handele es sich überwiegend um ältere Männer und Frauen. Martin beklagte die Mißhandlung der Menschen sowie mangelnde Hygiene und Verpflegung. Berichte über Hinrichtungen könne das IKRK aber weder bestätigen noch dementieren. Das US-Außenministerium teilte mit, es habe zwar Berichte über Lager eingesehen, könne diese aber nicht bestätigen.
(Kommentar auf Seite 3)
FRANKFURT A. M. (FR). Die Kurse am Frankfurter Markt für Dividendenwerte sind zur Wochenmitte gemessen am Deutschen Aktienindex (Dax) um gut ein Prozent gestiegen. Das Barometer schloß mit 1628,81 Punkten auf dem Tageshoch. Die Börse spekulierte laut Händlern darauf, daß die Bundesbank heute die Leitzinsen unverändert läßt. Im wesentlichen habe sich der Berufshandel eingedeckt. Umsätze und Kundenaufträge seien noch klein ausgefallen.
Das niedrigere Konzern-Betriebsergebnis der Deutschen Bank habe im Rahmen des Erwarteten gelegen, kommentierten Händler den Zwischenbericht des Branchenprimus. Der Kurs stieg um fünf Mark. Der durch inzwischen dementierte Gerüchte um Kurzarbeit und angeblich "schlechte Nachrichten" bei Wehrtechnik und Raumfahrt zunächst belastete Daimler-Kurs erholte sich im Verlauf und lag zuletzt mit 1,50 Mark im Plus. Veba stiegen um 5,90. Dazu verwies man auf dem Parkett auf Erwartungen eines für die Börse günstigen Halbjahresberichtes und eine Versuchsanlage der Veba Oel zur Umwandlung von Plastikmüll in Öl.
Am Rentenmarkt gaben die Kurse öffentlicher Anleihen etwas nach. Die Umlaufrendite stieg von 8,45 auf 8,46 Prozent. Die Bundesbank verkaufte per saldo Titel im Nennwert von 75,5 Millionen Mark. Die Kunden seien vor der Zentralbankratsitzung nicht bereit gewesen, größere Risiken einzugehen, hieß es. Viele ausländische Anleger hielten eine Anhebung des Lombardsatzes für möglich, während man hierzulande eine neue Zinserhöhung eher ausschließe.
SARAJEWO, 5. August (Reuter/AP). Die USA wollen Hilfslieferungen für das Kriegsgebiet in Bosnien-Herzegowina durch Militär schützen lassen. Dazu wurde im US-Außenministerium am Mittwoch eine Resolution vorbereitet, die die Vereinten Nationen (UN) beschließen sollen. Der Abteilungsleiter im US-Außenministerium, Thomas Niles, sagte, man hoffe, daß der Einsatz von Gewalt durch die Verabschiedung der Entschließung überflüssig werde.
US-Präsident George Bush nannte den Einsatz militärischer Mittel für humanitäre Zwecke einer Meldung der Zeitung USA Today zufolge grundsätzlich nützlich. Die Voraussetzungen für eine größere Militärintervention sah Bush jedoch als derzeit nicht gegeben an.
Die UN drohten am Mittwoch indirekt mit dem Abzug ihrer Truppen aus Sarajewo. UN-Sprecher Mik Magnusson sagte, die Lage müsse neu überdacht werden. In den letzten Tagen seien ein UN-Soldat getötet und sechs schwer verletzt worden. "Wir können nicht unbefristet weitermachen." Die Friedenstruppe habe den Willen, ihre Aufgabe zu erfüllen. Magnusson fügte hinzu: "Wenn die Gewalt in diesem Ausmaß weitergeht, gefährdet sie ernsthaft die Ausführung unserer Mission.".
Die Verbände der verfeindeten Volksgruppen in Bosnien lieferten sich am Mittwoch im Großraum Sarajewo die schwersten Gefechte seit zwei Wochen. Moslemische Verbände griffen Stellungen im serbischen Belagerungsring an. Sarajewo wurde von serbischen Einheiten heftig beschossen. Ein Schwerpunkt der Kämpfe war den Berichten zufolge das Trebevic-Gebirge oberhalb Sarajewos. Dem bosnischen Rundfunk zufolge lagen die Altstadt, der Bezirk Boraje und der Vorort Dobrinja unter schwerem Artilleriefeuer.
Wegen der schweren Kämpfe hatten die UN am Dienstag abend die Luftbrükke für 72 Stunden ausgesetzt. Zuvor war ein Hilfsflugzeug von Granatsplittern getroffen worden. Der neue Befehlshaber der UN-Truppen in Sarajewo, der französische Generalmajor Philippe Morillon, soll die Kriegsparteien bewegen, die Waffenstillstandsvereinbarung einzuhalten.
OSLO, 5. August (Reuter). Die ehemalige Sowjetunion hat nach Angaben der norwegischen Behörden zwölf Schiffs- Atomreaktoren in der Barentssee versenkt. Drei der Reaktoren, die von U-Booten und Eisbrechern stammten, enthielten radioaktives Brennmaterial, teilten die Behörden am Mittwoch mit. Die Reaktoren seien vor der Eismeerinsel Nowaja Semlja versenkt worden, die die frühere UdSSR als Atomtestgelände benutzte. Den letzten Reaktor habe man dort 1982 ins Meer geworfen.
Die ehemalige Sowjetunion sei nicht in der Lage gewesen, das Brennmaterial aus den drei Reaktoren zu entfernen, da diese durch Feuer oder andere Unfälle beschädigt gewesen seien, berichtet Erling Stranden, Berater der norwegischen Behörde für Atomenergiesicherheit. "Früher oder später werden die Reaktoren durchrosten, und das radioaktive Material wird langsam ins Wasser gelangen."
Die norwegischen Behörden erfuhren von der Versenkung durch russische Wissenschaftler.
Asylbewerber reisten zurück
HAGENOW, 5. August (dpa). Ein Teil der aus Furcht vor rechtsradikalen Übergriffen ins schleswig-holsteinische Lauenburg geflüchteten Asylbewerbergruppe ist in der Nacht zum Mittwoch nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt. Wie der Pressesprecher im Schweriner Innenministerium, Armin Schlender, am Mittwoch sagte, haben etwa 60 Ausländer in ihrer ursprünglichen Unterkunft in Pritzier bei Schwerin übernachtet. Der Rest der Gruppe, zu der auch etwa 30 Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien gehören, soll im Laufe des Tages mit Bussen aus Lauenburg abgeholt und in verschiedene Heime Mecklenburg-Vorpommerns zurückgebracht werden. Die zuständigen Schweriner und Kieler Behörden bestehen nach wie vor auf einer Rückkehr der Gruppe. Allerdings müssen die Asylbewerber nicht in die von Skinheads angegriffene Unterkunft Bahlen bei Boizenburg zurück.
Das Frankfurter Landgericht (OLG) hat keine rechtlichen Bedenken gegen die Auslieferung von fünf Polen, denen in den USA wegen illegalen Waffenhandels mit Irak der Prozeß gemacht werden soll.
Ein OLG-Sprecher erklärte am Mittwoch, gegen die Polen liege ein Haftbefehl des US-Bezirksgerichts für das östliche New York vor. In letzter Instanz entscheidet jetzt die Bundesregierung. Die Polen und ein sechster Landsmann, über dessen Auslieferung am Donnerstag entschieden werden soll, waren am 10. März dieses Jahres in einem Frankfurter Hotel festgenommen worden.
Laut Haftbefehl sollen sie die illegale Lieferung von Kriegswaffen verabredet haben. Demnach wollten sie unter anderem 105 000 Maschinengewehre, 5000 Granatwerfer, 1000 Raketensysteme und zwei MiG-Jagdflugzeuge über die USA nach Irak schmuggeln. rtr
BONN, 5. August (Reuter). Ein in Abschiebehaft sitzender 24jähriger Jugoslawe ist am Mittwoch während einer Freistunde im Gefängnishof mit einem Sprung über die Mauer aus der Justizvollzugsanstalt Bonn geflohen. Der Kosowo-Albaner habe noch am Mittwoch in das ehemalige Jugoslawien abgeschoben werden sollen, sagte Anstaltsleiter Herbert Jacob am Mittwoch in Bonn. Zu Mitgefangenen habe der 24jährige gesagt: "Lieber sterbe ich hier, als daß ich mich nach Jugoslawien abschieben lasse." Vermutlich mit Hilfe von Mitgefangenen sei die Flucht über die fünf Meter hohe Mauer geglückt.
WASHINGTON/NEW YORK. (rtr/FR). Die wohl grenzenlose Freiheit über den Wolken zwischen Europa und den USA ist ein Stück nähergerückt. Das Verkehrsministerium in Washington stimmte jetzt einer neuen Auslegung des Begriffs "Open Skies" (offener Himmel) zu. Damit könnten nun Vereinbarungen mit Staaten auf dem Alten Kontinent über eine Ausweitung des Flugverkehrs ausgehandelt werden. Verkehrsminister Andrew Card erklärte: "Wir werden jetzt all jenen europäischen Ländern Open- Skies-Abkommen anbieten, die bereit sind, US-Fluggesellschaften freien Marktzugang zu gewähren."
Nach Angaben des Ministeriums würde die neue Definition des freien Himmels unter anderem folgendes bedeuten:
• Unbeschränkte Kapazitäten und Flughäufigkeiten auf allen Strecken, freie Tarifbestimmung sowie liberale Charter- und Frachtabkommen.
Das Verkehrsministerium erklärte weiter, es habe in der neuen Open-Skies-Vorlage auf Bestimmungen über ausländischen Anteilsbesitz ebenso verzichtet (bislang dürfen "fremde" Eigentümer - wie etwa neuerdings British Airways bei US Air - maximal 25 Prozent der Stimmrechte übernehmen) wie auf Paragraphen über die Kontrolle von US-Fluglinien durch ausländische Gesellschaften und das Recht auf den Betrieb nationaler Flugdienste durch Auslandsfirmen.
Die Lufthansa schließt sich der von führenden US-Airlines eingeleiteten Senkung der Flugpreise an. Auf allen Verbindungen aus den Vereinigten Staaten zu sämtlichen deutschen und auch anderen europäischen Zielflughäfen will die "Kranich-Firma" vom 1. Oktober 1992 bis zum 31. März nächsten Jahres Sondertarife anbieten. Die Preisliste beginnt nach Lufthansa-Angaben mit 448 Dollar für den Flug von New York/Newark nach Frankfurt/Main und anderen Städten. Starts in den USA nach Europa zwischen dem 17. und 24. Dezember sowie Flüge in umgekehrter Richtung vom 2. bis 8. Januar sind allerdings von der Vergünstigung ausgenommen. Wie gestern berichtet, haben mehrere US-Fluggesellschaften am Dienstag nur wenige Tage nach einer Runde von Preissenkungen im inneramerikanischen Luftverkehr auch ihre Flüge nach Europa, in die Karibik und zu anderen außeramerikanischen Zielen deutlich verbilligt. Delta, Continental Airlines, Trans World Airlines (TWA) und American kündigten Abschläge bis zu 30 Prozent auf diesen Strecken an.
Aufgehört hat das Münchener Fußball-Denkmal zwar schon vor einem Jahr, das offizielle Abschiedsspiel steigt aber erst am Samstag: Klaus Augenthaler, inzwischen schon Assistenztrainer des FC Bayern, sagt als Aktiver und stets vorbildlicher Profi endgültig "Servus".
Eine gute Stunde will der frühere Libero und Kapitän für den Deutschen Rekordmeister Bayern München noch mal gegen Italiens Rekord-Titelträger Juventus Turin (20 Uhr/live auf SAT 1) gegen den Ball treten. Aber danach - Verletzungssorgen hin, Personalnot her - nie mehr. "Auge": "Fußball zu spielen macht mir immer noch immensen Spaß. Aber nicht, wenn ich mich quälen müßte, um meinem Verein zu helfen."
"Sein" Verein: 1975 wechselte der heute 34jährige vom FC Vilshofen zum FC Bayern. Am Samstag werden F-Jugendliche beider Vereine das Vorspiel bestreiten, und einige werden gar nicht erahnen können, wer dieser Klaus Augenthaler während seiner Karriere gewesen ist. Siebenmal wurde er mit dem FC Bayern Deutscher Meister, was kein anderer Profi geschafft hat, seitdem in Deutschland Fußball gespielt wird. 404 Bundesligaspiele, 27 Länderspiele, Weltmeister - und noch ein Traum: "In 15 Jahren habe ich den Europapokal nicht gewonnen. Ich möchte ihn einst als Trainer des FC Bayern gewinnen."
Bayern-Coach Erich Ribbeck schmunzelt über diese Aussage seines Assistenten, der Jahrgangsbester beim Trainer-Lehrgang in Köln gewesen ist und Angebote anderer Klubs als Cheftrainer abgelehnt hat, "um beim FC Bayern noch zu lernen". Jupp Heynckes, Trainer von "Auge" in seinen letzten Jahren, sah diese Bestrebungen argwöhnischer, doch auch er zieht den Hut vor den Leistungen und der Persönlichkeit des "Oldies".
500 Gäste sind geladen, darunter alle Ex-Trainer, Bruno Pezzey, Sören Lerby, Norbert Nachtweih, Lothar Matthäus und die "alte Garde" wie Sepp Maier, "Katsche" Schwarzenbeck, Franz Beckenbauer und Gerd Müller. Augenthaler: "Hätte ich alle einladen wollen, denen ich in meiner Karriere begegnet bin, hätte ich ein Oktoberfest-Bierzelt mieten müssen."
Erinnerungen hat er zuhauf: Gute (Weltmeisterschaft, Titelgewinn 1986 gegen Werder Bremen im "Fernduell" am letzten Spieltag) und schlechte (Platzverweis 1987 in Köln beim Comeback nach monatelanger Verletzung an der Bandscheibe, Eigentor in Belgrad im Halbfinale des Europacups 1991).
Obwohl Klaus Augenthaler die extreme Bandbreite der Gefühle, die der Fußball gewährt, ausmessen durfte und mußte, hat er von diesem Sport, der sein Leben ist, die Nase noch längst nicht voll. Jüngst in Florenz wetterte er gegen Schiedsrichter-Entscheidungen so laut, daß er von der Bank verwiesen wurde.
Es wird wohl einiges dauern, ehe der Hobby-Angler sich die Ruhe und Muße nimmt, sich seinen Traum als Fischer zu erfüllen: einmal beim Hochsee-Angeln einen Merlin zu fangen. Eher gewinnt "Auge" den Europapokal. sid
Das erhoffte Traum-Match zwischen den beiden Tennis-Altmeistern Björn Borg (36) und Jimmy Connors (39) beim Grand-Prix-Turnier in Los Angeles ist geplatzt. Der fünfmalige Wimbledonsieger aus Schweden scheiterte nach einer zuletzt guten Leistung beim Einladungsturnier in Brookline diesmal schon in der ersten Runde am Kanadier Chris Pridham 4:6 und 2:6.
Jimmy Connors, zweimaliger Wimbledonsieger und in Los Angeles an Nummer sechs gesetzt, erreichte auch nur mit Mühe die zweite Runde. "Jimbo" gewann gegen den Qualifikanten Dave Randall (USA) 4:6, 6:2 und 6:3. Für Borg und Connors wäre es die erste Begegnung seit ihrem Halbfinale bei den US Open 1981 gewesen.
Beim Borg-Match kam es fast zu einem Eklat: Bei einem Schmetterversuch verlor Pridham seine Mütze. Der Punkt mußte daraufhin wiederholt werden - und der Schwede verlor den Punkt. Das Publikum war darüber so erbost, daß es den Kanadier mit Bananenschalen bewarf. Die Partie mußte für fünf Minuten unterbrochen werden.
Weniger aufregend verliefen die anderen Spiele. Die Favoriten setzten sich allesamt durch. Der an Nummer eins gesetzte Amerikaner Aaron Krickstein gewann 4:6, 6:1, 6:2 gegen seinen Landsmann Pat Crow, und der an Nummer zwei plazierte Niederländer Richard Krajicek besiegte den Australier Simon Youl 6:4, 7:5. sid
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Los Angeles (260 000 Dollar), Einzel, Männer, erste Runde: Krickstein (Nr. 1) - Crow (beide USA) 4:6, 6:1, 6:2, Krajicek (Niederlande/Nr. 2) - Youl (Australien) 6:4, 7:5, Wolkow (GUS/Nr. 4) - Stoltenberg (Australien) 7:6 (7:2), 6:3, Connors (Nr. 6) - Randall (beide USA) 4:6, 6:2, 6:3, Tarango - Joyce (beide USA) 2:6, 6:3, 7:6 (7:1), Reneberg - Leach (beide USA) 6:1, 7:6 (7:3), Pridham (Kanada) - Borg (Schweden) 6:4, 6:2, Black (Zimbabwe) - Montana (USA) 7:6 (7:5), 6:1, Witsken (USA) - Lopez (Spanien) 6:4, 6:3.
Der deutsche Meister Ludger Beerbaum (Buchloe) besitzt weiter eine Chance auf die Teilnahme am Einzelspringen am Schlußtag der Spiele. Zugelassen für das Finale sind 44 von insgesamt 87 gemeldeten Reitern. Die Entscheidung bringt am Freitag die letzte Qualifikation. Bisher liegt Beerbaum an 46. Position mit 82,50 Punkten.
Von maximal zehn Sponsoren aus der Wirtschaft, von der Deutschen Sportmarketing-Gesellschaft DSM im "Team Olympia" zusammengefaßt, sollen die deutschen Olympiasportler für die Winterspiele 1994 in Lillehammer und die Sommerspiele 1996 in Atlanta unterstützt werden.
Fußball-Weltmeister Lothar Matthäus kehrt womöglich noch in diesem Jahr zum FC Bayern München zurück. Der deutsche Rekordmeister bestätigte am Mittwoch in einer Presseerklärung entsprechende Gespräche mit dem Matthäus-Klub Inter Mailand. Eine Entscheidung über eine Rückkehr des 31jährigen Nationalmanschaftskapitäns nach vierjährigem Italien-Gastspiel zurück an die Isar könne aber erst "im Laufe der kommenden Monate" fallen.
"Bereits vor einigen Wochen führten Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß - im Auftrag des Präsidiums und mit Kenntnis von Trainer Erich Ribbeck - Gespräche mit dem Präsident von Inter Mailand, Herrn Ernesto Pellegrini. Dabei wurde aktuelle Situation um Nationalspieler Lothar Matthäus generell angesprochen", stellte dazu Pressesprecher Markus Hörwick fest.
Lothar Matthäus befindet sich nach seinem Kreuzbandriß vom 16. April 1992 voraussichtlich noch drei bis vier Monate in der Rehabilitation. Innerhalb dieses Zeitraumes werden die Verantwortlichen des FC Bayern "einen möglichen Transfer von Lothar Matthäus intern besprechen".
Bayern-Manager Uli Hoeneß will "Spekulationen nicht anheizen" und betonte auf Anfrage, daß "sich frühestens in vier bis sechs Wochen" etwas entscheiden werde. Matthäus-Berater Norbert Pflippen befürchtet indes, daß die Veröffentlichung über die Geheimverhandlungen "dem Transfer jede Chance auf Realisierung nehmen".
Eine Rückkehr in die Bundesliga machte für Matthäus Sinn. Die verkorkste Inter-Saison (keine Qualifikation für den Europapokal) wird mit seinem Namen in Verbindung gebracht; wenn er in drei, vier Monaten wieder einsatzfähig ist, wird er erst einmal der fünfte Ausländer hinter Sammer, Pancev, Sosa und Schalimow sein. Andererseits ist der unbändige Ehrgeiz des Kapitäns der Nationalmannschaft bekannt, der es ihm verbietet, ein Jahr lang Mailänder Gnadenbrot zu konsumieren und dann darauf zu hoffen, daß sich Präsident Pellegrini noch an das mündliche Versprechen erinnert, den Vertrag bis 1994 zu verlängern.
Der 93fache Nationalspieler Lothar Matthäus - ihm sind solche Zahlen sehr wichtig - will deutscher Rekord-Nationalspieler werden (Beckenbauer/103) und 1994 seine vierte Weltmeisterschaft spielen. Es steht das Wort von Bundestrainer Berti Vogts im Raum, niemanden in die Nationalelf zu berufen, der in seinem Klub nicht Stammspieler ist. Matthäus wurde in Italien reich. Er hat genug Lire, um es sich leisten zu können, den sportlichen Erfolg über den Mammon zu stellen. dpa/sid
Barcelona erlebte eine Sternstunde der Dressur, und der Stern, der nicht vom Himmel fiel, heißt Nicole Uphoff. Mit einer geradezu märchenhaften Vorstellung auf dem Westfalen Rembrandt blieb die Duisburgerin die Königin der Dressur. Die fünf Juroren offerierten dem Traumpaar des Vierecks 1626 Punkte. Mit Silber und Bronze komplettierten Europameisterin Isabell Werth (Rheinberg/ 1551) auf Gigolo und der überglückliche Düsseldorfer Polizeireiter Klaus Balkenhol auf Goldstern (1515) das erste deutsche Triple der Spiele von Barcelona.
Nicole Uphoff ist damit die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten. Innerhalb von vier Jahren gewann sie alle Titel. Sie begann mit doppeltem Gold in Seoul 1988, wurde Europameisterin und Weltmeisterin und nun nochmals Olympiasiegerin. In der Geschichte dieser Sportart ist die 25 Jahre alte Speditionskauffrau damit ohne Beispiel.
Als Nicole Uphoff aus dem Viereck ritt, schlug der Beifall wie eine Glocke über ihr zusammen. Als auf der Tafel die Punktzahlen aufleuchteten, brach sie in Tränen aus. Klaus Balkenhol, der den Ritt beobachtete, sagte direkt: "Phantastisch, besser geht es nicht mehr."
Reiner Klimke schlug sich eine Schneise durch die Gratulantenschar. Als er die Siegerin endlich im Arm hatte, rief er laut: "Du bist ein Star! Einen solchen Ritt wird man nicht so rasch wieder erleben." Etwas muffelig war Mannschafts-Vizeweltmeister Otto Becker, der Springreiter, der mit Nicole Uphoff verlobt ist und sie irgendwann in den nächsten Monaten heiraten möchte: "Mir braucht man nicht zu gratulieren, ich kann nichts dafür."
Während der Gratulationsorgie stand die Zweite abseits. Ein einziger Fehler bei einem Galoppwechsel hatte Isabell Werth wahrscheinlich Gold gekostet. Viermal war die 23 Jahre alte Jura-Studentin in entscheidenden Prüfungen an Nicole Uphoff vorbeigetrabt, nun verwehrte ihr die Gunst des Augenblicks den schönsten Sieg.
Sie trug die Niederlage gefaßt. Noch während der Vorstellung ihrer großen sportlichen Rivalin kommentierte sie: "Rembrandt geht einfach toll, ohne Fehler." Inzwischen waren auch sämtliche Eltern wieder hinter den Büschen hervorgekommen, wohin sie sich verkrochen hatten. Die Aufregung, der Nervenkitzel hatte sie aus der Öffentlichkeit vertrieben. Sie standen am Rande des Nervenschocks, vor allem Jürgen Uphoff. "Ich brauche noch Zeit, bis ich es kapiere", sagte er. Derweil hatte Nicole die Sprache wiedergefunden: "Ich glaube, es war der beste Ritt von mir und Rembrandt."
Die Dramaturgie hatte das entscheidende Spiel um Gold wunderbar konzipiert. Als Vorletzte mußte Isabel Werth ins Viereck. Bleich, voller Konzentration, drehte sie kurz vor dem Einritt noch eine Volte mit Gigolo. Ihr Coach und Mäzen Dr. Uwe Schulten-Baumer beruhigte sie mit Handzeichen. Nicht gerade strahlend kehrte sie zurück. "Schade, der eine Fehler war zuviel", erklärte sie schweißnaß.
Dann kam der Auftritt von Nicole Uphoff. Nochmals Piaffe von Rembrandt vor der Schranke, ein kurzes Antippen des Wallachs mit der Gerte, um ihn aufmerksam zu machen, dann zog sie los ins große Abenteuer Olympia, das sie reich und unvergänglich machen sollte.
Rembrandt, bereits 15, ein königliches Pferd, zog mit jedem Schritt, mit jedem Trab, mit jeder Passage und jedem Galopp eine goldene Spur in den Sand. Springreiter Ludger Beerbaum war genauso beeindruckt wie die etwa 10 000 Zuschauer: "Man braucht wahrlich kein Dressurkenner zu sein, um die Klasse dieser Vorstellung richtig würdigen zu können." sid
FUSSBALL
PRIVATSPIELE: SV Ramstein - FC Homburg 0:6 (0:2).
WASSERBALL
Gruppe B: Kuba - Niederlande 11:9 (3:5, 4:1, 2:0, 2:3), Griechenland - Ungarn 7:12 (3:5, 1:2, 1:1, 2:4), Spanien - Italien 9:9 (3:2, 1:2, 2:2, 3:3).
BASKETBALL
Halbfinale, Frauen: USA - GUS 73:79 (41:47).
Plazierungsrunde um die Ränge 5 bis 8, Frauen: CSFR - Brasilien 74:62 (24:34).
Überzeugende Zehnkämpfer, gute Hürdenläuferinnen, aber auch zwei Deutsche, die das Kapitel Pleiten, Pech und Pannen im Olympia-Stadion auf dem Montjuic fortschrieben: In der mit 30 000 Zuschauern gefüllten Arena wurde der erste Skandal bei den olympischen Leichtathletik-Wettbewerben provoziert, als dem US-Gold-Favoriten Dave Johnson nach drei ungültigen Versuchen noch ein vierter Kugelstoß zugebilligt wurde. "Ich habe genau gesehen, daß auch dieser ungültig war. Einem Mann aus Zaire hätte man keinen Versuch mehr zugestanden", spekulierte Olympiasieger Christian Schenk aus Mainz über den am Ring spürbaren TV-Giganten NBC.
Unbeeindruckt von skandalösen Begleitumständen startete vor allen Dingen der Leverkusener Paul Meier glänzend in den zweitägigen Mehrkampf. Als bester von drei angetretenen DLV-Aktiven rangierte er mit 2673 Zählern hinter Geheimfavorit Robert Zmelik aus der CSFR (2698) und dem Österreicher Gernot Kellermayr (2682) auf Rang drei. Kaum schlechter fightete Thorsten Dauth aus Groß-Karben, der mit 2600 Zählern und Platz fünf auf dem Niveau seines Mehrkampfergebnisses von Götzis agierte. Nach einem verpatzten Kugelstoß auf 13,55 m mußte sich dagegen der Nordener Frank Müller bei 2447 Zählern vorerst mit Rang 17 begnügen.
Über 100 m Hürden qualifizierten sich als Neunt-Schnellste in 13,11 Sekunden Kristin Patzwahl aus Leipzig und Gabi Roth aus Mannheim in 13,12 Sekunden. Großes Pech hatte ihre Vereinskameradin Caren Jung, die in die neunte Hürde hineintrat, den Rhythmus verlor und die zehnte Hürde umlief. Schnellste im Feld war die Amerikanerin LaVonna Martin in 12,82 Sekunden. An einem "mentalen Problem" war zuvor Ellen Kiessling im 1500-m-Vorlauf gescheitert. Sie gab auf und wünschte sich, für die nächsten Tage "möglichst unsichtbar zu sein".
Die Vorstellung des Stars der Vormittagsveranstaltung bedachten die Spanier mit einem ungläubigen Ausruf der Faszination. "Mister Weltrekord", Sergej Bubka (GUS) überflog die gefordert Qualifikationsleistung im Stabhochsprung von 5,60 m in einer unglaublich hohen Flugkurve.
Erstaunlich gut verkraftete Paul Meier seinen ersten Auftritt bei den Olympischen Spielen. Neun Tage nach seinem 21. Geburtstag glänzte der Zehnte der Junioren-Weltmeisterschaft mit 10,75 Sekunden über 100 m, 7,54 m im Weitsprung und 15,34 m mit der Kugel. "Das war bislang eine Klasse-Leistung, was Paul hier geleistet hat", strahlte Bundestrainer Claus Marek, der sich ebenso über Thorsten Dauth freute. Der ließ seinem 10,80- Sekunden-Sprint 7,30 m im Weitsprung folgen und beförderte die 7,25 kg schwere Eisenkugel auf 15,29 m.
Frank Müller mokierte sich über den vierten Kugelstoß von Johnson: "Der dritte Versuch war sehr sehr kritisch. Vor allen Dingen verstehe ich nicht, daß der Kampfrichter die rote Fahne hebt und anschließend von einem anderen überstimmt wird, der relativ weit weg von der Anlage war." Johnson selbst gab zu, "in diesem Augenblick schon an Dan gedacht zu haben". Sein Teamkamerad Dan O'Brien war nach drei ungültigen Versuchen im Stabhochsprung bei den Olympia-Ausscheidungen in New Orleans in der Qualifikation gescheitert. sid
Der rheinland-pfälzische Landessportbund (LSB) hat etwa 90 Kinder und ihre Betreuer aus den Gebieten um Tschernobyl und Bitterfeld in den Sommerferien eingeladen. Dabei kümmern sich insbesondere die Sportjugend-Verbände mit Vereinen vor Ort um die teilweise kranken Kinder, die in Zeltlagern oder Sportschulen untergebracht werden.
"Fröhlich und lustig" - unter diesem Motto steht die Schlußfeier der Olympischen Spiele von Barcelona am 9. August. Dies erklärte Argila Marivi von der Veranstaltungsgesellschaft "Ovideo Bassat Sport". Beginn des Spektakels am Sonntag ist um 22.00 Uhr, das Ende ist um 23.48 Uhr vorgesehen. Das Olympiastadion mit seinen 65 000 Zuschauerplätzen ist schon seit Wochen ausverkauft.
Trotz des bunten Bogens an festlicher Stimmung in der 108minütigen Show ist leichte Verstimmung in den Olympia-Mannschaften vorprogrammiert. Nach dem Drehbuch der Veranstalter ist nicht vorgesehen, daß die Athleten hinter den Fahnenträgern ins Stadion einmarschieren.
"Das geht nach unserem Zeitplan nicht", sagte Frau Marivi. "Die Sportler werden auf den Tribünen Platz nehmen müssen." Erst zum Schluß der Zeremonie werden die Aktiven in den Innenraum gebeten, um sich im Schlußbild winkend von den Zuschauern und dem TV-Publikum in aller Welt zu verabschieden.
Der Show-Part der 108minütigen Veranstaltung beginnt mit Sketchen, bevor eine Pferde-Parade das erste optische Highlight setzen soll. Nach Schlußworten, unter anderem vom Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Juan Antonio Samaranch, soll die olympische Fahne an Atlanta als Olympiastadt 1996 überreicht werden.
Für das Schlußbild wird Pere Calaf "Peret", ein spanischer Rumba-Künstler, "Gitana hechicera" (Verzaubernde Zigeunerin) singen. sid
Das olympische Basketballturnier der Damen erlebte seine erste Sensation: Die USA verloren im Halbfinale gegen die Auswahl der GUS in einem in der Schlußphase dramatischen Spiel 73:79 (41:47).
Der Internationale Schwimm-Verband FINA hat in Barcelona drei Deutsche in seine Fachkomitees berufen: Eberhard Bade (Berlin) für Springen, Jürgen Blan (Hamburg) für Wasserball und Eike Lübs (Kassel) für die Medizinische Kommission. Harm Beyer (Hamburg) wurde seitens des FINA-Bureaus als "Verbindungsmann" zum Spring-Komitee eingesetzt.
Kuba und die Niederlande sind die beiden ersten Halbfinalisten im olympischen Volleyballturnier der Männer. Die Niederländer sorgten im Viertelfinale für die bislang größte Überraschung, als sie den Weltmeister und hohen Favoriten Italien mit 3:2 (15:9, 12:15, 8:15, 15:2, 17:16) besiegten. Keine Mühe hatte anschließend Kuba beim 3:0 (16:14, 15:9, 15:6) gegen Spanien.
Die Niederländer, die Italien bereits in der Weltliga die einzige Saisonniederlage beigebracht hatten, sahen im Palau Sant Jordi schon wie der sichere Verlierer aus, als am Ende des zweiten Satzes Stammzuspieler Peter Blange mit Achillessehnenriß ausscheiden mußte.
Doch Italien selbst machte mit zu lascher Einstellung den Gegner wieder stark und gab den vierten Satz schließlich mit 2:15 kampflos verloren. Am Ende hatten die Oranjes das im Tiebreak nötige Quentchen Glück und siegten mit dem knappsten aller Volleyballresultate - 17:16.
Im zweiten Viertelfinale mußten die hochfavorisierten Kubaner im ersten Durchgang drei spanische Satzbälle abwehren, ehe das 16:14 feststand. Dann allerdings war es um die überraschend in diese Runde vorgedrungenen Olympia- Gastgeber geschehen, konnte auch Trainer Gilberto Herrera keine Tips mehr geben. sid
Die Modernen Fünfkampfer kämpfen mit aller Macht um ihr olympisches Überleben. Wenige Tage, nachdem der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, die Absicht geäußert hat, die Traditionssportart schon ab Atlanta 1996 aus dem olympischen Programm zu verbannen, leitete die Exekutivkommission des Weltverbandes UIPMB in Barcelona umgehend einschneidende Veränderungen ein.
Fünfkampf-Präsident Jarreau wurde beauftragt, einen Brief an Samaranch zu schreiben. In diesem Schreiben soll Jarreau in erster Linie die organisatorischen Mißstände aufführen, die es beim olympischen Wettbewerb vor allem beim Reiten, aber auch beim Fechten und Laufen gegeben hat.
Des weiteren sollen bereits bei der UIPMB-Generalversammlung im November bindende Beschlüsse zur Straffung und Attraktivitätssteigerung des in Barcelona über volle vier Tage durchgeführten Wettbewerbes verabschiedet werden.
Nach ersten Vorschlägen soll in Atlanta bereits nach zwei Tagen der Sieger feststehen, außerdem soll wie früher der Geländelauf mit dem Handicapstart wieder ans Ende gesetzt werden. sid
Deutschlands Fechter sind wieder auf Medaillenjagd. Nach den Mißerfolgen zu Beginn der Wettkämpfe in Barcelona erreichte die Florett-Mannschaft der Männer am Mittwoch das Finale (bei Redaktionsschluß noch nicht beendet), nachdem schon das Frauenteam einen Tag zuvor Silber gewonnen hatte. In den vier Einzelwettbewerben waren die Deutschen ohne Medaille geblieben.
Gegner in einer Neuauflage des Weltmeisterschafts-Finales von 1991 ist Weltmeister Kuba mit dem Olympiadritten Elvis Gregory, der gegen Polen 9:7 gewonnen hatte. In Budapest vor einem Jahr hatten die Kubaner 9:6 gesiegt. "Die Chancen stehen etwa 50:50 mit leichten Vorteilen für uns", sagte Cheftrainer Emil Beck.
"Es ist ein irres Gefühl, eine Medaille sicher zu haben", meinte Thorsten Weidner. Der 24 Jahre alte WM-Zweite von 1991 aus Tauberbischofsheim gewann beim 8:5 im Halbfinale gegen Ungarn jedes seiner vier Gefechte und benötigte dabei insgesamt nur knapp eine Minute echte Kampfzeit. Die Ungarn hatten zuvor Italien 9:5 ausgeschaltet, die als härtester Konkurrent der Deutschen auf dem Weg ins Finale gegolten hatten.
Wie Weidner, der nach dem Erfolg von den etwa 100 deutschen Schlachtenbummlern in der Halle begeistert gefeiert wurde, bot auch Alexander Koch, Weltmeister von 1989, eine hervorragende Leistung. "Am Ende lief es perfekt bei mir", meinte der 23jährige, der im Viertelfinale beim 9:5 gegen Frankreich zwei von drei Gefechten gewonnen hatte. sid
Bei noch einem ausstehenden Spiel gegen den Olympiazweiten USA klammern sich die deutschen Wasserballer an das Reglement. Trotz einer Leistungssteigerung kam die Mannschaft von Bundestrainer Karl-Heinz Scholten über ein 7:7(1:2, 3:2, 1:0, 2:3)-Unentschieden nicht hinaus. Allerdings könnte ein Sieg gegen die USA doch noch die Qualifikation für das Halbfinale bedeuten. Bei Punktgleichheit entscheidet nach dem FINA- Reglement der direkte Vergleich.
Jörg Dresel aus Hohenlimburg vergab wenige Sekunden vor Schluß die entscheidende Möglichkeit, war dennoch mit zwei Toren erfolgreichster Werfer neben Rene Reimann, der ebenfalls zwei Treffer erzielte. Die restlichen Tore markierten der Berliner Guido Reibel, Dirk Theismann aus Hamm und Rekord-Nationalspieler Frank Otto vom SV Cannstatt.
Zuvor hatte das DSV-Team gegen Frankreich 7:7 gespielt, gegen die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten 7:11 verloren und die zweitklassige CSFR 15:9 besiegt. Nun hofft der DSV auf den sechsten Rang in den Plazierungsspielen, der gleichzeitig die Qualifikation für die WM 1994 in Rom bedeuten würde. Vor dem 7:7 gegen Australien hatte das GUS-Team gegen die USA mit 8:5 gewonnen, Frankreich hatte die CSFR 14:6 bezwungen. In der Vorrunden-Gruppe B kommen sowohl Olympiafavorit Spanien als auch Ungarn und Italien noch für die beiden ersten Ränge in Frage. sid
RINGEN
Freistil, Klasse bis 52 kg: 1. Hak-Son Li (Nordkorea), 2. Jones (USA), 3. Jordanow (Bulgarien), 4. Sun-Hak Kim (Südkorea), 5. Oerel (Türkei), 6. Sato (Japan), 7. Torkan (Iran), 8. Woodcraft (Kanada).
RINGEN
Freistil, Klasse bis 68 kg: 1. Fadschajew (GUS), 2. Getsow (Bulgarien), 3. Akaishi (Japan), 4. Akbarnejad (Iran), 5. Ozbas (Türkei), 6. On-Jong Ko (Korea), 7. Saunders (USA), 8. Wilson (Kanada).
LEICHTATHLETIK
400-m-Hürden, Männer: 1. Gunnell (Großbritannien) 53,23 Sekunden, 2. Farmer-Patrick (USA) 53,69, 3. Vickers (USA) 54,31, 4. Ledowskaja 54,31, 5. Ordina 54,83, 6. Ponomarewa (alle GUS) 54,83, 7. Hemmings (Jamaika) 55,58, Bothma (Südafrika) aufgegeben.
Nach der Goldmedaille des Halbschwergewichtlers Maik Bullmann und der Silbermedaille des Bantamgewichtlers Rifat Yildiz (beide Bavaria Goldbach) im klassischen Stil ließ Schwergewichtler Heiko Balz (Luckenwalde) im Olympischen Freistilturnier der Ringer eine zweite Silbermedaille für Deutschland folgen. Damit dürfte die Medaillenausbeute für den Deutschen Ringer-Bund erschöpft sein, nachdem die Freistil-Konkurrenz nicht alle Erwartungen erfüllte.
Am dritten Wettkampftag der Freistil-Ringer in Barcelona erfüllten sich die Hoffnungen des 22 Jahre alten Optimisten Heiko Balz nicht, obwohl er im Finale GUS-Ringer Lery Habelow einen beherzten Kampf lieferte. Routinier Habelow ließ seiner Silbermedaille von Seoul 1988 mit einem 2:1-Sieg gegen Balz die goldene in Barcelona folgen.
Der Deutsche Meister erfüllte mit dem zweiten Platz die in ihn gesetzten Hoffnungen. Mit fünf Siegen in den Gruppenkämpfen hatte er die Silbermedaille bereits gewonnen, die er im Finale nicht vergolden konnte.
Mit zwei Olympiasiegen durch Habelow und den schon 30 Jahre alten Arsen Fadschajew im Leichtgewicht war die GUS am ersten Finaltag das erfolgreichste Team. Fadschajew wiederholte in souveräner Weise seinen Erfolg von 1988. Als Überraschung muß dagegen der Olympiasieg des Nordkoreaners Hak-Son Li gelten, der im Fliegengewicht (bis 52 kg) den leicht favorisierten US-Weltmeister Larry Lee Jones sehr deutlich 8:1 niederhielt.
Für eine weitere Enttäuschung im deutschen Lager nach dem frühen Ausscheiden der Europameister Georg Schwabenland aus Wiesental und Alexander Leipold aus Goldbach sorgte im Superschwergewicht Welt- und Europameister Andreas Schröder aus Aalen, der in der Kategorie bis 130 kg nur noch um den fünften Platz kämpfen kann.
Nach der 3:4-Niederlage gegen David Gobedischwili wurde er von dem amerikanischen Olympiazweiten Bruce Baumgartner mit 7:0 von der Matte gefegt.
Auch Ludwig Schneider (Schifferstadt) und Hans Gstöttner (Aalen) mußten mit Niederlagen gegen Roberto Limonta aus Kuba und Elamadi Dschabrailow (GUS) Hoffnungen auf eine gute Plazierung im Halbschwer- und Mittelgewicht begraben.
Dagegen überraschte im Federgewicht Karsten Polky (Luckenwalde) mit einem taktisch klugen 7:5-Sieg über den Japaner Takumi Adachi. Im Bantamgewicht trifft Jürgen Scheibe aus Goldbach erst in den nächsten Runden auf echte Konkurrenz. sid
LEICHTATHLETIK
400 Meter, Männer: 1. Watts (USA) 43,50 Sekunden, 2. Lewis (USA) 44,21, Kitur (Kenia) 44,24, 4. Morris (Trinidad) 44,25, 5. Hernandez (Kuba) 44,52, 6. Grindley (Großbritannien) 44,75, 7. Ismail (Katar) 45,10, 8. Takano (Japan) 45,18.
FUSSBALL
Halbfinale: Polen - Australien 6:1 (2:1).
Die spanische Fußballauswahl "Unter 23 Jahren" sorgte für den ersten olympischen Medaillengewinn seit 72 Jahren für die Iberer. Im Halbfinale in Valencia gewann das Team von Trainer Vicente Miera gegen die Überraschungsmannschaft Ghanas 2:0 (1:0) und steht im Endspiel am Samstag in Barcelona. Gegner ist Australien oder Polen.
Der Erfolg der olympischen Gastgeber vor 35 000 Zuschauern im Estadio Luis Casanova wurde durch Treffer von Abelardo (26.) und Berges (55.) sichergestellt. Die Afrikaner spielten zum Zeitpunkt des zweiten Torerfolgs der Gastgeber nur noch mit zehn Mann, nachdem der erst 15jährige Kuffuor wegen groben Foulspiels in der 48. Minute vom mexikanischen Schiedsrichter Brizio die Rote Karte erhielt.
Gegen die jüngste Turniermannschaft (18,3 Jahre im Schnitt) wirkten die Spanier abgeklärter und ruhiger im Spielaufbau. Sie wirkten zudem zweikampfstärker und glichen läuferische und technische Unterlegenheit durch Kompromißlosigkeit und faire Härte aus.
Die Spanier, die 1920 Silber gewannen, hatten noch weitere gute Chancen durch Lopez (16.) per Kopfball, Ferrer (36.) und Amavisca (38.). Jeweils war der ghanaische Schlußmann Mensah auf dem Posten. Allerdings ging das zweite Tor der Spanier auf das Konto des Keepers, der den 25-m-Schuß leichtfertig passieren ließ. sid
LEICHTATHLETIK
400 Meter, Frauen: 1. Perec (Frankreich) 48,83 Sekunden, 2. Brysgina (GUS) 49,05, 3. Restrepo (Kolumbien) 49,64, 4. Nasarowa (GUS) 49,69, 5. Richardson-Briscoe (Kanada) 49,93, 6. Stevens (USA) 50,11, 7. Richards (Jamaika) 50,19, 8. Smith (Großbritannien) 50,87.
LEICHTATHLETIK
800 Meter, Männer: 1. Tanui (Kenia) 1:43,66 Minuten, 2. Kiprotich (Kenia) 1:43,70, 3. Gray (USA) 1:43,97, 4. Barbosa (Brasilien) 1:45,06, 5. Benvenuti (Italien) 1:45,23, 6. Robb (Großbritannien) 1:45,57, 7. Abdenouz (Algerien) 1:48,34, Mark Everett (USA) aufgegeben.
LEICHTATHLETIK
Diskuswerfen, Männer: 1. Ubartas (Litauen) 65,12 Meter, 2. Schult (Schwerin) 64,94, 3. Moya (Kuba) 64,12, 4. Grasu (Rumänien) 62,86, 5. Horvath (Ungarn) 62,82, 6. Martinez (Spanien) 62,64, 7. Kowtsun 62,04, 8. Schewtschenko (beide GUS) 61,78.
Ein Herzschlag-Finale brachte Deutschlands Florett-Fechtern die erste Goldmedaille. Nur wegen der höheren Trefferzahl gewannen die Florett-Männer die Neuauflage des WM-Finales von 1991 gegen Kuba und wurden Olympiasieger. Nach einem 2:7 und 5:8-Rückstand glichen sie noch zum 8:8 aus, erzielten aber 65 Treffer, bekamen nur 53.
Im sechsten Wettbewerb von acht und nach dem Silber der Florett-Damen vom Vortag war es endlich der erste ganz große Coup des Deutschen Fechter-Bundes, der vor vier Jahren aus Seoul gleich drei Goldmedaillen mitgebracht hatte. "Gold ist eben alles, Silber wäre nur dreiviertel davon gewesen", meinte Chef-Trainer Emil Beck. Die Bronze-Medaille gewann Polen.
"Es ist ein irres Gefühl, eine Medaille zu haben", freute sich der 24 Jahre alte Thorsten Weidner (Tauberbischofsheim). Er verlor am Mittwoch nur drei seiner zwölf Gefechte, nachdem er beinahe als einer der Versager dieser Spiele gegolten hatte. Als großer Favorit war er im Hoffnungslauf des Einzelwettbewerbs gescheitert.
Der WM-Zweite des Vorjahres und Olympia-Zweite von 1988 mit der Mannschaft führte das Team zum Olympiasieg und machte es zum Nachfolger der Mannschaft von 1976 in Montreal, in der unter anderem auch das heutige Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Dr. Thomas Bach, und Matthias Behr standen.
"Wir werden voll fighten", hatte Weltmeister Ingo Weissenborn (28/Tauberbischofsheim) angekündigt, doch zu Beginn dominierten die Kubaner. Nach knapp einer halben Stunde führten sie bereits 7:2, doch dann begann die Aufholjagd des deutschen Teams. Für den Olympia-Vierten Udo Wagner (Tauberbischofsheim/28) wurde der Bonner Uli Schreck (30) eingewechselt, der schließlich zwei Punkte zum Sieg beisteuerte. Und auch Alexander Koch (Bonn/23), der Weltmeister von 1989, fand zur Form des Vormittages zurück und gewann, nachdem er die ersten beiden Gefechte verloren hatte, seine beiden Schlußkämpfe.
Hochmotiviert ließ Weidner seinen Gegnern keine Chance, von dem verunsicherten Weidner der vergangenen Tage war nichts mehr zu verspüren.
Nach den Enttäuschungen im Einzel, ruhten alle Hoffnungen auf den Mannschaften. Doch während die Florettisten mittlerweile die Goldmedaille gewannen, müssen die Degen-Spezialisten bangen. Sie verloren in ihrer Vorrunde nach dem Auftaktsieg gegen Rumänien (9:2) gegen Ungarn (5:9) und treffen nun im Viertelfinale am Donnerstag auf die favorisierten Italiener. sid
FECHTEN
Florett, Mannschaft, Männer: 1. Deutschland (Weissenborn, Weidner, Wagner / alle Tauberbischofsheim, Koch, Schreck / beide Bonn), 2. Kuba, 3. Polen, 4. Ungarn, 5. GUS, 6. Italien, 7. Frankreich, 8. Südkorea. - Finale: Deutschland - Kuba 8:8 (Trefferverhältnis: 65:53). - Um Platz drei: Polen - Ungarn 9:4. - Halbfinale: Deutschland - Ungarn 8:5, Kuba - Polen 9:7.
HOCKEY
Halbfinale, Männer: Pakistan - Deutschland 1:2 (1:1, 1:0) n.V. - Damit Deutschland im Finale gegen Australien.
Das Dopingproblem hat die Olympischen Spiele in Barcelona endgültig eingeholt. Der 33 Jahre alte amerikanische Hammerwerfer Jud Logan war beim Dopingtest positiv und damit der dritte Dopingfall der Spiele. Das bestätigte Alexandre Prinz de Merode, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), am Mittwoch abend in Barcelona. Logan war Vierter des olympischen Finales geworden und hatte damit den selben Platz belegt wie die GUS-Marathonläuferin Madina Biktagirowa, der tags zuvor die Einnahme des Aufputschmittels Norethedrina nachgewiesen worden war. Im Urin von Logan fanden sich Spuren von Clenbuterol, das sich zum Renner auf dem Doping-Markt entwickelt hat. Auch in der A-Probe von Katrin Krabbe und Grit Breuer war das Mittel gefunden worden. (Siehe Bericht auf Seite 16).
Logan drohen vier Jahre Sperre durch den Weltverband IAAF. Vor Logan und Biktagirowa war die chinesische Volleyballerin Wu Dan aufgeflogen. Biktagirowa wurde von den Spielen ausgeschlossen und für drei Monate gesperrt.
Erste Doping-Sünderin der Spiele in Spanien war die chinesische Volleyballerin Wu Dan, der der Mißbrauch von Strychnin nachgewiesen worden war. Nach zahlreichen Spekulationen hatte Prinz de Merode den Fall der chinesischen Volleyballerin am Dienstag bekanntgegeben. De Merode: "Die Athletin wurde sofort von den Olympischen Spielen ausgeschlossen." Gegen die chinesischen Teamärzte sprach das IOC eine "deutliche Verwarnung" (de Merode) aus.
De Merode hatte zuvor energisch "lächerliche Spekulationen" um einen positiven Dopingfall in der olympischen Leichtathletik dementiert, wurde aber von den Ereignissen eingeholt. Zentrum der Spekulationen waren die Sprint-Olympiasieger Gail Devers und Linford Christie. De Merode: "Ich habe von den Spekulationen gehört, sie sind unsinnig," Bis zum Positiv-Fall Wu Dan waren in Barcelona 1049 Dopingkontrollen durchgeführt worden. Prinz de Merode: "Alle waren negativ." sid
Boris Becker und Michael Stich lagen sich in den Armen, Schlachtenbummler sangen in der Dämmerung - das deutsche Doppel hatte wenige Stunden nach Steffi Graf beim olympischen Tennisturnier in Barcelona das Finale erreicht und damit die Goldmedaille dicht vor Augen. 7:6 (7:3), 6:2, 6:7 (4:7), 2:6, 6:4 gewannen die im Einzel früh gescheiterten Deutschen das hart umkämpfte Halbfinale nach 3:57 Stunden gegen die Argentinier Javier Frana und Christian Miniussi, nachdem sie im dritten Satz schon zwei Matchbälle vergeben hatten.
Wayne Ferreira und Piet Norval aus Südafrika, die gegen Goran Ivanisevic/ Goran Prpic (Kroatien) fünf Sätze benötigten und damit die erste Medaille für Südafrika gewannen, standen zu dem Zeitpunkt als Final-Gegner der Deutschen bereits fest.
Zuvor hatte sich Steffi Graf mit einem 6:4, 6:2-Halbfinalsieg über ihre amerikanische Freundin Mary-Joe Fernandez die Goldspur gebahnt. Doch nicht die spanische Volksheldin Arantxa Sanchez, Nummer zwei der Setzliste, sondern die 16jährige Jennifer Capriati erreichte das Finale. Die Königsfamilie verfolgte entsetzt das Scheitern ihres Wonneproppens, der dem moralischen Druck der vielen Landsleute offensichtlich nicht standhalten konnte. Obwohl ihr zum Heulen zumute gewesen sein muß, rang sich Arantxa Sanchez ein Lächeln ab, winkte zur Loge von König Juan Carlos.
"Ich freue mich über meine Bronzemedaille", sagte sie später. Capriati indes fand sich, ihr Spiel und die Welt wieder einmal "great". Nur einen Moment lang war sie etwas irritiert - "als diese Leute da auf die Tribüne kamen". Da mußte sie noch etwas länger auf den nächsten Ballwechsel warten, hatte irgendwas in sich hineingegrummelt. Natürlich ahnunglos, daß es sich um den König und sein Gefolge handelte.
Steffi Graf, die beim neunten Sieg gegen Fernandez angriffsfreudiger und variabler als bei den acht vorherigen spielte, war "die Finalgegnerin total egal". Sie finde es aufregend, um Gold zu spielen: "Das ist etwas, was ich nicht mit einem Grand-Slam vergleichen kann." Verlegen erzählte sie von dem kleinen Raum, in dem die Goldmedaille von 1988 zwischen all den Trophäen der Erfolgsjahre baumelt. "Eigentlich gucke ich da nie rein." Aber kurz vor Barcelona hat sie es doch getan, sich an das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere erinnert.
Daß sie am Mittwoch in Barcelona auch ein kleines Stück Geschichte geschrieben hatte, wußte sie nicht. Mit zehn Einzelsiegen ist sie die erfolgreichste Tennis-Olympionikin aller Zeiten. Gewänne sie ihr zweites Gold, wäre das ein weiterer Rekord. Die Statistik spricht für sie: Capriati, die es diesmal mit "guten Aufschlägen und sehr agressiv" versuchen will, hat von bisher vier Matches gegen Graf noch keines gewonnen.
Mary Joe und Gigi Fernandez erreichten das Finale im Frauendoppel mit einem 6:4, 7:5 über Leila Mekshi und Natalia Zwerewa (GUS). Sie treffen dort auf die Spanierinnen Conchita Martinez/Aranxta Sanchez-Vicario, die Rachel McQuillan/Nicole Provis (Australien) 6:1, 6:2 abfertigten. sid
Als letzte Mannschaft erreichte Titelverteidiger USA das Halbfinale des Volleyballturniers der Männer. Die USA besiegten in einer Neuauflage des Endspiels von 1988 die GUS mit 3:1 (12:15, 15:10, 15:4, 15:11). Damit kommt es am Freitag in der Vorschlußrunde zu den Partien Kuba gegen die Niederlande und Brasilien gegen die USA.
Die größte Überraschung der Viertelfinals schaffte der EM-Dritte Niederlande, der Weltmeister Italien in einer hochdramatischen Partie mit 3:2 (15:9, 12:15, 8:15, 15:2, 17:16) besiegen konnte. Dabei mußten die Niederländer ab dem dritten Satz ohne Stammzuspieler Peter Blange auskommen, der sich eine Knöchelverletzung zuzog und für das restliche Turnier ausfällt.
Weiterhin überzeugend spielen die Mannschaften aus Kuba und Brasilien. Kuba hatte gegen Gastgeber Spanien nur im ersten Satz Mühe, wehrte drei Satzbälle ab und gewann das Match schließlich sicher mit 3:0 (16:14, 15:9, 15:6). Die Brasilianer zeigten gegen Japan beim 3:0 (15:12, 15:5, 15:12) nur so viel wie nötig und wurden kaum gefordert.
Im abendlichen Gipfeltreffen zwischen Olympiasieger USA und Europameister GUS hatte die USA erneut Startprobleme und verlor den ersten Satz. Dann aber kam die Angriffsmaschine mit Timmons und Samuelson in Schwung, funktionierte auch der Block besser, und die GUS- Mannschaft war chancenlos.
In den Plazierungsspielen der Vorrunden-Verlierer setzte sich Südkorea gegen Kanada mit 3:1 (15:10, 12:15, 15:10, 15:10) durch und belegte den neunten Platz. Frankreich wurde nach einem 3:0 (15:4, 15:9, 15:9) gegen Algerien Elfter. sid
PELOTA
Männer, Finals, Hand-doubles (Trinquet): Spanien - Mexiko 27:40. - Palette-rubber (Trinquet): Argentinien - Frankreich 30:14. - Palette-leather (Short): Spanien - Mexiko 35:16. - Pala corta (Short): Spanien - Mexiko 40:14. - Hand-singles (Short): Spanien - Frankreich 22:12. - Hand-doubles (Short): Spanien - Frankreich 22:7.
BASKETBALL
Plazierungsrunde um die Ränge 5 bis 8, Männer: Brasilien - Puerto Rico 86:84 (43:49).
Spiel um Platz 9, Männer: Spanien - Angola 78:75 (41:39).
Spiel um Platz 11, Männer: Venezuela - China 100:97 (51:51).
Halbfinale, Frauen: Kuba - China 70:109 (30:57).
"Jetzt geht's los! Jetzt geht's los!" Überall, wo bei den Olympischen Spielen in Barcelona deutsche Athleten um Medaillen kämpfen, tönt dieser Schlachtruf lautstark von den Tribünen aus den Reihen der massenhaft angereisten deutschen Sport-Fans. Der seit einigen Monaten in der Bundesrepublik in Mode gekommene Slogan hat in Barcelona wohl endgültig den Durchbruch zu d e m Anfeuerungsruf der Deutschen geschafft und sozusagen die olympischen "Weihen" erhalten.
Egal, ob Boris Becker mal wieder von der Tribüne eine Seelenmassage braucht oder die deutschen Fechterinnen um Gold kämpfen - "jetzt geht's los!" Mühelos werden damit die Schlachtrufe anderer Nationen in Grund und Boden gebrüllt. Das traditionelle "Deutschland, Deutschland" gehört natürlich weiter zum Fan-Repertoire. dpa
Die Olympischen Spiele in Barcelona haben innerhalb von zwei Tagen ihren zweiten Doping-Fall. Die GUS-Marathonläuferin Madina Biktagirowa ist am Mittwoch von den Spielen ausgeschlossen worden, nachdem in ihrem Urin das verbotene Stimulanzmittel Norethedrina gefunden worden ist.
Am Tag zuvor war die chinesische Volleyballspielerin Wu Dan als ersten Teilnehmerin der Barcelona-Spiele wegen Dopings ausgeschlossen worden. Biktagirowa war am Samstag beim Frauen-Marathon Vierte geworden. Nach dem Wettkampf war sie für einen Doping-Test ausgelost worden.
Der Vorsitzende der medizinischen Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Prinz Alexandre de Merode, ermahnte unterdessen die Sportler, sich an die IOC-Regeln zu halten und nicht mit ihrer Gesundheit zu spielen.
Das IOC dementierte in diesem Zusammenhang Informationen nicht, daß auf den Zimmern einiger Athleten rund 20 Wegwerfspritzen gefunden worden sind. Die IOC-Sprecherin Michele Verdier erklärte lediglich, dem IOC-Exekutivkomitee liege dazu keine offizielle Mitteilung vor.
Zu dem neuen Doping-Fall der im "Vereinten Team" gestarteten Marathonläuferin teilte sie mit, das IOC-Exekutiv habe sich nach Anhörung der GUS-Mannschaft, der medizinischen Kommission und der Labor-Mitarbeiter "einstimmig" für den Ausschluß Biktagirowas entschieden. Die 27jährige Athletin, die nur für die Teilnahme am Marathon gemeldet war, ist inzwischen abgereist und muß mit einer mindestens dreimonatigen Sperre durch ihren nationalen Leichtathletik-Verband rechnen.
Bei den Spielen in Barcelona waren bis zum Dienstag abend insgesamt 1049 Doping-Tests durchgeführt worden. Bei den vorherigen Olympischen Spielen 1988 in Seoul hatte es ingesamt zwölf Doping- Fälle gegeben, der prominenteste war der Fall Ben Johnsons, der in Weltrekordzeit den 100-m-Lauf gewonnen hatte. dpa
TISCHTENNIS
Frauen-Einzel: 1. Deng Yaping (China), 2. Qiao Hong (China), 3. Hyung Jung Hwa (Südkorea) und Li Bun Hui (Nordkorea), 5. Sun Bok Yu (Nordkorea), Elena Cioisu (Rumänien), Zihe Chen (China), Po Wa Chai (Hongkong). - Finale: Yaping - Hong 21:16, 21:8, 15:21, 23:21. - Halbfinale: Yaping - Hwa 21:6, 21:19, 21:17, Hong - Hui 15:21, 21:15, 21:8, 21:11.
Ohne ein Leck überstand die deutsche Kanu-Flotte am Mittwoch den ersten Tag der Semifinalläufe in Castelldefels. Über 500 Meter weckten alle vier gestarteten Boote mit ihren Leistungen Medaillenhoffnungen für die Finals. Nachdem sich der Canadier-Zweier mit Ulrich Papke/Ingo Spelly (Magdeburg) bereits über die Vorläufe für die Endkämpfe über 500 und 1000 m qualifiziert hatte, stehen damit schon sechs deutsche Boote im Medaillenkampf am Freitag und Samstag. Hingegen mußten einige Favoriten wie Kajak-Weltmeister Renn Crichlow (Kanada) bereits ihre Koffer packen.
Einen hervorragenden Eindruck hinterließen einmal mehr die Potsdamer Kay Bluhm und Torsten Gutsche, die in ihrem Semifinale die Medaillen-Aspiranten aus Spanien und Dänemark mit einer Länge beherrschten. Sie fuhren in 1:28,01 Minuten eine Zeit, die noch nie zuvor bei internationalen Meisterschaften gefahren wurde. Strahlend waren die beiden in den Lauf gegangen. "Hoffentlich haben wir auch nach dem Rennen noch gute Laune", hatte Kay Bluhm noch vor dem Start geulkt. Nach ihrem sicheren Erfolg waren sie wieder gesetzter. "Abgerechnet wird am Samstag", so Gutsche.
Gleichfalls auf Sieg fuhr der Frauen-Zweier mit Ramona Portwich/Anke von Seck (Hannover/Rostock). Sie waren ganz offensichtlich bemüht, die dürftige Vortagsleistung des Vierers vergessen machen zu wollen. sid
REITEN
Dressur, Einzel: 1. Uphoff (Duisburg) mit Rembrandt 1626 Punkte, 2. Werth (Rheinberg) mit Gigolo 1551, 3. Balkenhol (Düsseldorf) mit Goldstern 1515, 4. van Grunsven (Niederlande) mit Olympic Bonfire 1447, 5. Kyrklund (Finnland) mit Edinburg 1428, 6. Lavell (USA) mit Gifted 1408, 7. Laus (Italien) mit Adrett 1389, 8. Max-Theurer (Österreich) mit Liechtenstein 1380.
Der älteste Freistilringer will den begehrtesten Olympia-Thron besteigen. Dollarsegen in Millionenhöhe, Heldenverehrung auf Lebenszeit, ein grandioser Empfang mit Tausenden von Menschen - mit dem Triumph in der Königsklasse Superschwergewicht wäre der 36jährige Ali Reza Soleimani aus dem Iran zeitlebens ein gemachter Mann.
Sein Einzug ins Finale ist kaum in Frage gestellt. Auf wen er dort am Donnerstag abend trifft, ist ihm eigentlich egal. "Schön wäre vielleicht, wenn es der Amerikaner Bruce Baumgartner wäre, denn mit dem habe ich nur gute Erfahrungen gemacht."
Gegen den Herkules aus Pennsylvania beendete der schwarzhaarige "Bär aus Teheran", wie ihn Freunde nennen, die 16jährige internationale Erfolgslosigkeit der Männer aus dem Orient.
1989 besiegte Soleimani im Weltmeisterschafts-Finale den Amerikaner nach einem 0:4 Rückstand in der Verlängerung (6:12 Minuten) noch mit 5:4. Seither wird er verehrt wie ein Halbgott, berichten iranische Journalisten, die jede Bewegung ihres Goldfavoriten auf Zelluloid festhalten.
Ringen ist im Iran der Nationalsport schlechthin. Die Mattenfüchse stellen drei der bislang vier Olympiasieger des Landes. Bei Wettkämpfen, die dort oftmals unter freiem Himmel im "Nassiri-Stadion", benannt nach dem Gewichtheber-Olympiasieger von 1968 im Fliegengewicht, stattfinden, ist die Arena zumeist bis auf einige wenige der annähernd 100 000 Plätze gefüllt.
"Unser Training ist aber längst nicht so wissenschaftlich und methodisch aufgebaut wie anderswo", erzählt Soleimani, der stets von drei bis fünf Leibwächtern umgeben ist. "Außer am Freitag, unserem Feiertag, trainiere ich täglich einmal, abwechselnd mal morgens, mal abends zwei Stunden. Dabei übe ich keine Techniken, sondern ringe immer viermal fünf Minuten. Zudem laufe ich fünfmal die Woche zehn Kilometer." Zu mehr bleibt dem Bauernsohn, der eine eigene Landwirtschaft mit hundert Kühen betreibt, keine Zeit.
1976 gab er in Montreal als "Halbschwerer" sein olympisches Debüt. 1980 und 1984 boykottierte sein Land die Spiele, vier Jahre später zog er sich einen Tag vor der Abreise nach Seoul einen Bänderriß im Knie zu.
"Diesmal muß alles gut gehen", schwört sich Soleimani, "denn meine Landsleute erwarten das von mir." dpa
Vier deutsche Freistilringer sind noch unbesiegt, Superschwergewichts-Weltmeister Andreas Schröder (Aalen) und Papiergewichtler Reiner Heugabel (Mömbris-Königshofen) ließen am Mittwoch im zweiten Teil der olympischen Wettbewerbe erste Federn. Bantamgewichtler Jürgen Scheibe (Goldbach) bezwang Zoran Shorov (Einzelsportler/Serbien) mit 6:2 Punkten. Der Luckenwalder Karsten Polky fertigte im Federgewicht den Südafrikaner Andries du Plessis (5:3) ab, und Mittelgewichtler Hans Gstöttner (Aalen) besiegte Mitfavorit Rakhmat Sofiyadi (Bulgarien) in der Verlängerung (5:54 Minuten) mit 3:2. Halbschwergewichtler Ludwig Schneider (Schifferstadt) hatte Freilos.
Schröder begann zwar seinen Wettkampf verheißungsvoll, als er den Chinesen Chunguang Wang bereits nach 2:27 Minuten auf die Schultern legte, doch gegen den Olympiasieger von Seoul, David Gobedischwili, unterlag der Blondschopf 3:4. Der dreimalige Europameister führte 3:1, konnte den Vorsprung aber nicht über die Zeit bringen. "Es ist zum Verrücktwerden", meinte er hinterher völlig frustriert. "Ich war dem Sieg so nahe. Ich habe ihn regelrecht verschenkt." Im letzten Gruppenduell trifft er auf den bärenstarken Amerikaner Bruce Baumgartner. Bei einem Sieg würde er ins große Finale einziehen, bei einer Niederlage kämpft er lediglich um Platz fünf. dpa
Kuba hat bei der olympischen Baseball-Premiere wie erwartet das Finale erreicht. Der Weltmeister bezwang am Dienstag abend Intimfeind USA mühelos mit 6:1. Die Amerikaner kämpfen gegen Japan um Bronze.
Erstmals werden sich Kämpfer des Deutschen Judo-Bundes (DJB) an der Sumo-Weltmeisterschaft in Japan beteiligen. Drei Schwergewichtler wurden vom Veranstalter für das Turnier am 12. Dezember nach Tokio eingeladen.
Jeweils nach Olympia steht dem deutschen Sport durch eine Rücktrittswelle eine Zäsur ins Haus. Mit der Schlußfeier im Stadion am Montjuic zeichnen sich gravierende Veränderungen in der erstmals gesamtdeutschen Mannschaft ab, viele vor allem aus der "alten DDR-Garde" werden ihre Schuhe an den Nagel hängen.
Im Leichtathletik-Lager werden auch der "großen, alten Dame" des Speerwurfs, Petra Meier-Felke - mit 80 Meter Weltrekordhalterin - und dem Hochsprung- Olympiasieger von 1984, Dietmar Mögenburg, Gedanken ans Aufhören nachgesagt. Manfred Steinbach, Sportwart des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), hält den Prozeß für völlig normal.
Besonders groß wird der Schnitt in den Hockey-Teams und bei den Radfahrern sein. Bei den Herren des Deutschen Hokkey-Bundes (DHB) wollen Kapitän Volker Fried und Eckenspezialist Carsten Fischer international nicht mehr zur Verfügung stehen. "Ich will endlich mal Urlaub machen, wo ich will, und nicht in irgendwelchen Jugendherbergen zur Vorbereitung auf Turniere verbringen", so der 30jährige Fischer.
Auch die Ex-DDR-Stars im Handball, Frank-Michael Wahl und Matthias Hahn, liebäugeln mit einem Ende ihrer internationalen Karriere. Bei den erfolglosen Fechtern geht wahrscheinlich die Ära einer großen Mannschaft zu Ende: Die Florett-Frauen, die immerhin die Bilanz mit Silber ein wenig aufpolieren konnten, müssen in der nächsten Zeit auf Anja Fichtel-Mauritz, Sabine Bau und Zita Funkenhauser verzichten.
Bei den viermal mit Gold geschmückten Radfahrern lockt das große Geld bei den Profis, obwohl der Wechsel aufgrund der Rezension bei den Rennställen niemals so schwer fiel. Das Trainer-Trio rechnet mit der Abwanderung von 50 Prozent der Medaillen-Gewinner, insgesamt wollen voraussichtlich 14 deutsche Spitzenfahrer zukünftig ihren Unterhalt auf der Straße verdienen. Der deutsche Profi-Rennstall Telekom hat schon seine Bereitschaft über die Verpflichtung von zwei Nachwuchs-Fahrern bekundet. dpa
Eine wundersame Wandlung hat der Doppel-Olympiasieger und achtfache Canadier-Weltmeister Nikolai Tschurwaski hinter sich. Nachdem der Mann aus der moldawischen Hauptstadt Kischinjow bei der GUS-Ausscheidung mit seinem Partner Viktor Renejski die Olympia-Qualifikation verpaßt hatte, entschloß er sich kurzerhand zum Wechsel seiner Staatsbürgerschaft - und wurde Rumäne. Unter dem Namen Nikolae Juravschi erkämpfte er im Zweier mit Gheorghe Andriev über 500 und 1000 Meter auf Anhieb die Final-Teilnahme. Die neue Kombination gilt als heißer Gold-Kandidat.
Tschurawskis Vater besaß in der Vergangenheit die rumänische Staatsangehörigkeit - neben der offiziellen sowjetischen. So eröffnete sich für Tschurawski überraschend doch noch die Tür zu Olympia. "Es war meine einzige Chance. Schließlich habe ich vier Jahre für die Spiele hart gearbeitet", meinte Juravschi. "Wir werden ein erfolgreiches Duo abgeben. Leid tut es mir nur um meinen bisherigen Partner Nikolai Renejski."
In der Vergangenheit wäre ein solch kurzfristiger Wechsel von einer Nation in die andere nicht möglich gewesen. "Da es jedoch eine sowjetische Staatsbürgerschaft nicht mehr gibt, kann ein Athlet frei entscheiden, für welche Nation er starten will. Voraussetzung für den Olympia-Start war aber, daß beide betroffenen NOK und der Internationale Kanu-Verband zugestimmt haben. dpa
38 Tage nach dem ominösen "Freispruch" von London scheint die Karriere von Katrin Krabbe endgültig zu Ende zu gehen. Wie der Anti-Dopingbeauftragte des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Rüdiger Nickel, der FR auf Anfrage bestätigte, ist die A-Analyse einer vom DLV am 22./23. Juli bei den beiden Sprinterinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer im Trainingslager gezogenen Doping-Probe positiv ausgefallen. Das war im Zeitraum von wenigen Tagen die dritte Kontrolle der beiden Neubrandenburger Läuferinnen, die in der A-Probe ein positives Ergebnis zeitigte, nachdem bereits eine vom Deutschen Sport-Bund (DSB) angeordnete Doppel-Kontrolle den erneuten Doping-Verdacht genährt hatte. In allen untersuchten Körperflüssigkeiten hat das Doping-Kontrollabor von Professor Manfred Donike in Köln Spuren des Medikaments "Clenbuterol" gefunden, das als verbotene Futterbeigabe in der Kälbermast verwendet wird. Das Asthma-Präparat hat eine muskelaufbauende Wirkung, gilt als besonders schnell abbaubar und schwer nachzuweisen.
In der Donnerstag-Ausgabe des Boulevardblatts "Bild", bei dem die Sprinterin unter Vertrag steht, gab Katrin Krabbe die Einnahme des Medikaments zu: "Wir haben das Mittel seit 16. April genommen. Es wurde uns von unserem Arzt Dr. Seidl empfohlen. Er hat uns das O.K. gegeben, daß es nicht auf der Dopingliste steht." Der "Dresdner Morgenpost" hat Trainer Thomas Springstein bestätigt, daß die Doppel-Weltmeisterin, Grit Breuer sowie Manuela Derr pharmazeutische Präparate eingenommen haben.
Manuela Derr, Junioren-Europameisterin von 1989, erklärte nach diesen Angaben: "Ich habe das Medikament wie alle anderen genommen. Wir waren davon überzeugt, daß es unbedenklich war. Wir werden doch nicht so dumm sein und ein verbotenes Präparat nehmen." Das Medikament habe dazu gedient, die Atemwege bei Belastung freizumachen.
Nachdem die Springstein-Gruppe von dem positiven Testergebnis durch ein Schreiben des DLV Kenntnis erhalten hatte, haben die Doping-Delinquentinnen am Dienstag sofort ihr Trainingslager in Zinnowitz abgebrochen und sind nach Neubrandenburg zurückgekehrt.
Mit dem Hinweis auf ein "schwebendes Verfahren" mochte Rüdiger Nickel keine weiteren Einzelheiten zu dem neuerlichen Doping-Fall des Neubrandenburger Duos preisgeben. Der DLV müsse erst das Ergebnis der notwendigen B-Probe abwarten, erklärte der Mann aus Hanau der FR. Die zweite Analyse wird voraussichtlich in der nächsten Woche von Professor Donike in Beisein der Athletinnen oder von Vertretern vorgenommen werden, also nach einem Zeitraum, an den der DLV gebunden sei. Der Verband hat den Sprinterinnen nach dpa-Informationen eine Erklärungsfrist bis 8. August eingeräumt, um zu dem positiven Befund der am 22. und 23. Juli in Zinnowitz im Auftrag von "German Control" von dem pensionierten Polizeibeamten Klaus Wengoborsky eingeholten Proben Stellung zu beziehen. Sollte auch die B-Probe ein positives Ergebnis ausweisen, woran nicht zu zweifeln ist, müssen die Athletinnen nach den Regeln des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) für vier Jahre gesperrt werden. Auch mögliche Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
Während das Präparat "Clenbuterol" in der Dopingliste der IAAF und des Nationalen Olympischen Komitees (IOC) aufgeführt ist, steht es namentlich nicht in den DLV-Papieren. Dennoch sieht Rüdiger Nickel "keine Probleme", daß es wegen dieses formalen Grunds zu ähnlichen juristischen Auseinandersetzungen kommen könnte wie nach der Dopingprobe vom Januar im südafrikanischen Stellenbosch, als sich der Urin von Krabbe, Breuer und Möller als identisch erwies, das Trio aber letztlich aus verfahrenstechnischen Gründen nicht gesperrt wurde. "In der Dopingliste sind unter anabolen Steoriden auch Substanzen mit chemisch und pharmakologisch ähnlichen Verbindungen aufgeführt", erklärte Nikkel. Wegen der ständigen Neuentwicklungen der Pharmaindustrie könne der DLV nicht jedes Präparat explizit auflisten, so der Anti-Dopingbeauftragte.
Für den Fall, daß Katrin Krabbe eindeutig überführt würde, kündigte Willi Daume, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), nach einem dpa-Bericht in Barcelona an, daß dann "mit aller Konsequenz" gehandelt werden müsse. Sollte sich die Doping- Praxis hinter den Kulissen des SC Neubrandenburg bestätigen, wäre dies für Daume eine neue Dimension: "Es wäre eine Art Gruppen-Kriminalität, eine Art Doping-Mafia."
"Clenbuterol ist kein Wald- und Wiesenpräparat. Es dient zur Bronchienerweiterung bei besonders asthmatischen Erkrankungen", erklärte Klaus Müller, Leiter des Doping-Kontrollabors in Kreischa der Nachrichtenagentur. Den Mannschaftsarzt der deutschen Gewichtheber, Bernd Dörr, zitiert dpa mit den Worten: "Bei hoher Konzentration könnte dieses Präparat anabole Wirkung haben."
REINHARD SOGL
Der Wirkstoff Clenbuterol, der bei Doping-A-Proben unter anderem bei Katrin Krabbe gefunden worden sein soll, wird bei Bronchitis und Asthma angewandt. Die Substanz kann verengte Bronchialgefäße erweitern und wird in Form von Tabletten, Tropfen oder als Saft verabreicht. Die Medikamente sind in Deutschland unter dem Namen "Spiropent" auf dem Markt und rezeptpflichtig. Nach Angaben der Herstellerfirma Thomae kann Clenbuterol im Urin nachgewiesen werden. Nebenwirkungen der Arznei sind bei hoher Dosierung Zittern, Unruhe und Herzklopfen.
Laut Bundesgesundheitsamt (BGA) in Berlin hat Clenbuterol eine leistungssteigernde Wirkung und vermehrt die Muskelmasse. Der Stoff werde nur langsam im Körper abgebaut, sagte Jürgen Beckmann vom BGA. "Ich würde mich nicht wundern, wenn man ihn zehn Tage nach der letzten Einnahme noch nachweisen kann." Er wies darauf hin, daß auch zwei britische Gewichtheber wegen Clenbuterol von den Olympischen Spielen in Barcelona ausgeschlossen worden seien.
"Clenbuterol wurde auch in der Kälbermast verwendet, damit die Tiere schneller Fleisch ansetzen konnten", sagte Martin Schulz von der Bundesapothekerkammer in Frankfurt. dpa
Einen Tag, nachdem Boris Becker und Michael Stich im Doppel-Wettbewerb das Halbfinale erreichten und damit eine Bronzemedaille bereits sicher haben, hat Steffi Graf mit dem Einzug ins Finale ihre makellose Olympia-Geschichte weitergeschrieben, womit sie nur noch einen Sieg von ihrer zweiten Goldmedaille entfernt ist. Nach 68 Minuten und einem kaum gefährdeten 6:4, 6:2 gegen Mary Joe Fernandez (USA) hieß es am Mittwoch wieder: "Juego, set e match, Senorita Graf". Die Weltranglisten-Zweite aus Brühl blieb damit auch in ihrem zehnten Olympia-Einzel ungeschlagen und wird mindestens die Silbermedaille mit nach Hause nehmen. Im Endspiel erwartet sie am Freitag die spanische Hoffnung Arantxa Sanchez-Vicario oder der US- Teenager Jennifer Capriati.
Wieder einmal gelang es der Weltranglisten-Siebten aus Florida nicht, der Deutschen auch nur einen einzigen Satz abzunehmen. Neun Niederlagen bei neun Aufeinandertreffen lautet die für Mary- Joe Fernandez niederschmetternde Bilanz. Steffi Grafs Ankündigung - "Für mich ist das Turnier erst am Freitag zu Ende" - erfüllte sich schnell. Ihr eigens zum Halbfinale angereister Trainer Heinz Günthardt konnte zufrieden sein.
Nach einem etwas nervösen und verhaltenen Start spielte Steffi Graf konzentriert auf und sicherte sich den ersten Satz nach 32 Minuten. Der bessere Aufschlag und die zuverlässigeren Grundschläge machten den Unterschied aus. Immer mehr schlichen sich Fehler in das zunächst ansehnliche Spiel ihrer 20 Jahre alten Gegnerin ein. Im zweiten Durchgang holte sich die drei Jahre ältere Steffi Graf das vorentscheidende Break zum 4:2. Mit dem ersten Matchball stellte sie schließlich sicher, daß die Steffi-Graf- Sommerspiele auf der Tennisanlage in Vall D'Hebron noch um ein weiteres Match verlängert werden.
Zuvor waren die Südafrikaner Wayne Ferreira und Piet Norval ins Finale des Männer-Doppelwettbewerbes eingezogen. Gegen die Kroaten Goran Ivanisevic und Goran Prpic, die sich nun mit Bronze begnügen müssen, erzielten Ferreira/Norval in 3:08 Stunden einen 7:6 (7:5), 3:6, 6:3, 2:6, 6:2-Erfolg. Die erste olympische Medaille für Südafrika seit 32 Jahren ist damit mindestens eine silberne.
Nachts um halb zwölf war die Welt wieder in Ordnung gewesen für Boris Becker (24) und Michael Stich (23). Die beiden Deutschen lagen sich in den Armen, glückliche Sekunden lang, engumschlungen, trunken vor Freude. Was war das für eine Erlösung, nach den frustrierenden Niederlagen im Einzel, nach diesem fast vier Stunden dauernden Nerven-Duell gegen die gleichwertigen Spanier Emilio Sanchez und Sergio Casal. Die Mission Olympia ist erfüllt - die erträumte Medaille gehört ihnen, mindestens in bronzener Ausfühung.
Vor 13 Monaten ist dasselbe Bild schon einmal um die Welt gegangen: Becker und Stich in der Umarmung auf dem Centre Court von Wimbledon. Es wurde zur Legende, weil der Verlierer Becker dem Sieger Stich damit eine große Ehre zuteil werden ließ. Diesmal war alles anders, denn diesmal hatten beide gewonnen. Und dies gleich in mehrfacher Hinsicht: Der dramatische 6:3, 4:6, 7:6 (11:9), 5:7, 6:3-Erfolg bescherte dem ungleichen Duo nicht nur die begehrte olympische Trophäe. Ein ebenso wertvolles Erlebnis dürfte für beide das Gefühl sein, gemeinsam etwas erreicht zu haben, was jedem für sich nicht gelungen war. Aus einer Zweckgemeinschaft ist ein harmonisches Erfolgs-Duo geworden. dpa
BARCELONA, 5. August (FR). Nicole Uphoff, Isabell Werth und Klaus Balkenhol haben der deutschen Olympia-Mannschaft am Mittwoch den ersten Dreifach-Triumph der Spiele in Barcelona beschert. Am Abend sorgten die Florettfechter für die zweite deutsche Goldmedaille des Tages, indem sie im Finale des Mannschaftswettbewerbs Kuba aufgrund des besseren Trefferverhältnisses bezwangen. Silber gewannen Diskuswerfer Jürgen Schult und Freistilringer Heiko Balz.
Dieses Edelmetall haben auch die Tennisspieler Boris Becker und Michael Stich sowie Steffi Graf schon in der Tasche. Während die beiden Männer im Doppel nach fünf Sätzen die Argentinier Frana/Miniussi besiegten, zog die Brühlerin mit einem Zweisatz-Erfolg gegen Mary Joe Fernandez (USA) in das Endspiel ein, in dem sie auf Jennifer Capriati trifft. Die US-Amerikanerin warf die Spanierin Arantxa Sanchez-Vicario aus dem Wettbewerb.
Durch einen Sieg in der Verlängerung des Halbfinalspiels gegen Pakistan erreichten die deutschen Hockey- Männer das Endspiel, womit auch ihnen die Silbermedaille sicher ist. Keinen Ausfall hat bisher die deutsche Kanu-Flotte zu verzeichnen. Sechs Boote haben sich bereits für die Final- Rennen am Wochenende qualifiziert.
Innerhalb von zwei Tagen ist in Barcelona der dritte Doping-Fall bekanntgeworden. Nach der GUS-Marathonläuferin Madina Biktagirowa wurde am Mittwoch auch der amerikanische Hammerwerfer Jud Logan von den Spielen ausgeschlossen. In ihrem Urin wurde das verbotene Stimulanz-Mittel Norethedrina gefunden. Bei Logan handelte es sich um Spuren von Clenbuterol.
(Weitere Berichte auf Seiten 12 bis 15)
Die Bühne für das goldene Finale ist bereitet: Steffi Graf und überraschend der US-Teenager Jennifer Capriati bestreiten am Freitag den Schlußakt beim olympischen Tennis-Turnier der Damen. Die Brühlerin schrieb am Mittwoch ihre makellose Olympia-Geschichte fort und nahm mit einem 6:4,6:2-Sieg gegen Mary Joe Fernandez (USA) in 68 Minuten Kurs auf ihr zweites Gold. "Juego, set e match, Senorita Capriati" hieß es danach für die 16 Jahre alte Weltranglisten-Sechste, die den vom Besuch der Königsfamilie nur kurz beflügelten spanischen Publikumsliebling Arantxa Sanchez-Vicario mit einem 6:3, 3:6, 6:1 überrumpelte.
Die Goldmedaillen-Gewinnerin von Seoul blieb auch in ihrem zehnten Olympia-Einzel ungeschlagen und wird mindestens Silber mit nach Hause nehmen. Ihre besondere Beziehung zu Olympia dokumentiert sich nicht nur in der Tatsache, daß Steffi Graf nun die erfolgreichste Tennisspielerin im Zeichen der fünf Ringe ist: "Ich gehe normalerweise nicht oft in mein Zimmer mit den ganzen Trophäen. Aber die Goldmedaille habe ich mir vor der Abreise noch einmal angeschaut", erzählte sie. Auch bei der neunten Niederlage im neunten Duell war es der Weltranglisten-Siebten Mary Joe Fernandez nicht gelungen, der Deutschen auch nur einen einzigen Satz abzunehmen. Steffi Grafs eigens zum Halbfinale angereister Trainer Heinz Günthardt konnte zufrieden sein.
Die Anwesenheit von Königin Sofia, König Juan Carlos sowie der Kinder Cristina und Felipe, die Mitte des zweiten Satzes eintrafen, inspirierte die zuvor unkonzentrierte Arantxa Sanchez merklich, aber nicht nachhaltig genug. Zwar riß sie das Spiel mit typisch spanischer "furia" (Kampfkraft) und einem Break zum 4:2 im zweiten Satz kurzfristig an sich. Doch Jennifer Capriati ließ sich nicht beirren und setzte sich schließlich dank ihrer aggressiven Spielweise durch.
Zuvor waren die Südafrikaner Wayne Ferreira und Piet Norval ins Finale des Männer-Doppelwettbewerbes eingezogen. Gegen die Kroaten Goran Ivanisevic und Goran Prpic, die sich nun mit Bronze begnügen müssen, erzielten Ferreira/Norval in 3:08 Stunden einen 7:6(7:5),3:6,6:3,2:6,6:2- Erfolg. Die erste olympische Medaille für Südafrika seit 32 Jahren ist damit mindestens eine silberne.
Nachts um halb zwölf war die Welt wieder in Ordnung gewesen für Boris Becker (24) und Michael Stich (23). Die beiden Deutschen lagen sich in den Armen, glückliche Sekunden lang, engumschlungen, trunken vor Freude. Was war das für eine Erlösung, nach den frustrierenden Niederlagen im Einzel, nach diesem fast vier Stunden dauernden Nerven-Duell gegen die gleichwertigen Spanier Emilio Sanchez und Sergio Casal. Die Mission Olympia ist erfüllt - mindestens die bronzene Ausführung gehört ihnen.
Vor 13 Monaten ist dasselbe Bild schon einmal um die Welt gegangen: Becker und Stich in der Umarmung auf dem Centre Court von Wimbledon. Es wurde zur Legende, weil der Verlierer Becker dem Sieger Stich damit eine große Ehre zuteil werden ließ. Diesmal war alles anders, denn diesmal hatten beide gewonnen. Und dies gleich in mehrfacher Hinsicht: Der dramatische 6:3,4:6,7:6(11:9),5:7,6:3- Erfolg bescherte dem ungleichen Duo nicht nur die begehrte olympische Trophäe. Ein ebenso wertvolles Erlebnis dürfte für beide das Gefühl sein, gemeinsam etwas erreicht zu haben, was jedem für sich nicht gelungen war. Aus einer Zweckgemeinschaft ist ein harmonisches Erfolgs-Duo geworden. dpa
RINGEN
Freistil, Klasse bis 100 kg: 1. Chabelow (GUS), 2. Balz (Deutschland), 3. Kayali (Türkei) 4. Tae-Woo Kim (Südkorea), 5. Radomski (Polen), 6. Verma (Indien), 7. Coleman (USA), 8. Kiss (GUS).
TISCHTENNIS
Männer-Einzel, Halbfinale: Gatien (Frankreich) - Ma Wenge (China) 20:22, 22:20, 21:16, 12:21, 21:13, Waldner (Schweden) - Kim Taek Soo (Südkorea) 21:9, 21:18, 21:19.
Jürgen Schult hat am Mittwoch die olympische Ehre der deutschen Diskuswerfer gerettet. Der 32jährige aus Schwerin gewann nach dem Olympiasieg 1988 nun in Barcelona Silber hinter Romas Ubartas, der die erste Goldmedaille in der olympischen Geschichte für Litauen holte. Mit Saisonbestleistungen wurden über 400 m der Amerikaner Quincy Watts und die Französin Marie-Jose Perec sowie die Britin Sally Gunnell über 400 m Hürden Olympiasieger. Über 800 m der Männer feierte Kenia durch William Tanui (1:43,66 Minuten) und Nixon Kiprotich (1:43,70) einen Doppelsieg vor dem Amerikaner Johnny Gray (1:43,97).
Jürgen Schult demonstrierte im Diskus-Finale eiserne Nerven. Der Weltrekordler lag mit seinem fünften Versuch von 64,94 m sogar in Führung, ehe ihn Ubartas (65,12) noch um 18 Zentimeter übertraf. "Jetzt kann ich mich voll auf den Weltrekord konzentrieren", so Watts nach seiner starken Vorstellung über 400 Meter. Mit 43,50 Sekunden holte er sich den Olympiasieg vor Seoul-Sieger Steve Lewis (USA/44,21) und Samson Kitur (Kenia/44,24). Der 22jährige Watts lief die zweitschnellste jemals erreichte Zeit nach dem wegen Dopings für Barcelona gesperrten Butch Reynolds, dessen Weltrekord bei 43,29 Sekunden steht. Auch bei den Frauen gab es durch Marie-Jose Perec (Frankreich) mit 48,83 Sekunden eine überragende Saisonbestzeit.
"Wenn ich gewußt hätte, wie schnell ich war, wäre ich durchgelaufen", sagte der sichtlich frustrierte Mike Marsh, nachdem er im Halbfinale einen Weltrekord über 200 m verschenkt hatte. Der Amerikaner rannte einen Tag nach seinem 25. Geburtstag 19,73 Sekunden und blieb damit nur 1/100 Sekunde über dem Weltrekord, den der Italiener Pietro Mennea 1979 mit 19,72 Sekunden in der Höhe von Mexiko-Stadt aufgestellt hatte. Wie Marsh lief auch Vize-Weltmeisterin Gwen Torrence mit 21,72 Sekunden eine Jahresweltbestzeit. Marsh war auch schuld, daß Carl Lewis nicht weiter als 8,68 m sprang.
Die Amerikanerin Sandra Farmer-Patrick, während der vorolympischen Saison Seriensiegerin, verlor wieder im wichtigsten Rennen. Mit 53,69 Sekunden hatte sie über 400 m Hürden keine Chance gegen die 26jährige Sally Gunnell.
Keine Qualifikationsprobleme hatte am Donnerstag vormittag bei großer Hitze das springende Heike-Duo. Dennoch hat das Bangen um Hochsprung-As Heike Henkel (Leverkusen) begonnen. "Ich habe große Schmerzen in der Achillessehne und muß gleich zum Doktor", sagte die 28jährige. Sie beschränkte sich auf zwei Sprünge über 1,86 und 1,92 m. Ihre Miene war sorgenvoll, als sie das Stadion verließ. Birgit Kähler (Uerdingen) überstand die Qualifikation ebenfalls.
Im Weitsprung muß Heike Drechsler aus Jena mit der Favoritenrolle leben. Sie legte "im Vorbeigehen" 7,08 m hin und bewies damit ihre große Form. Ihre große Gegenspielerin Jackie Joyner-Kersee (USA) begnügte sich genau mit den geforderten 6,75 m. Diese Weite schafften nur fünf Springerinnen, so daß die Weltmeisterschaftsfünfte Susen Tiedtke (Berlin) mit ihren 6,74 m und der sechstbesten Weite auch keine Probleme hatte.
Der Leverkusener Meier büßte am zweiten Zehnkanpftag zwar seine Spitzenposition im Zehnkampf nach dem ersten Tag ein, war nach sieben Wettbewerben auf Rang drei aber weiter gut dabei. Robert Zmelik (CSFR) holte sich nach der sechsten Disziplin die Spitzenposition zurück. Nach sieben Wettbewerben hatte er 6183 Punkte Punkte auf seinem Konto und führte vor dem Spanier Antonio Penalver (6122) sowie Meier (6041). Thorsten Dauth (Groß-Karben) nahm mit 5909 Zählern Rang sechs ein. dpa
Tischtennis-Gipfeltreffen bei Olympia: Die Nummer eins und zwei der Weltrangliste, Jean-Philippe Gatien (Frankreich) und Jan-Ove Waldner (Schweden), spielen am (morgigen) Donnerstag um die Goldmedaille. Gatien schlug Ma Wenge (China) nach einer Stunde mit 3:2 Sätzen. Waldner, Bezwinger von Jörg Roßkopf und "Zocker" genannt, ließ den Südkoreaner Kim Taek Soo im Halbfinale mit 3:0 Sätzen abblitzen.
Weltmeisterin Deng Yaping wurde nach dem Doppel auch im Einzel Olympiasiegerin und holte das dritte Tischtennis-Gold für China. Die 19 Jahre alte Deng schlug im Finale, das nach "Absprache" roch, ihre Doppelpartnerin Qiao Hong mit 3:1 Sätzen. Erst als IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch verspätet in der Halle erschien, schenkte die 1,49 Meter große Deng, die die ersten Durchgänge 21:6, 21:8 gewonnen hatte, ihrer Gegnerin einen Satz. Es war der einzige, den die Olympiasiegerin während des Turniers abgab.
"Der Ausgang des Finales ist völlig offen. Waldner spielt zwar sehr gut, aber Gatien hat hier schon zweimal den Kopf aus der Schlinge gezogen", meinte Europameister Roßkopf. Er hatte vor Olympia den 23jährigen Franzosen als "Geheimfavoriten" bezeichnet. Der Ästhet mit dem Schläger wurde bei seinem Sieg gegen den starken Ma Wenge von mehreren französischen Fans angefeuert. dpa
Dank Carsten Fischer kann Deutschland vom zweiten olympischen Hokkey-Gold nach 1972 träumen. Einen Tag nach den Frauen zogen am Mittwoch in Terrassa auch die deutschen Männer nach einer großen Energieleistung mit 2:1 (1:1, 0:1) nach Verlängerung über Vize- Weltmeister Pakistan ins Endspiel ein. Dort ist am Samstag Australien der Gegner. Vor 7000 Zuschauern erzielte der Mülheimer "Ecken-König" Carsten Fischer (46./82.) in einem Hockey-Krimi die siegbringenden Tore für die Mannschaft von Bundestrainer Paul Lissek, die zum dritten Mal in Folge das Finale erreichte. Khalid (28.) hatte den dreifachen Olympiasieger Pakistan in Führung gebracht.
Pakistan spielt am Samstag gegen die Niederlande um Platz drei. Die niederländischen Weltmeister zogen in der ersten Vorschlußrunden-Begegnung gegen den WM-Dritten Australien nach einer spannenden Partie mit 2:3 (1:2) den kürzeren. Damit blieb dem Olympia-Dritten von Seoul nur der Kampf um Bronze.
"Das war eine riesige Leistung der Mannschaft", jubelte Lissek-Assistent Bernhard Peters nach dem Schlußpfiff des Spiels und ballte die Faust. Dabei hatte das deutsche Team lange um die Final-Teilnahme bangen müssen. Denn die Pakistani, die wohl offensivstärkste Elf der Welt, begannen erwartet stürmisch. Die deutsche Hintermannschaft agierte aber äußerst konzentriert und versuchte den Spielfluß des Gegners schon im Ansatz zu zerstören.
Das Lissek-Team lauerte auf Konter und wäre fast in Führung gegangen, als der Mülheimer Sven Meinhardt (9.) auf Zuspiel des Gladbachers Michael Hilgers nur den Pfosten traf. Auf der Gegenseite rettete der Limburger Schlußmann Michael Knauth bis zur Pause mehrfach glänzend. Gegen die Strafecke von Spezialist Khalid (28.) war aber auch für Knauth kein Kraut gewachsen.
Nach dem Wechsel spielte die deutsche Mannschaft endlich aggressiver und brachte die Pakistani damit in Schwierigkeiten. Doch zum Ausgleich benötigte das Lissek-Team schließlich einen Siebenmeter, den Fischer (46.) nutzte. Unmittelbar davor war ein Treffer von Sven Meinhardt nicht anerkannt worden. Erst danach bekam das DHB-Team die Begegnung richtig in den Griff. Trotzdem gelang in der regulären Spielzeit der erhoffte zweite Treffer nicht mehr. Doch bei der dritten Strafecke ließ sich Carsten Fischer in der 82. Minute die Gelegenheit zu seinem achten Turnier-Tor nicht entgehen und löste damit stürmischen Jubel unter den deutschen Fans aus. dpa
Das Trio der deutschen Wimbledonsieger kann für einen neuen Tennis-Superlativ sorgen. Steffi Graf sowie Boris Bekker und Michael Stich greifen am Freitag in Barcelona innerhalb weniger Stunden nach doppeltem Gold. Nachdem die Weltranglisten-Zweite aus Brühl am Mittwoch ihre makellose Olympia-Geschichte fortgeschrieben hatte und mit einem kaum gefährdeten 6:4, 6:2-Sieg gegen Mary Joe Fernandez (USA) Kurs auf die Titelverteidigung genommen hatte, folgte ihr das deutsche Männer-Doppel ins Endspiel nach: "Juego, set e match, Becker/Stich", hieß es allerdings erst nach einem mühevollen 7:6 (7:3), 6:2, 6:7 (4:7), 2:6, 6:4 gegen das argentinische Duo Javier Frana/Christian Miniussi.
Steffi Graf bleibt im Finale ein emotionsgeladenes Kräftemessen mit dem spanischen Publikumsliebling Arantxa Sanchez-Vicario, ihrer Paris-Bezwingerin von 1989, erspart. Stattdessen trifft sie auf den US-Tennager Jennifer Capriati. Die 16jährige, gegen die sie in vier Spielen nie verloren hat, setzte sich mit 6:3, 3:6, 6:1 überraschend gegen die spanische Weltranglisten-Fünfte durch. Obwohl ihr zum Heulen zumute gewesen sein muß, rang sich Arantxa Sanchez ein Lächeln ab, winkte zur Loge von König Juan Carlos. "Ich freue mich über meine Bronzemedaille", sagte sie später brav zu Reportern des spanischen Fernsehens.
Capriati indes fand sich, ihr Spiel und die Welt wieder einmal "great". Nur einen Moment lang war die US-Amerikanerin etwas irritiert - "als diese Leute da auf die Tribüne kamen." Da mußte sie noch etwas länger auf den nächsten Ballwechsel warten, hatte irgendwas in sich hineingegrummelt. Natürlich ahnunglos, daß es sich um den König und sein Gefolge handelte.
Becker/Stich treffen auf Wayne Ferreira und Piet Norval, die mit einem 7:6 (7:5), 3:6, 6:3, 2:6, 6:2 gegen die Kroaten Goran Ivanisevic und Goran Prpic Südafrikas erste Medaille seit 32 Jahren zumindest versilberten.
Für die Brühlerin war es bereits das zehnte gewonnene Olympia-Einzel - ein einsamer Rekord in der Geschichte der Spiele. Wie Becker/Stich wird sie mindestens Silber mit nach Hause bringen. Ihre besondere Beziehung zu Olympia dokumentierte sich auch in einem Geständnis: "Ich gehe normalerweise nicht oft in mein Zimmer mit den ganzen Trophäen. Aber die Goldmedaille habe ich mir vor der Abreise noch einmal angeschaut", erzählte sie. Olympia sei für sie "einfach 'was Besonderes, schon weil man für sein Land spielt."
Auch bei der neunten Niederlage im neunten Duell war es der Weltranglisten- Siebten Mary Joe Fernandez nicht gelungen, der Deutschen einen Satz abzunehmen. Nach einem etwas müden Start spielte Steffi Graf konzentriert auf. Der bessere Aufschlag und die zuverlässigeren Grundschläge machten den Unterschied aus.
Boris Becker und Michael Stich erlebten 24 Stunden nach dem nervenaufreibenden Fünfsatz-Sieg gegen das spanische Weltklasse-Duo Emilio Sanchez/Sergio Casal erneut eine sportliche Achterbahn-Fahrt. Nachdem zunächst alles dafür sprach, daß gegen die Argentinier eine Durchschnittsleistung genügen würde, wurde es nach zwei vergebenen Matchbällen beim Stand von 5:4 im dritten Satz noch einmal eng. Vor allem Michael Stich blieb weit unter seinen Möglichkeiten. Erneut konnte das deutsche Doppel den Sieg erst am späten Abend im fünften Satz unter Dach und Fach bringen. dpa
Das olympische Basketballfieber in Litauen hat Staatschef Vytautas Landsbergis gepackt: Auf Einladung des spanischen Königs Juan Carlos reiste Landsbergis am Mittwoch nach Barcelona, um die litauische Basketball-Nationalmannschaft am Donnerstag gegen das amerikanische "Dream Team" zu sehen.
Fakten sind: 1. Propan ist ozonunschädlich, 2. Propan ist brennbar, 3. Kältekreisläufe mit Propan haben nach dem augenblicklichen Stand der Technik einen schlechteren Wirkungsgrad als solche mit dem ebenfalls ozonunschädlichen FKW R 134a (FR vom 21. 7. 1992 "Geht es ohne FCKW? - Ein heißer Streit um kühle Schränke).
Überall in der Branche, Hochschulen, Kältemittelhersteller, Elektrogeräteindustrie usw. wird seit vielen Jahren an Alternativen für FCKW, aber auch an neuen, völlig anderen Verfahren zur Kühlung gearbeitet.
Dabei gibt es für jede mögliche technische Lösung eine Vielzahl von Randbedingungen. Einige sind positiv, andere negativ. Die zeitraubende und teure Arbeit besteht darin, die positiven Effekte zu bessern und die negativen zu mindern oder auszuschalten.
Ich arbeite bei einem Stromversorgungsunternehmen, wo man sich auch seit Jahren mit solchen Entwicklungen befaßt. Zu unseren Bemühungen gehören auch Gase wie Propan oder Butan als Kältemittel.
Bei einem Gerätehersteller wurde ein Kühlschrank mit Propan als Kältemittel auf seine Sicherheit geprüft. Der Kältekreislauf wurde mit einem Loch versehen, in das Gerät wurde ein Zündmechanismus gelegt, die Tür wurde geschlossen und danach wiederholt gezündet. Nach einiger Zeit hat es dann gebrannt. Spricht das gegen Propan? Meines Erachtens Nein. Technik mit "0-Risiko" gibt es nicht.
Ich bin sehr dafür, daß auch brennbare Gase als Ersatzstoffe für Kältekreise untersucht und ggf. eingesetzt werden. Nur muß die Brennbarkeit vom Bürger, der Verbraucherberatung als seinem Vormund und der Geräteindustrie mit Blick auf die Produkthaftung akzeptiert werden. Sollte sich der enegetische Nachteil von Propan/Butan gegenüber R 134a nicht ganz ausgleichen lassen, so muß das auch gesagt werden, weil andere Kriterien als die des minimalen Stromverbrauches höher gewertet werden.
Als kurzfristig mögliche Lösung gab es vor etwa zwei Jahren, als Entscheidungen fallen mußten, nur R 134a. Eine kurzfristig realisierbare Lösung war die massive Forderung der Politik. Mit Milliardeninvestitionen bei Kältemittelherstellern, Geräteindustrie, Anlagenbauern, engagierten Anwendern, aber auch Schmierstoff- und Komponentenherstellern wurde diese Lösung umgesetzt. Sie ist eine gute Lösung. Eine bessere Lösung wird sie früher oder später ablösen. Das gilt übrigens generell in der Technik. Nur dann, wenn moralische Wertungen wie gut und böse an die Stelle von gut (wirksam und effizent) und schlecht (unwirksam und uneffizent) treten, gilt es nicht.
Hans-Gerhard Rumpf, Mülheim/Ruhr
Die in Ihrem Artikel (FR vom 30. 7. 1992 "Art der Hilfe für Tschernobyl-Kinder umstritten") genannte Delegation der weißrussischen Republik nennt folgende Kritikpunkte an Maßnahmen in der BRD: Die Kinder erleiden einen Kulturschock. Es entsteht in der Heimat "böses Blut" (Neid). Lediglich 10 Prozent der betroffenen Kinder waren bislang hier. Kostengünstiger sind Maßnahmen in den GUS-Staaten.
Gegen diese weißrussische Kritik muß ich mich als Initiatorin zweier Maßnahmen zur Erholung krebskranker Kinder in Unna zu Worte melden. Vierwöchige Aufenthalte in Gastfamilien wurden hier ermöglicht durch das Engagement vieler Privatleute und die finanzielle Unterstützung von Spendern zur Aufbringung der Versicherungs- und Fahrtkosten (1991 etwa 200 DM pro Kind, 1992 etwa 500 DM pro Kind). Aus dieser Sicht nun also die Kritikpunkte:
Der Kulturschock läßt sich mildern, indem sich das Programm hier an den Kindern orientiert - Spielplatz und Grundschulschwimmbad und viel Ruhe sind angebracht - von westlichem Entertainment und Kaufhausbesuchen raten wir den Gastfamilien auch in diesem Sinne ab.
Dem Neid in der Heimat kann auch nur dort abgeholfen werden. Wie anders ist die Entwicklung hin zu einer offenen demokratischen Gesellschaft möglich als über Kontakte zum Ausland? Oder ist das der alten kommunistischen Elite nicht recht? Will sie nach wie vor nur selber die Vorteile der Reisen nutzen?
Durch die "Hilfe auf anderen Schienen" - also den Bau von Erholungsheimen in Weißrußland - lassen sich vielleicht mehr Kinder erfassen, aber folgende negative Aspekte sind zu berücksichtigen:
Freundschaftliche Kontakte der Familien untereinander sind nicht möglich. Damit entfällt auch die notwendige langfristige Unterstützung der Kinder.
Krieg und Ideologien haben gerade die Deutschen und Weißrussen einander entfremdet - durch Beziehungen der Familien beider Staaten wird die Völkerverständigung sehr gefördert.
Unsere Gastfamilien setzen sich während des Aufenthalts persönlich und finanziell sehr ein - als Alternative eine entsprechend hohe Geldspende für ein Haus in der GUS ist sicher für viele undenkbar.
Die enorme Preissteigerung von 200 auf 500 Mark pro Kind sind verursacht durch die drastischen Preissteigerungen der weißrussischen Eisenbahn seit Jahreswechsel. Hier bietet sich der Delegation aus Weißrußland im eigenen Land ein weites Betätigungsfeld - Ermäßigungen für die humanitären Transporte sind viel eher vonnöten als das Bitten um Gelder für "Erholung" im verstrahlten Weißrußland.
Aus meiner Sicht kann ich auch von der Unterstützung staatlicher Stellen nur abraten. Wer garantiert denn den Landesregierungen oder privaten Spendern eine zweckgebundene Verwendung der überbrachten Mittel? Das wären dann die "Politiker", die auch schon vor der Perestroika immer darauf bedacht waren, ihr eigenes Schäfchen ins trockene zu bringen oder gar die Mafia Weißrußlands. Diesen Damen und Herren geht es mit Sicherheit heute ebensowenig um die Opfer wie vor der Katastrophe, als sie sehenden Auges - wie übrigens auch heute noch - keine Sicherheitsvorkehrungen einbauen ließen.
Genau daher arbeiten wir in Unna mit einer unabhängigen, nichtstaatlichen Initiative von Betroffenen zusammen.
Staatliche Stellen wie Intourist oder das sogenannte Tschernobyl-Komitee des weißrussischen Ministerrates haben im Mai des Jahres jedenfalls auf meine Anfragen zur Fahrpreisermäßigung nicht reagiert beziehungsweise nur durch Vermittlung des Botschafters in Minsk geantwortet.
Wirklich geholfen hat in der Angelegenheit nur das polnische Verkehrsministerium. Gabi Müller-Vorholt
(Initiative Kinderhilfe Tschernobyl
beim Caritasverband), Unna
Zunächst etwas zu unserer Person: In unserer einjährigen Zusammenarbeit waren wir mitbeteiligt an der Organisation von Erholungsaufenthalten von etwa 400 Kindern in Mönchengladbach und Umgebung. Andrej Turowetz ist im Vorstand der Elterninitiative krebskranker Kinder in der Minsker Kinderklinik "Die Kinder in Not", Bernhard Clasen Vorstandsmitglied der Mönchengladbacher Partnerorganisation "Die Kinder von Tschernobyl, Mönchengladbach e. V.".
"Kinder in Not", die zunächst nur an der Minsker Kinderklinik arbeiteten, arbeiten seit einiger Zeit auch in anderen Städten Weißrußlands. Sie zählen 900 Familien als Mitglieder. Im Großraum Mönchengladbach waren in etwas länger als einem Jahr auf Einladung verschiedener Initiativen etwa 1500 Personen (Kinder, die zum Teil mit ihren Müttern angereist waren) gewesen.
Ein Tschernobyl-Kind, das im westlichen Ausland einen vierwöchigen Erholungsaufenthalt hat, so rechnen Ivan Smolar und Georgi Lepin vor, kostet 1000 Mark. Ein gleichlanger Aufenthalt in einem Land der GUS würde nur ein Zehntel kosten. Gleichzeitig konnten von allen betroffenen 600 000 Kindern nur ein Zehntel an den Erholungsprogrammen im Westen teilnehmen.
Es wäre also sinnvoller, so die beiden, für das gleiche Geld ersatzweise einer größeren Zahl von Kindern den Ferienaufenthalt in der GUS zu ermöglichen.
Wir glauben, daß diese Rechnung an der Realität vorbeigeht, ist die Hilfsbereitschaft für Tschernobyl-Kinder doch gerade deswegen so groß, weil mittlerweile sehr viele Deutsche ein Kind aus Weißrußland persönlich kennen.
Dieser persönliche Kontakt, das merken wir in unserer Arbeit immer wieder, ist es letztendlich, der die Menschen motiviert, den Tschernobyl-Kindern zu helfen. Und wir meinen, daß es ein Trugschluß wäre zu meinen, die Gastfamilien, die bereit sind, sich wegen des Aufenthaltes eines weißrussischen Kindes mit vielleicht 500 Mark zu belasten, ohne weiteres statt dessen diesen Betrag lieber an eine Stiftung in der ehemaligen Sowjetunion überweisen würden (FR vom 30. 7. 1992 "Art der Hilfe für Tschernobyl-Kinder umstritten").
Es waren nicht gut recherchierte Artikel oder fundierte Vorträge, die bei den Menschen hier eine Betroffenheit weckten, es waren die Kinder, die sich in nur vier Wochen wirklich gut erholten, und die Mütter, die immer wieder davon berichteten, wie gut der Aufenthalt in Mönchengladbach für ihr Kind gewesen war.
"Kinder in Not" ist ein Zusammenschluß betroffener Familien, die froh darüber wären, wenn es sie als Organisation nicht geben müßte.
Wir haben uns vor zwei Jahren gegründet, weil die Interessen der am meisten von Tschernobyl betroffenen Opfer, der etwa 1000 krebskranken weißrussischen Kinder, von unseren Behörden nicht vertreten werden, auch nicht von der Komission des in Ihrem Artikel zitierten Herrn Smolar.
Wir halten es für realistisch, diesen 1000 Kindern Erholungsaufenthalte in Deutschland zu vermitteln. Diese Kinder können sich hier neu auftanken. Das ganze Jahr über erhalten sie von den deutschen Gastfamilien weitere Unterstützung durch Briefe, Pakete oder auch Besuche in Weißrußland.
Ein Kind, das an Krebs leidet, hat schon so viel in seinem Leben durchgemacht, daß wir seine bevorzugte Teilnahme an Ferienaufenthalten in Deutschland durchaus vertreten können.
Aufgrund der Einladungen an die Kinder gibt es mittlerweile schon sehr viele Freundschaften zwischen Mönchengladbachern und weißrussischen Familien.
Wir meinen, man sollte die Auslandsfahrten der Kinder weitermachen und gleichzeitig am Aufbau von Hilfsprojekten in der GUS arbeiten. Diese beiden Hilfsmöglichkeiten dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wir versuchen, beide Formen noch zu intensivieren. Wir hoffen, daß die Zahl der Menschen in Deutschland wächst, die bereit sind zur Aufnahme eines Kindes. "Kinder in Not" wird natürlich weiterhin an Projekten in der GUS arbeiten (Fortbildung der Ärzte in den neuesten Methoden, Unterstützung der Forschungsarbeiten in Kinderhämatologie und Kinderonkologie, Bau eines kinderhämatologischen Zentrums). "Kinder in Not" ist der Auffassung, daß wir auf die Kinderverschickung nach Deutschland, die nur Teil unserer Gesamtkonzeption ist, nicht verzichten können. A. Turowetz für die "Kinder in Not", Minsk, und Bernhard Clasen für "Die Kinder von Tschernobyl, Mönchengladbach
Eigentlich scheint es nur um ein verkehrstechnisches Problem zu gehen: Was wird aus dem grünen Pfeilschild, das an vielen Ampelanlagen der DDR das Rechtsabbiegen auch bei Rot erlaubte? Laut Bundes-"Verordnung über die vorübergehende Weiterverwendung des grünen Pfeilschildes" vom 20. Dezember 1991 hat er noch eine Galgenfrist bis Ende 1996, aber nur in den neuen Ländern.
Für Berlin ist dies etwas schwierig. Denn der Ostteil gilt juristisch zwar als neues Bundesland; dort werden gerade bereits demontierte Pfeile auf der Grundlage eines Beschlusses der Stadtregierung wieder angeschraubt, fluoreszierend den Glanz der schönen neuen Welt abstrahlend. Der Westteil der Stadt hingegen gilt als traditionelles Bundesgebiet; hier wäre das Verkehrsschild von nebenan rechtlich unzulässig, weil in der Straßenverkehrsordnung nicht vorhanden.
Berlins Verkehrssenator Herwig Haase hat dieser Tage den Versuch unternommen, diese Sonderform der Spaltung Berlins zu überwinden: Er will über einen bundesweiten Modellversuch nicht nur für West-Berlin klären, ob das Verkehrszeichen womöglich doch Sinn macht; in der DDR hat es sich schließlich bewährt, freilich bei "Tempo Trabi". Wenn ja, soll es über eine Bundesratsinitiative für das ganze Deutschland durchgesetzt werden. Der Bundesverkehrsminister, selbst ein Mann des Ostens, sieht den Kampf um "ein - oder das? - Identifikationsobjekt" (Tagesspiegel) der ehemaligen DDR-Bürger offenbar mit Wohlwollen; fehlt nur noch ein zweites Testgebiet in einem strukturschwachen Gebiet Westdeutschlands, damit der Modellversuch eine hinreichend breite und glaubwürdige Basis hat.
Weit gefehlt. Die Alt-Länder wehren sich bisher ziemlich geschlossen gegen Experimente mit ehemaligen DDR-Regelungen. Mit "Keine Experimente" hat schließlich schon Adenauer Wahlerfolge erzielt. Bayern bemüht sogar ein Weltabkommen von 1968, wonach Rot an Kreuzungen grundsätzlich Rot zu bedeuten habe. Die bedrohte Weltordnung in den Alt-Ländern bekommt weitgehend Rückenstärkung durch die Verbände: Verhält sich der ADAC (ausnahmsweise?) mal gelassen, giften andere Automobilclubs mit Schärfe gegen eine Regeländerung an. Durch die West-Brille betrachtet, befürchten Radfahrclubs, künftig noch mehr unter die Räder zu kommen, hat der Fußgängerschutzverein "Fuß e. V." bereits eine verlängerte Totenliste an die Wand gemalt. Vorsorglich.
Gegen diese Front verhallt nahezu ungehört Haases Hinweis, es gebe keinen Beleg für erhöhte Unfallhäufigkeit, der grüne Pfeil fördere eher das defensive Fahren (schließlich muß man erst nach allen Seiten das Terrain sichern, ehe man um die Ecke fährt), in weiten Teilen der USA sei das Rechtsabbiegen bei Rot gang und gäbe. Inzwischen geht es längst nicht mehr um eine Verkehrsregelung, eine deutsche Frage steht an. Seit drei Jahren gibt es die Frotzelei unter Wessis, als einziges sozialistisches Erbe in Deutschland werde dieser stockvernünftige grüne Pfeil übrigbleiben. Und nun nicht einmal der?
Unter der Überschrift: "Der Osten sieht rot" stichelt prompt die im Ostteil der Stadt erscheinende Berliner Zeitung. Beim Grübeln komme man auf "böse Gedanken: Sollten sich die West-Politiker etwa nur deshalb dem Pfeil verschließen, weil die neue Freiheit im Verkehr aus der alten DDR kommt? Fürchten sie tatsächlich das Eingeständnis, daß der böse Feind von einst vielleicht im Detail doch ein paar gute Ideen hatte?"
Es scheint freilich, die Front der westdeutschen Pfeil-Gegner steht lükkenlos, selbst gegen mittlerweile internationalen Widerspruch. So bekannte sich der amerikanische Journalist Tyler Marshall (Los Angeles Times) offen zu einer der letzten verbliebenen Errungenschaften der DDR: "Wenn ich den ersten grünen Pfeil in Charlottenburg sehen, weiß ich, die wirkliche Einheit ist einen Schritt nähergekommen. Und für mich wird es dann ein Stück Zuhause sein."
OTTO JÖRG WEIS (Berlin)
Als ob die Bundesregierung und der Steuerzahler nicht schon genug Milliarden in zweifelhafte, großtechnische Experimente gesteckt hätten, gelernt haben die Verantwortlichen allem Anschein nach nicht.
Wie ist es sonst zu verstehen, daß nach dem Schnellen Brüter von Kalkar und dem THTR in Hamm, beides Milliardenpleiten, wieder einmal das Geld mit vollen Händen in eine Dinosauriertechnik gesteckt wird (FR vom 1. 8. 1992 "Bereits vorsichtige Hoffnung auf eine zehnfache Energie-,Ernte'")?
Dabei weiß die Bundesregierung seit langem einen besseren, preiswerteren und weniger risikoreichen Weg für eine langfristige Deckung des Energiebedarfs (neben Einsparung und rationeller Nutzung).
Die Ludwig-Bölkow-Stiftung hat eine Arbeit zur industriellen Massenproduktion von Solarzellen vorgelegt, in der festgestellt wurde, daß mit einem Kostenaufwand von ca. 130 Mio DM eine Solarzellenfabrik mit einer jährlichen Leistung von 30-35 MW errichtet werden kann. Die Solarmodule mit einem Wirkungsgrad von 15 Prozent könnten bei uns (ca. 1000 Sonnenstunden im Jahr) Strom zu einem Preis von ca. 50 Pf je Kilowattstunde erzeugen. (Quelle: H. Scheer, Das Solarzeitalter.) Umgerechnet auf die Kosten des Versuchsfusionsreaktors (z. Z. 10,6 Mrd DM) würde dies eine jährliche Produktion von fast 3000 MW Leistung aus Solarzellen bedeuten. Das ist die Leistung von drei Atomkraftwerken.
Wie schon im Bericht der Enquete-
Kommission "Schutz der Erdatmosphäre"
nachzulesen ist, bedarf es eines drastischen
Abbaus der
Anstatt das Geld für diese zweifelhafte Großtechnik auszugeben, sollte sich die Politik endlich einmal den machbaren und ökologisch bedenkenloseren und gesellschaftlich akzeptierten Alternativen zuwenden.
Werner Thiel, Greven
In dem Artikel von Ute Frings "Nationales Holocaust-Denkmal - für wen?" (FR vom 10. 7. 1992) werde ich mehrfach falsch zitiert. Behauptungen und Unterstellungen von Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates der Sinti und Roma, werden von Frau Frings ungeprüft und unkorrigiert als "Zitate" wiedergegeben.
Es heißt: Ich "habe in einem Zeitungsinterview davon gesprochen, das nationale Holocaust-Mahnmal müsse man ,sauberhalten' (gemeint ist: von "Zigeunern"), weil die ,Ausrottung der Zigeuner nicht geplant' gewesen sei und sich dann auch ehemalige Nazis und sogar SS-Leute angesprochen fühlen könnten".
Das ist falsch. Richtig ist, daß ich in einem Interview in der TAZ gesagt habe, daß eine Differenzierung zwischen einer Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas und Mahnmalen für andere Opfergruppen, also auch Sinti und Roma, auf einem Mahnmalgelände notwendig ist.
In diesem TAZ-Interview vom 13. April 1989 habe ich u. a. gesagt:
"Die Vernichtung des europäischen Judentums war eine erklärte Absicht Hitlers, das kann man in ,Mein Kampf' nachlesen - das war also schon zu Beginn der zwanziger Jahre erklärtes Hauptziel der Nazis. Wir wollen mit dieser Trennung zum einen der Geschichte Genüge tun, so wie sie nun mal ist. Zum anderen haben wir die Erfahrung gemacht, daß, wenn man pauschal die Opfer des Nationalsozialismus benennt, sich entweder alle, bis hin zu Nazis, die sich irgendwann mal distanziert haben, oder keiner angesprochen fühlt. In Bitburg ging das ja so weit, daß sogar ehemalige SS-Leute sich angesprochen fühlten. Um dieses Problem von vornherein auszuschalten und die Sache sauberzuhalten - wenn ich mal so sagen darf -, haben wir das Holocaust-Mahnmal für die Juden konzipiert. Wir haben aber immer ganz klar gesagt: Auf dem Mahnmalgelände soll für alle betroffenen Gruppen Platz sein."
Nach meiner Erinnerung hatte ich "sauber auseinanderhalten" gesagt. Davon abgesehen, belegt das TAZ-Interview aber auf jeden Fall, daß von "Sauberhalten des Mahnmals" (von "Zigeunern") nicht die Rede sein kann. Dies würde auch unserer antifaschistischen Überzeugung und unseren jahrelangen Aktivitäten in diesem Zusammenhang diametral entgegenstehen.
Mit meiner Auffassung befinde ich mich im übrigen in Übereinstimmung mit dem gerade verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Er schrieb am 22. 6. 1992 an Romani Rose noch kurz vor seinem Tod von "einigen Meilensteinen der nationalsozialistischen Judenpolitik", wie "Boykott jüdischer Geschäfte ab 1933", "Reichskristallnacht 1938", "Zwang zum Judensterntragen ab 1941", "Endlösung-Wannseevilla-Konferenz 1942". Er, Galinski, wolle das Schicksal der Sinti und Roma nicht "in irgendeiner Form verharmlosen", er könne "und werde aber nicht zulassen, daß die Einmaligkeit der Verbrechen an jüdischer Bevölkerung in Frage gestellt" werde.
Und mit "Einmaligkeit" ist die Besonderheit des zweitausendjährigen Antisemitismus und nicht irgendeine Wertigkeit gemeint.
Herr Rose und Frau Frings ignorierten diesen Brief, genauso wie Frau Frings es auch nicht für nötig hält, mich in der Sache anzusprechen, bevor sie ihre Einseitigkeiten schreibt; sie betreibt ihre Art der "Pressefreiheit", gegen die man sich kaum wehren kann.
Jakob Schulze-Rohr, Berlin
LANGEN. Am Wochenende, 8. / 9. August, lädt die Gemeinschaft der Nebenerwerbssiedler zu einem Fest in Oberlinden ein. Gefeiert wird das 25jährige Bestehen des Vereins und ein Erfolg bei einem Landeswettbewerb. Nach Angaben der Gemeinschaft wurde die Oberlindener Siedlung zur schönsten Siedlung dieser Art in Hessen befunden.
Für das Fest wird in der Dresdener Straße ein großes Zelt aufgebaut, in dem es Kaffee und Kuchen und Gegrilltes gibt. Auch für Musik ist gesorgt. Abends wird zum Tanz aufgespielt. dac
HÖCHST. Was Jochen S. zunächst als "unglaublich günstiges Angebot" erschien, kam ihn am Ende teuer zu stehen. Der junge Mann hatte sich vor wenigen Tagen bei der Autovermietung "Motor-Rent" in Höchst einen VW Golf ausgeliehen. "Ich habe mir nichts dabei gedacht, als ich unterschreiben sollte, den Wagen in einem ,ordnungsgemäßen Zustand' erhalten zu haben", schildert Jochen S. Ungewöhnlich habe er gefunden, von einem Mitarbeiter der Firma um das Auto herumgeführt zu werden, um nach Beulen Ausschau zu halten. Als Sicherheit sollte er einen Blankoscheck hinterlegen.
Das böse Erwachen kam für Jochen S., als er den Leihwagen zurückbrachte und nach seinem Scheck verlangte. Der Vermieter verlangte 200 Mark für Schäden, die der Frankfurter angeblich zu verantworten habe. "Mir wurde eine Delle auf der Motorhaube gezeigt, die man nur fühlen und mit bloßen Auge nicht sehen konnte. Außerdem sollte der Golf einen Lackschaden und dazu einen kleinen Kratzer haben", berichtet der "Motor-Rent"-Kunde. Im übrigen könne er froh sein, nur 200 Mark zahlen zu müssen, habe man ihm gesagt.
Nahezu die gleichen Erfahrungen mit "Motor-Rent" mußte auch Jan H. machen. In seinen Augen der einzige Unterschied: Während der einwöchigen Mietzeit wurde tatsächlich ein Blinker des Opel Corsa durch Steinschlag beschädigt. Für die Reparatur mußte er dem Höchster Verleih 500 Mark zahlen. "Angeblich soll sich der ganze Kotflügel verzogen haben", erzählt er empört: "Und dann hieß es, ich solle ruhig sein. 500 Mark seien ein absoluter Sonderpreis."
"Motor-Rent"-Geschäftsführer Peter Bollmann bestätigt, daß seine Kunden ihre Mietwagen stets "genau inspizieren" sollten, "weil wir nach der Rückgabe ebenfalls ganz genau hinschauen". Im Falle von Jochen S. habe das Auto neben einer Delle und einem Lackschaden einen "tiefen, langen Kratzer vom Kotflügel bis zur Tür" davongetragen.
Die "Schadenspauschale" von nur 200 Mark sei "ein Witz". Dennoch komme "Motor-Rent" auf seine Kosten: "Wir berechnen bei Schäden immer nur ein Drittel oder die Hälfte der zu erwartenden Reparaturkosten." Instandgesetzt werden die Autos, so Bollmann, erst dann, wenn sie an die Leasing-Firma zurückgegeben werden, "dann wird aber gleich alles in Ordnung gebracht. Das kommt uns insgesamt viel billiger." Volker Lemp vom Automobilclub Europa (ACE) rät Jochen S. und Jan H., ihr Geld zurückzuverlangen: "Der Autoverleih muß beweisen können, daß die Wagen während der Mietzeit beschädigt wurden." Dabei dürfe es nur um Beulen gehen, die der Mieter mit bloßem Auge zuvor hätte erkennen müssen. Den Lack vor dem Einsteigen mit der Lupe abzusuchen, könne von niemandem erwartet werden. Zudem sei es allein Sache der Firma, für Schäden aufzukommen, an denen der Mieter keine Schuld trage - "etwa wenn Ihnen auf dem Parkplatz einer seine Tür ins Blech schlägt, ohne daß Sie es sehen."
Ellen Waitzis von der Verbraucherzentrale Hessen empfiehlt allen, die ein Auto ausleihen, es vor Antritt der Fahrt gewissenhaft "auf sichtbare Mängel" hin zu inspizieren. Die Formulierung "sichtbare Mängel" sollte auch unbedingt in den Vertragstext aufgenommen werden. Nur so könne sich der einzelne in diesem "Graubereich" einigermaßen schützen. leo
Techniker in weißen Anzügen sind damit beschäftigt, wiederverwendbare Feststoffraketen neu zu montieren. "It Takes A Team To Build A Dream" (Man benötigt ein Team, um einen Traum zu realisieren), heißt ein Motivationsspruch für die Mitarbeiter. Einst wurden hier in dem über 160 Meter hohen Würfel die gewaltigen Saturn-V-Raketen zusammengebaut, mit denen die USA als erste Nation Menschen auf den Mond brachten. Der Kölner Dom wäre in diesem "Vehicle Assembly Building" der US-Raumfahrtbehörde NASA bequem unterzubringen. Die riesige Halle wurde in den 70er Jahren umgebaut, damit der viel zu groß gewordene "Anzug" wieder halbwegs paßt.
Während über den Köpfen der NASA- Mitarbeiter die Raumfähre "Atlantis" ihre Runden um die Erde dreht, geht auf Amerikas Weltraumbahnhof am Cape Canaveral die Angst um. Zerstoben sind auf Von Karl-Heinz Karisch (Cape Canaveral) dem 567 Quadratkilometer großen Gelände die Hoffnungen, bereits jetzt im Kolumbus-Jahr 1992 würde die gewaltige Raumstation "Freedom" im Weltall zusammenmontiert. Der Traum vom Weltraumbahnhof, von dem im Abstand weniger Tage die Raketen starten sollten, materialisiert sich bisher nur als Spielpark- Abenteuer im Besucherzentrum des Kennedy Space Centers. Dort gibt es begehbare Plastikmodelle und Raumfahrtanzüge fürs Foto im Familienalbum.
Zerronnen sind auch die Träume vom Technologiestaat. Florida hat sich bis heute nicht richtig von dem Schock erholt, daß die Milliarden, die in den 60er Jahren in das Mondlandeprogramm geflossen waren, plötzlich ausblieben. Ganze Stadtviertel wurden Mitte der 70er Jahre verlassen, Häuser verfielen. Die Preise im nahen Orlando oder Cocoa Beach sanken ins Bodenlose. Dann brachten Pensionäre wieder etwas Leben in diesen Teil des Sonnenparadieses Florida. Die Arbeitslosenrate liegt dennoch weiter bei 20 Prozent. Sie könnte noch ansteigen, wenn sich in Washington starke Gruppen durchsetzen, die die Mittel für die nun für Ende des Jahrzehnts geplante Raumstation beschneiden wollen.
Zeitungen in Florida berichteten dieser Tage groß auf den Titelseiten, daß das Repräsentantenhaus den von der NASA vorgelegten Etat für "Freedom" im kommenden Jahr um rund eine halbe Milliarde Dollar (zirka 750 Millionen Mark) kürzen will. Mit 314 gegen 92 Stimmen bewilligten die Abgeordneten lediglich 1,7 Milliarden der von der Regierung beantragten 2,25 Milliarden Dollar für das kommende Haushaltsjahr. Ein Antrag auf komplette Einstellung des insgesamt 40 Milliarden Dollar teuren Projekts wurde allerdings zurückgewiesen; für den Betrieb werden nochmals 100 Milliarden Dollar veranschlagt. NASA-Chef Daniel Goldin feiert denn auch das abgemagerte Programm als "Sieg für Amerikas Zukunft". Es gilt als sicher, daß Präsident George Bush zudem sein Veto gegen die Kürzung einlegt. Widerstand ist auch im Senat zu erwarten, der noch zustimmen muß, so daß ein Kompromiß wahrscheinlich ist. Für die Streichung des "Freedom"-Programms macht sich der demokratische Abgeordnete Bob Traxler stark. Er sagt ironisch: "Die Botschaft ist doch: "Schau auf Amerika. Schau dich nicht um. Vergiß, was du in den Städten und ländlichen Gebieten siehst. Vergiß die Armut, die Not. Siehst du das Glitzern am Himmel? Da oben sind acht Leute. Ist das nicht wundervoll?"
Wenn die Milliarden für die von der Wirtschaftskrise gebeutelten US-Amerikaner auf der Erde blieben, würden sie Zentralflorida fehlen. Rund 123 000 Personen sind dort in der Raumfahrtindustrie tätig. "Florida kann zunächst einmal aufatmen", kommentiert Larry Weunsch, Direktor der Wirtschaftsbehörde des Staates, das Votum. Und er warnt: "Wenn dieser Haupteinnahmezweig ausfiele, dann würde das die Region, ja den ganzen Bundesstaat für viele Jahre lähmen."
Einst galt das "Glitzern am Himmel" den Politikern als Symbol der Macht. Im Wettstreit der Supermächte versuchten die USA ihren Schock, den 1957 das "Piep-piep" des ersten sowjetischen Sputniks ausgelöst hatte, zu überwinden. Präsident John F. Kennedy formulierte den Traum vom US-Amerikaner auf dem Mond. Den aus Deutschland stammenden Experten Wernher von Braun und Kurt Debus, die für die Nationalsozialisten zuvor die Vernichtungswaffe 2 (V 2) konstruiert hatten, gelang der technologische Gewaltakt auch diesmal. Weihnachten 1968 schoß eine Saturn V die Astronauten von Apollo 8 als erste Menschen auf eine Kreisbahn um den Mond. Neil Armstrong und Edwin Aldrin betraten dann am 21. Juli 1969 den Erdtrabanten. Doch mit jedem weiteren Start von Apollo-Astronauten erlahmte das öffentliche Interesse. Leere Pressestühlen und immer kürzere Fernsehberichte legten Zeugnis davon ab.
Auch beim Start der Raumfähre "Atlantis" am vergangenen Freitag nahmen nur wenige Journalisten den Weg ins Kennedy Space Center. Die Zeitungen handelten den Start am nächsten Tag mit wenigen Zeilen ab, die Berichte im Fernsehen dauerten Sekunden. Routine. "Wenn die Europäer nicht mit so vielen Journalisten hier auf Cape Canaveral wären, dann sähe es noch öder aus", meinte ein NASA-Mitarbeiter. Früher, so berichtete er, sei vor der Pressetribüne das große Rasenfeld dicht an dicht mit Menschen voll gewesen.
"So ein Start ist ein phantastisches Erlebnis", sagt hingegen Michael Boxbaum, Experte beim World-Space-Report in New York und Dauergast am Cape. "Zuerst siehst du die Wolke, nach zwanzig Sekunden erst hörst du die Triebwerke und dann reißt es dich weg." Er hat recht. Die Schockwellen der kilometerweit entfernten Triebwerke lassen die Erde am Cape Canaveral beben, knallen wie Gewehrfeuer direkt neben dem Ohr. Boxbaum ist einer jener Amerikaner, die in diesen Tagen fleißig "fingercrossing" betreiben - was dem deutschen Daumendrücken entspricht. "Wir brauchen die Raumstation, und wir werden sie bekommen", sagt er voller Inbrunst. "In 100 Jahren werden uns unsere Kinder und Enkel dankbar sein, daß wir diesen Schritt getan haben."
Auf die Medien sind viele NASA-Leute nicht gut zu sprechen. Daß erst dann die langen Artikel und Sendungen abgesetzt werden, wenn etwas schief läuft, das empfinden viele als Gemeinheit. Und genau das ist jetzt der Fall. Das von der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) auf die Reise geschickte Himmelslabor "Eureca" hat seit der verspäteten Aussetzung am Sonntag mit Computerproblemen zu kämpfen. Nachdem nun auch noch die Steuerdüsen versagt haben, die "Eureca" auf die vorgesehenen 507 Kilometer Höhe bringen sollen, ist die ESA äußerst sparsam mit Mitteilungen geworden. Der offizielle Verlautbarungstext beginnt seit Tagen mit den Worten: "Nach dem erfolgreichen Start am Freitag . . ." Die ESA- Wissenschaftler versuchten auch am Mittwoch weiter, den Fehler einzukreisen. Ein neuer Startversuch in den hohen Orbit sollte am heutigen Donnerstag morgen unternommen werden.
Der Pannenflug der "Atlantis" setzte sich mit dem von den Italienern gebauten Fesselsatelliten TSS fort. Die Winde für die zwei Millimeter dicke Schnur verhakte sich am Mittwoch nach wenigen Metern, die schwere Metallkugel geriet zudem in heftige Schwingungen, so daß das Experiment schließlich abgebrochen werden mußte. Die NASA schickte die erschöpften "Atlantis"-Astronauten erst mal in die Schlafkojen.
Daß das Experiment mit dem Fesselsatelliten Neuland sein würde, war bereits vorher ausgiebig gewürdigt worden. Astronaut Franklin Chang-Diaz vergleicht es mit dem berühmten Drachen- Versuch Benjamin Franklins, der damit einen Blitz einfing. Denn die Schnur, an der der TSS hängt, soll Elektrizität einfangen. "Wir bauen dadurch einen gewaltigen elektrischen Generator", erläutert Chang-Diaz. Keiner der Experten rechnete mit der Möglichkeit, daß sich eine simple Seilwinde verheddern könnte.
Da der Ost-West-Konflikt als treibende Kraft bemannter Missionen weggefallen ist, bleiben wissenschaftliche Forschung und die sogenannte Option für die Zukunft, die offengehalten werden müsse. Zumindest an den zu erwartenden Forschungsergebnissen aber haben renommierte Wissenschaftlergruppen inzwischen massive Zweifel angemeldet. Den Kürzungswünschen in Washington stehen seit geraumer Zeit Forderungen in Europa gegenüber, den Etat der ESA ebenfalls zu verkleinern. Schwerpunkt des ESA-Programms sind die schubstarke Trägerrakete "Ariane 5", die Raumfähre "Hermes" und das Raumlabor "Columbus", das als Beitrag zur US-Raumstation "Freedom" gedacht ist. Die Gesamtkosten werden auf 28 Milliarden Mark geschätzt, davon entfallen in den Jahren 1990 bis 2000 rund 15 Milliarden auf die Bundesrepublik. "Ja, wir haben heftige Diskussionen unter den europäischen Partnern", räumt ESA-Generaldirektor Jean-Marie Luton ein, der in Cape Canaveral den Flug von "Atlantis" verfolgt. "Es scheint derzeit, als sei der bislang verfolgte Plan etwas zu ehrgeizig. Das liegt an den schwieriger gewordenen finanziellen Möglichkeiten der Mitgliedsländer." Dennoch schwöre die ESA weiterhin auf die "Investition in die Zukunft". Luton wird, das macht er klar, um jeden Millimeter "seines" Programms ringen. Fredrik Engström, für Forschung unter Schwerelosigkeit zuständiger ESA-Direktor, betont, es sei zu früh, um eine Entscheidung über den Sinn des Menschen im All zu fällen. "Die Weltraum-Technologie wird in der Zukunft des Menschen ihren festen Platz einnehmen, das ist absolut sicher", sagt er. Es müsse nur darüber gesprochen werden, "wie schnell, was und wann wir bestimmte Dinge tun".
In Bonn wächst angesichts finanzieller Engpässe der Widerstand gegen die ambitionierten bemannten Pläne der ESA. Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) strich deshalb beim Start des Himmelslabors "Eureca" besonders heraus, daß Europa damit einen wichtigen Schritt in Richtung zur automatisierten, unbemannten Raumfahrt getan habe.
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 5. August in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,01 (-,--) Ozon (0,12) 0,14 (0,12) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt gemessen.
Für den heutigen Donnerstag, 6. August, erwartet die Landesanstalt Ozon- Werte zwischen 0,12 und 0,20.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben.
Die Ozonkonzentrationen liegen in der Regel nachmittags höher; sie werden deswegen immer zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
WEILROD. Das Altweilnauer Pflasterfest wartet mit einer Neuheit auf: einem Pflasterfest-Lauf duch die Gassen im historischen Ortskern. Das sportliche Ereignis wird am Samstag, 15. August, den Veranstaltungsreigen der zwei "tollen Tage" eröffnen.
Der Startschuß fällt um 14.30 Uhr; Start und Ziel ist auf dem Dorfplatz. Voranmeldungen der Läuferinnen und Läufer nimmt Kurt Kolodziejczyk, Waschweg 2, unter der Telefonnummer 0 60 83 / 16 97 entgegen.
Ab 15 Uhr werden das erste Faß Bier angestochen und die ersten Kuchen und Brote aus dem Backes geholt. Kinderspiele stehen auf dem Programm; die Siegerehrung der Läufer ist für 16 Uhr vor dem Backes geplant. Ab 18 Uhr spielen "Tomato" zum Tanz auf. Dazu gibt es Grillspezialitäten, Gyros, geräucherte Forellen . . .
Am Sonntag geht das Pflasterfest mit einem zünftigen Frühschoppen weiter; für musikalische Unterhaltung wird die Ehrung vor dem Backes Schützenkapelle Finsternthal/Hunoldstal sorgen.
Wie jedes Jahr lädt auch diesmal wieder ein Flohmarkt zur Schnäppchensuche ein.
Ab 17 Uhr klingen die Altweilnauer Festtage (zumindest offiziell) langsam aus. Veranstalter sind der Turn- und Sportverein Weilnau, die Freiwillige Feuerwehr und das Jugendzentrum Altweilnau. cn
WIESBADEN. Es war die letzte Bürgerversammlung in Sachen Schnellbahntrasse Köln-Rhein/Main am Dienstag abend in der Nordenstadter Taunushalle, bevor die Stadt ihre Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren abgeben wird. Etliche hundert Bürger vor allem aus Breckenheim waren gekommen, um bekannte Argumente zu hören. Die eine Seite verurteilt den Bau der Schienenstränge für den Hochgeschwindigkeitszug, der künftig mit Tempo 300 an ihrer Haustür vorbeidonnern wird. Sie warnen vor der Trasse, die Schneisen in die Landschaft fräsen wird und monumentale Betonbauten erwarten läßt. Die andere Seite bejubelt den Schritt in eine neue technische Dimension, betont die Vorzüge der Bahn im Gegensatz zum Autoverkehr, bekräftigt die Anbindung Wiesbadens ans europäische Schienennetz.
In der fast vierstündigen Diskussion konnte das hochkarätig besetzte Podium den größten Stolperstein nicht beseitigen: das Gleisbauwerk zur Anbindung des Wiesbadener Hauptbahnhofs ans Strekkennetz, das nach den Befürchtungen der Breckenheimer ihre Gemarkung auf den Kopf stellen wird. Sinn und Zweck der Anbindung des Sackbahnhofes ist zumindest der Breckenheimer Bürgerinitiative unklar. Aber auch andere im Saal murrten. Stichworte wie "Prestigeobjekt" und "Imagepflege" fielen.
Weder der Vertreter der Industrie- und Handelskammer noch Oberbürgermeister Achim Exner konnten die Kritiker mit ihren Argumenten besänftigen. Ein Bonbon wickelte Exner aber eingangs auf, indem er seinen Standpunkt klarmachte: "Lärmschutz ist wichtiger als Naturschutz." Der Beifall der lärmgeplagten Anwohner entlang der Bundesautobahn war ihm sicher.
Es ist schon paradox: Jahrelang fordern Ortsbeiräte Lärmschutzwände entlang der Autobahn - ergebnislos. "Jetzt kommt die Schnellbahntrasse, und plötzlich geht, was vorher nicht machbar war", ereiferte sich ein Breckenheimer. Und nicht nur das. Plötzlich ist auch die Rede von einer Nahverkehrsspange und einem Regionalverkehrsplan. Da kommt der Europäische Binnenmarkt in Form eines schnellen Zuges daher und soll gleichzeitig die lokalen Verkehrsströme in die Gänge bringen.
Manche wollten es gar nicht glauben. Auch Volker Kastner nicht, der für die Partei der Grünen auf dem Podium saß. "Es ist schon erschreckend zu wissen, daß man eines Tages schneller in Köln als in Bad Schwalbach sein wird." Noch drastischer schilderte es ein Bürger. Busse, die von Breckenheim nach Nordenstadt fahren, gibt es in der Landeshauptstadt nicht. Wer von einem Stadtteil in den anderen will, der muß den Weg über Wiesbaden nehmen. Aufwand: gut eine Stunde für den einfachen Weg. Daß sich diese Lücken im Verkehrsnetz erst durch den ICE schließen lassen sollen, war der Mehrzahl schleierhaft.
Immerhin konnte die Breckenheimer Bürgerinitiative dem Vertreter des Regierungspräsidiums das Versprechen abringen, daß ihr eigener Vorschlag des Trassenverlaufs theoretisch noch in das Raumordnungsverfahren aufgenommen werden könne. Was dann allerdings in die Praxis umgesetzt wird, steht noch in den Sternen.
Kurz vor Schluß - die Diskussion hatte sich am Breckenheimer Gleisdreieck festgefahren - entpuppte sich der Wiesbadener Ost-West-Konflikt. Die Bürgerinnen und Bürger in den östlichen Stadtteilen fühlen sich von der Stadtpolitik verschaukelt. Einer brachte es auf den Punkt: "Sollte die SPD die nächste Wahl verlieren, dann ist der Wiesbadener Osten daran mitbeteiligt", orakelte er.
ELLEN KUGLER
FRIEDRICHSDORF. Die SPD-Fraktion fordert die "rücksichtslose Aufklärung der besorgniserregenden Vorwürfe" im Bericht des Rechnungsprüfungsamtes über die Jahresrechnung des Abwasserverbands Oberes Erlenbachtal für 1989.
Die Stadt sei stärkstes Mitglied in dem Abwasserverband, sagt SPD-Fraktionssprecher Dieter Roghé, und finanziere ihn durch Millionenbeträge. Bürgermeister Gerd Schmidt trage als Verbandsvorsitzender die politische Verantwortung dafür, wenn das Ingenieurbüro Niklas den Verband betrogen haben sollte.
Roghé will zusammen mit seinem Fraktionskollegen Wilfried Fey in der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 16. September präzise Auskunft darüber fordern, wie hoch der Schaden für die Stadt Friedrichsdorf ist und nach Konsequenzen und Verantwortlichkeiten fragen. s
5.8.1992. Gabriele Venzky an Sport. Während China olympische Medaillen nur so einsackt, schaut Indien in die Röhre. Was ist da los?
Gabriele Venzky: Olympia - Indien
Während der große Rivale China in Barcelona olympische Medaillen gleich Dutzendweise kassiert, ist Indien, das Land, in dem immerhin ein Fünftel der Menschheit lebt, bisher leer ausgegangen. Und dabei wird es wohl auch bleiben. Selbst das kleine Surinam hat nicht so schlecht abgeschnitten, lamentiert man nun in Delhi, nachdem auch die Hoffnungen begraben werden mußten, die sich noch ans Bogenschießen, den Hürdenlauf, an die Ringer, Segler und Hockeyspieler geknüpft hatten. Indiens Leichtathlethen können ohnehin nicht mit der Weltspitze mithalten. Allein Indiens "Sprintkönigin" P.T. Usha verpasste 1984 in Los Angeles eine Medaille beim Hürdenlauf lediglich um eine Hundertstel Sekunde. Nur zweimal in der Geschichte der Olympischen Spiele hat Indien Gold gewonnen, 1928 in Amsterdam und 1960 in Rom, Silber gab es einmal, 1900 in Paris und Bronze einmal, 1952 in Helsinki. "Warum ist nicht einer von 850 Millionen Indern in der Lage, eine Medaille für unser Land zu gewinnen?, fragen denn auch die Zeitungen. Sie, wie auch das Fernsehen, berichten zwar täglich über die Spiele in Spanien, aber das Interesse ist doch sehr begrenzt. Jedes auch noch so lausige Cricket Match pflegt in Indien die Straßen leerzufegen. Dann hängt das ganze Land am Transistorradio. Aber das "vermaledeite Olympia", so die "Times of India", läßt die Leute kalt. Nur die Funktionäre und die um das Ansehen der "heimlichen Großmacht Indien" besorgten Politiker beginnen sich nun an die Brust zu schlagen mit der Frage: Was haben wir falsch gemacht? "Der Leistungssport wird in Indien als Nebensächlichkeit behandelt", antworten die Athleten. Aber das will niemand hören. Selbst nicht während der größten, für Indien so bitteren, Sportshow der Welt.
BAD HOMBURG. Der Bad Homburger Architekt Paul Rink ist mit dem Architekturpreis 1992 des Hochtaunuskreises ausgezeichnet worden.
Er erhielt die nicht mit Geld dotierte Anerkennung für die Restaurierung und den Umbau des vermutlich ältesten Fachwerkhauses in der Altstadt, dem Haus "Rindsche Stiftstraße 16", in dem der Preisträger selbst wohnt.
Bei der Übergabe des Preises - einer Keramikkachel - sagte der Kreisbeigeordnete Peter Barkey, auf diese Weise solle zum Ausdruck gebracht werden, "daß die öffentliche Verwaltung trotz Wohnungsmangel und leerer Kassen nicht nur ökonomische, sondern auch gestalterische und kulturhistorische Aspekte berücksichtigt."
Besondere Belobigungen erhielten auch die Architekten Jens-Peter Schwab aus Königstein für den Neubau eines Doppelhauses, Ludwig Vollmer aus Oberursel für ein Mehrfamilienhaus in Wehrheim und Gerhard Guckes aus Idstein für die Sanierung des Forsthauses in Falkenstein. che
"Das kommt mir so vor, als ob die Rot- Grünen hier uns Autofahrern aus dem Umland die gelbe Karte zeigen wollen." Paul K. aus dem Kreis Offenbach - die Frankfurter Statistik definiert ihn als einen der 200 000 "Einpendler", die pro Tag in ihrem Wagen den City-Bereich ansteuern - argwöhnt "gezieltes Vergraulen und Miesmachen" hinter dem innerstädtischen Verkehrsberuhigungsprogramm der Römer-Koalition.
Gerade die neuesten Aktionen ließen sich so deuten: "Die drehen Einbahnstraßen um, nehmen Fahrspuren weg, machen das Nordend zu, streichen Parkplätze - nur sie schaffen keine Alternative. Ehe der Wentz jetzt auch noch die Hauptwache dichtmacht, müßte er uns doch was anbieten: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln klappt das jedenfalls nicht."
Martin Wentz, als zuständiger Planungsdezernent dieser Tage zum Buh- und Watschenmann gestreßter Autofahrer avanciert, sitzt selbst gern hinterm Steuer. "Ich bin kein Autogegner", beteuert er, "aber es gibt da durchaus einige in der Koalition, die wollen eine Verdruß- Strategie gegen Autofahrer: Die Leute sollen sich im Stau grün und blau ärgern. Davon halte ich nichts." Der Stadtrat setzt auf ein Bündel "flankierender Maßnahmen", mit denen er Autos auf "zivile Weise" aus der City raushalten will.
Kernstück des Programms: Ein Kranz von Park-and-ride-Plätzen (P + R) an Bahnstationen soll die Stadt weiträumig umgeben. Hier, zehn Kilometer und mehr von der City entfernt, sollen die Pendler ihren Wagen parken und in ein öffentliches Verkehrsmittel umsteigen. Frankfurt zahlt den Umlandgemeinden dazu maximal 40 Prozent der Bausumme - gestaffelt nach dem örtlichen Anteil ihrer Auspendler nach Frankfurt.
53 Kommunen aus der Region haben "lebhaftes Interesse" am Römer-Geld - es kommt aus dem stets gut gefüllten Millionen-Topf der Stellplatz-Ablösesummen - gemeldet; mit 20 Städten und Gemeinden ist Wentz dabei, über die Kostenbeteiligung handelseinig zu werden. Wobei es in Altenstadt, Schöneck und beim Verkehrsverband Hochtaunus um jeweils mehrere P + R-Flächen geht, so daß insgesamt 33 Neubauprojekte mit zusammen 2807 Parkplätzen in Rede stehen (siehe Karte).
Dazu kämen jedoch noch mal 7700 Freiluftgaragen auf vier großen neuen P + R-Plätzen im Frankfurter Stadtgebiet: an der Borsigallee (850), am Kaiserlei (3000), im Bereich Sachsenhäuser Warte / Babenhäuser Landstraße (850) und an der A 5 an der verlängerten Ludwig-Landmann-Straße (3000). Alle vier liegen an Autobahnen.
Einen Termin, wann dieser zweite P + R-Ring um die Stadt gelegt ist, vermag Wentz nicht zu nennen. Nur soviel: "Frühjahr 1993 wollen wir wenigstens an der Borsigallee in die Baugrube."
Bis dahin soll noch so manche Frankfurter Mark in den Ausbau von Bahnstrecken und die Anschaffung neuer Zug-Waggons gesteckt werden. Mit zwölf Millionen war die Stadtkasse schon beim Wetterau-Bähnchen "Stockheimer Lieschen" dabei, mit sechs Millionen bei der Hochtaunusbahn. Wentz: "Es geht ja nicht nur um Parkplätze für Autos - auch die Nahverkehrszüge müssen attraktiver gemacht werden, wenn die Pendler umsteigen sollen." Die Stadt Frankfurt wolle deshalb weiterhin - auch auf anderen Nahverkehrsrouten - solche "bessere Bedienungsqualität mitfinanzieren. Das lohnt sich."
Für eine gute Investition hält Wentz auch die Ausgaben für das Parkleitsystem in der Stadt, das zum Herbst installiert wird. Auf großen Schautafeln wird den "Einpendlern" dann bereits frühzeitig signalisiert, in welchen Parkhäusern noch Plätze frei sind - und man lotst sie mit Hinweisschildern zu den Großgaragen. Wentz: "Da kriegen wir diesen völlig überflüssigen Parksuchverkehr klein, der die City verstopft."
Und auch dem Binnenverkehr von Stadtteil zu Stadtteil will der Planungsdezernent den Garaus machen. "Es wird doch sehr unterschätzt, was da alles etwa von Sachsenhausen zum Nordend fährt. Die machen die Straßen unnötig dicht, obwohl sie doch weiß Gott den in der Stadt hervorragend ausgebauten FVV benutzen könnten."
Das Mittel dagegen: Nur noch Parkberechtigungen für Anwohner, und zwar in allen Stadtteilen innerhalb des Alleenrings. Wentz: "Wir machen das da Zug um Zug.
Wenn dann beispielsweise Nordendler im Ostend keinen Parkplatz mehr finden - und umgekehrt - dann lassen die das Auto stehen und steigen auf Busse und Bahnen um." peh
Die Schlagschatten, die der gemeinsame europäische Binnenmarkt 1993 bereits heute wirft, finden ihre Konkretisierung vor allem in der Frage, wie die deutschen Unternehmen den Herausforderungen im Bereich des internationalen Wettbewerbs zu begegnen vermögen. Die Vielzahl an Publikationen, öffentlichen Verlautbarungen, Tagungen und Seminaren zu diesem Thema unterstreicht, wie wichtig die Auseinandersetzung mit sich wandelnden Rahmenbedingungen unternehmerischen Handelns ist und wie ernst sie von allen Beteiligten genommen wird.
Allerdings darf nicht übersehen werden, daß hinter diesen einzelwirtschaftlichen Bewältigungsstrategien auch eine gesamtwirtschaftliche Dimension steckt, die ihren konkreten Niederschlag in mannigfacher Ausprägung erfährt. Im realwirtschaftlichen Sektor geht es dabei um Auslastungs- beziehungsweise Beschäftigungsprobleme bei Unternehmen und Arbeitskräften, die Frage von Wachstumseffekten unter Berücksichtigung möglicher Innovationsschübe, Auswirkungen auf die Umweltsituation, zu erwartende Veränderungen im Bereich der öffentlichen Finanzen und so weiter. Unter monetären Aspekten sind Auswirkungen auf Geldmenge und Preisniveau, Zinseffekte und Kapitalkosten im weiteren Sinne beachtenswert, so daß insgesamt Veränderungen in den Grenzproduktivitäten als Ergebnis real- und geldwirtschaftlicher Datenverschiebungen zu erwarten sein werden. Dabei ist das Ausmaß der regionalen Ausprägungen dieser Entwicklung naturgemäß abhängig von den bereits anzutreffenden Markt- und Wettbewerbsbedingungen quasi "vor Ort", so daß der sich auf einzelwirtschaftlicher Ebene abspielende Wettbewerb der Unternehmen eingebettet ist in einen Wettbewerb der Regionen um Arbeitskräfte und Unternehmen.
Die regionale Wirtschaftspolitik als staatlicher Interventionsmechanismus zur Beeinflussung dieses Wettbewerbs steht dann sehr schnell vor einem konfliktträchtigen Dilemma: Kann es unter Beachtung der Förderung internationaler Wettbewerbsfähigkeit geboten sein, wirtschaftsstarken Regionen zur Seite zu stehen, so bedeutet dies, bezogen auf die eigene Volkswirtschaft, möglicherweise, daß nationale Disparitäten verschärft werden, da wirtschaftsschwache Regionen komparative Fördernachteile erfahren. Mit Blick auf die Rhein-Main-Region heißt dies, daß eine aus Überlegungen zur Steigerung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit begründete Förderung tendenziell das an sich schon vorhandene Nord-Süd-Gefälle im Vergleich etwa zu Nordhessen noch weiter sich ausbreiten hilft. Hier ist dann die Forderung zu erheben, daß, ähnlich wie beim Wettbewerb der Unternehmen in einer sozialen Marktwirtschaft, Nachteile für kleine und mittlere Unternehmen vermieden werden sollen und etwa in der Art einer "sozialen Regionalwirtschaft" ein angemessener Lastenausgleich über das Land (zum Beispiel im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs) gewährleistet sein muß. Nur so ist zu vermeiden, daß eine gestiegene internationale Wettbewerbsfähigkeit ökonomisch leistungsstarker Regionen zu Lasten der wirtschaftsschwachen Regionen im eigenen Land geht.
Die Einbindung der Rhein-Main-Region in derartige strategische Entwicklungsüberlegungen setzt auch voraus, daß nach außen eine nachvollziehbare Abgrenzung dieses Raumes als Adressat regionalpolitischer Interventionen erfolgt und daß gewissermaßen im "Innenverhältnis" eine möglichst konfliktfrei sich gestaltende Kooperation zwischen den verschiedenen Zentren und ihrem jeweiligen Umland ermöglicht wird.
Traditionellerweise bezieht sich eine Definition der Rhein-Main-Region auf die geographisch dem Land Hessen zuzurechnenden Teilräume mit insgesamt 56 Städten und Gemeinden. Das Gebiet setzt sich zusammen aus den vier kreisfreien Städten Frankfurt am Main, Offenbach am Main, Darmstadt und Wiesbaden sowie dem aus dem Landkreis Offenbach, dem Main-Taunus-Kreis wie auch Gemeinden aus den Landkreisen Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, dem Rheingau-Taunus-Kreis, Hochtaunuskreis und Main-Kinzig-Kreis bestehenden Umland. Diese historisch und verwaltungstechnisch bedingte Abgrenzung macht durchaus ihren Sinn, wenn man die Bedeutung dieser Region für das Land Hessen betrachtet, das mit einer Einwohnerzahl von 5,7 Millionen Menschen, von denen allein im Rhein-Main-Gebiet 2,3 Millionen Menschen leben, im Vergleich zum übrigen Bundesgebiet eine überdurchschnittliche Bevölkerungsdichte ausweist.
Ausschlaggebend für die Schwerpunktentwicklung der Region ist die Konzentration bedeutender Unternehmen im produzierenden und vor allem im tertiären Sektor, womit sie über mehr als 50 Prozent aller Arbeitsplätze des Landes verfügt. Der Anteil an ausländischen Beschäftigten beläuft sich im Ballungsgebiet mit 146 386 auf etwa 71 Prozent aller in Hessen beschäftigten nichtdeutschen Arbeitnehmer, bezogen auf alle im Rhein-Main-Gebiet Beschäftigten liegt dieser Wert bei 13 Prozent. Deutlich sichtbar wird die Attraktivität dieser Region bei einer Betrachtung des hessischen Wanderungsgewinns, der sich mit einer dreißigprozentigen Quote im Ballungsgebiet komprimiert. Als Konsequenz dieser Entwicklung ist es nicht verwunderlich, wenn die Flächennutzung im hiesigen Einzugsbereich mit durchschnittlich 30 Prozent für Gebäude, Betriebe und Verkehr einen Engpaß für den Wohnungsbau herbeiführt, der folglich die Mietkosten in die Höhe treibt. Damit einhergehend liegt das Einkommensniveau, und dadurch bedingt auch das Qualifikationsniveau, weit über dem hessischen Durchschnitt.
Nun pflegen in aller Regel aber die Verwaltungsgrenzen nicht identisch zu sein mit dem, was die Regionalökonomie als Funktionsraum bezeichnet. Damit ist ein Gebiet beschrieben, innerhalb dessen sich sozio-ökonomische Verwachsungen herausbilden, die sich ihrerseits wieder funktionale Verflechtungen schaffen, die ihre konkrete Ausprägung zum Beispiel in der Struktur grenzüberschreitender Pendlerströme, den Absatz- und Beschaffungsmärkten der Unternehmen, den Einzugsbereichen von Naherholungs- und Freizeitgebieten und, was zunehmend an Bedeutung gewinnt, auch den in der Theorie als "externe Effekte" bezeichneten Reichweiten in der Ausprägung ökologischer Beeinträchtigungen erfahren. Unter dem Blickwinkel dieser funktionalen Betrachtung dürfte es daher auch für die konzeptionelle Ausgestaltung von Entwicklungsperspektiven sinnvoller sein, diesen Raum über Hessens Landesgrenzen hinweg zu definieren und, was zum Beispiel die Industrie- und Handelskammer Wiesbaden vorgeschlagen hat, die angrenzenden Gebiete insbesondere von Rheinland-Pfalz, aber auch von Bayern mit einzubeziehen. Diese pragmatisch gebotene Abgrenzung schafft fraglos zusätzliche Kooperationsnotwendigkeiten. Angesichts des unter dem vereinten Europa 1993 sich stellenden Anpassungsdrucks kann aber nicht nachhaltig genug davor gewarnt werden, die Notwendigkeit einer gemeinsamen, von allen beteiligten Gebietskörperschaften zu tragenden Planung und Gestaltung der Rolle dieser Region im Konzert aller europäischen Regionen auf dem Altar kleinstaatlicher Egoismen zu opfern.
Dabei steht ein breitgefächertes Angebot von Optionen institutionalisierter und/oder informeller Kooperation zur Diskussion. Das reicht von fallweiser Konsultation auf der Ebene der Verwaltungschefs bis hin zu erweiterten oder gar neuen Trägerschaften, beispielsweise in Form einer Erweiterung des Umlandverbandes Frankfurt, einer institutionellen Neuregelung der Kompetenzen der Planungsversammlung Südhessen oder als staatsvertraglich abgesicherten Regionalen Planungsgemeinschaften. Diese oder andere Vorschläge zu realisieren, setzt ein gehöriges Maß an Einsicht bei den betroffenen politischen Entscheidungsträgern voraus. Dennoch dürften sie hier auch ungleich leichter zu mobilisieren sein als etwa in Nordhessen, wo eine derart intensive, landesgrenzenüberschreitende ökonomisch-funktionale Verflechtung mit Südniedersachsen, Ostwestfalen und neuerdings Thüringen erst einmal die Eigendynamik entwickeln muß, die die Rhein-Main-Region heute schon für sich in Anspruch nehmen kann.
Glaubt man den Äußerungen maßgeblicher Politiker und auch Verbandsvertreter, so scheint zumindest ein genereller Konsens dahingehend zu bestehen, daß Verwaltungsgrenzen nicht die Reichweite strategischer Entwicklungsplanung determinieren sollen. Damit ist aber zugleich die Frage aufgeworfen, wie dieser aus dem Blickwinkel nationaler Politikgestaltung durchaus begrüßenswerte Standpunkt in bezug auf die Rhein-Main- Region konkretisiert zu werden vermag.
Bezieht man sich etwa auf die Verkehrsanbindung als sichtbar grenzüberschreitendem Medium infrastruktureller Versorgung, dann wäre es sogar angängig, zum Beispiel den Raum Fulda mit einzubeziehen, der dank der ICE-Anbindung an Frankfurt in einem solchen Einzugsbereich liegt, der dem des "normalen" Pkw-Tagespendlers aus den Frankfurter Umlandgemeinden - zumindest bei Rush-hour - entspricht. Japanische Firmen haben dies bereits erkannt, was sich an deren Nachfrage nach Grundstücken und Immobilien im Fuldaer Raum konkret nachvollziehen läßt. Dies mag im Moment noch als Zukunftsmusik erscheinen. Aber wer in den Dimensionen eines gesamteuropäischen Marktes - auch als Region - bestehen will, darf sich nicht der Dynamik dieses Entwicklungsprozesses entziehen und neue Organisationsstrukturen vorschnell verwerfen, weil sie dem Korsett staatlicher Kompetenzverteilung heute noch nicht angemessen erscheinen.
Geht man mit einer noch größeren Portion visionärer Phantasie an die Frage der funktionalen Raumabgrenzung heran, dann stößt man sehr bald auf ein Konzept, das etwa vom amerikanischen Nobelpreisträger für Ökonomie, James M. Buchanan, und vor allem von seinem Kollegen Mancur Olson entwickelt worden ist, nämlich dem der "fiskalischen Äquivalenz". Dieses besagt, daß Einzugs- und Wirkungsbereiche, Nutzen-, Entscheidungs- und Kostenträgerbereiche kongruent sein sollen. Damit ergibt sich die regionale Abgrenzung eines Versorgungsbereiches als Konsequenz aus der geographischen Reichweite der genannten Bereiche. Vereinfachend könnte man auch sagen, die Verwaltungsgrenzen passen sich den ökonomischen Nutzungs- und Finanzierungsbereichen an. Wie schon erwähnt, können Vorschläge zu einer die Ländergrenzen überschreitenden Definition des Rhein-Main-Gebietes durchaus als mehr oder weniger bewußte Anwendung derartiger theoretischer Argumentationsmuster aufgefaßt werden, und fraglos ist eine solche "Ökonomisierung" der Diskussion auch wünschenswert. Freilich stellt die regionalstatistische Erfassung derartiger "Nutzer- beziehungsweise Nutznießerkreise" eine methodisch kaum zu nehmende Hürde dar, so daß die quasi chemisch reine Umsetzung dieses Vorschlags in der Praxis sehr bald an ihre Grenzen stößt. Betrachtet man sie dagegen als eine Art allgemeine Handlungsempfehlung, so kann sie sehr wohl als hilfreicher Denkanstoß bei der Findung neuer Funktionsräume und vor allem bei der Definition neuer Zuständigkeiten fungieren.
In logischer Konsequenz derartiger Überlegungen zu einer ökonomisch sinnvollen Abgrenzung des gesamten Rhein- Main-Gebietes stellt sich aber die Frage nach einer möglichst optimalen Arbeitsteilung zwischen den hierzu zählenden Teilkommunen. Losgelöst von allen hiermit in Verbindung zu sehenden Konfliktpotentialen im Sinne etwa von mehr oder weniger massiven Eingriffen in die Autonomie einzelner Kommunen, ist unter dem konkreten "Wettbewerb der Regionen" zunächst einmal darauf zu verweisen, daß Grabenkämpfe um Kompetenzen und Finanzmittelausstattung innerhalb der Region ihre Wettbewerbsfähigkeit nach außen gefährden. Sich als ein Zentrum europäischer Entwicklungsdynamik zu sehen oder sehen zu wollen bedeutet auch, in Dimensionen gemeinsam zu agieren, die weder an Ortsschildern noch an Kreisgrenzen aufhören. Nun sitzt jedem Kommunalpolitiker das Hemd autonomer Politikgestaltung vor Ort näher als die Jacke übergeordneten Planungsvollzugs. Aber ebenso wie von den Landespolitikern bei Autonomiebeschränkungen das notwendige Maß an Gespür für die Sensibilität auf kommunaler Ebene zu fordern ist, ist es ein Muß, daß auch dort eine Art Europäisierung der Kommunalpolitik einsetzt, ohne die den genannten Herausforderungen angemessen nicht begegnet zu werden vermag.
Auch hier kann das Modell der fiskalischen Äquivalenz Anstöße vermitteln, wenn es um den so oft beschworenen "angemessenen" Ausgleich zwischen Vor- und Nachteilen einer intraregionalen Arbeitsteilung geht. Unbestritten kommt dem kommunalen Finanzausgleich eine dominante Rolle zu, wobei aber auch hier quasi angestammte Geber- und Nehmerpositionen zu hinterfragen sind. Äußerungen dahingehend, die Kernstädte trügen die Hauptlast der Mitversorgung ihrer Umlandgemeinden, sind dabei eher schädlich, und zwar aus zwei Gründen: Einmal werden damit allgemein gewisse Irritationen im politischen Klima ausgelöst, wenn Leistungsverflechtungen in die Nähe fiskalischen Kostgängertums gerückt werden. Zum anderen darf trotz der zweifelsfrei gegebenen höheren Belastung der Kernstädte, zum Beispiel im öffentlichen Personennahverkehrsbereich, infolge hoher Einpendlerdichte nicht übersehen werden, daß die Aufgabe der Versorgung der Wohnbevölkerung mit haushaltsnaher Infrastruktur bei den Umlandgemeinden verbleibt.
Ob die Kernstadt also das Umland "ausbeutet" oder umgekehrt, ist eine Frage, auf die auch die Wissenschaft bislang noch keine eindeutige Antwort zu geben vermochte, da hier fallweise den spezifischen Vernetzungsstrukturen Rechnung zu tragen ist. So gesehen sollte auf beiden Seiten eine Versachlichung dieser Diskussion angestrebt werden, um das für alle beteiligten Gebietskörperschaften vordringliche Ziel einer Festigung der Position der Gesamtregion im europäischen Wettbewerb nicht zu gefährden.
Es ist eine alte Weisheit, daß ein Ganzes eigene Stärke nur aus der Stärke der es bildenden Strukturelemente bezieht. Soll das Rhein-Main-Gebiet als Ganzes diese Stärke nach außen entfalten, so kann dies nur geschehen, wenn intraregional eine optimale Arbeitsteilung zwischen den einzelnen Teilregionen dafür sorgt, daß jede von ihnen, wie es plastisch in der Regionalökonomie umschrieben wird, ihren "Beruf" erkennt oder zugewiesen bekommt. Gerade weil aufgrund sowohl der geographischen Ausmaße wie der heute ja durchaus noch anzutreffenden Durchmischung der "Dienstleistungsregion" Rhein-Main mit industriell und landwirtschaftlich genutzten Flächen noch eine gewisse Vielfalt ökonomischer Gestaltung anzutreffen ist, erscheint eine differenzierte Betrachtung angebracht. Das Dienstleistungszentrum Frankfurt kann dabei zwar eine herausragende Rolle beanspruchen, dem Großraum als Ganzes aber eine solche strukturelle Einseitigkeit zuweisen zu wollen, verkennt die Chancen, die diese "multiökonomische" Gesellschaft eröffnet.
Es bedarf weiterer Erläuterung nicht, daß das Rhein-Main-Gebiet im gesamteuropäischen Wettbewerb der Regionen seine Stärke aus der Innovationsorientierung seines vielfältigen Dienstleistungsangebots bezieht und daß dieser Motor der Entwicklungsdynamik mittelfristig auch weiterhin seine Rolle entfalten wird und muß. In langfristiger Perspektive könnten sich indessen fatale Folgen einstellen, wollte man die vorhandenen alten Industriestandorte "wegtertialisieren". Ein kurzsichtiger "Blaupausenfetischismus" übersieht nämlich, daß letztendliche Zweckbestimmung dieser Industrie die Produktion eines Gutes ist.
Nur darauf zu vertrauen, daß sich irgendwo in Resteuropa schon eine Region wird finden lassen, die diese Aufgabe übernimmt, bedeutet, die ungleich höhere Grenzproduktivität aller Faktoren in einer durch ein hohes Maß an industriellen Fühlungsvorteilen charakterisierten Region, wie sie eben das Rhein-Main-Gebiet darstellt, vorschnell auszublenden und Chancen zu vergeben. Technologische "gaps" im Sinne der eben erwähnten Theorie zum Beispiel zwischen dem Zentrum Frankfurt und "alten", monostrukturell geprägten Industriestandorten (zum Beispiel Rüsselsheim) könnten zum Anlaß genommen werden, die Herstellung neuer Produkte (zum Beispiel aus der Umwelttechnik) arbeitsteilig intraregional auf Basis einer behutsamen, aber perspektivisch innovativen Industriepolitik zu fördern und damit der Forderung nach Diversifizierung gerecht zu werden. Nur so kann auch der Produktionsstandort Rhein-Main seiner Rolle in Europa gerecht werden und, gestützt durch seinen leistungsfähigen tertiären Sektor, unter Einschluß aller Ressourcen (also auch zum Beispiel der Hochschulen) zur Dynamik der Gesamtregion beitragen.
Damit ist eine weitere Rahmenbedingung für die Konzeptionalisierung einer qualitativ orientierten Entwicklungspolitik angesprochen: Sie betrifft den oftmals beschworenen Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie. Dieser manifestiert sich zunächst an Projekten, deren quantitative Dimension eine Bewertung ihres ökologischen Verträglichkeitsanspruchs nach heute üblichen Standards beinhalten muß, wie etwa der Ausbau des Flughafens Rhein-Main. Gleiches gilt für die zu entwickelnden Vorstellungen hinsichtlich der weiteren Gestaltung eines sinnvoll vernetzten ÖPNV-Systems für die Gesamtregion, die Frage der Flächen (um-)widmung beim Wohnungsbau und der Unternehmensansiedlung oder etwa die Reservierung weiterer Flächen für die Frankfurter Messe oder den Neubau eines Kongreßzentrums. So wichtig auch diese Projekte für die Region sein mögen, so dürfen sie doch auch ebensowenig die ökologische Ausgewogenheit stören.
DREIEICH. Für das Kinderhaus im Neubaugebiet Borngarten gibt es eine neue Kostenschätzung. Danach könnenrund 730 000 Mark eingespart werden, so daß die Gesamtkosten auf knapp vier Millionen Mark sinken. Das Gesamtkonzept werde dadurch nicht wesentlich verändert, teilte der Magistrat mit. Nach Absprache mit den Architekten könne bei Möbeln und Geräten, bei den Außenanlagen und den Nebenkosten gespart werden. dac
message an FR-Sport
Liebe Leute, unser Büro ist momentan nicht besetzt, da wir wg. Krabbe alle im Deutschen Haus sind. 1. Fechten.
2. Nerlinger.
3. Unzufriedenheit der deutschen Athleten.
4. Zwischenbilanz des DLV.
Genaueres so gegen 11 Uhr. Harald geht es gesundheitlich nicht besonders. Er war wahrscheinlich am Wochenende zuviel in der Sonne und hat zuviel gearbeitet. Er schreibt seine Geschichten in der Wohung im Journalistendorf und wird sich von dort melden. Tschüss ah
HÖCHST. Die Hoechst AG hat eine neue "Thermische-Abluft-Reinigungs-Anlage" für die Phenylhydrazin-Produktion in Betrieb genommen. Nach Angaben des Chemiekonzerns verbrennt die zehn Millionen Mark teure Anlage "weitestgehend" Schwefeldioxid, krebserregendes Benzol und Anilin sowie weitere Schadstoffe aus der Abluft. Der Produktionszweig pustete bislang mehr dieser Giftstoffe aus als es die Grenzwerte der sogenannten Technischen Anleitung (TA) Luft erlauben.
Phenylhydrazin ist ein flüssiges Zwischenprodukt, aus dem später Arzneimittel und Farbstoffe hergestellt werden. Bisher blies der Betrieb stündlich 1,8 Kilogramm Abgase in die Höchster Luft. Mit dem Bau der neuen Reinigungsanlage war im März vergangenen Jahres begonnen worden.
Künftig werden die Giftstoffe zusammen mit Erdgas verbrannt, sagte Hoechst-Sprecher Ludwig Schönefeld. Die dabei entstehende Wärme wird zurückgewonnen und ins werkseigene Netz eingespeist. dis
BAD VILBEL. Die Bilder ähneln sich. Ein Schulhof voller Eltern, die mit gezückten Kameras den großen Moment verewigen. Gar nicht so einfach, die große Schultüte mit aufs Bild zu bekommen, ohne daß der Kopf verdeckt ist.
Oben im Musiksaal der Stadtschule geht es dann ein wenig beengt zu. Die Eltern hinten, die Kinder ganz vorne. Den viel zu großen Tornister auf dem kleinen Rücken sitzen sie da in Reih' und Glied, ein wenig ängstlich noch, erwartungsvoll und vor allem aufgeregt.
Schulleiterin Angelika Ringler-Friesenhahn macht es kurz und schmerzlos. Die Mütter und Väter wissen schließlich schon seit dem ersten Elternabend Bescheid, und die kleinen Schulanfänger sollen nicht unnötig auf die Folter gespannt werden. Freude und Spaß soll sie allen machen, die Schule. "Und da, wo ihr jetzt sitzt", versucht die Schulleiterin das Herzklopfen ein wenig zu dämpfen, "saßen letztes Jahr die Schülerinnen und Schüler der 2 c." Und die haben es schließlich auch geschafft, wie alle Anwesenden anhand des kleinen Theaterstücks sehen können, das die 2 c den "Neuen" vorführt. Und dann wird es Ernst. Die Klassenlehrerin vorneweg, traben die Kleinen aufgeregt hinterdrein in Richtung Klassenraum. Der wird jetzt für sie zum zweitwichtigsten Ort der Welt, der Platz an einer der kleinen Tischgruppen ein zweites Zuhause.
Für Eltern und Kinder ist das ein weiteres Stück Einander-Loslassen. Bei aller Vorfreude, ganz ohne Tränen geht es nicht. Mama soll mitkommen, wünscht sich schluchzend ein siebenjähriger Junge. Das, was da auf ihn zukommt, scheint ihm nicht recht geheuer. Doch der flehentliche Ruf durch den Saal bleibt unbeantwortet. Die umstehenden Erwachsenen setzen nur ein mitleidiges Lächeln auf. Schule hat auch Schattenseiten.
Allzulang wird die Trennung von Eltern und Zuhause an diesem Tag noch nicht sein. Stundenplan und erste "Regieanweisungen" von Klassenlehrerin Dagmar Kroneberger in der Tasche, geht es für die frisch zusammengewürfelte 1 d schon bald wieder hinaus in den Schulhof. Noch ein paar Fotos, und die Sache ist überstanden. Fürs erste. Am nächsten Tag geht es weiter, zunächst nur für drei Stunden, zur Eingewöhnung. Später sieht die Unterrichtstafel dann schon 20 Wochenstunden vor. Aller Anfang ist schwer.
JÖRG MUTHORST
BAD NAUHEIM. Zweiter hauptamtlicher Stadtrat Peter Keller (SPD) ist überzeugt, daß die weiträumige Umgehungsstraße von Ober-Mörlen und Bad Nauheim (B 275a) keine gravierenden Vorteile für die Kurstadt bringt. Es wäre wichtiger, die B 3a um Bad Nauheim auszulasten und den Schleichverkehr zwischen Ober-Mörlen und der Kernstadt dorthin zu drängen. Dies sei durch verkehrslenkende Maßnahmen möglich. Keller widersprach damit Bürgermeister Bernd Rohde und dem Ersten hauptamtlichen Stadtrat Dr. Werner Flach (beide CDU).
Bei dem weiter zu erwartenden Verkehrszuwachs im Rhein-Main-Gebiet, so Keller, würde die B 275a als Autobahnzubringer zwischen der Autobahn Limburg-Frankfurt und der Autobahn Würzburg-Nürnberg dienen und mehr Verkehr nach Bad Nauheim bringen. Außerdem zerstöre die B 275a den letzten zusammenhängenden naturnahen Raum zwischen dem Taunus und der Wetterau.
Keller kritisierte, daß bereits 1989 das Straßenbauamt Gießen eine Umweltverträglichkeitsstudie zur B 275a an Rohde mit der Bitte um eine Stellungnahme übersandt habe: "Weder die Mitglieder des Magistrates, noch die der Fraktionen, noch die Vorsitzenden des Ausschusses für Bau- und Planungswesen und des Verkehrsausschusses haben jemals ein Exemplar dieser umfangreichen Studie erhalten, waren nicht an den Überlegungen zur Stellungnahme beteiligt und wurden nicht informiert, wie die Stadt dieses Gutachten bewertet." Eine Stellungnahme hätte seiner Meinung nach auf breiter Basis gefertigt werden müssen.
Auch wenn der Bundestag die B 275 in den vordringlichen Bedarf aufstuft, wird dadurch zunächst nur die Planung forciert. Vermutlich in der nächsten Legislaturperiode muß das Stadtparlament im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens die Frage beantworten, ob sie weiter die B 275a befürwortet. Geklärt werden muß bis dahin auch die Streckenführung der B 3a um Friedberg, in die die B 275a münden soll. str
STEINBACH. Das "Mobile Rathaus" kommt heute am Donnerstag in den unteren Teil der Herzbergstraße.
Zwischen 17 und 19 Uhr erwarten Politiker und Mitarbeiter der Verwaltung Anregungen, Kritik und Wünsche der Steinbacher Bürger. Ein wichtiger Punkt der Diskussion soll sein, wie Eltern und Kinder die Situation der Spielplätze in der Herzbergstraße beurteilen. jom
Südumgehung soll nach Norden verschoben werden SPD, CDU und FDP einig in Sachen Straßenneubau Von Annette Wittkopf STEINBACH. Die Anbindung der Südumgehung an Steinbach muß von der kleinen Brücke nahe der Wohnbebauung, wo sie das Straßenbauamt in seinem ersten Entwurf einzeichnete, weiter nach Norden bis zur Kurve der Industriestraße verschoben werden. Darin sind sich die Kommunalpolitiker einig. Sie wünschen sich, daß die S-Bahnlinie untertunnelt wird. Von einer Brücke würde der Autolärm ungehindert ins Wohngebiet schallen. Weiter fordern sie, daß der Anschluß Weißkirchen erst dann in Betrieb genommen werden darf, wenn die gesamte Straße fertig ist, damit kein zusätzlicher Durchgangsverkehr in den Steinbacher Ortskern geleitet wird. Eine weitere Anregung: Möglichst frühzeitig sollten Straßen- und U-Bahn-Planer einen Kreuzungspunkt für die Südumgehung mit der Straßenbahnlinie U 6 festlegen, die bis nach Steinbach verlängert werden soll.
Das Ziel der Kommunalpolitiker, eine gemeinsame Stellungnahme zu den ersten Südumgehungs-Plänen zu erarbeiten, ist am Dienstagabend im Bau- und Umweltausschuß gelungen. Nach verschiedenen Fraktionssitzungen und interfraktionellen Absprachen einigten sich SPD, CDU und FDP auf ein Papier, in das die Vorstellungen des Magistrats, der SPD- und der CDU-Fraktion aus der Juni-Stadtverordnetenversammlung einflossen. Lediglich die Grünen enthielten sich der Stimme. Sie sind strikt gegen den Bau der Umgehungsstraße und haben dabei die Neubürger im Süden der Stadt auf ihrer Seite. Diese reagierten mit Buh- Rufen, als in der Ausschußsitzung erklärt wurde, es gehe darum, die Interessen der Bewohner in der Ortsdurchfahrt gegen die in Steinbach-Süd abzuwägen.
Die von der CDU geforderte neue Anbindungsstraße auf der Trasse der früheren Ludwig-Landmann-Straße zwischen dem Industriegebiet und den Wohnungen entlang der Berliner Straße wurde aus der Stellungnahme herausgelassen. Einstimmig beschloß der Ausschuß, zunächst mit den Fachleuten des Straßenbauamtes Frankfurt die gesamte Problematik zu besprechen, ehe eine Entscheidung gefällt wird.
Während die Christdemokraten in der neuen Anbindungsstraße eine Möglichkeit sehen, den künftigen Durchgangsverkehr zur Südumgehung aus dem Wohngebiet Berliner Straße herauszunehmen, befürchten die Sozialdemokraten zusätzlichen Verkehr und Lärm von der anderen Seite für die Bewohner dieses dichtbesiedelten Stadtteils. Ihrer Ansicht nach besteht kein Bedarf für eine weitere Parallelverbindung, denn Autofahrer aus den nördlichen Wohnbezirken könnten die hundert Meter hinter der Bahn einmündende Anbindung Weißkirchen benutzen. Herbert Hartwig (SPD) warnte: "Die Kosten werden an Steinbach hängenbleiben. Das bedeutet eine jährliche Belastung allein für den Schuldendienst der Stadt von mehreren hunderttausend Mark." Doch über Kosten wollen die Christdemokraten erst in 15 Jahren sprechen, wenn die Straße tatsächlich kommt. "Niemand weiß, wie sich bis dahin das Gesicht der Rhein-Main- Region verändert haben wird", meinte ihr Sprecher Gustav Schreiber.
Daß Verkehrslärm und Abgase in der Bahnstraße eine Zumutung für die Bürger sind, bestritt auch Jürgen Schellbach von den Grünen nicht. Dennoch warnte er vor den Auswirkungen einer Südumgehung. Bisher seien die Pläne nur ein Strich in der Landschaft. "Wir brauchen ein räumliches Modell", forderte er, "nur dann können wir die Straße richtig beurteilen, sonst kriegen wir plötzlich einen Riesenschreck darüber, was da gebaut wird", meinte er und verwies auf die Urselbachtal-Brücke, die im Zuge des Feldberg-Zubringers an der Hohemark in Oberursel errichtet wird.
Soweit sei die Planung noch nicht, warf Bürgermeister Edgar Parnet (SPD) in die Debatte. Bisher gehe es nur um ein reines Orientierungsverfahren, in das auch die 300 bis 400 Anregungen und Bedenken einfließen, die Steinbacher Bürger zu den erstmals offengelegten Plänen einreichten. "Wir können noch Ideen einbringen, das ist noch kein Planfeststellungsbeschluß", pflichtete ihm FDP-Fraktionschef Jochen Schwalbe bei.
Schellbach fühlte sich benachteiligt (ausgetrickst", rief ein Zuhörer dazwischen), weil ihm erst zu Beginn der Ausschußsitzung das von den anderen Fraktionen erarbeitete Papier vorgelegt wurde. Es sei nach den Absprachen erst am Mittag fertiggeworden, rechtfertigte sich Hartwig. Am Montag hat die Stadtverordnetenversammlung das nächste Wort.
Hat der Autor des Beitrages (FR vom 25. 7. 1992 "Kaum ein Unterschied zur Linie") möglicherweise ein Lebensfrei-Abo der Firma LTU? Während von den anderen genannten Ferienfliegern die Flottenpolitik aufgelistet wird, bleibt LTU außen vor.
Das Flugunternehmen LTU - bestehend aus LTU (Düsseldorf), LTU-Süd (München) und LTE (Palma de Mallorca) - rühmt sich zwar auch einer modernen und jungen Flotte, verschweigt aber, daß lediglich LTU-Süd und LTE seit einigen Jahren moderne Flugzeuge einsetzen.
LTU fliegt immer noch und vorrangig uralte TRISTARS. Die neuen MD 11 werden - soweit geliefert - erst seit kurzem eingesetzt. Dieser Tatbestand wäre gegenüber den genannten Charterunternehmen fair gewesen. GERMANIA aus Köln wird überhaupt nicht erwähnt.
Eberhardt Wuttke, Bonn
MÖRFELDEN-WALLDORF. Im Badesse Walldorf wurde am Dienstag gegen 17.50 Uhr eine männliche Leiche geborgen. Die Polizei vermutet, daß es sich dabei um einen seit Samstag vermißten 31 Jahre alten Polen handelt, der von seinen Bekannten nach dem Baden vermißt gemeldet wurde. Die Gruppe habe nach eigenem Bekunden an diesem Tag viel Alkohol getrunken, heißt es im Polizeibericht. Die Leiche wurde von Mitgliedern der Interessensgemeinschaft Rettungsdienst Badesee Walldorf entdeckt. lis
MAINTAL. Unter dem Titel "Maintaler Aufruf" haben 65 Frauen und Männer an die Bevölkerung appelliert, die Flüchtlinge offen zu empfangen und die Arbeit der Betreuungsgruppen zu unterstützen. Zu den Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichnern gehören Geistliche beider Konfessionen, Politikerinnen und Politiker verschiedener Parteien und Ebenen, Vereinsvorsitzende, Gewerkschafter, Prominente. . . Der Aufruf hat folgenden Wortlaut:
"In Ihrer Nachbarschaft werden demnächst Menschen einziehen, die als Flüchtlinge in unsere Stadt kommen. Die Entscheidungen über die jeweiligen Standorte der Wohnungen sind bewußt gefällt worden - und zwar aus folgenden Gründen:
1.: Die Menschen sollen in einem Wohngebiet untergebracht werden, weil sie dort am ehesten Kontakte zur Bevölkerung finden und sich schneller in unserem Alltag zurechtfinden.
2.: Die soziale Kontrolle ist in einem Wohngebiet besser gewährleistet als außerhalb der Stadt.
Geäußerte Befürchtungen, daß durch die Flüchtlinge das Drogenproblem zunimmt, sind bereits durch die bisherigen Erfahrungen in unserer Stadt widerlegt; denn in Maintal leben schon 200 Flüchtlinge in neun Gemeinschaftsunterkünften - keine davon ist ein Drogen- oder Dealertreffpunkt geworden. Die meisten Flüchtlinge besuchen Deutschkurse und sind auf Arbeitssuche, da seit einigen Monaten eine Arbeitserlaubnis vergeben wird.
Eingewöhnungsschwierigkeiten sind in einem fremden Land normal. Deshalb hat die Stadt zur Betreuung der Flüchtlinge eine Sozialarbeiterin und einen Sozialarbeiter eingestellt. Darüber hinaus haben sich viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bereitgefunden, zwischen Flüchtlingen und Nachbarn zu vermitteln.
In Bischofsheim sehen wir die Nachbarschaft von Bürgerhaus, Schulen, Jugendzentrum und Flüchtlingsunterkunft als Chance für Begegnungen und gegenseitiges Verständnis.
Wir rufen deshalb alle Nachbarn auf, die Flüchtlinge offen zu empfangen und die Arbeit der Betreuungsgruppen aktiv zu unterstützen."
Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Die Hand an der Wiege (15, 17.30, 20 Uhr); Central: Waynes World (15.15, 17.45, 20.15 Uhr); Palette: Sommerfilm-Festival: Bernhard und Bianca im Känguruh Land (15.15 Uhr), Highlander 1 (17.45 und 20.15 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Indochine (19.45 Uhr), Black Robe (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Otto - Der Liebesfilm (15.45 und 20.15 Uhr); Zeitlos: Waynes World (15.30 und 19.45 Uhr), Mau Mau (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Otto - Der Liebesfilm (20.30 Uhr); Casino: Steven King's Schlafwandler (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Kultursommer: N.N.Theater "Das Käthchen von Heilbronn", 21 Uhr Fronhof.
Jazzkeller Philippsruher Allee, Session Hanauer Musiker, 21 Uhr. Kurse Hanau. Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 19 Uhr Gymnastik nach der Geburt, 20 Uhr Gymnastik zur Geburtserleichterung. Parteien/Parlamente Hanau. Mitgliederversammlung der CDU Großauheim/Wolfgang, 20 Uhr alte Schule Taubengasse.
Großkrotzenburg. Mitgliederversammlung der SPD 20 Uhr Gaststätte Taunusstuben.Beratung/Selbthilfe Hanau. Selbsthilfe Kontakt-Telefon 10 bis 12 uhr, 25 55 00.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.
Sprechstunde des Ortsgerichts Mittelbuchen 17.30 Uhr Wachenbucher Straße 17, Telefon 7 23 38.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum, Theodor Heuß Straße 1,Großauheim. Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius- Leber-Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 83 / 7 33 17.
Anonyme Beratung für strafällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 18 Uhr, Telefn 1 58 56.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatungsstelle, 9 bis 17 Uhr,Sandeldmam 21, Telefon 1 40 51.
Treffen der Diabetiker-Selbsthilfe Gruppe, 19 Uhr Café Zeitlos, Martin Luther Anlage.
Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 9.30 Uhr Dietrich Bonhoeffer Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 8 12 31 oder 3 97 26.
Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende durch die DFG 19 Uhr Café Zeitlos, Martin Luther Anlage. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, 15 bis 16.30 Uhr Barmer Ersatzkasse, Nürnberger Straße.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 9 bis 19 Uhr Gustav Hoch Straße 10, Telefon 8 20 08.
Sprechstunde der Lawine Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch 10 bis 12 uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Treff für Jugendliche in Berufsnot 10 bis 13 Uhr offener Treff, 14 bis 17 Uhr Beratung,Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Maintal. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum,Berliner Straße 58, Dörnigheim, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 25 10 97.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 15 bis 19 Uhr, Berliner Strßae 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Aids-Beratung des Kreisgesundheitsamtes 13 bis 15 Uhr Landratsamt, Telefon 0 60 51 / 8 53 77.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 16 bis 20 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 Uhr, Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Vereine/Organisationen Hanau. Interessententreffen von amnesty international, 19.30 Uhr Martin Luther Haus, Körnerstraße 19.
Hanau. "Fasten-Mahnwache für einen Atomteststopp und für den Ausstieg aus der Atomenergie-Nutzung", 6 bis 7.30 Uhr am Siemens Brennelementewerk.
Erlensee. Treffen des Aktionsbündnisses "gegen den Erlenseer Fliegerhorst", 20 Uhr evangelisches Gemeindehaus Langendiebach, Fröbelstraße. Verschiedenes Hanau. Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 14.30 Uhr Frauenhilfe, 14.30 Uhr Kinderkeller, 17 Uhr FAN 70 offener Treff Teehaus Marienstraße; 15 Uhr Mutter-Kind-Treff im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 19 Uhr Malen und Meditation im Gemeindezentrum Waldsiedlung.
Bürgerkeller Großauheim, 16 Uhr Theater- und Geschichte(n)gruppe, altes Bürgerhaus.
Maintal. Kinderclub in der Dietrich Bonhoeffer Schule Dörnigheim, 14 Uhr offener Spielbereich, 14 Uhr Skat, 14 bis 17 Uhr Sprechstunde der Kinderbeauftragten, 14.30 Uhr Mädchenkochgruppe.
Jugendzentrum Hermann Löns Straße 2, Dörnigheim, 16 bis 19.30 Uhr Gruppenarbeit, Sport, Mädchengruppe.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt Ringstraße 13, 10 Uhr mutter Kind Spielgruppe, 14 Uhr offener Spieleflur, 18 Uhr Musikabend im Jugendkeller.
EvangelischeKirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14.45 Uhr Kinder- und Damenballett, 15 uhr Töpfern.
Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Tanzkreis für jedermann.
Bruchöbel. Seniorentreff: 15 Uhr Sitzung des Seniorenrates im ST Mitte.
Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 22 Uhr.
Schöneck. Jugendtreff Café Mars 16 bis 29 Uhr Video AG, 18 bis 21 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.
Das Spielmobil Fantau ist in der Zeit von 14.30 bis 17.30 Uhr auf dem Spielplatz Niddertalring Oberdorfelden.
Niderau. Treffen der Stillgruppe des Kindervereins, 15.30 Uhr Schloßberghalle.
Erlensee. Lauftreff des TSG 18 Uhr Vogelschutzpark. Das Spielmobil ist in der Zeit von 14 bis 17 Uhr an der Erlenhalle.
Langenselbold. Tauschabend der Briefmarkenfreunde Kinzigtal, 17.30 bis 19.30 Uhr für jugendliche, 20 Uhr für Senioren.
Kostenloser Handarbeitsnachmittag für Schüler/innen der Klassen 1 bis 12, 15 Uhr Sozialstation Uferstraße.
Evangelische Kirchengemeinde 10 Uhr Stillgruppe, 18.30 Uhr Jugendkreis, Im Ellenbügel 95.
Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Handarbeitsgruppe, 14 Uhr Singkreis Sozialstion Uferstraße.
Gelnhausen. Frauenzentrum Kuhgasse 8, 15 Uhr Mutter-Kind-Café mit Kinderbetreuung, 19.30 Uhr offener Treff.
FULDA. Einen "massiven Appell" zur Erfüllung der Aufnahmequoten von Asylbewerbern und Flüchtlingen hat die Grünen-Landtagsfraktion an die Städte, Gemeinden und Landkreise in Hessen gerichtet.
Fraktionsvorsitzender Rupert von Plottnitz sagte nach einer Klausurtagung in Fulda, seine Fraktion sehe die Schwierigkeiten für manche Kommunen bei der Unterbringung der Flüchtlinge. Es gebe aber ein so "krasses Mißverhältnis" zwischen den festgelegten Quoten und den tatsächlichen Aufnahmezahlen, "daß es so nicht mehr weitergehen kann".
Das Land Hessen habe derzeit rund 7500 Menschen untergebracht, obwohl davon 4000 Personen eigentlich auf Kreise und Städte hätten verteilt werden müssen. "Die Kommunen müssen sich den Ernst der Lage bewußter machen und sollten es nicht auf Konflikte ankommen lassen", betonte Rupert von Plottnitz.
Die Grünen-Fraktion kritisierte die "mannigfach fehlende Bereitschaft" zur Flüchtlingsaufnahme "außerhalb jeder Parteipolitik", da auch rot-grüne Mehrheiten ihre Quoten nicht erfüllten. gwa
MÖRFELDEN-WALLDORF. Durch die offene Balkontür drang ein Einbrecher am Mittwoch gegen 2.50 Uhr in den ersten Stock eines Wohnhauses in der Odenwaldstraße ein. Dabei wurde ein schlafendes Kind wach, das nach seiner Mutter rief. Nach Angaben der Polizei begegnete die Frau auf dem Weg zum Kinderzimmer im Flur dem unbekannten Täter, der durch die Wohnungstür flüchtete. Die Frau schloß sich mit ihrem Kind im Kinderzimmer ein, rief ihren Mann und die Polizeistreife herbei. Es scheint nichts entwendet worden zu sein. lis
HANAU. In Vertretung des erkrankten Oberbürgermeisters Hans Martin empfing Stadtrat Klaus Remer (SPD) vor einigen Tagen den Bürgermeister der japanischen Stadt Tottori, Harutomi Nishio, in Hanau. Grund des Besuchs ist die partnerschaftliche Verbindung der beiden Städte, die seit der Spielzeugweltausstellung, 1989 in Tottori, besteht.
Das Hanauer Puppenmuseum hatte 1989 daran teilgenommen und somit einen entscheidenden Beitrag für die Verbindung geleistet. Die dreiköpfige japanische Delegation, angeführt von Bürgermeister Nishio, war nach Hanau gekommen, "um danke schön zu sagen" und um gleichzeitig Anregungen für den Bau eines Spielzeugmuseums zu bekommen, das 1994 in Tottori eröffnet werden soll.
In diesem Zusammenhang sagte Remer den Japanern die Unterstützung der Stadt Hanau zu und vermittelte Kontakte zur Stadt Waltershausen, in der es einmal eine Puppenfabrik gab. Flei
DIETZENBACH. Einen frischgepreßten Melonencocktail, einen "Halli-Galli- Cocktail" oder andere exotische Getränke ohne Alkohol möchte der Verein "fresh- Fantasy" am Mittwoch, 12. August, von 10 bis 17 Uhr am Toom-Markt in Dietzenbach servieren und dabei gleichzeitig für ein Leben ohne Drogen werben. Die Leute von fresh-Fantasy wollen gegen die Suchtmittelindustrie und gegen Drogendealer ankämpfen. Der Verein wendet sich beispielsweise gegen die Werbe- und Promotionveranstaltungen für Alkohol und Nikotin. Mehr Widerstand erwartet "fresh-Fantasy" von den Verantwortlichen, damit die Dealer den Kindern auf den Schulhöfen nicht weiterhin ihre Proben abgeben können.
An dem Stand am Toom-Markt soll am Mittwoch die weltgrößte Melone in Form einer Cocktailbar aufgebaut werden. Dort gibt es nicht nur frische, alkoholfreie Getränke, sondern auch Informationen über die Arbeit des Vereins. Kinder können sich außerdem an einem Wettbewerb beteiligen. Demnächst soll von Jungen und Mädchen eine Schallplatte aufgenommen werden. Dafür werden auch in Dietzenbach noch Kinder gesucht, die singen und Hip-Hop tanzen können. aim
Nach einem 5:0-Erfolg über Klassenkonkurrent Viktoria Aschaffenburg hat sich der Tabellenletzte der hessischen Fußball-Oberliga, RW Frankfurt, für das Finale um den Hessenpokal qualifiziert. Dort trifft Rot-Weiss auf den SV Wehen, der Bad Homburg 5:1 besiegte.
WETTERAUKREIS. Es gibt so viele Arbeitslose wie lange nicht mehr. Die Arbeitsämter in Büdingen, Butzbach und Friedberg registrierten im Juli 5056 arbeitslose Männer und Frauen, 227 mehr als im Monat zuvor und 788 mehr als im Jahr zuvor. "Wie letztmals zu Beginn der konjunkturellen Abschwächung Anfang der achtziger Jahre" sei die Situation in Mittelhessen, stellt das für die Region zuständige Arbeitsamt Gießen in seinem Monatsbericht fest.
Vor allem in Butzbach gibt es große Probleme. "Drastisch um mehr als zwei Fünftel erhöhte sich die Arbeitslo- sigkeit im von Konkursen geprägten Raum Butzbach", so das Arbeitsamt Gießen. Die Arbeitslosenquote wuchs in Butzbach um 0,5 Prozent auf sechs Prozent an. In Friedberg stieg sie um 0,3 auf 4,8 und in Büdingen um 0,1 auf sechs Prozent.
Den Kündigungstermin bei den Angestellten nach dem Halbjahreswechsel, das Ende von beruflichen Bildungsmaßnahmen, das Auslaufen von Deutschlehrgängen für Aussiedler und Ausbildungsabschlüsse an Universitäten und Fachhochschulen nennt das Arbeitsamt als Gründe für die hohe Arbeitslosenzahl. Sie gehe also "auf das Konto des weiterhin steigenden Arbeitskräfteangebotes und nur bedingt auf einen steigenden Entlassungsdruck". ieb
USINGEN. Wie heißen die 300 Jahre alten Bäume im Schloßgarten? Wie alt ist das Usinger Wahrzeichen? Das sind zwei von 35 Rätseln, die bei der Fußgänger-Rallye am Samstag, 15. August, zu lösen sind. Die Jugendgruppe des Roten Kreuzes (JRK) lädt alle Kinder und Jugendlichen ab sechs Jahren dazu ein. Der Anlaß: Das JRK feiert sein 35jähriges Bestehen. Die Rallye beginnt um 10.30 Uhr auf dem Schloßplatz. Die Teilnehmer werden mit einem Rätselzettel auf einen Erkundungsgang durch die Stadt geschickt. Durch genaues Beobachten - aber auch Befragen von Bürger, die sich auskennen - sind alle Nüsse zu knakken, versprechen die Veranstalter. Alle Rallye-Rater erhalten eine Urkunde und ein Erinnerungsgeschenk; außerdem werden je nach Punktezahl Preise verteilt. Neben der Rallye startet das JRK auch einen Ballonwettbewerb. cn
Sarajewo-Luftbrücke für drei Tage gestoppt
ALTENSTADT. Nach den Sommerferien lädt die evangelische Nikolaigemeinde Altenstadt wieder zu ihren Taizé-Andachten ein. Das erste Treffen findet am Freitag, 8. August, 20 Uhr, statt, danach alle zwei Wochen freitags. Bei den Andachten sollen meditative Lieder aus dem französischen Ort Taizé gesungen werden.
Dort lebt eine religiöse Männergemeinschaft, die die Lieder komponiert und dazu Texte geschrieben hat. Pfarrer Hilbrig von der Nikolaigemeinde beschreibt die Lieder als eingängige, meditative Melodien, die besonders Jugendliche ansprächen. skl
NEU-ISENBURG. "Es besteht keine Gefährdung mehr durch Asbest", gibt Carmen Poths, Sprecherin der Stadt Neu-Isenburg, Asbest-Entwarnung für den Kinderhort am Wilhelmsplatz. Allerdings werden derzeit die Holzverkleidungen des Horts behandelt: Messungen hatten eine zu hohe Konzentration der Gifte Lindan und Pentachlorphenol (PCP) in der Luft ergeben. Die Deckenverschalungen werden deshalb mit Rigipsplatten verkleidet, die Balken und Fensterrahmen mit einem Schutzanstrich versehen, der das Gift nicht in die Raumluft "gasen" läßt. Im Anschluß an die drei Wochen dauernden Arbeiten, wird eine sogenannte Wischprobe zeigen, ob die Gifte immer noch in der Raumluft sind. Bis Ende August müssen die Kinder in den Räumen des Deutschen Roten Kreuzes im Haus der Vereine bleiben. fra
Frau Gertrud Bauer, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Elisabeth Hohn, Klein-Karben, zum 72. Geburtstag.
Herrn Adolf Nendsel, Petterweil, zum 86. Geburtstag.
Frau Barbara Felbinger, Petterweil, zum 77. Geburtstag.
Der kritische Bericht von R. Arens (FR vom 3. 8. 1992 "Die triumphierende Kirche und ihre Opposition") über das katholische Spektakel von Salzburg zeigt mit dankenswerter Deutlichkeit das wahre Gesicht der römischen Kirche, ihren anachronistischen Pomp und ihre chronische Verlogenheit.
Da wird das weltweite Morden und die Zerstörung ganzer Kulturen vom derzeitigen Chefideologen und zweiten Mann in der vatikanischen Hackordnung einfach als "christlicher Universalismus" bezeichnet und mit dem "Empfang der rettenden Erkenntnis und erlösenden Liebe" begründet. Das Millionenheer der von dieser tödlichen Liebe Vernichteten in aller Welt dürfte das allerdings ganz anders sehen, ganz zu schweigen von jenem schlichten Gottesmann aus Nazareth, auf den sich diese "Kirchenfürsten" nach wie vor schamlos beziehen.
Drewermanns Wunsch, "der Teufel möge diese Kirche holen", ist doch längst erfüllt. Fast 2000 Jahre schon hat er sie fest in seinem Besitz. Das beweist eben auch Salzburg im Licht des Jesus-Wortes: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Hoffentlich kommen auch immer mehr Katholiken zu dieser rettenden Erkenntnis der Wirklichkeit.
Prof. Dr. Udo Köhler, Bad Nauheim
Die Radwegekarte des Landkreises Gießen, die in mehrjähriger Arbeit zusammengestellt wurde, wird am Samstag, 8. August, auf dem Gießener Segelflugplatz Wieseckaue vorgestellt. Dazu wurde eine Fahrrad-Sternfahrt von 17 Orten organisiert, von wo aus interessierte Radler kostenlos und unter Begleitung des Roten Kreuzes zum Treffpunkt in die Wieseckaue gelotst werden.
Unter der Moderation von Radio- FFH-Redakteur Wolfhard Kahler wird dann zwischen 14 und 18 Uhr die neue Radwegekarte vorgestellt und zu einem Vorzugspreis angeboten. Der Verkaufspreis soll sich um 15 Mark bewegen. Hauptpreis bei einer Tombola für alle Sternfahrt-Teilnehmer ist ein Trekkingrad. Speisen und Getränke werden zu Selbstkosten angeboten.
An folgenden Startpunkten kann man sich registrieren lassen: Hungen: Parkplatz B 457, Ausfahrt Langsdorf, 11.30 Uhr. Lich: Parkplatz Waldschwimmbad, 12.30 Uhr. Pohlheim: Watzenborn-Steinberg, Hallenbad, 12.45 Uhr. Langgöns: Sportzentrum, 11 Uhr. Linden: Stadtverwaltung: 11.45 Uhr. Heuchelheim: Gemeindeverwaltung, 13 Uhr. Biebertal: Infotafel Radweg L 3286, 12.45 Uhr. Wettenberg: Wißmar, Ausfahrt K 25, 13 Uhr. Lollar: Stadtverwaltung, 13 Uhr. Staufenberg: Stadtverwaltung, 13 Uhr. Allendorf/Lumda: Stadtverwaltung Bahnhofstraße, 12.30 Uhr. Rabenau: Londorf, Gemeindeverwaltung, 12 Uhr. Buseck: Großen-Buseck, Schützenweg, 13.30 Uhr. Reiskirchen: Gemeindeverwaltung, 13 Uhr. Grünberg: Göbelnröder Straße/Gießener Straße (Einkaufszentrum), 11.45 Uhr. Laubach: Burgelweg/Industriegebiet, 11 Uhr. UTE FISCHER
NEU-ANSPACH. Ob ein Nothort im September kommen wird, ist weiterhin fraglich. Die Personalsuche konnte bei einem Gespräch des Ersten Beigeordneten Manfred Schmück (SPD) mit Hauptamtsleiter Horst Schöffner und der Leiterin des Kindergartens im Ulrich-von-Hassell-Weg bisher nicht gelöst werden. Schmück hofft trotzdem weiter, daß die Notlösung zum 1. September kommt. Ein zweites Gespräch nächste Woche soll nun die Entscheidung bringen.
Das Gemeindeparlament hatte in der Sitzung vor der Sommerpause, am 17. Juni, einstimmig die Einrichtung eines Nothortes zum Schulbeginn am 1. August beschlossen. Das Platzen dieses Termins hatte unter den betroffenen Müttern wütenden Protest ausgelöst (die FR berichtete). Die berufstätigen Frauen mußten sich inzwischen mit eigenen "Extremlösungen" behelfen. Dazu zählen nach Auskunft der Arbeitsgruppe "Hortkinder" des Frauentreffs Neu-Anspach zum Beispiel eine Tagesmutter in Grävenwiesbach, eine Nachbarin oder eine Cousine, die zur Zeit Semesterferien hat.
Die Fraktion der Grünen, deren Dringlichkeitsantrag für einen Nothort dem Parlamentsbeschluß vom Juni zugrunde lag, warfen dem Gemeindevorstand inzwischen vor, "nicht intensiv" nach Personal gesucht zu haben. cn
Arbeitslosen-Zahl jetzt über drei Millionen
NIED. Nach wie vor ist unklar, wodurch am frühen Dienstag morgen der Brand in der ehemaligen Lackfabrik in der Straße An der Steinmühle ausgelöst wurde. "Wir wissen immer noch nicht, woran es lag", sagte gestern Polizeisprecher Manfred Füllhardt, "die Ermittlungen dauern an." Das Feuer hatte nach ersten Schätzungen einen Schaden von 500 000 Mark verursacht.
Gegen 0.40 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden. Im Lager brannten Abfälle, alte Reifen und Fässer mit Schmierfett. Die Flammen griffen auf die angrenzende, wegen Renovierung allerdings leerstehende Fabrikhalle über. Dort wurden die vordere Fensterfront und das Dachgebälk schnell ein Raub der Flammen. Die große Hitze beschädigte außerdem einen Lastwagen und ein Auto, die vor der Fabrik standen.
Fast 50 Feuerwehrmänner hatten bis nach 2 Uhr zu tun, um den Brand zu löschen. Die Aufräumarbeiten zogen sich eine Stunde länger hin. Nach Angaben der Brandbekämpfer bestand keine Gefahr, daß giftige Dämpfe durch verbrennende Lacke freigesetzt werden konnten. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Öl und Lösungsmittel hatten bereits vor mehreren Wochen auf dem Gelände gebrannt. Die Polizei vermutete seinerzeit, daß spielende Kinder das Feuer gelegt haben könnten. dis
Maintal: Scharfe Kontroversen während Bürgerversammlung zum Thema Asylbewerber Blinde Wut brach sich die Bahn
Von Helmut Pomplun MAINTAL. Ein zehnjähriges Mädchen geht ans Rednerpult und sagt: "Flüchtlinge sind auch Menschen, genau wie wir . . ." Der Rest geht in Protestgeschrei, Johlen und Pfeifen unter. Ein stadt- und polizeibekannter "Skinhead" - offiziell auf der Rednerliste - schreit: "Es wird hier enden wie in Hoyerswerda, hier kommt kein Asylant rein!" - tosender Beifall. Szenen einer dreistündigen Bürgerversammlung am Dienstagabend in Maintal-Bischofsheim, veranstaltet von einer Gruppe von Anliegern rund um den Dörnigheimer Weg, die den Bau von Asylunterkünften verhindern wollen und sich "Wir - Ihre Nachbarn" nennen. Von Anfang an herrschte unter den gut 300 im Bürgerhaus versammelten Menschen eine gereizte Stimmung. Es waren durchaus auch Befürworter der städtischen Flüchtlingspolitik anwesend und auch etliche, die sich informieren wollten. Aber den Ton gaben immer wieder diejenigen an, die sich Luft machen und "den Kropf leeren" wollten. Und das war die eindeutige Mehrheit.
"Es geht um die Angst, die wir befürchten", stellte der ehemalige CDU-Politiker Josef Wipperfürth als Wortführer der "Bewegung" und Diskussionsleiter einleitend fest und gab damit eine Art Leitmotiv für den Abend vor. "Wir haben hier schon das Jugendzentrum und eine Menge Fahrensleute - einen anderen Begriff darf man ja nicht mehr bringen - und min- destens einmal die Woche die Polizei da."
Andrea Prax vom Stadtelternbeirat der Kindertagesstätten sprach vom "sozialen Brennpunkt". Es sei verantwortungslos, dort zusätzlich "Brennstoff" anzusiedeln. Haß sei rund um die Baustelle entstanden, weil der Magistrat es versäumt habe, die Anlieger rechtzeitig zu informieren und "erst nach Tumult auf der Straße" das Gespräch gesucht habe.
Wipperfürth teilte mit, man habe zwei Rechtsanwälte engagiert, um mit einer einstweiligen Verfügung einen Baustopp zu erreichen. Dann übergab er Bürgermeister Walter Unger (SPD) Listen mit 474 Protestunterschriften. Unger versuchte - immer wieder von Geschrei und Pfiffen unterbrochen - in mehreren Ansätzen, die Gründe für die Standortentscheidung der Stadtverordneten darzulegen und um Verständnis für die grundsätzliche Haltung des Magistrats zu werben: "Wir müssen Asylbewerber unterbringen, und wir meinen, daß diese Menschen dorthin gehören, wo andere Menschen wohnen." Vorurteile gegen Ausländer würden am leichtesten abgebaut, indem man sie kennenlerne. Würden sie "draußen im Gelände" untergebracht, gäbe man Rechtsradikalen Gelegenheit zu Sternmärschen.
In den folgenden Redebeiträgen von "Betroffenen" wurde dem Magistrat Mangel an Fingerspitzengefühl vorgeworfen, über den schon jetzt erkennbaren Marktwertverlust von Grundstücken und Eigentumswohnungen ("durch Zigeuner und Schwarze") geklagt und unter verschiedenen Aspekten Angst vor Kriminalisierung geäußert.
"Ich will nicht schwarze Männer vor der Haustür haben", sagte eine auffallend schöne junge Frau. Ein Vater klagte, er habe schon seine 15jährige Tochter "wegen Rauschgift" aus dem Jugendzentrum holen müssen, aber nun traue sich auch seine Frau schon nicht mehr abends allein auf die Straße. Ein aus Frankfurt angereister, älterer NPD-Mann konnte sein "Gedankengut" vortragen, ebenfalls ein aus Hanau angereister, junger "Republikaner"-Sympathisant. Ein weiterer stadtbekannter "Skinhead" durfte ungestört vom Leder ziehen, während Versammlungsleiter Wipperfürth einem anderen Jugendlichen, der für Toleranz und Solidarät für Ausländer warb, das Wort abschnitt: "Ich bin nicht bereit, das länger anzuhören." In Feldwebelmanier stellte er dem Magistrat Fragen, war dann aber offensichtlich nicht gewillt, den Antwortenden Gehör zu verschaffen, im Gegenteil. Den im Lärm mühsam vorgebrachten Beitrag von Stadträtin Priska Hinz (Grüne) nannte Wipperfürth "Mist", wofür er sich entschuldigte, als Unger sonst mit dem Auszug des Magistrats drohte.
Doch die meiste Wut der Menge richtete sich gegen Ersten Stadtrat Karl-Heinz Schreiber (SPD). Seine Informationen - etwa zur Ausstattung der Asylunterkünfte und zu Standort-Kriterien - waren offenbar gar nicht erwünscht. Und den totalen Tumult löste er mit der Feststellung aus, die Bevölkerung habe "Farbe bekannt. Vielen von Ihnen nehme ich die Behauptung, nicht ausländerfeindlich zu sein, nicht mehr ab".
Hartmut König von der Bürgerintitiative Berger Straße war neben Josef Sigulla (SPD) einer der wenigen, die für ein friedliches Zusammenleben mit Ausländern plädierten: "Deshalb schicken wir unserer Tochter in die Gesamtschule."
(Siehe Kommentar "Ängste geschürt" und "Im Wortlaut" Seite III.)
ANAHEIM, 5. August (Reuter). Über sieben Tonnen Rauschgift haben die US- Behörden bei der Zerschlagung eines Rauschgiftrings in Kalifornien beschlagnahmt. Ein Mitarbeiter der Polizei von Orange County in Südkalifornien teilte am Dienstag mit, die Drogenhändler hätten mehrere Transport- und Abschleppfirmen sowie eine Buslinie gekauft, um das Rauschgift von Mexiko in die USA zu schmuggeln. Die beschlagnahmten sechseinhalb Tonnen Kokain und fast eine Tonne Marihuana mit einem geschätzten Marktwert von rund 2,5 Milliarden Mark seien in den doppelten Böden der Fahrzeuge versteckt gewesen.
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Otto - Der Liebesfilm (15, 17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (15 Uhr); Wayne's World (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Unter Verdacht (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Keine Vorstellung.
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Batman's Rückkehr (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (15.30); Basic Instinct (18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: J.F. K. - Tatort Dallas (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Museum im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102: "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland", 14 bis 17 Uhr.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Sitzung des Ortsbeirates Burgholzhausen, ehemaliges Rathaus, 20 Uhr.
Oberursel. Treffen des SPD-Stammtisches "Roter Stachel", Gaststätte "Olympia", 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.
Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 20.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.
Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.
Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58 sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 14.30 bis 16.30, Tel. 7 34 02.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.
Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.
Steinbach. Sprechstunde "Überaktives Kind", Bürgerhaus, Clubraum II, 17 bis 22 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Elternschule Taunus: Gymnastik für Frauen, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstr. 19, 9.30 bis 10.30 Uhr.
Mutter-Kind-Treff im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.45 bis 17 Uhr.
Tauschtag des Vereins für Briefmarkenkunde, Vereinshaus Gonzenheim, Friedrichsdorfer Str. 4, 18 bis 22 Uhr.
Jahreshauptversammlung des Deutschen Kinderschutzbundes, Haus der Altstadt, Rind'sche Stiftstr. 2, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. TSG: Rückengymnastik und Haltungsschulung, Turnhalle Hugenottenstr. 58, 18 bis 19.30 Uhr.
Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Neu-Anspach. Offener Treff im Müttercafé Schnaufpause, Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Offener Treff im Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr, ab 20 Uhr Literatur-Café: Gedichte von Rose Ausländer. Königstein. Treffen des ADFC, Haus der Begegnung, 19 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Gymnastik 8.45 bis 10.45 Uhr, Beratung bei Frau Ruf 14 Uhr, offener Treff 15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Sporthalle Landwehrweg: Gymnastik, 14 bis 15 Uhr; Tanz, 15 bis 16 Uhr.
Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Seidenmalerei, 10 bis 13 Uhr und Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.
Altentagesstätte In den Dorngärten 22: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.
Seniorenkegeln in der Gaststätte "Stadt Berlin", 17.30 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: gemütliches Zusammensein mit Spiel und Tanz, 15 bis 17 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat- und Rommérunde, 14 bis 17 Uhr.
Steinbach. Sommerfest in der Senioren-Wohnanlage, Kronberger Str. 2, ab 15 h. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Bommersheimer Weg/Berliner Siedlung, 14 bis 18 Uhr.
Jugendclub am Wingertsportpark: Mädchentreff ab 16 Uhr.
Sonstiges Bad Homburg. Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.
Die Abwehr galt (und gilt) bei der Sportvereinigung Dietesheim seit über einem Jahrzehnt als Prunkstück. Sie garantierte sieben Jahre Oberliga- und seit 1988 Landesliga-Fußball. Praktisch immer dabei: Jürgen Müller und Karl-Heinz Reinhard. Ebenfalls fast zur Institution avancierten Torwart Bernd Eisenhofer und Andreas Hofmann. Ein Mann der "ersten Oberliga-Stunde" kehrte nach zweijähriger Abstinenz aus Seligenstadt an den Wingertsweg zurück: Rosario Di Falco. Erstmals im Mühlheimer Stadtteil: der Ex-Aschaffenburger Oberliga-Recke Reinhold Runge (zuletzt SV Jügesheim). Oberliga-Luft schnupperten ferner Eigengewächs Claus Germann, Stephan Caselitz (früher OFC Kickers, SG Egelsbach und SG 01 Höchst) sowie Kay Dymaszwewsky (kam vor zwei Jahren vom Bornheimer Hang).
Dennoch ist die Lage vor dem Auftaktschlager gegen den KSV Klein-Karben nicht rosig: Runge hat noch keine Freigabe. Auch die Gespräche wegen Di Falco waren zur Wochenmitte noch nicht abgeschlossen. "Bei Runge wird's eng, bei Di Falco dürfte es klappen", sagt Fußball- Chef Helmut Kordwig. Dennoch kann es ausgerechnet im Abwehrverband eng werden, denn Germann ist Olympia- Tourist in Barcelona, Hofmann verletzt und auch Müller angeschlagen. Er soll jedoch spielen. Als feste Abwehrgröße gilt der neue Manndecker Carsten Bonne. Ein eisenharter Mann, der vom FSV Bischofsheim über den Main nach Dietesheim wechselte. Auch Karsten Wöller (Dreieichenhain) rechnet mit seinem Einstand, muß jedoch erst sein Leistungsvermögen in dieser Klasse unter Beweis stellen.
Das muß Di Falco nicht mehr. Er soll zusammen mit Kay Dymaszewsky ein gefährlicheres Konterspiel aufziehen. Dennoch glaubt Kordwig nicht an eine Wiederholung des vierten Ranges, wenngleich die Mühlheimer Stadtmeisterschaft respektive die Vorbereitung insgesamt gegen diese These spricht. Im Vorjahr gab es gegen die Wetterauer zwei Remis. Damit wäre der Ex-Oberligist auch dieses Mal zufrieden, oder setzt sich der Höhenflug unter Trainer Peter Scherer, der aus einem Abstiegskandidaten fast bereits eine Spitzenmannschaft formte, unverändert fort? Die Konkurrenz traut der Sportvereingung mehr als einen Mittelplatz zu. ppa
CARSON CITY, 5. August (AP). Die Wege, auf denen Siedler in den USA einst mit Planwagen gen Westen zogen und auf denen im vergangenen Jahrhundert die Post befördert wurde, stehen nun unter Denkmalschutz. US-Präsident George Bush unterzeichnete jetzt ein Gesetz, das den 3000 Kilometer langen "California Trail" und den 9100 Kilometer langen "Pony Express Trail" als Teil des nationalen Erbes der USA ausweisen.
Auf dem Weg nach Kalifornien zogen von 1841 bis 1869 über 250 000 Menschen gen Westen. Die Routen des alten Postunternehmens Pony Express wurden von 1860 bis 1869 zur Beförderung von Briefen und Paketen in die entlegensten Gebiete benutzt. Beide Wege führen vom Missouri über die US-Staaten Missouri, Kansas, Nebraska, Colorado, Wyoming, Utah, Nevada und Kalifornien in das Sacramento-Tal.
In den entlegenen Gebieten außerhalb Kaliforniens sollen die Strecken noch weitgehend sichtbar sein. Das erlaubt nun, die Wege und ihre Nebenpfade genau zu erfassen und ihren tatsächlichen Umfang festzustellen. Mit Hilfe des Gesetzes können auch 60 ehemalige Stationen der Pony-Express-Post wieder instand gesetzt werden.
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.
Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Vorbeugen ist besser als heilen, 14.30-18 Uhr Diätberatung. Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).
Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 315.
Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Friedberg. Sommersprossen, Abschlußveranstaltung: Oyster Band in Konzert, 21 Uhr, Burggarten.
Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, 10-11.30, 15.30-17, 19.30-21 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.
Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.
Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.
DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.
Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Erzähl-Café, Thema: "Geschichten aus der Kindheit", 15-17.30 Uhr; Meditation zum Ausklang der Woche mit B. Dittmann, 18-19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Collegium Vocale: 1. Probe nach den Ferien (Sängerinnen und Sänger mit Chorerfahrung sind willkommen), 19 Uhr, Grüner Weg 4.
Rosbach. Männerchor Frohsinn 1849 Ober-Rosbach: Altstadtfest, ab 17 Uhr, Marktplatz O.-Rosbach.
SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: neuer Krabbeltreff für Eltern mit Kleinkindern ab 10 Mon., 9.30-11 Uhr, J.-S.- Bach-Str. 26.
Marinekameradschaft: Monatsversammlung, 20 Uhr, Kajüte.
Florstadt. VdK Nieder-Mockstadt: Jubiläumsfeier, 15 Uhr, BH Nieder-Mockstadt.
Schützenverein Staden 1976: 15jähriges Jubiläum, Festzelt Schloß am Park.
Karben. Kirchengemeinde St. Bardo, Petterweil: Familienkreis I 20-24 Uhr.
Altenstadt. VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.
Nidda. Oberh. Zwerghuhnzuchtverein O.-Widdersheim: Versammlung, 20 Uhr, BH O.-Widdersheim.
VfB O.-Schmitten: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH O.-Schmitten.
Büdingen. Mädchen-Café, 16-19 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
FFw Lorbach: 40jähriges Jubiläum, Kommersabend, Lorbach.
Gedern. Tennisclub: Turnier, Tennisanlage (bis So.).
AFG: Clubabend, 20 Uhr, Gaststätte Holzkist'l.
Modellbahnfreunde: Stammtisch, 20 Uhr, Gaststätte Stöhrbalser. Vorträge / Kurse Niddatal. Umweltwerkstatt Wetterau: Fledermauswanderung, Treffpunkt: 22 Uhr, Wirtsgasse 1 Assenheim.
Orientalischer Tanz für Frauen mit Vorkenntnissen, Kursbeginn, 9.15 Uhr, Hofgut Wickstadt.
Nidda. Vortrag: "Autogenes Training" v. Dr. H. Neubig, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.
Gedern. Obst- u. Gartenbauverein Ober-Seemen: Sommerschnitt-Lehrgang, 19 Uhr, Treffpunkt: W. Benhardt.
Wachsveredelungs-Kursus, 15-17 Uhr, Lesehalle Bad Salzhausen. Parteien / Parlamente Friedberg. CDU: Friedberger Abend, 20 Uhr, Skiclubheim Seewiese.
Karben. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, Bürgerzentrum.
Altenstadt. Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr, Altenstadthalle. Verschiedenes Friedberg. Mobile Spielplatzbetreuung MOBS: Spielplatz Bruchenbrücken, Am Kindergarten (bis 14. August).
Bad Nauheim. Parkwohnstift Aeskulap: Sommerfest.
Nidda. Kirchweih in Ober-Widdersheim und Unter-Schmitten (jeweils bis So.). Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. 8.).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. 8.).
Bad Nauheim. Jon Peter Pahlow - Farbige Netzwerke - Plastiken & Objekte, Öffnungszeiten: Di.- Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr (u. nach tel. Vereinbarung unter 0 60 32 / 315 33), Galerie Remise, Mittelstr. 23 (bis 6. September).
Altenstadt. Gemeindevorstand: Solarthermische Anlagen und Förderprogramm des Landes Hessen, eine Ausstellung des Hess. Ministerium f. Umwelt, Energie u. Bundesangelegenheiten, zu den Öffnungszeiten der Sparkasse, Filiale der SK Wetterau (bis 20. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson- Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Steinzeit Junior (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Studio: Batmans Rückkehr (15 Uhr); Roter Drache (20.15, 22.30 Uhr) - Keller: Wayne's World (15, 20.15, 22.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Vater der Braut (19 Uhr); Camille Claudel (21.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Schlafwandler (20 Uhr) - Bambi: Das Schweigen der Lämmer (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Das singende, klingende Bäumchen (16 Uhr); Unter Freunden (18 Uhr); Batmans Rückkehr (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Otto - der Liebesfilm (20, 22.30 Uhr) - Princess: Wayne's World (20, 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Indochine (19.45 Uhr); Black Robe (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Rhapsodie im August (19.30 Uhr); My private Idaho (21.45 Uhr); Hot Spot (24 Uhr).
(Ohne Gewähr)
Fast wäre der Rodgau fußballerisch ausgeblutet. Erst die nachträgliche Bestätigung, daß Relegationsrundenplatz zwei doch noch den Landesliga-Erhalt nach sich zieht, beließ den SV Jügesheim als "letzten Mohikaner" dieser Stadt in der zweiten Amateurklasse. Dennoch waren die Abmeldungen von acht Stammkräften nicht zu verhindern. Zehn Neuzugänge, davon nur einer mit Landesliga-Reputation (Thorsten Godulla/Neu-Isenburg), sollen diesen Aderlaß kompensieren. Trainer Winfried "Django" Mann ist nicht zu beneiden. Allerdings sind mit Torjäger Stefan Joha, Timo Reuter und Markus Diller (alle Gemaa Tempelsee) sowie Michael Merget (Germania Dörnigheim) und Andreas Hock (Hanau 93) fünf spielerisch veranlagte Bezirksoberliga-Akteure an den Kapplerweg gekommen, sollen zusammen mit den wenigen Routiniers den Rettungsanker werfen.
Ausgerechnet zum Auftakt gastiert mit dem FC Italia Frankfurt, einer der Top- Favoriten, am Jügesheimer Bahnhof. "Die bringen immer die meisten Fans mit", freut sich Kassierer Werner Fischer auf eine große Kasse.
Um die Zuschauerzahlen prinzipiell wieder zu erhöhen, haben sich die Verantwortlichen um Hans Sahm einiges einfallen lassen. Bereits ab 11 Uhr beginnt ein Rahmenprogramm mit einem Dixieland-Frühschoppen. Zwischen 11.30 und 12 Uhr wollen sich Trainer Mann, Kapitän Bernd Löhr, Spielausschuß-Vorsitzender Günter Christ sowie die beiden Vereinsvorsitzenden Hans Sahm und Ulrich Burbach in einer Pressekonferenz den Fragen zur neuen Saison stellen. Mit Musik, Torwand-Schießen einer attraktiven Tombola (u.a. eine Wochenend-Reise für zwei Personen) und einem E-Jugend- Spiel sollen die Fans ebenso wie mit einer breitgefächerten Palette an Speisen und Getränken auf den Platz gelockt werden. Nach dem Spiel gegen die Italiener werden die Tombola-Preise verlost.
Die Saisonpremiere mit völlig veränderter Formation, ein interessanter Gegner und ein attraktives Rahmenprogramm sollen etwa 400 Zuschauer anlokken. Der graue Alltag beschert nämlich nur etwa die Hälfte dieser Zahl. dip
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Kreis-SPD sucht die Rückendeckung der CDU Kooperation und Stelle eines Dezernenten angeboten Von Rüdiger Arendt MAIN-KINZIG-KREIS. Die SPD strebt auf Kreisebene eine punktuelle Zusammenarbeit mit der CDU-Opposition bis zur Kommunalwahl im März nächsten Jahres an. Eine entsprechende Offerte wurde gestern an Fraktions- und Parteivorstand der Christdemokraten gerichtet. Am Abend zuvor hatten sich die Genossen auf einer Sitzung der Fraktion und des Unterbezirkes nach heftiger Diskussion mit deutlicher Mehrheit auf diese Linie geeinigt. Verbunden mit dem Angebot an die CDU ist die gemeinsame Abwahl des Umweltdezernenten Dr. Harald Friedrich (Grüne), die Wiederwahl des Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa (SPD) und die Neuwahl eines hauptamtlichen CDU-Dezernenten an Stelle Friedrichs. Nach bisherigen Äußerungen von CDU- Vertretern ist nicht davon auszugehen, daß die Opposition auf die Offerte eingehen wird.
Die Möglichkeit, nach dem Scheitern der rot-grünen Koalition auf die CDU zuzugehen, auch, um Zufallsmehrheiten gemeinsam mit der NPD zu vermeiden, war in den vergangenen Wochen von SPD- Mitgliedern immer wieder diskutiert worden. Kritiker einer Offerte an die CDU hatten vor diesem Schritt gewarnt, weil dies in der Öffentlichkeit als Anerkenntnis eines Versagens sozialdemokratischer Politik gewertet werden könnte. Die Zweifler konnten sich am Montag abend aber nicht durchsetzen.
SPD-Unterbezirksvorsitzender Bernd Reuter, der eindeutig hinter dem Angebot an die CDU steht, vermied gestern im Gespräch mit der FR bewußt das Wort "große Koalition". Es gehe darum, nach dem Scheitern der rot-grünen Koalition bis zum Ende der Legislatur punktuell Sachpolitik im Kreistag durchzusetzen. Reuter verglich das von der Kreis-SPD vorgeschlagene Modell mit der Situation im Hanauer Magistrat, in dem traditionell ein Dezernatsposten auch an die Opposition vergeben wird.
Freilich geht es auch um Posten. Denn ob der Erste Kreisbeigeordnete Erich Pipa im Herbst diesen Jahres für weitere sechs Jahre in seinem Amt bestätigt wird, hängt von zwei Stimmen ab, die er aus dem oppositionellen Lager bekommen müßte. Angeblich soll es in der CDU Abgeordnete geben, die erklärt haben, Pipa mitwählen zu wollen, auch wenn dies vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Rolf Müller energisch bestritten wird. Aber selbst wenn Pipa in geheimer Wahl die nötige Stimmenmehrheit zur Wiederwahl erreichen könnte, blieben Spekulationen darüber, ob nicht Abgeordnete der rechtsextremen NPD für ihn votiert haben könnten. Dies würde dann geschehen, wenn sämtlich CDU-Fraktionsmitglieder eidesstattliche Versicherungen über ihr Stimmverhalten abgeben würden. Diese Situation können Pipa und die SPD nicht wollen. So empfände es Reuter dann auch ehrlicher, wenn man sich vorher mit der CDU einigen könnte. Auf das Risiko, auf Pipas Wiederwahl zu verzichten, wollte sich die SPD auf ihrer Montagabend-Sitzung mit deutlicher Mehrheit nicht einlassen. Denn Pipas Amtszeit läuft Ende Januar nächsten Jahres ab. Anschließend könnte er zwar weitere drei Monate kommissarisch im Amt bleiben, müßte aber bis zur Kommunalwahl im März jederzeit damit rechnen, vom Kreistag von seinem Posten abgesetzt zu werden. Dann nämlich würde eine einfache Kreistagsmehrheit reichen. Und mit einem angeschlagenen Erich Pipa möchte die SPD nicht in die Schlußphase des Wahlkampfes gehen.
(Siehe Kommentar "Pfründe sichern?")
WETTERAU. Einen Wochenendkursus in Selbstverteidigung und Selbstbehauptung für Frauen ab 35 Jahren bietet der Verein "Unvergeßlich Weiblich" in Gießen an. Der Kursus richtet sich an alle Frauen ab 35, egal, wie sportlich sie sind. Auf dem Programm steht das Einüben von einfachen Befreiungs- und Angriffstechniken und psychologisches Training, das den Frauen helfen soll, die Hemmungen vor dem Zuschlagen zu überwinden.
Wer Interesse an dem Kursus hat, der am 15. und 16. August von 10 bis 18 Uhr stattfindet, kann sich unter der Nummer 06 41 / 7 37 88 anmelden. Bürozeiten sind dienstags von 13 bis 16.30 Uhr, mittwochs von 11 bis 13 Uhr und donnerstags von 14 bis 17.30 Uhr. skl
Unterm Strich bleibt für viele Ostdeutsche ein sozialer Abstieg Ergebnisse einer Untersuchung über die Neuverschuldung der privaten Haushalte in Thüringen / Von Michael Möller
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Linden-Apotheke, Bad Homburg, Ober-Eschbacher Straße/Ecke Jahnstraße.
Oberursel/Steinbach. Rosengärtchen-Apotheke, Oberursel, Im Rosengärtchen 39; und Franziskus-Apotheke, Steinbach, Berliner Str. 39.
Usinger-Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32; und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg/Königstein. Park-Apotheke, Kronberg, Hainstr. 2, und Falkenstein- Apotheke, Falkenstein, Alt Falkenstein 47.
BAD HOMBURG. "Es kann nur in kleinen Schritten gehen." Ilja Khanakbej aus Petrodworez, das bald wieder in Peterhof umbenannt werden soll, macht sich keine Illusionen. Der Vertreter des Stadtparlamentes in Petrodworez hat gemeinsam mit Aleksej Ignatenko, dem Vorsitzenden des Stadtsowjets, Bad Homburg besucht und nahm gestern bei der Abreise eine Vielzahl an Anregungen mit. Aber auch die Gewißheit, daß all das, was er realisiert sehen möchte, nicht so schnell Wirklichkeit wird.
"Uns hat es zum Beispiel sehr beeindruckt, wie man hier mit Behinderten umgeht", berichtet Aleksej Ignatenko vom Besuch der Werkstätten für Behinderte in Oberursel. In der ehemaligen Sowjetunion, so erzählt er, habe man Behinderte isoliert, abgeschoben. Und auch jetzt noch ist ein neues Verhältnis zu den behinderten Mitbürgern nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch der Psychologie. "Wir wollten bei uns die kleinen, behinderten Kinder gemeinsam mit anderen Kindern unterrichten. Da sind die Eltern auf die Barrikaden gegangen." Warum? "Schließlich ist es ihnen 70 Jahre so beigebracht worden."
Wenn es auch an allen Ecken und Enden am Geld mangelt, so sieht Ignatneko in der "Wandlung der Ideologie" eine weitere wichtige Aufgabe der Politik. Zunächst einmal, das geben die Parlamentsvertreter zu, müsse man die Vielfalt akzeptieren, die Spielregeln der Demokratie lernen. Im Moment herrschen in Rußland Verhältnisse, die denen in der Weimarer Republik ähnlich sind. Mehr als 30 Parteien sind offiziell zugelassen. Der Kampf um Mehrheiten und um die Gunst der Wähler bestimmt trotzdem nur zum Teil das Tagesgeschehen, da, wie Ignatenko bekräftigt, "so viele Probleme nach einer Lösung rufen".
Im Stadtsowjet von Petrodworez, der von einem sechsköpfigen, sogenannten "kleinen Rat" geleitet wird, bilden sich allmählich zwei Gruppen, berichtet Khanakbei. "Es gibt die, die etwas verändern wollen und die, die an der alten Ordnung festhalten." Und während Khanakbei der Überzeugung ist, daß die Zahl der Reformfreunde beständig wächst, zweifelt Ignatenko daran, daß in wichtigen Entscheidungen eine Mehrheit gegen die "Bremser" zustande kommt.
"Wir wollten im vergangenen Jahr Computer für die Stadtverwaltung einführen. Das hätte damals 500 000 Rubel gekostet." Mit ihrem Plan konnten sich die reformfreudigen Parlamentarier nicht durchsetzen. "Und heute ist das alles nicht mehr zu bezahlen." Denn außer mit den Anhängern des alten Regimes führen die Parlamentarier, die dem russischen Demokratischem Forum angehören, auch den Kampf gegen die Inflation.
Im vergangenen Jahr betrug das Haushaltsvolumen von Petrodworez, das 20 Kilometer von Petersburg entfernt liegt, 30 Millionen Rubel. In diesem Jahr ist die Stadt schon bei 60 Millionen angelangt. "Und damit können wir nur Löcher stopfen", meint Ilja Khanakbej. So war für die beiden, die auf Einladung der Homburger SPD hier mit anderen Politikern und Vertretern der Stadt zusammentreffen konnten, nicht nur der Anschauungsunterricht in Demokratie, sondern auch die Hilfe beim Aufbau einer Verwaltung eines der wichtigen Themen. "Wir brauchen Spezialisten", bekräftigt Ignatenko, der sich auch von der angestrebten Partnerschaft zwischen Peterhof und Bad Homburg den Austausch von Spezialisten, die Vermittlung von Fachwissen erwartet.
Beim Partnerschaftstreffen am Wochenende wurden Gespräche über eine mögliche Verschwisterung der beiden Städte geführt. Verein- bart wurde ein Arbeitsbesuch, zu dem Oberbürgermeister Assmann im Oktober nach Peterhof reisen wird.
In diese Kontakte setzen Khanakbej und Ignatenko große Hoffnungen. "Das ist das, was uns im Grunde viel mehr hilft, als die Lebensmittelpakete", sagt Ignatenko. Obwohl, das gibt er zu bedenken, gerade der Bezirk um Petersburg im vergangenen Winter von den Paketen gezehrt habe. Bei alldem befürchtet er, daß der kommende Winter noch schlimmer wird. Denn die Umstrukturierung in der Landwirtschaft ist noch nicht vollzogen. Das allein läßt schon keinen guten Ertrag erwarten. Hinzu kommt eine schlechte Ernte. "Und langsam läßt nun auch die Hilfsbereitschaft nach", befürchtet er. Daß aber der Knoten sich löst, die Wirtschaft und das Land aus seinem Schlaf erwacht, erwartet er nun auch nicht mehr für das nächste Jahr. "Offiziell heißt es jetzt: zwei Jahre. Ich denke, wir brauchen noch fünf." ca
FRIEDRICHSDORF. "Für uns ist es wichtig, daß wir kein abstraktes Projekt unterstützen", betont Lutz Kunze. "Wir haben Menschen kennengelernt und zu ihnen eine Beziehung aufgebaut, und diesen konkreten Menschen wollen wir helfen." Vor sich auf dem Wohnzimmertisch hat der Köpperner eine Landkarte ausgebreitet. "South Africa - A Land Divided" steht über der Karte, die mit einem bunten Fleckenteppich übersät ist: den vom Apartheid-Staat in die "Unabhängigkeit" entlassenen Homelands. In einem davon, "Kwa Zula", hat HOPSA seine Ansprechpartner. "Hoffnungsprojekte im südlichen Afrika" nennt sich der Arbeitskreis, in dem sich mehrere Friedrichsdorfer für den schwarzen Kontinent engagieren.
Eine schwarze und eine weiße Hand brechen gemeinsam ein Brot - das Erkennungssymbol von HOPSA. "Wir sind eine Gruppe von Laien, denen die Benachteiligung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe durch weiße Mitchristen nicht gleichgültig ist", erzählt Kunze. Unterstützt werden ländliche Selbsthilfeprojekte, die Wege aus der Krise suchen: Vorschul- und Ernährungsprogramme, Seminare für Landarbeiterinnen, der Aufbau von Selbstversorgungsgruppen.
Adressaten sind Frauen, Kinder und Alte. Sie bleiben in den Homelands zurück, wenn es die Männer auf der Suche nach Arbeit in die Städte zieht. Vielfach kommen sie dann nur noch einmal im Jahr zurück. In der Zwischenzeit müssen die Frauen sehen, wie sie sich und ihre Kinder durchbringen. Um ihnen dabei zu helfen, hat HOPSA bislang 20 000 Mark gespendet. Verglichen mit dem, was nötig wäre, ist dies der oft beschriebene Tropfen auf den heißen Stein. Vier Millionen Menschen leben in Kwa Zula, das so groß wie Hessen ist, aber aus 62 Einzelflicken besteht: "Jeder Tropfen kann der Anfang eines Regens sein", tröstet sich Kunze.
Vor vier Wochen kam der letzte Brief von Albert Mncwango an. Der schwarze Sozialarbeiter und Ansprechpartner der Friedrichsdorfer Gruppe bedankt sich darin für das zuletzt überwiesene Geld. Seine Sorgen kreisen um die Trockenheit, die weite Teile Südafrikas heimgesucht hat. Besonders von Kunze registriert: Das Interesse, mit dem sich Mncwango nach den Flüchtlingen hierzulande erkundigte.
Getragen wird Mncwangos Arbeit vom Gesundheits- und Sozialausschuß der Kirchen des Zululandes. In ihm haben sich Anglikaner, Lutheraner, Katholiken, Methodisten und Presbyterianer zusammengeschlossen.
Von Kirchen ist nicht von ungefähr die Rede: Begonnen hatte alles 1983 auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover. Damals traf Kunze erstmals schwarze und weiße Christen aus Südafrika. Ähnlich wichtig war für den 39 Jahre alten Lehrer und seine Frau das Zusammentreffen mit einer "gutsituierten Tochter aus weißem Haus": "Es ist kaum zu glauben, daß Menschen die gleiche Bibel lesen, aber daraus völlig unterschiedliche Schlußfolgerungen für sich ziehen." Kunze vertritt, was man Neudeutsch einen ganzheitlichen Ansatz nennt: Persönliches, soziales und politisches Engagement gehören für ihn zusammen. Christ müsse man 24 Stunden am Tag sein.
Sechs Aktive zählt die Gruppe momentan; in Spitzenzeiten waren es schon einmal 20. Ein wichtiger Aspekte für alle: das "interkulturelle Lernen". "Wir sind nicht nur die Gebenden, wir bekommen auch etwas zurück", betont Kunze. Er denkt an Ostern 1985, als er Freunde in Kwa Zula besuchte: "Ich habe noch nie so einen enthusiastischen Gottesdienst gesehen." Daß sich afrikanische Gesellschaften viel von der menschlicher Wärme bewahrt haben, die uns fehlt, zeigen für ihn auch andere Beispiele: Etwa wenn sich afrikanische Freunde entschuldigen, daß sie bei einem Trauerfall in der Familie nicht sofort kamen. Kunze: "In Afrika ist es üblich, einen Freund dann vier Wochen nicht alleine zu lassen." Auch sich selbst definieren Afrikaner völlig anders: "Wenn sie sagen, daß sie zu Besuchen kommen, dann kann das heißen, daß einer alleine kommt; aber genauso kann es sein, daß er all jene mitbringt, die gerade in seinem Haus leben."
Europa, daß seit 500 Jahren diesem Planeten seinen Stempel aufdrücke, müsse diesen Kulturen endlich das Recht einräumen, ihren Weg zu gehen, findet Kunze. Doch der vom ANC ausgerufene Generalstreik, der jetzt das Land erschüttert, ist innerhalb der Gruppe umstritten.
Langfristig, glauben die meisten, liegt der Schlüssel im Norden: "Wir müssen hier anfangen, etwas zu verändern. Denn wir sitzen auf dem Oberdeck." Mit welcher Berechtigung, darüber läßt sich aus der Sicht von Kunze streiten. Er greift zur Illustration gern auf ein Zitat des schwarzen südafrikanischen Bischofs Desmond Tutu zurück: Als die Weißen kamen, hatten sie die Bibel und wir das Land. Sie lehrten uns den Glauben und das Beten. Als wir nach dem Gebet die Augen öffneten, war es umgekehrt: Wir hatten die Bibel und die Weißen das Land." NORBERT GLASER
FRIEDRICHSDORF. Im Hintergrund ist Afrika Thema auch beim "Lateinamerika-Tag" des "Friedrichsdorfer Forum" am heutigen Samstag, 9. August, von 16 bis 22 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in der Taunusstraße. Gegenstand der Vorträge und Diskussionen soll die sogenannte "Entdeckung" Amerikas sein, die sich 1992 zum 500. Mal jährt. Ohne die "Beiträge" Afrikas - von der Sklavenarbeit bis zum Carneval von Rio - wäre das heutige Amerika nicht das geworden, was es ist. orb
sch FRANKFURT A. M. Wer auf Motorräder mit dem blau-weißen Emblem abfährt, muß bei einem Kauf erneut tiefer in die Tasche greifen. Der BMW-Konzern, der im vergangenen Jahr die unverbindlichen Preisempfehlungen für seine heißen Öfen um 2,9 Prozent hochgesetzt hatte, dreht demnächst gleich zweimal an der entsprechenden Schraube. Die Bayern verteuern vom kommenden Montag an ihre Modelle im Inland um durchschnittlich 1,8 Prozent. Sie winken potentiellen Kunden gleichzeitig mit einer weiteren Anhebung. Die Maschinen werden am 1. Januar 1993, so heißt es in München, im Schnitt zusätzlich um voraussichtlich zwei Prozent teurer, inklusive der dann fälligen Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes von 14 auf 15 Prozent. Die genauen Konditionen für die zweite Stufe will BMW im Herbst bekanntgeben.
Vom 10. August an beginnt die Preisliste mit 11 300 Mark und endet mit 26 950 Mark. Der "Bestseller" im BMW-Motorradprogramm, die R 100 R, kostet dann 13 950 statt bisher 13 450 Mark. Allein in Deutschland rechnet die Firma für dieses Modell im laufenden Jahr mit rund 4000 Neuzulassungen. Vom Oktober an stellen die Bayern der Maschine mit 1000 Kubikzentimetern Hubraum und 50 PS eine R 80 R mit 800 Kubikzentimetern und 50 PS zur Seite. Zudem preist BMW die Sonderserie eines anderen Modells an.
BAD HOMBURG. Eigentlich sollten sich in der parlamentarischen Sommerpause die erhitzten Gemüter etwas abgekühlt haben. Nicht so in Bad Homburg. Kaum nimmt das Stadtparlament seine Routinearbeit wieder auf, rasseln die Parteien der Regierung und der Opposition erneut kräftig aufeinander. Und das, wo im Bau- und Planungsausschuß die beiden interessantesten Themen - die geplanten Büro- und Geschäftshäuser am Hindenburgring und das Verkehrskonzept für den Büro- und Gewerbepark Mitte - von der Tagesordnung abgesetzt wurden. Lautstarke Wortgefechte, persönliche Angriffe, formaljuristische Winkelzüge - es hat sich nichts geändert.
"Die Vorlage stammt noch vom März. In der Zwischenzeit wurden Gespräche mit den Anwohnern und den Trägern öffentlicher Belange geführt, und die würden wir gerne in einen überarbeiteten Entwurf einfließen lassen. Dafür brauchen wir aber noch vier Wochen Zeit", begründete Wolfgang Weber (CDU) die Bitte des Magistrats, die Diskussion über das Verkehrskonzept für den Büro- und Gewerbepark Mitte zurückzuziehen.
Abgestimmt haben wollte der Stadtbaurat nur einen gesondert auf der Tagesordnung ausgewiesenen Unterpunkt des Verkehrskonzepts: den Knotenpunkt Siemensstraße/Südumgehung (Zeppelinstraße). Hier möchte der Magistrat eine Ampelanlage installieren und mehrere Abbiegespuren in Richtung Südumgehung einrichten. Beides soll es dem Verkehr ermöglichen, zügig aus dem Gebiet herauszufahren. Weber: "Der Verkehr dort wird immer größer. Weitere Bauanträge sind genehmigt. Andere bauen bereits. Wenn Sie jetzt darüber beschließen, dann können wir weiterplanen und bereits im Haushalt des kommenden Jahres Mittel dafür einsetzen." Noch 1993 würde die Situation dann dort entschärft.
Keine Probleme hatten die CDU-Parlamentarier mit diesem Wunsch. Das Konzept zu diskutieren wird sicher längere Zeit in Anspruch nehmen, betonte CDU- Chef Franz Kaunzner. Da sei es nur sinnvoll, dem Magistrat für die Kreuzung Siemensstraße/Südumgehung schon jetzt grünes Licht zu geben. "Es wird sich auch so ins endgültige Konzept einfügen."
Dagegen argumentierten SPD und Grüne: "Man muß das im Kontext sehen", betonten ihre Redner. "Man kann doch nicht so tun, als wäre das eine isolierte Kreuzung." Die ganze Sache zeige, daß die CDU verkehrspolitisch nichts gelernt habe: "Man macht, was man immer gemacht hat. Man greift sich einen Punkt heraus und doktert daran herum. Verkehrsprobleme kann man so nicht lösen." Und auf vier Wochen komme es auch nicht an: Erst im Dezember werde über den Etat für '93 entschieden.
Auf mehr Resonanz stießen SPD und Grüne beim Projekt Hindenburgring. Sie hatten dafür plädiert, den Punkt nicht zu behandeln, weil der Magistrat erst am Montag darüber entschieden habe und danach die Unterlagen rausgingen. So schnell könne kein Feierabendpolitiker eine umfassende Vorlage studieren. orb
REICHELSHEIM. Der Reichelsheimer Wald stirbt - gar nicht mal langsam, aber anscheinend unaufhaltsam - genau wie die Wälder im übrigen Bundesgebiet. Auf eine Anfrage der CDU-Fraktion legte Bürgermeister Gerd Wagner (SPD) in der Stadtverordnetenversammlung am Dienstagabend einen kurzen Bericht über den Zustand des Reichelsheimer Baumbestandes vor. Das Forstamt Bad Nauheim teilt darin mit, daß bereits über 70 Prozent der Bäume krank sind. Bei den Bäumen, die über sechzig Jahre alt sind, ist sogar nur noch jeder zehnte gesund. Reichelsheim liegt damit ungefähr im beklagenswerten hessischen Durchschnitt.
Wegen des heißen Sommers haben sich zudem die Borkenkäfer drastisch vermehrt. Die Schädlinge ernähren sich hauptsächlich von Fichtenrinde und setzen dem Fichtenbestand im Reichelsheimer Wald böse zu.
Aber nicht nur die Fichten sind krank, das Forstamt in Bad Nauheim hat festgestellt, daß alle Baumarten ohne Ausnahme vom Waldsterben betroffen sind. Großflächig absterbende Bestände wie im Harz seien im Reichelsheimer Wald zwar noch nicht zu verzeichnen, doch mittlerweile gebe es fast keine gesunden alten Bäume mehr.
An der bedrohlichen Bilanz ändern auch die Wiederaufforstungsbemühungen der Stadt Reichelsheim kaum etwas. Immerhin werden aber in nächsten Jahr die fast zwanzig Hektar Wald, die die Orkane 1990 verwüsteten, wieder aufgeforstet sein. skl
BAD HOMBURG. Als wenn es die Veranstalter der Serenadenkonzerte im Bad Homburger Schloß geahnt hätten: Im Abstand von nur zwei Wochen luden sie zwei Blechblas-Ensembles ein; und da das Berliner Posaunen-Quintett wegen drohenden Regens in die Schloßkirche umziehen mußte, kamen nun doch die Stammbesucher der Serenadenkonzerte in den Genuß, ein Bläser-Quintett im Schloßhof zu erleben. So konnte der klanglichen Einförmigkeit im Gesamtkonzept durch das unterschiedliche Ambiente ein reizvoller Aspekt hinzugefügt werden. Während die Berliner Gäste vor 14 Tagen alte und neue Musik im Gegeneinander präsentierten, beschränkte sich das Ensemble "Stockholms Kammarbrass" auf die ehrwürdigen Meister Bach, Mozart, Holborne, Dowland und Dukas.
Im sauber abgestimmten Zusammenspiel ergänzten sich die schwedischen Musiker Urban und Joakim Agnas (Trompete), Anna Axelsson (Horn), Jonas Bylund (Posaune) und Lennart Nord (Tuba) zu Interpretationen, die im sanften Dahingleiten so recht zu dem lauen, zum Ende kühlen Sommerabend paßten. Das kurzweilige Programm wurde beherrscht von zwei Suiten der Renaissance (Anthony Holborne und John Dowland). Holbornes mitunter sehr zügig und damit dem damaligen Zeitgeist weniger entsprechend interpretiertes Opus umrahmten zwei Bearbeitungen Bachscher Werke: Eine Fantasie und eine Fuge fanden unter den Lippen und Händen der Instrumentalisten zu fließend-beredter Ausdruckskraft. Sinngebende Zäsuren teilten die polyphonen Strukturen ein und ließen sie ineinander verschmelzen.
Im neuen klanglichen Gewand konnten die Besucher des Serenadenkonzertes eines der Divertimenti von Mozart erleben, die ursprünglich für drei Bassetthörner komponiert wurden. In der Besetzung Posaune, Horn und Tuba bestach die Oberstimme durch weiche Linienführung, und die Tuba bildete als Baßstimme einen nahezu zärtlichen Gegenpol. Durch Akzente gestalteten die Musiker das Werk lebendig, durchschwingend und heiter, niemals polternd oder lärmend.
Das Serenadenkonzert, das mit einer majestätischen Fanfare aus dem Ballett "La Peri" von Paul Dukas eingeleitet wurde, erntete verdientermaßen lang anhaltenden Beifall. Am 18. August wird das Landessinfonieorchester Thüringen-Gotha im landgräflichen Schloßhotel zu Gast sein. Bernd Gau
LANGEN. Das Frauenhandbuch, das die städtische Frauenbeauftragte Annerose Gebhardt herausgibt, ist in einer erweiterten und aktualisierten Auflage erschienen, nachdem die erste Auflage nach nahezu drei Jahren vergriffen war. In dem Handbuch stellen sich Frauengruppen sowie öffentliche und private Einrichtungen vor. Es wurde mit einem umfangreichen Adressenanhang ergänzt, damit sich Frauen schnell und unkompliziert an die zuständigen Stellen direkt wenden können. Die Broschüre ist kostenlos im Frauenbüro, Rathaus, Zimmer 21, zu bekommen. dac
ski FRANKFURT A. M. Dresdner plus 15, Commerzbank plus 17,5 Prozent - mit solchen Gewinnsteigerungen im ersten Halbjahr ist das Geldgewerbe wieder einmal auf Rekordkurs. Nicht so der Branchenprimus: Bei der Deutschen Bank schrumpfte das Betriebsergebnis als umfassendste Kennzahl für den Erfolg eines Kreditinstituts konzernweit um gut drei Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Mark (echter Vorjahresvergleich). Noch düsterer sieht es bei Halbzeit in der AG aus: Der von Januar bis Juni erwirtschaftete Betriebsgewinn von reichlich zwei Milliarden bedeutet ein Minus gegenüber der Vergleichszeit 1991 von 8,2 Prozent.
Zur Begründung der für die Nummer eins eher untypischen Entwicklung heißt es im Zwischenbericht, "die verhaltene Gangart der Weltkonjunktur und die Abflachung der binnenwirtschaftlichen Wachstumsdynamik" hätten zunehmend die Geschäfts- und Ertragslage beeinflußt. Auch im Ausblick auf das Gesamtjahr ist eine gewisse Skepsis nicht zu übersehen. "Bei etwas gedämpften Erwartungen" zeigt sich der Vorstand zuversichtlich, nur "ein insgesamt zufriedenstellendes Ergebnis vorlegen zu können". Das ist ein schlechteres Prädikat als vor einem Jahr. Damals war für 1991 ein - nach den konservativen Kriterien der Banker - "gutes" Resultat in Aussicht gestellt worden, das dann auch als neue Höchstmarke erreicht wurde.
Auch das Wachstum der Deutschen Bank hat sich seit dem vorigen Jahr deutlich abgeschwächt. Im ersten Semester 1992 expandierte die Bilanzsumme des Konzerns aber immerhin noch um gut fünf Prozent auf 472,6 Milliarden Mark. Beschäftigt wurden zur Jahresmitte 70 841 Frauen und Männer - rund 560 weniger als sechs Monate zuvor - in 1982 Niederlassungen. Seit Jahresbeginn wurde das Netz um 38 Filialen - bis auf zwei alle in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin - erweitert. Dort stehen inzwischen 11 500 Leute auf der Gehaltsliste der Deutschen Bank, die in der Ex-DDR bisher "deutlich über" zwei Milliarden Mark investiert hat.
Der Vorstand berichtet weiter über Fortschritte bei der Straffung des Konzerns. So wurde in London die Übertragung der Geschäfte der Tochter Capital Markets auf die dortige Filiale abgeschlossen. In den USA sieht man "erste Synergieeffekte" aus der Zusammenführung von Verwaltungstätigkeiten der Niederlassungen unter dem Dach der Deutsche Bank North America Holding. Seit Mitte dieses Jahres hält der Geldriese sämtliche stimmberechtigten Anteile an der australischen Investmentbank Bain & Co. In Kiew (Ukraine) wurde ohne Brimborium eine Repräsentanz eröffnet.
Das haftende Eigenkapital des Konzerns überschreitet nach der jüngsten Genußscheinemission, die 1,8 Milliarden in die Kassen spülte, erstmals die Schwelle von 20 Milliarden Mark.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum Ortstermin des Wasserverbands "Schwarzbachgebiet Ried" gestern morgen war viel Prominenz aus den Kommunen, dem Kreis, Regierungspräsidium und den Fachbehörden gekommen. Der Anlaß: Der Hengstbach soll bei Walldorf rund zwei Kilometer in einem neuen Bett um die amerikanische Rhein-Main-Air-Base herumgeleitet werden. Die Bauarbeiten für das 2,3 Millionen-Mark-Projekt sind fast abgeschlossen, der entscheidende Dammdurchstich wird vermutlich im November erfolgen. Dann wird der Hengstbach, der als Gundbach und Schwarzbach in den Rhein mündet, von Schadstoffen aus dem Air-Base-Bereich entlastet sein. Das berichteten Bürgermeister Bernhard Brehl als Vorsteher des Wasserverbandes und dessen Geschäftsführer Rudolf Herdt während der am Walldorfer Badesee gestarteten Zwei-Stunden-Tour.
In der Vergangenheit waren Einleitungen von dem Air-Base-Bereich in den als Vorfluter genutzten Hengstbach manchmal ökologischer Stein des Anstoßes. Warum das so ist, wie es dazu kam, und was dagegen getan wird, das war bei der gestrigen Exkursion zu erfahren. Der östlich von Dreieich-Götzenhain entspringende Hengstbach erreicht unter der Autobahn A 4 (Frankfurt-Darmstädter Kreuz) hindurch nördlich von Walldorf den militärisch genutzten Teil des Flughafens, wird dort auf einer Länge von etwa 1000 Metern verrohrt und tritt am südwestlichen Rand des Air-Base-Geländes in Walldorfs Gemarkung wieder zutage. Die Verrohrung datiert nach Auskunft des Geschäftsführers Herdt in die Jahre vor 1940.
Über diese Verrohrung und dortige Einleitungen gibt es jedoch keine exakten Pläne mehr. Bei Überprüfungen wurden auf den 1000 Metern 32 Einleitungsstellen festgestellt. Über einige drangen Schmutz- und Schadstoffe in den Hengstbach und dümpelten in Richtung Naturschutzgebiet Mönchbruch. Deswegen gab es laut Herdt bereits Anfang der achtziger Jahre Pläne, die Verrohrung durch die Air-Base aufzuheben. Doch die Klärung der Wasserverhältnisse im Hengstbach scheiterte damals vor allem an der ungeklärten Finanzlage.
Inzwischen ist am Hengstbach Land in Sicht: Die Baukosten der aktuellen Sanierung wurden auf 2,3 Millionen Mark hochgerechnet, das Land Hessen trägt den Löwenanteil, unter anderem durch sein Programm "Naturnahe Gewässer". Die im Wasserverband "Schwarzbachgebiet Ried" vereinigten Kommunen übernehmen etwa zehn Prozent der Gesamtaufwendungen. Außerdem erhofft man sich von den US-Militärs etwa 300 000 Mark sowie Unterstützung von der Flughafen AG (FAG), die als Grundstückseigentümerin auch bei der baulichen Realisierung wichtige Weichen stellen half.
Planerisch geht die derzeitige Baumaßnahme auf das von zwei Ingenieurbüros 1988 erstellte und Ende 1990 genehmigte Konzept zurück. Wichtiger Bestandteil ist laut Wasserverband der von der Air-Base entwickelte Sanierungsplan für auf ihrem Gelände befindliche Kanalanlagen. Dazu zählt die Herausnahme des Hengstbaches aus dem Terrain und die Nutzung der seitherigen Verrohrung als Kanal.
Beim Bau wurden die Belange des Umwelt- und Naturschutzes berücksichtigt, der Waldeinschlag beispielsweise möglichst gering gehalten. Auch mußte das Zubringergleis zur Air-Base unterquert werden. Die Zusammenarbeit mit den Militärstellen, um beispielsweise auf einem Teilstück den Zaun zurückzuversetzen, wurde ausdrücklich gelobt.
Die Erdarbeiten begannen im August 1991, dieser Part ist abgeschlossen. Wie in Mäandern windet sich das neue Bachbett um die Air-Base. Irgendwann im Herbst soll der Dammdurchbruch erfolgen, dann wird das Wasser des Hengstbaches einen neuen Weg nehmen. Um den Waldverlust gering zu halten, wurde auf der zwei Kilometer langen neuen Bachtrasse auch auf Unterhaltungswege verzichtet und vieles an der Umleitungstrecke in naturnaher Bauweise mit standortgerechter Ergänzungsbepflanzung verwirklicht. Bürgermeister Brehl am Mittwoch dazu: "In zwei bis drei Jahren sieht es so aus, als ob es schon immer so gewesen wäre". WALTER KEBER
Herrn Hans Jerabek aus Maintal-Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Donnerstag, 6. August.
DREIEICH. Trotz des Wirbels um die Festspiele in der Burg Dreieichenhain ging die vierte Aufführung der Oper "Salome" am Dienstag abend wie gewohnt über die Bühne. Die Ränge füllten sich gut zur Hälfte mit Besuchern, für das Stück nach einem zähen Start ein guter Erfolg.
Allerdings hatten die widersprüchlichen Meldungen am Nachmittag, ob nach dem juristischen Teilerfolg des Dreieichenhainer Klägerpaars Moll weiter gespielt werden darf, doch einige Liebhaber der Festspiele verunsichert. Die Vorverkaufsstellen registrierten zahlreiche Anrufe. Doch die Veranstalter ließen keinen Zweifel zu: "Es wird gespielt." Und so fanden sich mehr als 500 Opernfreunde in Dreieichenhain ein.
Daß die Festspiele weiterlaufen können, diese Parole gibt auch der Kreis Offenbach aus. "Wir warten die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs in Kassel ab. So lange geschieht nichts", sagte Pressesprecher Dr. Rüdiger Schlaga am Mittwoch. Der Kreis, der mit dem Sofortvollzug der Baugenehmigung für die Freilichtbühne vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt ein zweites Mal gescheitert war, hat in Kassel Beschwerde dagegen eingelegt, daß die bereits ergänzte Begründung der Baugenehmigung für die Freilichtbühne nicht ausreichend sei.
Mit dem Richterspruch über diese Beschwerde rechnet der Kreis in drei bis vier Wochen. Bis dahin sind die Festspiele möglicherweise zu Ende. Ein Grund zum Aufatmen besteht dennoch nicht. Denn auch alle weiteren Veranstaltungen in der Burg stehen auf dem Spiel, bis in der Sache, also im Konflikt zwischen Einzelinteressen und dem öffentlichen Interesse, entschieden ist.
Für Konzertdirektor Mirco von Specht hat der "Strudel der Diskussion", wie er es nennt, auch ein Gutes. Dadurch komme es endlich zu einer Klärung. "Mit dem Hickhack jedes Jahr, ob und wie die Festspiele stattfinden können, muß Schluß sein", sagte er. Er will Investitionen planen und mit den Musikern und Darstellern langfristige Verträge abschließen können. Wie sich der juristische Streit in diesem Jahr auswirkt, ist "keine meßbare Größe", meinte von Specht. Eine Verunsicherung des Publikums sei zwar generell schlecht, bei den Karten könne es aber auch "Sympathiekäufe" geben. Zur Halbzeit sind mittlerweile so viele Karten (34 000 Stück) wie in der ganzen Saison 1991 verkauft. dac
cri FRANKFURT A. M. Gute Nachrichten für geplagte Eltern: Die Aktion der Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen gegen süße "Kinderfänger" an den Kassen von Märkten und Lebensmittel- Läden zeigt Wirkung. Immer mehr Geschäfte verbannen Schoko-Riegel, Kaugummis und Bonbons aus der Zahl-Zone. Nachdem im März bereits die Divi-, Real- und Famila-Märkte der Forderung der Konsumentenschützer nachgekommen waren, sind nun auch 28 Hit-Läden der Dohle-Gruppe, 19 Häuser von Edeka Minden sowie 60 Michael-Brücken-Geschäfte von Rewe dem Appell gefolgt.
Die Front gegen die süßen Verführungen an der Kasse wächst. Fast 40 000 Unterschriften hat die Verbraucher-Zentrale bisher bei ihrer Aktion "Stop für Kinderfänger" gesammelt. Unterstützung registrierten sie dabei auch von 60 Bundestagsabgeordneten.
Gleichwohl sind viele große Handelsunternehmen noch uneinsichtig und schieben die Verantwortung für nach Süßigkeiten quengelnden Kindern an der Kasse auf die Eltern. Deshalb wird die Verbraucher-Zentrale im Herbst erneut "Schwerpunktaktionen" in einigen Städten starten.
Luftverschmutzung
Die Luftbelastungswerte vom 5. August, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,00) 0,01 (0,01) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,05 (0,04) 0,05 (0,02) Staub (0,45) - ( - ) 0,02 (0,01) Ozon (0,18) 0,09 (0,06) 0,09 (0,06)
- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)
SO2 = Schwefeldioxid
NO2 = Stickstoffdioxid
bei Ozon- (O3) Konzentration:
"empfohlener Richtwert"
Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. Im Sommerhalbjahr keine Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO).
WIESBADEN. Oberbürgermeister Achim Exner hat Bundesverteidigungsminister Rühe eine Frist bis zum 8. August gesetzt: Bis dahin soll der Chef der Bonner Hardthöhe die Landeshauptstadt darüber informieren, "was in Erbenheim geschieht". Damit reagierte der OB auf das Schweigen des Ministers nach Protesten der Wiesbadener gegen den Austausch der Kampf- gegen Transporthubschrauber auf dem Flugplatz.
Sollte sich Volker Rühe nicht bis morgen äußern, will Achim Exner das Wiesbadener Verwaltungsgericht anrufen und in einem Eilverfahren feststellen lassen, daß auf der Air-Base keine Flugzeuge stationiert werden dürfen, solange die entsprechende Genehmigung dafür von der Bundesregierung nicht erteilt worden ist. Die US-Streitkräfte sollen außerdem aufgefordert werden, ihre "unrechtmäßigen Stationierungsmaßnahmen" zu unterlassen und bereits vorhandene Transport- und Sanitätshubschrauber aus Erbenheim wieder abzuziehen.
Streit mit Bonn haben die Wiesbadener wegen amerikanischer Militärpräsenz noch aus ganz anderem Grund: Seit langem ist den Bewohnern der Kurstadt die Schießanlage Freudenberg ein Dorn im Auge. Den Lärm am Rheinblick vor allem an Sonn- und Feiertagen wollen sie nicht länger hinnehmen, zumal der Krach dort nicht nur von Militärübungen, sondern zum Freizeitvernügen vom Rod and Gun-Club verursacht wird.
Ein Verbot der Schießerei in der Nähe der Siedlung Märchenland ist aber nur schwer durchzusetzen. Zu kompliziert ist die Frage, welche deutsche Behörde für die Einhaltung der Regeln des bundesdeutschen Lärmschutzgesetzes auf einem Gelände zuständig ist, das von der US-Armee militärisch genutzt wird.
Einschreiten könnte die Wehrbereichsverwaltung - allerdings nicht auf direktem Weg, sondern über die Bundesvermögensverwaltung. Doch hat die Stadt keine Möglichkeit, eine Intervention der Bundesbehörde zu erzwingen. "Wir können sie nur zum Handeln auffordern", sagte Oberbürgermeister Exner vor Journalisten.
Das Verhältnis zwischen den Wiesbadenern und den amerikanischen Militärs ist so getrübt wie seit langem nicht. Entsprechend geharnischt sind die Kommentare des OB: "Die Zeiten, als Deutschland kein souveräner Staat war, sind vorbei!" Es sei "eine Frechheit" der US-Truppen, "sich so zu verhalten, als wären sie in einer Region, in der sie tun und lassen können, was sie wollen". Solange sich die Amerikaner auf die militärische Notwendigkeit ihrer Aktionen berufen konnten, sei es für Wiesbaden schwer gewesen, dagegen vorzugehen. Doch nach der veränderten weltpolitischen Lage "sind wir nicht mehr bereit, uns alles gefallen zu lassen". maf
UNTERLIEDERBACH. Mit einem Flohmarkt möchte der Stadtteil-Arbeitskreis Unterliederbach ein Zeichen setzen für ein "multikulturelles, besseres Leben miteinander". Natürlich geht es am kommenden Samstag aber vorrangig um den Tausch oder Verkauf von Kleidung, Spielzeugs und sonstigen Sachen. Die Stände sollen bis 8 Uhr rund um den Spielplatz im Langobardenweg aufgebaut sein - eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Auch wird keine Standgebühr erhoben.
Der Arbeitskreis bittet darum, nach 13 Uhr den Platz so sauber zu verlassen wie er vorgefunden wurde. Nicht erwünscht ist es außerdem, Neuwaren zu verkaufen. Wer mehr wissen will, bekommt unter den Rufnummern 30 29 84 und 30 38 69 Informationen. dis
"Die Armee meint, daß sie an den Einrichtungen festhalten sollte, trotz der Rückgabe von vielen anderen Einrichtungen an den Gastgeberstaat. Ich bedanke mich dafür, daß Sie mich auf dieses Problem aufmerksam gemacht haben und hoffe, daß diese Information hilfreich ist." Vielsagende Antwort des US-Senators Mark Hatfield auf das Anschreiben des Bundestagsabgeordneten Bernd Reuter. Der Politiker hatte um Unterstützung für sein Anliegen, die Schließung des Erlenseer Fliegerhorstes, gebeten.
Für einige Verwirrung sorgte die komplizierte Abstiegsregelung in der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer (die FR berichtete). Noch immer liegt den Vereinen weder Spielplan noch die offizielle Ausschreibung vor. Im Extremfall kann es, wie berichtet, bis zu sechs Absteiger im 13er- Feld geben. Es kann jedoch für die Vereine und hier insbesondere für die beiden von der Papierform her stark abstiegsbedrohten Neulinge TV Flörsheim und TG Rüsselsheim günstiger kommen.
Sechs Absteiger gibt es nur, wenn vier Teams aus der Regionalliga in die Oberliga Süd absteigen und der Süd- Erste nicht in die Regionalliga nach den beiden neuerdings notwendig gewordenen Entscheidungsspielen aufsteigt. Außerdem hängt der Auf- und Abstieg auch maßgeblich von den Plazierungen in der Zweiten Bundesliga ab.
Viele Unbekannte in der Hochrechnung. In Sicherheit können sich die einheimischen Vereine aber nur auf den ersten sieben Rängen fühlen. Mit einem Auge müssen die Klubs stets auf die Spiele der oberen Klassen schielen. Eine nicht gerade befriedigende Situation. So kann es im günstigsten Falle sogar nur einen oder zwei Oberliga-Absteiger geben. Aber diese Konstellation ist mehr als unwahrscheinlich. Ab September beginnt das große Zittern . . . jo
Das Symptom ist eindeutig, die Diagnose verschwommen: Die deutsche Leichtathletik steuert bei den Olympischen Spielen in Barcelona zielstrebig auf eine Pleite hin, doch keiner der Offiziellen weiß angeblich, weshalb. "Ich habe eine solche Situation noch nicht erlebt", gibt Helmut Meyer, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), zu. "Wir wissen nicht, woran es liegt." Sportwart Manfred Steinbach fügt in der ihm eigenen Art hinzu, es gebe keine "einheitliche, systemische Erklärung".
Nach gut der Hälfte der Leichtathletik- Wettbewerbe dieser 25. Olympischen Sommerspiele hat der DLV weitaus mehr Schatten als Licht abbekommen. "Wir sind nicht zufrieden", teilt Meyer ohne Umschweife mit, "das Negative ist weitaus stärker angewachsen, als wir befürchtet hatten." Sogenannte sichere Bänke sind der Reihe nach gekippt. Die Zahl derjenigen, die in Vorläufen oder Qualifikationen die Segel streichen mußten, übertrifft schlimmste Befürchtungen. Positive Überraschungen dagegen blieben die Ausnahme. Kaum ein Athlet oder eine Athletin konnte bisher beim Saisonhöhepunkt seine Jahresbestleistung steigern. Völlige Fehlanzeige herrscht bei der zweiten Garde und dem Nachwuchs. Die Mannschaft des DLV sieht aus mehreren Gründen schlecht aus. Individuelle Probleme (Mannschaftsarzt Kindermann: "Ein Teil der Athleten ist mental nicht stark genug") und die Belastung durch das ungewohnte Klima sind zwei davon. Gewichtiger jedoch sind andere. So erfolgt der voraussehbare Abgang der älteren, routinierten Asse offensichtlich während der Olympischen Spiele anstatt, wie erhofft, danach. Das "Erbe der ehemaligen DDR", wie sich Manfred Steinbach ausdrückt, ist zudem vorzeitig aufgebraucht, Nachfolger gibt es keine. Dies wirkt sich in der Bilanz umso fataler aus, als die Spitze in der Leichtathletik international immer breiter wird. Neue herausragende Athleten kommen in fast allen Disziplinen aus immer mehr Ländern. Nur nicht aus Deutschland.
Über den zweiten Punkt spricht der DLV in der Öffentlichkeit nur ungern, hinter verschlossenen Türen wird er dagegen umso heftiger diskutiert. Es geht um die verschärften Dopingkontrollen, insbesondere im Training, die der Verband eingeführt hat. Die interne Meinung: Während der DLV versucht, sämtliche Schlupflöcher zu stopfen, wird in den anderen Ländern munter weitergedopt. Man macht sich eher noch lustig über die gründlichen Deutschen. "Wir treten hier unter besonderen Bedingungen an", drückt sich der DLV-Sportwart vorsichtig aus. Vorsicht ist deshalb angeraten, weil man sich mit unbewiesenen Vorwürfen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen kann und weil die Mannschaft laut Steinbach beschlossen hat, die Kontrollen nicht gewissermaßen als "Schutzschild vor sich hertragen" zu wollen. Obwohl die Versuchung groß sein wird. "Doping taugt als Erklärung nichts", behauptet Steinbach. Sein Präsident Meyer beißt sich noch auf die Zunge und will sich erst nach den Spielen zum Thema Doping äußern: "Aus psychologischen Gründen wäre das im Moment nicht gut." Der Eindruck mancher Athleten, daß es überhaupt keinen Sinn habe zu kämpfen, könnte sich sonst noch verstärken.
Man kann in der Leichtathletik schon lange keinem mehr über den Weg trauen. Jede herausragende Leistung wird erst einmal mißtrauisch beäugt. Ein 32jähriiger wird Sprint-Olympiasieger? Wieso springt Mike Conley plötzlich über 18 Meter? Sind die Amerikaner womöglich doch "voll bis unter die Haarspitzen", wie kolportiert wird? Und was ist mit Kubanern, Chinesen, was mit den Ländern der GUS, wo aus unterschiedlichen Gründen keine oder nur ungenügende Trainingskontrollen vorgenommen werden? "Wenn ich versuche, den anderen das Thema nahezubringen, heißt es nur: Wo wurden die Skandale entdeckt? Bei euch, nicht bei uns", berichtet Manfred Steinbach von seinen erfolglosen Bekehrungsversuchen.
Doch die bösen Buben und Mädchen sitzen wohl nicht nur in Deutschland. Und es gibt durchaus Länder, die ähnlich streng oder sogar noch strenger kontrollieren als die Deutschen. Somit taugt das Thema Dopingkontrollen als Ausrede nur bedingt. Nicht für eine ganze Mannschaft und nicht für alle Disziplinen. Dort, wo es als Erklärung taugt, muß man sich im Interesse des Sports mit der sauberen Zweitklassigkeit abfinden. Gegenüber den betroffenen Athleten ist es unfair, einerseits eine saubere Leichtathletik zu fordern, andererseits aber ihre Leistungen am Doping-Weltniveau zu messen. Die Kontrollen sollten deshalb außerhalb jeder Diskussion stehen. Sie wurden aus guten Gründen eingeführt, und sie können jetzt nicht aus schlechten wieder abgeschafft werden.
Aufgrund eines Anschreibens des SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Reuter an mehrere US-amerikanische Senatoren zur Problematik des Hubschrauberstützpunktes in Langendiebach, wandte sich einer der Adressaten an die Führung der US-Armee in Washington. Deren Standpunkt dokumentiert die FR im Wortlaut:
"Bei der Reduzierung der Streitkräfte der Armee in Europa ist eine sorgfältige Abwägung notwendig, an welchen Institutionen unter der Kontrolle der Vereinigten Staaten festgehalten werden soll und welche an den Gastgeberstaat zurückgegeben werden können. Während es generell im besten Interesse der Armee ist, soviele Einrichtungen wie möglich zurückzugeben, um Kosten zu sparen, ist diese im Bezug auf die Fliegerhorst-Kaserne nicht der Fall.
Der Fliegerhorst ist ideal gelegen und bietet den dort stationierten Einheiten die besten Unterkünfte, in gutem Zustand befindliche Einrichtungen und verfügbare Trainingsmöglichkeiten. Über zehn Millionen Dollar mußten in die dortigen Simulatoren für Angriffs- und Versorgungshubschrauber investiert werden. Der Abbau oder die Verlegung dieser Simulatoren würde zu einer Erhöhung der Trainingsflüge überall in Deutschland führen. Der Wiederaufbau einer Einrichtung wie der des Fliegerhorstes würde Kosten von insgesamt 84 Millionen Dollar (entspricht etwa 126 Millionen Mark, die Red.) verursachen.
Die Einheiten, die auf dem Fliegerhorst stationiert sind (zwei AH-64 Batallione, eine UH-60 "Blackhawk"-Kompanie, eine UH-1 "Huey"- Kompanie, ein Luftversorgungsbatallion und eine Instandhaltungs-Kompanie) sind wertvoll und vielfach verwendbar. Unsere Alliierten besitzen keine derartigen Einheiten. Sie werden daher zu den letzten gehören, die dafür vorgesehen sind, das dortige Gebiet bei einem späteren Reduzierungsprogramm zu verlassen.
Es ist nicht möglich, die dort stationieren Einheiten in ein anderes Gebiet zu verlegen. Die Armee beabsichtigt bereits die Aufgabe von neun der 23 Flugplätze in Deutschland. Die verbleibenden Basen sind schon überfüllt und geben Anlaß für Proteste der umliegenden Gemeinden.
Gefahren und Lärmreduzierungen gehören zu den täglichen Überlegungen bei Luftverkehrsoperationen. Wenn der Lärmpegel auf dem Fliegerhorst oder einem anderen Flugfeld für die dortigen Soldaten oder die örtliche Zivilbevölkerung gesundheitsbedrohlich wird, werden unverzüglich Korrekturen in Angriff genommen.
Im Ergebnis beabsichtigt die Armee, die Operationen in der Fliegerhorst-Kaserne auf absehbare Zeit fortzusetzen. Zwar werden die Lufteinheiten bleiben, aber die Zahl der dort stationierten Soldaten wird in den nächsten Jahren reduziert, was eine Verringerung der Kosten für die US-Armee bedeutet, unter anderem bei den Mietzahlungen für die in der Hanauer Region angemieteten Häuser."Radweg 60 Zentimeter breiter: 70 000 Mark
FRIEDRICHSDORF. Der Radweg auf der Autobahnbrücke zwischen Schäferborn und Burgholzhausen soll so schnell wie möglich verbreitert, die Kosten von 70 000 Mark von der Stadt übernommen werden. Das beschloß der Bau-, Planungs- und Verkehrsausschuß am Dienstag abend nach der Diskussion über den Radwegeplan und seine Prioritäten. Das Straßenbauamt Frankfurt, für Baumaßnahmen auf der Brücke zuständig, hat im Frühjahr der Stadt zwei Vorschläge gemacht, wie der Weg, der vor allem für radfahrende Schulkinder gefährlich ist, entschärft werden kann. Der Magistrat hat der "kleineren Lösung", der Verbreiterung des Weges um 60 Zentimeter, die Zustimmung gegeben (eine Vergrößerung auf 2,70 Meter Breite hätte mehrere 100 000 Mark gekostet). Der Magistrat wollte aber mit dem Straßenbauamt noch über die Kostenverteilung diskutieren. Das hätte nach Ansicht aller Fraktionen im Ausschuß die Radwegverbreiterung erneut verzögert. Die Stadt, so lautet der einstimmige Beschluß, soll gegenüber dem Straßenbauamt die Kostenübernahme erklären und die Mittel im Nachtragshaushalt bereitstellen. Das Stadtparlament muß dem noch zustimmen. s
FRIEDRICHSDORF. Die Besitzer der Kleingärten an der Umgehungsstraße Seulberg, hinter der Saalburgstraße im Stadtteil Friedrichsdorf und in den Hintergärten in Burgholzhausen brauchen um den Bestand ihrer Anlagen nicht zu bangen. Um sicherzustellen, daß auch in Zukunft in diesen Gebieten nur Obst, Blumen oder Gemüse angebaut wird, hat der Bau- und Planungsausschuß am Dienstag beschlossen, Bebauungspläne aufzustellen. Die Grundstücke sind zwar schon im Flächennutzungsplan (FNP) als Gärten ausgewiesen, mit Bebauungsplänen wird eine zusätzliche Sicherung erreicht. Über die Bestimmungen in den Plänen - die Größe der Gartenhütten etwa - muß noch diskutiert werden. Die Grenzen des Bebauungsplanes für die Anlage an der Seulberger Umgehungsstraße werden über das im FNP eingezeichnete Gelände hinaus erweitert: Sie beziehen alle vorhandenen Gärten ein.
Nicht unumstritten sind dagegen die Kleingärten am Erlenbach in Burgholzhausen, weil sie in der Bachaue liegen. Hier soll, sagt Erster Stadtrat Günter Bastian, zunächst mit einer Duldungsverordnung der Bestand gesichert werden, ehe neue Lösungen gefunden sind. s
FRIEDRICHSDORF. 20 Millionen Mark kostet die Stadthalle (Bürgerzentrum) am Houiller Platz, wenn sie nach den alten Plänen von 1980 und ohne Tiefgarage gebaut würde, für Parkplätze unter der Erde kämen noch 4,5 Millionen dazu. Der Magistrat hat auf Wunsch des Parlamentes die alten Pläne aus der Schublade geholt: Im Dezember 1991 wurde mit der Mehrheit von CDU und SPD das Stadthallen-Projekt erneut beschlossen und der Wunsch geäußert, die Kosten auf der Grundlage der alten Pläne für die Gegenwart hochzurechnen.
Eine Architektur wie vor zwölf Jahren würde man heute nicht mehr wählen, gab Erster Stadtrat Bastian zu, als er die Kostenschätzung dem Planungsausschuß vorlegte, auch der Raumbedarf und die Zuordnung wären nicht mehr zeitgemäß. Doch der umbaute Raum von 20 000 Kubikmetern könne noch stimmen. Und darauf beruht die Kostenschätzung. Die Vertreter von UWG, Grünen und FU - alle Gegner des Projektes - äußerten größte Skepsis gegenüber den Zahlen. Zumal, so Gerhard Bank von der Friedrichsdorfer Union, kein Wort zu den Folgekosten gesagt werde: "Ihr rennt doch blind in euer Unglück und die Stadt mit." s
Die britischen Massenblätter haben ihr neuestes Opfer. Nach Fergie, Lady Di und den Goebbels-Tagebüchern muß derzeit der Minister für das Nationale Erbe, der 43jährige David Mellor, für die Auflage herhalten.
Unglücksrabe Mellor, der sich wegen seiner Zuständigkeit für Theater, Musik, Sport und Freizeit selbst gern Spaß-Minister nennt, hat sich erwischen lassen, als er "die Hosen runtergelassen hatte". Und weil der verheiratete Minister solches auf einem Matratzenlager gemeinsam mit der derzeit arbeitslosen Schauspielerin Antonia de Sancha ausübte, hat London nun seinen Sommerskandal. Genüßlich reiten die Regenbogenblätter People, Sun und Daily Mirror auf den Details der Affäre herum und berichten ihrer geneigten Leserschaft, daß David dann den meisten Spaß hat, wenn ihn seine Gespielin am Zeh nuckelt.
Was uns das lernt? Einmal, daß Inhalt und Titel des Theaterstücks "No sex please, we are british" für Minister der Regierung ihrer Majestät nicht zu stimmen scheinen (erinnern wir uns an die ehrenwerten Gentlemen Profumo, Parkinson und Archer) und zum anderen, daß der bösen Presse nichts verborgen bleibt, wenn sie denn unter die Decke schauen will.
Spaß-Minister Mellor hatte die britische Boulevard-Presse besonders auf dem Kieker, weil er an einem Gesetz bastelte, das den Schutz der Persönlichkeit vor Enthüllungsstorys verbessern sollte. Damit dürfte es nach dem Skandal um den enthüllten Minister erst einmal vorbei sein, auch wenn Premier John Major seinen Freund nicht fallen läßt und auch dessen Familie "eine steife Oberlippe" behält.
In der Bundesrepublik ist die Intimssphäre der Politiker weitgehend tabu. Bei einer Schlagzeile "Kanzler mit Juliane W. auf dem Wörthersee gesunken" würden die meisten Leser vermutlich eher an ein Segelboot als an eine weibliche Begleitung denken. No sex, please Auch in anderen europäischen Ländern, in Frankreich oder Italien, treibt die Frage, welcher Politiker wann wo mit wem geschlafen hat, die Boulevard-Journalisten nicht Nacht für Nacht aus den Betten. Liegt es also doch am gestörten Verhältnis der Briten zum Sex, daß in England mit Bettgeschichten Auflage zu machen ist?
Vielleicht wird irgandwann einmal ein im Dienst der Queen ergrauter Minister einem Reporter auf die Frage, wie er denn trotz seines Alkoholkonsums so alt geworden sei, in Abwandlung eines Spruches von Winston Churchill mit "no sex" antworten. df
Die Friedberger Künstlerin Karen Ennulat bringt bunte Töne auf die Gewänder der Burgholzhäuser Meßdiener Fröhliche
Kreuze auf
der Brust Bald auch bunte Särge? Von Heitken Schwarzenau FRIEDRICHSDORF. Die zehnjährige Aurelie knöpft sorgfältig das schwarze Gewand zu und zieht das weiße Hemd über den Kopf. Sie ist seit einem Jahr Meßdienerin in der katholischen Kirche in Burgholzhausen und zögert nicht, aus einem Bündel bunter Holzkreuze am Garderobenhaken eines herauszunehmen und sich umzuhängen. Die leuchtenden Farben setzten fröhliche Akzente aufs schwarz-weiße Traditionskleid. Aurelie findet den Schmuck in Ordnung. Der 14jährige Stefan kann sich nicht so recht damit anfreunden: "Ich weiß nicht, das kam so mittendrin, da war ich schon lange Meßdiener." Näher kann er seine Skepsis nicht begründen. Diakon Diethard Fries hat eine ganz einfache Erklärung dafür: "Seit die Meßdiener bei uns die bunten Kreuze tragen, stehen sie mehr im Mittelpunkt als sonst, und einige mögen das eben nicht."
Die bunten Kreuze der Burgholzhäuser Ministranten stammen aus der Werkstatt von Karen Ennulat in Friedberg. Sie hat im Juli mit der Ausstellung "Fröhliche Kreuze und farbige Särge" die Besucher verblüfft: Gegenstände, die traditionell dunkle oder gedeckte Farben haben, leuchteten so bunt wie die Farbpalette im Malkasten von Kindern. Es sind keine Bilder, die sie auf Särge und Kreuze malt, sondern einfache Muster, Linien und Kreise. Kinder gestalten ihre Bilder so, wenn sie lernen, mit Farben und Formen umzugehen.
Karen Ennulat, gelernte Kindergärtnerin, ist der Kirche sehr verbunden. Mit Malerei beschäftigt sie sich seit 1984. Die Idee mit den "fröhlichen Kreuzen" hatte sie auf der Nordseeinsel Borkum. "Wir sollten das Kreuz nicht aus unseren Wohnungen, aus unserem Leben verdrängen wie auch den Tod nicht aus unseren Gedanken", ist ihre Überzeugung. Die Farbigkeit, in die sie sakrale Gegenstände taucht, ist für sie Ausdruck eines Lebens mit Optimismus und dem Glauben an die Wiederauferstehung. Ihre bunten Särge sollen frohe Gedanken in einer traurigen Situation provozieren.
Die fröhlichen Kreuze der Karen Ennulat "flatterten" der katholischen Gemeinde Burgholzhausen übrigens per Post ins Haus. "Sie hat uns davon geschrieben", sagt Diakon Fries, "und wir haben schon lange daran gedacht, Kreuze für die Ministranten anzuschaffen." Fries war von der farbigen Idee sehr angetan. "Wenn wir mit Gott feiern, müssen wir fröhlich sein", findet er. Bunte Kreuze treffen seine Überzeugung genau. Für ihn gibt es zu wenig Bewegung im Ablauf des Gottesdienstes. Und all die christlichen Symbole wie Weg, Weizenkorn, Wasser und Feuer sind für ihn in den Farben und Formen der Holzkreuze erkennbar. In der Gemeinde (sie hat genau 1001 Mitglieder) und bei Pfarrer Norbert Emig aus Ober-Erlenbach, der die Burgholzhäuser betreut, fand die Idee Zustimmung. Seit November 1991 tragen die Ministranten die fröhlichen Kreuze, nicht bei jedem Gottesdienst, aber bei den besonders festlichen, obwohl die - in der Regel zwölf - Jungen und Mädchen ein paar Vorbehalte haben. In die kleine Burgholzhäuser Kirche paßt die Konzeption vom fröhlichen Gottesdienst: Die barocke Ausstattung der Kirche vermittelt Heiterkeit - auch in vergangenen Zeiten wurde durch Kunst Fröhlichkeit in die Gotteshäuser gebracht.
Bunt bemalte Särge gibt es allerdings noch nicht in Burgholzhausen, obwohl Diakon Fries davon ebenfalls angetan ist: "Wenn ich den Tod als Geburtstag für ein neues Leben betrachte, trifft ein bunter Sarg das genau: Wir feiern im Leben ja auch unsere Geburtstage mit fröhlichen Festen."
BAD VILBEL. Schneller als ursprünglich gedacht könne die Kanalsanierung in der Frankfurter Straße erfolgen, so Erster Stadtrat Klaus Minkel. Durch die Einrichtung einer zweiten Baustelle in Höhe der Wiesengasse sei mit einem Ende der rund zwei Millionen Mark teuren Arbeiten noch vor Weihnachten zu rechnen. Minkel: "Das wäre ein großer Erfolg, auch im Hinblick auf die Geschäftswelt."
Dabei hätten sich die Kanalarbeiten als außerordentlich schwierig und kompliziert erwiesen. In drei Meter Tiefe müßten oftmals noch uralte Hausanschlüsse ausgetauscht werden. Streckenweise verliefen hier vier Kanalrohre gleichzeitig. Die Arbeiten müßten auf engstem Raum erfolgen. Stellenweise bis zu 15 Kanalrohre, Hausanschlüsse und OVAG-, Post- und Stadtwerke-Leitungen bildeten ein engmaschiges Netz, das kaum einen Quadratmeter Erde unberührt lasse. Insofern grenze es schon an ein kleines Wunder, trotzdem Pflanzlöcher für rund 90 Bäume freizuhalten. Ein Loch koste die Stadt 3000 Mark, den Setzling nicht mitgerechnet. Um nicht schon bald wieder den neuen Straßenbelag aufreißen zu müssen, tauschten auch OVAG und Stadtwerke an manchen Stellen Leitungen aus und lasse die Post vorsorglich Leerrohre für künftige Kabelstränge verlegen, ergänzte Tiefbauamtschef Görtler die Informationen des Ersten Stadtrats in der Haupt- und Finanzausschußsitzung.
Nicht nur die Arbeiten im "Untergrund", auch ein erstes Teilstück des Straßenumbaus soll noch in diesem Jahr fertig werden. Für die Dauer der sich bis 1993 hinziehenden Arbeiten werde die Frankfurter halbseitig gesperrt und zur Einbahnstraße erklärt.
Die Pflasterung soll an der umgestalteten Lohstraße orientiert sein. Für die Bürgersteige sind Natursteine mit flachen Kanten vorgesehen, die sich nahezu fugenlos verlegen lassen. Für die Fahrbahn werden farblich abgesetzte Betonverbundsteine verwendet.
Begonnen, so Minkel, hätten jetzt auch die Kanalarbeiten in der Alten Frankfurter Straße auf dem Heilsberg. Auch dort gehe es nicht ohne Komplikationen zu. Die Bauarbeiter seien auf eine alte Panzertrasse aus Beton gestoßen, die noch aus der Zeit herrühre, als sich hier ein Truppenübungsplatz befunden habe. mu
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.); Oskar Kokoschka und Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr, u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 2 12 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager / Nauman / Ruscha / Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di.-Fr., 13-17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer".
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: Herta Altmann - "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmung" (bis 21. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Commerzbank, Neue Mainzer Str. 32-36: Schalteröffnungszeiten, Fathi Ahmad - Holzschnitte, Hazem Badawi - Aquarelle, Rabab Nemr - Zeichnungen, Awad El-Shimy - Radierungen - "Moderne und Tradition - Ägyptische Künstler und ihre kulturellen Wurzeln im heutigen Ägypten" - (bis 6. 9.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg. Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie L.A., Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr, Horst - "Platin-Prints" (bis 15. 8.).
HÖCHST. Die Meldestelle in der Bolongarostraße 109 bleibt heute und morgen wegen Umbauarbeiten geschlossen. Lediglich Personalausweise und Pässe können abgeholt werden. dis
Donnerstag, 6. August 1992
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Circus Fliegenpilz, Tel. 7 07 59 47: 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot. Musik Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Crossroads.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads. Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Juan "El Gitanillo".
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Anderson Piano.
Commerzbank, Neue Mainzer Str. 32-36: 19 Uhr, Amun Colleen (Pharaonen-Tanz) & Musikensemble des Ägyptischen Kultur-Clubs Darmstadt. Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 19 Uhr, Jazz-Session. Vorträge / Diskussione Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 20 Uhr, Diskussion "Neue Verfassung infolge der Einigung Deutschlands". Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie im Anzeigenteil der heutigen Ausgabe. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Anna und Bernhard Blume".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges Frauenreferat / Frankfurter Frauengruppen: 20 Uhr, Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" stellt sich vor & Ria Endres - "Literarisches Städtebild"; Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz.
Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Offenes Treffen; 16.30 Uhr, Spieltreffen. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke, Bergen-Enkheim, Marktstraße 7, Tel. 0 61 09 / 27 29 ; Apotheke an der Kleinmarkthalle, Berliner Straße 16, Tel. 28 17 03; Brücken-Apotheke, Schwanheim, Geisenheimer Straße 39, Tel. 35 83 10; Eichwald-Apotheke, Berger Straße 131, Tel. 49 31 76; Grüneburg- Apotheke, Grüneburgweg 5, Tel. 55 17 75; Marien-Apotheke am Marbachweg, Eckenheim, Eckenheimer Landstraße 244, Tel. 56 34 26; Mohren-Apotheke, Eschersheim, Alt-Eschersheim 63, Tel. 51 48 72; Raben-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 55, Tel. 62 14 14; Schönhof-Apotheke, Bockenheim, Schloßstraße 5, Tel. 77 96 71; Stephanische Apotheke, Sindlingen, Bahnstraße 113, Tel. 37 41 10; Westerbach-Apotheke, Sossenheim, Westerbachstraße 293, Tel. 34 28 72. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Straße 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Bornheim, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Terminen für die gesamte Woche.
- ohne Gewähr -
HÖCHST. Fotografien von Souleymane Bombaye sind von Freitag, 7. August, bis zum 20. September im Jugendcafé und Bildungstreff Zenit in der Adolf-Häuser- Straße 7 zu sehen. Die Ausstellung wird morgen um 19 Uhr eröffnet. Die Bilder sind anschließend montags bis donnerstags von 11 bis 15 Uhr und von 16.30 bis 19 Uhr zu sehen. Nähere Infos gibt es unter Telefon 30 26 37. dis
HANAU. Nach den traumatischen Erlebnissen der monatelangen Kriegswirren in ihrer Heimat können die Flüchtlingskinder im Hof der Hessen-Homburg- Kaserne erstmals wieder ausgelassen und ohne Angst spielen. Ein Seil zum Tauziehen und die übrigen Spielgeräte stammen aus dem Spielmobil "Augustin", das die Stadt Hanau zur Betreuung der Kinder mehrmals in der Woche zur Verfügung stellt. Das Team des Freizeit- und Sportamtes hat den Einsatzplan Augustins auf die Flüchtlingskinder abgestellt und wird am Samstag wieder Station in der Kaserne im Lamboygebiet machen, ebenso von Montag bis Mittwoch nächster Woche.
Groß ist auch die Bereitschaft der Hanauer Bürger, mit Spenden und Kleidern den Menschen zu helfen. Schon wenige Tage nach der Ankunft der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina in der Hessen Homburg-Kaserne sind die Kleiderkammern und Lager der Stadt und der Kreuzkirchengemeinde randvoll gefüllt.
Zunächst, so Sozialdezernent Klaus Remer, werden keine weiteren Spenden für die Flüchtlinge benötigt. Kinder und Familien sind ausreichend eingekleidet worden. Remer bittet daher darum, keine weiteren Kleider mehr ins Rathaus, bei den Verwaltungstellen, dem DRK in der Feuerbachstraße oder bei der Kreuzkirche abzugeben. Sollte sich die Situation, etwa bei kühlerer Wetterlage, ändern, will die Stadt zu einer erneuten Spendenaktion aufrufen. Der Sozialdezernent und der im Krankenhaus weilende Oberbürgermeister dankten den Bürgern jedoch für ihr Engagement, "das Indiz dafür ist, daß Idealismus und Hilfsbereitschaft noch nicht versiegt sind in unserer Zeit".
Eine Geldspende von 4000 Mark hat der Betriebsrat der Vacuumschmelze dieser Tage Klaus Remer übergeben. Das Geld, so der Betriebsratsvorsitzende, soll vor allem für Rollstühle verwendet werden. 5000 Mark spendetet auch der Hanauer Lionsclub für die Flüchtlinge.
Indes beginnen die Geflohenen in der Kaserne ihr Leben wieder selbst zu verwalten und zu organisieren. Aus ihren Reihen haben sie nun ein Sprechergremium benannt, das als ständiger Ansprechpartner für die Hanauer Stadtverwaltung und das deutsche Rote Kreuz fungieren wird. Gemeinsam will man vor allem praktische Probleme des nun einsetzenden Alltagslebens lösen. Ziel, so Klaus Remer, ist es, mögliche Konflikte schon im Vorfeld zu verhindern, Probleme so früh wie möglich anzusprechen und den Flüchtlingen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Die bestehenden Angebote der Stadt in Form des sozialen Dienstes, der Volkshochschulkurse oder auch der Betreuung durch den sozialen Dienst sollen weiter aufrechterhalten bleiben. Remer: "Die Menschen sind froh, daß sie direkt mit einbezogen werden."
Nach so vielen Bekundungen der Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung wollen die Flüchtlinge den Kontakt zu den Hanauern suchen. Am 15. August wollen sie daher am internationalen Freundschaftsfest im Olof-Palme-Haus teilnehmen. Im September haben Stadt und das Sprechergremium außerdem einen "Tag der Begegnung" in der Hessen-Homburg-Kaserne geplant. alu
REICHELSHEIM. In Zukunft dürfen Reichelsheimer Kinder, auch wenn sie die Erlaubnis ihrer Eltern dazu haben, nicht mehr allein vom Kindergarten nach Hause gehen. Die Stadtverordneten beschlossen am Dienstag abend, daß die Verantwortung der Erzieherinnen für die Kinder erst endet, wenn sie sie abholberechtigten Personen übergeben haben, die mindestens vierzehn Jahre alt sein müssen. Bisher konnten die Kindergärtnerinnen nicht mehr für ihre Schützlinge verantwortlich gemacht werden, wenn diese nach dem Kindergarten das Gelände verlassen hatten.
Außerdem beschlossen die Stadtverordneten, daß in Zukunft das Alter der Kinder über die Aufnahme in den Kindergarten entscheidet. Bisher war das Datum der Anmeldung ausschlaggebend, was dazu geführt hatte, daß einige besonders Pfiffige ihre Kinder bereits kurz nach der Geburt angemeldet hatten.
Über den Neubau des Kindergartens in Reichelsheim und den Umbau in Beienheim werden sich die Stadtverordneten in zwei Anhörungen informieren, in denen die Architekten ihre Entwürfe für die beiden Kindergärten vorstellen werden. Bevor die Parlamentarier endgültig entscheiden, welcher Entwurf in die Tat umgesetzt werden wird, soll das Projekt nochmals in den Ausschüssen diskutiert werden. skl
Der Gesundheitszustand der Kinder, die im Ortsbezirk 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) leben, ist alarmierend: Über 25 Prozent der Sechsjährigen sind mit dem Tuberkelerreger infiziert, einem Virus, der die gefährliche Tuberkulose auslösen kann. In der jüngsten Sitzung des zuständigen Ortsbeirates 1 stellte Holger Meireis, Jugendarzt beim Stadtgesundheitsamt, die Ergebnisse einer dreijährigen Untersuchung vor.
Anhand der Studie - von 1988 bis 1990 waren 16 400 Kinder, die in Frankfurt eingeschult wurden, untersucht worden - machte Meireis deutlich, daß vor allem im Bereich des Ortsbeirates 1 die Beteiligung der Kinder an Vorsorgeuntersuchungen und wichtigen Schutzimpfungen "extrem schlecht" sei: Mehr als die Hälfte aller Kinder im schulpflichtigen Alter hatten keine (zumindest keine nachweisbare) oder nur unvollständige Schutzimpfungen erhalten. Vor allem "Migranten und Gruppen der sozialen Grundschicht" würden nur eingeschränkt von dem Präventionsprogramm Gebrauch machen, so Meireis.
Einer der Erreger, der aufgrund mangelnder Vorsorge auftreten kann, ist der Tuberkelvirus. Dabei, so betonte Meireis, bricht Tuberkulose nur selten sofort aus - der Erreger könne bis zu zehn Jahren im Körper "ruhen", bevor die Krankheit akut werde. Durchschnittlich hätten sich neun Prozent der Frankfurter Kinder, die nicht gegen Tuberkulose geimpft worden waren, angesteckt.
Im Ortsbezirk 1 hingegen liegen die Zahlen der infizierten Sechsjährigen bei zwölf und 13 Prozent in der Innenstadt und im Gutleut, in der Altstadt ist ein Fünftel der Kinder infiziert, im Bahnhofsviertel sind es sogar mehr als ein Viertel aller schulpflichtigen Kinder.
"Konsequenzen" forderten Grüne und CDU im Ortsbeirat. Man müsse jetzt an die verantwortlichen Politiker herantreten, um mehr Geld für zusätzliche Beratungsstellen sowie mehr Personal einzufordern. Sie verabschiedeten mehrheitlich einen Antrag für eine Anhörung, zu der unter anderem Gesundheitsdezernentin Margarete Nimsch (Grüne) sowie Lehrer und betroffene Eltern eingeladen werden sollen. rea
Herrn Anton Gralki, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Frau Hildegart Gruner, Groß-Karben, zum 74. Geburtstag.
Frau Christine Koch, Petterweil, zum 84. Geburtstag.
Frau Erika Rehbein, Petterweil, zum 71. Geburtstag.
Benefiz-Spektakel auf dem Messegelände am heutigen Samstag soll die Erweiterung der Kinderklinik voranbringen Eine Million Mark für kranke Kinder Auf der Infektionsstation im Slalom an den Betten vorbei Von unserem Redaktionsmitglied Claudia Michels Es darf nicht, es muß gefeiert werden. Gerade, weil es wenig zu feiern gibt: Es gilt, in der Universitäts-Kinderklinik endlich rundum "die Voraussetzungen zu schaffen, daß die Schwester ein Kind auch mal in den Arm nehmen kann" (so Initiator Dieter W. F. Hofmann). So ruft die Kinderhilfe-Stiftung für den heutigen Samstag zu einem Benefiz-Spektakel auf das Messegelände. Ist der "phantastische Kindertraum" dieses Festes verklungen, geht es mit Hilfe des Erlöses an die Wirklichkeit: Nach dreißig Jahren Hoffen, Planen und Verwerfen ist an der Kinderklinik die Zeit reif für den zweiten Erweiterungsbau: "Wir nehmen es nicht mehr hin", sagt der Geschäftsführende Direktor, Professor Dietrich Hofmann, "unter diesen Bedingungen arbeiten zu müssen." Ein Altbau von 1908, ein sogenannter Neubau von 1952, eine Hochhaus-Etage, drei Baracken aus den Jahren 1929, 1946 und 1950 - dazwischen Hunderte Meter Asphaltstrecke: das ist das "Zentrum der Kinderheilkunde der Johann Wolfgang Goethe-Universität". Teil des seit Jahrzehnten sprichwörtlich maroden Klinikums; "mies", wie es unter den ärztlichen Kollegen heißt, "wie keine andere hessische Universitätsklinik". Ein Großbetrieb mit einigen tausend Mitarbeitern und einem Haushalt von einer halben Milliarde Mark, an dem auch der Wissenschaftsrat in einem Gutachten die "bauliche Zersplitterung" wie die "gravierenden Funktionsbeeinträchtigungen und räumlichen Defizite mit nachteiligen Folgen für Forschung, Lehre und Krankenversorgung" beklagt.
Die Kinderklinik: Täglich kann man Eltern ihre fiebernden Kinder zwischen den insgesamt sechs Gebäuden hin- und herschleppen sehen. Von der Pforte gut 300 Meter zur Pfortenschwester im Haus 32, von der Pfortenschwester eine gleich lange Strecke rüber zur glühend heißen Baracke der Kinder-Poliklinik - und wieder zurück, denn nun soll erst einmal geröntgt werden. Nach dem Röntgen in Haus 32 erneut auf dieselbe Distanz: Nur der Arzt in der Poliklinik kann die Behandlung verordnen. Allerdings muß man noch Laborwerte nehmen: 50 Meter weiter zu Haus 18. Und wieder kehrt. Wird letztendlich in der Poliklinik für stationäre Aufnahme entschieden: Weiter zu Haus 32.
Haus 32, Infektionsstation: Slalom durch den Gang, der durch Betten zugestellt ist. Damit die Schwester, die eines davon reinigt, sich bücken kann, muß der Vater aufstehen, der mal einen Moment vor der Tür des Krankenzimmers in sich versunken ist. Unterdessen rührt gegenüber ein anderer Vater in der zur Wohnküche umgebauten Teeküche eine Suppe an. Alle, Besucher, Patienten und Personal, benutzen eine einzige Toilette. Betten, Betten: Die Balkons sind mit den Klappliegen blockiert, die die Eltern für die Nacht neben ihre kranken Kinder schieben. Weil es weder Stau- noch Aufenthaltsraum gibt, versammeln sich die Studenten gleich am Eingang im Bettenlager, das einmal ein Flur war.
Und, und, und. Ein Glück, daß Ende des Monats die oft kaum 1000 Gramm schweren Frühgeborenen aus der Baracke des Jahrgangs 1946 gebracht werden können; ihr angestammtes Gebäude ist nämlich in Teilen baufällig. Ebenso wird endlich den vielen todernsten, kahlköpfigen Augenwesen von der Kinder-Krebsstation ein menschenwürdiges Quartier gegeben: Für 24 Millionen Mark ist in den vergangenen vier Jahren an den sogenannten Neubau (Haus 32) ein ebenfalls viergeschossiger Flügel, der erste Erweiterungsbau, angesetzt worden.
"Losgetreten", sagt Professor Hofmann, "mit 300 000 Mark der Kinderhilfe-Stiftung." Die nämlich, inzwischen zehn Jahre alt, pflegt sich zum Erfolg eines Tricks zu bedienen: Man nimmt auf Antrag der Krankenhäuser, Kindergärten oder Schulen ein bestimmtes Vorhaben in den Blick und lockt den Träger mit einer ansehnlichen Spende - "unter der Bedingung", so Stiftungs-Manager Dieter Hofmann, "daß der den Rest gibt." Der Stiftungseinsatz lag bei 300 000 - da hat das Land 23,7 Millionen Mark dazugelegt. Entscheidend für solch plötzliche Investitionsbereitschaft, so die einhellige Sicht in der Ärzteschaft, sei das psychologische Moment: "Es ist nicht die Summe Geldes", konstatiert Wolfgang Evert von der Kinderklinik im Offenbacher Stadtkrankenhaus, "es ist die Menge an Leuten, die dahintersteht."
Auf diesem Weg haben neben Uni-Kinderklinik und Offenbacher Stadtkrankenhaus auch das Clementine-Kinderhospital profitiert. "Ohne die Stiftung", so Evert, dem eine Kinderhilfe-Spende von ebenfalls 300 000 Mark zu einer Bewilligung von 17,5 Millionen Mark Umbaukosten verholfen hat, "wäre noch nichts erfolgt." Verständlich: Auch Chefarzt Professor Jürgen Dippel im Clementine-Hospital, bisher nur Nutznießer von Spenden für einzelne Geräte, ließe sich "gern mehr von der Stiftung an die Brust nehmen". Wie viele andere - jeden Monat erreicht die 270 Stiftungsmitglieder ein dickes Antragspaket. Politiker nämlich, sagt Offenbachs Kinder-Chefarzt Evert, "haben wohl eher keine Kinder in dem Alter". Will sagen: In den zurückliegenden Jahrzehnten standen die Kinderkliniken auf den Prioritätenlisten der öffentlichen Hände "immer sehr weit hinten" (Professor Hofmann, Uni-Klinik). Dort, wo im Investitionskatalog des Landes Hessen derzeit der "Bauabschnitt II" für die Uni-Kinderklinik vermerkt ist: erste Mittel 1996, "weiterer Vorbehalt 1997 ff.". Eine Kennzeichnung, die in den Augen der Klinikleitung stark "nach Jahr 2000" aussieht.
Zu spät für die 50 Ärzte, 170 Schwestern und 164 Patienten - zumal, wie es der Professor an die Adresse der Kinderhilfestiftung niedergeschrieben hat, "immer mehr schwerkranke Kinder sich in Behandl ng befinden". Die Aids-Kinder, die Kleinen von der Krebs-Tagesstation, die von Geburt an Zucker- oder Nierenkranken, "können nicht in den Baracken bleiben", ebensowenig die Poliklinik (Haus 20) so weit weg vom Geschehen. Und schon gar "wenn's ans Sterben geht", so Hofmann, dann doch eher "nicht in unserem Kramladen": Im zweiten Erweiterungsbau sollen auch die in ständiger Erstickungsangst lebenden Mukoviscidose-Kranken unterkommen, deren Lungenleiden mit absoluter Sicherheit tödlich ist.
Uni-Kinderklinik in Not: Eine Million Mark an Einnahmen und Spenden hoffen die von der Kinderhilfe-Stiftung am Samstag abend zusammenzählen zu können; eine Million Mark, auf die das Land Hessen geschätzte 29 Millionen drauflegen müßte. Denn die Spenden der erwarteten 60 000 Festbesucher, der Banken und Gesellschaften, der Lokale und Geschäfte, der Hotels, Rundfunkanstalten, Zeitungshäuser, Fabriken und Betriebe, der Versicherungen und Vereine werden nur ausgezahlt, wenn die Landesregierung nachzieht: "Wir bieten eine Million", so Kinderklinik-Hofmann an die Adresse des Landes, "wenn Ihr mit dem Gebäude umgehend in die Produktion geht."
Die Diedenbergener Speedway-Spione waren am Sonntag interessierte Zuschauer beim Bundesliga-Halbfinale in Norden. Während sich die erste Mannschaft aus dem Hofheimer Stadtteil bereits zusammen mit dem deutschen Meister AC Landshut für das krönende Finale am 3. Oktober im Landshuter Ellermühlen-Stadion als Bundesliga-Nordmeister qualifiziert hatte, ging es für die vier Vereine MC Norden, MSC Brokstedt, dem MSC Neubrandenburg und Favorit MC Olching um die noch beiden freien Plätze im Finale.
Erwartungsgemäß setzte sich vor 3 000 Zuschauern im Nordener Speedway-Stadion der MC Olching (41 Punkte) durch, dürfte im Finale vielleicht noch in den erwarteten Zweikampf zwischen Vizemeister Diedenbergen und Titelverteidiger Landshut eingreifen. Robert Barth mit dem Punkte-Maximum (12) war der überragende Fahrer bei den Bajuwaren. Den zweiten Platz sicherte sich überraschend Außenseiter Brokstedt mit 27 Punkten. Zur großen Enttäuschung der einheimischen Fans kam der MC Norden nur auf den undankbaren dritten Platz, verfehlte das Finale um nur einen Punkt. Eine große Enttäuschung primär für Tommy Dunker, der vor der Saison von Diedenbergen nach Norden wechselte und nun nur noch als Zaungast in Landshut dabeisein wird.
Eine gute Rolle spielte erwartungsgemäß der MSC Neubrandenburg. Die übrigen Teams aus den neuen Bundesländern blieben durch die Bank bereits in der Bundesliga-Vorrunde auf der Strecke. Und nun erwischte es auch Neubrandenburg, das punktgleich mit Norden den dritten Platz teilte.
Im Speedway-Sport behielten die Teams aus den alten Bundesländern ihre Vormachtstellung. Nun hofft man im Lager des MSC Diedenbergen auf die Meisterschaftsrevanche und einen gesunden Engländer John Davis. "Sollte Davis bis Landshut nach seinem Verletzungspech fit werden, hätten wir trotz des Heimvorteils der Landshuter eine gute Chance auf die deutsche Meisterschaft", meinte MSC-Pressesprecherin Silvia Ziller vor dem Saisonhöhepunkt. jo
HANAU. 60 Lehrlinge wagten den Schritt auf die erste Sprosse der Karriereleiter: Am 1. August begannen sie ihre Ausbildung bei der Zweigniederlassung Wolfgang der Degussa AG.
Auch über die zweite Sprosse müßten sie sich nach Meinung der Betriebsleitung keine allzu großen Sorgen machen: Nahezu allen Prüflingen, die 1992 ihre Ausbildung abgeschlossen hatten, wurde ein Arbeitsplatz angeboten.
Die neuen Lehrlinge sind in fast allen Betriebszweigen zu finden: 26 lernen einen Chemieberuf, 23 werden in technischen Berufen ausgebildet und sieben haben sich für die kaufmännische Richtung entschieden. gf
doe FRANKFURT A. M. Nach nur drei Jahren steht die italienische Liebes-Ehe des Axel Springer Verlags vor der Scheidung. Alles deutet darauf hin, daß die Verbindung des Berliner Zeitungsriesen mit der Bologneser Verlagsgruppe Monti, die von Ex-Springer-Chef Peter Tamm seinerzeit als "Idealpartner" bezeichnet worden war, im Streit auseinanderbricht. Das Bild-Haus hat seine zehnprozentige Beteiligung an der Monti-Tochter Poligrafici Editoriale deren Mehrheitseigentümer zum Rückkauf angeboten. Dies sei "völlig unabhängig" von Äußerungen des Poligrafici-Chefs Andrea Riffeser geschehen, betont eine Konzernsprecherin. Der italienische Manager hatte vorige Woche mit der Veräußerung seines zehnprozentigen Springer-Pakets - möglicherweise an den Münchener Filmgrossisten Kirch - gedroht.
Der Zwist zwischen den Partnern gründet in dem unbefriedigenden "Output" der 1989 besiegelten wechselseitigen Kapitalverflechtung. Eine schon 1990 angekündigte italienische Boulevardzeitung mit dem Titel Nuova Extra ist nie auf den Markt gekommen. Auch sonst blieb die Kooperation in der Planungsphase stekken. Der endgültige Rückzug Springers aus dem Stiefelland folgt nun der vom Vorstand im Gefolge der deutschen Einigung und sinkender Erträge beschlossenen Konzentration auf den deutschen Kernmarkt. Schon vor einem Jahr war das spanische Bild-Pendant Claro eingestellt worden.
"Große Verwunderung" haben in der Berliner Konzernzentrale Meldungen hervorgerufen, denenzufolge die Monti-Gruppe aus Enttäuschung über die fehlgeschlagene transalpine Liaison ihr Anteilspaket an Leo Kirch verkaufen will. Der Medienmogul ist bereits mit 26,1 Prozent an Springer beteiligt, jedoch nur für zehn Prozent stimmberechtigt.
Der 1989 geschlossene Vertrag sieht nach Springer-Angaben nämlich ein Vorkaufsrecht der alten Aktienbesitzer vor, falls ein Partner sich aus der Kooperation verabschiedet. Das Bild-Haus hat dementsprechend seine Poligrafici- Papiere dem Monti-Clan angedient. Umgekehrt müßten die Bologneser ihre zehn Prozent (zu einem festgelegten Preis) zunächst den Springer-Erben offerieren. Dies, heißt es bei dem Zeitungsriesen, sei bislang nicht geschehen.
Springer-Aufsichtsratschef Bernhard Servatius hat Andrea Riffeser, den Enkel des Firmenpatriarchen Attilio Monti, deshalb brieflich um eine Stellungnahme gebeten. "Wir warten noch auf die Antwort", sagt die Konzernsprecherin.
Donnerstag, 6. August 1992
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Circus Fliegenpilz, Tel. 7 07 59 47: 16 &
20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Ma-
nege; Bockenheimer Depot.
Musik
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Crossroads.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Juan "El Gitanillo".
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Anderson Piano.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 19 Uhr, Jazz-Session.
Der Gast riecht bereits draußen Hopfen und Malz
In der Tradition des Seligenstädter Brauwesens Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann SELIGENSTADT. Schon von weitem ist die goldene Krone zu erkennen, die vor der alten Fassade in der Frankfurter Straße glänzt. Das Aushängeschild am schmiedeeisernen Gestell signalisiert, daß dort der "Römische Kaiser" ist. Das Traditionslokal, das zum Anwesen der Brauerei Glaab gehört, lädt in den Sommermonaten zum Besuch des Biergartens im Innenhof ein. Die Pächter Christa und Gerhard Höflich legen Wert auf Stil. Nur vormittags gibt's zum Hefeweizen leckere Weißwurst mit süßem Senf - so wie in München, wo der Einheimische die Spezialität als zweites Frühstück ißt. Nur diese "Saupreußen" verraten sich dadurch, daß sie Weißwurst auch noch nach 12 Uhr verspeisen. Die Familie Höflich macht ihrem Namen alle Ehre: Die Gäste werden besonders höflich bedient. Das Ehepaar fühlt sich der Geschichte des Hauses verpflichtet, die vor fast 250 Jahren begann. Es war ein Ratsherr namens Johannes Ruf, der zusammen mit seiner Frau Elisabeth 1744 in der Nähe des Marktplatzes das Wirtshaus "Zum Römischen Kaiser" eröffnete. Der Gasthof wurde nach den deutschen Kaisern römischer Nation benannt. "Gar mancher von ihnen hat hier in Seligenstadt geweilt, bevor er zu seiner Ernennung nach Frankfurt weiterzog", wissen die Höflichs. Der Sohn und Erbe der Wirtsleute von einst, Johann Georg Ruf, übernahm das Geschäft 1788. Samt eigener Brauerei ging das Lokal nach dem Tode dieses Mannes auf seinen Neffen über, den Braumeister Peter Josef Weidner II., der später in Seligenstadt auch als Bürgermeister regierte.
Als Wirt und Brauer folgte sein Schwiegersohn, Michael Wissel I., dessen Junior, der ebenfalls Michael hieß, bis 1891 am Zapfhahn stand. Noch kurz vor seinem Tode äußerte er den Wunsch, "daß ich es gern sehen würde, wenn meine einzige Tochter Mariechen den bei mir tätigen Oberbrauer Ferdinand Glaab heiraten würde". Mariechen sagte "ja" - und Ferdinand machte eine gute Partie. Bereits der erste Glaab in der Familienchronik gab dem Bier, das heute noch in Seligenstadt gebraut wird, den Namen.
Nachdem die beiden Glaab-Söhne Ferdinand II. und Jakob den Betrieb ausgebaut haben, führt die achte Generation der Brauerfamilie die Geschäfte fort. Den Gasthof, der wegen seiner urigen Einrichtung über die Grenzen der Stadt hinaus beliebt ist, leiten die Höflichs. Wer an einem warmen Abend in dem Biergarten sitzt, riecht die Nähe der Braustätte. "Hopfen und Malz, Gott erhalt's", heißt es in großen Lettern auf weißem Putz. Als weitere Zutaten sind nur Wasser und Hefe erlaubt - ganz nach dem Reinheitsgebot 1516. So ist es naheliegend, daß die Wirtsleute in ihrem Gasthof "Römischer Kaiser" und draußen im Biergarten viel Wert legen auf ein gepflegtes Pils und Export aus Gerstenmalz oder auf ein prickelndes Hefeweizen.
Im Gartenlokal, das die Familie Höflich Sommergarten nennt, werden oft auf glühender Kohle Steaks gegrillt, denn wer ein frisch Gezapftes trinkt, "bekommt schnell Hunger", wie Christa Höflich meint. Das Preisniveau im Lokal ist höher als ortsüblich, aber dafür gilt der Service als besonders gut.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 2 12 - 3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do.,Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 -3 58 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags, 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstr. Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Ausstellungen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A. P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: Herta Altmann - "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmung" (bis 21. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl., 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Adresse: Frankfurter Straße 7-9, 6453 Seligenstadt, 0 61 82 / 2 22 96.
Öffnungszeit: 10 bis 14 und 17 bis 24 Uhr. Küche: 11.30 bis 14 und 18 bis 22 Uhr. Donnerstags Ruhetag.
Parken: Reichlich Platz in Hof der Brauerei. Dort können auch Fahrräder abgestellt werden.
Behinderte: Der Biergarten ist gut zu erreichen. Wer zur Toilette will, muß eine Stufe überwinden.
Angebote: In der Gartenwirt- schaft Platz für mehr als 60 Gäste. An Wochenenden wird der Bier- garten im Brauereihof vergrößert. Bei Regen Schutz im urigen Wirtshaus.
Getränke: Ein halber Liter Pils, Export, Dunkel oder Leichtes im Steinkrug 4,80 Mark; alkoholfreies Vitamalz, 0,33 Liter, 2,80 Mark; ein halber Liter helles oder dunkles Hefeweizen 4,80 Mark.
Speisen: Weißwurst mit süßem Senf und Brezel 9,80 Mark (von 10 bis 12 Uhr im Biergarten); Spezialitäten draußen vom Grill - ein Mix-Teller mit Rind- und Schweinesteaks, Dörrfleisch und Bratwurst, Kräuterbutter, Pommes Frittes, Saucen und Salat kostet beispielsweise 29,80 Mark.
Täglich preiswerte Angebote. Die reguläre Speisekarte ist umfangreich. Die Preise fangen bei unter 10 Mark an. Für manche Gerichte muß der Gast fast 40 Mark hinblättern. fin
LOTHAR KLEMM, SPD-Frakionschef im Landtag, fordert ein Nachtfahrverbot für Lastwagen auch auf der Bundesstraße 7 (Strecke Kassel-Eisenach), die nach dem Willen der rot-grünen Koalition für den Fernverkehr ausgebaut werden soll (anstelle eines Neubaus der A 44). Der Schwerverkehr auf der Ost-West-Strecke müßte dann den Umweg über die Autobahn (Bad Hersfeld) machen. Trotz des Bonner Votums für die A 44 bleibt die hessische Koalition bei ihrer Forderung nach einem schnellen Ausbau der B 7.
KREIS OFFENBACH. Das von Professor Dr. Uwe Köhler vorgelegte Gutachten aus dem Jahre 1985 zum öffentlichen Personennahverkehr im Kreis Offenbach soll ergänzt und somit auf den neuesten Stand gebracht werden. Der Kreisausschuß hat in dieser Woche ein Frankfurter Fachbüro beauftragt, das Werk fortzuschreiben. Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann sagte, der Kreis habe bereits dafür gesorgt, daß die Vorschläge des Professors bei den Plänen der Rhein- Main-Verkehrsverbund-Vorbereitungs- GmbH (RMV) berücksichtigt würden. Kaufmann: "Sie werden damit in das zukünftige Verbundnetz problemlos hineinpassen." Und: "Im Rahmen der Studie werden wir außerdem zusammen mit dem RMV eine Pilotmaßnahme zum kreisweiten Einsatz von flexiblen Bedienungsweisen - wie etwa dem Rufbus- oder Anruf-Sammel-Taxi-Betrieb - entwickeln." Zusammen mit RMV-Geschäftsführer Volker Sparmann sei diese modellhafte Zusammenarbeit vereinbart worden.
Die Kosten für die Fortschreibung der Studie betragen etwa 117 000 Mark und werden je zur Hälfte vom Kreis Offenbach und der Verkehrsgemeinschaft für Kreis und Stadt Offenbach einerseits und dem Umlandverband Frankfurt andererseits getragen.
Die Verkehrsgemeinschaft soll dafür garantieren, daß die Planungen des Kreises und der Städte und Gemeinden im öffentlichen Personennahverkehr koordiniert werden. So wurde mit der Stadt Rodgau vereinbart, "daß das dortige Konzept zur Änderung der Linienführung der Buskreisquerverbindung im Bereich Jügesheim sowie die zukünftige Funktion des Rodgaubusses für den überörtlichen Schülerverkehr in gegenseitiger Abstimmung überarbeitet wird", so Kaufmann.
Ferner wird mit der Stadt Mühlheim verhandelt - "in der Frage der zukünftigen Bedienung durch die Buslinien 20, 121 und 122". Das Frankfurter Fachbüro wird nochmals die gesamten Verkehrsstrukturen im Kreisgebiet untersuchen und die Unterschiede zur alten Studie von 1985 aufzeigen. Es sollen konkrete Vorschläge gemacht werden, den öffentlichen Personennahverkehr zu verbessern. Außerdem sollen Aussagen über die Kosten gemacht werden. "Dies ist ein Aspekt, auf den der Kreisausschuß angesichts der möglichen Übernahme von Anteilen der heutigen Busse der Bundesbahn und der damit verbundenen Defizitabdeckung besonders Wert legt", sagte Kaufmann.
Unklar bleibt jedoch die Frage, ob ein sogenannter "Bus-Stop-auf-Zuruf"-Service eingeführt werden kann. Zwar habe das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, sagt der Kreisbeigeordnete, doch das ganze sei ein Problem der Versicherung. In der Versammlung der Verkehrsgemeinschaft sei über das Thema gesprochen worden. Ein RP-Vertreter hatte laut Kaufmann auf den nur geringen Spielraum beim Personenbeförderungsrecht hingewiesen. Beim nächsten Treffen am 19. August in Mühlheim wird ein RP- Fachmann die Problematik nochmals ausführlich erläutern. Bei der gültigen Rechtslage ist der Busfahrer außerhalb von gesicherten Haltestellen verantwortlich, wenn es zu Unfällen kommt. fin
OFFENBACH. Das brutale Trio, das vor einer Woche einen 52jährigen am "Nassen Dreieck" niedergeschlagen, getreten und schließlich in den Hainbach gestoßen hatte, ist gefaßt. Wie die Polizei gestern mitteilte, führten Hinweise von Bürgern auf die Spur eines 20jährigen und seiner zwei Mittäter.
Die drei Männer hatten ihr Opfer grundlos angegriffen. Der 20jährige war dabei der brutalste Schläger.
Bei der Vernehmung räumte das Trio ein, daß dort am "Nassen Dreieck" möglicherweise was passiert sei. Aber: "Wir können uns an nichts erinnern, weil wir Alkohol getrunken hatten." hf
STADT UND KREIS OFFENBACH. Seit fünf Jahren gibt es Frauenbeauftragte in Stadt und Kreis. Deshalb wurde gestern im Offenbacher Rathaus Bilanz gezogen und in die Zukunft geblickt. "Sie sehen hier die versammelte Frauenpower", sagte Ilona Hakert, Frauenbeauftragte der Stadt Offenbach, und wies auf ihre Kolleginnen: die Kreisfrauenbeauftragte Mechthild Fürst- Diery, die Dietzenbacherin Ute Beuster, die Mühlheimerin Doris Globig, die Neu-Isenburgerin Gabriele Loepthien, die Dreieicherin Karin Siegmann. Dazu gehört auch noch die Langenerin Annerose Gebhardt, aber sie ist zur Zeit in Mutterschaftsurlaub.
Die Frauenbeauftragten haben kooperativ zusammengearbeit und für mehr Chancengleichheit der Frauen gekämpft. Weil nach der novellierten Hessischen Gemeindeordnung (HGO) die Kommunen verpflichtet sind, in Zukunft Büros von Frauenbeauftragten einzurichten und Frauenförderpläne aufzustellen, erwarten die glorreichen Sieben, daß sie nun auch bald in Seligenstadt, Rodgau, Rödermark, Heusenstamm, Obertshausen und Egelsbach Kolleginnen bekommen.
In regelmäßiger Zusammenarbeit untereinander und auch mit den Arbeitskreisen der Landesfrauenbeauftragten befaßten sich die sieben in den zürückliegenden Jahren vornehmlich mit den Schwerpunkthemen: Gewalt gegen Frauen, frauen- und familienfreundliche Stadtplanung, Vereinbarkeit von Ehe und Beruf, allgemeine Lebenssituation der Frauen. Sie entwickelten Informationsbroschüren und Grundsatzprogramme, organisierten Gesprächskreise und Frauenfeste. Zur Zeit ist ein Ratgeber über Trennung und Scheidung in Arbeit.
Seit gestern abend ist zudem im Heusenstammer Postbildungszentrum, Jahnstraße, eine Ausstellung "Haushalts(t)räume" über die historische Entwicklung der Hausarbeit zu sehen. Jeden Mittwochabend gibt es dort Vorträge und Diskussionen über hausarbeitsnahe und über Pflege- und Versorgungsberufe. Im Oktober findet bei der Arbeiterwohlfahrt im Offenbacher Hainbachtal ein fünftägiger Bildungsurlaub über "weibliche Lebensentwürfe" statt. Auf ausdrücklichen Wunsch der Frauen dürfen und sollen daran auch Männer teilnehmen.
Einen großen Teil der Arbeit nimmt bei den Frauenbeauftragten die ganz persönliche und individuelle Beratung ein und das direkte Engagement in den Verwaltungen und Betrieben gegen jegliche versteckte und offene Diskriminierung von Frauen. Da muß beispielsweise einem Arbeitgeber klargemacht werden, daß er einer 19jährige Mitarbeiterin nicht kündigen kann, nur weil sie schwanger geworden ist.
Ilona Hakert betont: "Wir sind trotzdem keine Jammerstelle. Wir verstehen uns als Dienstleistung der Kommunen für die Bürgerinnen und als Vermittlerinnen zwischen Bürgerinnen, den Ämtern, den Magistraten und Stadtparlamenten."
Welcher Bürgermeister ist der größte Chauvi? Übereinstimmend wehren die Frauenbeauftragten ab: "Bei uns im Rathaus gibt es keine Chauvis mehr. Die Männer sind einsichtiger, verständnisvoller und klüger geworden."
Die Frauenbeauftragten haben einen Stimmungsumschwung erreicht, beispielsweise auch durch die Quotenregelung. "Frauen müssen nicht mehr beweisen, daß sie genau so gut sind wie die Männer", sagt Ilona Hakert, "das gilt mittlerweile als selbstverständlich."
Die Frauenbeauftragten wollen die Frauen jetzt ermuntern, sich mehr im öffentlichen Leben zu engagieren. Dazu gehört auch eine Postkarten-Kampagne zur Grundgesetzänderung. Seit Anfang des Jahres berät in Bonn eine Verfassungskommission über die Novellierung des Grundgesetzes.
Die Frauenbeauftragten wollen erreichen, daß die Gleichberechtigung von Frauen und Männern schriftlich garantierter Verfassungsgrundsatz wird. Dafür soll am 24. September in Bonn demonstriert werden. Die Frauenbeauftragten suchen noch Mitstreiterinnen. lz
MAIN-KINZIG-KREIS. Nachdem es monatelang ruhig - im Wortsinn - um den US-Hubschrauberstützpunkt Landendiebach geworden war, schalten sich inzwischen immer mehr Politiker in die Debatte um die erschrekkende Zunahme der Tief- und Übungsflüge ein. Harsche Kritik wird dabei nicht nur an der Ignoranz der US- Armee gegenüber der Bevölkerung, sondern auch am bundesdeutschen Verteidigungsministerium geübt, das den Amerikanern jetzt auf Antrag gestattete, bis nachts um halb drei über die Orte zu dröhnen. Während in früheren Jahren fast ausschließlich Vertreter von SPD und Grünen sowie Bürgerinitiativen und Friedensbewegung protestierten, gesellten sich diesmal auch Christdemokraten zu den Kritikern. Der CDU-Landtagsabgeordnete Walter Korn macht den lärmgeplagten Menschen in der Region sogar Hoffnung, aufgrund seiner "Intervention" werde in den nächsten zwei Wochen mit positiven Konsequenzen zu rechnen sein.
Die SPD im Main-Kinzig-Kreis bot am Dienstag bei einer Pressekonferenz beinahe alles auf, was in der Region Rang und Namen hat, vom Bundestagsabgeordneten Reuter, über den Landesparlamentarier Battenhausen bis zu den Bürgermeistern von Erlensee und Neuberg, Heller und Hofmann. Rede und Antwort stand außerdem Hans Pippert für die Staatskanzlei.
Die Sozialdemokraten machten klar, daß es ihr erstes Ziel ist, den Flugplatz im Ballungsgebiet ein für allemal dicht zu machen. Bis dahin, so wissen alle Beteiligten, kann es aber noch lange dauern. Deshalb fordern sie für die Zwischenzeit verbindliche Regelungen, das heißt Einhaltung von Mittagszeiten und Flugverbot nach 22 Uhr, außerdem an Sonn- und Feiertagen.
Bürgermeister Heller demonstrierte anhand von Schriftstücken, daß sich die Army in früheren Jahren verpflichtet hat, Beschränkungen in Kauf zu nehmen. Jetzt allerdings poche sie darauf, bis tief in die Nacht zu fliegen. Begründet werde die Ausweitung des Betriebs damit, andernfalls könnten die Pflichtflugstunden nicht absolviert werden.
Heller empfindet diese Argumentation allerdings als höchst irrational. Sie werde von den Amerikanern selbst ad absurdum geführt; denn an manchen Tagen dröhnten die Maschinen Tag und Nacht ohne Unterlaß, an anderen aber sei nach 18 Uhr kein Rotorblatt mehr zu hören.
Der Erste Beigeordnete Heinz Schäfer zur Situation: "Das war nicht mal im Zweiten Weltkrieg bei der Luftwaffe so schlimm wie jetzt im Frieden, obwohl der Flugplatz schon damals bedeutend war. Das Verhältnis zu den Amerikanern klappt auch im persönlichen Bereich nicht mehr." Neubergs Bürgermeister Uwe Hofmann: "Die fliegen auch bei uns zu allen Zeiten direkt über der Ortslage. Bisher war ich immer in dem Glauben, das sind bösartige Piloten, die entgegen ihrer Weisung handeln. Jetzt weiß ich es besser." Auch Hofmann beklagt, daß sich die US-Amerikaner keinen Deut mehr um die deutschen Interessen scheren. So seien die Abstände zwischen den Sitzungen des Exekutivausschusses, in dem sich deutsche und Army-Vertreter abstimmen sollen, immer größer geworden.
Die SPD will daher auf allen politischen Ebenen aktiv werden. Ernst Reuter wird versuchen, eine fraktionsübergreifende Initiative in Bonn zu starten, damit eine Regelung des militärischen Flugverkehrs in das Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut aufgenommen wird. Dazu Ronald Battenhausen: "Der Schießbetrieb etwa in Widlflecken wird minutiös geregelt. Warum soll das nicht bei den Hubschraubern möglich sein?"
Unterstützt werden soll das Reutersche Unterfangen, der dabei auch auf die Mithilfe seines Abgeordnetenkollegen Richard Bayha (CDU) hofft, durch eine von Hessen gestartete Initiative im Bundesrat. Außerdem wird das Thema Erlensee obenan auf der Themenliste eines Gesprächs zwischen dem Ministerpräsidenten Hans Eichel und der US-Armeeführung in den nächsten Wochen stehen.
Das Fernziel, die Schließung oder Verlagerung des Fliegerhorstes, sehen die Beteiligten allerdings in weiter Ferne. So wurden die Gespräche mit dem Land Rheinland-Pfalz für einen Umzug mittlerweile aufgegeben. Einerseits wollten die nur pflegeleichte Truppen, die keinen Lärm machen. Andererseits hat die Army die Zahlung der Verlegungskosten verlangt. Die lägen aber, so Hans Pippert, bei rund hundert Millionen Mark und seien vom Land Hessen nicht zu leisten.
Die Sozialdemokraten machten klar, daß nur mit einer anderen Bundesregierung der notwendige Druck gegenüber den Amerikanern erzeugt werden könne. Wie devot die jetzige Koalition sich verhält, zeige nicht nur die jetzt bekanntgewordene Ausnahmegenehmigung. Manfred Heller berichtet dazu, daß die Amerikaner zwei Baumaßnahmen im Umfang von mehreren Millionen Mark für den Fliegerhorst beantragten. Die Vorhaben wurden von der Gemeinde abgelehnt. Dafür erhielt sie nicht nur einen Rüffel vom Staatsbauamt, sondern auch den lapidaren Hinweis, der Bund habe das Projekt bereits genehmigt . . .
In einer Presseerklärung haben sich Bruchköbels Bürgermeister Irmen, der CDU-Vorsitzende Dziony und der Landtagsabgeordnete Korn gegen die Lärmvermehrung ausgesprochen, nachdem sie bei ihrem Grillfest am vergangenen Sonntag bis nachts um 2 Uhr Anschauungsunterricht amerikanischer Umtriebe erhalten hatten. Dabei sorgen sich die CDU-Politiker nicht nur um die Anwohner, sondern auch um das deutsch-amerikanische Freundschaftsverhältnis, das dadurch unnötig belastet werde.
Walter Korn hat sich inzwischen bei der Fliegerhorst-Kommandantur beschwert und erhielt die Mitteilung, es fänden derzeit "Meetings" zu den eingegangenen Beschwerden statt. Der Poliker versichert, am Ball zu bleiben, bis der Lärmumfang verringert und Flugzeiten wieder eingeschränkt würden. Auch Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) hat in Bonn gegen die Erlaubnis für den erweiterten Flugbetrieb protestiert und monierte, daß weder örtliche Behörden noch die Landesregierung von der Ausnahmegenehmigung informiert worden seien. (Siehe auch "Im Wortlaut")
KRIFTEL. "Wir werden mit Anträgen erschlagen", kommentiert Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) den Dauerstreit um die fehlenden Kindergartenplätze. Nachdem die FWG den Bau eines vierten Kindergartens gefordert hat, nehmen sich auch die anderen Fraktionen des Themas an. Wie berichtet, haben 20 Dreijährige keinen Kita-Platz bekommen. Anlaß zur politisch-pädagogischen Grundsatzdebatte zwischen Eltern, Erzieherinnen und Parteien.
Alle Anträge rund um die Kitas werden bei der Gemeindevertretersitzung am Donnerstag, 13. August, diskutiert. Sie beginnt um 20 Uhr. Bis dahin hat auch eine Delegation des Landesjugendamtes den Kindergarten Bleichstraße besichtigt, um über die Zulassung einer fünften Gruppe zu entscheiden. Es ist jedoch nicht die ausstehende Interimslösung, die die Gemeindevertreter beschäftigt. Es geht ums Grundsätzliche. Und daher ähneln die Forderungen von SPD und Grünen denen der FWG: Sie beantragen die schnelle Planung eines vierten Kindergartens. Während es die Grünen knapp bei der Forderung nach dem Kita-Neubau belassen, geht die SPD mehr ins Detail. Sie denkt an einen Kindergarten, der von der Kommune getragen wird. In ihm sollen "neben zusätzlichen Kindergartengruppen auch Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren geschaffen werden". Rüdiger Wesp: "So weit man zurückblikken kann, leben Gemeindevorstand und CDU-Mehrheitsfraktion in Sachen Kinder- und Schulkinderpolitik von der Hand in den Mund." Er wünscht sich langfristige Planung statt "Stückelei".
Eine neue Kita zu fordern - das hieße für die CDU, eigene Beschlüsse in Frage zu stellen. Aber auch sie beteiligt sich am Antragsreigen. Sie plant ein Kinderhaus, in dem "die Betreuung von Kleinkindern bis Kindergartenkindern in festen und freien Gruppen" angeboten werde. Bei der Finanzierung schließt sie sich einer FWG-Idee an: Betriebe könnten einen Teil der Kosten übernehmen. pms
OBER-MÖRLEN. Mit der Erweiterung der Usatalhalle wird sich die Gemeindevertretung am kommenden Montag um 20 Uhr im Rittersaal des Schlosses befassen.
Der Bauausschuß empfiehlt den Umbau der bestehenden Halle in eine funktionsfähige Sporthalle und einen Anbau an der Südseite mit multifunktionalem Bühnensaal, Gaststätte mit Nebenräumen, Seniorentagesstätte und Jugendzentrum. Geprüft werden soll nach dem Willen des Bauausschusses, ob durch ein Hotel und eventuell eine Kegelbahn die Wirtschaftlichkeit des Komplexes erhöht werden kann.
Die Erweiterung des Parkplatzes Elisabethstraße/Sandgasse, der Bau des neuen Kindergartens und die Erhöhung der Wassergebühren sind weitere Themen. Außerdem muß das Parlament über den Ankauf von Bildern des Ober-Mörler Künstlers Klaus Roth für 10 000 Mark zur Ausstattung des Trauzimmers entscheiden, weil Roth selbst Mitglied des Gemeindeparlamentes ist.
Paragraph 77 Absatz 2 der Hessischen Gemeindeordnung schreibt vor, daß Verträge mit Gemeindevertretern vom Parlament genehmigt werden müssen. ieb
Es ist heiß dieser Tage in Berlin. Da fällt das Arbeiten schwer. Nicht nur in den Redaktionsstuben, sondern auch bei der Treuhand. In der Leipziger Straße geht es ohnehin ständig heiß her. Muß das Haus Breuel doch regelmäßig für alles den Kopf hinhalten, was in den neuen Ländern schiefläuft. Und jetzt sollen die Treuhänder auch noch daran schuld sein, daß die Sonne Jahr für Jahr unbarmherziger vom Firmament herunterknallt.
Das geht zu weit, da helfen nur offensive Pressearbeit und scharfe Dementis. Auch wenn der Planet noch so sticht. Etwas holprig zwar die Überschrift: "Treuhand ist nicht Ursache des Ozonlochs". Neugierig aber macht sie allemal. Lesen wir weiter. Aha: Es geht um ein Kühlmöbel, das ohne den Ozonkiller FCKW auskommen will. Die Firma DKK aus Sachsen hat ihn entwickelt - ein Betrieb, den die Treuhand dichtmachen will. Peinlich, peinlich. Greenpeace macht deshalb mit Anzeigen mobil: "Herr Töpfer, Sie sind dran: Der weltweit erste FCKW- freie Kühlschrank ist da, doch die Treuhand liquidiert den Hersteller. Und das Ozonloch wächst." Während das Umweltministerium eine Untersuchung des Öko-Geräts ankündigt, sind die Treuhänder tief getroffen. Hat man "den Herren von Greenpeace" doch eben erst erklärt, daß man nichts gegen umweltfreundliche Kühler hat - wenn sie wirklich sinnvoll sind. Schließlich kostet deren Herstellung den Steuerzahler ein paar Mark an Investitionen. Da muß vorher ein Gutachten her. Daß die Treuhand deshalb am Ozonloch schuld ist, hat zwar niemand behauptet. Ihre PR-Strategen dementieren es vorsorglich trotzdem: "Das sogenannte Ozonloch wurde Anfang der 80er Jahre von Wissenschaftlern entdeckt. Die Treuhand wurde durch Volkskammerbeschluß der DDR aber erst 1990 gegründet. Sie ist also nicht Verursacherin des Ozonlochs." Leidtragende aber offensichtlich allemal. wüp
HANAU. Die Beschäftigungs- und Einkommenssituation der Stadt Hanau ist nach Ansicht des Oberbürgermeisters Hans Martin überdurchschnittlich gut. Pro 1000 Einwohner stehen 620 Arbeitsplätze zur Verfügung. "Damit steht Hanau in Hessen an oberster Stelle", erklärte der Oberbürgermeister.
Allein der Dienstleistungsbereich habe von 1989 bis 1990 ein Plus von zwölf Prozent zu verzeichnen. Auch das Pro-Kopf- Einkommen liege über dem gesamthessischen Wert.
Den Vorwurf des CDU-Kreispolitikers Hans-Jörg Vogler, im tertiären Wirtschaftssektor lägen Schwächen, wies der Oberbürgermeister zurück: "Durch die hohe Zahl der industriellen Arbeitsplätze muß doch die Zahl der im tertiären Bereich Beschäftigten geringer sein. Die Wirtschaftssituation ist objektiv gesehen gut und ausgewogen." gf
rb FRANKFURT A. M., 5. August. In Deutschland sind gegenwärtig über drei Millionen Menschen, darunter mehr Frauen als Männer, arbeitslos. Diese Marke wurde bisher erst zweimal, in den Wintermonaten Januar und Februar, überschritten.
Nach der am Mittwoch in Nürnberg veröffentlichten Statistik der Bundesanstalt für Arbeit (BA) waren Ende Juli 1,83 Millionen Westdeutsche ohne Job, das sind 112 200 mehr als vor einem Monat und 134 000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,7 auf sechs Prozent. In den neuen Bundesländern nahm die Zahl der Erwerbslosen im Juli um 65 000 auf 1,19 Millionen zu. Der Anteil der Frauen kletterte auf 64 Prozent.
Die wachsenden finanziellen Engpässe der Nürnberger Anstalt machten sich erstmals in einem Rückgang der ostdeutschen Teilnehmerzahlen in beruflichen Weiterbildungskursen (um 5000) und in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (um 13 000) bemerkbar. Noch kräftiger verringerte sich die Zahl der Ost-Kurzarbeiter im Juli um 79 000 auf 337 800.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags, 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr, u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand u. Papier - Lichtobjekte".
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier.
Galerie L. A., Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr, Horst - "Platin-Prints" (bis 15. 8.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig - Malerei/ Thomas Bechinger - Zeichnung, Fotografie (bis 15. 8.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 35 78: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Peter Rösel (bis 18. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus.
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien.
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Albers, Bill, Hockney, Kokoschka, Marini, Poliakoff - Graphiken der 70er Jahre.
Kunsthandlung Karl Vonderbank, Goethestr. 11, Tel. 28 24 90: Sa., 10 bis 13 Uhr, Gerhard Messemer (bis Ende August).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie.
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Steffen Fischer (bis 12. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen.
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 58 73: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, TERK (bis 26. 9.). Ausstellungen
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A. P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: Herta Altmann - "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmung" (bis 21. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl., 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
SELIGENSTADT. Die Polizeistation der Stadt hat dem Förderverein pro interplast einen Scheck in Höhe von rund 1300 Mark gespendet. In pro interplast haben sich Ärzte zusammengeschlossen, die Kranke aus armen Ländern der Welt kostenlos operieren. Das jetzt für diese Arbeit zur Verfügung gestellte Geld ist der Erlös eines Tages der offenen Tür in der Dienstselle der Ordnungshüter. Den Scheck erhielt die Vorsitzende und Gründerin des Fördervereins pro interplast, Waltraud Huck.
Beim Besuch der Bürger in der Polizeistation haben die Beamten viel darüber erfahren, wo die Bevölkerung der Schuh drückt. In dem Kummerkasten fand die Polizei viele Mitteilungen, deren Absender sich meist mehr Sicherheit auf den Straßen wünschten. Einige Bürger beschwerten sich darüber, daß auf dem Mainuferweg dauernd Mofafahrer unterwegs seien. Gesperrte Waldwege sollten besser kontrolliert werden, denn manche Schranke sei offenbar doch kein echtes Hindernis, so die Erfahrung der Seligenstädter. aim
OFFENBACH. Insgesamt 500 Mark erbeutete ein unbekannter Mann bei einem Überfall auf den Sex-Shop am Stadthof. Wie die Polizei gestern mitteilte, hatte der Räuber am Dienstag gegen 22 Uhr den Laden betreten. Er ging zur Theke, hinter der ein 30jähriger Angestellter stand, und schlug ihm ohne Vorwarnung mit der Faust ins Gesicht. Dann forderte er, daß die Kasse geöffnet werde.
Er steckte 200 Mark ein und ließ sich noch 300 Mark aus der Wechselkasse geben.
Die Polizei beschreibt den Räuber als etwa 23 Jahre alt und 1,65 Meter groß und untersetzt. Er soll ein aufgedunsenes Gesicht und blonde Haare haben und eine Nickelbrille tragen. Hinweise an die Kripo: Telefon 069 / 80 90 - 259. hf
EGELSBACH. Das neue Müllkonzept der Gemeinde Egelsbach tritt zwar erst zum 1. Januar 1993 in Kraft. Jedoch müssen sich schon jetzt die Bürger/innen Gedanken darüber machen, wieviel Müll in Zukunft in ihren Haushalten anfallen wird. Denn von 1993 an sollen die Gebühren nach Verursacherprinzip erhoben werden: Wer viel Müll macht, zahlt auch mehr.
Wer nämlich durch gewissenhafte Abfalltrennung weniger Restmüll hat, kann auf die kleinere und billigere Tonne umsteigen. Zur Auswahl stehen Tonnen mit 80, 120, 240 und 1 100 Liter Volumen. Die Gemeinde geht davon aus, daß die meisten Egelsbacher Haushalte mit weniger als der noch weit verbreiteten 240-Liter- Tonne auskommen können. Ein Übermaß an Platz in der Tonne käme die Bürger/ innen in Zukunft schließlich teuer zu stehen.
Außerdem soll auf jedem Grundstück mindestens eine Altpapiertonne stehen. Die alten Mülltonnen können dazu mit entsprechenden Aufklebern kostenlos umgerüstet werden. Überzählige Tonnen nimmt die Gemeinde zurück.
Eine in diesen Tagen an alle Haushalte verteilte Broschüre informiert über das neue Konzept. Bis Montag, 31. August, erwartet die Gemeinde die Rückmeldungen der Bürger/innen über die von ihnen gewählte Tonnengröße und den Abfuhrrhythmus (wöchentlich, 14-tägig oder monatlich). Erläuterungen zum neuen Konzept unter den Nummern 405-144 oder 405-124: montags bis mittwochs von 8 bis 12 Uhr, donnerstags von 14.30 bis 18.30 Uhr. fra
BÜDINGEN. Weil ein Büdinger an der Kreuzung Gymnasiumstraße/Am Wilden Stein die Vorfahrt einer Wächtersbacherin nicht beachtete, kam es am Dienstag morgen laut Polizei zu einem Unfall.
Bei dem Zusammenstoß der beiden Fahrzeuge wurden die Fahrerin aus Wächtersbach und ihr mitfahrender Sohn nach Polizeiangaben leicht verletzt. An den beiden Fahrzeugen entstand ein Gesamtschaden in Höhe von 10 000 Mark. ub
"Beim Wunder" genießt es so mancher, zum Mittagessen "nicht mehr über jedes Huhn nachdenken" zu müssen Wo die Homburger für die Hamburger schmoren Täglich 400 Handwerker, Vertreter und Angestellte Von Constanze Angermann BAD HOMBURG. "So heiß ist es heute ja nicht." Der Mann, der gerade Mittagspause macht, verzehrt in Ruhe seine Schweinemedaillons. Seit Tagen Temperaturen um 30 Grad. Die Menschen leben in den Schwimmbädern, entdecken kühle Joghurts und frische Salate für sich. Doch wie durch ein Wunder tut das dem Imbiß-Wunder, dem Imbißstand in Bad Homburg keinen Abbruch. Ganz gleich, zu welcher (Mittags-)Zeit man vorfährt, auf den Holzbänken in der Saalburgstraße sitzen Kunden und verzehren die Menüs. Auch, als das FR-Mobil dort vorfuhr, war das nicht anders. "Ich geh' ja sonst nicht an einen Imbißstand", betont Peter Schäfer, der "selbst in der Gastronomie tätig ist". Aber beim Imbiß-Wunder - da sei das halt was anderes. Das könne man mit einem normalen Imbiß gar nicht vergleichen. Und wenn man, wie er, nur einmal in der Woche am Imbißstand esse, sei das auch nicht schädlich. - "Es kommt doch drauf an, in welchem Maß ich das hier betreibe", läßt sich Claudio Vorfeld hören, der "im Moment noch als Möbelverkäufer arbeitet". Als Sportler, ja, da habe er sich nach Plan ernährt. "Da mußte ich für jedes Huhn eine Woche büßen." Aber jetzt, wo er den Dreikampf aufgegeben hat, genießt er es, daß er nicht über jedes Huhn nachdenken muß und mittags eben auch einfach mal zum Imbißstand gehen kann.
"An eine normale Pommes-Bude würde ich ja auch nicht gehen!" Ludwig Prinz, der für seine Firma im ganzen Rhein-Main-Gebiet unterwegs ist, geht mittags auch schon mal zum Metzger. Aber wenn er in Bad Homburg ist, geht's in die Saalburgstraße. "Gesund gegessen wird abends bei der Frau. Da gibt's auch mal einen Salat."
Keiner, der zu einer Imbißbude geht, erwartet dort gesunde Vollwertkost. Doch genau das wäre für Michael Steinmüller die Marktlücke. "Nicht immer nur Currywurst." - "Der richtige Standplatz, so verkehrszentral, ist das Wichtigste!" Dann würde sich Leni Resch, die neben Michael Steinmüller sitzt, auch überlegen, einen Imbiß aufzumachen. Schließlich sei das schon immer ihr Traum gewesen. "Das müssen sie sich auch mal überlegen: Im ganzen Hintertaunus gibt's keinen Imbiß!"
Auch das erklärt den Zulauf zum Imbiß-Wunder. Doch andere Kriterien sind ebenfalls wichtig: Es geht schnell, die Auswahl ist groß, das ist nicht so teuer wie im Restaurant - das sind die am häufigsten genannten Gründe für den schnellen Imbiß an der Straße. Für den gilt augenscheinlich die Devise: Jeder tut's, keiner redet drüber. In Zeiten, wo viel über gesunde Ernährung geredet wird, könnte man meinen, der Imbiß sei mit einem Bann belegt. Aber es scheint eben nur so. Zum Imbiß-Wunder kommen täglich rund 400 Gäste. So schätzt es zumindest Taghi Behravan ein, der den Imbiß zu Beginn des Jahres übernommen hat. Doch selbst, wenn am Imbißstand zwar gegessen, doch wenig über Essen nachgedacht wird, ist eines in aller Munde: das Cholesterin. "Also klar, das würde ich doch nicht mehr machen: fünf Eier zum Frühstück", ist wieder Claudio Vorfeld zu hören. Jürgen Zeiler, der heute mit Ludwig Prinz unterwegs ist, hat allerdings damit überhaupt keine Probleme. "Einmal im Jahr krieg'ich 'n Rappel: Da muß ich zwei Stück Sahnetorte essen. Und dann ist erst mal wieder Ruh."
ORTENBERG. Ein Autofahrer flüchtete, nachdem sein Fahrzeug Montag nacht von der Straße abgekommen und das Fahrzeug eines Gießeners gestreift hatte. Die Polizei vermutet, daß es sich bei dem Wagen des Geflüchteten um einen roten Opel-Ascona B mit gelben Streifen handelt. skl
Wer sein Auto wegen eines Unfalls für einige Tage oder gar Wochen entbehren muß, bemüht sich oft auf die schnelle um einen Leihwagen. Ohne lange zu verhandeln, wird dann irgendein Angebot der Vermiet-Firma akzeptiert. Hauptsache, man ist bis zur Reparatur des eigenen Fahrzeuges wieder mobil.
Kunden, die ein oder zwei Tage auf Kosten der auf eine rasche Regulierung bedachten Versicherung des Unfallgegners fahren, kann es ziemlich gleichgültig sein, was der Vermieter dafür verlangt. Doch jene, die den Leihwagen selbst bezahlen müssen oder in Clinch mit einer nicht kulanten Versicherung geraten, sind zu recht empört, wenn sie feststellen, daß sie sich einen ungünstigen Tarif haben aufschwatzen lassen respektive über vorteilhaftere Angebote nicht aufgeklärt wurden. Beistand für auf diese Art übers Ohr gehauene Klienten gibt ein Urteil des Oberlandesgerichtes Koblenz (Az.: 8 U 1559/90).
In dem entschiedenen Fall hatte ein Autofahrer für die sieben Wochen, in denen sein unfallbeschädigtes Vehikel aus dem Verkehr gezogen war, bei einer Verleih-Firma ein Ersatzfahrzeug zu einem sogenannten Unfalltarif gemietet. Nach Rückgabe des Wagens bekam der Kunde jedoch spitz, daß er mit einem von dem Unternehmen ebenfalls angebotenen Langzeittarif erheblich billiger gefahren wäre: Anstatt der in Rechnung gestellten rund 7000 Mark hätte die günstigere Offerte nur etwa 3000 Mark gekostet. Der sich geneppt Fühlende blieb stur und zahlte die niedrigere Summe. Der Verleiher versuchte die Differenz von 4000 Mark vor Gericht einzuklagen und verlor.
Nach Auffassung der Richter müsse die Firma den ersichtlich an einer längeren Mietdauer interessierten Kunden über die verschiedenen Varianten informieren. Diese Aufklärungspflicht treffe einen "redlichen" Vermieter schon deshalb, da er wissen müsse, daß die Kfz-Haftpflichtversicherer die Leihwagenkosten normalerweise nur nach dem jeweils günstigsten Tarif tragen würden. Die Firma habe sich folglich "treuwidrig" verhalten, als sie zu ihrem eigenen Vorteil dem Kunden das Risiko aufbürdete, die Auslagen für das Fahrzeug nur zu einem Teil erstattet zu bekommen. Der Kunde konnte deshalb die Zahlung der höheren Summe verweigern.
Bei der vom Gericht postulierten Aufklärungspflicht darf es auch nicht auf Alter, Beruf, Bildungsstand oder Geschlecht des Klienten ankommen. Gewerbliche Autoverleiher müssen alle Kunden gleichermaßen informieren. uw
Das zweite internationale A-Jugend- Turnier um den "Rot-Weiss-Cup", veranstaltet vom hessischen Oberligisten Rot- Weiss Frankfurt, wird am Samstag, 8. August, um 11 Uhr mit der Partie zwischen Waldhof Mannheim und dem FC Dynamo Dresden angepfiffen. Pokalverteidiger ist der frischgebackene A-Jugendmeister 1. FC Kaiserslautern. Neben diesen Teams geben sich am Brentanobad am Wochenende noch die Nachwuchsmannschaften von Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg, Grasshopper Zürich, Darmstadt 98, Mainz 05, Kickers Offenbach und Rot-Weiss Frankfurt ein Stelldichein.
Was den Jungen recht ist, ist den Alten schon lange billig: Am Sonntag stehen sich ab 11.30 Uhr in einem Einlagespiel eine Auswahl Alt-Internationaler und eine Auswahl ehemaliger und aktueller Rot-Weiss-Trainer und -betreuer gegenüber. Bei den "Promis" spielen: Hansi Müller, Jürgen Grabowski, Bruno Pezzey, Bernd Hölzenbein, Bernd Nickel, Willi Lippens, Buffy Ettmayer, Karlheinz Körbel, Willi Neuberger, Friedel Lutz und Udo Böhs. In den Reihen der Rot- Weiss-Auswahl stehen unter anderem Wolfgang Solz und Wolfgang Kraus. kil
HIRZENHAIN. Die Natur- und Vogelschutzgruppe Merkenfritz veranstaltet vom 15. bis 16. August ein Zeltlager auf dem Sportplatz in Merkenfritz. Kinder können mit Einwilligung ihrer Eltern im Zeltlager übernachten. Mit Wettkampfspielen und einer Fackelwanderung wollen die Veranstalter aber auch die gesamte Bevölkerung ansprechen. Für Speisen und Getränke wird im Rahmen eines Grillfestes gesorgt. Das Zeltlager beginnt am Samstag um 14 Uhr und endet am Sonntagnachmittag. Eckart Luft nimmt unter Tel. 0 60 45 / 23 14 noch Anmeldungen entgegen. ub
Der Passant notiert es mit Wohlgefallen: Das Wahrzeichen Frankfurts zeigt wieder sein wahres Gesicht. Nach mehr als zweijähriger Verhüllung und tiefenkosmetischer Behandlung präsentiert sich der Eschenheimer Turm, wie einst von Baumeisterhand geschaffen. Wobei sich die Restauratoren eine kleine farbliche Abweichung von der Werktreue erlaubten: der Projektleiter spricht von einem Kartoffelbraun.
Es wird abgerüstet, etappenweise. Bis zu dem an der Südseite gelegenen Wehrgang des fünf Jahrhunderte alten Turms sind Gerüst und Bohlen abgetragen. Sobald auch das Halbrund des Umgangs in sieben Meter Höhe schiefergedeckt ist, wird sich der fünfhelmige Turm wieder gänzlich unverhüllt präsentieren. Freie Sicht auf das historische Mauerwerk - Zeitvorgabe des amtlichen Bauzeitenplans: der 21. August.
Ein fast schon historisches Datum: Denn Bauzeit und Kostenkalkulation hatten mehrfach revidiert werden müssen. Günter Schmitteckert, im Hochbauamt zuständiger Projektleiter, spricht von "Imponderabilien", Überraschungen, verputzt und für die Planer zunächst nicht augenscheinlich. Einst dominierender Teil der städtischen Befestigungsanlage und Symbol der Wehrhaftigkeit seiner Bürger, hatte der Turm vielfach vor der Zeit und ihrer Schnellebigkeit kapituliert. Der Unterputz der Turmfassade hatte sich vom Natursteinmauerwerk gelöst, jenes war auch nicht gerade in gutem Zustand, und Autoverkehr und U-Bahn-Bau hatten die Standfestigkeit des Turmfußes erschüttert. Noch 1989 mit 3,5 Millionen Mark veranschlagt, wird die Sanierung des Eschenheimer Turms den Stadtsäkkel nun mit 5,8 Millionen Mark belasten. Noch ist der Putz über den frisch gelegten Elektroleitungen nicht getrocknet. Noch ist das Kaminzimmer, wo einmal Mundartdichter mit leisem Räuspern anheben und protokollarische Höflichkeiten ausgetauscht werden, erfüllt von den Rufen der Bauarbeiter und den dröhnenden Verlautbarungen der Stadt. Noch liegen Werkzeug und papierene Trinkbecher dort, wo einmal das Hotelsilber für den kleinen Snack bereitgelegt und die Serviette sorgsam gefaltet werden soll.
Denn wo lange Zeit die Tauben residierten, soll der Mensch bald wieder zu Gast sein. Unter verglasten gotischen Spitzbogen, im kühlen Ambiente von Stahl und Stein. Am 12. September, darauf hat der Bauzeitenplan den künftigen Gastronomen verpflichtet, soll die Innenstadt um ein Bistro reicher sein. sar
WEHRHEIM. Wie kann auf den Wehrheimer Friedhöfen dem Umwelt- und Naturschutz Rechnung getragen werden? Das Gemeindeparlament erteilte dem Gemeindevorstand in seiner letzten Sitzung einstimmig den Auftrag, diese Frage zu beantworten und ein Konzept auszuarbeiten. Grundlage des Beschlusses ist ein Antrag der CDU.
Der CDU-Gemeindevertreter Arnold Velte nannte in der Antragsbegründung die Abfallentsorgung und die gärtnerische Gestaltung der Grünanlagen Schwerpunkte für ein künftiges Konzept. "Die Abfallentsorgung kann durch Getrenntsammlung verbessert werden. Und die Friedhöfe sollten mit ihren Denkmälern, Bäumen, Blumenrabatten und Ruhebänken parkähnlich gestaltet sein, damit sie auch als Orte der ,stillen Erholung' ihrer Funktion gerecht werden", führte Velte aus.
Außerdem soll die Gemeinde eine Informationsbroschüre herausgeben, die über eine naturnahe Gestaltung und Pflege von Gräbern Anregungen gibt. Die SPD bezeichnete ein einheitliches Konzept für die Wehrheimer Friedhöfe als "schon lange fällig". cn
Olympiaprogramm
FECHTEN, Entscheidungen Degen Mannschaft Männer (20,00 Uhr).
HANDBALL, Halbfinalspiele der Frauen, u. a. Südkorea - Deutschland (16,00 Uhr).
LEICHTATHLETIK, Entscheidungen 200 Meter Frauen (18,25 Uhr), 200 Meter Männer (18,40 Uhr), Weitsprung Männer (18,50 Uhr), 400 Meter Hürden Männer (19,00 Uhr), 100 m Hürden Frauen (20,15 Uhr), Zehnkampf Männer (21,20 Uhr).
RINGEN, Entscheidungen 48 kg, 74 kg, über 100 kg Freistil (ab 17,00 Uhr).
SYNCHRONSCHWIMMEN, Entscheidung Solo (15,00 Uhr).
TISCHTENNIS, Einzel Männer (11,00 Uhr)
WASSERBALL, Vorrunde u. a. USA - Deutschland (12,00 Uhr).
FERNSEHEN: Die ARD überträgt die Olympischen Sommerspiele live von 9,00 bis 22,30 Uhr.- Rund um die Uhr überträgt auch EUROSPORT die Sommerspiele.
HAIDI STRELETZ, SPD-Landtagsabgeordnete und Heusenstammerin, ist in den vergangenen Monaten zur Fachfrau in Sachen Regenwasser-Zisternen geworden. Anlaß war der Wunsch, sich umweltgerecht zu verhalten und für den eigenen Garten an der Kolpingstraße nicht mehr wertvolles Trinkwasser zu verschwenden. Deshalb wollte das Zahnarzt-Ehepaar Streletz eine Zisterne mit drei Kubikmeter Inhalt installieren. Die Angebote der Spezialfirmen schreckten jedoch ab: "Bis zu 10 000 Mark wurde da verlangt", ärgerte sich die Heusenstammerin. Schließlich fand sich ein preiswerter Ausweg: Sechs Plastiktonnen mit jeweils einem halben Hektoliter Inhalt wurden aufgestellt, über ein Rohr mit der Regenrinne verbunden und an eine Pumpe angeschlossen. Kosten der "Do-it-yourself-Installation": rund 3500 Mark. Zu ihrer Freude erfuhr Haidi Streletz, daß der Wasserzweckverband Zisternen mit finanziellen Zuschüssen sponsert: bei einem Mindestinhalt von drei Kubikmeter mit jeweils 100 Mark für jeden Kubikmeter. Weitere Zuschüsse, wie in anderen Kreiskommunen, gibt es in Heusenstamm allerdings nicht. hf
Nariman Point wird in Bombay auch die Goldene Meile genannt. Denn da stehen die Hochhäuser und Bürotürme, von denen aus die großen Wirtschaftsunternehmen des Landes regiert werden. Seit einigen Tagen geht es der Goldenen Meile so wie dem Rest der Zwölf- Millionen-Metropole. Sie bekommt kaum noch Wasser, gerade einmal für eine halbe Stunde am Tag. In Indiens Großstädten herrscht der Wassernotstand. Denn diese Städte sind in den letzten 20 Jahren geradezu explodiert, haben ihre Bevölkerung verdreifacht, verfünffacht, verzehnfacht. Die Wasserversorgung ist freilich auf der gleichen Kapazität geblieben wie früher. In diesem Jahr verschlimmert ein schlechter Monsun die Situation. Schon vor einigen Jahren war man drauf und dran, ganz Bombay und die Fünf-Millionen- Stadt Madras zu evakuieren, weil kein Wasser mehr da war. In diesem Jahr werden abermals die Evakuierungspläne diskutiert.
In Bombay ist man dazu übergegangen, alte Brunnen wieder instandzusetzen, aber was bringt das schon in einer Stadt, in der sechs Millionen Menschen in den Slums und zwei Millionen in den Chawls, den Fabrikruinen, die meist noch aus dem letzten Jahrhundert stammen, ohnehin keinen eigenen Wasseranschluß haben.
In dieser Stadt verbrauchen 20 Prozent der Bevölkerung 80 Prozent des Wassers. Jeden Tag veröffentlichen die Zeitungen den Wasserstand in den vier großen Reservoirs der Stadt. Gerade drei Meter Wasser kann man da noch abpumpen. Damit sind die Einwohner Bombays immerhin noch besser dran als die Städter in anderen Teilen des Landes.
Rajkot im dürren Gujarat bekommt jeden zweiten Tag 20 Minuten lang Wasser, in der Region Saurashtra mußte der Zugverkehr eingestellt werden, weil es kein Wasser mehr für die Dampflokomotiven gibt, nach Gulbarga im nördlichen Karnataka muß Wasser per Eisenbahn herangeschafft werden. Der Zug kommt einmal im Monat in diese Stadt mit einer Viertelmillion Einwohner. Schon in normalen Zeiten fehlt Bombay eine Milliarde Liter Trinkwasser am Tag, Delhi 1,1 Milliarden, die High-Tech-Stadt Bangalore hat ein tägliches Defizit von 600 Millionen Litern, Madras bekommt nur halb so viel Wasser, wie es braucht. Schon um vier Uhr morgens stehen die Frauen an den städtischen Pumpen an, um einen Topf voll Wasser zu ergattern.
Aber auch das ist eine Tatsache: 30 Prozent des Wassers gehen durch undichte oder angezapfte Leitungen verloren. In Bombay und Kalkutta vermischen sich Abwässer und Trinkwasser in dem antiquierten Leitungssystem häufig zu einer gefährlichen Brühe.
250 Liter Wasser, so die Faustregel der Vereinten Nationen, sollten pro Person zur Verfügung stehen. In den indischen Großstädten ist es nicht einmal ein Zehntel davon. Zwei Milliarden Mark sind im gerade begonnenen Acht-Jahresplan für eine Verbesserung der Trinkwasserversorgung angesetzt. Das 25fache dieser Summe wäre nötig, um allein die in dieser Zeit hinzuwachsende Bevölkerung ausreichend zu versorgen. In einigen Teilen Deutschlands ist in diesem trockenen Sommer der Wassernotstand ausgerufen worden. Zwischen der Not dort und der Not in Indien liegen freilich Welten. GABRIELE VENZKY (Neu-Delhi)
HANDBALL
Handball, Männer Gold:: Walther Lücker
Silber: Harald Stenger
Bronze: Jörg Hanau
"Die ganze Laufkundschaft fehlt. Der Ort an sich ist unheimlich", urteilte eine Sprecherin der Selbsthilfeorganisation "Huren wehren sich gemeinsam" (HWG) über den Straßenstrich an der Theodor- Heuss-Allee. Auf einer nächtlichen Pressekonferenz vor Ort forderten die HWG- Frauen, zusammen mit dem Landesverband für akzeptierende Drogenarbeit, die Stadt auf, die Vertreibung aus dem Bahnhofsgebiet zu beenden.
In der Theodor-Heuss-Allee fehle jegliche Infrastruktur, es gebe weder Kneipen, Toiletten, Notrufsäulen noch einen Taxihalteplatz - vor allem aber zuwenig Freier. So müßten die Frauen oft doppelt so lange stehen, um den gleichen Betrag einzunehmen wie im Bahnhofsviertel.
Seit Dezember 1986 habe die Stadt den Straßenstrich von einem Ort zum anderen getrieben. "Jetzt vervollständigen die Rot-Grünen die Drecksarbeit und demonstrieren, daß ihre Prostituiertenpolitik um keinen Deut menschlicher" sei als die der Christdemokraten.
Der Landesverband für akzeptierende Drogenarbeit und die HWG apellierten an die Stadt, den Straßenstrich in der Weserstraße und am Blittersdorfplatz wieder zuzulassen. Weitere Forderungen sind "ausreichender Wohnraum und Absteigen" sowie eine "kostenfreie medizinische Versorgung einschließlich Methadonvergabe".
Ein Teil der Prostituierten ist drogenabhängig. Seit dem 20. Juli ist das Ordnungsamt jede Nacht unterwegs, um zu verhindern, daß sich die Frauen an den gewohnten Plätzen anbieten. ft
Aus dem Geschäftsleben
Ausstellung: Tropentiere Vogelspinnen, Skorpione, Boas und andere bizarre Tiere der Tropen werden ab heute für zehn Tage im Nordwestzentrum krabbeln und kriechen. Die Ausstellung über "Die geheimnisvolle Welt der Tropen" beginnt in dem Einkaufszentrum am heutigen Donnerstag und ist noch bis Samstag, 15. August, zu sehen.
Ausstellungsleiter Gerd Kunstmann will seine Riesenspinnen und Giftschlangen den interessierten Besuchern gar "hautnah" vorführen. Außerdem werden die Reptilienliebhaber ihre hochgiftigen Schlangen vor den Zuschauern "melken", wie dies für Pharmazie und Medizin üblich ist.
Für die kleinen Besuchern haben die Veranstalter gar einen "Streichelzoo" mit zahmen Schlangen aufgebaut. Für Menschen, die an Schlangen- oder Spinnenphobie leiden, bieten die Aussteller ein "äußerst wirksames Anti-Angst-Training" an. mku
Auch hier ist dann nochmals die "Berufswahl" insbesondere des an die Kernstädte der Region angrenzenden Umlandes zu thematisieren, wenn es um deren Funktion auch als attraktive Naherholungsräume geht. Diese, um es in der Sprache der Kosten-Nutzen-Analytiker auszudrücken, "intangiblen" Nutzen bzw. Nutzenpotentiale werden eher einen Bedeutungszuwachs erfahren, wenn, nicht zuletzt als Konsequenz fortschreitender Tertialisierung der Zentren, der Trend zur Freizeitgesellschaft weiter anhält. Sie dann - überspitzt formuliert - als präsumptive Mülldeponien oder Trinkwasserlieferanten zu sehen, wäre ökologisch verfehlt und ökonomisch nicht rational.
Wenn im Hinblick auf die Entwicklungschancen des Rhein-Main-Gebietes häufig seine polyzentrische Struktur als vorteilhaft herausgestellt wird im Vergleich zu einem alle Ressourcen in sich aufsaugendem Monozentrum, so überzeugt diese Position nicht zuletzt deshalb, weil Monozentrie sehr oft auch mit Monostruktur einhergeht, und dies mit allen negativen Konsequenzen (Krisenanfälligkeit, mangelnde Flexibilität, soziale Probleme). Eine reißbrettartig entworfene Kunstregion mit einer Hierarchie verschiedener Zentren allein reicht indessen nicht aus. Vielmehr muß Polyzentrie auch Polymorphie entwickeln, das heißt, eine Vielzahl und Vielfältigkeit der Ausbildung von Formen ökonomischer Aktivität bewußt fördern. Dies kann sich zum Beispiel in den erwähnten unterschiedlichen "Berufen" von (Teil-)Regionen ausdrücken, es kann aber auch bedeuten, eine breite Angebotspalette an Einrichtungen der öffentlichen wie privaten Infrastruktur vorzuhalten, eine sozio-kulturelle Vielfalt als Bereicherung zu nutzen und eine ausgewogene Branchenstruktur anzustreben, in der die Produktion von Ideen, Leistungen und Gütern sich nebeneinander zu etablieren und zu behaupten vermag. Dies steht nicht im Widerspruch zur arbeitsteilig sinnvollen Spezialisierung, wenn man die Gesamtregion als organisches Gebilde begreift, in dem der Finanzplatz Frankfurt ebenso seine komparativen Vorteile ausspielen muß wie der Rheingau als Erholungsregion. In diesem Zusammenhang sei das Stichwort "Finanzplatz Frankfurt" aufgegriffen, den die Stadt, betrachtet man es rein statistisch (zum Beispiel Zahl der Banken und der dort Beschäftigten), ja durchaus verdient. Man hüte sich jedoch davor, die Rolle Frankfurts als deutschem Bank- und Börsenzentrum quasi zu extrapolieren in Richtung auf deren automatische Fixierung im europäischen Finanzmarktgefüge. Es bedarf massiver Anstrengungen, diese Rolle auch in Konkurrenz vornehmlich mit London wahrnehmen zu können. Die häufig geforderte Deregulierung des deutschen Finanzmarktes kann dabei nur ein instrumenteller Ansatzpunkt sein, der seine Ergänzung in der Etablierung neuer, attraktiver Angebote finden muß. Bei allem berechtigten Optimismus hinsichtlich der Wettbewerbschancen des Finanzplatzes Frankfurt - seine europäische Reifeprüfung steht noch aus und bedarf einer materiellen Absicherung auf verschiedenen Ebenen. Hierzu zählt eine Terrainbereinigung im gesamten regulativen "Datenkranz" ebenso wie die bewußte Hinwendung zu neuen Produkten und Handelsformen im Börsenbereich.
Anknüpfend hieran noch ein Wort zur Frage des Standortes der zukünftigen Europäischen Zentralnotenbank. Fraglos bringt Frankfurt eine Reihe von günstigen Voraussetzungen mit, um sich gute Chancen bei der Standortwahl ausrechnen zu dürfen. Man kann auch nicht übersehen, daß diese quasi institutionalisierte "Europäisierung" Frankfurts der Gesamtregion zugute käme. Das Wohl und Wehe des Finanzplatzes Frankfurt aber nahezu ausschließlich von dieser Frage abhängig zu machen, dürfte überzogen sein. Die Festigung der Wettbewerbsposition kann im Sinne etwa der vorher angedeuteten Wege nachhaltiger realisiert werden als über eine wenn auch noch so wünschenswerte Standortentscheidung einer erst im Jahre 2000 voll(?) handlungsfähigen Euro-Fed.
Vielgestaltigkeit in diesem Sinne bedeutet nämlich auch, sich nicht von wenigen Trägern der zu forcierenden Entwicklungsdynamik abhängig zu machen, sondern die (unternehmens-)kulturelle Vielfalt als Chance im regionalen Wettbewerb zu nutzen. Einheit aus Vielfalt: Dies gilt nicht nur mit Blick auf die Rhein-Main-Region selbst, sondern auch mit Blick auf alle Regionen Europas, deren "historisches Gedächtnis" die Bewahrung von Eigenständigkeiten nicht als Hemmnis vor Integration, sondern als Konstruktionselement für das "gemeinsame Dach" Europa verlangt.
Erinnern wir uns, es war kein Geringerer als Charles de Gaulle, der den Visionisten eines politisch vereinten Europas seine Idee vom "Europa der Vaterländer" entgegenhielt, eines Europas, dessen Stärke aus nationaler Eigenständigkeit und gemeinschaftlichem Handlungswillen erwächst. Die Entscheidung Dänemarks kann aus heutiger Sicht ebensowenig als Apercu am Rande gesehen werden wie die kritischen Stimmen namhafter deutscher und ausländischer Ökonomen zu den Maastrichter Beschlüssen. Gerade weil für Europa insgesamt und für alle Mitgliedsstaaten selbst viel auf dem Spiel steht, sollten kritische Stimmen nicht als überzogener Europessimismus abgetan, sondern als Aufforderung zu konstruktivem Dialog aufgefaßt werden.
Das Rhein-Main-Gebiet im Europa der Regionen, das hier umrissene Szenario läßt erkennen, wie differenziert und diffizil die Frage anzugehen ist, ob und wie die Konstellationen inter- und intraregionaler Kooperation möglichst konfliktneutral definiert zu werden vermögen. Dabei lassen sich reichlich Konfliktpotentiale erkennen, die mit Stichworten wie "urbaner Ausgleich", Stadt-Umland-Problematik, zentrale versus dezentrale Planung und so weiter hinsichtlich der wahren Dimension ihrer materiellen Bewältigungserfordernisse nur unzulänglich beschrieben sind. Insbesondere der letztgenannte Punkt der institutionellen Verortung der Planungskompetenz im Gefüge föderalistisch strukturierter Gebietskörperschaftsebenen ruft nach neuen Wegen per- spektivisch orientierter Politikgestaltung, wenn mit "regionalisierter" oder "rekommunalisierter" Regionalplanung dem Autonomieanspruch auf unterster Ebene neuer Auftrieb verliehen werden soll.
Dabei liefert die Theorie des sogenannten Fiskalföderalismus brauchbare Hinweise für eine Kompetenzverteilung gerade im Hinblick auf die Bewährung der kommunalen Autonomiespielräume. Der kommunalen Ebene sollte danach die Kompetenz für solche Aufgaben zugewiesen werden, für die eine Art "Face-to- face"-Basis zwischen Bürger und Kommune existiert, das heißt, wo eine relativ enge Bindung zwischen Anbieter und Nachfrager bei öffentlichen Leistungen sichtbar wird (zum Beispiel bei der Versorgung haushaltsnaher Infrastruktur). Eher übergeordnete Aufgaben (zum Beispiel Stabilisierung, Wachstum) sollten zentralen öffentlichen Angebotsträgern überantwortet werden. Zählt man die Bedürfnisse einer gestalterisch-substantiellen Entwicklungsplanung für eine Gesamtregion auch zu im Sinne dieser Theorie "übergeordneten" Aufgaben, dann wäre eine gewisse Zentralisierung dieser Planung (neben ihrer pragmatischen Notwendigkeit) auch theoretisch abgesichert. Angesichts des räumlich erweiterten "Bezugsfeldes Europa" wären die sozusagen national konditionierten Empfehlungen dieser Theorie den Erfordernissen einer Auseinandersetzung mit den Problemen des gesamteuropäischen Wettbewerbs im Rahmen einer gesamtregional verbindlichen Planung angepaßt.
Dieses kann, im Klartext gesprochen, dann jedoch nicht beinhalten, daß "über die Köpfe" der einzelnen Kommunen in der Region hinweg "große" Regionalpolitik gemacht wird, ebensowenig wie einzelkommunale Interessen die Formulierung und Umsetzung gemeinschaftlicher Planvorgaben behindern oder gar unmöglich machen darf. Dann aber stellt sich die Frage nach tragfähigen Mechanismen des Ausgleichs der Interessen aller Beteiligten, für die, wie bereits erwähnt, heute eine Reihe von begrüßenswerten Vorschlägen auf dem Tisch liegen. Die Rolle, die der Umlandverband Frankfurt - wenn auch regional begrenzt - in der Vergangenheit gespielt hat, könnte als Modell einer qualitativ wie quantitativ neuen Form kommunalübergreifender Kooperation aufgenommen und weiterentwickelt werden, etwa in der Form eines Regional- oder Gebietsverbandes Rhein-Main.
Wichtig erscheint es aber dabei auch, die nichtöffentlichen Planungsträger zu integrieren, das heißt konkret, auch eine Beteiligung zum Beispiel des IHK-Forums Rhein-Main anzustreben. Daß hierbei die Ländergrenzen nicht als Tabu anzusehen sein dürfen, wurde schon angesprochen. Doch auch hierzu eine Anmerkung: Gleichgültig welche Institution sich dieser Aufgabe annehmen soll - die Schaffung einer neuen Form des Interessenausgleichs nutzt nichts, wenn nicht substantiell daran gearbeitet wird.
Im Grunde genommen brauchte man schon heute dieses wie auch immer zu benennende Forum, denn die Zeit arbeitet nur für den, der sie konstruktiv nutzt und sie nicht in überflüssigen Auseinandersetzungen um die Durchsetzung von Partikularinteressen vertut. Sollten es die Chancen, die das Rhein-Main-Gebiet im Europa des gemeinsamen Marktes besitzt, nicht wert sein, über die Bündelung aller Kräfte nachzudenken, um wirklich an einem Strang ziehen zu können?
HIRZENHAIN. Die Gemeindeverwaltung weist darauf hin, daß nur noch zehn Baugrundstücke im Baugebiet "Dippertsroth" zwischen Hirzenhain und Merkenfritz zu vergeben sind. Die Grundstücke mit einer Größe zwischen 600 und 1000 Quadratmeter können von einheimischen Bauinteressenten zum Preis von 105 Mark pro Quadratmeter erworben werden. Auswärtige müssen 140 Mark zahlen.
Diese Preise gelten voraussichtlich nur noch bis zum 30. August. Informationen gibt es bei der Gemeindeverwaltung, Tel. 0 60 45/3 77, oder der Hessischen Landesgesellschaft, Asterweg 20 in Gießen, Tel. 06 41/3 30 48. ub
Unter dem Titel "Aufbrüche . . ." stehen die dritten Seniorentheatertage der Saalbau in diesem Jahr. Von Montag, 14. bis Samstag, 19. September, stellen sechs Seniorenensembles aus ganz Deutschland neue Produktionen vor. Sie sind allesamt Amateurgruppen unter professioneller Leitung. Spielstätte ist immer das Titania in der Basaltstraße 23.
Montags geht es um 15 Uhr los mit den "Alternativen" aus Hamm. Sie spielen "Es war einmal . . .": Erzähltexte der Gebrüder Grimm werden als moderne Kleinkunstform mit Diaprojektionen und Musik aufgeführt. Am nächsten Tag zur gleichen Zeit läuft "Wie Wasser bin ich hingeschüttet". Die Nürnberger Truppe "Tempo 100" präsentiert in einer musikalischen Szenencollage die schrittweise Annäherung an die eigene Vergangenheit.
Ausgehend vom Märchen "Hans im Glück" hat sich das Hamburger Theater "Blaue Stunde" mit der Frage beschäftigt, was Glück bedeutet. Sie treten am Mittwoch, 16. September, 15 Uhr, auf.
Die Frankfurter Gruppe "Mixtour" schickt Tante Milli auf Kreuzfahrt. "Tante Milli auf Nawiliwi" heißt die Produktion, die am Donnerstag, 17. September, 19.30 Uhr zu sehen sein wird.
In "Tränende Herzen" der Berliner "Spätzünder" geht es um einen mysteriösen Mordfall. Am Freitag, 18. September, ab 19.30 Uhr, darf man auf die Auflösung gespannt sein.
Den Schlußpunkt setzt das 16köpfige "Seniorentheater" aus Darmstadt mit der politischen Satire "Die Grauen Panther" am Samstag, 19. September, um 19.30 Uhr. orf
Der hessische Fußball-Oberligist VfR Bürstadt hat sich mit dem 25 Jahre alten Ex-Profi Leon Lazaro verstärkt. Der Mittelfeldspieler, der bei Kickers Offenbach, FSV Frankfurt, Fortuna Köln und zuletzt beim Südwest-Oberligisten SV Edenkoben aktiv war, soll am Sonntag gegen Rot-Weiss Frankfurt eingesetzt werden.
HANAU. Die Vorbereitungen für die Kommunalwahlen im März laufen. Am Freitag, 7. August, wählt der SPD-Ortsverein Hanau-Steinheim bei einer Mitgliederversammlung im Restaurant Pfaffenbrunnen die Kandidaten für den Kreistag, den Ortsbeirat und für die Stadtverordnetenversammlung. Beginn der Wahlveranstaltung ist um 20 Uhr. Über Perspektiven für eine sozialdemokratische Ortsteilpolitik in Steinheim referiert der Stadtverbandsvorsitzende der Hanauer SPD, Hans Heimerl. gf
HANAU. Von Alzenau nach Langenbergheim führte in der Nacht zum Mittwoch eine wilde Verfolgungsjagd zwischen einem 28 Jahre alten Autofahrer aus Offenbach und mehreren Streifenwagen. Gegen 1.30 Uhr hatte die Polizei den Mann in dem bayrischen Ort kontrollieren wollen, der daraufhin Gas gab und floh.
Mit Geschwindigkeiten von nahezu 200 km/h auf Schnellstraßen und bis zu 130 km/h in der Rückinger Ortsdurchfahrt gefährdete der Mann nicht nur die Besatzungen der verfolgenden Streifenwagen. Ende der Flucht war schließlich die Raststätte Langenbergheim.
Nach seiner Festnahme stellte sich heraus, daß der 28jährige keinen Führerschein besaß und bereits zwei Haftbefehle gegen ihn vorlagen. Auch sein 30 Jahre alter Beifahrer aus Darmstadt wurde festgenommen. az
SPD-Offerte an die CDU
HANAU. Im flächenmäßig größten Landkreis von Hessen, dem Main-Kinzig- Kreis, bahnt sich ein gutes halbes Jahr vor dem Ende der Legislaturperiode eine Zusammenarbeit zwischen SPD und CDU an. Eine entsprechende Offerte hat die SPD-Mehrheitsfraktion gestern an die oppositionellen Christdemokraten gerichtet.
Verbunden mit einem "punktuellen Zusammengehen", so der SPD-Unterbezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter, wäre eine gemeinsame Abwahl des grünen Umweltdezernenten Harald Friedrich, die Wiederwahl des Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa (SPD) und die Wahl eines hauptamtlichen CDU-Kreisdezernenten noch in diesem Jahr. Ob die CDU auf das Angebot eingehen wird, ist äußerst fraglich. Nach bisherigen Äußerungen führender Kommunalpolitiker dieser Partei kommt für die CDU ein Zusammengehen mit der SPD nicht in Frage.
Die Sozialdemokraten im Main-Kinzig- Kreis sehen sich zu diesem Angebot an die CDU gezwungen, nachdem die rot- grüne Koalition im Frühjahr dieses Jahres an der Frage der Verkehrsanbindung für eine neue Mülldeponie bei Ronneburg gescheitert war. Die SPD hatte seinerzeit gegen den Koalitionspartner und die CDU, aber mit den Stimmen der rechtsradikalen NPD, den Deponie-Beschluß im Kreistag durchgesetzt. Landrat Karl Eyerkaufer und seine Fraktion waren daraufhin sogar von führenden SPD-Landespolitikern gerüffelt worden. Dem Koalitionsbruch vorausgegangen waren ständige Querelen im Kreisausschuß zwischen Eyerkaufer und Pipa auf der einen Seite und dem Umweltdezernenten Friedrich andererseits. Der Wissenschaftler und Abfallexperte der Grünen hatte des öfteren am Kreisausschuß vorbei gehandelt.
Auch bei seinen eigenen Parteifreunden, die ihn 1989, mit viel Vorschußlorbeeren bedacht, auf den Dezernenten-Posten hievten, bekam Friedrich bald schon keinen Fuß mehr auf den Boden, weil man ihm Kungelei mit den SPD-Hauptamtlichen im Kreisausschuß vorgeworfen hatte. Im Frühjahr wurde Friedrich dann durch den Landrat seiner wichtigsten Ämter entbunden.
Seit dieser Zeit wurde er auch von den Grünen mehrfach vergeblich zum Rücktritt aufgefordert. Inzwischen haben SPD und Grüne getrennt voreinander beschlossen, zur nächsten Kreistagssitzung am 28. August Abwahlanträge zu stellen. Um Friedrich abzuwählen, bedarf es jedoch einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Und diese ist nur mit Hilfe der CDU möglich.
Vor diesem Hintergrund ist auch die SPD-Offerte an die CDU zu sehen, um die Politik wieder auf breiter Ebene nach außen darstellen zu können. Und Zufallsmehrheiten mit Hilfe der NPD, etwa bei der angestrebten Wiederwahl Pipas in diesem Herbst, kann sich die Main-Kinzig-SPD wohl nicht mehr leisten. are
HOCKEY
TURNIER der TGS Vorwärts Frankfurt (Clubhauseröffnung): Austragungsstätte: Rebstöcker Weg; Spielzeiten: Sa., ab 13 Uhr, So: ab 10 Uhr. BASEBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Frankfurt Giants - Zülpich Eagles, (So., 14 Uhr, Berkersheimer Weg, Edwards-Sportfeld).
cri FRANKFURT A. M. Der Feinpapierhersteller Zanders schreibt rote Zahlen. Im ersten Halbjahr rutschte das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mit 1,6 Millionen Mark ins Minus, nachdem in der entsprechenden Periode 1991 noch ein Plus von 35,5 Millionen Mark verbucht worden war. Das Unternehmen begründet den Abrutsch mit den gestiegenen Zellstoffpreisen, den hohen Vorlaufkosten für eine Anfang Juli in Betrieb gegangene neue Maschine sowie der abwärtsgerichteten Umsatzentwicklung. Von Januar bis Juni wurden nur 516 Millionen Mark und damit 1,5 Prozent weniger erwirtschaftet. "Notwendige Preiserhöhungen", so das Management, hätten nicht "im erforderlichen Umfang" durchgesetzt werden können.
Im Inland liefen die Geschäfte nicht mehr so flott wie im Vorjahr, als die Vereinigung die Nachfrage wesentlich angekurbelt hatte. Die "leichte konjunkturelle Erholung" im Ausland konnte die fast achtprozentige Umsatzeinbuße hierzulande nicht wettmachen. Beim Personal wurden im Vergleich zum Vorjahr 312 Stellen eingespart, so daß Ende Juni noch 3881 Männer und Frauen für den Papierhersteller in Bergisch Gladbach arbeiteten.
LINSENGERICHT. 10 000 Mark Schaden enstanden bei einem Umfall in Altenhaßlau. Verletzt wurde dabei niemand, so die Polizei. Ein Autofahrer, der von der Gelnhäuser Straße nach links auf die Geißlitzer Straße habe abbiegen wollen, hätte dabei einen Lastwagen übersehen.
Gestaltungssatzung soll Wildwuchs bei Neubauten in der Vilbeler Innenstadt eindämmen Nur die Neigung der
Dächer wird festgelegt
Opposition: Dies kann nur der erste Schritt sein
Von Jörg Muthorst BAD VILBEL. Zwischen 35 und 50 Grad soll künftig die Dachneigung von Haupt- und Nebengebäuden im Vilbeler Kernstadtbereich betragen. Das legt - bei einer Bußgeldandrohung von 100 000 Mark im Falle der Zuwiderhandlung - eine Gestaltungssatzung fest, deren Verabschiedung jetzt Haupt- und Finanzausschuß sowie der Bauausschuß in einer gemeinsamen Sitzung dem Parlament empfohlen haben (siehe FR vom 31. Juli: "Auch Magistrat will jetzt Gestaltung per Satzung"). Um wieviel Grad die regierende CDU von ihrer ehedem strikten Ablehnung solcher Satzungszwänge abgerückt ist, darüber dachten in der Diskussion die Oppositionsparteien laut nach. Für sie kann die jetzt mit den Stimmen von CDU und FDP verabschiedete Regelung nur der erste Schritt in Richtung einer umfassenden Gestaltungssatzung sein, mit der die Innenstadtentwicklung verbindlich geregelt wird. Vom Magistrat wird der Vorwurf der FDP, nach der Wahl jäh den Kurs gewechselt zu haben, zurückgewiesen. Die Abweisung der FDP-Forderung nach einer Gestaltungssatzung vor der Wahlwiederholung sei nur eine "bedingte Ablehnung" gewesen, erklärte Erster Stadtrat Klaus Minkel (CDU). Nach wie vor werde bei der Baugestaltung am Konsensprinzip, einer gütlichen Übereinkunft von Bauherrn und Stadt, festgehalten. Die jetzt auf den Dachbereich eingeschränkte Satzung sei erforderlich, weil im aktuellen Fall eines Rechtsstreits um den Bau von Flachdachgaragen nahe dem Nidda-Uferweg ein solcher Konsens nicht zu erzielen gewesen sei.
Die Satzung sei folglich als Ausnahme zu verstehen, die nicht zur Regel werden solle, so Minkel. Eine Ausnahme, die sich a a der Magistrat bereits in einer im Frühjahr gemachten Erklärung "als allerletzte Möglichkeit" vorbehalten habe. Und die der Baudezernent am liebsten auch nur auf den konkreten Garagenfall angewendet hätte.
Das Verfahren, so Minkel auf Anfrage der FR, sei in erster Instanz bereits verloren. Noch bevor es zur mündlichen Verhandlung beim Verwaltungsgerichtshof Kassel komme, solle daher die Gestaltungssatzung rechtsverbindlich sein und der Ortsbild-Verschandelung durch die Flachdach-Garagen einen Riegel vorschieben. Eine Gestaltungssatzung als juristischer Winkelzug? Da erhebt die Opposition ganz andere Ansprüche. Für sie ist der Kurswechsel der CDU ein Eingeständnis, daß sich eine vernünftige Stadtplanung allein auf der Basis individueller Absprachen nicht betreiben läßt, sondern klarer, rechtsverbindlicher Rahmenbedingungen bedarf, an denen sich Bürger und Investoren orientieren können.
SPD, FDP und auch Grüne stimmten überein, der jetzt vorgelegte Satzungsentwurf greife nicht weit genug.
Die FDP wertete es als "Salamitaktik", wenn sich der Magistrat vorbehalte, bei weiteren Bedarfsfällen, in denen Übereinkünfte mit dem Bauherrn nicht möglich seien, die Satzung durch zusätzliche Regelungen zu erweitern. Dr. Hartmut Groß: "Wir müssen den Bauherren klarmachen, woran sie hier sind." Ähnlich argumentierte die SPD. Johannes Frank: "Statt die Satzung später ständig zu erweitern, sollten wir lieber gemeinsam überlegen, was wir in der Innenstadt wollen."Von Vorurteilen im Kinderbuch Ab heute Ausstellungen, Filme und Lesungen in Lauterbach
LAUTERBACH. Das Rollenbild in der Kinder- und Jugendliteratur ist eine Veranstaltungsreihe im Rathaus betitelt, die auf diskriminierende Darstellungen weiblicher und männlicher Buchfiguren aufmerksam macht und Folgen für die Entwicklung von Kindern analysiert.
Heute wird ein Bilderbuchkino gezeigt und die Ausstellung "Märchen und Mühsal" eröffnet. Sie dokumentiert das Bild weiblicher Arbeit in der Literatur aus drei Jahrhunderten. Am Dienstag, 11. August, liest Margret Steenfatt ab 20 Uhr aus ihrem Buch "Ich, Paula", der Lebensgeschichte einer Malerin Anfang des 20. Jahrhunderts. Um Kinderbücher, Spielzeug und Spiele geht es in dem Kurzseminar "Nur für Mädchen - nur für Jungen?" am Freitag, 14. August. Anmeldungen werden unter Tel. 0 66 41 / 8 53 11 angenommen. "Märchen von klugen Mädchen und mutigen Frauen" erzählt Hannelore Marzi am Dienstag, 18. August, 14.30 Uhr, in der Stadtbücherei. ub
Gegensätzliche Meinungen über die Notwendigkeit, die Enden der Autobahnen 66 und 661 mit dem sogenannten Riederwaldtunnel zu verbinden, herrschen im Ortsbeirat 16. Die CDU sieht in dem umstrittenen Bauwerk eine Entlastung für die Verkehrswege im Frankfurter Osten. Grüne und SPD dagegen lehnen das Projekt entschieden ab, weil sie dadurch eine erheblich stärkere Verkehrsbelastung für die Region erwarten.
Sowohl für Bergen-Enkheim als auch den Riederwald werde der Tunnel "ein Segen" sein, so der Standpunkt der CDU-Fraktion. Diese Stadtteile könnten den Pendlerstrom nicht mehr verkraften. Lärm und Abgase der Autos seien dort "nicht mehr zu überbieten". "Ein einziger Parkplatz" sei der Riederwald, sagte der Vorsitzende der CDU-Ortsbeiratsfraktion, Norbert Meyer.
Auch der Stadtverordnete Gerd Riechemeier (CDU) bezeichnete die Situation als "katastrophal". Abhilfe könne nur eine Tunnelverbindung zwischen den Autobahnstümpfen in Enkheim und dem Riederwald schaffen, so die einhellige Meinung der Christdemokraten. In der jüngsten Sitzung der Stadtteilpolitiker legte die CDU-Fraktion daher einen Antrag vor, in dem sie den raschen Bau der Straße fordert. SPD und Grüne fürchten dagegen, daß auf der geplanten Verbindungstrecke künftig erheblich mehr Autos durch Enkheim und den Riederwald rollen werden als bisher. Von bisher 13 000 werde sich die Zahl der Fahrzeuge dann auf 90 000 erhöhen. Die Stadtteilpolitiker stützen sich dabei auf eine Prognose des hessischen Straßenbauamtes.
"Wer Verkehr sät, wird Verkehr ernten", prohezeite Thomas Hellmeck (Grüne). Der Ökopolitiker sieht die betroffenen Stadtteile vor allem durch den Fernverkehr bedroht. Der werde, sollte der Tunnel erst einmal gebaut sein, die "staugefährdeten Strecken" Frankfurter und Offenbacher Kreuz auf der neuen Verbindungsstraße umfahren. Die zusätzliche Schadstoffbelastung, die der "Riederwaldtunnel" mit sich bringen werde, sei bereits geschätzt worden, sagte Hellmeck. Danach müsse mit einem um über 50 Prozent erhöhten Stickstoffausstoß gerechnet werden.
Der Antrag der Grünen, die Auswirkungen des Tunnels auf die Gesundheit der Bevölkerung zu prüfen, wurde gegen die Stimmen der CDU beschlossen. Den CDU-Antrag lehnte das Gremium ab. gap
ROCKENBERG. Über die Vorstellungen des Plaungsbüros zur Dorferneuerung in Opperhofen wird das Gemeindeparlament am kommenden Montag beraten. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr in der Burg in Rockenberg.
Auf der Tagesordnung stehen außerdem die Vorkaufsrechtsatzung, die Flurbereinigung, Zuschüsse an den TuS Rokkenberg für den Umbau dessen Sportlerheimes und überplanmäßige Ausgaben beim Kindergartenanbau. Die FDP verlangt in einem Antrag die Anschaffung eine Geschirrmobils. ieb
HANAU. Die Polizei sucht Zeugen für einen Unfall, bei dem am Montag mittag ein zwölf Jahre alter Radfahrer erheblich verletzt wurde. Ein Anrufer hatte über Notruf von einem Zusammenstoß mit einem anderen Radler in der Unterführung am Westbahnhof gesprochen. Als die Polizei eintraf, stieß sie jedoch nur auf den Jungen, der sich an nichts mehr erinnern konnte.
Hinweise nimmt jedes Revier entgegen. az
WASHINGTON, 5. August (AFP). Das US-Verteidigungsministerium hat Berichte bestätigt, daß noch drei Monate vor der irakischen Invasion in Kuwait ein Ausbildungs- und Austauschprogramm mit der irakischen Armee geplant gewesen sei. Der Sprecher des Pentagon, Pete Williams, betonte jedoch, die Einzelheiten des Programms hätten noch nicht festgestanden. Verteidigungsminister Richard Cheney und Generalstabschef Colin Powell hätten nichts von den Plänen gewußt, die auf der mittleren Führungsebene ausgearbeitet worden seien. Der irakischen Regierung sei der Vorschlag ebenfalls nicht unterbreitet worden.
Die Tageszeitung Washington Post hatte am Dienstag unter Berufung auf geheime Regierungsunterlagen von dem Programm berichtet. Nach einer geheimen Anweisung von Präsident George Bush habe der Generalstab in Washington versucht, "den Zugang und den Einfluß" zur irakischen Armee auszubauen.
GELNHAUSEN. Mit der Komödie "Der eingebildete Kranke" von Molière stellt die Theatergruppe der Beruflichen Schulen Gelnhausen ihre mittlerweile siebte Produktion vor. Die Premiere ist am Samstag, 15. August, ab 20 Uhr in der Stadthalle Gelnhausen.
Karten sind im Vorverkauf in der Grimmelshausen-Buchhandlung erhältlich. Telefonisch bestellen kann man im Schulsekretariat, Telefon 1 71 00. Weitere Abendaufführungen sind nicht vorgesehen.
In der Komödie um die eingebildeten Krankheiten des wohlhabenden Pariser Bürgers Argan greift der Dichter Medizin und Ärztewesen an, aber auch wehleidige Patienten, die mit ihren eingebildeten Gebrechen ihre Umwelt tyrannisieren. lex
FREIGERICHT. Aus noch unbekannten Gründen ist in der Nacht zum Mittwoch ein Autofahrer zwischen Horbach und Neuses verunglückt. Der offenbar unverletzte Mann floh nach dem Unfall, konnte jedoch inzwischen ermittelt werden. Den Schaden beziffert die Polizei auf rund 7000 Mark.
Nach Angaben der Polizei kam der Wagen des Mannes "vermutlich wegen überhöhter Geschwindigkeit" nach rechts von der Fahrbahn ab. Anschließend säbelte das Fahrzeug mehrere kleinere Bäume am Straßenrand um, ehe er an einem dikken Stamm hängenblieb. tja
he STUTTGART, 5. August. Der Stuttgarter Amtsrichter Hubertus Pauli ist anders als die Staatsanwaltschaft weiter der Auffassung, daß im Fall des Mercedes-Vorstandsvorsitzenden Werner Niefer noch erheblicher Ermittlungsbedarf besteht. Deswegen will er selbst Ermittlungen über den genauen Hergang des Verkehrsunfalls anstellen, bei dem Niefer als Lenker eines Busses in Rom eine Stuttgarter Touristin schwer verletzt hatte. Der Richter, der - wie gemeldet - eine Verfahrenserledigung durch Erlaß eines Strafbefehls abgelehnt hatte, will zu diesem Zweck unter anderem das Gutachten eines Verkehrsexperten einholen. Außerdem besteht er auf der Klärung der Frage, ob Niefer, wie von diesem behauptet, einen gültigen brasilianischen Busfahrerschein besessen habe. Sollte dies nicht der Fall sein, müßte sich das, wie in Justizkreisen betont wird, auf die Höhe des Strafbefehls auswirken.
In Stuttgart wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß Pauli entgegen dem Votum der Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl über 80 000 Mark nicht für angemessen hält und doch noch das Hauptverfahren gegen den Manager eröffnet.
CARACAS, 5. August (AFP). In Venezuela ist eine führende Persönlichkeit der sozialdemokratischen Regierungspartei Demokratische Aktion (AD) bei einem Attentat getötet worden. Der 61jährige Wirtschaftsfachmann Marcos Palacios wurde am Dienstag in seiner Wohnung in der Hauptstadt Caracas erschossen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Venpres meldete. Die Polizei nannte zunächst keine näheren Einzelheiten des Anschlags und äußerte sich auch nicht zu den möglichen Tätern. Palacios war Vorsitzender des venezolanischen Volkswirtschaftler- Verbandes.
MAINHAUSEN. Bei einer Kollision mit einem Bus ist am Dienstag eine Radlerin zu Boden gestürzt und hat sich dabei Prellungen und Hautabschürfungen zugezogen. Das 16jährige Mädchen war nach Polizeiauskunft mit dem Rad auf dem Gehweg in der Babenhäuser Straße unterwegs. Plötzlich sei sie vom Bürgersteig abgekommen und auf die Fahrbahn geraten. aim
Eine Erhaltungssatzung, bereitgestellte Ersatzwohnungen sowie eine Beratungsstelle für betroffene Mieter - all das sind Vorschläge des Ortsbeirats 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt), um der drohenden Mietervertreibung durch die neue Toleranzzone im Bahnhofsviertel entgegenzuwirken. Zwar wurden in der jüngsten Sitzung des Gremiums entsprechende Anträge auf Bitte der CDU um eine Runde vertagt, die Stadtteil-Politiker haben aber den Handlungsbedarf erkannt.
Durch die verkleinerte Toleranzzone würden seit Jahren bestehende Bordelle geschlossen; umgekehrt entständen neue Bordelle in Wohnabschnitten, "die bisher Oasen im Bahnhofsviertel waren", so Hans Heilmann (SPD). Die Fraktionen der Grünen und der SPD wollen mit verschiedenen Forderungen die befürchteten negativen Konsequenzen aus der neuen Sperrgebietsverordnung eindämmen.
Die SPD verlangt, daß "schnellstmöglich" verbindliche Bebauungspläne für das gesamte Bahnhofsviertel (begrenzt durch Mainzer Landstraße, Taunusanlage / Gallusanlage, Untermainkai, Düsseldorfer Straße / Hauptbahnhof / Baseler Straße), in Kraft gesetzt werden, die die Wohnbevölkerung in diesem Gebiet schützt. Außerdem soll die noch existierende Wohnnutzung im Quartier durch eine sofortige Erhaltungssatzung beziehungsweise Veränderungssperre bewahrt werden, heißt es in dem Antrag.
Die Grünen im Ortsbeirat 1 wollen erreichen, daß Ersatzwohnungen für vertriebene Mieter bereitgestellt werden. Sie fordern, daß alle planungsrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, damit leerstehende Häuser im Bahnhofsviertel - die ehemaligen Bordelle, die jetzt außerhalb der Toleranzzone liegen - der Wohnraumnutzung zugeführt werden können. Zusätzlich fordern die Grünen, daß eine Beratungsstelle eingerichtet wird, die Mietern, die von der Kündigung bedroht sind, umfassende Hilfestellungen anbietet. rea
HANAU. Fünf Millionen Mark investiert die Stadt Hanau in die Kanalerschließung des Baugebietes "nördlich der Lamboystraße". Entlang der Oderstraße im Industriegebiet Nord soll der Kanal sowie dazugehörige Regenwasser und Schmutzwasserhebewerke entstehen.
Der Magistrat beschloß in seiner jüngsten Sitzung die Vergabe des Millionen-Auftrages, der auch im Zusammenhang mit der Erschließung des Gewerbegebietes für den Möbelmulti Ikea steht. Wie Stadtbaurat Jürgen Dressler betonte, wird der schwedische Möbelkonzern sein Projekt im angekündigten Umfang realisieren. Im Ruhrgebiet dagegen strebt Ikea die Verkleinerung einiger ihrer Filialen an. alu
FRANKFURT A. M., 5. August. Gegen die zum Teil "unerträglich lange" Dauer von Anerkennungsverfahren für Kriegsdienstverweigerer (KDV), die bereits zum Wehrdienst einberufen sind, hat die Zentralstelle für Recht und Schutz der KDV (Bremen) den Petitionsausschuß des Bundestages angerufen. Sie fordert in ihrer am Mittwoch veröffentlichten Eingabe, die Verfahren durch entsprechende Gesetzesänderungen zu verkürzen.
Die Zentralstelle verweist auf mehrere Fälle aus jüngster Zeit, in denen Verweigerer - wenn sie erst nach Erhalt der Vorbenachrichtigung oder des Einberufungsbescheides von der Bundeswehr ihren Antrag stellten - mehrere Wochen oder gar Monate auf ihre Anerkennungsverhandlung warten mußten. Sie sind dann gezwungen, bis dahin gegen ihr Gewissen Wehrdienst zu leisten. Weigern sie sich, drohen ihnen Disziplinarstrafen und Strafverfolgung wegen Gehorsamsverweigerung oder Fahnenflucht.
So wurde zum Beispiel Thomas Biskupek viermal mit jeweils 21 Tagen Disziplinararrest bestraft, weil er sich nach seiner Einberufung weigerte, die Soldatenuniform anzuziehen und Befehle zu befolgen. Er stellte - einberufen zum 1. Oktober 1991 - am 5. August 1991 seinen Verweigerungsantrag, mußte pünktlich zum Bund und hatte am 29. Oktober seine KDV-Verhandlung in Köln. Dort wurde er nicht anerkannt und erhielt erst am 27. Januar 1992 seine Anerkennung im schriftlichen Verfahren. Am 26. Februar 1992 wurde er von der Bundeswehr in den Zivildienst entlassen. Erst nachträglich hob das Truppendienstgericht die zwei letzten der vier Arreststrafen als unzulässig auf und erkannte Biskupek Entschädigung zu.
Eigentlich, so die Zentralstelle, dürften solche Probleme gar nicht entstehen, da nach dem Gesetz über KDV-Anträge "unverzüglich" entschieden werden soll. Sie fordert nun, in § 13 des KDV-Gesetzes festzulegen, daß über Anträge von bereits Einberufenen und Soldaten "binnen vier Wochen" zu entscheiden ist. Ein Grund für die lange Dauer von Verfahren ist nach Angaben der Zentralstelle, daß die Anerkennungsausschüsse noch immer häufig nicht nach Aktenlage im schriftlichen Verfahren entscheiden, wie es das Gesetz zuläßt, sondern auf einer mündlichen "Gewissensprüfung" bestehen. Sie verlangt deshalb, in § 14 die Kann- in eine Regelfall-Bestimmung zu ändern: "Der Ausschuß soll den Antragsteller im Regelfall ohne persönliche Anhörung" anerkennen, wenn dies nach dem Inhalt der Akte möglich ist. Dies sei auch im deutschen Einigungsvertrag so vorgesehen, aber bisher nicht Gesetz geworden.
MAINHAUSEN. Zwei Männer haben am Dienstag am Waldrand in der Sudetensiedlung einen Mercedes mit dem Kennzeichen OF - UW 345 gestohlen. Sie konnten unerkannt entkommen. Die Autobesitzerin schloß ihren Wagen laut Polizeibericht kurz nach 9 Uhr auf und wollte noch etwas in den Kofferraum legen. Den Zündschlüssel ließ sie stecken. Plötzlich kamen aus dem Wald zwei Männer, setzten sich in das Fahrzeug und starteten den Motor.
Die Frau stellte sich vor das Auto, mußte jedoch zur Seite springen, sonst hätten die Männer sie umgefahren. Eine sofort ausgelöste Fahndung nach dem silbergrauen Mercedes und den Tätern blieb bisher erfolglos. Der Wert des gestohlenen Wagens wird mit rund 18 000 Mark angegeben. aim
ski FRANKFURT A. M. In der Frankfurter "Börsenaffäre" läßt sich noch kein Abschluß der Ermittlungen absehen. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Hubert Harth ist denkbar, daß erst Ende dieses Jahres Anklagen erhoben oder Fälle anderweitig (etwa durch Strafbefehle) erledigt werden. Die Fahnder haben mehr als 400 Verfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen Banker, Börsianer und Finanzmakler eingeleitet. Darüber hinaus wird in "etwas über 20" Fällen mögliche Untreue zu Lasten von Banken geprüft. Harth zufolge gestalten sich die Ermittlungen schon wegen der Vielzahl der Verdächtigten äußerst schwierig. Auch die betroffenen Großbanken, deren Revisionsabteilungen intern unsauberen Geschäften auf der Spur sind, sollen große Probleme haben, Licht ins Dunkel zu bringen.
Die Ermittlungen waren vor einem Jahr ins Rollen gekommen, nachdem ein anonymer Briefeschreiber Bankern Steuerhinterziehung und Insiderhandel vorgeworfen hatte. Insiderverstöße - das Ausnutzen eines Wissensvorsprungs für Börsengeschäfte, was hierzulande noch nicht strafbar ist - wurden von der zuständigen Kommission nicht nachgewiesen.
Vor den Olympischen Spiele war er nur in Expertenkreisen ein Begriff. Jetzt ist er zwar nicht in aller Munde, aber sein Name ist wesentlich bekannter. Die Rede ist von Rüdiger Hänel, dem Trainer der Hockey-Nationalmannschaft der Frauen. Am Freitag abend steht er mit seinem Team in Terrassa im Endspiel gegen Spanien.
In beeindruckender Manier wurde damit die Erfolgsserie fortgesetzt, die seit dem Dienstantritt des 34 Jahre alten Hänel begonnen hat. Nach der Vize-Europameisterschaft, dem zweiten Rang bei der Champions Trophy in Berlin und dem Sieg beim Olympia-Qualifikationsturnier in Neuseeland ist die olympische Medaille, egal ob Gold oder Silber, ein neuer Höhepunkt. Senkrechtstarter Hänel, der als Aktiver zehn Jahre für Rotweiß Köln in der Bundesliga spielte und in den Anfängen seiner Karriere in die Jugend-Nationalmannschaft vordrang, machte es möglich.
Aus seiner Freude macht er keinen Hehl: "Bei uns im Kader ist alles sehr auf Toleranz abgestellt, ein Mißerfolg hätte diese Linie sicher in Frage gestellt."
Das einzige Manko, das der Bundestrainer bisher festgestellt hat, ist die geringe Erfahrung seiner Schützlinge. Ungeachtet dessen setzt er allerdings auf die Jugend und ist stolz darauf, daß die augenblickliche Stammformation einen Altersdurchschnitt von nur 22,4 Jahren aufweist.
Wie Hänel zu seinem Job kam, ist eher ungewöhnlich. Gerade ein halbes Jahr war er als Trainer der Juniorinnen-Nationalmannschaft im Amt, da übernahm er schon das A-Team. Bei den Männern wurde Klaus Kleiter abgelöst, und im Zuge des Bäumchen-wechsle-dich-Spiels wurde Rüdiger Hänel als Nachfolger des auf den Kleiter-Posten beorderten Paul Lissek versetzt.
So sehr er Gefallen an seiner Arbeit gefunden hat, ganz wohl fühlt er sich nicht in seiner Haut. Die Erklärung ist einfach: "Ich bin sehr früh an der obersten Stufe angelangt. Einen solchen Job kann man allerhöchstens zehn Jahre machen. Mit 44 ist es zu früh, um schon den Lebensabend zu verbringen. Ich werde mir dann noch etwas einfallen lassen müssen."
Doch das ist Zukunftsmusik. Derzeit überhäufen ihn seine Spielerinnen mit Komplimenten. Etwa die 23 Jahre alte Tanja Dickenscheid, eine von fünf Spielerinnen des RK Rüsselsheim im 18er-Aufgebot und zusammen mit ihrer Vereinskollegin Britta Becker erste Wahl im Mittelfeld. Seit sie ihn beim Titelgewinn bei der Juniorinnen-WM 1989 in Ottawa als Assistenztrainer erlebte, ist sie von seinen Qualitäten überzeugt. Sachlich, ruhig, konkret - so schildert sie sein Auftreten.
Und der Vergleich mit Hänel-Vorgänger Lissek fällt bei ihr so aus: "Früher hatten wir immer Angst, daß wir Fehler machen, die wir uns dann stundenlang auf Video anschauen müssen oder für die wir einen ,Anschiß' bekommen. Heute ist das ganz anders, ohne Druck werden negative Dinge aufgearbeitet. Rüdi ist ein Kumpeltyp, der immer ansprechbar ist und uns Spielerinnen nicht von oben herab behandelt."
Und wie beurteilt Tanja Dickenscheid die Chancen im Finale gegen Spanien? Die Tatsache, daß die Olympia-Gastgeber sicherlich von einer lautstarken Zuschauerkulisse unterstützt werden, soll kein Nachteil werden. Ihr Versprechen: "Wir haben uns vorgenommen, daß wir das ganze Gegröle von draußen als Anfeuerung für uns werten." Und zu ihrer eigenen Leistungsfähigkeit meint sie: "Wenn wir unser Spiel gestalten können, sind wir sicherlich fähig, uns nochmals zu steigern und sogar über uns hinauszuwachsen."
Geht es nach dem Willen von Bundestrainer Hänel, sollen die olympischen Erfolge der deutschen Hockey-Nationalmannschaften dazu genutzt werden, den eher ein Schattendasein fristenden Sport populärer zu machen. Ein ganz wichtiger Schritt auf diesem Weg sind diverse Regeländerungen, damit das sehr oft unterbrochene Spiel flüssiger wird. Eine nationale und internationale Struktur-Kommission beschäftigt sich mit den Reformen. Von der Verkürzung der Spielzeit und der Reduzierung der Mannschaftsgröße bis zum Abschaffen der Abseitsregel und der Vergrößerung der Tore wird vieles bedacht.
Beschlossen ist bereits für die Zeit nach den Olympischen Spielen die Einführung des "Interchanging", analog zu den Praktiken im Eishockey kann mit einem 16er-Kader ständig ein- und ausgewechselt werden.
STADT UND KREIS OFFENBACH. Kräftig angestiegen ist im Arbeitsamtsbezirk (Stadt und Kreis ohne die Westgemeinden) die Arbeitslosenzahl im Juli: ein Plus von 7,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Damit waren 7159 Männer und Frauen ohne Job. Eine Ursache für diese Zunahme sieht die Arbeitsverwaltung in der "gebremsten Konjunktur" und damit dem Personalabbau in der Metall- und Elektroindustrie sowie beim Handel aufgrund der "fortgesetzten Kaufschwäche". Bemerkbar machten sich außerdem die Kündigungen zum Quartalsende und die geringere Einstellung von Dauerarbeitskräften wegen der Urlaubszeit.
Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 4,8 Prozent. Im Juli der beiden Vorjahre war diese Zahl jeweils niedriger: um 0,5 und 0,1 Punkte. hf
WÖLFERSHEIM. Für den Bau der geplanten Restmülldeponie bei Wölfersheim hat der Wetteraukreis jetzt rund 5,2 Hektar Land gekauft, teilt Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Grüne) mit.
Die Arbeiten zur Vervollständigung der Planfeststellungsunterlagen seien in vollem Gange. In diesem Monat sind der Bau einer Wetterstation und Tiefenbohrungen für hydrogeologische Untersuchungen vorgesehen. ieb
Ortsbeiräte tagen Der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad) trifft sich zu seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause am Freitag, 7. August, um 19 Uhr im Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz. Im Mittelpunkt der Diskussionen des Ortsbeirates wird voraussichtlich die Situation in Alt-Sachsenhausen stehen. Ordnungsdezernent Joachim Vandreike wurde vom Ortsbeirat eingeladen, über die aktuelle Entwicklung in Frankfurts Amüsierviertel zu berichten. Zu diesem Thema liegen dem Ortsbeirat auch noch drei Anträge der SPD-Fraktion zur Beratung vor.
Kalbach wächst: an drei Stellen des dörflichen Stadtteils sollen neue Wohngebiete entstehen. Die Bebauungspläne 469 (Kalbach-Nord), 688 (Kalbach-Süd) und 549 (südlich der Talstraße) sind Thema der Sitzung des Ortsbeirats 12 am Freitag, 7. August. Vertreter des Magistrats werden dem Gremium ab 19 Uhr im Bürgertreff Kalbach, Am Weißkirchener Berg, Auskunft über die Baugebiete geben. Die Pläne hängen bereits ab 18.30 Uhr aus. Fest in Praunheim Zum achten Zehntscheunenfest lädt der Bürgerverein Praunheim ein. Die Veranstaltung in der Graebestraße beginnt am Samstag, 8. August, um 14.30 Uhr und endet am Sonntag, 9. August, um 23 Uhr. Mehrere Kapellen und Alleinunterhalter bestreiten das Musikprogramm; außerdem gibt es Modenschau, Jazztanz und für die Kinder auch ein Kasperletheater.Kleine Lokalrundschau
Erste Hilfe am Kind RODGAU. An fünf Abenden möchte die Johanniter-Unfall-Hilfe zeigen, wie Kindern bei Unfällen geholfen werden kann. "Erste Hilfe am Kind" heißt der Kursus, der am 19. August um 19.30 Uhr, in der Wache, Zeppelinstraße 1, in Nieder-Roden beginnt. Anmeldungen sind unter Telefon 0 61 06 / 20 13 möglich. Lehrgang für Führerscheinbewerber DIEBURG. Der nächste Lehrgang des Deutschen Roten Kreuzes "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" für Führerscheinbewerber findet am Samstag, 15. August, um 8 Uhr im Rotkreuzzentrum, Am Altstädter See 7, in Dieburg statt. Interessenten müssen sich unter der Rufnummer 0 60 71 / 96 37 0 anmelden. Studienreise in die Türkei RODGAU. Für eine Studienreise in die Türkei im Februar 1993 der Volkshochschule Rodgau können sich Interessierte schon jetzt anmelden. Nähere Infos gibt es im Büro der Vhs im Jügesheimer Rathaus oder unter der Rufnummer 0 61 06 / 69 32 25 beziehungsweise 1 47 50. Bildungsurlaub in England KREIS OFFENBACH. Zum Bildungsurlaub nach England lädt die Kreisvolkshochschule Offenbach für die Zeit vom 3. bis 10. Oktober ein. Die zweite Fahrt startet am 9. Oktober. Reiseziel sind der Küstenort Whitstable in Kent und Northhampton. Dort lernen die Teilnehmer die Sprache und erfahren mehr über Land und Leute. Anmeldungen sind im Kreishaus (069 /8 06 81) möglich. SPD trifft sich SELIGENSTADT. Die SPD Seligenstadt trifft sich am Montag, 10. August, 20 Uhr, zu einer mitgliederoffenen Vorstandssitzung in der "Schmiede". Eine Woche später - und zwar am Montag, 17. August, 20 Uhr - tagt dort die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. "Sankt Martin" zog ein DIEBURG. Die Dieburger Pfarrkirche "St. Peter und Paul" besteht hundert Jahre. Zu diesem Jubiläum hat die Stadt Dieburg eine Figurengruppe mit dem Dieburger Wappenheiligen "Sankt Martin" dem Gotteshaus geschenkt. Geschaffen hat die 1,80 Meter große und zwei Zentner schwere Figurengruppe der 29jährige Bildhauer Reiner Arnold aus Lindenfels im Odenwald. Dieser Tage ist "Sankt Martin" in die Kirche eingezogen. IG Bau-Steine-Erden grillt DIETZENBACH. Die Industriegewerkschaft (IG) Bau-Steine-Erden bringt am Samstag, 8. August, 16 Uhr, auf dem Grillplatz im Stadtpark an der Raiffeisenstraße die Holzkohle zum Glühen. Es gibt Würstchen und Steaks. Außerdem wird ein Wettkampf veranstaltet. Das Motto: "Der gelungene Richtspruch". Kreis gewährt Zuschüsse KREIS OFFENBACH. Der Kreis Offenbach weist drauf hin, daß er sich an Investitionen zur Modernisierung, Energieeinsparung und Restaurierung von privaten Wohnhäusern und vom Besitzer selbst genutzten Eigentumswohnungen mit insgesamt 500 000 Mark beteiligt. Voraussetzung ist, daß die Gebäude oder die Wohnungen vor dem 1. Januar vollendet wurden und daß das Einkommen des Eigentümers nicht eine bestimmte Grenze überschreitet. Details teilt die Kreisbauverwaltung mit (069 / 8 06 83 28).
GELNHAUSEN. Die Natur- und Vogelschutzgruppe Meerholz-Hailer lädt "auf vielfachen Wunsch" für kommenden Samstag, 8. August, zu einem weiteren Hüttenabend ein.
Deftiges vom Grill und kühle Getränke stehen ab 16 Uhr an der Vogelschutzhütte bereit.
Finanzhilfe für Gedenkstätte Wetteraukreis gibt 2500 Mark für Mahnmal in Auschwitz
WETTERAUKREIS. Für die Erhaltung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau hat der Kreisausschuß einen Zuschuß von 2500 Mark bereitgestellt, teilen Landrat Rolf Gnadl (SPD) und seine Stellvertreterin Gila Gertz (Grüne) mit. Wegen der schlechten Versorgungslage in Polen droht der Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers der Verfall. Gnadl: "Wir wollen mit diesem Zuschuß deutlich machen, daß wir sehr wohl unser historisches Erbe auch als Aufgabe betrachten, die nicht nur staatlichen Stellen zufällt. Insbesondere die Auseinandersetzung mit einer Epoche deutscher Geschichte, die in der planmäßigen Vernichtung einer ganzen Volksgruppe gipfelte, darf nicht verdrängt werden." Der Kreisausschuß ist mit seinem Beschluß einem Antrag der Kreistagsfraktion der Grünen in der heutigen Kreistagssitzung zuvorgekommen. Die Öko- Partei will mit ihrem Antrag den Kreisausschuß auffordern, "sich in angemessener Weise an Maßnahmen zu beteiligen, die dazu dienen, die Gebäude des ehemaligen NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers in Auschwitz zu restaurieren". Gnadl weiß, daß die 2500 Mark "kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein" sind. Er ruft deshalb die Bürgerinnen und Bürger zu Spenden auf. Sie können unter Angabe der Haushaltsstelle 0 24 17 00 auf eines der Konten des Wetteraukreises eingezahlt werden. Steuerabzugsfähige Spendenbescheinigungen werden ausgestellt. ieb
KARLHEINZ NEHER, langjähriger Vorsitzender des Tierschutzvereins südliche Wetterau in Bad Vilbel, ist am Sonntag im Alter von 57 Jahren gestorben. Er wurde am gestrigen Mittwoch beerdigt. - Der Zoohändler hatte am 18. Mai 1978 den Vorsitz des Tierschutzvereins von Hans Pollak übernommen und das Amt bis zum 22. März 1987 ausgeübt. In seiner Amtszeit war das von seinem Verein mitgegründete Tierheim in Rödgen weiter ideell und finanziell unterstützt worden. Zeitweise hatte Neher auch eine Funkstaffel organisiert, um im Fall notleidender Tiere immer einsatzbereit zu sein. Neher hatte auch eine Jugendgruppe gegründet. Karlheinz Neher hatte zudem erreicht, daß der Tierschutzverein im Jahr 1986 das erste- und bislang letztemal am Festzug zur Eröffnung des Bad Vilbeler Marktes mit einem eigenen Wagen teilnahm. Er trug die eigens für diesen Anlaß hergestellte blaue Fahne des Vereins voran. Das hing mit dem 25jährigen Bestehen des Vereins zusammen, für das er 1986 verantwortlich war. Der Tierschutzverein trauert um ein aktives Mitglied.
Auf einen Blick
Seite II USINGEN. Großer Waldbrand am Hattsteinsweiher. Seite IV STEINBACH. Umgehung soll weiter weg von den Wohnungen. Seite V FRIEDRICHSDORF. Stadthalle soll 25 Millionen Mark kosten. Seite VI KULTURSPIEGEL Taunus.
Kleine FR
BAD HOMBURG. Der nächste Blutspendetermin des Friedrichsdorfer Roten Kreuzes ist am heutigen Donnerstag, 6. August, im katholischen Gemeindezentrum in Bad Homburg-Ober-Erlenbach, Martinskirchstr. 8, und zwar von 18 bis 21 Uhr.
GELNHAUSEN. Vernichtende Kritik an der Sozialpolitik im SPD-regierten Main-Kinzig-Kreis kommt von der psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Gelnhausen (PSAG). Der Landkreis bilde im Vergleich mit der hessischen und unterfränkischen Umgebung das Schlußlicht beim stationären Hilfsangebot für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten und psychischen Problemen, beklagte sich die PSAG gestern in einer Pressekonferenz in Gelnhausen. Dem von Vize-Landrat Erich Pipa (SPD) geführten Sozialreferat warfen PSAG-Mitglieder vor, über die eklatanten Mängel spätestens seit 1990 im Bilde zu sein, ohne daß bisher erkennbare Konsequenzen daraus gezogen worden wären.
Die PSAG rügt besonders, daß es im gesamten östlichen Main-Kinzig-Kreis die soziale Infrastruktur zu dünn sei. Bewährungshelfer Herbert Vetter: "Zwar existiert eine Anzahl von ambulanten Beratungsstellen, aber das, was im Anschluß an die Beratung für die Klienten getan werden muß, läßt sich hier vor Ort nicht klären." Diese Einschätzung bestätigen die übrigen PSAG-Mitglieder, Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, verschiedenen Kommunal- und Landesdienststellen im Sozialbereich und andere Mitarbeiter sozialer Dienste und Initiativen. In ihrer alltäglichen Arbeit sehen sie sich immer wieder vor "nachhaltigen Problemen, die von einzelnen Sozialarbeitern, Ärzten und Psychologen nicht gelöst werden können, weil es diesbezüglich an sozialer Infrastruktur in unserer Umgebung fehlt".
Nach den Berichten von Sozialarbeitern kommt es immer wieder vor, daß sie Ratsuchenden, die aufgrund der Umstände nicht zurück nach Hause können und kein Dach über dem Kopf haben, auf privatem Wege eine Bleibe organisieren müssen. Bislang die einzige Alternative sei, die Betreffenden aus ihrem sozialen Umfeld zu reißen und nach Frankfurt, Fulda oder Offenbach zu schicken, wo es die entsprechenden Einrichtungen gebe.
Derweil ist die Situation in den bestehenden Beratungseinrichtungen nach Darstellung ihrer Mitarbeiter ohnehin schon kritisch genug. So sehen sich beispielsweise die Drogenberater aktuell mit den Folgen der sogenannten Säuberungswelle in Frankfurt konfrontiert. Ein erheblicher Anteil der Dogenabhängigen, die aus der Mainmetropole vertrieben werden sollten, komme aus dem Main- Kinzig-Kreis und müßte nun hier vor Ort versorgt werden. Aber dafür verfüge man weder über die erforderlichen Notschlafstellen noch über Drogenambulanzen.
Alarm schlägt auch die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche. Mitarbeiterin Sigrid Fiebig-Schwalm klagt, mit nur drei Fachkräften für die Betreuung eines Gebietes mit 150 000 Einwohnern verantwortlich zu sein. "Dabei werden die psychosozialen Probleme immer drastischer. Es kommen immer mehr Kinder zu uns, bei denen Gewalt in der Familie eine Rolle spielt, die nicht nach Hause können. Wir können ihnen nichts anbieten. Sie verwahrlosen und kommen in Suizidgefahr."
Nach Überzeugung der PSAG-Mitarbeiter sind zunächst folgende Einrichtungen notwendig: eine Wohngruppe mit sechs bis acht Betten für jüngere Menschen, betreutes Wohnen - mehr mit Heimcharakter - für acht bis zehn ungefähr 30jährige Männer, eine psychiatrische Ambulanz für alle Altersgruppen und teilstationäre Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Das ebenfalls geforderte Frauenhaus ist als einziges Projekt der Liste gegenwärtig in Wächtersbach in Planung (die FR berichtete).
Die Bedarfsliste kann die PSAG mit einer Analyse untermauern, die sich auf eine Umfrage bei relevanten Dienststellen und Einrichtungen stützt. Dabei sei deutlich geworden, "daß dem Gesetzauftrag nicht entsprochen werden kann, in dem verlangt wird, daß soziale Hilfe so zu geschehen hat, daß der Hilfeempfänger dazu befähigt wird, in Zukunft ein Leben ohne Hilfe führen zu können". Bislang würden nur "ordnungspolizeiliche Maßnahmen" oder überwiegend Strategien der Verdrängung des Personenkreises aus dem Einzugsgebiet stattfinden.
Vom Kreissozialamt fühlen sich die Mitglieder der PSAG nicht ernstgenommen. Sie empören sich darüber, daß neuerdings dort so getan werde, als ob die Problematik erst jetzt offenbar werde, obwohl die PSAG schon 1989/90 auf den Nachholbedarf besonders im Ostkreis hingewiesen habe. Für Verärgerung sorgt auch, daß "vom Sozialamt gesagt wird", so Sozialarbeiter Gundolf Möller "wir hätten gar nicht die Kompetenz, Zahlen zu erheben".
Dennoch versucht die PSAG, mit Sozialamtschef Klaus Pichel ins Gespräch zu kommen. Laut Sprecher Günter Roth war er unlängst zu einem Gespräch eingeladen, "ist aber leider nicht gekommen". Die Zurückhaltung des Kreises sei um so unverständlicher, so fügt Roth hinzu, als er keine großen Kostenbelastungen fürchten müsse. "Stationäre Hilfen werden vom Landeswohlfahrtsverband getragen, so daß vom Kreis nur der organisatorische Vorlauf verlangt wird." lex
ANKARA, 5. August (dpa). Die bayerische SPD-Abgeordnete Bärbel Narnhammer, die zwei Tage lang von der Polizei der südosttürkischen Provinzhauptstadt Diyarbakir festgehalten worden war, hat sich über die Behandlung durch die Behörden beklagt. In einem Telefonat mit dpa sagte Frau Narnhammer am Mittwoch, sie könne nicht bestätigen, gut behandelt worden zu sein. Am Montag sei sie vier und am Dienstag acht Stunden lang verhört worden. "Zum Schluß wurde ich sogar angebrüllt", sagte die 44jährige SPD-Politikerin.
Es gehe ihr "den Umständen entsprechend gut". Frau Narnhammer, die nach ihrer Freilassung "so schnell wie möglich nach München" zurückreisen will, wird erst am späten Donnerstag in Ankara erwartet. Frau Narnhammer war von den Behörden am Montag unter dem Verdacht der Kuriertätigkeit für die separatistische Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) festgenommen worden.
Kunst und Heilkräuter in
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Heilkräuter, Seiden- und Aquarellmalerei, Drechselarbeiten, Grafik, Bauernmalerei, Keramik und vieles mehr gibt es am kommenden Wochenende auf dem Markt in "Werders alter Scheune", Vogelsbergstraße 8. Er ist am Samstag, 8. August, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 9. August, von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. tja
Die Haushälter der Bundesanstalt für Arbeit (BA) sind nicht zu beneiden. In der Größenordnung von über 90 Milliarden Mark dürfte sich der BA-Etat für 1993 bewegen, dessen Entwurf zur Zeit in den Nürnberger Gremien erstellt wird. Neu an ihrer alljährlichen Zahlen-Akrobatik sind die "Vorgaben". Keine müde Mark dürfe die Behörde aus den Kassen des Bundes erwarten, hatte Finanzminister Theo Waigel unmißverständlich signalisiert. Wen schert schon die relative Haushaltsautonomie der BA-Selbstverwaltung oder die gesetzlich vorgeschriebene Haftung des Bundes für die Defizite, wenn Waigel die Steuerentlastung der Unternehmen anspart?
Noch schiebt man in Nürnberg das Problem vor sich her und verschließt die Augen vor dem bereits im laufenden Jahr immer tiefer aufreißenden Finanzloch. Im BA-Verwaltungsrat hatten die Vertreter des Bundes und der Arbeitgeber zuletzt noch einmal einen Nachtragshaushalt für 1992 abgelehnt. Dabei zeigt sich von Monat zu Monat deutlicher, daß von den ökonomischen Rahmendaten die erhoffte Entlastung kaum mehr zu erwarten ist. In Westdeutschland liegt die Zahl der Arbeitslosen inzwischen um rund acht Prozent über dem Niveau des Vorjahres, und in Ostdeutschland wird immer deutlicher, daß zwischen den Teilnehmern an arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten und den Empfängern von Arbeitslosenunterstützung ein System kommunizierender Röhren besteht - versucht die Bundesanstalt bei ersteren zu sparen, muß sie zwangsläufig bei letzteren mehr ausgeben.
Einig sind sich Arbeitgeber und Gewerkschaften in zwei Dingen. Erstens: auf einen massiven Einsatz der Arbeitsmarktpolitik kann in der Ex-DDR vorerst nicht verzichtet werden. Qualifizierung und ABM dienen dazu, "den Strukturwandel offensiv zu flankieren", wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) betont. Zweitens: es ist ordnungs- und sozialpolitisch falsch, die ganze Last der Vereinigungsfolgen allein den Beitragszahlern aufzubürden. Bereits im laufenden Jahr tragen diese mit einem West-Ost- Transfer von rund 28 Milliarden Mark ganz überwiegend die Ost-Arbeitsämter.
Bisher haben die Arbeitgeber diese Position nur sehr vorsichtig gegenüber dem Bund vertreten. Bei den jetzt von ihnen mitgetragenen Haushaltsberatungen der BA gilt es deutlich zu machen, daß die Bundesanstalt eben auch künftig nicht ohne erheblichen Zuschuß auskommt. Die Selbstverwalter müssen jetzt oder nie den Konflikt mit Bonn riskieren. rb
Claudia Schmitz weiß nicht, ob sie weinen oder lachen soll. "Wenn ein Butterbrot auf den Boden fällt, dann landet es ganz bestimmt mit der Marmeladenseite nach unten", flüchtet sich die Postbank-Sprecherin in den Galgenhumor. Kein Zweifel: Während andere Unternehmen sich die Beratungsfirma McKinsey ins Haus holen, um Kosten zu sparen, regiert bei dem "blauen" Geldinstitut, das in den nächsten Jahren immerhin 8000 Arbeitsplätze streichen will, derzeit ein anderer Angelsachse: Murphy und sein Gesetz.
Nicht genug damit, daß mehr als eine halbe Million Briefe an die Kundschaft unnötig teuer frankiert und damit 244 000 Mark hinausgeworfen wurden (die FR berichtete) - die Schreiben sind, wie sich nun herausstellt, vielfach auch noch irrtümlich in doppelter Ausfertigung herausgegangen. Etwa 50 000 bis 90 000 Kunden im Frankfurter Raum, schätzt die Postbank, fanden zwei inhaltsgleiche Umschläge in ihrem Briefkasten. Damit hat der staatliche Finanzriese weitere 72 000 Mark Porto versiebt. "Ein fataler Fehler", gesteht die Sprecherin.
Angestoßen wurde das ganze Unheil durch einen Beschluß des Postbank- Vorstandes vom Jahresanfang, demzufolge die Klienten des Staatsbetriebs künftig ihre Kontoauszüge nur noch einmal im Monat kostenlos erhalten. Ein vorgedrucktes Schreiben sollte über den neuen Modus informieren. Von nun an nahm das Schicksal seinen Lauf: Am 16. Juli nämlich sollte das Frankfurter Postgiroamt, das zehn Prozent aller Postbank-Kunden betreut, als erste Filiale umgestellt werden. Erst am 25. Juni forderte die Bonner Generaldirektion von den Hessen das Magnetband mit den Anschriften der zu Benachrichtigenden an. Überraschend aber erwies sich der Speicher als nicht kompatibel mit dem EDV-System der beauftragten Versender-Agentur. Um die Panne zu kaschieren, ließ die Bank in hauseigenen Rechenzentren sämtliche 520 000 Adressen eilig auf Aufkleber drucken.
Ein Ordnen nach Postleitzahlen, das Voraussetzung für den Transport als Massendrucksache zu 33 Pfennig ist, war nicht mehr möglich. Damit die Nachricht die Kunden in den verbliebenen sechs Tagen überhaupt noch erreichte, mußte das Institut mit 80 Pfennig frankieren.
Immerhin dauerte die Prozedur eine ganze Woche - auch deshalb, weil am zweiten Tag irrtümlich erneut die Namen ausgedruckt wurden, die der Computer schon am ersten ausgespuckt hatte. Aus Zeitgründen hätten die überzähligen Aufkleber nicht mehr aussortiert werden können, sagt Frau Schmitz.
Gerüchte, der Postbank-Vorstand habe die ganze Posse inszeniert, um seiner Forderung nach einer Privatisierung Nachdruck zu verleihen, werden in Bonn zurückgewiesen . . . doe
Auch zuständig für den Bad Vilbeler Brandschutz Stadtrat Jörg Frank erhielt seine Dezernate zugeteilt
BAD VILBEL. Ein großes Geheimnis war seit dem 17. Juni um die Zuständigkeiten nach der Wahl von Jörg Frank zum zweiten hauptamtlichen Stadtrat gemacht worden. Bürgermeister Günther Biwer mochte noch am Montag der FR keine Auskunft geben über die neue Dezernatsverteilung. Sogar aus dem Magistrat verlautet, daß in der Sitzung am Montag vergangener Woche diesbezüglich keine Mitteilungen gemacht wurden. Am Dienstag nun, in einer öffentlichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, lüftete Bürgermeister Günther Biwer den Schleier des Geheimnisses. An Stadtrat Frank, der offiziell seit 1. August im Amt ist, haben sowohl der Bürgermeister wie Erster Stadtrat Klaus Minkel Zuständigkeiten abgetreten. Die meiste Überraschung bietet aber das, wofür Frank nicht zuständig wird, nämlich den Bereich des Sozialen. In der Öffentlichkeit war bisher vielfach angenommen worden, daß man Frank die Verantwortung für Jugend, die Altenbetreuung und die Kindergärten übertragen werde. Das ist nicht geschehen. Die Verantwortung für diese sozialen Aufgaben bleibt bei Biwer. Jörg Frank wird zuständig für Ressorts, die im wesentlichen nicht politisch geprägt sind. Auffallend ist, daß Biwer auch die Zuständigkeit für den Brandschutz an Frank abgetreten hat, was den Feuerwehrleuten nicht unlieb sein dürfte. Biwer hat auch die Aufsicht für die Straßenverkehrsbehörde an den Neuling abgegeben. Straßenverkehr und Brandschutz sind Teile des "klassischen Dezernats" öffentliche Sicherheit und Ordnung, das Biwer mit Ausnahme der Marktverwaltung und der generellen Zuständigkeit für Umweltschutz als Ganzes abgetreten hat.
Minkel hat das Dezernat "Recht und öffentliche Einrichtungen" an den Juristen Frank abgetreten, der somit unter anderem für Prozeßvertretung, Standesamt und als dickstem Brocken für das Garten- und Friedhofsamt zuständig wurde.
Für Biwer verbleiben nach der neuen Dezernatsverteilung im wesentlichen die Zuständigkeiten für die allgemeine Verwaltung und für Kultur, jeweils mit Magistratsdirektor Walter Weiher als zuständigem Amtsleiter beziehungsweise Verwaltungsleiter an der Seite, sowie das Sozialressort mit Klaus Jäger als Ressortleiter.
Erster Stadtrat Minkel hat in der Kämmerei Gerd Germeroth zur Seite und im Baudezernat den im nächsten Jahr aus dem Amt scheidenden langjährigen Baudirektor Karl Körner. Minkel bleibt außerdem für den Eigenbetrieb Stadtwerke zuständig. hm
jk FRANKFURT A. M. Hessens Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt weist anläßlich des co op-Verfahrens jeden Versuch zurück, diesen Prozeß zu politisieren und zu parteipolitischen Zwecken zu mißbrauchen. Die Strafverfolgungsbehörden verdienten bei ihren schwierigen Ermittlungen in diesem Komplex die volle Unterstützung.
Die Stellungnahme der SPD-Politikern zielt auf den Vorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion, Jörg-Uwe Hahn, der unter Hinweis auf die Frankfurter Rundschau vom 1. August die "rückhaltlose und . . . vollständige Klärung des Verdachts der Einflußnahme der Gewerkschaftsholding BGAG auf die hessische Justiz" gefordert hatte. In Zusammenhang mit dem zitierten FR-Artikel hebt die Ministerin hervor, daß sie ebenso wie ihr Amtsvorgänger auf mehrere entsprechende Schreiben des BGAG-Chefs und ehemaligen Bundesfinanzministers Hans Matthöfer und der BGAG (das letzte stammt vom August 1991) hin keine Veranlassung gesehen habe, "die Verfahrens- oder Bearbeitungsweise der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main zu beanstanden". Dies habe auch Staatssekretär Dieter Schmidt den Verfassern der Schreiben in zwei Antwortbriefen mitgeteilt.
Die Ministerin schließt ausdrücklich aus, daß es wegen dieser Korrespondenz zu irgendeiner Verzögerung des Verfahrens bei der Erstellung eines Gutachtens durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO gekommen sei.
MAIN-KINZIG-KREIS. Mit einem neuen Angebot erweitert die Kulturabteilung im Landratsamt die Reihe "Konzerte an historischen Stätten im Main-Kinzig-Kreis": Künftig werden solche Aufführungen auch im Schlüchterner Schloß Ramholz zu hören sein. Freiluftpremiere ist am Sonntag, 30. August, wenn um 17 Uhr im Schloßpark das "Purcell Brass Ensemble Frankfurt" auftritt. Der Eintritt kostet 15 Mark, Schüler und Studenten zahlen fünf Mark. Bei Regen ziehen die Musiker und ihre Gäste in die Ramholzer Kirche um.
Nebem dem Kreis beteiligen sich auch noch andere Träger an der überwiegend klassischen Konzertreihe. Aus diesem Grund hat nun die Kreiskulturabteilung eine Übersicht über das Programm der zweiten Jahreshälfte zusammengestellt, die ab sofort beim Kreisausschuß, Abteilung Kultur, Herzbachweg 2 in 6460 Gelnhausen zu haben ist.
Neben dem Schloßparkkonzert in Ramholz stehen im August noch zwei weitere Veranstaltungen an. So ist am Montag, 17. August, um 20 Uhr ein Konzert für Flöte und Harfe in der evangelischen Kirche in Maintal- Hochstadt zu hören. Nähere Informationen gibt es unter der Rufnummer 0 61 81 / 43 17 47. Weiter geht's am Freitag, 21. August, um 20 Uhr in der Bad Orber Konzerthalle mit den "Vier Grobianen" von Wolf-Ferrari - mehr darüber unter Telefon 0 60 52 / 83 - 0. Das "Akademische Bläserquintett Prag" ist dann am Donnerstag, 10. September, um 20 Uhr in der evangelischen Kirche Hochstadt zu sehen, gefolgt vom Büdesheimer Schloßkonzert am Freitag, 11. September, um 20 Uhr in Nidderau und einem Violin-/Klavierkonzert am Sonntag, 13. September, um 17 Uhr in der Gelnhäuser Synagoge. Das Jugend-Symphonieorchester Pilsen tritt dann am Freitag, 18. September, um 20 Uhr in der Bad Orber Konzerthalle auf.
Auch in den folgenden Monaten des Jahres präsentiert die Reihe allmonatlich mehrere interessante Konzerte, sei es in Schöneck, der Ronneburg, Schlüchtern oder Hammersbach. So stellen sich beispielsweise im Oktober in Hochstadt Dresdner Nachwuchskünstler vor. Es folgt noch im selben Monat ein Gesprächskonzert mit dem Bostoner Professor James Nicholson in der Aula des Schlüchterner Ulrich- von-Hutten-Gymnasiums. Im November folgt unter anderem das Münchner Kammerorchester in Hochstadt. Mit einem Konzert für Flöte und Laute endet Mitte Dezember die Veranstaltungsreihe an historischen Stätten.
Nähere Informationen zu sämtlichen Konzerten der zweiten Jahreshälfte finden sich in der Programmübersicht der Kulturabteilung, einem handlichen Faltblatt. tja
RODGAU. Nach den Ferien laufen der offene Betrieb und die speziellen Angebote im Jugendhaus in der Freiherr-vom- Stein-Straße 8 in Dudenhofen wieder an. Hilfe bei den Hausaufgaben geben die Mitarbeiter/innen in der Einrichtung jeden Tag in der Zeit von 14.30 bis 16.30 Uhr. Die Fahrrad- und die Videogruppe kommen mittwochs um 16 Uhr zusammen. Die Jungengruppe trifft sich montags von 18 bis 20 Uhr. Folkloristisch geht es mittwochs zwischen 18 und 20 Uhr im Jugendhaus zu. Die älteren Besucher sitzen jeden Donnerstag um 20 Uhr zusammen, während freitags von 14 bis 18 Uhr die Mädchen unter sich sind. Offen für alle ohne spezielle Interessen ist die Einrichtung montags und mittwochs von 14 bis 18 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 14 bis 20 Uhr. aim
Für immer Opfer und Täter?
Kann über das Jahrhundertthema Abtreibung überhaupt noch irgend jemand etwas Neues sagen? Konnten es die Psychologen, Politiker, Soziologen, Juristen, Mediziner oder Theologen, deren Thesen und Willenserklärungen das Argumentationsraster wieder füllten, als die Parlamentarier nach der nationalen Vereinigung aufgerufen waren, Rechtseinheit auch hier herzustellen, und der Bundestag beim Abtreibungsparagraphen 218 des Strafgesetzbuches das Fristenmodell dann billigte? Können es die acht Richter am Bundesverfassungsgericht, die das vorläufig letzte Wort in einem Streit finden sollen, der zur Menschheitsgeschichte gehört und wohl nie zu Ende gehen wird?
Anno 1975 war es der Erste Senat in Karlsruhe, der den gesetzgeberischen Versuch einer umfassenden Korrektur des Abtreibungsstrafrechts verwarf, indem er Grundrechte nicht bloß als Abwehrinstrumente des einzelnen gegen den Staat definierte, sondern auch als Träger objektiver Wertentscheidungen. Wie werden es jetzt die roten Roben im Zweiten Senat halten? Stehen sie in einer Reihe mit den Vorgängern, oder nehmen sie der Fristenlösung endlich den Makel der Rechtswidrigkeit, wie es das beim Paragraphen 218 fraktionsübergreifende Bonner Bündnis will? Am Dienstag ist in Karlsruhe mit einer einstweiligen Anordnung der Vollzug eines souveränen Aktes der Legislative vorläufig gestoppt worden. Im gewaltengeteilten System einer parlamentarischen Demokratie ist das die Ausnahmen, nicht die Regel, keine Bagatelle also. Auf die Begründung kommt es daher an. Die Richter haben relativ lange beraten und sich - nicht unerwartet - einer nachvollziehbaren formalen Logik angeschlossen. Wer das im Vorgriff aufs spätere Urteil zur Sache als präjudizierend empfindet und die Sympathisanten der Normenkontrollkläger nun zur heimlichen Freude auf den kommenden Sieg ermuntert, der könnte sein blaues Wunder erleben. Entschieden nämlich ist nichts, auch nichts vorentschieden.
Der Zweite Senat wird sich in den kommenden Wochen prüfend und vielleicht gar quälend am Urteil von 1975 entlang hangeln. Aus der Sicht vieler Frauen stieg das damalige Verdikt gegen die Fristenlösung zum Paradebeispiel für die von menschlichem Unverstand geprägte Gesellschaft auf. Die Minderheiten-Meinung einer Richterin und eines Richters vor 17 Jahren, wonach aus dem Grundgesetz unter keinen Umständen eine Pflicht des Staates abzuleiten sei, Abtreibung in jedem Stadium der Schwangerschaft unter Strafe zu stellen, entsprach den Empfindungen derer, die auch unter den Bedingungen der schönen neuen Welt mit werdendem Leben erst einmal allein fertig werden müssen.
Wenn das Bundesverfassungsgericht daraus keine Schlüsse zieht, wenn es bloß zu einer Bestätigung des alten Urteils käme, dann bliebe es bei der unhaltbaren These, das Strafgesetzbuch sei der wahre und einzige Garant, um ethische Postulate abzusichern. Dann nähme wieder einmal die Justiz keine Kenntnis von der Tatsache, daß der Präventionsgedanke beim Paragraphen 218 nicht zieht, weil sich Frauen letzten Endes in ihre ureigenste Angelegenheit nicht hineinreden lassen, wie die Praxis unter der geltenden Indikationsregelung schlüssig beweist. Dann hätte sich in einer säkularisierten Gesellschaft aber auch erneut die christlich geprägte Variante der Verfügungsgewalt über Menschen durchgesetzt, und die Frauen kämen wieder nicht aus der unwürdigen Opfer-Täter-Rolle heraus. Das ist ein Zustand, der alle Vergleiche mit anderen Delikten relativiert, deren Unrechtsgehalt ebenfalls das Ergebnis einer Wertentscheidung ist: Mord und Totschlag zum Beispiel, denen in der Systematik des Strafgesetzbuches die Abtreibungsparagraphen immer noch zugeordnet sind.
Es wird viel davon abhängen, wie der Zweite Senat die sozial flankierenden Maßnahmen des Fristenmodells bewertet: Ob das, was der Bundestag mit Beratung, Kindergärten oder Wohnungsbeihilfen geplant hat, ausreicht, um einen Gesinnungswandel in Karlsruhe einzuleiten.
Und ebenfalls im Zentrum der Prüfung steht die Behauptung der Politiker von CDU und CSU, das neue Recht werde die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche hochtreiben. Das ist ein Einwand der billigeren Sorte; denn indirekt wird damit unterstellt, ohne Pönalisierung würden die Frauen vom Gesetzgeber geradezu eingeladen, auch aus Jux und Dollerei abzutreiben. Spätestens an diesem Punkt der Auseinandersetzung kommen die neuen Bundesländer ins Blickfeld. Die Abtreibungswirklichkeit unter real-sozialistischen Vorzeichen (Dunkelziffern ausgeschlossen) gibt jedoch wenig her, um die Statistik-Spekulationen der Antragsteller in Karlsruhe zu stützen.
Es klingt traurig, doch es scheint klar zu sein, daß die Richter zum inneren Rechtsfrieden so oder so kaum etwas beitragen können. Daher bleibt nur der Wunsch, die von Frauen unterschiedlichster politischer Zuordnung erkämpfte Bundestagsregelung möge Bestand haben; daß im historischen Streit um den Paragraphen 218 jene jetzt als Sieger hervorgehen, die selten gefragt worden sind, was denn mit werdendem Leben geschieht, wenn es ausgetragen ist. Die Zeit ist überreif für den Kompromiß zugunsten der Frauen.
WETTERAUKREIS. Verstöße gegen die Bauordnung ahndet des Kreisbauamt mit empfindlichen Geldbußen. So muß ein Bürger aus dem Ostkreis 9000 Mark berappen, weil er eine Lagerhalle anders als in den eingereichten Plänen bauen ließ und weil er ohne Genehmigung ein Dachgeschoß zu Wohnungen ausbaute. Nicht ganz so tief muß ein Bürger aus dem Norden des Kreises in die Tasche greifen, weil er ungenehmigt eine Freizeithütte am Außenbereich gebaut hat. Ein Gartenfreund aus Frankfurt muß 426 Mark zahlen, weil er im Süden des Wetteraukreises im Außenbereich eine Gartenhütte errichtete und mit Maschendraht umzäunte.
"Bevor die Maurer bestellt werden, müssen alle Unterlagen vom Kreisbauamt geprüft und genehmigt sein", rät der Wetteraukreis in einer Pressemitteilung. Das Bußgeld sei nur der erste Schritt. Das Kreisbauamt kann den Rückbau oder die Berichtigung des fehlerhaften Baues verlangen. Das kommt dann oft wesentlich teurer. Kreisbaudezernentin Gila Gertz (Grüne): "Diese Bußgelder werden keineswegs ausgesprochen, um bestimmte baupolitische Ideologien durchzusetzen, sondern wir vollziehen hier nur die Hessische Bauordnung, die den Bauwilligen bestimmte Vorschriften macht, um auch die Rechte von Nachbarn, die Sicherheit der öffentlichen Ordnung und die Belange des Naturschutzes zu berücksichtigen." ieb
Auch Gourmets darben nicht im Krankenbett Klinik-Verpflegung wird umgestellt / Neue Caféteria Von Astrid Ludwig HANAU. Vor 23 Jahren brachte Oberbürgermeister Hans Martin erstmals Abwechslung in die bis dato fade Klinikkost. Als damaliger Krankenhausdezernent führte er ein, was bis dahin nur Privatpatienten vorbehalten war: die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Menues zu wählen. Für die Patienten des Stadtkrankenhauses, aber auch für Besucher und Angehörige, ergibt sich nun eine erneute grundlegende Umstellung in der Essensverpflegung, die, so glaubt zumindest der heutige Krankenhausdezernent Norbert Kress, keinen Anlaß zu Klagen mehr geben wird. Künftig sollen die Kranken nämlich nicht mehr nur zwischen zweien, sondern zwischen vier Menuevorschlägen sowie einer Salatbar ihre Wahl treffen können. Aufgrund eines veränderten Betriebsablaufes stellt das Stadtkrankenhaus seinen Küchendienst ein und überläßt der Firma Clinic Catering Service GmbH den Herd.
Die will nicht nur den Speiseplan auf Vordermann bringen, sondern auch die Kücheneinrichtung grundlegend modernisieren. Statt der herkömmlichen Gerätschaften wird der Catering Service eine moderne thermische Einrichtung mit Kombidämpfern verwenden.
Diese ermöglicht nicht nur eine schnellere, sondern auch schonendere und abwechslungsreichere Kost, so Frank Schaumberg, der Betriebsleiter der Catering-Firma. Die Krankenhausküche passe sich damit den veränderten Ernährungsansprüchen und auch diabetischen Anforderungen an.
Bevor die Patienten jedoch zwischen vier Essen wählen können, müssen sie erst eine "Durststrecke" durchlaufen. Wegen der notwendigen Umbauphase wird das Angebot von August bis Oktober nämlich zunächst reduziert.
Mit der Untervertragnahme des Catering Services wird nicht nur das Menue- Auswahl größer.
Wie Dezernent Norbert Kress ankündigt, wird im Obergeschoß des Wirtschaftsgebäudes außerdem eine Caféteria für Patienten, Besucher und Mitarbeiter entstehen. Auch sie wird von der Clinic Catering eingerichtet und bewirtschaftet.
Das Angebot soll kalte und warme Speisen sowie eine Getränke, Eis-, Dessert- und Salatbar umfassen. Die Caféteria wird im Oktober eröffnet werden. Das bisherige Küchenpersonal des Stadtkrankenhauses wird von den neuen Küchenchefs übernommen, versichert die Stadt Hanau.
Nun behaupte noch einer, die SPD-Opposition sei in diesen Wochen in Bonn nicht präsent. Im Gegenteil - sie hat seit neuestem sogar einen neuen Kopf (auf ihren Presse-Mitteilungen), mit dem sie die Blicke aller politischen Schlachtenbummler auf sich lenken will. "Logo" nennen die PR- Fachleute solche Erkennungszeichen. Der dafür verantwortliche Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Franz Müntefering, kündigte es schon vor Wochen als ein Stück "Visitenkarte" an, das "zum Gesicht passen" muß. In der Traditionsfarbe Rot, logo, wenigstens das noch. Damit ist - allen Unkenrufen über ihr internes Durcheinander zuwider - nach Ansicht der Sozialdemokraten bewiesen, daß die SPD-Bundestagsfraktion "eindeutig im Inhalt, klar in der Form, kräftig in der Farbe, sachlich-modern" ist.
Was macht es da schon aus, daß die Texte unter dem Kopf diese Prädikate allzu oft vermissen lassen. Bisher jedenfalls, wenn wegen ungeklärter Beschlußlagen und erbitterter Kompetenzrangeleien von der Asylfrage bis zum Steuerstreit Vieldeutiges oder Widersprüchliches den Standpunkt der Opposition ausmachten. Unter dem neuen Logo sollen Pannen dieser Art wohl nicht mehr passieren, obwohl es - genau besehen - diese Tradition schon wieder fortsetzt. Denn die größere Oppositionsfraktion macht sich darauf selbst - jedenfalls nach der geltenden Sitzordnung im "Hohen Hause" - viel kleiner, als sie ist und zum optischen Anhängsel der Gruppe PDS/LL linksaußen.
Ob sie nun aus ästhetischen Gründen mit der anderen auf eine Splitterfraktion verkleinerten Volkspartei genauso verfährt oder nur der Zukunft weit vorausgreift, wenn auf dem Logo eine mächtige Rechtsaußen-Fraktion erscheint, steht dahin. Jedenfalls leidet "die Mitte", um die sich alle Parteien streiten, auf dem neuen SPD- Kopf offensichtlich unter politischer Schwindsucht.
ROLF-DIETRICH SCHWARTZ (Bonn)
Der Auftrag war klar und die Rechtslage schien es auch zu sein: Peter Zadek wußte sich zu einer Dramatisierung des Heinrich-Mann-Romans "Professor Unrat" berechtigt, wollte sich aber mit seiner und Gottfried Greiffenhagens Bochumer Strichfassung von 1974 nicht mehr zufrieden geben und bat Tankred Dorst und Ursula Ehler um ein "Unrat"-Stück für ein Musical. Zunächst zögernd, dann unter der Peitsche der vorgegebenen Termine schrieben beide ein ausgewachsenes Stück, das sich ebenso am Roman wie an dem Drehbuch zum "Blauen Engel" orientiert und doch über eine bloße Dramatisierung hinaus dem Stoff einige neue Aspekte und typisch Dorst'sches Flair gibt. Zadek verwendete davon kaum mehr als ein Handlungsgerüst, durchschoß es mit Songs verschiedener Autoren und ließ Savary Revueszenen hinzufügen. Das Ergebnis ist bekannt.
Schon vor dem ziemlich eindeutigen Flop des Musicals "Der blaue Engel" im Mai im Berliner "Theater des Westens" war Dorst bestrebt gewesen, sein eigentlich gar nicht gespieltes Stück gedruckt vorzulegen, möglichst zum Premierentermin. Außerdem interessierten sich einige Schauspielhäuser dafür. Nun aber war die Rechtsfrage plötzlich völlig offen. Der Gustav Kiepenheuer Verlag hatte die deutschen Rechte des kurz zuvor entstandenen, im vorigen Sommer in London uraufgeführten "Unrat"-Stücks von Pam Gems erworben. Beim Henschel-Verlag und beim Aufbau-Verlag, der die Heinrich-Mann-Rechte vertritt, meldete ein Enkel Bedenken an: Er wollte vor allem keine hinzugedichteten Lieder dulden.
Nach monatelangen Verhandlungen zwischen allen Beteiligten schien endlich eine Einigung erreicht zu sein. Der Suhrkamp-Verlag bereitete eine Buchausgabe vor, das Schauspiel Bonn annoncierte die Uraufführung und verhandelte mit einem Regisseur. Buchstäblich in letzter Minute, als in Bonn der Regievertrag perfekt gemacht werden sollte, beliebte es dem Enkel, seine Meinung ein weiteres Mal zu ändern. Nun wollte er aus unerfindlichen Gründen - schließlich hätte er mitverdient - Dorsts Stück überhaupt nicht mehr dulden. Kurzerhand verbot er Druck und Aufführung, praktisch jede Veröffentlichung: Ein Stück verschwindet im Bermudadreieck zwischen Autor, Verlag und Enkel.
Nicht nur Dorst, auch das Theater und wir sind die Leidtragenden. Denn offensichtlich wird niemand vor dem Jahre 2021 "Lola" kennenlernen können. Dorst wäre dann 95 Jahre alt.
Merke: Nicht nur Witwen, auch Enkel hat die Literatur zu fürchten. WERNER SCHULZE-REIMPELL
cri FRANKFURT A. M. Die Beteiligungen des Bauriesen Holzmann haben dem Unternehmen im ersten Halbjahr einen zweistelligen Auftragszugang beschert. Der Konzern verbuchte ein Plus von 13,4 Prozent auf reichlich sechs Milliarden Mark. Die Muttergesellschaft steuerte dazu nichts bei - im Gegenteil. Dort gingen mit knapp 1,5 Milliarden Mark rund vier Prozent weniger Bestellungen ein. Die höhere Nachfrage insgesamt wurde einzig vom Inland getragen (plus 27,3 Prozent), während ausländische Kunden (ohne USA) ein um 13 Prozent geringeres Ordervolumen vergaben als vor Jahresfrist. Das Auftragspolster war, wie der Vorstand auf der Hauptversammlung erklärte, Ende Juni mit 10,6 Milliarden Mark etwa 1,5 Prozent dünner als zwölf Monate zuvor.
Der scheidende Vorstandschef Hermann Becker erwartet gleichwohl für die laufende Periode einen "guten Abschluß". Realisieren muß ihn von heute an allerdings sein Nachfolger Lothar Mayer. Die Bauleistung kletterte im ersten Halbjahr um 17,4 Prozent auf knapp 5,5 Milliarden Mark. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich - auch durch Firmen-Zukäufe - um 1280 auf weltweit 41 490.
Kurdische Gedankenspiele mit der ottomanischen Geschichte
"Ich würde mir das wünschen, aber das ist meine Privatmeinung", sagt Husain Sincari, einer der außenpolitischen Berater Celal Talabanis - mittlerweile zweiter Mann im Ministerium für Wiederaufbau. Er möchte lieber "plaudern". Mit seiner persönlichen Meinung allerdings hält er nicht zurück: "Warum sollten wir uns nicht der Türkei anschließen? Solange wir Teil Iraks bleiben, haben wir die gesamte arabische Welt gegen uns." Kaum drei Wochen nach diesem Gespräch ist das Thema doch spruchreif geworden. Von Milena Ergen (Arbil) Celal Talabani, Vorsitzender der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), machte auf dem Weg in die USA in der Türkei Station und bot der Regierung an, über die Möglichkeit einer türkisch-kurdischen Föderation nachzudenken.
"Unabhängigkeit erscheint uns momentan eine Illusion", sagten Politbüromitglieder der PUK in ihrer Niederlassung in Schaqlawa dazu, "doch nach zwanzig Jahren Baath-Herrschaft haben wir keinerlei Vertrauen zu Bagdad mehr. Von allen Nachbarstaaten erscheint uns die Türkei als der geeignetste Partner." Erste Schritte zu einer Föderation liegen allerdings nicht in intensiveren Kontaktaufnahmen mit der Türkei, sondern, wie Nosirwan Mustafa, zweiter Mann der Partei, ausführt, "im Ausbau unserer eigenen Strukturen. Wir müssen auch etwas anzubieten haben."
Als "Teile eines Prozesses, der uns Schritt für Schritt von Bagdad unabhängig macht", führt er den PUK-Entwurf eines kurdischen Finanzsystems an. Der basiert hauptsächlich auf der Einführung von Mehrfachwährung auch auf dem Binnenmarkt: "Wenn überall in Kurdistan neben Dinar auch Dollar, türkische Lira und iranische Toman verwendet werden, dann wird die Loslösung von Irak keinen wirtschaftlichen Erdrutsch mehr auslösen. Devisen können wir durch Zolleinnahmen beschaffen. Auf diese Art ist es möglich, Toman an der iranischen und Lira oder sogar Dollar an der türkischen Grenze zu erhalten. Auch Irak muß künftig in Dollar zahlen, wenn es Weizen oder Zement von uns kaufen will."
Konkrete Überlegungen zu der Art einer türkisch-kurdischen Föderation sind weniger zu hören; die - wohl kritischste - Frage, wie der Status Türkisch-Kurdistans innerhalb eines solchen Gefüges aussehen sollte, ist noch unbeantwortet. "Zuerst einmal", ist in Schaqlawa zu hören, "muß unser Parlament einem solchen Vorschlag zustimmen."
Im Hauptquartier der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) wurde der Vorstoß Talabanis mit "Befremden" aufgenommen. "Er war mit dem Parlament nicht abgesprochen, aber das ist die einzige Instanz, die in Kurdistan eine solche Entscheidung fällen kann", sagt Necirwan Barzani, Mitglied des Zentralkomitees der DPK und Stellvertreter Massud Barzanis. Die DPK hatte sich bislang in parlamentarischen Diskussionen gegen das Finanzprogramm und andere Schritte gewehrt, die unübersehbar von Bagdad wegführen würden.
"Egal wofür - aber das Parlament muß seine Option deutlich machen." Sami Abdurrahman, Vorsitzender der Demokratischen Volkspartei (KDPD), die bei den Wahlen an der Siebenprozenthürde gescheitert war, kritisiert die Ungewißheit, die die Diskussion in Arbil bestimmt. Von dem Zusammenschluß seiner Partei, der "Sozialistischen Partei Kurdistans" und der "Partei für Unabhängigkeit" in diesem Monat erhofft er sich "eine starke Stimme außerhalb des Parlaments, die ebenfalls konkrete Pläne vorlegen kann". Das Programm der neuen Partei ist deutlich: "Wir wollen eine Föderation mit Irak, mit Autonomie sind wir nicht zufrieden. Der Anschluß an eine andere Macht erscheint uns illusorisch", meint Abdurrahman.
Wie Massud Barzani und Celal Talabani war auch er dieser Tage zusammen mit Vertretern der irakischen Opposition nach Washington eingeladen. Besonderen Wert legten die Einlader auf die Teilnahme der Vorsitzenden beider großer Parteien - vor der aktuellen Krise war nur die Reise Talabanis vorgesehen gewesen. Deshalb wird nun in Kurdistan vermutet, daß "die Auseinandersetzung über ein völkerrechtliches Konzept nun in Washington fortgesetzt wird".
Weitaus "radikalere" Konzepte sind in weniger offiziellen Kreisen außerhalb dieser Gremien zu hören. "Wilajet (Provinz) Mosul" ist eines der Schlagworte, die seit einiger Zeit in diesen Diskussionen auftauchen. Dabei handelt es sich um einen Vorstoß ursprünglich nicht kurdischen Ursprungs: Im April dieses Jahres hatte die Forschungsgruppe Corum, eine Gruppe internationaler Juristen, in Genf mit Hilfe des UN-Sekretariates eine Studie über den völkerrechtlichen Status der ehemals ottomanischen Provinz Mosul vorgelegt. Die Provinz umfaßte damals 90 Prozent des heutigen Irakisch-Kurdistans inklusive Kirkuk und der - heute von den Kurden gar nicht geforderten - Stadt Mosul.
Bei den Friedensverhandlungen in Lausanne, auf der auch die Grenzen Iraks festgelegt wurden, war die Auseinandersetzung um diese Provinz nicht gelöst worden. Die Frage, ob sie der Türkei oder Irak zuzuordnen sei oder - wie es im Abkommen von Sèvres 1920 noch ausdrücklich vermerkt war - den Kurden die Möglichkeit eines autonomen Staates gegeben werden sollte, wurde damals vertagt. Erst später, am 16. Mai 1925, wurde die heutige türkisch-irakische Grenze als vorläufige "Brüsseler Linie" festgelegt. Der Türkei wurden für 25 Jahre zehn Prozent der Ölförderung des umstrittenen Gebietes zugesprochen.
Aus den Archiven des Völkerbundes hatte die Corum-Gruppe die "Konstitutive Erklärung Iraks vom 30. Mai 1932" ausgegraben, in der der frischgebackene unabhängige Staat Irak volle Akzeptanz der Rechte aller Minderheiten garantierte. Die Kurden und Turkmenen werden ausdrücklich erwähnt. Beschneidung ihrer Rechte als "Angelegenheiten von internationalem Belang" definiert. Der Völkerbund erhielt Interventionsrecht in einem solchen Fall. Diese Erklärung steht über der irakischen Gesetzgebung. Auf ihrer Basis kann heute, nach Meinung der Forschungsgruppe, die Souveränität Iraks über das Territorium der Provinz Mosul angezweifelt werden.
Da die Erklärung auch ausdrücklich die Achtung privaten Eigentums erwähnt, wird die Frage aufgeworfen, ob die "lokalen Clanführer" heute die legitimen Eigentümer des Öls von Kirkuk und Mosul sind. "Einen solchen Plan könnte die Türkei akzeptieren", meint der kurdische Völkerrechtler Xorsit Rawanduzi, "selbst wenn ich nicht glaube, daß ein Anschluß realistisch ist, könnte es doch sehr intensive Beziehungen zwischen einem ,Wilajet Mosul' unter UN-Aufsicht und der Türkei geben: etwa billiges Öl gegen politische und wirtschaftliche Unterstützung. Wir wollen kein Wiederaufleben des ottomanischen Reiches, sondern moderne Beziehungen."
Inwieweit dieser Plan eine internationale Lobby finden kann, weiß auch Xorsit nicht zu sagen. Kurdische Stammesführer wie der in England lebende Serdar Pischderi, der schon seit einem halben Jahr auf die Entwicklung eines Konzepts zur kurdischen Ölförderung drängt, haben ihr Interesse bereits erklärt. Die im vergangenen Jahr mit englischer Unterstützung gegründete "Konservative Partei Kurdistans" ist einer der Motoren des Unternehmens.
Während im Nachbarland Iran radikal- islamische Zeitungen in schärfsten Tönen vor einer Grenzänderung im Mittleren Osten warnen, sind auch aus der direkter betroffenen Türkei mehr gemischte Reaktionen zu vernehmen. Staatspräsident Turgut Özal hatte den Gedanken einer Föderation seit dem Ende des Kuwaitkrieges nicht ausgeschlossen. Weite Teile der türkischen Presse äußerten sich äußerst ablehnend. Regierungsnahe Kommentatoren ließen keinen Zweifel daran, daß derzeit auf der türkischen Tagesordnung kein Platz für ein solches Thema ist.
Zwiespältig wie die offiziellen Stellungnahmen ist auch das Verhalten des nördlichen Nachbarn. Während die Türkei als erster Staat dieser Tage bei den UN die Aufhebung des Handelsembargos in einem konkreten Punkt durchsetzte und sich bereiterklärte, Zigarettenpapier nach Süleymanije zu liefern (die dortige Zigarettenfabrik mußte vor vier Monaten die Produktion mangels Papier einstellen), fielen die letzten türkischen Bomben vor etwa zwei Wochen in unmittelbarer Nähe der kurdischen Stadt Amedije, 30 Kilometer von der türkisch-irakischen Grenze entfernt. "Die Türkei will sich jede Unterstützung mit Sanktionen gegen die PKK vergelten lassen", sagen die Bewohner von Amedije, "und wir müssen dafür bezahlen."
BERLIN. "Dieses Gelände hat etwas von einer Spielwiese, von der Künstler und Philosophen träumen", schwärmte Volker Schlöndorff. Und Herbert Küppers, Geschäftsführer der Companie Immobilière Phenix, einer hundertprozentigen deutschen Tochtergesellschaft des größten französischen Konzerns Compagnie Générale des Eaux, legte konkrete Pläne für dieses Gelände, die Filmstadt Babelsberg, auf den Tisch: "Die Filmstudios werden total saniert . . . Damit besitzen wir dann das modernste Filmstudio Europas. Auf jeden Fall mit Hollywood vergleichbar." So hörte man es unmittelbar nach dem von der Treuhand groß verkündeten Verkauf der DEFA an die Franzosen. Zusätzlich annoncierte die CGE den Bau von Hotels, Restaurants und Appartements auf dem erworbenen Gelände, womit man den aus ganz Europa und möglichst auch Übersee erwarteten Filmemachern ein attraktives Ambiente bieten möchte. Und die mit der CGE bereits vorher verbundene Bertelsmann-Tochter UFA meldete ihre fünfzigprozentige Beteiligung an der Filmproduktionsgesellschaft DEFA GmbH, deren bisheriger Name allerdings wohl verschwinden soll. Die von einst 2300 übriggebliebenen circa 780 DEFA-Angestellten atmeten bei der vertraglichen Zusicherung ihrer Übernahme auf und blickten hoffnungsvoll in die verheißene bessere Zukunft.
Heute ist von der Euphorie jener letzten Maitage nichts übriggeblieben. Inzwischen wurden sogar weitere 40 Mitarbeiter in den Vorruhestand geschickt. Man klammert sich in Babelsberg an Gerüchte, wonach Volker Schlöndorff, Berater der neuen Herren und vielleicht künftiger Produktionschef, bereits nach Potsdam umgezogen sei. Doch vorerst sitzt er noch in München und wollte sich zu eventuellen Umzugplänen nicht äußern. Immerhin wird ein Büro für ihn auf dem DEFA-Gelände eingerichtet - ob nur für seine hier geplante nächste Produktion oder auf Dauer, wußte niemand zu sagen.
Nach dem Abschluß eines "Teilnotariatsvertrags" zwischen CGE und Treuhand mit "Gremienvorbehalt" - d.h. die Konzernspitze muß erst ihr Placet erteilen - fehlt noch diese endgültige Unterschrift. Zur Zeit beraten die maßgebenden CGE-Gremien in Paris. Offensichtlich möchte man über so wichtige Fragen wie Arbeitsplatzgarantien und Zweckbindung des Grundstücks nachverhandeln. Fest steht, daß die beiden Pariser Konzernbosse Jean-Marc Oury und Guy Dejouany am 1. August das DEFA-Gelände besichtigt haben, aber die danach erwarteten Unterschriften von ihnen noch nicht zu bekommen waren.
Eine peinliche Situation für die Treuhand, die seit Mai fest auf die Zusagen der Franzosen vertraut hatte, zumal deren Entscheidung, wie verlautete, auch mittelbar von ihrer Regierung beeinflußt war. In einer frisch veröffentlichten Propagandabroschüre der Treuhand über ihre Privatisierungserfolge in der Ex-DDR jubelt man noch: "Jetzt sind sich alle Beteiligten in Berlin und Brandenburg wirklich sicher, daß sie ein chancenreiches Zukunftskonzept gefunden haben, das kein Immobilienspekulant mehr durcheinanderbringen kann." Nun aber erweisen sich gerade Befürchtungen, wonach es dem Käufer vor allem um die Immobilie gehe, als berechtigt.
Auch bei Bertelsmann scheint man sich nicht ganz einig zu sein, was denn künftig in Babelsberg geschehen soll. Manfred Lahnstein von der Konzernspitze möchte ein Dienstleistungszentrum mit Schwerpunkt Fernsehen. Peter Fleischmann, neben Schlöndorff der zweite Ideenlieferant für den erstrebten europäischen Medienstandort, wehrt sich gegen Pläne, "vier Hallen für zwei Jahre für TriStar/Columbia zu mieten, um US-Serien mit deutschen Schauspielern und deutschen Themen nachzudrehen". Bernd Schiphorst, UFA-Geschäftsführer, kann sich eine "gute Ehe" zwischen Kinofilm und Fernsehen in Babelsberg vorstellen. Doch die Hochzeit ist noch nicht in Sicht. Fast scheint das DEFA-Gelände in einem Dornröschenschlaf zu liegen. Bis Anfang August wurde wenigstens noch in einer Halle gedreht: Atelieraufnahmen für eine Coproduktion des ZDF mit japanischen und US-amerikanischen Fernsehanstalten, dem ORF und der Westberliner Manfred-Durniok-Produktion. "Das letzte U-Boot" (deutscher Sendetermin: Februar 1993), Regie führt ein bewährter Ex-DEFA-Mann: Frank Beyer ("Spur der Steine"). Der Plot zu seiner Arbeit in vertrauter Umgebung basiert auf historischen Fakten: Ein deutsches U- Boot versucht am Ende des Zweiten Weltkrieges, wichtiges Rüstungsmaterial, darunter Uran für den Bau einer Atombombe, zu den japanischen Verbündeten zu bringen.
IN der Zeit des Kalten Krieges spielt ein Film, den der englische Regisseur John Schlesinger in Coproduktion mit der DEFA gerade abgedreht hat: "The Innocent" ("Der Unschuldige"). Authentischer Hintergrund der Adaption von Ian McEwans gleichnamiger Liebes- und Spionagestory ist der Bau eines Spionagetunnels von West-Berlin auf DDR- Gebiet Anfang der fünfziger Jahre. Vor der Kamera Dietrich Lohmanns standen Stars wie Isabella Rossellini und Anthony Hopkins. Über seine Arbeit in Babelsberg meinte Schlesinger: "Einige der Studios sind ziemlich alt und bedürften der Modernisierung, aber die Gebäude, die Konstruktion der Sets waren sehr gut." Größtes Problem für eine internationale Produktion in Babelsberg sei die Sprache, weil dort nur wenige Englisch sprächen.
Wie "The Innocent" waren auch alle anderen sieben inzwischen fertiggestellten Coproduktionen der DEFA lange vor dem Verkauf Babelsbergs projektiert. Der in München lebende rumänische Regisseur Radu Gabrea drehte eine Geschichte aus dem Berlin der Jahrhundertwende, "Rosenemil". Im Berlin der zwanziger Jahre spielt "Die Tigerin", Regiedebut von Karin Howard, Drehbuchautorin der "Unendlichen Geschichte". Niklaus Schillings "Willi Zwo" ist der zweite Teil seines "Willi-Busch-Reports", der 1979 von komischen Abenteuern seines Helden an der innerdeutschen Grenze berichtete, die nun verschwunden ist. Eine Coproduktion mit Schweden, "Großvaters Reise" (Regie: Staffan Lamm) mit Max von Sydow in der Hauptrolle, und eine mit der Schweiz, "Anna annA" (Regie: Greti Kläy), haben jeweils jugendliche Helden, ebenso wie "Krücke" (Regie: Jörg Grünler), die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Peter Härtling um einen Dreizehnjährigen im Wien der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Abgedreht ist auch der erste lange Spielfilm der bekannten DEFA-Dokumentaristin Helke Misselwitz ("Winter ade"), "Herzsprung", an dem sich neben der DEFA wiederum das ZDF beteiligte. Hauptproduzent ist die von der Regisseurin im April 1991 gemeinsam mit Thomas Wilkening gegründete DaDaEr Film GmbH, deren Name an die Bezeichnung der zuvor von dem Mitgesellschafter geleiteten Nachwuchsgruppe der DEFA anknüpfte. Inzwischen hat sie sich des leichteren Verständnisses wegen in Thomas Wilkening GmbH unbenannt - ein weiteres Stück Traditionsverlust. Außerdem gibt es jetzt in der Ex-DDR noch mindestens vier weitere private Produktionsgesellschaften - meist von ehemaligen DEFA-Dokumentaristen gegründet -, die zum guten Teil von Fernsehaufträgen und -verkäufen leben.
Zwei reine DEFA-Produktionen suchen noch einen Verleih, so Siegfried Kühns "Die Lügnerin" mit Katharina Thalbach in der Titelrolle. Dafür überschwemmt ein anderes, ohne DEFA-Beteiligung in Babelsberg gedrehtes Lichtspiel zur Zeit die deutschen Kinos: "Otto - der Liebesfilm". "Babelsberg, das ist eine eigene Welt, wahnsinnig relaxed", begeisterte sich Protagonist und Regisseur Otto Waalkes: "Hat Spaß gemacht, hier zu arbeiten."
Auf solchen Spaß müssen die Noch-DEFA-Angestellten nun schon wieder eine Weile verzichten. Inzwischen wächst in anderen ehemaligen DEFA-Studios eine Konkurrenz heran. Medienmulti Leo Kirch erwarb bereits im April das DEFA- Synchron-Studio in Berlin-Johannisthal und den Berliner Betriebsteil des DEFA- Dokumentarfilmstudios. Mit Investitionen von 225 Millionen Mark will er daraus ein dezentrales Dienstleistungszentrum für Film und Fernsehen machen.
Im Babelsberger Spielfilmstudio sieht der Betriebsratsvorsitzende Jan Peter Schmarje gänzlich schwarz für das Gelände, wenn die von der CGE für den Herbst angekündigten Filmprojekte wegen Verkaufsquerelen scheitern sollten. Andere Angebote konnten im Vertrauen und die Zusagen aus Paris zwischenzeitlich nicht angenommen werden. Noch bei der vorzeitigen Vertragsbekanntgabe war von einer aufwendigen Produktion zur Entdeckung Amerikas die Rede. Ins Atelier gehen sollten Projekte mit französischen Partnern wie Wim Wenders' "Far away so close" und Volker Schlöndorffs "Totale Sonnenfinsternis". Schließlich wurde auch von einer Verfilmung der Maupassant-Novelle "Mouche" in französisch-italienisch-deutscher Coproduktion unter Regie von Marcel Carné gesprochen.
Der inzwischen 82jährige wollte in Babelsberg schon mal seinen berühmten "Hafen im Nebel" (1938) drehen und würde jetzt mit der Realisierung jener Literaturadaption eine Tradition wiederaufnehmen: Französische Regisseure haben schon Mitte der dreißiger Jahre bei der UFA und Mitte der fünfziger Jahre bei der DEFA gedreht. Nach so vielen enttäuschten Hoffnungen erinnert man sich jetzt allerdings in Babelsberg des alten UFA-Schlagers "Das gibts nur einmal, das kommt nicht wieder".
HEINZ KERSTEN
Lepp FRANKFURT A. M. "Ich habe nichts Unrechtes und erst recht nichts Ungesetzliches getan." Mit diesen Worten hat Ex-Aufsichtsratschef Alfons Lappas im co op-Strafprozeß pauschal die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Zu Details will er aber erst Stellung nehmen, sobald ihm das Gericht einen rechtlichen Hinweis erteilt hat, der nach Ansicht von Beobachtern für den Fortgang des Prozesses entscheidend sein kann.
Wie der 63 Jahre alte Lappas in seiner als "persönliche Erklärung" deklarierten Aussage beklagte, waren die siebeneinhalb Monate, die er in Untersuchungshaft verbringen mußte, "die Hölle". Seine angeschlagene Gesundheit sei "endgültig zerstört" worden. Die Bedingungen seiner Unterbringung ("Selbst mein Jagdhund hat mehr Recht auf Bewegung") hätten ihm "das Rückgrat gebrochen und ein Trauma ausgelöst". Von dem Prozeß, der am Montag fortgesetzt wird, erhofft sich Lappas "eine vollständige Rehabilitierung". Ob die Solidarität bei Gewerkschaften und SPD wiederherzustellen sei, bezeichnete der Angeklagte als fraglich. Vom Gericht erwarte er, daß man ihm - "falls ich das noch erlebe" - wiedergebe, was er verloren habe: "Ehre, Selbstvertrauen, Lebensmut und den Glauben an die Rechtsstaatlichkeit".
Zuvor hatte Lappas-Anwalt Klaus Goutier erklärt, keiner der Verteidiger sei in der Lage, dem Mandanten "zu erläutern, was ihm überhaupt vorgeworfen wird". Die zur Hauptverhandlung zugelassenen Anklagepunkte hingen allein von der Frage ab, ob die Gesellschaften GfH und BdKV von der co op abhängig waren oder nicht. Aufgrund eines neuen Gutachtens der BDO-Wirtschaftsprüfer stehe die Abhängigkeit jedoch mehr denn je in Frage. Wären beide Gesellschaften indes co op- unabhängig, müßten sämtliche gegen Lappas erhobenen Vorwürfe entfallen.
Bevor dieser entscheidende Aspekt nicht vom Gericht klargestellt ist, wollen sich weder Lappas noch die anderen sechs Beschuldigten inhaltlich zur Anklage äußern, die auf Betrug und Untreue lautet. Darüber hinaus möchten die Verteidiger, daß Richter Gernot Bokelmann eine Art Verhandlungsplan vorlegt, der einer Strukturierung nach Tatkomplexen entspräche. Doch das Gericht will, wie Bokelmann sagte, "vorgehen, wie es üblich ist". Das bedeutet, daß sich die Angeklagten (soweit sie wollen) zunächst im vollem Umfang äußern und erst danach entschieden wird, was vorrangig Gegenstand der Beweisaufnahme sein soll.
Während die Verteidiger von einem "Prozeßmonster" sprachen, das nur mit Hilfe einer genauen Gliederung des Anklagestoffes zu "bändigen" sei, zeigte sich das Gericht nicht so beeindruckt. "So groß und einzigartig ist das Verfahren nicht", sagte Bokelmann unter Hinweis auf die 64 Seiten starke Anklageschrift.
FR-Leser Ullrich B. hört morgens immer am liebsten den Hörfunksender WDR 1. Das Programm bringt seiner Meinung nach die besten Pop-Sendungen. Doch seit ungefähr drei Wochen muß der verkabelte Rundfunkhörer auf den morgendlichen Spaß verzichten, sein Lieblingssender ist aus dem Angebot verschwunden. An der gewohnten Stelle auf dem Frequenzband "herrschte tiefstes Schweigen". Auf B. wirkte "das alles irgendwie willkürlich", schließlich sei unter der alten Frequenz auch kein neuer Sender zu hören gewesen. Für ihn stellt sich nun die Frage, "wer trifft die Auswahl, was wo gehört werden darf und was nicht"?
Mit Willkür habe das Verschwinden des Senders nichts zu tun, erklärt Uwe Starostzik, der Pressesprecher der Frankfurter Telekom. Schuld daran sei "das Landesmediengesetz". Ins Kabel werden 30 Hörfunkprogramme eingespeist, mehr gehe aus "technischen Gründen nicht". Normalerweise sind diese Kanäle lokalen Programmanbietern vorbehalten. Nur Sender, die auch terrestrisch, das heißt mit einer normalen Antenne zu empfangen seien, sollten laut Landesmediengesetz berücksichtigt werden. "Den WDR haben wir damals reingenommen, weil nicht alle 30 Kanäle voll waren", sagt Starostzik. Der Sender sei aber eigentlich nur mit großem technischen Aufwand zu empfangen
Inzwischen hat sich die Lage stark verändert: Die 30 Kanäle sind voll, und neue lokale Anbieter drängen auf den Markt - unter anderem auch das Rheinland-Pfalz Radio, das als Lokalsender gelte. Es stellte den Antrag auf Einspeisung ins Kabel und "mußte aufgenommen werden", erklärt der Pressesprecher der Telekom.
Für FR-Leser Ullrich B. bleibt die Sache trotzdem ärgerlich. An das Kabel ließ er sich eigentlich nicht wegen lokaler Sender anschließen: "Ich wollte zum Beispiel auch mal einen Sender aus Berlin hören." wob
"Ein gewisses Steuerelement der Parteiführung ist natürlich weg", sagt Frank Becker vom hessischen Landesverband der CDU in Wiesbaden. Und daß der Frankfurter CDU-Vorstand die neue Regelung nicht gerade begrüßt habe, sei irgendwie zu verstehen. Es habe aber "ein bißchen mehr innerparteiliche Demokratie" geschaffen werden sollen.
Becker spricht von einer Satzungsänderung der hessischen Union, die das angestaubte und auf die Parteihierarchie zugeschnittene Ritual der Kandidatenkür für das Frankfurter Stadtparlament auflockern und der Basis mehr Einflußmöglichkeiten einräumen soll: künftig können 15 Prozent der Delegierten bei CDU-Parteitagen eine Konkurrenzliste zu den personellen Vorstellungen des Führungszirkels vorlegen. "Darauf hätten wir gut verzichten können", sagte Heinz Daum, der Geschäftsführer der Frankfurter CDU jetzt trocken. In Frankfurt setzt sich in diesen Tagen vor den Wahlen zum Stadtparlament ein vertraulicher "7er- Ausschuß" der CDU zusammen und sortiert die Bewerber für die nächste Legislaturperiode. Dem einflußreichen Gremium gehören die Kreisvorsitzende Petra Roth, Rathaus-Fraktionschef Horst Hemzal, der frühere Vorsitzende Karlheinz Trageser, der Roth-Stellvertreter Manfred Sutter, der Bundestagsabgeordnete Joachim Gres, der Landespolitiker Alfons Gerling und die Stadtverordnete Karin Meulenbergh an.
In dieser Runde wird hinter verschlossenen Türen ausgehandelt, wer überhaupt auf die Liste kommt und - vor allem - in welcher Reihenfolge die Bewerber nominiert werden. Gegenwärtig sitzen 36 CDU-Stadtverordnete im Römer. Kämen die Christdemokraten am 7. März wieder auf 36,6 Prozent der Stimmen - wie 1989 - wäre den ersten 36 auf dem CDU-Papier das Mandat sicher, weil bei 96 Sitzen in der Stadtverordnetenversammlung ein Prozent der Stimmen ungefähr ein Mandat bedeutet.
Während die Parteitage der Frankfurter CDU bisher meist brav absegneten, was der 7er-Ausschuß hinter verschlossenen Türen ausgehandelt hatte und dann dringend zur Annahme empfahl, muß Geschäftsführer Daum den Delegierten diesmal schon vier Wochen vor der entscheidenten Versammlung im September die Personalliste zusenden. Wenn sich dann innerhalb von 14 Tagen zwischen 50 und 55 unzufriedene Delegierte - von rund 350 - zusammenfinden und eine Gegenliste präsentieren, hat der Parteitag das letzte Wort, über welches Papier abgestimmt werden soll.
Geschäftsführer Daum kann sich gar nicht vorstellen, daß Frankfurter CDU- Delegierte einen derartigen Eklat gegen die Parteiführung und den 7er-Ausschuß inszenieren könnten. Allein daß es diese - für die Union fast revolutionäre - Möglichkeit jetzt gibt, ist vielen Vorstandsmitgliedern nicht geheuer.
Frank Becker von der Landes-CDU kennt die Bauchschmerzen der Frankfurter Parteispitze. Wenn sich zwei mitgliederstarke Stadtkreisverbände einig seien (die größten, wie der in Sachsenhausen, stellen über 25 Delegierte) brächten sie 15 Prozent leicht zusammen.
Die Führung der Frankfurter CDU hat bisher kein großes Interesse gezeigt, die neuen Möglichkeiten der "innerparteilichen Demokratie" publik zu machen .Johannes T. Theißen, Fraktionsassistent der Christdemokraten im Römer und Vorsitzender des CDU-Stadtkreisverbandes Innenstadt, erfuhr erst durch FR- Nachfrage von der Satzungsänderung. cg
"Jeder hat sich ein Bild gemacht, das keine Entsprechung aus persönlicher Erfahrung hat." Diese am Dientagabend von einem Politiker gewählte Definition für Vorurteile wurde auf breiter Front bestätigt: "Ich weiß nicht, wer da kommt, aber ich weiß, daß er stiehlt, raubt, vergewaltigt und mit Rauschgift handelt." Dem einennimmt er angeblich die Wohnung weg, dem anderen schmälert er den Wert seiner Hütte. Und bald ist die ganze Siedlung zum "Ghetto" verkommen.
Daß diese Ängste weder durch Polizeistatistiken noch durch die praktische Erfahrung im Zusammenleben Ängste geschürt mit 200 bereits anwesenden Asylbewerbern in allen vier Stadtteilen bestätigt würden - diese Fakten kamen offenbar nicht an. Erschreckend bleibt, was dazu an "Gedankengut" geäußert wurde. Ob dem einen oder anderen nicht doch Bedenklichkeiten gekommen sind bei der Feststellung, mit wem sie sich da einzulassen Gefahr laufen? Sollte den Bürgern nicht eher Angst und Bange werden beim Lesen der Flugblätter, die die Neofaschisten vor dem Bürgerhaus verteilt haben?
Und was halten die Maintaler Christdemokraten vom Demokratieverständnis, das ihr Parteifreund Wipperfürth offenbarte? Ohne die Spur von Objektivität hat er Stimmung nachgeheizt oder grob unterbrochen, Zensuren verteilt und beleidigt. Als der Bürgermeister nach 22 Uhr die Frage, ob der Standort Dörnigheimer Weg denn überhaupt noch zu ändern sei, mit einem klaren Nein beantwortete, hätte Wipperfürth abbrechen können, wozu viele im Saal geneigt waren. Ihnen - und den gewiß auch anwesenden Indifferenten - hätte er die dann noch folgenden Stammtisch- Rülpser aus der rechten Ecke erspart. HELMUT POMPLUN
Auch wenn sich angesichts der befürchteten Stimmengewinne der rechtsradikalen Parteien große Koalitionen auf allen politischen Ebenen als das kommenden parlamentarische Interims-Modell herausstellen sollten - die Main-Kinzig-SPD hat sich mit ihrer Offerte an die CDU zur Zusammenarbeit vermutlich keinen Gefallen getan.
Die viel strapazierte Politikverdrossenheit kommt bekanntlich auch daher, daß sich die Akteure oft nur verbale Scheingefechte liefern, politische Konturen dadurch verschwimmen und Positionen nicht mehr klar abgesteckt werden. Und da sind die großen Parteien, die es ja immer allen recht machen wollen, besonders anfällig.
SPD und Christdemokraten - sofern diese auf die Offerte überhaupt eingehen - werden es der Main-Kinzig-Bevölkerung nur schwer klar machen können, warum man noch kurz vor den Kommunalwahlen den einen Dezernenten feuern, denanderen für weitere sechs Jahre wiederwählen und eine dritten noch zusätzlich ins Amt hieven muß, zumal diepolitische Handlungsfähigkeit für die Pfründe sichern? SPD durch die Verabschiedung eines Doppelhaushaltes bis zum Märzdurchaus noch gegeben ist. Die Sozialdemokraten wären besser beraten gewesen, auf den Wiederwahlantrag Pipas zu verzichten, ihn bis zu den Kommunalwahlen im Amt zu lassen und sich den Wählern dann neu zu stellen.
Neue politische Akzente können SPD und CDU in der verbleibenden Legislaturperiode ohnehin nicht mehr setzen. Es sei denn, beide Volksparteien denken bereits über den Wahltermin hinaus und wollen sich rechtzeitig ihre Pfründe sichern. RÜDIGER ARENDT
BAD NAUHEIM. 100 000 Mark hat die Frankfurter Dr.-Bodo-Sponholz-Stiftung am Dienstag der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim gespendet, die eine der wenigen Kliniken in Hessen ist, in der Operationen am offenen Herzen durchgeführt werden können. Von der Spende sollen Geräte für die Erkennung und Behandlung von Herzerkrankungen gekauft werden.
Für 50 000 Mark soll eine hochfrequenz-unempfindliche Verstärker-Anlage angeschafft werden, mit deren Hilfe gezielter jene Gebiete zerstört werden können, in denen die Herzrhythmusstörungen entstehen. Dadurch können die Rhythmusstörungen vollständig geheilt werden, wodurch eine medikamentöse Behandlung der Patienten entfällt.
Von dem Rest der Spende sollen die echokardiographischen Apparaturen so erweitert werden, daß eine genauere Beurteilung des Gefäßsystems, insbesondere im Kopfbereich, aber auch an den peripheren Arterien, zum Beispiel des Bekkens und der Beine, erfolgen kann.
Veränderungen an diesen Gefäßen treten häufig in Verbindung mit Veränderungen an den Kranzgefäßen des Herzens auf, so daß eine genauere Diagnostik vor einer Herzoperation unabdingbar wird. Die neuen Geräte ermöglichen es auch, daß in absehbarer Zeit Sonden mit Ultraschallköpfen in die Gefäße eingeführt werden können, um die Veränderungen in diesen Gefäßen besser zu beurteilen.
Ins Leben gerufen wurde die Stiftung von dem 1913 in Berlin geborenen und 1987 gestorbenen Bodo Sponholz. Sein Großvater hatte im Jahr 1884 die Allgemeine Fleischer Zeitung gegründet. Sponholz ließ 1947 den Verlag in neuer Gestalt wiedererstehen, dem 1960 der Neubau des Verlagshauses Sponholz in Frankfurt folgte. Neben der Fleischer Zeitung gab der Verlag noch die gastronomische Zeitschrift und die Feinkost-Revue heraus. Ein breites Fachprogramm sowie eine Fülle von Service-Leistungen für das Fleischerhandwerk rundeten das publizistische Angebot ab.
Die Stiftung wurde unmittelbar nach dem Tod von Sponholz Ende 1987 gegründet. str
HANDBALL
Vorrunde, Gruppe A, 5. und letzter Spieltag: Schweden - Island 25:18 (13:7).
1. Schweden 5 5 0 0 120:86 10:0 2. Island 5 3 1 1 101:99 7:3 3. Südkorea 5 3 0 2 114:115 6:4 4. CSFR 5 1 1 3 95:94 3:7 5. Ungarn 5 2 0 3 104:109 4:6 6. Brasilien 5 0 0 5 96:125 0:10
Sie kommen durch das Tor, das ins Freie geht, nach unten. Gleich neben dem Auslauf hinterm Ziel führt der Weg die Leichtathleten in den Keller des Olympiastadions von Barcelona, vorbei an dutzenden Fernsehkameras, vor die sich der eine oder andere stellen muß oder darf, vorbei an Mikrophonen und Notizblöcken, denen eher schon mal auszuweichen ist. Zwei rote Absperrgitter kanalisieren die Sportler, hin zu jenem Stufenpodest, auf dem ihre Sporttaschen liegen. Ein anderer Weg führt nicht dahin, die Athleten müssen durch die Gasse, an deren Ränder die Journalisten in Greifnähe stehen. Mixed zone heißt die obligatorische Einrichtung, deren Zweck es ist, daß der Athlet nach getaner Arbeit dem Rezensenten derselben Rede und Antwort steht. Zutrittsbeschränkungen sind an diesem Ort aufgehoben, Sportler und Sportjournalisten mischen sich.
In den ersten Minuten nach Ende des Wettkampfes entsteht nicht der Eindruck, daß die Leichtathletik eine glamouröse Veranstaltung mit erotischen Signalen ist. Ein Wasserfilm überzieht die Gesichter und die Teile des Körpers, die nicht von engen, kneifenden Trikots bedeckt sind, die Haare kleben am Kopf, die allgegenwärtigen Muskeln scheinen blaß. Der Anblick der Hochleistungs-Anatomie kurz nach der Verausgabung aus nächster Nähe läßt frösteln.
Traurig, ausgepumpt, verärgert, tanzend, lachend legen die Athleten den Weg durch die Gasse zurück. Von allen Seiten werden Namen gerufen. "Merlene" hier, "Merlene" da. Sie hört etwas, sieht ein Mikrophon, sagt etwas, geht weiter, bleibt stehen, sagt etwas, dreht sich um, lächelt in eine Kamera, sagt etwas, gibt ein Autogramm, muß sich zusammen mit jemand am Gitter fotografieren lassen, sagt etwas, hört etwas, schaut ziellos über Gesichter hinweg, winkt ab, geht weiter, guckt zur Seite, guckt nach vorn, guckt zurück, sagt etwas. Sie braucht Minuten für den Weg zu ihrer Sporttasche. "Gwen", "Gwen", sie legt keinen Stopp ein, läßt sich nicht bitten, nicht fordern, dreht sich nicht um, bleibt nicht stehen, sie will zu niemand nichts sagen und ist sofort bei ihren Siebensachen.
Wie auf einem Sklavenmarkt sitzen die Frauen und Männer auf den zwei Stufen hinter dem Gitter, wie bei einer Fleischbeschau. Sie schauen über die Gesichter der stierenden Journalisten hinweg auf die Fernsehapparate, die unter der niedrigen Betondecke hängen und beobachten die Konkurrenten draußen im Stadion, die sich gleich neben sie setzen werden. Einige werden mit vor Anstrengung pumpenden Oberkörpern kommen, anderen wird sich krampfhaft der Magen zusammenziehen, und sie müssen sich zusammenreißen, daß sie sich nicht übergeben vor aller Augen, wieder andere kommen mit vor Erschöpfung oder Enttäuschung leerem Blick.
Die einen parlieren erleichtert oder ihre Attraktivität genießend, die anderen geben müde ebensolche Statements zu Protokoll, andere weinen sich leise ihre Enttäuschung von der Seele.
Ob sie sich das Gesicht trocknen oder Socken anziehen, ob sie einen Gegner angiften oder mit Handtüchern schmeißen, ob sie fluchen oder beten: immer stehen die Athleten unter Aufsicht. In der mixed zone ist die Privatsphäre aufgehoben.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
FRANKFURT A. M., 5. August (FR). Vielfach sonnig, heiß und in der Südhälfte auch schwül, im Westen und Süden nachmittags und abends einzelne Gewitter, sagt das Wetteramt vorher. Aussichten: Heiter bis wolkig und sehr schwül. (Siehe auch Lokalteil)
cra FRANKFURT A. M., 5. August. Das Interrail-System, das jungen Menschen bis 26 Jahren für 510 Mark das Bahnreisen durch Europa ermöglicht, ist gefährdet. Wie die Pressestelle der Bundesbahn am Mittwoch der FR mitteilte, wollen vom nächsten Jahr an Frankreich, Italien, Portugal, Spanien und Marokko den jungen Bahnreisenden keine freie Fahrt mehr geben. Grund dafür sei, daß diese Länder wegen des Reisetrends Richtung Süden nahezu keine Interrail-Tickets verkauft hätten. Von den insgesamt 330 000 Karten wurden allein in Deutschland 60 000 verkauft.
Nach Ansicht des Bahnexperten der FDP, Roland Kohn, sollte das Interrail-System gerettet werden. Der Vorstand der Bundesbahn sollte noch einmal versuchen, die europäischen Partner vom Interrail-Ticket oder einem gleichwertigen Nachfolgemodell zu überzeugen. Ein Ende dieses Tickets wäre auch "ein europapolitisches Eigentor": Während Europa zusammenwachse, fiele die Bahn in Kleinstaaterei zurück.
Laut DB-Pressestelle werden Bahn- Vertreter der 26 beteiligten Länder Anfang Oktober über die Zukunft des Tikkets beraten.
SCHOTTEN. Im 7. Jahrhundert, so erklärt es die Holztafel, soll der Heilige Bonifatius an einer kleinen Quelle mitten im Hohen Vogelsberg die Menschen getauft haben. Das Wasser dazu schöpfte er aus dem Born, der seit damals seinen Namen trägt. "Heute", stellt die Biologin Daniela Heblik ein wenig irritiert fest, "müßte er das wohl mit Sand oder Staub machen", denn die Quelle ist seit 1947 versiegt. Ist der Grund dafür der Bau einer Sendeanlage unterhalb des 773 Meter hohen Taufsteins? Ein Untersuchungsprogramm des Hessischen Naturschutzzentrums in Wetzlar geht jetzt den Quellen des Vogelsbergs auf den Grund.
"Gottes Gabe fließt umsonst", steht ein paar Kilometer weiter an einem Schild des Gilgborns. Eine zum Überfluß verleitende Zeile in einer Zeit des Wassersnotstands in Südhessen. Rund 100 000 Quellen, die oft nur wenige Quadratmeter groß sind, werden in Hessen vermutet, genau weiß es keiner. Allein 2000 Quellen dürfte es im Vogelsberg geben, dem wasserreichen Mittelgebirge, aus dem die Stadt Frankfurt seit 1872 Trinkwasser zapft.
So ist es denn auch kein Wunder, daß, wer ans Wasser denkt, nur selten den Ursprung von Bächen und Flüssen im Auge hat. Von Trink- und Grundwasser, von Verschmutzung und von Wassersparen ist die Rede, fast nie aber von dem speziellen Lebensraum Quelle, dort, wo unterridisch fließendes Wasser erstmals zutage tritt. "Das ist ein Lebensraum, der seine Faszination erst auf den zweiten Blick entfaltet", sagt die Biologin, und sie fischt mit einem Sieb ein paar Bachflohkrebse und Köcherfliegenlarven ein, zeigt auf einem Steinchen die auf diesen Biotop angewiesene, nur zwei, drei Millimeter große Quellschnecke.
Viele dieser Organismen in dem meist flachen, gleichmäßig temperierten Wasser (es herrschen stetig sechs bis acht Grad Celsius) sind nur dort lebensfähig und können sich schon weiter unten, wenn aus der Quelle ein Bach geworden ist, nicht mehr halten. Ihnen aber ist die Lebensgrundlage auch dann genommen, wenn, was oft der Fall ist, der Born verrohrt oder vermauert ist, was nicht nur beim Straßenbau geschieht, sondern auch dann, wenn aus der Quelle eine Kultstätte gemacht wurde. Dann ist der Lebensraum für Alpenstrudelwurm und Höhlenflohkrebs verloren.
Verloren aber ist damit auch ein "Indikator für unser Lebensmittel Nummer eins", sagt Norbert Lemb vom Naturschutzzentrum. Denn der Zustand der Quellen, so Lemb, "ist auch ein Frühwarnsystem". Die Quelle mit ihren Tier- und Pflanzenarten, mit ihrer Reinheit oder ihrer Verschmutzung zeige letztlich, wie es um das Trinkwasser bestellt ist.
Bei ihrer Arbeit im Vogelsberg knüpfen die Biologen an eine Datensammlung der Justus-Liebig-Universität in Gießen an. Dort gibt es Grundinformationen über 600 der 2000 Vogelsberg-Quellen, die allerdings nur wenig mehr als die Lage und die Stärke des Wasserflusses aussagen. Deshalb geht es in den ersten Untersuchungen auch nur darum, zu sehen, wieviele der 600 Quellen auch heute noch Wasser führen - und wie viel. Weiteren Untersuchungen drehen sich ums Detail, um pH-Wert, Gehalt von Nitrat und Ammonium, Pflanzen und Tiere - das alles wird, unterstützt von einem Computerhersteller, im Rechner verarbeitet.
Im Hintergrund der Arbeit steht, daß die hessischen Naturschutzorganisationen die Quelle 1992 zum Biotop des Jahres ernannt haben. Doch trotz der offenkundigen Probleme beim Umgang mit dem Wasser fanden sich weder das Land Hessen noch die angesprochenen Kommunen bereit, diese Arbeit finanziell zu unterstützen. 300 000 Mark hätte es in den ersten drei Jahren gekostet, wenn vier Biologen - bezahlt als ABM-Kräfte - die Bestandserhebung ausgearbeitet hätten, doch das Naturschutzministerium verweigerte nach Angaben des NZH mit Hinweis auf die bald beginnende landesweite Biotopkartierung (bei der Quellen allerdings nur erfaßt, nicht aber untersucht werden) den Zuschuß.
Das NZH muß nun aus den laufenden Etatmitteln sowie durch eine kleinere Spritze des Sponsors die Arbeit finanzieren. Schon eine der etwa 1000 erforderlichen Gewässeranalysen aber "schlägt mit etwa 30 Mark zu Buche." Auch beim Personal muß gespart werden: Nun sind es zwei statt vier Mitarbeiter, die - unterstützt von Studenten - bis zum Herbst kommenden Jahres erste Ergebnisse zum Zustand der Quellen einer hessischen Landschaft vorlegen wollen, die auch in Zukunft den Durst der Region stillen soll. STEPHAN BÖRNECKE
ESCHBORN. Mit einem Musikprogramm eröffnet die Musikschule Taunus heute um 17 Uhr ihre neuen Räume in der ehemaligen Polizeistation an der Steinbacher Straße 23. Schülerinnnen und Schüler zeigen während der Feier ihr Können.
Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) lädt alle Kleinen und Großen Eschborner zur Eröffnungsfeier ein. Sie können sich dann auch die frischrenovierten Räume im ganzen umgestalteten Haus anschauen. she
FLÖRSHEIM. Um ein heißes Thema geht es heute abend bei der Bürgerversammlung in der Weilbachhalle an der Schulstraße: die ICE-Trasse. Bürgermeister und Magistrat werden mit den Teilnehmern die Pläne der Bundesbahn für die Schnellbahn- Linie diskutieren. Die "Bürgerinitiative für eine umweltgerechte Verkehrspolitik gegen die Schnellbahn" will noch einmal versuchen, die ihrer Meinung nach günstigste Lösung zu erreichen. Die Versammlung beginnt um 20 Uhr. fuh
Schwere Verletzungen trug am Dienstag kurz nach zwölf Uhr eine 72 Jahre alte Fußgängerin bei einem Verkehrsunfall im Nordend davon. Wie die Polizei mitteilte, hatte die Frau am Fußgängerüberweg an der Ecke Friedberger Landstraße / Koselstraße überquert, obwohl für sie die Ampel Rot zeigte.
Auf der Mitte der Fahrbahn der Friedberger blieb sie zwischen den beiden Fahrspuren in Richtung Innenstadt kurz stehen und wurde von dem Wagen eines 53jährigen aus Friedberg erfaßt und zu Boden geschleudert. Die 72jährige mußte zur stationären Behandlung in das Marienkrankenhaus gebracht werden. enk
Kurze
FC Bayern gewann Testspiel 4:1 Fußball-Bundesligist Bayern München gewann ein Testspiel beim TSV Wemding 4:1 (1:1). Die Tore gegen den Bezirks- Oberligisten erzielten Jan Wouters (2), Thomas Helmer und Mehmet Scholl. Für den angeschlagenen Jorginho spielte Alois Reinhardt. Martin Valzquez nach Marseille Nach Rudi Völler (AS Rom) und Dragan Stojkovix (Verona) hat Bernard Tapie, der Präsident von Olympique Marseille, den Spanier Rafael Martin Valzquez, für drei Jahre verpflichtet. Die Ablösesumme für den Ex-Turiner beläuft sich angeblich auf 6,6 Millionen Mark. Auftaktsiege für Frankfurter Lehmann Gleich zwei Siege feierte der Frankfurter Radamateur Lutz Lehmann zum Auftakt der achten Internationalen Sachsen- Tour in Dresden. Im Zweier-Mannschaftsfahren über einen Kilometer auf dem Dresdener Altmarkt setzte er sich mit seinem Partner Jörn Reuß von der RSG Frankfurt/Main nach 1:14,83 Minuten gegen die RSG Wiesbaden (1:16,68) durch. Dann entschied Lehmann das Punktefahren über 40 Runden für sich. Häßler führt AS Rom zum Turniersieg Ein überragender Thomas Häßler führte den italienischen Fußball-Erstligisten AS Rom zum Sieg eines internationalen Dreier-Turniers. Der deutsche Nationalspieler erzielte beim entscheidenden 3:2 (2:2)-Sieg gegen den AC Florenz in der 26. Minute den Ausgleich mit einem herrlichen 18-m-Freistoß. In der 66. Minute traf der Ex-Kölner mit einem Direktschuß nur die Latte des gegnerischen Tores.
BAD HOMBURG. Einen Tagesausflug nach Attendorn im Südsauerland macht das Musikcorps 1960 am Sonntag, 9. August. Der Bus fährt um 9 Uhr am Bürgerhaus Kirdorf ab, Rückfahrt ist gegen 18 Uhr.
Der Ernst des Lebens fällt aus . . .
(Fortsetzung von Seite 19)
Für die Frankfurter bleibt somit per saldo nichts von der versprochenen Aufstockung der Lehrerkollegien. Mahlerwein räumt auch ein, daß die Behörde bei einigen Gesamtschulen mit der Versorgung noch nicht zufrieden sei. Hier werde das Amt noch mal die Gegebenheiten prüfen.
Während viele Grundschulen und Gymnasien, die in vergangenen Jahren noch Stunden streichen mußten, nun den vollen Unterricht erteilen können und die Kinder nicht in zu große Klassen stecken müssen, hält vor allem das Kollegium der Ernst-Reuter-Schule II eine Nachbesserung für erforderlich. Die Gesamtschule habe zu Beginn des Schuljahres rund hundert Lehrerstunden weniger zur Verfügung als noch vor einem Jahr, bemängelt Personalleiter Klaus Gebhard. Weil so gar kein vernünftiger Stundenplan zu machen ist, müssen die Ernst-Reuter- Schüler erst einmal nach einem Notplan lernen.
Besonders großen Bedarf sieht Gebhard in Mathematik. In einigen Klassen wurde schon im vergangenen Jahr beim Rechnen gekürzt. Wenn hier jetzt erneut Stunden ausfallen, sieht Gebhard die Chancen seiner Schüler geschmälert, wenn sie nach Abschluß der Schule eine Oberstufe besuchen wollen oder bei Einstellungstests ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen.
SCHWALBACH. Die Sauererlenstraße ist am kommenden Wochenende für den Verkehr gesperrt. Der Grund: Die Anwohner treffen sich mit Freunden und Bekannten am Samstag, 8. August, und am Sonntag, 9. August, zum Straßenfest. Gefeiert wird dann im Abschnitt zwischen der Sulzbacher und der Niederdorf-Straße.
Die Stadtverwaltung bittet die Anlieger des Sauererlenstraße um Verständnis, falls es am Wochenende beim Fest zu Lärmbelästigungen kommt. she
Fast wäre es so gekommen, daß im Derby der Fußball-Landesliga Mitte Michael Fischer gegen Michael Fischer gespielt hätte. Doch der eine, Neuzugang der Sindlinger Viktoria, muß zuschauen, wenn der andere, altbewährte Kraft beim VfB Unterliederbach, am Samstag (15.30 Uhr, Sindlinger Kreisel) versuchen wird, den Gastgebern einen "Fisch" ins Netz zu setzen.
Der Neu-Sindlinger Michael Fischer, der im Viktoria-Sturm für frischen Wind sorgen sollte, erlitt in der Vorbereitungsphase einen Kreuzbandriß und wird in diesem Jahr nicht mehr die Stiefel schnüren können. Einen ganz schönen "Stiefel" spielte dagegen Unterliederbachs Fischer mit seinen Mannschaftskameraden in der Vorbereitungszeit. "Ich war sehr enttäuscht von unseren Vorbereitungsspielen. Wir haben miserablen Fußball gespielt", grantelt VfB-Macher Jürgen Herborn vor dem Auftakt-Derby. "Körperlich sind zwar alle fit, aber die Abstimmung stimmt hinten und vorne nicht", legt er den Finger auf die Wunde(n).
Der VfB, der mit nur fünf Abgängen eigentlich nicht gerade auseinandergerissen wurde, fand in den Test-Phasen nicht zu seiner Leistung. Der Angriff traf nicht, die Abwehr wackelte. Dabei hält Sindlingens Vorsitzender Sieghard Ehrig gerade die mannschaftliche Geschlossenheit für eine der Unterliederbacher Tugenden. Mit seiner Prognose: "Der VfB ist mindestens ebensogut wie im Vorjahr" würde er von Jürgen Herborn derzeit keine Zustimmung bekommen.
Der VfB verzeichnete zwar wesentlich mehr Zu- als Abgänge, doch besonders der Verlust des zuverlässigen Manndekkers Michael Reichhardt schmerzt Trainer Toni Schießer sehr. Es fehlt an "echten" Manndeckern, obwohl durchaus einige Defensivkräfte zur Verfügung stehen. Christoph Abel, der als Libero vom FC Schwalbach kam, muß nun eventuell den Part des Manndeckers übernehmen und seine Rolle als "freier Mann" Mano Gonzales überlassen. Defensivaufgaben werden auch Pohlenz, Marin und Rang zukommen.
Im Mittelfeld des VfB stehen mit Akbas, Fischer und Hochheimer bewährte Kräfte, doch deren Form ließ in der Testphase zu wünschen übrig. Alternativen bieten der gut aufspielende Thomas Pelayo, der vom SV Zeilsheim kam und die Nachwuchskräfte Holger Schumann und Manuel Hernandez. Chakir Charaf und Andreas Rank sollen für die Tore sorgen, erwiesen sich aber zuletzt als nicht treffsicher genug.
Auch wer das Tor hüten wird, ist noch nicht ganz sicher, Michael Bauernfeind (SG Höchst) und Holger Ettig (FSV Steinbach) stehen zur Wahl. Der ehemalige Höchster Oberliga-Spieler Ettig wurde noch kurzfristig verpflichtet. Jürgen Herborn würde sich von seinem Team zwar gern positiv überraschen lassen, doch an ein hochklassiges Derby glaubt er nicht. "Das Derby kommt für uns zu früh. Ich bin zufrieden, wenn wir einen Punkt holen", meint er.
Mit einem Remis auf eigenem Platz wäre dagegen Sindlingens "Chef" Sieghard Ehrig nicht zufrieden, obwohl es ihn nicht überraschen würde. Im Gegensatz zu den Unterliederbachern hielten die Sindlinger ihren Kader "bewußt klein, um den Spielern aus Reserve und Junioren-Team eine Chance zu geben". Die Viktoria will verstärkt auf die Jugend setzen, nachdem sie zum Ende der abgelaufenen Saison einige Stammkräfte ziehen lassen mußte. Einzig renommierte Neuzugänge im Kader von Heinz Schmidt sind Thomas Pehlke und Stefan Fabrizius vom FSV Steinbach, die im Mittelfeld gemeinsam mit Plattek die Fäden ziehen sollen. Der Sturm der Sindlinger, oft nur ein "Lüftchen", sollte mit Michael Fischer an Durchschlagskraft gewinnen, doch eben jener fällt mit seiner Knieverletzung aus. Neben Jürgen Laub wird der eigene Nachwuchs ins Rennen geworfen. Die jungen Alexander Beirit und Daniel Corsiero stehen zur Wahl. Verlassen können sich die Sindlinger auch weiterhin auf ihre Abwehrreihe vor Reinhard Kroner, die manchen Punkt sichern sollte. "Wir wollen auf alle Fälle vorne mitspielen, obwohl es eine sehr ausgeglichene, spannende Saison werden wird", verspricht Sieghard Ehrig den Sindlinger Fans.
Das Derby, für das er mit 700 Zuschauern rechnet, sieht Ehrig "als Gradmesser dafür, wie die Fans ihre neue Viktoria annehmen". Der Vorsitzende ist sicher, den Fans am Kreisel wieder ein erfolgreiches Team präsentieren zu können.
Unterliederbachs Jürgen Herborn schätzt den Gegner nicht so stark ein: "In der Defensive sind die Sindlinger stark, aber vorne haben sie nicht allzuviel zu bieten", meint er und prognostiziert: "Die Sindlinger werden dieses Jahr nicht vorne mitmischen." Da er mit seinem VfB einen Platz bis fünf anpeilt, ist demnach ein Punktgewinn für die Unterliederbacher Pflicht. jbp
Noch ein schmerzlicher
Ein Kleintransporter wird heute morgen gewichtige Fracht vom Römer zum Darmstädter Regierungspräsidium (RP) karren: 20 blaue, prall gefüllte Aktenkassetten und vier grüne, dickleibige Ordner mit 17 Expertengutachten und Hunderten von Plänen - die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren zum Bau der 45 Hektar großen Feststoffdeponie "Monte Scherbelino II" im Frankfurter Stadtwald. Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) drängt: "Ich hoffe, daß wir in einem Jahr die Baugenehmigung haben."
Der Stadtrat rechnet bei den jetzt anlaufenden Offenlegungen und Anhörungen mit wenig Widerstand aus den einst recht kritisch eingestellten Nachbargemeinden Neu-Isenburg und Offenbach. Die habe man wohl überzeugt, daß vom neuen "Monte" keine Belästigungen ausgehen: "Das wird keine Hausmülldeponie, dort kommen ausschließlich nicht mehr verwertbare Feststoffe wie Bauschutt, Erdaushub, Schlacken und Klärschlamm- Asche hin. Es wird keine Brände geben, und es wird nicht stinken."
Auch das Grundwasser werde nicht gefährdet, denn für 466 Millionen Mark verwirkliche man modernste Sicherheitstechnik: Basisabdichtung, Schlitzwände, Entgasung und begehbare Stollen. In denen sollen Sicherheitsleute ihre Inspektionsrunden drehen, an sogenannten "Kontroll"-Töpfen den Giftgrad im Sikkerwasser checken und, falls etwas kaputtgeht, auch Lecks reparieren.
Für das alles muß nach Westen hin, hinter dem heutigen "schwarzen Weiher", erneut ein Waldopfer gebracht werden: dort werden Bäume auf einer Fläche von 23 Hektar im Kesselbruch gefällt - "ein schmerzlicher Eingriff" findet auch Koenigs, der jedoch die Rodung gegenüber Kritikern aus den Naturschutzverbänden verteidigt: "Wo soll die Deponie sonst hin? Bei den Standortvarianten in Rödermark und Langen wäre doppelt soviel Wald draufgegangen." Eine rund 40 Hektar große Waldfläche, die drei Plateaus eingeschlossen, sind ja bereits wegen der Sanierungsmaßnahmen für den "Monte Scherbelino alt" gerodet worden - und zwar in Richtung Autobahn. Koenigs wirft den "Scherbelino"-Gegnern aus dem Öko-Lager zudem vor, "daß manche die abfallwirtschaftlichen Realitäten in der Stadt nicht zur Kenntnis nehmen".
So solle auf dem neuen "Monte" mit Vorrang leicht verseuchter (kontaminierter) Boden entsorgt werden - wie er zuhauf auf Großbaustellen anfalle. Hierfür gebe es kaum Deponien, oftmals müßten die Projekte deshalb "mit gewaltigen Kosten auf Monate stillgelegt werden". Oder man karre den Dreck auf "dubiose Kippen" und betreibe illegalen Export mit dem gifthaltigen Erdaushub.
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat am Mittwoch angekündigt, "rechtliche Schritte gegen den weiteren Planungsverlauf vorzubereiten". Man fürchte "Beeinträchtigungen des Grundwassers" und fordere "dringend eingehendere Untersuchungen". Man werde klagen, wenn die weitere Planung "im Eilverfahren durchgezogen wird".
Der "Monte II"-Betrieb ist indes auf 20 Jahre und 6,5 Millionen Kubikmeter Füllmenge ausgelegt. Koenigs: "Wir verlängern nicht und beginnen mit dem Bau auch nur, wenn eine Nachfolgedeponie, die ab 2015 akut wird, vom zuständigen Umlandverband rechtlich gesichert ist." peh
BAD VILBEL. Die CDU Gronau will sich um Einvernehmen mit jenen Neubürgern bemühen, die unzumutbare Lärmbelästigungen von den geplanten Tennisplätzen im Baugebiet "Auf der Speck" befürchten (die FR berichtete am 24. Juli unter der Überschrift "Gronauer Tennisclub: RP genehmigt vier Plätze"). Ein Lärmgutachten, so heißt es in einer Pressemitteilung des Gronauer Parteivorsitzenden Dieter Pflug, habe zwar festgestellt, daß eine Lärmbelästigung der rund einhundert Meter von den geplanten Plätzen entfernt wohnenden Anlieger nicht gegeben sein werde, dennoch: Alle Beteiligten sollten sich zusammensetzen, "um bestehende Vorurteile aus dem Weg zu räumen und schließlich zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen". Pflug: "Die CDU ist bereit, im Rahmen des Vertretbaren auch den Lärmschutz für die Anlieger zu verbessern, damit auch die Anliegerinteressen berücksichtigt werden." Im übrigen sei der Bau eines Clubhauses auf dem Gelände nördlich der Breitwiesenhalle nicht zu befürchten.
Ansonsten betont Pflug, daß die Gronauer CDU voll hinter dem Tennisverein stünde, der 1984 von 75 Personen gegründet wurde und noch im gleichen Jahr Bauanträge für die Tennisplätze gestellt hatte.
Wie berichtet, hat der Regierungspräsident inzwischen seine Bedenken wegen möglicher Lärmbelästigungen durch die Tennisplätze am nördlichen Gronauer Nidderufer fallen lassen und diesbezüglich keine Bedenken mehr gegen den Bebauungsplan "Auf der Speck", so daß der Plan demnächst öffentlich ausgelegt werden kann. Wieweit dann von den Bürgern Einsprüche zu Protokoll gegeben werden, steht dahin. hm
Bei den Eschbacher Bombern hat eine neue Ära begonnen: Mit einem 3:2-Erfolg über die SG Hundstadt feierten die Bomber vor 200 Besuchern ihren Einstand in der Welt des offiziellen Punktspielbetriebs.
Der frühere Freizeitklub hat mit dem Start in der Kreisliga Hochtaunus das Ende einer logischen Kette erreicht. Anders als dies im nicht mehr geldfreien Amateurfußball gang und gäbe ist, konnten die Bomber schon auf erfolgreiche Jugendarbeit zurückblicken, bevor es die "erste Geige" gab. Während viele Klubs erst durch Geldmangel auf die Idee kommen, etwas für den Nachwuchs zu tun, steht bei den Bombern die Jugend schon immer im Vordergrund.
Obwohl es jetzt eine "richtige" Männer- Mannschaft bei den Bombern gibt, sollen die jungen Kicker nicht zu kurz kommen. Motiviert von ihrem neuen Vereins-Emblem, einem lachenden Löwen mit Bällen in den Pfoten, machte die E-Jugend der Bomber bei einem Turnier in Burgfeld den Bär. Nach zwei Siegen über Rosbach (1:0) und Friedberg (2:0) sowie einem torlosen Remis gegen Ockstadt in den Gruppenspielen trafen die Bomber im Halbfinale auf die TSG Pfaffenwiesbach und setzten sich mit 2:1 durch. Im Finale trafen die Eschbacher Jungs erneut auf Germania Ockstadt und hier siegten sie sicher mit 2:0. Herausragender Torschütze der Bomber war Sven Beinhauer, der sechs der sieben Treffer erzielte. Ein Tor steuerte Mathias Hopf bei.
Die E-Jugend startete mit diesem Turniersieg toll in die Saison. Angesichts solcher Erfolge dürfen die Eschbacher Bomber zuversichtlich sein, auch in zwölf Jahren wieder eine schlagkräftige Mannschaft in den Kampf um Punkte bei den "Großen" schicken zu können. Die derzeitigen A-Liga-Kicker müssen am Sonntag in Köppern beweisen, daß ihr Premieren- Erfolg keine "Eintagsfliege" war. jbp
Wenn Alexander Kurlowitsch auf die Bühne kommt, jubeln sie in der Halle. Der derzeit stärkste Mann der Welt wirft die Schultern zurück, geht parallel zur Hantelstange hinter dem Gewicht vorbei und sieht es über die rechte Schulter an, als wolle er es im nächsten Moment erwürgen. Das gefällt den Leuten, auch wenn er es zum sechsten Mal macht an diesem Abend. Dabei wird er es kurz darauf "nur" hochheben; 255 Kilogramm Eisen - Hub, Stoß, Schrei - gerade mal so. Die Kampfrichter werten den Versuch wegen Zeitüberschreitung nicht. Ist auch egal, an Kurlowitsch kommt sowieso keiner heran. Im Reißen hat er zuvor schon 205 Kilogramm nach oben befördert. Dazu die gültigen 245 Kilogramm im Stoßen; das reicht, um die Goldmedaille mitzunehmen. Die zweite nach den Spielen von Seoul 1988 für den Mitte der 80er Jahre in Kanada wegen des illegalen Handels mit anabolen Steroiden verurteilten Heber. Den Grund für Kurlowitschs zweijährige Sperre nennt der IOC-Computer höflicherweise nicht.
Im "Pavello de l'Espana Industrial" im Zentrum Barcelonas war es zum Abschluß der Gewichtheber-Wettkämpfe wie im Zirkus - spektakulär und lustig. Der Auftritt der Superschweren ist Sport und Show in einem. Unvergeßlich sind solche Augenblicke, wenn Weltrekordhalter Leonid Taranenko (266 Kilogramm), 1980 Olympiasieger in Moskau, auch schon 36 Jahre alt und mit einem ansehnlichen Bauch geschmückt, nach jedem Versuch um Zentimeter gestaucht von der Bühne schlurft (er gewann Silber). Oder wenn der Nigerianer Aduche Ojadi im Reißen 190 Kilogramm über dem Kopf balanciert und dabei eine halbe Piroutte dreht, ehe ihm das Gewicht nach hinten runterfällt, was wiederum ihm den Arm verdreht. Das gefällt den Leuten.
Die "Alten" aus Weißrußland wollen im Zirkus bleiben, zumindest Alexander Kurlowitsch - sehr zum Schrecken des Bronzemedaillengewinners Manfred Nerlinger aus Neuaubing. "Das war schon ein Schlag, als ich gehört habe, daß die weitermachen. Ich dachte, jetzt wäre ich der älteste", sagte der Bayer am Tag nach dem Wettkampf mit schwerem Kopf. Am Dienstag war für ihn eine vierteljährliche Bierabstinenz zu Ende gegangen, die auf eine Wette mit Bundestrainer Frank Mantek zurückging.
Wieviel er bei der Feier nachgeholt habe, wollte (oder konnte) Nerlinger nicht sagen. Aber: "Es war irgendwie hemmungslos. Nach einer solchen Pause wirkt's halt verstärkt." Man hat es gesehen auf den Laufstegen im Garten des deutschen Hauses im Schatten des Stadions Nou Camp - 150 Kilogramm wankende, aber nie vom Umfallen bedrohte Masse. Oberschenkel mit einem Umfang von 86 Zentimetern bilden schon einen stabilen Unterbau.
Der Silbermedaillengewinner von Seoul ließ sich von Kurlowitschs "Androhung", die Karriere fortzusetzen, nur kurzzeitig beeindrucken. "Klar, mache weiter. Und ich will auch oben mitmischen", sagte der Bundeswehrangehörige ("Ich bin richtiger Soldat. Mein Dienst ist größtenteils Sport") nach dem Empfang der dienstherrlichen Glückwünsche durch den Minister Volker Rühe. Der hat es in jungen Jahren im Schlagballwurf schon auf 90 Meter gebracht, wie er im deutschen Haus erzählte. Hut ab. Das ist auch reif für den Zirkus.
THOMAS VÖGELE
Firmen-Telegramm
Vorstandswechsel bei Cotinho Der Vorstandsvorsitzende der im internationalen Handel und Anlagenbau tätigen Firma Cotinho, Caro & Co (CCC), Karsten von Wersebe, hat wegen Zahlungsschwierigkeiten sein Amt niedergelegt. Sein Nachfolger Wolfgang-Dietrich Hein soll die vom CCC-Alleineigentümer verursachte Krise durch eine Restrukturierung der Gruppe bewältigen. Das Unternehmen setzte im vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Mark um. Beiersdorf macht im Ausland Kasse Der Hamburger Beiersdorf-Konzern hat im ersten Halbjahr den Umsatz um 5,3 Prozent auf 2,4 Milliarden Mark gesteigert. Besonders flott liefen die Geschäfte im Ausland, wo ein Plus von nahezu acht Prozent auf fast 1,5 Milliarden Mark erzielt wurde. Am erfolgreichsten ingesamt war die Sparte Cosmed (Nivea), die mit 1,2 Milliarden Mark 11,4 Prozent mehr erlöste. Beiersdorf beschäftigte Ende Juni 18 147 Leute.
BASF baut um Der Chemieriese BASF ordnet seine Sparte Energieversorgung neu. Die nach dem Verkauf der Zeche Auguste Victoria übriggebliebenen Einheiten werden am 1. September in die Abteilung Umweltschutz und Arbeitssicherheit integriert.
Ihr Name ist Gantenbein Der Chef des Schweizer Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli, Ulrich Geissmann, verläßt das Unternehmen "im gegenseitigen Einvernehmen". Es wird vermutet, daß sein Weggang im Zusammenhang mit der überraschenden Heirat des 72jährigen Fabrikanten Rudolph R. Sprüngli mit der 44jährigen Alexandra Gantenbein, die zeitweise Mitglied der US-Sekte "I am" war, steht. Nach Bekanntgabe der Heirat fielen die Aktien der Schoko-Firma an der Züricher Börse um 1075 auf 11 000 Franken. Spekuliert wird seit langem über eine mögliche Einflußnahme der Sekte.
Kurze 2
Seiters übernimmt Schirmherrschaft Die Hilfsaktion des Fußball-Europapokalsiegers Werder Bremen für die Flüchtlinge aus Bosnien und Herzegowina hat Beistand auf höchster politischer Ebene bekommen. Bundesinnenminister Rudolf Seiters übernimmt die Schirmherrschaft für das Benefizspiel zwischen dem Bundesligaklub und dem CSFR- Erstligaverein Bohemians Prag am Sonnabend (15.30 Uhr) in Wiesbaden. Australische Olympia-Fußballer begehrt Die australischen Olympia-Fußballer stehen in Europa hoch im Kurs: Nachdem der deutsche Bundesligist Borussia Dortmund "Aussie"-Libero Ned Zelic verpflichtet hat, unterschrieb Tony Vidmar am Mittwoch einen Vertrag beim belgischen Erstligisten Germinal Ekeren. Großer Preis wieder in Berlin Ein Wiedersehen mit dem "Großen Preis von Berlin" feiert am Sonntag die Galopprennbahn in Hoppegarten. 1945 nach Düsseldorf "ausgelagert", findet die Wiedergeburt in der alten Heimat eine hervorragende Besetzung. Für das 1300- Meter-Rennen liegt die ungewöhnlich hohe Zahl von 13 Nennungen vor. Das Hauptereignis des Renntages ist mit 340 000 Mark dotiert. Steffi Graf spielt in Saarbrücken Wimbledon-Siegerin Steffi Graf wird beim Internationalen Hallen-Tennisturnier am 20. September in Saarbrücken an den Start gehen. Neben der Wimbledon- Siegerin treten zum Auftaktturnier Manuela Maleeva-Fragniere (Schweiz) sowie Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) und Richard Krajicek (Niederlande) an. Anschließend spielen Graf/Steeb und Maleeva-Fragniere/Krajicek ein Doppel.
WETTERAUKREIS. Der Rettungsdienst im Kreisverbandes Wetterau des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) scheint gerettet zu sein. Die Verhandlungen mit den Krankenkassen hätten zu einem Kompromiß geführt, der den Rettungsdienst in seiner bisherigen Form gewährleiste, teilte der DRK-Kreisvorsitzende Heinrich Martin der FR auf Anfrage mit. Wie der Kompromiß im Detail aussieht, verriet Martin nicht. Allerdings müssen die Vorstände der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und der Ersatzkassen dem Kompromiß noch zustimmen. Der DRK-Kreisvorstand wird sich am Donnerstag, 13. August, damit befassen. Martin geht davon aus, daß das Verhandlungsergebnis akzeptiert werden wird.
458 000 Mark Defizit hatten die Krankentransporte und der Rettungsdienst dem DRK-Kreisverband im vergangenen Jahr beschert. Jeder gefahrene Kilometer hatte 1,55 Mark Verlust gebracht und jeder Einsatz 39,54 Mark. Die Ursache des Dilemmas ist laut Martin, daß das DRK nicht mehr auf Zivildienstleistende zurückgreifen konnte und stattdessen Rettungsassistenten eingestellt werden mußten.
Dadurch schnellten die Personalkosten um 392 000 Mark in die Höhe. Die Krankenkassen hätten dafür Verständnis aufgebracht, so Martin, der sich über konkrete finanzielle Zusagen jedoch nicht äußern wollte.
Nachdem sich beim Defizit im Rettungsdienst des DRK-Kreisverbandes eine Lösung anbahnt, stehen der Hilfsorganisation neue, zähe Verhandlungen ins Haus: Die Umsetzung des Hessischen Rettungsdienstgesetzes im Wetteraukreis. In einem Gutachten war festgestellt worden, daß der Süden der Wetterau mit Rettungswachen überversorgt ist, während im Osten ein Mangel besteht.Landrat Rolf Gnadl (SPD) hat bereits zu einem Gespräch eingeladen.
Die angebliche Überversorgung im Südkreis wird von Martin in Frage gestellt. "Man muß auch sehen, daß die Bevölkerungszahl hier erheblich gewachsen ist", meint er. Es dürfe freilich nicht geschehen, daß zu einem Notfall versehentlich zwei Rettungswagen sausen. ieb
Zu einem "doppelten Abschiedsspiel" wurde das Gastspiel des Fußball-Zweitbundesligisten SV Darmstadt 98 beim Offenbacher Bezirksligisten SG Rosenhöhe. Zum einen verabschiedeten die Rosenhöher das 20jährige Talent Markus Old, das in Zukunft für den SV 98 auf Torejagd gehen wird, zum anderen schnürte der langjährige SG-Spielführer Roland Wernig noch einmal seine Stiefel, ehe er sie endgültig an den berühmten Nagel hängt.
310 Zuschauer waren ins Sportzentrum gekommen, um in den Reihen der Darmstädter so gestandene Größen wie Dirk Bakalorz, Henrik Eichenauer, Gerhard Kleppinger und natürlich ihren "Newcomer" Markus Old zu sehen. Die Rosenhöher nutzten die Gelegenheit, um ihren gesamten Kader einzusetzen und sich auf die Saison in der Bezirksliga vorzubereiten.
Besonders im ersten Abschnitt machten sie den Profis das Leben schwer. Dennoch führten die "Lilien" zur Pause durch Treffer von Berry (13.), Eichenauer (19.), Quedraogo (26.) und den Ex-Egelsbacher Havutcu (30.) standesgemäß mit 4:0. Die zweite Hälfte nutzte SG-Coach Jürgen Heilmann, um zu experimentieren, zumal natürlich jeder Rosenhöher gegen die Profis sein Können unter Beweis stellen mochte. Die Darmstädter legten noch einen "Zahn" zu. Nach dem 5:0 durch Simon setzte Markus Old seinen ehemaligen Teamgefährten einen Ball ins Netz.
Doch auch die Rosenhöher können Tore schießen: In der 66. Minute ließ Matthias Winter mit einem 18-Meter- Schuß ins Dreieck SV-Keeper Tom Eilers keine Abwehrchance. Nur drei Minuten darauf gelang Schnarr per Foulelfmeter sogar das 2:6. Doch damit war die Aufholjagd der Rosenhöher beendet und die Darmstädter machten durch Malz, Berry, Weiß und Bakalorz den zweistelligen Sieg perfekt. Besonderen Anklang bei den Fans fanden die Kabinettstückchen von Dirk Bakalorz, der aus seinen Tagen bei der Frankfurter Eintracht noch vielen bekannt ist.
Das Schiedsrichtergespann Orschel (Bruchköbel), Östreich (Ostheim) und Becker (Hanau) hatte mit der fairen Partie keine Mühe. Am Ball war auch Offenbachs Kreispressewart Rudi Ball, der die Künste der Darmstädter fachmännisch begutachtete. Natürlich wurde das Gebotene nachher noch beim gemütlichen Beisammensein am Sportgelände kritisch beleuchtet. Keine Anlaß zur Kritik hatten die Gäste und die Fans, die von den vielen Helfern der Rosenhöhe hervorragend bedient wurden.
Nach dem ersten Kontakt mit den Lilien werden die Rosenhöher nun um so interessierter den weiteren Weg des SV 98 in der Zweiten Bundesliga verfolgen. Besonders gespannt erwarten sie natürlich den ersten Bundesliga-Auftritt von Markus Old.
Noch gehört Markus zum Kader der zweiten Mannschaft, doch wie von SG-Pressesprecher Patrick Old zu erfahren war, darf er sich Hoffnungen machen, bereits in einigen Monaten in den Kreis der Lizenzspieler vorzudringen. Und der SG-Pressewart muß es eigentlich wissen, der heißt nämlich nicht zufällig Old, sondern ist der Bruder des Rosenhöher Talentes Markus.
SV DARMSTADT 98: Eilers, Heß, Baier, Kowalewski, Kleppinger, Bragin, Eichenauer, Old, Quedrago, Berry, Malz, Havutcu, Simon, Trautmann, Bakalorz, Weiß.
SG ROSENHÖHE: Arnold, Braus, Schöfer, Thomas, Wernig, Schmeykal, Rüger, Ribicic, Macziek, Wolf, Brodella, Haller, Ihlefeld, Schneeberger, Avdic, Winter, Maazouzi, Schnarr, Schenderlein, Pappas. ina
Bereits zum 13. Mal trafen sich die Dreieicher Fußballklubs beim TV Dreieichhain, um den inoffiziellen Dreieich- Meister zu ermitteln. Das Dreieich-Turnier hat ein eigenes Flair, welches offenbar bei den Beteiligten gut ankommt, denn stets sind alle zehn Dreieicher Klubs vertreten.
In diesem Jahr versprach die Konstellation besondere Spannung: Fünf der Dreieich-Vereine gehen in der Bezirksliga, fünf in der A-Liga an den Start. Nur eine Klasse trennt die zehn Klubs, so daß jede Mannschaft sich berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen durfte. Erfüllt wurden diese Hoffnungen bei der SG Götzenhain, die zum zweiten Mal nach 1988 den Titel gewann. Durch den Treffer von Oliver Nazet gegen den TV Dreieichenhain im Finale sicherte sich der Bezirksligist den Titel. Die Mannschaft der Gastgeber hatte sich in den Gruppenspielen überraschend gegen die Bezirksligisten Susgo Offenthal und FV 06 Sprendlingen durchgesetzt.
Besonders das Team des FV 06 enttäuschte auf ganzer Linie und wurde am Ende nur Zehnter, während die Offenthaler sich immerhin noch Rang drei sichern konnten. Die Bezirksligisten, insbesondere Sprendlingen, traten nicht in bester Besetzung an. Im Entscheidungsspiel besiegten sie den A-Liga-Aufsteiger SC Buchschlag mit 2:1. Doch die Buchschlager spielten beim Dreieich-Turnier eine sehr gute Rolle. Organisator Mike Groher sah in ihnen das "spielerisch und technisch beste Team des Turniers". Am Sieg der SG Götzenhain gab es dennoch nichts zu deuteln. Schade, daß den Siegern kein Wanderpokal überreicht werden konnte, wie das normalerweise üblich ist. Der Grund hierfür liegt beim FC Offenthal, der als Sieger des letzten Dreieich-Turniers den "Pott" eigentlich wieder zur Verfügung hätte stellen müssen. Doch der Pokal ging offenbar in Offenthal verloren und muß nun - auf Rechnung des FC - erst wieder neu angefertigt werden.
Nicht verschwunden war dagegen der Preis für den besten Keeper, ein bronzener Torwart-Handschuh. Ihn bekam Thomas Wieland von der SG Götzenhain zugesprochen, sodaß die Turniersieger wenigstens eine Trophäe mit nach Hause nehmen konnten. Den Pokal für den besten Torschützen mußten Volker Henning (TG Sprendlingen), Thomas Hones (FC Offenthal) und Oliver Nazet (SG Götzenhain) an der Torwand ausschießen, nachdem sie alle drei Tore erzielt hatten. Volker Henning bewies hier die besten Nerven. Den Fairneßpokal erhielt die Susgo, doch auch die übrigen Teams verhielten sich stets sportlich.
Wie immer gab sich der Veranstalter alle Mühe, die Gäste zufrieden zu stellen. Leider fanden bei dem heißen Wetter nur 300 Zuschauer den Weg zu TV. Wären mehr gekommen, hätten sie ansprechenden Fußball gesehen und wären hervorragend umsorgt gewesen. Ein Beispiel für den unermüdlichen Einsatz der TV-Helfer bietet Torwart Reinhold Chmielorz. Dessen Bein ziehrt zwar ein Gips, doch der Keeper setzte sich bereitwillig an die Kasse, um die wichtigen Eintrittsgelder zu kassieren.
RESULTATE DES DREIEICH-FUSS BALLTURNIERES, Tabellen nach der Vorrunde - Gruppe A: 1. TV Dreieichenhain 5:3-Punkte/5:3-Tore, 2. Susgo Offenthal 5:3/4:2, 3. TG Sprendlingen 5:3/6:5, 4. SKG Sprendlingen 3:5/5:7, 5. FV 06 Sprendlingen 2:6/0:3.
Gruppe B: 1. SG Götzenhain 6:2/7:1, 2. SC Buchschlag 5:3/5:2, 3. FC Offenthal 5:3/5:3, 4. Türkischer FV Dreieich 3:5/4:10, 5. SV Dreieichhain 1:7/2:7.
Spiel um Platz 9: FV 06 Sprendlingen - SV Dreieichenhain 0:3.
Spiel um Platz 7: SKG Sprendlingen - Türkischer FV Dreieich 2:0.
Spiel um Platz 5: FC Offenthal - TG Sprendlingen 5:0.
Spiel um Platz 3: Susgo Offenthal - SC Buchschlag.
Finale: SG Götzenhain - TV Dreieichenhain 1:0. jbp
Kleine Lokalrundschau
Besuch beim Rotkehlchen OBERTSHAUSEN. Das Enkheimer Ried in Frankfurt ist Ziel eines Fahrradausflugs, den die Jugendgruppe des Vogelschutzbundes und der Naturfreunde ("Junio") am heutigen Freitag, 7. August, unternimmt. Peter Erlemann stellt im Ried mit dem Rotkehlchen den "Vogel des Jahres 1992" vor. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr an der Waldschule. Ein Ersatzschlauch sollte jeder Teilneh- mer mithaben. Willkommen sind auch junge Leute, die nicht bei "Junio" Mitglied sind. Treff der Alleinerziehenden MÜHLHEIM. Zum erstenmal nach den Ferien treffen sich am morgigen Samstag, 8. August, Alleinerziehende bei dem Verein "Frau - Mutter - Kind", Lessingstraße 25. Beginn: 15 Uhr. Die nächsten Treffen finden alle 14 Tage statt. Auskunft gibt's bei Beate Ackermann, Telefon 0 61 08 / 7 64 16 oder bei der Frauenbeauftragten Doris Globig, Telefon 0 61 08 / 601-105. Fete im Park OFFENBACH. Im Martin-Luther-Park feiert am Samstag, 8. August, der CDU-Stadtbezirksverband Offenbach-Ost. Das Parkfest beginnt um 9.30 Uhr. Geboten wird neben Gesprächen mit Kommunalpolitikern auch Gegrilltes, kühle Getränke, spanische Paella und Spiele für die Kleinen.
BONN, 5. August (epd). Mit einem am Donnerstag beginnenden dreitägigen Hungerstreik, einer Andacht und einer Kundgebung vor der birmanischen Botschaft in Bonn wollen mehrere Birma-Solidaritätsgruppen an die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung vor vier Jahren erinnern. Am 8. August 1988 hatten birmanische Soldaten mehrere tausend friedliche Demonstranten erschossen. Aus Anlaß des Jahrestages des Massakers fordern die Organisationen in einem vom Birma-Büro in Bochum veröffentlichten Aufruf die Freilassung aller politischen Gefangenen und die Einstellung des Krieges gegen die Minderheiten in dem südostasiatischen Land.
Das Militärregime müsse endlich die Macht an die oppositionelle "Nationale Liga für Demokratie" übergeben, die bei den Wahlen 1990 über 80 Prozent der Stimmen erhalten habe, heißt es in dem Aufruf weiter. An die Vereinten Nationen ergeht der Appell, sich um einen dauerhaften Frieden in Birma zu bemühen. Wegen der anhaltenden Menschenrechtsverletzungen solle die Bundesregierung sämtliche Hilfe einstellen und die diplomatischen Beziehungn abbrechen.
Nachdem die Walldorfer Fußballfreunde sich am Samstag (15.30 Uhr) beim Punktspiel gegen den VfB Marburg vom derzeitigen Leistungsstand der Oberliga-Recken überzeugen können, haben sie tags darauf Gelegenheit, die Stars von morgen unter die Lupe zu nehmen.
Am Sonntag von 11 bis 16 Uhr stellt sich die Jugendabteilung des Oberligisten auf dem Sportzentrum an der Okrifteler Straße allen Freunden und Fußball-Fans vor.
Die jungen Kicker hoffen, daß auch sie das Interesse der Walldorfer finden, denn schließlich möchten sie eines Tages für die Rot-Weißen auf Punktejagd in der Oberliga gehen. jbp
Am Samstag, 8. August, findet am Rhein zwischen Braubach und Koblenz zum 37. Mal "Rhein in Flammen" statt. In Koblenz beginnt das Fest bereits um 9 Uhr morgens, spät in der Nacht soll es enden. Überall am Rheinufer und in den Koblenzer Statteilen gibt es Feste, die mit viel Live-Musik angereichert sind.
In Koblenz wird um 14 Uhr der Vergnügungspark am Peter-Altmeier-Ufer geöffnet. Um 19 Uhr landen Flugboote und Wasserflugzeuge, für die Mitflugplätze verlost werden. Das Traumtheater Salome spielt um 16 und 19 Uhr, ab 22 Uhr besteht die Möglichkeit, mit den Akteuren auf einem Ponton zu feiern.
Um 20 Uhr starten mehrere Heißluftballons und ein Luftschiff, während die "Summer-Night-Open-air-Disco" zwei Stunden später eröffnet wird. Den Schlußpunkt der Licht-Ereignisse setzt um 23 Uhr das Höhenfeuerwerk von der Festung Ehrenbreitstein. rar
AUGSBURG, 5. August (AFP). Das Bundesministerium für Frauen und Jugend will in größerem Umfang Kinder aus Sarajewo retten. Es sei bereits Kontakt zu den Bundesministerien für Inneres und Äußeres aufgenommen worden, um die Möglichkeit einer umfangreichen Evakuierung von Kindern zu prüfen, sagte Ministerin Angela Merkel (CDU) der Augsburger Allgemeinen". "Wir müssen alles versuchen, um Kinder aus dem Bürgerkriegsgebiet herauszuholen", sagte sie. Ihr Ministerium arbeite mit freien Trägern zusammen, die die Unterbringung der Kinder organisieren könnten.
Der Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestages, Wilhelm Schmidt (SPD), forderte die Regierung zur Evakuierung aller rund 50 000 Kinder auf, die noch in Sarajewo leben. Auf deutsche Initiative müsse eine gut koordinierte und abgesicherte Hilfsaktion zur Evakuierung aller Kinder für die Dauer des Bürgerkrieges gestartet werden, sagte Schmidt dem Mitteldeutschen Express.
Der Hilfskonvoi, der zehn kriegsverletzte Kinder nach Weimar bringen soll, traf am späten Dienstag abend in Zagreb ein. Die Organisatoren hatten ausdrücklich darauf hingewiesen, ihre Aktion sei mit den Vereinten Nationen abgestimmt.
Die Olympischen Spiele sind vorbei, und keiner hat begriffen, welch großangelegte islamisch-fundamentalistische Verschwörung sich dort abspielte. Hat jener Herr vom Fernsehen, der bei seinen Reisen in alle Welt schon erschrickt, wenn er eine grüne (!) Verkehrsampel sieht, eigentlich Urlaub?
Da behindern zwei Marokkaner einen Kenianer so sehr, daß der nicht ans Gold kann. Marokko ist ein islamisches Land. Da wirft ein Tadschike den Hammer am weitesten. Aus Tadschikistan wollen die Fundamentalisten ein islamisches Land machen. Die Sache mit dem Hammer hätte beinahe gleich zu Anfang alles auffliegen lassen; danach wurden die Fundamentalisten vorsichtiger, aber sie sind immer noch da.
Die Sache mit dem Hammer ist eindeutig. Schon seit 1948 versucht ein gewisser Geheimdienst, der in Langley (Virgina) sitzt, damit Propaganda zu machen. Damals in London hat ein Ungar gewonnen und vier Jahre darauf in Helsinki sein Landsmann. Die CIA-Agenten haben ihn gedopt. Sie haben ihm eingeflüstert: "Stelle dir nur vor, du wirfst die Sichel gleich mit . . ." Nun benutzen die Fundamentalisten diesen Trick. Wir müssen wachsam sein. Es ist alles Politik.
Deshalb funktionierte der kubanische Hochspringer seinen Erfolg zu einem Massen(!)-Meeting auf dem Sieger-Podest um. Das muß Fidel Castro ihm bei seinem Abstecher nach Spanien persönlich befohlen haben.
Gut, der Einwand gilt, daß Castro zwar kein Moslem ist - aber auf seine Weise ist er eben doch Funda- Die Herren der Ringe mentalist. Vielleicht beweist das Beispiel Pakistan (ein islamisches Land) etwas mehr. Die Indus-Fundamentalisten mit den Schlägern in der Hand(!), verkleidet als Hockey-Spieler, haben uns herausgefordert. Gut, daß unsere braven deutschen Sportler sich auf die klassische Methode besannen: Straf(!)- Ecke - und dann hart zuschlagen wie damals Karl Martell bei Scholl-Latours und Poitiers. Nur so geht es. CAROLUS
SPD: Weisung aus Bonn ist Schlag ins Gesicht
DREIEICH. Die SPD-Kreistagsfraktion ist empört über die Weisung von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) aus Bonn an das Land Hessen, gegen die Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs in Kassel zum Odenwaldzubringer (B 46 neu) wegen der Nichtzulassung der Revision Beschwerde einzulegen. Sie sei "ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die sich seit Jahren um eine Lösung der Verkehrsprobleme im Bereich Dreieich / Rödermark bemühen", kritisiert Helga Hildebrandt, Vorsitzende der Fraktion, in einer Pressemitteilung. Mit dieser Weisung aus Bonn wird nach Ansicht von Hildebrandt verhindert, daß zügig Alternativen untersucht und die Grundlagen zur Planung kleiner Lösungen geschaffen werden. Stattdessen werde es in absehbarer Zeit keine Investition in Ortsentlastungsstraßen geben. Die Genossin sieht darin einen "Beitrag zur Sanierung des Bundeshaushalts auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger". Dreieichs Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) nannte es dagegen "gut, daß versucht wird, die Punkte im Urteil zu klären, hinter die man ein Fragezeichen machen kann". Das müsse nicht automatisch zu weiteren Verzögerungen führen. Auch neue Planungen seien schließlich nicht so schnell zu realisieren, bemerkte der Bürgermeister. dac
SCHWALBACH. Autofahrer, die wegen der Umleitung am Wiesenweg schon fast gewohnheitsmäßig einen Zickzackkurs fuhren, können vom heutigen Freitag an wieder gewohnte Strecken fahren: Um 10 Uhr wird der Wiesenweg für den allgemeinen Fahrzeugverkehr freigegeben. Zuvor mußten die Autofahrer über Ring-, Feld-, Friedrich-Ebert- und die Avrilléstraße zur Berliner Straße kurven. she
SALZBURG. Die Orchesterkonzerte gehören zum traditionell gewichtigsten Bestandteil der Festspiele. In weniger hektischen Zeitläufen fungierten sie als schönes Nebenprodukt des Klangkörpers, der auch die repräsentativen Opernaufführungen innehatte. Bis in die jüngste Vergangenheit, bis in die Spätjahre Karajans, waren es also die Wiener Philharmoniker, die den Salzburger Orchestersommer mit seinen rund zwanzig Terminen erheblich konturierten. Andere Spitzenorchester traten daneben als Ergänzung und Programm-Verstärkung mehr und mehr in Erscheinung, aber die Wiener Renomiermusikanten sorgten lange Zeit, auch durch Proporzmodalitäten (nach denen sie die Hälfte der Konzerte zu spielen hatten oder mehr) dafür, daß ihnen der Ruhm in Salzburg nicht verdunkelt wurde.
Es hat viel für sich, wenn ein Orchester, indem es sich mit einem Festival identifiziert, dabei entscheidende künstlerische Maßstäbe setzt. Insofern war den Wiener Philharmonikern auch in Salzburg viel zu verdanken. Andererseits war nicht zu überhören, daß die großen Opernbelastungen diesen Musikern keine restlos befriedigenden Kapazitäten für hochrangige Konzertaktivitäten mehr gönnten. Das philharmonische Qualitätsbewußtsein ließ zwar kaum jemals lieblos hingeschluderte Aufführungen zu, aber die flagrante Ermüdungsgefahr zeigte sich an den Programmen: Dabei bevorzugten die Wiener, aus allzusehr auf der Hand liegendem Anlaß, pflegeleichte Repertoirestücke, die keiner Extraufmerksamkeit zu bedürfen scheinen. Mit solchen Allerwelts-Präsenten, denen der philharmonische Nimbus eine Festspiellegitimation zuweisen sollte, wurden letzthin viele Festspielsommer bestritten, und dabei kamen sicherlich auch ab und zu interpretatorische Sternstunden vor, aber geplant wurde unter der Fuchtel des probenökonomisch Opportunen und künstlerisch Bequemen (was einer gewissen Festspiel-Klientel gerade gefiel).
Die im Festivalrahmen gleichsam sekundierenden internationalen Reiseorchester konnten die flaue Programmatik ebensowenig kompensieren. Allenfalls hatten sie den Vorzug frischerer, zackigererer Wiedergaben, als die Wiener Gestreßten sie boten. Als schmales Alibi betätigte sich einzig das ORF-Symphonieorchester mit ein paar probenintensiven Raritäten und Novitäten, die den Festspielhunger der ausgepichteren Musikfreunde notdürftig wachhielten.
Mit diesem Zustand machte das neue Direktorium Schluß. Die mitunter an des Kaisers neue Kleider gemahnende Vorherrschaft der Wiener Philharmoniker im Konzertsaal ist beendet. Die Verminderung der Aufführungszahlen für dieses Orchester wird dessen künstlerische Reputation in Zukunft eher vergrößern, indem Qualität und programmatisches Gewicht jedes absolvierten Konzerts bei aufgelockertem Terminkalender zunehmen. Zugleich wird das Angebot sowohl pluralistischer als auch inhaltlich stringenter, wenn es sich auf viele Schultern verteilt. In den Eröffnungskonzerten mit Gielen und Harnoncourt wirkte sich der Heranzug von jungen Klangformationen (Internationales Mahlerorchester, Chamber Orchestra of Europe) bereits sehr positiv aus. Solche Kollektive können mit breitem Standardrepertoire kaum festspielgemäß konkurrieren; mit wenigen, entschieden vorbereiteten Stücken dagegen überzeugen sie auch das strengste Publikum. Ja, sie verstehen sich sogar besser und vorurteilsfreier zu ungewöhnlichen Wiedergabekonzepten als manche Traditions-Klangkulturhersteller, die den Geist der Musik mit einem blankgeputzten philharmonischen Stiefel verwechseln. Vermeintlich brillante Stardirigenten sind oft gerade dadurch erfolgreich, daß sie Orchestermusiker spielen lassen, wie sie's gewohnt sind. Auch das kann schön und gut und richtig sein, sogar demokratisch auf etwas herrenclubhafte Art. Doch muß es daneben auch Platz geben für Innovatives, Unerhörtes, Gewohnheiten Aufbrechendes.
In der ersten diesjährigen Festspielphase traten zwei Gastorchester mit ihren Chefdirigenten auf, die dem Zwang ambulanter Beliebigkeiten eine drastische Absage erteilten und eigenwillige Signaturen setzten. Damit machten Christoph von Dohnányi und das Cleveland Orchestra Eindruck, und nicht weniger einprägsam verliefen die beiden Abende des "City of Birmingham Orchestra" mit dem genialischen Maestro Simon Rattle. Es handelt sich um zwei Konzertblöcke, die in sich konsistent schienen, deutliches Eigengewicht hatten, zugleich aber im Kontext eines großen Festivals von phänomenaler Wirkung waren. Glücksfälle einer nun endlich auf Touren kommenden Salzburger Musik-"Dramaturgie".
Der 64jährige Dohnányi ist an seiner amerikanischen Wirkungsstätte als Künstler offenbar ungemein gewachsen; die Cleveland-Symphoniker spielen unter seiner Leitung nicht weniger profiliert als in der langen, legendären Ära mit George Szell. Dabei tritt heute der Charakter eines gußeisernen Perfektionsklangkörpers merklich zurück. Dohnányis Ästhetik manifestiert sich weniger militant; sie läßt auch entspannteres Musikmachen auf der Grundlage polyvalenter stilistischer Vorstellungen zu. Dohnányi mag von Hause aus eher ein Ziseleur sein oder ein zum Sachlichen, Geradlinigen, ein wenig Trockenen neigender magistraler Präzeptor. Er ist indes ehrgeizig und intelligent genug, auch andere Facetten seiner Musikalität auszubildend und zu Effekt zu bringen. So sind seine Aufführungen nicht immer von überrumpelnder Durchschlagskraft gekennzeichnet, aber reich an Überraschungen, solid mit durchaus hasardmäßigen Spitzen.
Dohnányi präsentierte drei enflammierende Konzertprogramme, klug komponiert aus Allbekanntem und (scheinbar) Abseitigem, leuchtend gerade durch solche Konfrontationen. Spannend dergestalt das Zusammenbinden von Schumanns d-Moll-Symphonie, Mahlers Rükkertliedern (mit dem Baß José van Dam), Varèses attackierender Orchesterstudie "Ecuatorial" und, als Finale, dem katastrophisch luxurierenden Klangtaumel von Ravels "La Valse".
Als atemberaubendes Meisterwerk zeigte sich anderntags Mendelssohns splendide Goethekantate "Die erste Walpurgisnacht" mit ihrem bezaubernd antipfäffischen Falstaff- und Sommernachtstraumspuk und ihrer aufgeklärt-naturreligiösen finalen Chor-Erhabenheit. Mit feinsten Nuancen und spitzfingriger Eleganz bedachte Dohnányi den Funkenflug der nächtlichen Vokal- und Instrumentalmaskeraden, die in die satte Sonorität zauberflötennaher Begeisterungs- und Würdemusik einmündeten, schönste musikalische Feier Weimarer Klassiker-Tugenden. Man konnte angesichts der mMitreißenden Interpretation nur darüber staunen, daß dieses Stück sich im Konzertbetrieb so rar macht (Dohnányi favorisiert es seit längerem). Das hat nun allerdings den Vorteil einer Entdeckung.
Dohnányi dirigierte souverän. Die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor sang minuziös und klangprächtig. Genau eingesetzt auch das Solistenteam mit Randi Stene (Alt), Joef Protschka (Tenor), Boje Skovhus (Bariton) und Harry Peeters (Baß).
Dem funkelnden und strahlenden Mendelssohnwerk wurde die "Symphonie fantastique" von Berlioz gegenübergestellt, deren exzessive Orchestercharaktere die solistischen wie die kollektiven Fähigkeiten der Cleveland-Musiker im besten Lichte zeigten. Dohnányi war auffällig bestrebt, die extravertierte Klanggestik aus den strudelnden Triebkräften einer zuinnerst "romantischen" Haltung herauszuentwickeln, klassizistische Festigkeit vorwärtstreibend zu zerstören, dann wieder Innerlichkeit (Englischhorn und Pauken im dritten Satz) ungeschützt auszustellen. Eine Aufführung, die auch in ihren bedachtsam schwankenden Komponenten Format hatte.
Am herrlichsten schnoddrig war aber das Dohnányi-Programm, in dem auf Kurt Weills "Sieben Todsünden" als Krönung und Rausschmeißer die Fünfte Symphonie von Beethoven folgte. Zunächst einmal war aber eine Uraufführung abzusitzen, was keine schwere Hörarbeit war, da Herbert Willis "Konzert für Orchester" nach bereits zehn Minuten verrauscht war. Der 36jährige Österreicher, hochgehandelt auch schon als präsumptiver Auftragsopernkomponist, beschäftigt hier artig im zeitgemäß-unpersönlichen Vollton die Orchestergruppen. Dohnányis Dirigat war akkurate Verwaltungsarbeit.
Ganz anders dann die Weill-Partitur aus den frühen dreißiger Jahren, die mit intellektuellem Aplomb und aufgezwirbeltem Gusto aufs delikateste zelebriert wurde. Nicht nur flapsig und frech ist diese höhnische Apotheose der Kleinbürger-Tugenden mit ihren aufreizend süffigen Männerquartett-Tiraden und den Chansons der geschäftssinnigen Heldin Anna (wohlgelaunt und mit blendender Stimmtechnik vorgetragen von Anja Silja), sondern auch bewegt von untergründig nervösem Pathos: Ein schillerndes Stück textlich-musikalischer "Uneigentlichkeit", Genuß mit Falltüren, eine Lehre, der man nicht trauen darf, eine Botschaft, deren Hintergrund weniger eine Doktrin als schmerzlicher, bitterer Zynismus ist. So deutet das insgeheim Hymnische dieser letzten Brecht/Weill-Kooperation eher auf eine numinose Leerstelle, holt Nihilismus rätselhaft-monumental herein. Keineswegs der Gehässigkeit entspringt es, wenn man dieses geistig bedeutsame Werk als zentrales Salzburg- Stück erkennen muß (natürlich kann der festspielgenießende Geldadel den Spott auf besitzgeile Kleinbürger auch ganz unmittelbar feist teilen).
Dohnányi hatte hier eine leichte, bewegliche Hand, zugleich die nötige Schärfe, um die kammermusikalischen Umrisse auch wieder in schroffe Tutti-Gravuren verwandeln zu können. Vielgliedrig und geradezu equilibristisch ließ sich dann auch die Beethoven-Symphonie an mit einem nüchtern durchgezogenen Kopfsatz, bemerkenswerten Tempo-Ausbuchtungen im Andante con moto, sensibilistischen Scherzo-Charakteren und einem das Triumphale gelinde abfedernden Schlußsatz. Sachlich, aber nicht kalt; altdeutsch mähneschüttelnder Musikgeneral, aber kein schicksalsschlotternder Dumpfmeister - vielleicht war Dohnányis domestizierte Vielseitigkeit hier doch zu sehr von Vermeidungsstrategien umstellt, um zu ganz "großer" Wiedergabe auflaufen zu können - diese wäre angesichts des malträtierten Stückes wohl nicht ohne eine gehörige (besser gesagt: ungehörige) Portion rücksichtsloser Naivität denkbar.
Im Gegensatz zu Dohnányi ist Simon Rattle ein flammender Espressivo-Dirigent, dem es mitnichten ums ingenieurhafte Kalkül geht, sondern um die rhetorische Insistenz von melodischen Linien und Formbögen. Bei ihm scheint alles aus dem fließenden Zusammenhang zu entstehen, nicht aus architektonisch-planerischer Überschau. Gleichwohl werden auch und gerade so schlüssige Formen realisiert. Gustav Mahlers (von Deryck Cooke zur aufführungsreifen Partitur ergänzte) 10. Symphonie erhielt durch Rattle und die Birmingham-Symphoniker eine unheimliche Folgerichtigkeit und Authentizität, wie man sie diesem sonst eher als Ideen-Konglomorat anmutenden Opus kaum zutraute. Was kahl, dürftig und unvollkommen wirkte, hatte nun die Signatur des "letzten", weit in die Moderne hineinreichenden Mahler (wobei es fast gleichgültig ist, ob Cookes Rekonstruktion auch eigenmächtig die latende Modernität Mahlers anschärfte). Wenn etwa das "Purgatorio" (3. Satz) im Zurückblicken auf Idiome der 2. und 3. Symphonie seltsam unfertig und abrupt erscheint, dann gehört solche Verfremdung des geläufigen Tonfalls zur besonderen Nouveauté dieses Stückes, das auch in den übrigen Sätzen zwischen Exzessivität und äußerster Zurücknahme irrwitzig changiert. Von unerhörter Überzeugungskraft - zumindest in dieser Interpretation - die inhaltliche Verklammerung der Ecksätze mit dem "stehenden" unaufgelösten Dissonanzakkord, Vorgriff auf Lulus Todesschrei. Im selben Programm brachte Rattle mit Turnages "Three Screaming Popes" (inspiriert von der Bildwelt Francis Bacons) eine ansprechende, turbulente, wie ein faszinierendes Palimpsest wirkende neue englische Orchesterkomposition zu Gehör.
Bewegend war auch das zweite Rattle- Programm mit der wunderbar luzide gebrachten 5. Symphonie von Prokofieff (auch massive Klangeruptionen klangen ganz durchsichtig, etwa die Coda des ersten Satzes) und der Glagolitischen Messe von Janacek, mit der der "City of Birmingham Chorus" in der Felsenreitschule (die anderen Konzerte fanden im Großen Festspielhaus statt) zu Recht einen ungeheuren Publikumsjubel hervorrief. Chor, Orchester und ein fast ebenbürtiges Vokalteam (Faye Robinson, Kathrin Robbin, Josef Protschka, Peter Mikolas) gaben demn frenetischen geistlichen Werk unter Rattles Leitung dunkel glühende Farbigkeit. Rattles Integrität zeigt sich auch darin, daß er ungeteilt und durch keine noch so verlockenden Offerten verführbar mit "seinen" Musikern in Birmingham arbeitet. Der auch in Salzburg sichtbare Lohn solcher Kontinuität sind beispiellos engagierte, dichte Aufführungen. HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
WESTLICHE STADTTEILE / MAIN- TAUNUS-KREIS. Im Zuständigkeitsbereich des Höchster Arbeitsamtes werden immer mehr Leute arbeitslos: Die Erwerbslosenquote stieg von 3,4 Prozent im Juni auf 3,8 Prozent im Juli an, so der Amtsleiter im monatlichen Lagebericht.
Insgesamt sind 5500 Menschen in Frankfurts westlichen Stadtteilen, im Main-Taunus-Kreis sowie in drei Hochtaunus-Gemeinden ohne Lohn. Fast 2000 davon sind "Neuzugänge". Zum Vergleich: Vor einem Jahr mußten 700 Leute weniger "stempeln gehen".
Ältere, aus gesundheitlichen Gründen "leistungsgeminderte" oder behinderte Menschen verloren in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich häufig ihren Job. Ihre Zahlen stiegen im Vergleich zum Juni um zehn bis 14 Prozent an. Inzwischen sind nahezu 1000 Frauen und Männer aus diesen Gruppen arbeitslos.
Ungebrochen ist der Trend, demzufolge immer mehr Männer ihre Stelle verlieren: Sie stellen nunmehr 56 Prozent aller registrierten Arbeitslosen, das sind vier Prozent mehr als im Vormonat.
Als Gründe für den Einbruch auf dem Stellenmarkt nennt das Arbeitsamt die "allgemeine konjunkturelle Eintrübung" sowie die sommerliche Flaute in der Ferienzeit. Verstärkend komme hinzu, daß viele Angestellte zum Quartalsende auf die Straße gesetzt wurden. dis
Das darf nicht das letzte Wort gewesen sein: Offenbar um nachzuweisen, daß der Einmarsch in Panama kein blutiger Überfall, sondern eine zivilisierte Maßnahme im Dienste der Humanität war, hat ein Unterausschuß des US-Repräsentantenhauses das Ergebnis seiner Recherchen bekanntgegeben: Es seien nicht Tausende Zivilisten getötet worden, sondern nur etwa 230, und unter diesen wiederum könnten nur etwa 100 als "unschuldige Opfer" bezeichnet werden. Na also, alles paletti, wer wird sich über diese quantité négligeable denn aufregen!
Mag sein, daß den Abgeordneten des Repräsentantenhauses der Zynismus dieses Bodycounts nicht bewußt geworden ist, aber gerade dies läßt einen erschaudern: Sind 100 "unschuldige Opfer" denn ein gerechtfertigter Preis, um einen einzigen, den Diktator Manuel Antonio Noriega, zu fassen und als Rauschgiftschmuggler vor Gericht zu stellen? Können die Interessen selbst einer Großmacht 100 Menschenleben so gering achten? Und sind die anderen, die "Plünderer" etwa, die armen Schlucker aus den Slums von Panama-Stadt, als "Schuldige" zu Recht umgebracht worden?
Wenn Menschenleben so wenig zählen, daß man auf solche Fragen gar nicht erst eingehen zu müssen glaubt, von einem Wort des Bedauerns zu schweigen, dann verwundert es nicht, daß die Welt so brutal ist, wie sie manchem erscheint. aga
SULZBACH. Sirtaki und Flamenco, schottische und ungarische Folklore zeigen Tanz- und Musikgruppen am Samstag, 8. August, während des dritten Folklore-Festivals auf dem Platz an der Linde. Stargast wird ein litauisches Gesangs- und Tanzensemble aus Vilnius sein.
In- und ausländische Sulzbacher Familien werden Speisen zubereiten, eine Bauchtänzerin zeigt, wie Männer und Frauen die Hüften kreisen lassen können. Der Dritte-Welt-Verein, der Deutsch-Französische Freundeskreis, der Kulturkreis und der Freundeskreis Jablonec werden Stände aufbauen. Die Vorführungen beginnen um 15 Uhr.
Beigeordneter Gerhard Schoeffel weist alle Fotofreunde auf die Gelegenheit hin, während des Festes Motive für die Fotoausstellung "Ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserer Gemeinde" zu sammeln. she
SABINE EMDE ist für die nächsten drei Monate für den Nordbezirk der Evangelischen Christuskirchengemeinde Bad Vilbel zuständig. Sie soll damit die beiden anderen Pfarrer HANS SIEBERT und Dr. KLAUS NEUMEIER entlasten. Die Pfarrerin wohnt im Höhenweg 33 und ist für die Gemeindeglieder telefonisch unter der Nummer 8 51 74 erreichbar. Sabine Emde wird im Gottesdienst am kommenden Sonntag, 9. August, um 10 Uhr in der Christuskirche vorgestellt. Im Anschluß daran besteht Gelegenheit, die Pfarrerin im Gespräch kennenzulernen.Arbeitslosenquotestieg auf 5,2 Prozent
In der Dienstleistungsmetropole Frankfurt sind weit mehr Arbeiter als Angestellte erwerbslos. Wie das Arbeitsamt in seiner jüngsten Statistik mitteilt, sind 8,6 Prozent der Arbeiter, aber "nur" 3,8 Prozent der Angestellten derzeit beschäftigungslos. Insgesamt stieg die Arbeitslosenquote im Juli um 0,3 auf 5,2 Prozent. Für ungelernte Arbeiter sei das Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren, besonders hoch, schreibt das Arbeitsamt, das außer für Frankfurt auch für die Gemeinden Langen, Bad Vilbel und Bad Homburg zuständig ist. In allen vier Kommunen waren zum Monatsende 29 560 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet.
Deutlich zurückgegangen sei die Zahl der Kurzarbeiter im Maschinenbau und in der Elektrotechnik. Ob dies ein Anzeichen dafür sei, daß es in der Branche wieder aufwärts gehe, bleibe abzuwarten. Noch sei die Lage im gewerblichen Bereich "angespannt". Nur das Handwerk sorge mit seiner beständigen Nachfrage nach Fachkräften für einen gewissen Ausgleich.
9506 offene Stellen waren am Monatsende registriert. Zuvor waren 12 828 Beschäftigungen vermittelt worden, von denen allerdings nur 2645 länger als sieben Tage dauerten.
Ausgesprochen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben Speditionskaufleute. Im Verkauf wurden neben Fachkräften auch Hilfskräfte gesucht. Ebenfalls gefragt sind Sekretärinnen und Schreibkräfte. In die Liste der Berufe, die als Mangelware gelten, wurden inzwischen neben den Erzieherinnen und Krankenschwestern auch die Arzt- und Zahnarzthelferinnen aufgenommen.
17 143 der 29 560 Arbeitslosen waren Männer, 12 417 Frauen, von denen über 2500 eine Teilzeitarbeit wünschen.
Während sich die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen unter 20 Jahre geringfügig auf 887 verringerte, nahm die Zahl bei den Ausländern um 280 auf 8633 zu. ft
wüp BERLIN. Scharfe Kritik hat Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann an der Entscheidung der EG-Kommission geübt, die in der vergangenen Woche die umstrittene Lieferung deutscher Containerschiffe nach China untersagt hatte. "Selbst die Rechtsabteilung der EG-Kommission hält diese Entscheidung für rechtswidrig", sagte der FDP- Politiker. Dies hätten ihm die deutschen Kommissare Martin Bangemann und Peter Schmidhuber mitgeteilt, die selbst für das geplante Geschäft zwischen Bremer Vulkan und der chinesischen Staatswerft Cosco im Volumen von rund 600 Millionen Mark gestimmt hatten. Bonn sollte den Deal mit 203 Millionen Mark Subventionen unterstützen, was Brüssel bemängelte. Möllemann will nun die schriftliche Begründung der EG abwarten. Er ließ aber durchblicken, daß kaum Hoffnung besteht, daß der Auftrag abgewickelt wird. Peking kümmere der Subventionsstreit so wenig, "wie wenn in Afrika ein Sack Salz umfällt".
Möllemann äußerte sich nicht klar dazu, welche Folgen der gescheiterte Bau der Schiffe für die Arbeitsplätze bei der Meerestechnik-Werft in Wismar hat. Dort sollten zwei der drei "Pötte" hergestellt werden. Dem Geschäft war ein langer Streit vorausgegangen. Der Bundestag hatte dafür unlängst seine bisherige Politik geändert, wonach seit der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste in Peking nur noch ausgewählte Projekte mit China abgewickelt werden sollten. Möllemann wollte deshalb die Lieferung als Entwicklungshilfe deklarieren, wogegen sich der zuständige Bonner CSU-Minister Carl-Dieter Spranger sperrte.
BAD VILBEL. "Sie sterben noch" ist das Thema von Professor Gerhard Kuder an einem Informations- und Gesprächsabend der Christlichen Aktion Mensch- Umwelt (CAMU) am Mittwoch, 12. August, um 20 Uhr im Gemeindezentrum der Christuskirche Grüner Weg.
Der Referent war im November 1989 mit einer Delegation der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in der von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl betroffenen Ukraine unterwegs und leitet seitdem die Hilfsaktion der CAMU für die Behandlung strahlengeschädigter Kinder in der Universitätsklinik von Kiew. Auf Initiative der CAMU waren schon mehrfach Kindergruppen aus der Umgebung von Kiew in Hessen. Diese Kontakte wurden übrigens genutzt, um den derzeitigen Besuch von 80 Kindern aus Kiew in Bad Vilbel und Frankfurt zu organisieren. hm
Geliebäugelt hatte Sportdezernentin Sylvia Schenk "schon seit zwei Jahren" mit einem Triathlon-Wettbewerb in Frankfurt. "Für eine internationale Veranstaltung reichte es aber nicht", klagte die Stadträtin, "da die Wasserqualität des Mains ein Langstreckenschwimmen nicht zuläßt." Jetzt ist sie auf das Brentanobad ausgewichen: Am 16. August, um 10 Uhr, startet in dem Freibad der "Sport- Malz Familien-Triathlon" - ein Dreikampf-Wettbewerb für jedermann.
Der Dreikampf wird deshalb auch über verkürzte Distanzen ausgetragen: 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen müssen die Freizeitsportler ohne Pause zurücklegen. Für Kinder werden die Entfernungen nochmals halbiert. "Wir wollten weg von dem Leistungsgedanken, mit dem Triathlon normalerweise verbunden ist", sagte der Organisator der Veranstaltung, Christian Hildebrandt, selbst am Triathlon-Leistungszentrum in Darmstadt tätig. "Der Wettbewerb ist ausgesprochen auf den Breitensport zugeschnitten", so Sportdezernentin Sylvia Schenk. Trotzdem bittet die Stadträtin die Teilnehmer, "nur bei guter Gesundheit und nach regelmäßigem Training" an den Start zu gehen.
Familien, Sportvereine oder Schulen können auch in der Teamwertung antreten. Sie laufen, schwimmen und radeln dann in Gruppen zu jeweils drei Personen.
Der Parcours beginnt um 10 Uhr mit dem Startschuß im Brentanobad, dann geht es die Rödelheimer Landstraße entlang zur Nidda, an deren Seite die Radler die meiste Zeit strampeln werden. Über Eschersheim und Praunheim werden die Wetkämpfer dann ins Brentanobad zurückkehren. Die Radwege werden übrigens nicht abgesperrt sein, weshalb die Sportler auf Radwanderer und Fußgänger Rücksicht nehmen müssen. Nichtsportler können derweil auf dem Badegelände ein Triathlon-Frühstück einnehmen oder den Klängen einer Jazz- und Salsa-Band lauschen.
Eine Beschränkung freilich ist unerläßlich: "Mehr als 400 Leute können nicht teilnehmen", warnt Organisator Hildebrandt. Die Sportler werden in vier Wellen zu je 100 Teilnehmern ins sicherlich dann überbevölkerte Brentanobad springen.
Anmeldeformulare für die Veranstaltung gibt es bei Eder's Familien-Brauerei, die den Wettbewerb sponsert (Telefon: 0 60 26-50 90). mku
Die Olympischen Spiele fördern die Verständigung zwischen den unterschiedlichsten Nationen, wer mag daran zweifeln? Nähern wir uns doch einmal nachmittags ab drei Uhr dem Olympiaberg Montjuic von der Metrostation Plaza de Espanya aus, so stellen wir fest: An allen Ecken, unter schützenden Bäumen, hinter Eisdielen und Getränkeständen, aber auch ganz zwanglos auf Rolltreppen und Grünflächen, gehen Menschen, die sich vorher nie sahen, aufeinander zu und fragen: "Do you have a ticket?" Ganz direkt, ohne Umschweife.
Der Rest ist Verhandlungssache, und die Spielregeln sind schnell erklärt. Merke erstens: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis (in diesem Fall sehr ungünstig für die Käufer). Zweitens: Ein Finger bedeutet 1000 Peseten (beim aktuellen Kurs 16,40 Mark). Drittens: Fremdsprachenkenntnisse können nützlich sein, unumgänglich sind sie nicht.
Im dichten Menschengewirr vor dem Olympiastadion stehen Magnus und Marcel und recken die Köpfe nach allen Seiten. Sie suchen, was nur 50 000 Menschen haben, nämlich Eintrittskarten. Ein typischer Fall. Die zwei Brüder aus der Gegend von Bielefeld haben sich spontan zu einem einwöchigen Trip nach Barcelona entschieden. Am Sonntagabend sind sie angekommen. In der Jugendherberge haben sie noch ein sündhaft teures Matratzenlager ergattert. Und hier stehen sie nun.
Es ist mittlerweile halb sechs Uhr. Früher zu kommen habe sich nicht gelohnt, sagt Marcel. Heute morgen hätten die Karten im Wert von 73 Mark noch 24 Mark gekostet. Nur die Ruhe bewahren. Also sind die beiden erst einmal zum Turmspringen. Dort gab es das Ticket zu 114 Mark im Sonderangebot: 73 Mark. Wer versteht schon die Gesetze des freien Marktes?
Obwohl die zwei Studenten erst seit kurzer Zeit mitspielen, verstehen sie die Signale. Ein kurzer Blick rechts, eine flüchtige Drehung nach links, ein Plausch mit einem Amerikaner, ein Wortwechsel mit einem Spanier. Aktueller Stand der Dinge: Die Preise bewegen sich nicht nach unten. Tickets für 73 Mark nicht unter 114 Mark, die teurere Kategorie von 106 Mark nicht unter 130. Die Händler bleiben stur. Und sie verkaufen nur im Paket.
Magnus und Marcel haben sich ein Limit gesetzt: 73 Mark. "Schließlich ist das alles hart erarbeitet", sagt Magnus grinsend und erzählt von seinem Ferienjob in einer Metallfabrik. Um viertel nach sechs entscheiden beide, erst einmal etwas zu trinken zu holen. Handeln macht durstig. Aus dem Stadion dringt der erste Applaus, und vor Eingang B sammeln sich 50 Japaner unter einem Firmenschild, das ein junges Mädchen wie bei einer Prozession hochhält. Die internationalen Sponsoren mußten nicht feilschen - sie haben sich gleich ganze Kontingente unter den Nagel gerissen.
Es ist kurz nach halb sieben, die beiden Brüder kommen zurück. Sie haben keinen Getränkestand in der Nähe gefunden. Dafür wollte ihnen jemand eine Karte für das Basketball- Halbfinale andrehen: 300 Dollar. Auch die Leichtatheletik gibt es an diesem Abend nur gegen harte Währung. Der Platz vor dem Stadion hat sich mittlerweile stark gelichtet, doch die Verkäufer lassen sich nicht erweichen. Unter rund 100 Mark geht nichts. Magnus und Marcel geben es für heute auf. Dann gehen sie eben zum Gewichtheben, sagen beide trotzig.
MICHAEL WULZINGER
Als am Wochenanfang im thüringischen Dorf Rockensußtra die Schneidbrenner ihr Abrüstungswerk an früheren Panzern der Nationalen Volksarmee (NVA) begannen, da sonnten sich die Bundesminister Volker Rühe (Verteidigung) und Klaus Kinkel (Außen) gerne im Medienlicht. Der Auftakt zur Zerstörung der Waffen, wie im europaweiten Vertrag über konventionelle Abrüstung (KSE) vereinbart, ist allemal ein publicity-trächtiger Termin für Bonner Politiker. 11 000 einzelne Waffensysteme sind alleine in Deutschland zu vernichten, 190 Millionen Mark soll das Ganze kosten.
Weniger spektakulär und werbewirksam als die Schneidbrenneraktion zu Rockensußtra und folglich auch weniger attraktiv für Minister-Selbstdarstellungen sind allerdings andere Folgen der Abrüstung. Die Reduzierung in- und ausländischer Truppen in Deutschland etwa macht vielen Gemeinden und manchem Bundesland Sorgen. Wo Garnisonen verkleinert oder ganz abgezogen werden, leidet die örtliche Wirtschaft, sinkt die Kaufkraft, verschwinden Arbeitsplätze.
Bei der Bewältigung dieser Probleme - Stichwort: Konversion (die Verwandlung militärischer in zivile Wirtschaftsfaktoren) - aber fühlt man sich vor Ort von Bonn oft im Stich gelassen. Zum Beispiel in Rheinland-Pfalz, wo bisher so viele Truppen standen und wo nun so viele gehen. Dessen Bundesrats- und Europaminister Florian Gerster (SPD) hält der Bundesregierung vor, sie erfülle ihre Verpflichtungen bislang nicht, für die mit der Abrüstung entstehenden wirtschaftlichen und sozialen Folgelasten der nationalen Verteidigung aufzukommen. Es habe, führt er ins Feld, eines "haushaltspolitischen Kraftaktes" der Mainzer Landesregierung bedurft, um durch Etatumschichtungen ein Überbrückungsprogramm für die betroffenen Regionen des Landes zu helfen. Doch das reiche eben nicht. Nun richtet Gerster seine Hoffnungen auf Europa: Konversion sieht er als europaweites Problem, und daher sollte auch die Europäische Gemeinschaft ihr Scherflein dafür geben.
Eine "Gemeinschaftsinitiative Konversion", aus der Brüsseler Fördermittel in die Regionen fließen, möchte er ins Werk setzen. Förderzweck: Standort-Konversion, siehe oben, aber auch die industrielle Rüstungskonversion - also Umwandlung militärischer Produktionstätten in zivile. Ersteres interessiert besonders deutsche Regionen, letzteres auch EG- Partner wie Frankreich und Großbritannien. Im Straßburger Europa-Parlament sieht er schon einen "starken Rückhalt" für sein Unternehmen, und in der Brüsseler EG-Kommission macht er nach Gesprächen mit Regionalkommissar Bruce Millan immerhin "erste Anzeichen für Hoffnung" aus.
Warum nun eine besondere "Gemeinschaftsinitiative" der EG? Gerster hält ein solches Sonderprogramm für den "Königsweg". Denn die Konversion falle weitgehend durch die Raster der etablierten EG-Subventionen; sie paßt nicht in die Normen der normalen Strukturfonds.
Wenn aber die Brüsseler Zuschüsse auch in Zukunft nicht für eine so wichtige Sache da sein sollten, sondern sich auf Stahl, Kohle, Fischerei und Landwirtschaft konzentrieren, sagt Gerster eine "schwindende Akzeptanz" für die EG voraus. Er verstärkt sein Argument mit dem Hinweis, daß die Konversion ein zeitlich befristetes Zuschußobjekt wäre, das nicht wie jene Bereiche Subventionen auf Dauer nach sich zöge. Dieser Umstand, so hofft er, könnte helfen, die Konversion zu einem Bestandteil der Pläne des EG- Kommissionspräsidenten Jacques Delors zu machen, der den Anteil solcher Gemeinschaftsinitiativen an den Mitteln der Strukturfonds nahezu verdoppeln will - auf rund 8,5 Milliarden Mark im Jahr 1997.
Und mehrere Milliarden hält der Mainzer Minister schon für nötig als jährliche Ausstattung einer Konversions-Initiative. Dann, so rechnet er hoch, könnten für Rheinland-Pfalz einige hundert Millionen Mark pro Jahr abfallen. Als Beispiel für eine solche Lösung nennt Gerster das kürzlich gestartete EG-Sonderprogramm RETEX für die notleidende Textilindustrie, das allerdings nur eine Milliarde Mark umfaßt. Erste Entscheidungen über das "Delors-II-Paket" stehen beim kommenden Euro-Gipfel in Edinburgh an, also wäre es höchste Zeit, die entsprechenden politischen Pflöcke einzuschlagen - eine Aufgabe für die Bundesregierung, so sie denn will.
Das Europaparlament immerhin hat schon im September vergangenen Jahres in einer Resolution gefordert, bei der Neuverhandlung der EG-Strukturfonds auch Gebiete einzubeziehen, die "durch Abbau militärischer Anlagen und Truppenreduzierung als Folge von Abrüstungsmaßnahmen schwer betroffen sind". Die Straßburger Abgeordnetenversammlung sorgte auch für ein Konversions-Pilotprogramm namens PERIFRA, aus dem im vergangenen Jahr 5,25 Millionen Mark nach Rheinland-Pfalz gingen - Gerster sieht bei aller finanzieller Beschränktheit in diesem Pilotprojekt eine "Einstiegsdroge" für das von ihm angestrebte große europäische Spezialprogramm.
Doch daraus, weiß der Mainzer Minister, kann kaum etwas werden ohne Flankenhilfe der Bonner EG-Zahlmeister. Und daran hapere es noch gewaltig. In kommenden Vermittlungsverhandlungen zwischen Bundestag und Bundesrat werden die Länder der Konversions-Frage "eine sehr hohe Priorität" verleihen, kündigt Gerster an. Dabei werde man Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) an frühere Zusagen für ein Konversionsprogramm erinnern. Durch die Erhöhung des Umsatzsteueranteils der Länder in der letzten Vermittlung sei das Thema keineswegs erledigt.
(Gersters Vorstellungen sind enthalten in einer Broschüre "EG und Konversion", erhältlich im rheinland-pfälzischen Ministerium für Bundesangelegenheiten und Europa, Heussallee 18, 5300 Bonn).
BAD VILBEL. Zum zweitenmal innerhalb weniger Wochen ist die Gronauer Filiale der Bad Vilbeler/Bergen-Enkheimer Volksbank (BVB) von einem Bankräuber überfallen worden. Diesmal allerdings ging der Täter leer aus.
Ein bislang unbekannter, 1,80 Meter großer Mann, hatte die Filiale in der Neuen Straße 14 gegen 11.50 Uhr betreten. Er trug nach Polizeiangaben eine Strumpfmaske und schwarze Kleidung. Mit einer Pistole bedrohte er die allein anwesende Bankangestellte. Diese aber, geschützt durch das Glas des Kassenraums, zog sich in die hinteren Räume der Bank zurück und überließ den Räuber sich selbst. Der flüchtete ohne Beute.
Die BVB-Filiale war laut Polizeiangaben am 26. Juni durch den Rendeler Klaus-Dieter Last überfallen worden, der damals 50 000 Mark Beute machte und seitdem von der Polizei gesucht wird. Der Mann, der am Mittwoch in Erscheinung trat, ist nach Auffassung der Kripo zwar nicht mit dem flüchtigen Last identisch, aber vermutlich mit jenem Täter, der am Donnerstag, 16. Juli, um 9 Uhr die Zweigstelle der Sparkasse Wetterau in Massenheim überfallen hatte und dort mit 7000 Mark flüchtete.
Die Kriminalpolizei Friedberg bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10. hm
OBERURSEL. Der Streit um das Gemeinschaftshaus Rosengärtchen ist noch nicht zu Ende: Die Eigentümerin, die Oberurseler Wohnungsgenossenschaft (OWG), denkt zur Zeit darüber nach, ob sie die bisherige Nutzfläche um ein Drittel verkleinern soll. Für die benachbarte Massagepraxis werden Erweiterungsmöglichkeiten gesucht.
Walter Breinl vom SPD-Ortsverein Rosengärtchen-Kunstmühle wollte vor kurzem Räume des Gemeinschaftshauses für den 8. November mieten, um das 20jährige Bestehen der Siedlung dort zuu feiern. Vom Hausmeister habe er jedoch die überraschende Auskunft erhalten, er könne nur noch zwei Drittel der Fläche bekommen. Außerdem dürften keine Platten oder Live-Musik mehr gespielt werden.
OWG-Geschäftsführer Günther Müller sagte auf Anfrage der FR, eine Entscheidung über eine Verkleinerung sei noch nicht gefallen. Weniger Fläche könne zu einer geringeren Belegung des Gemeinschaftshauses führen. Dann aber sei die Frage, ob die geringeren Mieteinnahmen nicht die zu erwartenden Mehreinnahmen aus der Massagepraxis aufzehren würden.
Zur Zeit werde geprüft, wieviel Fläche in der Vergangenheit belegt worden sei. Bis Ende des Jahres könnten die Räume aber noch uneingeschränkt gemietet werden. Das Abspielen von Musik mit Verstärkern sowie das Spielen von Live-Musik sei verboten worden, weil sich Anwohner beschwert hätten. esi
Die Finnen tun es gelegentlich nach, die Dänen haben es ausprobiert und als zwecklos wieder verworfen, und die Eidgenossen können es nicht lassen: Die Rede ist vom Radfahren zwecks Landesverteidigung. Vor gut 100 Jahren beschloß das Schweizer Parlament (Bundesversammlung), die vier Armeekorps des Milizheeres seien mit Radfahrerabteilungen zu verstärken, damit die Infanterie zu geringen Kosten wesentlich schneller an den Feind herankomme.
Im Jahre 1905 erhielten die ersten Söhne des Alpenlandes ihre damals topmodernen "Stahlrösser": pechschwarz, grundsolide, 25 Kilo schwer und ohne Gangschaltung.
Rund 55 000 dieser unverwüstlichen Militär-Fahrräder hat das Schweizer Verteidigungsministerium seither beschafft. Außer einer Trommelbremse von Fichtel & Sachs aus Deutschland und einer Beleuchtung gab es auch nach zwei Weltkriegen nicht den geringsten technischen Fortschritt für diese Zweirad-Vehikel zum Stückpreis von rund 6000 Schweizer Franken (rund 7200 Mark), mit denen noch heute im Ernstfall drei Regimenter zu je 2700 Mann ins Feld geschickt werden sollen. Beladen mit bis zu 60 Kilo Kriegsgerät (Maschinengewehr, Raketenrohr, Munition, persönliche Ausrüstung) schwingen sich nach wie vor jedes Jahr rund 500 Radfahrer-Rekruten als Anfänger in den steinharten Ledersattel und strampeln übungshalber bis zu 100 Kilometer pro Tag ab, um bei Nacht und Nebel das lautlose Heranpirschen an "feindliche Linien" zu trainieren.
Als im Frühling 1988 die Dänen eine Hundertschaft ihrer Landesverteidiger proben ließen, ob sich Fahrräder eventuell zu militärischen Zwecken eignen könnten, kam das Verteidigungsministerium in Kopenhagen nach drei Versuchsmonaten zum Schluß: "Das Resultat ist nicht überzeugend."
Ganz anders die Berner Wehrpolitik. Bis auf Distanzen von 50 Kilometer seien Radtruppen schneller als motorisierte Einheiten, zeigte die Erfahrung der Schweizer mit den "Velokämpfern", die im Tarnanzug und samt Stahlhelm auf dem Kopf in schweren Marschstiefeln mit "Vollpackung" eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 Stundenkilometern herausschwitzen. Rund 2500 Übungskilometer haben Radrekruten nach 17 Ausbildungswochen jeweils in den Waden. Als Kommandeur einer Radfahrer-Schule ist Generalstabsoberst Heinz Baumgartner überzeugt: "Unsere Stärke sind nicht Spitzengeschwindigkeiten, sondern die Gesamtzeit einer Einsatzaktion vom Aufbruch bis zum Bestimmungsort." Während Lastwagenkolonnen noch mühsam beladen werden, holpern die Radler jeweils schon über Feld-, Wald- und Wiesenwege ihren Stellungen entgegen. Noch im Fahren springen sie aus den Sätteln, lassen das Rad auf die Erde scheppern, packen ihre Waffen und werfen sich in die befohlene Kampfposition.
Daß solchen Strapazen nur solideste Technik gewachsen ist, weil Bern von den Schweizer Wehrvelos eine garantierte Lebens- und Einsatzdauer von 30 Jahren erwartet, zeigte sich bei den jüngsten Bemühungen um die Modernisierung der Radfahrertruppen. Eine Art militärisches Montain-Bike suchte das Verteidigungsministerium, möglichst etwas leichter, keinesfalls weniger robust, und endlich mit Gangschaltung für das Bergauffahren. Zum Auftakt der Rüstungsbeschaffung ließen die Schweizer den weltbekannten Fahrradfachmann Professor Ernst von der Osten-Sacken von der Technischen Universität Aachen dem Überlebensgeheimnis des Radveteranen systematisch nachspüren. Ergebnis der Computermessungen und Robotertests: Das um die Jahrhundertwende gebaute Erstrad erfüllt bezüglich Dimension des Stahlrahmens noch heute alle Idealziele, nur etwas größer dürfte es sein, weil die Rekruten der Jahrgänge seit 1970 an Körperlänge rund fünf Zentimeter zugelegt haben. Drei Versuchsmodelle eines modernen Militärrades gingen schließlich in den Truppenversuch.
Die "Nachrüstung" wurde zur dringenden Sicherheitsfrage, weil für den Stahlveteranen von 1905 kaum mehr Ersatzteile erhältlich waren und insbesondere die zur Antiquität gewordene Radnabe mit integrierter Rücktrittsbremse nicht mehr gebaut wird. Für rund 2000 Schweizer Franken (umgerechnet etwa 2400 Mark) erhalten vom nächsten Jahr an die Velowehrpflichtigen ein nach wie vor unverwüstliches, jedoch mit sieben Gängen und hydraulischen Felgenbremsen ausgerüstetes Zweirad mit zwei Gepäckträgern vorne und hinten. Um die 20 Millionen Mark stehen im Schweizer Wehrbudget für die ersten 5000 dieser Räder, mit denen die Vaterlandsverteidiger über die Jahrtausendwende hinausrollen werden.
Für einen glühenden Anhänger der Radfahrertruppen namens Kaspar Villiger allerdings wurde die Modernisierung zum Problem. Er gehörte als Fahrradfabrikant zu den drei Anbietern, hatte beste Aussichten auf den Wehrauftrag aus Bern - und mußte dann den Konkurrenten den Vortritt lassen. Ganz einfach deshalb, weil ihn das Parlament zum Verteidigungsminister wählte und er damit in die unmögliche Lage kam, sich eventuell selber einen Staatsauftrag zuschanzen zu müssen. Villiger kompensiert solches Ungemach stilgerecht: mit Radtouren auf dem (privat erworbenen) neuen Militärgerät in der Hügellandschaft des Emmentals.Hilferuf aus Meerholz Bus der Gastkinder gab den Geist auf
GELNHAUSEN/FREIGERICHT. Erste Hilfe in Sachen Transport benötigt die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Meerholz. Seit zehn Tagen machen 26 Kinder und drei Betreuer aus der verseuchten Region um Tschernobyl Ferien bei Meerholzer und Freigerichter Familien. Doch nun streikt einer der beiden alten Ford-Busse, mit denen die Gäste wieder heimfahren wollten. Da der Wagen nach Auskunft einer örtlichen Werkstatt irreparabel kaputt ist, sucht die Gemeinde nach einer preisgünstigen Alternative.
Die Zeit drängt, da das Visum der Besucher am Samstag, 15. August, abläuft. Spätestens zu diesem Termin, so die Beteiligten, muß der Ersatzbus startklar sein und die Grenze passieren.
Wie Pastor Herbert Böhringer schildert, lohnt sich nach hiesigen Maßstäben eine Reparatur des lädierten Busses nicht, weil die Kosten den Wert des Fahrzeugs übersteigen würden. Dennoch fahnden die Fahrer derzeit auf den Schrottplätzen der Umgebung nach Ersatzteilen. "Die glauben, daß sie es doch noch irgendwie hinkriegen."
Doch selbst in diesem Fall braucht der Minikonvoi Verstärkung. Das Gepäck der Kinder, die "quasi mit einer Unterhose und ein paar Socken" (eine Gastmutter) in Meerholz ankamen, hat sich dank der Hilfsbereitschaft von Gemeinde und Freunden um etliches vergrößert. Kleidung und sogar Fahrräder kamen hinzu, so daß für den Transport allein ein weiteres Fahrzeug vonnöten wäre. Aus diesem Grund sucht die Gemeinde nun auf jeden Fall einen möglichst günstigen Gebrauchtbus oder Kleinlaster.
Wer helfen will oder Tips zur Beschaffung des gesuchten Vehikels geben kann, melde sich unter der Rufnummer 0 60 51 / 6 67 00 bei Pastor Böhringer. tja
Zur besseren Bekämpfung der Kriminalität haben Rechtspolitiker der hessischen CDU-Landtagsfraktion ein beschleunigtes Strafverfahren sowie eine Straffung des Beweisrechts und der Rechtsmittel gefordert. Außerdem müßten Opfer und Zeugen besser geschützt und die personellen Ressourcen bei Staatsanwaltschaften und Gerichten besser ausgenutzt werden, erklärten die Unionspolitiker während eines Besuches des Amtsgerichts Kassel. Zudem sprachen sie sich entschieden gegen die Freigabe sogenannter weicher Drogen aus.
ESCHBORN. Stadtverordnete werden heute abend in einer gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses und des Bau- und Umweltausschusses darüber diskutieren, ob sie zwei Millionen Mark mehr dafür ausgeben wollen, daß die Bibliothek in der Vorhalle des erweiterten Rathauses integriert wird.
Einstimmig hatten die Parlamentarier im März beschlossen, für eine Million Mark die Eschborner Stadtbücherei in die Vorhalle des Anbaus zu integrieren.
Wegen eines Kellers sollen die Kosten jetzt um zwei Millionen Mark gestiegen sein. Von zusätzlichen Kellerräumen war allerdings schon in einer Magistratsvorlage vom 11. Februar die Rede. SPD-Fraktionschef Otto Jehn fragt, ob bei dieser Kostensteigerung "alles mit rechten Dingen" zugeht, und Irmtraud Bottoms von der Bürgergemeinschaft Eschborn schimpft: "Das ist ein Wahnsinn bei der Finanzlage."
Die öffentliche Ausschußsitzung beginnt heute Abend um 20 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. she
"Ethnische Säuberung", dieses schaurige Wort paßt zum perversen Ziel und zur längst fatalen Realität. Daß bei der Massenvertreibung in bisher unvorstellbarem Maße gefoltert, geschändet und gemordet wird, wird immer mehr berichtet. Propaganda? Wohl auch, aber ganz sicher nicht nur. Rechnen wir mit dem Schlimmsten.
Die zwangsläufigen Assoziationen nimmt ein immer häufiger auftauchendes Wort auf: Lager, Konzentrationslager gar. Daß es Einrichtungen zur Internierung auf allen Seiten in Bosnien-Herzegowina als Nebenprodukt des Krieges gibt, ist nicht anzuzweifeln. Aber: sind es Stätten eines solchen Grauens, daß der KZ-Vergleich statthaft ist? Vermutlich ja.
Wichtig ist, daß UN und/oder Rotes Kreuz durch Zugang zu den Lagern eine gewisse Klarheit schaffen können. Die Untersuchungen werden nur einen Teil der Realität erfassen können, für deren Gesamtheit aber wohl Hochrechnungen möglich machen. Das muß für politische und humanitäre Konsequenzen reichen.
Daß sie wohl auch die Neigung zu militärischen Folgen fördern sollen, zwingt zu Vorsicht bei Lager-Berichten. Das Bemühen, sich nicht von kroatischen oder moslemischen Interventions- und Waffenwünschen übertölpeln zu lassen und gleichzeitig moralisch gebotene Nothilfe für die Verfolgten zu leisten - das zwingt zu äußerster Anspannung des Gewissens. Bei aller Unsicherheit: Unwissenheit darf später niemand vorschützen. Daß die serbischen Aggressoren auf Lager bei ihren Gegnern zeigen, ist ernstzunehmen, natürlich auch Grund für Überprüfungen, aber nicht für Aufrechnungen von Schuld. Verbrechen gegen Verbrechen, das ergibt nie eine Nullsumme. ens
rb FRANKFURT A. M. In Westdeutschland macht sich "die konjunkturelle Abkühlung" inzwischen deutlich am Arbeitsmarkt bemerkbar. Darauf weist der Präsident der Nürnberger Bundesanstalt, Heinrich Franke, hin. So sei die "Kräftenachfrage" zuletzt spürbar schwächer gewesen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber Juni sei allerdings "zum größten Teil typisch für diese Jahreszeit".
Vor allem aufgrund der Urlaubszeit sank die Zahl der West-Kurzarbeiter um 70 400 auf 158 500.
Der Einfluß der schwächeren Konjunktur wird im Anstieg der Erwerbslosen um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr deutlich. Die Zahl von derzeit rund 1,83 Millionen Betroffenen in den alten Bundesländern entspricht etwa dem Niveau des Juli 1990. Der zusätzliche Beschäftigungsschub im Gefolge der deutschen Vereinigung scheint also schon weitgehend verpufft. Tatsächlich gab es im Juni '92 aber knapp 29,5 Millionen Erwerbstätige in Westdeutschland (einschließlich einer halben Million Ost-Pendler), was immerhin einen Anstieg um 1,1 Millionen seit Beginn der Wirtschafts- und Währungsunion vor zwei Jahren bedeutet. Ähnlich stark zugenommen hat seither allerdings das Heer der Jobsuchenden.
Inzwischen werden jedoch die Zuwachsraten der Beschäftigung immer kleiner. Zuletzt ermittelte das Statistische Bundesamt noch eine Zunahme der Erwerbstätigen binnen Jahresfrist um ein Prozent. Dabei hätten Handel und Verkehr sowie Dienstleistungen "weit überdurchschnittlich" zugelegt, betonen die Wiesbadener Statistiker, während "im produzierenden Gewerbe die Beschäftigungseinbußen gegenüber dem Vorjahresmonat zunehmend größer" werden.
Entsprechend unterschiedlich ist die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach einzelnen Berufsgruppen. "Besonders ausgeprägt", berichtet Franke, ist der Anstieg bei den Metall- und Elektroberufen (plus 14 Prozent gegenüber Juli '91) und den Technikern (plus 15 Prozent). Etwa durchschnittlich nahm die Zahl der erwerbslosen Bauarbeiter zu, was laut Franke jedoch "eher mit dem zusätzlichen Kräfteangebot als einer schwächeren Nachfrage" zusammenhängt. Besonders viele neue Beschäftigte vermittelten die Arbeitsämter in der Landwirtschaft sowie im Ernährungshandwerk und in Hotels. Dies hänge mit dem zusätzlichen Angebot an ausländischen Saisonarbeitnehmern und Asylbewerbern zusammen, meint Franke.
Etwas anders ist die berufliche Gewichtung in Ostdeutschland. Während hier die gesamte Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres um 33 Prozent stieg, legte sie in der Gruppe der Warenkaufleute um 84 Prozent zu. Bei den Metallerzeugern und -bearbeitern verdoppelte sich sogar die Zahl. Auch nach dem erstmaligen leichten Rückgang im Juli sind in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sowie beruflichen Weiterbildungskursen derzeit mit knapp 900 000 Männern und Frauen im Osten rund doppelt so viele Personen aktiv wie ein Jahr zuvor.
Immer dramatischer wird in der ehemaligen DDR jedoch nach Einschätzung des DGB der Lehrstellenmangel. Insgesamt stehen dort nach Gewerkschaftsberechnungen etwa 160 000 Bewerbern nur knapp 75 000 Plätze gegenüber. Besonders betroffen seien junge Frauen. Zwischen zehn und 20 Prozent der Bewerber würden deshalb im Westen ihre Chance suchen, meint DGB-Vorstandsmitglied Regina Görner. Vor allem die staatlichen Arbeitgeber verweigerten sich fast völlig.
HATTERSHEIM. Einen Riesen-Hunger müssen die Einbrecher gehabt haben, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in das Kühlhaus einer Metzgerei im Stadtteil Okriftel eindrangen. Aus dem Kühlhaus in der kleinen Feldstraße nahmen sie nach Angaben der Polizei nicht nur 40 Kilogramm Roastbeef mit, sondern auch noch 25 Kilogramm feinste Rinderlende sowie zehn Kilogramm Schweinelende und die gleiche Menge Koteletts.
Die Fleisch-Berge waren bereits in Kunststoffolie eingeschweißt und wurden von den Dieben in Plastikeimern abtransportiert, die sie in der Metzgerei fanden.
Ob sie die Ware auch in einem Kühlwagen wegschafften, ist laut Polizeibericht nicht bekannt.
Den Wert des Schweine- und Rindfleischs schätzt die Polizei auf ungefähr 3000 Mark. Sie vermutet die Einbrecher unter Grillfreunden und fordert dazu auf, den lockenden Gaumenfreuden zu mißtrauen, wenn demnächst irgendwo saftige Steaks und Koteletts kostenlos verteilt werden. fuh
KARBEN. Einem Herzversagen ist ein 67jähriger Mann erlegen, der am Dienstag um 8.30 Uhr mit dem Fahrrad die Landesstraße zwischen Kloppenheim und Klein-Karben befahren hatte und zusammengebrochen war. Mehrere Zeugen hatten laut Polizei beobachtet, wie der Mann etwa 30 Meter vor der Brunnenstraße vom Fahrrad gestürzt war. Eine Ärztin stellte den Tod durch Herzversagen fest.
FRANKFURT A. M., 5. August. Kritik an einem Fernsehbeitrag des Privatsenders SAT 1 über die Praktiken der umstrittenen "Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben" (DGHS) hat am Mittwoch der Journalist Ernst Klee geübt. Er bezog sich auf einen Beitrag des Nachrichtenmagazins "Akut", der am Mittwoch abend ausgestrahlt werden sollte.
"Je mehr über sie berichtet wird, um so mehr Zulauf hat die Gesellschaft", sagte Klee, der seit seiner Buchveröffentlichung "Durch Zyankali erlöst" als Kenner der DGHS-Arbeit gilt. Auch der Journalist beim Hessischen Rundfunk, Gunnar Petrich, dessen Fernsehbeitrag über die Praktiken der Gesellschaft am Dienstag abend im Hessischen Rundfunk zu sehen war, wies darauf hin, daß selbst "kritische Beiträge" Gefahr liefen, die Mitgliederzahlen der DGHS zu steigern. Bei dem SAT 1-Beitrag, der von der Bild- Zeitung unter der Überschrift "Heute 22 Uhr - Selbstmord im TV" angekündigt worden war, kritisierte Petrich, daß hier "ein Medienkonzern mit diesem schwierigen Thema für Einschaltquoten" sorge. Der Springer-Verlag, der Bild herausgibt, ist auch an SAT 1 beteiligt. Die DGHS bietet aktive Sterbehilfe als Service an, den sie sich nach Auskunft von Kritikern teuer bezahlen läßt. Das Boulevard-Blatt hatte angekündigt, "Akut" werde mit der Ausstrahlung eines etwa 22minütigen Videofilms, in dem sich ein Selbstmörder nach Anweisungen der DGHS mit Schlaftabletten das Leben nehme, dokumentieren, "wie humanes Sterben à la Atrott wirklich aussieht". Hans-Henning Atrott ist Vorsitzender der DGHS. Der Redaktionsleiter der Sendung, Karlo Malmedie, sagte der FR am Mittwoch, der Privatsender werde nicht den ganzen Videofilm, sondern nur zwei Ausschnitte von 50 und 30 Sekunden Dauer senden. Bei Recherchen seien Redakteure auf die Witwe des Mannes gestoßen, der seinen Selbstmord selbst per Videokamera aufgezeichnet habe. Die Frau, die ebenfalls im SAT 1-Beitrag zu Wort kommen sollte, habe den Film dem Sender kostenlos überlassen. "Die Ausschnitte beweisen, daß es sich nicht etwa um ein humanes, sondern um ein grausames Sterben handelt", erklärte Malmedie. Nach Angaben der Witwe, so Malmedie, habe es sich bei ihrem verstorbenen Ehemann, der DGHS-Mitglied war, um einen psychisch kranken Mann gehandelt, der an schweren Depressionen gelitten habe.
Wegen eines Todesfalls durch Zyankali im Sommer 1991 ermittelt die Staatsanwaltschaft Münster gegen Atrott. Oberstaatsanwalt Wolfgang Scheer berichtete, es gebe Hinweise, daß ein DGHS-Mitglied aus Bielefeld vor seinem Tod mit Atrott zusammengetroffen und über die Gesellschaft an das Zyankali gekommen sei. Bei dem Selbstmörder habe es sich um einen an "Aids-Psychose" leidenden Patienten der Bodelschwinghschen Anstalten in Bielefeld-Bethel gehandelt. Ein Hamburger Professor arbeite derzeit an einem psychiatrischen Gutachten zu dem Fall, dessen Ergebnis in den nächsten Wochen erwartet werde. Davon erwarte die Staatsanwaltschaft eine Klärung der Frage, ob der Selbstmörder noch habe "eigenverantwortlich handeln" können. Davon hänge ab, ob es sich um "straflose Beihilfe zum Selbstmord" oder um ein Tötungsdelikt handele und gegen Atrott Haftbefehl erlassen werden könne.
Im Rahmen der Ermittlungen zu diesem Fall hatte die Polizei Bielefeld im Mai dieses Jahres das Düsseldorfer DGHS-Büro durchsucht. Dort fanden die Beamten zehn Kapseln mit hochgiftigem Zyankali sowie 26 000 Mark in Atrotts Aktenkoffer. Der DGHS-Vorsitzende bestätigte die Angaben am Mittwoch. Zur Erklärung gab er an, die Kapseln für eine DGHS-Mitarbeiterin besorgt zu haben. Erst später habe er herausgefunden, daß sie ein "Polizeispitzel" gewesen sei. Die Frau habe ihm gesagt, sie benötige das Gift für einen ausländischen Diplomaten. Woher das Gift stammte, wollte Atrott nicht sagen.
Seit einem Jahr gehe die Polizei verstärkt gegen die DGHS vor, klagte Atrott. Es handele sich hier um ein "Kesseltreiben aus gewisser Intoleranz", hinter welchem der Vorsitzende "kirchliche Kreise" und "fromme SPD-Kreise" vermutet. Er halte sich manchmal im Ausland auf, "damit man mich nicht so schikanieren kann". Atrott bestritt, daß es sich in den genannten Fällen um Menschen gehandelt habe, die nach Wissen der DGHS psychisch krank gewesen seien.
Auch Atrott kritisierte den Fernsehbeitrag. "Ich halte den ganzen Vorgang für degoutant", sagte er. Zu seinem Interview in dem SAT 1-Beitrag sagte der DGHS- Vorsitzende, er sei unter falschen Voraussetzungen dort hingegangen. Erst aus Bild habe er von der Ausstrahlung des Videofilmes erfahren. Zu dem Videofilm sagte Atrott: "Es handelt sich dabei um einen normalen Fall. Genauso läuft das ab." Unnormal sei an dem Fall lediglich, daß der Selbstmörder ihn auf Video aufgenommen habe.
WIESBADEN. Schon jetzt wird der überwiegende Teil der neuen Lehrer- Planstellen in Hessen durch den Anstieg der Schülerzahlen aufgebraucht. In der traditionellen Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn bestätigte Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) am Mittwoch, daß von den landesweit 750 zusätzlichen Stellen, für die die rot-grüne Koalition in diesem Jahr Mittel bereitgestellt hat, bereits 400 zur Versorgung der rund 10 000 zusätzlichen Schülerinnen und Schüler gebraucht werden. Für die kommenden Jahre rechnet Holzapfel - bedingt durch Geburtenanstieg und Zuwanderer - noch mit einem sehr viel deutlicheren Anwachsen der Schülerzahlen.
769 600 Schülerinnen und Schüler werden im gerade begonnenen Schuljahr 1992/93 von Lehrerinnen und Lehrern auf 42 750,5 Planstellen unterrichtet. Mehr Lehrer-Planstellen als heute gab es in Hessen nur in den Jahren 1980 und 1981. Die durchschnittlichen Klassengrößen seien 1992/93 "im Unterschied zu anderen Bundesländern" wegen des Zuwachses an Planstellen in Hessen im Vergleich zum Vorjahr "nahezu gleichgeblieben", sagte Holzapfel. Bei den Erstkläßlern liege der statistische Mittelwert jetzt bei 21,2 Kindern pro Klasse (Vorjahr: 21,3).
Von den 750 zusätzlichen Stellen werden außerdem 150 für die Umwandlung bisheriger Angestellten-Verträge eingesetzt, so daß unter dem Strich nur 600 zusätzliche Lehrer in den Staatsdienst gelangen. 40 weitere Stellen werden für die Ausweitung von Ganztags-Angeboten und 100 für gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern gebraucht.
Holzapfel zog erneut eine positive Zwischenbilanz der Anstrengungen zur Behinderten-Integration: Von den 1991 begonnenen 396 Integrationsprojekten an den Grundschulen seien nur 20 abgebrochen worden. Für 1992/93 seien von Eltern erneut 786 Anträge auf gemeinsamen Unterricht Behinderter mit Nichtbehinderten eingegangen (41 davon für die Mittelstufe ab Klasse 5). Für 399 Grundschulkinder und 28 Fünftklässler seien Integrationsklassen eingerichtet worden. Insgesamt lernen damit an den hessischen Grundschulen jetzt 775 und in der Mittelstufe 78 behinderte Kinder zusammen mit Nichtbehinderten.
Holzapfel kündigte an, im Laufe des kommenden Jahres solle ein neuer Lehrerbedarfsplan mit längerfristigen Planungsdaten aufgestellt werden. Vorher solle im Kultusministerium aber noch das Berechnungssystem für die Lehrerzuweisung an die einzelnen Schulen überarbeitet werden, das bislang - wegen des Spielraums der Schulen bei der Festlegung von Klassengrößen und Zusatzangeboten - oft zu Unklarheiten geführt habe. Für manche Proteste wegen Lehrermangels seien im konkreten Fall die Schulen letztlich selbst verantwortlich.
Nach Zahlen des Ministers besteht, wegen der Bildung kleiner Klassen an den Schulen, derzeit landesweit ein rechnerisches Lehrer-Defizit von 300 Stellen. Gleichzeitig seien an den Schulen aber 800 Lehrerstellen "durch relativ flexiblen Umgang mit den Richtlinien" (Klassengrößen an der untersten Grenze der landesweiten Vorgaben, Zusatzangebote) gebunden. Statt des Defizits von 300 Lehrern könne man also genauso von rechnerisch 500 Lehrern sprechen, die "anders eingesetzt werden könnten". Neue Kriterien für die Lehrerzuweisung sollen im kommenden Jahr für mehr Klarheit sorgen.
Insgesamt hält Holzapfel die Lehrerversorgung 1992/93 für "ausreichend, um die Stundentafel nach Einführung der Fünf-Tage-Woche zu erfüllen". Aktuelle Engpässe an einzelnen Schulen könnten aber trotzdem nicht ausgeschlossen werden. Die Oppositionsparteien CDU und FDP warfen dem Minister dagegen vor, die wahre Lage zu schönen.
Der CDU-Abgeordnete Norbert Kartmann rügte, daß die 750 neuen Stellen "überwiegend nicht dem Schulalltag zugute" kämen. Der FDP-Abgeordnete Heiner Kappel wies darauf hin, daß angesichts zusätzlicher Schüler und "politisch motivierter Sonderprogramme" (etwa: Behinderten-Integration) letztlich nurmehr 250 neue Stellen der besseren Unterrichtsversorgung zugute kämen.
FDP und CDU kritisieren außerdem, daß das Lehrer-Defizit durch die 1991 eingeführte Lehrerarbeitszeitverkürzung letztlich durch Unterrichtskürzung (zwei Stunden weniger pro Woche und Klasse) im Rahmen der Einführung der Fünf-Tage-Woche an den Schulen ausgeglichen wird. me
Das Wetter
Wetterlage Während der Norden von einer sich abschwächenden Kaltfront gestreift wird, bestimmt ein Hoch über Polen mit trocken-warmer Festlandsluft das Wetter in der Mitte und im Süden Deutschlands.Vorhersage bis Freitag früh Im norddeutschen Tiefland Durchzug von Wolkenfeldern, sonst heiter. Höchsttemperaturen um 26 Grad. Im übrigen Deutschland sonnig und trokken. Höchsttemperaturen zwischen 29 und 34 Grad. Tiefstwerte 15 bis 20 Grad. An der Küste anfangs mäßiger westlicher Wind, sonst meist schwachwindig. Weitere Aussichten Heiter bis wolkig und sehr schwül. Im Süden einzelne Gewitter. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ
Ausland
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Aberdeen, Regenschauer 13
Ajaccio, leicht bewölkt 30
Algier, leicht bewölkt 33
Amsterdam, leicht bewölkt 23
Ankara, leicht bewölkt 30
Antalya, leicht bewölkt 31
Athen, leicht bewölkt 26
Barcelona, wolkig 29
Belgrad, leicht bewölkt 29
Bordeaux, leicht bewölkt 27
Bozen, leicht bewölkt 28
Brest, leicht bewölkt 21
Brüssel, leicht bewölkt 24
Budapest, leicht bewölkt 30
Bukarest, leicht bewölkt 30
Casablanca, leicht bewölkt 33
Dublin, wolkig 18
Hammerfest, wolkig 9
Helsinki, leicht bewölkt 19
Innsbruck, leicht bewölkt 26
Istanbul, leicht bewölkt 30
Kairo, leicht bewölkt 32
Kiew, leicht bewölkt 29
Kopenhagen, leicht bewölkt 23
Larnaka, leicht bewölkt 31
Las Palmas, leicht bewölkt 26
Lissabon, leicht bewölkt 36
Locarno, wolkenlos 25
London, wolkig 24
Madrid, leicht bewölkt 33
Malaga, leicht bewölkt 33
Mallorca, leicht bewölkt 32
Minsk, bedeckt 22
Moskau, leicht bewölkt 32
Neapel, leicht bewölkt 35
New York, leicht bewölkt 16
Nizza, leicht bewölkt 29
Oslo, bedeckt 13
Ostende, wolkenlos 21
Palermo, leicht bewölkt 31
Paris, wolkenlos 27
Peking, stark bewölkt 27
Prag, leicht bewölkt 25
Reykjavik, leicht bewölkt 13
Rom, leicht bewölkt 31
St. Petersburg, leicht bewölkt 21
Stockholm, wolkig 21
Tel Aviv, leicht bewölkt 28
Tokio, bedeckt 25
Tunis, leicht bewölkt 34
Varna, wolkenlos 30
Venedig, wolkenlos 30
Warschau, wolkig 24
Wien, leicht bewölkt 26
Zürich, wolkenlos 25
Deutschland
Ort Wetter Grad
Aachen, wolkenlos 25
Arkona, wolkig 23
Augsburg, wolkenlos 26
Berlin, leicht bewölkt 25
Bremen, leicht bewölkt 24
Brocken, leicht bewölkt 15
Chemnitz, leicht bewölkt 23
Cottbus, wolkig 27
Cuxhaven, leicht bewölkt 22
Dresden, leicht bewölkt 25
Düsseldorf, wolkenlos 26
Emden, leicht bewölkt 22
Erfurt, leicht bewölkt 24
Feldberg/Schw., leicht bewölkt 19
Feldberg/Ts., wolkenlos 21
Fichtelberg, leicht bewölkt 27
Frankfurt/M., wolkenlos 26
Freiburg, leicht bewölkt 27
Freudenstadt, leicht bewölkt 23
Garmisch, leicht bewölkt 24
Görlitz, leicht bewölkt 25
Greifswald, leicht bewölkt 23
Hamburg, leicht bewölkt 23
Hannover, leicht bewölkt 25
Helgoland, leicht bewölkt 20
Hof, wolkenlos 23
Karlsruhe, wolkenlos 27
Kassel, wolkenlos 24
Kempten, leicht bewölkt 25
Köln/Bonn, wolkenlos 25
Konstanz, wolkenlos 27
Leipzig, leicht bewölkt 26
Lübeck, leicht bewölkt 24
Lüchow, leicht bewölkt 25
Magdeburg, leicht bewölkt 27
Mannheim, wolkenlos 27
Mühldorf, leicht bewölkt 26
München, leicht bewölkt 26
Münster/Osnabrück, leicht bewölkt 25
Neubrandenburg, leicht bewölkt 25
Norderney, leicht bewölkt 21
Nürnberg, leicht bewölkt 26
Oberstdorf, leicht bewölkt 25
Öhringen, leicht bewölkt 26
Passau, leicht bewölkt 26
Regensburg, leicht bewölkt 26
Rostock/Warnemünde, leicht bewölkt 25
Saarbrücken, leicht bewölkt 25
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Stuttgart, wolkenlos 25
Sylt, wolkig 19
Trier, wolkenlos 25
Wasserkuppe, leicht bewölkt 25
Wittenberg, leicht bewölkt 25
Würzburg, wolkenlos 25
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Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und
Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 6,02 Uhr
Sonnenuntergang 21.00 Uhr
Mondaufgang 16.03 Uhr
BAD VILBEL. Unwohl geworden ist einer Frau, als sie am Dienstag um 7.45 Uhr mit dem Auto auf der B 3 a zwischen Massenheim und Kloppenheim unterwegs war.
Wie die Polizei berichtet, war das Auto nach rechts von der Fahrbahn abgekommen, wo es den Wildschutzzaun beschädigte. Die Autofahrerin wurde leicht verletzt. Es entstand Schaden von 5000 Mark. hm
Für Tausende Frankfurter Freizeitsportler könnte die Saison in acht Tagen erst einmal abrupt zu Ende sein. Wenn der Regierungspräsident in Darmstadt am Samstag, 15. August, wegen der anhaltenden Trockenheit den "Wassernotstand" ausruft, müssen wohl eine Reihe von Sportanlagen geschlossen werden. Weil es nach der "Gefahrenabwehrverordnung" dann verboten ist, Sportplätze zu bewässern, müßten die Stadt und viele Vereine vor allem Kunstrasen-, Tennis- und Hartplätze schließen.
Diese Flächen müssen regelmäßig besprüht werden, um Verletzungen zu vermeiden oder die Plätze nicht in "Staubacker" zu verwandeln. Vor allem Tennisspieler, die auf einem roten Sandplatz der Filzkugel hinterherjagen, müßten vorerst auf ihr Hobby verzichten. "Wenn ich unsere 17 Tennisplätze nicht sprühen kann, muß ich sie schließen", sagt Helmut Zirkelbach, Geschäftsführer der Stadion GmbH.
Nach dem Paragraph 2 der Verordnung des Darmstädter Regierungspräsidenten (RP) ist es bei einem Wassernotstand ausdrücklich verboten, Sport- und Spielplätze mit Trinkwasser zu besprühen. Wenige Tage vor dem Stichtag prüfen die Fachleute im Sport- und Badeamt nun die Konsequenzen für die mehr als hundert städtischen Sportplätze und -anlagen. Vor allem Kunstrasenplätze müßten vor jedem Spiel befeuchtet werden, sagt Amtsleiter Harald Lochmann. Spieler können sich auf den harten Anlagen sonst leicht verletzen, wenn sie mit ihren Noppenschuhen auf dem Kunstrasen festhängen. Ebenso benötigen die Hart- und Tennisplätze regelmäßig einen Wasserguß, damit die Spieler sich nicht in den Staubwolken verlieren.
Konsequenzen fürchtet auch der Geschäftsführer des Frankfurter Sportclubs von 1880, Hans Schombergk. Wenn das Wasser abgedreht werde, müsse der Verein am Dornbusch seine 16 Tennis- und zwei Kunstrasenplätze dichtmachen. Für den Renommierverein wäre das besonders ärgerlich, weil im September die Saison der Hockey-Bundesliga beginnt und die Mannschaft der 1880er auf Kunstrasen spielt.
Die Fußballspiele von Eintracht Frankfurt im Waldstadion sieht Stadionchef Zirkelbach dagegen nicht gefährdet. Die Saison wird am 15. August mit dem Spiel gegen Dresden angepfiffen. Der Stadionrasen sei jetzt gut in Schuß und könne bei einigen Gewittern auch mal ein paar Wochen ohne zusätzliche Wassergaben auskommen.
"Wenn wir gezwungen sind, Sport- und Tennisplätze zu schließen, werden wir in geeigneter Form die Vereine informieren", versichert Carola Steber, Referentin der Sportdezernentin Sylvia Schenk. Bisher sehe sie allerdings keine Alternative zur Schließung der Sportanlagen.
Gartenamtschef Horst Heil macht sich dagegen vor allem Sorgen um die mehr als 1000 neu gepflanzten Bäume in den Straßen, Parks und Anlagen der Stadt. Während die Stadtgärtner die Rasenflächen seit Wochen schon gar nicht mehr sprengen, benötigten die Junganpflanzungen in den ersten Monaten regelmäßige Bewässerung, um nicht einzugehen. Die Wassernotstandsverordnung des RP sieht aber ein striktes Verbot vor, Grünflächen, Parkanlagen, Straßen und Wege zu bewässern. luf
(Siehe auch Beitrag links)
WÖLLSTADT. Mit 5000 Mark nicht gerade üppig ist der Zuschuß, den der Wetteraukreis zu den Kosten von 60 000 Mark gibt, die die Erweiterung des Park- and-Ride-Platzes vor dem Bahnhof Nieder-Wöllstadt um 80 Plätze gekostet hat. An dem S-Bahn-Haltepunkt stehen jetzt insgesamt 380 Stellplätze für Autos zur Verfügung, nachdem die Rübenverladestation vor zwei Jahren abgebaut worden war. Der Hauptanteil der 60 000 Mark für die Parkplätze wird von den Kommunen Wöllstadt, Florstadt und Niddatal aufgebracht. hm
Zur Person
GERD KOCH, Fraktionsvorsitzender der Allgemeinen Wählergemeinschaft im Stadtrat von Leer (Ostfriesland), nahm Anstoß an einer Äußerung von Stadtdirektor MANFRED PÜHL über Bettelei in der Leeraner Fußgängerzone. Aufgeregten Reaktionen von rechts hatte Pühl entgegengehalten, bei einigen Völkern sei Betteln einfach ein Teil ihrer Kultur. Per Brief und Presseerklärung belehrte Koch den Stadtdirektor: "Bei den Bettlern handelt es sich ausschließlich um vagabundierendes Gesindel, mit dem man kurzen Prozeß machen sollte, und zwar unabhängig davon, ob die Bettelei erlaubt ist oder nicht." Ein Redakteur des General-Anzeiger für Ostfriesland, Oldenburgerland und Emsland erinnerte in einem Kommentar daran, wohin solche Parolen vor einem halben Jahrhundert geführt hatten: ins Konzentrationslager, ausgeliefert den "Herrenmenschen mit dem Totenkopf, silbern auf schwarzem Grund". Redakteur ALBRECHT SCHREIBER fragte, ob dies etwa "das neue Parteiabzeichen" der Allgemeinen Wählergemeinschaft sei. Über Telefax antwortete Koch: "Ihre Einstellung läßt entweder darauf schließen, daß Sie ein unbelehrbarer ,Betonkopf' sind oder aber jüdische Vorfahren haben." Durch die letzten fünf Wörter hatte Koch, von Beruf Rechtsanwalt, einen dünnen Strich gezogen, bevor er Schreiber den Brief übermittelte. (sp)
BAD VILBEL. Der Ortsbeirat Gronau tagt am Montag, 10. August, um 19 Uhr in der Breitwiesenhalle. Auf der Tagesordnung stehen Abstimmungen über die Friedhofserweiterung und über den umstrittenen Bebauungsplan "Auf der Speck".
Die SPD hat zwölf Anfragen auf die Tagesordnung setzen lassen. Diese befassen sich unter anderem mit der Verkehrsberuhigung in Gronau, mit dem Bau eines Spielplatzes an der Breitwiesenhalle, dem Bau einer Schule und dem Standort des neuen Friedhofs. hm
BAD NAUHEIM. Einen neuen Vorstand dürfen am heutigen Donnerstag die Mitglieder des Mütter- und Familienzentrumsvereins in Bad Nauheim wählen. Die Tagesordnung sieht außerdem noch einen Rückblick auf das vergangene Jahr vor und die Rechenschaftsberichte der Vorstandsmitglieder.
Die Mitgliederversammlung beginnt um 20 Uhr im "Pfälzer Hof" in der Bad Nauheimer Kernstadt. str
BRUCHKÖBEL. Um der Abfallflut entgegenzuwirken, gibt die Stadt ab sofort einen Zuschuß für junge Ehepaare mit Kleinkindern, die auf Luvs, Pampers und wie die Kunststoffwindeln alle heißen, verzichten. Mit 75 Mark jährlich pro Kind will der Magistrat das Umsteigen auf Stoff und Inanspruchnahme eines Windeldienstes versüßen.
Wie die Verwaltung weiter mitteilt, benötigt ein Säugling durchschnittlich 4200 Windelwechsel, bis er "sauber" ist. Zwar sind die gebräuchlichen Einweg-Höschenwindeln leichter zu handhaben, weil sie nicht gewaschen werden müssen, doch entsteht dabei ein riesiger Abfallberg mit hohem Kunststoffanteil. Zwar würden, so die Stadt, inzwischen Windeln angeboten, die verrotten, doch besäßen diese Produkte eine hohe Belastung mit Schwermetallen.
Als Alternative bietet sich somit ein Windelservice an. Der stellt die Stofftücher, bietet dazu einen Behälter zur geruchlosen Aufbewahrung an, der dann in regelmäßigen Abständen abgeholt und der Inhalt gewaschen wird.
Dabei wird nicht nur die Umwelt entlastet. Untersuchungen sprechen dafür, daß die Babys die Baumwollwindel auch besser vertragen als ihr Kunststoffpendant. Das bietet zwar den Vorteil, daß die Kleinen subjektiv länger naß liegen können, weil die Flüssigkeit weitgehend vom Körper ferngehalten wird. Allerdings entsteht dabei ein feuchtes Milieu, das nach Ansicht von Medizinern Hauterkrankungen und Wundliegen fördert.
Wer eine Alternative zur Wegwerfwindel sucht, wendet sich an den Umweltbeauftragten der Stadt, Diethardt Wieczorek, Telefon 701-289, im Rathaus. Nach seinen Angaben gibt es in der Region derzeit einen Anbieter des Windeldienstes in Hammersbach. hein
RÜSSELSHEIM. Eine Ära ging zu Ende: Herta Max hat nach 22 Jahren das Amt der Vorsitzenden der "Werkstätten für Behinderte Rhein-Main" (WfB) aus gesundheitlichen Gründen abgegeben. Während der Jahreshauptversammlung des kreisweit engagierten Vereins, der seinen Sitz in Rüsselsheim hat, würdigte Oberbürgermeister Norbert Winterstein die Verdienste der 72 Jahre alten Herta Max, die zum Symbol für soziales Engagement geworden sei. Ihre Nachfolgerin wurde Heide Böttler, die für die SPD als ehrenamtliche Stadträtin im Rüsselsheimer Magistrat sitzt.
Erfreuliches brachte Rüsselsheims Sozialdezernentin Liesel Thurn zur Jahreshauptversammlung mit: 450 000 Mark wird der Verein erhalten aus dem Nachlaß der mit 90 Jahren verstorbenen Juliane Dörfler, Witwe des ersten Rüsselsheimer Nachkriegsbürgermeisters Ludwig Dörfler. Das Geld, das von Liesel Thurn als Testamentsvollstreckerin verwaltet wird, umfaßt knapp drei Fünftel des Dörfler-Erbes.
Die Summe sei zweckgebunden für Aufbau und Unterhaltung einer Bildungsstätte für Behinderte, erklärte WfB-Geschäftsführer Jonny Brandt. Die WfB habe hierfür "ein altes Gebäude", vermutlich im Westerwald, im Auge.
Eine Ausweitung plant die WfB bekanntlich auch in Mörfelden-Walldorf. Hier soll in "zwei, drei Jahren" eine Werkstatt entstehen, die vorwiegend für Schwerstbehinderte gedacht ist, sagte Brandt. Die Pläne würden Formen annehmen, nachdem der Kreisausschuß in "einem konkreten Beschluß" ein Gelände in der Nähe der Suttner-Schule zur Verfügung stellen will. Dies soll kostenfrei geschehen, erklärte Landrat Enno Siehr. Er kündigte an, jetzt würden die planungsrechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen.
Von der Depandance in Mörfelden- Walldorf erhofft sich Geschäftsführer Brand eine "spürbare Entlastung".
Die WfB verfügt über eine große Einrichtung in Rüsselsheim-Königstädten und über eine kleinere in Biebesheim. Der Verein zählt derzeit 150 Mitglieder, darunter rund vierzig Institutionen. Zum Jahresende wurden laut Brandt rund 310 Behinderte betreut und zwar von 82 Angestellten, 38 Aushilfen und 28 Zivildienstleistenden. lis
Kleine FR
Seidenmalerei KÖNIGSTEIN. Ein Kurs in Seidenmalerei der evangelische Immanuel-Gemeinde beginnt am Dienstag, 11. August, um 19.30 im Kyrioszentrum. Unter fachkundiger Leitung können Tücher, Krawatten und Fliegen gestaltet werden. Der Kurs umfaßt vier Abende jeweils dienstags. Anmeldung: Tel. 0 61 74 / 73 34 (Gemeindebüro).CDU-Infostand OBERURSEL. Zwischen 9 und 12 Uhr am Samstag morgen stellen sich Mandatsträger der CDU in der Nähe des Einkaufszentrums Dornbachstraße an einem Infostand den Fragen und Anregungen der Bürger.
OBERURSEL. Der Kindergottesdienst der Versöhnungsgemeinde in Stierstadt und Weißkirchen ist seit den Sommerferien auf 11.15 Uhr am Sonntag verlegt.
NIDDATAL. Zum Kinderfest in Bönstadt lädt der SPD-Ortsverein am Samstag, 15. August, um 14 Uhr auf den Spielplatz am Bürgerhaus ein. Ponyreiten, Torwandschießen und Luftballonstart gehören zu den Attraktionen des Festes.
Die auf Flugblättern angekündigte Wasserrutsche wird nicht aufgebaut, weil sich der SPD-Ortsverein nicht den Vorwurf einhandeln möchte, in Zeiten allgemeiner Trinkwasserknappheit würde er Wasser verschwenden. hm
Für einen großen Teil der japanischen Politik ist der Zusammenhang eindeutig: Keine Kurilen - keinen Yen. Gibt Rußland die vier Inseln nicht zurück, kann es seine Hoffnung auf japanische Investitionen in den sibirischen Schornstein schreiben. Es ist eine Frage des nationalen Prestiges, des "Gesichts".
Doch auch für viele russische Politiker gibt es kein Vertun: Heilige russische Erde wird nicht verkauft; Alaska war 1867 eine Ausnahme. Nun hat zwar Präsident Jelzin seinerzeit in Tokio gewisse Andeutungen gemacht; aber genau das nutzt der neo-nationalistische Flügel zu Vorwürfen, die beinahe schon auf beabsichtigten Vaterlandsverrat hinauslaufen. Das hat weniger mit den Inseln Habomai, Shikotan, Kunashiri und Etorofu zu tun als mit Moskauer Innenpolitik.
Der Vorschlag des russischen Vizepremiers Michail Poltoranin, das Thema zu internationalisieren und die nächste Sitzung der Großen Sieben damit zu beschäftigen, dürfte da nicht viel weiter helfen. Zwar haben die USA wegen des Friedensvertrags von San Francisco (1951), den übrigens die UdSSR damals nicht unterschrieben hat, möglicherweise ein Wort mitzureden; zwar zählt auch das russische Interesse an einer Garantie, daß sich auf den Inseln keine fremde Macht festsetzt; aber für einen weltöffentlichen Disput eignen sich solche Prestige-Themen am wenigsten. gro
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LIMBURG/WIESBADEN. Handgreifliche Auseinandersetzungen in einer Fraktionssitzung der Grünen im Kreis Limburg-Weilburg haben am Mittwoch den Landesverband der Partei alarmiert.
Der hessische Vorstandssprecher Jürgen Frömmrich erinnerte die beteiligten Parteifreunde, die hauptamtliche Kreisbeigeordnete Gerda Pfahl und den Kreistagsabgeordneten Dieter Oelke, per Presseerklärung an das "Prinzip der Gewaltfreiheit". Die Landesgeschäftsführerin Margareta Wolf forderte die beiden schriftlich auf, sich "vorläufig aus der aktiven Parteiarbeit im Kreisverband zurückzuziehen" und ihre "jeweiligen persönlichen Probleme" privat zu klären.
Nach Oelkes Angaben hat Pfahl ihm - wie dpa meldet - in einer Fraktionssitzung über Umweltangelegenheiten zwei Ohrfeigen verpaßt und ihn anschließend noch mit den Fäusten traktiert. Er sei nach der Attacke krankgeschrieben, wolle aber keine Strafanzeige erstatten. Anlaß für den Streit sei Oelkes Kritik an der Amtsführung der Dezernentin gewesen.
Die Landesgeschäftsführerin Wolf schreibt nun, Oelke und Pfahl seien für sie als Grünen-Mitglied inzwischen eine "Zumutung". Sie ließen "nichts aus, um die Partei systematisch zu desavouieren". me
Ihre Namen stehen nicht in den Schlagzeilen. Aber wenn sie nicht wären, liefe bei den Olympischen Spielen überhaupt nichts. Sie spielten zu Tausenden Meer und Sonne bei der Eröffnungsfeier, reißen Eintrittskarten ab, reichen den Sportlern Handtücher und Erfrischungsgetränke, weisen in Parkplätze ein, kontrollieren Zugänge, fegen Bahnen, chauffieren Leute herum, verarzten Kranke, helfen bei Sprachproblemen, stehen am Flughafen, in Hotelhallen, an Busstationen und Gepäckaufbewahrungen. Das tun sie alles freiwillig. Keine Pesete kriegen sie dafür: Während die multinationalen Konzerne ihre Millionen hinauswerfen und sich in der Beletage der Organisationen alles um Macht und Geld dreht, gibt es noch ein Fußvolk von 33 000 Männern und Frauen, das sich mit ein paar warmen Worten abspeisen läßt.
Sie wissen wohl, was die da oben treiben, und doch lassen sich die allermeisten davon ihre Begeisterung und ihren Spaß nicht nehmen. "Was soll's. Einmal im Leben dabeizusein, nicht als Zuschauer, sondern als Teil des Ganzen, das ist ein Erlebnis", sagt Miquel, einer der Freiwilligen bei der Olympiade. Richtig stolz ist der 34jährige Sportlehrer, dazuzugehören. Er hat auch einen Traumposten erwischt, steht am Informationstisch für die Sportler im olympischen Dorf. Er hilft ihnen, sich schnell zurechtzufinden, sucht nach freien Plätzen zum Trainieren. "Ich bemühe mich, so freundlich wie möglich zu sein. Sie haben es verdient", sagt Miquel. Und er wird dafür belohnt. Zum Beispiel den Boris zu sehen: "Der kam gerade vom Essen und hat dann draußen Zeitung gelesen, ganz allein."
Die Freiwilligen im olympischen Dorf dürfen nicht dort essen, wo die Sportler speisen. Sie müssen zu McDonalds gehen. Diese Einheitsschnellkost fand nicht nur der Italiener Massimo recht fad, der den griechischen Athleten beisteht. Er ist einer der 173 europäischen Studenten, die für Olympia als Übersetzer arbeiten. Als die Klagen über die miese Verpflegung immer massiver wurden, haben die Verantwortlichen dann doch reagiert. Jetzt gibt es eine größere Auswahl, aber noch immer in der Hamburgerfabrik.
Die Höflichkeit, mit der Miquel an seinen Job geht, mußte den Bewohnern des olympischen Dorfes in einem offiziellen Schreiben erst eingebleut werden. Manche Freiwillige fühlten sich behandelt wie der letzte Dreck. So weit gingen die Aggressionen. Das Organisationskomitee von Barcelona hat sogar zwei Journalisten und zwei Techniker rausgeschmissen. Es waren keine Spanier.
15 Stunden am Tag schiebt Fernando Dienst, einer der Fahrer für die noch vereinigte Mannschaft der GUS. Normalerweise studiert er und arbeitet, um sich das Studium zu finanzieren. Wofür er einen Teil seiner Ferien verschenkt? "Für Barcelona", sagt er und weil er gerne Auto fährt. In adretter blauer Chauffeursjacke karrt er die Sportler und Funktionäre von Sportstätte zu Sportstätte, holt sie vom olympischen Dorf ab und bringt sie wieder hin. "Groß sprechen wollen die nicht. Die sind zugeknöpft", sagt der junge Mann. Manchmal muß er stundenlang auf dem Parkplatz warten, bis er gerufen wird. Wenn es dann soweit ist, "meistens bin ich gerade am Essen", lasse er alles liegen und braust los. Dann heißt es oft wieder warten, weil sein Fahrgast doch noch länger braucht. "Und dann hocke ich da mit knurrendem Magen." 15 Tage diese Arbeit, das reiche ihm. Ganz so hätte er sich seinen freiwilligen Einsatz nicht vorgestellt, sagt Xavier, zur Zeit arbeitslos. Er sitzt abseits vom Stadion vor einem Zugang in einem kleinen Zelt und paßt auf. Freundlich erklärt er Olympiatouristen, daß hier nur Leute mit besonderem Ausweis rein kommen, immer und immer wieder. Eigentlich wollte er ja im Inneren des Stadions arbeiten, mitten im Geschehen. "Aber sie haben mich halt hier eingeteilt", nimmt er es mit Gelassenheit und ist schon froh, dank seiner Erkennungskarte wenigstens ab und zu in die Arena reinschauen zu können.
Antonio drinnen, Zuschauertribüne, Block 226, Reihe eins. Im Block 227 sitzt schon die nächste. Alles ist genau eingeteilt, alles funktioniert wie am Schnürchen. Sobald ein vorwitziger Zuschauer aufsteht, weist Antonio ihn auf seinen Platz, hilft anderen, ihren Sitz zu finden. Immer ist er auf dem Sprung. Aber zwischendurch bleibt auch Zeit, die Athleten wetteifern zu sehen. "Unterhaltsam", findet Antonio seinen Job, zu dem er abends antritt. Tagsüber arbeitet der Techniker bei der "Telefonica". Das ist ihm nicht zuviel. "Ich tue das für Katalonien, um zu helfen." Und es gefalle ihm eben. Schwitzend, ganz in Blauweiß, so wie er, läßt sich seine Ablösefrau Vicenta auf den Stuhl fallen: Alle vom Organisationshilfspersonal tragen dieselbe Kluft. Und jeder sieht: das Kaufhaus Corteingles hat die Klamotten gespendet. Die dürfen sie als Erinnerung behalten.
Auf dem Innenfeld des Stadions wuseln Grünweiße herum: zuständig für die Piste. Sie schleppen Kisten mit Sportlerkleidung, stellen Hürden und Hütchen auf. In Reih und Glied marschieren die rosaweiß gedreßten Schiedsrichter ein. Ganz weiß erscheinen die Fahnenträger, in gedämpftem Ockergelb sitzen die Begleiter der VIPs neben der Ehrentribüne. Die Aufseher kommen gestreift daher und haben einen Walkie-talkie am Ohr. Neid, nein. Die gäbe es nicht unter den Freiwilligen, sagt Antonio im Brustton der Überzeugung. "Wir sind alle eine große Familie."
MÜLHAUSEN, 5. August. In dem seit Ende 1980 geführten Rechtsstreit zwischen der Rotterdamer Hafenverwaltung und den elsässischen Kaliminen (MDPA), in dem es um die Verschmutzung des Rotterdamer Hafenbeckens geht, konnten die Minenbetreiber nun einen Zwischenerfolg verbuchen. Wie Henry Schreiber, Umweltbeauftragter der Kaliminen, sagte, hätten die holländischen MDPA-Anwälte erreicht, daß beim für den 23. Oktober angesetzten Verfahren in einem Rotterdamer Gericht die Kaliminen nicht allein auf der Anklagebank sitzen. Im Streit um die Hafenverschlammung in Rotterdam hatte die Rotterdamer Hafenverwaltung bis jetzt nur die elsässischen Kaliminen verklagt. Auf Antrag der elsässischen Minenbetreiber soll nun auch untersucht werden, welche Verantwortung an der Hafenverschlammung zehn den Rhein verschmutzende Chemiefirmen, darunter Bayer, BASF, Sandoz und Rhone-Poulenc, tragen.
Zur Zeit sind die 23 Millionen Kubikmeter Schlamm, die jährlich aus dem niederländischen Hafen ausgehoben werden müssen, so stark mit Schwermetallen belastet, daß sie auf einer Sondermülldeponie gelagert werden müssen. Das kostet die Hafenbetreiber viel Geld. Zudem wird die momentan betriebene Deponie bis etwa im Jahr 2002 verfüllt sein. Die Betreiber des Hafens drängen deshalb auf eine drastische Reduzierung der Schadstoff- und Schwebstoffeinleitungen in den Rhein. Nachdem in den Verhandlungen zwischen Hafenverwaltung und MDPA kein zufriedenstellendes Ergebnis hatte erzielt werden können, haben die Holländer die Minengesellschaft im Dezember 1990 auf Schadenersatz in Höhe von rund 90 Millionen Mark verklagt.
Tatsächlich leitet die MDPA jährlich etwa 650 000 Tonnen Schwebstoffe (mit den Chlorideinleitungen der MDPA hat der Prozeß nichts zu tun), die hauptsächlich aus Ton- und Schieferteilen bestehen, in den Rhein. Diese Schwebstoffe reichern sich auf dem 800 Kilometer langen Weg nach Rotterdam mit Schwermetallen und anderen toxischen Stoffen an.
Offene Gewalt und Diebstähle in Hessens zentraler Flüchtlingsunterkunft nehmen zu Resignation, Aggression und Apathie HGU-Personal überlastet Von Susanne Hoerttrich SCHWALBACH. "Es ist zuviel, wir können nicht mehr helfen." Der junge Dolmetscher in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) ist ratlos. Im Büro der Sozialarbeiter geben sich Asylsuchende die Klinke in die Hand. "There is no easy way", den einfachen Weg gibt es nicht mehr, ruft eine Sozialarbeiterin beschwörend einem älteren Mann entgegen. Eine treffende Beschreibung für den Zustand in Hessens zentralem Aufnahmelager. Tag für Tag versuchen Mitarbeiter, trotz Personalmangels und trotz Überfüllung Lösungen für den Augenblick zu finden. Aber "die Situation wird immer schlimmer", sagt eine von ihnen. Gewaltakte und Diebstähle nehmen zu. "Heute ist es hier ruhig", sagt eine Mitarbeiterin. "Aber morgen bekommen die Flüchtlinge aus dem ehemaligen US- Camp Taschengeld." Dann stellen die Pförtner einen zusätzlichen Wachtposten ab, verschließen das große Eingangstor zur HGU mit einer Kette und lassen die Leute nur noch in kleinen Grüppchen durch die Drehtür. "Aber das nützt alles nichts. Die stürzen sich alle auf einmal auf die Kasse."
Eine Szene, die auch Flüchtlingspfarrer Gerhard Mey kennt. Seit Oktober arbeitet der Geistliche in der HGU. Damals bewunderte er "die phantastische Gelassenheit, die Geduld und die gegenseitige Rücksichtnahme. Doch das scheint im Schwinden zu sein".
Die Flüchtlinge machten während ihrer kurzen Zeit in Deutschland die Erfahrung, wer nicht rechtzeitig kommt, für den bleibt nichts. Drängeln und Rangeln in den meterlangen Warteschlangen vor der Essensausgabe, vor der Kleiderkammer oder der Kasse wandelten sich zunehmend in offene Gewalt.
Vor dem Beratungscontainer, den Kirchen und Wohlfahrtsverbände in der HGU betreiben, steht eine Gruppe Inder. "Sie sind heute Nacht aus Korbach gekommen", dolmetscht ein Pakistani. Zusammen mit 250 anderen Flüchtlingen war die Gruppe am vergangenen Freitag aus der HGU in Zelte nach Korbach verlegt worden. Landrat Jochen Riebel (CDU) hatte gedroht, wegen der hygienischen Zustände in der Schwalbacher Gemeinschaftsunterkunft Katastrophenalarm auszurufen.
"Doch in Korbach wurden wir von Marokkanern angegriffen, einen Landsmann haben sie mit einer Eisenstange schwer am Kopf verletzt", berichten die Inder. Der Streit entzündete sich, als sich jemand in der Schlange der nach Bettzeug anstehenden Flüchtlinge mit gezücktem Messer nach vorne drängte.
In Korbach, wo ein Wachmann für die Sicherheit von 600 Asylsuchenden sorgen soll, 400 von ihnen leben in Zelten, fühlen sich die Inder nicht mehr sicher.
Sie suchen Unterstützung im überfüllten Büro der Sozialarbeiter. "Wer keinen Gesprächspartner hat, möchte bitte rausgehen, ich kann hier nicht telefonieren", ruft eine Mitarbeiterin in Englisch und Französisch den Wartenden zu. Doch sie muß sie persönlich sanft, aber bestimmt zur Tür hinausschieben, um sich Raum zu verschaffen. Zwecklos. Minuten später ist es wieder genauso voll. "Wir fühlen uns als auslaufendes Modell", sagt einer ihrer Kollegen.
Vier Sozialarbeiter seien in der HGU und manchen Außenstellen für insgesamt 5000 Flüchtlinge zuständig. 70 Sozialarbeiter wären vonnöten. In Braunschweig sind 17 Sozialarbeiter, die noch zahlreiche Helfer haben, für 800 Asylsuchende zuständig. "Das ist auch rot-grün regiert", sinniert der Mann.
In der HGU ist es wegen Personalmangels mittlerweile nicht mehr möglich, zu erfassen, wer in welchem der acht Unterkunftshäuser wohnt. Eine Weile machten das die Dolmetscher, doch mittlerweile ist es für sie zu gefährlich geworden, alleine ein Haus zu betreten. "Wenn uns die Landesregierung das Personal nicht aufstockt, ist nichts zu machen", sagt der Sozialarbeiter.
Und: "Die Leute kriegen Magengeschwüre hier, Kündigungen nehmen zu, Aggression und Apathie unter den Mitarbeitern steigen." Wenige Türen weiter sitzt eine Frau, die auch in der Mittagspause noch freundlich bleibt, wenn Flüchtlinge um Auskunft bitten. Doch "manchmal ist es ein sehr, sehr harter Job", sagt sie. In der HGU-Kantine sorgt derweil ein Wachmann mit Hund dafür, daß sich die Prügelnden vor der Essensausgabe wieder trennen.
"Die Kriterien einer menschenwürdigen Flüchtlingspolitik sind inzwischen abgeschafft", zieht Pfarrer Gerhard Mey Bilanz. Es ginge eben nicht, nur noch nach Unterkünften für die Flüchtlinge zu suchen, die entsprechende Ausstattung aber zu vernachlässigen. Mey: "Alle Lösungen sind nur Augenblickslösungen. Aber die strukturellen Probleme bleiben unbearbeitet."
ECHZELL. Über die Kandidatenliste und das Programm für die Kommunalwahl im März des nächsten Jahres können am heutigen Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Stadt Offenbach" die Mitglieder der Echzeller SPD diskutieren. Die Tagesordnung der Mitgliederversammlung sieht außerdem die Vorbereitung von Veranstaltungen vor. str
LIEDERBACH. Die Zeit drängt, doch eine Entscheidung über den Standort der geplanten Asylbewerberunterkunft mochten die Mitglieder des Bauausschusses am Dienstag abend nicht fällen. Als zu dürftig stufte SPD-Fraktionschefin Ursula Eilmes die von der Verwaltung gelieferten Unterlagen für das Grundstück ein, auf dem ein Privatmann in Eigenregie bauen möchte. Dessen Angebot sollte als Alternative für das gemeindeeigene Terrain am Bauhof geprüft werden.
Liederbach steht unter Zugzwang, seit der Kreis vor kurzem drohte, die Flüchtlinge einfach einzuweisen, wenn nicht bald eine Unterkunft bereit stünde. Zwar wird das Thema bereits seit eineinhalb Jahren in Ausschüssen und Parlament beraten. Doch erst vor ein paar Monaten mußte der ausgeguckte Standort im Zeilsheimer Weg fallen gelassen werden, weil Naturschutzbeirat und Bauern Einsprüche gegen eine Bebauung hatten. Das Ausweichareal am Bauhof liege ungünstig und stehe dem Wunsch nach einem Recyclinghof im Wege, setzte dann die SPD-Fraktion vor den Sommerferien durch, per Annonce weiter Ausschau nach einem Grundstück zu halten.
Gefunden wurde es: Aber der simple Lageplan, den die Parlamentarier jetzt im Bauauschuß bekamen, reichte ihnen nicht. Was sagt das Bauamt des Kreises zu dem Grundstück, und wie stehen die Chancen, daß eine Baugenehmigung erteilt wird, wollte die SPD angesichts der Zeitnot wissen. Doch daß wußte der Vertreter aus der Verwaltung nicht zu sagen. Wie Eilmes am Mittwoch von Umweltedezernent Gerd Mehler aus dem Kreishaus erfuhr, ist jedoch ein Brief an den Bürgermeister unterwegs. Darin steht, daß auch der neue Standort ungeeignet sei.
"Jetzt müssen wir in den sauren Apfel beißen und doch am Bauhof bauen", glaubt Frau Eilmes die Entscheidung des Parlamentes zu kennen, das kommende Woche tagt. Immerhin: Der Investor soll nun nur dreigeschossig bauen, damit der Recyclinghof auch noch dort hin paßt. set
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FREIGERICHT. Ihr silbernes Vereinsjubiläum feiert die DJK Freigericht-Neuses vom 7. bis 9. August. Das Festwochenende beginnt bereits am Freitag um 20 Uhr mit einem Rockspektakel auf dem Vereinsgelände. Es spielen die Gruppen Blackout und Sidewalk.
Weiter geht's am Samstag, 8. August, um 16 Uhr mit einem großen Preisschafkopf, ehe dann um 20 Uhr die örtlichen Vereine gegeneinander kämpfen. Unterhaltungsmusik und Tanz umrahmen das Turnier, Attraktion des Abends ist Bauchtanz mit Sherin.
Der Festsonntag, 9. August, startet bereits um 10 Uhr mit einem Frühschoppen, ab 11.30 Uhr wird Mittagessen offeriert, später folgen Kaffee und Selbstgebackenes. Am Nachmittag haben dann die Kinder das Sagen. Mitmachaktionen, Artistik und Jonglage mit den "Flying Tomatoes", das Kahlgrund-Dampfkarussell und vieles mehr stehen auf dem Programm.
In der Turnhalle der Gesamtschule Freigericht findet unterdessen ein Volleyballturnier der Junioren statt, an dem sich vier Nationen beteiligen. Beginn ist um 15 Uhr. Zum Fest sind nicht nur Vereinsmitglieder, sondern auch alle anderen Freigerichter herzlich eingeladen. tja
Kleine FR
Stadterkundung per Rad OBERURSEL. Die SPD lädt zu einer Stadterkundungstour am heutigen Samstag mit dem Fahrrad ein. Schul- und Radwege in Oberursel wollen die Sozialdemokraten anschauen und Vorschläge zur Verbesserung des Radwegenetzes vorstellen. Der Treffpunkt für die Tour, die ungefähr zwei Stunden dauern wird, ist der Rathausplatz. Alternative Waldwanderung HOCHTAUNUSKREIS. Für alle, die wissen wollen, wie es um den kran- ken Wald steht, veranstaltet das katholische Bildungswerk Hochtaunus am Sonntag, 16. August, 14 Uhr, eine "alternative Waldwanderung" ein. Treffpunkt: Revierförsterei Kronberg, Viktoriastraße 43. Grillfest OBERURSEL. Mit Musik, Tombola und einem Quiz feiern die Bewohner, Mitarbeiter und Gäste des Hauses Emmaus am Mittwoch, 26. August, ab 15 Uhr ein sommerliches Grillfest.
Willi Daume saß in seinem weißen Ledersessel und hörte zunächst nur zu, was Dagmar Hase zu erzählen hatte. Sie, die Ost-Sportler, fühlten sich verschaukelt, vereinnahmt und nicht ernstgenommen, klagte die Magdeburger Schwimmerin. Anlaß für die Eruption war der Anti-Doping-Beauftragte des Deutschen Schwimmverbandes (DSV), Harm Beyer, der ihr die Goldmedaille umgehängt, ihre gedopte Freundin und Vereinskameradin Astrid Strauß aber von Olympia ausgeschlossen hatte. "Wir Ossis", sagte die Olympiasiegerin, "fühlen uns von den West-Funktionären verraten."
Daume, stets an der Seite der Athleten, wiegte bedächtig das graue Haupt und mochte nicht ausschließen, "daß da viele Fehler gemacht wurden". Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), der mit seinen 79 Jahren viele Funktionäre kommen und wenig gehen gesehen hat, sprach von Herrenmenschen, neuem Kolonialismus und Siegermentalität. Abteilung West natürlich.
Dies prägt tatsächlich jene gesamtdeutschen Mannschaft, deren Offizielle nicht müde werden, die neue Harmonie zu predigen. Gleich zu Beginn hat die Mannschaftsleitung intern die Losung ausgegeben, jedem "Spaltungsversuch der Medien energisch entgegenzutreten", was prompt in heftiges Gesundbeten ausartete. Ob das der Vorsitzende des Bundesausschuß Leistungssport (BaL), Rolf Andresen, war, der von "geglücktem Zusammenwachsen, das wir uns nicht wegschreiben lassen" redete, oder der Chef de Mission, Ulrich Feldhoff, dem ein "neues Wir-Gefühl" aufgefallen war - die Stimmung mußte einfach gut sein.
Sie konnte es nicht sein, weil die Lage nicht danach ist. Da ist zunächst die Funktionärsebene: Mit Joachim Weiskopf, dem NOK-Vize, ist ein einziger Ossi in der engeren, zehnköpfigen Mannschaftsleitung vertreten. Zu melden hat er aber nichts. Der "nette und hilfsbereite Professor", so die NOK-Bewertung, läuft am Rande mit, und wird dies auch solange tun, wie er die gegen ihn gerichteten Stasi-Vorwürfe nicht entkräften kann.
Eine Etage tiefer, im Betreuerbereich, haben die Ost-Funktionäre nichts zu bestellen, weil ihnen die Kompetenz abgesprochen wird. Heiner Henze, Geschäftsführer des NOK, erklärt das so: Die erste, wirklich mächtige Generation des DDR-Sports ist aus politischen Gründen aus dem Geschäft. Die zweite fehlt wegen stasi- oder dopingbelasteter Vergangenheit. Und die dritte ist noch nicht weit genug. Besonders deutlich wird dieses Erbe bei den Trainern. 65 000 trimmten einst die Athleten zum Ruhme des DDR-Sozialismus, das vereinte Deutschland beschäftigt gerade noch 6500, von denen wiederum etliche das Problem haben zu erklären, "was sie früher eigentlich gemacht haben" (Henze). Viele von den erfolgreichen sind ins Ausland ausgewichen, wo man es mit dem Doping nicht so genau nimmt. Die "einigermaßen Unbelasteten", so IOC-Mitglied Walther Tröger, sind vom deutschen Sport eingestellt worden, der große Rest schlägt sich mit schlecht bezahlten Jobs durchs Leben.
Jene, die nun die Ehre haben, hauptamtlich der schwarz-rot-goldenen Republik zu dienen, müssen sich jedoch häufig mit 60 Prozent der Bezüge ihrer Westkollegen begnügen, was für zusätzlichen Frust sorgt. Da sind sie erfolgreich, wie etwa der Trainer der Handball-Frauen, der Rostocker Heinz Strauch, und werden nicht nur schlechter bezahlt, sondern müssen sich "auch noch die SED-Vergangenheit aufrechnen lassen".
Ganz ohne Ost-Beteiligung finden die Spiele in der medizinischen Abteilung statt. Der leitende Olympiaarzt Joseph Keul (Freiburg) hat mit seinen 21 Kollegen zwar soviele Doktoren dabei wie nie zuvor, nur darunter ist kein einziger aus der Ex-DDR. Wer weiß, wie die Ost- Sportler rundumbetreut wurden, mag sich vorstellen, wie sie sich in Barcelona behandelt fühlen. "Aber was hätte ich machen sollen", fragt Keul, "hätte ich Ärzte von drüben mitgenommen, wäre ich doch gleich wieder als Doping-Freund hingestellt worden." Fachlich, meint der Internist, seien viele dieser Kollegen durchaus qualifiziert gewesen. Was Wunder, erklärt West-Funktionär Tröger, "daß in dieser Konfliktlage viele Ost-Betreuer ihre Sportler aufhetzen".
Die Wahrheit ist aber auch, daß die Stimmung schon schlechter war. Sie ist nicht mehr so mies wie sie der Spiegel ("Faust in der Tasche geballt") beschreibt, oder besser gesagt: Die Konflikte haben sich verlagert. Die deutsch-deutsche Problematik, dieser "Nebenkriegsschauplatz" (Tröger), ist nicht mehr das zentrale Thema unter den Sportlern, jetzt geht es ums Geld beziehungsweise um ihre Rolle bei Olympischen Spielen. Ganz offen sprechen die Athleten über ihre Instrumentalisierung, die ihnen bei den Samaranch-Spielen erstmals richtig bewußt wird.
"Ich bin hier der nützliche Idiot, den man springen läßt, daß andere den großen Reibach machen", erklärt Ralf Sonn, der Hochspringer und Medizinstudent. "Wir sind völlig austauschbar", erkennt Ralf Jaros, der Dreispringer und Industriekaufmann, "inzwischen ist doch völlig egal, wer gewinnt. Hauptsache, der Sieg ist zu vermarkten." Die Athleten spüren, daß das "citius, altius, fortius" sie wegzuspülen beginnt in ein Meer von Beliebigkeit, in dem sie als Person nicht mehr existieren. "Oder ist unser Ausschluß von der Schlußfeier anders zu deuten", klagt Sonn, "als daß wir eigentlich nur stören." Nach energischen Protesten sollen die Athleten nun immerhin auf der Tribüne hocken dürfen.
Beim IOC, dem Master of Money, hat man diese Signale noch nicht aufgefangen. Thomas Bach, der für das exklusive Gremium "neue Finanzquellen" erschließen soll, tut den Protest vorläufig als "Unzufriedenheit einiger frühzeitig Ausgeschiedener" ab. Kollege Tröger assistiert: "Das ist der Frust der Verlierer."
ECHZELL. Alle Pferdefreunde lädt die Reit- und Fahrabteilung des Turnvereins Gettenau für kommenden Sonntag, 9. August, zu einem Reiterfest auf das Vereinsgelände ein.
Eröffnet wird es am Morgen mit einem zweistündigen Trailritt über eine Geländestrecke. Anschließend müssen die Teilnehmer auf dem Reitplatz noch einen speziell ausgesteckten Parcours absolvieren.
Am Nachmittag wird ein attraktives Schauprogramm geboten. Erstmals aufgebaut wird für Kinder ein Karussell. str
FR: Herr Schröder, Sie waren in Karlsruhe dabei und Sie sind selbst Jurist. Das Bundesverfassungsgericht ist dem Parlament bei der Reform des Abtreibungsrechts nun ein zweites Mal in den Arm gefallen. Haben Sie eigentlich noch Hoffnung, daß es in Deutschland zu einer Fristenregelung kommen kann?
Schröder: Enttäuscht bin ich von der einstweiligen Anordnung schon. Ich hatte mir eigentlich erhofft, daß der Senat das Gesetz - wenn auch nicht einstimmig - passieren läßt. Ich glaube, das war nicht nur meine Hoffnung. Gleichwohl, ich gehe davon aus, daß die Hauptsacheentscheidung anders ausgehen wird.
FR: Es ist in Karlsruhe aber kein Fall bekannt, daß ein Gesetz erst gestoppt, dann aber als mit dem Grundgesetz vereinbar beurteilt wurde.
Schröder: Ich weiß. Aber ich glaube die Begründung der einstweiligen Anordnung gibt etwas dafür her, daß es diesmal anders ist. Mir ist eine Sache aufgefallen: Das Gericht sagt in seinem vorläufigen Urteil, es gibt zwei Schutzkonzepte für das werdende Leben. Das eine setzt auf soziale Hilfen, Kindergartenplätze etwa, und auf Beratung statt Strafe. Das andere Konzept setzt auf die Strafandrohung. Das Gericht hat damit zum Ausdruck gebracht, daß es die beiden Konzepte prinzipiell für gleichwertig hält. Ich finde, das ist ein Ansatz, mit dem all diejenigen zurückgewiesen worden sind, die behaupten, der Mehrheitsentwurf bedeute weniger Schutz für das ungeborene Leben.
FR: Aber es besteht doch wohl kein Grund, etwa die an der Reform beteiligten Frauen zu beruhigen, das Gesetz werde in Karlsruhe schon halten?
Schröder: Nein, wie gesagt, ich bin über die Karlsruher Entscheidung sehr enttäuscht und will die in gar keiner Weise verteidigen. Ich glaube, die öffentliche Diskussion muß jetzt auch noch verstärkt werden. Trotzdem, ich habe die Hoffnung, daß das Gesetz in Karlsruhe Bestand hat. Das Gericht wird ja auch darüber nachdenken müssen, welche gesellschaftlichen Wirkungen eigentlich eintreten, wenn es dieses Gesetz kippt; es geht dabei ja auch um Vertrauen in Politik und Parlamentarismus. Bei der Reform des Paragraphen 218 gab es zum ersten Mal eine wirklich parteiübergreifende Gemeinsamkeit, die zu kippen wäre schon auch ein Schlag gegen den klassischen Parlamentarismus.
FR: Dies ist ein Argument, das in letzter Zeit wieder lauter wird, daß nämlich die Karlsruher Richter zu viel Macht haben. In dem jetzigen Verfahren versuchen ja Abgeordnete, die im Parlament gescheitert sind, das Gesetz der Mehrheit in Karlsruhe zu verhindern. Diese abstrakte Normenkontrolle kennt kein anderes Land.
Schröder: Das ist nicht ohne Probleme. Deshalb hätte ich mir auch gewünscht, daß die Richter sich bei der Fristenregelung an ihre bisherige Rechtsprechung gehalten und dem Gesetzgeber - wie in früheren Entscheidungen auch - einen weiten Einschätzungsspielraum zuerkannt hätten. Aber ich würde nicht so weit gehen und das Instrument der abstrakten Normenkontrolle abschaffen. Ich glaube, man sollte hier durch die öffentliche Debatte darauf hinweisen, daß mit dem neuen Gesetz ein Auftrag des Einigungsvertrages erfüllt wurde. Gerade da sollte sich das Gericht zurückhalten.
FR: Was halten Sie denn eigentlich von der Urteilsbegründung? Könnte man mit dem Argument, die Rechtslage würde sich möglicherweise zu oft ändern und deshalb stoppe man das angegriffene Gesetz erst einmal, nicht immer eine einstweilige Anordnung erlassen?
Schröder: Ja, denn das gilt natürlich immer. Aber mir geht es auch um den sozialen Teil des Gesetzes, der durch ein Scheitern der Fristenregelung gefährdet ist. Ich habe das ja in der mündlichen Verhandlung gesagt und bin dafür angegriffen worden. Ich bin selten einer so naiven Vorstellung begegnet wie der, ernsthaft zu glauben, man könne bei diesem Gesetz den kinderfreundlichen sozialen Teil trennen von dem, der das Strafrecht liberalisiert. Andernfalls hätten das die Politiker doch schon seit der Entscheidung von 1975 (dem alten Paragraph-218-Urteil; die Red.) gemacht. Wer den Regelungszusammenhang zwischen dem liberalisierenden Strafrechtsteil des neuen Gesetzes und dem sozialen Teil zerstört, der stört die Hinwendung zu einer kinderfreundlicheren Gesellschaft und macht damit das Gegenteil von Schutz. Nur unter dem Druck dieser Jahrhundertreform - und die stellt das neue Familienhilfegesetz insgesamt dar - schichten die Länder und Gemeinden das Geld um und bauen neue Kindergärten. Das Gespräch mit dem niedersäch- sischen Ministerpräsidenten Ger- hard Schröder (SPD) führte unsere Karlsruher Korrespondentin Ursu- la Knapp.
ROM/MOSKAU, 5. August (AFP). Die Delegation der armenischen Bevölkerungsmehrheit in der Kaukasus-Enklave Nagorny Karabach hat vorzeitig den Verhandlungstisch in Rom verlassen. Das teilte Delegationschef Christian Ter-Stepanjan mit. Damit werde gegen die Leitung der Versammlung protestiert, die ihre "Zusagen" hinsichtlich des Status der Repräsentanten der armenischen Bevölkerungsmehrheit in der "Republik Nagorny Karabach" nicht eingehalten habe.
Am Sonntag hatten bereits Vertreter aus Aserbaidschan und der Türkei den Verhandlungsraum verlassen, nachdem sich die Armenier aus der Enklave bei den Friedensgesprächen als "Vertretung der Republik Nagorny Karabach" vorgestellt hatten. In Rom soll eine KSZE-Friedenskonferenz für die Kaukasus-Region vorbereitet werden. Bei Kämpfen in der Kaukasus-Enklave wurden nach Angaben des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums neun Aserbaidschaner getötet worden sein.
KELKHEIM. Wer hat den Rettershof angezündet? Vieles deutet auf Brandstiftung hin bei dem Feuer, das am Mittwoch gegen 1 Uhr in Fischbach ausbrach. In einem Stall brannten gegen 1 Uhr mehrere Strohballen. Eine Reitlehrerin und eine Passantin, die der Geruch alarmiert hatte, brachten die Pferde ins Freie. Die sofort gerufene Feuerwehr verhinderte, daß die Flammen übergriffen; so entstand nach Angaben der Polizei nur ein Schaden von 10 000 Mark.
Bereits eine halbe Stunde zuvor hatte eine der Frauen ein verdächtiges Geräusch bemerkt, bei einem Rundgang durch den Stall jedoch nur ein umgestürztes Regal entdeckt. fuh
FREIGERICHT. Seit kurzem besitzt Freigericht eine Spielstraße. Symbolisch übergeben wurde die Somborner "Aue", die erste ihrer Art in den fünf Ortsteilen, beim Straßenfest. Die Idee, den Abschnitt "In der Aue" zwischen Ziegelstraße und Hanauer Straße zur Spielzone zu erklären, stammt von ansässigen Eltern, die ihen Wunsch unter anderem in der Rathaus-Kindersprechstunde vortrugen.
Sie begründeten ihr Anliegen mit der großen Zahl dort wohnender Kinder und dem Umstand, daß das fragliche Teilstück parallel zur stark befahrenen Hanauer Straße des öfteren als Ausweichstrecke genutzt wird. Daraufhin sah sich der Freigerichter Verkehrsbeirat vor Ort um und der Gemeindevorstand beschloß, die "Aue" in Teilabschnitten auszubauen.
Zunächst ließ die Gemeinde an den Einmündungen der Straße die Gehwege aufpflastern und "durchbauen", wie Bürgermeister Manfred W. Franz (CDU) schildert. Dann wurden "vorerst" Blumenkübel aufgestellt, die Fahrbahn mit Markierungen verengt und die offiziellen Spielstraßen-Schilder angebracht. Kostenpunkt: 20 000 Mark.
Außerdem sind Baumpflanzungen zur Fahrbahnverengung und zwei Aufpflasterungen von je 40 Quadratmetern geplant, dafür muß die Gemeinde voraussichtlich noch einmal 35 000 Mark berappen. tja
HOCHTAUNUSKREIS. Die Zahl der amtlich registrierten Arbeitslosen im Hochtaunuskreis steigt langsam, aber stetig. Für Ende Juli meldete das Arbeitsamt Bad Homburg jetzt eine Quote von 4,3 Prozent (Vormonat 4,0 Prozent, Juli 1991: 4,1 Prozent).
Arbeitsamtsleiterin Ingrid Ludwig begründete den Zugang mit verstärktem Personalabbau in der Maschinenbau- Branche, dem Zugang von Absolventen der Fachhochschule, neuen Aussiedlern und den üblichen Quartalkündigungen. Insgesamt hätten Ende Juli 741 Menschen ihre Arbeit verloren.
FULDA. "Dahinter steckt unsere Philosophie der Regionalentwicklung", erläutert der Vorstandsvorsitzende des "RWZ" (Regionales Zentrum für Wissenschaft, Technik und Kultur), Professor Dr. Joseph Dehler, und meint diesmal etwas ebenso "Greifbares wie Schmackhaftes": den "Dinkel-Taler". Was dereinst ein "Rhön-Spezialitäten- Produkt aus der Region für die Region" werden soll, goutieren bisher lediglich die First-Class-Kunden der Lufthansa.
Der in Fulda kreierte und hergestellte "Dinkel-Taler" ist Bestandteil eines Vollwert-Menüs, das in einer Sonderaktion während der Olympiade auf den Lufthansa-Flugrouten von sieben deutschen Städten - darunter Frankfurt, Köln, München und Berlin - nach Barcelona angeboten wird.
Rund zweieinhalb Jahre arbeiteten Oekotrophologen und Lebensmitteltechnologen an der Fachhochschule Fulda an einem "gebrauchsfertigen, aber hochwertigen Vollwertprodukt", bis 1992 die "Serien-Reife des Dinkel-Talers" erreicht wurde. Rezeptur, Formgebung, maschinelle Verarbeitungsmöglichkeit und Haltbarkeit sind ausgereift.
Die leicht nußartig schmeckende Teighülle aus Dinkelgetreide wird in einer speziellen Maschine aus Japan (" . . . solche Co-Extruder gibt es bei uns nicht") mit einer Füllung versehen und kurz vorfritiert. Die Lufthansa reicht die "Dinkel-Taler" als Beilage zu Kalbsmedaillons; dieselbe Teighülle wird derzeit in Fulda versuchsweise mit Rhönlammfleisch gefüllt und ist dann selbst Hauptgericht.
"Dinkel als nicht hochgezüchteter Urverwandter des Weizens hat einen hohen Gehalt an Vitalstoffen, schmeckt gut und ist sehr umweltverträglich", betont der "Projekt-Vater" Professor Dr. Reinhold Scherer. Diese Getreideart braucht nämlich wegen der schützenden Spelzenhülle um die Ähren keine Pflanzenschutzbehandlung und keine extra Düngung. Alle Zutaten für die "Dinkel-Taler" bestehen aus natürlichen, unbehandelten Rohstoffen und sollen auch bei der geplanten "Massenproduktion" aus der Region geliefert werden.
Und so soll der "Dinkel-Taler" das erste Produkt eines neuen Unternehmens werden, dessen Gründung noch 1992 geplant ist - eine Firma, die, sozusagen unter den Fittichen des Regionalen Wissenschaftszentrums, produziert und vertreibt.
"Wir sind sehr optimistisch, haben Kontakte zu ökologisch arbeitenden Landwirten in Osthessen als Lieferanten aufgebaut und waren erstaunt über die große Resonanz unserer Produktvorstellung bei der Hannover-Messe", erläutert Professor Scherer die "Aufbruchstimmung" aller Beteiligten.
An der neuen Firma sollen heimische Unternehmer ("aber keine Großbetriebe oder Konzerne") beteiligt werden, RWZ und Fachhochschule wollen eine "Kontrolle" - etwa über die Verwendung ökologisch erzeugter Rohstoffe oder gerechte Preise für die Landwirte - haben. Ein "gewisser Geldbetrag pro Stück" soll für die Entwicklung an die FH zurückfließen.
Gedanken an einen eigenen Laden in Fulda oder die Eröffnung von Produktionsfilialen zur Vermeidung umweltbelastenden Lieferverkehrs sind noch "Zukunftsmusik".
Die Unternehmensgründung ist jedoch beschlossene Sache, obwohl der bisherige Abnehmer Lufthansa demnächst erst mal prüft, ob "über den Wolken" weiterhin Vollwertprodukte angeboten werden und ob dabei dann auch der "Dinkel-Taler" ist.
Bisher wurden über 22 000 Stück der goldbraunen Vollwertküchlein geliefert. Im "Technikum" des Fachbereichs Lebensmitteltechnologie kann das vierköpfige "Taler-Team" derzeit 8000 Stück täglich herstellen. Zum Transport für die dann auf minus 30 Grad gefrorenen "Dinkel-Taler" dient eine Kühltruhe auf einem Lastwagen.
Das zunächst kreierte "Dinkel-Röllchen" mit 35 Millimeter Höhe mußte übrigens auf Wunsch der Lufthansa "plattgemacht" werden, weil das Eßgeschirr in den Flugzeugen nur 30 Millimeter hoch ist. Bei einer Autofahrt von Frankfurt nach Fulda brachte gemeinsames Sinnieren die Wortschöpfung "Taler". gwa
OBERURSEL. Die Musikschule Oberursel will neue Wege beschreiten: Sie hat mit den Kindergärten Kontakt aufgenommen, um dort möglichst bald musikalische Früherziehung anbieten zu können. Bis dahin sollen die Kurse "Musik und Tanz für Kinder" an der Schule weiterlaufen.
Neu ist der Jugendchor (ab 14 Jahre); dort werden Stücke aus den Sparten Pop, Musical, Swing, Spiritual oder Folk einstudiert. Der Kinderchor sucht noch Anfänger. Ausgebaut werden soll auch das kleine Streichorchester. Einzelheiten unter Tel. 0 61 71 / 5 10 49. esi
Am Wochenende wird der Straßenbahnbetrieb auf der Friedensbrücke eingestellt. Ab Freitag, 20 Uhr, werden die beiden Gleisstränge auf die Behelfsbrükke verlegt, über die während der Sanierung sowohl Trambahnen als auch Autos rollen. Die Straßenbahn wird ihren Betrieb über den Main am Montag morgen wieder aufnehmen. Während der Unterbrechung treten Notfahrpläne in Kraft.
Die Linie 16 wird über die Münchener Straße und die Zooschleife zum Sachsenhäuser Lokalbahnhof umgeleitet. Die 19 bleibt südlich des Mains und pendelt zwischen Stadion und Südbahnhof. Die 21 bedient im Süden die Strecke Schwanheim-Louisa und im Norden den Abschnitt Mönchhofstraße Hauptbahnhof. Der Ebbelwei-Expreß verkehrt von der Heidestraße zur Festhalle. habe
WIESBADEN. Die hessische SPD- Landtagsfraktion muß ihrem früheren Geschäftsführer Wolfgang Kiehne weiterhin monatlich rund 8000 Mark überweisen, obwohl Kiehne inzwischen (ehrenamtlich) als Landesgeschäftsführer der SPD Rheinland-Pfalz arbeitet. Das entschied am Mittwoch das Arbeitsgericht Wiesbaden.
Der Versuch der hessischen SPD, aus dem einst mit Kiehne abgeschlossenen Vertrag herauszukommen, ist damit erst einmal gescheitert: Der Vertrag bleibt gültig, die SPD-Fraktion muß - aus den Steuergeldern, die ihr im Landtag zugewiesen sind - blechen.
Kiehne war unter dem heute noch amtierenden Schatzmeister Peter Hartherz und dem damaligen Fraktionschef Ernst Welteke als "politischer Beamter" wie sein Vorgänger Paul Leo Giani eingestuft worden. Während Giani unter Ministerpräsident Holger Börner nach dem Geschäftsführeramt Chef der Staatskanzlei geworden war und die SPD-Fraktion damit nichts mehr kostete, wurde Kiehne unter Fraktions- und Parteichef Hans Krollmann 1988 (wie bei politischen Beamten möglich) ohne Begründung in den Ruhestand versetzt.
Man wollte ihn nicht mehr und will ihn bis heute nicht zurück, leidet nun aber unter den damaligen Vertragsbestimmungen: Fünf Jahre lang hat Kiehne Anspruch auf 75 Prozent seines damaligen Gehalts, falls er in dieser Zeit keine andere Beschäftigung im öffentlichen Dienst aufnimmt. Ab März 1993 muß die SPD ihm danach eine Pension entsprechend seinen bis dahin erworbenen Ansprüchen zahlen, und auch da ist die Regelung komfortabel, weil ihm frühere Tätigkeiten (unter anderem als Bundessekretär der Jungsozialisten) angerechnet werden.
Weitere rechtliche Schritte will die SPD-Fraktion nun prüfen. Zunächst aber muß sie die Überweisungen ab Mai nachliefern, als die Zahlungen unter Hinweis auf das Mainzer Engagement Kiehnes gestrichen wurden. Ihn zum vollen Gehalt einfach wieder zu beschäftigen (was bei politischen Beamten möglich ist), wird in der hessischen SPD nach wie vor ausgeschlossen. Eine Abfindung bei Auflösung des Kiehne-Vertrags, die vor dem Arbeitsgericht jetzt ebenfalls erwogen wurde, würde andererseits extrem teuer: Selbst mit drei Jahresgehältern (das wären weit über 300 000 Mark) wäre es dann wohl nicht getan, meinte der Arbeitsrichter. So setzt Kiehne ("ich warte jetzt ab") weiter auf seinen Rechtsanspruch - und die SPD-Fraktion zahlt wieder. me
BRACHTTAL. Kerb wird am kommenden Wochenende bei der Hellsteiner Feuerwehr gefeiert.
Das Fest beginnt am Samstag, 8. August, mit einem Zeltgottesdienst um 18 Uhr und anschließendem Tanz (20 Uhr). Das Programm am Sonntag: 10 Uhr Frühschoppen, 11 Uhr Konzert des Musikvereins Brachttal, 14 Uhr Jugendspiele, 15 Uhr Kaffee und Kuchen von der Jugendwehr.
Am Montag beginnt die Seniorenkerb um 10.30 Uhr mit dem Frühschoppen. Ab 15 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen, ab 20 Uhr ist Tanz. Sonntag und Montag ist der Eintritt frei. lex
"Jetzt genehmige ich mir erst mal zwei Bier", verkündete Emil Beck und warf sich in Siegerpose. Trotz des 6:9 im Finale gegen Italien schwebte der Cheftrainer der Deutschen Fechter-Bundes auf Wolke sieben. Mag sein, daß er dabei auch ein bißchen schauspielerte und schönfärberisch agierte. Dennoch: Emil Beck schien ein Stein vom Herzen gefallen zu sein, denn nach den verpatzten Auftritten der immerhin erfolgsverwöhnten deutschen Fechter in den Einzel-Konkurrenzen war es enorm wichtig, daß zum Auftakt der Mannschafts-Wetttbewerbe eine Medaille für das deutsche Team heraussprang - egal welche.
Immer dann, wenn Bundestrainer Paul Neckermann sein Team auf die Planche schickte, stand Anja Fichtel-Mauritz im Blickpunkt. Die Wunderfrau des deutschen Fechtsports, zweifache Olympiasiegerin in Seoul sowie je zweimal Weltmeisterin im Einzel und mit der Mannschaft, nahm's gelassen. Ihre gleichermaßen aufsehenerregende wie umstrittene Entscheidung, trotz ihrer Schwangerschaft das Florett erst im Frühjahr für kurze Zeit aus der Hand zu legen, bot zuletzt den Stoff für viele Geschichten. In Barcelona wurde nun quasi abgerechnet. Hatte sich Anja Fichtel-Mauritz einen Dienst erwiesen, bereits 52 Tage nach der Geburt ihres Sohnes Laurin ihr Glück beim olympischen Turnier zu suchen?
Die Antwort auf diese viel diskutierte Frage hätte kaum deutlicher ausfallen können. Die 1989 von Tauberbischofsheim nach Wien übergesiedelte Florett- Artistin hatte nicht zu viel versprochen, als sie behauptete, wenn sie in Barcelona an den Start ginge, sei sie auch in entsprechender Form. Es bedurfte nicht vieler Worte, um diese Tatsache zu untermauern. Die Zahlen auf dem Mannschaftsbogen sprachen die deutlichste Sprache: Zwei Siege zum Auftakt beim 9:0 gegen Kanada, drei beim 9:5 gegen Rumänien, zwei beim 8:8 gegen Frankreich, vier beim 9:4 gegen die GUS und zwei beim 6:9 im Finale gegen Italien - keine ihrer Kolleginnen konnte eine bessere Bilanz vorlegen. Entsprechend groß war ihre Genugtuung. "Ich war top drauf und es hat viel Spaß gemacht", stellte sie zufrieden fest, als alles vorbei war. Bundestrainer Paul Neckermann, der sich in Tauberbischofsheim seit 1977 vorrangig um die Förderung der Talente im Frauen-Florett kümmerte und deshalb ihren Aufstieg in die Weltklasse hautnah miterlebt hatte, konnte ihr da nur beipflichten. Ehrlich gab er zu verstehen: "Was die Anja hier geboten hat, war sensationell. Sicherlich war sie von jeher hart gegen sich selbst, aber es gab schon einige Fragezeichen über ihre Fitness vor dem Olympia- Start."
Die Italienerinnen waren freilich eine Nummer zu groß für die deutsche Mannschaft, die von Anfang an ständig im Rückstand lag, beim Stand von 4:3 das erste und einzige Mal die Führung übernahm, ehe sich danach die Squadra Azzurra auf 7:4 absetzte und somit für die Vorentscheidung sorgte. Dabei konnte sie sich sogar den Luxus erlauben, ihre Einzel-Olympiasiegerin Giovanna Trillini zuschauen zu lassen. Eine Verletzung wurde als offizielle Version für diese Maßnahme genannt.
Einige bezweifelten das, andere wiesen wiederum darauf hin, daß sie nach einer nicht allzu lang zurückliegenden Meniskus-Operation schon im Einzel nur mit einer Schiene im Knie an den Start gehen durfte. Als nach dem 15. und letzten Gefecht im Finale gejubelt werden durfte, eine stattliche Abordnung der Tifosi mit ihren Gesängen und Sprechchören die Fechthalle vorübergehend in ein Fußball-Stadion verwandelte, hüpfte sie jedenfalls mit ihren Mannschaftskameradinnen so wild herum, als fehle ihr nicht das Geringste.
Unterdessen ließ Emil Beck erst einmal Dampf ab. Er beschwerte sich wortgewaltig darüber, daß in der entscheidenden Phase der Obmann nicht konsequent genug eingegriffen hätte und warf der in der aktuellen Weltrangliste ebenso wie ihre Kolleginnen ganz weit vorne placierten Diana Bianchedi vor, sie hätte mehrfach gerempelt. Erst diskutierte Beck lautstark und aggressiv mit dem Kampfrichter. Dann fauchte er gegenüber Journalisten: "Er hat sich nicht getraut, etwas dagegen zu unternehmen, weil er Angst hatte, die Italiener würden ihm eine auf die Backe hauen."
Ein anderes Thema, das die Gemüter bewegte, war die Frage, wie es nun mit Anja Fichtel-Mauritz weitergeht, die bereits am heutigen Donnerstag nach Hause fliegt. In Barcelona wollte sie sich nicht festlegen, statt dessen will sie in ihrer Wahlheimat Wien in Ruhe darüber nachdenken. Ihr Mann Marten, er ist Ersatzmann im olympischen Florett-Team der Österreicher, hat zu dem Thema seine eigene Meinung: "Egal, wie sie sich entscheidet: Sie soll danach glücklich sein."
ECHZELL. Die Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden sucht noch Mitfahrer für ihren Ausflug an den Rhein am Samstag, 19. September. Angefahren werden unter anderem das Niederwalddenkmal und die Drosselgasse. Station gemacht wird am Abend beim "singenden Wirt" im Weinhaus Meerscheid in Oestrich-Winkel.
Wer mitfahren möchte, kann sich bis 28. August bei Karl Reutzel (Bisses) und Helmut Schuchmann (Bingenheim) anmelden. Der Fahrpreis beträgt 23 Mark einschließlich Schiffahrt, wenn mindestens 35 Personen mitfahren. str
GÖTTINGEN, 5. August (epd). Den Abwurf von Lebensmitteln und Medikamenten für die eingeschlossenen Bewohner in der bosnischen Stadt Gorazde durch die Bundesluftwaffe hat der Vorsitzende der Gesellschaft für bedrohte Völker. Tilman Zülch, gefordert. Nur so könne den Muslimen das Überleben in den nächsten Tagen gesichert werden. Eine solche Hilfe bewegt sich nach Ansicht Zülchs im Rahmen völkerrechtlicher Normen. Die Regierung von Bosnien-Herzegowina habe offiziell die Welt und somit auch Deutschland darum ersucht.
Im Hintergrund: Bürgerkrieg in Mosambik Dürre diktiert Frieden
Zum erstenmal seit 16 Jahren Bürgerkrieg haben sich am Mittwoch die Führer der beiden verfeindeten mosambikanischen Parteien - die Regierung unter Staatspräsident Joaquim Chissano und die Rebellen unter Oberst Alfonso Dhlakama - in Rom unter vier Augen getroffen, um nach zweijährigen Vorverhandlungen persönlich den Versuch zu unternehmen, einen der letzten und grausamsten Bruderzwiste auf dem afrikanischen Kontinent zu beenden. Ihr gemeinsames Heimatland ist völlig ruiniert: 29 Jahre Krieg - dem Bruderzwist ging ein elfjähriger Befreiungskampf gegen die portugiesische Kolonialherrschaft voraus - kosteten das 15 Millionen Einwohner zählende Land mehr als eine Million Menschenleben. Über 1,5 Millionen Mosambikaner sind außer Landes geflohen, vor allem ins Nachbarland Malawi. Den Rest der Bevölkerung erwartet gegenwärtig der Hungertod: Die schlimmste Trockenheit seit Menschengedenken macht neun Millionen Mosambikaner von ausländischen Nahrungsmittelhilfen abhängig.
"Zu schwach zum Kämpfen", beantwortete ein Diplomat in Rom die Frage, wieso ein Waffenstillstand nun doch noch in greifbare Nähe gerückt sei. Die gegenwärtig das gesamte südliche Afrika heimsuchende Dürrekatastrophe gab den seit zwei Jahren in Rom unter den Fittichen der katholischen Kirche erfolglos geführten Verhandlungen einen neuen Anstoß. Die Kampfhandlungen in der Heimat hatten in den vergangenen Monaten nachgelassen: Dort sterben die Menschen auch ohne Kugeln. Auch in anderer Hinsicht ist der Hunger an den Friedensverhandlungen beteiligt: Robert Mugabe, Staatspräsident des Nachbarlands Simbabwe, kann die 7000 Soldaten nicht mehr bezahlen, die zur Sicherung der für sein Binnenland wichtigen Eisenbahnlinie zur mosambikanischen Hafenstadt Beira erforderlich sind. Mugabe spielte erfolgreich die Vermittlerrolle zwischen seinem Freund Chissano und dem Rebellenführer; er ist in Rom zugegen.
Möglich geworden sind die gegenwärtigen Gespräche auch wegen der Reformen in Südafrika. Die Rebellentruppe Renamo (Resistencia National Mocambicana) war 1974 von Ken Flower, dem Geheimdienst-Chef des damals "weißen" Rhodesiens, gegründet worden, um sowohl gegen die mosambikanische Frelimo-Regierung (Frente de Libertaçao de Mocambique) als auch gegen die von Mosambik aus operierenden simbabwischen Befreiungskämpfer vorzugehen. Nachdem das rhodesische Regime seinen Krieg verloren hatte, übernahm Pretoria die Unterstützung der Rebellentruppe, die dafür sorgte, daß das sozialistisch regierte Nachbarland Südafrikas so schwach wie möglich gehalten wurde. Nachdem die Renamo wegen ihrer Grausamkeiten international in Verruf geraten war, stellte Südafrika die Unterstützung 1984 offiziell ein.
Angesichts der bevorstehenden Veränderungen am Kap der Guten Hoffnung suchte Präsident Frederik de Klerk die Beziehungen zur Frelimo-Regierung zu verbessern: Mitte Juli traf er sich mit Präsident Chissano - einen Tag, bevor dieser seine Bereitschaft zu der direkten Begegnung mit Dhlakama bekanntgab.
Voraussetzung für die historische Begegnung in Rom war schließlich auch die "neue Weltordung" und der Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus. Als einer der ersten Führer eines Dritte-Welt-Landes hatte der seit 1986 regierende Chissano die Zeichen der Zeit erkannt und sich westlichen Demokratie- und Wirtschaftsvorstellungen zugewandt. Vor drei Jahren bereits war die Verfassung geändert, das Einparteiensystem abgeschafft, aus der Plan- eine Marktwirtschaft und aus der "Volks-" eine einfache "Republik Mosambik" gemacht geworden.
Schwieriger verliefen die Verhandlungen mit der Rebellentruppe, der auch westliche Diplomaten eher Zerstörungswut als Aufbauvisionen nachsagen. Dennoch haben sich beide Seiten bereits auf freie Wahlen, auf Voraussetzungen zur Bildung politischer Parteien sowie einen, wenngleich unsicheren, Waffenstillstand geeinigt, der die Verteilung von Nahrungsmitteln ermöglichen soll.
Uneinigkeit herrscht vor allem noch in Fragen, die eine neue, vereinigte Armee betreffen. Auch Mechanismen zur Überwachung eines Waffenstillstands sind noch nicht ausgehandelt.
J. DIETERICH (Johannesburg)
Europa rückt näher zusammen - und damit auch seine Menschen. Auch Frankfurt gibt sich international. Doch bei aller räumlichen Nähe verbleiben die Zugereisten aus dem europäischen Ausland in getrennten Welten der Sprache und Kultur. Diese unsichtbaren Grenzen abzubauen, das Verständnis unter den in Frankfurt lebenden ausländischen Frauen zu fördern, hat sich die Familienbildung des Evangelischen Regionalverbands zum Ziel gesetzt. "Leben in und zwischen zwei Welten" ist ein September-Wochenende überschrieben, bei dem die Teilnehmerinnen identitätsbestimmende Unterschiede wie Gemeinsamkeiten erfahren sollen.
Das Seminar ist Teil eines Veranstaltungsprogramms, das der Regionalverband für die kommenden Herbstmonate zusammengestellt hat.
Sie jagte Hänsel und Gretel aus dem schützenden Haus, sie reichte Schneewittchen den vergifteten Apfel: die Stiefmutter. Das schlechte Image der nichtleiblichen Mutter gehört zwar in das Reich der Märchen und der Vergangenheit, dennoch bleibt die Beziehung zwischen Stiefmutter und fremden Kindern zumeist problematisch. Die konfliktträchtige Familienkonstellation ist Thema einer Selbsthilfegruppe, welche die Familienbildung betroffenen Frauen anbietet.
Weiterer thematischer Gegenstand einer Gesprächsrunde: die Dreiecksbeziehung, die Frau als heimliche Geliebte oder betrogene Ehefrau. Ein auch in evangelischen Kirchenkreisen weitgehend tabuisiertes Thema steht im Mittelpunkt eines Frauen-Wochenendes: "Lesben am Arbeitsplatz Kirche".
"Von Mann zu Mann": An Männer, die auf der Suche nach einem neuen Selbstverständnis sind, richtet sich ein Wochenend-Meeting. Streitkultur im guten Sinne will ein Kurs vermitteln, der sich an Männer und Frauen gleichermaßen wendet. Macht und Ohnmacht, Aggression und Verletzlichkeit: Ein gemeinsames Wochenende für Paaare bietet die Möglichkeit, Partnerbeziehungen zu analysieren.
Für Kinder hat die Bildungsstätte eine Spiel- und Malwerkstatt und ein Kochstudio eingerichtet, wo sich der gastronomische Nachwuchs am Lebkuchenbacken versuchen kann. Der Menüfahrplan für die Erwachsenen: Birmanische Küche, Vollwertkost und Pralinen - selbst gemacht. Einen vollständigen Überblick über ihr mehr als 300 Kurse umfassendes Programm ist erhältlich bei der Evangelischen Familienbildung, Darmstädter Landstraße 81, Frankfurt 70. Telefon: 61 03 08. sar
Eine der wenigen Sportarten, in denen das Vorhergesagte eintrat, ist Basketball. Um den Einzug ins Finale spielen heute die Profis aus den USA und die Profis der osteuropäischen Vertretungen Litauen, Kroatien und GUS. So selbstverständlich der Erfolg des Quartetts, so eigentümlich ist die Zusammensetzung der Mannschaften.
An der Spitze steht ein Team aus urlaubenden Stars, die sich bemühen, die Gegner respektvoll zu behandeln, denen aber zunehmend die sportliche und sonstige Langeweile zu schaffen macht. Die zwölf aus dem gelobten Land des Basketballs brach in die Olympischen Spiele ein, die Zeit bis zur auftragsgemäßen Entgegennahme der Goldmedaillen aber zieht sich arg.
Sharunas Marchulenis, wohlhabender NBA-Profi mit derzeitigem Lebensmittelpunkt Oakland, ging ans eigene Konto und fand die Unterstützung US-amerikanischer Sponsoren, darunter die Senioren-Rocker Grateful Dead, so daß Litauen seine besten Basketballer nach Barcelona schicken konnte.
In der kleinen baltischen Republik wurde das Spiel um den Korb immer schon gepflegt, vier der ersten Fünf der UdSSR, die 1988 Olympiasieger wurden, waren Litauer. Marchulenis rief die Gastarbeiter zusammen, Arvidas Sabonis aus Spanien, Valdimiras Chomicius aus Belgien, Rimas Kurtinaitis aus Deutschland, Arturas Karnisovas aus den USA (er geht dort aufs College), mit dem Resultat, daß die wiedervereinigte Gruppe um die Medaillen spielt.
Die nunmehr (fast) baltenlose, ehedem sowjetische Mannschaft hält dank eines großen Spielerreservoirs immer noch mit der Weltspitze mit. Die Auslandsprofis Alexander Wolkow (Atlanta), Viktor Tichonenko (Malaga), Alexander Belostenni (Trier) und Viktor Bereschnoi (Ankara) bilden mit den Letten Goundars Vetra und Igor Miglinieks, denen in ihrer Heimat der Verbleib in der GUS-Mannschaft sehr übel genommen wird, eine erstaunlich gut zusammenarbeitende Gemeinschaft.
Kroatien, das zweite kleine Land im Halbfinale, vertraut auf seine Legionäre aus New Jersey (Drazen Petrovic), Boston (Stojan Vrankovic), Rom (Dino Radja) und Treviso (Toni Kukoc), die von einigen im Land gebliebenen Abgängern der anerkannt guten kroatischen Basketball-Schule unterstützt werden.
So weit wie dieses Quartett sind die Deutschen noch nicht, wie auch die Niederlage im Viertelfinale gegen die GUS zeigte. Gleichwohl ist nach wie vor gültig, daß die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) mit einem Platz unter den ersten Acht den mit Abstand größten Erfolg in der Geschichte des Verbandes erreicht hat. Im Abstand der Nationalmannschaft zu den über ihr stehenden Vertretungen spiegelt sich eben das Niveau der Bundesliga wider, in der die Anforderungen an Sprungkraft, Schnelligkeit, Ballsicherheit, Spielwitz tiefer liegen als in den obersten Divisionen einiger anderer Länder.
Auch andere Nationalteams leben bei diesen Olympischen Spielen von der Leistung ihrer NBA-Abgeordneten, aber am deutlichsten wird der Einfluß eines US-Entwicklungshelfers in der deutschen Mannschaft, und am einfachsten liest sich das aus der akkumulierten Statistik der bisherigen sechs Spiele heraus. Detlef Schrempf hat ein Drittel aller Punkte gemacht und ein Drittel aller Rebounds geholt. Er verteilte ein Drittel aller Pässe, die direkt zu Körben führte, und kaum weniger als die Hälfte aller zugunsten der deutschen Mannschaft gegebenen Freiwürfe basierten auf Fouls an Detlef Schrempf, der pro Partie 37 Minuten auf dem Feld stand, also praktisch durchspielte.
Im Hintergrund: Asylbewerber Zahlen sagen nicht alles
Alle paar Wochen nennt der Bundesinnenminister die neuen Asylbewerberzahlen. Stets verkündet er, sie seien zu hoch, nur ganz wenige oder gar keine Bewerber würden als politisch Verfolgte anerkannt, fast alle Flüchtlinge kämen aus wirtschaftlichen Gründen. Und er folgert jedes Mal, das Asylrecht müsse eingeschränkt werden. Dabei sagen seine Zahlen meistens eigentlich wenig aus. Zum Beispiel am vergangenen Dienstag. Mit sorgenzerfurchter Stirn gab Rudolf Seiters den Bonner Journalisten bekannt, daß die Zahl der Asylsuchenden im Juli gegenüber dem Vormonat um etwa 15 000 gestiegen sei. Er sagte allerdings nicht, daß sich im Juli, August und September stets mehr Menschen auf den Fluchtweg machen als in den kälteren Monaten des Jahres. Nur kurz streifte der Minister, was eigentlich eine längere Erörterung verdient hätte: daß ein Teil der Bewerberzahlen aus den Monaten Mai und Juni in der Juli-Statistik steckt. Möglich ist das wegen des neuen Asylverfahrensgesetzes. Seit 1. Juli erlaubt dieses den Länderbehörden, dem Bund viel schneller als bisher Asylanträge weiterzugeben. Deshalb haben manche Bundesländer in den Vormonaten gestellte Anträge nicht bearbeitet und dem Bund erst nach dem 1. Juli zugeleitet.
Einen triumphierenden Unterton unterdrückte Seiters auch dieses Mal nicht, als er auflistete, wie wenige Bewerber als politische Flüchtlinge anerkannt werden. 4,3 Prozent insgesamt seien es; das zeige doch, wie viele Menschen nicht als Verfolgte und Unterdrückte, sondern aus ganz anderen, wirtschaftlichen Gründen nämlich, ihre Heimat verließen. Tatsächlich zeigen die 4,3 Prozent nicht alles. Sie geben nur wieder, wie vielen Menschen das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge Asylstatus zugesteht. Verwaltungsgerichte, an die sich abgelehnte Bewerber wenden, erkennen noch einmal so viele Flüchtlinge als politisch Verfolgte an - verdoppeln die Quote also.
Mit Hilfe der niedrigen Anerkennungszahlen suggerieren der Innenminister und die Union stets, daß der große Rest eigentlich überhaupt kein Recht habe, hierzubleiben. Das ist falsch. Etwa die Hälfte der abgelehnten Asylbewerber wird aus humanitären Gründen nicht abgeschoben. Zum Beispiel die Tamilen. Nur 0,5 Prozent erhalten Asyl, weil die meisten nicht individuell politisch verfolgt sind im Sinne des Artikels 16 Grundgesetz. Viele der Abgelehnten dürfen aber dennoch bleiben, weil ihnen allein wegen ihrer Volkszugehörigkeit in Sri Lanka Folter oder Tod drohen. Ähnliches gilt für Kurden. Dieser im Ausländergesetz geregelte Abschiebeschutz beruht auf dem verfassungsrechtlichen Gebot zur Achtung der Menschenwürde und der Unverletzlichkeit der Person.
Es gibt aber auch Abschiebungshindernisse, die in der Bundesrepublik liegen: Zum Beispiel, wenn ein Flüchtling hier geheiratet hat oder krank ist oder seine Kinder während der oft langen Dauer des Verfahrens bereits mehrere Jahre hier zur Schule gehen und integriert sind. Manche abgelehnte Bewerber schützt auch die Genfer Flüchtlingskonvention davor, ausgewiesen zu werden.
Abgesehen von Zahlentricks und Übertreibungen der Bundesregierung: Die Asylbewerberzahlen steigen. Doch unternehmen die politisch Verantwortlichen wenig, um diese Entwicklung ohne Grundgesetzänderung wenigstens da zu beeinflussen, wo sie es können. Statt Bürgerkriegsflüchtlingen, etwa aus Ex-Jugoslawien, ein eigenständiges Bleiberecht zu gewähren, lassen sie sie meist in die langen und teuren Asylverfahren laufen. Es gibt noch immer nicht genügend Personal, das befugt ist, Entscheidungen zu treffen. Offensichtlich begründete Fälle werden zu langsam beschieden. Oft interveniert der Bundesbeauftragte für das Asyl gegen Anerkennungen und verzögert Verfahren. Auch hat die Bundesregierung bisher noch nicht beschlossen, einem Großteil der etwa 200 000 Menschen, die als "Altfälle" gelten, schnell und unbürokratisch Bleiberecht zu gewähren und damit Verwaltung und Gerichte zu entlasten.
FERDOS FORUDASTAN (Bonn)
HOCHHEIM. Eine Telefonanlage im Wert von 2 000 Mark bauten unbekannte Einbrecher aus der Hochheimer Brentano-Schule aus. Um an die Geräte zu kommen, brachen sie in der Nacht zum Dienstag fast sämtliche Türen und ein Schiebefenster im Erdgeschoß des Gebäudes auf.
Den dadurch angerichteten Sachschaden schätzt die Polizei etwa zwanzigmal so hoch ein wie den Wert der erbeuteten Telefonanlage: Er beläuft sich auf rund 40 000 Mark. fuh
Ein 29jähriger Mann aus Limburg ist am Mittwoch morgen bei einem Verkehrsunfall im Bahnhofsviertel ums Leben gekommen.
Wie die Polizei jetzt mitteilte, war der Mann gegen 4.30 Uhr auf dem rechten Gehweg der Taunusstraße in Richtung Taunusanlage unterwegs gewesen. Als der 29jährige plötzlich auf die Fahrbahn trat, erfaßte ihn ein 41 Jahre alter Taxifahrer, der in Richtung Hauptbahnhof fuhr, mit seinem Fahrzeug. Vergeblich hatte der Taxifahrer auszuweichen versucht.
Der 29jährige richtete sich noch einmal auf, ging einige Meter und brach dann zusammen. Gegen fünf Uhr erlag er im alarmierten Notarztwagen seinen Verletzungen. enk
BAD NAUHEIM. Noch einige Plätze frei hat das Mütter- und Familienzentrum Bad Nauheim in ihrem Babytreff. Dort können Babys und Kleinkinder den Umgang mit anderen Kindern erlernen. Mütter und Väter können auch Kontakte knüpfen, sich austauschen und gemeinsam Unternehmungen planen. Der Babytreff ist freitags von 15 bis 17 Uhr in der Pfarrscheune Steinfurth.
Wer mitmachen möchte, erfährt Näheres unter Tel. 0 60 32 / 8 42 68. str
Zur Person:
ROMAN HERZOG, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, hat das Staatsangehörigkeitsrecht in Deutschland als "total veraltet" bezeichnet. Es sei unverständlich, warum die Einbürgerung von Gastarbeiterkindern der zweiten oder dritten Generation so schwierig sei, sagte Herzog der Monatszeitschrift Evangelische Kommentare. Ihm habe stets vorgeschwebt, den jungen Menschen bis zum 21. oder 22. Lebensjahr die deutsche Staatsangehörigkeit anzubieten. Dazu gehöre freilich die Konsequenz, auch die Dienstpflichten aus der Staatsangehörigkeit zu übernehmen. Dann werde sich zeigen, wie groß das Interesse an der Einbürgerung sei. Bis zur Wende im Jahr 1989 konnte Herzog zufolge der Kern des betreffenden Gesetzes nicht geändert werden, ohne die im Grundgesetz festgelegte Option der deutschen Staatsangehörigkeit für alle Deutschen in Frage zu stellen. Die Probleme, die sich aus dem Recht auf eine doppelte Staatsangehörigkeit ergäben, habe er nie für so groß gehalten. Dies sei aber eine politische Frage, zu deren Regelung er sich nicht äußern dürfe. (epd)
rb FRANKFURT A. M. Die Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik in Ostdeutschland - im laufenden Jahr rund 18,6 Milliarden Mark - müßten zum Teil effektiver verwendet werden. Dies fordert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer Studie. So müsse die Qualifizierung "anwendbare Kenntnisse vermitteln". Zu diesem Zweck sollten die Umschulungsaktivitäten stärker in die Betriebe verlagert und dort Anreizsysteme für die Weiterbildung geschaffen werden. Das IW schlägt beispielsweise vor, den Arbeitnehmern Gutscheine über Qualifizierungsleistungen zu geben, die sie bei einer Bildungseinrichtung oder einem Arbeitgeber ihrer Wahl einlösen können.
Generell müsse subventionierte Arbeit (zum Beispiel ABM) und Qualifikation im Vergleich zur regulären Arbeit spürbar schlechter und gegenüber Inaktivität spürbar besser gestellt werden. Innerhalb der Erwerbslosenversicherung sollte stärker von passiven zu aktiven Leistungen umgeschichtet werden. Zur ersten Gruppe zählt das Institut auch "das Verstekken von Arbeitslosigkeit durch Kurzarbeit oder Frühverrentung". Insgesamt müsse "die regionale und vor allem qualifikatorische Mobilität gestärkt werden".
In den Städtischen Bühnen haben Rauchmelder am späten Mittwoch abend Alarm ausgelöst. Die Feuerwehr konnte den Brand in einem Flur des Erdgeschosses so rechtzeitig löschen, daß ein Übergreifen der Flammen auf die Opernbühne verhindert wurde. Bislang ist ungeklärt, warum hier Möbel und Abfall Feuer fingen. Das Inventar war aus einem Aufenthaltsraum der Bühnenarbeiter geräumt worden, in dem ein neuer Fußboden verlegt wird.
Die Feuerwehr rückte gegen 22.40 Uhr mit drei Löschzügen aus. Eine halbe Stunde später war die Gefahr gebannt. Der Schaden wird auf 100 000 Mark geschätzt.
Nach dem verheerenden Großbrand in der Oper im Jahre 1987 wurde das Haus beim Wiederaufbau mit den modernsten Brandmeldeanlagen ausgerüstet. Für die Sicherheit sorgt auch eine in dem Gebäude liegende Brandwache, die rund um die Uhr mit zwei Personen besetzt ist. habe
Justament gestern Abend ist im Frankfurter Städel eine Ausstellung eröffnet worden, die eine der eindruckvollsten ist, die man je zu sehen bekommen hat: "Oskar Kokoschka und Alma Mahler - Die Puppe. Epilog einer Passion", lautet der ebenso komplizierte wie aufschlußreiche Titel. Die kleine Kabinettausstellung umfaßt eine Reihe von Ölbildern und Zeichnungen, die der Maler zwischen dem Ersten Weltkrieg, der Zeit seiner großen Liebe zu der ungewöhnlichen Frau und der fast gewaltsamen Trennung der beiden, bis in den Beginn der 20er Jahre hinein geschaffen hat.
Im Mittelpunkt steht ein lebensgroßes Bild, das sich der Maler als Vorlage für eine Frankfurter Kunstgewerblerin geschaffen hat, die eine Alma-Mahler-Puppe schaffen sollte, als Alma-Ersatz, als Fetisch, den sich der von tiefstem Schmerz gepeinigte Künstler anfertigen lassen wollte. Gleichzeitig mit diesem (letztlich zum Scheitern verurteilten) Puppen-Projekt und einer Reihe von Briefen an die Puppenmacherin, zeigen die ausgestellten Bilder, mit welcher Intensität es Kokoschka im Laufe der Jahre möglich wurde, die Obsession, die ihn beherrschte, in künstlerische Leistung, in Kreativität umzumünzen und dadurch seine Krise auch zu bewältigen.
Eine ebenso aufschlußreiche wie intime und geschlossene Ausstellung, die viele andere von mehrfacher Quantität leicht aufwiegt. wp
Insgesamt einhundert Kinder, zwei Hortgruppen und drei Kindergartengruppen können Anfang 1994 in die neue Kindertagesstätte in Bornheim/Ostend einziehen. Am Mittwoch legten Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) feierlich den Grundstein für das Gebäude. Die Kindertagesstätte entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Heinrich-von Gagern-Gymnasium.
Die Stadt hatte das Grundstück für 1,1 Millionen Mark am Zoo gekauft, auf dem früher eine Tankstelle und Garagen standen. Bei Bodenuntersuchungen waren dann in fünf Meter Tiefe Altlasten gefunden worden - das Gelände war kontaminiert. Über 500 Kubikmeter verunreinigter Boden mußte an der Stelle ausgebaggert werden, wo künftig die Kindertagesstätte stehen soll. Das verzögerte nicht nur die Bauarbeiten, sondern trieb auch die Kosten für das Projekt erheblich in die Höhe: 7,6 Millionen Mark wird die Stadt insgesamt für das Projekt iausgeben müssen. weil das Gelände für den Bau einer Kindertagesstätte aber recht klein ist - es sind 1270 Quadratmeter - haben sich die beauftragten Architekten Hans Kolhoff und Helga Timmermann eine ungewöhnliche Lösung einfallen lassen: Das Gebäude greift die Höhe des Gagern- Gymnasiums auf und fällt dann treppenförmig nach unten ab, so daß auf den Dachterrassen zusätzliche Spielflächen entstehen. Der Entwurf dieses Gebäudes könnte "Modellcharakter für künftige Kindertagesstätten im beengten Raum der Frankfurter Innenstadt bekommen", betonte Protzmann. rea
Die einstweilige Verfügung des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe gegen die Fristenlösung hat nach Auffassung der Frankfurter Frauendezernentin Margarethe Nimsch (Die Grünen) wieder deutlich gemacht, "daß das Recht der Frauen auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit und auf eine freie Gewissensentscheidung immer noch wenig gesichert ist".
Die Abtreibung sei dem Wortlaut der Verfassung nach keineswegs verboten, vielmehr werde den Frauen durch die Grundrechte ein Recht auf Abtreibung garantiert, erklärte jetzt die Stadträtin. "Das nützt den Frauen jedoch wenig, denn noch sind die entscheidenden Machtmittel fest in der Hand derer, die sich als ,Herren der Schöpfung' bezeichnen."
Doppelte Moral und strukturelle Benachteiligung der Frauen in Gesetzgebung und Rechtssprechung würden erst dann ein Ende haben, "wenn in allen Gebieten der Politik frauenpolitische Forderungen eingebracht und umgesetzt werden". ft
BAD NAUHEIM. Am Samstag, 8. August, 11 Uhr, wird in der Trinkkuranlage des Hessischen Staatsbades in Bad Nauheim eine Modellbootausstellung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger eröffnet. Zu sehen gibt es nostalgischen Ruderrettungsboote bis hin zum modernsten Seenotrettungskreuzer. Mit der Ausstellung will der Bad Nauheimer Ortsverein der Gesellschaft über seine Aufgaben informieren.
Besonders interessant wird es am Sonntag, 9. August, wenn ab 14 Uhr unter Mitwirkung des Traditionsspielmannszuges der Turngemeinde Offenbach alle Modelle auf dem Teich der Trinkkuranlage in voller Aktion zu sehen sind. Das Programm wird am darauffolgenden Sonntag, 16. August, ab 14 Uhr wiederholt. Für musikalische Kurzweil sorgt dann der Shanty-Chor der Marine-Kameradschaft Lich.
Die Ausstellung kann vom 8. bis 16. August täglich von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr in der Trinkkuranlage besichtigt werden. str
Bei einem Überfall auf den 31jährigen Inhaber eines italienischen Restaurants im Westend sowie dessen 24 Jahre alten Kellner haben zwei unbekannte Täter in der Nacht zum Mittwoch 3500 Mark sowie mehrere Schecks und Essensgutscheine erbeutet.
Wie die Polizei mitteilte, waren die Täter, von denen einer sich einen Strumpf über den Kopf gezogen hatte, gegen 1 Uhr mit gezückter Schußwaffe auf die beiden Männer zugegangen, als sie aus dem Hinterausgang des Lokals in der Wolfsgangstraße traten.
Sie zwangen ihre Opfer, Geld, Schecks und Gutscheine herauszugeben und sprühten ihnen dann Tränengas in die Augen, bevor sie flüchteten. Der Gastronom und der Kellner mußten in ein Krankenhaus gebracht werden. enk
Drogenszene: "Auflösung" verzögert sich noch . . .
(Fortsetzung von Seite 21)
Wenngleich die Frankfurter Polizeiführung bei jeder Gelegenheit beteuert, daß sie das Drogenproblem mit ihren Zwangsmitteln nicht lösen kann, hat sie die Repression auf der offenen Szene in diesem Jahr bereits - ungeachtet der Defizite bei den städtischen Hilfsangeboten für Suchtkranke - verschärft. Polizei- sprecher Karlheinz Reinstädt: "Wir konnten wegen der Auswüchse nicht mehr warten. Sofortiges Handeln war geboten."
In Zugzwang sah sich die Polizei vor allem wegen einer veränderten Dealerstruktur. Die Regie haben mittlerweile nordafrikanische Händler übernommen, deren Aggressivität gefürchtet ist und denen Fixer wie Kokser nachsagen: "Die dealen mit dem Messer in der Hand."
Mit gesteigerter Präsenz will die Polizei einerseits die Dealer in Schach halten und andererseits die Beschaffungskriminalität der Süchtigen zurückdrängen, die hochgradig für Raubüberfälle und Einbrüche verantwortlich sind. Im letzten Jahr stiegen die Straßenüberfälle auf die Rekordzahl von 2000.
Die Polizei konnte die Schraube deswegen anziehen, weil ihr am 1. April die Bereitschaftspolizisten vom Flughafen zugeteilt wurden. Damit steigerte sich der Personaleinsatz auf der Szene von 40 auf 100 Beamte. Mittlerweile werden erste Erfolge gemeldet. Die Raubstraftaten sind im ersten Halbjahr um 23 Prozent zurückgegangen.
Was die Polizei seit Monaten praktiziert, "darf nicht mit der weitgehenden Auflösung der offenen Drogenszene verwechselt werden", erläutert Pressesprecher Reinstädt. "Mit dem nächsten Schritt werden wir nicht ohne Absprache mit dem Oberbürgermeister beginnen", verspricht Stellvertreter Peter Borchardt. Und sagt zugleich, "daß wir keinen Druck auf die Stadt ausüben". Es sei beschlossene Sache, die Repression erst dann zu steigern, wenn die Kommune ihre Hilfsangebote ausgeweitet habe.
Uli Geißler, Referent des OB, mag dafür keinen Zeitpunkt nennen. Doch bei einem Strategiegespräch zwischen städtischen Ämtern wurde den Polizeivertretern letzte Woche angekündigt, das Angebot solle bis Ende Oktober stehen.
Die Polizeiführung hat für diesen Zeitpunkt ein Szenario über die Auflösungsphase entworfen. Borchardt: "Wir machen das mit Augenmaß, denn wenn das nicht klappt, dann bekommen wir die Vorwürfe." So kündigt er an, zunächst einmal würden auf der Szene Informationsblätter verteilt, auf denen die Polizeimaßnahmen ebenso beschrieben würden wie die Skala der städtischen Hilfsangebote.
Die Polizei werde frühmorgens in der Taunusanlage bereitstehen, um bereits erste Ansammlungen zu verhindern. Kontrollposten in der gesamten Innenstadt sollen verhindern, daß sich die Fixer-Dealer-Szene an anderer Stelle bilden kann. Händler würden bei neuerlichem Auftauchen in Verwahrung genommen, Süchtige den ambulanten Hilfsdiensten übergeben. Für Suchtkranke von außerhalb muß nach Meinung der Polizei ein Fahrdienst in ihre Heimatgemeinden organisiert werden.
Borchardt geht davon aus, daß die Polizei ihre Maßnahmen mit dem städtischen Drogenreferat jeweils auch vor Ort abstimmen kann. Ziel sei es, die Fixer nicht zu verjagen, sondern wenn möglich den ambulanten Diensten zu übergeben.
geg BERLIN, 5. August. Mit seiner Idee, nach den "Komitees für Gerechtigkeit" auch eine ostdeutsche Integrationsbewegung der Grünen zu schaffen, hat Ricardo Korf vom Landesvorstand der Grünen in Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch seine Parteifreunde verblüfft. Nach Darstellung der Nachrichtenagentur AFP plant Korf, den Gründungsaufruf für eine solche Bewegung am Samstag in Potsdam zu veröffentlichen. Die grüne Bewegung zur Durchsetzung ostdeutscher Interessen soll sich dann im September in Berlin-Mitte konstituieren.
Doch weder dem Bundesvorstand der Grünen in Bonn noch dem Landesvorstand in Schwerin war am Mittwoch diese Idee bekannt. Es sei sicher zu begrüßen, äußerte sich die Bundesgeschäftsführerin Heide Rühle zurückhaltend, "wenn die Ostdeutschen überlegen, wie sie ihren Landesverband stärken".
Bei den Grünen wird vermutet, daß ein Teil der ostdeutschen Mitglieder mit einer solchen Initiative seine Position bei der angestrebten Fusion mit dem Bündnis 90 verbessern will. Bei diesem Zusammengehen müssen sich alle Landesverbände neu gründen. In den neuen Bundesländern ist die Bürgerrechtsbewegung den Grünen jedoch zahlenmäßig weit überlegen.
NEU-ISENBURG. Verschiedene Kurse zum Maschinenschreiben bietet der Bund für Volksbildung in Neu-Isenburg an. Am Donnerstag, 20. August, beginnen zwei Anfängerkurse. Interessierte haben die Auswahl zwischen dem Termin 16.15 und 17.30 Uhr und dem zwischen 18 und 19.30 Uhr. Ende September bietet der Bund dann noch einen Fortbildungslehrgang an. Am 21. September beginnt um 18 Uhr ein Kurs in Kurzschrift. Alle Lehrgänge finden in der Brüder-Grimm-Schule, Waldstraße 101, statt. Telefonische Anmeldung und Auskunft erhalten Interessierte montags bis donnerstags von 14 bis 15 Uhr unter der Nummer 0 61 02 / 3 95 03. fra
Aufgespießt
"Daß ein Rädchen schon ins andere greifen wird, wenn der Lokführer nur ordentlich Dampf macht - das ist ein antiquiertes Bild aus einer Zeit, in der man noch glaubte, Mechaniker könnten alle Probleme lösen. In Wahrheit ist die Welt komplexer. Es wäre beispielsweise zwar schön, die Umwelt dadurch zu retten, daß man sie kurzerhand zur Chefsache erklärt. Aber die wahre Lehre vom zurückliegenden Umweltgipfel in Rio lautet doch: Wenn eine Sache zur Chefsache gedeiht, wird sie genauso vergeigt wie sonst auch, nur eben mit größerem Aufwand und auf höherem Niveau." Aus dem Zeitmagazin.
Korr. Rockseite
vals sprach ihm eine Einladung auf Lebenszeit us, und so kam er 1991 wieder
FRIEDBERG. Wie sich in Friedberg das Alte mit dem Neuen zum Guten vereien kann, dieser Frage widmet sich der Leiter des Friedberger Kulturamtes und des Wetteraumuseums, Michael Keller, in der dreiteiligen FR-Serie "Friedberg - Stadtbewahrung und Stadtgestaltung zwischen Kultur und Kommerz". Der 42jährige Historiker, der lange Jahre an der Spitze des Denkmalbeirates des Wetteraukreises stand, ist intimer Kenner der Geschichte und Gegenwart Friedbergs wie auch des Konfliktes zwischen Denkmalschutz und wirtschaftlichen Interessen.
"In Friedberg werden Gestaltung und Bewahrung erst dann wirklich Chancen haben, wenn beispielsweise über die Zielformulierung Touristenstadt entdeckt wird, daß damit auch Geld zu verdienen ist", war eine These Kellers im ersten Teil unserer Serie (FR vom 5. August 1992 "Ohne die Fremden ginge das typische Profil verloren"). In diesem Teil widmete er sich allgemein der Entwicklung Friedberg und ihren Perspektiven.
Im zweiten Teil (FR vom 6. August 1992 "Großer Durchbruch in der Burg nicht gelungen") wandte er sich konkreten Problemen zu: dem Streit um den Zunftbrunnen, den Schwierigkeiten mit der Burganlage und dem Schicksal des alten Hallenbades.
Im heutigen dritten und letzten Teil steht die Kaiserstraße, Einkaufsmeile und Hauptverkehrsstraße der Kreisstadt, im Mittelpunkt. Außerdem befaßt Kulturamtsleiter Keller sich mit der Altstadtsanierung. ieb
HOCHHEIM. Mit schweren Verletzungen mußten ein 55jähriger und ein 66jähriger nach einem Unfall auf der L 3017 ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zwischen Massenheim und Wallau war am Dienstag gegen 16 Uhr ein Landwirt mit seinem Gefährt von einem Feldweg auf die Straße eingebogen, ohne auf den Verkehr zu achten. Ein Autofahrer konnte nicht mehr ausweichen.
Es kam zu einem Zusammenstoß, bei dem auch Verkehrszeichen umgerissen wurden. fuh
USINGEN. "Wir haben Glück", erkannte Usingens Wehrführer Andreas Nickolai, als er am Mittwoch nachmittag kurz vor 16 Uhr den Waldbrand hinter dem Hattsteinsweiher Richtung Wilhelmsdorf erreichte. Zwei breite Wege mit Wildwuchs begrenzten den Brandherd an den Längsseiten und verhinderten so das Übergreifen des Feuers auf den angrenzenden Hochwald.
Aus der Fichtenkultur zwischen den Wegen loderten hingegen auf einer Fläche von rund 5000 Quadratmetern die Flammen - knapp einen Kilometer vom Badegeschehen am Weiher entfernt. "Es hat ziemlich schnell gebrannt", sagte Nickolai. Der Rauch war schon von der Saalburg her zu sehen. Die Badegäste waren nach Auskunft der Feuerwehr zu keiner Zeit in Gefahr, und der Badebetrieb nahm ungestört seinen Lauf.
"Verdächtiger Rauch auf dem Campingplatz" hieß um 15.45 Uhr der Alarm bei der Usinger Feuerwehr. Auf Anforderung rückten auch die Wehren aus Merzhausen, Anspach, Obernhain und Wehrheim aus. Insgesamt waren 60 Feuerwehrmänner und -frauen im Einsatz. Um 16.10 Uhr war das Feuer bereits unter Kontrolle. Die Nachlöscharbeiten dauerten noch über mehrere Stunden an.
Eine Schlauchleitung zum Weiher wurde nicht gelegt. Sechs Tankfahrzeuge waren im Pendelverkehr zwischen Hydranten und Brandherd im Einsatz. Für die Nachlöscharbeiten wurde dann Wasser aus dem Weiher eingesetzt, um die knappen Trinkwasservorräte zu schonen. Es konnte jedoch wegen der Verunreinigungen nicht in die empfindlichen Tankwagen gepumpt werden. Die Feuerwehr bat deswegen die Landwirte um ihre Gülletanks, die auch prompt herantuckerten.
Als Brandursache vermutet die Feuerwehr eine von Spaziergängern oder Radfahrern weggeworfene Zigarettenkippe. Den Schaden schätzte Forstamtsleiter Arnold Krause auf rund 8000 Mark. cn
FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt hat am Mittwoch leichter eröffnet. Nach einer halben Stunde lag der Dow-Jones-Index 9,45 Punkte unter dem Vortagsschluß. Am Dienstag hatte das Wall Street-Barometer um 11,08 auf 3384,32 Zähler nachgegeben.
In Tokio stieg der Nikkei-Index beflügelt von Termingeschäften um 291,05 auf 15 983,64 Einheiten.
OBERURSEL. Für den Standort der neuen Reithalle in Stierstadt ist eine Vorentscheidung gefallen: Der Ortsbeirat sprach sich für die Variante 1 aus, die vorsieht, die Halle etwas weiter weg vom Ortsrand anzusiedeln. Nun kann der Bebauungsplan erstellt und auf den Weg durch die Instanzen gebracht werden.
Zwei Vorschläge hatte das Stadtplanungsamt den Beiräten für die neue Sport- und Freizeitanlage in der verlängerten Platanenstraße vorgelegt. Sie unterschieden sich durch die Standorte der Halle: Die beschlossene Variante 1 siedelt sie im nördlichen Teil des Areals an, unweit der Wiener Brücke. Die Halle ist über den Zimmersmühlenweg und die Unterführung unter dem S-Bahn-Gleis erreichbar. Direkt vor dem Gebäude wird ein kleiner Parkplatz entstehen.
Variante 2 sieht die Halle im südlichen Teil vor, in unmittelbarer Nachbarschaft der Wohnhäuser. In diesem Falle würde der Festplatz als Parkmöglichkeit dienen.
Erster Stadtrat Eberhard Häfner zeigte sich mit der Entscheidung des Ortsbeirats zufrieden. Ausschlaggebend sei die Verkehrsanbindung gewesen, denn bei der zweiten, verworfenen Möglichkeit wären die Autos auf dem Weg zur Reithalle durch den Ortskern gerollt.
Der Aufstellungsbeschluß für den Bebauungsplan datiert bereits von 1986. Nun müssen der Magistrat und danach die Stadtverordnetenversammlung entscheiden, ob sie dem Votum des Ortsbeirats zustimmen. Laut Häfner ist die Stadt dabei, in diesem Areal Grundstücke zu erwerben, um "eine größere Variationsbreite bei der Entscheidung zu haben".
Das 6,8 Hektar große Gelände, das im Westen vom Pfaffenweg und im Osten vom S-Bahn-Gleis begrenzt wird, soll auch den Stierstädter Kleintierzüchtern den langersehnten Platz bieten. Zwischen Zuchtgehegen, Reitplatz, Reithalle und Festplatz sind locker verschlungene, von Pappeln gesäumte Wege eingeplant, die nur von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden dürfen. Im westlichen Teil soll ein Teich entstehen. Der schmale Bach, der das Areal zum Feuchtgebiet nördlich davon abgrenzt, soll ebenfalls zu einem kleinen Teich aufgestaut werden.
Die Anwohner des Pfaffenweges, der Platanenstraße und der Straße An den Pappeln haben so Aussicht auf eine Erholungsfläche direkt vor der Haustür und womöglich auf eine ideale Verbindung zu der gewünschten S-Bahn-Station. esi
Gelegentlich gibt's eins auf die Mütze. Unlängst erst vom Bundesfinanzminister persönlich. Der nahm sich, unterstützt von der Springer-Presse, mit einem kurzen Routineschlag des Themas "Gerechtigkeit" an. Theo Waigel, CSU, konstatierte die "Manifestation der Spaltermentalität" und beschied mit einer gekonnten Rechts-Links-Kombination seine Berufskollegen Peter-Michael Diestel (CDU) und Gregor Gysi (PDS), sie seien "dubiose Figuren". Diestel konterte: Eine "peinliche Entgleisung" des Bayern sei das, eben jener "Stil von politischer Kultur, wie er auffallend nur von westdeutschen Politikern gegenüber jenen aus den neuen Bundesländern an den Tag gelegt wird". Der verbale Schlagabtausch endete unentschieden, ohne daß davon viel Aufhebens gemacht wurde. Es ist ruhig geworden um das Schreckgespenst der "Komitees für Gerechtigkeit".
Lang ist es noch nicht her, da war das anders: Kein Tag verging, da nicht die eine Seite die mentale deutsche Zweistaatlichkeit heraufziehen sah. Die andere sprach derweil fortwährend von "Kolonialisierung". Nun, da die Anlaufphase der vermeintlichen neuen Bewegung im Osten mit der Ferienzeit kollidiert, die ersten Treffen in der Regel nur "Initiativkomitees zur Gründung von Komitees" zustande brachten, fällt das vorläufige Fazit eher bescheiden aus: "Die Embryos haben den Mutterleib noch nicht verlassen." Torsten Wöhlert sagt das, Büroleiter der Berliner Koordinierungsstelle der "Komitees für Gerechtigkeit". Wöhlert muß es wissen, er hat die Statistik.
In der Koordinierungsstelle hat man den Indikator "Postleitzahlbereiche, in denen Ansprechpartner existieren, die bei der Gründung der Komitees eine entscheidende Rolle spielen wollen", eingeführt. Zum besseren Überblick in dieser undurchsichtigen "Phase des Sich-Findens". Immerhin 329 solcher Führungsfiguren auf lokaler Ebene gibt es nach Addition der Koordinierungsstelle derzeit in ganz Deutschland. Will sagen: Hier könnten Komitees entstehen. Eine breite "Ostbewegung" also? Wöhlert schüttelt den Kopf und verweist auf die Statistik: 234 Ansprechpartner (Ost), 95 (West). Gegen bestimmte Klischees, so Wöhlert, könne man immer wieder anrennen - "es setzt sich fest".
Jenes von der "PDS-Unterwanderung" gehört dazu, das unlängst erst durch eine interne Einschätzung der Kölner Verfassungsschützer neue Nahrung bekommen hat. Doch bei den Komitee-Koordinierern hebt man - nicht ungeschickt - hervor, daß trotz chronischer Finanzschwäche der Bewegung bislang nicht eine müde Mark von den SED-Nachfolgemillionen auf das gegenwärtig noch gesperrte Konto bei einer Berliner Bank geflossen ist.
"Jede Unsauberkeit auf diesem Gebiet ist der politische knock out", sagt Wöhlert, der ebenso ehrenamtlich arbeitet wie die etwa 15 Mitarbeiter, die von Zeit zu Zeit im Büro auftauchen. Büro-Miete, Rechnungen für jüngst geschaltete Zeitungsanzeigen - alles wird derzeit noch aus der Privatschatulle des Mit-Initiators Peter-Michael Diestel finanziert. Die PDS stellt lediglich - auf Leihbasis bis Ende September - Kopierer, Telefax und Computer zur Verfügung.
Wollen die Gerechtigkeits-Apostel einigermaßen unbeschadet die finanzielle Durststrecke überstehen, dann muß der Zugriff auf das eigens geschaffene Spendenkonto schnell möglich werden. Auch deshalb soll bis Ende des Monats ein gemeinnütziger Verein gegründet werden. Doch wird die "Selbstorganisation der Menschen", auf die Gregor Gysi so setzt und die etwas zäh in Gang kommt, überhaupt noch einmal die so dringend notwendige Medien-Aufmerksamkeit auf sich lenken? "Der nächste öffentliche Auftritt muß selbstbestimmt sein", hofft Torsten Wöhlert auf den Schub von unten. Viel Zeit dazu ist nicht mehr - denn das nächste Medienspektakel naht. Am 30. August. Dann wollen sich die Erstunterzeichner des Gründungsaufrufs erstmals treffen.
AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)
NEU-ISENBURG. Haus- und Wohnungseigentümer, die jetzt beabsichtigen, ihre Heizung auf das umweltfreundlichere Erdgas umzustellen, haben noch bis Ende Juni 1993 die Gelegenheit, eine Sparaktion der Stadtwerke Neu-Isenburg für sich in Anspruch zu nehmen, bei der ein Zuschuß in Höhe von 300 bis gut 1000 Mark winkt.
15 Mark zahlen die Stadtwerke nämlich allen, die im Laufe der festgesetzten Frist ihre Heizung auf Erdgas umstellen und auch in Betrieb nehmen, pro Kilowatt der installierten Nennwärmeleistung. Das ist die Leistung, die die Heizung maximal an Wärme bringt.
Zusätzlich bieten die Stadtwerke einen "Baggerzuschuß", und zwar 20 Prozent der anfallenden Tiefbaukosten. Diesen Zuschuß können all jene nutzen, die den Termin für ihren Anschluß so legen, daß er zusammen mit anderen Straßenbaumaßnahmen, etwa im Zusammenhang mit der Verlegung der Versorgungsleitung, installiert wird.
In einem Beispiel rechnen die Stadtwerke vor: 4385 Mark kostet der Anschluß einer Erdgasheizung für ein Ein- bis Zweifamilienhaus, wenn die Leitung fünf Meter lang ist. 300 Mark Zuschuß sind drin, wenn die Heizung 20 Kilowatt bringt. Sofern auch noch der Baggergroschen - in diesem Fall 877 Mark - in Anspruch genommen werden kann, sinken die Gesamtkosten auf 3208 Mark. Die Beispielrechnung hat die Stadt allerdings ohne die Mehrwertsteuer aufgemacht. Rechnet man die Steuer dazu, ist man am Ende wieder bei über 3600 Mark.
Ein Merksatz der Stadtwerke an ihre Kunden, der diese zu Überlegungen motivieren soll, eventuell die über zehn Jahre alten Heizungen durch neue, sparsamere auszutauschen, lautet: Erdgas ist zwar umweltschonend, aber weniger Erdgas ist noch umweltschonender. Stickoxid und Kohlendioxid sind die Hauptschadstoffe, die aus den Heizungen kommen.
Nähere Informationen zu diesem Thema gibt es bei den Stadtwerken, Schleussnerstraße 62 (Rufnummer 246-314), oder in deren Kundenberatung, Frankfurter Straße 89 (Telefon 246-277/278). fra
BONN, 5. August. Die Verfechter einer Fristenregelung betrachten den vorläufigen Stopp, den das Bundesverfassungsgericht am Dienstag abend über das entsprechende Gesetz verhängte, nicht als Vorentscheidung für das noch ausstehende endgültige Urteil über die Verfassungsmäßigkeit der Reform. Als Sieger fühlten sich die Gegner der Fristenregelung in CDU und CSU. Sie haben mit ihrer einstweiligen Anordnung verhindert, daß das neue Abtreibungsrecht am Mittwoch in Kraft treten konnte.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zeigte sich von der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nicht überrascht. Das Gericht habe sich - wie erwartet - die notwendige Zeit verschafft, um die vielfältigen Aspekte zum Schutz des ungeborenen Lebens und von Frauen in außergewöhnlichen Konfliktlagen zu prüfen. Sie äußerte die Erwartung, daß das Gericht möglichst bald die Verfassungsmäßigkeit des im Bundestag erreichten Kompromisses für eine Fristenregelung mit Beratungspflicht bestätigen werde.
Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm sagte, er sehe in der einstweiligen Anordnung keine "präjudizierende Wirkung". Engholm zeigte sich überzeugt: "Das vom Parlament verabschiedete Gesetz ist verfassungskonform." Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, Karin Junker, fand es "unerträglich", daß in Karlsruhe "mehrheitlich Männer über die ureigensten Belange von Frauen entscheiden und richten". Auch die Grünen nannten es einen "Skandal", daß sich in Politik und Justiz männerdominierte Gremien "das Entscheidungsrecht über Frauen anmaßen".
Die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hanna Wolf, bezeichnete es als "bedauerlich", daß sich das Verfassungsgericht über eine in mühsamer parlamentarischer Arbeit gefundene Entscheidung hinweggesetzt habe.
CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble sagte, er erwarte, daß sich im Hauptsacheverfahren die Verfassungswidrigkeit der Fristenregelung herausstelle. Bis zur endgültigen Klärung hätte ohne die Anordnung "menschliches Leben in einer Vielzahl von Fällen unter Verstoß gegen elementare Verfassungsvorschriften zerstört" werden können. CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch bescheinigte dem Verfassungsgericht, sich wieder als Hüter der höchsten Werte der Verfassung erwiesen zu haben. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Friedbert Pflüger, der zu den Befürwortern der Fristenregelung gehört, hofft dagegen "zuversichtlich", daß sich das Gesetz als verfassungskonform erweist. Auch Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth ist von der Verfassungsmäßigkeit der von ihr untersützten Regelung überzeugt. Die Gruppe PDS/Linke Liste im Bundestag forderte erneut eine Streichung des § 218.
Erfreut äußerte sich der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU); Der Beschluß gehe deutlich über den Antrag Bayerns hinaus. Die Landesregierung werde nun ihre Normenkontrollklage gegen das Gesetz einreichen. Die katholische Kirche begrüßte das Urteil.
(Kommentar Seite 3, Interview Seite 4)
38 Tage nach dem ominösen "Freispruch" von London scheint die Karriere von Katrin Krabbe endgültig am Ende. Wie der Anti-Dopingbeauftragte des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Rüdiger Nickel, der FR auf Anfrage bestätigte, ist die A-Analyse einer vom DLV Ende am 22. Juli bei den beiden Sprinterinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer im Trainingslager in Zinnowitz gezogenen Doping-Probe positiv ausgefallen. Das war im Zeitraum von wenigen Tagen die dritte Kontrolle der beiden Neubrandenburger Läuferinnen, die in der A-Analyse ein positives Ergebnis brachte, nachdem bereits eine vom Deutschen Sport- Bund (DSB) angeordnete Doppel-Kontrolle den erneuten Doping-Verdacht genährt hatte. In allen drei untersuchten Körperflüssigkeiten hat das Kölner Doping-Kontrollabor von Professor Manfred Donike das Medikament "Clenbuterol" gefunden, das in der Kälbermast verwendet wird.
Die Straßenverkehrsbehörde wird die Einbahnrichtung in der Weißadlergasse umdrehen und auf diese Weise die Autofahrer bremsen, die seit anderthalb Wochen das Verbot zum Linksabbiegen mißachten. Das Ordnungsamt rechnet damit, daß Markierung und Beschilderung in der übernächsten Woche abgeschlossen sind.
Gegen die Linksabbieger von der Weißadlergasse in den Kornmarkt, die entweder in das Parkhaus Hauptwache oder in die Bleidenstraße wollen, kann auch die Präsenz der Hilfspolizei nichts ausrichten. Obwohl diese regelmäßig auf Beobachtungsposten sind, verhalten sich nach Darstellung von Amtsleiter Werner Hartwig "pro Stunde rund 20 Autofahrer verkehrswidrig". Bevor in der City der Verkehr umorganisiert wurde, war das Linksabbiegen gestattet.
Letzte Woche versammelten sich die Vertreter der städtischen Fachämter an der kritischen Stelle und beratschlagten über wirksame Maßnahmen gegen die Verkehrssünder. Dabei waren sich die Experten darüber einig, die Weißadlergasse hinfort nur noch für Rechtsabbieger vom Kornmarkt zu öffnen. Vom Salzhaus her wird die Einfahrt in die Weißadlergasse untersagt. Bis zum Donnerstag wird auch die Zustimmung des Planungsamtes erwartet, und dann erhält die Straßenverkehrsbehörde grünes Licht für eine straßenrechtliche Verfügung an das Straßenbauamt. habe
FRANKFURT A. M. (FR). Entsprechend dem Trend auf den internationalen Märkten und wie bei dem Wetter in Deutschland nicht anders zu erwarten, ist Heizöl gegenüber der Vorwoche deutlich billiger geworden.
Die Notierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):
DM DM bis 1 500 l - ( - )
bis 2 500 l 49,02-50,73 (51,30-51,80)
bis 3 500 l 47,31-48,45 (48,11-49,25)
bis 4 500 l 45,60-46,74 (46,74-48,45)
bis 5 500 l 45,03-45,83 (45,71-47,31)
bis 6 500 l 44,46-45,26 (45,49-45,94)
bis 7 500 l 44,12-44,92 (45,26-45,83)
bis 8 500 l - ( - )
bis 9 500 l 43,43-44,80 ( 44,57 )
bis 12 500 l 43,10-44,35 (43,66-44,46)
Die am 5. August gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter einschließlich 14 Prozent Mehrwertsteuer.
FLÖRSHEIM. Am Freitag, 7. August, gibt es wieder "Sommerkino". Nach zwei "ins Wasser" gefallenen Aufführungen hoffen die Initiatoren, daß der Film nun tatsächlich im Stadtgarten gezeigt werden kann: Die "Rocky Horror Picture Show" läuft ab Einbruch der Dunkelheit. Ab 21 Uhr spielt "Rocktober". fuh
BAD NAUHEIM. Neun Bands gastieren von Freitag bis Sonntag in Bad Nauheim. Sieben alleine beim heute beginnenden und morgen endenden Altstadtfest der Wirte. Eine Folkgruppe spielt zudem am Sonntag auf Einladung der Stadtverwaltung mit einem Pianisten im Waldhaus Da Capo. Zu allen Freiluftveranstaltungen ist der Eintritt frei.
Eröffnet wird das Altstadtfest am heutigen Freitag um 18 Uhr auf dem Marktplatz von der aus dem Kölner Raum stammenden Band "Red over Red", die vor allem Pophits nachspielt. Sie sorgte im vergangenen Jahr beim Burgfest für Furore. Ab 19 Uhr greift die Alpha-Band Hits auf dem Burgplatz in die Tasten.
In den Samstag startet man am besten mit einem Schoppen ab 11 Uhr auf dem Burgplatz, wo die Railhouse-Dixie-Band spielt. Von 15 bis 18 Uhr musiziert die Freiwillige Feuerwehr Friedberg und ab 19 Uhr heizt die Formation "Remember" ein. Auf dem Marktplatz geht es um 18 Uhr mit der in der Wetterau bekannten Formation "Rude Kids" los. Ab 20 Uhr ist der Sänger Lothar Stadtfeld mit seiner Band zu hören, der durch seine Stimme besticht.
Erstmals gibt es beim Altstadtfest kein Einweggeschirr, um Müll zu vermeiden. Dieser Auflage der Stadt sind die Wirte nach Angaben von Mitveranstalter "Pilo" Knihs gerne nachgekommen.
Musikalisch weiter geht es am Sonntag mit Willie Littlefield und der Folkgruppe Yannick Monot & Nouvelle France, die ab 11 Uhr im Waldhaus Da Capo spielt. Dort spielt zunächst die Folkgruppe in der Besetzung Yannick Monot (Akkordeon, Gitarre, Dobro, Mundharmonika, Gesang), Eva Lorant (Geige, Flöte, Keyboard, Gesang), Klaus Badorf (Gitarre, Baß, Gesang), Gereon Balinger (Keyboard, Gesang) und Markus Mich (Schlagzeug, Perkussion, Gesang).
Die Band will Musik bieten, die von französischen Einflüssen aus Louisiana und Kanada und von Blues- und Afro-Rhythmen geprägt ist.
Nach einem rund 30 minütigen Auftritt wird Little Willie Littlefield in die Tasten des Klaviers schlagen. Als Wunderkind am Piano machte er einst Forore. Heutzutage spielt der Pianist, Sänger und Komponist Rhythm'n'Blues, Boogie Woogie, Jazz, Blues und verwandte Musikstile in seiner unnachahmlichen Art. Inmitten eines Boogie Woogie schaltet er plötzlich auf Beethoven oder Chopin um, urplötzlich verwandelt sich ein Blues in eine Jazznummer, die nahtlos in try & Western übergeht. Littlefield hat im Waldhaus, das am Schleichweg von Ober-Mörlen in die Bad Nauheimer Kernstadt liegt, bereits stürmische Erfolge gefeiert.
Erneut bittet das Kulturamt der Stadt Bad Nauheim den Besuch des Konzertes mit einem Spaziergang oder einer Fahrradtour zu verbinden. str
sp HANNOVER, 5. August. Nach 20 Minuten hat die Polizei am Mittwoch in Oldenburg eine Protestaktion junger Umweltschützer gegen die Pläne des Automobilkonzerns Daimler beendet, im Papenburger Moor eine Teststrecke zu bauen. Anlaß der Aktion war der Beginn des Raumordnungsverfahrens für dieses Projekt bei der Oldenburger Bezirksregierung. Rund 80 Demonstranten besetzten das Dach der Oldenburger Mercedes- Benz-Vertretung, ließen Transparente mit ihren Forderungen herab und blokkierten die Ausfahrten des Firmengeländes mit Torf und Pflanzen aus dem Papenburger Moor. Die Polizei stellte bei 62 Demonstranten die Personalien fest: 54 von ihnen wurden zeitweilig in kriminalpolizeilichen Gewahrsam genommen. Nach der Freilassung klagten einzelne über Gewalttätigkeit von Beamten und ließen sich ärztlich behandeln. Die Firma stellte Strafantrag. Die Polizei ermittelt wegen Hausfriedensbruchs, Nötigung sowie Sachbeschädigung, weil an teuren Autos durch herabfallende Gegenstände der Lack zerkratzt worden sei.
Schon seit dem 4. Juli 1991 besteht auf dem 1300 Hektar großen Gelände, wo für 300 Millionen Mark die Teststrecke entstehen soll, ein Hüttendorf in- und ausländischer Umweltschützer. Sie wollen eines der letzten großen Hochmoorgebiete Deutschlands verteidigen. Dort leben mehr als 100 vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Die gegenwärtig etwa 80 Hüttendorf-Bewohner, von denen viele an der Aktion in Oldenburg teilnahmen, werfen übereinstimmend mit großen Umweltschutzorganisationen der rot-grünen Landesregierung in Hannover vor, sie trage mit ihrer Zustimmung zu dem Daimler-Vorhaben aktiv dazu bei, die Gesellschaft noch tiefer in den Autowahn hineinzutreiben. Zusätzliche Gefahren ergäben sich daraus, daß Daimler als größtes deutsches Rüstungsunternehmen auch Neuentwicklungen fürs Militär in Papenburg testen könne.
Bevor die niedersächsische Landesregierung im vergangenen Jahr mit Daimler einig wurde, war das Projekt 13 Jahre lang an verschiedenen Orten des In- und Auslands an massiven Protesten der Bevölkerung gescheitert.
Kleine Lokal-Rundschau
Im Freien beten FLÖRSHEIM. Einen ökumenischen Gottesdienst unter freiem Himmel feiern die evangelische und die katholische Kirche in Weilbach am heutigen Samstag um 18 Uhr im evangelischen Kirchgarten. Frische Fische HATTERSHEIM. Noch bis Sonntag gibt es im alten Ortskern von Eddersheim Frisches aus dem Wasser. Die Eddersheimer feiern ihr Fischfest. Blues und Country HATTERSHEIM. Zur Bluesnacht im Alten Posthof kommen am heutigen Samstag ab 18 Uhr die "Matchbox Bluesband", die "Hoochie Coochie Bluesband", "Zambos Bluesband" und "Bodo Kolbe". Country-Sound aus Thüringen erklingt am Sonntag, 9. August. Von 11 bis 13 Uhr spielt die Gruppe "Westend" aus Erfurt. SPD-Dämmerschoppen SCHWALBACH. Über den Einsatz der Bundeswehr außerhalb der NATO diskutiert der SPD-Ortsverein beim nächsten Dämmerschoppen am Sonntag, 9. August, um 18 Uhr im "Frankfurter Hof". Jazz im Grünen FLÖRSHEIM. Zum zweiten Mal lädt die Stadt zu "Jazz im Grünen" ein. Am Sonntag, 9. August, spielt ab 11 Uhr die "Two Banjos Jazzband" aus der Schweiz in der Gustav-Stresemann-Anlage. Tempo 30 HATTERSHEIM. Über die Einführung der Tempo-30-Zonen will die CDU-Fraktion am Montag, 10. August, die Bürger informieren. Für 18 Uhr hat sie Experten der Stadt Frankfurt und des ADAC ins Foyer der Stadthalle eingeladen. Kabel-Störungen MAIN-TAUNUS. Weil die Telekom das Kabelnetz modernisiert, kann es vom 10. bis 21. August in Kriftel und vom 24. August bis 4. September in Hattersheim zu kurzen Störungen im Fernseh- und Hörfunkprogramm kommen. Ortsvorsteherin am Telefon HOFHEIM. Gerda Heufelder (CDU), Ortsvorsteherin von Hofheim-Süd, hört sich am Montag, 10. August, von 18 bis 19.30 Uhr unter Tel. 3 87 66 Anregungen, Kritik und Wünsche der Bürger an. Mädchentreff HATTERSHEIM. Mädchen, die Lust haben, in einer Mädchengruppe mitzumachen, treffen sich am Montag, 10. August, in Okriftel. Im Jugendtreff (Mainstraße 48) geht es ab 17 Uhr darum, sich kennenzulernen, Ideen zu sammeln und Wünsche zu äußern.
EGELSBACH. Um den Egelsbachern einen Anreiz für das Kompostieren des biologischen Hausmülls zu geben, hält die Gemeinde derzeit auf dem Bauhof eine begrenzte Anzahl von Kompostgeräten bereit, die zum verbilligten Preis von 75,99 Mark abgegeben werden. Grundsätzlich gibt es von der Gemeinde beim Kauf einen Zuschuß in Höhe von 30 Prozent. Auskünfte zum Thema gibt Umweltberater Wolfgang Höher unter der Rufnummer 405-144. fra
Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim hat endlich den ganz "dicken Fisch" an der Angel. "Von der Papierform her mit Sicherheit der stärkste Ausländer, der jemals beim EC unter Vertrag stand", freute sich Vorstandssprecher Raymond Schüttke über die Verpflichtung des 32jährigen Kanadiers Walt Poddubny.
Der aus Thunderbay (Ontario) stammende Allroundstürmer, gleichermaßen effektiv als Center und als Linksaußen einzusetzen, gehörte mehrmals den All-Star-Teams der National- Hockey-League (NHL) zwischen 1986 und 1988 an.
Dabei spielte der einstige Top-Scorer der Toronto Maple Leafs (im Schnitt 70 bis 80 Punkte pro Saison) sogar zusammen mit dem legendären Wayne Gretzky in den All-Star-Teams. Nach der langjährigen NHL-Station Toronto ließ Poddubny seine Profi-Karriere 1989 bei den New York Devils ausklingen. Nach seinem 400. NHL-Spiel war der neue EC-Star automatisch "pensionsberechtigt", baute sich danach eine Eishokkey-Schule auf.
"Poddubny will sich nun auch in Europa eine weitere Eishockey-Schule schaffen. Da kam ihm Bad Nauheim mit seiner zentralen Lage gerade richtig. Für uns ein Glücksgriff", sieht Schüttke die Ausländerpositionen gegenüber der vorigen Saison (mit Whitaker und Evtuihevsky) "weitaus besser besetzt".
Der Kader des EC Bad Nauheim, inzwischen mit 22 Spielern einschließlich dreier Junioren fast komplett, weilt derzeit für eine Woche zu einem Trainingslager in Nitra (CSFR). Nach der Rückkehr soll Mitte nächster Woche das Eis-Training in der Bad Nauheimer Eishalle aufgenommen werden. Bis dahin soll auch der letzte Neuzugang unter Dach und Fach sein.
Der Füssener Junioren-Nationalspieler Hans-Jörg Stetter kommt bereits nächste Woche nach Bad Nauheim. Mit dem Spieler ist sich der EC bereits einig. "Der EV Füssen feilscht aber noch um die Ablösesumme. Wir hoffen auf eine vernünftige Lösung", so Schüttke.
Eine Lösung, die auch im Falle Michael Eckert nach Verhandlungen mit seinem neuen Arbeitgeber, den Frankfurter Löwen, kurz vor einem "Happy- End" stehen dürfte. Allerdings spricht das DEB-Schiedsgericht auch noch ein "Wörtchen" wegen der noch umstrittenen Transfer-Rechte im Falle Eckert - bekanntlich streiten sich Bayreuth und Bad Nauheim - mit.
Am Samstag bestreitet der EC Bad Nauheim sein erstes Testspiel beim CSFR-Zweitligisten Nitra, tags darauf folgt ein Spiel gegen die dortigen Junioren.
Mitte August können dann die EC- Fans die stark veränderte neue Mannschaft, die nach den prominenten ausländischen Neuzugängen über die Rolle des Prügelknaben hinauskommen sollte, erstmals daheim gegen den Erstligisten Mannheimer ERC unter die Lupe nehmen. jo
Auf frischer Tat haben Polizeibeamte am Dienstag kurz nach 8 Uhr einen 17jährigen festgenommen, der an der Ekke Bleichstraße/Elefantengasse einen ein Jahr jüngeren Schüler zu berauben versuchte. Wie die Polizei mitteilte, hatten die Beamten mitbekommen, wie der 16jährige sein Opfer gerade an eine Hauswand drängte und mit der rechten Hand zum Schlag ausholte.
Die Polizei riß ihn zurück und nahm in fest. Der 17jährige wollte die Geldbörse rauben. Bei der Kripo war er bereits mehrfach wegen solcher Überfälle in erscheinung getreten. enk
Die Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum", zwischen Feenmärchen, barockem Drama und derber Volksposse oszillierend, scheint für Freilicht- aufführungen geradezu geschaffen zu sein. So hatte auch das Publikum im Eltviller Burghof Gelegenheit, sich anläßlich der Eltviller Burghofspiele am funkelnden Sprachwitz von Shakespeares Komödie zu erfreuen. Es gastierte das Ensemble der Freilichtspiele Schwäbisch Hall.
Die Hoffnung, an diesem Abend eine vielschichtige, akzentreiche Aufführung zu erleben, erwies sich allerdings bald als illusorisch. Die Inszenierung von Achim Plato, grundiert von der per Tonband eingespielten Mendelssohn-Bartholdy Sommernachtstraum-Musik, zeigte eine unterhaltsame Komödie mit gemäßigt modischen Tupfern. Auf die Ausstattung der Freilichtbühne hatte man einsichtsvoll verzichtet. Die farbenprächtigen Kostüme der Darsteller, eine historisierende Stilmischung zwischen Barock, Biedermeier und Varietésilber, boten hierfür reichen Ersatz.
In munterem Spiel formieren sich die einzelnen Charaktere und Figurengruppierungen. Das Geisterpaar Oberon (Eric Lee Johnson) und Titania (Christiane Pauli) steht einer schrillen Elfenschar vor, wie sie aus André Hellers Traumzirkus entsprungen sein könnte: in clownesker Kostümierung hüpfen und tanzen die Waldgeister, angeführt von einem athletischen Elf im Silberröckchen, durchs mythische Terrain.
In diese artistische Showtruppe fügt sich auch der Puck des Oliver Konrad. Der naturhaft-animalische Faun ist in dieser Inszenierung weniger Naturwesen als eleganter Harlekin.
Was die Naturgeister an Erdenschwere vermissen lassen, wird indes kompensiert durch die unbeholfen-komische Truppe der schauspielernden Handwerker. Insbesondere die Gestaltung des Zettel durch Kurt Sternik konnte sich als Kabinettstückchen wohl sehen lassen. Charaktergerechte Tiefenschärfe verlieh Annette Röser der Figur der Hermia. Als Helena wußte Dagmar Hellberg zu beeindrucken. Schwächer hingegen agierten die Darsteller der den Damen zugeordneten männlichen Parts, Michael Renz (Lysander) und Michael Thomas (Demetrius). Das Herzogspaar Theseus und Hippolyta (Jörg Kaehler und Sibylle Kuhne) war der ruhende Pol.
Konterkariert wurde dieser Eindruck auch nicht durch die keineswegs harmlose Verspottungsszene, in der die feinen Herrschaften sich über die unbeholfenen Theaterdarbietungen ihrer Untertanen lustig machen. Hier spätestens hätte man sich eine schärfer pointierende Regie gewünscht. DAGMAR LORENZ
rei BONN, 5. August. In der Bundesregierung ist umstritten, ob die von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) geplante künftige Berechnung der Kfz- Steuer nach dem Schadstoffausstoß der Fahrzeuge den Klimakiller Kohlendioxid (CO2) einbeziehen soll. Verkehrs- und Finanzministerium argumentieren, CO2 sei bei alten Fahrzeugen nicht zu bemessen und deshalb auch nicht zu berechnen. Beide Ressorts plädieren für einen Verzicht auf den vorgesehenen CO2-Zuschlag in der Kfz-Steuer.
Nach Angaben des Bundesumweltministeriums beharrt Töpfer jedoch darauf, daß der Kohlendioxid-Ausstoß berücksichtigt wird. Tatsächlich gebe es bei älteren Autos Probleme mit der Meßbarkeit, doch sei hier ein Kompromiß denkbar. So könne sich der CO2-Zuschlag an der PS- Zahl orientieren: Je größer ein Fahrzeug, desto höher wäre dann die Rechnung. Dies entspräche einem "sozialen Zuschlag", weil auf diese Weise für kleinere Wagen ein geringerer CO2-Zuschlag anfiele, obwohl sie möglicherweise mehr Schadstoffe ausstießen als moderne größere Autos.
Sein Auftritt war weder kurz noch übermäßig schmerzvoll, so daß Willi Fischer über die Olympischen Spiele nur Gutes zu berichten weiß. Der einzige echte Frankfurter - dort geboren und lebt auch noch am Main - in der 480 Frauen und Männer zählenden deutschen Olympia-Mannschaft stand am späten Dienstagabend zum dritten- und auch schon letztenmal im Ring der Joventut-Halle von Badalona, denn der Bulgare Svilen Roussinov hatte nach den drei Runden mit 8:5 Punkten das bessere Ende für sich.
Die Niederlage gegen den 28jährigen EM-Dritten aus Sofia konnte den neun Jahre jüngeren Superschwergewichtler aus Sachsenhausen nicht umwerfen. Mit 52 Kämpfen steht er erst am Anfang seiner Karriere und durfte unerwartet nach Barcelona, da der eigentlich vorgesehene Andreas Schnieders durch zwei K.-o.-Niederlagen seinen Platz in der Mannschaft verlor.
Der Junioren-Europameister Fischer ging deshalb ohne Druck ins olympische Turnier in Barcelona und kam immerhin durch Erfolge über den Marokkaner Ahmed Sarir und den Niederländer Jerry Nijman bis ins Viertelfinale und boxte anschließend gegen den erfahrenen Bulgaren um eine Medaille.
Die anwesenden Fans der deutschen Mannschaft in der Halle riefen "Willi, dröhn ihm eine", doch mehr Treffer gingen während des Kampfes auf das Punktekonto des Gegners, vor dem der Sachsenhäuser Fischer schon "Respekt" hatte, wie er nach dem Kampf sagte, in dem er vor allem in der ersten Runde zu wenig getan hatte.
Den Rest der Spiele erlebt Anlagen-Mechaniker Fischer nun als Sportler ohne Einsatz und hat sich vorgenommen, außer den Boxern auch mal die Taekwondoka zu besuchen. Die Olympischen Spiele in Barcelona findet er "super", weil er "viele nette Leute" kennengelernt hat und im olympischen Dorf die Stimmung ganz anders sei als sonst bei seinen sportlichen Einsätzen, wo immer nur Boxer um ihn rum sind.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
Obwohl die Sparappelle schon deutlich greifen, begrüßen die Stadtwerke die weitergehende Absicht des Regierungspräsidenten (RP) in Darmstadt, am 15. August den Wassernotstand auszurufen. "Die Verordnung des RP liegt weitgehend auf unserer Linie der Sparappelle", sagte der Technische Betriebsleiter Wasser bei den Stadtwerken, Wolfram Rißland. Für Bürger, Unternehmen und Behörden gebe es viele Möglichkeiten, kostbares Trinkwasser zu sparen, "ohne daß es wirklich weh tut". So sei es unsinnig, in der Mittagshitze den Garten zu sprengen.
Gleichwohl ist Rißland der Ansicht, daß die Sparappelle schon gefruchtet haben. Die Verbrauchsspitzen in Frankfurt liegen in diesem Sommer bisher weit unter denen des Vorjahres. Das meiste Trinkwasser - 263 000 Hektoliter - floß am sehr heißen Donnerstag, 30. Juli, durch die Leitungen. Im vergangenen Sommer habe die Spitze dagegen bei annähernd 300 000 Hektoliter gelegen.
Die Frankfurter haben trotz der Zunahme der Bevölkerung nach Angaben der Stadtwerke im ersten Halbjahr 1992 auch 1,2 Prozent weniger Wasser verbraucht als zur gleichen Zeit des Jahres 1991. luf
Unbekannte Täter haben in den vergangenen Tagen am Flughafen sowie in der Innenstadt zwei Nobelautos und ein teures Motorrad im Wert von insgesamt rund 200 000 Mark gestohlen. Aus dem Parkhaus eines Mietwagenunternehmens auf Rhein-Main wurde zwischen Samstag und Dienstag ein Daimler-Benz 230 CE mit dem Kennzeichen M - CW 8910 entwendet. Der Wagen ist etwa 70 000 Mark wert.
Aus der Tiefgarage des Frankfurter Flughafens stahlen Täter etwa im selben Zeitraum einen Mercedes 500 E mit der Autonummer CW - CP 111. Der Wagen, der einer Firma in Neuweiler gehört, repräsentiert einen Wert von über 100 000 Mark. enk
Eishockeyzweitligist EC Bad Nauheim hat den bekannten kanadischen ex-Profi Walt Poddobny (32) für ein Jahr unter Vertrag genommen. Poddobny spielte mehrmals in den Alt Star Teamsder nordamerikanischen Profiliga und stürmte unter anderem neben Wayne Gaetzky.
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Holzschutz als "riesenhafter Menschenversuch" gegeißelt Mediziner stellte Durchblutungsstörungen im Gehirn fest Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Ehrhorn Menschen, die über eine gewisse Zeit pentachlorphenolhaltige Holzschutzmittel eingeatmet haben, leiden nach den Untersuchungsergebnissen eines Wissenschaftlers aus Hamburg später häufiger als andere an Durchblutungsstörungen des Gehirns. Diese Störungen könnten zu erheblichen Beeinträchtigungen lebenswichtiger Funktionen führen, wie der Mediziner Karl Rainer Fabig am Mittwoch vor der 26. Großen Strafkammer des Landgerichts angab. Fabig nannte die Tatsache, daß Menschen derartigen Holzschutzmitteln ausgesetzt seien, einen "riesenhaften Menschenversuch". Geladen als sachverständiger Zeuge, ließ sich der Arzt über eine Studie aus, die er in jüngster Zeit mit zwei Patientengruppen durchgeführt hatte. Während die eine Gruppe von 121 Personen, hauptsächlich Kindergärtnerinnen aus Hamburg und Umgebung, sich in Räumen aufgehalten hatten, die mit PCP-haltigen Holzschutzmitteln gestrichen waren, war die andere Gruppe von 121 Personen keiner solchen Belastung ihrer Atemwege ausgesetzt.
Die insgesamt 242 Patienten, die sich an den Mediziner gewandt hatten und die an der Untersuchung teilnahmen, klagten allesamt über ähnliche Beschwerden: Antriebslosigkeit, Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, auch depressive Verstimmungen und "kaum noch Power". Er konzentrierte seine Untersuchungen nun darauf, den Blutfluß im Gehirn dieser Patienten zu messen.
Das Ergebnis, "mit dem ich selber nicht gerechnet habe", erbrachte einen "deutlichen Unterschied" zwischen den beiden Patientengruppen. Bei denjenigen, die Holzschutzmitteln ausgesetzt waren, habe er beachtliche Durchblutungsstörungen des Gehirns verzeichnen können, bei den anderen, unbelasteten, dagegen nicht. Zwar habe es in der Gruppe der Kindergärtnerinnen auch solche Personen gegeben, die einen normalen Befund gehabt hätten. "Es gibt offenbar sehr unterschiedlich empfindliche Gehirne", erklärte er dieses Ergebnis. "Insgesamt" aber, so der Mediziner, waren die Befunde in dieser Gruppe schlechter.
Die unbelasteten Patienten, die durch Berichte über die Gefährlichkeit von Holzschutzmitteln offenbar verunsichert waren, hätten auf die Nachricht von einem normalen Befund mit Erleichterung reagiert und anschließend auch nicht länger über solche Beschwerden geklagt. Bei den Belasteten hingegen hätte er eine solche Reaktion nicht feststellen können.
Nach Ansicht des Wissenschaftlers verkennen noch immer viele Mediziner die organischen Auswirkungen PCP-haltiger Mittel auf den menschlichen Organismus. "Viele Holzschutzmittelgeschädigte haben wegen ihrer Beschwerden eine Psychotherapie gemacht", und die sei dann, weil eine falsche Diagnose zugrunde gelegen habe, in der Regel völlig frustrierend verlaufen.
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Seit Mittwoch morgen dominiert der "Stellvertreter" das Straßenbild im westlichen Nordend. Der rotbraune Betonpoller, dessen Design mit einem Preis bedacht wurde, steht an den Einfahrten zur Tempo-30-Zone, die gestern in dem Dreieck Oederweg-Eckenheimer Landstraße- Eschenheimer Anlage eingerichtet wurde. Die Hindernisse verengen alle Einfahrten in das Wohngebiet und machen damit dem Autofahrer deutlich, daß er den Fuß vom Gaspedal nehmen sollte.
Die Verwendung der "Stellvertreter" hat in dem Quartier freilich für Verwunderung gesorgt. Bereits vor Monaten gab das Baudezernat die Devise aus, alle Einfahrten in die Tempo-30-Gebiete einheitlich mit den "Kölner Tellern" zu kennzeichnen. Dabei handelt es sich um Aluminiumscheiben, die als Doppelreihe auf die Fahrbahn geklebt werden und die beim Überfahren einen Holpereffekt erzeugen. Derart werden beispielsweise Autofahrer gebremst, die von der Wilhelmshöher Straße in die Hofhausstraße in Seckbach einbiegen.
Das Informationsbüro für die Tempo-30-Projekte im Technischen Rathaus konnte am Mittwoch keine Auskunft auf die Frage geben, warum im Nordend auch weiterhin Provisorien verwendet werden. Aus anderer Quelle verlautete, bei der Lieferung der "Kölner Teller" seien Engpässe entstanden.
Mit Nordend und Niederrad, wo heute die Schilder mit dem Limit aufgestellt werden, hat sich die Zahl der Zonen mit reduziertem Tempo auf knapp 30 erhöht. Bis zum Ende des Jahres, so die Prognose des Planungsdezernates, sollen noch rund 20 dazukommen. Die flächendeckende Einführung der projektierten 200 Gebiete ist bis 1996 vorgesehen.
Die Verkehrsüberwachung wird in den neuen Zonen nicht sofort mit dem Radarwagen auffahren. Sie will den Autofahrern eine Woche Zeit lassen, um sich auf die veränderte Situation einzustellen. Die gezielte Überwachung der Geschwindigkeit hat die Quote der Übertretungen in den Tempo-30-Straßen bis Mitte des Jahres auf rund 20 Prozent gesenkt. habe
HOCHHEIM. Mit einer Grenzsteinwanderung setzt die "Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim" nach den Sommerferien ihre heimatkundlichen Veranstaltungen fort. Am Samstag, 8. August, ist um 14 Uhr Treffpunkt am Geheimrat-Hummel- Platz. Von dort aus geht es entlang der Gemarkungsgrenze Hochheim-Kostheim von den Mainwiesen bis zum Käsbach. Neben den historischen Güter- und Gemarkungsgrenzsteinen sollen auch kleine Denkmäler am Wegesrand erläutert werden.
Da die etwa zweistündige Wanderung teilweise durch Feld- und Weinbergsgebiet führt, sollten Interessenten festes Schuhwerk mitbringen. fuh
Radelnder Räuber wurde in U-Haft geschickt
Ein Haftrichter hat jetzt den 29jährigen Mann, der Anfang der Woche von der Polizei am Freibad in Eschersheim unter dem Verdacht festgenommen worden war, überwiegend in diesem Stadtteil 17 Raubüberfälle per Rad begangen zu haben, in die Untersuchungshaft geschickt. Wie berichtet, war der 29jährige aufgrund von Hinweisen zweier Besucherinnen des Freibades festgenommen worden. Bei der Kripo gestand er zwölf der 17 ihm zur Last gelegten Überfälle auf Passantinnen. enk
"Friedberg - Stadtbewahrung und Stadtgestaltung zwischen Kultur und Kommerz" / FR-Serie von Michael Keller / Zweiter Teil
LIEDERBACH. Bevor die Gemeindevertretungsvorsitzende Marianne Schrödter am Dienstag abend in die Sitzung des Bauausschusses ging, wälzte sie noch einmal Gesetzeskommentare. Um entscheiden zu können, ob die fraktionslosen Parlamentsabgeordneten Dieter Kurnitzki und Hans-Joachim Fliege weiterhin in Ausschüssen stimmberechtigt sind, suchte sie nach vergleichbaren Fällen. Und wurde in einer Fußnote fündig: 1984 habe ein Oberlandesgericht in Norddeutschland entschieden, daß man das Mandat auch im Ausschuß behalten kann.
Solchermaßen gewappnet, machte sie sich auf den Weg. Doch siehe da: Niemand wollte wissen, ob Dieter Kurnitzki - von Ausschußmitglied Fliege als Vertreter geschickt - überhaupt reden durfte, berichtet sie. Und die Parlamentschefin ist sich nach anfänglichen Zweifeln sicher, daß jeder jeden im Ausschuß vertreten kann. Sie selbst sei schon mal für einen FDP-Mann eingesprungen.
Schwieriger wird es da am kommenden Donnerstag für den Hausmeister in der Liederbachhalle. Er muß für die Gemeindevertretersitzung die Tischordnung umändern, um als sechste Gruppierung die Fraktionslosen unterzubringen. "Die wollen wahrscheinlich auch in erster Reihe sitzen", befürchtet Marianne Schrödter Probleme bei Abstimmungen. Schon jetzt sei es nicht einfach, auf einen Blick die hochgehaltenen Arme zu erfassen, "weil sich das so in die Breite zieht".
"Honi soit qui mal y pense" - ein Narr ist, wer Böses denkt und das nicht nur auf den Raum bezieht. set
NEW YORK/BONN, 5. August (dpa/ff). Deutschland fordert für den Fall, daß es zu Änderungen in der Zusammensetzung des Weltsicherheitsrates kommt, eine "angemessene Berücksichtigung". Die Bundesregierung in Bonn will jedoch keine eigene Initiative mit diesem Ziel unternehmen und ihren Anspruch nur erheben, falls "andere Staaten oder Staatengruppen" eine Änderung der UN-Charta mit dem Ziel einer neuen Zusammensetzung des Sicherheitsrates beantragen.
Diese Position wurde von der deutschen UN-Vertretung in New York als "neue Sprachregelung" bezeichnet. Statt der bisherigen Standardformulierung, daß angesichts der großen Aufgaben in den neuen Bundesländern die Mitgliedschaft im Sicherheitsrat "keine Priorität" habe, wird mit der neuen Beschreibung klargestellt, daß die Deutschen sehr wohl an einem Sitz interessiert sind.
Nach Informationen der FR sind deutsche diplomatische Kreise in den USA verärgert darüber, daß Bonn nicht offen einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat fordert. Deutschland habe gute Aussichten auf eine solche Position und verzichte bewußt darauf, sein Interesse daran zu bekunden und seine Chance zu nutzen.
Auch der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Karsten Voigt, fordert die Bundesregierung auf, einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat "offensiv anzustreben". Voigt sagte der FR: "Im Rahmen einer Neugestaltung der außen- und sicherheitspolitischen Rolle des wiedervereinigten Deutschland sollten wir alle Möglichkeiten nutzen, um die UN zu stärken. Wer aber diese Stärkung und eine Reform der UN will, kann nicht auf einen ständigen Sitz verzichten." Als Gegensatz zu dieser Position betrachtet er die außen- und sicherheitspolitische Orientierung der Union. Diese gehe stärker in Richtung WEU und deutsch-französisches Korps, "das heißt, in Richtung auf traditionelle, multilaterale Interventionsbündnisse". Voigt glaubt, daß auch das Auswärtige Amt an einem ständigen Sitz "eigentlich interessiert" ist.
WIESBADEN. Der Sexualtäter, der seit Anfang Februar die Wiesbadenerinnen in Angst und Schrecken versetzt, ist wahrscheinlich gefaßt. Nach einem weiteren Überfall auf eine 41 Jahre alte Frau hat die Polizei einen 22jährigen Asylbewerber aus Rumänien festgenommen. Bei einer Gegenüberstellung identifizierte das Opfer den Mann ohne jeden Zweifel als Täter. Umfangreiche Untersuchungen beim Hessischen Landeskriminalamt und beim Erkennungsdienst des Polizeipräsidiums sollen jetzt klären, ob sich der Verdacht gegen den politischen Flüchtling erhärtet.
Der zehnte Überfall in der Vergewaltigungsserie ereignete sich am Mittwoch gegen 22.40 Uhr in der Roonstraße. Die 41 Jahre alte Frau hatte die Haustür geöffnet und wollte in den zweiten Stock zur ihrer Wohnung, als sie auf der Treppe einen Mann bemerkte, der ihr folgte. Nur Sekundenbruchteile später packte der die Frau von hinten und hielt ihr den Mund zu.
Sie wehrte sich heftig und stieß ihn mit den Ellenbogen die Treppen hinunter. Als der Täter strauchelte, nutzte sie die Zeit, um in ihre Wohnung zu flüchten und die Polizei über Notruf zu verständigen.
Die befand sich seit Wochen im Wiesbadener Westend wegen der Serie von Vergewaltigungen in höchster Alarmbereitschaft. Alle Zivilbeamten wurden in die Roonstraße beordert und in den umliegenden Straßen zusammengezogen, ihre uniformierten Kollegen hatten nur wenige Minuten später das Wiesbadener Westend weiträumig unter Kontrolle. An der Einmündung der Bleichstraße in den Bismarckring wurde der 22jährige Verdächtige schließlich aufgegriffen. Die Staatsanwaltschaft hat gestern Haftbefehl beantragt.
Seit Februar sind im Wiesbadener Westend, im Rheingau-Viertel und in Biebrich insgesamt zehn Frauen überfallen worden - und zwar fast immer nach dem gleichen Muster: Der Täter lauerte ihnen an der Haustür oder im Flur auf, würgte sie von hinten und versuchte, sie in ihre Wohnungen zu drängen. Fünf seiner Opfer vergewaltigte er, mehreren raubte er zudem noch Bargeld und Scheckkarte.
Diese Gewalttaten lösten zahlreiche Aktionen in der Landeshauptstadt aus. Beispiel: Selbstverteidigungskur- Frauen starten morgen abend Demonstration se für Frauen. Zugleich wurde die Diskussion über Gewalt gegen Frauen neu angeheizt. Die ist nämlich laut der Gruppe "Frauen und Lesben gegen Sexismus" kein "individuelles Problem, sondern gesellschaftliches Prinzip".
In einer für morgen, Freitag, geplanten Demonstration (Treffpunkt: 22 Uhr am Blücherplatz) wollen die Frauen ihre Forderungen artikulieren. Tenor: "Wir wollen uns auch ohne Polizeischutz in der Öffentlichkeit bewegen können." maf
Asylbewerber: Zahlen sagen nicht alles
Erstmals fahndet die Kripo jetzt mit einem Videobild nach einem Straßenräuber (Foto), das von einer Kamera gemacht wurde, die in einem Geldautomaten einer Bankfiliale im Westend versteckt ist. Das leicht unscharfe Bild zeigt einen etwa 25 bis 30 Jahre alten Mann, der bereits in der Nacht zum 27. Juli gemeinsam mit einem etwa gleichaltrigen Täter einen 56 Jahre alten Passanten mit vorgehaltenem Messer gezwungen hatte, an diesem Automaten 400 Mark von seinem Konto abzuheben und ihnen zu geben.
Wie Polizeisprecher Manfred Feist am Mittwoch sagte, haben bereits einige Kreditinstitute in Frankfurt eine Anzahl ihrer Geldautomaten entsprechend ausgerüstet. Nicht nur, um Fahndungsbilder von Straßenräubern zu bekommen, sondern vor allem, um Täter zu fassen, die in betrügerischer Absicht an den Geldautomaten manipulieren.
Im konkreten Fall hatten die beiden Räuber den Passanten gegen 1.45 Uhr im Grüneburgpark überfallen und ihm die Geldbörse abgenommen, in der 1200 Mark steckten. Die Beute war ihnen nicht genug. Sie trieben ihr Opfer zu einer nahegelegenen Bankfiliale, um dort weiteres Geld abzuheben.
Zumindestens einer der Täter hatte Pech und wurde von der versteckten Videokamera bei der Tat abgelichtet. Die Bank übergab der Kripo das Videoband, die sich ein Standbild dieses Täters als Fahndungsfoto zog. Der Abgelichtete ist etwa 1,60 bis 1,65 Meter groß und hat dunkles, gelocktes Haar und trägt einen Oberlippenbart. Sein Komplize ist nach Beschreibung des Opfers etwa 1,75 Meter groß, ebenfalls schlank und hat mittelblondes, glattes Haar.
Nach den Worten des Polizeisprechers gibt es diese versteckten Videokameras in Geldautomaten in Frankfurt bereits seit einiger Zeit. Kreditinstitute und die Polizei hätten bislang aus Sicherheitsgründen darüber geschwiegen. Auch am Mittwoch war Feist nicht bereit, Auskunft zu geben, wann genau die Videokamera, die nur einen kleinen Ausschnitt vor dem Geldautomaten aufnimmt, zu laufen beginnt. "Es gibt da auslösende Momente", sagte der Polizeisprecher vorsichtig. Es sei keineswegs so, daß jeder Bankkunde, der sich am Automaten Geld hole, auf Video gebannt werde.
Feist konnte am Mittwoch nicht sagen, wie hoch der Schaden bis heute wegen betrügerischer Manipulationen an Geldautomaten war. enk
Falls das Verfassungsge- richt die Reform des § 218 kippen sollte, wäre das ein Schlag gegen den Parlamentarismus, meint Ministerpräsident Gerhard Schröder auf Seite 4.
HALLE, 5. August (epd). Kritik an der anonymen Veröffentlichung einer Liste mit 5000 mutmaßlichen Stasi-Informanten hat der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des ehemaligen DDR-Staatssicherheitsdienstes, Joachim Gauck, geäußert. Er stehe der Veröffentlichung "mit überaus gemischten Gefühlen gegenüber", sagte er am Mittwoch in Halle. Seine Behörde habe die ersten zehn der in der Liste aufgeführten Personen überprüft und dabei festgestellt, daß in diesen Fällen "niemand ungerechtfertigt auf den Listen steht".
Seine Behörde bemühe sich darum, die Überprüfungsanträge von Personen dieser Liste "vorrangig" zu behandeln, sagte Gauck. Bisher hätten rund 300 Menschen um Auskünfte gebeten. Den von der Veröffentlichung Betroffenen legte der Theologe nahe, das Gespräch mit Freunden und Verwandten zu suchen. Gleichzeitig warnte er davor, alle vermeintlichen inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi "über einen Kamm zu scheren".
HOFHEIM. Dinosaurier basteln, Gips gießen, Perlenketten fertigen, Papierbatiken oder Blumentöpfe bemalen: das alles und noch viel mehr wird dem Nachwuchs beim zweiten Kinderfest der Stadtbücherei geboten. Am Sonntag, 16. August, wird auf dem Parkplatz hinter der Stadtbücherei (Elisabethenstraße 3) gefeiert.
Ab 14 Uhr baut auch die Jugendverkehrsabteilung der Polizei einen Parcous für geschickte Radler auf. Animateur Michael Gemkow bietet ein Liederprogramm.
Außerdem werden in großem Stil Comics vernichtet. Wer sein Heftchen in die Zerstörungsmaschine stopft, bekommt ein neues Taschenbuch. pms
"Ich kann mir nicht vorstellen, daß gewissenhafte Sportlehrer die Kinder bei dieser Hitze rausjagen." Karin Drada- Kühn, Sprecherin des hessischen Kultusministers Hartmut Holzapfel, setzt auf den "gesunden Menschenverstand". Eine Verordnung des Ministeriums gibt es bisher aber nicht, die es den Sportlehrern an den Schulen verbietet, bei überhöhten Ozonwerten mit ihren Schülern und Schülerinnen im Freien Sport zu treiben.
An einigen Hitzetagen im Juli hatte die Hessische Landesanstalt für Umwelt wieder Ozonwerte gemessen, die über dem Grenzwert von 180 Mikrogramm in einem Kubikmeter Luft lagen. Ab diesem Wert warnt der Umweltminister die Bürger, sich allzu heftig im Freien zu bewegen. Vor allem Kinder, ältere oder empfindliche Leute sollten sich dann lieber in geschlossen Räumen auf- und ruhig verhalten.
Nach den vergangenen Sonnentagen nähern sich die Ozonwerte nun langsam wieder dem Grenzwert. Am Mittwoch nachmittag ermittelte die Hessische Landesanstalt für Umwelt an den Frankfurter Meßpunkten Werte zwischen 120 (Bockenheim) und 160 (Höchst) Mikrogramm Ozon.
Bei diesem Wetter finden die meisten Sportstunden in der Halle statt, beruhigt Bernd Herchenröther von der Ernst-Reuter-Schule II besorgte Eltern. Die Sportlehrer ließen die Jugendlichen zwar manchmal draußen laufen oder Leichtathletik treiben. "Aber bei der Hitze bleiben wir in unseren Hallen." Auch an anderen Schulen werden die Sportstunden grundsätzlich in Hallen eingeteilt. "Ins Freie gehen wir nur, wenn es nicht zu heiß ist", bestätigen Sportlehrer. luf
Wenngleich die Frankfurter Polizeiführung bei jeder Gelegenheit beteuert, daß sie das Drogenproblem mit ihren Zwangsmitteln nicht lösen kann, hat sie die Repression auf der offenen Szene in diesem Jahr bereits - ungeachtet der Defizite bei den städtischen Hilfsangeboten für Suchtkranke - verschärft. Polizeisprecher Karlheinz Reinstädt: "Wir konnten wegen der Auswüchse nicht mehr warten. Sofortiges Handeln war geboten".
In Zugzwang sah sich die Polizei vor allem wegen einer veränderten Dealerstruktur. Die Regie haben mittlerweile nordafrikanische Händler übernommen, deren Aggressivität gefürchtet ist und denen Fixer wie Kokser nachsagen: "Die dealen mit dem Messer in der Hand".
Mit gesteigerter Präsenz will die Polizei einerseits die Dealer in Schach halten und andererseits die Beschaffungskriminalität der Süchtigen zurückdrängen, die hochgradig für Raubüberfälle und Einbrüche verantwortlich sind. Im letzten Jahr stiegen die Straßenüberfalle auf die Rekordzahl von 2000.
Die Polizei konnte die Schraube deswegen anziehen, weil ihr am 1. April die Bereitschaftspolizisten vom Flughafen zugeteilt wurden. Damit steigerte sich der Personaleinsatz auf der Szene von 40 auf 100 Beamte. Mittlerweile werden erste Erfolge gemeldet. Die Raubstraftaten sind im ersten Halbjahr um 23 Prozent zurückgegangen.
Was die Polizei seit Monaten praktiziert, "darf nicht mit der weitgehenden Auflösung der offenen Drogenszene verwechselt werden", erläutert Pressesprecher Reinstädt. "Mit dem nächsten Schritt werden wir nicht ohne Absprache mit dem Oberbürgermeister beginnen", verspricht Stellvertreter Peter Borchardt. Und sagt zugleich, "daß wir keinen Druck auf die Stadt ausüben". Es sei beschlossene Sache, die Repression erst dann zu steigern, wenn die Kommune ihre Hilfsangebote ausgeweitet habe.
Uli Geißler, Referent des OB, mag dafür keinen Zeitpunkt nennen. Doch bei einem Strategiegespräch zwischen städtischen Ämtern wurde den Polizeivertretern letzte Woche angekündigt, das Angebot solle bis Ende Oktober stehen.
Die Polizeiführung hat für diesen Zeitpunkt ein Szenario über die Auflösungsphase entworfen. Peter Borchardt: "Wir machen das mit Augenmaß, denn wenn das nicht klappt, dann bekommen wir die Vorwürfe". So kündigt eran, zunächst einmal würden auf der Szene Informationsblätter verteilt, auf denen die Polizeimaßnahmen ebenso beschrieben würden, wie die Skala der städtischen Hilfsangebote.
Die Polizei werde frühmorgens in der Taunusanlage bereitstehen, um bereits erste Ansammlungen zu verhindern. Kontrollposten in der gesamten Innenstadt sollen verhindern, daß sich die Fixer-Dealer-Szene an anderer Stelle bilden kann. Händler würden bei neuerlichem Auftauchen in Verwahrung genommen. Süchtige den ambulanten Hilfsdiensten übergeben. Für Suchtkranke von außerhalb muß nach Meinung der Polizei ein Fahrdienst in ihre Heimatgemeinden organisiert werden.
Borchardt geht davon aus, daß die Polizei ihre Maßnahmen mit dem städtischen Drogenreferat jeweils auch vor Ort abstimmen kann. Ziel sei es, die Fixer nicht zu verjagen, sondern wenn möglich den ambulanten Diensten zu übergeben.
HOCHHEIM. Zu einem zweitägigen Fest laden die Bewohner der Hochheimer Oststadt ein. Am kommenden Wochenende sollen die Bürger mit Musik, Tanz, Gegrilltem und Flüssigem ordentlich feiern können, um sich dabei ungezwungen kennenzulernen.
Festplatz ist der Spielplatz hinter der Kleiststraße, wo die großen Bäume ausreichend Schatten bieten und auch die Kinder sich die Zeit vertreiben können. Am Samstag geht es um 15 Uhr los, am Sonntag bereits um 11 Uhr zum Frühschoppen. Und auch die eine oder andere Überraschung verprechen die Organisatoren, "ein Team aus der Hochheimer Oststadt". fuh
Bis nachts um halb drei dürfen die Amis über die Orte dröhnen Immer deutlichere Kritik der Politiker am Bonner Verteidigungsministerium und der Ignoranz der US-Armee gegenüber der Bevölkerung Von Wolfgang Heininger
Experten rügen SAT 1-Film über kommerzielle Sterbe-Hilfe Privatsender wollte mit Video eines Selbstmörders Methoden der Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben anprangern
Rund 7,3 Millionen Mark wird die Restaurierung der spätgotischen Nikolauskapelle in Bergen, einschließlich Abriß und Neubau des baufälligen Hauses Marktstraße 58, kosten. Voraussichtlich bis Anfang nächsten Jahres will man dem Hauptgebäude des alten Gemäuers zu neuem Glanz verholfen haben. Dies berichtete Günter Schmitteckert, Mit- arbeiter des Hochbauamtes, in der jüngsten Sitzung des zuständigen Ortsbeirates 16.
Erst nachdem für das Vorhaben bereits 5,9 Millionen Mark bewilligt worden waren, hatte man festgestellt, daß das Fachwerkhaus in der Marktstraße 58 baufällig ist. Dort besteht Einsturzgefahr, die Dekke mußte schon von innen abgesichert werden. Das Gebäude, dessen Obergeschoß noch bis Ende der 80er Jahre bewohnt war, muß abgerissen werden. Abriß, Schuttbeseitigung und Neubau aber kosten zusammen rund 1,2 Millionen Mark.
Wenn der Mehrkostenantrag bewilligt ist, werde es noch einmal ein Jahr dauern, bis das gesamte Projekt fertiggestellt ist, erklärte Günter Schmitteckert. Dann soll in die Häuser Marktstraße 56 und 58 die Jugendmusikschule Bergen-Enkheim einziehen. gap
KRIFTEL. Das sind sie also. Heiß erwartet, viel diskutiert. Drei blütenweiße Hefte, harmlos aussehend. Der Inhalt, millionenschwer, wird vielen Lesern auch bei intensiver Beschäftigung ein Rätsel bleiben - ob im "umzensierten" Original oder in der Ausgabe, in der Namen mit dicken schwarzen Balken unkenntlich gemacht wurden. Zahlen, Fakten und viel Text in gestelzter Verwaltungssprache, der erklären soll, wie der verstorbene Amtsrat Peter M. es geschafft hat, unbemerkt Geld in die eigene Tasche zu wirtschaften. 1,5 Millionen Mark sollen es sein.
Den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses, die seit Dienstag auch als Akteneinsichtsausschuß arbeiten, stehen harte Wochen bevor. Karl-Heinrich Hechler (SPD), der bei der konstituierenden Sitzung des Gremiums zum Vorsitzenden gewählt wurde, sagt: "Ich weiß nicht, ob der Akteneinsichtsausschuß allein mit Abendsitzungen durchkommt." Eventuell wollen die Parlamentarier die Berichte zu den Unterschlagungen auch vormittags durchackern.
Wenn der Akteneinsichtsausschuß am 17. August zum zweiten Mal tagt - Hechlers Stellvertreter ist Reinold Klaucke (CDU) -, werden seine Mitglieder erstmals die Original-Berichte einsehen. Hechler: "Wir sind keine Experten, wollen aber nicht bis 1994 über den Prüfberichten brüten."
Die Arbeit des Akteneinsichtsausschusses ist die Voraussetzung für die politischen Konsequenzen, die aus der Unterschlagungsaffäre gezogen werden.
Im Mittelpunkt des Interesses steht schon jetzt Erster Beigeordneter Paul Dünte (CDU), der Vorgesetzter des Amtsrats gewesen ist. pms
Kurz gemeldet
WIESBADEN. Die Vergewaltigungsserie, die seit Februar Frauen in Wiesabden in Angst und Schrecken versetzt, steht möglicherweise kurz vor der Aufklärung. Die Polizei nahm am Dienstag einen 22jährigen Rumänen fest. Er wurde von einer 41jährigen als der Mann identifiziert, der sie wenige Minuten zuvor auf der Treppe in ihrem Wohnhaus überfallen hatte.
Der Frau war durch heftige Gegenwehr die Flucht in ihre Wohnung gelungen. Dort hatte sie die Polizei alarmiert, die den Mann wenig später in der Nähe des Tatorts aufspürte.
Der gesuchte Sexualtäter hat insgesamt zehn Frauen in Wiesbaden überfallen und sie zum Teil vergewaltigt und beraubt. Dabei war er fast immer nach dem gleichen Muster vorgegangen: Er hatte seinen Opfern an der Haustür oder im Flur aufgelauert, sie von hinten gewürgt und versucht, in die Wohnung zu drängen. Genauso schilderte auch die 41jährige den Tathergang: Der Mann war ihr nachts im Treppenhaus gefolgt und hatte sie von hinten attackiert. maf
WIESBADEN. Rauschgiftfahnder des Landeskriminalamts haben jetzt vor einem Hotel in der Innenstadt zwei international aktive Drogenhändler festgenommen und drei Kilogramm Heroin beschlagnahmt. Ein 34 Jahre alter Türke, der in den Niederlanden wohnt und nach den Erkenntnissen der Polizei bereits seit einiger Zeit Rauschgiftgeschäfte vorwiegend im norddeutschen Raum und in Frankreich abwickelte, versuchte nun, seinen Absatzmarkt auf das Rhein- Main-Gebiet auszudehnen.
Er hatte seinen hiesigen Geschäftspartnern eine Lieferung von 100 Kilogramm Haschisch und 40 Kilo Heroin in Aussicht gestellt und wollte am Samstag abend in der City ein Kilo Heroin als Probe übergeben. Dabei wurde er mit seiner Begleiterin festgenommen. Die Frau hatte für ihn - wie in den meisten Fällen zuvor - den Rauschgifttransport über die niederländische Grenze übernommen, und zwar dort, wo es keine Zollkontrollen mehr gibt.
Bei der Durchsuchung seines Autos wurden im Kofferraum noch zwei Pakete mit insgesamt zwei Kilo Heroin gefunden. Gegen das Duo wurde Haftbefehl erlassen. maf
G. SCHRÖDER
Das Wetter
Wetterlage Während der Norden von einer sich abschwächenden Kaltfront gestreift wird, bestimmt ein Hoch über Polen mit trocken-warmer Festlandsluft das Wetter in der Mitte und im Süden Deutschlands.Vorhersage bis Freitag früh Im norddeutschen Tiefland Durchzug von Wolkenfeldern, sonst heiter. Höchsttemperaturen um 26 Grad. Im übrigen Deutschland sonnig und trokken. Höchsttemperaturen zwischen 29 und 34 Grad.
Tiefstwerte 15 bis 20 Grad. An der Küste anfangs mäßiger westlicher Wind, sonst meist schwachwindig. Weitere Aussichten Heiter bis wolkig und sehr schwül. Im Süden einzelne Gewitter.
Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
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wolkenlos 25
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leicht bewölkt 25 Sylt
wolkig 19 Zugspitze
leicht bewölkt 10
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Sonnenaufgang 6.02 Uhr Sonnenuntergang 21.00 Uhr Mondaufgang 16.03 Uhr
MAIN-TAUNUS-KREIS. Sollte ein Recht auf Arbeit in der deutschen Verfassung verankert werden? Nicht nur in Bonn, wo Kommissionen darüber beraten, wie das Grundgesetz zu einer Verfassung für alle 16 Bundesländer verändert werden kann, ist das ein Thema. Die CDU Main-Taunus lädt am Mittwoch, 12. August, zu einem Vortrag von Professor Rudolf Steinberg (Universität Frankfurt) ins Alte Rathaus nach Kelkheim-Münster ein. Der Jurist referiert über Themen und Alternativen aus der Verfassungsdebatte. Außerdem beteiligen sich Bürger, die eigene Formulierungsvorschläge für einzelne Artikel ausgearbeitet haben. Beginn ist um 20 Uhr. set
SELIGENSTADT. Der SPD-Ortsverein Seligenstadt bereitet für Dienstag, 18. August, eine Podiumsdiskussion zum Thema "Politisch Verfolgte genießen Asyl" vor. So lautet der Artikel 16 des Grundgesetzes. Das Gespräch, an dem neben dem SPD-Unterbezirksvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Matthias Kurth und Bürgermeister Rolf Wenzel auch ein Pfarrer sowie der Leiter der Ausländerabteilung der Frankfurter Volkshochschule teilnehmen, beginnt um 20 Uhr im kleinen Saal des "Riesen".
Das Thema "Asyl" erregte vor den Sommerferien wochenlang die Gemüter in Seligenstadt und seinen Stadtteilen. Besonders in Froschhausen, dem Heimatdorf des CDU-Landtagsabgeordneten Frank Lortz, häuften sich die Beschwerden über zu viel Asylbewerber, die im Ort untergebracht werden sollten. Die Christdemokraten machten die Frage, wie und wo die Flüchtlinge einquartiert werden sollten, zum kommunalpolitische Dauerthema. Nun kritisiert Lortz erneut "den ständig wachsenden Mißbrauch des Asylrechts". Er spricht von dem "Asylbetrug als eines der großen Verbrechen in Deutschland im Jahr 1992". Es sei dem deutschen Steuerzahler, so der CDU- Mann, nicht mehr länger zuzumuten, "die angereisten Wirtschaftsflüchtlinge aus aller Welt zu finanzieren". Auch für die Städte und Gemeinden im Kreis Offenbach sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Diese Meinung werde auch den Verantwortlichen der SPD in den Kommunen geteilt.
"Daß die deutsche Bevölkerung - entgegen den Beschimpfungen von linker Seite - sehr wohl ein Herz für gefährdete Menschen aufbringt, zeigt das Verhalten im aktuellen Jugoslawien-Konflikt", meint Lortz. Denn, so fährt er fort, keine andere Nation in Europa benehme sich so vorbildlich . . . fin
In einem offenen Brief hat jetzt der Vorsitzende des Frankfurter Mieterschutzvereins, Werner Schaub, Oberbürgermeister Andreas von Schoeler aufgefordert, bei geplanten Umwandlungen von Altbauwohnungen in Eigentumswohnungen solange keine Abgeschlossenheitserklärungen zu erteilen, bis der Gemeinsame Senat der obersten Gerichtshöfe seine Entscheidung in dieser Sache schriftlich begründet hat.
Wie mehrfach berichtet, hatte der Senat am 30. Juni die von Frankfurt und anderen Städten geübte Praxis, eine Umwandlung nur dann zu gestatten, wenn Trennwände und Trenndecken den Anforderungen des heutigen Bauordnungsrechts entsprechen, als rechtswidrig verworfen.
Der Magistrat hatte zuvor gehofft, mit dem Bauordnungsrecht langfristig einen Hebel gegen die Vertreibung von Mietern gefunden zu haben. Tatsächlich waren in den letzten beiden Jahren die Umwandlungsanträge stark zurückgegangen. Nach der Entscheidung in Karlsruhe aber gibt es eine Flut von Anträgen auf Umwandlung. In den beiden Wochen nach dem Richterspruch waren es in Frankfurt allein rund 600.
Nach Ansicht Schaubs sollte das bisherige Verwaltungsverfahren zunächst beibehalten werden. Der Mieterschutzverein hofft, daß dann nach der parlamentarischen Sommerpause der Bundestag schnell die bisherige, einschränkende Genehmigungspraxis sanktioniert und einem vom Bundesrat einstimmig beschlossenen Gesetzentwurf folgt.
Planungsdezernent Martin Wentz meinte am Mittwoch, dieses offenen Briefes von Schaub hätte es gar nicht bedurft. "Wir warten ohnehin auf die schriftliche Begründung des Urteils. Wir sind eine gründliche Verwaltung und verlassen uns nicht auf Presseberichte über diese Entscheidung. Ebenso wie Herr Schaub hoffen wir darauf, daß der Bundestag schon bald eine Lösung in unserem Sinne trifft." Wentz sagte, er habe selbst mehrfach bei Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer in dieser Angelegenheit vorgesprochen. "Ich bin allerdings nur auf taube Ohren gestoßen." Er hoffe, daß der Bundestag verständnisvoller sei als die Ministerin.
Im Planungsamt kommentierten führende Mitarbeiter den Appell des Frankfurter Mieterschutz-Vorsitzenden Schaub sarkastisch. "Ausgerechnet er, der lange Jahre für die CDU im Stadtparlament gesessen hat, sollte es besser wissen und mit solchen Aktionen Ministerin Schwaetzer ins Gebet nehmen." enk
KELKHEIM. Hausarbeit - eine Wissenschaft für sich? Dieser Frage geht die Ausstellung "Haushalts(t)räume" nach, die im Kelkheimer Rathaus ab Freitag, 7. August, ein Jahrhundert Rationalisierung und Technisierung in Haus und Küche vorstellen will. Gezeigt werden die Entwicklungen der Wohnarchitektur, der Wasser- und Energieversorgung sowie Veränderungen im Zusammenleben der Familie. Die Ausstellung, die von der Arbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft (Bonn) und der Stiftung Verbraucherinstitut zusammengetragen wurde, ist bis 25. August werktags von 8.15 bis 12 Uhr sowie dienstags und donnerstag auch von 16 bis 18 Uhr geöffnet. set
BAD HOMBURG. Unter dem Motto "Ein Tag im Jahr 2222" steht in diesem Jahr das Sommerfest im Kinderheim "Haus Gottesgabe". Seit Tagen sind Kinder damit beschäftigt, Kostüme für ihr futuristisches Spiel zu nähen und die Spiele zu proben. "Das macht eine Menge Arbeit, aber die Kinder haben viel Spaß dabei", berichtet Heimleiter Axel Höfer.
In einer Tombola warten über 500 Preise auf ihre Gewinner. Der erste Preis ist ein Super-Mikrowellenherd, den ein Küchenstudio aus Butzbach gestiftet hat.
Das Fest findet am Samstag, 22. August, um 15 Uhr statt. Sein Erlös ist bestimmt für den Bau eines Spielplatzes auf dem Heimgelände. che
"Bewußtseinsveränderung bei den Menschen bewirken - das dauert." Thomas Rautenberg, Dezernent im Umlandverband Frankfurt (UVF), weiß das, seitdem die in den Medien und von Werbeprofis hochgelobte UVF-PR-Kampagne "Abfall ist kein Müll" läuft. Am Mittwoch ging die Aktion, die auf Vermeidung und Wiederverwendung von Müll zielt, ins zweite Jahr und in die zweite Runde. "Nach einem großen Schrapnell-Schießen im ersten Jahr mit Infomobil und Happenings wechseln wir zu Zielgruppen-Angeboten - wir wollen an die Schulen ran."
Die 112 Schulen im UVF-Gebiet, die Sekundarstufe I (Klassen 7 bis 10) und/oder II (11 bis 13) haben, kriegen ein dickes Geschenkpaket vom Umlandverband. Drin verpackt sind Unterrichtsmaterialien - 200 Seiten Texte, Bilder, Folien "Vom Aufstieg, vom Abfall und vom Wert der Dinge". Das sei "kein Ordner mit ein paar netten Ideen und ein paar unverbindlichen Tips, wie man vielleicht ein bißchen Unterricht mit Ökologie machen könnte", sagt Pressesprecher Bernd Röttger, "das ist hochinteressantes Material."
Verfaßt und zusammengestellt haben es der Politologe Mark Arenhövel und Peter Henkenborg, Dozent am Institut für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften an der Uni Gießen. "Bildung ist Auseinandersetzung mit zentralen Schlüsselproblemen", sagt Henkenborg. Eines davon sei der Umgang mit Müll.
Die in fünf Sachkapitel unterteilten didaktischen Einheiten sind "fächerübergreifend angelegt". Es findet sich Stoff für Geschichts-, Mathe-, Sozialkunde-, Deutsch-, Bio- und Chemieunterricht. Man wolle die "Wahrnehmung schärfen", "Zusammenhänge und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen" und die "Kritikfähigkeit der Schüler" steigern, beschreibt der Gießener Hochschullehrer die Ziele.
Das "Müll-Paket" wird auch an Interessenten außerhalb des UVF verschickt. Es kostet 80 Mark und kann beim UVF, Am Hauptbahnhof 18, 6 Frankfurt am Main 1, bestellt werden. Das Hessische Institut für Lehrerfortbildung offeriert Pädagogen zudem Einführungsworkshops und Themenseminare zum "Abfall"-Unterricht; der UVF schreibt für den Herbst einen Videowettbewerb unter Schülern aus.
Für Grundschüler ist das Drehbuch einer "Müll-Music-Show" in der Mache: "Klassen können das dann im Musikunterricht einstudieren und aufführen." peh
FR-mobil: Expertendiskussion über die Zukunft des Tourismus
Geringfügig geändert haben sich die Pläne für das zukünftige Wohngebiet "Enkheim Ost" an der Leuchte. Dort wird der ursprünglich vorgesehene Wohnraum zugungsten eines "Kleinsportfeldes" mit Bolzplatz etwas kleiner ausfallen. Statt anfangs geplanter 700 ist die Zahl der geplanten Wohneinheiten nun auf 680 gesunken.
Dies verkündete Helga Müller-Schliepe, Baudirektorin im Planungsamt, in der Sitzung des Ortsbeirates 16. Dort trug sie - unterstützt durch zwei Kollegen - einen aktuellen Werkstattbericht vor. Dabei betonte sie noch einmal das "städtebauliche Ordnungssystem", das den Entwurf der beauftragten Architekten auszeichne. Dabei sei der vorhandene Grünbestand der Fläche "am besten respektiert" worden.
Ein grüner Gürtel soll den Osten des Wohngebietes in nordsüdlicher Richtung durchziehen. Zudem sind dort auf einer zentralen Achse eine dreizügige Grundschule, zwei Kindertagesstätten, ein evangelisches Gemeindezentrum sowie Einzelhandelsgeschäfte vorgesehen.
Das Gebiet soll über zwei parallel zur Leuchte verlaufende Straßen erschlossen werden. Zentrum wird ein kleiner Platz sein. Den Plan bezeichnete Müller-Schliepe allerdings als noch "halbgar". gap
DIETZENBACH. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in Dietzenbach bittet zum Besuch im "Harmonie-Saal", dem neuen Treffpunkt für einen Spielkreis in der Altstadt. Für Samstag, 22. August, ist von 14 bis 17 Uhr ein "Nachmittag der offenen Tür" geplant. Gleichzeitig soll auf dem Harmonie-Platz ein Flohmarkt für Frauenkleider für reges Treiben sorgen. Wer einen Stand aufbauen möchte sollte sich umgehend unter der Nummer 06074 / 36 94 oder 3 29 35 anmelden. fin
Von der Drogenszene in der Taunusanlage geht eine erhebliche Gefahr für die Sicherheit der Frankfurter Bürger aus. Diese These vertreten die Polizeipressesprecher Karlheinz Reinstädt und Peter Borchardt in einem Artikel für die September-Ausgabe der Hessischen Polizeirundschau, einem Organ des Innenministeriums, den sie vorab veröffentlicht haben. Die Autoren stützen sich auf ein Gutachten zu dieser Problematik, das der Gießener Sozialwissenschaftler Professor Kreuzer nach zahlreisor Kreuzer nach zahlreichen Gesprächen mit Drogensüchtigen geschrieben hat.
Nach dieser Quelle sind Rauschgiftsüchtige zwischen knapp 22 und 45 Prozent an Eigentumsdelikten und Raubüberfällen beteiligt. Reinstädt und Borchardt rechnen auf dieser Basis hoch und gelangen zu dem Ergebnis, daß sich die Süchtigen in Frankfurt die Mittel für den Kauf der Drogen im Jahresschnitt bei 12 600 Diebstählen aus Kraftfahrzeugen, 1800 Einbrüchen in Gebäude und Wohnungen sowie bei 400 Überfällen beschaffen.
Vor diesem Hintergrund rechtfertigen sie das Ausmaß der Präsenz und der Kontrollen auf der offenen Szene und in der City. Ziel der polizeilichen Maßnahmen sei es, sowohl die Hemmschwelle für die Tatausführung als auch das Festnahmerisiko zu erhöhen. Flankierend fordern die Pressesprecher eine soziale Betreuung von gefährdeten Jugendlichen und pädagogische Maßnahmen bei Ersttätern.
Die Pressesprecher bewerten die Polizeiaktionen gegen die Drogenszene im ersten Halbjahr dieses Jahres als positiv. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres stieg die Zahl der kontrollierten Personen um mehr als 125 Prozent auf knapp 73 000. Die Platzverweise nahmen in ähnlichem Ausmaß auf knapp 35 000 zu. Die vorläufigen Festnahmen erreichten knapp 2000 - plus 80 Prozent.
Beim Kleinhandel auf der Szene stellte die Polizei erstmals mehr Kokain als Heroin sicher: 4,5 gegenüber 3,8 Kilo. Im Vergleichszeitraum waren es lediglich 144 Gramm Kokain und 2,2 Kilogramm Heroin.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 1211 Drogensüchtige erstmals polizeilich registriert. 320 kamen aus Frankfurt, 362 aus Hessen und 167 hatten keinen festen Wohnsitz.
Die übrigen Süchtigen, die hier ihren Bedarf decken wollten, waren in Rheinland-Pfalz (124), Bayern (114) und Baden-Württemberg (106) gemeldet. habe
Zahl der Diebstähle aus Schwimmbad-Spinden steigt Die Täter arbeiten vermutlich oft mit Nachschlüsseln Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Die Diebstähle aus den Kleiderspinden in Frankfurts Badeanstalten nehmen immer mehr zu. Allein in diesem Jahr wurden dem Sport- und Badeamt 61 entsprechende Fälle gemeldet. Das sind zehn Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Teils brachen die Täter, von denen bislang keiner erwischt wurde, die Türen auf oder sie fertigten nach Vermutung des Amtes Zweitschlüssel an, mit denen sie die Spindtüren öffnen und Bares sowie Wertsachen mitnehmen konnten. Hilmar Spilger, Verwaltungsleiter des Amtes, ist überzeugt, daß die tatsächliche Diebstahlquote noch wesentlich höher liegt. Vielfach würden von den Badegästen keine Anzeigen erstattet, weil sie wüßten, daß sie leichtfertig mit den Schlüsseln umgegangen seien. "Wer im Freibad seinen Spindschlüssel unter dem Badehandtuch hat liegen lassen und dann bestohlen wurde, verzichtet erfahrungsgsgemäß meist auf die Anzeige."
Das Amt läßt fast ständig Schlösser an den Spinden austauschen, die entweder defekt sind oder an denen offensichtlich bereits manipuliert worden ist. Dies sei jedoch ein "Kampf gegen Windmühlenflügel". "Spitzenreiter" bei den Spindaufbrüchen ist nach Spilgers Worten das Freibad in Eschersheim. Dort wurden allein in dieser Badesaison 29mal Spinde geleert. Dies, obwohl an 70 der insgesamt 290 Schränken in dieser Zeit die Schlösser gewechselt wurden. "Es spielt keine Rolle, ob es ein Freibad oder ein Hallenbad ist", sagte der Verwaltungsleiter. Im Rebstockbad langten die Diebe seit Anfang dieses Jahres - soweit bekannt - 16mal, im Stadtbad Mitte siebenmal, im Sachsenhäuser Bad viermal, im Hallenbad in Höchst dreimal zu. Von Dieben kaum aufgesucht wurden das Panorama-Bad am Bornheimer Hang, die Bäder in Bergen-Enkheim, in Fechenheim sowie das Brentanobad und das Bad in Nieder-Eschbach. Im Rebstockbad etwa wurden in der Vergangenheit die Spindtüren durch Zusatzbleche verstärkt. "Auch das half nicht sonderlich", sagte Spilger. Vielfach seien die Schlösser bereits vorher von Tätern manipuliert worden.
Längst nicht mehr würden die Türen einfach aufgebrochen. "Wir vermuten, daß bestimmte Tätergruppen schon profihaft mit Zweitschlüsseln arbeiten." Nicht immer werde der gesamte Geldbetrag aus den Portemonnaies gestohlen. Gestützt auf Angaben betroffener Badegäste, ist sich Spilger sicher, daß Diebe aus den Geldbörsen mal einen Zehn- oder Zwanzigmarkschein nehmen und die übrigen Scheine nicht antasten. "Die Täter rechnen wohl damit, daß dem Geschädigten ein relativ geringer Fehlbetrag in seiner Geldbörse nicht auffällt." Für diese Variante des Diebstahls hat sich im Sport- und Badeamt inzwischen der Terminus "Zupfen" eingebürgert.
"Trotz aller Aufmerksamkeit des Badepersonals", so Spilger, "ist nicht zu verhindern, daß ein Täter gerade den Schrank Nummer 80 leert, während ein Schwimmeister den Schrank Nummer 16 kontrolliert."
Strafanzeigen bringen nach Erfahrung Spilgers überhaupt nichts. "Die Polizei nimmt die Anzeigen auf, und nach ein paar Wochen kommen die Einstellungsverfügungen der Amtsanwaltschaft."
Der Verwaltungsleiter des Amtes hält für die Badegäste nur einen schwachen Trost bereit. Sie sollten für Geld oder Uhren die Wertfächer nutzen, die zumeist im Blick des jeweiligen Kassenpersonals seien. Dort seien kaum Diebstähle geschehen. Allerdings trete auch bei Verwahrung in Wertfächern die Haftpflichtversicherung bei Verlust nicht ein. "Am besten ist es immer noch, nur das Notwendigste mit ins Bad zu nehmen."
Bekämpfung der Drogenszene problematisch / Gesundheitsdezernentin auf Distanz zum OB "Auflösung" verzögert sich noch Polizeieinsatz zu früh? Von Hans-Jürgen Biedermann und Friederike Tinnappel Die geplante "schrittweise Auflösung" der offenen Drogenszene wird sich über den Frühherbst hinaus verzögern. Während die Polizei davon ausgeht, daß städtische Hilfsangebote wie die Ersatzdroge Methadon, Übernachtungsplätze und Aufenthaltsmöglichkeiten, Ende Oktober zur Verfügung stehen werden, wollte sich Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) vorerst auf keinen Zeitpunkt festlegen lassen. Sie werde der "Auflösung" nur zustimmen, wenn auch die medizinische Versorgung der Drogenabhängigen gewährleistet sei. Die Finanzierung der Methadonvergabe müsse noch geklärt werden, und "eigentlich" gehöre zu dem Bündel an Hilfsangeboten auch Heroin dazu, sagte Nimsch. Ob sie die kontrollierte Vergabe von Heroin zur Voraussetzung für ihre Zustimmung zur Vertreibung der Drogenszene in der Taunusanlage machen wird, ließ die Stadträtin offen. Sie kritisierte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD), der zusammen mit der Polizei auf einer Pressekonferenz Anfang Juni die "schrittweise Auflösung" angekündigt hatte. "Das war zu früh." Man hätte erst die Hilfsangebote aufbauen und gucken müssen, ob sie angenommen werden.
Wegen dieses "Dissenses" habe sie an der Pressekonferenz des OB nicht teilgenommen. Über den Zeitpunkt der "Auflösung" sei überhaupt noch nicht geredet worden. Nach den Kompetenzen befragt, antwortete Nimsch: "Der OB ist für die Ordnungspolitik zuständig, ich für die Gesundheitspolitik."
Während von Schoeler im Juni versichert hatte, daß das Geld für die städtischen Hilfsangebote vorhanden sei, steht nach Angaben von Nimsch das entscheidende Gespräch mit dem Kämmerer noch aus. Dabei gehe es vor allem um die Kosten der Methadonvergabe, die über den Sozialhilfe-Etat laufen soll. Wieviel Geld benötigt wird, wollte Nimsch nicht sagen. Sie habe den OB rechtzeitig darauf hingewiesen, daß die achtzehn Millionen, die Stadt und Land für die Drogenhilfe in Frankfurt ausgeben, nicht reichten. Auch zu den geplanten Hilfsangeboten mochte sich die Stadträtin nicht weiter äußern. Zum Teil werde noch mit den Vereinen, die diese Einrichtungen tragen sollen, verhandelt. Bereits bekannt ist, daß in der Friedberger Anlage eine Methadon-Ambulanz entstehen soll, die auch Aufenthaltsmöglichkeiten bieten wird. Ferner ist vorgesehen, aus dem Obdachlosen-Zelt im Ostpark, wo schon jetzt viele Drogenabhängige übernachten, eine Einrichtung der Drogenhilfe zu machen. Nimsch bestätigte die Aussage der hessischen Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne), daß das Ministerium vor der Pressekonferenz nicht von der geplanten "Auflösung" unterrichtet wurde. Auch die Grünen hätten davon "nur wenig früher" erfahren. Gesundheitsministerin Blaul hat Oberbürgermeister von Schoeler vorgeworfen, daß es sich bei den Räumungsaktionen der Polizei, mit denen derzeit ein Anwachsen der Szene verhindert werden soll, um eine "Schauveranstaltung" handele, die nicht dazu diene, das Problem zu lösen.
Wie ihre Pressesprecherin Barbara Bußfeld mitteilte, widerspreche die Drogenpolitik, die von Schoeler verfolge, den hessischen Vorstellungen einer menschenwürdigen Drogenhilfe. Bußfeld
(Fortsetzung auf Seite 22)
WESTLICHE STADTTEILE. Keine Debatten über Parteiprogramme, Tagesordnungspunkte oder Kandidatenlisten, sondern Bratwürste und Spezialitäten vom Grill stehen im Mittelpunkt, wenn die Zeilsheimer Sozialdemokraten am kommenden Samstag, 8. August, ihr Sommerfest feiern. Von 14 Uhr an wird auf dem Sportgelände an der Lenzenbergstraße gebruzzelt, zu trinken gibt's Bier vom Faß. Wer es lieber süß mag, für den ist auch Kaffee und Kuchen da.
Und damit es nicht gar so gesprächslastig wird, spielt auch eine Band: Ulli Zander sorgt mit seiner Gruppe für die musikalische Unterhaltung. set
HÖCHST. Am hellichten Tag haben zwei Männer eine Telefonzelle in der Zuckschwerdtstraße demoliert. Die Polizei konnte die beiden offenbar reichlich betrunkenen Täter festnehmen.
Wie die Ordnungshüter erst jetzt mitteilten, machten sich die 35 und 36 Jahre alten Männer bereits am Montag um 12.30 Uhr an der Endhaltestelle der Straßenbahn in der Zuckschwerdtstraße ans Werk. Sie schlugen ohne ersichtlichen Grund die Frontscheibe der dort stehenden Telefonzelle ein.
Vom Splittern der Scheiben aufgeschreckt, entdeckte ein Mitarbeiter der Stadtwerke die Täter. Der Mann alarmierte sofort die Höchster Polizei, die bereits kurze Zeit später am Tatort eintraf. Die Beamten konnten die Randalierer ohne Probleme festnehmen.
Wie die Polizisten feststellten, lebt der ältere der beiden Männer in Sindlingen, der jüngere ist ohne festen Wohnsitz. Beiden wurden Blutproben entnommen. Nachdem die Polizei die Personalien festgestellt hatte, setzte sie die beiden wieder auf freien Fuß. dis
WASSERBALL
Vorrunde, Gruppe A, 4. Spieltag: CSFR - Frankreich 6:14 (1:4, 1:5, 2:2, 2:3), GUS - USA 8:5 (0:2, 3:2, 2:0, 3:1), Deutschland - Australien 7:7 (1:2, 3:2, 1:0, 2:3).
1. GUS 4 4 0 0 41:27 8:0 2. USA 4 3 0 1 33:22 6:2 3. Deutschland 4 1 2 1 36:34 4:4 4. Frankreich 4 1 1 2 33:33 3:5 5. Australien 4 1 1 2 29:32 3:5 6. CSFR 4 0 0 4 24:48 0:8
Da haben wir Deutschen uns nun tagelang in den Medien kräftig damit gebrüstet, menschlicher als all' die anderen zu sein, weil die im Gegensatz zu uns keine bosnischen Flüchtlinge aufnähmen, und auf einmal stellt sich heraus: Wir haben uns völlig unnötig echauffiert (FR vom 1. August 1992 "Kroatien will die Flüchtlinge behalten").
Aus manchen Kommentaren konnte man fast schon heraushören, daß an diesem gastfreundlichen Wesen doch eigentlich die Welt genesen könnte, und plötzlich meint der kroatische Botschafter (hat man im Bonner Außenministerium nicht auf ihn gehört?), wir lägen ganz falsch, denn für die Flüchtlinge wäre es besser, in ihrer alten Umgebung versorgt zu werden. Das leuchtet ein, und deshalb fragt man sich, ob Herr Kinkel sich nicht genügend beraten läßt, bevor er sich mit allen EG-Kollegen anlegt und mit Pauken und Trompeten unterliegt. Sein Ziehvater Genscher war zwar in der Frage der Anerkennung Kroatiens und Sloweniens auch vorgeprescht, hatte aber dann noch rechtzeitig eingelenkt.
Sein Zögling hingegen fällt bisher nur durch Forsch- und Unbekümmertheit auf und genießt deshalb offensichtlich das Wohlwollen des Kanzlers.
Wenn das die neue Außenpolitik ist, dann kann einem angst und bange werden.Dr. Conrad Listemann, Moers
HÖCHST. Der OSC Höchst beteiligt sich an dem Programm "Bewegung, Spiel und Sport in der Krebsnachsorge", das vom Hessischen Landessportbund initiiert wurde. Der Club bietet montags zwischen 17.30 und 19 Uhr im Gymnastikraum in seiner Geschäftsstelle, Johannesallee 39, eine Übungsstunde an.
Das Bewegungsprogramm hilft Frauen, die Brustkrebs hatten und operiert wurden, sich mit spezieller Gymnastik fit zu halten. Der Sport soll die Teilnehmerinnen außerdem psychisch stützen.
Die meisten Krankenkassen bezahlen die Bewegungsübungen - vorausgesetzt, sie sind ärztlich verschrieben worden. Weitere Informationen über das OSC-Angebot gibt Kursleiterin Anne Eiden unter Tel. 0 61 96 / 6 22 90. dis
Gedanken zum Thema Gesundheitsreform und der Krankenhausreform aus anderer Sicht (FR vom 14. 7. 1992 "Koalition schreibt den Karenztag fest"). Die Defizite der Krankenkasse, die Erhöhung der Versicherungsprämie ab 1. 8. 1992, die politische, kontroverse Dauerdiskussion zur Pflegeversicherung ist für viele Bürger unseres Staates ein aktuelles aber leidiges Thema. Die einseitige Sicht nur auf die Kostenbelastung (z. B. der Krankentagessatz von 535 Mark pro Tag) lassen einen angesichts eines Versicherungsfalles (kritischer Menigitisfall meines Kindes) doch nachdenklich werden.
Eine andere Sicht, die bei aller notwendigen und berechtigten Diskussion über das Gesundheitswesen geführt werden muß, machte ich die Feststellung, daß andere Dinge wesentlich sind:
Es ist richtig, ärztliche Leistungen zu quantifizieren und abzurechnen. Aber wie verrechnet man "das Trösten im oder am Armnehmen" eines Arztes? 1,35 DM/Trost?? - ich möchte darauf nicht verzichten, weil es mir sehr geholfen hat: Wie sollen die zusätzlichen Gespräche und Informationen abgerechnet werden?
Dürfen Ärzte nächtliche Telefonauskünfte anbieten oder sogar geben?
Wie notwendig sind menschliche Reaktionen? Ich habe dies alles erhalten und bin dankbar dafür und bereit, alle Kosten dafür zu tragen. Noch wichtiger ist es, diese menschlichen Hilfen zu sehen und zu fördern.
W. Enghard, Frankfurt am Main
Vorschau auf einen Blick
OBERLIGA HESSEN: Eintracht Haiger - SC Neukirchen, SG Egelsbach - Kickers Offenbach, Viktoria Aschaffenburg - Eintracht Ffm. Amat., FSV Frankfurt - SV Wehen (alle Fr. 19.00), SV Wiesbaden - FV Bad Vilbel (Fr. 19.30), Rot-Weiß Walldorf - VfL Marburg, Spvgg. 05 Bad Homburg - KSV Hessen Kassel (beide Sa. 15.30), VfR Bürstadt - Rot-Weiss Frankfurt (So. 17.00).
FREUNDSCHAFTSSPIELE: VfB Leimen - Eintracht Frankfurt (Fr. 18.00), Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln (Sa. 19 Uhr in Fulda).
LANDESLIGA SÜD: Wolfskehlen - Bernbach, Mörlenbach - Bayern Alzenau, Dietesheim - Klein-Karben (alle Sa. 16.00), Progres Frankfurt - Viktoria Griesheim, Erbach - Klein-Krotzenburg, Neu-Isenburg - SGK Bad Homburg, Germ. Ober-Roden - Riedrode, Jügesheim - Italia Frankfurt (alle So. 15.00).
LANDESLIGA MITTE: FSV Steinbach - Burkhardsfelden (Fr. 18.30), Viktoria Sindlingen - Unterliederbach, Limburg 19 - Herborn, Battenberg - Grünberg, Dillenburg - Gießen, Lich - Nieder-Brechen (alle Sa. 15.30), Kastel - Kirchhain, Wehen II - Biebrich, Wetter - Höchst (alle So. 15.00).
LANDESLIGA NORD: Gilsa-Jesberg - Hessen Bad Hersfeld, Hönebach - Bad Sooden-Ahl, Eiterfeld - Willingen (alle Sa. 15.30), Germ. Fulda - Hessen Kassel II, Wattenbach - KSV Baunatal, Eintracht Baunatal - Hünfeld, Flieden - Dillich-Nass-Tro., Herm. Kassel - Petersberg (alle So. 15.00).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: Kickers Offenbach Res. - Steinfurth, FC Dietzenbach - Germ. 94 Ffm. (beide Sa. 16.00), Vatan Sport Bad Homburg - Spvgg. 05 Oberrad, 1. FC Rödelheim - SG Rodheim, SV Nieder-Weisel - Gemaa Tempelsee, Germania Ockstadt - SG Ober-Erlenbach, FSV Bischofsheim - SV Reichelsheim, Spvgg. Fechenheim - Rot-Weiss Ffm. Res. (alle So. 15.00).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe Ost: Sportfr. Seligenstadt - FSV Bad Orb, Ober-Seemen - Teutonia Hausen, Oberndorf - Seligenstadt (alle Sa. 16.00), Nieder-Roden - Birstein, Lämmerspiel - Weiskirchen, Bruchköbel - Höchst (alle So. 15.00).
A-JUGEND LANDESLIGA, Gruppe Süd: Biebrich 02 - Burgsolms (Sa. 16.30), Gießen - Marburg (So. 11.00), Eintracht Frankfurt - KSV Hessen Kassel (So. 13.00).
B-JUGEND LANDESLIGA, Gruppe Süd: Marburg - FSV Frankfurt (So. 10.30), Rot-Weiss Frankfurt - Darmstadt 98, Burgsolms - Würges (beide So. 11.00), Höchst - Kickers Offenbach (So. 13.00), Eintracht Frankfurt - KSV Hessen Kassel (So. 15.00). HANDBALL FREUNDSCHAFTSSPIELE, Männer: Tschft. Steinheim - TSG Kleinostheim (Sa., 18.00 Uhr, Doorner Halle), SG Dietzenbach - BSC Urberach (Sa., 18.30 Uhr, Heinrich-Mann-Schule), TSG Ober-Eschbach - SV Crumstadt (Sa., 19.30 Uhr, Sportzentrum), TV Idstein - TV Petterweil (Sa. 19.30 Uhr, Taubenberghalle), TG Nieder-Roden - TSG Ober-Eschbach (So., 10.45 Uhr, Wiesbadener Straße), TV Neu-Isenburg - SG Dietzenbach (So., 17.00 Uhr, Im Sportpark), SG Anspach - TuS Kriftel (So., 18.30 Uhr, Adolf-Reichwein-Schule), TG Hochheim - TV Nieder-Olm (So., 17 Uhr), TG Hainhausen - TS Groß-Auheim (So., 17 Uhr), VfL Goldstein - TSG Sukzbach (So., 18 Uhr, Carl-von-Weinberg-Schule). Frauen: TSG Neu-Isenburg - TSG Ober-Eschbach (Sa., 17.30 Uhr, Im Sportpark), SG Dietesheim/Mühlheim - SV Zellhausen (So., 11.00 Uhr, Sportplatz Dietesheim), PSV Heusenstamm - TV Gelnhausen (So., 16.45 Uhr, Postbildungsheim). TURF GALOPPRENNEN (So., 14.00 Uhr, Ffm., Rennbahnstraße). BOWLING FSV-CLASSICS-TURNIER (Fr., 18.00 Uhr, Sa./So., jeweils ab 9.00 Uhr, Ffm., Bowling- Bahn, Am Henninger Turm).
Donnerstag, 6. August 1992
Vorträge / Diskussione Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 20 Uhr, Diskussion "Neue Verfassung infolge der Einigung Deutschlands". Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie im Anzeigenteil der heutigen Ausgabe. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Anna und Bernhard Blume".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges Frauenreferat / Frankfurter Frauengruppen: 20 Uhr, Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" stellt sich vor & Ria Endres - "Literarisches Städtebild"; Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz.
Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Offenes Treffen; 16.30 Uhr, Spieltreffen. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke, Bergen-Enkheim, Marktstraße 7, Tel. 0 61 09 / 27 29 ; Apotheke an der Kleinmarkthalle, Berliner Straße 16, Tel. 28 17 03; Brücken-Apotheke, Schwanheim, Geisenheimer Straße 39, Tel. 35 83 10; Eichwald-Apotheke, Berger Straße 131, Tel. 49 31 76; Grüneburg- Apotheke, Grüneburgweg 5, Tel. 55 17 75; Marien-Apotheke am Marbachweg, Eckenheim, Eckenheimer Landstraße 244, Tel. 56 34 26; Mohren-Apotheke, Eschersheim, Alt-Eschersheim 63, Tel. 51 48 72; Raben-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 55, Tel. 62 14 14; Schönhof-Apotheke, Bockenheim, Schloßstraße 5, Tel. 77 96 71; Stephanische Apotheke, Sindlingen, Bahnstraße 113, Tel. 37 41 10; Westerbach-Apotheke, Sossenheim, Westerbachstraße 293, Tel. 34 28 72. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Straße 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Bornheim, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Terminen für die gesamte Woche.
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EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 12.30, 2.30, 4.30, 6.30, 8.30 p. m.: Days of heaven (in orig. English version).
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KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Do., 20.00 Uhr: Zum ersten mal in Frankfurt, Muscha: Decoder; BRD 1984, F. M. Einheit, Bill Rice. - 22.00 Uhr: Zum erstenmal in Frankfurt, Gerlinde Böhm: Heimkehr. Von Berlin nach Lima; BRD/Peru 1988, Viki Agui lar Cuba, Juana Cuba Vasquez.
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - Joan Crawford - 19.45 Uhr: Wunschfilm des Monats: Die Frauen; 22.00 Uhr: What ever happened to Baby Jane v. R. Al drich.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Die Liebenden von Pont-Neuf.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 20.30 Uhr: Calamari Vision; 22.30 Uhr: Das Leben der Boheme.
OPEN-AIR-KINO AUF DEM CAMPUS - Tel. (069) 7 07 54 26, U6/U7, Straba Linie 16, Haltest.: Bockenheimer Warte - 21.30 Uhr: Cyrano von Bergerac (Filmbeginn bei Dunkelheit().
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.00, 16.00, 18.00, 20.15 Uhr: Otto - der Liebesfilm.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: In einem fernen Land.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Wayne's World (in orig. English ver sion).
TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Starfire.
TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Far and away (in orig. English version).
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Der Rasenmäher-Mann.
TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Batman Returns (orig. English ver sion).
TURM 7 - 15.00, 17.00 Uhr: Peter Pan; 20.15, 22.45 Uhr: Shadowchaser.
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Wayne's World.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Batmans Rückkehr.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.00, 17.00 Uhr: Feivel (Teil 2); 18.30, 20.45 Uhr: Basic Instinct.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Hook; 13.00 Uhr: Chingach cook - Die große Schlange (ab 6).
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.30, 15.45, 18.00, 20.15 Uhr: Vater der Braut.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.30, 15.45, 18.00, 20.15 Uhr: Ein Hund namens Beethoven.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 21.30 Uhr: In einem fernen Land.
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Am Samstag fällt der Startschuß der Fußball-Landesliga Süd, die in dieser Saison einige neue "Gesichter" präsentieren wird. Gleich zwei Neulinge treffen im Duell zwischen Germania Ober-Roden und der SG Riedrode aufeinander. Aufsteiger Ober-Roden wurde erst im "Nachsitzen" Meister der Bezirksoberliga Darmstadt, indem er die punktgleiche SG Riedrode im Entscheidungsspiel um den Titel mit 2:1 besiegte.
Über die Relegation gelangten auch die Riedroder in die Landesliga und dort steht gleich am ersten Spieltag eine Wiederholung des Entscheidungsspieles an. Eine nicht gerade glückliche Terminierung beschert beiden Teams zum Auftakt in der neuen Klasse eine altbekannte Paarung, wie auch Germania-Macher Wolfgang Hitzel feststellt und seine Enttäuschung gegenüber Klassenleiter Horst Neff nicht verhehlt.
Dennoch hofft Hitzel auf eine Kulisse von 400 bis 500 Fans zum Auftakt. "Die Stimmung ist gut. Alle sind natürlich auf den Start gespannt. Nach unserer überraschenden Meisterschaft war man zunächst skeptisch, aber nach Bekanntgabe unserer Neuzugänge und der guten Vorbereitungsphase ist jetzt Optimismus eingekehrt", spiegelt Hitzel die "Lage" wider.
Allerdings war zur Wochenmitte noch nicht geklärt, welcher der sechs "Neuen" tatsächlich auflaufen wird, denn die Freigabe-Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. "Drei Spieler sollen freigemacht werden", kündigt Hitzel an. Der Schwerpunkt soll auf Offensivkräfte gesetzt werden, denn in der Abwehr haben die Germanen keine Sorgen.
Frank Grimm (FV Eppertshausen), Rene Hartfiel (Rot-Weiß Frankfurt) und Patrick Lipusch (SV Darmstadt) wurden für die Offensive geholt. Laufen die Verhandlungen schlecht, läuft die Germania eventuell auch ohne Neuzugang gegen Riedrode auf, denn man ist nicht bereit, überhöhte Forderungen zu erfüllen. Da alle Spieler unverletzt sind, kann Trainer Jürgen Rödler auch ohne die "Neuen" variieren. Und die Germanen-Abwehr vor dem sicheren Keeper Rott kann zum Garant des Auftakt-Erfolges werden, den Wolfgang Hitzel sich wünscht.
Die Spvgg. Neu-Isenburg erwartet zum Auftakt die SGK Bad Homburg, die im abgelaufenen Spieljahr knapp dem Abstieg entrann. Die Neu-Isenburger peilen nach einer ebenfalls weniger gelungenen Saison Platz fünf an. Bei dieser Zielvorgabe ist ein Heimsieg gegen die SGK zum Start fast unerläßlich. Der Kader der Spielvereinigung wurde gegenüber dem Vorjahr gehörig aufgestockt. "Wir haben uns hoffentlich qualitativ, ganz bestimmt aber quantitativ verstärkt", meint Spielausschuß-Vorsitzender Pepi Schmitt. Einem "echten" Abgang (Godulla) stehen acht Neuzugänge gegenüber. Torwart Domingo Correa-Perez (Eintracht Frankfurt Amateure), Manndecker Jürgen Biehrer (SV Jügesheim), Dirk Neukirch (Eintracht A-Jugend) und Murat Kilinc aus der eigenen Jugend werden zum Start auf jeden Fall spielberechtigt sein, wobei Correa-Perez und Biehrer zur Stammelf zählen.
Verhandlungen stehen noch mit dem FV 06 Sprendlingen wegen der Freigabe für Alex von Dziengel aus. Mittelstürmer Michael Stapf (SV 1910 Hattersheim) konnte hingegen am Mittwoch "freigemacht" werden. Für Volker Giebitz sieht es eher schlecht aus, denn die SG Höchst hat, so Pepi Schmitt, "überzogene Forderungen". Wieder zur Mannschaft gehören Peter Hoffmann und und Holger Kurth nach langen Verletzungspausen. Mit dem Verlauf der Vorbereitung war Trainer Werner Staudt zufrieden. Durch die gesteigerte Konkurrenz sind die 20 Akteure ernsthaft und diszipliniert bei der Sache.
Gegen die Bezirksoberligisten TSG Wörsdorf und FCA Darmstadt gelangen zum Abschluß 3:2-Erfolge. Wenn es etwas zu bemängeln gab für Trainer Staudt, dann ist es die Defensivarbeit respektive die vier Gegentreffer. Doch Pepi Schmitt ist zuversichtlich, daß sich die Abwehr rechtzeitig zum Start eingespielt hat. Im Spiel nach vorn dagegen liegen die Stärken der Spielvereinigung, die mit dem ehemaligen Oberliga-Stürmer und "fliegenden Rechtsaußen" Werner Staudt einen Verfechter des Offensiv-Fußballs am Regiepult sitzen haben. Mit attraktivem Fußball hoffen die Neu-Isenburger, ihren mäßigen Besucherschnitt von 120 im vergangenen Spieljahr verbessern zu können. Zur Premiere am Sonntag würden sich die Verantwortlichen bereits über 200 Zuschauer freuen. ina
Am heutigen Freitag stehen sich in den abschließenden Gruppenspielen um den Fußball-Buchberg-Cup in Niedermittlau der FSV Ravolzhausen und der FC Langendiebach (17.45 Uhr) sowie Gastgeber FC Alemannia Niedermittlau und Germania Niederrodenbach (19.30 Uhr) gegenüber.
Alle vier Klubs weisen nach dem dritten Spieltag ein ausgeglichenes Punktekonto von 2:2 Zählern auf. Die Tordifferenz spricht derzeit aber noch für den FC Langendiebach. Der einzigen großen Überraschung - der Ausrichter dieser elften Veranstaltung, Niedermittlau, besiegte Bezirksoberligist FSV Ravolzhausen 3:2 - folgte der Einbruch der Alemannen, als sie gegen Langendiebach 0:4 verloren.
Ferner setzte sich Ravolzhausen im Aufeinandertreffen zweier Bezirksoberligisten 2:1 gegen Niederrodenbach durch. Landesligist Spielvereinigung 1910 Langenselbold steuert dem Gruppensieg und somit auch dem fünften Turniersieg hintereinander entgegen. Einziges Manko der Veranstaltung: die hohen Temperaturen. Die Zuschauergrenze liegt bei 250 bis 280 pro Tag. Dennoch sind die Hasselrother finanziell zufrieden, zumal der Gerstensaft kräftig fließt und die Kasse stimmt.
Am Samstag beschließen Langenselbold und Oberrodenbach (17 Uhr) sowie Neuenhaßlau und Rückingen (18.45 Uhr) die Gruppenspiele. Ferner steht ab 11.30 Uhr ein Reserve-Blitzturnier an, bevor am Sonntag (ab 9.30 Uhr) Finaltag ist. Das Endspiel um den Buchberg-Cup ist für 18 Uhr an der Gondsrother Straße terminiert und soll 500 Zuschauer anlokken. Damit wären die anvisierten 2000 Fans doch noch verwirklicht. hdp
Aus ihrer brennenden Wohnung im zweiten Stock der Bornheimer Weidenbornstraße 3 rettete die Feuerwehr am Mittwoch, kurz nach 20 Uhr, eine Rentnerin. Auf dem Küchenherd waren Speisen in Brand geraten. Die Feuerwehrmänner drangen mit Atemschutzgeräten in die Küche vor. Die Frau wurde mit einer Rauchvergiftung ins Katharinen-Krankenhaus gebracht. Der Sachschaden beträgt rund tausend Mark. -vau
In der letzten Zeit haben Sie wiederholt Berichte und Lesermeinungen zu der Selbstbedienungsmentalität und Unverfrorenheit von Banken gebracht. Ich möchte Ihnen heute einen weiteren Baustein liefern, der sich lückenlos in dieses Bild einpaßt.
In einem Informationsblatt der Volksbank Dreieich, das eigentlich keines Kommentars bedarf, heißt es:
"Sehr geehrte Kunden, sehr geehrter Kunde, sicher waren auch Sie schon einmal über längere Wartezeiten an unseren Schaltern verärgert. Mitverantwortlich hierfür ist unter anderem der hohe Zeitaufwand für das Ausfüllen von Überweisungsbelegen, Ein- und Auszahlungen sowie Scheckeinreichungen durch unsere Mitarbeiter.
In Ihrem Interesse wollen wir diese Wartezeiten in den Schnellzonen auf ein Minimum reduzieren. Bitte helfen Sie mit, sich und Ihrer Bank Kosten zu ersparen, indem Sie Ihre Aufträge selbst ausfüllen. Unsere Mitarbeiter händigen Ihnen die Formulare kostenlos aus und sind Ihnen bei auftretenden Fragen gern behilflich.
Wir bitten um Ihr Verständnis, wenn wir ab 1. September 1992 für das Ausfüllen von Formularen eine Bearbeitungsgebühr von DM 1,- je Beleg erheben müssen."
In diesem Zusammenhang kann ich mir die Frage nicht verkneifen, ab wann die Kunden Eintritt bezahlen müssen, um in die Marmor- und Glaspaläste der Banken zu gelangen.
Auch wenn ich nicht so recht daran glaube, daß eine Veröffentlichung die geplante Maßnahme der Bank verhindern wird, hoffe ich doch darauf, daß einer der vielen "Tropfen" das Faß zum Überlaufen und die Banken auf den Boden der Realität holen wird.
Dieter Murmann, Dreieich
HEIDELBERG. Der Verleger Heinz Götze, Mitinhaber des wissenschaftlichen Springer-Verlags mit Sitz in Heidelberg und Berlin, wird an diesem Samstag achtzig Jahre alt. fr
Urheberrechte für Borges-Witwe BUENOS AIRES. Das argentinische Appelationsgericht hat der Witwe des Schriftstellers Jorge Luis Borges, Maria Kodama, die Urheberrechte an den Werken ihres Mannes zugesprochen. Borges hatte sie 1986 erst kurz vor seinem Tode geheiratet. In erster Instanz waren die Rechte dem Journalisten Osvaldo Ferrari und dessen Notar zugesprochen worden.
dpa
Benatzky-Chanson-Wettbewerb HAMBURG. Einen Ralph-Benatzky- Chansonwettbewerb hat die Familie des 1957 gestorbenen Komponisten ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis zum 1. Oktober an das Wettbewerbsbüro Bergkoppelweg 44, D-2000 Hamburg 63 zu richten. (Telefon 040 / 50 52 76.) fr
Pläne der "Nederlandse Opera" AMSTERDAM. Erste Premiere der "Nederlandse Opera" in Amsterdam ist am 31. August "Samson und Dalila" von Camille Saint-Saëns mit William Cochran und Catherine Keen in den Titelrollen; Steven Pimlott inszeniert, Hartmut Haenchen dirigiert. Danach kommt am 30. November Puccinis "La Bohème" heraus, der Regisseur ist Pierre Audi. Derselbe Regisseur bringt am 4. Januar Harrison Birtwistles "Punch and Judy" in Bühnenbildern von Georg Baselitz heraus. Am 25. Januar hat Wagners "Holländer" in einer Inszenierung von Richard Jones Premiere. Brigitte Fassbaender ist die Regisseurin von Brittens "Ein Sommernachtstraum" (4. April). Darauf folgen am 13. April Catalanis "La Wally" (Regie Tim Alberty) und am 7. Mai Mozarts "Figaro" (Jürgen Flimm, Nikolaus Harnoncourt). Den Abschluß macht am 1. Juni Debussys "Pelleas" in einer Inszenierung von Peter Sellars mit Simon Rattle am Pult. Einige Reprisen ergänzen den Spielplan.
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USA alarmiert wegen Kriegsgreuel
WASHINGTON / SARAJEWO, 6. August (AP/AFP/dpa/Reuter). Die USA bemühen sich intensiv darum, Berichten über Internierungslager der Kriegsparteien in Bosnien-Herzegowina und dort vorkommende Verstöße gegen die Menschenrechte nachzugehen. In Washington wurde in der Nacht zum Donnerstag eine Erklärung von Vizeaußenminister Lawrence Eagleburger veröffentlicht, in der es hieß, derartige Berichte seien "zutiefst beunruhigend" und rechtfertigten eine Untersuchung auf Kriegsverbrechen. In Genf beantragten die USA eine Dringlichkeitssitzung der UN-Menschenrechtskommission. In der Erklärung Eagleburgers hieß es, die USA wollten den Weltsicherheitsrat ersuchen, Informationen über "Kriegsverbrechen" einzuholen. Von Serben, Bosniern und Kroaten wollten die USA auf diplomatischem Wege verlangen, daß dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) "sofortiger, unbehinderter und dauerhafter Zugang zu allen Internierungsorten" gewährt werde. Rußland solle in dieser Hinsicht seinen Einfluß bei den Serben geltend machen. Der US-Vertreter bei der Menschenrechtskommission in Genf, Morris Abram, begründete das Ersuchen nach einer Dringlichkeitssitzung mit der "großen Besorgnis über möglicherweise massive Menschenrechtsverletzungen" in den Gefangenenlagern. Zuvor hatte der UN- Sicherheitsrat eine internationale Inspektion der Lager gefordert. Abram verwies auf Berichte über Greueltaten wie willkürliche Massenhinrichtungen und die Zerstörung von Dörfern.
Der bosnische UN-Botschafter Muhamed Sacirbey legte den UN am Mittwoch eine Liste der serbischen Gefangenenlager in Bosnien-Herzegowina vor. Seinen Angaben zufolge gibt es in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik 94 serbische Gefangenenlager, in denen 97 000 Menschen untergebracht sind. Mindestens 17 100 Gefangene seien von den Serben getötet worden. Bei den Opfern habe es sich vor allem um Frauen, Kinder und alte Menschen gehandelt, teilte Sacirbey weiter mit. In dem Papier sind die Standorte der Gefangenenlager und die Zahl der dort festgehaltenen Menschen aufgeschlüsselt. In dem Dokument ist auch von elf "Konzentrations- und Gefangenenlagern" in Serbien und Montenegro die Rede, in denen 22 710 Bosnier festgehalten würden.
Serbische Truppen setzten nach kroatischen Angaben ihre schweren Angriffe auf Städte in Bosnien-Herzegowina und Kroatien auch in der Nacht zum Donnerstag fort. Wie der kroatische Rundfunk am Morgen berichtete, stand vor allem die bosnische Hauptstadt Sarajewo weiterhin im Mittelpunkt heftiger Artillerieangriffe. Allein in Sarajewo starben den Angaben zufolge in der Nacht mindestens vier Menschen. Der Artilleriebeschuß aus den serbischen Stellungen in den umliegenden Bergen habe sich vor allem auf die historische Altstadt konzentriert, hieß es. Mehrere Infanterieangriffe auf Verteidigungsstellungen am Stadtrand seien erfolgreich abgeschlagen worden. Radio Belgrad meldete, die moslemischen Truppen hätten nach ihrer Offensive allein in Sarajewo Dutzende Tote zu beklagen.
Auch aus anderen Städten Bosniens wurden schwere Angriffe gemeldet. In der seit Monaten belagerten Stadt Gorazde starben den Angaben zufolge mindestens zwei Menschen, während in Bihac im Westen Bosniens mindestens vier Menschen ums Leben kamen. Nach einem Bericht von Radio Zagreb geriet auch die kroatisch-bosnische Grenzstadt Slavonski Brod unter Beschuß serbischer Artillerie.
Der Kommandant der moslemischen und kroatischen Verbände in Bosnien-Herzegowina, Sefer Halilovic, forderte die Aufhebung des internationalen Waffenembargos gegen seine Republik . Er sagte der Nachrichtenagentur Reuter am Mittwoch, die Moslems und Kroaten brauchten keine Nahrungsmittel. "Was wir brauchen, sind Waffen und Munition", sagte Halilovic.
Eine Intensivierung des humanitären Einsatzes für die Menschen in Bosnien-Herzegowina forderte der Vorsitzende der Hilfsorganisation Komitee Notärzte - Cap Anamur, Rupert Neudeck. "Noch nie war die Arbeit des Roten Kreuzes so wichtig wie in diesen Tagen", sagte Neudeck am Donnerstag im Deutschlandfunk nach einer Reise ins Kriegsgebiet im ehemaligen Jugoslawien. Berichte von Flüchtlingen ließen erkennen, daß in Bosnien "eine wahre Orgie von Menschenrechtsverletzungen" begangen werde. An der Existenz von Lagern, in denen gefoltert und gemordet werde, könne es danach keinen Zweifel geben.
Ein sofortiges militärisches Eingreifen Westeuropas verlangte der stellvertretende sächsische CDU-Vorsitzende Volker Schimpff. In der Leipziger Volkszeitung plädierte Schimpff für einen massiven Luftwaffenschlag gegen die serbisch befehligten Verbände in Bosnien und Kroatien.FDP für schnelle Eingreiftruppe
OSNABRÜCK, 6. August (AP). Der Appell von UN-Generalsekretär Butros Ghali an Deutschland, sich an einer schnellen Eingreiftruppe der Vereinten Nationen zu beteiligen, sollte nach Ansicht der FDP die letzten Zweifel an einer Grundgesetzänderung beseitigen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Werner Hoyer, sprach in der "Neuen Osnabrükker Zeitung" (Donnerstagausgabe) von einem "beispiellosen Hilferuf" Ghalis.
Das Grundgesetz müsse jetzt sehr schnell geändert werden, um den Einsatz deutscher Soldaten für die UN zu ermöglichen, meinte Hoyer. "Die parlamentarische Blockade, die dichter ist als die Blockade in der Adria, muß endlich geknackt werden." Der quälend lange Prozeß der Entscheidungsfindung bei den Sozialdemokraten erinnere an die historischen Irrtümer der Partei bei der Bekämpfung der Westintegration oder des NATO-Doppelbeschlusses. Deutschland könne sich jedoch keine weiteren Verzögerungen leisten. "Um so dringender fordere ich die SPD auf, ihren Standpunkt zu ändern, zumal sie am Ende doch zustimmen wird, weil es angesichts der völlig veränderten internationalen Lage überhaupt keine Alternative gibt", sagte der FDP-Politiker.
Hoyer fügte hinzu, die UN-Mitglieder akzeptierten nicht mehr die verfassungsmäßigen Einwände, sondern forderten deren Beseitigung, damit Deutschland endlich mehr Verantwortung in der Weltorganisation übernehmen könne. "Wenn es künftig Vorbehalte gegen den Einsatz deutscher Soldaten gibt, dann müssen sie nicht formal begründet sein, sondern sich auf die konkrete Situation beziehen."
NEW YORK (AP/rtr/FR). "Junk-Bond- König" Michael Milken, der nach einem der größten Wall-Street-Skandale zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wurde, muß voraussichtlich nur ein Fünftel seiner Strafe verbüßen. Die New Yorker Bezirksrichterin Kimba Wood verkürzte das Strafmaß zunächst auf rund 34 Monate. Bei weiterhin guter Führung kann der 46jährige schon im März 1993 auf freien Fuß gesetzt werden, nach dann insgesamt zwei Jahren hinter Gittern.
Der im Geschäft mit hochspekulativen Ramsch-Anleihen (Junk Bonds) groß gewordene Milken hatte nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe zunächst vier Jahre lang gegen die Justiz gekämpft und erst 1990 seinen Kurs geändert. Damals bekannte er sich in sechs Betrugsfällen im Zusammenhang mit Wertpapiergeschäften für schuldig und erklärte sich zur Zahlung von umgerechnet rund 900 Millionen Mark bereit - die höchste jemals in den USA gegen eine Einzelperson verhängte Geldstrafe. Milken war über Geschäfte mit dem Wall-Street-Spekulanten Ivan Boesky gestolpert, der als Kopf eines Insider-Zirkels verurteilt wurde und zwei Jahre im Gefängnis saß. Unter Insiderhandel versteht man das in den USA und vielen anderen Ländern verbotene Versilbern nichtöffentlicher Informationen an der Börse.
Als Angestellter der New Yorker Investmentbank Drexel Burnham Lambert machte Milken die Junk Bonds zu einem der am meisten verbreiteten Finanzinstrumente im Amerika der achtziger Jahre. Seine Finanzierungs- und Mittlerdienste nutzten zahlreiche Konzerne für spektakuläre Firmenübernahmen. Milken hatte allerdings stets betont, daß die zugegebenen illegalen Geschäfte nichts mit den von ihm erfundenen Junk Bonds zu tun gehabt hätten.
Im Gefängnis von Pleasonton in Kalifornien, das der untersten Sicherheitskategorie zugerechnet wird und daher als entsprechend komfortabel gilt, nahm sich Milken nach Angaben von Richterin Wood "mit Hingabe" anderer Gefangener an, entwickelte einen Lehrgang für die Gefängnisschule und initiierte die Einrichtung einer Bibliothek. Außerdem erklärte sich Milken seit seinem Haftantritt wiederholt zu Gesprächen mit Ermittlungsbeamten bereit und sagte als Zeuge der Staatsanwaltschaft in einem Prozeß gegen einen ehemaligen Kollegen aus. "Wenn die Gesellschaft die Mitarbeit ihrer schlimmsten Kriminellen nicht belohnen würde, dann blieben viele schwerwiegende Verbrechen unentdeckt oder unbestraft", meinte die Richterin. Gültig bleibt eine Auflage des Anfang vorigen Jahres gefällten Urteils: Nach seiner Freilassung muß Milken drei Jahre lang "im Dienste der Gemeinschaft" arbeiten.
WASHINGTON, 6. August (AP). Das Ansehen von US-Präsident George Bush bei der Bevölkerung ist auf einem neuen Tiefpunkt. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Meinungsumfrage der "Washington Post" und des Fernsehsenders ABC trifft der Präsident nur noch bei 33 Prozent der Befragten auf Zustimmung. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn seiner Amtszeit im Januar 1989. Noch vor einem Monat zeigten sich in einer Umfrage derselben Medien 38 Prozent mit Bush zufrieden.
Nur die Präsidenten Harry Truman, Richard Nixon und Jimmy Carter kamen auf noch niedrigere Werte. Truman und Nixon fielen auf 23 Prozent, wobei der Wert für letzteren 1974 auf dem Höhepunkt der Watergate-Affäre kurz vor dem Rücktritt des Präsidenten registriert wurde. Carter fand in seinem letzten Amtsjahr 1980 noch die Zustimmung von 28 Prozent der Bevölkerung. Innerhalb von 17 Monaten - seit dem Ende des Golf- Kriegs - rutschte Bush in der Beliebtheit um 57 Prozentpunkte ab.
MOSKAU, 6. August (AP). Der Kampf von Kriminellen in Moskau um Einflußsphären wird zunehmend blutiger ausgetragen. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass jetzt meldete, wurden innerhalb von 24 Stunden in der Hauptstadt elf Menschen ermordet.
In einem Café starben nach Informationen der Polizei bei einem bewaffneten Konflikt zwischen Gangstern zweier rivalisierender mafia-ähnlicher Organisationen drei Aserbaidschaner.
Zwei weitere kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Wie es hieß, flohen die Attentäter in einem Lastwagen. Am Tatort seien Blutlachen und eine große Anzahl leerer Patronenhülsen zurückgeblieben. Weitere Mordopfer aus dem Kaukasus seien in einem Auto in einem Moskauer Vorort gefunden worden. Ihre Körper seine mit Einschüssen übersät gewesen, schreibt Itar-Tass.
Bei einem nächtlichen Überfall auf ein Eisenbahndepot hätten Unbekannte zwei Wachmänner getötet und 44 Revolver sowie fünf Gewehre erbeutet. Wie die Agentur meldet, befürchtet die Moskauer Polizei, daß die in Moskau aktiven kaukasischen Gangster mit neuen Gewalttaten auf die Morde antworten könnten.
SYDNEY, 6. August (AP). Ein Teil der Innenstadt von Sydney ist vorübergehend in ein Pornokino verwandelt worden: Studenten strahlten einen pornographischen Film auf eine große Leinwand aus, um damit nach eigenen Angaben das 43jährige Bestehen ihres Instituts an der Universität des australischen Staates New South Wales "zu feiern". Die Studenten schlichen sich in das Haus in der City, von dem aus normalerweise mit einem Videorekorder Werbefilme auf eine achtmal sechs Meter große Leinwand projiziert werden. Rund 300 Menschen versammelten sich dann unten auf der Straße, als plötzlich ein Pornofilm zu sehen war. 90 Minuten dauerte die Vorführung, ehe die Polizei eingriff und die Vorstellung beendete.
SCHWERIN, 6. August (AP). Die letzten der über hundert Asylbewerber, die am vergangenen Wochenende nach Übergriffen von Rechtsradikalen aus Mecklenburg-Vorpommern nach Schleswig-Holstein geflohen waren, sind in der Nacht zum Donnerstag nach Bahlen und Pritzier zurückgekehrt.
Die Rückkehr ist nach Auskunft des Schweriner Innenministeriums das Ergebnis langwieriger Verhandlungen mit den Ausländern. Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatten die ersten 60 Asylbewerber zur Umkehr bewegt werden können. Wie das Ministerium weiter mitteilte, steht nun einer Bearbeitung der Asylanträge nichts mehr im Wege. Nach Einschätzung von Ministeriumssprecher Armin Schlender zieht sich die Bearbeitung der Asylanträge bei dem derzeit bindenden Verfahren zu lange hin. Von den knapp 10 000 aufgelaufenen Asylanträgen bis Juni konnte nur etwa ein Drittel bearbeitet werden.
Lediglich in 56 der 2229 bearbeiteten Fälle wurde bislang positiv entschieden. Der Rest wurde abgelehnt, wobei es zu 83 Abschiebungen kam. Viele der abgelehnten Asylbewerber verließen mit unbekanntem Ziel Mecklenburg-Vorpommern, um vermutlich anderenorts ein neuerliches Verfahren anzustrengen.
BONN/WEIMAR, 6. August (AP/Reuter/AFP). Das Bonner Außenministerium hat den Vorschlag von Bundesfrauenministerin Angela Merkel (CDU), möglichst viele Kinder aus den Kriegsgebieten Bosnien-Herzegowinas zu holen, skeptisch beurteilt. Sicherheitsprobleme machten eine solche Aktion sehr schwierig, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Bislang habe das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen den Vorschlag der Bundesregierung abgelehnt, von Hilfsflügen nach Sarajewo zurückkehrende Flugzeuge sollten Kinder an Bord nehmen.
Die Bedenken der UN hätten sich leider als richtig erwiesen, sagte der Außenamts-Sprecher. Der Flughafen von Sarajewo habe wieder geschlossen werden müssen. Auf die Frage, ob der Transport von Kindern auf dem Landweg denkbar sei, sagte er: "Vieles ist denkbar, wenig ist machbar."
Elf kriegsverletzte Kinder aus dem früheren Jugoslawien sind am Donnerstag in Weimar eingetroffen. Mit einem von der Stadt und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) organisierten Konvoi waren die Kinder sowie deren Eltern von Zagreb nach Weimar gebracht worden.
Die zweite Aufnahme-Aktion für 5000 Kriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina lief am Donnerstag in Bonn an. Der erste Sonderzug fuhr am Nachmittag nach Kroatien ab. Am Donnerstag sollten noch zwei Züge starten, am Freitag drei weitere. (Weiterer Bericht auf Seite 3)
LOS ANGELES, 6. August (AP). Ein Gesetz aus der Zeit nach dem amerikanischen Bürgerkrieg soll dafür sorgen, daß vier weiße Polizeibeamte aus Los Angeles doch noch wegen der Mißhandlung des schwarzen Autofahrers Rodney King bestraft werden. Für Donnerstag war die formelle Verkündung der neuen Anklage anberaumt, die diesmal von Bundes- Staatsanwälten der USA erhoben wurde.
Grundlage ist ein Bundesgesetz über Bürgerrechte, das nach dem Bürgerkrieg (1861 bis 1865) erlassen wurde. Es sollte ehemalige Sklaven vor der Willkür von Beamten schützen. In den 60er Jahren dieses Jahrhunderts wurde es von der Bundesregierung wiederholt angewandt, um die Bürgerrechte von Schwarzen in den Südstaaten durchzusetzen, wenn die Gerichte des jeweiligen Staates dazu nicht in der Lage waren. Allein seit 1988 hat die Bundesjustiz in 123 derartigen Fällen - meist gegen Polizeibeamte - Anklage erhoben, in rund 75 Prozent der Fälle führte dies zur Verurteilung.
Die Staatsanwaltschaft zeigte sich überzeugt, daß vor einem Bundesgericht die Überführung der Beamten gelingen werde. Ende April waren die vier Polizisten vom Geschworenengericht in Simi Valley (Kalifornien) von der Anklage des tätlichen Angriffs mit einer gefährlichen Waffe und der unverhältnismäßigen Anwendung körperlicher Gewalt freigesprochen worden. Die Beamten Laurence Powell, Timothy Wind, Theodore Briseno und Sergeant Stacey Koon hatten King schwer mißhandelt, wie ein Amateur-Videofilm zeigte. Der Freispruch hatte Unruhen in Los Angeles ausgelöst.
Staatsanwälte des Bundes haben Powell, Wind und Briseno nun der Körperverletzung im Amt angeklagt. Koon wird beschuldigt, die seinem Befehl unterstehenden Beamten nicht an dieser Tat gehindert zu haben. Der Strafrahmen reicht bis zu zehn Jahren Gefängnis.
Das Opfer der Polizisten, Rodney King, ließ durch seinen Anwalt ankündigen, er werde in dem Prozeß als Zeuge zur Verfügung stehen. Das Gericht in Simi Valley hatte ihn im ersten Verfahren nicht vorgeladen.
JERUSALEM, 6. August (AP/Reuter). Wenige Tage vor der Reise des neuen israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin in die USA hat dessen Regierung die Landzuteilung für private Bauvorhaben in Siedlungen im besetzten Gebiet vorläufig gestoppt. Wie Regierungsvertreter in Jerusalem am Donnerstag mitteilten, wies Wohnungsbauminister Benjamin Ben Elieser die Landbehörde am Mittwoch an, die Landzuteilung vorerst für zwei Wochen auszusetzen. Der Sprecher der Behörde, Amikam Schapira, sagte dazu, wie es nach Ablauf dieser Frist weitergehen werde, könne er derzeit nicht sagen.
Israels Armee bestritt Berichte über einen Baustopp für alle neuen Privathäuser jüdischer Siedler im besetzten Westjordanland. Ein Sprecher hatte am Mittwoch gesagt, die Armee habe keine entsprechenden Anordnungen erlassen. Er dementierte damit Angaben einer Sprecherin des Bauministeriums.
STOCKHOLM, 6. August (AP). Der Russe Michail Mokrezow, der 1990 in Stockholm wegen Flugzeugentführung zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde, darf in Schweden bleiben. Der 20jährige erhielt am Donnerstag eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Die schwedischen Behörden gaben keine Begründung für diese Entscheidung ab.
Mokrezow hatte eine Aeroflot- Maschine mit 178 Menschen an Bord nach Stockholm entführt, um dem Wehrpflichtdienst in der UdSSR zu entgehen. Er wurde in Schweden vor Gericht gestellt, obwohl die sowjetischen Behörden seine Auslieferung verlangt hatten und Schweden in ähnlichen Fällen einer solchen Forderung schon entsprochen hatte. Vor seiner Haftentlassung am Dienstag hatte Mokrezow erklärt, er werde in den Hungerstreik treten, wenn man ihn nach Rußland zurückschicke. Dort drohe ihm immer noch eine Haftstrafe.
NAIROBI, 6. August (AP). Das kenianische Parlament hat vor der für Anfang 1993 geplanten Präsidentenwahl eine Reform des Wahlrechts gebilligt. Der beschlossene Verfassungszusatz sieht vor, daß ein erfolgreicher Kandidat nicht nur die absolute Mehrheit, sondern auch in mindestens fünf der acht Provinzen 25 Prozent der Stimmen erreichen muß. Damit soll verhindert werden, daß ein Bewerber nur auf der Basis eines einzigen Volksstamms gewinnt.
Der Verfassungszusatz sieht weiter vor, daß der Präsident seine Regierung aus seiner eigenen Partei bildet, selbst wenn diese nicht über eine parlamentarische Mehrheit verfügt.
KABUL, 6. August (AP). Kämpfer der Modjaheddin-Organisation Hezb-e Islami haben am Donnerstag die afghanische Hauptstadt Kabul den dritten Tag in Folge beschossen. Bei den Angriffen wurden nach Angaben der Regierung mindestens 50 Menschen getötet, und über 100 erlitten Verletzungen. Zehn Raketen trafen am Donnerstag abend den Flughafen Kabuls. Im zivilen Bereich des Airports wurde dabei nach Informationen aus dem Verteidugungsministerium ein kleiner Junge getötet. Dutzende weiterer Raketen schlugen in der Innenstadt ein.
HANNOVER, 6. August (AP). Eine Geiselnahme am Flughafen Hannover-Langenhagen ist von der niedersächsischen Polizei am Donnerstag unblutig beendet worden. In einem Bürogebäude am Flughafen hielt ein 34jähriger nach Polizeiangaben dreieinhalb Stunden seinen früheren Chef als Geisel und verlangte 13 000 Mark. Wie eine Polizeisprecherin sagte, wurde der Geiselnehmer nach der Geldübergabe festgenommen, als er versuchte zu flüchten. Der Bahnhof von Hannover wurde wegen einer Bombendrohung kurz gesperrt. Die Polizei fand in einem Schließfach eine Attrappe.
. . . und außerdem Die Autobahn wird 60 Jahre alt
Es war die erste kreuzungsfreie Straße in Deutschland, die ausschließlich dem Kraftfahrzeugverkehr vorbehalten war, vierspurig, rund 25 Kilometer lang mit einer Breite von 16 Metern: die Autobahn zwischen Köln und Bonn. Im August 1932 übergab sie der damalige Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, dem Verkehr. "So werden die Straßen der Zukunft aussehen", sagte der spätere erste Kanzler der Bundesrepublik bei der Feier vor 60 Jahren.
Der 6,6 Millionen Reichsmark teure Bau der Schnellstraße, erster Abschnitt einer Strecke, die später über Köln hinaus nach Düsseldorf und ins Ruhrgebiet führen sollte, war im Oktober 1929 begonnen worden. Schon damals war der Begriff "Autobahn" aufgekommen, lange bevor sich Adolf Hitler als ihr Erfinder und Erbauer feiern ließ, eine Propaganda- Legende, die noch in vielen Köpfen spukt.
Das vorhandene Straßennetz mit seinen engen Kurven und schlechten Fahrbahndecken bot für den Auto- und Motorradfahrer bei den damals schon erreichten Geschwindigkeiten um die 100 Stundenkilometer keine ausreichende Sicherheit mehr. 1932 waren im Deutschen Reich rund 1,5 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen, davon 525 000 Personenwagen, 175 000 Lkw und knapp 800 000 Motorräder. Heute drängeln sich über 45 Millionen Kraftfahrzeuge, unter ihnen 36 Millionen Pkw, auf bundesdeutschen Straßen. Inzwischen durchziehen fast 9000 Kilometer Autobahn das Land, wobei von den 1800 Kilometern in den neuen Bundesländern laut Bundesverkehrsministerium 700 Kilometer sanierungsbedürftig sind. Im Endausbau soll nach den Plänen des Ministeriums mit 10 500 Kilometern Autobahn eines der modernsten Verkehrsnetze Europas zur Verfügung stehen.
Erste Pläne einer Autobahn von Hamburg über Frankfurt nach Basel stammen von einer privaten Gesellschaft aus Landesministern, Städten und Kommunen, Industrie- und Handelskammern sowie Großfirmen der Straßenbauwirtschaft. Sie zählte 18 Mitglieder, als sie am 6. November 1926 im Frankfurter Rathaus unter dem Namen HAFRABA (Hamburg, Frankfurt, Basel) gegründet wurde. Aufgabe des Vereins war es, die Autobahn baureif vorzubereiten. Der Bau selbst sollte dann an ein Unternehmen vergeben werden. Schon damals war vorgesehen, eine Autobahn-Benutzungsgebühr zu erheben, wie sie heute, nach über 60 Jahren wieder heiß diskutiert wird.
Die HAFRABA entwickelte sich rasch weiter. Ende 1927 zählte sie bereits 117 Mitglieder. Sie plante die Errichtung eines Autobahnnetzes aus zwei Nord- Süd-Strecken, drei Ost-West-Achsen und einer Diagonale von Hamburg nach Breslau. Gegen die Ost-West-Verbindung, die vom Ruhrgebiet über Berlin führen sollte, sowie einer Trasse von Karlsruhe nach München erhob die Reichswehr aus militärischen Gründen Einspruch. Die Pläne der HAFRABA blieben ohnehin im Reichstag hängen und kamen bis zur Berufung der Regierung Hitler nicht voran.
Mitglied der HAFRABA war auch der Ingenieur Fritz Todt, ein Gefolgsmann Hitlers. Ihm waren alle Pläne der Autobahngesellschaft bekannt. Er wußte auch, daß die Strecke Frankfurt - Darmstadt - Mannheim - Heidelberg Priorität haben sollte. Deshalb ließ Todt, inzwischen zum Generalinspekteur für das Straßenwesen ernannt, Hitler den propagandistisch aufgeplusterten "ersten Spatenstich" bei Darmstadt ausführen. Aus der HAFRABA war am 18. August 1933, nach knapp acht Monaten Hitler-Regierung, die Gesellschaft zur Vorbereitung der Reichsautobahnen - GEZUVOR - geworden, der Sitz wurde nach Berlin verlegt. Todt brauchte die Frucht jahrelanger Arbeit und Planung nur noch aus der Schublade zu ziehen. Am 23. September 1933 begann der Autobahnbau unter Hitler, der dabei Hunderttausende bis dahin Arbeitslose einsetzen ließ. Drei Jahre später waren die ersten tausend Kilometer in Schlesien fertiggestellt. 1938 wurde der 3000. Autobahnkilometer dem Verkehr übergeben. Zu dieser Zeit waren schon über drei Millionen Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs.
JOSEF LUCKE (dpa)
WASHINGTON (dpa/rtr/FR). Trotz erheblicher Bedenken hat der Internationale Währungsfonds (IWF) jetzt den beim Münchener Wirtschaftsgipfel in Aussicht gestellten ersten Kredit von einer Milliarde Dollar für Rußland gebilligt. Auch die Weltbank beschloß ihr erstes Darlehen an Moskau in Höhe von 600 Millionen Dollar. Die Mittel sind der Startschuß für das von den führenden westlichen Industrieländern schon im Frühjahr in Aussicht gestellten 24-Milliarden-Dollar-Programms, von dem auf Weltbank und IWF jeweils rund vier Milliarden entfallen.
Gekoppelt ist deren Vergabe an ein striktes Reformprogramm. Angesichts der jüngsten großzügigen Kreditzusagen der Moskauer Zentralbank an stark verschuldete Staatsunternehmen sowie der weiter auf Hochtouren laufenden Notenpresse herrscht beim Fonds Skepsis bezüglich der Einhaltung des Reformkurses. Dennoch habe man kaum eine Chance gesehen, heißt es dort inoffiziell, die Freigabe zu blockieren, nachdem US-Präsident George Bush und andere Politiker in München bereits die Auszahlung öffentlich verkündet hätten.
Offiziell teilt der IWF dagegen mit, man befinde sich in der "ersten Stufe" einer in drei Phasen angelegten Zusammenarbeit zwischen Moskau und dem Fonds. Die "erfolgreiche Erfüllung" der Wirtschaftsreformen sowie die währungspolitische Abstimmung mit anderen in der Rubelzone verbleibenden Staaten der früheren Sowjetunion "könnten die Grundlage für eine zweite Stufe der finanziellen Unterstützung schaffen". Der dritte Schritt ist die Aktivierung des geplanten Rubel-Stabilisierungfonds in Höhe von sechs Milliarden Dollar.
Die von Rußland mit der ersten Kreditrate zugesagten Reformen sehen vor, das Haushaltsdefizit von derzeit etwa 17 Prozent des Bruttoinlandsprdodukts auf fünf Prozent und die Inflation auf unter zehn Prozent monatlich zu drücken. Ferner will Moskau das Wachstum der Zentralbankkredite begrenzen und eine flexible Zinspolitik verfolgen.
Von dem Weltbank-Kredit wird gut die Hälfte für dringende Agrar-, Gesundheits- und Energieimporte verwendet, der Rest wird im Rahmen einer Auktion Privatfirmen zur Verfügung gestellt. Von den IWF-Mitteln soll ein Teil in die Nachzahlung überfälliger Zinsen an Geschäftsbanken fließen, um eine Umschuldung mit diesen zu ermöglichen.
Raumfahrt
US-Experiment
im All
gescheitert
HOUSTON, 6. August (dpa). Die US- Raumfahrtbehörde NASA hat nach einer Serie von Fehlschlägen das insgesamt 376 Millionen Dollar teure Experiment mit einem Satelliten "an der Leine" aufgegeben. Die sieben Astronauten der Fähre Atlantis hatten es trotz mehrerer Versuche nicht geschafft, den von Italien gebauten Satelliten an einem 2,5 Millimeter starken Stromkabel 20 Kilometer hoch über der Fähre in Position zu bringen. Nach etwa 225 Metern hatte das Kabel aus bisher nicht geklärten Gründen geklemmt und ließ sich weder vor noch zurück bewegen. Nachdem die Entscheidung für den Abbruch des Manövers mit dem Satelliten an der Leine gefallen war, machten die Astronauten in der Fähre, darunter der italienische Fachmann Franco Malerba, und die Experten im NASA-Kontrollzentrum in Houston (US-Staat Texas) einen letzten erfolgreichen Versuch, das Kabel zu lösen, um die gesamte Anlage in die Ladebucht zurückholen zu können.
(Siehe auch Seite 3 und letzte Seite)
KINSHASA, 6. August (dpa). Der zentralafrikanische Staat Zaire soll nach einer Erklärung der Regierung nicht umbenannt werden. Zuvor hatte die Nationalkonferenz beschlossen, den alten Namen Republik Kongo wieder einzuführen. Die Regierung erklärte, die Nationalkonferenz habe verfassungswidrig gehandelt.
QUITO, 6. August (dpa/AFP). Ein riesiger Ölteppich bedroht das Regenwaldgebiet in Ecuador und Peru, nachdem am vergangenen Samstag rund 750 000 Liter Erdöl in den Quinchayacu-Fluß in Ecuador geflossen waren. Der Leiter der Umweltschutzabteilung der staatlichen Erdölgesellschaft Petroecuador, Manuel Navarro, bestätigte am Mittwoch, daß 5000 Barrel Öl (je 159 Liter) ins Wasser geströmt seien. Bislang hatten die Behörden behauptet, das Öl sei in ein geschlossenes Becken geflossen. Erst jetzt räumten sie ein, daß der Schaden viel größer sein wird, als zunächst angenommen.
Das aus dem ecuadorianischen Erdölfeld Sacha geförderte Öl war in den Quinchayacu-Fluß geflossen. Über den Napo- Fluß erreichte es am Mittwoch die Grenze zu Peru. Der etwa 60 Kilometer lange Ölstreifen bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von rund sechs Kilometern in der Stunde. Nach Rundfunkberichten sind schon Tausende Fische und Vögel im verseuchten Gebiet verendet. Umweltschutzorganisationen befürchten aber mittelfristige Folgeschäden.
Das ecuadorianische Urwaldgebiet leidet seit 20 Jahren an den Folgen der Erdölgewinnung, die 45 Prozent der Deviseneinnahmen des Landes beträgt.
Der ecuadorianische Wissenschaftler Luciano Mecarozzi, der diesen Vorfall aufdeckte, hob die mangelnden Umweltschutzvorkehrungen hervor. Er kritisierte, daß seit Samstag nichts unternommen worden sei, um die Ölverschmutzung des größten Regenwaldgebiets der Erde im Amazonasbecken zu bekämpfen. Es hätten ein Kunststoffdamm und eine Pumpe gereicht, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.
Petroecuador kündigte Entschädigungen für die Betroffenen an.
SANTIAGO/BERLIN, 6. August (dpa/AFP/Reuter).
Rußlands Präsident Boris Jelzin hat nach einer Mel-
dung eines chilenischen Rundfunksenders verlangt,
den ehemaligen DDR-Staatschef Erich Honecker aus
der chilenischen Botschaft in Moskau zu entfernen,
weil er angeblich ein Komplott gegen ihn schmiedete.
Das meldete der Sender der katholischen Kirche
Chiles (Radio Chilena) in der Nacht zum Donnerstag
unter Berufung auf Aussagen von Außenminister
Enrique Silva vor dem Parlament in Valparaiso. Nach dem Bericht des Senders machte der Minister seine Äußerungen während einer von ihm beantragten geheimen Sitzung, die allerdings nur wenige Minuten dauerte. Den Wunsch nach Ausschluß der Öffentlichkeit hatten wütende Proteste einer Gruppe von Zuhörern der Kommunistischen Partei zur Folge, die von der Tribüne aus die Debatte verfolgen wollte. Parlamentspräsident José Antonio Viera- Gallo ließ den Saal räumen, weil die Zuhörer nicht freiwillig gehen wollten. Es kam zu Tumulten, ein Polizist wurde verletzt, ein Zuhörer festgenommen.
Silva sagte dann, so der Sender, Jelzin habe um die Beendigung der Gastrolle Honeckers gebeten, weil dessen Anwesenheit "die russische Regierung in Gefahr bringe". Der sozialistische Abgeordnete Felipe Valenzuela bestätigte mit seinem Debattenbeitrag indirekt den Radiobericht. "Die nicht nachgewiesene und vor keinem kompetenten Gericht vorgetragene Anschuldigung, daß Erich Honecker aus der Botschaft heraus konspiriert" habe, hätte zum Ende seines Aufenthalts in der Botschaft geführt.
Die von der Rechtsopposition verlangte Debatte wurde nach vier Stunden mit einem mehrheitlich angenommenen Antrag der Regierungsfraktionen beendet, in der der Fall Honecker als abgeschlossen bezeichnet und die Außenpolitik von Präsident Patricio Aylwin unterstützt wurde.
Die chilenischen Behörden ordneten Polizeischutz für Margot Honecker an. Anwälte von Margot Honecker kündigten zudem rechtliche Schritte gegen zwei Fernsehstationen an, denen sie vorwerfen, die Privatsphäre der Honecker-Tochter Sonya verletzt zu haben.
San Jose (dpa). Nach einer Statistik der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (OPS) wurden im Juli 17 526 neue Cholera-Fälle in Lateinamerika registriert. 168 Menschen starben in diesem Zeitraum an den Folgen der Krankheit, heißt es in dem am Mittwoch in der costaricanischen Hauptstadt San Jose veröffentlichten Bericht.
Am schwersten betroffen sind nach den OPS-Angaben Panama gefolgt von Ecuador, Brasilien und Guatemala. Die ersten Opfer der Epidemie wurden vor etwa einem Jahr registriert. dpa wa rw
PALERMO, 6. August (dpa). Der Präfekt von Palermo, Mario Iovine, hat im Zuge neuer Maßnahmen im Kampf gegen die Mafia den Luftraum über der sizilianischen Hauptstadt für Privatflugzeuge und Hubschrauber sperren lassen. Mit diesem Schritt sollen mögliche Anschläge auf Personen oder Institutionen verhindert werden, hieß es am Donnerstag in Palermo. Der italienische Geheimdienst habe vor möglichen Angriffen aus der Luft gewarnt. "Es ist ein vorbeugender Schritt, wir können kein Risiko eingehen", sagte Iovino im Fernsehen.
MOSKAU, 6. August (dpa). Im Gebiet von Woronesch (Süd-Rußland) sind nach russischen Presseberichten in den vergangenen Tagen 15 Menschen durch rätselhafte Pilzvergiftungen ums Leben gekommen, darunter neun Kinder. Bei bislang 143 Menschen seien Vergiftungserscheinungen festgestellt worden, berichtete das erste Moskauer Fernsehprogramm. Ein russischer Chefarzt wies in einem am Donnerstag in der "Prawda" veröffentlichten Interview Spekulationen über eine radioaktive Verseuchung der Pilze zurück.
Morde in Florstadt Jugendliche vor Gericht
GIESSEN, 6. August (dpa). Hinter verschlossener Tür hat am Donnerstag morgen der Prozeß um den vierfachen Mord begonnen, den drei Jugendliche im mittelhessischen Florstadt im März vergangenen Jahres begangen haben. Drei Jugendliche müssen sich wegen des gewaltsamen Todes eines deutschen und eines amerikanischen Ehepaares aus dem mittelhessischen Florstadt-Staden (Wetteraukreis) vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts Gießen verantworten. Für zwei der Angeklagten lautet die Anklage auf Mord. Beide waren am Tattag, dem 9. März des vergangenen Jahres, 17 Jahre alt.
Die zwei mittlerweile 18 Jahre alten ehemaligen Lehrlinge sollen ihre vier Opfer, die 27 Jahre alten Ralf und Monika Reis und das Ehepaar Billy (54) und Cheryl (42) Hawthorne, heimtückisch und zur Verdeckung einer Straftat getötet haben, so die Staatsanwaltschaft.
Ihr damals 16 Jahre alter Komplize, ein Hilfsarbeiter, ist der Beihilfe angeklagt: Er habe geholfen, das Auto von Reis, in dem die beiden Männer erschossen worden waren, in dem Flüßchen Nidda zu versenken.
Der vorerst mit neun Verhandlungstagen bis zum 3. September anberaumte Prozeß findet aus Gründen des Jugendschutzes einschließlich der Anklageverlesung und der Urteilsverkündung unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Trotzdem drängten sich rund 20 Medienvertreter vor Verhandlungsbeginn auf dem Gerichtsflur. Unter einem Blitzlichtgewitter der Kameras wurden die in Handschellen aus der Untersuchungshaft vorgeführten Angeklagten in den Gerichtssaal geführt. Zu dem Prozeß sind zahlreiche Gutachter und 34 Zeugen geladen.
KOBLENZ, 6. August (dpa). Wer in einer Ortschaft ohne Not stark abbremst, muß bei einem Auffahrunfall ein Drittel des Schadens tragen. Das hat das Koblenzer Oberlandesgericht (OLG) in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil entschieden. Der allgemeine Grundsatz, den Auffahrenden treffe stets die Schuld, gelte in diesen Fällen nur teilweise.
Nach den Feststellungen des OLG hatte der Kläger in der Nähe eines Geschäfts seinen Wagen plötzlich stark gebremst. Der Grund: Ihm war eingefallen, daß er noch einkaufen wollte. Der Fahrer eines folgenden Fahrzeugs rechnete nicht mit dem plötzlichen Bremsmanöver und fuhr auf.
Das Gericht hielt beiden Beteiligten eine Mitschuld an dem Unfall vor. Den Auffahrenden treffe dabei die größere Schuld, weil er innerhalb einer Ortschaft immer mit einem plötzlichen Stopp des Vorausfahrenden rechnen müsse. Den Kläger, der nur teilweise recht bekam, belehrten die Richter, er dürfe nach geltendem Recht nur dann stark abbremsen, wenn ein zwingender Grund bestehe wie eine plötzliche Gefahr (Aktenzeichen: 12 U 1292/90).
MOSKAU, 6. August (dpa). Sechs von 14 Neugeborenen in der Entbindungsklinik von Brjansk (West-Rußland) sind in den vergangenen Tagen infolge einer offenbar unsauberen Glukoselösung ums Leben gekommen. Drei weitere Babys schweben in Lebensgefahr, wie die Gewerkschaftszeitung "Trud" am Donnerstag berichtete. Nach diesen Angaben hatten alle 14 Säuglinge die von einer Apotheke in der Stadt vorbereitete fünfprozentige Traubenzuckerlösung in Tropfenform verabreicht bekommen. Seit Montag seien übereinstimmende Krankheitssymptome bei den Babys festgestellt worden.
LONDON, 6. August (dpa). Der Schnelle-Brüter-Reaktor im schottischen Dounreay wird endgültig im März 1994 stillgelegt. Wie ein Sprecher des britischen Wirtschaftsministeriums am Donnerstag bestätigte, hat die Regierung einen Vorschlag der Atomwirtschaft zum weiteren Betrieb des Prototyps bis 1997 abgewiesen.
FRANKFURT A. M., 6. August (dpa). Reif für das Guinessbuch der Rekorde dürfte die Leistung eines rumänischen Autofahrers sein: Er schaffte es, 39 Landsleute gleichzeitig in seinem VW-Bus unterzubringen. Die 20 Kinder, 19 Männer und Frauen plus Fahrer krabbelten zur Verblüffung der Polizei aus dem Kleinbus, als diese den Wagen auf der Autobahn bei Frankfurt stoppte. "Augenscheinlich befinden sich alle Personen in einem guten Zustand", hieß es im Polizeibericht am Donnerstag. Aufgefallen war der nicht mehr verkehrstüchtige Kleinbus, weil er ohne Licht von einer Tankstelle Richtung Autobahn rollte. Zudem war das in Essen zugelassene Fahrzeug nicht versichert. Die Rumänen sind vermutlich illegal in die Bundesrepublik eingereist.
SEGELFLIEGEN
DEUTSCHE MEISTERSCHAFT; Clubklasse, dritter Wertungsflug über 352 Kilomter: 1. Staiger (Memmingen) auf Standard-Cirrus, 345,3 Kilomter, 814,9 Punkte; 2. Martin Tronnier (Peine) auf ASW 15, 326,5, 785,9; 3. Kuhlmann (Kreuztal) auf H 201 Standard, 323,8, 779,4; 4. Häußler (Kirchheim/Teck) auf H 201 Standard, 323,3, 778,2; 5. Kirchberger (Rottach Egern), Reich (Freudenstadt) und Ermert (Betzdorf), alle auf H 201 Standard, alle 322,1, 775,3.
Zwischenstand nach drei Wertungsflügen: 1. Aminde (Darmstadt) auf LS 1f, 1925,5 Punkte; 2. Reich, 1921,8; 3. Bender (Oestringen) auf LS 1f, 1884,3; 4. Kleber (Kirchheim/Teck) auf LS 1f, 1874,4; 5. Hahn (Amberg) auf ASW 15, 1845,0.
TOKIO/HEIDESHEIM, 6. August (dpa/ AFP). Rund 50 000 Menschen haben am Donnerstag in der japanischen Stadt Hiroshima in einer Feierstunde der Schrecken des Atombombeninfernos vor 47 Jahren gedacht. Bürgermeister Takashi Hiraoka verurteilte in einer Ansprache die Politik der atomaren Abschreckung, die mit dem Ende des Kalten Krieges ihre Berechtigung verloren habe. Hiraoka forderte ein Verbot aller ABC-Waffen, den Verzicht auf weitere Atomwaffentests und mehr internationale Nuklearkontrollen.
Hiraoka bot an, Hiroshima zu einem Zentrum für Abrüstung und vertrauensbildende Maßnahmen im asiatisch-pazifischen Raum zu machen. Er erinnerte auch an das Leiden, das Japan im Zweiten Weltkrieg über seine asiatischen Nachbarstaaten gebracht habe.
Um 08.15 Uhr, dem Zeitpunkt des Abwurfs der ersten amerikanischen Atombombe am 6. August 1945, schlossen die Teilnehmer der Feier für eine Schweigeminute die Augen und gedachten der insgesamt 140 000 Todesopfer. Anschließend wurden die Glocken der Stadt geläutet und 150 000 weiße Tauben stiegen über dem Friedenspark von Hiroshima auf. Der Totenliste waren die Namen von mehr als 4900 Menschen hinzugefügt worden, die 1991 an den Spätfolgen der atomaren Verstrahlung gestorben waren.
Die Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) forderte anläßlich des Jahrestages die Abschaffung aller Atomwaffen und die Abschaltung aller Atomkraftwerke. Heute genüge das Vernichtungsarsenal der Nuklearmächte noch immer zur Weltvernichtung und Menschheitsausrottung, warnten die Ärzte am Mittwoch in Heidesheim. Der einzig wirksame Schutz hiergegen sei die völlige Abschaffung dieser Waffen.
Auch die vermeintlich friedliche Anwendung von Atomenergie bleibe eine tödliche Gefahr, wie Tschernobyl bewiesen habe, meint die Ärzte-Sektion. Jede Form der Atomkraftnutzung sei sozial unverantwortbar.
HAMBURG (dpa/VWD). Die Mieten für Büroraum steigen nicht mehr so kräftig. Wie eine Marktanalyse des Rings Deutscher Makler (RDM) zeigt, betrug der Zuwachs in den zurückliegenden zwölf Monaten im Durchschnitt der deutschen Großstädte acht Prozent, in den Wirtschafts- und Dienstleistungszentren Westdeutschlands neun Prozent. In dem entsprechenden Zeitraum davor war noch ein Plus von 15 Prozent verbucht worden. Ein allmähliches Abflachen der Nachfrage und damit auch weniger Spielraum für Mietsteigerungen sind laut RDM nicht mehr zu übersehen.
Die Probleme mit der innerdeutschen Wirtschaftsentwicklung und die inzwischen gedämpfte Euphorie über den kommenden europäischen Binnenmarkt dürften nach Auffassung der Makler die Nachfrage im Bürovermietgeschäft weiter drücken. Außerdem kämen an vielen Standorten in den kommenden Monaten neue Flächen auf den Markt.
In Frankfurt ist laut RDM die Euphorie verflogen. Spitzenmieten von 90 Mark je Quadratmeter für Top-Objekte seien kaum noch zu erzielen. Im Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate seien hier die Preise nur noch um 3,5 Prozent gestiegen. In München hingegen wurde ein Plus von 15,5 Prozent registriert. In Hamburg gab es einen Zuwachs von 9,5 Prozent. Berlin bilde eine Ausnahme. Dort seien die Sätze für Büros guter Qualität innerhalb von zwölf Monaten von 50 auf 80 Mark pro Quadratmeter geklettert.
PEKING, 6. August (dpa). Zu vier Jahren Haft ist in Peking ein früherer Mitarbeiter des bei den Studentenprotesten im Mai 1989 gestürzten Generalsekretärs der Kommunistischen Partei Chinas, Zhao Ziyang, verurteilt worden. Eine Gerichtssprecherin teilte am Donnerstag mit, Gao Shan sei wegen des "Verrats von Staatsgeheimnissen" an Aktivisten der Demonstrationen schuldig gesprochen worden.
Der Prozeß gegen Gao Shan, der seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung vor drei Jahren inhaftiert war, fand hinter geschlossenen Türen statt. Vor zwei Wochen war ein weiterer hoher Ex-Vertrauter des früheren Parteichefs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Zhao Ziyang, der wegen Unterstützung der Demokratiebewegung am 20. Mai 1989 abgesetzt worden war, wurde seitdem nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen.Karlsruhe nannte Termin
KARLSRUHE, 6. August (dpa). Das Bundesverfassungsgericht will noch in diesem Jahr über die Klagen gegen das neue Abtreibungsrecht verhandeln. Der Vorsitzende des zuständigen Zweiten Senats, Ernst-Gottfried Mahrenholz, habe als Termin für die mündliche Verhandlung den 24. und 25. November vorgeschlagen, bestätigte am Donnerstag ein Sprecher des Gerichts. Jedoch sei angesichts der Kürze der Zeit offen, ob noch in diesem Jahr eine Entscheidung falle. Die gegen die Fristenregelung mit Beratungspflicht klagenden 247 Unionsabgeordneten und die bayerische Staatsregierung wurden gebeten, ihre Klageschriften bis Ende August vorzulegen.
Der Zeitpunkt der Entscheidung ist von Bedeutung, weil laut Einigungsvertrag eine gesamtdeutsche Abtreibungsregelung bis zum 31. Dezember 1992 verabschiedet sein soll. Sollte die Karlsruher Entscheidung in diesem Jahr nicht mehr ergehen, könnte das Fortbestehen der bisherigen Rechtslage, die in Ost und West verschieden ist, vom Verfassungsgericht angeordnet werden.
MOSKAU, 6. August (dpa). Waldbrände, die seit Wochen in Weißrußland toben, haben in der Republik zu einer drastisch erhöhten Radioaktivität geführt. Dies hätten Messungen der Forschungsinstitute im weißrussischen Gomel ergeben, meldete am Donnerstag die Nachrichtenagentur Itar-Tass. Weißrußland ist eines der am stärksten durch das Reaktorunglück von Tschernobyl 1986 verseuchten Gebiete.
Nach Angaben von Itar-Tass sind die weißrussischen Wälder vor allem mit Cäsium und Strontium belastet. Eine große Gefahr stellten auch brennende ausgetrocknete Torfmoore dar, in denen eine große Menge Radioaktivität gespeichert sei. Viele Bürger Weißrußlands klagten derzeit über leichtes Unwohlsein und erhöhten Blutdruck, meldete die Agentur.
Auch die ostsibirische Region Magadan kämpft weiter mit zahlreichen Waldbränden, berichtete die Gewerkschaftszeitung Trud am Donnerstag. (Kommentar auf Seite 3)
WIEN, 6. August (dpa). Harte Zeiten für Verkehrsraser in Wien: Die Polizei der österreichischen Hauptstadt hat in unauffälligen Fahrzeugen neben Videokameras zugleich auch Schnellrichter postiert. Wird ein Raser erwischt, kann der Jurist sofort eine Strafverfügung erlassen. Als Beweismaterial dient der Videofilm, auf dem die ermittelte Geschwindigkeit des betreffenden Fahrzeugs festgehalten wird. Die Gesetzeshüter versprechen sich von der Neuerung eine Verringerung des Verwaltungsaufwandes und einen erzieherischen Effekt.
Die Spekulationen um den Wechsel von Lothar Matthäus zum FC Bayern München haben große Verwirrung ausgelöst. Der deutsche Fußball-Rekordmeister bestätigte sowohl das Interesse am 93fachen Nationalspieler wie auch Gespräche mit Inter Mailand. Inter dagegen streitet italienischen Zeitungen zufolge jeglichen Kontakt mit dem Bundesligisten ab. Die Münchner lassen sich von dem offensichtlichen Pokerspiel der Mailänder nicht beeindrucken und wollen den spektakulären Transfer über die Bühne bringen. "In rund zwei Wochen sehen wir klar", sagte Karl-Heinz Rummenigge. Der Vize-Präsident des FC Bayern und Manager Uli Hoeneß hatten sich in der vergangenen Woche mit Inter-Präsident Ernesto Pellegrini in dessen Urlaubsort getroffen. Es sei nur ein Informationsgespräch gewesen, erklärte Rummenigge.
Die Gazetta dello Sport zitierte in ihrer Donnerstagsausgabe Inter-Generalmanager Piero Boschi: "Mir ist von einer Anfrage aus München nichts bekannt. Vor ein paar Tagen sagte uns Matthäus, er werde am 17. August ins Trainingslager kommen." Im Corriere dello Sport sagte Inters sportlicher Leister Giancarlo Betrami: "Das ist alles aus der Luft gegriffen. Matthäus ist und bleibt einer unserer fünf Ausländer."
Während Boschi Verhandlungsbereitschaft signalisierte und eine Ablöse von umgerechnet 26 Millionen Mark nannte, lehnte Beltrami einen Transfer strikt ab: "Daß Inter Matthäus hergibt, ist ausgeschlossen. Er wird ins Trainingslager kommen, sich ärztlichen Untersuchungen unterziehen und dann mit der Rehabilitation beginnen." dpa
HAMM, 6. August (dpa). Wer in einem Möbelhaus "gehobenen Genres" als Verkäufer arbeitet, muß Schlips und Sakko tragen. Ein solches Haus könne von den Angestellten erwarten, daß sie bei Kundenkontakt "gepflegt" auftreten. Das hat das Landesarbeitsgericht Hamm in einem am Donnerstag bekanntgewordenen Urteil entschieden (Az.: 13 TaBV 36/91).
Ein Mitarbeiter, der Jacket und Krawatte nicht tragen wollte, sei deshalb zu Recht in eine Abteilung ohne Kundenkontakt versetzt worden. Der Sachbearbeiter war weiterhin in Hemd, Jeans und Turnschuhen erschienen, obwohl die Firmenleitung angeordnet hatte, daß die Angestellten korrekt gekleidet zu sein hätten. Der Betriebsrat hatte darin "eine unzulässige Benachteilung" gesehen und deswegen geklagt.
HORST BOURMER, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, fordert die Einrichtung eines Schulfaches "Gesundheitsunterricht". Obwohl die Gesundheit im Bewußtsein der Bevölkerung einen ständig steigenden Stellenwert einnehme, komme das Unterrichtsfach "Gesundheit" im Fächerkanon aller Schulen nicht vor, beklagte der Medizinerfunktionär. Zwar spielten Gesundheitsthemen in Fächern wie Sport, Biologie, Politik und sogar Religion eine immer größere Rolle, die "Gesamtschau" jedoch fehle. (dpa)
CHAMONIX, 6. August (dpa). Der Montblanc erweist sich im Sommer immer mehr als "Todesberg". Allein im Juli kamen nach Angaben der Berggendarmerie von Chamonix 16 Menschen in dem französischen Alpenmassiv ums Leben. 77 Menschen wurden aus Bergnot gerettet, und ein Bergwanderer wird noch vermißt.
Derzeit suchen den Angaben vom Donnerstag zufolge täglich bis zu 400 Menschen im Montblanc-Massiv Erholung vor der brütenden Sommerhitze. Die Zahl der Opfer im Juli war zwar etwa so hoch wie zur selben Zeit im Vorjahr, doch waren die ersten zwei Wochen fast ohne Zwischenfälle verlaufen. 15 der Todesfälle gab es nach dem 12. Juli, nachdem eine Wärmewelle eine große Schneeschmelze und Lawinenabgänge ausgelöst hatte.
HANNOVER, 7. August (dpa). Die Deutsche Aids-Hilfe findet für ihre Informations- und Aufklärungsarbeit auch im neunten Jahr ihres Bestehens kaum Sponsoren aus der Wirtschaft. In einem dpa-Gespräch äußerte der Kommunikations-Fachmann Jan Hufenbach aus Lucklum am Donnerstag die Vermutung, die meisten Industrieunternehmen wollten mit dem "Schmuddelthema Aids" nicht in Verbindung gebracht werden.
Nach Hufenbachs Angaben gibt die Industrie in Deutschland jährlich 1,4 Milliarden Mark für Sponsoring-Aktionen aus. Der weitaus größte Teil davon komme dem Sport zugute. "Für soziale Projekte fallen dagegen nur noch gut 150 Millionen Mark ab", sagte Hufenbach. Hier richte sich das Interesse vor allem auf den Umweltschutz und bedrohte Völker, etwa in Amazonien. "Diese Themen sind in der öffentlichen Diskussion positiv besetzt, Aids ist es nicht", stellt der Sponsoring-Experte fest.
Hufenbach hatte im Auftrag der Deutschen Aids-Hilfe rund 300 Unternehmen aller Industriezweige im ganzen Bundesgebiet angesprochen. Lediglich 100 hätten geantwortet, 95 davon negativ.
Der topgesetzte US-Amerikaner Aaron Krickstein steht im Achtelfinale des mit 260 000 Dollar dotierten internationalen Tennisturniers in Los Angeles. Der Weltranglisten-14. hatte am Mittwoch (Ortszeit) allerdings viel Mühe beim knappen 6:3, 6:7 (5:7), 6:4-Sieg in der zweiten Runde gegen seinen Landsmann Todd Witsken.
Der von einem serbischen Bankbesitzer organisierte und mit 5,5 Millionen Dollar dotierte Schach-Schaukampf zwischen den ehemaligen Weltmeistern Robert Fischer (USA) und Boris Spasski soll offiziell am 2. September im montenegrinischen Ort Sveti Stefan beginnen.
WARSCHAU, 6. August (dpa). Mehrere hundert Menschen nahmen am Donnerstag in Warschau an einem Schweigemarsch zum Gedenken an den jüdischen Arzt und Pädagogen Janusz Korczak teil. Korczak war am 6. August 1942 mit 200 Kindern seines Waisenhauses im Ghetto zum Vernichtungslager Treblinka gebracht und dort ermordet worden. Bei glühender Hitze gingen die Teilnehmer den etwa drei Kilometer langen letzten Weg des Pädagogen und seiner Kinder vom heutigen Kulturpalast zum "Umschlagplatz", auf dessen Rampe damals die Juden in Viehwaggons zusammengepfercht nach Treblinka "verladen" wurden. Korczak hatte mehrmals das Angebot von Freunden abgelehnt, ihn aus dem Ghetto zu schmuggeln. Er wollte Kinder und Mitarbeiter nicht verlassen.
Am Schweigemarsch nahmen etwa 60 Deutsche teil, darunter Schüler aus Frankfurt, die sich auf einer Studienfahrt in Polen befinden.
ROM, 6. August (dpa). Die Konfliktparteien im schwarzafrikanischen Mosambik haben am Donnerstag in Rom ihre Gespräche zur Beendigung des 16jährigen Bürgerkriegs fortgesetzt. Bei dem Gipfeltreffen wollen die Teilnehmer nach Angaben des italienischen Außenministeriums möglichst bis zum heutigen Freitag ein gemeinsames Kommunique erstellen, das einen Waffenstillstand oder den Weg dahin sowie den Rahmen für eine neue Verfassung festschreibt. Vermutlich werde in der Hauptstadt Botswanas, Gaborone, eine abschließende Friedens- und Versöhnungskonferenz noch in diesem Jahr stattfinden. In Rom verhandeln an der Spitze ihrer Delegationen der Präsident von Mosambik, Joaquim Chissano, sowie der Führer der RENAMO-Rebellen, Afonso Dhlakama.
SCHLÜSSELFELD, 6. August (dpa). Eine Unaufmerksamkeit des holländischen Busfahrers war anscheinend die Ursache für das Busunglück, bei dem am vergangenen Samstag auf der Autobahn Nürnberg-Würzburg bei Schlüsselfeld acht Menschen getötet und 22 verletzt worden sind. Die Staatsanwaltschaft Bamberg erließ Haftbefehl gegen den 31jährigen, der schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Es werde geprüft, ob der Fahrer zum Zeitpunkt des Unfalls übermüdet war, sagte der Staatsanwalt am Donnerstag.
Der holländische Bus hatte die Mittelleitplanke durchbrochen und einen tschechoslowakischen Bus gerammt. Die Untersuchung der Blutprobe habe keinen Hinweis auf Alkohol erbracht, sagte Kraus. Auch sei kein technischer Defekt festgestellt worden.
PADERBORN, 6. August (dpa). Ein Schmerzensgeld von 12 500 Mark muß ein junger Mann aus Paderborn an eine Frau zahlen, die er vergewaltigt hat. Das entschied in einem am Donnerstag bekanntgewordenen Urteil das Paderborner Landgericht (Az.: 40 63/92). Nach einer Abiturfeier im Mai 1990 hatte der damals 20jährige Schüler die 19 Jahre alte Abiturientin vergewaltigt und schwer verletzt. Eine Strafkammer hat den Mann, der zur Zeit des Verbrechens volltrunken war, wegen fahrlässigen Vollrauschs zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
MOSKAU, 6. August (dpa). An Pilzvergiftungen sind in Rußland in den vergangenen Tagen mindestens 24 Menschen gestorben. Allein im Gebiet von Woronesch (Süd-Rußland) starben 20 Menschen, unter ihnen auch mehrere Kinder, 179 erlitten Vergiftungen. Vermutungen in den russischen Medien, die Vergiftungsserie könne durch genetische Veränderungen in eßbaren Pilzen ausgelöst worden sein, wurden von deutschen Experten aber zurückgewiesen.
Die Nachrichtenagentur ITAR-TASS meldete am Donnerstag, Spezialisten gingen von Mutationen an sich eßbarer Pilze wie Pfifferling und Steinpilz aus, die dabei die Giftstoffe des tödlichen Grünen Knollenblätterpilzes entwickelt hätten. Dies verwies der Knollenblätterpilz- Experte Professor Heinz Faulstich vom Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg auf Anfrage in den Bereich des Volksglaubens. "Mutationen dieser Art sind ausgeschlossen." Faulstich bestätigte Vermutungen, daß die Vergiftungswelle durch ein plötzliches massenweises Auftreten des eher seltenen weißen Knollenblätterpilzes entstanden sein könnte, der in Mitteleuropa mit Champignons zu verwechseln ist.
Fußball-Zweitligist Stuttgarter Kickers hat Stefan Kuhn (27) vom Bundesligisten SG Wattenscheid 09 verpflichtet. Kuhn kann bereits im Spiel gegen den SV Waldhof Mannheim eingesetzt werden.
HOUSTON/DARMSTADT, 6. August (dpa). Das spannende Experiment mit dem "Satelliten an der Leine" ist gescheitert. Der Satellit sollte von der Raumfähre abgeseilt werden und mit ihr wie ein Tandem durch das Weltall fliegen. Nach einer Serie technischer Pannen holten die Astronauten des Shuttle "Atlantis" in der Nacht zum Donnerstag die von Italien gebaute Sonde in die Ladebucht zurück. Statt der geplanten 20 Kilometer konnte das Kabel nur rund 225 Meter abgerollt werden. Dann klemmte es.
Mehr Glück hatten Experten mit dem europäischen Forschungssatelliten "Eureca". Er war am Donnerstag mit viertägiger Verspätung unterwegs zu seiner ursprünglich geplanten Umlaufbahn. Eine Zündung der Steuerdüsen brachte ihn um 12.56 Uhr (MESZ) auf eine neue elliptische Bahn, teilte die europäische Bodenkontrolle ESOC in Darmstadt mit. Der zweite Teil der Kurskorrektur auf eine kreisförmige Bahn in rund 515 Kilometer Höhe ist für Freitag geplant. "Es sieht alles sehr gut aus," sagte eine ESOC-Sprecherin.
Der Satellit war am vergangenen Sonntag mit eintägiger Verspätung von der "Atlantis" ausgesetzt worden, hatte aber durch einen Fehler im Steuerungssystem nur eine Höhe von 445 Kilometern erreicht. Er soll vor allem die Bildung von Kristallen in der Schwerelosigkeit testen und zur Entwicklung reinerer Werkstoffe beitragen.
Trotz des Abbruchs war die Mission des "Satelliten an der Leine" nach Darstellung der Wissenschaftler und Techniker nicht ganz vergebens. Sie hätten genug Hinweise darauf erhalten, daß ein Projekt mit einem angeleinten Satelliten realistisch sei. "Dies war ein Testflug, wenn wir alle Antworten wüßten, wäre es kein Testflug", sagte Flugdirektor Chuck Shaw im Kontrollzentrum von Houston (Texas). Statt der erhofften 5000 Volt wurden nur 40 Volt Elektrizität mit Hilfe des 2,5 Millimeter dicken Kabels erzeugt, das auch als Stromkabel diente.
Die Astronauten Jeffrey Hoffman und Franklin Chang-Diaz hatten sich am Mittwoch abend schon auf einen Weltraumspziergang vorbereitet, um den Satelliten zu bergen. Dann gelang ein letzter Versuch, das klemmende Kabel zu lockern. Die Befestigung des Satelliten in dem Haltering auf der Spitze des Aussetz-Gerüstes bereitete keine Schwierigkeiten. "Wir haben ihn endlich wieder", funkte Kommandant Loren Shriver nach Houston.
Wegen der vielen Verzögerungen hat die Raumfahrtbehörde NASA den 49. Shuttleflug um einen Tag verlängert. Auf dem Programm standen noch einige kleinere Experimente, unter anderem Versuche mit einer neuen Kühlmethode für Raumflüge.
"Atlantis" soll am Samstag um 13.39 Uhr MESZ in Cape Canaveral in Florida zur Erde zurückkehren.
HANNOVER, 6. August (dpa). Ein 34jähriger Mann hat am Donnerstag den Geschäftsführer eines Frachtgutunternehmens auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen als Geisel genommen. Laut Polizei fordert der Geiselnehmer, wahrscheinlich ein früherer Angestellter der Firma, 13 000 Mark Lösegeld. Der Mann hat sich mit seiner 45 Jahre alten Geisel in deren Büro verschanzt. Er soll eine silberfarbene Waffe bei sich haben.
Nach weiteren Angaben der Polizei begründete der Geiselnehmer seine Forderung damit, daß ihm das Geld aus einem aufgelösten Arbeitsverhältnis zustehe. Ursprünglich verlangte er 11 000 Mark. Später wollte er mit dem Hinweis auf seinen Anspruch auf Urlaubsgeld 13 000 Mark.
Ulf Kirsten vom Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen hat den Prozeß gegen seinen ehemaligen Verein Dynamo Dresden gewonnen. Dynamo muß die Summe von 375 000 Mark plus Zinsen an den 26 Jahre alten Nationalspieler zahlen. Der Verein hat angekündigt, in die Berufung gehen zu wollen.
Die Vereine der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga (NHL) haben Präsident John Ziegler als obersten Vertreter der NHL-Klubs von der Funktion suspendiert und damit die Konsequenzen aus dem Spielerstreik im Frühjahr gezogen. Ziegler erhält eine Abfindung in Höhe von vier Millionen Dollar.
NÜRNBERG, 6. August (dpa). Nach dem Diebstahl einer Flasche Schnaps im Wert von 13,98 Mark mußte ein 41jähriger Ladendieb in Nürnberg neun Monate in Untersuchungshaft schmoren. Wie sich herausstellte, hatte ihn die Justiz in seiner Zelle vergessen. Da der Mann schließlich unter Anrechnung einer früheren Bewährungsstrafe nur zu rund sieben Monaten Haft verurteilt wurde, hat er jetzt ein "Guthaben" von zwei Monaten, das ihm mit 1000 Mark abgegolten werden soll. Die Nürnberger Justizpressestelle bezeichnete den Vorfall am Donnerstag als eine "bedauerliche Panne in einem Einzelfall".
Der Ermittlungsrichter hatte gegen den Mann nach der Festnahme im November 1991 den Haftbefehl eröffnet. Die Haftunterlagen wurden dem zuständigen Strafrichter jedoch nicht zugeleitet, weil eine Telefax-Mitteilung der Polizei über die Festnahme fehlte. Wo dieses Telefax verschwand, läßt sich heute nach Justizangaben nicht mehr klären. Der 41jährige saß somit im Untersuchungsgefängnis, ohne daß der Strafrichter oder der Staatsanwalt von seiner Existenz gewußt hätten.
Nach Angaben der Justiz machte der Häftling in den folgenden Monaten kein einziges Mal durch Proteste auf sich aufmerksam. "Mein Mandant ist eher ein einfach strukturierter Mensch", erklärt der Anwalt des 41jährigen im nachhinein dieses Verhalten.
ROM, 6. August (dpa). Das Gesetzpaket der italienischen Regierung zur schärferen Bekämpfung der organisierten Kriminalität ist am Donnerstag endgültig verabschiedet worden. Nachdem bereits die Abgeordnetenkammer mit großer Mehrheit den Maßnahmen am Mittwoch zugestimmt hatte, votierte auch der Senat für die neuen Gesetze.
Sie sehen erweiterte Kompetenzen der Sicherheitskräfte vor, die künftig mit Lauschangriffen und verdeckten Ermittlungen operieren können. Politiker, die sich von der Mafia Stimmenpakete bei Wahlen organisieren lassen, können mit Haft bis zu sechs Jahren bestraft werden.
SEGELFLIEGEN
DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN, Endstand Clubklasse (Frauen) nach acht Wertungstagen: 1. Arndt (Klix) auf Jantar Standard 2329,9 Punkte, 2. Brockmann (Hamm) auf ASW 808,1, 3. Geyer (Wiesbaden) auf LS 739,5.
Endstand Standardklasse (Frauen) nach neun Wertungstagen: 1. Keim (Sindelfingen) auf Discus 3347,7, 2. Schaich (Stuttgart) auf LS 3328,4, 3. Hohn (Hammelburg) auf LS 7 3170,3.
Endstand FAI 15-Meter-Klasse (Frauen) nach neun Wertungstagen: 1. König (Schramberg) auf Singen LS 3602,1 Punkte, 2. Thomas (Saarbrücken) auf LS 3432,2, 3. Klossok (Dinslaken) auf LS 3392,5.
Endstand Doppelsitzerklasse nach acht Wertungstagen: 1. Kropp (Weser Fluggemeinschaft) auf Janus 2387,9 Punkte, 2. Tesch (Hamburg) auf Janus 2385,5, 3. Balz (Kirchheim/Teck) auf Janus 2334,4.
Der italienische Motorrad-Weltmeister Luca Cadalora wird in der kommenden Saison voraussichtlich in der Halbliterklasse antreten. Sein Nachfolger im Honda-Team ist Massimiliano Biaggi (Italien), der im nächsten Jahr die WM-Läufe in der Viertelliterklasse bestreitet.
WASHINGTON, 7. August (dpa). Ein Einwohner der Stadt Marlboro im US-Bundesstaat New Jersey hält die lokalen Behörden auf Trab. Seit Joseph Januszkiewicz die Jungfrau Maria einmal im Monat erscheint, pilgern Tausende zu seinem Haus und belagern die Umgebung des Sehers. Am Wochenende mußten 7000 Heilsuchende davon abgehalten werden, Nachbargrundstücke zu besetzen und Straßen zu blockieren. Neben 74 Polizisten waren "Notfall-Gruppen" im Einsatz, um Ampeln aufzustellen und die öffentliche Ruhe und Ordnung zu verteidigen. Der "Run" auf die neue Kultstätte verursacht nicht nur Streß für die lokalen Ordnungshüter, sondern auch immense Kosten: pro Marienerscheinung zwischen 15 000 und 20 000 Dollar.
WASHINGTON, 7. August (dpa). US- Präsident George Bush hat den irakischen Staatschef Saddam Hussein gewarnt, nach den Vorgängen um das Landwirtschaftsministerium in Bagdad abermals eine Blockade von Waffeninspektoren der UN zu riskieren.
Bush sagte auf dem Luftwaffenstützpunkt Peterson im US-Staat Colorado, die Vereinten Nationen hätten das Recht, auch Ministerien zu überprüfen. "Und wir werden helfen, dieses Recht zu garantieren", sagte er.
Der Präsident reagierte damit auf Berichte aus dem Irak, daß Bagdad Ministerien zu "souveränen Orten" erklärt habe, die nicht durchsucht werden dürften. Die UN-Inspektoren wollen nach offiziell nicht bestätigten Informationen als nächstes das Verteidigungsministerium in Bagdad überprüfen. Zuletzt hatte eine dreiwöchige Blockade von UN-Inspektoren vor dem irakischen Landwirtschaftsministerium die Spannungen mit Saddam Hussein verschärft. Bush sagte in Colorado: "Ich habe die Schnauze von ihm seit langer Zeit voll."
Der Sprecher des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, erklärte später in Colorado Springs, Saddam gebe eine Menge irrationaler und manchmal irrelevanter Erklärungen ab. Man wisse daher nicht, ob er nur Leute in seinem eigenen Land beeindrucken oder dies wirklich durchführen wolle. Die Absicht der Vereinten Nationen seien sehr entschieden und sehr ernsthaft. Die Optionen, die die USA seit mehreren Monaten diskutiert hätten, seien alle offen.
Nach den Worten des Sprechers des US-Außenministeriums Richard Boucher würde eine Blockierung von UN-Inspektoren eine "sehr ernste Situation" schaffen. Die UN-Waffenstillstandsresolutionen besagten, daß die Inspektoren entschieden, welche Anlagen sie überprüfen.
BEIRUT, 6. August (AFP). Die Christen in Libanon haben gefordert, die ab 23. August geplanten Wahlen zu verschieben. Vertreter von rund fünfzig christlichen Gruppierungen begründeten diese Forderung mit den "höheren Interessen des Staates". Außerdem müsse die Einheit des libanesischen Volkes gewahrt bleiben. Die Christen waren am Sitz des maronitischen Patriarchen in Bkerke nördlich von Beirut zusammengekommen. Zwei Abgeordnete wurden beauftragt, mit der Regierung über eine Verschiebung der Wahlen zu verhandeln.
Christliche Politiker hatten sich schon mehrfach für eine Verschiebung der Wahlen ausgesprochen, die erst nach dem Abzug der syrischen und israelischen Armee aus Libanon stattfinden sollten. Außerdem fordern die Christen vor Wahlen die Rückkehr von rund 500 000 durch den Bürgerkrieg vertriebenen Menschen. Auch die im Exil lebenden Libanesen, bei denen es sich vor allem um Christen handelt, sollten zurückkehren.Fahrkartenautomaten verstehen Stimme
TOKIO, 6. August (AFP). Für die geplagten japanischen Pendler könnte zumindest der Kartenkauf bald weniger stressig werden. Die ostjapanische Eisenbahngesellschaft hat einen Fahrkartenautomaten entwickelt, mit dem man sprechen kann. Derzeit gelingt es ihm bereits in 80 Prozent der Fälle, die menschliche Stimme korrekt zu decodieren. "Noch ein paar Verbesserungen, und wir können die Maschine in einem Jahr oder maximal in zwei Jahren aufstellen", verkündete ein Sprecher der Eisenbahngesellschaft am Donnerstag. Der Apparat werde auch Ausländer verstehen können, die japanische Namen aussprechen, versicherte er.
QUITO, 6. August (AFP). Im Amazonasgebiet breitet sich eine gewaltige Ölpest aus.
Mehr als 5000 Barrel Öl, die aus einer defekten Förderanlage im östlichen Ecuador stammen, haben sich in den Rio Napo, einen Nebenfluß des Amazonas, ergossen, wie die italienische Journalistin Luciano Mecarozzi nach Recherchen vor Ort am Mittwoch in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito mitteilte. Der 60 Kilometer lange und ein Kilometer breite Ölteppich bewege sich mit einer Geschwindigkeit von zehn Stundenkilometern vorwärts. Inzwischen sei die Ölpest bereits nach Peru vorgedrungen, in wenigen Tagen werde sie auch Brasilien erreichen. Das Ökosystem der Zone ist nach Angaben Mecarozzis massiv bedroht, Fische und Vögel verenden. Aber auch die Existenz von Indianern und Siedlern, die sich aus dem Rio Napo mit Wasser versorgen, ist gefährdet.
Die ecuadorianische Regierung hatte zunächst von einem nur kleineren Zwischenfall gesprochen, am Dienstag jedoch die Ölpest bestätigt. Nach Angaben eines Vorstandsmitglieds der staatlichen Ölgesellschaft Petroecuador traten bei dem Vorfall am 26. Juli jedoch "nur" 3000 Barrel Öl aus, von denen 2500 in ein Auffangbecken geflossen seien. Die restlichen 500 Barrel seien in einen kleinen Nebenfluß des Rio Napo geströmt. Operationen zur Reinigung des Wassers seien im Gang. Der Vorstand der Ölgesellschaft führte den Unfall auf menschliches Versagen zurück. Die Anlagen seien mit hochentwickelten elektronischen Warnanlagen ausgerüstet, die jedes Leck sofort anzeigten. Die Gesellschaft kündigte Entschädigungen für die betroffene Indianerbevölkerung an.
Im Nachbarland Peru reagierten die Behörden auf die Nachrichten von der Ölpest. Mehr als 20 Siedlungen entlang des Rio Napo könnten zum Opfer der Katastrophe werden, hieß es.
MONTEVIDEO, 6. August (AFP). Eine der längsten Brücken der Welt soll über den La-Plata-Fluß zwischen Argentinien und Uruguay gebaut werden. Die Arbeiten an dem zwischen 40 und 45 Kilometer langen Bauwerk sollen im August 1994 beginnen und werden voraussichtlich vier Jahre dauern, wie die uruguayische Regierung am Mittwoch mitteilte. Die Kosten des Projekts werden mit umgerechnet 1,18 Milliarden Mark veranschlagt. Die Brücke soll die argentinische Hauptstadt Buenos Aires mit der uruguayischen Kleinstadt Colonia, 170 Kilometer westlich der Hauptstadt Montevideo, verbinden. Die Straßenverbindung zwischen den beiden Hauptstädten soll dadurch von derzeit 565 auf 220 Kilometer verkürzt werden. Die beiden Länder erhoffen sich durch den Brückenbau eine Beschleunigung ihrer wirtschaftlichen Integration.Kinkel drängt zu den Waffen Von SPD Zustimmung zu Kampfeinsätzen für UN verlangt
BONN, 6. August (AFP/AP). Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) hat die SPD aufgefordert, ihren Widerstand gegen eine Grundgesetzänderung aufzugeben, die der Bundeswehr neben Blauhelm-Aktionen auch militärische Einsätze unter dem Dach der Vereinten Nationen (UN) nach Zustimmung des Bundestages möglich machen soll. Der Aufruf von UN-Generalsekretär Butros Ghali, eine UN-Eingreiftruppe aufzustellen, an der sich Deutschland beteiligen solle, zeige, wie drängend die Erwartungen seien, meinte Kinkel am Donnerstag in Bonn.
Der Außenminister verwies auf Äußerungen der SPD-Abgeordneten Karsten Voigt und Günter Verheugen, wonach Deutschland einen Sitz im UN-Sicherheitsrat erhalten müsse. Dies kann nach Kinkels Auffassung nur heißen, daß auch die SPD sehe, daß die Bundesrepublik größere Verantwortung übernehmen müsse und nicht weiter beiseitetreten könne, wenn die Völkergemeinschaft "friedenserhaltende" (peace-keeping) und "friedensschaffende" (peace-making) Maßnahmen für nötig halte.
Der außenpolitische SPD-Fraktionssprecher Karsten Voigt sagte zu dem Appell Ghalis, wenn es eines Tages dazu komme, daß der entsprechende Artikel 43 der UN-Charta aktiviert werde und die UN die Funktion einer "Weltpolizei" übernähmen, dann müsse auch Deutschland seinen Beitrag leisten. Ghalis Vorschlag verdiene Unterstützung, sagte Voigt. Es dürfe auf Dauer nicht mächtigen Staaten oder Staatengruppen überlassen bleiben, ob und wie Aggressoren bekämpft werden. Doch meinte Voigt, daß es wegen der ablehnenden Haltung der USA kaum Aussichten auf Verwirklichung des Vorschlags in absehbarer Zeit gebe. Daher gehe es in Deutschland zunächst darum, die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen für Blauhelm-Missionen zu schaffen.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Werner Hoyer, sprach in der Neuen Osnabrücker Zeitung von einem "beispiellosen Hilferuf" Ghalis. Das Grundgesetz müsse jetzt sehr schnell geändert werden, um den Einsatz deutscher Soldaten für die UN zu ermöglichen.
SAN FRANCISCO, 6. August (AFP). Ein mutmaßliches Mitglied der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), das vor neun Jahren aus einem Gefängnis in Nordirland in die USA geflohen war, ist am Mittwoch gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden. Der 38jährige James S. hatte vor seiner Freilassung zwei Monate wegen Paßbetrugs im Gefängnis gesessen.
Großbritannien hatte immer wieder die Auslieferung des Mannes gefordert. S. hatte unter einem anderen Namen in den USA gelebt und als Anstreicher gearbeitet. In Nordirland war er wegen versuchten Mordes an einem Gefängnisbeamten zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. 1983 brach er mit 37 weiteren Häftlingen aus dem Maze-Gefängnis in Belfast aus. Freunde und Verwandte hinterlegten in den USA für ihn eine Kaution von 1,5 Millionen Dollar.
BOGOTA, 6. August (AFP). In Kolumbien soll jetzt ein Parlamentsausschuß die politischen Verantwortlichkeiten für die Flucht des Drogenbosses Pablo Escobar untersuchen. Die Gruppe von Senatoren soll sich in der kommenden Woche vor Ort über die Zustände im Gefängnis von Envigado bei Medellin informieren, in dem Escobar 13 Monate inhaftiert war. Generalstaatsanwalt Gustavo de Greiff hatte den Vorwurf erhoben, Escobar habe vom Gefängnis aus weiter Drogengeschäfte gesteuert und zudem in der Haftanstalt ein luxuriöses Leben geführt. Die Regierung hatte immer wieder erklärt, Escobar sei in einem "Hochsicherheitsgefängnis" untergebracht.
Die Regierung von Präsident Cesar Gaviria lehnte es erneut ab, mit dem seit dem 22. Juli flüchtigen Drogenboß über Bedingungen für seine freiwillige Rückkehr ins Gefängnis zu verhandeln.
NEW YORK, 6. August (AFP). Sieben mittelalterliche Schriften, die während des Zweiten Weltkriegs aus der St. Antonius-Kirche in Hambach bei Aachen verschwunden waren, sollten am Donnerstag dem deutschen Konsulat in New York übergeben werden. Wie Korrespondenten berichteten, hatte eine Amerikanerin die Pergamente aus der Zeit zwischen 1482 und 1656 nach dem Tod ihres dritten Ehemannes entdeckt. Dieser war als Soldat während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland gewesen und hatte die Dokumente unter nicht bekannten Umständen in Besitz genommen. Ihr verstorbener Mann habe sie sicher legal erworben, sagte die Witwe, eine gebürtige Ungarin, die während der Nazizeit den deutschen Konzentrationslagern entkam, in denen viele Mitglieder ihrer Familie und auch ihre erster Mann umgebracht wurden.
col/sa AFP
SCHWERIN, 6. August (AFP). Die letzten 80 der am Wochenende nach Schleswig-Holstein geflüchteten 140 Asylbewerber sind in der Nacht zum Donnerstag nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt. Dies sagte der Sprecher des Innenministeriums, Armin Schlender, am Donnerstag in Schwerin. Viele seien in die Wohnheime Bahlen bei Boitzenburg und in Pritzier zurückgekommen, die sie am Wochenende nach Überfällen rechtsradikaler Jugendlicher verlassen hatten. Eine stärkere Polizeipräsenz sei zugesichert worden. Das Angebot, die Asylbewerber in Heimen in den Kreisen Neustrelitz, Ribnitz-Damgarten und Anklam unterzubringen, bestehe aber weiter.
STOCKHOLM, 6. August (AFP). Die schwedische Regierung hat beschlossen, dem von Trockenheit betroffenen Namibia die Soforthilfe im Wert von rund 29 Millionen Dollar zu streichen. Grund für die Entscheidung sei der Kauf eines Flugzeuges für den namibischen Präsidenten Sam Nujoma, verlautete am Donnerstag in Stockholm von offizieller Seite. "Dieser Kauf kommt in einem sehr ungünstigen Moment", sagte der Pressesprecher des schwedischen Außenministeriums. Die schwedische Regierung schließe daraus, daß Namibia über genügend eigene Mittel verfüge, um der durch Trockenheit verursachten Katastrophe Herr zu werden.
Am Mittwoch hatte sich Norwegen aus den gleichen Gründen entschlossen, die Soforthilfe für Namibia einzustellen.
MOSKAU/ROM, 6. August (AFP). Die Hauptstadt der armenischen Enklave Berg Karabach in Aserbaidschan, Stepanakert, ist in der Nacht zum Donnerstag angeblich von einem aserbaidschanischen Kampfflugzeug vom Typ SU-25 bombardiert worden. Dabei seien 28 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden, meldete das russische Fernsehen unter Hinweis auf die lokalen Behörden.
Zugleich berichtete die Moskauer Agentur Itar-Tass unter Berufung auf die aserbaidschanische Regierung, die Armenier hätten auf die aserische Stadt Agdam geschossen. Dabei habe es einen Toten und drei Verletzte gegeben.
In Rom wurden am Mittwoch abend die Friedensgespräche über Berg Karabach abgebrochen und auf unbestimmte Zeit vertagt. Dies teilte der Leiter der armenischen Delegation, Christian Ter-Stepanjan, mit. Es sei eine Bankrotterklärung für den Friedensprozeß, der von der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Gang gebracht worden war. Die Schuld liege bei den Aserbaidschanern, die "entschlossen" seien, ihre "Politik der Gewalt gegen Berg Karabach" fortzusetzen, sagte der Armenier.
Die Delegation der armenischen Mehrheit Berg Karabachs hatte am Vortag unter Protest den Verhandlungstisch verlassen, da Zusagen nicht eingehalten worden seien.
MOSKAU, 6. August (AFP). Anatoli Krassikow, ehemaliger Vize-Direktor der Nachrichtenagentur Tass, ist am Donnerstag zum neuen Sprecher des russischen Präsidentenamtes ernannt worden.
BONN/WEIMAR, 6. August (AFP). Die zweite Aufnahme-Aktion für 5000 Kriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina ist am Donnerstag in Bonn angelaufen. Der erste Sonderzug fuhr am Nachmittag von Bonn nach Kroatien ab. Am Donnerstag sollten noch zwei Züge starten, am Freitag drei weitere. Die Bundesregierung will nach Angaben des Bundesministeriums für Frauen und Jugend noch in dieser Woche auf Expertenebene eine großangelegte Evakuierungsaktion für Kinder aus dem Kriegsgebiet prüfen.
In Weimar traf ein DRK-Hilfskonvoi mit elf kriegsverletzten Kindern aus Slawonien ein. Nach Mitteilung des Roten Kreuzes in Weimar wurde der Konvoi bis zur österreichischen Grenze von UN-Soldaten begleitet. Die zum Teil schwer verletzten Kinder, die zusammen mit Eltern oder anderen Verwandten nach Thüringen kommen, sollen in Krankenhäusern in Weimar behandelt werden.
SARAJEWO, 6. August (AFP/dpa/Reuter). Die Berichte über Greuel in Gefangenenlagern rufen weiterhin weltweit Proteste hervor. Nachdem bereits der UN-Sicherheitsrat für internationale Hilfsorganisationen den Zutritt zu Gefangenenlagern in den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken gefordert hatte, verlangte auch die Europäische Gemeinschaft (EG) den sofortigen und bedingungslosen Zugang zu allen Gefangenenlagern in Bosnien-Herzegowina. "Die EG und ihre Mitgliedsstaaten sind entsetzt über die deutliche Mißachtung humanitärer Prinzipien durch einige der am Konflikt beteiligten Parteien", hieß es in einer Erklärung der EG am Donnerstag in London. Die USA forderten eine Sondersitzung der UN-Menschenrechtskommission.
Der bosnische UN-Botschafter Muhamed Sacirbey legte den Vereinten Nationen eine Liste mit Angaben über insgesamt 105 Lager vor, in denen rund 120 000 Bosnier gefangengehalten würden und mindestens 17 000 bereits getötet worden seien. Bei den Opfern habe es sich vor allem um Frauen, Kinder und alte Menschen gehandelt, teilte Sacirbey weiter mit. Elf Lager befänden sich auf dem Territorium der Republiken Serbien und Montenegro. Dort würden weitere 22 710 Bosnier festgehalten. Die bosnischen Serben beschuldigen ihrerseits Kroaten und Moslems, sie hätten 42 000 serbische Zivilisten gefangengenommen und davon 6000 getötet.
Serbische Einheiten haben den moslemischen Einwohnern von Bosanski Petrovac nach Informationen der "Gesellschaft für Bedrohte Völker" mit einem Massaker gedroht, sollten sie die Stadt nicht verlassen. Wie die Menschenrechtsorganisation in Göttingen am Donnerstag mitteilte, läuft das serbische Ultimatum gegen die 7000 Moslems, die in der südöstlich von Bihac gelegenen bosnischen Stadt leben, am Freitag um 12 Uhr ab.
Nach Sacirbeys Angaben wurden seit dem Beginn der Kämpfe Anfang April 60 000 Menschen getötet und 200 000 verletzt. Auch das Krisenkomitee der bosnischen Regierung in Sarajewo veröffentlichte am Donnerstag eine neue Opferbilanz. Mit Sicherheit lasse sich sagen, daß seit Beginn der Kämpfe im April 8272 Menschen getötet worden seien, davon 1569 in der von Serben belagerten bosnischen Hauptstadt. Hinzu kämen rund 35 000 Verwundete. Die weit auseinanderliegenden Zahlen der Todesopfer werden von amtlicher Seite damit erklärt, daß bis zu 40 000 Menschen als vermißt gelten, von denen viele vermutlich tot seien.
In Bosnien-Herzegowina lieferten sich die Kriegsparteien am Donnerstag an mehreren Frontabschnitten die heftigsten Kämpfe seit Kriegsbeginn. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug berichtete am Donnerstag abend von Artilleriegefechten und Infanterieschlachten zwischen Kroaten und Serben im Osten der Region Herzegowina. Während kroatische und bosnische Medien von einer neuen Offensive der Serben berichteten, sprachen serbische Quellen von einer kroatischen Offensive auf die Stadt Trebinje, die abgewehrt worden sei. In Sarajewo wurden von Mittwoch bis Donnerstag vormittag zwanzig Menschen durch Granatenexplosionen getötet.
UN-Generalsekretär Butros Ghali setzte sich nachhaltig für eine stärkere Beteiligung der europäischen Staaten an der Eindämmung des Krieges ein. Ghali forderte die KSZE und andere europäische Instanzen auf, sie sollten erläutern, welche Rolle sie bei der Überwachung der schweren Waffen in Bosnien-Herzegowina übernehmen wollten. Diplomatische Anerkennung durch USA
COLORADO SPRINGS (AP). Die USA werden nach den Worten von Präsident George Bush diplomatische Beziehungen zu den drei früheren jugoslawischen Republiken Slowenien, Kroatien und Bosnien aufnehmen. Wie Bush in Colorado Springs sagte, sollen die diplomatischen Beziehungen dazu dienen, den Druck auf die Serben zu verstärken, das Blutvergießen zu beenden. Bush schloß den sofortigen Einsatz von US-Streitkräften in den Konfliktgebieten jedoch aus.
KOPENHAGEN. Die drei Hauptdarsteller für den nächsten Film des dänischen Regisseurs Bille August, der bereits zweimal beim Cannes-Festival die Goldene Palme gewonnen hat, stehen fest. Wie "Extra Bladet" berichtet, will August seine Verfilmung des Romans "Das Geisterhaus" der chilenischen Schriftstellerin Isabel Allende mit den Amerikanern Glenn Close und Jeremy Irons sowie mit seiner Frau, der Schwedin Pernilla August, besetzen.
Die Warner-Produktion soll 35 Millionen Dollar kosten. Die Autorin hat sich für den dänischen Regisseur entschieden, nachdem sie seinen Film "Pelle der Eroberer" gesehen hatte. AFP
WASHINGTON, 7. August (AFP). Das US-Verteidigungsministerium hat seine Versuche mit vier Prototypen des neuen Tarnkappenbombers B 2 abgeschlossen und will dem Kongreß Anfang 1993 seine Entscheidung über die Zukunft des Milliardenprojekts mitteilen. Vize- Verteidigungsminister Donald Rice sagte am Donnerstag in Washington, die Bomber seien weder "unsichtbar noch unbesiegbar", doch seien sie für Radarsysteme schwer zu entdecken. Zu den Kosten für den geplanten Bau von 20 Bombern sagte er lediglich, das Budget von 44,4 Milliarden Dollar müsse nach oben korrigiert werden.
JERUSALEM, 7. August (AP/AFP). Bassam Abu Scharif, der politische Berater des Chefs der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, hat eine Reihe von Maßnahmen angeregt, um den Nahost-Friedensprozeß voranzutreiben. Dies berichtete die in London erscheinende Wochenzeitung Jewish Chronicle. Scharif sagte, ein wichtiger Schritt zu besseren Beziehungen sei die Aufhebung der Reisebeschränkungen in der Region. Scharif forderte die Aufhebung des israelischen Gesetzes, das Kontakte zur PLO unter Strafe stellt. Die Araber sollten dafür ihren gegen Israel gerichteten Handelsboykott aufgeben.
Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin traf in New York mit UN-Generalsekretär Butros Ghali zusammen. Rabin sagte, seine Regierung wolle die Friedensverhandlungen mit den arabischen Nachbarn auf eine regelmäßigere Grundlage stellen. Die bilateralen Gespräche sollten am 24. August in Washington für die Dauer eines Monats fortgesetzt werden. Rabin wird am Montag mit US-Präsident George Bush zusammentreffen.
DARMSTADT. Das Amtsgericht Bensheim hat einen neuen Haftbefehl gegen einen katholische Pfarrer aus dem Kreis Bergstraße erlassen, gegen den wegen sexuellen Mißbrauchs von Minderjährigen ermittelt wird.
Zusätzlicher Haftgrund sei Fluchtgefahr: Der Aufenthalt des Mannes sei derzeit nicht bekannt, und er habe offenbar Vorbereitungen zur Flucht getroffen, teilte die Staatsanwaltschaft Darmstadt am Donnerstag mit. Über seinen Anwalt könnten die Behörden allerdings Kontakt mit dem Verdächtigen aufnehmen.
Das Amtsgericht sprach allerdings lediglich von einem modifizierten Haftbefehlt, der bereits Ende Juli ausgestellt worden sei.
Der 44 Jahre alte Dekan steht seit Mitte Juli unter dem Verdacht, sexuelle Handlungen an ihm anvertrauten Mädchen begangen zu haben. In Fernsehberichten hieß es außerdem, der Pfarrer habe Bauvorhaben seiner Gemeinde mit einem verwandten Architekten ausgeführt. Zudem gäbe es Hinweise auf Unkorrektheiten im Umgang mit der Kollektenkasse.
Das Bischöfliche Ordinariat in Mainz teilte am Donnerstag mit, es habe dem Pfarrer einen festen Aufenthaltsort zugewiesen. Der Ort sei der Staatsanwaltschaft bekannt. Der Pfarrer habe aber versäumt, die Behörden davon zu unterrichten. Ein eingeleitetes kirchliches Verfahren sei bis zum Ende der staatlichen Ermittlungen ausgesetzt. lhe
DARMSTADT. "Lautes Röcheln" glaubte ein allzu aufmerksamer Darmstädter aus einer Nachbarwohnung zu hören und löste damit am Mittwoch abend einen Einsatz von Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen aus.
Als niemand die Wohnung öffnete, aus der die Geräusche zu vernehmen waren, brachen die Beamten die Tür auf und fanden den Wohnungsinhaber schlafend auf dem Sofa. Vor ihm flimmerte der Fernseher, aus dem der vermeintliche Todeskampf kam, teilte die Darmstädter Polizei mit. lhe
Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim (Wetteraukreis) hat den Kanadier Walt Poddumny verplichtet. Der 32jährige absolvierte mehr als 450 Spiele in der National Hockey League (NHL). Der als Linksaußen und Mittelstürmer einsetzbare Neuzugang stand mehrmals neben Superstar Wayne Gretzky im All-Star-Team der nordamerikanischen Profiliga. Duschebajew nach Santander
Talat Duschebajew (ZSKA Moskau), einer der besten Spieler beim olympischen Handball-Turnier, wechselt in der neuen Saison zum spanischen Spitzenklub Teka Santander.
OFFENBACH. Die Offenbacher sind mit ihrer Stadt überwiegend unzufrieden. Rund 50 Prozent der Bewohner würden die hochverschuldete Industriestadt im Schatten Frankfurts gern verlassen, nur 45 Prozent sind mit ihr einverstanden.
Die Akzeptanz in anderen Orten des Rhein-Main-Gebietes liegt dagegen nach einer Umfrage des Bielefelder Emnid-Instituts bei durchschnittlich 74 Prozent.
Erste Konsequenz aus der Umfrage muß nach Ansicht von Oberbürgermeister Wolfgang Reuter sein, die Traditionen besser zu pflegen und neue Identifikationspunkte zu schaffen.
Das Ergebnis der Befragung mache deutlich, daß die Offenbacher die guten, imagefördernden Seiten der Stadt wie Baudenkmäler und Museen zu wenig schätzten oder nichts davon wüßten. Auf jeden Fall sei die Einschätzung der Stadt bei Fremden günstiger als die der eigenen Bewohner.
Die Image-Untersuchung der Region Rhein-Main wurde vom Umlandverband Frankfurt und den Städten Offenbach, Wiesbaden und Mainz in Auftrag gegeben.
Sie hat rund 200 000 Mark gekostet und bestätigte, daß die Menschen in demBallungsraum sich über die Wohnungsnot (46 Prozent), die Umweltverschmutzung (44 Prozent) und die Verkehrsprobleme (34 Prozent) am meisten ärgern. (lhe)
Hochheim (lhe) - Der Importeur des mexikanischen Mode-Bieres "Corona" hat sämtliche Flaschen vom deutschen Markt genommen. "Sie sollten kein Corona mehr finden", sagte ein Sprecher der Hochheimer Importfirma Seagram am Donnerstag auf dpa-Anfrage. Das als Yuppie-Bier bekanntgewordene Gebräu war wegen Nitrosamin-Werten, die über den Richtwerten lagen, in die Schlagzeilen geraten. Nitrosamine stehen im Verdacht, Krebs zu erregen.
Die mexikanische Brauerei habe ihre Gerstenröstung auf deutsche Maßstäbe umgestellt, nachdem die erhöhten Werte in einigen Chargen vor rund vier Wochen zunächst in der Schweiz festgestellt worden seien, so der Importeur. Auch in Bayern seien in sechs Flaschen einer Charge mit dem Haltbarkeitsdatum "26. 3. 93" Nitrosamine festgestellt worden, die den zulässigen Grenzwert um das Vierfache überschritten, teilte das bayerische Innenministerium mit.
"In jedem Würtschen vom Holzkohlengrill ist ein Vielfaches an Nitrosaminen enthalten", sagte der Seagram-Sprecher. Einen Beweis dafür, daß dieser "in jedem Bier enthaltene" Stoff Krebs errege, gebe es nicht. Die Firma warte jetzt auf neues, nach der Produktionsumstellung gebrautes "Corona". Das Bier habe in Deutschland regelrechte Fans gewonnen, obwohl es verglichen mit deutschen Produkten nur einen winzigen Marktanteil habe.
Über die Menge des importierten und des zurückgezogenen Bieres wollte der Seagram-Sprecher keine Angaben machen. "Corona" ist nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot für Bier gebraut und wird laut "Etikett für Deutschland" unter Verwendung von Reis, Papain und Ascorbinsäure hergestellt. lhe ma ff
JERUSALEM, 6. August (Reuter). Die israelische Regierung hat vor dem Besuch von Ministerpräsident Yitzhak Rabin in den USA eine weitere Einschränkung beim Siedlungsbau in den besetzten Gebieten verfügt. Der Sprecher der Land-Behörde, Amikam Schapiro, teilte am Mittwoch mit, die Behörde habe vorläufig die Zuteilung von Bauland im Westjordanland und im Gazastreifen ausgesetzt. Diese Anordnung gelte solange, bis die Lage überprüft worden sei, sagte Schapiro. Laut dem israelischen Fernsehen soll damit verhindert werden, daß der von Rabin verfügte Baustopp von rund 6000 Wohneinheiten durch den Bau privat finanzierter Gebäude umgangen wird. Rabin will sich in den USA um Kreditgarantien über zehn Milliarden Dollar bemühen, die die USA bisher wegen der Siedlungspolitik von Rabins Vorgänger Yitzhak Schamir zurückgehalten haben. Die USA sehen wie die arabischen Staaten in Israels Siedlungspolitik ein Hindernis für den Friedensprozeß.Bush sackt weiter ab in der Wählergunst
WASHINGTON, 6. August (Reuter). Mit der Amtsführung von US- Präsident George Bush sind einer neuen Umfrage zufolge nur noch 33 Prozent der Amerikaner zufrieden. 64 Prozent der rund 1000 Befragten erklärten in der Umfrage des Fernsehsenders ABC und der Zeitung "Washington Post", der Präsident mache seine Arbeit nicht gut. Nach dem Sieg der USA im Golf-Krieg im vergangenen Frühjahr hatten sich noch 90 Prozent der Amerikaner mit der Amtsführung des Präsidenten zufrieden erklärt. Das Abrutschen Bushs in der Bewertung seiner Amtsausübung stellt damit einen einsamen Rekord dar.
HIROSHIMA, 6. August (Reuter). Im japanischen Hiroshima haben am Donnerstag rund 50 000 Menschen des US-amerikanischen Atombombenabwurfs vor 47 Jahren gedacht. Hiroshimas Bürgermeister erinnerte in seiner Ansprache an die 140 000 Opfer des Atombombeneinsatzes und rief zu einer weltweiten Ächtung aller Massenvernichtungswaffen auf. Bei dem Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 wurde die Hafenstadt vollständig zerstört. 70 000 Menschen starben drei Tage später beim Abwurf der zweiten Bombe auf Nagasaki.
Zur Person:
GÜNTHER VAN WELL, früherer deutscher UN-Botschafter, hält Deutschland personell noch nicht ausreichend für seine gewachsene Rolle in der internationalen Politik gerüstet. Um die deutsche Präsenz auch in den europäischen Organisationen angemessen wahrnehmen zu können, müßten viel mehr junge Menschen für die neuen Aufgaben vorbereitet werden, meinte Van Well im Deutschlandfunk. Länder wie Großbritannien oder Frankreich hätten auf die Notwendigkeiten, die sich aus dem Ende des Ost-West-Konflikts und der europäischen Einigung ergäben, bereits viel intensiver reagiert. (Reuter)
PEKING, 6. August (Reuter). Chinas Kommunisten werden nach Ansicht eines führenden Pekinger Wirtschaftsexperten die Marktwirtschaft beim kommenden KP-Parteitag in ihre Programmatik aufnehmen. Wu Jinglian, Mitarbeiter im Forschungsbüro des chinesischen Kabinetts, sagte der amtlichen Chinesischen Tageszeitung am Donnerstag, er erwarte auch eine Aufnahme weiterer reformorientierter Persönlichkeiten in das Zentralkomitee (ZK) der Kommunistischen Partei Chinas. Der Parteitag wird für Ende Oktober oder Anfang November erwartet. Der 14. Parteikongreß werde zeigen, daß Chinas gegenwärtiger Versuch, sozialistische Planungsmethoden mit marktwirtschaftlichen Prinzipien zu vereinbaren, eine Illusion sei, die "am Ende zerplatzen wird wie eine Seifenblase", zitierte die Zeitung Wu.
JOHANNESBURG, 6. August (Reuter). Mitglieder und Anhänger der südafrikanischen Schwarzenbewegung ANC haben auch am Donnerstag ihre Massendemonstrationen für mehr Demokratie fortgesetzt. In Kapstadt besetzten Anhänger des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) Gemeindebüros. Weitere Aktionen an Fabriken und Regierungsgebäuden seien im weiteren Tagesverlauf geplant, hieß es aus ANC-Kreisen. Nach ANC-Angaben vom Donnerstag hatten sich am Vortag landesweit rund 400 000 Menschen an rund 40 Kundgebungen und Demonstrationen beteiligt. Sie fordern eine Übergangsregierung unter Beteiligung der Schwarzen.
MOSKAU, 6. August (Reuter). Erhöhte radioaktive Strahlenwerte sind nach einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass nach Waldbränden im Südteil von Weißrußland registriert worden. Die Agentur meldete am Donnerstag, radiologische Meßstationen in Weißrußland hätten eine steil angestiegene Hintergrundstrahlung in den Gebieten festgestellt, wo durch die Brände radioaktiver Staub aufgewirbelt worden sei. Die weißrussische Region Gomel war von der Verstrahlung durch das Reaktorunglück von Tschernobyl im April 1986 extrem betroffen. Weitere Landesteile gelten als hochgradig verstrahlt.Nach Streiks erste Kontakte In Südafrika sehen ANC und Regierung Chancen für Gespräche
JOHANNESBURG, 6. August (Reuter/AP). Nach seinen mehrtägigen Massenprotesten gegen die weiße Regierung Südafrikas hat sich der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) zuversichtlich über die Möglichkeit gezeigt, die Demokratie- Gespräche wieder aufzunehmen. ANC- Präsident Nelson Mandela äußerte sich optimistisch, daß die ausgesetzten Gespräche weitergingen. Präsident Frederik de Klerk sagte, er sei bereit, Vorgespräche jederzeit in Verhandlungen überzuleiten. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen kamen in der Nacht zu Donnerstag acht Menschen ums Leben.
Nach seiner Ansprache vor rund 70 000 Menschen in Pretoria hatte Mandela Journalisten am Mittwoch gesagt, sein Optimismus für eine Wiederaufnahme der Gespräche gründe sich auf Signale von de Klerk. Kurz darauf hatte de Klerk mitgeteilt, es habe mit dem ANC in den vergangenen Tagen bereits erste Gespräche über "bestimmte Fragen" gegeben. Nach Ansicht von Beobachtern dürfte es dabei auch um Freilassung weiterer politischer Gefangener gegangen sein.
Auch de Klerk äußerte sich zuversichtlich über einen Wiederbeginn der Gespräche über die Zukunft des Landes. Der ANC hatte die Reformverhandlungen, an denen 19 Gruppierungen beteiligt sind, aus Protest gegen das Massaker in Boipatong verlassen und der Regierung die Mitschuld gegeben. Kommentatoren in Südafrika meinte, die Aussichten für neue Gespräche seien durch die massive Beteiligung der Schwarzen an den Protesten gestiegen. Am Mittwoch hatten nach ANC-Angaben 400 000 Menschen demonstriert.
Im Zusammenhang mit dem Massaker in der Schwarzensiedlung Boipatong, bei dem am 17. Juni 42 Menschen getötet wurden, belastete ein weiterer Zeuge die südafrikanische Polizei. Wie Edison Themba Koti vor der Goldstone-Kommission aussagte, entstiegen etwa 15 der Angreifer einem Polizeifahrzeug. Nach den Worten des Augenzeugen befanden sich unter ihnen auch zwei weiße Männer in Felduniform, die er für Polizisten hielt.
Bei einem Feuerüberfall auf einen Jugendchor in Alexandra nahe Johannesburg wurde ein Mädchen getötet. 13 weitere Chormitglieder wurden verletzt.
FRANKFURT A. M. (rtr). Die IG Farbenindustrie will den Wünschen der Aktionäre nachkommen und ihnen eine Sachausschüttung zukommen lassen. Das Unternehmen, mit der Liquidation der verbliebenen Vermögenswerte der 1945 zerschlagenen deutschen Chemiegruppe beauftragt, will den Inhabern von jeweils sechs Liquidationsscheinen eine Aktie der WCM Beteiligungs-Grundbesitz-AG übertragen. Einen entsprechenden Beschluß soll die Hauptversammlung am 25. August in Frankfurt fassen, teilt die IG Farben mit. Voraussetzung für die Ausschüttung sei, daß bis zum 30. Juni 1993 ihre Steuerfreiheit gesichert sei. Die IG Farben hat das Geschäftsjahr 1991 mit einem Überschuß von 20,2 (Vorperiode: 9,1) Millionen Mark abgeschlossen.
Das Unternehmen hat seine Nachforschungen intensiviert, um verlorenes Ostvermögen zurückzuerhalten oder dafür entschädigt zu werden. Die Verwaltung konzentriert ihre Bemühungen unter anderem "wegen der besonderen Werthaltigkeit der einzelnen Objekte" auf den Raum Berlin. Bei Ansprüchen andernorts seien die Erfolgsaussichten "wesentlich zurückhaltender" einzuschätzen.
Gegen einen Bescheid des Regierungspräsidenten Darmstadt, wonach die IG Farben für die Verseuchung eines ehemaligen Betriebs in Mühlheim am Main verantwortlich gemacht werden soll, hat die Firma beim Verwaltungsgericht ein Verfahren eingeleitet.
JERUSALEM, 6. August (Reuter). Die israelische Armee soll einen 60jährigen Palästinenser festhalten, um dessen flüchtigen Sohn zur Aufgabe zu bewegen. Aus arabischen Kreisen verlautete am Donnerstag, Awad Kmeil sei vor zehn Tagen festgenommen worden. Am Mittwoch habe die Armee gedroht, das Haus der Familie binnen 48 Stunden zu versiegeln. Sohn Ahmed Awad Kmeil ist nach Angaben aus Sicherheitskreisen einer der meistgesuchten Aktivisten des Palästinenseraufstandes. Er führe die Schwarzen Panther an, eine militante Gruppe mit Verbindungen zur Fatah, der Hauptfraktion der Palästinensischen Befreiungsorganisation.
Die Armee teilte mit, sie überprüfe den Bericht.
ANKARA/WASHINGTON, 6. August (AP/Reuter/dpa). Bosnien-Herzegowina hat die Islamische Weltkonferenz (OIC) aufgerufen, in die Kämpfe auf dem Balkan einzugreifen. Die Türkei und Iran plädierten für eine militärische Intervention in Bosnien. Der Vatikan hält ein Eingreifen des Auslands für gerechtfertigt, um die "zu entwaffnen, die töten wollen".
Bosniens Außenminister Haris Silajdzic sagte bei einem Besuch in Teheran nach Angaben des iranischen Rundfunks, Appelle an andere internationale Organisationen hätten nicht gefruchtet. Deshalb bitte er die OIC um Hilfe. Irans stellvertretender Außenminister Mahmud Waesi sagte, sein Land werde sich für eine Streitmacht islamischer Staaten zur Unterstützung der Moslems in Bosnien einsetzen. Auch der türkische Außenminister Hikmet Cetin forderte eine Militärintervention. "Ohne entschlossene militärische Schritte" sei den Menschen in Bosnien nicht mehr zu helfen.
Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher forderte in der New York Times eine militärische Hilfe des Westens für die bosnische Regierung. Die Tatenlosigkeit des Westens könne etwa die Türkei zur Hilfe für die muslimischen Glaubensbrüder zwingen.
Das Ausland habe das Recht einzugreifen, um humanitäre Hilfen zu gewährleisten, sagte der für Außenbeziehungen des Vatikans zuständige Staatssekretär Angelo Sodano nach einem Gespräch mit Papst Johannes Paul II. "Ich würde sagen, daß die UN und die europäischen Nationen die Pflicht und das Recht haben zu intervenieren, um jene zu entwaffnen, die töten wollen. Dies heißt nicht, Krieg zu befürworten, sondern den Versuch, ihn zu verhindern." Der auswärtige Ausschuß des US-Senats forderte Präsident Bush auf, eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu verlangen, um die Möglichkeit einer Militärintervention zu erörtern. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Bill Clinton meinte, Bush müsse die Führung übernehmen, da die Europäer ängstlich auf den Massenmord reagiert hätten.
(Weitere Berichte auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
Nachrichten-Börse
Steuerquellen sprudeln kräftig Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern sind von Januar bis Juni im Vergleich zum ersten Halbjahr 1991 um 18,4 Prozent auf 323,8 Milliarden Mark gestiegen. Davon erhält der Bund nach vorläufigen Angaben des Finanzministeriums 170,4 Milliarden Mark. Das hohe Einnahmeplus erkläre sich insbesondere aus den 11,4 Milliarden, die der inzwischen ausgelaufene Solidaritätszuschlag beigetragen habe. Bundesbank ändert Leitzinsen nicht Der Zentralbankrat der Bundesbank hat gestern keine kreditpolitischen Beschlüsse gefaßt. Damit beträgt der Diskontsatz unverändert 8,75 Prozent, der Lombard weiterhin 9,75 Prozent. Inflationsrate in der Schweiz sinkt Die Lebenshaltungskosten der Eidgenossen sind zuletzt etwas langsamer gestiegen. Die Jahresteuerungsrate in der Schweiz ging nach amtlichen Zahlen aus Bern von noch 4,2 Prozent im Juni auf 3,8 Prozent im vergangenen Monat zurück.
Panama empfängt Kreditpaket Die Interamerikanische Entwicklungsbank (IADB) hat Panama ein Darlehenspaket in Höhe von knapp 132 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Die Gelder sollen der Umstrukturierung und Privatisierung staatlicher Unternehmen in dem mittelamerikanischen Land dienen. Nippon und USA streiten über Chips Regierung und Industrie in Japan lassen Vorwürfe aus den USA nicht gelten, sie hielten ihr Versprechen nicht ein, mehr Halbleiter im Ausland einzukaufen. Trotz flauer Nachfrage versuchten die Verwender von Chips, sich verstärkt im Ausland mit einzudecken, reagierte das Miti auf Äußerungen der US-Handelsbeauftragten Carla Hills. Diese hatte Japan Sanktionen angedroht, sollte das Land nicht deutlich mehr Chips im Ausland beschaffen. Beide Staaten hatten im vergangenen Jahr ein Halbleiter-Abkommen geschlossen, das die Chancen ausländischer Hersteller an Nippons Markt erhöhen soll.
BONN, 6. August (Reuter/AP). Der europäische Raumgleiter "Hermes" wird möglicherweise nicht gebaut. Nachdem sich die deutsche Seite schon gegen die bemannte Version des Raumtransporters ausgesprochen hatte, äußerte Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) am Donnerstag in Bonn "erhebliche Zweifel" selbst am Bau einer unbemannten Version. Nach deutscher Auffassung sei auch diese unter den gegenwärtigen Umständen nicht finanzierbar. Für die nächste Ministertagung der Europäischen Weltraumagentur (ESA) im November im spanischen Granada sollten daher Alternativ-Vorschläge ausgearbeitet werden, sagte er.
Riesenhuber forderte, trotz unterschiedlicher Vorstellungen der ESA-Partner vor allem über die Großprojekte "Hermes" und die Weltraumstation "Columbus" müßten in Granada endgültige Beschlüsse gefaßt werden. Riesenhuber bekräftigte gleichwohl, daß Deutschland an der bemannten Raumfahrt festhalte. Eine Aufgabe des Labormoduls "Columbus", das an die geplante US-Raumstation "Freedom" angedockt werden soll, hielte er für "ungemein problematisch".
Das ESA-Projekt "Columbus" besteht in seiner ursprünglichen Form aus einem bemannten Raumlabor, das an die von den USA geplante internationale Raumstation "Freedom" angedockt ist und mit US-Raumfähren versorgt wird, einer parallel frei fliegenden, in Abständen von Astronauten versorgten Forschungsplattform (MTFF) und einer weiteren Forschungsplattform auf einer polaren Umlaufbahn. Beide Plattformen sollen von der bemannten "Hermes"-Fähre versorgt werden, die mit einer weiterentwickelten Ariane-Rakete ins All befördert wird. Der ursprüngliche Bonner Anteil an diesen Projekten hätte bis zum Jahr 2000 mehr als zwölf Milliarden Mark betragen.
Geld gespart werden könnte durch mehr internationale Kooperation, sagte Riesenhuber. Dazu gehöre auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Eine europäische Integration ehemals sowjetischer Raumfahrtkompetenz wäre aus seiner Sicht ideal. Er werde in der kommenden Woche in Moskau mit GUS-Vertretern über Kooperationsmöglichkeiten sprechen. Derzeit verhandele die ESA über Investitionen von rund 100 Millionen Mark, um Raumfahrtprojekte in der GUS aufzubauen, die dann in ein europäischen Paket eingebunden werden könnten. Den deutschen Anteil an den Leistungen bezifferte Riesenhuber auf 20 Millionen Mark pro Jahr.
Riesenhuber sagte, bereits 1992 sei der deutsche Beitrag zum ESA-Programm über 1,133 Milliarden Mark um 169 Millionen gegenüber dem Vorjahr erhöht worden, 1993 solle er um nochmals 100 Millionen aufgestockt werden. In der mittelfristigen Finanzplanung sei eine weitere Steigerung dieses Ansatzes um jährlich 2,5 Prozent vorgesehen.
(Kommentar auf Seite 3, Interview auf Seite 4)
KIEW, 6. August (Reuter). Die zwischen dem russischen Präsidenten Boris Jelzin und seinem ukrainischen Kollegen Leonid Krawtschuk getroffene Vereinbarung über die Schwarzmeerflotte ist in der Ukraine umstritten. Führende Vertreter der Nationalisten warfen Krawtschuk am Donnerstag eine Ausverkaufspolitik zugunsten des russischen Nachbarn vor. Gemäßigte Kräfte verteidigten indes die Abmachung, für eine Übergangszeit die Flotte unter ein gemeinsames Oberkommando zu stellen.
Das Flottenabkommen habe gezeigt, daß die Ukraine ohne Rückgrat sei, sagte der nationalistische Abgeordnete Iwan Makar der Nachrichtenagentur Reuter. Die Kiewer Führung stelle mit dem Abkommen Prinzipienlosigkeit unter Beweis. Der Vizechef der national gesinnten Ruch-Bewegung, Alexander Lawrinowitsch, nannte die Flottenübereinkunft zurückhaltender "nicht die beste Entscheidung". Dagegen erklärte der Chefunterhändler der Ukraine, Wasil Durdinez, beide Seiten hätten erfolgreich extreme Positionen vermieden.
BERLIN/SANTIAGO, 6. August (Reuter/AP). Über eine Haftverschonung für Erich Honecker wird frühestens Ende August entschieden. Bis dahin bleibt der des Totschlags angeklagte frühere DDR-Staats- und Parteichef im Untersuchungsgefängnis.
Sein Anwalt Nikolas Becker teilte nach einem Haftprüfungstermin am Donnerstag in Berlin mit, das Gericht habe einen Beschluß über die Anträge der Verteidigung auf Aussetzung des Haftbefehls beziehungsweise Haftverschonung bis zum Vorliegen der ärztlichen Gutachten zurückgestellt. Diese würden Ende des Monats fertig sein, so daß dann oder Anfang September entschieden werden könne.
Es habe Einverständnis geherrscht, bis dahin den Beschluß über die Anträge der Anwälte zurückzustellen, sagte Becker nach dem knapp einstündigen Termin. Honecker habe an der nichtöffentlichen Sitzung teilgenommen, sich aber nicht geäußert. Er war aus der Krankenabteilung der Untersuchungshaftanstalt über unterirdische Gänge und ein für die Öffentlichkeit nicht zugängliches Treppenhaus direkt in den Saal 500 des Kriminalgerichts Moabit gebracht worden. Becker sagte, die Bemühungen der Anwälte um einen angemessenen Aufenthaltsort für ihren Mandanten seien noch nicht abgeschlossen. Das sei einer der Gründe gewesen, die Entscheidung zurückzustellen. Da Honecker aus Sicherheitsgründen sowieso ständigen Personenschutzes bedürfe, bestehe aber der Haftgrund Fluchtgefahr nicht. Maßgeblich für die Entscheidung des Gerichts werde sein, ob eine Haftverschonung für Honecker bessere medizinische und psychologische Bedingungen schaffe, den Prozeß durchzustehen.
Die Regierung Chiles ist nach eigener Darstellung vom russischen Präsidenten Boris Jelzin zur Abschiebung Honeckers aus ihrer Botschaft in Moskau genötigt worden. Außenminister Enrique Silva rechtfertigte das Verhalten der chilenischen Regierung in einer Sondersitzung des Parlaments. Die russische Seite habe ihr Verlangen damit begründet, daß der ehemalige Staatschef der DDR gegen den russischen Präsidenten konspiriere, seine weitere Anwesenheit wäre eine Gefahr für die Regierung Rußlands.
MÜNCHEN, 6. August (Reuter/dpa). Die bayerischen Grünen wollen jetzt auch Bayerns Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU) wegen Freiheitsberaubung im Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz beim Münchener Weltwirtschaftsgipfel anzeigen. Das kündigte am Donnerstag Bayerns Grünen-Vorsitzende Margarete Brause an. Sie begründete die Klageerweiterungen auf Streibl mit Äußerungen eines Polizeiführers beim Bundesgrenzschutz, daß Streibl persönlich das harte Vorgehen gegen Gipfel-Kritiker angeordnet habe.
Bereits früher hatten die Grünen wegen des nach ihrer Auffassung rechtswidrigen "Münchener Kessels", bei dem Hunderte von Demonstranten gegen den Gipfel am 6. Juli für Stunden von der Polizei eingeschlossen und später festgenommen worden waren, gegen Münchens Polizeipräsident Roland Koller und Bayerns Innenminister Edmund Stoiber Anzeige erstattet.
Der Polizeiführer im Bundesgrenzschutz, Rudolf Ochs, hatte in der neuesten Ausgabe der Verbandszeitung der Gewerkschaft der Polizei geschrieben, der "Kessel" und die Festnahme von knapp 500 Gegnern des Wirtschaftsgipfels seien maßgeblich gesteuert worden durch "die harte bayerische Linie" - und die habe der Ministerpräsident "höchstpersönlich" ausgegeben.
Ochs war nach eigenen Angaben an dem Einsatz beteiligt. Dagegen teilte die Münchner Polizei mit, Ochs und seine Einheit hätten während des Kessels keinen Dienst gehabt.
Die 482 festgenommenen Gipfelgegner waren nach mehreren Stunden im Polizeigewahrsam auf richterliche Weisung wieder freigelassen worden. Gegen sie laufen noch Ermittlungen.
Gegen Streibl, Bayerns Innenminister Edmund Stoiber (CSU) und Polizeichef Roland Koller wurden von Festgenommenen und Augenzeugen Anzeigen erstattet.
Edmund Stoiber qualifizierte Ochs' Vorwürfe als "unverschämtes Verhalten" eines einzelnen BGS-Beamten.
JAKARTA, 6. August (Reuter). Wenn Anfang September in der indonesischen Hauptstadt Jakarta das Gipfeltreffen der Blockfreien stattfindet, sollen die Teilnehmer wenigstens ihre Mahlzeiten unbesorgt genießen können. Gesundheitsminister Adhyatma teilte am Donnerstag mit, 71 Vorkoster stünden zum Einsatz für die Gipfelgäste bereit. Zudem würden Laborprüfungen vorgenommen. Sollten dennoch Lebensmittelvergiftungen oder andere Erkrankungen auftreten, könnten 750 Ärzte und andere Helfer sowie Ambulanz-Hubschrauber eingesetzt werden.
BONN, 6. August (Reuter/FR). In Bonn herrscht Verwirrung: Erhalten Jugendliche künftig kostenlos Kondome oder nicht? Die Juristen des Gesundheitsministeriums und der AOK-Bundesverband sind sich uneins, ob das Sozialpaket zum neuen Abtreibungsgesetz die Verschreibung von Kondomen auf Kosten der Krankenkassen zuläßt.
Während das Ministerium Kondome nicht als vom Arzt zu verordnende Verhütungsmittel einstuft, beruft sich der AOK-Verband auf unpräzise Formulierungen im Gesetz. Dadurch seien Kondome keineswegs von vorneherein ausgeklammert, sagte der zuständige AOK- Abteilungsleiter, Holger Bauer, am Donnerstag. Das Ministerium aber verweist auf ein Rundschreiben der Krankenkassen-Verbände, in dem es heiße: "Kosten für Verhütungsmittel, für deren Abgabe keine ärztliche Verordnung notwendig ist, können grundsätzlich nicht erstattet werden." Neben Kondomen gehören dazu etwa auch Schaumtabletten.
Laut Gesetzestext haben Jugendliche bis zum vollendeten 20. Lebensjahr dann einen Anspruch auf empfängnisverhütende Mittel auf Kassenkosten, wenn der Arzt die Mittel verordnet.
Bisher war die Verschreibung von Kondomen nicht möglich. Angesichts der neuen Gesetzeslage müsse die Kassenärztliche Bundesvereinigung aber neu prüfen, welche Verhütungsmittel die Ärzte verordnen könnten, argumentiert Bauer. Es sei schwer einzusehen, daß Frauen Anti-Baby-Pillen umsonst erhielten, während Männer ihren Beitrag zur Verhütung selbst bezahlen sollten.
Bauer schätzt, daß allein die Gratisausgabe von Anti-Baby-Pillen bundesweit rund 150 Millionen Mark kosten wird. Im Gesetzespaket seien die Verschreibungen für Verhütungsmittel allerdings nur mit rund 100 Millionen Mark veranschlagt.
("Tagestip" im Wirtschaftsteil)
MOSKAU, 6. August (Reuter). Der russische Außenminister Andrej Kosyrew hat am Donnerstag bei einem Treffen mit seinen baltischen Kollegen aus Estland, Lettland und Litauen vor "aggressivem Nationalismus" auf beiden Seiten gewarnt. Dieser Nationalismus verletze die Menschenrechte und sei verantwortlich für die Spannungen zwischen den Völkern, sagte Kosyrew der Nachrichtenagentur Itar-Tass zufolge. Wie die Nachrichtenagentur Baltfax meldete, vereinbarte die Runde bilaterale Treffen auf hoher Ebene. Ob auf russischen Vorschlag ein Gipfeltreffen der vier Staaten stattfinden wird, war jedoch unklar.
Kosyrew sagte laut Baltfax, es sei zu früh, um von einem Wendepunkt in den gegenseitigen Beziehungen zu sprechen. Rußland sei grundsätzlich bereit, die ehemals sowjetischen Truppen 1994 abzuziehen. Die baltischen Staaten müßten jedoch die Sicherheit der Soldaten gewährleisten, solange diese noch dort stationiert seien, Entschädigungsansprüche fallen lassen sowie den Wohnungsbau für die zurückkehrenden Einheiten unterstützen.
Litauens Außenminister Algirdas Saudargas sagte vor den Verhandlungen, er bestehe auf einem russischen Truppenrückzug bis Ende 1992.
SAO TOMÉ, 6. August (Reuter). Im afrikanischen Inselstaat Sao Tomé und Principe zeichnet sich eine Konfrontation zwischen Armee und Polizei ab. Auslöser war nach Angaben von Augenzeugen ein Zwischenfall am Dienstag. Dabei habe ein Verkehrspolizist einen radelnden Soldaten zum Halten aufgefordert, weil er auf seinem Fahrrad einen Passagier befördert habe. Der Soldat sei einfach weiter gefahren, worauf ihn der Polizist erschossen habe. Es kam zu einer Reihe von Racheakten, bei denen zwei Polizisten und ein Soldat verprügelt wurden. Am Donnerstag errichteten bewaffnete Soldaten dann eine Barrikade vor dem Polizeihauptquartier.
Verwandte und Passanten konnten die Soldaten in der kleinen ehemaligen portugiesischen Kolonie vor der Westküste Afrikas - der 200 Polizisten und 600 Soldaten hat - zum Abbau der Barrikade überreden. Die Lage blieb gespannt.
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse hat am Donnerstag im frühen Geschäft leichter tendiert. Der Dow-Jones-Index lag nach einer Stunde um 5,40 Zähler unter dem Vortagesschluß. Am Mittwoch war das Wallstreet- Barometer um 19,18 auf 3365,14 Punkte gefallen.
In Tokio verlor der Nikkei-Index 57,20 auf 15 926,44 Punkte.
ROM, 6. August (Reuter). Bei Friedensgesprächen in Rom haben sich Regierung und Rebellen Mosambiks darauf geeinigt, einen Zeitplan für die Beendigung des seit 1975 andauernden Bürgerkriegs zu erarbeiten. Präsident Joaquim Chissano sagte am Donnerstag, er selbst sei für einen sofortigen Waffenstillstand. Der Rebellenführer von RENAMO, Afonso Dhlakama, habe aber Zweifel geäußert, ob eine solche Einigung machbar sei. Dhlakama habe gesagt, seine Kämpfer seien dafür noch nicht bereit.
Regierung und Rebellen verhandeln seit zwei Jahren über ein Ende des Krieges, bei dem bisher über eine Million Menschen umgekommen sind.
HANNOVER, 6. August (Reuter). Eine Geiselnahme auf dem Flughafen in Hannover-Langenhagen ist am Donnerstag nachmittag unblutig beendet worden. Der Geiselnehmer habe das geforderte Lösegeld von 13 000 Mark erhalten und daraufhin das Gebäude der Frachtfirma verlassen, teilte die Polizei mit. Danach sei er festgenommen worden. Der Mann, der vermutlich ein ehemaliger Angestellter der Firma ist, hatte am frühen Mittag eine Geisel genommen und sie mit einer Waffe bedroht und das Lösegeld gefordert.Irak weist den UN die Tür
BAGDAD, 6. August (Reuter/AP). Irak hat am Donnerstag alle künftigen Durchsuchungen von Ministerien in Bagdad durch UN-Inspektoren abgelehnt, wie die irakische Nachrichtenagentur IRNA meldete. Kultur- und Informationsminister Hamed Jussef Hummadi sagte: "Wir lehnen kategorisch Besuche bei den Hauptquartieren von Ministerien ab, da es das Ziel ist, Iraks Souveränität und Unabhängigkeit zu verletzen." Der Sprecher von US-Präsident George Bush, Marlin Fitzwater, kündigte an, Bush wolle der Forderung nach ungehinderten Kontrollen notfalls auch mit dem Einsatz von Gewalt Nachdruck verleihen.
Erst auf massiven Druck des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UN) hatte Irak im Juli nach dreiwöchiger Weigerung einem Team von UN-Inspekteuren erlaubt, das Agrarministerium zu durchsuchen. Die UN hatten in dem Ministerium Rüstungsunterlagen vermutet. Die Durchsuchung endete jedoch ergebnislos. Die neue UN-Gruppe wollte am heutigen Freitag nach Irak fliegen.
KABUL, 7. August (Reuter). Der Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Donnerstag geschlossen worden, nachdem der radikale Moslemführer Gulbuddin Hekmatjar damit gedroht hatte, anfliegende Maschinen abschießen zu lassen. Die Übergangsregierung erklärte, sie verhandele mit Hekmatjar.
Kabul war in der Nacht zuvorerneut mit Raketen und Artillerie beschossen worden. Hekmatjar hatte erklärt, der Flughafen werde von der mit seiner Hezb-e-Islami verfeindeten Usbeken- Miliz für miltärische Zwecke genutzt.
In Barcelona kämpfen nicht nur die Athleten um Medaillen, bei Olympia werden auch Milliarden verteilt. Unter den großen Sportartikel-Ausrüstern nämlich, die die Bühne der Spiele nutzen, um vor allem ihr Schuhwerk den potentiellen Kunden zu präsentieren. Die Aktiven bilden in diesem Kampf um Marktanteile die Armeen der großen Drei: Nike, Reebok, Adidas.
"Die Olympischen Spiele sind als eines der beiden weltgrößten Sportereignisse für uns extrem wichtig", sagt Robert Muller von Reebok. Er hat nur für die Spiele seinen Werbeetat um gleich 20 Prozent aufgestockt.
Die großen Drei haben zusammen rund 200 Millionen Dollar in Werbekampagnen rund um Olympia investiert, sie präsentieren sich in eigenen Treffpunkten in der katalanischen Metropole, sie halten sich einen ganzen Stall herausragender Athleten. Die dafür, daß sie eben diesen und nur diesen Schuh tragen, fürstlich entlohnt werden.
Das gilt für einen kleinen Kreis, nicht jeder kann die Message rüberbringen. "Es gibt Olympiasieger ohne jedes Charisma", sagt Günter Pfau, beim Herzogenauracher Produzenten verantwortlich für die internationale Werbung.
"Persönlichkeit ist wichtiger als Medaillen." Dennoch ist auch er von der Werbewirksamkeit eines Goldmedaillisten überzeugt.
Seit den Spielen von Los Angeles hat sich der Markt verändert. Nur noch jeder fünfte Sportschuh wird tatsächlich zum Sporttreiben benutzt. Der heutige Turnschuh macht in Mode.
Elf Milliarden Dollar werden pro Jahr bewegt, Gigant Nike führt den Markt mit 21 Prozent Anteil an vor Reebok (16) und Adidas (zehn).
Die Deutschen herrschten noch bis in die 80er Jahre uneingeschränkt und möchten nach erneutem Besitzerwechsel wieder in ruhiges Fahrwasser kommen.
Olympia kann dabei helfen. Mehr als 30 Mannschaften neben der deutschen Equipe rüsten die Franken aus, darunter das Team der GUS und das aus Südafrika. "Es war für viele sicher interessant, zu sehen, daß wir noch da sind", sagt Günter Pfau, nachdem ihm zahllose Sportler das Deutsche Haus "La Masia", das ursprünglich ein reiner Adidas-Klub war, eingerannt haben.
Die Konkurrenz freilich hat die ganz großen Namen. 45 Mann stark ist die Truppe von Nike, mit dem Dream Team als Megastars. Solche Kontrakte können schon zu Problemen führen.
Reebok nämlich darf für vier Millionen Dollar das gesamte US-Team ausrüsten. Michael "Air" Jordan will deshalb auf die Siegerehrung verzichten, wenn er seinen Nike-Schuh nicht tragen darf. Der bringt ihm ganz nebenbei runde zehn Millionen pro Jahr ein.
US-Held Carl Lewis läuft in japanischen Schuhen von Mizuno, einer Marke, die bislang gern von Baseballspielern getragen wird. Die Firma hat rund 90 Millionen Dollar in die Zusammenarbeit gesteckt - und dann qualifizierte sich der sechsmalige Olympiasieger lediglich im Weitsprung für die Spiele.
In Barcelona stellte Lewis einen neuen, eigens für ihn angefertigten und nur 130 Gramm leichten Schuh vor. Für Endverbraucher ist der schwerlich geeignet. Im Handel soll das Paar 340 Mark kosten. sid
Hussein Haleen ist ein armer Schlukker. Gerade 60 Mark klapperten in der Reisekasse des besten Marathonläufers der Malediven, als er seine Inseln Richtung Barcelona verließ. Noch angespannter ist die Finanzlage der albanischen Delegation. Jeder der acht Olympiateilnehmer wurde pro Tag mit gerade 1,50 Mark im staatlichen Haushalt veranschlagt. In dieser Finanznot kam Hussein und seinen Freunden das Olympische Dorf nicht ungelegen.
Olympia bietet allen Athleten eine kostenlose medizinische Betreuung, also nichts wie hin zum Onkel Doktor. 2972 Fälle mußte die Poliklinik von Barcelona bis Donnerstag schon behandeln. Nur 375 Patienten kamen wegen Sportverletzungen, der Rest schaute vorbei, um den zu Hause medizinisch vernachlässigten Körper zum Kundendienst zu bringen.
"Man hatte uns bereits gewarnt, daß eine wahre Lawine über uns hereinbrechen würde", erklärt Dr. Lluis Mir, Direktor der Poliklinik, mit einem sanften Lächeln. In seinem nagelneuen Patienten- Palast ist eine Mannschaft aus 400 Ärzten, Krankenschwestern, Sanitätern und freiwilligen Helfern Tag und Nacht und vor allem ohne Vorlage eines Krankenscheins für die Athleten im Einsatz.
Der Dauerbenner auf der olympischen Kranken-Hitparade ist die Abteilung "Zahnmedizin". Sportler aus der Dritten Welt stehen seit Beginn der Spiele Schlange, um sich frische Bohrlöcher mit festen Plomben versiegeln zu lassen. "Alles kein Problem", sagt Dr. Mir mit verständnisvoller Miene. Er könne diese Menschen ja gut verstehen, außerdem, wenn es umsonst sei, warum auch nicht? Dem Olympischen Geist wird weiter auf den Zahn gefühlt. sid
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Los Angeles (260.000 Dollar): Einzel, zweite Runde: Krickstein (USA/Nr. 1) - Witsken (USA) 6:3, 6:7 (5:7), 6:4, Stolle (Australien) - Gilbert (USA/ Nr. 3) 4:6, 7:6 (7:3), 6:3, Reneberg (USA) - Rostagno (USA/Nr. 5) 6:1, 7:6 (7:2), Pozzi (Italien/Nr. 8) - Martin (USA) 6:7 (5:7), 6:3 6:2. FUSSBALL LÄNDERSPIEL in Kopenhagen: Faröer Inseln - Israel 1:1 (1:0).
Mit einer ganzen Flotte steuern die deutschen Rennsportkanuten bei Olympia auf Medaillenkurs. In zehn von zwölf Disziplinen konnten sich die Asse des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) in Castelldefels über Vor- und Zwischenläufe für die Finals über 500 m und 1000 m qualifizieren.
Mit vier Siegen in den Semifinals über die Langstrecke unterstrichen die deutschen Kanuten, die mit zehn Weltmeistern bei Olympia antreten, am Donnerstag noch einmal eindrucksvoll ihre Medaillenambitionen. Für die größte Überraschung sorgte im deutschen Lager der WM-Dritte Matthias Röder. Im Einer-Canadier gewann er in 4:02,94 Minuten.
Im Zweier-Kajak wurden die beiden Weltmeister Kay Bluhm und Torsten Gutsche (Potsdam) erneut ihrer Favoritenrolle gerecht. Das Duo siegte in 3:17,64 Minuten vor den Amerikanern Greg Barton/Norman Bellingham (3:17,93). Ausgeschieden ist im Semifinale nur der Berliner Jens Stegemann, der im Einer- Kajak über 1000 m in 3:41,72 Minuten den achten Rang hinter dem erstplazierten Greg Barton (USA/3:36,34) belegte.
Für eine schwache Vorstellung im Vorlauf konnte sich zumindest teilweise der Viererkajak der Frauen mit den Weltmeisterinnen Ramona Portwich (Hannover), Anke von Seck (Rostock) und Katrin Borchert (Essen) sowie Birgit Schmidt (Potsdam) rehabilitieren. Das Boot gewann in 1:37,48 Minuten vor der GUS (1:38,56).
Internationale Spitzenboxer wie die Amerikaner Danell Nicholson oder Larry Donald, die bereits im Viertelfinale gegen Kubas Weltmeister Felix Savon und Roberto Balado anzutreten hatten, gehen in Barcelona leer aus. Andererseits werden in diesen Klassen David Tua aus Neuseeland und der Däne Brian Nielsen - Beobachter sprechen von Festzeltboxern - mit Medaillen dekoriert.
"Das ist für unser Turnier nicht gut, wir müssen schnellstens zum Setzen und Losen kommen, damit wir nicht dem Zufall Tür und Tor öffnen", ist sich der Generalsekretär des Welt-Amateurboxverbandes AIBA, Karl-Heinz Wehr, sicher. "Wer hier in einer Hälfte mit den Kubanern war, war echt im Nachteil. Seine Chancen auf die Finalteilnahme waren von vornherein geringer." Auch für vier Deutsche spielten die Kubaner Schicksal.
Für die Weltmeisterschaften 1993 in Tampere will die AIBA erstmals das Setzen vorschreiben. Aber in dem Riesenapparat von 42 Exekutivmitgliedern gibt es dafür noch kein einheitliches Votum. Persönliche Interessen stehen der Vernunft im Wege. Mit der Einführung von offiziellen Weltranglistenturnieren ab 1992 hat die AIBA aber die Grundlagen bereits gelegt. Zu einer deutlichen Niveauerhöhung des Turniers führte die erstmalige Teilnahmebegrenzung auf 364 Starter. 339 aus 79 Ländern gingen in Barcelona tatsächlich über die Waage. sid
TISCHTENNIS
Männer, Einzel: 1. Waldner (Schweden), 2. Gatien (Frankreich), 3. Kim Taek Soo (Südkorea) und Ma Wenge (China). - Finale: Waldner - Gatien 21:10, 21:18, 25:23. - Halbfinale: Waldner - Soo 21:9, 21:18, 21:19, Gatien - Ma Wenge (China) 20:22, 22:20, 21:16, 12:21, 21:13.
Berlin 2000: Bach will Signale vom Bund Thomas Bach, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), forderte im Frühmagazin von RTL plus die Bundesregierung auf, zur Olympiabewerbung Berlins für die Spiele 2000 Stellung zu nehmen. Bach betonte: "Es ist an der Zeit, daß die Bundesregierung ein klares Signal in Richtung Berlin 2000 sendet. Im IOC wartet man darauf." Sieben Millionen Mark für Silber Nach der Niederlage im Finale gegen Kuba hat Taiwans Baseball-Team das wohl dickste Trostpflaster der Olympischen Spiele erhalten. Der Regierung in Taipeh war die Silbermedaille die Riesensumme von umgerechnet sieben Millionen Mark wert, jeder der 20 Spieler erhält somit ein "Stipendium" von 350 000 Mark. Das Geld ist steuerfrei und nicht zweckgebunden. Doping-Tests auch bei Paralympics Bei den Paralympics wird es nach Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ebenso umfangreiche Dopingkontrollen geben wie bei den Olympischen Spielen. An den Paralympics in Barcelona (3. bis 14. September) werden insgesamt 4000 Athleten teilnehmen. Die Spiele der Behindertensportler wurden erstmals 1960 durchgeführt. Keine Geschenke fürs IOC? Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat am Donnerstag ein Selbstbeschränkungsabkommen der acht Kandidaten-Städte für die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 2000 begrüßt. Berlin, Manchester, Sydney, Taschkent, Mailand, Peking, Istanbul und Brasilia hatten sich schriftlich verpflichtet, den Mitgliedern des IOC keine Geschenke mehr zu machen. Arsen Fadsajew setzt Laufbahn fort Der erfolgreichste Freistilringer der Gegenwart, Arsen Fadsajew (GUS), wird seine Laufbahn fortsetzen. Der Olympiasieger im Leichtgewicht wollte ursprünglich seine Karriere nach Barcelona beenden und als Trainer arbeiten. Doch nachdem der 29jährige Russe im Finale den Bulgaren Getzow souverän mit 13:1 von der Matte fegte, meinte er: "Ich werde bis 1996 weiter ringen, um den Rekord von Alexander Medwed zu überbieten."
Das olympische Basketballturnier der Frauen erlebte seine erste Sensation: Die USA verloren im Halbfinale gegen die Auswahl der GUS in einem in der Schlußphase dramatischen Spiel mit 73:79 (41:47). Die GUS trifft im Finale am Freitag auf China, das Kuba deutlich mit 109:70 (57:30) bezwang.
Das Nachfolgeteam des Rekord-Weltmeisters beendete mit seinem Erfolg eine stolze Serie der Amerikanerinnen, die zuvor in 16 Spielen bei Olympia ohne Niederlage geblieben waren. Im Sportpalast von Badalona kündigte sich die Überraschung schon nach der ersten Halbzeit an. Denn die US-Girls, Goldmedaillen-Gewinnerinnen 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul, hatten eine ungewöhnlich schlechte Trefferquote von nur 38, die GUS hingegen von 65 Prozent.
Einen unrühmlichen Höhepunkt erlebte das olympische Basketballturnier der Männer im Spiel um Platz neun zwischen Gastgeber Spanien und Angola. Eine Minute vor Spielende kam es nach einem Ellbogenstoß des Angolaners Conceicao gegen Aldama zu einer Massenschlägerei auf dem Parkett.
Die beiden Schiedsrichter hatten erheblich Mühe, die Spieler aus beiden Lagern zu beruhigen und die Begegnung, die Spanien 78:75 (41:39) gewann, ordnungsgemäß zu Ende zu führen. Die Spanier, mit Medaillenhoffnungen ins Turnier gegangen, belegten den neunten Platz vor Angola. sid
Die deutschen Wasserballer haben die letzte Chance auf das olympische Halbfinale vertan und spielen in Barcelona nun um die Plätze fünf bis acht. Gegen den Olympiazweiten USA verlor die Mannschaft des Deutschen Schwimm- Verbandes (DSV) im letzten Vorrundenspiel klar mit 2:7 (0:1, 0:2, 2:3, 0:1).
Wieder war die Chancenauswertung "katastrophal", dieses Fazit mußte Bundestrainer Karl-Heinz Scholten (Duisburg) ziehen. Die Amerikaner kämpfen nach dem Sieg gemeinsam mit dem Team der GUS um die Medaillen. Voraussichtlich erster Gegner der DSV-Sieben in den Plazierungsspielen ist am Samstag der WM-Dritte Ungarn.
Die beiden Tore für die chancenlose deutsche Mannschaft erzielten die Berliner Guido Reibel und Hagen Stamm. Für die Amerikaner waren Alex Rousseau (2), Erich Fischer, Craig Klass, Terry Schroeder, Jeff Campbell und Charlie Harris erfolgreich.
In der DSV-Sieben vermißte man die zentrale Spielerpersönlichkeit, wie man sie in den 80er Jahren in Frank Otto (34) und Hagen Stamm (32) hatte. Stamm hatte schon im Frühjahr seinen definitiven Rücktritt vom Wasserballsport aus beruflichen Gründen angekündigt, Otto dürfte im Hinblick auf einen Neuaufbau für die Spiele in Atlanta 1996 in Barcelona auch seine letzten Tage in der Nationalmannschaft erleben. sid
Selbst der König huldigte dem Genius. "Seine Majestät hat mir gesagt, daß er sehr stolz und glücklich ist", erzählte Tischtennis-Olympiasieger Jan-Ove Waldner aus Schweden von der Gratulation seines Königs Carl Gustaf und dessen Gemahlin Silvia. Die blitzende Goldmedaille für seinen 21:10, 21:18, 25:23-Finalsieg über den Weltranglistenersten Jean- Philippe Gatien aus Frankreich um den Hals, berichtete der wohl beste Spieler der Welt weiter: "Er meinte, mein Spiel sei der Höhepunkt seines Besuches in Barcelona gewesen."
Ein Höhepunkt des Olympia-Turnieres war das 31minütige Endspiel vor 3500 Zuschauern in jedem Fall. Hochklassige Ballwechsel prägten das Gipfeltreffen zwischen Ex-Weltmeister "Waldner und dem EM-Dritten von 1990, in der Schlußphase war es sogar extrem dramatisch. Waldner: "Wenn Gatien den dritten Satz gewonnen hätte, wäre es noch einmal ein ganz knappes Spiel geworden."
Der 26 Jahre alte Rechtshänder beschrieb seinen Erfolg in Superlativen: "Das war das beste Turnier meines Lebens. So gut wie in den letzten vier Spielen bin ich noch nie gewesen." Der bis zum Schluß von den französischen Schlachtenbummlern angefeuerte Gatien meinte nach dem Finale: "Sein Aufschlag und seine geringe Fehlerquote waren entscheidend. Selbst wenn ich ein Leben lang trainieren würde, könnte ich nie so aufschlagen wie er." sid
Deutschlands Säbelfechter haben in Barcelona das Viertelfinale im Mannschafts-Wettbewerb erreicht. Sie gewannen in der Vorrunde gegen Großbritannien 9:2 und gegen Polen 9:3. In der Runde der letzten acht treffen sie am Freitag auf Weltmeister Ungarn.
Die Degenfechter stehen im Finale des Mannschafts-Wettbewerbes von Barcelona (bei Redaktionsschluß noch nicht beendet). Im Halbfinale setzten sie sich gegen Weltmeister GUS 8:7 durch. Im Viertelfinale hatten die am Vortag verunsichert wirkenden Deutschen die favorisierten Italiener deutlich 8:2 bezwungen.
Im Gefecht gegen die GUS, die mit Weltmeister Andre Schuwalow angetreten war, führten Robert Felisiak, Elmar Borrmann, Wladimir Resnitschenko (alle Tauberbischofsheim) und Arnd Schmitt (Leverkusen) mit 5:0, ehe sie dann nochmals zittern mußten. Die Weltmeister kamen bis auf 6:6 heran, dann aber gewannen Schmitt und Resnitschenko ihre Gefechte. Im abschließenden Kampf gegen Sergej Kostarew genügten Robert Felisiak drei Treffer, damit die GUS nicht mehr an Deutschland vorbeiziehen konnte. Er unterlag 3:5. sid
Einen Finalplatz und einmal Bronze gab es für die deutschen Boxer beim ersten Halbfinale des Olympia-Boxturniers in Anwesenheit von Profi-Exweltmeister George Foreman aus den USA. In der nur zur Hälfte gefüllten Arena von Badalona kam Weltmeister Marco Rudolph aus Cottbus im Leichtgewicht kampflos weiter, sein mongolischer Kontrahent Namjil Bajarsaichan hatte wegen einer Augenbrauenverletzung ärztliches Startverbot erhalten, und trifft im Kampf um Gold auf den US-Boxer Oscar de la Hoya.
Der US-Topstar hatte überraschend viel Mühe, um sich gegen den verzweifelt kämpfenden Südkoreaner Sung Sik Hong am Ende hauchdünn mit 11:10 durchzusetzen. De la Hoya hatte mit blitzschnellen Attacken begonnen, wurde aber mit zunehmender Kampfzeit langsamer.
Rudolph erschien im Ring nur zur Urteilsverkündung als kampfloser Sieger. Gleich danach absolvierte er "ein volles Training".
Im Halbfliegengewicht blieb es für den Leverkusener Jan Quast nach einer 9:15- Niederlage gegen den WM-Dritten Daniel Petrow (Bulgarien) bei Bronze. "Ich bin enttäuscht, aber irgendwo ist es mein Verschulden, daß ich die Halbfinal-Hürde nicht überspringen konnte", sagte Quast nach der Niederlage. Eine Finalchance haben am Freitag noch der Schweriner Olympia-Zweite von 1988, Andreas Tews im Feder- und Torsten May im Halbschwergewicht. sid
Vorjahressieger Steffen Blochwitz aus Cottbus übernahm am Donnerstag mittag die Führung im Gesamtklassement der achten Sachsen-Tour der Radamateure. Blochwitz gewann die zweite Etappe, ein Einzelzeitfahren über zehn Kilometer in Lockwitz, in 12:22,88 Minuten und verwies den Frankfurter Lutz Lehmann (12:39,44), der vor kurzem noch bei Olympia in Barcelona gestartet war, und den Dortmunder Thomas Fleischer auf die Plätze.
Steffen Blochwitz erarbeitete sich damit in der Gesamtwertung einen Vorsprung von 16 Sekunden auf Verfolger Thomas Fleischer.
Bei Gluthitze bestritten die 111 im Klassement verbliebenen Fahrer aus 19 Mannschaften das Einzelzeitfahren zwischen Dresden-Lockwitz und Kreischa. Lange Zeit hielt der Ex-Berliner Lutz Lehmann die Bestzeit, bevor Blochwitz mit einer Superleistung seiner Favoritenrolle gerecht wurde und die zweite Etappe gewann.
Pech hatte der bis dahin im Gelben Trikot des Spitzenreiters fahrende Thomas Liese. An der Rennmaschine des Leipzigers brach bereits nach 500 Metern der Lenker, so daß Liese das Rad wechseln mußte und dadurch gut 30 Sekunden einbüßte. Trotzdem kam der Rundfahrtspezialist mit 12:59,97 Minuten noch auf den zwölften Platz.
Am Donnerstag nachmittag mußten die Radamateure erneut an die Arbeit, denn es stand die dritte Etappe über 130 Kilometer von Lockwitz nach Heidenau auf dem Programm, und das war bei der Gluthitze für alle Teilnehmer eine überaus große Anstregung. sid
RADSPORT
8. INTER. SACHSENTOUR, 2. Etappe, Einzelzeitfahren, 10 km: 1. Blochwitz (Cottbus) 12:22,88 Minuten, 2. Lehmann (Frankfurt) 12:39,44, 3. Fleischer (Dortmund) 12:40,44, 4. Egner (Wiesbaden) 12:41,48, 5. Kühnert 12:48,03, 6. Schink (beide Chemnitz) 12:48,33.
Gesamteinzelwertung nach der 2. Etappe: 1. Blochwitz 5:12:47 Stunden, 2. Fleischer 0:16 Minuten zurück, 3. Liese (Leipzig) 0:31, 4. Reuß 0:53, 5. Wartenberg 1:15, 6. Lehmann (alle Frankfurt) 2:29.
Die US-Amerikanerin Kristen Babb- Sprague sprang zu Bernsteins "Rodeo" erfolgreich in die Fluten - und gewann Solo-Gold im Synchronschwimmen vor der Kanadierin Sylvie Frechette und der Japanerin Fumiko Okuno.
Die Deutsche Meisterin Monika Müller aus Markgröningen versuchte es mit Peer Gynts Heimkehr von Edvard Grieg - weniger erfolgreich. Strawinskys "Feuervogel" sollte dem deutschen Duett Flügel verleihen - auch weniger erfolgreich.
Die deutschen Synchronschwimmerinnen suchten Anschluß an die Weltspitze - und fanden ihn nicht. Die Hoffnungen auf eine Teilnahme am Finale der Weltbesten erfüllten sich nicht.
Im Solo verwies Vize-Weltmeisterin Babb-Sprague die kanadische Weltmeisterin Sylvie Frechette auf den Silberrang, was zu kanadischen Tränen führte. Im Duett sind die kalifornischen Weltmeister-Zwillinge Sarah und Karen Josephson auf Gold abonniert. Keiner schwimmt so schön wie sie. An keinem arbeiteten "Maskenbildner" und Kostümschneider so intensiv.
Sychronschwimmen bleibt umstritten. Perfektion und Harmonie werden bewertet, absolute Schwierigkeit soll mit größtmöglicher Leichtigkeit dargeboten werden. Maximal kann man zehn Punkte bekommen. Lächeln ist nur über Wasser verpflichtend. Kristen Babb-Sprague gewann Gold, nun winken in den Staaten hochdotierte Werbeverträge. sid
Eishockey-Bundesligist EV Landshut hat den russischen Nationalspieler Ilja Blakin für zwei Jahre unter Vertrag genommen. Der 29jährige spielte in der vergangenen Saison beim Schweizer Zweitligisten Rapperswil.
LEICHTATHLETIK
200 Meter, Frauen: 1. Torrence (USA) 21,81 Sekunden, 2. Cuthbert (Jamaika) 22,02, 3. Ottey (Jamaika) 22,09, 4. Priwalowa (GUS) 22,19, 5. Guidry (USA) 22,30, 6. Jackson (Jamaika) 22,58, 7. Finn (USA) 22,61, 8. Malschugina (GUS) 22,63.
LEICHTATHLETIK
200 Meter, Männer: 1. Marsh (USA) 20,01 Sekunden, 2. Fredericks (Namibia) 20,13, 3. Bates (USA) 20,38, 4. da Silva (Brasilien) 20,45, 5. Adeniken (Nigeria) 20,50, 6. Regis (Großbritannien) 20,55, 7. Kayode (Nigeria) 20,67, 8. Adam (Großbritannien) 20,80.
LEICHTATHLETIK
400-m-Hürden, Männer: 1. Young (USA) 46,78 Sekunden (Weltrekord), 2. Graham (Jamaika) 47,76, 3. Akabusi (Großbritannien) 47,82, 4. Diagana (Frankreich) 48,13, 5. Wallenlind (Schweden) 48,63, 6. Twerdochlew (GUS) 48,63, 7. Caristan (Frankreich) 48,86, 8. Patrick (USA) 49,26.
Der Anhausener Golf-Profi Bernhard Langer belegt nach dem ersten Tag der mit 1,5 Millionen Mark dotierten Internationalen Open in München mit 66 Schlägen den siebten Platz. Spitzenreiter ist der Amerikaner Jay Townsend.
Die neue Dopingaffäre um Sprint-Weltmeisterin Katrin Krabbe und 400-m-Europameisterin Grit Breuer nimmt kriminelle Züge an. Die Staatsanwaltschaft in Neubrandenburg hat gegen Krabbe-Trainer Thomas Springstein Ermittlungen "wegen Körperverletzung, Paragraph 223 Strafgesetzbuch, und wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz" eingeleitet. Nach bisher nicht bestätigten Informationen soll der Vater von Katrin Krabbe Anzeige gegen Springstein erstattet haben. "Wenn dahinter wirklich der ganze Krabbe-Clan steckt, dann wird es sehr hart", sagte Springstein.
Nach Angaben von Dr. Hans Evers, dem Vorsitzenden der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Sportbundes (DSB), ist Doppel-Weltmeisterin Katrin Krabbe im Juli insgesamt viermal positiv getestet worden. Der DLV hatte bisher nur von zwei Proben gesprochen.
Thomas Springstein hatte auf einer Pressekonferenz im Klubhaus des SC Neubrandenburg alle Schuld auf sich genommen, gab zu, das anabole Stimulans Clenbuterol auf dem Schwarzmarkt erstanden zu haben, und versuchte die - nicht anwesenden - Athletinnen von Fehlern freizusprechen. Außerdem wurde bekannt, daß die Mutter Springsteins als Apothekerin in Schwerin arbeitet. Auf Fragen, ob er das Medikament aus privater Quelle habe, antwortete der Coach ausweichend: "Es ist eine beschissene Situation." Springstein denkt auch daran, als Trainer zurückzutreten und schloß auch das Karriere-Ende von Krabbe nicht aus. Seinen Schützlingen droht eine vierjährige Sperre durch den Internationalen Leichtathletik-Verband. Ob der ebenfalls geschädigte SC Neubrandenburg das Trio verklagen wird, kommt auf einer Beratung der Klubspitze am Montag zur Sprache. Der Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern teilte mit, daß der Olympiastützpunkt Neubrandenburg mit sofortiger Wirkung die Betreuung der Athletinnen einstellt.
Dr. Bodo Seidel, behandelnder Arzt von Katrin Krabbe und Grit Breuer und bis zur Klärung der Dopingaffäre von seinen sportmedizinischen Aufgaben suspendiert, unterstrich, er sei nicht darüber informiert gewesen, "daß die Athletinnen das Mittel Clenbuterol eingenommen haben". Seidel: "Thomas Springstein ist an mich herangetreten und hat mich gefragt, ob Clenbuterol auf der Dopingliste steht. Ich habe mit Nein geantwortet. Damit war der Fall für mich erledigt. Ich war nicht informiert, daß die Athletinnen das Mittel eingenommen haben."
Springstein beteuerte in Neubrandenburg: "Am 16. April haben wir das Mittel zum ersten Mal eingesetzt, da stand es auf keiner Liste." Bis zum 23. Juli sei nichts aufgefallen. Erst am 27. Juli habe es ein positives Resultat gegeben.
Professor Dr. Manfred Donike, Beauftragter für Dopinganalytik des Bundesinstituts für Sportwissenschaft in Köln, reagiert auf derlei Aussagen hart. "Ich kann dieses Geschwätz nicht mehr hören, daß Clenbuterol nicht auf der Dopingliste steht", sagte der Biochemiker. "Jede Liste deckt das Medikament über die verwandten chemischen und pharmakologischen Verbindungen ab." Das hatte auch die Medizinische Kommission des IOC unterstrichen, deren Mitglied Donike ist.
Auch in geringen Gaben entfaltet das Mittel seine anabole Wirkung, deren Nebenwirkungen drastisch sein können. "Schon in den 70er Jahren berichten Forschungsarbeiten von 30 Prozent Zuwachs an Muskelumfang bei Gaben von vier Milligramm auf ein Kilogramm Körpergewicht. Wer sich im Hochleistungssport auskennt, weiß, was Clenbuterol für eine Substanz ist", sagt Donike.
Der Präsident des Landessportbundes Mecklenburg-Vorpommern, Wolfgang Remer, wertete die Affäre als "einen Schlag ins Gesicht derjenigen Leute, die sich für die Mädchen eingesetzt haben". sid/dpa
RINGEN
Freistil, Klasse bis 48 kg: 1. Kim Il (Nordkorea), 2. Jong-Shin Kim (Südkorea), 3. Orudijew (GUS), 4. Rasovan (Rumänien) 5. Vanni (USA), 6. Heugabel (Mömbris), 7. Ovary (Ungarn), 8. Khosbayar (Mongolei).
RINGEN
Freistil, Klasse bis 74 kg: 1. Jong Soon Park (Südkorea), 2. Monday (USA), 3. Khadem (Iran), 4. Gadschiew (GUS), 5. Walenzik (Polen), 6. Holmes (Kanada), 7. Nagy (Ungarn), 8. Enghbayar (Mongolei).
RINGEN
Freistil, Klasse bis 130 kg: 1. Baumgartner (USA), 2. Thue (Kanada), 3. Gobedischwili (GUS), 4. Demir (Türkei), 5. Schröder (Aalen), 6. Karbalai-Soleyman (Iran), 7. Chung Wang (China), 8. Sung-Ha Park (Südkorea).
Im olympischen Freistilturnier der Ringer gibt es keine klaren Dominanzen mehr. Mit zwei Goldmedaillen in den untersten Gewichtsklassen zogen die Nordkoreaner mit den am Vortag mit zwei Olympiasiegern brillierenden Mattenkünstlern der GUS gleich. Die in sechs Gewichtsklassen vergebenen Goldmedaillen gingen damit an Nordkorea und die GUS (je 2), an Südkorea und an die USA.
Im Superschwergewicht veränderte sich die Reihenfolge gegenüber Seoul 1988 auf den vorderen Rängen nur wenig. Seiner Silbermedaille von Seoul ließ der US-Amerikaner Bruce Baumgartner nun Gold in Barcelona folgen. Der GUS-Ringer David Gobedischwili tauschte den ersten mit dem dritten Platz und der deutsche Olympia-Dritte von 1988, Andreas Schröder (Aalen), den dritten mit dem fünften Rang. Neu in der Spitzengruppe ist der zweitplazierte Kanadier Jeff Thue.
In hervorragender Verfassung zeigten sich die Nordkoreaner in den beiden unteren Gewichtsklassen. Nachdem am Vortag in der Klasse bis 52 kg Hak-Son Li den US-amerikanischen Weltmeister Larry Lee Jones besiegt hatte, ließ Kim Il in der Klasse bis 48 kg die zweite Goldmedaille für Nordkorea folgen, als er seinen Landsmann aus dem Süden, Jong-Shin Kim, bezwang.
Im Weltergewicht mußte sich der US-Amerikaner Kenneth Monday, der in Seoul gewonnen hatte, mit dem zweiten Rang hinter dem Südkoreaner Jing Soon Park zufriedengeben. Ein einziger Punkt entschied diese Begegnung 15 Sekunden vor Schluß. Park war vor vier Jahren in Seoul Olympia-Zweiter in der Kategorie bis 68 kg.
Von den deutschen Ringern konnte sich der Europameisterschafts-Dritte Reiner Heugabel als Sechster in der 48- kg-Klasse plazieren. Es waren Heugabels dritte Olympische Spiele.
In den übrigen vier Gewichtsklassen, die am Freitag die Medaillengewinner ermitteln, hat nur noch der Mittelgewichtler Hans Gstöttner eine gute Chance auf eine vordere Plazierung. Nach einem taktisch hervorragenden Kampf besiegte er den Tschechoslowaken Jozef Lohyna überlegen 5:1, und ringt nun um die Bronzemedaille.
Im Federgewicht ist Karsten Polky (Luckenwalde) ebenso ausgeschieden wie Ludwig Schneider (Schifferstadt) im Halbschwergewicht. Noch im Wettbewerb befindet sich neben Gstöttner der Bantamgewichtler Jürgen Scheibe (Goldbach), der allerdings gegen den Nordkoreaner Jyong Sik Kim bereits mit 0:4 verloren hat. sid
LEICHTATHLETIK
100 m Hürden, Frauen: 1. Patoulidou (Griechenland) 12,65 Sekunden, 2. Martin (USA) 12,69, 3. Donkowa (Bulgarien) 12,70, 4. Devers (USA) 12,75, 5. Tolbert (USA) 12,75, 6. Lopez (Kuba) 12,87, 7. Kolowana (GUS) 13,01, 8. Adams (Kuba) 13,57.
Zwei Außenseiter kämpfen am Samstag um olympisches Tennis-Gold: Marc Rosset (Nr. 44 der Weltrangliste) aus der Schweiz und Jordi Arrese (Nr. 30) aus Barcelona, in dem die Spanier seit Donnerstag ein neuen Volkshelden gefunden haben. 6:4, 7:6 (7:4), 3:6, 6:3 setzte sich der 27 Jahre alte Topspin-Spieler im Halbfinale gegen den ähnlich veranlagten Russen Andrej Tscherkasow nach 3:48 Stunden durch.
Zuvor hatte Rosset nach der Nummer eins Jim Courier (USA) auch den Weltranglistenvierten und Wimbledon-Finalisten Goran Ivanisevic aus Kroatien aus dem Turnier geworfen. 98 Minuten dauerte das 6:3, 7:5, 6:2, nach zuvor drei Niederlagen (1990, 1991, 1992) gelang Rosset im Duell der Kraftaufschläger der erste Sieg. Die etwas andere Statistik: 11:9 Asse für den Schweizer, bei dem der Hauptsponsor der ATP-Tour - ein Computer- Unternehmen - den schnellsten Aufschlag aller Profis gemessen hat.
"Diesmal hat Goran sehr schlecht gespielt. Wir sind ähnliche Spielertypen, es kommt in erster Linie auf den Aufschlag an", meinte Rosset. Er nimmt Olympia inzwischen sehr wichtig, während der ersten Tage hatte er sich vorrangig um das "Après-Tennis" gekümmert hatte. "Diese vier Sätze brauchte ich, um das ganze Bier auszuschwitzen", sagte der 21jährige Blondschopf nach dem Viertelfinalsieg über Spaniens ersten Medaillenkandidaten Emilio Sanchez.
Den soll Arrese jetzt rächen, meinen zumindest die spanischen "Hinchas". Sie, die erst das Scheitern Emilios in Einzel und Doppel und schließlich am Mittwoch die Dreisatzniederlage seiner jüngeren Schwester Arantxa gegen Jennifer Capriati (USA) hatten ansehen müssen, waren schon vor Arreses Sieg versöhnt: Arantxa Sanchez und Conchita Martinez, an Nummer eins gesetzt, haben nach einem 6:2, 6:1-Halbfinalsieg über Nicole Provis/Rachel McQuillan (Australien) die Goldmedaille im Doppel vor Augen. Sie treffen auf Gigi und Mary-Joe Fernandez, die das GUS-Doppel Leila Meshki/Natalia Zwerewa 6:4, 7:5 bezwangen und sich im Achtelfinale gegen Steffi Graf/Anke Huber durchgesetzt hatten.
Am Samstag (11.00 Uhr) vor dem Herren-Einzel wird das Doppelfinale der Frauen ausgetragen. Michael Stich und Boris Becker spielen am heutigen Freitag ihr Doppelfinale. Am Mittwoch zeigten die beiden ihr zweites dramatisches Fünfsatzmatch, 7:6 (7:3), 6:2, 6:7 (4:7), 2:6, 6:4 in 3:57 Stunden gegen die Argentinier Javier Frana und Christian Miniussi; nachdem sie im dritten Satz schon zwei Matchbälle vergeben hatten, sicherten sie sich gegen die beiden Spieler aus Argentinien die Silbermedaille.
Nachdem zunächst alles dafür sprach, daß gegen die Argentinier eine Durchschnittsleistung genügen würde, wurde es dann noch einmal eng. Vor allem Michael Stich blieb weit unter seinen Möglichkeiten. Erneut konnte das deutsche Doppel den Sieg erst am späten Abend im fünften Satz unter Dach und Fach bringen. Nach dem Endspiel der Männer kämpft anschließend Steffi Graf gegen die Amerikanerin Jennifer Capriati um ihre zweite Goldmedaille nach den Spielen von 1988 in Seoul. sid
LEICHTATHLETIK
Weitsprung, Männer: 1. Lewis (USA) 8,67 Meter, 2. Powell (USA) 8,64, 3. Greene (USA) 8,34, 4. Pedroso (Kuba) 8,11, 5. Jefferson (Kuba) 8,08, 6. Koukodimos (Griechenland) 8,04, 7. Bagdrianow (GUS) 7,98, 8. Geng Huang (China) 7,87.
RADSPORT
BURGOS-RUNDFAHRT für Profis in Spanien, 6. und letzte Etappe, Melgar-Burgos (157 km): 1. Jalabert (Frankreich) 3:37:11 Stunden, 2. Planckaert (Belgien), 3. Elliott (England), 4. Koerts (Niederlande), 5. Henn (Heidelberg), . . . 11. Schleicher (Motten), . . . 17. Schur (Leipzig) alle gleiche Zeit, . . . 36. Hundertmarck (Kelsterbach) 0:15 Minuten zurück, . . . 44. Holzmann (Peiting), 45. Gänsler (Rottweil), . . . 64. Hilse (Freiburg), . . . 100. Gröne (Recklinghausen), . . . 102. Matwew (Köln) alle gleiche Zeit, . . . 111. Raab (Leipzig) 1:15.
Abschlußklassement: 1. Zülle (Schweiz) 22:34:44 Stunden, 2. Alcala (Mexiko) 0:26 Minuten zurück, 3. Echave (Spanien) 1:32, . . . 36. Holzmann 8:33, . . . 55. Henn 13:27, . . . 60. Schleicher 14:19, . . . 72. Hilse 16:07, 73. Hundertmarck 16:12, . . . 79. Gänsler 16:43, . . . 80. Raab 16:47, . . . 84. Gröne 17:07, . . . 106. Matwew 19:45, . . . 110. Schur 21:29.
FUSSBALL
TESTSPIELE: Wattenscheid 09 - Galatasaray Istanbul 2:3 (2:1), Phönix Bochum - VfL Bochum 0:15 (0:9), FC Gütersloh - 1. FC Saarbrücken 1:1 (0:1).
FECHTEN
Degen, Mannschaft, Männer: 1. Deutschland, 2. Ungarn, 3. GUS. - Finale: Deutschland (Borrmann, Felisiak, Resnitschenko/alle Tauberbischofsheim, Schmitt/Leverkusen, Proske/Berlin) - Ungarn (Kovacs, Hegedus, Totala, Kulcsar, Kolczonay) 8:4. - Gefecht um Bronze: GUS - Frankreich: 8:8 (70:66). - 5. Italien, 6. Spanien, 7. Kanada, 8. Schweden.
Das olympische Handball-Traumfinale zwischen Schweden und der GUS ist perfekt. Nachdem der Weltmeister von 1990 im ersten Halbfinale gegen Favoritenschreck Frankreich 25:22 (11:10) siegreich blieb, setzte sich die GUS gegen Island 23:19 (11:9) durch. Am Samstag (17.00 Uhr) kommt es in der Sant-Jordi-Halle von Barcelona zum "Duell der Giganten".
Schweden war Weltmeister 1954, 1958 und 1990 und ist WM-Gastgeber 1993, das Team der GUS entsprang der Auswahl der ehemaligen UdSSR, die neben dem WM-Titel 1982 bereits zweimal Olympia- Gold 1976 und 1988 gewann. Zuvor spielt Frankreich im "kleinen" Finale gegen Island um Bronze.
Für die Isländer, die den großen Favoriten lange Zeit ärgern konnten, ist es der bislang größte Erfolg überhaupt. Erst durch den Ausschluß Jugoslawiens war Island, unter ihnen Hedin Gilsson (Düsseldorf), Sigudur Bjarnasson (Großwallstadt) und Konrad Olavsson (Dortmund), nach Barcelona gekommen und hatten für Furore gesorgt. Gegen den genialen Mittelmann der GUS, Talant Duschebajew (9/2) aber fand der Außenseiter einfach kein Rezept.
Die Schweden führten nach dem Schlußpfiff Freudentänze auf. Die spielerisch beste Mannschaft des Turniers hatte es gegen Frankreich mit einem ebenfalls ideenreichen und auf Tempo fixierten Gegner zu tun und mußte vor 5000 Zuschauern Schwerstarbeit verrichten. sid
LEICHTATHLETIK
Zehnkampf, Männer: Zmelik (CSFR) 8611 Punkte (100 m: 10,78 - Weitsprung: 7,87 - Kugelstoßen: 14,53 - Hochsprung: 2,06 - 400 m: 48,65 - 110-m-Hürden: 13,95 - Diskuswerfen: 45,00 - Stabhochsprung: 5,10 - Speerwerfen: 59,06 - 1500 m: 4:27,21), 2. Penalver (Spanien) 8412 (11,09 - 7,54 - 16,50 - 2,06 - 49,66 - 14,58 - 49,68 - 4,90 - 58,64 - 4:38,02), 3. Johnson (USA) 8309 (11,16 - 7,33 - 15,28 - 2,00 - 49,76 - 14,76 - 49,12 - 5,10 - 62,86 - 4:36,63), 4. Szabo (Ungarn) 8199, 5. Muzzio (USA) 8195, 6. Meier (Leverkusen) 8192 (10,75 - 7,54 - 15,34 - 2,15 - 48,33 - 15,22 - 42,14 - 4,60 - 55,44 - 4:38,21), 7. Motti (Frankreich) 8164, 8. Ganiew (GUS) 8160, . . . 13. Müller (Norden) 8066 (10,95 - 7,25 - 13,55 - 1,97 - 47,98 - 14,51 - 42,56 - 4,60 - 61,84 - 4:29,19), . . . 17. Dauth (Groß- Karben) 7951 (10,80 - 7,30 - 15,29 - 1,97 - 48,33 - 14,76 - 44,70 - 4,50 - 52,94 - 4:44,91).
Der amerikanische Hammerwerfer Jud Logan ist am Donnerstag vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wegen der Einnahme des verbotenen Stimulanz- und Anabolikamittels Clenbuterol von den Spielen in Barcelona ausgeschlossen worden. Der 33jährige Amerikaner war am vergangenen Sonntag Vierter geworden. Die medizinische Kommission des IOC fällte den Beschluß einstimmig, wie die IOC-Sprecherin Michele Verdier am Donnerstag bekanntgab, und bestätigte, daß Clenbuterol auf der IOC-Liste der verbotenen Substanzen steht. Das Mittel war auch von Katrin Krabbe und Grit Breuer eingenommen worden, wie die jüngsten Tests der A-Proben ergeben hatten (siehe auch Seite 17).
Neben Logan sind auch die chinesische Volleyball-Spielerin Wu Dan und die für die GUS gestartete Marathon-Vierte Madina Biktagirowa wegen Dopings von den Spielen in Barcelona ausgeschlossen worden. Ebenfalls wegen Clenbuterol-Einnahme waren drei britische Athleten bereits vor den Wettkämpfen von ihrem NOK nach Hause geschickt worden.
Der Generaldirektor des IOC, François Carrard, erklärte dazu am Donnerstag: "Solange es noch einen einzigen Dopingfall gibt, können wir nicht zufrieden sein. Aber wenn bei bisher 1600 Kontrollen nur drei Fälle aufgetaucht sind, bedeutet das, daß wir Fortschritte machen." dpa
Die Mannschaftsführer von fünf Kanu-Teams haben am Donnerstag mittag einen offiziellen Protest bei der Jury der olympischen Kanu-Wettbewerbe gegen den Start des Moldawiers Nikolae Juravschi für Rumänien eingelegt. Der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger aus der früheren Sowjetunion hatte mit seinem Partner Viktor Renejski im Canadier-Zweier bei den Ausscheidungen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) einen Startplatz für Olympia verpaßt und anschließend versucht, über die rumänische Staatsbürgerschaft kurzfristig doch noch zum Olympia-Start in Barcelona zu kommen.
Von seiten des InternationalenOlympischen Komitees (IOC) war einem Start für Rumänien im Boot mit Gheorghe Andriev zunächst stattgegeben worden. Sowohl über 500 als auch über 1000 Meter hatten sich daraufhin beide Athleten für die Finalentscheidungen qualifiziert und gelten nunmehr als sichere Medaillen- Aspiranten.
Der Protest von Frankreich, Kanada, Ungarn, Dänemark und Deutschland fußt nunmehr auf der Tatsache, daß Juravschi unter seinem russischen Namen Nikolai Tschurawski in diesem Jahr bereits an internationalen Wettbewerben, wie dem Weltcup in Mechelen, für die GUS gestartet ist. Ein Start für zwei verschiedene Nationen innerhalb einer Saison ist nach Ansicht der Protest einlegenden Seiten nicht möglich. dpa
BOXEN
Bantamgewicht, Halbfinale: McCulloogh (Irland) PS 21:16 über Li Gwang Sik (Nordkorea), Casamayor (Kuba) Aufgabesieger 1. Runde gegen Achik (Marokko).
Leichtgewicht, Halbfinale: Rudolf (Cottbus) - Bayarsaichan (Mongolei) kampflos für Rudolf, da Gegner verletzt.
Weltergewicht, Halbfinale: Hernandez (Kuba) PS 11:2 über Acevedo (Puerto Rico).
Schwergewicht, Halbfinale: Savon (Kuba) PS 23:3 über Vanderlijde (Niederlande).
Die norwegischen Frauen bleiben die Überraschungsmannschaft beim olympischen Handball-Turnier. Im Halbfinale besiegten die Skandinavierinnen den großen Turnier-Favoriten aus der GUS nach äußerst dramatischem Spielverlauf mit 24:23 (12:11).
Praktisch mit der Schlußsirene erzielte Siri Eftedal das Siegtor. Die GUS, die in der Vorrunde Deutschland deutlich mit 28:22 besiegt hatte, zeigte vor 3500 Zuschauern in Granollers einige nervliche Schwächen. So vergab allein Natalia Moskowa aus der Mannschaft von Trainer Alexander Tarassikow drei Siebenmeter.
Die Norwegerinnen eifern den Fußballern Dänemarks nach, die überraschend Europameister geworden waren. Ebenso wie diese waren die Norwegerinnen in der Olympia-Qualifikation gescheitert und erst nach dem Ausschluß aller Mannschaften aus Rest-Jugoslawien durch das IOC als Nachrücker nach Barcelona gefahren.
In der Vorrunde hatte Norwegen bereits die als eindeutigen Medaillenfavoriten eingestufte Mannschaft aus Österreich ausgeschaltet. dpa
SCHWIMMEN
Synchronschwimmen, Solo: 1. Babb-Sprague (USA) 191,848 Punkte, 2. Frechette (Kanada) 191,717, 3. Fumiko Okuno (Japan) 187,056, 4. Sedakowa (GUS) 185,106, 5. Capron (Frankreich) 182,449, 6. Thalassinidou (Griechenland) 180,244, 7. Shacklock (Großbritannien) 179,839, 8. Both (Niederlande) 179,354, . . . 14. (nach dem Vorkampf) Müller (Markgröningen) 174,347.
Wie ein Häufchen Elend kauerten Elena Leonte und Co. auf dem Hallenboden. Mit einer unglücklichen 25:26(13:17)-Niederlage gegen Titelverteidiger Südkorea platzten am Donnerstag in Granollers die Gold-Träume der deutschen Handball-Frauen.
"Dabei waren wir so nahe dran", jammerte die Leipzigerin Kerstin Mühlner mit Tränen in den Augen. Ihre Klubkollegin Anja Krüger hatte in den Schlußsekunden des "Krimis" mit einem Pfostenschuß die Verlängerung vergeben und meinte anschließend: "Diese Szene werde ich nie vergessen."
Nun ist sogar die angestrebte Medaille in Gefahr, denn im Spiel um Bronze gibt es für die deutsche Mannschaft ein unerwartetes Wiedersehen mit der GUS-Auswahl, gegen die man in der Vorrunde mit 22:28 verloren hatte. "Es wird sehr schwer für uns, denn die Mannschaft hat heute viel Kraft gelassen", fürchtet der Bundestrainer Heinz Strauch vor dem Finale.
Das Endspiel am Samstag bestreiten die wieselflinken und ballgewandten Koreanerinnen gegen Norwegen. Den erst in letzter Minute für Jugoslawien ins Feld gerückten Skandinavierinnen war im ersten Halbfinale mit dem 24:23 (12:11) über Turnier-Favorit GUS eine Handball-Sensation gelungen, die vergleichbar mit dem Triumph Dänemarks bei der Fußball-EM ist.
Mit einem Blitzstart hatten die Koreanerinnen ihren Gegner geschockt. Ehe sich die als leichter Favorit in die Partie gegangene Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) versehen hatte, lag sie bereits mit 0:3 im Rückstand. Vor allem auf der rechten Abwehrseite bekamen die deutschen Spielerinnen das Geschehen nicht unter Kontrolle.
Zudem machten das deutsche Team aber auch den Fehler, seine deutlichen Größenvorteile im Rückraum gegen die zierlichen Koreanerinnen nicht auszuspielen.
Als das deutsche Team im zweiten Durchgang robuster und aggressiver in der Deckung zu Werke ging, bekam es den Gegner allmählich in den Griff. Maßgeblichen Anteil am Aufschwung hatte Torhüterin Sabine Adamik vom Tus Walle Bremen, die vier Siebenmeter parierte und die vor der Pause überragende koreanische Schützin O-Kyung Lim zur Verzweiflung brachte. Im Angriff wurden Silvia Schmitt (Lützellinden/7 Tore) und Elena Leonte (Mainzlar/4) immer stärker und sorgten mit ihren Treffern dafür, daß das Spiel bis zum Schluß auf des Messers Schneide stand. dpa
Mit einem US-amerikanischen Dreifachsieg durch Mike Marsh, Kevin Young und Gwen Torrence begannen die Entscheidungen des sechsten Tages der olympischen Leichtathletik. Marsh, der am Vortag mit 19,73 Sekunden den 13 Jahre alten Weltrekord des Italieners Pietro Mennea nur um 1/100 Sekunden verfehlt hatte, mußte sich bei seinem sicheren Sieg über Frank Fredericks (Namibia/20,13) bei 1,0 m/Sek. Gegenwind mit 20,01 Sekunden zufrieden geben. Die Bronzemedaille ging an den Amerikaner Michael Bates (20,38).
Der Amerikaner Kevin Young stellte am Donnerstag bei seinem Olympiasieg über 400 m Hürden mit 46,78 Sekunden einen sensationellen Weltrekord auf. Der 25jährige durchbrach als ersten Athlet die 47-Sekunden-Barriere und verbesserte die alte Höchstmarke der Hürden-Legende Edwin Moses (USA) gleich um 24/100 Sekunden. Moses war den alten Weltrekord von 47,02 Sekunden am 31. August 1983 in Koblenz gelaufen. Hinter Young holte sich Winthorp Graham (Jamaika) in 47,66 Sekunden Silber vor dem Briten Kriss Akabusi (47,83).
Auch Gwen Torrence mußte in 21,81 Sekunden für ihren Olympiasieg erheblich langsamer laufen als am Vortag, als sie mit 21,72 Sekunden eine Jahreweltbestleistung gerannt war. Das reichte der 27jährigen, die im Vorjahr in Tokio über 100 und 200 m hinter Katrin Krabbe (Neubrandenburg) jeweils den zweiten Platz belegt hatte, aber leicht, um die beiden Jamaikanerinnen Juliet Cuthbert (22,02) und Merlene Ottey (22,09) deutlich in Schach zu halten.
Aus deutscher Sicht gestaltete sich der sechste Tag der olympischen Leichtathletik zunächst so: Dämpfer für Senkrechtstarter Paul Meier, Sorgen um Heike Henkel, Freude über Heike Drechsler. Zwar hatte das springende Heike-Duo am Donnerstag vormittag keine Qualifikations-Probleme. Dennoch begann das Bangen um Hochsprung-As Heike Henkel (Leverkusen), die sich mit Schmerzen herumplagt.
"Ich habe große Schmerzen in den Achillessehen und muß gleich zum Doktor", sagte die 28jährige. Sie beschränkte sich angesichts der gesundheitlichen Probleme auf zwei Sprünge über 1,86 und 1,92 m. Das mit großer Spannung erwartete Duell mit der bulgarischen Weltrekordlerin Stefka Kostadinowa steht damit unter keinem günstigen Vorzeichen. Birgit Kähler (Uerdingen) überstand die Qualifikation ebenfalls, dagegen schied Marion Goldkamp (Leverkusen) aus.
Im Weitsprung muß Heike Drechsler aus Jena mit der Favoritenrolle leben. Sie legte "im Vorbeigehen" 7,08 m hin und bewies damit ihre große Form. "Es wird Zeit, daß ich endlich losgelassen werde", sagte die 27jährige, "das war ein Sprung mit 80 Prozent ohne Risiko." Ihre große Gegenspielerin Jackie Joyner-Kersse (USA), die schon den Siebenkampf gewonnen hat, begnügte sich genau mit den geforderten 6,75 m. Auch die Weltmeisterschafts-Fünfte Susen Tiedtke (Berlin) hate mit 6,74 m und der sechsbesten Weite keine Probleme hatte. Dagegen mußte die Europameisterschafts-Dritte Helga Radtke (Rostock) mit 6,42 m passen.
Der Leverkusener Meier büßte am zweiten Zehnkanpf-Tag seine Spitzenposition im Zehnkampf nach dem ersten Tag ein und fiel in der Köningsdisziplin der Leichtathletik nach acht Wettbewerben auf Rang vier zurück. Sein Sturmlauf vom Mittwoch wurde zum Auftakt des zweiten Tages mit 15,22 Sekunden über 110 m Hürden gebremst. Der favorisierte Robert Zmelik (CSFR) holte sich nach der sechsten Disziplin die Spitzenposition mit der besten Zeit von 13,95 Sekunden zurück und liegt nun auf Gold-Kurs. dpa
Unmittelbar nach ihrem 200-m-Lauf in Barcelona haben die Medaillengewinner Gwen Torrence (USA), Juliet Cuthbert und Merlene Ottey (beide Jamaika) eine lebenslange Sperre für Katrin Krabbe und härtere Maßnahmen in der Doping-Bekämpfung gefordert. "Sie gehört aus dem Verkehr gezogen", sagte Olympiasiegerin Gwen Torrence, äußerte jedoch zugleich Zweifel an einer Verurteilung von Katrin Krabbe: "Jeder wußte doch, was damals in Südafrika geschehen war. Und sie ist aus der Sache doch wieder rausgekommen. Warum nicht auch jetzt?"
Juliet Cuthbert erläuterte den Grund für die Zweifel: "Sie ist die große weiße Hoffnung, und im nächsten Jahr ist die Weltmeisterschaft in Stuttgart." Die drei Sprinterinnen forderten die sofortige Einführung von Bluttests. dpa
Die Bronzemedaille von Geher Ronald Weigel war drei Tage vor Ende der Olympischen Leichtathletik-Wettbewerbe ein Silberstreif am Horizont des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Nach 28 von 43 Entscheidungen hoffte man im deutschen Lager auf ein Happy End in Gold und Silber.
"Wenn jetzt noch Heike Drechsler und Heike Henkel die Erwartungen erfüllen, können wir vielleicht endlich wieder lachen", meinte DLV-Sportwart Professor Dr. Manfred Steinbach. Er setzt außerdem auf 1500-m-Läufer Jens-Peter Herold (Berlin), 5000-m-Rekordler Dieter Baumann (Leverkusen) und die 4x100-m- Frauen-Staffel.
Zumindest der Freitagmorgen ließ die DLV-Verantwortlichen nach unzähligen Nackenschlägen wieder ein wenig hoffen. Hinter Olympiasieger Andrej Perlow aus der GUS (3:50:13 Stunden), der mit einer russischen Fahne über den Schultern die Ehrenrunde lief, und dem Mexikaner Carlos Mercenario (3:52:09) ging der Berliner Ronald Weigel (3:53:45) zur Bronzemedaille.
Nur wenige Meter von dem glücklichen Vater entfernt stand ein völlig frustrierter Hartwig Gauder (3:56:47) und meinte: "Andere mögen sich vielleicht über einen sechsten Platz freuen. Aber das ist nicht mein Anspruchsdenken. Ich möchte mich bei allen für meine schwache Vorstellung entschuldigen", stammelte der Olympiasieger von 1980 und zitterte dabei am ganzen Körper.
Mit dem sensationellen Weltrekord von 46,78 Sekunden über 400 m Hürden krönte Kevin Young einen olympischen Leichtathletik-Tag, der zur großen Show der Asse aus den USA wurde. Gold gewannen auch Gwen Torrence und Mike Marsh über 200 m sowie Carl Lewis im Weitsprung. Lediglich die griechische Hürden-Sprinterin Paraskevi Patoulidou konnte in die Sieges-Phalanx der US-Amerikaner einbrechen. Silber über 400 m Hürden holte sich Winthrop Graham (Jamaika/47,66) vor dem Briten Kriss Akabusi (47,83).
Der US-amerikanische Gold-Rausch begann mit einem Doppelsieg durch Mike Marsh und Gwen Torrence über 200 m. Marsh mußte sich bei seinem sicheren Sieg über Frank Fredericks (Namibia/20,13) bei 1,0 m/Sek. Gegenwind mit 20,01 Sekunden zufriedengeben. Die Bronzemedaille ging an Michael Bates (USA/20,38).
Über 100 m Hürden sah Sprint-Olympiasiegerin Gail Devers schon wie die sichere Siegerin aus, als sie in die letzte Hürde trat, ins Straucheln geriet und stürzte. Damit wurde der Weg frei für den sensationellen Sieg der 27jährigen Paraskevi Patoulidou (12,64) vor La Vonna Martin (USA/12,69) und der Bulgarin Jordanka Donkowa (12,70).
In der Qualifikation begann das Bangen um Hochsprung-As Heike Henkel (Leverkusen), die sich mit Schmerzen herumplagt. "Ich habe große Schmerzen in den Achillessehnen und muß gleich zum Doktor", klagte Heike Henkel. Die 28jährige beschränkte sich deshalb auf zwei Sprünge über 1,86 und 1,92 m. Das mit großer Spannung erwartete Duell mit der bulgarischen Weltrekordlerin Stefka Kostadinowa steht damit unter keinem günstigen Vorzeichen.
Im Weitsprung muß Heike Drechsler aus Jena mit Bürde der Favoritenrolle leben. sid/dpa
Der Metall-Palast in Barcelona ist für die deutschen Fechter eine Goldgrube: Einen Tag nach dem Olympiasieg der Florett-Mannschaft gewannen die Degenfechter die zweite Goldmedaille für den Deutschen Fechter-Bund (DFeB). Durch ein 8:4 im Finale gegen Ungarn holten Arnd Schmitt (Leverkusen), Robert Felisiak, Elmar Borrmann und Wladimir Reznitschenko (alle Tauberbischofsheim) sowie Uwe Proske (Berlin) am Donnerstag im dritten Teamwettbewerb das dritte Edelmetall für die deutschen Fechter. In der Vorrunde hatte das Degen-Team gegen Ungarn noch mit 5:9 verloren. DFeB-Cheftrainer Emil Beck, der sich über den Triumph in seiner Lieblingswaffe freute wie ein Schneekönig, fühlte sich wie Sepp Herberger.
"Die Fußballer haben 1954 auch zuerst gegen Ungarn verloren, um danach Weltmeister zu werden. Ich habe an Sepps Schachzug gedacht und gehofft, daß es auch bei uns klappt", freute sich Beck. Die Degenfechter zeigten im zweiten Kampf gegen die Magyaren im Palau de la Metal-lurgia wie verwandelt. "Sie waren durch die erste Schlappe hochmotiviert und haben ihre technische Überlegenheit ausgespielt", lobte Bundestrainer Berndt Peltzer seine Schützlinge. Wir stark die Ungarn waren, bewies ihr Halbfinalsieg über Frankreich, das als Olympiasieger von 1988 im Bronzekampf auch der GUS den Vortritt lassen mußte.
Eine hohe Hürde hatten die Olympiasieger im Viertelfinale mit dem 8:2 gegen Italien genommen. Mit dem 8:7 über die GUS wuchs das Selbstvertrauen des Teams, das 1984 in Los Angeles Gold und 1988 in Seoul Silber holte. "Diese Goldmedaille ist immer etwas Besonderes, weil wir mit der Degen-Mannschaft 1973 unser erstes Gold bei einer Weltmeisterschaft geholt haben", meinte Beck, der die letzten Medaillengewinne aus vollen Zügen genießt. "Für einen Blechschmied bin ich doch ganz schön erfolgreich", sagte der "Fecht-Napoleon" in Hinblick auf die harsche Kritik, die nach den enttäuschenden Einzelergebnissen laut geworden war. Die Fechter nahmen ihren Chef und dessen wichtigsten Assistenten und langjährigen Wegbegleiter Peltzer herzlich in die Arme. Vergessen war in diesem Moment auch der Streit zwischen Beck und Schmitt, der in den vergangenen Monaten ausgefochten worden war.
"Es kam nie schlechte Stimmung auf. Wir wußten, daß wir mit der richtigen Einstellung alle Gegner schlagen konnten", beschrieb Schmitt das Mannschaftsklima. "Wir haben Wochen viel gemeinsam unternommen. Das hat ein echtes Wir-Gefühl erzeugt", so Peltzer. Eine gute Basis war damit für den Siegeszug geschaffen. dpa
Nach der verpaßten Medaille ist bei den deutschen Korbjägern die Luft total raus: Das Team von Bundestrainer Svetislav Pesic unterlag am Donnerstag in der Plazierungsrunde des olympischen Basketball-Turniers in Badalona gegen Australien unerwartet klar mit 79:109 (44:52) und spielt nun am Samstag (20.00) gegen Puerto Rico um den siebten Platz. Trotz der fünften Niederlage in Serie kann die deutsche Mannschaft immer noch ihre beste Plazierung bei einem internationalen Turnier erreichen. 1984 war die Auswahl des Deutschen Basketball- Bundes (DBB) bei den Boykott-Spielen in Los Angeles Achte geworden.
Zuvor hatte sich Kroatien als erste Mannschaft für das Finale qualifiziert. In einer dramatischen Halbfinal-Begegnung schlugen die noch mit fünf Spielern aus dem Weltmeister-Team des ehemaligen Jugoslawien angetretenen Kroaten die GUS-Auswahl mit 75:74 (30:40). Der Endspielgegner wird im Duell zwischen USA und Litauen ermittelt.
Gegen die Mannschaft vom fünften Kontinent machte sich bei den deutschen Spielern erstmals der enorme Kräfteverschleiß durch die strapaziöse Qualifikation unmittelbar vor Olympia und sieben Turnier-Spiele in zehn Tagen bemerkbar. Selbst NBA-Star Detlef Schrempf wirkte vor 9000 Zuschauern nicht so frisch wie gewohnt und hatte wie seine Teamkollegen große Probleme mit den athletischen Gegenspielern.
Der Traum von der olympischen Medaille im Zehnkampf blieb Illusion. Doch der 21 Jahre junge Paul Meier konnte in Barcelona mit dem guten sechsten Platz und 8192 Punkten hoch zufrieden sein. Erst nach dem Stabhochsprung (4,60 m) und dem Speerwurf (55,44 m) fiel der deutsche Senkrechtstarter am Donnerstag vom Medaillenrang herunter, aber nicht aus den Wolken der Glückseligkeit. "Ich bin überglücklich", freute sich der Athlet aus Leverkusen. Viel Lob erntete er auch von Zehnkampf-Bundestrainer Claus Marek: "Paul hat sich super geschlagen. Es wäre doch fast ein Irrsinn, wenn er bei seinem ersten Olympia-Start gleich Bronze gewonnen hätte."
Neuer "König der Leichtathleten" wurde der 23jährige Robert Zmelik (CSFR) mit 8611 Punkten vor dem umjubelten Spanier Antonio Penalver (8412) und Dave Johnson (8309). Der US-Star konnte sich nach einem verpatzten ersten Tag trotz eines Ermüdungsbruches im rechten Fuß immerhin noch die Bronzemedaille sichern. Frank Müller aus Norden (8066) auf Rang 13 und Thorsten Dauth (Groß-Karben/7954) auf Platz 17 schafften also den Sprung unter die "Top ten" nicht.
Eine Nacht nach dem großen Auftritt auf dem Olympia-Berg Montjuic erlebte Meier im erst neunten Zehnkampf seiner Karriere eine Talfahrt. Das ausgezeichneten Halbzeit-Ergebnis von 4510 Zählern, das ihn kurzfristig an die Spitze der Gesamtwertung katapultiert hatte, lag nicht nur auf seinem Punktekonto, sondern ebenso bleischwer in Meiers Beinen. Persönliche Bestleistungen im Weit- (7,54 m) und Hochsprung (2,15 m) bildeten dabei die Grundlage für den märchenhaften Start bei seiner Olympia-Premiere.
Am Morgen nach dem Triumphmarsch folgte für ihn die Ernüchterung: Mit 15,22 Sekunden über 110 m Hürden lief es bei dem Maschinenbau-Studenten alles andere wie geschmiert. Auch die 45,00 m im Diskuswerfen und die 4,60 m im Stabhochsprung ließen einen Einbruch erwarten, der auch mit 55,44 m mit dem Speer und 4:38,21 Minuten im abschließenden 1500-m-Lauf nicht mehr aufzuhalten war. dpa
Doping-Ermittlungen Krabbe-Trainer angezeigt
BERLIN, 6. August (dpa). Die Staatsanwaltschaft in Neubrandenburg hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Trainer von Katrin Krabbe und Grit Breuer, Thomas Springstein, eingeleitet. Damit sind am Donnerstag erste juristische Konsequenzen aus dem neuerlichen Doping-Verdacht gegen die Neubrandenburger Leichtathletik-Gruppe gezogen worden.
Laut einem Bericht im "Berliner Kurier" hat der Leitende Oberstaatsanwalt Bernd Sehmisch das Verfahren "nach den Presseberichten und den Hinweisen, die bei uns aus der Bevölkerung eingegangen sind", eingeleitet. Gegen Springstein wird ermittelt "wegen Körperverletzung nach Paragraph 223 des Strafgesetzbuches und wegen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz".
Gegen Springstein ist bei der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg auch eine formelle Anzeige eingegangen. Weitere Einzelheiten gab die Staatsanwaltschaft dazu nicht bekannt. Sehmisch betonte jedoch, man sei "erst im Anfangsstadium" und werde den Arzt, der das Medikament verschrieben hat, ebenso im Auge behalten wie die Sprinterinnen selbst.
Springstein hatte am Mittwoch gegenüber der "Dresdner Morgenpost" erstmals zugegeben, daß die Sprinterinnen ein Mittel mit dem Wirkstoff Clenbuterol eingenommen haben. Auch Katrin Krabbe hatte dies bestätigt. "Wir haben das Mittel seit 16. April genommen. Es wurde uns von unserem Arzt Dr. Seidl empfohlen. Er hat uns das O.K. gegeben, daß es nicht auf der Doping-Liste steht", sagte Krabbe in der Donnerstag-Ausgabe des Boulevardblatts "Bild". Das Asthmapräparat hat eine muskelaufbauende Wirkung und wurde in Vergangenheit verbotenerweise auch bei der Kälbermast eingesetzt. (Siehe auch Sportteil)
Doping-Ermittlungen Krabbe muß aussagen
NEUBRANDENBURG, 6. August (dpa). Die des Dopings verdächtigten Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr müssen möglicherweise im Zuge des Ermittlungsverfahrens gegen ihren Trainer vor der Staatsanwaltschaft aussagen. Das sagte der leitende Oberstaatsanwalt, Bernd Sehmisch, am Donnerstag der dpa. Schon seit vergangener Woche ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Krabbe-Trainer Springstein aufgrund der Anzeige einer Privatperson.
Die Privatperson habe Anzeige gegen Springstein erstattet wegen der unberechtigten Weitergabe von Medikamenten. Die Anwaltschaft ermittelt gegen Springstein "wegen Körperverletzung nach Paragraph 223 des Strafgesetzbuches und wegen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz". Nach den bekanntgewordenen positiven A-Proben bei den Springstein-Schützlingen müsse man jedoch nun die Ermittlungen anders führen, zum Beispiel auch den Arzt und die Sportlerinnen befragen. Da Katrin Krabbe inzwischen selbst zugegeben haben soll, das clenbuterolhaltige Medikament Spiropent eingenommen zu haben, gebe es derzeit keine Hinweise auf den Tatverdacht der Körperverletzung. Das könnte sich aber ändern, wenn den Sportlerinnen von Springstein wider besseren Wissens das Medikament als völlig unbedenklich verabreicht wurde.
Nach dem Geständnis von Katrin Krabbe bestreitet der Neubrandenburger Arzt Dr. Bodo Seidel, der Sprint-Weltmeisterin Doping empfohlen oder verschrieben zu haben. Auch bei Trainer Thomas Springstein sei dies nicht der Fall gewesen. "Ich habe Springstein nur erklärt, daß ich das Mittel auf keiner Dopingliste gesehen habe. Ich habe auch nie ein Rezept dafür ausgeschrieben", sagte Dr. Seidel. (Siehe auch Sportteil)
Der Doping-Verdacht gegen Katrin Krabbe und Grit Breuer weitet sich zu einem Fall für die Staatsanwaltschaft aus. Trainer Thomas Springstein hat am Donnerstag in Neubrandenburg eingestanden, daß er sich das den Athletinnen verabreichte rezeptpflichtige Medikament "Spiropent" mit dem anabolen Wirkstoff Clenbuterol nicht in der Apotheke oder von einem Arzt, sondern "auf dem schwarzen Markt" besorgt habe.
In Neubrandenburg hat deshalb der Leitende Staatsanwalt, Bernd Sehmisch, gegen den Trainer nach einer vorliegenden Anzeige wegen des Verdachts auf Körperverletzung und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sehmisch sagte, neben den Äußerungen der Betroffenen liege auch eine Anzeige gegen Springstein vor, weil dieser den Sportlerinnen Aufbaupräparate als angebliche "Anti-Baby- Pillen" verabreicht haben soll. Dies sei möglichwerweise als Körperverletzung zu werten. Bei einem nachgewiesenen Verstoß gegen Paragraph 43 ff des Arzneimittelgesetzes droht laut den Strafbestimmungen (Paragraph 95 ff) Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe.
Springstein nahm inzwischen in einer Pressekonferenz die Verantwortung auf sich und schloß in der Folge das Karriere-Ende der Doppel-Weltmeisterin Krabbe nicht mehr aus. Dies gelte auch für die mögliche Beendigung seiner Zusammenarbeit mit den Sportlerinnen. Ob er selbst von sich aus zurücktreten werde, sei noch ungewiß. Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr nahmen an der Pressekonferenz nicht teil. Sie seien laut Springstein "sehr niedergeschlagen" und könnten derzeit nicht vor die Presse treten.
"Ich fühle mich schuldig, mich nicht ausreichend sachkundig gemacht zu haben", meinte Springstein. Das Medikament sei seit dem 16. April dieses Jahres in seiner Trainingsgruppe zuerst bei Manuela Derr eingesetzt worden und sei als unterstützendes Mittel in einer Phase extensiven Trainings gedacht gewesen. Er betonte, er habe nicht gewußt, daß es sich um einen auf der Verbotsliste des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) stehenden Stoff gehandelt habe. Springstein wollte nicht genauer erklären, warum er das Mittel eingesetzt habe und sprach lediglich von "trainingsmethodischen Gründen". Wegen des Einsatzes des gleichen Mittels ist in Barcelona der US-Hammerwerfer Jud Logan von den Spielen ausgeschlossen worden.
Der im Fall der Neubrandenburger Athletinnen in positiven Doping-A-Proben nachgewiesene Wirkstoff Clenbuterol hat leistungssteigernde Wirkung und vermehrt die Muskelmasse. Das verbotene Mittel wird auch in der Kälbermast eingesetzt. Seine Aussage, er habe sich das rezeptpflichtige Medikament vom "schwarzen Markt" geholt, wollte Springstein nicht weiter erläutern. Er war auch nicht bereit zu erklären, woher er von dem Medikament zuerst gehört habe.
Vereinsarzt Seidel sagte, er sei über den Vorgang nicht informiert gewesen. Ihn habe man im April nur gefragt, ob das Mittel auf der nationalen Dopingliste verzeichnet sei: "Über den Einsatz wurde ich nicht unterrichtet."
Inzwischen scheint sich auch der Heimatverein SC Neubrandenburg distanzierter als bisher gegenüber den Athletinnen zu verhalten. In einer knappen Pressemitteilung heißt es lediglich, der SCN habe "mit Enttäuschung von den neuerlichen Doping-Vorwürfen" erfahren und wolle eine Stellungnahme erst abgeben, "wenn sich der Vorstand mit der Sache befaßt und die Athletinnen und den Trainer dazu gehört hat". Nun würden die Sponsorenverträge von Frau Krabbe und ihrer Teamkollegin Grit Breuer hinfällig, hieß es in Kreisen des Vereinsvorstands. Die Verträge enthielten eine Klausel, wonach die Vereinbarungen im Dopingfall ungültig würden. dpa/rtr
31. August bis 5. September 1992: Tagung aus Anlaß des 100jährigen Jubiläums des Internationalen Verbandes Forstlicher Forschungsanstalten in Berlin. Auskunft: Forschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft Eberswalde, Alfred-Möller-Str. 1,0-1300 Eberswalde-Finow, Tel. (0 33 34) 6 50.
2. bis 4. September 1992: Tagung zum Thema "Umweltschutz in der Bundeswehr" in Sigmaringen. Auskunft: Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württem- berg, Kerner Platz 9, W-7000 Stuttgart 1.
10. bis 11. September 1992: VDI-Tagung zum Thema "Künstliche Intelligenz - Leitvorstellungen und Verantwortbarkeit" in Bonn. Auskunft: Verein Deutscher Ingenieure, Postf. 10 11 39, W-4000 Düsseldorf 1, Tel. (02 11) 62 14 541.
8. bis 10. September 1992: Tagung und Ausstellung zum Thema "Leistungsfähige Eisenbahnen in Europa" in Berlin. Auskunft: Union Europäischer Eisenbahn-Ingenieur-Verbände, Kaiserstr. 61, W-6000 Frankfurt (Main) 1, Tel. (069) 23 61 71.
20. bis 23. September 1992: 88. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde in Hamburg. Haupthema: "Kinderchirurgie". Auskunft: Universitäts-Krankenhaus Eppendorf, Prof. F. J.Schulte, Martinistraße 52, W-2000 Hamburg 20, Tel. (0 40) 47 17 27 01.
20. bis 23. September 1992: 37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie in Mainz. Thema: "Europäische Perspektiven der Medizinischen Informatik, Biometrie und Epidemiologie". Auskunft: Johannes-Gutenberg-Universität, Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation, Frau Klein, Langenbeck- str. 1, W-6500 Mainz 1, Tel. (06131) 177369.
23. bis 26. September 1992: 2. Internationaler Medienökologie-Kongreß in Mainz zum Thema "Auf den Schultern von Gutenberg." Auskunft: Stiftung Lesen, Bodo Franzmann, Fischtorplatz 23, W-6500 Mainz 1, Tel. (0 61 31) 23 08 88.
Das "lustige Dorf" Bornheim steht von diesem Samstag, 8. August, an fünf Tage lang im Zeichen seiner 385. Kerb. Eröffnet wird das größte Stadtteil-Volksfest gegen 18.30 Uhr von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler am Festplatz "Weiße Erde" an der Inheidener Straße neben dem Panoramabad (Aufstellen des Kerwebaums um 11 Uhr). Vorher bewegt sich ein Festzug durch das alte Bornheim dorthin (Abmarsch von der Wetteraustraße um 17 Uhr). Auf dem Festgelände sind mehr als zwei Dutzend Schausteller mit einem Vergnügungspark vertreten.
Vier Tage dauert das Gastspiel der Karussell-, Buden- und Zeltbesitzer. Sie werden sich am Dienstag abend gegen 22 Uhr mit einem Höhenfeuerwerk verabschieden. Dann verlagert sich das Geschehen zum großen Kerwefinale (mit "Gickelschmiß" und Verbrennen der Kerwelisbeth) in die Berger Straße. Zu diesem "Bernemer Mittwoch" laden (ab 13 Uhr) die Kerwegesellschaft als Veranstalter, der Vereinsring sowie die Geschäftsleute ein.
Die Festmeile geht von der Saalburgstraße (Uhrtürmchen) über den "Hohen Brunnen" bis hinauf zur Großen Spillingsgasse. Erwartet werden "uff de Gass" wieder bis zu 100 000 Besucher. dixi
GERDA PFAHL, Kreisbeigeordnete im Landkreis Limburg-Weilburg, sieht nach den handgreiflichen Auseinandersetzungen mit dem Kreistagsabgeordneten Dieter Oelke keinen Grund zu einem Rückzug aus der Parteiarbeit der Grünen, wie es die Landesgeschäftsführerin Margareta Wolf von ihr und Oelke gefordert hat. Pfahl widersprach am Donnerstag auch Oelkes Darstellung, sie habe ihn "mit Fäusten" geschlagen, bestätigte aber, daß sie dem Parteifreund "zwei gescheuert" habe, nachdem dieser sie seit geraumer Zeit "gedemütigt" und wiederholt als "Lügnerin" bezeichnet habe. Als Kreisbeigeordnete hätte sie sich zu den Ohrfeigen eigentlich nicht hinreißen lassen dürfen, meinte Pfahl. In der Bevölkerung fänden aber viele ihr Verhalten "richtig".
GERHARD PÄTZOLD (SPD), Marburger Bürgermeister, hat einen Brief an Verteidigungsminister VOLKER RÜHE (CDU) geschrieben mit der dringenden Bitte, ab Oktober eine leerstehende innerstädtische Kaserne für die vorübergehende Unterbringung von Studenten zur Verfügung zu stellen. Da im bevorstehenden Wintersemester erneut zusätzliche Studenten nach Marburg kämen und erfahrungsgemäß ein Teil von ihnen das Studium ohne festen Wohnraum beginnen müsse, sollte jede Möglichkeit der Raumbeschaffung genutzt werden, schreibt Pätzold und weist darauf hin, daß die Stadt sich seit 1990 mit mehr als zwei Millionen Mark an der Schaffung von Studentenwohnheimen beteiligt habe.
JAN HOET, künstlerischer Leiter der documenta 9, begrüßte jetzt am Eingang des Museums Fridericianum den 300 000. Besucher. Damit verzeichneten die Veranstalter des diesjährigen "Museums der 100 Tage" einen neuen Rekord: In den ersten 55 Ausstellungstagen der Kasseler documenta 9 kamen 32 Prozent mehr Besucher als zur documenta 8. Deren Organisatoren zählten im selben Zeitraum "nur" 227 647 Gäste.
EDELTRAUD BAUR wurde unter 90 Bewerberinnen zur neuen Darmstädter Frauenbeauftragten gewählt. Die 56jährige ist damit Nachfolgerin von WILMA MOHR, die im Frühjahr die Leitung der städtischen Sozialverwaltung übernahm. Edeltraud Baur begann ihre berufliche Karriere als Lehrerin und leitete seit 1980 das Frauenhaus in Darmstadt.
MAINHAUSEN. Die Sozialdemokraten von Mainhausen versammeln sich am heutigen Freitag, 8. August, 20 Uhr, im Bürgerhaus Zellhausen, um die Listen mit den Kandidatinnen und Kandidaten für das Gemeindeparlament, den Kreistag und den Umlandverband zu verabschieden.
Wie der Pressesprecher der Sozialdemokraten Mainhausen, Hans-Christian Falkenberg, versichert, sei der Frauenanteil mit über einem Drittel ungewöhnlich groß. fin
SELIGENSTADT. Das Markplatzgespräch, das bereits vor Monaten vom Hessischen Rundfunk (HR) in Seligenstadt aufgezeichnet und anschließend gesendet wurde, soll am kommenden Sonntag, 9. August, 19.30 Uhr, nochmals im dritten Fernsehprogramm (Hessen Drei) ausgestrahlt werden. In dem Beitrag geht es unter anderem um den "Denkmalschutzstreit" zwischen der Stadt und dem Kreis Offenbach. fin
Altstadtfest
GROSS-GERAU. Ein buntes Programm wird am Wochenende 8./9. August beim Altstadtfest des Gewerbevereins im Burggraben angeboten. Auftakt ist am Samstag, 8. August, 15 Uhr, mit dem traditionellen Bieranstich. Abends gibt es dann Musik zur Unterhaltung. Am Sonntag geht das Fest um 10 Uhr mit einem Frühschoppen weiter. cas
RÜSSELSHEIM. Die viertägige Veranstaltungsfolge zum 46. Kreisfeuerwehrtag startet am Freitag, 7. August, 20 Uhr, mit einem großen Musikkonzert für junge Leute am Rugby-Ring. Dort werden die "Rodgau Monotones" und die "Welkebach Group" zu hören und zu sehen sein.
Am Samstag, 8. August, 14 Uhr, beginnt im neuen Rüsselsheimer Feuerwehrgerätehaus am Rugby-Ring das offizielle Programm mit Dienstversammlung und anschließender Verbandsversammlung der Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreisgebiet. Neben verschiedenen Berichten stehen auch Ehrungen an. Zum "Bunten Abend" wird für Samstag, 20 Uhr, geladen.
Das Sonntagsprogramm beginnt um 9 Uhr mit einer Sternfahrt, der sich um 10 Uhr eine Einsatzübung anschließt. Um 14 Uhr beginnt der große Festzug durch die Stadt. Die "Harzwald-Musikanten" spielen von 19 Uhr an zur Unterhaltung auf. Ausklang ist am Montag, 10. August, mit einem Frühschoppen (10 Uhr) und Konzert mit dem hessischen Polizeiorchester (20 Uhr). cas
GROSS-GERAU. Höhere Abwassergebühren oder einmaliger Klärbeitrag - das ist derzeit die heißeste kommunalpolitische Frage im Kreis überall dort, wo Kläranlagen gebaut oder erweitert werden. Das Problem überlagerte auch das Richtfest zur Erweiterung der Groß-Gerauer Kläranlage. Die wird nach Auskunft von Bürgermeister Manfred Hohl nach aktuellem Erkenntnisstand nicht 27, sondern 35 Millionen Mark kosten. Offen sei derzeit, ob die Kosten über höhere Gebühren oder einen einmaligen Klärbeitrag vom Verbraucher wieder hereingeholt werden.
Hohl betonte, daß sich die Kommune um den für ihre Bürger günstigsten Weg bemühen werde und keineswegs Krach heraufbeschwören wolle. Bis vor kurzem erschien die Rechtslage völlig eindeutig zugunsten eines Klärbeitrages. Dies sei auch durch entsprechende Verfügung des Landratsamtes sowie die Auskunft des Hessischen Städte- und Gemeindebundes festgeschrieben gewesen.
Wenige Tage alt sei aber eine neue Erklärung des Landratsamtes, wonach die frühere Aussage relativiert werde müsse, wegen eines neueren Urteils des Verwaltungsgerichtshofes, das Entscheidung wieder offen lasse. Daher werde jetzt in der Kreisstadt sehr eingehend geprüft, welchen Weg man kommunalpolitisch zur Finanzierung der Kläranlagenerweiterung gehen werde und vor allem auch dürfe.
Hohl rechnete beim Richtfest ein Beispiel vor, wonach sich die Kosten für zehn Kubikmeter Wasser im Monat nach der Erweiterung der Kläranlage bei einer Abrechnung über Gebühren um 20 Mark erhöhten. Mithin kämen 240 Mark im Jahr zusammen. Um das Kläranlagenprojekt zu finanzieren, müsse nach diesem Modus 20 Jahre lang gezahlt werden - unterm Strich wären das also 4800 Mark. Werde dagegen über den Klärbeitrag zur Kasse gebeten, müßten lediglich insgesamt 2000 Mark gezahlt werden. So gesehen sei die Finanzierung über Gebühren wegen der derzeit hohen Zinsen am Ende eine teure Angelegenheit. Dies gelte es im weiteren Entscheidungsprozß zu berücksichtigen. Um keine Mißverständnis über das heikle Thema aufkommen zu lassen, ergriff auch der Erste Kreisbeigeordnete Baldur Schmitt beim Richtfest das Wort. Er verwies auf das jüngste Verwaltungsgerichtsurteil zum Thema Klärbeiträge und Gebühren. Danach sei doch wieder alles etwas offen. Allerdings gelte es, die jeweilige Finanzkraft einer Kommune zu berücksichtigen. Das habe im Fall von Nauheim zur amtlichen Einschätzung im Landratsamt geführt: Diese als finanzschwach einzustufende Kommune müsse über Klärbeitrag und nicht Gebühren finanzieren. Im Falle von Groß-Gerau sei diese Prüfung aber noch nicht abgeschlossen, sagte Schmitt am Rande des Richtfestes. In einer ersten Einschätzung neige er dazu, auch die Kreisstadt als finanzschwache Kommune anzusehen. Daran änderten vermutlich auch die jüngsten Erlöse durch den Verkauf des "Schachen"-Geländes nichts, weil es sich dabei um eine einmalige und nicht kontinuierliche Einnahme handele.
Das Richtfest zur umfangreichen Erweiterung der Kläranlage und Richtspruch von Heinrich Wilhelm Roth nahe der Landesstraße 30 94 von Groß-Gerau nach Wallerstädten wurde mit viel Prominenz gefeiert. Heinrich Wilhelm Roth sprach den Richtspruch. Die Erweiterung umschließt unter anderem das Betriebsgebäude, zwei Nachklärbecken und Einrichtungen zur Phosphat-Fällung.
Der erste Spatenstich war im Oktober 1990 erfolgt. Die vollständige Inbetriebnahme ist für 1994 vorgesehen. Bürgermeister Hohl verwies auf das erhebliche Finanzvolumen, mit dem die angestrebte ökologische Verbesserung der Abwässer erreicht werden soll.
Rund 2,9 Milionen Mark Zuschüsse habe das Land Hessen in Aussicht gestellt. Sorge bereite die unlängst ermittelte Kostenerhöhung durch notwendige Maßnahmen an weiteren Betriebsteilen. cas
"Ich bin ja gezwungen, mich als Auto- Gift-Dreckschleuder durchs Land zu schlagen." Hans Josef Porschens Kommentar zum Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel.
"Am Königsteiner Kreisel werde ich die erste Kupplung verschleißen." Klaus Czerwonka aus Taunusstein zur Situation an "Königsteins kritischem Punkt".
"Mir graust jetzt schon vor dem Glatteis im Winter". Sorge von Birgit Reuß aus Hofheim, die mit dem Auto fährt, obwohl sie es gar nicht möchte.
"Wir leben hier wie in der Wildnis." Anmerkung eines vorbeihuschenden Mitarbeiters zum Thema fehlende Infrastruktur.
"Ich verdiene nur das Geld, meine Frau oder meine Tochter geben es aus." Wegen dieser "praktischen Regelung" vermißt Heinz Otto aus dem Odenwald keine Geschäfte im Zimmersmühlenweg.
"Der Lärm in Frankfurt war unmöglich, Feuerwehr, Polizei, Krankenwagen, selbst bei größter Hitze konnen wir die Fenster nicht aufmachen, manchmal nicht mal telefonieren." Lob von Karl Reiser für den ruhigen Standort Oberursel. Der Nachteil: "Ich komme mir vor wie auf dem Abstellgleis." 1.Geschichte über Quincy Watts, ah/tv
2.Jürgen Schult und die Unterschiede im Leistunssportmanagement, ah/tv
3. Fußball-Halbfinale Polen - Australien, ger
4. Erstes Fechtgold, mm
5. Rühes Auftritt, jof
Zum viertenmal machen sich die vermeintlichen Spitzenklubs der hessischen Fußball-Oberliga auf, ihren sportlichen Ansprüchen auf die Sprünge zu helfen. Damit die ersten Wochen der neuen Saison nicht vollends zum Flop verkommen, haben der FSV Frankfurt und Rot-Weiss Frankfurt am vierten Spieltag Ehrgeiziges im Sinn und stehen dessen ungeachtet arg unter Druck.
Den unbefriedigenden Trend will der FSV am Bornheimer Hang gegen den ambitionierten, aber nur schleppend in Tritt kommenden SV Wehen stoppen. FSV-Trainer Dörenberg hat seinen Spielern klargemacht, daß von einer routinierten Mannschaft nicht nur eine Halbzeit lang Impulse ausgehen dürfen. Der SV Wehen glaubt dagegen grundlegende Erkenntnisse nach der Niederlage gegen Egelsbach gewonnen zu haben, will spielerisches Potential entfalten und Abstimmungsprobleme überwinden.
Der VfR Bürstadt möchte gegen Rot-Weiss Frankfurt im einzigen Sonntagsspiel (17 Uhr) die Leistungen der letzten beiden Partien wiederholen und erstmals Neuzugang Lazaro einsetzen. Freilich soll dann der erste Sieg folgen. Derlei Ambitionen hegen allerdings auch die nach drei Niederlagen auf dem letzten Tabellenplatz stehenden "Roten". Trainer Robert Jung sucht noch immer nach der Idealformation, hofft nach dem 5:0-Erfolg im Hessenpokal gegen Aschaffenburg auf gesteigertes Selbstvertrauen und spielt mit dem Gedanken, Norbert Hönnscheidt mit der vakanten Liberorolle zu betrauen.
Die beiden aktuellen Spitzenmannschaften aus dem Kreis Offenbach präparieren sich derweil für ein Fußballfest. Die SG Egelsbach erwartet zum Derby gegen Kickers Offenbach 4000 Zuschauer und einen alten Bekannten namens Lothar Buchmann. Daß er als Reizfigur und daher als zusätzliche Motivation dient, bestreitet Egelsbachs Trainer Herbert Schäty: "Die Person Buchmann wird keine Rolle spielen." Dennoch wird es der Partie, in die der Gast ohne Euphorie geht, nicht an Brisanz fehlen. Mit einem Erfolg könnte Egelsbach die Tabellenführung vom verlustpunktfreien Gegner übernehmen.
Der furios gestartete Aufsteiger Bad Vilbel kann in Wiesbaden auf einen spielstarken Kader vertrauen, in dem nun auch Andreas Webert steht. Lediglich der erkrankte Trainer Peter Rübenach weiß noch nicht, ob er beim Versuch seiner Mannschaft, sich an die Spitze zu setzen, dabeisein kann. Ramon Berndroth, Coach der auf dem vorletzten Tabellenplatz stehenden Eintracht-Amateure, hofft, daß seine junge Mannschaft die Anpassungsprobleme überwindet und verzichtet in Aschaffenburg auf Ingo Schlösser.
Rot-Weiß Walldorf steht einem VfB Marburg gegenüber, dem es, so hat Trainer Zahnleiter erkannt, "in allen Mannschaftsteilen an Persönlichkeiten fehlt". Bad Homburgs Trainer Faust wäre vor eigenem Publikum gegen Hessen Kassel mit einem Punktgewinn zufrieden, während der starke Neuling aus Neukirchen auch in Haiger keck seine Chance nutzen will. Borussia Fulda ist spielfrei. FR
"Die südafrikanische Regierung ist hauptverantwortlich für die Gewalt im Lande. Solange sie nicht die Verantwortung für das Ende der Gewalttätigkeiten übernimmt, solange kann niemand außerhalb der Regierung sie beenden. Und solange wir keinen Zugang zu ihren verdeckten Operationen haben, solange wird niemand in der Lage sein, ein Ende der Gewalt im Lande herbeizuführen."
So formulierte Frank Chikane, Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrats, die Kernaussage des zweitägigen Hearings. (. . .) Ähnlich wie schon 1987 bei der Konferenz in Harare über Verfolgung von Kindern in Südafrika wurden in einer Art Tribunal Zahlen, Fakten, Zeugenaussagen und Hintergrundanalysen zusammengetragen.
Fast 7000 Menschen sind allein in den letzten zwei Jahren Opfer brutaler politischer Gewalt geworden, die wahllos Terror in den Schwarzenvierteln verbreitet. Vorläufig letzter grausamer Höhepunkt war das Massaker im Township Boipatong am 17. Juni 1992, dem 42 Menschen - darunter ein neunmonatiges Baby und eine hochschwangere Frau - zum Opfer fielen. Nach dem Scheitern von CODESA II, der zweiten Verhandlungsrunde, war dieses Massaker schließlich der Auslöser für die Entscheidung des ANC, die Verhandlungen mit der Regierung abzubrechen. Die Gewalt ist zur Schlüsselfrage im Reformprozeß Südafrikas geworden. Zusätzliche Aktualität gewann das Hearing durch die vom ANC eingeforderte (zufällig) zeitgleiche Diskussion im UN-Sicherheitsrats über die Gewalt in Südafrika, die mit der Entscheidung endete, einen Sonderbeauftragten zu entsenden.
Doch anders als die Erklärung des UNSicherheitsrates, der es vermied, die verantwortlichen Faktoren für die Gewalt zu benennen, weist das Hearing in seinem Abschlußstatement auf die zentrale Rolle der südafrikanischen Regierung hin und auf die Tatsache, daß erst ein demokratisches, vereintes, nicht-rassistisches Südafrika wirklichen Frieden bringen wird.
215 Teilnehmer aus 27 verschiedenen Ländern, darunter Vertreter von UN-Organisationen, Commonwealth und OAU, Parlamentarier, Diplomaten sowie Vertreter internationaler Menschenrechtsorganisationen hörten anhand von zahlreichen Zeugenaussagen und Fallbeispielen die sorgfältig zusammengetragenen Fakten und Analysen, die diese Sichtweise nahelegen.
"Unser Land hat seit 1652 keinen Frieden mehr gekannt und besonders seit der Einführung des Apartheidsystems 1948",
"Aber in der 80er und 90er Jahren waren wir Augenzeugen der schlimmsten Gewalt überhaupt. Diese Gewalt hat zuallererst mit der Unterdückung des Widerstands gegen das Apartheidsystem durch die Sicherheitskräfte zu tun. Und seit kurzem ist sie Teil einer Regierungsstrategie, die Gegnerparteien im Verhandlungsprozeß zu destabilisieren und zu schwächen.
Im Augenblick sind wir mit der schlimmsten Krise konfrontiert, die je in diesem Land bestanden hat. Es gibt einen völligen Stillstand im Verhandlungsprozeß. Den Grund dafür würde ich darin sehen, daß die Minderheitsregierung verständlicherweise die Demokratie fürchtet. Würde die Demokratie ihren Lauf nehmen, würde sie die Macht verlieren. Und sie beabsichtigte mit dem Verhandlungsprozeß nicht, die Macht zu verlieren, sondern sie zu behalten. (. . .)
Die entscheidende Frage in Südafrika heute ist, ob das Volk von Südafrika an der Schaffung einer Verfassung für das Land beteiligt ist oder ob einige nichtgewählte Gruppen eine Verfassung produzieren und sie dem Volk auferlegen. Das ist für mich der Kern des Verhandlungsstillstands. Um das Problem der Gewalt zu verstehen, habe ich mich entschieden, ihre historischen Wurzeln zu untersuchen und speziellen Schwerpunkt auf die Rolle des Apartheidregimes zu legen. Ich tue dies, weil andere Aspekte an anderer Stelle behandelt werden, aber vor allem, weil wir Kirchenführer glauben, daß die südafrikanische Regierung hauptsächlich für die Gewalt verantwortlich ist.
Erstens ist es die historische Verbindung der südafrikanischen Regierung mit der Gewalt selbst. Wir alle wissen, daß das Regime den Menschenrechten der südafrikanischen Mehrheit institutionalisiert Gewalt angetan hat. Das rassistische Apartheidsystem wurde den Menschen mit Gewalt aufgezwungen und hatte ungezähltes Leid zur Folge.
Um den Widerstand des Volkes zu brechen, benutzten sie nackte Gewalt einschließlich Verhaftungen ohne Gerichtsverfahren, Folter, Langzeithaft. Diese nackte Gewalt des Regimes löste eine Spirale der Gewalt aus, die Gegengewalt und noch mehr Gewalt mit sich brachte. Die Regierung betrachtete den Widerstand des Volkes als Teil des 'Totalen Angriffs' gegen die weiße Minderheit und entwickelte dagegen eine ausgearbeitete Strategie, die sie die 'Totale Strategie' nannte. Sie bedeutete den totalen Krieg gegen alle Regimegegner, innerhalb und außerhalb des Landes und beinhaltete Massenverhaftungen, repressive Sicherheitsgesetze, Pressezensur und vieles mehr. Dazu gehörten auch verdeckte Operationen wie politische Morde, Killerkommandos und Todesschwadrone. Untersuchungen in den verschiedenen Kommissionen haben enthüllt, daß und wie die Regierung solche Mittel einsetzte - und bis in die höchsten Etagen daran beteiligt war. (. . .)
Die Gewalt war so geplant, daß sie als Gewalt 'Schwarzer gegen Schwarze' erscheinen würde. Die Enthüllungen über die geheimen Operationen und Verbindungen haben klargemacht, daß es nicht nur ethnische Auseinandersetzungen sind oder Gewalt von 'Schwarzen gegen Schwarze'. Dies ist eine genau ausgearbeitete Form der Gewalt, die politische Absichten hat: Daß die Gewalt im Lande eine Eigendynamik bekommt und sich schließlich von selbst fortsetzt.
Während diejenigen, die am Abzug saßen, unschuldig aussehen mögen, sind sie doch verantwortlich für die Gewaltspirale, mit der wir jetzt konfrontiert sind.
Der zweite Grund, warum wir glauben, daß die Regierung Verantwortung übernehmen muß, ist ihr Versäumnis, die Gewalt unter Kontrolle zu bringen. Die Regierung war sehr effektiv, als sie gegen uns vorging, ich habe selbst erlebt, wie effektiv sie war. Es kam nicht einmal vor, daß wir ein Treffen planten und sie nicht darüber Bescheid wußten. Sie haben selbst friedliche Protestaktionen vereitelt, die wir unbemerkt zu planen versuchten und sie haben viele unserer Leute verhaftet. Und plötzlich sollen dieselben ,effektiven' Sicherheitskräfte ihre Fähigkeit verloren haben, mit der Gewalt zurechtzukommen, wie wir sie jetzt erleben. Wir glauben, daß sie keine Absicht haben, die Gewalt zu stoppen, sondern daß die Gewalt eine Fortsetzung der verdeckten Operationen der Sicherheitskräfte ist.
Der dritte Grund, warum wir die Regierung verantwortlich machen, ist ihre Pflicht als Autorität. Zwar halten wir sie nicht für eine legitime Regierung, aber sie ist immer noch die legale Autorität, die für die Sicherheitskräfte verantwortlich ist. Und solange es keine alternativen Friedenskräfte gibt oder eine andere Struktur der Sicherheitskräfte, kann niemand von außen die Gewalt stoppen.
Unserer Deutung nach verfolgt die Regierung eine Doppelstrategie. Der erste Teil ist eine Strategie der Destabilisierung derjenigen, mit denen sie verhandelt, während sie mit ihnen verhandelt. Danach kommt der sogenannte Plan B zur Geltung. Der Verhandlungsprozeß verschafft der südafrikanischen Regierung Glaubwürdigkeit und verhilft ihr wieder zu internationalen Beziehungen. Er verleiht ihr ein solches Image, daß jeder, der die ehrliche Absicht der Regierung in Frage stellt, den Propagandakrieg verloren hat. Und wenn der Propagandakrieg verloren ist, dann ist die Unterdrückung dieser kritischen Leute gerechtfertigt. Deshalb möchte ich Sie darum bitten, bei der Beschäftigung mit dieser Gewalt wachsam zu sein."
Aufschlußreiche Informationen lieferte die statistische Zusammenstellung über Umfang und Charakter der Gewalt seit Beginn des "Reformprozesses", die Max Colemann von der Human Rights Commission vorlegte. Sie basiert auf den seit Juli 1990 monatlich zusammengetragenen Berichten der Menschenrechtskommission, die mit Hilfe von Informationen ihrer lokalen Untersuchungskomitees, durch Auswertung von Presse und Polizeiberichten und anderen, jeweils kenntlich gemachten Quellen alle Vorkommnisse von Repression und Gewalt dokumentieren. (. . .)
Nach den Zahlen der Human Rights Commission sind von Juli 1990 bis Juli 1992 6229 Menschen durch politische Gewalt ums Leben gekommen, 260 pro Monat, 8 bis 9 Menschen täglich - ein bis dahin unbekanntes Ausmaß an Gewalt. 32,2 Prozent der Gewalttätigkeiten fanden in der Provinz Natal statt, 59 Prozent in der PWV Region (Pretoria, Witwatersrand, Vaal) und 8,9 Prozent im restlichen Südafrika. Anders als in Natal, wo die Gewalt schon seit 1984 in fast gleichbleibender Höhe ihre Opfer fordert, gibt es in der PWV Region starke Schwankungen.
Es zeigt sich ein ständig veränderndes Muster. An einem Ort hört die Gewalt auf und am anderen bricht sie plötzlich aus. Dies legt die Vermutung nahe, daß die Vorfälle nicht nur manipuliert sind sondern daß es eine Mobilität der Kräfte gibt, die von einem Teil der PWV Region in die andere ziehen.
Unter den 5700 Vorfällen, die die Menschenrechtskommission die letzten zwei Jahre dokumentiert hat, gab es 49 Massaker, bei denen zehn oder mehr Menschen starben. Das erste war am 22. Juli 1990 in Sebokeng im Vaal, kurz nachdem die Inkatha Freedom Party in der Gegend gegründet wurde und das sozusagen die Schleusen für die Gewalt in der PWV Region öffnete; das letzte war das brutale Massaker von Boipatong, nur wenige Kilometer von Sebokeng entfernt. Bis dahin war Inkatha eine auf die Region Natal begrenzte konservative, nach ethnischen Kriterien organisierte "kulturelle" Vereinigung, die mit Pretoria kooperierte und die Macht im "Homeland" Kwa Zulu besaß. Ihren Herrschaftsanspruch setzt Inkatha mit Zwangsrekrutierungen von Mitgliedern und gewalttätiger territorialer Kontrolle durch. Gerade weil ihre Wahlchancen nach Umfragen bei nur einem Prozent liegen, strebt Inkatha mit Gewalt nach politischem Einfluß.
Wenn man die Zeiten der höchsten Gewalttätigkeit mit den politischen Ereignissen verbindet, ergibt sich ein Zusammenhang: Im August 1990 setzte der ANC den bewaffneten Kampfes aus, und gleichzeitig tauchte Inkatha ganz auf der nationalen Bühne auf. Die Todesrate stieg massiv an, allein in der PWV- Region starben in jenem August 570 Menschen. Extrem niedrig war die Rate hingegen, als Präsident De Klerk im Oktober 1990 auf Europareise war: Es gab nur 56 Tote. Hoch war sie hingegen während der ANC Konferenz, der Unterzeichnung des Friedensabkommens und zuletzt während des weißen Referendums im März 1992.
Unter den Opfern der Gewalt sind vor allem normale Bewohner der Schwarzensiedlungen, kaum ein Weißer ist betroffen. In 40 von 49 Massakern waren ANC Anhänger und Townshipbewohner die Opfer, Inkatha-Anhänger nur in drei Massakern. 84 Prozent der gesamten Opfer waren Anhänger des ANC oder Township-Bewohner.
Der Terror gegen die Bevölkerung nimmt verschiedene Formen an. Ein 19jähriger Augenzeuge berichtete auf dem Hearing:
"Ich heiße Lebohang Motloung und wohne in Kathlehong Township. Wir waren vier Freunde, die immer zusammen waren: Aubry, Simon, Solomon und ich. Am 13. April 1992, gegen 17 Uhr, fuhren wir mit dem Zug zu meinem Onkel. Im Zug befahl uns ein Mann, nicht an der Tür zu stehen, sondern uns hinzusetzen und fing an, uns zu durchsuchen. Wir gehorchten ihm, weil er älter war. Er fand keine Waffen bei uns aber eine Wollmütze und beschuldigte uns, einen Angriff vorzuhaben, was wir verneinten. Er wollte wissen, woher wir kämen und wohin wir gingen und befragte uns über den ANC und die Scheidung der Mandelas.
Wir sagten, daß wir damit nichts zu tun hätten. Er behauptete, wir seien Mitglieder von Umkhonto We Zizwe, dem bewaffneten Arm des ANC, aber wir verneinten das wieder, weil wir in keiner dieser Organisationen waren. Als wir an der nächsten Station aussteigen wollten, zwang uns eine Gruppe von Männern mit vorgehaltenen Gewehren weiterzufahren.
An der Kwezini Station ergriffen uns zwölf Männer und brachten uns an einen unbeobachteten Ort im Kwezini Wohnheim. Sie begannen erneut, uns über den ANC auszufragen und wollten wissen, wo wir geboren seien. Wir antworteten, wir kämen direkt vom Township. Sie sagten, wir seien Hunde und müßten sterben und schickten jemanden nach mehr Waffen.
Wir nahmen das nicht wirklich ernst, bis ein Mann mit einem Korb auf dem Fahrrad kam, in dem sich weitere Waffen befanden. Sie nahmen uns außerhalb des Wohnheimgeländes und befahlen, uns nebeneinander aufzustellen. Dann mußten wir loslaufen und sie begannen zu schießen. Simon und Aubry wurden tödlich getroffen, Solomon und ich wurden angeschossen, aber wir überlebten.
Anschließend haben wir Anzeige erstattet, doch die Polizei durchsuchte weder das Wohnheim noch befragte sie Zeugen. Die Betreuung des Falls wanderte von einer Polizeistation zur anderen, aber bislang ist noch nichts passiert. Ein paarmal kamen sie zu mir nach Hause, aber immer dann, wenn ich in der Schule war. Ich frage mich, warum." (. . .)
Eine besondere Form des Terrors sind die wahllosen Angriffe auf Fahrgäste in Zügen, Bussen und Kleintaxis, die stetig zunehmen. Allein im letzten Jahr starben dabei 227 Menschen. Entgegen der Behauptung der Regierung, es sei "spontane Gewalt", berichtete der Bürgerrechtsanwalt Tefo Raditapole von einem gewissen Muster. Meist werden die Angriffe von Gruppen ausgeführt, die Schußwaffen besitzen und völlig wahllos zwischen zwei Haltestellen auf alle Fahrgäste, die sich in einem Abteil befinden, schießen oder sie aus dem Zug werfen. Zeugen berichten übereinstimmend, daß die Angriffe geplant wirken, oft werden Angreifer als Wohnheimbewohner identifiziert.
Die Rolle der südafrikanischen Polizei in diesem Zusammenhang ist mehr als fragwürdig. Weder wurde versucht, Angriffe zu verhindern, oder zu begrenzen, noch wurden die Täter ergriffen und vor Gericht gebracht - bislang wurde nur eine einzige Person verurteilt. Erst nach der Ankündigung der Goldstone Untersuchungskommission, die Zugüberfälle zu prüfen, begann die Polizei, sichtbare Kontrollmaßnahmen durchzuführen.
Doch selbst danach gab es Fälle, wie am 15. Mai 1992 zwischen der Merafe und New Canada Haltestelle, wo die Polizei bewaffnete Personen unbehelligt in einen Zug steigen ließ, in dem anschließend mehrere Menschen ums Leben kamen.
Was die Täter der Gewalt angeht so hat die Human Rights Commission sie in vier Kategorien aufgeteilt. Demnach sind die Sicherheitskräfte für 5,7 Prozent der Gewalttätigkeiten verantwortlich, Todesschwadronen für 2 Prozent, rechtsradikale Gruppen für 0,7 und Vigilantegruppen für 81,2 Prozent der Angriffe - sie sind die Schocktruppen der Gemeindedestabilisierung.
Vigilantes im südafrikanischen Kontext sind eine direkte Folge der Schaffung von Homeland-Strukturen und schwarzen Kommunalverwaltungen als Bestandteil des Apartheidkonzepts. Diejenigen, die bereit waren, an diesen Marionettenstrukturen teilzunehmen, fanden sich von der großen Mehrheit der schwarzen Gemeinden, in denen sie lebten, isoliert. Um ihre "Rechte" und Interessen gegen die feindliche Ablehnung ihrer undemokratischen Autorität zu verteidigen, bildeten sie private "Armeen" von Vigilantes, die sich aus tradionellen und konservativen Kräften, aus Arbeitslosen und sogar Kriminellen zusammensetzten. Es ist bekannt, daß diese Entwicklung die stillschweigende und aktive Unterstützung des Apartheidstaates als Teil seiner "Totalen Strategie" während der Jahre des Ausnahmezustands hatte und daß sie auch nützlich war, das Bild der "Gewalt Schwarzer gegen Schwarze" zu fördern, ohne politische Kosten für die Regierung. Die größte und wichtigste der Vigilantegruppen sind die "Kriegsherren" innerhalb von Inkatha. Seit dem "Inkathagate"-Skandal im Sommer 1991 ist bewiesen, daß es direkte Zahlungen der Sicherheitskräfte an Inkatha gibt und Inkatha geheime militärische Ausbildungslager in Namibia und Südafrika mit Unterstützung der Regierung unterhält. Verstärkt wird der Verdacht der Komplizenschaft der Regierung durch das fast vollständige Fehlen erfolgreicher Strafverfolgung von Vigilantetätern.
Über die Ereignisse und die Rolle der Polizei rund um das Massaker in Boipatong, bei dem 200 Inkathakämpfer ein Slumviertel überfielen, berichtete der Zeuge Charles Mofakeng, der seit 1955 in Boipatong lebt. Das Ausmaß an Brutalität bei diesen Massakern ist so unbeschreibbar, daß direkte Augenzeugen oft nur starre, sachliche Berichte abgeben können, die das Grauen verdrängen müssen:
"Mittwochabend den 17. Juni 1992 wurde ich von einem Mitglied der ANC Frauenliga angerufen. Sie hatte gehört, daß den Krankenfahrern des Sebokeng Krankenhauses mitgeteilt worden war, die Ambulanzen an diesem Tag auf Bereitschaft zu halten, sie würden noch benutzt werden. Daraufhin habe ich sofort Peace Action angerufen. Sie sagten, sie hätten die Polizei schon über einen befürchteten Angriff in Boipatong informiert und es sei ihnen zugesichert worden, daß es keinen Angriff geben werde. Kurz darauf ging ich zu den Comrades, die die Straße kontrollierten, um sie über die Sache mit den Krankenwagen zu informieren.
Da fuhren zwei ,Hippos' (gepanzerte Polizeifahrzeuge) an uns vorbei. Wir beachteten sie zunächst nicht, bis zwei weitere ,Hippos' vom Township her kamen. Plötzlich begannen sie, auf uns zu schießen und ich mußte mich auf Knien in das Haus einen Freundes flüchten. Überall waren Kugeln und Tränengas.
Als wir nach kurzer Zeit Richtung Slovopark, einem nahegelegenen Squattercamp, gehen wollten, waren überall Schüsse und wir rannten alle in verschiedene Richtungen. Später berichtet uns jemand von den Überlebenden, daß aus den zwei ,Hippos', die nach Slovo Park fuhren, Inkatha Mitglieder und weiße Polizisten ausstiegen und sie überfielen. Zuhause fand ich einen jungen Mann vor, der angeschossen worden war. Wir riefen einen Krankenwagen und sie versprachen, sofort einen zu schicken. Als er nach zehn Minuten immer noch nicht eintraf, transportierten wir den Mann einfach selbst in einem Lieferwagen. Auf dem Weg ins Krankenhaus sahen wir den ersten Krankenwagen Richtung Boipatong fahren. Ich blieb bis halb fünf Uhr morgens im Krankenhaus, wo ununterbrochen Schwerverletzte und Verwundete hereingebracht wurden. Später erfuhr ich, daß 42 Menschen umgebracht und mindestens 30 verletzt worden waren." (. . .)
Besondere Vorwürfe richten sich gegen die sogenannten "Hunde des Krieges", ausländische Söldnereinheiten, die für die tödliche Kriegsführung gegen die Befreiungsbewegungen aus den Nachbarländern ausgebildet wurden und jetzt zur "Friedenssicherung" in den Townships eingesetzt werden: die berüchtigten "Koevoet" aus Namibia, das Batallion 31 und 32 aus Angola, Recce 5, das hauptsächlich aus Mozambiquanern besteht und Recce 3 aus dem früheren Rhodesien.
Daß es innerhalb der Sicherheitskräfte professionell organisierte Todesschwadronen gibt, konnte Ende der 80er Jahre bewiesen werden. Im Gegensatz zu den Vigilantes haben Angriffe der Todesschwadrone genau bestimmte Ziele. In den vergangenen zwei Jahren gab es 225 Aktionen von Todesschwadronen, bei denen 124 Menschen ums Leben kamen. Über 100 der Opfer können klar als Apartheidgegner identifiziert werden.
Praktisch keiner dieser Morde wurde aufgeklärt. Im Unterschied zu den 80er Jahren, als prominente Apartheidgegner Anschlägen zum Opfer fielen, sind diese Attentate in der Öffentlichkeit wenig bekannt, obwohl ihre Anzahl sich gegenüber den Zeiten des Ausnahmezustands sogar verfünffacht hat. Denn in den letzten Jahren werden vor allem "grassroots"-Aktivisten umgebracht, Leute, die eine wesentliche Rolle an der Basis spielen, aber keinen "Namen" haben. Da sie aber innerhalb ihrer Gemeindeorganisationen Schlüsselfiguren sind, bedeutet ihr Tod häufig auch das Zusammenbrechen der Organisation.
Wie es innerhalb der Todesschwadronen aussieht, wurde von einem Zeugen berichtet, der es wissen muß: Captain Coetzee, ein ehemaliger Killer, leitender Mitarbeiter einer geheimen Todesschwadron bei der Sicherheitspolizei, hat sich 1989 von seiner Vergangenheit abgesetzt und ist inzwischen ANC-Mitglied. Ein nicht ungefährlicher Schritt: noch während des Hearings enthüllte eine britische Tageszeitung, daß Coetzee kurz zuvor einem Mordanschlag in London durch zwei südafrikanische Agenten entkommen sei. Der bislang 4. Mordanschlag von seiten seiner ehemaligen Kollegen. Er hat in England Asyl beantragt:
"Ich war von 1970 bis 1986 bei der südafrikanischen Polizei, davon 1977 bis 1981 Mitglied einer Sondereinheit in Vlakplaas bei Pretoria. Ich muß gestehen, daß mich die Grausamkeiten und Verbrechen, die wir in dieser Zeit begangen haben, nicht mehr losgelassen haben, aber innerhalb Südafrikas konnte ich nicht darüber sprechen, ich wäre zum Sündenbock erklärt und gekreuzigt worden. Es ist eine Frage von benutzt, mißbraucht und ausgespuckt zu werden.
Ich entschloß mich, das Land zu verlassen und alles öffentlich zu machen, als ein ehemaliger Kollege, Almond Nofomela, der wegen eines privaten Mordes zum Tode verurteilt worden war, am Tag vor seiner Hinrichtung die Geschichte der Todesschwadron enthüllte. Sofort wurde er ein Lügner genannt, der nur sein Leben retten wolle; Kollegen kamen zu mir und sagten, wir sollten weiter alles ableugnen. Da entschied ich mich am 1. November 1989, endlich mit dieser Vergangenheit Schluß zu machen, alle Verbrechen zu enthüllen und meinen Beitrag zu einem neuen Südafrika zu leisten. Ich ging nach Lusaka und stellte mich dem ANC."
Irritierender noch als sein "Schuldbekenntnis" nahmen die Beobachter die Tatsache zur Kenntnis, daß der sympathisch sportlich wirkende Mittvierziger in Jeans und weißem Hemd offensichtlich keinerlei rechtsstaatliches Verfahren zu befürchten hat, sondern im Gegenteil höchsten Personenschutz von Scotland Yard und dem ANC-Sicherheitsdienst genoß. Die Frage, was die Angehörigen seiner Opfer von seiner ANC-Mitgliedschaft halten, blieb unbeantwortet.
"In den fünf Jahren, in denen ich in der Sondereinheit der südafrikanischen Polizei gedient habe, genossen meine Kollegen und ich besonderen Schutz, der es uns ermöglichte, innerhalb und außerhalb Südafrikas verschiedene illegale Operationen durchzuführen. Dieser Schutz war jedoch nicht schriftlich niedergelegt und ist schwer zu definieren.
Er hat mehr mit einer ,Kultur' zu tun, einer elitären, eng zusammengehörenden Clique von Leuten anzugehören, die sich durch folgende Merkmale auszeichnet: arrogante Exklusivität, das Gefühl, über dem Gesetz zu stehen, Verschwiegenheit, Zwang, Loyalität untereinander, gegenseitiges Vertrauen und Verständnis und ein spezielles Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen. Innerhalb der Polizei wurden wir als besondere Gruppe respektiert. Dieselben Merkmale machten es aber ungeheuer schwer, sich der Clique zu entziehen, wenn man nicht mehr wollte. Man war ihnen verpflichtet und wurde unter Druck gesetzt, wollte man sich entfernen.
Nicht nur unsere ,Kultur', auch unsere Eigenschaften, Methoden und Techniken hatten sehr viel mit der einer Gangsterbande zu tun, aber wir unterschieden uns von anderen Gangstern, weil wir uns zu denjenigen zugehörig fühlten, die die Gangster jagen und weil wir uns von der Regierung und ihrer Politik unterstützt fühlten. (. . .)
Bei der Untersuchung über den Mordanschlag auf Mlangeni Bheki, der 1990 durch eine Paketbombe ums Leben kam, die eigentlich an mich gerichtet war, wurde zum Beispiel das wichtigste Indiz, die Handschrift auf dem Päckchen, gar nicht untersucht. Der Prozeß konzentrierte sich hauptsächlich auf die ,ausländische' Herkunft von Gegenständen in dem Päckchen. Bei unseren Operationen, Bombenanschlägen usw. waren wir stets angehalten, irgendwelche ,ausländischen' Gegenstände am Tatort zu hinterlassen oder zu benutzen, sowjetische Uhren zum Beispiel oder Sprengstoff, der aus Osteuropa kam. Es deutet also alles darauf hin, daß die südafrikanische Polizei hinter dem Paketbombenanschlag steckt, aber das wurde nicht untersucht.
Die Ermittlungen, die bislang über die Polizeiverbrechen geführt wurden, sind völlig unzureichend. Ich befürchte, daß es Leute wie mich und andere ehemalige Kollegen braucht, um die Mörder zu finden, denn leider ist es wohl so, daß man einen Dieb braucht, um einen Dieb zu fangen und einen Mörder, um einen Mörder zu fangen."
Seit Beginn der gewalttätigen Auseinandersetzungen gab es zahlreiche Friedensinitiativen von seiten der demokratischen Bewegung. Im September 1991 kam es schließlich zu einem nationalen Friedensabkommen zwischen Regierung, Inkatha und ANC, in dem sich alle Parteien verpflichten, sich aktiv für den Frieden einzusetzen und sich einem Verhaltenskodex zu unterwerfen. Außerdem wurde erreicht, daß eine Untersuchungskommission (die Goldstone Commission) die Verantwortung für konkrete Gewalttaten sowie die Rolle der südafrikanischen Sicherheitskräfte untersuchen sollte.
Am zweiten Tag des Hearings trugen Menschenrechtsanwälte und Mitglieder der Friedensverhandlungskomitees die Schwierigkeiten und Begrenzungen dieser Initiativen vor. Das Hauptproblem ist ihre Umsetzung. Viele sinnvollen Empfehlungen und Vorschläge, wie die Gewalt zu unterbinden sei, werden ignoriert.
Weder werden ausreichende Mittel und Personen zur Verfügung gestellt, noch ist wirklicher Wille vorhanden. Trotz zahlreicher Forderungen, gegen das Tragen gefährlicher Waffen vorzugehen, hat die Polizei keine oder nur unzureichende Maßnahmen dagegen ergriffen. Auch wurden Empfehlungen, die Männerwohnheime einzuzäunen und Sicherheitskontrollen am Eingang durchzuführen, nicht umgesetzt. Polizeiermittlungen verlaufen völlig inadäquat und schleppend, Zeugenaussagen der Polizei vertuschen mehr als sie enthüllen und es gibt keinerlei Maßnahmen zum Schutz von Zeugen. Mehrere Personen, die vor der Goldstone Kommission und anderen Untersuchungsausschüssen ausgesagt hatten, wurden bedroht und angegriffen, manche sogar umgebracht. Daher gibt es immer weniger Menschen, die bereit sind, auszusagen.
Die zentrale Schwäche des nationalen Friedensabkommens ist die zentrale Rolle, die den Sicherheitskräften als Friedensstifter eingeräumt wird - denselben Sicherheitskräften, die in vielen Fällen als Verursacher der Gewalt ausgemacht werden konnten. (. . .)
Als ersten Schritt zur Lösung des Problems schlugen die Lawyers for Human Rights die Bildung einer unabhängigen Beobachter- und Untersuchungsgruppe vor, die aus ausgewählten nationalen und internationalen Personen zusammengesetzt ist und weitreichende Befugnisse bekommt. Der südafrikanische Kirchenrat forderte sogar die Aufstellung einer internen Friedenstruppe, die völlig unabhängig von den bisherigen Sicherheitskräften sein sollte. Alle Redner verlangten internationale Interventionen, warnten aber auch vor einem unkritischen Umgang mit Forderungen nach UN-Intervention angesichts der veränderten weltweiten Rolle und Interessen der UN.
Das Abschlußstatement hielt folgende Punkte und Forderungen fest:
"Wenn ernsthafte Verhandlungen in einem vertrauenswürdigen Klima fortgesetzt werden sollen, müssen insbesondere folgende zentrale Problembereiche geklärt werden: die fortgesetzte Existenz von verdeckten Einheiten und Operationen der Sicherheitskräfte, die Anwesenheit von Spezialeinheiten, einschließlich ausländischer Kräfte wie die ,Koevoet' und das ,Batallion 32', die die Gewalt direkt anstiften und unterstützen, der vollständige Vertrauensverlust der schwarzen Mehrheit in Polizei und Sicherheitskräfte, die als Repressionsinstrumente gegen diejenigen gesehen werden, die demokratischen Wandel wollen, der Mangel an sorgfältigen Ermittlungen von politischen Gewalttaten, das Fehlen von Aktionen, Verantwortliche vor Gericht zu bringen und der völlige Mangel an Zeugenschutz, das Verwischen von Fällen, in denen die Sicherheitskräfte an Gewalttaten beteiligt waren, die Verwandlung vieler Männerwohnheime in Basen, aus denen heraus Angriffe gestartet werden, der Unwille, effektive Kontrollmaßnahmen gegen das Tragen von gefährlichen Waffen zu unternehmen.
Entschiedenes Handeln ist nun erforderlich. Verlangt werden unmittelbare, dringende Schritte: die internationale Gemeinschaft muß intervenieren und Maßnahmen nicht nur zur effektiven Beobachtung, sondern auch zur Untersuchung und Kontrolle der Gewalt ergreifen, es muß größtmöglichen internationalen Druck auf die südafrikanische Regierung geben, damit sie die Maßnahmen gegen die Gewalt unternimmt, die von den demokratischen Organisationen gefordert werden, es muß kontinuierliche internationale Begleitung des Demokratisierungsprozesses geben, um weitere Hindernisse zu vermeiden."
Altlasten-Gutachter fordern: Boden und Grundwasser in Wohnsiedlung Nied-Süd müssen saniert werden Gift gefährdet Kita, Spielplätze und Schule Gesundheitsamt sucht seit gestern nach den Ursachen Von Gerhard Bayer NIED. Sowohl der Boden als auch das Grundwasser im Bereich der Siedlung Nied-Süd müssen saniert werden. Nach einem der FR vorliegenden Gutachten, das der Römer in Auftrag gegeben hatte, ist das Gelände nordwestlich der Höchster Südumgehung zum Teil stark mit giftigen und krebserregenden Stoffen verseucht. Betroffen sind vor allem die Kindertagesstätte an der Alzeyer Straße, die umliegenden Spielplätze und die Sportfläche an der Fridtjof-Nansen-Schule. Um die einzelnen Gefahrenquellen weiter eingrenzen zu können, ergriff die Stadt "Sofortmaßnahmen": Noch am gestrigen Nachmittag begannen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes damit, an den heikelsten Punkten weitere Proben zu nehmen. "Die gewonnenen Erkenntnisse stimmen weitgehend mit der bereits im Zuge des Baus der B 40 a, Abschnitt Schwanheimer Brücke / Mainzer Landstraße, vorgenommenen Überprüfung der aufgefüllten Bodenschichten überein." So wenig dramatisch sich dieser Satz des beauftragten Instituts liest, so sehr dürften seine Folgen vor allem die Menschen im Dreieck Mainzer Landstraße / Nieder Kirchweg / B 40 a beunruhigen. Denn über die Schadstoffe in der Erde soll diesmal kein Asphalt gegossen werden - darüber befinden sich bereits Wohnhäuser, Spielplätze, eine Kindertagesstätte und eine Schule; dazu eine Kleingartenanlage und das Domizil der Kleintierzüchter.
Um sich Klarheit zu verschaffen, wie weit die Giftstoffe unter das Wohngebiet im südlichen Nied reichen, ließ die Stadt Wiesbadener Altlasten-Experten das Erdreich, das Grundwasser und die Bodenluft untersuchen. Die daraus entstandene, noch druckfrische "Gefährdungsabschätzung" liegt der FR vor.
Die Ergebnisse im einzelnen: Das Grundwasser ist mit Sulfaten, Nitraten, Phosphaten, Kalium und Schwermetallen (darunter auch Cadmium) verunreinigt. Und zwar derart stark, daß künftig kein Wasser mehr aus den im Gebiet vorhandenen Hausbrunnen gefördert werden sollte. Die Gutachter warnen sogar davor, mit diesem Wasser Gärten zu gießen: "Eine Kontamination von Nutzpflanzen ist nicht auszuschließen."
Besorgniserregend erscheinen auch die Bodenwerte im Bereich der Spielplätze an der Landauer und der Alzeyer Straße, der dortigen Kindertagesstätte und der Fridtjof-Nansen-Schule. Bereits kurz unterhalb der Oberfläche seien Konzentrationen von krebserregenden Polyaromaten gefunden worden, die eine Sanierung erforderlich machten. In unmittelbarer Nähe des Kindergartens übertreffe die Belastung mit hochgiftigen Cyaniden den - auf die "Holland-Liste" bezogenen - Sanierungswert um mehr als das 15fache.
Auffällig seien außerdem die ermittelten Bleigehalte im Boden des Sportplatzes der Fridtjof-Nansen-Schule gewesen. Wegen zuviel Chrom im Erdreich raten die Gutachter im Falle des Spielplatzes an der Landauer Straße sogar zu "unverzüglichem Handeln".
Noch unschlüssig sind sich die Wiesbadener Experten darüber, welche Konsequenzen die Verseuchung für die Kleingärtner und die Kleintierzüchter hat. Ob Schadstoffe über die Pflanzen und die in Bodenhaltung aufgezogenen Hühner in die Nahrung gelangen, soll ein weiteres Untersuchungsprogramm zusammen mit Lebensmittelchemikern klären.
Kurz nachdem die Verantwortlichen im Rathaus das brisante Gutachten auf den Tisch bekamen, ergriffen sie "Sofortmaßnahmen". Nach Informationen der FR begannen gestern Mitarbeiter des Gesundheitsamtes damit, sowohl den Boden als auch Luft und Grundwasser an den besonders belasteten Punkten zu untersuchen: An der Kindertagesstätte, der Fridtjof-Nansen-Schule und den umliegenden Spielplätzen sollen zunächst das tatsächliche Ausmaß der Gesundheitsgefahr und die Schadstoffquellen festgestellt werden.
Dem Bonner Umweltfachmann Frank Klaus erscheint das zu wenig: "Hier darf man nicht mehr bloß Proben nehmen, hier müssen wenigstens die Spielplätze vorsorglich gesperrt werden." Der Sprecher des Arbeitskreises Altlasten im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) schätzt zumindest die ermittelte Cyanid-Verseuchung in der Nähe der Kindertagesstätte als "akut gefährlich" ein. Um auszuschließen, daß Kinder die mit Polyaromaten belastete Erde unter dem Rasen berühren oder sogar in den Mund stecken, müsse der Boden eventuell sogar abgetragen werden. Auch die hohen Cadmium-Werte im Grundwasser erfordern nach Meinung von Frank Paul "dringendes Handeln".
Weder der Leiter des städtischen Umwelt- noch die Leiterin des Gesundheitsamtes waren gestern nachmittag zu einer ersten Stellungnahme zu erreichen.
Das Endspiel um den Fußball-Hessenpokal 91/92 soll bis Ende August, spätestens Mitte September, ausgetragen werden. Pokalleiter Wilfried Mihr (Edermünde) will sich diesbezüglich an diesem Wochenende mit den Oberligisten SV Wehen (5:1-Sieger gegen die Spvgg. Bad Homburg) und Rot-Weiß Frankfurt (5:0 gegen Viktoria Aschaffenburg) in Verbindung setzen. "Ich versuche, beide Parteien davon zu überzeugen, daß es besser ist, das Finale auf dem Platz eines Beteiligten zu absolvieren. Für mich wäre der Wehener Halberg die ideale Austragungsstätte."
Analog der beiden Halbfinals dient auch das Endspiel dem Prestige, denn alle vier Klubs haben sich - auch durch die Amateurmeisterschafts-Endspielteilnahme der Bad Homburger bedingt - für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal qualifiziert. "Wir müssen an die Belastungen unseres Rasenplatzes denken, zumal auch unsere zweite Mannschaft (Landesliga) dort spielt, würden aber bei guten äußeren Bedingungen prinzipiell gerne zu Hause spielen", sagt Manager Karl-Heinz Kühn. Beim Gegner oder auch auf neutralem Terrain in Hattersheim, Hofheim, Sindlingen oder Höchst wäre das Interesse zu gering.
Keine Sorgen mit der Auslastung des Stadions hegen die Taunussteiner indes mit der ersten Pokalhauptrunde, denn die Schlagerpartie gegen Eintracht Frankfurt (19. August, 20 Uhr) soll für ein volles Haus in Wiesbaden (Stadion an der Berliner Straße) sorgen. "Wir rechnen nach dem Vorverkauf mit mindestens 8000 Zuschauern. Bei 11 862 Fans wäre die Kapazität restlos erschöpft", zeigt Kühn die Möglichkeiten an jener Spielstätte auf, wo der SVW 1988 gegen Kaiserslautern bereits im Achtelfinale des DFB-Pokals stand.
Am heutigen Freitag tritt das Team von Trainer Heinz Wulf am Bornheimer Hang (19 Uhr) gegen den FSV Frankfurt an. Die Pokal-Ereignisse werden noch eineinhalb Wochen lang verdrängt. Beim Semifinale gegen Bad Homburg - ohne Bruno Helbing, Leonhard Caic und Armin Maier - konnte Manni Feyen erstmals wieder stürmen. Der Ex-Homburger markierte prompt auch den Ausgleich. Ein Geschäft war der strahlende 5:1-Sieg gegen die ersatzgeschwächten Homburger nicht, denn bei 180 zahlenden Zuschauern und einem Schiedsrichtergespann aus Bad Hersfeld blieb - bei Einnahme-Teilung - nichts mehr übrig. "Wir machten durch die Prämien-Zahlungen ein sattes Minus", gesteht Kühn ein. Das große Geld soll erst gegen die Frankfurter Eintracht kassiert werden. SV WEHEN: Vogler; Süß, Brummer, Schmidt (63. Massali), Menger, Feyen, Schröder, Jakob, Kornhuber, Raab (46. Sauer), Hübner. SPVGG. BAD HOMBURG: Walz; Neumann, Ossenbrink, Kall, Kranz, Pasqualotto, Liebe, Guht, Sassenroth (58. Haub), Gorges (58. Röder), Müller.
TORE: 0:1 Sassenroth (15.), 1:1 Feyen (20.), 2:1 Hübner (42.), 3:1 Jakob (73.), 4:1 Kornhuber (80.), 5:1 Sauer (86.).
SR: Schmidt (Bad Hersfeld).
ZUSCHAUER: 250 (180 "Zahlende"). ppa
WESTLICHE STADTTEILE. Ferien ade, die Schule hat wieder begonnen - und am kommenden Dienstag, 11. August, beenden auch die Ortsbeiräte ihre parlamentarische Sommersiesta: Um 17 Uhr beginnt im Bolongaropalast die Sitzung der Stadtteilpolitiker.
Zunächst haben die Bürgerinnen und Bürger eine Stunde lang Gelegenheit, Anregungen und Kritik loszuwerden. In der anschließenden Debatte werden die Sozialdemokraten ihre Vorschläge unterbreiten, wie die Parkplatznot in Höchst auch ohne Tiefgarage auf dem Marktplatz gelindert werden kann.
Damit den Zeilsheimer Geschäftsleuten nicht die automobile Kundschaft ausbleibt, wenn in der Hauptdurchgangsstraße ein Abwasserkanal gebaut wird, wünscht sich die CDU Kurzzeitparkplätze in Saalfelder- und Blauländchenstraße. Zudem soll die Saalfelder Straße zwischen Nördlinger Weg und Pfaffenwiese kindgerecht zur Spielstraße erklärt werden. Um mehr Sicherheit geht es auch den Grünen: Sie fordern den Magistrat auf, Fußgängern das Überqueren der Hostatostraße zu erleichtern - mit einem Zebrastreifen oder durch eine übersichtlichere Gestaltung der Fahrbahn.
Um die Einkaufsmöglichkeiten im Westen sorgt sich die SPD. Wie in der Unterliederbacher Wohnsiedlung Engelsruhe, so befürchtet die Fraktion, könnte der Zusammenschluß der Firmen Tengelmann und Schade dazu führen, daß weitere Supermärkte geschlossen werden und vor allem ältere Menschen weite Wege zum nächsten vergleichbaren Laden auf sich nehmen müßten. leo
KREIS GROSS-GERAU. Die Arbeitslosenquote im Kreis stieg laut Monatsbericht des Bezirksarbeitsamtes Darmstadt im Juli 1992 wieder an. Binnen Monatsfrist erhöhte sich die Zahl der registrierten Arbeitslosen von jeweils 3,2 auf 3,4 Prozent bei der Nebenstelle Groß-Gerau und auf 3,5 in Rüsselsheim. Beide Dependancen haben freilich nach wie vor die niedrigste Arbeitslosenquote im südmainischen Bezirk Darmstadt (ohne Frankfurt und Offenbach), mit 4,3 Prozent (Juni: 4,1).
Drastisch zurück ging bei der Zweigstelle Groß-Gerau das Angebot an freien Stellen von 607 im Juni auf nur 188 im Juli. In Rüsselsheim sank das Angebot im gleichen Zeitraum von 722 auf 627. Der "relativ hohe Zugang an Beschäftigungslosen" - so das Darmstädter Amt - sei nicht nur saisonal oder quartalsbedingt, sondern auch konjunkturell. "Die anhaltende Talfahrt in der südhessischen Industrie zeigt deutliche Spuren." cas
Am Samstag richtet die Sportgemeinschaft Götzenhain ihr sechstes Hans- Lauer-Gedächtnisturnier für E-Jugend- Mannschaften (Spieler bis 10 Jahre) und am Sonntag ihr erstes D-Jugendturnier (bis 12 Jahre) aus. Am D-Jugend-Vergleich nehmen populäre Vereine wie Bundesligist Eintracht Frankfurt, der Zweitligist SV Darmstadt 98, die Oberligisten SG Egelsbach und Kickers Offenbach und Landesligist Spvgg. 03 Neu- Isenburg teil.
E-JUGEND-TURNIER am morgigen Samstag, Gruppe I: SG Dietzenbach, Spielgemeinschaft Offenthal, VfL Lauterbach, SG Götzenhain I; Gruppe II: FV 06 Sprendlingen, SV Dreieichenhain, SG Dornheim, SG Götzenhain II. - Gruppenspiele: 14.00 bis 16.30 Uhr (auf zwei Plätzen); Einlagespiel SG Dietzenbach - SG Götzenhain (16.30 Uhr); Endrundenspiele: Spiel um Platz 7 (17 Uhr), Platz 5 (17 Uhr), Platz 3 (17.25 Uhr), Finale (17.50 Uhr).
D-JUGEND-TURNIER am Sonntag: Eintracht Frankfurt, SG Egelsbach, OFC Kickers, Spvgg. 03 Neu-Isenburg, SV Darmstadt 98, Auswahl Dreieich. - Eröffnungsspiel: Neu-Isenburg - Auswahl Dreieich (11 Uhr), abschließendes Spiel: OFC Kickers - SV Darmstadt 98 (17.15 Uhr). hdp
BAD HOMBURG. Mit neuem Elan startet die Naturschutzgruppe Ober-Eschbach nach den Ferien ihr regelmäßiges Programm.
Als erstes steht am kommenden Samstag, 8. August, der Besuch des Frankfurter Palmengartens an. Für alle, die mitfahren wollen: Treffpunkt ist um 14 Uhr die U-Bahn-Haltestelle Ober-Eschbach.
Zu der kostenfreien Fahrt sind alle Jugendlichen eingeladen. Neben den Gewächshäusern besuchen die Teilnehmer auch die Sonderausstellung "Faserpflanzen" und das Tropicarium.
Anschließend können sie auf dem Palmengartenweiher mit dem Boot herumschippern. orb
"Der Teufel steckt im Detail", lautet ein bekanntes Sprichwort. Ähnlich verhält es sich immer wieder bei den Fußball-Terminbesprechungen. Der Rahmen ist gesteckt, aber winzige Kleinigkeiten (eine Terminverschiebung, Feierlichkeit oder schlichtweg ein Ausflug während der Runde) fordern Klassenleiter und Vereinsvertreter in höchstem Maße. Die Crux dieser Besprechungen, die überwiegend in der Urlaubszeit stattfinden: Mancher Verein schickt keinen "Repräsentanten mit Prokura", die satzungsgemäß für diesen Tag verbindlich zu treffenden Vereinbarungen können nicht fixiert werden.
Nicht anders verhält es sich in aller Regel im Kreis Offenbach, wenngleich Kreisfußballwart (und Bezirksliga-Klassenleiter) Wilfried Klügl eine kluge Entscheidung fällte: Bis auf die vorgepreschte Kreisliga A-Ost wurden alle Vorrunden-/Terminbesprechungen im August, somit außerhalb der Schulferien, anberaumt. Am vergangenen Dienstag trafen sich die A-West-Funktionäre im Vereinsheim des SC Steinberg, am Mittwoch kam die Kreiselite, die Bezirksliga Offenbach, im Vereinsheim des BSC 99 Offenbach zusammen. Die Kreisliga B West (am Dienstag beim HFC Bürgel, Nähe Sparta Bürgel, am Maingarten) sowie die Kreisliga B Offenbach-Ost (am morgigen Mittwoch bei Ital Sud Offenbach, Italienische Mission, Rathausstraße 36, Nähe Amtsgericht) beschließen diesen Reigen. Alle Besprechungen sind für 19 Uhr anberaumt. Was erwartet die Offenbacher Kreisvereine 92/93? Der Bezirksliga-Meister steigt direkt in die Bezirksoberliga auf, der Rangzweite relegiert Ende Mai 93 in der West-Staffel mit dem Tabellenvierzehnten der Bezirksoberliga Frankfurt- West sowie den Gleichplazierten der Bezirksligen Frankfurt und Hanau. Das "schmale 16er-Feld" startet erst am 23. August, kommt zudem mit zwei Direktabsteigern aus. Der Drittletzte muß das Relegationsspiel gegen den Sieger der beiden A-Klassen-Gruppenzweiten absolvieren. In der Kreisliga A steigen jeweils die Staffelsieger direkt auf, in der A-Ost (17 Vereine) gibt es drei Absteiger, in der West-Gruppe (16er-Feld) nur zwei. Die beiden Tabellen-Vierzehnten tragen ein Entscheidungsspiel aus. Der Verlierer dieser Partie "relegiert" gegen den Sieger aus dem Entscheidungsspiel der beiden B-Klassen-Rangzweiten. Damit ist festgelegt, daß die beiden B-Klassen-Ersten direkt aufsteigen werden. Sollte eine Zweier-Mannschaft (Landesliga-Reserve der Spvgg. Dietesheim, Spvgg. Neu-Isenburg, SG Germania Klein-Krotzenburg oder des SV Jügesheim) in ihrer Staffel Meister werden, steigt der Tabellenzweite direkt mit auf, tritt statt dessen der Rangdritte als Relegations-/Entscheidungsspielteilnehmer an dessen Stelle.
Die Kreisliga A tagte nicht nur vor der Bezirksliga, sondern sie startet auch als erste im Kreisgebiet. Die zahlenmäßig größte Gruppierung, die A-Ost, beginnt als einzige bereits am 16. August. Acht Tage später ziehen die Bezirksliga und die A-West nach. Neuer Staffelleiter der beiden A-Klassen ist übrigens kein Unbekannter: Kurt Jerwan (BSC 99 Offenbach), eine der schillernden Persönlichkeiten dieses Fußballkreises, will für frischen Wind beim administrativen Sorgenkind 91/92 sorgen.
Ein Novum im Fußballkreis: Die beiden B-Klassen, die jeweils zwölf Klubs umfassen, starten erst am 6. September in die Runde. Das kommt besonders den zahlreichen ausländischen Klubs zu passe. Allerdings sind in der Ost-Gruppe nur zwei vertreten, im Westen hingegen fünf. Mit Hillal Dietzenbach und Italia Dreieich nehmen zwei Klubs nicht mehr an der Punktrunde teil.
In der Bezirksliga Offenbach will die TSV Heusenstamm Versäumtes nachholen, sich nicht auf die Imponderabilien einer Relegationsrunde - der 1. FC Hochstadt schnappte der Witzel-Elf auf der Zielgeraden um Brustbreite den Aufstieg weg - verlassen. Außerdem hoffen die Kicker von der "Alten Linde", dieses Mal von schweren Verletzungen verschont zu bleiben. Aber nicht nur der Ex- Hessenligist Heusenstamm, sondern auch der ebenfalls bereits im Amateuer- Oberhaus aktive FC Kickers Obertshausen will sich in oberen Gefilden bewegen. Dieses Ziel gibt auch Bezirksoberliga-Absteiger FV 06 Sprendlingen (mit dem erprobten Detlef Gistl als neuem Spielertrainer), der SV 1913 Zellhausen (mit dem langjährigen Oberliga-Akteur Wolfgang Grosser als Spielertrainer), die Susgo Offenthal, der FC Alemannia Klein-Auheim und auch der Türkische Sportverein Neu- Isenburg an. Ein halbes Dutzend Teams buhlen demnach um Meisterschaft und Relegationsteilnahme.
Auffallend ist die Schar an populären Spielern auf dem Trainersessel: Neben Gistl und Grosser sind dieses Alexander Viek (BSC 99 Offenbach, früher OFC Kikkers), Oktay Cavus ( Türkischer SV - einst Spvgg. Bad Homburg, Eintr. Frankfurt etc.), Dietmar Dillmann (SG Götzenhain, früher Spvgg. Dietesheim, KSV Hessen Kassel), Dietmar Brendel (bereits in der Oberliga in Dietesheim sowie Aschaffenburg und Hanau 93 aktiv) sowie Ex-Vertragsspieler Volker Rapp (SV Dreieichenhain), der sich besonders beim SV Darmstadt 98 Meriten verdiente. Ein halbes Dutzend Spielertrainer wurden verpflichtet, damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen beziehungsweise die finanziellen Belastungen etwas abgemildert. Einen bekannten Trainer und einen Ex-Oberligaspieler können sich selbst die finanziell potenten Offenbacher Klubs nicht überall leisten. hdp
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: Kickers Offenbach II - SV Steinfurth, FC Dietzenbach - FC Germania 94 Frankfurt (beide Samstag, 16 Uhr), Vatan Spor Bad Homburg - Spvgg. Oberrad, 1.FC Rödelheim - SG Rodheim, SV Nieder-Weisel - SV Gemaa Tempelsee Offenbach, SV Germania Ockstadt - SG Ober-Erlenbach, FSV Bischofsheim : SV 20 Reichelsheim, Spvgg. 03 Fechenheim - SG Rot-Weiß Frankfurt (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: KSG Ober-Seemen - FC Teutonia Hausen, VfB Oberndorf - Spvgg. 12 Seligenstadt, Sportfreunde Seligenstadt - FSV Bad Orb (alle Samstag, 16 Uhr), SG Nieder-Roden - SV Birstein, TSV Lämmerspiel - Spvgg. Weiskirchen, SG Bruchköbel - TSV Höchst (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: u.a. 1. FC Lorsbach - 1.FC Viktoria Kelsterbach (Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: u.a. BSC 47 Kelsterbach - TuRa Niederhöchstadt (Sonntag, 15 Uhr), Delfi Kelsterbach - BSC 61 Schwalbach (Sonntag, 16 Uhr). hdp KREISLIGA A DIEBURG: KSG Georgenhausen - Türk Babenhausen, GSV Gundernhausen - FC Raibach, TSV Altheim - Viktoria Schaafheim, TV Nieder-Klingen - Kickers Hergershausen, TV Semd - TSV Richen, FSV Münster - TSV Langstadt, Germania Ober-Roden II - SV Sickenhofen (alle So., 15 Uhr). Spielfrei: PSV Groß-Umstadt, RW Radheim.
KREISLIGA B DIEBURG: FSV Mosbach - Viktoria Dieburg, Viktoria Klein-Zimmern - FC Ueberau.
KREISLIGA A Groß-GERAU: SG Dornheim - TSV Wolfskehlen II, Olympia Biebesheim - FC Leeheim (beide Sa., 16 Uhr), SKG Stockstadt - SKG Wallerstädten, VfR Rüsselsheim - Alem. Königstädten, SKG Erfelden - TSV Goddelau, Dersim Rüsselsheim - SV Nauheim, Hellas Rüsselsheim - SKG Walldorf, Germania Gustavsburg - RW Walldorf II, SC Astheim - Italia Groß-Gerau (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA B GROSS-GERAU: SSV Raunheim - KSV Biebesheim, SF Bischofsheim - TV Haßloch (So., 15 Uhr). ka.
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 7. August in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) 0,02 (0,01) NO2 (0,20) 0,02 (0,01) Ozon (0,12) 0,29 (0,15) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Messungen erfolgen auf der Billtalhöhe bei Königstein.
Für heute, Samstag, erwartet die Landesanstalt für Umwelt Ozon-Werte zwischen 0,17 und 0,21.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben.
Die Ozonkonzentrationen liegen in der Regel nachmittags höher; sie werden deswegen immer zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
GIESSEN/FLORSTADT. Gegen 8.15 Uhr, eine Viertelstunde vor Prozeßbeginn, klemmt ein Justizbediensteter eine Tafel hinter das Plastikschild des Sitzungssaales 207: "Nichtöffentliche Sitzung." Die Pappe, mit Filzstift beschrieben, sieht abgegriffen aus, dürfte schon bei vielen Verfahren Journalisten und Neugierige abgewiesen haben, weil der strafprozessual sanktionierte Schutz der jugendlichen Angeklagten dies aus Sicht des Gerichtes geboten haben mag.
Kaum ein Prozeß aber, bei dem die Tafel als Mauer des Schweigens diente, dürfte so spektakulär gewesen sein wie jener, der am gestrigen Morgen vor der Ersten Strafkammer des Gießener Landgerichtes begann. "4facher Mord", steht akkurat in schwarzer Tinte auf den fünf Aktenordnern, die auf dem Richtertisch liegen. Und dann noch: "Tatort: Florstadt/ Staden, Tatzeit: N. z. 10. 3. 1991." Drei Jugendliche sind angeklagt, an einem Abend im Spätwinter vergangenen Jahres zwei Ehepaare getötet zu haben. Was in jener Nacht geschah und vor allem warum, das blieb bis heute ein Rätsel und ist nun Gegenstand des Verfahrens vor der Gießener Jugendkammer.
Anhand der Aussagen konstruierte die Polizei den Tathergang so: Danach sollen die beiden Hauptangeklagten am Abend des 9. März gegen 21 Uhr an der Haustür des 27jährigen Installateurs Ralf Reis geklingelt und ihn um Hilfe gebeten haben. Um ein kaputtes Moped sei es dabei gegangen. Reis, der vermutlich einige Biere getrunken hatte, bat seinen im selben Haus wohnenden Freund, den 54jährigen Billy Joe Hawthorne, ihn im Geländewagen zu dem Moped zu fahren.
Eine tödliche Falle für beide: Als der Jeep außerhalb des Dorfes Staden den geteerten Weg an der Autobahn erreichte, soll der damals 17jährige Hauptangeklagte die beiden vor ihm sitzenden Erwachsenen mit gezielten Kopfschüssen getötet haben. Weil Reis offenbar noch lebte, trafen ihn vier weitere Schüsse in Kopf und Brust.
Nachdem die Leichen aus dem Auto gezerrt waren, kehrten die beiden zum Wohnhaus zurück und töteten dort die Ehefrauen Monika Reis und Cheryl Hawthorne. Anschließend trafen sie den dritten, nun wegen Beihilfe angeklagten Freund, teilten sich die Beute von 100 Mark und 42 Dollar. Danach versenkten sie das Tatauto bei Assenheim in der Nidda.
In den Vernehmungen soll der eine der beiden Hauptangeklagten (er hatte die mit Schalldämpfer ausgestattete Waffe beschafft) die einer Hinrichtung gleichende Tat an den zwei Männern gestanden haben. Den Mord an den Frauen schieben er und sein Kumpel sich gegenseitig in die Schuhe.
So blieb denn bei Prozeßbeginn offen, ob sich einer aus dem Trio sogar des vierfachen Mordes schuldig machte. Offen bislang auch das Motiv der Tat. Da soll sich Ralf Reis an das Mädchen des möglichen Haupttäters herangemacht haben, doch sind Rache oder Eifersucht tatsächlich das Motiv? Oder etwa die letztlich bescheidene Beute? Oder etwas ganz anderes? Drei psychiatrische Gutachten ließ die Staatsanwaltschaft in Auftrag geben, von den Sachverständigen erwartet das Gericht unter ihrem Vorsitzenden Winfried Weller eine Antwort zu den Gründen für die Tat.
Gegengutachten, so einer der Anwälte am Donnerstag, seien bislang nicht in Auftrag gegeben worden. Zentrale Frage für ihn sei die Schuldfähigkeit der Angeklagten. Und auf die sich anschließende Frage, ob Alkohol im Spiel gewesen sei bei der Tat, folgt eine lange Pause des Juristen: Er läßt es offen. Die Antwort schuldig bleibt auch ein anderer Anwalt, als er gefragt wird, ob die Angeklagten Reue gezeigt hätten. "Zu früh", wehrt er ab, um dazu etwas zu sagen.
Der Prozeß ist zunächst bis zum 3. September mit wöchentlich zwei Verhandungstagen terminiert, und er wird jeweils gegen 12 Uhr unterbrochen, damit die Angeklagten im angrenzenden Haftbau zum Mittagessen gehen können. Am Donnerstag galt als nicht völlig ausgeschlossen, daß, etwa bei einer Geständigkeit der Täter, das Verfahren auch früher beendet werden kann.
Die drei Jugendlichen, die eine zum Teil problematische Kindheit erlebten (so soll einer von ihnen von seinem Vater im elften Lebensjahr mißbraucht worden sein), sind seit ihrer Festnahme in den Haftanstalten Rockenberg, Wiesbaden und Frankfurt-Preungesheim inhaftiert. Sie wurden am Donnerstag in Handschellen vorgeführt, die ihnen erst im Gerichtssaal abgenommen wurden. Haftverschonung ist angesichts der Schwere der Tat, auf die eine Höchststrafe von zehn Jahren steht, nicht möglich.
Die "Bluttat von Florstadt" war vom ersten Tage an auch ein Medienereignis, und wenn auch der Schutz Jugendlicher gesetzlich garantiert ist, scheute manche Publikation nicht, die Täter mit vollem Namen und im Bild zu präsentieren. Auch am Donnerstag stehen die drei im Rampenlicht der TV-Teams. Es sind dürre Kerlchen, die sich einen Weg durch den Kordon der Kameraleute und Reporter bahnen müssen, einer, im modischen Dreß, eher scheu, ein anderer, ganz seinen vermeintlichen Ruf zur Schau stellend, zwar unsicher, aber keß die Meute der Journalisten grüßend.
Doch verhandelt wird hinter verschlossenen Türen. Eine Ausnahme, wie sie bei verschiedenen Prozessen etwa vor dem Frankfurter Landgericht in der Vergangenheit immer wieder gemacht wurde, läßt Richter Weller nicht zu. Den Antrag der FR auf Berichterstattung weist er unter Hinweis auf das Prozeßrecht ab, benennt noch nicht einmal einen Auskunftsberechtigten, der der Öffentlichkeit den Verlauf des Prozesses schildern könnte. "Wen soll ich denn da benennen?", zumal auch er selbst oder der Presserichter während des Verfahrens auf Fragen nicht antworten würden.
Erst zur Urteilsverkündigung, die wie die Anklageverlesung am gestrigen Morgen ebenfalls nichtöffentlich ist, werde er sich in einer Pressekonferenz äußern.
STEPHAN BÖRNECKE
ALTENSTADT. Die evangelische Kirche Altenstadt veranstaltet einen Busausflug nach Kiedrich im Rheingau am Sonntag, 6. September. Dort ist ein Besuch der katholischen Messe vorgesehen. Daran werden die Kiedricher Chorknaben teilnehmen. Die Teilnehmer treffen sich um 8 Uhr am Pfarrhaus, wo sie gegen 19 Uhr zurück erwartet werden. Anmeldungen mit der Zahlung des Buspreises von 10 Mark im Pfarrhaus, Stammheimer Straße 8. ub
SULZBACH. Weil sie sich in ihrem Engagement für eine erträgliche Verkehrssituation in Sulzbach weder von der Gemeinde noch vom Kreis ausreichend ernst genommen fühlen, trafen sich Vertreter der Bürgerinitiative Bahnstraße und des Vereins für umweltgerechte Verkehrsplanung Sulzbach Ende Juli mit dem Darmstädter Regierungspräsidenten und einem Sachbearbeiter. Sie drückten ihre Sorge aus, daß die Lebensqualität durch den Verkehr, den geplante Großprojekte wie Multiplex-Kino und Freizeitbad anziehen, weiter eingeschränkt wird.
Die Bürgerinitiativen gehen davon aus, daß die Verkehrserschließung für das Multiplex-Kino auf den bereits jetzt überlasteten Straßen nicht funktioniert. Schon 1989 habe der damalige Kreisbauamtsleiter Otto Winterwerber gesagt, für Großprojekte im Baugebiet Haindel hätten Baugenehmigungen eigentlich nicht mehr erteilt werden dürfen, weil die Verkehrserschließung in diesem Gebiet nicht mehr sichergestellt sei. Vor diesem Hintergrund fordern die beiden Bürgerinitiativen, denen sich auch die dritte Sulzbacher Bürgerinitiative zum Thema Verkehr, die Interessengemeinschaft Haindel, prinzipiell anschließt, ein Verkehrsgutachten von neutraler Seite für das Multiplex-Kino.
Doch Bürgermeister Herbert Uhrig (CDU) kündigte lediglich eine Stellungnahme des Frankfurter Straßenbauamtes für die Ausschußsitzung am 20. August zum Thema Multiplex an. Im übrigen habe der Gemeindevorstand sowohl bei seinen zustimmenden Bescheiden zu den Bauvoranfragen für das Multiplex als auch bei seinem Ja zum Bauantrag jeweils klargestellt, daß die Verkehrsbeziehungen funktionieren müßten. Als Reaktion darauf habe das Main-Taunus-Zentrum Ende März zusammen mit dem Bauantrag ein Verkehrsgutachten der "Dorsch Consult" eingereicht.
Nach Informationen der FR basiert dieses Gutachten allerdings auf der Grundlage einer Verkehrszählung von 1987. Dazu werden die vermuteten Besucherbewegungen für das Multiplex-Kino addiert und geschlußfolgert, der Kinoverkehr sei vom bestehenden Straßennetz verkraftbar. "Das Gutachten ist seriös, weil der Verkehr momentan leidlich funktioniert", sagt Rathauschef Uhrig. Außerdem verweist er auf einen Bebauungsplanentwurf, der die Verkehrsverhältnisse neu ordnen soll. she
BAD NAUHEIM. Die Naturschutz-Kindergruppe Bad Nauheim trifft sich am Mittwoch, 12. August, 15 Uhr, im Jugendraum unter dem Kindergarten. Dias vom Kreisjugendnaturschutztreff und Informationen über Fledermäuse stehen auf dem Programm des Treffens.
Um 21 Uhr will sich die Gruppe an der Bad Nauheimer Volkssternwarte den Sternenhimmel ansehen. Erläuterungen dazu gibt's vom Verein Volkssternwarte Wetterau. Anschließend wollen die Kinder Fledermäuse aufspüren und beobachten. Eingeladen sind wie immer Kinder zwischen neun und dreizehn Jahren. Die Gruppe trifft sich jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat. skl
USA alarmiert wegen Kriegsgreueln
ALTENSTADT. Am 1. September beginnt der neue Vorkonfirmandenkurs der evangelischen St. Nikolai-Kirchengemeinde. Eingeladen sind alle, die jetzt das 7. Schuljahr begonnen haben. Zur Anmeldung sollen die künftigen Vorkonfirmanden und Vorkonfirmandinnen mit Mutter oder Vater am Dienstag, 25. August, 19 Uhr, ins evangelische Gemeindehaus, Stammheimer Str. 6, kommen. Stammbuch nicht vergessen! ub
HOCHHEIM. "Ein bißchen Schmierseife, ein bißchen Wasser - dann flutscht's." So einfach ist das, wenn Kinder im Freien spielen. Da wird ein langer Streifen Plastikfolie zu einer glitschigen Rutsche, auf der die jungen Hochheimer Spaß bis zum Quieken haben.
Die Rasenfläche Am Weiher mitten in der Mainstadt wurde an drei Tagen in dieser Woche zu einem Treffpunkt für Kinder ab fünf Jahre, die gerne im und mit Wasser planschen. An entsprechendem Gerät herrschte kein Mangel: Die Jugendfeuerwehr hatte zwar keine originalen Löschschläuche mitgebracht - "Da ist zuviel Druck drauf; den können die Kinder nicht halten." -, aber immerhin ein ganzes Sortiment an Gartenschläuchen. Und die werden mit Vorliebe eingesetzt. Um die Rutschbahn zu schmieren, aber auch um sich gegenseitig naß zu machen.
Ein schmächtiger Sechsjähriger kämpft gerade mit einem dieser Wasserspritzen und verteilt einen feuchten Rundumschlag. Da werden nicht nur die - in Badehose gegen jeden feuchten Anschlag gefeiten - Mitspieler geduscht, sondern auch die jungen Männer von der Feuerwehr und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG).
"Betreutes Spielen" heißt, sozialpädagogisch auf die Formel gebracht, der Spaß für die Hochheimer, den das Kinder- und Jugendbüro Massenheim organisiert hat.
Das heißt: "Die Eltern können ihre Kinder abgeben und wieder nach Hause gehen", sagt Volker Monsees vom Amt für soziale Angelegenheiten.
Etwa 40 Kinder waren am ersten Tag auf das Gelände Am Weiher gekommen und hatten neben der Badehose auch andere wasserfeste Spielsachen eingepackt: aufblasbare Bassins, Plastikenten, Schwimmflügel. Besondere Attraktion: Dicke Autoreifen, die fast so groß wie manche der kleinen Hochheimer waren. Damit die auch garantiert nicht im Planschbecken untergehen konnten. - "Im Rheinwasser geprüft", so der augenzwinkernde Kommentar eines Manns von der Feuerwehr. Wenn das kein Qualitätsbeweis ist.
Die Wasserspiele Am Weiher waren der Auftakt zu einer ganzen Reihe "betreuter Spiele". Vom 11. bis 13. August durchstreifen Kinder mit der Kamera ihre Heimatstadt und schießen Fotos.
Auch das Programm vom 18. bis 20. August klingt vielversprechend. Wer Lust und Laune hat, kann beim Bau der "Pyramide in der Wüste" mit Hand anlegen. Das ursprünglich für diesen Termin angekündigte "Theater - Theater" muß wegen Erkrankung der Leiterin ausfallen. Spiel-Beginn ist jeweils um 14 Uhr. DIRK FUHRIG
Briefe an die Redaktion
"Der Schwanz soll nicht mit dem Hund wackeln" Zum Konflikt innerhalb der Grünen in Mörfelden-Walldorf sowie den Erklärungen von Ozan Ceyhun und der Grün-alternativen Jugend (GAJ) äußert sich Gerd Kolb, einst Kreistagsabgeordneter, Gründungsmitglied und ehemaliges Vorstandsmitglied der Grünen in Mörfelden- Walldorf.
Weder Herr Ceyhun noch die GAJ haben sich bei dem Ortsverband über den Konflikt direkt informiert. Sie waren bei keiner einzigen Sitzung anwesend, beziehen aber öffentlich Position gegen den Ortsverband. Ich möchte begründen, weshalb dem Ortsverband keine andere Möglichkeit blieb, als die drei Stadtverordneten Wilma Frühwacht-Treber, Matthias Steidl, Oliver Koban und das hauptamtliche Magistratsmitglied Dirk Treber aus der Partei auszuschließen.
Nach dem Rücktritt der Stadtverordneten Günter Meinke, Harald Weimar und Norbert Schwappacher startete die verbliebene Restfraktion in Form mehrerer Presseerklärungen und Rundschreiben eine gezielte Kampagne gegen den Ortsvorstand der Grünen sowie die drei Nachrückerinnen Andrea Winkler, Marie Krupp und Ursula Kuppert und das ehrenamtliche Magistratsmitglied Thomas Winkler. Diese Kampagne gipfelte darin, daß sie besagten Personen die Aufnahme in die Fraktion verweigerten bzw. aus der Fraktion ausschlossen. Auch Käthe Raiss, die ehrenamtlich im Magistrat tätig ist, wurde von ihnen faktisch ausgeschlossen. Nachdem sie sich trotz eindeutigem Votum des Ortsverbandes weigerten, ihren Trennungsbeschluß zurückzunehmen, stand der Ortsverband vor dem Problem, sich für eine der zwei Fraktionen zu entscheiden. Da bei den Grünen zwar manches anders als bei anderen Parteien ist, aber trotzdem der Schwanz nicht mit dem Hund wackeln soll, konnte sich der Ortsverband nur für die drei Nachrückerinnen inklusiv Thomas Winkler und Käthe Raiss entscheiden.
Daraufhin rief die Restfraktion in einem Brief an Verbände, Vereine und ausgewählte Privatpersonen dazu auf, ihnen das Vertrauen und dem Ortsverband der Grünen das Mißtrauen auszusprechen. Auch der hauptamtliche Stadtrat Dirk Treber agitierte in einem breit gestreuten Schreiben gegen den Ortsverband. Damit haben sie sich in aller Öffentlichkeit gegen die Partei gestellt und faktisch selbst ausgeschlossen.
Trotzdem wurden auf der entscheidenden Sitzung des Ortsverbandes am 30. Juli den anwesenden Mitgliedern der Restfraktion Oliver Koban und Matthias Steidel goldene Brücken gebaut, die von ihnen allesamt abgelehnt wurden. Sie waren nicht bereit, von ihren Äußerungen gegen den Ortsverband auch nur ansatzweise abzurücken.
Wollten die Grünen nicht als Hampelmann dastehen, waren sie gezwungen, deren Entscheidung gegen den Ortsverband durch einen formellen Parteiausschluß nachzuvollziehen. Daß dabei bis auf Dagmar Fischer, die eher als Opfer denn als aktive Mitstreiterin der Restfraktion gesehen wurde, Zustimmungsergebnisse von achtzig bis neunzig Prozent für den Ausschlußantrag erzielt wurden, spricht eine überdeutliche Sprache. Glaubwürdig und wählbar konnten die Grünen nur bleiben, indem sie sich von den anfangs erwähnten Personen trennten.Gerd Kolb Mörfelden-Walldorf
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
GRAFENBERG, 6. August (dpa). Zwei Kinder sind in der Nacht zum Donnerstag bei einem Brand in einem Gasthof im baden-württembergischen Grafenberg getötet worden. Es handelt sich um die siebenjährige Tochter und den fünfjährigen Sohn des Gastwirtsehepaars. Der Schaden beläuft sich den Angaben zufolge auf etwa eine halbe Million Mark. Die Ursache des Feuers ist noch ungeklärt. Nach Polizeiangaben war der Brand im ausgebauten Dachgeschoß der Gaststätte ausgebrochen. Dort befanden sich die drei Kinder, während die Eltern im Wirtshaus im Erdgeschoß arbeiteten. Eines der Kinder hatte den Eltern den Brand über Haustelefon gemeldet. Die Feuerwehr konnte nur eines der Kinder retten.
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Die Abklärung zur Ortsumgehung Mörfelden ist perfekt", ließ Bürgermeister Bernhard Brehl wissen, als gestern Landrat Enno Siehr zum Antrittsbesuch nach Mörfelden kam. Zwar seien die offiziellen Stellungnahmen der Naturschutzverbände, der Naturschutzbehörden und der Forstabteilung zum Raumordnungsverfahren noch nicht angefordert, doch "informell sind alle Gespräche gelaufen".
"Der einzige Punkt, der noch ein bißchen offen ist," sei der Trassenverlauf im Nordwesten. Zwar glaubt Brehl, daß die "Schwimmbadweg-Trasse weg ist" und die "Sportplatz-Trasse" bevorzugt wird, doch da gebe es noch Diskussionen.
Die Sportplatz-Trasse würde über das heutige Vereinsgelände von Kickers Mörfelden laufen; die Fußballer sollen dafür Gelände am Vitrolles-Ring erhalten. Die andere Alternative wäre der Ausbau des Weges entlang des Schwimmbades.
Brehl sagte: Auf den ersten Blick würde der Ausbau des vorhandenen Schwimmbadweges weniger Wald verbrauchen. Doch Untersuchungen hätten gezeigt, wenn die Nebenbebauung dazugerechnet werde, wären es unterm Strich mehr Bäume, die fallen müssen, als bei der Sportplatz-Trasse.
Die Ortsumgehung sei im Bundesverkehrswegeplan zwar als "vordringlich eingestuft", doch gelte es, die durch diese Formulierung hervorgerufene "Euphorie" in der Bevölkerung" zu dämpfen, meinte Brehl. Siehr glaubt, "in vier Jahren wird man etwas von der Straße sehen".
Die Ortsumgehung wird Stadtverordnete, Magistrat und Kommissionen am Montag, 10. August, beschäftigen: Um 18.30 Uhr gibt es im Goldenen Apfel eine Informationsveranstaltung. Für Dienstag, 25. August, 19 Uhr, ist eine Bürgerversammlung im Bürgerhaus vorgesehen. lis
Olympiaprogramm
Freitag, 7. August BASKETBALL, Final der Frauen GUS - China (22.00 Uhr).
FECHTEN, Entscheidung Säbel- Mannschaft der Männer (20.00 Uhr).
HOCKEY, Finale der Frauen: Spanien - Deutschland (19.30 Uhr).
KANU, Entscheidungen, 500 Meter Einer-Kajak Männer (9.00 Uhr), Einer- Canadier Männer (9.30 Uhr), Einer- Kajak Frauen (10.00 Uhr), Zweier-Kajak Männer (10.30 Uhr), Zweier-Canadier Männer (11.00 Uhr), Zweier-Kajak Frauen (11.30 Uhr).
LEICHTATHLETIK, Entscheidungen, 50 km Gehen (7.30 Uhr), Stabhochsprung (17.00 Uhr), Kugelstoßen Frauen (18.55 Uhr), Weitsprung Frauen (19.15 Uhr), 3000 Meter Hindernis (21.00 Uhr), 10 000 Meter Frauen (21.20 Uhr).
RINGEN, Entscheidung Freistil 57, 62, 82, 90 kg (17.00 Uhr).
SYNCHRONSCWIMMEN, Entscheidung Duett (15.00 Uhr).
TENNIS, Finale Männer-Doppel: Becker/Stich - Ferreira/Noval (11.00 Uhr), Finale Frauen Einzel: Steffi Graf - Jennifer Capriati (14.00 Uhr).
VOLLEYBALL, Finale Frauen (21.30 Uhr).
FERNSEHEN: Das ZDF überträgt die Olympischen Sommerspiele live von 9.00 bis 22.15 Uhr. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT von den Sommerspielen.
Evangelische Christen feiern in Oberau
ALTENSTADT. Zu ihrem Gemeindefest am Sonntag, dem 9. August, lädt die evangelische Kirchengemeinde Oberau ein. Das Fest beginnt mit einem Familiengottesdienst um 13.30 Uhr in der Kirche. Danach gibt es Kaffee und Kuchen. skl
WETTERAUKREIS. Die Kraftfahrzeug-Prüfanlagen der TÜH sind ab sofort freitags von 7.30 bis 14.30 Uhr geöffnet. Prüftermine können nun auch telefonisch vereinbart werden, bei der Prüfanlage in Friedberg unter der Rufnummer 0 60 31 / 1 55 61 62 und in Gedern unter 0 60 45 / 28 29. ub
Kein anderer Chinese war jemals so raketenhaft an den Gipfel der Macht aufgestiegen wie Wang Hongwen, und nur wenige stürzten so tief wie er. Auf dem Höhepunkt seiner Macht wurde er gefeiert wie nur wenige in Chinas politischer Führung. Als der einstige zweite Mann nach Mao Zedong aber vor einer Woche in Peking starb, war dies der amtlichen Nachrichtenagentur Neues China nur acht herablassende Zeilen wert. "Wang Hongwen, ein Hauptschuldiger der konterrevolutionären Clique von Lin Biao und Jiang Qing, starb hier am 3. August an einem Leberleiden", begann die kurze Meldung. "Er war 58 Jahre alt."
Nach dem Selbstmord der Mao-Witwe Jiang Qing im Mai vergangenen Jahres ist Wang Hongwen nun als zweites Mitglied der sogenannten "Viererbande" in
der Haft gestorben. Die vier Radikalen hatten am Ende der Kulturrevolution, die von 1966 bis 1976 dauerte, zu den mächtigsten Führern der Ultralinken gehört, wurden jedoch nur einen Monat nach Maos Tod verhaftet und vier Jahre später in einem berühmten Politprozeß als "Viererbande" angeklagt und verurteilt. Die anderen beiden Mitglieder der "Viererbande", Zhang Chunqiao (75) und Yao Wenyuan (60), verbüßen weiterhin ihre lebenslange Gefängnisstrafe. Allerdings dürften sie ähnlich wie der nun verstorbene Wang, der laut Neues China seit 1986 in ein Kran-
Wang Hongwen wurde 1935 als Sohn einer armen Bauernfamilie in Changchun in der Nordost-Provinz Jilin geboren. Noch als Jugendlicher nahm er als Soldat der Volksbefreiungsarmee von 1950 bis 1953 am Koreakrieg teil. Anschließend konnte er sich in der Schanghaier Baumwollspinnerei Nr. 17 vom Hilfsarbeiter zum Mitglied des Werksschutzes hocharbeiten. Dort schlug seine große Stunde, als Mao Zedong sich anschickte, mit der "Großen proletarischen Kulturrevolution" seine angeschlagene Macht wiederherzustellen.
Während von Mao und Jiang Qing aufgehetzte Jugendbanden, die sogenannten Roten Garden, ganz China in ein einziges Chaos aus Mord und Totschlag stürzten, klagte auch der junge Wang Hongwen in einer Wandzeitung das "kapitalistische" Management seiner Fabrik an. Ob diese Aktion aus der Parteizentrale gesteuert war, ist historisch ungeklärt. Jedenfalls organisierte Wang Hongwen einen Arbeiteraufstand, erhielt eine Audienz bei Mao und wurde ein Jahr später Stellvertretender Vorsitzender des Schanghaier Revolutionskomitees. Von dort aus begann sein beispielloser Aufstieg, der ihn zunächst zum ZK-Mitglied und auf dem 10. Parteikongreß im Jahr 1973 zum Mitglied des mächtigen Politbüros machte.
Im Alter von nur 38 Jahren wurde Wang Hongwen zum Vizevorsitzenden der Kommunistischen Partei ernannt. Damit hatte er es in kürzester Zeit vom Fabrikarbeiter zum Stellvertreter Mao Zedongs gebracht, ein in der chinesischen Geschichte trotz aller Arbeiter-
Im Januar jenes Jahres war als erster aus der Riegeder Altrevolutionäre der Ministerpräsident Zhou Enlai gestorben. Die
Nachdem die Polizei Blumen und Kränze entfernte, kam es zu Ausschreitungen. Ähnlich wie im Juni 1989 konnte sich die Führung nur durch den Einsatz von Gewalt retten - damals jedoch noch nicht mit Panzern und Gewehren, sondern vergleichsweise harmlos mit Knüppeln.
Es bedurfte einiger Jahre der Reformpolitik, bis die Demonstrationen umbewertet wurden - vom "konterrevolutionären Zwischenfall" zu einem positiven Akt des Widerstandes gegen eine "konterrevolutionäre Clique".
Wang Hongwen schien nach diesen April-Tagen auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er bewahrte sie, bis Mao starb. Im September des gleichen Jahres leitete er einen Teil der Beisetzungs-Feierlichkeiten für Mao. Doch wenig später gelang es dem neuen Premier Hua Guofeng, sich mit dem gemäßigten Parteiflügel gegen die "Viererbande" zu verbünden.
Er ließ Wang Hongwen, die Mao-Witwe und die anderen zwei Mitglieder der "Viererbande" von der gefürchteten Palastwache Maos, der Sondereinheit 8341, ohne Vorwarnung am 6. Oktober 1976 verhaften. Die vier wurden aus der Partei ausgeschlossen und 1981 in einem aufsehenerregenden Prozeß, bei dem es noch sechs weitere Angeklagte aus der "ultralinken Ecke" gab, zum Tode verurteilt, dann jedoch zu lebenslanger Haft "begnadigt".
Die Kulturrevolution war mit dem Sturz der "Viererbande" nach zehn turbulenten Jahren beendet, und Deng Xiaoping kehrte zurück, um wenig später die Macht zu übernehmen. Wang Hongwens steile Karriere jedoch hatte ein jähes Ende gefunden. Daß er, als einziger der Angeklagten im "Viererbande"-Prozeß, öffentlich Reue bekannte und mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeitete, bewahrte ihn nicht vor einem Urteil, in dem die KP Chinas sich der Verantwortung für die zehn kulturrevolutionären Jahre zu entledigen versucht hat.
sch FRANKFURT A. M. Gehaltserhöhungen werden ausgesetzt und verschoben, Arbeitszeitverkürzungen sollen rückgängig gemacht werden. Das sind Beispiele dafür, wie Firmen in der Computerbranche den geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrad und tarifliche Unsicherheit gegen die Beschäftigten nutzen, um aus der Krise zu kommen. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut des DGB (WSI) warnt vor solchen Praktiken. Die Belegschaften wünschten mehr Verläßlichkeit und Schutz vor den Folgen der Flaute in dem High-Tech-Zweig. "Konfliktträchtigkeit und Unzufriedenheit nehmen zu", stellen die Experten fest. Für sie ist klar, daß die Branche Tarifverträge braucht, auch zum Vorteil der Arbeitgeber.
Denn Tarifnormen, in denen die Vertreter der Beschäftigten in der geschilderten Situation "eher einen stabilisierenden Faktor" sehen, entlasteten Arbeitnehmer, Betriebsräte und Geschäftsleitungen im Kleinkrieg um Entlohnungskriterien, jährliche Gehaltsanpassungen und Arbeitszeit. Zudem wirke sich ihre Anerkennung bei der Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte positiv aus. In der WSI-Publikation "Kontrast-Programm Mensch - Maschine" kommen die Autoren denn auch zu der Einschätzung, daß tarifliche Regelungen zu Einkommen und Arbeitsbedingungen im Industrie- und im Dienstleistungsteil der Branche an Bedeutung gewinnen werden und längerfristig zukunftsweisender als Ungebundenheit seien. Dazu führt das WSI an, daß dem teilweisen Ausstieg der Stuttgarter IBM aus dem Metallarbeitgeberverband Eintritte anderer Konzerne wie Siemens Nixdorf oder der Daimler-Tochter Debis gegenüberstehen. Zudem bemühten sich bisher tariflose, service-orientierte Datenverarbeitungsfirmen um Tarifabschlüsse und würden sich in dem Maße, wie einst junge Softwarehäuser in die Jahre kommen, die "industriellen Beziehungen" im Interesse der Beschäftigten und im Sinne vorausschauender Unternehmenspolitik auch dort verfestigen.
Die Analyse hebt hervor, daß die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie, die für die EDV-Hersteller maßgeblich sind, unter anderem verbindliche Mindestnormen für Gehälter und Arbeitszeiten setzen. Die Kritik mangelnder Flexibilität lassen die Experten nicht gelten und verweisen auf eine ganze Bandbreite von Formen der Arbeitszeitregelung und -organisation. Das WSI gesteht aber "noch nicht zu übersehende Gestaltungsdefizite" ein, etwa hinsichtlich der Ausweitung der Tarifgruppen nach oben und dem Ausgleich für Projektmehrarbeit. In den zuständigen Organisationen, insbesondere bei der IG Metall und der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (HBV), werde darüber derzeit diskutiert.Fußball-Termine
BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SG Germania Wiesbaden - 1. FC Eschborn (am heutigen Freitag, 19.30 Uhr), SG Hausen/Fussingen - SV Erbenheim (Samstag, 15.30 Uhr), Spvgg. Eltville - TSG Wörsdorf (Samstag, 16.30 Uhr), FC Sportfreunde Schwalbach - SV Frauenstein, SG 01 Höchst II - SG Walluf, SG Hünstetten - FSV Winkel, SV 07 Kriftel - Spvgg. 07 Hochheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: TSG Pfaffenwiesbach - SG 05 Hausen, FC Weißkirchen - CCP Bad Homburg, FC Inter Oberursel - EFC Kronberg, SG Oberhöchstadt - Usinger TSG 1846, FSV Friedrichsdorf - TuS Weilnau, SC Eintracht Oberursel - 1. FC 04 Oberursel, SV 20 Seulberg - TG 02 Wernborn, FSV Steinbach - Spvgg. Hattstein, FC Königstein - FV 09 Stierstadt, DJK Helvetia Bad Homburg - SG Schneidhain/Falkenstein (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: FC 31 Eddersheim - VfB Unterliederbach II (Samstag, 15.30 Uhr), TuS Hornau - SV Fischbach, 1.FC Lorsbach - 1.FC Viktoria Kelsterbach, DJK-Sportgemeinschaft Rot-Weiß Zeilsheim - FV Alemannia 08 Nied, 1.FC Sulzbach - SV 09 Hofheim, FC Germania Weilbach - SV 09 Flörsheim, SG Kelkheim - FC Germania Okriftel, DJK-Sportgemeinschaft Hattersheim - SV 19 Zeilsheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA WIESBADEN: 1.FC 08 Naurod - FC 34 Bierstadt (Samstag, 16 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - Freie Turner Wiesbaden, FC Biebrich 76 - FC Italia Wiesbaden, FSV 08 Schierstein - FC Nord Wiesbaden, TuS Nordenstadt - FC Freudenberg, SV Niedernhausen - SV Biebrich 19, Türkischer SV Wiesbaden - Tennis-Borussia Rambach, FSV Gräselberg - SV Kostheim 12 (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A HOCHTAUNUS: TuS Merzhausen - TV Burgholzhausen, TuS Eschbach - FC Reifenberg, FC Teutonia Köppern - Eschbacher Bomber, FC Oberstedten - TSG Wehrheim, SG 1862 Anspach, Sportfreunde Friedrichsdorf, FC Laubach - SG Westerfeld, SG Mönstadt - SGK Bad Homburg II, SC Farblos Schneidhain - TSV 08 Grävenwiesbach, SG Hundstadt - SV 12 Bommersheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: SG Nassau Diedenbergen - SG 1878 Sossenheim (Samstag, 15.30 Uhr), SG Bremthal - BSC 62 Altenhain, DJK Schwarz-Weiß Flörsheim - 1.FC Marxheim, Sportfreunde Schwanheim - TV Wallau, Roter Stern Hofheim - SG Bad Soden, BSC 47 Kelsterbach - TuRa Niederhöchstadt, 1. FC Mammolshain - FC Italia Hattersheim (alle Sonntag, 15 Uhr), Delfi Kelsterbach - BSC 61 Schwalbach (Sonntag, 16 Uhr).
KREISLIGA A WIESBADEN: SV Wiesbaden II - TuS Kostheim 05, FV 02 Biebrich II - TSG 46 Kastel (beide Sonntag, 11 Uhr), FV 08 Delkenheim - Spvgg. Nassau Wiesbaden, TV Breckenheim - TuS Dotzheim, Spvgg. Igstadt - 1.SC Kohlheck, SG Westend Wiesbaden - Spvgg. Amöneburg, DJK-Sportclub Klarenthal - FSV Hellas Schierstein, Spvgg. Sonnenberg - SKG Karadeniz Wiesbaden (alle Sonntag, 11 Uhr). hdp
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: Kickers Offenbach II - SV Steinfurth, FC Dietzenbach - Germania 94 Frankfurt (beide Samstag, 16 Uhr), Vatan Spor Bad Homburg - Spvgg. Oberrad, 1.FC Rödelheim - SG Rodheim, SV Nieder-Weisel - SV Gemaa Tempelsee, SV Germania Ockstadt - SG Ober-Erlenbach, FSV Bischofsheim - SV Reichelsheim, Spvgg. Fechenheim - Rot-Weiß Frankfurt (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: KSG Ober-Seemen - FC Teutonia Hausen, VfB Oberndorf - Spvgg. 12 Seligenstadt, Sportfreunde Seligenstadt - FSV Bad Orb (alle Samstag, 16 Uhr), SG Nieder-Roden - SV Birstein, TSV Lämmerspiel - Spvgg. Weiskirchen, SG Bruchköbel - TSV 07 Höchst (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: Sportfreunde Oberau - VfB Höchst, SV Mittel/Nieder-Seemen - FC Rommelhausen, VfR Hainchen - SG Steinberg/Glashütten, SV Orleshausen - Rohrbacher SV, VfR Ulfa - Phönix Düdelsheim, TV Kefenrod - FC Alemannia Gedern (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: SG Freiensteinau - TSV Grebenhain (am heutigen Freitag, 19 Uhr), FC Britannia Eichenzell - SG Hohenzell, SG Hattenhof - SV Neuhof, FC Hermannia Mottgers - SG Alemannia Weiperz, SG Blau-Weiß Rommerz - SV Germania Herolz, TSV Heubach - SV Mittelkalbach, SV Nieder-Moos - SG Marborn, TSV Grebenhain - FC Kressenbach, SG Freiensteinau - DJK Helvetia Kerzell (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A BÜDINGEN: SSV Lindheim - SG Büdingen, KSV Eschenrod - SV Eintracht Altwiedermus (beide Samstag, 15.30 Uhr), SC Rotweiß Gelnhaar - TSV Stockheim, VfB Ober-Schmitten - FC Wallernhausen, 1.FC Lorbach - SV Lißberg, TV Vonhausen - SG Burkhards/Kaulstoß/Sichenhausen, SG Wolf/ Aulendiebach - VfR Wenings (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: SG Germania Sterbfritz - TSV Oberzell (am heutigen freitag, 19 Uhr), TSV Weichersbach - ESV Viktoria Elm, SG Alemannia Hutten - FSV Gundhelm, SG Huttengrund - TSG Züntersbach, SV Teutonia Wallroth - SG Germania Ulmbach, TSV Frisch Auf Uttrichshausen - SG Alania Sannerz, SG Jossa - SG 1910 Schlüchtern, SG Rotweiß Veitsteinbach - FV 19 Steinau (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN SÜD:SG Wolferborn/Michelau : BV Rinderbügen (Samstag, 15 Uhr), SG Selters/Wippenbach - 1.FC Viktoria Eckartshausen (Samstag, 15.30 Uhr), TSG Bleichenbach - FSV Glauberg, SV Büches - SG Himbach, KSV Effolderbach - SSG Viktoria Eckartsborn, SV Burgbracht/Bösgesäß - FC Germania Ortenberg, SV Olympia Bergheim - KSG Usenborn (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN NORD: SG Eintr. Ober-Mockstadt - SKG Eintr. Fauerbach (Samstag, 15 Uhr), SG Unterschmitten - SC Teutonia Kohden, FSV Dauernheim - VfR Hirzenhain, SV Rainrod - KTSV Borsdorf/ Harb, SV Merkenfritz - TSV Geiß-Nidda, SV Eichelsdorf - SV Ranstadt, SV Eichelsachsen/ Wingershausen - KSV Bobenhausen (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B SCHLÜCHTERN: SG Bad Soden/Ahl II - FV Germania Bellings, SV Seidenroth - TSV Rhönadler Schwarzenfels, SV Breitenbach - SG Höf und Haid, SG Oberkalbach - SG Degenfeld Vollmerz, SV Marjoß -TSV Hintersteinau, SG Sarrod - SC Ahl 86 (alle Sonntag, 15 Uhr). hdp
OBERURSEL. "Die Arbeitsqualität hat sich verbessert, aber die Lebensqualität verschlechtert." Petra Picelli bringt auf den Punkt, was die meisten Beschäftigten des im März von Frankfurt ins Gewerbegebiet Zimmersmühlenweg umgezogenen Reiseriesen NUR denken. Der für 1000 Mitarbeiter konzipierte Neubau, darin waren sich alle einig, die zum FR- mobil gekommen waren, ist gut geplant, das Arbeitsklima bestens. Was ihnen gar nicht gefällt ist das "Drumherum".
"Wir sind in die Pampa gezogen", klagt Birgit Reuß. "Wir sind den ganzen Tag ghettoisiert, uns fehlt die Infrastruktur," meint eine Kollegin. "Wir vermissen das pulsierende, bunte Leben der Großstadt", pflichtet Jürgen Hardt bei und gibt zu: "Wir waren mit der zentralen Lage am Baseler Platz verwöhnt." Erika Hetzel klagt: "Für einen Single ist es besonders schlecht. Nirgends kann man einkaufen oder Erledigungen machen. Und nach der Arbeit ist es zu spät." Lore Reffel kritisiert, daß die Geschäfte in der Stadtmitte über die Mittagszeit geschlossen haben. "Dadurch kann ich auch in der Mittagspause nichts einkaufen."
Wie der Neckermann-Belegschaft geht es vielen Beschäftigten im rasch wachsenden Industriegebiet Zimmersmühlenweg. Es gibt weder Bank noch Post, keine Apotheke, keine Ärzte und keine Reinigung, nur einen Lebensmittelmarkt und einen Imbißstand.
Die Betriebskantine ist größer, das Essensangebot besser als in Frankfurt. "Aber wir können nirgends hingehen, wenn uns das Kantinenessen auf den Keks geht", sagt Karl Reiser.
Jutta Kretz, die positiv findet, daß sie der schlechten Stadtluft am Frankfurter Hauptbahnhof entronnen sind, klagt: "Ich bekomme nichts mehr mit." Ihr fehlen die Litfaßsäulen und Plakatwände, auf denen man im Vorbeigehen erfährt, was in Theater, Konzertsaal und Kino in Frankfurt und Umgebung passiert. "Früher konnte man schnell mal raushuschen und Klamotten und Schallplatten kaufen", sagt Thorsten Knecht, der in Eschborn wohnt und den Umzug ansonsten positiv sieht. Kollege Henning Riß moniert, daß es weit und breit keinen Kindergarten gibt. Über den verhandeln Stadt, Firmenleitungen und Kirchengemeinde jedoch bereits.
"Sag, daß sofort und dringend eine Lottobude her muß", ruft im Vorbeigehen der Ehemann von Heidi Wittich, die sich zu denjenigen zählt, die vom Umzug nach Oberursel begeistert sind. "Für mich hat er nur Positives gebracht," schwärmt sie. "Früher konnten wir vor lauter Krach nie die Fenster aufmachen." Alle paar Minuten seien Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr mit Martinshorn vorbeigebraust, berichten auch ihre Kollegen. Heidi Wittich, seit 25 Jahren bei dem Unternehmen, arbeitet allerdings seit einigen Jahren nur noch drei Tage pro Woche. Einkaufen ist daher für sie kein Problem und da sie in Eschersheim wohnt, ist auch die Anfahrtzeit kürzer geworden.
Das können viele ihrer Kollegen nicht sagen. Einen der längsten Anfahrtswege dürfte Heinz Otto haben, der in Mühltal im Odenwald wohnt. Er ist morgens und abends mit öffentlichen Verkehrsmitteln jeweils zwei Stunden unterwegs. Allein bis zum Bahnhof in Darmstadt fährt er 45 Minuten und muß dann noch mehrmals umsteigen. "Für mich ist die Fahrtzeit nicht verloren, ich kann sie nutzen."
Abends fast nie vor halb acht Uhr zuhause ist Nicola Pollmüller, die in Karben wohnt. Morgens fährt sie mit dem Vater, der ebenfalls in Oberursel arbeitet, abends wartet sie entweder auf eine Kollegin, die sie mitnimmt, oder nimmt S- und U-Bahn. Eine S-Bahn-Querverbindung durch den Taunus wünscht sich Birgit Reuß aus Hofheim. Sie ist jetzt wieder aufs Auto umgestiegen, ebenso wie Karl Reiser, der in Dreieich-Sprendlingen wohnt und bisher immer und gerne mit dem Zug fuhr. Wider Willen mit dem Auto kommt auch Günter Neukirch jetzt aus Hanau. Er braucht allerdings jetzt weniger Fahrzeit als früher. Für Klaus Czerwonka aus Taunusstein ist es eine einfache Rechnung: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln braucht er hin und zurück rund vier Stunden, mit dem Auto nur zwei. "Am Rand des Rhein-Main-Gebiets gibt es keine Querverbindungen", schimpft auch er.
Umzuziehen ist für keinen der Beschäftigten eine Alternative. "Die Mieten in Oberursel sind zu hoch, das kann man ja nicht bezahlen", sagt Lore Reffel, die jeden Tag aus Maintal kommt. Hans Josef Porschen von der Bergstraße, Besitzer einer Eigentumswohnung, argumentiert ähnlich: "Würde ich mir eine vergleichbare Wohnung in Oberursel kaufen, müßte ich mich zusätzlich mit 200 000 Mark verschulden." Lieber fährt er jeden Tag eine Stunde mit dem Auto.
Luftverschmutzung
Die Luftbelastungswerte vom 6. August, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,00) 0,02 (0,01) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,08 (0,05) 0,05 (0,05) Staub (0,45) - ( - ) 0,01 (0,02) Ozon (0,18) 0,11 (0,09) 0,17 (0,09)
- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)
SO2 = Schwefeldioxid
NO2 = Stickstoffdioxid
bei Ozon- (O3) Konzentration:
"empfohlener Richtwert"
Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. Im Sommerhalbjahr keine Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO).
Das folgende Bild ist mir noch frisch in Erinnerung. Mit triumphierenden Mienen saßen Katrin Krabbe, Grit Breuer, Silke Möller und ihr Trainer Thomas Springstein am Abend des 28. Juni hinter einem Tisch im Konferenzsaal des Hotels "Chelsea" in London, und aus jedem Satz, aus jeder Geste des Quartetts aus Mecklenburg schlug den anwesenden Medienvertretern Häme und Verachtung entgegen: Ätsch!
Wenige Minuten vorher hatte das Arbitration Panel des Leichathletik-Weltverbandes den Sprinterinnen aus formalen Gründen die Erlaubnis erteilt, weiter ihrem Beruf nachrennen zu dürfen, obwohl die drei Funktionäre keine Zweifel an einem Doping-Verstoß der Neubrandenburger Clique hatten. Ohne jegliche Anzeichen von schlechtem Gewissen aber betonten die drei erneut ihre Unschuld, beteuerten, niemals gegen die Doping- Vorschriften verstoßen zu haben, und Springstein, der die Anti-Dopingerklärung des DLV nicht unterzeichnet hatte, kündigte den engagierten Kampf gegen angeblich ungerechtfertigte Manipulationsvorwürfe an.
Fünf Wochen später erweist sich dieser Auftritt nicht nur als der Gipfel der Heuchelei, sondern nach dem neuerlichen Dopingbefund und vor dem Hintergrund, daß ganz Deutschland jenseits der Elbe an die Integrität der Identifikationsfiguren Ost glaubte, als menschenverachtend. Den Landsleuten und sich selbst gegenüber. Denn wie die Delinquentinnen zugaben, haben sie seit April diesen Jahres ein Präparat eingenommen, das auch im Kälbermastskandal eine Rolle spielte.
Da sie zum Medikament gegriffen haben, müssen sie wegen Dopingvergehens gesperrt werden. Die Ausrede, ihnen sei nicht bekannt gewesen, daß das Mittel verboten sei, ist schon deshalb ohne Belang, weil Unwissenheit nicht vor Strafe schützt. Selbst diese Möglichkeit zugunsten der Sprinterinnen angenommen, haben sie schon deshalb Schuld auf sich geladen, weil sie sich dann nicht über die Zusammensetzung des Präparates sachkundig machten. In diesem Fall sind sie, wie der Chef de mission des Olympia- Teams, Ulrich Feldhoff, treffend bemerkte, zusätzlich für "Dummheit" zu bestrafen. Wußten sie Bescheid, was man bei der gewiß nicht unterdurchschnittlichen Intelligenz der Gruppe annehmen darf, müssen weitere Sanktionen für Verachtung der Gesellschaft erfolgen.
Das wirklich Positive an dem "positiven" Fall aber ist, daß sich die Staatsanwaltschaft in die Ermittlungen eingeschaltet hat. Das erwies sich schon in Sachen Ben Johnson als nützlich. Gewissenlosen Tätern wie Trainer Springstein gehört das Handwerk gelegt. REINHARD SOGL
Wenn niemand mehr für
Recht und Ordnung sorgt
Egelsbacher klagen über fehlenden Hilfspolizisten
Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß EGELSBACH. Dietmar Wilhelm ist empört: Der Freizeitsportler, der gerne auf dem Egelsbacher Trimm-Dich-Pfad joggt und sportelt, wird seit nahezu zwei Jahren stark in der Ausübung seines konditionsstärkenden Vergnügens eingeschränkt. Seit im Februar vor zwei Jahren Orkane über Deutschland fegten und dabei auch im Egelsbacher Wald, dem Erholungsgebiet "Im Bruch" großen Schaden anrichteten, ist der Trimm-Dich-Pfad nicht mehr benutzbar. Auch die Radwege entlang der Straße, die am Flughafen vorbei nach Erzhausen führt, sind seither durch umgefallene Baumstämme ebenso versperrt, wie durch ordentlich aufgeschichtete Holzstapel, die die Gemeinde dort im Zuge der sich nun schon zwei Jahre hinziehenden Aufräumarbeiten im Wald aufbaute. Der Trimm-Dich-Pfad wurde ebenfalls als Zwischenlager mißbraucht. Hinzu kommt laut Dietmar Wilhelm, daß auf den Radwegen, vor allem abends, die Gäste des naheliegenden Biergartens ihre Autos auf dem Radweg abstellen.
Radler und Jogger, die ihr Training im Egelsbacher Wald absolvieren, müssen dort also ebenso wie auf dem Weg zum Wäldchen, ständig Haken auf die Straße schlagen, um Holzstößen, umgefallenen Stämmen und Autos auszuweichen. Auf der Straße wiederum ist es vom Waldrand an eigentlich nur erlaubt mit 30 Stundenkilometern zu fahren. Wilhelm hat beobachtet, daß die meisten Autofahrer dort aber mindestens 60, und einige Raser gar das Gaspedal solange durchdrücken, bis sie 100 Stundenkilometer schnell sind.
Dietmar Wilhelm findet die Situation ein "Unding" und fordert, daß die Gemeinde Abhilfe schafft, etwa indem sie an der Straße ihr Radargerät einsetzt und endlich Wald, Trimmpfad und Radwege aufräumt.
"Herr Wilhelm hat in der Sache Recht", räumt Bürgermeister Heinz Eyßen ein. Daß in und um den Wald herum endlich etwas geschehen muß ist auch ihm klar, der Gemeinde mangele es jedoch an allen Ecken und Enden an Arbeitskräften. "Es liegt nicht am Geld, wir finden einfach keine Leute." Der akute Arbeitskräftemangel führe dazu, daß die Aufräumarbeiten im Wald immer wieder ins Stokken geraten. Ein Problem sei außerdem, daß das geschlagene Holz irgendwo gelagert werden müßte. "Wir haben aber immer noch nicht alles verkauft", erklärt der Egelsbacher Rathauschef.
Da Eyßen der im Sturm völlig zerstörte Trimm-Dich-Pfad weniger wichtig ist, als die Wirtschafts- und Spazierwege, die mehr frequentiert würden, stapelte man das Holz dort, zum Teil aber auch auf den Radwegen. Eyßen sagt: "Irgendwo mußte es ja hin."
Auch daß die Autos auf der "Flughafenstraße", die eigentlich "Außerhalb" heißt, zu schnell fahren und unerlaubt auf dem Radweg parken, ist ein Ärgernis, daß den Bürgermeister fuchst. Jedoch führt er das ebenfalls auf den Arbeitskräftemangel zurück: Seit einem halben Jahr fehlt der Gemeinde Egelsbach nämlich ein Hilfspolizist. Zwar bewerben sich hier und da immer mal wieder Interessenten auf den Posten, für den keine große Ausbildung, nur ein sechswöchiger Lehrgang erforderlich ist. Aber, erklärt Eyßen, sobald sie dann hören wie die Bezahlung ist, und wie gering die Aufstiegsmöglichkeiten sind, sagen sie wieder ab. Bezahlt wird nach BAT 6b. "Das ist nicht viel", sagt der Bürgermeister.
Nur ein Hilfspolizist darf (außer der Polizei Langen, die laut Eyßen aber keine Zeit für die Nachbargemeinde hat) Strafzettel für Falschparker verteilen und das in Egelsbach vorhandene Radargerät benutzen. "Die Disziplin der Autofahrer hat im ganzen Ort spürbar nachgelassen", merkt auch Eyßen in den vergangenen Monaten. Da im Moment jedoch wieder einige Bewerbungen vorliegen, hofft Eyßen die Stelle bald zu besetzen. Auch den Wald will er bis spätestens zum Frühjahr 1993 aufgeräumt haben. Eyßen: "Die Welt bricht nicht zusammen, wenn der Wilhelm solange mal woanders trimmt."
Selbst : Mord : Geschäft
Das "elektronische Dorf" als Utopie einer audiovisuell vernetzten Weltgemeinschaft, in der jeder über jeden alles weiß - der kanadische Medienphilosoph Marshall McLuhan schwärmte davon in den siebziger Jahren -, erreicht uns nun, gemütlich zu Hause sitzend, längst als tägliches Horrorszenario. Es "dokumentiert" rund um die Uhr und auf zahllosen Kanälen, daß wir den Kanal sehr wohl und doch immer noch nicht genug voll kriegen können mit Bildern & Tönen, die uns vorführen, was wir uns (den Rest der nicht- menschlichen Welt eingeschlossen) täglich antun: ob im Krieg, durch Hungersnöte, Umweltzerstörung oder in allen "privaten" Bereichen.
Daß es einerseits "bloß" erfundene Horrorausgeburten und Gewaltphantasien der Unterhaltungsindustrie sind, die wir uns zum Gruseln "reinziehen" oder andererseits bloß beim Blick auf die Welt "gefundene" Gewalt- & Todes- Schrecken, tut längst nichts mehr zur Sache. Seit mit dem Golf-Krieg der Nachrichtensender CNN durch die Teilnahme am Weltgeschehen in Realzeit und "live" die Wirklichkeit gewissermaßen "bigger than life" präsentiert hat, ist auch die Realität zu einem Gegenstand der Fiktion geworden.
"Aufgeklärt", informiert, "vollversorgt" mit Nachrichten, neigen wir zunehmend eher dazu, abgeklärt dem Horror der Bilder & Töne zuzuschauen. "Abschalten" per Knopfdruck tun die wenigsten; freilich haben aber auch die meisten, die auf immer mehr und mehr Bilder der tierischen Menschensensationen schauen, längst ebenfalls abgeschaltet: innerlich, psychisch.
"Das Mediennetzwerk", und speziell das "sinnlichste" des Fern-Sehns, schrieb vergangene Woche John Berger in dieser Zeitung, "bevor es zum Überbringer von Botschaften wird, ist ein Händler. Alles, was es 'einfängt', wird für die Arbeit des Verkaufens benützt. Konsum und Kommunikation sind heute in einer höllischen Partnerschaft verschränkt, und es ist diese Partnerschaft, die das ausmacht, was wir als Medien erleben". Zunehmend gibt Werbung ihrem Umfeld - ob es Fiktion oder Realität sein mag, eine Spielfilmkomödie, ein Ratespiel oder eine journalistische Recherche - einen kräftigen Tritt, um das Umfeld dahin zu befördern, wohin sie es (für Einschaltquoten, sprich Konsumenten) haben will. "Infotainement" heißt der jüngste Begriff, der eine Praxis tauft, in der sich Information der Unterhaltung anschmiegt, weil jene nur verschränkt mit dieser noch "verkäuflich" ist; freilich ist dann auch alles an die Kundschaft zu bringen, und schließlich muß ihr auch alles angeboten werden. Denn eine Kundschaft, die sich da bequem per Fernbedienung quer durch die multiple Angebotspalette zappt und als verwöhnter Gourmet, der allseits umworben wird, nur dort verweilt, wo ihm eine exquisite Sensation mehr annonciert wird, "verlangt" nach solchen "Specials" des Kitzels und des Reizes. Notfalls legt die Kundschaft selbst Hand an - seit die Video-Kamera zum Volksvermögen gehört, als zufälliger Augenzeuge überall auch da dabeizusein, wo kein professionelles Fernsehteam am Ort der Ereignisse anwesend war. Erst war es der Sex in den eigenen vier Wänden, der den Video-Amateuren ins Visier geriet (und durch private Sender "öffentlich" wurde); jetzt haben die Amateure (und vor allem die An- & Verkäufer der Medien) den "realen" Tod als die zweite menschliche Zentralsensation entdeckt, die nun ins Medien-Angebot aufgenommen wird.
Ab 16. August wird NBC, ergänzend zum sonntäglichen Kirchgang, "ein Fenster zur Welt" öffnen, wie die US- TV-Produzentin den Blick beschreibt, der z.B. auf einen Sheriff fällt, der von Drogen-Dealern erschossen oder einen Fußgänger, der von einem Auto in den Tod "befördert" wird. Ein besonderer Hit dieser "shocking events" dürfte eine Schwangere sein, die an der Fassade eines brennenden Hauses hängt.
Weit entfernt von derlei "Unterhaltung(en) mit dem Tod" oder "aufregenden Begegnungen mit der Gewalt" sind wir hier nicht mehr; an eine Übernahme der US-Sendungen wird bei uns gedacht, sofern man nicht auf eigene "Augenzeugen" zurückgreifen kann. An der Promotion wird schon gearbeitet; und es sieht ganz so aus, als hätten wir gerade jetzt dem Aufstieg eines Versuchsballons beigewohnt, den "BILD" & "Sat 1" in trautem Medienverbund stiegen ließen. Auch wenn das BILD-Versprechen "Selbstmord im TV" (diesmal noch) nicht eingelöst wurde und statt des zwanzigminütigen Videos, auf dem ein Selbstmörder sich beim Sterben zusehen ließ, "nur" auszugsweise aus ihm zitiert wurde, so hat die PR-Annonce ihren Test-the-West-Zweck erfüllt. Sie hat nicht nur den Ort angegeben, wo künftig davon mehr zu erwarten sein wird, sondern zugleich auch mit diesem Appetizer des Unappetitlichen das Akzeptanzverhalten der Öffentlichkeit getestet.
Einer Öffentlichkeit - wenn man darunter die politische Exekutive und juridische Normativität versteht -, die schon längst mit dem Argument, den "Monopolanspruch" der "öffentlich-rechtlichen" TV-Anstalten pluralistisch für kommerzielle Anbieter zu öffnen, den Raum der Öffentlichkeit verraten, oder, um genauer zu sein: verkauft hat. Und die tatenlos zusieht, wie der Markt von "Menschentieren-Sensationen", dem sie Tür & Tor öffnete, seine Gewalt- & Blutspur immer exzessiver der Gesellschaft einzeichnet: bis das Bild, das uns da zum Amüsement vorgespielt wird, mit uns selbst lückenlos identisch ist. Sage nur keiner, der so oder so abschaltet, der die Augen davor verschließt oder sie aufreißt: er hätte mal wieder nichts davon gewußt.
HAMBURG. "Der Kaufvertrag über die DEFA-Studios wird in etwa zwei Wochen unterschrieben werden." Dies versicherte ein Sprecher der Compagnie Générale des Eaux (CGE) gegenüber dem Privatsender SAT 1. Von Verzögerungen könne "bei einer Entscheidungsfindung von bisher zwei Wochen" keine Rede sein, schließlich habe man fast zwei Jahre auf die Entscheidung der Treuhand über die Zukunft der einst führenden DDR-Filmstudios gewartet. Von der Treuhand war der Verkauf fälschlich bereits als perfekt gemeldet worden (siehe gestrige FR). Der französische Kaufinteressent beteuerte darüber hinaus, daß der Regisseur Volker Schlöndorff sich als Berater der CGE keineswegs zurückgezogen, vielmehr Wohnung in Berlin genommen habe. "Nun bringen mißgünstige Konkurrenten ein Gerede in der Presse auf."
Die Treuhand in Berlin wies darauf hin, daß die (bereits im Mai) erzielte Einigung unter "Gremienvorbehalt" stünde, also der Aufsichtsrat der CGE zustimmen müsse. Die Pariser Wirtschaftszeitung "Les Echos" berichtete, Probleme gebe es in der Frage, wieviele der verbliebenen DEFA-Beschäftigten übernommen werden müßten. Mittlerweile sind auch Gerüchte aufgetaucht, wonach der CGT- Konzern selbst in ernsten finanziellen Schwierigkeiten stecke und die zugesagten Investitionen in Höhe von fast einer halben Milliarde Mark schwerlich tätigen könne. fr
MÜHLHEIM. Im Main gibt es wieder Muscheln - am Samstag, 8. August, werden sie bei einer Exkursion des Vereins für Naturkunde vorgestellt. Sachkundiger Führer ist der Mühlheimer Stephan Wagner, der bereits in den Vereinsnachrichten über die Wiederansiedlung der Muscheln berichtet hatte.
Treffpunkt für die Exkursion, an der jedermann/frau teilnehmen kann, ist um 15 Uhr an der Anlegestelle der Fähre. Der Spaziergang dauert ungefähr zwei Stunden, Gummistiefel sollten mitgebracht werden. sch
WETTERAUKREIS. Eine Blumenwiese im eigenen Garten bietet nicht nur Lebensraum für Schmetterlinge, Bienen und allerlei seltene Pflanzen, sie sieht mit ihren vielen bunten Blumen viel schöner aus als der zwar "gepflegte", dafür aber trist-grüne Rasen. Über die Möglichkeiten, eine Blumenwiese im eigenen Garten anzulegen, informiert jetzt der Deutsche Naturschutzbund in Niddatal.
Will man einen älteren Rasen zu einer Blumenwiese machen, reicht es oft schon, weniger zu mähen und nicht mehr zu düngen, die Blumen wachsen dann von ganz alleine. Bei jüngerem Rasen mit dichtem Grasbestand ist es sinnvoll, die Grasnarbe mit dem Vertikutiergerät etwas zu beschädigen. Danach kann man den Wildblumensamen einsäen.
Beim Einpflanzen von Wiesenkräutern sollte man darauf achten, daß nur heimische Pflanzenarten verwendet werden, an die sich unsere Tierwelt bereits angepaßt hat. Die Blumenwiese sollte ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden, am besten Mitte Juni und in der zweiten Hälfte des Septembers, weil da die meisten Blumen verblüht sind.
Wer weitere Informationen zum naturnahen Garten haben will, kann sich an die Umweltwerkstatt Wetterau in Niddatal wenden. Die Telefonnummer ist 0 60 34 / 61 19. skl
Der Kreis möchte sein Schwimmbad-Fossil in Usingen loswerden / 650 000 Mark Defizit Keiner will den Klotz am Bein Nicht mal geschenkt Von Jürgen Dickhaus HOCHTAUNUSKREIS. Keine Schnapsidee: "Für eine Flasche Wasser können Sie es haben", sagt Landrat Jürgen Banzer. Mit "es" meint Banzer das Kreishallenbad in Usingen, das der Hochtaunuskreis lieber heute als morgen verscherbeln würde. Mit diesem symbolischen Preis käme das buchstäbliche "Faß ohne Boden" unter den Hammer: Allein in diesem Jahr wird das Bad ein Defizit von rund 650 000 Mark einfahren. Das Kreishallenbad wurde 1969 in Betrieb genommen. Seitdem tat sich dort wenig, abgesehen von einigen Schönheitsreparaturen und dem Einbau einer Sauna. In seiner Schlichtheit mutet die Anlage fast schon nostalgisch an: Lediglich ein 25-Meter-Becken, keine Gastronomie, weder Whirlpool noch Wasserrutsche, was in Freizeitbädern inzwischen zum Standard gehört. Es verwundert daher kaum, daß sich an den Kassen dieses Schwimmbad-Fossils keine Besucherschlangen bilden.
"Es kann nicht Sache des Kreises sein, ein solches Bad allein zu unterhalten und durchzuschleppen", sagt Jürgen Banzer - zumal eine Sanierung seiner Ansicht nach dringend erforderlich wäre. Mit "einer Million" könne man schon etwas machen, schätzt der Landrat und meint mit "man" hier schon nicht mehr den Kreis, sondern möglichst Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim. Ansonsten gebe es als ultima ratio nur noch die Möglichkeit, das Bad für den öffentlichen Besucherverkehr zu sperren und dem Schulsport zur Verfügung zu stellen.
Mit diesen Überlegungen stößt Banzer auf wenig Gegenliebe. "Der Kreis kann sich jetzt doch nicht von den weniger liebsamen, weil kostenaufwendigen Aufgaben trennen und sich aus der Verantwortung stehlen", erklärt der Usinger SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Braun. Wer nichts investiere und eine Einrichtung "absichtlich verkommen" lasse, provoziere geradezu sinkendes Publikumsinteresse. Mit dem Versuch dieses "Danaer-Geschenkes" erwecke der Kreis den Eindruck, daß die Schließung des Bades vorbereitet werden solle.
Das wäre nach Ansicht von Norbert Braun ein "katastrophales Signal": Während Bad Homburg, Königstein und Oberursel jeweils über Hallenbäder verfügen (Bad Homburg zusätzlich noch mit einer privaten Anlage), gäbe es dann im Hintertaunus nichts dergleichen mehr. Die Gemeinden des Hintertaunus seien wegen ihrer viel zu geringen Finanzkraft auch nicht in der Lage, ein Hallenbad alleine zu finanzieren. Und eine Privatisierung sei - abgesehen von fehlenden Investoren - schon deswegen unsozial, weil dann die Eintrittspreise sprunghaft in die Höhe schnellen würden. "Sehen Sie die Taunusthermen, das kann doch keine Familie mit Kindern bezahlen", erregt sich Norbert Braun.
Die betroffenen Bürgermeister kommentieren die Angelegenheit bisher mit Achselzucken. Für Detlef Ortmann, kommissarischer Bürgermeister in Usingen, ist das Hallenbad "unverzichtbar", wenngleich die seit neun Jahren von der Stadt gezahlten 10 000 Mark jährlich nur ein kleiner Beitrag seien. Rudi Rübsamen, kommissarischer Bürgermeister von Neu-Anspach, hält Banzers Überlegungen für diskussionswürdig - und nimmt das Ergebnis der Diskussion gleich vorweg. "Wir schaffen es auch ohne Hallenbad nicht, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Wie sollen wir da mit dem riesigen Defizit des Hallenbades fertig werden", erklärt Rübsamen. Helmut Michel, Bürgermeister in Wehrheim, kategorisch: "Es ist nicht Aufgabe der Wehrheimer, den Usingern ein Schwimmbad zu finanzieren" - schließlich springen wesentlich mehr Usinger als Einwohner der Nachbargemeinden in das Becken.
Der Sprung ins kalte Wasser steht aber offenbar auch Ortmann, Rübsamen und Michel bald bevor; der Kreis scheint fest entschlossen, sich des "Klotzes am Bein" zu entledigen.
Befragt, ob das Hallenbad in nächster Zukunft tatsächlich schließen werde, antwortet Jürgen Banzer sibyllinisch: "Die betroffenen Städte und Gemeinden sollten unseren Verkaufswunsch sehr ernst nehmen."
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Wochenende
Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel. 0 60 47 / 3 51, von Sa., 11, bis Mo., 6 Uhr.
Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa., 11, bis Mo., 6 Uhr.
Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 2 13.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa., 12 Uhr, bis Mo., 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 / 4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.
Sa.: Markt-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 84, Tel. 0 60 31 / 20 39 + Hubertus- Apotheke, Ober-Mörlen, Frankfurterstr. 44, Tel. 0 60 02 / 3 24 - So.: Löwen-Apotheke, Bad Nauheim, Friedrichstr. 1, Tel. 0 60 32 / 23 58 + Germania-Apotheke, Friedberg, Wetteraustr. 39, Tel. 0 60 31 /54 57.
Bad Vilbel. Sa.: Süd-Apotheke, Frankfurter Str. 122, Tel. 0 61 01 / 8 53 34 - So.: Heilsberg-Apotheke, Alte Frankfurter Str. 28 a, Tel. 0 61 01 / 8 50 17.
Butzbach. Sa.: Stern-Apotheke, Weiseler Str. 25-27, Tel. 0 60 33 / 6 56 62 u. 7 18 73 - So.: Roßbrunnen-Apotheke, Weiseler Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 50 41.
Karben/Niddatal. Sa.: Apotheke Niederwöllstadt, Wöllstadt, Frankfurter Str. 52, Tel. 0 60 34 / 23 07 - So.: Paracelsus-Apotheke, Petterweil, Sauerbornstr, 15, Tel. 0 60 39 / 71 00. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 /8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.
Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 8 21.
Bad Vilbel. Stadtwerke, Tel. 0 61 01 /6 40 51, zuständig für Gas- und Wasserversorgung.
Abwasserschäden: Städtischer Betriebshof über Polizei Bad Vilbel, Tel. 0 61 01 / 70 45.
Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).
Rudolf Mühlfenzl, einstiger Chefabwickler des ehemaligen DDR-Rundfunks und Fernsehens, hatte Ende letzten Jahres für alle jene ehemaligen Hörfunk- und Fernseh-Mitarbeiter einen guten Rat, die nicht bei den neuen Rundfunkanstalten in den östlichen Bundesländern unterkamen. Sie sollten sich, so Mühlfenzl, um einen Platz in einem Umschulungsprojekt oder einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) bewerben.
Mit großem Engagement hatte Mühlfenzls Berater, Ferdi Breidbach, ein umfassendes Angebot an Umschulungs-, Weiterbildungs- und ABM-Projekten (UWA) für ehemalige Mitarbeiter der "Einrichtung" aufgelegt. Nicht Beschäftigung um ihrer selbst willen, sondern zusätzliche Qualifizierungsmöglichkeiten sollten dort geboten werden.
Doch die Bilanz des umfangreichen UWA-Programms ist vor allem im Bereich der ABM-Projekte ernüchternd. Während immerhin einige hundert der einst 14 000 Fernseh- und Hörfunkmitarbeiter in Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen untergekommen sind, stecken zwei der drei vom Mühlfenzl- Team auf dem Weg gebrachten AB-Maßnahmen sieben Monate nach der "Einrichtung" noch im Planungsstadium.
Der Berliner SPD-Medienpolitiker Joachim Günther sieht sich denn auch in seinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt. "Jetzt zeigt sich, was wir schon früher immer gesagt haben: Die Einrichtung hat sich nicht genügend für die ABM- Projekte eingesetzt:"
Die Zahlen sprechen für sich: Von den zum Ende der "Einrichtung" geplanten 1200 ABM-Plätzen sind in Berlin bis heute tatsächlich erst rund 200 bewilligt worden. Darüber hinaus finden zwei kleinere Projekte mit je 35 Teilnehmern statt, die jedoch nicht vom Mühlfenzl-Team, sondern in Eigeninitiative arbeitslos gewordener Rundfunkmitarbeiter auf den Weg gebracht wurden. Ob und wann die übrigen Projekte tatsächlich beginnen werden, steht in den Sternen.
Die Gründe für diese Bilanz liegen dabei nicht allein in der offenbar unzureichenden Vorbereitung der Maßnahmen, sondern auch in der zögerlichen Haltung des Landesarbeitsamtes Berlin. Wegen medienrechtlicher Bedenken ließ der Verwaltungsausschuß des Landesarbeitsamtes beispielsweise im Mai das geplante "F-ABM"-Projekt platzen, obwohl das untergeordnete Bezirksarbeitsamt bereits seine Zustimmung gegeben hatte.
Der Grund: Da die Teilnehmer vor allem für einen kleinen privaten Fernsehveranstalter Sendungen produzieren sollten, wäre dies einer indirekten Subventierung gleichgekommen. Die Initiatoren von "F-ABM", die ihr Projekt wegen Sparmaßnahmen schon von ursprünglich 350 auf 60 Teilnehmer reduzieren mußten, hoffen nun auf eine Bewilligung durch die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg: Daß die Arbeitsämter bei der Genehmigung von ABM-Projekten im Medienbereich vorsichtig geworden sind, dürfte nicht zuletzt mit den unerfreulichen Erfahrungen zusammenhängen, die mit drei weiteren Maßnahmen auf dem ehemaligen Fernsehgelände in Adlershof gemacht wurden.
Dort hatte sich 1991 der 35jährige Diplompädagoge Bruno Hennig mit drei Gesellschaften niedergelassen, um entlassenen Mitarbeitern des Deutschen Fernsehfunks (DFF) mit Arbeitsamtsgeldern ein neues Betätigungsfeld zu bieten. Vor vier Monaten hat das zuständige Arbeitsamt Hennigs Projekten jedoch die Förderung entzogen. Der Grund: Hennig hat die von der Behörde angemahnte Bankbürgschaft sowie eine Bescheinigung über die Gemeinnützigkeit seiner Gesellschaften nicht beigebracht.
Die stellvertretende Arbeitsamtsleiterin Hildegard Woyte räumt denn auch ein, daß es offenbar ein Fehler war, Hennigs Projekte ohne die erforderlichen Unterlagen überhaupt zu bewilligen. Da die Maßnahmen schon liefen, ließ das Arbeitsamt ziemlich viel Zeit verstreichen, ehe es auf Hennigs Hinhaltung reagierte.
Der SPD-Politiker Günther hatte die Verwaltung schon früher darauf hingewiesen, daß mit Hennig "ein halbseidener Gesellschafter auf den Plan getreten" sei, der mit den ABM-Geldern offenbar andere Ziele als nur die Schaffung neuer Arbeitsplätze verfolgte.
Auf der Strecke geblieben sind die 80 Ex-Mitarbeiter des DDR-Rundfunks, für die Hennigs ABM-Projekt oftmals eine letzte Hoffnung war, wenigstens für eine Übergangszeit einen Arbeitsplatz zu haben. UWE-JENS LINDNER
Mit einem Generalstreik, Massenkundgebungen und Protesten demonstrieren seit Montag Zehntausende schwarze Südafrikaner für eine Demokratisierung des Landes und die Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit an der Regierung. Mit der Zukunft des Landes befaßte sich auch ein zweitägiges Hearing unter dem Titel "Gewalt in Südafrika" am 14. und 15. Juli in London. Veranstalter waren u.a. die britische Anti- Apartheidbewegung und das UN-Komitee gegen Apartheid. Usche Merk von der Hilfsorganisation medico international hat die Veranstaltung für die FR in einem Bericht zusammengefaßt. Die Originaldokumente der Konferenz (in englischer Sprache) sind kostenlos bei medico, Obermainanlage 7, 6000 Frankfurt, Tel. 069-49 90 04 1 zu beziehen.
BAD HOMBURG. Ein einhelliges Bekenntnis für den Erhalt des "Gambrinus" im Fürstenbahnhof legten die Mitglieder des Jugend- und Sozialausschusses ab. Das Musiklokal dürfe durch eine privat geführte Jugendeinrichtung, wie sie für den Lokschuppen angestrebt wird, nicht in seiner Existenz bedroht werden.
Unbestritten ist im Rathaus, daß die Kurstadt noch Jugendeinrichtungen benötigt. Nicht gewollt sind jedoch Angebote, wie sie das Konzept eines Planungsbüros für den Lokschuppen vorsieht - mit Sauna und Fitness, Billard, Spielautomaten und Pianobar.
Das Konzept wurde vom Jugend- und Sozialausschuß nicht akzeptiert. Auch nicht als Begründung für die Änderung des Bebauungsplans, die eine Jugendeinrichtung im Gewerbegebiet grundsätzlich empfiehlt. Eine Diskothek im Lokschuppen wurde der Ausschuß allenfalls als "Ergänzung, aber nicht zu Lasten des Gambrinus" akzeptieren. "Veraltet" und "zu grundsätzlich" lautete das Urteil über die Studie des Planungsbüros.
Jens Scheller (Die Grünen) und Wolfgang Herder (SPD) forderten statt dessen, ein Konzept für eine neue Jugendeinrichtung in Bad Homburg müsse sich an jenen Jugendlichen ausrichten, die im Moment zum Beispiel noch zum Klientel der Streetworker gehören. Scheller: "Im Kolonialstil eingerichtete Bistros gibt es in Bad Homburg genug."
In der Hoffnung, daß bald mit dem Umbau des "Gambrinus" begonnen wird, erneuerten die Ausschußmitglieder ihren Beschluß, in der ehemaligen Galerie im Fürstenbahnhof außerdem ein Jugendcafé einzurichten, das auch in den Abendstunden geöffnet ist.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich derzeit abends vor dem Musiklokal aufhalten, sollen in das geplante Café abwandern. Damit sollen Ruhe rund um das "Gambrinus" einkehren und die Beschwerden von Anwohnern abnehmen.
Gefährdet scheinen die langen Öffnungszeiten im Moment wegen der Kosten: 210 000 Mark sind für den Umbau im Etat vorgesehen. Nach Schätzungen des Hochbauamtes wird es sowieso teurer. Ein Cafébetrieb bis in die späten Abendstunden würde die Mehrkosten weiter erhöhen, weil dann mehr Toiletten gebaut werden müßten, sagt Jugenddezernent Heinrich Gerhold.
Eine genaue Aufstellung über die Mehrkosten präsentierte Gerhold den Stadtverordneten im Jugendausschuß jedoch nicht. Und die möchten sie alle sehen. Ausschußvorsitzender Robert Eul (CDU): "Unser Ziel darf wegen Toiletten nicht scheitern." off
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Otto - Der Liebesfilm (15, 17 und 20 Uhr).
Panda Kino: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (15 20 Uhr); Wayne's World (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Unter Verdacht (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Keine Vorstellung.
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Batman's Rückkehr (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (15.30 Uhr); Basic Instinct (18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr).
Königstein. Open-Air-Kino auf der Burg: Leningrad Cowboys Go America (18 Uhr).
Bad Homburg. Galerie im Stadthaus: Zeichnungen und Radierungen von Ludwig Hesshaimer, Ausstellungseröffnung: 20 Uhr.
Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland", 14 bis 17 Uhr.
Kronberg. Galerie Satyra, Steinstr. 1: "Les Chants de Maldoror", Gemälde von Bruno Griesel, 15.30 bis 19 Uhr.
Königstein. Haus der Begegnung, Bischof-Kaller-Str. 3: Kinder-Kunst-Ausstellung, 14 bis 18 Uhr (letzter Tag).
Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 8 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.
Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Kleinkindbetreuung für 2 bis 4jährige von 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße.Vereine/Organisationen
Friedrichsdorf. Treffen der amnesty international Gruppe, Gasthaus "Zum Löwen", Taunusstr. 1, 20 Uhr.
Schmitten. Freitagsclub im Ev. Gemeindehaus Arnoldshain, 20 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend des Skatclubs "Taunusbuben", Gasthaus Taunusstube, 19.30 Uhr. Seniorentreffs
Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Singkreis Schilling und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.
Schmitten. Grillfest der SPD-Senioren, Seelenberg, Höhenweg 23, bei Johann Wagner, 16 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Erinnerungen an den Urlaub, 14 bis 17 Uhr.
Steinbach. Spielnachmittag im Seniorentreff, ab 14 Uhr. Kinder/Jugendliche
Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Bommersheimer Weg/Berliner Siedlung, 14 bis 18 Uhr.
Jugend- und Kulturzentrum E-Werk, Wallstr. 24: Folk mit Uli Kirsch, 20 Uhr.
Oberursel. Spielmobil "Die wilde Hilde", Spielplatz an der Bleiche, Weißkirchen, 15 bis 17.30 Uhr.
Steinbach. Disco im Jugendhaus, 19.30 bis 23 Uhr. Sonstiges
Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.
Friedrichsdorf. Weinfest sowie Handwerker- und Kunsthandwerker-Markt, Houiller Platz, ab 19 Uhr.
Königstein. Treffpunkt an der Kurverwaltung zum Stadtspaziergang auf die Falkensteiner Burg, 14 Uhr.
( - ohne Gewähr - )
GLASHÜTTEN. Ins Schleudern kam ein Autofahrer am Mittwoch abend aus noch unklaren Gründen, als er auf der Landstraße von Kittelhütte kommend in Richtung Oberems fuhr.
Nach Angaben der Polizei rammte der Fahrer in einer Linkskurve einen Begrenzungspfosten und ein Verkehrsschild, rutschte eine Böschung hinunter und durchbrach einen Maschendrahtzaun.
Dort prallte er gegen ein Standrohr, das abbrach und auf einen geparkten Wagen stürzte. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf insgesamt knapp 30 000 Mark. jom
BAD VILBEL. Mal hat er am Tag nur zwei Stunden Zeit für sein neuestes Werk gehabt, manchmal aber auch acht Stunden. Aber insgesamt waren es 54 harte Tage im Bastlerleben von Hans Wolfgang Pollack, bis er zwischen dem 12. Juni und dem 5. August das neueste Werk in seiner ungewöhnlichen Technik geschaffen hatte. 9278 Stücke von Streichhölzern - er hat sie genau gezählt, wir haben jedoch nicht nachgeprüft - hat er fein säuberlich zusammengeklebt und in einem Format von 75 mal 50 Zentimetern den berühmten Eschenheimer Turm in der Frankfurter Innenstadt nahe dem FR-Verlagsgebäude als Relief nachgebaut.
Gerade rechtzeitig ist Pollack fertig geworden. Das fünfhundert Jahre alte Wahrzeichen der Mainmetropole wird - man konnte es in der gestrigen Ausgabe der Stadtrundschau nachlesen - in wenigen Tagen nach zweijährigen Renovierungsarbeiten wieder in der alten Pracht erscheinen. Am 21. August fällt das letzte Gerüst, am 12. September wird ein Bistro im Turm eröffnet.
Hans Pollack hatte 1978 begonnen, mit Streichhölzchen die Werke alter Meister der Malkunst so originalgetreu wie möglich nachzuarbeiten. Seine Darstellungen des Alten Rathauses von Bad Vilbel, der Alten Kirche auf dem Heilsberg, die Abbildungen des Eisernen Stegs in Frankfurt oder der Kirche Verklärung Christi, die im Laufe der Jahre neben vielen anderen Werken entstanden, sind immer wieder von den Medien beachtet worden, nicht zuletzt auch vom hessischen Fernsehen.
Welches Sujet er sich als nächstes vornimmt, weiß Hans Pollack noch nicht genau. Er ist auf der Suche nach einer guten Abbildung der Burg in Friedberg, die ihm als Vorlage dienen könnte für ein weiteres seiner kleinen Kunstwerke. hm
Chile: Honecker plante Komplott gegen Jelzin
Wir gratulieren
Samstag Herrn Dr. Werner Buchholz, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Frau Klara Czech, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Herrn Albert Mohr, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Else Höffner, Groß-Karben, zum 84. Geburtstag.
Herrn Karl Diegel, Groß-Karben, zum 73. Geburtstag.
Frau Magdalena van't Hof, Groß-Karben, zum 70. Geburtstag.
Frau Hiltrud Lau, Okarben, zum 72. Geburtstag. Frau Susanna Meßmer, Burg-Gräfenrode, zum 82. Geburtstag. Sonntag Herrn Gustav Jakob, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Elisabeth Listmann, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.
Frau Anna Windt, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Anton Moisl, Okarben, zum 71. Geburtstag.
Börse heute auf Seite 12
Fpür die Händlerschürze bitte:
Staatsanwalt ermittelt im Dopingfall Krabbe
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Stern-Apotheke, Bad Homburg, Frankfurter Landstraße/Ecke Haberweg.
Oberursel/Steinbach. Schützen-Apotheke, Oberursel, Liebfrauenstr. 3.
Usinger-Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.
Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.
Michael Kummer, die rechte Hand von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), hat die CDU-Fraktion kühl abfahren lassen. "Unsere Mitarbeiter, die außerhalb der Ferienzeit bereits im starken Maße durch Ortsbeirats- und Stadtverordnetensitzungen in Anspruch genommen sind, wurden angehalten, die Ferienzeit zur systematischen Abarbeit von laufenden Bebauungsplan- und Baugenehmigungsverfahren zu nutzen." Aus diesen Erwägungen heraus, so Kummer in zehn knappen Zeilen, könnten Fachleute aus dem Planungsdezernat an Veranstaltungen der CDU-Ferienfraktion nicht teilnehmen.
Der empörte Aufschrei der Union über die "Mißachtung der Informationspflicht gegenüber der Stadtverordnetenversammlung" wurde in einem weit umfangreicheren Schriftsatz festgehalten. Gerade die rot-grüne Koalition sei doch mit vielen schönen Parolen über die Rechte des Stadtparlamentes angetreten. Jetzt werde Parlamentariern unter Mißachtung der Hessischen Gemeindeordnung Auskunft und Beratung von Experten verweigert. Die Forderung der CDU: Die Stadtverordnetenversammlung muß diese Praxis entschieden mißbilligen.
So klar wie die Christdemokraten meinen, ist der Fall indessen nicht. Grundsätzlich, so Magistratsdirektor Bernhard Hilpert vom Büro der Stadtverordnetenversammlung, hätten die Römerparlamentarier nach der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) gegenüber den städtischen Behörden ein Recht auf Information. Ob dies auch bei Veranstaltungen der sogenannten "Ferienfraktionen" gilt, mag Hilpert nicht entscheiden. Unter dieser Bezeichnung sind auch in der gerade auslaufenden Sommerpause daheimgebliebene CDU-Stadtverordnete grupppenweise durch Frankfurt gereist. Sie besichtigten kommunalpolitische Brennpunkte, informierten sich vor Ort - und schlugen auch schon mal kräftig die Wahlkampftrommel. Da ließ Michael Kummer seine Leute lieber Bauanträge bearbeiten, als die Union fachkundige Begleitung bei der Besichtigung des Niederurseler Hangs anforderte.
Daß Sozialdemokraten und Grüne ungewohnt zurückhaltend auf die Attacken der CDU reagierten, hat seinen Grund: Auch die Koalitionspolitiker lassen sich nicht nur - wie es die HGO vorsieht - bei Ausschuß- oder Ortsbeiratssitzungen, sondern auch schon mal bei Fraktionsveranstaltungen von Experten der Verwaltung beraten. Wohl auch deswegen hat der sozialdemokratische Baudezernent Protzmann der CDU im Gegensatz zum Planungsdezernat einen Mitarbeiter an den Niederurseler Hang geschickt, wo die Union "mit Imbiß" von 16 bis 21 Uhr zugange war. Aber bei Protzmann liegen auch keine unerledigten Bauanträge. cg
WETTERAUKREIS. Schwere Verletzungen erlitt am Mittwoch nachmittag ein US-Soldat, der sich auf der Autobahn Kassel-Frankfurt bei Ober-Mörlen mit seinem Auto überschlug. Nach Angaben der Polizei prallte der Wagen aus ungeklärter Ursache gegen einen Lastwagen, wurde nach links geschleudert und anschließend von einem Offenbacher Auto gerammt. Nach dem Zusammenstoß überschlug sich der Wagen des Amerikaners auf der Fahrbahn. Der Soldat wurde in ein US-Krankenhaus nach Frankfurt gebracht. skl
Der Lärm auf der Autobahn bei Höchst bringt manchen Anlieger zur Weißglut Wand ist viel zu niedrig Protest der SPD Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. Im Stadtteil Höchst wächst der Ärger über Verkehrslärm. Der SPD-Ortsbezirk schlägt jetzt Alarm: "Streß durch Lärm führt zu höherer Aggressionsbereitschaft." Und die trifft mit Sicherheit Politiker und Straßenbaubehörde, die nach Meinung der Höchster sowohl beim Bau der Autobahn als auch bei der Gestaltung der Ortsdurchfahrt das Schutzinteresse der Nachbarn vernachlässigt haben. Die Sozialdemokraten starten nun eine Kampagne, um neue und bessere Lärmschutzvorkehrungen durchzusetzen. Die Autobahn Frankfurt-Fulda, nur ein paar Dutzend Meter von den nächsten Häusern entfernt, bringt besonders bei den gegenwärtigen Temperaturen manchen Anwohner zur Weißglut. Etliche Höchster Bürger seien gereizter Stimmung, "weil sie nachts nicht schlafen können", berichtet die SPD-Stadtverordnete Sigrun Weigand, die selbst vom Lärm betroffen ist. Wenn man die Fenster geschlossen halte, sei es drinnen so stickig, daß man nicht schlafen könne. Öffne man sie, komme man wegen des Lärms von der Autobahn nicht zur Ruhe.
Nach Darstellung des SPD-Ortsbezirks ist die vor einigen Jahren gebaute Lärmschutzwand eine Fehlkonstruktion. Den Krach der vorbeibrausenden Autos dämme sie "in keinster Weise". Sprecherin Weigand: "Gerade im innerörtlichen Bereich ist diese Wand so niedrig, daß der gesamte Straßenlärm in den Ort eindringt." Macht die Autobahn die Höchster Bürger krank? Die Sozialdemokraten zumindest schreiben dem ständig erhöhten Geräuschpegel gesundheitsschädliche Auswirkungen zu. "Anhaltende Schlafstörungen sind besonders bei Kindern, Jugendlichen und alten Leuten die Folge", wendet sich die SPD-Höchst mit ihrem Protest an die Öffentlichkeit. Bei Kindern wirke sich dies haupsächlich negativ auf das Konzentrationsvermögen und somit auf das Leistungsniveau aus.
Möglicherweise führt der Lärm auch zu erhöhter Suchtgefährdung, denn "bei Dauerstreß und Lärmbelästigung ist eine erhöhte Bereitschaft zur Tabletten- und Medikamenteneinnahme allgemein zu beobachten", wie die SPD entdeckt hat.
Den Sozialdemokraten ist unverständlich, "welche Messungen seinerzeit die Höhe der Wand begründet haben". Die genervten Anwohner hätten jedenfalls Anspruch auf wirksamen Lärmschutz. Da in anderen Kommunen, beispielsweise in Rothenbergen und Langenselbold, für etliche Millionen Mark Lärmschutzwände errichtet würden, müsse nach dem Gleichheitsgrundsatz auch in Höchst etwas getan werden. Dies gelte um so mehr, als sich durch die Öffnung der Grenzen im Osten das Verkehrsaufkommen auf der A 66 verdoppelt habe. Für Höchst müsse schnellstens eine Lärmschutzwand errichtet werden, die heutigen Anforderungen gerecht werde.
Zusätzlicher Lärm kommt von der Eisenbahn im Tal, und für die Bewohner der Häuser direkt an der Autobahn ist die Situation besonders schlimm: Sie werden auch noch von der anderen Seite von der Leipziger Straße, der Landesstraße 3333, beschallt. Diese Ortsdurchfahrt, vor kurzem erst als Musterbeispiel für den Rückbau einer menschenfeindlichen Rollbahn im Ort gefeiert, ruft nach wie vor Proteste hervor. Offenbar haben die Straßenbauer dort zwar einiges fürs Auge getan, aber es ist ihnen nicht gelungen, Durchgangsverkehr abzuschrekken oder wenigstens zu vernünftiger Fahrweise anzuhalten. Sigrun Weigand: "Mittlerweile durchfahren täglich 9000 bis 10 000 Pkw die Ortsdurchfahrt. Normalerweise ist bei einem solchen Verkehrsaufkommen eine erneute Umgehungsstraße begründet." Die SPD fordert deshalb Vorkehrungen, "die die Autofahrer dazu bringen, diese Durchfahrt zu meiden, unter anderem Ampelanlagen am Ortseingang und -ausgang, die automatisch auf rot schalten, sobald schneller als 50 Stundenkilometer gefahren wird". Außerdem seien regelmäßige Radarkontrollen angebracht.
Um den Geräuschpegel der Autobahn bis zum Bau einer neuen Lärmschutzwand wenigstens etwas einzuschränken verlangt der SPD-Ortsbezirk Höchst, daß in Höhe der Ortschaft die Höchstgeschwindigkeit auf 100 Stundenkilometer begrenzt wird. lex
Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Die Hand an der Wiege (15, 17.30, 20,22.30 Uhr).
Central: Waynes World (15.15, 17.45, 20.15,22.30 Uhr).
Palette: Sommerfilm-Festival: Bernhard und Bianca im Känguruhland (15.15 Uhr), Top Gun (17.45 und 20.15 Uhr), Mad Max 1 (22.45 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Indochine (19.45 Uhr), Black Robe - Am Fluß der Irokesen (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Otto - Der Liebesfilm (15.45, 20.15 und 22.30 Uhr).
Zeitlos: Wayne's World (15.30 und 19.45 Uhr), Mau Mau (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Otto - Der Liebesfilm (20.30 Uhr).
Casino: Schlafwandler (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Kultursommer: "Die Traumtänzer - Endlich satt!", (Mimentheater), 20.30 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Jazzkeller Philippsruher Allee, "Point Blue", Blues, 21 Uhr.
Maintal. Ausstellungseröffnung "Die Röte" von Fernando de la Jara, Peru, 19 Uhr Historisches Rathaus Hochstadt. Parteien/Parlamente Hanau. Mitgliederversammlung der SPD Steinheim, 20 Uhr Restaurant Pfaffenbrunnen. Schöneck.Informationsveranstaltung der CDU zum Thema "Bauen in Schöneck", 20 Uhr Gaststätte Adler Kilianstädten.Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia 9 bis 12 Uhr Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Treffen der Anonymen Alkoholiker und Al-Anon-Angehörigen Gruppe, 19.30 Uhr Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus 1, Kontakt-Telefon 7 74 99.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.
Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr, Breslauer Straße 23,Telefon 18 11 99.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius- Leber-Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 9 bis 12 uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 8 20 08.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe 9.30 bis 12 uhr Telefon 1 58 56.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung 9 bis 13 Uhr, Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77. Vereine/Organisationen Hanau.Schachverein Königsspringer Spielabend für Schüler und Jugendliche 18 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr, Bürgerhaus Großauheim.
Gartenfest des Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde, 18 Uhr im Tümpelgarten. Bruchköbel. Schach-Abteilung der Sportgemeinschaft 1868, Spielabend für Jugendliche ab 18 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr Bürgerhaus Jahnstraße.
Verschiedenes Hanau. Informationsabend des Arbeitskreises Radikale Linke zum Thema "Solidarität mit Cuba - Weg mit der Blockade!", 19.30 Uhr Begegnungsstätte Freigericht, Alfred-Delp-Straße.
Disco im Jugendtreff Hans-Böckler- Haus, 18 Uhr Sandeldamm 19.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 15 Uhr Jugendtreff im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 17 Uhr FAN 70 Disco-Time im Teehaus Marienstraße, 20 Uhr Gemeinschaftsstunde im Bürgerhaus Großauheim.
Bürgerkeller Großauheim, 14.30 Uhr Seniorentreff, altes Bürgerhaus.
Maintal. Kinderclub der Dietrich-Bonhoeffer-Schule Dörnigheim, 16 bis 18.30 Uhr Flohmarkt.
Jugendzentrum Hermann-Löns-Strßae 2, Dörnigheim, 14.30 bis 17 Uhr Kinderprogramm bis 11 Jahre.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 14 Uhr offener Spieleflur. Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr frühmusikalische Erziehung für Kinder ab 4 Jahren, 14.30 Uhr Kinderbetreuung für Kinder von 3 bis 6 Jahren, 16 Uhr Kindergruppe für Kinder von 6 bis 9 Jahren.
Bruchköbel. Evangelische Kirchengemeinde, 17 Uhr Jugendgruppe.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 22 Uhr.
Erlensee. Das Spielmobil ist in der Zeit von 14 bis 17 Uhr an der Erlenhalle.
Gelnhausen. Frauenzentrum Kuhgasse 8 16 bis 17.30 Uhr Mädchentreff für 12 bis 14jährige.
- ohne Gewähr -
WETTERAUKREIS. Fünf Diebstähle verzeichnete die Polizei Friedberg zwischen Dienstag und Mittwoch. An einem Auto, das in Friedberg auf dem Parkdeck in der Alten Bahnhofstraße abgestellt war, schlitzten unbekannte Täter das Faltdach auf und stahlen ein Autoradio im Wert von 1000 Mark.
In Rosbach montierten Diebe Zierleisten von einem geparkten Wagen ab. Ebenfalls in der Nacht zum Mittwoch wurde eine Warnbake mit gelber Blinkleuchte gestohlen, die eine Baustelle in Ossenheim sicherte.
In Friedberg entwendeten Diebe am Mitwoch vormittag ein hellgrünes City- Mountainbike im Wert von 800 Mark. Das Rad war im Hof eines Anwesens abgestellt und mit einem Kettenschloß gesichert.
Eine Geldbörse mit Führerschein, Personalausweis, Fahrzeugschein, EC-Karte und 400 Mark wurde am Mittwoch nachmittag einer Kundin gestohlen. Die Frau machte Einkäufe in einem Bekleidungshaus in der Friedberger Kaiserstraße, als die Diebe ihr das Portemonnaie aus der Handtasche zogen. skl
HANAU. Ein weißes Rennrad ließ ein etwa 20 bis 25 Jahre alter Mann zurück, der in der Nacht zum Donnerstag versucht hatte, in der Hauptbahnhofstraße in eine Gaststätte einzubrechen. Weil er von einem Zeugen beobachtet wurde, floh der Unbekannte.
Aller Wahrscheinlichkeit nach war der gleiche Täter, der Jeans und ein weißes T-Shirt trug, kurz zuvor in eine andere Gaststätte in der gleichen Straße eingedrungen. Auch dabei war ein Zeuge aufmerksam geworden. Obwohl die Alarmanlage durch ein eingeschlagenes Fenster ausgelöst wurde, entwendete der Dieb 200 Mark Wechselgeld. az
HEUSENSTAMM. "Zwischen drei Welten: Haushalt - Familie - Erwerbstätigkeit" und "Rationalisierung und Technik" sind die Themen von Informationsveranstaltungen, die am heutigen Freitag im Postbildungszentrum, Jahnstraße 64, zwischen 15 und 18 Uhr angeboten werden. Sie finden innerhalb der Ausstellung "Haushalts(t)räume" statt, in der bis zum 27. August ein Jahrhundert Rationalisierung und Technisierung im Haushalt dargestellt wird. Die Sonderveranstaltungen werden vom Fachverband für Hauswirtschaft offeriert. Für Kinderbetreuung ist heute gesorgt.
Für Mittwoch, 12. August, sind im Postbildungszentrum zwei Vorträge geplant: Marianne Horn referiert über "Hauswirtschaftliche Qualifikationen - Wege, Ansprüche und Wirklichkeit", Dr. Barbara Watz spricht zum Thema "Haushaltsbezogene Bildung - Anachronismus oder eine Chance für mehr Lebensqualität?". Beginn: 19.30 Uhr. hf
Notdienste
Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte: Tel. 0 6172 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfezentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Brunnen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 163; Hardtwald-Apotheke, Seulberg, Hardtwaldallee 5.
So.: Park-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 128.
Oberursel/Steinbach. Sa.: Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.
So.: Stern-Apotheke, Oberursel-Stierstadt, Taunusstr. 24 a.
Usinger Land. Sa. und So.: Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.
Kronberg/Königstein. Sa.: Schloß-Apotheke, Schönberg, Schillerstr. 28.
So.: Marien-Apotheke, Königstein, Georg-Pingler-Str. 5; Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstr. 23.
BENSHEIM. Vor der zweiten Aufführung an diesem warmen Abend will Regisseur William F. Lampert seine Schauspielerinnen hinter der weißen Veranda noch einmal "ins Gebet nehmen", weil sie bei der Premiere "einen typischen Hausfrauentratsch durch hochgestochene Kunstpausen danebengehauen" haben. Das Publikum hatte das zum Auftakt nicht gestört: Die Darsteller des Stücks "Einwanderer" aus der Feder des in den USA lebenden Autors Mark Harelik bekamen viel Applaus.
Auf dem lichten Hochplateau des Schloßparks in Bensheim-Schönberg inszeniert das "Jüdische Theater in Deutschland" erstmals in Europa die "Familiensaga": den "American Dream" vom Aufstieg eines jungen, vor den Pogromen aus dem Zaren- Rußland ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten geflohenen Juden. Der sich vom armen Bananenhändler zum Supermarktbesitzer mausert und seine Traditionen, seine kulturellen Werte wie Häute einer Zwiebelschale nach und nach abwirft, um sich leichter zu "integrieren". Der aber wie seine Familie am Ende die spannungsgeladene Doppelidentität halbwegs bewahren kann.
Hinter der kleinen Bensheimer Truppe steckt "das erste professionelle jüdische Theater nach dem Dritten Reich", erklärt Regisseur Lampert, der hochgewachsene "Macher" mit respektablem Vollbart und langer Haarlockenpracht. Er erinnert an Traditionen des Sprech- und Musiktheaters, an Jakob Wassermann, Leo Baeck und Max Reinhardt, an die "deutsch- jüdische Kultursymbiose". An den von den Nazis 1941 schließlich verbotenen Jüdischen Kulturbund Deutschland "knüpfen wir an", sagt der gebürtige Engländer und weitgereiste künstlerische Leiter. Und exakt 45 Jahre nach der Zerschlagung hatte - zur Eröffnung der renovierten Synagoge in Auerbach - das Jüdische Theater in Deutschland Premiere: mit Gilles Segals "Puppenspieler von Lodz".
Im Umkreis der Jüdischen Hochschule Heidelberg war von Lampert recht früh die Idee der Bühne geboren worden, doch dauerte es bis Februar 1986, ehe aus dem lange im Kopf gewälzten Gedanken und den unverbindlichen Anfeuerungen der Mitstreiter ("Eine tolle Sache. Mensch, mach doch mal") etwas Vorzeigbares wurde. Ein Verein wurde gegründet, Künstler und Intellektuelle kamen zusammen (inzwischen sind es rund hundert Mitglieder), der Kultursoziologie-Professor Alphons Silbermann übernahm den Vorsitz - und hat ihn bis heute inne.
Dem lebhaften Juden Lampert, der kein Blatt vor den Mund nimmt und dem seine Falten und Grübchen um die Augen ein verschmitztes Aussehen geben, merkt man schnell an, daß er öfters aneckt: Anfeindungen und Kritik mancher jüdischen Gemeinde aus der Anfangszeit, daß in dem jährlich wechselnden Ensemble nicht ausschließlich Menschen jüdischen Glaubens mitwirken, wischt Lampert mit der Bemerkung "hochgradig schwachsinnig" vom Tisch. Und zu einer "Denunzierung beim Landesministerium", der Titel "Jüdisches Theater in Deutschland" sei wegen der gemischten Truppe "Hochstapelei", habe Silbermann in einem "grandiosen Gegenbrief" das Nötige gesagt, erzählt der Regisseur.
Also keine Ausgrenzung. Kein Werben nur um jüdische Schauspieler. "An solcher Einseitigkeit bin ich nicht interessiert, das würde doch Getto-Theater bedeuten", sagt Lampert. Er will eine "Brücke des Verständnisses schlagen im Theaterbetrieb". Und da ist Lampert "in Zeiten, in denen sich der Rechtsradikalismus wieder arg manifestiert, froh über jeden Nicht-Juden in unserem Projekt".
Hingegen spielt das kleine Ensemble ausschließlich jüdische, fast vergessene oder bislang unbekannte Autoren. Weil "Antisemitismus und seine Wirksamkeit in der Masse auf Unwissenheit und Dummheit beruhen", will Lampert mit den Dramen etwas über jüdische Kultur, Religion, Brauchtum erzählen. Um damit "Tabus zu brechen" und "einfach Menschen auf die Bühne zu bringen, auch mit ihren negativen Seiten". Weil er weiß, daß der "Philosemitismus derer, die eine besondere Vergangenheitsbearbeitung betreiben und die unantastbare, edle Figur, eine Art jüdischen Herrenmenschen beschwören, genauso schlimm ist" wie der Haß auf Juden.
"Aufklärung" also mit den Mitteln des Theaters, mit optischen und akustischen Reizen - und mit einem guten Schuß Unterhaltung. Das Publikum, bunt gemischt und oft von weit her, von Ulm bis Hannover, dankt es. Weil es einverstanden scheint mit Lamperts Devise, "nicht immer wieder die Dritte-Reich-Problematik zu behandeln. Das wäre dogmatisch". Da säßen die Zuschauer sofort auf der "Anklagebank": "Das macht zu für eine Auseinandersetzung." Stücke über den Antisemitismus der k. u. k. Monarchie oder Woody Allens "Der Tod klopft" aufzuführen seien eine "sinnvollere Methode, um das Publikum zum Dialog zu führen".
Neun Produktionen hat das Theater inzwischen bewerkstelligt. Im eigenen Archiv finden sich etwa 200 oft "grandiose" Werke von sehr betagten Autoren, die fast vergessen sind, oder von jüngeren, die noch nicht entdeckt wurden: Nach Publikationen über Bensheims neue Kulturblüte schickten Schriftsteller aus Israel und den USA ihre Originalskripte an Lampert, um sie in guten Händen zu wissen. Einige der "schon tollen Sachen" unter den Dramen bearbeitet der Regisseur, um sie "spielbar" zu machen.
Dabei sind dem Regisseur oft die Hände gebunden. Er muß, um Zuschauer zum alljährlichen Kulturfestival "Sommer in Bensheim" zu locken, fast jedesmal "zu einem Stück des heiteren Genres greifen - aber Kishon nur über meine Leiche"; und er muß auf eine Rollenbesetzung achten, die nicht den Etat sprengt: Lampert ärgert sich über die "unverständlich geringe, geradezu lächerliche" öffentliche Unterstützung: Das hessische Ministerium für Kunst gewährt "furchterregend miese" 9500 Mark im Jahr an "Projektförderung". Bedeutender sind da schon die Leistungen der Stadt Bensheim, die Räume oder die Parkbühne für Proben zur Verfügung stellt.
Die freien, aus der ganzen Bundesrepublik kommenden Schauspieler müssen sich ohne Probenhonorar begnügen. Spenden wie etwa vom Fonds Darstellende Kunst in Essen oder von der Bundesknappschaft Bochum sind bitter nötig. Der Fundus aus Möbeln und Kostümen, hilfreich bestückt von den Städtischen Bühnen Heidelberg, wird in einer Bensheimer Halle aufbewahrt.
Ein Stück wird jedes Jahr für den "Sommer in Bensheim" inszeniert, mit einem zweiten geht es auf - mehr einträgliche - Tournee durch Deutschland und die Nachbarländer. Immer noch besonders erfolgreich ist "Eichmann in Jerusalem" von Donald Freed. Eine weniger erfreuliche Premiere gibt es zudem in diesem Jahr: Nach Drohanrufen bei Lampert stehen vorsorglich alle Aufführungen des Jüdischen Theaters (Kirchbergstraße 31, 6140 Bensheim) im Schloßpark Schönberg unter Polizeischutz. Weitere Termine der "Einwanderer": 7., 8., 12., 14., 15., 19. und 21. August, jeweils um 20.30 Uhr. JÖRG FEUCK
Zum "Haydn-Fest im Holzhausenschlößchen" laden die "Klassiker Frankfurt" ein. Die Reihe von sechs Kammerkonzerten wird am heutigen Freitag um 20.30 Uhr mit Klaviersonaten eröffnet. Bis zum Sonntag werden weitere Sonaten und Lieder von Haydn, Mozart und Beethoven präsentiert sowie eine Hommage à Haydn.
Für Kinder - und auch Erwachsene - wird es am Samstag (um 15 und 22 Uhr) Puppentheater zu Musik von Haydn geben: "Der Bär" wird gespielt von dem Schweizer Michael Huber. Karten sind im Vorverkauf am Kartenkiosk Sandrock und im Notenspektakel, Spohrstraße 34, erhältlich. tob
doe FRANKFURT A. M. Der Versicherungsriese Allianz und die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) geraten sich über Umfang und Berechtigung des Personalabbaus bei dem Assekuranz- Konzern in die Haare. "Verwirrend" und "skurril" findet DAG-Vorstandsmitglied Gerhard Renner den "Aktionismus" des Allianz-Vorstandes, der folgende Gleichung aufmache: "Eine Milliarde verdient - zehn Prozent Arbeitsplätze werden abgebaut". Laut Renner sollen bei dem Branchenprimus "in absehbarer Zeit" 6200 Beschäftigte - vor allem in der Ex- DDR - ihren Job verlieren, was angesichts von Überstunden und Samstagsarbeit in West-Deutschland völlig unverständlich sei.
Das Unternehmen widerspricht dieser Zahl. "Maximal 3300" der weltweit 61 000 Innendienst-Stellen werde die Allianz im laufenden Jahr abbauen, sagt Sprecher Emilio Galli-Zugaro. Seinen Angaben zufolge werden heuer in Ostdeutschland 1500 bis 1800 von derzeit 9300 Jobs wegfallen. In Frankreich sinke die Beschäftigtenzahl um 481, in Ungarn um 600 und in den USA um 400. Die augenblickliche, "vorübergehende" Mehrarbeit im Westen begründet er mit der Umstrukturierung des Konzerns in die drei Sparten Privatgeschäft, Gewerbekunden und Industrie.
Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle hatte vor kurzem angekündigt, daß in Ostdeutschland bis 1994 insgesamt 4300 Jobs eingespart werden.
HANAU. 200 Mark, Schmuck und Münzen erbeutete ein unbekannter Einbrecher, der am Mittwoch mittag in eine Wohnung am Ballplatz eingedrungen war. Dazu hatte er die Tür mit Brachialgewalt geöffnet.
Ebenfalls zur Mittagsstunde knackte ein Täter in der Bruchköbeler Landstraße eine andere Wohnungstür, die nicht abgeschlossen war. Er ließ Schmuck, 500 Mark, Sparbücher und Papiere mitgehen. az
Aus dem Western ist eine ziemlich egomane Grundhaltung bekannt, auch John- Wayne-Regel geheißen: Erst schießen, dann fragen. Der Geschäftsführer des Deutschen Taschenbuch-Verlags hat dem jetzt eine Variante für seine Branche hinzugefügt: Erst drucken, dann abwarten.
Von der "Süddeutschen Zeitung" befragt, "wie man als Verlag mit einem Autor umgeht, über dessen Kompetenz es Zweifel gibt", weiß Wolfram Göbel nichts besseres zu sagen, als daß man den Vertrag für die soeben erschienene Taschenbuchausgabe von Gerhard Konzelmanns "Der Jordan" bereits "vor den Enthüllungen" geschlossen und keinen Orientalisten zu Rate gezogen habe. "Vergessen Sie nicht, daß die Orientalisten Leute sind, die in der Öffentlichkeit kaum auf Resonanz stoßen. Das wurmt die natürlich, daß ein Mann wie Konzelmann soviel mehr gelesen wird als sie".
Ja, wenn's so ausschaut. Da mag der Hamburger Orientalistik-Professor Gernot Rotter gleich dutzendfach den Nachweis führen, wie oft der Konzelmann bei ihm abgeschrieben hat, ohne auf die Quelle zu verweisen, und überdies sarkastisch versichern, der Vielgelesene sei "wirklich ein hoher Freudenspender, denn da, wo er nicht abschreibt, schreibt er Stuß". Das alles schert den Geschäftsführer von dtv nicht sonderlich, der in seinem Haus zwar eine gewisse Skepsis wahrgenommen haben will, aber im gleichen Atemzug beteuert, sein Autor habe "soviele, übrigens unbeanstandete Bücher geschrieben", daß man ihn in diesem Fall nur aufgefordert habe, das "Jordan"-Buch "zu überarbeiten" (war's also doch nötig?), "die Quellen kenntlich zu machen" (hat er etwa schon wieder mit eigenem Becher aus fremden Wassern geschöpft?) "sowie ein Literaturverzeichnis anzufügen" (sollte die Naschkatze neuerlich ihre Lesefrüchte unauffindbar verscharrt haben?).
Also irgendwie scheint den Münchner Taschenbuchmachern, die im Unterschied zu Konzelmann noch einen Ruf zu verlieren haben, die Sache doch nicht geheuer gewesen zu sein. Aber der Mann ist nun mal ein Umsatzbringer, und Vertrag ist Vertrag. Über die 1990 bei Hoffmann und Campe erschienene Originalausgabe (unüberarbeitet, quelltrüb, lesefrüchtekennzeichnungslos?) hatte FR- Nahost-Korrespondent Peter Philipp in seiner kritischen Rezension (neidischer Kollege?) folgendes Fazit gezogen:
"Daß ,Der Jordan' trotz allem leicht zu lesen ist und sicher von den Konzelmann-Fans verschlungen wird wie dessen andere Werke auch, macht es vielleicht nur noch schlimmer: politisch wird es dem Verlags-Lob (,ein objektives Buch') nicht gerecht, populär-wissenschaftlich ist ,Die Bibel hat doch recht' informativer, als Reisebegleiter ein guter Reiseführer besser. Und als Lektüre der biblischen Geschichten könnte man ja gleich auf Mose zurückgreifen. Zumal der sich mit fünf Büchern begnügt hat."
Der Deutsche Taschenbuch-Verlag aber vergnügt sich weiter mit der Zweitverwertung eines vielgekauften Volksschriftstellers, und sein Geschäftsführer steht nicht an, auf die abschließende Frage der SZ, ob dies das letzte Konzelmann-Buch bei dtv sei, forsch zu antworten: "Das hängt davon ab, ob die Dinge wirklich stimmen, die da nun drin stehen".
So einfach ist das Verlegen geworden! Fast so einfach wie Bücherschreiben à la Konzelmann. Ein echtes Team, die zwei. Erst drucken, dann abwarten. Dinge, die nicht stimmen, bitte bei der Geschäftsführung des Deutschen Taschenbuch- Verlags, München, melden. Aber unauffällig. Die Glaubwürdigkeit jedoch ist bereits baden gegangen, in der Isar. Und zuvor schon über den Jordan. HS
BUTZBACH. Die besten Schafböcke aus Hessen werden am Samstag, 8. August, ab 10 Uhr in der Reithalle in Butzbach versteigert. Das erhofft sich zumindest der Zuchtberater beim Hessischen Landesamt für Ernährung und Landwirtschaft, Klaus Krafft, von der Bockauktion.
Einige Spitzenböcke hat er schon auf ihren heimischen Weiden begutachten können. Die Zuchtqualitäten der 166 zur Auktion gemeldeten Böcke überprüft eine sogenannte Körungskommission vom Hessischen Schafzuchtverband, die am Freitag morgen um 9 Uhr in Butzbach zusammenkommt.
Wesentliche Kriterien für die Bewertung sind Größe, Gewicht, Bemuskelung, Wollbeschaffenheit und Stammbaum der Tiere. Anschließend nimmt eine Prämiierungskommission, die sich in diesem Jahr aus bayerischen Schafzüchtern zusammensetzt, die Klassifizierung der Böcke vor.
Die neutralen Bayern legen die Rangfolge der Böcke fest und entscheiden, welcher Bock zur Versteigerung zugelassen wird. "Unter den Hammer" dürfen - bildlich gesprochen - nur die in der ersten und zweiten Klasse prämiierten Tiere.
Bei einer kleinen Schau am Samstag morgen werden vor der Versteigerung die prämiierten Siegerböcke von ihren Besitzern vorgeführt. Dabei können alle interessierten Bürger die Spitzenvertreter von 15 verschiedenen Schafrassen anschauen. Die typischen Merkmale von Fleisch- und Milchschafrassen erläutern Fachleute vom Hessischen Schafzuchtverband. Hier erfährt der Besucher, was Merino-Landschafe, Heidschnucken, Suffolks und Milchschafe unterscheidet.
Über den Preis der Schafböcke entscheiden dann die Käufer selbst bei der Versteigerung. Auch in diesem Jahr wird man für die Fleischschafrassen am tiefsten in die Tasche greifen müssen. 1991 erzielte in Butzbach ein über 100 Kilogramm schweren Suffolk-Bock mit 6000 Mark den Höchstpreis der Bockauktion.
FRIEDERIKE ELNAIN
Kleines Volksfest zur Eröffnung des neuen Langenselbolder Spieleparks an der Gründau Jeder wollte einmal Sand umbaggern
Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Der kleine Sandbagger am Rande der Spiellandschaft "Schiphol" war am Mittwoch nachmittag ständig besetzt. Nicht nur angehende kleine Bau-Ingenieure und Baggerfahrer belegten das Spielgerät mit Beschlag, auch auf Muttis und vor allem Väter übte das Schaufelfahrzeug ungeahnte Faszination aus. Immer natürlich unter dem Vorwand, dem Sohnemann mal zu demonstrieren, wie so ein Bagger richtig "behandelt" wird. Die Eröffnung des Langenselbolder Spieleparks an der Gründau geriet am Mittwoch zum großangelegten Kinderfest mit Clowns und Jongleuren, "Freilimonade" und natürlich der offiziellen Rede. Die fiel jedoch relativ kurz und unkompliziert aus, als Langenselbolds Bürgermeister Hans-Peter Ebner mit einer eilends hervorgekramten Kinderbastelschere das rote Band durchschnitt. Gespielt und in Besitz genommen hatten die Kids den Spielepark an der Gründau ohnehin schon, seitdem die Spielgeräte vor wenigen Tagen dort aufgestellt wurden.
Konzeption des Parks, den die Stadt Langenselbold für rund 150 000 Mark entlang des Flusses errichten ließ, ist, so Ebner, einen Treffpunkt für Kinder und Erwachsene jeden Alters zu schaffen. Der Spielepark als Integrationspunkt für Neu- und Altbürger der Stadt, einheimische und ausländische Menschen und zugleich ein Refugium für den Abenteuergeist und die Spielphantasie der Kinder.
Bei der Eröffnungsfeier am Mittwoch schien die Idee der Stadt schon verwirklicht. Rund 100 Kinder und Elternpaare tummelten sich auf dem Gelände, probierten die einzelnen Geräte aus oder saßen schwatzend mit einem Stück Kuchen im Schatten. Der Erlös der Kuchentheke war übrigens für die Flüchtlinge aus Bosnien Herzegowina in der Hessen-Homburg-Kaserne bestimmt. Kleinkinder spielten mit ihren Förmchen im Sand und das Spielmobil "Kecke Schnecke" der Stadt war von den Jungen und Mädchen schon vollkommen ausgeplündert worden.
Im Schatten der Bäume unterhielt das Rüsselheimer Duo "Jumpin Juggins" die Kleinen und Großen mit Jonglage-Tricks, Clownerie und Mitmach-Theater. Gegen 17 Uhr trat Langenselbolds Lokal-Matador Heinz Berg von der "Heinz Berg- Group" mit seiner Querflöte am Grillplatz des Spieleparks auf.
Doch auch Beschwerden wurden am Eröffnungstag schon gegen den Spielepark laut. Direkte Nachbarn an der Gründau fordern eine Bepflanzung der Ufer: als Sicht- und auch als Lärmschutz. Die Stadt, so Ebner, wird diesen Wünschen nachkommen und in den nächsten Tagen mit Spaten und Gehölzen anrücken.
Am 14. August gibt es das nächste Eröffnungsfest in Langenselbold zu feiern. Dann soll in der Feldstraße der renovierte Kinderspielplatz freigegeben werden.
Zur Sache
Angst vor einem
BAD HOMBURG. Der unter Denkmalschutz stehende Lokschuppen befindet sich auf der Südseite des Bahnhofs neben Kleingärten und Gewerbebetrieben. Fünf Friedrichsdorfer Bürger, die namentlich nicht genannt werden wollen, erwarben das Gebäude im Februar 1987, als noch nicht sicher war, was aus dem ehemaligen Bundesbahngelände einmal werden soll. Eine erste Bauvoranfrage mit dem Ziel, dort eine Diskothek eröffnen zu können, lehnte die Stadt Bad Homburg ab.
Die Mehrheit im Rathaus fürchtete einen "Rotlicht-Bezirk" und wollte statt dessen das Areal zwischen Güterbahnhof und Autobahn-Zubringer in ein Gewerbegebiet umwandeln. Tatsächlich siedelten sich auch kleine handwerkliche Betriebe an, laut Magistrat allerdings bis heute ohne Genehmigung. Inzwischen hat es sich die Mehrheit im Stadtparlament wieder anders überlegt. Der Bebauungsplan, der das Gewerbegebiet festlegt, ist noch gar nicht rechtskräftig, da wird er bereits wieder geändert. Zum Gewerbe soll auch eine Jugendeinrichtung kommen.
Die Besitzer des Lokschuppens denken unterdessen längst in eine andere Richtung. "Natürlich muß die Nutzungskonzeption mit dem Eigentümer abgesprochen werden", lenkt Gerhold ein. "Die Studie diente lediglich dazu, uns in einen gesprächsbereiten Zustand zu versetzen. Hier sind Überlegungen angestellt worden, wie es gehen könnte."
Zu solchen Gesprächen sind die Eigentümer offenbar auch bereit: "Bereits vor fünf Jahren hatten wir einen Antrag gestellt, im Lokschuppen ein Zentrum für die Partnerstädte einzurichten. Damals war unser Bauantrag abgeschmettert worden. Wir hoffen, daß es möglich ist, die Nutzungen Jugendeinrichtungen und Büroräume miteinander zu verbinden." Denn das ist die neue Idee der Eigentümer: Jetzt sollen Büroräume her. FR
BAD VILBEL. Die Stimmung entsprach dem lauen Sommerabend. In entspannter, fast heiterer Atmosphäre wickelte der SPD-Ortsverein am Mittwoch abend im Kurhaus die vor einem Vierteljahr abgebrochene Jahreshauptversammlung ab und wählte seinen neuen Vorstand. Es war keine Überraschung mehr, daß der 47jährige Jens Treuner zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde. Kreisbeigeordneter Wilfried Krumpeter und die Bundestagsabgeordnete Dorle Marx hatten vor den Sommerferien in einer traulichen Runde von früheren Funktionsträgern des Ortsvereins Vorarbeit geleistet. Im Wohnzimmer der Bundestagsabgeordneten auf dem Heilsberg war Neubürger Treuner nach eigenen Worten motiviert worden, den Vorsitz zu übernehmen (die FR hatte am Freitag, 3. Juli, kurz berichtet). Ohne nennenswerte Schwierigkeiten wurde am Mittwoch auch der übrige Vorstand neu gewählt. Er besteht fast durchweg aus bisher wenig bekannten Leuten.
Jens Treuner möchte den Ortsverein nicht völlig umkrempeln. Im Gegenteil. In der SPD, der er seit 1973 in den Ortsvereinen Berlin und Frankfurt angehörte, habe es immer Wirren, Höhen und Tiefen gegeben. Das sei normal. Dem dürfe nicht zu große Bedeutung beigemessen werden. In Bad Vilbel, so Treuner, sei in der Vergangenheit sinnvoll gearbeitet worden, aber die SPD habe unter der Entwicklung zu leiden gehabt. Die SPD müsse nun kontinuierlich weiterarbeiten mit ihren Themen wie Wohnungen, Integration von Ausländern, Innenstadtneuordnung und Jugend. Treuner: "Wir müssen beharrlich weiterziehen an dem Strick, in der Hoffnung künftig etwas erfolgreicher zu sein."
Er wolle kein Programm entwickeln, sondern einen neuen Arbeitsstil pflegen, sagte der neue Vorsitzende. In der Geschäftsordnung des Ortsvereins sei alles schon zum besten bestellt. Besonders interessiere ihn das Referentensystem, wonach Vorstandsmitglieder Arbeitskreise bilden, in denen nicht nur Mitglieder, sondern auch parteiungebundene Bürgerinnen und Bürger mitarbeiten können. Die Referenten und Referentinnen sollten eigenverantwortlich arbeiten können.
Besonders erwähnte Treuner, daß er an einer guten Zusammenarbeit von Vorstand und Fraktion interessiert sei. Es dürfe keine "SPDen" geben. Inhaltlich, nach außen dürfe nur eine SPD auftreten. Die Formalie, ob der Fraktionsvorsitzende im Vorstand nur Sitz, aber keine Stimme habe, interessiere ihn wenig. Er sei zwar Jurist, aber er werde es auf Kampfabstimmungen mit der Fraktion nicht ankommen lassen.
Schließlich erklärte Treuner, er wolle eine SPD, die "so offen wie möglich" sei, also auch für Nichtmitglieder.
Nachdem Treuner ohne Gegenkandidat/in mit 46 Ja-Stimmen, einer Nein- Stimme und fünf Enthaltungen gewählt war, kam die Versammlung nach den Worten von Sitzungsleiter Wilfried Krumpeter "an die Schwachstelle der Versammlung", nämlich zur Wahl der Stellvertreter/innen. Schließlich wurde der pensionierte kaufmännische Leiter der Stadtwerke, Hermann Weiß, mit 44 Stimmen bei vier Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen als erster Stellvertreter und die Gronauerin Heide Buchta mit 46 Stimmen bei drei Enthaltungen und sechs Nein-Stimmen als zweite Stellvertreterin gewählt. Diese Ämter hatten bisher Renate See und Olaf Kaestner inne.
Im Amt des Kassierers wurde der Massenheimer Norbert Kühl von Harald Schmidt abgelöst, der seit 1978 in Bad Vilbel wohnt und im Berufsförderungswerk im Rechnungswesen arbeitet. Zweiter Kassierer wurde wiederum Bernd Drechsler. Wilfried Krumpeter wurde in der Nachfolge von Marcus Gräser erster Schriftführer, Professor Helmut Kohl sein Stellvertreter.
Die Posten der sieben Beisitzer/innen wurden mit Petra Stamms, Gerda Winter, Hilde Trost, Karl-Heinz Schlosser, Raffael Zur, Eberhard Weigel und schließlich Erika Fellner besetzt. Ursprünglich war Werner Groß zum Beisitzer gewählt worden, doch mußte die Versammlung feststellen, daß die Quote von 40 Prozent Frauen nicht erfüllt war. Groß nahm daraufhin das Amt nicht an, und Erika Feller konnte nachdrücken - was ihr nicht leicht fiel. Als bloße Quotenfrau, sagte sie, wolle sie nicht in den Vorstand einrücken, aber weil sie grundsätzlich dafür sei, daß Frauen in der Politik Verantwortung übernehmen, rückte sie in den Vorstand nach.
Werner Groß bekam schließlich die Mehrheit bei der Wahl von Delegierten für den Verbandstag des Umlandverbandes, in dem er schon seit Jahren die Vilbeler SPD vertritt. hm
HANAU. Einem guten Zweck dient das Fußballspiel zwischen dem TSV Klein- Auheim und TuS Froschhausen am morgigen Sonntag um 16 Uhr. Mit Nationalmannschafts-Kapitän Rudi Völler unterstützt der prominenteste Hanauer Fußballer das Benefizspiel durch eine Trikotspende. Sein DFB-Trikot mit der Nummer neun und einen Fußball, beides mit Autogramm versehen, stellte der Stürmer-Star zur Verfügung. Bis um 14 Uhr werden unter der Telefonnummer 069 / 83 91 31 oder per Fax (069 / 83 69 84) noch Angebote für das Nationaltrikot entgegengenommen. Verlost werden in der Halbzeit des Spieles der von Rudi Völler signierte Ball sowie je zwei weitere Lederkugeln mit den Unterschriften der Spieler von Bundesligist Eintracht Frankfurt und Oberligist Offenbacher Kickers. Für zwei Mark können die Zuschauer an den Kassen Lose erstehen.
Die Fußballer des TSV Klein-Auheim richten dieses Spiel zugunsten der Hinterbliebenen von Wolfgang Dohm aus. Der ehemalige Aktive und Jugendtrainer des TSV kam im Juni bei einem Betriebsunfall ums Leben. Die Witwe und der elfjährige Sohn des 34jährigen sollen mit Hilfe des gesamten Reinerlöses dieser Veranstaltung unterstützt werden. ina
HOFHEIM. Sie sollen viel "Moloko" (Milch) trinken und "estj" (essen), ins "Bassein" (Schwimmbad) und in den "Wless" (Wald) gehen, aber trotz aller Erlebnisse auch noch genug "spatj" (schlafen): 74 Jungen und Mädchen aus Weißrußland, die sich einen Monat lang in der Kreisstadt erholen sollen. Am 12. August kommt die erste Gruppe der Neun- bis Zwölfjährigen auf dem Frankfurter Flughafen an: 18 Kinder und zwei Betreuer. Am 16. August steigen weitere 56 Kinder und vier Betreuer aus einem "Aeroflot"- Flugzeug, das von Kiew kommt. Die Hofheimerin Marion Remsperger hat die Hilfsaktion maßgeblich organisiert und sagt strahlend: "Als jetzt die Nachricht kam, daß alles klappt, fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich habe sofort die 64 Gastfamilien informiert."
Wie berichtet, haben die Hofheimer kräftig gespendet, um die Reise der Kinder aus der radioaktiv verseuchten Region zu ermöglichen: 50 000 Mark, "eine Wahnsinnssumme", wie Bianca Sigg sagt. Die "Gastmutter" und Mitorganisatorin: "Die Spender sollen erfahren, was mit ihrem Geld passiert."
Marion Remsperger hat über die weißrussische gemeinnützige Stiftung "Den Kindern von Tschernobyl" Kontakte nach Rußland geknüpft. Die Stiftung mit Sitz in Minsk wurde 1991 gegründet, fünf Jahre nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl. Sie hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, möglichst vielen der 500 000 Kinder, die ständig radioaktive Stoffe einatmen oder mit der Nahrung aufnehmen, einen "Erholungsurlaub" zu ermöglichen. Viele Jungen und Mädchen in den kontaminierten Gebieten leiden unter Immunschwäche, Schilddrüsen- und anderen Erkrankungen; die Krebsrate ist gestiegen. Wie Häftlinge müssen die Kinder fast den ganzen Tag in Räumen bleiben, auch sechs Jahre nach der Reaktorkatastrophe.
In Hofheim sollen zumindest einige von ihnen aufgepäppelt werden; die meisten kommen aus den Gebieten um Pinsk und Gomel. Um ihren Körpern und Seelen Erholung zu ermöglichen, hat Marion Remsperger "seit Wochen keine Fenster geputzt", wie sie den Aufwand beschreibt. "Aber das habe ich gern getan, aus dem Nichts etwas aufzubauen war Ansporn." Ohne Unterstützung von Stadt und Spendern sei das nicht möglich gewesen.
Allein die Reisekosten betragen mehr als 20 000 Mark. Marion Remsperger begründet die Entscheidung für den Luftweg so: "Wir wollten den Kindern einfach keine 36stündige Bahnfahrt zumuten." Weitere 7000 Mark bekommen die Gäste als Taschengeld; die Kinder zwei Mark pro Tag, ihre Betreuer zehn Mark täglich. "Wie weit wir dann noch mit dem Geld kommen, werden wir sehen."
Vitaminreiche Kost, Ausflüge zur Dino-Ausstellung in Wiesbaden, nach Limburg oder zum Flughafen, Spieltage auf dem Sportplatz Heide und viele Stunden in der Natur erwarten die Kinder. Bianca Sigg, die mit Markus Singer, Marlene Schulz und der Stadtjugendpflege das Programm geplant hat, betont: "Die Kinder sollen keinen Konsumschock bekommen. Daher werden Kaufhaus-Besuche unterbleiben." Nicht möglichst viele Geschenke, sondern schöne Erinnerungen und neue Lebenskraft sollen die kleinen Weißrussen mitnehmen, wenn sie Mitte September nach Hause fliegen.
PETRA MIES
KELSTERBACH. Ein hochkarätiges Kegel- und Bowling-Sportprogramm verspricht für Samstag, 8. August, der Kegel- und Bowlingverein im Rahmen der Jubiläumsreihe "40 Jahre Stadt Kelsterbach". Start ist um 10 Uhr auf der Anlage an der Kirschenallee. Um 13 Uhr beginnen die Vereinsmeisterschaften. Weltklassespieler von Olympia Mörfelden haben sich angesagt. Neben Ludwig Keller, einer der Vize-Mannschaftsweltmeister 1992 kommen auch Ralf Koch, Paarkampf-Weltmeister und Kombinations-Rekordhalter. Bowling startet um 14 Uhr. Die Kelsterbacher treten gegen die Bundesligamannschaft von BC Hanau an. cas
KREIS GROSS-GERAU. Zum nächsten Monatstreffen tritt die kreisweit engagierte Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Groß-Gerau (PSAG) am Dienstag, 11. August, 19.30 Uhr, im AOK-Gebäude zusammen. Nach Auskunft von PSAG-Sprecherin Bettina Scholtz geht es an diesem Abend um "Ehrenamtliche Hilfen im psychsozialen Bereich". Dabei werden Beispiele aus dem Kreisgebiet wie die Laienhilfe Philippshospital und die ehrenamtliche Arbeit beim DRK Groß-Gerau vorgestellt werden. cas
RÜSSELSHEIM. "Wilhelm Frick - der Legalist des Unrechtsstaates" ist das Thema einer Veranstaltung des Leseladens und Bücherhauses am Montag, 10. August, 20 Uhr, im "Leseladen" (Grabenstraße).
Vorgestellt wird das Buch des Rüsselsheimer Pädagogen und Geschichtswissenschaftlers Günter Neliba, der mit diesem Werk über den einstigen Reichsminister des Inneren und dessen Rolle beim Aufbau und der Durchsetzung des NS- Staates 1990 promovierte. cas
KELSTERBACH. "Bei Haushaltsreden malt man als Opposition gern mal etwas schwarz, aber die Entwicklung, die sich jetzt leider abzeichnet, ist schlimmer als unsere Befürchtungen." Dies erklärte für die Fraktion der Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) Leo Spahn zur jüngsten Entwicklung der Kelsterbacher Finanzlage. Danach sind in diesem Jahr erhebliche Mindereinnahmen zu erwarten, beispielsweise aus dem Flughafenbereich. Die WIK sieht sich in ihrer früheren Skepsis bestätigt und auch in ihrer Kritik, daß die kommunalen Ausgaben etwa für die Veranstaltungsreihe zum Jubiläum "40 Jahre Stadt Kelsterbach" weniger hoch ausfallen sollten.
Wegen erheblicher Mindereinnahmen bei der Vorteilsausgleichszahlung Frankfurts an Kelsterbach für die Abgabe des Flughafengeländes - dieser Betrag sinkt von zwölf auf etwa sechs Millionen Mark - seien derzeit noch nicht absehbare negative Auswirkungen für den Stadtsäckel zu befürchten, meint die WIK. Weil für die Ausgleichszahlung jeweils der vorjährige Gewerbesteuerertrag der Stadt Frankfurt aus dem Flughafenbereich Grundlage sei, müsse Kelsterbach auch in kommenden Jahren mit wesentlichen Einnahmeminderungen rechnen.
"Wir freuen uns keineswegs über diese Entwicklung", betonte Spahn. Dringend erforderlich sei eine Korrektur der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt. Nach Einschätzung von Fachleuten drohten in den kommenden vier bis fünf Jahren Einnahmeverluste von rund 20 Millionen Mark. Dies müsse Konsequenzen auf der Ausgabenseite, vor allem im Verwaltungsetat, haben. Zwar nage Kelsterbach nicht am Hungertuch, und für das Investionsprogramm könnten die Rücklagen in Anspruch genommen werden. Dadurch sänken aber die Zinseinnahmen im Verwaltungshaushalt. Offensichtlich seien die fetten Jahre erst einmal vorbei. cas
Armdrücker aus ganz
SCHÖNECK. Zum zweitenmal messen die Starken des Landes ihre Muskeln. Am Samstag, 8. August, beginnen um 17 Uhr die Offenen Oberdorfelder Meisterschaften im Armwrestling (sportliche Form des Armdrükkens).
Armwrestler aus ganz Europa haben ihr Kommen angekündigt. Europameister Hagen Römer vom Armwrestling-Club Hanau muß sich mit seinen größten Konkurrenten Siegfried Klingl (Fulda) und Norbert Kwiatkowski (Borken) auseinandersetzen.
Teilnehmen kann trotzdem jeder. Die Gewichtsklassen bei den Männern sind 70, 80, 90 und 100 Kilogramm. Bei den Frauen gibt es die Klassen bis 60 und über 60 Kilogramm. Das Abwiegen findet zwischen 14.30 und 16 Uhr statt. gf
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Bürgerbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises, Gerhard Höhn, bietet auch im August wieder Sprechstunden an: im Landratsamt Hanau ist er am Mittwoch, 12. August, von 14 bis 16 Uhr, im Landratsamt Gelnhausen am Donnerstag, 13. August, von 10 bis 12 Uhr und am Freitag, 14. August, von 10 bis 12 Uhr für die Bürger zu erreichen.
Flei
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Kulturmix Bad Nauheim. Jazz und Folk im Wald: Yannick Monot & Nouvelle France + Little Willie Littlefield in Konzert, So. 11 Uhr, Da Capo, Rosbacher Str. 20.
Ges. f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Pnina Adany & Esther Horesh (Orgelkonzerg + Gesang), So. 17 Uhr, Johanniskirche. Brunnenkonzert: Musikzug Nieder- Wöllstadt, So. 15 Uhr, Aliceplatz.
Wunschkonzert mit Orchester B+O, Sa. 19.30 Uhr, Kurhaus.
Turngemeinde Offenbach: Konzert des Spielmannszuges der TG, So. ab 14 Uhr, Trinkkuranlage.
Kurkonzert, Sa. 10.30 u. 15.30 Uhr, So. 10.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: Kindertheater Blinklichter - "Schiff Ahoiii", Musical f. Kinder ab 5 J., Sa. 15 Uhr; "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, Sa. u. So. 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, Sa. 10.30-11.30 u. 15.30-17.30 Uhr, So. 10.30-11.30 Uhr, So. 15 Uhr heitere Klänge bunt gemischt, Konzert mit den Seementaler Musikanten, alle Konzerte Trinkkurhalle Bad Salzhausen.
Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Rumpelstilzchen", Vorstellung für Kinder, So. 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz. Lesung Bad Vilbel. Eva Zeidler - Lyrik von Rose Ausländer, Matinee mit Musik, So. 11 Uhr, Wasserburg.
Gruppen / Vereine Friedberg. Gartenbauverein Grüne Lunge Burgfeldried: Sommerfest, Sa. ab 15 Uhr, Gartengelände Burgfeldried.
FFW: 130jähriges Jubiläum, Tag der offenen Tür, So. ab 10 Uhr, Am Dachspfad 24.
Kath. Pfarrgemeinde Ockstadt: Pfarrfest, So. ab 10 Uhr (Gottesdienst), dann Festzelt in der Waldstraße.
Bad Nauheim. Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger: Modellbootvorführungen, So. 14 Uhr, Teich der Trinkkuranlage (s.a. Rubrik Ausstellungen). Bad Vilbel. Ev. Heilig-Geist-Gemeinde: Familiengottesdienst, So. 10 Uhr, Heilig-Geist-Kirche, Am Kreuz 2, Heilsberg.
Ev. Kirchengemeinde Massenheim: Gemeindefest, So. ab 10 Uhr, Gemeindezentrum. FFW: Abschiedsfest f. Tschernobyl-Kinder, So. 14 Uhr, Feuerwehrgerätehaus Massenheim.
Rosbach. MSC Ober-Rosbach: Familiengrilltag, Sa. ab 15 Uhr.
Verein für Dorfverschönerung Nieder-Rosbach: Teichbeleuchtung, Sa. ab 18.30 Uhr, Teichgelände Nieder-Rosbach.
Radfahrverein: Volksradfahren, Start: Sa. 9 Uhr, Rosbacher Brunnen.
Butzbach. FFw Griedel: 100jähriges Jubiläum, Kommersabend, Sa., Bürgerhaus Griedel.
Radfahrverein Nieder-Weisel: Volksradfahren, Start: So. 9 Uhr, MZH Nieder-Weisel. Echzell. DBV Natur- u. Vogelschutzgruppe Bingenheim: Familienfest (mit Flohmarkt), Sa. ab 13 Uhr, DGH Bingenheim. FFW: Feuerwehrübung, So. 9 Uhr.
TB Gettenau 1898, Reit- u. Fahrabteilung: 2. Echzeller Trailritt, So. 10 Uhr.
Florstadt. Sport-Union Nieder-Florstadt: Kleinfeld-Handballturnier, Sa. u. So., Waldsportplatz Nieder-Florstadt.
Karben. Sportschützenverein Burg-Gräfenrode: Sommerfest d. Schützen, Sa. ab 15 Uhr, Schulhof Burg-Gräfenrode.
Kath. Kirchengemeinde St. Bardo Petterweil: Pfarrfest, Sa. ab 15 Uhr, So. ab 10.30 Uhr, Kath. Kirche u. Gemeindezentrum.Freiwillige Feuerwehr: 10jähriges Jubiläum der Jugendfeuerwehr, Spiel ohne Grenzen, So. 9.30 Uhr, Kiga Kloppenheim.
Ev. Kirchengemeinde Burg-Gräfenrode: 40jähriges Jubiläum des Kindergartens, So., Kiga in der Oberburg.
Ev. Kirchengemeinde Rendel: Pfarrfest, So. ab 10 Uhr, Pfarrhaus.
KSV Klein-Karben, Abt. Tanzsport: Tanztee, Sa. 19 Uhr, KSV-Heim Günter-Reutzel-Sportfeld Klein-Karben.
Altenstadt. Angelsportverein: Angelfest, Sa. u. So., Zelt an der Nidder.
Ges. f. Geschichte und Kultur: Tagesfahrt nach Veitshöchheim am Main, So.
Vereine Lindheim: Straßenfest, So. ab 10 Uhr, Alte Burg + Altenstädter Straße.
Handballverein: Spielfest, So. ab 14 Uhr, Altenstadthalle.
Nidda. Bürgerverein: Grillfest, Sa. 12 Uhr, Ev. Gemeindehaus.
TV: Niddaer Stadtlauf, Sa.
TC Ober-Schmitten: Mehrkampfmeisterschaft Tennis, Sa., Clubgelände.FFw Borsdorf: Gerätehausfest, Sa. u. So., Feuerwehrgerätehaus Borsdorf.
VHC: Wanderung Jägerhaus, Abfahrt: So. 9 Uhr (Fahrt mit dem Bus).
Büdingen. Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius: Gottesdienst zur Verabschiedung d. Gemeindereferentin Friedel Kraus, Sa. 19 Uhr, Kath. Kirche Düdelsheim.
FFW Lorbach: 40jähriges Jubiläum, Sa. Brunnenfest, So. "Tag der Feuerwehr", Lorbach.
Ortenberg. TV Gelnhaar, Abt. Schützen: Wurstschießen, Sa., Gasthaus Beck- Meyer Gelnhaar.
FFW: Grillfest, Sa. u. So., Gerätehaus.
SV Selters / Wippenbach: Sommerfest, Sa. u. So., Rund um den Sportplatz.
Gedern. TC: Tennisturnier, Sa. u. So., Tennisanlage.
VHC: Wanderung, So.
Friedberg. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs f. Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26.
Bad Nauheim. DRK: Erste-Hilfe-Kurs, Teil I Sa. 8.30 Uhr, Teil II So. 8.30 Uhr, DRK-Haus Jahnstr.
Rosbach. Obst- u. Gartenbauverein Rodheim: Sommerschnittlehrgang, Treffpunkt: Sa. 9 Uhr, Neue Str. 23.
Niddatal. Umweltwerkstatt Wetterau: Naturkundliche Seminarreihe, Thema: Insekten, Sa. 15 Uhr, Wirtsgasse 1 Assenheim.Parteien / Parlamente
Bad Vilbel. SPD: Sommerfest, Sa. ab 17 Uhr, Sportgelände.
CDU: Heilsberger Heckenfest, Sa. ab 15 Uhr, so. ab 11.15 Uhr, Festwiese zw. Alte Frankfurter Str. u. Bundesstr. 3.
Karben. SPD OV Klein-Karben: Brükkenfest, Sa. ab 18 Uhr, So. ab 11 Uhr, neue Fußgängerbrücke am Breul.
Nidda. SPD OB U.-Widdersheim: Kinderfest, So. 10 Uhr, BH U-Widdersheim. Verschiedenes
Friedberg. Führung durch die Altstadt mit K. Büttner, Treffpunkt: So. 14 Uhr, Wetterau-Museum Haagstraße.
Bad Nauheim. Bootsvorführungen auf dem Teich der Trinkkuranlage, So. ab 14 Uhr.
Kerb im Stadtteil Rödgen, Sa. u. So. (bis Mo.).
Tanztee, So. 15 Uhr, Kurhaus.
Bad Vilbel. Erzeugergemeinschaft Wetterauer Direktvermarkter: Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Kramer Zunft & Kurzweyl -historischer Markt mit umfangreichem Programm, Sa. ab 11 Uhr Eröffnung (bis 22 Uhr), So. 11-20 Uhr, Marktplatz.
Kirchweih im Stadtteil Bodenrod, Sa. u. So. (bis Mo.), Festplatz Bodenrod.
Niddatal. Offizielle Inbetriebnahme des neuen Pumpbrunnens vor der Synagoge, So. 14 Uhr, Brunnengasse Assenheim.
Nidda. Kirchweih in Ober-Widdersheim und Unter-Schmitten, Sa. u. So.
Tanzabend mit der Tanzkapelle Flamingos, Sa. 19-22.30 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.
Büdingen. Stadtführung, Treffpunkt: Sa. 14 Uhr, Pavillon Damm.
Backhausfest in Eckartshausen, Sa.
Gedern. Ober-Seemer Markt, Sa. u. So. (bis 11. August). Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. 8.).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. 8.).
Bad Nauheim. Jon Peter Pahlow - Farbige Netzwerke - Plastiken & Objekte, Öffnungszeiten: Di.- Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr (u. nach tel. Vereinbarung unter 0 60 32 / 315 33), Galerie Remise, Mittelstr. 23 (bis 6. September).
Butzbach. Kath. Kirchengemeinde: Bibelausstellung, So., Kirchplatz Markuskirche.
Karben. Ev. Kirchengemeinde Okarben: Batikausstellung, Ev. Gemeindezentrum Okarben, (bis 23. August).
Altenstadt. Gemeindevorstand: Solarthermische Anlagen und Förderprogramm des Landes Hessen, eine Ausstellung des Hess. Ministerium f. Umwelt, Energie u. Bundesangelegenheiten, zu den Öffnungszeiten der Sparkasse, Filiale der SK Wetterau (bis 20. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel
Friedberg. Roxy: Otto - der Liebesfilm (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Blende: Steinzeit Junior (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Studio: Batmans Rückkehr (Sa. 15, So. 13.45, 16 Uhr); Roter Drache (Sa. 20.15, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr) - Keller: Wayne's World (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Vater der Braut (Sa. u. So. 19 Uhr); Camille Claudel (Sa. u. So. 21.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Schlafwandler (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Bambi: Tim und Struppi am Haifischmeer (Sa. u. So. 15 Uhr); Das Schweigen der Lämmer (Sa. u. So. 20 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Satiricon: Klassische Gitarrenreise durch die Jahrhunderte (Sa. 20.30 Uhr); Das singende, klingende Bäumchen (So. 16 Uhr); Batmans Rückkehr (Sa. 16, So. 18 Uhr); Unter Freunden (So. 20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Otto - der Liebesfilm (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr) - Princess: Wayne's World (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Indochine (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Black Robe (Sa. u. So. 22 Uhr).
Lich. Traumstern: Rhapsodie im August (Sa. u. So. 19.30 Uhr); My private Idaho (Sa. u. So. 21.45 Uhr); Hot Spot (Sa. 24 Uhr). (Ohne Gewähr)
rb FRANKFURT A. M. Von der deutschen Vereinigung hat kaum ein Wirtschaftszweig so rasch und so kräftig profitiert wie der Versandhandel. Doch auch in dieser Branche ist inzwischen wieder der Alltag eingekehrt: Im ersten Halbjahr steigerten die im Bundesverband des Deutschen Versandhandels zusammengeschlossenen 180 Firmen ihre Umsätze nur noch um vier Prozent, wovon zwei bis drei Punkte auf das Konto Preiserhöhungen gehen. Zum Vergleich: 1991 legten die Versender dank des Ost-Booms um 46 Prozent zu. Insgesamt setzten sie im vergangenen Jahr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 36 Milliarden und nach Berechnungen des Frankfurter Verbandes über 40 Milliarden Mark um.
Dessen Mitglieder repräsentieren davon etwa 85 Prozent. Zu ihnen zählen neun Unternehmen des Sortiments-Versandhandels, auf die allein 70 Prozent des gesamten Branchengeschäftes entfallen, weiterhin acht mit Vertretern operierende Direktmarketing-Firmen (zum Beispiel der Staubsauger-Hersteller Vorwerk) und schließlich 163 Spezial-Versender. Am besten schnitten in den ersten sechs Monaten die Vertreter-Unternehmen ab (plus elf Prozent), die dafür 1991 nur bescheidene Zuwächse aufwiesen. Den Grund erklärt ein Verbandssprecher: Erst mit zeitlicher Verzögerung gegenüber den Katalog-Anbietern sei es ihnen gelungen, in der Ex-DDR die nötigen Klinkenputzer-Kolonnen zu rekrutieren.
HOCHHEIM. Gelb dominiert seit gestern das Hochheimer Rathaus. Viele der Bilder, die im Foyer ausgestellt werden, sind in dieser Farbe gehalten. Warum, weiß auch Andreas Spielhalter nicht. Er leitet die Malgruppen der Schule für Körperbehinderte am Antoniushaus. Die Werke im Rathaus haben seine Schüler gemalt. "Gelb geht uns immer aus", sagt er. "Das ist ein Phänomen."
Die körperbehinderten Schüler im Alter von sechs bis sechzehn Jahren mögen offenbar auch andere kräftige Farben. Leuchtendes Blau zum Beispiel oder kräftiges Rot. Große Farbflächen sind charakteristisch für fast alle ausgestellten Bilder; Gegenständliches findet sich kaum. Das liegt an der Technik, die meisten sind nämlich Gemeinschaftsproduktionen. Spielhalter erläutert, wie die entstehen: Nachdem er einen großen Papierbogen über eine Tischplatte gespannt hat, fangen die Schüler an jeder Seite an zu malen. "Ich presse erst mal einen Batzen Farbe in jede Ecke, dann kann's losgehen", berichtet der Lehrer. Nach und nach erobern die Schüler ihren Mal-Bereich, mischen in die der anderen hinein, bis schließlich ein großes buntes Bild entsteht. Aber es gibt auch anderes: etwa ein Gemälde, das unter dem Titel "Novemberhimmel" steht und eine graue, strukturierte Fläche zeigt. Spielhalter: "Wir haben uns die Frage gestellt: Wie male ich Himmel? - Ja, weiß nicht, hieß es da erst mal." Langsam kamen Ideen.
Die Vier-Quadratmeter-Papiere, die jeweils in 40 Minuten Unterricht entstehen, sind der Rohzustand. Danach geht es ans Rahmen, wofür jeweils bestimmte Ausschnitte gewählt werden; so können aus einer Vorlage mehrere Einzelbilder "herausgerahmt" werden. 110 solche Rahmen haben die Antonius-Schüler in den vergangenen drei Jahren gefüllt. Normalerweise hängen die Bilder im Schulgebäude, mit der Ausstellung im Rathaus präsentieren sich bis zum 27. August die jungen Maler zu erstenmal einer größeren Öffentlichkeit. Übrigens: Die Bilder sind auch zu verkaufen, jedes kostet 200 Mark. fuh
LIEDERBACH. Nach den CDU-Gemeindevertretern Hans-Joachim Fliege und Dieter Kurnitzki, die ihre Fraktion verlassen haben, hat sich nun auch Gemeindevorstandsmitglied Peter Emert entschieden: Der im Juni aus der CDU ausgetretene Liederbacher ist zur FDP gewechselt. Damit verfügt die FDP neben Horst Kruczyna nun über einen zweiten Vertreter im Vorstand.
Der Wechsel sei ihm nicht schwergefallen, erklärte Emert. In der FDP "finde ich noch etwas mehr an mutiger Kommunalpolitik". Hier könne er seine Meinung stärker verdeutlichen, meinte Emert bezüglich des "Possenspiels, mit dem der konservativ-klerikale Flügel der Liederbacher CDU einige unbequeme Neuerer aus ihren Reihen verabschiedet hat und statt dessen ausgediente Betonköpfe wieder aus der Schublade zog." Wie berichtet, finden sich drei CDU-Fraktionsmitglieder auf hinteren Plätzen der Kandidatenliste für die Kommunalwahl wieder und haben keine Aussicht, wieder ins Parlament zu gelangen. set
NIEDERDORFELDEN. Der SPD-Ortsverein veranstaltet am Sonntag ab 11 Uhr in der Grünanlage an der Struwwelpeterschule ein Sommerfest. "Mit dem Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Lothar Klemm, und Landrat Karl Eyerkaufer hat sich prominenter Besuch angesagt", teilt die SPD mit.
Für Speisen und Getränke werde "wie immer bestens gesorgt". Für Kinder wird das Spielmobil "Wilde Hilde" bereitstehen. pom
Freitag, 7. August
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Circus Fliegenpilz, Tel. 7 07 59 47: 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.
Paluna Varieté, Tel. 42 54 35: 20.30 Uhr, Tourneevarieté (Premiere); Konstablerwache. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Public Banana Beat/Nix für Ungut & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, The Rude Kids.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Main River Band.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco Show.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Oliver Kestel Quartett.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Los Compañeros - Gitarrenduo.
Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 20.30 Uhr, Haydn Fest - Klavierkonzert.
Katharinenkirche, An der Hauptwache: 20 Uhr, Martin Lücker - Orgelkonzert.
Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, Torsten Fenslau is in the House - Dancefloor. Vorträge Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kassler Str. 1 a: 20 Uhr, Vortrag "Erfahrungen mit sexuellem Mißbrauch". Filme / Kino Carl-Von-Weinberg-Park: ca. 22 Uhr, Open-air-Kino "Die verschwundene Dame" (bei Regen in der Paul-Gerhardt-Gemeinde, Gerauer Str. 52).
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil, Seite 27. Museen/Galerien/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Werke und Räume".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Frankfurter Frauenreferat & Frauengruppen: 18 Uhr, Stadtteil Rödelheim per Kamera; Treffpunkt S-Bf. Rödelheim.
Känguruh Haus, Lenaustr. 24: 18 Uhr, Töpferstudio. Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT: 21 Uhr, Performance "Hirngespinste".
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: Mo., 10. 8., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale Niederrad, Sandhofstr. 1.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr, bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Arnsburg-Apotheke, Bornheim, Arnsburger Straße 78, Tel. 43 31 90; Bonifatius-Apotheke, Sachsenhausen, Holbeinstraße 63, Tel. 62 19 53; Centrum-Apotheke, Zeil 96, Tel. 29 51 29; Eschbach-Apotheke, Alt-Niedereschbach 2, Tel. 5 07 70 77; Hostato-Apotheke, Höchst, Hostatostraße 28, Tel. 30 60 36; Kaiser-Apotheke, Kaiserstraße 53, Tel. 23 23 62; Schwarzburg-Apotheke, Nordendstraße 65, Tel. 59 03 27; Severus-Apotheke, Heddernheim, Severusstraße 77, Tel. 57 29 40; Stern-Apotheke, Bockenheim, Am Kurfürstenplatz, Tel. 77 55 82. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Bornheim, Tel. 43 21 11; Offenbach, Tel. 84 64 28; bei tierärztlichen Kliniken (s. Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.
Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
Frau Walli Lünemann aus Maintal-Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Freitag, 7. August.
Frau Margaretha Heilmann aus Nidderau-Windecken zum 92. Geburtstag am Freitag, 7. August.
Frau Minna Reinhardt aus Nidderau-Windecken zum 80. Geburtstag am Freitag, 7. August.
Herrn Nikolaus Deutzer aus Erlensee-Langendiebach zum 80. Geburtstag am Freitag, 7. August.
MAINTAL. Der letzte Tropfen brachte das Faß zum Überlaufen. Ende der Sommerferien wurde den Eltern der Bescheid zugesandt, daß die Kindertagesstätten- Gebühren in Maintal erhöht werden. Jetzt wollen sich die Betroffenen - und nicht nur sie - wehren.
Das Ortskartell Maintal des Deutschen Gwerkschaftsbundes und der Stadtelternbeirat der Kindertagesstätten rufen deshalb zu einer Demonstration unter dem Kundgebung danach Motto "Schluß mit dem Griff in unsere Taschen" auf.
Treffpunkt ist am heutigen Samstag, 10.30 Uhr, am Backesweg, Ecke Bahnhofstraße. Bei der anschließenden Kundgebung werden Dieter Hoppe (stellvertretender Pressesprecher des Stadtelternbeirates), Sepp Sigulla (DGB-Kreisvorsitzender), Herbert Hept (DGB-Ortskartell) und Rolf Knecht (Betriebsratsvorsitzender von Honeywell) sprechen.
"Inzwischen greift der Sozialabbau auf fast alle Arbeitnehmer über", so die Meinung des DGB-Ortkartells. "Die christlich-liberale Regierung läßt fast keine Möglichkeit aus, den Arbeitnehmern das Geld aus der Tasche zu ziehen."
Die Kindertagesstättenpolitik der Stadt Maintal gehe in die gleiche Richtung. "Mit erheblichen Gebührenerhöhungen werden auch hier insbesondere die Arbeitnehmer zur Kasse befohlen."
Auch der Maintaler Stadtelternbeirat sieht die Erhöhung der Kindertagesstätten-Gebühren als "sozial ungerecht" an. Sie bedeute für die Mehrheit der Eltern eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung. gf
CDU lehnt Offerte der Kreis-SPD dankend ab Pipa will sich nur ohne NPD wiederwählen lassen Von Rüdiger Arendt MAIN-KINZIG-KREIS. Die SPD will den Wiederwahlantrag für den Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa am 28. August im Kreistag nur dann stellen, wenn zuvor ausgeschlossen wird, daß Pipa nur mit Stimmen aus der NPD-Fraktion wiedergekürt werden könnte. Diese Position beschrieben führende SPD-Kreispolitiker Mittwochabend vor Journalisten. Wie berichtet, wirbt die SPD-Spitze nach dem Zusammenbrechen der rot-grünen Koalition um eine punktuelle Zusammenarbeit mit der CDU mit dem Ziel, noch in diesem Jahr Pipa wiederzuwählen, den Umweltdezernenten Harald Friedrich abzuwählen und für ihn einen CDU-Dezernenten ins Amt zu hieven. Die Hoffnung auf eine Kooperation mit den Christdemokraten dürfte jedoch gegen null sinken, wenn sich der CDU- Kreisvorsitzende Aloys Lenz mit seiner Meinung in seiner Partei durchsetzt. Lenz sagte gestern auf Anfrage der FR, die CDU-Position sei klar, man lehne sowohl die Wiederwahl von Pipa als auch die Abwahl von Friedrich ab. Gleichwohl werde man die SPD-Offerte in den Gremien der Partei eingehend beraten.
Pipa, dem nach dem Platzen der rot- grünen Koalition wieder das Abfall-Dezernat übertragen worden war, machte deutlich, daß er sich "auf keinen Fall mit Stimmen von Neonazis wählen lassen" wird. Wenn die CDU das SPD-Angebot ablehnt, wie es sich gegenwärtig abzeichnet, werden die Sozialdemokraten nach Aussagen ihres Kreistagsvorsitzenden Lothar Klemm sowie des Unterbezirksvorsitzenden Bernd Reuter den Wiederwahlantrag für Pipa nur dann stellen, wenn zuvor in der Öffentlichkeit deutlich geworden ist, daß die NPD mit einer Wiederwahl nichts zu tun hat. Dies würde beispielsweise dann eintreten, wenn sich Mitglieder aus den Reihen der CDU- Fraktion offen zur Wiederwahl Pipas bekennen. Laut Reuter soll es CDU- Kreistagsmitglieder geben, die sich mit einem solchen Gedanken tragen.
Klemm und Reuter begründeten ihre Offerte an die CDU zum einen damit, daß bei der gegenwärtigen personellen Besetzung der grünen Fraktion eine neue Koalition mit dieser Partei ausscheidet. Um der rechtsradikalen NPD im Kreistag keine Plattform mehr zu geben - die NPD hatte gemeinsam mit der SPD das Raumverfahren für die Restmülldeponie in Ronneburg eingeleitet - müßten die beiden großen Parteien zusammenarbeiten. Klemm: "Was soll daran schädlich sein, wenn man schon jetzt Kooperationsbereitschaft mit der CDU signalsiert?" Die Fraktion habe sich die Entscheidung gewiß nicht leicht gemacht, sagte der Kreistagsvorsitzende und SPD-Fraktionsvorsitzende im hessischen Landtag und wies gleichzeitig auf das gute Funktionieren der rot-grünen Koalition in Wiesbaden hin. An die Christdemokraten richtete er den moralischen Appell, sich ihrer Verantwortung für den Main-Kinzig- Kreis bewußt zu sein und sich auf keine Form der Zusammenarbeit mit den Rechtsaußen-Parteien einzulassen. Bis heute fehle von der Landes-CDU in dieser Frage ein klarer Abgrenzungs-Beschluß. Die Main-Kinzig-Grünen zeigten sich von der SPD-Offerte an die CDU gestern wenig überrascht. Dies sei nur eine logische Konsequenz des Verhaltens der Sozialdemokraten in den vergangenen Jahren. Von Anfang an sei die Zusammenarbeit durch sozialdemokratische Kreispolitiker erschwert oder sogar torpediert worden. "Machterhaltung um jeden Preis, die Wiederwahl Pipas muß gesichert werden" - so beurteilen Fraktion und Vorstand der Grünen das SPD-Angebot.
In die sich anbahnende neue kommunalpolitische Entwicklung im größten Flächenkreis Hessens hat sich gestern sogar der grüne Landesvorstand in Wiesbaden eingeschaltet. Dessen Vorsitzender Frömmrich sowie die Landesgeschäftsführerin Margareta Wolf bezeichneten die neue Entwicklung als "politische Kapitulation der SPD im Main-Kinzig- Kreis." Es mute "verdammt hilflos" an, wenn die SPD zunächst gemeinsam mit der NPD eine in der rot-grünen Koalition strittige Verkehrsanbindung zur Mülldeponie beschließe und somit das Ende der Koalition präjudiziere und dann der CDU ein halbes Jahr vor den Wahlen den Stuhl des grünen Dezernenten als Lockmittel für eine Große Koalition anbiete. Man könne von Friedrich halten, was man wolle, aber was die Main-Kinzig- SPD veranstalte, sei eine Mischung aus "zu Kreuze kriechen vor der NPD" und einem provinziellen Personengeschacher, das unter dem Motto laufe: "Koste, was es wolle, unser Mann muß vor der Kommunalwahl erneut in Amt und Würden".
Die beiden grünen Politiker fragen, ob die SPD im Main-Kinzig-Kreis in einem so konturlosen und wackeligen Zustand sei, daß sie in der Großen Koalition die einzige Antwort auf die Präsenz der rechtsextremen Parteien im Kreistag sehe. Wenn dem so sei, dann sei das wahrhaftig ein Armutszeugnis. Darüber hinaus baten die beiden Politiker die SPD, sich die Debatte um die Parteiverdrossenheit noch einmal kurz vor Augen zu führen. Das für den Main-Kinzig-Kreis geplante Politikmuster sei sicher kein Beitrag, um dieser Verdrossenheit verantwortlich entgegenzuwirken.
MAINTAL. Die Schützengilde Wachenbuchen richtet in diesem Jahr die Zeltkerb auf dem Festplatz am Hanauer Weg aus. Das große Spektakel beginnt heute, Freitag, um 20 Uhr mit Bieranstich, Unterhaltung und Tanz, wozu eine Big-Band aufspielt. Am Samstag ist ab 14 Uhr Skat-Tunier, und abends wird wieder getanzt. Der Zeltgottesdienst beginnt am Sonntag um 10 Uhr. Dann spielt der Hochstädter Posaunenchor.
Die zentrale Verantaltung "Jux-Olympiade" steigt am Sonntag um 20 Uhr. Die zu leistenden Aufgaben bleiben geheim, bis die Mannschaften auf der Bühne stehen. Zum Frühschoppen am Montag um 10 Uhr spielt das Blaßorchester Wachenbuchen. Ab 15 Uhr steht "Kinderbelustigung" auf dem Programm. Ab 19 Uhr kann wieder getanzt werden, und zum krönenden Abschluß gibt es gegen 22 Uhr die aktuelle Ausgabe der "Hitparade".
FREIGERICHT. Die Polizei sucht Hinweise auf einen Unfall, der sich am Mittwoch morgen in der Horbacher Höhenstraße ereignete. Gegen 7 Uhr demolierte ein unbekannter Fahrer beim Wenden in der Zufahrt eines Anwesens das Garagentor. Dabei entstand ein Schaden von mehr als 2000 Mark. Anschließend flüchtete der Verursacher.
Zeugen, die Näheres über den Unfallhergang, den Fahrer und das Fahrzeug wissen, werden gebeten, sich bei der Gelnhäuser Polizei zu melden. tja
Noch geht es relativ ruhig zu bei den Gewichthebern des ASC Zeilsheim, doch in wenigen Tagen wird Trainer Peter Krinke aus dem Urlaub zurückkehren und dann müssen die Heber wieder verstärkt an die Hanteln treten. Fast alle Kraftathleten trainieren auch in der Sommerpause weiter, um nicht allzusehr außer Form zu geraten. Am 23. August werden die Terminvorschläge gecheckt. Der Rundenstart in der Hessenliga ist für den 17. Oktober vorgesehen. Dann sollen die Zeilsheimer nach Südhessen (Pfungstadt) reisen.
Erst sechs Wochen darauf, am 28. November, wird die Runde dann fortgesetzt: Zum ersten Heimkampf erwarten die Zeilsheimer Aschaffenburg-Schweinheim. Danach geht es am 12. Dezember nach Kostheim, wo allerdings kein Weihnachtsgeschenk überreicht werden soll. Das Jahr 1992 ist für die Heber damit bereits abgeschlossen.
Fortgesetzt wird die Runde am 23. Januar mit dem Heimkampf gegen Zweit-Bundesliga-Absteiger Groß-Zimmern.
Eine Prognose will ASC-Sprecher Helmut Dörnbach so früh noch nicht wagen, doch er glaubt an einen Platz unter den ersten drei. Wie im Vorjahr könnten den Zeilsheimern auch in der neuen Saison die Personalprobleme im Kampf um den Aufstieg zum abermaligen Verhängnis werden.
Einen Neuzugang gibt es aus Zeilsheim nicht zu vermelden. "Wir wollen nicht großartig in neue Heber investieren und damit unsere Stammkräfte verärgern", erläutert Dörnbach. Vielmehr wollen die Zeilsheimer aus dem eigenen Nachwuchs schöpfen. Allerdings haben die Gewichtheber allgemein Nachwuchsprobleme, denn der Kraftsport ist eine sehr trainingsintensive Beschäftigung. Zum Ausgleich betreiben viele Athleten, auch die des ASC, gerne den Kraft-Dreikampf, der aus Bankdrücken, Kniebeugen und Kreuzheben besteht. Auch in diesen drei Einzeldisziplinen gehen die Heber bei Meisterschaften an den Start.
Bei den hessischen Meisterschaften der Kreuzheber in Griesheim waren auch einige ASC-Akteure(innen) vertreten. Holger Mainz sicherte sich in der Klasse bis 100 Kilogramm die Silbermedaille. Eigentlich wollte der Zeilsheimer ja eine Gewichtsklasse niedriger antreten, doch direkt nach dem Urlaub brachte er mit 91 Kilogramm ein Kilo zuviel auf die Waage. Dennoch darf er mit gehobenen 280 Kilogramm zufrieden sein.
Sigrid Krinke schaffte 133,5 Kilogramm und wurde Zweite. In ihrem ersten Wettkampf hob Heike Hruschka 130 Kilo und wurde Dritte in der Klasse bis 75 kg. Ist sie eines der gesuchten Nachwuchstalente? jbp
Ich befürchte, daß es Leute wie mich und andere
ehemalige Kollegen braucht, um die Mörder zu
finden, denn leider ist es wohl so, daß man einen
Dieb braucht, um einen Dieb zu fangen und einen
Mörder, um einen Mörder zu fangen.
SPD/Grüne kürzen Etat
um 7,1 Millionen Mark
WETTERAUKREIS. Mit den Stimmen von SPD und Grünen gegen die der CDU und der rechtsextremen "Republikaner" hat der Kreistag gestern die 7,1 Millionen Mark umfassende Sparliste von Landrat Rolf Gnadl (SPD) beschlossen. Die CDU sprach SPD und Grünen den ernsthaften Willen ab, den Haushalt zu sanieren. Die Christdemokraten hätten keine Alternative, konterte die SPD. Die Grünen teilten nach beiden Seiten aus. Die CDU könne mit ihren Vorschlägen den Haushalt "nicht im geringsten sanieren". Dem Koalitionspartner SPD hielten sie vor, den Grünen immer nur Kröten zum Schlucken zu geben, während sie selbst die Rosinen vernaschten.
Der Regierungspräsident in Darmstadt hat dem Wetteraukreis auferlegt, wegen des 22 Millionen Mark hohen Defizites sein Kredit- und Investitionsvolumen um 7,1 Millionen Mark zu reduzieren. Die nun vom Kreistag beschlossene Einsparliste sieht vor allem Streichungen bei Abfallprojekten (2,5 Millionen beim Grundstückserwerb für die Mülldeponie Wölfersheim; 1,85 Millionen bei der Kompostierungsanlage Glauburg) und bei Schulprojekten (450 000 Mark bei der Energiesparsanierung der Kennedy-Schule Bad Vilbel; 266 000 bei der Einrichtung der Automatisierungstechnik an der Berufsschule Butzbach) vor.
Es sei "nichts da von einer geänderten Finanzplanung", wetterte CDU-Fraktionschef Rainer Schwarz. Die aufgelisteten Summen könnten ohnehin in diesem Jahr nicht mehr ausgegeben werden. Die 2,5 Millionen Mark Einsparung bei der Mülldeponie Wölfersheim habe nichts mit der Finanznot des Kreises zu tun, weil die Deponie kostendeckend sei. Der CDU-Sprecher wandte sich gegen die Streichungen bei den Schulbauten, würde eher beim Personal des Kreises sparen.
Die CDU wolle dreieinhalb Stellen streichen. Gerade 400 000 Mark könne sie so eingesparen. "Damit ist der Haushalt nicht im geringsten saniert", rechnete Diethardt Stamm vor. Mit der Sparliste des Landrates war Stamm aber auch unzufrieden. "Ich frage mich, welche Gespräche wegen den RP-Auflagen zwischen Genossinnen und Genossen gelaufen sind", sagte er. Seine Fraktion habe bei der Zustimmung zum Haushalt 1992 schon Bauchschmerzen gehabt. Nun habe sie "noch Herzzuckungen dazu".
Die "Schulbau-Nullinie" sei unumgänglich, verteidigte Bayer die Sparpolitik. Der Sparkurs des Kreises beim Personal fruchte nicht, weil Land und Bund dem Kreis immer neue Aufgaben aufhalsen würden, ohne einen Personalausgleich zu schaffen, erklärte Landrat Gnadl. So habe der Kreis durch das neue Rettungsdienstgesetz elf neue Stellen schaffen müssen. ieb
Die Gewalt ist zur Schlüsselfrage im Reformprozeß geworden Londoner Konferenz befaßte sich mit der Lage in Südafrika / Eine Zusammenfassung von medico international
Im Blickpunkt: Bangladeschs Regierungschefin Schwere Mission in Pakistan
Bangladeschs Premierministerin Begum Khaleda Zia, die 1991 nach vielen Jahren der Militärautokratie bei demokratischen Wahlen zur Regierungschefin gewählt worden ist, kann bisher so gut wie keinen Fortschritt verbuchen. Das Manko in der Heimat soll deshalb durch Erfolge im Ausland ausgeglichen werden. Doch das scheint nicht so recht zu glücken. Bei ihrem Staatsbesuch im Nachbarland Indien rührte Khaleda Zia vor kurzem zwar an das heißeste Eisen zwischen beiden Ländern, nämlich die gerechte Verteilung des Gangeswassers, das sowohl für Indien wie Bangladesch überlebenswichtig ist, aber es brachte nichts. Die Inder wollen keinen Liter mehr Wasser abgeben als bisher.
Nun reist die Begum am 9. August mit noch schwierigerer Mission nach Pakistan. Bangladesch war ja, bis ihm mit indischer Hilfe und nach einem Krieg 1971 die Unabhängigkeit gelang, ein Teil Pakistans. Es hieß Ostpakistan und war durch einen 2000 Kilometer breiten Streifen indischen Territoriums vom damaligen Westpakistan getrennt. In Islamabad wird sie nun Themen ansprechen, die das beiderseitige Verhältnis seit zwanzig Jahren schwer belasten.
Es geht einmal um die Repatriierung von etwa einer viertel Million nach dem Krieg 1971 gestrandeter Menschen, den sogenannten Biharis. Dies sind Muslims aus Indien, die nach Teilung des Subkontinents für Pakistan optierten und bei der Unabhängigkeit Bangladeschs zurückblieben. Pakistan hat sich bisher geweigert, diese Menschen zu übernehmen, obwohl die Biharis nie die Staatsbürgerschaft Bangladeschs angenommen haben. Als vergessene Minderheit fristeten sie zwei Jahrzehnte lang ein kümmerliches Leben in Lagern in den Außenbezirken von Dhaka.
Die einzigen Fürsprecher, die die Biharis bisher in Pakistan hatten, war die Partei der indischen, überwiegend städtischen Immigranten nach Westpakistan, die MQM. Die Partei kontrolliert die Großstädte Karachi und Hyderabad. Die MQM ist ein erbitterter Gegner von Benazir Bhuttos Pakistanischer Volkspartei (PPP) und liegt mit ihr im Wettstreit um die Macht in der Provinz Sind, in der auch die beiden Großstädte liegen. Die MQM versprach sich von ihrem Einsatz für die Biharis zu Recht viele neue Wähler und damit ein weiteres Anwachsen ihres Einflusses.
Als willkommene Wähler hat plötzlich aber auch Pakistans Premier Nawaz Sharif die sogenannten Urdu entdeckt. Urdu sind Biharis, die die Staatssprache Pakistans sprechen. Zwischen ihm und der mit seiner Allianz verbündeten MQM ist es gerade zum Bruch gekommen, aber der Regierungschef ist auch aus anderen Gründen schwer angeschlagen. Die geringen Erfolge, die seine wirtschaftliche Liberalisierungspolitik bisher mit sich gebracht hat, die weitgehende außenpolitische Isolation und wachsende Unruhe sowie steigende Kriminalität im Lande sind nur einige der Gründe dafür.
Sharif muß dringend seine politische Basis verbreitern. So wird das bisher Unmögliche nun möglich: In Sharifs Heimatprovinz Punjab sollen die Biharis angesiedelt werden, in der Hoffnung, daß sie da bleiben und nicht ins "feindliche", da von MQM und PPP kontrollierte, Territorium der Provinz Sind abwandern. Wenn die Repatriierung gelingt, ist das arme Bangladesch eine schwere Bürde los.
Viel schwerer dagegen wird es Begum Khaleda Zia aber fallen, die seit 20 Jahren geforderten Reparationen von Islamabad einzutreiben. Pakistan ist nicht nur unwillig, sondern auch bankrott. Denn es geht immerhin um mindestens eine Milliarde Mark, die aber zu Preisen von 1972 gerechnet wird, also mittlerweile um mehrere Milliarden. Ostpakistan, das heutige Bangladesch, hat sich immer von Westpakistan ausgebeutet und kolonialisiert gefühlt. Sein rückständiger und bitterarmer Zustand bei der Unabhängigkeit untermauert diesen Vorwurf. Pakistan hat ihn immer weit von sich gewiesen.
Doch abgesehen davon, daß Islamabad das Geld gar nicht hat, würden Entschädigungszahlungen auch bedeuten, daß die Vorwürfe anerkannt würden. Dies hat sich aus innenpolitischen Gründen bisher noch kein pakistanischer Politiker leisten können. Und so wird Bangladeschs Regierungschefin auch diesmal wieder nur mit einem halben Erfolg nach Dhaka zurückkehren. GABRIELE VENZKY
FRIEDBERG. "There's a lot of difference, but we like everything here in Germany", strahlt eine der elf US- amerikanischen Jugendlichen, die seit zwei Wochen in Friedberg sind. Im Rahmen der Schulpartnerschaft zwischen der Augustinerschule und der Franklin High School sind die 14- bis 19jährigen bei deutschen Familien untergebracht. Im Frühjahr 1991 waren erstmals Jugendliche von der Augustinerschule in die Kleinstadt Franklin nach Wisconsin gekommen. Der für den Sommer geplante Gegenbesuch der Nord-Amerikaner wurde auf dieses Jahr verschoben, da deren Eltern wegen des Golfkrieges ihre Kinder nicht nach Deutschland fliegen lassen wollten. Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr empfing die Gäste gestern im Alten Rathaus und führte in seiner Ansprache in die Geschichte der Kreisstadt und ihre heutigen Probleme ein. Neben der Truppenstationierung kam Fuhr auf die Wohnungsnot und die Flüchtlingsproblematik zu sprechen. Das Interesse der Jugendlichen zeigte sich dann eher bei Fragen nach Sportmöglichkeiten in Friedberg.
Fast alle von ihnen sind das erste Mal in Deutschland und in Europa. In ihrer Schule wurden sie zwischen einem und vier Jahren in der deutschen Sprache unterrichtet - über Deutschland selbst wüßten sie aber nicht viel, geben die meisten zu. Diese Defizite, auch auf der Seite der deutschen Jugendlichen, zu beheben und persönliche Kontakte zu schaffen, ist der Sinn des Austauschs, der jetzt jedes Jahr geplant ist. ub
Gärtnerei für Spezialkulturen wie Kamelien, Azaleen und Eriken besteht seit 125 Jahren Bei Wolfs packt die Familie an
RODGAU. Als Friedrich Max Wolf nach dem Krieg in den 50er Jahren mit seiner Familie von Leipzig nach Mühlheim am Main umsiedelte, wollte er lieber die große weite Welt sehen, anstatt als gelernter Gärtner irgendwo bei Offenbach Pflanzen in die Erde zu stecken. Ein US-Visum und einen Arbeitsplatz hatte der junge Mann bereits - doch der Plan blieb ein Traum. Weil der Vater bei Dudenhofen ein geeignetes Grundstück für den Aufbau eines Gärtnereibetriebes fand, mußte und wollte der Junior dann schließlich doch zu Hause mitanpacken. Heute ist Friedrich Max Wolf der Chef eines Unternehmens, das seit 125 Jahren im Familienbesitz ist und bei der Produktion von Spezialkulturen wie Kamelien, Eriken oder Azaleen in der Bundesrepublik ganz vorne mitmischt.
Tradition wird bei den Wolfs großgeschrieben. Seit 125 Jahren geben die Eltern ihre Erfahrungen mit den Pflanzen an ihre Kinder weiter. Friedrich Max Wolf leitet den Gartenbaubetrieb in der vierten Generation, sein 30jähriger Sohn Joachim Friedrich ist ebenfalls im Geschäft aktiv und vor kurzem wurde Maximilian geboren. Die Zukunft des Unternehmens scheint gesichert.
Doch das allein reicht nicht aus. Für die Existenz des Unternehmens ist die Entwicklung des europäischen Marktes für Spezialkulturen wichtig. Die Nachfrage entscheidet, ob sich der Betrieb in der Blütezeit befindet oder rote Zahlen wachsen. Sich auf dem Markt zu behaupten, wird nach Darstellung der Wolfs immer schwieriger, Flexibilität und enormer Arbeitseinsatz in nur wenigen Wochen des Jahres ist angesagt. Die Arbeitsweise hat sich deshalb im Vergleich zu den Anfängen der Firma 1867 erheblich verändert.
"Der Großvater würde sich im Grab umdrehen, wenn er sehen könnte, daß wir die Pflanzen heute gleich in den Topf stecken", meint Friedrich Max Wolf. Tatsächlich hat Firmengründer Johann Friedrich Wolf vor 125 Jahren noch ganz anders gearbeitet. Die Blumen kamen zunächst in ein großes Beet und nicht sofort in die Tontöpfe. Doch das ist nicht alles, was sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Die Arbeit ist körperlich längst nicht mehr so anstrengend wie früher, was sich schon allein beim Bewässern der Pflanzen zeigt. Heute wird elektronisch gesteuert, wann und wieviel vom flüssigen Naß in die Erde fließt. Im Jubiläumsjahr muß niemand mehr mit Kannen durch die Reihen der Gewächshäuser marschieren.
Dieses Bild gab es jedoch noch vor rund 35 Jahren, als die Wolfs nach der Übersiedlung von Sachsen in Dudenhofen ein neues Areal mit nur 540 Quadratmeter überdachter Glasfläche und gleich nebenan ein neues Zuhause fanden. Vater Hermann Max Friedrich Wolf mußte das Wasser Ende der 50er Jahre sogar noch in Dudenhofen mit Kannen holen, erinnert sich der heutige Firmenchef. Jetzt kommt das sehr eisenhaltige Wasser aus den eigenen Brunnen, an manchen Tagen fließen bis 150 Kubikmeter durch die Rohre und Schläuche auf eine Fläche von knapp fünf Hektar.
Die Produktion der Kamelien ist saisonbedingt. Von September an kommt die Belegschaft, zu der rund zehn Leute gehören, in den Gewächshäusern ins Schwitzen. In nur wenigen Wochen müssen die Pflanzen ausgeliefert werden. Nicht in den Supermarkt um die Ecke, sondern in Fachgeschäfte in ganz Europa werden die Kamelien aus Dudenhofen gebracht. In Italien, Frankreich und Schweiz sitzen die wichtigsten ausländischen Kunden der Wolfs. "Da müssen wir Tag und Nacht ran", beschreibt Firmenchefin Marie-Luise Wolf die Situation, die sich jedes Jahr wiederholt.
Wie es sich für den Familienbetrieb gehört, helfen die erwachsenen Kinder da selbstverständlich mit. Ganz ohne Zwang? Der Einstieg der Söhne in das Unternehmen, sei stets ihre freiwillige Entscheidung gewesen, meint Friedrich Max Wolf. Hätte keiner gern einen anderen Beruf gehabt? "Doch ich. Ich wollte eigentlich Konditor werden", gibt der Chef lächelnd zu. Aber der Wunsch des Vaters, den Familenbetrieb der nächsten Generation zu übergeben, war stärker als der Gedanke des Juniors, in der Backstube süße Leckereien zu produzieren.
Auch wenn in der Firmenchronik das Wirken von Großvater, Vater, und Sohn und Enkel in großen Bildern hervorgehoben wird, sollen die Mütter und Töchter mit ihren Ideen, ihrem Organisationstalent und der Schaffenskraft nicht vergessen werden. Auf Anfrage erklärte Marie- Luise Wolf, daß ihre Schwiegermutter Lieschen Wolf besonders aktiv war. Doch auch die anderen hätten immer mit zupak- ken müssen und ermöglichen es eben, daß die Männer zur Arbeit gehen konnten.
OFFENBACH. Einen Tag nach dem Überfall auf einen Sex-Shop in der Innenstadt war der Täter gefaßt: Ein 26jähriger Offenbacher gestand, am 4. August einen Angestellten in dem Laden bedroht und 500 Mark erbeutet zu haben. Auf die Spur des Räubers war die Polizei, aufgrund der Beschreibung des Opfers gekommen. Beamte der Arbeitsgemeinschaft Raub glaubten, in dem Täter einen einschlägig Vorbestraften zu erkennen.
Der Verdächtige wurde in seiner Wohnung festgenommen. Er ist - so die Polizei - "bisher wegen 46 Delikten, überwiegend Eigentums- und Gewaltdelikte, in Erscheinung getreten". hf
BAD ORB. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung veranstaltet die Bad Orber SPD am Samstag, 8. August, um 19.30 Uhr im Heim des örtlichen Fußball- Sportvereins (Aumühle).
Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Wahl der Kreistagskandidaten des Ortsvereins. Außerdem ist ein Referat geplant mit dem Titel "Was haben die SPD und die Grünen in den vergangenen drei Jahren im Main-Kinzig-Kreis politisch umgesetzt?" tja
"Guck mal. Da steht KITT." Ungeduldig zieht der kleine Junge seine Mutter näher an die Absperrung ran, drängelt die übrigen Schaulustigen beiseite. KITT, das ist das schwarze Wunderauto aus der RTL-Fernsehserie "Knightrider". KITT kann sprechen, springen und, wenn's sein muß, sogar schwimmen.
Zu bewundern war das 3,2 Millionen Mark teure Auto diese Woche neben dem Frankfurter Café Hauptwache. Es eilte seinem Besitzer Michael Knight alias David Hasselhoff voraus, der am heutigen Samstag beim großen Fest der Kinderhilfestiftung auf dem Messegelände eine der Hauptattraktionen sein wird.
1800 Kilogramm schwer ist der 310 PS starke amerikanische Pontiac. "Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 270 Stundenkilometern", weiß der Betreuer des wertvollen Flitzers, Robert Riederer. Innen ist das Wunderauto mit einer Videokamera, einem Bildschirmtelefon, Funkkontakten und zahllosen bunten Knöpfen und Hebeln ausgestattet.
"Damit", sagt der Experte und zeigt auf die Schalterreihe rechts neben dem Fahrersitz, "damit kann ich 78 verschiedene Töne und Geräusche auslösen. Von der Kuhglocke bis zur Polizeisirene ist da alles drin."
Riederer kennt KITT seit fünf Jahren. Für gemeinnützige Zwecke geht er mit dem Wagen in ganz Europa auf "Tournee". Aber es gibt freilich nicht nur diesen einen KITT. Er ist einer von insgesamt 20 Wunderautos, die für die Fernsehserie zwischen 1982 und 1986 produziert wurden. "Heute gibt es nur noch drei KITTS", erzählt Riederer, "alle anderen hat's sozusagen zerrissen." Hasselhoff habe ihm erzählt, daß an einem Drehtag einmal sogar sechs Autos zu Schrott gefahren wurden. Die drei übriggebliebenen Wagen werden heute nur noch zu Werbezwekken genutzt.
Für den Straßenverkehr ist KITT nicht zugelassen, obwohl er - ganz umweltbewußt - sogar bleifrei tankt. Schuld daran ist nur das Lenkrad, das man eher in einem Flugzeug als in einem Auto vermuten würde: "Der TÜV nimmt nur Fahrzeuge mit geschlossenen Lenkern ab", erklärt Riederer. Nur in Österreich habe es einmal eine Ausnahmegenehmigung gegeben: "KITT wurde dort als Hochzeitswagen eingesetzt." ki
KARBEN. Mit tiefem Groll im Bauch macht der 20jährige Frank Langner aus dem Tannenweg derzeit seinen Führerschein. Irgendwie will nicht die rechte Freude aufkommen, wenn er, den Fahrlehrer zur Seite, die Pflichtstunden im Personenwagen abspult. Einen Führerschein hat er nämlich schon früher gemacht und zwar als 16jähriger Schüler in Wisconsin/USA.
Aber dieser Führerschein wurde ihm im Friedberger Landratsamt nicht umgeschrieben. Frank Langner scheiterte - bisher - an einem schier unglaublichen Berg von bürokratischen Auflagen. Ob der inzwischen eingeschaltete Anwalt noch etwas ausrichten kann, steht dahin.
Frank Langner hatte als Schüler im Alter von 16 Jahren 1988 in Wisconsin einen Führerschein gemacht und sich ein Jahr später ein Auto zugelegt. Als der junge Mann im Herbst 1990 endgültig wieder nach Deutschland zurückkehrte, legte er der Friedberger Führerscheinstelle den US-Führerschein zum Umschreiben vor und mußte erkennen, daß dieses Umschreiben keine Kleinigkeit ist. Er wurde aufgefordert, einen Sehtest nachzuweisen, den er beim erstenmal nicht bestand, sondern erst, als er sich eine neue Brille anpassen ließ. Die Führerscheinstelle wollte als nächstes noch eine Lebensbescheinigung und eine Meldebescheinigung, ein polizeiliches Führungszeugnis, Paßbilder und die Erste-Hilfe-Bescheinigung sehen. Damit nicht genug. Der junge Mann hatte eine Übersetzung des Führerscheins beim ADAC München anfertigen zu lassen. Dann brauchte Frank Langner auch noch eine Aufenthaltsbescheinigung aus den USA.
Nach bestem Wissen besorgte sich der junge Mann die geforderten Unterlagen und war baß erstaunt, daß die Führerscheinstelle nicht zufrieden war. Da mußte noch das Ausstellungsdatum des US-amerikanischen Führerscheins nachgewiesen werden, weil das auf dem Dokument dort nicht vermerkt wird. Dann genügte den Friedbergern die Vorlage des Personalausweises nicht, sondern es wurde eine Meldebestätigung vom Rathaus in Karben verlangt. Dann hatte Langner noch den Schulablauf 1988 nachzuweisen, daß er nämlich jenseits des großen Teichs nicht nur Urlaub gemacht, sondern mindestens sechs Monate dort gelebt hatte.
Schwierig wurde es, die Rückkehr nach Deutschland wie gefordert zu belegen, weil auf dem Flughafen keine Einreisestempel in den Paß gedrückt werden.
Ja, und als Frank Langner nach etwa einem Jahr all diese Unterlagen beigebracht hatte, da war die Gültigkeit des US-Führerscheins abgelaufen. Diese US-Dokumente nämlich gelten nur drei Jahre. Um den Führerschein verlängern zu lassen, hätte der Karbener wieder nach Wisconsin fliegen müssen.
Daß er sich den US-Führerschein nur schriftlich für die Monate September und Oktober 1991 verlängern ließ, genügte weder der Führerscheinstelle noch deren Vorgesetzten bis zu Ernst Meiß als Leiter der staatlichen Abteilung. Die Verlängerung wurde nicht anerkannt, und einen ungültigen Führerschein, so die Logik der geballten Macht der Bürokraten, könne man nicht verlängern.
Gegen die Ablehnung der Umschreibung hat Frank Langner, der inzwischen Jura studiert und nach eigenen Angaben "sich selbst nicht verzeihen würde, wenn ich bei solchen Schwierigkeiten vorzeitig aufgeben würde", Einspruch eingelegt und die Sache einem Anwalt übertragen. Der wartet nunmehr auf die schriftliche Stellungnahme des Landratsamtes zu dem Einspruch.
Auf ein Ende der Auseinandersetzung will Frank Langner - siehe oben - nicht warten. Er macht vorsichtshalber für viel Geld seinen zweiten Führerschein. Jetzt aber gleich einen deutschen und unbefristet geltenden. Drükken wir ihm den Daumen, daß er, ohne weitere bürokratische Hürden nehmen zu müssen, über die Runden kommt.
HANNES MATHIAS
HANAU. Zu einer Radfahrt von Großauheim und Wolfgang lädt die Bürgerliste Umwelt und Grüne (BUG) Großauheim für Samstag, 8. August, ein. Treffpunkt ist um 15.30 Uhr an der Bushaltestelle Brückenstraße (Ecke Hanauer Landstraße/Am Baumgarten) in Großauheim.
Ziel ist es, die Radwegesituation in Großauheim und Wolfgang zu untersuchen und in eine allgemeine Verkehrsbetrachtung einzuflechten. Mitfahren kann jeder. Zusätzliche Hinweise auf Gefahrenstellen oder Unzulänglichkeiten können auch bei der BUG-Geschäftsstelle Bürogemeinschaft Großauheim, Auwanneweg 72, Telefon 0 61 81 / 5 31 39, gemeldet werden. gf
Über das, was man für hundert Mark alles kaufen kann, läßt sich eigentlich nur eine zuverlässige Aussage treffen: von Jahr zu Jahr etwas weniger. Die Preise für die meisten Dinge des täglichen Badarfs steigen, die Kaufkraft des Geldes nimmt ab - um wieviel, das läßt sich zur Mitte jedes Monats in den Zeitungen nachlesen, wenn das Statistische Bundesamt seine Preisindizes für die Lebenshaltung privater Haushalte veröffentlicht.
Wer von anderen regelmäßig Geld zu bekommen hat, ist daran interessiert, daß der Kaufkraftverlust durch die Geldentwertung nicht zu seinen Lasten geht. Vermieter beispielsweise wollen oft sogenannte Wertsicherungsklauseln in die Verträge einbauen. Darin soll festgelegt werden, daß sich der monatliche Zins im gleichen Verhältnis ändert wie die Lebenshaltungskosten, sprich: daß regelmäßige Mietsteigerungen die Inflation automatisch ausgleichen.
Solche Vereinbarungen sind jedoch für Wohnungsmietverträge seit 1975 nicht mehr erlaubt: Die Bewohner müssen die regelmäßigen Erhöhungen nicht akzeptieren und sollten, falls der Vermieter sich querlegt, eine Mieterberatungsstelle aufsuchen. Zulässig sind nur sogenannte "Anpassungsklauseln". In denen kann festgelegt werden, daß über die Miete neu verhandelt wird, falls die Inflationsrate einen bestimmten Wert übersteigt.
Mit dem neuen Mietrechts-Gesetzentwurf, der im Mai vom Bundeskabinett abgesegnet wurde, wird sich die Lage wohl demnächst ändern. Denn darin sind "Gleitklauseln" vorgesehen, die es erlauben, die Miete an den Lebenshaltungsindex zu koppeln. Allerdings müssen nach dem Währungsgesetz solche Vertragspassagen stets von der Bundesbank genehmigt werden. Und die wird darauf achten, daß durch automatische Mieterhöhungen die Inflation nicht zusätzlich angeheizt wird. Sie will diese Klauseln nur zulassen, wenn der Vermieter sich verpflichtet, zehn Jahre lang auf sein Kündigungsrecht zu verzichten.
Bei gewerblichen Mietverträgen sind Wertsicherungsklauseln schon jetzt erlaubt. Allerdings werden sie von der Bundesbank derzeit nur genehmigt, wenn sie an die Preisentwicklung in den alten Bundesländern gekoppelt sind - an den Index für das Bundesgebiet (West) oder an einen regionalen, zum Beispiel für Hessen. Dies gilt auch für Kontrakte, die in den neuen Ländern oder in Ost- Berlin abgeschlossen werden, denn die Bundesbanker sehen die Preisentwicklung in Ostdeutschland noch nicht als repräsentativ für die Kaufkraftentwicklung der Mark an. mat
doe FRANKFURT A. M. Graue Wolken ziehen am Konjunkturhimmel auf: In der westdeutschen Industrie wächst die Sorge vor Überkapazitäten. Immer mehr Unternehmen befürchten, daß sich ihre Produktionsanlagen binnen Jahresfrist als zu groß erweisen könnten, berichtet das Ifo-Institut.
Dem Konjunkturtest der Münchener Forscher zufolge ging die Auslastung der Maschinen im verarbeitenden Gewerbe der alten Bundesländer im Juni weiter auf 85 Prozent zurück. Im März hatte der Wert noch bei 85,6 Prozent gelegen. Gleichzeitig schrumpfte die Reichweite der Auftragsbestände von 2,9 auf 2,8 Monate. Nach Einschätzung der Firmen werde die Abschwächung des Geschäftsverlaufs "in den nächsten Monaten anhalten", berichten die Experten.
Die jüngsten Meldungen aus dem Hause Möllemann scheinen den Skeptikern recht zu geben. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums schrumpfte der Auftragseingang bei der Industrie von Mai auf Juni preis- und saisonbereinigt um zwei Prozent. Verursacht wurde der abermalige Rückgang allein durch die heimische Kundschaft: Die Orders aus dem Inland knickten um drei Prozent ein, während die Auslandsbestellungen um ein Prozent zulegten.
Entgegen früherem Brauch verkneift sich Hausherr Jürgen Möllemann zu diesem vierten Nachfrage-Schrumpfen in Folge jeden Kommentar. Auch der vom Ministerium stets als aussagekräftig herausgestellte Zweimonatsvergleich (Mai/ Juni gegenüber März/April) spendet keinen Trost. Hier zeigt sich gar ein Rückgang um 2,5 Prozent, an dem sowohl das Inland (minus drei) als auch die Auslandskunden (minus 1,5 Prozent) Anteil hatten.
Am stärksten gebeutelt wurde das Investitionsgütergewerbe, bei dem vier Prozent weniger Bestellungen eingingen. Diese Sparte arbeitet dem Ifo-Institut zufolge denn auch erheblich unter ihren Produktionsmöglichkeiten mit einer Auslastung von 82,7 (März: 83,4) Prozent.
Die Bremsspuren in der Bestellstatistik zeigen sich auch in der nebenstehenden Tabelle: Deutlich dominieren Minuszeichen beim Vorjahresvergleich. Die Ausnahme bei den Grundstoffen spielt angesichts der Bedeutung dieser Branche für die Volkswirtschaft keine große Rolle. Hingegen springt der Einbruch der Inlandsorders von Investitionsgütern (vor allem Maschinen, Anlagen und Elektrotechnik) um 8,1 Prozent ins Auge.
Auch die Arbeitnehmer bekommen die Auswirkungen der Konjunkturabkühlungen zu spüren. Seit dem Frühjahr stagniert die Beschäftigung in Westdeutschland. Auch im weiteren Verlauf des Jahres werde es auf dem Arbeitsmarkt nicht nach oben gehen, schreibt das Hamburger HWWA-Institut. Die Forscher erwarten bis zum Jahresende eine Zunahme des Arbeitslosenheeres auf saisonbereinigt 1,9 Millionen. Im kommenden Jahr dürfte - so das HWWA - die Zahl der Jobsuchenden noch weiter wachsen, "da ein Aufschwung erst für das zweite Halbjahr zu erwarten ist".
Vom "Senioren-Rathaus" sprach Sozialdezernent Martin Berg, als er am jetzt das neue, sechsstöckige, mit Buntsandsteinplatten verkleidete Dienstgebäude in der Eschersheimer Landstraße 42/44 der Presse vorstellte. Dort ist nicht nur die Abteilung Altenhilfe des Sozialamtes untergebracht, sondern auch im Parterre eine großzüg ausgebaute Informationszentrale des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe. Die bislang in der Bendergasse befindliche "Hobbybörse" hat dort ebenfalls neue Räume.
Damit ältere Mitbürger eine zentrale Anlaufstelle für alle Problemfälle des Alltags haben, wurde unter der Telefonnummer 212-3 70 70 ein Seniorentelefon eingerichtet, das werktags von 9 bis 16 Uhr (freitags bis 13 Uhr) besetzt ist. Aber auch nachts oder an Wochenenden können ratsuchende ältere Mitbürger auf Band sprechen. Sie werden zurückgerufen. "Wir verbinden nicht einfach weiter, sondern hören uns erst mal an, worum es geht", so Stadtrat Berg. Dafür sind zwei erfahrene Mitarbeiterinnen eingesetzt: Brigitte Hamscher und Renate Raab.
Der Sozialdezernent, der in seiner Amtszeit als Bürgermeister auch 1968 das Römertelefon eingerichtet hat, meinte, daß sich gerade alte Menschen in einer "komplizierter gewordenen, bürokratischen Welt" nur schwer zurechtfinden. Er selbst erlebe durch Anrufe, daß die Leute "immer nur weitergereicht werden". Hier aber könne jemand erfahren, ob er zur Kur kommt, welche Pflegedienste und Einkaufshilfen zur Verfügung stehen "oder auch nur, wo die nächste Fußpflegerin zu erreichen ist - so banal das klingen mag".
Chefin im "Senioren-Rathaus" ist Abteilungsleiterin Elke Golde, die auch durch das Gebäude führte. Sie wie Martin Berg und die versammelten Fachleute des "Frankfurter Verbandes", darunter Alfred M. Viola, freuten sich, daß trotz finanzieller Engpässe im städtischen Haushalt dieser wichtige Bürgerservice eingerichtet werden konnte. Man erwartet im Jahr mindestens 10 000 Besucher, die fürderhin alle möglichen Betreuungsdienste und -dienststellen unter einem Dach vorfinden. Auch die Redaktion der "Senioren-Zeitschrift" unter Leitung von Maria Schuster ist im dritten Stock untergebracht.
Aus dem Sozialetat stehen jährlich 33 Millionen Mark zur Verfügung, sagte Berg. Allein zwölf Millionen benötigen die Betreuungsdienste, 4,3 Millionen die ambulanten Dienste, neun Millionen sind Leistungen für Pflegeheime. -vau
Der FVV hat seine Fahrgastzahlen in den letzten fünf Jahren um einen zweistelligen Prozentsatz gesteigert. Diese Aussage trifft jetzt ein Magistratsbericht, mit dem eine Anfrage der rot-grünen Fraktionen nach den Beförderungszahlen im Verbund beantwortet wird. Von 1987 bis 1991 erhöhte sich danach die Gesamtzahl der Fahrten mit dem Verkehrsverbund von insgesamt 210 auf knapp 238 Millionen. Das war ein Plus von 13 Prozent.
An Attraktivität gewann die Verkehrsgesellschaft vor allem durch das Umweltticket für das Stadtgebiet Frankfurt, das der rot-grüne Magistrat seit zwei Jahren subventioniert.
Im vergangenen Jahr wurden 1,1 Millionen gelbe Karten verkauft. 4,5 Prozent mehr als 1990.
Auch das Kombiticket - Fahrschein und Eintrittskarten zugleich - taucht in der Bilanz des Magistrats als eine beachtliche Größe auf. Wurden 1990 gerade knapp 550 000 Tickets abgesetzt, so waren es im vergangenen Jahr bereits doppelt so viele. habe
WETTERAUKREIS. Der Einsatz von hochgiftigen Präparaten zur Bekämpfung von unliebsamen Begleitern der Nutz- und Zierpflanzen ist leider immer noch weit verbreitet, wie der Kreisverband des Naturschutzbundes Deutschland jetzt in einer Pressemitteilung beklagt. Nach Angaben des Verbandes würden Statistiken zeigen, daß Landwirte, Klein- und Hobbygärtner und die öffentliche Hand zusammen jährlich drei Kilogramm Pestizide pro Hektar Land auftragen. Die giftigen Substanzen würden damit nicht nur die bekämpften Organismen treffen, sondern auch in die Nahrung und den menschlichen Körper gelangen, so der gesetzlich anerkannte Naturschutzverband.
Dazu der Pressesprecher des Kreisverbandes, Frank Uwe Pfuhl: "Gerade für die Hausgärten, die einen überschaubaren Bereich darstellen, gibt es recht viele Möglichkeiten, unliebsame Pflanzen und Tiere zu bekämpfen, daß man hier ohne weiteres auf die chemische Keule verzichten kann."
Er empfiehlt den Einsatz von Vergrämungspflanzen in Mischkulturen, wie etwa Knoblauch gegen Wühlmäuse oder Kerbel gegen Schnecken. Pfuhl: "Es lassen sich aber auch aus verschiedenen Pflanzen sehr wirkungsvolle Spritzmittel herstellen." So wirke Rhabarber gegen Bohnenblattläuse oder Schafgarbe gegen Echten Mehltau. Mit einem Brennesselaufguß könne man Blattläuse und Milben bekämpfen. Zuletzt könnten auch die natürlichen Feinde der "Schädlinge" durch Hilfestellungen gefördert werden. Vom Nistkasten für Gartenrotschwänze und Meisen über Insektennisthölzer bis hin zur naturnahen Gestaltung des gesamten Gartenareals reiche die Palette der Möglichkeiten.
Wer sich für nähere Einzelheiten zum "Naturschutz ums Haus" interessiert, kann die gleichnamige Info-Broschüre beim Naturschutzbund Deutschland, Kreisverband Wetterau, Wirtsgasse 1, 6361 Niddatal 1, Tel. 0 60 34 / 61 19, gegen Einsendung von vier Mark in Briefmarken anfordern. str
MAINTAL. Die zunehmende Ausländerfeindlichkeit in Maintal, der Rassismus und die Hetze, die am Dienstag abend in einer Bürgerversammlung in Bischofsheim zu hören waren (FR von gestern) veranlaßten die Schulleiter Günter Boos (Albert-Einstein-Gymnasium), Wolfgang Hombach (Erich-Kästner-Gesamtschule) und Walter Todt (Dietrich-Bonhoeffer-Gesamtschule) zu einer gemeinsamen Erklärung:
"Wir sehen mit Sorge, daß in Maintal-Bischofsheim und anderen Stadtteilen der Boden bereitet wird für ein Klima der Ausgrenzung, der Fremdenfeindlichkeit oder gar des Hasses.
Bei allem Verständnis für die Bürgerinnen und Bürger Maintals, die sich zum Teil erstmals konfrontiert sehen mit Asylbewerbern, Menschen mit fremdem Aussehen und fremden Gewohnheiten, und Befürchtungen der verschiedensten Art hegen - ihre Ängste und Befürchtungen teilen wir aus langjährigen Erfahrungen und aus Überzeugung nicht.
An unseren Schulen unterrichten wir seit Jahren Kinder aus vielen Nationen, darunter in den letzten Jahren auch Kinder von Asylbewerbern. Unsere Erfahrungen mit den Kindern und Eltern lassen nur die eine Feststellung zu: Es gibt nicht mehr Probleme mit diesen Kindern und Eltern als mit deutschen Kindern und Eltern.
Wir wollen nicht, daß in unsere Schule von außen ein Klima der Fremdenfeindlichkeit hineingetragen wird. Wir wollen, daß das Lernen für deutsche und ausländische Kinder in einer positiven Atmosphäre gefördert werden kann und nicht gestört wird.
Wir können unseren Erziehungs- und Bildungsauftrag nur erfüllen, wenn kein Klima der Angst und des Hasses besteht.
Maintal darf kein Hoyerswerda werden!"
MAINTAL. Anläßlich des Dörnigheimer Mainfestes findet am Sonntag, um 11.30 Uhr, ein ökumenischer Festgottesdienst in der evangelischen Kirche am Main statt.
Das Motto "Miteinander unterwegs" wird vorbereitet und gestaltet von Pfarrern und Mitgliedern der evangelischen, der evangelisch-methodistischen, der griechisch-orthodoxen und den beiden katholischen Gemeinden. gf
STEINAU/SCHLÜCHTERN. Die Ursache des mysteriösen Fischsterbens, das am Dienstag morgen im Steinauer Mühlgraben entdeckt wurde, ist vermutlich gefunden. Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei scheint die Kläranlage in Schlüchtern-Niederzell Verursacher zu sein. Teile der Anlage, so ein Sprecher der Polizeidirektion Hanau am Donnerstag, seien wegen der noch drei Wochen andauernden Sanierungsarbeiten nicht in Betrieb. Deshalb gelange das Abwasser "nicht völlig geklärt" in die Kinzig und mache den "besonders empfindlichen Forellen den Garaus.
Zumindest bei den Steinauer Anglern hat die Nachricht von den verendeten Forellen, die an der Einmündung des Mühlgrabens bei der Walkmühle gesichtet wurden, für etliche Aufregung gesorgt. Die Angaben über das Ausmaß des Fischsterbens differieren jedoch. Während die vom städtischen Ordnungsamt umgehend alarmierte Polizei in Schlüchtern "rund zwei Dutzend tote Forellen" auf einer Länge von 200 Metern entdeckte, sprechen die betroffenen Angler von "bis zu drei Zentnern".
Die Suche nach dem Schuldigen verlief zunächst erfolglos. Trotz eifrigen Fahndens war kein Anzeichen für das Einleiten von verschmutztem oder vergiftetem Abwasser im Kinzigabzweig zu finden. So lag die Vermutung nahe, daß das Wasser der Kinzig schon vor dem Einlauf in den Mühlgraben verseucht wurde.
Die Möglichkeit, daß die sensiblen Forellen mangels Sauerstoff verendeten, wurde nach entsprechenden Proben ausgeschlossen. Allem Anschein nach, erläutert der Polizeisprecher, haben die nicht völlig gereinigten Abwässer der Schlüchterner Kläranlage das Fischsterben verursacht. Hinzu kommen das derzeitige Niedrigwasser der Kinzig und die bekannte Empfindlichkeit der Forellen, die den Großteil der verendeten Tiere ausmachen. Andere Fische seien nicht so gefährdet.
"Strafrechtlich ist der Fall jedoch nicht relevant, weil die Sanierung der Anlage genehmigt ist. Da müssen jetzt die Fachleute 'ran", sagt die Polizei. Die zuständigen Behörden seien jedenfalls informiert worden. tja
BAD VILBEL. Mit einer "gewissen Grund- und Erstausstattung", so Erster Stadtrat Klaus Minkel (CDU), will der Magistrat die vom Wetteraukreis übernommenen "Patenkinder" des Heimatkreises Tepl/Petschau versehen. Eine Teppichauslegung der Sporthalle, ein Gedenkstein im Kurpark sowie die Erweiterung des Bürgerhaus-Wandbildes auf dem Heilsberg sollen die 33 000 Mark teuere "Aussteuer" der Vertriebenen-Organisation sein, die mit etwa 1500 Teilnehmern am 12. und 13. September erstmals ihr Bundestreffen in Bad Vilbel abhalten will.
Da als Veranstaltungsort einzig die Sporthalle in Frage kommt, soll deren Schwingboden durch die Auslegung eines Teppichbelags geschützt werden. Die Kosten für die Auslegeware sowie sonstige veranstaltungsbedingte Aufwendungen hat der Magistrat auf 15 000 Mark errechnet. Die Oppositionsparteien im Haupt- und Finanzausschuß stimmten der Vorlage weitgehend zu. Die Gäste sollten gut untergebracht werden, meinte die FDP. Und auch die SPD hatte gegen einen Teppich nichts einzuwenden, zumal dieser künftig auch von Bad Vilbeler Organisationen genutzt werden könne.
Anders sah es jedoch bei der Aufstellung eines 13 000 Mark teueren Gedenksteins (5000 Mark davon steuert der Heimatkreis bei) und bei der Erweiterung des Vertriebenen-Wandbildes am Georg-Muth-Haus aus, das für 10 000 Mark um ein Tepler Motiv ergänzt werden soll. SPD und FDP, die selbst Vertriebene in ihren Fraktionsreihen stellen, waren sich in der Ablehnung einig. Ob solch ein Stein, dessen Inschrift zum Gedenken an die Opfer von Gewalt, Vertreibung und Krieg mahnen soll, ausreiche, um die Vergangenheit zu bewältigen und auch die jüngere Generation anzusprechen, stellte die FDP in Frage. Die SPD wertete das Vorhaben als "rückwärtsgewandt" und der Aussöhnung der Völker wenig dienlich.
Die Sozialdemokraten warnten vor einer "Inflationierung von Gedenksteinen". Johannes Frank: "Sie berühren nicht mehr und haben nur noch plakativen Charakter." In der Sudetenlandsiedlung stehe bereits ein Stein, und auch auf dem Friedhof gebe es eine Gedenkstätte. Überdies erinnerten ein Brunnen und zahlreiche Straßennamen an die Vertreibung. Diese, so Frank, liege lange Zeit zurück. Der Begriff der Gewalt, wie ihn die Tepler jetzt noch anwendeten, sei nur auf den Akt der Vertreibung, nicht aber auf die Gründe, die diese Gewalttaten ausgelöst hätten, bezogen.
Die Sozialdemokraten schlugen vor, die Inschrift des Gedenksteins in der Sudentenlandsiedlung zu erweitern und damit den Teplern die Möglichkeit der Totenehrung auf dem Heilsberg zu bieten. Die FDP schloß sich dem an.
Der Heilsberg, hielt der Magistrat entgegen, sei für die größtenteils schon recht betagten Mitglieder des Heimatkreises "Heimat ist Anfang und Ende" zu Fuß nicht zu erreichen. Der Stein sei daher am besten in unmittelbarer Kurhausnähe plaziert. Und "besser eine Totenehrung vor dem Gedenkstein, als vor dem Kriegerdenkmal", suchte Erster Stadtrat Minkel diese Lösung als Alternative vorzustellen. Bei einer Summe von 8000 Mark, ergänzte die CDU, könne die Opposition doch wohl zustimmen.
Die SPD votierte im Ausschuß jedoch gegen Stein und Gemälde, die FDP tat sich schwerer, eine Meinung zu finden ("man muß auch den Gefühlen der Menschen Rechnung tragen") und enthielt sich - ebenso wie die Grünen.
"Heimat ist Anfang und Ende und die nie zu vernichtende Mitte der Welt", diese Inschrift soll auf dem Wandbild prangen, mit dessen Ergänzung der Magistrat erneut den Frankfurter Kunstmaler Braun betrauen will. Die Wünsche der Paten seien nicht zu kritisieren, meinte der Erste Stadtrat. JÖRG MUTHORST
ROM, 6. August. Am Absatz des italienischen Stiefels ist ein spezielles Fieber ausgebrochen, das die Küstenregionen von Zeit zu Zeit überfällt: Die Unterwasser-Archäologie. Ausgelöst wurde es von einem Fund, den der Carabinieri-Offizier Luigi Robusto vor zehn Tagen in der Nähe von Brindisi machte. Bei einem Ausflug mit einer Tauchergruppe seiner Einheit sah er die Umrisse eines menschlichen Beines in 15 Meter Tiefe auf dem Meeresboden. "Ich dachte zunächst an eine Leiche", sagte der Major. Bei einer ersten Untersuchung aber stellte sich heraus, daß die Beamten ein Stück einer antiken Statue gefunden hatten.
Seitdem ging die Suche in aller Stille weiter. Innerhalb von wenigen Tagen kamen 20 Teile von sechs bis sieben verschiedenen Figuren an die Oberfläche. Das schönste Stück ist ein bronzener Männerkopf.
Inzwischen hat das römische Ministerium für Kulturgüter unter dem angeseheenen Journalisten Alberto Ronchey die weiteren Arbeiten der darauf spezialisierten Mailänder Firma "Aquarius" übergeben, die jetzt mit der systematischen Suche begonnen hat. Für die Zeit von zwei Wochen ist der Strand von Punta Penna bei Brindisi und das davorliegende Meer für Schwimmer und Boote gesperrt.
Die Entdeckung des Kopfes und der Arme, Beine und Hände erinnert an den Fund der Bronzefiguren von Riace, die vor wenigen Jahren Kalabrien in die Schlagzeilen brachte. Francesco Sisinni, Generaldirektor des Ministeriums, warnt vor Sensationsmache: "Hier geht es nicht um Außergewöhnliches. Vielmehr müssen wir diese Spuren der Geschichte mit Geduld und wissenschaftlicher Sorgfalt lesen wie eine alte Inschrift."
Die Bevölkerung wird aufgefordert, die seriöse Auswertung der Funde zu unterstützen. Fragmente und eventuell zusammengefügte Statuen werden in Brindisi bleiben, wo schon ein geeignetes Museum existiert. Es erscheint unwahrscheinlich, daß die Bronzekörper bei einem einzigen Schiffbruch über Bord gegangen sind. Das Alter der Bronzen wird zwischen 1700 und 2300 Jahren geschätzt. Außerdem taucht der Verdacht auf, daß die Figuren schon zerteilt waren, ehe sie auf den Meeresboden versanken.
OBERURSEL. Auf die neue S-Bahnhaltestelle Stierstadt warten viele NUR-Mitarbeiter. "Sie wird nicht von uns, sondern von der Bundesbahn gebaut und soll Ende 1994 fertig sein", kündigte Bürgermeister Thomas Schadow an. Den Bahnhof Oberursel empfinden viele Bahnkunden als "eine Zumutung". Abhilfe soll es nach Auskunft des Rathauschefs schon bald geben. Obwohl die Stadt noch nicht Besitzerin des Gebäudes ist - "die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluß" - übernimmt sie die Kosten für Reinigung und Pflege. Ein Vertrag mit den Oberurseler Werkstätten für Behinderte ist unterschriftsreif, damit Beschäftigte täglich die Unterführung reinigen und notfalls auch neu streichen.
Die Busse ins Gewerbegebiet fahren am Bahnhof denjenigen vor der Nase weg, die nicht den Schleichweg über die Gleise nehmen, klagt eine NUR-Mitarbeiterin. Der Bürgermeister will dafür sorgen, daß die Busse pünktlich fahren.
Eine Bushaltestelle des Pendelbusses in der Nähe der U-Bahnhaltestelle Bommersheim vermißt Hiltrud Klein. Schadow: "Auf Wunsch des Betriebsrates fährt der Bus die kürzeste Strecke durch den Gattenhöferweg, so daß im Zimmersmühlenweg kein Halt gemacht werden kann."
Eine weitere Klage: "Ich bin so staubig und dreckig wie nie, wenn ich heimkomme." Solange im Zimmersmühlenweg gebaut wird, sind die Baufirmen verpflichtet, den Dreck von ihren Fahrzeugen wieder zu beseitigen. "Es vergeht keine Woche, in der wir diese nicht massiv darauf hinweisen", so der Rathauschef.
Ein weiterer Wunsch: Eine schnelle Verbindung vom Zimmersmühlenweg in die Oberurseler Innenstadt. "Das wünschen wir uns alle", meint Schadow und will sich darüber Gedanken machen.
Wer am Rande des Rhein-Main-Gebiets wohnt, beispielsweise in Wiesbaden, und nach Oberursel will, wünscht sich eine Querverbindung im öffentlichen Nahverkehr. In absehbarer Zeit wird es die jedoch nicht geben. "Wir planen keine entsprechende Verbindung", sagt FVV-Pressesprecher Klaus Linek, "da der Hauptverkehrsstrom in Richtung Frankfurter City fließt."
Wenn überhaupt, dann wären nur Bus-Querverbindungen möglich, aber: "Der Kreis oder die Kommunen, die eine Strecke wollen, müssen dem FVV dann die Kosten bezahlen, die nicht durch den Fahrkartenverkauf reinkommen", erklärt Linek. Einen Eisenbahnring um Frankfurt herum, der die Städte der Peripherie verbindet, kann nur der Rhein-Main-Verkehrsverbund planen. Das ist Zukunftsmusik: Der großräumige Verbund soll 1994 erst gegründet werden. AW/jom
MAINTAL. Das Volksliederkonzert des Evangelischen Kirchenchores, begleitet von Bläsern des Posaunenchores, ist zu einem festen Bestandteil des Musiklebens der Kirchengemeinde Hochstadt geworden. Auf dem Programm stehen in diesem Jahr Volkslieder aus aller Welt und populäre Schlager. Termin des Konzertes ist morgen, 17 Uhr, am Gemeindehaus. Der Eintritt ist frei. gf
Weil er eine pflegebedürftige 85 Jahre alte Frau bestohlen hatte, ist ein Jurastudent diese Woche vom Amtsgericht zu acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Von den 4000 Mark, die er der von ihm betreuten körperbehinderten Frau aus der Handtasche entwendete, hatte sich der damals drogenabhängige Angeklagte Morphium gekauft.
Wie die Beweisaufnahme ergab, war der 33jährige zum Tatzeitpunkt im Sommer vergangenen Jahres bereits seit langem morphiumsüchtig. Die auf einen Rollstuhl angewiesene Frau im Riederwald hatte er als Staubsaugervertreter kennengelernt, in einem Job, mit dem er sein Jurastudium finanzierte. Da sie auf Hilfe angewiesen war und er gerade seine Wohnung verloren hatte, zog er bei ihr ein und versorgte sie. Er hob sie morgens aus dem Bett, kochte und kümmerte sich um den defekten Fernsehapparat.
Seinem Geständnis zufolge entdeckte der Student beim Saubermachen, daß die Frau 4000 Mark im Hause hatte. Sie war zuvor im Krankenhaus und wollte sich von dem Geld einen neuen Rollstuhl kaufen. Nach einem ersten Griff in ihre Handtasche, bei dem er 200 Mark nahm, holte sich der Angeklagte einige Tage später die weiteren 200-Mark-Scheine und verschwand.
In einem hinterlassenen Brief ließ er die Greisin jedoch wissen, daß das Geld "nur geliehen" sein sollte. Er wolle es ihr in ein paar Tagen wieder zurückgeben. Dabei hatte der Student die Vorstellung, daß er mit den 4000 Mark "ein größeres Drogengeschäft" machen und finanziell wieder liquide sein werde. Daraus wurde aber nichts, so daß die Frau, die nun als Zeugin aussagte, den Betrag bis heute nicht zurück hat.
Im Prozeß zeigte sich der Angeklagte reumütig und beklagte die Bedingungen, unter denen er damals habe leben müssen. Nicht die Droge sei es, die kaputt mache, sondern die Umstände, unter denen man sie sich beschaffen müsse. Mehrfach vorbestraft, hat er auch schon im Knast gesessen. Inzwischen aber ist er clean und hat sein Jurastudium zugunsten einer Ausbildung zum Sozialpädagogen aufgegeben.
Vor diesem Hintergrund zeigte sich das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Herbert Strohschnitter bereit, die neue Freiheitsstrafe zur Bewährung auszusetzen. Zugleich wurde ihm ein Bewährungshelfer beigeordnet, der vor allem bei der Regulierung von rund 80 000 Mark Schulden helfen soll, die aus den Jahren der Drogenabhängigkeit stammen.
Wie darüber hinaus angeordnet wurde, muß der Student der Frau die 4000 Mark zurückzahlen, und zwar in monatlichen 100-Mark-Raten. Mit Rücksicht auf das schmale Einkommen hatte der Staatsanwalt von dieser Auflage abgesehen und statt dessen gemeinnützige Arbeit verlangt. Dagegen war das Gericht der Ansicht, wer gemeinnützig arbeiten könne, könne ebenso gut auch Geld verdienen. Um die gestohlenen 4000 Mark zurückgeben zu können, müsse der Angeklagte "auch mal mehr als acht Stunden jobben". Lepp
pl KIEL, 6. August. Im schleswig-holsteinischen Nationalpark Wattenmeer darf weiter Öl gefördert werden. Die Kieler SPD-Regierung sieht keine rechtlichen Möglichkeiten, die Förderung zu stoppen und hat deshalb trotz Bedenken der Förderung zugestimmt. Anderenfalls, so befürchtet man im Kabinett, müsse Kiel mit Schadenersatz-Forderungen in Höhe vieler Millionen Mark rechnen.
Es geht konkret um die Bohrinsel "Mittelplate" nahe der Vogelinsel Trischen vor der Meldorfer Bucht. Hier fördert ein Konsortium der RWE und Dea-Wintershall seit längerer Zeit Erdöl, eine Tatsache, die den Anforderungen eines Nationalparkes widerspricht. Doch bereits die Regierung des CDU-Ministerpräsidenten Uwe Barschel war Mitte der 80er Jahre bei der Verabschiedung des Nationalparkgesetzes vor einer teuren Auseinandersetzung mit den Ölunternehmen zurückgewichen. Die jetzige SPD-Regierung hatte nun noch einmal die Rechtslage prüfen lassen. Ein entsprechendes Gutachten der Ruhruniversität Bochum bestätigte, daß juristisch gegen die Ölförderer nichts auszurichten sei. Zudem bescheinigte eine Risikoanalye des Germanischen Lloyd der Bohrinsel nach Angaben der Landesregierung einen "extrem hohen Standard der Sicherheitstechnik". Das gelte auch für die Öltransporte, die in kleinen Partien vorgenommen würden. Schließlich verliefen zusätzliche Gespräche mit dem Konsortium ohne Ergebnis. Die einzige Möglichkeit wäre deshalb gewesen, so das Kieler Wirtschaftsministerium, die Erdölförderung mit Hilfe einer gesetzlichen Enteignung und entsprechendem Anspruch der Betreiber auf eine Entschädigung zu beenden. Dazu sei das sowieso schon finanzschwache Bundesland jedoch nicht in der Lage.
Langens Magistrat will ein Ende der Debatte
LANGEN. Trotz der Bedenken vieler Anwohner hat der Magistrat in seiner jüngsten Sitzung die Aufträge für bauliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in Oberlinden erteilt. "Wir haben noch einmal alles geprüft, was die Bürgerinitiative vorgeschlagen hat und uns in anderen Städten informiert", sagte der Erste Stadrat Klaus-Dieter Schneider. Einstimmig habe sich der Magistrat dann dafür ausgesprochen, wie geplant in der Schleife Forstring / Im Ginsterbusch die Fahrbahn an einigen Stellen zu verengen und aufzupflastern.
Gegen dieses Vorhaben hatte sich in Oberlinden eine Bürgerinitiative gegründet. Sie hält die Baumaßnahmen für "verkehrsgefährdend und überteuert" und fordert statt dessen bessere Gehwege, Zebrastreifen und Tempo-30-Markierungen auf der Straße. Raser sollten durch Radarkontrollen zur Vernunft gebracht werden.
Für diese Vorschläge hat sie nach eigenen Angaben mehr als 1000 Unterschriften gesammelt. Daß es "Ungereimtheiten" auf der Unterschriftenliste gegeben haben soll, wie Schneider kritisierte, wies die Initiative als einseitige und verfälschende Darstellung zurück.
Der Magistrat hält an seinem Konzept für Oberlinden "aus Gründen der Sicherheit" fest, hieß es am Donnerstag. Schneider: "Ohne bauliche Unterstützung wird Tempo 30 nicht eingehalten." Das hätten bundesweite Untersuchungen gezeigt.
Mit seiner Entscheidung will der Magistrat einen Schlußstrich unter die aus seiner Sicht "unsäglichen Debatten" setzen. Die Diskussion, die in Langen geführt worden sei, habe es mit dem gleichen Ergebnis auch schon in anderen Städten gegeben. Die geplanten Maßnahmen hätten sich anderswo bewährt. Deshalb lehne der Magistrat einen weiteren Meinungsstreit ab.
Zu den Baukosten, die zunächst auf 600 000 Mark, dann auf 350 000 Mark beziffert worden waren, sagte Schneider, sie hätten sich auf Grund einer sehr günstigen Ausschreibung reduziert. Nach dem Zeitplan der Stadt sollen die Arbeiten noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. dac
HANAU. Die Prüfanlage des TÜ Hessen in der Bruchköbeler Straße 93 ist freitags von 7 bis 14 Uhr geöffnet. Termine können telefonisch vereinbart werden.
MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Einige Maintaler Sozialdemokraten sind von ihrem in Hochstadt wohnenden Genossen Karl Eyerkaufer enttäuscht. Der Landrat hat sich geweigert, den "Maintaler Aufruf" zu unterschreiben (siehe FR von gestern "Flüchtlinge offen empfangen").
Unter den insgesamt 65 Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichnern des "Aufrufs" - von der CDU-Stadtverordneten Martel Hoffmann über Geistliche, Prominente, Künstler und Hochschullehrer bis zum SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Reuter - sucht man den Namen Karl Eyerkaufer in der Tat vergeblich.
"Ich habe den Aufruf am Montag zur Kenntnis bekommen, aber als Landrat muß ich Asylbewerber für 29 Städte und Gemeinden gerecht verteilen, wie vom Kreisausschuß und Kreistag beschlossen. Ich will mich in die unterschiedlichen Auseinandersetzungen nicht einschalten", begründete Eyerkaufer seine Unterschriftsverweigerung auf Anfrage der FR.
So sei er beispielsweise auch in Gelnhausen gebeten worden, sich Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) anzuschließen, berichtete der Landrat und stellte grundsätzlich fest:
"Als der Meistbetroffene im Kreis - ohne daß ich selbst etwas dafür könnte - will ich mich völlig neutral raushalten."
Einige Kreisgemeinden würden ihre Asylbewerber inzwischen nicht mehr in Wohngebieten unterbringen, sondern stattdessen in Randlagen oder gar außerhalb, gab der Landrat zu bedenken. Dagegen stünden "andere Unterbringungstendenzen in Maintal".
In Maintal sind sich die politischen Gremien (noch) einig, daß die Asylbewerber in Wohngebieten untergebracht werden sollen, weil sie dort am ehesten Kontakt zur Bevölkerung finden und sich schneller im Alltag zurechtfinden. Und die Maintaler meinen zweitens, daß die soziale Kontrolle in Wohngebieten besser gewährleistet ist, als außerhalb der Stadt.
"Ich will mich nicht zum Richter machen, was besser wäre, ich weiß ja nicht mal, was besser ist. Wie die einzelnen Städte und Gemeinden gedenken die politischen Beschlüsse umzusetzen, ist allein ihre Sache", begründete der Landrat seine Neutralität. Immerhin habe er selbst "einen Akzent gesetzt", indem er empfohlen habe, Asylbewerber "nicht in Turnhallen" unterzubringen. pom
KELKHEIM. Wenn jemand ein Haus baut, kann er dann machen was er will? Manfred Guder vom BUND aus Kelkheim hat den Eindruck, daß die Bauaufsicht zumindest an der ehemaligen Ruppertshainer Domagkklinik beide Augen zudrückt.
Denn beim Umbau der früher als Zentralarchiv genutzten Hofreite unterhalb des Hauptgebäudes habe der Eigentümer eigenmächtig Änderungen vorgenommen und sich nicht an die vom Kreisbauamt genehmigten Pläne gehalten. Das freilich dementiert Bauherr Erich Nitzling aus Frankfurt. Er habe in Absprache mit dem zuständigen Bauamtsmitarbeiter lediglich eine Loggia in eine Gaube umgewandelt. Manfred Guder geht es um grundsätzliche Dinge. Der engagierte Umwelt- und Landschaftsschützer ist erstaunt, daß Nitzling im sogenannten Außenbereich des Ortsteils mehrere Wohnungen errichten darf, obwohl Bauvorhaben dort nur zugelassen seien, wenn sie etwas mit Land- oder Forstwirtschaft zu tun hätten. BUND-Mann Guder vermutet daher, daß irgendeine kleine Wohnkammer in der ehemaligen Scheune als Argument dafür gedient habe, auch nach dem Umbau in der Hofreite eine Wohnnutzung zuzulassen. Darüber hinaus ist Guder verärgert, weil der Eigentümer "eigenmächtig Dinge ändere", während "der normale Bürger sich an jede Vorschrift zu halten hat". "Da wurden schwarz mehr Fenster und Gauben eingebaut", lautet Guders Vorwurf. Außerdem seien die Dachgauben größer geworden als vorgesehen. Das lasse das Schlimmste befürchten, wenn auch das denkmalgeschützte Haupthaus irgendwann einmal saniert werde. Das Gebäude ist im Besitz einer Eigentümergemeinschaft, zu der auch Erich Nitzling gehört.
"Das stimmt doch alles so nicht", hält Erich Nitzling Guder entgegen. Als erstes habe er - wie jeder brave Bürger auch - drei Jahre auf die Baugenehmigung gewartet. Und dann hätten in der Anfang der 50er Jahre gebauten Hofreite schon immer Leute gewohnt, zunächst ein Hausmeister und Bedienstete in mehreren Kammern.
Nach der Umwandlung zum Archiv habe dessen Leiterin darin gelebt. Insofern sehe er in vier Wohnungen und zwei Appartements keine grundlegende andere Nutzung.
Nitzling pocht zudem darauf, nach Recht und Gesetz vorgegangen zu sein. Die Pläne vom Architekten seien sowohl vom Kelkheimer Magistrat als auch vom Bauamt des Kreises begutachtet worden, bevor die Baugenehmigung kam. Nitzling: "Und wir bauen maßstäblich ganz genau so."
Statt einer Loggia habe er sich jedoch aus bautechnischen Gründen dazu entschlossen, eine weitere Gaube in das Dach zu integrieren. Nitzling: "Das juckt doch keinen. Das ist höchstens eine Geschmacksfrage." Mit dem Kreisbauamt sei abgesprochen, daß ein Nachtrag zum Bauantrag gemacht werde. Und sogar Kelkheims Bürgermeister Winfried Stephan habe er kürzlich mitgeteilt, daß Änderungen erfolgt seien.
Nitzling kann sich Guders Aufregung nur unter dem Aspekt des Denkmalschutzes erklären. Aber: Die Hofreite sei anders als das Klinik-Haupthaus nicht denkmalgeschützt gewesen. Weil aber das Gebäude letztlich zu dem großen Komplex gehöre, sei der Bauantrag von einem Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde bearbeitet worden. Daher könne das Mißverständnis rühren, glaubt Nitzling.
Bauamtsleiter Gernot Kaup weiß denn auch wenig von dem Fall, weil er die Unterlagen nicht kennt und der Kollege in Urlaub ist. Grundsätzlich müßten jedoch die Baupläne eingehalten werden. Das müsse der Bauleiter nach der Fertigstellung auch bescheinigen. Kontrolliert würden Bauarbeiten von der Bauaufsicht, die jedoch mit der gleichzeitigen Überwachung aller Projekte überfordert sei. Verlassen könne man sich dagegen auf die Nachbarn. Kaup: "Das sind die besten Kontrolleure."
BAD HOMBURG. In einen fünf Meter tiefen Brunnen stürzte ein Bauarbeiter gestern um 8 Uhr an der Urseler Straße. Zwei Arbeitskollegen, die ihm helfen wollten, stürzten ebenfalls in die Tiefe.
Für eine Zufahrtsstraße auf das Baugrundstück sollte Erde abgetragen werden, als sich der Unfall ereignete, berichtet die Polizei. Nach ihren Angaben war der Schacht nicht sichtbar und nur schlecht abgedeckt. Der Rettungsversuch war zunächst von wenig Erfolg gekrönt: Als der Polier und ein weiterer Arbeiter ihren Kollegen bergen wollten, fielen sie ebenfalls in den Schacht.
Die daraufhin alarmierte Feuerwehr Bad Homburg konnte die drei Männer nur einzeln aus dem 80 Zentimeter breiten Loch bergen. Nach Aussage von Brandmeister Peter Dietz verlief die Bergung "relativ undramatisch": Die Verunglückten wurden an Feuerwehrleute gegurtet und mit Hilfe der Drehleiter an einer Kette heraufgezogen. Um neun Uhr war die Aktion beendet. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Arbeiter immerhin rund eine Dreiviertelstunde in der Grube ausharren müssen.
Die "völlig erschöpften Männer" (so Peter Dietz) trugen keine schweren Verletzungen davon und wurden zur ambulanten Behandlung in das Kreiskrankenhaus Bad Homburg gebracht. jd
Freitag, 7. August
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Circus Fliegenpilz, Tel. 7 07 59 47: 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.
Paluna Varieté, Tel. 42 54 35: 20.30 Uhr, Tourneevarieté (Premiere); Konstablerwache.Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Public Banana Beat/Nix für Ungut & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, The Rude Kids.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Main River Band.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco Show.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Oliver Kestel Quartett.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Los Compañeros - Gitarrenduo.
Katharinenkirche, An der Hauptwache: 20 Uhr, Martin Lücker - Orgelkonzert.
Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, Torsten Fenslau is in the House - Dancefloor. Samstag / Sonntag, 8. / 9. August
Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: Sa., 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Tanzetage, Hamburger Allee 45: Sa./So., 21 Uhr, 7. Freies Tanzpodium Frankfurt.
Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: Sa./So., 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.
Schauspielgruppe Traumfabrik, 41 70 91: So., 17 Uhr, "Strawinsky's Traum" (Premiere); Bornheimer Hang /Panoramabad. Paluna Varieté, Tel. 42 54 35: Sa./So., 20.30 h, Tourneevarieté; Konstablerwache. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Conexion Latina feat. Nicky Marrero.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, New Deal; So., 19.30 Uhr, Life Is Not a Party.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzalés, So., 15.30 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Main River Band; So., 19 Uhr, Biber Herrmann.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, La Gaditana; 19 Uhr, Sevillañas.
Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, John Hopkins; So., 22 Uhr, Piano George.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Monster Magnet.
Summertime Festival: So., 11 Uhr, Rothengrund Art Ensemble, Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 11 Uhr, Red Hot Hottentots, Burggraben Höchst.
Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Egerländer Blaskapelle Rodgau, Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).
Palais Osthafen, Daimlerstr./Schielestr.: Sa., 22.30 Uhr, Dancefloor - 'J' The Jammer; So., 21 Uhr, Atemlos Festival - Kick'92.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Lyrik mit Piano.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Musikverein Gräfenhausen; So., 15.30 Uhr, Musik Alive Choir Kirchener Ontario/Canada.
Stadtkirche Alt-Höchst, Welcher-/Leverkuser Str.: So., 18 Uhr, Orgelkonzert Karin Rothenberger.
Cyriakuskirche, Rödelheim, Auf der Insel: Sa., 18 Uhr, Konzert für Violincello & Orgel.
Festeburgkirche, An der Wolfswei- de 54 - 58: Sonntag, 11.30 Uhr, Orgelkonzert.Samstag / Sonntag, 8. / 9. August
Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: Sa., 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Tanzetage, Hamburger Allee 45: Sa./So., 21 Uhr, 7. Freies Tanzpodium Frankfurt.
Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: Sa./So., 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.
Schauspielgruppe Traumfabrik, 41 70 91: So., 17 Uhr, "Strawinsky's Traum" (Premiere); Bornheimer Hang /Panoramabad. Paluna Varieté, Tel. 42 54 35: Sa./So., 20.30 Uhr, Tourneevarieté; Konstablerwache.Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Conexion Latina feat. Nicky Marrero.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, New Deal; So., 19.30 Uhr, Life Is Not a Party.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzalés, So., 15.30 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Main River Band; So., 19 Uhr, Biber Herrmann.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, La Gaditana; 19 Uhr, Sevillañas.
Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, John Hopkins; So., 22 Uhr, Piano George.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Monster Magnet.
Summertime Festival: So., 11 Uhr, Rothengrund Art Ensemble, Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 11 Uhr, Red Hot Hottentots, Burggraben Höchst.
Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Egerländer Blaskapelle Rodgau, Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).
Palais Osthafen, Daimlerstr./Schielestr.: Sa., 22.30 Uhr, Dancefloor - 'J' The Jammer; So., 21 Uhr, Atemlos Festival - Kick'92.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Lyrik mit Piano.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Musikverein Gräfenhausen; So., 15.30 Uhr, Musik Alive Choir Kirchener Ontario/Canada.
Stadtkirche Alt-Höchst, Welcher-/Leverkuser Str.: So., 18 Uhr, Orgelkonzert Karin Rothenberger.
Cyriakuskirche, Rödelheim, Auf der Insel: Sa., 18 Uhr, Konzert für Violincello & Orgel.
Festeburgkirche, An der Wolfsweide 54-58: So., 11.30 Uhr, Orgelkonzert.
Ging es um handfesten Denkzettel oder um Geld? Gericht will brutalen Überfall auf Gastwirt ahnden Von Wolfgang Heininger HANAU / BAD ORB. Als Rächer seiner entehrten Freundin war der junge Mann in Begleitung zweier Landsleute Ende November vergangenen Jahres in das Haus ihres Chefs eingedrungen, hatte diesen mißhandelt und ihn gezwungen, seinen Tresor zu öffnen. Nun steht der 23jährige Serbe vor den Schranken des Hanauer Landgerichts, das ihn mit einiger Sicherheit für einige Jahre hinter Gitter bringen wird, selbst wenn die Erste große Strafkammer zur Auffassung kommt, daß es sich um eine Rieseneselei des fast noch jugendlichen Trios gehandelt hat. Die Verhandlung, die gestern begann, wird voraussichtlich am Dienstag fortgesetzt und beendet. Die drei Täter sind im wesentlichen geständig. Für die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Wolfgang Heinrich erhob sich aufgrund gegensätzlicher Darstellungen zwischen Angeklagten und dem Opfer des Überfalls lediglich die Frage, ob die Behauptung glaubhaft erscheint, man habe dem Betreiber des Cafés "Jagdhaus Haselruh" in Bad Orb einen gehörigen Denkzettel dafür verpassen wollen, was er der Freundin des Hauptbeschuldigten antat. Möglich wäre auch, daß es sich dabei um eine Schutzbehauptung handelt, um die Richter milder zu stimmen. Die Alternative wäre, daß das illegal bei dem Wirt beschäftigte Mädchen dessen finanzielle Verhältnisse auskundschaftete und dann den drei Angeklagten steckte, damit sie ihn ausschließlich wegen des Geldes überfielen.
Fest steht immerhin der Tathergang: Der Hauptangeklagte, ein 23 Jahre alter Arbeiter, faßte am 27. November 1991 den Entschluß, sein späteres Opfer zu "schädigen". Zu diesem Behufe rief er zwei Bekannte an und bat sie, am Abend nach Hanau zu kommen. Auf der Weiterfahrt nach Gelnhausen und einem Aufenthalt in einer Gaststätte in der Barbarossastadt wurde das Vorhaben besprochen. Die Angeklagten hatten Strumpfmasken dabei, mit denen sie sich später vermummten, außerdem scharfe Waffe. Eine zweite, allerdings nur mit Gas zu bestükkende Pistole lag im Handschuhfach des Wagens, den sich die Täter von einer Bekannten geliehen hatten. Kurz nach Mitternacht kamen sie in Bad Orb an.
Nach Angaben des Trios entluden sie den scharfen Revolver noch im Auto und legten das Magazin mit den Patronen zur Seite, "damit nichts passiert". Über eine Baugrube verschafften sie sich Zugang zum Keller des Cafés, fanden den Tresorraum und durchsuchten anschließend die übrigen Räume des Gebäudes, bis sie zum Schlafzimmer des Wirtes und seiner Frau gelangten.
Der Hauptangeklagte schildert das weitere Geschehen wie folgt: Das Ehepaar wurde aufgefordert, mit in den Keller zu gehen. Dort sollte der Mann den Tresor öffnen, was dieser zunächst verweigerte und dann sagte, der Schlüssel sei noch im Schlafzimmer. Der 23jährige Arbeiter ging mit dem Wirt wieder hinauf. Im Schlafzimmer angekommen, versuchte der Überfallene, eine in einer Schublade deponierte Pistole zu ziehen. Es kam zum Kampf mit dem Angeklagten, der ihm die Waffe entwand und ihn niederschlug: "Da habe ich für kurze Zeit die Nerven verloren", sagte er gegenüber dem Gericht. Mehrfach trat er auf sein Opfer ein und schleppte es anschließend wieder nach unten.
Der Tresor wurde schließlich mit einer Nummerkombination geöffnet. Aus einem darin befindlichen Schließfach nahmen die drei knapp 90 000 Mark mit, außerdem Schmuck aus der Wohnung. Um in Ruhe verschwinden zu können, fesselten sie das Ehepaar zunächst an Händen und Füßen, lösten aber die Fußfesseln wenig später wieder, um den beiden eine gewisse Bewegungsfreiheit zu lassen. Dann sperrten sie sie ein und türmten mit dem Wagen.
Das Ehepaar konnte sich bald befreien, alarmierte die Polizei, die sich an die Fersen des Trios hefteten und es schließlich auf der Bundesstraße 43 stoppte. Seitdem sitzen die jungen Männer in Untersuchungshaft. Nach dem Motiv befragt, sagte der Hauptbeschuldigte, er habe vor einigen Jahren ein Mädchen in Jugoslawien kennengelernt, das ihm dann nach Deutschland gefolgt sei. Es besaß weder Aufenthaltsgenehmigung noch eine Arbeitserlaubnis. Die junge Frau arbeitete dann ab Anfang 1991 schwarz bei dem Café-Betreiber, der ihre Situation schamlos ausgenutzt habe. Unter der Drohung, sie bei der Polizei anzuzeigen, woraufhin sie ins kroatische Kriegsgebiet abgeschoben werden würde, sei er immer wieder zudringlich geworden und habe sie mehrfach vergewaltigt. Dazu der Angeklagte: "Ich wollte den Mann schädigen für alles, was er ihr angetan hat, auf irgendeine Art und Weise. Dann wollten wir ein neues Leben anfangen. Das Geld war nicht so wichtig. Damals war es richtig für mich, das zu tun."
Einen Beweis für seine Anschuldigungen gegen den Wirt konnte der junge Mann nicht antreten. Nach der Tat ging das Mädchen zurück nach Kroatien und ist seither nicht auffindbar. Zwar gibt es einen Brief, der die Aussagen ihres Freundes stützt, doch ob er tatächlich von ihr stammt, ist ungewiß. Der Café-Betreiber leugnet die sexuellen Nötigungen.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Ausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Anne in Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Dienstag bis Freitag, 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Samstag, 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).
Galerie L.A., Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr, Horst - "Platin-Prints" (bis 15. 8.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig - Malerei/ Thomas Bechinger - Zeichnung, Fotografie (bis 15. 8.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 35 78: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Peter Rösel (bis 18. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Albers, Bill, Hockney, Kokoschka, Marini, Poliakoff - Graphiken der 70er Jahre (bis Ende Aug.).
Kunsthandlung Karl Vonderbank, Goethestr. 11, Tel. 28 24 90: Sa., 10 bis 13 Uhr, Gerhard Messemer (bis Ende Aug.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Steffen Fischer (bis 12. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 58 73: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, TERK (bis 26. 9.). Ausstellungen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
PUR Möbel Design, Deutschherrenufer 32: Stephan Braunfels, Biagio Cisotti, Danny Lane, John Möller, Nina Möller, Susanne Müller, Prospero Rasulo, Ettore Sottass, Paul Stead & Matteo Thun - "Light Art - Objekte aus Licht & Glas" (bis 15. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); Galerie am Palmenhaus: Ingeborg Seidel - "Blumen & Landschaften in Öl" (bis 30. 8.); Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: Herta Altmann - "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmung" (bis 21. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Commerzbank, Neue Mainzer Str. 32-36: Schalteröffnungszeiten, Fathi Ahmad - Holzschnitte; Hazem Badawi - Aquarelle; Rabab Nemr - Zeichnungen; Awad El-Shimy - Radierungen - "Moderne & Tradition" (bis Ende Aug.).
Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT, Berger Str. 329: Mi. & Fr., 19 bis 22 Uhr, Gudrun Jork / Klaus Bittner / Volker Staegmann - "U4 - Sommer / Installationen" (bis 4. 9.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Ausstellungen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).
PUR Möbel Design, Deutschherrenufer 32: Stephan Braunfels, Biagio Cisotti, Danny Lane, John Möller, Nina Möller, Susanne Müller, Prospero Rasulo, Ettore Sottass, Paul Stead & Matteo Thun - "Light Art - Objekte aus Licht & Glas" (bis 15. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); Galerie am Palmenhaus: Ingeborg Seidel - "Blumen & Landschaften in Öl" (bis 30. 8.); Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).
Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: Herta Altmann - "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmung" (bis 21. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich, 10 bis 17 Uhr; "Seht, welch' kostbares Erbe!" - Bedrohte Baudenkmäler in Ostdeutschland (bis 30. 8.).
Commerzbank, Neue Mainzer Str. 32-36: Schalteröffnungszeiten, Fathi Ahmad - Holzschnitte; Hazem Badawi - Aquarelle; Rabab Nemr - Zeichnungen; Awad El-Shimy - Radierungen - "Moderne & Tradition" (bis Ende Aug.).
Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT, Berger Str. 329: Mi. & Fr., 19 bis 22 Uhr, Gudrun Jork / Klaus Bittner / Volker Staegmann - "U4 - Sommer / Installationen" (bis 4. 9.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Bald tickende Zeitbomben in Keller und Garagen? Stopp der Giftmüll-Sammlung läßt Schlimmes ahnen Von Constanze Angermann HOCHTAUNUSKREIS. "Da kommt eine gefährliche Mischung zusammen." Wolfgang Paltzow, Leiter des Bad Homburger Bauhofes, befürchtet das Schlimmste. Wenn der Sondermüll aus privaten Haushalten, wie nun angekündigt, nicht mehr abgefahren werden kann, werden Garagen und Keller ungewollt zu Sammellagern für den Sondermüll. Grund für die Absage des für den August geplanten Sammeltermins: Die Kapazität in der Sondermüllverbrennungsanlage der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) in Biebesheim ist erschöpft. Dort werden die Sondermüllabfälle aus rund 5000 Industriebetrieben entsorgt. Ein Teil der jährlichen Kapazität von 60 000 Tonnen, rund 13 000 Tonnen, sind für den Sondermüll aus Privathaushalten bestimmt. Dieses Kontingent ist für dieses Jahr bereits erschöpft. Bis Ende Juni wurden dort nämlich bereits rund 6000 Tonnen verbrannt. Und in den Lagern liegen weitere 6200 Tonnen.
"Der Flaschenhals ist eindeutig die Verbrennung in Biebesheim", meint Paltzow. Damit rennt er bei der HIM allerdings offene Türen ein. Die weist seit Jahren darauf hin, daß die Kapazität in der Verbrennungsanlage nicht mehr ausreiche und sieht sich dadurch in ihrer Forderung nach einem dritten Ofen bestätigt. Doch dessen Bau ist bisher am Widerstand der Anliegergemeinden gescheitert. Erst kürzlich wurde ein mühsam ausgehandelter Kompromiß zwischen den Betreibern, der hessischen Landesregierung und der Industrie, und den Kommunen wieder zu den Akten gelegt. Die Gemeinden wehren sich gegen die als Verbrennungsziel geplante Menge von 90 000 Tonnen.
Doch mit dieser Menge, die durch technische Neuerungen wesentlich leichter erreicht werden kann als bei den bisherigen Öfen, würde es nach Einschätzung der HIM die Engpässe in der Sondermüllabfuhr nicht mehr geben. "Der dritte Ofen bringt's", meint der Pressesprecher der HIM, Hubertus Hess.
Daß die HIM jedoch mit der Zurückweisung des Sondermülls Politik machen wolle, weist er entschieden zurück. Für ihn ist alles ein rein technisches Problem.
In solchen Situationen wird der Ruf nach Zwischenlagern laut, in denen der Sondermüll zumindest gesammelt werden kann, "damit die Leute ihre Haushaltsreiniger nicht ins Klo schütten", wie es Paltzow formuliert. Die HIM steht mit einigen Kommunen in Verhandlungen, damit dort weitere Zwischenlager eingerichtet werden können. Auf ihrem eigenen Gelände in Biebesheim darf die HIM den Sondermüll aus privaten Haushalten laut Genehmigungsbescheid nicht lagern. Grund: Bereits zweimal ist es durch privaten Sondermüll, der in den Bunker geschüttet wurde, zu Bunkerbränden gekommen. Für den Müll aus der Industrie sind auf dem Gelände jedoch Lagerkapazitäten vorhanden. Und diese werden laut Hubertus Hess auch genutzt.
Doch ist für ihn auch ein "Zwischenlager nur eine Zwischenlösung". Die Lösung des Problems, das für die HIM am Ende der Kette, bei der Verbrennung liegt, liegt für den hessischen Umweltminister, Joschka Fischer, am Anfang. Durch eine Kennzeichnungspflicht, von Hessen bei der Bundesregierung angemahnt, "könnte der Verbraucher bewußter auswählen, werde Sondermüll eher vermieden", meint Fischers Sprecher, Georg Dick.
Doch bis dahin dürfte noch lange Zeit vergehen. Und ob der für November geplante Sammeltermin eingehalten werden kann, steht in den Sternen. Die HIM hat eine Entscheidung darüber für September in Aussicht gestellt. Doch bleibt in diesem Jahr wenig Spielraum, da der Sondermüll, der illegalerweise nach Rumänien "exportiert" werden sollte, zusätzlich in Biebesheim verbrannt werden muß.
FLÖRSHEIM. In Flörsheim sprudeln ab sofort keine Brunnen mehr. Die Stadtverwaltung hat angeordnet, daß sämtlichen Wasserspeiern in den öffentlichen Anlagen der Hahn abgedreht wird. Städtische Grünflächen werden nicht mehr beregnet. Ebenfalls unterbleiben in den Sommermonaten Spülungen des Wasserversorgungsnetzes, es wird jedoch häufiger auf Schadstellen überprüft.
Die Stadt Flörsheim nimmt damit die Verordnung über die Einschränkung des Wasserverbrauchs vorweg, die das Regierungspräsidium in Darmstadt mit Wirkung vom 15. August erlassen hat. Von da an sind die Sparmaßnahmen auch für Privathaushalte verbindlich.
Straßenbäume werden, soweit erforderlich, noch gegossen, das Wasser dafür kommt jedoch aus Notbrunnen. Ein weiterer Wasserspeicher bleibt vorläufig für die Beregnung der Sportplätze in Betrieb; nach dem 15. August müssen aber auch hier die Rasensprenger abgestellt werden, so daß auf manchen Plätzen kein Spielbetrieb mehr möglich sein wird. fuh
MAINTAL. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Aber jetzt ist alles klar. Die Vereine stehen in den Startlöchern, das größte Fest in Dörnigheim, das Derngemer Maafest, kann beginnen.
Nach Eröffnung und Bieranstich von Bürgermeister Walter Unger am heutigen Samstag um 15 Uhr wird es gleich spannend. Um 15.30 Uhr starten im Zelt der Freien Turnerschaft die Blitzschachmeisterschaften des Schachvereins Maintal.
Während sich Turm und Springer um den gegnerischen König kümmern, stellen sich die Dörnigheimer Vereine im Rahmen des Bühnenprogramms vor. Einzelheiten ihrer Arbeit zeigen der Rad- und Kraftfahrerverein, der Akkordeon- Trachtenclub, die Jugend-, Musik- und Kunstschule und die Folkloregruppe der portugiesischen Gemeinde.
Nach geduldigem Zuschauen ist dann Bewegung angesagt: im Schubkarrenrennen um 17 Uhr können Einzelfahrer und Dreier-Mannschaften um Lorbeeren kämpfen.
Ab 18 Uhr steht Unterhaltung auf dem Programm. Die "Holidays" bringen ihre erste Einlage mit Unterhaltungs- und Tanzmusik.
Um 20 Uhr beginnen die Showeinlagen zum "Dörnigheimer Abend". Die Turngemeinde, die Freie Turnerschaft, der Volkschor, die Nashville-Rodeo-Dancers, die Aerobic-Dance-Gruppe und eine Orientalische Tanzshow lassen zum Gähnen keine Zeit. Wenn ab 21.30 Uhr die "Holidays" zum zweiten Mal spielen, können die Maafestler versuchen, ob sie trotz Apfelwein noch Foxtrott tanzen können.
Diejenigen, die am Sonntag, 10 Uhr, zu den Skatmeisterschaften des Saktclubs "Die Maintaler" antreten wollen, sollten allerdings nicht zu tief ins Glas schauen. Wer am Samstag aber immer noch nicht genug bekommen hat, kann am Sonntag um 11 Uhr beim Frühschoppen gleich weitermachen. Zum Bieranstich spielt das Blasorchester der Turngemeinde Dörnigheim. Um 11.30 Uhr findet in der evangelischen Kirche Dörnigheim ein ökumenischer Gottesdienst statt.
Erfrischend wird es dann um 15 Uhr bei der Schlauchboot-Rallye. Ab 16 Uhr wird der Maa erst so richtig gehuldigt: eine River-Party steht auf dem Programm. Dazu kommt der Country-Sänger Peter Faas, Hula-Hoop-Reifen werden um die Wette geschwungen, ein Limbo-Wettbewerb findet statt, und die Aerobic-Dance-Gruppe zeigt noch einmal, was sie kann.
Nach der Siegerehrung um 18 Uhr geht es musikalisch weiter: Erst swingt die Big Band des Adolf-Reichwein-Gymnasiums, dann singen Rita und Michael. Denn Abschluß des Dörnigheimer Maa-Festes bildet ein Feuerwerk, das um 22.30 Uhr für Oh- und Ah-Rufe sorgen wird. gf
HANAU. Zu seiner 11. öffentlichen Sitzung lädt der Jugendhilfsausschuß für Donnerstag, 11. August, um 15 Uhr ins Hanauer Rathaus ein. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die städtische Förderung für die Krabbelstube des Vereins "Hanauer Winzlinge e.V." und die Arbeitsschwerpunkte der Familien- und Jugendberatung.
SCHWALBACH. Per Gericht will die Stadt Schwalbach jetzt dafür sorgen, daß auf dem Gelände der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft künftig nicht mehr als 500 Flüchtlinge untergebracht werden. Erste Stadträtin Ulrike Scholtz gab gestern während einer Pressekonferenz bekannt, daß die Stadt beim Verwaltungsgericht Frankfurt einen Antrag auf Vollstrekkung des 1981 mit dem Land Hessen geschlossenen Vergleichs gestellt hat.
In diesem Vergleich hatte sich Schwalbach einverstanden erklärt, daß die Gemeinschaftsunterkunft auf seiner Gemarkung errichtet wird, gleichzeitig aber die Belegungshöchstzahl von 500 Asylsuchenden festschreiben lassen.
Die Verwaltung schlug dem Gericht vor, ein Zwangsgeld von fünf Millionen Mark festzulegen, falls die Kapazitätsgrenze nochmals überschritten wird. Die Stadt habe sich "zu diesem unfreundlichen Akt" gegen die Landesregierung entschlossen, weil sie "keine andere Möglichkeit" mehr sah, so Ulrike Scholtz. Alle bisherigen Bemühungen der Stadt seien "wirkungslos geblieben", Zusicherungen habe das Land nicht eingehalten. Die Politikerin erinnerte an die "unhaltbaren Zustände" in der HGU von der vergangenen Woche. Männer, Frauen und Kinder hatten teils im Freien, teils in den Gängen nächtigen müssen. Bei einem Besuch in der Gemeinschaftsunterkunft am Donnerstag hatte die Stadträtin erfahren, daß schon wieder 758 Asylsuchende dort waren. Weitere standen vor dem Tor.
Der hygienische Zustand habe sich aber im Vergleich zum Wochenende "wesentlich gebessert". Nach Auskunft von Kreis-Gesundheitsdezernent Gerd Mehler stellte das Gesundheitsamt am Donnerstag bei einer Überprüfung der HGU fest, daß ein erheblicher Teil von Grund auf gereinigt und desinfiziert ist. Das Amt habe keinen Anlaß gehabt, zur Zeit weitere konkrete Maßnahmen zu fordern. Allerdings, so Mehler: "Wir laufen in die nächste Überbelegung rein." Und die Lagerleitung habe schon signalisiert, daß in dem Fall der Standard nicht zu halten ist.
Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts über den Antrag der Stadt Schwalbach werde wohl in den nächsten vier Wochen erfolgen, sagte der Präsident des Frankfurter Verwaltungsgerichts Dieter Neumeyer auf Anfrage der FR. Erste Stadträtin Ulrike Scholtz hofft, das zuständige Ministerium in Wiesbaden durch den Gang zum Gericht "zu grundsätzlichen und dauerhaften Lösungen" des Unterbringungsproblems herauszufordern. Der ständige Hinweis auf die Abwehrhaltung der Bürgermeister und Landräte bei der Aufnahme von Flüchtlingen in die Kommunen stimme vielfach nicht.
Doch die Sprecherin des Familienministeriums, Barbara Bussfeld, nannte neben der schleppenden Bearbeitung der Asylanträge durch das Bundesamt in Zirndorf wieder die 4500 Plätze, mit denen die Kommunen im Defizit bei der Aufnahme von Flüchtlingen seien als einen Grund für die Misere in der HGU.
Hoffnungen setzte sie in ein gestern beim Innenministerium anberaumtes Gespräch. Thema: Welche Maßnahmen möglich seien, um die Kommunen zur Unterbringung zu veranlassen. SUSANNE HOERTTRICH
Giuseppe Verdi:
Othello
Szenen aus dem ersten Akt
Othello Jon Vickers Jago Peter Glossop Desdemona Mirella Freni
Chor der Staatsoper Wien Wiener Philharmoniker
Dirigent: Herbert von Karajan
(Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 1970)
Szenen aus dem vierten Akt
Othello Ramon Vinay Jago Giuseppe Valdengo Desdemona Herva Nelli Emilia Nan Merriman
NBC-Symphony Orchestra
Dirigent: Arturo Toscanini
Nabucco
Ouvertüre
London Symphony Orchestra
Dirigent: Claudio Abbado
SCHWALBACH. Mit einem großen Fest feiert die Handball-Abteilung der Turngemeinde Schwalbach am heutigen Samstag ihre Gründung vor zehn Jahren.
Um 11 Uhr geht es mit einem Spielfest für Kinder in der Sporthalle und auf dem Gelände der Albert-Einstein-Schule gegenüber der VDO los. Jungen und Mädchen, die älter als fünf Jahre sind, können zu Geschicklichkeits- und Bewegungsspielen und zu einem Schnupper- Handballspiel kommen. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Im Anschluß wer- den sich die ehemaligen Spieler in ei- nem Turnier messen. Eltern und Kinder spielen sich die Bälle derweil gegenseitig zu.
Um 17 Uhr ist ein Festakt mit Sportlerehrung geplant. Auch Klaus Schönwetter, der Gründer der Handballabteilung, wird geehrt. Daran schließt sich um 17.30 Uhr ein gemütliches Beisammensein mit Grillen an. Jugendliche treffen sich um 20 Uhr zur Disco in der Jahnturnhalle. she
"Das ist mehr so 'ne Art begehbare Plastik" - Sätze wie diesen bekommt man neuerdings zu hören, wenn Galeristen (und Kritiker) nicht so genau wissen, was sie meinen wollen. Leni Hoffmann weiß genau, was sie damit meint. Sie nimmt das schwammige Modewort von der "begehbaren Plastik" sehr ernst und wörtlich. Bei ihrer Raum-Installation "Manna" im Frankfurter "Portikus" ist das Betreten ausdrücklich erwünscht: Hoffmanns "Manna" besteht aus Knetgummi, das als Belag auf dem Fußboden der Ausstellungs-Halle ausgewalzt ist. Schritt für Schritt werden die Besucher das Kunstwerk verändern. Heute abend wird es um 20 Uhr zur Begehung freigegeben.
Die Bewegung der Besucher ist konstitutiv für Hoffmanns Werkverständnis. Bewegung ist das formende Element ihrer Arbeiten; gleichzeitig wird jede Bewegung vom Kunstwerk selbst aufgezeichnet. Am Schluß der Ausstellung wird ihre "temporäre Installation" die Spuren der Bewegung im Raum, im Klima, in der Zeit tragen. Die Bewegung führt schließlich auch über den Ausstellungs-Container hinaus, ins Freie. Neben ihrer Wand- und Boden-Installation bezieht Hoffmann die nähere Umgebung des "Portikus" konzeptuell in ihre Arbeit ein. Sechs kreisrunde Reliefs, ebenfalls aus Knetgummi, weisen als Boden-Markierungen den Weg zur Ausstellung und von dort zurück auf die Straße, über die Brücke, in den Park. Der Dialog zwischen Innen- und Außenraum wird durch einen einfachen, für den "Portikus" aber einmaligen Kunstgriff in Gang gesetzt: Für die Dauer der Ausstellung sind die Türen ausgehängt. Nachts wird lediglich eine provisorische Spanplatte eingesetzt, das Licht bleibt an - 24 Stunden, so wünscht es sich die Künstlerin, soll ihr Werk präsent sein, in Bewegung sein.
Das Material, bislang kaum als seriöser Werkstoff erachtet, hat Hoffmann sehr hellsichtig als angemessen für die Thematisierung des Veränderlichen erkannt. Das geknetete Kunstwerk provoziert natürlich auch Gelächter. Vielleicht hilft es sogar, eventuelle Schwellenängste abzubauen und der Kunst im "Portikus", vermeintlich auf Avantgarde abonniert, mal etwas vorurteilsfreier zu begegnen. Aber Hoffmanns Knet-Kunst ist viel mehr als nur eine weitere, postmodern- verspielte Variante "trivialer" Werkstoffe (zuletzt war gar von "Lego"-Kunststückchen zu hören). Denn schließlich erinnert das Kernstück von "Manna", der ovale Belag in der Halle, auch an die Farbfeld- Malerei seit den 60er Jahren. Einem "shaped canvas"-Gemälde gleich, lagert die ebenmäßige Fläche auf dem Parkett. Leuchtende Orange-Töne reflektieren das Oberlicht. Grafische Strukturen sind erkennbar. Hoffmann hat sie intuitiv eingearbeitet, in ihrer nächtelangen Installations-Arbeit: Halb spontaner Gestus, halb geometrisches Konstruktions-Element, verweisen sie auf die Formensprache der nunmehr "klassischen" Farbfeld-Maler, gehen aber in ihrem bloß Zuständlichen, Vorläufigen über diese hinaus.
Hoffmanns Werk ist "work in progress". Die Arbeit der Künstlerin ist, zu einem von ihr bestimmten Zeitpunkt, zwar genau ablesbar. Aber ebenso wichtig ist ihr der folgende Prozeß: die Arbeit des Lichts, der Wärme, der Schwerkraft. Und die Arbeit der Betrachter.
Hoffmanns Methode erkennt so dem Kunstwerk seine Eigendynamik an. Ihr vermeintlich banales Material, der Kinderkram Knetgummi, verdeutlicht das Prozessuale dieser Arbeiten - und spricht so auch das Moment des potentiell Unvollendeten in jedem Kunstwerk an. Vor allem aber problematisiert Hoffmanns "Manna" den kitschigen Mythos von "klassischer" Größe, vom Meisterwerk, das ewig währt und ewig gültig sein soll, trutzig allen Entwicklungen widerstehend. Das Veränderliche als positiven Aspekt in die Kunstbetrachtung einzubeziehen, bleibt eine Forderung, die Hoffmanns Generation einzuklagen verbleibt. (Bis 30. August)
THOMAS A. WOLFF
PALERMO, 6. August (dpa/AFP). Der Präfekt von Palermo, Mario Iovine, hat im Zuge neuer Maßnahmen im Kampf gegen die Mafia den Luftraum über der sizilianischen Hauptstadt für Privatflugzeuge und Hubschrauber sperren lassen. Mit diesem Schritt sollen mögliche Anschläge auf Personen oder Institutionen verhindert werden. Die Sicherheitskräfte wollten auch eine mögliche Gefangenenbefreiung aus dem im Stadtzentrum gelegenen Gefängnis Ucciardone verhindern, verlautete weiter aus der Präfektur.
KELKHEIM. Etwas benommen schaut der kleine Yorkshire-Terrier aus der grünen Plastikwanne, hechelnd läßt er seine Zunge aus dem Maul hängen. "Den hab ich in Liederbach gefunden, ohne Halsbund, ohne Hundemarke", berichtet die Frau. "Och, Gottchen ist der winzig."
Hans-Peter Meyer schaut sich den zitternden Findling an, der irritiert in die Runde schaut. "Er will gar nichts trinken, und Zähne hat er auch keine mehr", hat ihn die Frau bereits genau unter die Lupe genommen. In der kühlen Ecke des kleinen Raums darf der Hund im Körbchen erstmal verschnaufen. Am Abend wird der Tierarzt nach ihm sehen und dann wird es heißen: Der Tierschutzverein hat wieder einen Gast mehr.
Dabei sind die Kapazitäten des kleinen Kelkheimer Tierheims mitten in der Feldgemarkung nicht gerade groß. Zwar besticht die 1986 gebaute Anlage im verlängerten Zeilsheimer Weg durch absolute Sauberkeit und ist mit einem Arztraum auch gut ausgestattet. Aber viele Gäste können hier nicht in Pension gehen. Schon weil die etwa 20 aktiven Mitglieder sich den Dienst im Tierheim teilen müssen.
So steht denn in der Regel auch vor verschlossener Tür, wer einen Findling abgeben möchte. Nur dreimal am Tag kommen ehrenamtliche Helfer vorbei, um die Tiere zu füttern und Streicheleinheiten zu verteilen. "Das Schmusen ist mehr Arbeit als alles andere", meint Vorsitzender Meyer. Manche haben hier Nachholbedarf, andere, wie die verwilderten Katzen, müssen erst langsam wieder an Menschen gewöhnt werden. Sonst besteht gar keine Chance, sie jemals zu vermitteln.
Wie es um die Vermittlungschancen der zwei Springmäuse steht, die eines Tages im Karton vor dem Tierheim standen, ist Meyer auch noch nicht klar. Einstweilen hausen die zwei namenlosen Tierchen in einem Extraraum, außer Sichtweite der Katzen versteht sich.
Im Gegensatz zu den ebenfalls namenlosen Samtpfoten, müssen die Hunde ansprechbar sein und bekommen deswegen einen Namen. Auch sonst gibt es für sie eine Sonderbehandlung. Jeden Tag ist ein kurzer Spaziergang eingeplant, bei dem Alf, Shiwa und Caro das Gefühl gewinnen können, wieder irgendwo hinzugehören. Zumindest vorübergehend. Denn eigentlich möchte Meyer sie gerne vermitteln, um auch wieder Platz zu haben, wenn neue Tiere abgegeben werden.
Nicht immer verlassen Hunde das Tierheim so schnell wie der Dackel, der in Kelkheim gefunden wurde. Zwar dauerte es einige Tage bis die Besitzer sich an den Tierschutzverein wandten. Das aber nur, weil sie nicht daran gedacht hatten, daß ihr in Lorsbach beim Spaziergang entlaufener Liebling, so weit kommen würde. Frauchen und Herrchen aus Frankfurt hatten sich nur an den Hofheimer Verein gewandt und so mußte erst das informelle Benachrichtungssystem greifen, das Meyer, im Hauptberuf Polizist, aufgebaut hat. Ab heute abend weiß dann die Gemeinde Liederbach, daß in ihrem Ort mittags ein Yorkshire-Terrier einsam auf der Straße saß. Ohne Halsband, ohne Hundemarke. Obwohl das eigentlich vorgeschrieben ist. SUSANNE SETTEMEYER
Wer einen Hund oder eine Katze (vielleicht auch die Springmäuse?) aus dem Kelkheimer Tierheim haben möchte, kann sich beim Tierschutzverein melden. Anrufe nehmen Vorsitzender Hans-Peter Meyer (Telefon 06195 / 53 95) oder sein Vertreter Herbert Kainz (Telefon 06195 /6 12 14) entgegen.
sch FRANKFURT A. M. Durchschnittlich sechs Prozent niedrigere Verkaufspreise für Unterhaltungselektronik haben beim niederländischen Philips-Konzern das Bild- und Ton-Geschäft stark gestört und das Ergebnis der gesamten Gruppe erheblich geschmälert. Von Januar bis Juni sackte der Reingewinn aus normaler Geschäftstätigkeit im Vorjahresvergleich um ein Fünftel auf 256 Millionen Gulden (gut 230 Millionen Mark) ab.
Die "schwierige Lage auf den Märkten für Unterhaltungselektronik" traf nach dem Zwischenbericht nicht nur die Sparte Konsumgüter (zu ihr gehören neben Audio- und Video-Apparaten auch Polygram sowie Haus- und Körperpflegegeräte), sondern auch das Geschäft mit Bildröhren und einige nicht konsolidierte Beteiligungsgesellschaften. Der Halbjahresverlust von 55 Millionen bei letzteren geht zum Teil auf Grundig zurück. Der Umsatz schrumpfte in den sechs Monaten um ein Prozent auf 25,8 Milliarden Gulden. Ende Juni beschäftigte die Gruppe 238 700 Leute, 21 500 weniger als vor Jahresfrist und ohne Berücksichtigung von Konsolidierungsänderungen 1300 weniger als Anfang 1992. Die Eindhovener spulen ein Sanierungsprogramm ab. Nach Miesen von 4,5 Milliarden 1990 verdienten sie danach 981 Millionen. Sollten Wirtschaft und Unterhaltungselektronikbranche nicht vorankommen, sei nicht anzunehmen, daß 1992 das Vorjahresniveau erreicht werde, baut Philips vor.
TOKIO, 6. August (AFP). Für die geplagten japanischen Pendler könnte zumindest der Kartenkauf bald weniger stressig werden. Die Ostjapanische Eisenbahngesellschaft hat einen Fahrkartenautomaten entwickelt, mit dem man sprechen kann. Derzeit gelingt es ihm bereits in 80 Prozent der Fälle, die menschliche Stimme korrekt zu decodieren. "Noch ein paar Verbesserungen und wir können die Maschine in einem Jahr oder maximal in zwei Jahren aufstellen", verkündete ein Sprecher der Eisenbahngesellschaft am Donnerstag. Der Apparat werde auch Ausländer verstehen können, die japanische Namen aussprechen, versicherte er.
Kleine FR
Kurs zur Geburtsvorbereitung EGELSBACH. Einen Geburtsvorbereitungskurs für Eltern bietet die Evangelische Familienbildung Egelsbach im Evangelischen Gemeindehaus, Ernst-Ludwig-Straße 56, am kommenden Montag, 10. August, an. Beginn ist um 20.30 Uhr. Anmeldungen sind noch am Wochenende unter der Rufnummer 069 / 81 69 01 möglich. Gitarrenkurs für Kinder NEU-ISENBURG. Kinder im Alter zwischen neun und zwölf Jahren, die schon immer Gitarrespielen lernen wollten, können jetzt einen Kurs der Evangelische Kirchengemeinde Gravenbruch besuchen, der in deren Jugendräumen stattfindet. Der Lehrgang kostet 50 Mark und beginnt am kommenden Mittwoch, 12. August, um 15 Uhr am Dreiherrnsteinplatz 8. Anmeldungen sind unter der Rufnummer 5 30 57 möglich. Dort ist allerdings nur am Nachmittag jemand zu erreichen.Das Wetter
FRANKFURT A. M., 6. August (FR). Vielfach sonnig, heiß und in der Südhälfte auch schwül, im Westen und Süden nachmittags und abends einzelne Gewitter, sagt das Wetteramt vorher. Höchsttemperaturen tagsüber im Norden 24 bis 28, im Süden 30 bis 35 Grad, nachts 15 bis 20 Grad. Aussichten: Heiter bis wolkig, sehr schwül. (Siehe auch Lokalteil)
SCHWALBACH. Zum Tag der offenen Tür mit Sommerfest lädt der Kleintierzuchtverein ein. In Ställen und Gehegen seiner Anlage "Am Flachsacker" werden junge Kaninchen und Geflügelnachwuchs zu sehen sein.
Das Fest beginnt am heutigen Samstag mit einem Kaffeenachmittag, der in einen gemütlichen Abend übergeht und mit dem Frühschoppen am Sonntagmorgen um 10 Uhr ausklingt. Für Unterhaltung, Speis und Trank ist gesorgt. she
Von Thorsten Weidner, dem Teamkapitän, fiel die Anspannung als erstem ab. "So ein Wahnsinn", stieß der frischgebackene Olympiasieger hervor, "ich bin richtig zerflossen, mir sind die Tränen nur so runtergelaufen." Thorsten Weidner war nicht der einzige, der in der Stunde des Triumphes feuchte Augen hatte. Es gab kaum einen im Lager der deutschen Fechter, der an diesem Abend nicht von Emotionen übermannt wurde.
So viel hatte für den Deutschen Fechterbund (DFeB) auf dem Spiel gestanden, und als bereits alles verloren schien, holten sich die Männer um Thorsten Weidner in einem unglaublichen Kraftakt doch noch die ersehnte Goldmedaille. 3:7 und 5:8 lag die deutsche Mannschaft gegen den Weltmeister von 1991 bereits zurück, aussichtslos, wie es schien. Aber Alexander Koch gegen Guillermo Betancourt, Ingo Weißenborn gegen Elvis Gregory und schließlich Ulrich Schreck im entscheidenden 16. Gefecht gegen Tulio Diaz machten den Traum ihres Cheftrainers Emil Beck wahr: Gold ausgerechnet für das Florett-Team, mit dem Beck 1976 in Montreal seine Erfolgsserie gestartet hatte. Beim Stand von 8:8 blieb den Kubanern aufgrund des schlechteren Trefferverhältnisses (53:65) nur Silber. "Jetzt hat sich alles ausgezahlt, wir haben erreicht, was wir brauchten", jubelte ein übers ganze Gesicht strahlender Emil Beck.
Wohl kaum ein anderes Finale zuvor hatte für den Kugelblitz aus Tauberbischofsheim eine derart große Bedeutung gehabt. Goldschmiede oder Blechschmiede - vor dieser Wahl standen die erfolgsverwöhnten deutschen Fechter unversehens in Barcelona. Medaillenlos waren sie in den Einzel-Wettbewerben geblieben, dann kam das Silber der Florett-Frauen und nun endlich das erste Gold durch die Florett-Männer. "Es ist doch eine Goldschmiede", entfuhr es Rolf Andresen, Direktor des Bundesausschuß Leistungssport - und lag sich wie Dutzende andere vor ihm und nach ihm im "Palau de la Metallurgia" mit Emil Beck in den Armen. Auch Erika Dienstl verspürte nach den Enttäuschungen im Einzel nun eine "große Erleichterung". "Wenn vier Wettbewerbe an einem erfolgsverwöhnten Team ohne Medaille vorbeiziehen, ist das Silber der Frauen schon ein Erfolg gewesen. Aber Gold ist riesig", so die DFeB-Präsidentin. "Gold ist alles", stellte Emil Beck schlicht fest.
In der Stunde der Gefahr hatte der Chef höchstselbst das Kommando an sich gerissen. Mit durchschlagendem Erfolg, wie ihm sein früherer Schüler und Olympiasieger von 1976, Thomas Bach, bestätigte. "Dieser Erfolg ist nicht nur von der Mannschaft ausgegangen, da muß auch auf der Bank hervorragend gearbeitet worden sein", vermutete IOC-Mitglied Bach.
Nach dem 3:7 reagierten Beck und Bundestrainer Jochen Behr. Ulrich Schreck kam als Joker auf die Planche, Udo Wagner mußte sie verlassen, obwohl er schon ein Gefecht gewonnen hatte. Doch der 28jährige wäre in seinem nächsten Gefecht auf Elvis Gregory getroffen, seinen Angstgegner. "Er hatte zudem schwere Beine, deshalb wurde er ausgewechselt", erklärte Behr den Schritt. Der Joker stach. Schreck fegte Gregory 5:1 von der Planche und zeigte gegen Diaz beim 5:2 eiserne Nerven. Den Ruhm, Gold gesichert zu haben, wollte der Bonner jedoch nicht für sich allein in Anspruch nehmen: "Ohne die Siege zuvor hätte ich doch nie zum Matchwinner werden können."
Weshalb die seit Jahren auf Silber abonnierte Mannschaft nun plötzlich zum Olympiasieger avancierte, schreibt Jochen Behr der Ausgeglichenheit seiner Gruppe zu. "Wir haben nicht vier gute und einen schlechten Fechter, sondern fünf, die voll drin sind", lobte er sein Quintett. "Es war eine unglaubliche Teamleistung", bestätigte Kapitän Thorsten Weidner, "es war eine unheimlich starke Truppe", ergänzte Ingo Weißenborn.
Die Stärke der Truppe zeigte sich, als sie mit dem Rücken zur Wand stand. Weißenborn beispielsweise, der zuvor drei Gefechte mit 4:5 verloren hatte, gewann sein einziges und zugleich wichtigstes gegen Elvis Gregory zum 8:7. Die Kubaner dagegen, die im WM-Finale von 1991 die Deutschen noch 9:6 besiegt hatten, waren der Situation nicht mehr gewachsen. "Man spürte bei ihnen deutlich die psychische Anspannung: Sie führen so hoch und kriegen den Sack einfach nicht zu", bemerkte Ingo Weißenborn. Sein Teamkapitän Weidner, im Einzel als Favorit bereits früh gescheitert, tat dagegen alles, um seine Mannschaft aufzuputschen. "Jungs, wir machen fünf Siege", stachelte er die anderen an, als Kuba 7:3 führte. Beim 7:8 verkroch er sich in den hintersten Winkel der Halle - und betete. "Das mußte ich einfach tun", sagte der 24jährige.
Am Ende half wohl alles zusammen. Und Thorsten Weidner wird nun in Tauberbischofsheim wohl dieselbe Gold-Feier erleben, wie er sie schon als Achtjähriger nach der Rückkehr der Olympiasieger von Montreal erlebt hat. Diesmal allerdings aus anderer Perspektive. MICHAEL MAURER
MOSKAU, 6. August (AP). Der Kampf von Kriminellen in Moskau um Einflußsphären wird zunehmend blutiger ausgetragen. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur ITAR-Tass am Mittwoch meldete, wurden in den zurückliegenden 24 Stunden in der russischen Hauptstadt elf Menschen ermordet. In einem Cafe starben nach Informationen der Polizei bei einem bewaffneten Konflikt zwischen Gangstern zweier rivalisierender mafia- ähnlicher Organisationen drei Aserbaidschaner.
Zwei weitere kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Wie es hieß, flohen die Attentäter in einem Lastwagen. Am Tatort seien Blutlachen und eine große Anzahl leerer Patronenhülsen zurückgeblieben. Weitere Mordopfer aus dem Kaukasus seien in einem Auto in einem Moskauer Vorort gefunden worden. Ihre Körper seine mit Einschüssen übersät gewesen, schreibt ITAR-Tass.
Bei einem nächtlichen Überfall auf ein Eisenbahndepot hätten Unbekannte zwei Wachmänner getötet und 44 Revolver sowie fünf Gewehre erbeutet.
ESCHBORN. 120 Helfer grillen Steaks, drehen Hähnchen und wenden Bratwürstchen: Der Kappen-Club wird sich zum Niederhöchstädter Markt am Wochenende im Hof des Hauses an der Hauptstraße 297 einrichten.
Zu Bier, Wein und Schnaps liefern am Samstag die "Stardays-Five" die Begleitmusik. Am Sonntag spielt Harald Blöcher's "Tail-Gate"-Jazzband zum Frühschoppen, und im Anschluß machen die "Silver-Stars" Stimmung. Und auf die Kinder warten Spiele.
Neben vielen anderen Gruppierungen nimmt auch der neu gegründete "Eine- Welt-Kreis" der St.-Nikolaus-Gemeinde an dem Straßenfest teil.
Die Gruppe bietet an ihrem Verkaufsstand (vor Hauptstraße 309) Lebensmittel und Kunstgewerbe aus Entwicklungsländern an. Sie fördert damit nicht nur ein Projekt von Misereor zur Bekämpfung der Cholera in Peru, sondern stärkt durch den direkten Verkauf von Produkten auch Kleinbauern und Handwerker, die so für ihre Waren faire Preise gezahlt bekommen. she
HEUTE . . .
. . .fiel das belegte Brötchen auf die Straße. Der Mann, dem das belegte Brötchen gehörte, hob es auf, rückte den Preßkopf samt Gurke zurecht, blies kurz darüber und aß weiter. Eine Frau war entsetzt. Sie rief: "Die Bazillen! Mein Gott, die Bazillen!", und der Mann mit dem Brötchen sagte kauend: "Nor kaa Angst, ghude Fraa! Ich hab bloß e bissi Dreck fortgeblase! Dene Bazille ist nix bassiert!"
. . .sagte die Frau zu dem Mann, der sich zum zweiten Mal eine doppelte Portion Eis bestellte: "Basse Se nor uff, deß Se sich net Ihne Ihrn Maache verkiehle!", und der Mann sagte: "Ei, ich will ja kaans mehr! Er will's!"
DREIEICH. Schwer verletzt wurde ein 15jähriger Radfahrer bei einem Verkehrsunfall am Mittwochabend in Sprendlingen. Als der Radler auf der Hauptstraße eine Fußgängerfurt überqueren wollte, prallte ein 20jähriger Autofahrer, der in Richtung Neu-Isenburg unterwegs war, mit seinem Wagen auf den Fahrradfahrer. Nach Aussagen von Zeugen hatten beide Unfallbeteiligten die rote Ampel nicht beachtet. Es entstand ein Schaden von etwa 3000 Mark. fra
&blt; Lateinamerikanische Rhythmen
Das akustische Gitarrenduo Los Compañeros, Rafael Gutierrez-Stienert und Jens Hommola, bringen am heutigen Freitag um 20.30 Uhr klassische spanische und lateinamerikanische Rhythmen zu Gehör. Veranstaltungsort ist die Frankfurter Romanfabrik in der Uhlandstraße 21. &blt; Techno, Funk & Hip Im Palais Osthafen kann am 7. und 8. August ab 22.30 Uhr wieder "gegroovt" werden. Am Freitag macht Torsten Fenslau mit Trance und Techno Stimmung. Als "special appearance" präsentiert Marion Sell ihre tierische Modenschau. Samstag nacht gastiert ,J' The Jammer mit Funk, House & Hip auf der Showbühne des Palais-Zeltes. &blt; Fotografien Im Jugendcafé und Bildungstreff Höchst, Adolf-Häuser-Straße 7, wird am heutigen Freitag um 19 Uhr eine Ausstellung mit Bildern des Fotografen Souleymane Bombaye eröffnet. Besichtigen kann man die Schau bis zum 20. September montags bis donnerstags von 11 bis 15 Uhr sowie von 16.30 bis 19 Uhr. &blt; Kino im Park Das Werkstattkino "Mal Sehn" zeigt am Freitag, 7. August, um 21.45 Uhr im Günthersburgpark in Bornheim den deutschen Spielfilm "Der Richter und sein Henker" von Maximilian Schell. Sollte es regnen, wird die Filmvorführung auf Samstag verschoben. &blt; Beat-Musical vom Weihnachtsmann Im Rahmen der "Äppelwoi-Festspiele" in der Neu-Isenburger Altstadt präsentieren die Kleinkünstler des Spott-Licht- Theaters ihre Open-air-Produktion "Hannibal Sternschnuppe - der unmögliche Weihnachtsmann". Vorstellungen freitags, samstags und sonntags bis zum 6. September. Beginn jeweils um 20 Uhr. Kartenvorbestellungen unter der Rufnummer 0 61 02 / 2 59 51. &blt; Lieder aus vier Jahrhunderten "Spectaculum" heißt das Programm des Musiktheaters Astoria, das am Freitag, 7. August, um 21 Uhr auf der Klosterruine Limburg gastiert. Zu hören sind liebliche, lustige, liederliche und garstige Lieder, begleitet auf Blockflöte und Laute. Weitere Vorstellungen sind geplant für den 8., 14., 15., 21., 22., 28. und 29. August. &blt; Kultursommer Rheinland-Pfalz Den Auftakt zu Schloßkonzerten (vom 7. bis zum 18. August) in Deidesheim bildet das Rhythm 'n' Blues-Sextett Digger Barnes, gefolgt am Samstag von der Neustädter Formation The Peppermint Gang mit Soul, Blues und Rock 'n' Roll und dem Jazz-Latin Gerd Mayer Mendez Trio, das am Sonntag auftritt. Beginn jeweils um 20 Uhr. Weitere Informationen zum "Schloßtreff" unter der Telefonnummer 0 63 21 / 3 11 60. &blt; Sonntag ins Museum Frankfurter Museen bieten am Sonntag, 9. August, verschiedene Führungen an. Das Liebieghaus, Schaumainkai 71, veranstaltet um 11 Uhr eine Führung zum Thema "Die frühchristliche Wallfahrt zum heiligen Menas: Topographie und Funde". Vorgestellt werden Funde aus Abu Mena. Das Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, bietet um 11 Uhr eine Führung durch die Ausstellung "Fremdes Geld" an. Im Museum für Kunsthandwerk findet um 12 Uhr eine Führung durch die Ostasien-Abteilung mit Erläuterungen zum Thema "Keramik aus China und Japan" statt, und im Deutschen Postmuseum, Schaumainkai 53, gibt es um 15 Uhr eine Führung zur Sonderausstellung "Die Künstlerpostkarte", danach ist die Zeichenwerkstatt für Jugendliche und Erwachsene geöffnet. &blt; Ölbilder und Gouachen In der Darmstädter Galerie Kappler, Herdweg 46, wird am Freitag, 7. August, um 19 Uhr eine Ausstellung mit Bildern der Malerin Bozena Lesiak eröffnet. Geöffnet ist die Galerie mittwochs, freitags und samstags von 16 bis 19 Uhr.
Adresse: Am Zeltplatz 6, Tel. 0 61 05 / 14 40. Zu erreichen: von Mörfelden aus über die B 486 Richtung Langen, 300 Meter vor der Autobahn rechts rein, ausgeschildert als Naturfreundehaus.
Öffnungszeiten: Biergarten (solange das Wetter schön ist) und Gaststätte (ganzjährig) täglich außer montags von 11 bis 23 Uhr (warme Küche durchgehend bis 22 Uhr); der Innenraum kann für Familienfeiern in Anspruch genommen werden.
Parken: etwa ein Dutzend Abstellplätze direkt am Haus, dreißig weitere etwa 50 Meter entfernt. Für Fahrräder genügend Platz. Keine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel.
Behinderte: Biergarten ist ebenerdig; Gaststätte und Toilette sind nur über Stufen zu erreichen.
Angebote: draußen rund neunzig Sitzgelegenheiten, Gaststätte innen etwa siebzig Plätze. An den Biergarten grenzt ein größerer Kinderspielplatz.
Getränke: die üblichen Standards. Cola oder Fanta (0,3 Liter) kosten 2,80 Mark; Wasser (0,2) 1,50 Mark; gezapftes Pils 2 Mark (0,2) oder 2,90 (0,3); Weizenbier 3,50 Mark für die Halbliterflasche; alkoholfreies Bier 2,50 Mark (0,33). Apfelwein gibt's, auch wenn er nicht auf der Karte steht.
Speisen: Es wird ein Mittagstisch angeboten. Die Speisekarte reicht von Suppen, Vorspeisen, Toasts über Vegetarisches und Fleischgerichte bis zu Kinderteller und "Vesper". Beispiele: Naturreispfanne mit Gemüse, Champignons und Tomate 12,80 Mark; Toast nach Art des Hauses 15,50 Mark; paniertes Schnitzel mit Pommes und Salat 13,50 Mark; Handkäs' mit Musik 5,60 Mark, Kinderteller Moby Dick (also Fischstäbchen, Pommes und Salat) 6,50 Mark. Kuchen und Brot werden selbst gebacken. lis
DÜSSELDORF, 6. August. Immer mehr ältere Menschen - und hier besonders die alleinstehenden Frauen - geraten in immer größere finanzielle Not. Das ist, kurz gefaßt, das Ergebnis einer Studie der Dortmunder Forschungsgesellschaft für Gerontologie, die der Düsseldorfer Sozialminister Hermann Heinemann am Donnerstag in Düsseldorf vorstellte. Danach herrscht allein in Nordrhein-Westfalen in rund 452 000 Haushalten mit älteren Personen - also mit einer Bezugsperson über 55 Jahren, die sich im Ruhestand befindet - Altersarmut, weil ihr Einkommen unterhalb des Sozialhilfeniveaus von knapp 1000 Mark liegt. Diese 452 000 Haushalte stellen 17 Prozent der insgesamt 2,6 Millionen Haushalte mit älteren Menschen. In absoluten Zahlen sind das 98 000 Ehepaare, 31 000 alleinstehende Männer, 117 000 ledige oder geschiedene Frauen und 206 000 Witwen. Die meisten von ihnen könnten nach den Feststellungen der Wissenschaftler ihr finanzielles Los verbessern, wenn sie Sozialhilfe beantragen würden. Aus Stolz und Scham aber haben im vergangenen Jahr über 60 000 ältere Menschen die ihnen gesetzlich zustehenden Zahlungen nicht in Anspruch genommen. Stellvertretend für diese Menschen wird in der Untersuchung eine ältere Frau zitiert, die ihre Miete nicht mehr zahlen konnte und deshalb zum Sozialamt ging: "Das war ein schwerer Weg. Ich habe geheult." Um sich diese von ihnen so empfundene Schmach zu ersparen, verzichten viele ältere Menschen auf teurere Lebensmittel wie Obst, Fleisch und Gemüse, sparen an der Heizung und am Stromverbrauch mit der Folge, daß sie öfter krank sind.
Nach Ansicht der Forscher ist diese weibliche Altersarmut in den allermeisten Fällen nicht individuell verschuldet, sondern strukturell bedingt. Sie machten dafür in erster Linie die ihrer Ansicht nach völlig unzureichende soziale Absicherung der Erziehungsarbeit verantwortlich. Heinemann teilte diese Ansicht: "In der Bundesrepublik orientiert sich die Alterssicherung von Frauen nach wie vor an dem Modell der lebenslangen Ehe. In dem Maße, in dem dieses Normalmodell nicht mehr funktioniert, ergeben sich zwangsläufig Einbrüche in der Alterssicherung der davon abhängigen Frauen."
WÄCHTERSBACH. Mit einem rauschenden Fest, verbunden mit dem Unterverbandstag der Wehren des Altkreises Gelnhausen und der örtlichen Zeltkerb, feiert die Freiwillige Feuerwehr Aufenau vom 7. bis 10. August ihr 60jähriges Bestehen.
Los geht's am heutigen Freitagabend, wenn die "Concordia" im Festzelt aufspielt. Das Festprogramm des Unterverbandstages beginnt am Samstag, 8. August, um 14.30 Uhr mit dem Treffen der Alters- und Ehrenabteilungen der Verbandswehren im Festzelt. Um 17 Uhr steht dann eine Großübung der Aufenauer Blauröcke an.
Weiter geht's um 19.30 Uhr, wenn der Kerbbaum abgeholt wird, anschließend gibt's Tanz und Unterhaltung im Fest- zelt.
Auch am Sonntag wird kräftig gefeiert. Um 13 Uhr setzt sich ein Festzug in Bewegung, anschließend spielen die Musikzüge im Zelt auf. Nach dem Sonntagstanz geht's am Montag mit Frühschoppen und Wellfleischessen weiter, anschließend haben die Kinder das Sagen. Abends wird wieder getanzt, nicht zu vergessen der Lampionumzug und die Verlosung.
Die Freiwillige Feuerwehr Aufenau, schreibt der Kreisfeuerwehrverband Main-Kinzig, "wurde im Jahre 1932 von 22 beherzten Männern gegründet". Es sei die Zeit der Weltwirtschaftskrise, großer Arbeitslosigkeit und sozialer Armut gewesen, die bestehende Pflichtfeuerwehr habe nicht mehr funktioniert. Aus Sorge, "ein Schadensereignis könne der Ruin vieler Mitbürger bedeuten", stellten Freiwillige die Aufenauer Wehr auf die Beine.
Doch wenige Jahre später wurden die meisten Wehrmänner zum Arbeits- oder Kriegsdienst einberufen, so daß 14- bis 15jährige Jugendlichen den Brandschutz während des Weltkrieges übernehmen mußten. Erst 1946 begann der Wiederaufbau der Aufenauer Wehr. Als dann 1965 das erste Spritzenfahrzeug gekauft wurde, "waren die Wehrmänner überglücklich", da sie ihre Gerätschaften nicht mehr selbst zum Einsatzort schleppen mußten.
Neue Impulse bekamen die Blauröcke, als 1970 der Feuerwehrtag des ehemaligen Kreises Gelnhausen in Aufenau stattfand. Seitdem beteiligen sie sich an Wettkämpfen, heute Leistungsübungen genannt. Ein Jahr später wurde die Jugendwehr gegründet.
1976 bezog die Wehr dann ihr neues Gerätehaus und bekam ein neues Löschfahrzeug, 1982 feierte sie ihr 50. Jubiläum, verbunden mit dem 8. Kreisfeuerwehrtag. Seitdem verfügen die Aufenauer Blauröcke auch über weibliche Mitglieder.
Die Aufgaben der Feuerwehr haben sich wie überall auch vor Ort geändert. Wurde die Wehr früher vor allem bei Bränden alarmiert, spielen heute mehr und mehr technische Hilfeleistungen die Hauptrolle. tja
HEUTE . . .
. . .sagte der Mann: "De Blitz is in unsern Fernseh eneigehaache, midde in die Laiv-Iwwerdraachung aus Bazzelona!" - "Hörn Se uff! Is was bassiert?" - "Unsern Fernseh is kabutt un die halb Bud abgebrennt, awwer trotzdem noch Gold ferr Deutschland!"
. . .sagte die Frau in der Metzgerei: "Ich krieh zwaa maachere Ribbscher!", und die Meisterin sagte: "Bei uns is nix fett, bis uff de Scheff, un der mächt zer Zeit e Abmacherungskur!"
ski FRANKFURT A. M. Von den vier größten privaten Kreditinstituten in der Bundesrepublik hat die Bayerische Vereinsbank im ersten Halbjahr beim Gewinn mit Abstand die größten Fortschritte gemacht. Dies gilt jedenfalls, wenn man das Teilbetriebsergebnis als Meßlatte nimmt (das gesamte Resultat per Halbzeit verschweigt das weiß-blaue Geldhaus als einziger der Branchenführer noch). Diese Erfolgskennzahl, die sich aus den Zins- und Provisionsüberschüssen abzüglich Verwaltungsaufwand errechnet, schnellte bei den Münchnern konzernweit im echten Vorjahresvergleich um 27,5 Prozent auf 681 Millionen Mark empor. In der AG allein sprang mit 30,5 Prozent auf gut 457 Millionen Mark sogar eine noch etwas höhere Steigerungsrate heraus.
Mit seiner seit Jahresbeginn um knapp sechs Prozent auf reichlich 239 Milliarden Mark gewachsenen Bilanzsumme ist der Bayernverein-Konzern, zu dem unter anderem auch drei Hypothekentöchter gehören, inzwischen mit recht deutlichem Vorsprung (rund 13 Milliarden) vor der Commerzbank die Nummer drei im deutschen Geldgewerbe. Durch die vor wenigen Tagen vollzogene Mehrheitsübernahme (über 90 Prozent) der Schoeller Bank in Wien, die der Vereinsbank in Österreich eine weitgehend flächendeckende Präsenz verschafft, kommen nochmals etwa drei Milliarden Mark hinzu. Was die Ertragslage angeht, sieht die Rangordnung allerdings noch etwas anders aus. Geht man wieder von den Teilbetriebsergebnissen aus, dann liegt die Vereinsbank nicht nur hinter der Dresdner (1,3 Milliarden) und der Commerzbank (875 Millionen), sondern muß auch dem kleineren Nachbarn Bayern-Hypo (759 Millionen) den Vortritt lassen, der von Januar bis Juni mit 42 Prozent noch stärker zulegte. Daß die Deutsche Bank, die als einzige einen Gewinnrückgang hinnehmen mußte, dennoch keineswegs am Hungertuch nagt, zeigt ein weiteres Zahlenspiel: Um ihr Teilresultat von fast 2,4 Milliarden zu erreichen, müßten mindestens drei der vier Verfolger ihre Überschüsse zusammenlegen.
In der Berichtszeit hat die Bayerische Vereinsbank sechs kleinere Stützpunkte aufgegeben und neun neue eröffnet, darunter in Westdeutschland in Essen, Fulda, Gießen und Heilbronn. Zur Jahresmitte bestand das Netz im In- und Ausland aus 403 Niederlassungen, von denen sich mittlerweile 53 in den neuen Bundesländern befinden. Nicht zuletzt das dortige flotte Geschäft trug zur Expansion der Münchner bei. Beschäftigt wurden im gesamten Konzern in den sechs Monaten durchschnittlich 12 125 Leute, 112 mehr als im Vorjahr.
Die Einschätzung der weiteren Entwicklung in diesem Jahr ist von einer gewissen Unsicherheit gekennzeichnet. Im Zwischenbericht weist der Vereinsbank-Vorstand darauf hin, daß sich bei den im Inland vergebenen Krediten infolge der schwächeren Konjunktur ein höherer Wertberichtigungsbedarf abzeichne. Auch für die Auslandsengagements werde über das schon erreichte hohe Niveau hinaus eine zusätzliche Vorsorge zu treffen sein. Hinzu könnten, je nach Lage der Finanzmärkte, Abschreibungen auf die Wertpapierbestände kommen.
BERLIN (rtr/FR). Bei der Berliner Bank ist das Teilbetriebsergebnis im ersten Halbjahr mit einem Anstieg um rund zwei Drittel auf 175,5 Millionen Mark geradezu "explodiert". Das geht aus dem Zwischenbericht zum 30. Juni hervor.
Noch deutlicher wäre der Zuwachs ausgefallen, hätte nicht der Verwaltungsaufwand um fast ein Viertel auf gut 318 Millionen zugelegt. Diese Entwicklung erklärt das Kreditinstitut, das sein Geschäft und den Gewinn seit der deutschen Vereinigung massiv ausweiten konnte, im wesentlichen mit Investitionen im Osten der Spreemetropole und in den neuen Ländern, höheren Mieten sowie Gehaltsanpassungen für die ostdeutschen Beschäftigten.
GELNHAUSEN. Mauern und Häuser, Höfe und Gärten im Stadtgebiet sollen weiter naturnah ergrünen. Umweltberater Jürgen Schmidt startet die fünfte Aktion "Mehr Laub ums Haus", bei der es zu verbilligten Preisen Kletterpflanzen, Laubsträucher und -bäume gibt. Die naturfreundlichen Gehölze für das Grün am und ums Haus können ab sofort bestellt werden. Bis zum 25. September kann man ordern. Geliefert wird am 6. November.
Umweltberater Schmidt hat in seinem "Jubiläumsangebot" neben bewährten und bekannten Kletter- und Gehölzarten einige "Neuheiten für den speziellen Bedarf". So krönt diesmal die orangerote Trompetenblume das Kletterpflanzensortiment, ergänzt durch den einheimischen Wilden Hopfen, der auch in den Auewäldchen des Kinzigtals gedeiht und sich als Fassadenkletterer bestens eignet.
Neu bei den Laubsträuchern sind der duftende, lange schon in Bauerngärten eingebürgerte Jasmin und das immergrüne Buchsbäumchen, das traditionell als Beeteinfassung dient. Die Hainbuche wird als Strauch aber auch als Laubbaum angeboten. Schmidt: "Ein herrlicher Einzelbaum mit nicht so mächtiger Kronenausbildung." Als Zierbaum für den kleinen Vorgarten bietet die Stadt in diesem Jahr den japanischen Kirschapfel, laut Schmidt eine auch ökologisch wertvolle Wildart aus Ostasien, die auch hiesigen Bienen und Vögeln Nahrung bietet. "Besonders zur Neuanlage des Hausgartens oder zur Renovierung des Hauses bietet sich die Aktion an", wirbt der Umweltberater. So könnten Bauherrn ihre Flächen behutsam und konsequent mit einheimischen Gehölzen gestalten. "Liguster und Hainbuche bieten dabei immergrünen Sichtschutz in engen Lagen, ohne auf das standardmäßige landschaftsfremde Koniferensortiment zurückgreifen zu müssen."
Auch an der Hauswand oder an der Holzlaube lassen sich Pflanzen in mehrfacher Hinsicht ökologisch sinnvoll einsetzen. Sie sind Herberge für allerlei Getier, dienen aber auch der Luftverbesserung und je nach Auswahl der Wärmeregulierung und dem Gebäudeschutz. Schmidt empfiehlt für intakte West- und Nordwände den immergrünen Efeu als zusätzliche Regenschutz- und Luftschicht, für Ost- und Südwände den laubwerfenden Wilden Wein und andere Pflanzen für Klettergerüste. Sie bringen den Vorteil, daß sie mit ihrem Laub im Sommer das Haus kühlen und später entlaubt die wärmende Wintersonne hindurchlassen.
Die Kletterpflanzen und Laubsträucher kosten pro Stück drei Mark. Sie sind 60 bis 150 Zentimeter groß, zweimal verpflanzt, im Topf und ohne Ballen. Die Laubbäume kosten zehn Mark pro Stück, sind zwei bis dreieinhalb Meter groß und größtenteils ebenfalls ohne Ballen. Bestellformulare liegen im Rathaus und den Ortsverwaltungen aus. Kurz vor dem Ausgabetag erhalten die Besteller eine Bestätigung und eine Pflanzanleitung. Auch Hochstamm- Obstbäume sind innerhalb der Aktion "Mehr Laub ums Haus" verbilligt zu haben. Diesen Teil betreut die Vogel- und Naturschutzgruppe Meerholz-Hailer (die FR berichtete), Telefon 68814 oder 73987. lex
Fußball-Turnier um den Rodgau-Pokal hatte besseren Besuch verdient Sieger TGM Jügesheim nächster Veranstalter Frauen-Fußball, Sportmodenschau und die Belustigungen für die Kinder einige der Höhepunkte
Schade war, daß zum diesjährigen Fußball-Turnier um den Rodgau-Pokal nur insgesamt 400 Zuschauer kamen. Denn anläßlich ihres 40. Jubiläums hatte sich die ausrichtende TGS Jügesheim im Rahmenprogramm einiges einfallen lassen. Um die Zuschauer an den Sportplatz zu locken, wurden alle Spiele an einem Wochenende ausgetragen und drumherum ein buntes Angebot aufbereitet. Im Stile des American Football hatten die Jügesheimer ein rechtes Familienfest organisiert, welches leider nicht den erhofften Zuspruch fand. Dennoch waren die Veranstalter am Ende zufrieden und ernteten auch von den beteiligten Klubs Komplimente. "Wirtschaftlich hat sich das Ganze zwar nicht gerechnet, aber wir haben etwas für unser Image getan", meinte TGS-Sprecher Dieter Kley. Viele Kinder nutzten das Angebot und vergnügten sich im Kinder-Karussell oder in der Hüpfburg. Die "Sportmodenschau" fand ebenfalls großen Anklang. Besonders angetan waren die Fans vom Einlagespiel der Frauen-Teams aus Wölfersheim und Dresden. Der frischgebackene Oberligist besiegte die Dresdner mit 7:0 und überzeugte so manchen Zweifler davon, daß Frauen im Fußball-Dreß nicht nur auf den Laufsteg gehören.
Nicht nur, daß die Frauen tatsächlich kicken können, abends sorgten sie im Festzelt für eine Riesenstimmung.
Das gelang auch den Fußballern der TGM Jügesheim, die völlig überraschend den Pokal mit nach Hause nahmen. Ohne Punktverlust und mit nur einem Gegentreffer deklassierte der B-Ligist die Konkurrenz. Im Finale mußte sich der SKV Hainhausen der Spielkultur der Jügesheimer beugen. Die Hainhausener waren erst über ein Entscheidungs-Schießen gegen den punktgleichen TSV Dudenhofen ins Finale vorgedrungen. Vögtle und Hitzel schossen den krassen Außenseiter zum Turniersieg. Den dritten Rang sicherte sich die Reserve von Bezirksoberligist SG Nieder-Roden im Elfmeterschießen gegen den TSV Dudenhofen.
Eine einzige Enttäuschung war der SV Jügesheim, der ohne Torerfolg als Letzter die Gruppenspiele abschloß. Hier wurde einmal mehr die "Abmachung" in Frage gestellt, daß die höherklassigen Vereine SV Jügesheim, Spvgg. Weiskirchen und SG Nieder-Roden nur ihre "zweiten Garnituren" entsandten.
Auch die A-Jugendteams und die Alten Herren der Rodgauvereine stritten um Pokale. Während beim Nachwuchs der SV Jügesheim triumphierte, setzten sich die älteren Semester des TSV Dudenhofen durch.
Für die ihren 20. Geburtstag feiernde AH der TGS stand ein besonderer "Lekkerbissen" auf dem Programm: Sie durfte gegen die "Waldis" antreten, die Traditionself der Offenbacher Kickers. Mit dem 0:4 hielten die Gastgeber das Resultat gegen die toll aufspielenden Offenbacher noch im Rahmen.
Im kommenden Jahr wird der Turniersieger, die TGM Jügesheim, das Rodgau-Pokalturnier ausrichten. Neben der Aufgabe, den Titel zu verteidigen, gilt es für die TGM-Fußballer, ein ebenso buntes und abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen, wie es der TGS gelang. Vielleicht hat sich ja bis dahin herumgesprochen, daß der Rodgau-Pokal etwas zu bieten hat, auch wenn der sportliche Wert dieser Veranstaltung nicht unumstritten ist. RESULTATE DES RODGAU-POKALTURNIERS, Tabellen nach Abschluß der Vorrunde - Gruppe A: 1. TGM Jügesheim 6:0-Punkte/5:1- Tore, 2. SG Nieder-Roden 4:2/3:2, 3. Spvgg. Weiskirchen 1:5/0:2, 4. TG Weiskirchen 1:5/1:4.
Gruppe B: 1. SKV Hainhausen 5:1/4:0, 2. TSV Dudenhofen 5:1/4:0, 3. TGS Jügesheim 2:4/1:2, 4. SV Jügesheim 0:6/0:7.
Plazierungsspiele, Spiel um Platz 7: TG Weiskirchen - SV Jügesheim 2:1, Spiel um Platz 5: TGS Jügesheim - SV Weiskirchen 3:2, Spiel um Platz 3: SG Nieder-Roden - TSV Dudenhofen 4:1 (0:0) nach Elfmeterschießen, Finale: TGM Jügesheim - SKV Hainhausen 2:0. jbp
Wann immer im internationalen Wettbewerb zur Stadionrunde an den Start gebeten wird, kann man davon ausgehen, daß der Sieg nur über einen US-Amerikaner führt - so dieser nicht selbst gewinnt. Merkwürdigerweise garantiert ständiger Personalwechsel die konstante Dominanz von Studenten aus den Staaten auf dieser Strecke.
Bei der WM 1983 lief Michael Franks als Zweiter (hinter dem Jamaikaner Bert Cameron) ins Ziel, ein Jahr später hieß der Olympiasieger Alonzo Babers, 1987 vertrat bei der WM Harry "Butch" Reynolds (er wurde Dritter) die USA auf dem Siegerpodest, olympisches Gold in Seoul ging an Steve Lewis, dem 1991 bei der WM Antonio Pettigrew als Sieger folgte, der wiederum schon gar nicht mehr ins Team für Barcelona kam. Aus Sicht der Amerikaner machte dies überhaupt nichts, denn in der Familie der Viertelmeiler hat seit Mittwoch abend Quincy Watts das Sagen: In 43,50 Sekunden gewann er die Goldmedaille.
Der Student aus Los Angeles ist erst 22 Jahre jung, im besten 400-Meter-Alter also, und mußte zu seinem Glück gezwungen werden, denn er wollte partout nicht zum Dauersprint wechseln. Als "grauenhaft" empfand er die Belastungen des Körpers auf den letzten Metern. Watts kommt vom Sprint und begnügte sich früher mit einer halben Runde, sofern er überhaupt ins Leichtathletik-Stadion ging; seine eigentliche sportliche Liebe war der Ball, der Basketball und der Football.
Watts wuchs in Detroit auf, in einer Gegend der Stadt, die nicht zu den besten zählte. "Ich hatte schlechten Umgang", erzählte Quincy Watts. Er lebte mit seiner Mutter in einer Welt, in der Drogenkonsum und kriminelle Taten von der Nachbarschaft nicht verdammt wurden. Wegen "groben Unfugs" sei er aus der Schule geworfen worden, was seinen in Los Angeles wohnenden Vater auf Bitten der Mutter bewog, den Jungen an die kalifornische Küste zu holen.
Schon in der Schule bezwang Watts Ältere über die 200 Meter und lief als 15jähriiger 20,97 Sekunden. Aber Basketball machte ihm halt mehr Spaß; später an der University of Southern California schloß er sich gar für eine Saison den College-Footballern an. Erst dem Leichtathletiktrainer am College, Jim Bush, gelang es, den jungen Mann mit dem athletischen Körper zu einem Wechsel auf die Bahn zu überreden. Vor knapp zwei Jahren begann sich Watts mit dem Gedanken anzufreunden, daß er sportlichen Lorbeer - und auf den war der im Getto aufgewachsene Mann aus - am ehesten würde auf der Stadionrunde ernten können.
An sich hatte Watts sich schon während der Weltmeisterschaft aus dem Dunstkreis der US-Szene entfernen wollen, doch er überließ, durch eine Krankheit geschwächt, seinen Platz über 400 Meter seinem Kollegen Danny Everett. Das geschieht nicht oft, daß einer, der die schweren US-Qualifikationen erfolgreich durchlaufen hat, freiwillig zurücktritt. In der US-Staffel lieferte Watts dann in Tokio zwar die schnellste Runde ab, doch der Brite Kriss Akabusi warf sich nach einem denkwürdigen Finish vor dem US-Schlußmann Pettigrew ins Ziel.
Am Samstag muß Watts schneller laufen, als ursprünglich gedacht. Die 4 x 400- Meter-Staffel der USA braucht nach der Verletzung von Everett und dem Formtief Michael Johnsons die ganze Kraft des Olympiasiegers.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
cri FRANKFURT A. M. Die 50prozentige Beteiligung von Asko an der AVA Allgemeine Handelsgesellschaft der Verbraucher in Bielefeld steht zum Verkauf. Interesse für das Paket hat der Handelskonzern Edeka bekundet, bestätigt ein Asko-Sprecher. "Gespräche" über eine mögliche Veräußerung an die Hamburger Branchenkollegen liefen schon seit einiger Zeit, sie befänden sich aber derzeit nicht in "einem sehr verbindlichen Stadium". Wann sie konkreter würden sei "eine offene Frage".
Wie verlautet, soll Edeka jedoch nicht der einzige Interessent sein. Die Saarländer wollen sich dazu allerdings nicht näher äußern und beschränken sich auf den zarten Hinweis, daß die AVA "ein wertvolles Unternehmen" sei.
Offiziell hat Edeka bei AVA noch nicht angeklopft, heißt es in Bielefeld. Daß die Gesellschaft wertvoll ist, kann ein Sprecher nur bestätigen. Die 2,7 Millionen Aktien der Firma entsprächen einer Börsenkapitalisierung von 1,6 Milliarden Mark, rechnet er vor, so daß das Asko-Paket mehr als 800 Millionen Mark wert wäre. Bei Edeka sah man sich gestern nicht in der Lage, zu den Vorgängen Stellung zu nehmen. Das Unternehmen besitzt schon über 30 Prozent von AVA.
Die von Asko bestätigten Verkaufsgespräche haben vor dem Hintergrund, daß Metro bei den Saarbrückern mehrheitlich einsteigen will, an Bedeutung gewonnen. Mit der Veräußerung des AVA-Pakets, so heißt es in informierten Kreisen, könnte dem Bundeskartellamt ein gewichtiges Argument, um den Deal Asko-Metro zu behindern, aus der Hand genommen werden. Bei den Wettbewerbshütern sind bisher weder Edeka noch andere Interessenten für die AVA-Anteile vorstellig geworden. Behördensprecher Hubertus Schön kommentiert ein mögliches Abstoßen der Anteile durch Asko an die Hamburger Edeka mit der Bemerkung, daß es aus Wettbewerbssicht immer besser sei, wenn ein Unternehmen "einem statt vielen" gehören würde.
Asko betreibt mit AVA seit einiger Zeit ein seltsames Spiel. Vor vier Monaten haben die Saarbrücker beim Kartellamt einen Prüfungsantrag für ihren mehrheitlichen Einstieg bei den Bielefeldern gestellt; dieser wurde Anfang Juli zwar wieder zurückgezogen, gleichzeitig stellte Asko aber einen Antrag mit identischem Inhalt. Dieses Vorgehen dürften die Saarbrücker Manager gewählt haben, weil sie schon damals fest mit einem weitreichenden Engagement der Metro bei Asko rechneten.
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LANGENSELBOLD. Die Landesversicherungsanstalt (LVA) Hessen hat am Donnerstag, 20. August, von 8.30 Uhr bis 12 Uhr im Rathaus Langenselbold einen Sprechtag.
Zu dieser kostenlosen Beratung sollten alle Rentenversicherungsunterlagen mitgebracht werden, wobei auch darauf hingewiesen wird, daß der Sprechtag nur für Versicherte der Arbeiterrentenversicherung angeboten wird. Flei
Seit Mitte der Woche ist die Drake-Kaserne an der Homburger Landstraße von der US-Army geräumt. Gut 40 Jahre lang waren hier amerikanische Soldaten stationiert, zuletzt 1000 Mann der 3. US-Panzerdivision, die im Zuge der NATO-Truppenreduzierung in die Vereinigten Staaten zurückverlegt wurden. Nun sollen etwa 400 Bundesgrenzschutz-Beamte (BGS) nachrücken. Die US-Standortkommandantur Frankfurt übergab die "Drake" - eine alte Wehrmachtskaserne - an das Bundesvermögensamt. Das reichte die Liegenschaft gleich an das Grenzschutzamt weiter.
Quartier nehmen will der BGS, der auf dem Rhein-Main-Flughafen 750 Mitarbeiter hat und dem auch die 150 Frankfurter Bahnpolizisten angehören, vor allem in den vier großen Längsgebäuden westlich der Homburger Landstraße. Im ersten sollen die 150 Frauen und Männer aus den Behördenleitungen von Grenzschutz- und Bahnpolizeiamt Büros bekommen, im zweiten Block will man 70 Einzimmerapartments einrichten, im dritten Ein- und Zweizimmerwohnungen schaffen. Der vierte soll als Mannschaftsunterkunft für auswärtige BGS-Einheiten dienen, die zu "Frankfurter Sondereinsätzen" anrücken - "etwa, wenn die Sicherheitslage im Flughafen das erfordert" (BGS-Vize Eckehart Wache). Bis alles realisiert ist, werden einige Jahre ins Land gehen. peh
Die TSG Pfaffenwiesbach veranstaltet am Samstag, dem 8. August, ihren zweiten "Tag des Jugendfußballs" auf der Sportanlage an der Kransberger Straße, bei dem sich alle acht Nachwuchs-Mannschaften der TSG in der Zeit von 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr vorstellen. Darüber hinaus findet am Samstag ein Fußball-Flohmarkt statt.
Im einzelnen sind folgende Freundschaftsspiele vorgesehen (9.30 Uhr): F3-Jugend TSG Pfaffenwiesbach - Eschbacher Bomber; 10.15 Uhr: F2-Jugend TSG Pfaffenwiesbach - Eschbacher Bomber; 11 Uhr: F1-Jugend TSG Pfaffenwiesbach - Germania Enkheim; 11.45 Uhr: E2-Jugend TSG Pfaffenwiesbach - SG Rodheim; 12.45 Uhr: D2-Jugend TSG Pfaffenwiesbach - JSG Friedrichsdorf; 14 Uhr: E1-Jugend TSG Pfaffenwiesbach - Germania Enkheim; 15 Uhr: D1- Jugend TSG Pfaffenwiesbach - Germania Enkheim; 16.15 Uhr: C-Jugend TSG Pfaffenwiesbach - Germania Enkheim. gst
SINDLINGEN. Immer noch arbeiten vier ganze und eine "halbe" Kraft im Sindlinger Jugendhaus, obwohl das Angebot als auch die Kinderzahl ständig steigt. Die SPD im Ortsbeirat 6 fragt deshalb den Magistrat, wann er mit zusätzlichen Mitarbeitern etwas gegen die "Personalmisere" zu tun gedenkt.
Seit im März das für mehrere hunderttausend Mark umgebaute Jugendhaus wiedereröffnet wurde, steht dem Sindlinger Nachwuchs doppelt soviel Platz zur Verfügung. Die Betreuer bieten offene Treffs, eine Reihe von Interessengruppen, Freizeit auf dem Abenteuerspielplatz und vieles mehr an. Was die Kinder freut, zehrt an den Kräften der Betreuer: Sie machen immer mehr Überstunden.
Bis zu 100 Kinder und Jugendliche kommen jeweils ins Haus. In Stoßzeiten sogar noch deutlich mehr: So nehmen bis zu 150 Mädchen und Jungen an den Sommerferienspielen teil. Künden Soul- und Rockrhythmen von einer Disco, kommen gar an die 200 Teenies.
Vor kurzem sorgten die Mitarbeiter für besorgte Elternmienen, als sie ankündigten, künftig nicht mehr alle Kinder auf Freizeiten und Ausflüge mitnehmen zu können. Das wenige Personal lasse das nicht zu. Die Pädagogen wollten nicht ausschließen, daß deswegen schon mal das Los über die Teilnahme entscheide.
Für die SPD ist das ein untragbarer Zustand. Im Antrag an den Ortsbeirat moniert sie, daß Ferienspiele nicht zur "Lotterie" verkommen dürften. Die "Personalmisere" müsse durch neue Mitarbeiter beseitigt werden.
Wie das praktisch geschehen kann, darüber soll der Magistrat Auskunft geben. Die Römerspitze soll sagen, ob neue Honorarkräfte eingestellt werden können. Die SPD will zudem wissen, nach welchen Kriterien die Römerspitze den Personalbedarf von Kinder- und Jugendeinrichtungen festlegt. dis
Das erste Hörfunkprogramm des Hessischen Rundfunks bekommt am 7. September ein anderes Gesicht. Eine einheitlichere Programmstruktur, mehr Informationen aus Hessen, neue Sendereihen, ein verändertes Musikangebot und neue Präsentationsformen sollen hr 1 vor allem für jüngere Hörer attraktiver machen.
Die vier Hörfunkprogramme des HR waren zuletzt im November 1989 einer grundlegenden Strukturreform unterzogen worden. Seitdem wurde hier und dort am Programmangebot gefeilt. Eine Nachbesserung von hr 1 stand jedoch noch aus. Sie ist nach Meinung von Chefredakteur Hans-Peter Riese schon deshalb notwendig, weil hr 1 in den letzten Jahren kontinuierlich Publikum verloren hat. Laut Media-Analyse 92 erreicht das Informationsprogramm täglich zehn Prozent der hessischen Bevölkerung. Künftig sollen es wieder "deutlich über zehn Prozent" (Riese) werden, womöglich zu lasten kommerzieller Wellen wie Radio FFH und angrenzender öffentlich-rechtlicher Sender (BR, SWF). Mit den Reichweiten der anderen Wellen (hr 2 rund zwei Prozent, hr 3 mit 23, hr 4 mit 14 Prozent) ist man im Frankfurter Funkhaus offenbar recht zufrieden.
Sorge bereitet den Verantwortlichen vor allem, daß viele 30- bis 49jährige Hörer von hr1 abgewandert sind. Hier, analysiert Hans-Peter Riese, funktioniere der "natürliche Austausch" (zwischen den HR-Programmen) "nicht optimal".
Der HR will Hörer künftig mit größeren durchmoderierten Sendeflächen lokken. Für eine stärkere "Hörerbindung" sollen Moderatoren sorgen, die eine Sendung tagsüber mehrere Stunden oder eine ganze Woche lang begleiten. hr 1 soll weiterhin ein Informationsprogramm mit hohem Wortanteil (über 50 Prozent) bleiben, jedoch seine Aufgliederung in "Einzel-Abteilungen" aufgeben.
Damit, sagt der HR-Chefredakteur, würden zu leicht Mehrheiten ausgegrenzt. Die Losung für die Zukunft müsse lauten: Mehrheiten ansprechen - und zugleich Minderheiten nicht ausgrenzen. Den Vorwurf, er wolle hr 1 "durchmagazinieren", weist Riese von sich. "Markt", montags bis freitags, von 14.05 bis 15.00 Uhr, wird täglich "Wirtschaft aktuell" im Programm haben und zusätzlich an bestimmten Wochentagen mit den Rubriken "Sozialjournal", "Landfunk aktuell" (an zwei Tagen), "Recht im Alltag" und "Wirtschaft Hintergrund" aufwarten. Gerade der Umgang mit besonderen Zielgruppenangeboten war inner- und außerhalb des HR kontrovers diskutiert worden. So kritisierte etwa der Hessische Bauernverband die Verlegung des Landfunks von der attraktiven Mittagszeit (werktags um 11.50 Uhr) auf den Nachmittag, da die Landwirte um diese Zeit auf den Feldern arbeiteten.
Geändert wird ab Herbst im wesentlichen das werktägliche Programmangebot zwischen 6.00 und 20.00 Uhr. Eine mögliche Reform des Abend- und Wochenendprogramms wurde zurückgestellt. Großflächige Magazinsendungen und politische Journale prägen das neue Programmschema von hr 1. Das Morgenmagazin "Start" (künftig von 6.05 bis 9.00 Uhr) wird um 30 Minuten verlängert.
"Passiert - notiert" gibt auf seinem alten Sendeplatz ab 12.05 Uhr zwei Stunden lang einen Überblick über Tagesereignisse. Vertiefende Informationen aus Politik, Gesellschaft und Kultur liefert kurz nach 17.00 Uhr das neue zweistündige "Abendjournal" "Heute aktuell", das im wöchentlichen Wechsel von jeweils einem Moderator präsentiert wird und auch längere Beiträge bringen soll.
Die eingeführte Unterhaltungssendung "Cafeteria" lockt ab Herbst von 15.05 bis 16.00 Uhr (dienstags und donnerstags bis 16.30 Uhr) mit Musik, Hörspielen, Sketchen. Die Stunde nach 20.00 Uhr gehört montags dem Hörspiel, dienstags der Unterhaltung, mittwochs und freitags dem Feature und donnerstags der "Tribüne".
Die regionale Berichterstattung erhält mehr Gewicht. Die "Hessenrundschau", die bisher um 13.55 und 17.55 Uhr Nachrichten aus Hessen präsentiert, ist in Zukunft um 13.55 und 18.55 Uhr im Programm und wird zusätzlich um 11.30 Uhr, 15.30 Uhr und 17.30 Uhr O-Ton-Nachrichten anbieten.
Als besonderes Angebot für den politisch interessierten Hörer versteht sich die neue Sendung "Schwerpunkt", die dreimal wöchentlich jeweils um 19.15 Uhr einen viertelstündigen Hintergrundbericht über ein politisches oder soziales Thema vorsieht. ELKE HALEFELDT
Wo zum Gastwirt noch Hauswart gesagt wird Waldheim der Naturfreunde: Biergarten am Vereinshaus Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Gelis MÖRFELDEN-WALLDORF. Tief versunken in die Unterlagen, die er über den gesamten Tisch ausgebreitet hat, schrickt der Geschäftsmann beim Blick auf die Uhr zusammen. Hastig greift er zum Aktenkoffer, räumt ein, zahlt geschwind seinen Mittagstisch und eilt davon. Hier am Waldheim, dem Vereinsdomizil der örtlichen Naturfreunde, wird die Zeit schon mal vergessen. Unter dem schattigen Blätterdach der rund huntert Jahre alten und entsprechend mächtigen Buchen und Eichen läßt sich's aushalten. Gastwirtssohn Roland Merz freilich hat beobachtet, daß die natürlichen Schattenspender nicht allen gefallen, die in den Biergarten kommen: "Viele nehmen die Tische und rennen der Sonne hinterher." Mittags ist's im Hof des Waldheims ruhig und beschaulich, voller und hektischer wird's gegen Abend, wenn bei gutem Wetter die von Lichterketten beleuchteten Tische und Stühle meist alle besetzt sind. Das im Oberwald gelegene Heim und Domizil der Naturfreunde wird längst nicht mehr nur von Mitgliedern besucht.
Einen Aufschwung gab's nach 1989, als die Familie März, aus Karlsruhe kommend, das Vereinslokal übernahm, das gastronomische Angebot und die Öffnungszeiten erheblich ausdehnte. Sohn Roland, gelernter Koch, mißt den Zuwachs in gewerbespezifischen Einheiten: "Anfangs hatten wir sonntags achtzig Essen, jetzt sind's 200." Die Naturfreunde, derzeit 350 Mitglieder stark, freut es, wenn der gastronomische Betrieb floriert. Schließlich ist der gute Ruf eines Vereinslokals auch eine Form der Werbung.
Dabei haben die Naturfreunde Mörfeldens und Walldorfs, die 1977 bei der Fusion der Stadtteile in einen Ortsverband zusammengingen, im und ums Vereinsheim noch mehr zu bieten. Gleich nebenan befindet sich ein Campingplatz mit 70 Parzellen (allerdings nur für Naturfreunde-Mitglieder). Im Haus selbst gibt es neun Gästeräume (von fünf Doppelbettzimmern bis zum acht Personen fassenden Jugendlager); hier übernachten unter der Woche vor allem Arbeiter, die auf Montage sind.
Doch mit Vermietung und Wartung dieser Unterkünfte hat die Gastswirtsfamilie nichts zu tun. Dies obliegt den Naturfreunden, die Anfang der siebziger Jahre diesen "Wirtschaftsbetrieb" ausgliederten und einem eigens gegründeten "Hausbetreungsverein" unterstellten.
Der Hausbetreuungsverein hat auch das seit 1949 bestehende Waldheim von den Naturfreunden gepachtet - und vermietet es weiter an die Wirtsleute. Für Erich Kolb, Zweiter Kassierer im Hausbetreuungsverein, ist Merz-Vater Jürgen freilich weiter der "Hauswart" - auch wenn der gelernte Bäcker und langjährige Koch selbstverständlich Konzession und Gewerbenachweis für Restaurant und Biergarten besitzt.
Doch Hauswarte sind ein Stück Tradition bei den Naturfreunden, die es in Mörfelden seit 1920 gibt. Hauswart, das ist das Mitglied, welches sich ums Haus kümmert, dafür sorgt, daß vor allem an den Wochenenden die gute Stube für Wandersleut' und Radfahrer offensteht, eine Vesper oder eine Nachtbleibe parat stehen. So war es auch lange Zeit im Waldheim. Zwar gab es schon vor Jürgen Merz einen Hauswart, der mit seinem kulinarischen Angebot auch kommerzielle Interessen hegte, doch Speiseangebot und Öffnungszeit waren erheblich geringer. Mit Marie-Luise, Jürgen und Roland Merz haben die Mörfelden-Walldorfer indes waschechte Naturfreunde an Land gezogen, als sie 1989 in der Zeitschrift "Wanderer und Bergfreund" per Inserat einen Pächter suchten - die Eltern Merz, seit 25 Jahren im Gastwirtsgewerbe, sind seit Jahrzehnten Mitglied bei den Naturfreunden, betrieben zuvor das Haus der Naturfreunde Markelfingen nahe des Bodensees. "Aber ich bin halt ein Zugvogel", erläutert Jürgen Merz augenzwinkernd den Wechsel vom Badischen nach Südhessen.
Die Familie Merz konnte sich fast ins gemachte Nest setzen, denn das Naturfreundehaus hat seit ungefähr zehn Jahren sein heutiges Aussehen und den heutigen Komfort. Zuvor hatten freilich die Mitglieder seit 1956 in vier großen Etappen ihr Waldheim ausgetauscht, umgebaut und erweitert - denn am Anfang, anno 1949, war das Vereinsdomizil eine blecherne Kaserne. Die stammte von der US-Army und war ausrangiert worden, hatte aber noch nicht ausgedient. Noch früher - bevor die Naturfreunde von 1933 bis 1945 von den Nationalsozialisten verboten waren - hatten die Mörfelder ihr Gelände auf dem heutigen Hundesportplatz. Auch damals war das Obdach eine Kaserne gewesen; allerdings eine von der französischen Armee.
Wie es sich für gute Vereinswirte schickt, kennt die Familie Merz inzwischen die Geschichte ihres Mörfelder Waldheims. Und wenn's zählt, arbeiten sie und der Verein Hand in Hand. Als jetzt die Kinder und Jugendlichen aus dem weißrussischen Bychow zum Erholungsaufenthalt nach Mörfelden-Wall- dorf kamen, stellte der Verein zum Selbstkostenpreis die Unterkünfte, die Pächter-Familie spendierte das Frühstück. Die Sorge um die Nachtruhe ist indes nicht vorrangig der Grund, warum im Waldheim ab 23 Uhr die Zapfhähne trokken bleiben und die Stühle hochgestellt werden.
"Um die Zeit hocken meist nur noch ein paar Leute da", weswegen es sich nicht lohnt, länger zu öffnen, berichtet Roland Merz. Aber wenn der Garten nach 23 Uhr noch voller Leute ist, dann wird gelegentlich auch mal später Schluß gemacht - die Konzession geht schließlich bis 1 Uhr.
WASHINGTON, 6. August (epd). Tausende von Soldaten des Golf-Krieges leiden nach Angaben der größten Veteranenorganisation der USA an schweren Krankheiten. Das Verteidigungsministerium untersuche nicht einmal die Ursachen der Gesundheitsprobleme, beklagte Dominic DiFrancesco, der nationale Kommandeur der mehr als vier Millionen Mitglieder zählenden "American Legion", jetzt vor Journalisten in Washington. Statt dessen würden viele Veteranen zum Psychiater geschickt. DiFrancesco sagte, er wisse allein von "Tausenden" von Veteranen mit chronischen Gelenkschmerzen und Atembeschwerden.
Als eine Ursache der Krankheiten kommt nach Darstellung des Veteranenverbandes der beißende Rauch der mehreren hundert brennenden Ölquellen in Kuwait in Frage. Die Quellen waren von fliehenden irakischen Truppen und auch durch Bombenangriffe der alliierten Streitkräfte in Brand gesetzt worden.
Die Tageszeitung Washington Times berichtete in dieser Woche, eine ärztliche Untersuchungskommission der US-Marine habe bereits vor dem Krieg nachdrücklich vor Gesundheitsschäden durch den Rauch der Ölfeuer gewarnt. Alle US- Soldaten sollten mit Schutzgeräten ausgerüstet werden, habe die Ärztekommission verlangt. Das sei nicht geschehen, weil der Kommissionsbericht erst kurz vor Kriegsende fertiggestellt worden sei.
Nach Angaben der Internationalen Meteorologischen Organisation, einer UN- Sonderorganisation, wurden durch die Feuer im März 1991, unmittelbar nach Kriegsende, pro Tag mehr als 40 000 Tonnen Ruß freigesetzt. Mit dem Ruß und dem Rauch atmeten die Soldaten und Zivilisten in Kuwait eine unbekannte Menge von Chemikalien ein.
Ein Sprecher des US-Heeres sagte der Times, die Luftbelastung sei nach Einschätzung eines Untersuchungsteams des Pentagons "nicht von großer Bedeutung" gewesen. Trotzdem würden Beschwerden der Veteranen gewissenhaft untersucht. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte jedoch auch, daß viele Veteranen wegen ihrer Beschwerden psychiatrisch untersucht worden seien.
Aufgespießt
"Ich warte auf den Tag, da Herr Mandela mich wieder in meinem Büro aufsucht. Er hat es nicht nötig, mit mir von außerhalb des Regierungsgebäudes zu sprechen. Es gibt eine offene Tür." Der südafrikanische Präsident Frederik de Klerk nach den Massenaktionen des Afrikanischen Nationalkongresses und seines Präsidenten Nelson Mandela.
HANAU. Mit einer Fastenaktion und einer Mahnwache vor dem Siemens Brennelementwerk in Hanau-Wolfgang gedenkt die Hanauer Kettenreaktion am Sonntag, 9. August, des Atombombenabwurfs über der japanischen Stadt Nagasaki. Die Fastengruppe wird nach einem Gottesdienst in der evangelischen Kirchengemeinde Großauheim von 12 Uhr an wieder vor den Werkstoren stehen.
Eine abschließende Mahnwache soll von 14.30 bis 15.30 Uhr dort stattfinden. Ihre Teilnahme dazu hat auch die eherenamtliche Hanauer Stadträtin Magda Block zugesagt. alu
Am dritten Spieltag der Tennis-Regionalliga Südwest könnte beim TC Bad Homburg bereits eine Vorentscheidung fallen. Den Klassenerhalt hat sich das junge Team aus der Kurstadt auf die Fahnen geschrieben. Rein rechnerisch gehört die Mannschaft nicht zum allerbesten, das die Liga zu bieten hat. Aber wie wenig Ranglistenplätze aussagen, bewiesen die Bad Homburger, als sie - wie berichtet - Stuttgart nur knapp mit 4:5 unterlagen und es beim haushohen Favoriten Sinzig auf ein 3:6 brachten.
Damit hat man die beiden vermeintlich schwersten Brocken schon hinter sich und kann sich lösbaren Aufgaben widmen. Eine davon ist am Samstag die Partie gegen den TSC Mainz (11 Uhr, Kurpark). Zu Carsten Krick, Heiko Uhnik, Christian Klöver, Christian Rummel und Alexander Rukavina kamen der Amerikaner John Stimpson, Juan Rios aus Puerto Rico und der Deutsch-Bulgare Mark Markov. rüb
Die Schützen der deutschen Behindertenauswahl für die Paralympics in Barcelona trainieren in Bad Homburg "Da wird uns jeder Wunsch von den Augen abgelesen" HSG hat am Usinger Weg eigens für sie umgebaut Von Lisa Schmelzer BAD HOMBURG. "Wir haben uns vorgenommen, mehr Medaillen mit nach Hause zu bringen als die deutschen Olympia-Schützen!" Franz-Josef Sinsel, derzeit erfolgreichster Schütze im Aufgebot des Deutschen Behinderten-Sportverbands (DBS), sagt's, und alle anderen nicken zustimmend. Selbstbewußt sind sie, die Schützen der deutschen Behindertenauswahl für die Paralympics, die vom 3. bis 14. September in Barcelona stattfinden. Zur Zeit trainieren die zwölf besten Schützen des DBS auf der Anlage der Bad Homburger Schützengesellschaft. Der Verein hat die Schießstände auf eigene Kosten behindertengerecht umgebaut. Seit den Deutschen Meisterschaften 1990 in Bad Homburg werden hier regelmäßig Lehrgänge abgehalten. "In Bad Homburg wird uns jeder Wunsch von den Augen abgelesen", bestätigt Walter Straß aus Kronberg, einer der drei Hessen im deutschen Aufgebot. Er hofft auf eine Finalteilnahme in Barcelona. Schaut man auf seine bisherigen Erfolge, erscheint dieser Wunsch durchaus realistisch: 1989 und 1990 wurde er deutscher Meister, außerdem ist er internationaler Schweizer Meister.
Mit der deutschen Mannschaft wurde der Kronberger 1991 in Brügge Europameister. "Bei den Paralympics gibt es leider keine Mannschaftswertung", bedauert Walter Straß. Seine Disziplin ist das Dreistellungsschießen mit dem Luftgewehr; "liegend, kniend und im Stehen" müssen je 40 Schüsse abgegeben werden. Im Gegensatz zu den nichtbehinderten Schützen unterscheiden sich die drei Stellungen bei den auf den Rollstuhl angewiesenen Sportlern durch den Einsatz der Arme: beim "Stehen" fehlt die Unterstützung durch die Arme, beim "Knien" wird ein Ellbogen und beim "Liegen" werden beide Ellenbogen aufgestützt. Zusätzlich wird beim "Knien" und beim "Liegen" ein Schießriemen benutzt.
Seit 35 Jahren ist Walter Straß Sportschütze - und auf die Vorsilbe "Sport" legt er großen Wert: "Schon als Kind hatte ich ein Faible fürs Schießen. Und meine Eltern haben mich unterstützt - obwohl sie überzeugte Pazifisten waren. Für sie wie für mich hatte das sportliche Schießen nichts mit dem Schießen zur Verteidigung oder zur Jagd zu tun."
Auch Franz-Josef Sinsel aus Biebergemünd schießt in der deutschen Europameistermannschaft. Auf nationaler Ebene tritt er schon auch mal mit Nichtbehinderten - er nennt sie "Fußgänger" - in einer Mannschaft an. Im Dreistellungsschießen der Behindertensportler hält Franz-Josef Sinsel den momentanen Weltrekord; außerdem wurde er 1991 zweimal Europameister.
Wie alle anderen bemängelt er die seiner Ansicht nach unzureichende finanzielle Unterstützung der behinderten Sportler. Zwar erhalte der Deutsche Behinderten-Sportverband feste Mittel vom Bundesinnenministerium, die auf die einzelnen Fachsparten verteilt werden, aber es bleibe doch für den einzelnen Sportler ein "kostspieliges Vergnügen".
Nach Angaben des Bundesfachwartes Sportschießen im DBV, Leonhard Felsberg, stehen den 300 Aktiven und ihren Betreuern, die zu den Paralympics reisen, 1,5 Millionen aus dem Topf des Bundesinnenministeriums zur Verfügung - das reicht gerade mal für die Unterbringung und den Flug.
Geht's ums Geld, ist der sonst fröhliche Alois Schneider richtig niedergeschlagen: "Einer von uns trägt sogar einen Trainingsanzug vom Deutschen Fußballbund, der dort nicht gebraucht wurde. Das ist wirklich eine Schande!" Der Saarländer, mit 59 Jahren der Älteste der Mannschaft, sieht seiner "Paralympics-Premiere" gelassen entgegen - schon seit 1957 ist er Schütze und damit ein alter Wettkampfhase. Ebba Hegemann vom SC Frankfurt ist wie Alois Schneider als Prothesenträgerin beim Schießen nicht unbedingt auf den Rollstuhl angewiesen - eher eine Ausnahmeerscheinung in der DBS-Auswahlmannschaft. 1991 wurde sie Vizeweltmeisterin und Vierte bei den Europameisterschaften. Noch vor ein paar Jahren sind Frauen und Männer nicht gegeneinander angetreten. Mittlerweile gibt es diesen direkten Vergleich in manchen Disziplinen. Hegemanns männliche Kollegen glauben, den Grund zu kennen: "Die Frauen sind eben in den letzten Jahren immer stärker geworden."
Nach Barcelona, im November, werden sich die Schützen des DBS übrigens wieder in Bad Homburg zu einem Lehrgang treffen.
BÜTTELBORN. Mitte August nimmt die neue Recyclinganlage für Bauschutt und Erdaushub auf der Büttelborner Kreismülldeponie ihren Betrieb - zunächst probeweise - auf. So richtig losgehen soll es mit der für zehn Millionen Mark installierten neuen Aufbereitungsanlage im September. Vor Ort informierten sich Erster Kreisbeigeordneter Baldur Schmitt, Kreisabfallberater Oskar Schulmeyer und weitere Vertreter der Kreisverwaltung über den Stand der Bauarbeiten.
Funktioniert die Anlage, dann ist nach Auskunft der Pressestelle des Landratsamtes künftig die Entsorgung unbelasteten Bauschutts und Erdaushubs im Kreis Groß-Gerau kein Problem mehr. Dies sei ein wichtiger Beitrag im Rahmen der Abfallwirtschaft des Kreises, zumal dann unter anderem wertvoller Deponieraum gespart werde, lobten die Politiker beim Ortstermin.
Neue Wege geht der Kreis bei der Organisation der Anlage. Denn Betreiber der Bauschuttaufbereitung sind zwei private Investoren, Manfred Kiebert und Rüdiger Schumann, daher auch der Name "BKS-GmbH", wohinter sich Bauschuttaufbereitung Kiebert und Schumann verbergen. Die beiden arbeiten auf eigene Rechnung, aber eng mit den "Riedwerken" als Betreiber der Halde zusammen.
Spektakulärer Kern der Anlage sind 13 Silos - jedes stolze 21,60 Meter hoch - zur Aufnahme des zerkleinerten Materials sowie die Aufbereitungs- und Förderanlage. Der Betriebsablauf ist wie folgt organisiert: Mit Bauschutt und Aushub beladene Fahrzeuge werden am Eingang der Büttelborner Halde kontrolliert und gewogen, anschließend zu einem Zwischenlager weitergeleitet. Dieses hat eine Kapazität von 70 000 Kubikmetern.
In einer Trocken- und Naßphase wird das Material gesiebt, zerkleinert und gewaschen. All dies steuern Computer, wodurch auch das Material der Körnung entsprechend in die Silos verteilt wird. Dort kann das Ganze später mit Lastwagen zur Wiederverwertung abgeholt werden, um beispielsweise von der Bauindustrie erneut eingesetzt zu werden. cas
Das neue Abtreibungsrecht ist zwar durch Karlsruhe vorerst auf Eis gelegt, aber das daran gekoppelte Begleitgesetz, das eine ganze Reihe sozialer Hilfen vorsieht, ist davon nicht betroffen. Während einige davon (etwa der Anspruch auf einen Kindergartenplatz) erst in Zukunft wirksam werden, gilt seit gestern bereits die Regelung, wonach junge Leute, die unter 21 Jahre alt sind, Anspruch darauf haben, Verhütungsmittel kostenlos auf Krankenschein zu beziehen. Angesichts der gegenwärtigen Preise etwa für die "Pille" oder für Pessare kann dies eine beträchtliche Ersparnis bedeuten. So rechnet der AOK- Bundesverband immerhin mit zusätzlichen Kosten für die Kassen von 150 Millionen Mark pro Jahr.
Voraussetzung dafür ist allerdings, daß das Mittel von einem Arzt verordnet wird. Neben den erwähnten unumstrittenen Kontrazeptiva sind allerdings noch eine ganze Reihe anderer Verhütungsmittel auf dem Markt. Was davon von den Ärzten tatsächlich auch verordnet werden darf, soll erst noch in einer speziellen Kassen-Richtlinie geklärt werden. rb
LANGEN. Nach Darstellung von Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) sind die Befürchtungen von Eltern, daß die Ferienspiele im nächsten Jahr gestrichen würden, gegenstandslos. "An dem Gerücht ist nichts dran", sagte er. Die Ferienspiele seien ein Standardangebot, das durch die Teilnahme auch von Kindern aus einkommensschwächeren Familien und behinderten Kindern eine wichtige soziale Funktion erfülle.
Laut Pitthan wird die Struktur der Kinder- und Jugendarbeit derzeit im Zusammenhang mit dem künftigen Jugendzentrum grundsätzlich überdacht. Bisherige Aufgaben der Verwaltung würden auf den Träger des JUZ, den Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB), übergehen. "Die Ferienspiele werden unter der Regie des IB stehen", sagte er.
In diesem Kontext sei auch der personelle Wechsel in der Verwaltung zu sehen, der von den beunruhigten Eltern als Sparmaßnahme auf Kosten der Ferienspiele gedeutet worden war: Einer der beiden Sozialarbeiter arbeitet nun in der Kulturabteilung. Laut Pitthan heißt das nicht, daß die Arbeit eingestellt werde.
"Die Stadt wird die Ferienspiele, die künftig von den Mitarbeitern des IB durchgeführt werden, auch weiterhin finanzieren", stellte Pitthan klar. Die Mittel seien ohne Abstriche zum Entwurf für den Haushalt 1993 angemeldet. Es werde einen nahtlosen Übergang geben. dac
Bestellungen im Juni
Veränderung in Prozent gegenüber gleichem Vorjahresmonat (Volumenindex)
Insgesamt Inland Ausland
Gesamte Industrie - 3,9 - 5,2 - 1,2 Grundstoffe + 2,8 + 0,9 + 6,5 Investitionsgüter - 6,6 - 8,1 - 4,2 Konsumgüter - 5,7 - 5,8 - 5,6
Um sich Geld für den Heroinerwerb zu beschaffen, hat ein wohnsitzloser Drogensüchtiger am Mittwoch morgen im Hauptbahnhof einen Rentner beraubt. Der 21jährige nahm dem 68jährigen ein Bündel Scheine ab.
Das Geld hatte der Rentner vor dem Gleis 8 aus einem Bankautomaten entnommen. Das Opfer ließ sich durch den Räuber jedoch nicht einschüchtern, sondern verfolgte den jungen Mann zur Südseite des Hauptbahnhofs. Dabei unterstützte den 68jährigen ein Lastwagenfahrer.
Von unterwegs alarmierte der Rentner aus einer Telefonzelle die Polizei, die den 21jährigen gegen 7.45 Uhr am Baseler Platz festnahm. habe
Von Freitag bis Sonntag, 7. bis 9. August, feiern die Holzbach-Kicker Friedrichsthal ihr zehnjähriges Vereinsbestehen. Damit gehört der Klub der Freizeit- Fußballer zu den ältesten organisierten Vereinen dieser Art im Hochtaunuskreis.
Das Festprogramm beginnt am heutigen Freitag um 19 Uhr mit einem Tanz- und Unterhaltungsabend im Bürgerhaus, bei dem eine bekannte Band für Stimmung sorgt - mit Musik von Ock bis Oberkrain.
Am Samstag, 8. August, rollt dann von 9.20 Uhr bis 16.30 Uhr der Fußball beim achten großen Turnier für Freizeitmannschaften an der Holzbachtalhalle, an dem insgesamt zwölf Teams teilnehmen: Klippenteam Eschbach, Feuerwehr Butzbach, Bierkrug-Kicker Grävenwiesbach (Gruppe 1); Hanauer Hof Bad Nauheim, SV Degerfeld, Soma TSG Pfaffenwiesbach (Gruppe 2); Atzelbombers Oberselters, SG Stern Bad Homburg, Phönix Bad Nauheim (Gruppe 3); FC Angeles Friedberg, Pokalverteidiger FC Braunsdorf-Tischendorf, Combidos Nieder-Mörlen (Gruppe 4).
Traditionsgemäß findet am Samstag im Rahmen des Turniers ein Einlagespiel der Friedrichsthaler "Oldies" zwischen Obergasse und Untergasse statt, das um 14.50 Uhr angepfiffen wird.
Die bisherigen Turniersieger in Friedrichsthal waren Schrenzercafé Butzbach (1985), Taunus-Tanker Neu-Anspach (1986), FC Lohwald Offenbach (1987), Firma Vickers Bad Homburg (1988), Klippenteam Eschbach (1989 und 1990) sowie der FC Braunsdorf-Tischendorf (1991).
Am Sonntag, dem 9. August, klingt das Jubiläumsfest der Holzbach-Kicker Friedrichsthal ab 10.30 Uhr mit einem zünftigen Frühschoppen aus, zu dem die Wiesbachtaler Musikanten aufspielen.
Vorsitzender der Holzbach-Kicker Friedrichsthal ist (vom ersten Tag an) Hans-Jürgen Klink, der im Vorstand unterstützt wird von Günter Sommer (stellvertretender Vorsitzender), Rainer Odenweller (Kassierer) und Hans-Joachim Zwermann (Schriftführer) sowie im sportlichen Bereich von Karl-Heinz Ansorge (Trainer) und Paul-Otto Combüchen (Zeugwart). gst
OFFENBACH. Der Bezirksvorstand der Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat gestern gegen den kompletten Offenbacher AWO-Vorstand ein Ordnungsverfahren eingeleitet, ihn mit sofortiger Wirkung amtsenthoben und beim Amtsgericht die Einsetzung eines Notvorstandes beantragt. Das soll der stellvertretende Bezirksvorsitzende Wolfgang Kloss, früher erster Beigeordnete des Main-Kinzig- Kreises, werden.
Bezirksgeschäftsführer Herbert Niessen, der immer bei den letzten Vorstandssitzungen im Hainbachtal dabei war, begründete die Amtsenthebung so: "Wir haben die Nase voll von den ewigen Querelen unter den Vorstandsmitgliedern. Die sachliche Auseinandersetzung blieb auf der Strecke. Dabei gibt es genug Probleme, die gelöst werden müssen." Bezirksvorsitzender ist der Offenbacher Staatsanwalt Klaus-Dieter Weber.
Die Amtsenthebung des zwölfköpfigen Vorstandes habe auf keinen Fall etwas damit zu tun, daß die Staatsanwaltschaft im Hainbachtal ermittel will, weil in Presseberichten Zweifel über die richtige Verwendung von Spendengeldern artikuliert wurden. Niessen betont: "Da hat es bei einem kleineren Betrag wohl eine Fehlbuchung gegeben, wie sie in jedem Betrieb vorkommen kann. Das Finanzamt habe bestätigt, daß steuerrechtlich alle Spesen ordnunsgemäß verbucht und verwendet wurden. Niemand hat sich etwas in die Tasche gesteckt." Auch die verbandsinternen Revisionen fanden keine gravierenden Unregelmäßigkeiten.
Der seit Monaten schwelende, zum großen Teil persönlich und parteipolitisch bedingte Streit unter den Vorstandsmitgliedern habe zu einem Bild der Zerissenheit und zu einem öffentlichen Vertrauensverlust für die sozialdemokratisch beherrschte AWO geführt. Wegen der persönlichen Auseinandersetzungen seien gezielt Vereinsinterna verzerrt in die Öffentlichkeit getragen worden, sagt Niessen. Die Arbeit der Offenbacher Arbeiterwohlfahrt dürfe nicht gefährdet werden. Niessen geht davon aus, daß unter dem neuen Notvorstand im Hainbachtal wie bisher weitergearbeitet werden kann. Eine Stellungnahme über ihre Amtsenthebung war gestern weder vom bisherigen Vorsitzender Udo Bollmann, seinen Stellvertretern Erich Strüb und Roman Rohrig noch von Kassierer Klaus Stumpf zu bekommen. Sie waren alle auf Dienstreise. Schriftführer waren bislang Manfred Groß und Cornelia Weber, Beisitzer Gabi Balzer, Kurt Busch, Katharina Dosch, Heinz Frieser, Gertrud Helduser und Marianne Herrmann. lz
ROSBACH. "Absolut fehl am Platz" wäre ein Kinderhort im Neubaugebiet Obergärten nach Auffassung des Anliegers Peter Neu. Aber nicht nur der Neubürger vom Ahornplatz 6 hat Bedenken. Er weiß sich vielmehr mit etwa 80 Bewohner/-innen des Neubaugebietes Obergärten einig, die sich inzwischen zu einer "Interessengemeinschaft betroffener Eltern und Anlieger" zusammengeschlossen haben.
Neu, der selbst Kinder im Kindergartenalter hat, reagiert auf einen FR-Artikel (Montag, 3. August, "Vergebliche Suche nach einem Kinderhort in Nieder- Rosbach"), in dem eine andere Elterninitiative nachdrücklich den Bedarf an einem Kinderhort für Nieder-Rosbacher Schulkinder begründet hatte.
Neu und die Mitunterzeichner/-innen eines Briefs an Bürgermeister Reinhold Medebach haben grundsätzlich nichts gegen einen Hort, halten aber die vorgesehene Unterbringung in dem geplanten Kinderhaus am Ahornplatz für ungeeignet. Neu befürchtet, wie die andere Elterninitiative um Christine Seim übrigens auch, daß die Grundschulkinder in akuter Gefahr sein werden, wenn sie auf dem Weg zwischen Grundschule und Kinderhaus täglich mehrfach die vielbefahrene Rodheimer Straße überqueren müssen. Gefährlich ist diese vom Schwerlastverkehr häufig genutzte Straße nach Auffassung von Peter Neu auch dann, wenn eines Tages doch noch die längst überfälligen Ampelanlagen an der Rodheimer Straße gebaut werden sollten.
Neu als einer der Anlieger gibt außerdem zu bedenken, daß viele Eltern ihre Kinder mit Autos zum Kinderhaus bringen würden. Die Straßen in dem Neubaugebiet seien mit Blick auf die Verkehrsberuhigungen eng ausgelegt. Die Straßenführung sei ungeeignet zur Aufnahme von Verkehr von außerhalb des Wohngebietes.
Die "Interessengemeinschaft betroffener Eltern und Anlieger" hat außerdem Bedenken gegen die Größenordnung des geplanten Kinderhauses. Das städtische Grundstück am Ahornplatz sei mit 1600 Quadratmetern zu klein. Man müsse noch Grundstücksfläche von etwa 200 Quadratmetern abziehen wegen des als Naturdenkmal geschützten Speierling und wegen des Transformatorenhäuschens. Wenn das Kinderhaus wie angekündigt, etwa 100 Kinder aufnehmen solle, dann bliebe kaum noch Platz für Grünanlagen, zumal acht Parkplätze für Angestellte von der Nutzfläche abgezogen werden müßten. Neu kann sich allenfalls eine Kapazität von 50 Kindern vorstellen. Eine solche Kindertagesstätte würde er mit den 80 Unterzeichner/-innen des Briefs an den Bürgermeister befürworten.
Peter Neu hielte es für angebracht, daß das Kinderhaus in der Nähe der Grundschule errichtet würde. Er kann sich vorstellen, daß die Burg für solche Zwecke genutzt wird, in der im Moment noch eine Außenstelle der Stadtverwaltung untergebracht ist. Seines Wissens stünden nahe der Grundschule auch noch andere Grundstücke zur Verfügung, die in städtischem Besitz sind.
Der Anlieger Neu will ausdrücklich nicht mißverstanden werden. Der FR sagte er: "Wir haben nichts gegen die Kindertagesstätte. Die könnte am Ahornplatz schon längst stehen. Aber denken Sie nur daran, was passiert, wenn das erste Kind beim Überqueren der Rodheimer Straße verletzt wird . . ." hm
rds BONN, 6. August. Die deutsche Industrie verfolgt mit Sorge den wirtschaftlichen Zerfallsprozeß in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion. Diese Entwicklung birgt nach einem Memorandum des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) für Rußland und die meisten Mitglieder der GUS "kaum überschaubare politische, wirtschaftliche und soziale Risiken und Probleme, die in ihrer Dimension weltweit einmalig sind".
Anläßlich des Zusammenbruchs der Lieferbeziehungen und der Bonner Dekkungspolitik mit Hermes-Exportbürgschaften weist der BDI auf die akute Existenzgefährdung vieler ostexportabhängiger Unternehmen in Ostdeutschland hin. Er appelliert an die Bundesregierung, beschleunigt neue, den Realitäten in der GUS Rechnung tragende Möglichkeiten zu beschließen, die aus der gegenwärtigen Krise herausführen. Rußland stehe mit derzeit 1200 Prozent Preissteigerungen erst am Beginn einer Hyperinflation und vor einem völligen Zusammenbruch seiner Wirtschaft. Eine Rubelzone gebe es nicht, das Ziel eines einheitlichen GUS-Wirtschaftsraumes sei unerreichbar. Mit Ausnahme von Weißrußland, Kasachstan und der Ukraine seien alle UdSSR- Nachfolgestaaten als Entwicklungsländer anzusehen und müßten in der deutschen Wirtschaftsförderungspolitik entsprechend behandelt werden, heißt es in dem BDI-Memorandum. (Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
HANAU. Seit zwölf Jahren wird die Bildstelle in Hanau von der Stadt und dem Main-Kinzig-Kreis in gemeinsamer Trägerschaft verwaltet. Seit Jahrzehnten werden dort Fotografien, Zeitdokumente und Stadtansichten von Hanau und dem Altkreis archiviert. Das umfangreiche und für die Stadthistorie wichtige Fotoarchiv gilt vor allem als audiovisuelles Zentrum für alle Hanauer Schulen.
Die Bildstelle soll nun ab dem kommenden Jahr in die alleinige Trägerschaft der Stadt Hanau übergehen. Grund dafür ist das derzeit in Gelnhausen entstehende neue Behördenhaus, das in Zukunft die Bildstelle Gelnhausen beherbergen wird. Von dort aus soll künftig auch der Altkreis Hanau mitbetreut werden. Die Hanauer Stelle wird daher ab 1993 nur noch Zeitgeschichtliches innerhalb der Stadtgrenzen dokumentieren. Wie Stadtrat Klaus Remer erklärte, wird die Übernahme des Bildarchives die Stadt rund 50 000 Mark mehr im Jahr kosten. Insgesamt entsteht durch Personal- und Sachkosten ein jährlicher Zuschußbedarf von rund 216 000 Mark, von denen die Stadt bislang ohnehin 165 000 Mark übernahm.
Beschäftigt sind derzeit im Archiv drei Mitarbeiter/innen. Auf Stellenkürzungen, so Remer, solle vorerst verzichtet werden. Die Stadt muß sich ohnehin nach einem neuen Fotografen umsehen, nachdem der langgediente vor kurzem in Pension gegangen ist.
Die Stadt überlegt, mit der Übernahme auch den vor rund drei Jahren eingestellten Hol- und Bringdienst für die Hanauer Schulen wiederzubeleben. alu
ROLLHOCKEY
Demonstrationswettbewerb, Halbfinalrunde, 5. Spieltag: Italien - Spanien 1:5 (0:3), Portugal - Brasilien 8:2 (1:0), Argentinien - Niederlande 4:1 (2:1).
1. Spanien 5 4 1 0 19:8 9:1 2. Argentinien 5 4 0 1 18:9 8:2 3. Portugal 5 3 0 2 22:12 6:4 4. Italien 5 2 0 3 21:19 4:6 5. Brasilien 5 1 1 3 12:20 3:7 6. Niederlande 5 0 0 5 5:29 0:10
gem FRANKFURT A. M, 6. August. Mit der Begründung, daß Selbstmord und deshalb auch Beihilfe zum Selbstmord nicht strafbar seien, hat die Hamburger Staatsanwaltschaft am Donnerstag ein Ermittlungsverfahren eingestellt. Die Behörde hatte begonnen zu ermitteln, nachdem der Privatsender SAT 1 am Mittwoch abend in einem Fernsehbeitrag zwei Szenen aus einem Videofilm gesendet hatte, in denen der Todeskampf eines 51jährigen Selbstmörders zu sehen gewesen war. Der Mann war Mitglied der "Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben" (DGHS) und hatte seinen Selbstmord, den er nach Anleitungen der DGHS ausführte, selbst gefilmt.
Rüdiger Bagger, Pressesprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, teilte mit, die Behörde habe keine Anhaltspunkte dafür, daß der Mann "von irgendjemand in den Tod getrieben" worden sei. In der SAT 1-Sendung "Akut" hatte jedoch der Hausarzt des Verstorbenen seinen Patienten als psychisch krank beschrieben und von wiederholten Suizidversuchen gesprochen. Beihilfe zum Selbstmord ist bei psychisch Kranken strafbar. Die Staatsanwaltschaft Münster führt derzeit Ermittlungen gegen den DGHS-Vorsitzenden Hans-Henning Atrott in einem ähnlichen Fall.
Zu den von SAT 1 ausgestrahlten Filmsequenzen gab es am Donnerstag kontroverse Reaktionen. "Wir hätten so ein Material aus ethischen Gründen niemals ausgestrahlt", sagte Verena Metze-Mangold, Pressesprecherin des Hessischen Rundfunks, der FR. Sie kritisierte den "großen Sensationseffekt". "Akut"-Redaktionsleiter Karlo Malmedie setzte dagegen, die Sterbeszene hätte belegen sollen, daß DGHS-Methoden nicht, wie versprochen, "zu einem sanften Tod" führen. Der Direktor der Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter in Rheinland-Pfalz, Reiner Hochstein, sah keine rechtlichen Einwände gegen den Beitrag. "Aber Rechtsgrenzen sind das eine, die öffentliche Diskussion und die Selbstverantwortung der Journalisten das andere", ergänzte Hochstein. Er plädiere schon lange dafür, ein Gremium zur freiwilligen Selbstkontrolle, ähnlich dem für Zeitungen zuständigen Presserat, auch für die Fernsehanbieter zu schaffen.
WESTKREIS OFFENBACH. Auch der Verkehrsausschuß in Neu-Isenburg befürwortet den Antrag der FDP, in Verkehrsfragen, die Langen, Dreieich, Neu- Isenburg betreffen, künftig zusammenzuarbeiten und zu versuchen, sie gemeinsam zu lösen. Klassische regionale Verkehrs-Renner sind etwa die Abstufung der Bundesstraße B 3, der S-Bahn-Bau, die Folgen einer eventuellen Verlängerung des Zubringers von der Ausfahrt Dreieich der Autobahn 661 zur B 3.
Da die Bahnstrecke Frankfurt-Darmstadt in Zukunft verstärkt als S-Bahn- Strecke genutzt wird und die Schnellbahnstrecke Frankfurt-Mannheim ebenfalls an Buchschlag/Sprendlingen vorbeiführen soll, wird der Bahnübergang Buchschlag sehr viel öfter geschlossen sein. Da die Dreieicher keine Unterführung planen vermutet die FDP, daß sich der Verkehr nach Isenburg verlagert.
Auch die Verlängerung des Dreieicher Zubringers auf die B 3, fürchten die Isenburger Liberalen, würde den Verkehr in Isenburg verstärken. In der Zusammenarbeit mit den anderen Städten erhofft sich nun auch der Ausschuß für Umwelt und Verkehr, daß frühzeitig gemeinsame Lösungen für die anstehenden Probleme gefunden werden. fra
HÖCHST. Noch bevor ihre Nachfolgerin zum ersten Mal anlegen kann, droht der alten Höchster Fähre das "Aus" - und damit sowohl Rad- als auch Autofahrern der Umweg über die Schwanheimer Brücke. Denn die Betriebserlaubnis für den inzwischen reparaturanfälligen Kahn reicht nur noch bis zum 15. September. Da mit dem Einsatz der neuen "Walter Kolb" erst 1993 zu rechnen ist, bleiben zwei Möglichkeiten, wie die fährlose Zeit zwischen den Mainufern überbrückt werden kann: Entweder pendelt in den kommenden Monaten zwischen Höchst und Schwanheim ein Nachen, der allerdings nur für Fußgänger geeignet ist. Oder die Schiffahrtsbehörden lassen noch einmal Gnade vor Recht ergehen und verlängern die Betriebserlaubnis für die alte Fähre.
Laut Adolf Berberig vom Frankfurter Straßenbauamt will die Stadt in den nächsten Tagen einen solchen Antrag stellen. Gespräche darüber hätten bereits begonnen - mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Aschaffenburg und mit der Binnschiffahrts-Berufsgenossenschaft. Eines scheint klar zu sein: "Die alte Fähre rundum zu reparieren, lohnt sich nicht mehr." Zu klären sei nun die Frage, ob der Main-Veteran noch verkehrssicher navigiert werden kann. Letzten Aufschluß darüber soll eine Untersuchung bringen. Dazu wird die Fähre, so Berberig, Ende August für einige Tage "trokkengelegt" und "auf Herz und Nieren" inspiziert. Ist der Weiterbetrieb in den Augen der Schiffahrtsinspekteure noch zu verantworten, könnten bis zum erneuten Einsatz nochmals Wochen verstreichen - dann, wenn "Nachbesserungen" erforderlich und sinnvoll sind.
Im anderen Fall müssen sich die Fußgänger auf die Planken eines "Höchster Mainflitzers" begeben, wie Adolf Berberig den Nachentyp nennt. Rad- und Autofahrer, aber auch Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer sind dann gezwungen, auf anderen Wegen über den Main zu kommen. Damit dürften auf die ohnehin überlasteten Straßen in Höchst weitere Autoschlangen hinzukommen, denn an sonnigen Wochenenden machen bis zu 1600 Radler die nostalgische Reise mit der Fähre.
Möglicherweise kommt es dazu erst dann wieder, wenn die Stadtkasse besser gefüllt ist und die neue "Walter Kolb", die seit zwei Jahren im Westhafen liegt, für 460 000 Mark umgerüstet wird. Nachdem der Termin dafür mehrfach verschoben worden ist, lautet die städtische Prognose jetzt "Anfang kommenden Jahres". leo
SCHWALBACH. Die Stadt Schwalbach, auf deren Gemarkung im Main-Taunus- Kreis sich die Hessische Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) befindet, hat beim Verwaltungsgericht Frankfurt einen Antrag auf Vollstreckung des Vergleichs gestellt, den Stadt und Land im Jahr 1981 schlossen, und der nicht mehr als 500 Flüchtlinge in der HGU vorsah.
Die Stadt sieht darin nach Auskunft der Ersten Stadträtin Ulrike Scholtz die einzige Möglichkeit, die "unhaltbaren Zustände" der vergangenen Tage in der HGU zu beenden.
Mit mehr als 900 Flüchtlingen sei das Lager am vergangenen Freitag hoffnungslos überfüllt gewesen, so Scholtz. Männer, Frauen und Kinder hätten teilweise in Fluren und sogar im Freien übernachten müssen. Am gestrigen Donnerstag mittag seien schon wieder 758 Flüchtlinge in der HGU gewesen, weitere stünden vor dem Tor.
Nach Auskunft des Verwaltungsgerichtspräsidenten wird eine Entscheidung in den kommenden vier Wochen fallen. Die Sprecherin des Familienministeriums, Barbara Bussfeld, verwies auf ein Gespräch beim Innenministerium gestern nachmittag: "Wir hoffen, daß dabei Maßnahmen vereinbart werden, die Kommunen zu veranlassen, ihr Defizit von rund 4500 Plätzen bei der Aufnahme von Flüchtlingen abzubauen."
Aufgrund der drangvollen Enge nahmen in der HGU und ihren 33 Außenstellen in den vergangenen Wochen Gewaltakte und Diebstähle zu. Flüchtlinge prügeln sich zunehmend in den meterlangen Warteschlangen vor der Taschengeldausgabe, der Kleiderkammer oder der Essenausgabe. Aus Angst, zu kurz zu kommen.
Die vier Sozialarbeiter, die für 5000 Asylsuchende in der HGU und manchen Dependancen zuständig sind, können die zunehmende Aggressivität nur noch registrieren. Kündigungen unter den HGU- Mitarbeitern, die täglich Lösungen für den Augenblick finden müssen, nehmen zu.
"Die Kriterien einer menschenwürdigen Flüchtlingspolitik sind inzwischen abgeschafft", sagt der für die HGU zuständige evangelische Pfarrer Gerhard Mey. she
BAD VILBEL. Leben und Werk von Rose Ausländer, einer der bedeutendsten Lyrikerinnen der Nachkriegszeit, stellt die Schauspielerin Eva Zeidler am Sonntag, 9. August, in einer um 11 Uhr in der Wasserburg beginnenden Matinée-Veranstaltung der Burgfestspiele vor.
Analog zu ihrem Lebenslauf - Rose Ausländer überlebte (schreibend) das Getto in ihrer Geburtsstadt Czernotwitz, als Literatin fand sie erst späte Anerkennung - werden charakteristische Gedichte der verschiedenen Schaffensperioden vorgetragen und von Gabriel Stenger (Klavier) und Josef Unger (Violine) musikalisch begleitet. Der Eintritt kostet fünf Mark. mu
GRÜNDAU. Daß spielende Kinder des öfteren alte Patronen und Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg ausbuddeln, ist nicht neu. Normalerweise löst so ein Fund hektische Betriebsamkeit aus. Anders in Gründau: "Da ist zwei Monate lang nichts passiert", wundert sich ein Vater, dessen Sohn bereits am 5. Juni "mehrere Geschosse aus Wehrmachtszeiten" mit nach Hause brachte, die er mit Spielkameraden im Sand auf dem ehemaligen Schießplatz in Rothenbergen gefunden hatte.
Polizei und Bundeswehr, an die er sich ratsuchend wandte, hätten kaum reagiert, schildert der Rothenberger. Nur die eigentlich nicht zuständige US- Militärpolizei (MP), alarmiert von einem benachbarten Amerikaner, habe sofort rasch und unbürokratisch geholfen.
Doch nun ist Bewegung in die Sache gekommen. "Das ist das erste, was ich hör'", hieß es im Gründauer Rathaus auf Anfrage der FR, und auch die Gelnhäuser Polizei wurde nach einem entsprechenden Anruf sofort aktiv. Dienststellenleiter Günter Oswald konnte es allerdings kaum fassen, "daß da nicht umgehend was passiert ist". Normalerweise informiere die Polizei in solchen Fällen den Kampfmittelräumdienst, der in der Regel auch unverzüglich komme und den Fundort notfalls mit Metallsuchgeräten unter die Lupe nehme. "Das ist oberstes Gebot, schließlich kann so was sehr gefährlich sein."
Daß im Boden des Geländes am alten Flugplatz "noch so manche Armeehinterlassenschaften" stecken, ist nach Auskunft einiger Rothenberger "hinlänglich bekannt". Schließlich wurde das Areal früher von der Wehrmacht und bis 1984 von der Polizei als Schießplatz genutzt. Die Gemeinde will das Gelände kaufen. Doch die Verhandlungen mit dem Eigentümer, der Bundesfinanzverwaltung, ziehen sich seit rund zwei Jahren hin.
Denn nach einer Expertise, erläutert ein Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, ist der Boden zum Teil mit Schwermetallen verseucht. Die hätten zwar laut Gutachter keine nachteiligen Auswirkungen auf das Grundwasser, dennoch wollen die Gründauer den als Ausgleichflächen-Reserve geplanten Schießplatz nur altlastenfrei übernehmen.
Als sein Sohn am Freitag vor Pfingsten zwei etwa fünf Zentimeter lange Patronen mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern nach Hause brachte, griff der Rothenberger sofort zum Telefon. Denn die "vermutlichen Explosivgeschosse" kamen ihm bekannt vor. Er sei zwar kein Fachmann, doch wegen eines ähnlichen Geschosses habe sein Vater im Krieg einen Arm verloren.
Erste Anlaufstelle war die Polizei in Gelnhausen. Dort erfuhr der Familienvater, daß die Streife momentan wegen verschiedener Verkehrsunfälle keine Zeit habe, aber baldmöglichst vor Ort erscheinen wolle. Daraufhin wandte sich der Mann an die Bundeswehr in Kilianstädten. Doch deren Telefondienst mußte passen, weil der Sprengmeister in Urlaub sei.
Als die Polizei dann rund drei Stunden später am Fundort eintraf, "gab's nicht mehr viel zu tun", erinnert sich der Rothenberger. Inzwischen hatte die von einem benachbarten US-Bürger informierte MP, die eine Viertelstunde nach dem Anruf eintraf, rund 30 Geschosse in dem Sandhaufen gefunden und entfernt.
Besorgt, daß noch unentdeckte Sprengkörper im Boden des ehemaligen Schießstandes auftauchen könnten, informierte der Vater vorsichtshalber den Gründauer Vize-Bürgermeister. "Möglicherweise sind die Dinger ja nicht mehr gefährlich, aber auf dem Gelände spielen oft Kinder, und abends wird dort regelmäßig gefeiert." Weil sich dann jedoch "nichts getan hat", mutmaßt der Mann, "daß der das vielleicht im Streß vergessen hat". Die Rathaus-Mitarbeiter wußten zumindest nichts von dem Fund. Und der Gelnhäuser Polizeichef kann sich das zögerliche Eingreifen seiner Beamten nur mit deren Überlastung erklären. An dem fraglichen Tag hätten sich allein um die Mittagszeit mehr als sechs Unfälle in Gelnhausen und Umgebung ereignet.
Dafür haben sich Gemeindeverwaltung und Polizei nun um so mehr bemüht, das ihnen unerklärliche Versäumnis wieder wettzumachen. Günter Oswald und der Mitarbeiter des Rathauses haben innerhalb weniger Stunden Kontakt mit der betroffenen Familie, dem Grundstückseigner und dem Kampfmittelräumdienst aufgenommen. "Schon der Vorsicht wegen muß man da unbedingt was machen, selbst wenn sich dort oben nichts mehr findet", sind sie sich einig.
Der Kampfmittelräumdienst "guckt sich's heute noch an", versprach Oswald am gestrigen Freitag. Außerdem habe er die Rothenberger gebeten, die Kinder vom Schießplatz fernzuhalten. Nötigenfalls werde er eine Sperrung des Geländes veranlassen. tja
WASSERBALL
Vorrunde, Gruppe A, 5. Spieltag: GUS - Frankreich 9:5 (3:2, 1:0, 2:1, 3:2).
1. GUS 5 5 0 0 50:32 10:0 2. USA 5 4 0 1 40:24 8:2 3. Australien 5 2 1 2 44:41 5:5 4. Deutschland 5 1 2 2 38:41 4:6 5. Frankreich 5 1 1 3 38:42 3:7 6. CSFR 5 0 0 5 33:63 0:10
Gruppe B, 5. Spieltag: Italien - Griechenland 8:6 (2:2, 1:1, 3:2, 2:1), Spanien - Kuba 12:10 (2:3, 4:3, 4:2, 2:2).
1. Spanien 5 4 1 0 52:36 9:1 2. Italien 5 3 2 0 41:34 8:2 3. Ungarn 5 2 2 1 49:46 6:4 4. Kuba 5 2 0 3 50:53 4:6 5. Niederlande 5 0 2 3 36:46 2:8 6. Griechenland 5 0 1 4 32:45 1:9
Der 35jährige Polizeibeamte, gegen den wegen fahrlässiger Tötung eines Einbrechers ermittelt wird, hat sich zum Tatvorwurf bislang nicht geäußert. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß der Revierbeamte auch weiterhin von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch machen wird und den ermittelnden Beamten des Landeskriminalamtes für eine Vernehmung vorerst nicht zur Verfügung steht.
Bei der Obduktion des 26jährigen Opfers, das am vergangenen Freitag im Hinterhof der Günthersburgallee 36 a tödlich in die Brust getroffen wurde, stellte der Gerichtsmediziner fest, daß der Schußkanal von oben nach unten verläuft. Hubert Harth, Sprecher der Strafverfolgungsbehörde, hält es daher für denkbar, daß die Kugel den Mann in dem Augenblick traf, als er nach dem Sprung von der Dachrinne in die Hocke ging.
Zeugen für das Geschehen gibt es keine. Der Kollege des Beschuldigten hielt sich bei der Schußabgabe an einer Stelle auf, von der er den Hinterhof nicht überblicken konnte. Harth teilte mit, der Schuß sei aus einer Entfernung von höchstens vier Metern gefallen. Der Sprecher meinte, der Beamte habe zwar seine Taschenlampe eingeschaltet, doch sei die Sicht sehr schlecht gewesen. habe
USINGEN. Es ist wieder soweit: Der große Usinger Flohmarkt - der unter Schnäppchensuchern wie -verkäufern weit über die Kreisgrenzen des Hochtaunus hinaus bekannt ist - wird am Sonntag, 16. August, die Stadt wieder auf den Kopf stellen.
Kreuzgasse, Klapperfeld, Neutorstraße und Marktplatz werden von 8 bis 18 Uhr ganz im Zeichen von Trödel und Tand stehen - und für den Autoverkehr gesperrt sein.
Der Aufbau der Stände beginnt bereits ab 6 Uhr. Insider stecken ihr Terrain allerdings schon ab Mitternacht ab, da die Plätze nicht vorab verteilt werden. Wo immer ein Eckchen frei ist, können sich die Trödler niederlassen. Alles darf feilgeboten werden, ausgenommen Tiere und Neuwaren.
Die Standgebühr beträgt für alle 6 Mark pro Meter; nur die Kinder dürfen ihren alten Kram, an dem ihr Herz nicht mehr hängt, kostenlos verscherbeln. Veranstalter des Schnäppchenmarktes ist traditionsgemäß die Usinger Feuerwehr. Sie wird auch mit Speis und Trank für das leibliche Wohl der Besucher sorgen. cn
Sport lockert, wer wollte das leugnen. Selbst einen Menschen wie Volker Rühe, dem man gemeinhin einen eher gebremsten hanseatischen Humor nachsagt. Richtig aufgeräumt wirkt der Minister der Verteidigung, wenn er mal nichts über den Jäger 90 und die neue Truppenstruktur erzählen muß.
Sportfreund Rühe berichtet von seiner Karriere als Handballer in Harburg, wo er noch auf dem Großfeld gespielt hat. "Natürlich nicht am Kreis", trumpft der 49jährige mit dem breiten Kreuz auf, "natürlich im Rückraum." Als lebendes "Wurfgeschoß" quasi. Und da lacht "Volker Rüpel", wie ihn seine übelmeinenden Gegner nennen, ein kurzes trockenes Lachen.
Überhaupt muß der lange Breite von der Waterkant einen ordentlichen Wumms im Arm gehabt haben. 90 Meter weit habe er den Schlagball als Jugendlicher geworfen, erklärt er dem beeindruckten Reporter, und damit stets den Hamburger Deern imponiert.
Danach ist der große Volker, wie in jedem Archiv nachzulesen ist, gradlinig weitermarschiert: Studium der Anglistik und Germanistik, Studienrat, Junge Union, Bundestagsabgeordneter, CDU-Generalsekretär und seit April erster Soldat der Streitkräfte im Frieden. Als solcher besucht er seine ersten Olympischen Spiele, was einen tieferen Sinn hat, denn Rühe ist einer der Hauptsponsoren im deutschen Sport.
In seinen 28 Sportfördergruppen laufen, springen, schwimmen, schießen 703 Männer, und mit der Rodlerin Susi Erdmann ist sogar eine Frau dabei. Für alle gilt der Erlaß vom 17. Mai 1991 (Az 01-52-40/359), laut dem die Armee-Athleten 30 Prozent ihrer Zeit der militärischen Aus- und Weiterbildung widmen müssen. Den Rest der Zeit dürfen sie trainieren und wettkämpfen und besser essen als Otto Normalgefreiter, weil sie eine "ernährungsphysiologisch ausgewogene Verpflegung" in Anspruch nehmen können, was bei dem einen oder anderen verstärkt zu Buche schlägt.
Bei Gewichtheber Manfred Nerlinger beispielsweise. Der Bronzemedaillist von Barcelona ist 150 Kilogramm schwer, Oberfeldwebel, und bei seiner Gehaltsgruppe A 7 (rund 4000 Mark monatlich) froh, wenn die Extra-Schnitzel zu den Vertragsbedingungen gehören. Mit ihm hat Rühe zuerst gesprochen. "Ich bin sehr dankbar, Herr Minister", hat ihm der Neuaubinger gesagt, "ohne Sie hätt' ich's ganz schwer."
Das und die stundenlangen Gespräche mit den gesamtdeutschen Ringern ("die sind ganz toll zusammengewachsen") haben Rühe die Gewißheit gegeben, daß die Bundeswehr im selben Umfang weiter fördern muß. Da mögen drei Milliarden Mark im Wehretat eingespart werden müssen - im Sport wird Rühe an der "hervorragenden Rolle festhalten". Zumal er aus Barcelona den Eindruck mitgenommen hat, daß das deutsche Team "sehr gut abgeschnitten hat".
Nur gelegentlich merkt man ihm noch an, daß die olympische Familie ein wenig Neuland für ihn ist. Dann zum Beispiel, wenn er mit dem Sportwart des Deutschen Leichtathletikverbandes, Manfred Steinbach, auf einem Podium sitzt und selbiger zum Thema Katrin Krabbe referiert. "Frau Krabbe mag sich wohl gedacht haben, was für die Kälber gut sein mag, kann für mich nicht schlecht sein", kommentiert Steinbach die Einnahme des Mittelchens "Clenbuterol", was den Staatsmann leicht irritiert.
Er kneift die Augenbrauen dann noch etwas enger zusammen.
Der frühere Oberstudienrat will keinen Erfolg um jeden Preis, auch im eigenen Haus nicht. Nicht einmal den Soldaten- Segen will er eigens bilanzieren. "Es werden keine Bundeswehr-Medaillen gezählt", verspricht der Verteidigungsminister, und es werden auch nicht nur die Gewinner im August auf die Hardthöhe eingeladen, wenn Rühe mit seinen Sportlern nachfeiern will.
Dann wird sicher auch der eine oder andere Schütze darunter sein, der jetzt noch ohne die ministerielle Ansprache bleiben mußte. Beim Schießen war Rühe nämlich nicht. "Sie dürfen die Bundeswehr nicht mit Schießen in Verbindung bringen", antwortet er auf entsprechende Fragen, schon gar nicht bei olympischen Friedensspielen. Dann hätte er ja wenigstens die Bogenschützen besuchen können, sagt einer. Da lacht er wieder, diesmal kurz und leicht gequält.
JOSEF-OTTO FREUDENREICH
Während Lastwagenkolonnen
noch mühsam beladen werden,
holpern die Radler jeweils
schon über Feld-, Wald-
und Wiesenwege
ihren Stellungen entgegen.
Im Blickpunkt: Wahl in Kroatien Opposition fast ohne Einfluß
Eine markante Verschiebung des Kräfteverhältnisses im kroatischen Sabor (Parlament) hat die Wahl vom Sonntag ergeben. Das zeigt sich nach der erst jetzt abgeschlossenen Auszählung der Stimmen. Der Wahlsieg von Präsidenten Franjo Tudjman und seine Wiederwahl für weitere fünf Jahre mit 56,7 Prozent der Stimmen stand bereits fest. Doch wie das jetzt vorliegende Endergebnis zeigt, errang seine "Kroatische Demokratische Gemeinschaft" (HDZ) mit 43,2 Prozent Stimmen nicht nur die infolge des Wahlrechts erwartete absolute, sondern mit 87 von 138 Parlamentssitzen fast die Zweidrittelmehrheit. Das versetzt die rechtsnationale HDZ noch stärker als bisher in die Lage, von der Opposition fast unbehelligt nach Belieben schalten und walten zu können. Die HDZ hatte zum Schluß ihrer zweijährigen Herrschaft nach den ersten pluralistischen Wahlen vom Frühjahr 1990 nach Übertritten einzelner Abgeordneter die absolute Mehrheit verloren. Neben der begrüßenswerten Stabilität, die das Bekenntnis der für die HDZ stimmenden Wähler zur innenpolitischen Kontinuität zweifellos bedeutet, beinhaltet es auch beträchtliche Risiken für die Zukunft. Im Spannungsverhältnis zwischen Sabor und dem auf Stärkung des Präsidialsystems hinwirkenden Präsidenten haben sich die Abgeordneten der Mehrheitspartei bisher nur allzuoft als willfährige, unkritische Mitläufer Franjo Tudjmans und der von ihm gelenkten Regierung erwiesen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte dies nur von Nachteil für dieparlamentarische Demokratie sein.
Dies um so mehr, als die Opposition infolge ihrer innernen Zersplitterung und programmatischen Zerstrittenheit auch im neuen Sabor eher schwach bleiben dürfte. Fünf Parteien und eine Wahlkoalition dalmatinisch-istrischer Regionalgruppierungen überwanden die Drei-Prozent-Klausel. Doch nur die "Kroatische Sozial-Liberale Partei" (HSLS) brachte es auf eine zumindest etwas ansehnlichere Zahl von 13 Abgeordneten.
Enttäuschend mußte das Wahlergebnis für alle übrigen Oppositionsparteien sein, die sich weit größere Hoffnungen gemacht hatten. Die sich zur Tradition der faschistischen Ustascha-Bewegung bekennende rechtsextreme "Kroatische Partei des Rechts" (HSP) landete mit 6,8 Prozent immerhin - wenngleich nur mit Nasenlänge Vorsprung - auf dem dritten Rang vor der "Kroatischen Volkspartei" (HSN) mit 6,6 Prozent und der altkommunistischen "Sozialdemokratischen Partei Kroatiens " (SDPH) mit 5,5 Prozent. Alle diese Parteien brachten es aber jeweils nur auf vier Abgeordnete. Aus eigener Kraft übersprangen die Drei-Prozent-Hürde auch noch das Wahlbündnis der "Dalmatinischen Aktion", des "Istrischen Demokratischen Bundes" sowie des "Demokratischen Bundes Rijekas", die fünf Abgeordnete ins Parlament entsenden. Dies spricht für die starken regionalen Traditionen der Küstenregion, die dem zentralistischen Zagreb ein politischer Dorn im Auge sind. Zwei Abgeordnete brachte überraschenderweise mit 4,3 Prozent der Stimmen die "Kroatische Bauernpartei" (HSS) in den Sabor.
Ein besonderes Problem sind die nationalen Minderheiten. Das Wahlgesetz garantierte vier kleineren Minderheiten je einen Vertreter im Sabor. Darüber hinaus waren der serbischen Minderheit, die heute weitgehend in den für selbständig erklärten Gebieten außerhalb kroatischen Herrschaftseinflusses lebt, in einem besonderen Gesetz entsprechend ihrem Anteil an der Bevölkerung Kroatiens 13 Abgeordnete (je einer pro ein Prozent Bevölkerungsanteil) zugebilligt worden. Die sich allein um diese Sitze bewerbende, von loyal zu Kroatien stehenden Zagreber Serben geführte "Serbische Nationale Partei" (SNS) brachte es aber gerade auf ein Prozent der Stimmen. Ihre Abgeordneten blieben damit ungewählt.
Jetzt sollen die Sitze an acht serbische Kandidaten auf der SDPH-Liste der Altkommunisten und zwei von der Liste der Volkspartei vergeben, die restlichen drei Abgeordneten in einer speziellen Nachwahl ermittelt werden. Diese Regelung wird von vielen kroatischen Politikern als rechtlich problematisch angesehen. Und selbst den um ein neues politisches Image bemühten kroatischen Altkommunisten ist es alles andere als recht, durch die Zuteilung von acht zu ihren direkt gewonnenen vier Mandaten plötzlich als "Partei der Serben" in Kroatien dazustehen. HARRY SCHLEICHER
Hessens Leichtathleten ermitteln die Meister ihrer Senioren und Seniorinnen am Samstag und Sonntag, dem 8. und 9. August, in Bad Camberg. Dazu liegen aus 141 Vereinen für die 126 Wettbewerbe der Senioren 652 und für die 101 der Seniorinnen 278 Meldungen vor. Unter den Gemeldeten befinden sich eine Reihe von früheren Athleten und Athletinnen. -ch
BARCELONA/NEUBRANDENBURG, 6. August (FR). Während bei den Olympischen Sommerspielen die Wettkämpfe am Donnerstag weitergingen, schlug in Deutschland die Doping-Affäre um die Sprinterinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer sowie deren Trainer Thomas Springstein hohe Wellen. Die Staatsanwaltschaft in Neubrandenburg leitete nach einer Anzeige ein Ermittlungsverfahren wegen Arzneimittelmißbrauchs gegen Springstein ein. Der Trainer hatte zugegeben, den Sprinterinnen das Stimulanzmittel Clenbuterol verabreicht zu haben.
In Barcelona stellte der US- Amerikaner Kevin Young im 400-m- Hürden-Finale mit 46,78 Sekunden einen sensationellen Weltrekord auf. Die USA gewannen damit innerhalb weniger Minuten drei Goldmedaillen in der Leichtathletik. Zuvor waren über 200 m Gwen Torrence und Mike Marsh Olympiasieger geworden.
Mit seinem insgesamt siebten Olympiasieg fügte Weitspringer Carl Lewis der US-Sammlung eine weitere Goldene hinzu. Den Zehnkampf gewann Robert Zmelik (CSFR). Die Deutschen blieben ohne Medaille. Den Platz ganz oben auf dem Treppchen durften auch die deutschen Degenfechter einnehmen.
Ove Waldner (Schweden) gewann Gold im Tischtennis-Einzel gegen den Franzosen Jean-Phillipe Gatien.
(Weitere Berichte Seiten 13 bis 17).
"Für Terror und Gewalt ist die Regierung verantwortlich" Londoner Konferenz befaßte sich mit der Lage in Südafrika / Eine Zusammenfassung von medico international
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Knüller für Geologen: Alte Lore in einem Bergwerkstollen bei Rod am Berg entdeckt. Seite III OBERURSEL. Arbeitsqualität: plus - Lebensqualität: minus. Das FR-mobil zu Gast bei NUR. Seite IV SPORT. Erfolgreiche Punktspiel-Premiere der Eschbacher Fußball-Bomber.NotdiensteWochenendeÄrzte HANAU. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Tel. 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Tel. 1 06 11.
STEINHEIM/KLEIN-AUHEIM. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Mainterrasse, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
GROSSKROTZENBURG/GROSSAUHEIM/RODENBACH/WOLFGANG. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
MAINTAL 1, 2, 3. DRK-Station, Tel. 0 61 81 / 49 10 28.
MITTELBUCHEN/WACHENBUCHEN/ ERLENSEE/NEUBERG/BRUCHKÖBEL. Zu erfragen beim DRK, Tel. 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
LANGENSELBOLD. Dr. Baacke, Friedrichstraße 48, Telefon 35 82.
SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Tel. 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
SCHLÜCHTERN/STEINAU. Ärztlicher Notdienst von Sa.: 8 Uhr bis Mo.: 7 Uhr Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstr. 32.
GELNHAUSEN/LINSENGERICHT/GRÜNDAU. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Tel. 0 60 51 / 55 44 (Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr).
GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.
GRÜNDAU/MITTELGRÜNDAU. Notdienst-zentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.
GRÜNDAU/BREITENBORN. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11. FREIGERICHT. Notdienstzentrale Hasselroth, Tel. 0 60 55 / 62 55.
BIEBERGEMÜND. Dr. Neumann, Telefon 0 60 50 / 16 16.
FLÖRSBACHTAL/JOSSGRUND/MER NES. Dr.Dieckhoff, Telefon 0 66 60 / 3 09.
BAD ORB. Sa.: Dr. Srocke, Telefon 0 60 52 / 23 99; So.: Dr.Grüske, Telefon 0 60 52 / 25 11.
WÄCHTERSBACH. Notdienstzentrale Schlierbach, Tel. 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte STADT- und ALTKREIS HANAU. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Tel. 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.
SCHLÜCHTERN. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Tel. 0 66 61 / 8 11.
KASSENBEZIRK GELNHAUSEN. Über DRK Gelnhausen, Tel. 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37. Apotheken HANAU. Sa.: Ahorn-Apotheke, Salzstraße 11, Telefon 25 21 47; Dedolph'sche Alte Apotheke, Großauheim, Hauptstraße 54, Telefon 5 18 98. So.: Altstadt-Apotheke, Hausmannstraße 2, Telefon 8 11 24; Martinus-Apotheke, Steinheim, Ludwigstraße 82, Telefon 6 14 85.
ERLENSEE/LANGENSELBOLD/NEUBERG/RODENBACH. Ritter-Apotheke, Bahnhofstraße 12, Ronneburg-Hüttengesäß, Telefon 0 61 84 / 33 05.
MAINTAL. Sa.: Schwanen-Apotheke, Dörnigheim, Bahnhofstraße 77, Telefon 0 61 81 / 49 16 66. So.: Burg-Apotheke, Wachenbuchen, Raiffeisenstraße 4, Telefon 0 61 81 / 8 52 91.
SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN/BRUCHKÖBEL. Sa.: Rosen-Apotheke, Windecker Straße 14, Heldenbergen, Telefon 0 61 87 / 2 28 48. So.: Rosen-Apotheke, Bahnhofstraße 5, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 19 79.
GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ/LINSENGERICHT/GRÜNDAU-LIEBLOS/ALTENHASSLAU. Sa.: Johannis-Apotheke, Hauptstraße 33, Linsengericht-Eidengesäß, Telefon 0 60 51 / 7 38 58. So.: Kinzig-Apotheke, Frankfurter Str. 16, Gründau-Rothenb., Tel.0 60 51 / 46 00.
BAD ORB. Sa.: Spessart-Apotheke, Hauptstraße 68, Telefon 0 60 52 / 24 05. So.: Martinus-Apotheke, Hauptstraße 37a, Telefon 0 60 52 / 23 66.
FREIGERICHT. Laurentius-Apotheke, Hasselroth-Niedermittlau, Haselstraße 1, Telefon 0 60 55 / 97 97.
WÄCHTERSBACH. Rosen-Apotheke, Poststraße 6, Telefon 0 60 53 / 16 96. Gemeindeschwestern LANGENSELBOLD. Klara Müller, Hanauer Straße 4 a, Telefon 25 20. Tierärzte HANAU. Telefonisch zu erreichen unter: 25 19 69.
STEINAU/BAD SODEN-SALMÜNSTER/SCHLÜCHTERN: Beim Haustierarzt zu erfragen. Telefonseelsorge HANAU. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Im Bereich der Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50; im Bereich der EAM (Hanauer Umland, Tel.: 0 61 81 / 27 49; AltkreisGelnhausen, Tel. 0 16 13 / 60 86 41; Altkreis Schlüchtern, Telefon 06 61 / 1 21.
Firmen-Telegramm
Verkauf der Bau-Union abgesegnet Der Vorstand der Berliner Treuhand hat die Veräußerung der Bau-Union Schwerin genehmigt. Der Erwerber, der Bauunternehmer Rolf Kappel, hat sich verpflichtet, rund 1600 Beschäftigte zu übernehmen und mindestens 65 Millionen Mark in die Firma zu investieren. BASF Schwarzheide rüstet um Das BASF-Unternehmen Schwarzheide wird für 100 Millionen Mark seine Rückstandsverbrennungsanlage in zwei Stufen auf einen moderneren und umweltverträglicheren Stand bringen. Außerdem soll für 150 Millionen Mark ein neues werkseigenes Kraftwerk errichtet werden, das mit Erdgas betrieben wird. EG genehmigt Europa-Snack Die EG-Kommission hat die geplante Zusammenlegung des Snack-Geschäfts von Pepsi und General Mills in Europa gebilligt. Brüssel begründet den Beschluß damit, daß die beiden Unternehmen durch die Fusion keine beherrschende Stellung im gesamten Markt oder wesentliche Anteile im Snack-Geschäft erlangen würden. Strabag wächst kräftig Der Bau-Konzern Strabag hat im ersten Halbjahr den Auftragseingang um ein Viertel auf 2,3 Milliarden Mark gesteigert. Die Leistung wuchs um denselben Satz auf zwei Milliarden Mark.
Neu-Isenburg, Trabzonspor, Niddertal, Malsch, Altenstadt, Tokio, Leimen: Man kommt ganz schön rum als Fußballspieler in der Vorbereitungszeit. Ob das, zwischen Waldlauf, Konditionsbolzerei und balltechnischem Feinschliff eingestreut, auch besonderen Spaß macht, steht auf einem ganz anderen Blatt und ist auch nicht die Frage. Derlei (schweißtreibende) Arbeit bekommen die Herren Fußballer bekanntermaßen fürstlich vergütet. Diese Tingelei auf dem platten Land oder in fernen Ländern jedenfalls dient dem besseren Verständnis untereinander auf dem grünen Rasen einerseits und der Aufbesserung der schmalen Kasse andererseits: Für den fünftägigen Trip nach Asien strich Eintracht Frankfurt ordentliche 125 000 Mark ein, die "wir in fünf Spielen in Deutschland" nicht reinholen könnten, wie Trainer Dragoslav Stepanovic meinte.
Am Samstag nun steigt die Bundesliga-Mannschaft von Eintracht Frankfurt noch einmal in den Bus. Ziel ist die Johannis-Au in Fulda, wo die dort ansässige Oberliga-Mannschaft Borussia derzeit recht erfolgreich gegen den Ball tritt, wo vor allem - und das ist der Grund für das Frankfurter Engagement - am Samstag ab 12.30 Uhr eine große Fußball-Show steigen soll. B- und A- Jugend-Mannschaften werden spielen, die Uwe-Seeler-Traditionself (mit u.a. Franz Beckenbauer, Cullmann, den Förster-Brüdern, Overath, Fischer, Hölzenbein und Grabowski) die Klingen kreuzen mit einer Landesliga-Auswahl (15 Uhr), Borussia Fulda am MSV Duisburg die Kräfte messen (17 Uhr) und schließlich, der Höhepunkt des Tages, eben Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Köln spielen (19 Uhr) wird. Den Abschluß bildet der Auftritt der "Saragossa-Band". "Diese Fußball-Show", sagt Hans-Peter Nitz, der Vorsitzende von Borussia Fulda, "soll zu einer festen Einrichtung werden." Bei Honorarkosten für die beteiligten Mannschaften in Höhe von knapp 200 000 Mark würde der Veranstalter bei "6000 Zuschauern aus dem Schneider sein".
Dragoslav Stepanovic will in Fulda die stärkste Mannschaft präsentieren. Auch Rudi Bommer, dessen Freigabe von Viktoria Aschaffenburg immer noch aussteht, wird dank einer Ausnahmegenehmigung spielen können. "Alle Mann sind gesund", sagt Stepanovic. Auch Uli Stein, der sich in Japan beim Training die Hand verstaucht hat, wird im Tor stehen können. Nur die Dauerverletzten Frank Möller, der in zehn Tagen mit dem Balltraining beginnt, Heinz Gründel und Uwe Rahn, der momentan lediglich im Kraftraum zu finden ist, werden fehlen. Und für Marek Penksa fehlt noch die Freigabe des Verbandes der CSFR.
"Damit macht man die Leute hungrig auf den Fußball", lobt Stepanovic. Und die Verantwortlichen von Borussia Fulda planen noch Spektakuläreres. "Künftig", hofft Nitz, "wollen wir eine internationale Mannschaft einladen und dazu einen Künstler aus dem jeweiligen Land." Für dieses Jahr hatte Nitz bereits an Inter Mailand und Gianna Nannini gedacht. kil
Gleich bei seinem ersten Einsatz für Italiens Fußball-Rekordmeister Juventus Turin sicherte der deutsche Nationalspieler Andreas Möller durch zwei Tore den Gesamtsieg beim "Memorial Valenti"- Turnier gegen zwei Zweitligisten.
Die 1200-Jahr-Feier, die von der Stadt Frankfurt im Jahr 1994 begangen wird und sich in mehreren Veranstaltungsblöcken über das Jahr erstrecken wird, nimmt immer mehr Gestalt an. Dieter Rexroth, verantwortlich für das Programm der Feier, gab jetzt einige weitere Details bekannt.
So wird eines der ersten Projekte sich mit der jüdischen Tradition in Frankfurt, vornehmlich aber mit dem Namen Rothschild beschäftigen. Die berühmte Familie war ursprünglich in der Stadt am Main beheimatet. Nahezu parallel dazu wird die zurückblickende Ausstellung "Karl der Große in Frankfurt" gezeigt: War es Zufall, war es Schicksal, daß Karl sich für seine Synode im Jahr 794 die Stadt am Main herausgesucht hatte? Es hätte genauso gut Mainz, Worms oder Speyer sein können, aber es war eben der Ort, den Karl der Große Frankfurt nannte.
Im Gespräch ist Dieter Rexroth immer noch mit Peter Eschberg, dem Intendanten des Schauspiels, dem er bereits seinen Plan unterbreitet hat, einen Theaterabend über die Geschichte der Stadt Frankfurt bis zur Gegenwart zu gestalten, ein Theaterstück, in dem verschiedene Frankfurter Charakteristika (Handel, Messe, Fettmilch-Aufstand, 1848, das Verhältnis der Stadt zu ihren Minderheiten und so weiter) angesprochen werden sollen. Zur Debatte steht auch ein Faust- Projekt, das von dem Regisseur Willi Praml zunächst zu einem Buch und dann zu einem Theaterstück verarbeitet werden soll, in dem Profi-Schauspieler und Laien zusammenarbeiten werden und in welchem Faust als der Repräsentant des modernen Menschen verstanden werden soll.
Ein Gedenkkonzert, das an die Zerstörung Frankfurts vor 50 Jahren erinnert, berührt die jüngere Geschichte Frankfurts. Schließlich wird dann auch die Frankfurt-Oper "Günter von Schwarzburg" von Ignaz Holzbauer, die im 18. Jahrhundert in Mannheim geschrieben und von Mozart sehr geschätzt wurde, wieder aufgeführt. Regisseur wird Rainer Pudenz sein, Chef der Kammeroper, Orchester und Solisten stellt das Stagione- Ensemble der Frankfurter Hochschule unter Michael Schneider. Ein anderes wichtiges Konzert wird gemeinschaftlich von der Carl-Schurz-Schule und ihrer Krakauer Partnerschule bestritten.
In den Stadtteilen und, als Abschluß und Höhepunkt, auf dem Römerberg sind Sportveranstaltungen geplant. Umgekehrt wird eine auch in die Zukunft weisende Ausstellung mit dem Titel "Fremde in Frankfurt" quer durch die Stadt bis in die Vororte hinein wandern. Begleitet werden soll sie von Konzerten ausländischer Musikgruppen.
Zum 18. Mai, dem Beginn der Synode von 794, wird im Bockenheimer Depot eine große historische Ausstellung zum Thema 1200 Jahre Frankfurt eröffnet. Eine andere Ausstellung unter dem Titel "Goethe und die Kunst" will Christoph Vitali, der Chef der Frankfurter Kulturgesellschaft, zeigen. Sie soll später nach Weimar und nach Rom gehen.
Die Konzerte der Partnerstädte hat Rexroth auf drei Komplexe zusammengestrichen, dabei wird George Solti das Sinfonieorchester von Tel Aviv dirigieren, leitet Ricardo Muti die Mailänder Scala, während das Sinfonieorchester Krakau von Wiethold Lutoslawski und Krzysztof Penderecki dirigiert wird.
Ein nicht unwesentlicher Teil der 1200- Jahr-Feier werden die Frankfurt Feste 94 sein, die unter dem Titel "Im Dialog mit der Welt" stehen werden. Vorgesehen ist von Dieter Rexroth unter anderem ein Chorfestival mit den Frankfurter Chören und denen der Partnerstädte. Und zwar sollen die Aufführungen nicht nur in der Alten Oper sondern auch in Bürgerhäusern, Kirchen und auf Plätzen in den Stadtteile stattfinden.
Auf dem Messegelände ist ein Festival der Nationen geplant, wo anderen, uns fremden Kulturen Gelegenheit gegeben wird, ihre Heimat und ihre Künste zu präsentieren.
Für Schülerinnen und Schüler wird die Wiederauflage des "Response"-Projekts von Interesse sein, bei dem sie sich unter anderem auch als Komponisten betätigen können. Pädagogisch arbeiten will auch eine "Akademie der Bildenden Kunst", die von Frankfurt und den Partnerstädten initiiert werden soll. Außerdem will Peter Weiermair vom Kunstverein eine Ausstellung "Bildkunst in den Partnerstädten" ausrichten.
Vor allem aber sollen die Theatertage "Experimenta" wieder einmal stattfinden - für kommendes Jahr, also 1993, war die "Experimenta 7" geplant, doch mußte sie wegen Geldmangels erst einmal abgesagt werden. Nun soll es das Festival experimentellen Theaters 1994 geben. Im Mousonturm will Dieter Buroch ein internationales Theater- und Tanzfestival der Freien Gruppen veranstalten.
Schließlich soll sich ein fünfteiliges Symposium unter dem Thema "Mythen der Stadt Frankfurt" (das erste soll bereits im November dieses Jahres sein) über die kommenden Jahre erstrecken. Andere Symposien, mit der Hochschule St. Georgen, dem Institut für Judaistik der Universität und der Schopenhauer- Gesellschaft, werden parallel laufen.
Ein Programm also, mit dem sich Rexroth doch Mühe zu geben scheint, sich von anderen Stadtjubiläen deutlich zu unterscheiden.
WERNER PETERMANN
HANAU. Kurz vor der ersten Parlamentssitzung nach der großen Sommerpause empört sich die CDU-Fraktionsvorsitzende Margret Härtel jetzt in einem offenen Brief über den unlauteren Ideenklau der Fraktionskollegen von der SPD. Um, so Härtel, die eigene politische Unfähigkeit zu kaschieren, lehne die SPD CDU-Anträge ab, um sie anschließend als sozialdemokratische Ideen zu verkaufen.
Als jüngstes Beispiel nennt die CDU-Frau einen Antrag ihrer Partei zum Erweiterungsbau an der Tümpelgartenschule. Die Schule benötige ebenso wie die Anne-Frank-Schule dringend neue Klassenräume. Einen entsprechenden Vorstoß ihrer Fraktion habe die SPD vor der Sommerpause jedoch mit dem Hinweis abgelehnt, die CDU betreibe Opportunismus. Während der Parlamentsferien hätten die Genossen dann aber verkündet, daß Mittel für die Erweiterung der Schule auf Antrag der SPD bereitgestellt würden.
Als weiteres Beispiel nennt Margret Härtel einen Vorstoß ihrer Fraktion zur Umgestaltung des Freiheitsplatzes. Schon zu den Etatberatungen 1989 habe die CDU beantragt, einen Gestaltungswettbewerb auszuschreiben. Dieser Antrag wurde als Änderungsantrag der SPD von der Mehrheit angenommen unter der Maßgabe, daß vor der Vergabe des Wettbewerbes das Parlament eingeschaltet werden muß. Zur Sitzung der Stadtverordneten am 17. August stelle nun die SPD diesen Antrag in abgewandelter Form erneut.
Beantragt hat die SPD, daß für den östlichen Teil des Freiheitsplatzes ein Ideenwettbewerb vorzubereiten ist und für den westlichen Teil bis zum Jahresende Gestaltungspläne vorgelegt werden sollen. Vor allem die Frage des öffentlichen Personennahverkehres sollte nach Ansicht der SPD einbezogen werden.
Verärgert ist die CDU-Fraktionschefin nun nicht nur darüber, daß die SPD, wie sie glaubt, erneut eine CDU-Initiative aufgreife, sondern, daß trotz des bereits gefaßten Beschlusses von 1989 bis heute nichts in Richtung Umgestaltung des Platzes geschehen sei. Die Kritik Härtels gilt vor allem Stadtbaurat Jürgen Dressler, der offenkundig den Beschlüssen des Parlaments nicht nachkomme. Die Fraktions-Chefin: "Statt CDU-Initiativen als die eigenen Ideen auszugeben, sollte die SPD lieber ihrem Stadtbaurat den sprichwörtlichen Tritt in den Hintern geben, daß die Beschlüsse auch umgesetzt werden." alu
Die Milliardenkosten für den Aufbau Ostdeutschlands stoppen die Großmachtpläne der Europäer im Weltraum. Bonn geht die Puste aus, um die auf den Reißbrettern der Ingenieure entstehenden Projekte zu finanzieren. Das ist gut so, denn ihr wissenschaftlicher Nutzen wird ohnehin als mager eingestuft.
Der Bundesforschungsminister hat mit seinem Wunsch, den Raumgleiter Hermes zu kippen, gleichzeitig den Franzosen den Fehdehandschuh hingeworfen. Hermes sollte das Paradepferd der Franzosen im Weltraum werden und die Europäer unabhängig von den USA machen. In einem Sparpapier der Europäischen Weltraumbehörde sieht das Szenario umgekehrt aus. Hermes sollte demnach wenigstens als unbemannte Version fliegen. In einigen Jahren, wenn es den Deutschen finanziell wieder besser ginge, so die Überlegungen, könnte das System dann zur bemannten Form ausgebaut werden. Gleichzeitig schlägt die ESA vor, das von Deutschland gewünschte freifliegende Raumlabor Columbus auf Eis zu legen. Columbus aber will Riesenhuber auf jeden Fall als Projekt erhalten, weil Bonn hier bei den USA im Wort steht.
Wenn schon die Hauptbeteiligten das jeweilige Lieblingsprojekt des anderen als überflüssig einschätzen, dann ist es nur schlüssig, Hermes und Columbus rasch zu beerdigen. kal
Bilder von de la Jara MAINTAL. Bilder des peruanischen Malers Fernando de la Jara zeigt das städtische Kulturamt seit Freitag im Historischen Rathaus Hochstadt.
Weil das Gericht vergessen hatte, der Angeklagten vor der Beratung das letzte Wort zu erteilen, muß das Verfahren gegen eine 44 Jahre alte Ägypterin vor dem Frankfurter Landgericht neu verhandelt werden. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hatte das Urteil eines Wiesbadener Schwurgerichts aufgehoben, das die Frau im Mai 1991 wegen Mord und Brandstiftung zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt hatte.
Da sich die Angeklagte nicht zu den Vorwürfen äußert, stützt sich die Staatsanwaltschaft lediglich auf Indizien. Wichtige Details zum Tathergang sind somit nicht geklärt. So geht die Anklagebehörde davon aus, daß die Angeklagte ihren Bekannten, zu dem sie kurz zuvor gezogen war, zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt "zwischen dem 5. und dem 7. September 1989" aus Habgier und mit Heimtücke ermordet hat. Sie nimmt an, daß sie ihn wahrscheinlich gegen Morgen des 7. September im Schlaf überrascht, ihn achtmal mit einem kantigen Gegenstand auf den Kopf geschlagen und danach auch noch erwürgt hat. Anschließend soll sie ihn mit Kleidung und Bettlaken zugedeckt und angezündet haben. Schließlich ist sie, so die Anklage, mit dem Auto ihres Bekannten fortgefahren, ohne einen Führerschein zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, sie habe den Mord begangen, um in den Besitz seines Erbes zu kommen.
Was nach dem Eintreffen der Feuerwehr gegen 6.30 Uhr passierte, läßt sich mit Hilfe der Zeugenaussagen rekonstruieren. Zwei Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr verschafften sich Zutritt zu der Dachwohnung in einem Erbenheimer Altbau. Da das Schlafzimmer verriegelt war, traten sie die Tür ein. Die Fenster des Schlafzimmers waren mit Kleidungsstücken ausgestopft. Am Boden in dem durch die Rauchentwicklung vollends vernebelten Zimmer entdeckten sie dann die Leiche und verständigten die Polizei. Da die Beamten, so ein empörter Feuerwehrmann vor Gericht, "uns mehr oder weniger sofort rausgeschmissen haben", mußte die Feuerwehr tags darauf noch einmal anrücken: Der Brand war nicht korrekt gelöscht worden, sondern hatte sich in die Zwischendecke verlagert, dort weitergeglüht und war am nächsten Morgen, diesmal ein Stockwerk tiefer, erneut ausgebrochen.
Bis auf den Satz "Ich habe ihn nicht getötet" schwieg die Angeklagte am ersten Verhandlungstag zu den Vorwürfen, wie sie es bereits in dem Prozeß in Wiesbaden getan hatte. Lediglich zu ihrem Lebenslauf bis zum Tattag äußerte sie sich. Sie sei zu ihrem Bekannten gezogen, nachdem sie sich im Streit von ihrem Liebhaber getrennt hatte. "Er war ein Freund, der mir immer geholfen hat."
Der Prozeß ist auf vorläufig neun Verhandlungstage angesetzt. ee
GROSSKROTZENBURG. Die Parlamentarier in der Großkrotzenburger Gemeindevertretung nehmen nach der Sommerpause in der kommenden Woche wieder ihre Arbeit auf. Der Finanzausschuß tagt am Dienstag, 11. August, um 19 Uhr im kleinen Saal des Bürgerhauses und wird sich mit dem neuen Stellenplan beschäftigen, außerdem mit der Sanierung der gemeindlichen Sauna und dem Zuschuß für die Bauarbeiten an der Sporthalle des Kreuzburggymnasiums.
Um 19.30 Uhr am gleichen Tag kommen die Mitglieder des Ausschusses für Sport und Vereine zusammen. Neben dem Thema Turnhalle werden sie die neue Nutzungsordnung für das Theodor- Pörtner-Haus diskutieren. Der Bau- und Planungsausschuß trifft sich am Donnerstag, 13. August, um 18.30 Uhr. Auf dem Programm stehen die Punkte Sauna und Bebauungspläne. hein
BAD VILBEL. Kein Platz für Bienen soll der Bad Vilbeler Markt sein. Die Immen sollen das Marktpublikum nicht belästigen. Alle Bienenzüchter aus Bad Vilbelund Umgebung sind deshalb von der Verwaltung aufgefordert worden, ihre Bienen vom 15. bis 23. August nicht ausschwärmen zu lassen. Die Stadt bietet Hilfe an beim Transport von Bienenstökken in sichere Entfernung von den Süßigkeiten des Marktes, die Schausteller wollen einen Kostenanteil für eventuelle Beifütterungen tragen. Gegen wilde Bienen und Wespen auf dem Markt ist die Stadt allerdings machtlos. hm
Sozialzentrum Marbachweg: Sa., 14 bis 19 Uhr, Sommerfest, Dörpfeldstraße 6.
Junge Union Frankfurt-Nord: Sa., 16 Uhr, Sommerfest, Grillplatz Homburger Landstraße.
SPD-Ortsvereine Nordweststadt I und II: Sa., 15 bis 18 Uhr, Sommerfest, Schüttgrabenstraße.
AW Frankfurter Berg: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Kleingartengelände "Miquel" am Ginsterweg. SPD-Ortsverein Eschersheim: Sa., 14 bis 18 Uhr, Kinderfest, Sportplatz TSG 51, Niedwiesenstraße. Ev. Festeburggemeinde: So., 11.30 Uhr, Orgelkonzert, An der Wolfsweide 54.
SPD-Ortsverein Kalbach: Sa., 14 Uhr, Stadtteil- und Kinderfest, Turnhalle Am Grubweg 6.
TC Nieder-Eschbach: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Kleingartengelände Homburger Landstraße. Kleingärtnerverein Eschersheim: Sa., 15 Uhr und So., 10 Uhr, Sommerfest, Anlage Nußzeil.
Musikverein Harheim: Sa., 20 Uhr, Altstadtfest und Weinabend, So., 11 bis 17 Uhr, Frühschoppen und Kinderfest, Winkelgasse 13.
Kleintierzuchtverein Heddernheim und Geflügelzuchtverein 1902: Sa., 14 Uhr, Jungtierschau, Farmgelände Zeilweg.
Heimatclub Goldstein: Sa., 14 Uhr, und So. 11 Uhr, 60 Jahre Goldsteinsiedlung, Straßenfest, Am Wiesenhof.
"Flößerviertel" Oberrad: Sa., 15 Uhr, Straßenfest, Wasserhofstraße.
Kleingärtnerverein Waldfried: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Anlage Goldsteinstraße.
Kleingartenverein Rosisten: Sa. und So., 10 Uhr, Sommerfest, Ziegelhüttenweg, Anlage 2.
Kleingärtnerverein 1893 Niederrad: Sa., 12.30 Uhr, und So., 10 Uhr, Sommerfest, Anlage Goldsteinstraße. SPD-Bergen-Enkheim: So., 10.30 Uhr, Schelmfest, Kleingartenanlage "Möllers Wäldchen". TG 1860 Bornheim: Sa., 14 Uhr, Eröffnung Fitnesscenter, Berger Straße 294.
Squash Life Riederwald: Sa., 10 Uhr und So. 11 Uhr, Squash Yard Party, Friesstraße 1-3.
Bernemer Kerwegesellschaft: Sa., 6 Uhr bis Mi., Bernemer Kerb, Kerbezentrum "Weiße Erde", Inheidener Straße.
Kinder- und Schülerladen Fechenheim: Sa., 13 Uhr, Straßenfest, Mühlheimer Straße.
Hockey-Club Schwarz-Orange Fechenheim: Sa., 13.30 Uhr, und So., 9.30 Uhr, Turnier, Birsteiner Straße; Sa., 19 Uhr, Feier zum 70jährigen Bestehen, Melanchthon-Haus, Pfortenstraße 42-44.
Jazzkneipe "Mampf": Sa., 14 Uhr, Straßenfest, Sandweg 64.
Chorgemeinschaft "Liederlust" Bergen-Enkheim: Sa., 18 Uhr, Farmanlage Geflügelzuchtverein, Jean-Kempf-Weg.
Kleingärtnerverein St. Gallus: Sa., 16 Uhr und So., 10 Uhr, Sommerfest, Mainzer Landstraße 478.
Pflegeheim Bockenheim: Sa., 15 Uhr, Vernissage "Malen in der Natur", Pflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7.
Frankfurter Behinderten-AG: Sa., 14 Uhr, Sommerfest, Auguste-Oberwinter-Haus, Burgfriedenstraße 7.
Ev. Cyriakusgemeinde: Sa., 18 Uhr, Konzert für Violoncello und Orgel, Cyriakuskirche, Auf der Insel.
Kulturwochen im Gallus: So., 13 bis 17 Uhr, Kinderbasar und Fest, Günderrodeschule, Hufnagelstraße 25.
Jugendfeuerwehr Rödelheim: Sa., 10 bis 16 Uhr, Feier des 10jährigen Bestehens, Hof der Firma Leiß, Alt-Rödelheim 2.
Bistro Nr. 3: Sa., 14 Uhr, Straßenfest, Alt-Rödelheim (zwischen Reichsburg- und Assenheimer Straße).
Kleingartenverein Gartenfreunde 1947: Sa., 14 Uhr und So., 10 Uhr, Sommerfest, Gallus, Am Römerhof 11 (Rebstockpark).
Aktion Kirchplazz: Sa. und So., 14 Uhr, Sommerfest mit Fußballturnier, Bockenheim, Kirchplatz 8.
Turnerschaft 1856 Griesheim: So., 9 Uhr, 1. Griesheimer Trimmathlon, Start: Bad des Wassersportvereins Westend, Am Neufeld, Ziel: Sportanlage Bingelsweg.
Kleingärtnerverein Feldbergblick: Sa., 19 Uhr, Sommerfest, So., 14 Uhr, Kinderfest, Ginnheimer Stadtweg (Europaturm).
Kleingartenverein Taunusgärten: Sa., 15 Uhr, Gartenfest, Anlage 6, Rödelheimer Landstraße.
Kleingartenverein Am Schönhof: Sa., 15 Uhr und So., 10 Uhr, Gartenfest, Vereins-Anlage, Breitenbachstraße.
Kleingartenverein Westend: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Anlage 1a, Niederräder Eisenbahnbrücke (Zufahrt von der Gutleutstraße).
Kleingartenverein Kuhwald: Sa., 16 Uhr, Gartenfest, Anlage im Schreberweg.
Praunheimer Bürgerverein: Sa., 14.30 Uhr bis So., 23 Uhr, Zehntscheunenfest, Graebestraße.
Das Nou Camp-Stadion hat schon bessere Tage gesehen als bei diesem olympischen Fußball-Turnier. Die Kultstätte der katalanischen Fans, wo der spanische Meister und Europacup-Gewinner FC Barcelona zu Hause ist, glich selbst beim 6:1 (1:1)-Sieg der Polen im Halbfinale gegen Australien einer nur mäßig besetzten Arena. Dabei war die Stimmung auf den Rängen bestens, weil beide Mannschaften ein attraktives Spiel boten.
Das Kernproblem ist optischer Art: In der 120 000 Zuschauer fassenden "Betonschüssel" reichen 45 000 Besucher eben nicht aus, um den Eindruck zu vermitteln, die Resonanz sei mehr als zufriedenstellend. Sicherlich ist der fehlende Andrang im Nou Camp-Stadion ein spezifisch katalanisches Problem, weil die Barca-Anhängerschar außer der Sympathie für ihren Verein praktisch nichts kennt. Selbst die spanische Nationalmannschaft zählt hier nicht viel. Aber das Problem steht stellvertretend für das hinter den Erwartungen gebliebene Interesse am Fußball-Turnier. Rund 1,5 Millionen Karten hätten für die insgesamt 32 Spiele in Barcelona, Valencia, Sabadell und Saragossa abgesetzt werden können. Etwa ein Drittel werden verkauft sein, wenn am Samstag das Finale zwischen Spanien und Polen angepfiffen wird.
Die offiziellen Angaben der FIFA vermitteln folgendes Bild: 181 000 Zuschauer wurden in 24 Vorrunden-Begegnungen registriert, in den vier Viertelfinal-Spielen passierten 88 000 Besucher die Stadiontore und 82 000 Interessenten schauten sich die beiden Halbfinalbegegnungen an.
Unter dem Strich macht das exakt 350 800 Zuschauer, der Besucher-Schnitt pro Spiel beträgt danach 11 700. Bei einem geschätzten Andrang von 80 000 bis 100 000 Personen beim Endspiel wird der Schnitt damit wohl auf knapp 15 000 gesteigert werden können.
Hinter all diesen Zahlenspielereien steckt unter anderem die Dauerfehde zwischen IOC und FIFA über den Turnier-Modus. Es ist ein offenes Geheimnis, daß sich IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch und der auch zum Kreis der IOC-Mitglieder emporgestiegene FIFA- Präsident Joao Havelange vor und hinter den Kulissen heftige Duelle lieferten. Es ging darum, ob analog zur Tennis-Szene die weltbesten Stars auf der olympischen Bühne auftreten sollen oder das 16er- Feld im Fußball eine Plattform zur Bewährung für Talente unter 23 Jahren ist. Die kompromißlose FIFA-Haltung setzte sich durch und zum Ärger von Samaranch sind nur U-23-Teams am Start. Unterdessen signalisierte Havelange bereits vor der olympischen Eröffnungsfeier, an dieser Regelung könne sich langfristg nichts ändern, im ungünstigsten Fall sei allein der freiwillige Abschied der Fußballer aus der olympischen Familie die wohl für alle Beteiligten unpopuläre Konsequenz. So geht man sich eben aus dem Weg, jeder ist vom anderen über dessen Unverständnis und Dickköpfigkeit enttäuscht. Daß nach den Vorrunden-Flops in der entscheidenden Turnier-Phase das Zuschauer-Interesse angezogen hat, wertet die FIFA als wichtigen Prestige-Erfolg für sich.
Pressechef Guido Tognoni gibt das, was im FIFA-Führungsstab gedacht wird, so wieder: "Wir können damit leben, daß wir hier nicht die Nummer 1 in der Hitliste aller Sportarten sind. Das ist für uns kein Drama." Gleichzeitig macht er deutlich: "Die Organisation des olympischen Turniers ist für uns eher ein Opfer, denn für keinen anderen Fachverband ist damit ein so großer Aufwand verbunden wie für uns. Bei über 100 Anmeldungen von Nationen aus allen Kontinenten haben wir vom Qualifikationsspiel in der Ozeanien-Gruppe zwischen Tonga und Samao bis zum Finale am Samstag alles selbst durchzuziehen. Die Organisatoren haben nur die Karten zu verkaufen und da erheben wir den Vorwurf, daß sie diesmal nicht genügend Werbung in Sachen Fußball betrieben haben."
Zwischen den Zeilen ist schnell herauszuhören, daß die FIFA-Macher insgeheim eine Art Revancheakt vermuten, weil entgegen den Wünschen des IOC und der spanischen Gastgeber die Fußball-Stars aus aller Herren Länder zu Hause blieben. Ungeachtet all dieser Grundsatzdiskussionen soll beim Finale am Samstag das Nou Camp-Stadion so gefüllt sein, daß zum Abschluß des olympischen Turniers eine stimmungsgeladene Fiesta versöhnt. Und wenn dann Anfang nächster Woche im Detail die unterschiedlichsten Bilanzen gezogen werden, könnte es durchaus sein, daß Fußball trotz allem das von den meisten Zuschauern frequentierte Olympia-Angebot gewesen ist, selbst wenn in Barcelona und an anderen Wettkampforten viele Sportarten für weitaus mehr Gesprächsstoff gesorgt haben.Montag geht es los: Parlamentarische Gremien tagen
HAMMERSBACH. Die parlamentarischen Gremien der Gemeinde nehmen wieder ihre Arbeit auf. Am Montag, 10. August, 20 Uhr, tagt zunächst der Bau- und Planungsausschuß im Rathaus. Beraten wird unter anderem der Bebauungsplan "Köbler Weg". Mit der Vergabe des ehemaligen Kreissparkassen-Pavillons an die Elterninitiative beschäftigt sich der Haupt- und Finanzausschuß am Donnerstag, 13. August, 20 Uhr, ebenfalls im Rathaus. Außerdem wird die Neufestsetzung von Grundstückspreisen und die Vergabe von Grundstücken beraten.
Ebenfalls am Donnerstag um die gleiche Zeit treffen sich die Mitglieder des Ausschusses für Jugend, Kultur, Sport und Soziales im Sitzungszimmer. Auch sie diskutieren die Vergabe von Räumen an die Elterninitiative. hein
sp HANNOVER, 6. August. Wegen eines Lecks im Kühlwassersystem ist am Donnerstag das Atomkraftwerk in Lingen (Emsland) abgeschaltet worden. Wie das niedersächsische Umweltministerium in Hannover mitteilte, konnte die Ursache noch nicht ermittelt werden. Daher stehe auch noch nicht fest, wie der Störfall einzustufen ist.
Asylbewerber kommen erst im September Maintal: Kreis und Stadt konnten geplante "Notlösung Bürgerhaus" abwenden Von Helmut Pomplun MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Die gemeinsamen Bemühungen der Stadt Maintal und des Main-Kinzig- Kreises, für die Unterbringung der nächsten hundert Asylbewerber eine zwölftägige "Zwischenlösung" zu finden, haben endlich Erfolg gebracht: Das Hessische Sozialministerium wird den Zuweisungstermin vom 20. August auf den 2. September verschieben. Das bestätigte Maintals Sozialdezernentin Priska Hinz (Grüne) gestern nachmittag auf Anfrage der FR. Die entsprechende Entscheidung in Wiesbaden war erst kurz zuvor getroffen worden. Damit erübrigt sich die am Vorabend vom Haupt- und Finanzausschuß des Maintaler Parlaments beschlossene Notlösung, die hundert Menschen vorübergehend im Bürgerhaus Wachenbuchen unterzubringen. Daß es diesen Engpaß geben würde, war dem Hauptausschuß bereits bewußt gewesen, als er sich in seiner vorletzten Sitzung unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu der einstimmigen Entscheidung durchgekämpft hatte, die Wiesbadener Firma Wagner-Leasing mit der Aufstellung von fünf Pavillons zu beauftragen, in denen jeweils 24 - insgesamt also 120 - Menschen Obdach finden sollen. Mit den Bauarbeiten ist zwar inzwischen begonnen worden, aber die Pavillons werden erst Ende August fertig sein. Und auch erst frühestens zu diesem Termin werden nach Auskunft der Verwaltung die Container bezugsfertig sein, in denen weitere 40 Asylbewerber untergebracht werden sollen.
Der nächste Zuweisungstermin für Maintal war indes schon bekannt: 20. August. Wohin also dann mit hundert Menschen, an deren Unterkünften noch gebaut wird? Auch diese Frage sollte der Haupt- und Finanzausschuß klären, dem vom Parlament die schlußendliche Entscheidungsbefugnis in allen Fragen der Asylunterkünfte übertragen worden ist.
Die Sitzung des Gremiums am Mittwoch abend im Bürgerhaus Bischofsheim war zwar öffentlich, aber nur eine Art "Nachbetrachtung" zur haarsträubenden Bürgerversammlung am Vorabend zum selben Thema. Für die Sachdebatte wurde die Öffentlichkeit wieder ausgeschlossen. Vom Ausschußvorsitzenden Siegfried Bornat (SPD) war dazu gestern auf Anfrage zu erfahren, daß drei Lösungen zur Debatte standen: Unterbringung in einem Großzelt, in Wohnwagen oder in einem Bürgerhaus. Die Zeltlösung sei rasch verworfen worden, die Wohnwagen hätten nicht ausgereicht, und so blieb nur das Massenquartier in dem Bürgerhaus, was am ehesten zu entbehren sei. Das war nach den Belegungsplänen das in Wachenbuchen. Stadträtin Priska Hinz verhandelte mit den örtlichen Vereinsvorsitzenden über Ausweichmöglichkeiten zu Übungszwekken. Doch als dieser schwierige Punkt geklärt war, spielten die Christdemokraten laut Bornat nicht mehr mit: "Die Entscheidung für das Bürgerhaus Wachenbuchen ist nur von SPD und Grünen getragen worden."
Währenddessen hatten sich die Verwaltungsspitzen von Stadt und Kreis in Wiesbaden um eine andere Lösung bemüht. "Wir verhandeln mit dem Sozialministerium, nicht am 20. August, sondern est am 1. September die nächsten 100 Asylbewerber zu schicken", war von Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) noch gestern mittag zu erfahren. Wenig später kam dann die Entwarnung aus der Landeshauptstadt: "Neuer Termin ist erst der 2. September."
Siegfried Bornats Kommentar: "Ich habe mich über die spontane Hilfsbereitschaft der Wachenbuchener Vereinsvorsitzenden gefreut. Und jetzt freu ich mich, daß sie nicht mehr nötig ist.
HANAU. Die Ortsbeiräte der drei Hanauer Stadtteile Großauheim, Klein-Auheim und Steinheim laden zu öffentlichen Sitzungen der Wahlperiode 1989 / 1993 ein:
Der Ortsbeirat Klein-Auheim tagt am Mittwoch, 12. August, um 19 Uhr im Sitzungssaal der Verwaltungsstelle in der Schönfelderstraße 1.
Der Ortsbeirat Großauheim tagt am Donnerstag, 13. August, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal der Verwaltungsstelle Großauheim im alten Rathaus in der Haggasse 1.
Der Ortsbeirat Steinheim trifft sich ebenfalls am Donnerstag, 13. August, um 20 Uhr im Sitzungssaal der Verwaltungsstelle Steinheim in der Ludwigstraße 92.
Flei
Kleine FR
Ökumenisches Fest WÖLLSTADT. Mit einem ökumenischen Fest beendet die evangelische Kirchengemeinde Nieder-Wöllstadt ihr Kinder-Bibel-Wochenende. Die Veranstaltung beginnt am Sonntag, 9. August, um 17 Uhr an der Kirche.
Äthiopien braucht jetzt alles mögliche, aber bestimmt keine Armee. Erstens existiert keine nennenswerte Bedrohung von außen, zweitens besteht die Möglichkeit, die interne Bedrohung politisch in den Griff zu bekommen.
Lencho Letta
SCHÖNECK. Der Romançier Valentin Senger wird am Freitag, 14. August, 20 Uhr, auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft "Kultur im Confetti" im gleichnamigen Bistro in Kilianstädten sein neues Werk "Die Buchsweilers" vorstellen. In dem Werk geht es um Räuberbanden im Vogelsberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Senger geht dabei insbesondere dem Schicksal einer jüdischen Bande aus Eckhardroth nach. Eintritt ist frei. hein
Schon ein Finanzloch von 14 000 Mark kann das Aus bedeuten: Nachdem den 14 Stadtteiltreffpunkten im "Zusammenschluß freier Kinder- und Jugendeinrichtungen" in diesem Jahr der Sachkostenzuschuß gegen die gestiegenen Kosten für Gehälter und Mieten verrechnet wurde, gab als erstes das Jugendzentrum Varrentrappstraße (Bockenheim) diese Woche seine "Pleite" bekannt. Alle anderen Initiativen fürchten, ohne ausreichendes Geld für Sport, Spiel, Musik und Renovierungen die Jugendlichen, "die sowieso schon von den Segnungen der Wohlstandsgesellschaft ausgeschlossen sind", nicht halten zu können.
"Das präventive Arbeiten", so Sylvia Werner vom "Jugendcafé Oberrad" bei einer Pressekonferenz des "Zusammenschlusses", "fällt flach."
7000 Mark im Jahr für Renovierungen oder kaputte Stühle, 18 000 für Arbeitsmaterialien oder Veranstaltungen - damit sind die 14 Einrichtungen in den vergangenen Jahren ganz gut hingekommen. Nun aber dürfen es bei der ersten Position nur noch 3000 Mark, bei der zweiten nicht mehr als 8000 Mark sein. Von 25 000 Mark frei verfügbarer Mittel auf 11 000 - und das mitten im Jahr, wo die Hälfte des ursprünglich erwarteten Geldes schon ausgegeben ist: Das JUZ Varrentrappstraße beispielsweise, das sich in der Fläche vergangenes Jahr fast verdoppelt hat, sah sich ohne eine Mark dastehen. So hat das Team einen Kredit aufgenommen: 22 000 Mark, "um den Betrieb aufrechtzuerhalten". Löst die Stadt das Geld nicht ab, muß der 15 Jahre alte, von etwa 50 Jugendlichen täglich aufgesuchte Treffpunkt schließen; "eine Katastrophe", so JUZ-Sprecher Werner Stein bei der Pressekonferenz.
Bestürzung allenthalben. Es fehlen, für alle 14 zusammengenommen, rund 200 000 Mark. Um den Preis, so Molly Matthes vom "Verein für ausländische Kinder" im Gallus, "daß die Mitarbeiter nur noch dastehen, aber nichts mehr anbieten können". Für alle unverständlich vor dem Hintergrund, daß "infolge komplexer Veränderungen unsere Einrichtungen immer stärker die Funktion eines Familienersatzes übernommen haben".
Beim "Verein für ausländische Kinder" mit seinen 48 fest angemeldeten Kindern "heißt das konkret: Gruppen schließen" (Matthes). Im Jugendzentrum "Kuckucksnest" (Sachsenhausen) wie beim Oberräder Jugendcafé (Offenbacher Landstraße) bedeutet es: "Über Freizeiten braucht man nicht mehr zu reden." Und die Mitarbeiter des Jugendzentrums Fechenheim-Nord sehen ihre Angebote für die Bands im Keller wie für die Kicker-Gruppe auf dem Fußballplatz platzen.
"Wir verarmen immer mehr", stellte Uwe Most vom JUZ Fechenheim-Nord fest, "alles geht kaputt." Im übertragenen wie im wörtlichen Sinne, zumal "wir ja nicht die pflegeleichtesten Jugendlichen haben". Und auch die "kommen immer weniger". Denn "sie warten, daß was Neues angeboten wird, wir aber können das Angebot nicht verbessern".
"Bestürzend" nannte es Molly Matthes, daß ihnen bei allen Gesprächen mit dem rot-grünen Magistrat stets entgegengehalten werde, der Haushaltstitel für den "Zusammenschluß" (3 Millionen Mark) sei ja nicht gekürzt worden. Mit derartigen Haarspaltereien sehen sich die Sozialarbeiter in ihrer Arbeit mißachtet: "Auch für uns", so Margitta Kunert-Zier vom "Zusammenschluß", "ist mal der Zeitpunkt gekommen, wo man nicht alles aus lauter Menschlichkeit macht." clau
NEU-ISENBURG. Eine Delegation von Stadtverordneten und Magistratsmitgliedern der Stadt Neu-Isenburg besuchte in dieser Woche die 25 Kinder aus der Nähe von Tschernobyl, die zur Zeit im Landjugendheim Wegscheide bei Bad Orb zu Gast sind. Seitdem denken nicht nur der Erste Stadtrat Berthold Depper und Parlamentschef Walter Norrenbrock darüber nach, ob die Erholungsaufenthalte von doch relativ kleinen Gruppen der Kinder und Jugendlichen in Zukunft weiter betrieben werden sollen.
Der Pressesprecher der Stadt, Herbert Hunkel, gibt weiter, daß viele Entscheidungsträger im Rathaus es mittlerweile als "zweifelhaften Erfolg" betrachten, einigen wenigen Kindern drei Wochen lang einen "Konsumrausch" zu ermöglichen, sie mit Geschenken zu überhäufen, sie mit ungekannten Freuden wie Schwimmbädern bekannt zu machen und sie danach wieder zurückzuschicken in die immer noch radioaktiv verseuchte Gegend um Tschernobyl. Sinnvoller sei es vielleicht, die Einrichtung eines Kinderdorfes in Rußland zu unterstützen, wo viel mehr Jungen und Mädchen auch länger die Möglichkeit zum Erholungsaufenthalt hätten. fra
Das Wetter
Wetterlage Der über Norddeutschland angelangte Tiefausläufer ist nur wenig wetterwirksam und verlagert sich langsam nordwärts. Er trennt schwüle Subtropikluft im Süden von nicht so warmer Luft im Norden. Vorhersage bis Samstag früh Am Samstag anfangs wechselnd wolkig und im Norden einzelne Schauer, sonst weitgehend trocken. Im Alpenvorland meist stark bewölkt und ebenfalls Schauer. Wochenvorhersage Samstag bis Montag: Zunächst sonnig, im Laufe des samstags im Westen, am Sonntag und Montag auch im Osten aufkommende Quellbewölkung und vor allem in der zweiten Tageshälfte einzelne, zum Teil kräftige Gewitter. Schwül. Tageshöchsttemperaturen im Norden um 30, im Süden um 35 Grad. Am Montag im Westen nicht mehr so heiß.
Dienstag: Teils aufgelockerte, teils starke Bewölkung mit Schauern oder Gewittern. Vor allem im Westen leichter Temperaturrückgang mit Höchstwerten um 28 Grad, sonst weiterhin über 30 Grad.
Mittwoch und Donnerstag: Am Mittwoch im Südosten noch schwül und gewittrig, sonst vielfach sonnig und heiß. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr MESZ
Ausland Ort Wetter Grad
Aberdeen, leicht bewölkt 16
Ajaccio, leicht bewölkt 30
Algier, leicht bewölkt 33
Amsterdam, leicht bewölkt 21
Antalya, wolkenlos 39
Athen, leicht bewölkt 30
Barcelona, leicht bewölkt 29
Belgrad, leicht bewölkt 32
Bordeaux, wolkig 29
Bozen, leicht bewölkt 30
Brest, stark bewölkt 18
Brüssel, wolkig 21
Budapest, wolkenlos 30
Casablanca, leicht bewölkt 31
Dublin, wolkig 17
Hammerfest, leicht bewölkt 14
Helsinki, wolkig 19
Innsbruck, leicht bewölkt 26
Istanbul, leicht bewölkt 30
Kairo, wolkenlos 34
Kopenhagen, leicht bewölkt 23
Las Palmas, leicht bewölkt 26
Lissabon, leicht bewölkt 35
London, wolkig 24
Madrid, leicht bewölkt 33
Malaga, leicht bewölkt 33
Mallorca, leicht bewölkt 32
Moskau, leicht bewölkt 31
New York, leicht bewölkt 21
Nizza, leicht bewölkt 29
Oslo, bedeckt 13
Ostende, wolkenlos 21
Palermo, wolkenlos 31
Paris, wolkenlos 27
Prag, wolkenlos 25
Reykjavik, leicht bewölkt 13
Rom, wolkenlos 31
St. Petersburg, leicht bewölkt 21
Stockholm, wolkig 21
Tel Aviv, leicht bewölkt 28
Tokio, bedeckt 25
Tunis, leicht bewölkt 32
Venedig, wolkenlos 30
Warschau, wolkig 24
Wien, leicht bewölkt 26
Zürich, wolkenlos 25
Deutschland Ort Wetter Grad
Aachen, leicht bewölkt 25
Arkona (Rügen), leicht bewölkt 27
Augsburg, leicht bewölkt 30
Berlin, leicht bewölkt 30
Bremen, wolkig 24
Chemnitz, leicht bewölkt 28
Dresden, leicht bewölkt 31
Düsseldorf, leicht bewölkt 27
Erfurt, leicht bewölkt 29
Feldberg/Schw., leicht bewölkt 20
Feldberg/Ts., leicht bewölkt 24
Frankfurt/M., leicht bewölkt 29
Freiburg, leicht bewölkt 30
Freudenstadt, wolkig 25
Garmisch, wolkig 28
Greifswald, leicht bewölkt 29
Hamburg, leicht bewölkt 27
Hannover, leicht bewölkt 28
Helgoland, stark bewölkt 18
Hof, leicht bewölkt 27
Karlsruhe, leicht bewölkt 30
Kassel, leicht bewölkt 28
Kempten, leicht bewölkt 27
Köln/Bonn, leicht bewölkt 27
Konstanz, stark bewölkt 28
Leipzig, leicht bewölkt 30
Lübeck, leicht bewölkt 29
Magdeburg, leicht bewölkt 32
Mannheim, leicht bewölkt 30
Mühldorf, leicht bewölkt 28
München, wolkig 29
Münster/Osnabrück, leicht bewölkt 26
Neubrandenburg, leicht bewölkt 30
Norderney, wolkig 19
Nürnberg, wolkig 30
Oberstdorf, leicht bewölkt 28
Öhringen, leicht bewölkt 28
Passau, leicht bewölkt 29
Regensburg, leicht bewölkt 29
Rostock/Warnemünde, wolkenlos 26
Saarbrücken, leicht bewölkt 27
Schleswig, Sprühregen 19
Schwerin, wolkenlos 28
Stuttgart, leicht bewölkt 28
Sylt, stark bewölkt 19
Trier, leicht bewölkt 28
Wittenberg, leicht bewölkt 31
Würzburg, leicht bewölkt 28
Zugspitze, wolkig 12
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 6.03 Uhr
Sonnenuntergang 20.58 Uhr
Mondaufgang 17.05 Uhr
Monduntergang 0.19 Uhr
NIED. "Ooooch, ist der aber süß." Thomas kann sich nicht sattsehen am braunen Mümmelmann, der ihn mit großen Augen an Gitterstäben vorbei anblickt. Auch Ferdinando schaut genau hin - allerdings auf einen präparierten Fisch mit weit aufgerissenem Maul. Mit bedachten Strichen zeichnet er den Hecht nach, während ein Mädchen seine Nase in Petunien steckt: Heimische Flora und Fauna lernen Schulklassen im Foyer des Bürgerhauses kennen. Die zweiten "Nieder Kulturtage" sollen jungen Leuten - aber nur noch heute - zeigen, was in unseren Breitengraden alles wächst, kreucht und fleugt.
Birgit Stein lächelt. So engagiert sieht sie ihre Schüler am liebsten. Seit einer halben Stunde laufen sie wie aufgeregte Hühner von Stand zu Stand, "ohne sich zu langweilen", wie die Pädagogin erstaunt feststellt. Mit Block und Bleistift gehen die Eleven von den Kanarienvögeln zu den Stellwänden, an denen geschrieben steht, warum ein anständiger Bauernhof keine "Agrarfabrik" sein sollte. Jetzt aber nichts wie raus auf die Wiese! Dort wartet Sioux, der schwarzweißgefleckte Wallach, auf streichelfreudige Kinder. Fridolin, das Schaf, erntet dagegen nur ein paar neugierige Blicke.
Die Sechstkläßler aus der Nieder Fridtjof-Nansen-Schule sind am Donnerstag morgen unter den ersten, die das Bürgerhaus betreten. Aber nicht nur zum Spaß sind sie hier - ihre Lehrerin hat ihnen klare Aufgaben mit auf den Weg gegeben. "Jeder soll sich zwei Themen suchen und dazu etwas malen sowie Informationen sammeln." Die Skizzen und Faltblätter hängen die Schüler später im Klassenzimmer auf, damit sie für den Unterricht ausgewertet werden können. Und zu lernen hat die 6 b reichlich, meint die Pädagogin: "Stadtkinder wissen doch gar nicht mehr, wie ein Pferd aussieht."
Zufrieden geht Theo Wirges von Stand zu Stand. Tage und Wochen hat er die Schau zusammengestellt, gemeinsam mit sieben Clubs aus dem Vereinsring, dem er vorsitzt. Jetzt freut er sich, das alles gut läuft. Mit Hilfe der Heimatausstellung in der alten Beuneschule, die eigens für die Kulturtage geöffnet ist, will der Vereinsring den westlichen Stadtteil und sein biologisches Umfeld der Jugend "näherbringen".
14 Schulen aus Nied, Höchst und Griesheim hat Wirges eingeladen. Er ist sicher, daß sich mindestens 20 Klassen nicht zweimal bitten lassen. "Drei waren doch schon in der ersten Stunde da", sagt er. Wirges' Zuversicht resultiert auch aus den Erfahrungen des Vorjahres, als die Schau erstmals über die Bühne ging und sogleich "großen Zuspruch" fand.
Der Vereinsringchef ist sicher, nächstes Jahr erneut zu den "Kulturtagen" einladen zu können. "Da holen wir nach, was jetzt nicht mehr zu machen war." Zu gerne hätte er nämlich auch Tiere gezeigt, die man normalerweise nicht sehen möchte: "Ratten, Zecken und andere Schädlinge." dis
Freitag, 7. August
Vorträge Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kassler Str. 1 a: 20 Uhr, Vortrag "Erfahrungen mit sexuellem Mißbrauch". Filme / Kino Carl-Von-Weinberg-Park: ca. 22 Uhr, Open-air-Kino "Die verschwundene Dame" (bei Regen in der Paul-Gerhardt-Gemeinde, Gerauer Str. 52).
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil, Seite 27. Museen/Galerien/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Werke und Räume".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Frankfurter Frauenreferat & Frauengruppen: 18 Uhr, Stadtteil Rödelheim per Kamera; Treffpunkt S-Bf. Rödelheim.
Känguruh Haus, Lenaustr. 24: 18 Uhr, Töpferstudio. Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT: 21 Uhr, Performance "Hirngespinste".
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: Mo., 10. 8., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale Niederrad, Sandhofstr. 1. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr, bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:Arnsburg-Apotheke, Bornheim, Arnsburger Straße 78, Tel. 43 31 90; Bonifatius-Apotheke, Sachsenhausen, Holbeinstraße 63, Tel. 62 19 53; Centrum-Apotheke, Zeil 96, Tel. 29 51 29; Eschbach-Apotheke, Alt-Niedereschbach 2, Tel. 5 07 70 77; Hostato-Apotheke, Höchst, Hostatostraße 28, Tel. 30 60 36; Kaiser-Apotheke, Kaiserstraße 53, Tel. 23 23 62; Schwarzburg-Apotheke, Nordendstraße 65, Tel. 59 03 27; Severus- Apotheke, Heddernheim, Severusstraße 77, Tel. 57 29 40; Stern-Apotheke, Bockenheim, Am Kurfürstenplatz, Tel. 77 55 82.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Bornheim, Tel. 43 21 11; Offenbach, Tel. 84 64 28; bei tierärztlichen Kliniken (s. Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.
Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.
- ohne Gewähr -
WALDHOF. Eine 17jährige wurde nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Donnerstag von einem bislang unbekannten Mann in der Nähe von Waldhof (Landkreis Kassel) in ein Gebüsch gezerrt und gezwungen, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen. Anschließend würgte der Täter, der etwa 20 bis 25 Jahre alt sein soll, die junge Frau mit ihrem Ledergürtel, bis sie ohnmächtig wurde.
Wie die Polizei mitteilte, war die 17jährige - von einer Bushaltestelle an der Bundesstraße 7 aus - auf dem Heimweg. Auf einer hell ausgeleuchteten Straße zwischen Eschenstruth und Waldhof sei sie von einem Mann angesprochen worden. Er soll die 17jährige zunächst nach dem Bus gefragt haben. Als sie ihm mitteilte, daß der Bus bereits abgefahren sei, habe der Mann sie ein Stück begleitet. Plötzlich habe er sie in den Würgegriff genommen und ins Gebüsch gezerrt. rvk
OFFENBACH. Der sportlich-drahtig wirkende Ex-Oberbürgermeister Walter Buckpesch verschärft zur Zeit in der Küche seiner Frau Lilo das Training. In der nächsten Woche muß er nämlich täglich zu einem besonderen Triathlon antreten: Kartoffel schälen, Geschirr spülen und Hof kehren.
In ihrem Spessart-Haus, der Günthersmühle, betreuen die Offenbacher Naturfreunde zur Zeit 15 Tschernobyl-Kinder fünf Wochen lang. Damit sich der um die Jahrhundertwende aus der Arbeiterbewegung und den ihr verbundenen Wandervögeln hervorgegangene Verein die gute Tat auch leisten kann, haben sich viele der rund 400 Offenbacher Mitglieder zur tatkräftigen Mithilfe entschlossen. Ex-Bundestagsabgeordneter Buckpesch gibt zu, noch kein großer Kartoffelschälmeister zu sein, deshalb plädiert er dafür, daß der Speisenplan von Kartoffeln auf Nudeln umgestellt wird.
Die Brüder Erich und Kurt Nagel, Helmut Eichhorn und Walter Buckpesch haben seit über einem Jahr den Urlaub der Tschernobyl-Kinder maßgeblich organisatorisch vorbereitet. Erich Nagel begründet warum: "Wir Naturfreunde sind gegen die Atomkraft. Wir sind für Völkerfreundschaft und für Humanität." Runde 36 000 Mark kostet die Naturfreunde der Urlaub der Kinder aus der weißrussischen Industriestadt Gomel (rund 600 00 Einwohner) und dreier Begleiter. Die Stadt gilt als stark verstrahlt, denn sie liegt nur 150 Kilometer vom Katastrophen-Reaktor entfernt.
Weil die acht bis 14 Jahre alten Kinder keinen Wald und keine grünen Hügel kennen, sind sie am liebsten in der Günthersmühle, berichtet Erich Nagel. Große Ausflüge und Exkursionen wird es deshalb auch nicht geben. Pech für einen achtjährigen Jungen: Er fiel vom Baum und brach sich ein Bein. Gestern wurde den Kindern Offenbach gezeigt. Im Jugendzentrum Nordend begrüßte sie offiziell Sozialdezernent Stefan Grüttner und Stadtkämmerer Grandke, die die Schirmherrschaft über die Urlauber übernommen haben. Am Mittwoch hatte die SPD- Stadtverordnete Uta Zapf die Kinder im Spessart besucht. Sie zeigte sich bedrückt darüber, daß praktisch nichts getan werde, um den verstrahlten Menschen in der verstrahlten Region zu helfen.
Damit für die Naturfreunde der finanzielle Kraftakt möglich wurde, packte der ganze Verein mit an. Als Dolmetscher fungieren Erika und Helmut Gerth, Russich-Lehrer aus Erfurt. Buckpesch hatte das Ehepaar 1957 in einer Naturfreunde-Hütte im Allgäu kennengelernt. Die Freundschaft hielt über die DDR-Mauer hinweg.
Viele Mitglieder nahmen extra Urlaub, denn die russischen Gäste mußten in Berlin abgeholt werden. Es wurden Spenden gesammelt. Das Land und die Stadt gaben jeweils einen Zuschuß von 7 500 Mark. Erich Nagel: "Es spendeten Leute, von denen wir es gar nicht erwartet haben. Einige übernahmen die vollen Kosten für ein Kind. Das sind immerhin rund 1500 Mark" Auch die Spessart-Nachbarn kommen zur Günthersmühle und spendieren Eis, Kuchen und Kleidung.
Die Urlaubs-Aktion, so stellt Erich Nagel mittlerweile etwas überraschend fest, tut nicht nur den Kindern gut, sondern auch den Naturfreunden. Sie hat alle Mitglieder aktiviert und die Gemeinschaft in der sonst so ruhigen Ferienzeit neu belebt.
Weil die Organisation bislang recht gut gelaufen ist, geht er davon aus, daß auch im nächsten Jahr wieder russische Kinder Urlaub in der Günthersmühle machen werden. lz
BAD VILBEL. Verletzt wurde ein Kind bei einem Verkehrsunfall am Mittwoch um 14.50 Uhr am Zebrastreifen an der Hauptpost.
Wie die Polizei mitteilt, hatte eine Autofahrerin das neunjährige Kind zwar gesehen, aber angenommen, daß es die Straße nicht überqueren wollte. Sie fuhr mit ihrem Auto langsam weiter, als das Kind plötzlich auf den Zebrastreifen lief. Es stürzte und verletzte sich dabei. Die Autofahrerin kümmerte sich noch um das Kind, setzte dann aber ihre Fahrt fort.
Die Polizei wurde von Zeugen über das Kennzeichen des Autos informiert. Die Fahrerin wurde daraufhin ermittelt. hm
BRUCHKÖBEL. Zum Tagesausflug nach Butzbach mit Besichtigung einer Baumschule lädt der Obst- und Gartenbauverein Roßdorf für Sonntag, 5. September, ein. Die Teilnehmer treffen sich zur Abfahrt um 12.30 Uhr am Alten Rathaus. An die Führung durch die Baumschule schließt sich ein Besuch des Altstadtfestes in Butzbach an.
Anmeldungen sind bei Heinz Draudt oder im Vereinsheim möglich. Der Fahrpreis beträgt 12 Mark. hein
ROSBACH. Zu einem Dämmerschoppen lädt der CDU-Stadtverband Rosbach am Montag, 10. August, um 20 Uhr in der Gaststätte Simon-Wanke in Nieder-Rosbach ein. Als Gast wird der einstige Partei- und Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten, Wolfgang Egerter, erwartet, der zum Thema "Aufbau in Thüringen" sprechen will. mu
BRUCHKÖBEL. Die Untere Wasserbehörde des Main-Kinzig-Kreises hat mit sofortiger Wirkung ein Badeverbot am Bärensee zwischen Erlensee und Bruchköbel verhängt. Grund für die Schließung ist nach Angaben der Behörde die explosionsartige Ausbreitung von Blau- und Grünalgen in dem Gewässer, die aus dem hohen Nährstoffangebot in Verbindung mit der Sonneneinstrahlung resultiert.
Durch die Zunahme der Algen ist die Mindestsichttiefe laut EG-Richtlinie von 1,20 Meter nicht mehr gewährleistet. Sie liegt am Bärensee nur noch bei 50 Zentimetern. Außerdem können die Blaualgen bei empfindlichen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen. Bereits im vergangenen Jahr mußte der See aus dem gleichen Grund zeitweise geschlossen werden.
Für den Birkensee in Hanau wurde am Donnerstag noch kein Badeverbot verhängt. Aber auch dort wird bereits ein kritischer Wert erreicht. hein
LANGENSELBOLD. Fans des Langenselbolder Kinzigsees können die Badehose wieder fortlegen. Entgegen der Hoffnung der Stadt, den See zum Wochenende wiedereröffnen zu können, muß dieser nun doch geschlossen sein. Grund dafür ist der erneut angestiegene pH-Wert, der bei den jüngsten Messungen vom gestrigen Donnerstag über dem EG-Grenzwert von 9 lag. In den vergangenen Wochen hatte der Wert sich auf 8 eingependelt, so daß Langenselbolds Liegenschaftsleiter Walter Fromm davon ausgegangen war, am Samstag die Badesaison nach langem Verbot wieder einläuten zu können.
Nun bleibt es jedoch dabei: Bei einem pH-Wert zwischen 9,2 und 9,4 gleicht das Wasser einer Lauge und sollte von Schwimmern wegen möglicher allergischer Reaktionen gemieden werden. alu
USINGEN. Schwere Kopfverletzungen erlitten ein Motorradfahrer und seine Beifahrerin bei einem Unfall am Mittwoch um 20 Uhr im Stadtteil Wernborn. Ein Autofahrer wollte nach links in Richtung Bad Nauheim auf die B 275 abbiegen, ohne die Vorfahrt des Motorrades zu beachten.
Der 20jährige Zweiradfahrer und seine 19jährige Beifahrerin prallten auf die Autotür und mußten zur stationären Behandlung in das Usinger Krankenhaus eingeliefert werden. Der Autofahrer wurde leicht verletzt; der Schaden an den Fahrzeugen beträgt 10 000 Mark. jd
GRÜNDAU. Ein Flugplatzfest zugunsten der Kindergärten Rothenbergen und Niedergründau feiern die Bewohner der Jahn-, Lange- und Seibelstraße am kommenden Wochenende. Los geht's am Samstag, 8. August, um 18 Uhr auf dem alten Flugplatz in Rothenbergen mit Grillspezialitäten und Salaten.
Der Sonntag, 9. August, beginnt um 10 Uhr mit Frühschoppen und Grillen, ab 14 Uhr spielt das Jugendblasorchester der Freiwilligen Feuerwehr Rothenbergen und ab 15 Uhr werden Kutschfahrten für Kinder angeboten. Außerdem gibt's Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Der Erlös des Festes wird den beiden Kindergärten zur Verfügung gestellt. tja
FRIEDRICHSDORF. Ein einstündiges Zirkusprogramm ist der Höhepunkt des Sommerfestes im Altenheim "Haus Dammwald" (Kolberger Straße), das am heutigen Samstag, 8. August, um 14.30 Uhr beginnt.
Bevor sich jedoch der Vorhang für den Zirkus öffnet, steht erst einmal gemeinsames Kaffeetrinken und Akkordeonmusik auf dem Programm. Außerdem gibt es einen Flohmarkt, einen Kleiderbazar und eine Tombola.
Angehörige und Gäste den Heimbewohner müssen für die Verpflegung, die auch das Abendessen einschließt, zehn Mark Eintritt zahlen. ca
Wie lange sie wohl schon nicht mehr so unbeschwert im Garten haben spielen können? Irvan und Jasmina werfen sich einen bunten Wasserball zu. Dazwischen springen vier Kinder herum, versuchen, den Ball zu erhaschen. Man neckt sich und lacht hin und wieder, Worte werden allerdings kaum gewechselt. Das hätte auch wenig Sinn, denn die vier Kinder von Irene und Johannes Wittkowsky könn- ten kein Wort von dem verstehen, was ihnen Irvan und Jasmina sagen würden.
Die beiden 21jährigen sind Flüchtlinge aus Bosnien und sprechen kein Deutsch. Seit mehr als einer Woche leben sie jetzt zusammen mit ihrem vier Monate alten Baby und der 17jährigen Schwester von Dina bei den Wittkowskys in Weihmichl, einer 2000-Einwohner-Gemeinde in der Nähe von Landshut.
Irene und Johannes Wittkowsky, beide in den Dreißigern, haben sich spontan entschlossen, Menschen aus jenem Kontingent von Flüchtlingen aufzunehmen,
Täglich fährt er ins 70 Kilometer entfernte München, wo er bei BMW arbeitet. Seine Frau Irene muß dazuverdienen. Damit es reicht für die sechsköpfige Familie, arbeitet sie zweimal die Woche als Arzthelferin bei einem Urologen. "Wir sind selbst nicht auf Rosen gebettet", sagt Irenes Mutter Rosemarie Mokry, die unter der Woche aushilft und die Kinder betreut, "aber was heißt das schon, wenn man gar keine Heimat hat. Natürlich kostet das jetzt mehr Geld, aber das kriegen wir schon hin."
Die Wittkowskys sind kein Einzelfall. Wie eine Lawine sind die Angebote hereingebrochen, Flüchtlinge privat zu beherbergen und zu versorgen, seitdem bekannt war, daß Sonderzüge der Bundesbahn 5000 Bürgerkriegsopfer aus Bosnien nach Deutschland bringen würden - fein säuberlich nach dem Schlüssel für Asylbewerber auf die einzelnen Bundesländer verteilt. Das bayerische Kontingent von 700 hätte gut und gerne mehrfach privat untergebracht werden können, so groß war die Hilfsbereitschaft. Wie ist das möglich in einem Land, in dem der Streit um das Asylrecht seit Monaten die politische Debatte beherrscht und mit der Warnung vor zu vielen Ausländern Wahlerfolge erzielt werden können? Sicherlich haben die täglichen grausamen Fernsehbilder mehr Herzen erweicht als das anonyme Elend von Menschen aus Ländern, die man kaum kennt. Aber wahrscheinlich ist diese Hilfswelle auch deshalb so massiv und effektiv, weil sie von den Bürgern selbst in die Hand genommen worden ist und nicht von den Politikern. Die sonnen sich zwar im Glanz dieser Großherzigkeit, tun aber ansonsten eher wenig dafür.
Denn der Staat und seine Bürokratie stehen nicht an der Spitze der Flüchtlingshilfe. Noch nicht einmal der Appell zur privaten Unterstützung kam von oben. Es war die Idee der Rundfunkjournalistin Brigitte März, die mit Aufrufen im Bayerischen Rundfunk die Lawine der Hilfsbereitschaft ausgelöst hat. Und es war das Engagement von freiwilligen Idealisten, die die Hilfsangebote dann in die Tat umzusetzen versucht haben. In Nürnberg, in der Durchgangsstelle für Aussiedler, wo das bayerische Kontingent aus Bosnien angekommen war, mühte sich ein engagiertes Team von Laien mit der Vermittlung der Flüchtlinge ab: Zwei Mitarbeiterinnen des Bayerischen Rundfunks, eine junge, tatkräftige Beamtin aus der Pressestelle des Münchner Sozialministeriums und zwei Kräfte aus dem Nürnberger Versorgungsamt. Selbst der Dolmetscher war kein Ergebnis staatlicher Planung, sondern ein glücklicher Zufall. Toni, der Theologiestudent aus Zagreb, schaute aus Interesse in den beiden Hochhäusern an der Nürnberger Peripherie vorbei, sah, daß er gebraucht wurde und blieb gleich da.
Die Telefone in Nürnberg standen jedenfalls nicht still. Johannes Wittkowsky ist noch am selben Abend hingefahren, um seine Gäste abzuholen. "Wir haben uns die Hand gegeben und jeder hat seinen Namen gesagt", erzählt er über das erste Zusammentreffen. Zu Hause habe man "erst mal a Halbe Bier getrunk'n". Andere sind einfach vorbeigekommen,wie das Ehepaar Beranek aus dem benachbarten Fürth. Slavica Beranek stammt aus Kroatien, aus Vinkovci, also der Nähe des von den Serben in Schutt und Asche gelegten Vukovar. Ehemann Milan, der aus Brünn kommt, sagt zu der in der Familie spontan und einhellig getroffenen Entscheidung zu helfen: "Man weiß nie, wann man mal wieder die anderen Menschen braucht." Auch Johannes Wittkowsky begründet seine Mitmenschlichkeit bayerisch offen und ohne jedes Pathos: "Es kann, auf Deitsch g'sagt, jeder amoi in der Scheiße sitz'n."
Wenn die staatlichen Stellen ähnlich unkompliziert denken würden, wäre das kroatische Wörterbuch für die deutschen Gastgeber möglicherweise nicht die einzige konkrete Unterstützung. Immer wieder gewinnt man den Eindruck, daß die Welle der privaten Hilfsbereitschaft von der Bürokratie nur hinhaltend und unwillig mitgetragen wird. "Die unbürokratische Unterstützung ist natürlich nicht da", sagt Elke Pritzl, die in der Nähe von Landsberg lebt. Zusammen mit ihrem Mann hat sie vor einigen Wochen eine "Kriegskinderhilfe" gegründet. Mittlerweile ist ein gemeinnütziger Verein daraus geworden, zu dessen hartem Kern rund 20 Leute gehören. 100 Gastfamilien hat der Verein gefunden, 60 Leute sind bereits vermittelt worden. "Es kommen Telefonate aus ganz Deutschland."
Die Pritzls arbeiten eng mit österreichischen Hilfsorganisationen zusammen, auf die bayerischen Stellen sind sie nur schlecht zu sprechen. "Die tun nichts anderes als Adressen aufzuschreiben und dann ,Auf Wiedersehen'", beschreibt Elke Pritzl die Reaktion der zuständigen Behörden auf das Angebot zur privaten Hilfe. Sie selber versucht hingegen mit einem gezielten Fragebogen nach österreichischem Vorbild, unseriöse Hilfsangebote herauszufiltern. "Es gibt schon welche, die fragen: ,Hätten sie denn ein niedliches blondes Püppchen.' Solche Leute schicken wir dann ins Spielwarengeschäft." Von der Bürokratie werde die Hilfe "massiv behindert", vor allem das Münchner Kreisverwaltungsreferat lege sich immer wieder quer. "Es wird nach Kräften versucht, dagegen zu arbeiten", ist Elke Pritzls Eindruck.
Das haben auch Irene und Johannes Wittkowsky erlebt. Statt daß die Flüchtlinge bei der Übergabe an ihre deutschen Gastfamilien alle nötigen Papiere auf einen Schlag mitbekommen hätten, müssen die hilfsbereiten Gastgeber jetzt selber umständlich von Amt zu Amt laufen. Die Wittkowskys hatten zum Beispiel schon nach wenigen Tagen einen Job für Irvan und die Schwägerin Evedina organisiert, doch daraus wurde erst mal nichts, weil die erforderliche Arbeitserlaubnis fehlt. Statt dessen mußte Johannes Wittkowsky bei den Behörden ausführlich über seine eigenen Lebensverhältnisse Rechenschaft geben. Er fühle sich "vom Staat vor den Kopf gestoßen", sagt er und seine Frau bestätigt: "Des is a Zumutung." Bereut haben die Wittkowskys ihre spontane Hilfsbereitschaft aber noch keinen Augenblick. Nach den ersten Tagen der Beklommenheit, in denen die jungen Gäste sich kaum aus ihrem Zimmer herausgetraut haben, hat sich jetzt ein freundschaftliches Verhältnis entwikkelt. "Die gehören zur Familie", sagt Irene Wittkowsky. Die drei jungen Leute aus Bosanski Novi lernen jeden Tag ein paar neue deutsche Worte, ihre Gastgeber haben auch schon einige Brocken serbokroatisch parat, ansonsten wird mit Händen und Füßen die Verständigung gesucht. Abends auf der Terrasse spielen Deutsche und Bosnier zusammen "Mensch ärgere dich nicht", das funktioniert auch ohne Worte.
Auch die Beraneks in Fürth haben sich mit ihren Gästen, die ebenfalls aus Bosanski Novi stammen, angefreundet. Sprachproblme fallen hier weg, entsprechend viel haben die Gastgeber schon vom Schicksal ihrer Gäste erfahren. "Die haben Sachen erzählt, das glaubt man nicht", sagt Slavica Beranek. Die Wittkowskys wissen von "ihren" Flüchtlingen nur, daß Irvan eine Zeit in einem serbischen Lager gefangengehalten wurde, bei einer Scheibe Brot am Tag. Und daß sie offenbar ausgebombt wurden. "Haus weg, alles kaputt", radebrecht Irvan.
Natürlich hat es nicht überall so gut geklappt. Eine Frau aus der Nähe Aschaffenburgs, selbst gebürtige Jugoslawin, hatte im Überschwang gleich zehn Leute bei sich aufgenommen - und am nächsten Tag ins Durchgangslager zurückgeschickt. Die Flüchtlinge hätten nur auf den Betten gesessen und geheult. Tatsächlich wollen nicht alle privat bei Familien untergebracht werden. Leute aus einem Ort möchten nicht auseinandergerissen werden, hinzu kommt die verständliche Scheu, von fremden Menschen, deren Sprache man nicht versteht, abhängig zu sein, ihnen bei aller Hilfsbereitschaft doch zur Last zu fallen. Und natürlich die Angst, nach ein paar Wochen womöglich wieder die Sachen packen zu müssen. Denn die Fristen, die von amtlicher Seite immer wieder zu hören sind, werden auf keinen Fall reichen. Die Wittkowskys haben ihre Gäste auf entsprechende Fragen hin gleich beruhigt. "Für uns ist es egal, wie lange die hier sind", sagt Johannes Wittkowsky, "das kann auch zwei Jahre dauern."
Heinzelmänner erregen neue Skepsis der Stadt "Zweifel an der Seriosität" / Müller in Schlüsselrolle? Von Waltraut Rohloff BAD HOMBURG. Der Bürocontainer der Servicefirma Heinzelmann, der unberechtigt auf dem Gelände des städtischen Asylbewerberwohnheims Niederstedter Weg 12 aufgebaut war, ist zwar inzwischen weg, aber das Unternehmen betreibt offensichtlich nach wie vor vom Wohnheimgelände aus einen Teil seiner Geschäfte. Und das mit Wissen der Taurus-GmbH, die das Wohnheim im Auftrag der Stadt betreibt. Laut Stadtrat Heinrich Gerhold mehren sich die Anzeichen, die der Verwaltung und politischen Gremien Anlaß zum "Zweifel an der Seriosität" der Unternehmen geben. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der in die Korruptionsaffäre verwickelte ehemalige Kreisgeschäftsführer der CDU Wilfried Müller. Er war zuletzt Leiter des Flüchtlingsheims der Taurus-GmbH, gab diese Funktion aber ab; die Stadt Bad Homburg hatte auf seine Absetzung gedrängt, nachdem erneut ein Rechtsanwalt öffentlich den Vorwurf erhoben hatte, Müller habe einen Heimbewohner geschlagen. Inzwischen ist Müller, wie ein Heinzelmann-Mitarbeiter am Telefon bestätigte, Mitgesellschafter des Service- Unternehmens.
In einem Brief an den Magistrat bestätigt die Taurus-GmbH, Heinzelmann habe einen Telefonanschluß von Taurus im Asylbewerberheim übernommen. Die Begründung: Da Beschäftigte der Firma ständig in der Asylbewerberunterkunft mit Reparaturaufträgen beschäftigt seien, müßten sie dort erreichbar sein. Firmensitz sei Usingen, eine Niederlassung gebe es in Falkenstein. Vom Firmensitz aus würden alle Aktivitäten erledigt, heißt es weiter.
Tatsächlich wirbt Heinzelmann aber mit dieser Bad Homburger Telefonnummer in Tageszeitungen um Aufträge; und die Firma ist auch im Telefonbuch unter der Anschrift Niederstedter Weg 12 eingetragen. Ein Anruf der FR ergab, daß dort Servicewünsche und Aufträge vorgebracht werden können (ein Mitarbeiter: "Die kann ich auch annehmen").
Der Anschluß ist demnach nicht nur dazu da, die im Wohnheim tätigen Heinzelmänner firmenintern zu erreichen. Dazu ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung: "Wenn das so ist, wird dort ein ungenehmigtes Gewerbe betrieben. Die Stadtverordnete Daniela Kraft (Die Grünen) will auch beobachtet haben, daß Autos von Heinzelmann nachts auf dem Wohnheim- Gelände abgestellt werden.
Den Pfortendienst im städtischen Wohnheim hat Taurus dem Brief zufolge an ein überregionales Unternehmen abgetreten. Damit sich die Angestellten des "Sicherheitsdienstes" mit den Asylbewerbern in deren Muttersprache unterhalten können, seien auch ausländische Mitarbeiter im Einsatz.
Es könne sein, zitierte Gerhold vor dem Ausschuß weiter aus dem Taurus-Schreiben, daß gelegentlich auch Asylbewerber im Pfortendienst eingesetzt würden. Nicht aber Flüchtlinge, die im Wohnheim Niederstedter Weg untergebracht sind.
Dazu Stadtrat Gerhold: Es gebe Anhaltspunkte, daß mindestens ein Asylbewerber aus dem städtischen Heim beschäftigt ist oder war. Aus dem Kreis von Betreuern der Flüchtlinge war diese Praxis schon vor einem Monat kritisiert worden. So werde "die Notlage der Menschen ausgenutzt" und "ein Spitzelsystem" installiert. Versuche der FR, Gesellschafter von Taurus oder Heinzelmann zu befragen, blieben gestern ohne Erfolg: Sie seien derzeit nicht zu erreichen, hieß es. Die Bitte um Rückruf blieb unbeantwortet.
Der Arbeitskreis Asyl, dem die Taurus- GmbH kürzlich Hausverbot erteilt hatte, wird demnächst wieder im Flüchtlingsheim am Niederstedter Weg tätig sein können - allerdings mit Einschränkungen, wie Gerhold vor dem Ausschuß sagte. Die Erlaubnis soll auf "bestimmte Personen" begrenzt bleiben, um Taurus die Arbeit nicht zu erschweren.
Kleine FR
Versammlung der Kleintierzüchter GRÜNDAU. Zur Monatsversammlung treffen sich die Niedergründauer Kleintierzüchter am 7. August um 20 Uhr im Vereinsraum des Gemeinschaftshauses. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die 775-Jahr-Feier Niedergründaus.Spansau-Essen der Concordia GRÜNDAU. Das "Spansau-Essen" der Concordia Niedergründau beginnt am Samstag, 8. August, um 17 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus.Rennsteig-Wanderung GRÜNDAU. Eine "Rennsteig-Wanderung" veranstaltet der TV Lieblos am Sonntag, 9. August. Wer teilnehmen will, meldet sich bei Wanderwart Schäfer, Tel. 1 25 43. Der Bus führt um 7 Uhr an der Liebloser Turnhalle ab. Kosten: 10 Mark. Malteser stellen sich vor GELNHAUSEN. Der Malteser Hilfsdienst stellt sich am Samstag, 8. August, mit einem Informationsstand an der Kinzigbrücke im Ziegelhaus vor. Von 8 bis 14 Uhr bieten die Malteser dort kostenlose Blutdruckmessungen.
FRANKFURT A. M. (FR). Der Frankfurter Aktienmarkt hat die zur Eröffnung verbuchten Gewinne zum Börsenschluß nicht verteidigen können. Während zunächst noch Kauforders für Siemens das Geschehen auf dem Parkett beflügelt hätten, seien die Aufträge im Verlauf immer mehr zurückgegangen und Gewinne mitgenommen worden. Händler sprachen enttäuscht von einer "labilen" Stimmung mit geringen Umsätzen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor 7,66 Punkte und schloß auf 1621,15 deutlich unter seinem anfänglichen Hoch von 1632,78 Zählern.
Siemens, die vorbörslich stark angezogen waren, schlossen nur mit einer Mark im Plus. AEG traten auf der Stelle.
Bei den Bankwerten gaben Bayerische Verein trotz des gesteigerten Halbjahresergebnisses 1,30 Mark nach. Berliner zogen zwei Mark an. Auch die restlichen Geldhäuser schlossen uneinheitlich, wobei Deutsche mit einem Minus von 4,20 Mark auffielen. Allianz setzten ihre Talfahrt fort und verloren 15 Mark.
Sonderbewegungen gab es Brokern zufolge außerdem bei den Aktien der Douglas Holding, die 20 Mark schwächer schlossen. Die Handelskette hatte im ersten Semester 1992 einen Ertragsrückgang hinnehmen müssen, hofft aber für das ganze Jahr auf ein gutes Ergebnis.
Der Rentenmarkt tendierte fester, wobei offenbar die Entscheidung der Bundesbank gegen eine weitere Leitzins-Erhöhung schon vorweggenommen wurde. Die öffentlichen Anleihen legten zwischen 15 und 20 Pfennig zu. Dadurch rutschte die Umlaufrendite auf 8,44 (8,46) Prozent ab.
USINGEN. In zwei Punkten ist die Aufarbeitung der Korruptionsaffäre in Usingen einen Schritt vorangekommen. Zum einen kann die Prüfung von Schadensersatzklagen gegen den ehemaligen Bürgermeister Rolf Eggebrecht und Ersten Stadtrat Jürgen Konieczny jetzt beginnen. Rechtliche Gründe hatten die Arbeit des Frankfurter Anwaltbüros, das von der Stadt mit der Prüfung beauftragt wurde, bislang verzögert. Unter anderem war keine Akteneinsicht möglich.
Das teilte der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwoch abend mit.
Der zweite Schritt auf dem Weg zur Aufarbeitung: Die Stadt will im September eine Bürgerversammlung einberufen, um die ersten Ergebnisse der laufenden Prüfung der Wasser- und Abwassergebühren vorzulegen. Eine Steuerberatungsgesellschaft aus Sprendlingen sucht zur Zeit die Gründe, warum die Usinger Gebühren immer teurer wurden.
Bekannt ist den Bürgern bisher nur das Ende der Gebührenschraube: 9 Mark für Wasser und Kanal. "Wir wollen Transparenz schaffen über die Entwicklung", nennt Ortmann als Ziel der Veranstaltung, die voraussichtlich in der dritten Septemberwoche stattfinden soll. Die Stadt und die Steuerberatungsgesellschaft werden den Bürgern Rede und Antwort stehen.
Während der Termin für die Bürgerversammlung noch bekanntgegeben wird, steht der Tag der Anhörung beim Widerspruchsausschuß des Hochtaunuskreises inzwischen fest: Am Dienstag, 29. September, haben die Gebührenwidersprüchler und die Stadt die Gelegenheit, sich gütlich zu einigen.
Die Bürgerinitiative "Ehrliche Gebühren" wird sich schon in der nächsten Woche wieder treffen. Die Vorbereitung der Bürgerversammlung und der Anhörung stehen auf dem Programm. Außerdem soll die Unterschriftenaktion, die schon vor der Sommerpause angekündigt wurde, geplant werden. Treffpunkt ist am Dienstag, 11. August, um 20 Uhr im Gasthof "Zur goldenen Sonne" in der Obergasse 17. cn
SELIGENSTADT. Die Neugestaltung des Fußwegs von der Großen Maingasse zum "Roten Brunnen" soll verschoben werden. Das empfiehlt der Magistrat dem Stadtparlament. Die 200 000 Mark, die für dieses Vorhaben im Haushalt eingeplant waren, sollen zusammen mit anderen ungenutzen Etatmitteln anders verwandt werden, nämlich in die Bepflasterung der Kleinen Maingasse und der Römerstraße. Wegen des teueren Pflasters entstehen Mehrkosten von rund 320 000 Mark. Wie Bürgermeister Rolf Wenzel erklärte, hat das Stadtparlament das letzte Wort.
In der Kleinen Maingasse und der Römerstraße liegt bereits der neue Kanal. Die Wasserleitung wird noch einschließlich aller Hausanschlüsse erneuert. Danach werden Gas-, Telefon- und Stromleitungen verlegt. Somit kann voraussichtlich erst Ende September mit den Pflasterarbeiten begonnen werden.
Wenzel wunderte sich indes, "daß so viel Komisches über den ,Roten Brunnen' gesagt und geschrieben worden ist". Nachdem der CDU-Fraktionsvize Siegfried Lorenz keine Dringlichkeit gesehen hatte, die Gasse zum "Roten Brunnen" aufzupeppen, meldete sich der Chef der Freien Wähler Seligenstadt (FWS), Jürgen Kraft, zu Wort. Auch die FWS sei gegen den Ausbau in der vorgesehenen Form, weil die Kosten zu hoch seien. Doch schließlich habe der Erste Stadtrat Hartmut Wurzel (CDU) als Baudezernent die Vorlage präsentiert. Kraft wollte nicht ausschließen, daß der bei CDU-Boß Frank Lortz "in Ungnade gefallene eigene hauptamtliche Stadtrat Hartmut Wurzel nun langsam unmöglich gemacht werden" solle. Kraft: "Soll er etwa wie Willi Brehm öffentlich demontiert werden? Und, so prophezeite Kraft, "die Seligenstädter Bürger können wieder Zeugen einer raffiniert geplanten öffentlichen Intrige werden".
Wenzel sagte dazu, daß die Stadtverordneten bereits im Herbst 1990 den Magistrat beauftragt hätten, ein Konzept für den "Roten Brunnen" samt Kostenschätzung vorzulegen.
Bereits im vergangenen Etat waren laut Wenzel 250 000 Mark dafür eingeplant worden. Der Magistrat habe kürzlich nichts anderes gemacht, als dem Ausbauentwurf zugestimmt und die Vorlage an das Stadtparlament und seine Ausschüsse weitergeleitet. Gleichzeitig sei überlegt worden, die Arbeiten nochmals zu verschieben. fin
NIDDA. Biologisch erzeugte Nahrungsmittel, viele Informationen und umweltfreundliche Produkte bietet der Umweltmarkt des BUND Nidda/Ranstadt am kommenden Samstag, 15. August, auf dem Niddaer Marktplatz. Während des Umweltmarktes dürften vor allem die hungrigen Besucher satt werden. Denn die Anbieter warten mit einem reichhaltigen Angebot an biologisch erzeugten, gesunden Nahrungsmitteln auf.
So wird der BUND neben seinem hervorragenden Gemüseangebot vom Biolandhof Schwalm in Steinfurth heißen Leberkäse und Gelbwurst von der Biolandmetzgerei in Frankfurt anbieten. Bernd Soubeyre, der Organisator der Ökoagrar in Schotten, bruzzelt Bratwürste und Steaks von seinen Gallowayrindern. Außerdem will er zwei lebende Exemplare dieser Robustrinderrasse mitbringen, die das ganze Jahr im Freien leben und kein Mastfutter bekommen. Die Galloways liefern ein äußerst schmackhaftes Fleisch.
Marianne Hofmann, die die Niddaer vom Wochenmarkt in der Mühlstraße kennen, wird für die Kelterei Walther aus Wallernhausen Biolandsäfte verkaufen, weiterhin wird sie kleine Salate, Mettbrote und Getränke anbieten. Außerdem auch das von einer Biolandbrauerei in Bayern hergestellte Lammsbräu-Bier. Leckere Käsebrote für den kleinen Hunger bietet Margot Palmen-Althaus, die schon einige Jahre Demeter Käse und Salate auf dem Niddaer Umweltmarkt verkauft.
Der Naturkostladen Mehlwurm wird neben seiner beliebten warmen, vegetarischen Vollwertkost noch Kuchen für die Besucher am Nachmittag anbieten. Ebenfalls Kaffe, Kuchen und frische Vollkornwaffeln verkaufen die Mitglieder der Brasiliengruppe.
Für den Tisch zu Hause können die Besucher noch frische Vollkornbrote aus biologisch angebautem Getreide kaufen. Zu einer Weinprobe mit Bioweinen vom Rhein lädt Franz Josef Duttenhöfer vom Marienhof ein.
Die Sprecherin der BUND-Ortsgruppe Nidda-Ranstadt, Marion Drott, die auch als Marktleiterin fungiert, hofft, mit diesem umfangreichen Angebot für jeden Geschmack etwas zu bieten und das Image des Umweltmarktes als Treffpunkt von Körneressern und Vegetariern ablegen zu können. Marion Drott: "Der Markt soll zeigen, wie vielfältig biologische Landwirtschaft sein kann, die maßgeblich auch die Umwelt schont und schützt."
Davon möchte sich auch der hessische Minister für Forsten und Naturschutz, Jörg Jordan (SPD), überzeugen. Der Minister wird gegen 11 Uhr auf dem Marktplatz eintreffen und sich selbst ein Bild vom Niddaer Umweltmarkt machen. str
GRÜNDAU. Zum "Tag der offenen Tür" lädt der Schnelleinsatzzug (SEZ) des Deutschen Roten Kreuzes für Sonntag, 16. August, ab 10 Uhr in sein Einsatzzentrum in der Rothenberger Wiesenstraße. Die Besucher sollen sich "in lockerer Atmosphäre über die große Ausstattung und die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten des SEZ informieren". Gleichzeitig soll damit der in Eigenarbeit erstellte Erweiterungsbau eingeweiht werden.
Die Einweihung ist um 10.30 Uhr. Damit steht der SEZ-Mannschaft nun ein großer Unterrichtsraum, eine Küche, Toiletten und ein großer Lagerraum zur Verfügung. Am gleichen Tag bekommt der SEZ einen weiteren Krankentransportwagen, der seine Hilfsmöglichkeiten noch einmal erweitert. Anschließend zeigt das Team um 13.30 Uhr sein Können. Auf die Kleinen wartet ein Spielmobil, das ab 14 Uhr genutzt werden kann. Bis 17 Uhr bewirten die Rotkreuzler ihre Gäste. tja
HANAU. Die Paul-Hindemith-Musikschule in Hanau bietet ab sofort Lehrgänge für folgende Unterrichtsfächer an: Musikalische Früherziehung für Kinder von vier bis sechs Jahren, musikalische Grundausbildung für Schüler zwischen 7 und 8 Jahren, Kinderchor ab dem zweiten Schuljahr, Blockflöte für Anfänger ab erstem Schuljahr und Blockflöte für Erwachsene.
Weitere Informationen hat Bärbel Schuller, Telefon 0 61 82 / 5560. hein
JOSSGRUND. Das Energie-Mobil des Kreises macht am Dienstag, 11. August, Station in Oberndorf. Von 9.30 bis 16 Uhr können sich Interessierte am Bürgerhaus Rat in Energiesparfragen holen. Information gibt es nicht nur über Wärmedämmung, sondern auch zu Fördermöglichkeiten, Regenwassernutzung, Solarenergie, Fenstersanierung und Heiztechnik.
Fußball-Termine
FRIEDRICHSDORF. Seine Vergeßlichkeit kam einen Landwirt in der Nacht zum Donnerstag teuer zu stehen. Um 0.30 Uhr fuhr der Mann mit einem Traktor und zwei Anhängern auf der Ober-Erlenbacher Straße in Friedrichsdorf-Burgholzhausen ortseinwärts. Plötzlich hob sich die hydraulische Ladefläche des ersten Anhängers und kippte nach rechts auf ein parkendes Auto.
Nach Angaben der Polizei hatte der Fahrer schlicht vergessen, die Hydraulik mit einem Bolzen zu verriegeln. Der Schaden beträgt 8000 Mark. jd
Glückskasten
ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 9, 14, 18, 20, 45, 47 - 28); Kl. 1: unbesetzt/ Jackpot: 926 521,60 DM; Kl. 2: 115 815,20 DM; Kl. 3: 6095,50 DM; Kl. 4: 92,60 DM; Kl. 5: 5,70 DM.
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"Die Firma Saab hat uns zu keiner Zeit um Hilfe gebeten", sagt Werner Junghanns von der städtischen Wirtschaftsförderungs GmbH. "Die Firma hätte den gepachteten Parkplatz noch zwei Jahre benutzen können", erklärt Alfred Gangel, der Leiter des Liegenschaftsamtes. "Der Oberbürgermeister hat es nicht geschafft, einen potenten Gewerbesteuerzahler in der Stadt zu halten", klagt die CDU. Die Aussagen gelten der angekündigten Verlegung der deutschen Niederlassung des schwedischen Autoherstellers Saab von Nieder-Eschbach ins Umland. Nach Oberursel, wie ein Mitarbeiter des Planungsdezernats wissen will. Die Saab-Niederlassung beschäftigt 120 Mitarbeiter.
Ulrich Heyl, der Geschäftsführer der Saab Deutschland GmbH, begründete die Entscheidung für den Umzug in "eine der reichsten Gemeinden Deutschlands" jetzt unter anderem mit dem "industrieunfreundlichen Umfeld und den autofeindlichen Tendenzen" in Frankfurt.
Anlaß im besonderen sei der "Hick- Hack" um den geplanten Schlachthof in Nieder-Eschbach gewesen. Im Zusammenhang mit diesem Projekt hatte die Stadt der Saab GmbH den Pachtvertrag für einen 18 000 Qudratmeter großen Parkplatz zum 30. September vergangenen Jahres gekündigt. Diese Aufforderung war vom Unternehmen zunächst ignoriert worden. Erst als das Liegenschaftsamt eine Räumungsklage anstrengte, machte Saab das Gelände frei. Die Firma hätte das Areal, mit einer vierwöchigen Kündigungsfrist, bis zum Beginn der Arbeiten für den Schlachthof weiter benutzen könne. Dieses Angebot hatte Geschäftsführer Heyl abgelehnt, weil es keine langfristigen Planungen etmögliche.
Das Unternehmen wirft der Stadt zudem vor, sich aus seiner "Altlasten-Verantwortung" stehlen zu wollen, weil sie Saab die Kosten für die Entsorgung von verseuchter Schlacke aus der Müllverbrennnungsanlage Nordweststadt aufbürden wolle. Die Schlacke sei auf Verlangen der Behörden auf dem Parkplatz ausgebracht worden.
Nachdem Geschäftsführer Heyl in den letzten Tagen die "Verteufelung des Autos" durch die rot-grüne Koalition massiv angegriffen und auch die hohe Frankfurter Gewerbesteuer beklagt hatte, wies das Unternehmen am Donnerstag in einer weiteren scharfen Kritik am Magistrat auf die hohe Qualität der Saab- Automobile hin. "Trotz 225 PS" liege ein Modell des schwedischen Herstellers schon heute um 50 Prozent unter den US-Umweltnormen. Niemand habe in der jüngsten Vergangenheit mehr gegen die Luftverschmutzung getan als die Automobilindustrie. Heyl: "Wem wirklich an der Qualität der Luft gelegen ist, der sorgt dafür, daß der Verkehr fließt, damit die Abgase reduziert werden." cg
Sind sie nun Entwicklungsländer oder nicht? Diese die 15 Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion betreffende Frage ist sicher so müßig wie die nach den Grenzen zwischen erster, zweiter oder dritter Welt. Eine konkrete Bedeutung erlangt der Streit nur deshalb, weil die westlichen Industrieländer sich bei den staatlichen Exportsubventionen gegenseitig immer schärfer auf die Finger schauen. Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann, stets um Aufträge für deutsche Firmen bemüht, konnte jüngst ein Lied davon singen. Kassierte die EG doch gerade die China versprochenen Beihilfen zum Kauf deutscher Containerschiffe. Ohne hohe Subventionen, so scheint es, sind aber offenbar auch die angeschlagenen GUS-Betriebe nicht bereit, den angeschlagenen Ex-DDR-Unternehmen als Abnehmer unter die Arme zu greifen.
Da böte sich doch das bewährte Exportfördermittel Entwicklungshilfe an. Man gibt einfach zinsgünstige Kredite der sogenannten Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) und koppelt diese an deutsche Lieferungen. Aber dazu müßten die Empfänger eben wiederum von der dafür zuständigen OECD in Paris das offizielle Siegel eines Entwicklungslandes erhalten. Beantragt haben es bisher nur die fünf zentralasiatischen Staaten sowie Georgien. Alles Länder, deren Pro-Kopf- Einkommen deutlich unter dem von solchen "Entwicklungsländern" wie zum Beispiel Israel oder Türkei liegt.
Dennoch scheint es der OECD Probleme zu bereiten, selbst den sechs Antragstellern zu helfen. Erst im Dezember wollen die Minister darüber beraten. Angeblich legen sich Paris und London quer, weil sie befürchten, daß die Erweiterung des Hilfsempfänger-Kreises auf Kosten ihrer ehemaligen Kolonien geht. Da man offenbar auch im Bonner Entwicklungsministerium nicht an eine baldige Einigung glaubt, sind im Etat des Hauses Spranger für 1993 zwar 97 Millionen Mark für Osteuropa-Berater, aber kein Pfennig für FZ-Projekte vorgesehen.
Nun muß man natürlich berücksichtigen, daß diese Staaten gerade erst ein halbes Jahr selbständig sind. Auch sollte die Bedeutung einer sinnvollen Beratung in der gegenwärtigen Situation des totalen Umbruchs nicht unterschätzt werden. Dennoch braucht die vielfach schrottreife Infrastruktur, die darniederliegende Landwirtschaft oder die noch immer auf die Privatisierung wartende Industrie dringend auch projektbezogene Kapitalhilfe. Wenn Entwicklungsminister Carl- Dieter Spranger als erster Regierungsvertreter nächste Woche nach Usbekistan und Turkmenistan aufbricht, dürfte ihm dort zweifellos eine lange diesbezügliche Wunschliste überreicht werden. Zumindest an solch formalen Kriterien sollte die rasche Umsetzung sinnvoller Projekte dann nicht scheitern. Für die vom sozialen und ökonomischen Chaos erfaßten jungen Republiken zählt jeder Tag. rb
Die Polizei hat in der Nacht zum Donnerstag in der Nähe des Opelrondells einen VW-Kleintransporter angehalten, der mit 40 Rumänen besetzt war. Das Fahrzeug wies gravierende technische Mängel auf. Die illegal eingereisten Sinti und Roma stellten Asylanträge. Gegen den Fahrzeughalter, einen in Essen gemeldeten Rumänen, wird jetzt ermittelt. Er wird verdächtigt, seine Landsleute gegen Bezahlung eingeschleust zu haben.
Der Kastenwagen war einer Streife des 13. Reviers gegen 2.30 Uhr auf der A 648 in Fahrtrichtung Westkreuz aufgefallen. Das Auto fuhr ohne Beleuchtung. Nachdem es die Beamten auf die Standspur dirigiert hatten, verließen nacheinander 19 Kinder und Jugendliche, zwölf Männer und neun Frauen das Fahrerhaus und die Ladefläche. Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt: "Die waren zusammengepfercht wie die Tiere." Alle Personen befanden sich im Besitz von gültigen Pässen. Sie verbrachten die Nacht im Filmsaal des Polizeipräsidiums, der von der Feuerwehr mit Pritschen und Decken ausgestattet wurde. Verpflegung und Betreuung übernahm die Bahnhofsmission.
Bei der Inspektion des Kleintransporters erwies sich die Lichtanlage als defekt. Der Tankdeckel fehlte und die Benzinleitung aus Plastik war in Höhe des Auspuffrohres bereits angeschmort. Nach Ansicht der Polizei wäre ein Fahrzeugbrand wahrscheinlich unvermeidbar gewesen, wenn die Streife die Fahrt nicht beendet hätte.
Trotz Befragung durch den Dolmetscher konnte die Kripo nicht klären, auf welchem Weg und mit welchem Ziel die Sinti und Roma nach Frankfurt gekommen sind. habe
Die Bürger Sarajewos, die Einwohner Bosniens werden von den Heckenschützen nur mehr durchs Zielfernrohr wahrgenommen. Die Extremisten verschiedener Couleur entwickeln einen Professionalismus des Tötens und Vertreibens, des Vernichtens und der verbrannten Erde, der an die unmenschliche Nazi-Methodik erinnert. Opfer ist die unmilitärische, unbewaffnete Mehrheit, das Volk. Offener und umfassender Krieg, noch verschämt als Intervention umschrieben, würde diese Mehrheit nicht retten, er würde sie zum kollektiven Opfer machen.
Zu den vergessenen Opfern gehören die bosnischen Moslems. Auf ihr Schicksal weist in diesen Tagen der türkische Außenminister Hikmet Cetin hin. Auch er redet der Intervention das Wort, wie die Islamische Weltkonferenz vor einigen Wochen, wie der iranische geistliche Führer Ali Khamenei erst dieser Tage wieder. Da wird nun von einigen unvermeidlichen Kommentatoren wieder einmal die Gefahr "des Fundamentalismus" beschworen, als hätten nur berufene Bewohner bestimmter weißer Weltgegenden das Recht zur Solidarität.
Die Aggression haben ja nicht die moslemischen Bosnier begangen. Vielmehr hat es an politischem Willen gefehlt, dem Selbstbestimmungswillen der Völker im ehemaligen Jugoslawien Nachdruck zu geben, als das noch mit friedlichen Mitteln möglich war. "Die Türken vor Wien" - der 300 Jahre alte Popanz dient mitsamt anderen dazu, den Krieg jetzt denkbar zu machen, den letztlich europäische und US-amerikanische Versäumnisse haben möglich werden lassen. gro
rds BONN. Zur Wiederbelebung des Exports in die wirtschaftlich darniederliegende Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ist die weitere Gewährung von Ausfuhrdeckungen unverzichtbar. Diese Ansicht vertritt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), auch wenn das Hermes-Obligo des Bundes gegenüber der ehemaligen Sowjetunion bereits ein überdurchschnittliches Volumen erreicht hat und Exportbürgschaften angesichts der krisenhaften Zuspitzung in deren Nachfolgestaaten nur begrenzt einsetzbar sind.
In einem Memorandum zur Sicherung und Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der GUS sieht der Industrieverband die Bonner Exportbürgschaften als weiterhin entscheidend für den Bestand zahlreicher Branchen in Ostdeutschland an. Grund ist deren aus alten Verflechtungen im östlichen Wirtschaftsbündnis Comecon herrührende Abhängigkeit von Exporten in die Ex- UdSSR. Vorrang sollten nach Ansicht des BDI Rohstoff-, Erdöl- und Erdgas-Projekte, Vorhaben zur Existenzsicherung von Gemeinschaftsunternehmen mit deutscher Beteiligung, Ersatzteillieferungen, Verkehrs- und Kommunikationsinvestitionen sowie Strukturanpassungen in der Landwirtschaft haben. Das Memorandum wurde in Zusammenarbeit mit dem Ost- Ausschuß der Deutschen Wirtschaft erstellt.
Allerdings sollte die Bundesregierung nach dem Ratschlag der Industrie für die einzelnen GUS-Republiken am Risiko orientierte spezifische Deckungen entwickeln. Da die Hermes-Förderung in den neuen Bundesländern Bestandteil der Beschäftigungspolitik sei, wird überdies ein ermäßigter Selbstbehalt (Eigenrisiko der Wirtschaft) für Lieferanten- und Finanzkredite gefordert. Politisch motivierte Exportdeckung müsse von den an Bonitätskriterien ausgerichteten Gewährleistungen getrennt werden, meint der BDI. Für andere Handels- und Kooperationsformen wie Kompensationsgeschäfte oder Lohnveredelung ist das Hermes-Instrument nach seiner Ansicht überfordert. Hier sollten also weitere Möglichkeiten geprüft werden, um die Unternehmen zu entlasten.
Der BDI erkennt an, daß Deutschland zugunsten der GUS bilateral und über internationale Einrichtungen schon beachtliche Entwicklungshilfe, besonders in der technischen Zusammenarbeit, leiste. Künftig sollte aber schon vorher geprüft werden, inwieweit die Hilfen von Staat und Wirtschaft gemeinsam verwirklicht werden könnten.
"Volle Unterstützung" finden die BDI- Vorschläge zur Abwendung des völligen Zusammenbruchs des deutschen Osthandels bei der SPD. Ihr Wirtschaftsexperte Wolfang Roth hält es für besonders wichtig, die bisher "sträflich versäumte Umorientierung der ostdeutschen Betriebe auf alternative Absatzmärkte mit schnell greifenden Sofortmaßnahmen" einzuleiten.Von den Opfern wiedererkannt 22jähriger ist vermutlich der Sexualtäter von Wiesbaden
WIESBADEN. Der 22jährige Rumäne, den die Polizei am Dienstag in Wiesbaden festgenommen hat, ist mit großer Wahrscheinlichkeit der Sexualtäter, der seit 13. Februar mindestens zwölf Frauen in Wiesbaden überfallen und zum Teil vergewaltigt hat. Die Ergebnisse gerichtsmedizinischer Untersuchungen von Blut, Haaren, Hautgewebe, Speichel und Sperma sowie Fuß- und Fingerabdrücke sprechen ebenso dafür wie die Tatsache, daß bisher zwei der Opfer den Mann zweifelsfrei als ihren Peiniger wiedererkannt haben. Der Festgenommene bestreitet die ihm zur Last gelegten Taten.
Er lebt als politischer Flüchtling seit zwei Jahren in der Bundesrepublik und wartet seit Oktober 1990 in Wiesbaden auf eine Entscheidung im laufenden Asylverfahren. Wegen kleinerer Diebstähle ist er der Polizei bereits bekannt.
Der Mann wohnte bei einer Landsmännin und deren Kind in Wiesbaden, er wechselte häufig seine Arbeitsstellen.
Sechs der zwölf Überfälle auf Frauen in Wiesbaden sind dem 22jährigen nach dem derzeitigen Ermittlungsstand der Polizei schon jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit zuzurechnen.
In den übrigen Fällen laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, einige der Opfer konnten dem Mann bisher noch nicht gegenübergestellt werden. "Wir sind sicher", erklärte Wiesbadens Polizeipräsident Wolfhard Hoffmann, "daß nun die beunruhigende Serie der Sexualstraftaten ein Ende hat." Polizeibeamte hatten den Tatverdächtigen am Dienstag kurz nach einem Überfall auf eine 41jährige festgenommen. Der war nach heftiger Gegenwehr die Flucht gelungen. Sie alarmierte die Polizei, die ihn in der Nähe des Tatorts stellte. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. maf
SOSSENHEIM. Weil er sich offenbar bedroht fühlte, hat ein unbekannter Mann den Hund einer Sossenheimerin mit einem Messer schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei machte die Frau zusammen mit ihrem Silberpudel am frühen Mittwoch abend auf dem Feldweg zwischen Westerbachstraße und Baumschule einen Spaziergang, als ihr ein Radfahrer entgegenkam. Wie es hieß, soll der Hund den Mann mit lautem Bellen "begrüßt" haben.
Obwohl ihm von dem angeleinten Vierbeiner keine Gefahr drohte, beschwerte sich der Unbekannte bei der Tierhalterin derart rüde, daß ein heftiger Wortwechsel begann. Plötzlich soll der Radfahrer ein Messer gezückt und auf den Hund eingestochen haben. Eine Tierärztin stellte später einen sechs Zentimeter langen Stichkanal fest, der von den Vorderläufen bis zum Hals reichte. leo
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Freitagabend, die Zeit der nackten Busen via Satellit. Papa lehnt sich genüßlich im Fernsehsessel zurück. Ein wohlwollendes Grinsen schmückt sein Gesicht. Mama sagt kurz, ein wenig vorwurfsvoll: "Ach, Papa!" Das war auch schon der ganze Protest.
Samstag, 11 Uhr: Papa und Mama gehen in Maintal einkaufen. Ihr Blick fällt auf ein grauhinterlegtes Plakat. "Märchenprinzen" sticht in großen roten Lettern hervor. Darunter zwei nackte (!) Männer. Je einmal von vorne und von der Seite. Schön sind sie nicht. Verklemmt stehen sei da.
Man sieht auch eigentlich "nix". Auf ihren Köpfen sitzen verrutschte Puderperrücken. Sie haben eine schlechte Haltung: Rundrücken und Hängeschultern. Sie wirken lächerlich. Das Plakat kündigt ein Kabarett an, was sonst?
Was das wohl für eine Veranstaltung sein mag! Papa und Mama schauen sich entgeistert an. Im Supermarkt treffen sie Erna von nebenan. Auch sie hat das Plakat gesehen. Es "Märchenprinzen" und die Hintergedanken geht von Mund zu Mund, es macht die Runde. Nackte Männer in Maintal - das geht nun wirklich nicht.
Erregt gehen Mama und Papa nach Hause. Vorbei an dem Werbeplakat für ph-neutrale Körperpflege. Daß das Model eigentlich nichts anhat, sehen sie nicht.
Wahrscheinlich werden sie nicht dabei sein, wenn am Mittwoch, 12. August, die Märchenprinzen um 20 Uhr im Bischofsheimer Bürgerhaus auftreten. Wahrscheinlich werden sie auch die Hintergedanken des Plakates nicht erfahren. Schade, oder? gf
FREIGERICHT. Der Gesprächskreis für pflegende Angehörige tritt sich zum ersten Mal nach der Sommerpause am Montag, 10. August, um 20 Uhr in der Alten Kirche in Altenmittlau. Weitere Informationen über die Treffen und Mitfahrgelegenheiten gibt es bei Frau Geppert im Zimmer 12 des Rathauses unter der Rufnummer 888-27. tja
Kaum waren die letzten Scheiben gelandet, kaum hatten die letzten Athleten den Abflugplatz der Disken im Stadion verlassen, drehten sich die Gespräche der besten Wettkämpfer nicht mehr um die soeben beendete Konkurrenz, sondern färbten ins Politische. Im Falle des Siegers im Diskuswerfen, Romas Ubartas, wurde das geradezu erwartet, der Silbermedailleninhaber Jürgen Schult meldete sich auf Anfrage, dann aber in aller Ausführlichkeit zu Wort.
Schon der Name läßt darauf schließen, daß Romas Ubartas kein Russe ist. Der Hüne aus Wilnius, vor 32 Jahren in Litauen geboren, hat mit großem Erfolg an verschiedenen internationalen Meisterschaften im Trikot der Sowjetunion teilgenommen und startete erstmals in Barcelona für die Mannschaft seines Landes. Er legte Wert darauf, auf der Pressekonferenz litauisch zu reden, er saß am Tisch mit der Fahne der baltischen Republik um die Schultern, aber er rechnete nicht rundweg mit dem System der alten UdSSR ab, sondern sagte: "Die Jahre im sowjetischen Team haben sich gelohnt. Viele Russen gehören zu meinen Freunden." Bereitete er sich früher in der Sowjetunion auf die Einsätze vor, so ging er in diesem Frühjahr nach Florida. Die Resultate liegen dicht beieinander: Europameister war Ubartas 1986, Olympia-Zweiter 1988, und jetzt also der Olympiasieg für den Mann, der nie die großen Weiten warf, der erst im Wettkampf zur Größe findet. Auch im vergangenen Jahr bei den Weltmeisterschaften wäre der Lehrer zu den Favoriten gezählt worden, doch gestattete ihm sein Land, das noch keine eigene Mannschaft entsenden durfte, nicht, im Team der GUS zu starten. Den Vorfall mag Ubartas jedoch nicht kommentieren. Da ist der Mecklenburger Schult, fast auf den Tag so alt wie Ubartas, schon anders. Die Kommentierung deutsch- deutscher Stimmungen und Verstimmungen ist ihm geläufig, seit er 1988 im Düsseldorfer Rheinstadion beim ersten und letzten Leichtathletik-Länderkampf zwischen der DDR und der BRD dem abtrünnigen Wolfgang Schmidt den Handschlag verweigerte.
Im Trikot des neuen Deutschland erlebt Schult in Barcelona Ungewohntes: "Pleitenserien hat es früher bei uns nicht gegeben." Weil er die "einmalige Chance hat, zwei Systeme vergleichen zu können", schreitet er alsbald zur Tat und kommt zum Schluß, daß die Hochleistungsförderung früher besser funktionierte. Schult verkneift es sich nicht, den früheren Präsidenten des Deutschen Turn- und Sportbundes der ehehmaligen DDR, Manfred Ewald, mit den Worten zu zitieren: "Zu viele Nieten machen eine ganze Mannschaft kaputt."
Bisher gehört Schult zu der Handvoll deutscher Leichtathleten, die mit ihrem Abschneiden in Barcelona zufrieden sind. Der Schweriner macht den sicheren Eindruck eines Mannes, der seine Möglichkeiten kennt und sie zu vitalisieren weiß. Einer sportlichen Karriere ohne lange Täler folgen erste Schritte in ein Berufsleben, das nach dem Ende der DDR selbst zu organisieren war. Schult, früher im VEB Plastmaschinen in Schwerin angestellt und nach der Wende entlassen, durchläuft jetzt ein Volontariat bei der "Volkszeitung" in der Hauptstadt des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Im Vergleich der Sportsysteme beider deutscher Staaten schneidet nach der Meinung des examinierten Sportlehrers das frühere besser ab als das real existierende, ganz einfach deshalb, weil es zuhauf Medaillengewinner produzierte, während heute "ein Platz zwischen vier und acht als toller Erfolg gesehen" werde. Man sei damit im A-Kader und "kommt gut über die Runden". Es werde trainiert, und wenn Medaillen dabei rauskämen, sei das riesig, und wenn nicht, "finden wir eine Erklärung".
Alles in allem, so erlebt Schult den Sport im Westen, bestehe "keine Beziehung zu guten Leistungen". Natürlich kommt der Diskuswerfer, der 1988 nach seinem Olympiasieg in Seoul aufhören wollte und der nach wie vor mit unglaublichen 74,08 Meter (erzielt 1986 in Neubrandenburg) als Weltrekordler in den Listen steht, auf Doping zu sprechen. Er lehnt es ab, Anabolikagaben als festen Teil des Sportförderungssystems der früheren DDR anzusehen. Ganz offensichtlich ist Schults Verhältnis zum Doping ambivalent.
Einerseits kann ihm das Kontrollnetz nicht dicht genug geknüpft sein, andererseits gerät er in Rage, "wie wir in der Welt verarscht werden", soll heißen: anderswo werden die Trainingstests lax gehandhabt. Erfolge im Sport aber hält er für unabdingbar: "Jeder Sieger ist ein Vorbild."
Am morgigen Samstag, den 8. August, richtet die Gemeinde Nidda ihren sechsten Stadtlauf aus. Der Veranstalter weicht der großen Hitze aus und startet seine beiden Läufe erst in den Abendstunden. Ab 18 Uhr werden die Teilnehmer eines ca. fünf Kilometer langen Laufes auf die Strecke geschickt. Der Hauptlauf wird um 19 Uhr über die Distanz von 15 km gestartet.
Interessenten können sich heute noch im Sportamt der Stadt Nidda melden. Am Samstag ist eine Meldung zusätzlich auch noch im Schloßhof - Ziel der beiden Läufe - möglich. Im Schloßhof wird im Anschluß an die Veranstaltung auch das Läuferfest ausgetragen. fro
RÖDERMARK. Eine Entscheidung der Kasseler Verwaltungsrichter bringt für die Stadt einige Veränderungen bei Bebauungsplänen mit sich: Der vierte Senat hatte sich nach Darstellung des Ersten Stadtrates Alfons Maurer mit der Klage eines Bürgers gegen den Bau eines Fünffamilienhauses in der Görlitzer Straße beschäftigt und deshalb den geltenden Bebauungsplan genau unter die Lupe genommen. Dabei fanden die Juristen in Kassel einige formalrechtliche Mängel, die als gravierende Fehler eingestuft wurden. Die Fachleute stellten fest, daß der Ort und die Zeit für die Auslegung der Pläne in der Satzung nicht geregelt war. Dies sei nicht korrekt, das Papier habe dadurch keine Rechtskraft mehr. Und deshalb könne der Plan bei Bauvorhaben im Gebiet Eichenbühl nicht mehr als Grundlage der Genehmigung für neue Häuser dienen, befanden die Richter.
Der besagte Bebauungsplan stammt aus der Zeit als die Gemeinde Urberach noch selbständig war. Seinerzeit habe es eine Mustersatzung gegeben, nach der sich die Kommunalpolitiker richteten. Das bedeutet nach Darstellung von Alfons Maurer, daß wegen des Einwandes der Kasseler Juristen jetzt auch andere Pläne aus früheren Jahren ihre Gültigkeit verlieren. Davon betroffen sind beispielsweise der Bereich südlich der Wingertstraße, das Gebiet Kappenwald, hinter dem Kreuzberg sowie Straßen in Messenhausen, Waldacker und anderswo. Diese Bebauungspläne stammen zum Teil aus den Jahren 1967 und 68. Erst später verabschiedete die Gemeinde beziehungsweise die heutige Stadt Rödermark Satzungen, in denen diese juristische Mängel behoben wurden.
Wenn künftig die Baulücken in den Gebieten mit den alten jetzt ungültigen Bebauungsplänen geschlossen werden sollen, muß die Stadt selbst entscheiden, ob das geplante Haus sich den übrigen Gebäuden des Wohngebietes anpaßt und kann dann den Bau befürworten, meinte das Verwaltungsgericht. So solle auch im Falle des Fünffamilienhauses verfahren werden, durch das die ganze Sache ins Rollen gekommen ist.
Die Stadt hat nach Einschätzung von Alfons Maurer durch diese Neuerung jetzt mehr Einfluß, mehr Rechte, vielleicht aber auch mehr Ärger, das werde der Einzelfall zeigen.
Für die von dieser juristischen Änderung betroffenen Wohngebiete bestehe keine Notwendigkeit mehr, neue Bebauungspläne aufzustellen, da die Ziele der Bauleitplanung ja weitgehend verwirklicht seien, meint der Erste Stadtrat. aim
Vertreibung, Folter, Vergewaltigung, Mord und Zwangsarbeit - von Tag zu Tag schlimmer werden die Berichte aus dem Kriegsgebiet Bosnien-Herzegowina, besonders aus den dort auf allen Seiten eingerichteten "Lagern". Solange sich Rotes Kreuz und UN nicht selber ein Bild machen können, sind Flüchtlinge fast die einzigen Informanten. "Über die Flüchtlinge kann man zweifelsfrei herausbekommen, daß es geradezu eine Orgie von Menschenrechtsverletzungen gibt", sagt Rupert Neudeck. Der Deutschlandfunk-Redakteur und Gründer der Hilfsorganisation "Cap Anamur" hat in den vergangenen Tagen mit "hunderten" von Flüchtlingen in der Herzegowina nahe der Grenze zum kroatischen Dalmatien gesprochen. Für die FR hat er folgenden Ohrenzeugen-Bericht verfaßt:
Posusje, Flüchtlingsplatz in der Nähe der bosnisch-kroatischen Grenze, 50 Kilometer von Mostar, 100 Kilometer von Sarajewo. In einer Schule sind über 1500 Flüchtlinge untergebracht, einer Schule, die in 20 Tagen, wie Ante Grubisic, der Gemeindechef von Posusje sagt, wieder für die Schüler frei sein soll. Draußen auf dem Schulhof lagern die Neuangekommenen, die ein Treck am Vortag aus Travnik brachte, in der warmen, fast heißen Mittagssonne. Mir fällt zweierlei auf: In den Klassenräumen und in der Eingangshalle lagern auf bloßen Decken, auf dem Fußboden zusammengepfercht, nur Frauen und Kinder und einige wenige Großväter. Männer gibt es hier nicht. Das zweite: Es ist ein für uns Europäer sympathisches Bild von muslimischen Frauen, das ich hier erlebe und sehe. Nahbar, Von Rupert Neudeck (Posusje) ansprechbar, nicht umhüllt und von Kleidern und Schleiern für Männer distanziert, das sind europäische Muslime, sie gehören zu Europa. Flüchtlinge und Vertriebene sind für mich seit zwölf Jahren die wertvollsten Zeugen, über deren Zeugnis hinaus ich nichts Wichtigeres habe. Die Situation ist gräßlich. Wir, Mischa Ivsic vom Komitee Cap Anamur und ich, brauchen nichts zu fragen. Diese Frauen erzählen von ihren grausamen Erfahrungen in Kozaric, aus Jajce, aus Jezero, aus Doboj, aus Tesanj, aus Foca. Immer ist es eine Frau, die anfängt. Die Umstehenden bestätigen, werfen etwas ein, verstärken. Was ich erfahre, läßt Mischa Ivsic immer wieder zwischendurch innehalten: "Ich kann das jetzt nicht übersetzen. Ich erzähle Dir das später."
In Konzaric ist die muslimische Bevölkerung Hals über Kopf geflohen, nachdem man sie furchtbar drangsaliert hat. Man hat die Frauen und die Töchter vergewaltigt. Manche Mädchen wurden in eigene Tschetnik-Bordelle geführt. Während die bosnische Frau das berichtet, sehe ich, wie eine der Töchter mit einem erwachsenen Ernst dreinschaut, Tränen kommen diesem Mädchen. Was soll ich das Mädchen noch quälen, mit der Frage: Stimmt das?
Töchter, so erzählen die Frauen, wurden vor den Augen der eigenen Mütter vergewaltigt. Wenn sie dann sexuell mißbraucht worden waren, wurden sie weggeworfen. Alle erzählen, daß ihre eigenen Männer verschleppt wurden. Die Flüchtlinge nennen Ortsnamen: Prijedor und Omarzka, Brcko und Manjuca. Namen, die ich drei Tage später in Berichten aus dem Umkreis des Internationalen Roten Kreuzes lese. Muslimen wurden zwei Finger abgeschlagen, weil die Orthodoxen nur drei Finger an der Hand brauchen, um zu segnen und sich zu bekreuzigen. Der ethnische Krieg ist auch ein religiöser. Von den 2000 Moscheen in Bosnien-Herzegowina sind 200 zerstört, 400 beschädigt. Vieles, was die Frauen mit tränenerstickter Stimme uns sagen, hat bei uns Luxusbewohnern Mitteleuropas die Reaktion zur Folge: "Unmöglich!" Und: "Das ist so unmenschlich, daß es gar nicht wahr sein darf!" Da besinne ich mich, was ich von meinem Mentor Jean-Paul Sartre seinerzeit gelernt habe: "Das Unmenschliche ist das Menschliche." Es gibt furchtbarerweise nichts Unmenschliches, das nicht menschlich wäre . . .
Die Tschetniks, von denen die Frauen berichteten, haben Strümpfe oder schwarze Tücher über dem Gesicht und tragen Sonnenbrillen. 100 Männern in Kozaric sei das Blut abgezapft worden, so lange, bis soviel Blut abgenommen worden ist, daß diese Männer im Wortsinn ausbluteten.
In Mostar eine vergleichbare Situation von Menschenrechtsverletzungen: Das Krankenhaus wird ständig mit Granaten und Stalinorgeln beschossen. Chefarzt Petr Jelsic erzählt, daß man die Chirurgie in den Bunker unterhalb des Krankenhauses bringen mußte. Er führt uns in den Keller, wo in den dunklen stickigen Fluren an die 50 Amputationsopfer und Verletzte liegen. Gerade wird wieder jemand hineingefahren - mit Granaten-Splittern in den Oberschenkeln. Petr Jelsic erinnert sich an den 4. Juni 1992. Da wurde das Krankenhaus so schwer getroffen (gezielt, wie er meint), daß den Chirurgen die Zimmerdecke auf den Kopf und dem Patienten auf dem Operationstisch in den gerade geöffneten Bauch fiel.
Ich soll in Posusje zu einer Mutter mit sechs Kindern kommen. Wir gehen den Flur entlang und treffen diese Mama, die dort mit ihren sechs Kindern sitzt. 9, 7, 6, 4, 3 Jahre und 11 Monate alt. Der Mann wurde bei der großen Verschleppungsaktion aus Konzaric mitgenommen. Die Frau weint. Sie weiß nicht, wo ihr Mann und der Vater ihrer Kinder ist. Die Kinder tollen nicht herum. Sie liegen neben ihrer Mutter. Sie haben ernste Gesichter. Sie werden ihr Leben lang unter dem Alp der erinnerten Erlebnisse zu leiden haben. In der anderen Ecke des Raumes sitzt eine Frau, die ein zwölf Jahre altes behindertes Kind hat.
"Wie lang war der Weg?"
"Wir waren von Jajce über einen Monat über die Berge unterwegs, z. T. auf einem Lastwagen, die Kinder hungrig und durstig, es war sehr heiß."
"Wo ist Ihr Mann?"
"Mein Mann ist im Lager geblieben, In Trniapole, dort werden über 11 000 Männer gefangengehalten."
"Sie haben keine Nachricht von Ihrem Mann?"
"Nein, wir wissen nichts, nur daß dort viele erschossen werden. Viele sterben auch einfach an Hunger dort und werden umgebracht. In Omarzka gibt es auch ein Gefangenenlager. Dort gibt es schon Typhus. Viele sterben dort."
Alle Gespräche gehen in die gleiche Richtung. Für diese Menschen gibt es in ihren Heimatdörfern kein Überleben. Sie werden herausgedrängt, wobei man sich ihrer Männer bedient. Es fallen immer wieder die Namen Omarzka, Breko, Jajce, Manjuca. Uns Deutschen fällt es schwer, das Wort KZ zu benutzen. Die Kroaten und die muslimischen Bosnier benutzen es, ohne die deutsche Belastung. Die Frauen, die ich an drei Tagen hintereinander in Posusje sehe und spreche, sind fast alle vergewaltigt worden. Viele haben sich das Leben genommen. Diejenigen, die durchgekommen sind, brauchen Ruhe, auch Betreuung. Wir haben auf Cap Anamur XI, die am Sonntag mit 350 Vertriebenen Richtung Bremerhaven ins See sticht, fast ausschließlich solche Frauen und ihre Kinder an Bord.
GELNHAUSEN. Das Bildungswerk des Hausfrauenbundes bietet im kommenden Herbst einen Lehrgang in Gelnhausen an, in dem sich Interessierte zu Fachhauswirtschaftern und -wirtschafterinnen für ältere Menschen ausbilden lassen können. Auskünfte erteilt Lehrgangsleiterin Monika Schauermann, Telefon 69627 oder 66665.
Der Krankenhausarzt Matthias R. hat erst einmal genug davon, vor Gericht als Zeuge aufzutreten. Der Mediziner aus Goldstein hatte sich tatkräftig an der Verfolgung eines Straftäters beteiligt und sich beim Versuch, am Stadion einen Fahrraddieb zu fassen, im Sommer 1990 eine blutige Lippe geholt. Aufgrund seines Einsatzes konnte die Polizei den mutmaßlichen Täter wenig später fassen. Während der im März von einem Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Hans Tulatz freigesprochen wurde - es war nicht zu klären, ob er oder sein Zwillingsbruder das Fahrrad gestohlen hatte -, wurde Matthias R. bestraft.
Eine Woche vor der Gerichtsverhandlung, zu der er als Zeuge geladen war, hatte er sich telefonisch bei der Geschäftsstelle des Gerichts wegen eines unaufschiebbaren Termins im Krankenhaus entschuldigt. Diese Nachricht kam - warum auch immer - nie bei dem Richter an. Nun soll der Arzt ein Ordnungsgeld von 200 Mark wegen Fernbleibens bezahlen und auch noch die Kosten tragen.
Angefangen hatte die Geschichte im Sommer 1990, als der Arzt auf dem Motorrad am Stadion den Fahrraddieb verfolgte, nachdem ihn die Bestohlene um Hilfe gebeten hatte. "Als ich auf gleicher Höhe mit ihm war", sagt Matthias R., "hat der mich regelrecht vertrimmt." Der Täter flüchtete zu Fuß. Zwei Tage später glaubte der Arzt, diesen Mann in Goldstein hinter dem Lenkrad eines Lastwagens wiedererkannt zu haben. Er zerrte ihn aus dem Wagen, und die Polizei nahm ihn wenig später fest.
Vor einem Jahr wurde der Mediziner vom Schöffengericht erstmals als Zeuge geladen. Der Termin platzte, weil der Angeklagte nicht erschienen war. Im März 1992 sollte erneut verhandelt werden. Der junge Arzt konnte aus dienstlichen Gründen auf keinen Fall kommen. Matthias R. teilte dies auch der Rechtspflegerin mit, deren Telefonnummer auf der Gerichtsladung vermerkt war.
Die Nachricht kam beim Richter nie an. Richter Tulatz verhängte das Ordnungsgeld gegen den Arzt. Konfrontiert mit dem Fall, meinte Tulatz: "Im nachhinein ist mir klar, daß dieses Ordnungsgeld nicht hätte verhängt werden dürfen." Die Kommunikation zwischen Geschäftsstellen und Richtern sei in vielen Fällen gut, in anderen aber schlecht. "Aufgrund der angespannten Personalsituation haben wir eben auch in Geschäftstellen Probleme mit noch nicht so erfahrenen Kräften."
Matthias R. hat jetzt gute Chancen, Ordnungsgeld und Verfahrenskosten nicht zahlen zu müssen. enk
GRÜNDAU. "Märchenhaftes Niedergründau - so wie wir war'n und wie wir sind" lautet der Titel des Festzuges zur 775-Jahr-Feier des Gründauer Ortsteils vom 28. bis 31. August. Die Strecke stehe nun endgültig fest, meldet der Ortsbeirat. Der Zug stellt sich am Sonntag, 30. August, zwischen 12 und 13 Uhr in den Seitenstraßen der Mittelgründauer Straße auf. Um 13.30 Uhr setzt sich der fröhliche Lindwurm dann in Richtung Untergasse in Bewegung.
Vorbei am Backhaus und am alten Rathaus wälzt sich der Zug anschließend über die Liebloserstraße, Rosenstraße und Taunusstraße weiter in die Feldbergstraße zum Birkenweg, wo sich im Lerchenweg vorbei an der Ehrentribüne zum Schieferberg. Dort teilt sich der Zug und zieht auf zwei Strecken weiter zum Ortskern. Alle betroffenen Anwohner werden gebeten, ihre Autos zwischen 12 und 17 Uhr nicht am Straßenrand zu parken, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Das Fest selbst beginnt schon am Freitag, 18. August, mit einem "Grinnen Abend" der Niedergründauer, am Samstag abend wird um 16 Uhr ein ökomenischer Gottesdienst in der Bergkirche gefeiert. Anschließend ist für 20 Uhr ein "Bunter Abend mit den Original Bürgstadter Musikanten" geplant.
Im Mittelpunkt des Festsonntags steht der "märchenhafte" Zug, ab 20.30 Uhr ist dann eine "Disco-Show mit Karaoke-Wettbewerb" angesagt. Der Montag, 31. August, beginnt um 10 Uhr mit einem Internationalen Frühschoppen, gefolgt um 15 Uhr von der "Mini-Playbackshow" für Kinder. Abends gibt es dann ab 20 Uhr wieder Tanz mit der Band Santiago, ehe das Fest um 22 Uhr mit dem "Großen Zapfenstreich" sowie Tanz und Unterhaltung endet. tja
Sieben Hunde mußten am Donnerstag nachmittag in der Sachsenhäuser Tucholskystraße aus einem parkenden Auto befreit werden. Ihre Besitzerin, eine 26jährige Frau aus dem bayerischen Dinkelsbühl, hatte die Tiere, einen Schäferhund sowie ein Pudelpärchen mit vier Welpen, bei einer Außentemperatur von etwa 30 Grad mehrere Stunden in dem Renault 19 gelassen. Sie habe einen Einkaufsbummel gemacht, erklärte sie später den alarmierten Polizeibeamten. Für den Schäferhund kam jede Hilfe zu spät, er verendete, bevor das Fahrzeug geöffnet werden konnte. Der Pudelrüde befinde sich noch in Lebensgefahr, wie das Tierheim in Fechenheim mitteilte. Die Hündin und ihre Welpen, die im Kofferraum des Wagens gelegen hatten, seien jedoch wohlauf.
"Man muß sich mal vorstellen, was diese Tiere ausgehalten haben", empört sich die Leiterin des Tierheimes, Renate Karawit. Die Hundehalterin hätte ihre Tiere glattweg ersticken lassen. Da Hunde keinen Schweiß absondern könnten, sei die Hitze für sie besonders gefährlich.
Von ihrem Balkon aus hatte Anwohnerin Evelyn Vöhl den Schäferhund in dem parkenden Auto an der Tycholskystraße beobachtet. Die anderen Hunde, so erzählt sie, habe sie zunächst nicht bemerkt. "Irgendwie benahm sich der Hund ganz komisch, und dann hörte ich auch dieses Winseln." Als sie dann zehn Minuten später hinunter zum Auto gegangen sei, habe der Schäferhund bereits keuchend auf der Rückbank gelegen. Während ihr Mann die Polizei verständigte, versuchte Evelyn Vöhl, dem Tier durch das spaltbreit geöffnete Fenster mit Hilfe eines Gartenschlauches etwas Wasser zuzuführen. Dann legte sie Dekken über den Wagen, um die Sonne abzuhalten. Als der Schäferhund kaum noch Lebenszeichen von sich gab, schlug die Frau schließlich die Scheibe ein. "Doch da war er schon tot."
Erst dann, so sagt sie, habe sie die beiden Pudel unter den Vordersitzen entdeckt. Wenig später traf die Polizei ein und brach die Wagentüren auf. Die vier Welpen entdeckte man erst, als die Besitzerin zurückkehrte und den verschlossenen Kofferraum öffnete. Sie hätten diese Tortur noch am besten überstanden, meint das Fechenheimer Tierheim.
Gegen die Hundebesitzerin, die nach Auffassung der Polizeibeamten "ungeeignet zum Halten von Tieren" sein dürfte, wurde Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet. ki
WÄCHTERSBACH. Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe "Historische Gärten und Parkanlagen im Main-Kinzig-Kreis" bietet die Naturkundestelle Main-Kinzig am 7. August, eine gehölzkundliche Führung rund um das Wächtersbacher Schloß an. Treffpunkt ist um 19 Uhr der große Parkplatz hinter der Volksbank.
Im Blickpunkt: Antikriegswerkstatt Kein Offiziersbesuch
Auf dem Lehrgangsprogramm für untere Kommandeure an der Heeresoffiziersschule in Hannover stand früher stets ein Besuch in Sievershausen. In diesem Dorf bei Lehrte besichtigten die angehenden Befehlshaber der Bundeswehr das Schlachtfeld, auf dem im Jahre 1553 Kurfürst Moritz von Sachsen und Herzog Heinrich von Braunschweig den Markgrafen Albrecht von Hohenzollern besiegt hatten. Von einer "Schlachtung" spricht ein Gemälde in der Sievershäuser Martinskirche. Das Gemetzel kostete 4000 Kriegern das Leben; seinen Verwundungen erlag auch Sieger Moritz. Inzwischen hat die Offiziersschule diesen Anschauungsunterricht aus dem Programm gestrichen, obwohl es in Sievershausen außer dem Schlachtfeld jetzt noch viel mehr zu sehen gibt - oder gerade deshalb. Die von Pfarrer Klaus Rauterberg vor 25 Jahren gegründete Antikriegswerkstatt hat sich nämlich zu einem Zentrum der Friedensbewegung entwickelt. Es begann 1967 mit einem Jugendlager des Christlichen Friedensdienstes. 15 Jugendliche aus sechs europäischen Ländern schufen auf dem Kirchengelände am Rande des Schlachtfelds eine Begegnungsstätte. Sie halfen den Sievershäuser Bauern bei der Ernte, sammelten Kleider und spendeten den Erlös für Flüchtlingshilfe in Jordanien.
Die Antikriegswerkstatt mit dem Ideenreichtum des Pastors und dem Enthusiasmus seiner größtenteils aus der Ostermarsch-Bewegung hervorgegangen Mitarbeiter organisierte Workcamps in Polen, Israel und anderen Ländern sowie in Sievershausen. Während des Vietnamkriegs war sie Ausgangspunkt mancher Solidaritätsaktionen. US-Soldaten, die desertierten, erhielten in Sievershausen ebenso Hilfe wie später Deserteure der Roten Armee.
1978 beschloß der Kirchenvorstand die Errichtung eines weiteren Gebäudes: des Antikriegshauses. Anfeindungen und Verleumdungen blieben nicht aus. Dennoch entschlossen sich auch die hannoversche Landeskirche, die Stadt Lehrte, in die Sievershausen eingemeindet wurde, sowie vor allem viele private Spender und Mitglieder eines Trägervereins aus dem ganzen Bundesgebiet, das Projekt mitzufinanzieren. 1983 wurde es fertiggestellt. Im Erdgeschoß enthält das Fachwerk- Backsteinhaus einen großen Ausstellungsraum. Die erste Ausstellung, die hier gezeigt wurde, hatte das Thema "Kinder im Krieg". Seitdem folgten schon 31 weitere Ausstellungen, die von Sievershausen aus durch viele Städte wanderten.
Durch die Workcamps, aber auch durch die Mitarbeit befreundeter Künstlerinnen und Künstler verändert sich das Gelände von Jahr zu Jahr. In Eigenarbeit entstand ein Windgenerator, mit dem das Friedenszentrum selbst den benötigten Strom erzeugt. Ein Landarbeiterhaus, das dem Trägerverein geschenkt und von Mitarbeitern bewohnbar gemacht wurde, dient gegenwärtig einer großen Kurdenfamilie, die wegen ihrer jezidischen Religionszugehörigkeit in der Türkei verfolgt war, als Unterkunft. Am Eingang zum Gelände gestaltete die Bildhauerin Margot Garutti ein "DankMal". Der Torbogen, der Schutz und Zuflucht symbolisiert, erinnert an Menschen, die zur Zeit der Nazi-Herrschaft unter Einsatz des eigenen Lebens Verfolgten geholfen haben. Die Erinnerungen dieser Menschen, die sie in Veranstaltungen im Antikriegshaus vortrugen, und eine wachsende Anzahl schriftlicher Zeugnisse sind in einem eigenen "DankMal-Archiv" zusammengefaßt.
Zu den vielen Besuchern, die nach Sievershausen kommen, gehörte 1981 der Israeli Shlomo Perel. In kleinem Kreise berichtete er über seine Erlebnisse als Hitlerjunge. Eine kleine Publikation aus Sievershausen verbreitete die Geschichte, die inzwischen den Rohstoff zu dem Film "Hitlerjunge Salomon" lieferte.
So nimmt man in Sievershausen Anteil an vielen aktuellen Konflikten. Man hilft Bürgerkriegsverweigerern in Ossijek. Oder man empfängt Aids- Kranke aus Hannover zu einem Sommerfest in Sievershausen.
Pastor Rauterberg bat die Heeresoffiziersschule, Sievershausen wieder aufs Lehrgangsprogramm zu setzen - vergeblich.
ECKART SPOO (Hannover)
Eine Million für kranke Kinder: Benefiz-Spektakel soll Erweiterung der Kinder . . .
(Fortsetzung von Seite 21)
Und, und, und. Ein Glück, daß Ende des Monats die oft kaum 1000 Gramm schweren Frühgeborenen aus der Baracke des Jahrgangs 1946 gebracht werden können; ihr angestammtes Gebäude ist nämlich in Teilen baufällig. Ebenso wird endlich den vielen todernsten, kahlköpfigen Augenwesen von der Kinder-Krebsstation ein menschenwürdiges Quartier gegeben: Für 24 Millionen Mark ist in den vergangenen vier Jahren an den sogenannten Neubau (Haus 32) ein ebenfalls viergeschossiger Flügel, der erste Erweiterungsbau, angesetzt worden.
"Losgetreten", sagt Professor Hofmann, "mit 300 000 Mark der Kinderhilfe-Stiftung." Die nämlich, inzwischen zehn Jahre alt, pflegt sich zum Erfolg eines Tricks zu bedienen: Man nimmt auf Antrag der Krankenhäuser, Kindergärten oder Schulen ein bestimmtes Vorhaben in den Blick und lockt den Träger mit einer ansehnlichen Spende - "unter der Bedingung", so Stiftungs-Manager Dieter Hofmann, "daß der den Rest gibt." Der Stiftungseinsatz lag bei 300 000 - da hat das Land 23,7 Millionen Mark dazugelegt. Entscheidend für solch plötzliche Investitionsbereitschaft, so die einhellige Sicht in der Ärzteschaft, sei das psychologische Moment: "Es ist nicht die Summe Geldes", konstatiert Wolfgang Evert von der Kinderklinik im Offenbacher Stadtkrankenhaus, "es ist die Menge an Leuten, die dahintersteht."
Auf diesem Weg haben neben Uni-Kinderklinik und Offenbacher Stadtkrankenhaus auch das Clementine-Kinderhospital profitiert. "Ohne die Stiftung", so Evert, dem eine Kinderhilfe-Spende von ebenfalls 300 000 Mark zu einer Bewilligung von 17,5 Millionen Mark Umbaukosten verholfen hat, "wäre noch nichts erfolgt." Verständlich: Auch Chefarzt Professor Jürgen Dippel im Clementine-Hospital, bisher nur Nutznießer von Spenden für einzelne Geräte, ließe sich "gern mehr von der Stiftung an die Brust nehmen". Wie viele andere - jeden Monat erreicht die 270 Stiftungsmitglieder ein dickes Antragspaket.
Politiker nämlich, sagt Offenbachs Kinder-Chefarzt Evert, "haben wohl eher keine Kinder in dem Alter". Will sagen: In den zurückliegenden Jahrzehnten standen die Kinderkliniken auf den Prioritätenlisten der öffentlichen Hände "immer sehr weit hinten" (Professor Hofmann, Uni-Klinik). Dort, wo im Investitionskatalog des Landes Hessen derzeit der "Bauabschnitt II" für die Uni-Kinderklinik vermerkt ist: erste Mittel 1996, "weiterer Vorbehalt 1997 ff.". Eine Kennzeichnung, die in den Augen der Klinikleitung stark "nach Jahr 2000" aussieht.
Zu spät für die 50 Ärzte, 170 Schwestern und 164 Patienten - zumal, wie es der Professor an die Adresse der Kinderhilfestiftung niedergeschrieben hat, "immer mehr schwerkranke Kinder sich in Behandl ng befinden". Die Aids-Kinder, die Kleinen von der Krebs-Tagesstation, die von Geburt an Zucker- oder Nierenkranken, "können nicht in den Baracken bleiben", ebensowenig die Poliklinik (Haus 20) so weit weg vom Geschehen. Und schon gar "wenn's ans Sterben geht", so Hofmann, dann doch eher "nicht in unserem Kramladen": Im zweiten Erweiterungsbau sollen auch die in ständiger Erstickungsangst lebenden Mukoviscidose-Kranken unterkommen, deren Lungenleiden mit absoluter Sicherheit tödlich ist.
Uni-Kinderklinik in Not: Eine Million Mark an Einnahmen und Spenden hoffen die von der Kinderhilfe-Stiftung am Samstag abend zusammenzählen zu können; eine Million Mark, auf die das Land Hessen geschätzte 29 Millionen drauflegen müßte. Denn die Spenden der erwarteten 60 000 Festbesucher, der Banken und Gesellschaften, der Lokale und Geschäfte, der Hotels, Rundfunkanstalten, Zeitungshäuser, Fabriken und Betriebe, der Versicherungen und Vereine werden nur ausgezahlt, wenn die Landesregierung nachzieht: "Wir bieten eine Million", so Kinderklinik-Hofmann an die Adresse des Landes, "wenn Ihr mit dem Gebäude umgehend in die Produktion geht."
(Siehe auch Kasten rechts)
Schnelles Aus der
DREIEICH. In dem juristischen Tauziehen um die Festspiele ist eine Pause eingeläutet. Das Klägerpaar Helmut und Heike Moll will keine rechtlichen Schritte mehr einleiten, um weitere Veranstaltungen in der Burg Dreieichenhain zu verhindern. Damit gilt der Fortgang der Spiele als gesichert.
Am Mittwoch hatten die Kläger noch gedroht, bei Gericht eine einstweilige Anordnung zu beantragen, da in der Burg ohne gültige Genehmigung weiter gespielt werde. Diese Drohung machten sie am Donnerstag nicht wahr.
"Ich will kein Öl aufs Feuer gießen", sagte Moll. Sein Ziel sei gewesen, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen und die Behörden wachzurütteln. Das habe er erreicht. Er wolle die Festspiele nicht zerstören und auch die Aufführung der "Hexe vom Hayn", für die eine Theatergruppe des Geschichts- und Heimatvereins seit Monaten probt, nicht kaputtmachen. Ihm gehe es nach wie vor um eine Reduzierung der Spiele und der damit verbundenen Lärmbelästigung.
Alle Beteiligten warten damit das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs in Kassel ab, das erst zum Ende der Festspiele erwartet wird. Der Geschichts- und Heimatverein und der Kreis Offenbach, der mit seiner Baugenehmigung für die Freilichtbühne zweimal beim Darmstädter Verwaltungsgericht gescheitert war, haben dort Beschwerde gegen den jüngsten Gerichtsbeschluß eingelegt.
Unterdessen gingen in der Altstadt die erregten Diskussionen weiter. Der Hessische Rundfunk war am Donnerstag nachmittag mit einem Ü-Wagen vor Ort, wo sich Kritiker und Befürworter der Festspiele heftige Wortgefechte lieferten. Die Schauspieler der "Hexe vom Hayn" kündigten für den Abend eine Demonstration in Dreieichenhain an. dac
GELNHAUSEN. Die Autoparkplätze am Gelnhäuser Landratsamt sind nunmehr abends und an Wochenenden für die Öffentlichkeit geöffnet. Nach Mitteilung der Kreisverwaltung soll diese Regelung zunächst probeweise gelten. Die Kreisverwaltung macht zur Bedingung, daß die Stellplätze während der Dienstzeiten für ihre Mitarbeiter frei bleiben müssen. Jetzt soll beobachtet werden, ob die Anwohner sich daran halten oder ob auch tagsüber fremde Fahrzeuge auf dem Gelände des Kreises abgestellt werden. lex
Zu einer Veranstaltung besonderer Art lädt der Offenbacher Ruderverein für Samstag, den 8. August, ein. Auf dem Vorgelände des Vereins gegenüber dem Offenbacher Schloß geht das Zeltfest über die Bühne, in dessen Rahmen nicht nur ein Fußball-Turnier, sondern auch der sogenannte "Rotwein-Achter" ausgetragen, besser: ausgefahren wird.
An diesem Rennen (drei Vorläufe plus Hauptlauf sind vonnöten) nehmen teil: Rudergesellschaft Oberrad mit drei Mannschaften, der Frankfurter Ruderclub, Ruderverbindung Rheno-Franconia Frankfurt/Main, FRC Fechenheim, Mühlheimer RV, Hanauer RG, WSV Offenbach-Bürgel, SPG Wiking 03, RG Undine offenbach, Veranstalter ORV 74. Die drei Frauen-Doppelachter sind: WSV Bürgel, Hanauer RG und Veranstalter ORV 74.
Gestartet wird in Höhe des Hauses der Bäcker, das Ziel ist unterhalb des Bootshauses des ORV 74. Erster Start der Männer-Achter gegen 17.30 Uhr, die Frauen um 18 Uhr. Das Hauptrennen der Männer soll um 18.30 Uhr steigen. Daran schließt sich die Siegerehrung auf dem ORV-Vorgelände an.
Das Fußball-Turnier beginnt um zwölf Uhr, am Abend Musik und gute Stimmung im Zelt. ts
Der Schreck saß tief. Wo ist die Aktenmappe? Nein, nicht im Flur, nicht am Schreibtisch oder auf dem Sessel, wo ich sie immer hinfeuere. Weg! Auf der Heimfahrt in der Straßenbahn liegengelassen? Das passiert mir? Verdammt. Das kleine braune Adreßbuch mit allen wichtigen Telefonnummern (für einen Journalisten das Handwerkszeug) war auch drin.
Es folgt eine unruhige Nacht. Ob sie vielleicht doch gefunden wurde? Vom Fahrer oder einem ehrlichen Finder? Und wo muß ich hingehen? Wo mag das Fundbüro sein? Ob es Sinn hat?
Am Morgen um 8 Uhr hat die Qual ein Ende. Das Telefon klingelt. Eine freundliche Männerstimme sagt: Sie haben sicherlich schon etwas vermißt. Hier ist das Fundbüro des FVV in der B-Ebene der Hauptwache. Die Tasche wurde vom Fahrer der Linie 15 um 18.29 Uhr an der Stadtgrenze in Offenbach gefunden. Bringen Sie bitte einen Ausweis und eine Mark mit.
Was für ein Glück. Und herzlichen Dank auch dem Fahrer der Linie 15 und dem freundlichen Zerberus im FVV-Fundbüro. Ihr Bastian
Die Sportwelt schaut in diesen Tagen nach Barcelona. Das ist auch bei den Rollstuhlathleten nicht anders. Sie stellten auf der Offenbacher Sportanlage am Tambourweg die letzten Weichen in Richtung Paralympics (die FR berichtete). Die Olympischen Spiele der Behindertensportler werden in vier Wochen auf den Wettkampfanlagen ausgetragen, die derzeit in aller Munde sind.
Um ein Haar hätte es diese 14. Offenen Deutschen Meisterschaften gar nicht gegeben. Stünde da nicht ein Mann wie der Vorsitzende des Offenbacher Leichtathletik-Klubs, Ernst Edlinger, bereit. Er hatte sich spontan zur Verfügung gestellt, als der Deutsche Rollstuhl-Sportverband (DRS) keinen Ausrichter für seine nationalen Titelkämpfe fand. Christl Wittmann, Fachwartin Leichtathletik im DRS, spendete denn auch ein dickes Lob an den ausrichtenden Verein und den Kampfrichterstab aus dem HLV-Bezirk Frankfurt: "Ohne das Engagement von Ernst Edlinger und seinem OLC-Team, wäre die Veranstaltung vielleicht ausgefallen. Das wäre sehr schade gewesen, denn wir brauchten diesen letzten Test vor dem Höhepunkt in Barcelona. Die Unterstützung durch die Offenbacher Leichtathleten wiegt umso mehr, da sie ja gar keine eigene Rollstuhlsportabteilung haben."
Die Athleten dankten Ernst Edlinger und seinen Mannen auf ihre Weise - mit bestaunenswerten Leistungen. Gleich reihenweise purzelten die Deutschen Rekorde in den verschiedenen Schadensklassen. Und die Berlinerin Marianne Buggenhagen setzte nach 8,59 Metern im Kugelstoßen den adäquaten Höhepunkt: die Leistung lag über dem Weltrekord. Die Anerkennung blieb der 39 Jahre alten vielfachen DDR-Meisterin allerdings versagt, da kein Mitglied der Internationalen Technischen Komission in Offenbach weilte. Marianne Buggenhagen darf sich dennoch freuen. Sie ist eine von drei Aktiven aus Ostdeutschland, die den Sprung ins 17-köpfige Paralympics-Team des DRS geschafft haben.
Die Weltklasseathletin erlebt damit ihre ersten Olympischen Spiele. Die frühere DDR nahm an diesen Wettkämpfen nicht teil. "Die miserable Finanzlage und der Fakt, daß die Behindertensportler nicht als sozialistische Vorzeigemenschen galten, waren die Gründe dafür. Obwohl Marianne beispielsweise in Seoul 1988 viermal Gold hätte holen können", erzählt ihr Trainer Bodo Heinemann.
Zur Medaillenkönigin unter den rund 90 Athleten aus Deutschland und sieben Gastnationen schwang sich die 40jährige Lily Anggreny aus Bochum auf. Sie absolvierte das komplette Programm der Schnellfahrer von 100 Metern bis 10 000 Meter und blieb auf allen sieben Strekken unbezwungen. In Barcelona will sie vor allem auf den langen Distanzen erfolgreich sein und freut sich deshalb insbesondere über ihren neuen Deutschen Rekord über 10 000 Meter, die sie in 27:18,4 Minuten bewältigte. "Die Bahn hier in Offenbach war ziemlich weich, also nicht prädestiniert für schnelle Zeiten. Daher bin ich mit dieser zeit sehr zufrieden", sagte die gebürtige Indonesierin.
Zu überzeugen wußte auch Marcus Pilz aus Siegen, seit Jahr und Tag die Nummer eins der deutschen Schenllfahrer. Er stellte über 800 Meter in 1:49,2 Minuten eine neue Bestleistung auf.
Einziger hessischer Teilnehmer in Offenbach war der Frankfurter Seniorenfahrer Johannes Klein, der in seiner Altersklasse über 400 Meter siegte. "Die Rollstuhlsportler erfahren in Hessen kaum Akzeptanz durch den Hessischen behinderten-Sportverband. Auf leistungssportlicher Ebene können sie deshalb nicht mithalten", beantwortete Christl Wittmann die Frage nach der Abstinenz der heimischen Teilnehmer. odo
LIEDERBACH.kkk
Wer weiß schon, was es bedeutet, in einer Firma zu arbeiten, deren Schließung droht? Waldemar Fenske, Betriebsratschef bei der Rundfunk-Fernseh-Telekommunikation (RFT) in Staßfurt, hat da Erfahrung. Einer seiner Kollegen wollte unlängst einen Kredit bei einer Filiale der Deutschen Bank beantragen, deren Leiter im RFT-Aufsichtsrat sitzt. Die Abfuhr am Schalter war kurz und bestimmt: "Tut uns leid, aber Ihre Firma wird doch am 30. Juni geschlossen!"
Ginge es allein nach dem Eigentümer, der Treuhandanstalt in Berlin, hätte der Traditionsbetrieb RFT tatsächlich wohl längst Sendeschluß. Betriebswirtschaftlich gesehen spricht nicht mehr viel dafür, das Stammwerk des einstigen DDR- Vorzeigekombinats am Leben zu erhalten, wo früher mehr als 23 000 Beschäftigte Fernseher und Radios und Telefone für die Ostblock-Staaten produzierten. Am Firmensitz in der alten Industriestadt Staßfurt, eine halbe Autostunde südlich von Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg, stehen die riesigen Montagehallen leer, die Bänder still. Derzeit sind zwar Betriebsferien. Doch schon seit Anfang Juni sitzen die meisten der verbliebenen 1000 von einst 3000 "RFTlern" zu Hause auf "Kurzarbeit Null". Nur der Vertrieb arbeitet. Denn produziert wird genug, verkauft aber, trotz eines Marktanteils von neun Prozent in den neuen Ländern, zu wenig. Mit rund 100 Millionen Mark war denn auch der Verlust bei RFT im vergangenen Jahr genauso hoch wie der Umsatz. Und daran hat sich, so RFT-Chef Peter Hengstmann, bis Ende Juni wenig geändert. Gerade noch 40 Millionen Mark sind bis dahin in die Kasse geflossen. Für rund 100 Millionen Mark an Liquiditätskrediten mußte die Treuhand deshalb schon geradestehen, um wenigstens die laufenden Zahlungen, vor allem der Löhne, zu ermöglichen. Zusätzlich 200 Millionen Mark hat sie bereits an Altschulden übernommen - da wird verständlich, warum die Breuel-Behörde in Staßfurt endlich das Licht ausknipsen will.
Dabei stößt die Treuhand aber auf massiven Widerstand, wie bei vielen ihrer noch mehr als 300 Betriebe mit jeweils gut 500 Beschäftigten, die zum einstigen industriellen Kern der Ex-DDR zählten. Am Überleben von RFT hängt das industrielle Schicksal der ganzen strukturschwachen Region. Schon jetzt liegt die offizielle Erwerbslosenquote nahe 20 Prozent. Tatsächlich hängt über Arbeitsbeschaffung, Kurzarbeit oder Weiterbildung jeder zweite am Tropf des Staates.
In solch dramatischer Lage geht nicht nur die Belegschaft auf die Barrikaden, auch die Landesregierung muß Stellung beziehen, will sie ihren Rückhalt bei den Menschen in der Region behalten. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Werner Münch hat das unlängst in bemerkenswerter Weise getan. In einem Brief an die Präsidentin der Treuhandanstalt, Birgit Breuel, gibt er quasi eine Bestandsgarantie für RFT ab, kritisiert die erfolglosen Verkaufsbemühungen der Anstalt und fordert eine aktive Sanierung "entsprechend der strukturpolitischen Verantwortlichkeit der Treuhandanstalt".
Nicht genug damit: Der CDU-Mann bestätigt in diesem Schreiben auch die Kritik, die Bonner Opposition, Gewerkschaften, Ost-Betriebsräte und viele Wissenschaftler seit langem an der Privatisierungspolitik der Treuhänder üben - daß die Betriebe nämlich "ausbluten", also ihre Wettbewerbsfähigkeit etwa durch die Abwanderung von Fachkräften völlig verlieren, wenn ihre Zukunft zu lange unsicher ist. Münch wörtlich: "Nicht weiter tragbar erscheint mir die bisherige Verfahrensweise, nach der der RFT AG die Galgenfrist jeweils um drei Monate prolongiert wurde." Die Beschäftigten würden dadurch entmutigt, die Verkaufschancen geschmälert, die Geschäftstätigkeit beeinträchtigt und "zusätzliche Markthemmnisse" geschaffen.
Es ist anzunehmen, daß dieser Brief nicht nur in Berlin, sondern auch in Bonn, wo man sich gegen eine staatliche Sanierung von Ostbetrieben sträubt, für einige Unruhe gesorgt hat. Die drohende Liquidation jedenfalls wurde aufgeschoben, nun soll eine außerordentliche Hauptversammlung Ende August beschließen, wie es weitergehen soll. Um einen weiteren Aufmarsch der Belegschaft zu vermeiden, trifft sich das erlesene Gremium wie schon die letzten Male weit weg von Staßfurt, diesmal in Darmstadt. Will man das Aus bei RFT vermeiden, bleiben nicht viele Möglichkeiten. Entweder Land und Treuhand entscheiden sich gemeinsam für eine Sanierung und verpassen RFT eine neue Finanzspritze, was nach Münchs Brief so unwahrscheinlich nicht ist - oder es findet sich doch noch ein Käufer, dem Treuhand und Land so günstige Bedingungen bieten, daß er einfach zugreifen muß.
Bisher allerdings tut sich die Treuhand damit äußerst schwer. Die RFT-Kooperation mit dem finnischen Nokia-Konzern mündete nicht wie erhofft in eine Übernahme, und die zähen Verhandlungen mit dem türkischen Koc-Konsortium betrachten Insider als gescheitert. Der Grund ist klar: Weltweit steckt der Markt für Unterhaltungselektronik tief in der Krise, sind hohe Überkapazitäten vorhanden. Da mag sich niemand einen Klotz wie RFT ans Bein hängen. Trotzdem weiß RFT-Chef Hengstmann von sechs Bewerbern. Hoffnungsträger Nummer eins: der koreanische Riese Samsung. THOMAS WÜPPER
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Vitrollesring wird nächsten Montag, 10. August, zwischen Zillering und B 486 von 8 bis 12 Uhr für den Verkehr gesperrt. Grund sind Baumfällarbeiten im angrenzenden Wald, erklärte Bürgermeister Bernhard Brehl. lis
Die Triathlon-Abteilung der Sportvereinigung Seligenstadt veranstaltet am Sonntag, dem 9. August, ab neun Uhr, ihren ersten Seligenstädter Triathlon, der mit dem Schwimmen über 1000 Meter im Mainflinger Badesee beginnt. Die Startunterlagen werden ab 6.30 Uhr im Clubhaus der Sportvereinigung ausgegeben. Um acht Uhr ist gemeinsame Abfahrt mit dem Rad zum Badesee Mainflingen. Rücktransport der Ausrüstung und der nicht benötigten Sportkleidung erfolgt durch den Veranstalter.
Pflichtbesprechung für alle Teilnehmer ist um 8.30 Uhr am Badesee. Die Teilnehmerzahl ist auf 150 begrenzt. Es entschied die Reihenfolge der Anmeldungen.
Die ersten drei einer Klasse erhalten Preise. Siegerehrung: 14.30 Uhr Clubhaus.
Schwimmen: Im Badesee Mainflingen müssen die ausgesetzten Bojen umschwomen werden.
Radfahren: Hier gilt die Straßenverkehrsordnung. Es besteht Helmpflicht, Windschattenfahren führt zur Disqualifikation. Start: Badesee Mainflingen, Ziel: Clubhaus der Spvgg. Die Radstrecke ist dreimal zu befahren (34 km insgesamt).
Laufen (8 Kilometer): Start am Clubhaus der Spvgg., Ziel: ebenso. Die Strecke muß zweimal gelaufen werden. bst
Der Auslieferungsfahrer für Bürobedarf weiß, wie er seine Arbeit auch in der überparkten Innenstadt schafft. Er blokkierte in der Friedensstraße kurzerhand die rechte Spur und begann mit der Auslieferung. Der Streifen für die Andienung war belegt, der Fahrer war unter Zeitdruck.
Das Beispiel macht deutlich, wie dreist sich der Wirtschaftsverkehr gerade auf der Achse vom Theaterplatz zum Roßmarkt über Verkehrsregeln hinwegsetzt und durch das Parken in zweiter Reihe für erhebliche Behinderungen sorgt.
Vor allem in der Kaiserstraße, hinter dem Frankfurter Hof, scheren sich Zulieferer nur selten um die Folgen und parken auf der Fahrspur. Der Verkehr zwängt sich dann mühsam durch das Nadelöhr. Häufig bildet sich dann ein Stau vom Salzhaus bis in die Neue Mainzer Straße. Ortskundige weichen dann aus und fahren über die Junghofstraße und den Goetheplatz zur Hauptwache.
Um die Behinderungen kümmert sich die Verkehrsüberwachung nur selten. Sie setzt ihren Schwerpunkt eindeutig auf Überwachung des neuen Radweges zum Eschenheimer Tor. Parkende Autos werden abgeschleppt, seit die blauen Schilder mit dem weißen Radlersymbol stehen.
An der Situation in der Kaiserstraße ist die städtische Verwaltung freilich nicht ganz schuldlos. Obwohl auf beiden Seiten Geschäft an Geschäft grenzt, werden die Anlieferer weitgehend ausgesperrt. Die einzige Andienungszone liegt auf der Nordseite in der Nähe des Goetheplatzes. Nicht mehr als fünf Fahrzeuge haben hier Platz.
Das Defizit an Haltefläche für den Wirtschaftsverkehr ist auch der städtischen Arbeitsgruppe aufgefallen, die sich im Frühjahr intensiv mit dem Parken in der City beschäftigte. Dabei monierten die Fachleute das Ungleichgewicht zwischen 30 Parkständen mit Uhren in der Kaiserstraße und der kleinen Zone, auf der be- und entladen werden darf.
Damals beschlossen die Inspekteure die Demontage von sechs Parkuhren auf der Südseite nahe Kaiserplatz. Dort sollen Andiener ihre Waren abladen, ohne in der zweiten Reihe zu parken.
In der Friedensstraße erwarten die Fachleute eine Entspannung der Verkehrslage, wenn die beiden Baustellen aufgehoben werden, die etwa die Hälfte des Andienungsstreifens blockieren.
Die Ladezone in der Kaiserstraße wird nach Einschätzung der Bauverwaltung bis zum November eingerichtet und ausgeschildert sein. habe
OFFENBACH. Weil sie mit der inhaltslosen Kommunalpolitik, vor allem aber mit den Sparbeschlüssen der Großen Koalition im Rathaus unzufrieden sind, trafen sich am Mittwoch abend im "Humboldt-Eck" über 50 Repräsentanten der linken Szene und diskutierten über drei Stunden lang, ob und wie sich Rathaus-Politik ins ideolgisch richtige Lot bringen läßt. An diesem kurzweiligen Abend wurde jedoch nur ein konkreten Beschluß gefaßt: Man will in 14 Tagen oder drei Wochen weiterdiskutieren.
Grundsatzfragen an diesem Abend: Wie bringen wir am besten unsere frohe Botschaft an den verschlafenen Bürger, wie bekämpfen wir die Parteien- und Politikverdrossenheit und die Rechtsradikalen? Machen wir lieber eine außerparlamentarische Opposition, oder kandidieren wir mit einer "offenen und alternativen Liste" für das Stadtparlament? Machen wir mit den Grünen gemeinsame Sache?
Doch die winkten ab und luden zum Parteieintritt ein. Sie wollen keine Liste mit PDS, DKP, Splittergruppen, Spontis und Bürgerinitiativen.
Viel Skepsis gegenüber dem parlamentarischen System war zu vernehmen: Nicht stundenlang im Rathaus herumlabern, sondern lieber gleich mit dem Schlafsack dort einziehen und gegen die schlimme Wohnungsnot demonstrieren, lautete ein Vorschlag. Für den Wahlkampf würde man sich schon engagieren, meinten Jüngere. Doch das müsse Spaß machen und er müsse vor allem gegen "Rechtsaußen" geführt werden.
Man könne das Parlament ja als zusätzliche Tribüne für die eigenen Botschaften nutzen, schlug einer als Mittel gegen die bürgerlichen Bequemlichkeiten vor. Man müsse fast jedes Mittel nutzen, um die Finger auf die Wunden des Systems und der Stadtregierung legen zu können.
Einer warnte: "Das Offenbacher Stadtparlament ist keine Parodie. Das ist ernst. Das ist die Herr- schaft, die die Leute aus der Stadt vertreibt."
Alwin Borst, ein alter DKP-Kämpe, die es immer noch gibt, plädierte besonnen für mehr Ernsthaftigkeit und für den langen mühevollen Marsch durch den Parlamentarismus, für eine Listenverbindung mit den Grünen.
Alle waren sich einig: Gemeinsam schaffe man leicht den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Es exsistiere ein breites Spektrum, das sich nicht mehr durch die etablierten Parteien vertreten fühle. Die paar Linken, die es in der SPD noch gebe, seien auch schon ganz saft- und kraftlos. Einer versprach, jede Menge Wähler zu mobilisieren: "Ich kenne Leute, die sind auch Träger des linken Bewußtseins."
Mögliche Botschaft des neuen Bündnisses: "Die Leute sollen selber handeln und ihre Interessen nicht an irgendwelche Parteien abgeben." Der Wahlkampf müsse vor allem um die Nichtwähler geführt werden, mahnte einer, denn jede nicht abgegebene Stimme nütze nur Hermann Schoppe und den Republikanern. lz
Luftbelastungswerte vom 6. August in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
WI-Mitte WI-Süd
SO2 0,02 (0,02) 0,07 (0,02)
NO2 0,10 (0,07) 0,07 (0,03)
Staub 0,04 (0,02) 0,01 (0,01)
O3 0,12 (0,07) 0,13 (0,10)
(in Klammern Wert vom Vortag)
Hier veröffentlichen wir, wie stark Wiesbadens Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt im gesamten Stadtgebiet gemessen.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei- Stunden-Mittelwert angegeben. SO2 und NO2 sind wesentlich am sauren Regen beteiligt. Staub ist unter anderem wegen allergischer Reaktionen riskant.
O3 steht für Ozon; es wird zwischen 10 und 12 Uhr gemessen. Der Grenzwert für Staub beträgt nach einer Richtlinie des Verbandes Deutscher Ingenieure (VDI) 0, 45 Milligramm.
(Alle Angaben ohne Gewähr)
BERLIN, 6. August. Im Kampf um den ostdeutschen Zeitungsmarkt hat der Axel-Springer-Verlag am Donnerstag gegen das Verlagshaus Gruner und Jahr (G+J) einen möglicherweise folgenreichen Sieg errungen. Die "stummen Verkäufer", wie die an Laternenmasten oder ähnlichem befestigten Zeitungstaschen zur Selbstbedienung genannt werden, müssen aus dem Straßenbild in den neuen Ländern verschwinden, urteilte am Donnerstag das Berliner Landgericht. Mit Hilfe solcher Plastiktaschen vertreibt Gruner und Jahr eine ostdeutsche Sonntagszeitung, die sich in der Hauptstadt Berliner Kurier am Sonntag nennt, in anderen Landesteilen aber unter dem Titel Morgenpost am Sonntag für 60 Pfennig das Stück angeboten wird.
Die 16. Zivilkammer des Landgerichts sieht eine Wettbewerbsverletzung, da die Entnahme aus den frei zugänglichen "stummen Verkäufern" nicht zu kontrollieren sei. Sie folgte damit der Behauptung des Springer-Verlages, wonach der Schwund bei der Verbreitung der Sonntagszeitung schon an Verschenken der Ware grenze. Springer, der in Ostdeutschland das Massenblatt Bild am Sonntag (BamS) zum Preis von 1,80 Mark über ein kostspieliges Vertriebsnetz unter die Leser bringt, hatte argumentiert, daß sich über "stumme Verkäufer" die Angaben über die verkaufte Auflage fälschlicherweise in die Höhe treiben ließen.
Das Gericht schloß sich dieser Sichtweise weitgehend an. Es untersagte somit Gruner und Jahr (außer für Halle, wo eine einstweilige Verfügung läuft), die Zeitungstaschen weiterhin flächendekkend zu benutzen. Bei Zuwiderhandlung muß G+J mit einem Ordnungsgeld von einer halben Million Mark rechnen. Weiterhin ist die Firma jetzt gezwungen, ihre Verkaufsbilanzen offenzulegen. Die Kammer verurteilte sie dazu, Auskunft über die gedruckte, die abgesetzte und die tatsächlich verkaufte Auflage zu geben.
Ebenfalls soll Gruner und Jahr einen noch festzusetzenden Schaden, soweit er durch die "stummen Verkäufer" bei Springer entstanden ist oder noch entsteht, ersetzen. Auch die Kosten des Verfahrens muß G+J tragen. Springer dagegen ist verpflichtet, eine "Sicherheitsleistung" in Höhe von 3,2 Millionen Mark zu hinterlegen, damit das Urteil vorläufig vollstreckbar ist (Az: 796/92).
In der mündlichen Urteilsbegründung führte der Vorsitzende Richter Christian Horn aus, es sei zwischen beiden Parteien unstreitig, daß "etwa die Hälfte der Sonntagszeitungs-Exemplare nicht bezahlt worden sind". Nun sei es zwar zulässig, wie auch der Bundesgerichtshof entschieden habe, daß ein Anzeigenblatt kostenlos unter die Leser gestreut werden dürfe. Jedoch lasse sich die G+J- Sonntagszeitung nicht mit einer Bäckerblume vergleichen. Sie müsse vielmehr branchenüblich organisiert sein. Da die BamS im Osten Deutschlands über Händler vertrieben werde, müsse das ebenfalls für die Sonntagszeitung der Konkurrenz machbar sein. Gruner und Jahr jedoch hätten sich nicht nur in kleinen Dörfern, sondern auch in größeren Städten wie Chemnitz oder Dresden ausschließlich "stummer Verkäufer" bedient, die im Unterschied zu westdeutschen Zeitungskästen völlig ungesichert seien.
Die Auflage des Sonntagsblattes von Gruner und Jahr hatte bislang Verlagsangaben zufolge eine Auflage von 450 000 und wurde mit dem Spruch "sonntags die Nummer eins im Osten" angepriesen. Im Medien-Informationsdienst Kress-Report war im Juni die Darstellung der Berliner Verlagsgesellschaft von Gruner und Jahr zu lesen, wonach mit einem Absacken der Auflage auf 80 000 zu rechnen sei, falls sich Springer vor Gericht durchsetze. "Sie wollen uns da völlig den Hals abdrehen", kommentierte der Rechtsvertreter von G+J, Paul Hertin, das Urteil. Die Entscheidung beruhe "auf einer völligen Verkennung der Verhältnisse in einem Land, das bis vor zwei Jahren noch überhaupt keine freie Presse kannte".
Dessen ungeachtet will der Gruner-und-Jahr-Verlag alles daransetzen, wie er am Donnerstag betonte, neue Vertriebswege wie Straßenhändler, Kioske und Hauszustellung zu nutzen, um Springers "Monopolstellung" weiterhin zu brechen. Springer dagegen sieht in dem Richterspruch "ein positives Signal für den freien Wettbewerb".
Für den Westen liegt Tschernobyl so weit in der Vergangenheit und im Osten, daß sie die Bedrohung durch den längst nicht abgewrackten, mehr als 50 Reaktoren umfassenden postsozialistischen Atomschrott nicht mehr als real empfinden. In der Ukraine, wo das Super-GAU- Kraftwerk sechs Jahre nach der Katastrophe nun endlich vom Netz genommen wird, ist das anders. Aber auch in Rußland und in Bjelorußland, die seit damals schwer in Mitleidenschaft gezogen sind.
Die fast groteske Meldung von der neuerlichen Verstrahlung bjelorussischer Gebiete durch Waldbrände, die radioaktives Fallout aus den Moorgebieten neu aufwirbeln, erinnert nun noch einmal an die Langzeitfolgen der außer Kontrolle geratenen "friedlichen" Atomnutzung. Daß Landwirtschaft wegen der fortdauernden Strahlenbelastung auch weit außerhalb der gesperrten 30-Kilometer-Zone um Tschernobyl nicht mehr möglich ist, kann ja nicht einfach als Preis des Fortschritts abgebucht werden. Und noch viel weniger gilt das für körperlichen und seelischen Schäden der Menschen, die aus ökonomischen Gründen verurteilt sind, weiter im Tschernobyl-Strahlenkreis zu leben.
Auch wenn es nicht gerne gehört wird, weil es Geld kostet: Vornehmste Pflicht des Westens beim Aufbau Ost ist es, ein Tschernobyl 2 um jeden Preis zu verhindern. jw
LONDON, 6. August (dpa). Der Schnelle Brutreaktor im schottischen Dounreay wird endgültig im März 1994 stillgelegt. Die britische Regierung lehnte einen Vorschlag der Atomwirtschaft zum weiteren Betrieb des Prototyps bis 1997 ab, weil zumindest für die nächsten 30 Jahre keine Chance bestehe, einen Atommeiler dieses Typs wirtschaftlich zu betreiben.
Der freie Platz zwischen Dillenburger Straße und der unteren Heddernheimer Landstraße eignet sich nicht für einen Wochenmarkt in Heddernheim, antwortete der Magistrat auf eine Anregung des dortigen Ortsbeirates.
Laut hessischer Lebensmittelhygiene-Verordnung dürfen Märkte nur auf asphaltierten, betonierten oder auf gepflasterten Plätzen, die dicht gefugt sein müssen, stattfinden. In Heddernheim seien andere, für einen Wochenmarkt geeignete Flächen nicht vorhanden. wob
Kleine FR
SPD radelt nach Rumpenheim OFFENBACH. Zur einer Ortsbegehung lädt der SPD-Ortsverein Innenstadt für den morgigen Sonntag ein. Start ist um 11 Uhr mit Fahrrädern an der Schillerschule (Goethestraße). Bebauungspläne im Ausschuß HEUSENSTAMM. Am Montag, 10. August, trifft sich der Bau- und Verkehrsausschuß um 19 Uhr im Rathaus. Auf der Tagesordnung: die Dorfentwicklungsplanung für Rembrücken, die am 11. August in einer Bürgerversammlung ("Alte Schule", um 19 Uhr) vorgestellt wird, die Bebauung Frankfurter Straße und die Legalisierung von Gartenhütten.
Augen und Ohren sollen ihnen übergehen, den Besucherscharen, die am morgigen Samstag zu dem "Fest der 1000 Wunder" auf dem Messegelände erwartet werden. Mit ihrem Eintritts-Obolus werden die Gäste dazubeitragen, die erste Million für den zweiten Bauabschnitt der Uni-Kinderklinik zusammenzutragen. Der Eintrittspreis von zehn Mark pro Nase ist deshalb unabhängig vom Alter.
Weil der Besuch des Festes insbesondere für Familien mit mehreren Kindern teuer kommt, hat die FR Eintrittskarten aufgekauft und gibt sie an Interessierte kostenlos weiter. Noch sind Karten zu haben. Wer in Begleitung von zwei Kindern kommt, eigenen, Paten- oder Nachbarschafts-Kindern, kann bei etwas Glück eine Freikarte pro Kleingruppe ergattern.
Anruf genügt. In der FR-Redaktion, Telefon 21 99 - 577, heute von 14.30 bis 17 Uhr. FR
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Hiroshima Gedenken an Atombomben-Abwurf Seite 2
Leitartikel Selbstmorde im Fernsehen Seite 3
Bayern Grüne zeigen Streibl an Seite 4
Feuilleton Konzerte in Salzburg Seite 8
Wirtschaft Firmen treten kürzer Seite 9
Medienrundschau Neue HR 1-Programmstruktur Seite 19
Dokumentation Gewalt am Kap Seite 20
Frankfurt Eine Million für kranke Kinder Seite 21
Kulturspiegel Knetgummi im Portikus Seite 25
Hessen Vier Morde vor Gericht Seite 26
Aus aller Welt "Eureca" gewinnt an Höhe Seite 30
Börse Seite 12
Freie Aussprache Seiten 12/28
Fernsehen und Funk Seite 18
Roman Seite 19
Filmspiegel Seite 27
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Verkehrsausschuß tagt BAD HOMBURG. Am Dienstag, 11. August, trifft sich der Verkehrsausschuß der Stadtverordneten um 17.30 im Stadthaus. Sitzung des Umweltausschusses BAD HOMBURG. Zu seiner 47. Sitzung tritt der Umweltausschuß am Mittwoch, 12. August, um 17.30 Uhr im Stadthaus zusammen. Ortsbeirat Ober-Erlenbach BAD HOMBURG. Am Dienstag, 11. August, tagt der Ortsbeirat Ober-Erlenbach um 20 Uhr in der Alten Schule. Diabetiker helfen Diabetikern BAD HOMBURG. Zum ersten Erfahrungsaustausch nach dem Urlaub lädt die Selbsthilfegruppe für Diabetiker am Montag, 10. August, um 19.30 Uhr ins Café Hett in der Raabstraße in Kirdorf ein.
Ortsbeirat Ober-Eschbach trifft sich BAD HOMBURG. Mit den Themen Trinkwassersparen und Verkehrsberuhigung in der Adelhardtstraße beschäftigt sich der Ortsbeirat Ober- Eschbach in seiner nächsten Sitzung. Treffpunkt am Mittwoch, 12. August, 18 Uhr, ist der Massenheimer Weg, weil zuerst die Trasse der Ostumgehung besichtigt wird. Noch Plätze frei BAD HOMBURG. Freie Plätze gibt es noch in der Stillgruppe der Elternschule Taunus. Ab Dienstag, 11. August, trifft sich die Gruppe um 10 Uhr im katholischen Gemeindehaus St. Marien in der Dorotheenstraße. Sie wendet sich an werdende und stillende Mütter. Interessierte Frauen können sich unter der Telefonnummer 0 61 72/69 09 45 anmelden.
Eintracht Liederkranz feiert BAD HOMBURG. Zum "Rathausfest" lädt der "Gesangverein Eintracht Liederkanz" für Samstag und Sonntag, 8. und 9. August, anläßlich seines 150jährigen Jubiläums ein. Unterhalten werden die Besucher von einer Oldtime-Jazz-Band. Außerdem spielt ein Drehorgelmann bekannte Melodien zugunsten der SOS-Kinderdörfer. Und auch die Eschbacher Singmäuse treten auf. Die Kinder erwarten verschiedene Spiele, unter anderem eine Hüpfburg. Wer will sich bewegen? BAD HOMBURG. Übungen "vom Scheitel bis zur Sohle" bei Musik verspricht ein "Gymnastikkurs für Damen", den die Elternschule Taunus jeden Dienstag von 9.30 bis 10.30 Uhr anbietet. Treffpunkt ist das Gemeindehaus von St. Marien, Dorotheenstraße 19.
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19
Olympiaprogramm
Samstag, 8. August BASKETBALL, Finale Männer USA - Kroatien (22.00 Uhr).
BOXEN, Entscheidungen mit Finalkämpfen (ab 10.00 Uhr).
FUSSBALL, Finale Spanien - Polen (20.00 Uhr).
HANDBALL, Finale Frauen Norwegen gegen Südkorea (12.00 Uhr), Finale Männer GUS - Schweden (17.00 Uhr).
HOCKEY, Männer-Finale Deutschland - Australien (19.30 Uhr).
KANU, Entscheidungen 1000 Meter Einer-Kajak (9.00 Uhr), Einer-Canadier Männer (9.30 Uhr), 500 Meter Vierer-Kajak Frauen (10.00 Uhr), 1000 Meter Zweier-Kajak Männer (10.30 Uhr), 1000 Meter Zweier-Canadier Männer (11.00 Uhr), 1000 Meter Vierer-Kajak Männer (11.30 Uhr).
LEICHTATHLETIK, Entscheidungen, Hochsprung Frauen (18.30 Uhr), Speerwerfen Männer (18.55 Uhr), 4x100-m-Staffel Frauen (19.00 Uhr), 4x100-m-Staffel Männer (19.20 Uhr), 1500 Meter Frauen (19.50 Uhr), 1500 Meter Männer (20.15 Uhr), 5000 Meter Männer (20.40 Uhr), 4x400-m-Staffel Frauen (21.15 Uhr), 4x400-m-Staffel Männer (21.40 Uhr).
RHYTHMISCHE SPORTGYMNASTIK, Entscheidung Finale (16.00 Uhr).
TENNIS, Finale Frauen-Doppel: Martinez/Sanchez-Vicario (Spanien) - G. Fernandez/M. J. Fernandez (USA) (11.00 Uhr), Männer-Einzel Rosset (Schweiz) - Arrese (Spanien) (14.00 Uhr).
Die ARD überträgt die Olympischen Sommerspiele live von 9.00 bis 22.30 Uhr - Rund um die Uhr berichtet auch Eurosport von den Sommerspielen.Sonntag, 9. August BOXEN, Entscheidungen Finalkämpfe (ab 10.00 Uhr).
LEICHTATHLETIK, Entscheidung Marathon Männer (ab 18.30 Uhr).
REITEN, Entscheidung Springreiten-Einzel (13.30 Uhr).
VOLLEYBALL Finale der Männer (13.00 Uhr).
WASSERBALL Finale der Männer (13.00 Uhr).
ABSCHLUSSFEIER (ab 22.00 Uhr).
FERNSEHEN: Das ZDF überträgt die Olympischen Sommerspiele am Schlußtag von 8.00 bis 16.25 Uhr und die Abschlußfeier. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT vom Schlußtag der Spiele.
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20
Gabriele Dehmer, ehemalige SPD- Stadtverordnete und bis vor wenigen Tagen persönliche Referentin von Bau- Stadtrat Hanskarl Protzmann (SPD), ist nur "vorübergehend" zur Leiterin des Straßenbauamts ernannt worden. Die von ihr kommissarisch verwaltete Chefstelle wird "in einigen Monaten" öffentlich ausgeschrieben; da muß sich Dehmer dann offiziell um den Posten bewerben und sich der Konkurrenz anderer Interessenten stellen. Das teilte Personaldezerent Achim Vandreike (SPD) am jetzt in einer Sitzung des Personal- und Organisationsausschusses der Stadtverordnetenversammlung mit.
Das Verfahren war bislang anders gelaufen. Protzmann hatte die Amtsleiterstelle ohne die "sonst prinzipiell übliche" (Vandreike) Ausschreibung mit seiner Mitarbeiterin Dehmer besetzt - was beträchtlichen öffentlichen Wirbel machte. Die CDU wertete den Vorgang als Beispiel für "rot-grünen Filz".
Warum der Posten jetzt nun doch ausgeschrieben wird, ließ Vandreike offen. Er sagte jedoch, warum das Verfahren nicht gleich gestartet wird: Man wolle das Ergebnis einer seit zwei Monaten laufenden Organisationsprüfung im Straßenbauamt abwarten. Wenn klar sei, was die kommunale Behörde für einen neuen Zuschnitt bekomme "an Inhalten, Strukturen und Aufgabenstellungen", könne man auch gezielt auf ein Anforderungsprofil hin ausschreiben. Vandreike: "Frau Dehmer hat aufgrund ihrer Qualifikation echte Chancen, in diesem Besetzungsverfahren auch standzuhalten."
Der Personal-Stadtrat sprach von "schwieriger personeller Situation" im Straßenbauamt. Nur 88 Prozent der 300 Stellen seien besetzt, das Angebot auf dem Arbeitsmarkt "nicht berauschend". Bei Ausschreibungen im Rhein-Main-Gebiet gebe es "mangelnde Resonanz" und "keine breite Palette von Bewerbern".
Von daher verstehe er, Vandreike, "die Filzdebatte nicht: Wir suchen händeringend jemanden für diese schwierige Leitungsarbeit in einem Amt, das wie kaum ein anderes im Auge der Öffentlichkeit ist". peh
Bei anhaltend schönem Wetter sind die Ozonkonzentration der Luft am Donnerstag weiter gestiegen. Auch für Frankfurt registrierte die Hessische Landesanstalt für Umwelt Werte, die zum Teil weit über der als Richtwert angenommenen Konzentration von 180 Milligramm pro Kubikmeter Luft lagen. Danach betrug um 15 Uhr die Ozon-Konzentration in Bokkenheim 209 Mikrogramm, in Höchst 217, in Niederrad lag der Wert bei 198 und im Frankfurter Osten bei 214 Mikrogramm. Den höchsten Wert registrierte das Amt in Sindlingen: Dort betrug die Konzentration des Gases 227 Milligramm pro Kubikmeter. Für den heutigen Freitag rechnen die Experten mit einem weiteren Anstieg der Ozonwerte.
Das hessische Umweltministerium rät unterdessen, auf ungewohnte und anstrengende körperliche Tätigkeiten im Freien zu verzichten. Ozon, das sich unter dem Einfluß der Sonneneinstrahlung aus den Verbrennungsrückständen von Industrie und Autos bildet, kann Augenreizungen, Kopfschmerzen und Atembeschwerden hervorrufen.
Über aktuelle Ozon-Werte informiert der Ansagedienst der Hessischen Landesanstalt für Umwelt unter der Telefonnummer 06 11-58 12 42. Informationen über das problematische Gas Ozon gibt zudem eine Broschüre des hessischen Umweltministeriums: Postfach 3109, 6200 Wiesbaden. sar (Wetterkasten auf Seite 24)
FRIEDRICHSDORF. Im Eltern-Kind- Spielkreis für Kinder ab zwei Jahren sind noch Plätze frei. Die Gruppe trifft sich jeden Dienstag nachmittag um 15.30 Uhr in der Alten Schule im Stadtteil Seulberg.
Unter der Leitung von Ilona Stark können Eltern und ihre Kinder verschiedene Spiele, Beschäftigungsmöglichkeiten und Bewegungsübungen kennenlernen. Diese werden je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes ausgewählt. Parallel zu dieser Spielstunde finden auch Elternabende statt, in denen die Spielanregungen durch Informationen ergänzt und vertieft werden.
Wer mitmachen will, kann sich bei Ilona Stark, Tel. 06172 / 78338 anmelden. ca
sp HANNOVER, 6. August. Nach dem Spiegel-Bericht über eine angebliche geheimdienstliche Ausspähung des sachsen-anhaltinischen Umweltministers Wolfgang Rauls (FDP) hat am Donnerstag Niedersachsens FDP Verdacht auf das Verfassungsschutzamt von Niedersachsen gelenkt. Der Spiegel hatte den Magdeburger Ministerpräsidenten Werner Münch, früher Vorstandsmitglied der niedersächsischen CDU, verdächtigt, er habe Rauls ausspähen lassen.
Der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Martin Hildebrandt, wies darauf hin, daß Sachsen-Anhalt erst seit einigen Tagen ein eigenes Verfassungsschutzamt habe. Staatssekretär im dortigen Innenministerium sei der frühere niedersächsische Geheimdienstchef Hans-Peter Mahn (CDU). Anfang 1991 habe Niedersachsens Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) feststellen müssen, daß ohne sein Wissen niedersächsische Verfassungsschützer im östlichen Nachbarland Befragungen, Ermittlungen und in einem Fall eine Observation durchgeführt hätten. In dieser "Affäre" gebe es Widersprüche, die aufgeklärt werden müßten, notfalls durch Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, sagte Hildebrandt.
NEU-ANSPACH. "Frauen in ihren Elementen" heißt das Wochenendseminar im "Frauentreff" am 15./16. August. Mit Tanz und Gestaltung mit Farben und Formen soll das innere Gleichgewicht wieder hergestellt und die Selbstwahrnehmung erweitert werden. Interessierte Frauen können sich unter Tel. 0 60 81 / 4 20 13 oder 4 37 22 vorab anmelden. cn
Bei einem Überfall auf die Filiale der Volksbank im Oberen Kalbacher Weg in Bonames hat ein maskierter Mann rund 32 000 Mark erbeutet.
Der etwa 1,80 Meter große Räuber betrat die Zweigstelle gegen 12.15 Uhr und bedrohte eine Kundin sowie sieben Angestellte mit einem Revolver, berichtet die Polizei. Der Kassierer übergab das Geld in einer vom Täter mitgebrachten Plastiktüte.
Der etwa 20 Jahre alte Mann hatte nach Angaben der Zeugen sein blondes Haar auf dem Rücken zusammengebunden. Er trug eine grüne Latzhose und ein dunkles Shirt. Über das Gesicht hatte er zur Tarnung eine schwarze Wollmütze gezogen. habe
Aus dem Geschäftsleben
Minister bedient Kunden Wer sich am heutigen Freitag mit Obst für den sonntäglichen Zwetschenkuchen eindecken will, kann sich von einem leibhaftigen Minister bedienen lassen. Der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Gerhard Weiser, steht ab 10 Uhr heute im "Schade-Center" am Ziegelhüttenplatz in Sachsenhausen, um den Absatz der "Bühler Zwetschgen" und ihrer Artgenossen aus Südbaden zu fördern. FR
FRIEDRICHSDORF. Die Elternschule Taunus bietet einen Kurs zur Geburtsvorbereitung an, der am Montag, 31. August, beginnt. Jeweils montags um 19.30 Uhr können sich werdende Mütter und Väter auf die Geburt und die erste Zeit mit dem Kind vorbereiten. Zum Programm des Kurses, der von Helene Alsheimer-Aach geleitet wird, gehören Entspannungsübungen, Körperwahrnehmung, Atemhilfen bei der Geburt, der Umgang mit Schmerz und Informationen zu Veränderungen während der Schwangerschaft. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 0 61 72 / 69 09 45 möglich.
ca
OFFENBACH. Zum Sommerfest im Grünen lädt für Sonntag, 9. August, der SPD-Ortsverein Tempelsee-Lauterborn ein. Nach 10.30 Uhr bieten die Sozialdemokraten im Hainbachtal auf dem Gelände der Arbeiterwohlfahrt Unterhaltsames mit viel Musik. Wenn es regnet, wird im Zelt gefeiert. hf
WIESBADEN. Bei einem Raubüberfall auf eine Tankstelle in Naurod erbeutete ein Pärchen gestern mittag 4000 Mark. Aber die Freude der beiden 18jährigen über ihre Beute währte nicht lange: Die Polizei konnte sie nach einer Großfahndung festnehmen.
Das Duo, ein Mann und eine Frau aus Herzogenrath bei Aachen, war gegen 13 Uhr mit seinem Wagen an der Tankstelle In der Kirchhohl vorgefahren. Der Mann forderte dann im Verkaufsraum mit einer Schreckschußpistole Geld. Der Tankwart gab ihm 4000 Mark, daraufhin flüchtete der Räuber mit seiner Komplizin. Bei der sofort ausgelösten Großfahndung war auch ein Hubschrauber im Einsatz - aber es war eine Streife der Polizeistation Erbenheim, die das Fluchtauto im Bereich der Autobahnauffahrt Mainzer Straße entdeckte. Eine Motorradstreife verfolgte die Täter und stoppte sie auf der Autobahn A 66 zwischen Erbenheim und Nordenstadt. pms
Kleine Lokalrundschau
Theater für Kinder "Willi macht 'ne Biege" heißt das Theaterstück für Kinder ab vier Jahren, das am Montag, 10. August, 15 Uhr, in der Reduit in Mainz-Kastel aufgeführt wird. Bei Regen geht's ins Jugendzentrum. Chor- und Orgelmusik Chor- und Orgelmusik erklingt am Samstag, 29. August, um 20 Uhr in der evangelischen Kirche in Breckenheim. Geboten werden unter anderem Werke von Bach, Mendelssohn-Bartholdy, Pachelbel, Reger und Tschaikowsky. Es singen die Chöre der evangelischen Kirchengemeinden Breckenheim und Bierstadt, die Leitung hat Thomas Schwarz.
Bartok und Schubert Bartoks Violinkonzert Nr. 2 und Schuberts Große C-Dur-Symphonie stehen auf dem Programm des Symphoniekonzerts am Mittwoch, 12. August, 20 Uhr, im Kurhaus. Solist ist Mark Kaplan, Violine. Es spielt das Hessische Staatsorchester Wiesbaden unter der Leitung des neuen Generalmusikdirektors Oleg Caetani. Heute Flohmarkt Kinder und Erwachsene können heute, 8. August, zwischen 10 und 14 Uhr ihren Tinnef auf einem Flohmarkt im Innenhof der Reduit in Mainz-Kastel verscherbeln - eine der Aktionen in der Reihe "Sommer in der Reduit".
WIESBADEN. Der Europapokalsieger SV Werder Bremen wird morgen, 8. August, ein Freundschaftsspiel gegen den tschechischen Erstligisten Bohemians Prag austragen. Das Match wird um Punkt 15.30 Uhr im Stadion an der Berliner Straße angepfiffen.
Der Reinerlös soll den Flüchtlingen aus Bosnien und Herzegowina zugute kommen. Der Eintritt kostet zehn Mark, die Hälfte davon fließt in den Spendentopf. Karten gibt es im Vorverkauf bei den DBV-Versicherungen in der Frankfurter Straße 50. Das Versicherungsunternehmen ist Sponsor der Bremer Elf. maf
WIESBADEN. Große Erleichterung bei Wiesbadens Frauen: Der Sexualtäter, der seit Februar vor allem im Westend und im Rheingauviertel sein Unwesen trieb, ist gefaßt. "Wir sind sicher", sagte Polizeipräsident Wolfhard Hoffmann gestern vor Journalisten, "daß die Vergewaltigungsserie damit ihr Ende gefunden hat." Alles spreche dafür, daß der 22jährige Rumäne, der am Dienstag abend im Bismarckring festgenommen wurde, der Mann ist, der im vergangenen halben Jahr insgesamt mindestens zwölf Frauen überfallen, zum Teil vergewaltigt und beraubt hat. Der Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft, er hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bislang bestritten.
Dennoch bestehen für die Ermittlungsbeamten keine Zweifel, daß er der Gesuchte ist: Spuren, Finger- und Fußabdrücke an mindestens sechs Tatorten stimmen mit dem "genetischen Fingerabdruck" überein, den Gerichtsmediziner aus Blut, Hautgewebe, Haaren, Speichel und Sperma ermittelten. Außerdem wurde der Mann bisher zwei seiner Opfer gegenübergestellt: Beide erkannten in ihm zweifelsfrei ihren Peiniger wieder.
Während der Ermittlungen sind zwei weitere Überfälle auf Frauen ans Licht gekommen; auch sie werden ihm zur Last gelegt. Sechs Gewalttaten sind dem Mann schon jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit zuzurechnen, der übrigen Untaten wurde er noch nicht überführt. Ein Polizeisprecher: "Dazu war die Zeit zu kurz."
Zwölfmal hatte der Täter seit Februar zugeschlagen - fast immer nach dem gleichen Muster. Er hatte den Frauen an der Haustür oder im Flur aufgelauert, sie von hinten gewürgt und versucht, sie in die Wohnung zu drängen. Ob er seine Opfer gezielt ausspähte oder zufällig auf sie traf, ist noch nicht sicher. Die Frauen, die er zum Teil brutal mißhandelte, waren zwischen 23 und 77 Jahre alt.
Der letzte Überfall ereignete sich am Dienstag in den späten Abendstunden. Eine 41 Jahre alte Frau, die um 22.45 Uhr nach Hause in die Roonstraße zurückgekehrt war, bemerkte im Treppenhaus einen Mann, der ihr folgte. Unmittelbar darauf wurde sie auch schon von hinten angegriffen. Die Frau wehrte sich heftig, und ihr gelang die Flucht in ihre Wohnung, wo sie sofort die Polizei alarmierte. Die schnappte kurz darauf im Bismarckring den Verdächtigen - einen 22jährigen Flüchtling aus Rumänien.
Er kam vor zwei Jahren in die Bundesrepublik und beantragte Asyl. Seit Oktober 1990 lebt er in Wiesbaden bei einer Landsmännin und deren Kind, um sein Asylverfahren abzuwarten. In welchem Stadtteil er wohnt, mochte die Polizei gestern noch nicht sagen. Wegen kleiner Diebstähle in Offenbach, wo er ein paar Monate in einem Wohnheim für politische Flüchtlinge lebte, und in Wiesbaden ist er der Polizei bereits bekannt.
Seiner Festnahme ging eine beispiellose Fahndungsarbeit der Polizei voraus: Eine Sonderkommission wurde gebildet, nachts beobachteten Zivilbeamte die besonders gefährdeten Innenstadt-Straßen - unterstützt von ihren uniformierten Kollegen, die sich ebenfalls in höchster Alarmbereitschaft befanden. Ein Phantombild des Gesuchten, das dem Verdächtigen sehr ähnlich ist, hing überall in Stadtbussen und Geschäften. Insgesamt gingen 360 Hinweise bei der Polizei ein, 280 Männer wurden überprüft - der jetzt gefaßte Rumäne war nicht darunter.
Zum Fahndungserfolg führte aber auch eine hohe Motivation der Frauen, sich selbst vor Übergriffen zu schützen. Ohne die Gegenwehr der zuletzt Betroffenen und ohne ihren raschen Anruf bei der Polizei wäre der Mann, der wahrscheinlich der Täter ist, noch auf freiem Fuß. maf
Das Wetter
Wetterlage Der über Norddeutschland angelangte Tiefausläufer ist nur wenig wetterwirksam und verlagert sich langsam nordwärts. Er trennt schwüle Subtropikluft im Süden von nicht so warmer Luft im Norden. Vorhersage bis Samstag früh Sonnig, im Norden zeitweise wolkig, trocken. Höchsttemperaturen im Norden 24 bis 28, im Süden 30 bis 35 Grad. Tiefstwerte 15 bis 20 Grad. Meist schwachwindig. Wochenvorhersage Samstag bis Montag: Zunächst sonnig, im Laufe des Samstags im Westen, am Sonntag und Montag auch im Osten aufkommende Quellbewölkung und vor allem in der zweiten Tageshälfte einzelne, zum Teil kräftige Gewitter. Schwül. Tageshöchsttemperaturen im Norden um 30, im Süden um 35 Grad. Am Montag im Westen nicht mehr so heiß.
Dienstag: Teils aufgelockerte, teils starke Bewölkung mit Schauern oder Gewittern. Vor allem im Westen leichter Temperaturrückgang mit Höchstwerten um 28 Grad, sonst weiterhin über 30 Grad.
Mittwoch und Donnerstag: Am Mittwoch im Südosten noch schwül und gewittrig, sonst vielfach sonnig und heiß. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
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leicht bewölkt 30 Kairo
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wolkenlos 31 Las Palmas
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leicht bewölkt 33 Malaga
leicht bewölkt 33 Mallorca
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wolkenlos 25
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Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 6.03 Uhr Sonnenuntergang 20.58 Uhr Mondaufgang 17.05 Uhr Monduntergang 0.19 Uhr
WIESBADEN. Schmuck im Gesamtwert von etwa 250 000 Mark erbeuteten unbekannte Einbrecher am Mittwoch in einem Mehrfamilienhaus an der Riederbergstraße.
Nach Angaben der Polizei kam die 72jährige Wohnungsinhaberin um Mitternacht nach Hause. Die Frau war mehrere Stunden lang außer Haus gewesen - und diese Zeit hatte den Einbrechern genügt, um fette Beute zu machen.
Wie die Kripo vermutet, wurde gegen 21 Uhr in die Wohnung im zweiten Stock eingebrochen. Es steht bislang allerdings nicht fest, wie die Unbekannten in die Etage gelangten. Die Tür war nämlich nicht beschädigt.
Aller Wahrscheinlichkeit nach gelangten die Diebe erst über den Balkon und dann durch ein Fenster an ihr Ziel. Dort durchsuchten sie alles und nahmen den Schmuck mit. dis
LANGEN. Der Gesangverein Frohsinn 1862 und der Künstler Georg Johann Görg teilen sich den mit insgesamt 5000 Mark dotierten Kulturpreis der Stadt für 1992. Diese Entscheidung der Jury aus Vertretern der Verwaltung und der Stadtverordnetenfraktionen teilte der Magistrat mit.
Der Männerchor soll dafür ausgezeichnet werden, daß es ihm gelungen sei, "durch die Freude am gemeinsamen Singen, durch Probenfleiß, eine engagierte Vereinsarbeit und viele erfolgreiche Konzerte und Veranstaltungen immer wieder Menschen zu begeistern und zu eigener kreativer Betätigung zu motivieren". Anerkennung verdienten insbesondere die Anstrengungen, die jüngere und mittlere Generation für den Chorgesang zu gewinnen.
Die Juroren lobten weiterhin die Beteiligung der Sänger am kulturellen Geschehen der Stadt. Außerdem habe er auf Konzertreisen als "musikalischer Botschafter der Stadt Langen" sein Publikum beeindruckt.
Dem Künstler Georg Johann Görg bescheinigte die Jury, seine Zeichnungen und Gemälde überzeugten durch "bestechende Qualität, charakteristischen künstlerischen Ausdruck, sichere Beherrschung der Techniken und eine feinfühlige Auswahl der Motive". Letztere zeuge von seiner engen Verbundenheit zur Stadt Langen und zur Region. In Görgs Werken spiegele sich eine "liebevolle Sicht der Heimat".
Nach den Worten von Bürgermeister Dieter Pitthan sind Görgs Arbeiten weit verbreitet und "von hoher Popularität". Er habe seine Ansichten von Langen weit über die Stadt hinaus bekannt gemacht. Außerdem habe er seine Werke häufig für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt.
Ein Termin für die Verleihung des Kulturpreises steht bisher noch nicht fest.
dac
"Oberbürgermeister als Fotomodell"
51 000 Mark haben 5000 Broschüren und eine Plakataktion gekostet, in der die neuen Niederflurbusse der Stadtwerke vorgestellt wurden. Dies teilte der Frankfurter Magistrat gestern auf eine Anfrage der CDU-Fraktion mit. "Eine wertlose Broschüre, ein wertloses Plakat, Imagepflege des Oberbürgermeisters auf Kosten der Stadtwerke", hatten die Christdemokraten den Antrag überschrieben. Leider, so die Union, tauche Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht als Fahrgast, sondern immer häufiger als Fotomodell auf. Obwohl der PR-Rummel um die Bestellung, die behindertengerechte Konstruktion, die Anschaffung und die Auslieferung der neuen Omnibusse schon groß genug gewesen sei, hätten die Stadtwerke in diesem Frühjahr noch eine Hochglanzbroschüre mit dem Bild von Schoelers unters Volk bringen müssen. "Einziger Sinn war offensichtlich Parteiwerbung für den Oberbürgermeister." Mit der 25 158 Mark teuren Broschüre verfügten die Stadtwerke über "ein zur Vorstellung des neuen Niederflurbusses erforderliches Informationsmittel, das nicht breit gestreut, sondern für Interessierte vorgehalten wird", antwortete jetzt der Magistrat auf die CDU-Fragen nach dem Sinn der Werbeaktion. Zielgruppen seien technisch interessierte Bürger, Kollegen und Fachleute anderer Verkehrsbetriebe, "Nahverkehrsfreunde" und Besucher gewesen. Kritische Äußerungen zum Heft sind dem Magistrat bisher nicht bekanntgeworden. Die Broschüre, die in den Kundenzentren der Stadtwerke ausliegt, werde "gern genommen".
Die Plakataktion hatte 17 970 Mark für die Herstellung und 8064 für die Plakatierung an 800 Werbeflächen im Stadtgebiet und an den U-Bahnstationen gekostet.
Der Magistrat weist Vermutungen zurück, der Auftrag für die Werbeaktion sei direkt aus dem OB-Büro vergeben worden: "Die Erstellung der Broschüre und des Plakats erfolgte in eigener Entscheidung der Stadtwerke." Von wem die Anregung zu der Aktion kam, teilte der Magistrat nicht mit. cg
Auf der Karte der projektierten "Park-and-ride"-Anlagen im Frankfurter Umland (FR vom 6. August, Seite 20) ist ein Fehler gemacht worden: Bad Soden- Salmünster - der Kurort liegt im Main-Kinzig-Kreis, nordöstlich von Frankfurt in der Nähe von Schlüchtern - wurde mit Bad Soden im Taunus "verwechselt" und deshalb falsch auf der Grafik plaziert.
Um es klarzustellen: Die Stadt Frankfurt gibt - darüber wurde im Juni ein Vertrag geschlossen - einen Zuschuß von 162 306 Mark für eine "Park-and-ride"-Fläche mit 117 Plätzen am Bahnhof von Bad Soden-Salmünster (Main- Kinzig-Kreis). FR
Ist in Äthiopien eine friedliche Zukunft möglich? Das Land steht am Scheideweg. Ein FR-Interview mit Präsident Meles Zenawi. Seite 5.
WIESBADEN. 55 000 Mark Schaden, ein Leichtverletzter und Staus: das waren die Folgen eines Verkehrsunfalls, der sich am Donnerstag morgen im Amöneburger Kreisel ereignete.
Nach Angaben der Polizei fuhr ein 23 Jahre alter Mann mit seinem Silozug gegen 7.25 Uhr in den Kreisel ein. Aus ungeklärten Gründen kippte der Wagen um. Der Fahrer wurde leicht verletzt und mußte ambulant behandelt werden. Um das Hindernis zu beseitigen, wurde ein zweiter Silozug angefordert, auf den zunächst die Ladung des umgestürzten gehievt wurde. Ein Kran stellte dann das ramponierte Auto wieder auf die Räder.
Die Zufahrt zum Erbenheimer Weg war bis um 14.35 Uhr gesperrt. Die Fahrzeuge zur Mülldeponie mußten deswegen über die Boelkestraße und den Unteren Zwerchweg umgeleitet werden. Für die weiteren Ermittlungen wurde der Silozug sichergestellt und ein Sachverständiger eingeschaltet. dis
Seit Donnerstag morgen gibt der Frankfurter Polizei das Verschwinden einer 30 Jahre alten Türkin und ihres 16 Monate alten Kindes aus Obertshausen im Landkreis Offenbach Rätsel auf. Frau und Kind hatten den Vater gegen fünf Uhr im Streit verlassen. Mit dem Wagen der Familie war die Frau mit dem Kleinkind nach Frankfurt gefahren. Wie Polizeisprecher Winkler sagte, geriet die 30jährige aus unbekannter Ursache mit dem Fahrzeug auf den Tiefkai am Main in Höhe des Hauses der Jugend. Der Wagen kippte vornüber über die Kaimauer, blieb aber mit den Hinterreifen an Ufersteinen hängen. Frau und Kind kletterten aus dem Auto und verschwanden.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Ehemann der Frau bereits eine Vermißtenmeldung bei der Polizei erstattet. Frankfurter Beamte fanden den Wagen verlassen vor. Stunden später meldete sich die 30jährige bei Verwandten telefonisch. Stunden später erreichte die Verwandten ein Anruf aus einer Frankfurter Apotheke in der Friedberger Landstraße. Anschließend verschwand sie mit dem Kind.
Die 30jährige hat langes schwarzes Haar und ist mit einer schwarzen Radler- Hose und einem weißen T-Shirt bekleidet. Eine Beschreibung des Kindes liegt nicht vor. enk
Karlsruhe nennt Termin
WIESBADEN. Ein Lehrstück in Fremdsprachen: "Mir strunse nit, mir hun" heißt es beim "Rheingauer Gebabbel" am Sonntag, 9. August, 11 Uhr, auf dem Jagdschloß "Platte". Ulrike Neradt trägt heitere Geschichten und Gedichte aus dem Rheingau und dem alten Nassau vor. Musikalisch umrahmt wird das ganze von Theo Blum (Klavier). Das Jagdschloß ist per Stadtbus, Linie 50, zu erreichen. maf
SCHMITTEN. Die Serie der Waldbrände im Taunus reißt nicht ab: Gestern nachmittag glühte das Unterholz eines rund 200 Quadratmeter großen Fichtenwald bei Treisberg. Fünf Feuerwehren aus den Schmittener Ortsteilen hatten das Feuer schnell unter Kontrolle.
Die Polizei nimmt an, daß es auf Brandstiftung zurückzuführen ist. che
NIED. Die SPD kritisiert die Verschrottung von Waffen der ehemaligen DDR- Armee als "Spiegelfechterei". Wer "schrottreife Waffen" zerstöre, rüste nicht wirklich ab. Bonn erfülle nicht den "Geist" der Genfer Abrüstungskonferenz. Von den "benötigten Waffen der Bundeswehr" werde keine einzige zerstört, so der Nieder Ortsverein. Die Bundesregierung wolle lediglich von ihrem verteidigungspolitischen Versagen ablenken. dis
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WIESBADEN. "Clown meets Sax" - so lautet das Motto am heutigen Freitag, 7. August, auf dem Turnierplatz im Biebricher Schloßpark von 20.30 Uhr an. Dort ist eine ungewöhnliche Begegnung angesagt: Georgo Peugot und Mike Schweitzer präsentieren eine Music- Comedy-Show im Rahmenprogramm der Ausstellung "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne". maf
Wer seinen Abfall auf die Deponien des Umlandverbands Frankfurt (UVF) in Wicker und Brandholz, zu der Müllumladestation im Frankfurter Osthafen oder Müllverbrennung in der Nordweststadt fährt, wird nun schärfer kontrolliert. Das UVF-Personal an den Pforten sieht die Fuhren penibel auf Wertstoffe durch: Holz, Kunststoffe, Pappe, Papier, Karton, Styropor, Schrott, Metalle, Altreifen, Bauschutt oder Glas.
Wo der Anteil solcher Materialien mehr als zehn Prozent des Volumens (bei Gemischen: 20 Prozent) übersteigt, wird's teurer. Die Gebühr verdoppelt sich - Begründung: Die genannten Stoffe sollten ja eigentlich - so der UVF - wiederverwertet und nicht deponiert oder verbrannt werden. peh
DREIEICH. Mit Blick auf die nächste Kommunalwahl im März 1993 startet die CDU am Montag, 10. August, 20 Uhr, im Burghofsaal Dreieichenhain eine Reihe von Veranstaltungen. Sie steht unter der langen Überschrift: "Politik - Lüge, Ungewißheit, Selbstsucht: Vorurteil oder Wahrheit?".
Im Mittelpunkt der Diskussion soll das Erscheinungsbild der Union stehen. "Nachdem Politik im allgemeinen und die Politiker im besonderen in den letzten Jahren so sehr in Verruf geraten sind, wollen wir vor Ort einmal überprüfen, wo wir stehen", teilte Rüdiger Hermanns, Vorsitzender des Dreieicher Stadtverbands mit. dac
HÖCHST / UNTERLIEDERBACH. Die CDU-Ortsverbände aus Höchst und aus Unterliederbach feiern an diesem Samstag, 8. August, ein gemeinsames Grillfest. Es steigt auf dem Pfadfindergelände am Unterliederbacher Bahnhof.
In gemütlicher Runde bei Wurst, Bier und Limo wollen die Christdemokraten mit ihrer Nachwuchsorganisation, Freunden und Mitgliedern feiern. Die Fete beginnt um 15 Uhr. dis
Arbeiter und Transportfahrer auf der Großbaustelle des "Gutleut-Behördenzentrums" gegenüber schöpften wieder Hoffnung. Sie sahen, daß sich in der vor etlichen Monaten stillgelegten Eckgaststätte Hafenstraße / Schönstraße etwas tat, kamen rüber und fragten die dort geschäftig Werkelnden: "Wann macht denn die Kneipe wieder auf? Hoffentlich kommt da kein so abgehängter Wirt!"
Wird nichts draus. Eröffnet wurde mit Schampus und Ebbelwei jetzt im noch voll möblierten Schankraum die erste "Beratungsstelle für ältere Migranten" in Deutschland. Das Zentrum in der Hafenstraße 31, das Stadt und Rotkreuz-Kreisverband tragen, kostet 60 000 Mark pro Jahr. Das Amt für Multikulturelle Angelegenheiten (AMKA) zahlt 35 000 Mark dieser Summe. Davon werden die Volltagskraft Parwaneh Ghorishi (iranische Kurdin) und die Honorarmitarbeiter Nargess Eskandari (Iranerin) und Agavni Alcyüz (Türkin) bezahlt.
Sprechzeiten haben die drei vorerst nur an zwei Tagen: dienstags und donnerstags von 9 bis 11 Uhr. Telefonisch kann man sie unter der Nummer 23 40 92 erreichen. Der Service soll jedoch - so AMKA-Chefin Rosi Wolf-Almanasreh - kräftig ausgeweitet werden, im kommenden Jahr werde das Projekt auch wissenschaftlich begleitet. Zur Zeit müsse man die Arbeit erst einmal "auf stabile Füße stellen".
Das braucht eine Weile, denn für das Zentrum gibt es kein Beispiel in der Republik. Parwaneh, Nargess und Agavni machen Pionier-Erfahrungen, haben eine "soziale Frage anzugehen, die in der Stadt bislang nicht so recht bedacht wurde" (Wolf-Almanasreh): das Problem der in Frankfurt alt gewordenen Migranten.
Die gehen - das belegen AMKA-Erhebungen - nicht wie erwartet zurück in die Heimat; und die meisten derjenigen, die bleiben, werden auch nicht hier in Deutschland von ihren Kindern und Enkeln in einer Großfamilie "aufgefangen". Sie sind oft verarmt, isoliert, sprechen kaum Deutsch und können mit hiesigen Hilfs-, Beratungs- und Freizeitangeboten für Senioren nichts anfangen.
Nun haben sie im Gutleutviertel (Ausländeranteil: 54,8 Prozent) eine Anlaufstelle. Hier soll auch ein Treffpunkt entstehen für junge Migrantenfrauen, die sich für die Altenarbeit interessieren und zu Helferinnen ausgebildet werden wollen. peh
ZEILSHEIM. Knud, "der Umweltfreund", ist auch dabei, wenn die Kirchengemeinde Zeilsheim am Sonntag sommerlich feiert. Die Open-air-Party beginnt um 14.30 Uhr im Kellerskopfweg 28.
Zur Feier warten alle Gruppen der Gemeinde mit kleinen Überraschungen auf. Es wird gesungen, getanzt und versucht, einem Fotorätsel auf die Schliche zu kommen. Natürlich gibt es auch reichlich Speis' und Trank. dis
DREIEICH. Morgen fällt um 9 Uhr der Startschuß für den zweiten "Internationalen Dreieicher Friedenslauf". Initiator ist die Ausländerberatungsstelle. Die Veranstaltung wird von der SKG Sprendlingen, der Dreieichenhainer Leichtathletik-Gemeinschaft, den Pie veloce d'Italia und der städtischen Ausländerkommission unterstützt.
Start und Ziel ist die Weibelfeldschule. Für Jugendliche bis Jahrgang 1978 gibt es eine Kurzstrecke über 2120 Meter. Für ältere gibt es Distanzen von fünf und zehn Kilometer. Jeder Teilnehmer bekommt eine Medaille und ein Los für eine Tombola. Anmeldung ist bis zu einer halben Stunde vor dem Start möglich. dac
LANGEN. Der Magistrat hat die Anwohner der Wassergasse zu einer Bürgeranhörung eingeladen. Anlaß ist die geplante Umgestaltung der Straße. Die Pläne werdem am Dienstag, 11. August, 20 Uhr, im Rathaus vorgestellt. dac
Am Tatort "Umwelt" ermitteln Spezialisten Oft landen alte Fernseher einfach in der Botanik Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka KREIS OFFENBACH. Tatort "Umwelt": Ein Ölwechsel in der freien Natur, illegale Müllkippen im Wald oder ein verbotener Handel mit Schlangenhäuten - das sind die Fälle, die im Kreis Offenbach seit sechs Jahren ein spezielles Dreierteam der Polizei auf den Plan rufen. Die Umweltschützer in Uniform bearbeiten jährlich rund 100 Straftaten und ebenso viele Ordnungswidrigkeiten. Die Beamten gehören zur "Zentralen Ermittlungsgruppe" der Polizei. "Dort kommt der Sachverstand zusammen und ist alles in einer Hand", sagt der Offenbacher Polizeipräsident Kurt Löwer. In Löwers Dienststelle werden die Daten gesammelt, aus denen sich eine Übersicht über die Umweltkriminalität im Kreis Offenbach gewinnen läßt. Danach kristallisiert sich mehr und mehr ein Hauptproblem heraus: die sogenannten Abfalldelikte.
"Die Entsorgungskosten steigen und damit auch die Zahl der Delikte. Ständig finden wir einen Fernseher in der Botanik." Mit dieser schlichten Feststellung bringt Kurt Löffler auf den Punkt, was er und seine beiden Kollegen zunehmend beobachten.
Neue Verordnungen und Gebühren, beispielsweise für die Entsorgung von Kühlschränken und Fernsehern, lassen die Schar derer größer werden, die es sich so einfach wie möglich machen wollen. Ab in den Wald mit dem Gerät, und das Problem scheint gelöst.
Zu diesen kleinen Fällen umweltgefährdender Abfallbeseitigung kommen die großen "Umweltschweinereien", denen die Polizei auf der Spur sein muß. Ein unübersehbares Beispiel dafür sind die illegalen Schuttberge auf dem Wensauer-Gelände in Dreieich-Sprendlingen. Auch hier ermittelt das Spezialistenteam.
Trotz steigender Tendenz bei der illegalen Abfallbeseitigung ist die Zahl der registrierten "Straftaten gegen die Umwelt" alles in allem seit Jahren stabil. Außer mit Abfalldelikten haben die Beamten hauptsächlich mit Verunreinigungen von Gewässern zu tun, vereinzelt mit Fällen von Luftverschmutzung. Die ist aber auch am schwierigsten zu ermitteln und den Verursachern kaum nachzuweisen, sagen die Umweltschützer. Generell ist die Dunkelziffer von Umweltdelikten hoch.
102 Fälle erfaßte die Polizei 1991, die Ordnungswidrigkeiten nicht mitgerechnet. Die Aufklärungsquote lag bei 61 Prozent. Dieser Erfolg wäre ohne die entsprechende Ausrüstung nicht möglich.
Die Umweltgruppe ist dank eines Jeeps mobil und nutzt den Egelsbacher Polizeihubschrauer. Vor Ort kann sie dann moderne technische Hilfsmittel einsetzen: So lassen die Beamten Video-Kameras durch Kanalröhren laufen oder machen Schadstoffeinleiter mit chemischen Experimenten ausfindig. Mit Farbstoffen verfolgen sie den Weg eines Abwassers zum Verursacher.
Unterstützung bekommt die Umweltgruppe von der Feuerwehr, dem Landeskriminalamt und privaten Instituten, die beispielsweise Wasserproben auswerten. Damit die Ermittlungen aber überhaupt in Gang kommen können, ist die Polizei auf die Wachsamkeit umweltbewußter Bürger angewiesen.
In 40 Prozent der Fällen gehen die Beamten Hinweisen der Bevölkerung nach. "Selbst bei zehnfachem Personal könnten wir nicht überall rund um die Uhr sein", sagte Polizeipräsident Löwer. Weitere 40 Prozent der Ermittlungen leiten die Beamten aus eigenen Stücken ein. Und dann gibt es noch die Hinweise aus anderen Ämtern, beispielsweise der Wasserbehörde, denen die Umweltgruppe nachgeht. Sind die Übeltäter dingfest gemacht, müssen sie teils mit drakonischen Strafen rechnen. Wer ein Gewässer verschmutzt, kann mit 10 000 bis 20 000 Mark bestraft werden.
Regina D. wohnt mit Mann und Kind seit mehr als 15 Jahren im Oeder Weg. Als sie jetzt aus sechswöchigem Urlaub zurückkam, erlebte sie eine verkehrte Welt: "Aus der Straße war eine andre geworden." Der morgendliche und nachmittägliche Autostau der Berufspendler mit Motorenlärm und Abgasschwaden - er ist nicht mehr. Die "Raser", die mit ihren Fahrzeugen von der Geradeausspur Große Eschenheimer Straße / Eschenheimer Tor über Eschenheimer Anlage in den Oeder Weg preschten - es gibt sie nicht mehr. "Und man kann auch mal bei offenem Fenster schlafen."
Regina D. hat, weil in den Ferien verreist, nicht mitbekommen, daß die "Raser"-Durchfahrt in ihre Wohnstraße dichtgemacht wurde und Autos nur noch über den Anlagenring am Volksbildungsheim einbiegen können. "Jetzt komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus: Alte Leute trauen sich über die Straße. Es ist wesentlich ruhiger geworden. Die Anwohner finden einen Parkplatz."
Nachbarn haben Frau D. erzählt, daß die FDP und einige Geschäftsinhaber aus dem Oeder Weg beim Oberbürgermeister Druck machen, das Experiment - die Teilsperrung ist auf drei Monate befristet - abzubrechen. Erhard K., seit 30 Jahren Anwohner, hält das für "Infamie". Adolf K. pflichtet dem bei: "Geschäftseinbußen? Lächerlich! Von denen, die da immer durchgerauscht sind, hat doch keiner gehalten und was gekauft. Die wollten nur schnell auf die Autobahn und haben das als flotte Abkürzung genutzt."
Ursula V. ist auch sauer über "diese Panikmache": "Wenn das so weitergeht, dann gründe ich eine Bürgerinitiative."Keiner der Geschäftsleute, die so lauthals die alten, lauten, gefährlichen Zeiten für den Oeder Weg zurückforderten, wohne hier: "Die kommen morgens, stellen die wenigen Parkplätze zu und fahren abends wieder heim - raus ins Grüne."
Gisela H., die mal zusehen mußte, wie ihr Kind auf dem Oeder Weg von einem Auto erfaßt und schwer verletzt wurde, ist ebenfalls Fan der neuen Regelung: "Man kann jetzt seine Tochter oder seinen Sohn auch mal unter normaler Gefahrenabwägung über die Straße lassen. Das war vorher völlig unmöglich." peh
Laskabrücke wird länger
S-Bahn-Baustelle wandert in Richtung Mühlheim
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EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00, 23.15 Uhr: Otto - der Liebesfilm.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 12.30, 2.30, 4.30, 6.30, 8.30 p. m.: Days of heaven (in orig. English version).
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FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - Sommerpause bis 12. August 1992!
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Julia und ihre Liebhaber.
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TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Wayne's World (in orig. English version).
TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Starfire.
TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Far and away (in orig. English version).
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TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Batman Returns (orig. English version).
TURM 7 - 15.00, 17.00 Uhr: Peter Pan; 20.15, 22.45 Uhr: Shadowchaser.
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ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.00, 17.00 Uhr: Feivel (Teil 2); 18.30, 20.45, 23.00 Uhr: Basic Instinct.
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AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 21.30 Uhr: In einem fernen Land: 0.30 Uhr: Schlafwandler.
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DIE BUTZBACHER KINDER verbrachten ihre Freizeit im vorigen Jahrhundert nicht mit Fernsehern und Gameboys. Sie trieben sich an Bach und Bahnböschung herum, wenn sie gerade mal nicht arbeiten mußten. Alexander Wilhelm Heil hat in seinen Lebenserinnerungen diverse Spiele aus jenen Zeiten nachspielbar aufgezeichnet. "Fuchs und Maus", "Reiterches" und "Brockelches" waren nicht gerade zimperliche Kampfspiele.
"Das Spiel ,Baron'", schreibt Weil etwa, "stellte große Anforderungen an Gewandtheit und vor allen Dingen an die Lungenkraft des Barons, des Hauptspielers. Er war in dieser Hinsicht erprobt und ausgewählt. An einer Hauswand eines freien Platzes war das Mal, der Schutzbezirk, von dem das Spiel ausging. Der als Baron Erwählte lief von dieser Stelle aus, anhaltend das Wort "Baron" rufend, und suchte, einen der Mitspielenden durch Berühren zu fangen. Nur so lange er den Atem anhalten konnte, war er Angreifer. Sobald aber seine Lungenkraft versagte und er aussetzte, hatte jeder der Mitspielenden das Recht, ihn mit aus zusammengeknoteten Taschentüchern gedrehten Knüppeln zu verhauen. Hatte er einen der Mitspielenden berührt, so galt es für den Baron und den Gefangenen, eiligst das Mal zu erreichen, denn erst hier waren sie sicher vor weiteren Hieben. Der Gefangene ergriff nun die linke Hand des Barons, und nun ging es zu zweit auf Fang, doch mit dem Unterschied, daß nach dem Ruf des Wortes Baron nicht mehr ins Mal geflüchtet werden mußte.
Es bildete sich nun nach und nach durch den Fang weiterer Mitspielender eine immer größere Kette. Immer der letzte der Kette suchte neue Gefangene festzuhalten, die dann durch einen Schlag des Barons zu Gefangenen gemacht wurden. Die Freien dagegen suchten die Kette zu zerreißen. Gelang dies, dann mußten eiligst alle Beteiligten der Kette ins Mal fliehen, denn ohne sich wehren zu dürfen, waren sie den meist sehr kräftigen Knüppeln der Freien ausgesetzt." nes
Kuba nach Sieg über USA im Finale Der große Gold-Favorit Kuba bleibt beim olympischen Volleyball-Turnier der Frauen im Rennen. Das Team um Angriffsstar Mireya Luis kam im Semifinale zu einem hart umkämpften 3:2 (8:15, 15:9, 6:15, 15:5, 15:11)-Erfolg über die US-Auswahl und trifft nun auf den Sieger aus der Begegnung zwischen Brasilien und der GUS. Schwedens Handballer haben Silber Schwedens Handballer schlugen im Halbfinale die Überraschungsmannschaft Frankreich mit 25:22 (11:10). Ihr Gegner im Finale am Sonntag wird zwischen der GUS-Auswahl und Island ermittelt.
In der Deutschen Olympiamannschaft gibt es zu viele Touristen. Das gab Walther Tröger, Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), am Donnerstag gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (sid) zu verstehen. "Wenn man Medaillenerwartungen präzise berechnet, was ich nicht gerne tue, dann hätte man schon auf eine höhere Ausbeute kommen können", sagte Tröger. "Was für uns, also das NOK, wieder zu Buche steht, das ist keine neue Erfahrung. Wir haben wieder zu viel Leute mitgenommen. Gerade bei denen, die auf der Kippe standen, hat bisher nicht ein einziger bewiesen, daß er recht hatte und nicht wir." sid
Es war einer dieser Momente, in denen einem beim Blick auf die Anzeigetafel die Luft wegbleibt: 46,78 Sekunden; Wind spielt über die Stadionrunde keine Rolle, alles regulär also. Es war einer dieser Momente, in denen in der Leichtathletik eine Schallmauer fällt: zum erstenmal läuft ein Mann die 400 Meter Hürden schneller als 47 Sekunden. Es war einer dieser Momente, in denen ein Idol Vergangenheit wird, weil er in der Gegenwart nicht mehr das Maß aller Dinge ist: Edwin Moses verlor am Donnerstagabend seine bis dato ungefährdete Stellung an der Weltspitze.
All dies geht auf das Konto von Kevin Young, der im Finale über 400 Meter Hürden im Olympiastadion von Barcelona jene 46,78 Sekunden lief, die eine Fabelzeit genannt werden müssen. Er verwies den Jamaikaner Winthrop Graham (47,66) und den Briten Kriss Akabusi (47,82) auf die Plätze. "Ich habe Geschichte gemacht", sagte der knapp 26 Jahre alte Young hinterher, der auf der Pressekonferenz erstaunlicherweise auch erzählte, daß er sich vorgenommen hatte, den Weltrekord von Edwin Moses zu brechen, den dieser am 31. August 1983 auf dem Koblenzer Sportfest im Oberwerth- Stadion gelaufen war.
Die 47,02 Sekunden von Moses hielten neun Jahre, sie schienen zeitweise für die Ewigkeit zu sein. Eine ganze Generation von Hürdenläufern hat sich an dieser Vorgabe die Zähne ausgebissen, darunter der Gelnhausener Harald Schmid, der es bis auf 47,48 Sekunden brachte, Danny Harris, der mittlerweile wegen Kokain- Konsums gesperrte US-Amerikaner (47,38), Andre Philips, Olympiasieger von Seoul (47,19), und zuletzt der Weltmeister des vergangenen Jahres, Samuel Matete aus Zambia, der 1991 auf 47,10 Sekunden gekommen, und dem am ehesten zugetraut worden war, schneller zu laufen als Moses. (Matete war im Halbfinale von Barcelona wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert worden.)
Kevin Young hingegen zählte mittlerweile nicht mehr zu den Kandidaten. Der im Schwarzen-Getto Watts in Los Angeles aufgewachsene Young besuchte die Universität UCLA, die für ihr hervorragendes Sport-Programm bekannt ist. Er mußte während der Olympischen Spiele 1984 in L.A. jobben, denn ein Sport-Stipendium hatte er nicht bekommen. Nach dem Ende seines Soziologie-Studiums schloß sich Young der Santa-Monica-Abteilung des Santa Monica Track Club an, deren Houston-Filiale am Donnerstagabend durch Carl Lewis und Mike Marsh zwei weitere Olympiasiege einheimste.
Im Finale der Olympischen Spiele von Seoul 1988 war Young zuletzt auf Moses getroffen und ihm dort unterlegen: Moses kam als Dritter aufs Siegerpodest, Young, damals als Nachfolger des Altmeisters gehandelt, wurde Vierter. Bis zum gestrigen Abend datierte die Bestzeit von Young aus diesem Olympiajahr 1988. Schneller als 47,72 Sekunden war er später nie wieder gelaufen.
Dieser gewaltige Abstand von einer Sekunde aber muß in diesen Zeiten auffallen. In einer Disziplin wie der Leichtathletik werden die Besten nicht müde zu betonen, wie schwer es fällt, sich - einmal oben angelangt - auch nur um Zehntelsekunden zu steigern. Nun aber kommt ein Routinier und nimmt gleich mehrere Schritte auf einmal. Ben Johnsons Fabelzeiten sind aufgeklärt, "Butch" Reynolds lief einen phänomenalen 400- Meter-Weltrekord (43,29 Sekunden) und schaut sich, wegen Dopings international gesperrt, die Spiele von außen an.
FRANKFURT/ODER. Kleists "Penthesilea" und Grabbes "Hannibal" stehen auf dem Spielplan des Kleist-Theaters Frankfurt an der Oder. Außerdem sind Oliver Bukowskis "Die Halbwertzeit des Kanarienvogels", Brechts "Dreigroschenoper", Jürgen Hofmanns "Noch ist Polen nicht verloren" und Gerhart Hauptmanns "Einsame Menschen" vorgesehen. Das Musiktheater plant Humperdincks "Hänsel und Gretel", Puccinis "La Bohème", Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt", Mozarts "Così fan tutte", Volker Ludwigs "Linie 1" und Webbers "Jesus Christ Superstar". fr
. . . und außerdem Vom Todesstreifen zur Artenvielfalt
Wo früher der Tod im Minengürtel an der innerdeutschen Grenze lauerte, soll künftig sorglos gewandert werden. Ein 80 Kilometer langer Abschnitt des ehemaligen Todesstreifens an Mecklenburg-Vorpommerns Ostseeküste und entlang der Grenze zu Schleswig-Holstein soll als kombinierte Fuß-, Rad- und Reitstrecke die bestehenden deutsch-dänischen Europawanderwege E 9 und E 10 erweitern. Dabei sollen vor allem die Belange des Umweltschutzes berücksichtigt werden.
Schon jetzt tummeln sich viele Neugierige im ehemaligen Grenzstreifen, der mit seiner seltenen Tier- und Pflanzenwelt überwiegend als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Von einfachen Moosen und Flechten bis hin zu gewaltigen Eichen, vom kleinen Insekt bis hin zu Hochwild und Seeadlern ist nach vierzigjähriger Grenzisolation ein einzigartiges Naturparadies entstanden, das erhalten werden soll.
Die Besucherströme in den hochsensiblen Gebieten müssen daher nach Ansicht der Naturschützer vor Ort in geregelte Bahnen gelenkt werden. So kann ihrer Ansicht nach ein Naturlehrpfad von beispielloser Dimension und Artenvielfalt im mitteleuropäischen Raum entstehen.
Nach Angaben des für Tourismus zuständigen Wirtschaftsministeriums in Mecklenburg-Vorpommern soll vorrangig der sogenannte "Kolonnenweg" im Landkreis Grevesmühlen entlang der ehemaligen Demarkationslinie als Wanderweg genutzt werden. Von dort aus waren seinerzeit die DDR-Grenzer per Fahrzeug auf ihre Posten und Streifenabschnitte verteilt worden. Gefahren für Wanderer schließt die Kreisverwaltung Grevesmühlen weitgehend aus. Munitionsbergungsdienste hätten das Gebiet gründlich nach Minen und Selbstschußanlagen durchkämmt. Mit dem schrittweisen Ausbau des Wanderweges soll begonnen werden, sobald das nötige Geld vorhanden ist. Als erstes soll der Abschnitt zwischen Selmsdorf und Schattin ausgebaut werden. Für diese 15 Kilometer lange Strecke hat Wirtschaftsminister Conrad-Michael Lehment vorerst 280 000 Mark zugesagt. Angesichts des Bedarfs für das Gesamtvorhaben nur ein Tropfen auf den heißen Stein, meinen die Vertreter des Natur- und Heimatvereins Westmecklenburg, der sich um die Realisierung des Projekts kümmert.
Störend wirken in der Naturlandschaft die Überreste der einstigen Grenzsicherungsanlagen, wie ramponierte Wachtürme, betonierte Waldwege oder der von Minensuchern durchwühlte Boden. Diese Makel sollen nach und nach beseitigt werden. Einer der Wachtürme, dessen tristes Betongrau mit freundlichem Zartgrün übertüncht wurde, beweist heute als Naturschutzstation am Dassower See, wozu selbst Militärobjekte gut sein können. Insgesamt erhofft sich Mecklenburg- Vorpommern mit dem Ausbau der einzigartigen Wanderstrecke einen touristischen Aufschwung in den besonders benachteiligten Regionen des einstigen DDR-Grenzgebietes. Derzeit präsentieren sich die dortigen Gemeinden - nicht zuletzt als Folge der im SED-Staat bewußt betriebenen Entvölkerung - teilweise noch in einem erbärmlichen Zustand. Die Initiatoren des Wanderwegbaus sehen neben dem Naturerlebnis für jeden Besucher darin auch eine Lektion in deutscher Geschichte. LUTZ JORDAN (AP)
ROM, 7. August (AP). Mit großer Mehrheit hat der italienische Senat am Donnerstag abschließend einem weitreichenden Gesetz zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens zugestimmt. Die Regierung in Rom hatte unter dem Eindruck der jüngsten spektakulären Mafiamorde auf eine rasche Verabschiedung des Gesetzes gedrungen, das Kriminalisten seit zwei Jahren fordern. Das neue Gesetz stattet das geplante Amt eines Sonderstaatsanwalts mit besonderen Vollmachten aus und räumt der Polizei unter anderem das Recht ein, ganze Häuserblocks zu durchsuchen. Ferner werden die Möglichkeiten zum Abhören von Gesprächen erweitert.
JERUSALEM, 7. August (AP). Das israelische Außenministerium hat am Donnerstag den früheren Parlamentsabgeordneten Gad Jaakobi zum neuen UN- Botschafter berufen. Jaakobi, der der Arbeitspartei angehört, löst Joram Aridor ab.
LONDON / AMMAN, 7. August (AP). Der politische Berater von PLO-Chef Yassir Arafat, Bassam Abu Scharif, hat eine Reihe von Maßnahmen von seiten Israels und seiner arabischen Nachbarn angeregt, um den Friedensprozeß voranzutreiben.
Dies berichtete am Donnerstag die Londoner Wochenzeitung Jewish Chronicle. Ein Mitglied der palästinensischen Delegation bei der Nahostkonferenz hat unterdessen die USA aufgefordert, die auf Eis gelegten Kreditbürgschaften für Israel weiterhin ruhen zu lassen.
Scharif erklärte in London, ein wichtiger Schritt zu verbesserten Beziehungen sei die Aufhebung der Reisebeschränkungen: Zur Zeit ist es Arabern nicht gestattet, in die von Israel besetzten Gebiete zu reisen; Israelis können keine arabischen Länder besuchen. Scharif forderte die Aufhebung des israelischen Gesetzes, das Kontakte zur PLO unter Strafe stellt. Doch sollten auch die Araber ihren Handelsboykott gegen Israel aufgeben.
Die Jewish Chronicle zitiert Scharif mit den Worten, die arabische Welt sollte unbedingt positiv auf den Regierungswechsel in Israel reagieren, da er eine echte Wende signalisiere. Bereits am Mittwoch hatte der palästinensische Unterhändler bei der Friedenskonferenz, Faisal Husseini, die Beendigung der Intifada in Aussicht gestellt.
Ein weiterer palästinensischer Unterhändler, Saeb Erekat, forderte Washington am Donnerstag auf, Israel vorerst noch keine neuen Kreditgarantien zu gewähren. Solange der Siedlungsbau in den besetzten Gebieten nicht beendet sei, würde ein Einlenken der USA die Friedensgespräche schwer belasten, wenn nicht gar gefährden, sagte Erekat.
Der israelische Ministerpräsident Jizchak Rabin wird am Montag mit Präsident Bush zusammentreffen.
WASHINGTON, 7. August (AP). Das Repräsentantenhaus der USA hat am Donnerstag ein Hilfspaket für Rußland und die übrigen Republiken der früheren Sowjetunion beschlossen. Das Paket wurde mit 255 gegen 164 Stimmen angenommen. Eine ähnliche Vorlage hatte den Senat Anfang Juli passiert. Die unterschiedlichen Punkte müssen jetzt zwischen den beiden Häusern des Kongresses geklärt werden.
Beobachter messen dem Hilfspaket eher symbolische Bedeutung bei. So stehen an direkten Finanzhilfen nur etwa 1,2 Milliarden Dollar bereit. Die Vergabe der Gelder ist außerdem an bestimmte Bedingungen geknüpft. Der größte Teil der Gelder, darunter ein Hilfsfonds für die atomare Abrüstung, war bereits früher im Rahmen der Auslandshilfe oder der Verteidigungsausgaben bewilligt worden. Auch die Bereitstellung von drei Milliarden Dollar für einen Fonds zur Stützung des Rubels hängt von der Wirtschaftsentwicklung in Rußland ab. Das Paket schließt zwölf Milliarden Dollar an den Internationalen Währungsfonds ein. Dabei handelt es sich vor allem um Kreditgarantien.SPD stemmt sich gegen Seehofer-Pläne
HANNOVER / BERLIN, 7. August (AP / AFP). Im Streit um die geplante Gesundheitsreform hat sich die SPD gegen Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) gestellt.
In der Hannoverschen Neuen Presse sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Dressler, seine Partei werde den Plänen jede Unterstützung verweigern. Für die SPD sei die geplante Ausweitung der Zuzahlung bei den Versicherten nicht diskutabel. Nötig sei vielmehr eine Neuordnung des Medikamentenmarktes durch marktwirtschaftliche Elemente, um Arzneien preiswerter zu machen und ihre Zahl zu verringern. Außerdem bedürfe es einer Organisationsreform der Krankenkassen mit einem Solidarausgleich innerhalb der Kassen, um gleiche Wettbewerbschancen zu schaffen. Dressler trifft sich nach dem Bericht am Wochenende mit den SPD-Sozialministern der Länder, um die weitere Haltung der Sozialdemokraten zu beraten.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, hat die Kostendämpfungspläne Seehofers auch nach dessen Rückzug der Malus-Regelung für Medikamente zurückgewiesen. Die Reform stelle die Weichen zur Verstaatlichung, sagte Vilmar dem Berliner Kurier. Die Ärzteschaft werde dies nicht hinnehmen. Seehofer habe die Kostendämpfung wegen machtpolitischer Gründe vorgeschlagen. "Wenn im kommenden Jahr die Krankenkassenbeiträge erhöht werden, fressen sie Lohnerhöhungen auf. Dann könnten 1994 die Renten nicht steigen, weil die an die Nettolöhne gekoppelt sind. Das wäre im Wahljahr fatal", sagte Vilmar.Kein Zutritt für Frauen und weibliche Tiere auf Athos
ATHEN, 7. August (AP). Das Kloster auf dem Berg Athos bleibt für Pilger und Besucher offen. Wie die mazedonische Presseagentur am Donnerstag meldete, wurde der vor zwei Wochen gefaßte Beschluß der Mönche, die Pforten ab dem 10. August bis auf weiteres zu schließen, zurückgenommen. Zuvor hatte die griechische Regierung ihre umstrittenen Besteuerungspläne fallengelassen. Damit ist der Zutritt zum Berg Athos weiterhin nur Frauen und weiblichen Tieren verboten. Nach dem ursprünglichen Plan der Regierung hätten die Mönche vom Berg Athos eine einmalige Abgabe auf ihre Besitztümer entrichten sollen, womit der defizitäre Haushalt des Landes aufgebessert werden sollte.
Oscar versteigert Erlös für Augenoperation
NEW YORK, 7. August (AP). Nicht die Verleihung, sondern die Versteigerung eines Oscars fand am Donnerstag in New York statt. Dabei wechselte der begehrte Filmpreis für 60 500 Dollar (umgerechnet 90 700 Mark) seinen Besitzer. Harold Russell, der 1947 für seine Rolle als Seemann ohne Hände in dem Film "Die besten Jahre unseres Lebens" ausgezeichnet wurde, hatte sich zu der Versteigerung der 24 Zentimeter hohen goldenen Statue entschlossen, um die Augenoperation seiner Frau zu bezahlen.
Der Schauspieler Karl Malden, Präsident der Filmakademie, die die Oscars vergibt, hatte den 78jährige Russell in der vergangenen Woche vergeblich gebeten, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. Bislang sei noch kein Fall bekannt geworden, in dem ein Schauspieler seinen Oscar verkauft habe. "Die Oscars sollten nicht zu reinen Handelsobjekten werden", schrieb Malden in einem Brief. Dazu sagte Russell: "Die Gesundheit meiner Frau ist mir wichtiger als einige sentimentale Gedanken."
Zunächst hatte der Auktionator mit einem Erlös von 20 000 bis 40 000 Dollar für die Skulptur gerechnet. Daß diese Summe bei der Versteigerung weit übertroffen wurde, freut Russell.
Neben der Operation für seine Frau soll jetzt auch noch ein Urlaub für beide herausspringen. Russell, der beide Hände im Zweiten Weltkrieg verloren hatte, war wegen seiner Kriegsverletzungen für den Film engagiert worden. Er trat danach noch in zwei Fernsehserien auf, leitete eine Werbeagentur und eine Firma für Plastiktüten.
Der neue Besitzer des Oscars blieb unbekannt. Zwei Männer boten für ihren anonymen Auftraggeber bei der Auktion. Sie verrieten lediglich, daß dieser Unbekannte in den USA lebe.
NEW YORK, 7. August (AP). Nach Gesprächen mit US-Politikern sind die irakischen Kurdenführer Massud Barsani und Dschalal Talabani am Donnerstag von New York nach London geflogen. Bei einer Pressekonferenz kündigten sie an, die Koalition irakischer Kurden mit Schiiten und sunnitischen Moslems gegen den irakischen Präsidenten Saddam Hussein wolle demnächst ihr Hauptbüro von London in den von den UN geschützten Nordirak verlegen. Angestrebt werde eine Art provisorischer Regierung in Irbil, das als traditionelle kurdische Hauptstadt gilt.
Los Angeles Polizisten unter Anklage
LOS ANGELES, 7. August (AP). Vier weißen Polizisten von Los Angeles, denen die Mißhandlung eines schwarzen Autofahrers zur Last gelegt wird, ist am Donnerstag die neue Anklage der amerikanischen Bundesjustiz verkündet worden. Nach ihrem Freispruch müssen sie sich jetzt wegen Körperverletzung im Amt verantworten. Die Beamten Laurence Powell, Tomothy Wind, Theodore Briseno und Sergeant Stacey Koon erschienen vor Bundesrichter King und erklärten, sie hätten die neue Anklage zur Kenntnis genommen. Dann wurden sie gegen eine Kaution von je 5000 Dollar entlassen.
Die nächste Anhörung findet am Montag statt. Die Staatsanwaltschaft zeigte sich schon vor dem Termin vom Donnerstag überzeugt davon, daß nunmehr vor einem Bundesgericht die Überführung der Beamten gelingen wird.
Am 29. April sind alle vier angeklagten Polizisten von der Anklage des tätlichen Angriffs mit einer gefährlichen Waffe und der unverhältnismäßigen Anwendung körperlicher Gewalt freigesprochen worden. Sie wurden beschuldigt, am 3. März 1991 den schwarzen Autofahrer Rodney King, den sie nach einer Verfolgungsjagd stellten, schwer mißhandelt zu haben. Ein Einwohner hatte die Szene mit seiner Videokamera festgehalten.
Der Freispruch von Simi Valley löste Anfang Mai schwere Unruhen in Los Angeles und anderen Städten der USA aus.
Staatsanwälte des Bundes haben Powell, Wind und Briseno nun der Körperverletzung im Amt angeklagt. Koon wird beschuldigt, die ihm unterstehenden Beamten nicht an dieser Tat gehindert zu haben. Dafür drohen bis zu zehn Jahren Gefängnis und 250 000 Dollar Geldstrafe.
Die Staatsanwältin Lourdes Baird erklärte, den Beschuldigten werde zwar nicht Rassenhaß unterstellt, doch hätten sie gegen Grundrechte verstoßen.
BONN, 7. August (AP). Bis zum Jahr 2000 werden in der Bundesrepublik Deutschland rund 4500 Kilometer Radwege an Bundesstraßen neu gebaut. Dies teilte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Dieter Schulte, am Freitag in Bonn mit. Rund 1,5 Milliarden Mark würden dafür bereitgestellt, sagte Schulte. Der CDU-Politiker appellierte an die Länder und Kommunen, auch in ihrem Bereich den Radverkehr verstärkt zu fördern.
Rühe lehnt Beteiligung an
einer UN-Eingreiftruppe ab
FRANKFURT A. M., 7. August (AP/ Reuter). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hat - im Gegensatz zu Außenminister Klaus Kinkel (FDP) - eine deutsche Beteiligung an einer Eingreiftruppe der Vereinten Nationen (UN) zum gegenwärtigen Zeitpunkt strikt abgelehnt. Im RTL-Fernsehen sagte Rühe am Freitag: "Für uns kommt das im Moment überhaupt nicht in Frage." Die Deutschen würden nicht einfach auf Abruf bereitstehen, wenn es irgendwo Konflikte auf der Welt gebe, meinte er.
Rühe sprach von einer "generellen Idee" des UN-Generalsekretärs Butros Ghali zur Aufstellung einer Eingreiftruppe mit deutscher Beteiligung. Er bleibe dabei, daß die Deutschen im Lauf der 90er Jahre volle Verantwortung in den UN übernehmen müßten, "aber ich bin da noch sehr zurückhaltend", sagte Rühe.
Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm forderte ein unverzügliches Ende der Diskussion um einen möglichen militärischen Einsatz deutscher Soldaten im ehemaligen Jugoslawien. Ein solches Engagement verbiete sich schon aus der deutschen Geschichte heraus, sagte Engholm am Freitag in Bonn. Er machte deutlich, daß die Sozialdemokraten erst dann gesprächsbereit seien, wenn die Vereinten Nationen mit stärkeren Kompetenzen ausgestattet seien und über das internationale Gewaltmonopol verfügten.
Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) sagte, entsprechende Forderungen solle man "gelassen, aber entschieden" zurückweisen, auch wenn sie von UN-Generalsekretär Butros Ghali kämen. Die Bundesrepublik solle vielmehr die Entwicklungshilfe erhöhen, wie dies die UN verlangten.
ROM, 7. August (AP/AFP/Reuter). Nach 15 Jahren Bürgerkrieg zeichnet sich ein Ende der blutigen Kämpfe in dem südostafrikanischen Staat Mosambik ab. Präsident Joaquim Chissano und der Führer der Renamo-Rebellen, Alfonso Dhlakama, einigten sich am Freitag nach dreitägigen Verhandlungen in Rom auf eine Waffenruhe, wie der italienische Außenminister Emilio Colombo sagte. Chissano und Dhlakama hatten erstmals direkt miteinander gesprochen.
Der italienische Gesprächsvermittler Mario Raffaelli gab an, die beiden Seiten hätten vereinbart, zum 1. Oktober ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeichnen. Außerdem hätten sie sich darauf verständigt, die Freiheit, die Demokratie und die persönliche Sicherheit aller Bürger im Land zu garantieren.
Das Abkommen verpflichtet die Regierung zudem, für Gesetze zu sorgen, in denen die von den Rebellen geforderten Garantien für ihre Sicherheit festgeschrieben sind. Nach Angaben eines Vertreters der italienischen Regierung spielte die Rolle der Sicherheitskräfte nach der geplanten Feuerpause eine wichtige Rolle. Noch während der Verhandlungen, so berichtete der mosambikanische Rundfunk, hätten Rebellen im Inneren des Landes ihre Anschläge fortgesetzt. Über die Zahl der Opfer wurde nichts bekannt.
In Rom wurde in den vergangenen zwei Jahren wiederholt über eine Waffenruhe für Mosambik verhandelt. Im Dezember 1990 war es auch schon zur Unterzeichnung eines Abkommens für eine begrenzte Waffenruhe gekommen. Sie wurde jedoch immer wieder gebrochen.
Der 1977 begonnene Krieg in der ehemaligen portugiesischen Kolonie forderte bisher über 600 000 Menschenleben. Mosambik hatte 1975 seine Unabhängigkeit von Portugal erlangt. Eine Million der 15 Millionen Einwohner Mosambiks leben im Exil. Von den daheimgebliebenen Mosambikern ist die Hälfte von Nahrungsmittellieferungen aus dem Ausland abhängig. Die gegenwärtige Dürre in weiten Teilen Süd- und Ostafrikas hat das Elend noch verstärkt.
BONN, 7. August (AP). Mit einem Hilfsprogramm im Umfang von 40 Millionen Mark will Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber in diesem und im nächsten Jahr dazu beitragen, daß auf dem Weg zu Demokratie und Marktwirtschaft in den GUS-Republiken die Wissenschaft nicht auf der Strecke bleibt. Wie Riesenhuber am Freitag in Bonn sagte, soll die Forschungszusammenarbeit mit diesen Staaten ausgeweitet werden. Einzelheiten will der Minister nächste Woche mit seinen Kollegen in Moskau und Kiew erörtern.
Laut Riesenhuber können wegen des günstigen Rubelkurses mit diesen Finanzmitteln und den damit geplanten Projekten mehr als 1000 Wissenschaftler unmittelbar gestützt und die Arbeitsbedingungen von 4000 weiteren Forschern verbessert werden. Parallel zum Hilfsprogramm werden auch die Projekte der vereinbarten wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit weitergeführt, für die in diesem Jahr fast 30 Millionen Mark zur Verfügung stehen.
ATHEN, 7. August (AP). Der griechische Ministerpräsident Konstantin Mitsotakis hat am Freitag sein Kabinett umgebildet und seinen Außenministerposten an den bisherigen Justizminister Michalis Papakonstantinou abgegeben. Mitsotakis hatte das Amt im April nach Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Außenminister Andonis Samaras übernommen.
Bei der dritten Regierungsumbildung innerhalb von zwei Jahren erhielt Wirtschaftsminister Stefanos Manos zusätzlich das Finanzministerium. Verteidigungsminister Ioannis Varvitsiotis leitet künftig auch das Justizministerium. Der bisherige Finanzminister Ioannis Paleokrassas wechselte in das Ministerium für Industrie, Technologie und Handel. Das Kabinett besteht unverändert aus 34 Ministern und Ministerstellvertretern.
MADRID, 7. August (AP). Der ehemalige spanische Außenminister Francisco Fernandez Ordonez ist am Freitag im Alter von 62 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Er hatte erst am 24. Juni sein Amt niedergelegt. Fernandez Ordonez (Bild: AP), der Spanien 1986 in die EG führte, hatte das Außenministeramt 1985 angetreten. Der Rechtsanwalt war einer der angesehensten Politiker Spaniens. Außenpolitisch trat er als einer der energischsten Befürworter der europäischen Vereinigung auf und bemühte sich gleichzeitig darum, die Beziehungen zu Lateinamerika und anderen früheren spanischen Kolonien zu normalisieren. Zu seinem Nachfolger wurde am 26. Juni Javier Solana ernannt.
WUPPERTAL (AP/FR). Deutschlands größte Krankenkasse, die Barmer (BEK) in Wuppertal, will ihre Beitragsätze für die rund sieben Millionen Versicherten in Westdeutschland noch in diesem Jahr erhöhen. Wegen der dramatisch steigenden Kosten im Gesundheitswesen habe der Vorstand beschlossen, der Vertreterversammlung am 2. September die Anhebung des Beitragssatzes vorzuschlagen, berichtet ein Sprecher in Wuppertal.
Derzeit liegt der Beitragssatz der Barmer bei 12,3 Prozent. Die Erhöhung dürfte zwischen 0,7 und einem Prozentpunkt betragen. Das wahrscheinlichste Datum für das Inkrafttreten ist der 1. Oktober. Noch Ende vergangenen Jahres hatte die Ersatzkasse erklärt, sie wolle ihre Beiträge 1992 stabil halten. In den neuen Bundesländern soll der gerade zum 1. August von 12,8 auf 12,3 Prozent gesenkte Satz vorerst nicht erhöht werden. In der Ex- DDR trägt der höhere Anteil selbstversicherter Frauen noch zu den dortigen Überschüssen bei.
Die geplante Anhebung im Westen ist nach Angaben des Sprechers eine Konsequenz aus zweistelligen Zuwachsraten bei den Ausgaben. Die Kosten für die häusliche Krankenpflege seien im ersten Halbjahr um 31 Prozent, die für Haushaltshilfe um 30 Prozent, der Aufwand für Zahnersatz und -behandlung um 13 und für Medikamente um zehn Prozent gestiegen. "Das hält die stärkste Krankenkasse nicht aus", meint der Sprecher.
Die Barmer appelliert an die Bundesregierung, bei der Neuregelung des Gesundheitsstrukturgesetzes die Steuerungs- und Gestaltungsmöglichkeiten der Krankenkassen gegenüber den Ärzten und Kliniken zu verbessern. Beitragserhöhungen als Ausgleich für unzureichende gesetzliche Regelungen seien den Versicherten nicht länger zuzumuten.
BERLIN, 7. August (AP/Reuter/AFP). Die Berliner Humboldt-Universität hat als erste Hochschule in Ostdeutschland die Überprüfung ihres Lehrpersonals auf Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheitsdienst abgeschlossen. Wie der dafür zuständige Ehrenausschuß der Universität am Freitag in Berlin mitteilte, fand die Gauck-Behörde bei 81 der jetzt noch 522 beschäftigten Hochschullehrer Eintragungen in ihren Unterlagen.
75 der Betroffenen bestätigten laut Ehrenausschuß Kontakte zur Stasi. Sechs Lehrer, die Stasi-Kontakte bestritten, will er weiter überprüfen. Von 30 Hochschullehrern hat sich die Universität bereits getrennt. Sie schieden auf der Basis von Vorruhestandsregelungen oder Auflösungsverträgen "einvernehmlich" aus.
Bei weiteren 16 Hochschullehrern, deren Weiterbeschäftigung der Ehrenrat für unzumutbar hält, soll den Angaben der Universität zufolge die Personalkommission über eine Entlassung entscheiden. Universitätspräsidentin Marlis Dürkop sagte, die Kommission werde den Empfehlungen des Ehrenrats folgen und Kündigungen aussprechen. Nach den Erkenntnissen des Ehrenrats haben sich sechs Professoren den Annäherungsversuchen der Staatssicherheit verschlossen, zehn weitere waren entweder Opfer der Stasi oder können mit Auflagen weiterbeschäftigt werden.
Nach Angaben der Präsidentin war die Frage eventueller Stasi-Kontakte ihres amtsenthobenen Vorgängers Heinrich Fink nicht Gegenstand der Arbeit des Ehrenausschusses. Ausschußvorsitzender Bert Flemming sagte, die Überprüfungen hätten ergeben, "daß die Universität nicht besser war als die übrige DDR, aber sicher auch nicht schlechter". Der Anteil der Stasi-Mitarbeiter entspreche dem in anderen Institutionen. Als falsch habe sich die Vermutung erwiesen, daß die Stasi vor allem in den Geisteswissenschaften ihr Unwesen getrieben habe. Sie habe sich eher für die wirtschaftlich einträglicheren Naturwissenschaften interessiert. Der Ausschuß habe drei Fälle ermittelt, in denen Berichte eines Stasi- Spitzel jemanden ins Gefängnis gebracht oder ihm anderweitig geschadet hätten.
"Erbitterter Widerstand" gegen Erdölbohrung angekündigt
Utl: Im Nationalpark des schleswig-holsteinischen Wattenmeeres
KIEL/BONN (ap)."Erbitterten Widerstand" hat der Bund für Umwelt-und Naturschutz Deutschland am Freitag gegen die Ausweitung der Erdölbohrungen im Nationalpark des schleswig-holsteinischen Wattenmeeres vor Dithmarschen angekündigt. Die Kieler Landesregierung hatte am Vortag dem Konsortium RWE/ DEA-Wintershall erlaubt, die Bohrinsel Mittelplate nach fünfjähriger Testphase im Nationalpark an der Westküste des Landes auf Dauerbetrieb bis zum Jahr 2011 umzuschalten.
Für die protestierenden Umweltschützer bedeutet die Ausweitung der Bohrungen "Naturzerstörung" und "Umweltmißachtung". Ein BUND-Sprecher erklärte am Freitag in Bonn, DEA könne "vielleicht erfolgreich eine Landesregierung unter Druck setzen, Naturschutz und Öffentlichkeit werden indessen nicht zum Narren gehalten werden können". Die Kieler Regierung war bei ihrer Genehmigung nach eigenen Angaben "mit einer klaren Rechtsposition des Förderkonsortiums konfrontiert" worden. Wie ein Gutachten der Ruhruniversität Bochum ergab, bestanden Schürfrechte in dem umstrittenen Gebiet aus dem Kriegsjahr 1941. Hätte die Regierung die Einstellung der Ölförderung betrieben, wäre ein Schadensersatz an die Betreiber in "mehrstelliger Millionenhöhe" fällig geworden. Dazu war Kiel nicht bereit.
Seit Jahren weisen die Umweltschützer darauf hin, daß die Erdölförderung im Nationalparkt Wattenmeer den Schutzstatus dieses Bereiches in Frage stelle. Eine permanente Ölförderung könne die empfindlichen Lebensgemeinschaften des Wattenmeeres schädigen. Außerdem seien bei einem Ölaustritt mitten im Wattenmeer keine Schutzvorkehrungen möglich, meinten am Freitag Fachleute des Bundes für Umwelt- und Naturschutz.
Ende
AP/sp/ls/
BONN, 7. August (AP). Der angekündigte Öko-Kühlschrank des sächsischen Herstellers dkk Scharfenstein ist von Experten des Bonner Umweltministeriums und des Umweltbundesamtes positiv beurteilt worden. Wie Umwelt-Staatssekretär Clemens Stroetmann am Freitag in Bonn mitteilte, sieht er deswegen große Marktchancen für den von Liquidation bedrohten ostdeutschen Betrieb. Stroetmann kündigte an, er werde sich bei der Treuhand-Anstalt für den Erhalt der Firma einsetzen.
Das Bundesumweltamt teilte mit, der Kühlschrank solle mit dem "Blauen Engel" ausgezeichnet werden. Damit sei das ostdeutsche Gerät der erste Kühlschrank mit dieser Auszeichnung für Umweltverträglichkeit, sagte Holger Brackemann vom Umweltamt nach der Prüfung des Geräts.
MAINZ, 7. August (AP). Pensionäre des Deutschen Beamtenbundes haben Verfassungsbeschwerde gegen das für Ostdeutschland geltende Rentenüberleitungsgesetz eingelegt. Der Bund der Ruhestandsbeamten, Rentner und Hinterbliebenen sagte dazu am Freitag in Mainz, er habe das im Namen von 17 Rentnern getan, darunter solchen, die als Systemträger der alten Regierung gelten.
In einem Gutachten wertet es der Staatsrechtler Detlef Merten als Willkür, alle früheren Bediensteten, die während ihrer aktiven Dienstzeit bestimmte Einkommensgrenzen überschritten und Anspruch auf Zusatz- oder Sonderversorgungen hatten, als sogenannte Systemträger des alten Regimes zu behandeln und deren Renten zu kürzen. Der Gutachter wies darauf hin, daß das Rentenrecht wertneutral sei und nicht einmal bei Schwerstkriminellen zu Kürzungen führe. Er betonte die im Einigungsvertrag enthaltene Bestandsgarantie für die bisherigen Renten. Dazu gehöre auch, daß der Rentenrealwert erhalten bleibe, wovon angesichts der Preisentwicklung in den neuen Ländern keine Rede sein könne.
BERLIN, 7. August (AP). Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm hat seine Partei aufgefordert, sich ehemaligen SED-Mitgliedern zu öffnen, die niemandem Unheil zugefügt haben. "Es geht nicht, daß wir Millionen Menschen die Vergangenheit wie ein Stigma auf die Stirn drükken", sagte Engholm der Berliner Zeitung vom heutigen Samstag.
Bündnissen zwischen SPD und der SED-Nachfolgepartei PDS erteilte der Parteivorsitzende jedoch eine Absage. Die PDS habe es versäumt, einen wirklichen Neuanfang zu machen. Solange ihre Wurzeln noch tief in der SED-Vergangenheit steckten, könne die PDS kein Bündnispartner sein, sagte Engholm.
LONDON, 7. August (dpa). Futter für Hunde und Katzen ist nach einer Untersuchung britischer Wissenschaftler oft nahrhafter als die Nahrung vieler Flüchtlinge, die in Lagern versorgt werden. In der medizinischen Wochenzeitschrift "The Lancet" heißt es am Freitag, die Forscher hätten in Tierfutter mehr Eisen und mehr Vitamine C und A gefunden als in der Flüchtlingskost. Vitamin- und Eisenmangel können zu Lähmungen und Herzerkrankungen führen. Die Wissenschaftler von der Universität Oxford und dem internationalen Kindergesundheitszentrum hatten Nahrungsproben aus hundert Flüchtlingslagern in Afrika, Lateinamerika und Südasien mit Tierfutter verglichen.
SANTIAGO, 7. August (dpa). Der ehemalige chilenische Botschafter in Moskau, Clodomiro Almeyda, hat es als "unwahrscheinlich" bezeichnet, daß Erich Honecker eine Verschwörung gegen den russischen Präsidenten Boris Jelzin geplant habe.
"Diese Behauptung entbehrt jeglicher Ernsthaftigkeit", sagte der sozialistische Diplomat, der während seiner Amtszeit am 11. Dezember Honecker in seine Botschaft aufnahm, um eine Auslieferung an Deutschland zu verhindern.
"Die Übergabe Honeckers an die deutschen Behörden ist eine Entscheidung, die wir (seine an der Regierung beteiligte Sozialistische Partei) nicht teilen, weil sie mit den Traditionen unseres Landes im Asylbereich bricht", sagte Almeyda.
Der Fall Honecker, der auf Bitten Rußlands nach sieben Monaten in der vorigen Woche die chilenische Botschaft in Moskau verlassen mußte, ist inzwischen von der Regierung in Santiago als abgeschlossen erklärt worden. Nach Presseberichten vom Donnerstag hatte das Parlament in einer nichtöffentlichen Sitzung mit 44 gegen 30 Stimmen eine Erklärung angenommen, in der es hieß, "der Fall Honecker ist für Chile beendet".
Außenminister Enrique Silva hatte nach den Presseberichten dem Parlament mitgeteilt, Jelzin habe um die Beendigung der Gastrolle Honeckers gebeten, weil dieser eine Verschwörung plane und "die russische Regierung in Gefahr bringe". Die Regierung von Präsident Patricio Aylwin schwieg zu den Berichten.
Silva hatte versichert, die Regierung habe für Honecker in anderen Ländern wie Kuba oder Nordkorea um Aufnahme gebeten, "aber niemand wollte ihn haben".Autobahn ungewollt geteert
HAGEN, 7. August (dpa). Nicht programmgemäß renoviert wurde ein Autobahnstück bei Hagen, als ein Sattelschlepper am Freitag morgen rund vier Tonnen flüssigen Teer verlor. Nach Angaben der Polizei hatte sich bei dem Lastwagen die Kippvorrichtung gelöst, so daß beide Fahrspuren der Autobahn A 1 Köln - Bremen in Höhe Hagen-West auf einer Länge von 70 Meter "geteert" wurden. Der Verkehr mußte über die Standspur umgeleitet werden, es bildete sich ein Stau von zehn Kilometer Länge. Erst Stunden später konnte eine Fräsmaschine mit der Wiederherstellung der Fahrbahnen beginnen.
Der AC Mailand erklomm dank seines niederländischen Blocks mit Gullit, van Basten und Rijkaard Europas Fußball- Thron. Lokalrivale Inter wurde mit dem deutschen Trio Matthäus, Brehme, Klinsmann 1991 UEFA-Cup-Gewinner. Mit einer russischen Troika will der Karlsruher SC in der Bundesliga für Furore sorgen. Trainer Winfried Schäfer setzt große Hoffnungen auf Waleri Schmarow, Sergej Kirjakow und Peter Neustädter.
Eine Schlüsselrolle soll künftig Schmarow spielen. Schäfer will den im Vorjahr von Torpedo Moskau nach Karlsruhe gewechselten Linksfüßler als "Anspieler hinter den beiden Spitzen" einsetzen. Eine Position, die der 27jährige schon in Moskau innehatte. "Die neue Position ist meine alte. Bei Torpedo war ich der Spielmacher", sagt Schmarow, den die Badener als "König des Kurzpasses" feiern. Am Anfang hatte er Eingewöhnungsprobleme, klagte über Wehwehchen, so daß ihn seine Kameraden bald scherzhaft "Schmerzow" riefen. Als der Knoten geplatzt war, schoß der ruhige, introvertierte Russe noch fünf Treffer für den KSC.
"Er wird nicht schlechter spielen als Mehmet Scholl", schätzt Schmarow die Leistungsstärke seines Freundes Kirjakow (vorher Dynamo Moskau) hoch ein. Der 22jährige Rotschopf spielte bei der Europameisterschaft in Schweden für die GUS. Täglich holt Schmarow Kirjakow zum Training ab, da dieser noch kein Auto hat, und bespricht eventuelle Schwierigkeiten mit ihm. "Das erste Jahr ist schwer. Die Sprachprobleme sind enorm. Aber Peter und ich werden Sergej helfen", sagt Schmarow.
"Sergej könnte ein Zwillingsbruder von Scholl sein. Er ist pfeilschnell, dribbelstark und torgefährlich", äußert sich Schäfer angetan über seine "rote Rakete" Kirjakow. Mindestens 15 Treffer sollen die beiden offensiven Russen für den KSC erzielen. "Wenn der Sergej einige Tore gemacht hat, leihe ich ihm einen Tag lang meinen Porsche", motiviert der Trainer seinen Neuzugang zusätzlich, denn Kirjakow ist ein Sportwagenfan.
Peter Neustädter (Spartak Wladikawkas) hat deutsche Vorfahren und spricht deshalb hervorragend deutsch. Der Defensivmann fungiert als Dolmetscher. "Falls Kapitän Lars Schmidt bis zur ersten Begegnung nicht fit ist, wird Neustädter auflaufen", macht Schäfer dem Deutsch-Russen Hoffnung auf einen Einsatz. Es ärgert ihn, daß dessen Einbürgerung so schleppend verläuft. "Bei Leverkusen ginge das schneller über die Bühne", kann sich das Temperamentsbündel einen Seitenhieb nicht verkneifen. Denn mit dem jugoslawischen Libero Bogdan hat Schäfer einen Ausländer zuviel im Kader.
Für Schmarow ist es "ein Riesenglück", daß jetzt drei Russen da sind: "Dadurch ist der KSC besser als letzte Saison. Mit ein bißchen Glück kommen wir in den UEFA-Cup. Wir kombinieren besser, spielen effektiver. Allerdings müssen die Abstimmung zwischen Abwehr und Angriff und die Tempowechsel besser werden." Der viermalige Nationalspieler hofft, über gute Leistungen in die Auswahlmannschaft Rußlands zurückkehren zu können.
Kirjakow, zehnfacher Nationalspieler, brennt auf seinen ersten Bundesligaeinsatz: "Ich will endlich zeigen, was ich drauf habe." dpa
HEPPENHEIM, 7. August (dpa). Ein 14jähriger Franzose ist am Donnerstag bei dem Versuch angefahren und schwer verletzt worden, eine verlorene Handtasche von der Autobahn bei Heppenheim (Kreis Bergstraße) zu holen. Dem Vater des Jungen war die Tasche während der Fahrt auf der Autobahn Darmstadt - Heidelberg aus dem Fenster gefallen. Als der 14jährige den Beutel holen wollte, habe ihn ein Wagen aus Offenburg erfaßt, teilte das Darmstädter Regierungspräsidium mit. Der Junge wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht. Es entstand ein Schaden von rund 10 000 Mark.
HANNOVER, 7. August (dpa). Therapeuten und Sozialarbeiter klagen über zunehmende Gewaltbereitschaft unter Drogenabhängigen. Der Sprecher der Therapiekette Niedersachsen, Gernot Vormann, sagte am Freitag in Hannover, immer öfter würde es in Beratungseinrichtungen zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Vor allem süchtige Aussiedler, deren Kinder und Drogenabhängige aus dem ehemaligen Jugoslawien würden als gewaltbereite Gruppen auffallen. "Dazu kommt die zunehmende Bewaffnung vieler Süchtiger", sagte Vormann. Manche Abhängige trügen Messer oder gar Pistolen mit sich. Diese Veränderung in der Klientel verunsichere die Helfer.
BAYREUTH. Das 42. Internationale Jugendfestspieltreffen mit rund 350 Musikstudenten aus 38 Nationen begann in Bayreuth mit einem Konzert. Der Vorsitzende des Trägervereins, Klaus Hashagen, und die Leiterin des Treffens, Sissy Thammer, begrüßten im Europasaal des Internationalen Jugendkulturzentrums die Gäste, von denen ein Drittel aus Osteuropa kommt. Bis zum 30. August wird unter dem Leitthema "Joseph Haydn in London" unter anderem dessen Oper "Lanima del filosofio ossia Orfeo ed Euridice" einstudiert. dpa
In Bremen läuft derzeit ein Forschungsprojekt, das die Konservierung mittelalterlicher Holzschiffe möglicherweise revolutioniert. Zum ersten Mal wird der 3,70 Meter lange Bug eines mehr als 500 Jahre alten Eichenkahns in Zucker "eingelegt" und auf das sonst übliche Bad in dem rein chemischen Mittel Polyäthylenglykol verzichtet. Am Freitag bearbeiteten Fachleute das historische Fragment mit einer 55prozentigen Zuckerlösung.
Zucker, erklärt der Chemiker Per Hoffmann vom Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven, ist als Konservierungsmittel billiger, weniger aufwendig und bei der Entsorgung erheblich umweltfreundlicher. Hoffmann ist federführender Wissenschaftler für das Projekt. Ausgeführt werden die Arbeiten in Bremen nach seinen Anweisungen von Uwe Lahann, Diplom- Brauereiingenieur bei einem Bierhersteller in der Hansestadt. Der Koggenbug war im Juni 1989 auf dem Gelände der Brauerei bei Baggerarbeiten entdeckt worden. Lahann, passionierter Historiker, besaß die notwendigen Fachkenntnisse, um mit dem chemischen Konservierungsprozeß zu beginnen.
Als der Brauereimeister Berichte über einen Konservatorenkongreß in Stade las, bei dem es um Weichholzimprägnierung mit Zucker ging, kam ihm der Gedanke, daß diese Methode auch bei anderen Holzarten anwendbar sein könnte. Erneut wandte er sich an das Schiffahrtsmuseum und rannte bei Hoffmann offene Türen ein. Denn der Chemiker befaßte sich seit längerem mit Laborversuchen in diesem Bereich. "Ob Rohrzucker oder Rübenzucker als Grundstoff verwendet wird, ist völlig egal", erläutert Lahann. Denn die chemische Zusammensetzung sei identisch. Saccharose, ein Molekül aus Traubenzucker und Fruchtzucker, sei wohl die beste Lösung, weil es stabil und stets verfügbar sei.
Zunächst hatten er und seine Mitarbeiter den Bug mit einem 35prozentigen "Zuckerguß" überzogen. Doch Bakterien reduzierten den Konservierungseffekt von 35 auf 21 Prozent, zerstörerisch für das kostbare Stück. Die 55prozentige Lösung soll für die Bakterien eine unüberwindliche Hürde werden. "Gelingt das Projekt, dürfen sich vor allem Schiffsarchäologen in den meist armen Ländern freuen, in denen Zucker sozusagen vor der Haustür wächst", so Lahann. Denn sie bräuchten keine teuren Chemikalien mehr zu importieren.
Hoffmann hat noch ein weiteres "Zuckerprojekt" in Arbeit: ein 18 mal 3,50 Meter großes Lastschiff, das aus dem Bodensee geborgen wurde. Dieses Projekt sei allerdings längst nicht so weit wie das in Bremen. An dem Forschungsprojekt "Konservierung mit Zucker" sind Deutschland, Frankreich, Spanien und die Schweiz beteiligt. Finanziert wird es vom französischen Forschungsministerium. Ende dieses Jahres sollen erste Ergebnisse vorliegen. GERT SIMBERGER (dpa)
SALZBURG, 7. August (dpa). Das fast vollständig erhaltene Skelett eines meeresbewohnenden Sauriers ist im Gebiet von Hallein bei Salzburg entdeckt worden. Wie der Vorstand des Instituts für Geologie und Paläontologie der Universität Salzburg, Gottfried Tichy, am Freitag bekanntgab, handelt es sich bei dem etwa 3,5 bis vier Meter großen Tier wahrscheinlich um eine bisher unbekannte Art aus der Gruppe der Pflasterzahnsaurier (Placodontia).
Diese Tiere zeichnen sich durch auffällige Zähne aus, die an das Zermahlen harter Nahrung angepaßt sind. Der Wissenschaftler schätzt das Alter des in Österreich gefundenen Fossils auf rund 240 Millionen Jahre. Es zählt damit zu den ältesten bisher gefundenen Vertretern dieser Gruppe.
Der italienische Fußball-Erstligist AC Turin hat für rund acht Millionen Mark den uruguayischen Nationalspieler Marcello Saralegui verpflichtet.
rb FRANKFURT A. M. Die schleppende internationale Konjunktur und der schwache Dollar machen sich bei den deutschen Ausfuhren zunehmend als Bremsen bemerkbar. Im Juni lag der Export mit 51,5 Milliarden Mark (davon schätzungsweise gut eine Milliarde aus den neuen Ländern) um 3,8 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Dank der relativ ausfuhrstarken Monate Februar bis April bleibt für das erste Halbjahr insgesamt ein Plus von 2,6 Prozent übrig, teilt das Statistische Bundesamt mit.
Noch kräftiger geschrumpft sind im Juni die Einfuhren, und zwar um 6,8 Prozent auf 49,5 Milliarden. Etwa die Hälfte dieses Rückgangs dürfte auf die gesunkenen Importpreise zurückzuführen sein. Vor allem etliche Rohstoffe (zum Beispiel Kaffee) werden derzeit wesentlich billiger eingeführt als vor einem Jahr. Eine weitere Erklärung liefert die BHF-Bank in einer Studie: Der Konsum-Nachholbedarf in Ostdeutschland nach Einführung der D-Mark sei zunächst "auch in erheblichem Umfang von ausländischen Lieferanten" befriedigt worden, was 1991 die Einfuhren zweistellig wachsen ließ. Da die Bürger der Ex-DDR "ihre privaten Verbrauchsausgaben nun aber wieder stärker an die laufende Einkommensentwicklung anpassen, kommt es zu einem Abflauen des Importsogs".
Beide Entwicklungen zusammen führten dazu, daß der Juni-Überschuß im Außenhandel auf zwei Milliarden Mark kletterte nach 1,1 Milliarden im Mai und 500 Millionen vor einem Jahr. Insgesamt konnte die Bundesrepublik ihren Aktivsaldo im ersten Halbjahr auf 12,7 Milliarden Mark mehr als verdoppeln. In den ersten sechs Monaten 1991 gab es lediglich ein Plus von 5,9 Milliarden. Insgesamt wurden zwischen Januar und Juni Waren im Wert von 323,8 Milliarden Mark (plus 0,5 Prozent) ein- und für 336,4 Milliarden ausgeführt. Trotz dieser leichten Verbesserung im Außenhandel kann die Bundesrepublik aber noch nicht an die Riesenüberschüsse früherer Jahre anschließen. So übertrafen im ersten Halbjahr 1989 noch die Exporte die Einfuhren um rund 70 Milliarden Mark.
In der Leistungsbilanz der Bundesrepublik - in ihr werden neben dem Außenhandel auch die grenzüberschreitenden Dienstleistungen (wie Tourismus und Transport) sowie unentgeltliche Leistungen (Zahlungen an internationale Organisationen, Entwicklunghilfe und Gastarbeiterüberweisungen) erfaßt - wurde für das erste Semester ein Defizit von 19 Milliarden Mark festgestellt.
Der Fehlbetrag lag damit auf gleicher Höhe wie vor Jahresfrist, nachdem von 1982 bis 1990 hier stets Überschüsse anfielen. Allerdings dürften ihm heuer etwas andere Ursachen zugrunde liegen. Hatte die Bundesrepublik 1991 noch allein im Zusammenhang mit dem GolfKrieg Zahlungen in Höhe von rund elf Milliarden Mark geleistet, stehen gegenwärtig die höheren Überweisungen an die EG sowie Hilfen an die osteuropäischen Reformländer im Vordergrund. Insgesamt entstand in der Position unentgeltliche Übertragungen ein Minus von 25,4 Milliarden. Bei den Dienstleistungen dürfte sich die weiter gestiegene Reiselust der Bundesbürger (Reiseausgaben 1991 per Saldo: 33 Milliarden Mark) in der Statistik niederschlagen.
Im Juni allein schloß die Leistungsbilanz mit einem Negativsaldo von 4,3 Milliarden Mark nach jeweils vier Milliarden im Mai und im Juni 1991.
BUDAPEST, 7. August (AFP/dpa). Rest-Jugoslawien und Kroatien haben sich am Freitag in Budapest darauf geeinigt, bis zum 14. August alle ihre Kriegsgefangenen freizulassen. Das teilte der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Cornelio Sommaruga, in Budapest mit.
Die Vereinbarung sei während der Gepräche zwischen dem Chef der jugoslawischen Regierung, Milan Panic, und dem kroatischen Ministerpräsident Franjo Gregoric zustande gekommen, die unter der Schirmmherrschaft des IKRK in der ungarischen Hauptstadt stattfanden. Von der Übereinkunft seien "mehr als tausend" Kriegsgefangene betroffen.
GENF, 7. August (dpa). Der nach neunjährigen formellen Verhandlungen nahezu fertiggestellte Vertrag über ein Verbot aller chemischen Waffen wird in Genf in mehreren Etappen für die UN-Generalversammlung im Herbst vorbereitet. In dieser Schlußphase begann der C-Waffen-Ausschuß der Genfer Abrüstungskonferenz am Freitag mit der wichtigen Bereinigung des in einigen Punkten bisher nicht konsensfähigen Vertragstextes.
Nach der Arbeit an den Änderungsvorschlägen von 14 Entwicklungsländern, vor allem zur Überwachung des Abkommens und zur Rolle der Exportkontrolle in dem Vertrag, soll der gesamte Text dem C-Waffen-Ausschuß in zwei Wochen zur Billigung vorgelegt werden. Bis zum 3. September muß sich das Plenum der Abrüstungskonferenz noch mit dem Vertrag befassen, der nach der bisherigen Planung Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres in Paris unterzeichnet werden könnte.
DÜSSELDORF (dpa). Die bloße Angabe des Kilometerstands eines gebrauchten Autos im Kaufvertrag bedeutet keine bindende Zusicherung des Verkäufers über die tatsächliche Fahrleistung. Dies hat das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf in einem am Freitag bekanntgewordenen Urteil rechtskräftig entschieden. (Az.: 22 U 207/91).
In dem zugrundeliegenden Fall werteten die Richter die in vorgedruckten Kaufvertragsformularen verwendete Bezeichnung "km-Stand" lediglich als Hinweis auf die am Tachometer ablesbare Zahl. Daraus könne aber nicht gefolgert werden, daß der Verkäufer die tatsächliche Laufleistung bindend garantieren wolle. Nur wenn ein Gebrauchtwagenhändler ein Auto mit einem Verkaufsschild anbiete, gelte der angegebene Kilometerstand als Zusicherung. dpa ma gs
Der Freudenstädter Axel Reich hat nach dem vierten Wertungsflug erneut die Führung bei der deutschen Segelflug- Meisterschaft der Clubklasse in Hammelburg übernommen.
SEGELFLIEGEN
DEUTSCHE MEISTERSCHAFT der Clubklasse, vierter Wertungsflugs über 174 km: 1. Brucker (Gingen/Fils) auf ASW 19, 73,83 km/ hh, 363,9 Punkte; 2. Staiger (Memmingen) auf Standard-Cirrus, 70,14, 342,0; 3. Seischab (Erlangen) auf ASW 19, 69,28 336,8.
Zwischenstand nach vier Wertungsflügen: 1. Reich auf H 201 Standard, 2239; 2. Aminde (Darmstadt) auf LS 1f, 2208,4; 3. Bender (Oestringen) auf LS 1f, 2161,1.
Für Skirennläufer Berni Huber ist die alpine Saison voraussichtlich schon beendet, bevor sie begonnen hat. "Den Winter kann ich wohl abschreiben", sagte der 25 Jahre alte Abfahrtsläufer, der sich beim Lauftraining schwer am Knie verletzt hatte und operiert wurde. "Es wird ein halbes Jahr dauern, bis ich vielleicht wieder auf die Ski kann", meinte Huber. Das bedeutet für ihn wohl gleichzeitig das "Aus" für die Weltmeisterschaft im Februar im japanischen Morioka.
Huber hatte sich bei Sprintübungen den Innen- und den Außenmeniskus im rechten Knie verletzt. "Es knirschte, und ich wußte, jetzt ist alles aus", erinnert er sich. "Da ich seit meinem Sturz vor zwei Jahren in Gröden kein Kreuzband in diesem Knie mehr habe, mußte ich operiert werden." Bei dem Eingriff wurde ein Teil der Patellasehne als Kreuzbandersatz eingesetzt, ein Stück von einem Meniskus entfernt und der andere genäht.
Huber wird voraussichtlich noch eine Woche im Krankenhaus bleiben müssen, ehe er mit Krankengymnastik beginnen kann. "Es ärgert mich natürlich, daß ich nicht zur WM fahren kann. Aber besser, mir ist das jetzt passiert als dann vor den Olympischen Spielen 1994. Mit dem Skifahren mache ich auf jeden Fall weiter", so Huber. Nach einem Kreuzbandriß vor zwei Jahren hatte sich Huber in der vergangenen Saison einen Brustwirbelbruch zugezogen. sid
"Ich will nicht lügen", sagt der junge Mann mit gesenktem Blick und attakkiert wie ein ausgehungerter Hund den wässrigen Bohneneintopf. "Aber die Wahrheit kann ich auch nicht erzählen." Essenszeit im "Untersuchungszentrum" Omarska der serbischen Polizei in Bosnien. Die Häftlinge in dem Lager nahe der nordostbosnischen Stadt Prijedor sind abgemagert, ihre Knochen stehen hervor. Manchen hängt die Haut wie Leder an den Armen. Aus den hohlwangigen Gesichtern blicken starre Augen. Augen von Menschen, die nicht wissen, was mit ihnen als nächstes geschieht.
Etwa 30 Gefangene treten aus einem riesigen rostfarbenen Schuppen in die heiße Sonne. Ein Wachmann läßt sie in einer Reihe antreten, dann laufen sie unter den Augen eines Polizisten, der ein Maschinengewehr trägt, einer nach dem anderen quer über den Hof zur Lagerküche. In der Küche reihen sie sich erneut auf und warten auf ihre Ration - ein Napf voll Bohnen. Schweigend verschlingen sie das mit Brotkrumen verlängerte Mahl. Fünf Minuten dauert die einzige Mahlzeit des Tages, dann stellen sie sich auf und laufen zurück zur dunklen Tür des Schuppens. Die nächste Gruppe erscheint und rennt Richtung Essen.
Für die bosnische Regierung ist Omarska eines der von den Serben in der Bürgerkriegsrepublik eingerichteten "Konzentrationslager". In Presseberichten wird die alte Erzmine als Schauplatz von Hinrichtungen, wahllosen Erschießungen und Folterungen durch die Serben angeführt. Weder das Internationale Rote Kreuz noch die Vereinten Nationen haben Omarska bisher aufsuchen können. "Sehr gut" sei die Gesundheit der Insassen, sagte Dusko Ivic vom serbisch dominierten jugoslawischen Roten Kreuz, "bis auf einige Durchfallerkrankungen".
"Erst esse ich", sagt Sebakoudin Elezovic und stochert in dem Eintopf herum, "dann können wir reden." Wie alle anderen rund 80 für uns sichtbaren Häftlinge zeigt er keinerlei Spuren von Folterungen oder Schlägen. "Ich spreche nur für mich", sagt er, "mich hat niemand berührt." Der bosnische Kämpfer hatte versucht, sich in ein Zivilcamp durchzuschlagen, "doch die Serben schnappten mich und brachten mich nach hier." Wachen nähern sich dem Tisch, Elezovic beendet das Gespräch.
Zehn Meilen weiter liegt Trnopolje, für die Moslems das zweitgrößte "Konzentrationslager" der Serben. Auf dem mit Stacheldraht umzäunten früheren Schulgelände drängeln sich Tausende männliche Insassen - allesamt nackt bis zur Hüfte - in der unbarmherzigen Nachmittagssonne. Frauen und Kinder suchen am Gebäude nach etwas Schatten. Alle warten sie schwitzend darauf, was als nächstes passiert.
"Wir sind keine Milizen", sagt der völlig abgemagerte Fikrit Alic, der an diesem Morgen aus dem "Untersuchungszentrum" Kereter hierher transportiert worden ist. "Die Serben kamen in unser Dorf, dann brachten sie uns nach Kereter und nun hierhin." Ein anderer Junge, Icic Budo, fügt hinzu: "Sie wollen, daß wir und unsere Familien verschwinden. Wo meine Familie ist, weiß ich nicht." Hinrichtungen oder Leichen hat er nicht mit eigenen Augen gesehen, doch er sagt, in Kereter hätten die Serben 200 Personen getötet, in Omarska noch viel mehr.
In Trnopolje gibt es auch Menschen, die eher freiwillig in das Lager gekommen sind. "In unserem Dorf gab es furchtbare Kämpfe, wir hatten überhaupt nichts mehr zu essen", sagt Inar Gornic und umkrallt ihr Baby. "Hier ist zwar alles sehr hart, aber auch sicherer." Ihr Ehemann fügt hinzu: "Gewalt haben wir nicht erleben müssen, hier ist es einfach nur heiß."
Die Schilderungen der Menschen, die freier erzählen als in Omarska, verdeutlichen immer wieder die schmutzige Brutalität des Krieges. "Ich war ein Moslemkämpfer", sagt der 13jährige Sana. "Als die Schlacht begann, habe ich mich so gefürchtet, daß ich auf die serbische Seite herübergelaufen bin." Nach einem Wunsch befragt, antwortet der Junge: "Ich will meine Mutter finden."
ED VULLIAMY (The Guardian/dpa)
ERFURT, 7. August (dpa). In der Affäre um die Verpachtung des Erfurter 160- Zimmer-Hotels "Thüringen" hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den unter dem Verdacht der Stasi-Mitarbeit stehenden Pächter eingeleitet. Ein Sprecher des Thüringer Justizministeriums sagte am Freitag in Erfurt, gegen den Mann werde wegen des Verdachts der Anstiftung zur Untreue ermittelt.
Laut Pächter war der Vertrag auch von Thüringens Sozialminister Hans-Henning Axthelm und Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge (beide CDU) unterzeichnet worden. Für 15 Jahre sei eine Jahrespacht von 400 000 Mark vereinbart worden. Die SPD-Landtagsfraktion glaubt, daß wegen der geringen Pacht Stadt und Land als Eigentümer des Hotels jährlich Mindereinnahmen in Millionenhöhe hinnehmen müssen.
LONDON, 7. August (dpa). In Serbien droht ein Aufstand der albanischen Bevölkerung in der serbischen Provinz Kosovo, der Auswirkungen weit über die Grenzen Albaniens und Serbiens hinaus haben würde. Diese Ansicht vertritt das Londoner Institut für Verteidigungs- und Strategiestudien. "Die Welt hat ihr Augenmerk von Slowenien auf Kroatien, Serbien und schließlich Bosnien gerichtet, ohne zu merken, daß die größte Gefahr von der Situation der Albaner ausgeht", sagte John Allcock, der am Freitag eine entsprechende Studie vorlegte.
Die Albaner im Kosovo fühlten sich durch die Pläne des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic für ein Groß-Serbien bedroht, der die Autonomie der Provinz bereits eingeschränkt hat. Die Albaner planten den bewaffneten Aufstand, der von Serbien nicht nur erwartet, sondern wahrscheinlich angestachelt werde, um dies als Vorwand für eine Niederschlagung der albanischen Bevölkerung zu nutzen. Albanien sähe sich dann gezwungen, militärisch einzugreifen. Ein solcher Krieg hätte umfangreiche Konsequenzen für die Sicherheit Griechenlands, Italiens, der Türkei und Bulgariens, heißt es in der Studie.
DARMSTADT, 7. August (dpa). Der europäische Forschungssatellit "Eureca" ist mit fünf Tagen Verspätung endlich auf voller Höhe. Nach einer letzten Kurskorrektur am Freitag um 11.38 Uhr (MESZ) hat die Sonde ihre endgültige Kreisbahn in 515 Kilometern Entfernung von der Erde erreicht. Die wichtigsten der rund 50 Experimente an Bord, bei denen unter anderem die Bildung von Kristallen unter Schwerelosigkeit studiert wird, sollen sobald wie möglich anlaufen. "Es hat überhaupt keine Probleme gegeben", sagte eine Sprecherin des europäischen Raumfahrt-Kontrollzentrums ESOC in Darmstadt, von wo aus das Himmelslabor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gesteuert wird.
Seit der Satellit am Sonntag von der US-Raumfähre "Atlantis" ausgesetzt worden war, hatten fehlerhafte Daten im Steuerungssystem die Sonde auf einer zu niedrigen Bahn gehalten. Nach Zündung der Steuerdüsen hatte die Sonde zu rotieren begonnen und war vom Kurs abgekommen. ESOC-Techniker unterbrachen daraufhin das Manöver und ließen die Sonde auf einer niedrigeren Bahn in einer Höhe von 445 Kilometern verharren. Eigentlich hätte die Weltraumplattform gleich nach ihrer Freigabe in einer Höhe von etwa 420 Kilometern aus eigener Kraft auf ihre vorgesehene Bahn steigen sollen. Wissenschaftler fütterten am Mittwoch das Steuerungssystem des Satelliten mit neuen Daten und leiteten am Donnerstag "Eureca" zunächst auf eine elliptische Bahn, nachdem er auf die Erde ausgerichtet worden war. Am Freitag wurde dann zuletzt die elliptische Bahn zu einem Kreis "zurechtgebogen".
Die Steuerdaten seien fehlerhaft gewesen, weil sie auf der Erde nicht unter Weltraumbedingungen hätten getestet werden können, hieß es. Unterdessen waren solche Experimente angelaufen, die nichts mit der Schwerelosigkeit zu tun haben. "Eureca" hätte nach Auskunft von Experten seinen Auftrag auch auf einer niedrigeren Bahn erfüllen können, wäre allerdings nicht so ertragreich gewesen.
"Eureca" (European Retrievable Carrier) ist mit viereinhalb Tonnen das bislang größte europäische Raumfahrzeug und der erste wiederverwendbare Satellit der Welt. Bis 1995 soll das wohnwagengroße Rohrgestell fünf Flüge absolvieren. Ziel der Experimente mit der Kristallbildung unter Schwerelosigkeit ist die Gewinnung immer reinerer und gleichmäßigerer Werkstoffe für Elektronik und Pharmazie. Nach der bisherigen Planung soll der rund 800 Millionen Mark teure Satellit im April 1993 von einer US- Raumfähre geborgen und zur Erde zurückgebracht werden.
Nürnberg (dpa). Der 41jährige Nürnberger Ladendieb, der von der Justiz neun Monate in Untersuchungshaft vergessen worden ist, wird sich nicht einmal an seiner Haftentschädigung erfreuen können. Wie der Anwalt des 41jährigen am Freitag erfahren hat, will das städtische Jugendamt die 1 000 Mark pfänden. Die Behörde wirft dem Mann vor, er sei seiner Unterhaltspflicht aus einer früheren Ehe nicht nachgekommen. "Da sitzt dieser arme Mensch erst zu lang im Gefängnis - und dann wird er durch eine andere Behörde auch noch um seine Haftentschädigung gebracht", empört sich Rechtsanwalt Peter Hoffmann.
Der 41jährige war nach dem Diebstahl einer Flasche Schnaps im Wert von 13,98 Mark festgenommen und in das Nürnberger Untersuchungsgefängnis gesteckt worden. Wegen eines Fehlers im Dienstweg blieb er dort neun Monate, ohne daß die Staatsanwaltschaft oder ein Gericht überhaupt von seiner Existenz gewußt hätten. Auf den vergessenen Häftling stieß die Justiz erst im Zusammenhang mit einem ganz anderen Verfahren. Da der Mann für den Ladendiebstahl unter Anrechnung einer früheren Bewährungsstrafe letztlich zu rund sieben Monaten Haft verurteilt wurde, hatte er zwei Monate zuviel in Untersuchungshaft gesessen, wofür ihm der Staat eine Haftentschädigung von 1 000 Mark zahlen will. Die Justizpressestelle hatte von einer "bedauerlichen Panne in einem Einzelfall" gesprochen. dpa ba gs
HAMBURG, 7. August (dpa/FR). Der Filmemacher, Regisseur, Schauspieler und Buchautor Eberhard Fechner (Archivbild) ist am Freitag im Alter von 65 Jahren in Hamburg nach schwerer Krankheit gestorben. Das bestätigte der Norddeutsche Rundfunk in der Hansestadt. Zu Fechners bekanntesten Arbeiten gehörten Fernsehfilme wie "Tadellöser & Wolff" oder "Ein Kapitel für sich" nach den Romanen von Walter Kempowski. Weitere von der Kritik gelobte Filme waren "Nachrede auf Klara Heydebreck", die filmische Langzeitbeobachtung des Majdanek-Prozesses von 1975 bis 1981 sowie seine Dokumentation über "Die Comedian Harmonists". 1985 hatte Fechner für sein Gesamtwerk den Adolf-Grimme-Preis erhalten.
PRAG, 7. August (dpa). Die Prostitution ist in der tschechoslowakischen Hauptstadt Prag außer Kontrolle geraten. Dies meldete die amtliche tschechoslowakische Nachrichtenagentur CSTK am Freitag unter Berufung auf einen Polizeibericht. Danach bieten in Prag bis zu 30 000 Frauen und Mädchen ihre Dienste an. Die Altersgrenze sei bis auf 15 Jahre gesunken. Die Aids-Gefahr werde gerade von den ganz jungen Mädchen unterschätzt, da diese oftmals ohne jegliche Verhütungsmittel arbeiteten.
Nach der Streichung eines Paragraphen, mit dem Prostitutierte wegen "Schmarotzertums" belangt werden konnten, haben weder Polizei noch Gesundheitsbehörden die Möglichkeit, gegen die Prostitution vorzugehen, heißt es in dem Bericht. Sie entziehe sich somit jeglicher Kontrolle.
In der vergangenen Woche hatte die Polizei den Strich von dem in der Stadtmitte gelegenen Wenzelsplatz verdrängt. Der Prager Oberbürgermeister Milan Kondr kündigte am Freitag an, daß den Prostitutierten ein Platz außerhalb des Stadtkerns zur Verfügung gestellt werden solle, wo sie ihrem Gewerbe nachgehen könnten.
Aufgespießt
"Aber sonst darf Helmut Kohl so recht nach Herzenslust Mensch sein. Wenn er - ohne Ehefrau Hannelore und Spickzettel - beim traditionsreichen Feinkosthaus Schwaighofer zum Einkaufen kommt, muß er sich in der Drängelreihe hinten anstellen. Bei der ,Weiß- und Schwarzbäckerei' Stadler, wo der Kraftkornlaib wegen Kohls besonderer Vorliebe mittlerweile Kanzlerbrot heißt, freuen sich die Verkäuferinnen, daß er ihnen das landesübliche ,Grüß Gott' entbietet statt eines kühlen ,Guten Tach'". Aus einem Korrespondentenbericht der Deutschen PresseAgentur über den diesjährigen Urlaub von Bundeskanzler Helmut Kohl am Wolfgangsee.
RIED, 7. August (dpa). Der Sohn eines Grundschulrektors hat die Schule seines Vaters angezündet und als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr eifrig beim Löschen geholfen. Durch das Feuer wurde das Schulhaus im schwäbischen Ried in der Nacht zum Dienstag fast völlig vernichtet. Der Sachschaden wird auf drei bis vier Millionen Mark geschätzt. Der Rektorensohn, ein 23jähriger Jurastudent, gestand nach Polizeiangaben vom Freitag außerdem, in der Augsburger Universität fünf kleine Brände gelegt zu haben. "Ich wollte meinen Frust abbauen", nannte er als Motiv. Gegen den Brandstifter wurde Haftbefehl erlassen.
ZAGREB, 7. August (dpa). Der kroatische Präsident Franjo Tudjman hat wenige Tage nach seinem absoluten Wahlsieg einen neuen Mann mit der Bildung der kroatischen Regierung betraut. Der bisherige Chef der Präsidialkanzlei, Hrvoje Sarinic, soll nach offiziellen Angaben bis 12. August seinen Vorschlag über die Zusammensetzung der neuen kroatischen Regierung vorlegen. Sarinic wird dann den bisherigen Ministerpräsidenten Franjo Greguric ablösen.
NEW YORK, 7. August (dpa). Die verheerenden Waldbrände im Westen der USA haben sich bis zum Freitag auf sechs Bundesstaaten und auf eine Gesamtfläche von mindestens 128 000 Hektar ausgedehnt. Nach Angaben einer Sprecherin eines übergeordneten Brandbekämpfungszentrums in Idaho werden 17 Brände als "groß" bezeichnet, zahlreiche kleinere kommen noch hinzu. Fünf Brände seien in den letzten 24 Stunden unter Kontrolle gebracht, wenn auch noch nicht völlig gelöscht worden.
Nach sechsjähriger Dürre brannten Wälder in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Washington, Idaho, Oregon, Nevada und Montana wie Zunder. Nur im Bundesstaat Washington gab es am Donnerstag Regen, und in der Nähe der Stadt Goldendale konnte deshalb ein großer Brand rasch gelöscht werden.
Kassel (dpa). Eine "Rathaus-Besetzung" von etwa 70 bosnischen Flüchtlingen in Kassel, die am Freitag mit der Unterstützung von zwei katholischen Pfarrern und einer Caritas-Helferin um menschenwürdige Unterkünfte gebeten hatten, hatte Erfolg: Nach Auskunft der Caritas waren am späten Freitag nachmittag alle Flüchtlinge in Heimen untergebracht. Zuletzt hatten sie auf dem Fußboden des Gemeindehauses einer katholischen Kirche übernachten müssen.
Die beiden Pfarrer und die Caritas hatten den Behörden der Stadt Kassel und dem Land Hessen vorgeworfen, seit Wochen das Problem und die Verantwortung für die Flüchtlinge tatenlos vor sich hergeschoben zu haben. Nach Auskunft der Caritas sind die Flüchtlinge zunächst über das Wochenende in verschiedenen Kirchengemeinden und Heimen des CVJM und des Deutschen Roten Kreuzes versorgt. dpa jg
GOLF
INTERNATIONALES TURNIER in Eichenried (1,5 Millionen Mark), Stand nach zwei von vier Runden (Par 72): 1. Clarke (Nordirland) 130 (68+62) Schläge, 2. Montgomerie (Schottland) 132 (65+67) und Tinning (Dänemark) 132 (70+62), ... 11. Langer (Anhausen) 135 (66+69), ... 25. Cejka (Offenbach) 137 (69+68), ... 42. Giedeon (Hamburg) und Thuel (Köln) je 138 (69+69), ... 55. Berhorst (Lage) 139 (68+71).
BONN, 7. August (dpa). Die von der Regierungskoalition geplante Senkung des Spitzensatzes der Einkommensteuer von jetzt 53 auf unter 50 Prozent wäre nach SPD-Auffassung "ein verteilungspolitischer Skandal". Der Finanz-Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poß, verwies am Freitag in Bonn auf die "starke Last, die die breite Masse der Bevölkerung zu tragen hat". Die SPD werde mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür kämpfen, "diesen steuerpolitischen Irrsinn zu verhindern".
Durch die Senkung des Spitzensteuersatzes würden dem Staat mindestens acht Milliarden Mark Steuereinnahmen verloren gehen. Es handele sich um ein Steuergeschenk an "gutverdienende Manager, Spitzensportler, Schlagersänger, große Vermögensbesitzer, Minister und andere Personen, die keine gewerblichen Investitionen tätigen und damit keine Arbeitsplätze schaffen".
BONN, 7. August (dpa). Der Chef des Bundeskanzleramtes, Friedrich Bohl (CDU), hat Kritik am angeblich unzureichenden Engagement der Bundesregierung für die neuen Bundesländer zurückgewiesen. Bohl, Koordinator der Regierung für die ostdeutschen Länder, sagte am Freitag in einem dpa-Gespräch in Bonn, allein in diesem Monat gebe es 30 Besuchstermine von Kabinettsmitgliedern zwischen Rostock und Dresden.
CAPE CANAVERAL, 7. August (AFP/AP). Der europäische Forschungssatellit Eureca hat in der Nacht zum Freitag doch noch seine vorgesehene Umlaufbahn erreicht. "Das ist eine große Erleichterung", sagte die Sprecherin der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), Daria Robinson. Eureca war am 2. August von der US-Raumfähre Atlantis aus im All ausgesetzt worden. Der vom European Space Operation Centre (ESOC) in Darmstadt gesteuerte Aufstieg der Forschungsplattform war unterbrochen worden, nachdem die Techniker Programmabweichungen bei der Höhe und der Lage des Satelliten festgestellt hatten. (Siehe auch letzte Seite)
HOUSTON, 7. August (AFP). Weil er keinen Arzt gefunden hatte, der eine Kastration vornehmen wollte, ist ein 28jähriger Sexualverbrecher am Donnerstag in Texas zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Das Gericht hatte Steven Allen Butler eine zehnjährige Bewährungsstrafe vorgeschlagen, wenn er einer Kastration zustimme. Butler, der ein 13jähriges Mädchen vergewaltigt hatte, nahm den Vorschlag an. Es fand sich jedoch kein Arzt, der den Eingriff vornehmen wollte. Die beiden Ärzte, die dafür zunächst in Frage kamen, lehnten die Operation nach Angaben von Butlers Anwalt ab, da der Fall in der Öffentlichkeit für großes Aufsehen gesorgt hatte.
TOKIO, 7. August (AFP). Die japanische Regierung befürchtet eine Destabilisierung Ostasiens durch den Einfluß der russischen Militärmacht. Im Gegensatz zum Wandel in Europa habe sich an der Situation in Ostasien bislang nicht viel geändert, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Weißbuch des japanischen Verteidigungsministeriums. "Massive Armeekräfte" im äußersten Osten des russischen Territoriums seien für die Region ein "unstabiler Faktor".
Seit dem Zerfall der UdSSR sei die russische Armee dort modernisiert und effizienter organisiert worden. Auch wenn die Truppen quantitativ verkleinert worden seien, habe Moskau mittlerweile hochentwickelte Technik in den Fernen Osten geschickt. Während die russischen See- und Luftstreitkräfte in der Region reduziert worden seien, seien die Geheimdienstaktivitäten unvermindert fortgesetzt worden, heißt es in dem Bericht.
S A R A J E W O , 7. Au- gust (AFP/Reuter/dpa/ AP). Das Hauptquartier der UN-Schutztruppen (UNPROFOR) in Sarajewo ist in der Nacht zum Freitag innerhalb weniger Stunden zweimal "absichtlich" angegriffen und beschossen worden.
Dies teilte UNPROFOR-Sprecher Mik Magnusson am Freitag morgen mit. Vier französische Blauhelmsoldaten seien dabei verletzt worden, einer davon schwer.
Vier Granaten mit einem Durchmesser von 122 Millimeter hätten das Gebäude getroffen, das im Postgebäude von Sarajewo untergebracht ist. "Auf jeden Fall" sei der Beschuß absichtlich erfolgt, fügte der Sprecher hinzu. Es sei noch nicht eindeutig geklärt, aus welcher Richtung die Granaten abgeschossen worden seien.
Vor dem Granateinschlag war bereits der Flughafen sowie eine Kaserne der Friedenstruppen unter schweren Beschuß geraten. Freitag früh lagen auch Dobrinja und andere Vororte der bosnischen Hauptstadt wieder unter Feuer. Aus dem Bezirk Hrasno wurden am Morgen Straßenkämpfe zwischen moslemischen und serbischen Verbänden gemeldet. Auch die bosnischen Städte Bihac, Doboj und Gradacac seien von serbischen Einheiten angegriffen worden, hieß es bei Radio Zagreb. Durch serbische Artillerie seien in der größten bosnischen Industriestadt Tuzla inzwischen schwere Zerstörungen angerichtet worden. Auch die kroatische Stadt Slavonski Brod an der Grenze zu Bosnien lag wieder unter Artilleriebeschuß. Der Weltsicherheitsrat soll dem Westen nach dem Willen der USA freie Hand geben, Hilfstransporte nach Bosnien-Herzegowina militärisch zu sichern. Präsident George Bush sagte in der Nacht zum Freitag in Colorado Springs, er habe Außenminister James Baker angewiesen, auf die rasche Verabschiedung einer solchen Resolution hinzuwirken.
Bush sagte hinsichtlich der angestrebten UN-Resolution, sie sei notwendig, um die Menschen in Bosnien-Herzegowina mit Medikamenten und Lebensmitteln zu versorgen. Eine militärische Intervention der USA schloß der Präsident derzeit aber aus.
Bush kündigte die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen zu den bereits als unabhängig anerkannten Staaten Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Slowenien an. Er verband damit die Erwartung, daß dieser Schritt den Druck auf Serbien verstärken werde. Die USA würden Serbien solange politisch und wirtschaftlich isolieren, wie die Aggression gegen die Nachbarrepubliken andauere.
In Washington sprach sich der auswärtige Ausschuß des US-Senates für einen Militäreinsatz in Bosnien aus, wenn die Hilfskonvois nicht anders geschützt und die Bombardierung der Zivilbevölkerung nicht anders gestoppt werden könne. In einer mit zwölf gegen vier Stimmen verabschiedeten Resolution forderte der Ausschuß den US-Präsidenten auf, eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu verlangen, um die Möglichkeit einer Militärintervention zu erörtern.
Der türkische Außenminister Hikmet Cetin forderte die internationale Gemeinschaft am Donnerstag abend zu einer Militäraktion im ehemaligen Jugoslawien auf. Im britischen Sender BBC sprach sich Cetin für Luftangriffe auf einzelne Ziele aus, um dadurch die Hilfslieferungen zu erleichtern und die militärische Kraft des "Aggressors" zu reduzieren. Der Außenminister schloß jedoch einen Alleingang der Türkei aus. Es sei die Pflicht des UN-Sicherheitsrates, zu handeln. Die NATO, die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und die Westeuropäische Union (WEU) würden sich dann anschließen, betonte Cetin. Der Minister wies darauf hin, daß der Konflikt zwischen Serben, Moslems und Kroaten in Bosnien-Herzegowina kein religiöser Konflikt sei. Je länger die internationale Gemeinschaft aber mit einem Eingreifen zögere, desto mehr wachse die Gefahr einer religiösen Auseinandersetzung. Auf die Frage, ob die Türkei gemeinsam mit anderen islamischen Staaten eine militärische Aktion starten werde, antwortete der Minister ausweichend. Die islamischen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen werden nach Ansicht Cetins die UN zwingen, die Initiative zu ergreifen.
Unter Berufung auf Cetin berichtete die türkische Zeitung Milliyet, die Türkei habe den UN einen Zweistufenplan vorgelegt. Danach sollen zunächst alle Waffen- und Munitionslager der Serben von der UN beschlagnahmt werden. In der zweiten Stufe sollen die wichtigsten Stellungen der Serben, von denen aus die Zivilbevölkerung in Sarajewo beschossen werde, im Rahmen einer Luftoperation bombardiert und zerschlagen werden.
Die Belgrader Führung versuchte am Donnerstag erneut, den Vorwurf der Mißhandlung von Gefangenen zu entkräften. Der jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic führte ausländische Journalisten durch ein Flüchtlingslager im serbischen Subotica. Subotica war vom bosnischen UN-Botschafter als Ort eines serbischen Gefangenenlagers genannt worden. Der Augenschein ergab dort jedoch keinen Beweis für das gewaltsame Festhalten und die Mißhandlung von Bosniern.
Dagegen zeigten die britischen Fernsehsender ITN und Channel Four am Abend Filmmaterial und Fotos aus den Lagern von Omarska und Trnopolje. Die dort festgehaltenen moslemischen Gefangenen machten einen extrem abgemagerten und verängstigten Eindruck. Einige wiesen blutige Prellungen auf. Die Häftlinge hätten von Folterungen, Hinrichtungen, Repressionen und dem Verschwinden von Menschen berichtet, hieß es im britischen Fernsehen.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas von Bülow sprach sich für einen internationalen Militäreinsatz im früheren Jugoslawien aus. Die von Serbien kontrollierte jugoslawische Bundesarmee müsse durch einen Luftwaffenschlag gehindert werden, weiter auf das Geschehen einzuwirken, sagte Bülow am Freitag im Mitteldeutschen Rundfunk.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Rita Waschbüsch, begrüßte den Vorschlag von Bundesjugendministerin Angela Merkel (CDU), Kinder aus den Kriegsgebieten zu evakuieren und in die Bundesrepublik zu bringen. "Wenn es darum geht, die Kinder von der Todesgefahr zu retten, ist ein solcher Vorschlag richtig", sagte Waschbüsch dem Kölner Express. Zustimmung zu der geplanten Aktion äußerte auch der Vorsitzende der Gesellschaft für Bedrohte Völker, Tilmann Zülch. Gerade Kinder müßten in diesem furchtbaren Krieg am meisten leiden, sagte Zülch im Express. Auch die kinderpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Edith Hiehuis, wertete den Vorschlag von Ministerin Merkel positiv.
TOKIO, 7. August (AFP). Ein unter Spionageverdacht stehender russischer Diplomat hat sich aus Japan abgesetzt. Wie die japanische Zeitung Yomiuri Shimbun am Freitag berichtete, soll der 48jährige stellvertretende Leiter der Wirtschaftsabteilung außerdem versucht haben, elektronisches Material außer Landes zu schaffen.
TOKIO, 7. August (AFP). Der Flughafen Katmandus verfügt nicht über ein Flugleitsystem, mit dessen Hilfe Flugzeuge auch bei schlechtem Wetter sicher auf die Landebahn gelotst werden können. Wie Behördenvertreter am Freitag mitteilten, hatte bereits 1989 ein japanisches Gutachten, das im Auftrag der nepalesischen Regierung erstellt worden war, das Fehlen eines solchen Systems bemängelt. Am vergangenen Freitag war ein A 310-300-Airbus der thailändischen Fluggesellschaft am Fuße des Himalaja-Gebirges 80 Kilometer nordwestlich Katmandus abgestürzt, alle Insassen waren dabei getötet worden.
BONN, 7. August (AFP/Reuter). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hat den Vorschlag von UN-Generalsekretär Butros Ghali für den Einsatz deutscher Soldaten in einer schnellen Eingreiftruppe der Vereinten Nationen zurückgewiesen.
"Für uns kommt das im Moment überhaupt nicht in Frage", sagte Rühe am Freitag im RTL-Frühstücksfernsehen. Zunächst sei die schnelle UN-Eingreiftruppe eine generelle Idee des Generalsekretärs. Die Deutschen würden nicht einfach auf Abruf bereitstehen, wenn es irgendwo Konflikte auf der Welt gebe.
Rühe betonte zugleich, daß die Deutschen im Laufe der 90er Jahre volle Verantwortung in den UN übernehmen müßten. Er sei da aber noch sehr zurückhaltend. Ghali hatte in der Wochenzeitung Die Zeit erklärt, er würde deutsche Einheiten in einer Eingreiftruppe begrüßen. Eines seiner Ziele sei es, mehr Unterstützung von Deutschland zu erhalten.
Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) hat die ablehnende Haltung seiner Partei zur Beteiligung der Bundeswehr an internationalen Kampfeinsätzen unter dem Dach der UN bekräftigt. Entsprechende Forderungen solle man "gelassen, aber entschieden" zurückweisen, sagte Schröder am Freitag im Deutschlandfunk, und zwar auch, wenn sie von UN-Generalsekretär Butros Ghali kämen.
Diese Art von Politik könne die Deutschen in kriegerische Auseinandersetzungen überall in der Welt verstricken, argumentierte Schröder. Er lehne internationale Kampfeinsätze unter deutscher Beteiligung "vollkommen" ab. Dies sei nach den Parteitagsbeschlüssen die offizielle Haltung der Sozialdemokraten. Das gelte auch für Bosnien-Herzegowina.
Die Frage nach der internationalen Verantwortung der Deutschen werde völlig falsch gestellt und beantwortet, sagte Schröder. Die Bundesrepublik solle beispielsweise die Entwicklungshilfe erhöhen, wie dies die UN verlange. Die Frage, ob Deutschland einen festen Sitz im Sicherheitsrat bekommen soll, solle man nicht ausschließen.
WELLINGTON, 7. August (AFP). Zwei Bergsteiger haben auf dem zweithöchsten Berg der Welt, dem K2 in Pakistan, einen über 50 Jahre alten Stiefel gefunden, in dem noch der Fuß des Besitzers steckte. Die Hochgebirgskletterer Rob Hall und Gary Ball sprachen am Freitag von einem Basislager aus telefonisch mit dem neuseeländischen Rundfunk und berichteten, sie hätten den Stiefel vergangene Woche zehn Meter von ihrem Zelt entfernt gefunden. Sie seien sicher, daß Stiefel und Fuß dem verschollenen amerikanischen Bergsteiger Dudley Wolfe gehörten. Der Stiefel sei ein typisches Modell der 30er Jahre und Wolfe der einzige Bergsteiger, der 1938 von seiner Expedition auf den K2 (8611 Meter) nicht zurückgekehrt sei. Der US-Amerikaner war in dem Jahr von einer Tour in 7500 Metern Höhe nicht mehr zurückgekehrt. Die Bergsteiger vermuten, daß die Überreste Wolfes sich mit dem Gletscher talwärts bewegen und nun an die Oberfläche kommen.Aristide verhandlungsbereit
SANTO DOMINGO, 7. August (AFP). Der durch einen Militärputsch gestürzte Präsident Haitis, Jean Bertrand Aristide, ist jetzt offenbar zu Verhandlungen mit den Machthabern über eine Lösung der politischen Krise in dem Karibikstaat bereit. Aristide, der in Venezuela Asyl gefunden hat, wolle Unterhändler nach Haiti und in die benachbarte Dominikanische Republik entsenden, teilte der dominikanische Präsident Joaquin Balaguer am Donnerstag mit. Sie sollten Gespräche zwischen den "Protagonisten der politischen Krise" in Haiti vorbereiten.
Balaguer, der sich als Vermittler angeboten hat, zeigte sich "vorsichtig optimistisch", daß ein Ausweg aus der Krise gefunden werden könne.
MEXIKO, 7. August (AFP). Bei den Verhandlungen zwischen der Regierung und den Rebellen Guatemalas in Mexiko- Stadt sind Fortschritte erzielt worden. In der strittigen Frage der paramilitärischen Patrouillen für die Zivile Selbstverteidigung (PAC) konnte weitgehend Einigkeit erreicht werden, wie der Rebellen-Kommandant Pablo Monsanto mitteilte. Der Guerillaverband Nationale Revolutionäre Einheit Guatemalas (URNG) habe das Zugeständnis gemacht, daß die aus insgesamt 500 000 Mann bestehenden Patrouillen sollen aber bis zum Ende des bewaffneten Konflikts weiterbestehen dürfen. Auf der anderen Seite sollen die Bürger nicht mehr zwangsweise zu diesen Patrouillen eingezogen werden. Bis zu ihrer Auflösung sollen die Patrouillen den zivilen Behörden unterstellt werden und nur noch für die Sicherheit im lokalen Bereich zuständig sein.
Die paramilitärischen Einheiten wurden bisher von den Streitkräften kontrolliert und im Kampf gegen die Aufständischen eingesetzt.
BONN, 7. August (AFP). Bis zum Jahr 2000 werden in Deutschland rund 4500 Kilometer Radwege an Bundesstraßen neu gebaut. Wie das Bundesverkehrsministerium am Freitag in Bonn mitteilte, werden dafür rund 1,5 Milliarden Mark bereitgestellt. Ein gut ausgebautes Radwegenetz trage nicht nur zur Verringerung der Umweltbelastung bei, sondern auch zu mehr Verkehrssicherheit. Auch die Länder und Kommunen seien aufgefordert, in ihrem Bereich den Radverkehr verstärkt zu fördern. Entlang von Bundesstraßen, für die der Bund zuständig ist, existieren bisher fast 11 000 Kilometer Radwege.
LIMA/QUITO/BOGOTA, 7. August (AFP/FR). Ecuador und Peru wollen gemeinsam das Ausland um Hilfe bei Bekämpfung der sich ausweitenden Ölpest im Amazonasgebiet bitten. Das teilte das peruanische Außenministerium am Donnerstag in Lima mit. Das aus einer defekten Förderanlage im ecuadorianischen Urwald ausgeströmte Öl ist inzwischen über den Rio Napo nach Peru gelangt. Es wird befürchtet, daß der Ölteppich in wenigen Tagen den Amazonas erreicht und dann nach Brasilien weitertreibt.
Im Nordosten Perus sind nach Angaben der Behörden 40 Indianersiedlungen, die vom Fischfang im Napo leben, durch die Ölpest in ihrer Existenz bedroht. Der Regierungschef der Region Loreto, Raul Morey, richtete einen "dramatischen Appell" an die internationale Gemeinschaft, so schnell wie möglich bei der Bekämpfung der Katastrophe zu helfen. Er kündigte an, er werde von der staatlichen Ölgesellschaft Petroecuador eine Entschädigungszahlung von 100 Millionen Dollar (rund 150 Millionen Mark) fordern.
Das Öl war am 26. Juli aus einer Förderanlage von Petroecuador in einen Nebenfluß des Napo geströmt. Unklarheit herrscht über die Menge des in die Umwelt gelangten Öls. Der Leiter der Umweltschutzabteilung der staatlichen Erdölgesellschaft Petroecuador, Manual Navarro, bestätigte am Mittwoch Angaben, daß 5000 Barrel Öl (je 159 Liter) ins Wasser geströmt seien. Dagegen erklärte am Donnerstag der Leiter der Ölförderung von Petroecuador im Amazonasgebiet, Wilson Pastor, es seien lediglich 1034 Barrel Öl in den Napo gelangt.
Ein Anschlag der linksgerichteten Guerilla auf eine Ölpipeline im Nordwesten Kolumbiens hat noch eine Umweltkatastrophe verursacht. 8000 Barrel Öl (rund 1,27 Millionen Liter) strömten in den Ite-Fluß und gelangten in die Sumpfgebiete der Region mit ihren reichen Fischbeständen.Rußland rügt NATO-Manöver
MOSKAU, 7. August (AFP). Die russische Armee hat NATO-Staaten vorgeworfen, "trotz der Verbesserung des internationalen Klimas" Aktivitäten der russischen Nordmeerflotte auszuspähen. Die britische Fregatte "Sheffield" kreuze zusammen mit dem Öltanker "Olna" seit dem 20. Juli im Norden der Halbinsel Kola in der Barentssee, stand am Freitag in der Armeezeitung Krasnaja Sweszda. Die beiden Schiffe hätten Bordflugzeuge benutzt, um die Bewegungen der Nordmeerflotte auszuspähen, hieß es in einer Mitteilung der russischen Flotte.
Ende Mai seien bereits der französische Zerstörer "Tourville" und das Versorgungsschiff "Somme" durch ähnliche Aktivitäten aufgefallen. Vor der Küste der Halbinsel Kola seien vor einigen Monaten ein US-amerikanisches und ein russisches Atom-U-Boot zusammengestoßen, ergänzte der Pressedienst der Nordmeerflotte. Schon im Februar war ein US-amerikanisches U-Boot mit einem russischen U-Boot zusammengestoßen.
HANOI, 7. August (AFP). Drei vietnamische Prediger der katholischen Hmong-Gemeinschaft sind im April wegen "Gefährdung der nationalen Sicherheit" verhaftet worden, berichtete am Freitag die in Hanoi erscheinende Zeitung Quan Doi Nhan Dan. Den Predigern werde "Bekehrungseifer" vorgeworfen.
Die rund 556 000 Mitglieder der Hmong-Gemeinschaft leben auf den Hochplateaus im Zentrum Vietnams und in den Bergen im Norden und Nordwesten des Staates, wo sie Mohn anbauen. Einige von ihnen gehören seit der französischen Kolonialisierung dem katholischen Glauben an.
JOHANNESBURG, 7. August (Reuter). Anti-Apartheid-Führer in Südafrika haben die Entsendung von UN-Beobachtern wegen eines neuen Massakers in Natal gefordert. Sie verdächtigen die Polizei des Homelands KwaZulu, an der Erschießung von elf Menschen in der Schwarzensiedlung Esikwahini beteiligt gewesen zu sein.
BONN, 7. August (AFP). Erbitterten Widerstand gegen Erdölbohrungen im Bereich des Nationalparks "Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer" hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) angekündigt. Der BUND- Sprecher für Meeres- und Küstenschutz, Florian Liedl, teilte am Freitag in Bonn mit, Wirtschaftsinteressen machten "alle hehren Absichten" des schleswig-holsteinischen Umweltministers Berndt Heydemann (parteilos) zunichte. Der Minister hatte sich in der Vergangenheit gegen eine Bohrinsel im Wattenmeer ausgesprochen. Das Kabinett hatte jedoch Anfang der Woche beschlossen, daß das Konsortium RWE/DEA-Wintershall als Betreiber der Bohrinsel nach fünfjähriger Testphase auf Dauerbetrieb umschalten kann.
Die Landesregierung verwies zur Begründung ihrer Entscheidung auf die "klare Rechtsposition des Förderkonsortiums". Die Schürfrechte aus dem Jahr 1941 hatte vor kurzem ein Rechtsgutachten der Ruhr-Universität Bochum bestätigt. Der Regierung drohe bei einem Nein eine Schadenersatzforderung in "mehrstelliger Millionenhöhe", hatte die Regierung argumentiert.
PRAG, 7. August (AFP). Die Tschechoslowakei, Rußland und die Ukraine haben ein Abkommen über den Abtransport schwerer, auf ostdeutschem Gebiet stationierter Kampfwaffen der frühereren Roten Armee über die Tschechoslowakei beschlossen, wie am Freitag die Prager Zeitung Rude Pravo meldete. Bevor das Abkommen in Kraft treten könne, müsse es von den Regierungen der drei Länder bestätigt werden.
Es sieht den Transit von vier Zügen pro Tag durch die CSFR vor, die jeweils mit schweren militärischem Gerät beladen sind. Jeder Transport darf von 24 russischen Soldaten begleitet werden. Ferner sei festgelegt, daß die Waffen-Ladungen auf dem Weg nach Rußland die Ukraine passieren sollen und das Land dafür finanziell entschädigt wird.
BONN, 7. August (AFP). Die Bundesregierung wird vorläufig keine Sonderaktion starten, um Kinder aus der umkämpften bosnischen Hauptstadt Sarajewo evakuieren. Die Verantwortlichen vor Ort sähen derzeit keine Möglichkeit, weitere Kinder aus Sarajewo herauszuholen, teilte eine Sprecherin des Jugendministeriums am Freitag nach einem Gespräch zwischen mehreren Bundesministerien und dem Kanzleramt in Bonn mit.
Der Präsident des Deutschen Caritas-Verbandes, Hellmut Puschmann, appellierte an die Bundesländer, die Aufnahme von Flüchtlingen in Privatquartieren zu erleichtern. Die Länder sollten die Krankenhilfekosten auch für die privat aufgenommenen Flüchtlinge übernehmen, die außerhalb der Kontingente untergebracht sind. Mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen müssen bislang Gastgeberfamilien die Risiken bei einer Erkrankung der Flüchtlinge selber tragen.
Der Vize-Präsident des Deutschen Städtetages, Herbert Schmalstieg (SPD), bekundete die Bereitschaft der Städte und Gemeinden, weitere Flüchtlinge aufzunehmen. "Die Bereitschaft der Bürger ist da, aber der Bund muß alle leerstehenden Einrichtungen freigeben, um die Unterbringung zu sichern", sagte er der Leipziger Volkszeitung.
GÖTEBORG, 7. August (AFP). Ein schwedisches Kinderhilfswerk hat irrtümlich mehr als eine Million Kronen (280 000 Mark) von dem Autohersteller Volvo erhalten. Das Geld, das für Versicherungen der Angestellten gedacht war, war aufgrund eines Buchungsfehlers auf das Konto der Stiftung "Rädda Barnen" ("Rettet die Kinder") überwiesen worden.
Die "Großzügigkeit und das Mitgefühl" der Volvo-Mitarbeiter habe sie berührt, erklärte die Vorsitzende der Stiftung, Ulrika Freihold. Die Forderung des Autoproduzenten, das Geld zurückzuüberweisen, sei allerdings "eine kalte Dusche". Ein so großes Unternehmen könnte sicherlich 250 000 Kronen (75 000 Mark) spenden. Anscheinend nicht: "Das ist zuviel Geld. Und außerdem war es für unsere Angestellten gedacht", antwortete der Volvo-Personalchef.
MOSKAU, 7. August (AFP). Bei den Kämpfen zwischen Armeniern und Aserbaidschanern in der Enklave Nagorny Karabach sind am Donnerstag nach armenischen Angaben mindestens 68 Menschen getötet worden. Die Moskauer Nachrichtagentur Itar-Tass meldete unter Berufung auf Angaben aus Eriwan, aserbaidschanische Einheiten hätten mit Unterstützung von Panzern und Kampfhubschraubern das Dorf Magawus in der Region von Mardakert angegriffen. Dabei seien 60 Aserbaidschaner und acht Armenier getötet worden. Der Angriff sei zurückgeschlagen worden.
Die aserbaidschanische Agentur Turan berichtete unter Berufung auf das Innenministerium in Baku, armenische Einheiten seien in der Region von Kedabek von Armenien aus auf aserbaidschanisches Territorium vorgedrungen. In diesem Gebiet liegt die kleine Armenier-Enklave Artswaschen. Die armenischen Verbände hätten zwei russischsprachige und zwei aserbaidschanische Dörfer angegriffen.
Bei den Kämpfen um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Enklave Nagorny Karabach sind in den vergangenen viereinhalb Jahren fast 3000 Menschen umgekommen.
SARAJEWO/GENF/BUDAPEST, 7. August (AFP/dpa/Reuter). Das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) hat am Freitag davor gewarnt, daß in der Gegend um Bihac in Bosnien bald "ein weiteres Sarajewo" entstehen könnte. Der Bürgermeister von Bihac wandte sich nach Angaben des UNHCR- Sprechers Ron Redmond an die Genfer Organisation, da er eine Offensive serbischer Einheiten auf die 250 000 moslemischen Einwohner befürchtete. Schon jetzt fehlten Lebensmittel und Medikamente. Das UNHCR wolle versuchen, Hilfsgüter nach Bihac zu liefern.
Das UNHCR teilte mit, daß die Luftbrücke nach Sarajewo voraussichtlich auch am heutigen Samstag nicht wieder aufgenommen werden könne. Nach Angaben des stellvertretenden Kommandeurs der UN-Schutztruppe UNPROFOR, Philippe Morillon, haben die UN die Kriegsparteien dazu gebracht, Landkorridoren in die von Serben belagerten Städte Sarajewo und Gorazde zuzustimmen.
Der Angriff auf das UN-Hauptquartier in Sarajewo, bei dem vier Blauhelme verletzt wurden, ist nach Angaben von UNPROFOR-Sprecher Mik Magnusson absichtlich" erfolgt. Er machte aber keine Angaben über die mutmaßlichen Angreifer. UN-Offiziere zeigten sich überzeugt, daß nur moslemische Einheiten die Schüsse abgegeben haben könnten, um ein internationales Eingreifen zu provozieren.
Serbische Truppen setzten ihre Offensive in Bosnien-Herzegowina fort. Am Freitag abend wurden nach Angaben des bosnischen Rundfunks in Sarajewo fünf Menschen durch eine Granate getötet.
US-Präsident George Bush sagte zur Begründung seiner Forderung nach internationaler Kontrolle der Internierungslager: "Um den humanitären Alptraum wirklich zu beenden, müssen wir die ethnische Säuberung stoppen und jedes einzelne Gefangenenlager zur internationalen Inspektion öffnen." Er habe die US-Geheimdienste angewiesen, die Berichte über Todeslager zu überprüfen.
Ein einflußreicher religiöser Führer in Iran rief die islamischen Länder auf, "eine vereinigte islamische Armee zur Befreiung von Bosnien-Herzegowina zu gründen". In Teheran bezeichnete der Ayatollah Mohammed Emani-Kachani die Serben als "Wilde", die die Moslems "massakrieren". Die Türkei schlug dem Sicherheitsrat einen Aktionsplan vor. Außenminister Hikmet Cetin regte an, die Serben ultimativ aufzufordern, die Kämpfe binnen 48 Stunden einzustellen und ihre schweren Waffen den UN zu übergeben. Falls dies nicht innerhalb von 14 Tagen wirke, sollten militärische Maßnahmen folgen, darunter begrenzte Luftangriffe. Die jugoslawische Armee warnte dagegen vor einer internationalen Intervention in Bosnien.
Der Staatssekretär im Bonner Auswärtigen Amt, Dieter Kastrup, sagte seinem britischen Kollegen Douglas Hogg, die Bundesrepublik unterstütze die Idee einer militärischen Sicherung von Landkorridoren.
Bundesverteidigungsminister Volker Rühe sagte: "Für die Bundeswehr kommt überhaupt nichts in Frage, was militärische Einsätze in Jugoslawien angeht." Sollte eine solche Aktion zustande kommen, könne Deutschland nur von außen logistische Unterstützung leisten.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas von Bülow plädierte für Militäraktionen aus der Luft gegen serbische Verbände unter Beteiligung der Bundeswehr.
ALGIER, 7. August (AFP). In Bab el Oued, einem Armenviertel der algerischen Hauptstadt Algier, haben sich seit Freitag nachmittag rund 200 Moslems in der el Sunna-Moschee verschanzt. Nach einer Meldung der algerischen Nachrichtenagentur APS wollten sie die Festnahme des Imams der Moschee verhindern, der eine "politische, scharfe und aufwieglerische" Predigt gehalten habe.
Augenzeugen berichteten von heftigen Zusammenstößen zwischen Moslems und Sicherheitskräften, bei denen fünf Menschen erschossen worden seien. Die Moschee ist eine Hochburg der verbotenen Fundamentalistischen Islamischen Heilsfront (FIS).
NIEDERJOSSA, 7. August (lhe). Ein 29jähriger aus Frankfurt hat nach seiner Festnahme gestanden, vor einer Woche die Raiffeisenbank Niederjossa (Kreis Hersfeld-Rotenburg) überfallen und 35 000 Mark geraubt zu haben. Wie die Polizei am Freitag in Bad Hersfeld mitteilte, war es am Donnerstag aufgrund von Zeugenhinweisen gelungen, den 29jährigen in seiner Frankfurter Wohnung festzunehmen. Als Motiv nannte er finanzielle Schwierigkeiten. Bis auf tausend Mark konnte die Beute in dem Appartement sichergestellt werden.
VIERNHEIM. Das von den US-Streitkräften benutzte Panzerübungsgelände im Viernheimer Wald (Kreis Bergstraße) wird nicht freigegeben. Dies habe der Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Peter Wichert (CDU), der Landesregierung mitgeteilt, berichtete die Staatskanzlei am Freitag.
Das Land hatte laut Staatskanzlei im März den Verteidigungsminister aufgefordert, mit den US-Militärs über die Räumung des Waldes zu verhandeln. Auch der Hessische Landtag habe sich einhellig für eine Räumung eingesetzt. Die Landesregierung wolle nun bei der Neufassung des Stationierungsrechts eine Vereinbarung über die Nutzung des Panzerplatzes fordern, um den Umfang der Übungen zu begrenzen. lhe
HANAU. Die 378 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina, die derzeit in Hanau untergekommen sind, haben einen Sprecherrat gebildet. Wie die Stadt Hanau mitteilte, soll die Gruppe ständig mit dem Deutschen Roten Kreuz und der Stadtverwaltung in Verbindung stehen. Ziel der Zusammenarbeit sei es, Probleme frühzeitig zu erkennen und den Flüchtlingen einen möglichst großen Raum zur Selbsthilfe zu geben.
"Die Menschen sind froh, daß sie direkt mit einbezogen werden", so Sozialdezernent Klaus Remer, der die Gründung des Sprecherrates angeregt hatte. Erste gemeinsame Aktionen sind bereits geplant: Die Flüchtlinge wollen am 15. August das Internationale Freundschaftsfest im Olof- Palme-Haus besuchen und im September einen Tag der Begegnung in der Hessen- Homburg-Kaserne veranstalten. lhe
WIESBADEN. Mehr als jedes dritte Mofa, das bei Sonderkontrollen der hessischen Polizei unter die Lupe genommen wurde, wies Mängel auf. Mit einer Beanstandungsquote von 37,6 Prozent hätten die Mofas unter den motorisierten Zweirädern am schlechtesten abgeschnitten, berichtete das Innenministerium in Wiesbaden.
Insgesamt seien im Mai 5000 motorisierte Zweiräder überprüft worden, von denen mehr als jedes vierte (26,6 Prozent) beanstandet wurde. Im Vorjahr hatte diese Quote noch bei 22,2 Prozent gelegen. Im einzelnen habe neben den Mofas die Mängelquote bei den Leichtkrafträdern 28,0 Prozent und bei den Kleinkrafträdern und Mopeds 28,3 Prozent betragen.
In 126 Fällen habe die Polizei Manipulationen an den Leichtkrafträdern festgestellt, so daß die Betriebserlaubnis erloschen war. 96 Fahrer seien viel zu laut durch die Gegend gebrummt. lhe
KASSEL. Unter der Führung von zwei katholischen Priestern und einer Caritas- Mitarbeiterin haben am Freitag etwa 70 bosnische Flüchtlinge in Kassel das Vorzimmer des Oberbürgermeisters "besetzt". Die Betreuer der Flüchtlinge forderten von der Stadtverwaltung, die Flüchtlinge endlich "menschenwürdig unterzubringen".
Seit rund acht Wochen, so klagten sie, habe die Stadt Kassel "nichts unternommen und die Flüchtlinge allein gelassen". Die städtischen Ämter, auch die Landesregierung in Wiesbaden, hätten die Verantwortung hin- und hergeschoben.
Die etwa 70 Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien sind derzeit in einem relativ kleinen Raum im Gemeindehaus der katholischen Pfarrei St. Familia in Kassel untergebracht. Jugendpfarrer Harald Fischer: "Zunächst waren nur eine Großmutter und ihre vier Enkelkinder bei uns, jetzt sind die etwa 70 Leute buchstäblich zusammengepfercht. Die Zustände sind unhaltbar: Wir haben nur zwei Toiletten und eine kleine Küche."
Die Pfarrer und eine Caritas-Angestellte beklagten, sie seien von den Behörden wochenlang nur hinundhergeschoben worden. Auf einen schriftlichen Hilferuf, der am 16. Juli ans Sozialministerium in Wiesbaden ging, habe man nicht einmal Antwort bekommen. SPD-Bürgermeister Ludolf Wurbs organisierte am Freitag unter dem Druck der "Besetzung" zunächst eine Unterkunft in einer städtischen Turnhalle. Die beiden Pfarrer wollten sich damit jedoch nicht zufrieden geben: "Dann stehen die Flüchtlinge am Montag wieder vor der Tür."
Überraschend hatte das Sozialministerium der Stadt signalisiert, sie könne "auf eigene Kosten" die Bosnier in der leerstehenden Kasseler Jäger-Kaserne unterbringen, die eigentlich für die Aufnahme von sogenannten Kontingent-Flüchtlingen gedacht war. Doch dies erwies sich am Freitag als undurchführbar: Die Bundeswehr verweigerte schon seit längerem aus Sicherheitsgründen einen Zugang über noch genutztes Gelände.
Der angrenzende Betriebshof des Regionalverkehrs erwies sich ebenfalls als Hindernis: Zum Schutz der Kinder vor den dort stationierten 100 Bussen müsse ein hoher Zaun mit vier Toren gebaut werden, damit den vielen Kindern keine Gefahr drohe. lhe
GIESSEN/ASSlAR. Beim Absturz einer einmotorigen Sportmaschine sind am Freitag nachmittag bei Aßlar (Lahn-Dill- Kreis) alle vier Insassen - zwei Erwachsene und zwei Kinder - ums Leben gekommen. Augenzeugen hatten beobachtet, wie das Flugzeug auf ein Feld stürzte, nachdem der Motor plötzlich versagt hatte, und die Polizei alarmiert.
Beamte eines Streifenwagens entdeckten das brennende Wrack wenig später, konnten aber wegen der großen Hitze nicht mehr eingreifen. Die Opfer verbrannten nach Auskunft der Gießener Polizei bis zur Unkenntlichkeit. Weder ihre Identität noch die Herkunft der Maschine waren am späten Nachmittag bekannt. Auch über die Unglücksursache gab es zunächst keine Informationen. lhe
KASSEL. Eine "Rathaus-Besetzung" von etwa 70 bosnischen Flüchtlingen in Kassel, die am Freitag mit der Unterstützung von zwei katholischen Pfarrern und einer Caritas-Helferin um menschenwürdige Unterkünfte gebeten hatten, hatte Erfolg: Nach Auskunft der Caritas waren am späten Freitag nachmittag alle Flüchtlinge in verschiedenen Heimen untergebracht. Zuletzt hatten sie auf dem Fußboden eines Gemeindehauses dichtgedrängt übernachten müssen.
Die beiden Pfarrer und die Caritas hatten den Behörden der Stadt Kassel und dem Land Hessen vorgeworfen, seit Wochen das Problem und die Verantwortung für die Flüchtlinge - unter ihnen viele Kinder - vor sich hergeschoben und nichts unternommen zu haben.
Die Zustände im Pfarrheim von St. Familia seien zuletzt "unzumutbar und menschenunwürdig" gewesen, berichtete Jugendpfarrer Harald Fischer: "Zunächst waren vor acht Wochen nur eine Großmutter und ihre vier Enkelkinder bei uns, jetzt sind etwa 70 Leute buchstäblich zusammengepfercht. Die Zustände sind unhaltbar: Wir haben nur zwei Toiletten und eine kleine Küche."
Nach Auskunft der Caritas sind die Flüchtlinge, auch mit Unterstützung des Malteser-Hilfsdienstes, zunächst über das Wochenende in verschiedenen Kirchengemeinden und Heimen des CVJM und des Deutschen Roten Kreuzes versorgt. Die Stadt Kassel übernimmt die Kosten.
Überraschend hatte das Sozialministerium in Wiesbaden am Freitag mittag der Stadt signalisiert, sie könne "auf eigene Kosten" die Bosnier in der leerstehenden Kasseler Jäger-Kaserne unterbringen. Doch diese Möglichkeit erwies sich zunächst als undurchführbar: Die Bundeswehr verweigert schon seit längerem aus Sicherheitsgründen einen Zugang über noch genutztes Gelände. lhe
GIESSEN/ASSLAR. Beim Absturz einer einmotorigen Sportmaschine sind am Freitag nachmittag bei Aßlar (Lahn-Dill-Kreis) alle vier Insassen getötet worden. Bei zwei der Toten handelt es sich um den Piloten und eine Frau. Die Identität der anderen beiden Opfer war am Abend noch nicht geklärt, es konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß es Kinder waren. Die Absturzursache war zunächst völlig unklar.
Augenzeugen hatten beobachtet, wie die einmotorige Maschine vom französischen Typ Gardan Horizon um 14.55 Uhr mit leichter Seitenlage in einen Sturzflug ging. Zuvor habe der Motor plötzlich versagt. Die Maschine stürzte auf ein Feld und ging offenbar sofort in Flammen auf. Polizeibeamte, die zufällig in der Nähe waren, entdeckten das brennende Wrack wenig später, konnten aber wegen der großen Hitze nicht mehr helfen.
Die Maschine war am Nachmittag als Charterflug auf dem Flugplatz Langenlonsheim (Kreis Bad Kreuznach) gestartet. Ziel war offenbar die Gegend von Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern. Unklar blieb am Abend die Absturzursache. Nach Aussage der Bundesanstalt für Flugsicherung in Frankfurt herrschte zur Zeit des Unglücks bestes Wetter. lhe
RADSPORT
INTERN. SACHSENTOUR, 3. Etappe über 130,3 km von Dresden/Lockwitz nach Heidenau (Donnerstag): 1. Schmidt (RSG Frankfurt/M.) 3:35:53 Stunden, 2. Fleischer (Olympia Dortmund) gleiche Zeit, 3. Matuszek (RSG Nürnberg) 2:00 Minuten zurück, 4. Egner (RSG Wiesbaden), 5. Reuß (RSG Frankfurt), 6. Latocha (Opel Schüler Berlin) alle 2:00 zurück.
4. Etappe über 190,7 km von Dresden/Neustadt nach Großenhain (Freitag): 1. Liese (SC DHfK Leipzig) 4:24:30 Stunden, 2. Weißmann (RSG Nürnberg) 16 Sekunden zurück, 3. Wartenberg (RSG Frankfurt/M.), 4. Schmidt (RSG Frankfurt/M.), 5. Reuß, 6. Grabsch (Hamburg) alle 20 Sekunden zurück.
Gesamteinzelwertung nach der vierten von sechs Etappen: 1. Reuß, 2. Latocha, 3. Matuszek.
LONDON, 7. August (Reuter/AP/AFP). Britische Medien haben über Folterungen, Hinrichtungen und Unterernährung moslemischer und kroatischer Gefangener in serbischen Internierungslagern in Bosnien-Herzegowina berichtet. Ein Korrespondent des Senders BBC interviewte zwei ehemalige Gefangene eines Lagers in Ripac, in denen nach ihren Angaben Inhaftierte geschlagen und erschossen worden waren.
Ein früherer Häftling schilderte dem Korrespondenten, eine Lagerwache habe einer Gruppe von Insassen einmal gedroht, sie mit einer Handgranate in die Luft zu jagen. Dann habe der Wachmann ein Gewehr genommen und einen Moslem mit einem Kopfschuß getötet. Einen weiteren Gefangenen habe er verletzt.
Der Fernsehsender ITN brachte Bilder von ausgemergelten Gefangenen in einem Lager in der Ortschaft Omarska, denen Suppe und Brot vorgesetzt wurde. Auch in Trnopolje, einem weiteren Internierungslager in Nordbosnien, filmte ITN abgemagerte Menschen hinter Stacheldraht. Hinter vorgehaltener Hand berichteten sie über Mißhandlungen.
Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic bestätigte, daß moslemische Kriegsgefangene an Unterernährung leiden. "Es kann sein, daß manche Gefängniswärter die Lebensmittel beiseite schaffen", sagte Karadzic der BBC.
Dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) wurden offenbar wochenlang Informationen über die Gefangenenlager vorenthalten. Am Sitz der UN wurde die Kopie eines Berichtes der UN-Schutztruppen (UNPROFOR) in Umlauf gebracht, in dem die Blauhelme über die Zurückhaltung der UN in ihrer Informationspolitik Klage führten. Das Dokument wurde am 3. Juli aus Kroatien an das Hauptquartier der UNPROFOR in Belgrad weitergeleitet. Der Bericht wurde aber von den UN nicht veröffentlicht, sondern nur an das UN-Flüchtlingskommissariat und an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz weitergeleitet. In den Orten Keraterm, Trnopolje, Omarska und Manjaca seien "Konzentrationslager" eingerichtet worden, heißt es in dem Report. (Weiterer Bericht auf Seite 2)
NEW YORK, 7. Agust (Reuter). Bei den Verhandlungen über ein Ende des Zypern-Konflikts sind nach den Worten des Führers der türkischen Zyprer, Rauf Denktasch, Fortschritte erzielt worden. Die Flüchtlingsfrage und der Streitpunkt, wieviel Land die türkischen Zyprer bei einer Einigung wieder griechischer Kontrolle unterstellen würden, seien gelöst worden, sagte Denktasch am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Einzelheiten nannte er nicht. Er kündigte an, die Gespräche würden in der kommenden Woche fortgesetzt.
Denktasch sagte nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär Butros Ghali der Schwerpunkt der Gespräche werde sich nun auf Verfassungsfragen verlagern. Zypern ist seit dem Einmarsch türkischer Truppen im Norden der Mittelmeerinsel im Jahr 1974 praktisch geteilt. Die türkischen Zyprer erklärten sich 1983 für unabhängig. Ihr Staat wird jedoch nur von der Türkei anerkannt.
MANILA, 7. August (Reuter). Die Philippinen haben die Mitgliedschaft in der Bewegung der Blockfreien Staaten beantragt. Diese sei das einzige Forum, das den Entwicklungsländern vorbehalten sei, sagte Außenminister Roberto Romulo am Freitag in Manila. Mit dem Beitritt solle die unabhängige Außenpolitik des Landes nach dem Abzug der US-Truppen gestärkt werden.
BEIRUT, 7. Juli (Reuter). Die Opposition der Christen in Libanon hat am Freitag zum Boykott der für 23. August angesetzten Wahlen aufgerufen. Alle Libanesen sollten den Wahlen fernbleiben, bis angemessene Zustände hergestellt seien, forderten die Oppositionsgruppen am Freitag, darunter die Miliz Libanesische Streitkräfte, die Nationalliberale Partei sowie der Nationale Block.
Die Opposition fordert den Abzug der rund 40 000 syrischen Soldaten aus Libanon, deren Präsenz ihrer Ansicht nach die Wahl prosyrischer Kandidaten begünstigt. Syrien versteht sich als Schutzmacht in Libanon.
MOSKAU, 7. August (REUTER). Rußland erwägt die Entsendung von Kriegsschiffen in den Golf, um sich an einem möglichen internationalen Einsatz gegen Irak zu beteiligen. Wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass am Freitag unter Berufung auf den Generalstabsschef der russischen Streitkräfte, Generaloberst Viktor Dubynin, meldete, liegen Schiffe zum Auslaufen in den Golf bereit. Die USA wollen Irak notfalls mit militärischen Mitteln zur Einhaltung der Golf-Resolutionen zwingen. Zwischen Irak und den UN zeichnet sich eine neue Konfrontation ab. Irak kündigte an, es werde einer Gruppe von UN-Inspekteuren den Zugang zu Ministerien verweigern (Siehe auch Seite 2).
DÜSSELDORF (rtr). Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zieht gegen die Auflösung der Motometer Aktiengesellschaft vor den Kadi. Sie habe beim Landgericht Stuttgart Anfechtungsklage gegen die Beschlüsse der Motometer-Hauptversammlung vom 6. Juli erhoben, mit denen die Auflösung der AG und die Übertragung des Vermögens auf eine 100prozentige Tochterfirma des Bosch-Konzerns mit dem künftigen Namen Motometer GmbH beschlossen wurde, teilt die DSW mit. Sie sehe in dem Vorgehen Boschs den Versuch, "die nicht mehr gewünschten freien Aktionäre möglichst einfach loszuwerden".
Bosch habe Motometer zu 100 Prozent in den Konzern eingegliedert, ohne dabei den Anteilseignern die Möglichkeit einer Prüfung des Abfindungsangebotes von 615 Mark je Aktie zu geben. Das hierzu eingeholte Gutachten der BDO Deutsche Warentreuhand sei nicht offengelegt worden. Die DSW werde in einem Musterprozeß prüfen lassen, ob die Mehrheitseigentümer die freien Aktionäre durch eine mit der Liquidation gekoppelte Vermögensübertragung ohne Begründung und ohne Nachprüfung der Angemessenheit der Abfindung aus der Gesellschaft ausschließen können. Zudem sei die grundsätzliche Rechtsfrage zu entscheiden, "ob die Umwandlungsvorschriften des Aktiengesetzes dadurch umgangen werden können, daß ein juristischer Schleichweg über die Liquidation samt Vermögensübertragung gegangen wird". Die Liquidation diene einzig dazu, die freien Aktionäre loszuwerden, heißt es.
WASHINGTON, 7. August (Reuter/dpa/ AP). Irak und die Vereinten Nationen (UN) steuern auf einen neuen Konflikt zu. Eine Gruppe von UN-Inspekteuren traf am Freitag in Bagdad ein. Tags zuvor hatte Irak es kategorisch abgelehnt, den Inspekteuren Zugang zu Ministerien zu gewähren. Dies sei eine Verletzung der Souveränität und Unabhängigkeit des Landes, sagte Informationsminister Hamed Jussef Hummadi. Die US-Regierung erklärte, sie werde Behinderungen der Inspekteure nicht hinnehmen und die Kontrolle der Ministerien notfalls mit militärischen Mitteln erzwingen.
Präsident George Bush sagte, die UN hätten das Recht, auch Ministerien zu überprüfen. "Wir werden helfen, dieses Recht zu garantieren", betonte Bush. Der Sprecher des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, sagte, Saddam Hussein gebe eine Menge irrationaler und manchmal irrelevanter Erklärungen ab. Man wisse daher nicht, ob er nur die Menschen in seinem eigenen Land beeindrucken oder dies wirklich durchführen wolle. Die Absichten der Vereinten Nationen seien sehr entschieden und sehr ernsthaft.
Rußland erwägt, Kriegsschiffe für einen möglichen internationalen Einsatz gegen Irak in den Golf zu schicken. Die Schiffe stünden zum Auslaufen bereit, meldete die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass. In der Krisenregion kreuzen bereits 40 Kriegsschiffe der USA. In Kuwait läuft derzeit ein Manöver mit Tausenden US-Soldaten und den Truppen des Emirats.
Iraks Kultur- und Informationsminister Hummadi hatte am Donnerstagabend gesagt, mit Ausnahme der Ministerien könnten die Inspekteure jeden anderen Ort im Land aufsuchen. "Wir wollen dieses alberne Kapitel (der Inspektionen) so schnell wie möglich beenden", meinte der Minister. In der Parteizeitung El Saura hieß es am Freitag, Irak sei in der Lage, auch "sehr großen" Bedrohungen zu widerstehen.
Die 22 UN-Inspekteure sollen in Irak nach versteckten Massenvernichtungswaffen suchen. Unter anderem will die Gruppe unter Leitung des Russen Nikita Smidowitsch prüfen, ob Irak noch Scud- Mittelstreckenraketen verborgen hält. Vor dem Abflug sagte Smidowitsch in Bahrain, man werde in allen Bereichen des irakischen Rüstungsprogramms Nachforschungen anstellen. Ob auch Regierungsgebäude durchsucht würden, wollte er nicht sagen. Nach Angaben aus UN-Kreisen in Bahrain gibt keine Änderungen im Programm der Inspekteure.
Erst auf massiven Druck des UN-Sicherheitsrates hatte Irak im Juli einem Inspektionsteam die Durchsuchung des Landwirtschaftsministeriums erlaubt, wo die UN Rüstungsunterlagen vermuteten. Die Durchsuchung endete jedoch ergebnislos. Irak hatte sich nach dem Ende des Golf-Krieges im Februar 1991 verpflichten müssen, seine Massenvernichtungswaffen unter UN-Aufsicht zu zerstören und sein Rüstungsprogramm offenzulegen. (Kommentar auf Seite 3)
BERLIN, 7. August (Reuter). Die Berliner leben nach Erkenntnissen ihrer Gesundheitsbehörde zu ungesund. Nach einer am Freitag von Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) veröffentlichten Studie setzen sich vor allem die Bürger im Osten im Übermaß vermeidbaren gesundheitlichen Gefahren wie Rauchen und regelmäßigem Alkoholgenuß aus. Ein Drittel der Berliner rauche, wobei der Anteil der rauchenden Männer im Ostteil der Stadt mit über 50 Prozent "besonders alarmierend" sei. Auch regelmäßiges Trinken sei verbreitet. Das gelte wiederum besonders für das frühere Ost-Berlin, wo mehr als die Hälfte aller Männer regelmäßig zur Flasche greife.
Hinzu kommen nach der Studie mangelnde Bewegung, Übergewicht und allgemeine Umweltgefahren. So setze sich jeder vierte Mann und jede fünfte Frau gleichzeitig vier oder mehr Gesundheitsrisiken aus. Jeder zehnte Berliner sei stark übergewichtig (mindestens 20 Prozent über dem Normalgewicht), wobei sich Ost- und West-Bürger nicht wesentlich unterschieden. Die West-Berliner Bevölkerung ernähre sich aber gesundheitsbewußter als die Ost-Berliner. Der Durchschnittsbürger im Westteil treibe auch regelmäßiger Sport. Hinzu komme, daß die Ost-Berliner stärkeren Umweltrisiken ausgesetzt seien.
Für die Studie wurden nach Angaben Luthers 4400 Personen über 18 Jahre aus beiden Teilen der 2,5-Millionen-Stadt schriftlich befragt.
FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten sind die Kurse der meisten Titel gestern gefallen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1609,50 Punkten und damit fast auf seinem Tagestief. Vorübergehend war er bis auf 1614,58 Zähler geklettert. Im Vergleich zum Vortag ergab sich ein Minus von 11,65 Einheiten. Die schwache Tendenz führten Händler auf die niedrigen Vorgaben in Tokio und New York zurück.
Hinzu kamen schlechte Nachrichten von Unternehmen. So hatte Veba mitgeteilt, daß der Überschuß im Konzern im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen sei (siehe Bericht auf Seite 9). "Das läßt für die Zahlen der Großchemie-Werte nichts Gutes erwarten", meinte ein Händler. Veba-Titel büßten zum Wochenschluß 8,10 Mark ein. BASF sanken um drei und Bayer um 2,10 Mark. Hoechst fielen nur geringfügig und Schering verbuchten zwei Mark weniger.
In der Gruppe der Autotitel gaben Daimler um 5,30 und BMW um eine Mark nach. VW notierten 1,40 Mark niedriger.
Von den Finanzaktien büßten Deutsche 2,80 und Commerzbank 0,20 Mark ein, während Dresdner 0,10 Mark zulegten. Allianz rutschten 30 Mark nach unten.
Unterschiedlich verlief die Entwicklung bei den Konsumwerten. Massa verloren eine Mark, Horten stiegen um diesen Satz. Kaufhof und Asko notierten unverändert. Karstadt sanken um eine Mark.
Am Rentenmarkt war die Stimmung freundlich. Die Kurse kletterten um bis zu 0,15 Mark. Die Durchschnittsrendite der öffentlichen Anleihen fiel auf 8,41 (8,44) Prozent.
SARAJEWO/NEW YORK, 7. August (Reuter). Nach neuen Berichten über unmenschliche Zustände in serbischen Internierungslagern und erbitterten Kämpfen in Bosnien-Herzegowina zeichnet sich wachsende internationale Bereitschaft zu einer Militäraktion ab. US-Präsident George Bush forderte einen UN-Beschluß, der die militärische Sicherung eines Landkorridors für Hilfeleistungen ermöglichen soll. Bush verlangte Zugang für Beobachter zu den Gefangenenlagern. Auch Bonn befürwortete einen militärischen Schutz von Hilfsaktionen, will sich aber nicht an Militäreinsätzen beteiligen. Das UN-Hauptquartier in Sarajewo wurde mit Granaten beschossen.
Bush sagte in der Nacht zum Freitag in Colorado Springs, er habe Außenminister James Baker beauftragt, sich bei den Vereinten Nationen (UN) für eine zügige Verabschiedung einer Resolution über einen möglichen Militäreinsatz einzusetzen. Die USA würden nicht eher ruhen, bis die internationale Gemeinschaft Zugang zu jedem einzelnen Internierungslager bekomme. Bush kündigte die volle Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Bosnien, Kroatien und Slowenien an.
NATO-Diplomaten in Brüssel untersuchten verschiedene Optionen für ein Eingreifen des Bündnisses.
Frankreich forderte eine Verstärkung der UN-Truppen im ehemaligen Jugoslawien und eine Ausweitung ihrer Befugnisse. Sie sollten Hilfskonvois beschützen und Lager kontrollieren können.
Die Bundesregierung verurteilte die Greuel in den Lagern und unterstützte Pläne zur militärischen Absicherung von Hilfslieferungen. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) schloß aber eine Beteiligung der Bundeswehr an einer Militäraktion kategorisch aus.
In Sarajewo wurde das Hauptquartier der UN-Truppe von Granaten getroffen. Vier französische UN-Soldaten wurden zum Teil schwer verletzt. Ein UN-Sprecher sprach von vorsätzlichen Angriffen. Auch im übrigen Bosnien wurde mit aller Härte weitergekämpft.
(Weitere Berichte auf Seiten 2 und 4, Kommentar auf Seite 3)
NEW YORK, 7. August (Reuter). Der behinderte US-Laienschauspieler Harold Russell hat einen seiner beiden Oscars verkauft. Die 60 500 Dollar, die er für die goldene Figur erhielt, brauche er für eine Augenoperation seiner Frau, sagte Russell. Der heute 78jährige hatte die Auszeichnung 1946 für seine Rolle in dem Film "Unsere besten Jahre" erhalten, in dem er einen Seemann ohne Hände spielte. Film-Akademie-Präsident Karl Malden hatte vergeblich an Russell appelliert, den Oscar nicht zu verkaufen und einen 20 000-Dollar-Kredit angeboten.
Der frühere Heeres-Ausbilder Russell hatte seine Hände verloren, als er 1944 in einem Ausbildungslager in North Carolina eine Sprengstoff-Explosion demonstrieren wollte.
Der US-amerikanische Tennis-Altmeister Jimmy Connors (39) kämpfte sich beim Grand-Prix-Turnier in Los Angeles durch einen 2:6, 6:3, 6:4-Sieg über den Kanadier Chris Pridham ins Viertelfinale.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Los Angeles (260 000 Dollar): Einzel, Achtelfinale, Männer: Krajicek (Niederlande/Nr. 2) - Black (Zimbabwe) 6:3, 6:3, Woodforde (Australien) - Wolkow (Rußland/Nr. 4) 6:3, 6:4, Connors (USA/Nr. 6) - Pridham (Kanada) 2:6, 6:3, 6:4, Tarango - Wheaton (beide USA/Nr. 7) 6:4, 4:6, 7:6 (7:5).
KANU
Einer-Kajak, 500 m, Männer: 1. Kolehmainen (Finnland) 1:40,24 Minuten, 2. Gyulay (Ungarn) 1:40,64, 3. Holmann (Norwegen) 1:40,71, 4. Bellingham (USA) 1:40,84, 5. Kalesnik (GUS) 1:40,90. 6. Liberato 1:41,98, 7. Scarpa (Italien) 1:42,00, 8. Popescu (Rumänien) 1:42,24, 9. Wieta (Litauen) 1:42,34.
Er möchte nicht zur "weißen Mafia" gerechnet werden, aber er betrachtet Probleme der Kampfrichterarbeit im Boxen, wie sie beim Olympia-Turnier in Barcelona auftreten, sehr kritisch: AIBA-Referee Erich Stümpfl aus Göppingen. Der 52 Jahre alte Polizei-Hauptmeister feiert bei den Sommerspielen in Barcelona seine Olympia-Premiere.
Bei den bisherigen 302 von 326 Kämpfen stand er zehnmal im Ring und punktete 32 Gefechte. "Das Kritische bei diesem Turnier sind nicht die Kampfrichter selbst, sondern ihr Umfeld", so der Schwabe. "Ich bin für Objektivität, Ehrlichkeit und Fingerspitzengefühl. Wir müssen uns immer darüber klar sein, was wir für eine hohe Verantwortung für das Schicksal und sogar das Leben eines Boxers haben. Wenn wir uns dieser Verantwortung bewußt sind, kann eigentlich der Boxsport keinen Schaden nehmen."
Stümpfl, der 1971 nach zehn Jahren als aktiver Boxer die Kampfrichtertätigkeit begann, 1979 die europäische und 1984 die AIBA-Lizenz erwarb, hat bisher mehr als 16 000 Kämpfe geleitet oder gepunktet. "Ich bin für eine konsequente Regeleinhaltung, aber wenn die Maschine gegen den Verstand siegt und ein einmütiges Votum von 80:51 Treffern in ein gegenteiliges Urteil umwandelt, sollte man so flexibel sein und den Sieger unabhängig von der Maschine verkünden."
Stümpfl glaubt, daß das maschinelle Punkten vom System her noch nicht ausgereift sei und die Leistungsdichte bei diesem Olympiaturnier hohe Anforderungen an die Kampfrichterarbeit stellt. Seinen Kollegen bescheinigt er ausreichende Praxis an der Maschine, wenn sie auch unterschiedlich gut arbeiten. "Von Spekulationen oder Koalitionen halte ich nichts und habe derartiges hier auch noch nicht beobachtet."
Der Göppinger ist auch nicht davon überzeugt, daß gutes Punkten von Kampfstil eines Boxers abhängt: "Es ist doch egal, wie ein Boxer seinen Treffer vorbereitet. Entscheidend ist, ob er sauber trifft, und dann wird gepunktet. Nicht der Eindruck, sondern der Treffer entscheidet. Das muß mancher allerdings noch lernen."
Auch die Praxis der AIBA, zugunsten einer "sauberen Statistik" gegenüber der Medizinischen Kommission des IOC, K. o.-Entscheidungen in Kampfabbrüche (RSC) umzuwandeln, lehnt der ehemalige deutsche Vizemeister ab. "Wer ausgezählt ist oder kampfunfähig am Boden liegt, ist k.o. Ich würde mir im Ring keine solche Juryvorschrift gefallen lassen, betonte der Göppinger." sid
KANU
Einer-Canadier, 500 m, Männer: 1. Buchalow (Bulgarien) 1:51,15 Minuten, 2. Sliwinski (GUS) 1:51,40, 3. Heukrodt (Magdeburg) 1:53,00, 4. Knazovicky (CSFR) 1:54,51, 5. Pulai (Ungarn) 1:54,86, 6. Giles (Kanada) 1:55,80, 7. Sylvoz (Frankreich) 1:55,96, 8. Partnoi (Rumänien) 1:57,34, 9. Jamieson (Großbritannien) 1:56,61.
Die Verhandlungen zwischen dem amerikanischen Basketball-Profiklub Orlando Magic und dem besten Nachwuchsspieler Shaquille O'Neal stehen kurz vor dem Abschluß. Orlando soll dem Center-Spieler einen Sechsjahresvertrag mit einer Gage von umgerechnet etwa 68 Millionen Mark angeboten haben.
Die US-amerikanischen Basketballer müssen im Finale auf Scottie Pippen verzichten. Der Flügelspieler des NBA-Meisters Chicago Bulls zog sich in der Halbfinal-Begegnung gegen Litauen eine Verstauchung des rechten Mittelfingers zu. Der zunächst befürchtete Bruch des Fingers bestätigte sich bei einer Untersuchung nicht.
KANU
Einer-Kajak, 500 m, Frauen: 1. Schmidt (Essen) 1:51,60 Minuten, 2. Koban (Ungarn) 1:51,95, 3. Dylewska (Polen) 1:52,42, 4. Idem (Italien) 1:52,78, 5. Profanter (Österreich) 1:53,17, 6. Goetschy (Frankreich) 1:53,53, 7. Brunet (Kanada) 1:54,82, 8. Toma (Rumänien) 1:54,84, 9. Gunnarsson (Schweden) 1:55,55.
Sicherer Abstiegskandidat oder überraschender Favoritenschreck ? Kaum ein Verein der Fußball-Bundesliga ist vor dem Anpfiff der 30. Saison am kommenden Wochenende so schwer einzuschätzen wie der 1. FC Nürnberg.
Ist der neunmalige Deutsche Meister nach seinem Aderlaß wegen der Schuldenlast tatsächlich zu schwach besetzt, um den Höhenflug der vergangenen Spielzeit zu wiederholen? Eindeutige Aufschlüsse ergaben sich auch jüngst beim 0:1 im Test gegen Athletico Bilbao nicht.
"Club"-Trainer Willi Entenmann stapelt vor dem "Frühstart" am 14. August gegen Europapokalsieger Werder Bremen vorsorglich tief: "Unser Ziel kann nur der Klassenerhalt sein. Alles andere wäre anmaßend."
Neun gestandene Profis hat Nürnberg in der Sommerpause für gut 8,5 Millionen Mark ziehen lassen: Zarate (Ancona), Golke (VfB Stuttgart) und Wagner (Kaiserslautern). "Das waren teilweise international erfahrene Leute, die man nicht von heute auf morgen ersetzen kann. Unsere Neuzugänge sind talentiert, aber noch sehr jung", weiß Entenmann.
Geholt wurden für 3,2 Millionen Mark - das Geld dazu wurde vom Sponsoren- Pool vorgestreckt - wenig namhafte bis gänzlich unbekannte Kicker: Nur Uwe Rösler von Dynamo Dresden hat Bundesliga-Erfahrung. Der 21 Jahre alte Thomas Weissenber ger kommt vom österreichischen Zweitligisten SV Spittal. Der erst 19 Jahre alte Sergio Bustos (Racing Club Buenos Aires Aires) und der 23 Jahre alte Peruaner Percy Olivares (Cristal Lima) kennen den deutschen Fußball nur vom Hören-Sagen. Deutsch können sie beide noch nicht.
Mehr denn je sind die Routiniers gefordert, Torhüter und Kapitän Andreas Köpke sowie Hans Dorfner. Der Mittelfeldspieler unterstrich gegen Bilbao bereits seinen Führungsanspruch. "Der Charly ist super drauf", lobte dessen Ex-Trainer Jupp Heynckes. Auch Entenmann hat bei Dorfner Ehrgeiz und Lauffreude ausgemacht.
Der zweite Härtetest steht gegen den CSFR-Meister Slovan Preßburg an. Heynckes traut dem "Club" "eine positive Saison zu". Daraus dürfte indes nichts werden, sollte auch noch Stürmer-Talent Christian Wück das verlockende Angebot aus Monaco annehmen.
Daher will Entenmann die Vier-Millionen-Offerte für den Junioren-Nationalspieler trotz der 19 Millionen Mark Schulden des Vereins nicht annehmen: "Wir haben genug Substanz verloren und können es uns nicht leisten, so ein Talent ziehen zu lassen - egal, wie hoch das Angebot ist." sid
KANU
Zweier-Kajak, 500 m, Männer: 1. Deutschland (Bluhm, Gutsche/beide Potsdam) 1:28,27 Minuten, 2. Polen (Freimut, Kurpiewski) 1:29,84, 3. Italien (Rossi, Dreossi) 1:30,00, 4. Spanien 1:30,93, 5. Schweden 1:31,48, 6. Dänemark 1:31,84, 7. Ungarn 1:32,34, 8. USA 1:33,02, 9. GUS 1:33,76.
Die ungeliebte Filiale in Krefeld hat wieder geöffnet. Nach einjähriger Abstinenz meldet sich Bayer Uerdingen als Wiederaufsteiger in der Fußball-Bundesliga zurück. "Für uns kann das Ziel nur Klassenerhalt lauten", sagt Trainer Friedhelm Funkel. Alles andere wäre Augenwischerei, meint der im zweiten Jahr an der Grotenburg-Kampfbahn verantwortliche Coach.
Vor einigen Jahren war Bayer Uerdingen in aller Munde: Pokalsieger 1985 und Meisterschaftsdritter 1986, Europacup und UEFA-Pokal. Damals schien das Werksteam der Filiale in Krefeld der großen Bayer-Schwester in Leverkusen den Rang ablaufen zu können. Doch mittlerweile haben sich die Verhältnisse eingerenkt, die Hierarchie steht. Uerdingen ist die Nummer zwei im Bayer-Konzept.
Das dokumentiert sich nicht zuletzt durch Etat-Zahlen. Auf rund sieben Millionen Mark belaufen sich die Kosten für die Spielzeit 1992/93. Durchschnittlich rund 11 000 Zuschauer sollen bei der Etat-Deckung behilflich sein. Damit sind die Uerdinger Schlußlicht der Bundesliga.
Sportlich soll es aber anders aussehen. Mit vier neuen Spielern soll der Klassenerhalt in der Elite-Liga geschafft werden. Gestandene Akteure mit Bundesliga-Niveau und Perspektive wollte Trainer Funkel haben, und bekam er sie.
Bei einer Ablösesumme von 1,3 Millionen Mark war der Kaiserslauterer Markus Kranz teuerster Zugang. Kranz soll zusammen mit Dirk Bremser, der vom Bundesliga-Absteiger MSV Duisburg kam, im Mittelfeld für Ordnung sorgen.
Bis zum Saisonende war Mario Posch bei Wacker Innsbruck unter Vertrag. Für Trainer Funkel ist der 25jährige genauso wie Sergej Gorlukowitsch, der von Borussia Dortmund kam, in der Abwehr eine feste Größe. Die vier neuen Kicker werden zu Saisonstart erste Wahl sein.
Im Vergleich zum Vorjahr, als Friedhelm Funkel bei dem radikalen Schnitt nach dem Abstieg 15 neue Spieler integrieren mußte, kann der Uerdinger Trainer vor dem Saisonstart am 15. August gegen die Bayern auf ein eingespieltes Team zurückgreifen. "Zehn bis 15 Prozent fehlen noch, aber ich bin zufrieden", meint Funkel. Er setzt vor allem auf seine Abwehr um Torwart Bernd Dreher sowie Libero und Mannschaftsführer Heiko Peschke.
Einziges Sorgenkind bleibt der Angriff, zumal sich der ehemalige Magdeburger Heiko Laessig verletzt hat und nach einem Innenbandriß rund zwei Monate ausfällt. Im Angriff liegen die Hoffnungen nun auf dem ehemaligen Berliner Thomas Adler, der allerdings über keine Erstliga-Erfahrung verfügt. sid
KANU
Zweier-Canadier, 500 m, Männer: 1. GUS (Masseikow, Dowgalenok) 1:41,54 Minuten, 2. Deutschland (Papke, Spelly/beide Magdeburg) 1:41,68, 3. Bulgarien (Marinow, Stoyanow) 1:41,94, 4. Rumänien 1:42,84, 5. Dänemark 1:42,92, 6. Frankreich 1:43,04, 7. Ungarn 1:43,27, 8. CSFR 1:44,70, 9. Kanada 1:45,76.
"Wir haben nur einen Job zu tun." Frank Murray, Trainer der australischen Hockeyspieler, Buschhut auf und cool wie Crocodile Dundee, bemüht sich um Normalität: "Ein Spiel wie jedes andere." "Unser Ziel haben wir schon erreicht". Paul Lissek, Trainer der deutschen Hokkeyspieler, Brille auf und gesetzt wie Professor Brinkmann, bemüht sich um kontrollierte Offensive: "Wir wollen jetzt natürlich alles, aber es wird sehr schwer."
Vor dem Olympia-Finale am Samstag (19.30 Uhr) zwischen Deutschland und Australien demonstrieren die Coaches gegenseitigen Respekt. "Die Australier spielen Super-Hockey", meint Lissek, "wir haben Hochachtung vor ihnen." Sein Pendant Murray lobt die Deutschen: "Taktisch und technisch sehr stark."
Schon in der Vorrunde sind beide Mannschaften aufeinander getroffen. Beim 1:1 sahen die "Aussies" lange Zeit besser aus. Trotzdem war Lissek zufrieden: "Wahrscheinlich sind wir die einzige Mannschaft, die sie spielerisch schlagen kann." Das aggressive Forechecking und Pressing der Männer von der Süd-Halbkugel bereitet jedem Gegner Verdruß. Ein konstruktiver Spielaufbau ist nur sehr schwer möglich. Weltmeister Niederlande wirkte im Halbfinale (2:3) über den längsten Teil des Spieles hilflos.
"Das ist unser System", sagt Murray und man merkt das britische Erbe: "Ab und an sind wir damit ganz erfolgreich." Fünf Champions-Trophy-Siege haben die Australier errungen, 1986 eine Weltmeisterschaft. Aber bei Olympia haben sie bisher stets versagt, obwohl das Team 1976, 1984 und 1988 als Top-Favorit galt. "Die alten Geschichten interessieren uns aber nicht", sagt Kapitän Warren Birmingham.
Einen großen Vorteil haben die "Aussies" im letzten Spiel des Turniers gegen den Europameister auf ihrer Seite. 100 Minuten einschließlich Verlängerung mußte Deutschland in seinem Halbfinale am Mittwoch gegen Pakistan kämpfen, bis nach einer Weltklasse-Partie der Finaleinzug feststand. Und dann der Unterschied der Systeme. Der Partie gegen die asiatischen Stock-Zauberer, brillant, aber im Feldspiel offen, folgt ein Team, das gute Technik mit britischen Kampftugenden kombiniert. Die Umstellung ist schwer, sie in nur zwei Tagen zu bewerkstelligen sehr schwer. sid
KANU
Zweier-Kajak, 500 m, Frauen: 1. Deutschland (Portwich/Hannover, von Seck/Rostock) 1:40,29 Minuten, 2. Schweden (Gunnarsson, Andersson) 1:40,41, 3. Ungarn (Koban, Donusz) 1:40,81, 4. Rumänien 1:42,12, 5. Kanada 1:42,14, 6. Polen 1:42,44, 7. China 1:42,46, 8. Dänemark 1:43,98, 9. Spanien 1:44,96.
LEICHTATHLETIK
50-km-Gehen, Männer: 1. Perlow (GUS) 3:50,13 Stunden, 2. Mercenario (Mexico) 3:52,09, 3. Weigel (Berlin) 3:53,45, 4. Spitsyn (GUS) 3:54,39, 5. Mrazek (CSFR) 3:55,21, 6. Gauder (Erfurt) 3:56,47, 7. Kononen (Finnland) 3:57,21, 8. Rodriguez (Mexiko) 3:58,26.
Erfolgreichster Torjäger in der Vorrunde des olympischen Wasserball-Turniers war wieder einmal Spaniens Goalgetter Manuel Estiarte mit 19 Treffern aus fünf Spielen vor dem Ungarn Tibor Benedek und Dimitri Apanassenko (je 17) aus der GUS. Bester deutscher Schütze war bislang der Spandauer Rene Reimann mit sieben Toren.
Bayern München verstärkt seine Bemühungen um eine Rückkehr von Lothar Matthäus in die Fußball-Bundesliga. Laut italienischen Presseberichten soll es ein erstes offizielles Gespräch zwischen Bayern-Manager Uli Hoeneß und Gero Boschi, dem Vizepräsidenten des italienischen Erstligisten Inter Mailand, gegeben haben.
Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Alain Prost wird in der kommenden Saison sein Comeback feiern. Der 37 Jahre alte Franzose ist sich mit dem britischen Williams-Rennstall einig geworden.
Der Transfer des italienischen Nationalspielers Gianluigi Lentini vom AC Turin zu Meister AC Mailand hat für Torino-Boß Gianmauro Borsano und Mailands Geschäftsführer Adriano Galliani ein Nachspiel: beide müssen sich vor dem Untersuchungsausschuß des italienischen Fußball-Verbandes verantworten, weil sie außerhalb der offiziellen Transfer-Periode in Italien verhandelt haben.
Zum Abschluß der olympischen Fecht- Wettbewerbe belegten Deutschlands Säbelfechter Rang fünf im Mannschafts- Wettbewerb. Sie gewannen gegen Polen 9:6. Bronze holte sich Frankreich durch einen 9:4-Erfolg gegen Rumänien.
Dennoch zog Cheftrainer Emil Beck eine positive Bilanz: "Zwei Goldmedaillen und eine silberne mit den Mannschaften, das gleicht das Abschneiden in den Einzelwettbewerben mehr als aus."
Weder die mitfavorisierten Florett-Frauen noch die Männer gewannen Edelmetall für den Deutschen Fechter- Bund (DFB). In Seoul hatten deutsche Fechter zu dem Zeitpunkt bereits sechs ihrer insgesamt acht Medaillen gewonnen. Zwar war der DFB in allen Finalrunden vertreten, doch blieb der vierte Rang von Udo Wagner (Tauberbischofsheim) im Florett das beste Einzelergebnis.
Während Beck schon wieder in die Zukunft blickte, mußte das Säbelteam erst mal seine Enttäuschung verdauen. Nach den leichten Vorrundensiegen gegen Großbritannien (9:2) und Polen (9:3) kam das Aus gegen Weltmeister Ungarn überraschend. "Das war allein unsere Schuld", meinte Felix Becker (Dormagen), der WM-Dritte von 1989, verärgert. "Vier Jahre Arbeit umsonst."
In den vergangenen Jahren hatten sich die Säbelfechter an die Weltspitze herangearbeitet, bei den zurückliegenden drei Weltmeisterschaften mit der Mannschaft zweimal Bronze und einmal Silber (1989) geholt. "Wenn wir uns vernünftig vorbereitet hätten, hätte das hier anders ausgesehen", stellte Becker frustriert fest.
Fechterisch sei zwar alles in Ordnung gewesen, aber den Teamgeist, der die Säbelmannschaft in der Vergangenheit ausgezeichnet hatte, hätte er vermißt. "Die anderen sind cleverer. Wenn es um die Medaillen geht, ist da eine andere Beziehung als bei uns", spielte er auf die Florett- und Degen-Mannschaft an. "Bei uns waren sich alle sicher, eine Medaille zu holen. Das geht einfach nicht." sid
Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt kann ab sofort seinen Neuzugang Marek Penksa einsetzen. Nachdem Penksa im Streit zwischen Frankfurt und Liga-Konkurrent Bayer Leverkusen durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) der Eintracht zugesprochen wurde, setzte der DFB den 19 Jahre alten tschechoslowakischen Junioren-Nationalspieler auf die Spielberechtigungsliste. "Damit ist eine weitere unendliche Geschichte vom Tisch", erklärte Eintracht-Geschäftsführer Reiner Schäfer.
Dagegen kann Rudi Bommer nach der Freigabe durch den Hessischen Fußball-Verband in Pflichtspielen zunächst nur für die Eintracht-Amateure spielen. Der ehemalige Nationalspieler, zuletzt für den hessischen Oberligisten Viktoria Aschaffenburg aktiv, darf bei den Profis aber in Testspielen eingesetzt werden.
Bommer erreichte mit Hilfe des Anwalts Horst Kletke von der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV) außerdem die Zahlung ausstehender Gehälter von Aschaffenburg und hat seinen beim Amtsgericht eingeleiteten Konkursantrag gegen seinen frühere Klub zurückgenommen. Aschaffenburg hat für Bommer eine Ablösesumme von 50 000 Mark und ein Ablösespiel gefordert. sid/dpa
Mit dem Federgewichtler Andreas Tews und dem Halbschwergewichts-Weltmeister Torsten May und Marco Rudolph haben drei deutsche Boxer das Olympiafinale erreicht. Mit einem sicheren 11:1-Punktsieg über den WM-Dritten Hocine Soltani aus Algerien stellte er von Beginn an über die Stationen 4:1 und 8:1 die Weichen auf Sieg. Der 19 Jahre alte Rechtsausleger aus Algier wurde vom Ringrichter wiederholt wegen unsauberer Kampfesführung ermahnt und in der zweiten Runde auch verwarnt. Am Schluß mußte er sogar angezählt werden.
"Das war eine schwere Aufgabe, aber Andreas hat seine Vorteile in der Schnelligkeit und in der überraschenden Angriffsführung klug ausgespielt", kommentierte der Berliner Trainer Hans-Ulrich Wegner. Der Schweriner fand allerdings lange Zeit nicht den richtigen Stand und das nötige Distanzgefühl für seinen Gegner. Entscheidend waren der rationellere Kampfstil und der unbedingte Siegeswille, der den Schweriner schließlich auf Erfolgskurs brachte.
Tews trifft im Kampf um Gold auf Spaniens einzigen Finalisten Faustino Reyes. Der Lokalmatador setzte sich in einem spannenden und dramatischen Gefecht mit Ramazi Paliani gegen den vorletzten GUS-Boxer im Turnier durch. Er lag ständig knapp in Führung und gewann endgültig, als der italienische Ringrichter Paliani in der Schlußrunde wegen verschiedener Unsauberkeiten verwarnte. sid
Bei den Deutschen Meisterschaften im Rollkunstlaufen und Rolltanz gewann die Hamburgerin Gabi Otten die Pflicht der Frauen im Kunstlaufen vor Daniela Albiez (Weil am Rhein).
Der 53jährige Nicolae Firoiu übernimmt wieder veranwortlich die A-Nationalmannschaft im Wasserball. Firoiu hatte die Nationalmannschaft bereits von 1975 bis 1988 betreut und war in den vergangenen vier Jahren für den Junioren- Bereich im DSV zuständig.
Die USA gewannen durch ein 3:0 (15:8, 15:6, 15:13) gegen Brasilien die Bronzemedaille beim olympischen Volleyball- Turnier der Frauen. Zuvor hatten die Niederlande durch ein überraschend glattes 3:0 (15:11, 15:13, 15:9) gegen Kuba als erstes Männer-Team das Finale erreicht. Sie treffen auf die Mannschaft aus Brasilien.
Die US-Frauen hatten im kleinen Finale um die Bronzemedaille weit weniger Mühe als erwartet, um Brasiliens Aufsteiger zu bezwingen. Einzig im dritten Satz, als Brasilien zwischenzeitlich 10:8 in Führung ging, kam der Favorit ins Wanken. Für die US-Frauen ist es nach Silber 1984 die zweite olympische Medaille. Brasiliens Mannschaft hat noch nie bei Olympischen Spielen so gut abgeschnitten wie in Barcelona.
Beim olympischen Volleyball-Turnier der Herren in Barcelona kommt es mit der Paarung Niederlande gegen Brasilien am Sonntag (13.00 Uhr) zu einem Überraschungsfinale. Die Brasilianer gewannen im Halbfinale gegen die USA mit 3:1 (12:15, 15:8, 15:9, 15:12).
Die niederländische Nationalmannschaft der Männer schaffte mit einem deutlichen 3:0 (15:11, 15:13, 15:9) über den Gold-Favoriten Kuba die zweite Sensation beim Volleyballspieltag, nachdem der Europameisterschafts-Dritte im Viertelfinale in der Runde der letzten acht Weltmeister Italien mit 3:2 das Nachsehen gegeben hatte. dpa/sid
Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladabach gewann ein Testspiel beim englischen Zweitdivisionar Leicester City 3:1 (2:0). Fach, Dahlin und Salou erzielten die Borussen-Tore.
Das Schiedsgericht des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in München hat am Freitag in der Berufungsverhandlung gegen Stürmer Andreas Ludwig von Eissport Weißwasser die Klage abgewiesen. Ludwig hatte am 3. März im Play-off- Abstiegsspiel beim EC Hedos München den Augsburger Linienrichter Rainer Winklmeier durch einen Stockstich in den Unterleib verletzt.
Der österreichische Fußball-Nationalspieler Toni Polster wechselt vom spanischen Erstligisten CD Logrones zum Liga-Neuling Rayo Vallecano Madrid. Der 28jährige Stürmer unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag und wird umgerechnet rund drei Millionen Mark verdienen.
Die lange Reise von Boris Becker und Michael Stich ist auf dem Gipfel des Olymps mit einem goldenen Triumph zu Ende gegangen. Nach zwei vorangegangenen nächtlichen Fünfsatz-Marathons und insgesamt mehr als 13 gemeinsamen Stunden auf dem Platz feierten die beiden im Einzel gescheiterten Wimbledonsieger im Finale des Doppel-Wettbewerbs einen Erfolg der vereinten Willensstärke. Am Freitag dauerte es noch einmal 2:26 Stunden, bis sich der Leimener und der Elmshorner nach dem 7:6 (7:5), 4:6, 7:6 (7:5), 6:3 gegen die Südafrikaner Wayne Ferreira und Piet Norval mit einem Freudenschrei in die Arme fallen konnten.
"Wenn wir uns menschlich nicht verstehen würden, könnten wir auch nicht ein so gutes Doppel bilden", hatte Stich schon nach dem Halbfinale beteuert, daß aus den einstigen Rivalen ein freundschaftlich verbundenes Erfolgs-Duo geworden ist. Die harte gemeinsame Arbeit in der Hitze Barcelonas hat nun im Finale Früchte getragen. Wie auch das US- amerikanische "Dream-Team" der Basketballer es plant, ging das holsteinisch- badische Doppel erst ganz zum Schluß mit allerletzter Konsequenz zur Sache. Für die Südafrikaner wurde so die erste olympische Medaille nach 32 Jahren Ausschluß "nur" eine silberne.
Bei meist bedecktem Himmel und vor mit 6000 Zuschauern nicht ganz vollen Tribünen erwies sich das mit dem Turniersieg in Key Biscayne 1991 ausgewiesene Tandem Ferreira/Norval als ein harter Brocken. Vor allem wirkten sie phasenweise harmonischer als das deutsche Duo, das erst zum vierten Mal bei einem Turnier zusammen antrat. Nachdem Bekker den Tie-Break des ersten Satzes mit einem von der Netzkante abgefälschten Ball entschieden hatte, konterten die Gegner. Die Schlüsselszene des zweiten Satzes: Drei Break-Bälle verschlagen, dann drei den Südafrikanern vom sonst zuverlässigen Becker mit einem Doppelfehler geschenkt: Ferreira/Norval griffen zum 5:4 zu und holten den Durchgang nach 1:48 Stunden.
"Olympia ist das Größte. Wenn wir hier nicht gewinnen wollten, wären wir fehl am Platz", hatte Stich vor dem Finale gesagt. Zwei hartumkämpfte Fünfsatzspiele - gegen das spanische Weltklassedoppel Emilio Sanchez/Sergio Casal und die Argentinier Javier Frana/Christian Miniussi - hatten die selbsterklärte Zweckgemeinschaft zum echten Team geschweißt. Wieder klatschten sie sich in die Hände, schon bevor das Spiel begann, und hielten die freundschaftliche Geste bis zum Matchball durch.
Gleich im zweiten Spiel gab der offensichtlich nervöse Führungsmann Ferreira seinen Aufschlag ab, zum 3:3 machte es ihm Becker nach. 7:4 behielten die Deutschen im Tie-Break die besseren Nerven.
Karl-Heinz Beckers Miene verdüsterte sich weiter, als auch vier Breakbälle im dritten Satz ungenutzt vorbeizogen und sein Sohn den oft unglücklich agierenden Partner ein ums andere Mal mitziehen mußte. Erst ein Aufschlag-Winner Bekkers entschied wiederum im Tie-Break den Satz. Die in der Ehrenloge sitzenden Minister Klaus Kinkel und Rudolf Seiters konnten sich zuversichtlich zurücklehnen. Mit dem ersten Matchball machten die Deutschen den Sieg schließlich perfekt.
DTB-Präsident Dr. Claus Stauder schrie gegen den Lärm an: "Das war ein ganz wichtiger Sieg und für unsere Daviscup-Zukunft ein zukunftsweisender Moment." Walther Tröger, NOK-Generalsekretär und IOC-Mitglied, fand es "prima, daß zwei der Favoriten im Einzel wenigstens im Doppel gewonnen haben. Entscheidend war, daß sie sich auf dem Spielfeld und außerhalb verstanden und verständigt haben."
DTB-Teamchef Niki Pilic, der Becker und Stich fest in die Arme schloß, wollte die Goldmedaille trotz aller Freude nicht überbewerten: "Ich würde den Daviscupsieg ein bißchen höher ansiedeln, weil Daviscup im Gegensatz zu Olympia eine längere Tradition hat."
Für das deutsche Tennis bedeutet der doppelte Medaillengewinn - auch Steffi Graf hatte anschließend im Finale gegen Jennifer Capriati (USA) die Chance auf Gold - einen neuen Superlativ. Davis- Cup-Kapitän Niki Pilic eröffnet das durch den Olympiasieg zusammengeschweißte Doppel höchst erfreuliche Perspektiven für künftige Aufgaben. Am wichtigsten dürfte aber sein, daß Becker und Stich endlich einmal wieder die Kette der Niederlagen durchbrochen haben. Es könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein. dpa/sid
Die 28jährigen amerikanischen Zwillinge Karen und Sarah Josephson aus Walnut Creek in Kalifornien gewannen erwartungsgemäß die Goldmedaille im Duett des Synchronschwimmens. Die US-Girls siegten im Bernat Picornell auf dem Montjuic deutlich mit 192,175 Punkten vor den 29jährigen kanadischen Zwillingen Penny und Vicky Vilagos (189,394), Bronze ging an die Japanerinnen Fumiko Okuno/Aki Takayama (186,868).
Die deutschen Hoffnungen auf eine Endkampf-Teilnahme für Monika Müller/Margit Schreib (Markgröningen/München) hatten sich nach Vorkampf und Pflicht auf Platz 14 nicht erfüllt. Auf den gleichen Rang war Monika Müller auch im Solo gekommen.
Duett- wie Solo-Wettbewerb erlebten auf den ersten fünf Plätzen den gleichen Einlauf. Im Solo hatte die Amerikanerin Kristen Babb-Sprague (191,848) mit hauchdünnem Vorsprung die kanadische Weltmeisterin Sylvie Frechette (191,717) bezwungen, deren Verlobter wenige Tage vor ihrer Abreise nach Barcelona Selbstmord verübt hatte. Dritte war Fumiko Okuno (Japan/187,056).
Seit Einführung des Synchronschwimmens in das internationale Wettkampf-Programm bei den Weltmeisterschaften 1973 in Belgrad blieben bislang mit einer einzigen Ausnahme alle Medaillen bei WM und Olympischen Spielen (seit 1984) in Händen der Übersee-Verbände USA, Kanada und Japan. sid
Zum Abschied von Olympia noch eine Blamage für die deutschen Handballer. Sie verloren das Plazierungsspiel um Platz neun mit 19:20 (8:11) gegen die CSFR und kehren mit der schlechtesten Plazierung aller Zeiten für Männer-Nationalmannschaften bei zwölf Weltmeisterschaften und fünf Olympia-Turnieren aus Barcelona in die Heimat zurück. Im letzten Auftritt des wegen des Mißerfolgs schon zurückgetretenen Bundestrainers Horst Bredemeier zeigte die DHB-Auswahl über weite Strecken eine absolut lustlose Vorstellung und verlor verdient.
Horst Bredemeier hatte in seinem letzten Länderspiel als Bundestrainer erstmals Wolfgang Schwenke vom THW Kiel genommen, außerdem gab er Hendrik Ochel vom TSV Milbertshofen eine Bewährungschance, ließ Rekord-Nationalspieler Frank-Michael Wahl und Torhüter Andreas Thiel pausieren.
Die Begegnung, die keinerlei Höhepunkte aufwies, stand bis zur 17. Minute 6:6 Unentschieden. Die etwas aggressiver wirkende CSFR kam über 9:7 (23.) zum 11:8 Halbzeitstand. Der Kieler Torhüter Michael Krieter vermochte in den ersten 30 Minuten in einer wenig motivierten Abwehr nur einen Ball zu halten.
Das Spiel zum Einschlafen setzte sich in den zweiten 30 Minuten nahtlos fort. Die wenigen hundert deutschen Schlachtenbummler forderten "Aufwachen, Aufwachen", aber das Bredemeier-Team brannte nicht mehr. sid
RHYTHMISCHE SPORTGYMNASTIK
Stand nach dem Vorkampf: 1. Timoschenko 3,975 Punkte, 2. Skaldina (beide GUS) 38,525, 3. Pascual 38,400, 4. Acedo (beide Spanien) 37,950, 5. Petrowa (Bulgarien) und Deleanu (Rumänien) beide 37,825, 7. Popowa (Bulgarien) 37,650, 8. Oulehlova (CSFR) 37,475, . . . 20. Klumpp (Wattenscheid) 36,350.
Abschiedsspiel für Neuner Sieben Treffer auf einen Streich
Standesgemäß deutlich mit 7:1 (3:0) gewann Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt am Freitag abend ein Testspiel beim Verbandsligisten VfB Leimen. In einem Abschiedsspiel für Schiedsrichter Manfred Neuner in dessen Heimatort trafen Weber, Klein, Kruse, Yeboah, Andersen, Schmitt und Bommer für die Frankfurter.
Schiedsrichter Neuner, der keinerlei Mühe mit der Leitung der Partie hatte, leitete in seiner Karriere zwölf Länder-, 14 Europapokal- und 102 Bundesligaspiele.
Dem ehemaligen Nationalspieler Rudi Bommer war am Freitag durch den Hessischen Fußball-Verband die Freigabe für die Amateurmannschaft des Bundesligisten erteilt worden. Im Team von Trainer Dragoslav Stepanovic fehlte Torwart Uli Stein, der an einer Handverletzung laboriert. An seiner Stelle spielte Ersatztorhüter Thomas Ernst. sid
Das letzte Fechtgold in Barcelona gewann die Säbelmannschaft der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) durch einen 9:5-Erfolg gegen Weltmeister Ungarn. Die GUS nahm damit erfolgreich Revanche für das Finale 1988 in Seoul, als man sich gegen den gleichen Gegner mit Silber begnügen mußte. Die Bronzemedaille gewann Frankreich mit Jean- Francois Lamour, der schon im Einzel Dritter wurde und 1984 sowie 1988 Olympiasieger war. Er holte damit bei drei Olympischen Spielen fünf Medaillen.
Das deutsche Team mit Jürgen Nolte, Jörg Kempenich (beide Bonn), Felix Bekker (Dormagen), Jacek Huchwajda und Steffen Wiesinger (beide Tauberbischofsheim) mußte sich mit dem fünften Platz begnügen. Im Viertelfinale unterlag die Mannschaft Ungarn 3:9. Nach der Schlappe hatte Felix Becker, der WM-Dritte von 1989, starke Kritik an seinen Mannschaftskameraden geübt.
Er vermißte den Teamgeist, der die Mannschaft in den vergangenen drei Jahren ausgezeichnet hatte. Zweimal gewann man in den zurückliegenden drei Jahren Bronze bei einer Weltmeisterschaft, einmal (1989) sogar Silber.
Denoch ist das Abschneiden der deutschen Mannschaft insgesamt recht zufriedenstellend. Zwar gab es in keinem Einzelwettbewerb eine Medaille, aber Gold mit der Florett-Mannschaft und dem Degen-Team der Herren sowie Silber durch die Florettdamen glich das alles nach Meinung von Cheftrainer Emil Beck wieder aus.
Die ungarischen Säbelfechter hatten schon im Einzel für ihren ersten großen Erfolg und für ihre erste Goldmedaille gesorgt. Bence Szabo schlug im Endkampf den Italiener Marco Marin. Italiens Team erlebte im Mannschaftswettbewerb einen Einbruch. Drei Fechter hatte man im Einzel unter die letzten acht gebracht, die Mannschaft mußte sich nach 7:9-Niederlage gegen China mit dem achten Platz begnügen. sid
Nach mehr als zwei Wochen hochsommerlichen Wetters bei den Olympischen Spielen in Barcelona sagen die Meteorologen für die Schlußfeier am Sonntag abend schlechte Bedingungen voraus. Nach den Prognosen wird das gute Wetter dann in Regen und Sturm umschlagen. Nicht gefährdet soll das abschließende Feuerwerk sein.
Osnabrück: Dreszer - Wijas - Gellrich, Sievers - Hetmanski, Hofmann, Grether, Golombek, Wollitz - Meinke (89. Greve), Klaus (55. de Jong).
DuisbuRg: Rollmann - NotThoff - Nijhuis, Struckmann (59. Schmidt) - Westerbeek, Steininger, Harforth, Böger, Tarnat (46. Gielchen) - Sailer, Preetz.
Schiedsrichter: Steinborn (Sinzig).
Tore: 1:0 Meinke (21.), 1:1 Preetz (70.).
Zuschauer: 15 000.
Beste Spieler: Hetmanski, Meinke - Böger, Harforth.
Gelbe Karten: Hofmann - Struckmann, Westerbeek.BarcelonaZweimalKanu-Gold für
B A R C E L O N A , 7. August (dpa). Die Potsdamerin Birgit Schmidt gewann am Freitag morgen bei den olympischen Kanu-Wettbewerben in Barcelona zum vierten
Eine halbe Stunde später ließen die Potsdamer Kay Bluhm und Torsten Gutsche im Kajak-Zweier über 500 m die zweite Goldmedaille für Deutschland folgen. Die viermaligen Weltmeister siegten vor vor Polen und Italien.
Im Einer-Canadier hatte der Magdeburger Olaf Heukrodt am frühen Morgen Bronze gewonnen.
(Weitere Berichte von den Olmpischen Spielen im Sportteil)
TV-Olympia-Desaster in den Vereinigten Staaten: Für den Kabel-Kanal des US-Fernsehens, der als einziger Direkt- Übertragungen aus Barcelona anbot, waren die Olympischen Spiele ein finanzieller Einbruch sondergleichen. Die TV-Anstalten NBC und Cablevision mußten hohe Verluste hinnehmen, weil sie das Interesse der Zuschauer falsch eingeschätzt hatten. Verantwortliche der beiden Networks gestanden ein: Die speziellen Preise für das Olympia-Kabelfernsehen waren viel zu hoch - sowohl für das 15- Tage-Paket als auch für einzelne Tage live auf Barcelona.
Die Anstalten hatten zur Übertragung der Spiele den Olympia-Kanal "Triplecast" gegründet, der für die Live-Berichterstattung von den Sommerspielen eine Tagesgebühr von etwa 30 Dollar (45 Mark) in Rechnung stellte. Für das 15tägige Übertragungs-Paket wurden 125 Dollar (knapp 190 Mark) verlangt. Zahllose Sportinteressierte in den USA verzichteten daraufhin auf Direkt-Übertragungen und begnügten sich mit zeitversetzten Aufzeichnungen, die NBC im Normalprogramm anbot.
Nach Experten-Schätzungen wird "Triplecast" lediglich etwa 21,5 Millionen Dollar (32 Millionen Mark) einspielen. Das sind knapp 130 Millionen Dollar (rund 195 Millionen Mark) weniger als kalkuliert. Der Vorsitzende von Cablevision, Chuck Dolan, begründete die Fehlkalkulation mit "falsch interpretierter Marktforschung". Bei einer Meinungsumfrage hatten ein Prozent geantwortet, den Dienst "mit Sicherheit" in Anspruch nehmen zu wollen.
Um mehr Zuschauer zu gewinnen, hatte Triplecast in der letzten Olympia- Woche den Tagespreis auf rund 20 Dollar (30 Mark) gesenkt, ohne damit jedoch großen Erfolg zu haben. Die Preissenkung konnte die Zahl der Käufer zwar auf 35 000 steigern, aber das sind nur etwa 0,14 Prozent der Haushalte. Ungefähr 165 000 Zuschauer hatten das 15-Tages-Paket gekauft. Das entspricht einer Käuferquote von etwa 0,6 Prozent der Haushalte in den USA. dpa
Kurz und schmerzlos, wenn auch oft tränenreich feiert Olympia seine Helden. Die Medaillen-Zeremonie wird im Eiltempo absolviert. Neben dem Siegertreppchen machen sich schon die Sportler für den nächsten Wettkampf warm. Bei dem Riesenprogramm mit 25 Sportarten und über 10 000 Athleten bleibt keine Zeit für lange Gefühlsduselei. Dem Abspielen der Nationalhymnen werden genau 40 Sekunden gegönnt. So hat es das Organisationskomitee (COOB) von Barcelona mit den Nationalen Olympischen Komitees ausgemacht.
Also: "Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland, danach laßt uns alle streben . . ." - und das war's dann auch fast schon. In der Bundesrepublik ist vielfach Protest laut geworden gegen dieses Deutschland-Lied "light". Aber die "Marseillaise" kann auch die französischen Bürger gerade noch zu den Waffen rufen, dann ist Schluß. Und Gottes Schutz für die Queen wird zur Blitzaktion. Olympia macht in diesem Punkt (fast) alle gleich.
"Wir können doch nicht einige Hymnen voll abspielen, die fast fünf Minuten lang sind, und damit andere Länder mit kurzen Hymnen benachteiligen", erklärt COOB-Sprecher Pedro Palacios. Alle seien einverstanden, keiner habe offiziell protestiert. Der Oberaufseher der neuen Weltordnung, die USA, bekommt allerdings eine Extra-Wurst und seine "Star-spangled Banner"-Hymne in voller Länge. Dahinter sollen nach Gerüchten der Brausegigant Coca-Cola oder der Fernsehsender NBC stecken. Wer am meisten zahlt, bestimmt die Regeln . . .
Andererseits gibt es aber auch Überlängen. Der Einzug der Athleten wurde zum "langen Marsch". Die Zuschauer müssen sich an neue Fahnen und Hymnen, an fremdartige Ländernamen ("Wo liegen eigentlich Aruba und Vanuatu?") gewöhnen und von gewohnten Bildern Abschied nehmen. Die sowjetische Fahne und Hymne, bei früheren Spielen hunderte Male gehißt und gespielt - wo ist sie geblieben?
Die GUS trat noch ein letztes Mal als "Vereintes Team" unter der Olympia-Fahne an. Dahinter drängten sich aber beim Einmarsch schon die Fahnenträger der zwölf neuen Republiken. Ihre GUS-Olympiasieger sahen die eigene Fahne und hörten, meist mit Tränen in den Augen, erstmals bei Olympischen Spielen die eigene Hymne. Die früher zum Sowjet- Reich gehörenden Balten-Staaten marschierten schon gesondert ein. Die Tschecho-Slowakei trennte bereits ein Bindestrich.
Jugoslawien machte den Organisatoren nicht nur politisch buchstäblich bis zum letzten Augenblick schwere Probleme. Bis zuletzt war die Teilnahme von Serbien/Montenegro und Bosnien-Herzegowina offen. Überglücklich und sichtlich erleichtert feierte der COOB-Verantwortliche für die Beschaffung der Länderfahnen am 25. Juli um 16.30 Uhr nachmittags, dreieinhalb Stunden vor Beginn der Eröffnungsfeier, daß er endlich eine Fahne von Bosnien-Herzegowina besorgen konnte. dpa
Dreimal Gold, Silber und Bronze: Die deutschen Kanuten lösten auf dem stillen Wasser des Regatta-Kanals in Castelldefels eine wahre Medaillen-Flut aus. Innerhalb von zwei Stunden paddelten sich die Starter des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) am Freitag morgen in das Guinness-Buch der Rekorde. In allen fünf besetzten Klassen bei den Entscheidungen über 500 m gewannen die "Pink Panther", wie die DKV-Boote genannt werden, damit Medaillen. "Das ist ein Riesen- Tag für den deutschen Kanu-Sport. Doch wir bleiben auf dem Teppich und konzentrieren uns auf die Rennen über 1000 Meter", kommentierte DKV-Ressortleiter Günter Schöning den Triumph. Am heutigen Samstag beim zweiten Final-Abschnitt steht den deutschen Kanuten ein weiterer Medaillensegen ins Haus.
Eine Extra-Seite im Buch der Rekorde verdiente sich Birgit Schmidt aus Potsdam, die nach einem phantastischen Rennen zum vierten Male Olympiasiegerin wurde. Eine halbe Stunde später paddelten auch ihre Vereinskameraden Kay Bluhm/Torsten Gutsche im Kajak-Zweier Gold heraus. Den dritten Olympia-Triumph schafften im Kajak-Zweier der Damen Ramona Portwich/Anke von Seck (Hannover/Rostock). Die Magdeburger Ulrich Papke/Ingo Spelly verpaßten im Canadier-Zweier das große Ziel nur knapp und wurden hinter dem GUS- Boot Zweite. Bronze holte sich der Routinier Olaf Heukrodt (Magdeburg), der bereits bei den Sommerspielen vor zwölf Jahren in Moskau Dritter wurde und 1988 in Seoul Gold gewann, im Canadier- Einer.
"Ich bin fassungslos." Birgit Schmidt konnte ihren Erfolg kaum kommentieren. Zweimal hatte sie sich wegen der Geburt ihrer Kinder - Sohn Ole wird am Samstag eingeschult - eigentlich schon vom Leistungssport verabschiedet. Aber zum zweiten Mal nach 1987 kehrte die 16malige Weltmeisterin mit Pauken und Trompeten zurück. Schon in Moskau gewann die 30jährige erstmals Gold im Einer und ließ vor vier Jahren in Seoul zwei Olympiasiege im Zweier und Vierer folgen. Nach einer dreijährigen Wettkampfpause stand sie nun wieder einmal auf dem Siegerpodest. Damit ist sie die erfolgreichste Kanutin der Welt. Die stillen Freudentränen bei der Nationalhymne und die Sekunden des Triumphs im Ziel entschädigten sie für das harte Training der letzten Monate.
"Sie hat sich konsequent an den Fahrplan gehalten. Das war phantastisch", jubelte ihr Trainer Kersten Neumann nach dem Finale, in dem sie Rita Koban (Ungarn) und Izabella Dylewska (Polen) auf die Plätze zwei und drei verwies. Die früher für Deutschland startende Italienerin Josefa Idem belegte nach total verpatztem Start nur Rang vier.
Rührende Szenen gab es 30 Minuten später auch nach dem Zieleinlauf der Zweier-Kajaks. Trainer Rolf-Dieter Amend konnte die Tränen nicht zurückhalten und umarmte seine klitschnassen Kajak-Recken Kay Bluhm und Torsten Gutsche. "Viele Jahre Arbeit waren nicht umsonst", sagte der vom Gefühl überwältigte Amend. "Wir sind hier auch für unseren Trainer gefahren. Er muß seinen Job behalten", erklärte Gutsche.
Lange kämpfen mußten im Kajak- Zweier der Damen Ramona Portwich und Anke von Seck. Lange lagen sie hinter den Schwedinnen und Ungarinnen zurück, aber ein fulminanter Schlußspurt sicherte Gold. "Wir haben uns nur auf unsere eigene Leistung konzentriert. Es hat geklappt, wir sind happy", freute sich Ramona Portwich. Ganz knapp schlitterten Ulrich Papke und Ingo Spelly an der nur im Stillen erträumten Goldmedaille vorbei. "Die Konzentration lag auf den Ungarn und Rumänen. Daß die Russen so stark sind, hätte keiner von uns erwartet", so Trainer Jürgen Lickfett nach dem Zieleinlauf. Nur der kleine Moment von 14 Hundertstelsekunden fehlten den beiden Sportsoldaten zum ganz großen Triumph, der schließlich Alexander Masseikow/Dmitri Dowgalenok (GUS) gehörte. Medaillen-Glanz hatte auch die Leistung von Olaf Heukrodt. Der 30jährige, mit sieben WM-Titeln erfolgreichster Canadier-Fahrer aller Zeiten, holte mit Bronze im Einer bei seinen dritten Olympia-Start seit 1980 seine fünfte Medaille. dpa
Drei Tage nach dem umstrittenen Parcours im Preis der Nationen stand die Springreiterei in Barcelona am Freitag wieder im Mittelpunkt massiver Vorwürfe. Der international unerfahrene spanische Parcoursbauer Nicolas Alvarez de Bohorques hatte einen Hindernispark für die Einzelreiter aufgebaut, der böse Szenen mit Pferd und Reiter heraufbeschwor und die Tierschützer wieder auf den Plan rief.
Von der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) war zudem ein so groteskes Reglement ausgearbeitet worden, daß sich das Publikum betrogen fühlte, weil es viele gute Reiter gar nicht zu sehen bekam, obwohl sie vorher Karten gekauft hatten.
Im deutschen Team dagegen herrschte wieder Freude: Ludger Beerbaum qualifizierte sich mit seiner erst achtjährigen Holsteiner Stute Classic Touch mit einem starken kämpferischen Ritt fürs Finale am Sonntag.
"Was heute hier aufgebaut worden ist, ist eine schlimme olympische Sauerei", schimpfte der erfahrene deutsche Parcoursbauer Olaf Petersen, der vor vier Jahren in Seoul Maßstäbe gesetzt und einen beispielhaften pferdeschonenden Hindernispark geschaffen hatte. "Die Internationale Reiterliche Vereinigung begreift's einfach nicht: Dieser Parcours ist für viele viel zu schwer. Das Ergebnis sind schlimme Bilder. Da appellieren wir seit Jahr und Tag an die Reiter, ihre Pferde zu schonen - und dann diese Schrecknis." Olaf Petersen erklärte weiter: "Der Parcours ist unmöglich, vor allem mit 680 Metern und 18 Sprüngen zu lang - so machen wir unseren Sport kaputt."
Der Ire John Roche, beim Weltverband verantwortlich für die Sektion Springen, gab nur ein einziges Wort von sich: "Katastrophe." Und der Belgier Eric Wauters, Mitglied der Bronzeequipe von Montreal 1976, fügte an: "Ein schwarzer Tag für unseren Sport."
Zum schrecklichen "Knüppelwald" kam das Eigentor der FEI: Die zwölf bis fünfzehn besten Reiter nach dem Preis der Nationen brauchten am Freitag gar nicht mehr anzutreten, weil sie bereits genug Punkte fürs Einzel-Finale gesammelt hatten. Diese Tücke des Reglements erkannten die Reiter schnell als willkommene Lücke. "Wir strapazieren doch John Whitakers Schimmel Milton nicht unnötig", erklärte der britische Teamchef Ronnie Massarella. "Was hier passiert, ist schlimm." Der Österreicher Hugo Simon, der Team-Silber gewonnen hat und im Einzelklassement qualifiziert, zog als erster die Konsequenzen: "Ich bin doch nicht auch noch so blöd wie einige Funktionäre. Ich werde kurz einreiten, ein paar Hindernisse nehmen und dann aufgeben . . ."
So gut wie die meisten Niederländer, Österreicher, Briten und Franzosen, die schon am Dienstag ausreichend Punkte fürs Finale gesammelt hatten, hatten es die deutschen Springreiter nicht: Otto Becker (Mühlen/Oldenburg) fliegt enttäuscht nach Hause. Fünf Abwürfe mit Lucky Luke nahmen ihm alle Chancen. Franke Sloothaak (Mühlen/Oldenburg) trat mit seinem Zweitpferd Prestige gar nicht mehr an. Ohne sein Paradepferd Walzerkönig fühlte er sich nur als zweite Wahl. Als 67. hatte Sloothaak sowieso keine Chance mehr, das Finale der 44 Besten zu erreichen.
Ganz anders dagegen der 29jährige Ludger Beerbaum. Nach seinem großen Pech im Nationen-Preis, als der Nasenriemen seines Pferdes gerissen war, behielt er am gestrigen Freitag in dem extrem schweren Parcours die Nerven, erlaubte sich nur einen Abwurf am Hindernis zehn und war damit fürs Finale qualifiziert. dpa/sid
Im Medaillen-Rausch gefeierte Helden, im Mißerfolg bemitleidenswerte Sündenböcke - und ohne Job: Als erster mußte Handball-Bundestrainer Horst Bredemeier für das schwache Olympia-Auftreten seiner Bundesliga-Stars büßen. "Ich bin vielleicht zu blauäugig gewesen." Der frühzeitig abgetretene Coach hadert jetzt mit seiner Zustimmung zum Bundesliga- Fahrplan, der ihm zu wenig Spielraum für eine vernünftige Vorbereitung ließ.
Zum Großteil wird das Geheimnis über eine Weiterbeschäftigung - vor allem der Honorar-Trainer aus Ostdeutschland - von den Verbänden erst nach Barcelona gelüftet. Die Alarmglocken schrillen vor allem bei den Segler-Verantwortlichen, die ohne jedes Edelmetall ihre größte Olympia-Pleite seit 36 Jahren erlebten. "Es wird einige Änderungen im Trainer-Bereich geben", kündigte Hans Sendes, Sportdirektor des Deutschen Segler-Verbandes an. Der Stuhl von Bundestrainer Klaus-Peter Stohl ist bereits gekippt, weitere der sieben Honorar- Kräfte von Barcelona könnten folgen. "Es wurde falsch investiert, darüber soll der Verband nachdenken", sagte der als Vierter plazierte Jochen Schümann.
Ganz anders die Vorzeichen bei den Kanuten: Trotz der Medaillenflut muß der Gürtel enger geschnallt werden, weil die Mittel des Bundesinnenministeriums aus dem Sondertopf Ost auslaufen. Von zehn nach der deutschen Wiedervereinigung angestellten Kräften müssen voraussichtlich sechs ihren Hut nehmen, ungeachtet der Erfolge ihrer Aktiven. "Wir sind auch für unsere Trainer gefahren", meinte Kajak-Weltmeister Torsten Gutsche. Wer allerdings davon profitieren wird, entscheidet sich nach Barcelona.
Auch bei den nur zweimal mit Bronze dekorierten Judokas beginnt das große Zittern. "Wir haben das Problem, die Trainer in die Zukunft zu retten", erklärte Judo-Sportdirektor Günter Romenath. Bisher hatte der Verband sechs Trainer aus der ehemaligen DDR - allesamt unbestritten Experten auf ihrem Gebiet - mit Honorar-Verträgen an sich gebunden. Diese sollen künftig durch eine mit den Landesverbänden geteilte Mischfinanzierung bezahlt werden. Wo das Geld herkommen wird, steht in den Sternen.
Zu ähnlich drastischen Schritten ist auch der in Barcelona nicht gerade erfolgsverwöhnte Deutsche Leichtathletik- Verband (DLV) gezwungen. "Wir werden wohl zukünftig die gleichen Mittel erhalten, aber auf Grund der bald zu zahlenden höheren Gehälter muß die Zahl der Trainer-Posten schrumpfen", sagte DLV- Sportwart Manfred Steinbach. Details über den Trainer-Abbau müssen die Planungsgespräche mit dem Bundesinnenministerium und dem Bundesausschuß für Leistungssport (BAL) ergeben.
Nur eine Sportart scheint von der Finanzmisere überhaupt nicht betroffen, eher im Gegenteil: Der Deutsche Ringer- Bund (DRB) plant sogar eine Aufstokkung der hauptamtlichen Kräfte. Wo sich bisher zwei Festangestellte um das Wohl der Aktiven kümmerten, soll sich zukünftig die doppelte Anzahl an und auf der Matte tummeln. Wo das Geld herkommen soll, blieb das Geheimnis von DRB-Präsident Hermann Schwindling: "Das machen wir schon." dpa
Für die Stars vom anderen Stern ist das olympische Basketball-Finale der Männer am Samstag (22.00) der letzte Ferientag ihres zweieinhalbwöchigen Olympia-Urlaubs - für die von dem amerikanischen NBA-Dream-Team serienweise zu Statisten degradierte Konkurrenz das Ende eines Alptraums. Die Mannschaft Kroatiens ist in dem mit Abstand einseitigsten und damit langweiligsten Endspiel in der Geschichte olympischer Basketball-Turniere das letzte der bedauernswerten Opfer des US-amerikanischen Ehrgeizes, der Welt zu beweisen, wo der beste Basketball gespielt wird.
"Laßt uns endlich die Goldmedaille abholen und wieder nach Hause fliegen", sagt Superstar Michael Jordan, für den Barcelona "ein schönes Erlebnis war, an das wir uns noch in zehn Jahren erinnern werden". Golfspielen, mit Frauen und Kindern durch die katalanische Metropole bummeln und im Vorbeigehen sieben Spiele dreistellig, mit einer durchschnittlichen Korbdifferenz von 46 Punkten gewinnen: So lautet die Urlaubsbilanz des "außerirdischen Dutzend", das abgesehen von dem zirzensischen Unterhaltungswert für das verzückte Publikum in dem bei USA-Spielen stets proppenvollen Sportpalast von Badalona das Turnier fast zu einer Farce werden ließ.
Der "final countdown" der besten Basketball-Mannschaft aller Zeiten treibt unter den nahezu hysterisierten Fans der Johnson, Jordan und Co. die Schwarzmarktpreise in schwindelerregende Höhen von 1000 Dollar und mehr. Gewettet wird nur auf die Höhe des Sieges, mit dem die US-Überflieger zum zehnten Mal Gold holen und damit die letzte olympische Schmach (nur Bronze in Seoul 1988) tilgen werden. Den Königen unter den Körben dient Kroatien zum zweiten Mal nur als Fußvolk. Bei der 70:103-Vorrunden-Niederlage zog sich das Rumpf-Team des ehemaligen Weltmeisters Jugoslawien von allen Gedemütigten noch am besten aus der verhängnisvollen Affaire.
An Größenwahn grenzt deshalb die mehr als gewagte Prognose des einzigen kroatischen NBA-Stars Drazen Petrovic: "Entweder wir gewinnen Gold oder verlieren mit 30 Punkten."
Die Ehre des "Vorspiels" für die akrobatischen US-Ballzauberer gebührt der deutschen Mannschaft im Spiel um Platz sieben gegen Puerto Rico (20.00). Nach dem 79:109-Debakel gegen Australien gilt es für das Team von Bundestrainer Svetislav Pesic, den angerichteten Flurschaden zu begrenzen und den durch fünf Niederlagen in Folge verwischten guten Eindruck wiederherzustellen. dpa
Die Goldmedaille der Degenfechter trägt nicht nur den Stempel "made in Germany". Vielmehr war der Olympiasieg in der alten Duellwaffe das Produkt einer internationalen Connection. "Wir sind gewissermaßen das Unified Team von Tauberbischofsheim", kommentierte Elmar Borrmann den Umstand, daß neben Olympiasieger Arnd Schmitt (Leverkusen), Uwe Proske (Berlin) und ihm auch zwei in Tauberbischofsheim eingebürgerte Osteuropäer der Gold-Mannschaft von Barcelona angehörten.
Der Breslauer Robert Felisiak war vor vier Jahren aus Polen in die fränkische Fechter-Metropole gekommen und ebenso im Schnellverfahren Deutscher geworden wie der Russe Wladimir Reznitschenko. Der Sohn eines Kubaners und einer Russin hatte sich 1990 an die Tauber abgesetzt und ist nun der erste farbige Olympiasieger Deutschlands. "Sie sind freiwillig gekommen und wollten in unserer Gesellschaft leben. Hätten wir sie nicht eingebürgert, hätten es andere Vereine getan", rechtfertigt Cheftrainer Emil Beck seine Fürsprache.
"Gold mit dieser Mannschaft, das ist unglaublich." Bundestrainer Berndt Peltzer konnte nach dem 8:4-Finalsieg über Ungarn sein Glück gar nicht fassen. "Natürlich bringt die unterschiedliche Herkunft der Sportler gewisse Probleme", gab der Bundestrainer unumwunden zu. Peltzer hatte dies tags zuvor hautnah erfahren, als er Reznitschenko auswechselte und dieser ihm darauf den Vogel zeigte. Sofortige Konsequenzen wurden jedoch zurückgestellt, um die Medaille nicht zu gefährden. Reznitschenko war denn auch mit jeweils drei Siegen gegen Italien und die GUS sowie zwei Erfolgen gegen Ungarn maßgeblich am Gold beteiligt. Felisiak gewann sechs Gefechte.
Die gebürtigen Deutschen stören sich nicht an den Fremden. "Ich fechte mit den Menschen Felisiak und Reznitschenko zusammen. Wichtig für mich ist, daß unser Team schlagkräftig sein muß, weil viele Dinge davon abhängen, zum Beispiel die Optimalförderung", sagt Schmitt. Borrmann sieht es ähnlich: "Wir sind eine Zweckgemeinschaft, deren Aufgabe es war, Olympiasieger zu werden."
Der Erfolg von Barcelona rechtfertigt wohl auch das "öffentliche Interesse", das für die Ermessens-Einbürgerungen ausschlaggebend war. Wenngleich Reznitschenko mit der deutschen Sprache noch Probleme hat und genau wie Felisiak nicht in der Lage ist, die deutsche Hymne zu singen. Felisiak will dies auch nicht, sagte er doch kürzlich in einem Interview, er fühle sich nach wie vor als Pole, besitze neben dem deutschen auch weiter seinen polnischen Paß und werde nach dem Ende seiner sportlichen Karriere wieder in die Heimat zurückgehen.
Felisiak und Reznitschenko sind aber auch ein Beweis dafür, daß es um den deutschen Degen-Nachwuchs nicht gut bestellt ist. "Mir fehlen im Nachwuchsbereich Typen, die sich an der Spitze messen und die Etablierten piesacken wollen", erläutert Routinier Borrmann. Auch Schmitt betont, daß man die Löcher im Nachwuchsbereich künftig nicht mehr mit Ausländern stopfen kann. Nach dem Beschluß des Internationalen Fecht-Verbandes (FIE) ist der Wechsel der Staatsbürgerschaft künftig mit einer dreijährigen Sperre verbunden. dpa
Fast 3,5 Millionen Zuschauern werden die am Sonntag zu Ende gehenden Olympischen Spiele gesehen haben. Das Organisationskomitee (COOB) teilte am Freitag mit, daß bis zum Beginn der Spiele fast drei der insgesamt vier Millionen Eintrittskarten verkauft waren. In den letzten Tagen sei der Andrang "unglaublich stark" gewesen, so daß insgesamt von einem Verkauf von fast 85 Prozent aller Tickets ausgegangen werden könne.
Gold für Drechsler
und Becker/Stich
BARCELONA, 7. August (FR/dpa). Einen erfolgreichen Tag hatte das deutsche Olympiateam am Freitag in Barcelona: Mit dreimal Gold, einmal Silber und Bronze waren die Kanuten besonders erfolgreich. Weitere Siege holten Boris Becker/Michael Stich (Elmshorn) im Doppel-Wettbewerb des Tennis-Turniers und Heike Drechsler im Weitsprung. Dagegen unterlag Steffi Graf im Finale gegen die US-Amerikanerin Jennifer Capriati in drei Sätzen mit 6:3, 3:6, 4:6.
Bei den Kanuten gewann Birgit Schmidt aus Potsdam im Kajak-Einer ihr insgesamt viertes Olympia-Gold. Olympiasieger wurden außerdem im Kajak-Zweier ihre Vereinskollegen Kay Bluhm und Torsten Gutsche sowie bei den Frauen Ramona Portwich und Anke von Seck (Hannover/Rostock). Silber im Canadier-Zweier gewannen die Magdeburger Ulrich Papke/Ingo Spelly. Bronze holte sich im Canadier-Einer Routinier Olaf Heukrodt (Magdeburg), der schon 1988 in Seoul Olympiasieger geworden war. Das deutsche Doppel Becker/Stich ließ den Südafrikanern Wayne Ferreira und Piet Norval beim 7:6 (7:5), 4:6, 7:6 (7:5), 6:3 keine Chance.
Die fünfte Medaille für die deutschen Leichtathleten gewann mit Bronze der Geher Ronald Weigel über 50 km. Eine weitere Bronzemedaille fügte am Abend die Kugelstoßerin Kathrin Neimke hinzu. Stabhochsprung- Weltrekordler Sergej Bubka ist überraschend schon an seiner Anfangshöhe von 5,75 Metern gescheitert.
Die Hockey-Frauen unterlagen im Finale gegen Spanien mit 1:2 nach Verlängerung.
(Kommentar auf Seite 3, weitere Berichte Seiten 12 bis 15)
Turkmenistan wird am Sonntag die olympische Abschlußfeier boykottieren. Die zum GUS-Team gehörende Mannschaft will damit gegen die Start-Verweigerung ihres einzigen Olympia-Teilnehmers protestieren. Dem Gewichtheber- Weltmeister im Leichtschwergewicht, Altymarat Orasdurdiejew, wurde von Auswahltrainer Wassili Alexejew 15 Minuten vor dem Wiegen mitgeteilt, daß er für den Wettbewerb nicht gemeldet worden sei.
BOXEN
Halbfinalkämpfe, Halbweltergewicht: Vinent (Kuba) - Kjall (Finnland) 13:3 n. P., Leduc (Kanada) - Doroftei (Rumänien) 13:6 n. P.
Halbmittelgewicht: Lemus (Kuba) - Mizsei (Ungarn) 10:2 n. P., Delibas (Niederlande) - Reid (Großbritannien) 8:3 n. P.
Halbschwergewicht: Saulitschni (GUS) - Beres (Ungarn) RSC 3. Rd., May (Frankfurt/Oder) - Bartnik (Polen) 8:6 n. P.
Superschwergewicht: Balado (Kuba) - Nielsen (Dänemark) 5:1 n. P., Igbineghu (Nigeria) - Roussinow (Bulgarien) 9:7 n. P.
SCHWIMMEN
Synchronschwimmen, Duett: 1. Josephson/Josephson (USA) 192,175 Punkte, 2. Vilagos/Vilagos (Kanada) 189,394, 3. Okuno/Takayama (Japan) 186,868, 4. Kozlowa/Sedakowa (GUS) 184,083, 5. Aeschbacher/Capron (Frankreich) 181,795, 6. Shacklock/Vakil (Großbritannien) 179,366, 7. Both/Zwart (Niederlande) 179,345, 8. Zewen Guan/Xiaojie Wang (China) 177,843, . . . 14. (nach dem Vorkampf) Müller/Schreib (Markgröningen/München) 172,170.
Bei der Abschußfeier der XXV. Olympischen Spiele am Sonntag abend in Barcelona wird mit größter Wahrscheinlichkeit eine der erfolgreichen Frauen aus der Nationalmannschaftn die deutsche Fahne ins Olympiastadion tragen. "Darauf läuft alles hinaus", sagte Ulrich Feldhoff, der Chef de mission des deutschen Teams. Eine Entscheidung wird die Spitze des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) spätestens am Samstag vormittag treffen.
Gegenwärtig sind drei Kandidatinnen im Gespräch. Favoritin ist Birgit Schmidt, die am Freitag vormittag im Kajak-Einer die vierte Goldmedaille ihrer Karriere gewann und dieses Resultat am Samstag im Kajak-Vierer noch verbessern kann.
Die 30jährige Potsdamerin war schon als Fahnenträgerin für die Eröffnungsfeier vorgeschlagen worden. Gute Chancen werden außerdem Nicole Uphoff (Duisburg) eingeräumt, die in Barcelona wie 1988 in Seoul Doppel-Siegerin in der Dressur wurde.
Dritte im Bunde ist Wimbledonsiegerin Steffi Graf (Brühl), die mit ihrer gestrigen Finalniederlage gegen die US-Amerikanerin Jennifer Capriati aber wohl in die Rolle der Außenseiterin geschlüpft ist. dpa
Jennifer Capriati ballte die Faust gen Himmel, Steffi Graf senkte das Haupt und lief mit versteinerter Mine zur Gratulation ans Netz - das olympische Märchen der 23 Jahre alten Brühlerin hatte für alle sichtbar eine abrupte Wendung genommen. Nach einem der besten und spannendsten Frauentennis-Spiele der vergangenen Jahre blieb der "Golden Slam"-Gewinnerin von 1988 am Freitag in Barcelona "nur" Silber. "Vom Kopf her bin ich unheimlich müde. Das ist sehr extrem. Es ist einfach die totale Müdigkeit", meinte die Brühlerin nach dem Match.
Die erste Niederlage bei Olympia war zugleich die erste große Enttäuschung für Steffi Graf im Zeichen der fünf Ringe. Wie keine andere zuvor hatte sie dieses besondere Turnier zu ihrer Domäne gemacht. Sie zwang sich zwar noch zu einem Lächeln, als die sieben Jahre jüngere Jennifer Capriati das Siegerpodest betrat, die US-amerikanische Hymne ertönte und Landsleute "Jenny, Jenny" skandierten. Aber Silber - für viele andere Athleten ein nie erfüllter Lebenstraum - das war für Steffi Graf in diesem Moment eine herbe Enttäuschung.
Wahrscheinlich hatte auch sie nicht geglaubt, daß die goldene Symbiose zwischen ihr und Olympia zu Ende gehen könnte. Schon 1984 hatte sie in Los Angeles, wo Tennis nur im Begleitprogramm stattfand, als 15jährige den Sieg an sich gerissen. Ebenso souverän zog sie auch in Seoul von Erfolg zu Erfolg und krönte das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere mit dem Olympiasieg. Daß ausgerechnet Jennifer Capriati, gegen die sie nie zuvor verloren hatte, diese Serie beendete, war eine Überraschung. Ihren härtesten Rivalinnen Monica Seles oder Gabriela Sabatini hätte man es eher zugetraut. Doch die waren aufgrund fragwürdiger Nominierungs-Kriterien nicht dabei. Umso mehr empfand Steffi Graf die Niederlage als Debakel.
Dennoch kann die 23jährige mit erhobenem Haupt die katalanische Hauptstadt verlassen. Ihre überragenden Leistungen der vergangenen Wochen werden durch die Niederlage im Finale nicht geschmälert. Ihr Kampfgeist und Ehrgeiz, der auch nach fast zehn Jahren auf der Profi-Tour nicht erloschen ist, hat ihr weitere Sympathien eingebracht. Steffi Graf hat die Sommerspiele von Barcelona zwei Wochen genossen, hat bei jeder Gelegenheit andere Sport-Ereignisse besucht und war frohgelaunt und offen wie selten. So kann sie nun den Gewinn der Silbermedaille durchaus als Erfolg verbuchen - auch wenn dies im ersten Moment noch nicht möglich war. dpa
Der Aalener Mittelgewichtler Hans Gstöttner unterlag am Freitag abend in der INEFC-Sporthalle in Barcelona im "kleinen" Finale der Ringer dem Iraner Rasul Khadem mit 0:6 Punkten und sorgte für einen weniger erfreulichen Olympiaabschied der deutschen Freistilringer. Mit dem Olympiasieg durch Maik Bullmann und den Silbermedaillen von Rifat Yildiz (beide Goldbach/Klassisch) sowie Heiko Balz (Luckenwalde/Freistil) erreichten die 17 Aktiven des Deutschen Ringer-Bundes dieselbe Bilanz wie 1984 in Los Angeles.
Das erfolgreichste Team stellte vor ihrem Auseinandergehen wie erwartet die GUS mit sechs Gold-, fünf Silber- und fünf Bronzemedaillen. Am Schlußtag der Freistil-Wettbewerbe siegten der Kubaner Alejandro Diaz (Bantam), Mittelgewichtler Kevin Jackson, John Smith (beide USA/Feder) und Macharbek Chadarzew (GUS/Halbschwer). Die beiden letzteren konnten wie zuvor Jon Ronningen (Norwegen), Arsen Fadsajew und Alexander Karelin (beide GUS) ihre Triumphe von Seoul wiederholen.
Erneut sorgte ein Athlet aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) für einen Eklat bei der olympischen Siegerehrung in Barcelona. Freistilringer Elmadi Jabrailow, der Platz zwei im Mittelgewicht belegt hatte, ließ sich aus Protest gegen die Kampfrichter-Entscheidung in seinem Final-Duell gegen den US-Amerikaner Kevin Jackson die Silbermedaille nicht umhängen. Der GUS-Sportler hatte in der Verlängerung (6:54 Minuten) mit 0:1 verloren.
Wie versteinert saß Bundestrainer Wolfgang Nitschke am Mattenrand, als die fünf nervenaufreibenden Kampfminuten vorüber waren. "Das war Hans' schwächste Vorstellung während der Olympiatage. Der Iraner ist kein schlechter Ringer, war immerhin 1991 Junioren- Weltmeister. Doch im Vorjahr hatte der Medizinstudent Gstöttner gegen ihn bei der WM in Varna sicher gewonnen. Diesmal kam er gegen ihn aber überhaupt nicht zum Zuge", meinte der Coach verärgert.
Heike Drechsler aus Jena ist endlich aus dem Schatten von Jackie Kersee-Joyner (USA) gesprungen. Ihr Jubel um 21.05 Uhr war grenzenlos, als die US- Amerikanerin im letzten Versuch des Wettbewerbs lediglich bei 7,00 m landete. Es folgte eine Umarmung mit der großen Rivalin, dann kamen die Gratulanten: Marita Koch, die alte Weggefährtin und 400-m-Weltrekordlerin aus Rostock, Ehemann Andreas sowie Schwiegervater und Trainer Erich. Plötzlich hielt sie eine Deutschlandfahne in der Hand, mit der sie ins Publikum winkte.
Ein großer Wunsch hatte sich erfüllt. Söhnchen Tony kann sich freuen, seine Mutter kommt als Olympiasiegerin im Weitsprung nach Hause. Eine lange, fast unendliche Geschichte ging damit für die 27jährige Thüringerin erfolgreich zu Ende: Heike Drechsler hat am Freitag abend das Trauma, gegen die US-Amerikanerin bei Höhepunkten einfach nicht gewinnen zu können, abgestreift.
Den Sieg gegen Inessa Krawetz (GUS) mit der Winzigkeit von zwei Zentimetern Vorsprung und ihre Dauerrivalin mußte sie bei drehendem Wind allerdings erzittern, die 7,14 m gelangen erst im vierten Versuch - bis dahin war sie nämlich nur Dritte.
Auf das Unternehmen Gold hat der Familienclan Drechsler - Schwiegervater als Trainer, Schwiegermutter als Kindermädchen - mit großer Zielstrebigkeit hingearbeitet. Die Niederlagenserie gegen die US-Amerikanerin bei den Weltmeisterschaften 1987 und 1991 sowie bei den Olympischen Spielen bedeutete so etwas wie einen Erfolgsknick des ehemaligen DDR-Stars und führten schon fast zum Komplex. Immerhin sammelte die Weltmeisterin von 1983 sonst Siege en masse und produzierte Sieben-Meter- Sprünge wie keine andere. Allein im Vorjahr gewann sie 16 von 17 Wettkämpfen - nur in Tokio reichte es wieder nicht.
In diesem Sommer wirkte Heike Drechsler im Anlauf sicherer als je zuvor, ihr Absprung schien nahezu perfekt. Trotzdem meint sie noch längst nicht "optimal" zu sein und dürfte sich nach diesem großartigen Erfolg in ihrer Meinung sogar bestärkt fühlen. Der Absprung hätte beinahe wieder vieles verdorben. Der Sieg stimmte, der Absprung und die Weite nicht - große Wettkämpfe haben eben ihre eigenen Gesetze, sind auch eine Nervenfrage.
"Ich wäre eine schlechte Sportlerin, wenn ich nach Barcelona gekommen wäre, um nur Zweite zu werden", hatte die Weltmeisterin von 1983 bereits von vornherein nie einen Zweifel daran gelassen, wer das Geschehen in der Weitsprunggrube bestimmen würde.
Die deutsche Rekordhalterin hatte endlich einmal das bewerkstelligen können, was ihr in den letzten drei Jahren verwehrt geblieben war: als dominierende Springerin in der Saison auch die großen Titel zu gewinnen.
Einer war eigentlich immer davon überzeugt, daß Gold nur für Heike Drechsler reserviert war. "Heike hat sich seit ihrem Saisonauftakt kontinuierlich verbessert. Ihre Anlaufgeschwindigkeit war stets optimal. Eigentlich hätte so eine Zitterpartie wie heute nicht passieren dürfen", lächelte Schwiegervater Erich Drechsler, der gemeinsam mit Drechsler-Ehemann Andreas auf der Tribüne mitgefiebert hatte. dpa/sid
Im Hexenkessel von Terrassa platzte für Deutschlands Hockey-Frauen der Traum vom ersten Olympia-Gold: Im Beisein des spanischen Königspaares und NOK-Präsident Willi Daume mußte sich die Überraschungsmannschaft von Bundestrainer Rüdiger Hänel am Freitag abend in einem spannenden Finale trotz starker Leistung den von 10 000 fanatischen Fans lautstark gefeierten spanischen Gastgeberinnen mit 1:2 (1:1, 1:1) nach Verlängerung geschlagen geben.
Maria del Carmen Barea (8.) und Elisabeth Maragall (83.) schossen die Tore für die Spanierinnen, die bei ihrem ersten Olympiastart gleich die höchste Sprosse des Siegertreppchens erklommen. Dagegen war das Tor der Leverkusenerin Franziska Hentschel (12.) am Ende zu wenig für das deutsche Team, das sich wie 1984 in Los Angeles mit Silber begnügen muß. Die Bronzemedaille ging an Großbritannien, das gegen Südkorea nach Verlängerung mit 4:3 (3:3, 1:2) knapp die Oberhand behielt.
Die Hänel-Truppe begann offensiv und wäre nach drei Minuten fast in Führung gegangen, als Franziska Hentschel bei der ersten Strafecke nur den Pfosten traf. Dann folgte die "kalte Dusche": Maria Barea nutzte mit trockenem Schuß die erste kurze Ecke zum 0:1.
Die deutsche Mannschaft steckte den ersten Rückstand bei diesem Turnier jedoch weg und ließ sich auch von den Pfiffen der südländischen Anhängerschar nicht aus der Ruhe bringen. So fiel schon vier Minuten später - erneut nach einer Strafecke - der Ausgleich. Es war Hentschels fünftes Turniertor. Es folgten weitere schwungvolle Angriffe auf das Tor der Gastgeber, die diese aber ebenso schadlos überstanden wie vier weitere Strafecken.
"Unsere Mannschaft spielt eigentlich deutlich besser. Wenn sie jetzt vor dem Tor auch noch die Ruhe bewahrt, wird sie auch gewinnen", meinte Bernhard Peters, der Co-Trainer des Herren-Teams, optimistisch zur Pause. Gleich nach Wiederanpfiff zunächst großes Glück für die deutsche Elf, als die Leverkusenerin Simone Thomaschinski auf der Linie klären konnte. Immer mehr suchten die Spanierinnen nun ihr Heil in der Offensive, doch die Deutschen hielten lange dagegen.
Erst als in der Verlängerung die Kräfte nachließen, gelang den Gastgeberinnen die Entscheidung. Elisabeth Maragall (83.) hielt ihren Schläger in eine scharfe Hereingabe und ließ der herausragenden Torfrau Susi Wollschläger (Duisburg) keine Abwehrchance. dpa
Die Fußballmannschaft aus Ghana hat bei den Olympischen Spielen die erste Medaille für ihr Land gewonnen. Die Afrikaner besiegten am Freitag abend im Kampf um den dritten Platz das Team von Australien 1:0 (1:0) und wurden dafür mit Bronze belohnt. Vor 15 000 Zuschauern im Nou Camp Stadion von Barcelona erzielte Asare (18.) mit einem Freistoß aus 22 Metern Entfernung den entscheidenden Treffer. Der Australier Okon (15.) war kurz zuvor mit einem Foul-Elfmeter an dem Ghanaer Torhüter Dossey gescheitert.
Die Afrikaner konnten in dieser Begegnung an die guten Leistungen aus der Vorrunde nicht anknüpfen. Zu allem Überfluß sah Qaye (88.) die rote Karte wegen Spielverzögerung. Bei den "Aussis" bot der Neu-Dortmunder Zelic auf der Libero-Position eine zufriedenstellende Leistung. Das Finale im olympischen Fußball-Turnier bestreiten am Samstag in Barcelona Polen und Spanien, die im Halbfinale Australien und Ghana ausgeschaltet hatten. dpa
Nach der Serie von Pleiten und Pannen hat Heike Drechsler am Freitag die deutsche Leichtathletik bei den Olympischen Spielen in Barcelona aus dem Tal der Tränen geholt. Die 27jährige aus Jena gewann mit einem Satz von 7,14 m die Goldmedaille im Weitsprung und errang nach Speerwerferin Silke Renk (Halle) den zweiten Olympiasieg für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).
Zur Aufbesserung des angeschlagenen Ansehens trugen auch die 26 Jahre alte Magdeburger Kugelstoßerin Kathrin Neimke und der 32jährige Berliner Geher Ronald Weigel mit dem Gewinn von Bronzemedaillen bei.
Aber am Tag, an dem mit Sergej Bubka einer der größten Olympia-Favoriten überhaupt abstürzte, wurde auch das Kapitel der Fehlleistungen fortgeschrieben: Die 4 x 400-m-Staffel der Männer ließ den Stab fallen und schied im Halbfinale aus.
Heike Drechsler hatte im vierten Versuch 7,14 m vorgelegt, doch ihre großen Rivalinnen Inessa Krawets (GUS/7,12) und Jackie Joyner-Kersee (USA/7,07) sprangen noch nach ihr.
Eine der größten Sensationen der olympischen Leichtathletik von Barcelona lieferte "Überflieger" Sergej Bubka: Der dreimalige Weltmeister und Olympiasieger von Seoul scheiterte an seiner Anfangshöhe. "Solche Dinge passieren im Stabhochsprung", sagte der 28jährige Ukrainer zu seiner Nullnummer. Der 30malige Weltrekordler räumte ein, daß "mir die Nerven einen Streich gespielt haben".
Ganz traurig waren die 65 000 Zuschauer, die Bubka mit einem Pfeifkonzert verabschiedeten, über den Abgang aber nicht: Hinter den beiden GUS-Springern Maxim Tarassow und Igor Trandenkow holte sich der Spanier Javier Garcia nämlich die Bronzemedaille.
Der vorletzte Tag der olympischen Leichtathletik hatte für das deutsche Team verheißungsvoll begonnen. Ronald Weigel (Berlin) gewann im Hitze-Marathon über 50 km Gehen die Bronzemedaille. Gold ging an Andrej Perlow (GUS), Silber holte der Mexikaner Carlos Mercenario. "Ich kann es nicht fassen", stammelte Weigel im Ziel, "ich habe erst am Stadioneingang erfahren, daß ich auf dem dritten Platz liege." Der Berliner, der heute 33 Jahre alt wird, sagte, er sei bergauf nur "gewandert".
Mit Bronze wurde auch Kathrin Neimke belohnt, die mit 19,78 m die Kubanerin Belsy Laza (19,70) übertraf. Die Goldmedaille ging an die Weltmeisterschafts- Dritte Swetlana Kriweljowa (GUS/21,06) vor Weltmeisterin Zhihong Huang (China/20,47).
Ein glänzendes Rennen lief im Finale über 3000 m Hindernis der Wattenscheider Steffen Brand. Mit der deutschen Jahresbestzeit von 8:16,60 Minuten rannte der 27jährige überraschend auf den fünften Platz.
Den dreifachen Triumph Kenias durch den in Jahresweltbestzeit von 8:08,84 Minuten siegenden Mathew Birir sowie Patrick Sang und William Mutwol konnte aber auch der beherzt laufende Deutsche nicht verhindern. Über 10 000 m wurde Derartu Tulu in der Jahresweltbestzeit von 31:06,02 Minuten erste Olympiasiegerin für Äthiopien, Elana Meyer gewann mit Silber die erste Frauen-Medaille für Südafrika seit 1952.
Das deutsche Quartett über 400 m mit Ralph Pfersich, Rico Lieder, Jörg Vaihinger und Thomas Schönlebe lieferte eine weitere Enttäuschung: Beim Wechsel zwischen Lieder und Vaihinger fiel der Stab ins Gras - Aus. "In der 4 x 400 verliert doch keiner den Stab", sagte der Stuttgarter Pfersich und machte deutlich, was das war: Dummheit. dpa
HAMBURG, 7. August (dpa). Die des Dopings mit dem verbotenen anabolen Wirkstoff Clenbuterol verdächtigten Neubrandenburger Leichtathletinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr haben dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) erstmals offiziell und persönlich die Einnahme des Medikaments "Spiropent" gestanden. Das teilte am Freitag der Anti-Doping-Beauftragte des Verbandes, Rüdiger Nickel, in einer Presseerklärung mit. Nach einer inzwischen vorliegenden schriftlichen Erklärung von Manuela Derr ist das bisher gegen Katrin Krabbe und Grit Breuer gerichtete Verfahren wegen des Verdachts eines Doping-Verstoßes auch auf Manuela Derr ausgeweitet worden. (Siehe auch Sportteil)
Einen Tag nach der Schuld-Offenbarung durch Trainer Thomas Springstein haben auch die drei Neubrandenburger Athletinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr erstmals persönlich dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) die Einnahme des Medikaments Spiropent mit dem verbotenen anabolen Wirkstoff Clenbuterol bestätigt. Nach Angaben des Anti-Doping-Beauftragten Rüdiger Nickel haben die Sprinterinnen dem Verband "vollständige Mitwirkung bei der Aufklärung angeboten". Die Karten liegen auf dem Tisch, sie weisen schon jetzt auf das bevorstehende Ende der Karriere des Trios und seines Trainers hin.
Der DLV hat am Freitag das bisher gegen Krabbe und Breuer gerichtete Verfahren wegen des Verdachts eines Dopingverstoßes auf Manuela Derr ausgeweitet, von der im Gegensatz zu den beiden anderen Athletinnen keine positive A-Probe vorliegt. Nach Ablauf der den Sportlerinnen für eine offizielle Darstellung gesetzten Frist bis zum 8. August werde Manfred Donike den Termin zur Analyse der B-Proben festsetzen, bei dem die Athletinnen Anwesenheitsrecht haben. Erst wenn die B-Proben-Analysen die Ergebnisse der A-Proben bestätigen sollten, könnten weitere Maßnahmen ergriffen werden. Der DLV führte u.a. Suspendierung und förmliche Feststellung eines Dopingverstoßes mit anschließender Meldung an den internationalen Verband an.
In seiner Erklärung betont der Verband, der Fall werde "wie jeder andere behandelt, mit aller Objektivität und Konsequenz, unabhängig von dem Ansehen der betroffenen Personen und eventuell bisherigen sportlichen Erfolgen der Athletinnen, aber auch ohne Vorurteile aus dem früher durchgeführten Verfahren".
Der Anti-Doping-Beauftragte Nickel wies weiter darauf hin, daß die einschlägigen Dopinglisten "selbstverständlich keine Aufzählung verbotener Medikamente darstelle". Dies würde bei der Namensgebungsfreiheit von Medikamenten jede Dopingliste schon bei ihrem Erscheinen zu "Makulatur" werden lassen. Alle Listen, die vom internationalen und nationalen Fachverband, die identisch sind, und die vom IOC, enthalten Wirkstoffgruppen verbotener Substanzen und verbieten darüber hinaus alle Wirkstoffgruppen, die diesen "chemisch oder pharmakologisch verwandt sind". Alles, was darunter falle, sei verboten. Trainer Springstein hatte sich u.a. darauf berufen, daß die Mittel nicht auf der DLV-Liste gestanden haben. Nach den Feststellungen des analysierenden Instituts in Köln falle Clenbuterol unter die verbotenen Stoffe, wie auch die Fälle des in Barcelona gesperrten amerikanischen Hammerwerfers sowie der drei britischen Sportler zeigen würden. Nach Mitteilung des Analyse-Instituts handelt es sich bei Clenbuterol um eine den anabolen Steroiden verwandte Verbindung. Die bisher bekannten Erklärungen des Trainers und der Athletinnen können nach Ansicht des Verbandes "keinen Entschuldigungsgrund darstellen". Das reiche, so Nickel "noch nicht einmal für eine mildere Ahndung aus".
Unterdessen hat Reinhard Rauball, der Anwalt der Sprinterinnen, ein erneutes Mandat abgelehnt. Rauball betonte, daß er in Zukunft keine Dopingfälle mehr übernehmen wolle, da er grundsätzlich der Meinung sei, daß gegen Doping vorgegangen werden müsse. Die Ablehnung des Krabbe-Mandats ist laut Rauball auch erfolgt, weil er enttäuscht sei, daß nach vier Monaten Kampf, bei dem er eine "Menge Herzblut" investiert habe, daß Thema schon wieder auf dem Tisch sei. Er sei menschlich nicht in erster Linie von den Athletinnen enttäuscht, das Verschulden liege vielmehr "auf dritter Seite". dpa
HALLE, 7. August (dpa). Die Rostockerin Marita Koch (35), Olympiasiegerin 1980 und ehemalige Weltrekordlerin über 400 Meter, hat die Freigabe von Doping vorgeschlagen. "Um das Dopingproblem etwas in den Griff zu bekommen und um die Kontrollen zu erleichtern, wäre ich für eine begrenzte Dopingfreigabe, ich meine von muskelaufbauenden Anabolika, dies ist vielleicht ein Weg", sagte Marita Koch. Die Rostockerin äußerte sich in der Zeitung Mitteldeutscher Express in Halle. Sie fände eine Freigabe "für alle gerechter".
Nach den Enthüllungen bestimmen jetzt zunehmend die Konsequenzen die Entwicklung im Doping-Skandal um Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr. Die drei Athletinnen aus Neubrandenburg gestanden dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) erstmals persönlich die Einnahme des Medikaments Spiropent mit dem verbotenen anabolen Wirkstoff Clenbuterol. Der Dortmunder Rechtsanwalt Reinhard Rauball lehnte am Freitag eine weitere Verteidigung der Sprinterinnen mit der Begründung ab, er sei "persönlich und menschlich tief enttäuscht" und wolle kein "rechtlicher Zufluchtsort für Doping- Sünder" sein.
Der Anwalt hatte nach den Doping-Manipulationen in Südafrika bei Verfahren in Darmstadt und London für Katrin Krabbe, Grit Breuer und Silke Möller Freisprüche vor Gremien des nationalen und internationalen Leichtathletik-Verbandes erreicht. Er könne es nun einfach "nicht glauben, mit welcher Geschwindigkeit die Sprinterinnen rückfällig geworden sind". Die Athletinnen hatten ihn als Verteidiger für bevorstehende Verfahren gewinnen wollen. Doch Rauball verweigerte sich und sagte: "Ich will grundsätzlich nicht mehr gegen meine persönliche Überzeugung handeln." Er sei enttäuscht, daß nach vier Monaten Kampf, bei dem er "eine Menge Herzblut" investiert habe, das Thema schon wieder auf dem Tisch sei.
Für kommende Woche ist die Analyse der B-Probe der inzwischen vier positiv getesteten A-Doping-Proben von Katrin Krabbe und Grit Breuer im Kölner Labor von Manfred Donike im Beisein der des Dopings verdächtigten Sportlerinnen vorgesehen. Bei einer Bestätigung des ersten Ergebnisses der Proben vom 2., 16., 22. und 23. Juli in Zinnowitz und Neubrandenburg könnten laut DLV die sofortige Suspendierung und Meldung an den Internationalen Verband folgen. Das wäre in der Folge gleichbedeutend mit einer vierjährigen Sperre. Das bisher vom DLV gegen Krabbe und Breuer geführte Verfahren ist auf Manuela Derr ausgedehnt worden, von der keine positive A-Probe vorliegt, die aber die Einnahme des Medikaments ebenfalls bestätigt hat. Die drei Sprinterinnen haben dem DLV "vollständige Mitwirkung bei der Aufklärung angeboten".
In Neubrandenburg besteht inzwischen Klarheit, daß die ehemalige Diskuswerferin Brigitte Berendonk - nach eigenen Angaben - die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen Trainer Thomas Springstein wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz erstattet hat, weswegen die Behörde gegen Springstein ermittelt. Springstein hatte die Vermutung geäußert, der Anzeigende könnte auch Klaus Peter Krabbe gewesen sein. Der Vater von Katrin Krabbe wies dies am Freitag zurück. Er sagte zum Verhalten des Trainers, der auf dem schwarzen Markt die Tabletten besorgt hatte, er unterstelle Springstein "zunächst einmal keine Vorsätzlichkeit". Krabbe betonte: "Die Familie hält zusammen." Er sagte weiter: "Springstein gehört nicht zum Familienkreis, wir sind nicht mit ihm befreundet."
Brigitte Berendonk hat sich darüber hinaus in einem Zeitungsbeitrag für den "Mitteldeutschen Express" für Bluttests ausgesprochen.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat bei den Spielen in Barcelona noch einmal klargemacht, daß der Gebrauch von Clenbuterol verboten ist. "Es ist ein eindeutiges Delikt, wenn dieses Mittel im Urin eines Athleten festgestellt wird."
Noch deutlicher wurde Alexandre de Merode, Präsident der medizinischen Kommission des IOC: "Die Athleten sind doch kein Vieh." Der WirkstoffClenbuterol ist in verschiedenen Ländern - verbotenerweise - auch in der Kälbermast angewandt worden. sid/dpa
Monatelang schaut die Welt tatenlos zu, wie in Bosnien viele Kinder grausamen Attacken ausgesetzt sind. Jetzt hat sich endlich einer beherzt darum gekümmert und wenigstens einige aus der Hölle herausgeholt. Es ist wirklich makaber zu glauben, daß derjenige sein Leben aufs Spiel setzt, um einige Kinder zu retten. Statt diese Aktion dankbar zu ehren, fallen hier alle über die Initiatoren her (FR vom 5. 8. 1992 "Schwere Vorwürfe wegen Rettungsaktion"). Niemand hat in dem Artikel die serbischen Gewalttäter verurteilt. Jetzt wird hierzulande das jugoslawische Chaos auch noch politisch "ausgeschlachtet", es ist sehr beschämend.
Die Berichterstattung solcher brisanter, unklarer Angelegenheiten sollte etwas zurückhaltender sein. Wäre der Bus unbeschadet am Flughafen angekommen (wovon ausgegangen worden ist), dann hätten jetzt alle Loblieder gesungen. Hier sind die Kinder in Sicherheit, was sie in Sarajewo nicht waren, oder? Die Familienverhältnisse können hier in Ruhe geklärt werden. Daß noch Heimplätze zur Verfügung standen, ist ein Glück für diese Kinder.
Aber erschreckend deutlich wird die völlige Nichtigkeit der UNICEF. Es gibt ansteigende Zahlen von Kindesmißhandlungen größten Ausmaßes in aller Welt: durch Hunger, Mißhandlungen, Verfolgungen, Vergewaltigungen. Vielleicht gehen die wie Menschen aussehenden Monster bei ihren Mißhandlungen davon aus, daß allein das Vorhandensein einer UNICEF für die Kinder ausreicht, es "wird sich ja dann um die Kinder gekümmert".
Aber tagtäglich sind wir alle Zeugen davon, daß durch UNICEF unsere Kinder nicht geschützt werden, anscheinend wird uns da etwas vorgetäuscht; wo landen die in die Schweiz fließenden Gelder? Von mir geht da kein einziger Pfennig mehr hin.
Was alles an Unrecht an Kindern geschieht, kann man als normal empfindender Bürger gar nicht mehr verkraften - da müßte man ständig weinen oder aufhören zu leben.
Auguste Pfeifer, Frankfurt am Main
Die Mitteilung eines Sprechers der Niedersächsischen Landesregierung (FR vom 28. 7. 1992 "Bundesbürger bieten Flüchtlingen Tausende von Quartieren an"): "Da das deutsche Jugendrecht große Hürden für die Unterbringung verwaister Kinder aufbaue, müßten die Waisen voraussichtlich in Heimen bleiben", bedarf der Korrektur:
Die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien halten sich entweder rechtmäßig aufgrund einer Aufenthaltsgenehmigung/-befugnis oder aufgrund einer ausländerrechtlichen Duldung auf dem Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland auf (§§ 5 und 30 Ausländergesetz) und begründen einen gewöhnlichen Aufenthalt (§ 30 Sozialgesetzbuch I - SGB - und § 6 Kinder- und Jugendhilfegesetz - KJHG -). Gem. § 8 SGBI haben die minderjährigen Flüchtlinge als sogenannte junge Menschen und die Personensorgeberechtigten das Recht, Leistungen der öffentlichen Jugendhilfe in Anspruch zu nehmen. Sie tun das im Rahmen von § 1 KJHG, demgemäß jeder junge Mensch ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit hat.
Der Anspruch auf Erziehung und Entwicklungsförderung ist die Konkretisierung des Grund- und Menschenrechtes auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit gem. Art. 2 GG unter der Bedingung von Minderjährigkeit. Diese persönliche und erzieherische Hilfe ist als Dienstleistung Gegenstand der sozialen Rechte, auf deren Gewährung ein Rechtsanspruch besteht (§ 11 SGB I).
Ihren Rechtsanspruch können die Flüchtlinge und insbesondere die minderjährigen Flüchtlinge nur aufgrund einer umfassenden Beratung durchsetzen, zu der insoweit die zuständigen Behörden - vorrangig Sozialämter und Jugendämter - rechtlich verpflichtet sind (§ 14 SGB I). Insbesondere können Minderjährige vom 15. Lebensjahr ab selbständig Anträge stellen (§ 36 SGB I).
Da gem. § 8 KJHG Kinder und Jugendliche entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen und gem. § 9 die wachsende Fähigkeit zu verantwortungsbewußtem Handeln zu berücksichtigen sind, liegt mit zunehmendem Alter die Entscheidungsbefugnis nach Beratung über Unterbringungs- und Hilfeart bei den Betroffenen selbst.
Das KJHG stellt nach seinem Grundgedanken und nach dem formalen Aufbau vorrangig auf die Gewährung von Hilfe und die Förderung der Erziehung in der Familie ab und hat ein an den unterschiedlichen Lebenslagen orientiertes System von beratenden und unterstützenden Leistungen geschaffen. Dieser am Subsidiaritätsprinzip orientierte Rechtssachverhalt - also z. B. Vollzeitpflege in einer Fremdfamilie vorrangig vor Heimerziehung (§ 33 vor § 34 KJHG) - gilt selbstverständlich auch bei der Unterbringung minderjähriger Flüchtlinge.
Die Jugendämter haben gem. § 44 KJHG eine beantragte Pflegeerlaubnis, sofern keine zwingenden Versagungsgründe vorliegen, ohne eigenen Ermessensspielraum zu erteilen. Zwingende Versagungsgründe liegen ausschließlich dann vor, wenn das Wohl des Minderjährigen in der Pflegefamilie nicht gewährleistet ist. Hierzu gibt es Rechtsprechung. - Selbstverständlich gilt dieser rechtliche Grundtatbestand auch bei der Unterbringung von Waisen.
Die ihren Mördern entkommenen minderjährigen und volljährigen Flüchtlinge befinden sich zu den Landes-, kommunalen und weiteren Verwaltungsbehörden in der BRD nicht in einem besonderen Gewaltverhältnis, sondern in einem gesetzlich definierten Rechtsverhältnis. Ihrem Recht auf selbständige Wahl der Unterbringungs- und -betreuungsform korrespondiert das Recht derjenigen Bürger, die sich zur persönlichen Hilfeleistung entschlossen haben, ihr Hilfsangebot den Flüchtlingen konkret nahebringen und gegenüber den Behörden durchsetzen zu können.
Konkret: Die Behörden haben keinen politischen Entscheidungsfreiraum, sondern sind an Gesetz und Recht gebunden. Das bedeutet z. B. für die minderjährigen Flüchtlinge: Sie können die Unterbringungsform entsprechend dem Angebot selbst wählen; die eine Aufnahmemöglichkeit in ihre Familie anbietenden Bürgerinnen und Bürger können ihre Rechtsposition gegenüber den Verwaltungsbehörden durchsetzen.
Prof. Dr. Klaus Rehbein, Marburg
Spät, vielleicht aber nicht zu spät, kommt auch die Lufthansa mit einem Bonusprogramm auf den Markt, wie es andere Fluggesellschaften schon seit Jahren praktizieren. Die Idee: Vielflieger sollen bei der Stange gehalten werden, in dem man ihnen alle möglichen Vergünstigungen einräumt.
Die Lufthansa legt ihren Kunden- Köder im Januar unter der Bezeichnung Miles & More aus, womit signalisiert werden soll, daß nicht nur Gratisflüge winken. So ist auch daran gedacht, den Passagier mit einem gewissen Bonus-Stand in der nächst höheren Klasse zu befördern, also "upzugraden", wie es im Flieger-Kauderwelsch heißt, oder ihm einen kostenlosen Hotelaufenthalt und Mietwagen anzubieten.
Meilengutschriften respektive Boni gibt es künftig für alle Lufthansa-Flüge. Interessant wird die Sache für denjenigen, der mindestens sechsmal im Jahr einen Jet mit dem Kranich auf dem Leitwerk besteigt. Die Punkte des Kunden kommen auf ein spezielles Konto, über dessen Stand ein Auszug informiert. Wer dann genug zusammen hat, kann einen Freiflug für sich allein oder mit Begleitung fest buchen. Freilich dürfen die Gutschriften nicht beliebig lange gesammelt werden. Nach zwei Jahren verfallen sie, um Zustände wie in den USA zu vermeiden, wo mancher Zeitgenossen sich ein halbes Leben lang von einer bestimmten Fluggesellschaft die Punkte geben ließ und ein Niveau erreichte, das gar nicht mehr abgeflogen werden konnte.
Lufthansa-Sprecher Rolf-Dieter Graß räumt ein, daß Miles & More einen hohen Verwaltungsaufwand erfordert, doch dafür sei es "ein enorm starker Hebel zur Bindung des Passagiers an die Airline". Und selbt wenn das Programm ein Nullsummenspiel wäre, könnte man nicht länger darauf verzichten, weil alle bedeutenden Konkurrenten Ähnliches anböten.
Auf einen wichtigen zweiten Aspekt macht Projektleiter Michael Grande aufmerksam: "Der Kunde sammelt Meilen, wir sammeln Informationen" - nämlich über diesen Kunden, seine Eigenarten, Gewohnheiten und Interessen, über die Bescheid zu wissen wiederum ein Ansatzpunkt für eine noch engere Bindung sein kann. jk
WIESBADEN. Ist es die sommerliche Hitze, die mein Bewußtsein trübt? Oder spielen mir meine Augen einen Streich? Die Bäume im Biebricher Schloßpark prangen mir kunterbunt in Regenbogenfarben entgegen. Zumindest, wenn ich sie durch das Prisma betrachte - ein riesiges optisches Gerät, das auf grell-weißen Steinen montiert wurde. Mein Begleiter erklärt mir diesen wunderlichen Farbeffekt und führt mich damit gleich in die Philosophie eines Pädagogen ein, der zur Zeit in Wiesbaden von sich reden macht: Hugo Kükelhaus, dessen "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne" in Biebrich aufgebaut ist. Farbe entsteht aus der Gegensätzlichkeit von hell (die weißen Steine) und dunkel (die Baumkronen), so wie auch das Leben aus Polarität besteht, "ein Pendel zwischen Extremsituationen", sagt Kükelhaus-Schüler Matthias Schwenk.
Was hat es auf sich mit diesem "Erfahrungsfeld"? Was kann ich dort sehen, hö- "Absichtslos durchgehen" ren, riechen und ertasten? Ich beschließe, einen Bummel über den Parcours zu machen, zu erforschen, wie Sinnesorgane auf bestimmte Reize reagieren. Und bekomme sogleich die erste Lektion erteilt: "Sie müssen absichtslos durchgehen." Wer Second-hand-Informationen erwarte, Lebenshilfe aus zweiter Hand, werde enttäuscht nach Hause zurückkehren. Eigene Erfahrungen sammeln und seinem Wahrnehmungsvermögen trauen, das ist die Grundidee der Kükelhausschen Sensor-Stationen. Ganz einfach? Weit gefehlt!
Die zwei durch Seile miteinander verbundenen Schaukeln offenbaren die ersten Tücken: Erfreut lasse ich mich auf dem schmalen Holzbrett nieder, mir gegenüber Matthias Schwenk. Ich hole Schwung - und nichts passiert. So sehr ich mich auch bemühe, meine Schaukel rührt sich nicht vom Fleck. Derweil hat sich mein Schaukel-Partner in die Lüfte geschwungen. "Sie müssen warten, bis Sie dran sind", bremst er meine Ungeduld. Und plötzlich bewegt sich mein Schaukelsitz - wie von selbst und ohne mein Zutun. Ich lerne das Geheimnis des "gekoppelten Pendelschwungs" kennen, das mehr ist als eine Formel aus der Physik: Der Schwung des einen überträgt sich auf den anderen. "Es hat keinen Sinn, dagegen zu arbeiten", sagt Matthias Schwenk, das sei wie im Leben "verpuffte Energie". Die Kunst des Abwartens ist gefordert und Wachsamkeit, "denn man darf seinen Einsatz nicht verpassen".
Wir gehen vorbei am Feuer, das von morgens bis abends brennt oder glimmt. Die Besucher müssen es am Leben erhalten, die Glut entfachen, den Flammen neue Nahrung geben. Wieder ein Gleichnis: "Es korrespondiert mit unserem eigenen Feuer, das oft schon erloschen ist."
Ein paar Meter weiter steht der Summstein. Neugierig stecke ich meinen Kopf in die kreisrunde Aushöhlung des riesigen Quaders und summe einen Baßton. Sofort umfängt mich ein ungewohntes Dröhnen, mein Körper vibriert, ich kann den Ton förmlich spüren - an- und abschwellend, je nach dem, ob ich lauter oder leiser singe. Ich intoniere mit voller Kraft eine mystische Silbe im tibetischen Gebetsritual: "Om". Die Wirkung ist gewaltig: ein fast übersinnliches Phänomen.
Noch viel intensiver erlebe ich dieses Zusammenspiel von äußerem Ton und innerer Resonanz am riesigen Gong in einem der beiden Zelte. Auf Geheiß Matthias Schwenks versuche ich, mich zu entspannen, schließe die Augen, lasse locker die Arme hängen und bin "ganz Ohr". Er schlägt leicht mit einem filzüberzogenen Klöppel auf das Metall und erzeugt eine mächtige Schwingung. Ich habe das Gefühl, abzuheben in die Schwerelosigkeit, immer weiter davonzuschweben. So stelle ich mir das Nirwana vor, und ich wünschte mir, noch ein bißchen verweilen zu können im Nichts der Leichtigkeit. Das Klack-Klack der Metallkugeln nebenan ruft mich in die Wirklichkeit zurück: Ich stehe wieder auf dem Boden der Tatsachen, Matthias Schwenk legt den Klöppel zur Seite. Mein kurzes Entrücktsein überrascht ihn nicht: "Frauen haben es leichter, sich tragen zu lassen, als Männer", erzählt er. Denn anstatt sich dem Ton zu überlassen, fragten die nach dem Durchmesser des Gongs und nach seiner Legierung.
Nicht alle Stationen des Erfahrungsfelds haben eine solche Wirkung auf mich: nicht das Monochord und nicht der Geigenbogen, der an eine Metallscheibe gestrichen wird und dessen Ton den darauf gestreuten Sand in geometrische Figuren bläst. Der "Duftbaum" mit den vielen, in Flaschen eingefangenen Essenzen läßt mich noch einmal kurz meine Umgebung vergessen. Als ich nämlich die Flasche mit der Pfefferminze öffne. Für einen Moment fühle ich mich in den schattigen Garten eines marokkanischen Hauses zurückversetzt. Ich höre das Vogelgezwitscher und die tiefe Stimme meines Gastgebers, und ich sehe den Berber in blauer Dschellaba vor mir, wie er aus einer Metallkanne mit schwungvollem Strahl die Tasse füllt und mir den süßen Tee aus frischer Pfefferminze reicht.
Ein Blick auf die Uhr - und ich befinde mich schlagartig in der Wirklichkeit. Es ist spät geworden, ich habe einen Termin verpaßt. "Sie müssen sich viel Zeit nehmen", hatte Matthias Schwenk eingangs gesagt. Er hat recht. Auf die Schnelle sind die vielen Eindrücke nicht zu gewinnen. Und schon gar nicht zu verarbeiten. Ich beschließe, meinen Rundgang an einem anderen Tag fortzusetzen. Denn jetzt befinde ich mich in genau der Situation, von der Matthias Schwenk ebenfalls am Anfang gesprochen hatte: "Wir sind selten in der Gegenwart. Entweder hängen wir Vergangenem nach oder wir sind in Gedanken schon mit dem beschäfigt, was uns später erwartet." Ich lasse vor meinem inneren Auge den restlichen Tagesplan Revue passieren und beeile mich. Die Hektik des Alltags, der ich für zwei Stunden entflohen war, beginnt von neuem.
HÖCHST/GRIESHEIM. "Solidarität mit Emanuel Schaaf" fordern die beiden oppositionellen Betriebsratsgruppen beim Chemiekonzern Hoechst. Sowohl die "Durchschaubaren" als auch das "Forum" versuchen derzeit, den Vorstand des Unternehmens mit einer Protestaktion dazu zu bewegen, die Kündigung des oppositionellen Betriebsrats aus dem Griesheimer Werk zurückzunehmen.
Wie die FR bereits berichtete, war Schaaf Mitte Juli entlassen worden, weil er sich weigerte, die Betriebsratstätigkeit zugunsten seiner Arbeit im Versandlager zu unterbrechen. Dem 39jährigen war bereits 1987 und 1989 gekündigt worden. Hoechst mußte ihn jedoch aufgrund zweier Urteile des Arbeitsgerichtes weiterbeschäftigen.
Die "Durchschaubaren" sehen in Schaafs Entlassung "einen Angriff auf die Rechte aller Betriebsräte und damit auch einen Angriff auf den sozialen Frieden". Ende Juli verschickten sie in ganz Deutschland und mehrere europäische Länder einen Solidaritätsaufruf. Mittlerweile seien die ersten Unterschriften eingetroffen - unter anderem vom Gesamtbetriebsrat des Rüsselsheimer Autoherstellers Opel, von Betrix Kosmetik und von Cepsa, dem größten privaten Chemieunternehmen in Spanien. Unterzeichnet haben nach Angaben der "Durchschaubaren" auch einzelne Gewerkschafter von AEG, Teves und Naxos.
Beistand fordert die "Forum"-Gruppe im Stammwerk von den Frankfurter Vorständen der Industriegewerkschaft (IG) Chemie und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Sie sollen sich öffentlich davon distanzieren, daß der Entlassung von Emanuel Schaaf auch die Griesheimer Betriebsräte der IG Chemie und der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) zugestimmt haben. Diese hätten sich mit ihrem Verhalten endgültig zu "Handlangern" der Konzernspitze gemacht. leo
HÖCHST. "Das Bild der Frau im Film der 40er Jahre" ist der Titel einer Ausstellung, die von Dienstag, 11. August, bis Mitte September in den Räumen der Senioren-Initiative, Gebeschusstraße 44, zu sehen sein wird. Die Eröffnungsfeier beginnt um 17 Uhr. Wie in Filmen das damalige Weiblichkeitsideal konserviert wurde und wie groß - oder klein - der Unterschied zur Gegenwart ist, darüber können sich alle Interessierten täglich, außer Mittwoch nachmittag, zwischen 10 und 17 Uhr eine eigene Meinung bilden.
Wer die 40er Jahre nicht selbst erlebt hat, kann am Mittwoch, 12. August, "Zeitzeuginnen" befragen. Der "Stammtisch der Generationen", der jede sechste Woche zusammenkommt, läßt sich diesmal durch die Ausstellung führen und unterhält sich anschließend über persönliche Erfahrungen der Teilnehmer. Parallel zur Ausstellung präsentiert das Höchster Filmforum drei Streifen, die sich ebenfalls mit dem Thema befassen: Am 23. August wird um 11 Uhr in der Emmerich-Josef-Straße 46 a Eduard von Borsodys "Wunschkonzert" mit Ilse Werner und Carl Raddatz gezeigt. Zur Einführung spricht Christina von Wahlert aus dem städtischen Kulturdezernat.
Wie "die große Liebe" aussehen kann, demonstrieren Zarah Leander, Viktor Stahl und Paul Hörbiger im gleichnamigen Abenteuerfilm am 1. September ab 17.30 Uhr. Den Abschluß der Trilogie bildet "Die goldene Stadt" von Veit Harlan. Das Prager Sittendrama mit Kristina Söderbaum und Rudolf Prack flimmert am 8. September um 17.30 Uhr über die Leinwand des Filmforums. leo
NIED. "Welche Maßnahmen notwendig sein werden, um die Bevölkerung zu schützen, kann ich noch nicht sagen." Margarete Peters, die Leiterin des Gesundheitsamtes, hält sich zurück, wenn sie nach dem Ausmaß der Gefahren gefragt wird, die von den Schadstoffen im Untergrund des Wohngebietes Nied-Süd ausgehen.
Wie die FR gestern berichtete, begannen am Donnerstag nachmittag Mitarbeiter der städtischen Gesundheitsbehörde damit, ausfindig zu machen, wie stark Grundwasser und Boden tatsächlich verseucht sind. "Bis zum Wochenende konzentrieren wir uns darauf, möglichst viele Betroffene über die Situation zu informieren", schildert Margarete Peters. Von Montag an werde dann das Wasser in den vorhandenen Hausbrunnen, der Sand auf Spielplätzen und das Gelände der Kindertagesstätte an der Alzeyer Straße untersucht.
Auslöser für die Sofortmaßnahmen des Gesundheitsamtes ist ein neues Gutachten über die Schadstoffbelastung im Bereich der Wohnsiedlung Nied-Süd. Das von der Stadt beauftragte Wiesbadener Institut kam zu dem Ergebnis, daß Boden und Grundwasser vor allem im Dreieck Mainzer Landstraße / Nieder Kirchweg / B 40 a stark mit giftigen und krebserregenden Stoffen - darunter Cyanide und Polyaromate - verseucht sind. Nach den derzeitigen Erkenntnissen scheinen besonders die Kindertagesstätte, die umliegenden Spielplätze und die Sportfläche an der Fridtjof- Nansen-Schule betroffen zu sein.
Nach den Worten von Amtsleiter Jörg Hennerkes ist die Umweltbehörde im Römer noch damit beschäftigt, das seit wenigen Tagen vorliegende Gutachten auszuwerten. "Eines ist jetzt schon klar: Wir müssen dringend handeln", sagt er. Während sich das Gesundheitsamt um die Sicherheit der Anwohner kümmert, geht es Jörg Hennerkes vor allem um die Sanierung des Gebiets. Zum Wochenanfang habe er eine Spezialfirma beauftragt, die geeigneten Techniken vorzuschlagen. Da beispielsweise das Grundwasser bislang lediglich an sechs Stellen untersucht worden sei, könne im Augenblick nur abgeschätzt werden, wie weit sich die Verunreinigungen ausdehnten.
Sorgen bereiten ihm die Brachflächen nahe der B 40 a: "Wir müssen uns kurzfristig entscheiden, ob wir dieses Areal abdecken und zusätzlich absperren sollten." Immerhin sei es möglich, daß kontaminierter Staub ins Wohnbegiet hinübergeweht werde. Sollte sich herausstellen, daß der Boden abgetragen werden muß, sieht Hennerkes ein weiteres Problem auf sich zukommen. "Wo sollen wir die vielen Tonnen hochbelastete Erde hinbringen, wenn es in ganz Deutschland kaum Deponieflächen gibt?" fragt er und weiß derzeit noch keine Antwort darauf. GERHARD BAYER
WESTLICHE STADTTEILE. Das vom Römer und dem Ortsbeirat gemeinsam erarbeitete Höchster Verkehrskonzept ist in den Augen des hiesigen Ortsverbandes im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ein untaugliches Mittel, um die Probleme zu lösen. Die Umweltschützer kritisieren, die Autoschlangen würden lediglich in andere Straßen verlagert. Zwar könne das Konzept, mit dessen Umsetzung noch 1992 begonnen werden soll, einige Brennpunkte entschärfen, gleichzeitig schaffe es neue und sei somit allenfalls eine "kostspielige Zwischenlösung".
Vorhandene Straßen zu erweitern und neue zu bauen, die seit langem diskutierte Westumgehung Unterliederbach sowie Tiefgaragen und Parkdecks in den Stadtteilen - all diese Pläne sind nach Auffassung des BUND "völlig ungeeignete Denkmuster aus den 50er Jahren". Um die Ozon-Werte nicht noch weiter ansteigen zu lassen und die Luftbelastung durch Autoabgase zu vermindern, müßten neue Strategien her. Als realisierbar erscheint dem Ortsverband nicht nur der Ausbau von S- und Regionalbahnen, sondern auch die Verlängerung der Straßenbahn vom Höchster Bahnhof über die Leunabrücke bis hin nach Schwanheim - und zwar auf dem Asphalt bestehender Straßen.
Darüber hinaus schwebt den Umweltschützern aus den westlichen Stadtteilen eine Schienentrasse vor, die den Taunus mit Höchst, dem Flughafen und Neu-Isenburg verbindet. Und schließlich sollte der Frankfurter Westen baldmöglichst ein dichtes und vor allem sicheres Radwegenetz bekommen. leo
RÖDERMARK/SELIGENSTADT. Weil die Abfuhrtermine für kleine Mengen Sondermüll aus Privathaushalten im Kreis Offenbach wegen der Engpässe in der Verbrennungsanlage der Hessischen Industriemüllgesellschaft (HIM) in Biebesheim ausfallen, sind einige Kommunalpolitker verärgert. Der Erste Stadtrat Rödermarks, Alfons Maurer (CDU), beispielsweise kreidet diese Entsorgungsschwierigkeiten der rot-grünen hessischen Landeregierung an, die das Problem offensichtlich nicht in den Griff bekommt.
Maurer befürchtet gar, daß jetzt einige Bürger die giften Reste in die "normale Mülltonne" werfen, anstatt den Abfall zu sammeln und beim nächsten Termin umweltgerecht zu beseitigen.
Sollte es der Zweckverband Abfallentsorgung in diesem Jahr nicht mehr schaffen, noch einen Abholtermin in den Kommunen zu organisieren, will die Stadt Rödermark nach anderen Möglichkeiten suchen, damit die Bürger kurzfristig ihren Sondermüll doch noch loswerden können.
Alfons Maurer weiß zwar, daß die Stadt keine Genehmigung für eine Zwischenlagerung des Sondermülls hat, aber dennoch werden die Verantwortlichen im Rathaus einen Weg finden müssen, um das Problem zu lösen. "Wir fühlen uns im Stich gelassen", meinte der Erste Stadtrat dazu.
Er rechnet damit, daß es zwischen den betroffenen Kommunen und der hessichen Landesregierung wegen dieses Themas in den nächsten Wochen noch einige Diskussionen geben wird. Falls die Rödermarker bei der Einsammlung einen eigenen Weg einschlagen, könnte ein Streit mit den Behörden losgehen, prophezeit Maurer, doch darauf werde sich die Stadt einlassen.
Auch in Seligenstadt fällt Ende August der Termin für die Sondermüllabfuhr aus. Bürgermeister Rolf Wenzel appelliert an die Bürger, künftig noch mehr darauf zu achten, daß Problemmüll vermieden wird. Der Verwaltungschef weiß, daß eine Zwischenlagerung beispielsweise im Bauhof nicht erlaubt ist. Deshalb sollte der Abfall zu Hause bei den Bürgern bleiben, bis das Sondermüllfahrzeug wieder in die Stadt kommt.
Der zuständige Beigeordente des Umlandverbandes Frankfurt, Thomas Rautenberg, forderte indes die Hessische Industriemüll-Gesellschaft in Biebesheim auf, "die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten des Managements von Zwischenlagern zu nutzen", damit Sammeltermine nicht abrupt abgesagt werden müßten. Die nächste Sammlung sei für November vorgesehen. aim
MÜNZENBERG. Eine spannende Entscheidung steht den Münzenberger Sozialdemokraten am Dienstag abend bevor: Um 20 Uhr soll im Saal Weisel in Gambach der Bürgermeisterkandidat für die Direktwahl 1993 gekürt werden. Gleich zwei bedeutende Münzenberger Sozialdemokraten haben sich beworben: der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtparlament Dieter Belz und der Stadtverordnetenvorsteher Karlheinz Schneider.
Münzenbergs Bürgermeister Erwin Müller (SPD), mit 30 Amtsjahren dienstältester Rathauschef der Wetterau, geht in den Ruhestand. Die Sozialdemokraten hatten versucht, Müllers Nachfolger noch durchs Parlament wählen zu lassen, waren damit aber am Widerstand von CDU, FWG und NPD gescheitert.
Nachdem lange darüber gerätselt wurde, wen die Sozialdemokraten als Müllers Nachfolger aufs Schild heben könnten, gibt es nun gleich zwei Kandidaten. Der 49jährige Karlheinz Schneider ist kaufmännischer Angestellter. Dem Münzenberger Parlament gehört er seit 20 Jahren an. Er ist in der zweiten Legislaturperiode Stadtverordnetenvorsteher. Der 52jährige Dieter Belz ist Oberstudienrat am Weidig-Gymnasium in Butzbach. "Wir sind gute Freunde, und das wird unserer Freundschaft keinen Abbruch tun", sagt Schneider. ieb
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Das Kommunale Kinder- und Jugendtheater der Stadt Frankfurt hat in diesen Tagen mit der Probenarbeit begonnen. Ob sich der ursprünglich genannte Premierentermin Ende September halten läßt, ist allerdings noch nicht klar.
Die Gruppe war lange Zeit ohne feste Bleibe gewesen. Zunächst sollte das Kinder- und Jugendtheater in Sachsenhausen untergebracht werden, dann in der Daimlerstraße (die FR berichtete). Jetzt hat das Ensemble mit seinem Leiter Dirk Fröse das ehemalige Gebäude einer Elektronikfirma in Zoo-Nähe bezogen.
Der Umbau des Hauses für die Bedürfnisse der Theaterleute ist jedoch noch nicht abgeschlossen, so muß zum Beispiel der Proberaum, nach Auskunft von Christiane von Wahlert, Referentin der Kulturdezernentin, noch einen neuen Fußboden bekommen. Auch müßten noch verschiedene Sachen angeschafft werden. Auf einen neuen Premierentermin will sich das Kulturdezernat noch nicht festlegen: "Wir geben den Premierentermin bekannt, sobald er bekannt ist". sy
KREIS OFFENBACH. Der Grundwasserspiegel im Kreis Offenbach ist inzwischen so weit abgesunken "wie etwa in dem heißen Sommer von 1976", sagte am Freitag Peter Lubig, stellvertretender Werksleiter des Zweckverbands "Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach" mit Sitz in Seligenstadt. Er wies auf den "Wasserversorgungsnotstand" hin, den der Regierungspräsident in Darmstadt voraussichtlich am 15. August für den Rhein-Main-Ballungsraum ausrufen werde. "Dies ist jedoch eine reine Vorsorgemaßnahme, denn wir haben hier bei uns noch keinen akuten Wassernotstand."
Bereits am Donnertag abend hatten der Vorstand unter Leitung von Hans Hock und die Verbandsversammlung unter Vorsitz von Mathias Eichhorn in Seligenstadt getagt. Nach kurzer Debatte beschloß die Versammlung, noch für das Wirtschaftsjahr 1991 rückwirkend die Wasserumlage auf 77 Pfennig pro Kubikmeter - plus sieben Prozent Umsatzsteuer - festzulegen. Zuvor lag der Preis, den die dem Zweckverband angeschlossenen Städte und Gemeinden für den Wasserbezug bezahlen müssen, bei etwa 70 Pfennig.
Wegen der am 1. Juli in Kraft getretenen Grundwasserabgabe von 20 Pfennig je Kubikmeter Frischwasser verlangt die Südhessische Gas- und Wasser-AG einen entsprechend höheren Wasserpreis. Die Versammlung akzeptierte die Forderung. Gleichwohl herrschte immer noch großer Unmut darüber, daß die Südhessische Gas- und Wasser-AG sich nicht an die vertraglichen Vereinbarungen hält, jährlich acht Millionen Kubikmeter Wasser an den Zweckverband zu liefern. Als Begründung dafür, daß jährlich nur eine Million Kubikmeter fließen, wird immer wieder die Wasserknappheit im hessischen Ried genannt. Laut Lubig muß der Verband den Unterschied durch eigenen Wassergewinnungsanlagen ausgleichen.
Die Versammlung entschied sich indes dafür, mit einer Heusenstammer Firma einen Vergleich anzustreben - wegen Grundwasserverunreinigungen im Wasserschutzgebiet Hintermark. Ebenso soll mit der Stadt Heusenstamm eine Vereinbarung getroffen werden, um zukünftig Grundwasserverunreinigungen am Hofgut Patershausen zu vermeiden. In der Vergangenheit wurden in den dortigen Brunnen Pflanzenschutzmittel nachgewiesen. Inzwischen bewirtschaftet ein Ökobauer das Anwesen, das der Stadt Heusenstamm gehört.
Ferner soll mit dem Umlandverband vereinbart werden, daß der Zweckverband in seinem Gebiet selbst das Grundwasser überwachen kann. fin
HANAU. Knappe Gottschalk weiß "fast" alles über die Fräuleins: Erst lassen die Herzensdamen ein Taschentuch fallen, dann schlägt man sich für sie im Turnier und bringt ihnen ein Ständchen. Wenn sie nach diesen Darbietungen den Minnenden die Hände auf die Heldenbrust legen, legen diese sie um - oder so.
Graf Wetter vom Strahls Erfahrungen reichen nicht viel weiter. Ob Käthchen oder Kunigunde, er benimmt sich dämlich, am liebsten reißt er die Augen tellerweit auf und rennt weg! Einzig der "Herr Kaiser" hat den Bogen raus bei den Weibsleuten und trieb's schon vor Jahren mit dem lustigen Trudchen von Heilbronn und dem feschen Hildchen von Thurneck. Zum Happy-End wird er die ausgesprochen unterschiedlichen Früchtchen seiner Affären (die giftige Kunigunde und die gute Katharina) als legitime Nachkommen akzeptieren und ihnen zum verdienten Glück verhelfen.
Mit der allseits bekannten Schullektüre hat dieses "Käthchen von Heilbronn" nur noch wenig zu tun. Heinrich von Kleists Gegenstück zur "Penthesilea" ist beim N. N.-Theater aus Köln auf eine Inhaltsangabe reduziert. Statt dessen ist die Handlung zum Grusical aufgepeppt, Elemente des Volks- und Figurentheaters vermischen sich mit Ausdrucksformen des Stummfilms und des Traumspiels, Rüpelszenen à la Shakespeare wechseln mit säbelrasselnden Ritterspektakeleien und grotesken Überdrehungen.
In Windeseile schlüpfen Gregor Höppner, Ute Kossmann, Francesco Pahlevan, Irene Schwarz und Gabriele Weiss in die kuriosesten Kostüme und Rollen. Sie verwandeln sich von schielenden Schäfchen in killende, schwarze Ritter, von männlich-besetzen Hoftanten (Soraya lebt!) in unheimliche Ursulinerinnen oder völlig unätherische Engel. Ein riesiger, schwefelschnaubender Drache und Woody Woodpecker mit Drillingsgeschwistern gehören ebenso zum Arsenal wie Fackeln, Femegericht und Feuersbrunst.
Mit originellen Ideen, herausragender mimischer und gestischer Leistung und furioser Geräuschkulisse - Christine von Wrochem sorgt auf der Violine, mit Schlaginstrumenten und Donnerblechen für die kintoppgemäße, musikdramatische Begleitung - wird Kleists Klassiker für die Kultursommergäste im Geviert des Fronhofs zum tolldreisten Bubenstück über minne- und machtbesessene Maiden.
RUTH DRÖSE
Naturschützer wollen Biotope retten BUND: Im Bebauungsplan für das Gewerbegebiet wimmelt es von Fehlern Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann SELIGENSTADT. Wenn Wilhelm Ott in seiner Obstplantage nach dem Rechten sieht, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Es hängen dicke Birnen und Äpfel an den Bäumen, "und die Pflaumen sehen in diesem Jahr auch nicht schlecht aus", wie Ruheständler Ott meint. Er legt die Hände nicht in den Schoß, sondern bewirtschaftet als Nebenerwerbsbauer mit seinem Filius das etwa drei Hektar große Gelände am Reitpfad im Westen von Froschhausen. Er legt Wert darauf, "daß wir nach ökologischen Gesichtspunkten vorgehen". Doch Ott sieht dunkle Wolken am Horizont: Die Stadt will dort, wo heute noch eine grüne Lunge ist, ein rund sieben Hektar großes Gewerbegebiet erschließen. Thorwald Ritter aus Hainburg, Vorsitzender des BUND-Ortsverbands Seligenstadt, spricht von einem Tabula-rasa-Prinzip. "Die Planer tun so, als sei hier Wüste." Während Umweltschützer Ritter auf den ökologisch wertvollen "Klinggraben" hinweist, an dem stattliche Bäume und seltene Sträucher stehen, fährt Ott mit der Hand durch die Pflanzen am Wegesrand. Ein Schwarm von Insekten steigt empor. "Das, was früher als Unkraut mit der chemischen Keule vernichtet wurde, ist nichts anderes als Lebensraum für alles, was da kreucht und fleugt", weiß er. Beispielsweise sorgen die vielen kleinen Marienkäfer dafür, daß sich die Läuse an den Obstbäumen in Grenzen halten. Andere Krabbeltiere haben einen anderen Zweck. Und für die Vögel, von denen einige auch Schädlinge vertilgen, läßt Ott die Brombeerhecken wuchern. "Dort finden sie jetzt reichlich Nahrung." Doch damit nicht genug: In alten Holzstapeln fühlen sich der Zaunkönig und andere gefiederte Freunde wohl. Kurzum: Wilhelm Ott hat überall Biotope angelegt, die zusammen ein Ökosystem ergeben.
Er ist sich sicher, daß "die von der Stadtverwaltung recht blauäugig sind". Denn: "Man kann hier nicht alles mit dem Bagger wegschieben und denken, daß es in kurzer Zeit wieder woanders entstehen kann." Im Bebauungsplanentwurf, der noch bis Freitag, 28. August, im Rathaus öffentlich ausliegt, "ist zwar nur noch ein Hektar, ein Drittel der Obstplantage, drin", wie Ott sagt, "doch das ist immer noch nicht in Ordnung". Er will sich nicht damit zufrieden geben, daß ihm die Stadt - in einem Tauschgeschäft - irgendwo anders ein entsprechendes Grundstück anbietet. Vielmehr müsse garantiert sein, daß ein zusammenhängendes Gelände bestehen bleibe. Voraussichtlich wird der Obstbauer aus Froschhausen im Anhörungsverfahren bis Ende des Monats noch Einspruch einlegen.
Ritter, der Ott bescheinigt, viel Verständnis für die Natur zu haben, hält der Bauverwaltung in Seligenstadt vor, den Bebauungsplanentwurf eines Fachbüros aus Groß-Zimmern nicht selbst überprüft zu haben. "Da wimmelt es nur so von Fehlern." Ritter, der - für den BUND und die anderen Umweltverbände - eine Stellungnahme zum Bebauungsplan "Am Reitpfad" an den Seligenstädter Magistrat geschickt hat, weiß, daß die Planer sich über viele rechtliche Maßgaben einfach hinweggesetzt haben.
Es seien viele Faktoren nicht berücksichtigt worden - etwa die Frage, wie ein Industriepark "Am Reitpfad", der zwischen dem vorhandenen Gewerbegebiet "Sandborn" und der Offenbacher Landstraße entstehen soll, sich klimatisch auf Froschhausen auswirke. Im überarbeiteten Entwurf des Bebauungsplans vom Februar 1992 werden laut Ritter immer noch Daten genannt, "die einfach nicht stimmen". Nicht nur, daß der ökologisch wertvolle Klinggraben ignoriert werde, nein, die Planer gingen von sechs Hektar Ackerfläche und von nur 0,3 Hektar Obstplantage aus. Für Ackerfläche werde nämlich vom Gesetzgeber weniger ökologischer Ausgleich vorgeschrieben. Ein Bebauungsplan mit so vielen Fehlern werde vom Regierungspräsidium nicht genehmigt, so Ritter. Die Pläne zum "Reitpfad" müßten nach aktuellen Vorschriften modifiziert werden.
Erster Stadtrat Hartmut Wurzel, Baudezernent in Seligenstadt, sagt, "daß alle Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange gesammelt werden". Und: "Alle Einwendungen werden überprüft. Das Planungsbüro muß Stellung nehmen."
Zehn Jahre Zusammenarbeit zwischen der Falkensteiner Bildungsstätte und dem Rutenberg-Institut in Haifa Ein Tabu ist gebrochen Vertrauen wächst weiter Von Annette Wittkopf KÖNIGSTEIN. Was nach dem Krieg niemand für möglich gehalten hätte, daß sich Juden und Deutsche in gemeinsamen Seminaren mit dem Thema Holocaust auseinandersetzen, gehört heute in der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein (HEF) zum Alltag. Günther Vieser, designierter kommissarischer Leiter der Bildungsstätte, rief mit Israel Szabo, dem Direktor des von der pädagogischen Zielsetzung her vergleichbaren Pinchas-Rutenberg-Instituts in Haifa, vor zehn Jahren Fachtagungen ins Leben, die vor allem ein Ziel haben: Vertrauen zwischen Deutschen und Juden aufzubauen. Die beiden Pädagogen lernten sich 1977 in Bonn kennen, als Vieser im Büro von Willy Brandt arbeitete. Seitdem blieben sie in Kontakt und verabredeten eine kontinuierliche Zusammenarbeit, sobald Vieser wieder in Falkenstein wäre. Das war 1982 der Fall.
"Es war ein schwieriger Prozeß, das Thema Holocaust zu enttabuisieren", blickt der Pädagoge zurück. Dabei stellten sich im Laufe der Jahre frappierende Ähnlichkeiten heraus. "Der Prozeß der Verdrängung lief in Israel und der Bundesrepublik zeitgleich und ähnlich ab." Zwischen Eltern und Kindern wurde nach dem Krieg nicht darüber gesprochen. Erst die Enkelgeneration brach das Schweigen. Während die Jugend hier die Frage an die Großeltern stellte: ,Wo wart ihr, was habt ihr getan?', fragte sie dort: ,Warum habt ihr euch nicht gewehrt, warum keinen Widerstand geleistet?' Unangenehme Fragen für beide Seiten. Israel Szabo sieht es daher als Ziel seiner pädagogischen Arbeit, Jugendliche zu selbstbewußten Erwachsenen zu erziehen, die sich nicht alles gefallen lassen.
Die Kooperation von HEF und Rutenberg-Institut ist einmalig in Hessen, nicht nur wegen der Kontinuität und Intensität der Begegnungen, sondern auch, weil sich das Angebot der Seminare an pädagogische Fachkräfte der schulischen, der außerschulischen Bildung und der Hochschulen wendet. "Die Teilnehmer kommen aus dem pädagogischen Bereich quer Beet", formuliert es Vieser. Je 15 Tage verbringt die deutsche Gruppe in Israel, ebensolange sind die Israelis in der Bundesrepublik.
Nur der Golf-Krieg brachte sie aus dem Rhythmus. Und das nicht nur zeitlich. Wuchs doch in Israel während des Krieges neben der Angst auch Haß, weil sich viele Juden wieder durch Deutsche, die dem Irak Waffen und Technologien lieferten, bedroht fühlten. Ein Israeli, der nach einem Seminar eine enge Freundschaft mit einer Deutschen begonnen hatte, schrieb ihr aus dieser Stimmung heraus: "Als Mensch liebe ich dich, als Deutsche hasse ich dich."
Als Ende letzten Jahres wieder eine Falkensteiner Gruppe nach Haifa kam, war es dieser Mann, der unbedingt wieder dabei sein wollte, als das Programm gemacht wurde. Ausdrücklich entschuldigte er sich für seinen Brief, der aus dem Gefühl von Ratlosigkeit und Ohnmacht entstanden sei.
Anderen Israelis hatten ihre Freunde aus der Bundesrepublik geschrieben, sie seien jederzeit willkommen, wenn sie ihr Land verlassen wollten. Sie empfanden es als wichtig zu wissen, es gibt Freunde, bei denen ich Zuflucht finden kann. "Der Prozeß der Vertrauensbildung muß über Jahre hinweg gehen", ist Günther Vieser überzeugt. Nur vor diesem Hintergrund sind Gespräche möglich, wie sie in Falkenstein bei vielen Treffen stattfanden, mit Menschen, die selbst auf der einen oder anderen Seite mit dem Holocaust zu tun hatten. Vieser nennt als Gesprächspartner, die ihm besonders im Gedächtnis blieben, Eugen Kogon, der als deutscher Widerstandskämpfer im KZ saß, Professor Ernst Schui, Resistancekämpfer während des Krieges in Frankreich, der nach dem Krieg als Pädagoge nach Deutschland ging, und Ludwig von Friedeburg, früherer hessischer Kultusminister, der aus einer Nazifamilie stammt, im Krieg jüngster U-Boot-Kommandant war und erst nach Kriegsende am Weltbild des Nationalsozialismus zu zweifeln begann.
"Ist es möglich, daß jemand, der so ,in der Wolle gefärbt' wurde, mit fast 30 Jahren noch umdenken kann?", fragten sich die Israelis. Die Antwort gab von Friedeburg selbst: Wenn sie daran zweifelten, stellten sie als Pädagogen, die sich der Erwachsenenbildung verschrieben haben, ihre eigene Arbeit in Frage.
DIETZENBACH. "Einen Schwerpunkt bilden diesmal die Bildungsurlaube", erläutert Luise Oberdorfer das neue Programm der Dietzenbacher Volkshochschule (Vhs), das vom kommenden Montag an in der Vhs, in allen örtlichen Banken, Sparkassen und Buchhandlungen sowie im Rathaus erhältlich ist. Die Vhs-Leiterin weist auf vier Reisen hin: "Italienische Sprache und Gesellschaft" in Kalabrien, "Leben und Arbeiten in den neuen Bundesländern", "Englisch intensiv" und "Einführung in Methoden und Anwendung der Neuro-Linguistischen Programmierung".
Luise Oberdorfer, die mit der Vhs in der Alten Schule an der Darmstädter Straße 33 residiert, ist besonders gespannt, "wie der neue Kochkurs ,Weine und Speisen' mit Fritz Stäter ankommt". An fünf Abenden sollen internationale Gerichte zubereitet werden, zum Beispiel indische Spezialitäten. Im Wechsel zu den Kochabenden gibt's Weinproben. Oberdorfer: "In einem anderen Kurs ,Tarot in der Praxis' können Neugierige dieses Medium kennenlernen. Aber Vorsicht! Es geht dabei nicht um platte Wahrsagerei, sondern Tarot ist ein wirksames Mittel der Selbstreflexion und der Selbsterkenntnis."
Mit dem Existenzgründungsseminar für Ausländer hofft die Vhs ebenso "einen Bedarf zu decken wie mit ihren Kursen zum Arbeits- und Scheidungsrecht", wie die Leiterin der Volkshochschule erklärt. Und: "Zum ersten Mal ist auch ein Englischkurs für Vorschulkinder im Angebot."
Worauf es bei einer freien Rede ankomme, so Oberdorfer, "und wie das dabei auftretende Lampenfieber in den Griff zu bekommen ist, können Interessierte erstmals nicht an einem Wochenende, sondern auch in einem Kurs lernen, der fünf Abende umfaßt". Ansonsten werden die üblichen Vhs-Kurse angeboten. Näheres unter Tel. 0 60 74 / 2 67 49. fin
KÖNIGSTEIN. "Es ist alles denkbar. Vom großen Ausbau bis zur Schließung." Günther Vieser, ab September kommissarischer Leiter der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein (HEF), ist optimistisch. Er glaubt, daß die Einrichtung mit neuen Akzenten im Konzept erhalten bleibt. Im Koalitionspapier der rot-grünen Landesregierung sei von einer ,Weiterbildungseinrichtung für Weiterbildner' die Rede. Im September/Oktober erwartet Vieser die Entscheidung im Kultusministerium.
Im Mai war die frühere Heimvolkshochschule wieder in die Schlagzeilen geraten. Sie arbeite "in hohem Maße unwirtschaftlich", stellten die Prüfer des hessischen Landesrechnungshofes fest. Dem langjährigen Leiter der Bildungsstätte, Dieter Eichhorn, warfen sie "Unregelmäßigkeiten" bei der Abrechnung von Seminaren und Dienstreisen vor. Eichhorn geht Ende August (die FR berichtete). Ihn machten Mitarbeiter und Personalrat für den Niedergang der HEF verantwortlich. "Der Druck war belastend für unsere "Profil entwickeln" Arbeit", bestätigt Vieser.
"Wir müssen stärker als bisher Profil entwickeln", hat er sich mit dem Mitarbeiterteam vorgenommen. Das ist bei der schlechten Personalausstattung schwierig. Im hauswirtschaftlichen Bereich sind von fünfzehn Stellen nur zwölf besetzt, davon zwei mit Auszubildenden. Eine Azubistelle ist offen, weil kein Bewerber da war. Die unbesetzten Stellen sollen gestrichen werden. Im pädagogischen Bereich teilen sich vier Mitarbeiter drei Stellen. Hier hat sich die Stellenzahl seit 1980 halbiert. Damals arbeiteten noch sieben pädagogische Mitarbeiter in Falkenstein.
Derzeit werden im Gebäude, das vorübergehend Aussiedler aufnehmen mußte, Fenster ausgewechselt und Räume renoviert. Größere Investitionen aber scheut das Land, ehe nicht eine Entscheidung über die Zukunft der Einrichtung gefallen ist.
In der HEF stehen 54 Betten zur Verfügung. "Wir brauchen bessere Unterbringungsmöglichkeiten", sagt Vieser, sieht aber auch die Grenzen: "Wir können nicht gleichzeitig das Interconti der Bildungsstätten und die Heimvolkshochschule der 60er Jahre sein." AW
KÖNIGSTEIN. Seit zehn Jahren arbeiten die Hessische Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein (HEF) und das Pinchas-Rutenberg-Institut in Haifa zusammen. Anlaß, um im Rahmen der deutsch-israelischen Fachtagung, die vom 16. bis 30. August in der HEF stattfindet, am Samstag, 22. August, ab 18 Uhr zu feiern. Benjamin Navon, Israels Botschafter in Bonn, Hartmut Holzapfel, hessischer Kultusminister, und Israel Szabo, Direktor des Rutenberg-Instituts, haben ihre Teilnahme zugesagt. Ebenfalls nach Falkenstein kommen der Sohn von Pinchas Rutenberg und seine Frau. "Ein Zeichen, welch hohen Stellenwert Austausch und Fachprogramme haben", kommentiert Günther Vieser.
Pinchas Rutenberg, der lange vor Gründung des Staates Israel aus Rußland nach Palästina einwanderte, baute in der Region das elektrische Versorgungsnetz auf. Mit dem König von Jordanien verband ihn eine enge persönliche Freundschaft. Die wertvollen Tagen und feiern Teppiche, die im Institut in Haifa hängen, sind dessen Geschenke.
Der heutige Direktor des Pinchas- Rutenberg-Instituts, Israel Szabo, ist der Begründer des deutsch-israelischen Jugendaustauschs. Aufgewachsen in Pressburg, dessen deutsches Gymnasium er besuchte, erlebte er 1938, wie alle jüdischen Schüler aus dem Gymnasium verwiesen, viele jüdische Familien deportiert wurden. Er ging in den Untergrund, rettete zahlreiche jüdische Jugendliche, saß mehrere Monate im faschistischen Ungarn in Haft. Fast alle Familienmitglieder kamen in Vernichtungslagern um. 1947 wanderte Szabo nach Israel aus. Seit 1960 ist der Pädagoge Leiter des Rutenberg-Instituts.
Im Rahmen dieser Tätigkeit begann er 1968, bilaterale Beziehungen mit der Bundesrepublik anzuknüpfen, aufzubauen und vor allem den Jugendaustausch zu fördern. 1987 wurde ihm dafür das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Am Sonntag, 23. August, findet in Falkenstein die Mitgliederversammlung der "Freunde und Förderer des Pinchas-Rutenberg-Instituts in Haifa e. V." statt. Verschiedene Institutionen unterstützen die Einrichtung finanziell, darunter mit einem kleinen Beitrag auch die Stadt Frankfurt. AW
WETTERAUKREIS. Mit einem Dringlichkeitsantrag überraschte die CDU- Fraktion in der jüngsten Kreistagssitzung. Die Stelle des Sachbearbeiters für Frieden und Völkerverständigung dürfe nicht besetzt werden, verlangten die Christdemokraten. Was in der schriftlichen Antragsbegründung noch als "Beitrag zur Einsparung von Haushaltsmitteln" firmierte, entpuppte sich als Versuch, auf die Personalentscheidung selbst Einfluß zu nehmen. Die Stelle solle "mit dem Altkommunisten Klaus Kissel" besetz werden, wetterte Christdemokrat Helmut Maier. Damit sei die Union nicht einverstanden. Maier appellierte an die rot-grüne Kreisspitze: "Besetzen Sie die Stelle des Sachbearbeiters nicht, zumindest nicht mit demjenigen, den ich genannt habe."
Die Einrichtung der Stelle ist mit dem Haushaltsplan längst beschlossen worden. Sie wird den Wetteraukreis keinen Pfennig mehr kosten, weil sie aus dem Jugendamt abgezogen wurde. Die Information über die Bewerbung Kissels sei illegal, mahnte Landrat Rolf Gnadl (SPD) die CDU. Die Kompetenz des Kreistages erschöpfe sich in der Entscheidung, ob die Stelle eingerichtet werden solle oder nicht. Über den Zeitpunkt der Besetzung und die Bewerbungen entscheide allein der Kreisausschuß, betonte Gnadl.
SPD-Sprecherin Waltraud Schönfeld bezeichnete es als "unmöglichen Vorgang, eine Person madig zu machen". Diethardt Stamm (Grüne) machte keine Hehl daraus, daß er seinen Parteifreund Kissel, der in der vergangenen Legislaturperiode Vorsitzender des Friedensausschusses war, für einen geeigneten Bewerber hält. ieb
MAINHAUSEN. Die Regierung Unterfranken in Würzburg hat der Gemeinde Mainhausen mitgeteilt, daß die bayerische Seite an ihren Plänen festhalte, die Kreismülldeponie Stockstadt - wie vorgesehen - bis an die Grenze zur Waldrandsiedlung im Mainhäuser Ortsteil Mainflingen zu erweitern. Dort ist die Landesgrenze.
Wie Bürgermeister Dieter Gröning (CDU) sagte, seien die Unterfranken wohl nicht bereit, auf den Vergleichsvorschlag der Klagegemeinschaft gegen eine weitere Ausdehnung der Kippe einzugehen. Die Klagegemeinschaft, die von der Bürgerinitiative gegen Umweltzerstörung und der Gemeinde Mainhausen unterstützt wird, hatte dem Kreis Aschaffenburg angeboten, alle Gerichtverfahren einstellen zu lassen, wenn die Kippenbetreiber nicht das vierte Deponiefeld in Anspruch nehmen würden, sondern statt dessen vorhandene Müllberge noch höher aufschütten würden. "Sie gehen nicht auf unsere Vorstellungen ein", kommentierte Gröning. "Wir müssen das zähneknirschend zur Kenntnis nehmen." Die bayerische Justiz ist nach Einschätzung des CDU-Bürgermeisters nicht unabhängig. Vielmehr arbeitete sie so, daß sie den Verwaltungsbehörden des Freistaats entgegenkomme. fin
SELIGENSTADT. Der Magistrat hat wegen der Kerb in Seligenstadt die Sperrzeit an folgenden Wochenenden aufgehoben: in Froschhausen vom heutigen Samstag, 8. August, an bis Montag, 10. August, in Seligenstadt von Samstag, 29. August, bis Montag, 31. August, sowie in Klein-Welzheim von Samstag, 12. September, bis Montag, 14. September. fin
SELIGENSTADT. Der Magistrat gewährt der Stadtkapelle Seligenstadt für das heutige Benefizkonzert einen Zuschuß von 1200 Mark. Das Kammerorchester der Kapelle unter Leitung von Andreas Neutzner spielt von 20 Uhr an im Kreuzgang der alten Abtei klassische Musik. Der Erlös fließt dem Förderkeis Historisches Seligenstadt zu, der sich um die Wiederherstellung der drei Wasserräder der Klostermühle kümmert.
Der Magistrat hat außerdem beschlossen, den Sportfreunden Seligenstadt mit 1200 Mark unter die Arme zu greifen, damit dem Stadtlauf am 15. August nichts im Wege steht. Die Sportvereinigung erhält 600 Mark für den ersten Seligenstädter Triathlon am morgigen Sonntag.
Laut Magistratsbeschluß werden in diesem Jahr 115 Vereine und Verbände in die Förderliste aufgenommen, die noch vom Parlament verabschiedet werden muß. Für Donnerstag, 3. September, 19 Uhr, werden Vereinsvorstände in den "Riesen" zu einer Diskussion über Fördermöglichkeiten eingeladen. fin
Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Die Hand an der Wiege (15, 17.30, 20 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr); Central: Waynes World (15.15, 17.45, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr); Palette: Sommerfilm-Festival: Sa.: Drei Männer und eine kleine Lady (15.15 Uhr), 2001 Odysee im Weltraum (17.30 und 20.30 Uhr); So.: Drei Männer und eine Kleine Lady (15.15 Uhr), Der Name der Rose (17.30 und 20.15 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Indochine (19.45 Uhr), Black Robe - Am Fluß der Irokesen (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Otto - der Liebesfilm (15.45, 18, 20.15 Uhr, Sa. 22.30 Uhr); Zeitlos: Waynes World (15.30, 17.45 und 19.45 Uhr), Mau Mau (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Otto - Der Liebesfilm (20.30 Uhr, So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr); Casino: Schlafwandler (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Chorkonzert "Geistliche und weltliche Chormusik der Romantik" zugunsten der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer in Hanau und Wetzlar, 20 Uhr im Weißen Saal Schloß Philippsruhe.
Abschlußveranstaltung des Kultursommers: Gael Force 8 (Irish Folk) und Karl's Kühne Gassenschau (Straßentheater), 19 Uhr Pavillon im Schloßgarten (bei Regen in der Stadthalle).
Jazzkeller Philippsruher Allee, Alma Mater (Rock & Oldies), 21 Uhr. Verschiedenes Hanau. Gartenfest des Aquarien- und Terrarienvereins, ab 10 Uhr im Tümpelgarten. Radrundfahrt mit der Bürgerliste Umwelt und den Grünen Großauheim, Treffpunkt 15.30 Uhr Bushaltestelle Brückenstraße Ecke Hanauer Lanstraße/Am Baumgarten, Großauheim.
Maintal. Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes und des Stadtelternbeirats der Kindertagesstätten zum Thema Sozialabbau: "Schluß mit dem Griff in unsere Taschen!", 10.30 Uhr Bakkesweg/Ecke Bahnhofstraße Dörnigheim.
Bruchköbel. Akademische Feier anläßlich des 25jährigen Vereins-Jubiläums der DLRG, 19 Uhr Haus Shalom, Riedstraße 5.
Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 10 Uhr Kindersingkreis, Im Ellenbügel 95.
Sonntag
Kulturmix Hanau. Papiertheater: "Tannhäuser - Eine Papparodie", 12 und 14 Uhr Museum Schloß Philippsruhe.
Museumsfest anläßlich des 25jährigen Jubiläums Museum Schloß Philippsruhe ab 11.30 Uhr.
Konzert der Stadtkapelle 15 Uhr Park Wilhelmsbad.
Puppenmuseum: Lichtbildervortrag Kachinapuppen der Hopi-Indianer, 15 Uhr Parkpromenade Wilhelmsbad.
Maintal. Volksliederkonzert, 17 Uhr am Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Hochstadt.
Ronneburg. Jazz für Ronneburg '92 mit Leathertown Jazzband, Sugar Foot Stompers und Main Jazz Gang, 11 bis 14 Uhr auf der Burg (bei Regen im Bandhaussaal).Parteien/Parlamente Niederdorfelden. Sommerfest der SPD 11 Uhr Grünanlage an der Struwwelpeterschule. Langenselbold. Sommerfest der DKP ab 11 Uhr in der Herrnscheune und im Schloßpark. Verschiedenes Hanau. Fasten-Mahnwache der Kettenreaktion zum Thema "Wir fasten für einen Atomteststopp und für den Ausstieg aus der Atomenergie-Nutzung" anläßlich des Nagasaki-Tages, 10 Uhr Gottesdienst, Paul-Gerhard-Straße 17, Großauheim, anschließend Fahrt mit dem Rad zum Brennelementewerk, ab 14.30 Uhr Mahnwache.
Weinversteigerung zugunsten der Waisenhilfe Caritas Zagreb auf dem Schloßweinfest im Schloß Philippsruhe 19 Uhr.
Sommerfest des Freizeittreffs "Prolo" ab 14 Uhr in der Lehrhöferstraße 47.
Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nichtmitglieder) 9 Uhr auf dem Wingertskippel (Naturfreundehaus). Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Heimatmuseums 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.
Ronneburg. Blutspendeaktion des Deutschen Roten Kreuzes und des Magazins "Motorrad" 10 bis 16 Uhr Jugendzentrum.Hoffnung auf Jugendclub in Heddernheim
Unter der Brücke der Rosa-Luxemburg-Straße wird kein Pavillon für eine Jugendeinrichtung gebaut - wegen der schlechten Lichtverhältnisse und der Autoabgase. Das teilte der Magistrat jetzt dem Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel) mit.
Die Stadtteilpolitiker hatten Anfang des Jahres das Grundstück an der Hadrianstraße als Standort für einen kleinen Jugendclub vorgeschlagen, nachdem sich die Sozialarbeiter der St.-Thomas-Gemeinde in Heddernheim akuten Raummangel beklagt hatten. Im Keller der Gemeinde treffen sich jeweils donnerstags an die 70 Jungen und Mädchen.
Ein wenig Hoffnung bleibt den Heddernheimer Jugendlichen noch: Die Stadt will jetzt prüfen, ob sich die Grünfläche im Wendekreis der FVV-Busse am Ende der Nassauer Straße als Standort eignet. Allerdings müssen noch die Eigentumsverhältnisse des Areals geklärt werden.
Zu dem Vorschlag des Ortsbeirats, einen Pavillon an der U-Bahnstation Heddernheimer Landstraße in der Stichstraße zur Müllverbrennungsanlage zu errichten, gab die Stadt noch keine Antwort. Frank Mahlmeister (Grüne) vermutete, die Stadt habe "wahrscheinlich die U-Bahnstationen verwechselt". cob
Mike Powell und Carl Lewis sind beide tief religiöse Menschen. Und weil dem so ist, wird sogar eine höchst irdische Angelegenheit wie ein Weitsprung-Wettbewerb bei Olympischen Spielen zu einer Frage höherer Gewalt. Carl Lewis hatte den Wettkampf bereits beendet und lag mit 8,67 m an erster Stelle. Mike Powell, der Weltrekordhalter, war mit 8,53 m Zweiter und hatte noch einen Sprung, um Lewis zu verdrängen. "Die Entscheidung lag nicht mehr in meinen Händen, sondern in denen einer höheren Macht", beschrieb Carl Lewis die Situation.
"Ich dachte nur: Wenn Gott will, daß du gewinnst, ist es wunderbar. Wenn nicht, freue ich mich für Mike." Zur gleichen Zeit kniete Mike Powell auf der Kunststoffbahn nieder - und betete. "Ich habe vor meinem letzten Sprung Gott gedankt, daß ich hier sein durfte", sagte der 28jährige. "Und ich habe gebetet: Hilf mir, daß ich möglichst weit springe." Es reichte für Mike Powell jedoch nur zu 8,64 m, und damit blieb es beim zweiten Platz. "Ich danke Gott aber auch für Silber", meinte der Geschlagene hinterher, "mein Glaube hat mir viel geholfen und ich schäme mich nicht, dies zu sagen."
Nach Lage der Dinge wird Mike Powell auch in Zukunft Hilfe von oben gut gebrauchen können. Unmittelbar nach dem Wettkampf kündigte Carl Lewis an, dies sei erst der Anfang gewesen: "Es wird noch mehr solcher Kämpfe wie diesen in Barcelona geben." Seine beste Zeit komme erst noch, behauptet der 31jährige: "Ich glaube, daß ich noch schneller laufen kann und noch bessere Leistungen erbringen kann als bisher."
Diesmal jedoch hat sein aktuelles Leistungsvermögen ausgereicht, um die Konkurrenz in Schach zu halten. Außer Mike Powell war dies vor allem der dritte Amerikaner, der 25jährige Joe Greene, der mit 8,34 m Bronze errang. Wie schon in Seoul (damals lautete die Reihenfolge Lewis, Powell, Larry Myricks) und zum vierten Male in der Geschichte der Olympischen Spiele gewannen damit die USA alle drei Medaillen im Weitsprung. Carl Lewis selbst ist auf dem besten Wege, einen uralten olympischen Rekord zu brechen. Bisher führt noch der Finne Paavo Nurmi mit neun Goldmedaillen die Liste der erfolgreichsten Athleten an, doch Lewis ist mit nunmehr sieben nicht mehr weit von ihm entfernt. Bereits heute könnte in der Sprintstaffel, für die der Sprint-Weltmeister nach der Verletzung von Mark Witherspoon doch nominiert wurde, das achte Gold hinzukommen.
Der Weitsprung-Wettbewerb von Barcelona war von den beiden Protagonisten vor den Spielen zum ultimativen Zweikampf stilisiert worden. "Der Weitsprung in Barcelona wird Tokio in den Schatten stellen", hatte Mike Powell angekündigt. Damals, bei der Weltmeisterschaft, hatten Lewis 8,91 m nicht ausgereicht, um seinen Landsmann (8,95) zu bezwingen. Einen neuen Weltrekord aufstellen und anschließend die Weitsprung-Karriere beenden, mit diesem Ziel war Lewis nach Tokio gekommen. Mike Powell machte diesen Plan zur Makulatur und stachelte so den Ehrgeiz des Superstars an. "Es wird der beste Wettkampf der Spiele", versprach Lewis. Den vollmundigen Ankündigungen wurden beide jedoch nicht gerecht. Wie die Konkurrenten auch kamen die Überflieger mit dem böigen und ständig drehenden Wind im Olympiastadion auf dem Montjuic nur schwer zurecht. Lewis' erster Sprung von 8,67 m und Powells letzter (8,64) waren deshalb schon die Höhepunkte des zweieinhalbstündigen Wettkampfes.
"Es lief nicht wie erwartet", entschuldigte sich ein enttäuschter Mike Powell. "Ich war körperlich fit, aber komischerweise war ich nicht so nervös wie sonst und ich mußte versuchen, mich zu motivieren. Doch wie gesagt: es soll lediglich der Auftakt gewesen sein." "Heute habe ich gewonnen, aber es war nur ein kleiner Kampf von vielen", meinte Carl Lewis. Die obligatorische Frage nach dem Ende seiner Karriere wollte der 31jährige auch diesmal nicht beantworten.
Genau wie Mike Powell sucht auch Lewis den direkten Wettkampf mit einem ebenbürtigen Gegner, die ständige Herausforderung. Sie sind keine Freunde, aber sie haben Hochachtung vor der Leistung des anderen. "Mike will mich schlagen und auf diese Weise die Nummer eins werden", sagt Lewis über seinen Konkurrenten. "Andere Springer dagegen warten einfach, bis Carl Lewis eines Tages verliert." Der Superstar des Weitsprungs sei für ihn immer eine Motivation gewesen, schon vor zehn Jahren, als er noch auf der High School war, erzählt Powell. "Er war immer derjenige, der das Niveau festgelegt hat. Daß er mich heute geschlagen hat, geht in Ordnung. Er ist der größte Weitspringer aller Zeiten." Den Beginn der Ära Powell jedenfalls hat Carl der Große erst einmal vertagt.
WETTERAUKREIS. "Ziehen Sie den Feuerwehrrock aus!" Mit dieser Aufforderung an Landrat Rolf Gnadl (SPD), der in seiner Heimatgemeinde Glauburg engagierter Feuerwehrmann ist, kommentierte CDU-Sprecher Norbert Kartmann in der jünsten Kreistagssitzung die Sparmaßnahme des Kreises bei den Wetterauer Feuerwehren. Mit den Stimmen von SPD und Grünen gegen die von CDU und den rechtsextremen "Republikanern" beschloß der Kreistag, den zwölfprozentigen Zuschuß zu streichen, den der Kreis seit 1979 den Wehren für die Anschaffung von Einsatzfahrzeugen und Funkgaräten gewährt hatte.
Landrat Gnadl denkt freilich nicht daran, den Feuerwehrrock an den Nagel zu hängen. Die Kreisbeihilfe für die Wehren ist eine freiwillige Leistung. 50 000 bis 60 000 Mark hat der Kreis bisher pro Jahr dafür bereitgestellt, bis Ende 1991 insgesamt 811 400 Mark. Wegen der "prekären Finanzsituation des Kreises", so Gnadl, könnten die Zuschüsse nicht weiter gezahlt werden. ieb
FRANKFURT (So.). 1. R.: Gentle Maid, Geza, Segima, 2. R.: Truska, Wolkenlos, Basodino, 3. R.: Wunschtaler, Los Monteros, Soko, 4. R.: Talysheva, Don Rocky, Belmont M, 5. R.: Fleet für Europe, Savesco, Mon Pedro, 6. R.: Panon, Lembena, Fantaria, 7. R.: Zaceteno, Macedon, Easy Beam, 8. R.: Orloff, Koestler, Ibiza, 9. R.: Oruro, Berghwind, Beresina.
HANAU. Irish Folk und Straßentheater stehen zum Abschluß des Hanauer Kultursommers auf dem Programm. Heute, Samstag, spielen um 19 Uhr die Gael Force 8, die in Deutschland zu den renommiertesten Formationen gehören. Ihr Repertoire geht von irischem Weltschmerz zu moderneren Eigenkompositionen.
Morgen, Sonntag, bietet das Schweizer Ensemble "Uniform" um 20 Uhr ein turbulentes und hintergründig humorvolles Straßentheater. Rettungsaktionen in acht Metern Höhe, musikalische Einlagen, virtuoser Slapstick versetzt mit beißendem Wortwitz und ein funkenstiebendes Finale sind die Würze dieser Show. gf
Zukunft der Rhein-Main-Region: Die Vereinigung Deutschlands, die Verlagerung der Hauptstadt von Bonn nach Berlin, die Öffnung der Grenzen nach Osten und das geeinte Europa im Westen wird tiefgreifende Auswirkungen auf die Stadt Frankfurt und die Rhein-Main-Region insgesamt haben. In Ministerien, Kommunen,Unternehmen, Banken und wissenschaftlichen Instituten hat das Nachdenken über die Zukunft dieser Region längst begonnen. Um diese Diskussion öffentlich zu führen, veröffentlicht die FR in loser Folge Beiträge zu diesem Thema. Heute äußert sich Karl Kauermann (siehe Bild), Vorstandsvorsitzender der Nassauischen Sparkasse Wiesbaden und demnächst stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Landesbank Hessen-Thüringen. Foto: Klaus Prior
UN-Hauptquartier in Sarajewo bombardiert
FRIEDRICHSDORF. In Friedrichsdorf bleibt man unter sich: Die Jugendlichen, die in verschiedenen Stadtteilen in ihre Jugendzentren gehen können, verirren sich selten einmal in das des anderen Stadtteils. So waren auch die Jugendlichen aus Köppern weitgehend unter sich, als das FR-mobil vor das seit Mai bestehende neue Jugendzentrum in der Köpperner Dreieichstraße fuhr. Die FR wollte von den Jugendlichen wissen, was ihnen zum Leben in Friedrichsdorf noch fehlt.
"'Ne Disco - das wäre das, was wir noch bräuchten", läßt sich Richard Korn hören. Denn die Jugendlichen können, wenn sie noch kein Auto haben, nicht nach Frankfurt fahren und wollen es zum Teil auch nicht. Donnerstags geht's schon ins Usinger Land, aber das ist für die 12- bis 20jährigen auch nicht immer zu bezahlen. "Ist doch viel zu teuer", kommt es auch aus einer anderen Ecke des großen, hellen Raumes im Jugendzentrum, in dem sich die Jugendlichen um die Theke herum versammelt haben.
"Wir können hier doch auch echt ganz zufrieden sein", meint der Großteil der Jugendlichen angesichts des neuen Jugendzentrums. Das große Haus hat im Keller einen Theaterraum, in dem die Jugendlichen im Moment noch die Bühne und Bänke zimmern, außerdem einen Fernsehraum, Platz für Tischfußball und andere Spiele, einen großen Raum zum Kaffeetrinken und schließlich, was in der Diskussionsrunde für einigen Gesprächsstoff sorgt, einen Mädchenraum. "Da werden die Jungs doch eigentlich diskriminiert", meint Martin Steinwachs, der die Ansicht vertritt, daß es "dann eigentlich auch einen Raum für Katholiken, Protestanten und so weiter geben müßte".
"Bisher gab es da eigentlich gar keinen Bedarf", weiß Viola Renno, die dennoch dem Mädchenraum positiv gegenüber steht. Denn einen Raum, der die Möglichkeit bietet, sich zurückzuziehen, "Probleme in Ruhe zu besprechen", wie Richard Korn meint, brauchen die Jugendlichen ihrer Ansicht nach schon. Nur eben für beide Geschlechter. "Wenn es nämlich zum Beispiel mal Probleme zwischen einem Jungen und einem Mädchen gibt, was soll der dann machen? Sie geht in den Mädchenraum, und er reißt das Fenster auf und brüllt los?!" wirft einer in die Runde. Der Gegenvorschlag, die Tür offenstehen zu lassen, den Jungen davor, das Mädchen dahinterzustellen, wird denn auch nicht unbedingt als konstruktiver Vorschlag gewertet, dafür aber mit viel Lachen quittiert.
Wie es scheint, haben die Jugendlichen bisher immer einen Weg gefunden, ihre Schwierigkeiten untereinander zu klären. "Wenn's Probleme gibt, setzen wir uns zusammen und reden drüber", versichert Marcus Roth. Dieser Umgang miteinander ist für die Jugendlichen denn auch das Wichtigste. "Hier kann ich jeden Tag herkommen, kann die Leute treffen, die ich mag, und muß mich nicht wie im Verein mit einer bestimmten Sache beschäftigen", sagt Eric Ebert.
Dennoch arbeiten die Jugendlichen auch im Jugendzentrum an festen Projekten. In verschiedenen Arbeitsgruppen haben sie sich ihre Freizeitplanung, den Ausbau des Jugendzentrums, das Theaterspielen und die Musik vorgenommen.
Und da haben sie, die ansonsten einen recht zufriedenen Eindruck machen, sogar noch einen Wunsch: "Wir möchten gerne Nachwuchsbands hierher holen. Die können hier bei uns im Keller vor Publikum spielen und sich einen Namen machen", sagt Martin Steinwachs, der sich dieser Kontakte zu Bands angenommen hat.
Er bedauert allerdings, daß das Jugendzentrum keinen Proberaum hat. Dafür aber gibt es, im Gegensatz zu den anderen Jugendzentren, auch draußen reichlich Platz. Die Jugendlichen, die im Garten selbst Bäume gepflanzt haben, hoffen, daß es auch einmal möglich ist, draußen ein Fest zu veranstalten. "Und vielleicht mal länger als bis zehn." ca
Alle waren davon angetan: die Geber und die Nehmer, die Danksager und die Dankempfänger. Man hatte sich in dem stimmungsvollen Garten des Karmeliterklosters getroffen und feierte. Man feierte Frankfurt und seine Kultur; man feierte die Förderer und Mäzene, die dieser Kultur immer wieder auf die Sprünge helfen, und man feierte jene, die diese Kultur repräsentieren: die Museums- und Theaterdirektoren und die Galeristen.
Es waren nicht alle gekommen, die geladen waren, aber schließlich befindet man sich noch mitten in den Theaterferien, und niemand wollte einem Chef der Städtischen Bühnen zumuten, seinen wohlverdienten Urlaub auf den Seychellen oder auf Ibiza zu unterbrechen.
Obgleich sie nicht enttäuscht worden wären: Man hat sich Mühe gegeben, ohne zu prassen, aß ein wenig griechischen Tsatsiki, italienische Spaghetti, türkischen Kebab, vietnamesische Frühlingsröllchen und trank Hochheimer Riesling, Frankfurter Bier und Apfelwein.
Und das alles war garniert mit artigen Reden, gekonnten Handküssen, und wenn auch das Gesumme und Gebrabbel mit zunehmendem Konsum auch an Lautstärke zunahm - im Hintergrund war immer noch der tönende Vorhang der kleinen folkloristischen Band zu hören, die sich wakker durchzusetzen wußte.
Die Idee soll "vom Protokoll" ausgegangen sein und fand allgemeinen Beifall, ebenso wie die Rede von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, der trefflich Goethe ("Einer freien Stadt geziemt ein freier Sinn") zu zitieren wußte und der die Städels, Rothschilds, Senckenbergs und die Bethmanns von damals kunstvoll und nahtlos den Geldgebern von heute, den Banken und Sparkassen und den Vertretern der Wirtschaft zuzuordnen verstand. Denn "der Stadt ist mit Bauten allein nicht zu helfen", sagte von Schoeler, eingedenk der Tatsache, daß das Museumsufer ja nicht in seine Amtszeit gefallen war - es gehörten auch die Bürger dazu, die sie (die Bauten) zum Leben erweckten.
Und so sei die Stadt, sagte der OB, nicht mehr allein darauf angewiesen, daß staatliche Mittel die kulturellen Belange regelten, denn die Gesellschaft (mit "freiem Sinn") helfe sich mittlerweile selbst. wp
HANAU. Die neue Alice-Salomon-Kindertagesstätte in der Nordstraße in Hanau ist eine von vier hessischen Modelleinrichtungen des Projektes "Orte für Kinder", das vom Deutschen Jugendinstitut in München bundesweit in diesem Jahr begonnen wurde. In einer Pressekonferenz stellte Familienministerin Iris Blaul die Hanauer Kita am Sinapiusgelände als Förderobjekt des Landes Hessen vor.
In insgesamt 14 Modellstandorten in der Bundesrepublik werden derzeit Betreuungsformen für Kinder entwickelt, die über die traditionellen Institutionen Kindergarten, Krippe und Hort hinausgehen und sich den gesellschaftlichen Umbrüchen in den Familien, Arbeit, Freizeit und Umwelt stellen. Gefördert wird das Projekt "Orte für Kinder" vom Bund und den alten Bundesländern.
Blaul betonte, daß die inhaltliche Weiterentwicklung und Qualifizierung von Kinderbetreuungsangeboten neben dem quantitativen Ausbau an Plätzen weiterhin eines der vorrangigen Ziele der hessischen Landesregierung sei. Das Projekt "Orte für Kinder" stehe in einer nunmehr 20jährigen Forschungstradition des Deutschen Jugendinstitutes, durch die in Hessen zahlreiche Veränderungen im Kita-Bereich angeregt werden konnten. Die Kindertagesstätten gewönnen angesichts steigender Erwerbstätigkeit der Mütter und veränderter Familien- und Lebensstrukturen eine immer größere gesellschaftliche und vor allem soziale Bedeutung in der Prägung der Kinder, so Blaul.
Unterstützt wird die im April eröffnete Alice-Salomon-Kindertagesstätte mit rund 60 000 Mark vom Bund. Das Land beteiligt sich ebenfalls an der Finanzierung der Einrichtung und steuert außerdem 30 000 Mark jährlich für Sachkosten bei. Gerade wegen der auf sechs Millionen Mark gekletterten Baukosten hatte die Einrichtung während ihrer dreijährigen Bauzeit immer wieder in der Kritik gestanden.
Als Modellstandort aufgenommen in das Projekt wurde die Hanauer Einrichtung wegen ihrer Familiengruppen-Konzeption. In sieben Gruppen sind Kinder im Alter bis zwölf Jahren untergebracht. 16 Kinder werden jeweils von zweieinhalb Erzieherinnen betreut. Vorläufermodell war die Kindertagesstätte in Großauheim. Vorteil der Familiengruppen ist nicht nur deren unterschiedliche Altersstruktur, die ein längeres Verbleiben in der Gruppe und somit Kontinuität vermittelt. Ziel ist auch die Integration ausländischer und deutscher, nichtbehinderter und behinderter Kinder. Die Einbeziehung von Eltern in die Arbeit und ein Angebot für alle Kinder im Wohnumfeld bedeuten zudem die Öffnung der Einrichtung nach innen und außen.
Entwickelt wurde das pädagogische Konzept der Einrichtung, auf das auch das Raumprogramm speziell zugeschnitten wurde, von Hanaus Jugendamtsleiter Herwart Rose und dem Fachberater für Kindertagesstätten, Herbert Vogt.
Weitere Modellstandorte in Hessen sind eine Kita in Frankfurt, das Mütterzentrum in Darmstadt und die Stadt Maintal als Planungsregion. Ins Leben gerufen wurde zudem der sogenannte Hessische Projektring als Ergänzung zu den regionalen Modellstandorten. Hierin sind insgesamt zwölf hessische Einrichtungen vertreten, von Viernheim bis Kassel, darunter auch die städtische Kita "In den Hohlgärten" in Langenselbold.
Die Teams der Einrichtungen begleiten die Projektarbeit und profitieren von den Erfahrungen und Erkenntnissen in den vier Modelleinrichtungen. Wunsch und Ziel des Projekts ist es, der Arbeit der 16 Standorte einen Innovations- und Vorreitercharakter für andere Kita-Einrichtungen zu verleihen.
Die Alice-Salomon-Kindertagesstätte wird nach einem gescheiterten Anlauf im Mai nun offiziell am 22. September mit einer Feier eröffnet. Dann besteht auch für die Bürger die Möglichkeit der Besichtigung. alu
HOFHEIM. Im Herbst soll es endlich losgehen: Wie Landrat Jochen Riebel (CDU) jetzt sagte, soll dann mit dem Erweiterungsbau der überfüllten Main-Taunus-Schule in den Brühlwiesen begonnen werden: "Die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren."
Der Kreissausschuß habe auch die Materialien für das Verblendmauerwerk sowie das Konzept des Innenausbaus für die Erweiterung schon festgelegt, so Riebel. Außerdem seien die Rohbau-, Zimmerer-, Spengler- und Dachdeckerarbeiten sowie die Arbeiten für die Heizungs- und Sanitärinstallation ausgeschrieben worden.
Auch im Gebäude der Beruflichen Schulen in der Pfarrgasse soll bald etwas passieren. Allein 18 Firmen hätten sich darum beworben, die Betonsanierung des Hauses zu übernehmen, erklärt Riebel. Zehn Angebote gingen schließlich ein. Weitere elf Unternehmen interessierten sich für die Ausschreibungsunterlagen für die Metallarbeiten, aber nur drei Angebote wurden vorgelegt. In beiden Fällen habe der Kreissauschuß dem günstigsten Bieter den Zuschlag gegeben, betont der Landrat. pms
NIEDER-MÖRLEN. Ein Schäferhund verhinderte gestern morgen den Einbruch in ein Wohnhaus in der Straße Am Nauheimer Bach. Ein Unbekannter hatte während der 45minütigen Abwesenheit der Hausbewohnerin die Glasscheibe der Terrassentür eingeschlagen und wollte gerade die Wohnung betreten, als der auf dem Nachbargrundstück frei laufende Hund heftig anschlug. Der Täter flüchtete daraufhin auf dem Fußweg entlang der Usa. Nach Polizeiangaben soll er hellblaue Jeans und helle Turnschuhe getragen haben. Es entstand 500 Mark Schaden an der Terrassentür. ub
OFFENBACH. Der Auftakt war vielversprechend: Großes Gedrängel rund ums Rathaus, auf Alice- und Hugenottenplatz. Der Veranstalter, der Verein für Innenstadtbelebung Offenbach (VIBO), dessen Mitglieder hauptsächlich Gastronomen, Getränkevertreiber, Schausteller und Einzelhändler sind, können offensichtlich mit hohen Umsätzen rechnen.
Ausgerechnet Stadtkämmerer Gerhard Grandke, der vielgescholtene Verfechter der Getränkesteuer, zapfte mit wenigen kräftigen Holzhammer- schlägen am späten Donnerstag nachmittag das erste Faß an, ohne naß zu werden. Das siebente Offenbacher Bierfest, von den Veranstaltern als das größte seiner Art in Europa bezeichnet, hat begonnen. Es dauert bis einschließlich Dienstag. Weit über 50 000 Besucher werden erwartet. Mehr als 30 Brauereien aus Europa bieten mehr als 50 Biersorten an.
Eingebettet in das Festival für durstige Kehlen ist ein Nonstop-Unterhaltungsprogramm auf zwei Bühnen. Starke Männer und Frauen können zum Humpenstemmen antreten. Für die lieben Kleinen gibt es alkoholfreie Getränke, Karussells und Losbuden. Gleich am ersten Abend diskutierten Stadtverschönerer und Rathaus- Politiker darüber, wie solche Innenstadtfeste attraktiver gestaltet werden können, mehr Stil und Pepp bekommen.
Die Veranstalter wollen aber nicht nur durch die Belebung der Innenstadt mehr Umsatz machen, sondern bieten die Gersten- und Weizensaft-Olympiade auch als Ort der Kommunikation an. So sah man gleich am ersten Abend jede Menge Rathaus-Bedienstete beim Feierabendbier das Gespräch mit dem Bürger suchen. Einer beschwerte sich allerdings: "Vier Mark für das Nulldreier-Bier ist ganz schön happig. Wenn die Bierpreise weiter so steigen, kann ich mir bei meinem schmalen Rathaus-Gehalt bald keines mehr leisten." lz
Der Westerwälder Kuhhund kennt keine Angst
KREIS OFFENBACH. Die Familienbildungsstätte des Kreisverbandes Offenbach Land der Arbeiterwohlfahrt bietet nach den Sommerferien in den verschiedenen Stadtteilen von Rodgau ein reichhaltiges Kursangebot in den Bereichen "Kreatives Gestalten" für Erwachsene und Kinder sowie Gesprächskreise und Beratungen für Frauen an.
Weitere Infos enthält das Programmheft, das in Geldinstituten, Arztpraxen, Kindergärten, im Rathaus und in den städtischen Anlaufstellen ausliegt. Anmeldungen für die Kurse und Seminare in Rodgau nimmt die Familienbildungsstätte in Dietzenbach unter der Rufnummer 0 60 74 / 36 94 entgegen. ttt
UN-Hauptquartier in Sarajewo bombardiert
Der türkische Außenminister Hikmet Cetin forderte die internationale Gemeinschaft am Donnerstag abend zu einer Militäraktion im ehemaligen Jugoslawien auf. Im britischen Sender BBC sprach sich Cetin für Luftangriffe auf einzelne Ziele aus, um dadurch die Hilfslieferungen zu erleichtern und die militärische Kraft des "Aggressors" zu reduzieren. Der Außenminister schloß jedoch einen Alleingang der Türkei aus. Es sei die Pflicht des UN-Sicherheitsrates, zu handeln. Die NATO, die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und die Westeuropäische Union (WEU) würden sich dann anschließen, betonte Cetin. Der Minister wies darauf hin, daß der Konflikt zwischen Serben, Moslems und Kroaten in Bosnien-Herzegowina kein religiöser Konflikt sei. Je länger die internationale Gemeinschaft aber mit einem Eingreifen zögere, desto mehr wachse die Gefahr einer religiösen Auseinandersetzung.
Auf die Frage, ob die Türkei gemeinsam mit anderen islamischen Staaten eine militärische Aktion starten werde, antwortete der Minister ausweichend. Die islamischen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen werden nach Ansicht Cetins die UN zwingen, die Initiative zu ergreifen.
Unter Berufung auf Cetin berichtete die türkische Zeitung Milliyet, die Türkei habe den UN einen Zweistufenplan vorgelegt. Danach sollen zunächst alle Waffen- und Munitionslager der Serben von der UN beschlagnahmt werden. In der zweiten Stufe sollen die wichtigsten Stellungen der Serben, von denen aus die Zivilbevölkerung in Sarajewo beschossen werde, im Rahmen einer Luftoperation bombardiert und zerschlagen werden.
Die Belgrader Führung versuchte am Donnerstag erneut, den Vorwurf der Mißhandlung von Gefangenen zu entkräften. Der jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic führte ausländische Journalisten durch ein Flüchtlingslager im serbischen Subotica. Subotica war vom bosnischen UN-Botschafter als Ort eines serbischen Gefangenenlagers genannt worden. Der Augenschein ergab dort jedoch keinen Beweis für das gewaltsame Festhalten und die Mißhandlung von Bosniern.
Dagegen zeigten die britischen Fernsehsender ITN und Channel Four am Abend Filmmaterial und Fotos aus den Lagern von Omarska und Trnopolje. Die dort festgehaltenen moslemischen Gefangenen machten einen extrem abgemagerten und verängstigten Eindruck. Einige wiesen blutige Prellungen auf. Die Häftlinge hätten von Folterungen, Hinrichtungen, Repressionen und dem Verschwinden von Menschen berichtet, hieß es im britischen Fernsehen.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas von Bülow sprach sich für einen internationalen Militäreinsatz im früheren Jugoslawien aus. Die von Serbien kontrollierte jugoslawische Bundesarmee müsse durch einen Luftwaffenschlag gehindert werden, weiter auf das Geschehen einzuwirken, sagte Bülow am Freitag im Mitteldeutschen Rundfunk.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Rita Waschbüsch, begrüßte den Vorschlag von Bundesjugendministerin Angela Merkel (CDU), Kinder aus den Kriegsgebieten zu evakuieren und in die Bundesrepublik zu bringen. "Wenn es darum geht, die Kinder von der Todesgefahr zu retten, ist ein solcher Vorschlag richtig", sagte Waschbüsch dem Kölner Express.
Zustimmung zu der geplanten Aktion äußerte auch der Vorsitzende der Gesellschaft für Bedrohte Völker, Tilmann Zülch. Gerade Kinder müßten in diesem furchtbaren Krieg am meisten leiden, sagte Zülch im Express. Auch die kinderpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Edith Hiehuis, wertete den Vorschlag von Ministerin Merkel positiv.
Nein zu Bebauungsplänen schockt die Wehrheimer Veto der Wasserwirtschaftler war noch nie so klar Von Claudia Nenninger HOCHTAUNUSKREIS. Die Nachricht hatte die Wehrheimer im Juli überrascht: Das Wasserwirtschaftsamt Friedberg lehnte zum ersten Mal zwei Bebauungspläne der Gemeinde ab. Grund: die Wasserknappheit (die FR berichtete). Das Veto der Wasserwirtschaftler ist aber nicht neu. Auch Usingen, Bad Homburg und Oberursel wurden in jüngster Zeit schon mit Bedenken aus Friedberg konfrontiert. Doch noch nie war das Nein so klar wie im Falle Wehrheim. Der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Friedberg, Peter Herrgen, bestätigt, daß die Wasserversorgung unter den Beurteilungskriterien der Behörde inzwischen an die oberste Stelle gerückt sei. "Durch die letzten milden Winter hat sich die Lage im hessischen Ried, in der Wetterau und vor allem im Hochtaunuskreis Priorität fürs Wasser stark verschärft. Die Sicherstellung der Wasserversorgung hat sich dadurch zum besonderen Schwerpunkt entwickelt." Das WWA muß als Träger öffentlicher Belange zu Bebauungsplänen gehört werden; weitere Prüfungskriterien sind unter anderem die Abwasserentsorgung, Altlasten und Hochwassergefährdung.
Die Verschiebung der Prioritäten wird vom Regierungspräsidenten (RP) in Darmstadt als oberster Instanz unterstützt. Bei einer Dienstbesprechung der vier hessischen Wasserwirtschaftsämter beim RP im Juni wurde eine rote Liste erstellt. Sie soll den Fachbehörden den Weg weisen, den Bauplänen grünes oder rotes Licht zu signalisieren. Bei den Einzelfallentscheidungen spielt das Verhältnis von Eigenversorgung und Fremdbezug die ausschlaggebende Rolle. Außerdem wurde grundsätzlich festgeschrieben: Wenn einmal der Wassernotstand ausgerufen ist, ist keine Bebauung mehr zulässig.
Kann das Veto aus Friedberg künftig Baupläne zu Fall bringen? Herrgen hält die Stimme der Wasserwirtschaftler für "zumindest sehr stark - es kann nicht mehr so ohne weiteres genehmigt werden". In Friedberg ist man auf die Reaktion aus Wehrheim gespannt. "Bei der abstrakten Diskussion sind sich immer alle völlig einig. Aber wenn es mit einem noch so kleinen Bebauungsplan konkret wird, dann beißen sich plötzlich die Schwerpunkte."
Wenn eine Gemeinde die Einwände nicht entkräften kann, sie aber auch nicht akzeptiert, muß der RP entscheiden. "Der RP als oberste Instanz wird sich auf die Stellungnahme seiner Fachbehörden stützen", sagte der Pressesprecher beim Regierungspräsidenten, Gerhard Müller.
Er erinnerte daran, daß die gleichen Probleme in Südhessen schon öfter auftauchten. Die Lösung: "Im hessischen Ried wurden viele Baupläne nicht genehmigt." Während die Wehrheimer unter dem Schock des Vetos erst einmal beobachten wollen, "was mit neuen Plänen in den Usinger Gegenargumente Nachbargemeinden geschieht" (Bürgermeister Helmut Michel), sind die Usinger inzwischen schon kräftig beim Entkräften. Mitte Juli trafen im Rathaus die Bedenken aus Friedberg gegen das geplante Gewerbegebiet "Am gebackenen Stein" ein.
"Wir haben Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt aufgenommen, um zu erreichen, daß die Genehmigung erteilt wird", sagte der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann. Er hält den Einwänden entgegen, "daß nur Gewerbe kommt, das für die Produktion kein Wasser braucht."
Und ein zweites Argument gibt Ortmann zu bedenken: "Neues Gewerbe heißt auch Schaffung neuer Arbeitsplätze. Die soziale Komponente sollte Vorrang haben."
MAINTAL. Die neue Gebührensatzung für die städtischen Kindertagesstätten ist seit dem 1. August in Kraft. Die Verwaltung hat inzwischen die Gebührenbescheide zugestellt. "Bereits im Vorfeld wurden Formulare für die Beantragung von Zuschüssen an die Eltern verschickt", teilt Jugendamtsleiter Herbert Begegmann dazu mit.
Die Zuschußanträge sollten - um eine zügige Bearbeitung zu ermöglichen - bis zum Montag, 10. August, in der Stadtverwaltung vorliegen. Gemeinsam mit dem Ausländerbeirat ist ein Leitfaden in mehrere Sprachen übersetzt worden, der in den Kindertagestätten ausliegt. Für persönliche Beratungen - etwa zum Ausfüllen der Zuschußanträge - stehen unter den Telefonnummern 06181/400710 und 400728 Lothar Volk und Robert Winter zur Verfügung. pom
BAD NAUHEIM. Zwischen Mittwoch nachmittag und Donnerstag morgen stiegen Unbekannte durch ein gekipptes Fenster in einen Blumenladen in der Stresemannstraße ein. Sie entwendeten 250 Mark Bargeld aus der Registrierkasse. ub
Jede Teilregion muß ihren "Beruf" erkennen Wie Karl Kauermann, Vorstandsvorsitzender der Nassauischen Sparkasse in Wiesbaden, die Zukunft des Rhein-Main-Gebiets sieht
Herrn Karl Spitznagel aus Hanau zum 95. Geburtstag am Samstag, 8. August.
Frau Ella Fischer aus Maintal-Dörnigheim zum 90. Geburtstag am Samstag, 8. August.
Frau Margarete Lambrecht aus Maintal-Bischofsheim zum 91. Geburtstag am Samstag, 8. August.
Frau Katharina Betz aus Nidderau zum 85. Geburtstag am Samstag, 8. August.
Frau Antonie Emmrich aus Hanau zum 90. Geburtstag am Sonntag, 9. August.
Frau Emilie Watzke aus Maintal-Dörnigheim zum 85. Geburtstag am Sonntag, 9. August.
Den Eheleuten Berta und Johann Müller aus Maintal-Wachenbuchen zur Goldenen Hochzeit am Sonntag, 9. August.
Frau Theresia Jedlicsek aus Erlensee-Rückingen zum 92. Geburtstag am Sonntag, 9. August.
KREIS OFFENBACH. Den Einzug in die Kommunalparlamente am 7. März 1993 hat der Technische Angestellte Gerald Wissler (27) aus dem Mainhäuser Ortsteil Mainflingen nach seiner Wahl zum Vorsitzenden des Kreisverbandes Offenbach der "Republikaner" als vordringlichstes Ziel seiner Arbeit bezeichnet. Während einer Mitgliederversammlung wurde auch der Ortsverband Offenbach Stadt mit dem 21 Jahre alten Michael Schmidt an der Spitze aus der Taufe gehoben - bisher der einzige in Stadt und Kreis.
Wie Wissler gegenüber der FR erklärte, wird der Kreisverband in einer neuerlichen Versammlung am Mittwoch, 9. September, voraussichtlich in Obertshausen Kandidatenlisten für die Kommunalwahlen im März '93 aufstellen. Ziel sei es, in möglichst allen 13 Städten und Gemeinden des Kreises anzutreten. Bei dem gegenwärtigen Trend schloß es der Mainflinger nicht aus, daß seiner Partei mehr Mandate zufallen könnten, als Kandidaten zur Verfügung stünden: "Wir werden nämlich nur Leute aufstellen, die auch bereit sind, konkrete Arbeit in den Stadtverordnetenversammlungen und Gemeindevertretungen zu leisten."
Als Hochburg der "Republikaner" im Kreisgebiet nannte Wissler die Stadt Dietzenbach. Keine Sorgen dürfte ihm zufolge auch die Listenaufstellung in Seligenstadt bereiten. Über weitere Kommunen wollte sich der Kreisvorsitzende, der als seinen Stellvertreter den Offenbacher Detlef Meier-Dern nannte, nicht äußern. Sicher seien bisher Kandidaturen für den Kreistag und die Stadt Offenbach. ttt
BAD HOMBURG. Glück im Unglück hatte in der Nacht zum Freitag ein 20 Jahre alter Mann aus Oberursel. Mit seinem GTI raste er gegen 2 Uhr auf der Saalburg-Chaussee mit "180 bis 200 Sachen" (so die Polizei) trotz Überholverbot und 70 km/h-Limit ausgerechnet an einem Streifenwagen vorbei. Er schoß über die Peters-Pneu-Kreuzung und überholte am Ortsausgang Richtung Oberursel ein weiteres Auto. Dabei geriet sein Wagen ins Schleudern. Er rutschte etwa 150 Meter weit durch Gras und Sträucher und prallte gegen eine Betonmauer. Der Fahrer wurde aus seinem Auto geschleudert, aber nur leicht verletzt.
Der 20jährige hatte nach Angaben der Polizei keinen Alkohol getrunken und stand auch nicht unter dem Einfluß von Medikamenten oder Drogen. Ein medizinisch-psychologisches Gutachten soll nun klären, ob er weiter am motorisierten Straßenverkehr teilnehmen darf. Sein Auto wurde beim Aufprall gegen die Mauer zerstört; den Schaden schätzt die Polizei auf 15 000 Mark. isa/gero
NIEDERJOSSA. Ein 29jähriger aus Frankfurt hat nach seiner Festnahme gestanden, vor einer Woche die Raiffeisenbank Niederaula-Niederjossa (Kreis Hersfeld-Rotenburg) überfallen und etwa 35 000 Mark geraubt zu haben.
Wie die Polizei am Freitag in Bad Hersfeld mitteilte, war es am Donnerstag aufgrund von Zeugenhinweisen gelungen, den 29jährigen in seiner Frankfurter Wohnung festzunehmen. Als Tatmotiv habe er Geldschwierigkeiten genannt. Bis auf 1000 Mark konnte die Beute in dem Appartement sichergestellt werden. ew
FRIEDRICHSDORF. An zwei Wochenenden im August - vom 14. bis 16. und vom 21. bis 23. - können die Friedrichsdorfer Nachwuchsfilmer ihr Talent unter Beweis stellen: Die Stadtjugendpflege bietet kleinen Gruppen mit je fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit, eine Videofilm zu produzieren. So können Erfahrungen bei Dreharbeiten, Schnitt und Vertonung gesammelt und eigene Ideen verwirklicht werden.
Vorkenntnise sind nicht notwendig: Am ersten Wochenende werden die Jugendlichen in Technik und Bildgestaltung eingeführt. Danach beginnen die Dreharbeiten. Am zweiten Wochenende wird gefilmt, die Rohaufnahmen geschnitten und das Endprodukt vertont. Zur Vorführung können die Videogeräte des Kreisjugendamtes kostenlos ausgeliehen werden.
Die Seminare finden im Fritz-Emmel- Haus in Kronberg statt. Anmelden können sich Jugendliche bei der Stadtjugendpflege im Rathaus, montags bis freitags von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr, oder telefonisch unter 0 61 72/73 12 70. orb
FLÖRSHEIM. Viel Neues konnten die Weilbacher über die Schnellbahntrasse der Bundesbahn nicht erfahren: Die dritte und voraussichtlich letzte Bürgerversammlung zu diesem Thema nutzte der Magistrat, um sein Alternativmodell zu den Bahn-Plänen vorzustellen. Die Frist zur Abgabe einer Stellungnahme der Stadt läuft in wenigen Wochen ab. Ganz verhindern kann wohl niemand mehr die ICE-Linie auf Weilbacher Gemarkung. Deshalb will Flörsheim zusammen mit dem Umlandverband Frankfurt (UVF) und dem Main-Taunus-Kreis das Bestmögliche herausholen.
Während etwa in Wallau die ICE-Gegner gerade in den letzten Wochen immer aktiver werden, scheinen sich die Weilbacher mittlerweile mit dem Projekt abgefunden zu haben. Zumindest nutzten nur etwa 100 Bürger die Möglichkeit, sich am Donnerstag abend direkt zu informieren.
Wir können sowieso nicht viel machen - das scheint die Haltung der meisten Weilbacher zu sein. Nur wenige kritisierten in der Bürgerversammlung ihre Kommunalpolitiker dafür, daß sie der Bundesbahn nicht ein klares "Nein" gegen jegliche Trasse auf Weilbacher Gebiet entgegensetzen wollen. Auch die "Bürgerinitiative gegen die Schnellbahn" hat sich entschlossen, von dieser als aussichtslos geltenden Maximalforderung abzurücken.
Der Erste Kreisbeigeordnete Gerd Mehler erläuterte die Strategie von Kreis und Stadt: Man könne zwar die Planungen rundheraus ablehnen, ohne Alternativlösungen vorzuschlagen. Da die ICE- Verbindung Köln-Frankfurt jedoch von Bundes- und Landesregierung gewollt sei, bestehe kaum die Chance, damit durchzukommen. Werde ein solcher Einspruch abgelehnt, dann baue die Bahn trotzdem - und zwar so, wie sie wolle. Deshalb müsse das "Nein" zur Trasse mit einem Verbesserungsvorschlag verknüpft werden.
Und der sieht so aus: Während die Bundesbahn die Strecke zwischen Weilbach und Bad Weilbach oberirdisch parallel zur A 3 neben dem bestehenden Lärmschutzwall bauen will, fordert die Aktionsgemeinschaft aus Stadt Flörsheim, Kreis, UVF und Nachbargemeinden eine Galerielösung. Da, wo jetzt der Damm steht, soll ein "halber", zur Autobahn geöffneter Tunnel hin; um den nach Osten schallenden ICE-Krach zu begrenzen, müßte die Bahn auf der anderen Seite der A 3 einen neuen Erdwall errichten, der gleichzeitig den Autolärm abhält. Damit hätten die Weilbacher gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Ein weiterer umstrittener Punkt ist der Abzweig in Richtung Bahnhof Eddersheim, mit dem die Bahn eine Verbindung von der ICE-Strecke zum Frankfurter Hauptbahnhof unter Umgehung des Flughafens schaffen will. Um zu verhindern, daß diese Spange später regelmäßig und nicht, wie von der Bahn behauptet, nur in Notfällen genutzt wird, solle der Abzweig lediglich eingleisig gebaut werden.
So sehr Bürgermeister Dieter Wolf diesen Entwurf des von der Stadt beauftragten Planungsbüros den Bürgern schmackhaft machen wollte: mehr als eher resignierte Zustimmung erntete er nicht. Vor allem konnte auch er nicht beantworten, wie stark der Zugverkehr in Zukunft tatsächlich sein wird. Ein Bürger brachte es auf den Punkt: "Wer kann denn heute sagen, was in zwanzig Jahren ist? Wieviel Verkehr heute auf der Autobahn ist, das hätte vor zwanzig Jahren doch auch keiner geglaubt."
Um ihre Forderungen gegenüber der Bahn durchzudrücken, ist die Stadt entschlossen, notfalls vor Gericht zu ziehen. Dafür hat sie einen Rechtsanwalt aus Mannheim engagiert, der bereits Gegner der Schnellbahnlinie nach Stuttgart erfolgreich vertreten hat.
Die Stadtverordnetenversammlung von Flörsheim wird am 3. September endgültig über die Stellungnahme zu den DB-Plänen entscheiden. Aller Voraussicht nach wird der Beschluß in der am Donnerstag den Bürgern vorgestellten Form verabschiedet werden. DIRK FUHRIG
NIDDA. Am Mittwoch nachmittag stürzte ein 55jähriger Arbeiter bei Reparaturarbeiten aus etwa fünf Meter Höhe auf den Betonboden. Der Montagearbeiter wurde erheblich verletzt und mußte nach Erstversorgung durch das DRK Nidda mit dem Rettungshubschrauber nach Frankfurt geflogen werden.
Nach Polizeiangaben wurden das Gewerbeaufsichtsamt und die Metall-Berufsgenossenschaft in die Ermittlungen einbezogen. ub
OBERURSEL. Die in Oberursel wohnende Künstlerin Astrid Bollin stellt am Samstag, 8. August, von 16 bis 19 Uhr im Freien auf dem Grundstück Mozartstraße 11 ihre abstrakten Bilder aus, allerdings nur bei gutem Wetter. Anlaß für die Präsentation ist das Mozartstraßenfest, das ab 16 Uhr gefeiert wird. Der Erlös geht wieder an das Oberurseler Wohnhilfswerk für behinderte Menschen. w
Helmut Rahn, der Schütze des Siegtores von Bern, spielt bei Eintracht Frankfurt? "Und der Helmut wird viele Tore schießen", prophezeit der notorische Optimist Dragoslav Stepanovic den Fans im Bürgerhaus Nordweststadt. Doch die wollen's nicht so recht glauben. Außerdem: "Hey Stepi, der heißt doch Uwe", rufen einige Schlaue im Chor. Das weiß der listige Eintracht-Trainer auch und erklärt in seinem gewohnten Kauderwelsch aus Hessisch mit serbo-kroatischem Zungenschlag: "Ich hab' drei Uwe in meiner Mannschaft. Der Bindewald ist der ,Binde', der Bein der Uwe und der Rahn der Helmut - sonst komm' ich durcheinander. Sonst noch Fragen?"
Klar, schließlich ist Fan-Party, und da wollen die rund 250 Eintracht-Anhänger im Saal - darunter einige Weitgereiste - alles ganz genau wissen. "Wo steht die Mannschaft am Ende?" Für Stepi keine Frage: "Zwischen Platz eins und sechs." Und eines will der Mann mit dem Zigarillo ein für allemal klarstellen: "Ich will immer oben mit dabei sein." Aber so richtig festlegen will er sich nicht: "Wenn's hier nicht klappt, dann halt woanders."
Aha. Uli Stein hat den Wink begriffen und grinst von der Bühne hinunter ins Publikum. Ob der Torwart denn glaube, daß die Querelen in der Mannschaft endgültig beendet sind - "jetzt wo der Mö . . ., eh, der Tu- riner, nicht mehr da ist?" Na bitte, die Fans haben's gelernt. Den Namen des "Juventus-Spielers" will der Stepi nämlich nicht mehr hören, geschweige denn in den Mund nehmen. Und jetzt, da der böse Bube auf der anderen Seite der Alpen kickt, ist sich der Trainer sicher: "Es gibt kein Krach mehr."
Mannschaftskapitän Stein nickt, Anjo Scheel, der Vorsitzende der 130 Eintracht-Fan-Clubs, strahlt übers ganze Gesicht und die Fans sind zufrieden.
Außerdem schlägt jetzt die Stunde der Jung-Stars wie Dirk Wolf, der für seine gute Saisonleistung selbst kaum Worte findet: "Das ging alles sehr schnell. Ich hätte nicht so schnell gedacht, daß das so schnell geht." Und auch der Stepi findet, daß "der Dirk ein großes Talent ist". Doch da klingeln bei den Fans die Alarmglocken: "Hast Du auch einen persönlichen Berater?" Die Antwort ist wenig beruhigend: "Nur einen Bekannten, der alles für mich regelt . . ."
Doch jetzt zur Sache: Der Jürgen von den Frankfurter Fußballfreunden will die Mannschaftsaufstellung gegen Dresden wissen. "Kannste haben." Schließlich hat Stepi keine Geheimnisse vor den Fans - nur eine Bitte: "Nicht weitersagen."
Und dann ist da ja noch der UEFA- Cup. Der Mann mit den tätowierten Unterarmen und der Sonnenbrille spricht Klartext: Immer in der ersten Runde rauszufliegen, sei Mist. "Also Stepi, welche Chancen haben wir gegen die Polen?" Der Trainer ist zuversichtlich: "Lodz ist zwar stark, aber wir können's schaffen." Dann lehnt er sich zurück und grinst wie im Italo- Western: "Danach kommt der Juventus-Spieler." cob
Luftverschmutzung
Die Luftbelastungswerte vom 7. August, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,00) 0,01 (0,02) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,05 (0,08) 0,03 (0,05) Staub (0,45) 0,02 ( - ) 0,03 (0,01) Ozon (0,18) 0,12 (0,11) 0,14 (0,17)
- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)
SO2 = Schwefeldioxid
NO2 = Stickstoffdioxid
bei Ozon- (O3) Konzentration:
"empfohlener Richtwert"
Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. Im Sommerhalbjahr keine Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO).
ORTENBERG. Das Fahrzeug eines Schwalbachers geriet am Donnerstag abend, nachdem es eine Rechtskurve durchfahren hatte, auf die Gegenfahrbahn und stieß frontal mit einem Auto aus Schotten zusammen.
Dem Polizeibericht zufolge war überhöhte Geschwindigkeit die Unfallursache. Bei dem Zusammenstoß wurde der Schottener leicht verletzt.
An den Fahrzeugen entstand ein Schaden von 12 000 Mark. ub
Kleine FR
Waldandacht am Sonntag OBERURSEL. Professor Hans Kessler vom Fachbereich katholische Theologie an der Universität Frankfurt hält am Sonntag, 9. August, 12.30 Uhr, auf Einladung der Aktionsgemeinschaft "Rettet den Stadtwald" die Waldandacht am Franzoseneck. Er spricht über den gedankenlosen Umgang des Menschen mit Gottes Schöpfung. Anmelden für Erstkommunion OBERURSEL. Bis zum 12. August sollten in den katholischen Pfarreien St. Ursula, Liebfrauen und St. Aureus und Justina die Kinder angemeldet werden, die im nächsten Jahr ihre Erstkommunion feiern. Mitte August beginnen die Vorbereitungskurse.Politischer Frühschoppen STEINBACH. Im Rahmen eines politischen Frühschoppens berichtet die CDU am Sonntag, 9. August, 11 Uhr, in den Ratsstuben, Gartenstraße, über die Ergebnisse ihrer Umfrage zu aktuellen Themen der Kommunalpolitik: Südumgehung, Verlängerung U 5 bis Steinbach und Bau eines Altenheimes mit Pflegestation.Barcelona-Bummel Löblich, löblich, dachte der Zuschauer bei der Sieger-Ehrung vom Dressurreiten. Die besten Reiter kriegen die Medaille und die Pferde als Belohnung ein Büschel zum Knabbern. Irrtum: Die arg vertrockneten Gebinde sind auch den menschlichen Gewinnern zugedacht. In viertausendfacher Ausfertigung, ein Strauß genauso häßlich wie der andere. Bläßlich lila überwiegt das dürre Limonium-Kraut, sonst bescheidene Hintergrunddekoration für Trockenblumensträuße. Die paar frischen Blumen verlieren sich richtig darin. Und für den, der das Ganze zusammengebunden hat, muß Ikebana ein Fremdwort sein.
Den Strauß ganz weglassen, nein, das wäre nichts gewesen. Dann hätten sich ja viele olympische Funktionäre vor den Linsen der Kameras nicht in Pose werfen können und wären somit auch nicht weltöffentlich bekannt geworden. Zur Gratulations-Zeremonie gehören nämlich immer zwei: Der höhere von beiden darf die Medaille umhängen, der andere, als Assistent, darf den Strauß überreichen. Wohlgemerkt: Jedesmal kommen neue Ehrer dran. Nun sind die Katalanen ja die Trocken-Kräuter Schwaben Spaniens. Also können sie sich auch gedacht haben: Die Sportler sollen was Bleibendes für zu Hause haben, als Erinnerung. Dann stellen sie das Gebinde auf ein Spitzendeckchen neben die Medaille und vielleicht eine Kerze davor. Hübsch müßte das aussehen.
Doch wenn sich die Strauß-Organisatoren schon soviele Gedanken gemacht haben, müßten sie auch wissen: Geballt stinkt das Zeug muffig und würde deswegen spätestens nach einer Nacht sowieso in den Mülleimer wandern. "Riechen Sie nur, wie unsere Blumen duften, schauen Sie nur, wie üppig sie in allen Farben leuchten, und wir haben ja sooo viel davon." Recht hat Miguel Palles, Floristen- Präsident auf der Rambla. Er und seine Kollegen verstehen die Welt nicht mehr. Was müssen die Zuschauer aus aller Welt nur von ihnen denken. "Dieser Strauß sieht doch einfach lächerlich aus." Soviel Glamour und Firlefanz bei den Spielen und nun so etwas, schimpft er. "Das ist so, als ob eine todschick gekleidete und geschminkte Frau sich nicht frisiert hätte." Der Olympia-Strauß hätte ja nicht mal pompös ausfallen müssen. "Ein paar schöne rote Nelken täten es auch." Aber die wären wenigstens echt und vor allem: Ein Symbol Spaniens. Denn was die Blumenhändler am meisten ärgert: Das olympische Trocken-Kraut ist Importware und stammt aus Holland. NICOLE SCHMIDT
BAD NAUHEIM. Am Mittwoch nachmittag kam es zu einem Auffahrunfall in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße, bei dem die auffahrende Fahrerin aus Bad Nauheim verletzt wurde und 7000 Mark Schaden an den Fahrzeugen entstand.
Nach Polizeiangaben fuhren die zwei Fahrerinnen mit ihren Autos in Richtung Benekestraße, als die erste Fahrerin ihren Wagen anhalten mußte, um einen entgegenkommenden Lastwagen passieren zu lassen.
Die nachfolgende Fahrerin bemerkte dies zu spät und fuhr mit ihrem Fahrzeug auf. ub
Wir gratulieren
Frau Anna und Herrn Adolf Krahé zur goldenen Hochzeit am 8. August.
WETTERAUKREIS. Den Umweltschutzpreis des Wetteraukreises können über die klassischen Naturschützer hinaus nun auch jene Personen, Organisationen und Verbände erhalten, die sich um Energie- oder Wassersparen, Vermeidung schädlicher Emissionen oder umweltfreundliche Techniken verdient gemacht haben. Die Jury wird von 14 auf neun Personen verkleinert. Diese neue Umweltpreis-Richtlinien wurden in der Kreistagssitzung am Donnerstag von SPD und Grünen gegen CDU und rechtsextreme "Republikaner" beschlossen. Die Union verdächtigte SPD und Grüne, den Umweltpreis politisieren zu wollen. Die alte Jury habe immer schnell und effektiv gearbeitet, meinte CDU-Sprecher Klaus Dietz. Es habe auch früher schon andere Vorschläge als aus dem klassischen Naturschutz gegeben. Der gesamte Umweltschutz müsse mehr Gewicht erhalten, entgegnete Dr. Jochen Stahl- Streit (SPD). Die Jury sei "so viel anders nicht". Die Grünen sprachen von einer "Entrümpelung der Richtlinien". ieb
Ein Ausgleich I, mit 60 000 Mark dotiert wie der Große Preis der Frankfurter Sparkasse an Sonntag in Frankfurt-Niederrad, zählt bei den Galoppern zu den herausragenden Ereignissen. Zwölf Dreijährige und ältere Pferde blieben stehen, und den Dreijährigen dürfte die Hauptaufmerksamkeit gelten. Favoriten herauszupicken ist bei der Hitze und der Strecke über 1500 Meter ein gewagtes Unterfangen. Über diese Distanz wird auch der Wettbewerb um den Rundschau- Pokal ausgetragen (es führt das Münchner Pferd Bannier mit 1:34,1 Min.).
Dem dreijährigen Hengst Savesco aus Köln werden nach einem Sieg in Dresden und einem zweiten Platz in Köln ebenso gute Chancen eingeräumt wie dem fünfjährigen Oreas aus Dortmund, der beim Riesenrennen an Pfingsten in Hannover unter 19 Startern nur um Kopflänge geschlagen wurde. Die Dame Astica aus Herzebrock weist immerhin einen Sieg im Stutenrennen von Mülheim vor, dürfte es aber bei der "männlichen" Konkurrenz schwer haben. Zu beachten ist auch Fleet for Europe, der mit der Empfehlung eines Sieges in einem Hamburger 100 000- Mark-Rennen und einem dritten Platz in Hoppegarten anreist. Kurzfristig wurde mit Win Frontal noch ein Frankfurter Pferd von Trainer Kujat nachgemeldet. bm Voraussagen
FRANKFURT (So.). 1. R.: Gentle Maid, Geza, Segima, 2. R.: Truska, Wolkenlos, Basodino, 3. R.: Wunschtaler, Los Monteros, Soko, 4. R.: Talysheva, Don Rocky, Belmont M, 5. R.: Fleet für Europe, Savesco, Oreas, 6. R.: Panon, Lembena, Fantaria, 7. R.: Zaceteno, Macedon, Easy Beam, 8. R.: Orloff, Koestler, Ibiza, 9. R.: Oruro, Bergwind, Beresina.
FRIEDBERG. Das Frauenzentrum bietet einen 10wöchigen Kurs für Frauen im orientalischen Bauchtanzen an. Anfängerinnen treffen sich jeden Dienstag, von 18.30 bis 20 Uhr, Fortgeschrittene dienstags von 20 bis 21.30 Uhr. Die Kurse kosten 165 Mark. Anmeldungen nimmt das Frauenzentrum unter der Telefonnummer 0 60 31 / 25 11 entgegen.
Wir gratulieren
Frau Martha Engelhardt zum 90. Geburtstag am 8. August.Für Dreieichenhainer Burgfestspiele ein besonders heißer Sommer
DREIEICH. Dreieichenhain mit seinen schmucken Fachwerkhäusern und seiner malerischen Burgruine ist ein Kleinod im Kreis Offenbach und deshalb seit Jahren ein Anziehungspunkt für viele Besucher. Anlässe dazu bieten sich vielfach. Immer wieder dienen die herausgeputzten Fassaden in dem ehemals selbständigen Stadtteil von Dreieich als Kulisse für Feste und Märkte. Das seit fünf Jahren größte Ereignis in den Sommermonaten, die Festspiele in der Burg, locken von Mal zu Mal mehr Kulturfreunde in das alte Städtchen. Zur Halbzeit der Saison 1992 sind es schon ebenso viele wie in der Saison des Vorjahres: 34 000 Zuschauer.
Der Erfolg der jungen Festspiele - es sind die fünften - macht allerdings nicht alle Dreieichenhainer froh. Je beliebter sie wurden, desto lauter klagten Anwohner über den langen Veranstaltungskalender für die Altstadt. Das sommerliche "Kulturmarathon", von einigen in erster Linie als Lärmbelästigung wahrgenommen, wurde zum Zankapfel.
In diesem Jahr tobt der Streit besonders heftig. "Kultur in dieser Menge ist zuviel Kultur", meinen einige, die sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben. Auf Plakaten fordern sie, die Festspiele abzuspecken und machen ihr Recht auf Nachtruhe geltend. Daß die Tontechnik verbessert wurde und die Altstadt zeitweilig für den Autoverkehr gesperrt ist, reicht ihnen nicht.
Angesichts dieser Proteste fürchten andere Bürger um die Festspiele und haben bereits Unterschriften für ihren Fortbestand gesammelt, damit die Altstadt nicht zum "Museumsdorf" werde. Mittlerweile ist die Bevölkerung gespalten, Schmähbriefe und sogar Bombendrohungen vergiften die Atmosphäre.
Zur Eskalation beigetragen hat auch, daß Anwohner gegen die baurechtliche Genehmigung der Festspiele vor Gericht zogen. Der Einspruch hatte zweimal Erfolg, die Genehmigung ist hinfällig. Zwei Tage lang bangten Akteure und Festival-Fans, ob die Festspiele von heute auf morgen abgeblasen werden müßten. Dann sicherte der Kläger zu, von einem Antrag auf einstweilige Anordnung abzusehen.
Das juristische Tauziehen um die Festspiele ist damit zwar nicht beendet, doch vorerst ausgesetzt. Der Fortbestand der diesjährigen Spiele gilt als gesichert. Auf dem weiteren Programm stehen unter anderem das Musical "Hair", das Bolschoi-Ballett und die "Carmina Burana", eine Koproduktion der Festspiele mit dem Ballett Estonia.
Die Zukunft der Festspiele ist natürlich weiterhin offen. Für Mirco von Specht von der Frankfurter Konzertdirektion, die die Festspiele zusammen mit der Stadt Dreieich veranstaltet, hat der Wirbel in diesem Jahr aber auch sein Gutes. Von Specht ist das Hickhack leid: Er will ein für alle Mal geklärt haben, ob und wie die Festspiele stattfinden können, um langfristig planen zu können. Immerhin hat das Volumen der Veranstaltungen inzwischen drei Millionen Mark erreicht.
Im nächsten Jahr soll nach dem Willen der Stadt die Zahl der Spieltage auf 35 begrenzt werden. Von Specht, mit dem diese Änderung nicht abgesprochen wurde, ist davon nicht begeistert, denn er muß auch kalkulieren. Weniger Veranstaltungen machen das Unternehmen, in das er schon eine Menge Geld gesteckt hat, noch weniger rentabel. Der vom Kläger geforderte Verzicht auf elektronisch verstärkte Musicals hätte weitere Einbußen zur Folge, sie sind Kassenmagneten.
So einfach ist ein Kompromiß also nicht zu finden. Um jedes Detail wird vermutlich heftig gerungen werden. "Eigentlich müßte ich die Verträge für 1993 schon alle unter Dach und Fach haben", sagt Konzertdirektor von Specht. Daß er nicht schon längst aufgegeben hat, ist fast nur noch mit der Treue eines Liebhabers zu erklären: "Die Burg", sagt er, "ist eine wunderbare Spielstätte."
KARIN DALKA
BAD VILBEL. Paul S. hat sich Mühe gegeben. Die alte Hütte auf dem vergangenes Jahr erstandenen Grundstück in den Wingerten hat er Zug um Zug erneuert. Entstanden ist ein stattliches, rund sieben Meter langes Gartenhaus, mit solidem Betonfundament und ordentlicher Umzäunung. Der Zugang zur kleinen Terrasse ist mit rötlichem Verbundpflaster, ähnlich dem der Parkstraße, geebnet. Das inmitten der naturgeschützten Streuobstwiesen gelegene Anwesen verfügt, dank Mithilfe der Stadtwerke, sogar über einen Wasseranschluß.
So könnte der ehemalige städtische Mitarbeiter denn mit seinem "Altersruhesitz" rundum zufrieden sein - wenn da nicht die Kreisbauaufsicht und die Untere Naturschutzbehörde auf sein neues Domizil ein Auge geworfen hätten. Schon die alte Hütte sei - wie die meisten Bauten im östlichen Außenbereich von Bad Vilbel - nur geduldet und nicht genehmigt gewesen, argumentieren die Kreisbehörden. Mit dem jetzt errichteten Neubau und der damit vorgenommenen Flächenversiegelung verstoße S. gegen geltendes Bau- und auch Naturschutzrecht. Dem ehemaligen Bad Vilbeler Straßenwart droht für seinen Schwarzbau jetzt eine Abrißverfügung. Und auch, ob die Wasserleitung hinauf in Richtung Hochbehälter Rechtens ist, will der Wetteraukreis nun überprüfen.
"Warum gehen die nur gegen mich vor?", empört sich der Pensionär. "Die tun so, als ob da oben noch nie was gestanden hätte." Davon kann in der Tat nicht die Rede sein. In dem 98 Hektar großen Streuobstbereich, einem der laut Landschaftsplan "ökologisch wertvollsten Gebiete" Bad Vilbels, sind zahlreiche, mangels gültigem Bebauungsplan illegale Bauten verstreut. Oftmals ähneln sie eher ausgewachsenen Wochenendhäusern als den in diesem Bereich einzig gestatteten Materialhütten. Vorbilder für seine "Sanierungsmaßnahme" hatte Paul S. somit hinreichend genug.
Er habe sich vorher beim städtischen Bauamt erkundigt, so der Bauherr zur FR. Die alte, über 30 Jahre alte Hütte dürfe er "nicht komplett abreißen", sondern allenfalls "schrittweise sanieren", sei ihm gesagt worden. Das hat er wörtlich befolgt: "Stück für Stück, Wand für Wand" habe er den Bau und auch die Umzäunung erneuert, im Außenbereich gar Wildgehölze angepflanzt.
Die Baumaßnahme - der ehemalige Mitarbeiter des Tiefbauamtes spricht nach wie vor von "Sanierung" - hatte jedoch auch noch andere Auswirkungen: Bei den Stadtwerken beantragte S. einen Wasseranschluß. Die willigten ein. S. ließ einen rund 50 Meter langen Zuweg vom Hochbehälter zu seinem Anwesen von einer Baufirma aufreißen und neben die hier bereits verlaufende Fernleitung eine weitere Wasserleitung hinauf zum Hochbehälter verlegen. Den Anschluß an die dortige Wasserhauptleitung hätten dann - gegen Rechnung von 1100 Mark - die Stadtwerke besorgt. Zu den bereits vorhandenen Be- und Entlüftungsschächten gesellten sich damit weitere hinzu, bis in den Garten von Paul S. hinein. Der einstige Wiesenweg, zuvor schon mit Schotter bedeckt, erhielt nach den Erdarbeiten eine neue, bis zum Anwesen des Pensionärs ausgedehnte Schotterdecke.
Für Rudolf Wahl, technischer Betriebsleiter der Stadtwerke, ist der Vorgang "nichts Außergewöhnliches". Auch im Außenbereich bestehe Versorgungspflicht. Ähnlich argumentiert Klaus Minkel, Werkleiter und Erster Stadtrat: Wasseranschlüsse in den Wingerten seien "nichts Neues". Können nun alle übrigen Gartenbesitzer ebenfalls die Feldwege zur Leitungsverlegung aufreißen und anschließend schottern lassen? Wenn das Grundstück in der städtischen Gemarkung liege und eine Wasserhauptleitung vorhanden sei, könne ein Anschluß nicht verwehrt werden, so Wahl. Wobei es die Stadtwerke nicht kümmere, um welche Art von Gebiet es sich handele. Und die Schotterung sei schließlich keine Bodenversiegelung.
Dem wird von Dr. Christian von Eschwege, dessen Büro für den Bad Vilbeler Teil des Landschaftsplanes des Umlandverbandes verantwortlich zeichnet, widersprochen. Erst auf der Ebene eines gültigen Bebauungsplans bestehe ein Anspruch auf Wasserversorgung. Und der Schotter sei zwar besser als der Asphalt, stelle aber doch eine Teilversiegelung dar.
Für den Wasseranschluß hätte demnach kein Anschlußzwang bestanden. Die öffentliche Wasserversorgung wäre folglich nichts anderes als eine "Gefälligkeit", ein Entgegenkommen an die Hüttenbesitzer, wie schon die Schotterung eines weiteren Weges vor zwei Jahren, die vom Friedhof aus bis hinüber zur großdimensionierten Hütte eines anderen städtischen Mitarbeiters reicht.
Beim Wetteraukreis wird denn auch geargwöhnt, Stadt und Stadtwerke könnten mit solchem Verhalten dem Hüttenwildwuchs in den Streuobstgebieten indirekt Vorschub leisten. Auf den konkreten Fall bezogen, würde das bedeuten: Die Stadtwerke hätten zwar legal gehandelt, im Endeffekt aber die Errichtung eines Schwarzbaus auch noch mit dem Anschluß ans öffentliche Wassernetz belohnt. Klaus Minkel hält dem entgegen, bau- und planungsrechtliche Beurteilungen, ob es sich im konkreten Fall nun um einen Schwarzbau handele oder nicht, seien nicht Sache der Stadtwerke.
Der Kreis will jetzt prüfen, ob die Leitung zum Anwesen von Paul S. der Unteren Wasserbehörde anzuzeigen gewesen wäre. Darum, so Minkel, hätte sich jedoch nicht die Stadt, sondern der Bauherr bemühen müssen.
Unabhängig von der Klärung dieser Frage steht für Landschaftsplaner von Eschwege fest, daß jeder Eingriff in das Wingerte-Biotop, und sei es auch nur das Verlegen von Leitungen, unterbleiben müsse. "Die Wingerte müssen unbesiedelt bleiben, hier darf keine Entwicklung stattfinden." Bestehende Hütten sollten durch die Aufstellung eines Bebauungsplans im Bestand geschützt werden, der Errichtung weiterer Bauten jedoch ein Riegel vorgeschoben werden.
Genau das hat die Stadt Bad Vilbel auch vor. Sie will sich den noch bis Jahresende gültigen "Hütten-Erlaß" aus Wiesbaden zunutze machen und zur nachträglichen Legalisierung von Bauten im Außenbereich insgesamt neun Bebauungspläne aufstellen. Diese werden aufgrund eines Parlamentsbeschlusses aber nur einen kleinen Teil der Wingerte betreffen. Das Grundstück von Paul S. wird hiervon nicht berührt. "Ich habe alles Geld und viel Arbeit in das Anwesen gesteckt", klagt er. "Wenn ich das alles gewußt hätte, hätte ich den Garten gar nicht gekauft." JÖRG MUTHORST
Kleine FR
Schwimmen und Beach-Party GROSSKROTZENBURG. Zum 36. Lang- streckenschwimmen mit internationaler Beteiligung lädt der Wassersportverein für Sonntag, 9. August, ins Strandbad ein.
OFFENBACH. Den Siegern winkt ein 30-Liter-Fäßchen Rotwein. Sie müssen es dann allerdings mit den Besiegten zusammen austrinken. Der Offenbacher Ruderverein (ORV) lädt wieder auf sein Clubgelände auf dem Fechenheimer Mainufer - gegenüber vom Isenburger Schloß - zum Zeltfest und zum Rotwein-Achter ein.
ORV-Vorsitzende Trude Schnabel und ihre Vorstandskollegen haben sich dieses lockere Breitensport-Spektakel einfallen lassen, um die Generationen wieder enger in einem Boot zusammenzubringen und auch, um den Achter wieder populärer zu machen. Beim Rotwein-Achter greifen nämlich besonders gern die alten Knaben über 30 in die Riemen.
Das Zeltfest beginnt am Samstag, 8. August, um zwölf Uhr mit einem Fußballturnier für Hobby-Mannschaften. Ab 17.30 Uhr kämpfen dann drei Damen-Achter und elf Männer-Teams aus Offenbach, Frankfurt und Hanau genau wie bei den Olympischen Spielen in Vor-, Zwischenläufen und dem Finale um den Rotwein. Danach wird tüchtig gefeiert. lz
ORTENBERG. In der Nacht zum Mittwoch drangen Unbekannte durch ein Kellerfenster in einen Holzhaus-Neubau ein. Sie entwendeten eine Farbspritzanlage, einen tragbaren Kompressor samt Zubehör, einen elektrischen Rührquirl und weitere Gegenstände im Wert von 7000 Mark.
MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Nach der Bürgerversammlung am Dienstag im Bischofsheimer Bürgerhaus zum Thema Asylunterkünfte wittern die rechtsradikalen "Republikaner" in Maintal Morgenluft.
"Mit großer Wahrscheinlichkeit wird noch in diesem Monat der Stadtverband Maintal gegründet", teilte Kreisvorsitzender Bert-Rüdiger Förster gestern handschriftlich mit, "natürlich auch Kandidatur zur Stadtverordnetenversammlung". Als "Informationsmaterial" verschickt Förster inzwischen einen "allgemein gehaltenen Brief", statt Interessenten persönlich zu schreiben, und begründet das mit "Anfrageflut".
Mit Bezug auf die Bürgerversammlung bezeichnet er im Rundbrief die Vertreter der Altparteien in Parlament und Magistrat als "Helfershelfer für eine multikulturelle, sprich multikriminelle Gesellschaft" und akzeptiert für sich und seine Anhänger die Bezeichnung "Rechtsradikale". Begründung: "Wir werden mit diesem Attribut ja schon lange belegt und möchten es, angesichts der immer breiteren Zustimmung, nicht mehr missen."
Schließlich greift der REP-Kreisvorsitzende einen Zeitungsbericht über Äußerungen von Landrat Eyerkaufer und seinem Ersten Beigeordneten Pipa (beide SPD) über "Problem-Asylanten" auf und spottet: "Für diese tolle späte Erkenntnis, und wenn die beiden es noch etwas deutlicher formulieren würden, wäre zumindestens der fleißige Beigeordnete Pipa für uns wählbar." pom
Auch Sprechzimmer wird Klassenraum Erweiterungsbau der Reisschule läßt auf sich warten / Geharnischter Protest Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. Die Eltern der Philipp-Reis-Schule protestieren erneut gegen die Raumnot an der Gelnhäuser Grund- und Hauptschule, die seit Jahren auf einen Erweiterungsbau wartet. Viel Ärger richtet sich gegen den Main-Kinzig-Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) als Schulträger, von dem man sich mit fadenscheinigen Argumenten hingehalten fühlt. "Der Landrat versucht uns einen Maulkorb anzulegen", beschreibt die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Rita Schäfer ihren Eindruck aus dem jüngsten Gespräch mit dem Kreisverwaltungschef. Aber die Eltern würden nicht eher ruhen, bis sie definitive bindende Zusagen hätten. Schon mehrmals hatte die Philipp- Reis-Schule Alarm geschlagen, weil es an Platz für den Unterricht mangelte. Zum neuen Schuljahr mußte wegen weiteren Schülerzuwachses eine zusätzliche erste Klasse eingerichtet werden. Rektor Rudolf Kessler klagt: "Die Raumnot hat sich noch verschärft." 26 Klassen und eine Vorklasse hat die Schule jetzt. Um halbwegs hinzukommen, sind vier Klassen ausgelagert. Zwei erste und zwei zweite Klassen werden in der Grundschule des Stadtteils Höchst unterrichtet. Und es soll noch ärger kommen. Konrektor Josef Funk: "Im nächsten Jahr werden wir in der Grundschule fünfzügig."
"Die Situation ist äußerst gespannt", sagt Kessler und wählt wohl positionsbe Nur Notlösungen dingt moderatere Worte als die Eltern, wenn er den Schulträger "eindringlich bitten möchte, die Schulerweiterung doch unverzüglich zu beginnen". Weil acht Klassenräume fehlen, muß immer wieder nach Notlösungen gesucht werden. Als neuestes Provisorium wurde das Elternsprechzimmer zum Klassenraum umfunktioniert. Bei 31 Grad Celsius und äußerst stickigem Raumklima versuchten dort gestern vormittag die 17 Schüler der 6 b einen Rest an Konzentration aufzubringen. Ungefähr 30 Quadratmeter weist der Behelfsklassenraum auf, obwohl es nach Kesslers Angaben laut Vorschrift 50 sein müßten. Weil es keine Jalousien gibt, sind schwarze Kartons gegen das grell einfallende Sonnenlicht an die Fensterscheiben geheftet. "Unzumutbar" und "Mein Kind würde ich hier nicht drinlassen" lauteten die Kommentare von Müttern, die das "neue" Klassenzimmer gestern in Augenschein nahmen.
Auch auf dem Flur vor der 6 b wird offenkundig, daß die Schule aus den Nähten platzt. Bücher und Mobiliar sind dort mangels anderer Unterbringungsmöglichkeit gelagert. "Multifunktionsräume", wie man beschönigend sagen könnte, dominieren. Der Fachraum für textiles Gestalten ist gleichzeitig Klassenraum, Computerräume und Musikzimmer gleichfalls. Dafür muß der Fachunterricht zum Teil in den Klassenräumen erteilt werden.
Auch die Schulverwaltung verfügt nicht über ein üppiges Platzangebot. Zwei Konrektoren teilen sich ein Zimmer, das gleichzeitig auch noch als Lager und Sanitätsraum dient. Die Förderkurse für Aussiedler- und Ausländerkinder sind derweil auf der Wanderschaft in der Schule. "Wir müssen sehen, wo wir sie unterbringen", sagt Kessler, "vielleicht in der Küche, im Werkraum oder in der Turnhalle."
Dabei kann nach Auffassung von Elternvertretern niemand der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung behaupten, nicht rechtzeitig über die kritische Lage Bescheid gewußt zu haben. "Seit 1985 bin ich Mitglied im Elternbeirat", erinnert sich Sprecherin Schäfer, "und damals schon ist die räumliche Misere erwähnt worden." Eilig habe es der Kreis schon damals nicht gehabt. "Wir hatten die Zusage, daß ein Naturwissenschaftsraum 1987 fertiggestellt sein sollte. Es wurde dann Ostern 1991." Sämtliche Gremien seien regelmäßig von den Eltern über die Raumprobleme der Schule informiert worden, weiß die stellvertretende Vorsitzende des Schulelternbeirats. Am 6. November 1989 etwa habe der Elternbeirat die Raumnot thematisiert. "Das heißt aber", so Rita Schäfer, "daß die entsprechenden Statistiken dem Schulamt und Schulträger schon länger vorgelegen haben. Aber sie haben nicht reagiert."
Auch der Umstand, daß seit etwa einem Jahr Pläne für einen Anbau mit acht Klassenräumen und Verwaltungszimmern existieren sollen, kann die Eltern nicht beruhigen. Zwar gebe es im Kreisetat für 1993 wohl die Möglichkeit, Geld dafür bereitzustellen. Doch das alles sei eben bloß ein "kann oder könnte", kritisiert die Elternsprecherin die Haltung des Kreises, der sich nicht endgültig festlege. Für Mißtrauen sorgen auch neuere Informationen, wonach vor allem Bauen an der Philipp-Reis-Schule erst einmal ein neuer Schulentwicklungsplan für Gelnhausen kreiert werden müsse. Funk dazu: "Der Landrat hat auch immer wieder gesagt, es muß erst geprüft werden, ob die Notwendigkeit besteht." Der Konrektor sieht als Problem, "daß hier stän- Keine Zusammenarbeit dig versucht wird, die räumliche Situation mit politischen Gegebenheiten zu verknüpfen". Sprich: Die Frage, ob eine Integrierte Gesamtschule in Gelnhausen entstehen soll, ist noch ungeklärt. Aber für Schulleitung und Eltern steht fest, daß der Anbau in jedem Fall erforderlich ist, ganz gleich, wie das ideologische Hickhack um Schulformen ausgehen mag. Schließlich wird die Zahl der Schüler, die ein Recht auf einen geordneten Unterricht in zeitgemäß ausgestattetem Umfeld haben, davon nicht kleiner.
Die Politik und ihre Darsteller stehen nicht mehr hoch im Kurs beim Elternbeirat. Das Problem liege eben auch darin, hat Rita Schäfer erkannt, "daß die politischen Gremien nicht zusammenarbeiten". Wenn sich die Haltung gegenüber der Philipp-Reis-Schule nicht ändere, würden die Eltern Mittel und Wege zu finden wissen, die Verantwortlichen nachdrücklich auf ihre Pflichten aufmerksam zu machen. lex
ulf FRANKFURT A. M. Als "schwere Belastung" und schädlich stuft der Kreisvorstand Frankfurt des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) die Forderung des DGB-Bundesvorsitzenden Heinz-Werner Meyer ein, Kampfeinsätze der Bundeswehr unter UN-Schirmherrschaft zuzulassen. Meyers Äußerungen vom vergangenen Wochenende richteten sich gegen die Grundsätze und die Beschlußlage der Gewerkschaften, heißt es in einer Erklärung. Sie seien "gewerkschaftlich unverantwortlich". Der DGB und die Einzelgewerkschaften hätten sich auch als "Teil der Friedensbewegung" verstanden; Meyers Äußerungen "richten sich eklatant gegen diese gewerkschaftliche Grundposition".
Der Frankfurter DGB-Kreis erinnert an den demokratischen Prozeß der Willensbildung in den Gewerkschaften. Dieser schließe aus, daß der DGB-Vorsitzende Positionen markiere, ohne daß zuvor die zuständigen Beschlußorgane damit befaßt waren. Gerade die politische Brisanz des Themas Kampfeinsätze der Bundeswehr verbiete eine Vorgehensweise, wie sie Meyer praktiziert habe.
Die DGB-Funktionäre weisen auf den Anti-Kriegstag der Gewerkschaften hin, der traditionell am 1. September begangen wird. Auf einer Veranstaltung wollen die Frankfurter deutlich machen, daß sie eine andere politische Position als der DGB-Vorsitzende vertreten. Das Thema lautet: "Gegen deutsche Kanonenpolitik in der Adria! Für eine internationale deutsche Friedenspolitik ohne Kampfeinsätze der Bundeswehr."
Auf scharfe Ablehnung stoßen Meyers Aussagen auch in der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden. Der Bundesvorstand äußerte die Ansicht, daß Meyer in dieser Frage nicht für den DGB und seine Einzelgewerkschaften gesprochen habe, sondern als SPD-Bundestagsabgeordneter. Seine Äußerungen seien "inhaltlich durch nichts gedeckt" und stünden in Widerspruch zu Positionen, wie sie die Gewerkschaften beispielsweise beim Golf-Krieg eingenommen hätten.
"Im Balkan entstehen heute neue Mini-,Staaten', die ihre Selbstbestätigung aus Infantilitäten schöpfen: eigene Währungen zu schaffen, Grenzpfähle einzurammen. Letztere besonders fest."
ski FRANKFURT A. M. Eine Abkehr der deutschen Währungshüter von ihrer Hochzinspolitik ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger läßt keinen Zweifel daran, daß sein Haus weiterhin äußerst besorgt ist über die Entwicklung von Geldmenge und Preisen. Die massiven Vorwürfe wegen des restriktiven Kurses der Notenbank vor allem nach der jüngsten Diskonterhöhung, so Schlesinger im Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten, nehme er zwar durchaus ernst; er handele nicht nach dem Motto "Ohren zu und durch". Konsequenzen will man aus der teilweise vernichtenden Kritik aber offenbar nicht ziehen. Schlesinger: "Wir betreiben keine antizyklische Konjunkturpolitik, sondern Stabilitätspolitik mit längerfristigem Horizont." Er macht allerdings deutlich, daß die Währungsbehörde die Geldpolitik "aus heutiger Sicht" nicht durch eine weitere Anhebung auch des Lombardsatzes erneut verschärfen will.
Der Rückgang der westdeutschen Teuerung von 4,3 auf 3,3 Prozent im Juli ist für Schlesinger kein Grund zur Beruhigung, da diese Entwicklung auf dem statistischen Basiseffekt beruhe. Auf die saisonbereinigte Jahresrate hochgerechnet seien die Lebenshaltungskosten in den vergangenen sechs Monaten um vier Prozent oder sogar etwas mehr gestiegen. Auch bei den Lohnkosten sieht der Bundesbankchef keine Entlastung. Vielmehr gebe es für das nächste Jahr schon "schlimme Markierungen", vor allem die für Juli vereinbarte Anhebung der tariflichen Einkommen im ostdeutschen öffentlichen Dienst auf 80 Prozent des West-Niveaus. "Insofern hat sich da bisher nichts getan", meint Schlesinger, der diese Aussage auch auf die schon für 1993 ausgehandelte Lohnerhöhung von drei Prozent in der Metallindustrie bezieht. Dabei müsse die Arbeitszeitverkürzung berücksichtigt werden, und das bedeute auf Stundenlohnbasis insgesamt eine Anhebung um 5,5 bis sechs Prozent. Der oberste Hüter der Mark verweist außerdem auf den Preiseffekt der Anfang nächsten Jahres steigenden Mehrwertsteuer.
Auch was die monetäre Lage angeht, sieht die Bundesbank "keine Veranlassung", von ihrer Analyse abzugehen, daß sich Deutschland "in einer Periode mit außerordentlicher Ausweitung der Geldmenge und der Kredite" befinde. Ungeachtet diverser Sonderfaktoren wie der enormen Expansion der zinsattraktiven Termineinlagen hält die Währungsbehörde dabei die umfassende Geldmenge M 3 (in der solche Anlagen enthalten sind) nach wie vor für den richtigen Indikator. Und auf der Kreditseite müßten die Ausleihungen in der Ex-DDR gesamtwirtschaftlich betrachtet werden, selbst wenn sie "noch so guten Zwecken" dienten: Ihr Volumen müsse sich im Rahmen der Ersparnisbildung halten, damit inflationäre Tendenzen nicht unterstützt werden.
Über die deutsche Konjunktur hat die Bundesbank kein klares Bild. Im ersten Halbjahr, so Schlesinger, dürfte einem schwachen Wachstum im Westen ein stärkeres im Osten gegenübergestanden haben, aber "definitiv ist weder das eine noch das andere". Obwohl die Impulse derzeit "nicht kräftig" seien, wie der Zentralbankchef einräumt, hält er 1992 ein reales Wirtschaftswachstum von etwa zwei Prozent in Deutschland für möglich.
Der Zentralbankrat hat jetzt über die Standorte der von November an für mehrere Bundesländer zuständigen Landeszentralbanken (LZB) entschieden. Erwartungsgemäß sollen die BundesbankHauptverwaltungen mit erweiterter regionaler Zuständigkeit in Hamburg (für Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein), Hannover (Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt), Berlin (Berlin und Brandenburg), Mainz (Rheinland-Pfalz und Saarland) sowie eine neue LZB in Leipzig (Sachsen und Thüringen) sitzen. Außerdem wurden die Vizepräsidenten aus dem Kreis der bisherigen örtlichen Stellvertreter bestimmt. Über die LZB-Präsidenten müssen sich zunächst die betroffenen Bundesländer einigen.
Konsequente Sanktionen, gegen Serbien und Kroatien sowie gegen den Blockade- brecher Griechenland, empfiehlt der Kölner Südosteuropa-Experte Wolf Oschlies anstelle "sinnloser Blauhelm-Einsätze". Bemerkungen zu Grenzziehungen in Ex-Jugoslawien auf Seite 5.
BAD NAUHEIM. Unbekannte stahlen am Mittwoch zwischen 8.30 Uhr und 9 Uhr ein Rennrad im Wert von 1200 Mark. Das Fahrrad war in der Hauptstraße vor der Kellertür eines Mehrfamilienhauses abgestellt gewesen. Das rot-weiße Rennrad ist ein Massa-Modell und mit einer 15-Gang-Schaltung ausgerüstet.
JOSEF HOLODA, Ortsgerichtsschöffe von Eppstein, feiert heute sein 50jähriges Jubiläum im öffentlichen Dienst. Der 64jährige, seit 31. August 1986 Pensionär, hatte 1942 als Postbeamter begonnen. Mitglied des Ortsgerichts der Burgstadt ist er seit 1972. Außerdem war der Sozialdemokrat von 1970 bis 1976 Gemeindevertreter in Vockenhausen und von 1977 bis 1981 Stadtverordneter, um nur einige seiner zahlreichen Ehrenämter zu nennen. 1985 wurde er mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet. Jetzt kommt, vom Direktor des Königsteiner Amtsgerichts überreicht, noch eine Ehrenurkunde des Ministerpräsidenten hinzu. pms
MAINTAL. Auch die DKP wehrt sich gegen die hohen finanziellen Belastungen im sozialen Bereich und ruft deshalb zur Teilnahme an der Demonstration des DGB und des Stadtelternbeirates für heute, 10.30 Uhr, auf.
Neben der Erhöhung der Gebühren für Kindertagesstätten müßten nun die Mieter von Sozialwohnungen auch noch mehr bezahlen. Die Erhöhung der Instandhaltungs- und Verwaltungspauschale sei eine "verschleierte Form der Mieterhöhung". Leidtragende seien einmal mehr die geringer Verdienenden und Familien mit Kindern. gf
MÖRFELDEN-WALLDORF. Einen Gottesdienst im Gedenken an den Atombombenabwurf am 9. August 1945 auf die japanische Stadt Nagasaki wird am Sonntag, 9. August, ab 10 Uhr in der evangelischen Kirchengemeinde Walldorf begangen. In das Programm mit einbezogen sind die Kinder und Jugendlichen aus dem weißrussischen Bychow, die sich zur Zeit in Mörfelden-Walldorf von den Strahlenfolgen der Atomreaktorkatastrophe von 1986 in Tschernobyl erholen.
Beim Atombombenabwurf amerikanischer Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg waren in Nagasaki 25 000 bis 75 000 Menschen ums Leben gekommen. Drei Tage zuvor war Hiroschima bombadiert worden. lis
BAD NAUHEIM. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag schlugen Unbekannte in der Hauptstraße von Bad Nauheim die äußere Scheibe eines Doppelglasfensters von einem Geschäft ein. Nach Polizeiangaben entstand durch diese Straftat ein Schaden in Höhe von 300 Mark.
FRANKFURT A. M., 7. August (FR). Am Samstag heiß, im Westen und Süden abends einzelne Gewitter, sagt das Wetteramt vorher. Am Sonntagnachmittag kräftige Gewitter im Westen. Tageshöchsttemperaturen an beiden Tagen zwischen 30 und 35, im Süden auch 37 Grad. Aussichten: Am Montag Temperaturrückgang und Regen. (Siehe auch Lokalteil)
KÖNIGSTEIN. Vier Herrenanzüge vermißte die Verkäuferin eines Herrenmodegeschäftes in der Hauptstraße, nachdem am Donnerstag zwei Kunden den Laden verlassen hatten. Die beiden Männer hatten einen bekannten Trick gebraucht: Einer verwickelt die Verkäuferin in ein Gespräch, der andere bringt derweil die Beute an sich.
BAD HOMBURG · FRIEDRICHSDORF · BAD HOMBURG · FRIEDRICHSDORF
HÖCHST. "Auf vier bis sechs Wohnungen sind die doch nicht scharf. Die reagieren nur, wenn einer gleich 300 Einheiten hinstellt." Peter Speckhardt ist sauer und kann die Stadt "angesichts großer Wohnungsnot" gar nicht verstehen. Auf seinem Grundstück in der Konrad-Glatt- Straße 8 wollte der Bauunternehmer ein Gebäude hochziehen, in dem eine Praxis und fünf Wohnungen Platz finden sollten. Doch statt dreier Stockwerke ist Speckhardt jetzt gerade mal ein Geschoß genehmigt worden, zudem darf er den Dachboden ausbauen. Und erlaubt wird lediglich eine gewerbliche Nutzung. "Ein Schandfleck wird beseitigt" "Wegen der im Süden des Geländes auf einem Damm verlaufenden Bundesbahnstrecke" sei eine Wohnbebauung ohnehin nicht vertretbar", schrieb ihm Stadtrat Martin Wentz (SPD) bereits im Dezember vergangenen Jahres."
Doch Bauherr Speckhardt gab nicht auf und schob im Disput mit dem Bauamt neue Argumente nach. Daß er mit seinem Projekt auf dem Grundstück "einen Schandfleck" beseitige, bestätigten selbst Ortsbeiräte wie Norbert Wildhirt von der SPD. Die heruntergekommene Kneipe "Rübezahl" auf dem Gelände war bis zu ihrer Schließung vor zwei Jahren berüchtigter Treffpunkt der regionalen Neonazi-Szene um den inzwischen verstorbenen Michael Kühnen.
Peter Speckhardt präsentierte dem Planungsamt vor allem Schreiben seiner beiden unmittelbaren Nachbarn in der Konrad-Glatt-Straße. "Die sind alle bereit, nachzuziehen und ebenfalls Wohnungen zu bauen." Speckhardts Architekt lieferte dazu denn auch gleich einen schmucken Entwurf. Auf dem Areal Konrad-Glatt- Straße 6, auf dem eine alte Tankstelle steht, könnten neun Wohnungen geschaffen werden. Links neben Speckhardts Grundstück könnte die alleinstehende Garage verschwinden, und so bestünde die Möglichkeit, noch einmal sechs Einheiten zu bauen.
Argumente, die die Behörde nicht beeindruckten. "Planungsrechtlich ist das eine Fläche für Bahnanlagen", argumentiert Dierk Hausmann vom Amt für kommunale Gesamtentwicklung. Wieso die Grundstücke überhaupt bebaut werden durften, sei nicht mehr nachvollziehbar.
Glück für Bauherr Peter Speckhardt. Denn: Nur weil auf dem Grundstück bereits die Kneipe stand, darf er jetzt eingeschossig bauen. Immerhin profitiert auch in den Augen Dierk Hausmanns das Straßenbild davon: "Der verwahrloste Bereich bekommt damit jetzt ein ordentliches Gesicht."
Die Bundesbahn, so hat Speckhardt erfahren, würde auch einer mehrstöckigen Bebauung zustimmen. Allerdings weist die DB-Direktion daraufhin, daß durch den Eisenbahnbetrieb Erschütterungen, Abgase und Funkenflug entstehen. Ansprüche auf Entschädigungen oder Schutzmaßnahmen gegenüber der Bahn könnten die Anwohner aus diesem Grund nicht geltend machten. Vom Bauherrn seien zudem Vorkehrungen zum Schutz vor Immissionen einzuplanen.
Auflagen, die Speckhardt erfüllen würde, wenn die Stadt ihn nur Wohnungen mit mehreren Stockwerken bauen ließe. Doch im Planungsamt will man sich Optionen für die nähere Zukunft offen halten. Der S-Bahn-Ast nach Sossenheim führt derzeit nur eingleisig an der Glatt- Straße entlang. Hausmann: "Stehen die Wohnungen auf dem Moha-Gelände und dem Areal der Michael-Barracks, könnte ein zweites Gleis notwendig werden." Der Bahndamm müßte auf Kosten der Grundstücke verbreitert werden.
Eine Überlegung, die auch im Bolongaropalast auf Zustimmung stößt. Der Ortsbeirat, so SPD-Fraktionschef Wildhirt, habe schon mehrere Anträge verabschiedet. "Wir wollen ja, daß die Menschen in die S-Bahn umsteigen. Und da braucht es dann auch vernünftige Fahrzeiten." Zur Zeit pendele die S-Bahn auf einem Gleis nur etwa im Dreiviertel-Stunden-Takt über Sossenheim Richtung Bad Soden.
Kommt das zweite Gleis nicht, sei auch eine einheitliche Bebauung der Konrad- Glatt-Straße denkbar, erklärte Hausmann. Voraussetzung dafür: Der gültige Bebauungsplan wird geändert. Das aber kann Jahre dauern.
Für diesen Fall hat Speckhardt auf Anraten des Planungsamtes schon mal "vorgebaut". Das Fundament des künftigen Praxisgebäudes in der Konrad-Glatt-Straße 8 ist so ausgelegt, daß später aufgestockt werden kann.
has FRANKFURT A. M. Für die Entscheidung der Verbraucher Initiative, einen Sitz im Kuratorium der Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD) anzunehmen (siehe auch FR vom 30. Juli), haben die Grünen im Bayerischen Landtag "kein Verständnis". Die Abgeordnete Tessy Lödermann bittet in einem Brief an die Konsumenten-Organisation deshalb, sie solle den Beschluß "noch einmal überdenken", weil er sich fatal für "alle Müll- und Umweltinitiativen" auswirke, die sich derzeit bemühen, daß das "untaugliche DSD-System eingestellt wird und keine weitere Unterstützung der Kommunen erfährt". Unter der Regie der Duales System Deutschland wird versucht, auf privatwirtschaftlicher Ebene ein bundesweites Entsorgungsprojekt für gebrauchte Einwegverpackungen aufzubauen.
Die Fraktionssprecherin der Grünen im Landtag moniert, es sei offensichtlich, daß die Gesellschaft DSD "nach ihrer letzten Werbekampagne, die ein Schlag ins Wasser war", nun versuche, politischen Parteien, Verbraucher- und Umweltschutzverbänden "ihre Samtpfötchen anzubieten, während sie hinterrücks die Krallen nach den Mehrwegsystemen ausstreckt". Mit Abfallvermeidung habe die DSD jedoch nichts zu tun. Diesem Anliegen komme sie auch nicht mit einem "beratenden Feigenblatt-Kuratorium" näher. Die Verbraucher Initiative müsse wissen, daß sie in dem Gremium mit seinen 19 Sitzen "als Aushängeschild mißbraucht" werde und damit ihrem "eigentlichen Ziel", dem Verbraucherschutz, schade. Bei einer "willkürlichen Meinungsbrüderschaft", wie sie laut Lödermann die Konsumenten-Organisation mit der DSD und daher mit Industrie und Handel eingegangen ist, seien die Grünen in Bayern jedenfalls "nicht dabei".
JOHANN A. WONDRA wurde zum neuen Präsidenten des Friedrichsdorfer Tempels der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" berufen. Er tritt die Nachfolger von Edwin Q. Cannon an. Wondra hat das Amt zum 1. August übernommen.
Der gebürtige Wiener und Doktor der Philosophie war zuletzt als künstlerischer Generalsekretär des Wiener Burgtheaters tätig. Daneben diente er seiner Kirche in zahlreichen Ehrenämtern.Radfahrer beim Überholen gestreift
KÖNIGSTEIN. Mit einem Rennrad strampelte ein Radfahrer am Donnerstag gegen 17.25 Uhr auf der Bundesstraße 8 Richtung Glashütten. Dabei kam er, wie die Polizei berichtete, nach links bis zum Mittelstreifen, als ihn gerade ein Auto überholte. Es kam zu einer seitlichen Kollision, berichtete die Polizei. Der Mann stürzte und verletzte sich. w
Eine Woche vor dem Start der Fußball- Bundesliga ist es interessant, einmal einen Blick auf die Summen zu werfen, die von den Werbepartnern der Klubs ausgegeben werden, um das Rennen in der Gunst des Publikums, sowohl in den Stadien als auch vor den Fernsehschirmen, zu gewinnen.
Geld-Spitzenreiter ist nach wie vor der FC Bayern München, der von der Rüsselsheimer Autoschmiede Opel fünf Millionen Mark auf das Konto überwiesen bekommt; Schlußlichter (unter einer Million Mark) sind der VfL Bochum, Dynamo Dresden, der 1. FC Nürnberg und Wattenscheid 09. Unbekannt sind die Beträge, die vom Chemiegiganten Bayer in die Mannschaften von Leverkusen und Uerdingen gepumpt werden. Ohne die Zuschüsse von Bayer kommen immerhin allein über 28 Millionen Mark zusammen. Ein wirklich erklecklicher Batzen, ohne den Bundesliga-Fußball kaum noch denkbar ist.
Interessent sind auch die Namen der Unternehmen, die sich in der Bundesliga auf diese Weise engagieren. Die Palette reicht von Opel bis zum Lotto-Service Faber und dem Zeitungsverlag "Neue Zeit" in Dresden. Banken, Versicherungen und Elektronik-Konzerne zählen ebenso zu den Sponsoren wie Milchprodukt-Hersteller und Bekleidungs-Fabrikanten.
Die Summen, die hier investiert werden, stehen in krassem Gegensatz zu der Hartleibigkeit, mit der manche der gleichen Firmen, Anfragen zur Unterstützung aus dem Amateurbereich abschmettern. Damit wird deutlich, daß Sport-Sponsoring längst jeden Anflug von Mäzenatentum, das in den Anfangsjahren noch eine Rolle spielte, verloren hat und einzig und allein nach dem möglichen Werbeeffekt und den Sendeminuten im Fernsehen schielt.
Das ist auch gut so, weil sich auf diese Weise klare partnerschaftliche Verhältnisse herausgebildet haben, bei denen es am Ende nur noch auf Effektivität ankommt. Damit wird auch weitgehend vermieden, was im sogenannten Amateurbereich immer noch Usus ist, daß nämlich der Geldgeber versucht, sich in die sportlichen Belange einzumischen oder auf andere Art Einfluß auf den Verein zu nehmen. Trotzdem wäre es für den Sport insgesamt gut, wenn sich Groß-Sponsoren aus der Wirtschaft zur Aufgabe machen würden, in bescheidenem Umfang auch jene Sportarten zu unterstützen, bei denen keine Gegenleistung in Form von Werbung zu erwarten ist. In einigen Fällen wird das erfreulicherweise schon praktiziert, in anderen gibt es noch Nachholbedarf. KURT RAPP
KRONBERG. Sechs Fahrraddiebstähle wurden bei der Polizei angezeigt. Die Drahtesel, zumeist wertvolle Mountainbikes, standen an einer Garage in der Schiffstraße in Schönberg, am Weg zum Gemeindezentrum Oberhöchstadt, an der Altkönigschule, in der Burgerstraße, auf dem Parkplatz am Waldschwimmbad und in der Ziegelhütte in Oberhöchstadt. w
Samstag/Sonntag, 8./9. August
Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: Sa., 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Tanzetage, Hamburger Allee 45: Sa./So., 21 Uhr, 7. Freies Tanzpodium Frankfurt.
Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: Sa./So., 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.
Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: Sa., 15 Uhr & 22 Uhr, "Der Bär" (Puppentheater inspiriert durch Musik von Haydn); Sa., 20.30 Uhr, Haydn-Fest - Liederabend; So., 20.30 Uhr, Hadyn-Fest - Violinsonaten.
Schauspielgruppe Traumfabrik, 41 70 91: So., 17 Uhr, "Strawinsky's Traum" (Premiere); Bornheimer Hang / Panoramabad.
Paluna Varieté, Tel. 42 54 35: Sa./So., 20.30 Uhr, Tourneevarieté; Konstablerwache. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Conexion Latina feat. Nicky Marrero.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, New Deal; So., 19.30 Uhr, Life Is Not a Party.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzalés, So., 15.30 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Main River Band; So., 19 Uhr, Biber Herrmann.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, La Gaditana; 19 Uhr, Sevillañas.
Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, John Hopkins; So., 22 Uhr, Piano George.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Monster Magnet.
Summertime Festival: So., 11 Uhr, Rothengrund Art Ensemble, Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 11 Uhr, Red Hot Hottentots, Burggraben Höchst.
Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Egerländer Blaskapelle Rodgau, Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).
Palais Osthafen, Daimlerstr./Schielestr.: Sa., 22.30 Uhr, Dancefloor - 'J' The Jammer; So., 20 Uhr, Atemlos Festival - Kick '92.
Tanzetage, Hamburger Allee 45: Sa./So., 21 Uhr, 7. Freies Tanzpodium.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Lyrik mit Piano.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Musikverein Gräfenhausen; So., 15.30 Uhr, Musik Alive Choir Kirchener Ontario/Canada.
Stadtkirche Alt-Höchst, Welcher-Leverkuserstr.: So., 18 Uhr, Orgelkonzert Karin Rothenberger. Chorgemeinschaft "Liederlust" Bergen-Enkheim: Sa., 18 Uhr, Farmanlage Geflügelzuchtverein, Jean-Kempf-Weg.
Cyriakuskirche, Rödelheim, Auf der Insel: Sa., 18 Uhr, Konzert für Violoncello & Orgel.
Festeburgkirche, An der Wolfsweide 54-58: So., 11.30 Uhr, Orgelkonzert. Vorträge / Diskussionen Indisches Kulturinstitut, Kasseler Str. 1 a: Sa., 15.30 Uhr, Vortrag "Frauen als Autorinnen - Frauen als Heldinnen der modernen indischen Literatur". Museen / Führungen Städel, Dürerstr. 2: Führungen in der Gemäldegalerie, Sa., 11 Uhr, zum Thema "Malerei des Barock" und So., 11 Uhr, zum Thema "Der französische Impressionismus" sowie Sa., 15 Uhr, So., 11 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Richard Diebenkorn - Retrospektive".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Zahlen und Buchstaben in Werken zeitgenössischer Kunst".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: So., 14 Uhr, Führung zum Thema "Jüdisches Leben".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Die frühchristliche Wallfahrt zum Heiligen Menas: Funde aus Abu Mena". Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 29: So., 12 Uhr, Führung zum Thema "Keramik aus China und Japan".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Fremdes Gold".
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53: So., 15 Uhr, Führung zur Sonderausstellung "Die Künstlerpostkarte", danach Zeichenwerkstatt für Jugendliche & Erwachsene.
Senckenbergmuseum, Senckenberg-Anlage 25: So., 10.30 Uhr, allgemeine Führung durch die Schausammlung.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was-Wann-Wo". Filme/Kino JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Die weiße Rose".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil, Seite A 4. Wanderungen / Rundgänge Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (KV Ffm): Sa., 17 Uhr, Vogelkundliche Wanderung Niddatal; Treffpunkt Praunheimer Brücke.
Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: So., 6.30 Uhr, Vogelkundliche Wanderung Ried & Berger Hang; Treffpunkt Parkplatz Enkheimer Sportplatz.
Stadtwald-Verein: So., Tageswanderung Wetterau; 7.45 Uhr, Abfahrt Südbahnhof/Diesterwegplatz. Deutscher Alpenverein: So., Wanderung Südliche Röhn; 7 Uhr, Abfahrt Paulsplatz.
Schwäbischer Albverein: So., 8 Uhr, Taunus- Wanderung Niederselters, Treffpunkt Stadtbad Mitte.
Verein für Geschichte & Landeskunde: Sa., 14 Uhr, Stadtspaziergang "Auf den Spuren Goethes"; Treffpunkt Affentorplatz am Affenbrunnen. Frankfurter Stadt- & Gästeführer: Sa./So., 15 Uhr, Stadtrundgang, Treffpunkt Justitiabrunnen Römerberg. Feste Bornheim: Sa., 17 Uhr, Eröffnung Bernemer Kerb mit Festzug, Wetteraustraße; So., Kerbezentrum "Weiße Erde", Inheidener Straße.
Römerberg: Sa., 14.30 & 17.30 Uhr, Open-air- Festival "Mode made in Frankfurt".
Festhalle Frankfurt, Messegelände, Tel. 29 66 44: Sa., ab 10 Uhr, Kinderfestival.
Omen, Junghofstr.: Sa., 22 Uhr, Twin Peaks Film Party.
Mampf, Sandweg 64: Sa., ab 14 Uhr, Straßenfest "20 Jahre Mampf".
Sozialzentrum Marbachweg: Sa., 14 bis 19 Uhr, Sommerfest, Dörpfeldstraße 6.
Junge Union Frankfurt-Nord: Sa., 16 Uhr, Sommerfest, Grillplatz Homburger Landstraße.
SPD-Ortsvereine Nordweststadt I und II: Sa., 15 bis 18 Uhr, Sommerfest, Schüttgrabenstraße.
AW Frankfurter Berg: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Kleingartengelände "Miquel" am Ginsterweg. SPD-Ortsverein Eschersheim: Sa., 14 bis 18 Uhr, Kinderfest, Sportplatz TSG 51, Niedwiesenstraße. SPD-Ortsverein Kalbach: Sa., 14 Uhr, Stadtteil- und Kinderfest, Turnhalle Am Grubweg 6.
TC Nieder-Eschbach: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Kleingartengelände Homburger Landstraße. Kleingärtnerverein Eschersheim: Sa., 15 Uhr, und So., 10 Uhr, Sommerfest, Anlage Nußzeil.
Musikverein Harheim: Sa., 20 Uhr, Altstadtfest und Weinabend, So., 11 bis 17 Uhr, Frühschoppen und Kinderfest, Winkelgasse 13.
Heimatclub Goldstein: Sa., 14 Uhr, und So., 11 Uhr, 60 Jahre Goldsteinsiedlung, Straßenfest, Am Wiesenhof.
"Flößerviertel" Oberrad: Sa., 15 Uhr, Straßenfest, Wasserhofstraße.
Kleingärtnerverein Waldfried: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Anlage Goldsteinstraße.
Kleingartenverein Rosisten: Sa. und So., 10 Uhr, Sommerfest, Ziegelhüttenweg, Anlage 2.
Kleingärtnerverein 1893 Niederrad: Sa., 12.30 Uhr, und So., 10 Uhr, Sommerfest, Anlage Goldsteinstraße. SPD-Bergen-Enkheim: So., 10.30 Uhr, Schelmfest, Kleingartenanlage "Möllers Wäldchen". Kinder- und Schülerladen Fechenheim: Sa., 13 Uhr, Straßenfest, Mühlheimer Straße.
Kleingärtnerverein St. Gallus: Sa., 16 Uhr und So., 10 Uhr, Sommerfest, Mainzer Landstraße 478.
Frankfurter Behinderten-AG: Sa., 14 Uhr, Sommerfest, Auguste-Oberwinter-Haus, Burgfriedenstraße 7.
Jugendfeuerwehr Rödelheim: Sa., 10 bis 16 Uhr, Feier des 10jährigen Bestehens, Hof der Firma Leiß, Alt-Rödelheim 2.
Bistro Nr. 3: Sa., 14 Uhr, Straßenfest, Alt-Rödelheim (zwischen Reichsburg- und Assenheimer Straße).
Kleingartenverein Gartenfreunde 1947: Sa., 14 Uhr und So., 10 Uhr, Sommerfest, Gallus, Am Römerhof 11 (Rebstockpark).
Kleingärtnerverein Feldbergblick: Sa., 19 Uhr, Sommerfest, So., 14 Uhr, Kinderfest, Ginnheimer Stadtweg (Europaturm).
Kleingartenverein Taunusgärten: Sa., 15 Uhr, Gartenfest, Anlage 6, Rödelheimer Landstraße.
Kleingartenverein Am Schönhof: Sa., 15 Uhr und So., 10 Uhr, Gartenfest, Vereinsanlage, Breitenbachstraße.
Kleingartenverein Westend: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Anlage 1a, Niederräder Eisenbahnbrücke (Zufahrt von der Gutleutstraße).
Kleingartenverein Kuhwald: Sa., 16 Uhr, Gartenfest, Anlage im Schreberweg.
Praunheimer Bürgerverein: Sa., 14.30 Uhr bis So., 23 Uhr, Zehntscheunenfest, Graebestraße. Sportliches Aktion Kirchplatz: Sa. und So., 14 Uhr, Sommerfest mit Fußballturnier, Bockenheim, Kirchplatz 8.
Turnerschaft 1856 Griesheim: So., 9 Uhr, 1. Griesheimer Trimmathlon, Start: Bad des Wassersportvereins Westend, Am Neufeld, Ziel: Sportanlage Bingelsweg.
Hockey-Club Schwarz-Orange Fechenheim: Sa., 13.30 Uhr, und So., 9.30 Uhr, Turnier, Birsteiner Straße; Sa., 19 Uhr, Feier zum 70jährigen Bestehen, Melanchthon-Haus, Pfortenstraße 42-44.
TG 1860 Bornheim: Sa., 14 Uhr, Eröffnung Fitneßcenter, Berger Straße 294.
Squash Life Riederwald: Sa., 10 Uhr und So. 11 Uhr, Squash Yard Party, Friesstraße 1-3. Sonstiges Pflegeheim Bockenheim: Sa., 15 Uhr, Vernissage "Malen in der Natur", Pflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7.
Kleintierzuchtverein Heddernheim und Geflügelzuchtverein 1902: Sa., 14 Uhr, Jungtierschau, Farmgelände Zeilweg.
Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler Moenus 1911: So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff, Saalburgstr. 17.
Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen. Märkte / Basare Kulturwochen im Gallus: So., 13 bis 17 Uhr, Kinderbasar und Fest, Günderrodeschule, Hufnagelstraße 25.
Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstablerwache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.
Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken
Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr, bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke an der Hauptwache, Schillerstraße 2-4, Tel. 28 48 35; Bahnhof-Apotheke, Münchener Straße 60, Tel. 23 29 05; Erlen-Apotheke, Alt-Erlenbach 59, Tel. 0 61 01 / 4 46 75; Europa-Apotheke, Nordweststadt, Hammarskjöldring 73 b, Tel. 57 86 26; Insel-Apotheke, Rödelheim, Rödelheimer Landstraße 143, Tel. 78 72 74; Kant-Apotheke, Berger Straße 49, Tel. 49 59 90; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Str. 1, Tel. 39 66 41; Mendelssohn-Apotheke, Mendelssohnstraße 56, Tel. 74 25 43; Neue Apotheke, Preungesheim, Weilbrunnstraße 5, Tel. 5 48 19 59; Spessart-Apotheke, Fechenheim, Pfortenstraße 26, Tel. 41 56 57; Textor-Apotheke, Sachsenhausen, Textorstraße 11, Tel. 62 33 94. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Bock-Apotheke, Leipziger Straße 71, Bockenheim, Tel. 77 94 13; Dornbusch- Apotheke, Eschersheimer Landstraße 240, Tel. 5 60 14 33; Elch-Apotheke, Griesheim, Zum Linnégraben 18, Tel. 39 46 19; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Greif-Apotheke, Waldschmidtstraße 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt-Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann-Straße 6, Tel. 57 02 14; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstraße 50, Tel. 25 23 43. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)
Tierarzt Bernd Geyer, Sprendlinger Landstr. 38, Offenbach, Tel. 64 84 92 53; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
cri FRANKFURT A. M. Die Sparten Öl und vor allem Chemie bereiten dem Veba-Konzern wenig Freude. In seinem Zwischenbericht für das erste Halbjahr bezeichnet der Vorstand die Ertragslage in diesen Geschäftsfeldern als "unbefriedigend". Konkret stand in der Chemie ein nicht näher bezifferter Verlust zu Buche, und der Beitrag des Öls blieb "deutlich" hinter dem "außergewöhnlich guten Ergebnis" des ersten Semesters 1991 zurück. Dieses sei jedoch durch den "Sonderfaktor" Golf-Krise begünstigt worden. Die jüngsten Einbußen in diesen zwei Segmenten müssen relativ happig sein. Denn trotz florierender Geschäfte in den anderen Sparten - darunter eine "besonders erfreuliche" Ertragslage bei Handel, Verkehr und Dienstleistungen - schrumpfte der Konzernüberschuß im ersten Halbjahr um 8,5 Prozent auf 364 Millionen Mark. Verantwortlich für die Entwicklung in den beiden Problemzweigen macht die Veba den "zunehmenden Margendruck" im Mineralölgeschäft und die "anhaltend schwache" Nachfrage in der Petrochemie sowie den allgemein schärferen Wettbewerb. Auch in den verbleibenden Monaten bis Ultimo erwartet das Management in diesen Sparten "keine nennenswerte Ergebnisverbesserung".
Der Umsatz kletterte von Januar bis Juni um gut zwölf Prozent auf 33,5 Milliarden Mark. Bereinigt um das erstmals einbezogene Speditionsunternehmen Schenker sprang ein Plus von drei Prozent heraus. Ende Juni beschäftigte die Veba weltweit rund 131 000 Männer und Frauen.
Statt Konzession flatterte Schließungsverfügung in den Schwanen Nachbarn gegen Gartenlokal Vorerst noch geöffnet Von Eva Schultheis OBERURSEL. Das Gartenlokal der alteingesessenen Oberurseler Gaststätte "Zum Schwanen" wird vorläufig offen bleiben, obwohl die Stadt per Sofortvollzug die Schließung angeordnet hatte. Der Rechtsanwalt des Schwanen-Wirts, Jürgen Ronimi, stellte am Donnerstag beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) einen Antrag auf Aufhebung des Sofortvollzugs. "Der VGH hat den Antrag an die Stadt Oberursel weitergeleitet und dazugeschrieben, man gehe davon aus, daß bis zur Stellungnahme der Stadt die Schließung ausgesetzt werde", sagte Ronimi am Freitag der FR. "Der zuständige Sachbearbeiter bei der Stadt hat mir heute morgen bestätigt, daß man solange nichts unternimmt." Vor einer Woche flatterte dem Schwanen-Wirt Heinz Wentzell das Nutzungsverbot für sein Gartenlokal ins Haus - Höhepunkt eines seit vielen Jahren schwelenden Streits mit den Nachbarn. Im oberen Teil des Hofes der fast 300 Jahre alten Gaststätte können im Sommer etwa 60 Gäste bewirtet werden. Wentzell wollte das Gartenlokal auf seinem Grundstück etwas weiter nach hinten verlegen und stellte dafür einen Konzessionsantrag bei der Stadt. Doch statt dessen erhielt der verblüffte Wirt das Verbot für das bestehende Gartenlokal. Er hätte dafür eine Baugenehmigung gebraucht, und die sei nie erteilt worden, beschied man ihm bei der Stadt.
"Das Gartenlokal existiert hier seit Urzeiten, und nie hat jemand etwas von einer Baugenehmigung gesagt", ärgert sich Gabi Mehler, Freundin von Wentzell und Mitarbeiterin des Lokals. Auch als Heinz Wentzell den "Schwanen" Ende der 70er Jahre übernommen habe, sei die Konzession anstandslos erteilt worden. Der Anwalt der Nachbarn habe nun ein Urteil gefunden, in dem für ein Gartenlokal mit Terrasse eine Baugenehmigung gefordert worden sei.
Bürgermeister Thomas Schadow bestätigte auf Anfrage, daß das von dem Anwalt der Nachbarn vorgelegte Urteil der Grund für das Nutzungsverbot war. Man habe den Sofortvollzug anordnen müssen, da die Nachbarn so "massiv" vorgegangen seien und mit einer Klage gedroht hätten. Die anderen Gartenlokale in Oberursel hätten gleichwohl keine Baugenehmigung und bräuchten diese auch nicht: "Die wird erst erforderlich, wenn sich die Nachbarn beschweren", sagte Schadow.
Rechtsanwalt Ronimi hält die Handlungsweise der Stadt für hanebüchen: "Das ist ja wie in Schilda", stöhnt er. "Um Tische und Stühle draußen aufzustellen, braucht man doch keine Baugenehmigung." Wenn die Stadt nicht locker lasse, so kündigte Ronimi an, werde man "durch ganz Oberursel ziehen" und alle Betreiber von Gartenlokalen anzeigen. "Dann können sie alle Lokale dichtmachen."Im Wortlaut: Chronisch Kranke und Behinderte Von Seehofer hart getroffen
16 Verbände chronisch kranker und behinderter Menschen, die insgesamt fast 2,1 Millionen Mitglieder zählen, haben sich in einer Resolution gegen wesentliche Teile des Gesetzentwurfs zur "Gesundheitsstrukturreform" von Bundesminister Horst Seehofer (CSU) gewandt. Sie kritisieren, daß das Gesetz wegführe vom Solidaritätsprinzip der Krankenversicherung und hin zur Mehrbelastung des einzelnen Kranken durch immer höhere "Selbstbeteiligung" an den Kosten. Sie trifft chronisch Kranke und Behinderte besonders hart. Die Resolution der dem Paritätischen Wohlfahrtsverband angehörenden Organisationen - darunter der VdK, die Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte, die Deutsche Rheuma-Liga und der Verband Selbsthilfe Körperbehinderter - hat folgenden Wortlaut:
Der frühere Trainer der uruguayischen Fußball-Nationalmannschaft, Omar Bienvenido Borras, ist wegen unerlaubtem Waffenbesitz am Flughafen von Madrid festgenommen worden.
Noch keine Hochzeit, aber schon ein "Kind" Mit Energietochter auf den Strommarkt Von Helmut Pomplun MAINTAL/OFFENBACH. Energiepolitik ist kompliziert. Sie wird noch komplizierter werden, auch in Maintal. Kaum hat die Stadt - in ihren Interessen vertreten durch die Maintal-Werke GmbH - zur Durchsetzung ihres energiepolitischen Konzeptes in der Energieversorgung Offenbach AG einen langfristigen Partner gefunden, ist schon ein "Kind" geplant, die Energiegesellschaft Maintal mbH. Nach der Maintaler Stadtverordnetenversammlung hat jetzt auch der Aufsichtsrat der EVO den Gesellschaftsverträgen zugestimmt. Das EVO-Führungs-Duo - Albert von Rockenthien und Landrat a. D. Dr. Friedrich Keller - brachte die Botschaft persönlich über den Main und erläuterte in einer Pressekonferenz Struktur und Zielsetzung des Unternehmens. Daß die Verbindung nicht Liebe auf den ersten Blick war, sondern eine beiderseits wohlüberlegte Entscheidung, wurde sozusagen nebenher bekannt. Auf Anfrage erklärte von Rockenthien, daß rund zwei Jahre über den Main hinweg verhandelt worden sei. Dazu betonte der EVO-Chef die Richtung: Maintal habe in Offenbach angeklopft.
Wen hat sich Maintal da an Land gezogen? Ein nordmainischer Zwerg - die Maintal-Wärme GmbH - ließ sich mit einem südmainischen Riesen ein. Aber nördlich des Mains - im Maintaler Stadtgebiet - behält der Zwerg das Sagen: In der neuen Maintal-Werke GmbH - Nachfolgeunternehmen der Maintal-Wärme GmbH - wird die Stadt Maintal als Mehrheitsgesellschafter beteiligt sein. Bei Gründung verfügt die GmbH über ein Stammkapital von 100 000 Mark. Daß Maintal nicht nur einen von der Zielsetzung her passenden, sondern auch einen starken Partner brauche, machten Bürgermeister Walter Unger und Erster Stadtrat Karl-Heinz Schreiber in ihren Funktionen als Geschäftsführer der neuen Maintal-Werke deutlich. Die Maintal-Werke haben bisher lediglich einen Angestellten (einen Ingenieur) und betreiben erst zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) in eigener Regie.
Die neue Partnerin EVO aber ist ein Querverbundunternehmen mit den Sparten Strom, Fernwärme und den Geschäftsbesorgungseinheiten Wasser, Straßenbeleuchtung, Signalanlagen. Durch Beteiligungen ist die EVO zudem in der Energieberatung, in der "Entsorgung" und in den Stadtwerken Langen GmbH engagiert. Stammaktionäre der EVO sind die Stadtwerke Offenbach GmbH (75 Prozent) und die Energieversorgung Offenbach Kreisbeteiligungsgesellschaft mbH (25 Prozent). Die EVO hat derzeit 626 Mitarbeiter und 42 Auszubildende. Sie verfügt über 35 Prozent Eigenkapital und schüttet seit ihrem Bestehen (1980) durchschnittlich über neun Prozent Dividende aus. Der Umsatz lag 1991 bei rund 400 Millionen Mark.
Das und anderes mehr trug Albert von Rockenthien selbstbewußt vor und sagte abrundend: "Energiesparberatung und Investitionen in alternative Energieanlagen sind für uns Selbstverständlichkeiten." Zehn Prozent des Stroms, den die EVO verteilt, produziert sie selbst, den Rest kauft sie bei den Rheinisch Westfälischen Elektrizitätswerken (RWE).
Für Maintal heißt das langfristig, daß im Stadtgebiet nicht mehr Strom von der Elektrizitäts Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) verbraucht wird, der die Stadt die Konzessionsverträge bereits gekündigt hat, sondern Strom von der EVO, sprich RWE. Auf die Frage eines Pressevertreters, wo denn bitteschön der umweltpolitische Aspekt bliebe, zumal RWE doch auch überwiegend Atomstrom vertreibe, korrigierte EVO-Mitarbeiter Dr. Günter Ludwig: "Die EAM kauft selbst bei PREAG mit über 50 Prozent Atomstrom. Bei RWE aber liegt der Schwerpunkt auf Braunkohle."
Doch auf diese Schiene wollten sich die Maintaler verständlicherweise nicht einlassen (wer mag schon alternativ für Braunkohle plädieren) und relativierten die Dimensionen. "Wir machen nur ganz kleine Schritte", sagte Walter Unger, "aber in eine andere Richtung."
Als Beispiel nannte er die geplante Energiegesellschaft Maintal mbH, die nur dazu dienen wird, das Baugebiet Stresemannstraße nicht nur mit Nahwärme aus einem BHKW, sondern auch mit Strom zu versorgen, was Maintal derzeit aufgrund des Vertrages mit der EAM eben noch nicht darf, wohl aber der neue Partner EVO.
ulf FRANKFURT A. M., 7. August. Der Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, Klaus Murmann, hat gefordert, daß die Wochenarbeitszeit verlängert wird. Die starre und zu kurze Arbeitszeit müsse besonders in den Klein- und Mittelbetrieben verlängert werden, sagte Murmann am Freitag in Köln. Er kündigte an, mit den Gewerkschaften im September darüber zu verhandeln. Längere Arbeitszeiten sollten den Industriestandort Deutschland attraktiver machen. "Wenn wir die Kosten nicht senken können, müssen die Maschinen länger laufen", sagte Murmann. "Freiwillig 40 oder 42,5 Stunden arbeiten" sei bei zusätzlicher Bezahlung attraktiver als 38,5 Stunden.
Auf Kritik der Gewerkschaften stieß die Forderung des FDP-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff, Löhne und Gehälter unter Tarif durch Betriebsvereinbarungen zuzulassen. Die IG Metall nannte den Vorschlag "nicht durchdacht und widersinnig". Entsprechende Forderungen waren von FDP-Seite früher nur für die neuen Bundesländer erhoben worden. Da Lambsdorff dies nun auch für die alten Länder vorgeschlagen habe, sagte IG- Metall-Sprecher Jörg Barczynski, sei bestätigt worden, was die Gewerkschaften vorausgesagt hätten: Der Osten sei als "Test" benutzt worden, um Hand an das Tarifrecht im Westen zu legen.
Nach Barczynski würden Lambsdorffs Vorstellungen zu einer "Atomisierung" der Tarifpolitik führen. Betriebstarifverträge hätten betriebliche Streiks zur Folge, die häufiger seien als bundesweite. Häufige Streiks aber machten den Industriestandort Deutschland nicht attraktiver - was Lambsdorff als Grund für seinen Vorstoß genannt hatte.
Die IG Bau-Steine-Erden rügte Lambsdorffs Ideen als "verantwortungslose Herumzündelei an der Tarifautonomie". IG-Bau-Vorsitzender Bruno Köbele sagte, in Deutschland würde "das Chaos ausbrechen", wenn Bezahlungen unter Tarif zugelassen würden. Der Arbeitgeberverband lehnte im Kölner Express Lambsdorffs Forderung ebenfalls ab. Ein Vorteil des jetzigen Systems sei es, daß während der Laufzeit der Tarifverträge Ruhe an der Tariffront herrsche. (Glosse Seite 3)
HOFHEIM. In vier bis sechs Wochen, spätestens aber in zwei Monaten können die 68 Jungen und Mädchen aus dem Kindergarten Langenhain in neue Räume einziehen, genauer: in Baucontainer. Die Stadt will sie für 14 000 Mark im Monat anmieten und unterhalb des Kindergartens auf einem kreiseigenen Grundstück aufstellen, was noch mal eine einmalige Summe von 49 000 Mark kostet.
Wie berichtet, war die Suche nach einer Ersatzunterkunft nötig geworden, weil eine zu hohe Formaldehyd-Konzentration die Luft des Kindergartens verseucht. Der Fertigbau muß daher abgerissen werden.
Rathaussprecher Ulrich Müller-Braun: "Die Interimslösung ist mit dem Landesjugendamt abgestimmt, das auch nichts gegen den Notkindergarten im Jagdhaus einzuwenden hat." Dort werden im Notbetrieb derzeit 17 Kinder betreut. Die übrigen 45 haben noch so lange Pause, bis die Container stehen.
Mit drei Gruppenräumen, einem Mehrzweckraum, Toilette, Küche und einem weiteren Raum für die Betreuer sind die Container nach Müller-Brauns Worten "viel netter, als man sich das vorstellt. Sie sind ist wirklich gar nicht so schlecht. Auch das Kindergarten-Team ist mit der Lösung einstweilen zufrieden." Zwei Jahre lang, so schätzt die Stadtverwaltung, werden die Jungen und Mädchen in den fahrbaren Gebäuden untergebracht bleiben. Um das Genehmigungs- und Bauverfahren für den Kita-Neubau zu beschleunigen, hat Bürgermeister Rolf Felix (CDU) vorgeschlagen, auf die fertigen und genehmigten Pläne des Kindergartens in der Bienerstraße zurückzugreifen. Der erste städtische Kindergarten Hofheims wurde am Steinberg gebaut. Müller-Braun: "Orientieren sich die Planer an ihm, geht die Sache in Langenhain wahrscheinlich wesentlich schneller über die Bühne."
Der Rathauschef ist verärgert darüber, daß das Bundesgesundheitsamt einer weiteren Nutzung der Kindergartenräume in Langenhain zugestimmt habe, obwohl die Formaldehyd-Werte dort doppelt so hoch lägen, wie die Richtwerte gestatten. Im Kindergarten Diedenbergen, wo ebenfalls hohe Formaldehyd-Konzentrationen gemessen wurden, plädiert allerdings auch Felix für die weitere Nutzung der Gruppenräume. Die Turnhalle indes bleibt dicht. Welche Zukunftslösung für diese Kita gefunden wird, muß das Stadtparlament entscheiden. pms
RÖDERMARK. Eßgestörte, an Magersucht leidende Frauen und Männer finden sich in einer Gesprächsgruppe der Elternschule der Arbeiterwohlfahrt zusammen, um sich gemeinsam mit ihren Eßproblemen auseinanderzusetzen. Unter fachlicher Anleitung soll versucht werden, dem immer wiederkehrenden Gedanken vom Essen/Nichtessen oder Essen/Erbrechen auf den Grund zu gehen. Ziel dieser Treffen soll es sein, aus der Isolation herauszufinden, einen Erfahrungsaustausch mit anderen Gruppenmitgliedern zu pflegen und im Essen nicht mehr den Hauptinhalt des Lebens zu sehen.
Ein vorbereitendes Treffen findet am Donnerstag, 20. August, von 17 bis 19 Uhr im Frauentreff in der Borngasse 29 in Urberach statt. Die Teilnahmegebühr von 140 Mark für zehn Treffen wird von den Krankenkassen bezuschußt. Weitere Informationen sind einer Broschüre zu entnehmen, die unter der Rufnummer 0 60 74 / 36 94 beim AW-Kreisverband angefordert werden kann. ttt
Tips und Termine · Tips und Termine
Wochenende
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Otto - Der Liebesfilm (Sa. und So.: 15, 17, 20 Uhr).
Panda-Kino: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (Sa. und So.: 15 Uhr); Wayne's World (Sa. und So.: 17, 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Unter Verdacht (Sa. und So.: 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Keine Vorstellung.
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Batman's Rückkehr (Sa. und So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (Sa. und So.: 15.30 Uhr); Basic Instinct (Sa. und So.: 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Batman's Rückkehr (Sa. und So.: 17.30 und 20.15 Uhr); Eiskalte Leidenschaft (Sa.: 22.30 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland" (Sa.: 14 bis 17 Uhr; So.: 10 bis 18 Uhr).
Galerie im Stadthaus: Zeichnungen und Radierungen von Ludwig Hesshaimer und Porträts und Skulpturen von Doris Weber (Sa. und So.: 11 bis 17 Uhr).
Kronberg. Galerie Satyra, Steinstr. 1: "Les Chants de Madoror", Gemälde von Bruno Griese (Sa.: 15.30 bis 19 Uhr). Samstag
Theater/Musik Oberursel. Kultur im Denkmal (KiD): "Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" mit Margrit Straßburger und Yoko Maeda, St. Johannes Kirche, Weißkirchen, Urselbachstraße, 19.30 Uhr.
Königstein. Open-Air-Festival auf der Burg mit "Leningrad Cowboys", "Eisberg- Duo" u. a., ab 17 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Versehrtensportgemeinschaft: Lagerfeuer am Peter-Schall-Haus, Stadtranderholung, ab 19 Uhr.
Rathausfest anläßlich des 150jährigen Bestehens des Gesangvereins Eintracht- Liederkranz Ober-Eschbach, ab 16 Uhr.
Oberursel. Sommerfest der DGB- Jugend, Königsteiner Str. 29, ab 15 Uhr.
Steinbach. Sommerfest des Kleingartenvereins "Im Wingert", ab 16 Uhr. Feste Bad Homburg. Sommerfest der ev. Kirche Gonzenheim, Gemeindehaus, 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Weinfest sowie Handwerker- und Kunsthandwerkermarkt auf dem Houiller Platz, ab 10 Uhr.
Oberursel. Obergassen-Fest ab 15 Uhr.
Mozartstraßenfest ab 16 Uhr.
Sonntag
Theater/Musik Oberursel. Jazz-Frühschoppen im Museumshof mit dem "Fehlgriff-Orchester", 11 bis 13 Uhr.
Kronberg. Jazz-Konzert im Rathaus- Park, 11 bis 13 Uhr. Parteien/Parlamente Steinbach. Politischer Frühschoppen der CDU, Ratsstuben, ab 11 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Rathausfest: 150 Jahre Gesangverein Eintracht-Liederkranz Ober-Eschbach, Altes Rathaus, ab 10 Uhr.
Usingen. 10jähriges Bestehen des BUND Usingen/Neu-Anspach, Bürgerhaus Eschbach, ab 11 Uhr.
Kronberg. UBG-Frühschoppen auf dem Bolzplatz oberhalb der Altkönigschule, 10.30 bis 14 Uhr.
Steinbach. Sommerfest des Kleingartenvereins "Im Wingert", ab 10 Uhr.
Feste Bad Homburg. Sommerfest der ev. Gemeinde Gonzenheim, Gemeindehaus, ab 10 Uhr.
Gemeindefest der ev. Kirche Ober- Eschbach/Ober-Erlenbach, Gemeindezentrum Am Holzweg, ab 10 Uhr
Friedrichsdorf. Weinfest sowie Handwerker- und Kunsthandwerkermarkt auf dem Houiller Platz, ab 11 Uhr.
Grävenwiesbach. Grillfest und Übergabe der neuen Tragkraftspritze, Grillhütte im Steinbruch Naunstadt, ab 10 Uhr.
Oberursel. Obergassenfest mit Frühschoppen, ab 10 Uhr. Jugendliche/Kinder Bad Homburg. Malfest am Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, für Kinder ab 6 Jahre, ab 15 Uhr. Sonstiges Friedrichsdorf. "Lateinamerikatag - 500 Jahre 'Entdeckung' Amerikas", Ev. Gemeindehaus, Taunusstr. 16, ab 16 Uhr.
Neu-Anspach. Tag der offenen Tür zur Eröffnung der Ev. Diakoniestation Usinger Land, Schubertstr. 3, ab 11 Uhr.
LANGEN. Der Zimmermann bat den lieben Gott um seinen Schutz, leerte das Apfelweinglas und zerdepperte es mit einem kühnen Wurf ins Innere des Hauses: Richtfest der fünften Grundschule in Langen. Sieben Millionen Mark wird der Bau der Schule insgesamt kosten. "Die Summe hat uns Probleme bereitet", sagte Landrat Josef Lach bei der Feier des Rohbaus am Freitag morgen.
Davon entfallen fünf Millionen allein auf den Bau, eine Million kommt für die Außenanlagen hinzu. Ein wenig überrascht war der Kreistag, als er mit diesen Zahlen konfrontiert wurde: Schließlich waren im Haushalt 1992 nur 2,655 Millionen Mark bereitgestellt, weitere zwei Millionen legte der Kreis im Nachtrag dazu. Zum Schuljahresbeginn 1993 / 94, so hofft der Landrat, können die ersten ABC- Schützen hier einziehen.
Der Neu-Isenburger Architekt Remo Gualdi erläuterte die Struktur der Grundschule. Umweltfreundliches Bauen sei ihm vom Kreis nahegelegt worden. Das beschränkt sich jedoch weitgehend auf die Wahl von Kalksandsteinziegeln, die auch in der Herstellung viel weniger Energie verbrauchen als die gebrannten Ziegel. Außerdem wird auf die Außenwand des gemauerten Schachtelbaus eine Holzverschalung aus einheimischen Hölzern gesetzt, die zur Wärmedämmung dient.
Eine Dreiteilung hatte Gualdi bei der Konzeption der Schule im Kopf: Vorn, parallel zur Zinkeisenstraße, erstreckt sich der eingeschossige Verwaltungstrakt mit Lehrerzimmern, Sekretariat und ähnlichem. Ein zweigeschossiger Teil mit Galerie, Mehrzwecksaal und Sonderräumen verbindet den vorderen Trakt mit dem dreigeschossigen Gebäudeteil, in dem die zwölf Klassenzimmer untergebracht sind. Vom Boden bis zur Decke ist Raum gelassen für riesige Fenster, die hier eingesetzt werden sollen. Alle Klassenzimmer sind, so Gualdi, nach Süden ausgerichtet, um - ebenfalls eine energiesparende Maßnahme - das volle Sonnenlicht einfangen zu können. Gualdi verspricht, daß es im Sommer nicht zu heiß wird in den Räumen: Dafür sollen spezielle Sonnenblenden sorgen. fra
FRIEDRICHSDORF. Wegen Gegenverkehrs mußte ein Autofahrer, der von der Köpperner Straße nach links in den Quellenweg einbiegen wollte, anhalten. Das nachfolgende Fahrzeug bremste ebenfalls ab, der dritte Wagen fuhr auf. Dabei wurde einer der Fahrer leicht verletzt. Die Polizei schätzt den Schaden auf 13 000 Mark.
Wenn Männer zu Moskitos werden, kann nur eine Feministin am Mikrofon sitzen: Zur Eröffnung der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" am Donnerstagabend im Bürgerhaus Südbahnhof erzählte Selbstverteidigungslehrerin Sunny Graff den rund 200 Besucherinnen eine Parabel: Mit der sexuellen Gewalt verhalte es sich wie mit der Malaria. Da habe man den Frauen auch erzählt, meidet Orte, wo das Risiko gestochen zu werden, besonders hoch ist, zieht keinen Minirock an, sondern bedeckt eure Körper. Bleibt am besten zu Hause und schließt die Fenster.
Gleichzeitig sei der Kampf gegen die Krankheitsüberträger, die Moskitos, mit immer härteren Mitteln geführt worden. Doch ungeachtet dessen, wie viele man erschlug - es wurden immer mehr. "Bis dann ein kluger Mensch, wahrscheinlich eine Frau, auf die Idee kam, über die Ursachen nachzudenken." Die Lebensgrundlage der Moskitos, die feuchten, warmen Sümpfe, wurden trockengelegt, die Moskitos verschwanden.
"Unser Sumpf heißt Patriarchat. Es macht Männer zu Gewalttätern." "Vermeidungsstrategien" seien ebenso falsch wie drakonische Strafen für die Täter: "Die Männer kommen nach ein paar Jahren hinter Gittern nur noch aggressiver heraus."
Graff warnte die Frauen davor, "Sicherheit gegen Freiheit" eintauschen zu wollen. Dieser Weg führe in die Isolation. Und außerdem: "Der gefährliche Ort ist das Zuhause."
Über 80 Prozent der sexuellen Straftaten würden von Bekannten, Freunden und Ehemännern begangen. "Wir müssen unser Täterbild ändern. Noch will keine von uns glauben, daß mein Vater, mein Bruder ein Vergewaltiger sein kein." Auch das "Opferbild" sollte überwunden werden: "Wer hat uns beigebracht, daß wir schwach sind? Wir haben soviel Kraft in uns, es ist kaum zu glauben."
Leisere Töne schlug die Schriftstellerin Ria Endres an, die "ihr" Bild von der Stadt zeichnete. Sie sprach von den "abgestürzten Wünschen", den "verlorenen Plätzen" und dem immer noch wachen "Verlangen nach Glück".
Zuvor hatten "Schirmfrau" Hannelore Elsner und Frauendezernentin Margarethe Nimsch die Teilnehmerinnen begrüßt - die eine (Elsner: "Guten Abend, Frauen dieser Stadt") salopp, die andere dozierend: "Erst seitdem sich auch Männer nachts nicht mehr überall angstfrei bewegen können, wird das Problem der Gewalt im öffentlichen Raum mit größter Aufmerksamkeit behandelt." In dieser aktuellen Debatte werde die besondere Gewalt gegen Frauen völlig ausgeblendet, bedauerte Nimsch.
Als nächste zentrale Veranstaltung der Kampagne ist ein Frauengottesdienst über "Mütter und Töchter" am Dienstag, 11. August, 18 Uhr, in der Heiliggeistkirche beim Dominikanerkloster vorgesehen. ft
Aufgespießt
"Headhunting im Wartezimmer - werben Sie eine Patientin an!" Schlagzeile der Ärzte Zeitung zum Thema Personalmangel in der Ärztepraxis.
WETTERAUKREIS. Der Wetteraukreis soll sein Schullandheim im österreichischen Bad Leogang unverzüglich dem Land Hessen für Waisenkinder aus dem Kriegsgebiet Bosnien-Herzegowina anbieten. Einstimmig hat das der Kreistag am Donnerstag auf Antrag der CDU beschlossen. Die Grünen hätten den CDU- Antrag gern auf "Flüchtlinge, insbesondere Deserteure" ausgedehnt, hatten damit jedoch keinen Erfolg. Es gehe um die Schwächsten, und das seien die Kinder, sagte CDU-Fraktionschef Rainer Schwarz. Nur die Grünen stimmten für diesen Zusatz, SPD, CDU und die rechtsextremen "Republikaner" dagegen.
Sie hätte sich gefreut, wenn die CDU einen Vorschlag für Unterbringungsmöglichkeiten direkt im Wetteraukreis gemacht hätte, sagte die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Die Grünen), denn der Wetteraukreis werde weitere Flüchtlinge erhalten. SPD-Fraktionsvorsitzender Bardo Bayer: "Wenn das Schullandheim angeboten werden kann, sollten wir es tun." ieb
Bei den Spielen in Barcelona gab es (bislang) nicht den spektakulären Dopingfall wie vor vier Jahren in Seoul den des Kanadiers Ben Johnson. Dafür aber viele Verdächtigungen und Diskussionen. Gwen Torrence, die Siegerin über 200 Meter, hatte sich nach dem Finale über die halbe Distanz am vergangenen Samstag weit vorgewagt. "Drei in diesem Rennen waren nicht sauber. Zwei von ihnen stehen über mir," hatte die Vierte gesagt; Namen wollte Gwen Torrence, das möge man verstehen, keine nennen.
Die prompte Frage, wen sie damit denn gemeint habe, konnte bei ihrem Auftritt vor der Presse nach ihrem 200-m-Sieg nicht ausbleiben. Torrence: "Dazu sage ich nichts mehr."
Juliet Cuthbert, zweite hinter Torrence und als Silbermedaillengewinnerin über 100 Meter eine der Verdächtigten, schaltete sich ein: "Es ist nicht fair gewesen. Meine Mutter hat angerufen und gefragt, 'Hast du solche Drogen genommen?' Von einer Hochstimmung bin ich plötzlich ganz unten gewesen." Nachfrage: Hat Gwen Torrence seit Samstag schon mit Ihnen geredet? "Ja. Sie sagte mir, mich habe sie nicht gemeint." Raunen im Saal, nächste Frage: Hat Sie Ihnen gesagt, wen sie meint? Kurze Pause, Cuthbert blickt auf den Tisch, dann wieder in den Saal. "Ja. Priwalowa und Gail (Devers)." Betretenes Schweigen. Eine halbe Minute lang war es mucksmäuschenstill im Raum.
Die verstörte Gwen Torrence brach die Stille: "Es tut mir leid, wenn Juliet wegen mir Verdächtigungen ausgesetzt war. Das wollte ich nicht. Ich habe keine Beweise, ich habe nur meine Meinung gesagt. Alle sind sie 1987 auf Carl (Lewis) losgegangen, als er nach der Weltmeisterschaft in Rom seinen Verdacht über Ben Johnson äußerte." Als einzige Möglichkeit, den Sport sauber zu bekommen, sehen die drei Bluttests, mit denen die Einnahme von Dopingmitteln wesentlich länger zurückverfolgt werden kann, als mit den herkömmlichen Urintests.
Das unvermeidliche Thema Katrin Krabbe kommt auf, sehr zur Erleichterung von Gwen Torrence, die bei der WM in Tokio zweimal Zweite hinter der Deutschen geworden war. "Wäre sie eine Schwarze, wäre sie längst dran gewesen. Aber sie ist ja die große weiße Hoffnung."
400-Meter-Weltrekordler "Butch" Reynolds sei ein gutes Beispiel dafür, wie der Weltverband mit dem Problem umginge. Er, mit schwarzer Hautfarbe, sei gleich dran gewesen. Und Merlene Ottey aus Jamaika, seit 1980 in der Weltspitze, aber bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen immer nur auf Silber oder Bronze plaziert, pflichtete Torrence bei: "Ich bin sicher, Krabbe wird im kommenden Jahr bei der WM in Stuttgart laufen. Sie brauchen sie."
Später, als die drei nicht mehr da sind, erklimmt Bob Kersee, Trainer der 100- Meter-Olympiasiegerin Gail Devers, zusammen mit seiner Athletin das Podium. Hochgradig erregt läßt er Devers nicht zu Wort kommen. Er habe das NOK der USA an dessen Gesamtverantwortung gegenüber allen Sportlern erinnert und es aufgefordert, gegen diese Verdächtigungen einzuschreiten. Und das IOC wolle er bitten, alle Teilnehmer des Endlaufes zu untersuchen, um "jeden Verdacht auszulöschen." Das löst bei einem Teil der Zuhörer Heiterkeit aus: Eine knappe Woche nach dem Wettkampf findet man ganz bestimmt nichts mehr.
THOMAS VÖGELE
NEU-ANSPACH. Nach Usingen und Wehrheim läuft der soziale Wohnungsbau nun auch in Neu-Anspach wieder an. Vor kurzem erfolgte die Mitteilung des Landes Hessen, daß die Gemeinde in das entsprechende Förderprogramm aufgenommen wurde. Damit kann der Neubau von bis zu 36 Wohnungen finanziell unterstützt werden.
In einer eigens einberufenen Sit- Die Sache eilt zung der Gemeindevertretung - die Antragsfrist für die Gewährung von "Wohnungsbauförderungsmitteln" endet schon am 31. August - wird am Montag über zwei Bauprojekte entschieden. Nach Aussage von Hauptamtsleiter Horst Schöffner sollen zunächst 26 Wohnungen entstehen. 20 Wohnungen werden nördlich der Theodor-Heuss-Straße im Neubaugebiet errichtet, ein weiteres Sechs-Familien-Wohnhaus im Einmündungsbereich der Adolf-Reichwein-Straße in die Theodor-Heuss-Straße.
Ein entsprechender Beschluß am Montag vorausgesetzt, wird sich die Gemeinde mit 60 000 Mark an jeder Wohnung beteiligen. Die von der Gemeinde zu tragenden Planungskosten belaufen sich auf mehr als 70 000 Mark. Dafür erhält sie das Belegungsrecht für bis zu 40 Jahre. Die Miete soll auf 8,50 Mark pro Quadratmeter festgelegt werden.
Die Wohnungen werden entgegen ursprünglicher Absicht nicht in eigener Regie durch die Gemeinde, sondern von einer privaten Firma gebaut. Wie der kommissarische Bürgermeister Rudi Rübsamen mitteilte, spart die Gemeinde dadurch allein bei dem Sechs-Familien-Wohnhaus 900 000 Mark. jd
Im Wortlaut: Chronisch Kranke und Behinderte Von Seehofer hart getroffen
16 Verbände chronisch kranker und behinderter Menschen, die insgesamt fast 2,1 Millionen Mitglieder zählen, haben sich gegen wesentliche Teile des Gesetzentwurfs zur "Gesundheitsstrukturreform" von Bundesminister Horst Seehofer (CSU) gewandt. Die Resolution der dem Paritätischen Wohlfahrtsverband angehörenden Organisationen - darunter der VdK, die Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte und die Deutsche Rheuma-Liga - hat (in Auszügen) folgenden Wortlaut: (. . .) • Mit Entschiedenheit wehren sich die Verbände gegen die fortschreitende Aushöhlung des Solidaritäts- und Sachleistungsprinzips. Die geplanten Reformvorhaben sind als Einstieg für den langfristigen Umbau des Sozialstaats angelegt: Statt des bisher gültigen Solidarprinzips sollen zunehmend Eigenleistungen in das System der sozialen Sicherung eingebaut werden. Die Aufgabe des Solidaritätsprinzips in der Krankenversicherung bedeutet aber nichts anderes als die Individualisierung des Krankheitsrisikos - eine Strategie, die chronisch kranke und behinderte Menschen zwangsläufig besonders hart treffen muß.
Die Verbände fordern deshalb ein Gesetz, das unter Beachtung der sozialen Ausgewogenheit die Kosten im Gesundheitswesen auf Dauer senkt. Die Vergangenheit hat bewiesen, daß Einsparungsgesetze allenfalls kurzfristig die Ausgaben begrenzen und zudem einseitig die chronisch Kranken und Behinderten belasten.
• Die Verbände lehnen die beabsichtigten kalendertäglichen Zuzahlungen von DM 11,- (DM 8,- in den neuen Bundesländern) im Krankenhaus und im stationären Vorsorge- und Rehabilitationsbereich sowie deren vorgesehene Dynamisierung ab. Damit würden chronisch kranke und behinderte Menschen überproportional belastet. Die Praxis zeigt, daß die angeblichen häuslichen Ersparnisse nicht gegeben sind, sondern teilweise sogar Mehraufwendungen entstehen.(. . .)
• Abgelehnt wird die Aufteilung des Zahnersatzes in Regel- und Wahlleistungen mit jeweils erheblichen Zuzahlungen. Damit ist unmißverständlich der Weg in die Zwei-Klassen-Medizin vorprogrammiert. (. . .) Die Reduzierung auf eine Grundversorgung ist der Einstieg in eine Privatisierung der Zahnersatzleistungen.
Die Absenkung der Vergütung für Zahnersatz und zahnmedizinische Leistungen um 20 bzw. 10 Prozent ist ein Schritt in die richtige Richtung. Experten fordern allerdings, daß um 30 Prozent abgesenkt werden soll. Eine Verlagerung der Absenkung auf die Patienten darf nicht erfolgen. Die Begrenzung der Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung bei kieferorthopädischer Behandlung auf Kinder bis 18 Jahre wird abgelehnt(. . .)
• Bei der Einführung eines Arznei- und Heilmittelbudgets besteht die Gefahr einer zurückhaltenden Verordnungspraxis und der Verweigerung notwendiger Therapien. Die geplante Mengenbegrenzung darf auf keinen Fall zu Versorgungsdefiziten für chronisch Kranke und Behinderte führen.
Die Ausweitung der Selbstbeteiligung bei Arznei- und Heilmitteln stellt einen weiteren Schritt zur Auflösung der Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung dar. Für chronisch kranke und behinderte Menschen wird neben dem Krankenkassenbeitrag ein zweiter verdeckter Beitrag festgeschrieben. Daran ändern auch die Härtefallregelungen nichts, denn Versicherte mit Niedrigeinkommen müssen ihren Befreiungsanspruch geltend machen und eine Art Armutsoffenbarungseid leisten. Zudem wird durch eine Dynamisierungsklausel die fortschreitende Belastung der Patienten festgeschrieben, während eine solche Klausel auf seiten der Leistungsanbieter fehlt. Auch dies beweist die Unausgewogenheit der vorgesehenen Sparmaßnahmen.
Die Verbände chronisch kranker und behinderter Menschen fordern erneut eine am medizinisch Notwendigen orientierte Krankenversicherung und eine Abschaffung der Selbstbeteiligung, die - wie auch Erfahrungen aus dem Ausland zeigen - keine dauerhafte kostendämpfende Wirkung hat. Sie erinnern daran, daß seit 1989 die Patienten jährlich mit rund 6 Milliarden Mark belastet werden und daß diese Belastungen auch für die Zukunft gelten. (. . .)
OFFENBACH. "Trotz der Hitze gibt es in diesem Jahr überraschend wenige Badeunfälle und für unsere Taucher nicht allzuviel zu tun. Vielleicht sind die Leute doch vernünftiger geworden, kühlen sich vorm Schwimmen ab und trinken keinen Alkohol vorm Sprung ins Wasser", meinte Heinz Hildebrandt, kommissarischer Leiter des Brand- und Katastrophenschutzamtes, als er gestern am Bürgeler Mainufer den Feuerwehr-Tauchern bei einer Demonstration zuguckte.
Das 35 Mann starke Team des Wasserrettungsdienstes der Offenbacher Berufsfeuerwehr wird stets dann eingesetzt, wenn Menschen, Tiere oder Gerät (beispielsweise Autos) aus dem nassen Element geholt werden müssen. In zehn Jahren addierten sich die Lebensrettungsaktionen auf 80 Tauchstunden und die technischen Hilfeleistungen auf 150.
Jeder Feuerwehrmann muß übrigens in Offenbach tauchtauglich sein und bei seiner Einstellung eine entsprechende ärztliche Untersuchung über sich ergehen lassen. Ausgebildet werden sie von fünf Lehrtauchern, Chef der Truppe ist Wolfgang Herzog.
Seit 1956 verfügt die Feuerwehr über den Tauchtrupp mit entsprechendem Gerät: dem Arbeitsboot, das im Hafen stationiert ist und vor allem bei Ölalarm ausläuft, dem Gerätefahrzeug mit Bootsanhänger plus Motorboot und einem sogenannten Rettungsbrett. Komplettiert wird der Tauchzug durch einen Kranwagen, mit dem das Boot ins Wasser gehoben oder Lasten geborgen werden können, und durch ein Fahrzeug mit zehn starken Scheinwerfern, die eine Unfallstelle nachts taghell ausleuchten können. Hinzu kommt noch ein Rettungswagen, in dem Gerät für die Wiederbelebung bereitsteht.
Bei ihren Einsätzen arbeitet die Feuerwehr eng zusammen mit der DLRG, den Wassersportvereinen, der Freiwilligen Feuerwehr Maintal-Dörnigheim und den Kollegen aus Frankfurt, in deren Taucherturm die Offenbacher demnächst trainieren werden. Üben muß jeder Taucher zehn Stunden jährlich: im Tambourbad, im Main und in Kiesgruben oder den Seen der Dietesheimer Steinbrüche. Dort genießen die Feuerwehrmänner das saubere Wasser und die klare Sicht. Im schlammigen Main sind sie an "Null-Sicht" gewöhnt und arbeiten, gesteuert mit einer Signalleine, die ein Kollege am Ufer bedient.
Die Offenbacher Berufsfeuerwehr ist zuständig für alle Kiesgruben im Kreis, vom Langener Waldsee bis in den Aschaffenburger Raum - und natürlich für den Main in diesem Gebiet. In der warmen Jahreszeit werden sie bei Badeunfällen gerufen und im Winter, wenn jemand ins Eis eingebrochen ist. Zu jeder Jahreszeit müssen sie außerdem Autos aus Gewässern holen: entweder nach Unfällen oder weil sich Diebe der Wagen entledigen wollten.
Jeder Einsatz für die Taucher ist strapaziös, ob das nun im Sommer oder im Winter ist. Schon bei der rasenden Fahrt zum Unfallort ziehen sich die Feuerwehrmänner im Fahrzeug um. Die Ausrüstung - vom Bleigürtel bis zu den Sauerstoffflaschen - addiert sich auf ein Gesamtgewicht von 30 bis 40 Kilo. "Im Sommer schwitzen wir in den Neopren-Anzügen", berichtet Tauchleiter Herzog.
Im Winter können seine Männer bei Wassertemperaturen um vier oder fünf Grad nur 20 Minuten unter Wasser arbeiten. Dann müssen sie zum Aufwärmen ins Fahrzeug. Weil es so anstrengend ist, wird das Tauchen auf eine bestimmte Altersgruppe begrenzt: Nach dem 40. Geburtstag ist der Taucheinsatz freiwillig. hf
BAD VILBEL. Die Ernst-Reuter-Schule hat einen Nachfolger für den langjährigen Rektor Wolfgang Hascher. Der 41jährige Diplom-Pädagoge Joachim Trost leitet die Heilsberger "Haupt- und Realschule" seit Beginn des Schuljahres. Die förmliche Ernennung zum Rektor erwartet er für das nächste Jahr. Ihm schwebt ein neues Konzept vor. Zunehmender Unlust und Konzentrationsschwäche der Schülerinnen und Schüler will er mit offenen Unterrichtsformen im Grundschulbereich begegnen. Er möchte starre Stundenpläne durch flexiblere Wochenplanungen ersetzen, in denen sich nach seinen Vorstellungen Spiel- und Lernphasen rhythmisch abwechseln.
Im Realschulbereich möchte er mehr Gruppen- und Projektunterricht einführen, in dem zwar höhere Anforderungen an Lehrer und Schüler gestellt werden, in denen aber handlungsorientiert mehr vermittelt werden könne. Das Wohlergehen und die Würde der Kinder stehe über allem. Es gehe darum, die Schüler/innen ernst zu nehmen und nicht vorschnell auszusortieren.
Trost strebt nach eigenen Angaben eine enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen an. Erfahrungen der älteren Kollegen/innen wolle er aktzeptieren und übernehmen und zugleich darauf achten, daß Reformideen und Experimentierfreude akzeptiert werden. Dies könne nur gelingen, wenn Eltern, Schüler/innen und Lehrer/innen am gleichen Strang ziehen.
Joachim Trost wohnt sei zehn Jahren in Bad Vilbel. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er ist im Fuldaer Raum geboren und besuchte von 1975 bis 1980 pädagogische Hochschulen in Karlsruhe und Heidelberg. Das Abitur hatte er auf dem zweiten Bildungsweg gemacht. Das Pädagogik-Diplom erwarb er am Institut für Sozialpädagogik der Universität Frankfurt.
Als Pädagoge war er tätig an der Frankfurter Glauburgschule, wo er vornehmlich ausländische Kinder unterrichtete. Er wechselte für zwei Jahre innerhalb Frankfurts zur Liebfrauenschule und zur Albert-Schweitzer-Schule - die als sozialer Brennpunkt gilt. Dort war er als Hauptschulkoordinator und Drogenberater tätig. Daneben arbeitete er zusammen mit dem Fachreferat für Drogenfragen und Suchtprävention des Staatlichen Schulamtes zusammen und legte Konzepte für die Drogenprävention an Schulen vor.
Mit der Ernst-Reuter-Schule, die ihren Hauptschulzweig mangels ausreichender Schüler/innenzahl an die John-F.-Kennedy-Schule abgetreten hat, geht es im neuen Schuljahr aufwärts. Das neue Schuljahr beginnt mit etwa 400 Schulkindern im Realschulzweig, also mit etwa 50 Kindern mehr als im vergangenen Schuljahr. Die Realschule, die schon im vorigen Jahr in der Klasse acht zweizügig geführt wurde, wird im neuen Schuljahr sogar in den Jahrgangsstufen fünf, sieben und neun zweizügig laufen. "Die Tendenz ist steigend", sagte Trost, der sich im übrigen als "Neuling" noch nicht zu dem im kommunalpolitischen Raum hohe Wellen schlagenden Problem der Baumängel an seiner Schule äußern möchte. hm
Auf einen Blick
Seite II USINGEN. Dem Hallenbad droht die Schließung. Seite III OBERURSEL. Streit um "Schwan": Gartenlokal soll dichtmachen. Seite IV KÖNIGSTEIN. Deutsch-israelische Kooperation in Falkenstein.
Den roten Baron hat eine schlimme Infektion erwischt. Um seine Gesundheit steht es gar nicht gut. Täglich muß mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Der rote Baron - das war das in Nordamerika in den sechziger und siebziger Jahren mit hohem Respekt gebrauchte Synonym für die Lufthansa. Heute liegt das einst so stolze Unternehmen auf dem Krankenlager und kämpft ums Überleben. Der Gedanke, daß es einmal von seinem Mehrheitsaktionär Bund eine Kapitalspritze ähnlich seiner europäischen Konkurrenten von Iberia bis Sabena benötigen könnte, galt bis vor kurzem als Hirngespinst. Nun steht er als reale Bedrohung im Raum. Noch aber hofft der Vorstand, auf die Bonner Arznei verzichten zu können. In der vergangenen Woche hat sich das Management auf die Details einer Roßkur verständigt, die von den noch knapp 50 000 Beschäftigten große Opfer verlangt.
&blt; "Die Zauberflöte"
Im Rahmen der Ausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" die derzeit im Historischen Museum, Saalgasse 9 zu sehen ist, spielt die Frankfurter-Bläser-Serenade am Sonntag, 9. August, eine Harmoniebearbeitung der "Zauberflöte". Beginn ist um 15 Uhr. &blt; Summertime-Jazz geht zu Ende Zum Abschluß der Reihe "Jazz im Museum" wird am Sonntag, 9. August, um 11 Uhr im Hof des Historischen Museums das Rothengrund Art Ensemble mit Hard Bop und Modern Jazz zu hören sein. Danach wird die 30köpfige Hamburger Band Tätärä ein buntes Instrumentalprogramm bieten. Auf der Schloßterrasse in Höchst treten um 11 Uhr die Red Hot Hottentots auf und präsentieren traditionellen Jazz der 20er und 30er Jahre. &blt; Jazz aus Wiesbaden Die Formation Juristenband tritt am Sonntag, 9. August, im Hof des Hessischen Ministeriums, Eingang Luisenstraße 10-12, auf. In der Pause werden Emu und Clarü das Publikum mit Clownerien unterhalten. &blt; Musik und Lyrik In der Romanfabrik, Uhlandstraße 21, präsentiert "Die Bühne - Amateurtheater Bad Vilbel", am Samstag, 8. August, um 20.30 Uhr zart-frivole und heiter-ironische Szenen und Lieder über Sehnsucht, Liebesschmerz und Liebesglück von Villon, Brecht, Tucholsky und Kästner. &blt; "Strawinskys Traum" Vom 9. bis zum 28. August gastiert die christliche Schauspielgruppe Traumfabrik mit dem Kinder-Musical "Strawinskys Traum" auf dem Festplatz Bornheimer Hang/Panoramabad. Die erste Vorstellung findet am kommenden Sonntag um 17 Uhr statt. In den folgenden Wochen gibt es weitere Vorstellungen: dienstags, mittwochs, donnerstags und sonntags um 17 Uhr, freitags um 15 Uhr und 19.30 Uhr sowie samstags um 15 Uhr und 20.30 Uhr. Karten können telefonisch vorbestellt werden unter der Rufnummer 069 / 41 70 91. &blt; Jim Jarmusch in Mainz Das Mainzer Kulturzentrum, Dagobertstraße 20 b, veranstaltet am Sonntag, 9. August, um 22 Uhr im Biergarten eine Open-air-Kino-Vorführung. Gezeigt wird der Film "Down by Law" von Jim Jarmusch.&blt; Kick-Festival "Atemlos" Die Frankfurter Musikerinitiative Kick' 92 veranstaltet am Sonntag, 9. August, und am Montag, 10. August, im Palais Osthafen, Daimlerstraße, ein Musik-, Show-, Tanz-, Artistik- und Kunst-Festival. Acht Rhein-Main-Bands führen zusammen mit darstellenden Künstlern eine gemeinsam konzipierte Performance auf. Moderator der beiden Abende ist der Schlagzeuger Jürgen Zöller. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. &blt; Papiertheater im Museum Hanau Im Hanauer Papiertheater-Museum, Schloß Philippsruhe, findet am Sonntag, 9. August, eine Papiertheater-Parodie- Premiere von "Tannhäuser" statt. Da nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen vorhanden ist, empfiehlt sich eine telefonische Reservierung unter der Rufnummer 06 181 / 8 22 72. &blt; Hot Jazz und Blues Morning Im Burggarten Dreieichenhain findet am Wochenende, 8./9. August, ein Jazzfestival statt. Am Samstag ab 18 Uhr spielen The London Ragtime Orchestra, Max Collie's Rhythm Aces, Marylin Pollack, Huub Janssen's Amazing Jazzband, Barbara Dennerlein, Oskar Klein, Charly Antolini und die Two Banjos Jazzband. Mit einer Blues Matinee geht es am Sonntag um 11 Uhr mit Maisha Grant & Bluesfeeling, Al Jones Blues Band sowie Bob Hall & Dave Peadbody weiter. Kartenreservierungen unter der Rufnummer 0 61 03 / 60 00 31.
Werden die Deutschen zu Italienern? Für die Zeitung mit den großen Schlagzeilen keine Frage des durchschnittlichen Pro-Kopf-Verzehrs an Rigatoni und Gnocchi, auch keine Frage der Niederlassungsfreiheit. Nein, schlicht eine Frage der Großwetterlage. Und die verspricht für das kommende Wochenende rekordverdächtige Temperaturen bis zu 36 Grad Celsius am Sonntag. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage kennt die Zeitung mit den großen Schlagzeilen bereits. Das Ohr stets am Herz der Deutschen, hat sie es als erste gehört. "Die deutsche Seele singt ,O sole mio'." Anders gesagt: Florenz liegt in Frankfurt.
Dies als richtig vorausgesetzt, ergeben sich zahlreiche praktische Fragen. Etwa: Wird Italienisch (zweite) Amtssprache? Oder: Passen wir unser Arbeitsleben dem transalpinen Rhythmus an? Man stelle sich vor: Ab Mittag werden die Beine hochgelegt. Drei Stunden Büroschlaf, der ohnehin der gesündeste sein soll und damit wirksam des Menschen Arbeitsvermögen regenerierte. Der Büroschlaf, diese unerkannte Produktivkraft - tarifrechtlich gesichert. Kurz gefragt: Wann kommt die Mediterranisierung der Arbeitswelt?
Zu Wort kommt der DGB-Kreisvorsitzende Dieter Hooge: "Nein", sagt der Gewerkschafter, dem Und-abends- gehört-Papi-mir-Gebot gehorchend. Schließlich, die Mehrheit der Arbeitnehmer hat Familie (Herr Hooge eingeschlossen). Dennoch werde der DGB bei anhaltender Hochstimmung "auf den Plan treten". Mit der Minimalforderung: Hitzefrei - "und das wird bezahlt". Eine Forderung, der gewerkschaftsintern bereits Folge geleistet wird. Wenn morgens um elf das Thermometer auf 27 Grad klettert, ist eine Stunde früher Büroschluß. Aber schon sieht Hooge alle die im Nachteil, die bislang - klimatechnisch - im Vorteil waren. Denn in Büroräumen oder Kaufhäusern mit Klimaanlagen "ist das nicht durchzusetzen".
"Schwer durchsetzbar", sagt auch der Sprecher der hessischen Unternehmerverbände, Henning von Vieregge. Denn die Arbeitnehmer, so seine Erfahrung mit der Arbeitszeitverkürzung, dächten zu sehr in eine Richtung - in Richtung Feierabend. Den Unternehmen hingegen sei es egal, wann die Leute arbeiten. Vorausgesetzt, das Ergebnis, sprich die Produktivität, stimme. Eine Mediterranisierung der Arbeitszeit: Für von Vieregge eine "lohnende Diskussion". Allein das Klima ist ungünstig.
Seine Minimalforderung zur Realisierung der Sommerutopie: Weg mit dem Ladenzeitenschlußgesetz. Aber das, behalten wir mal einen kühlen Kopf, ist ein ganz heißes Eisen. sar
"Was ist das Verbindende zwischen Flughafen und Theater? Natürlich - die Besucher!" Egon Baumgarten, Direktor des Fritz-Rémond-Theaters, bemühte sich zusammenzubringen, was eigentlich nicht zusammenpaßt. Der Anlaß: Eine Ausstellung zweier Frankfurter Privattheater, Fritz-Rémond und English Theater, in der Airport Gallery auf dem Frankfurter Flughafen.
Dort wollten sie einen Querschnitt durch ihre Produktion der vergangenen Jahre zeigen. Die Ausstellung sollte dem Besucher die Gelegenheit geben, "einmal hinter die Kulissen des Theaters zu schauen". So formulierte es wenigstens Judith Rosenbauer, Intendantin des English Theater, in ihrer Einladung zur Eröffnung. Hinter die Kulissen des Theaters schaute der Besucher zwar nicht, dafür aber auf eine Fotoausstellung.
Denn da, wo eigentlich Kostüme, Requisiten und Pläne aus den Werkstätten des Theaters hätten sein können, hingen vor allem Szenenfotos. Die einzigen Ausnahmen bildeten ein paar Plakate, drei Bühnenbildmodelle und eine Originalkulisse des Stückes "Fences" von August Wilson.
Reizvoller als das Kulissenstück - eine Hausfront mit Veranda - sind die Bühnenmodelle im Puppenhausformat. So steht etwa die Miniaturbühne für Ionescos "Stühle" (Johannes Conen) auf drei übereinandergestapelten Sitzmöbeln, die dem Stück seinen Namen gaben: Vor der Rampe ein Gazevorhang, der Bühnenraum ist leer, einzige Dekoration bilden dunkelrote Kulissenwände an den Seiten. Vor vier Monaten hob sich zum ersten Mal für das Original im Fritz-Rémond-Theater der Vorhang.
Aus dem English Theater stehen zwei Modelle in den Vitrinen. Friedrich Firnbach baute ein Bibliothekszimmer für "Sleuth"; Dieter Stegmann ließ sich für "Blood Brothers" eine Häuserfront im Stil der "West Side Story" einfallen.
Der Rest ist Theaterfotografie. Für das Fritz Rémond drückte Günther Englert auf den Auslöser. Dabei hielt er viel Prominenz fest: In Neil Simons "Plaza Suite" hat Nadja Tiller den Blick unterm wagenradgroßen Hut himmelwärts gerichtet, Walter Giller weist mit dem ausgestreckten Arm nach oben. Hansjörg Felmy blickt in Simon Grays "Versäumte Stunden" versonnen in die Ferne, Lola Müthel agiert als Miss Daisy neben ihrem Chauffeur, und Gunnar Möller terrorisiert seine Lieben als "Eingebildeter Kranker".
Mit weniger Prominenz bestückt, dafür aber großformatiger sind die Szenenfotos des English Theater. Zu sehen sind die Arbeiten verschiedener Fotografen, die ein gemeinsames Merkmal aufweisen. Die bewegte Aktion auf der Bühne steht im Vordergrund, insbesondere in den Bildern von Ute Schenkel, von der die meisten Arbeiten stammen. Ob Heinz Bernard und Jeanne Mockford in "Bedroom Farce" unter einer Blumensteppdecke verschwinden, ob Prinzipalin Judith Rosenbauer "Same Time Next Year" ihrem Partner William Dufris kokett ins Auge blickt oder drei Schauspieler aus "Blood Brothers" mit Zeigefinger und Pistole auf den Betrachter zielen: Ute Schenkel porträtiert sie frech, plakativ, suggestiv.
Die Ausstellung ist gesponsort von der Flughafen Main AG, von ihr geht auch die Anregung dazu aus. In der Airport Gallery sollen auch künftig Frankfurter Kulturinstitutionen vorgestellt werden, vorausgesetzt, sie erfüllen den Aspekt der Internationalität.
Wie es zu der Doppelausstellung Fritz Rémond/English Theater kam? Judith Rosenbauer erhielt die Chance, ihr Theater in der Airport Gallery zu präsentieren. Sie wollte schon, aber nicht allein. Und da sie befreundet ist mit Fritz-Rémond-Direktor Egon Baumgarten, ergriff man gemeinsam die Gelegenheit beim Schopfe. (Bis 31. August)
MARION LÖHNDORF
ROM, 7. August. Im Kampf gegen die Drogen will Italien einen neuen Weg einschlagen: Alle Fraktionen der Deputiertenkammer mit Ausnahme der Neofaschisten haben jetzt ein Dokument unterschrieben, in dem die Regierung aufgefordert wird, Möglichkeiten einer Freigabe des Rauschgifthandels zu überprüfen. Auf diese Weise würde der Mafia die wichtigste Einnahmequelle genommen und die Kontrolle des Drogenmarktes entzogen. Einigkeit herrscht allerdings darüber, daß eine solche Liberalisierung nicht von einem Land allein vorgenommen werden kann.
Die Initiative wird vom sozialistischen Justizminister Claudio Martelli unterstützt, der sich sogar bereit zeigt, leichte Drogen sofort freizugeben. Genugtuung herrscht vor allem bei der Radikalen Partei, die seit vielen Jahren einen entschlossenen Feldzug gegen das Rauschgiftverbot führt. In einem Interview mit Radio radicale sagte ein Sprecher der Partei: "Die Regierung hat ein Tabu fallen lassen. Jetzt kann uns niemand mehr wie eine Gruppe realitätsferner Spinner behandeln." Giuseppe Ayala, früher neben Giovanni Falcone und Paolo Borsellino einer der erfolgreichsten Richter im Kampf gegen die "Ehrenwerte Gesellschaft", heute Abgeordneter der Republikanischen Partei, zeigt einen gewissen Optimismus: "Die Freigabe aller Drogen würde die Mafia zwingen, ihre Aktivität auf andere Gebiete zu verlegen. Aber Verdienstspannen wie beim Rauschgifthandel sind in keinem anderen Sektor zu erreichen." Die vorübergehende Freigabe von Drogen in den Niederlanden und der Schweiz, die dann aber wieder zurückgenommen werden mußte, ist nach Ayalas Überzeugung kein Beweis für das Versagen einer solchen Maßnahme: "Wir müssen eine internationale Zusammenarbeit suchen", fordert der Jurist, "in Europa und in Übersee. Ein römischer Alleingang würde nur dazu führen, Italien zum Tummelplatz vieler tausend Drogensüchtiger zu machen." Auch Nando Dalla Chiesa, Sohn des vor über zehn Jahren auf offener Straße ermordeten Carabinieri-Generals, ist davon überzeugt, Italien müsse im Kampf gegen das Drogen-Kartell der Mafiosi den Vorreiter spielen. "Es ist wahr", räumt er ein, "die Mafia ist zu einem internationalen Problem geworden. Doch vor allem ist sie das Problem unseres eigenen Landes, und deshalb müssen wir in diesem Krieg am entschlossensten sein."
Die Stadt hat keine Probleme mit der Lieferung der "Kölner Tellers". Gabriele Dehmer, kommissarische Leiterin des Straßenbauamtes, erklärte am Freitag der FR, die Stadt habe 1000 Stück davon auf Lager. Die Aluminiumscheiben sollen einheitlich die Zufahrten in die Tempo-30-Zonen kennzeichnen. Sie werden in der nächsten Woche sowohl im Nordend als auch in Niederrad aufgeklebt.
Die Verzögerung begründet Frau Dehmer mit einer Vorschrift in der Straßenverkehrsordnung, wonach solche Bremselemente grundsätzlich erst dann verwendet werden dürfen, wenn die Tempo-30-Zone beschildert ist. habe
Vor der Staatsschutzkammer des Oberlandesgerichts Frankfurt finden in der kommenden Woche zwei Verfahren gegen Bundesbürger statt, denen vorgeworfen wird, für die Staatssicherheit der DDR spioniert zu haben. Im ersten Verfahren muß sich eine frühere Angestellte des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden für ihre langjährige Tätigkeit als Stasi-Spionin verantworten. Im zweiten Verfahren sind zwei Männer aus Hessen angeklagt, für die Stasi gearbeitet zu haben. Einer soll später auch für den Geheimdienst der Sowjetunion spioniert haben.
Im Falle der früheren BKA-Angestellten mit dem Decknamen "Bussard" geht es um einen elf Jahre anhaltenden Geheimnisverrat. Die Angestellte soll zwischen 1978 und dem Ende der Stasi 1989 eine Vielzahl von Unterlagen an ihre Vorgesetzten in Ostberlin weitergeleitet haben. So soll sie Namen und Telefonnummern von BKA-Mitarbeitern übermittelt haben, aber auch Hausmitteilungen und Ergebnisprotokolle aus Sitzungen einzelner Abteilungen des Wiesbadener Amtes. Des weiteren soll sie, so die Anklage, Arbeitsunterlagen über den V-Mann Werner Mauss weitergereicht haben. Für ihre Tätigkeit erstattete man ihr zunächst nur ihre Auslagen, später jedoch kassierte sie einen monatlichen Pauschalbetrag von 500 Mark, der ihr unabhängig vom Wert ihrer Lieferungen gezahlt wurde.
Wie Oberstaatsanwalt Hans-Hermann Eckert am Freitag vor der Presse mitteilte, war die Frau von ihrer Familie unterstützt worden. Ihr Ehemann sollte die BKA-Unterlagen abfotografieren und an die Stasi weiterleiten. Während seiner Zeit als Angestellter der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung gab er zudem eigene Informationen weiter. Auch beim Zweiten Deutschen Fernsehen, wo er arbeitete, spionierte er für Ostberlin und gab Privatanschriften und Arbeitsgebiete von ZDF-Mitarbeitern weiter.
Seine Mutter war nach den Ermittlungen der Anklagebehörde ebenfalls in das Spionagenetz eingespannt. Sie stellte sich als Kurierin zur Verfügung und traf sich mit DDR-Agenten in Mainz und tauschte Informationen aus. Für den Ehemann und die Mutter sprang ein kleines Zubrot heraus. Er kassierte pauschal 500 Mark, die Mutter 300 Mark monatlich.
Im zweiten Verfahren, das am Mittwoch kommender Woche vor dem Oberlandesgericht beginnt, müssen sich ein 42 Jahre alter Waffenhändler aus Schwalmstadt und ein 53 jahre alter Techniker aus Bad Hersfeld wegen geheimdienstlicher Tätigkeit verantworten.
Der Waffenhändler soll der Anklage zufolge ein wichtiger Mann gewesen sein: Für seine weitreichenden Beziehungen zur Waffenszene und - als Reserveoffizier - auch zur Bundeswehr war die Staatssicherheit bereit, eine Menge Geld zu zahlen: 150 000 Mark Lohn und 30 000 Mark Spesen soll er im Laufe der Zeit kassiert haben. ee
whp NEW YORK. Der Siemens-Konzern landet in den Vereinigten Staaten einen Riesen-Coup. Die Tochter Osram hat für mehr als eine Milliarde Dollar (1,6 Milliarden Mark) das Lampengeschäft des GTE-Konzerns, das in dem Unternehmen Sylvania zusammengefaßt ist, in Nordamerika und Puerto Rico übernommen. Sylvania gehört mit einem jährlichen Umsatz von 1,8 Milliarden Mark und 13 000 Beschäftigten zu den größten Anbietern von Lampen in Nordamerika. Um die Firma hatte sich auch der Philips-Konzern bemüht.
Mit dem Erwerb wird Osram den Umsatz um 70 Prozent auf mehr als fünf Milliarden Mark steigern und künftig rund 29 000 Leute weltweit beschäftigen. Der Siemens-Sprößling tummelt sich seit Jahren auf dem nordamerikanischen Markt und beliefert Industrie und Handel sowie Theater und Autohersteller mit seinen Produkten. In den USA hat Osram seinen Sitz in Montgomery im Staat New York, in dem auch die Fertigungsanlagen angesiedelt sind. Der Vertrieb wird von Kalifornien aus gelenkt. Mit dem Erwerb von Sylvania steigt Osram zum bedeutendsten Lampen-Hersteller rund um den Globus auf.
Nach Angaben von GTE ist die Veräußerung der Licht-Sparte Teil der Strategie, sich künftig auf das Telekommunikations-Geschäft zu konzentrieren. Die US- Gruppe ist der zweitgrößte Anbieter von Funk-Telefonen und Dienstleistungen in den Vereinigten Staaten. Für das vergangene Jahr wies GTE 20 Milliarden Dollar Umsatz aus.
Es ging auch um Sport
Jack Nicholson war da. Und Nelson Mandela. Und Jacques Delors und Placido Domingo, Fidel Castro und Michael Jordan. Wer's einrichten konnte, kam, ob Sportsfreund oder nicht. Olympische Spiele, an und für sich nicht mehr als eine Kumulierung von Welt-Titelkämpfen in 25 Disziplinen der sportlichen Art, haben sich zum gesellschaftlichen Ereignis ersten Ranges gemausert. Aus dem Treffen der Jugend der Welt ist auch ein vergnügliches Beisammensein der Prominenz jedweden Genres geworden.
Die Spiele von Barcelona werden als die atmosphärisch angenehmsten der vergangenen 20 Jahre in Erinnerung bleiben. Eines der meistgedruckten Bild-Motive dieser Tage war der Wasserspringer, der, vom Brett in die Luft geschnellt, über den Häusern zu schweben und im Begriff schien, in die Stadt einzutauchen. Zuletzt in Seoul lagen die Kernbezirke olympischen Lebens abseits des Alltags der Südkoreaner. Der Regierung war es mit Olympia nur um die Demonstration gegangen, daß ein ökonomisches Schwellenland in der Lage ist, eine Veranstaltung diesen Zuschnitts ohne Zwischenfälle zu organisieren. In Barcelona begegneten sich Einheimische und Auswärtige ständig, und sei es auch nur im Stau auf der Straße oder auf den Rolltreppen, die allabendlich Hunderttausende auf den Olympia-Hügel Montjuic transportierten. Die Spaziergänger-Dichte auf der Passage zwischen Plaza Espana und Stadion, durch nächtliche Wasserspiele zur Musik zum Magnet geworden, übertraf die auf den Ramblas.
Mit den Spielen von Los Angeles 1984 begann das Fernsehen Einfluß auf Olympia zu nehmen, Barcelona markiert den Auftakt Olympischer Spiele von und für Sponsoren; vier Jahre vor den Coca-Cola- Games in Atlanta wurden die Mars-Juegos an der spanischen Mittelmeerküste gegeben. Nie waren geldgebende Konzerne so präsent wie hier, und da sie ihre Produkte (noch) nicht in Sportstätten oder auf Trikots plazieren dürfen, verschandelten sie die Stadt mit ihren Firmen-Farben, ihren Namens-Logos, ihren Gummi-Männchen. Die Diskrepanz zwischen dem, was einfallsreiche Olympia- Designer und -Architekten entworfen hatten, und der auf Vorschulniveau reduzierten Ansprache der Konsumgüterwerbung war örtlich frappierend. Juan Antonio Samaranch, mittlerweile auch schon mal aus den eigenen Reihen kritisierter Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), hält diesen Trend für hoffnungsvoll. Unentwegt bohrt der Mann nach Geld, ohne vernünftig erklären zu können, wozu er es braucht. Soviel verschlingen nämlich selbst die luxuriösen Reisen der IOC-Mitglieder nicht, deren Finanzierung doch ein Hauptzweck der Kapital-Sammlung ist.
Die Vergabe Olympischer Spiele setzt inzwischen eine Geldmaschine ohne Drehzahlbegrenzung in Gang. Schiere Größe muß etwas Faszinierendes haben, anders ist der gigantische, in Milliarden und Abermilliarden gehende Aufwand für eine bloß 16tägige Veranstaltung nicht zu erklären. Wenn ein Heer von Meinungsmachern etwas zu einem Ereignis erklärt, so ist es das auch. Auftritte von Show-Stars, Treffen bekannter Politiker, Duelle von Sportlern werden mittlerweile von hauptamtlichen Imagebildnern, auf deren Visitenkarten irgendeine Berufsbezeichnung aus der Branche PR- Marketing-Promotion-Consulting steht, mit scheinbarer Bedeutung ausgestattet. Sie bedienen sich des Erfahrungssatzes: Wo viele Leute auf einem Fleck sind, muß was los sein, und wo was los ist, gehen alle hin.
Noch ist Olympia auch eine Sportveranstaltung, die miterleben zu können für die meisten Teilnehmer Lohn aller Mühen ist. Und das gilt selbst für die, die in muffigen Hallen in grauen Vororten ihre Wettbewerbe austragen. Aber die Strahlkraft der Stars nimmt zu, beispielhaft in Barcelona zu erleben am Basketball- Team der USA. An der olympischen Tradition völlig unbeteiligt saugten die Profis bei ihrem Debüt unter den fünf Ringen Aufmerksamkeit an wie niemand sonst. Doch den Kampf um die Plätze im Scheinwerferlicht trugen Athleten nicht nur untereinander aus. Auch das Organisationskomitee der Spiele 1992 versuchte neue Wege einzuschlagen. Allein 40 Millionen Mark gab es für die mehrstündige Show aus, die Eröffnungsfeier heißt. Dieser Programmpunkt ohne Sport ist, wie schon Albertville im Winter bewies, offensichtlich zum Wichtigsten Olympischer Spiele geworden. Eintrittskarten für den Bunten Abend mit kulturellen Ambitionen erzielten auf dem Schwarzmarkt Höchstpreise, die Einschaltquoten des Fernsehens lagen bei keiner anderen Teilveranstaltung höher. Ursprünglich wollten die Barcelona-Macher bei der Abschlußfeier sogar ganz auf die Anwesenheit von Athletinnen und Athleten verzichten. Diese müssen sich damit abfinden, daß sie bei der multikulturellen, multimedialen Party, die Olympische Spiele heißt, daß sie auf ihrem eigenen Fest manchmal nur noch Gäste sind.
GELNHAUSEN. Die Mitglieder des Bundes für Umwelt und Naturschutz treffen sich am Montag, 10. August, um 20 Uhr in der Stadthalle Gelnhausen. Gäste sind willkommen.
In Langenselbold hat der Bau der dritten Kompostieranlage des Kreises begonnen / 17 Millionen Mark Kosten Aus 13 000 Tonnen Abfall wird Dünger "Sinnvolle Entlastung der Deponien" / Bereits Baugenehmigung für vierte Anlage Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Zum symbolischen Baubeginn griff der Erste Kreisbeigeordnete Erich Pipa gestern zum Spaten. Den Rest der Arbeit erledigen bis zum Frühjahr die Bagger in Langenselbold. Im Sommer nächsten Jahres soll die dritte von insgesamt fünf Kompostieranlagen des Main-Kinzig-Kreises dann ihren Betrieb aufnehmen. Am Donnerstag begannen auf dem Gelände am Seegraben im Industriegebiet Ost der Gründaustadt die Bauarbeiten für die 17 Millionen Mark teure Kompostieranlage. Rund 13 000 Tonnen organischen Abfalls sollen in Langenselbold nach Inbetriebnahme jährlich zu Kompost verarbeitet werden. Die Jahresleistung aller fünf Standorte hat der Kreis auf 50 000 Tonnen festgelegt. 42 Prozent des derzeitigen Hausmüllaufkommens besteht aus organischem Abfall. Dessen Kompostierung trage zu einer ökologisch sinnvollen Entlastung der Kreisdeponien bei, so Pipa. Hohenzell sei bereits Mitte nächsten Jahres verfüllt, und Gelnhausen-Hailer folgt Ende '94.
Nach Inbetriebnahme der Anlagen in Hohenzell und Gründau-Lieblos ist Langenselbold die dritte, die ihre Arbeit aufnehmen wird. Für Wächtersbach liegt mittlerweile ebenfalls die Baugenehmigung vor. Nur der Standort für die Hanauer Kompostierung ist durch einen Streit zwischen der Stadt und der Nachbarkommune Bruchköbel noch ungeklärt. Pipa will sich in der kommenden Woche mit den Vertretern beider Städte zusammensetzten, um die Entwicklung voranzutreiben. Die Langenselbolder Anlage wird den verrottbaren Abfall aus den umliegenden Kommunen Großkrotzenburg, Rodenbach, Erlensee, Ronneburg und dem eigenen Stadtgebiet sowie vorläufig zwei Drittel des Hanauer Aufkommens aufnehmen. Den Betrieb der Anlage und die Vermarktung des Komposts hat die Erlenseer Firma Schad übernommen. Die Annahme der Abfälle soll von Mitarbeitern des kreiseigenen Abfallbetriebes kontrolliert werden.
In 230 Meter langen, bis acht Meter hohen und maximal 45 Meter breiten Rottehallen werden die organischen Abfälle gelagert werden. Bei der Anlage handelt es sich um ein geschlossenes System, so daß laut Kreisverwaltung Geruchsbelästungen auszuschließen sind. Die Hallen sind mit Filtersystemen versehen und werden ständig be- und entlüftet. Etwa vier bis sechs Monate dauert es, bis der angelieferte Abfall durch biologische Prozesse verrottet ist. Der Kompost soll anschließend von den Kommunen sowie von der land- und Forstwirtschaft, aber auch von privaten Haushalten abgenommen werden.
Das Grundstück am Seegraben in Langenselbold erhielt der Main-Kinzig-Kreis nach einem Tausch mit der Gründaustadt. In Besitz des Kreises war ursprünglich ein Gelände am Bahnhof, das vor Jahren als Standort für die geplante Müllverbrennungsanlage in der Diskussion war.
Im Gegenzug erhielt die Stadt finanzielle Hilfen in Millionenhöhe, mit der unter anderem der Sportplatz für die Gesamtschule erweitert wurde.
GRÜNDAU. Mehr oder weniger elegant vollzog das Gründauer Gemeindeparlament am Donnerstag abend eine Kehrtwende in Sachen Spielplatz am Hühnerberg. Man werde "alles erdenkliche daransetzen", versprach unter anderen Günter Skwoski (CDU), daß die "nicht ersetzbare" Spielstätte auf alle Fälle erhalten bleibe.
Noch ganz andere Argumente der Christdemokraten im Ohr, fühlte sich angesichts solch vollmundiger Erklärungen nicht nur so mancher Genosse im Saal "verscheißert", sondern offensichtlich auch die Zuhörer. "Den Schwarzen Peter hat auf jeden Fall die Gemeinde", betonte ein Anwohner nach der Sitzung.
Hintergrund der empörten Reaktionen seitens betroffener Eltern ist die umstrittene, ursprünglich von der Gemeinde geplante Verlegung des Spielplatzes.
Der Streit um die Fläche im Rothenberger Hühnerberg hatte sich entzündet, weil sich ein Anwohner vom Lärm spielender Kinder direkt vor seiner Haustür gestört fühlte.
Allerdings hatte der Mann, wie ein Vertreter der FWG die Parlamentarier mehrfach erinnern mußte, nicht die Schließung des Spielplatzes gefordert, sondern die Verlegung der Geräte verlangt, von denen der meiste Lärm ausging.
Nach Angaben etlicher Nachbarn "blieb jedoch das Rathaus sturerweise hart". Daraufhin zog der Mann vor den Kadi. Ergebnis: Weil es die Gemeinde versäumt hatte, den Spielplatz im Bebauungsplan auszuweisen, erstritt er einen Teilerfolg.
Die Hanauer Richter schlugen einen Vergleich vor. Der Spielplatz könne zwar an Ort und Stelle bleiben, müsse aber eingezäunt werden. Zudem dürfe er während der Mittagsruhe und nach 20 Uhr nicht mehr benutzt werden.
Damit war zwar der Kläger einverstanden, nicht aber der Gemeindevorstand unter Bürgermeister Georg Meyer (CDU). Der Vergleich sei wegen der Einzäunung und der nötigen Überwachung der Ruhezeiten baulich und organisatorisch nicht akzeptabel. Statt dessen favorisierten die Gemeindeoberen eine komplette Verlegung des Spielplatzes.
Gleichzeitig sollte die freiwerdende Fläche mitten im Wohngebiet als Bauland ausgewiesen werden. Die neue Spielfläche sollte an der Alten Leipziger Straße entstehen, das Areal war bereits als solche ausgewiesen.
Das wiederum brachte die Eltern der Kinder vom Hühnerberg in Rage. Eine schleunigst gegründete Bürgerinitiative lief Sturm gegen die Verlegung, bot aber im Gegenzug an, selbst für die Überwachung der Ruhezeiten zu sorgen.
Den Eltern erschien es unverständlich, warum der seit über zehn Jahren genutzte Spielplatz nicht einfach nachträglich in den Bebauungsplan aufgenommen werden könne.
Zudem fürchteten sie im Falle der Verlegung um die Sicherheit ihrer Sprößlinge. Zum einen müßten die Kinder auf dem Weg in den Alte Leipziger Straße eine stark befahrene Verkehrsader überqueren, zum anderen liege der neue Spielplatz so weit draußen, daß sie ihrer Aufsichtspflicht nicht mehr nachkommen könnten. Außerdem störte es sie, "daß unsere Kinder auf einer Ex-Müllkippe spielen sollen."
Nach einigem Hin und Her hob der Gemeindevorstand schließlich doch seinen ursprünglichen Verlegungsbeschluß auf. "Die von den Eltern in der Bürgerinitiative erklärte Schließdienst-Bereitschaft führt jetzt zur geänderten Vorlage, die zur Annahme empfohlen wird", war am Donnerstag abend in der Parlamentsvorlage zu lesen. Die nachträgliche Aufnahme des Spielplatzes in den Bebauungsplan wurde dann auch einstimmig angenommen.
Zudem solle versucht werden, beinhaltet der Beschluß, eine Einigung mit dem klagenden Spielplatz-Nachbarn zu erzielen. Ein erstes Gespräch dazu "verlief allerdings negativ". Nach Angaben eines FWG-Parlamentariers, der mit dem Kläger gesprochen hat, ist jedoch auch dieser an einer gütlichen Einigung interessiert. Ein weiterer Verhandlungstermin mit allen Betroffenen sei am 11. August geplant.
Bis zu seinem Kollegen Günter Skowski von der CDU scheint das jedoch noch nicht vorgedrungen zu sein. "In völliger Verkennung der Sachlage", so ärgerte sich eine Mutter nach der Sitzung lauthals, "fängt der doch wieder an, dem Kläger die Schuld in die Schuhe zu schieben."
Dabei habe doch die Gemeinde mit ihrer starren Haltung das "ganze Chaos" verursacht und Skowski noch vor ein paar Wochen ganz andere Töne von sich gegeben.
So verwundert es nicht, daß sein Versuch, "dem Spielplatz-Anwohner erneut die alleinige Schuld in die Schuhe zu schieben", von den Zuhörern alles andere als begeistert aufgenommen wurde. tja
GELNHAUSEN. Schlanksein kann man lernen, und zwar bei der AOK Main- Kinzig in speziellen Lehrgängen zum Abnehmen und vor allem das Schlankbleiben.
Zwei Kurse beginnen in Gelnhausen, Schulstraße 7, am Mittwoch, 19. August, um 19 Uhr und um 20.30 Uhr.
Anmelden müssen sich Interessenten jedoch in Hanau unter der Rufnummer 0 61 81 / 10 23 36 von 8 bis 12 Uhr. lex
Zur Person:
THOMAS ARMIN REDDIG, Kölner Maler, ist Gewinner des Kunstpreises der IG Metall zum Thema "Brücken bauen". Mit seinem Werk "Hohenzollernbrücke" erreichte er unter 525 Teilnehmern den mit 15 000 dotierten 1. Preis. Den 2. Preis errang der Dortmunder GEORG MEISSNER, den 3. MICHELE BORIO. Mit dem Kunstpreis, den die Gewerkschaft zum 2. Mal ausschrieb, solle Kunst gefördert werden, hieß es bei der IG Metall. Von den Werken würden aber auch Anstöße ausgehen, die sich im gewerkschaftlichen Alltag nutzen ließen. (ulf)
Zu einer "langen Nacht der kurzen Filme" laden die Veranstalter der documenta 9 am heutigen Samstagabend ein: Die Stummfilm-Stars Buster Keaton, Charlie Chaplin, Stan Laurel und Oliver Hardy sind ab 21.15 Uhr im Innenhof des Kasseler Kulturhauses "Dock 4" zu sehen. Musikalisch begleitet werden sie von dem 87jährigen Pianisten Willy Sommerfeld aus Berlin.
FRANKFURT A. M., 7. August (gem/ dpa). Hunde- und Katzenfutter ist nach einer Untersuchung britischer Wissenschaftler oft nahrhafter als das Essen von Flüchtlingen, die in Lagern versorgt werden. In der britischen Fachzeitschrift The Lancet hieß es am Freitag, die Forscher hätten in Tierfutter mehr Eisen und mehr Vitamine C und A gefunden als in der Flüchtlingskost. Experten der Universität Oxford und des internationalen Kindergesundheitszentrums in London hatten Nahrungsproben aus 100 Flüchtlingslagern in Afrika, Lateinamerika und Südasien mit Tierfutter verglichen. Sie bemängelten, daß eine typische Flüchtlingsration nur aus etwa 500 Gramm Reis oder Mais, 30 Gramm Gemüse, 20 Gramm Öl und fünf Gramm Zucker bestehe. Dort, wo Flüchtlinge ihre Ration nicht ergänzen könnten, führe der Vitamin- und Eisenmangel zu Lähmungen, Kräfteverfall und Herzerkrankungen.
Rupert Neudeck, Gründer der Hilfsorganisation "Cap Anamur", sagte der FR, in den Flüchtlingslagern könne man froh sein, wenn es gelinge, die Menschen mit dem Minimum zu versorgen. "Vor allem Flüssigkeit, dann Eiweiß und Kalorien", sagte Neudeck. Mit Vitaminen sei es immer besonders schwierig. In Hungerländern wie Äthopien seien zudem die "kulturellen Eßgewohnheiten schon so auf äußersten Mangel eingestellt, daß es sehr schwierig ist", auf eine gesündere Ernährung hinzuwirken.
Die deutschen Hersteller von Katzen- und Hundefutter haben eine reichhaltige Produktpalette im Angebot. Zur Auswahl stehen unter anderem Seelachstöpfchen, Geflügelhäppchen, Herzragout, Enten- oder Kaninchenragout.
FRIEDRICHSDORF. Jugendliche, die Musik machen und im Jugendzentrum spielen wollen, können sich direkt an das Köpperner JUZ, Tel. 0 61 75 / 33 72 wenden. Die Öffnungszeiten: montags, mittwochs und freitags von 17 bis 22 Uhr, donnerstags von 16 bis 21 Uhr. Die Bands können auch Jugendpfleger Bernhard Seibel im Rathaus anrufen.
BAD VILBEL/FRANKFURT. Am größten Kinderfest der Nachkriegszeit, das die Kinderhilfestiftung am heutigen Samstag auf dem Frankfurter Messegelände veranstaltet, nehmen auch die 30 ukrainischen Gastkinder aus Bad Vilbel teil. Um 9 Uhr treffen sie sich am Vilbeler Feuerwehrstützpunkt. Für sie ist die Teilnahme kostenlos. Alle anderen zahlen in Frankfurt zehn Mark Eintritt.
Mit den Eintrittsgeldern und den Erlösen aus dem Verkauf von Speisen und Getränken werden unter anderem die Kosten für den Rückflug der Gastkinder aus Kiew am kommenden Montag sowie Geschenke bezahlt.
Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel bittet weiter um Spenden auf das Konto 10 73079 ("Hilfe für Kinder aus Kiew") bei der Bad Vilbeler/Bergen-Enkheimer Volksbank (BVB) (Bankleitzahl 518 613 25). Die Unterstützung der Kinder soll nicht mit dem dreiwöchigen Ferienaufenthalt enden. So ist für den Herbst beispielsweise ein Hilfsgütertransport geplant. Stengel schwebt außerdem die Gründung eines eingetragenen Vereins vor, der weiter den Kontakt mit den Kindern aus Kiew hält.
Zunächst haben interessierte Bad Vilbeler Gelegenheit, sich einer Betreuergruppe der Frankfurter Berufsfeuerwehr anzuschließen. Auskünfte gibt Stengel unter der Bad Vilbeler Telefonnummer 8 66 97.
Am morgigen Sonntag werden die Kiewer Gastkinder, die drei Wochen lang in Bad Vilbel und Umgebung betreut wurden, ab 14 Uhr bei der Massenheimer Feuerwehr mit einem "Spiel ohne Grenzen" verabschiedet. Bereits um 10 Uhr findet in der Heilsberger Heilig- Geist-Kirche ein Familiengottesdienst statt, bei dem mit Blick auf die ukrainischen Kinder und ihre Betreuer auch gedolmetscht wird. hm
GELNHAUSEN. Die Hailerer Sozialdemokraten machen sich für die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg stark. In der Jahnstraße, dem Hauptschulweg, haben sie einige Schilder aufgestellt, die sich mit einer Bitte an motorisierte Verkehrsteilnehmer wenden: Freiwillig Tempo 30, um Gefährdungen zu verringern.
Die Hailerer SPD-Vorsitzende Rotraud Schäfer: "Wir hoffen, daß die Autofahrer auf der Jahnstraße aus Einsicht und Verständnis für die Kinder unserem Ratschlag folgen und nicht erst durch unangenehme Hindernisse und aus Angst um die Achsen ihrer Autos dazu gezwungen werden müssen."
Allein in den alten Bundesländern seien seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als 500 000 Menschen den Verkehrstod gestorben, mahnen die Sozialdemokraten. Das Heer der Invaliden betrage ein Mehrfaches davon. Ein Großteil dieser Verkehrsopfer seien Kinder und alte Leute. lex
FRIEDBERG. Am Sonntag, 16. August, wird die Pfarrerin Heidrun Höck im Rahmen eines Festgottesdienstes um 10 Uhr im Gemeindezentrum West Friedberg verabschiedet.
Sie war als Seelsorgerin im Pfarrbezirk III tätig.
BÜDINGEN. Der krebskranke Abenteurer Randolph Westphal zeigt am Dienstagabend seine Dias im Wolfgang- Ernst-Gymnasium. Der Titel seines Vortrags: "33 000 Kilometer mit Fahrrad und Schlittenhund Shir-Khan durch Amerika". Der Eintritt kostet zehn Mark. Er kommt nach Angaben der Veranstalter vom Büdinger Kulturkreis dem nächsten Projekt des Autors zugute. Randolph Westphal will ab September mit Fahrrad und Hunde-Anhänger Alaska durchqueren.
Mit dem Vortrag über seine Abenteuer bezeugt er, so der Kulturkreis, "daß letztendlich der Inhalt eines Lebens ausschlaggebend ist und nicht die Anzahl der gelebten Jahre. Seinem Leben einen Sinn zu geben, für andere dazusein und sie zu ermutigen, das sollte allen Menschen ein erstrebenswertes Ziel sein - ob sie nun krank sind oder nicht". nes
ulf FRANKFURT A. M., 7. August. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) hat der Bundesregierung vorgeworfen, mit ihrem Gesundheitsstrukturgesetz die Kosten im Gesundheitswesen "nur halbherzig" senken zu wollen. Statt kostentreibende Grundstrukturen zu beseitigen, setze Bonn weiter auf das Konzept verstärkter Selbstbeteiligung, sagte Ursula Derwein, die im ÖTV-Vorstand für Gesundheitspolitik zuständig ist. "So werden Kosten aber nicht gesenkt, sondern lediglich auf Patienten verlagert." Die Gewerkschafterin warnte vor einer "Amerikanisierung", was das System unsozial und sündhaft teuer machen würde.
KÖLN (dpa/FR). Flugreisen von Deutschland in den Süden werden im Sommer 1993 erheblich billiger. Das glaubt zumindest der Kölner Reiseveranstalter ITS. Denn mit der Öffnung des europäischen Binnenmarktes erwartet der Vorstand, daß Unternehmen aus Großbritannien und den Niederlanden mit Billigangeboten in die deutschen Reisebüros drängen. In beiden Ländern würden die Piloten und das Kabinenpersonal schlechter bezahlt und die Maschinen besser ausgelastet. Britische und niederländische Veranstalter könnten deshalb Flugreisen innerhalb Europas etwa 80 bis 120 Mark günstiger offerieren als hiesige Urlaubsanbieter.
Der ITS-Vorstand rechnet damit, daß Flugreisen nach Spanien, Griechenland und Italien im nächsten Jahr besonders hart umkämpft sein werden. Und gerade auf diesen Routen haben die deutschen Charterflieger schon jetzt große Probleme, ihre Jets vollzukriegen. Fast alle Firmen verramschen derzeit ihre Süd-Flüge zu Sommerschlußverkaufspreisen von beispielsweise unter 200 Mark nach Mallorca. Trotzdem mußten reservierte Kontingente wieder gekürzt und sogar ganze Flüge abgesagt werden.
Bei der Beurteilung der kommenden Saison geben sich die ITS-Manager gleichwohl gelassen. Die Gesellschaft könne sich über ihre Auslandstöchter notfalls Zugang zu billigeren Angeboten verschaffen. Man rechne mit einem Wachstum des deutschen Reisemarktes um fünf Prozent, in den neuen Bundesländern sogar um bis zu 25 Prozent.
Die Kaufhof-Tochter ITS, Nummer vier unter den hiesigen Veranstaltern, wird im Geschäftsjahr 1991/92 (Ende Oktober) knapp eine Milliarde Mark umsetzen, inklusive der Ableger im Ausland werden die Kölner auf 2,8 Milliarden kommen.
OFFENBACH. Neue Besen kehren gut? Zumindest anders präsentiert sich die Volkshochschule in neuer städtischer Trägerschaft, unter neuer Leitung und wohl deshalb auch in neuem Outfit. Das neue ganz dicke und trotzdem übersichtlich gehaltene Programmheft - es beinhaltet erstmals gleich die Angebote für das Herbstsemester 1992 und das Frühjahrssemester 1993 - gibt es ab sofort kostenlos beim VHS-Haus, Kaiserstraße 7, in allen Buchhandlungen, der Stadtbücherei, im Rathaus und im Verkehrsbüro. Das neue Semester beginnt am 24. August. Vom 15. August an nimmt die VHS die Anmeldungen entgegen.
Es ist das erste Doppelprogramm, das die neue Leiterin Dr. Gabriele Botte vorlegt. Sie, die aus dem ruhigen Nordhessen kam, empfindet ihre Arbeit im Offenbacher Rathaus als ausgesprochen spannend. Es gelte nun, die Wogen zu glätten nach den heftigten Stürmen um die Kommunalisierung der Volkshochschule, die zwischen Kulturdezernat, Parteipolitikern und dem bisherigen Trägerverein Volkshochschule getobt hätten. Außerdem hat Gabriele Botte den Ehrgeiz, zusammen mit ihren Fachbereichsleitern Werner Geprägs, Dr. Hans-Jochen Schild, Klaus Engmann und Brigitte Koenen, mit dem wenigen Geld ein dennoch attraktives Angebot zu machen.
Ihr neues Konzept, ihre neuen Schwerpunkte? Die Volkshochschule versteht sich nicht mehr als biedere Abendschule für Erwachsene, sondern als eine Dienstleistungsinstitution, die den Menschen Lern- und Kommunikationsangebote für alle Lebens- und Lernsituationen macht. Deshalb registrieren die VHS-Programm- macher besonders aufmerksam und sensibel den "Zeitgeist", richten das Angebot an der Nachfrage aus.
Zur Zeit ist das Bewußtsein in der Bevölkerung besonders ausgeprägt für Gesundheit, für Kreativität, sinnvolle Freizeitgestaltung, Selbstverwirklichung und für eine ausgeglichene Lebensführung mit dem Hang zu fernöstlichen Philosophien. Groß ist das Interesse an beruflicher Weiterbildung.
Dr. Botte würde gern mehr Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen politischen Ereignissen anbieten. Doch für die Honorare der hochkarätigen und prominenten Referenten fehlt ihr noch das Geld. Nicht als Notbehelf, sondern als Bereicherung empfindet sie deshalb die erstmalige Kooperation der Volkshochschulen des Rhein-Main-Gebietes, die besondere Studienreisen und Exkursionen anbieten.
Die Hörerzahlen gingen seit der Kommunalisierung im Jahre 1990 leicht zurück, ebenso die Zahl der Unterrichtseinheiten. So wanderten im Zuge der Kommunalisierung und Umschichtung rund 5000 der berufsbildenden 41 000 Unterrichtsstunden zum Internationalen Bund für Sozialarbeit. Das Kursangebot bleibt mit rund 350 Veranstaltungen konstant.
Das von Brüssel bezuschußte "Euro- Projekt", das vornehmlich ausländischen Frauen und Mädchen in der Frankfurter Straße 63 ein besonderes Bildungsangebot machte, gibt es nicht mehr. Die multikultrelle "Frauen-Begegnungsstätte" ist in die Kaiserstraße 40, dort, wo einst das Spielzeugmuseum eingerichtet werden sollte, umgezogen.
Auf Dauer gesehen wird für die Stadt die Erwachsenenbildung auch nicht billiger werden, schätzte Dr. Botte, auch wenn sie im vergangenen Jahr rund 300 000 Mark einsparen konnte. Zur Zeit wird im Amt für Volkshochschule (Jahresetat 1992: 3,1 Millionen Mark mit einem Zuschußbedarf von 879 910 Mark) noch tüchtig gerechnet, um die richtigen Vergleichszahlen zum VHS-Betrieb beim privaten Trägerverein zu erhalten.
Die Volkshochschule bietet bei gleich hohen Gebühren wie bisher in ihren fünf Fachbereichen "Berufliche Bildung", "Frauenbildung, Deutsch als Fremdsprache", "Allgemeine Bildung, Sprachen, Schulabschlüsse", "Kulturelle Bildung und künstlerisches Gestalten und "Politik, Psychologie, Pädagogik, Umwelt, Hauswirtschaft, Gesundheit Seniorenbildung" zudem Extraberatungsstunden und Informationsabende an, beispielsweise am Donnerstag, 13. August, um 19 Uhr in der Kaiserstraße 7 über das gesamte Informatik- und EDV-Angebot. lz
Im Blickpunkt: NATO und der Balkan-Krieg "Optionen" auf dem Prüfstand
"Wir erwarten in absehbarer Zeit keine Entscheidungen." Mit dieser Aussage versuchten NATO-Diplomaten am Freitag Erwartungen auf ein mögliches Eingreifen von Bündnistruppen in Bosnien-Herzegowina abzuwiegeln. Wenn überhaupt, dann könne die Allianz "nur im Auftrag der Vereinten Nationen oder der KSZE" eingreifen, wird in Brüssel betont. Vorausetzungen dafür bleibe, daß alle 16 Partnerregierungen zustimmen. Immerhin hat das "Senior Political Committee" - ein Ausschuß hoher politischer Beamter, der derzeit den "Ständigen Rat" der NATO-Botschafter ersetzt - die Lage auf dem Balkan erörtert. Dabei einigte man sich, daß der NATO-Militärausschuß zu drei möglichen "Optionen" eine Stellungnahme ausarbeiten soll. Aber auch dieser Prüfungsauftrag ist noch davon abhängig, ob bis Montag alle Bündnispartner zugestimmt haben.
Das hindert die Vertreter der nationalen Truppen-Stabschefs im Militärausschuß freilich nicht, sich schon ihre Gedanken zu den drei "Optionen" zu machen: 1. Wie die im Balkan- Krieg verwendeten schweren Waffen (Panzer, Artillerie, Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber) "unter Kontrolle" gebracht werden können"; 2. Was es bringen würde, wenn die in der Adria kreuzenden Flottengeschwader der NATO und ihres westeuropäischen Unterbündnisses WEU ihre Überwachung des UN-Handelsembargos gegen Serbien und Montenegro mit der Durchsuchung von Handelsschiffen verstärken würden (die Embargo-Überwachung der Landwege über Ungarn, Bulgarien und Griechenland nach Serbien sieht der Prüfungsauftrag nicht vor); 3. Wie die Lieferung humanitärer Hilfsgüter nach Bosnien militärisch gesichert werden könnte. (Nach bisherigen Schätzungen müßten mindestens 115 000 Soldaten mit Unterstützung durch Kampfflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt werden, um Landkorridore und den Flugplatz Sarajewo frei zu halten.)
Während das NATO-Mitglied Türkei und islamische Staaten einen Schutz der bosnischen Moslems auf eigene Faust erwägen, warnt innerhalb der NATO vor allem London vor militärischen Kampfeinsätzen. Paris hat bisher seine grundsätzliche Haltung nicht aufgegeben, daß es eine "Aufwertung der Allianz" durch neue Aktionsfelder nicht wünscht.
Politische NATO-Kreise schließen nicht aus, daß die Nachrichten über Greueltaten in serbischen Konzentrationslagern in der zunehmend kritischen öffentlichen Meinung US-Präsident George Bush zwingen könnten, "seine Führungsrolle" im westlichen Bündnis wieder zu ergreifen. Dann könnten auch London und möglicherweise sogar Paris die Zuhilfenahme von militärischer NATO-Infrastruktur (AWACS-Aufklärungsflugzeuge, Material und Stützpunkte) billigen. Allerdings wird auch darauf verwiesen, daß Washington zugleich die neue Irak-Krise infolge von Präsident Saddam Husseins Mißachtung der UN- Resolutionen am Bein habe.
ERICH HAUSER (Brüssel)
HOFHEIM. Am Mittwoch abend wurde ein zehnjähriges Mädchen von einem Exhibitionisten belästigt.
Nach Polizeiangaben radelte das Kind kurz nach 20 Uhr auf dem Waldweg von der Viehweide zum Kreuzweg, als der Unbekannte sich entblößte. Das Mädchen flüchtete, der Täter verschwand in Richtung "In den Jägergärten". Er fuhr vermutlich ein älteres blaues Rad und soll 25 bis 35 Jahre alt und 1,75 Meter groß sein. Er hatte kurze, dunkelbraune Haare und trug eine Radfahrerhose. dis
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die Stadtverordnetenversammlung der Kurstadt tagt öffentlich am kommenden Montag, 10. August, 19.30 Uhr, in der Stadthalle.
Auf dem Programm stehen unter anderem Grundstücks- und Bauangelegenheiten.
Auch der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Alsberg soll beschlossen werden.
BAD VILBEL/KARBEN. Die Telefonanlage der für Bad Vilbel und Karben zuständigen Polizeistation in Bad Vilbel ist gestört. Wie mitgeteilt wird, kann die Station unter der Telfonnummer 0 61 01 / 70 45 nicht immer erreicht werden. Eine Firma sei dabei, den Defekt zu beheben. In dringenden Fällen funktioniert aber der Notruf 110. hm
Seit einigen Jahren gibt es das "Freie Tanzpodium Frankfurt": Junge Choreographen (die in Deutschland arbeiten) bekommen dabei eine Chance, sich einem zwar nicht sehr umfangreichen, aber desto interessierteren Publikum vorzustellen. Manche dieser Tanzstücke sind nur fünf Minuten lang, andere eine halbe Stunde.
Junge Choreographen können sich also bewerben. Ausgesucht und zusammengestellt wird das Programm von der Tanzetage, insbesondere von Heidi Böhm. In den Räumen der Tanzetage in der Hamburger Allee 45 findet das "Tanzpodium" auch statt: die Atmosphäre ist fast familiär, man stellt ein paar Stuhlreihen auf, die Zuschauer können sehen, wie bei den Tänzern der Schweiß rinnt (und, bei diesen Temperaturen, auch selbst ein bißchen schwitzen).
Das Spektrum des Gezeigten reicht meist vom Ausdruckstanz über die Klassik bis zu Versuchen, den modernen Tanz weiterzuentwickeln. Die Qualität der Beiträge mag unterschiedlich sein, doch läßt sich meist das ein oder andere Choreographen-Talent entdecken.
Das "7. Freie Tanzpodium", bei dem es drei Soli und drei Duette zu sehen gibt, ist an diesem Wochenende, Samstag und Sonntag, Beginn jeweils 21 Uhr. Tanzetage, Telefon 069 / 77 10 53. sy
BRACHTTAL. Das Parlament meldet sich am Donnerstag, 13. August, aus der Sommerpause zurück. Themen der Sitzung ab 20 Uhr im Streitberger Feuerwehrhaus sind das Dorfgemeinschaftshaus Streitberg und die Finanzierung eines Zugfahrzeuges für die Feldküche des Roten Kreuzes.
KARBEN. Batikarbeiten der Künstlerin Rosemarie Müller werden ab dem morgigen Sonntag, 9. August, 10 Uhr, im evangelischen Gemeindezentrum Okarben gezeigt.
Die Ausstellung ist montags bis samstags von 15 bis 16 Uhr sowie am Mittwoch, 12. und 19. August, von 18 bis 19.30 Uhr zu besichtigen. Sie dauert bis einschließlich Sonntag, 23. August.
Die Künstlerin, die vor ihrer Übersiedlung in die Bundesrepublik auf der Insel Rügen lebte, hat Batiken zu den Zehn Geboten, der Gleichnisse und zu Psalmen geschaffen. Nach einer Ankündigung der veranstaltenden Okarbener Kirchengemeinde sind die religiösen Batiken von Rosemarie Müller, die mit einem Pfarrer verheiratet ist, weltweit bekannt. hm
ESCHBORN. Die Vorhalle des Rathauses soll zur Stadtbücherei umgebaut werden, auch wenn das nicht - wie vorgesehen - eine Million, sondern drei Millionen Mark kostet. Das beschlossen am Donnerstagabend mehrheitlich der Haupt- und Finanzausschuß sowie der Bau- und Umweltausschuß in einer gemeinsamen Sitzung. Jedoch stimmte nicht die CDU/FDP-Koalition für die Magistratsvorlage: CDU und SPD waren dafür, FDP, Grüne und Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) votierten dagegen.
Nach Auskunft von Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) war der Abstimmung eine zweistündige Diskussion vorausgegangen, in deren Verlauf auch der Architekt nach den Gründen für die Kostensteigerung gefragt wurde. Offensichtlich habe man sich verschätzt, so die lapidare Antwort.
Die BGE beantragte nach Herkströters Worten mit Unterstützung der FDP, die Sache an den Magistrat zurückzuverweisen und eine kleiner dimensionierte Neuplanung in Auftrag zu geben. Doch CDU und SPD hätten diesen Vorschlag in der Überzeugung abgelehnt, daß er auch nicht billiger käme.
Endgültig wird am kommenden Donnerstag das Parlament über die Bücherei in der Rathausvorhalle entscheiden. Herkströter betonte, den Stadtverordneten werde die Alternative unterbreitet, an der ursprünglichen Planung festzuhalten und die Vorhalle geringfügig umzubauen oder eben dem Umbau zur Bibliothek für drei Millionen Mark zuzustimmen.
Es sei nicht nur die Stadtbücherei geplant, sondern eine Art Kommunikationszentrum, so Herkströter. Der Rathauschef: "Es ist Quatsch, davon zu reden, für die Mehrkosten entstünde nur ein Keller. In der Stadtbücherei werden anstelle von 200 Quadratmetern 350 geschaffen und im Erdgeschoß anstelle von 100 Quadratmetern 180." she
FULDA. Spätestens seit das Frauen- Magazin "Emma" auf Seite vier seiner August-Nummer "Bettscheine in Fulda?" fragt, ist es aus mit der Semester- Ruhe an der Fachhochschule in der Domstadt. Was bereits vor sieben Jahren einmal öffentlich und mit konkreter Namensnennung eines inzwischen pensionierten Hochschullehrers unter dem Stichwort "sexuelle Anmache" diskutiert wurde, das ist seit einigen Wochen ungeachtet der Ferien wieder akut. Nur diesmal ein bißchen schlimmer: Müssen Studentinnen, wollen sie in dem einen oder anderen Fach einen Seminarschein, mit ihrem Professor ins Bett?
Was der Hochschulleitung sichtlich peinlich ist und deshalb auch zunächst unter der Decke gehalten wurde, inzwischen aber sogar zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft führte, das versuchte Fuldas Rektor Joseph Dehler am Freitag in ein anderes Licht zu rücken. Immerhin hat der Es wird ermittelt Rektor den Ruf seines Hauses als frauenfreundlichste FH der Republik zu verteidigen.
Ob es diese Bettscheine tatsächlich gibt oder nicht - Rektor Dehler will zwar Gerüchte schon seit dem Frühjahr kennen, doch den ersten konkreten, freilich noch unbewiesenen Fall will er erst Ende Juli erfahren haben. Mittelspersonen oder die Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule seien Ansprechpartner gewesen. Inzwischen "froh" (Dehler), daß die Staatsanwaltschaft in der heiklen Angelegenheit ermittelt, wirft der Fall aus Sicht des Rektors ein Schlaglicht auf eine ganz andere Affäre. Denn die Hochschulleitung hält einer kleinen Gruppe, die der Rektor immer wieder "Sekte" nennt, vor, die Bettscheine in ihrem Sinne zu "instumentalisieren" und für "eigene Interessen auszunutzen", die nichts mit einer ehrlichen Aufklärung der Gerüchte und Vorwürfe zu tun hätten.
Diese Gruppe, die sich als Frauenausschuß an der FH bezeichne, dafür aber keine Legitimation habe, soll aus dem Umkreis einer Professorin kommen, um die es seit Jahren an der Hochschule Streitigkeiten gibt. Vorsitzender dieses Kreises, der seinen Namen nach Darstellung der Hochschulleitung des öfteren wechsele und stets aus ehemaligen, nicht mehr der FH angehörenden Studentinnen bestehen soll, ist ein Mann. Gegen ihn will die Hochschule nun gerichtlich vorgehen.
So könnte es im Hintergrund ungeachtet der bereits im Frühjahr auf der Schlüchterner Frauenkonferenz erhobenen Vorwürfe (die FR berichtete), um weit mehr gehen als um eine reine Fuldaer Bettschein-Affäre. Der Fall offenbart nämlich auch eine Affäre um die Professorin am Fachbereich Sozialwesen, Muthgard Hinkelmann, und ihre Rolle an einer von Männern beherrschten Hochschule.
Ihr, die sich seit Jahren wegen ihrer feministisch ausgerichteten Arbeit verfolgt sieht, werfen Kritiker aus Kreisen des AStA und nun auch die Hochschullleitung vor, sie würde mit Unterstützung einiger Anhängerinnen (sie werden in Fulda seit Jahren Hi- Freaks genannt) aus dem offenkundigen FH-Skandal Kapital zu schlagen versuchen.
Dabei geht es um ein Projekt, das Frau Hinkelmann, die seit 1979 an der FH unterrichtet, sich von der Landesregierung bezahlen lassen möchte: "Anti-Diskriminierungs-Modell" nennt sie ihr Vorhaben, das sie vor drei Wochen in einem Brief an Ministerpräsident Hans Eichel vortrug und mit dem sie die Folgen der Bettschein-Affäre aufarbeiten möchte. Von sexueller Anmache betroffene Frauen will die umstrittene Professorin in die Lage versetzen, sich gegen Angriffe von Professoren zu wehren, und sie will, so wörtlich, die "Opfer befähigen, darüber zu reden" und mit den "Tätern umgehen zu können".
Doch die Methoden der Professorin und ihr wissenschaftlicher Ansatz sind in Fulda sehr umstritten. Es verwundert nicht, daß sogar der Prorektor der FH, Günther Stahlmann, seiner Kollegin am Freitag vorhielt, daß sie für ihre Arbeit auf dem Gebiete des Feminismus mit einer "Anmaßung von Kompetenzen" operiere, für die sie keine "Belege" vorweisen könne. Sie stehe, so die Hochschulleitung, "in Konkurrenz" zu der 1983 in Fulda geschaffenen, derzeit jedoch vakanten Professur für Frauenfragen, sei dafür aber gar nicht zuständig.
Letztlich mag wohl aber auch ihr ganz persönlicher Habitus andere Studenten provoziert haben. Denn wie sie einen kleinen Kreis um sich schart, führte nicht nur an der Hochschule zu Stirnrunzeln: Auch im hessischen Wissenschaftsministerium, berichten Fuldaer Insider, sei inzwischen der Eindruck von einem "Gehabe" entstanden, wie man es es sonst nur von Sekten kenne.
Was zu Spott, zu Witzeleien, später auch zu konkreten Anfeindungen und Verleumdungen führte, das gipfelte im Oktober 1989 in einem offenen Eklat. Die bis dahin eher schwelende Affäre knallte, als einige Studenten, die nicht zur Stammkundschaft der Wissenschaftlerin gehörten, sich einige Sitzungen zum Thema "Körperlichkeit und Sexualität als Fragestellung feministischer Sozialpädagogik" näher betrachteten. Der Professorin, was sie der FR bestätigt, waren einige der neuen Studenten nicht genehm. Diese Hörer, offenbar nicht gerade "Hi-Freaks", sondern eher neugierig, verwahrten sich gegen den von der Lehrerin aus pädagogischen Gründen verlangten Tonbandmitschnitt.
Weil es dann um die Herausgabe der Tonband-Cassette eine kleinere Prügelei gab, die später auch zu einem Strafverfahren führte, sahen sich Frau Hinkelmann und ihre Studenten-Riege bedroht. In den kommenden Monaten verlagerte die Hochschullehrerin ihren Unterricht an nunmehr unbekannte, nur einem eingeweihten Kreis zugänglichen Orte.
Häufiger hingegen sollen, so Dehler und Stahlmann am Freitag, Angehörige der Gruppe aktiv auf dem FH-Gelände sein und es nicht scheuen, schon mal eine Ratssitzung an der FH zu stören oder solche bei Personalfragen nichtöffentlichen Zusammenkünfte illegal mit dem Tonband abzuhören. Auch dagegen, so die FH, laufen derzeit verschiedene Strafverfahren.
Die "Geheimtreffen" der Professorin und ihrer Studenten führten nun, zwei Jahre später und nach massiven Beschwerden der Studentenschaft, zu einem Disziplinarverfahren. Die Professorin habe, so der Tenor der Untersuchungen, die auf Antrag der FH und mit Absegnung des Ministeriums nun von einem unabhängigen Gutachter angestellt werden, ihre Veranstaltungen unter Ausschluß der Öffentlichkeit geführt. Außerdem ist Gegenstand der Untersuchung, daß sie über "Geheimtreffen" die Verwendung von Geldern des Fachbereichs seit Jahren keine Rechenschaft abgelegt habe.
Professorin Hinkelmann sieht in diesem Verfahren freilich lediglich die Fortsetzung einer seit 1985 geführten Kampagne gegen ihre Person. Nach einer Neuordnung an der FH im Bereich Sozialwesen war ihr für wesentliche Teile ihrer Tätigkeit die Lehr- und Prüfbefugnis entzogen worden. Darin sah sie stets eine Ausgrenzung ihrer feministischen Wissenschaftsposition. Erst nach mehrjährigen Verwaltungsstreitverfahren einigten sich Hochschule und Professorin inzwischen auf einen Vergleich, demzufolge ihr auch im Fachgebiet psycho-soziale Beratung und Gesundheitsförderung von Beginn an die Zuständigkeit oblag und nicht nur im Bereich Bildung. Die Hochschule räumte einen jahrelangen, sogar vor Gericht vertretenen Irrtum ein. STEPHAN BÖRNECKE
BIRSTEIN. Das Fertighaus- und Sägewerksunternehmen Bien läßt sich am Sonntag, 9. August, hinter die Kulissen gucken. Bei dem Tag der offenen Tür von 11 bis 17 Uhr können die Besucher an Führungen in stündlichem Abstand teilnehmen. Gezeigt werden unter anderem die neue EDV-gesteuerte Fertigungsanlage, die EDV-gesteuerte Wandfertigung und Abbundanlage und im Sägewerk die hochmodernen Maschinen, die aus Baumstämmen die verschiedensten Schnitthölzer sägen. Der Erlös kommt der Pflegestation Birstein zugute. lex
MAINTAL. In Zusammenhang mit dem Auftritt zweier rechtsradikaler Skinheads anläßlich der Bürgerversammlung in Bischofsheim in dieser Woche hat Landrat Karl Eyerkaufer die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
Die Anklagebehörde soll die Aussagen jener zwei Skinheads prüfen und gegebenenfalls Strafermittlungen wegen Volksverhetzung einleiten. Außerdem wurden mit der Polizei vorbeugende Maßnahmen wegen angekündigter möglicher rechtsextremer Aktionen in Maintal vereinbart.
Gleichzeitig fordert Eyerkaufer die Maintaler Bevölkerung auf, die Polizei unverzüglich zu informieren, wenn sie Kenntnis von ungewöhnlichen Vorgängen oder Hinweise auf Aktionen haben.
In der Bürgerversammlung am Mittwoch, die den Bau von Asylbewerber-Unterkünften in Bischofsheim zum Inhalt hatte, hatte ein stadtbekannter Skinhead öffentlich angekündigt, daß kein Asylbewerber nach Maintal kommen werde, und wörtlich hinzugefügt: "Es wird hier werden wie in Hoyerswerda."
Der Name Hoyerswerda steht bekanntlich für eskalierende rechtsradikale Gewaltanwendung gemeingefährlichster Art. are
Bonn nimmt den strammen Frankfurter Kurs nur noch zur Kenntnis, eine große Koalition von der SPD bis zur CSU kündigt den Währungshütern die Freundschaft auf, die Gewerkschaften sowieso. Aus dem Kreditgewerbe, sonst solidarisch mit der Bundesbank, kommt eine vernichtende Analyse nach der anderen, Tenor: Das Haus Schlesinger "spielt mit dem Feuer" (so die Deutsche Bank). Rechenkünste und methodische Ansätze der Macht am Main werden in Frage gestellt, Wissenschaftler zerpflücken die Argumente der Zentralbankräte und werfen diesen in beispielloser Schärfe nicht nur eine "Blockade des Denkens", sondern sogar einen Verstoß gegen das Bundesbankgesetz vor. Ausländische Regierungsvertreter schäumen, wenn auch oft hinter vorgehaltener Hand, wegen der deutschen Hochzinspolitik. Für viele Medien sind Helmut Schlesinger und die 17 anderen Ratsherren ebenfalls unten durch: Die Wirtschaftswoche etwa karikiert den Bundesbankpräsidenten als Zins-Rambo (das Titelbild hält Schlesinger übrigens schon deshalb für nicht besonders gelungen, weil man mit einem Maschinengewehr gar nicht aus der Hüfte schießen könne; das werde zu heiß).
Die Währungsbehörde scheint wieder einmal, aber angesichts gewachsener internationaler Wirtschaftsverflechtung und globaler Konjunkturschwäche wohl noch folgenreicher als in früheren deutschen Hochzinsphasen, gegen den Rest der Welt zu kämpfen. Da schien es angebracht, daß Schlesinger - was selten genug vorkommt - das Gespräch mit der Frankfurter Wirtschaftspresse suchte; die Teilnehmer hofften auf neue Erkenntnisse, nicht wenige meinten, der Bundesbankobere werde versuchen, die Wogen zu glätten. Das Ergebnis ist mehr als enttäuschend. Zwar verbietet es der Respekt vor dem geballten Sachverstand der Währungshüter, diesen Verbohrtheit oder Ignoranz vorzuwerfen. Aber einen erstaunlichen Mangel an Selbstkritik und Lernbereitschaft wird man schon konstatieren dürfen. Stichwort Geldmenge: Stures Festhalten an einem Indikator, den viele Analysten längst für unpassend halten. Beispiel Tarifrunde: Schlesinger erkennt "schlimme Markierungen", nicht aber die etwa vom "Wirtschaftsweisen" Rüdiger Pohl festgestellte "lohnpolitische Weichenstellung hin zu mehr Stabilität". Oder der Kurseinbruch an den Börsen nach dem jüngsten Diskontbeschluß, der nach Berechnungen der Zeitschrift Wertpapier in einer Woche zu einer weltweiten Vermögensvernichtung von fast 500 Milliarden Dollar führte: Für Schlesinger weitgehend eine "psychologische Reaktion", fundamental unbegründet.
Bei solcher Argumentationsakrobatik kann es kaum noch überraschen, daß der Bundesbankchef einräumt, an die ins diesjährige Geldmengenziel eingebaute unvermeidliche Preissteigerung von zwei Prozent in ganz Deutschland habe man selbst nicht geglaubt. Trotzdem wurde das unerreichbare Ziel vorgegeben.
Von Finanzpolitikern und Tarifparteien erwartet die Bundesbank, daß sie sich den veränderten Rahmenbedingungen in der vereinten Republik anpassen. Geht's vielleicht bei den Währungshütern selbst auch ein bißchen realitätsnäher? ski
Kleine FR
Grillfest der SPD NEU-ANSPACH. Die SPD lädt heute zu ihrem tradititionellen Grillfest mit Spiele-Nachmittag für die Kleinen auf dem Hundedressurplatz am Steinchen ein. Das Fest beginnt mit einer Sternwanderung zum Grillplatz. Junge Union besucht Erdfunkstelle USINGEN. Die JU Hochtaunus besucht am 8. August die Erdfunkstelle mit Rundgang, Film und Vortrag. Treffpunkt ist um 10.30 Uhr am Eingang; Teilnehmer sollen sich bei Karsten Brandt, Tel. 0 60 81/ 4 35 96, melden. Bücherei seltener geöffnet WEHRHEIM. Die Gemeindebücherei ist ab sofort bis Ende August nur noch am Dienstag nachmittag geöffnet. Altentagestätte geschlossen. WEHRHEIM. Die Altentagesstätte wird an Vormittagen künftig von einer Schulklasse der Limesschule in Anspruch genommen. Das wurde wegen der Asbest- Sanierung erforderlich.
HOFHEIM. "Wir werden schon seit zwei Wochen vom Lärm belästigt. Es ist wirklich ganz schlimm", klagt FR-Leser Günter A. entnervt. Nicht nur er selbst - "der ganze Stadtteil Marxheim leidet darunter". Es sind - einmal mehr - die Einsätze der Hubschrauber des US-Militärflughafens Wiesbaden-Erbenheim, die A. in seiner Ruhe stören. "Insbesondere spät nachts geht das allen ganz gewaltig auf den Wecker. Da kann niemand mehr einschlafen." Was der Marxheimer und seine Nachbarn so gar nicht verstehen können: "Wir dachten, daß es eine Abmachung gebe, nach der die Maschinen der Amerikaner sich an feste Routen halten und über der Autobahn fliegen müssen, statt über unseren Wohngebieten zu kreisen." Außerdem sei es völlig unverständlich, warum die US-Piloten ausgerechnet nachts fliegen müßten.
Die Bewohner der Landeshauptstadt nervt der nächtliche Hubschrauberlärm schon länger. Wie auf unserer Wiesbaden-Seite ausführlich berichtet, ist Oberbürgermeister Achim Exner (SPD) derart verärgert über das Verhalten der Amerikaner, daß er sogar mit Bonn darüber streitet.
In Hofheim, wie Rathaussprecher Ulrich Müller-Braun gestern der FR sagte, mehren sich die Beschwerden der Bürger ebenfalls. Und auch Bürgermeister Rolf Felix (CDU) wundert sich darüber, was seit der Ankunft des neuen US-Kommandeurs alles passiert ist. Müller-Braun: "Die Stadt wird über nichts mehr informiert, alle mühsam ausgehandelten Abmachungen scheinen nicht mehr zu gelten. Keiner weiß, was auf dem Flughafen passiert."
Vom Wetter abhängig ist nach Ansicht von Hermann Maurer die Lautstärke des Helikopterlärms. Der Pressesprecher der US-Streitkräfte in Wiesbaden sagt zu der Mißachtung der vorgegebenen Flugrouten, die das (nächtliche) Leben auch der Marxheimer stört: "In einem derart dichtbesiedelten Gebiet sind Abweichungen von gut 200 Metern immer möglich, fliegen doch die Hubschrauber nicht wie an der Schnur gezogen."
Statt der Kampf- sind seit kurzem Transporthubschrauber in Erbenheim stationiert, sagt Maurer weiter. "Aber an der Zahl hat sich nichts geändert. Es sind immer noch rund 50 Stück, zusätzliche kamen nicht hinzu."
Was die nächtlichen Flugübungen anbelangt, beruft sich der Sprecher der Armee auf die "offizielle Version". Danach dürften die Hubschrauber im Sommer bis 24 Uhr und im Winter bis 22 Uhr fliegen. Das sei nötig, damit die Piloten auf ihre Pflichtstundenzahl kämen. Das "Gerücht" der Sondererlaubnis aus Bonn, nach der die Helikopter bis nachts um 2 Uhr fliegen dürfen, bestätigte er nicht. Warum die Marxheimer auch noch nach Mitternacht vom Hubschrauberlärm geweckt werden, konnte Maurer also nicht beantworten. pms
Zur Person:
CHRISTINE HOHMANN-DENNHARDT, Justizministerin von Hessen, will für einen besseren Schutz von Patientendaten in der Strafprozeßordnung sorgen. Sie hat dazu einen Gesetzesantrag vorgelegt, den Hessen im Bundesrat einbringen wird. Zur Zeit können - wie der hessische Datenschützer Winfried Hassemer in einem FR-Gespräch kritisiert hatte - nur Ärzte die Auskunft gegenüber Strafverfolgungsbehörden verweigern, nicht aber Patienten, wenn sie etwa Zeuge im Prozeß gegen ihren Arzt sind. Auch die Patientenakte ist nicht vor Beschlagnahme geschützt. Die Wiesbadener Initiative sieht vor, daß Patientinnen und Patienten die Auskunft verweigern können, wenn sie zu ihren Krankheiten befragt werden. Die Beschlagnahme ihrer Krankenakten soll dann verboten sein. Ausnahmen soll es nur auf richterliche Anordnung geben, wenn es um eine Straftat "von erheblicher Bedeutung" geht, die anders nicht aufgeklärt werden kann. Die Strafverfolgung von Ärzten, die falsch abrechnen, solle damit nicht verhindert werden, erläuterte Frau Hohmann-Dennhardt. (wn)
KARBEN. Rituelles Trommeln westafrikanischer Völker unterrichtet Frank Köstler ab Donnerstag, 13. August, um 20 Uhr an insgesamt acht Abenden im Evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben. Er zeigt die Grundrhythmen in Theorie und Praxis, erläutert das Zusammenspiel von Körper und Stimme mit der Trommel, stellt traditionelle Instrumente vor und zeigt typische Spieltechniken.
Frank Köstler, der in Karben wohnt, trommelt seit zehn Jahren. Er hat Unterricht bei Musikern aus Ghana, Togo, Guinea und Senegal genossen und leitet seit fünf Jahren Trommlerkurse in Frankfurt, in ganz Deutschland und in der Schweiz.
Die Kurse finden in Klein-Karben jeweils donnerstags um 20 Uhr statt. Teilnehmer zahlen 120 Mark. hm
Die Forderung nach einer engeren Zusammenarbeit aller Vereine und Institutionen, die Kinder- und Jugendarbeit leisten, steht im Mittelpunkt des neuen Präventionskonzeptes der Frankfurter Polizei. Auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 3 (Nordend), stellte der Jugendbeauftragte der Polizei, Manfred Bauer, die Ideen dieses Programmes vor.
In den letzten Jahren sei auch im Nordend ein "dramatischer" Anstieg von Straßenraub, Autodiebstahl und Einbrüchen zu verzeichnen, berichtete Bauer. Die Straftaten würden vor allem auch von Jugendbanden verübt. Da Repressionen alleine "nichts nutzen", so Bauer, habe die Polizei nun zusätzlich ein präventives Konzept erarbeitet, das vor kurzem der Stadt vorgelegt wurde.
Wichtigste Säule des Programmes ist die Gründung von Stadtteil-Arbeitskreisen, die von der Polizei unterstützt werden sollen. Damit will Bauer der "oft mangelnden Zusammenarbeit" der einzelnen Organisationen entgegenwirken. "Gerade im Nordend wurstelt jeder Verein alleine vor sich hin", sagte er. Diese Arbeitskreise sollen nach Möglichkeit auch feste Ansprechpartner auf den betreffenden Polizeirevieren bekommen. rea
MÜHLHEIM. Schwere Verletzungen erlitt eine elfjährige Radfahrerin, als sie in der Offenbacher Straße von einem Personenwagen erfaßt wurde. Der Autofahrer war von der Bahnhofstraße nach links abgebogen und hatte offensichtlich die Radlerin übersehen, die bei "Grün" die Offenbacher Straße auf einer Fußgängerfurt überquerte. hf
MAIN-TAUNUS-KREIS. Nur drei Monate, nachdem das Substitutionsprogramm für Drogensüchtige gestartet wurde, überrollt die Nachfrage alle Erwartungen: Acht bis zehn Süchtige sollten vorerst mit dem Schmerzmittel Polamidon behandelt werden - tatsächlich sind es schon 25, und der Andrang läßt nicht nach. Bernhard Menzemer, Geschäftsführer des Vereins für Jugendhilfe und Jugendberatung, schätzte gestern vor der Presse, daß "wir vielleicht schon in einem Jahr 100 Plätze brauchen".
Auf die Unterstützung von MTK-Sozialdezernent Gerd Mehler kann er dabei bauen. Der Sozialdemokrat versicherte zumindest, das Methadonprogramm fortführen zu wollen. Mehler betonte weiter, der Kreis werde von seiner Seite her "alle Vorraussetzungen erfüllen, damit jeder substituieren kann, der das möchte".
Ursula Vertesy, eine (von sechs) am Substitutionsprogramm beteiligte Ärztin, zeigte sich über die bisherigen Erfolge begeistert: "Phantastisch, wie die Leute aufblühen, sobald sie nicht mehr täglich Heroin beschaffen müssen." Entlastet vom "schweren Los der Szene" - 400 Mark für die tägliche Heroindosis müssen "beschafft" werden -, könnten Betroffene versuchen, wieder Boden unter die Füße zu kriegen: "Zehn der 25 Männer und Frauen arbeiten inzwischen."
Noch größerem Erfolg sieht die Ärztin jedoch die "hohe Eingangsschwelle" ins Substitutionsprogramm entgegenstehen. Bislang darf nur HIV-Positiven oder schwer Kranken das Schmerzmittel verschrieben werden. Körperlich Fitteren nehme man dadurch die Chance, rechtzeitig aus der Sucht aussteigen zu können. Das sieht auch Hans Böhl so. Der Leiter der Hofheimer Jugend- und Drogenberatungsstelle vermißt "soziale Kriterien für die Methadonvergabe".
Nach Böhls Einschätzung war es richtig, die sechs Polamidon vergebenden Ärzte in einem Verbund zusammenzuschließen. Gerade Mediziner seien "massiven Frustrationen ausgesetzt". Süchtige hielten sich vor allem in den ersten sechs Monaten nicht an die strenge Drogenabstinenz - von Polamidon abgesehen. Vielmehr werde so lange Heroin oder Kokain genommen, bis die Süchtigen Vertrauen in die Wirkung der Ersatzdroge gefunden hätten. Die Mediziner konfrontiere das mit schweren Problemen. Im Verbund könnten sich die Doktoren aus Diedenbergen, Schwalbach, Hattersheim und Kelkheim jedoch gegenseitig unterstützen; außerdem verringere sich die Belastung des einzelnen.
Vernetzung: ein Stichwort auch für andere Aspekte der Drogenpolitik. Nach Mehlers Worten müssen Städte und Gemeinden in der Rhein-Main-Region enger zusammenarbeiten, wollen sie die Probleme besser in den Griff bekommen. Das entspreche auch mehr den tatsächlichen Gegebenheiten: So sei oft nur schwer zu sagen, zu welcher Kommune Süchtige gehören. Viele hätten keinen festen Wohnsitz oder tauchten nach Jahren plötzlich wieder in ihrer Heimatstadt auf: "Da macht es keinen Sinn zu sagen, der gehört aber hierhin oder dorthin." Im MTK substituierten zwar vornehmlich Menschen aus dem Kreis; im Zweifelsfall lege man aber nicht so strenge Kriterien an.
Wie Zusammenarbeit über Stadtgrenzen hinweg den Kranken helfen kann, verdeutlichte Menzener am Beispiel einer jungen, Polamidon schluckenden Frau. "Sie kam wegen 300 Mark Schulden ins Gefängnis nach Preungesheim." Dort wird die Ersatzdroge aber nicht ausgegeben, die Frau drohte, das Programm abbrechen zu müssen. Nur weil die Jugend- und Drogenberatungsstelle sich des Falls weiter annahm und das Geld vorstreckte, kam die Frau wieder auf freien Fuß und konnte mit dem Polamidon weitermachen.
Dieser "Vernetzungsgedanke am Einzelfall" müsse Schule machen, so Menzener. Es mache keinen Sinn, davor die Augen zu verschließen, daß längst "überall im Rhein-Main-Gebiet" und auch auf "dem flachen Land" Drogen genommen werden. DIETER SCHWÖBEL
RODGAU. Die Kripo in Offenbach hat am Donnerstag einen 17jährigen Rodgauer festgenommen, der im dringenden Verdacht steht, zusammen mit anderen Heranwachsenden vor anderthalb Jahren in einem Zimmer der Georg-Büchner-Schule in Jügesheim Feuer gelegt zu haben. Der 17jährige, der "Anführer" einer Jugendgruppe sein soll, wurde nach Angaben eines Sprechers der Polizei am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt. Er ordnete auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft an.
Im Zusammenhang mit dieser Festnahme "laufen die Ermittlungen zu den drei jüngsten Schulbränden in Rodgau auf Hochtouren", wie der Polizeisprecher versicherte. Aus der Bevölkerung seien 69 Hinweise gekommen, elf davon hätten die Jugendgruppe betroffen.
Die Serie der Brandstiftungen hatte die Bevölkerung in allen Rodgauer Stadtteilen in Atem gehalten. Nach Bränden an der Heinrich-Böll-Schule und der Schule am Bürgerhaus in Nieder-Roden war die Wilhelm-Busch- Schule in Jügesheim Ende Mai völlig niedergebrannt. Die Staatsanwaltschaft setzte eine Belohnung von 5000 Mark aus, die vom Kreis Offenbach als Schulträger verdoppelt wurde. fin
Ein Problem beleuchtet das andere: Weil das Jugendhaus am Heideplatz in Bornheim drei Wochen nach seiner Eröffnung am 2. Juni wegen Baumängeln wieder geschlossen werden mußte, ist vorerst keine Hilfe in Sicht für die Clique, die das Bornheimer Bürgerhaus in der Arnsburger Straße unsicher macht.
Nach einem Bericht des Magistrats sind Jugendamt, Polizei und Drogenhilfe mit der Saalbau GmbH übereingekommen, "die Jugendlichen auch weiterhin in der Galleria des Bürgerhauses zu dulden, sofern sie sich friedlich verhalten". Eine Entscheidung, die den Hausverwalter verunsichert. Kurt Kempf ("das ist ein heißes Eisen") gibt sich zwar "viel mit den jungen Leuten ab, aber das überschreitet unsere Möglichkeiten". Nicht nur, weil mal welche "mit dem Messer auf den Kollegen losgegangen sind", man habe auch schon einige unter Drogen oder Alkohol "abholen lassen müssen".
Der Zusammenhang zum lang ersehnten, seit 20 Jahren geplanten und nun wieder stilliegenden Jugendhaus am Heideplatz wird von Günter Sehnert im Jugendamt hergestellt. Man habe nämlich im Gespräch mit der Bürgerhaus-Clique herausgefunden: "Es handelt sich um junge Leute, die einen Treffpunkt suchen." So seien die Mitarbeiter des Heideplatz-Jugendhauses beauftragt worden, "die da einzubeziehen".
Noch ehe dann aber allen so recht klargeworden sei, "daß die Klientel schwieriger ist, als gedacht", habe sich am Heideplatz "der Fußboden gewölbt und die Türen gingen nicht mehr zu". Im ersten Stock sei hinter ausladenden Fenstern eine "enorme Hitze-Entwicklung" aufgetreten. Die Verkleidungen fielen von den Wänden.
Alles in allem so große Mängel, daß noch immer nicht absehbar ist, wann der Treffpunkt zumindest teilweise wieder aufgemacht werden kann. Wegen Fragen der Gewährleistung muß zum Beispiel noch ein Gutachten gemacht werden.
Mit dem Tag der Wiedereröffnung aber soll es nach der Erwartung der Behörde im Bürgerhaus ruhiger werden: "Ich gehe davon aus, "daß die dahingehen", sagt Sehnert. Zumal die Jugendhaus-Mitarbeiter, die mit einem Kultur-Konzept bei ihrer Klientel auf wenig Interesse gestoßen seien, auch an einer neuen Konzeption arbeiteten. Dafür suchen sie beispielsweise, weil das Haus zu 90 Prozent von türkischen Jugendlichen aufgesucht worden sei, "händeringend nach türkischen Sozialarbeitern". Laut Jugendhaus-Leiter Uli Kratz hat vor allem keiner mit den riesigen Drogenproblemen im Stadtteil gerechnet, auf die zu reagieren man sich derzeit die Köpfe zerbreche.
Verwalter Kurt Kempf im Bürgerhaus kommen diese Mühen sehr entgegen: "Es fehlt einfach an Menschen, die sich mit den jungen Leuten beschäftigen." clau
BRACHTTAL. Das Eisberg-Duo blödelt am Freitag, 28. August, ab 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Neuenschmidten. Karten für diesen Kabarettabend unter dem Leitspruch "Eiskalte Witze und lauwarme Musik" gibt es ab sofort im Brachttaler Rathaus.
Das Duo aus Frankfurt besteht aus dem ehemaligen Gitarristen von "Flatsch", Olaf Mill, und dem früheren Frontmann von Hob Gobelin, Martin Meinschäfer. Wortspielerei und Gesangsparodien sind das Metier der beiden Blödeler. lex
OFFENBACH. Drei Raubüberfälle registrierte die Polizei am Donnerstag innerhalb von 14 Stunden - zwei ereigneten sich am hellen Tag in der Innenstadt, der dritte kurz nach Mitternacht ebenfalls in der City.
Am Morgen gegen 10 Uhr hatten drei junge Männer einen 21jährigen an der Ecke Frankfurter Straße/Herrnstraße zu Boden gestoßen und ihm seinen Rucksack entrissen. Darin befanden sich rund 250 Mark und Badeutensilien.
Der Überfallene gab an, daß die Täter - wie auch er - mit der Straßenbahnlinie 16 von Frankfurt bis zur Haltestelle Ludwigstraße gefahren seien. Von dort hätten sie ihn bis zum Tatort verfolgt.
Eine Brieftasche mit 120 Mark erbeuteten zwei Männer, die im Büsingpark gegen 12.15 Uhr einen 54jährigen Mann umstießen und beraubten. Das dritte Opfer eines Überfalls wurde schließlich in der Nacht ein 72jähriger Rentner, der sich nach dem Besuch des Bierfestes rund ums Rathaus auf den Heimweg gemacht hatte. In der Großen Marktstraße entrissen ihm zwei Unbekannte seine Kunstleder-Herrentasche, in der sich Schlüsselbund, Kugelschreiber und Ausweis befanden. hf
rds BONN, 7. August. Die Sozialpolitiker der SPD-Bundestagsfraktion und die Sozialminister der SPD-regierten Bundesländer bemühen sich seit Freitag in Düsseldorf in einer zweitägigen Klausur um einen gemeinsamen Standpunkt zu dem von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) vorgelegten Entwurf eines "Gesundheitsstrukturgesetzes". Unterschiedliche Auffassungen innerhalb der SPD, die im Bundesrat den Gesetzesplan der Regierung verhindern kann, gibt es vor allem über die Form des von ihr geforderten "Finanzausgleichs" zwischen den Krankenkassen. Mit ihm sollen die Unterschiede zwischen den Beitragssätzen verringert werden. Im Entwurf Seehofers ist ein Krankenkassen-Finanzausgleich nicht enthalten.
Nach den unterschiedlichen Beschlußentwürfen der SPD-Fraktion und der SPD-Sozialminister streben zwar beide Seiten für die Versicherten eine freie Wahl der Kassen (Orts-, Ersatz-, Betriebs- oder Innungskrankenkassen) an. Doch wollen die Fraktionsexperten dies mit der Einführung eines bundesweiten kassenarteninternen Finanzausgleichs verbinden, um bundeseinheitliche Beitragssätze in jeder Kassenart herzustellen. Die Länderminister befürworten dagegen einen regionalen, alle Kassenarten übergreifenden Finanzausgleich, so daß eine regionalisierte Beitragsberechnung auch bei den bundesweiten Kassen (Ersatz- und Innungskrankenkassen) eingeführt würde. Um Beitragsdifferenzen zwischen den Regionen auszugleichen, soll keine Kasse in der Beitragshöhe um mehr als fünf Prozent vom Bundesdurchschnitt abweichen dürfen.
In beiden Beschlußentwürfen wird der Bundesregierung das Scheitern ihrer "Gesundheitsreform" von 1989 bescheinigt und der Seehofer-Entwurf als "gesundheitspolitisch verfehlt, sozialpolitisch unausgewogen, ordnungspolitisch fragwürdig und strukturpolitisch unwirksam" abgelehnt. Hauptpunkte der SPD-Alternative sind die Einführung "Regionaler Gesundheitskonferenzen" zur Stärkung der Selbstverwaltung, mehr Kompetenzen der Krankenkassen ("Einkaufsmodell"), die Neuordnung des Arzneimittelmarktes ("Positivliste") und die Organisationsreform des Versicherungssystems.
BRUCHKÖBEL. Das am Donnerstag von der Unteren Wasserbehörde ausgesprochene Badeverbot für den Bärensee gilt nur eingeschränkt. Baden erlaubt ist in den beiden abgegrenzten Stränden.
Das Badeverbot war verhängt worden auf der Grundlage einer EG-Richtlinie, die eine Mindestsichttiefe von einem Meter für Badegewässer vorschreibt. Im Bärensee ist dieser Wert weit unterschritten. Durch die geringe Sichttiefe bedingte Gefahren sind in den relativ flachen, abgegrenzten Strandbereichen weniger zu befürchten, heißt es. are
TOKIO, 7. August (AFP). Der Flughafen Katmandus verfügt nicht über ein Flugleitsystem, mit dessen Hilfe Flugzeuge auch bei schlechtem Wetter sicher auf die Landebahn gelotst werden können. Wie Behördenvertreter am Freitag mitteilten, hatte bereits 1989 ein japanisches Gutachten, das im Auftrag der nepalesischen Regierung erstellt worden war, das Fehlen eines solchen Systems bemängelt. Am vergangenen Freitag war ein A310-300 Airbus der thailändischen Fluggesellschaft am Fuße des Himalaya-Gebirges 80 Kilometer nordwestlich Katmandus abgestürzt, alle Insassen waren dabei getötet worden.
Der japanische Bericht hatte 1989 die Anschaffung eines Flugleitsystems für den Flughafen von Katmandu empfohlen. Allerdings war eingeräumt worden, daß es aufgrund der geographischen Besonderheiten schwierig sei, ein solches System in Nepal zu installieren.
USINGEN. "Es gibt keinen Grund zur Aufregung", teilte Kreispressesprecher Jürgen Conradi mit. Das sahen eine Reihe von Usinger Eltern allerdings anders. Die Schule hat seit einer Woche angefangen, und die meisten Schülerinnen und Schüler der Grundschule haben noch keine Schülerjahreskarte erhalten. Einige Mütter hatten bei der "Frankfurter Rundschau" nach dem Grund gefragt.
"Wir müssen rund 4000 Jahreskarten über die Schulen im Kreis verteilen. Das kann nicht auf einen Schlag gehen", bat Conradi um Verständnis für die schrittweise Ausgabe. Der Kreispressesprecher betonte, daß alle "Fahrschüler", die Anspruch auf Erstattung der Fahrtkosten haben, ihre Karte erhalten werden. Berechtigt sind Kinder, die weiter als zwei Kilometer von ihrer Schule entfernt wohnen. Conradi versicherte außerdem: "Die Zwei-Kilometer-Grenze handhaben wir so großzügig wie möglich."
Die Jahreskarte wird erstmals ausgegeben. Dadurch entfällt das bisherige, lästige Sammeln der Fahrkarten für die halbjährliche Abrechnung. cn
SINNTAL. Größere Mengen Schleifstaub haben gestern die Sinn verunreinigt. Welche Folgen diese Einleitung für das Gewässer haben wird, war laut Polizei gestern noch nicht abzusehen. Der Staub soll aus einem Altengronauer Betrieb stammen, der industriell Steine verarbeitet. Normalerweise werde der Schlamm, der beim Schleifen der Steine anfalle, in einen Teich gepumpt. Wegen Ausfalls der Pumpe sei das Material aber einige Stunden lang in die Sinn gelangt.
Zu eilig hatte es ein 28 Jahre alter Fernsehreporter, der sich in Frankfurt wegen fahrlässiger Tötung verantworten mußte. Unterwegs zu einem Tennisturnier, das sein Sender übertrug, war er mit mindestens 80 km/h durch die Hafenstraße gerast, wo er mit seinem Wagen eine 73 Jahre alte Fußgängerin beim Überqueren der Fahrbahn erfaßte. Dafür verurteilte ihn das Amtsgerichts am Freitag zu acht Monaten Freiheitsstrafe, die gegen Zahlung von 3000 Mark zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Im Dienst von SAT 1 hatte der Reporter am 18. November 1990, einem Sonntag, an der Übertragung des ATP-Tennisturniers mitgewirkt, das der Sender in der Festhalle ausrichtete. Eingeteilt zum Kurierdienst, startete er kurz nach 19 Uhr, um vom Hotel Interconti dem Wagen eines vorauseilenden Kollegen in die Festhalle zu folgen. Offensichtlich, um ihn wieder einzuholen, fuhr er in der Hafenstraße schneller als erlaubt.
Rund 50 Meter vor der Einfahrt in den Hafenstraßentunnel passierte es: Von der Schönstraße auf dem Weg zu ihrer Wohnung in der Gutleutstraße, hatte die 73 jährige fast schon zur Hälfte die Hafenstraße überquert, als sie von dem Wagen des rasenden Reporters erfaßt wurde. Vom Aufprall in die Luft geschleudert, wurde sie so schwer verletzt, daß sie drei Stunden später im Krankenhaus starb.
Wie Zeugen berichteten, stand der Reporter nach dem Unfall verzweifelt und weinend am Straßenrand. Seinen Angaben zufolge war er kaum schneller als 50 km/h gefahren, was jedoch nicht mit den Berechnungen des Kfz-Sachverständigen übereinstimmte. Dessen Ansicht nach - und dabei stützte er sich auf den von der Polizei protokollierten Standort der Beteiligten nach dem Unfall -, war der Angeklagte mit "mindesten 80, wenn nicht sogar 90 km/h" gefahren.
Nach Auffassung des Gerichts unter Vorsitz von Richter Wolfgang Menz ging der tödliche Unfall auf gleich zwei Fahrfehler zurück. Der Reporter sei nicht nur zu schnell gefahren, sondern habe auch nicht aufgepaßt und zu spät reagiert. Dies galt um so mehr, als man die dunkle Silhouette der Frau auf der Straße vor dem Hintergrund des beleuchteten Tunnels von weitem hätte erkennen müssen.
Unter diesen Umständen war das Gericht nicht bereit, dem Antrag der Verteidigung zu folgen und anstelle der Freiheits- lediglich eine Geldstrafe zu verhängen. Vielmehr entsprach es dem Plädoyer der Anklagevertretung, die gleichwohl darauf hinwies, daß sich der Reporter - bisher ohne jeden Eintrag im Verkehrszentralregister - nicht wie ein Verkehrsrowdy benommen hatte. "Man guckt nicht immer auf den Tacho", meinte Staatsanwalt Hans-Erich Müssig, "und 80-90 km/h an einem Sonntag auf leeren Straßen sind schnell erreicht." Lepp
Die Frankfurter Polizei wird wahrscheinlich ab September ihre Schießausbildung im Nordwestzentrum absolvieren. Dort hat die Betriebsgesellschaft in dem Komplex der Titustherme eine hochmoderne Anlage gebaut, die auch von den Vereinen genutzt wird. Die Gesellschaft teilte am Freitag auf Anfrage mit, sie rechne in den nächsten beiden Wochen mit einer Betriebserlaubnis durch die Gewerbeaufsicht.
Die Polizei, die bereits einen Nutzungsvertrag mit dem Hausherrn abgeschlossen hat, befindet sich seit langem in Schwierigkeiten, weil die Schießanlage von Grün-Weiß, jahrzehntelange Domizil der Polizei auf dem Rebstock, saniert werden mußte. Hier absolviert die Polizei in Zukunft nur die Übungen mit Gewehr und Pistole auf große Distanzen. habe
Wer ihm im Gespräch gegenübersitzt, findet bestätigt, was er in der Manege des Zirkus "Fliegenpilz" erahnt: diesem Charles Knie sitzt der Schalk im Nakken. Er hat jene Heiterkeit, die ein Tierlehrer, der an sich auf Pferdedressuren geeicht ist, braucht, um auch ein so spaßiges Spektakel wie den "Schweizer Bergbauernhof" durchzuziehen. Man möchte jodeln, wenn er auf einer ganz normalen Kuh reitet, ein Cowboy der Alpen, die rote Flagge mit dem weißen Kreuz schwingend. Oder wenn er Ziegen und Gänse und den dicken Bernhardiner dazu verleitet, die Leiter hochzutrippeln, um sich auf der anderen Seite über die Kinderrutsche in die Sägespäne fallen zu lassen.
"Das ist gar nicht so schwer", sagt der Nachfahre einer alten Zirkusdynastie eher bescheiden. "Eine reine Futterdressur. Mit viel Futter allerdings", fügt er hinzu. Und dennoch: "Ohne eine gewisse Disziplin geht es auch da nicht. Jeder muß an seinem Platz bleiben, bis auf Abruf. Sonst würden ja alle durcheinanderpurzeln!" Den kleinen Boston- Terrier, der sich durch scheinbaren Ungehorsam auszeichnet, bezeichnet er als seinen Clown.
Mit von der lustigen Partie sind im übrigen seine Frau Doriana und Sohn Clinton (9). Er lenkt die kleinen Ponykutsche mit den sechs Gänsen, die sich dabei schier den Hals verrenken.
Mit Futtergaben allein ist es bei den weitaus schwierigeren Zebras , die er jetzt erstmals sogar in einer Achtergruppe präsentiert, nicht getan. "Es sind Wildpferde - und selbst in der hundertsten Generation noch nicht zu sanftmütigen Wesen zu machen." Es gibt in der Welt nur drei Zebragruppen, die Charles Knie allesamt eingearbeitet hat: Die eigne, die bei Barum und eine in Italien.
"Geduld und Einfühlungsvermögen braucht es, und das in hohen Maßen", sagt er. Zuerst müsse man den gestreiften Hitzköpfen die Angst nehmen. "Bis die allein soweit sind, ein Halfter anzunehmen - das ahnt ja keiner!"
Zebras nehmen nicht mal Futter aus fremder Hand. "Bei mir ja, ich reiche vitaminhaltige Pferdewürfel. Keinen Zucker."
Charles Knie selbst, dem übrigens weltweit auch die einzige Antilopendressur gelungen ist, hatte bisher Glück: Die Tiere der Gattung Chapmann- und Damara-Zebras, zwischen ein und sechs Jahre alt, haben ihm noch keinen Finger abgebissen, wie das anderen passiert ist. "Oder gar ein ganzes Stück Fleisch aus dem Arm!"
Charles Knie hat auch ein Pferd soweit gebracht, einen Löwen auf sich reiten zu lassen. Und mit Nilpferden und Nashörnern geht er um wie unsereiner mit der Hauskatze. Bei all dem lautet seine Devise: "Man muß sich die Achtung vor dem Tier bewahren. Das ist keine falsche Tierliebe. Doch die Tiere spüren das."
Nur dann, so ist der Schweizer überzeugt, geben sie dem menschlichen Gegenüber das zurück, was für die "Zusammenarbeit" (das bessere Wort für Dressur) nötig ist: Achtung und Respekt. -vau
Kleine FR
Seniorenunion tagt BAD VILBEL. Die Seniorenunion der CDU trifft sich am Freitag, 21. August, um 15 Uhr beim Seniorennachmittag auf dem Bad Vilbeler Markt. Die CDU-Senioren wollen sich um einen Tisch scharen, der mit ihrem Wimpel gekennzeichnet ist.
NEU-ISENBURG. Bei einer routinemäßigen Verkehrskontrolle der Polizei am Donnerstag abend in Neu-Isenburg schnappten die Ordnungshüter einen seit langem von den ungarischen Behörden wegen Mordes gesuchten Mann, gegen den auch von den Staatsanwaltschaften Frankfurt, Hanau, Köln und Wiesbaden fünf Haftbefehle wegen Diebstahls vorliegen. Die Polizeibeamten hatte bei der Kontrolle gemerkt, daß seine Papiere gefälscht waren. fra
BAD VILBEL. Das Stadtparlament trifft am Dienstag, 11. August, um 18 Uhr im Kurhaus zur fünften öffentlichen Sitzung nach der Wiederholungswahl vom 15. März zusammen.
Die Tagesordnung umfaßt 23 Punkte. Unter anderem beraten die Abgeordneten über die Errichtung eines Stadthotels, die Bildung eines Seniorenbeirates, die Erhaltung des denkmalgeschützten Gebäudes Marktplatz 3, die Verminderung des Wasserverbrauchs, die Innenstadtsanierung, die Kindergartenbeiträge an der Christuskirche, die Errichtung eines Ausländerbeirates und die geplante Gestaltungssatzung für die Innenstadt. Außerdem werden Anfragen gestellt zu Parkplätzen für die Seniorenwohnanlage auf dem ehemaligen Krankenhausgelände. hm
Es ist immer das gleiche mit diesen Gewerkschaften: Kaum denkt ein Arbeitgeber mal nach vorn, regen sie sich gleich auf. Wieso eigentlich nicht länger arbeiten, wie es der oberste Arbeitgeber Murmann - wieder mal - verlangt hat? Freizeit ist zu kostbar, um sie mit Nichtstun zu verschwenden.
Die Japaner haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihren Arbeitsplatz überhaupt verlassen. Die US-Amerikaner geben sich oft genug mit zwei Wochen Urlaub im Jahr zufrieden. Nur wir Deutsche: Wir wollen viel Urlaub haben, wir wollen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall - und wir wollen immer weniger arbeiten. Wir wollen einfach alles.
Dabei könnte ein nostalgischer Blick zurück uns zeigen, auf was wir alles verzichtet haben. Statt eines ruhigen 6. Arbeitstages am Fließband muß sich Vati seit Jahren samstags mit quengelnden Kindern und hektischen Hausfrauen herumplagen. Statt nach zehn Stunden Arbeit in der Fabrik müde in den wohlverdienten Feierabend gehen zu können, quält ihn jetzt die Frage, wohin mit den ungenutzten Energien. Auch ist ja bekannt, daß sich Pensionäre zu Tode langweilen, wenn sie der Arzt vorzeitig krank in den Ruhestand geschickt hat.
Herr Murmann hat schon recht: Nicht nur die Maschinen wollen laufen, sondern die Arbeitnehmer auch. Er sollte mit seinen Forderungen nur nicht so zimperlich sein: Her mit dem Zehn-Stunden- Tag, zurück zu drei Wochen Urlaub. Schließlich wollen wir in Übung bleiben und noch mit 80 Jahren rüstige Arbeitnehmer sein. ulf
FRANKFURT A. M., 7. August (FR). Das von den Vereinten Nationen (UN) gegen Serbien verhängte Lieferverbot (Embargo) wird durch die Donau-Schifffahrt systematisch umgangen. Das berichtete die Londoner liberale Tageszeitung The Guardian am Freitag in einem Korrespondentenbericht aus dem rumänischen Donauhafen Galati. Dem Bericht zufolge passieren täglich drei bis vier große Frachter die Donau unter der roten Flagge mit Hammer und Sichel, die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion keine Nationalflagge mehr ist. Bestimmungsort dürfte der Flußhafen von Belgrad sein.
Der Manager einer ukrainischen Handelsorganisation im rumänischen Hafen Galati sagte dem Guardian zufolge, die Transporte unterlägen keiner Beschränkung, weil als Ziel "Prahovo, Makedonien" angegeben sei. Die serbische Mittelstadt Prahovo an der Donau ist 250 Kilometer von der makedonischen Grenze entfernt.
Wichtigster Ausgangspunkt der Lieferungen ist dem Guardian zufolge der ukrainische Grenzhafen Ismail am nördlichen Mündungsarm der Donau. Die unter der ehemaligen Sowjetflagge fahrenden Frachter und Schleppkähne seien "fast sicher russisch". Nach Serbien beziehungsweise Jugoslawien würden Eisenerz, Stahl, Phosphate, Kohle und Fahrzeuge gebracht. Als Rückfracht werde vor allem Getreide festgestellt. Die rumänischen Behörden können nach Darstellung der Londoner Zeitung mangels Sanktionsanweisungen durch die UN nicht eingreifen; die Donau ist eine internationale Wasserstraße. UN-Beobachter, die eine Verletzung des Embargos feststellen könnten, gebe es an der ganzen Donau nicht.
Der Hafenmeister im rumänischen Giurgiu, Theodoru Spirea, teilte dem Guardian mit, er könne ein Eingreifen gegen diese Transporte nur veranlassen, wenn die Sicherheit der Schiffahrt gefährdet sei. Ein weiterer Hafenmeister, Nicolae Popa in Hirsova, äußerte: "Sie fahren unter einer nicht mehr existierenden Flagge. Wer zahlt im Falle eines Schiffsunglücks?"
Haß und Gewalt haben in Bosnien-Herzegowina viele Väter
Die nach fünfmonatigem Aufenthalt im zerfallenen Jugoslawien gewonnene Erkenntnis des in kriegerischen Konflikten erfahrenen kanadischen Kommandeurs der UN-Truppen in Sarajewo, Lewis MacKenzie, mußte niederschmetternd wirken. Kaum irgendwo sonst habe er so viel Haß zwischen den bürgerkriegführenden Parteien angetroffen wie in dem Vielvölkerstaat auf dem Balkan, sagte er in einem Interview. Sogar in Vietnam, das in jüngster Zeit immer öfter für den Fall einer internationalen militärischen Intervention in Bosnien als Schreckgespenst an die Wand gemalt wird, sei alles "viel einfacher" gewesen. Vereinbarungen und Waffenpausen wurden eingehalten. " . . . wenn die Führer in Bosnien-Herzegowina etwas vereinbaren, ist dies ein Zeichen dafür, daß alles in Zweifel gezogen wird und in einer noch schlimmeren Form von neuem beginnt. Ein Waffenstillstand ist ein Zeichen dafür, daß eine neue, noch stärkere Kanonade beginnen wird."
So Lewis MacKenzie nach seiner Abberufung von der "bosnischen Front" und 17 aus unmittelbarer Nähe erlebten, gebrochenen Waffenstillstandsvereinbarungen. Ähnlich gebannt wie der kanadische General steht so mancher ausländische Kenner der Balkanszene vor dem rational kaum noch erklärbaren Phänomen von Haß, Grausamkeit und Gewalt, die auf dem dritten, dem bosnischen Kriegsschauplatz zu immer neuen Entfaltungsformen gelangen. Bosnien war offensichtlich Schmelztiegel für die hier lebenden Muslime, Serben und Kroaten. Extreme nationale Unversöhnlichkeit manifestiert sich besonders in diesen Tagen in Erscheinungen wie Internierungslagern, rücksichts- losen Menschenrechtsverletzungen sowie den eine politische Lösung vorbereitenden "ethnischen Säuberungen".
Eine Erklärung dafür zu finden, wie es zu der Eskalation von Gewalt kommen konnte, ist mit der Dauer des Krieges nicht einfacher geworden. Wenn auch die dank ihrer überlegenen Waffensysteme militärisch dominierende serbische Seite für die Mehrzahl der Greueltaten verantwortlich zu sein scheint, so sind sie doch auf allen Seiten zu registrieren. Das Dilemma des Konfliktes ist und bleibt, daß jede Seite jeweils nur die Untaten der anderen herausstreicht und kaum oder nur äußerst selten bereit ist, auch eigene Fehler einzugestehen. UN-Truppenkommandeur MacKenzie weigerte sich, zu diesem Thema ein Urteil abzugeben. "Alles, was ich weiß, ist, daß ich in jeder Hand eine Tonne Papier habe, in der sich jede Seite darüber beschwert, was in den Konzentrations- und Haftlagern der anderen Seite vor sich geht", sagte der kanadische UN-General.
Der Verteufelung des Gegners steht eine meist ebenso radikale Selbstgerechtigkeit gegenüber. So stellt sich zumindest die Situation seit Ausbruch des bosnischen Krieges dar. Die Tatsache, daß es bis zum auch hier ausgebrochenen Bürgerkrieg - ausgelöst durch die völkerrechtliche Anerkennung des unabhängigen Staates Bosnien-Herzegowina - absolut ruhig geblieben war, ist ein beachtliches Phänomen. Auch wenn das durch den jetzt auch an der Basis vorherrschenden Haß relativiert wird. Das kann nur als Beweis dafür gewertet werden, daß der Konflikt keineswegs durch revolutionäre Bewegungen von unten, sondern durch bewußte politische Entscheidungen von oben ausgelöst wurde. Damit ist der Konflikt von den nationalen politischen Eliten zu verantworten.
"Es besteht bei den Machthabern kaum politischer Wille, Vereinbarungen zu treffen, bei der die andere Seite gehört wird und eigene Ausschließlichkeit sowie uralte Beleidigungen und Besitzansprüche vergessen werden", sagt zu diesem Thema MacKenzie. "Selten kann man heute Menschen treffen, die so stark von der Geschichte und den Geschichten von früheren Kriegsschrecken belastet sind . . . Es scheint, als stünden alle unter den schweren Belastungen der Vergangenheit, die geschickt genutzt werden, um die heutigen Konflikte zu motivieren."
Diese richtige Erkenntnis führt direkt in Zeit und Greuel des Zweiten Weltkrieges zurück, in dem das an den faschistischen "Unabhängigen Staat Kroatien" (NDH) angeschlossene Bosnien-Herzegowina zum jugoslawischen "Schlachthaus" schlechthin wurde. Im Gefolge der serbisch-kroatischen Unversöhnlichkeit, die zwar schon vor 1941 eine Tradition hatte, aber erst in den Kriegstagen zur genozidähnlichen Vernichtung der Serben durch Kroaten und ihre muslimischen Helfer ausartete, kulminierte auch serbisch-muslimische Aversion zu einem gegenseitigen Massenblutbad, wie in Gorazde des Jahres 1941.
Heute, 1992, will es besonders in Bosnien-Herzegowina scheinen, als würden hier alte Rechnungen aus dem Zweiten Weltkrieg beglichen. Die von den Zagreber Ustascha seinerzeit zur Lösung der serbischen Frage angewandte Formel, "ein Drittel töten, ein Drittel vertreiben und ein Drittel taufen", feiert - vom religiösen Aspekt vorerst noch abgesehen - fünfzig Jahre später in Bosnien tragische Urständ. Es ist erschreckend zu beobachten, wie mit den zunehmenden Greueln Bereitschaft und Wille zu einem Vernichtungskrieg bis zum letzten Mann, Frau und Kind quer durch alle Schichten der drei Bevölkerungsgruppen zunehmen. Wut und Rache nehmen alt-testamentarische Formen an. Sie zu bändigen, dürfte mit Fortdauer und Heftigkeit des Krieges sowie aufgrund fehlender rechtsstaatlicher Traditionen immer schwerer werden. So gesehen, überrascht es nicht, daß der aus Sarajewo geschiedene kanadische UN-General MacKenzie in Anbetracht "der Masse von Waffen und Haß" selbst die "allerschlimmste Option" nicht völlig ausschließt, daß dieser Krieg bis ins nächste Jahrtausend andauern könnte.
ESCHBORN. Ursprünglich waren es nur zwei Rechtecke, deren Umrisse sich in einem Kornfeld dunkel abzeichneten. Vom Flugzeug aus hatte sie die Fotografin Miriam Schmidt von der Historischen Gesellschaft entdeckt und dokumentiert. Eine archäologische Grabung des Landesamtes für Denkmalpflege förderte im Baugebiet Verlängerter Dörnweg die Fundamente zweier römischer Gebäude aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus zutage. Welche Funktion die beiden Bauten genau hatten, ist noch nicht geklärt.
Während einer Pressekonferenz im Eschborner Museum machte gestern der Leiter des Landesamtes, Fritz-Rudolf Herrmann, jedoch deutlich, daß das 80 000 Quadratmeter große Baugebiet mittlerweile freigegeben ist. Selbst wenn bei den Bauarbeiten weitere Funde auftauchen, was die Fachleute vermuten, kann kein Baustopp mehr erlassen werden. Die Bauherren sind jedoch verpflichtet, die Funde zu melden und im Boden zu lassen, bis sie erfaßt sind. Herrmann sagte zu, daß es keine Verzögerungen beim Bau geben wird.
Im Vorfeld der archäologischen Untersuchung, die von Mitte März bis Mitte Juni dauerte, war es laut Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) zu Irritationen mit der Historischen Gesellschaft gekommen. Die hatte der Stadt Versäumnisse vorgeworfen und schon früh auf die rätselhaften Rechtecke auf dem Luftbild hingewiesen. Herkströter: "Wir begrüßen es, wenn über die Luftbildarchäologie etwas ans Tageslicht kommt." Die Kompetenz, Grabungen zu veranlassen, liege aber ausschließlich beim Landesamt für Denkmalschutz.
Und dessen Mittel sind begrenzt, wie Amtsleiter Fritz-Rudolf Herrmann auf Nachfragen deutlich machte. Ganze 300 000 Mark stehen in Hessen zur Verfügung, um auszugraben. Klar, daß da nur die allerwichtigsten Dinge, die unmittelbar zerstört zu werden drohen, dokumentiert werden können. Die Eschborner Grabung kostete rund 100 000 Mark. Die Stadt selber zahlte für die Voruntersuchung, die klären sollte, ob überhaupt weiter geforscht wird, 60 000 Mark. Dazu war sie verpflichtet. Läßt das Landesamt jedoch aufgrund der Voruntersuchung weiter graben, muß es die Kosten dafür selbst aufbringen.
Doch die Fachleute der Behörde sind nach Darstellung Herrmanns gar nicht so scharf darauf, möglichst viel auszugraben. In Eschborn beispielsweie liegen zwei weitere römische Gebäude in der Erde. Die sollten ruhig noch ein paar Jahre dort bleiben, bis sich die Methoden noch weiter verfeinert haben. Denn: "Der Boden ist der beste Konservator", so Herrmann. Und: "Wenn wir etwas ausgraben, ist es eine dokumentierte Zerstörung."
Im Falle der beiden Rechtecke, die Grabungsleiterin Aurelia Dickers freilegte, wird Eschborn von Scherben- und Münzfunden profitieren. Sie sollen im Museum ausgestellt werden, zusammen mit einer ausführlichen fotografischen und zeichnerischen Dokumentation der Grabung.
Vermutlich waren die beiden Bauten mit den 80 Zentimeter dicken Fundamenten Wirtschaftsgebäude und zwei Geschosse hoch. Sie hatten Fenster, waren mit Schiefer gedeckt, weiß verputzt und müssen wohl durch einen Brand zer- stört worden sein. Das weiß die Archäologin aus mehreren mit Brandschutt gefüllten Erdkellern, die ihr Grabungsteam fand.
Näheren Aufschluß über die Funktion der beiden Gebäude könnten Funde aus der Umgebung geben. Doch die ist schon seit Jahren zugebaut . . .
SUSANNE HOERTTRICH
Wasser für den Wooggraben Vier Kilometer sollen mit dem Buga-Bach renaturiert werden
HOCHHEIM. Die Selbstbetrachtung im Spiegel liebten offenbar bereits die alten Kelten. Das läßt sich zumindest vermuten, denn schon 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung bauten sie sich Scheiben aus Bronze, in denen sich, wenn sie ordentlich blankgeputzt waren, das eigene Abbild erkennen ließ. Ein solcher "Keltenspiegel" ist ab morgen im Hochheimer Rathaus zu sehen. Er ist der bedeutendste Fund auf dem Gebiet der Mainstadt, der die frühe keltische Besiedlung bezeugt. Um 11 Uhr wird die Ausstellung eröffnet, bei der auf Initiative der Stadtverordnetenvorsteherin Liane Schellheimer die AG Alt-Hochheim und der Historische Verein wieder gemeinsam auftreten.
Der Hochheimer Keltenspiegel wurde vor 60 Jahren unterhalb des Falkenbergs zwischen der Straße nach Flörsheim und der heutigen S-Bahn-Linie entdeckt. Damals hatten Valentin und Josef Petry bei Rodungsarbeiten die mit Grünspan überzogene Scheibe von zwölf Zentimetern Durchmesser aus der Weinbergserde gebuddelt. Durch den Fund aufmerksam geworden, suchten Forscher die Umgebung ab und gruben in der Nähe noch die Scherben einer Tonflasche aus. Da beide Geräte in keltischen Zeiten sehr wertvoll waren, wird vermutet, daß es sich dabei um Beigaben für Fürstengräber handelte.
Die Geschichte der Ausgrabung hat der Heimatforscher Otto Schwabe dokumentiert. Nach ihm ist das Hochheimer Heimatmuseum benannt. Dort ist die Kopie des Spiegels normalerweise ausgestellt; das Original lagert in einem Tresor.
Im Rathaus-Foyer wird neben dem Fund auch die Forschungsgeschichte zum Hochheimer Spiegel präsentiert. Neben Zeitungsberichten sind in zwei Vitrinen und an einer Tafel Auszüge aus der Doktorarbeit eines Archäologen über den Spiegel zu sehen - die korrodierte Scheibe aus dem Weinberg hat selbst der Wissenschaft Anstöße gegeben. Allzu spektakulär erscheint die Platte dabei gar nicht, wenn sie so in der Vitrine steht. Sie ist nicht besonders geschmückt, wird lediglich von einer kleinen Figur gehalten: ein janusköpfiges Gebilde, das wahrscheinlich in einen Griff aus Holz, Horn oder Knochen mündete.
Die Hochheimer haben ihrem Fund jedoch eine neue, durchaus angemessene Funktion verliehen: Wenn die Kelten ihre bedeutenden Führer mit solch einem Spiegel ehren, dann können wir das auch tun, mögen sie gedacht haben, als sie beschlossen, Kopien des Keltenspiegels für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Heimatforschung zu vergeben. Allerdings: Häufig wurde die Auszeichnung noch nicht verliehen. Sie sei etwas in Vergessenheit geraten, meint Franz Luschberger von der Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim und hofft, daß die Ausstellung im Rathaus dazu beiträgt, neue Heimatforscher zu inspirieren.
NEU-ISENBURG. Drei Männer wurden in der Nacht zum Mittwoch von der Neu-Isenburger Polizei auf frischer Tat ertappt, als sie gerade dabei waren, den Münzbehälter einer Telefonzelle an der Ecke Kurt-Schumacher- / Christan-Stock- Straße zu knacken.
Einer aufmerksamen Zeugin war das Trio nach Auskunft der Polizei aufgefallen. Die 17- bis 21jährigen wurden, nachdem ihre Personalien aufgenommen waren, wieder freigelassen. fra
Dem Zehnkampf fehlte in Barcelona das große Duell früherer Jahre. Die Stars der Szene hatten sich nicht qualifiziert (Weltmeister Dan O'Brien, Olympiasieger Christian Schenk) oder mußten verletzt aufgeben (Europameister Christian Plaziat). Auch die in der Weltbestenliste 1992 führenden Dave Johnson (USA/8705 Punkte) und Robert Zmelik (CSFR/8627) schienen dem Kampf der "Unbekannten" im Vorfeld keinen Reiz zu verleihen. Das vermeintliche Manko wurde zum Pluspunkt, der Zehnkampf von Barcelona bot "Leichtathletik pur" - trotz manch übergroßer Muskelpakete; Leichtathletik wie sie einmal war und wie sie nach den Vorstellungen von Zehnkampf-Bundestrainer Claus Marek wieder werden könnte.
Der abschließende 1500-Meter-Lauf gegen 22 Uhr, das Stadion ist noch immer zu gut zwei Dritteln gefüllt, die Stimmung auf den Rängen gleicht der bei einem Volksfest. Auf der Bahn klatschen die Konkurrenten sich gegenseitig in die Hände und pushen sich noch einmal auf. Die eineinhalb Kilometer werden von einer einzigen Anfeuerung begleitet. Nach den quälend langen viereinhalb Minuten liegen sie sich alle in den Armen, die diese zweitägige Tortur bei großer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit durchgestanden haben. Und schließlich gehen sie in Gruppen gemeinsam auf die Ehrenrunde. Welch ein Kontrast zu den vorangegangenen Wettbewerben im Olympiastadion.
Der Deutsche Paul Meier, nach dem ersten Tag noch in Führung, verbesserte im neunten Zehnkampf seiner Karriere seine Bestleistung auf 8192 Punkte, wurde am Ende Sechster und war so glücklich, als habe er eine Medaille geholt. "Meine kühnsten Wünsche und Träume sind in Erfüllung gegangen", sagte der Maschinenbau-Student. Claus Marek war begeistert: "Paul hat sich super geschlagen. Es wäre doch fast Irrsinn, wenn er bei seinem ersten Olympiastart gleich eine Medaille gewonnen hätte."
"Eine Bereicherung für den Zehnkampf" nannte Christian Schenk den Auftritt des 21jährigen aus Velbert. Meier hat ebenso frischen Wind in die Szene gebracht wie der spanische Silbermedaillengewinner Antonio Penalver (8412), den die Begeisterungsfähigkeit seiner Landsleute ebenfalls zu einer Steigerung seiner Bestleistung trieb.
Der WM-Achte von Tokio hat im vergangenen Winter zusammen mit Dan O'Brien in den USA trainiert. Und während sich der Spanier auf dem Montjuic den zweiten Platz erkämpfte, saß der Weltmeister im Stadion und sah, wie der Tschechoslowake Robert Zmelik das von ihm zu Saisonbeginn fest einkalkulierte Gold abholte. "Er hat mich umarmt und mir gratuliert", erzählte Zmelik hinterher. "Der Zehnkampf hätte eine andere Dimension gehabt, wenn er dabei gewesen wäre."
Derweil lümmelte sich der US-amerikanische Bronzemedaillengewinner Dave Johnson mit dem Rücken zu den beiden anderen auf dem Podium im Presseraum, dozierte über die Zukunft ("denen werd'ich's 1996 zeigen") und widmete seine Goldmedaille "dem lieben Gott, der mir so geholfen hat".
Er hätte sie dem Oberkampfrichter widmen sollen, der ihm nach drei ungültigen Versuchen im Kugelstoßen einen vierten gewährte. Johnson wäre aus dem Wettbewerb gewesen. Das aber hätte der US-Fernsehgesellschaft NBC, mit 401 Millionen Dollar einer der großen Finanziers der Spiele, nicht gefallen. Leichtathletik gibt's halt doch nicht mehr pur.
THOMAS VÖGELE
Die südafrikanische Regierung erwägt eine Generalamnestie für politische Straftäter. Wie ein Sprecher des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) am Freitag auf Anfrage der FR bestätigte, hatten in den vergangenen Wochen zwei Gespräche zwischen Regierung und Oppositionsbewegung stattgefunden, in denen die Frage einer Generalamnestie behandelt wurde. Die Verhandlungen seien allerdings noch in einem frühen Stadium, Einzelheiten könnten noch nicht mitgeteilt werden.
Die Johannesburger Wochenzeitung "Weekly Mail" berichtet, daß sich sowohl der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen, Cyrus Vance, als auch der US-Staatssekretär für afrikanische Angelegenheiten, Herman Cohen, für eine Generalamnestie aussprachen. Vance war vor drei Wochen vom UN-Sicherheitsrat zur Untersuchung der Gewalt nach Südafrika gesandt worden.
Die Unterstützung des ANC für den Vorschlag hängt nach Worten des Sprechers der Oppositionsbewegung von den Details ab. So müsse etwa der Begriff "politischer Gefangener" genauer definiert werden. ANC und Regierung streiten sich bereits seit der Unterzeichnung einer Vereinbarung über die Freilassung politischer Häftlinge vor zwei Jahren über eine angemessene Definition. Nach ANC-Auffassung sitzen gegenwärtig noch 450 Oppositionelle im Gefängnis, die nach Meinung der Regierung schwere Straftaten wie Mord begingen, deshalb nicht als politische Gefangene betrachtet werden können. Eine Generalamnestie mache nur einen Sinn, wenn auch diese 450 Häftlinge freikämen, sagte der ANC-Sprecher.
Von einer Generalamnestie profitieren könnten schließlich auch fast 40 000 Exilanten, die für ihre Rückkehr gegenwärtig einzeln Straffreiheitsgarantien beantragen müssen. Auch der Status zahlreicher Spitzenfunktionäre in den Befreiungsbewegungen ANC und PAC sowie der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) würde durch eine Amnestie abgesichert: gegenwärtig haben Personen wie der ANC-Ehrenvorsitzende Oliver Tambo oder der ehemalige SACP-Vorsitzende Joe Slovo lediglich Straffreiheitsgarantien von der Regierung, die widerrufen werden können.
Für die Opposition ist eine Generalamnestie allerdings zweischneidig, weil davon auch ihre Gegner profitierten. So wurde bereits der Verdacht geäußert, die Regierung treibe den Vorschlag gegenwärtig nur deshalb voran, um einen sich anbahnenden Skandal größten Ausmaßes zu vermeiden: Dokumenten zufolge sollen sowohl der gegenwärtige Chef des militärischen Geheimdienstes, Christoffel von der Westhuizen, als auch ein heute noch amtierender Minister in die Ermordung dreier Oppositioneller im Jahre 1985 verwickelt gewesen sein. Westhuizen, damals Kommandant einer Armee-Spezialeinheit, soll beim inzwischen aufgelösten Nationalen Sicherheitsrat um Erlaubnis gefragt haben, die kurze Zeit später ermordeten Aktivisten "für immer aus der Gesellschaft zu entfernen". Dem inzwischen aufgelösten Sicherheitsrat gehörten zahlreiche noch heute amtierenden Minister an. Wie die Johannesburger Tageszeitung "Sowetan" am Freitag berichtete, sollen dem mit der Untersuchung des Falles beauftragten Generalstaatsanwalt Beweise vorliegen, wonach der gegenwärtige Minister für Strafvollzug, Adriaan Vlok, die entsprechende Kommission des Sicherheitsrates damals geleitet hat.
General Westhuizen war kürzlich auch in einem anderen Zusammenhang in die Schlagzeilen geraten, nachdem seine persönliche Assistentin aus Großbritannien ausgewiesen wurde. Pamela du Randt war nach Informationen des britischen Geheimdienstes mit der Vorbereitung eines Mordanschlages auf den Ex-Polizisten Dirk Coetzee beschäftigt. Coetzee hatte wiederholt zur Aufdeckung ungesetzlicher Machenschaften der südafrikanischen Sicherheitskräfte beigetragen.
Die Aufdeckung des Mordanschlages hatte zu einer Störung der Beziehungen zwischen London und Pretoria geführt. Insider-Kreisen zufolge will Staatspräsident Frederik Willem de Klerk den Geheimdienst-General Westhuizen schützen, da er zu den Befürwortern der Reformpolitik im erzkonservativen Sicherheitsapparat gehört. Der ANC hält es nach den Worten seines Sprechers "für gut möglich", daß die Initiative der Regierung zu einer Generalamnestie mit den jüngsten Enthüllungen in Verbindung stehen.
Ronnie Kasrils, Mitglied des ANC-"Schattenkabinetts", sagte der FR, die ganze Angelegenheit müsse "sehr sorgfältig" diskutiert werden. Einerseits sei das Bedürfnis der Opfer des Terrors der Sicherheitskräfte nach Gerechtigkeit zu berücksichtigen, andererseits stelle eine Generalamnestie "den saubersten Weg des Umgangs mit der Vergangenheit" dar. Die Regierung de Klerk hat es bislang vermieden, sich für das im Namen der Apartheids-Politik begangene Unrecht zu entschuldigen.
JOH. DIETERICH (Johannesburg)
Drogenszene im Sinaigelände? Ortsbeirat äußert Befürchtungen zur Verdrängungspolitik
HEUSENSTAMM. Mitten in der Nacht hatten zwei junge Heusenstammer auf einer Verkehrsinsel an der Einmündung Frankfurter Straße/Rembrücker Straße zwei Stunden lang ihren Spaß. Die beiden 17jährigen hatten die mit schwarzen und weißen Platten belegte Fläche in ein Schachbrett umfunktioniert. Gespielt wurde mit Figuren, die sich die beiden aus Styropor geschnitten hatten.
Beamte einer Funkstreife, die im Vorbeifahren das Match entdeckten, blieben als "Kiebitze" und guckten zu. Nach Spielende räumten die Jugendlichen wieder alles ordentlich auf. hf
Meraner Impressionen
ROM, 7. August (KNA). Wie der legendäre "Robin Hood" hat ein Missionar auf den Philippinen gestohlen, um den Hungernden Nahrung zu geben. Nach einer Meldung der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" vom Freitag sitzen der italienische Pater Pietro Geremia und seine Komplizen jetzt allerdings in einem Gefängnis in Insulan. Wie es heißt, hatte der 54jährige Missionar im Juli machtlos mitansehen müssen, daß drei unterernährte Kinder in seinem Dorf Columbio starben. Die Bauern hätten die Behörden vergeblich um Getreide gebeten. Danach hätten sie gemeinsam mit dem Priester 7000 Reissäcke aus einem staatlichen Lager gestohlen. Vorwurf des Priesters: Die Bürokratie verhindere die Verteilung der ausreichend vorhandenen Reisreserven.
Öl floß aus altem Tank in die Erde
SOSSENHEIM. In letzter Minute verhinderte die Feuerwehr, daß rund 100 Liter Heizöl im Boden versickern oder in die Sossenheimer Kanalisation fließen konnten. Nach Angaben der Polizei war in der Nacht zum Donnerstag ein Tank undicht geworden, den eine Abbruchfirma Tage zuvor auf dem Gelände einer seit 15 Jahren stillgelegten Tankstelle am Henri-Dunant-Ring ausgegraben hatte. Wie es hieß, sollen nur geringe Mengen in die Erde gelangt sein.
Der insgesamt 1000 Liter fassende Behälter war im Laufe der Jahre verrostet. Das mit dem Abbruch beauftragte Unternehmen wird sich nun vor Gericht wegen seiner Fahrlässigkeit verantworten müssen. In der Juristensprache lautet der Vorwurf "umweltgefährdende Abfallbeseitigung". leo
Firmen-Telegramm
Euro Disney schließt Hotel Als Folge des erwarteten Verlustes im ersten Geschäftsjahr (30. September) will das für den größten Vergnügungspark Europas zuständige Unternehmen Euro Disney eines seiner sechs Hotels, das Newport Bay Club mit 1100 Zimmern, schließen. Otto Versand startet in Ungarn Der Hamburger Otto Versand will im September ein Versandhaus in Ungarn eröffnen. Er übernimmt dazu den bisher zur staatlichen Budaprint gehörenden einzigen Versender des Landes, die Margareta Aktiengesellschaft. AVA kann BVA-Mehrheit übernehmen Die AVA Allgemeine Handelsgesellschaft in Bielefeld kann nach der Zustimmung des Bundeskartellamtes jetzt die geplante Mehrheit an der BVA Bayerische Warenhandelsgesellschaft der Verbraucher übernehmen. RWE will Verpackungen recyceln Eine Pilotanlage zum Recycling von Getränkeverpackungen will die RWE Entsorgung in Wesseling bei Köln errichten. In der rund zehn Millionen Mark teuren Anlage soll es mit einem neuen Verfahren erstmals möglich sein, den Polyethylen-Aluminium-Verbund der Verpackungen zu trennen und diese Wertstoffe zurückzugewinnen. Jährlich fallen laut RWE in Deutschland rund zehn Milliarden derartiger Getränkeverpackungen mit einem Gesamtgewicht von 200 000 Tonnen an.
Voraussichtlich im September werden die Straßen Alt-Heddernheims umgebaut und wird die neue Tempo-30-Zone fertiggestellt. Während der Sitzung am Donnerstagabend stellte Diplom-Ingenieurin Maria Levicar-Wolf von der Frankfurter Aufbau-AG (FAAG) die Umbaupläne vor.
Demnach werden alle Ein- und Ausfahrten der Tempo-30-Zone verengt. Außerdem werden Kölner Teller, Piktogramme und "Stellvertreter" aufgestellt. Auf den Einengungsbuchten pflanzt die Stadt neun Bäume.
Allein fünf Bäume sollen an der Kreuzung In der Römerstadt / Heddernheimer Kirchstraße wachsen. Dort wird am meisten verengt. Denn: "Viele haben die Straße In der Römerstadt als Rennstrekke benutzt", sagte die Ingenieurin.
Auch die Kölner Teller sollen dazu beitragen, daß die Raser in Zukunft den Fuß vom Gas nehmen. Dafür wird nicht aufgepflastert. Wiederholt hatte es in anderen Tempo-30-Zonen Beschwerden über das laute Ab- und Anfahren der Autos an den Hindernissen gegeben. cob
BAD HOMBURG. Das seit 1988 bestehende Frauenzentrum Bad Homburg bietet interessierten Frauen auch im zweiten Halbjahr 1992 wieder ein breitgefächertes Angebot. Besonderes Gewicht legen die Verantwortlichen auf das Frauenbildungsprojekt. Als nächstes steht hier ab dem 27. August ein Französischkurs für Frauen mit Grundkenntnissen auf dem Programm. Außerdem werden ab September Englischkurse stattfinden. Für ausländische Frauen werden Deutschkurse angeboten.
Im November laufen gleich zwei Kurse, die in das Arbeiten mit Computern einführen sollen. Am 3. September beginnt ein Rhetorikkurs "Mut zum Mitreden". Das Freizeitangebot beinhaltet Theaterkurse, Kurse in orientalischem Tanz und Bauchtanz sowie Yoga zur Entspannung.
Bereits am 26. August beginnt ein Kurs, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Teilnehmerinnen in die Zusammenhänge zwischen psychischem Erleben und körperlichen Reaktionen einzuführen. Kursleiterin Ursula Schubert möchte "Neugierde für die eigene Körperwahrnehmung wecken" (Tel. 2 44 34 oder 45 84 71).
EPPSTEIN. Wenn alles klappt, könnte Gustav Schmiz bald wieder unbesorgter sein, wenn die Jungen und Mädchen auf dem Weg zur Bremthaler Comeniusschule sind. Als "Erfolg" wertet der Sprecher der Elterninitiative "Sicherer Schulweg" die Ergebnisse einer Ortsbesichtigung. Wie berichtet, haben sich die Mütter und Väter der Grundschüler mehrfach über die Gefahren beschwert, denen ihr Nachwuchs entlang der Niederjosbacher Straße ausgesetzt ist.
Vertreter der Eppsteiner Ordnungsbehörde, der Verkehrsbehörde des Main- Taunus-Kreises, des Frankfurter Straßenbauamts, der Hofheimer Polizei sowie Schulleiter Albert Stutius-Ott und Bremthals Ortsvorsteher Paul Ickstadt (SPD) sahen sich jetzt entlang der Kreisstraße um. Vater Schmiz: "Wenn das Stadtparlament diesen Vorschlägen folgt, wäre das ein akzeptabler Kompromiß."
Entlang der Niederjosbacher Straße soll ein dicker weißer (oder auch gelber) Strich den Fußweg deutlicher von der Fahrbahn abgrenzen und die Autofahrer aufmerksamer machen. Die von den Eltern favorisierte Tempo-30-Regelung ist außerhalb geschlossener Ortschaften rechtlich nicht möglich. Schmiz: "Das zeigt, wie unsinnig der Bau einer Grundschule außerhalb des Orts ist."
Zusätzlich zu den Streifen - ein Vorschlag des Eppsteiner Ordnungsamtsleiters Manfred Treffer - sollen auf einer Länge von 240 Metern sogenannte "Drängelgitter" aufgestellt werden. Diese Schutzgitter können verhindern, daß die Kinder vom Gehweg abkommen. Treffer: "Bevor das umgesetzt wird, müssen die Gremien aber noch ausführlich diskutieren." Gleichwohl ist er optimistisch, daß noch in diesem Jahr etwas passiert und für mehr Sicherheit gesorgt wird.
"Entsetzt" gewesen seien die Experten über die gefährlichen Situationen, denen die Comenius-Schüler unterwegs ausgesetzt sind. Elternsprecher Schmiz: "Besonders schlimm ist es unter der Brücke. Und wenn der Supermarkt gebaut ist, wird der Verkehr noch viel schlimmer."
Eine weitere Variante, über die gesprochen werden muß: Hinter der Bundesstraßen-Brücke verläuft ein Feldweg, von dem aus die Kinder abseits des Straßenverkehrs zur Schule gelangen könnten - falls der Grundstückseigentümer zustimmt, wie Treffer sagt. pms
Die Zahl der Drogentoten in diesem Jahr hat sich um vier auf 86 erhöht. Wie sich erst jetzt herausstellte, handelte es sich bei dem 29 Jahre alten Mann aus Limburg, der am frühen Mittwochmorgen in der Taunusstraße im Bahnhofsviertel von einem Taxi erfaßt und getötet worden war, um einen Heroinabhängigen. Nach den Worten von Polizeisprecher Manfred Füllhardt hatte der 29jährige kurz vor dem Unfall Heroin injiziert und war mit einer Gruppe anderer Drogenabhängiger unterwegs in der Taunusstraße. Plötzlich löste er sich aus dieser Gruppe und lief völlig desorientiert über die Fahrbahn und vor das Taxi.
Erst nach zum Teil langwierigen Ermittlungen und gerichtsmedizinischen Untersuchungen konnte die Polizei nun endgültig bei drei vor einiger Zeit verstorbenen Männern den Rauschgiftkonsum als Todesursache bestimmen. Bereits am 26. Mai dieses Jahres war ein 18jähriger aus Unterliederbach in einem Krankenhaus gestorben. Er war dort nach einer Schlägerei eingeliefert worden. Seine dabei erlittenen Verletzungen waren eindeutig nicht ursächlich für seinen Tod. Die Kripo fand heraus, daß der 18jährige bei seiner Einlieferung ins Hospital unter erheblichem Drogeneinfluß gestanden hatte.
Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion an: Der Heroinkonsum hatte zum Tode geführt.
Geklärt werden konnte inzwischen auch der Tod eines 41jährigen aus Hausen am 23. Juli in einem Krankenhaus. Nach Auskunft der Ärzte starb er in Folge seines langjährigen Drogenkonsums. In Frankfurt war er der Polizei seit 1981 als drogenabhängig bekannt.
Ein 39 Jahre alter Mann, der in der Nacht zum 31. Juli dieses Jahres an einem Kiosk in der Windthorststraße in Unterliederbach zusammengebrochen und wenig später gestorben war, erlag seiner Drogensucht. Der 39jährige, der der Polizei nicht bekannt gewesen war, hatte nach den Ermittlungen Heroin geschnupft. In der letzten Julinacht hatte er stark dem Alkohol zugesprochen. Nach einer Obduktion der Leiche steht jetzt fest, daß Heroin in Verbindung mit Alkohl die Todesursache war. enk
wom BERLIN. Verbraucher sollen künftig die Umweltverträglichkeit von Produkten besser beurteilen können. Bislang werden keine einheitlichen Methoden angewendet, um eine Ökobilanz zu erstellen. Nach dem Willen des Umweltbundesamts (UBA) soll es damit bald vorbei sein. Die Behörde hat das Ziel vor Augen, allgemein anerkannte und angewandte Bewertungsregeln zu entwickeln. Dabei hofft UBA-Präsident Heinrich von Lersner auf die "freiwillige Bereitschaft der Wirtschaft, zur Verbesserung der Informationslage beizutragen". Letztlich solle ein Code geschaffen werden, der Industrie, Handel und Verbrauchern den sachgerechten Umgang mit dem Zahlenwerk ermöglicht. Bislang präsentiere die Industrie für ihre Produkte häufig Gefälligkeitsgutachten, rügt von Lersner. So hat etwa ein PVC-Hersteller die Entsorgungskosten in seiner Ökobilanz schlichtweg unterschlagen. Zuweilen liegen zur selben Frage auch mehrere Bilanzen vor, die einander widersprechen.
Verbraucher zweifeln derlei Ergebnisse an. Sie haben aber kaum die Möglichkeit, die von der Wirtschaft angepriesenen Vorzüge mit denen anderer Produkte zu vergleichen. "Wir streben an, national und international Konventionen zur Lösung dieser methodischen Probleme zu erarbeiten", berichtet von Lersner. Dazu werde beim Deutschen Institut für Normung (DIN) ein Arbeitsausschuß eingerichtet. Länderübergreifend soll sich Sage (Strategic Advisory Group On Environment), eine Initiative der Internationalen-Standard-Organisation (ISO), mit den wissenschaftlichen Problemen befassen. Bis zu europaweiten Normen ist es allerdings noch ein weiter Weg, wie die Berliner Behörde gesteht. Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, "dringende umweltpolitische Maßnahmen zu verzögern".
Das Wetter
Wetterlage Auf der Vorderseite eines Tiefs mit Schwerpunkt über Südengland und Westfrankreich wird schwülheiße Luft nach Deutschland geführt. Vorhersage bis Sonntag abend Am Samstag zunächst vielfach sonnig, nachmittags und abends im Westen und Südwesten einzelne, zum Teil kräftige Wärmegewitter. Höchsttemperaturen 30 bis 35, im Süden bis 37 Grad. Nachts tiefste Werte 16 bis 21 Grad. Am Sonntag heiter bis wolkig, später von Westen her aufkommende kräftige Gewitter. Höchsttemperaturen wenig verändert. Schwacher, in Gewitternähe böiger Wind aus südlichen Richtungen. Weitere Aussichten Am Montag Regen oder Schauer und im Westen zurückgehende Temperaturen.Pollenflugvorhersage Auch in den nächsten Tagen kommt es zu starkem Flug von Pilzsporen und Nesselpollen und mäßigem Beifußpollenflug.Temperaturen vom Vortag,14 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
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Helsinki, stark bewölkt 17
Innsbruck, leicht bewölkt 30
Istanbul, leicht bewölkt 29
Kairo, wolkenlos 34
Kopenhagen, leicht bewölkt 20
Las Palmas, leicht bewölkt 24
Lissabon, leicht bewölkt 26
Locarno, leicht bewölkt 29
London, stark bewölkt 24
Madrid, wolkenlos 34
Mallorca, leicht bewölkt 29
Moskau, leicht bewölkt 30
Nizza, leicht bewölkt 31
Oslo, stark bewölkt 17
Ostende, leicht bewölkt 21
Palermo, leicht bewölkt 31
Paris, leicht bewölkt 32
Peking, leicht bewölkt 26
Prag, leicht bewölkt 29
Rom, leicht bewölkt 32
St. Petersburg, wolkig 19
Stockholm, leicht bewölkt 21
Tel Aviv, wolkenlos 33
Tokio, wolkig 29
Tunis, leicht bewölkt 33
Venedig, wolkenlos 32
Warschau, leicht bewölkt 31
Wien, wolkig 31
Zürich, leicht bewölkt 30
Deutschland
Ort Wetter Grad
Aachen, wolkenlos 27
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Bremen, wolkig 22
Chemnitz, leicht bewölkt 26
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Düsseldorf, wolkenlos 28
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Freiburg, leicht bewölkt 31
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Görlitz, wolkig 27
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Hamburg, leicht bewölkt 22
Hannover, wolkenlos 23
Helgoland, leicht bewölkt 19
Hof, leicht bewölkt 27
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Kassel, wolkenlos 27
Kempten, leicht bewölkt 29
Köln/Bonn, wolkenlos 28
Konstanz, leicht bewölkt 29
Leipzig, leicht bewölkt 26
Lübeck, leicht bewölkt 22
Lüchow, leicht bewölkt 23
Magdeburg, leicht bewölkt 26
Mannheim, leicht bewölkt 32
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München, leicht bewölkt 31
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Schleswig, leicht bewölkt 20
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Sylt, leicht bewölkt 18
Trier, wolkenlos 29
Würzburg, leicht bewölkt 30
Zugspitze, wolkig 12 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 6.05 Uhr
Sonnenuntergang 20.56 Uhr
Mondaufgang 17.57 Uhr
Monduntergang 1.05 Uhr
Die Schranken am Heiligenstockweg und in der Hofhausstraße werden endgültig verschwinden. Der Magistrat teilte am Freitag mit, er habe keine Möglichkeit,mit Rechtsmitteln gegen die Entscheidung des Regierungspräsidenten vorzugehen. Der RP hatte damals die Demontage der Barrieren angeordnet, die ein Jahr lang den Schleichverkehr nach Berkersheim und Preungesheim gebremst, jedoch den Anwohnern teilweise lange Umwege zugemutet hatten.
Die Stadträte Vandreike und Protzmann rechtfertigen noch einmal die Maßnahmen als vernünftigen Beitrag zur Verkehrsberuhigung. Sie kündigten Gespräche mit dem Ortsbeirat an, um alternative Konzepte zu der gescheiterten Schrankenpolitik zu entwickeln. habe
Die Freiwillige Feuerwehr Ginnheim bekommt ein neues Gerätehaus mit zwei Unterrichtsräumen und genügend Platz für drei Fahrzeuge. Drei Millionen Mark läßt sich die Stadt das Haus kosten, das am Ginnheimer Stadtweg 116 gebaut werden soll. In der Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) sorgte das Projekt für Diskussionsstoff. "Zu teuer!", befand die Fraktion der Grünen in einem Antrag. Ihr Vorschlag, den Neubau kostengünstiger planen zu lassen, wurde von den anderen Fraktionen jedoch abgelehnt. Die Summe sei realistisch, erklärten Politiker anderer Fraktionen.
Einig waren sich die Fraktionen indes darüber, daß das Gelände des alten Gerätehauses in der Ginnheimer Mühlgasse 15 "sinnvoll" genutzt werden soll. "Die Fläche soll für den Gemeinbedarf erhalten bleiben". forderte der Ortsbeirat in einem SPD-Antrag. In einer Anfrage der SPD wollen die Politiker wissen, ob die Liegenschaft für einen Jugendtreff, einen Schülerladen oder eine Kindertagesstätte genutzt werden kann. sen
Die einen applaudierten begeistert, die anderen gingen vor Wut auf die Barrikaden: Die Sperrung der Zufahrt zum Oeder Weg hat die Anwohner dieses Bezirkes in zwei Lager gespalten. In einer zweistündigen, teilweise heftigen Diskussion im Ortsbeirat 3 wurden die Stadtteilpolitiker abwechselnd gelobt und mit Vorwürfen überschüttet. Annähernd 70 Bürger waren zur Fragestunde der Ortsbeiratssitzung erschienen, um ihrer Meinung über die neue Verkehrsführung Luft zu machen.
Dabei konnte Ortsvorsteher Rainer Prewo (SPD) einen Großteil der aufgebrachten Bürger - nämlich den Anwohnern der Finkenhofstraße - gleich zu Anfang eine gute Nachricht mitteilen: Das Ordnungsamt habe ihm vergangene Woche zugesagt, daß es keine Bedenken gebe, die Finkenhofstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren. Zur Zeit wird die enge Wohnstraße erheblich belastet, weil sie viele Autofahrer seit der Sperrung des südlichen Oeder Weges als "Schleichweg" benutzen.
Das wird jedoch bald nicht mehr möglich sein: Die Finkenhofstraße und die Fichardstraße sollen jeweils zwischen Eschersheimer Landstraße und Bornwiesenweg sowie zwischen Bornwiesenweg und Oeder Weg "gedreht" werden. Im Bornwiesenweg sollen zwei Diagonalsperren die Durchfahrt unmöglich machen. Ein entsprechender Antrag von SPD und Grünen wurde noch am selben Abend verabschiedet.
Die CDU machte sich den Anwohner- Protest zunutze und erklärte die probeweise Sperrung des Oeder Weges nach nur vier Wochen für "gescheitert". CDU-Sprecher Michael Fella forderte, die Zufahrt wieder zu öffnen und statt dessen den Oeder Weg mit "baulichen Maßnahmen" zu verengen. Dieser Antrag wurde allerdings nicht nur vom Ortsbeirat abgelehnt. Auch bei den Anwohnern des unteren Oeder Wegs stieß diese Idee keineswegs auf Zustimmung: Zum ersten Mal seit Jahren sei es möglich, daß auch Kinder und ältere Leute gefahrlos über die Straße gehen könnten, berichteten mehrere Bürger. Sie waren sich einig: "Wir wollen nicht, daß der Oeder Weg wieder in eine Rennbahn verwandelt wird." rea
Josep Ribas Gemischtwarenladen ist nicht größer als eine deutsche Standard- Küche. Aber er ist bestens sortiert - von der Wurst bis zum Spülmittel. Vollgestopft bis unter die Decke. Und dort hat er sogar noch Platz für Olympia. Wer den Kopf ganz zurückbiegt, kann sie kleben sehen: Die Sprint-Stars, das Dream- Team, die Schwimmer, die Segler. Im Fernsehen läuft gerade Fußball-Halbfinale. "Aber was nützt mir das alles", fragt Ribas, der sein Geschäft mit so viel Liebe aufgepeppt hat. Sogar olympische Brötchen hat er gestrichen. "Keiner kommt, das Geschäft läuft schlechter als im vergangenen Jahr und dabei sind wir doch so nah dran, mit dem olympischen Dorf vor der einen Tür und den Luxus-Dampfern vor der anderen."
Olympia, so klagen die Bewohner, hat die Barceloneta vergessen. Das untrüglichste Zeichen dafür ist für Didac Havo: "Die Fackel kam bei uns nicht durch. Überall ist sie gewesen, nur nicht in der Barceloneta", schimpft der Besitzer eines kleinen Papierwarenladens. Das Viertel an der Meerseite Barcelonas ist ja auch nicht so repräsentativ wie die Rambla oder der Rathausplatz. Hier leben nicht die Reichen. Hier wohnen Fischer und Arbeiter. Sicher, es gibt auch Aushängeschilder: Die zahlreichen Fisch-Restaurants mit Ausblick auf den Hafen. Dort lassen sich Olympia-Gäste Gambas und Muscheln kredenzen. Zu Hunderten flanieren sie auch den neu herausgeputzten Passeig Maritim entlang, die andere Begrenzung der dreieckigen Landzunge, auf die die Barceloneta gebaut wurde.
Vor Olympia sah es an diesem Meerweg noch anders aus. Den ganzen Strand entlang drängten sich "chiringuitos", einfache Wellblechhütten. Unterm Sternenhimmel, den Ozean zum Greifen nah, konnte man dort frisch gegrillte Fische essen. Und der Preis dafür stimmte.
Für die Promenade und den freien Blick wurden die Hütten abgerissen. Jetzt gucken sich die olympischen Spaziergänger den penibel sauberen neu aufgeschütteten Sandstrand an und schauen sich die Augen nach bekannten Sportlern aus. Denn am Ende der Promenade trohnt die noble "Vila Olimpica". Sobald es jedoch in die eigentlichen Straßen des Viertels geht, verschwindet mit dem olympischen Glanz auch der Touristenstrom. Die Bewohner der Barceloneta sind fast unter sich. "Dabei hat man uns solche Hoffnungen gemacht", sagt Josep Ribas.
Die Geschäftsleute würden sich vor Kunden nicht retten können, habe es geheißen, "ich hätte meinen Laden auch rund um die Uhr offengehalten". Mit allem habe er gerechnet, nur nicht mit solch einer Pleite. Seine Erklärung dafür: "Die normalen Touristen, die sonst kommen, bleiben weg, und den Olympia-Leuten wurde gesagt, geht da bloß nicht hin, das ist kein gutes Viertel."
Dabei lohnt es sich durchaus, einmal durchzuschlendern. Denn die Bewohner haben aus der Barceloneta einen Stadtteil mit ganz eigenem Charme gemacht, südländischer und freier als im übrigen Barcelona. Überall flattert Wäsche zum Trocknen, zwitschern Vögel in Käfigen, haben ganze Familien die Straße zum Wohnzimmer gemacht, hört man Nachbarn miteinander plaudern.
Aber es gibt zweifellos auch eine andere Seite: Die schachbrettartig angelegten Gassen lassen wenig Sonne durch und sind eng, die Häuser schmal und hoch. An manchen Ecken stinkt es ekelhaft, es fehlen Plätze und Grünflächen, die Autos parken chaotisch. Die Farbe schmutziggrau herrscht vor. Die ganze Anlage erinnert ein wenig an Kaserne. Kein Wunder: Ein Militär-Ingenieur hat den Stadtteil Mitte des 18. Jahrhunderts entworfen.
Das alles paßt den Leuten in der Barceloneta auch nicht. Natürlich, sagt Maria mit dem klingendem Nachnamen del Mar, hätte die Stadt durch Olympia gewonnen. "Und Probleme gibt es auch anderswo." Aber trotzdem will es ihr nicht so recht in den Kopf, daß dafür so viel Geld ausgegeben wird, und "wir leben in so schäbigen und kleinen Wohnungen".
Die meisten Familien teilen sich gerade mal 30 Quadratmeter, erzählt sie. Nicht nur das: Viele Häuser sind heruntergekommen und ohne Bad. "Wir haben nicht mal eine Dusche", sagt Maria. Erweiterungsversuche und Renovierungen hätten da nicht viel Sinn. Da muß ein globaler Erneuerungs-Plan her. Bisher sind nur sehr bescheidene Ansätze zu sehen.
Die einzige Lösung, sagt auch der Gemischtwarenhändler Josep Ribas, ist Abriß Stück für Stück und wieder ganz neu aufbauen. "Aber ob und wann das kommt, das weiß keiner." Vor sechs Jahren schon hat die Stadt Pläne aus der Schublade gezogen, erzählt er. Drei Straßenzüge wollten sie dem Erdboden gleichmachen, darunter auch den, in dem er wohnt, und darauf einen Park anlegen. "Uns haben sie wohl Wohnungen angeboten." Aber das sei dann doch zu radikal, meint er, "sie könnten doch auch wieder Häuser drauf bauen, nur eben großzügiger." Passiert ist seither allerdings in ihren Straßen gar nichts. "Heute sagen die so, morgen so." Und nach der Olympiade, ist dann kein Geld mehr da, fürchten nicht nur er und sein Nachbar Didac Havo.
Wegziehen, das kommt für Maria dennoch nicht in Frage, einmal vom Geld abgesehen. "Ich würde nicht woanders wohnen wollen. Jeder kennt jeden, meistens sind wir fröhlich, und schließlich bin ich in der Barceloneta geboren." Doch vielleicht wird sie es irgendwann müssen. Schon sitzen nämlich die Spekulanten in den Startlöchern. Denn mit all dem noblen Neuen drumherum könnte die Barceloneta auch für die feinere Gesellschaft interessant werden.
Während die Diskussion über den Auftrag der Küstenüberwachung in der Adria allmählich in jene ganz andere über militärische Eingriffe hinübergesteuert wird, umgehen alle Interessierten das von den UN verhängte Lieferverbot, wie es ihnen gefällt. Daß auf der internationalen Wasserstraße Donau auch Schiffe verkehren können, scheint keinem Mitglied der Weltorganisation aufgefallen zu sein. Die Blockadebrecher verstecken sich hinter der roten Hammer-und-Sichel-Flagge, die nach dem Ende der Sowjetunion keine größere rechtliche Qualität hat als ein zum Trocknen aufgehängtes T-Shirt. Doch nicht einmal zur Feststellung der Nationalität (es muß wirklich nicht in jedem Fall die russische sein) reichen den Anrainer-Behörden die Handhaben aus.
Unter diesen Voraussetzungen, die aufgespürt zu haben dem Londoner Guardian zur Ehre gereicht, wird die Diskussion über die "Mission" der "Niedersachsen" und anderer schwimmender Beobachter makaber. Sollen sie aufbringen dürfen? Sollen sie schießen dürfen? Schießen, weil das UN-Embargo auf groteske Weise löcherig gehalten wird?
Wenn nun gar militärischer Geleitschutz für humanitäre Transporte nach und von Sarajewo verlangt wird, sind die Grenzen des Erträglichen überschritten. Es wird behauptet, die nichtmilitärischen Mittel gegen die Aggressoren hätten versagt - sie sind gar nicht ernsthaft eingesetzt worden. Abgesehen davon wird die erste Heckenschützen-Kugel, die einen US-Begleiter trifft, in den wahlkämpfenden USA eine Agitation auslösen, die geradewegs in den Landkrieg auf dem Balkan treibt. Einen Krieg, dessen Opfer jene sein werden, die bereits Opfer einer üblen Aggression sind. Einen Krieg, zu dessen Ursachen die Inkompetenz westlicher Politiker gehört. gro
Der Platz . . .
"Entscheidend", findet er, sei gerade, "ob auch die alten Gedanken" für die Gestaltung eines Platzes "neu zugänglich gemacht werden können". Soll heißen: Vergangenes "deutlich machen oder vorsichtig fortführen". Darauf komme es nicht zuletzt eben auch an: "Brüche zeigen", betont von Lüpke, "nicht harmonisieren."
Die Stadt und ihre Plätze: Die Bürger gaben sie frei, sie fordern sie zurück. Unterstützt werden sie von Stadtplanern, Architekten, dem städtischen Etat: (geglückte) Versuche, öffentlichen Raum zurückzuerobern. Und dazu bedarf es nicht stets der Blumenbeete und schmalkronigen Bäume, der Tischtennisplatten und der Schachfelder, der mittlerweile klassischen Utensilien der Quartiersplätze. Das Ideal des städtischen Platzes ist für den Stadtplaner "der steinerne Platz", erklärt von Lüpke, der, "der eine Multifunktionalität erlaubt". Der US-amerikanische Architekt Robert Browning hat wohl den Idealentwurf eines Platzes gemeint, als er sagte: "Ach, ein Tag auf dem Platz einer Stadt - ein größeres Vergnügen bietet das Leben nicht."
(Siehe auch Artikel: "Treffpunkt . . .")
WIESBADEN. Die Erklärung hat etwas von hoher Diplomatie. Zwei Landesministerien geben sie an diesem Freitag nachmittag gemeinsam ab, um mit einem "Maßnahmekatalog" aus drei Punkten Konsequenzen aus der Misere anzukündigen. Auf gegenseitige Schuldzuweisungen verzichtet man ausnahmsweise - statt dessen ist ein dritter Schuldiger ausgemacht: die Kommunen. Sie sollen jetzt verstärkt zur Aufnahme von Asylbewerbern gezwungen werden, denn die Erstaufnahmelager des Landes quillen wieder einmal über. Das Land will, so heißt es wörtlich, die Aufsicht gegenüber "schwarzen Schafen" verstärken.
Das Thema langweilt die ständigen Beobachter der Landespolitik ersichtlich. Vom Engpaß zum Notstand ist es bei der Asyl-Unterbringung nicht weit, und einen Notstand gab es zuletzt fast regelmäßig. Routine also? Die CDU-Opposition weidet sich genüßlich am "Hickhack" zwischen SPD-Innenminister Herbert Günther und der Grünen-Familienministerin Iris Blaul. SPD und Grüne nehmen die Regierung in Schutz, und ein CDU-Abgeordneter (Frank Lortz) geißelt den "Asylmißbrauch" schon wieder einmal als "ein Verbrechen am deutschen Steuerzahler". Aber doch ist der Eindruck von Routine falsch: Die Zahl an Asylbewerbern, die in Hessen wie allen anderen Ländern in diesen Tagen untergebracht werden muß, übertrifft alles bisher gekannte.
Mußten landesweit im ersten Halbjahr 1991 nach dem bundesweiten Verteilungsschlüssel noch 8394 weitere Asylbewerber in Hessen aufgenommen werden, so sind es im ersten Halbjahr 1992 schon 17 308. Mitte Juni waren landesweit knapp 45 000 Asylbewerber und 4600 anerkannte Asylberechtigte (zusammen rund 49 000 Menschen) in Hessen untergebracht - 12 000 mehr als vor einem Jahr, 23 000 mehr als vor zwei Jahren.
Die Kommunen melden nach Wiesbaden, sie könnten mehr Platz nicht bereitstellen, und die Landes-Sammellager zur Erstaufnahme sind mit derzeit 7400 Flüchtlingen überbelegt. Pro Woche werden dort zur Zeit 740 Zugänge registriert, aber die Weiterverteilung an die Kommunen stockt: Bei 4700 Asylbewerbern ist die Erstaufnahme abgeschlossen. Sie könnten die Sammellager in Richtung Kommunen verlassen - wenn diese sie abnehmen würden. Der Engpaß, der auf Landesebene fast schon wieder zum Erstaufnahme-Notstand geführt hat, ist in Wahrheit ein Engpaß bei der Unterbringung in den Kommunen.
Wie es soweit kommen konnte, war zuletzt Thema aufgeregter interner Debatten in der rot-grünen Regierung. Beim Familienministerium (Grüne) hatte sich der Eindruck festgesetzt, das Innenministerium (SPD) dränge nicht massiv genug auf Abnahme der Asylbewerber. Dort wurde dieser Eindruck zwar dementiert, aber in einer Kabinettsdebatte soll das Innenressort keine allzu guten Argumente gehabt haben.
Am vorläufigen Ende steht jetzt der am Freitag veröffentlichte "Maßnahmekatalog" gegenüber den "schwarzen Schafen", der aber verschweigt, daß "schwarze Schafe" bei der Asyl-Unterbringung inzwischen fast überall im Land sitzen. Schon gibt es erste Briefe von Landräten, die vor diesem Hintergrund den Ministerpräsidenten um "mehr Verteilungsgerechtigkeit" gebeten haben.
Eine der FR bekanntgewordene Liste aus dem Familienministerium belegt zum Stichtag 31. Juli, daß es landesweit nur mehr fünf "weiße Schafe" gab: Kommunen, die mehr Asylbewerber untergebracht hatten, als sie nach dem Verteilungsschlüssel bis zu diesem Tag mußten. Die Städte Wiesbaden (plus 222) und Offenbach (plus 105) zählen dazu, die Kreise Fulda, Hochtaunus und die Stadt Wetzlar. Nur wenige (wie etwa Wiesbaden und der Hochtaunuskreis) hätten das Problem wirklich als Langfrist-Aufgabe angenommen - so der Eindruck im für Unterbringung zuständigen Familienministerium. Der Rest der Schafe muß als grau bis schwarz gelten.
Mit fast 900 Personen unerfüllter Aufnahmeverpflichtung bildet der Landkreis Marburg-Biedenkopf in der Landes-Liste das unrühmliche Schlußlicht, aber auch die Kreise Schwalm-Eder (minus 603) und Main-Taunus (minus 385) stehen weit im Soll - und das alles, nachdem die Kommunen vor einem Jahr noch "relativ treu" (Ministeriumssprecherin Barbara Bußfeld) ihren Verpflichtungen nachgekommen seien.
Ministerin Blaul hatte zuletzt schlicht keine Lust mehr, sich wegen chronisch überfüllter Landesaufnahmestellen politisch vorführen zu lassen, obwohl doch die Erstaufnahmekapazität auf Landesebene glatt verdoppelt worden ist. Und nach einigem Hickhack hat nun auch das für Kommunalaufsicht zuständige Innenressort der Erklärung zugestimmt, wonach die Kommunen trotz allen Anerkennens objektiver Schwierigkeiten "auf zu erwartende kommunalaufsichtliche Maßnahmen" hingewiesen werden und gegenüber "einzelnen" Kommunen auch "zumindest Weisungen" erteilt werden könnten. Das Familienministerium hat dafür zugestanden, daß das Zuweisungsverfahren an die Kommunen "transparenter" gemacht werden soll. Denn beim Haus Blaul waren seitens des Innenressorts zuletzt klare Auskünfte darüber vermißt worden, wieviele Flüchtlinge überhaupt wo untergebracht werden müssen.
Während die Landesregierung nun also ihr internes Wirrwarr derart diplomatisch zu bereinigen sucht, bittet sie gleichzeitig Bonn wieder um Bereitstellung weiterer Kasernen. Dahinter steckt die Erkenntnis, daß wohl auch auf Landesebene zusätzlicher Platz geschaffen werden muß. Und ganz tabu ist in diesen Tagen nicht mehr - selbst die Zusagen an Kommunen wie Gelnhausen und Butzbach nicht, wo zeitliche Fristen und zahlenmäßige Obergrenzen für die Nutzung von Kasernen als Asyl-Unterkünfte versprochen wurden.
Ein weiteres Ergebnis eines "Krisengesprächs" zwischen den beteiligten Ressorts: Ministerpräsident Hans Eichel (SPD), der im Fall Butzbach für ein solches Versprechen persönlich verantwortlich ist, soll nun selbst im Gespräch mit den Kommunalpolitikern für mehr Aufnahmebereitschaft sorgen. Auf Landesebene zumindest beginnen alle zu verstehen, welche immense Aufgabe die massiv ansteigenden Asylbewerberzahlen bedeuten - zumal die in Bonn beschlossene Verfahrensverkürzung sich frühestens im April 1993 auswirken wird.
Solange läuft die Übergangsfrist des seit Juli in Kraft getretenen Bundesgesetzes, und in den ersten Wochen hat die Neuregelung nach Auskunft der Praktiker zunächst einmal eher zu weiteren Verzögerungen geführt: Über bundesweit gerade 25 890 Asylanträge hat das Bundesamt in Zirndorf, das jetzt zentral zuständig ist, im Juli 1992 entschieden - während 46 496 neue Asylbewerber in die Republik kamen. 354 768 Anträge sind mittlerweile bundesweit ohne Entscheidung im Verfahren. Und die nächste Meldung über einen Notstand bei der hessischen Erstaufnahme in Schwalbach (Main-Taunus-Kreis) ist nur eine Frage der Zeit. Vielleicht kommt sie schon am Wochenende. RICHARD MENG
Der Wooggraben in Ginnheim soll renaturiert werden. Holger Krier, Mitarbeiter des Stadtentwässerungsamtes, stellte das Projekt in der Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) vor. Derzeit besteht der vier Kilometer lange Bach aus zwei Teilen. "Das hängt mit dem Bau der Rosa-Luxemburg- Straße zusammen", machte Holger Krier deutlich. Der untere Wooggraben ist seit der Bundesgartenschau (Buga) ein "stehendes Gewässer" - der sogenannte "Buga-Bach". Eine Folie sorgt dafür, daß das Wasser nicht absickert. "Das ist absolut unnatürlich", erklärte Krier.
Durch den oberen Teil des Grabens zwischen der Ginnheimer S-Bahn-Station und dem Ginnheimer Hang fließt nur periodisch Wasser. Und das verschwindet an der Woogstraße in der Kanalisation. Um den Graben in ein fließendes Gewässer zu verwandeln, sollen nun beide Teile wieder miteinander verbunden werden.
Das Problem: "Wir müssen den oberen Teil reaktivieren und ihm genügend Wasser zuführen", machte Krier den Stadtteilpolitikern deutlich.
Zwei Varianten wurden dazu im zuständigen Amt entworfen: Die erste sieht vor, dem oberen Wooggraben Wasser aus der Nidda zuzuführen. Das Wasser müßte dann in einer natürlichen "Pflanzenkläranlage" von einem Granulat und Pflanzen gereinigt werden. Der Nachteil: "Die Variante ist einfach zu teuer!", sagte Krier.
Günstiger ist seiner Ansicht nach die zweite Variante. In einem "Horizontalbrunnen" soll Grundwasser im Ginnheimer Hang gesammelt werden und durch ein Rohr in den Graben geleitet werden. Ob auf diese Weise genügend Wasser abgefangen werden kann, soll jetzt ein Ingenieurbüro testen. "Gegen Ende des Jahres wird sich dann zeigen, ob das Projekt machbar ist", sagte Krier.
Wie teuer die Renaturierung wird, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall: "Die Mittel dazu werden frühestens 1994 freigegeben!" sen
WELTRUNDSCHAU 6
Es ist wahr: Der irakische Präsident, Saddam Hussein, hat seit dem Ende des Golf-Krieges zahllose "irrationale und irrelevante" Äußerungen von sich gegeben, wie es jetzt der Sprecher von US-Präsident George Bush auf den Punkt brachte. Doch diesmal scheint es ihn besonders zu jucken, sich mit den Vereinten Nationen und damit den USA anzulegen.
In der Tat hat Irak einen Teilverlust seiner Souveränität hingenommen, als es die UN-Resolutionen 686 und 687 anerkannte, die es der Weltorganisation gestatten, in Irak nach Massenvernichtungswaffen zu fahnden. Der Versuch, zu Inspektionsbeginn eines neuen UN- Teams unter russischer Führung, Ministerien von dieser Regelung auszunehmen, ist ebenso unqualifiziert wie töricht.
George Bush, der derzeit geradezu ohnmächtig erscheint, seine Wahlkampfkampagne auf Touren zu bringen, und der zunehmend auch als erfolgreicher Außenpolitiker demontiert wird, könnte nur zu leicht versucht sein, gedeckt durch UN- Resolutionen am Golf offene Rechnungen zu begleichen. Schon viel zu lange, so die Meinung in Bevölkerung und unter Politikern der USA, tanzt der irakische Diktator Bush auf der Nase herum.
Pokert Hussein erneut, lädt er geradezu einen womöglich ohnehin auf erneuten Waffengebrauch gegen Irak schielenden US-Präsidenten zum Handeln ein. Und neben der Wiederherstellung der kuwaitischen Souveränität machte, wenn überhaupt, weltweit nur das Kriegsziel am Golf Sinn, Hussein seine Massenvernichtungswaffen zu entwenden. Der Überlebenskünstler aus Bagdad spielt mit dem Bombenfeuer. sie
Der nächtliche Gang über die Untermainbrücke hatte für einen 46jährigen erhebliche Folgen. Dort begegnete der Frankfurter am Mittwoch gegen 23 Uhr zwei jungen Männern, die sich bedrohlich vor ihm aufbauten und ihn aufforderten, seine Tasche auszuhändigen.
Der Mann wollte einer Konfrontation aus dem Wege gehen und tat, was ihm befohlen wurde. In der Tasche steckten eine Nikonkamera mit der Typenbezeichnung 801 samt Blitzgerät, Objektiven und Filtern. Den Wert des Raubgutes beziffert der 46jährige auf 3500 Mark.
Einer der Täter fiel durch seine schwarzen, schulterlangen Haare auf. Sein Komplize wirkte auffallend muskulös. habe
Einen Fehlstart hatten die Squasher des SC Mörfelden nach dem Ende der Sommerpause. In der Landesliga Süd mußten sie sich den Lamb Lobbers Darmstadt mit 1:4 geschlagen geben. Doch so deutlich das Ergebnis auch ist, dem Spielverlauf nach hätte es auch umgekehrt ausgehen können.
Die auf Position 5 ungesetzten Reservespieler Ralf Jäckle und Rainer Metz starteten. Der Mörfelder setzte sich in drei Sätzen durch. In der zweiten Partie trafen mit Willi Veenstra und Gerd Hölzel zwei Routiniers aufeinander. Sie lieferten sich ein hart umkämpftes Fünf-Satz-Spiel, aus dem Hölzel im letzten Satz mit 10:8 als Sieger hervorging.
Karl-Heinz Olfen und Bernd Hertel gingen in der 3. Partie ebenfalls über die volle Distanz. Auch hier setzte sich der Darmstädter durch. Das Spiel zwischen Holger Lorenz und Andreas Santowsky war eine klare Angelegenheit für den Darmstädter. Gegen den angeschlagenen Lorenz setzte er sich in drei Sätzen durch. In der letzten Partie trafen mit Joe Hentes und Harry Schmidt die Spielertrainer aufeinander. Hentes (Mörfelden) führte 2:0, unterlag jedoch noch 2:3. hg
BOGOTÁ, 7. August (epd). In Kolumbien nehmen die Kämpfe zwischen Guerillagruppen und Militär wieder zu. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums starben bei Gefechten in fünf Provinzen am Mittwoch und Donnerstag zwei Soldaten sowie elf Guerilleros der "Revolutionären Streitkräfte" (FARC) und der "Nationalen Befreiungsarmee" (ELN). In den Provinzen Antioquia und Meta seien sechs Guerillalager eingenommen worden. Ferner habe die ELN in Antioquia eine Ölleitung gesprengt. Im Oktober wollen Rebellen und Regierung wieder Friedensgespräche aufnehmen.
BAD VILBEL. Kuchen und Gegrilltes erwartet die Besucher eines Nachbarschaftsfestes, das die Bürgerinitiative "Argwohn" am heutigen Samstag ab 13 Uhr in der Ritterstraße veranstaltet. Den Erlös will die Gruppe zur Herstellung einer Ansichtskarte verwenden. Sie soll die Aufschrift "Autogerechte Stadt Bad Vilbel" tragen. Die Gruppe will damit die "verfehlte Verkehrspolitik" kritisieren.
Die Suche nach der 30jährigen Frau aus dem Kreis Offenbach, die seit Donnerstag morgen in Frankfurt vermißt wurde, ist beendet. Die Frau und ihr 16 Monate altes Kind sind am Abend auf dem Flughafen entdeckt worden.
Familiäre Probleme waren dafür verantwortlich, daß die Frau am Donnerstag gegen 5 Uhr morgens ihre Wohnung mit dem Kind verlassen hatte und mit dem Auto nach Frankfurt gefahren war. Am Abend meldete sie sich vom Flughafen und forderte ihren Mann auf, er solle ihr das Geld für einen Flug in ihre türkische Heimat vorbeibringen.
Der Mann informierte statt dessen die Polizei, die die Frau mit Kind im Abflugbereich fand und überreden konnte, mit auf die Wache zu kommen. habe
LONDON, 7. August (KNA). Die Verschleppung eines Gerichtsverfahrens gegen drei britische Polizisten, die an der unrechtmäßigen Verurteilung der "Guildford-Vier" beteiligt waren, hat der Londoner Kardinal Basil Hume kritisiert. In einem Leserbrief an die Tageszeitung The Times schreibt der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales: "Die Verschleppung macht zahlreiche Menschen betroffen, nicht zuletzt die ,Guildford-Vier', die 15 Jahre ihres Lebens zu Unrecht im Gefängnis gesessen haben." Ihnen war ein terroristischer Bombenanschlag zur Last gelegt worden.
Der Kardinal fordert die Verantwortlichen auf, "öffentlich und ausführlich" darzulegen, warum die Verhandlung gegen die Polizisten erst im April 1993 stattfinden kann, obwohl die "Guildford-Vier" bereits im Oktober 1989 entlassen wurden. Bei der Wiederaufnahme des Verfahrens hatte sich herausgestellt, daß Polizisten Beweise gefälscht und unterschlagen hatten. Hume hatte sich wiederholt für die "Guildford-Vier" eingesetzt.
Ein internationales Straßengehen veranstaltet der TV Groß-Gerau am Samstag, dem 15. August. Erster Start ist um 18.30 Uhr (Sandböhl). Die Strecken führen über zwei Kilometer (alle Schülerklassen) und fünf Kilometer (Jugend, Aktive). ein zweites Gehen der Männerklasse (Bestzeiten unter 24 Minuten) ist für 20 Uhr vorgesehen. Bei der Strecke handelt es sich um einen asphaltierten Kurs in der Stadtmitte (Darmstädter Straße).
Da am 16. August das sogenannte Zeil- Gehen in Frankfurt/Main ausgetragen wird, verzichtet man in Groß-Gerau diesmal auf den sogenannten Geher-Ball. prd
Aus der Innenstadt werden die Drogensüchtigen vertrieben - jetzt, so fürchten die Politiker des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) - breitet sich die Szene in den Stadtteilen aus. In einer Anfrage will das Gremium wissen, ob sich Drogensüchtige neue Plätze suchen - das Sinaigelände an der Eschersheimer Landstraße beispielsweise. Schon jetzt würden dort "erhebliche Mengen an Drogen" konsumiert, heißt es in dem Papier der Grünen, dem alle Fraktionen zustimmten.
Ein Mitarbeiter des städtischen Drogenreferats hatte den Politikern zwar schon in der Sitzung vor der Sommerpause erklärt, daß eine Verdrängung der Szene in den Park und den angrenzenden Spielplatz nicht zu erwarten sei. Dennoch "wird befürchtet", daß sich das Problem hier verschärft", schreiben die Grünen in ihrer Anfrage.
Karl-Heinz Reinstädt, Leiter der Pressestelle im Polizeipräsidium, hält die Angst für übertrieben. "Es wäre natürlich vermessen, etwas zu garantieren", räumt er ein. Aber: "Eine Ausweitung der Szene in den Stadtteilen werden wir nicht zulassen!" Schon jetzt gehen Mitarbeiter des zivilen Sonderkommandos Nord regelmäßig im Sinaigelände Streife. Drogen werden schließlich überall in der Stadt konsumiert, sagt Reinstädt. "Auch im Sinaigelände." Die Zahl derjenigen, die in dem Park Drogen nehmen, habe seit der Verdrängung aus der Innenstadt nicht zugenommen.
Werner Schneider, Leiter des städtischen Drogenreferats, hält es für undenkbar, daß sich im Sinaigelände eine Drogenszene wie in der Taunusanlage bildet. "Es kann nur dort eine Szene entstehen, wo ein zentraler Verkehrsknotenpunkt ist", sagt Schneider. Nur wenn ein Platz auch für Süchtige von außerhalb erreichbar sei, wenn dort die Anonymität gewahrt werden könne, nur dann könne sich eine "offene Szene" bilden. "Das alles trifft für das Sinaigelände nicht zu!" sen
UNTERLIEDERBACH. "Rund um die katholische St.-Johannes-Kirche" wird am heutigen Samstag gefeiert. Die Pfarrgemeinde lädt Kinder und ihre Eltern zum Familiennachmittag ein. Von 15 bis 20 Uhr gibt's Spiele, zur Gaudi der Kleinen ist auch ein Luftkissen dabei. Um 17 Uhr wird im Garten des Pfarrhauses ein Gottesdienst zelebriert. Anschließend können Hunger und Durst vor St. Johannes mit Grillwürstchen und kühlen Getränken gestillt werden. tos
Das Gerangel um die Unterbringung von Asylbewerbern nutzt am Ende nur denen, die das Boot schon jetzt für voll halten. Und doch ist über solches Gerangel immer wieder zu berichten: Gerangel zwischen Wiesbaden und Bonn bei der Kasernen-Freigabe, jetzt innerhalb der Landesregierung und demnächst zwischen Wiesbaden und Kommunen. Merken die Beteiligten wirklich nicht, welche Stimmung sie damit vorbereiten?
Dabei ist es doch merkwürdig: Einige Kommunen haben Platz, andere angeblich nicht. Einige der Flüchtlinge - übrigens ohne Chance auf Asyl- Anerkennung - sind hochwillkommen (die aus dem Krieg in Bosnien), für die anderen bleibt nichts mehr übrig. Nein: Rational ist all das nicht.
Was auch in Hessen zunehmend fehlt, ist politische Konsequenz. SPD und Grüne beteuern auf Landesebene mit guten Argumenten, daß sie das Individualrecht auf Asyl beibehalten wollen. Dann kann man aber auf kommunaler Ebene nicht gleichzeitig Boot-ist-voll-Parolen Nahrung geben. Dann muß, möglichst geräuschlos, untergebracht werden, wer kommt - als Bitte konsequent Daueraufgabe. Und kommen werden noch viel mehr. Der Verdacht drängt sich auf, daß die SPD-Kommunalpolitiker in der Asyldiskussion bislang nur deshalb so landestreu ruhig waren, weil das Innenministerium sie bei der Unterbringung mit Samthandschuhen angefaßt hat. Spätestens jetzt aber stehen sie vor der Probe, wie ernst die Parteibeschlüsse zum Asylrecht zu nehmen sind. me
Das Dekanat Rodgau der evanglischen Jugend veranstaltet am Samstag, dem 15. August, in der Grundschule Töpferstraße in Rödermark-Urberach ein Volleyball-Turnier für Jugend-Mannschaften. Beginn ist um 14 Uhr. Bei schlechtem Wetter weicht man in die Turnhalle aus.
Neben dem Sport sind Geselligkeit bei Kaffee und Kuchen sowie Grill-Spezialitäten angesagt. Demnach geht die Einladung der Veranstalter nicht nur an die Aktiven. Pro Gemeinde sind höchstens zwei Teams zugelassen. Für das Team mit dem originellsten Outfit gibt es einen Sonderpreis. prd
Der Bürger soll zum Hilfs-Sheriff der Staatsanwälte werden Die Internationale Liga für Menschenrechte wehrt sich gegen das von der Bundesregierung geplante "Gewinnaufspürungsgesetz"
wn FRANKFURT A. M., 7. August. Für die Gestaltung eines Mahnmals im ehemaligen KZ Buchenwald zum Gedenken an die dort ermordeten mehr als 10 000 jüdischen Menschen wird die Regierung Thüringens einen Wettbewerb ausschreiben, wie die Gedenkstätte Buchenwald am Freitag der FR mitteilte. Ausschreibungstermin werde der 1. Oktober 1992 sein, und das Mahnmal selbst solle am 9. November 1993 eingeweiht werden.
Mitte Juli hatten, wie weiter mitgeteilt wurde, Vertreter Israels, der jüdischen Gemeinden Deutschlands, Thüringens, Weimars und der Gedenkstätte vereinbart, ein Mahnmal auf dem Fundament der Baracke 21 zu errichten. Finanziert werden soll es teils aus Staatsgeldern, teils aus Spenden.
KRIFTEL. Wer informiert in Kriftel die Presse? Nicht etwa Journalisten, sondern die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses stritten darüber. Während Grüne, Freie Wählergemeinschaft (FWG) und SPD die Pressearbeit der Gemeinde - insbesondere im amtlichen Mitteilungsorgan "Krifteler Nachrichten" - für zu einseitig und stimmungsmacherisch halten, kann die CDU nichts falsch daran finden. Sie stimmte der Vorlage des Gemeindevorstands zu, nach der sich die Öffentlichkeitsarbeit "nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit vollzieht". Sie solle so bleiben, wie sie ist.
Hohn erntete der Grüne Ingo Mehling für seinen Vorschlag, alle Verwaltungsmitarbeiter aufzulisten, die mit der Öffentlichkeitsarbeit betraut sind. Er wollte nicht glauben, daß tatsächlich nur ein Mann für die "aufgeblähte und selbstdarstellerische" Pressearbeit der Gemeinde zuständig sei. Das bezeichnete CDU- Fraktionschef Ferdinand als "weltfremd". Nicht im luftleeren Raum agiere der für die Presse zuständige Mann, sondern in Zusammenarbeit mit den Ämtern. "Und wenn die ihn dann füttern, sind schnell mal zwei, drei Namen im Spiel."
Das sah auch Bürgermeister Hans- Werner Börs so: "Wenn die Presse mal diesen und mal jenen Mitarbeiter befragt, der dann Auskunft gibt und später namentlich genannt wird, ist er noch lange kein Pressesprecher."
Auch ein zweiter Vorschlag Ingo Mehlings wurde von den Christdemokraten abgelehnt: Man solle diese Pressearbeit "endgültig auf das Maß beschränken, das von einem Mitarbeiter tatsächlich zu leisten ist". Ohnehin sei etwa in den "Krifteler Nachrichten" vornehmlich die Meinung der CDU und des Gemeindevorstands nachzulesen, "eine Unverschämtheit, die der Steuerzahler auch noch bezahlen muß". Auch sei in jeder Ausgabe ein Bild des Bürgermeisters abgedruckt: "Zwei Drittel dessen, was da zu lesen ist, ist pure Selbstdarstellung." Dillmann konnte das nicht nachvollziehen: "Die Opposition kommt ebenfalls zu Wort."
Börs verwies auf die gesetzliche Pflicht des Gemeindevorstands, die Bürger über "alle Bereiche des gemeindlichen Lebens zu informieren". Daran hatte FWG-Fraktionschef Wolfgang Gerecht nichts auszusetzen; die Berichterstattung sei aber "extrem tendenziös". pms
Die Grünen im Römer haben die Frankfurter aufgefordert, jetzt Wasser zu sparen und nicht erst am 15. August, wenn der Wassernotstand voraussichtlich durch den Regierungspräsidenten ausgerufen werde. In den vergangenen 20 Jahren habe sich der Trinkwasserverbrauch pro Kopf in Haushalten und Kleingewerben in Frankfurt beträchtlich erhöht: von 100 Liter pro Tag auf 180 Liter - der Bundesdurchschnitt liegt bei 145 Litern.
Mehr als ein Drittel des Trinkwassers werde für die Toilettenspülung verwendet, berichteten die Grünen. Allein mit dem Einbau von "Spartasten" könnten in Frankfurt drei Millionen Kubikmeter Wasser jährlich eingespart werden. Wasserverluste durch tropfende Wasserhähne, schadhafte Dichtungen oder Toilettenspülungen führten außerdem "zu enormen Wasserverlusten".
Möglichkeiten zum Wassersparen sehen die Grünen auch bei öffentlichen Aufgaben: Für Feuerwehrübungen, Grünflächenbewässerung oder Straßenreinigung sei Trinkwasser viel zu schade, hier genüge die Qualität des Mainwassers. Für Frankfurt fordern die Grünen außerdem eine Beratungsstelle, die Verbraucher über Wassersparmaßnahmen informiert. wob
Im Gespräch: Friedenskooperative zum Balkan Aktiv ohne Demonstrationen
"Wo war denn die sogenannte Friedensbewegung, als in Jugoslawien das Morden begann? Die Tausenden von Toten und Millionen von Flüchtlingen waren es der Friedensbewegung nicht wert, wieder Kerzen in die Fenster zu stellen!" Das rief vor etwa zwei Wochen der FDP-Abgeordnete Ulrich Irmer im Bundestag aus. Wie er werfen viele Politiker der Friedensbewegung vor, sie interessiere sich nicht für den Krieg auf dem Balkan. Manfred Stänner ist Geschäftsführer des Netzwerkes Friedenskooperative, einem Dachverband deutscher Friedensgruppen. Im Gespräch mit der Bonner FR-Korrespondentin Ferdos Forudastan widerlegte er solche Kritik. "Wir hatten bisher Wichtigeres zu tun, als auf die Straße zu gehen und zu protestieren, zumal kein Adressat eines solchen Protests in Sicht war", sagt Stänner. "Wichtigeres", das sind eine ganze Reihe von Aktivitäten, mit denen deutsche Friedensgruppen gegen den Krieg angehen. So unterstützen sie Friedensinitiativen in Ex-Jugoslawien - und das bereits seit zwei Jahren. Sie haben ihnen beim Aufbau geholfen und sie ausgestattet.
Eine "Friedenskarawane" hatte vor einem Jahr das Komitee für Grundrechte und Demokratie zusammen mit anderen europäischen Friedensorganisationen in Bewegung gesetzt. Eine Woche lang fuhren vierhundert Menschen durch alle Republiken Ex-Jugoslawiens und warben für nichtmilitärische Lösungen der Konflikte. Stänner: "Die hiesigen Medien haben das überhaupt nicht wahrgenommen."
Auch was die Friedensbewegung derzeit unternehme, beachteten höchstens Insider: Daß sie Initiativen für die Entmilitarisierung der Adria-Insel Vis unterstützt; daß sie für den Antikriegstag am 1. September viele lokale Protest- und Informationsveranstaltungen vorbereitet; daß sie für "positive Sanktionen" wirbt, also etwa die Stärkung der kriegsmüden serbischen Opposition; daß sie dagegen arbeitet, den Balkan-Krieg als Argument für einen erweiterten Auftrag der Bundeswehr zu mißbrauchen.
Stänner weist auch auf etwas hin, das schnell in Vergessenheit geraten ist: Die Friedensbewegung hat humanitär geholfen. Bereits 1991 lieferte das Grundrechte-Komitee tonnenweise Medikamente nach Sarajewo. Der "Bund für soziale Verteidigung" war es, der als erster die deutsche Bevölkerung aufrief, vor dem Balkan-Krieg fliehende Menschen aufzunehmen. Aber jetzt, so Stänner, verbinde die Öffentlichkeit solche Rettungsaktionen nur noch mit der Bild- Zeitung oder der ARD. Freilich, daß die Friedensbewegung mit ihren Aktivitäten kaum Aufsehen erregt hat, sieht er auch selbstkritisch. Man habe sich mit dem Helfen selbst abgerakkert, aber, "das ist eine alte Schwäche, wenig Mühe ins Marketing gesteckt".
"Gegen den Golf-Krieg habt ihr zu Hunderttausenden demonstriert und jetzt gar nicht": Dieser oft gehörte Vorwurf ficht Stänner nicht an. "Wir wollen mit unseren begrenzten Kapazitäten an Kraft und Geld das tun, was uns am sinnvollsten erscheint", sagt er. Eine Großdemonstration zu organisieren, hält er aus verschiedenen Gründen nicht für sinnvoll. Er ist sicher, daß nur wenige kämen. Grund: anders als der Krieg im Golf löse der Krieg auf dem Balkan kein "Gefühl kollektiver Bedrohung aus". Und es sei eben eine alte Erfahrung, daß Bewegungen dort zustande kämen, wo Menschen selbst betroffen seien oder sich betroffen fühlten.
Der Geschäftsführer des Netzwerkes Friedenskooperative sieht hinter dem derzeit fehlenden Drang in Richtung Straße aber auch noch eine andere Ursache: Es fehle der Adressat. Vergangenes Jahr sei besonders gegen die eigene Regierung als am Golf-Krieg finanziell und politisch Beteiligte demonstriert worden. "Aber weder serbische Tschetniks noch nationalistische serbische Extremisten interessieren sich für ein paar tausend Deutsche im Bonner Hofgarten."
ATHEN, 7. August (AP). Das Kloster auf dem Berg Athos bleibt für Pilger und Besucher offen. Wie die mazedonische Pressseagentur am Donnerstag meldete, wurde der vor zwei Wochen gefaßte Beschluß der Mönche, die Pforten ab dem 10. August bis auf weiteres zu schließen, zurückgenommen. Zuvor hatte die griechische Regierung ihre umstrittenen Besteuerungspläne fallen gelassen. Damit bleibt der Zutritt zum Berg Athos weiterhin nur Frauen und weiblichen Tieren verboten.
Nach dem ursprünglichen Plan der Regierung hätten die Mönche vom Berg Athos eine einmalige Abgabe auf ihre Besitztümer entrichten sollen, womit der defizitäre Haushalt des Landes aufgebessert werden sollte. Nach dem Protest der Mönche lenkte Finanzminister Jannis Paleokrassas am Mittwoch schließlich ein und sicherte den Mönchen weitere Steuerfreiheit zu.
Geprägt von einem hohen Niveau war das große Reitturnier des Reit- und Fahrvereins Rüsselsheim-Haßloch auf der Reitanlage von Karl-Hermann Raab. Obwohl Roß und Reiter erheblich unter den hochsommerlichen Temperaturen zu leiden hatten und deshalb sicherlich auch so mancher Besucher ausblieb, war in allen Wettbewerben sehr guter Reitsport zu sehen. Auch aus heimischer Siocht gab es Erfolge zu verzeichnen. So setzte sich Karl-Heinz Kohl vom Gastgeber gut in Szene und erreichte zahlreiche gute Plazierungen.
Ein erster Höhepunkt des dreitägigen Turniers war das M-Springen, wobei die Dornheimerin Sandra von Kolczynski in ihrem Element war und mit ihrem Pferd Barclay mit deutlichem Vorsprung siegte. auch mit ihrem zweiten Pferd Mitsubishi starion war sie gut unterwegs, blieb fehlerfrei, brauchte jedoch zu lange, sodaß am Ende nur der dritte Platz heraussprang.
Groß war der Ansturm am letzten Tag des Turniers, gab es doch zum Abschluß ein S-Springen mit Stechen, wobei die gesamte Elite aus dem Kreis Groß-Gerau an den Start ging. Es siegte schließlich der Büttelborner Willi Schaffner vor Sandra von Kolczynski.
Die Ergebnisse: Springprüfung, Klasse A/B, erste Abteilung: 1. Susanne Born (RSPG Rosshof) auf Takt 0/43,0 Sekunden, 2. Marianne Köhler (RuF Egelsbach) auf Ben 0/43,9, 3. Monika Steiger (RFV Erbenheim) auf Ramsana 0/44,9, 4. Felix Radizi (RFV Kelkheim) auf Nobel 0/51,3; zweite Abteilung: 1. Anja Hermanns- Lausberg (RuF Elz) auf Wait 0/47,0, 2. Uwe Schorn (RuF Trebur) auf Come On 0/50,8, 3. Andreas Winstel (RRF Wicker) auf Fleur 0/51,4, 4. Klaus Flick (RRF Wikker) auf Pepino 0/53,9.
Springpferde-Prüfung Klasse A/B, erste Abteilung: 1. Gerald Dressler (RFV Wiesbaden-Erbenheim) auf Limes 7,2, 2. Cornelius Jungermann (RFV Groß-Zimmern) auf Gambit 6,8, 3. Bärbel Skrenty (RFV Kriftel) auf Kirin 6,7; zweite Abteilung: 1. Richard Murmann (RC Katharinenhof) auf Partner 7,5-Wertungspunkte, 2. Gerhard Hladik (RSG Fasanenhof) auf Calipso 7,3, 3. Klaus Sponagel (RSG Heftrich) auf Westwind 7,2, 4. Jürgen Christ (RSPV Dreieich) auf Zyrano 7,1.
Springpferde-Prüfung Klasse L/B, erste Abteilung: 1. Richard Murmann (RC Katharinenhof) auf Partner 7,5, 2. Elke Fischer (RV Erlenstall) auf El Cigubial 7,4, 3. Willi Schaffner (Reitergruppe Büttelborn) auf Alfred S 7,3, 4. Jürgen Christ (RSPG Rosshof) auf Zyrano, 5. Manfred Born (RSPV Dreieich) auf Rinaldo 7,1; zweite Abteilung: 1. Andreas Megerlein (RFV Mainz-Gonsenheim) auf Gipsi, 2. Willi Schaffner (Reitergruppe Büttelborn) auf Kasimir 7,0, 3. Cornelius Jungermann (RFV Groß-Zimmern) auf Gambit 6,8.
Springprüfung Klasse M/A, erste Abteilung: 1. Sandra von Kolczynski (RuF Dornheim) auf Barcley 0/60,5, 2. Horst Klaus Helein (Darmstädter RV) auf Raphael 0/64,5, 3. Sandra von Kolczynski (RuF Doirnheim) auf Mitsubishi Starion 0/72,3, 4. Hans Peter Klappdor (RG Katharinenhof) auf Goldica 0/72,3; zweite Abteilung: 1. Horst Klaus Helein (Darmstädter RV auf Cara Mio 0/62,6, 2. rolf Stumpf (RFV Rosshof Roßdorf) auf Ferrero 0/64,0, 3. Willi Schaffner (Reitergruppe Büttelborn) auf Calimero 0/64,0, 4. Jürgen Christ (RSPV Dreieich) auf Cucci 0/68,3.
Springprüfung Klasse L, erste Abteilung: 1. Lothar Schlesinger (RuF Rüsselsheim-Haßloch) auf Grazie 0/61,6, 2. Michael Hasselbach (RFV Wiesbaden-Erbenheim) auf Arno 0/63,5, 3. Stefanie Stosius (RuF Rüsselsheim-Haßloch) auf Golden Boy 0/66,9; zweite Abteilung: 1. Brunhild Jantos-Hahn (RFV Kriftel) auf Blue Boy 0/69,4, 2. Karl Heinz Kohl (RuF Rüsselsheim-Haßloch) auf Rocky 3/66,8, 3. Simone Häuser (RFV St. Georg Oberursel) auf Marscha 4/63,2; dritte Abteilung: 1. Karina Grotenclos (RSV Neu-Isenburg) auf Luck Boy 0/65,2, 2. Karin Gisenkäfer (RuF Viernheim) auf Rob San 0/66,4, 3. Axel Kumpf (RFV Wald-Michelbach) auf Goldgrille 0/68,2.
Dressurprüfung, Klasse A/B, erste Abteilung: 1. Julia Hradezky (Darmstädter RV) auf Amorett 7,5, 2. Silke Achenbach (RFS Biebesheim) auf Adonis 6,5, 3. Sandra heimer (RuF Trebur) auf Saphir 6,3, 4. Beate Schaffner (Reitergruppe Büttelborn) 6,1; zweite Abteilung: 1. Petra Arndt (Pferdefreunde Offenthal) auf Malefitz 7,2, 2. Jürgen Lessel (RRF Wicker) auf Gallilei 6,6, 3. Yvonne Schweizer (RuF Dornheim) auf Charming Boy 6,4; 4. Sabine Saal (Reitergruppe Büttelborn) auf Amigo 6,2; dritte Abteilung: 1. Holger Kilian (RSPV Wiesbaden-Bierstadt) auf Wariander 7,8, 2. Cornelia Arnoldt (Pferdesportfreunde Mainz-Bretzenheim) auf Diavolo 7,7,, 3. Christine Weber (RFV Nordenstadt) auf Galactico 6,8, 4. Elke Funk (RSPV Rüsselsheim) auf Phoebus 6,8. ek
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Freitag uneinheitlich eröffnet. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte stieg während der ersten fünf Minuten des Handels um 2,16 Zähler. Am Vortag war er um 24,58 auf 3340,56 Punkte gefallen. In Tokio zeigte der Trend gestern abwärts. Der Nickei- Index für 225 führende Titel sank um 408,17 auf 15 518,27 Punkte.
HANNOVER, 7. August. Der 1970 geschlossene Atomwaffensperrvertrag hat seine Zwecke nicht erfüllt. Zu diesem Ergebnis kommt der Kernphysiker Wolfgang Liebert in einer Untersuchung, die er jetzt der Öffentlichkeit vorstellte. Auf einem Vortragsabend in Hannover, der dem Gedenken an die Atombomben-Explosionen in der japanischen Partnerstadt Hiroshima gewidmet war, bezweifelte der Wissenschaftler aus Darmstadt, daß der Vertrag in drei Jahren verlängert werde. Das Abkommen, das die Weiterverbreitung (Proliferation) von Atomwaffen verhindern soll, hat eine Laufzeit von 25 Jahren und läuft in drei Jahren ab. Zugleich sollte es Ländern, die nicht über solche Waffen verfügen, möglich machen, die Atomenergie zivil zu nutzen.
Lieberts Resümee: Wie schon 1970 würden heute nur sechs Prozent des Atomstroms außerhalb der hochindustrialisierten Länder erzeugt. Wenn Bulgarien, Taiwan und Südkorea unberücksichtigt blieben, seien es nur zwei Prozent. Nach Angaben des Kernphysikers ist die Proliferation jedoch weitergegangen, sowohl "vertikal als auch horizontal". Vertikal heiße: Die Staaten, die bei Vertragsabschluß über A-Waffen verfügten, vergrößerten und modernisierten ihre Bestände. Horizontal bedeute: Mehrere Staaten, die den Vertrag nicht unterschrieben hätten, gehörten inzwischen zu den Atommächten (Liebert nannte Israel, Indien, Südafrika) oder seien in der Lage, kurzfristig Atomwaffen herzustellen, weil sie über die erforderlichen Bestandteile verfügten (Pakistan, Brasilien, Argentinien). Die wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten seien in vielen weiteren Ländern gegeben (Deutschland, Japan, Italien, Kanada, Schweden, Spanien). Die Inspektionen der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEO) in Wien reichten nicht aus, um militärische Atomprogramme aufzudecken, sagte Liebert.
Gründe zur Besorgnis sah der Wissenschaftler vor allem darin, daß "zivile Atomprogramme immer der Ausgangspunkt für militärische" seien. Die Menge des in zivilen Reaktoren erzeugten waffenfähigen Plutoniums nehme zu, und es entstünden immer mehr Urananreicherungs- und Wiederaufarbeitungsanlagen (beispielsweise in Belgien, den Niederlanden und Taiwan). Die IAEO selbst gehe davon aus, daß bei der Kontrolle der Kernbrennstoff-Mengen Abweichungen bis zu einem Prozent möglich seien - das wäre nahezu eine Tonne Plutonium jährlich, sagte der Wissenschaftler. Das Wiener Überwachungssystem habe sich als ähnlich "marode" erwiesen wie die deutschen Exportkontrollen im Handel mit Irak, Brasilien und Pakistan.
Die Hauptverantwortung liegt nach Ansicht des Mitglieds der "Interdisziplinären Arbeitsgruppe Naturwissenschaft und Sicherheit" (IANUS) bei den großen Industrie- und Militärmächten, wo sich die Forschung auf die Entwicklung von Mini-Wasserstoffbomben als Energiequellen und kleineren, nicht entdeckbaren Nuklearwaffen hinbewege. Den USA warf Liebert vor, ihr "Sternenkriegsprogramm" (SDI) weiterzuverfolgen und ihre Atomtests fortzusetzen.
"Wenn die vertikale Proliferation anhält, ist die horizontale nicht aufzuhalten - und umgekehrt", warnte Liebert, der nicht zuletzt "deutsche Ambitionen" fürchtet. Bonn interpretiert den deutschen Verzicht auf Atomwaffen bis heute so, daß eine deutsche Beteiligung an einer europäischen Atomstreitkraft nicht ausgeschlossen werde. Dies werde jetzt bei der verstärkten militärischen Zusammenarbeit mit Frankreich brisant, sagte Liebert, zumal die Bundeswehr längst über A-Waffen-Träger verfüge. Der Kernphysiker forderte, gegenüber der beginnenden Zusammenarbeit deutscher und französischer Atomenergie-Konzerne wachsam zu sein. Das gleiche gelte für die Herstellung von angereichertem und waffenfähigem Uran sowie die Verbrennung aller Vorräte unter Aufsicht der IAEO. Die Kompetenzen der Wiener Behörde müßten gestärkt werden. Er machte deutlich, daß zu einer atomaren Abrüstung gehöre, daß die weltweit mehr als 200 Tonnen Plutonium unbrauchbar gemacht würden. Nach Angaben des US-Rechnungshofs würde es allein 300 bis 400 Milliarden Dollar kosten, die militärischen Atomanlagen in den USA unschädlich zu machen.
KRONBERG. Geschätzte 50 000 Mark Schaden entstand am Freitag nachmittag bei einem Brand im Philosophenweg. Im Haus Nr. 31 schlugen plötzlich Flammen aus einer Küche im Souterrain. Die Feuerwehr, die mit 35 Mann im Einsatz war, vermutet Brandstiftung: Das Feuer war offenbar an mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen. esi
DREIEICH. Dreieichenhain war am Donnerstag abend Schauplatz einer ungewöhnlichen Demonstration: In Kostümen und mit Fackeln zog die Theatergruppe des Geschichts- und Heimatvereins durch die Altstadt, vorneweg prangte auf dem Plakat für ihr Stück "Die Hexe vom Hayn" in großen Lettern: "Wir spielen".
Ursprünglich hatten die Laienschauspieler gegen das drohende Aus für Veranstaltungen in der Burg protestieren wollen. Diese Gefahr war zwar bereits am Nachmittag gebannt, aber die spielfreudigen Frauen und Männer ließen sich ihr Vorhaben nicht nehmen.
Nach dem zweiten Gong für die Abendvorstellung in der Burg zogen die etwa hundert Menschen in den Burggarten ein, wo das Festspielpublikum schon auf die ersten Töne von "Salome" wartete. Statt dessen bekam es erst einmal das Hainer Lied, sozusagen die Hymne von Dreieichenhain, zu hören.
Dann verlas Regisseur Danielo Devaux eine Erklärung, in der sich die Laiendarsteller mit den Profis solidarisierten. Offenbar war der Text noch vor der Nachricht, daß in der Burg weiter gespielt werden darf, entstanden. So hieß es unter anderem, die lettischen Künstler würden bei einem Ende der Spiele brotlos.
Devaux bekräftigte, die Theatergruppe wolle nach vielen langen Proben die Früchte ihrer Arbeit ernten. Premiere soll übrigens am Freitag, 14. September, 20 Uhr, auf der Freilichtbühne sein. dac
Die Parkplatzprobleme in der Nordweststadt sind groß - auch im Gerhart- Hauptmann-Ring. Deshalb wollen die Frankfurter Aufbau AG und die Parkplatzbetriebsgesellschaft in der Stichstraße mit den Hausnummern 392 - 394 und 322 - 326 eine Tiefgarage errichten. Die Baugenehmigung haben die Unternehmen bereits in der Tasche, zumal die Tiefgaragen schon beim Bau der Nordweststadt 1963 vorgesehen wurden - bei Bedarf der Anwohner.
Den gibt's im Gerhart-Hauptmann- Ring, viele Bürger klagen über langwierige Parkplatzsuche. Bereits jetzt stünden viele Autofahrer auf der Bewerberliste für einen der Stellplätze, berichtete Ortsvorsteher Helmut Gärtner (SPD).
Aber nicht alle freuen sich über das unterirdische Parkdeck. Einige Bewohner der Stichstraße haben inzwischen 53 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt und am Donnerstagabend dem zuständigen Ortsbeirat 8 vorgelegt. Ihre Kritik: Die Einfahrt der Tiefgarage würde "nur zehn bis 15 Meter von den Häusern entfernt liegen". Die Folge: "Abgas-, Lärm- und andere Belästigungen für die Anwohner."
Außerdem wollen die Anwohner nicht ihre Wohngegend "verschandeln lassen". Ein Bürger wies auf die "vielen Bäume" hin, die wegen der Tiefgarage "abgeholzt werden". Ortsvorsteher Gärtner rechnet hingegen mit "höchstens vier Bäumen, die danach auch wieder neu gepflanzt werden können".
Unklar ist noch der Termin für den Beginn des Bauprojektes. Für die meisten Stadtteilpolitiker ist die Tiefgarage jedoch beschlossene Sache. Sie wollen lediglich noch weitere Informationen über das Projekt und verabschiedeten einen entsprechenden Antrag der SPD - gegen den Willen der beiden Grünen. Die hatten sich auf die Seite der Bürger geschlagen und einen Antrag gegen die Parkplätze gestellt - ohne Erfolg. Daraufhin verließen viele Bürger mißmutig den Saal. cob
Aufgespießt
ESCHBORN. Es riecht nach Farbe in der ehemaligen Polizeistation an der Steinbacher Straße 23. Ein junger Maler fährt noch einmal mit dem Pinsel über den Türrahmen: Vorbereitung auf die feierliche Eröffnung der neuen Räume der Musikschule Taunus, die gestern übergeben wurden.
Dort wo noch vor kurzem Delinquenten verhört, Einsätze besprochen oder Polizeiberichte getippt wurden, stehen jetzt Celli schön aufgereiht nach Größe an der Wand, stapeln sich Geigen und Querflöten im Regal, warten Notenstöße auf Schüler.
Schulleiter Gerhard Schroth klappt im "Konzertraum" stolz den weißen Steinway-Flügel auf und sagt: "Jetzt kann man anfangen, Musik zu machen."
Doch der Chef der 22 Jahre alten gemeinnützigen Musikschule, die rund 1000 Schüler vor allem aus dem Main- und dem Hochtaunuskreis betreut, ist gespalten. Einerseits begeistert es ihn, für die Eschborner Schüler jetzt die Übungsräume unter einem Dach zu haben, einen kleinen Saal für Konzerte anbieten zu können und die Verwaltung für die Musikschule im selben Gebäude sitzen zu haben.
"Früher haben mich die Leute oft gefragt, ei, wo ist sie denn, ihre Musikschule", erzählt Schroth. Kein Wunder, waren doch alleine die Einrichtungen in Eschborn auf fünf verschiedene Häuser verteilt. Jetzt ist die Schule in Niederhöchstadt präsent.
Doch andererseits macht Schroth ein altes Problem zu schaffen, das seine Schule mit den anderen hessischen teilt. Während in den meisten Bundesländern die Musikschulen unter kommunaler Trägerschaft sind, bildet Hessen eine Ausnahme. Die Einrichtungen, die immerhin die gesellschaftlich wichtige Funktion erfüllen, Kinder an Musik und Rhythmus heranzuführen, sind privat organisiert.
Für die Eltern bedeutet das höhere Preise: Zu 80 Prozent finanzieren sie die Kosten der Musikschule Taunus, die im Jahr einen Umsatz von einer runden Million Mark macht. Eigentlich sollten sie aber nur ein Drittel der Kosten aufbringen. Den Rest müßten Land und Kommunen beisteuern.
Deshalb stößt es Schroth auch ein wenig auf, wenn Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) die im Zusammenhang mit dem Umzug formulierte Wunschliste der Schule mit den Worten kommentiert: "Das müssen sie wie jeder andere Verein auch anmelden, und wir entscheiden dann über die Zuschüsse."
Die Wünsche der Schule: Lampen und Vorhänge und für manche Räume doppelte Türen und gedämmte Wände und Decken, damit sich Saxophonistinnen und Klavierspieler nicht allzu lautstark ins Ohr blasen. Wenn die Stadt außer der Miete auch noch die Nebenkosten tragen würde, wäre Schroth ganz zufrieden.
Rathauschef Herkströter, der dem Musiker schon seinen ausgedienten Schreibtisch spendierte, meint, die Schule solle es "jetzt erst einmal so probieren". Die verschiedenen Wünsche, die sie anmeldete, hätten sich auf 80 000 Mark summiert. Da der Nachtragshaushalt schon durch sei, habe die Stadt keinen Handlungsspielraum mehr. Herkströter könnte sich aber einen Investitionszuschuß in Höhe von 50 Prozent im Haushalt 1993 vorstellen. she
Als "ziemlich übertrieben" bezeichnete Enno Dorscht, Vize-Direktor des Palmengartens, am Freitag eine Zeitungsmeldung über die angeblichen Folgen der vorgesehenen Personaleinsparungen bei den Gärtnern. Zwar müsse auch in diesem Bereich gemäß dem Magistratsbeschluß eingespart werden, doch seien dadurch keineswegs etwa die Aussaat von Blumen und das Einsetzen von Blumenzwiebeln im Herbst oder gar die beliebten Ausstellungen gefährdet.
"Wahr ist", sagte Dorscht, "daß von den gegenwärtig 107 Gärtnerstellen bis 1997 13 nicht neu besetzt werden. Das kann man aber auffangen, etwa, indem man Rasenflächen nicht alle acht, sondern erst alle zehn Tage mäht. Oder dadurch, daß wir statt 20 nur noch 15 Blumenschauen ansetzen - die dafür von längerer Dauer". Sicher bedeute das "eine enorme Anstrengung". Und unter den Gärtnern, die auch heute schon stark belastet seien, verspüre man durchaus einige Unruhe. "Nur: So wie uns ergeht es schließlich allen Ämtern", sagt Dorscht.
Eng werde es dann, wenn auch noch Krankheitsausfälle hinzukämen. Schließlich müssten etwa zehn Prozent des Personals auch regelmäßig samstags sowie an Sonn- und Feiertagen arbeiten. -vau
Der Antrag sei voller "Lügen", er beinhalte eine "üble Stimmungsmache gegen Ausländer" und versuche, "Rechtsparteien das Wasser abzugraben" - in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 3 (Nordend) hagelte es massive Vorwürfe gegen die CDU-Fraktion. Anlaß für die ungewöhnlich heftigen Attacken der Stadtteil-Politiker war ein Antrag der CDU für "mehr Sicherheit im Nordend".
Die Christdemokraten hatten darin neun Punkte aufgelistet, die ihrer Meinung nach notwendig sind, "um die Bürger des Nordends vor Straßenkriminalität zu schützen". Vor allem ein Punkt versetzte die übrigen Fraktionen in Rage: Die CDU forderte, daß "gegen ausländische Straftäter alle Möglichkeiten des Ausländerrechts mit dem Ziel der konsequenten Ausweisung beziehungsweise Abschiebung im Rahmen der geltenden Rechtsprechung angewendet werden".
Dragan Pribic, Mitglied der Kommunalen Ausländervertretung (KAV), nannte die Formulierung eine "unzulässige Verallgemeinerung", die keinen Unterschied zwischen Schwerverbrechern und "harmlosen Ladendieben" mache. "Damit liefern Sie einen idealen Vorwand, um ausländische Jugendliche, die beispielsweise beim Schwarzfahren erwischt werden, abzuschieben", warnte Pribic. Auch seitens der Grünen und der SPD wurde der Antrag scharf kritisiert: Er sei ein Rückfall in "Law-and-Order"-Parolen, der Antrag stütze sich auf "Vermutungen und Halbwahrheiten" und sei eine "üble Stimmungsmache" gegen ausländische Bürger, erregte sich Uwe Paulsen (Grüne).
CDU-Sprecher Arndt-Peter Koeppen wies Anschuldigungen von "ausländerfeindlichen Tendenzen" zurück. Es gebe aber in der Bevölkerung unbestreitbar ein "subjektives Gefühl der Unsicherheit", das man ernst nehmen müsse. "Sonst schlägt sich dieses Gefühl in eine politische Qualität um, die wir alle nicht wollen", betonte Koeppen. Der Antrag der CDU wurde mehrheitlich von SPD und Grünen abgelehnt. rea
Trainer kämpft nach Doping um Arbeitsplatz Kündigung, weil Läuferin über Anabolika stolperte Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Das Frankfurter Arbeitsgericht ist seit Freitag erstmals mit der Doping- Problematik befaßt: Vor der 9. Kammer des Gerichts kämpft der Sportwissenschaftler Dr. Reiner Föhrenbach um seinen Arbeitsplatz. Sein Arbeitgeber, das "Sportmedizinische Institut e.V.", zugleich Olympiastützpunkt Rhein-Main, hatte ihm am 14. Mai dieses Jahres fristlos gekündigt. Der Trainer soll der Marathonläuferin und ehemaligen Olympiakandiatin Iris Biba vom TV Gelnhausen bei einem Trainingslager in Albufeira (Portugal) das Anabolikum "Stanozolol" gegeben haben. Föhrenbach bestritt die Vorwürfe auch jetzt vor Gericht entschieden. Die 27jährige Sportlerin habe über Kopfschmerzen geklagt. Seinem Rat folgend sei sie auf sein Zimmer gegangen. Versehentlich habe sie dort nicht die Kopfschmerztabletten eingenommen, sondern "Stanonzolol". Dieses Medikament aber habe er selbst an sich ausprobieren wollen, um den Einfluß auf Leber-Enzyme zu untersuchen.
Für Iris Biba, Weltmeisterschafts- Neunte im Marathon von Tokio, zerschlugen sich mit diesem Vorfall schon im Mai die Träume von einer Teilnahme an der Olympiade in Barcelona. Urinproben hatten den Nachweis der Anabolika-Einnahme erbracht. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) suspendierte die Läuferin mit sofortiger Wirkung. Der Internationale Leichtathletikverband (IAAF) verhängte wegen des Doping-Vergehens eine Sperre von vier Jahren.
Sichtlich bemüht, Unparteilichkeit angesichts der allerjüngsten Diskussionen um das Doping von Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr zu beweisen, meinte Arbeitsrichterin Legatis, vorsorglich: "Das Gericht hat nicht die Aufgabe die öffentliche Meinung zu übernehmen, sondern wir verhandeln hier nur über einen reinen Arbeitsrechtsstreit."
Ob diese Linie im weiteren Arbeitsgerichtsverfahren durchgehalten werden kann, ist nach Ansicht von Beobachtern sehr fraglich. Rechtsanwältin Angelika Himminger, Prozeßvertreterin des Sportmedizinischen Instituts, sagte am Rande der Verhandlung, was ihrer Ansicht nach Sache ist. "Für das Institut geht es um seine Glaubwürdigkeit und um die Finanzierung durch Bund und Land."
Die Behauptung Föhrenbachs, das Anabolikum selbst testen zu wollen, hielt Anwältin Himminger "für an den Haaren herbeigezogen". Dieses Mittel "Stanozolol" sei medizinisch längst ausgetestet. "Es ist eines der bekanntesten Mittel." Nach Einschätzung von Fachleuten wird es inzwischen nicht mehr verwendet, weil es im Urin schnell nachweisbar sei. Vor diesem Hintergrund sei Föhrenbachs Vorbringen "sehr merkwürdig". Der Sportwissenschaftler selbst war nicht zu einer Stellungnahme zu bewegen. Nach Ende der Verhandlung verließ er mit seinem Anwalt schnell den Gerichtssaal.
Die Richterin setzte den nächsten Termin auf den 23. September fest.
Mit Rekordwerten nicht nur bei den Temperaturen, sondern auch bei der Ozonkonzentration rechnet das hessische Umweltministerium für das kommende Wochenende. Bei anhaltend sonnigem Wetter dürfte der Ozongehalt der Luft besonders in den Nachmittags- und Abendstunden weiter steigen. Spitzenwerte von bis zu 350 Milligramm pro Kubikmeter werden für die Höhenlagen erwartet. Der Richtwert für die Ozonkonzentration der Luft liegt bei 180 Mikrogramm.
Das Ministerium weist darauf hin, daß bei hohen Ozonwerten auf ungewohnte und anstrengende körperliche Arbeit im Freien verzichtet werden sollte. Ozon gilt als Reizgas für Augenschleimhäute und Atemwege.
Über aktuelle Ozonwerte informiert der Ansagedienst der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. Telefonnummer: 0611-58 12 42. sar
(Siehe auch Seite 19)
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Aus aller Welt Zuckerguß konserviert Kogge Seite 24
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Freie Aussprache Seite 10
Filmspiegel Seite A 4
MAGAZIN Auf dem kanadischen Nahanni-Fluß M 1
Schallplatten M 7
Fernsehen und Funk M 8
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TV-Wochenübersicht M 10
Elektro-Autos in Europa M 11
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Rockrundschau M 14
ZEIT UND BILD Das Kreuz des Kolumbus ZB 1
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DER ANZEIGENTEIL Tiermarkt A 1
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Veranstaltungen A 4
Verschiedenes A 4
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ZEILSHEIM. Zu ihrem politischen Stammtisch laden die Zeilsheimer Christdemokraten für Montag, 8. August, in die Stadthalle ein. Dort werden in Raum 4 von 20 Uhr an der Landtagsabgeordnete Alfons Gerling, der Ortsbeirat Manfred Ullrich und die Zeilsheimer Stadtbezirksvorsteherin Christel Fleck Rede und Antwort stehen. Eingeladen sind alle Bürger, die gerne mit den christdemokratischen Mandatsträgern ins Gespräch kommen wollen. tos
Wolfgang Weinz, der Geschäftsführer des "Deutschen Umwelttags" (DUT), soll zurücktreten. Das fordert der Ortsverband Frankfurt-Ost des "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland" (BUND). Der BUND-Landesverband Thüringen denkt ähnlich und weiter: Er will auch noch die DUT-Organisation boykottieren. Es sollen keine ehrenamtlichen Kräfte aus den BUND-Reihen bei der Großveranstaltung vom 17. bis 22. September in Frankfurt Karten kontrollieren und andere Hilfsdienste schieben.
"Die Basis spielt nicht mehr mit", heißt es bei den Naturschützern, die Weinz "unqualifizierte Diffamierungen", "arrogante Äußerungen" und "zynische Entgleisungen" vorwerfen. Was den Zorn der Ökos auslöste: Weinz hatte (FR vom 24. Juli) öffentlich Front gemacht gegen das "Glaubwürdigskeitsgesülze müsligestählter Ökos", "Öko-Pietismus", "Verzagtheit und Apokalypse" und den DUT als "spannendes gesellschaftliches Großexperiment" apostrophiert, bei dem es um den Dialog zwischen Industrie und Umweltbewegung gehe.
Letztere, so Weinz in der FR, kenne sich "in den Betrieben nicht aus". Das sei fatal, denn "jeder schwätzt über ökosoziale Marktwirtschaft und den Umbau der Industriegesellschaft, aber keiner weiß und sagt, wie sie tatsächlich umzusetzen ist". Ohne die Industrie und die Wirtschaft aber, so Weinz' Credo, "geht da gar nichts". Die Umweltbewegung solle deshalb "die Müsli-Ecke verlassen".
"Dort wird man sie nicht finden", kontert der BUND Thüringen: "Weinz disqualifiziert sich als jemand, der keine Ahnung von der Umweltbewegung hat" und der zudem "ehrenamtliche Umwelt- und Naturschutzarbeit diffamiert". Es sei "Realitätsverlust", das Bemühen vieler Bürger, "umweltbewußt zu leben, als Glaubwürdigkeitsgesülze abzutun".
Der so Gescholtene fühlt sich mißverstanden und bekundet "Respekt vor den enormen Leistungen von ehrenamtlichen Umweltschützern. Ihre Arbeit ist notwendig, wichtig und achtenswert. Ich habe sie in keiner Weise diskreditieren wollen." Es läge wohl an seinem, Weinz', "Sprachduktus, daß da einige etwas in den falschen Hals bekommen haben".
Im übrigen seien die von ihm angesprochenen Themen - "Krise der Umweltbewegung", "Ökos und Wirtschaft" - "pointierte Tatsachenbeschreibungen". Jeder Umweltverband müsse sich, so Weinz, "doch hinterfragen, wie man substantielle Fortschritte ohne konzertierte Aktion mit der Wirtschaft erreichen will".
Auch scheine bei einigen das "Mißverständnis" zu herrschen, der DUT sei "reine Sache und Präsentation der Umweltbewegung". Weinz: "Da liegt der Hase im Pfeffer. Es geht um Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen und nicht nur um Kommunikation miteinander." peh
Einen exotisch grünen, mit Blüten gesprenkelten Pflanzenteppich hat der Palmengarten ausgerollt. Gemeinsam mit der Deutsch-Ibero-Amerikanischen Gesellschaft (DIAG) und unter der Schirmherrschaft des chilenischen Botschafters Carlos Huneeus eröffnete eine Ausstellung über die Pflanzenwelt Chiles in der Galerie West. Bis zum 1. November stellt sie die betörende pflanzliche Vielfalt des südamerikanischen Landes in Texten, Bildern und in natura dar.
Stadtrat Tom Koenigs hob zur Eröffnung die enge Verbindung von Natur und Kultur in dem schmalsten und längsten Land der Welt mit seinen unterschiedlichen Klimazonen hervor und zitierte den Nationaldichter Pablo Neruda: "Wer den chilenischen Wald nicht kennt, kennt den Planeten nicht."
Chiles Pflanzen sind weltweit verbreitet. Eine Verwandte der Kartoffel gab's dort schon vor 13 000 Jahren. Die Erdbeere möchte man nicht missen. Fuchsien und Pantoffelblumen haben dort ihre Heimat. Die Pflanzen der Nebelwüste wie der Subantarktis, der Halbwüsten und der chilenischen Anden werden in einem eindrucksvollen Begleitheft, das in deutscher und spanischer Sprache erschienen ist, vorgestellt. Erarbeitet wurde es von Jürke Grau und Georg Zizka.
Georg Zizka, Kurator im Palmengarten, ist eine botanisch-wissenschaftliche Aufbereitung des Themas mit vielen Glanzlichtern gelungen. Das Ausstellungsteam des Palmengartens sorgte für Ausgestaltung und Blickpunkte. Die chilenische Nationalblume "Copihue", eine Liane aus den südlichen Wäldern Chiles mit Trompetenblüten, ziert das Begleitheft. Chile blüht anders! E - S
WIESBADEN. 15 000 Mark Schaden gab es in der Nacht auf Freitag bei einem Brand in einem Männerübernachtungsheim der Heilsarmee an der Schwarzenbergstraße. Ein 40 Jahre alter Mann war mit einer brennenden Zigarette im Bett eingeschlafen; die Kippe fiel herunter und entzündete die Matratze. Sein Zimmer brannte völlig aus. Als Polizeibeamte den Raucher festnehmen wollten, leistete er Widerstand, bei dem Gerangel wurde ein Uniformierter leicht verletzt. maf
WIESBADEN. Der Protest der Bürger, die unter dem Lärm des Erbenheimer Flugplatzes leiden, wird immer schärfer. Sie beschweren sich darüber, daß entgegen der Vereinbarungen, die mit den US- Streitkräften getroffen wurden, Hubschrauber bis nach 2 Uhr morgens starteten und landeten. Schon vor 5 Uhr in der Früh liefen Maschinen am Boden warm. Die vorgeschriebenen Sicherheitsflughöhen über bebautes Gebiet würden nicht eingehalten. Resümiert der Sprecher der BI, Horst Domes: "Der derzeitige Flugbetrieb ist für uns nicht zumutbar."
Informationen der Bürgerinitiative, daß die Bundesregierung den US-Militärs einen Nachtflugbetrieb in Erbenheim bis 2 Uhr morgens generell genehmigt hat, wurden zumindest von der Hessischen Staatskanzlei nicht bestätigt. Regierungssprecher Erich Stather auf FR-Anfrage: "Solche Nachtflugerlaubnis wurde nur für zwei Tage in der Woche auf den Flugplätzen in Fulda-Sickels und in Hanau- Erlensee erteilt." Den nächtlichen Flugbetrieb auf Erbenheims Air-Base erklärt sich der Sprecher der Staatskanzlei mit Einsätzen der Rettungsflieger. Man könne nicht ausschließen, daß in Notfällen Rettungshubschrauber von hier starteten.
Die Bürgerinitiative vermißt die politische Unterstützung in ihrem Kampf um eine "Null-Lösung" in Erbenheim. "Das Militärgelände muß für eine zivile Nutzung zur Verfügung gestellt werden." Unverständlich ist der BI, warum die Prozesse gegen die Bundesregierung nicht fortgeführt werden. Unverständlich sei auch, weshalb nicht zur Unterstützung des Prozesses Gutachten über die Lärmbelastungen durch die Fliegerei beim TÜV-Hessen in Auftrag gegeben worden seien. Und warum kein medizinisch-psychologisches Gutachten über die Folgen des Lärms in der Region durch den Rhein-Main-Flughafen und die Erbenheimer Air-Base erstellt werde. maf
SOSSENHEIM. "Lebensqualität in Sossenheim" ist der Titel eines Bürgergesprächs, zu dem der SPD-Ortsverein Chlodwig Poth engagiert hat. Im Heim des Deutschen Roten Kreuzes, Renneroder Straße 27, geht es am nächsten Dienstag, 11. August, ab 20 Uhr um die Frage, ob Sossenheim - am Rande der City gelegen - noch Möglichkeiten einer eigenen Stadtteilkultur und eines sozialen Lebens besitzt oder zum Schlaf- und Durchfahrtsdorf verkommt.
Der bekannte Karikaturist Chlodwig Poth beschreibt die Atmosphäre des Stadtteils seit Jahren in seiner gezeichneten Kolumne "Last Exit Sossenheim" im Satire-Magazin "Titanic".
Mit dem "Zugereisten", der einen "unbestechlicheren Blick" für die Probleme, aber auch für die Chancen Sossenheims hat, können die Teilnehmer des Bürgergesprächs diskutieren. tos
Das Wetter
Wetterlage Auf der Vorderseite eines Tiefs mit Schwerpunkt über Südengland und Westfrankreich wird schwülheiße Luft nach Deutschland geführt.
Vorhersage bis Sonntag abend Am Samstag zunächst vielfach sonnig, nachmittags und abends im Westen und Südwesten einzelne, zum Teil kräftige Wärmegewitter. Höchsttemperaturen 30 bis 35, im Süden bis 37 Grad. Nachts tiefste Werte 16 bis 21 Grad. Am Sonntag heiter bis wolkig, später von Westen her aufkommende kräftige Gewitter. Höchsttemperaturen wenig verändert. Schwacher, in Gewitternähe böiger Wind aus südlichen Richtungen.
Weitere Aussichten Am Montag Regen oder Schauer und im Westen zurückgehende Temperaturen.Pollenflugvorhersage Auch in den nächsten Tagen kommt es zu starkem Flug von Pilzsporen und Nesselpollen und mäßigem Beifußpollenflug.Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 31 Amsterdam
wolkig 23 Athen
leicht bewölkt 30 Barcelona
leicht bewölkt 29 Bordeaux
leicht bewölkt 33 Brüssel
leicht bewölkt 26 Budapest
wolkenlos 32 Dublin
stark bewölkt 15 Helsinki
stark bewölkt 17 Innsbruck
leicht bewölkt 30 Istanbul
leicht bewölkt 29 Kairo
wolkenlos 34 Larnaka
leicht bewölkt 32 Las Palmas
leicht bewölkt 24 Lissabon
leicht bewölkt 26 Locarno
leicht bewölkt 29 London
stark bewölkt 24 Madrid
wolkenlos 34 Malaga
leicht bewölkt 31 Mallorca
leicht bewölkt 29 Moskau
leicht bewölkt 30 Nizza
leicht bewölkt 31 Paris
leicht bewölkt 32 Rom
leicht bewölkt 32 St. Petersburg
wolkig 19 Stockholm
leicht bewölkt 21 Tunis
leicht bewölkt 33 Varna
leicht bewölkt 30 Venedig
wolkenlos 32 Warschau
leicht bewölkt 31 Wien
wolkig 31 Zürich
leicht bewölkt 30
Deutschland
Berlin
leicht bewölkt 25 Dresden
wolkig 27 Feldberg/Ts.
leicht bewölkt 26 Feldberg/Schw.
leicht bewölkt 20 Frankfurt/M.
wolkenlos 30 Freiburg
leicht bewölkt 31 Garmisch
leicht bewölkt 29 Hamburg
leicht bewölkt 22 Köln
wolkenlos 28 Leipzig
leicht bewölkt 26 München
leicht bewölkt 31 Norderney
leicht bewölkt 19 Rostock
leicht bewölkt 30 Sylt
leicht bewölkt 18 Zugspitze
wolkig 12
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 6.05 Uhr
Sonnenuntergang 20.56 Uhr
Mondaufgang 17.57 Uhr
Monduntergang 1.05 Uhr
500 Jahre Amerika, Seite 7 500 Jahre Amerika, Seite 8
Auf ihre eigene Bitte hin ist Gabriele Dehmer, ehemalige SPD-Stadtverordnete und bis vor kurzem persönliche Referentin von Bau-Stadtrat Hanskarl Protzmann (SPD), "nur" zur kommissarischen Leiterin des Straßenbauamts ernannt worden. Auch die öffentliche Ausschreibung der Stelle "in einigen Monaten", bei der sich Dehmer dann offiziell bewerben muß, ist auf ihr Betreiben zustandegekommen. Ursprünglich sollte die Chefposition von ihr ohne die ansonsten "in Frankfurt prinzipiell übliche Ausschreibung" (Vandreike) besetzt werden. Eine schlichte Ernennung durch Bau-Stadtrat Protzmann sollte reichen.
Der hatte das verkürzte Verfahren Anfang Juni öffentlich angekündigt und damit Wirbel in den Medien und Schelte bei der CDU-Opposition ausgelöst. Besonders heftige Resonanz fand Protzmanns Behauptung, es lasse sich seiner Einschätzung nach auch durch eine bundesweite Ausschreibung kaum eine qualifiziertere Straßenbauamtsleiterin finden als seine enge Mitarbeiterin Dehmer. Die Union sprach darauf von "Skandal", "Filz", "Schamlosigkeit".
Den CDU-Abgeordneten im Personal- und Organisationsausschuß schien es am Donnerstag indes die Sprache verschlagen zu haben, als Personaldezernent Vandreike eher en passant den neuesten Stand - Ausschreibung der Stelle, Dehmer nur "kommissarisch" - referierte. Hatte Stadtrat Vandreike (SPD) den Stadtratskollegen und Genossen Protzmann zurückgepfiffen? Vandreike schwieg sich darüber aus und beantwortete auch die Nachfrage von Journalisten nur mit diplomatisch-wolkigen Sentenzen. Das wiederum ärgerte den Hanskarl Protzmann, der - das läßt er durchblikken - auf den Kollegen Vandreike ziemlich sauer ist. Grund: Der Personaldezernent hätte ruhig sagen können, wie der Kurswechsel zustande kam. Gabriele Dehmer hatte ihm, dem Achim Vandreike, mit Datum 31. Juli einen Brief geschrieben. In dem bat sie Vandreike um den neuen, auch mit Personalrat abgesprochenen Besetzungsmodus. Alles deute darauf hin, so Dehmer, daß es bei den öffentlichen Auseinandersetzungen "weder um die Form des Besetzungsverfahrens noch um die Qualifikation meiner Person geht, sondern daß es sich ausschließlich um ein Thema für den bevorstehenden Kommunalwahlkampf handelt."
Es sei jedoch "vor dem Hintergrund der personellen Ausstattung und der zu leistenden umfangreichen Bau- und Planungsarbeiten" nicht zu "verantworten", daß das "noch immer von den Folgen der Korruptionsaffäre betroffene Straßenbauamt" aus "parteitaktischen Überlegungen" bis zur Kommunalwahl "zum ständigen Pressethema" werde. peh
Es war so etwas wie ein modernes Tennismärchen, was sich am Freitag mittag auf dem Centre Court im Vall d'Hebron vollzog. Als Boris Becker und Michael Stich um 14.59 Uhr aufs Siegertreppchen stiegen, die ihnen um den Hals gehängten Goldmedaillen lange betrachteten, und beide beim Abspielen der Nationalhymne tief durchatmeten, hatten sie gerade ihr viertes gemeinsames Doppelturnier beendet - und standen urplötzlich auf dem Gipfel des Olymp.
Nach 3:26 Stunden hatten sie die Südafrikaner Wayne Ferreira/Piet Norval mit 7:6 (7:5), 4:6, 7:6 (7:5) und 6:3 bezwungen. Freudestrahlend fielen sie sich danach in die Arme, ließen sich als erstes von ihrem Trainer Niki Pilic gratulieren und stellten sich dann der obligatorischen Siegeszeremonie, als da wären: Postieren für die Fotografenschar, unzählige Interviews und der Besuch der internationalen Pressekonferenz.
Es war Anfang dieses Jahres am Rande der Australien Open, als der Grundstock für den Erfolg von Barcelona gelegt wurde. Boris Becker hatte für reichlich Verwirrung gesorgt mit seinem Ansinnen, bei Olympia mit Michael Stich spielen zu wollen. Denn das stieß nicht nur auf Wohlwollen. Allen voran Stich- Partner Udo Riglewski brachte überhaupt kein Verständnis dafür auf, daß der Wunsch des deutschen Tennisheroen für viele sofort Befehl war, daß die Verbandsoberen - ohne größere Rückfragen - der Idee relativ schnell zustimmten. Immerhin hatten sich Stich/ Riglewski zuvor mehrfach gegen etablierte Konkurrenz hervorgetan, ehe sie die Olympiaplanungen wohl für immer entzweiten.
Allen menschlichen Enttäuschungen und aller Kritik über das merkwürdige Ausleseverfahren zum Trotz: Da im Sport im Endeffekt allzu oft nur der Erfolg zählt, haben Becker/Stich die Antwort auf alle Diskussionen auf ihre Art gegeben. Und daß sie gewillt waren, alle gelegentlich auftretenden Animositäten vergessen zu lassen und um die Goldmedaille zu fighten - das war vom ersten Ballwechsel des Finales an unverkennbar. Ob nach gelungenen oder mißlungenen Schlägen: Ein Klaps mit den Händen war sichtbarer Ausdruck für die gegenseitige Anerkennung, war sichtbarer Ausdruck des sich stark fühlens - es sollte sich auszahlen.
"Es ist ein Gefühl wie im Vorjahr nach meinem Einzelsieg in Wimbledon. Ich kann gar nicht richtig begreifen, was passiert ist", befand danach der nüchterne und trotzdem aufgewühlte Stich. Und Becker stimmte ihm bei: "Diesen Erfolg von heute kann man mit nichts anderem vergleichen. Weder mit dem Davis-Cup noch mit einem Grand-Slam-Turnier. Olympia ist eben Olympia." Übereinstimmend betonten sie, sie hätten sich in den Tagen von Barcelona nicht als Einzel-, sondern als Mannschaftssportler verstanden, die hier vorrangig für ihr Land an den Start gegangen waren.
Der eigentliche Olympiacountdown für Becker/Stich, die zuvor schon einmal im Davis-Cup gemeinsam ihre Doppelkünste ausprobiert hatten, begann am 20. April beim Turnier in Monte Carlo. Der Endspielsieg an der Côte d'Azur schien ein gutes Omen, aber beim nächsten Auftritt in Stuttgart schieden sie bereits in der ersten Runde aus.
Die Prognosen über ihr Abschneiden auf dem ihnen nicht gerade gelegenen Sandplatz in der katalanischen Metropole waren deshalb völlig unterschiedlich. Aus der Sicht von Becker hörte sich schließlich das Turnierfazit so an: "Wir wußten von Anfang an, daß wir als Serve-and-Volley-Spieler im Einzel auch im Doppel gut harmonieren und stark aufspielen konnten. Unsere Freude ist um so größer, als eine strapaziöse Woche hinter uns liegt. Das Turnier hat viel Kraft gekostet."
Völlig unklar ist, wie sich ihre Doppelzukunft gestaltet. In der Stunde des Triumphs im Vall d'Hebron wollte sich keiner der beiden festlegen. Zaghaft taktierten sie bei entsprechenden Rückfragen. Stich stellte das drastisch dar: "Wenn wir wieder mal eine Chance und Lust haben, spielen wir vielleicht wieder zusammen. Wir werden jetzt aber nicht darauf ausgehen, das Doppel-Masters anzustreben. Vielleicht paßt es irgendwann einmal im Davis-Cup. Vielleicht haben wir gar keine Lust mehr und wir werden nie mehr zusammen im Doppel antreten."
Das einzige, was gewiß ist: bei den US Open spielt Stich wieder mit John McEnroe, mit dem er bereits in Wimbledon gewann, während Becker nur im Einzel an den Start geht.
OFFENBACH. Das Dachgeschoß eines Zweifamlienhauses in der Heinrich-Heine-Straße stand gestern abend gegen 18 Uhr in Flammen. Die Brandschützer waren unter anderem mit zwei Drehleitern im Einsatz. Über Verletzte war bis Redaktionsschluß nichts bekannt. aim
Die Offenbacher Kickers bleiben auch nach dem vierten Spieltag der hessischen Oberliga ohne Punktverlust. Während die Eintracht-Amateure ihre ersten Punkte gewannen, stoppten der SV Wiesbaden und Haiger die Höhenflüge der Aufsteiger aus Bad Vilbel und Neukirchen.
Egelsbach - Offenbach 1:4 (0:1) Die Offenbacher Kickers fuhren kräftig motiviert zum Derby nach Egelsbach. Allerdings kam ihnen beim klaren Erfolg auch die Abschlußschwäche der Gastgeber zupaß. Aleksic scheiterte überhastet, und OFC-Torhüter Keffel rettete gegen Cyrys gleich zweimal. Die Gäste präsentierten sich effektiver. Dem erneut starken Hartmann gelang nach einer Einzelaktion, bei der er Libero Franusch versetzte, die Führung (16.). Vor 3000 Zuschauern demonstrierte der verlustpunktfreie Tabellenführer auch nach der Pause Stärke. Als Krapp gehen mußte, nutzten die Kickers die Überzahl zu zwei Treffern. Nach Schummers Vorarbeit war wiederum Hartmann zur Stelle (57.), und Rüppel ließ nach Aydins Flanke das dritte Tor folgen (66.). OFC-Trainer Buchmann durfte sich an alter Wirkungsstätte aber auch noch über den vierten Treffer freuen, den Behlil nach Schummers Vorarbeit markierte (78.). Dörr gelang nur noch Ergebniskosmetik.
Aschaffenburg - Eintr. Amateure 2:3 (1:2) Vor 600 Besuchern durfte Eintracht- Trainer Ramon Berndroth seiner jungen Mannschaft erstmals in dieser Saison zu einem Erfolg gratulieren. Die Führung der Gäste markierte Becker, der einen Fehler von Viktoria-Libero Borkenhagen nutzte (16.). Nach einem Freistoß von Kloss staubte Parizon zum Ausgleich ab (24.). Elf Minuten später nutzte Okocha einen weiteren Lapsus von Borkenhagen zur erneuten Führung. Per Foulelfmeter erhöhte Okocha in der 67. Minute auf 3:1. Zuvor hatten sie allerdings Glück, als Kilian nur die Latte traf. Aschaffenburg vergab einige hochkarätige Torchancen. Kilian gelang durch einen umstrittenen Foulelfmeter nur noch das 2:3.
Haiger - Neukirchen 2:0 (0:0) Nachdem die 700 Zuschauer in einer ausgeglichenen ersten Hälfte vergeblich auf Höhepunkte warteten, präsentierte sich Haiger nach der Pause druckvoller und als Spezialist im Unterzahlspiel. Während Boller eine Zeitstrafe verbüßte, traf Zabel (76.); in der Nachspielzeit, nachdem Eintracht-Spieler Kessler mit einer Platzwunde auf dem Weg ins Krankenhaus war, markierte Christoph Lang die Entscheidung.
Wiesbaden - Bad Vilbel 2:1 (2:0) Aufsteiger Bad Vilbel hatte gleich doppelten Grund zum Ärger. In Wiesbaden mußten sie ihre erste Saisonniederlage hinnehmen, und in der Schlußphase der Partie verloren sie auch noch Jochen Becker durch Platzverweis wegen Schiedsrichterbeleidigung. Seinen Sieg hatte der SVW einem Doppelschlag von Mudeyi, der einen Klinkhammer-Schuß verlängerte (20.) und Garcia (21.) zu verdanken. Der Neuling präsentierte sich zwar erneut engagiert, konnte aber lediglich durch einen Treffer des bereits nach 23 Minuten eingewechselten Torjägers Pross verkürzen (58.) fro
Die nächsten Spiele:Walldorf - Marburg, Bad Homburg - Kassel (beide Sa., 15.30 Uhr), Bürstadt - Rot-Weiss Frankfurt (So., 17 Uhr).
Sachsenhausen ist für das am nächsten Wochenende beginnende 502. Brunnenfest bestens gerüstet. Manches im alten "Dribbdebach", im Ebbelweiviertel, weist jetzt schon auf das große Ereignis hin. Und seit Freitag abend herrscht eine neue Regentin über das Brunnenreich: Carmen I. Vor geladenen Gästen, vorwiegend Mitglieder der örtlichen Kerwegesellschaft und der Sachsenhäuser Vereine, ist im Carolussaal der Binding- Brauerei "Ihre Majestät" in ihr Amt eingeführt worden.
Carmen, dunkelhaarig, trug ein langes Kleid in den Sachsenhäuser Farben Blau mit gelben Röschen verziert, das einem Dirndl ähnelt. Das Besondere an der "Eigenproduktion" sind aufgedruckte Sachsenhäuser Brunnenmotive - ein hübscher Einfall.
Als Ehrengäste waren unter anderem Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, Vertreter der Deutschen Lufthansa, Mandatsträger, Freunde und Gönner des Traditionsvereins, einige frühere Brunnenköniginnen sowie amtierende Königinnen aus Oberursel, Bergen-Enkheim und Goldstein gekommen. Sie alle hieß der Schirmherr Hans Haug (Brauerei-Verkaufsdirektor) sowie Brunnenschultheiß Hans-Otto Porzelt willkommen. Begleitet vom "Blitzlichtgewitter" der Fotografen wurde Carmen I. die wertvolle Krone aufs Haupt gesetzt. Dazu hatte sie auf einem Thronsessel Platz genommen. Sie bekam Blumen und den Traditionsbembel, auf dem die Namen aller bisherigen Brunnenköniginnen eingraviert sind. Carmen ist die 34. "Königliche Hoheit" in Sachsenhausen.
Mit dem feierlichen Kürungs-Zeremoniell endete die Regentschaft der jetzt Ex-Brunnenkönigin Anja I., die man verabschiedete.
Kerwepräsident und "Berjermaaster" Wolfgang Stumpf verlas die Proklamation mit dem Versprechen, der neuen Regentin Carmen I. die Treue zu halten und ihr Brunnenreich "mit der ganzen Kraft des Frankfurter Nationalgetränkes und des Gerstensaftes zu verteidigen". Schultheiß Porzelt indessen blieb die Vorstellung der Brunnenkönigin und des neuen Schirmherrn vorbehalten. Selbstsicher und ganz nach dem Motto "In der Kürze liegt die Würze", hielt Carmen eine knapp zweiminütige Antrittsrede in Versform. Sie versprach: "Kraft und Energie steck ich in das Amt wie nie; ich will, um es mal zu forumlieren, euch ein ganzes Jahr regieren." dixi
In den ersten vier Monaten des Jahres sind 190 000 Kilo Kernbrennstoffe über den Rhein-Main-Flughafen im- und exportiert worden. Wer die radioaktiven und teilweise hochgiftigen Materialien abschickt und an wen sie gehen - das verrät die Flughafen AG (FAG) nicht: "Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse".
Dubios bleibt für die Grünen im Römer indes, wie das denn um die Sicherheit der gefährlichen Fracht bestellt sei. "Hanauer Zustände auf dem Frankfurter Flughafen?" fragten sie und bezogen sich dabei auf einen Vorfall, der Anfang März Schlagzeilen gemacht hatte. Da waren ans Karlsruher Kernforschungszentrum adressierte sechs Kilogramm radioaktives Urandioxid aus Springfield/USA einen Tag früher als avisiert gelandet, wurden nicht richtig identifiziert und lagerten deshalb 24 Stunden nur im Gefahrgut-Teil des FAG-Frachtzentrums.
Dergleichen wird normalerweise anders gehandhabt, versichert die FAG in ihrer Antwort auf die Grünen-Anfrage. Es gebe spezielle Betriebsanweisungen und Dienstvorschriften, "geschultes und autorisiertes Personal" komme zum Einsatz; man habe "verantwortliche Personen im Umgang mit Kernbrennstoffen", zudem gebe es Gefahrgut-/Strahlenschutzbeauftragte auf dem Airport.
Das Bundesamt für Strahlenschutz müsse jeden Frachtflug, bei dem Kernbrennstoffe transportiert werden, genehmigen, auf dem Flughafen würden sie besonders "überwacht". Zwischenlagerung sei, obwohl es "speziell dafür ausgelegte Räume" gebe, nicht vorgesehen. Der "direkte Umschlag" gilt als der Normalfall. peh
Der Platz in der Stadt wird zurückerobert: Die Menschen . . .
(Fortsetzung von Seite 17)
Der Roßmarkt: Ein Ort für Schauturniere und später, nach dem Dreißigjährigen Krieg, die Bühne für fahrende Komödianten, für Wandertheater. Hier wird zuweilen die Handlung authentisch, wenn sich im Namen der Gerechtigkeit der Vorhang vor manchem menschlichem Drama schließt: Wo die Kindsmörderin Susanne Margarethe Brand dem Scharfrichter zugeführt wird. Und den Vollzug der Rechtsfindung darf der ausführende Sohn des bestellten Richters als sein Gesellenstück künftig betrachten. Ein Akt, der den anwesenden und frisch examinierten Juristen Johann Wolfgang Goethe so nachhaltig beeindruckte, daß dieser der Bedauernswerten mit der Figur des Gretchens posthum zur literarischen Unsterblichkeit verhalf.
Mit den Jahren reingewaschen vom Blut, gibt sich der Platz im 19. Jahrhundert wieder vornehm, mit klassizistischer Fassade, mit wechselnden Kastanien- und Lindenalleen. "Bäume", findet Gartenamtsleiter Löw, "Bäume sind immer noch das beste Gestaltungsmittel." Deswegen werde auch vermehrt versucht, schmalkronige Stadtbäume, eigens gezüchtet, zu pflanzen.
Neuerdings. Nicht zuletzt, seit der Platz in der Stadt wieder einen anderen Stellenwert erhalten hat. Nach dem Krieg, sagt Löw, habe man die Plätze "zunächst notdürftig hergerichtet": Sie waren nichts weiter als Anhängsel, zu pflegende Restbestände, geradezu lästig. Die Stadt aber lebte auf den Straßen. Oberste Priorität der Planer: Verkehrsgerecht müsse sie sein, die Stadt, den Ansprüchen der Mobilität genügen. Mehr nicht, das reichte.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Mittlerweile gilt, weiß Stadtplaner von Lüpke zu berichten: Ein Platz ist mehr als nur eine Restfläche, gerade im Jahrzehnt der Verkehrsberuhigung. Darüber wachen nicht zuletzt die Ortsbeiräte: Sobald irgendwo ein Stück Asphalt vom Rest der Straße abgezwackt werden kann, fordern die Stadtteilpolitiker die Rückeroberung der Fläche - als Spielstraße etwa, oder einem angrenzenden Platz zugeschlagen.
Schließlich sei erkannt worden, erklärt Rainer Prewo, Ortsvorsteher im Nordend, "daß der öffentliche Raum bürgerfreundlicher gestaltet werden muß". Und da liegt es nahe, beispielsweise den Verkehr am Nordendplatz künftig anders zu regeln, die Nordendstraße bald nicht mehr durchgängig befahren zu lassen und dieses Stück der Straße in den dortigen Platz zu integrieren.
Doch Stadtplaner von Lüpke meldet Bedenken an. Weniger in diesem Fall,nein, vielmehr ganz allgemein: Die Gestaltung eines Platzes, sagt der Stadtplaner, "kann heute nicht allein durch Verkehrsberuhigung bestimmt werden". Berücksichtigt werden müsse auch etwa die Randbebauung. Beispiel Bornheim, genauer: der Platz an der Straße "Im Prüfling" auf Höhe des Bethanien-Krankenhauses, ein Kreisel, Autoverkehr rechts und links. Dort habe der Ortsbeirat vorgeschlagen, die Straße vor dem Hospital aufzupflastern, um die Raser zum Abbremsen zu zwingen. Doch "man kann das nicht unter dem Gesichtspunkt der Verkehrsberuhigung einfach einseitig überformen und asymmetrisch machen", gibt von Lüpke zu bedenken.
"Entscheidend", findet er, sei gerade, "ob auch die alten Gedanken" für die Gestaltung eines Platzes "neu zugänglich gemacht werden können". Soll heißen: Vergangenes "deutlich machen oder vorsichtig fortführen". Darauf komme es nicht zuletzt eben auch an: "Brüche zeigen", betont von Lüpke, "nicht harmonisieren."
Die Stadt und ihre Plätze: Die Bürger gaben sie frei, sie fordern sie zurück. Unterstützt werden sie von Stadtplanern, Architekten, dem städtischen Etat: (geglückte) Versuche, öffentlichen Raum zurückzuerobern. Und dazu bedarf es nicht stets der Blumenbeete und schmalkronigen Bäume, der Tischtennisplatten und der Schachfelder, der mittlerweile klassischen Utensilien der Quartiersplätze. Das Ideal des städtischen Platzes ist für den Stadtplaner "der steinerne Platz", erklärt von Lüpke, der, "der eine Multifunktionalität erlaubt". Der US-amerikanische Architekt Robert Browning hat wohl den Idealentwurf eines Platzes gemeint, als er sagte: "Ach, ein Tag auf dem Platz einer Stadt - ein größeres Vergnügen bietet das Leben nicht."
(Siehe auch Artikel: "Treffpunkt . . .")
Ein "heißes" Straßenfest konnte Bürgermeister Hans-Jürgen Moog am Freitag mittag ankündigen, als er das Kaiserplatzfest eröffnete, das sich mit Zelten, Buden und Bühne eng um den Kaiserbrunnen gekuschelt hat. War sonst die Kaiserstraße mit Buden und Biergärten ins Festgetriebe einbezogen, so blieb sie diesmal frei und ließ den ungehinderten Blick auf elegant dekorierte Schaufenster zu. Erst beim Alten Café Schneider beginnt's kulinarisch zu werden. Eis-Zitrone ist hier ein Hit. Gefragt sind Weizenbier und Selters mit Zitrone. Cointreau on Ice gilt als der "magic moment".
Trotzdem sagt ein Mann: "Am liebsten würde ich bei der Hitze zu Hause bleiben." Alles wartet auf den Abend, auf die erholende Kühle. Nur im Frankfurter Hof-Ehrenhof ist wirklich was los. Da singt Max Raabe, begleitet vom Berliner Palast Orchester, anzusehen wie ein wohlerzogener Jüngling aus der Tanzstunde für Fortgeschrittene. Er singt "Man kann sein Herz nur einmal verschenken" und legt alle Zärtlicheit der Welt in seinen Bariton.
Die Aktionsgemeinschaft Kaiserplatz stellt sich und ihr Ambiente, mit allem Charme vor. Beim Kellnerderby am Samstag, Beginn 14 Uhr, letztes Rennen 16.30 Uhr die Direktorenstaffel, wird's noch heißer. Nur während dieser Zeit ist die Kaiserstraße für den Verkehr gesperrt. E - S
MANAGUA, 7. August (AFP). In Nicaragua soll offenbar in den nächsten Tagen Polizeichef Kommandant Rene Vivas, ein Sandinist, entlassen werden. Der sandinistische Abgeordnete William Ramirez sagte am Donnerstag, seine Partei habe "zuverlässige Informationen", daß Vivas "auf Druck der USA" abgelöst werden solle. Die bürgerliche Präsidentin Violeta Chamorro hatte zuvor eine "Umstrukturierung" in der Polizei angekündigt, ohne Einzelheiten zu nennen.
Abgeordnete des US-Kongresses haben die weitere finanzielle Unterstützung des zentralamerikanischen Landes von der Entlassung von Sandinisten aus gehobenen Stellungen abhängig gemacht.
Koenigs heute bei Greenpeace Umweltdezernent Tom Koenigs beantwortet heute um 15 Uhr im Rahmen der Zehn-Jahres-Feier der Greenpeace-Kontaktgruppe Frankfurt Fragen zur aktuellen Wassersituation der Stadt. Die Feier beginnt um 14 Uhr rund um das Greenpeace-Schiff "Rübezahl" am Nizza (Untermainbrücke).Ortsbeirat 2 tagt Wird ein Jugendtreff in den freiwerdenden Räumen des Sanierungsbüros Bockenheim eingerichtet? Mit einem entsprechenden Antrag der SPD und weiteren 47 Tagesordnungspunkten wird sich der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) in seiner Sitzung am Montag, 10. August, ab 19 Uhr in der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde (Funckstraße 10) befassen.
Feuer im Stadtwald verboten Das Forstamt weist eindringlich darauf hin, daß das Rauchen im Stadtwald in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober verboten ist. Offene Feuerstellen sind das ganze Jahr über verboten. Zuwiderhandlungen können angesichts der seit Monaten anhaltenden Trockenheit nicht mehr als "nur fahrlässig" bezeichnet werden. Im laufenden Jahr hat das Forstamt bereits sieben Waldbrände verzeichnet.Erster Sieg für Meisterschaftsfavoriten Sandt erlöste Zuschauer erst kurz vor dem Ende
Bewegt und abwechslungsreich ging es am Bornheimer Hang zu, aber deswegen war die Partie noch lange nicht gut. Zu verkrampft und zu nervös wirkten die beiden schlecht gestarteten Mitfavoriten für die Meisterschaft in der hessischen Fußball-Oberliga.
Der FSV Frankfurt ging in der 16. Minute durch einen 18-Meter-Schuß von Grevelhörster nach brillantem Paß von Duzel in Führung, der SV Wehen glich aber schon neun Minuten später durch einen Kopfball von Gernot Kornhuber aus.
Noch enger aufeinander fielen die Treffer in der zweiten Hälfte. Manfred Feyens Kopfball zum 1:2 in der 57. Minute machte Iwan Duzel schon 60 Sekunden später mit einem von Libero Menger abgefälschten Weitschuß wett. Auch bei diesem Tor sah die Abwehr des FSV Frankfurt wie schon in den Spielen vorher nicht sonderlich gut aus. Der FSV wechselte anschließend Schäfer und Lakies ein, konnte somit auf zwei zusätzliche Offensivkräfte vertrauen, aber bei allem Bemühen dauerte es bis zur 87. Minute, ehe Michael Sandt mit einem Heber vom Strafraumeck aus die 500 Zuschauer zufriedenstellte. Beim Gastgeber gefielen Duzel, Conrad, Grevelhörster und in der ersten Hälfte Haupt am besten, beim Gast aus Wehen überragten Hübner und Libero Menger. PETER BUSCH
Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Da plauderte erst Olympiasiegerin Jennifer Capriati unbekümmert und glückselig über das "Match ihres Lebens", so daß man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, sie würde am liebsten gar nicht mehr gehen. Als sie dann vom Protokoll darum gebeten wurde, setzte sich Steffi Graf auf ihren Stuhl, total deprimiert und ausgelaugt. Ihre 6:3, 3:6, 4:6-Finalniederlage gegen den erst 16 Jahre alten US-Teenager machte ihr schwer zu schaffen, selbst wenn einige im Umfeld die Ereignisse schönreden wollten und zum besten gaben, sie nehme doch alles alles sehr gelassen hin.
Wenn man aufmerksam hinschaute, war davon nichts zu spüren. Fast mürrisch war sie bei der Siegeszeremonie auf das Podest gestiegen, auf dem alle lachten - bis auf Steffi Graf. Ihr Auftreten und ihre Statements beim Medientreff waren ein weiteres Indiz dafür, wie tief der Stachel der Enttäuschung saß. "Ich habe mich heute nicht so wohl gefühlt und bin todmüde", wiederholte sie mehrfach.
Zwar erkannte sie neidlos die außergewöhnlich starke Vorstellung ihrer Gegnerin an, aber ihr Gesundheitszustand war bestimmt auch ein Grund, daß es nicht nach Wunsch lief. Bereits im ersten Satz bekam sie für einige Minuten eine Gänsehaut - die Folge eines Hitzestaus im Körper. Bundestrainer Klaus Hofsäss verriet später in kleiner Runde: "Da wußte ich eigentlich schon, daß sie verliert, wenn es in den dritten Satz geht." Genau so kam es.
Die fachliche Analyse der Partie war schnell gemacht: Das US-Wundergirl, das sonst immer mal einen Durchhänger hat, spielte sehr beständig, tat sich durch starke Aufschläge und gelungene Returns hervor, war fix auf den Beinen und ließ ihre Rivalin kaum zur Entfaltung kommen, indem sie ihr die Bälle fast pausenlos auf die Rückhand spielte. Während Steffi Graf dadurch selten Druck machen konnte, war der US-Teenager Jennifer Capriati die treibende Kraft auf dem Centre Court .
Nach 128 Minuten hatte sie erstmals in ihrer Karriere die deutsche Weltranglisten-Zweite besiegt und war damit am Ziel ihrer Träume. Hatte Steffi Graf zuvor in fünf Begegnungen ohne Satzverlust ihre Gegnerinnen mehr oder minder im Rekordtempo vom Platz gejagt, so mußte sie nun als Geschlagene ans Netz und ihrer Bezwingerin gratulieren. Sie hatte damit nicht nur Gold in Barcelona, sondern auch den olympischen Hattrick verpaßt. 1984 in Los Angeles hatte sie das als Demonstrationswettbewerb ausgetragene Tennisturnier gewonnen, vier Jahre später in Seoul war sie die erste offizielle Goldmedaillengewinnerin ihrer Sportart im Zeichen der fünf Ringe. Ein Triumph in Vall d'Hebron wäre zugleich ein weiterer Höhepunkt der nach diversen Rückschlägen zuletzt wieder so erfolgreichen Darbietungen im internationalen Tennis-Zirkus gewesen. Nur das Finale der French Open hatte sie seit dem Frühjahr verloren, der Wimbledon-Sieg und unmittelbar vor dem Abflug gen Spanien der Titelgewinn mit der deutschen Mannschaft beim Federation-Cup in Frankfurt waren die markantesten Stationen in der Saison.
Im Gegensatz zu Steffi Graf hatte Jennifer Capriati kürzlich im Waldstadion durch Abstinenz geglänzt und sich regeneriert. Im deutschen Trainerstab wurde das jedoch nicht als Ausrede genutzt. Bei der Suche nach den Gründen für die Endspielniederlage, die live vor Ort von Bundesaußenminister Klaus Kinkel und Innenminister Rudolf Seiters sowie illustren Gästen aus der Sportszene von Arnold Schwarzenegger bis Edwin Moses verfolgt wurde, wollte niemand in Spekulationen nach dem Motto "Was wäre, wenn . . .?" verfallen.
Doch Klaus Hofsäss erhob dafür beim Blick nach vorne mahnend den Zeigefinger: "Steffi hat seit April auf unglaublich hohem Niveau durchgespielt. Ich empfehle ihr jetzt, erst einmal eine Pause einzulegen und auf den geplanten Start in zehn Tagen beim Turnier in Montreal zu verzichten." Die Betroffene selbst gab sich zunächst ratlos. Grundsätzlich stellte die Brühlerin nur fest: "Es ist nicht so, daß ich keine Lust habe. Ich spüre nur die totale Müdigkeit in meinem Körper." Es war nicht verwunderlich, daß sie froh war, dem ganzen Trubel im Vall d'Hebron so schnell wie möglich zu entfliehen. Bleibt es bei ihren Planungen vom Freitag abend, dann wird sie am Samstag den Heimflug antreten. Es wird etwas dauern, bis sie ihren Frust verdaut hat. Den ganzen Zwiespalt drückte sie in ihrem Schlußwort aus: "Es war nicht einfach zuzusehen, wie für Jennifer die US-Flagge hochgezogen wurde. Ich muß aber akzeptieren, daß sie heute die Bessere war." HARALD STENGER
Nach Rathaus-Besetzung Unterkunft für Flüchtlinge
WIESBADEN VI
MAIN-KINZIG-KREIS VI
Sonnig / 30 bis 35 Grad
Satellitenbild vom 6. August. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.
MAIN-KINZIG-KREIS IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN V
KULTURSPIEGEL 21
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LOKALSPORT VII